Ausg. Nr. 141 • 31. März 2015 Unparteiisches, unabhängiges Monats- magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in vier verschiedenen pdf-Formaten http://www.oesterreichjournal.at WIKINGER!WIKINGER! 28.28. MärzMärz bisbis 8.8. NovemberNovember 20152015 aufauf derder SchallaburgSchallaburg Foto: Schallaburg / Martina Siebenhandl

ie Auseinandersetzung mit der Ge- burg eröffnete. „WIKINGER!“ solle die Men- schungsergebnisse zeichnen ein äußerst Dschichte sei „etwas ganz Wichtiges und schen „für das emotionalisieren, was hier aus authentisches und zugleich spannendes Bild Entscheidendes“, so Niederösterreichs Lan- unserer europäischen Geschichte gezeigt der legendären Nordmänner des Frühmittel- deshauptmann Erwin Pröll, der am 27. März wird“. Viele der über 500 Exponate sind erst- alters. die diesjährige Ausstellung auf der Schalla- mals in Österreich zu sehen. Aktuelle For- Lesen Sie weiter auf der Seite 101 

Sie sehen hier die Variante US Letter mit 72 dpi und geringer Qualität von Bildern und Grafiken ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 2 Die Seite 2

Liebe Leserinnen und Leser, wir wünsche Ihnen und den Ihren auf diesem Wege frohe Ostern!

Liebe Grüße aus Wien Michael Mössmer Aus Österreich in die Welt S 15

Der Inhalt der Ausgabe 141

Bundespräsident Heinz Fischer Bezirkshauptfrau in Amt eingeführt 73 wirbt in China für Wirtschaft 3 Durch's ganze Land um 59 Euro 73 Internationale Anti-Terror- Kobersdorf: Ist Ehebruch tödlich? 74 Konferenz in Wien 6 Der »Tosca-Engel« entsteht 75 Entwicklungszusammenarbeit 8 ------Österreich ist eine Verkehrs- Südtirol auf der Expo 2015 76 Die Steuerreform S 55 drehscheibe Europas 9 Auf dem Weg zu einer neuen Innsbruck im Zentrum der EU-Nachbarschaftspolitik 77 europäischen Verkehrspolitik 11 Unsicherheit bremst Konjunktur 78 Integration: Wachstumschance Nachhaltige Erholung verschiebt sich 80 für heimischen Mittelstand 13 Moderate Konjunkturerholung 80 Aus Österreich in die Welt 15 Rasanter Anstieg bei Der Europa-Staatspreis 2015 – Immobilienverkäufen 81 Ihr Engagement für Europa zählt! 23 TierQuarTier Wien 84 Lebhafte EU-Debatte in Leoben 24 Das österr. Weinjahr 2014 86 Gedenken an Rudolf Kirchschläger S 88 ÖsterreicherInnen sehen TTIP kritisch 25 Rudolf Kirchschläger zum 100. Geburtstag und 15. Todestag Globale Orientierungen 26 des beliebten Bundespräsidenten 88 12. Generalversammlung der Karl Moik ist tot 90 Österr. Freunde von Yad Vashem 27 Personalia 91 Wiener Ball in Weltraumnation Österreich Von Angéle Ksinski. 28 TU Graz holt ESA-Satellitenprojekt Wiener Ball in Beijing 31 in die Steiermark 93 Außen-Kurzmeldungen 34 Outernet 95

Vom Kahlenberg nach Dubai 46 Genauer als die beste Atomuhr 96 Weltraumnation Österreich S 93 Ungenutzte Stipendien 48 Druck von elektron. Komponenten 98 »Hilfe direkt« – für notleidende 250 Jahre Veterinärmedizinische Menschen in Burkina Faso Universität Wien 99 Von Christa Mössmer. 49 WIKINGER! Beginn der Serie »Von Wien nach Bisher umfassendste Ausstellung Tauranga« von Birgit Anna Krickl 52 in Österreich zu diesem Thema auf der Schallaburg eröffnet 101 Die Steuerreform 55 RINGSTRASSE. Enquete »Demokratiereform« 59 Ein jüdischer Boulevard – »Würde am Ende des Lebens« 65 150 Jahre Ringstraße 107 Erlebnispark Hög S 119 ------Ungebautes Salzburg »Burgenland Journal« Ausstellung im Museum Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Infrastrukturprojekt GrenzBahn 66 der Moderne Salzburg 109 Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- Feines Porzellan. Hohe Politik. ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Stabile Landesfinanzen 68 Ausstellung im Porzellanmuseum 111 ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- Mattersburg: Infrastrukturoffensive 69 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- wean hean 2015 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos Wettbewerb »171 Ideen« 70 Das Wienerliedfestival 116 S. 1: Schallaburg / Martina Siebenhandl; S. 2: Frauenbericht 2014 71 Statistik ; BKA / Regina Aigner; HBF / Peter Erlebnispark Hög – Sommer- Lechner; Wikimedia Commons/TU Graz; Serfaus- Eisenstadt: Neues Vorzeige-Projekt 72 urlaub in Serfaus-Fiss-Ladis 119 Fiss-Ladis / Andreas Kirschner

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 3 Österreich, Europa und die Welt Bundespräsident Heinz Fischer wirbt in China für Wirtschaft Starkes Interesse beider Länder an verstärkter Zusammenarbeit im Wirtschafts- und Kulturbereich. Auch über die Differenzen bei Menschen- rechten wurde gesprochen, so der Bundespräsident in Peking. Foto: HBF / Peter Lechner Bundespräsident Heinz Fischer wurde von Ministerpräsident Li Keqiang im Volkskongreß mit militärischen Ehren begrüßt.

undespräsident Heinz Fischer nutzte derechten in China, insbesondere in Shang- ist bewußt, daß Menschenrechte in China Bseinen dreitägigen Staatsbesuch in hai, interessiert wären. Auch würde sich Ös- anders gesehen werden als in Österreich.“ In China, um die Anliegen der österreichischen terreich wünschen, daß die Bank of China in China gehe es darum, Millionen Menschen Wirtschaft zu fördern. Bei einem Gespräch Österreich eine Filiale gründet. Es gebe da- ein besseres Leben zu verschaffen, während mit Ministerpräsident Li Keqiang habe er für Anzeichen eines Interesses. man in Europa auf die Individualrechte po- eine breite Palette von für Österreich wichti- China wiederum sei sehr interessiert an che. Aber darüber könne man reden. gen Themen angesprochen, die von der Bio- der Zusammenarbeit im Kulturbereich. Mi- Rein formal hätte Bundespräsident Heinz Landwirtschaft über Umwelt und Innovatio- nisterpräsident Li Keqiang habe sich nach Fischer in China keine höherrangigen Ge- nen bis zu Energiefragen gingen, sagte Heinz dem Musikvereinssaal erkundigt und kenne sprächspartner haben können: Staatspräsi- Fischer nach dem Gespräch vor Journalisten die Philharmoniker gut. Auch habe China In- dent, Ministerpräsident und Parlamentsprä- in Peking. teresse daran, daß Österreich mehr chinesi- sident empfingen ihn. Außerdem bekam er Der Bundespräsident hat Li Keqiang die sche StudentInnen aufnimmt. Bei Chinas Pro- zum zweiten Mal nach 2010 die Ehre eines grundsätzliche Unterstützung Österreichs für jekt, mit Ländern aus Ost-, Zentral- und Staatsbesuchs – in keinem anderen Land sei die Bewerbung Chinas für die Olympischen Südosteuropa intensiver zusammenzuarbei- dies bisher der Fall gewesen, zog Bundes- Spiele 2022 zugesagt. Im Gegenzug habe der ten (16 plus 1), habe es das Angebot gege- präsident Heinz Fischer zum Abschluß sei- Ministerpräsident in Aussicht gestellt, daß ben, mit Österreich eine Arbeitsgruppe zu nes zweitägigen Aufenthalts in Peking China im Falle eines Zuschlags auf Öster- gründen. Auf eine Einladung des Bundesprä- zufrieden Bilanz. reich zukommen werde, um sich Know-how sidenten hin habe Li spontan zugesagt, zum Alle Gesprächspartner hätten sich genug sowohl für die Organisation von Winterspie- Energy Forum eine hochrangige De- Zeit genommen, sodaß die wichtigen The- len als auch im Zusammenhang mit den Ski- legation zu entsenden. men angesprochen werden konnten, so der Sport im Allgemeinen zu holen, so der Bun- Menschenrechte, etwa die Kritik an der Bundespräsident gegenüber Journalisten. despräsident, der aber auch deponiert hat, Verfolgung von Frauenrechtlern „kann man Auch seien die Gespräche häufig sehr kon- daß österreichische Fluglinien an mehr Lan- ansprechen“, so der Bundespräsident. „Uns kret gewesen. Mit dem Präsidenten des

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 4 Österreich, Europa und die Welt

Arbeitsgespräch von Bundespräsident Heinz Fischer (rechts) mit Staatspräsident XI Jinping im Beisein der Delegationen Volkskongresses Zhang Dejiang habe er auch Themen wie Menschenrechte und das grund- sätzliche Rechtsverständnis angesprochen. Auf seine Frage, ob eine Abschaffung der Todesstrafe vorstellbar wäre, habe es von Zhang immerhin „kein glattes Nein“ gege- ben, sondern ein „momentan steht das nicht auf dem Programm der Gesetzgebung“. Auch in Europa sei die Todesstrafe nur lang- sam und schrittweise abgeschafft worden, erinnerte Fischer. Daß es im Rechtsverständnis sehr grund- sätzliche Unterschiede gebe zeige sich auch in anderen Bereichen: In China stehe die Sta- bilität des Systems im Vordergrund und „die Vorherrschaft der kommunistischen Partei darf nicht infrage gestellt werden“, während in Europa ein System mit einem friedlichen Fotos: HBF / Peter Lechner Bundespräsident Fischer und der Präsident des Volkskongresses, Zhang Dejiang Machtwechsel installiert sei, verglich Heinz Fischer. Dafür dürfte Österreich einer anderen Jinping in Peking hat Andrä Rupprechter, Politisch spannend ist das Angebot Chi- Diskussion entgehen, erwartet Fischer: China Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, nas, Österreich in die Initiative „16 plus 1“, wird Anfang September 70 Jahre Ende des Umwelt und Wasserwirtschaft, am 27. März also die intensive Kooperation Chinas mit 16 Zweiten Weltkrieges feiern. Für einige Län- drei Abkommen zwischen Österreich und Staaten aus Mittel- und Osteuropa, einzubin- der, allen voran Japan, ist die Teilnahme ein der Volksrepublik China unterschrieben. Sie den. Staatspräsident Xi Jinping habe Öster- Problem. „Eine Einladung an Österreich betreffen die Lieferung von österreichi- reich eingeladen, als Beobachter teilzuneh- wurde nicht ausgesprochen und ist auch nicht schem Schweinefleisch nach China sowie men. Unter den „16“ sind elf ehemals „ost- zu erwarten“, so der Bundespräsident. Auch die verstärkte Zusammenarbeit in der Land- europäische“ EU-Staaten. Die EU-Kommis- zum 60jährigen Jubiläum sei Österreich nicht wirtschaft und bei der Umwelttechnologie. sion sieht diese Initiative Chinas daher mit eingeladen gewesen. Offen ist hingegen Xi Jinping betonte ausdrücklich das Skepsis, Kritiker empfinden sie als Versuch noch, ob und wie Österreich bei der 70-Jahr- Interesse Chinas an einer Intensivierung der Chinas, Europa zu spalten. Der Bundesprä- Feier in Moskau vertreten sein wird, die An- Handelsbeziehungen und vor allem an öster- sident hingegen will „nicht päpstlicher als fang Mai stattfinden wird, aber aufgrund der reichischem KnowHow im Agrar- und Um- der Papst“ sein und meint „wir wollen keine Ukraine-Krise von vielen europäischen Staa- weltbereich. Für die konkrete Umsetzung Chance versäumen“. Entwicklungen in Ost- ten und den USA ignoriert werden dürfte. des Landwirtschaftsabkommens schlug er die und Südosteuropa seien für Österreich im- Einrichtung einer bilateralen Arbeitsgruppe mer interessant, „wir werden da keine Be- Rupprechter: Großes Potential vor. rührungsängste haben“. Wobei Österreich auf für Export von Umwelttechnologie Rupprechter sieht großes Potential für den eine Beteiligung Deutschlands hofft. Und und Agrarwaren nach China Export von österreichischen Produkten, Tech- Fischer erinnert, daß die Bundesregierung Bei einem offiziellen Staatsakt im Bei- nologie und KnowHow: „China ist ein Zu- für eine Entscheidung zuständig ist. sein des chinesischen Staatspräsidenten Xi kunftsmarkt, Klimaschutz und Lebensmittel-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 5 Österreich, Europa und die Welt

so Brandstetter. „China ist ein wichtiger wirtschaftlicher Partner Österreichs, genau deswegen braucht es auch mehr Rechtssicher- heit für die vielen österreichischen Unter- nehmen, die hier investieren. Der heutige Arbeitsbesuch mit Justizministerin Wu ist ein wichtiger Schritt für eine weitere Annähe- rung unserer beiden Länder im Justizbe- reich. Wir wollen die traditionelle Qualität der österreichischen Legistik mit dem Tem- po Chinas kombinieren“, so Brandstetter, der sich von einer künftigen Zusammenar- beit einen vereinfachten und beschleunigten Rechtshilfeverkehr in allen strafrechtlichen Angelegenheiten erhofft. Ein gemeinsames Anliegen ist auch der

Foto: BMLFUW / Kampf gegen Korruption. Das bestätigte das Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (l.) und sein Ministerkollege Wu Treffen mit Ministerin Wu und weiteren Re- Quinghai bei der Unterzeichnung des Veterinärprotokolls in Peking – im Hinter- gierungsmitgliedern, wie dem Minister im grund: Bundespräsident Heinz Fischer und Staatspräsident XI Jinping Legislativbüro des Staatsrates, Dahan Song, sicherheit werden in diesem riesigen Markt bei Milchprodukten und Käse. Laut Progno- und dem Minister für Compliance, Shuxian immer wichtiger. Die Nachfrage nach quali- sen steigt der Verbrauch bei diesen Produk- Huang. Die chinesischen Gesprächspartner tativ hochwertigen Lebensmitteln steigt ten in China in den nächsten Jahren um 50 zeigten sich sehr interessiert an den österrei- ständig. Mit österreichischer Qualität kön- Prozent. Die Lieferung von Milchprodukten nen wir die Konsumenten überzeugen. Un- nach China ist bereits möglich. Bei einem sere Vorreiterrolle in der biologischen Land- österreichisch-chinesischen Wirtschaftsfo- wirtschaft und unsere gentechnikfreien Fel- rum in Peking wurden entsprechende Kon- der sind ein großer Vorteil im Wettbewerb takte geknüpft. mit anderen Ländern, die weit größere Mit dem chinesischen Landwirtschafts- Mengen liefern können.“ minister Han Changfu unterzeichnete Rup- Mit der Unterschrift von Rupprechter und prechter auch das Kooperationsabkommen dem chinesischen Minister Wu Quinghai ist für die Landwirtschaft. Österreich und China das Veterinärprotokoll, das die Lieferung von wollen vor allem in den Bereichen Bioland- österreichischem Schweinefleisch nach Chi- wirtschaft, Tierhaltung, Pflanzenbau und na ermöglicht, endgültig besiegelt. Das Ab- Handel verstärkt zusammenarbeiten. kommen war im Dezember auf Botschafter- Mit Handelsminister Gao Hucheng unter- ebene paraphiert worden. Im Rahmen des schrieb Rupprechter ein Abkommen über die Staatsbesuches von Bundespräsident Heinz Einrichtung eines Ökoparks in Nantong. Die- Fischer erfolgte jetzt die formelle Bestäti- ser soll als Vorzeigeprojekt für Energieeffi- gung. Rupprechter, der gemeinsam mit Fi- zienz und kohlenstoffarme Entwicklung die- scher, Justizminister Brandstetter und Wirt- nen und auf diesem Gebiet die bilaterale schaftskammerpräsident Leitl nach China wirtschaftliche Kooperation zwischen China

gereist war, erwartet, daß österreichische Fir- und Österreich stärken. Foto: BMJ men jetzt rasch die Bewilligung für den Ex- Justizminister Wolfgang Brandstetter port bekommen werden und hat dazu Ge- Brandstetter: Verhandlungen mit und die Justizministerin der Volks- spräche mit der chinesischen Veterinärbe- Justizministerin zu gemeinsamem republik China, Wu Aiying hörde geführt. Rechtshilfeabkommen gestartet chischen Methoden der Korruptionsbekämp- Das Protokoll läßt vorerst nur die Lie- Österreichs und Chinas Justiz wollen in fung, der Wirtschafts- und Korruptionsstaats- ferung von Schweinehälften zu. Für die in der gegenseitigen Rechtshilfe künftig enger anwaltschaft sowie der Whistleblower-Hot- China als Delikatesse geltenden Schweine- zusammenarbeiten. Das vereinbarten Justiz- line. Besonders hervorgehoben wurde auch ohren oder Pfoten muß ein eigenes Abkom- minister Wolfgang Brandstetter und die Ju- das internationale Engagement von Öster- men abgeschlossen werden. Rupprechter ist stizministerin der Volksrepublik China, Wu reich in der Korruptionsbekämpfung. So ist optimistisch, daß dies demnächst gelingt. Aiying. Die beiden Minister starteten Ver- Österreich seit Jahren Mitglied der GRECO Weiters will der Minister den Export von handlungen über ein bilaterales Rechtshilfe- (Group of States against Corruption). Zudem Rind- und Kalbfleisch ermöglichen. Die abkommen der beiden Länder. „Immer mehr ist Österreich Sitzstaat der IACA (Internatio- Nachfrage nach diesen Fleischsorten steigt Österreicher sind sehr erfolgreich in China nal Anti-Corruption Academy), die 2011 in in China enorm. Bis 2023 wird eine Steige- tätig, immer mehr Chinesen kommen als Tou- Laxenburg eingerichtet wurde und zu deren rung um fast 25 Prozent erwartet. risten zu uns. Höchste Zeit für ein Abkom- Mitgliedsstaaten seit kurzem auch China Noch mehr Chancen ortet Rupprechter men, das unseren Bürgern Vorteile bringt“, zählt. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 6 Österreich, Europa und die Welt Internationale Anti-Terror- Konferenz in Wien Schulterschluß und Verständigung der Innen- und Außenminister aller betroffenen Staaten in Mittel- und Südosteuropa gegen Extremismus und Terrorismus. Fotos: BMI / A. Tuma Teilnehmer der internationalen Anti-Terror-Konferenz am 20. März in Wien. In der Bildmitte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Außenminister Andreas Kurz (rechts neben ihr)

s hat vor allem drei Gründe, warum Aus- Esenminister Kurz und ich erstmals Außen- und Innenminister vom Westbalkan und aus benachbarten EU-Ländern eingeladen ha- ben. Erstens ist der Dschihadismus eine Be- drohung für unsere innere und äußere Si- cherheit. Zweitens bestehen Verbindungen zwischen Extremisten am Westbalkan und in EU-Ländern, und drittens gibt es Probleme in unseren Gesellschaften, die Kriminalität und Extremismus begünstigen können, etwa mangelnde Perspektiven für junge Men- schen. Die Länder vom Westbalkan stehen dabei vor ähnlichen Herausforderungen wie wir“, sagte Innenministerin Johanna Mikl- Leitner anläßlich der internationalen Anti- Terror-Konferenz „Tackling Jihadism To- gether“, zu der sie zusammen mit Außen- v.l.: Außenminister Sebastian Kurz, EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos (Migra- minister Sebastian Kurz am 20. März nach tion, Inneres und Bürgerschaft) und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner Wien geladen hatte. „Der Westbalkan ist eine stützen“, sagte Außenminister Sebastian zwischen der Europäischen Union und dem Region in unserer unmittelbaren Nachbar- Kurz. Westbalkan gestärkt werden. „Dazu braucht schaft. Von positiven wie negativen Ent- Mit der Anti-Terror-Konferenz soll ein es ein gemeinsames Bekenntnis zu unseren wicklungen dort sind wir direkt betroffen. breiter Schulterschluß gegen Extremismus europäischen Werten und Grundfreiheiten, Daher ist es wichtig, diese Länder bei ihrem und Terrorismus in Mittel- und Südost- die auch besser kommuniziert werden müs- Kampf gegen den Dschihadismus zu unter- europa geschaffen und die Zusammenarbeit sen“, sagte die Innenministerin.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 7 Österreich, Europa und die Welt

„Es braucht aber auch gemeinsame und aufeinander abgestimmte Präventionsmaß- nahmen gegen Radikalisierung, etwa im Internet oder in Gefängnissen, und eine ge- meinsame Reaktion auf die aktuelle Bedro- hung durch Tausende ,Foreign Terrorist Fighters‘ in Europa“, sagte Mikl-Leitner. Es müsse der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden, es müsse durch Präven- tionsmaßnahmen Radikalisierung verhindert und beginnender Radikalisierung entgegen- gewirkt werden. Dazu müsse vor allem ge- gen extremistische Inhalte im Internet vorge- gangen werden. „Ich unterstütze daher die Einrichtung einer EU-Meldestelle für illega- le Internet-Inhalte bei Europol und ich schla- ge in einem weiteren Schritt vor, auch die Westbalkan-Staaten in eine solche EU- Meldestelle miteinzubeziehen.“ Als Best- v.l.: Außenminister Sebastian Kurz, Ivica Dacic, Vorsitzender der OSZE, und Practice-Beispiel nannte die Ministerin die Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Deradikalisierungs-Hotline in Österreich, an die sich besorgte Angehörige und auch LehrerInnen wenden können. Um der akuten Bedrohung durch „For- eign Terrorist Fighters“ zu begegnen, sprach sich Mikl-Leitner für eine verstärkte Koope- ration bei der Sicherung der Grenzen aus so- wie eine Zusammenarbeit mit Europol, ge- meinsam mit den Partnern am Balkan, sowie eine gezielte und rasche Umsetzung der Polizeikooperationskonvention für Süd- osteuropa. „Wir brauchen aber auch einen Informationsaustausch über die immer stär- ker sichtbar werdenden Zusammenhänge zwischen illegaler Migration und Extremis- mus, dabei sollten auch Europol und Frontex entsprechend eingebunden werden“, sagte Mikl-Leitner. Auch der EU-Anti-Terror- Fotos: BMI / A. Tuma Koordinator müsse besser genutzt werden, v.l.: Außenminister Sebastian Kurz, Filippo Bubbico (italienischer Innenminister), Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos etwa für die Berücksichtigung der inneren und äußeren Sicherheit bei der Terrorismus- unterstützen kann“, erläuterte Außenminister Tahiri, der albanische Außenminister Ditmir bekämpfung. „Zugleich müssen wir auf Prä- Kurz. Große Sorgen bereiten mögliche Bushati, der amtierende Sicherheitsminister vention, insbesondere den interreligiösen Verbindungen zwischen Menschenschmug- von Bosnien-Herzegowina Mladen Cavar, und interkulturellen Dialog, setzen. Reli- gel und Terrorismus. Es müsse mit Ländern der Außenminister von Bosnien-Herzegowi- gionsführer können dabei eine wichtige wie Tunesien, Algerien und Ägypten eng na Zlatko Lagumdzija, der italienische In- Rolle spielen“, betonte Außenminister Kurz. zusammengearbeitet und rasch eine einheit- nenminister Filippo Bubbico, der kosovari- „Libyen ist ein ,failed state‘, dessen liche EU- oder sogar UN-Linie zu Libyen sche Innenminister Skender Hyseni, der Regierung nicht in der Lage ist, die Sicher- gefunden werden, sagte die Innenministerin. kosovarische Außenminister Hashim Thaci, heit des Landes und seiner Bürger zu garan- Vonseiten der Europäischen Union nah- der kroatische Innenminister Ranko Ostojic, tieren“, sagte Mikl-Leitner zur aktuellen men der EU-Kommissar für Migration, In- der stellvertretende kroatische Außenmini- Geiselnahme eines österreichischen Öl-Ma- neres und Bürgerschaft Dimitris Avramo- ster Josko Klisovic, die mazedonische In- nagers durch IS-Anhänger in Libyen. „Wir poulos an der Konferenz in Wien teil, der EU nenministerin Gordana Jankuloska, der ma- sind natürlich in großer Sorge und haben Anti-Terror-Koordinator Gilles de Kerchove, zedonische Außenminister Nikola Poposki, einen Krisenstab eingerichtet, um die Situa- der Direktor der EU-Grundrechteagentur der montenegrinische Innenminister Rasko tion laufend zu evaluieren und eine Lösung Morten Kjaerum und der stellvertretende Konjevic, der montenegrinische Staatssekre- zu finden.“ „Europa darf nicht zusehen, wie Europol-Direktor Oldrich Martinu. Die teil- tär Vladimir Radulovic, der serbische Innen- Libyen immer weiter ins Chaos abgleitet. nehmenden Minister waren der OSZE-Vor- minister Nebojsa Stefanovic und die slowe- Daher wird derzeit auch in Brüssel intensiv sitzende und serbische Außenminister Ivica nischen Staatssekretäre Bostjan Sefic und überlegt, wie die EU Libyen bestmöglich Dacic, der albanische Innenminister Saimir Bogdan Benko. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 8 Österreich, Europa und die Welt Entwicklungszusammenarbeit Außenminister Kurz und Rechnungshofpräsident Moser unterzeichnen gemeinsames Projekt – Stärkung der Unabhängigkeit von Obersten Rechnungskontrollbehörden durch Peer Reviews Foto: BMEIA v.l.: Kimi Makwetu (Leiter des Rechnungshofes Südafrika und Leiter des INTOSAI Komitees für Kapazitätsaufbau), Rechnungs- hofpräsident Josef Moser, UN-Untergeneralsekretär Wu Hongbo und Außenminister Sebastian Kurz nach der Unterzeichnung

ußenminister Sebastian Kurz und Rech- zeigt auch, daß Österreich in wichtigen Be- Afrika, im arabischen Raum, in Asien, in der Anungshofpräsident Josef Moser haben reichen auch seine große Expertise und Karibik, in Lateinamerika, im pazifischen am 4. März den Startschuß für ein gemeinsa- Know-How in die Entwicklungszusammen- Raum und im Nicht-EU-Europa. Dabei sol- mes Entwicklungszusammenarbeitsprojekt arbeit einbringt.“ len Probleme im Zusammenhang mit der gegeben. In Anwesenheit von UN-Unterge- „Rechnungshöfe haben die Expertise, Er- Unabhängigkeit – u.a. hinsichtlich finanziel- neralsekretärs Wu Hongbo, dem Leiter des fahrung und Erkenntnisse, um den Regie- ler, organisatorischer oder personeller Aspek- Rechnungshofes Südafrika und Leiter des rungen und öffentlichen Institutionen zu hel- te – für den jeweiligen Rechnungshof identi- INTOSAI Komitees für Kapazitätsaufbau fen, ihre öffentlichen Mittel zu Gunsten der fiziert und Lösungen vorgeschlagen werden. Kimi Makwetu sowie Martin Ledolter, Ge- Bürgerinnen und Bürger effektiv einzuset- Der Rechnungshof stellt dafür das nötige schäftsführer der Austrian Development zen“, so UN-Untergeneralsekretär Hongbo. Prüfpersonal zur Verfügung. Agency (ADA) unterzeichneten sie im Wap- „Grundvorrausetzung, damit die Rechnungs- Basierend auf den Ergebnisse der Peer pensaal des Außenministeriums ein Peer Re- hofprüfer ihre Tätigkeit objektiv wahrneh- Reviews, die jeweils in einzelnen Länderbe- view Projekt der INTOSAI/RH und der ADA. men können, ist deren Unabhängigkeit“, be- richten und auch in einem Querschnittsbe- Ziel des Projekts ist die Stärkung der Unab- tonte der Leiter des Rechnungshofes in Süd- richt verarbeitet werden sollen, wird als letz- hängigkeit von Rechnungshöfen weltweit. afrika und Leiter des INTOSAI-Komitees te Stufe des Projekts ein gemeinsamer Hand- Diese ist Grundvoraussetzung, damit Rech- für Kapazitätsaufbau, Kimi Makwetu. lungsplan für INTOSAI, Vereinte Nationen nungshöfe Transparenz und Rechenschafts- „Damit Rechnungskontrollbehörden ihre und Entwicklungshilfepartner erarbeitet. legung in der öffentlichen Verwaltung schaf- Rolle zum Wohl der Allgemeinheit und ihrer Vor dem Hintergrund des essentiellen fen und damit nachhaltige Entwicklung si- Staaten wahrnehmen können, müssen sie Beitrags von Rechnungshöfen zur nachhalti- cherstellen können. über ausreichende finanzielle und organisa- gen Entwicklung weltweit laufen aktuell Be- „Das gemeinsame Projekt zwischen der torische Unabhängigkeit, die notwendigen mühungen der INTOSAI Gemeinschaft, die ADA und den Rechnungshöfen ist ein wich- Kapazitäten sowie gute Rechnungslegungs- Rolle der Rechnungshöfe in den Entwick- tiger Beitrag zur Stärkung der Rechtsstaat- systeme verfügen“, erklärte Rechnungshof- lungszielen der Post-2015 Agenda zu veran- lichkeit in Entwicklungs- und Schwellenlän- präsident und INTOSAI-Generalsekretär kern. dern“, erklärte Kurz. „Denn nachhaltige de- Josef Moser. Dies sei aber derzeit nicht in „Ich freue mich, daß der österreichische mokratische Strukturen sind wesentlich, um allen Fällen gegeben. Das Peer Review Pro- Rechnungshof große internationale Aner- für die Menschen Freiheit und Selbstbestim- jekt sei ein nachhaltiger Beitrag zur Stär- kennung genießt und es daher gelungen ist, mung zu bringen und damit Basis für Ent- kung der Rechnungshöfe weltweit. eine so große und hochrangige Konferenz wicklung und Wohlstand zu schaffen. Das Konkret wird der Rechnungshof Peer Re- nach Wien zu bringen“, betont Außenmini- Projekt, das federführend durch den österrei- views bei sieben Rechnungshöfen in allen ster Kurz.  chischen Rechnungshof durchgeführt wird, sieben INTOSAI Regionen durchführen: in http://www.entwicklung.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 9 Österreich, Europa und die Welt Österreich ist eine Verkehrsdrehscheibe Europas EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc setzt auf wirtschaftsfördernde Investitionen in Infrastruktur Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Aussprache zu europäischen Infrastrukturprojekten im Parlament – an der linken Tischhälfte: Österreichische Delegation mit dem Ausschußvorsitzenden Anton Heinzl (SPÖ, 4.v.li.), an der rechten Tischhälfte: EU Kommissarin Violeta Bulc (4.v.re.) s war der erste Besuch einer EU- suchen, einen einheitlichen Europäischen die Verkehrskommissarin auf die Nutzung EVerkehrskommissarin im Hohen Haus, Verkehrsraum zu schaffen und Menschen neuer technischer Möglichkeiten durch die stellte der Obmann des Verkehrsausschus- durch nahtlose Logistik zu verbinden. Daher Digitalisierung des Verkehrssektors. Infor- ses, Anton Heinzl, bei seiner Begrüßung von stehen für CEF 12 Mrd. Euro – mehr denn mationen über die Pläne der EU-Kommis- EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc am je – zur Verfügung. Der Plan von EU- sion zur Einleitung des Digitalen Zeitalters Vormittag des 19. März im Parlament fest. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Verkehrssektor, das mehr Sicherheit und Die aus Slowenien stammende EU-Kom- für Investitionen für mehr als 300 Mrd. Euro Effizienz bringen soll, kündigte Bulc für den missarin traf auf ihrem Weg zum Spatenstich ergänze die CEF, teilte die EU-Kommisarin kommenden Mai an. für den Bau des Brenner Basistunnels mit mit. Sie hoffe auf gute Projekte, die Investo- Eine zentrale Rolle in der Verkehrsstra- ParlamentarierInnen zu einem einstündigen ren gute Renditen versprechen sowie auf tegie der EU spiele das vierte Eisenbahn- Gespräch über die europäische Verkehrspo- größeren Ehrgeiz und größere Risikobereit- paket, erfuhren die Abgeordneten von der litik zusammen. schaft bei den Investoren. Kommissarin, die sie über bevorstehende Ver- „Das Verkehrswesen ist ein entscheiden- Die Verkehrsstrategie der Europäischen handlungen mit dem europäischen Parlament der Faktor in einer funktionierenden Volks- Union ziele auf eine Verbesserung des Ver- informierte und die Vorstellung der neuen wirtschaft“, leitete Bulc ihre Ausführungen kehrsmix im europäischen Sektor, auf den Fassung des Pakets für kommenden Juni an- ein. Der Verkehr ist wichtig für Beschäfti- verstärkten Einsatz erneuerbarer Energieträ- kündigte. gung und Nachhaltigkeit sowie für die Ver- ger, auf Fortschritte bei der Elektrifizierung bindung der Menschen untereinander. Daher und auf eine Reduzierung der Abhängigkeit Europäische Herausforderungen verstärkt die neue Kommission ihre Anstren- vom Öl, das derzeit 90 Prozent der Verkehrs- im Straßen- und im Luftverkehr gungen auf diesem Sektor. Investitionen in energie liefere. Ein ausgewogener und nach- Besondere Herausforderungen sieht Bulc die Verkehrsinfrastruktur können die wirt- haltigerer Mix im Verkehr werde auch die auf der Straße, wo technische, aber auch schaftliche Entwicklung Europas befeuern, Städte von verkehrsbedingten Belastungen – soziale Fragen zu lösen seien. Gemeinsam sagte Bulc und führte aus, daß die „Connec- von Staus und Luftverschmutzung – entla- mit dem Europäischen Parlament wird die ting European Facility“ (CEF) als Teil des sten, zeigt sich Violeta Bulc überzeugt. Bei Kommission am vierten Juni eine Konferenz europäischen Infrastrukturpakets große In- der Stärkung der Intermodalität und beim über soziale Fragen im Verkehr abhalten, bei vestitionsvorhaben in Österreich unterstütze, effizienteren Einsatz der Treibstoffe sowie der es unter anderem auch um Fragen wie das eine wichtige Drehscheibe für vier Ver- bei der besseren Nutzung bestehender Tras- Cabotage (Transportdienstleistungen inner- kehrskorridore in Europa darstelle. „Wir ver- sen durch integrierte Verkehrslösungen setzt halb eines Landes durch ein ausländisches

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 10 Österreich, Europa und die Welt

Verkehrsunternehmen), und Briefkastenfir- men gehen werde. Vor großen Herausforde- rungen stehe auch die europäische Luftfahrt, deren internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden solle. „Dafür brauchen wir einfachere Geschäftsmodelle“, sagte Bulc und kündigte eine Revision der European Aviation Safety Agency (EASA) an.

Erneuerbare Energien, Elektrifizierung, Minderung der Ölabhängigkeit Als EU-Verkehrskommisarin sei sie auch an der Erstellung der Strategie für eine Eu- ropäische Energieunion beteiligt, teilte Bulc mit und unterstrich dabei das Ziel, einen grös- seren Anteil an erneuerbaren Energieträgern zu erreichen und die Elektrifizierung voran- zutreiben. Um zu verhindern, daß die Zu- nahme von Elektroautos auf den Straßen – die eine Verbesserung der Elektrizitätsinfra- struktur voraussetze – zu Netzausfällen füh re, gehe es darum, die Rolle von Elektro- Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz automobilen als Dienstleister in intelligenten v.l.: Europaabgeordnete Karin Kadenbach (SPÖ), EU Kommissarin Violeta Bulc und Ausschussvorsitzender Anton Heinzl (SPÖ) Stromnetzen zu nutzen, sagte Violeta Bulc. Im Gespräch mit der Verkehrskommissa- Anlagen, während sein Fraktionskollege Ger- Schiene soll auf Augenhöhe mit rin begrüßte Andreas Ottenschläger (ÖVP) hard Schmid eine finanzielle EU-Beteiligung anderen Verkehrsträgern kommen die Bemühungen der EU-Kommission für beim Salzburger U-Bahn-Projekt ansprach. Wichtige Grundsätze beim vierten Eisen- einen zukunftsfähigen Mobilitätsektor in Eu- Europaparlamentarierin Karin Kardenbach bahnpaket sind für Bulc das Ziel, die Schie- ropa, erbat Auskunft über die deutschen (SPÖ) sah die künftige Rolle von Elektroau- ne, die in den letzten 30 Jahren vernachlässigt Mautpläne sowie europäische Pläne für eine tos auch als Stromspeicher in Elektrizitäts- wurde, auf Augenhöhe mit anderen Verkehrs- Harmonisierung der Mautsysteme, unter- netzen und sprach gemeinsam mit dem medien zu bringen, Investitionsmängel zu strich beim vierten Eisenbahnpaket das Ziel, Obmann des Verkehrsausschusses, Anton beheben, sowie Effizienz und Transparenz zu durch Trennung von Betrieb und Infrastruk- Heinzl (SPÖ), die Hoffnung auf eine Anhe- verbessern. Dazu gehöre die Entkoppelung tur auf der Schiene mehr Wettbewerb zuzu- bung des EU-Zuschusses zum Bau des Bren- von Infrastruktur und Verwaltung, was durch- lassen und brach eine Lanze für die Donau- ner-Basistunnels von 20 auf 40 Prozent an. aus mit Konzernstrukturen zu vereinbaren raum-Strategie. sei, sagte Bulc. Bessere Voraussetzungen für FPÖ-Abgeordneter Christian Hafenecker EU-Kommissarin kann sich europäi- die Erhaltung von Nebenbahnen erwartet sich bedauerte die Einstellung von Nebenbahnen schen Straßenmaut-Rahmen vorstellen Bulc von einer stärkeren Verlagerung des und sprach sich grundsätzlich gegen eine In ihren Antworten auf die Fragen der Verkehrs auf die Schiene, was auch wichtig PKW-Maut aus, weil eine faire Tarifgestal- ParlamentarierInnen berichtete EU-Kom- sei für die angepeilte Verminderung der Ab- tung wegen der unterschiedlichen Straßen misarin Violeta Bulc von ihrem Dialog mit hängigkeit vom Energieträger Öl. nicht möglich sei. Walter Bacher (SPÖ) Deutschland und ihren Bemühungen um betonte die Notwendigkeit, den Brennerba- eine EU-konforme Lösung des PKW-Maut- Ungarn soll bei der sistunnel entsprechend zu nutzen, ein An- problems. Die EU trete wegen des Verur- Donaustrategie mit ins Boot liegen, das auch Georg Willi (Grüne) an- sacherprinzips für Mautsysteme ein, ihr sei Die Donaustrategie sei ihr wichtig, sagte sprach, der dabei auch auf die beiden ande- aber die Diskriminierungsfreiheit der Syste- Violetta Bulc und berichtete über Bemühun- ren Bahntunnel-Projekte hinwies. An dieser me wichtig. Sie trete grundsätzlich für euro- gen, Ungarn mit ins Boot zu holen. Stelle plädierte Willi für die Einrichtung päische Lösungen und daher auch für einen Beim Thema Brennerbasistunnel hielt einer Alpentransit-Börse nach Schweizer europäischen Rahmen für Straßenmautsy- auch die EU-Kommissarin eine entsprechen- Vorbild sowie für Mindest- statt Höchstsätze steme nach dem Vorbild beim Mobilfunk de Verkehrsanbindung auf deutscher und ita- für die LKW-Maut in der Wegekosten- ein, sagte Bulc. Ein solcher Rahmen könnte lienischer Seite für wichtig und zeigte sich Richtlinie. Bei der PKW-Maut geht es Willi Flexibilität und Freiwilligkeit für die Mit- optimistisch, daß es gelingen werde, das Po- um EU-weite Standards für Mobilitäts- gliedsstaaten bieten, die entscheiden können tential dieses Tunnels zu nutzen. Die Frage kosten. Michael Pock (Neos) zeigte sich op- sollen, welche Straßen sie jeweils in ein nach der Co-Finanzierung versprach die EU- timistisch hinsichtlich des vierten Eisen- Mautsystem aufnehmen. Bei der Verbesse- Kommissarin, die sich auf dem Weg zur bahnpakets und plädierte für eine Entflech- rung der technischen Voraussetzungen für Teilnahme am Spatenstich für den Bau der tung integrierter Betriebe. Thomas Schellen- die E-Mobilität konnte zuletzt mit dem „EU- Hauptröhre des Brenner Basistunnels befand, bacher (FPÖ) drängte auf den Ausbau euro- Stecker“ ein wichtiger Durchbruch erzielt schriftlich zu beantworten.  paweit vernetzter Verkehrsbeeinflussungs- werden. Quelle: Parlamentskorrespondez

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 11 Österreich, Europa und die Welt Innsbruck im Zentrum der europäischen Verkehrspolitik Tirols Landeshauptmann Günther Platter: »Bau des BBT geht mit Anschlag des Hauptstollens in entscheidende Phase.« Foto: Land Tirol / Die Fotografen Festlicher Empfang vor der Hofburg in Tirols Landeshauptstadt Innsbruck (v.r.): EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc und Landeshauptmann Günther Platter mit seinen Amtskollegen Arno Kompatscher (Südtirol) und Ugo Rossi (Trentino)

irol ist nicht nur das Herz Europas, son- Gespräch mit EU-Verkehrskommissarin wird. „Hier herrscht im wahrsten Sinne des Tdern steht heute auch im Mittelpunkt der Im Vorfeld zum Tunnelanschlag im Haupt- Wortes: höchste Eisenbahn“, mahnte Platter. europäischen Verkehrspolitik“, begrüßte Lan- stollen im Ahrental bei Innsbruck fand ein Willkommen hießen Platter und sein deshauptmann Günther Platter am 19. März Gespräch zwischen LH Platter und der EU- Südtiroler Amtskollege Kompatscher auch seine hochrangigen Gäste aus Europa: Ne- Verkehrskommissarin statt, in dem die An- insgesamt 35 BürgermeisterInnen aus den ben EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc, liegen Tirols deponiert wurden. „Derzeit fah- Ortschaften entlang der Brennerachse. „Der Südtirols Landeshauptmann Arno Kompat- ren knapp zwei Millionen Schwerfahrzeuge BBT ist ein Meilenstein für eine zukunftsge- scher und dessen Amtskollegen Ugo Rossi durch unser Land über den Brenner – das richtete Entwicklung des Güterverkehrs, sowie EU-Koordinator Pat Cox kamen die können wir auf Dauer nicht verantworten“, aber auch des Personennahverkehrs“, sagte VerkehrsministerInnen der Alpenländer an- betont Platter. Aus diesem Grund habe die Kompatscher. „Er schafft eine wichtige Ver- läßlich des Tunnelanschlags für den Brenner Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino in vor- bindung für und mit Europa und bedeutet Basistunnel-(BBT)-Hauptstollen nach Inns- bildlicher Weise die Umsetzung der europäi- den weiteren Abbau von Grenzen.“ bruck. schen Eisenbahnkorridore vorangetrieben und „Die alpenquerenden Verkehrsverbindun- gleichzeitig damit bewiesen, wie zielführend Wichtige Impulse für die Wirtschaft gen sind maßgeblich für die wirtschaftliche grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei. Durch den Bau des BBT werden Wirt- Entwicklung und den sozialen Zusammen- schaftsimpulse für die ganze Region gesetzt. halt der nördlichen und südlichen Länder so- Notwendige Begleitmaßnahmen der EU „Wir haben insgesamt eine Bruttowertschöp- wie der Alpenregionen“, sagte Platter. Mit Der BBT werde eine maßgebliche Entla- fung von 15 Milliarden Euro, davon verbleibt dem Bau des 64 Kilometer langen BBT werde stung für die Bevölkerung von Tirol und Süd- fast ein Drittel in Tirol und Südtirol“, erklärt nicht nur ein Kernstück des Skandinavien- tirol darstellen. Allerdings müsse die EU noch Platter. Die BBT-Gesellschaft schreibt alle Mittelmeer-Korridors realisiert, sondern auch notwendige Begleitmaßnahmen schaffen, Aufträge europaweit aus und hat bisher rund der längste Eisenbahntunnel der Welt. damit der Tunnel auch entsprechend genützt 700 Millionen Euro investiert. Etwa 80 Pro-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 12 Österreich, Europa und die Welt zent davon verblieben in einem Umkreis von Platter fordert Solidarität der Des weiteren müsse die EU Rahmenbedin- 300 km. „Das bedeutet, daß vor allem auch EU und der Nachbarländer ein gungen für eine effiziente Verlagerung des die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino In seiner Eröffnungsansprache des Kon- Güterverkehrs auf die Schiene schaffen. vom Bau des Tunnels profitiert“, freut sich gresses „TEN-T in Action“ anläßlich des Bau- „Unser gemeinsames Ziel muß die Halbie- Platter. Des weiteren finden während der ge- starts für den Hauptstollen des BBT bekräf- rung des Transitverkehrs auf der Straße sein. samten Bauzeit des BBT rund 150.000 Men- tigte Platter seine Forderungen an die Euro- Dazu brauchen wir Instrumente wie die schen Beschäftigung. päische Verkehrspolitik. „Ich möchte mich Alpentransitbörse“, fordert Platter. Es könne zunächst bei EU-Verkehrskommissarin Vio- nicht akzeptiert werden, daß der Lkw- Fakten zum Brenner Basistunnel leta Bulc, allen VerkehrsministerInnen, Ko- Verkehr am Brenner schrankenlos zunimmt. Der Bau soll bis zum Jahr 2026 realisiert ordinator Pat Cox, BBT-Vorstand Konrad „Wir brauchen eine Reglementierung.“ Als werden. Die prognostizierten Gesamtkosten Bergmeister und allen BürgermeisterInnen weitere Maßnahme plädiert er für eine Kor- belaufen sich derzeit auf rund zehn Mil- dafür bedanken, daß wir beim Brenner Ba- ridormaut von München bis Verona. Die deut- liarden Euro. Davon werden 50 Prozent der sistunnel an einem Strang ziehen und so eine lich höhere Lkw-Maut in Tirol im Vergleich Planungskosten und 40 Prozent der Bauko- zukunftsweisende Schieneninfrastruktur zu den Nachbarländern bewirke nur einen ge- sten von der EU kofinanziert und der Rest je schaffen, durch die wir die Bevölkerung vom ringen Verlagerungseffekt, schade aber zur Hälfte von Österreich und Italien getra- Straßengüterverkehr entlasten können.“ gleichzeitig der Tiroler Wirtschaft. „Das ge- gen. Mit dem längsten Eisenbahntunnel der Welt meinsame, grenzüberschreitende Ziel muß es Die Personenzüge werden dann mit bis allein sei es auf dem Weg zu einer nachhalti- aber sein, die Bevölkerung wirkungsvoll zu zu 250 km/h und Güterzüge mit 120 bis 160 gen Verlagerung des Transitverkehrs noch entlasten. Durch den Ausbau der Schienen- km/h durch die Alpen fahren. Damit ver- nicht getan, so Platter, der drei Forderungen wege mit dem Herzstück BBT bieten wir der kürzt sich die Reisezeit von Innsbruck nach aufstellte: Die Nachbarstaaten Deutschland Transportwirtschaft eine umweltfreundliche Bozen von derzeit zwei Stunden auf 45 Mi- und Italien müßten zu ihren Verpflichtungen Alternative an. Es muß aber auch sicherge- nuten und die Beförderungszeit von Gütern stehen und rechtzeitig für den Bau der Zu- stellt werden, daß diese angenommen wird.“ von derzeit drei Stunden auf die Hälfte. laufstrecken zum Brenner Basistunnel sorgen. http://www.bbt-se.com Schema des Brenner Basistunnels

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 13 Österreich, Europa und die Welt Integration: Wachstumschance für heimischen Mittelstand Mittelständische Unternehmen diskutierten auf Einladung von Leitbetriebe Austria über Exportstrategien und Integration am Wirtschaftsstandort Foto: leisure.at / Sabine Klimpt

eitbetriebe sind wachstumsorientierte Michael Girardi, Abteilungsleiter für Studie: Geringe Wahrnehmung LUnternehmen, die auf die Internationali- Grundsatzangelegenheiten Integration, er- institutioneller Angebote und hohes sierung angewiesen sind und sich im inter- gänzte: „Die österreichische Politik hat erst Vertrauen auf persönliche Kontakte nationalen Wettbewerb behaupten müssen“, sehr spät begonnen, einen nationalen Ak- Peter Haric, Institutsleiter der Leitbetrie- erklärte Monica Rintersbacher, Geschäfts- tionsplan zu entwickeln. Wir setzen auf fak- be Austria, präsentierte eine aktuelle unter führerin der Leitbetriebe Austria, am 26. März tenorientiertes Handeln und eine Willkom- mittelständischen Unternehmen durchge- im Außenministerium. Gemeinsam mit dem menskultur zusammen mit dem Österreichi- führte Studie mit einem Sample von 203, die Ministerium möchte das Netzwerk des öster- schen Integrationsfonds. Integration durch Erfolgsfaktoren für die Internationalisierung reichischen Mittelstands in den nächsten Mo- Leistung beruht auf einem wechselseitigen hinterfragte. 54 Prozent der mittelständischen naten einen Meilenstein setzen, um Wachs- Prozeß und ist eine Querschnittsmaterie. Unternehmen erwirtschaften über 50 Prozent tum der heimischen Wirtschaft zu fördern Deutschkenntnisse, Bildung und Arbeit sind ihres Umsatzes im Ausland. In der Studie ge- und den Wirtschaftsstandort zu stärken. „Er- die Grundvoraussetzungen für eine gelunge- ben die befragten Unternehmen an, die Ex- folgreiche Integration wird zu einem bestim- ne Integration.“ pansion in neue Märkte vor allem durch per- menden Faktor für die Standortattraktivität“, sönliche Kontakte und Beziehungen und so Rintersbacher. Rot-Weiß-Rot-Karte wird nicht über institutionelle Einrichtungen vor- MitarbeiterInnen mit Migrationshinter- ausgebaut und angepaßt anzutreiben. grund sind Türöffner und wertvolles Kapital 1,5 Millionen Menschen ausländischer Größtes Problem für die Unternehmen ist bei Expansion in neue Märkte, sind sich die Herkunft, von denen rund eine Million die das Informationsdefizit über rechtliche Rah- Unternehmer einig. Viele MittelständlerInnen österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, menbedingungen bei der Expansionsvor- bevorzugen bei den Auslandsaktivitäten qua- leben derzeit in Österreich. Zwei Drittel der bereitung und die Vermittlung qualifizierter lifizierte MitarbeiterInnen mit guten Markt- heutigen Zuwanderer kommen aus dem EU- Kontakte. Institutionelle Angebote haben für kenntnissen gegenüber Merger-and-Acquisi- Raum, wobei Deutschland den größten An- 57 Prozent der befragten Unternehmen keine tion-Strategien. teil ausmacht. Während 150.000 Menschen oder nur geringe Bedeutung. Ebenso schät- pro Jahr zuwandern, wandern parallel auch zen nur elf Prozent der Unternehmen För- Qualifizierte Zuwanderung erhöht 100.000 Menschen aus Österreich ab. derungen als wesentlichen Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit Der qualifizierte Zuzug im Rahmen der den Export ein. Als wichtigste Märkte be- Susanne Knasmüller, Abteilungsleiterin Rot-Weiß-Rot-Karte ist jedoch noch zu ge- zeichnet der heimische Mittelstand in Zu- für Integrationskoordination, unterstrich: ring: 2013 wurden nur 1177 Karten verge- kunft Westeuropa, Südostasien, China und „Diversity ist eine Bereicherung für Unter- ben. Die Rot-Weiß-Rot-Karte wird laut Knas- Südosteuropa mit der Türkei. Der nordame- nehmen. Qualifizierte Zuwanderung erhöht müller daher laufend weiterentwickelt und rikanische Markt wird trotz des in Ver- die Wettbewerbsfähigkeit und wirkt dem angepaßt. Aktuell stehen Studienabsolventen handlung befindlichen transatlantischen Fachkräftemangel entgegen. Ganz Europa im Fokus, die schon einen großen Teil ihrer Handelsabkommens TTIP von nur fünf Pro- wird bis 2030 rund 45 Millionen zusätzliche Integrationsleistung während des Studiums zent als relevanter Wachstumsmarkt einge- Arbeitskräfte benötigen.“ erbracht haben. stuft.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 14 Österreich, Europa und die Welt

Botschaften öffnen sich und sind aktiv Manfred Brandner, Geschäftsführer der internationalen aktiven bit group, lobte das Angebot der Botschaften: „Die Botschaften öffnen sich. Es liegt an den Unternehmen selbst, die Chancen zu nützen, die sich durch die Kontakte bieten.“ Das mangelnde Enga- gement der Institutionen konnte Brandner ebenfalls nicht bestätigen und meinte, daß man sich holen müsse, was geboten werde. „Die Botschaften und Außenhandelsstellen sind interessiert, zu helfen. Der Kontakt mit den Botschaften ist eine Pflicht, um erfolg- reich neue Märkte zu erschließen.“ „Die Botschaften nehmen mit Freude ihre Aufgaben als Enabler und Vernetzer wahr und unterstützen die österreichischen Unter- Gesandter Michael Postl, Leiter der Abteilung III.3 – Außenwirtschaftsbeziehungen nehmen im Ausland. Unsere Botschaften sind im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres offen für Menschen und Unternehmen mit Ideen! Die Botschafterkonferenz im Herbst ist eine Einladung an die Unternehmen, die Botschafter kennen zu lernen“, betonte Ge- sandter Michael Postl vom Bundesministe- rium für Europa, Integration und Äußeres. Einigkeit herrschte unter den Unterneh- mern auch darüber, daß die institutionellen Angebote ihre Leistungen besser kommuni- zieren müssen, da man mit den Leistungen grundsätzlich zufrieden sei. Im Ministerium wird dazu der Gedanke einer eigenen Ser- vicesektion angedacht, um sich stärker als Dienstleister zu positionieren. Hochkarätiges Podium diskutiert über Exportchancen Auf Einladung des Außenministeriums und der Leitbetriebe Austria tauschten sich über ihre Exporterfahrungen unter anderem Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin der Leitbetriebe Austria, Davor Sertic Valentin Bicu (Company Solutions), Man- (UnitCargo) und Susanne Knasmüller, Leiterin der Abteilung Integrationskoordi- fred Brandner (bit group), Stefan Chalupnik nation im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (Coreth Kunstverarbeitung), Helmut Chri- stian Dettenweitz (Heldeco), Hannes Feuer- huber (Weba Werkzeugbau), Silvia Kelemen (Lyoness), Wilfried Mayer (Trailfracht), Mi- chaela Rammel (Raiffeisenlandesbank NÖ- Wien), Stefanie Schwarzecker (Austrian Development Agency), Davor Sertic (Unit Cargo) sowie Josef Vuzem (Repcon) aus.

Über Leitbetriebe Austria Unter der Marke Leitbetriebe Austria or- ganisieren sich leistungsfähige, vorbildhafte und nachhaltig agierende Unternehmen, die einen relevanten Beitrag für den Wirtschafts- standort Österreich leisten. Das unabhängi- ge, branchenübergreifende Exzellenz-Netz- werk fördert Kooperationen, Interaktion und Wissensaustausch zur Steigerung der inter- Alle Fotos: leisure.at / Sabine Klimpt Josef Vuzem (Repcon), Silvia Kelemen (Lyoness), Monica Rintersbacher, Geschäfts- nationalen Wettbewerbsfähigkeit.  führerin der Leitbetriebe Austria, Stefan Chalupnik (Coreth Kunstverarbeitung) und http://www.leitbetriebe.at Manfred Brandner, Geschäftsführer der internationalen aktiven bit group

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 15 Österreich, Europa und die Welt Aus Österreich in die Welt Wie Statistik Austria aus Ergebnissen der europaweiten Volkszählungen errechnete, leben 264.199 ÖsterreicherInnen in anderen EU- und EFTA- Staaten, bevorzugt im deutschsprachigen Ausland.

ragen der Einwanderungspolitik werden Fin Österreich seit vielen Jahren heftig dis- Grafik 1: ÖsterreicherInnen im EU/EFTA-Ausland, 2011 kutiert. Weniger Bewußtsein besteht in die- sem Zusammenhang darüber, daß Österreich lange Zeit nicht nur ein Einwanderungs-, son- dern vielmehr ein Auswanderungsland war (vgl. Münz et.al. 2003: S. 20ff). Größere Auswanderungswellen gab es im 19. und auch noch im frühen 20. Jahrhun- dert. Der aufkommende Nationalsozialismus und der zweite Weltkrieg waren mit Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung großer Bevölkerungsteile verbunden. Auch in den er- sten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg gab es mit der Repatriierung bzw. Weiterwande- rung von Displaced Persons (KZ-Überleben- de, Kriegsgefangene, Zwangs- und Fremdar- beiterInnen) bzw. der aus Osteuropa vertrie- benen oder geflüchteten deutschsprachigen Bevölkerung sowohl Zuwanderung nach, als auch Abwanderung aus Österreich. Ab den 1950er-Jahren begann die Zu- wanderung langsam an Bedeutung zu gewin- Quelle: Eurostat, Census Hub. Grafik Statistik Austria. – 1) Ohne Litauen. nen. Nach Österreich kamen Flüchtlinge (z.B. aus Ungarn 1956, aus der damaligen Thema für eine Minderheit, darunter hoch- rungssalden für österreichische Staatsange- Tschechoslowakei 1968, von denen aber ein qualifizierte Personen. Der EU-Beitritt hörige berechnet werden. Über die Richtung Großteil in die USA, nach Kanada und ande- Österreichs, die EU-Erweiterung und die der Wanderungsbewegungen geben jedoch re Einwanderungsländer weiterzog) und ab fortschreitende Globalisierung förderte und nur Datenquellen der Zuwanderungsländer den 1960er-Jahren auch ArbeitsmigrantInnen. erhöhte auch die Job-Mobilität, die generell Auskunft. Dennoch sind in den 1950er- und 1960er- zwischen den EU- und EFTA-Staaten gestie- Die Volkszählungen anderer Länder sind Jahren aufgrund der wirtschaftlichen Situa- gen ist. eine reiche Datenquelle, um Aussagen über tion etliche Tausende ÖsterreicherInnen in Inzwischen findet ein Teil der Emigration im Ausland lebende ÖsterreicherInnen tref- die klassischen Immigrationsländer USA, von österreichischen Staatsangehörigen auch fen zu können. Für den EU-Raum liegt nun Kanada, Australien oder Südafrika ausge- in Form der Rückwanderung von eingebür- erstmals mit dem Instrument des Census wandert. In Europa waren Deutschland, die gerten ehemaligen Zuwanderern statt. Hub, der seit Anfang Dezember 2014 zur Ver- Schweiz und Großbritannien bevorzugte Wie hoch die Zahl der Ausgewanderten, fügung steht, eine zentrale Auswertungsmög- Ziele. Viele verließen die Heimat mit der aber auch die der Zurückgekehrten ist, kann lichkeit von Volkszählungsdaten der Census- Perspektive, einige Jahre gut zu verdienen mit österreichischem Zahlenmaterial erst seit runde 20112) vor. Die Datenbank enthält nicht und dann wieder nach Österreich zurückzu- 2002 (Wanderungsstatistik auf Basis des nur Ergebnisse der Censen der gegenwärtig kehren. Mit dem Wirtschaftsaufschwung in Zentralen Melderegisters) belegt werden.1) 28 Mitgliedsländer, sondern auch der EFTA- Österreich fielen dann die Push-Faktoren Für die früheren Jahre fehlt eine Wanderungs- Länder Island, Liechtenstein, Norwegen und weg, Arbeiten im Ausland blieb aber ein statistik, allenfalls können zwischen zwei Schweiz. Volkszählungsjahren oder auf Basis der Be- Auch viele außereuropäische Länder bie- 1) Damit liegen auch Merkmale wie Alter und Ge- völkerungsfortschreibung jährlich Wande- ten Informationen über Geburtsland und schlecht, Zielland bzw. Herkunftsland vor. Durch Staatsbürgerschaft ihrer Wohnbevölkerung die Verknüpfung mit den Daten des Bildungsstand- nach Einzelstaaten an. Exemplarisch soll hier registers sind auch Aussagen über die Qualifikation der Auswanderer möglich (vgl. Wisbauer, Fuchs über die ÖsterreicherInnen in den drei wich- 2014: S. 196ff). tigen Zielländern USA, Kanada und Austra- 2) Die EU-Zensusverordnung hat das Erhebungsjahr lien, berichtet werden. Für eine Bestimmung mit 2011 festgelegt. Die Stichtage der nationalen Zählungen liegen zwischen dem 1. Jänner und dem der Gesamtzahl der ÖsterreicherInnen im 31. Dezember 2011. Ausland wäre eine Sammlung der Daten al-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 16 Österreich, Europa und die Welt ler Länder nötig. Dies ist jedoch nicht mög- Volkszählungen 2011 rund 264.000 Öster- Stelle folgt das Vereinigte Königreich, in dem lich, da nicht für alle Länder Daten vorhan- reicherInnen, die Mehrheit (81 %) von ihnen laut Census etwa 17.000 Personen mit öster- den und zugänglich sind. Eine Schätzung der in den EU-14-Staaten, etwa jede und jeder reichischer Staatsbürgerschaft leben. Mit Ab- Zahl der AuslandösterreicherInnen wird vom Sechste (16 %) in den EFTA-Staaten und nur stand folgen Spanien, Italien und Frankreich, Bundesministerium für Europa, Integration ein kleiner Teil in den neuen, seit 2004 bei- die Größenordnungen liegen zwischen rund und Äußeres veröffentlicht (siehe Tabelle getretenen EU-Staaten (3 %). Österreiche- 5.000 und 7.500 Personen. Mit 1.000 bis rechts). Dieses gibt für den Stichtag 1. Juli rInnen wandern bevorzugt ins deutschspra- knapp unter 4.000 ÖsterreicherInnen folgen 2014 eine Zahl von geschätzten 550.000 Per- chige Ausland aus. Deutschland steht mit Ungarn, die Niederlande, Schweden, Belgien, sonen weltweit an, davon 410.000 in Europa. rund 164.000 Personen an erster Stelle vor die Tschechische Republik, Liechtenstein, Die Schätzung basiert auf den bei den aus- der Schweiz mit rund 38.000. An dritter Griechenland, Dänemark und Norwegen. In ländischen Vertretungsbehörden registrierten Personen mit österreichischer Staatsbürger- AuslandsösterreicherInnen per 1. Juli 2014 schaft. Die Censusergebnisse weichen – dort wo Im Ausland wohnhafte österreichische StaatsbürgerInnen ein Vergleich möglich ist – zum Teil stark Kontinent, Land absolut in % von diesen Schätzungen ab. Mögliche Grün- Erde, insgesamt ...... 552.300 ...... 100,0 de für diese Abweichungen liegen in der Be- Europa ...... 410.300 ...... 74,3 völkerungsdefinition des europaweiten Cen- Afrika ...... 19.400 ...... 3,5 sus 2011 (Personen mit einer Aufenthalts- Asien ...... 17.900 ...... 3,2 dauer oder einem intendierten Aufenthalt von Amerika ...... 78.200 ...... 14,2 weniger als 12 Monaten sind ausgeschlos- Ozeanien ...... 26.500 ...... 4,8 sen3), ausländische DiplomatInnen samt Fa- milienangehörige zählen nicht zur Bevölke- Ausgewählte Gaststaaten 1) rung des „Gastlandes“) sowie in der Defini- Deutschland ...... 250.000 ...... 45,3 tion von Staatsangehörigkeit, außerdem ist Schweiz 1) ...... 63.000 ...... 11,4 bei doppelter Staatsbürgerschaft die Staats- Vereinigte Staaten (USA) ...... 37.000 ...... 6,7 bürgerschaft des „Gastlandes“ ausschlagge- Australien ...... 25.000 ...... 4,5 bend. Zudem ist unklar, wie weit die Daten Vereinigtes Königreich (Großbritannien) ...... 25.000 ...... 4,5 des Außenministeriums im Fall von Einbür- Argentinien ...... 15.000 ...... 2,7 gerung, Rückwanderung oder Tod der Per- Südafrika ...... 15.000 ...... 2,7 sonen aktualisiert werden. Spanien ...... 10.400 ...... 1,9 Italien ...... 10.300 ...... 1,9 Begriffsbestimmung Brasilien ...... 10.000 ...... 1,8 Unter den Begriff Auslandsösterrei- Frankreich ...... 7.000 ...... 1,3 cherInnen fallen Personen mit österreichi- Israel ...... 6.800 ...... 1,2 Niederlande ...... 6.000 ...... 1,1 scher Staatsbürgerschaft, die dauerhaft im Kanada ...... 5.500 ...... 1,0 Ausland leben (Lebensmittelpunkt, Haupt- Ungarn ...... 5.200 ...... 0,9 wohnsitz im Ausland). Doppelstaatsangehö- Belgien ...... 5.000 ...... 0,9 rige zählen nicht dazu, da entsprechend der Schweden ...... 4.100 ...... 0,7 Bestimmungen der europäischen Zensusver- Tschechische Republik ...... 3.400 ...... 0,6 ordnung die Staatsangehörigkeit des jeweili- Griechenland ...... 3.000 ...... 0,5 gen Landes Priorität hat. Zu dieser Gruppe Mexiko ...... 3.000 ...... 0,5 gehören auch im Ausland geborene Kinder Rumänien ...... 3.000 ...... 0,5 mit österreichischer Staatsbürgerschaft (zwei- Ägypten ...... 2.300 ...... 0,4 te Generation), die nie in Österreich gelebt Liechtenstein ...... 2.000 ...... 0,4 haben. Mit Hilfe des Merkmals „Geburts- Vereinigte Arabische Emirate ...... 2.000 ...... 0,4 land Österreich“ kann der betrachtete Perso- Russische Föderation ...... 1.500 ...... 0,3 nenkreis auf ehemalige ÖsterreicherInnen China ...... 1.400 ...... 0,3 erweitert werden. Chile ...... 1.300 ...... 0,2 Neuseeland ...... 1.300 ...... 0,2 ÖsterreicherInnen Norwegen ...... 1.200 ...... 0,2 im EU/EFTA-Ausland Uruguay ...... 1.100 ...... 0,2 In den 27 EU-Mitgliedsstaaten (ohne Ös- Polen ...... 1.000 ...... 0,2 terreich) sowie in den EFTA-Ländern Island, Slowenien ...... 1.000 ...... 0,2 Liechtenstein, Norwegen und Schweiz leb- Thailand ...... 1.000 ...... 0,2 ten nach dem Ergebnis der europaweiten Quelle: Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (Schätzung). Erstellt am 02.12.2014. 1) Laut nationalem Statistikamt: Deutschland 178.768, Schweiz 39.494 (Zahlen für den 1.1.2014, ohne 3) Abweichungen werden in den Metadaten im Census Doppelstaatsangehörige und mit Mindestaufenthaltsdauer von 12 Monaten). Hub erläutert.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 17 Österreich, Europa und die Welt allen anderen Ländern haben im Censusjahr 2011 weniger als 1.000 österreichische Staatsangehörige gelebt, in den baltischen Staaten Grafik 2: In Österreich geborene Frauen Lettland und Estland, in Island und in Malta waren es sogar zum Teil und Männer nach Staatsangehörigkeit im weit weniger als 100 Personen. Österreichische Staatsangehörige sind EU/EFTA-Ausland, 2011 nur im kleinen Liechtenstein eine relativ starke Gruppe in der auslän- dischen Bevölkerung (17 %). Unter den ImmigrantInnen aus den EU/EFTA-Staaten beträgt ihr Anteil in Liechtenstein sogar rund 35 %, im gesamten EU/EFTA-Raum allerdings nur 1,9 %. In Deutschland stellen AuslandsösterreicherInnen 7,2 % der EU/EFTA-Zuwanderer, in Slowenien 7,1 %, in Kroatien 5,0 %, in Ungarn 4,7 % und in der Schweiz 3,3 %. Nach dem Merkmal „Geburtsland“ betrachtet, hat der EU-weite Census für 2011 eine Zahl von rund 375.000 Personen ergeben, die in Österreich geboren sind, aber im Ausland leben. Die Verteilung auf die einzelnen Staatenkategorien gleicht dem Merkmal Staatsange- hörigkeit. Die meisten in Österreich geborenen Personen haben ihren Wohnsitz in Deutschland, gefolgt von der Schweiz und dem Ver- einigten Königreich, Italien und Frankreich. In den neuen EU-Ländern führt Ungarn vor Kroatien und Tschechien. In einigen Staaten unter- scheiden sich die Zahlen nach Geburtsland stark von der Betrachtung nach der Staatsangehörigkeit. Dies ergibt sich zum Teil durch die Einbürgerung von Zuwanderern – Personen, die aufgrund beruflicher und privater Gründe nicht mehr nach Österreich zurückkehren und sich für eine Einbürgerung entschieden haben. Die relativ große Dis- krepanz zwischen der Zahl der in Österreich geborenen Bevölkerung und der österreichischen Staatsangehörigen in den neuen EU-Ländern (Beitrittsstaaten ab 2004) muß jedoch andere Ursachen als die Ein- bürgerung von ÖsterreicherInnen in diesen Ländern haben, da diese keine Top-Auswanderungsländer darstellen. Daher liegt der Schluß nahe, daß es sich teilweise bzw. sogar großteils um Rückkehrer han- delt, also in Österreich geborene Kinder von MigrantInnen. Dies verdeutlicht auch Grafik 2. Von den rund 5.200 Personen mit einem österreichischen Geburtsort und Wohnsitz in Kroatien haben 95,5 % die kroatische Staatsangehörigkeit. Für Polen, Slowenien, Ru- mänien, die Slowakei, Bulgarien und die Tschechische Republik lie- gen die entsprechenden Anteilswerte ebenfalls bei teilweise weit über 50 %, aber auch in Italien, Frankreich und Schweden ist dies der Fall. Während für Länder wie Schweden oder Frankreich angenommen wer- Quelle: Eurostat, Census Hub. Grafik Statistik Austria. den darf, daß hier der Anteil von eingebürgerten Auslandsösterrei- 1) Für Liechtenstein ist eine Unterteilung der in Österreich cherInnen maßgeblich ist, kann für die osteuropäischen Länder eher geborenen Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit außerhalb davon ausgegangen werden, daß diese Personen die Staatsangehörig- des Wohnsitzlandes nicht möglich. keit ihres nunmehrigen Wohnsitzlandes bereits von Geburt an besaßen.

Alt oder jung, Frauen oder Männer: sind Frauen in Finnland, Norwegen, Spanien und Portugal, aber auch Wer sind die AuslandsösterreicherInnen? in der Schweiz und in Deutschland (siehe Grafik 3). Nach dem Im Gegensatz zur österreichischen Bevölkerung (Frauenanteil „Geburtsland Österreich“ betrachtet, gibt es in der überwiegenden von 51,5 %) überwiegen bei den ÖsterreicherInnen mit Wohnsitz im Zahl der Länder einen Überschuß an Frauen (siehe Grafik 3). EU/EFTA-Ausland die Männer, der Frauenanteil beträgt 48,9 %. Es Bei den im europäischen Ausland lebenden ÖsterreicherInnen gibt aber deutliche Unterschiede je nach Auswanderungsland. In Ita- dominieren die Jahrgänge im Erwerbsalter – ein klassisches Merkmal lien, Griechenland, Frankreich, Irland und im Vereinigten Königreich von Arbeitsmigration. Im Vergleich zur Altersstruktur der Bevölke- etwa ist der Frauenanteil überdurchschnittlich hoch. Auf 1.000 Frau- rung in den jeweiligen Wohnsitzländern bzw. der Bevölkerung Öster- en mit österreichischer Staatsangehörigkeit fallen etwa in Italien nur reichs fehlen vor allem Kinder und Jugendliche. Der Anteil der Men- 444 Männer, im Vereinigten Königreich sind es 756 Männer. In ande- schen im Pensionsalter ist dagegen im Schnitt nur etwas niedriger als ren Ländern wie Schweden und den meisten neuen EU-Beitritts- in Österreich. staaten sind Frauen stark unterrepräsentiert. Der Frauenanteil beträgt Die Verteilung auf die Altersgruppen kann sich dabei je nach in Schweden nur 39,6 %, auf 1.000 Frauen entfallen 1.528 Männer. Wohnsitzland stark unterscheiden, was verschiedene Ursachen hat. Noch geringer erweist sich der Anteil der Frauen an den Österrei- Durch Einbürgerungen, Rückkehr im Ruhestand oder temporäre Ar- cherInnen in der Tschechischen Republik, in Bulgarien, in der Slowa- beitsmigration fehlen ältere Personen in der Alterspyramide. Dies ist kei, in Polen, Estland und in Lettland. Ebenfalls unterrepräsentiert deutlicher bei Frauen zu sehen. Unterschiedliche Regelungen für im

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 18 Österreich, Europa und die Welt

Wohnsitzland geborene Kinder hinsichtlich ihrer Staatsbürgerschaft (z.B. Optionsmodell Grafik 3: Männer auf 1.000 Frauen nach Staatsangehörig- in Deutschland seit 2000, ius solis unter be- keit bzw. Geburtsland Österreich im EU/EFTA-Ausland stimmten Voraussetzungen im Vereinigten (ausgewählte Staaten), 2011 Königreich) können zusätzlich den Kinder- anteil verkleinern. Die Alterspyramide der in Österreich ge- borenen Frauen und Männer unterscheidet sich noch deutlicher vom Altersaufbau der österreichischen Bevölkerung, aber auch von jenem der AuslandsösterreicherInnen (siehe Grafik 4 auf der Seite 24). Zwar ist die größte Gruppe im Erwerbsalter, der Anteil von Personen ab 65 Jahren mit 36 % jedoch überdurchschnittlich hoch. In der grafischen Darstellung ist ganz klar eine Spitze bei den 65- bis 69jährigen zu sehen. Um diesem Phänomen nachzugehen, muß diese Gruppe nach Staatsangehörigkeit dif- ferenziert werden. Dabei stellt sich heraus, daß der hohe Altenanteil vor allem bei in Österreich geborenen Personen mit der Staatsangehörigkeit des Wohnsitzlandes vor- kommt (53 % im Rentenalter). Zusätzlich zeigt sich, daß fast die Hälfte aller Personen Quelle: Eurostat, Census Hub. Grafik Statistik Austria im Pensionsalter auf die Altersgruppe der 65 bis 69jährigen entfällt. und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges  Sogenannte Reichsdeutsche, die zwi- Besonders auffallend ist der hohe Pro- in ihre Heimatländer zurückgekehrt oder in schen 1938 und 1945 in Österreich gelebt zentsatz der 65- bis 69jährigen Männer und andere Länder weitergewandert sind: haben und nach Ende des Zweiten Welt- Frauen in Deutschland, Italien sowie in eini-  Rund 75.000 SüdtirolerInnen siedelten krieges nach Deutschland zurückgekehrt gen neuen EU-Ländern wie der Tschechi- zwischen 1939 und 1943 nach Öster- sind, aber auch deutschsprachige Vertrie- schen Republik, Ungarn oder Polen. So sind reich4), rund 20.000 bis 25.000 kehrten bene und Flüchtlinge aus osteuropäischen etwa 56 % der in Österreich geborenen deut- nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Ländern, von denen viele über Österreich schen Staatsangehörigen in Deutschland nach Italien (Südtirol) zurück; nach Deutschland ausgewandert sind. älter als 64 Jahre. Allein 29 %, also etwas  Auch nach der großen Rückwanderungs- mehr als die Hälfte gehören der Altersgruppe welle von TschechInnen in den neu ge- Im Ausland, um zu arbeiten: Erwerbs- zwischen 65 und 69 Jahren an. Unter den gründeten tschechoslowakischen Staat status der AuslandsösterreicherInnen Italienern mit Geburtsland Österreich sind nach dem Ende des ersten Weltkrieges Da sich die Altersstruktur der Auslands- rund 44 % im Pensionsalter, allein 19 % sind blieben viele in Österreich – so ermittelte österreicherInnen auf Personen im Erwerbs- zwischen 65 und 69 Jahren alt. Von den in die Volkszählung 1934 noch 115.780 in alter konzentriert, ist auch die Erwerbsquote der Tschechischen Republik lebenden, in Ös- Österreich lebende tschechische bzw. slo- der österreichischen Staatsanhörigen mit terreich geborenen tschechischen Staatsan- wakische Staatsangehörige. Nach dem Wohnsitz im Ausland im Schnitt höher als in gehörigen sind sogar 86 % älter als 64, der Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zu Österreich. Dies gilt insbesondere für die in Anteil der 65- bis 69jährigen Alterskohorte einer weiteren Rückwanderungswelle. den EU-14 und den EFTA-Staaten lebenden liegt bei 29 % (ein Drittel der 65jährigen und  Aus Osteuropa und anderen besetzten Frauen und Männer, z.B. in Irland, Liechten- Älteren). Diese Generation ist in den Kriegs- Ländern verschleppte Personen, die als stein, Norwegen, in der Schweiz und in jahren bzw. kurz nach dem Ende des Zwei- Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Die Deutschland. Eher gering dagegen fällt die ten Weltkrieges geboren und setzt sich wohl Überlebenden wurden nach Ende des Erwerbsquote in Dänemark, Ungarn, Belgien nur zu einem Teil aus emigrierten und einge- Zweiten Weltkrieges repatriiert (Dis- und Griechenland aus. Im Falle Belgiens (Sitz bürgerten ÖsterreicherInnen zusammen. placed Persons). Darunter fallen auch die zahlreicher europäischer Institutionen), das Wahrscheinlicher ist, daß es sich um Kinder während dieser Zeit in Österreich gebore- wie Österreich einen registerbasierten Census von Eltern handelt, die damals auf dem Ge- nen Kinder von Zwangsarbeiterinnen. durchgeführt hat, könnte die niedrige Er- biet des heutigen Österreich gelebt haben,  Anwerbung von Arbeitskräften durch den werbsbeteiligung der ÖsterreicherInnen mit NSDAPStaat auf zunächst freiwilliger der Erhebungsmethode zusammenhängen, 4) Hitler-Mussolini-Abkommen 1939 (SüdtirolerInnen konnten für die Umsiedlung ins Deutsche Reich Basis (z.B. in Italien, im damaligen Jugo- da Beschäftigte exterritorialer Organisationen optieren) slawien oder in der damaligen Tschecho- wie z.B. den Einrichtungen der Europäi- 5) Laut Metadaten des Census Hub handelt es sich in slowakei). Auch diese Personen kehrten schen Union vermutlich nicht in der nationa- Belgien um das Datawarehouse „Marché du travail et protection sociale de la Banque Carrefour de la nach Ende des Zweiten Weltkrieges in len Arbeitsmarkt- bzw. Sozialversicherungs- Sécurité Sociale“. ihre Heimatstaaten zurück. Datenbank5) registriert sind und somit keine

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 19 Österreich, Europa und die Welt

Informationen über die Erwerbstätigkeit dieser Personen vorliegen. Im Fall der gemeinsamen Auswanderung von Paaren ist auch eine Grafik 4 Altersstruktur 2011 niedrigere Erwerbsbeteiligung des Partners oder der Partnerin denkbar. ÖsterreicherInnen im EU/EFTA-Ausland Der Anteil der arbeitslosen ÖsterreicherInnen (dargestellt in der Grafik 5 für ausgewählte Staaten) ist vor allem in den Krisenländern Spanien (10,6 %), Irland (7,2 %) und Griechenland (5,7 %), aber auch im Vereinigten Königreich (5,0 %) und in Frankreich (4,1 %) höher als im EU-Schnitt (3,0 %) oder in Österreich (3,1 %). In Ungarn, Belgien und Griechenland zählen mehr als die Hälfte der ÖsterreicherInnen ab 15 Jahren zu den Nicht-Erwerbspersonen. In vielen neuen Beitrittsländern gibt es relativ hohe Anteile mit unbe- kanntem Erwerbsstatus (z.B. Tschechische Republik, Estland, Polen und Slowakei), die sich für alle neuen EU-Länder zusammen auf einen Durchschnittsanteil von einem Fünftel addieren und die Inter- pretation dieses Merkmals schwierig gestalten. Für weitere Ländervergleiche stellt sich die Erwerbsquote der Be- völkerung ab 15 Jahren bzw. – soweit es die vorhandenen Daten zulas- sen – der 15- bis 64jährigen dar. In Ländern mit hoher Erwerbsbetei- ligung (Island, Irland, Norwegen, Schweiz, Deutschland, Finnland, Zypern und Vereinigtes Königreich) ist zumeist auch die Erwerbs- quote der ausgewanderten Frauen deutlich höher als in Österreich. In Frankreich, Italien, Spanien und Schweden (ähnlich hohe oder nie- In Österreich Geborene im EU/EFTA-Ausland drigere Erwerbsquote beider Geschlechter zusammen als in Öster- reich) sind Frauen jedoch stärker in den Arbeitsmarkt involviert als in Österreich. Die Erwerbsquote für die Bevölkerung ab 15 Jahren nach dem Geburtsland Österreich zeigt: Da die in Österreich geborenen Frauen und Männer – von wenigen Ausnahmen abgesehen – signifikant älter sind als Frauen und Männer mit österreichischer Staatsbürger- schaft, ist auch die Erwerbsquote meist niedriger.

ÖsterreicherInnen in Übersee: drei Beispiele Nach der Beschreibung der Struktur der ÖsterreicherInnen in den EU- und EFTA-Ländern sollen nun abschließend, anhand der Bei- spiele USA, Kanada und Australien, die AuslandsösterreicherInnen im außereuropäischen Ausland näher beleuchtet werden. In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg hatten sowohl die USA, Kanada als auch Australien Einwanderungsgesetze, die die Zuwan- derung von EuropäerInnen favorisierten (vgl. Castels/Miller 1998: S. 74ff). In den USA wurde das bis dahin rigide Quotensystem nach ÖsterreicherInnen in Österreich Herkunftsländern der Einwanderer, das Einwanderer aus Europa stark bevorzugte und vor allem Zuwanderung aus China nahezu unmöglich machte, 1965 zumindest teilweise durch liberalere Bestimmungen er- setzt. In Kanada wurde nach dem zweiten Weltkrieg ein Einwande- rungssystem etabliert, das nur EuropäerInnen akzeptierte. Erst 1966 wurden die Grenzen auch für MigrantInnen aus anderen Ländern ge- öffnet. Australien verfolgte in den ersten Jahren nach 1945 das politi- sche Ziel, die Bevölkerungszahl durch Zuwanderung zu erhöhen. Es wurden aber ebenfalls nur Einwanderer aus Europa und darunter vor allem aus Großbritannien akzeptiert. Diese Regelungen wurden Ende der 1960er Jahre gelockert (vgl. ebenda S. 76). Die Phasen der verstärken Auswanderung von ÖsterreicherInnen in die USA, nach Kanada oder nach Australien liegen bereits länger zu- rück, viele MigrantInnen sind deshalb schon in fortgeschrittenem Alter. Ein Teil von ihnen flüchteten vor der Bedrohung durch den National- sozialismus, andere wanderten nach dem Zweiten Weltkrieg aus. 6) Ab

Quelle: Eurostat, Census Hub; Statistik Austria, Registerzählung 6) Detaillierte Informationen zum Zeitpunkt der Einreise standen für die Analysen lei- der nicht zur Verfügung. 2011.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 20 Österreich, Europa und die Welt den 1960er-Jahren fielen, wie eingangs schon erwähnt wurde, mit der guten Wirtschaftsla- Grafik 5: Erwerbsstatus der ÖsterreicherInnen ab 15 ge in Österreich wichtige Push-Faktoren für Jahren in ausgewählten EU/EFTAStaaten 2011 eine Auswanderung weg. Entsprechend ist nun die Zahl der jüngeren, in Österreich ge- borenen Bevölkerung geringer. Ein niedriger Anteil sehr junger Menschen zeichnet aber die Gruppe der MigrantInnen insgesamt aus: nur wenige Menschen wandern als Kinder mit ihren Eltern, deutlich mehr gehen diesen Schritt selbständig im Erwachsenenalter. Grundsätzlich wird bei den verfügbaren Daten aus den klassischen Einwanderungs- ländern weniger Gewicht auf die Staatsange- hörigkeit der Einwanderer gelegt. In allen be- trachteten Ländern (in Australien mit Ein- schränkungen) 6) gilt das jus soli, d.h. Perso- nen, die im Land geboren werden, erhalten mit ihrer Geburt die nationale Staatsangehö- rigkeit.

USA Im Rahmen des American Community Survey, einer repräsentativen Stichprobe der Quelle: Eurostat, Census Hub. Grafik Statistik Austria Bevölkerung der USA, wird ein sehr umfas- 1) Ohne Niederlande – 2) Ohne Litauen und Rumänien sendes Portrait der einzelnen Herkunftsgrup- pen der Bevölkerung der USA erstellt. Dort werbstätig. 45,5 % der 16jährigen und Älte- auch, daß nur vier von zehn in Kanada le- wird auch erhoben, wo die TeilnehmerInnen ren gehen einer Erwerbstätigkeit nach. Im benden ÖsterreicherInnen (39,6 %) erwerbs- der Befragung geboren wurden, woher ihre Durchschnitt der USA sind es 63,6 %. tätig sind, für die gesamte Bevölkerung Ka- Vorfahren stammen und ob sie die US- nadas liegt dieser Wert bei 60,9 %. Staatsbürgerschaft angenommen haben. Kanada Detaillierte Informationen zu einzelnen Der National Household Survey 2011, der Australien Herkunftsgruppen können aus gepoolten den kanadischen Census um sozio-demogra- Die Informationen über ÖsterreicherIn- Daten, für die die Stichproben mehrerer Ein- phische und wirtschaftliche Charakteristika nen in Australien stammen aus dem Census zeljahre zusammengefaßt werden, gewon- ergänzt, bietet detaillierte Informationen zum of Population and Housing 2011. Für Austra- nen werden. Die jüngsten verfügbaren Daten Geburtsland und zur Staatsbürgerschaft der lien stehen zwar Angaben zum Geburtsland, sind eine Zusammenfassung der Jahre 2011 in Kanada lebenden Bevölkerung. Entspre- nicht aber zur Staatsangehörigkeit der Wohn- bis 2013. chend diesem Survey lebten 2011 17.700 in bevölkerung zur Verfügung. In den Jahren 2011 bis 2013 lebten im Österreich geborene Personen in Kanada. Im Jahr 2011 lebten 17.010 in Österreich Schnitt 46.0009 in Österreich geborene Per- Dies sind 0,054 % der Wohnbevölkerung geborene Personen in Australien. Damit kom- sonen in den USA. Damit wurden 0,015 % Kanadas. 14.700 Personen besitzen die ka- men 0,079 % der australischen Wohnbevöl- der Wohnbevölkerung der USA in Öster- nadische Staatsbürgerschaft, 3040 Personen kerung aus Österreich. Insgesamt leben et- reich geboren. 31.000 Personen bzw. 67,4 % sind BürgerInnen eines anderen Staates, in was mehr in Österreich geborene Männer als sind US-StaatsbürgerInnen. den allermeisten Fällen wird dies Österreich Frauen in Australien, der Frauenanteil be- Deutlich mehr in Österreich geborene sein. Die ÖsterreicherInnen in Kanada sind trägt 47,8 %. Frauen als Männer sind in die USA ausge- genau zur Hälfte (50,0 %) Frauen und So wie in den anderen Einwanderungs- wandert und (bisher) dort geblieben: der Männer. So wie in den USA unterscheidet ländern in Übersee ist auch in Australien der Anteil der Frauen liegt bei 56,2 %. sich auch in Kanada die Altersstruktur der Anteil der in Österreich geborenen Kinder Die ÖsterreicherInnen in den USA sind aus Österreich eingewanderten Personen und 15 Jahren an allen in Österreich gebore- im Schnitt älter als der Durchschnitt der vom nationalen Durchschnitt. nen BewohnerInnen sehr gering und liegt bei Bevölkerung. 48,6 % von ihnen sind minde- Nur 1,0 % der ÖsterreicherInnen in Ka- 1,9 %. Dies steht im Gegensatz zum in stens 65 Jahre alt. Von allen BewohnerInnen nada sind 2011 Kinder unter 15 Jahren, die Australien mit 19,3 % insgesamt hohen An- der USA zählen 14,1 % zu dieser Gruppe. Im Gesamtbevölkerung Kanadas besteht zu teil von Kindern bis zu diesem Alter. Gegensatz dazu sind von den in Österreich 8,3 % aus Kindern dieser Altersgruppe. Im Auch in Australien sind viele der in Geborenen 2,0 % 17 Jahre oder jünger, von Gegensatz dazu sind mehr als die Hälfte der Österreich Geborenen 65 Jahre oder älter, der Gesamtbevölkerung sind 23,3 % in die- ÖsterreicherInnen bzw. 51,1 % 65 Jahre und knapp die Hälfte (48,2 %) gehört zu dieser sem Alter. älter, von der Gesamtbevölkerung Kanadas Gruppe. Aus dieser demographischen Vertei- Aufgrund der Altersstruktur sind in den gehören 13,9 % dieser Altersgruppe an. Aus lung folgt auch die für Australien niedrige USA relativ wenige ÖsterreicherInnen er- diesem im Schnitt sehr hohen Alter folgt Erwerbstätigenquote der 15jährigen und Äl-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 21 Österreich, Europa und die Welt teren von nur 38,6 %. Von allen in Australien Kanada waren dies 2011 17.700 und in Daten über die wirtschaftlichen, demogra- lebenden Personen ab 15 Jahren sind 57,9 % Australien gaben im Jahr 2011 17.010 Perso- phischen, sozialen, ökologischen und kultu- erwerbstätig. nen an, in Österreich geboren zu sein. rellen Gegebenheiten in Österreich den Bun- Die Phase der verstärkten Auswanderung desorganen zur Planung, Entscheidungsvor- Fazit von ÖsterreicherInnen nach Übersee liegt bereitung und Kontrolle von Maßnahmen Laut EU-weitem Census lebten 2011 schon länger zurück. In den 1950er- und An- sowie der Wissenschaft, der Wirtschaft und rund 264.000 österreichische Staatsangehö- fang der 1960er-Jahre bewogen wirtschaftli- der Öffentlichkeit bereitstellt. Die Bundes- rige in den Mitgliedsländern der Europäi- che Schwierigkeiten in Österreich viele statistik umfaßt die Erstellung von Statisti- schen Union sowie in den EFTA-Ländern Is- Menschen dazu, ihr Glück im Ausland zu ken aller Art, einschließlich der damit zu- land, Liechtenstein, Norwegen und Schweiz. suchen. Der schließlich in Österreich einset- sammenhängenden Analysen, Prognosen und In denselben Ländern wurden rund 375.000 zende Wirtschaftsaufschwung mit entspre- statistischen Modelle, die über die Interessen Frauen und Männer, deren Geburtsort in chend großer Nachfrage nach Arbeitskräften eines einzelnen (Bundes-)Landes hinausge- Österreich liegt, ermittelt. (die auch ein Motor für die Anwerbung von hen (§§ 1 und 2 BStatG). Die Statistiken wer- Drei von fünf AuslandsösterreicherInnen sog. Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern in den durch innerstaatlich unmittelbar wirksa- haben sich in Deutschland niedergelassen. Österreich war), lieferte schließlich ab den me internationale Rechtsakte (EU), durch Überhaupt findet sich die größte Konzentra- 1960er Jahren weniger Anreize für eine Aus- Bundesgesetze oder durch Verordnungen an- tion in den EU-14-Staaten, also jenen Län- wanderung. Weiterhin verlagern aber Öster- geordnet. http://www.statistik.at dern, die bereits vor 2004 der EU angehörten. reicherInnen ihren Wohnsitz nach Übersee, Die zweitgrößte Gruppe lebt in EFTA-Län- ihre Zahl ist jedoch deutlich geringer. Literatur dern, wobei wiederum ein Land, die Schweiz, Von den vor längerer Zeit ausgewander- Bauböck, Rainer (1996), Nach Rasse und die größte Community beherbergt. Nur rund ten Menschen sind viele auch im Alter nicht Sprache verschieden. Migrationspolitik in Öster- 8.800 österreichische Staatsangehörige wa- nach Österreich zurückgekehrt, sondern in reich von der Monarchie bis heute. Reihe Politikwissenschaft Nr. 31, Institut für Höhere ren 2011 in den neuen EU-Staaten Mittel-, den Zielländern geblieben. Dies zeigt der Studien, Wien. Ost- und Südeuropas ansässig. sehr hohe Altersdurchschnitt der in Öster- Castles, Stephen/Miller, Mark J. (1998), The Deutschland, die Schweiz, aber auch das reich geborenen Bevölkerung in Übersee. In Age of Migration: International Population Vereinigte Königreich waren schon bald nach allen drei Ländern ist die Hälfte oder knapp Movements in the Modern World. 2nd Edition, Ende des Zweiten Weltkrieges Anziehungs- die Hälfte aller ÖsterreicherInnen 65 Jahre Palgrave Macmillan, London. punkt für österreichische ArbeitsmigrantIn- oder älter. Freund, Florian/Perz, Bertrand (2000), Die nen. Aus der von den meisten Ausgewander- Zahlenentwicklung der ausländischen ten angestrebten temporären Migration Statistik Austria Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen auf wurde für viele ein permanenter Wohnsitz Man schrieb das Jahr 1840, genau war es dem Gebiet der Republik Österreich 1939 - im Ausland. In den vergangenen Jahren hat der 31. März, als Kaiser Ferdinand I. von Ös- 1945. Gutachten im Auftrag der Historiker- sich in Europa die Mobilität – durch die EU- terreich (1793–1875) „zur Sammlung, Prü- kommission der Republik Österreich, Wien. Erweiterungen und nicht zuletzt durch die fung und materiellen Zusammenstellung der Münz, Rainer/Zuser, P./Kytir J. (2003), Globalisierung – insgesamt erhöht. statistischen Daten“ eine eigene Behörde ins Grenzüberschreitende Wanderungen und auslän- Bei den ÖsterreicherInnen im Ausland Leben rief: die „k.k. Direction der admin- dische Wohnbevölkerung: Struktur und zeigt sich eine im Schnitt hohe Erwerbsquo- strativen Statistik“. Entwicklung. In: Fassmann, Heinz/Stacher, Irene, Österreichischer Migrations- und te und eine leichte Überrepräsentanz von Der „Information“ kommt in unserem Integrationsbericht. Drava, Klagenfurt. Männern. Die Altersstruktur ist im Gegen- Zeitalter ein stetig steigender Stellenwert UNECE (2014), Measuring population and hou- satz zur Bevölkerungspyramide der österrei- zu, sowohl wirtschaftlich, als auch gesell- sing. Practices of UNECE countries in the 2010 chischen Bevölkerung durch eine noch deut- schaftlich. Gute, rasche, vor allem aber fun- round of censuses. United Nations, New York lichere Dominanz der Personen im Er- dierte und seriöse Information bedeutet für and Geneva. werbsalter geprägt. Zwischen den einzelnen Politik und Unternehmen die Grundvoraus- Wisbauer, Alexander/Fuchs, Regina (2014), Wohnsitzländern bzw. Staatengruppen beste- setzung für nachhaltige Planung und erfolg- Außenwanderungen 2012. In: Statistik Austria , hen jedoch teils deutliche Unterschiede. reiches Handeln. Die Informationsflut und Statistische Nachrichten, Heft 3/2014, Wien. Die dank des Census Hub gute Datenlage gestiegene Anforderungen an Führungskräf- Zitierte Verordungen in Europa ermöglicht es auch, die Bevölke- te ergeben die Notwendigkeit, in immer kür- Verordnung (EG) Nr. 763/2008 des Europäischen rung mit Geburtsort in Österreich zu analy- zerer Zeit die entsprechenden, relevanten In- Parlaments und des Rates vom 9. Juli 2008 über sieren. Ihre Alters- und Erwerbsstruktur formationen aus seriöser Quelle aus einem Volks- und Wohnungszählungen kennzeichnet sich durch höhere Anteile von enormen Gesamtangebot herauszufiltern. Verordnung (EG) Nr. 1201/2009 der Kommis- älteren Frauen und Männern und daher auch Und genau darin liegt die Bedeutung der sion vom 30. November 2009 zur Durchführung niedrigeren Erwerbsquoten, Frauen sind in Statistik Austria, nämlich als Lieferant seriös der Verordnung (EG) Nr. 763/2008 des Europäi- dieser Gruppe zumeist überrepräsentiert. erhobener und mit großer Erfahrung bearbei- schen Parlaments und des Rates über Volks- und Exemplarisch für die Wanderung in ferne- teter statistischer Informationen zu sämt- Wohnungszählungen in Bezug auf die techni- re Länder konnten auch die drei wichtigsten lichen Bereichen aus Politik, Gesellschaft schen Spezifikationen für die Themen sowie für deren Untergliederungen Zielländer von ÖsterreicherInnen in Übersee und Wirtschaft. näher betrachtet werden. In den USA lebten Das Bundesstatistikgesetz definiert die Autorinnen im Zeitraum 2010 bis 2013 im Durschnitt Bundesstatistik als (nicht personenbezoge- Adelheid Bauer und Bettina Stadler 46.000 in Österreich geborene Personen, in nes) Informationssystem des Bundes, das Lesen Sie hier noch methodische Informationen:

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 22 Österreich, Europa und die Welt

Methodische Informationen, Definitionen

Internationale Census-Methoden: 14 EU- und besitzt, die Staatsangehörigkeit eines ande- ben, aber eingeschränkt auf wenige weitere EFTA-Mitgliedsstaaten (wie auch Australien) ren Landes außerhalb der Europäischen Merkmale bzw. Kombinationsmöglichkeiten von führten 2011 einen traditionellen Census in Union. Merkmalen (Datenschutz, Stichprobenfehler), Form einer Vollerhebung mittels Befragung der Wenn sich in Fällen von doppelter Staats- wobei es den Mitgliedsstaaten vorbehalten blieb, Bevölkerung durch. Neben der registerbasierten angehörigkeit beide Länder in der Europäischen Zellen aus Geheimhaltungsgründen zu unter- Erhebung (Belgien, Dänemark, Finnland, Is- Union befinden, aber keines dieser Länder das drücken. land, Niederlande, Norwegen, Österreich, Meldeland ist, entscheiden die Mitgliedsstaaten Niederlande, Litauen und Liechtenstein: Die Schweden und Slowenien) wurde von acht über die Zuordnung der Staatsangehörigkeit. Werte für Staatsangehörigkeit bzw. Geburtsland Ländern (Deutschland, Estland, Lettland, (Verordnung (EG) Nr. 1201/2009) „Österreich“ werden im Census Hub aus Daten- Liechtenstein, Litauen, Polen, Schweiz und Geburtsland: Bei der Erhebung wird der schutzgründen nicht ausgewiesen. Spanien) eine Kombination von Fragenbogen- Wohnsitz der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt Schweiz: Der Census Hub enthält die ständige erhebung für ausgewählte Merkmale (darunter zugrunde gelegt oder, falls diese Angabe nicht Bevölkerung in Privathaushalten ab 15 Jahren. Deutschland, Polen, Spanien und die Schweiz vorliegt, der Ort der Geburt. Die Daten über das Deutschland: der Census Hub enthält die Daten mit Befragung eines Samples) und Verwendung Geburtsland werden auf der Grundlage der am aus der Haushaltsstichprobe. von Registerdaten als Methode angewendet. 1. Januar 2011 bestehenden internationalen Für den vorliegenden Schnellbericht konnten Frankreich führt eine jährliche Erhebung durch Grenzen erhoben. (Verordnung (EG) Nr. Zahlen für Deutschland, die Schweiz, Liech- (rollierender Census) und verwendet für einen 1201/2009) tenstein und die Niederlande aus den nationalen Stichtag Daten aus fünf Jahren. Veröffentlichungen (Tabellendownload bzw. Bevölkerung ist die nationale, regionale und Mit „EU-14-Staaten“ werden alle vor 2004 der Sonderauswertung Liechtenstein, Datenbanken örtliche Bevölkerung an ihrem üblichen EU angehörenden Staaten mit Ausnahme Öster- STAT-TAB Schweiz und StatLine Niederlande) Aufenthaltsort (Wohnsitz) zum Stichtag. reichs bezeichnet (Belgien, Dänemark, Deutsch- ergänzt werden. Üblicher Aufenthaltsort ist der Ort, an dem eine land, Finnland, Frankreich, Griechenland, Ir- Die Daten über die in Österreich geborene Be- Person normalerweise ihre täglichen Ruhe- land, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal, völkerung in den drei beschriebenen außereuro- phasen verbringt, ungeachtet vorübergehender Schweden, Spanien, Vereinigtes Königreich). päischen Ländern stammen aus den folgenden Abwesenheit zu Zwek-ken der Erholung, des Quellen: Urlaubs, des Besuchs von Freunden und Ver- Zu den „Beitrittsstaaten ab 2004“ gehören die In den USA wird der American Community wandten, zu geschäftlichen Zwecken, zu medizi- am 1. Mai 2004 der EU beigetretenen Staaten Survey jährlich als Stichprobe aller US Haus- nischer Behandlung oder religiöser Pilgerfahrt. Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowa- halte durchgeführt. 2,6 % aller Haushalte wer- Nur die nachstehend genannten Personen sind kei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn den für die Befragung ausgewählt. Sie können als übliche Einwohner des betreffenden geogra- und Zypern, ferner die Staaten Bulgarien und per Webfragebogen oder mittels Papierfragebo- fischen Gebiets zu betrachten: Rumänien (Beitritt 1.1.2007) sowie Kroatien gen an der Erhebung teilnehmen. Die Ergebnis- i) Personen, die vor dem Stichtag mindestens (Beitritt 1. Juli 2013). se des Surveys sind im Internet frei zugänglich. 12 Monate ununterbrochen an ihrem Nutzerinnen und Nutzer können aus einer Da- üblichen Aufenthaltsort gelebt haben, oder Die Erwerbsquote ist der Anteil der entspre- tenbank eigene Tabellen erstellen, zusätzlich ii) Personen, die während der letzten 12 Mo- chend dem Labour Force Konzept der interna- stehen verschiedene Public Use Files frei zur nate vor dem Stichtag an ihrem üblichen tionalen Arbeitsorganisation (ILO) zu den Er- Verfügung. Aufenthaltsort mit der Absicht eintrafen, werbspersonen (bestehend aus Erwerbstätigen http://factfinder.census.gov/faces/nav/jsf/pages/index.xhtml sich dort mindestens ein Jahr aufzuhalten. und Arbeitslosen) gezählten Personen an einer Der National Household Survey in Kanada ist Können die unter Ziffer i oder ii beschriebenen bestimmten Altersgruppe. Die Erwerbstätigen- eine Stichprobenerhebung der kanadischen Haus- Umstände nicht festgestellt werden, so bedeutet quote ist der Anteil der Erwerbstätigen an einer halte. Knapp 30 % aller Haushalte werden dafür „üblicher Aufenthaltsort“ den Ort des rechtmä- bestimmten Altersgruppe. ausgewählt und entweder mit einem Webfrage- ßigen oder eingetragenen Wohnsitzes. (Artikel bogen oder einem Papierfragebogen befragt. 2, a und d, Verordnung (EG) Nr. 763/2008) Verwendete Datenquellen Die Ergebnisse sind als Tabellen auf der Website Der Census Hub ist eine Online-Datenbank, die von Statistics Canada abfragbar. Zusätzlich ste- Die Staatsangehörigkeit ist eine besondere den zentralen Zugriff auf voraggregierte Cen- hen Public Use Files zur Verfügung. rechtliche Bindung zwischen einer Person und susdaten der Erhebungsrunde 2011 und Meta- http://www12.statcan.gc.ca/nhs-enm/index-eng.cfm ihrem Staat, die durch Geburt oder daten ermöglicht. Teilnehmende sind alle EU- Die für Australien präsentierten Daten stam- Einbürgerung erworben wird. Einer Person, die Mitgliedsstaaten sowie Island, Liechtenstein, men direkt aus dem nationalen Census 2011, in zwei oder mehr Staatsangehörigkeiten besitzt, Norwegen und die Schweiz. Der Einstieg in die dessen Rahmen alle Haushalte in Australien per- wird nur die Staatsangehörigkeit eines Landes Datenbank erfolgt über von Eurostat: sönlich kontaktiert und ihnen die Erhebungsun- zugeordnet, wobei folgende Rangfolge gilt: http://ec.europa.eu/eurostat/web/population-and-housing-census/census-data/2011-census terlagen übergeben wurden. Sie hatten die Mög- 1) Staatsangehörigkeit des Wohnsitzlandes Grundlage für Auswertungen im Census Hub lichkeit, die Fragen mittels Papierformular oder 2) Falls die Perason nicht die Staatsange- sind voraggregierte Censusdaten, sogenannte Webfragebogen zu beantworten. Im Internet hörigkeit des Wohnsitzlandes besitzt, die hypercubes (Datenwürfel), die eine Fülle von können NutzerInnen eigene Abfragen aus einem Staatsangehörigkeit eines anderen EU- Datenmaterial anbieten. Das Angebot von De- vordefinierten Datenangebot durchführen. Für Mitgliedsstaates tailauswertungen wie z.B. im Fall der Merkmale den Zugang zu den Daten ist eine persönliche 3) Falls die Person nicht die Staatsangehö- „Staatsangehörigkeit“ bzw. „Geburtsland“ auf Anmeldung erforderlich. rigkeit eines anderen EU-Mitgliedsstaates Ebene von Einzelstaaten ist grundsätzlich gege- http://www.abs.gov.au/websitedbs/censushome.nsf/home/tablebuilder?opendocument&navpos=240

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 23 Österreich, Europa und die Welt Der Europa-Staatspreis 2015 – Ihr Engagement für Europa zählt! Der Beitrag der BürgerInnen für Europa soll erstmals mit einem Staatspreis gewürdigt werden. Auch AuslandsösterreicherInnen, die in einem EU-Land leben, können sich bewerben. as Arbeitsprogramm der österreichi- terreich daraus hat und vor allem, wie wir ten Themen und deren Darbietung. Einige Dschen Bundesregierung 2013-18 sieht die Europäische Union mitgestalten können, von BürgerInnen initiierte Projekte konnten die Verleihung eines jährlichen „Europa- damit wir die Chancen bestmöglich nutzen wesentlich zur Förderung von Bürgerbeteili- Staatspreises für Europa-engagierte Bür- können. Der Europa-Staatspreis soll dazu gung auf europäischer Ebene sowie zur gerInnen“ vor. Der auf eine Initiative des Bun- einen Beitrag leisten. grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und desministeriums für Europa, Integration und Mobilität beitragen. Äußeres (BMEIA) zurückgehende Europa- Wie kann ich mich bewerben? Besondere Leistungen in der Europabe- Staatspreis wird heuer zum ersten Mal verge- Bewerben können sich österreichische richterstattung sollen mit einem Sonderpreis ben. Mit diesem Preis soll in drei Katego- StaatsbürgerInnen mit Wohnsitz in einem für JournalistInnen ausgezeichnet werden. rien – Zivilgesellschaft, Berichterstattung und EU-Mitgliedsland sowie Unionsbürgerinnen Dazu zählen insbesondere Informationsbei- Jugend – außergewöhnliches Engagement und Unionsbürger mit Wohnsitz in Öster- träge, die zu einem besseren Verständnis für von BürgerInnen sowie Organisationen zur reich, weiters Institutionen und Organisa- komplexe europapolitische Fragen beitragen Förderung des Europa-Bewußtseins und des tionen, die in Österreich ihren Sitz haben. haben. Vorbildliche Jugendprojekte sollen mit Europaverständnisses ausgezeichnet werden. Bewerbungen bzw. Nominierungen kön- einem Sonderpreis Jugend ausgezeichnet Viele Initiativen und Projekte, die Europa nen bis einschließlich 30. April 2015 online werden. Dazu zählen u.a. von SchülerInnen vor Ort diskutieren und zur Stärkung des Eu- über folgende Website eingereicht werden: und jungen Menschen initiierte Projekte, die ropabewußtseins beitragen, wurden nur durch http://www.bmeia.gv.at/europastaatspreis zur Auseinandersetzung mit europapoliti- das Engagement von BürgerInnen möglich. schen Fragen und zur europapolitischen Bil- Um diese wesentlichen Beiträge für das Eu- Welche Projekte und Initiativen sollen dung beitragen, sowie Initiativen zur För- ropa-Bewußtsein anzuerkennen, hat die Ös- mit dem Europa-Staatspreis ausge- derung der Jugendmobilität und des Be- terreichische Bundesregierung im Jubiläums- zeichnet werden? wußtseins für die sich jungen Menschen in jahr der 20jährigen EU-Mitgliedschaft Öster- Ausgezeichnet werden zivilgesellschaft- Europa bietenden Möglichkeiten und Chan- reichs den Europa-Staatspreis ins Leben ge- liche Projekte und Initiativen auf lokaler, re- cen. rufen. gionaler oder europäischer Ebene, die zur Der Europa-Staatspreis ist mit insgesamt Wie Bundesminister Sebastian Kurz an- Verwirklichung der gemeinsamen Ziele der 10.500 Euro dotiert, wobei drei mit je 3500 läßlich der Auslobung des Europa-Staats- europäischen Integration beigetragen haben. Euro bemessene Preise in den Kategorien preises erklärte, sollen mit diesem Preis aber Viele von engagierten BürgerInnen gestarte- Zivilgesellschaft, Europaberichterstattung nicht nur Projekte ausgezeichnet werden, te Initiativen auf lokaler und regionaler Ebe- und Jugend vorgesehen sind. Die Auswahl sondern soll vor allem motiviert werden, sich ne konnten zu einer lebendigen Europade- der PreisträgerInnen erfolgt durch eine Fach- mit Europa zu beschäftigen und über die eu- batte und zur Stärkung des Europabewußt- jury. Der Europa-Staatspreis wird am 13. ropäische Zukunft zu diskutieren. Ange- seins beitragen. Dazu zählen die Veranstal- Juni 2015 im Rahmen des Europaforums sichts der großen Herausforderungen, vor de- tung von Europakonferenzen, Diskussionen Wachau von Bundesminister Sebastian Kurz nen Europa heute steht, ist es wichtig, be- und EU-Bürgerdialogen ebenso wie Infor- vergeben. wußt zu machen, warum die Europäische mationsaktivitäten und auch die künstleri- Nähere Informationen finden Sie unter Union gegründet wurde, welche Vorteile Ös- sche Auseinandersetzung mit europarelevan- http://www.bmeia.gv.at/europastaatspreis

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 24 Österreich, Europa und die Welt Lebhafte EU-Debatte TTIP, Grexit, LUX-Leaks: Über diese und andere Themen diskutierten EU-Abgeordnete und Regionalpolitiker vor dem überwiegend jugendlichen Publikum beim Bürgerforum in Leoben. Foto: Informationsbüro des EU-Parlaments/APA-Ftoservice/Hainthaler v.l.: Stefan Winkler, Georg Mayer, Jörg Leichtfried, Ulrike Lunacek, Barbara Eibinger, Martin Kargl und Thomas Weber

o beginnt Europa, wo endet es? Woher Es sei wichtig, die EU-Themen direkt zu zigen EU-Kommissionspräsidenten Jean- Wkommt die EU-Skepsis unter Europas den Bürgern zu bringen, „wie heute Abend“: Claude Juncker vorgeworfen, in seiner Zeit BürgerInnen? Diese Fragen stellte Modera- „Wir brauchen zusätzliche Einrichtungen als Regierungschef von Luxemburg interna- tor Stefan Winkler („Kleine Zeitung“) zu An- wie die Europahäuser, die diese Funktionen tionale Konzerne widerrechtlich steuerlich fang des Bürgerforums in Leoben am 5. März. übernehmen.“ begünstigt zu haben, Anm.). Es entbrannte Für den steirischen Unternehmer Martin eine Diskussion zwischen Ulrike Lunacek, Sündenbock EU Kargl (Neos) ist die EU selbstverständlich: die im EP Stimmen für den U-Ausschuss ge- Der Europaabgeordnete Jörg Leichtfried „Die Neos lieben Europa!“ Transparenz, ein sammelt hatte, und Jörg Leichtfried, dessen (SPÖ, S&D) wies auf die Sündenbock- wichtiges Anliegen der Neos, sei zwar im Fraktion zu jenen gehörte, die den Ausschuß funktion der EU hin: „Es herrscht die An- Europäischen Parlament (EP) gegeben, so ablehnten. Stattdessen wird nun ein Sonder- sicht, daß ,die in Brüssel‘ über uns entschei- Kargl, doch im Rat sei das leider nicht der ausschuss installiert. Lunacek: „Der hat aber den. Dabei sind es das Europäische Parla- Fall: „Dann wundert es mich auch nicht, daß leider nicht das Recht, Regierungsdokumen- ment und der Rat, da sind wir Österreicher ja die Minister und Staatschefs daheim etwas te einzusehen, sondern ist abhängig vom gu- dabei.“ ganz anderes erzählen, als bei den Treffen ten Willen der Mitgliedsstaaten.“ Leichtfried Vizepräsidentin Ulrike Lunacek (Grüne/ wirklich passiert ist.“ konterte, daß der Sonderausschuß ein breite- EFA) ergänzte, daß nationale Regierungen Georg Mayer (FPÖ, fraktionslos) liebt res Mandat und daher ebenso wichtige Kom- Entschlüsse, die ihnen nicht paßten, zu Hau- zwar Europa, „aber nicht die EU“. Das Pro- petenzen habe. se so präsentierten, als ob „die in Brüssel“ blem, so Mayer, sei, daß wichtige Entschei- Eine weitere Frage beschäftigte sich mit das entschieden hätten. „Gelingt aber etwas, dungen wie aktuell jene um Griechenland, der gemeinsamen Außen- und Sicherheits- dann tun sie, als hätten sie das erreicht, nicht „im Hinterkammerl“ beschlossen würden: politik der EU: „Wir haben einen Krieg vor ,die EU‘.“ „Da gibt es null Transparenz, deshalb haben den Toren Europas. Ist das Sache der Barbara Eibinger (ÖVP), Klubobfrau im die Menschen kein Vertrauen.“ Außenminister oder kann man das auf EU- steirischen Landtag, wies darauf hin, daß Ebene lösen?“ dieser, eben der Landtag, der erste war, der Gemeinsame Außenpolitik Lunacek, Eibinger und Leichtfried sind das Rederecht für Europaabgeordnete ein- Die erste Frage aus dem Publikum betraf sich einig, daß es hier mehr Kompetenz auf führte. „Das ist für uns Abgeordnete wichtig, den von den Grünen angeregten und von den EU-Ebene braucht – ganz anders sieht das um zu verstehen, daß wir Teil der Entschei- Fraktionschefs abgelehnten Untersuchungs- Georg Mayer. Seit der Krise in der Ukraine dungen in Brüssel sind.“ ausschuß zu LUX-Leaks (man hatte dem jet- sei er froh, daß es keine gemeinsame Außen-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 25 Österreich, Europa und die Welt politik gebe: „Ich bin froh, daß die 28 nicht Publikumsgast hatte nach gemeinsamer eu- mit einer Stimme sprechen.“ Mayer stößt ropäischer Asylpolitik gefragt. „Wir brauchen sich an den Sanktionen gegen Rußland. Den eine gemeinsame Asylpolitik und Frontex Ausstieg Griechenlands aus dem Euro, „eine soll die Aufgabe bekommen, Flüchtlinge in unternehmerische Lösung“, kann er sich hin- Seenot nicht nur aufzuspüren, sondern auch gegen gut vorstellen. zu retten“, sagte Kargl. Grexit stehe nicht zur Debatte – da waren Für Leichtfried stellt sich die Frage, was sich Leichtfried und Lunacek einig. „Man Europa tun kann, damit der Wunsch zu flüch- wird sich einigen, die Griechen werden nicht ten geringer wird. Die Antwort liege einer- in Konkurs gehen“, so Leichtfried. Auch Ei- seits in der Außenhandelspolitik (in Anspie- binger gab sich zuversichtlich: „Die Herren lung auf Afrika), andererseits in der Si- sind jetzt am Boden angekommen. Man wird cherheitslage. mit ihnen verhandeln können.“ Vizepräsidentin Lunacek, die sich auch Am einigsten waren sich die Diskutieren- eine gesamteuropäische Asylpolitik wünscht, den beim Thema TTIP: Es darf keine erklärte, woran diese scheitert: „Die Innen- Investitionsschutzklauseln (ISDS) geben. minister wollen kein einheitliches System. „Wir bauen im Europäischen Parlament ein Da fehlt der politische Wille beim Rat.“ Drohszenario auf“, erklärte Leichtfried, Die Bürgerforen in Leoben bieten Bür- „schafft die Kommission es nicht, bestimm- gerInnen, denen europäische Angelegenhei- te Punkte wie ISDS zu klären, dann wird das ten am Herzen liegen, die Möglichkeit, mit Parlament nicht zustimmen.“ PolitikerInnen zu diskutieren und ihnen Fra- Foto: Informationsbüro des EU-Parlaments/APA-Ftoservice/Hainthaler gen zu stellen. Am Podium sitzen dann Außenhandel fair gestalten Rege Beteiligung der sowohl Europaabgeordnete (möglichst aus BürgerInnen an der Diskussion Als letzten Punkt der Veranstaltung wid- der Region) als auch VertreterInnen der re- mete man sich dem Thema „Europa als pa, aber viele setzen ihr Leben aufs Spiel, gionalen Politik.  Sehnsuchtsort“: „Wir jammern viel in Euro- um herzukommen“, bemerkte Eibinger. Ein http://www.bürgerforum-leoben.at ÖsterreicherInnen sehen TTIP kritisch … und fühlen sich schlecht informiert – ÖGfE-Umfrage: 56 Prozent gegen Freihandelsabkommen, 69 Prozent beklagen Informationsdefizit twa ein Viertel (24 %) der Österrei- 25 Jahre fällt es schwer, die eigene Position sumentenschutz. 62 % sehen negative Konse- EcherInnen fühlt sich „eher gut“ über die zu TTIP zu bestimmen („kann ich nicht quenzen, nur 2 % positive (13 % „weder Inhalte des Freihandelsabkommens zwischen beurteilen“: 76 %). noch“ | 23 % „weiß nicht/Keine Angabe“). der EU und den USA (TTIP) und die laufen- Als Hauptinformationsquellen über TTIP Was die Auswirkungen von TTIP auf den den Verhandlungen informiert. Zwei Drittel werden von den Befragten – spontan – Rechtsstaat betrifft, befürchten 49 % nach- (69 %) beklagen ein Informationsdefizit Printmedien (71 %) und TV (63 %) genannt. teilige Folgen, optimistisch sind nur 4 %. (6 % „weiß nicht/Keine Angabe“). Das Ge- Mit weitem Abstand folgen das Internet Keine relevanten Veränderungen erwarten fühl mangelnder Information wird in sämt- (17 %), Gespräche im Freundes- und Be- 18 %, fast ein Drittel (29 %) kann diese Fra- lichen Befragungsgruppen wahrgenommen. kanntenkreis (11 %) und das Radio (7 %). ge allerdings nicht beantworten. Das Meinungsbild zu TTIP erweist sich als (Zusammengefasste Kategorien aus Auch im Bereich Beschäftigung sind die grundsätzlich skeptisch. Zu diesen Ergebnis- Einzelnennungen. Jede/r Befragte konnte bis Befragten mehrheitlich pessimistisch: 57 % sen kommt eine aktuelle Umfrage der Öster- zu 3 Nennungen abgeben.) glauben, daß durch das Abkommen die reichischen Gesellschaft für Europapolitik Jene Befragten, die das Internet als eine negativen Folgen überwiegen werden. 13 % (ÖGfE). ihrer Informationsquellen nannten, fühlen erwarten mehrheitlich positive Auswirkun- Die Zahl der expliziten BefürworterInnen sich zu 47 % „eher gut“ über das Freihan- gen (13 % „weder noch“ | 17 % „weiß nicht/ von TTIP hält sich – mit 9 % – zurzeit in en- delsabkommen informiert. Jene, die TV bzw. Keine Angabe“). gen Grenzen. Die geringe Zustimmung zieht Printmedien als eine ihrer Informations- Die positivste Einschätzung bezieht sich sich durch alle Befragungsgruppen. 56 % quellen angaben, sehen sich nur zu 20 bzw. auf die Auswirkungen von TTIP auf die hei- erklären sich als dezidierte GegnerInnen des 23 % „eher gut“ informiert. mische Wirtschaft. 21 % glauben, daß diese Freihandelsabkommens, in überdurchschnitt- Die größten Sorgen der ÖsterreicherIn- durch das Abkommen zwischen der EU und lichem Ausmaß etwa Männer (65 %) sowie nen gelten der Umwelt. 77 % erwarten durch den USA profitieren werde. Dennoch gibt es die Gruppe der 36 bis 65jährigen (72 %). TTIP explizit negative Folgen für Öster- auch in diesem Punkt eine Mehrheit von Etwa ein Drittel (32 %) der Befragten reich. Für nur 3 % überwiegen die positiven 53 %, die dies explizit nicht so sieht (10 % sieht sich außerstande zu beurteilen, ob sie Aspekte (8 % „weder noch“ | 12 % „weiß „weder noch“ | 16 % „weiß nicht/Keine An- persönlich „eher für oder gegen“ das Ab- nicht/Keine Angabe“). gabe“).  kommen sind. Drei Viertel der Befragten bis Ähnlich die Beurteilung im Punkt Kon- http://www.oegfe.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 26 Österreich, Europa und die Welt Globale Orientierungen Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank Wilhelm Molterer referierte im Trofaiacher Stockschloß über Europa und deren Finanzierungsstrategien.

n Fortsetzung der Veranstaltungsreihe spielsweise auch in der Ukraine-Krise und in Europäische Investitionsbank I„The Lounge“, die im vorigen Jahr im der Frage, wie Europa darauf politisch rea- Die Europäische Investitionsbank (EIB) Trofaiacher Stockschloß ins Leben gerufen giert). Die zweite Hürde sei nach Experten- mit Sitz in Luxemburg, deren Vizepräsident wurde und bei der international anerkannte meinung die regulatorische Unsicherheit Molterer ist, gehört den EU-Mitgliedsstaaten Experten vor einer hochkarätigen Runde – die (was passiert in Europa und was passiert und unterstützt deren Zielsetzungen. Die EIB sich u.a. aus österreichischen und internatio- nicht) und schließlich der Zugang zur Finan- finanziert Projekte, die einen wesentlichen nalen Topmanagern zusammensetzt – referie- zierung. Die Frage stellt sich daher: „Kann Beitrag zu Wachstum und Beschäftigung in ren, war diesmal der ehemalige österreichi- man Europa vertrauen? Vertraut sich Europa Europa leisten. sche Vizekanzler und nunmehrige Vizepräsi- selbst?“ „Wir haben in Europa keinen Li- Die Bank konzentriert sich dabei auf vier dent der Europäischen Investitionsbank, quiditätsengpaß. Das Problem ist, daß die vorrangige Bereiche: Wilhelm Molterer, zu Gast. öffentlichen Haushalte als Investoren ausfal- 1. Innovation und Kompetenz, 2. Zugang kleinerer Unternehmen zu Finan- zierungen, 3. Klimaschutz und 4. Strategische Infrastruktur. Die notwendigen Mittel für ihre Tätigkeit be- schafft sich die Bank an den internationalen Kapitalmärkten, indem sie Anleihen begibt. Dank ihres hervorragenden Ratings, kann sie dieses Geld zu attraktiven Zinssätzen auf- nehmen und zu günstigen Konditionen an ihre Kunden weitergeben. Im vorigen Jahr hat die EIB 76 Mrd. Euro an Darlehen vergeben, 69 Mrd. davon innerhalb Europas. „Wir sind mit Abstand die größte Förderbank weltweit“, so Molterer. Alle finanzierten Projekte müssen bank- fähig sein und zudem strengen wirtschaft- lichen, technischen, ökologischen und sozia- len Anforderungen genügen. Bei der Bank ar- Foto: Freisinger beiten 300 Ingenieure und Wirtschaftswissen- Wilhelm Molterer, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank schaftler, die jedes Projekt vor, während und Molterer beleuchtete Europa und die Ent- len“. Daher stellt sich die spannende Frage: nach der Darlehensvergabe prüfen. Für alles, wicklung der Finanzmärkte, die – so Mol- „Schaffe ich öffentliche Investitionen ohne was die Bank tut, ist sie gegenüber den Bür- terer – „die einzig wirklich globalisierten die öffentlichen Schulden zu erhöhen?“, so gerInnen der EU rechenschaftspflichtig.  Märkte sind, weil sie auf Informationstech- Molterer. http://www.eib.org/?lang=de nologie aufbauen, nicht standortgebunden sind und sich den jeweils günstigsten Markt- EVZ: Gewährleistung innerhalb der EU platz aussuchen können, nämlich jenen, der am wenigsten reguliert ist“. Er verwies dar- erbraucherInnen , die im EU-Ausland Für die vorliegende Studie analysierten auf, daß Europa im internationalen Vergleich Veinkaufen, wissen oft zu wenig über ihre die europäischen Konsumentenschützer 342 ein hohes Niveau an Verschuldung hat, in Rechte Bescheid. Das zeigt eine neue Studie Testkäufe und mehr als 100 Internetshops in erster Linie aber nicht innerhalb Europas, des Netzwerks Europäischer Verbraucher- 25 EU-Mitgliedsstaaten. 500 VerbraucherIn- sondern außerhalb. Im Vergleich dazu hat zentren (ECC-Net). „Beim Kauf eines Pro- nen wurden zudem direkt zu ihren Erfah- Japan beispielsweise die Schulden alle in Ja- dukts schließen KäuferInnen häufig eine ko- rungen befragt. Das Resultat der Unter- pan selbst. Seiner Meinung nach kann Eu- stenpflichtige Garantie ab, die zweijährige suchung: Verkäufer bewerben ihre Produkte ropa keine Steuererhöhung durchführen, weil gesetzliche Gewährleistung dagegen wird nur mit einer Garantie, ohne gleichzeitig auch auf es sonst Wettbewerbsnachteile hätte. selten in Anspruch genommen“, so Andreas die gesetzliche Gewährleistung hinzuweisen. Das große Problem – so Molterer – beste- Herrmann vom EVZ Österreich. Ausschlag- In rund zwei von drei geprüften Fällen wa- he auch darin, daß Europa massiv an Wett- gebend seien in der Praxis oft mangelhafte ren die angebotenen Informationen entweder bewerbsfähigkeit verloren habe, weil zu we- oder unklare Informationen. „Manche Ver- unklar oder unvollständig.  nig investiert werde. Die Gründe dafür sehen käufer tragen – bewußt oder unbewußt - zur http://www.europakonsument.at Experten in der globalen Unsicherheit (bei- Verunsicherung bei.“ http://ec.europa.eu/consumers/ecc/about_ecc_de.htm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 27 Österreich, Europa und die Welt 12. Generalversammlung der Österr. Freunde von Yad Vashem Foto: Ein Blick in den Festsaal der Akademie der Wissenschaften in Wien, wo die jährliche Generalversammlung abgehalten wurde. m 2. März fanden sich mehr als 250 Mit- Europa. Ausgrenzung, Rassismus und Anti- Europadirektor Arik RavOn würdigte das Aglieder und Förderer der Österreichi- semitismus seien besonders in Zeiten wirt- Engagement des österreichischen Freundes- schen Freunde von Yad Vashem zur General- schaftlicher Unsicherheit vermehrt auftre- kreises und gab Einblick in die Arbeit von versammlung 2015 im Festsaal der Akade- tende Phänomene. Nach den jüngsten An- Yad Vashem. mie der Wissenschaften in Wien ein – unter schlägen sei es ein Gebot der Stunde, den Der Festredner des Abends, Prof. Dan ihnen Sozialminister Rudolf Hundstorfer, jüdischen Gemeinden in Österreich und Eu- Michman, ging in seinem wissenschaftli- Israels Botschafter Zwi Heifetz und Sektions- ropa besondere Aufmerksamkeit zu widmen. chen Vortrag der Frage nach, warum sich die chef Botschafter Wolfgang Waldner, der in Sie hätten nicht nur Anspruch auf umfassen- beiden Begriffe „Shoa“ und „Holocaust“ für Vertretung von Außenminister Sebastian Kurz de Sicherheit, sie sollten darüber hinaus auch die NS-Verbrechen an den Juden durchsetz- gekommen war. Die Festrede hielt der Chef- wachsen, stärker und stabiler werden. ten. Unmittelbar nach 1945 seien viele ande- historiker und akademische Direktor der For- Botschafter Zwi Heifetz würdigte die ver- re Bezeichnungen verwendet worden, etwa schungsabteilung in Yad Vashem, Professor storbene Ehrenpräsidentin Barbara Prammer „Kataklysmus“ oder „Massaker einer Na- Dan Michman. Unter den vielen prominen- für ihr tiefes Verständnis und ihre Hingabe, tion“ (Tevah Am), „Tage/Jahre des Zorns“ ten Gästen konnten Ungarns Botschafter mit der sie sich gegen das Vergessen stellte. (Yemei/Shenot Haza’am), „Ausrottung“ (Um- János Perényi, NR-Abg. Alev Korun, Ge- Der Staat Israel sei gegründet worden, um kum) oder „die Hitlerzeit“ (Hitler-Tekufe). werkschaftspräsident Erich Foglar und Yad sicherzustellen, daß solch ein Schrecken wie Das Wort „Holocaust“ sei Ende der 1950er- Vashems Europadirektor Arik RavOn be- die Shoa nie wieder passiere. Dennoch gäbe Jahre aufgekommen – vor allem im eng- grüßt werden. Dieses Jahr stand auch die es nun erneut antisemitische Vorfälle, die sich lischsprachigen Raum. Die hebräischen Be- Neuwahl des Vorstands an. Das amtierende auch in Österreich innerhalb des vergange- griffe „Shoa“ und „Hurban/Churbn“ waren Leitungsorgan der Österreichischen Freunde nen Jahres fast verdoppelt hätten. Daher wer- im internen jüdischen Diskurs auf die ge- von Yad Vashem wurde mit überwältigender de die Arbeit der Österreichischen Freunde samte Nazizeit seit 1933 angewendet wor- Mehrheit wiedergewählt. von Yad Vashem immer bedeutsamer und den. In der jüdischen Gemeinschaft in Palä- In seinen einleitenden Worten betonte Vor- entscheidender. stina seien die eskalierenden katastrophalen sitzender Günther Schuster, daß 70 Jahre nach Sozialminister Rudolf Hundstorfer beton- Verfolgungen in Europa damit bezeichnet der Befreiung der Konzentrationslager der An- te, daß eine Aufarbeitung der Vergangenheit worden. Erst seit 1945 sei der Begriff tisemitismus in Europa wieder grassiere. Er nur dann erfolgreich sei, wenn sie nicht nur „Shoah“ der jüdischen Katastrophe vorbe- sei auch nach Auschwitz nicht nur nicht tot, akademisch praktiziert, sondern in die Ge- halten als die „ultimative Katastrophe“. Aber sondern erschreckende Realität in unserer sellschaft getragen werde. Dies sei es, was „Shoah“ und „Holocaust“ waren nicht die Zeit. Es stelle sich ernsthaft die Frage nach die Österreichischen Freunde von Yad Vashem Begriffe der Überlebenden, so Dan Mich- der menschlichen Lernfähigkeit, so Schuster. täglich praktizierten, so Hundstorfer. Er habe man. Anschließend wurde in einer filmischen als erster österreichischer Sozialminister Yad Die musikalische Umrahmung kam vom Hommage an unsere im August 2014 ver- Vashem offiziell besucht. Der Gedenkort lei- virtuosen Ensemble Klesmer Wien. Die Ver- storbene Ehrenpräsidentin Barbara Prammer ste einen unschätzbaren Beitrag dafür, daß sammlung fand bei einem Buffet und ermu- ihr Engagement für Yad Vashem und den ös- sich niemand mehr darüber hinweglügen tigenden, konstruktiven Gesprächen ihren terreichischen Freundeskreis dargestellt. könne, welche Folgen rassistische und anti- Ausklang. Die vollständigen Reden sind auf Nach Bekanntgabe des Briefwahlergeb- semitische Hetze nach sich ziehen. Jeder der Homepage der Österreichischen Freunde nisses nahm Botschafter Wolfgang Waldner einzelne trage Verantwortung dafür, gegen von Yad Vashem veröffentlicht.  Stellung zum wachsenden Antisemitismus in derartige Verhetzungen anzukämpfen. http://www.austria.yad-vashem.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 28 Österreich, Europa und die Welt Wiener Ball in Berlin Traditioneller Wiener Ball der Österreichisch Deutschen Gesellschaft Berlin-Brandenburg am 14. Februar 2015.

Von Angéle Ksinski*) Foto: Starfacestudio Gäste und Gastgeber des Wiener Balls im Hotel Maritim: Österreichischen Parlamentariergruppe; Danneberg. 1. Reihe v.l.: Christine Ziech, Angelina Drofa, Frau Erfurth, 3. Reihe v.l.: Frau Hapel, Dieter Hapel, Bezirksbürgermei- Franz Majcen, Erster Landtagspräsident des Steirischen ster a.D. (Tempelhof-Schöneberg/Berlin); Eder, Eder, Mona Landtages; Erika Ide, Präsidentin Altbayerisch-schwäbischer Mylius, Rene Seiml-Buchinger, Georg Danneberg, Verein der Österreicher e.V.; Bettina Lindner, Stellvertre- 4. Reihe v.l.: Priv.- Doz. Thomas Maininger, Chefarzt Gewebe- terin des Botschaftsrates für Handelsangelegenheiten Öster- diagnostik/Pathologie, Präsident Austria Club zu Berlin; Frau reichische Botschaft Berlin; 2. Reihe v.l.: Werner Götz; Prof. Mairinger, Rechtsanwalt Fritz Dertnig, stellvertretender Vor- Reinhard Erfurth, Österreichischen Honorarkonsulat in sitzender des Dachverbandes und Präsident des Austria Dresden; Irene Ernst, Berlin »Diplomatisches Magazin«; German-Club Hamburg; Ekkehard Band, Bezirksbürger- Marlies und Klaus Brähmig, MdB Vorsitzender der Deutsch- meister a.D. (Tempelhof-Schöneberg/Berlin)

m 14. Februar – dem Valentinstag – war (ÖDG), Werner Götz, begrüßte die Gäste auf reich-Stammtischs Hamburg, Thomas Mai- Aes wieder soweit: Die Damen brillierten das Herzlichste, unter ihnen 50 Ballbesu- ringer, Präsident des Austria Clubs zu Berlin in wunderschönen Ballkleidern neben den cherInnen, die sozusagen „Premiere“ hatten. und Gattin, Rene Seiml-Buchinger, Präsident Herren im Frack, oder Smoking. Fröhlich ge- Den Ehrengästen galt sein Gruß und Dank der Bielefelder Österreichischen Gesell- stimmt betraten sie im Lichterglanz den mit für deren Erscheinen: Franz Majcen, Erster schaft Ostwestfalen Lippe, Erika Ide, Alt- Frühlingsblumen geschmückten Saal im Ma- Landtagspräsident des steirischen Landtags, bayerisch-schwäbischer Verein der Österrei- ritim Hotel Berlin. Den Damen wurde ein Klaus Brähmig MdB, Bettina Lindner, Stell- cher e.V. und Gatten Egbert, Georg Danne- wunderschönes Armband, ein Gastgeschenk vertreterin des Botschaftsrates für Handels- berg, Präsident der Österreichisch-Fränki- der Stadt Wien, überreicht – und ein Glas angelegenheiten Österreichische Botschaft schen Gesellschaft e.V. und Gattin, Irene Sekt gab den Auftakt für eine schwungvolle Berlin, Dieter Hapel, Bezirksbürgermeister Ernst (Herausgeberin des „Diplomatischen Ballnacht. Der Präsident der Österreichisch a.D. (Tempelhof-Schöneberg) und Gattin Magazins“) u. Anton Eder, Präsident des Ver- Deutschen Gesellschaft Berlin-Brandenburg Heli, Ekkehard Band, Bezirksbürgermeister eins der Österreicher in Baden-Württemberg. a.D. (Tempelhof-Schöneberg) und Gattin Werner Götz dankte allen, die zum Zu- *) Angéle Ksinski ist Vorstandsmitglied der ÖDG Mona Mylius, Fritz Dertnig, Vizepräsident standekommen dieses Balles beigetragen ha- Berlin-Brandenburg (Beirat). des Dachverbandes und Präsident des Öster- ben. Besonders der „Balldirektorin“ Vize-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 29 Österreich, Europa und die Welt präsidentin Christine Ziech, der er einen Blumenstrauß überreichte und Vizepräsident Ekkehard Mannigel. Des weiteren den Ve- reinsmitgliedern und den Sponsoren: Re- gionaldirektor Bernhard Dohne, (Maritim Hotel Berlin), der Botschaft und, ganz be- sonders, dem großen Gönner: der Stadt Wien, den Mitgliedern der ÖDG Viktor Kattinger und dessen Frau Karin Klein, Tochter seines Vorgängers, Heinrich Purchala, seligen An- gedenkens. Auch ein neugewonnener – großzügiger – Sponsor konnte gewonnen werden: die JPA Armouring GmbH, die Fahrzeugpanzerun- gen nach höchsten Standards mit den besten Materialien und einer permanenten Quali- tätssicherung durchführt, vertreten durch

Christian Tatarzycki. Foto: Starfacestudio Der Chefin der Tanzschule Broadway aus Salonorchster-Chef Christoph Sanft und ÖDG-Präsident Werner Götz Spandau, Monika Förschler, die seit vielen Jahren mit ihren TänzerInnen eine Augen- weide ist und dem Ball besonderen Flair gibt, wurde mit Blumen gedankt. Der „Wiener Ball der Stadt Wien“ wird seit 1949 mit Unterbrechungen veranstaltet und zum bereits 20. Mal war das Berliner Salon Orchester unter der bewährten Leitung von Christoph Sanft dabei. Das ist ein beson- deres Dankeschön wert. Nach der Begrüßung durch den Präsiden- ten trat Landtagspräsident Franz Majcen ans Podium und dankte für die Einladung, der er mit Freuden gefolgt sei. Er berichtete vom großen Bauernbundball in Graz mit 16.000 Gästen, den er tags zuvor besucht hatte und wo die Tracht im Vordergrund stehe, um Zu- sammenhalt und Tradition zu fördern. Da- nach wünschte er den Gästen eine traumhaft Foto: Starfacestudio schöne Ballnacht gab „Wiener Ball der Ös- Der Erste Landtagspräsident Franz Majcen bei seiner Begrüßungsansprache terreicher in Berlin“ frei. Mit der Fächerpolonaise eröffneten die Damen der Tanzschule Askania in ihren wei- ßen Kleidern beschwingt mit ihren Tänzern. Ein tänzerisches Medley in Rot schloß sich an. Die Darbietungen sind jedesmal eine Augenweide, ein besonderes Zuckerl. Als es dann hieß: „Alles Walzer“, wurde die Tanz- fläche gestürmt und es schwebten alle in Wal- zerseligkeit über das Parkett. Ekkehard Man- nigel eröffnete, nachdem die Paare ausgiebig das Tanzbein geschwungen hatten, das köst- liche Buffet mit herrlich schmeckenden und geschmackvoll angerichteten ös- terreichischen Spezialitäten, warme und kalte Vorspeisen, Hauptspeisen und Desserts. Für die musikalische Untermalung mit Wienerischen Klängen sorgte während des

Essens ein Kaffeehaus-Duo. Nach den Gau- Foto: K. Röck menfreuden wurde getanzt, geplaudert oder Mezzosopranistin Christina Sidak (aus Wien angereist) und Pianist Hafez Babashahi

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 30 Österreich, Europa und die Welt

Die Tanzpaare der Tanzsportgruppe Askania Berlin begeisterten das Publikum mit ihren hochprofessionellen Darbietungen.

flaniert und schon gab es eine weitere At- me brandeten auf und mit einem großen Blu- des Fotostudios Starfacestudio, das die wun- traktion: Meisterpaare vom Tanzsportclub menstrauß dankte Werner Götz dem Künst- derschönen Fotos der Ballgäste gemacht hat- Askania TSC tanzten mit großer Eleganz lerpaar. te – eine schöne Erinnerung! Wer möchte, und Können verschiedene Tanzstile – das Als Kontrastprogramm und auch für die kann sie hier ansehen und bestellen war Tanzkunst in Perfektion, die mit großem diesmal besonders zahlreichen jugendlichen http://starfacestudios.de/html/bestellgalerie.html Beifall bedacht wurde. Gäste traten zwei HipHop-Gruppen der „Früh um Fünf – kleine Maus“, um es mit Den Höhepunkt dieses exzellenten Balls Tanzschule Broadway auf, die zu später einem Berliner Gassenhauer zu sagen, gin- war der Auftritt der Mezzo-Sopranistin Chri- Stunde mit ihrer temperamentvollen Show gen die letzten Gäste beschwingt und glück- stina Sidak aus Wien, die die zauberhaften begeisterten. In den frühen Morgenstunden lich nach Hause. Wohl mit dem Gedanken: Operettenstücke mit großer Stimme und ging es ins „Wiener Kaffeehaus“, um den Im nächsten Jahr – Samstag, 13. Februar Charme zu Gehör brachte und am Flügel von Ausklang der Ballnacht zu genießen. 2016 – sind wir wieder dabei!  Hafez Babashahi begleitet wurde. Beifallstür- Vorher ging man noch rasch zum Stand http://www.oesterreichisch-deutsche-ges.de Fotos: Starfacestudio

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 31 Österreich, Europa und die Welt Wiener Ball in Beijing Das Kempinski Hotel Beijing veranstaltete den ersten »Wiener Ball« 2015 und will diesen gesellschaftlichen Höhepunkt zur Tradition machen. Fotos: Kempinski Hotel Beijing Lufthansa Center Heinz Heidenreich, berühmter Tanzlehrer und ehemaliger Solotänzer der Wiener Staatsoper, führte die DebütantInnen. in Juwel der österreichischen Geschichte Eund Lebensweise, der Wiener Ball ist nach China gebracht worden – das Kem- pinski Beijing veranstaltete in der Nacht des 21. März eine wirklich glamouröse und schil- lernden Gala in der herrlichen Kulisse des „Jade Ballrooms“. Der Ball-Event des Jahres stand unter der Schirmherrschaft des Bürger- meisters der Stadt Wien, Michael Häupl und wurde vom Kulturamt der Österreichischen Botschaft Beijing, der Stadt Wien und Au- strian Airlines unterstützt. Unter den Ehren- gästen waren die österreichische Botschaf- terin in China, Irene Giner-Reichl, und Eli- sabeth Vitouch, Abgeordnete zum Wiener Landtages, als Vertreterin der Stadt Wien. Die Gäste genossen einen sensationell eleganten Abend mit außergewöhnlichen Highlights, natürlich mit Live-Musik – gebo- ten von der berühmten Original Strauss Ca- essen kam aus der Gourmet-Küche und ver- fekt. Die Gäste verbrachten einen schönen pelle Wien beim Tanzen zu den Klängen von wöhnte mit Speisen aus dem Land der Musik Abend mit wirklich hervorragender Live- Strauss und Mozart. Ein exklusives Abend- und des Walzers. Alles war einfach nur per- Unterhaltung und durchtanzten die Nacht.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 32 Österreich, Europa und die Welt

Live-Musik – geboten von der berühmten Original Strauss Capelle Wien unter dessen Chefdirigenten Rainer Roos

Die Quadrille Ein wesentlicher Bestandteil eines echten österreichischen Balls ist die Quadrille: Beim Kempinski Wiener Ball wurde dieser histori- sche Tanz von dem berühmten Tanzlehrer und ehemaligen Solotänzer der Wiener Staats- oper, Heinz Heidenreich, angeführt und sei- ne „Schritt-für-Schritt-Anleitung“ um Mitter- nacht begeisterte sowohl Profi- als auch und Hobbytänzer, die damit einer Tradition folg- ten, die heutzutage selten außerhalb von Ös- terreich zu finden ist. Und da die Österrei- cher neben erstklassiger lokaler Küche auch klassische Musik lieben, haben die Verant- wotlichen des Kempinsky auch für einen außergewöhnlichen musikalischen Höhe- punkt und gesorgt und eines der größten Ta- lente der Operette in Wien eingeladen: die Sopranistin Marcela Cerno. Sie trat mit Klas- sikern der österreichischen Operette auf und Irene Giner-Reichl, österreichische Botschafterin in China, bei der Begrüßung Fotos: Kempinski Hotel Beijing Lufthansa Center

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 33 Österreich, Europa und die Welt verzauberte das Publikum mit ihrer außerge- wöhnlichen Stimme. Der Kempinski Wiener Ball Beijing ver- einte Chinas einflußreichste Designer und aufsteigende Modestars in einer einzigarti- gen und glamourösen Nacht. Tanya Wang, Gründer und Designer von TANYA Couture, konnte als offizieller Ausstatter des Kem- pinski Wiener Ball Beijing gewonnen wer- den, der exklusiv all die schönen und ele- ganten Debütantinnen-Ballkleider gestaltete.

Eine Tradition Was in diesem Jahr mit dem Kempinski Wiener Ball in Beijing begonnen hat, wird eine neue Tradition für die Gesellschaft von Beijing und als ein wichtiger Brückenbauer für Kunst und kulturelle Interessen zwischen diesen beiden herausragenden Städten star- Eines der größten Talente der Operette aus Wien: die Sopranistin Marcela Cerno ten. Es war eine unvergeßliche Nacht mit Charme, Schönheit und Romantik – und die Tradition hat gerade erst begonnen!

Über Kempinski Hotel Beijing Lufthansa Center Das Kempinski Hotel Beijing Lufthansa Center ist die perfekte Mischung aus Luxus, Komfort und kultureller Vielfalt unter einem Dach. Das Hotel befindet sich im Herzen von Beijings Diplomaten- und Geschäfts- viertel und ist nur eine 20minütige Fahrt vom internationalen Flughafen Beijing Capital entfernt. Das Kempinski Hotel Beijing ver- fügt über 526 gut ausgestattete Gästezimmer und Suiten, acht voll ausgestattete Bankett- bzw. Konferenzeinrichtungen und sieben stil- volle und authentische Restaurants und Bars. Das Hotel bietet internationalen Urlaubern und Geschäftsreisenden Service mit europä- Er ist Mitternacht und die Gäste tanzen die »Quadrille«. ischem Stil. Das Hotel ist auch ein Teil des Beijing Lufthansa Center-Komplexes, der Büros, Wohnungen, und Showrooms sowie You Yi Shopping City, Banken, Fluggesell- schaften, ein 24-Stunden-Ärztezentrum, ein Fitnessstudio und einen Kindergarten inte- griert.

Über Kempinski Gegründet im Jahr 1897, ist Kempinski Hotels Europas älteste Luxushotelgruppe. Kempinskis reiches Erbe von tadellosem per- sönlichem Service und hervorragender Gast- freundschaft wird durch Exklusivität und Individualität seiner Eigenschaften ergänzt. Kempinski verwaltet derzeit ein Portfolio von 75 Fünf-Sterne-Hotels in 31 Ländern und wird neue Hotels in Europa, im Nahen Osten,

Afrika und Asien hinzufügen.  Fotos: Kempinski Hotel Beijing Lufthansa Center http://www.kempinski.com/beijing Gastgeber Gerhard E. Mitrovits, Managing Director des Kempinski Hotel Beijing

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 34 Österreich, Europa und die Welt Kurz: Europäische Nachbarschaftspolitik muß flexibler werden m Rahmen einer internationalen Experten- Ikonferenz des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres gemeinsam mit dem Think-Tank Carnegie Europe skiz- zierte Außenminister Sebastian Kurz am 2. März seine Vorstellungen einer neuen Euro- päischen Nachbarschaftspolitik (ENP): „Die politische Lage in der Nachbarschaft Euro- pas ist völlig anders als noch vor zehn Jahren. Die Europäische Nachbarschaftspolitik muß dieser Entwicklung Rechnung tragen. Es braucht ein stärkeres Eingehen auf die ver- schiedenen Ambitionen unserer Nachbarn und mehr Flexibilität, damit sich speziell die Staaten im Osten der Union nicht zwischen Europa und Rußland entscheiden müssen –

ein ‚Sowohl-als-auch‘ muß möglich sein“. Foto: BMEIA / Dragan Tatic Ein rigides Einheitsrezept für alle Partner- v.l.: Außenminister Sebastian Kurz, Carnegie Europe-Direktor Jan Techau und staaten werde, so der Außenminister, den Johannes Hahn, EU-Kommissar für Europäische Nachbarschaftspolitik und Er- Herausforderungen nicht gerecht. Die ENP weiterungsverhandlungen muß politischer und noch stärker ein Teil der Think-Tanks im Bereich der europäischen Auftrag erhalten, bis Ende 2015 eine Be- gesamten EU-Außenbeziehungen werden. und internationalen Politik: „Zum ersten Mal standsaufnahme der ENP und Vorschläge für Gemeinsam mit EU-Kommissar Johan- ist Carnegie Europe mit seinen Expertinnen ihre Zukunft vorzulegen. nes Hahn und Carnegie Europe Direktor Jan und Experten zu Gast im Außenministerium. Die Konferenz des Außenministeriums Techau diskutieren österreichische und euro- Das ist auch eine Auszeichnung für die ös- war der österreichische Beitrag zu diesem päische ExpertInnen über die künftigen Her- terreichischen Bemühungen um eine Reform Überprüfungsprozeß, der auch beim infor- ausforderungen und Ziele der ENP im Süden der ENP“, betonte der Außenminister. mellen EU-Außenministerrat am 7. März in und Osten der Union. Der Mitveranstalter EU-Kommissar Hahn hat von Kom- der lettischen Hauptstadt Riga erstmals the- Carnegie ist einer der weltweit führenden missionspräsident Jean-Claude Juncker den matisiert wurde.  Abkommen mit Slowenien zum Karawanken-Eisenbahntunnel er derzeit zweigleisige Karawanken- Dtunnel zwischen Österreich und Slo- wenien wird sicherheitstechnisch adaptiert. Die notwendigen Maßnahmen werden von beiden Ländern gemeinsam getragen und fi- nanziert. Das sind die Kernpunkte des Ab- kommens, das Infrastrukturminister Alois Stöger am 20. März mit seinem slowenischen Amtskollegen Peter Gaspersic in Innsbruck unterzeichnete. „Unseren Teil der Finanzierung haben wir bereits im ÖBB-Rahmenplan einkalku- liert und sichergestellt. Ich freue mich, daß auch Slowenien die notwendigen Schritte setzt, damit wir gemeinsam die Tunnelsi- Foto: BMVIT / Die Fotografen cherheit nachhaltig erhöhen können“, betont Infrastrukturminister Alois Stöger (l.) und sein slowenischer Amtskollege Peter Stöger bei der Unterzeichnung des Abkom- Gaspersic unterzeichnen das Abkommen zum Karawankentunnel mens am Rande des Brenner-Basistunnel- chen, bessere Beleuchtung und Anschluß- Standards ermöglicht. Die dann eingleisige Kongresses in Innsbruck. Die Kosten für die möglichkeiten für elektrische Arbeitsmittel Verbindung zwischen Rosenbach und Je- Sanierung des österreichischen Tunnelteils nachgerüstet. Dabei kommt es zur Umstel- senice wird eine sehr gute Betriebsqualität bis zur Staatsgrenze belaufen sich auf 66 lung auf ein Streckengleis, um das volle ermöglichen. Der Bau einer zweiten Tunnel- Mio. Euro. Lichtraumprofil herzustellen. Damit werden röhre wird langfristig in Erwägung gezogen, Um den Arbeitnehmerschutz sicherzustel- die nachhaltige Bestandssanierung und die hängt aber natürlich von Verkehrsentwick- len, werden im knapp 8 km langen Karawan- schrittweise Anhebung der Tunnelsicherheit lung und Kapazitätserfordernissen auf dieser kentunnel durchgehende ebene Standflä- zur Umsetzung der entsprechenden EU- Strecke ab. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 35 Österreich, Europa und die Welt Atambajew: Kirgisistan lebt demokratische Entwicklung vor taatspräsident Almasbek Atambajew sieht Sdie Entwicklung Kirgisistans von einer ehemaligen Sowjetrepublik zu einem demo- kratischen Staat als geglückt. Minderheiten- rechte etwa erhielten in der modernen Re- publik Kirgisistan viel Aufmerksamkeit und mehrere Regierungsämter seien in dem groß- teils muslimischen Land mit Frauen besetzt. Vom Westen erwarte er aber deutlichere Un- terstützung bei der weiteren Stärkung der De- mokratie Kirgisistans, bemerkte Atambajew am 23. März bei einem Treffen mit Bundes- ratspräsidentin Sonja Zwazl anläßlich eines Besuchs im österreichischen Parlament. Wirtschaftlich sei Kirgisistan nämlich durch konsequente Bekämpfung der Korrup- tion auf einem guten Weg, sagte Atambajew. Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Bundesratspräsidentin Sonja Zwazl und Staatspräsident Almasbek Atambajew So habe man in den letzten drei Jahren die Einfuhren verdoppeln können. Die Eurasi- dener Wirtschaftsräume viel bei. Österrei- Regierung war bei dem Gespräch durch sche Wirtschaftsunion, der Kirgisistan bei- chische Unternehmen würden bereits großes Außenminister Erlan Abdyldajew und Vize- treten will, solle keinen Gegenpol zur Euro- Interesse am kirgisischen Markt zeigen, al- premier Valeriy Dil sowie Nationalbankchef päischen Union darstellen, betonte er, viel- lerdings müßten sie auch entsprechende Rah- Tolkunbek Abdygulow vertreten. Zuvor traf mehr gelte es, miteinander am wirtschaft- menbedingungen vorfinden. Zwazl faßte auf Bundespräsident Heinz Fischer seinen Amts- lichen Aufschwung und Frieden zu arbeiten. Einladung einen Besuch in Kirgisistan ins kollegen in der Hofburg, wo außerdem sei- Zwazl bekräftigte, zur Hebung der Le- Auge – gemeinsam mit einer Wirtschaftsde- tens der Außenministerien verstärkte Zusam- bensqualität trage eine Annährung verschie- legation, wie sie unterstrich. Die kirgisische menarbeit vereinbart wurde.  Liechtensteinische Landtagsdelegation besucht das Hohe Haus wischen Österreich und Liechtenstein Zbestehen vielfache Beziehungen und eine sehr gute Zusammenarbeit in Gesell- schaft, Wirtschaft, Kultur, Justiz und Sport.“ In dieser gemeinsamen Beurteilung stimm- ten der Landtagspräsident von Liechtenstein, Albert Frick, und der Zweite Präsident des Nationalrates, Karlheinz Kopf, bei ihrer Un- terredung am 16. März im Parlament überein. Landtagspräsident Frick besuchte das Hohe Haus an der Spitze einer Delegation der Aus- senpolitischen Kommission des Liechtenstei- nischen Parlaments und erörterte mit dem aus Vorarlberg stammenden Präsidenten Kopf bilaterale, europäische und regionale The- men, insbesondere auch Verkehrsfragen im Grenzgebiet Liechtensteins und Vorarlbergs. Albert Frick berichtete von aktuellen wirtschaftspolitischen Herausforderungen des EWR-Mitglieds Liechtenstein, das den Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Schweizer Franken als Währung hat und Besuch einer Delegation des Außenpolitischen Ausschusses des Landtages von Liechtenstein unter Leitung des Landtagspräsidenten Albert Frick in Wien sein BIP keineswegs nur in der Finanzwirt- schaft, sondern zu 40 Prozent in der Indu- Liechtensteinischen Gäste, eine gemeinsame Debatte über mehr direkte Demokratie in strie erwirtschaftet. Karlheinz Kopf brachte ParlamentarierInnen-Freundschaftsgruppe Österreich, die aktuellen Probleme in der seine Freude über den Abschluß des Inter- zwischen den beiden Parlamenten einzurich- Eurozone, sowie die Notwendigkeit, die Al- nationalen Steuerabkommens zum Ausdruck, ten, nahm Kopf positiv auf und sagte Albert tersversorgung finanziell zu sichern und die das die finanzielle Transparenz verbessert Frick zu, sich dafür einzusetzen. Wettbewerbsfähigkeit der europäischen habe und gut funktioniere. Den Wunsch der Weitere Themen des Gesprächs waren die Wirtschaft zu erhalten. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 36 Österreich, Europa und die Welt LH Pröll empfing bulgarischen Staatspräsidenten Plevneliev iederösterreichs Landeshauptmann Er- Nwin Pröll konnte am 18. März den bul- garischen Staatspräsidenten Rosen Plevne- liev in St. Pölten begrüßen. Im Zentrum des gemeinsamen Arbeitsgespräches standen die Themen Donauraumstrategie, Verkehr und Bildung. Das persönliche Zusammentreffen sei be- reits das siebente, sprach Pröll im Zuge eines Pressestatements nach dem Arbeitsgespräch von „sehr guten persönlichen Kontakten“. So habe man sich beim Europa-Forum Wach- au im Jahr 2010 – damals war Plevneliev noch Regionalminister Bulgariens – kennen- gelernt. Nach der Wahl Plevnelievs zum Staatspräsidenten war Landeshauptmann Pröll der erste ausländische Politiker, der den neu gewählten Präsidenten besuchte. Auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Niederösterreich und Bulgarien Foto: NÖ Landespressedienst / Pfeiffer Landeshauptmann Erwin Pröll (r.) empfing den bulgarischen Staatspräsidenten seien „sehr enge und sehr gute", so Pröll: Rosen Plevneliev in St. Pölten. „Es gibt rund 50 Beteiligungen oder Direkt- investitionen von niederösterreichischen Fir- bedankte sich Plevneliev. Er sei ein „begei- der Ausbildung hervor, Bulgarien führe der- men in Bulgarien, über 450 niederösterrei- sterter Europäer“, gemeinsam habe man viel zeit eine Ausbildungsreform nach Vorbild chische Unternehmen haben mit Bulgarien geleistet. Besonders hob der Staatspräsident der österreichischen dualen Ausbildung Handelsbeziehungen.“ das Europa-Forum Wachau hervor. Dort durch. In bezug auf die Donauraumstrategie werde „mit Ideen für Europa und Debatten Der „ERI Prix“ wird für Verdienste um stellte der Landeshauptmann fest: „In dieser für Europa“ dazu beigetragen, „daß wir un- die Bewahrung der Vielfalt und der Gleich- Region wird sich ein guter Teil des europäi- ser Europa gestalten“. Das Europa-Forum rangigkeit der Regionen auf dem Weg zu schen Weges entscheiden. In diesem Raum Wachau und Niederösterreich seien „Motor einem geeinten Europa vom Land Nieder- leben 115 Millionen Menschen in 180 Re- der regionalen Kooperation“, betonte er. österreich und der Donau-Universität Krems gionen und er umfaßt 14 Staaten – Mitglieds- „Hier im Herzen Europas planen wir Zu- verliehen. Erstmals wurde er im Jahr 2005 staaten der EU ebenso wie Nicht-Mitglieds- kunftsprojekte“, meinte Plevneliev, und ver- an Vaclav Klaus vergeben, weitere Preisträ- staaten.“ Einen wesentlichen Focus lege man wies dabei etwa auf die Donauraumstrategie. ger sind Mikulas Dzurinda (2007), Edmund auf die durchgehende Schiffbarmachung der Besonders hob er auch die Kooperation zwi- Stoiber (2009) und Jean-Claude Juncker Donau durch die Kooperation der Schwarz- schen Bulgarien und Österreich im Bereich (2012).  meer- und der Donauhäfen. Was die Ver- kehrsfragen betreffe, so setze man vor allem auf die Zusammenarbeit im Rahmen der Parlament: Belgische Abgeordnete zu Gast transeuropäischen Netze. Dabei seien insge- as Thema Direkte Demokratie stand am allem gelte es zu vermeiden, daß die reprä- samt neun Korridore vorgesehen, zwei da- D19. März im Mittelpunkt eines Mei- sentative Demokratie durch Einrichtungen von berührten Niederösterreich. Der Ausbau nungsaustausches zwischen Abgeordneten der direkten Demokratie umgangen werde, solle weiter vorangetrieben werden, hielt des Parlaments der belgischen Region Wal- warnte er. Einer Meinung war Cap mit Ni- Pröll dazu fest. lonien und österreichischen MandatarInnen kolaus Berlakovich (V) in der positiven Ein- Eine intensive Zusammenarbeit gebe es im Parlament. Vor dem Hintergrund eines schätzung von Elementen der Direktwahl, auch im Bereich der Bildung, informierte diesbezüglichen intensiven Diskussionspro- wie etwa Vorzugsstimmen, plädierte dar- der Landeshauptmann weiters. Staatspräsi- zesses in Belgien sei man auf der Suche nach überhinaus für einen Ausbau der Bürgerbe- dent Plevneliev habe bereits das IST Austria Best-Practice-Modellen in anderen europäi- teiligung und verwies zudem auf die Arbeit in Klosterneuburg besucht, darüber hinaus schen Staaten, erklärte Gilles Mouyard, der der Enquetekommission betreffend Stärkung gebe es eine Vielzahl an bulgarischen Stu- die Delegation leitete. Großes Interesse be- der Demokratie in Österreich. Die Abgeord- dentenInnen an der IMC FH Krems, am IST kundeten die Gäste dabei vor allem an den neten Philipp Schrangl, Christian Lausch Austria und an der Donau-Universität. österreichischen Erfahrungen mit den Instru- (beide F) und Christoph Hagen (T) empfah- Die Auszeichnung mit dem „ERI Prix“, menten Volksbegehren und Volksbefragung. len den Gästen hingegen, auf Volksabstim- die dem Präsidenten von Pröll während eines Verantwortung und Balance seien bei die- mungen nach Schweizer Vorbild zu setzen, Festakts verliehen wurde, sei für ihn „ein be- sem heiklen Thema gefragt, gab SPÖ- zumal, wie sie übereinstimmend zu beden- sonderer Moment in meiner Arbeit als bul- Abgeordneter Josef Cap den wallonischen ken gaben, nur dieses Instrument bindenden garischer Präsident“ und „eine große Ehre“, MandatarInnen als Rat mit auf den Weg. Vor Charakter habe. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 37 Österreich, Europa und die Welt Oö. LT-Präs. Sigl: Potentialmarkt Autonome Provinz Vojvodina erbien bezieht derzeit rund 60 Prozent Sder Energie aus Kohlekraft. Aufgrund der Bestrebungen zur EU-Vollmitgliedschaft ist Serbien unter Handlungsdruck, die EU- Standards zu erreichen. „Die oberösterrei- chische Wirtschaft, vor allem im Bereich der erneuerbaren Energie, hat mit seinem viel- fältigen Know-how die Chance, einen neuen Exportmarkt zu erobern“, sieht Oberöster- reichs Landtagspräsident KommR Viktor ein wachsendes Potential in Serbien. „Es ist deshalb von enormer Bedeutung, daß die Landespolitik die Weichen für einen einfachen Markteintritt für unsere Unterneh- men sorgt“, betont Sigl. Aus diesem Grund

hat der Oö. Landtag bereits vor zehn Jahren Foto: Land OÖ/ K auder eine Absichtserklärung zur vertieften Zu- v.l.: Generalsekretär des Regionalparlaments Milorad Gasic, Zweite Landtagspräsi- sammenarbeit in den Bereichen Wirtschafts- dentin Gerda Weichsler-Hauer, Präsident des Parlaments der AP Vojvodina Istvàn und Handelsbeziehungen, Bildung sowie Pásztor und Landtagspräsident KommR Viktor Sigl Umwelt- und Naturschutz mit der Autono- Bei einem Treffen zwischen Sigl und der erbaren Energie können wir die Provinz un- men Provinz Vojvodina unterzeichnet. Zu den Zweiten Landtagspräsidentin Gerda Weichs- terstützen“, ist Sigl überzeugt. Pásztor lud oberösterreichischen Unternehmen, die in ler-Hauer mit Istvàn Pásztor, Präsident des Sigl und Weichsler-Hauer sowie den Ökoe- der Provinz Vojvodina aktiv sind, zählen bei- Parlaments der AP Vojvodina, wurde über nergie-Cluster OÖ, die FH Wels und die Fach- spielsweise die Greiner Packaging Interna- eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit abteilungen des Landes OÖ zu den Geo- tional und die Gierlinger Holding, die Ende gesprochen. „Die derzeitige Gegebenheit in thermal Energy Days in Novi Sad ein, wo im Jänner 2015 die Fleischfabrik Mitros – eines Vojvodina gab es in Oberösterreich vor vie- Mai die Möglichkeiten einer Zusammenar- der führenden Unternehmen in Serbien – len Jahren. Mit unserer Erfahrung und dem beit im Bereich der erneuerbaren Energie übernommen hat. gesammelten Wissen im Bereich der erneu- Formen annehmen. 

OÖ: Partnerschaftsabkommen mit Top-Wirtschaftsuni in Beijing andesrätin Doris Hummer besuchte mit Leiner Delegation der FH Oberösterreich die University of International Business and Economics (UIBE) in Beijing. Die 2013 im Rahmen des Beijing Humboldt-Forums be- gonnene Zusammenarbeit hat nun zur Unter- zeichnung eines Double-Degree Abkom- mens zwischen dem Masterstudiengang Global Sales and Marketing der FH Oö in Steyr und mit der UIBE Beijing geführt. „China ist für die FH Oö eine wichtige Zieldestination, weil wir als Hochschule dort sein wollen, wo auch die wirtschaftlichen In- teressen unseres Bundeslandes liegen. Mit der Foto: Land OÖ renommierten University of International v.l.: Xiaohu Feng (Professor UIBE), Helmut Spitzl (Attaché der öst. Botschaft), Business and Economics in Beijing haben Zhongxiu Zhao (Vice President UIBE), Jianjun Shi (Präsident UIBE), Landesrätin wir einen ausgezeichneten Partner gewonnen, Doris Hummer, Gerald Reisinger (GF FHOÖ), Andreas Zehetner (Vizepräsident der sich durch hohe Qualität in Lehre und FHOÖ), Junjie Hong (Dean UIBE) und Xiaomeng Li (International Relations UIBE) Forschung sowie intensive Vernetzung mit Daß die Zusammenarbeit bereits erste Degree-Studierenden aus China an der der Wirtschaft auszeichnet“, so die Landes- Früchte trägt, zeigt sich an den ersten vier Fachhochschule Oö. ihr Studium beginnen. rätin, die sich auch darüber freut, daß die Studierenden aus OÖ, die bereits in Beijing Das Beijing Humboldt-Forum (18. – 20. UIBE Peking nun Mitglied der International studieren und im Zuge des Besuchs von September 2015), das unter gemeinsamer Assocation of University Presidents wird. Hummer ihre hohe Zufriedenheit und große Führung von UIBE und FHOÖ 2015 ausge- Die feierliche Unterzeichnung des neuen Begeisterung über die neue kulturelle Er- richtet wird, entwickelt sich immer mehr zu Double-Degree-Abkommens fand am 10. fahrung zum Ausdruck brachten. Im Stu- einem Forum für Wirtschaft, Wissenschaft März an der UIBE in Peking statt. dienjahr 2015/16 werden die ersten Double und Politik mit „Vordenker-Potential“. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 38 Österreich, Europa und die Welt NÖ Marktsondierungsreise Großbritannien rchitektur & Bauwirtschaft im Vereinig- Aten Königreich – Markt, Trends & Ideenaustausch“ lautete der Titel der Markt- sondierungsreise, die von Niederösterreichs Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav in Kooperation mit dem AußenwirtschaftsCen- ter London, mit ecoplus International und der Wirtschaftskammer Anfang März unter- nommen wurde. Der Fokus des Programms richtete sich da- bei auf die Baudynamik der Londoner City. Begleitet wurde die Wirtschaftsdelegation von heimischen Unternehmen, die die zahl- reichen Termine in London für konstruktive Gespräche und Geschäftsanbahnungen nutz- ten, um ihre Exportchancen am britischen Foto: ecoplus Markt zu erhöhen. v.l: ecoplus GF Helmut Miernicki, LR Petra Bohuslav, Handeslobmann Franz Kirn- Die Signale, die der britische Markt an bauer, Botschafter Martin Eichtinger und Wirtschaftsdelegierter Georg Karabaczek die heimische Exportwirtschaft sendet, sind Augenblicklich entstehen in London-Batter- besteht. Großbritannien liegt nicht unter den vielversprechend: Im Jahr 2014 konnte sea und London-Earls Court für jeweils rund Top 10, sondern mit 480 Mio. Euro auf Platz Großbritannien ein BIP-Wachstum von 2,6 8 Mrd. Pfund (rund 10 Mrd. €) neue Stadt- 12 (2013) der niederösterreichischen Export- Prozent vorweisen, wobei für das laufende teile. Die die Crossrail-Station im Stadtteil statistik. Innerhalb der nächsten drei Jahre Jahr ein Wachstum von 2,7 Prozent prognosti- Canary Wharf wird rund 600 Mio. € kosten. sollte Großbritannien jedenfalls unter die ziert wird. Zudem erwartet der britische Bau- Bohuslav: „Ein Blick auf die niederöster- Top 10 der niederösterreichischen Export- stoff-verband CPA für die nächsten fünf Jah- reichische Exportstatistik zeigt, daß bei märkte kommen.“  re ein Branchenwachstum von 22,2 Prozent. Großbritannien durchaus noch Aufholbedarf http://www.ecoplus.at Skytrax-Award »Best Airport Staff in Europe« für Flughafen Wien ie Qualitätsstrategie des Flughafen DWien wird international anerkannt: Das Marktforschungsinstitut Skytrax verleiht den diesjährigen Award für den „Best Airport Staff in Europe“ an den Flughafen Wien. Da- bei werden in einer Befragung von weltweit mehr als 13,02 Mio. Reisenden die Dienst- leistungsorientierung und Servicequalität aller MitarbeiterInnen in den passagiernahen Bereichen, wie im Terminal, an den Sicher- heitskontrollen, bei den Info-Schaltern, in den Shopping & Gastronomie-Einrichtun- gen und vielen weiteren kundenrelevanten Schnittstellen bewertet. Über 550 Flughäfen weltweit werden dabei analysiert. Überge- ben wurde die Auszeichnung im Rahmen der Passenger Terminal Expo 2015 in Paris am 11. März von Edward Plaisted, CEO von Foto: Flughafen Wien AG Skytrax, an Julian Jäger, Vorstand der Flug- Julian Jäger, Vorstand Flughafen Wien AG (l.) und Edward Plaisted, CEO Skytrax hafen Wien AG. diese Bemühungen von den Reisenden auch Im Vorjahr erreichte der Flughafen Wien „Unseren PassagierInnen eine hohe Ser- positiv wahrgenommen werden. Der Flugha- in der Europa-Kategorie noch den fünften vicequalität zu bieten, ist eines unserer wich- fen Wien hat in den letzten Jahren viele Maß- Platz, heuer geht die Auszeichnung in Gold tigsten strategischen Ziele und eine ausge- nahmen zur Verbesserung der Servicequali- nach Wien. Im Gesamtranking „Worlds Best prägte Dienstleistungsorientierung hat für uns tät gesetzt und diese Auszeichnung ist eine Airports“ verbesserte sich der Flughafen Wien höchste Priorität. Unsere MitarbeiterInnen, Bestätigung, daß wir hier gemeinsam auf immerhin auf Platz 38 (nach Rang 46 im wie auch alle Beschäftigten unserer Stand- dem richtigen Weg sind. Dafür bedanke ich Vorjahr) von 550 bewerteten Flughäfen welt- ortpartner, erbringen dafür jeden Tag höch- mich beim gesamten Team der Flughafen weit und liegt damit unter den Top100.  sten Einsatz und ich freue mich sehr, daß Wien AG und unserer Partner am Standort“. http://www.viennaairport.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 39 Österreich, Europa und die Welt LTP Kopietz empfing Kollegen der serbischen Stadt Jagodina er Landtagspräsident von Jagodina, DDragan Markovic, ist regelmäßig Gast in Wien. Er ist sehr daran interessiert, die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehun- gen zwischen Jagodina und Wien auszubau- en. Bei seinem aktuellen Besuch begleitete Markovic eine Delegation aus 350 Land- wirten, die während seines Arbeitsbesuches im Wiener Rathaus landwirtschaftliche Be- triebe besuchten. In den letzten Jahren war Markovic immer wieder in Wien, mit politi- schen Delegationen oder mit größeren Stu- dentengruppen. Der Wiener Landtagspräsident Prof. Har- ry Kopietz erläuterte die Rolle der Land- wirtschaft in einer Großstadt wie Wien, vor allem im Hinblick auf Gemüse- und Weinan- bau, aber auch die Rolle jener WienerInnen, die ihre Wurzeln in Serbien haben. Er be- Foto: PID / Schaub-Walzer schrieb einige aktuelle politische Maßnahmen, Landtagspräsident Kopietz (r.) empfing den Landtagspräsidenten der serbischen die in Wien große Erfolge feiern konnten, Stadt Jagodina Dragan Markovic wie beispielsweise der Gratis-Kindergarten. Euro Investitionssumme größter ausländi- tensivierung der Beziehungen zu Wien inter- Österreich ist nach offizieller Statistik der scher Investor in Serbien. Der Landtags- essiert und unterbreitete der Stadt einige serbischen Nationalbank mit ca. 2,9 Mrd. präsident von Jagodina ist sehr an einer In- interessante Angebote.  LR Benger auf Wirtschafts- und Kultur-Mission in Slowenien s ist mir ein besonderes Anliegen, bei Emeiner Arbeit den Blick über die Gren- zen zu richten und nach Kooperationspart- nern für Kärnten zu suchen. Ich sehe im Al- pen-Adria-Raum große Möglichkeiten und Chancen für unsere gemeinsame Region“, erklärte Kärntens Landesrat Christian Benger seinen Besuch beim slowenischen Wirt- schaftsminister Zdravko Poèivalšek, der Kulturministerin Julijana Bizjak Mlakar und dem Staatssekretär für Kultur, Aton Peršak, Mitte März. Slowenien sei bisher schon wichtiger Handelspartner für Kärnten. Jetzt wolle man im Bereich Kreativwirtschaft und Startups die Zusammenarbeit intensivieren. „In Kärn- ten habe ich als Wirtschaftslandesrat 2015 den Schwerpunkt auf Kreative und Startups Foto: Büro LR Benger gelegt, da sie für die Entwicklung der tradi- LR Christian Benger (2. v.r.) auf Wirtschafts- und Kultur-Mission in Slowenien tionellen Wirtschaft unerläßlich sind“, er- oder Buchungscenter ins Auge gefaßt. Da der Italien ausbauen. Vor allem die Zusammen- klärte Benger. Alle Länder müßten den Gür- Gast keine Grenzen kenne, sei das Service arbeit auf kulturellem Sektor habe durchaus tel enger schnallen, durch Kooperationen im gerade bei grenzüberschreitenden Projekten Tradition, wie einige Projekte belegen. Bereich Wirtschaft oder Kultur sei jedoch auszubauen. „Jetzt geht es darum, den Weg für zu- eine positive Entwicklung möglich. Verstärkt sollte die Zusammenarbeit auch künftige Projekte zu ebnen und das sehr gute Auch der Tourismus habe für beide Län- im Rad-Tourismus werden. Minister Klima zwischen Kärnten und Slowenien zu der große wirtschaftliche Bedeutung. Beste- Poèivalšek betonte, den Ausbau des Radwe- nützen. Darin sind wir mit Staatssekretär hende Kooperationen wie beim Alpe Adria genetzes vor allem zwischen Lavamünd und Aton Peršak übereingekommen“, berichtete Trail sollten nun forciert werden. Beispiels- Marburg vorantreiben zu wollen. Gemein- Benger. Demnach werden die Beziehungen weise wurde im Gespräch mit dem Wirt- sam wolle man auch die Mountainbike-Rou- und die Zusammenarbeit weiter entwickelt schaftsminister ein gemeinsames Service- ten im Drei-Länder-Eck Kärnten-Slowenien- und weiter ausgebaut werden. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 40 Österreich, Europa und die Welt Schwarz: Gleichstellung auf dem Prüfstand ie gebürtige Lilienfelderin Gertrude konnte“, so Frauen-Landesrätin Barbara DEigelsreiter-Jashari nahm im März als Schwarz. Mitglied der Österreichischen Regierungs- Die Frauenstatuskommission der Verein- delegation an der Frauenstatuskommission ten Nationen wurde 1946 gegründet und der Vereinten Nationen in New York teil. Als überprüft die Umsetzung der Gleichberech- Fachexpertin und Vertreterin des „Entwick- tigung der Geschlechter. Hauptaufgabe ist lungspolitischen Netzwerkes für Frauen- das Erarbeiten von Empfehlungen und Be- rechte und feministische Perspektiven – richten mit dem Ziel, die Rechtsstellung der WIDE“ vertrat sie die Anliegen von Frauen Frau im politischen, wirtschaftlichen und so- für eine nachhaltige Entwicklung. Diese Vor- zialen Bereich zu verbessern. haben und gemeinsame frauenpolitische „Die Aktionsplattform von Peking und Schritte waren kürzlich Thema eines Infor- die Frauenstatuskommission bilden eine mationsgespräches bei Niederösterreichs zentrale Grundlage für Geschlechtergerech- Frauen-Landesrätin Barbara Schwarz. tigkeit, Gleichstellung und das Empowerment „Die aktuelle Lage von Frauen weltweit von Frauen. Wir haben uns mit der Frage bedarf auch weiterhin intensiver Anstren- beschäftigt, wie ausgewählte Länder die De- gungen und Maßnahmen, um eine nachhalti- klaration und Aktionsplattform von Peking Foto: Österreich Journal ge Geschlechtergerechtigkeit zu verwirkli- umgesetzt haben und welche Relevanz sie Landesrätin Barbara Schwarz chen. Gerade in Krisenzeiten spüren Frauen im Jahr 2015 noch hat“, möchte Eigelsreiter- und ihre Kinder die negativen Auswirkungen Niederösterreicherin ihre umfangreichen Jashari auch in Niederösterreich ein Bewußt- zuerst. Deswegen bin ich stolz, daß eine Erfahrungen in dieser Konferenz einbringen sein für die Aktionsplattform schaffen. 

FH Burgenland übernimmt Vorsitz in Amber Road as „Amber Road“ Netzwerk wurde im DMai 2014 in Sopron ins Leben gerufen. Es zählt 13 Hochschulen in neun Ländern zu ihren Mitgliedern entlang der historischen Bernsteinstraße. Das Hauptanliegen der „Amber Road“ ist die Förderung der Interna- tionalisierung von wirtschaftlichen Hoch- schulen in Zentralosteuropa.

Präsidentschaftswechsel „Die FH Burgenland ist sehr stolz, ein Teil dieses hervorragenden und erfolgrei- chen Netzwerkes zu sein und wir freuen uns sehr, daß wir ab März bis September 2015 die Präsidentschaft übernehmen dürfen“, so Tonka Semmler- Matošic, neue Präsidentin „Amber Road“ und Studiengangsleiterin im Foto: FH Burgenland Department Wirtschaft der FH Burgenland. v.l.: Tonka Semmler-Matošic,´ Univ.-Prof. Irena Zavrl, Attila Fábián und Eva Happ Die erste Vorsitzperiode hatte die wirt- sechs Monate wurden außerdem gemeinsa- im Department Wirtschaft der FH Burgen- schaftswissenschaftliche Fakultät der west- me Projekte in Bewegung gesetzt, gemeinsa- land. ungarischen Universität von September 2014 me Anträge eingereicht und die Mobilität bis Februar 2015. In dieser Periode wurden von Studenten und Mitarbeitern unterstützt“, Pläne der FH Burgenland wichtige Kommunikationsinstrumente und meint die Vizedekanin für Internationales Eine Einladung ungarischer und serbi- Maßnahmen des internationalen Netzwerkes der Westungarischen Universität, Eva Happ. scher Studenten nach Eisenstadt als Vertie- festgelegt und ihre Website ins Leben geru- Zusammenfassend kann man ersehen, fung und Bereicherung der internationalen fen. daß das Netzwerk „Amber Road“ mit viel Beziehungen innerhalb des „Amber Road“- „Es war eine große Freude, Bewerbungs- Schwung und Elan erfolgreich gestartet ist. Netzwerkes ist in Planung. Genau wie die anträge für den Logo-Design Wettbewerb „Wir hoffen, daß wir in der Zukunft noch innovative und kreative Gestaltung eines aus zahlreichen Ländern entgegenzuneh- mehr Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit „Amber Road“-Network-Newsletters, um men. Die Bewerber wurden angemessen unseren Amber Partnern ausschöpfen wer- den Informationsfluß innerhalb des Netz- belohnt“, so Attila Fábián, erster Präsident den“, erklärt Univ.-Prof. Irena Zavrl, Mit- werkes zu optimieren.  der „Amber Road“ und Dekan der Westun- glied im Managementboard des „Amber http://www.amberroadnetwork.com garischen Universität. „Während der letzten Road“-Netzwerks und Studiengangsleiterin http://www.fh-burgenland.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 41 Österreich, Europa und die Welt In Wien ist die Lebensqualität weltweit am höchsten ien ist 2015 die Stadt mit der höchsten von MitarbeiterInnen herangezogen, die ins Die besten 15 weltweit WLebensqualität weltweit. Mit Zürich Ausland entsandt worden sind. Diese Merk- (Rang 2) und München (Rang 4) befinden 01. Wien Österreich male schließen u. a. politische, soziale, wirt- 02. Zürich Schweiz sich zwei weitere europäische Städte in den schaftliche und umweltorientierte Aspekte 03. Auckland Neuseeland Top Fünf. Komplettiert wird die Spitzengrup- 04. München Deutschland ein. Hinzu kommen Faktoren wie persönli- pe von Auckland (Rang 3) und Vancouver 05. Vancouver Kanada che Sicherheit und Gesundheit, Bildungs- und (Rang 5). Das Schlußlicht weltweit bildet 06. Düsseldorf Deutschland Verkehrsangebote sowie andere öffentliche Bagdad. Zu diesen Ergebnissen kommt die 07. Frankfurt Deutschland Dienstleistungen. Die Ergebnisse der Studie alljährlich von der Beratungsgesellschaft 08. Genf Schweiz dienen Regierungen und internationalen Un- Mercer durchgeführte weltweite Vergleichs- 09. Kopenhagen Dänemark ternehmen als wichtige Informationsquelle studie zur Bewertung der Lebensqualität in 10. Sydney Australien und Entscheidungshilfe bei der Entsendung 230 Großstädten. 11. Amsterdam Niederlande von MitarbeiterInnen ins Ausland. 12. Wellington Neuseeland „Schaut man sich die bestplatzierten Städ- Wiens Bürgermeister Michael Häupl und 13. Bern Schweiz te des Rankings genauer an, zeigen sich nur 14. Berlin Deutschland Vizebürgermeisterin Renate Brauner zeigten minimale Unterschiede – die Lebensqualität 15. Toronto Kanada sich in einer ersten Reaktion erfreut: „Wien ist hier durchweg sehr hoch“, erklärt Mercer- wurde nun bereits zum wiederholten Mal zur Expertin Christa Zihlmann. „Spitzenreiter Ukraine auf Rang 176 ab. „Wir beobachten Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqua- Wien punktet besonders bei der Verfügbar- lokale und regionale Entwicklungen und de- lität gewählt. Das zeigt zum einen, daß die keit von geeigneten Mietobjekten für Expa- ren Auswirkungen sehr genau. So haben bei- hohen sozialen Standards, die gute Infra- triates, der Auswahl an Theater- und Musik- spielweise viele Städte in Europa ihre Si- struktur und die kulturellen Angebote, die darbietungen sowie Restaurants und dem cherheitsvorkehrungen aufgrund der Terror- Wien bietet, international anerkannt sind. Angebot von internationalen Schulen.“ anschläge in Paris und Kopenhagen deutlich Andererseits ist es vor allem auch ein Auf- Neben städtespezifischen Aspekten be- erhöht. Dies beeinträchtigt natürlich auch die trag für uns, diesen erfolgreichen Wiener einflußten auch Ereignisse wie politische Lebensqualität“, kommentiert Zihlmann. Weg hin zu einer pulsierenden, lebenswerten Umwälzungen das Ranking. So rutschte z. B. Zur Beurteilung der Lebensqualität wur- und sozial gerechten Metropole auch künftig Kiew in Folge der andauernden Krise in der den für jede Stadt 39 Kriterien aus der Sicht fortzusetzen.  Kurdische Bürgermeisterinnen zu Gast bei Vassilakou iens Vizebürgermeisterin Maria Vassi- Wlakou traf am 6. März mit den vier kurdischen Bürgermeisterinnen der Städte Van, Mersin, Silopi, Cizre – Hatice Çoban, Yüksel Mutlu, Emine Esmer und Leyla Imret – zusammen. „Die Sichtbarkeit von Frauen in der Politik ist wichtig für mehr Geschlechtergerechtigkeit. Umso mehr freut es mich, daß ich heute vier mutige Bürger- meisterinnen in Wien begrüßen durfte. Zu- sammenarbeit und Austausch über die Gren- zen hinweg ist für die Stadt Wien von großer Bedeutung. Dazu zählen besonders Treffen mit Frauen aus anderen Städten, die durch ihr Handeln, ihren Mut aktiv dazu beitragen, Ver-

änderungen und Verbesserungen für ihre Bür- Foto: PID / Christian Fürthner gerInnen zu erreichen“, erklärte Vassilakou. v.l.: Hatice Çoban ist Bürgermeisterin der Stadt Van, Yüksel Mutlu von der Stadt Die Bürgermeisterinnen berichteten ihrer- Mersin, Vizebürgmeisterin Maria Vassilakou, Emine Esmer von der Stadt Silopi und Leyla Imret von der der Stadt Cizre seits über die Situation in ihren Städten und die angespannte finanzielle Lage ihrer Ge- Türkei etabliert hat, von großer Wichtigkeit bevölkerung in Städten leben. Wir können meinden und stellten das System der Ko-Bür- ist. viel voneinander lernen und manchmal geht germeisterinnen in den kurdischen Gebieten „Austausch unter Städten ist für mich Kooperation auf lokaler Ebene sogar leichter der Türkei vor, das dafür sorgt, daß immer zentral und ich pflege diesen Austausch auch als auf staatlicher, weil die Herausforde- eine Frau und ein Mann gleichberechtigt Bür- regelmäßig mit RepräsentantInnen aus Städ- rungen in Städten oft ähnlich sind. Darum germeisterInnen ihrer Gemeinden sind. ten auf der ganzen Welt. Die großen Zu- geht es bei diesem Treffen“, erklärte Wiens Hatice Çoban, Bürgermeisterin der Mil- kunftsfragen unserer Zeit werden in Städten Vizebürgermeisterin. Sie sagte den Bürger- lionenstadt Van, unterstrich, daß jenes Sy- entschieden, denn in den kommenden Jahr- meisterinnen Unterstützung der Stadt Wien stem, das ihre Partei im kurdischen Teil der zehnten werden bis zu 70 Prozent der Welt- und Austausch von Know how zu. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 42 Österreich, Europa und die Welt Wirtschaftsforum mit serbischem Premier Vucic in der WKO leksandar Vucic, serbischer Premiermi- Anister, führte am 24. März eine 70köp- fige hochrangige serbische Wirtschaftsdele- gation zu einem Wirtschaftsforum der Aus- senwirtschaft Austria (AWO) ins Haus der Wirtschaft in Wien. In seiner Eröffnungsrede wies Christoph Leitl, Präsident der Wirt- schaftskammer Österreich (WKÖ), vor 350 TeilnehmerInnen auf die „jahrzehntelangen guten Wirtschaftsbeziehungen“ mit der Re- publik Serbien hin. Leitl: „Die enge Verflechtung der öster- reichischen mit der serbischen Wirtschaft zeigt sich auch daran, daß Österreich mit rund drei Milliarden Euro Investitionssumme der größte ausländische Investor in Serbien ist; Foto: Wirtschaftskammer Österreich 500 heimische Unternehmen sind vor Ort Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl (l.) und Serbiens Premierministert Aleksandar Vucic beim Wirtschaftsforum der Aussenwirtschaft Austria vertreten.“ Ein Schwerpunkt des österreichi- schen Engagements liegt im Bereich Banken ten Marko Cadez, begleitet wurde, dankte „Serbien ist nach Slowenien und Kroatien und Versicherungen. Weiters ist einer der drei der österreichischen Wirtschaft für ihr En- der drittwichtigste österreichische Handels- Mobilfunkbetreiber Serbiens, Vip Mobile, gagement auch in politisch schwierigeren partner der jugoslawischen Nachfolgestaaten. eine Tochter der österreichischen A1/Telekom Zeiten der Vergangenheit. Durch die intensi- Die österreichischen Exporteure beliefen und daneben auch der größte Greenfield- ve Marktpräsenz österreichischer Unterneh- sich 2014 mit knapp 500 Mio. Euro auf Vor- Investor des Landes, die OMV unterhält ein men in Serbien – schon aus den Jahren des jahresniveau. Die Importe steigerten sich im dichtes Tankstellennetz, die Flugstrecke ehemaligen Jugoslawiens – sowie das grund- gleichen Zeitraum um 4,2 Prozent auf 343 Wien-Belgrad wird seit 55 Jahren mehrmals sätzliche gegenseitige Verständnis für Men- Mio. Euro“, so Walter Koren, Leiter der täglich durch Austrian Airlines bedient. talität und Kultur, nützen auch viele interna- AWO. Zu den wichtigsten österreichischen Premier Vucic, der unter anderem vom tionale Konzerne Österreich, im Speziellen Export-Warengruppen zählen Maschinen serbischen Finanzminister Dusan Vujovic und Wien, als Standort, um den serbischen Markt und elektrische Anlagen, Kunststoffe, Kraft- dem serbischen Wirtschaftskammerpräsiden- zu bearbeiten. fahrzeuge, Papier und Pappe u.a.  Stadtplanung aus Amsterdam zu Gast in Wien m 23. März waren VertreterInnen der AStadt Amsterdam zu Gast in Wien. Bei einem ganztägigen Termin in der Abteilung Stadtentwicklung und Stadtplanung (MA 18) konnte sich die neue Leiterin der Amster- damer Stadtplanung, Esther Agricola, einen Überblick über die Wiener Stadtentwicklung und Stadtplanung verschaffen. Begleitet wurde sie von dem Gesamtprojektleiter des EU-Projektes TRANSFORM, Ronald van Warmerdam, der das Projekt seitens der Stadt Amsterdam koordiniert und bei dem auch die Stadt Wien eine der Projektpartnerinnen ist. Nach einem Besuch in der Wiener Pla- nungswerkstatt, in der die Ausstellung „Stadt smart entwickeln“ besichtigt und die The- Foto: MA 18 / Richard Macho menfelder mit der Projektleiterin Ina Ho- v.l.: Andreas Trisko, Esther Agricola, Ronald van Warmerdam, Ina Homeier, meier sowie Stephan Hartmann diskutiert Thomas Madreiter und Stephan Hartmann wurden, fand im Wiener Stadtplanungshaus reiter und den Gästen aus den Niederlanden menstrategie. Nicht zuletzt ging es um Er- auf Einladung des Abteilungsleiters der Ma- standen aktuelle Themen der Stadtentwick- fahrungen und Ergebnisse aus dem TRANS- gistratsabteilung 18, Andreas Trisko, ein Ar- lungsplanung in Amsterdam und Wien, wie FORM-Projekt und wie diese auf europäi- beitsgespräch statt. Im Mittelpunkt der Ge- zum Beispiel der STEP 2025 mit seinen Fach- scher Ebene und in der Zusammenarbeit spräche mit Planungsdirektor Thomas Mad- konzepten sowie die Smart City Wien Rah- zwischen den Städten fortgeführt werden. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 43 Österreich, Europa und die Welt Bischof Ägidius Zsifkovics ist neuer »Europabischof« ie Emeritierung von Bischof Egon DKapellari machte eine Neuverteilung von Zuständigkeiten in der Österreichischen Bischofskonferenz notwendig. Der Eisenstäd- ter Bischof Ägidius Zsifkovics übernimmt künftig die Europa-Agenden und vertritt da- mit Österreich in der in Brüssel angesiedel- ten Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE). Bischof Zsifkovics in einer ersten Stel- lungnahme: „Europa ist mehr als ein gigan- tischer Supermarkt. Es wächst aus zwei gros- sen Wurzeln: seiner griechisch-römischen Tradition und seinem jüdisch-christlichen Erbe. Es hat trotz oder gerade wegen seiner atavistischen Rückfälle in zwei Weltkriegen die Chance und die Pflicht, auch im 21. Jahrhundert ein Ort zivilisatorischer Aus- strahlung zu sein.“ Die Kirche befürworte ein Europa, das weltweit ein Gegenmodell Foto: Diözese Eisenstadt zu bedingungslosem Wirtschaftswachstum Bischof Ägidius Zsifkovics, im Bild bei der Inthronisation der Mariazeller Gnaden- und zur „schrankenlosen Ausbeutung von statue (Wiener Kopie) im Stephansdom Ende 2014 Seele, Leib und Natur“ darstelle. dafür trete ich ein!“, so der neue Europabi- der Europäischen Union mit dem Ziel, inner- „Ein solches Europa kann nur auf der schof. Aufgabe der COMECE und der in ihr kirchlich das Bewußtsein für die Entwick- Überzeugung von der unantastbaren Würde vertretenen Bischöfe sind genaue Beobach- lung von Politik und Gesetzgebung in der des Menschen vor Gott bestehen. Genau tung und Analyse des politischen Prozesses EU aktuell zu halten.  ORF-GD Wrabetz erhielt internationalen UNO-Preis in New York ohe internationale Auszeichnung für HORF-Generaldirektor Alexander Wra- betz: Jedes Jahr verleihen die UNO-Orga- nisationen „UN Women“ und „UN Global Compact“ beim „Women’s Empowerment Principles (WEPs)“-Event die WEPs CEO Leadership Awards, die das Bekenntnis und die Innovationskraft von führenden Mana- gern in Gleichstellungsfragen auszeichnen. Als einer unter fünf CEOs weltweit erhielt ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz den „Women’s Empowerment Principles CEO Leadership Award“ 2015 für seine Ak- tivitäten zur Förderung der Gleichstellung im ORF wie dem ORF-Gleichstellungsplan.

Dieser erfülle jedes der sieben Prinzipien der Foto: ORF/UN Global Compact UN, um Geschlechter-Gleichstellung zu för- Alexander Wrabetz und Elizabeth Broderick nach der Verleihung in New York dern. Im Rahmen einer feierlichen Gala nahm len Maßnahmen, um größere Teilhabe von „Was ich eindeutig verstanden habe, ist, daß Wrabetz am 10. März die Auszeichnung bei Frauen in allen Bereichen zu ermöglichen. die Stärkung der Frauen dringend vor Ort der UNO in New York entgegen. Niemals zuvor wurden so viele Frauen mit und in den Hallen der Macht erfolgen muß – Wrabetz: „Es ist für mich ein große Ehre, Führungspositionen betraut. Ich bin stolz auf wie in den Parlamenten, Justizministerien, in diesen sehr wichtigen Preis der UNO zu er- diese UN-Auszeichnung, die ich mit allen der UN oder in den Managementebenen welt- halten. Und er ist eine große Motivation, den teilen will, die mitgeholfen haben, unsere weit. Wie diese fünf CEOs und ihre Un- eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Der Maßnahmen zur Gleichstellung im ORF zu ternehmen gezeigt haben, handelt es sich bei ORF setzt viel daran, die Rolle von Frauen verankern!“ den sieben Grundsätzen um einen einzigarti- im Unternehmen zu stärken und Gender-Ge- Elizabeth Broderick, Vorsitzende der gen Geschlechtergleichstellungsfahrplan für rechtigkeit zu verwirklichen. Der ORF- WEPs Leadership Group und australische konkrete Maßnahmen und meßbare Ergeb- Gleichstellungsplan war dabei eine von vie- Kommissarin für Gleichstellungsfragen: nisse.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 44 Österreich, Europa und die Welt Gutruf: Druckgrafiken sowie Acryl-Übermalungen in Zürich n den Räumen des Züricher Tiefdruck- Istudios Gentinetta werden von 26. März bis 4. April verschiedene Druckgrafiken so- wie Acryl-Übermalungen von Probe- und Zustandsdrucken des Wiener Malers und Gra- fikers Gerhard Gutruf präsentiert. Ausgestellt werden zahlreiche kleinfor- matige Capriccios, die in den letzten Wo- chen entstanden sind und die der momenta- nen Laune, der unmittelbaren Inspiration fol- gend Erhabenes und Abstruses, Allerheilig- stes und Sündhaftes, Ironisches und Gegen- standsloses, quasi Begriffliches, assoziieren lassen. Außerdem werden Radierungen ita- lienischer Stadt- und Baumlandschaften, einige radikale Stillleben sowie drei Hom- magen à Tamayo vorgestellt. „Gutruf ist ein radikaler Einzelgänger der Foto: wagner konzept & text ag Galeristin Corinne Wagner und Gerhard Gutruf nach der Vernissage in Zürich internationalen Kunstszene, der konsequent seine Vision der Kunst dem Diktat zeitgei- rungenschaften großer Meister europäischer bekannter Meisterwerke bis hin zum bildne- stig-ästhetischer Moden und marktbedingter Kunst. Wissenschaftlichen Testreihen ver- rischen Äquivalent raum-zeitlicher Proble- Produktionsmuster entgegensetzt.“ (Brigitte gleichbar, arbeitet Gutruf nebeneinander in matiken. Als virtuos und gleichzeitig puri- Borchhardt-Birbaumer) unterschiedlichen Höhenlagen der Abstrak- stisch werden seine Bilder und Grafiken cha- Seine Bilderfindungen entwickelt er im tion, in vielen Techniken, an verschiedenen rakterisiert. Gerhard Gutruf lebt und arbeitet Spannungsfeld von Beschäftigung mit utopi- Themenkreisen: von der Studie vor der Na- in Wien.  schen Ideen und profunder Kenntnis der Er- tur über oft liebevoll ironische Variationen http://www.gutruf.at Vernissage »55 Gute Wünsche« in Erdösmecske va Benkovics Gyözöné, Bürgermeisterin Éder ungarischen Stadt Erdösmecske, er- öffnete mit den bereits zur Tradition gewor- denen Gongschlägen die Schau, und Gabriel- la Pál-Schmid, sie unterrichtet an der örtli- chen Grundschule, führte mit vielen Hinter- grund- und Detailerklärungen durch die Ex- position, die bis zum 25. April zu sehen ist. Im Jahre 1961 fiel beim gebürtigen Nie- derösterreicher Prof. Emeritus TU/e Arch. Eng. Dr.h.c. Peter Schmid die Entscheidung, von diesem Zeitpunkt an nur noch persönlich entworfene Feiertags- und Neujahrswünsche zu versenden. Also wurden die ersten indivi- dualisierten Wünsche für 1962 versandt, und dies wurde dann zu einer Gewohnheit, die sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Die betreffenden Grafiken wurden im Origi- nal stehend oder liegend auf A4- oder A3- Foto: red.com Format konzipiert. Im Verlaufe der späteren Beginn des Ausstellungs-Rundganges unter Leitung von Gabriella Pal-Schmid Zeit entstanden die Entwürfe teils oder ganz auf dem Computer mit Dank an Gabriella für dem Nachlaß von Elfriede Schmid-Steiger in trächtlicher Teil des privaten und beruflichen die kongeniale Zusammenarbeit. Wien, der Mutter des Künstlers, zu danken, Lebens des Architekten, Entwerfers, Lehrers Zum Zwecke des Ausstellens wurden von daß eine komplette Übersicht ausgestellt und Forschers, der die meisten der Arbeiten gescanntem Material uniforme Reproduktio- werden kann. Dies erklärt auch, daß einige entweder eigenhändig schuf oder aber der nen auf A3-Format kopiert. Da im RED- der Blätter persönliche Ergänzungen tragen Inspirator bei den gemeinschaftlich zustande Archiv nicht mehr alle Blätter zu finden wa- und da und dort einigermassen vergilbt sind. gekommenen Werken war.  ren, ist es den Sammlungen, namentich aus Fünfeinhalb Jahrzehnte sind ein nicht unbe- http://www.gabriella-peterschmid-red.com

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 45 Österreich, Europa und die Welt ÖAW traf Russische Akademie in Moskau it unserem Besuch an der Russischen MAkademie der Wissenschaften und der Lomonosov Moskau State University soll – seitens der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – ein deutliches Zeichen der nachhaltigen Unterstützung der traditionell hervorragenden wissenschaftlichen Bezie- hungen zwischen der Russischen Föderation und Österreich gesetzt werden“, erklärte der Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Prof. Anton Zeilinger, im Anschluß an die Reise einer Spitzendelegation der ÖAW Anfang März nach Moskau. Im Rahmen der dreitägigen Reise trafen Präsident Anton Zeilinger, Vizepräsident Michael Alram, Klassenpräsident Georg

Brasseur und das ÖAW-Mitglied Gottfried Foto: ÖAW Brem Vertreter des Präsidiums der Russi- v.l.: (nicht bekannt), ÖAW-Klassenpräsident Georg Brasseur, ÖAW-Präsident Anton schen Akademie, der Rossijskaja Akademija Zeilinger, ÖAW-Vizepräsident Michael Alram, ÖAW-Mitglied Gottfried Brem; Sergey Nauk (RAN). S. Markianov, Olga E. Glukhovtseva, Aleksandr O. Chubariyan, Gennady A. Roma- nenko, Lev. M. Zeleynyi und Daria A. Chernoivanova Dem folgte ein offizielles Treffen mit Spitzenvertretern der Lomonosov Moscow „Die Kooperation zwischen der Russi- derung für die Wissenschaft in ihrer Gesamt- State University. Ergänzt wurde das Pro- schen und der Österreichischen Akademie heit ist es aber, eine unabhängige und unbe- gramm durch Besuche an Instituten der der Wissenschaften ist von entscheidender einflußte Stimme des Dialogs zum Wohle RAN, u.a. für Physik, Astronomie, Spektro- Bedeutung, um Anstöße für die wissen- der Gesellschaft beider Länder über alle Gren- skopie, Pferdezucht und Weltraumforschung. schaftliche Weiterentwicklung beider Part- zen hinweg darzustellen.“, so Zeilinger.  Diese Treffen, welche durch eine Reihe von ner zu gewinnen. Die besondere Herausfor- http://www.oeaw.ac.at wissenschaftlichen Fachvorträgen der Dele- gationsmitglieder begleitet wurden, dienen in erster Linie dem direkten Austausch zwi- Österreich Spiegel-Relaunch mit schen den österreichischen Forschern und neuen Features und Übungen ihren jeweiligen Fachkollegen sowie Stu- dierenden. er „Österreich Spiegel“ bietet als Lern- Der überarbeitete „Österreich Spiegel“ Die Kooperationen der ÖAW mit der Rus- Dund Übungsunterlage für den Unter- bietet zahlreiche neue Rubriken wie „Tra- sischen Akademie reichen bis in die 1970er richt von Deutsch als Fremd- oder Zweit- dition & Brauchtum“ oder „Ausflugsziele in Jahre zurück. Einen zentralen gemeinsamen sprache (DaF/DaZ) authentische Artikel und Österreich“ sowie Artikel speziell für Ju- Forschungsbereich bildet dabei vor allem die Hörbeiträge österreichischer Medien für gendliche und Deutsch-AnfängerInnen. In Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung. Tra- Deutschlernende im In- und Ausland. In ei- der didaktischen Beilage findet sich mit vier ditionell stark ist auch die Zusammenarbeit ner neuen Kooperation hat das Österreich zusätzlichen Übungsseiten noch mehr im Bereich der Weltraumforschung und Institut (ÖI) gemeinsam mit dem Österrei- Übungsmaterial. Auf http://www.sprachportal.at Astronomie. Darüber hinaus wurden in den chischen Integrationsfonds (ÖIF) an einem werden künftig weitere Übungen zum ko- vergangenen Jahren u.a. Projektkooperatio- grundlegenden Relaunch des „Österreich stenlosen Download zur Verfügung stehen. nen mit russischen KollegInnen im Bereich Spiegel“ gearbeitet und präsentiert die erste Franz Wolf, Geschäftsführer des ÖIF: der demographischen Forschung, der Teil- Ausgabe 2015 mit zahlreichen inhaltlichen „Der ÖIF konnte gezielt seine fundierte Er- chenphysik, der Quantenoptik, der ange- Neuerungen. fahrung im Bereich Deutsch als Zweitspra- wandten Mathematik und der Gebirgsfor- Der „Österreich Spiegel“ richtet sich an che sowie die Perspektive von ZuwanderIn- schung etabliert. Deutschlernende und Deutschlehrende im und nen einbringen. Damit bieten wir zahlreiche Der Besuch der ÖAW-Delegation fand vor bietet aktuelle, deutschsprachige Medienbei- Anknüpfungspunkte für einen Deutschunter- dem Hintergrund einer im Jahr 2013 begon- träge zu Themen wie Wirtschaft, Bildung, richt nahe am Alltagsleben von MigrantIn- nenen Reform der Russischen Akademie der Kultur oder Sport. Die beiliegende CD des nen in Österreich.“ Wissenschaften statt. Die wesentlichste „Österreich Spiegel“ liefert zusätzlich Hör- Der „Österreich Spiegel“ erscheint vier- Neuerung ist die Zusammenlegung der ehe- beiträge aus dem österreichischen Rund- teljährlich in einer Druckauflage von 7000 maligen Russischen Akademie für Landwirt- funk. In der didaktischen Beilage finden sich Stück und kann als Jahresabo bestellt wer- schaft und der ehemaligen Russischen Aka- zahlreiche Übungen, die im Selbststudium den. Weitere Informationen auch zur Bestel- demie für Medizin mit der Russischen zu Hause oder gemeinsam im Unterricht lung eines Probeexemplars finden Sie hier: Akademie der Wissenschaften. erarbeitet werden können. http://www.oesterreichinstitut.at 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 46 Österreich, Europa und die Welt Vom Kahlenberg nach Dubai Die MODUL University Vienna als erster Campus einer österreichischen Privat-Uni außerhalb Europas wird Bachelor-, Master- und MBA-Studiengänge sowie Tourismuskollegs in den Vereinigten Arabischen Emiraten anbieten.

er erste Campus einer österreichischen DPrivatuniversität außerhalb Europas wird von der MODUL University Vienna in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate (VAE), errichtet werden. Das gab die international renommierte Privatuniversität am 20. März bekannt. Anlaß war die Unterzeichung eines Kooperationsvertrages mit der DACH ADVISORY Group, einem Spezialisten für den Transfer deutschsprachiger Geschäfts- modelle in u. a. den arabischen Raum. Ge- meinsam wird bis Herbst 2015 der Campus in optimaler Lage von Dubai errichtet und erste Studierende werden im Herbst 2016 begrüßt werden. Am neuen Campus werden dabei Studiengänge angeboten, die sowohl in Österreich als auch in den VAE akkredi- Foto: MODUL University Vienna tiert sind. Die MODUL University Vienna Zaid Maleh, CEO der DACH ADVISORY Group (l.) und Christian Hoffmann, Ge- leistet damit einen wichtigen Beitrag zum schäftsführer der MODUL University Vienna nach der Vertragsunterzeichnung Bildungsexport und legt die Grundlage für Akkreditierungsbehörde (AQA – Agentur für CEO der DACH ADVISORY Group, Zaid die Intensivierung von internationalen Wirt- Qualitätssicherung und Akkreditierung Maleh, teilt: „Dubai ist ein ideales Umfeld schaftsbeziehungen. Austria) als auch jene des Emirats Dubai für internationale Bildungsangebote. Als Als erste österreichische Privatuniversität (Knowledge and Human Development Au- bedeutendster Geschäfts-, Finanz-, Handels- wird die zur Wirtschaftskammer Wien gehö- thority) in das gemeinsame Projekt der platz und Bildungsstandort im gesamten rende MODUL University Vienna einen MODUL University Vienna und der DACH Nahen Osten ist Dubai in den letzten beiden eigenen Campus außerhalb Europas errich- ADVISORY Group eingebunden und wer- Jahrzehnten zu einer Metropole internationa- ten. Die Fertigstellung des gemeinsam mit den die hohe Qualität des geplanten Bil- len Formats geworden und setzt mit der der DACH ADVISORY Group errichteten dungsangebots offiziell bestätigen. Abhaltung der Expo 2020 diese Entwicklung Campus ist bereits für den Herbst 2015 in Neben englischsprachigen Bachelor-, fort. Österreichisches Know-how hat hier bester Lage in Dubai, VAE, geplant. Alle Master und MBA-Studiengängen wird am einen ausgezeichneten Ruf, weshalb wir als dort angebotenen Studiengänge und Kollegs Campus Dubai auch ein englischsprachiges Experten in der Entwicklung und im Betrieb werden sowohl nach offiziellen österreichi- Kolleg der Tourismusschulen MODUL ange- von internationalen Universitäten uns an die schen als auch nach den gültigen Standards boten werden. Sowohl die Universität als auch MODUL University als höchst renommier- der VAE akkreditiert werden und bieten da- die Schule unterstreichen mit diesem gemein- ten Partner gewandt haben.“ mit eine einmalige Kombination an Qua- samen Auftritt die mehr als hundertjährige litätsstandards. Tradition der Marke MODUL und ihre Ex- MODUL-Qualität pertise sowohl im Praxis- und Sekundarbe- Die Kooperation mit der in Dubai ansäs- Exportgut Bildungsqualität reich als auch auf tertiärer Ebene. Insgesamt sigen und dort lizensierten Investmentfirma Christian Hoffmann, Geschäftsführer der werden damit 300 bis 400 neue Studien- DACH ADVISORY Group, die weitere Bü- MODUL University Vienna, zu der Entschei- plätze geschaffen werden, für die eine opti- ros in Moskau und Wien unterhält, sieht da- dung, das Bildungsangebot der MODUL male Infrastruktur angeboten werden kann. bei eine klare Aufgabenteilung vor. Während University Vienna in den arabischen Raum Neben der Chance, österreichische Bil- sie sich vollinhaltlich mit der Finanzierung, zu exportieren: „Wir sehen an unseren Stu- dungsstandards zu exportieren, sieht Hoff- Errichtung und dem laufenden Betrieb des dierendenzahlen, daß die Qualitätsstandards mann auch wirtschaftspolitische Vorteile neuen Campus befaßt, wird die MODUL österreichischer Privatuniversitäten interna- durch den Schritt ins außereuropäische University Vienna ihren Fokus auf die Er- tional einen sehr guten Ruf genießen. Die Ausland: „Durch die Etablierung eines eige- stellung des Curriculums und die Bildungs- Entscheidung, diesen Standard nun auch zu nen Campus in einer der dynamischsten konzepte legen. Weiters wird die MODUL exportieren, wurde auch von der Überlegung Wirtschaftsregionen der Welt legen wir auch University Vienna die akademische Quali- mitgetragen, das Profil von Österreich als eine starke Grundlage für nachhaltige wirt- tätssicherung gewährleisten. Bildungsanbieter international zu schärfen.“ schaftliche Beziehungen zwischen Öster- Hoffmann zu dieser Kooperation: „Der Tatsächlich sind sowohl die Österreichische reich und den VAE.“ Eine Ansicht, die der Bildungsexport österreichischer Studienan-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 47 Österreich, Europa und die Welt gebote kann nur bei garantiert hoher Qualität erfolgreich sein. Die für den Campus in Du- bai vorgesehene Aufgabenteilung gibt uns die klare Möglichkeit, unseren gewohnt hohen Qualitätsstandard auch in Dubai zu etablieren. Dafür stehen wir dann auch mit unserer Marke MODUL, die ja bereits auf eine über 100jährige erfolgreiche Tradition zurückblicken darf." Dank der umfassenden Erfahrung der DACH ADVISORY Group im Nahen Osten konnte bereits der Standort für den künftigen Campus in zentraler Lage, im Herzen Dubais, festgelegt werden: er soll in Jumeirah Lakes Platz finden und somit den Studierenden den höchsten Komfort mit optimaler Verkehrs- anbindung bieten.

Über die MODUL University Vienna Die MODUL University Vienna, die in- ternationale Privatuniversität der Wirt- schaftskammer Wien, bietet Studienpro- gramme (BBA, BSc, MSc, MBA und PhD Programme) aus den Bereichen Internatio- nale Wirtschaft und Management, Neue Medientechnologie, öffentliche Steuerung & Verwaltung und nachhaltige Entwicklung sowie Tourismus und Hospitality Manage- ment an. Die Studienprogramme erfüllen strenge Akkreditierungsrichtlinien und wer- den aufgrund der internationalen Ausrich- tung in Englisch abgehalten. Der Campus der Universität befindet sich am Kahlenberg © 2015 Google / Image DigitalGlobe Data SIO, NOAA, U.S. Navy, NBA, GEBCO im 19. Wiener Gemeindebezirk.  Der durch den Ring markierte Bereich zeigt den Standort des neue Campus der http://www.modul.ac.at MODUL University Vienna am Jumeirah Lakes Platz im Zentrum Dubais. Gesundheits- und Sozialmanagement am MCI gehört zu Europas Spitze rstmals hat das renommierte European und Unterstützern des Programms Mitarbei- heitsökonomie, Gesundheitsmanagement, EConsortium for Accredidation in Higher terInnen der Europäischen Union, der Welt- Public Health und Global Health geführt: ein Education (ECA) international ausgerichtete gesundheitsorganisation oder der Weltbank; umfassendes Angebot, das die Hochschulen Studiengänge an europäischen Hochschulen den AbsolventInnen stehen vielfältige Berufs- durch ihre Kooperation in der ersten Liga evaluiert. Die Internationalisierungsstrate- wege beispielsweise in internationalen Orga- der Europäischen Einrichtungen für die Aus- gie des Masterstudiums International Health nisationen, im Bereich Public Health, in der bildung von Führungskräften im Sozial- und & Social Management des MCI Manage- Regionalentwicklung oder in nationalen und Gesundheitsmanagement positioniert hat. ment Center Innsbruck wurde als besonders internationalen Gebiets- und Verwaltungskör- Das Europäische Konsortium für Akkre- beispielgebend bewertet und in Paris mit perschaften offen. ditierung im Hochschulwesen stellt fest, daß dem CeQuInt (Certificate for the Quality of Weltweite anerkannte Spitzenuniversitä- dies ein bespielgebendes Vorhaben sei. Be- Internationalisation in European Higher ten wie etwa die Erasmus Universität Rot- sonders hervorgehoben werden Art und Wei- Education) ausgezeichnet. terdam haben die internationale Ausrichtung se, wie das gemeinsame Studienprogramm Das am MCI 2008 eingerichtete Studium und die Aktualität des am MCI bearbeiteten entwickelt wurde, inhaltliche Qualität und hat sich innerhalb weniger Jahre einen füh- Themas zum Anlaß genommen, um aktiv die Vielfalt der Studieninhalte, synergetische renden Ruf in der akademischen Ausbildung Kooperation mit der Unternehmerischen Zusammenarbeit zum Nutzen der Studieren- zukünftiger Führungskräfte für das Sozial- Hochschule® zu suchen. Diese Zusammenar- den, gemeinsame Positionierung im weltwei- und Gesundheitswesen Europas erworben. beit hat nun zur Entwicklung aufeinander ten Hochschulmarkt und das von den Hoch- Bereits zwei Jahre nach Einführung des Pro- abgestimmter Studienprogramme und Spe- schulen gemeinsam vergebene Diplom.  gramms finden sich unter den Lehrenden zialisierungen in den Bereichen Gesund- http://www.mci.edu

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 48 Österreich, Europa und die Welt Ungenutzte Stipendien In der EU gibt es mehr als 12.000 Stipendienprogramme. Studien zeigen, daß von diesen Programmen bis zu 20 Prozent nicht in Anspruch genommen werden und daher verfallen. Eine neue Plattform zeigt diese (Nischen)Stipendien auf.

isher war es fast unmöglich, sich einen BÜberblick über die enorme Zahl an Sti- pendienprogrammen in der EU zu verschaf- fen. Die Auswahlkriterien der insgesamt mehr als 12.000 Förderprogramme reichen von klassischen Kriterien (z. B. akademische Leistungen, finanzielle Bedürftigkeit, sozia- les Engagement) hin zu eher exotischen Vor- aussetzungen (z. B. Geburtsort oder Fami- lienstand). Mit european-funding-guide.eu – der ersten Stipendienplattform mit Matching- Verfahren in der EU – wurde die Suche nach Förderungen stark vereinfacht. „Erstmals wer- den jedem Studenten mit wenigen Klicks die- jenigen Stipendien vorgeschlagen, die genau auf sein Profil passen“, sagt Mira Maier, Gründerin und Geschäftsführerin von Euro- pean Funding Guide. Die Plattform wurde von der gemeinnützigen ItS Initiative für trans- parente Studienförderung entwickelt und von der EU-Kommission ko-finanziert. Die Nut- zung der Plattform ist komplett kostenlos. Sie hilft StudentInnen aller Fachrichtun- gen, in jedem Semester und in 16 EU-Län- dern bei der Suche nach Finanzierung für ihr Studium. Auf der Plattform sind mehr als 12.000 Stipendien und andere Fördermög- Foto: European Funding Guide lichkeiten (u. a. staatliche Förderungen, Dar- Gründer Alexander Gassner undMira Maier, Gründerin und Geschäftsführerin von European Funding Guide lehen, Preise) mit einem jährlichen Förder- volumen von insgesamt 27 Milliarden Euro dürftige, ist auch in Österreich weit verbrei- Chancen, ein Stipendium zu bekommen. Vie- hinterlegt. Mehr als 500 dieser Programme tet. Aufgrund solcher Vorurteile und des bis- le kleinere Stiftungen haben Probleme ihre sind speziell für ein Studium in Österreich her undurchsichtigen Gesamtangebots an Sti- Gelder zu vergeben, weil sie nicht ausrei- ausgelegt. pendien ziehen die meisten StudentInnen chend Bewerbungen erhalten. Das wollen eine Stipendienbewerbung gar nicht erst in wir ändern.“ Deshalb hat Maier gemeinsam Einfache Funktionsweise Betracht. Das größte Problem ist dabei das mit Alexander Gassner im Jahr 2011 die deut- Die Funktionsweise der Plattform ist sim- mangelnde Wissen über die große Vielfalt an sche Plattform mystipendium.de gegründet, pel: Studierende legen ihren Lebenslauf mit Förderangeboten. die als Pilotprojekt für European Funding wenigen Klicks an. Eine Software gleicht Mira Maier, selbst ehemalige Stipendia- Guide diente. „Jeden Monat nutzen 80.000 vollautomatisch und in Echtzeit das Profil der tin, weiß um die schlechte Informationslage Studierende unser Portal für ihre Stipendien- Nutzerin/des Nutzers mit den hinterlegten zu Stipendien. „Von den 28 Prozent der Stu- suche. Mittlerweile helfen uns mehr als 2300 Förderungen in der Datenbank ab. An- dierenden, die sich in Deutschland auf ein ehrenamtliche Unterstützer an 90 Prozent schließend erhält man eine Auswahl an Pro- Stipendium bewerben, bewerben sich 92 Pro- der deutschen Hochschulen, darunter Hoch- grammen, die wirklich zum eigenen Lebens- zent bei 0,8 Prozent der Stiftungen. Die mei- schulpräsidentInnen, Dekaninnen, LeiterIn- lauf passen. European Funding Guide ent- sten Leute glauben einfach, Stipendien seien nen von Studienberatungen und Studieren- hält u. a. finanzielle Unterstützung für den Le- nur etwas für Hochbegabte, die zu gleich denvertretungen. Dieser Erfolg zeigt, wie bensunterhalt, für ein Auslandssemester oder sehr bedürftig sind. Und für so toll halten groß die Nachfrage nach Stipendien ist. Da- -praktikum, Stipendien für einen Sprachkurs sich dann doch die allerwenigsten. Manche her war es mir ein wichtiges Anliegen, unser im Ausland oder Fördermittel für ein For- Stiftungen zum Beispiel fördern Studenten, Angebot nun auf weitere 15 Länder innerhalb schungsprojekt. die im selben Ort wie der Stifter geboren sind. Europas auszuweiten.“  Der Mythos, Stipendien seien nur für Wenn man zufällig aus diesem selben Ort http://www.european-funding-guide.eu Hochbegabte, Engagierte oder finanziell Be- stammt, hat man in der Regel sehr gute http://www.mystipendium.de

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 49 Österreich, Europa und die Welt »Hilfe direkt« Der mittlerweile pensionierte Tischler Franz Grandits aus dem burgenländischen Stinatz hat sich über viele Jahre seines Lebens für die »direkte Hilfe« für notleidende Menschen in Burkina Faso eingesetzt.

Von Christa Mössmer. Fotos: Verein »Hilfe direkt« Franz Grandits mit seinen »Schützlingen« in Burkina Faso bei der Inbetriebnahme einer Pumpe in der Ortschaft Puni. s gibt Länder, da möchte man nicht un- Mit rund 16,7 Millionen Einwohnern auf jedes Jahr mehr, denn die Wüste läßt die Ebedingt freiwillig hin. Länder in denen 274.200 km² ist Burkina Faso eines der ärm- noch feuchte Erde verschwinden und die das Thermometer bis 50 Grad Celsius er- sten Länder der Welt. Hier öffnen sich die Menschen, ohnehin schon arme Bauern, reicht, und das fast ganzjähring, geprägt Tore zum Hunger, zu Krankheiten und un- machen sich in großer Zahl auf den Weg und durch einen Wechsel von Trockenzeit, in der zählige Menschen ertragen unsagbares Leid. suchen Land, wo noch Regen fällt und hof- alles zu versengen scheint und einer Regen- Dieses Land am Rande der Sahara versandet fen, überleben zu können. zeit, wo der Regen meist nicht fruchtbringend Diese Armut ist aber nicht nur bedingt ist, sondern mit katastrophalen Überschwem- durch das mörderische Klima, nein, denn mungen die Situation noch verschärft. Durch Baumwolle würde in diesem Land en masse diese werden oft Millionen Menschen ob- gedeihen und die Menschen könnten davon dachlos. Die schwerwiegenden Dürren ver- leben, ja sogar gut leben, wenn nicht eine ursachen wiederum Hungersnöte, die diese unmenschliche Wettbewerbspolitik diesen Länder immer wieder erfassen. Eines davon Markt zerstört hätte. Mit Aber-Milliarden heißt Burkina Faso und liegt in Afrika. Es ist von Dollars subventionieren die USA ihre ein Land, das 1960 seine Unabhängigkeit von Baumwollbauern und die Preise für das Frankreich erlangte und Obervolta hieß, wie „Weiße Gold“ sanken damit so radikal, daß die Franzosen ihre Kolonie nannten. Erst un- man in den anderen Ländern der Welt davon ter dem fünften Präsidenten, Thomas Sanka- kaum bis nicht mehr leben kann. Und in- ra, wurde das Land 1984 in Burkina Faso ternationale Hilfe kommt selten dort hin, wo- umbenannt – was übersetzt „Land der ehren- für sie eingentlich vorgesehen ist. Die Folge: werten Menschen“ oder „Land der Aufrich- die Menschen, Infrastruktur, Bildung und tigen“ bedeutet . Soziales bleiben auf der Strecke. Und das

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 50 Österreich, Europa und die Welt wiederum trifft die Ärmsten der Armen, die weder etwas für ihre Situation können, noch die geringste Chance haben, sich selber dar- aus zu befreien. Die Politik vor Ort hat wohl kein Interesse, das Land von Grund auf zu verändern. Was man dagegen tut? Gegen die Herr- schenden nichts. Was bleibt, ist etwas für die Menschen zu tun. Das sagte sich auch Franz Grandits aus Stinatz im Burgenland. Er arbeitete sein leb- tag als Tischler. Und er schaute nicht weg, ignorierte nicht die Armut, sondern er hilft. Still und leise. Jahr für Jahr. Auf seiner Ho- mepage ist zu lesen: „Meine Eltern haben mich im christlichen Geist und mit sozialer Verantwortung erzogen. Was mich treibt, ist letztlich der Glaube, daß mich in jedem afri- kanischen Gesicht Christus selbst ansieht.“ Franz Grandits bei der Verhandlung mit lokalen Baumeistern Franz Grandits ist geprägt vom Glauben an Gott und von der Überzeugung, daß man ganz einfach helfen muß. Er hat die Bega- bung, auch andere Menschen davon zu über- zeugen, die dann tatkräftig mitgeholfen ha- ben und aktuell mithelfen. Auf Drängen seiner Familie und seiner Freunde hat der mittlerweile 78jährige Franz Grandits seine Erlebnisse niedergeschrieben. In seinem Buch „Ein Leben für Burkina Faso“ begleitet der Leser Franz Grandits über viele Jahre hinweg ein Land, wo noch Zu- stände herrschen, die bei uns nicht vorstell- bar sind. Es ist ein harter Kampf der Einhei- mischen ums Überleben, aber auch ein har- ter Kampf jedes einzelnen Entwicklungshel- fers. Jedenfalls ist es beachtlich, was Franz Grandits mit seinen Mithelfer zustande ge- bracht hat. „Hilfe direkt“, wie er seine Orga- In der Schneiderei beginnt der zweite Lehrgang. nistion nannte, konnte über die Jahre hin- durch ungefähr 400 ständige Arbeitsplätze schaffen, darüber hinaus konnten 35 Schulen gebaut werden – was bedeutet, daß bereits 15.000 Kinder diese Schulen besucht haben. Nicht zu vergessen die vielen Wasserstellen, die Fanz Grandits mit einem befreundeten Wünschelrutengänger aufspürte und in Brun- nen fassen konnte, Kirchen, eine Zahnklinik, u.v.a.m.

Ein paar Beispiele  In Poutenga hat „Hilfe direkt“ eine Grundschule für Volksschulkinder erbaut,  in La Todin wurde in einer Rekordzeit von nur drei Monaten ein 64 m langes Gymnasium errichtet.  In Zatgoulli wurde eine Tischler, Mecha-

niker und Elektriker-Berufsschule gebaut. Fotos: Verein »Hilfe direkt«  In Kourrursi wurde ein Schule für haus- Eine der von »Hilfe direkt« errichteten Kirchen wird eröffnet – und die Menschen wirtschaftliche Frauenberufe errichtet. kommen von Nah und Fern.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 51 Österreich, Europa und die Welt

Zwei Projekte, die derzeit in Bau sind  In Bangasse, etwa 100 km nordwestlich der Hauptstadt Ouagadougou, wird zur Zeit eine Schule gebaut.  Vor zwei Jahren hat „Hilfe direkt“ in Gi- longou mit dem Bau eines Kinderdorfes begonnen.

Glücklicherweise bleibt Franz Grandits’ Leistung, trotz dessen Bescheidenheit, nicht unbemerkt. Vielfach wurde ihm schon ge- dankt für seinen Einsatz, sogar vom Vati- kan – mit der Verleihung des „Papst Silve- ster-Ordens“ zu Weihnachten 2014. Nun reicht der Raum hier naturgemäß nicht aus, um nur annähernd zu berichten, mit welchen Schwierigkeiten Franz Grandits konfrontiert war und bis heute immer noch ist. Die meisten von uns würden, zum Bei- Fließendes Wasser ist noch ein absoluter Luxus… spiel, schon daran scheitern, zu einem ko- stenlosen Container zu kommen, ihn mit mühsam gesammelten Gebrauchsgegenstän- den zu befüllen und ihn dann per Spedition und Schiff nach Burkina Faso zu bringen. Wer glaubt, damit wäre das meiste bereits überstanden, der irrt: Denn dort sind die Pro- bleme erst so richtig losgegangen. Josef Grandits hat in seinem Buch im Sinne des Wortes erzählt, was ihm in den Jahren alles widerfahren ist, wieviel Glück er trotz all dem in vielem Unglück gehabt hatte. Wievielen Menschen und auch Zufällen dem Erfolg seines Projekt zu danken hat. Und er erzählt, wie wenn er Ihnen gegenübersit- zen würde, intessant, berührend, herzerfri- schend. Das Buch – mit Auch Getreidemühlen wurden gekauft und den Menschen übergeben. Vorworten von Ägi- dius J. Zsifkovics, Bischof, und Paul Iby, em. Bischof von Eisenstadt und zahlreichen Farb- und SW- Abbildungen auf 208 Seiten ist im Eigenverlag erschienen und kann zum Ver- sand per Post bestellt werden bei: Burkina Faso – Hilfe Direkt Hauptstraße 214, A-7552 Stinatz Telefon: ++43 / (0)3358 / 2449 Telefax: ++43 / (0)3358 / 03358 / 2069 email: mailto:[email protected] BIC: RLBBAT2E027 http://www.hilfedirekt.at

Wenn Sie sich an diesem Projekt beteiligen wollen, spenden Sie bitte hier:

Raika Stinatz Fotos: Verein »Hilfe direkt« IBAN: AT97 3302 7000 0230 5100 Die schlechten Straßen verlangen dem Auto einiges ab…

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 52 Österreich, Europa und die Welt Von Wien nach Tauranga Die Wienerin Birgit Anna Krickl ist nach reiflicher Überlegung vor acht Monaten nach Neuseeland ausgewandert. Sie wird sich in monatlichen Kolumnen mit kleinen und feinen Kulturunterschieden zwischen Österreich und ihrem Gastland auseinandersetzen. Doch in der 1. Folge stellt sie sich erst einmal vor. Foto: Birgit Anna Krickl Ein Blick über saftige Hügel auf die rund 115.000 EinwohnerInnen zählende Hafenstadt Tauranga im Nordosten Neuseelands

ir schreiben das Jahr 2013: Ich lebe in wuchs dieser Wunsch, dort zu leben. Ich dem es noch friedlicher und gelassener zu- Weiner Mietwohnung in Wien und ar- hatte ein Bild von einem Land vor mir, in ging, in dem noch mehr Freundlichkeit herr- beite Vollzeit in einer Institution als Psycho- schte, in dem die Natur noch unberührt war therapeutin. und in dem Mitmenschlichkeit noch mehr Nun schreiben wir das Jahr 2015: Ich lebe zählte als Materialismus. in einer Mietwohnung in Tauranga, Neu- Ich informierte mich schon vor Jahren seeland, und arbeite Vollzeit als Psychothe- über die Möglichkeiten einer Auswande- rapeutin. rung, doch es war nie der richtige Zeitpunkt, Die Frage, die mir am häufigsten gestellt das umzusetzen. Also blieb dieser Traum nur wird, ist: „Warum Neuseeland?“ Und gerade ein Traum – vorerst. diese scheinbar einfache Frage ist für mich Eines Tages war alles stimmig und ich nicht mit wenigen Worten zu beantworten. traf die Entscheidung, die Auswanderung zu Ich hatte während meiner Studienzeiten wagen. Ich mußte es einfach wissen, ich woll- immer wieder Gelegenheiten genutzt, um te sehen, ob es funktioniert. Und ich wußte, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Dabei daß ich mir immer Vorwürfe machen würde, ging es mir weniger ums Reisen, ich wollte wenn ich es nicht zumindest probiert hätte. vielmehr Land und Leute kennenlernen und Dies hatte natürlich auch seinen Preis und erfahren, wie sie in ihrer jeweiligen Kultur ich mußte einiges aufgeben und zurücklas- ihr Leben meistern. sen.

Alles, was ich über Neuseeland gelesen Foto: privat Nachdem ich also meinen Entschluß hatte, hatte mich sehr fasziniert und in mir Birgit Anna Krickl gefaßt hatte, kam ich das erste Mal im März

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 53 Österreich, Europa und die Welt Foto: privat Birgit Anna Krickl vor Wanganui, einer beliebten Ausflugsstadt zwischen Rotorua und Wellington 2014 für zwei Wochen nach Neuseeland, vor- hatte sofort das Gefühl, daß ich hier richtig ob ich hier einen Job finden würde. Zurück rangig, um meine „Immigration Advisers“ war, daß es die richtige Entscheidung sein in Österreich traf ich in den folgenden Mo- zu treffen, also BeraterInnen vor Ort, und De- würde – auch wenn ich noch nicht genau naten alle Vorbereitungen – so gut wie mög- tails für mein Visum zu besprechen. Und ich wußte, wie alles funktionierte und vor allem, lich.

Tauranga Australien Neuseeland © Image Landsat / Data LDEO-Columbia, NSF, NOAA 2015 Google Data SIO, NOAA, U.S. Navy, NBA, GEBCO Wien und Tauranga sind ~18.000 Kilometer Luftlinie von einander entfernt. Diese Bild zeigt Australien und Neuseeland, in der Vergrößerung rechts sehen Sie die Region Bay of Plenty. Lesen Sie hier mehr: http://de.wikipedia.org/wiki/Tauranga

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 54 Österreich, Europa und die Welt

Und im August 2014 landete ich dann mit einem Koffer am Flughafen in Auckland. Die ersten Tage hier verbrachte ich vor allem damit, diverse Institutionen aufzusuchen und nach offenen Stellen zu fragen. Doch bald merkte ich, daß dies nicht die Art und Weise ist, die die „Kiwis“ wünschen, wie die Neu- seeländerInnen nach dem dort beheimateten Laufvogel (er ist auch im Wappen des Lan- des verewigt) gerne bezeichnet werden. Ich solle mich lieber online bewerben. Das tat ich dann auch. Meine Reise ging anschließend weiter in den Norden, nach Whangarei, wo ich eine Österreicherin traf und mir Tipps holte. Und dann kam schon der Anruf für das erste Vor- stellungsgespräch in Tauranga. Ich war er- folgreich! Diese Stelle ist zwar nur auf ein

Jahr befristet, weil es eine Karenzvertre- Foto: privat tungsstelle ist, doch ich nahm die Gelegen- Nicht nur durch die Kiwi-Ernte direkt vor der Haustüre unterscheiden sich Öster- heit wahr. Zumindest gab mir dieser Job mal reich und Neuseeland. Birgit Anna Krickl wird uns in ihrer Kolmune in den nächsten »Österreich Journal«-Ausgaben wohl noch vieles andere zu erzählen wissen… ein Jahr Zeit, mich einzuleben und mich danach weiter umzusehen. Der Fuß war mal ist das nicht so. Selten passiert es, daß dir je- Abschließend möchte ich festhalten, daß in der Türe. mand die Hand schüttelt. Und in meiner der- ich den Schritt, hierher auszuwandern, nicht Jetzt lebe und arbeite ich seit sechs Mo- zeitigen Rolle als Psychotherapeutin, in der bereut habe, auch wenn es mit Einbußen ver- naten hier in der Küstenstadt Tauranga und ich mit Klienten arbeite, ist das ganz und gar bunden ist. Was mich besonders stützt ist, hoffe, daß es noch viel mehr Monate wer- nicht erwünscht. Es könnte sogar – im daß der Kontakt zu Familie und Freunden den. schlimmsten Fall – als Belästigung ausgelegt Dank der modernen Technik weiterhin be- Ich finde, Neuseeland ist so ein faszinie- werden. Und das krasse Gegenteil dazu sind steht. Vor allem meine Geschwister sind voll rendes Land und das ist auch der Grund, die Maori, wie das indigene Volk Neusee- und ganz hinter meiner Entscheidung ge- warum ich meine Erfahrungen hier – vor lands bezeichnet wird. Wenn ich Klientinnen standen, auch wenn sie nicht ganz glücklich allem mit meinem österreichischen kulturel- betreue, begrüßen diese mich mit einer Um- darüber waren. Das hat mich sehr gestärkt len Hintergrund – teilen möchte. Ich merkte armung und einem Kuß auf die Wange. An und dafür bin ich ihnen sehr dankbar. erst in einem fremden Land, wer ich als Ös- diesem kleinen Beispiel wird auch der Bi- Meine neue Heimat heißt nun Aoteaora terreicherin bin. Es sind oft kleine, feine Un- kulturalität Neuseelands sehr deutlich. Maori („Neuseeland“ in Maori-Sprache) – „Das terschiede, doch zu Hause denkt man nicht und „Paheka“ (Weiße) leben miteinander. Land der langen weißen Wolke“. darüber nach, weil so vieles selbstverständ- All meine Erfahrungen, die ich in den Ich freue mich über interessierte LeserIn- lich ist. Ein kleines Beispiel: In Österreich nächsten „Österreich Journal“-Ausgaben be- nen und bin auch für Feedback und Fragen sind wir es gewohnt, uns zu Begrüßung und schreiben werde, sind natürlich als subjektiv offen! Verabschiedung die Hände zu schütteln. Hier zu bewerten. Foto: Birgit Anna Krickl Subtropisches Klima und milde Winter machen diesen traumhaften Strand zu einem der beliebtesten Reiseziele Neuseelands.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 55 Innenpolitik Die Steuerreform Nach monatelangem Ringen um eine Einigung hat die Bundesregierung am 17. März im Ministerrat die Eckpunkte beschlossen. Eine Woche später erreichte die Debatte darüber den Nationalrat.

ie Bundesregierung hat am 17. März im DMinisterrat die Eckpunkte zur Steuerre- form beschlossen.

Faymann: Kaufkraftsteigerung ist das Wesentlichste Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) zeigte sich im anschließenden Pressefoyer erfreut darüber, daß dieser Beschluß plan- und zeitgemäß gefaßt wurde. „4,9 Milliarden Euro gehen direkt in die Brieftaschen der Menschen, das bedeutet eine Senkung der Lohn- und Einkommenssteuer um durch- schnittlich 18 Prozent. Ich sehe das als eine Maßnahme der Fairness, um Arbeit zu entla- sten; als Maßnahme für die Wirtschaftskraft unseres Landes und für mehr Wachstum“, betonte der Bundeskanzler. „Am wesentlichsten an dieser Reform ist die Kaufkraftsteigerung“, machte Faymann

klar, der in diesem Zusammenhang auch die Foto: BKA / Regina Aigner psychologische Dimension der Lohnsteuer- Debatte zur Steuerreform im Nationalrat am 25. März. Im Bild oben: Nationalrats- Senkung hervorstrich: Sie solle zeigen, es präsidentin Doris Bures, vorne (v.l.): Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, Bundeskanzler Werner Faymann und Sozialminister Rudolf Hundstorfer gebe trotz der Krisenzeit allen Grund zum Optimismus, daß es in der wirtschaftlichen haben wir eingehalten“, unterstrich ÖVP- bleme und Mißverständnisse noch klarstel- Entwicklung wieder aufwärts gehe. In der Bundesparteiobmann Vizekanzler Reinhold len lassen, beispielsweise bei der Grunder- Darstellung der Steuerreform sei daher ent- Mitterlehner nach dem Ministerrat. „Das vor- werbssteuer für Betriebsübergaben. Dort sei scheidend, „zu zeigen, daß den Leuten mehr liegende Paket ist mehr als die formale Erfül- ein Stufentarif vorgesehen, sowie eine Er- übrig bleibt und sie mehr Geld zur Verfü- lung eines Versprechens. Es kann sich auch höhung des Freibetrags bei Unternehmens- gung haben“. Und weiter: „Das ist nicht un- inhaltlich sehen lassen.“ Es bringt Arbeit- übertragungen auf 900.000 Euro, damit die sere letzte Reform, sondern ein wichtiger nehmerInnen, UnternehmerInnen, Familien, Übergabe von Familienbetrieben auch in Zu- Markstein. Wir werden auch in anderen Punk- Bäuerinnen und Bauern und PensionistInnen kunft leistbar bleibt. Hier solle noch sicher- ten – etwa bei Effizienzsteigerungen, in der ein Entlastungsvolumen von 5 Milliarden gestellt werden, daß es insbesondere im Tou- Bildung, in der Forschung und Entwicklung Euro. „Die Steuerreform bringt sowohl im rismus zu keinen Schlechterstellungen kom- und anderen Bereichen – Reformschritte set- Bereich der Einkommenssteuer als auch bei men wird, so Mitterlehner, der festhält: „Klar zen.“ der Lohnsteuer spürbare Entlastung. Das be- ist aber: Insgesamt wird es am Gesamtpaket Die beschlossenen Eckpunkte enthalten deutet mehr Netto vom Brutto für alle – Ar- keine gravierende Änderung geben.“ Na- nicht nur die neuen Steuersätze, sondern beitnehmer und Unternehmer“, unterstrich türlich seien Teile der Reform „für den einen auch Details im Bereich der Gegenfinanzie- Mitterlehner. Insbesondere 900.000 Selbstän- oder anderen unangenehm“, allerdings stelle rung und der Betrugsbekämpfung. Rund 40 dige werden von den neuen Steuertarif-Stu- sie „für niemanden eine existenzielle Bedro- Gesetze müssen nun auf den Weg gebracht fen profitieren. Ebenso Familien, für die es hung“ dar. „Ich will nichts schönfärben, aber werden. Schließlich sei die Umsetzung der zudem 100 Millionen Euro zusätzlich für Fa- es ist bewältigbar. Und wir müssen hier eini- Steuerreform „erst vollbracht, wenn auch im milienleistungen geben wird. „Mit der Re- ge Dinge, die uns die Experten vorhalten, in Parlament alle notwendigen Beschlüsse form stärken wir gleichzeitig die Konjunktur der Gegenfinanzierung ganz konkret darstel- gefaßt worden sind“. und den Konsum. Damit erreichen wir genau len. Das haben wir auch gemacht“, unter- das, was wir derzeit brauchen: Belebung von strich Mitterlehner. Mitterlehner: Haben unser Wachstum und Sicherung von Arbeitsplät- Versprechen eingehalten zen“, hält der Wirtschaftsminister fest. Strache verlangt nachhaltige Maß- „Wir haben uns vorgenommen, bis zum Die Regierung nehme Bedenken zur Re- nahmen gegen die kalte Progression 17. März die Punktuation für die Steuer- form ernst, betonte der Vizekanzler, der sich FPÖ Klubobmann Heinz-Christian Stra- reform fertig zu haben. Dieses Versprechen überzeugt zeigt, daß sich im Gespräch Pro- che bedauerte in seinem Debattenbeitrag am

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 56 Innenpolitik

24. März im Nationalrat einleitend, daß die und die Reform dem Anspruch einer Struk- „Wir leisten uns eine Steuerentlastung Oppositionsparteien bislang nicht in die Be- turreform nicht gerecht werde. Die Klub- auf Pump“, faßte Klubkollege Robert Lugar ratungen über die Steuerreform eingebunden obfrau vermißte Öko-Elemente und hielt es seine Beurteilung des Steuerpakets zusam- waren und hielt es von daher für unverständ- angesichts der schlechten Position Öster- men. Er hält eine Steuersenkung erst dann lich, daß die Regierung nun in einzelnen reichs bei Maßnahmen gegen umweltschäd- für machbar, wenn man diese durch Einspa- Punkten um eine Zweidrittelmehrheit bitte. liche Privilegien für verantwortungslos, rungen verdient hat und ohne neue Schulden Die Steuerreform habe mit 5 Mrd. Euro Öko-Steuern abzulehnen, wie dies der Vize- durchführen kann. Besonders hart kritisierte tatsächlich ein großes Volumen, räumte Stra- kanzler getan habe. Der internationale Kon- er die Belastungen für die Wirte und meinte, che ein. Dieser Betrag diene aber bedauerli- text würde Umweltmaßnahmen im Steuer- man müsse diesen erst die Möglichkeit ge- cherweise nicht zur Gänze Steuersenkungen. recht durchaus zulassen, sagte Glawischnig- ben, um überleben zu können. Ähnlich äußer- In Wahrheit würde nur umgeschichtet und die Piescek. te sich Georg Vetter, der die Befürchtung in Menschen würden nicht entlastet, obwohl Zudem mahnte sie einen größeren Bei- den Raum stellte, daß österreichische Betrie- Österreich die höchste Steuerquote in der trag hoher Vermögen bei der Gegenfinanzie- be mit ihrem Geld von der Wiener Börse EU habe. „Österreich ist Ausgaben- und Ein- rung von Steuerentlastungen ein. Die Grü- nach Asien abwandern. Den Grund dafür sieht nahmenweltmeister“, so Strache. Durch die nen haben dafür Vorschläge unterbreitet und er darin, daß im Mittelpunkt der Überlegun- Entlastung bei der Lohn- und Einkommen- würden eine Sekretärin mit einem Bruttoein- gen der Bundesregierung der Verteilungs- steuer werde den Menschen lediglich zu- kommen von 1.400 Euro nicht bloß um 370, kampf steht nicht aber die Wirtschaft. rückgegeben, was ihnen der Finanzminister sondern um 660 Euro entlasten und eine teil- seit 2009 durch die kalte Progression aus der zeitbeschäftige Mutter mit einem Monats- Strolz: Diese Steuerreform Tasche gezogen habe. Was die Senkung des einkommen von 800 Euro nicht nur um 209 ist nicht enkelfit Eingangssteuersatzes den Menschen bringe, pro Jahr, sondern um 1100 Euro pro Jahr. Im Auch wenn Matthias Strolz von den NEOS werde ihnen in den kommenden Jahren von Gegenzug würden sich der Bundeskanzler die Senkung der Lohn- und Einkommen- der kalten Progression bald wieder wegge- und der Vizekanzler beim Steuermodell der steuer als richtig begrüßte, befürchtete er, fressen werden, sagte Strache, der den Ver- Grünen nur über 208 Euro mehr pro Jahr daß diese Entlastung aufgrund der kalten Pro- zicht auf Maßnahmen gegen die kalte Pro- freuen können, statt über 2175. Da die Ge- gression nur vorübergehend sein werde. Auch gression in den Mittelpunkt seiner Kritik an genfinanzierung nicht gesichert, sondern zu fehlen ihm Investitionen in Bildung und In- den Steuerreformplänen der Regierung stellte. 50 Prozent auf Sand gebaut sei, sprach Gla- novation, weshalb die geplante Steuerreform Zudem wies Strache die Erhöhung von wischnig-Piescek die Befürchtung aus, die den „Enkelfit-Test“ nicht bestehen werde. Mehrwertsteuersätzen, wie sie für Kino- und Menschen müßten mit Sparmaßnahmen und Die Regierung habe auch kein Rezept gefun- Theaterkarten, für Blumen oder Taxi- und mit der Kürzung wichtiger Sozialleistungen den, die rasante Arbeitslosigkeit zu stoppen, Hotelrechnungen geplant ist, ebenso zurück rechnen. so sein weiterer Kritikpunkt. Besonders wie die Erhöhung der Kapitalertragssteuer schwer wiegt für Strolz auch der Umstand, auf 27,5 Prozent, weil dies den Mittelstand Dietrich: Steuersystem vereinfachen, daß die Regierung nach seinem Dafürhalten sowie kleine und mittlere Unternehmen tref- Unternehmen entlasten kein Verständnis für das unternehmerische Ös- fe. „Die Abgabenquote sinkt nicht“, klagte Die Klubobfrau des Teams Stronach, terreich und keinen Respekt für das Unter- der FPÖ-Klubobmann. Auch halte er den Waltraud Dietrich, begrüßte die Tarifreform, nehmertum zeige. Vielmehr werde der Mit- Großteil der UnternehmerInnen nicht für die schon längst hätte gemacht werde sollen, telstand abgewürgt, meinte Strolz, der seine Steuerhinterzieher, sagte Strache und proble- wandte sich aber entschieden dagegen, der Kritik an konkreten Punkten festmachte und matisierte die Absicht auf jeder Almhütte Wirtschaft Steuerhinterziehung zu unterstel- prangerte vor allem an, daß die Regierung eine Registrierkasse aufzustellen. Die Vor- len. Die Krise in Österreich sei hausgemacht, sich nicht durchringen konnte, die Parteien- schläge seiner Fraktion für eine Steuerreform weil die Regierung sich als unfähig erweise, finanzierung zu reduzieren, weshalb er auch faßte Strache mit dem Hinweis auf nach- Reformen herbei zu führen. Dietrich mahnte einen diesbezüglichen Entschließungsantrag haltige Maßnahmen gegen die kalte Progres- insbesondere eine Verwaltungsreform ein, die vorlegte. Strolz vermißte entschlossene Schrit- sion, auf eine Entlastung niedriger Einkom- die Staatskosten auf 5 Prozent reduziere. Von te gegen die aggressive Steuerflucht und for- men von Sozialabgaben sowie auf Einspa- einer Steuerreform sei auch eine Vereinfa- derte einmal mehr eine Modernisierung des rungen durch eine Verwaltungsreform zu- chung des Steuersystems zu verlangen, mein- Gewerberechts. Im Gegensatz dazu wolle die sammen. Der Staat sollte bei Subventionen te Dietrich und plädierte für Steuererklärun- Regierung die Zwangsbeiträge für die Wirt- und bei überteuerten Bauvorhaben sparen, gen, die auf einem Blatt Papier Platz haben. schaftskammer und die Arbeiterkammer denn ohne eine Senkung der Steuer- und Österreich brauche eine Kultur der Ermunte- weiter erhöhen. Statt die 22 Sozialversiche- Abgabenquote „sehen die Menschen kein rung junger Menschen, UnternehmerInnen zu rungen zusammenzulegen, erhöhe man die Licht am Ende des Tunnels“. werden. Stattdessen schikaniere die Bundesre- Höchstbeitragsgrundlage, so sein weiterer gierung Wirte mit Allergieverordnungen und Vorwurf. Auch habe die Regierung keinen Glawischnig: Grüne für Ökosteuern nun mit einer Registrierkassenpflicht. „Viele Mut, die Pensionsprivilegien der BeamtInnen und mehr Umverteilung WirtInnen werden zusperren“, befürchtete in Wien abzustellen. Aus diesem Grund mach- Die Klubobfrau der Grünen, Eva Gla- Dietrich und legte einen Entschließungsan- te Strolz Werbung für das Reformprogramm wischnig-Piesczek, anerkannte das große Vo- trag zur Förderung des Wirtschaftsstandortes der NEOS, das eine Entlastung der Bür- lumen der geplanten Steuerreform, merkte durch eine Steuerreform vor, die mit Ver- gerInnen im Ausmaß von 8,4 Mrd. Euro über aber kritisch an, daß Entlastungen mittlerer waltungseinsparungen gegenfinanziert wer- einen Zeitraum von 8 Jahren vorsieht.  und hoher Einkommen im Fokus stünden den soll. Quellen: Parteien, Parlamentskorrespondenz

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 57 Innenpolitik

Steuerliche Maßnahmen der Steuerreform 2015/2016

1. Allgemeines Gegenfinanzierung im Überblick  Anstelle der bisher drei gibt es künftig Mit der Steuerreform 2015/2016 soll eine  Registrierkassenpflicht (manipula- sechs Steuerstufen. Dadurch ergibt sich gesamte Steuerentlastung in Höhe von 5,2 tionsgeschützte Apparate) für Betriebe eine Abflachung der Progression. Mrd. € erreicht werden. Das entspricht mit überwiegend Barumsätzen ab einem  Die Bemessungsgrundlage für den 1,5% des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Nettoumsatz von 15.000 € pro Jahr. 50 %-Steuersatz wird von 60.000 € auf Ein Betrag im Ausmaß von 4,9 Mrd. € ist  Belegerteilungspflicht für jeden Ge- 90.000 € angehoben. für die Einkommensteuerentlastung sowie schäftsfall.  Für Einkommensanteile über 1 Mil- eine Rückerstattung von Sozialversiche-  Kontoeinsichtsmöglichkeit durch Prü- lion € wird befristet ein Steuersatz rungsbeiträgen vorgesehen. fungsorgane der Abgabenbehörden von 55 % eingeführt. Die Maßnahmen der Steuerreform treten  Einführung eines zentralen Kontenre- grundsätzlich mit 01.01.2016 in Kraft. gisters oder Einrichtung vergleichbarer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Derzeit wird im Bundesministerium für Fi- Maßnahmen. Pensionistinnen und Pensionisten nanzen (BMF) an den Details gearbeitet.  Rückwirkende befristete Meldepflicht  Arbeitnehmerabsetzbetrag wird in Der Beschluß des Steuerreformgesetzes von Banken für hohe Barbehebungen den Verkehrsabsetzbetrag integriert (in findet im Juli 2015 im Parlament. oder Auslandstransfers. Summe derzeit 345 €). Der Verkehrsab-  Schaffung eines Sozialbetrugsbekämp- setzbetrag wird ab 2016 auf 400 € er- Entlastungen im Überblick fungsgesetzes. höht.  Senkung des Eingangssteuersatzes von  Barzahlungsverbot zwischen Unter-  Erhöhung des Pendlerzuschlages für 36,5% auf 25%. nehmen in der Baubranche. geringverdienende Pendlerinnen und  Erhöhung der Arbeitnehmerabsetzbe-  Verstärkte Bekämpfung des gewerbs- Pendler. träge um 55 € pro Jahr mäßigen Pfusches und der Schwarzar-  Erstattung von 50 % der Sozialversi-  Erhöhung der Sozialversicherungser- beit. cherungsbeiträge für Kleinstverdiener stattung (bisher „Negativsteuer“) für  Verstärkte Bekämpfung des Karussell- (max. 400 €/Jahr für Arbeitnehmerinnen Menschen mit geringeren Einkommen betrugs. und Arbeitnehmern; max. 110 €/Jahr für von maximal 110 € auf maximal 400 €  Bekämpfung der USt.-Hinterziehung Pensionistinnen und Pensionisten). pro Jahr. im Rahmen des Versandhandels.  Der Sachbezug bei PKW mit einem  Einführung der Sozialversicherungser- CO2-Ausstoß von mehr als 120 g/km stattung für Pensionistinnen und Pensio- 2. Maßnahmen in der wird auf 2 % der Anschaffungskosten nisten im Ausmaß von maximal 110 € Einkommensteuer erhöht; für auch privat genutzte Dienst- pro Jahr. Tarif fahrzeuge mit Elektromotor wird zu-  50 %-Steuersatz künftig ab 90.000 €,  Die Senkung des Eingangssteuer- künftig kein Sachbezug angesetzt. statt wie bisher ab 60.000 €. satzes von 36,5% auf 25% entlastet alle  Konjunkturpaket (Erweiterung der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, un- Familien: Forschungsprämie, Senkung der Lohn- abhängig davon, in welcher Progres-  Der Kinderfreibetrag wird auf 440 € nebenkosten). sionsstufe sie sich befinden. verdoppelt

Steuertarif bis 31. 12 2015 Steuertarif ab 1. 1 2016

über bis Steuersatz über bis Steuersatz

0 € 11.000 € 0 % 0 € 11.000 € 0 %

11.000 € 18.000 € 25 % 11.000 € 25.000 € 36,5 % 18.000 € 31.000 € 35 %

31.000 € 60.000 € 42 % 25.000 € 60.000 € 43,21 % 60.000 € 90.000 € 48 %

60.000 € 50 % 90.000 € 1.000.000 € 50 %

1.000.000 € befristet 55 %

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 58 Innenpolitik

 Die Familienbeihilfe ist bereits (begin- 2016 für: lebende Tiere etc, Saatgut etc, im Jahr der Anschaffung jedenfalls ab- nend seit 1. 7. 2014) schrittweise bis Pflanzen etc, kulturelle Dienstleistun- gesetzt werden. 2018 erhöht worden. gen, Futtermittel, Holz, Jugendbetreu-  Für jeden Geschäftsfall muß ein Beleg ung, nationaler Luftverkehr, Bäder, Mu- erteilt werden (Belegerteilungspflicht). Topf-Sonderausgaben seen etc, Tiergärten etc, Filmvorführung  Die Kalte-Hände-Regelung wird auf  Abschaffung des Topf-Sonderausgaben- etc, Ab-Hof-Verkauf von Wein; ab 1. 4. einen Nettoumsatz von max. 30.000 € abzuges ab einem bestimmten Stichtag. 2016 für Beherbergung. beschränkt.  Der Topf-Sonderausgabenabzug für Ver-  Zur Eindämmung des Karussellbe-  „Kleine Vereinsfeste“ dürfen ihre Um- träge, die zum Stichtag bereits bestehen, trugs sollen speziell geschulte Teams sätze weiterhin mittels Kassasturz er- bleibt noch maximal 5 Jahre erhalten. eingesetzt werden. mitteln.

Kapitalertragsteuer 4. Maßnahmen in der Konteneinsicht  Die Kapitalertragsteuer wird auf Grunderwerbsteuer  Zukünftig soll aus Anlaß einer abgaben- 27,5 % erhöht. Die Bemessungsgrundlage für unentgeltliche behördlichen Prüfung (z.B. Betriebs-  ausgenommen von der Erhöhung ist Grundstücksübertragung wird auf Ver- prüfung, Umsatzsteuer-Sonderprüfung, die Kapitalertragsteuer auf Zinserträge kehrswerte umgestellt (statt bisher 3facher GPLA) die Einsichtnahme in beste- aus Geldeinlagen bei Kreditinstituten Einheitswert); diese Verkehrswerte sollen hende Kontenverbindungen möglich (vor allem Sparbuch- und Kontozin- auch pauschal ermittelt werden können. sein. sen). Dagegen gilt bei unentgeltlichen Übertra-  Einführung eines zentralen Kontenre- gungen in der Land- und Forstwirtschaft gisters oder Einrichtung vergleichbarer Immobilien weiterhin der einfache Einheitswert. Maßnahmen zur Gewährleistung eines  Für Gebäude im Betriebsvermögen gilt Der Einheitstarif wird auf einen Stufen- effizienten Vollzugs ab 1.1.2016 ein einheitlicher Abschrei- tarif umgestellt: bis zu 250.000 €: 0,5 %,  Als Begleitmaßnahmen sollten die Ban- bungssatz von 2,5 % (statt bisher 2 %, bis 400.000 €: 2 % und darüber: 3,5 %. ken befristetet zur Mitteilung höherer 2,5 % oder 3 %). Der Freibetrag für die altersbedingte Kapitalabflüsse (Barbehebungen, Ver-  Die Verteilung von Instandsetzungs- unentgeltliche Betriebsübertragung wird schiebungen ins Ausland) verpflichtet aufwendungen wird von 10 auf 15 Jah- von 365.000 € auf 900.000 € erhöht. werden – und zwar bereits für Zeit- re verlängert. Für Härtefälle insbesondere im Tourismus- räume vor dem Inkrafttreten des Steuer-  Die Vermutung des Anteils von bereich sollen noch Lösungen erarbeitet reformgesetzes. Grund und Boden bei einem bebauten werden. Grundstück wird den aktuellen Gege- Sozialbetrugsbekämpfung benheiten angepaßt. 5. Maßnahmen zur Bekämpfung  Der sogenannte Anmeldungskauf soll  Die Immobilienertragsteuer wird von von Steuer- und Sozialbetrug durch strukturierte Datenanalyse der 25 % auf 30 % angehoben. Registrierkassenpflicht Gebietskrankenkassen und die verbes-  Bei Immobilienveräußerungen darf kein  Betriebe mit überwiegend Barumsätzen serte Zusammenarbeit von Behörden Inflationsabschlag mehr berücksich- müssen ab einem Nettoumsatz von zurückgedrängt werden. tigt werden. 15.000 € pro Jahr ihre Einzelumsätze  Die Ausstellung von Scheinrechnungen verpflichtend mit einer Registrierkasse soll im Baubereich durch Barzahlungs- Wirtschaft aufzeichnen. verbot (mit Ausnahmen für Kleinst-  Die Forschungsprämie wird von 10 %  Jede Registrierkasse ist mit einer techni- beträge) im B2B Bereich bekämpft wer- auf 12 % erhöht. schen Sicherheitslösung gegen Mani- den.  Die steuerfreie Mitarbeiterkapitalbe- pulationen zu schützen.  Schwarzarbeit im Rahmen des priva- teiligung wird von 1.460 € auf 3.000 €  Für die Anschaffung einer Registrierkas- ten Hausbaus und des gewerbsmäßigen pro Jahr erhöht. se wird eine Prämie von bis zu 200 € Pfusches soll durch verstärkte Kontroll-  Eine Zuzugsbegünstigung für Wis- ausbezahlt. Die Aufwendungen können maßnahmen bekämpft werden. senschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Forscherinnen und Forscher soll eingeführt werden. Ihr persönlicher Entlastungsrechner  Bei kapitalistischen Personengesell- Das Bundesministerium für Finanzen gen: erhöhter Verkehrsabsetzbetrag, So- schaften wird eine Verlustverrech- (BMF) stellt einen Online-Rechner zur zialversicherungserstattung für Arbeitneh- nungsbremse vorgesehen. Verfügung. Schnell und unkompliziert merInnen und PensionistInnen im Rah-  Die steuerlichen Vorschriften zur Einla- kann sich jeder Steuerzahler seine persön- men der Arbeitnehmerveranlagung. genrückgewähr werden angepaßt. liche Entlastung ausrechnen. Mit der Bitte beachten Sie, daß es sich bei den  Der Bildungsfreibetrag und die Bil- Eingabe des jeweiligen Gehalts in die Berechnungsergebnissen um Richtwerte dungsprämie werden gestrichen. Abfragemaske erfährt den ab 1. Jänner handelt, da nicht alle persönlichen berech- 2016 geltenden Steuervorteil. nungsrelevanten Daten erfaßt werden kön- 3. Maßnahmen in der Umsatzsteuer Der Rechner berücksichtigt neben den nen.  Erhöhung des Umsatzsteuersatz von neuen Tarifstufen auch folgende Neuerun- http://bmf.gv.at/entlastung 10 % bzw. 12 % auf 13 % ab dem 1. 1.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 59 Innenpolitik Grundsätzliches Ja zur stärkeren Einbindung der BürgerInnen in die Gesetzgebung Im Hohen Haus am Ring fand am 11. März die vierte Sitzung der Enquete- Kommission »Demokratiereform« mit einer Zwischenbilanz der Fraktionen und Beiträgen von Initiativen der Zivilgesellschaft und Interessenvertretungen statt. Der Ruf nach mehr direkter Demokratie bleibt laut. Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz irekte Demokratie und Parlamentaris- dreistufigen Volksgesetzgebung einzuführen. Dmus ergänzen einander. So der Konsens Geleitet wurde die Sitzung vom Dritten Na- der Parlamentsfraktionen zur Halbzeit der En- tionalratspräsidenten Norbert Hofer. quete-Kommission zur Stärkung der Demo- kratie in Österreich, die am 11. März zum SPÖ: Minderheiten müssen von vierten Mal unter dem Titel „Meinungsbild Mehrheiten geschützt werden können der organisierten Zivilgesellschaft“ zusam- Geht es nach der SPÖ, sind bei der Wei- mengetreten war. Konkret signalisierten die terentwicklung der direkten Demokratie Fraktionen ein grundsätzliches Ja, was die noch bestehende Spannungsfelder zu lösen. stärkere Einbindung der BürgerInnen in die Diese hätten sich auch durch die bisher 31 Gesetzgebung betrifft, die Vorstellungen über ExpertInnenmeinungen und Diskussionsbei- ihre Ausgestaltung gehen jedoch auseinan- träge gezeigt, so Peter Wittmann. Konkret der. Sieht die SPÖ hier noch Problematiken gehe es etwa um das Verhältnis zwischen der hinsichtlich Minderheiten, spricht sich die Exekutive und der Legislative. Der Legis- FPÖ klar für eine Volksgesetzgebung aus. lative stärkeres Gewicht durch die weitere Daß ein Mehr an Demokratie und Mitbestim- Partizipation der Bevölkerung gegenüber der mung im Besonderen informierte BürgerIn- Exekutive zu geben, sei grundsätzlich zu

nen braucht, darüber sind sich ÖVP, das Team Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz befürworten. Zur Zeit werde eine eher „exe- Stronach und die NEOS einig. Die Grünen Norbert Hofer, Dritter Nationalrats- kutivlastige Politik“ in der Öffentlichkeit ver- bleiben bei ihrem Vorschlag, das Modell der präsident, eröffnete die Enquete. treten, das Spannungsverhältnis zwischen

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 60 Innenpolitik

eine breit unterstützte Liste an konkreten Vorstellungen für eine Demokratiereform. Schon hier sollten BürgerInnen in die direk- ten politischen Gesprächen miteingebunden werden.

FPÖ spricht sich klar für Volksgesetzgebung aus Mit der Einführung einer Volksgesetzge- bung würde die Demokratie in Österreich wesentlich weiterentwickelt werden, so die Position der FPÖ. Harald Stefan sah sich in der Forderung seiner Fraktion, der Bevölke- rung ein verbindliches Initiativrecht einzu- räumen, durch die bisherigen abgegebenen Expertisen in der Enquete-Kommission weitgehend bestätigt. Die Frage sei nun, ob Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz

Peter Wittmann, SPÖ Wolfgang Gerstl, ÖVP dem Vollzug der Gesetze und der Schaffung man bereit ist, diesen Schritt zu setzen, zu der Gesetze müsse neu definiert werden, berücksichtigen sei auch der Schutz von Min- stellte Wittmann fest. Bei der stärkeren Ein- derheiten, wie von Wittmann (S) angespro- bindung des Bürgers in den Gesetzwer- chen. Stefan sprach sich aber gegen eine dungsakt ergeben sich aber auch Problema- „totale Eingrenzung von Themen“ beim Mo- tiken, sagte er, es stelle sich etwa die Frage, dell der Volksgesetzgebung aus, das würde wie Minderheiten von Mehrheiten geschützt direkte Demokratie nur wieder aushöhlen, werden können und welche Mechanismen wie er meinte. Die Forderung nach Stärkung einzurichten sind. Außerdem sieht er die Ge- der direkten Demokratie heiße für die FPÖ fahr, daß jenen, die sich Kampagnen leisten aber nicht, das Parlament zu schwächen, können, die Möglichkeit eingeräumt wird, machte Stefan zudem klar. Der wesentliche sich Gesetzestexte zu bestellen. „Jene, die Reiz bestehe darin, daß nicht nur vom Par- schwächer sind und sich in der Gesellschaft lament, sondern aus der Bevölkerung selbst nicht so gut artikulieren können, dürfen nicht relevante Themen angesprochen werden. unter die Räder kommen“, warnte Wittmann. Grüne für Modell der ÖVP: Echte, ernstgemeinte Partizipation dreistufigen Volksgesetzgebung braucht informierte BürgerInnen Harald Stefan, FPÖ Dem Souverän muß die Möglichkeit „Partizipation in einer repräsentativen De- gegeben werden, auch zwischen den Wahlen mokratie ist kein Systembruch, sondern eine verbindlich Einfluß nehmen zu können. Das logische Konsequenz“, sagte Wolfgang Gerstl funktioniere am besten mit dem Modell der für die ÖVP. Voraussetzung dafür seien dreistufigen Volksgesetzgebung auf Landes- informierte BürgerInnen, die Zusammen- und Bundesebene, führte Daniela Musiol den hänge verstehen können und konkrete Ant- Standpunkt ihrer Fraktion aus. Es seien noch worten auf spezifisch gestellte Fragen be- viele Fragen offen, an einem bestimmten kommen. Dieses Interesse gelte es, von Sei- Punkt müsse man aber von den Visionen in ten der Politik zu nähren, wichtig sei, daß die Umsetzung übergehen. Ihr Appell sei da- BürgerInnen Informationen auch fernab der her, die Enquete-Kommission nicht nur zum „geschliffenen Pressetexte“ einfordern kön- Informationsaustausch zu nutzen und an „klei- nen. „Lenken wir das Interesse auf uns, ma- nen Rädchen zu drehen“, sondern „einen chen wir die interessierten BürgerInnen zu großen Wurf“ zu Stande zu bringen, auch auf einem von uns“, sagte Gerstl und sprach sich die Gefahr hin, noch nachjustieren zu müs- für eine „echte, ernstgemeinte Partizipation“ sen. „Ich bin nicht bereit, hier am Ende einen und bessere politische Kommunikation aus. philosophischen Maßnahmenkatalog abzu- Der gemeinsame Nenner sollte die Siche- winken“, stellte Musiol in den Raum und rung der Demokratie sein, stärken könne forderte spätestens im Herbst Vorschläge zu man diese nur durch Partizipation. Dieses gesetzlichen Änderungen. Evident sei dabei, Mehr an Mitbestimmung muß auch definiert daß sich Parlamentarismus und direkte De- werden, wie Gerstl meinte, und plädierte für Daniela Musiol, Grüne mokratie nicht ausschließen.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 61 Innenpolitik

direkte Demokratie müßten als klares Mit- einander gesehen werden, im Mittelpunkt dabei stehen Scherak zufolge aber die Bür- gerInnen.

Initiativen der Zivilgesell- schaft und Interessen- vertretungen am Wort Man solle in Sachen direkter Demokratie endlich Nägel mit Köpfen machen und den Mut haben, die BürgerInnen stärker in die Gesetzgebung einzubinden. Das war der ver- breitete Tenor in der vierten Sitzung der par- lamentarischen Enquete-Kommission. Zu Wort kamen dieses Mal vorrangig Vertre- terInnen zivilgesellschaftlicher Initiativen, etwa von „mehr demokratie!“ und“ Volksge- setzgebung jetzt“. Durch eine verstärkte Bür- Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz gerbeteiligung würde das Vertrauen in die Rouven Ertlschweiger, Team Stronach Nikolaus Scherak, NEOS Demokratie und die Legitimation gestärkt, Team Stronach hält am Modell bestimmung momentan nicht wirklich funk- Furcht vor dem Volk sei nicht angebracht, der BürgerverterInnen fest tioniere. Das habe damit zu tun, daß existie- hielt etwa Herwig Hösele von der Initiative Geht es nach dem Team Stronach, soll rende Elemente so umgesetzt wurden, daß Mehrheitswahlrecht und Demokratiereform direkte Demokratie eine Berücksichtig der sie teilweise nicht ernstzunahmen waren, stellvertretend für viele Wortmeldungen fest. Anliegen der Bevölkerung als Basis für die führte Scherak aus und bewertete dies als Allerdings gab es auch einige skeptische Stim- Entscheidungsfindung durch politische Gre- „Scheinpartizipation“. Direkte Demokratie men. So warnte Claudia Rosenmayr-Kle- mien sicherstellen. Es gehe aber nicht an, funktioniere besonders dann gut, und das menz seitens der Wirtschaftskammer vor un- daß sie zu einer Abschiebung der Verantwor- würden die bisherigen Expertisen und Dis- erwünschten Folgewirkungen durch eine zu tung auf die Bevölkerung führt, sagte Rou- kussionen belegen, wenn sie von unten hohe Dosis direkter Demokratie. ven Ertlschweiger. Außerdem dürfe direkte komme. Geht es nach den NEOS, muß das Die Politikwissenschaftlerin Tina Olteanu Demokratie nicht die Folge von sinkenden Parlament offener und transparenter sein, plädierte dafür, einen stärkeren Fokus auf Umfragetiefs oder Politikverdrossenheit sein. das etwa durch längere Begutachtungsver- unkonventionelle Formen der Bürgerbeteili- Das Team Stronach stehe nach wie vor zum fahren oder einem „legal footprint“ von Ge- gung zu richten. Auch Flash-Mobs, organi- Modell der BürgerverterInnen auf Bundes- setzesvorschlägen für die bessere Nachvoll- sierte Nachbarschaftstreffen oder Hashtag- ebene, wie in Vorarlberg bereits erfolgreich ziehbarkeit, wie Initiativen entstehen. „Wir Kampagnen könnten die öffentliche Mei- eingeführt, so Ertlschweiger. Seine Fraktion müssen die Menschen dauerhaft mitneh- nung beeinflussen und damit etwas bewir- halte außerdem vermehrte Volksbefragungen men“, sagte Scherak. Parlamentarismus und ken, gab sie zu bedenken. Namens des und Volksbegehren zu Ermessensfragen Auslandsösterreicher-Weltbunds erhob Gu- sowie verstärkte Information der Bevölke- stav Chlestil die Forderung, endlich E- rung, insbesondere im Bereich der politi- Voting zu ermöglichen und für Auslands- schen Bildung im Unterricht, für sinnvoll. österreicherInnen ein eigenes Nationalrats- Außerdem stehe das Team Stronach für die mandat zu reservieren. Die an der Enquete- verstärkte Einbindung von VerterterInnen Kommission teilnehmenden BürgerInnen qualifizierter Organisationen wie NGO's und nutzten die Sitzung auch dazu, konkrete in- Fachorganisationen in die Informationsbe- haltliche Anliegen zu äußern. Gefordert schaffung etwa in parlamentarischen Aus- wurde unter anderem die Öffnung der Ehe schüssen und für Transparenz und weitge- für gleichgeschlechtliche Paare und ein hende Information der Bevölkerung über die Verzicht auf den Bau einer Schnellstraße in Vorgänge in der Politik. Hirschstetten.

NEOS: Direkte Demokratie funktioniert Demokratie braucht gegenseitiges dann gut, wenn sie von unten kommt Vertrauen von Politik und Bevölkerung „Klar ist, daß direkte Demokratie und Insgesamt waren zehn VertreterInnen von Mitbestimmung nichts ist, wovor wir uns zivilgesellschaftlichen Initiativen, NGOs fürchten müssen“, sagte Nikolaus Scherak und klassischen Interessenvertretungen zur für die NEOS. Sitzung geladen, wobei die VertreterInnen In der bisherigen Diskussion seien zudem Herwig Hösele von der Initiative Mehr- der Zivilgesellschaft nicht nur einen Ausbau viele Punkte eingebracht worden, warum Mit- heitswahlrecht und Demokratiereform der direkten Demokratie forderten. Dieser

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 62 Innenpolitik sei zwar wichtig, aber kein Allheilmittel, hielt dem Vorbild des Abstimmungsbuchs in der etwa der ehemalige ÖVP-Politiker Hösele Schweiz. (Initiative Mehrheitswahlrecht und Demo- Auch Hans Asenbaum (Attac Österreich) kratiereform) fest. Ergänzend dazu brauche sieht genug Möglichkeiten, um die Gefahr es ein persönlichkeitsorientiertes Wahlrecht. der Vereinnahmung von Volksinitiativen, et- Ein solches sei Voraussetzung für selbstbe- wa durch Parteien oder finanzstarke Einzel- wußte MandatarInnen und würde den Ein- akteure, zu bannen. So kann er sich etwa fluß von Parteiapparaten auf politische Ent- Budgetlimits für Initiativen oder die Limitie- scheidungen zurückdrängen. Wesentlich ist rung von Einzelbeiträgen vorstellen. Zudem für Hösele außerdem eine informierte Öffent- würde seiner Ansicht nach eine reservierte lichkeit, dafür seien lebenslange politische Sendezeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Bildung sowie eine unabhängige und vielfäl- für Pro- und Contra-Argumente die ausge- tige Medienlandschaft erforderlich. wogene Information der Bevölkerung för- Daß eine Demokratiereform notwendig dern. ist, folgert Hösele allein schon aus dem Um- Die Einführung einer dreistufigen Volks- stand, daß bei der letzten Nationalratswahl gesetzgebung ist für Asenbaum allerdings die NichtwählerInnen die größte Gruppierung nur einer von mehreren notwendigen Schrit- waren, noch vor der SPÖ. Für die Demo- ten, um BürgerInnen stärker in politische kratie sei es wesentlich, daß die BürgerInnen Entscheidungen einzubinden. Der Volkswil- Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz der Politik und den Institutionen vertrauten le solle nicht nur quantitativ, durch Wahlen Erwin Mayer von der Initiative und umgekehrt auch die PolitikerInnen den »mehr demokratie!« und Abstimmungen, sondern auch qualitativ BürgerInnen, sagte er. Hösele sprach sich in erfaßt werden, betonte er. Konkret regte Asen- diesem Sinn dafür aus, das aus der letzten kratie!“) stark. Repräsentative Demokratie baum etwa die verstärkte Einrichtung von Legislaturperiode offen gebliebene Demo- sei notwendig, sie müsse aber noch reprä- Bürgerräten und die intensivere Nutzung des kratiepaket rasch zu beschließen. Für ihn ist sentativer werden, hielt er fest. Das gehe nur Internets an. der Kompromiß, erfolgreiche Volksbegehren durch mehr direkte Demokratie. mit einer Unterstützung von 10 bzw. 15 Pro- Bemerkenswert ist für Mayer, daß, wenn NGOs besser in zent der Wahlberechtigten einer verpflich- man sich die Stellungnahmen zum in der Gesetzgebung einbinden tenden Volksbefragung zu unterziehen, wenn letzten Legislaturperiode ausgearbeiteten Namens Global 2000 sprach sich Leo- das Parlament dem Anliegen des Volksbe- Demokratiepaket anschaut, in Summe der nore Gewessler gegen zu hohe Hürden für gehrens nicht Rechnung trägt, ein tauglicher. Ausbau der direkten Demokratie im Sinne direktdemokratische Instrumente aus. Wür- Damit bleibe die Letzt-Entscheidung im Par- von Verbindlichkeit, geringen Hürden und den nur jene Volksbegehren einer verpflich- lament. kein Themenausschluß abgelehnt wird. Die tenden Volksabstimmung bzw. Volksbefra- Mit einer unverbindlichen Volksbefra- Bevölkerung sehe das aber ganz klar anders, gung unterzogen, die von mehr als 10 Pro- gung am Ende eines Diskussionsprozesses ist er überzeugt. Mayer regte daher an, sei- zent der Wahlberechtigten unterschrieben über ein erfolgreiches Volksbegehren will sich tens der Enquete-Kommission eine repräsen- wurden, würde man finanzschwache und Gerhard Schuster (Initiative „Volksgesetzge- tative Umfrage in Auftrag zu geben, um zu kleine Initiativen ausschließen, warnte sie. bung jetzt“) hingegen nicht begnügen. Es eruieren, ob eine Mehrheit der ÖsterreicherIn- Im Gegenzug trat sie dafür ein, die Hürde brauche eine verbindliche Volksabstimmung, nen für verpflichtende Volksabstimmungen mit 100.000 Unterschriften festzulegen. Auch bekräftigte er, alles andere sei undemokra- über qualifiziert unterstützte Volksbegehren was den Ausschluß bestimmter Themen be- tisch. Das Modell der dreistufigen Volksge- und Veto-Referenden eintritt und welche trifft, äußerte sich Gewessler skeptisch: Alle setzgebung wäre für ihn eine wichtige Er- Hürden bevorzugt würden. Der Vorschlag Rechtsakte, über die das Parlament entschei- gänzung zu Gesetzesbeschlüssen durch das wurde in weiterer Folge allerdings nur von det, sollen auch für direktdemokratische In- Parlament. Auf diese komplementäre Säule Grün-Abgeordneter Daniela Musiol aufge- strumente offen sein. Durch juristische Hilfe solle man nicht verzichten. Um eine demo- griffen. und Kostenersatz will die Expertin sicher- kratische Willensbildung zu gewährleisten, Für immer wieder geäußerte Befürchtun- stellen, daß auch Volksinitiativen ohne star- müssen seiner Auffassung nach allerdings gen, Volksinitiativen könnten durch Boule- ken finanziellen Hintergrund erfolgreich auch die Medien in die Pflicht genommen vardmedien oder finanzkräftige Gruppierun- sein können. und dazu angehalten werden, Pro und Contra gen in unzulässiger Weise beeinflußt werden Gewessler ist allerdings nicht nur der Aus- ausgewogen darzustellen. Zur Beschleuni- oder zu Lasten von Minderheiten gehen, zeig- bau der direkten Demokratie ein Anliegen, gung des Diskussionsprozesses zum Ausbau te Mayer kein Verständnis. Diese Gefahren sie plädierte auch vehement dafür, die orga- der direkten Demokratie regte Schuster eine seien bei direktdemokratischen Entschei- nisierte Zivilgesellschaft stärker in die Ge- gemeinsame Internet-Plattform für den Mei- dungen nicht größer als bei Entscheidungen setzgebung einzubinden. Dafür hält sie mehr nungsaustausch an. des Parlaments, betonte er. Überdies könne Transparenz im Gesetzgebungsprozeß für der Verfassungsgerichtshof verfassungswid- erforderlich. Gesetzesvorhaben sollten von Initiativen überzeugt: Bevölkerung rige Gesetze jederzeit aufheben. Um Volks- Anfang an kommuniziert und die Grundla- will mehr direkte Demokratie initiativen eine Chance zu geben, forderte gen dafür, etwa vorhandene Studien, veröf- Für mehr direkte Demokratie machte sich Mayer Kostenersatzregelungen und eine fentlicht werden. Das Parlament sollte über- auch Erwin Mayer (Initiative „mehr demo- objektive Information der Bevölkerung nach dies stärker für die Expertise und das Wissen

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 63 Innenpolitik

überproportionalen Einfluß nehme. Das We- sentliche in der Politik sei der Kompromiß, argumentierte die Wirtschaftskammer-Ver- treterin, eine verpflichtende Volksbefragung oder eine verpflichtende Volksabstimmung über ein erfolgreiches Volksbegehren würde dem aber nicht Rechnung tragen. Auch ÖGB-Vertreter Martin Müller warnte vor überhasteten Schritten. Das Sy- stem der repräsentativen Demokratie in Österreich habe Schwächen, räumte er ein, das gleiche treffe aber auch auf das Modell der direkten Demokratie in der Schweiz zu. Der ÖGB sei nicht der Ansicht, daß direkte Demokratie jedenfalls und immer besser sei als repräsentative Demokratie. Müller sprach sich aber klar für eine Weiterentwicklung der Demokratie aus. Das Parlament müsse sich verstärkt mit den An- liegen von BürgerInnen auseinandersetzen. Peter Kostelka, Tina Olteanu, Assistentin am Institut für Österreichischer Seniorenrat Konkret trat er dafür ein, die Möglichkeit zur Politikwissenschaft der Universität Wien elektronischen Unterstützung von Volksbe- gehren zu schaffen und im Parlament eine es etwa unverständlich, warum es immer verpflichtende Enquete über das Anliegen noch nicht möglich ist, eine Stimme mittels eines Volksbegehrens abzuhalten. Überdies E-Voting abzugeben, schließlich ist seiner regte er an, BürgerInnen die Möglichkeit zu Einschätzung nach „sicherheitstechnisch geben, schriftliche oder mündliche Anfragen längst alles gelöst“. Mit einer Verabschie- an die Regierung, etwa im Rahmen einer dung des Demokratiepakets wären Auslands- BürgerInnen-Fragestunde im Parlament zu östereicherInnen ihm zufolge außerdem end- richten. lich berechtigt, auch Volksbegehren zu un- Einwände gegen das am Tisch liegende terstützen. Ein weiterer Wunsch Chlestils ist Demokratiepaket äußerte auch Peter Kostel- ein eigenes Nationalratsmandat für Aus- ka (Österreichischer Seniorenrat), wobei er landsöstereicherInnen. vor allem die häufige Verwendung unbe- stimmter Gesetzesbegriffe kritisierte. Zudem BürgerInnenhaushalte als gab Kostelka zu bedenken, daß es nur weni- Mittel für mehr Transparenz ge Volksbegehren bis zu einer verpflichten- Tina Olteanu, Assistentin am Institut für den Volksbefragung schaffen würden, geht Politikwissenschaft der Universität Wien, man von der Zahl der Unterschriften bei bis- bedauerte, daß wenn über direkte Demo- herigen Volksbegehren aus. Positiv wertete kratie diskutiert wird, vor allem von Abstim- Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz Kostelka hingegen die geplante Zentrale mungen die Rede sei. Ihrer Meinung nach Präsident Gustav Chlestil, Auslandsösterreicher-Weltbund Wählerevidenz und die Möglichkeit der sollte man den Fokus stärker auf unkonven- elektronischen Einbringung von Petitionen. tionelle Formen der Partizipation richten, von NGOs geöffnet werden. Für wesentlich Generell hielt der Vertreter des Seniorenrates auch wenn solche Instrumente oftmals belä- erachtet Gewessler außerdem ein Informa- fest, NGOs erfüllten eine wichtige Funktion, chelt würden. Auch Flash-Mobs, organisier- tionsfreiheitgesetz. sie seien aber nicht repräsentativ für die te Nachbarschaftstreffen und Hashtag-Kam- Gesamtgesellschaft. pagnen könnten die öffentliche Meinung Wirtschaftskammer, ÖGB und Senioren- beeinflussen und damit etwas bewirken, ist rat für behutsame Vorgangsweise AuslandsösterreicherInnen fordern E- sie überzeugt. Die BürgerInnen wollten sich Für eine behutsame Vorgangsweise beim Voting und eigenes Nationalratsmandat oft nur kurzfristig und themenbezogen an Ausbau der direkten Demokratie trat hinge- Gustav Chlestil, Präsident des Auslands- politischen Entscheidungen beteiligen bzw. gen Claudia Rosenmayr-Klemenz seitens der österreicher-Weltbunds, plädierte dafür, das auf Mißstände aufmerksam machen. Als Wirtschaftskammer ein. Eine zu hohe Dosis Kapital der großen Zahl der Auslandsös- wichtig erachtet es Olteanu außerdem, sich an direkter Demokratie könnte zu uner- tereicherInnen stärker zu nutzen. Die Ein- darüber Gedanken zu machen, daß manche wünschten Effekten führen, warnte sie. Die führung der Briefwahl war für ihn ein we- BürgerInnen weder konventionelle noch Letztentscheidung über ein Gesetz müsse im sentlicher Fortschritt, um Auslandsösterei- unkonventionelle Partizipationsmöglichkei- Parlament bleiben. Ansonsten drohe – bei cherInnen die Teilnahme an Wahlen zu er- ten wahrnehmen. geringer Abstimmungsbeteiligung – die Ge- möglichen, es müßten seiner Ansicht nach Olteanu brachte außerdem die Praxis der fahr, daß eine kleine Bevölkerungsgruppe aber weitere Schritte folgen. Für Chlestil ist BürgerInnenhaushalte als direktdemokrati-

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 64 Innenpolitik sches Mittel ins Spiel. Dabei erhalten Bür- die Politik Vorschläge aus dem Volk anneh- ter anderem, um einen Vorschlag der IG De- gerInnen die Möglichkeit, auf Kommunal- me und umsetze, so Ondrejka. mokratie einzubringen: Bei der Parteienfi- ebene über Teile der Haushaltsmittel mitzu- Sich stärker an der Politik zu beteiligten, nanzierung wäre es angebracht, Förderungen bestimmen. Olteanu riet im Falle einer Ein- könne sie sich sehr gut vorstellen, betonte aliquot nach Wahlbeteiligung auszuzahlen, führung, klaren politischen Willen zu Bür- Michelle Missbauer (derzeit in Ausbildung). schlug Ruhsmann vor. Jener Teil, der durch gerInnenhaushalten zu zeigen, den BürgerIn- Mehr direkte Demokratie nach dem Vorbild die Menge der Nichtwähler nicht ausbezahlt nen mehr zuzutrauen, zu bedenken, daß onli- Schweiz braucht es ihrer Meinung nach auch würde, könnte an Projekte zur Stärkung der ne-basierte Abstimmungsverfahren alleine hierzulande. Denn: "Eigentlich sollte in direkten Demokratie gehen. Es sei nun an keine Dialoginstrumente seien und daß es einer Demokratie doch das Volk das Sagen der Zeit, das System zu öffnen und BürgerIn- wichtig sei, die BürgerInnen ernsthaft und haben.“ Würde man die Menschen mehr ein- nenbeteiligung zuzulassen, so Ruhsmanns sinnvoll einzubinden, anstatt Scheinpartizi- beziehen, stiege auch das Interesse an Eindruck. An die PolitikerInnen appellierte pation zu betreiben. Politik. sie, mehr Mut zur Lockerheit zu zeigen und Feri Thierry von den NEOS sieht in Bür- weniger Angst vor Machtverlust zu haben. gerInnenhaushalten ein „gutes Mittel für Wunsch nach E-Voting bekräftigt Noch allerdings zeigte sie sich nicht be- mehr Transparenz“. Man brauche keine Die Einführung eines E-Votings ist nicht sonders vom aktuellen Dialogprozeß über- Angst vor den BürgerInnen zu haben, wenn nur Chlestil, sondern auch dem Medizin- zeugt. es um direkte Demokratie geht, auch wenn techniker Harald Petz ein großes Anliegen, es dafür natürlich Mut brauche, betonte er. das betonte er erneut. An das Plenum gerich- Grüne fordern konkrete Ergebnisse Drei Phasen seien bei BürgerInnenhaushal- tet, meinte er: „Packen wir’s an!“ Ziel müsse Diesen Dialogprozeß zu gestalten, darum ten entscheidend: 1. Transparenz und Infor- es sein, am Ende der Enquete-Kommission gehe es jetzt, antwortete ihr Daniela Musiol mation, 2. Konsultation, 3. Rechenschaft über zur Stärkung der Demokratie Ergebnisse zu (Grüne). Das brauche Zeit. Allerdings müsse letztendlich getroffene Entscheidungen. beschließen, auf die alle stolz sein können. man nun tatsächlich Nägel mit Köpfen ma- Daß die Angst vor unangenehmen The- Über die Bevölkerung werde „drüberge- chen. Spätestens nach der nächsten Sitzung men oder unerwünschten Ergebnissen kein fahren“, äußerte Helga Schattauer (kaufmän- im April müsse man konkret werden bezie- Argument gegen direkte Demokratie sein nische Angestellte) ihr Gefühl. Sie bezwei- hungsweise in konkrete Verhandlungen zwi- könne, betonte Rechtsanwältin Susanne Fürst, felte überdies die Sinnhaftigkeit von Befra- schen den Parteien eintreten, um zu guten die als Expertin von der FPÖ nominiert gungen und Umfragen und fragte, ob alles Ergebnissen zu kommen. wurde. Gerade, wenn es um ihr Geld gehe, mit rechten Dingen zugehe. Zudem wies sie Angst vor den BürgerInnen sehe er keine, wollen die Menschen mitentscheiden, ist sie auf die hohen Kosten von Volksbefragungen betonte Josef Cap (SPÖ). Angst bestehe viel- überzeugt: „Und sie haben auch das Recht hin: „Die verbrauchen wahnsinnig viel Steuer- mehr vor dem Einschlafen von Bürgerbetei- dazu.“ Die VertreterInnen hätten sich dieser geld, aber was kommt dann?“ ligungsprozessen. Am besten packe man alles Ideen anzunehmen und sie weiterzuentwick- Gesagte in ein „praktisch zu handhabendes keln. BürgerInnen pauschal zu unterstellen, Darf das Recht nicht Modell“. Angesichts der vielen Überlegun- sie würden nur ihre Interessen verfolgen und direkt vom Volk ausgehen? gen zur direkten Demokratie und damit ein- sich nicht informieren, sei überheblich und In Österreich gebe es keine BürgerInnen-, hergehender Kritik an bestehenden Entschei- stimme nicht, so Fürst. Unbedingt brauche sondern eine Parteienverfassung, kritisierte dungsprozessen wies er aber auch auf die es unter anderem echte Beteiligung, niedri- Erwin Leitner, Bundessprecher der Initiative Legitimation des Parlaments hin. Ja, es brau- gere Hürden und Verbindlichkeit. „mehr Demokratie!“. Daher sei es gar nicht che Lösungen, aber keine Umgehung des möglich, Entscheidungen herbeizuführen Parlaments, so Cap. Image der Politik verbessern oder Volksabstimmungen zu initiieren. „Wir Die nächste Sitzung der Enquete-Kom- Rege beteiligten sich wieder die Bür- sind in unserem politischen System besach- mission findet am 15. April statt und wird gerInnen an dieser vierten Sitzung der En- waltet“, spitzte Leitner zu. Seine Forderung sich vor allem mit der Rolle der Medien be- quete-Kommission Demokratiereform. Einige lautet daher: „Auch das Volk soll verbindli- schäftigen.  bekräftigten ihre Wünsche und Forderungen che Volksabstimmungen auslösen können.“ Die Anhörungen der Enquete-Kommission aus den bereits vergangenen Sitzungen. Der Universitätsdozent Paul Luif sieht vor al- sind öffentlich und werden via Live-Stream Pensionist Heinz Emhofer etwa nahm die lem in der Unverbindlichkeit von direktde- auf http://www.parlament.gv.at übertragen. Sitzung zum Anlaß darzulegen, wie schlecht mokratischen Mitteln ein Problem. Volksbe- Über den Twitter-Hashtag #EKDemokratie es seiner Einschätzung nach um das Image gehren hätten sich nicht wirklich bewährt, können BürgerInnen ihre Ideen direkt in die der Politik stehe. Letztlich verschweige die weil sie zu keiner verpflichtenden Entschei- Diskussion einbringen. Politik Dinge, ohne daß es Konsequenzen dung führen. Obwohl es in der direkten De- Auch Stellungnahmen per E-Mail zu den gebe, so Emhofer. Das wiederum führe zu mokratie auch das „Bottom-up“-System gibt, einzelnen Diskussionsblöcken sind möglich, Politikverdrossenheit. das etwa in der Schweiz zur Anwendung senden Sie diese bitte mit dem jeweiligen Be- Die kaufmännische Angestellte Marlen kommt, setze man in Österreich bisher ledig- treff an: mailto:[email protected] Ondrejka zeigte sich nicht ganz überzeugt lich auf „Top-down“. Weitere Informationen dazu finden Sie auf davon, ob mehr Demokratie tatsächlich von http://www.parlament.gv.at allen Parteien gewollt sei. Sie kritisierte un- Mehr Lockerheit, weniger Quelle: Parlamentskorrespondenz ter anderem das System „vor der Wahl so, Angst vor Machtverlust Die ersten drei Beiträge zu diesem Thema nach der Wahl so“, auch das führe zu Po- Barbara Ruhsmann, die in der Öffentlich- lesen Sie in den Ausgaben 138, 139 und 140 litikverdrossenheit. Es sei an der Zeit, daß keitsarbeit tätig ist, nutzte ihre Redezeit un- http://www.oesterreichjournal.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 65 Innenpolitik »Würde am Ende des Lebens« Parlamentarische Enquete-Kommission Enquetekommission fordert Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung – Gertrude Aubauer, Johannes Jarolim und Dagmar Belakowitsch-Jenewein präsentierten Bericht mit 51 Empfehlungen.

on einer großen Willenskundgebung Vdes Parlaments und einem guten Tag für den Parlamentarismus sprach ÖVP-Abgeord- nete Gertrude Aubauer am 3. März bei der Präsentation des Berichts der Enquetekom- mission zum Thema „Würde am Ende des Lebens“ im Parlament. Das einstimmige Vo- tum der Abgeordneten sei ein Auftrag, die Empfehlungen nun rasch umzusetzen, mein- te die Obfrau der Enquetekommission über- einstimmend mit ihren beiden Stellvertretern Johannes Jarolim (SPÖ) und Dagmar Bela- kowitsch-Jenewein (FPÖ). Die Arbeit der Enquetekommission sei auch eine Premiere in Sachen Bürgerbeteiligung gewesen, un- terstrich Aubauer und erinnerte daran, daß rund 700 BürgerInnen Anliegen an das Par- lament herangetragen haben. Das Papier zielt vor allem darauf ab, die Hospiz- und Pallia- Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz tivmedizin auszubauen und zudem den Zu- Die Nationalratsabgeordneten Johannes Jarolim (SPÖ), die Vorsitzende der Kom- gang zu Patientenverfügung und Vorsorge- mission Gertrude Aubauer (ÖVP) und Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ) vollmacht einfacher und kostengünstiger zu hängiger Hospiz- und Palliativkoordinator treffen darf, wenn man selbst dazu nicht gestalten. eingesetzt werden, der einmal jährlich dem mehr in der Lage ist. Sämtliche Überlegun- Parlament Bericht erstattet. Großen Wert legt gen im Zusammenhang mit Patientenverfü- Ausbau der Hospiz- und Palliativ- die Kommission auch auf eine spezifische gung und Vorsorgevollmacht sind dabei von versorgung: Jeweils 18 Mio. € in den palliativmedizinische Ausbildung der Ärzte dem Grundsatz getragen, der Selbstbestim- ersten beiden Jahren des Stufenplans und auf eine gute Zusammenarbeit zwischen mung zum Durchbruch zu verhelfen.  Hospiz- und Palliativversorgung soll für den Krankenanstalten und den Hausärzten. jeden erreichbar und leistbar sein, unabhän- In der Ausgabe 137 unseres „Österreich gig vom sozialen Status und der Region, lau- Patientenverfügung und Journal“ pdf-Magazins vom 1. Dezember tet der Grundsatz des Berichts. Konkret for- Vorsorgevollmacht sollen attraktiver 2014 haben wir über die erste öffentliche dert die Enquetekommission einen Stufen- und leichter zugänglich werden Sitzung der parlamentarischen Enquete- plan für den Ausbau der Hospiz- und Pallia- Das Papier reagiert auch auf den Um- Kommission zum Thema „Würde am Ende tivmedizin und geht dabei für die erste Etap- stand, daß nur 4 Prozent der Bevölkerung des Lebens“ berichtet, in der auf die kom- pe von einem Finanzbedarf von jeweils rund eine Patientenverfügung abgeschlossen ha- plexe inhaltliche Dimension dieser Frage- 18 Mio. € in den Jahren 2016 und 2017 zu- ben, mit der für die Zukunft bestimmte me- stellung eingegangen wurde. sätzlich zum Status Quo aus. Die mobile Hos- dizinische Behandlungen abgelehnt werden Unter dem Titel „Hospiz- und Palliativ- piz- und Palliativversorgung soll einerseits können. Die Empfehlungen der Enquete- versorgung: ExpertInnen für Rechtsan- von den Krankenanstalten und andererseits kommission laufen zunächst auf bessere In- spruch“ finden Sie die Fortsetzung zu die- aus den Mitteln der Pflegefinanzierung finan- formation hinaus, wobei es überdies darum sem überaus interessanten Thema, das wir ziert werden, für die Finanzierung der statio- geht, die Patientenverfügung leichter zu- aus Platzgründen nicht hier aufnehmen nären Hospizversorgung ist hingegen an gänglich und kostengünstiger zu machen. konnten, in unserem online-Angebot unter einen zweckgewidmeten Sondertopf im Pfle- Letzteres soll vor allem durch Einbindung der Adresse gefonds gedacht. Die stationäre Palliativver- der Patientenanwaltschaften ermöglicht wer- http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2014/1214/W3/41712pkHospiz.htm sorgung in Krankenanstalten wiederum soll, den, im Raum steht aber auch der Vorschlag Unter dem Titel „Patientenverfügung auf geht es nach den Empfehlungen der Enque- einer Finanzierung im Wege der Sozial- dem Prüfstand der Enquete-Kommission“ tekommission, im bestehenden System der versicherung. Die Patientenverfügung soll finden Sie eine Zusammenfassung der letzten Leistungsorientierten Krankenanstaltenfi- jedenfalls auf der E-Card ersichtlich sein. Runde der öffentlichen Anhörung im Parla- nanzierung ausfinanziert werden. Zur Unter- Vereinfachen und attraktivieren wollen die ment in unserem online-Angebot unter der stützung und Begleitung der Umsetzung des Abgeordneten auch die Vorsorgevollmacht, Adresse Stufenplans soll ein österreichweiter, unab- mit der bestimmt wird, wer Entscheidungen http://www.oe-journal.at/Aktuelles/!2015/0115/W3/12601pkAnhoerung.htm

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 66 »Burgenland Journal« Infrastrukturprojekt GrenzBahn Expertenteam empfiehlt Realisierung – Studie belegt wirtschaftlichen Betrieb und empfiehlt den Ausbau der Eisenbahnstrecken Friedberg – Oberwart – Szombathely und Sopron – Ebenfurth

er Ausbau bzw. streckenweise Neubau Dund die Modernisierung der Bahnstrek- ken Friedberg – Oberwart - Szombathely und der Bahnstrecke Sopron – Wulkaprodersdorf sind ein gutes Stück nähergerückt, gaben Landeshauptmann Hans Niessl und der un- garische Staatssekretär für Auswärtige An- gelegenheiten Magyar Levente gemeinsam mit österreichischen und ungarischen Exper- ten am 17. März bei einem Pressegespräch in Sopron bekannt. Ein österreichisch-unga- risches Expertenteam hat im Rahmen des grenzüberschreitenden ETZ-Projektes „Grenz Bahn“ eine Kosten-/Nutzenanalyse vorge- nommen und die Bestandssanierung bzw. den teilweisen Neubau der Strecken empfoh- len. Die Gesamtprojektkosten für die Be- standssanierung Friedberg – Oberwart – Szombathely werden mit 119 Mio. Euro be- v.l.: Csaba Székely (Leiter Raaberbahn Zweigniederlassung Wien), Csaba Ungvári ziffert. Die Fahrzeit von Friedberg bis Szom- (Raaber Bahn), Landeshauptmann Hans Niessl und Tamás Fodor (Bürgermeister bathely soll weniger als eine Stunde betra- von Sopron) gen, womit die notwendige Wirtschaftlich- keit gegeben ist. Eine Anbindung Richtung Wiener Neustadt und Wien via Aspangbahn ist gegeben. Die Einreichplanung soll sofort starten, Baubeginn könnte 2019, Inbetrieb- nahme 2023 sein. Die Kosten der Kapazi- tätsausweitung durch den Ausbau der Bahn- strecke Sopron – Ebenfurth werden in der Studie mit 43 Millionen Euro angegeben.

Projekt wertet den Wirtschafts- standorts Burgenland auf „Der Ausbau der Eisenbahninfrastruktur wertet den Wirtschaftsstandort Burgenland auf. Wir brauchen noch bessere grenzüber- schreitende Verkehrsanbindungen, um den Wirtschaftsstandort Burgenland noch attrak- tiver zu machen. Das Projekt ist auch in den Fotos: Bgld. Landesmedienservice Juncker-Plan aufgenommen worden, damit v.l.: Der ungarische Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten Magyar besteht die große Chance auf eine EU-Fi- Levente, Landeshauptmann Hans Niessl und der Bürgermeister von Sopron, Tamás Fodor, begrüßen die Pläne zur Realisierung des Projekts Grenzbahn. nanzierung. Die Bewertung der volkswirt- schaftlichen Effekte durch das IHS hat ge- nanzierung des Projektes durch die Europäi- Bahn eine wichtige Investition in die Zu- zeigt, daß für die Region Burgenland-West- sche Investitionsbank darstellen. Auch für kunft ist.“ Niessl betont auch den positiven ungarn langfristige positive Effekte durch den Ausbau der Strecke Sopron – Ebenfurth Effekt für den Schutz der Umwelt, bedingt den Bau und den Betrieb dieser Eisenbahn- wollen wir EU-Fördertöpfe nutzen. Die durch eine verstärkte Verlagerung des Güter- strecke zu erwarten sind, beispielsweise ÖBB und das Infrastrukturministerium tra- transports auf die Schiene. Initiert wurde das durch die Ansiedlung von Betrieben, durch gen das Projekt mit und das Land Burgen- Projekt GrenzBahn bei einem Treffen zwi- zusätzliche Arbeitsplätze und eine steigende land wird auch einen Beitrag zur Kofinan- schen Landeshauptmann Hans Niessl und Siedlungsentwicklung. Das kann auch eine zierung leisten“, so Niessl, der davon über- dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor positive Entscheidungsgrundlage für eine Fi- zeugt ist, daß „die Realisierung der Grenz Orbán vor zwei Jahren.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 67 »Burgenland Journal«

 zweigleisiger Ausbau zwischen der Schleife Eisenstadt/Wulkaprodersdorf und dem Bahnhof Neufeld/Leitha und  geänderte Streckenführung zwischen dem Bahnhof Sopron und der Grenz- übertrittsstelle bei Schattendorf.

Die Prognosekosten dieser Auswahlva- riante betragen im österreichischen Strecken- abschnitt ca. 33 Millionen Euro und im ungarischen Teil 10 Millionen Euro. Die Gesamtsumme beträgt somit 43 Millionen Euro. Im Vergleich dazu hätte ein vollständi- ger zweigleisiger Ausbau der Strecke Inve- stitionskosten von ca. 81 Millionen Euro für den österreichischen Streckenteil verursacht. Auf der Strecke Sopron – Ebenfurth gäbe es ein Potential, die Fahrgastzahlen um 40 Pro-

Foto: Bgld. Landesmedienservice zent zu steigern, so Frey. Verkehrslandesrat Helmut Bieler und Verkehrskoordinator des Burgenlandes, Peter Zinggl, stellten Studie zum Projekt »GrenzBahn« vor Chance auf Finanzierung durch Bestandssanierung und Neubau der und dadurch eine Durchbindung von Zügen die Europäische Investitionsbank Bahnstrecke (Friedberg-) Oberwart – in Richtung Eisenstadt und Wien über Szom- Das Projekt sei auch in den Juncker-Plan Szombathely bathely möglich ist. aufgenommen worden, damit bestehe die „Um den Ausbau einer Regionalbahn Die Prognosekosten dieser Auswahlva- große Chance auf eine EU-Finanzierung, wirtschaftlich und fachlich begründen zu riante betragen im österreichischen Strek- zeigte sich Verkehrslandesrat Helmut Bieler können, muß man sowohl den Personen- als kenabschnitt ca. 89 Millionen Euro und im überzeugt: „Die Bewertung der volkswirt- auch den Güterverkehr genau ansehen, und ungarischen 30 Teil Millionen Euro. Die Ge- schaftlichen Effekte durch das IHS hat ge- zwar was den Bestand betrifft, aber auch da- samtsumme beträgt somit 119 Millionen zeigt, daß für die Region Burgenland-West- hingehend, was in der Zukunft machbar ist“, Euro. Die Kosten-Nutzen–Analyse zeigt, daß ungarn langfristige positive Effekte durch sagt Harald Frey vom Institut für Verkehrs- eine Kostendeckung des laufenden Betriebs den Bau und den Betrieb dieser Eisenbahn- wissenschaften an der TUI Wien. „Verkehrs- im Bereich des Machbaren liegt und die strecke zu erwarten sind, beispielsweise achsen tragen wesentlich zur Stabilisierung jährlichen Erlöse die zu erwartenden Kosten durch die Ansiedlung von Betrieben, durch einer Region bei und wirken auf internatio- um ca. 200.000 Euro überschreiten. zusätzliche Arbeitsplätze und eine steigende naler, nationaler und regionaler Ebene.“ Siedlungsentwicklung. Das kann auch eine Für die Bahnverbindung Friedberg – Kapazitätsausweitung durch Ausbau positive Entscheidungsgrundlage für eine Oberwart – Szombathely wurde aus mehre- der Bahnstrecke Sopron – Ebenfurth Finanzierung des Projektes durch die Euro- ren Varianten eine Trassenführung ausge- „Die Zielsetzung für die Betrachtung der päische Investitionsbank darstellen“. Ein wählt und näher untersucht, die auf burgen- Bahnstrecke Sopron – Ebenfurth war es, weiteres wichtiges Argument sei, so Ver- ländischer Seite weitgehend der Bestands- festzustellen, inwieweit die bestehende Ei- kehrskoordinator Peter Zinggl, die Anbin- strecke folgt und über eine neu zu errichten- senbahninfrastruktur ausgebaut werden muß, dung an den SETA-Korridor. „Hier werden de Grenzübertrittsstelle bei Schachendorf in um einerseits eine Kapazitätsausweitung des europäische Interessen berührt. Wir zeigen den ungarischen Streckenteil mündet. Diese Güterverkehrs zwischen Sopron bzw. Eisen- auf, wo wir die Region an diesen internatio- Neubaustrecke bindet von Norden kommend stadt und Wien im Güterverkehr zu ermög- nalen Korridor anschließen können. Das ist in die Bestandsstrecke der Raaberbahn am lichen und um andererseits eine dauerhafte eine große Chance, Potentiale einer ganzen Bahnhof Szombathely ein. Fahrplanstabilität im Personenverkehr sicher- Region, im Burgenland und in Ungarn, zu Der große Vorteil dieser Variante ist, daß zustellen. Dabei wurden folgende Varianten heben.“ eine Fahrzeit zwischen den beiden Endstel- untersucht und verglichen“, so der Burgen- Jetzt gilt es, die Partner – Steiermark, len Friedberg und Szombathely von weniger ländische Verkehrskoordinator Peter Zinggl. Bund, Ungarn – zu überzeugen. Bieler ist als einer Stunde der Ausarbeitung des Be- optimistisch: „Die Chance auf die Realisie- triebskonzeptes zugrunde gelegt werden Die Varianten rung dieser Verbindung war nie größer als konnte. Dadurch kann eine Durchbindung Als Ergebnis dieser Variantenuntersu- jetzt. Es gibt bereits positive Signale aus Un- von Zügen in Richtung Wiener Neustadt und chung wurde ein selektiv zweigleisiger Aus- garn, und wir nehmen auch sofort Gespräche Wien durch eine Zugkoppelung mit den be- bau ohne Schleife Eisenstadt mit folgenden mit der Steiermark und dem Bund auf. Wir stehenden Zügen der Aspangbahn („Flügel- Maßnahmen empfohlen: wollen keine Zeit verlieren und beginnen so- konzept“) vorgesehen werden. Weiters hat  Errichtung einer Schleife in Ebenfurth fort mit der Einreichplanung. Wenn die Part- das Fahrplankonzept gezeigt, daß die kno- (kürzeste Variante), ner mitziehen, kann 2019 mit dem Bau begon- tengerecht zur vollen Stunde in Szombathely  Errichtung der Schleife Eisenstadt/Wul- nen werden, die Inbetriebnahme ist 2023 mög- abfahrenden Züge erreicht werden können kaprodersdorf, lich. Das ist ein realistischer Zeitplan.“ 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 68 »Burgenland Journal« Landesfinanzen auf stabilem Fundament Neuverschuldung halbiert – Vorläufige Ergebnis des Rechnungsabschlusses 2014 zeigt größeren Einsparungseffekt als vorgesehen: 3 Mio. Euro weniger Schulden

er Rechnungsabschluß 2014 des Landes DBurgenland hat ein sehr erfreuliches Er- gebnis gebracht“, zog Finanzlandesrat Hel- mut Bieler am 9. März in Eisenstadt Bilanz. „Wir haben durch gutes Wirtschaften in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld um 3 Millionen Euro weniger Schulden ge- macht als ursprünglich geplant. Das, obwohl wir 69 Millionen Euro zusätzlich zu den ge- planten Ausgaben in die Wirtschaft investiert und so den Arbeitsmarkt gestärkt haben. Die geplante Neuverschuldung wurde von 6 auf 3 Millionen Euro reduziert. Das heißt, der Gesamtschuldenstand des Landes beträgt 278 Millionen Euro, statt, wie ursprünglich geplant, 281 Millionen Euro.

Neuverschuldung trotz Wirtschafts- krise laufend gesenkt, Überschuß nach Maastricht Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l: WHR Engelbert Rauchbauer (Abteilungsvorstand der Abteilung Finanzen und Seit 2010 habe das Burgenland seinen Buchhaltung am Amt der Bgld. Landesregierung), Hauptreferatsleiterin Monika Haushalt sozial verträglich konsolidiert, be- Stiglitz (Hauptreferat Finanzverwaltung und Haushaltswesen, Finanzlandesrat tont Bieler. „Wir haben die Neuverschuldung Helmut Bieler und Referatsleiterin OARin Ursula Fercsak (Referat Finanzverwal- tung und Krankenanstalten) halbiert, im nächsten Jahr werden wir über- haupt keine neuen Schulden mehr machen.“ Standard & Poor‘s Finanzierung von EU-Förderungen hat das Gelungen sei dies durch Kreditsperren, an bestätigt Finanzkraft Burgenland seine Schulden von 2001 bis die sich die einzelnen Ressorts auch gehalten Die Zahlen würden zeigen, so Bieler, daß 2013 von mehr als 355 auf 275 Millionen hätten, sowie durch viele kleine und größere das Burgenland sehr gut wirtschafte und Euro reduziert. Schritte in der Verwaltungsreform und ein über stabile Finanzen verfüge. „Wir scheuen Im Vergleich dazu sei der Bund mit umsichtiges Personalmanagement der Lan- uns nicht davor, uns jedes Jahr von der inter- Staatsverschuldung von mehr als 80 Prozent desspitze. „Wir setzen seit Jahren die oft be- nationalen Rating-Agentur Standard & des BIP „Schuldenmeister“, so Bieler. „Die schworene Verwaltungsreform um. Unser Poor‘s genau überprüfen lassen.“ Am 14. Verschuldung des Burgenlandes im Kern- Weg kann sich sehen lassen. Nach Maas- November 2014 wurde durch die Rating- haushalt liegt nach Bruttoregionalprodukt tricht haben wir im Vorjahr 89,77 Millionen agentur das Top-Rating AA/A1+/stabil be- bei weniger als 4 Prozent! Inklusive öffent- Euro Überschuß erwirtschaftet, nimmt man stätigt. Die Analysten von Standard & Poor‘s licher Einheiten laut ESVG sind es nur rund die ausgelagerten Bereiche mit hinein, be- zeichneten das Burgenland wieder kurzfri- 13 Prozent!“ trägt der Maastricht-Überschuß noch immer stig mit der bestmöglichen Bewertung A1+ 46,32 Millionen Euro“, so der Finanzlandes- aus – langfristig mit AA. Der Ratingausblick Burgenland ist Wachstumssieger rat. Der Ländervergleich zeigt, daß das Bur- ist stabil. „Die Investitionsquote konnte wei- Das Burgenland war zwei Mal in Folge, genland den höchsten Maastricht-Überschuß ter gesteigert werden und liegt nun bei 20 2012 und 2013, Wirtschaftswachstumssieger erwirtschaften wird. Nur zwei weitere Bun- Prozent – im Österreichvergleich im Spit- im Österreichvergleich, 2014 landete auf desländer erwirtschaften ebenfalls einen sol- zenfeld. Jeder 5. Euro des Budgets wird für Platz Zwei hinter Vorarlberg. chen. nachhaltige Maßnahmen investiert. Gleich- „Zwei Drittel aller Ausgaben 2015 entfal- Dennoch sei im Jahr 2014 ein Nachtrags- zeitig sinkt die Schuldenquote – im Gegen- len auf die Bereiche Bildung, Gesundheit, budget notwendig gewesen: „Trotz zusätz- satz zum Bund. Ab 2015 wird es im Burgen- Soziales und Wohnbauförderung und kom- licher Investitionen haben wir weniger Schul- land keine Neuverschuldung mehr geben. men somit direkt den Menschen im Lande den gemacht als geplant. Wir konnten das Ein Jahr früher als vom Bund eingefordert“, zugute. Als Beispiel: Alleine 250 Millionen zusätzlich machen. Der Nachtragsvoran- ergänzt Bieler. Trotz einer halben Milliarde werden in die Bildung der Burgenländerin- schlag hat das Ergebnis nicht beeinflußt“, Folgekosten aus dem Bank Burgenland-Erbe nen und Burgenländer investiert“, betont rechnet Bieler vor. und 450 Millionen Euro Kosten für die Ko- Bieler. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 69 »Burgenland Journal« Infrastrukturoffensive im Bezirk Mattersburg Niessl: »Die Menschen im Bezirk Mattersburg profitieren vom größten Infrastruktur-Kraftpaket in der Geschichte des Landes.«

on der Infrastrukturoffensive des Landes VBurgenland profitiert auch der Bezirk Mattersburg deutlich. Vor allem die Moder- nisierung des Bahnhofs Mattersburg und die Schaffung einer neuen Park & Ride-Anlage werden die Rahmenbedingungen für die PendlerInnen der Region deutlich verbes- sern. Landeshauptmann Hans Niessl, Klub- obmann Christian Illedits und Mattersburgs Bürgermeisterin LAbg. Ingrid Salamon in- formierten am 20. März über Details der In- frastruktur-Offensive im Bezirk. Neben den bereits erwähnten Projekten in der Bezirks- hauptstadt steht auch die Modernisierung des

Bahnhofes Baumgarten auf der Aufgaben- Foto: Bgld. Landesmedienservice liste. Darüber hinaus wurde auch ein Inve- Bürgermeisterin LAbg. Ingrid Salamon, Landeshauptmann Hans Niessl und Klub- stitionsprogramm zur Attraktivierung der obmann Christian Illedits und bei der Präsentation der geplanten Baumaßnahmen Raaberbahn geschnürt. So wird künftig am Land und Stadtgemeinde tragen je 755.000 Entwicklungszentrum zu den größten Schu- Bahnhof Baumgarten ein Halt in beide Euro dazu bei. lungshäusern des Landes“, begrüßt Matters- Fahrtrichtungen möglich sein. Die Kosten für die Modernisierung des burgs Bürgermeisterin LAbg. Ingrid Sala- „Wir haben heuer das größte Infra- Bahnhofes Mattersburg und den Ausbau der mon die Investitionen. struktur-Kraftpaket in der Geschichte des Park&Ride Anlage betragen 10,4 Millionen „Wir kümmern uns um die Anliegen der Landes mit 193 Millionen Euro auf die Bei- Euro, davon 710.000 für die Park & Ride Bevölkerung auch dann, wenn es nicht paßt. ne gestellt. Davon fließen in den Öffent- Anlage. Investitionen, die sich rechnen und Für das Problem überfüllter ÖBB-Morgen- lichen Verkehr rund 60 Millionen Euro, zum wichtig seien, so Niessl, denn: „Der Bahnhof züge auf der Strecke Mattersburg – Wiener Teil in den Ausbau von Bahnhöfen wie nun Mattersburg stellt nicht nur für die Matters- Neustadt gab es rasch eine Lösung: betref- auch in Mattersburg. Aber auch Land und burgerinnen und Matterbsurger eine wichti- fenden Züge sind nun mit doppelten Gar- die Stadtgemeinden fördern diesen Ausbau ge Verkehrsanbindung an Wiener Neustadt nituren unterwegs“, sagt Klubobmann Chri- der Infrastruktur “, so Niessl. Auch zur Mo- und Wien dar, sondern auch für die Bewoh- stian Illedits, das zeige, „daß die Österreichi- dernisierung der Raaberbahn habe man ein ner des gesamten Bezirkes.“ Niessl weiter: schen Bundesbahnen auch auf regionale Pro- Investitionspaket geschnürt. Niessl: „Künf- „Durch die Attraktivierung des Bahnhofes bleme rasch und flexibel reagieren“, betont tig wird ein Halt in beide Fahrtrichtungen Mattersburg werden weitere Anreize zum Klubobmann Christian Illedits. möglich sein. Ab 2016 wird das Projekt Umstieg auf die Bahn gesetzt. Der neue umgesetzt.“ Bahnhof wird modern, bequem und sicher. Bezirk Mattersburg Und er macht damit das Bahnfahren so at- wirtschaftlich gut aufgestellt Modernisierung Bahnhof Mattersburg, traktiv wie nie zuvor.“ Mit dem Ausbau der „Die wirtschaftlich gute Position unseres Ausbau der Park&Ride Anlage Park&Ride-Anlage Mattersburg wird nun ein Bezirks zeigt sich auch bei den Pendler- Am Bahnhof Mattersburg wird ein bar- zweites dringliches Anliegen der PendlerIn- strömen“, so Illedtits. Demnach hätten 40 rierefreier Mittelbahnsteig mit Überdachung nen gelöst. Bei der Bürgerbefragung, die im Prozent der ArbeitnehmerInnen aus dem Be- sowie ein Personentunnel mit drei Liften Vorfeld der Arbeiten zur Gesamtverkehrs- zirk ihren Arbeitsort auch im Bezirk Mat- zum Mittelbahnsteig und ein Behinderten- strategie durchgeführt wurde, wurden der tersburg, „rund ein Drittel pendelt in den WC errichtet. Außerdem werden Maßnahmen Ausbau des Bahnhofes Mattersburg sowie der Bezirk Eisenstadt oder Wiener Neustadt, zur Vorbereitung für die Elektrifizierung der Park & Ride Anlage als dringlichste An- nur 16 Prozent nach Wien. Das heißt: Im Strecke getroffen. liegen genannt. Bezirk ist der wohnortnahe Arbeitsplatz für Die Kosten der Modernisierungsmaßnah- „Mattersburg ist nicht nur eine Schul- die Mehrheit der Bevölkerung Realität!“ Die men in Mattersburg betragen rund 15 Mil- stadt, sondern auch das Wirtschaftszentrum Pendlerströme zeigen auch, daß der Bezirk lionen Euro. Darin enthalten sind auch die der Region mit mehr als 400 Betrieben und im Infrastrukturbereich gut aufgestellt sei. Kosten zur Renovierung des Viadukts und über 3700 Arbeitsplätzen. Allein in der So gebe es mittlerweile beispielsweise sie- der Gleisbauarbeiten. Die Kosten werden zu Innenstadt sind 120 Betriebe angesiedelt.“ ben P&R-Anlagen im Bezirk mit fast 500 einem guten Teil von den ÖBB getragen, Darüber hinaus zähle das Forschungs- und Abstellplätzen. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 70 »Burgenland Journal« »171 Ideen« Rezar: Wettbewerb soll neue und innovative Beschäftigungsideen für mehr Jobs in den Gemeinden fördern – Ideenwettbewerb startet nde Feber hat Soziallandesrat Peter Rezar Egemeinsam mit dem ÖIR-Projekthaus in Zusammenarbeit mit der PROSPECT Unter- nehmensberatung die Ergebnisse einer raum- strukturellen Analyse des Burgenlandes vor- gestellt. Diese Studie wird nun als Grund- lage dafür herangezogen, einen Ideenwettbe- werb „171 Ideen“ im Rahmen der Initiative „Jobs im Dorf“ zu starten. „Der Ideenwett- bewerb soll neue und innovative Beschäfti- gungsideen fördern. Wir laden alle Ge- meinden des Burgenlands ein, konkrete Vor- schläge für Projekte zur Schaffung von zu- sätzlichen Arbeitsplätzen einzureichen“, sag- te Soziallandesrat Peter am 18. März in Eisen- stadt. Das Projekt richtet sich an alle 171 Ge- meinden. Diese können Ideen bis 29. April einreichen, Detail-Informationen dazu erhal- ten alle burgenländischen Ortschefs auf dem Postweg. Alle eingereichten Ideen können im Rahmen einer Abschlußveranstaltung von den einreichenden Gemeinden Mitte Mai öf- fentlich präsentiert werden. „Die fünf besten

Projekte werden prämiert und in Folge bis Foto: Bgld. Landesmedienservice zur Umsetzung von uns begleitet. Wir stehen Startschuß für Ideenwettbewerb: Landesrat Peter Rezar mit Cornelia Krajasits natürlich schon während der Einreichphase vom ÖIR-Projekthaus beratend zur Seite“, so Cornelia Krajasits vom potential und Kundennutzen“, erklärt Kra- Rezar. Der bisherige Erfolg belege, daß man ÖIR-Projekthaus. jasits. Vorstellbar seien Ideen in vielen Be- mit dem Förderprogramm richtig liege. „Die „Ich bin überzeugt, daß es in den meisten reichen, zum Beispiel Soziales und Betreu- zahlreichen Rückmeldungen der Gemeinden burgenländischen Gemeinden sehr gute ung, Umwelt und Recycling, private Dienst- belegen die Richtigkeit unseres Ansatzes. Wir Ideen für Projekte gibt, die auf lokaler Ebene leistungen oder Sport und Freizeit. „Es muß erwarten uns von dieser Maßnahme zumin- Beschäftigung schaffen können. Manche nicht eine Gemeinde alleine sein, die eine dest 200 zusätzliche Arbeitsplätze allein in dieser Vorschläge liegen vielleicht schon seit Idee einbringt. Auch Kooperationen zwischen den nächsten zwei Monaten“, zeigt sich Re- Jahren in Schubladen, weil der entscheiden- mehreren Gemeinden oder einer Gemeinde zar optimistisch. de Anstoß für die Umsetzung fehlt“, so Re- mit einem Verein sind können bei der Ent- Es sei für ihn eine der wichtigsten Her- zar. Wenn damit nachhaltige Beschäftigung wicklung von Projekten ihrer Kreativität ausforderungen, Beschäftigung für jene Per- geschaffen werden könne, dann sollen diese freien Lauf lassen“, so Krajasits. sonengruppen schaffen, denen die Wirt- Ideen auch realisiert werden. Wichtig ist, daß schaft keine Chance gibt, so Rezar weiter. bei der Entwicklung einer Idee die jeweilige Neues Förderprogramm für ältere „Gerade weil die Arbeitsmarktzahlen bele- Gemeinde mit im Boot ist. „Ist das der Fall, Arbeitskräfte in den Gemeinden gen, daß das Burgenland hier deutlich besser dann sind sie auch in das Gemeindeleben seit März agiert als der Rest Österreichs haben wir die integriert, sie haben entsprechende Unterstüt- Bereits Anfang März wurde, ein För- Chance, aber auch die Verantwortung, uns zung und damit auch eine bessere Chance derprogramm – ebenfalls im Rahmen der auf diese Bevölkerungsgruppen zu konzen- auf nachhaltigen Erfolg. Wir werden ge- Initiative “Jobs im Dorf“ – für die zusätzli- trieren.“ meinsam mit den Gemeinden Arbeit für che, längerfristige Beschäftigung älterer Ar- Im wesentlichen gehe es darum, „Be- unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger schaf- beitskräfte in den Gemeinden gestartet. „Wir schäftigung für jene Personengruppen tz fen. Kreativität ist unsere Antwort auf die fördern hier bewußt in jenen Bereichen, die schaffen, denen die Wirtschaft keine Chance globale Krise “, erklärt der Soziallandesrat. das AMS – offenbar aus budgetären Grün- gibt. Hinzu kommt, daß eines der zentralen „Die Projekte sollen sich sehr stark am den – nicht finanziert. Das heißt die länger- Merkmale des burgenländischen Arbeits- Bedarf der Gemeinden sowie der Region und fristige Beschäftigung von älteren Mitbürge- marktes generell die zu geringe Zahl an natürlich auch der Betroffenen orientieren. rinnen und Mitbürgern durch die Gemein- Beschäftigungsmöglichkeiten für die lokale, Kriterien sind Innovationsgehalt, Beschäfti- den, unabhängig davon, ob sie in die Richt- arbeitsfähige Bevölkerung ist“, erläuterte gungseffekt und Nachhaltigkeit sowie Markt- linien des AMS passen oder nicht“, erläutert das Regierungsmitglied. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 71 »Burgenland Journal« Frauenbericht 2014 Daten & Fakten als Fundament für effiziente Frauenförderung – Dunst: »Wichtige Basisarbeit, um Maßnahmen und Projekte gezielt auf die Bedürfnisse der Frauen zuschneiden zu können.« Foto: Bgld. Landesmedienservice Haben den burgenländischen Frauenbericht 2014 vorgestellt (v.l.): Judith Mantel, Prof.(FH) Roland Fürst (DSA, Department- leitung, Studiengangsleitung), Sabrina Luimpöck, Marion Rabelhofer, Karina Ringhofer (Leiterin des Referats Frauenangelegen- heiten am Amt der Burgenländischen Landesregierung), Christian Pfeiffer und Landesrätin Verena Dunst

rauenlandesrätin Verena Dunst hat am genland in Kooperation mit der FH Burgen- offensive. 58 Prozent der Maturaabschlüsse F11. März den Burgenländischen Frauen- land Department Soziales und über ESF- und 61 Prozent der Uniabschlüsse leisten bericht 2014 präsentiert. Ein fünfköpfiges Mittel sowie über Mittel des Landes finan- Frauen. Das höhere Bildungsniveau beein- Team aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ziert. flußt in Folge auch deren Beschäftigungs- der Forschung Burgenland und dem Depart- Damit eine Vergleichbarkeit mit den quote, die seit 2005 kontinuierlich gestiegen ment Soziales der Fachhochschule Burgen- Berichten aus den Vorjahren gewährleistet ist.“ Die weibliche Erwerbsbeteiligung – vor land hat von Juli 2014 bis Ende Jänner an ist, orientiert sich der Frauenbericht 2014 im allem in der Gruppe der 35- bis 44jährigen – dessen Umsetzung gearbeitet. Dieser Bericht wesentlichen an der inhaltlichen Konzeption ist gestiegen. „Dem kommt das burgenländi- zeigt die Situation der Frauen sowie ge- des letzten Frauenberichts aus 2011. „Wir sche Kinderbetreuungsangebot entgegen – schlechtsspezifische Unterschiede im Bur- haben in unseren Untersuchungen den Fokus 60 Prozent nutzen ganztägige Betreuungsan- genland auf. Der Frauenbericht sei notwen- auf die Themenbereiche Bevölkerung, Bil- gebote“, faßte Rabelhofer zentrale Studien- dig und eine wichtige Basisarbeit für effi- dung, Erwerbsarbeit, Kinderbetreuung, Ein- ergebnisse zusammen. Vor allem zwei- bis ziente und zielgerichtete Frauenpolitik, er- kommen, Gesundheit, Kunst & Kultur und fünfjährige Kinder besuchen institutionelle klärt Dunst: „Das erhobene Zahlenwerk er- Politik gelegt“, sagte Marion Rabelhofer, Betreuungseinrichtungen, Volksschulkinder möglicht uns Maßnahmen, die gesetzt wur- wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts. wiederum – im Gegensatz zu Gesamtöster- den, zu evaluieren. Welche Maßnahmen grei- Der Frauenbericht 2014 zeigt eine durch- reich – eher weniger. fen und sollten fortgesetzt werden, wo ste- aus positive Entwicklung in der burgenländi- hen die Frauen im Burgenland? Das zu wis- schen Frauenförderung. Teilzeitarbeit überwiegt nach wie vor sen ist auch deshalb wichtig, weil die neue Der Frauenbericht legt aber auch den Blick EU-Förderperiode vor der Tür steht. 2,7 Mil- Mehr Maturantinnen, auf noch immer bestehende Benachteiligun- lionen Euro stehen für innovative Frauen- mehr Arbeitstätigkeit gen von Frauen frei. Im Gegensatz zu Män- projekte bereit.“ Neben aktuellen Zahlen, Da- Bei den Ergebnissen seien das Ineinan- nern sind Frauen häufiger teilzeiterwerbstä- ten und Fakten soll der Frauenbericht aber dergreifen der einzelnen Lebensbereiche und tig. „Die Teilzeiterwerbsquote bei Frauen vor allem auch Ursachen näher beleuchten, ihre Abhängigkeiten zueinander gut erkenn- liegt bei 86,8 Prozent. So ergeben sich beim Interpretationen für gegenwärtige Zustände bar, betont Dunst: Generell zeigt sich der an- Einkommen und in Folge bei den Pensions- liefern und langfristige Trends hinterfragen. haltende Trend, daß mehr Frauen als Männer einkommen starke Unterschiede“, erklärt die Erstellt wurde der Bericht im Auftrag von maturieren und ein Studium abschließen. Frauenlandesrätin. Unter den Vollzeiter- Landesrätin Dunst von der Forschung Bur- Frauen sind die Gewinnerinnen der Bildungs- werbstätigen verdienten Frauen im Jahr 2013

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 72 »Burgenland Journal« um ein Fünftel weniger als Männer. Hier der Fachhochschule Burgenland abschließen schaftlich brennenden Fragestellungen rele- zeigt sich auch, daß die einkommensbezoge- konnte“, berichtet Department- und Studien- vant, um rechtzeitig die Grundlagen für Ant- nen Unterschiede je nach Erwerbstätigen- gangsleiter Prof. (FH) Roland Fürst, der auch worten in der Sozialplanung zu liefern. Nicht gruppe variieren und Auswirkungen auf Pen- die wissenschaftliche Leitung für das Projekt zuletzt deshalb habe man beispielsweise zu sionseinkommen, Arbeitslosengeld und Not- übernommen hat. Das Thema passe „wun- jedem Kapitel des Frauenberichts einen Ex- standshilfe haben. „Kurz zusammengefaßt, derbar zum Schwerpunkt Kinder-, Jugend- perten oder eine Expertin befragt und deren untermauern die Daten aus der Studie, was und Familienhilfe des Departments Soziales. Stellungnahmen eingearbeitet. Eine speziel- vielerorts im Alltag augenscheinlich wird: Dieser Schwerpunkt wird nicht nur im neuen le inhaltliche Erweiterung erfolgte durch das Frauen arbeiten häufiger in schlecht bezahl- Bachelorstudiengang Soziale Arbeit abgebil- Kapitel „genderATlas“. In diesem gleichna- ten Branchen und sind seltener in Führungs- det, sondern auch in der Forschung und migen Projekt der Technischen Universität positionen vertreten“, so Rabelhofer. Ein Entwicklung“, so Fürst. Wien, der Universität Wien und der ÖIR- Vergleich der Bruttoeinkommen von Män- Projekthaus GmbH werden mittels virtueller nern und Frauen im Jahr 2013 belegt dies: Sozialwissenschaft für gesellschaftlich Aufbereitung geschlechtsspezifische Daten Während Frauen 20.547 Euro verdienten, brennende Fragestellungen und Informationen dargestellt. Das Zahlen- durften sich die Männer über 33.986 Euro „Wir verstehen die Wissenschaft als Über- material wurde vorwiegend der Statistik freuen. Ähnlich der Vergleich bei den Brut- setzer von vielleicht komplexen Sachverhal- Austria sowie aktuellen Berichten wie etwa topensionen 2013: diese betrug bei den ten, damit möglichst viele Menschen damit dem Einkommensbericht des Rechnungshofes Frauen 13.259 Euro, bei den Männern etwas anfangen können“, erläutert Fürst entnommen. Die Statistik Burgenland stellte 23.302 Euro. einen Grundsatz im Department Soziales, ebenso Datenmaterial und im Bericht darge- wo schon zahlreiche Forschungsaktivitäten stellte Burgenlandkarten zur Verfügung. Die Erstes Forschungsprojekt des stattfinden. „Mit diesem Forschungsansatz grafische Gestaltung des Berichts, der ab so- neuen FH-Departments »Soziales« orientieren wir uns hier an der FH Bur- fort beim Referat für Frauenangelegenheiten „Der Frauenbericht ist das erste For- genland an den Grundsätzen der empirischen bezogen werden kann, erfolgte über die Ei- schungsprojekt, welches das im Herbst 2014 Sozialforschung.“ Dieser sozialwissenschaft- senstädter Grafikerin Kerstin Kriks.  neu gegründete Department für Soziales an liche Forschungsansatz ist für die gesell- http://www.burgenland.at/buerger-service/buergerservice/frauen-maedchen/ Eisenstadt: Neues Vorzeige-Projekt »Digitale Schule« in neues Vorzeige-Projekt präsentierte EEisenstadts Bürgermeister Thomas Stei- ner am 19. März. Unter dem Titel „Digitale Schule“ werden die städtischen Schulen mit Computern, Tablets und Notebooks sowie der notwendigen Lern-Software ausgestattet, um für das digitale Zeitalter gerüstet zu sein. Insgesamt investiert die Stadtgemeinde hier rund 76.000 Euro. „Uns war wichtig, die städtischen Schulen für die digitale Zukunft zu rüsten. In allen Bildungseinrichtungen wurden Bedarfserhebungen durchgeführt, um zu erörtern, welche Anschaffungen not- wendig sind und welche Anforderungen an die technische Ausstattung gerichtet wer- den“, erklärte Steiner. So wurde z.B. in den drei Volkschulen für jede Klasse ein Notebook gekauft, damit können die Schüler erste Schritte im Internet machen. Sie lernen den Umgang mit einem Computer und üben am PC: Sowohl bestimm- te Lernsoftware als auch Online-Lesepro- gramme werden in den Volkschulen einge- setzt. Die Schulen bieten auch Informatik als unverbindliche Übung an. In der VS Eisen- stadt wurde auch ein „Tablet-Koffer“ mit 14 Tablets angeschafft, dadurch kann der Un- Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt terricht sehr individuell gestaltet werden. Bürgermeister Thomas Steiner mit SchülerInnen und den neuen Computern Zu allen Geräten wurden natürlich auch wurden auch Beamer, Head Sets und Boxen Jahre technisch auf einen guten Weg ge- die benötigten Lizenzen beschafft und mit gekauft. "Ich bin davon überzeugt, daß wir bracht haben", ist Bürgermeister Thomas dem passenden Zubehör ausgestattet. Z.B mit dem Projekt die Schulen für die nächsten Steiner überzeugt. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 73 »Burgenland Journal« Bezirkshauptfrau Nicole Wild offiziell im Amt eingeführt eit Anfang 2015 leitet Nicole Christina SWild die Geschicke der BH Güssing. Am 30. März wurde die neue Bezirkshautpfrau in feierlichem Rahmen und im Beisein von Landeshautpmann Hans Niessl, Landesrätin Verena Dunst und Landesamtsdirektor WHR Robert Tauber offiziell ins Amt eingeführt. „In der Bezirkshauptmannschaft Güssing wird sehr gut gearbeitet, hier sind wir nahe beim Bürger, bei den Bedürfnissen der Men- schen. Für dieses Engagement danke ich der neuen Bezirkshauptfrau und den engagierten MitarbeiterInnen, die sich tagtäglich mit hohem Maß an Einsatz und Kompetenz um die Anliegen der Bevölkerung bemühen“, so Landeshauptmann Hans Niessl, der sich bei seinem Besuch auch über die laufenden Um- Foto: Bgld. Landesmedienservice baumaßnahmen informierte. Das Amtsgebäu- Bezirkshauptfrau Nicole Christina Wild und Landeshauptmann Hans Niessl de der Bezirkshauptmannschaft Güssing Heizung wird saniert. Darüber hinaus wer- Güssing sind derzeit 34 MitarbeiterInnen wird mit einem Mitteleinsatz von rund 1,4 den das Amtsgebäude mit neuen EDV-Lei- beschäftigt. Mio. Euro schrittweise modernisiert, adap- tungen versehen sowie die Räumlichkeiten „All diese Maßnahmen haben eine effi- tiert und zur modernen Verwaltungseinrich- adaptiert und Maßnahmen gesetzt, um mo- ziente, kundenorientierte Verwaltung zum Ziel. tung ausgebaut. Verantwortlich dafür ist die dernen Sicherheitsstandards zu entsprechen. Dem Land Burgenland als Arbeitgeber ist es BELIG Beteiligungs- und Liegenschafts Im Erdgeschoß entsteht eine moderne Bür- auch ein großes Anliegen, daß die Mitarbei- GmbH. Das Gebäude wird barrierefrei aus- gerservicestelle. Im Dezember 2016 sollen terinnen und Mitarbeiter in ihrer tagtägli- gestattet, Sanitäranlagen erneuert und die die Arbeiten abgeschlossen sein. In der BH chen Arbeit zufrieden sind“, betont Niessl.  Durch’s ganze Land um 59 Euro it der Burgenland Card kommt die Merste landesweit gültige und erhältli- che Gästekarte auf den Markt. Burgenland Tourismus macht sich hierbei ein bewährtes Konzept der Tourismusbranche zu Nutze – eine Verkaufskarte, die das touristische An- gebot des gesamten Landes bündelt und be- quem konsumierbar macht. Einmal erstan- den, öffnet die sonnengelb-weiße Errungen- schaft im Scheckkartenformat ihrer Besitze- rin/ihrem Besitzer ein Jahr lang die Tür zu einem landesspezifisch einzigartigen Ange- botsmix heimischer Leistungspartner aus allen Regionen und sämtlichen Sparten des Freizeitangebots. Fast 100 Betriebe bieten

Kulturelles, Sehenswürdigkeiten, Naturerleb- Foto: Bgld. Landesmedienservice nisse, Thermenaufenthalte und vieles mehr v.l.: Direktor von Burgenland Tourismus, Mario Baier, Tourismuslandesrätin und kostenlos oder erheblich vergünstigt – meist Präsidentin von Burgenland Tourismus, Michaela Resetar, Olympiasiegerin Julia Dujmovits und LH und gf. Präsident von Burgenland Tourismus, Hans Niessl um 50 Prozent. Bei optimaler Nutzung bringt die Karte genial, daß einem mit einer Karte so viele mehr, noch länger – man darf gespannt sein. Erlebnisse im Wert von 400 Euro und Möglichkeiten offen stehen,“ Laut Landeshauptmann – und geschäfts- Umfang von 250 Stunden. Ganz nebenbei Zu kaufen gibt es die Burgenland Card führendem Präsidenten von Burgenland erhalten Interessierte einen kompakten und online sowie bei 26 Vertriebspartnern, aufge- Tourismus – Hans Niessl erfüllt die Bur- attraktiven Überblick über das touristische listet unter http://burgenland.info/card – genland-Card mehrere Funktionen: „Die Gesamtangebot des Landes – ein Land, eine doch damit nicht genug: Während die Card Card soll neue Gäste ins Land bringen und Karte, viele Vorteile. 2015 auf den Markt kommt, laufen bereits jene, die uns regelmäßig beehren, auf die Snowboard-Queen und Burgenland Card- die ersten Vorbereitungen für das kommende Vielzahl der Möglichkeiten aufmerksam Testimonial Julia Dujmovits. „Ich finde es Jahr. 2016 genießen Card-Besitzer noch machen.“ 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 74 »Burgenland Journal« Ist Ehebruch tödlich? »Der Preis des Monsieur Martin« von Eugène Labiche als zwerchfellerschütternde Komödie bei den Schloß-Spielen in Kobersdorf von 30. Juni bis bis 26. Juli 2015 Foto: Bgld. Landesmedienservice Kulturlandesrat Helmut Bieler (3. v.l.) und Intendant Wolfgang Böck (3. v.r.) freuen sich auf »Der Preis des Monsieur Martin« als zwerchfellerschütternde Komödie von Eugène Labiche bei den diesjährigen Schloß-Spielen in Kobersdorf. ine zwerchfellerschütternde Melange duktionsleitung verantwortlich. Für das ländische Getränkeerzeuger „Waldquelle“ Eaus Ehepleiten, Liebespech und Rache- Schauspielensemble konnte Intendant Wolf- auch in diesem Jahr als Hauptsponsor fun- pannen entwickelt sich mit „Der Preis des gang Böck, der selbst die Hauptrolle als gieren wird. Monsieur Martin“ von 30. Juni (Premiere) „Hernandez Martinez“ übernehmen wird, Wie man einen Theaterbesuch in Kobers- bis 26. Juli 2015 bei den Schloß-Spielen u.a. Wolf Bachofner, Konstanze Breitebner, dorf auch mit einer motorisierten Ausfahrt Kobersdorf im zwölften Jahr der Intendanz Olaf Schürmann, Sebastian Knözinger, unter Gleichgesinnten verbinden kann, zeigt von Wolfgang Böck im wahrsten Sinne des Walter Ludwig und Bettina Schwarz gewin- Intendant Wolfgang Böck, wenn er an aus- Wortes zu einem Mordsspaß. Denn als Fer- nen. gewählten Tagen die Spitze der Konvois mit dinand Martin erfährt, daß ihn seine Frau „Wolfgang Böck hat in den Jahren seiner einem klassischen Jaguar bzw. einem Mo- Loïsa ausgerechnet mit seinem besten Freund Intendanz sowohl in der Auswahl der Stücke torrad anführt, um theaterbegeisterte Fah- Agénor Montgommier betrügt, plant er, den und des Ensembles, als auch in der grandio- rerInnen zum Vorstellungsbesuch nach Ko- untreuen Weggefährten bei einem hochalpi- sen Umsetzung die Schloß-Spiele Kobers- bersdorf zu geleiten. Fixpunkte im Begleit- nen Ausflug aus dem Weg zu räumen. dorf zu einem Ort kultureller Begegnung programm der Schloß-Spiele sind deshalb Bei dieser aberwitzigen Komödie in der gemacht. Mit Unterstützung des Landes und auch 2015 die Biker-Fahrt am 11. und die pointierten Übersetzung des österreichi- durch die Kooperationen mit namhaften Oldtimer-Fahrt am 19. Juli. schen Dichters H.C. Artmann, in der es der Sponsoren wird den Schloß-Spielen als eines Im Vorjahr setzte Wolfgang Böck mit Er- französische Autor Eugène Labiche wie der Aushängeschilder auf dem vielfältigen folg Nestroys „Der Zerrissene“ auf den kaum ein anderer versteht, die Abgründe der kulturtouristischen Kalender des Burgenlan- Spielplan: Insgesamt knapp 15.000 Besu- menschlichen Existenz mit lautem Gelächter des auch in dieser Saison die Möglichkeit cherInnen nutzen an 18 Abenden die Mög- zu überbrücken und die Absurditäten des geboten, 2015 den qualitativen Höhenflug lichkeit, die Aufführung dieses aberwitzigen Alltags in humoristische Höhen fliegen zu der vergangenen Jahre zu prolongieren und Verwirrspieles zu sehen. Damit waren die lassen, zeichnet der französische Regisseur hochwertiges Sommersprechtheater auf höch- Schloß-Spiele in ihrer 43. Saison zu 98,7 Pro- Patrick Guinand für die Inszenierung, Erich stem Niveau zu bieten“, betonte Kulturlan- zent ausgelastet. Uiberlacker für das Bühnenbild und die desrat Helmut Bieler gegenüber Medienver- Der Kartenverkauf für die aktuelle Saison Lichtgestaltung, Gerti Rindler-Schantl für tretern in den Räumlichkeiten der „Energie läuft sehr gut. Bisher wurden mehr als 7000 die Kostüme, Oliver Binder für die Drama- Burgenland“ in Eisenstadt, die in bereits tra- Karten verkauft.  turgie und Karin Gollowitsch für die Pro- ditioneller Art und Weise neben dem burgen- http://www.kobersdorf.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 75 »Burgenland Journal« Der »Tosca-Engel« entsteht Ein Bühnenbild der Superlative im Steinbruch St. Margarethen: Ein 25 Meter hoher Engel und bildgewaltige Projektionen auf 340m² LED-Fläche © Amra Bergman Der 25 Meter hohe »Tosca-Engel« wird im kommenden Sommer den ProtagonistInnen eine gigantische Spielfläche bieten. urch eine gemeinsame Romreise mit DRegisseur Robert Dornhelm zu den Originalschauplätzen der Oper „Tosca“ in- spiriert, entwarf Amra Bergman ein Büh- nenbild, das im Steinbruch St. Margarethen ganz neue Akzente setzt: Der „Tosca-Engel“ mit einer Gesamthöhe von mehr als 25 Me- tern wird im kommenden Sommer eine gi- gantische Spielfläche für die Protagoni- stInnen des Stücks bieten. Auf dieser ein- drucksvollen Bühne, die technische Finessen mit bildgewaltigen Projektionen vereint, nimmt das Geschehen von Puccinis „Opern- krimi“ ab 8. Juli im Steinbruch St. Marga-

rethen seinen Lauf. Foto: Arenaria / Steve Haider Bei der Visualisierung des Opernstoffes Der Tosca-Engel entsteht: Bildhauer Ionut Anghel (li) und Vladimir Reiswich spielt die Inspiration durch die Monumente in Rom ebenso eine Rolle, wie die beein- lem Gange. Insgesamt fünf Modelle der Kreativität und unzählige Arbeitsstunden druckende Felsenlandschaft der Freiluft- Bühnenentwürfe von Amra Bergman werden investiert, um den beeindruckenden „Tosca- Opernbühne. Der Steinbruch ist für die viel- hergestellt, die als Vorlage für die Stahl- Engel“ zu fertigen. An 18 Abenden im Juli seitige Künstlerin Bergman „eine 3D-Spiel- bauten, Gerüstbauten und die überdimensio- und August steht „Tosca“ in einer Insze- stätte, die eine großartige Herausforderung nalen Dekorationsteile dienen. Vor Ort im nierung von Robert Dornhelm im Steinbruch darstellt. Mein Bühnenbild wird den kraft- Steinbruch beginnt der Aufbau bereits Ende von St. Margarethen auf dem Programm. Für vollen Background der Felsenlandschaft nut- März. Ein gigantischer Torso und mehr als die musikalische Leitung zeichnet Michael zen und damit zu einer Einheit mit der Natur 1000 m² Engelsflügel werden ab Mai mon- Güttler verantwortlich. Mehr als 50.000 der verschmelzen“. tiert. Ab Juni steht dann die spielbereite Büh- aufgelegten Tickets für „Tosca“ sind bereits Die Arbeiten in den Werkstätten des Büh- ne für die Proben zur Verfügung. Bis dahin verkauft.  nenbauers „Art for Art“, sind bereits in vol- werden etwa 50 Tonnen Stahl, eine Menge http://www.arenaria.at/

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 76 Aus Südtirol Qualität aus Südtirol auf Expo 2015 Südtirol wird auf der Weltausstellung in Mailand nicht nur mit einem Stand aus Lärchenholz auf sich aufmerksam machen, sondern vor allem durch die Qualität seiner Produkte die Herzen – und Gaumen – der Besucher erobern. ie Expo „vor der Haustür“, die von 1. DMai bis 31. Oktober 2015 in Mailand abgehalten wird, lassen sich auch die Süd- tiroler Apfel- und Weinproduzenten nicht entgehen, um ein Millionenpublikum auf die Qualität der heimischen Produkte aufmerk- sam zu machen. Dazu sind sie eine Partner- schaft mit Expo-Südtirol eingegangen. Am 25. März haben Andrea Zeppa, Di- rektor des Wirtschaftsressorts des Landes, Werner Waldboth, Marketingleiter des Kon- sortiums Südtirol Wein, Georg Kössler, Prä- sident des Südtiroler Apfelkonsortiums, Paul Zandanel, Leiter der EOS-Abteilung Marke- tingsupport, und Marion Pristinger, die das Foto: EOS Südtirol-Restaurant auf der Expo führen wird, v.l.: Andrea Zeppa, Direktor Lanesressort Wirtschaft, Werner Waldboth vom Kon- den Expo-Auftritt der Qualitätsprodukte im sortium Südtirol Wein, Georg Kössler vom Südtiroler Apfelkonsortiums, Marion Pristinger und Paul Zandanel, Leiter EOS-Abteilung Marketingsupport. Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. „Die Expo in Mailand ist nicht nur ein und klimatischen Faktoren sei zusammen von der Expo erfuhr, war sie gleich begei- Schaufenster, um unsere Vorzeigeprodukte mit der Art und Weise, wie die Südtiroler stert und wollte unbedingt präsent sein. „Der Besuchern aus aller Welt vorzustellen“, er- Winzer die Eigenheiten der Region und des Slogan ,Feeding the Planet – Energy for Life‘ klärte Zeppa, „sondern es handelt sich vor Weinanbaugebietes einfangen, für den Cha- ist geradezu maßgeschneidert für Südtirol“, allem auch um eine einmalige Gelegenheit, rakter und die besondere Qualität des Süd- zeigte sich Pristinger überzeugt, „Erdbeeren um Netzwerke aufzubauen und neue Bezie- tiroler Weines verantwortlich, so Waldboth. aus Martell, Spargeln aus Terlan, Obst und hungen mit internationalen Partnern zu Im Apfelanbau kann sich Südtirol hinge- Käse zeigen die kulinarische Vielfalt, die un- knüpfen.“ Die Expo ermögliche es nämlich, gen zurecht als Großmacht fühlen: Mit ser Land zu bieten hat. In einer Showküche mit Menschen in direkten Kontakt zu treten 18.000 Hektar ist es das größte geschlossene werden wir auch die verschiedenen Formen und Produkte mit allen Sinnen zu erfahren Obstanbaugebiet Europas und die jährlich der Zubereitung vorführen.“ Frisch, gesund, und wahrzunehmen, unterstrich Zeppa. rund eine Million Tonnen Äpfel, die das Land nahrhaft, traditionell und energiesparend – Darauf daß der Wein ein wichtiger Teil produziert, stellen gut ein Zehntel der ge- das sind die Eigenschaften, die nach ihrer des gastronomischen Angebotes ist und wäh- samten europäischen und zirka die Hälfte Meinung die Qualität der Südtiroler Pro- rend aller sechs Monate auf dem Südtirol- der italienischen Apfelproduktion dar. „Wir dukte und Küche auszeichnen. Stand vertreten sein wird, wies Werner Wald- haben aber nicht den Anspruch groß zu sein, Der Leiter der EOS-Abteilung Marketing- both vom Konsortium Südtiroler Wein hin. sondern gut zu sein“, sagte Georg Kössler, support, Paul Zandanel, stellte abschließend „Von Anfang an war für uns klar, daß der Präsident des Südtiroler Apfelkonsortiums. noch das Genußfestival vor, auf das im Rah- Wein auf keinen Fall beim Südtiroler Expo- So sollen in Mailand auch keine großflächi- men einer Themenwoche vom 11. bis 16. Mai Auftritt fehlen darf“, betonte Waldboth, „die gen Plakate auf dieses für Südtirol so typi- in Mailand hingewiesen wird. Das Genuß- Weinkarte im Restaurant wird monatlich ge- sche Produkt hinweisen, sondern eine mit festival findet dann vom 29. bis 31. Mai zum wechselt, und jeden Monat kommen andere Äpfeln in verschiedenen Farben gestaltete dritten Mal in Bozen statt. „Wir möchten auf Kellereien mit Südtirols Leitsorten auf die Rückwand im Südtirol-Stand. „Die Expo ist der Expo die Presse und das Fachpublikum Karte. Daneben bleibt aber auch noch Platz keine Verkaufsveranstaltung, sondern wir ansprechen“, berichtete Zandanel, „hoffen für die Präsentation lokaler Besonderheiten.“ möchten, daß die Gäste mit einer Botschaft aber auch, daß die einen oder anderen Be- Auf 5300 Hektar produzieren die Südtiroler nach Hause gehen“, so Kössler, „und diese sucher der Weltausstellung auf der Heim- Winzer gerade ein Prozent des Weines in Botschaft lautet, daß der Apfel zu Südtirol reise in Südtirol Halt machen oder einen Italien. Gemessen an der Anbaufläche sei es gehört.“ Abstecher hierher einplanen, um sich im aber jenes Gebiet, das in den letzten Jahren Marion Pristinger vom 4-Sterne-Bouti- Rahmen des reichhaltigen Programms selbst die meisten Auszeichnungen erhalten habe, que-Hotel Zum Rosenbaum in Nals hat die ein Bild von der Lebenswelt in Südtirol zu berichtete Waldboth. Die Gesamtheit aller Ausschreibung für die Führung des Re- machen.“  geographischen, geologischen, vegetativen staurants am Expo-Stand gewonnen. Als sie www.expo2015.org/en/

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 77 Europa Auf dem Weg zu einer neuen EU-Nachbarschaftspolitik ie Hohe Vertreterin der Union für Außen- Dund Sicherheitspolitik und Vizepräsiden- tin der Kommission, Federica Mogherini, und der Kommissar für Europäische Nachbar- schaftspolitik und Erweiterungsverhandlun- gen, Johannes Hahn, leiteten am 4. März eine Konsultation zur Zukunft der Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) ein. Zuletzt wurde die ENP im Jahr 2011 überprüft. An- gesichts der tiefgreifenden Entwicklungen, die seither in der Nachbarschaftsregion statt- gefunden haben, ist es nun von entscheiden- der Bedeutung, eine grundlegende Überprü- fung der Grundsätze dieser Politik und ihres

Geltungsbereichs vorzunehmen sowie Über- © European Union, 2015 legungen darüber anzustellen, wie die verfüg- Die Hohe Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik und Vizepräsi- baren Instrumente eingesetzt werden kön- dentin der Kommission, Federica Mogherini, und der Kommissar für Europäische nen. Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen, Johannes Hahn „Die EU hat ein vitales Interesse an der verantwortung und Sichtbarkeit. Fünf Be- Nachbarländern zu entwickeln. Sie deckt im Schaffung starker Partnerschaften mit ihren reiche, in denen beide Seiten gemeinsame Süden Algerien, Ägypten, Israel, Jordanien, Nachbarn. Die jüngsten Entwicklungen in Interessen verfolgen, wurden bereits ermit- Libanon, Libyen, Marokko, die Palästinensi- der Region stellen uns vor immer größere telt: Handel und wirtschaftliche Entwicklung, schen Gebiete, Syrien und Tunesien und im Herausforderungen: von wirtschaftlichem Netzverbindungen, Sicherheit, Governance, Osten Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Druck bis hin zu illegaler Einwanderung und Migration und Mobilität. Georgien, Moldau und Ukraine ab. Sicherheitsrisiken. Wir brauchen eine starke Das Ziel der ENP, die im Jahr 2011 nach Politik, um diese Probleme angehen zu kön- Zur Konsultation den Ereignissen in der arabischen Welt über- nen. Wir müssen auch ein besseres Verständ- EU-Kommissionspräsident Jean-Claude arbeitet wurde, besteht darin, diejenigen Part- nis für die unterschiedlichen Ziele, Werte und Juncker hat angegeben, daß die ENP im nerländer zu unterstützen, die Reformen auf Interessen unserer Partner entwickeln. Dies ersten Jahr der Amtszeit der neuen Kommis- dem Weg zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit sollte Gegenstand der Überprüfung sein, sion einer Überprüfung unterzogen werden und Menschenrechten durchgeführt haben, wenn wir stabile politische Beziehungen zu soll. Um die Debatte zu strukturieren, nahmen einen Beitrag zu ihrer inklusiven wirtschaft- unseren Nachbarn pflegen wollen“, sagte die die Europäische Kommission und die Hohe lichen Entwicklung zu leisten und parallel zu Hohe Vertreterin/Vizepräsidentin Federica Vertreterin am 4. März 2015 ein gemeinsa- den Beziehungen zu den Regierungen auch Mogherini. mes Konsultationspapier an, in dem einige eine Partnerschaft mit den Gesellschaften zu „Die EU hat selber ein Interesse daran, erste Ergebnisse in Bezug auf die Lehren ent- fördern. Die erneuerte ENP zielt auf die In- Frieden, Stabilität und Wohlstand an ihren halten sind, die aus der ENP gezogen werden tensivierung der Zusammenarbeit in den Grenzen zu fördern. Die Überprüfung unse- können, sowie zentrale Fragen aufgeworfen Bereichen Politik und Sicherheit sowie auf rer Politik wird uns dabei helfen, wirksame- werden, die bei den Gesprächen mit den Part- die Unterstützung der wirtschaftlichen und re Methoden zu entwickeln, durch die diese nern und sonstigen Interessenträgern erörtert sozialen Entwicklung, die Schaffung von Ziele erreicht werden können. Ich wünsche werden sollen. Wachstum und Beschäftigung, die Stärkung mir eine ausgewogenere Partnerschaft, die des Handels und die Intensivierung der Ergebnisse bringt“, fügte EU-Kommissar Zur ENP Zusammenarbeit in anderen Bereichen. Johannes Hahn hinzu. Gemäß Artikel 8 Absatz 1 des Vertrags Das neue Europäische Nachbarschafts- Ziel ist es, bis Ende Juni eine möglichst über die Europäische Union (EUV) entwik- instrument (ENI) stellt mit einem Budget breit angelegte Konsultation sowohl mit den kelt die Union besondere Beziehungen zu den von 15,4 Mrd. Euro für den Zeitraum 2014- Partnern in den Nachbarländern als auch mit Ländern in ihrer Nachbarschaft, um einen 2020 den Großteil der Finanzmittel für die Interessenträgern in der gesamten EU durch- Raum des Wohlstands und der guten Nach- 16 ENP-Partnerländer bereit. Der auf An- zuführen. Nach dieser Konsultation wird im barschaft zu schaffen, der auf den Werten der reizen beruhende Ansatz bietet eine gewisse Herbst eine Mitteilung mit Vorschlägen für Union aufbaut und sich durch enge, friedli- Flexibilität bei der Differenzierung der fi- die künftige Ausrichtung der ENP folgen. che Beziehungen auf der Grundlage der Zu- nanziellen Unterstützung auf der Grundlage Die Konsultation ist auf folgende vier sammenarbeit auszeichnet. der Fortschritte der einzelnen Länder auf Schwerpunktbereiche ausgerichtet: Differen- Die ENP wurde 2003 konzipiert, um en- dem Weg zu Demokratie und Achtung der zierung, Fokussierung, Flexibilität, Eigen- gere Beziehungen zwischen der EU und ihren Menschenrechte. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 78 Wirtschaft Unsicherheit bremst Konjunktur WIFO-Prognose für 2015 bis 2016

ach dem geringen Wachstum im Jahr Die österreichische Wirtschaft büßte im sich zuletzt sogar. Vieles spricht dafür, daß N2014 dürfte die österreichische Wirt- III. und IV. Quartal 2014 an Schwung ein die heimische Wirtschaft die träge Entwick- schaft auch Anfang 2015 nur sehr verhalten und schwenkte auf einen Stagnationspfad lung der Vorquartale im Frühjahr 2015 bei- expandieren. Die Vorlaufindikatoren geben ein. Zur Zeit fehlen expansive Impulse so- behält. Allerdings gibt es auch keine Hin- weiterhin keine nennenswerten Hinweise auf wohl aus dem Inland als auch aus dem weise auf ausgeprägtere rezessive Tenden- eine Konjunkturbelebung. In der ersten Jah- Ausland. Die Schwäche der Binnennachfra- zen. Das heimische Konjunkturumfeld dürf- reshälfte sind somit die Voraussetzungen für ge und der Exporte sowie der Rückgang der te daher weiterhin anfällig für Rückschläge eine Erholung kaum gegeben. Erst im Jahr Wertschöpfung in der Sachgütererzeugung bleiben. Das Wachstum wird vor diesem Hin- 2016 könnte eine etwas günstigere Entwick- und im Bauwesen prägten die Entwicklung tergrund 2015 ähnlich ausfallen wie 2014. lung in Gang kommen. Neben dem Anzie- im IV. Quartal 2014. Die Kombination aus Die Schwächephase hält schon seit 2012 an. hen der Weltkonjunktur sollten sowohl die ungünstiger Auftragslage, Abnahme der in- Im Jahr 2016 dürfte sich die Wirtschaft ge- Euro-Schwäche als auch die niedrigen Roh- und ausländischen Endnachfrage und trüber ringfügig günstiger entwickeln. Sie bleibt stoffpreise der heimischen Wirtschaft wieder Stimmung resultiert in einer Zurückhaltung damit deutlich unterausgelastet. Die Produk- etwas Schwung verleihen. Ausgehend von der Investitionen. Die der Wirtschaftsent- tionslücke (Output Gap) wird sich bis Ende einem Wachstum von 0,3 % im Jahr 2014 wicklung vorlaufenden Indikatoren kündi- 2016 nicht schließen. dürfte das BIP 2015 in Österreich um 0,5 % gen auch für die kommenden Monate keine Trotz der leichten Wachstumsbeschleuni- und 2016 um 1,3 % zunehmen. Belebung an, großteils verschlechterten sie gung im Prognosezeitraum sollte der Preis-

Hauptergebnisse der WIFO-Prognose 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Veränderung gegen das Vorjahr in % Bruttoinlandsprodukt Real + 3,1 + 0,9 + 0,2 + 0,3 + 0,5 + 1,3 Nominell + 4,9 + 2,8 + 1,7 + 2,0 + 1,9 + 2,7 Herstellung von Waren1), real + 9,0 + 1,1 + 0,6 + 0,2 + 1,0 + 2,5 Handel, real + 3,6 – 0,1 – 1,6 – 0,8 ± 0,0 + 0,8 Private Konsumausgaben, real + 0,7 + 0,6 – 0,1 + 0,2 + 0,4 + 0,9 Bruttoanlageinvestitionen, real + 6,8 + 0,5 – 1,5 + 0,5 + 1,0 + 1,5 Ausrüstungen2) + 9,8 – 0,6 – 1,5 + 1,5 + 1,5 + 2,5 Bauten + 2,6 + 1,2 – 2,2 + 0,4 + 0,5 + 1,0 Sonstige Anlagen3) + 12,9 + 0,5 + 0,3 – 1,2 + 1,5 + 1,2 Warenexporte4) Real + 7,1 + 0,6 + 2,8 + 2,1 + 2,5 + 4,0 Nominell + 11,3 + 1,5 + 1,8 + 1,7 + 1,5 + 4,7 Warenimporte4) Real + 8,3 – 0,9 + 0,2 + 0,9 + 2,2 + 3,3 Nominell + 8,3 – 0,9 + 0,2 + 0,9 + 2,2 + 3,3 Leistungsbilanzsaldo in Mrd. € + 5,06 + 4,73 + 3,32 + 4,45 + 4,79 + 3,31 in % des BIP + 5,06 + 4,73 + 3,32 + 4,45 + 4,79 + 3,31 Sekundärmarktrendite5) in % 3,3 2,4 2,0 1,5 0,5 0,5 Verbraucherpreise 3,3 2,4 2,0 1,5 0,5 0,5 Arbeitslosenquote In % der Erwerbspersonen (Eurostat)6) 3,3 2,4 2,0 1,5 0,5 0,5 In % der unselbständigen Erwerbspersonen7) 6,7 7,0 7,6 8,4 9,1 9,4 Unselbständig aktiv Beschäftigte8) + 1,9 + 1,4 + 0,6 + 0,7 + 0,5 + 0,7 Finanzierungssaldo des Staates (laut Maastricht-Definition) in % des BIP – 2,6 – 2,3 – 1,5 – 2,8 – 2,2 – 1,9

Q: EWIFO-Konjunkturprognose. 1) Nettoproduktionswert, einschließlich Bergbau. 2) Einschließlich sonstiger milit#rischer Waffensysteme. 3) Geistiges Eigentum und Nutztiere/-pflanzungen. 4) Geistiges Eigentum und Nutztiere/-pflanzungen. 5) Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). 6) Labour Force Survey. 7) Arbeitslose laut Arbeitsmarktservice. 8) Ohne Bezug von Karenz- oder Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdienst.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 79 Wirtschaft druck etwas abnehmen. Nach einer Teue- Text wird auf „saison- und arbeitstägig be- Daten enthalten aber auch irreguläre Schwan- rungsrate von 1,7 % im Jahr 2014 dürfte der reinigte Veränderungen“ Bezug genommen. kungen, die rezente Konjunkturinformatio- VPI 2015 um 1,3 % und 2016 um 1,5 % stei- Die Formulierung „veränderte sich ge- nen verdecken können. gen. Neben einem mäßigen Wachstum des genüber dem Vorjahr…“ beschreibt hinge- Konsums der privaten Haushalte wird auch gen eine Veränderung gegenüber der glei- Produzierender Bereich die Investitionstätigkeit etwas zunehmen. Die chen Periode des Vorjahres und bezieht sich Diese Abgrenzung schließt die NACE- Außenwirtschaft dürfte über den Prognose- auf unbereinigte Zeitreihen. 2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und horizont insgesamt keinen positiven Wachs- Die Analyse der saison- und arbeitstägig Gewinnung von Steinen und Erden, Her- tumsbeitrag leisten. Zwar haben sich die bereinigten Entwicklung liefert genauere stellung von Waren, Energieversorgung) ein Wachstumsaussichten für die österreichische Informationen über den aktuellen Konjunk- und wird hier im internationalen Vergleich Exportwirtschaft in den letzten Monaten ver- turverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. verwendet. bessert, eine nachhaltige Erholung ist aller- Die Daten unterliegen allerdings zusätzli- dings angesichts der Marktanteilsverluste chen Revisionen, da die Saisonbereinigung Inflation, VPI und HVPI und der ungünstigen Exportstruktur nicht zu auf statistischen Methoden beruht. Die Inflationsrate mißt die Veränderung erwarten. der Verbraucherpreise gegenüber dem Vor- Die österreichische Wirtschaft ist trotz Wachstumsüberhang jahr. Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist ein der verhaltenen Entwicklung relativ beschäf- Der Wachstumsüberhang bezeichnet den Maßstab für die nationale Inflation. Der Har- tigungsintensiv, in erster Linie aufgrund des Effekt der Dynamik im unterjährigen Ver- monisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist Rückganges der durchschnittlichen Arbeits- lauf (in saisonbereinigten Zahlen) des voran- die Grundlage für die vergleichbare Mes- zeit. Ausgehend von einem Anstieg der Zahl gegangenen Jahres (t0) auf die Verände- sung der Inflation in der EU und für die der unselbständig aktiv Beschäftigten von rungsrate des Folgejahres (t1). Er ist defi- Bewertung der Preisstabilität innerhalb der 0,7 % 2014 erwartet das WIFO für 2015 niert als die Jahresveränderungsrate des Jah- Euro-Zone. einen weiteren Anstieg von 0,5 % und 2016 res t1, wenn das BIP im Jahr t1 auf dem Die Kerninflation als Indikator der Geld- von 0,7 %. Primär wird diese Entwicklung Niveau des IV. Quartals des Jahres t0 (in sai- politik ist nicht eindeutig definiert. Das vom Dienstleistungsbereich getragen. Auf- sonbereinigten Zahlen) bleibt. WIFO folgt der gängigen Praxis, für die grund der starken Ausweitung des Arbeits- Kerninflation die Inflationsrate ohne die kräfteangebotes wird die Arbeitslosigkeit Durchschnittliche Veränderungsraten Gütergruppen unverarbeitete Nahrungsmittel über den Prognosehorizont aber weiter zu- Die Zeitangabe bezieht sich auf Anfangs- und Energie zu verwenden. So werden knapp nehmen. Nach einem Anstieg der Arbeitslo- und Endwert der Berechnungsperiode: Dem- 87 % der im österreichischen Warenkorb für senquote (nach nationaler Definition) um 0,8 nach beinhaltet die durchschnittliche Rate den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) ent- Prozentpunkte auf 8,4 % im Jahr 2014 pro- 2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von haltenen Güter und Dienstleistungen in die gnostiziert das WIFO für 2015 eine Quote 2005 auf 2006, als letzte jene von 2009 auf Berechnung der Kerninflation einbezogen. von 9,1 % und einen weiteren Anstieg auf 2010. 9,4 % für 2016. Hier überzeichnet der Rück- Arbeitslosenquote gang der Zahl der Personen in Schulungen Reale und nominelle Größen Österreichische Definition: Anteil der zur des AMS die Situation. Die ausgewiesenen Werte sind grundsätz- Arbeitsvermittlung registrierten Personen Trotz der verhaltenen Konjunktur dürfte lich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu am Arbeitskräfteangebot der Unselbständi- sich die Situation der öffentlichen Haushalte verstehen. Werden Werte nominell ausge- gen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Sum- über den Prognosehorizont nicht weiter ver- wiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird me aus Arbeitslosenbestand und unselbstän- schlechtern. Ausgehend von -2,8 % des BIP dies eigens angeführt. dig Beschäftigten (gemessen in Standardbe- im Jahr 2014 wird das Budgetdefizit nach schäftigungsverhältnissen). Datenbasis: Re- Maastricht-Definition geringfügig auf -2,2 % Saisonbereinigung gistrierungen bei AMS und Hauptverband 2015 und -1,9 % 2016 zurückgehen. Ein aus- Das WIFO verwendet in der Diskussion der österreichischen Sozialversicherungs- geglichener Staatshaushalt (nach Maastricht- der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen träger. Definition) und ein strukturell nahezu ausge- Gesamtrechnung immer die Trend-Kon- Definition gemäß ILO und Eurostat: Als glichenes Budget werden aufgrund des pro- junktur-Komponente, da diese eine bessere arbeitslos gelten Personen, die nicht er- gnostizierten Konjunkturverlaufes und der Einschätzung der aktuellen Konjunkturlage werbstätig sind und aktiv einen Arbeitsplatz angenommenen wirtschaftspolitischen Rah- ermöglicht als die ausschließlich um Saison- suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Re- menbedingungen im Prognosezeitraum nicht und Arbeitstagseffekte bereinigten Daten- ferenzwoche mindestens eine Stunde selb- erzielt. reihen. Sie wurde bis zur Umstellung auf das ständig oder unselbständig gearbeitet hat. Methodische Hinweise ESVG-2010-Konzept in den WIFO-Publi- Personen, die Kinderbetreuungsgeld bezie- und Kurzglossar kationen als „saison- und arbeitstagsberei- hen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbs- Periodenvergleiche nigt“ ausgewiesen und so auch Eurostat zur tätigen, nicht hingegen Präsenz- und Zivil- Zeitreihenvergleiche gegenüber der Vor- Verfügung gestellt. Seit der Umstellung auf diener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil periode, z. B. dem Vorquartal, werden um jah- das ESVG 2010 im Herbst 2014 liefert das der Arbeitslosen an allen Erwerbspersonen reszeitlich bedingte Effekte bereinigt. Dies WIFO nicht mehr diese Trend-Konjunktur- (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenba- schließt auch die Effekte ein, die durch eine Komponente an Eurostat, sondern nur mehr sis: Umfragedaten von privaten Haushalten unterschiedliche Zahl von Arbeitstagen in der die ausschließlich um Saison- und Arbeits- (Mikrozensus).  Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im tagseffekte bereinigten Datenreihen. Diese http://www.wifo.ac.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 80 Wirtschaft Nachhaltige Erholung verschiebt sich Die Industrieproduktion wuchs 2014 mit 1 Prozent nur gering – 2015 erreicht das Produktionswachstum etwa zwei Prozent – wesentliche Impulsgeber sind die Fahrzeugerzeugung und Elektroindustrie.

sterreichs Wirtschaft kommt nach der fang des Jahres in beiden Branchen gesun- wurden Arbeitsplätze abgebaut. Entspre- Öleichten Aufhellung des Konjunktur- ken ist.“ chend den pessimistischen Einschätzungen klimas zur Jahreswende vorerst nicht vom Darüber hinaus können Österreichs Ma- der Unternehmen im Jänner und Februar Fleck. „Aktuelle Konjunkturumfragen bestä- schinenbauer 2015 wieder einen Wachs- 2015 ist in den nächsten Monaten mit weiter tigen, daß sich die Wirtschaftserholung zu- tumsvorsprung zum Industriedurchschnitt rückläufigen Produktionsergebnissen zu mindest in die zweite Jahreshälfte 2015 ver- aufbauen. Aber noch fehlen der Branche rechnen. schieben wird. Aus den Reihen der industriel- stärkere Impulse von den Investitionsgüter- Der Hochbau beendete 2014 mit einem len Schwergewichte kommen die Wachs- märkten. Dazu Wolf: „Wie die Auftragsrück- Umsatzminus von 1 % nominell. Die Rück- tumsimpulse im Wesentlichen von der Fahr- gänge der Maschinenbauer in den letzten gänge wurden im Wesentlichen im Industrie- zeugerzeugung und der Elektroindustrie“, Monaten vermuten lassen, ist trotz der gün- bau, zum Teil im Wohnbau und gegen Jah- faßt Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der stigen Rahmenbedingungen, den niedrigen resende auch im Wirtschaftsbau verzeichnet. Bank Austria, den aktuellen Branchenüber- Zinsen und Rohstoffpreisen und dem vorteil- Aktuell sind die Wohnbau-Aussichten für blick zusammen. haften Wechselkurs, die Investitionsbereit- 2015 auf jeden Fall günstiger als für den schaft im Inland wie in wichtigen europäi- Nicht-Wohnbau. Dafür sprechen steigende Industrieaufschwung schen Absatzmärkten noch nicht gestiegen. Baugenehmigungen in der zweiten Jahres- verschiebt sich auf 2016 Entsprechend vorsichtig sind die Produk- hälfte des Vorjahres, die Ankündigung wei- Österreichs Industrie hat 2014 mit dem tionserwartungen der Unternehmen in den terer öffentlicher Investitionen im Wohnbau Produktionsplus von 1 % das dritte Jahr in ersten Monaten 2015. Unter der Annahme, und die attraktiven Finanzierungsbedingun- Folge seinen Wachstumspfad der letzten 20 daß das Unternehmensvertrauen auf europä- gen. Hingegen kann die Bauwirtschaft vom Jahre, von durchschnittlich 3,5 % im Jahr, ischer Ebene weiter steigt, werden aber spä- Unternehmenssektor 2015 kaum Impulse weit verfehlt. Voraussichtlich wird der Sek- testens im zweiten Halbjahr 2015 die seit erwarten. tor 2015 zwar wieder an Tempo zulegen, Jahren aufgestauten Investitionspläne zu- Wesentliche Stütze der Baukonjunktur letztlich aber das langfristige Ergebnis wie- mindest teilweise umgesetzt werden.“ war 2014 der Tiefbau mit einem nominellen der nicht erreichen können, da die Industrie- Eine weitere zentrale Industriebranche, die Umsatzwachstum von rund 9 %. Gegen Ende konjunktur weiterhin unter fehlenden Export- Nahrungsmittel- und Getränkeerzeugung, 2014 kündigten stark rückläufige Bauaufträ- aufträgen und der schwachen Investitions- verbuchte 2014 noch ein überdurchschnittli- ge in der Sparte eine Abkühlung der Tief- nachfrage im Inland leidet. Im Februar 2015 ches Produktionswachstum von 1,6 %. Ein baukonjunktur an, die Anfang 2015 auch signalisierten die wachsende Zahl pessimisti- Ergebnis, das die Branche 2015 aufgrund der eintrat. Zudem sind die Einschätzungen der scher Unternehmensstimmen ebenso wie der Konjunkturschwäche, vor allem in Öster- Unternehmen in den letzten Monaten suk- Konjunkturindikator der Bank Austria, daß reich selbst, voraussichtlich nicht mehr er- zessive pessimistischer geworden. Das be- sich die Erholung des Sektors zumindest in reichen wird können. Grundsätzlich bleibt deutet, daß mit einer Stabilisierung und wei- die zweite Jahreshälfte verschiebt. Vorausge- aber die Nahrungsmittel- und Getränkeindu- teren Zuwächsen der Tiefbauproduktion erst setzt die Wachstumsprognosen für die wich- strie, die noch 2014 ihre Beschäftigung um im Lauf des Jahres gerechnet werden kann. tigen Absatzmärkte der österreichischen In- 1,3 % aufstockte, ein wichtiger, vor allem Das Ausmaß der Erholung wird zum Teil dustrie halten, sollte die Produktionsleistung stabiler industrieller Arbeitgeber in Öster- auch davon abhängen, in welchem Umfang des Sektors 2015 im Vergleich zum Vorjahr reich. mögliche Spin-Off-Effekte der Umsetzung um etwa 1,7 % zulegen. der Investitionspläne auf EU-Ebene der Stärkere Wachstumsimpulse im Bereich Baukonjunktur verliert Finanzierung von Infrastrukturprojekten auf von 4 % kommen einmal mehr von der Fahr- 2014 erheblich an Schwung nationaler Ebene zugute kommen. zeugerzeugung und der Elektroindustrie. Die Baukonjunktur hat im Lauf von 2014 Diese Industrieschwergewichte tragen in erheblich an Schwung verloren. Unterstützt Stagnierende Konsumnachfrage Summe 22 % zur Sektorwertschöpfung bei. vom Tiefbau war zwar noch ein Umsatzplus bremst Handel Bank Austria Ökonom Günter Wolf erwartet, von 1,4 % nominell möglich, preisbereinigt Die stagnierende Konsumnachfrage daß „die heimische Fahrzeugerzeugung ihre ist der Branchenumsatz aber leicht gesun- bremste 2014 den Einzelhandel und noch Position an der Wachstumsspitze der öster- ken. Auch die kurzfristigen Aussichten der stärker den Kfz-Handel. Zudem litten der reichischen Industrie 2015 mit der Elektro- Bauwirtschaft haben sich nicht verbessert. Autohandel und Teile des Großhandels unter industrie teilen wird, auch wenn der Anteil Zur Jahreswende 2014/2015 sind die Auf- der schwachen Investitions- und Industrie- optimistischer Produktionserwartungen An- tragseingänge der Branche gesunken und es entwicklung. Die Einzelhandelskonjunktur

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 81 Wirtschaft hat sich erst gegen Jahresende gefestigt, wo- Im Bereich Verkehr ist der Umsatz 2014 Quartal erste Anzeichen einer Erholung der mit im Jahresdurchschnitt noch ein geringes mit Ausnahme im Landverkehr in allen Transportnachfrage und der Nachfrage nach Umsatzplus von 1,1 % nominell und 0,4 % Branchen kontinuierlich gesunken. Bei den Kurierdiensten. real möglich war. Im Einzelhandel sind stär- Anbietern sonstiger Verkehrsdienstleistun- Das Beherbergungs- und Gaststätten- kere Zuwächse auch 2015 unwahrscheinlich, gen, wie der Lagerei oder Speditionsdien- wesen blieb 2014, wie in den drei Jahren da sich die Konsumnachfrage voraussicht- sten, genauso wie bei Kurierdiensten und der davor, die wesentliche Wachstumsstütze des lich nur wenig erholt – das heißt, daß das Luftfahrt. Der Landverkehr, die anteilsmäs- Dienstleistungssektors. Nach einer kurzen Konsumausgabenwachstum unter 1 % real sig wichtigste Sparte des Bereichs, profitier- Abkühlung der Branchenkonjunktur zur Jah- bleiben wird. Das laufende Jahr prägen noch te zwar im ersten Halbjahr noch von der leb- reswende kann der Bereich, entsprechend angespannte Arbeitsmarktdaten und eine haften Baukonjunktur, mußte aber im vierten den mehrheitlich optimistischen Unterneh- mäßige Einkommensentwicklung. Erst 2016 Quartal ebenfalls Umsatzrückgänge verbu- menseinschätzungen im Februar 2015, seine sollte zumindest die Steuerreform die Kauf- chen. Anfang 2015 hat sich die Transport- Spitzenposition in den nächsten Monaten kraft und Konsumlaune der ÖsterreicherIn- konjunktur nicht wieder belebt, wie das wieder einnehmen. Unter der Voraussetzung, nen wieder stärken. schwindende Unternehmensvertrauen der daß sich die Konjunktur in Europa stärker Der Kfz-Handel verbuchte 2014 ein letzten Monate erkennen läßt. Die Befra- erholt, kann der Bereich das Wachstum auch Umsatzminus von 2,3 % nominell und damit gungsergebnisse im Jänner und Februar sig- im weiteren Jahresverlauf verteidigen.  das dritte negative Wirtschaftsjahr in Folge. nalisierten aber zumindest für das zweite http://www.bankaustria.at Mit Ausnahme des Motorradhandels endete das Jahr für alle Sparten negativ. Nach den ersten Ergebnissen 2015, die Neuzulassun- gen sind im Jänner und Februar vor dem Moderate Konjunkturerholung Hintergrund hoher Vorziehkäufe im selben Vorjahreszeitraum massiv gesunken, hat sich as Wirtschaftswachstum fiel in Öster- der heimischen Konsumenten und Unterneh- die Absatzsituation im Fahrzeughandel wei- Dreich im Jahr 2014 mit +0,4 % enttäu- men. Neben geopolitischen Risiken wie dem ter verschlechtert. schend aus. In der ersten Jahreshälfte 2015 Russland-Ukraine Konflikt und dessen Aus- Die Abhängigkeit des Großhandels von profitiert Österreichs Wirtschaft von der Er- wirkungen auf den gesamten CESEE-Raum der Industrie- beziehungsweise der Export- holung im Euroraum, niedrigen Energieprei- verunsichern die Entwicklungen rund um die entwicklung, die 2014 nicht in Schwung kam, sen und der Abwertung des Euro. Diese Im- Hypo-Alpe-Adria-Abbaugesellschaft Heta verursachte einen Umsatzrückgang von 2,4 % pulse sollten stark genug sein, um trotz der sowie die anhaltenden Diskussionen über nominell. Überdurchschnittlich hohe Einbus- gegenwärtig schlechten Stimmung unter den anstehende wirtschaftspolitische Entschei- sen berichteten der Brennstoff- und Maschi- heimischen Konsumenten und Unternehmen dungen. nengroßhandel, während der Großteil der zu einem moderaten Konjunkturaufschwung Das Wachstum der Industrie drehte im Sparten im Handel mit Gebrauchs- und Ver- in Österreich zu führen. Die Ergebnisse des vierten Quartal 2014 wieder leicht ins Plus brauchsgütern Umsatzzuwächse erreichte. OeNB-Konjunkturindikators vom März sig- und auch die Exportwirtschaft verzeichnete nalisieren für das erste und zweite Quartal einen Aufwärtstrend. Der auf LKW-Fahrlei- Dienstleistungsbranchen 2015 ein Wachstum des realen BIP von stungsdaten der ASFINAG basierende fehlt der Schwung +0,2 % bzw. +0,3 % (saison- und arbeitstä- OeNB-Exportindikator signalisiert für das Im Vorjahr konnten sich viele Dienst- gig bereinigt gegenüber dem Vorquartal). vierte Quartal sogar ein recht kräftiges leistungsbranchen der Konjunkturverlangsa- Damit dürfte das Wachstum in Österreich Wachstum der Güterexporte von 1,9 %. In mung, vor allem den Auslastungsschwierig- aber weiterhin hinter dem Deutschlands und den kommenden Monaten sollte nicht nur die keiten der Industrie und der Exportschwäche des Euroraums zurückbleiben. Erholung im Euroraum sondern auch die nicht entziehen. Der Sektorumsatz ist um Die Voraussetzungen für eine zumindest Abwertung des Euro gegenüber dem US- geringe 1,2 % nominell gestiegen und damit moderate Konjunkturerholung Österreichs Dollar und dem Schweizer Franken die weit unter dem langfristigen Durchschnitt in der ersten Jahreshälfte 2015 haben sich Exporttätigkeit zusätzlich beflügeln. von über 2 %. „Relativ hohe Umsatzein- verbessert. Im Euroraum hat der Aufschwung Die Inlandsnachfrage entwickelte sich im bußen erlitten 2014 wirtschaftsnahe Dienst- deutlich an Kraft gewonnen. Nicht zuletzt vierten Quartal hingegen noch schwach. leistungssparten, wie das Verkehrswesen, die aufgrund des erweiterten Programms zum Während Signale für ein Anziehen der Werbung und die Arbeitskräftevermittler, Ankauf von Vermögenswerten hat die EZB Investitionskonjunktur weiterhin fehlen, ha- aber auch die Telekomanbieter und die ihre jüngste Wachstumsprognose für den Eu- ben sich die Aussichten für den privaten Verlage. Ende 2014 hat die Dienstleistungs- roraum nach oben revidiert. Hinzu kommt, Konsum verbessert. Der Einzelhandel ver- konjunktur kurzfristig an Tempo zugelegt, daß die Wirtschaft unseres wichtigsten Han- buchte im Dezember und Jänner ein deutli- jedoch auch wieder rasch an Schwung verlo- delspartners, Deutschland, zurzeit kräftig ches Plus. Wichtigster Impulsgeber sind die ren, wie die vorsichtigen Geschäftserwartun- expandiert. niedrigen Energiepreise, die zu einem deut- gen im Jänner und Februar 2015 zeigten. Im Bis jetzt haben sich diese Impulse aber lichen Rückgang der Inflationsrate geführt Lauf von 2015 kann aufgrund der unsicheren noch nicht im erwarteten Umfang auf die haben. In Folge wachsen die Reallöhne zur- Investitions- und Exportnachfrage in den heimische Wirtschaft übertragen. Die Er- zeit so stark wie seit gut fünf Jahren nicht meisten wirtschaftsnahen Dienstleistungs- holung in Österreich hinkt der europäischen mehr und lassen auch für die kommenden sparten mit keiner nennenswerten Erholung Entwicklung hinterher. Auffällig ist das im Monate Spielraum für zusätzliche Konsum- gerechnet werden“, analysiert Wolf. europäischen Vergleich niedrige Vertrauen ausgaben. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 82 Wirtschaft Rasanter Anstieg bei Immobilienverkäufen RE/MAX-ImmoSpiegel 2014: Immobilien-Handels- volumen 2014 um +21,9 % auf 19,5 Mrd. Euro gestiegen

xakt 96.197 Immobilienverkäufe im Wert Die meisten Transaktionen (1.252) waren beim gehandelten Immobilienwert wieder Evon 19,5 Mrd. Euro wurden 2014 im in der Donaustadt (22.) zu verzeichnen, ge- auf Rang 3. Wertmäßig +34,6 % über 2013 Amtl. Grundbuch in ganz Österreich verbü- folgt von Floridsdorf (21.) mit 1.118 Verkäu- und +17,8 % über 2012 bedeuten die öster- chert, meldet RE/MAX, Österreichs größtes fen und Favoriten (10.) mit 1.027 Verträgen. reichweit massivste Steigerung des Immo- Immobilien-Experten-Netzwerk. Schlußlichter im Wiener-Ranking waren die bilien-Transaktionsvolumens. Daß dies nicht Dies sind um +3,4 % mehr Immobilien- Josefstadt (8.) und die Innere Stadt. Die Bezir- nur auf Preissteigerungen, sondern vor allem käufe als im starken Jahr 2012 und sogar ke mit den höchsten gehandelten Immobilien- auf mehr Verkäufen beruht, zeigen die Ver- +2,5 % mehr als im Rekordjahr 2010. „Der werten sind die Donaustadt mit 465,8 Mio. kaufsziffern: 14.430 Verträge sind gegenü- Immobilienmarkt hat 2013 aufgrund des ein- Euro, gefolgt von Döbling mit 453,7 Mio. ber 2013 eine Steigerung von +24,9 % und geschränkten Angebots massiv geschwä- Euro und Landstraße mit 360,8 Mio. Euro. von +9,4 % im Vergleich zu 2012. chelt. Das steigende Angebot, die weiterhin Die dicksten Brocken, die das Grundbuch Nach der Anzahl der Verkäufe sieht das gute Nachfrage nach Immobilien und die 2014 in Wien registrierte, sind ein Bürohaus Ranking in der Steiermark außerhalb der deutlich abflachende Preiskurve waren 2014 um 102 Mio. Euro, ein Bürogebäude um 87 Stadt Graz folgendermaßen aus: Graz-Um- die Hauptgründe für den rasanten Anstieg Mio. Euro – jeweils in Wien 1 – und eine Lie- gebung (1.774), Leibnitz (1.116) und Liezen von 18,1 % bei den Immobilienverkäufen im genschaft in der Mariahilfer Straße um 43 (1.047). Graz selbst führt mit 4.138 Im- Vergleich zum Jahr 2013“, erklärt Bernhard Mio. Euro, gleich gefolgt von einem Zins- mobilien. Das Schlußlicht in der „Grünen Reikersdorfer, MBA, Geschäftsführer von haus, ebenfalls in der Mariahilfer Straße, um Mark“ ist der Bezirk Murau mit 274 Ver- RE/MAX Austria. 42 Mio. Euro. käufen. Das gesamte Handelsvolumen stieg 2014 Besonders auffällig war ein Verkauf im im Vergleich zum Vorjahr um stolze 3,5 Mrd. Niederösterreich Bereich der Therme in Bad Gleichenberg im Euro, das sind +21,9 %. Der bisherige Der mengenmäßig wichtigste Immobilien- Wert von 19,5 Mio. Euro, sowie der Verkauf Rekordwert an gehandelten Immobilien aus handelsplatz ist unverändert Niederöster- eines Handels-Gebäudes in Rosental an der dem Jahr 2012 wurde damit noch um +1,1 reich. 20.133 Häuser, Grundstücke und Woh- Kainach bei Voitsberg um 17,8 Mio. Euro. Mrd. Euro übertroffen. nungen wechselten die Besitzer. Damit liegt Weitere interessante Transaktionen waren das Land unter der Enns bei den Verkäufen ein Gebäude in Knittelfeld um 12,3 Mio. Euro Sicherheit aus dem Grundbuch zwar um +11,4 % über 2013, aber doch um und ein Zinshaus in Graz am Jakominiplatz „Die Grundlagen für die verlässlichsten -4,1 % unter 2012. Diese Immobilienver- um 12 Mio. Euro. verfügbaren Immobilien-Marktdaten in Ös- käufe stellten 2014 einen Wert von 2,75 terreich liefert das Grundbuch mit seinen Mrd. Euro dar, das sind um +5,0 % mehr als Oberösterreich öffentlich zugänglichen Kaufverträgen, die im Jahr 2013 und +4,4 % mehr als 2012. Oberösterreich ist 2014 nach Wert und von IMMOunited – Roland Schmid in der In Niederösterreich wurden die meisten Menge der viertwichtigste Immobilienhan- Kaufvertrags-Sammlung komplett erfaßt Immobilien im Bezirk Baden verkauft, näm- delsplatz in Österreich. 13.660 verkaufte und von RE/MAX Austria ausgewertet und lich 1.760 – dies entspricht einem Plus von Objekte sind um -1,4 % weniger als 2012, analysiert werden“, erklärt Anton Nenning, +14,8 % im Vergleich zum Vorjahr. An zwei- aber um +17,6 % mehr als 2013. Der Im- Managing Director bei RE/MAX Austria, ter Stelle liegt der Bezirk Mödling mit 1.640 mobilienwert der 2014 verbücherten Trans- und „sie sind betreffend Treff-Sicherheit al- Verkäufen und auf Platz 3 der Bezirk Gän- aktionen wird mit 2,2 Mrd. Euro angegeben, len Preisschätzungen oder Internet-Ange- serndorf mit 1.616. Am Ende des NÖ- das sind +23,9 % mehr als 2013 und +2,5 % botspreisen haushoch überlegen.“ Bezirks-Rankings findet sich der Bezirk mehr als 2012. Lilienfeld mit 224 Verkäufen. Spitzenreiter unter den oberösterreichi- Wien Herausragende Immobilienbewegungen schen Bezirken ist – nach der Landes- Der wertmäßig wichtigste Immobilien- in Niederösterreich waren ein Gebäude um hauptstadt Linz mit 1.698 Verbücherungen – markt in Österreich ist die Bundeshauptstadt 15,3 Mio. Euro in Leopoldsdorf und um 15,0 der Bezirk Vöcklabruck mit 1.343 Objekten. Wien: Knapp ein Drittel (30,6 %) des ge- Mio. Euro ein Baumarkt in Baden, ein Gmunden und Linz-Land folgen auf den samten gehandelten Immobilienwertes wech- Grundstück in Wiener Neudorf um 10,9 Mio. Plätzen zwei und drei mit 1.311 und 1.245 selte in Wien die Besitzer, nämlich 6,0 Mrd. Euro und ein Gebäudekomplex in der Tull- Transaktionen. Die Bezirke Schärding mit Euro. Das sind um +23,4 % mehr als 2013 ner Innenstadt um 8,7 Mio. Euro. 503 und Eferding mit 238 Objekten befinden und +16,6 % mehr als im bisher stärksten sich am Ende des Rankings. Beim Wert der Jahr 2012. Auch die Anzahl der Kaufverträ- Steiermark verbücherten Immobilien liegt die Stadt Linz ge stieg kräftig: +18,1 % zu 2013 und +3,4 % Die Steiermark hat mit 2,24 Mrd. Euro mit 457,3 Mio. Euro vor Linz-Land (264,6 zu 2012 auf insgesamt 15.189 Verträge. wieder einen Platz gut gemacht und liegt Mio. Euro).

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 83 Wirtschaft

Mit 13 Mio. Euro wertete 2014 ein Ge- in der Judengasse um 7,4 Mio. Euro und ein Schlusslicht in Kärnten ist der Bezirk Her- bäude mit Handelsflächen in Braunau die Objekt in Obertrum um 6,0 Mio. Euro. magor mit 281 Verkäufen um insgesamt 35,2 Verbücherungs-Statistik auf, ebenso ein Fir- Mio. Euro. mensitz-Gebäude in Linz um 12 Mio. Euro Vorarlberg Highlights der Kärntner Immobilientrans- und ein Zinshaus in Wels um 9,3 Mio. Euro. Vorarlberg hatte zur Jahresmitte 2014 aktionen waren in Pörtschach eine Land- exakt dieselben Statistikwerte für Immobi- wirtschaft mit 96.000 m² um 11,9 Mio. Euro Tirol lientransaktionen wie ein Jahr zuvor. Mit und eine Liegenschaft am See um 9,9 Mio. In Tirol, im Bundesländer-Ranking die Jahresende hat sich das Blatt allerdings ge- Euro. Ein Grundstück und ein Gebäude in Nummer 5, kletterten die Verkaufszahlen auf wendet: +15,2 % mehr Immo-Verkäufe und Klagenfurt kosteten 11,3 und 8,0 Mio. Euro, 8.882 Verträge. Das sind stattliche +21,2 % eine Wertsteigerung von +23,3 % zu 2013. ein Hotel in Steindorf am Ossiachersee 5,9 über 2013 und sogar +14,3 % über dem Re- Im Vergleich zu 2012 sind die Steige- Mio. Euro. kordjahr 2012. Mit einer Steigerung des rungsraten allerdings nicht mehr so drama- Handelswertes von +26,1 % auf 2,14 Mrd. tisch: Minus 3,1 % bei der Anzahl und +9,6 % Burgenland Euro verzeichnet Tirol den zweithöchsten beim Wert. In absoluten Zahlen lautet das Er- 5.213 Kaufverträge wurden 2014 im Anstieg zu 2013 unter allen Bundesländern. gebnis 2014 für Vorarlberg: 4.749 Immo- Burgenland gezählt, das sind um +3,1 % Die meisten Immobilienverkäufe wurden bilien-Kaufverträge um 1,10 Mrd. Euro. mehr als 2013, aber um -8,1 % weniger als 2014 in Tirol in den Bezirken Innsbruck Land Das Immobilientransaktions-Ranking 2012. Der Wert beläuft sich auf 366 Mio. (2.192), Innsbruck Stadt (2.013), Kitzbühel 2014 in Vorarlberg führt der Bezirk Bregenz Euro, das ist ein Plus von 13,4 % zu 2013 (1.084) und Kufstein (1.053) verbüchert. mit 1.638 Verkäufen und 404,8 Mio. Euro oder +12,2 % zu 2012. Wenn man allerdings Beim verkauften Immobilienwert sind hin- Wert an. ein Großobjekt in Parndorf außer Acht läßt, gegen Innsbruck Stadt, Innsbruck-Land und Die Vorarlberger Top-Verkäufe nach liegt die Steigerung nur mehr bei +11,7 % im Kitzbühel beinahe gleichauf. dem Kaufpreis 2014 waren eine Liegen- Vergleich zu 2013. Besonders erwähnenswert sind eine schaft in Lauterach um 10,6 Mio. Euro, Der Bezirk Oberwart ist mit 1.109 Ver- Grundstückstransaktion in Hall um 11,7 Mio. gefolgt von einem Gebäude in Kennelbach käufen der Spitzenreiter im Bezirks-Ran- Euro und ein ehemaliges Hotel in St. Johann um 9,4 Mio. Euro und einem in Mäder um king. Danach folgen die Bezirke Neusiedl um 7 Mio. Euro. Weiters wechselte ein Ein- 8,0 Mio. Euro. (959) und Güssing mit 740 Verbücherungen. familienhaus in Innsbruck um stolze 6,4 Mio. Der Wert der gehandelten Immobilien war Euro und ein Haus am Kitzbüheler Lutzen- Kärnten im Bezirk Neusiedl mit 143,1 Mio. Euro am berg um 6,1 Mio. Euro die Besitzer. Kärnten hat nach einem Durchhänger höchsten und in Jennersdorf mit 15,4 Mio. 2013 wieder ordentlich zugelegt, allerdings am niedrigsten. Salzburg das Niveau von 2012 noch nicht erreicht: Im Land Salzburg hat noch zur Jahres- 6.857 Verbücherungen sind um +19,3 % mehr Erwartungen für 2015 mitte 2014 alles darauf hingedeutet, daß zwar als 2013, aber um -1,2 % weniger als 2012. Für das Jahr 2015 erwartet Reikersdorfer die Anzahl, aber nicht der Wert der Immo- Der Gesamtverkaufswert liegt mit 1,03 Mrd. stabile Marktverhältnisse: „Die Anzahl der Verkäufe massiv in die Höhe geht. Schluß- Euro um +23,2 % über 2013, aber -6,6 % Immobilienverkäufe in Österreich wird sich endlich finden sich zum Jahreswechsel 2014 unter 2012. auch im heurigen Jahr auf hohem Niveau insgesamt 7.084 Immobilien mit neuen Der höchste Immobilienverkaufswert einpendeln. Es ist mit einem leicht steigen- Eigentümern im Grundbuch, das sind um wurde 2014 in der Stadt Klagenfurt (280,1 den Angebot, einer guten Nachfrage und 1.608, also beinahe ein Drittel, mehr als Mio. Euro) erzielt, gefolgt von Villach weitgehend konstanten Preisen zu rechnen. 2013. (Stadt+Land) mit 235,8 Mio. Euro. Bei der Lediglich bei hochpreisigen Wohnimmobi- Der Wert der Immobilienverkäufe stieg Anzahl der Immobilienverkäufe lag Villach lien und bei Gewerbeliegenschaften wird es jedoch um +25,9 % zu 2013 oder +22,5 % (VI+VL) mit 1.587 Verbücherungen an er- vielerorts zu deutlichen Preiskorrekturen gegenüber 2012 auf 1,72 Mrd. Euro. Gesamt ster Stelle, auf Platz zwei folgte die Lind- nach unten kommen.“  betrachtet läuft das zwar auf eine Verbilli- wurm-Stadt und auf Rang 3 Spittal/Drau. http://www.remax.at gung hinaus, jedoch nicht so deutlich, wie noch zur Jahresmitte erwartet. Mit 1.848 Verkäufen ist der Flachgau an erster Stelle des Bezirks-Rankings hinter der Stadt Salzburg mit 2.169, gefolgt von Pinz- Statistik Austria berechnet neue gau (1.405) und Pongau (841). Das größte Häuser- und Wohnungspreisindizes Transaktionsvolumen ist – wenig überra- schend – ebenfalls in der Stadt Salzburg mit er von Statistik Austria berechnete und stiegen – mit Ausnahme von 2014 – seit 2010 617,5 Mio. Euro zu finden. Stadt und Flach- Dab März 2015 quartalsweise publizierte stärker als jene für neuen Wohnraum. Grund- gau machten zusammen über 60 % des ge- Häuserpreisindex (HPI) weist für das Jahr lage der Erhebung sind die von Privathaus- samten Immobilien-Handelswertes des Bun- 2014 eine Preissteigerung von 3,5% zum Vor- halten getätigten Käufe von neuen und be- deslandes aus. jahr aus. Die Preisdynamik war damit 2014 stehenden Häusern und Wohnungen. Es wer- Wertmäßige Spitzenreiter in der Verbüche- wesentlich geringer als in den Jahren zuvor den die tatsächlichen Transaktionspreise er- rungsstatistik 2014 sind in der Stadt Salzburg (2011: +6,3%, 2012: +7,3%; 2013: +5,2%). faßt und quartalsweise ausgewertet.  ein Gebäude um 9,4 Mio. Euro, ein Gebäude Die Kaufpreise für gebrauchten Wohnraum http://www.statistik.at/web_de/statistiken/preise/haeuserpreisindex/index.html

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 84 Chronik TierQuarTier Wien Tierversorgung in Wien wurde auf völlig neue Beine gestellt

ine erste positive Bilanz zog Tier- Eschutzstadträtin Ulli Sima am 25. März zum TierQuarTier Wien: „Ich bin stolz dar- auf, daß wir mit dem TierQuarTier die Tier- versorgung auf völlig neue Beine gestellt ha- ben. Wir versorgen alle entlaufenen und her- renlose Hunde, Katzen und Kleintiere und vermitteln sie rasch wieder an Tierliebha- berInnen“, so Sima. Das TierQuarTier in der Donaustadt soll ein Ort der Begegnung von Mensch und Tier in der Millionenstadt sein. Von der Stadt Wien werden jährlich rund 3500 heimatlose Tiere versorgt. Konzipiert ist das Haus in der Donaustadt auf einer Flä- che von 9700 m² für bis zu 300 Katzen, 150 Hunde und hunderte Kleintiere. Derzeit sind rund 68 Katzen, 53 Hunde und 55 Kleintiere im TierQuarTier untergebracht. Im Gegensatz zum Wiener Tierschutzver- ein in Vösendorf übernimmt das TierQuar- Tier keine Privatabgaben, sondern betreut jene Tiere, für die die Stadt Wien gesetzlich verpflichtet ist, also herrenlose, entlaufene und beschlagnahmte Tiere.

Moderne Vergabesysteme im neuen TierQuarTier Foto: PID / Fürthner Gut aufgehoben, bis sie ein neues Zuhause findet: »Hanni« im TierQuarTier Wien Um Tiere nicht zu stressen, wurde für das neue Haus ein spezielles Vergabesystem ent- resistent gegen Nässe und Urin. Die Käfige platten überdacht ist. Damit sind die Hunde wickelt. Die BesucherInnen können nicht in werden mit Edelstahlgittern versehen, die wettergeschützt, können aber zwischen den Hundebereich, sondern werden die Tiere nicht rosten. Wien orientiert sich bei der Bau- Schatten und Sonne wählen. in „Wohnzimmer-Atmosphäre“ in eigenen weise an best-practice-Beispielen vor allem Räumen kennenlernen. Weiters können Be- aus England. TierQuarTier Wien – sucherInnen nur ausgewählte Katzenkäfige ein Öko-Vorzeigeprojekt besichtigen. Für die Kleintiere gibt es auch Moderne Architektur Im TierQuarTier wird moderner Tier- einen Besucherraum, wo sich Mensch und für Mogli, Bello & co schutz mit aktivem Umweltschutz verbun- Tier entspannt kennenlernen können. Vor Es gibt tiergerechte gestaltete Zwinger, den. Eine Fotovoltaikanlage liefert 50 KW einer Vergabe erfolgt eine ausführliche Be- Außenbereiche und Käfige, in denen sich die für die Haustechnik. Die Wärme bezieht man ratung durch TierpflegerInnen. Aufgebaut Tiere wohl fühlen, modernste Quarantäne- in Form von Abwärme bei der Verstromung wird ab Mai auch ein Voluntär-System, bei stationen, durchdachte Lüftungs- und Hei- des Deponiegases der Nahen Deponie Rau- dem sich TierliebhaberInnen um Tiere küm- zungssysteme mit hohem Komfort. Die Luft tenweg. Die Fußbodenheizung kann im Som- mern können, die zu Hause kein eigenes Tier wird über Aggregate am Dach gefiltert, so- mer auch als Kühlung genutzt werden, halten können. Dazu bedarf es einer Aus- mit gibt es keine Geruchsbelästigungen. Je- indem bildung im Vorfeld. der einzelne Käfig, sowohl bei den Hunden, als auch bei den Katzen, wird mit Frischluft Kooperation mit dem WTV Robuste Materialien für versorgt bzw. die verbrauchte Luft abgesaugt. Mit dem Wiener Tierschutzverein (WTV) ein Haus der Zukunft So ergibt sich eine zehnfache Luftwechsel- gibt es eine sehr gute Kooperation im Sinne „Ziel war es, ein modernes, tierschutzge- rate, das heißt, pro Stunde wird die Raumluft der Tiere. So hat die Stadt Wien einen Lei- rechtes Haus zu errichten, das auch in 30 Jah- zehn Mal gewechselt. stungsvertrag abgeschlossen, der regelt, daß ren noch in Top-Zustand ist“, so Sima. Ver- Durch viel Glas und Lichtkuppeln kommt der WTV Vögel, Aquarienfische und Wild- wendet wurden daher kratzfeste, unverwüst- möglichst viel Tageslicht in das Innere der tiere im Aufrag der Stadt betreut. Im Gegen- liche Materialien. Für die Böden wird „Fein- Gebäudeteile. Jeder Hundekäfig hat auch satz zum TierQuarTier übernimmt der WTV steinzeug“ eingesetzt, das keine Flüssigkei- einen Außenkäfig, der zur Hälfte mit Holz- auch Privatabgaben von Tieren.  ten durchläßt und auch das Fugenmaterial ist dach und zur Hälfte mit durchsichtigen Steg- http://www.tierquartier.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 85 Chronik Stadt:Gärten: 62.000 Blumen bringen Salzburg zum Blühen änseblümchen, Vergißmeinnicht, Stief- Gmütterchen und Goldlack – über 62.000 Frühlingsboten verschönern rechtzeitig vor Ostern die Stadt Salzburg. „Salzburgs grüne Profis von den Stadt:Gärten waren wieder im Einsatz und so erfreuen bunte Blumen in Parks, Grünanlagen und Verkehrsinseln Ein- heimische und Gäste gleichermaßen. Alles ist nach Plan gelaufen, das Wetter hat gepaßt und die Pflänzchen waren rechtzeitig zur Aus- pflanzung bereit“, freut sich Ressortchef Harry Preuner. Allein im Mirabellgarten wurden rund 35.000 Pflanzen, die meisten davon Stief- mütterchen, per Hand in Reih und Glied ge- pflanzt. Diese bilden mit den Tausenden im Foto: Stadt Salzburg / Johannes Killer Herbst des vergangenen Jahres gesetzten Peter Ebner mit Ressortchef Vbgm. Harry Preuner, Johann Sperr und Sabrina Sibr Zwiebelpflanzen (200 Kaiserkronen, 1000 im Mirabellgarten. Narzissen und 8000 Tulpen) das bekannte Wandelröschen in den Glashäusern in der TechnikerInnen kümmern sich um knapp Frühlingsflair in der denkmalgeschützten Karl-Höller-Straße für die Sommerauspflan- 2,5 Mio. m² Grün mit 21.000 Bäumen im Schloßparkanlage. zung im Mai gezogen. Daneben wachsen öffentlichen Raum. Die Wasserspiele und Die Pflanzen wurden in 3000 m² „Hoch- Geranien und Studentenblumen, die im der Park von Schloß Hellbrunn werden eben- glas“ in den Gewächshäusern der Stadt:Gär- Sommer auch den Mirabellgarten verschö- so gehegt und gepflegt, wie die 15 Parkanla- ten gezogen. Und hier mußte rechtzeitig für nern. gen und 82 Spielplätze. 19 Fußballfelder, 1800 die „Sommerware“ Platz geschaffen werden. Insgesamt 160 FloristenInnen, Land- Verkehrsinseln und mehr als 1200 Pflanz- Jetzt werden rund 3600 Begonien und 4200 schaftsplanerInnen, HandwerkerInnen und tröge werden in Schuß gehalten.  »mi subrs Ländle« in über 50 Vorarlberger Gemeinden m 14. März startete wieder der „mi Asubrs Ländle“-Aktionszeitraum: In über 50 Vorarlberger Gemeinden machten sich BürgerInnen, Vereine, Schulen und Unter- nehmen bei Flurreinigungen für eine saube- re Umwelt auf den Weg. Umweltlandesrat Johannes Rauch richtete einen Appell an die Bevölkerung, sich aktiv an der Flurreinigung zu beteiligen: „Saubere Umwelt braucht jede und jeden von uns! Ich danke daher allen Freiwilligen, die mit ihrem Engagement dazu beitragen, daß unsere Natur, unsere Umwelt sauberer werden.“ Unternehmen, Land, Gemeinden und vie- le andere wenden laufend hohe Summen und viel Einsatz dafür auf, um weggeworfene Abfälle zu beseitigen. Wiesen, Ufer, Straßen, Foto: Anna Tschegg, Umweltverband Haltestellen, Plätze, Freizeiteinrichtungen Gemeinsam mit Umweltverbandsobmann Rainer Siegele, Marco Ortner von der und viele andere Orte wären sonst in kurzer Fachgruppe Abfallwirtschaft in der Wirtschaftskammer, dem Bregenzer Bürger- Zeit „zugemüllt“, die Belastung für Pflanzen, meister Markus Linhart und ORF-Landesdirektor Markus Klement stellte Landesrat Tiere, Wasser, Boden und auch für uns Men- Johannes Rauch die diesjährige Flurreinigungsaktion in der Mehrerau vor. schen untragbar. Umwelt, Lebensqualität Flurreinigungen und ähnliche Aktionen ten. Das landesweite Dach, die breite In- und Sicherheit stehen auf dem Spiel – gehören in Vorarlbergs Gemeinden seit Jahr- formation, in die viele Engagierte miteinbe- eigentlich bei jedem achtlos weggeworfenen zehnten zum Standard. Seit mehreren Jahren zogen werden oder eine kleine Aufmerksam- Gegenstand. „Wer daher auch in diesem Be- verstärkt der ORF Vorarlberg gemeinsam mit keit für die TeilnehmerInnen sind unterstüt- reich mit der Umwelt sensibel und verant- Land, Umweltverband und der Fachgruppe zende Bausteine dafür. Heuer kamen Samen- wortungsvoll umgeht, wirkt mehrfach posi- Abfall- und Abwasserwirtschaft der Wirt- tüten mit einer speziell auf Bienen ausge- tiv.“ schaftskammer die Wirkung dieser Aktivitä- richteten Blumenmischung zur Verteilung. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 86 Gastronomie & Kulinarisches Der harte Kampf hat sich gelohnt Das österreichische Weinjahr 2014 Foto: Niederösterreich-Werbung/Lois Lammerhuber Weltkulturerbe Wachau – ein beeindruckender Blick über die Weingärten auf Spitz an der Donau ach den bekannt schwierigen Witte- guten Jahrgang gegeben schienen. Die end- ten à la Ananas und Mango geprägt sind, Nrungsverhältnissen im Sommer und gültige Wende zum Schwierigen brachte belohnt. Hier sind die Säurewerte zwar Herbst 2014 hatte Österreichs Winzerschaft dann der äußerst nasse, traditionell für die schmeckbar höher, fügen sich aber gut in das in den Weingärten alle Hände voll zu tun, um Hauptlese ausschlaggebende September. Gesamtbild ein. Auch die Weißburgunder und gesundes und reifes Traubengut zu gewin- Erst im Oktober wendete sich das Blatt dann Chardonnays fallen rund und strukturiert nen. Mit vermehrten Anstrengungen und ein wenig zum Positiven. aus, während die Bukettsorten wie Muska- sehr hohem Leseaufwand ist es letztendlich teller und Traminer mit vielerlei Schwierig- gelungen, trinkfreudige, schlanke Weine zu Niederösterreich – fruchtbetont- keiten zu kämpfen hatten, sodaß die Ausfälle erzielen, freilich um den Preis einer geringen frische Veltliner und feine Rieslinge für diese Gruppe recht hoch waren. Auf dem Erntemenge, die mit rund zwei Millionen Diese Wetterkapriolen galten für das roten Sektor lassen sich ausgewogene, von Hektolitern weit unter dem langjährigen größte österreichische Weinbaugebiet Nie- heller Frucht durchzogene, wenn auch etwas Durchschnitt liegt. derösterreich vollinhaltlich, da und dort ka- schlankere Gewächse erwarten, die vermut- Nach einem sehr milden Winter und men noch punktuelle Hagelschläge hinzu. lich frühes Trinkvergnügen bereiten werden. einem trockenen, wunderschönen Frühlings- Dennoch haben sich bei penibler Selektion beginn hat der überaus nasse und kühle Mai etwa für die Haus-und-Hof-Sorte Grüner Velt- Burgenland – rotbeerige Rote als erste Warnung gedient. Die Blüte verlief liner sehr fruchtbetonte, schlanke bis mittel- und animierende Weiße bei günstigem Wetter noch problemlos, bloß gewichtige Weine mit frischer, aber nie ag- Im Burgenland war die Situation ähnlich setzte nach einer kurzen Hitzewelle erneut gressiver Säurestruktur ergeben; höhere wie im übrigen Österreich, allerdings führte feuchte Witterung ein, die sich mehr oder Mostgewichte waren allerdings nur verein- das allzu heiße Blütewetter bereits zu Ver- weniger über den gesamten Sommer er- zelt möglich. Auch für die Rieslinge zahlte rieselung und in der Folge deutlichen Ertrags- streckte. Speziell der August war äußerst sich längeres Zuwarten bei der Ernte aus und einbußen. Auch einige Top-Selektionen und trüb und sonnenarm, wobei selbst in diesem wurde mit angenehm reifen Exemplaren, die Lagenreserven wird es 2014 aufgrund der Monat noch alle Vorzeichen für einen sehr zum Teil von exotischen Fruchtkomponen- fehlenden Zuckereinlagerung in den Trauben

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 87 Gastronomie & Kulinarisches nicht geben. Für viele weiße Frühsorten, aber auch für den empfindlichen Zweigelt war im September rasches Handeln gefordert, um eine entsprechende Menge an gesundem Traubenmaterial einzufahren. Von den Rot- weinsorten scheint der dickschalige und robuste Blaufränkische im Vorteil gewesen zu sein, wie speziell die Winzer aus dem mittleren und südlichen Burgenland berich- ten. Schwierig war die Situation für die fran- zösischen Rebsorten, von denen der Merlot am ehesten reüssieren konnte. St. Laurent und Zweigelt zeigen sich zugänglich und einla- dend, mit geschmeidiger Frucht und elegan- ter Struktur bei moderatem Alkohol; der Blaufränkisch präsentiert sich heuer mit eher dunkleren Fruchtnoten als gewöhnlich. Prin- zipiell sind im Burgenland schlanke, jedoch zugängliche und einladende, rotbeerig an- mutende Rotweine zu erwarten. Für die Süß- weine ist eine Prognose noch sehr früh, sie zeichnen sich jedoch bisher durch ihr filigra- ne und elegante Struktur mit prägnanter Säu- re aus, die ihnen einen sehr frischen und jugendlichen Charakter verleiht und großes Lagerpotenzial erwarten läßt. Für die trocke- nen Weißweine ist wieder auf die geringe Erntemenge hinzuweisen. Die frühreifen Weißweinsorten wie Bouvier, Muskat Otto- nel oder Sauvignon Blanc präsentieren sich fruchtbetont, spät gelesene Weine wie Grü- ner Veltliner, Chardonnay oder Weißburgun- der bestechen durch ihre Frische und Sprit- zigkeit mit vielen Assoziationen an exoti- sche Früchte.

Steiermark – fruchttiefe Sauvignons, geschmeidig-balancierte Burgunder Auch in der Steiermark verlief das Wein- Foto: WienTourismus / Peter Rigaud Weinlese beim Wieninger am Nußberg mit Blick auf Wienerstadt und Donau jahr ganz ähnlich, wobei speziell der Sep- tember ausgedehnte Regenmengen mit sich Rebsorten ist der Sauvignon Blanc sehr in Mauer verschont. Nach diesem Schock im brachte, welche die Rebsorten aufgrund des typisch und fruchttief ausgefallen, wobei die Frühjahr verlief die Witterung im Großen Fäulnisdrucks in unterschiedlicher Weise be- schotigen Akzente zum Teil etwas im Vor- und Ganzen wie in den anderen Gebieten, trafen. Zudem hatte das Vulkanland Steier- dergrund stehen. Die Weißburgunder und wobei die Reife da und dort sogar einen Tick mark (Südoststeiermark) Anfang September Morillons sollten sich als geschmeidig wie höher lag. Auch die Weißburgunder und Char- noch ein Hagelunwetter zu verzeichnen. balanciert erweisen, was auch für die Schil- donnays sind in ihrer schmelzigen, runden Umso erfreulicher ist unter diesen Voraus- cher der Weststeiermark gilt, die nach drei Verfassung gut geraten, bei den Rieslingen setzungen, daß sich auch die steirischen kräftigen Jahren wieder einmal im leichten sind da und dort leichte Botrytis-Einflüsse Weißweine, die bis dato verkostet werden Bereich liegen. merkbar, die aber von der rassigen Säure gut konnten, sehr animierend und lebhaft bei et- konterkariert werden. Vor allem beim stark was geringerem Alkoholgehalt als üblich Vielschichtige Wiener Gemischte Sätze im Aufwind befindlichen Wiener Gemisch- präsentieren. Dieses „Manko“ wird aber In Wien hatte das schwierige Weinjahr ten Satz scheint es gelungen zu sein, sehr durch trinkfreudige, harmonische Art und bereits mit einem Donnerschlag in Form balancierte und auch vielschichtige Gewäch- vor allem tiefe Frucht ausgeglichen, welche eines heftigen Hagelgewitters Anfang Mai se hervorzubringen, welche die Eigenarten die Sortenattribute bestens zur Geltung begonnen, das vor allem am berühmten Nuß- ihrer Herkunftslagen in den Vordergrund bringt. Sehr knusprig und erfrischend prä- berg erhebliche Schäden und in der Folge rücken. Im roten Segment sind schlanke, rot- sentieren sich beispielsweise die Welschries- drastische Ernteeinbußen verursachte. Glück- beerige Tropfen zu erwarten, die aber über linge, noch etwas zurückhaltend hingegen licherweise blieben andere Döblinger Lagen, dem Niveau des Jahres 2010 liegen.  die Muskateller. Von den allerwichtigsten aber auch die Weingärten am Bisamberg und http://www.oesterreichwein.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 88 Personalia Rudolf Kirchschläger zum 100. Geburtstag und 15. Todestag des beliebten Bundespräsidenten (1915-2000) Foto: HBF / Peter Lechner Bundespräsident Heinz Fischer bei Präsentation des Buches »Rudolf Kirchschläger. Ins Heute gesprochen« nläßlich des 100. Geburtstages sowie öffentlichen Amtes über das politische und anderen Gedanken, der in diesem Buch ent- Ader 15. Wiederkehr des Jahrestages des gesellschaftliche Leben in Österreich bis zur halten ist, als – wenn auch nicht unmittel- Ablebens von Bundespräsident von Rudolf Wissenschaft, der Ethik und der Religion. bar – Nachfolger von Rudolf Kirchschläger Kirchschläger (geboren am 20. März 1915, Bundespräsident Heinz Fischer hat dem zu verwenden, und nach Möglichkeit zu be- verstorben am 30. März 2000) hat Bun- bei styria premium erschienen Buch ein Vor- herzigen“, so der Bundespräsident. despräsident Heinz Fischer im Gedenken an wort beigesteuert. Er verhehle nicht, „daß Ebenfalls am 20. März fand im Wiener seinen verewigten Amtsvorgänger am 20. ich die feste Absicht habe, den einen oder Stephansdom ein von Kardinal Christoph März bei der Präsidentengruft auf dem Wie- ner Zentralfriedhof einen Kranz niedergelegt. An der Zeremonie haben auch Angehörige der Familie Kirchschläger teilgenommen.

»Rudolf Kirchschläger. Ins Heute gesprochen« Rudolf Kirchschläger hat im Laufe seiner Amtszeit rund 1200 Reden verfaßt. Anläß- lich des 100. Geburtstags Kirchschlägers hat sein Sohn Walter Zitate daraus entnommen und thematisch geordnet. Unter dem Titel „Rudolf Kirchschläger. Ins Heute gespro- chen“ sind sie nun in Buchform verfügbar. Zu elf Themen hat Walter Kirchschläger, emeritierter Theologieprofessor und von 1970 bis 1973 Sekretär von Kardinal Franz

König, Textpassagen aus der Amtszeit seines Foto: Bundesheer / Harald G. M. Minich Vaters (1974 bis 1986) ausgewählt. Der the- Bundespräsident Heinz Fischer gedachte Altbundespräsidenten Rudolf Kirchschläger matische Bogen reicht vom Verständnis des mit einer Kranzniederlegung vor der Präsidentengruft.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 89 Personalia

Schönborn geleiteter Gottesdienst zum Ge- denken an Rudolf Kirchschläger statt, an dem auch Bundespräsident Heinz Fischer und seine Gemahlin teilnahmen. Rudolf Kirchschläger war der fünfte Bundespräsident der Zweiten Republik Ös- terreich. Er übte zunächst den Beruf eines Richters in Niederösterreich und Wien aus und wurde später Beamter des Österreichi- schen Außenministeriums. Im Jahr 1970 wur- de der parteilose Jurist als Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten in die Re- gierung des Bundeskanzlers Bruno Kreisky berufen, der er bis zu seiner Wahl zum Bun- despräsidenten im Jahr 1974 angehörte.

Nach sechsjähriger Amtszeit wurde Bundes- Foto: Land OÖ / Dedl präsident Kirchschläger mit fast 80 Prozent Nach dem Festakt in Kirchschlägers Geburtsort Niederkappel (v.l.): Vizekanzler der abgegebenen gültigen Stimmen neuer- Reinhold Mitterlehner, LH Josef Pühringer, Christa Stadler (Tochter) und Univ. Prof. Walter Kirchschläger (Sohn v. Rudolf Kirchschläger) und Bgm. Josef Wögerbauer lich zum Bundespräsidenten gewählt. Nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit im Jahr Mut und seine Grundsatztreue hätten die na- Gedenkausstellung eröffnet und eine Sond- 1986 zog er sich ins Privatleben zurück und türliche Autorität Rudolf Kirchschlägers erpostmarke präsentiert: „Rudolf Kirch- verstarb kurz nach seinem 85. Geburtstag in ausgemacht. In seiner Amtszeit und darüber schläger hat Zeit seines Lebens seine Be- Wien. hinaus seien das Wort und seine Reden sein ziehung zu Oberösterreich im allgemeinen Bundespräsident Dr. Heinz Fischer wür- wirkungsvollstes Instrument gewesen. und zu Kronstorf im besonderen nie abge- digte seinen Amtsvorgänger als „im In- und „Durch seine Reden zieht sich wie ein brochen.“ Kirchschläger habe das selbst in Ausland hoch angesehenen österreichischen roter Faden, daß er immer wieder zu Fragen einer Rede, die er im Mai 1982 anläßlich der Staatsmann und als moralische Autorität, der Ethik im täglichen Leben Stellung ge- Markterhebung von Kronstorf gehalten hat, dem unser Land für sein Wirken zu großem nommen hat. Er hat jede Möglichkeit, die ganz besonders zum Ausdruck gebracht. Er Dank verpflichtet ist und stets ein ehrendes sich ihm geboten hat, genutzt, um darauf hat damals gesagt: „Dahoam is dahoam. Die- Gedenken bewahren wird“. hinzuweisen, daß Verantwortung zu den ser Satz gilt umso mehr, je mehr man in der Als „einen großen österreichischen Staats- angeborenen Menschenpflichten gehört.“ Welt herum kommt, je länger man von zu mann“ würdigte Nationalratspräsidentin Do- Hause weg ist, desto stärker spürt man dies.“ ris Bures den ehemaligen Bundespräsiden- »Dahoam is dahoam« hatte für Rudolf Tags darauf wurde im Linzer Landhaus ten. „Rudolf Kirchschläger hat sich durch Kirchschläger zeitlebens Gültigkeit das „Dr. Rudolf Kirchschläger-Stipendium“ eine hohe soziale Gesinnung, durch Weit- Ein ganzes Wochenende stand in Ober- der Österreichischen Jungarbeiterbewegung blick und eine bespielhafte Integrität ausge- österreich im Zeichen des Kirchschläger-Ge- übergeben. Am 22. März fand in Kirchschlä- zeichnet. Seine Beliebtheit war nicht nur sei- denkens. Am 20. März wurde in Kronstorf, gers Geburtsort Niederkappel eine Festmesse ner menschlichen und politischen Größe ge- wo Kirchschläger seine Kindheit verbracht mit einem anschließenden Festakt statt.  schuldet, sondern auch einer besonderen hat und dessen Ehrenbürger er war, eine http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Kirchschl%C3%A4ger Bescheidenheit, die Kirchschläger zeitlebens und auch im höchsten Amt des Staates nie abgelegt hat. Vor allem aber war Rudolf Kirchschläger eine moralische Instanz. Viele seiner weisen Worte sind von zeitloser Gültigkeit“, so die Nationalratspräsidentin. Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer würdigte den ehemaligen Bundes- präsidenten „als großen Oberösterreicher, der als Staatsoberhaupt durch seine Glaub- würdigkeit und Integrität, seinen Mut und seine Bescheidenheit, seine Grundsatztreue und seine Humanität für unser Land mensch- liche und politische Maßstäbe gesetzt hat. Rudolf Kirchschläger hat Zeit seines Lebens vor allem durch seine gelebte Übereinstim- mung von politischer Überzeugung und Le- benspraxis beeindruckt. Leben, Tun und Rede Foto: Land OÖ / Stinglmayr v.l.: Bürgermeister Christian Kolarik, Landeshauptmann Josef Pühringer, Volks- waren bei ihm deckungsgleich“, so Pühringer. schul-Direktorin Eva Hofer, Harald Birklhuber und Rupert Dworak bei der Aus- Seine beeindruckende Biographie, sein stellungseröffnung in Kronstorf mit einem Portrait von Rudolf Kirchschläger

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 90 Personalia Karl Moik ist tot Als Erfinder und langjähriger Moderator des »Musikantenstadls« begeisterte er über einen Zeitraum von 25 Jahren Millionen ZuseherInnen. Am ist er 26. März im Alter von 76 Jahren im Landeskrankenhaus Salzburg gestorben.

it Karl Moik verliert die Volksmusik Mder Alpenländer Österreich, Deutschl- and und der Schweiz einen der bekanntesten Vertreter. Jemanden, der über Jahrzehnte mit dem von ihm erfundenen Musikantenstadl für großes Publikum sorgte und für viele Musikerinnen und Musiker Wegbegleiter wurde“, so Kulturminister Josef Ostermayer zum Tod Karl Moiks. Moik bleibe vielen Menschen als großer Entertainer in Erinne- rung, der neben der Moderation auch mit Gesang und Humor bei seinen Fans gepunk- tet hat. „Mein Mitgefühl, meine Anteilnah- me und mein aufrichtiges Beileid gilt in die- sen schweren Stunden seiner Familie und seinen Freunden“, so Ostermayer.

ORF, BR und SRF trauern um Karl Moik ORF-Generaldirektor Alexander Wra- betz: „Karl Moik war als Erfinder des ,Mu- sikantenstadls‘ Wegbereiter für einen unver- gleichbaren Erfolgslauf volkstümlicher Mu- siksendungen im Fernsehen. Er brachte mehr als 25 Jahre lang den Menschen rund um den Globus populäre österreichische Volkskultur näher. Seine unermüdliche Begeisterung, sein aufopfernder Enthusiasmus und sein Gespür für Unterhaltung machten Karl Moik Foto: ORF / Ali Schalfer zum ,Mister Musikantenstadl‘, der das For- »Mister Musikantenstadl« Karl Moik mat zu weltweiter Bekanntheit führte. Unser kantenstadl‘ mit seiner Persönlichkeit, Kraft Moik wurde am 19. Juni 1938 in Linz tiefes Mitgefühl gehört seiner Frau und sei- und Kreativität zu einer starken und belieb- geboren und wuchs in Hallein bei Salzburg ner Familie.“ ten Marke gemacht, die seither regelmäßig auf. Ab 1973 moderierte Moik im ORF-Lan- ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner: Millionen Zuschauer in drei Ländern begei- desstudio Oberösterreich die von ihm gestal- „Karl Moik war ein einzigartiger Entertainer, stert. In seiner Ära hat der ,Musikantenstadl‘ tete Rundfunksendung „Volkstümliche Hit- ein herausragender Mensch, der mit seinem die Welt bereist.“ parade“. 1980 konzipierte er die Fernsehsen- Charme und seiner unbändigen Liebe zur Christoph Gebel, Abteilungsleiter Unter- dung „Musikantenstadl“, die am 5. März 1981 Volksmusik unsere Herzen stets erheitern haltung, Schweizer Radio und Fernsehen: live aus Enns erstmals auf Sendung ging. Was konnte. Er wird als einer der großen unver- „Das Schweizer Fernsehpublikum liebte Karl folgte, waren 25 Jahre Fernsehgeschichte. geßlichen deutschsprachigen Entertainer, Moik als Begründer und Moderator des ,Mu- Am 31. Dezember 2005, nach mehr als schillernde Persönlichkeit und Förderer der sikantenstadl‘.“ Das Schweizer Publikum, 180 Ausgaben und zahlreichen Reisen um die deutschsprachigen Volkmusikszene in Erin- die Volksmusikszene und Schweizer Radio Welt, verabschiedete sich Karl Moik in Kla- nerung bleiben.“ Moik sei ein Vorbild für alle und Fernsehen seien ihm für sein Schaffen genfurt zum letzten Mal von seinem Publikum jene, die für ihre Arbeit brennen, die es schaf- ungemein dankbar. „Mit ihm verlieren wir mit „Servas, pfiat Gott und auf Wieder- fen, KünstlerInnen aus aller Welt zusam- eine Identifikationsfigur für dieses Genre. sehen“. Für seine Verdienste um die Kultur menzubringen und live für ein Millionen- Unsere Gedanken sind bei der Familie, den wurde Moik im Jahre 2003 mit dem Großen publikum eine wunderbare Show zu machen. Angehörigen und seinen Freunden.“ Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Linz aus- Die traurige unerwartete Nachricht von sei- Als Erfinder und langjähriger Moderator gezeichnet, außerdem wurde ihm im August nem Tod hinterläßt einen tiefen Schmerz.“ des „Musikantenstadl“ begeisterte Karl Moik 2004 der Ehrenprofessorentitel verliehen. Annette Siebenbürger, Leiterin Programm- über einen Zeitraum von 25 Jahren Millio- 2004 und 2007 erhielt der Publikumsliebling bereich Bayern und Unterhaltung, Bayeri- nen Zuseherinnen und Zuseher und galt als jeweils eine „Krone der Volksmusik“.  scher Rundfunk: „Karl Moik hat den ,Musi- absoluter Spezialist des Genres. http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Moik

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 91 Personalia Tirol gratuliert Tobias Moretti zum Großen Schauspielpreis b als Freiheitsheld Andreas Hofer in O„Die Freiheit des Adlers“, als Untoter in „Der Vampir auf der Couch“, als Hans Bren- ner in „Das finstere Tal“, bei den Salzburger Festspielen als Teufel und guter Gesell im „Jedermann“ oder als Faust im gleichnami- gen Drama von Goethe am Burgtheater Wien – Tobias Moretti ist in allen Genre der Schauspielkunst zu Hause. Für seine Ver- dienste um die österreichische Filmkultur erhielt der 55jährige bei der Diagonale in Graz den Großen Schauspielpreis. Tirols Landes- hauptmann Günther Platter gratulierte dem Tiroler am 23. März bei einem Empfang im Landhaus zur Auszeichnung. „Trotz seines großen Renommees und seiner zahlreichen Engagements im In- und Ausland ist Tobias Moretti stets eng mit seiner Heimat Tirol verbunden“, betonte der Lan- deshauptmann. Moretti ist nicht nur Theater- Foto: Land Tirol / Wikipil und Filmschauspieler, sondern auch Bauer. LH Platter gratulierte Tobias Moretti zum Großen Diagonale-Schauspielpreis. Er betreibt in Ranggen bei Innsbruck einen 400 Jahre alten Bauernhof. „Tobias Moretti Neben dem Großen Diagonale-Schau- würdigt das Land Tirol hervorragendes ist ein herausragender Künstler mit großer spielpreis, dem Bayerischen Filmpreis oder öffentliches und privates Wirken, insbeson- Bandbreite. Ich bin überzeugt, daß er mit dem deutschen Filmpreis „Lola“ erhielt Mo- dere auf politischem, wirtschaftlichem, kul- seinem facettenreichen schauspielerischen retti unter anderem auch die Goldene Romy turellen und humanitären Gebiet. Können noch viele Erfolge feiern wird. Ich und zwar drei Mal als beliebtester Serienstar Seit 2014 ist Moretti „Ökonomierat“. wünsche ihm für seine Zukunft im Namen und drei Mal als beliebtester Schauspieler. Dieser Berufstitel ist die höchste staatliche der gesamten Tiroler Landesregierung wei- 2012 wurde er mit dem Ehrenzeichen des Auszeichnung in Österreich für in der Land- terhin viel Erfolg.“ Landes Tirol bedacht. Mit der Auszeichnung wirtschaft Tätige.  Fischler als Präsident des Europäischen Forums Alpbach bestätigt ranz Fischler, langjähriger EU-Kommis- können“, so Franz Fischler über sein En- Fsar und seit 2012 Präsident des Europäi- gagement. schen Forums Alpbach, wird auch in den Dank der Kontinuität in den Führungs- nächsten drei Jahren die Geschicke des Fo- gremien wird das Europäische Forum Alp- rums lenken. Sein Stellvertreterteam, beste- bach seine Position als internationale und hend aus Caspar Einem, ehemaliger Innen-, interdisziplinäre Plattform weiter stärken Wissenschafts- und Verkehrsminister, Sonja können. Zusätzlich zur Seminarwoche und Puntscher Riekmann, Universitätsprofesso- den acht mehrtägigen Alpbacher Gesprächen rin und Leiterin des Salzburg Centre of Euro- organisiert der Verein interaktive Formate pean Union Studies, Claus J. Raidl, Präsi- wie den „Alpbach in Motion“ Summit, die dent der Oesterreichischen Nationalbank „Alpbacher Medienakademie“ oder das poli- und Ursula Schmidt-Erfurth, Leiterin der tische Innovationslabor „Re:think Austria“. Universitätsklinik für Augenheilkunde und Zwei neue Sommerschulen zu den Themen Optometrie der MedUni Wien, wurde eben- „Entrepreneurship“ und „Facilitation & Par- so einstimmig bestätigt. ticipatory Leadership“ stehen heuer erstmals „Egal ob Klimawandel, Terror oder Wirt- am Programm. schaftskrisen – die Probleme der Welt haben Die nächste Ausgabe des Europäischen komplexe Ursachen und betreffen uns alle. Forums Alpbach findet von 19. August bis 4. Daher ist es wichtiger denn je, Menschen aus September 2015 statt. Das gesamte Programm allen Disziplinen, Kulturen und Generationen wird am 21. April 2015 präsentiert. in einen Dialog zu bringen. Ich freue mich, Das vorläufige Programm und Informa-

das Europäische Forum Alpbach mit vielen Foto: Forum Alpbach / Philipp Naderer tionen zu den umfassenden Stipendien fin- motivierten Menschen weiter zu einer Wis- Franz Fischler, Präsident des den Sie unter senskonferenz im Weltformat entwickeln zu Europäischen Forums Alpbach http://www.alpbach.org

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 92 Personalia Kulturminister Ostermayer ehrt Adi Hirschal di Hirschal ist einer der vielseitigsten AKünstler Österreichs. Er ist Schauspie- ler, Sänger, Produzent, Intendant, Regisseur und Theatergründer. Ein außergewöhnlicher Allrounder, dabei gleichermaßen populär wie auch sehr ernsthaft in der künstlerischen Ausführung“, sagte Kulturminister Josef Ostermayer am 27. März bei der Verleihung des Berufstitels „Professor“ an Hirschal. Er sei ein engagierter Künstler, der ein Herz ha- be für die Charaktere, die er darstellt und be- singt: „Ein Herz für die Menschen der Vor- stadt, denen es vielleicht nicht so gut geht, die um ihre Existenz kämpfen müssen.“ Hirschal, geboren im Jahr 1948 in Inns-

bruck, aufgewachsen in Linz, fand früh zur Foto: BKA / Georg Stefanik Musik: er war Sängerknabe. Nach dem Ab- Kulturminister Josef Ostermayer (l.) und Adi Hirschal im Bundeskanzleramt schluß des Max-Reinhardt-Seminars widme- te er sich zunächst dem Theater und spielte ohne Grund“, tourte mit Wolfgang Böck und 2004 gründete er das Wiener Lustspielhaus an zahlreichen großen Bühnen in Wien und den „Strizziliedern“ durch Österreich und am Hof und übernahm 2012 den Kultursom- Deutschland. Im Jahr 1977 machte er seine Deutschland. Er bestritt auch zahlreiche mer Laxenburg. „zweite Reifeprüfung“, stieg aus dem Thea- Soloprogramme. Hirschal wirkte ebenso in Die Laudatio hielt der Schriftsteller terbetrieb aus und war mit eigener Musik einer Reihe von Film- und Fernsehproduk- Franzobel, dessen Klassikerbearbeitungen, und Texten auf Europas Straßen unterwegs. tionen wie „Kaisermühlen Blues“ oder „Der wie zuletzt der „Jedermann“ oder „Othello“ 1985 kehrte er nach Wien zurück, spielte Bockerer“ mit. Seine Intendantentätigkeit be- Hirschal sein Theater brachte.  Theater, sang mit Georg Danzer die „Lieder gann er beim Theatersommer Haag, im Jahr http://www.adihirschal.at Salzburger Auszeichnung für Heinrich Spängler alzburgs Landeshauptmann Wilfried Hasl- Sauer zeichnete am 16. März Kommer- zialrat Heinrich Spängler anläßlich dessen 70. Geburtstags mit dem „Salzburger Mar- morstier“ aus, gefertigt aus Adneter Marmor. Spängler leitete 14 Jahre lang als Vorstand das Bankhaus Carl Spängler Co. AG, davon zehn Jahre als dessen Sprecher. Seit 2010 ist Spängler Vorsitzender des Aufsichtsrates in der Bankhaus Carl Spängler & Co Aktien- gesellschaft der – 1828 gegründeten – älte- sten Privatbank Österreichs, die sich seit sie- ben Generationen erfolgreich im Familien- besitz befindet. Haslauer betitelte in seiner Laudation das

Bankhaus als renommierte Privatbank, „de- Foto: LMZ / Neumayr SB ren Erfolgsgeschichte ohne Zweifel in einer v.l.: LH Wilfried Haslauer, Eva Spängler (Gattin), KR Heinrich Spängler und Helmut überaus umsichtigen und weitblickenden Un- Gerlich, Vorstandssprecher des Bankhauses Spängler, nach der Verleihung ternehmenspolitik liegt“. „Die Spänglerbank bis 1999 Kassier der „Freunde der Salzbur- Millionen Euro und zusätzlichen 300.000 spielt im Konzert unserer Wirtschaft und sei- ger Festspiele“ und ist seit 1999 deren Prä- Euro für Projekte wie das Fest zur Festspiel- ner Gesellschaft eine bedeutende Rolle und sident. In seiner Amtszeit haben die „Freunde“ eröffnung und die Aktion „Festspielkarte = ist dem Land stets ein verläßlicher Partner 3,5 Millionen Euro zum „Haus für Mozart“ Busticket“. „Heinrich Spänglers Integrität, zur Stärkung der Wirtschaftskraft.“ Sie ver- beigetragen, weitere 3,2 Millionen für das Weltoffenheit und exzellente Kontakte er- binde Herkunft und Moderne und stehe für Dach der Felsenreitschule und 250.000 Euro möglichen dem Verein – und damit den Fest- Anstand, Vertrauen und Fairness. für die Sanierung des Bühnenturms an die spielen – so manche Tür ,aufzustoßen‘, die Haslauer verwies auch auf die Rolle des Salzburger Festspiele gezahlt. Jährlich un- sonst verschlossen bliebe“, so der Landes- Bankiers Heinrich Spängler im Kunst- und terstützt der Verein die Salzburger Festspiele hauptmann.  Kulturbereich. So war Spängler von 1995 mit einem Spielplanzuschuß in Höhe von 2,4 http://www.spaengler.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 93 Wissenschaft & Technik Weltraumnation Österreich TU Graz holt ESA-Satellitenprojekt in die Steiermark – ESA-Mission »OPS-SAT« testet als »Labor im All« neue Weltraumtechnologien; TUGSAT-1 liefert sensationelle Ergebnisse an die TU Graz-Bodenstation.

it dem Zuschlag für das 2,4 Millionen MEuro schwere Nanosatellitenprojekt „OPS-SAT“ an die TU Graz ist Österreichs Position als Weltraumnation weiter gestärkt. Nach dem Start der beiden ersten rot-weiß- roten Satelliten TUGSAT-1 und UniBRITE, die beide ihre Mission bereits erfüllt haben und ein großer Erfolg sind, wird 2017 OPS- SAT ins All starten, wie Weltraumminister Alois Stöger, TU Graz-Rektor Harald Kainz und Harald Posch, Vorsitzender des Rates der Europäischen Weltraumorganisation ESA, am 5. März gemeinsam bekanntgaben. Die TU Graz leitet das Projekt federführend mit sieben internationalen Partnern, darunter die österreichischen Unternehmen Magna Steyr Engineering und Unitel.

Österreich ist im Weltraum auf Erfolgskurs Weltraumminister Alois Stöger ist stolz auf die Bedeutung Österreichs als Weltraum- nation: „Wir sind international anerkannt und unsere Beiträge werden hochgeschätzt. Unsere heimischen Technologien haben einen exzellenten Ruf und mittlerweile gibt es kaum mehr eine Mission der NASA oder ESA, die ohne Technik und Know-How aus österreichischen Bildungseinrichtungen, In- stituten und Unternehmen durchgeführt wird.“ Das Bundesministerium für Verkehr,

Innovation und Technologie (BMVIT) inve- Foto: Wikimedia Commons/TU Graz stiert jährlich rund 65 Millionen Euro im Be- Fliegendes Weltraum-Labor: OPS-SAT ist die erste Nanosatellitenmission der ESA reich der Weltraumtechnologien und der und soll 2017 ins All starten - unter der federführenden Leitung der TU Graz. Weltraumforschung. Stöger: „Wer im Be- statt nur dabei. Das Medium ,Space‘ faszi- ter Mitgliedsstaat gerecht werden. Diese Ini- reich des Weltraums besteht, befindet sich niert aber auch Alt und Jung und macht neu- tiativen dienen sowohl der Ausbildung, der im absoluten Spitzenfeld der Forschung. gierig auf Wissenschaft, Forschung, Technik Technologiedemonstration aber auch wichti- Auch als Industriesektor wird die Weltraum- und Mathematik. Und das wiederum läßt gen wissenschaftlichen Missionen. Und ge- technik immer stärker und ist wichtiger Mo- hoffen, daß viele junge Menschen sich für ein rade Cube-Satelliten sind vor allem für junge tor für Wirtschaft und Beschäftigung: Es gibt Studium in einem MINT-Fach entscheiden Studierende eine gute Gelegenheit, Hands- in Österreich mittlerweile über 50 Raum- und später als Top-Fachkräfte reüssieren und On-Erfahrungen beim Bau von Weltraum- fahrtunternehmen, die über 1000 Arbeits- Erfolge einfahren.“ objekten zu sammeln.“ plätze sichern und von denen viele KMU als Harald Posch, Vorsitzender des Rates der Zulieferbetriebe profitieren. Österreich ist Europäischen Weltraumorganisation ESA, Graz: International sichtbares im Weltraum auf Erfolgskurs.“ bestätigt, daß auf europäischer Ebene im Rah- Zentrum der Weltraumforschung Für FFG-Geschäftsführer Klaus Pseiner men der ESA ergänzend zu wissenschaft- Harald Kainz, Rektor der TU Graz, zeigt ist der Launch der BRITE-Satelliten zweifel- lichen Großprojekten verstärkt Initiativen im sich hocherfreut über die Erfolge seiner Uni- los ein historisches Ereignis und ein Erfolg Bereich von Kleinsatelliten gestartet wer- versität im All: „Das Team der TU Graz rund für Österreich. „Denn nicht zuletzt deshalb den. „Dabei kann Österreich aufgrund seiner um ‚Satellitenvater‘ Otto Koudelka hat mit ist Österreich im Weltraumthema mittendrin Expertise sehr gut seiner Rolle als anerkann- TUGSAT-1 den ersten österreichischen Sa-

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 94 Wissenschaft & Technik telliten ins All geschickt, der seit zwei Jahren hervorragende Arbeit leistet. Die ESA nimmt diesen Erfolg zum Anlaß, mit OPS-SAT das nächste, hochkarätige Nanosatellitenprojekt in die Hände der TU Graz zu legen.“ Zum Erfolg der Weltraum-Uni TU Graz trägt auch die enge Vernetzung mit den großen nationa- len Playern sowie die lokale Infrastruktur bei. Rektor Harald Kainz: „Wir arbeiten sehr eng mit dem Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissen- schaften zusammen, haben mit dem Obser- vatorium Lustbühel eine international aner- kannte Messstation für Weltraumprojekte aller Art, betreiben am Campus der TU Graz die Bodenstation für die ebenfalls internatio- nale Satellitenmission BRITE und haben Foto: BMVIT / Rastegar österreichische Pioniere der Weltraumfor- v.l.: ESA-Ratsvorsitzender Harald Posch, Doktorandin Manuela Unterberger, schung wie Willibald Riedler, Hans Sünkel Bundesminister Alois Stöger, »Satellitenvater« Otto Koudelka und TU Graz-Rektor Harald Kainz mit einem 1:1 Modell von OPS-SAT. und Wolfgang Baumjohann im Lande. Ös- terreich, insbesondere Graz, ist heute zwei- TUGSAT-1 übertrifft alle Erwartungen auf ihren Aufbau, ihre chemische Zusam- felsfrei ein international sichtbares Zentrum Während OPS-SAT gerade an der TU mensetzung und ihr Alter. Nach vollständi- der Weltraumforschung“. Graz gebaut wird, hat Österreichs erster ger Auswertung der Meßergebnisse erwarten Satellit im All, der TUGSAT-1, die Erde bis- wir uns neue Erkenntnisse über die Rotation OPS-SAT: ESA-Testfeld für lang bereits mehr als 10.000 Mal umrundet und die inneren chemischen Vorgänge der neue Weltraumtechnologien und dabei über 450 Millionen Kilometer zu- leuchtenden Himmelskörper, um die Theo- Die ESA will neue Weltraumtechnolo- rückgelegt. Er hat damit die spezifischen rien über die Entstehung dieser Sterne und gien entwickeln und testen. Otto Koudelka, wissenschaftlichen Anforderungen an die letztlich unseres Universums zu verbessern“, Leiter des Instituts für Kommunikations- Mission nach zwei Jahren im Orbit bereits erläutert Otto Koudelka. Plangemäß hat netze und Satellitenkommunikation der TU erfüllt. TUGSAT-1 ist Teil der BRITE-Mis- TUGSAT-1 bisher die Helligkeitsschwan- Graz, schildert: „Derzeit herrschen im Satel- sion, die fünf Nanosatelliten aus Österreich, kungen der Sternfelder Orion, Centaurus und litengeschäft Kommunikationsstandards aus Polen und Kanada umfaßt und sich als welt- Perseus aufgezeichnet; aktuell ist Vela Pupis dem Jahr 1984. Die IT-Infrastruktur ist nicht weit erste Nanosatellitenkonstellation einer im Visier. viel jünger: Die Prozessoren in der Welt- wissenschaftlichen Fragestellung widmet. raumtechnik sind praktisch steinalt, der lei- Am 25. Februar 2013 war TUGSAT-1 ge- Studierende mit Schlüsselrolle stungsfähigste Prozessor im All ist ein 486- meinsam mit seinem Wiener Schwestersatel- Der wissenschaftliche Nachwuchs spielt Prozessor aus den 1990er-Jahren. Es wird liten UniBRITE mit einer indischen Rakete im Team rund um Otto Koudelka eine ent- höchste Zeit für etwas Neues.“ Die in die gestartet, um Daten über Helligkeitsschwan- scheidende Rolle. Aus der TUGSAT-1 Mis- Jahre gekommenen Technologien haben aber kungen bestimmter Sternbilder zu sammeln. sion sind an der TU Graz schon bisher drei auch ihre Daseinsberechtigung: Aus Grün- Der Grazer Satellit wurde als erstes von der Dissertationen, acht Masterarbeiten und zahl- den der Zuverlässigkeit setzt die ESA eben- Trägerrakete losgelöst und ist damit der erste reiche detaillierte wissenschaftliche Publika- so wie andere Weltraumorganisationen auf rot-weiß-rote Satellit im All. „Die wissen- tionen hervorgegangen. Auch beim Folgepro- Bewährtes, geht sozusagen auf Nummer si- schaftlichen Anforderungen an die Mission jekt OPS-SAT sind Studierende in alle Pha- cher. In-Orbit Tests von Weltraumsoftware sind bereits erfüllt. Das Ziel war, TUGSAT- sen – von der Konzeption und dem Bau über waren bislang absolut Tabu. Der Klein- 1 zwei Jahre als Datensammler und -liefe- den Test bis zum Betrieb der Satelliten – satellit OPS-SAT wird unter der Federfüh- ranten im Orbit zu betreiben. Nach derzeiti- intensiv eingebunden und spielen im Mana- rung von Otto Koudelka und seinem Team gem Stand werden es vier Jahre. Danach wird gement der komplexen Weltraumprojekte der TU Graz als „Labor im All“ neue opera- uns die Auswertung der wertvollen Daten eine unverzichtbare Rolle. Manuela Unter- tionelle Konzepte der ESA im Flug validie- auf Trab halten“, ist Otto Koudelka zufrie- berger, Doktorandin am Institut für Kommu- ren. „Das Ziel der Mission ist es, neue lei- den. nikationsnetze und Satellitenkommunikation stungsfähige Prozessoren, Funkempfänger der TU Graz, war bereits bei der im Jänner und Weltraum-Software unter realen Welt- Von Orion bis Centaurus 2014 abgeschlossenen Designstudie zu OPS- raumbedingungen risikoarm zu testen. Eine Im Fokus der BRITE-Mission, BRITE SAT mit an Bord. Gemeinsam mit weiteren zur Erde gerichtete Kamera ist ebenfalls mit steht für „Bright Target Explorer“, stehen Nachwuchs-ForscherInnen der TU Graz ist an Bord, außerdem steht die erste Daten- massereiche Sterne. Diese etwa 300 sehr hel- sie Teil des OPS-SAT-Kernteams, das für das übertragung eines Nanosatelliten via Licht len Sterne sind von der Erde aus mit freiem Gesamtdesign der Mission, die Projektko- am Plan, und zwar zwischen OPS-SAT und Auge sichtbar, bislang aber ein noch zu wei- ordination und den Prozessor an Bord von dem Observatorium Lustbühel in Graz“, ten Teilen ungelöstes Rätsel. „Das feine OPS-SAT verantwortlich ist. Schon im Vor- erklärt Otto Koudelka. Pulsieren der Sterne erlaubt Rückschlüsse gängerprojekt TUGSAT-1 war Manuela Un-

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 95 Wissenschaft & Technik terberger mittendrin statt nur dabei, anfangs ForscherInnen besonders am Herzen liegt. werbs. Gleich zwei der fünf „Fields of Ex- als Diplomandin, später auch im Zuge ihrer „Schließlich braucht Österreich auch in pertise“ genannten Forschungsschwerpunkte Dissertation. „Ich habe TUGSAT-1 von den Zukunft exzellente Köpfe in der Forschung der TU Graz finden sich in den Projekten ersten Tests bei uns am Institut bis zum Start um sich in der Spitzengruppe der Forschungs- vereint: Information, Communication & vor Ort in Indien betreut. Besonders in der nationen behaupten zu können“, betont Stö- Computing und Mobility & Production.  wochenlangen, sehr heiklen Kommissionie- ger den Ausbildungseffekt des Ideenwettbe- http://www.tugsat.tugraz.at/ rungsphase nach dem Start habe ich die ein oder andere Nachtschicht im Kontrollzentrum unserer Bodenstation verbracht“, schmun- zelt die Wissenschafterin. „Dieses ‚Baby‘ Outernet haben wir erfolgreich großgezogen, und ich Freier, anonymer Zugang zu Daten auf der ganzen Welt freue mich sehr, daß es mit OPS-SAT nun eine Nummer größer und internationaler wei- icht jeder hat Zugang zum Internet, Empfangsstation kann die Daten dann über ter geht. Es ist schon sehr besonders, bereits Ndoch das „Outernet“ ist für alle da. Spe- kurze Strecken weitergeben indem sie einen als Doktorandin derart intensiv in internatio- ziell ausgewählte Daten werden über Satel- WLAN-Hotspot erstellt, sodaß eine größere nale Satellitenprojekte eingebunden zu sein liten weltweit übertragen. Mit relativ einfa- Zahl von Personen mit Mobiltelefonen auf und seine Arbeit tatsächlich im Weltraum zu chen Geräten kann man sie in entlegenen sie zugreifen kann. Längerfristig soll die wissen“. Gegenden abrufen, auch wenn weit und breit Outernet-Zugriffsmöglichkeit direkt in Han- kein Mobilfunknetz zur Verfügung steht. Die dys integriert werden. Erst kürzlich veröf- Nanosatelliten boomen international Forschungsgruppe für Fernerkundung der TU fentlichte Outernet eine Meldung, in der der Die Kosten des BRITE Austria-Beitrags Wien bereitet Klimadaten auf, um die Bo- erste eigene Mikrosatellit angekündigt wurde. belaufen sich seit 2006 auf 2,2 Millionen denfeuchte abschätzen und Dürrekatastrophen Euro, geteilt zwischen der TU Graz und der vorhersagen zu können. Diese Daten werden Nur das Wichtigste – aber das gratis Uni Wien, die mit UniBRITE ebenfalls einen nun in „Outernet“ integriert. Nach der Har- „Man kann sich das vorstellen wie einen Nanosatelliten im All hat. Otto Koudelka vard University ist die TU Wien erst die globalen Teletext – aber eben mit viel größe- veranschaulicht: „Eine klassische Satelliten- zweite Universität weltweit, die sich an dem ren Datenmengen“, erklärt Markus Enenkel. mission schlägt mit mehreren 100 Millionen Projekt beteiligt. Relevante Daten vom Nachrichtentext bis zu Euro zu Buche, eine Nanosatellitenmission aktuellen Dürrevorhersagen werden so auf- wie BRITE ist deutlich kostengünstiger und Information für alle bereitet, daß sie möglichst wenig Speicher- auch rascher umsetzbar“. Das ist mit ein „Gerade in schlecht entwickelten Regio- platz benötigen. Hochaufgelöste Videos oder Grund, warum der internationale Nanosatel- nen, wo an flächendeckenden Handyempfang Bilder gibt es im Outernet bis jetzt daher litenmarkt derzeit boomt: Die Industrie und noch lange nicht zu denken ist, wäre es nicht. „Wenn man sich rein auf Text be- Weltraumagenturen wie die NASA, die ESA wichtig, den Zugang zu Bildung und Infor- schränkt, dann können ein paar Megabyte oder die japanische JAXA, sind ebenso wie mation sicherzustellen“, sagt Markus Enen- schon äußerst hilfreich sein“, meint Enenkel. Forschungsinstitutionen hoch aktiv am Klein- kel vom Department für Geodäsie und Geo- In den nächsten Monaten wird es möglich satellitensektor. Mehr als 200 Nanosatelliten information der TU Wien. Er arbeitet seit sein die Download-Rate auf einige Gigabyte sind bereits gestartet, bis 2020 werden rund Jahren mit „Ärzte ohne Grenzen“ zusam- pro Tag zu erhöhen. 2000 weitere folgen. „Bisher fanden Nano- men, um mit Hilfe von Satellitendaten Dür- Ein wichtiger Grundgedanke von Outer- satelliten ‚nur‘ in der Ausbildung von Stu- rekatastrophen besser zu verstehen. Ob man- net ist die Freiheit der Daten: Wichtige Infor- dierenden Anwendung. In den vergangenen gelnder Niederschlag zu Problemen, bei- mationen werden zwar kostenpflichtig auf Jahren gab es einen deutlichen Paradigmen- spielsweise Hungersnöten, führt, hängt näm- Outernet geladen, jedoch ist der Download wechsel in der Weltraumbranche: Sie hat lich von vielen Faktoren ab – von der Bo- gratis. Von den Empfängergeräten werden nicht zuletzt dank der BRITE-Mission er- denfeuchte bis zu den sozialen und wirt- keine Daten zurückgesendet. Der Zugriff ist kannt, da0 Kleinsatelliten eine interessante schaftlichen Rahmenbedingungen. also völlig anonym. Zusätzlich ist es auf ex- Möglichkeit sind, rasch und kostengünstig Ein wesentliches Problem bei diesem perimenteller Ebene bereits möglich Daten neue Technologien und Verfahren im All zu Projekt war bisher aber die mangelnde Netz- über Outernet nicht nur zu empfangen, son- testen“, folgert Koudelka. Das BMVIT hat abdeckung in den betroffenen Regionen Afri- dern auch zu senden. Jegliche Schaltpläne, einen Ideenwettbewerb zur Entwicklung eines kas. Die besten Informationen bringen nichts, um die Empfangsbox selbst nachzubauen, neuen Nanosatelliten gestartet. Das beste wenn sie vor Ort von den Hilfsorganisatio- sowie alle Codes sind öffentlich verfügbar. Projekt wird vom BMVIT die Entwicklung, nen und der betroffenen Bevölkerung nicht „Es ist unglaublich, wie rasant sich das den Bau und den Start des Satelliten finan- abgerufen werden können. Projekt derzeit entwickelt“, sagt Markus ziert bekommen. „Damit wollen wir einer- Deshalb werden die Daten der TU Wien Enenkel. „Normalerweise plant man solche seits Kooperationen zwischen Universitäten, demnächst zur Datensammlung gehören, die komplexen globalen Vorhaben über Jahre Fachhochschulen und unseren Weltraum- vom Outernet-Server weltweit gratis ange- hinweg, bei Outernet denkt man in Tagen unternehmen fördern und andererseits die boten wird. Ohne ein Telekommunikations- und Wochen. Schon jetzt ist der Datenemp- Kreativität des österreichischen Forschungs- netzwerk zu benötigen kann man diese Da- fang fast global möglich.“ Es ist also damit nachwuchses anregen und damit auch die ten mit recht einfachen, billigen Geräten zu rechnen, daß Outernet rasch weiter- Innovationskraft stärken“, so Weltraummi- empfangen, die sich durch Akkus oder Solar- wächst – und die TU Wien ist mit dabei.  nister Stöger, dem die Förderung junger paneele mit Energie versorgen lassen. Eine https://www.outernet.is/en/ (englisch!)

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 96 Wissenschaft & Technik Genauer als die beste Atomuhr Mit vier Millionen Euro fördert die EU ein internationales Forschungsprojekt, das von der TU Wien geleitet wird. Ziel ist die Entwicklung einer Thoriumkern-Uhr. Foto: TU Wien Eine Scheibe, die Thorium-229-Kerne enthält. Sie sollen in künftigen Kern-Uhren den Takt angeben.

iese Thoriumkern-Uhr soll in ihrer Ge- nur in bestimmten Zuständen mit bestimmter Kristalle einbauen und wird noch immer die- Dnauigkeit alle heutigen Messmethoden Energie befinden“, erklärt Prof. Thorsten selben Energiezustände messen. Für eine in den Schatten stellen. Atomuhren sind die Schumm. Mit einem Laser, dessen Lichtfre- Atomkern-Uhr braucht man kein speziell prä- genauesten Messinstrumente überhaupt, sie quenz genau zur Energiedifferenz zwischen pariertes Labor, man könnte sie relativ kom- gehen erst nach Milliarden Jahren um eine zwei solchen Niveaus paßt, kann man ein pakt bauen und dann beispielsweise in einem Sekunde vor oder nach. An der TU Wien Elektron vom tieferen in das höhere Energie- Satelliten ins All schießen, für die nächste möchte man aber noch einen Schritt weiter- niveau anheben. Danach fällt es wieder in Generation des Navigationssystems GPS. gehen. Mit Hilfe von Thorium-229-Kernen den ursprünglichen Zustand zurück und sen- „Das Problem dabei ist allerdings, daß soll eine Atomkern-Uhr entwickelt werden, det wieder Licht mit derselben Frequenz aus. die Übergänge zwischen Zuständen des die noch deutlich präziser und gleichzeitig Mit solchen Methoden kann man den Ener- Atomkerns meist auf einer ganz anderen einfacher und robuster ist als bisherige Atom- gieunterschied zwischen zwei Quantenzu- Energieskala stattfinden“, erklärt Simon uhren. Damit ließe sich sogar untersuchen, ständen extrem präzise messen und damit Stellmer (ebenfalls Atominstitut, TU Wien). ob die Naturkonstanten tatsächlich konstant eine Frequenz sehr genau definieren. Die Se- Wenn Elektronen ihren Zustand ändern, ent- sind, oder sich im Lauf der Zeit minimal kunde ist heute als jene Periode definiert, in steht typischerweise Licht im Bereich von verändern. der das charakteristische Licht des Über- einigen Elektronenvolt, bei Zuständen des Im Rahmen des Wissenschaftsförderungs- gangs zwischen zwei Zuständen des Cäsium- Atomkerns können es auch einmal 100.000 programms Horizon 2020 fördert die EU nun Atoms genau 9.192.631.770 mal schwingt. Elektronenvolt sein. Man braucht daher einen das Forschungsprojekt „nuClock“ für vier ganz besonderen Atomkern, der zwei Zu- Jahre mit insgesamt vier Millionen Euro, an Atomkern-Uhr statt Atomuhr stände aufweist, die beinahe dieselbe Ener- dem neben der TU Wien auch andere Uni- Alle bisherigen Atomuhren nutzen Über- gie haben. versitäten und Firmen aus, Deutschland und gänge in der Elektronenhülle des Atoms. Finnland beteiligt sind. Viel besser wäre es allerdings, statt der Thorium-229 Elektronen im Atom den Atomkern selbst zu „Der beste Kandidat dafür ist Thorium- Der Atomkern als Taktgeber verwenden. Der Atomkern ist tausendmal 229, ein sehr seltenes Isotop, das nur künst- Jede Uhr braucht eine möglichst konstante kleiner als die Elektronenhülle und viel we- lich hergestellt werden kann.“, sagt Thorsten Schwingung, die den Takt angibt. Das kann niger anfällig für Störungen von außen. „In Schumm. Weniger als ein Milligramm davon die Schwingung eines Pendels sein, die Os- gewöhnlichen Atomuhren müssen die Atome steht der Wissenschaft heute weltweit zur zillation eines Kristalls in einer Quarzuhr – mühsam gegen elektromagnetischen Feldern Verfügung. „Es gibt derzeit viele Hinweise oder aber der Schwingungstakt des Lichts, abgeschirmt werden, unsere Atomkern-Uhr darauf, daß der Kern von Thorium-229 einen das von Atomen absorbiert wird. wäre viel robuster“, sagt Thorsten Schumm. angeregten Zustand besitzt, der bloß etwa „Nach den Gesetzen der Quantenmecha- Die Thorium-Kerne muß man nicht einmal sieben Elektronenvolt oberhalb des Grund- nik können sich die Elektronen eines Atoms isoliert untersuchen, man kann sie sogar in zustands liegt.“ Für kernphysikalische Ver-

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 97 Wissenschaft & Technik

hältnisse ist das eine winzige Energiediffe- wechselt dann ein paar tausend Sekunden der Zeit langsam verändern“, sagt Schumm. renz. Die Lebensdauer dieses Zustands ist später wieder in den ursprünglichen Zustand „Wenn sich herausstellt, daß sich die Na- extrem lang: Erst nach tausenden Sekunden zurück und sendet dabei wieder Licht aus, das turkräfte über Milliarden Jahre wandeln, dann kehrt der Atomkern vom angeregten Zustand wir messen können. Doch wegen der extrem würde das unser Verständnis vom frühen wieder in den Grundzustand zurück – meist hohen Genauigkeit, die man hier braucht, ist Universum völlig umkrempeln.“ Atomkern- hat man es in der Quantenphysik mit Le- es sehr schwierig, den Übergang tatsächlich Uhren wären so empfindlich, daß man sol- bensdauern von winzigen Sekundenbruch- zu finden und seine exakte Frequenz zu be- che Veränderungen, sollte es sie tatsächlich teilen zu tun. stimmen.“ Jede mögliche Frequenz auszu- geben, bereits im Lauf einiger Jahre messen „Quantenphysikalisch ist die Lebensdauer probieren würde unüberschaubar lange dau- könnte. mit der Präzision der Messung verknüpft“, ern, daher arbeitet das Team an verschiede- sagt Simon Stellmer. „Je länger der angereg- nen Möglichkeiten, der exakten Thorium- Hochdotierte EU-Förderung te Zustand lebt, umso präziser ist die Energie kern-Frequenz auf die Spur zu kommen. Die Entwicklung der Atomkern-Uhr ist der dazugehörigen Strahlung definiert.“ Ei- „Wenn wir den gesuchten Kernübergang eine hochkomplexe Aufgabe, sie benötigt die nerseits ist das sehr positiv: Das Licht, das erst mal zweifelsfrei identifiziert haben, dann besten experimentellen Techniken, Detekto- dem Übergang zwischen den beiden Tho- kann man eine ganze Menge damit machen“, ren und Laser aus ganz unterschiedlichen rium-Kernzuständen entspricht, soll schließ- ist Simon Stellmer sicher. „Alle nötigen Tech- Forschungsbereichen. Daher holte sich das lich eine möglichst genau definierte Fre- nologien zur technischen Nutzung dieses Team der TU Wien noch eine ganze Reihe quenz haben, damit man einen möglichst ge- Phänomens sind mittlerweile verfügbar – von Partnerorganisationen an Bord. Im Pro- nauen Taktgeber für die Zeitmessung zur grundsätzlich haben wir nun ein gutes Ver- jekt „nuClock“, das von der TU Wien gelei- Verfügung hat. Allerdings ist damit auch ein ständnis davon, was zu tun ist.“ tet wird, werden in den nächsten vier Jahren großes Problem verbunden: Ebenso genau nun auch Universitäten aus Deutschland und muß man nämlich die richtige Frequenz tref- Wie konstant sind Finnland und ein Industriepartner mitarbei- fen, um den Übergang überhaupt zu finden. die Naturkonstanten? ten. Wenn die Atomkern-Uhr erst funktio- Gefördert wird das Projekt mit vier Mil- Die Thorium-Nadel niert, wird es viele spannende Anwendungs- lionen Euro – als eines von nur 24 For- im Frequenz-Heuhaufen möglichkeiten geben. „Man wird damit nicht schungsprojekten aus allen Fachbereichen in „Es ist die sprichwörtliche Suche nach nur Zeit messen, man möchte auch überprü- ganz Europa, die im Rahmen der FET-Open der Nadel im Heuhaufen“, sagt Thorsten fen, ob die grundlegenden Konstanten der Ausschreibung des Wissenschafts-Förder- Schumm. „Man muß den Thoriumkern mit Physik wirklich konstant sind. Es gibt Theo- programms Horizon 2020 finanziert werden. genau der richtigen Lichtfrequenz bestrah- rien, die nahelegen, daß sich gewisse physika- Weniger als 4 Prozent der eingereichten Pro- len, dann absorbiert er die Strahlung, geht in lische Größen, wie etwa die Stärke der elek- jekte wurden akzeptiert, die Förderung gilt den etwas höheren Energiezustand über, tromagnetischen Wechselwirkung, im Lauf daher als große Auszeichnung.  Foto: TU Wien Simon Stellmer (l) und Thorsten Schumm im Labor an der TU Wien

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 98 Wissenschaft & Technik JKU-Forscher gelingt Druck von elektronischen Komponenten Geometrisch einfache Leiteranordnungen (wie z.B. in Sensoren, Antennen und anderen elektronische Komponenten benötigt) anzufertigen ist eine zeit- aufwendige Angelegenheit. u zeitaufwändig, fand Christoph Bei- Zsteiner vom Institut für Elektrische Meß- technik an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz. Er entwickelte eine Methode, häufig benötigte elektronische Komponen- ten zu drucken – mit einem normalen han- delsüblichen Tintenstrahldrucker. Unter Leitung von Institutsvorstand Prof. Bernhard Zagar arbeitet Beisteiner an ener- gieautarken low-power Systemen. Die Ener- gie für seine low-power Systeme gewinnt er dabei mittels Antennen, bestehend aus ebe- nen Leiterstrukturen, welche die in der Um- gebung vorhandenen Rundfunk- und Wi-Fi- bzw. Handystrahlung nutzen. Solche Anten- nen wurden bisher mittels komplexer Ferti- gungsverfahren hergestellt – selbst die Fer- tigung kleinster Antennen dauerte schon rund vier Stunden. Beisteiner ging einen anderen Weg: Er experimentierte mit Flüssigkeiten, bestehend aus nanokristallinen Partikeln, die er mittels eines handelsüblichen Tintenstrahldruckers auf herkömmliches Fotopapier druckte. Grafik: JKU Ein mit 3D-Druck hergestellter Lautsprecher Dabei wurde die herkömmliche Tinte durch eine wasserbasierte Spezialtinte, der z.B. großem Potential – auch wenn es gegenüber Leiterblättern“ ist auf Grund der vergleichs- Kupfer- oder Silbernanopartikel beigesetzt der herkömmlichen Methode Nachteile gibt. weise geringeren Temperaturbeständigkeit sind, ersetzt. Das Ergebnis: Das Wasser in Das Bestücken von Bauteilen (wie z.B. Mi- und der benötigten relativ hohen Löttem- der Tinte verdunstet, und eine Schicht aus kroprozessoren) auf den „elektronischen peraturen etwas aufwendiger. leitfähig verbundenen Nanopartikeln bleibt Aber die Entwicklung steht ja noch am zurück. Anfang, weiß auch Institutsvorstand Prof. Zagar. „Wir haben es geschafft, selbst kom- Erfolgreiche Tests plizierte elektronische Komponenten ein- Auf Grund der ersten erfolgreichen Tests fach und billig zu drucken, die voll funk- mit gedruckten Antennen wurde die Her- tionsfähig sind. Das ist ein großer Schritt. stellung komplexerer Strukturen gewagt, Das ganze Potential ist noch gar nicht abzu- wie z.B. Lautsprecher, kapazitive Touch- sehen.“ Sensoren, Dehnungssensoren bzw. Schaltun- Die nächsten Schritte sind die Verbes- gen („elektronische Leiterblätter“). serung der Technik – und das Ausloten der Der Vorteil liegt auf der Hand: Leiter- Möglichkeiten im Aktorik- und Sensorik- strukturen für elektronische Schaltungen und bereich. Damit beschäftigt sich am Institut druckbare Sensoren können in kürzester Zeit für Elektrische Messtechnik eine eigens bei geringen Kosten (100 A4 Blätter ein- dafür gegründete Arbeitsgruppe. schließlich der Nanotinte kosten ca. 150 Sobald diese Versuche abgeschlossen Euro) hergestellt werden. sind, sollen die Ergebnisse der Fachwelt vor- gestellt werden. Den Artikel dazu wird Riesiges Potential Beisteiner allerdings noch selbst schreiben Der Tintenstrahldruck elektronischer Foto: JKU müssen, anstatt ihn von einem 3D-Drucker Schaltungen ist technologisches Neuland mit Christoph Beisteiner erstellen zu lassen. 

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 99 Wissenschaft & Technik 250 Jahre Veterinärmedizinische Universität Wien Am 24. März 1765 beschloß Kaiserin Maria Theresia die Gründung der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Das Jubiläum zum Vierteljahrtausend steht unter dem Motto »Verantwortung für Tier und Mensch«. Foto: Vetmeduni Vienna / Julius Silver Der Campus der Vetmeduni Vienna befindet sich im 21. Wiener Gemeindebezirk und ist 15 Hektar groß.

as Jubeljahr ist gespickt mit zahlreichen dizinisch-chirurgischen Fakultät der Univer- Frauen durften erstmals 1919 studieren. DVeranstaltungen, darunter ein Jubi- sität Wien unter dem Humanmediziner Paul Es vergingen noch 20 Jahre bis 1939 die läums-Festakt mit internationalen Gästen, Adami wurden die „Viehkrankheiten“ im erste Frau ihr Veterinärmedizin-Studium ein Didaktik-Symposium, eine tierische Sinne einer frühen Nutztiermedizin mit abschloß. Das Geschlechterverhältnis hat sich Ballnacht im Wiener Rathaus und ein Tag Schwerpunkt auf Seuchenprävention bed- seither gewandelt. Aktuell sind 80 Prozent der offenen Tür am Campus der Universität. acht. der Veterinärmedizin-Studierenden weib- „Mit einem Blick zurück und einem nach Das 1777 eröffnete „k. k. Thierspital“ lich. vorne bin ich überzeugt, daß unsere Univer- vereinigte schließlich die Pferde- und Nutz- Die Wiener veterinärmedizinische Uni- sität für das nächste Vierteljahrtausend gerü- tiermedizin. Die Idee eines Tierspitals stellte versität war auch Mutterschule für viele ande- stet ist“, betont die Rektorin der Vetmeduni ein innovatives Konzept dar: Es bot den um- re Vet-Universitäten wie beispielsweise Lem- Vienna, Sonja Hammerschmid. Aktuell bil- liegenden TierbesitzerInnen die Möglich- berg und Budapest, die bis heute bestehen. det die einzige veterinärmedizinische Uni- keit, kranke Tiere behandeln zu lassen und versität in Österreich 2300 Studierende aus, den Lehrern und Schülern einen permanen- Einzigartig in Österreich – zählt 1300 MitarbeiterInnen und betreut ten Zustrom an Patienten. Daraus entwickel- International anerkannt jährlich mehr als 40.000 Tierpatienten in te sich das Konzept, Behandlung, Forschung Die Veterinärmedizinische Universität ihren fünf Universitätsklinike und Lehre zu verbinden. Das Patientenspek- Wien ist die einzige Fachuniversität ihrer Art trum erweiterte sich über die Jahrhunderte. in Österreich und bietet die einzige Mög- Die Ursprünge der Die Veterinärmedizin war lange Zeit ein lichkeit, Veterinärmedizin in Österreich zu Wiener Veterinärmedizin Zweig der Humanmedizin. Professoren wa- studieren. Europaweit zählt sie zu den füh- Die Veterinärmedizinische Universität ren bis ins späte 19. Jahrhundert in erster renden veterinärmedizinischen Forschungs- Wien ist die älteste veterinärmedizinische Linie Humanmediziner, die sich in der Vete- und Ausbildungsstätten und ist eine der Bildungs- und Forschungsstätte im deutsch- rinärmedizin fortbildeten. Bis zur Mitte des wenigen Vet-Universitäten, die in vollem Aus- sprachigen Raum. Nach Lyon und Alfort in 19. Jahrhunderts waren nur StudentenInnen maß von der zuständigen Qualitätssiche- Frankreich war sie weltweit die dritte Veteri- und AbsolventInnen der Humanmedizin rungsagentur European Association of Esta- närschule, die gegründet wurde. Kranke Tie- sowie Schmiede zum tierärztlichen Studium blishments for Veterinary Education re waren bis dahin selbsternannten HeilerIn- zugelassen. Erst 1849 konnten auch Zivili- (EAEVE) akkreditiert ist. nen überlassen. Der erste Unterricht wurde sten, die „nur“ eine normale Schule besucht 1767 an der damaligen „Pferde-Curen- und hatten, Veterinärmedizin studieren. Gleich- Innovatives Studienangebot Operationsschule" aufgenommen. Ursprüng- zeitig erhielt die Veterinärmedizin mit Ein- Seit dem Wintersemester 2014/2015 gibt lich stand die Behandlung von Militärpfer- führung des Titels „magister medicinae vete- es an der Vetmeduni Vienna ein neues Cur- den im Zentrum. Erst mit dem 1775 geschaf- rinariae“ einen akademischen Abschluß. Das riculum für das zwölfsemestrige Diplom- fenen Lehrstuhl für Viehseuchen an der me- Promotionsrecht wurde erst 1908 verliehen. studium der Veterinärmedizin. Kompetenz-

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 100 Wissenschaft & Technik

genmerk gilt der Tiergesundheit ebenso wie der präventiven Veterinärmedizin, dem öf- fentlichen Gesundheitswesen genauso wie der Lebensmittelsicherheit. Forschungser- gebnisse kommen so Tier und Mensch gleichermaßen zu Gute („One Health“). Ihr Forschungsinteresse richtet sich auch auf die Schaffung wissenschaftlicher Grundlagen für das Wohlbefinden von Tieren, auf die Verbesserung der Tierhaltung, den Tierschutz und die Tierethik.

Universitätskliniken – medizinische Versorgung Tierpatienten werden an den fünf Uni- versitätskliniken rund um die Uhr nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft versorgt. Die Universitätskliniken dienen – damals wie heute – als Lehrspital für die Studie- renden und zugleich als Überweisungsklinik für niedergelassene TierärztInnen. Auch den TierhalterInnen stehen die Pforten der Uni- versitätskliniken für tierärztliche Leistungen und Eingriffe offen. Klinisch und wissen- schaftlich anspruchsvolle Fälle bringen da- bei oft wichtige wissenschaftliche Erkennt- nisse, die am Ende des Tages wieder dem Foto: Vetmeduni Vienna Wohl der tierischen Patienten zugutekom- Tierärzte setzen eine Sonde beim Pferd. Reproduktion eines Glasdias aus dem Historischen Archiv der Vetmeduni Vienna. men. 2014 wurden rund 45.000 Tierpatien- ten medizinisch versorgt, mehr als je zuvor. erwerb, fächerübergreifendes Lernen und schaftliche Grundlagenforschung sowie für Davon wurde mehr als ein Drittel stationär der Fokus auf das selbständige Erarbeiten angewandte und klinische Forschung. Ihr aufgenommen. Für Spezialfälle stehen inter- von Inhalten stehen im Vordergrund. „Die Schwerpunkt liegt an der Schnittstelle Tier, nationale FachtierärztInnen („Diplomates“) Anforderungen an Veterinärmedizinerinnen Mensch und Umwelt, ihre Themen haben zur Verfügung.  und Veterinärmediziner steigen kontinuier- hohe gesellschaftliche Relevanz. Das Au- http://www.vetmeduni.ac.at lich. Das reformierte Curriculum ist pro- blem- und lösungsorientiert. Neben veteri- närmedizinischen Fachkompetenzen zielt es auf Soft Skills wie Kommunikationsfä- higkeit ab“, so Hammerschmid. Das sei für die praktische Arbeit essentiell. Man denke an die emotionalen Situationen mit Tier- halterInnen – beispielsweise bei der Ver- mittlung von Diagnosen. Das Diplomstudium der Veterinärmedi- zin ist längst nicht mehr das einzige Stu- dium, das die Vetmeduni Vienna anbietet. Neben der klassischen Tiermedizin werden beispielsweise Biomedizin und Biotechno- logie, Pferdewissenschaften sowie ein Ma- ster zur Mensch-Tier-Beziehung angeboten. Alle Masterprogramme werden englisch- sprachig abgehalten. Die Vetmeduni Vienna bietet zudem ein PhD-Programm an.

Forschen für die Gesundheit von Tier und Mensch Foto: Vetmeduni Vienna / Citronenrot Die Vetmeduni Vienna steht für veterinär- Studierende der Vetmeduni Vienna können zwischen acht Vertiefungsrichtungen medizinische und übergreifend naturwissen- wählen. Eine davon ist die Geflügel- und Schweinemedizin.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 101 Kultur WIKINGER! Mit »WIKINGER!« wurde am 27. März auf der Schallaburg die bisher umfassendste Ausstellung in Österreich zu diesem Thema eröffnet. Sie ist bis 8. November 2015 zu sehen. Foto: Schallaburg

ie Wikinger faszinieren. Wenn wir an tur beweist die bisher umfassendste Wikin- Dsie denken, tauchen Stimmungen und ger-Ausstellung in Österreich auf 1300 Qua- Bilder auf, die von Literatur und Kunst, von dratmetern, daß die wahre Geschichte der liebevoll gezeichnetem Kinderfernsehen skandinavischen Völker im Frühmittelalter oder gründlich recherchierten Historiense- noch spannender ist als sämtliche Mythen, rien gefärbt sind. Doch es gibt noch viel die sich um sie ranken. mehr zu erfahren über diese Menschen, die sich vor Hunderten von Jahren im Norden Wenn eine Legende auf Reisen begaben und – möglicherweise ihre Hörner abstößt... zu Recht – nicht immer gastfreundlich emp- Die so genannten „Wikinger“ nannten fangen wurden. Die große Faszination mag sich selbst gar nicht so. Diese Bezeichnung auch eben daran liegen: daß wir noch immer stammt aus der Zeit der Romantik, in der die vieles über sie lernen können. mehrheitlich bäuerliche Bevölkerung Skan- Dem trägt die Ausstellung „WIKIN- dinaviens von 750 bis 1100 nach Christus GER!“ auf der Schallaburg Rechnung: In zur Konstruktion nationaler Identitäten her- Kooperation mit dem Swedish History Mu- halten mußte. Auf „viking“ zu gehen bedeu- seum Stockholm, MuseumsPartner Inns- tete, eine weite Schiffsreise, eine Handels- bruck und dem Lokschuppen Rosenheim do- fahrt oder einen Plünderungszug zu unter- kumentiert die Schallaburg aktuelle Erkennt- nehmen. Die Wikinger könnten also auch die nisse und den zeitgemäßen Blick der Wis- „Leute aus der Bucht“ sein. Die Hörner auf senschaft auf die Wikinger – jenseits der den Helmen der Wikinger gehen auf eine Klischees und Stereotype. Denn in den letz- Erfindung von Richard Wagners Oper „Ring ten Jahrzehnten haben archäologische und des Nibelungen“ zurück. Archäologisch historische Forschungen die Vorstellungen, konnten sie nie nachgewiesen werden. die wir von der Epoche zwischen ca. 750 und 1100 n. Chr. in Skandinavien haben, er- Ein falsches Bild der Wikinger? heblich verändert. Mit 500 hochkarätigen Anhand neuester wissenschaftlicher Er-

Exponaten und einer spannenden Architek- Foto: Schallaburg / Martina Siebenhandl kenntnisse aus aktuellen archäologischen

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 102 Kultur

Im Dorf, in Haithabu, in Walhall und auf Reisen… Entgegen dem Klischee der brandschat- zenden bärtigen Männer, spielte die Familie eine große Rolle im frühmittelalterlichen skandinavischen Dorf. Die Ausstellung be- leuchtet speziell die Rolle der Frauen und Mädchen im wikingerzeitlichen Norden. Ne- ben dem Adelsstand und der mehrheitlich bäuerlichen Bevölkerung gab es auch Skla- ven, mit denen Handel getrieben wurde. Keramik-Funde und erhaltene Runenschrif- ten beleuchten das Alltagsleben im Dorf. Totenkult und Gräber geben Auskunft über Götter und Religionen zu dieser Zeit, in der die Zeichen zunehmender Christianisierung nicht zu übersehen sind. Handwerkskunst, speziell das Schmieden oder Weben von Stof- fen sind ebenso Thema wie die Handels- fahrten und Raubzüge der „Nordleute“ und das dazugehörige wendige und schnelle Schiffe.

Spannende Wegbegleiter durch die Ausstellung Die innovative Ausstellungsgestaltung macht diesen spannenden Teil nordeuropäi- scher Geschichte zu einer Erlebniswelt mit Tiefgang. Start ist am Parkplatz mit Frage- stellungen rund um die Ausstellung, die zum „TREFFPUNKT ICH UND WIR“ führen. Der stellt – ausgehend von archäologischen Funden – die passende Frage, wer wir eigent- lich sind. Was sagen die archäologischen Fun- de über das Skandinavien des Frühmittelal- ters aus? Was werden andere Menschen über

Foto: Schallaburg / Martina Siebenhandl uns denken, wenn wir unsere Alltagsgegen- Diese Ansicht aus der umfangreichen Ausstellung zeigt zwei Wikinger in stände in eine Zeitkapsel stecken, die im Jahr »Kampfausrüstung« und ein stilisiertes Schiff. 3015 ausgegraben wird? Grabungen präsentiert die Schallaburg mit der Ausstellung „WIKINGER!“ von 28. März bis 8. November 2015 das wikinger- zeitliche Leben in all seinen Aspekten. Da- bei wird die Suche nach der wahren Ge- schichte der so genannten „Wikinger“ auch zur Suche nach der eigenen Identität. Nach einer historischen und geographi- schen Verortung wird der aktuelle Stand der Forschung präsentiert gegenübergestellt. Al- lerdings bleibt der Blick auf archäologische Funde oft wie ein Blick in ein Kaleidoskop. Denn was glauben wir zu sehen und was be- findet sich tatsächlich vor unseren Augen? Welche Schlüsse können wir daraus wirklich ziehen? Und was ist aus der Zeit der „Wikin- ger“ in unserem heutigen Wortschatz übrig geblieben? So leitet sich der „Donnerstag“ etwa von Gott Donar und der „Freitag“ von

der Göttin Freya ab. Foto: Schallaburg / Martina Siebenhandl

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 103 Kultur

Für den Rundgang durch die Ausstellung haben „zunder zwo“ eine eigene Naviga- tionskarte erstellt, die auf unterschiedlichen Routen Funde, Forschungsergebnisse, Über- lieferungen und Wikinger-Bilder von heute anschaulich verknüpft. Ein Landungssteg führt durch den ersten Raum der Ausstellung hin zu einer Steuerpinne, an der sich die Be- sucherInnen durch das Frühmittelalter navi- gieren können. Vorbei an Rekonstruktionen wikingerzeit- licher Gewänder geht es durch ein Wikinger- Haus zu einem Geisterschiff, von dem das übrig ist, was archäologische Funde übli- cherweise freigeben: Es besteht ausschließ- lich aus Nieten. Anspruchvoll präsentiert wird die Handwerkskunst der Wikinger, ein eige- nes Mythenkino bietet die Möglichkeit, My- then der Wikinger sowohl visuell als auch akustisch wahrzunehmen.

Die richtige Lektüre für eine »viking« Der Katalog zur Ausstellung ist selbstver- ständlich nicht in Runen geschrieben, son- dern enthält spannend und kurzweilig 25 Ar- tikel von 27 AutorInnen, in denen die ge- neigten LeserInnen auf rund 260 Seiten nicht nur vertiefende Informationen zu den Aus- stellungsinhalten erfahren, sondern auch nachlesen können, wie der Mythos der Wi- kinger zur Bildung nationaler Identitäten bei- getragen hat. Der Katalog „WIKINGER!“ ist im Shop, an der Kassa und auch über das Büro der Schallaburg erhältlich. © Archäologische Staatssammlung München, M. Eberlein. Wenn Dir ein Wikinger ins Netz geht… Das Lindauer Evangeliar wurde in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts im Harald Blauzahn gilt als der große Kloster St. Gallen angefertigt. Sein Rückendeckel entstand weitaus früher, näm- Völkerverständiger und Netzwerker der Wi- lich um 800, vermutlich in einer Werkstatt im Salzburger Raum. Er besteht aus vergoldetem, graviertem Silber und Einlagen aus Edelsteinen und Email. Ein Groß- teil der damals bekannten Welt ist symbolisch auf diesem Buchdeckel vereint: Die Darstellungen verbinden Mitteleuropa, die Britischen Inseln, den Mittelmeerraum und Skandinavien – sowohl stilistisch, als auch was die Herstellungstechniken betrifft. Die skandinavischen Elemente bilden die runden »Greiftier-Medaillons« auf den Kreuzarmen. kingerkultur und verband mit seinen weitrei- lich ist, stehen den BesucherInnen kostenlo- chenden Entdeckungsfahrten weite Teile se W-LAN Hotspots zur Verfügung. Blau- Nordeuropas. Ganz im Sinne des großen zahns Fähigkeit, Verbindungen zu knüpfen, Wikingerkönigs nutzt auch die Schallaburg wurde auch in der Technik verewigt: Blue- alle Möglichkeiten um die Besucherinnen tooth war geboren. Das Symbol für Bluetooth und Besucher der „WIKINGER!“-Ausstel- leitet sich daher auch aus einem Runenzei- lung zu vernetzen. Die kostenlose App zur chen ab. Ausstellung bietet mit einer Audiotour, Fo- tos und Videos eine spannende Möglichkeit Stockholm, St. Pölten, zur Vertiefung der Inhalte und lädt mit einem Loosdorf und Melk Quiz dazu ein, das eigene Wissen zu den Wi- Das internationale Ausstellungszentrum

© SHM kingern zu testen. Darüber hinaus bietet auch setzt den erfolgreichen Weg einer intensiven Darstellung einer sitzenden schwange- die Facebook-Seite der Schallaburg Raum Vernetzung mit der Region weiter fort. Ne- ren Frau mit großer Prunkfibel und zum gegenseitigen Austausch und versorgt ben gegenseitigen Ticketermäßigungen zwi- mehrreihiger Perlenkette - womöglich Freyja, die schöne Göttin der Liebe und mit den neuesten Infos rund um die Ausstel- schen den Sommerspielen Melk und der Fruchtbarkeit (Rekonstruktion). lung. Damit all das unmittelbar vor Ort mög- Schallaburg werden auch heuer wieder die

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 104 Kultur

Kulturprojekte der Sommerspiele Melk, der Stadt Melk und der Schallaburg gemeinsam beworben. Mit einem „Tag der Loosdorfer“ und einem „Tag der St. Pöltner“ werden die- ses Jahr die BewohnerInnen der beiden Orte in die Welt der „Wikinger“ entführt.

Zur Anreise braucht es kein Schiff... Die Wachau-Buslinie WL 1 verbindet heuer erstmals über die gesamte Ausstel- lungssaison die Schallaburg mit dem Bahn- hof Melk mit einer attraktiven Verbindung viermal täglich. Mit dem ÖBB Kombiticket Kulturgenuß erhalten Sie eine Bahnfahrt zum Bahnhof Melk & retour, ein Ticket für die Wachau-Buslinien WL 1 hin & retour sowie einen Eintritt zur Schallaburg ab 23,- Euro pro Person. Auch die Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ ist auf der Schalla- burg gültig.

Schallaburg – das Kulturjuwel im Herzen des Mostviertels © Gabriel Hildebrand / The Swedish History Museum Dieser Halsschmuck besteht aus verschiedenfarbigen Glasperlen, Anhängern und Als schönstes Renaissanceschloß nörd- Kettenhaltern aus Bronze. Er wurde einer Frau auf Gotland mit ins Grab gegeben. lich der Alpen ist die Schallaburg zusammen mit dem Stift Melk Niederösterreichs belieb- testes Ausflugsziel. Mit ihrem charakteristi- schen Aussehen durch die architektonisch reizvolle Verbindung des mittelalterlichen Palas und des ausladenden Terrakotta- Ar- kadenhofs im Stil der Renaissance zählt die Schallaburg zu den größten Kulturschätzen des Landes. Nur fünf Kilometer von Melk entfernt hat sich die Schallaburg seit dem Ankauf durch das Land Niederösterreich 1968 und seiner Wiedereröffnung 1974 als Ausstellungszentrum auf internationalem Niveau etabliert, das weit über die Grenzen Niederösterreichs hinaus wirkt. Knapp fünf Millionen Menschen haben die Schallaburg seit 1974 besucht.

Ausstellungszentrum auf internationalem Niveau Seit ihrer Eröffnung mit der Niederös- terreichischen Landesausstellung „Renais- sance in Österreich“ (1974) wird die Schal- laburg mit jährlich wechselnden Ausstellun- gen bespielt. Dabei reicht das Spektrum von zeitgeschichtlichen Themen wie „Österreich ist frei“ (2005) anläßlich des 50jährigen Ju- biläums der Unterzeichnung des Staatsver- trages über Fragen der Populärkultur wie „Die wilden Fünfziger-Jahre“ (1985) oder „Die 60er. Beatles, Pille und Revolte“ (2010) bis hin zu ethnografischen Ausstel- lungen wie „Indianer – Ureinwohner Nord-

amerikas“ (2008). Im Jahr 1983 („Peru durch © Gabriel Hildebrand / The Swedish History Museum die Jahrtausende“) wurde die Schallaburg »Thors Hammer« – Silber mit filigranen Ornamenten (Rekonstruktion)

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 105 Kultur zum zweiten Mal Austragungsort einer Nie- men vom Halleiner Hafnermeister Jakob Bern- protestantische Schallaburg 1660 an die derösterreichischen Landesausstellung. Die ecker und stellen mythologische Szenen, zahl- katholische Familie Kletzl von Altenach aus Ausstellungen „Venedig – Seemacht, Kunst & reiche Wappen in gemalter wie plastischer dem Elsass zu verkaufen. Ab Mitte des 18. Karneval“ (2011), „Das Goldene Byzanz & Form, Fabelwesen, Masken und Fratzen dar. Jahrhunderts war die Schallaburg bis 1940 der Orient“ (2012), „Das Indien der Mahra- Auch das Hundefräulein, dem eine Sage der im Eigentum der Freiherren von Tinti, einem dschas“ (2013) sowie „Jubel & Elend“ (2014) Schallaburg zugrundeliegt, ist unter den Ter- Geschlecht italienischer Herkunft. Nach begeisterten ein zunehmend internationales rakotten verewigt. Die Geburt des Mädchens dem Kauf der Burg durch den deutschen Ba- Publikum. Mit der Kombination aus Ausstel- mit dem Hundekopf und Hundepfoten soll ron Nagel-Doornick 1940 wurde die Schalla- lungszentrum (1300 Quadratmeter), Archi- nur eine von vielen unheimlichen Begeben- burg 1945 als deutsches Eigentum beschlag- tekturjuwel und dem historischen Garten heiten rund um einen blutigen Bruderzwist nahmt und in die russische Verwaltung ein- konnte die Verweildauer der Gäste auf der der Losensteiner gewesen sein. Der Legende gegliedert. Schallaburg nachhaltig gesteigert werden. zufolge sucht der Geist des Hundefräuleins 1955 erhielt die Republik Österreich mit Um die Ausstellungen für die ganze Fa- noch heute die Schallaburg heim und kün- der Unterzeichnung des Österreichischen milie zum Erlebnis zu machen, bereiten digt den Tod eines Burgbewohners an. Staatsvertrags das Kulturjuwel zurück. Mit eigene museumspädagogische Programme dem Erwerb der Schallaburg durch das Land die Inhalte der Ausstellungen spannend und Die Wiedergeburt des Kulturjuwels Niederösterreich 1968 begannen umfangrei- leicht verständlich auf. Interaktive Bereiche, Nach seinem Tod 1601 hinterließ Hans che Umbau- und Restaurierungsmaßnahmen, spezielle Objekttexte und interaktive Publi- Wilhelm von Losenstein seinem Neffen die am 17. Mai 1974 abgeschlossen werden kationen laden die jüngsten BesucherInnen Georg Christoph viele Schulden, daher über- konnten. Da die Gestalt des ursprünglichen der Schallaburg zum Entdecken, Mitdenken nahm sein Schwiegervater Georg von Stu- Renaissancegartens damals nicht bekannt und Hinterfragen ein. benberg die Schallaburg. Ein Nachfolger, war, wurde die Grünanlage 1973/74 im Rah- der Barockdichter Johann Wilhelm von men eines Projektes der Gartenbauschule Zwischen Mittelalter und Renaissance Stubenberg, sah sich angesichts der Gegen- Schönbrunn dem Vorbild historischer Gärten Das wertvollste Exponat aller Ausstellun- reformation jedoch gezwungen, die bisher nachempfunden. gen ist zweifellos die Schallaburg selbst, was auch an der wechselhaften und spannenden Geschichte des Herrschaftssitzes deutlich wird. Die ältesten Teile der Burg gehen auf die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Der Palas, auch das „Feste Haus“ genannt, zählt heute zu einer der ältesten erhaltenen Wohnbauten Österreichs. Die Errichtung des Palas und der dazugehörigen Ringmauer, der so genannten „Bering“, sowie der romani- sche Kapelle werden Sieghard dem X. aus dem Geschlecht der Sieghardinger zuge- schrieben. Die erste urkundliche Erwähnung der Schallaburg 1121 ist mit seinem Sohn, Graf Sieghard XI. verbunden, der bereits den Beinamen „zu Schal(l)a“ trug. Nach dem Tod des letzten Grafen von Schalla fiel das Schloß wechselnden Besit- zerInnen zu. 1450 erbte das wohlhabende Geschlecht der Losensteiner die Burg. Unter Christoph Losenstein und unter seinem Sohn Hans Wilhelm wurde die Schallaburg zum dreiflügeligen Renaissanceschloß ausgebaut. Nach dem Vorbild italienischer Palazzi schu- fen sich die Losensteiner einen Herrensitz, dessen beeindruckende Silhouette heute weit- hin zu sehen ist. Von 1572 bis 1600 wurde neben dem Garten auch der große Arkaden- hof mit seinen repräsentativen zweigescho- ßigen Laubengängen und dem einzigartigen Terrakotta-Schmuck errichtet. Im 16. Jahr- hundert spielte die Schallaburg für die evan-

gelische Bewegung eine bedeutende Rolle. © SHM Die Terrakottareliefs und -skulpturen, Dieser Bildstein aus När auf Gotland stellt einen Zweikampf und eine Schiffsreise bestehend aus etwa 1.600 Einzelteilen, stam- dar – Motive, die vermutlich auf Jenseitsvorstellungen zurückgehen.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 106 Kultur

Den Geheimnissen der plinären Forschung der vergangenen drei der Goldenen Generation bis hin zum Schallaburg auf der Spur Jahre wurden in der umfangreichen Pub- Naturgartenfest ist sprichwörtlich für jeden Die Restaurierung und Erhaltung der likation „Die Schallaburg. Geschichte – Geschmack und jedes Alter etwas dabei. Für Schallaburg bleibt weiterhin ein Schwer- Archäologie – Bauforschung“ zusammenge- individuelle Festivitäten wie Hochzeiten, punkt bei der Arbeit mit dem Renaissance- faßt. Im Jahr 2013 ist ein weiteres Buch zur Betriebsfeiern, Tagungen, Seminare, Geburts- juwel. So bekam etwa die Burgkapelle nach Schallaburg erschienen: Der Bildband „Die tags- und Weihnachtsfeiern oder Ritteressen über 70 Jahren im März 2011 ihre beiden Schallaburg im Bild“ vereint Darstellungen bietet die Burg ebenfalls ein ideales Am- Glocken wieder. In enger Kooperation mit des Renaissancejuwels von 1650 bis in die biente. Eine besondere Attraktion für kleine dem Bundesdenkmalamt finden immer wie- Gegenwart, angefangen von einfachen Post- BurgbesucherInnen ist der außergewöhnlich der Workshops auf der Schallaburg statt, bei kartenmotiven bis hin zu Gemälden namhaf- gestaltete Abenteuerspielplatz im Burggra- denen sich auch ein Team von ExpertInnen ter KünstlerInnen. Beide Werke sind im ben. Der 30 Meter lange Drache läßt Kinder mit konkreten konservatorischen Fragestel- Shop der Schallaburg erhältlich. In Form von aus seinem Maul herausrutschen, in seinem lungen des Renaissancejuwels auseinander- interaktiven Burgführungen laden die Kul- Körper herumklettern und seine vielen Ge- setzt. Seit 2012 brennt und löscht die turvermitterInnen zu einer Reise durch die heimnisse entdecken. Schallaburg ihren eigenen Kalk. Im Jahr Geschichte des Kulturjuwels ein. 2013 wurden auch Versuche zu einem eige- Ein Ausflugsziel im nen Terrakottenbrand gestartet. Umfangreiches Programm Herzen des Mostviertels Um die Renovierungsarbeiten mit der nö- für die ganze Familie Nicht nur der historische Garten mit sei- tigen Umsicht durchführen zu können, ist Als schönstes Renaissanceschloß nörd- nen bezaubern Stauden, Blumen, Kräutern, eine stetige wissenschaftliche Auseinander- lich der Alpen lädt die Schallaburg jedes Knotenbeeten, Rosenstöcken und Apfelhai- setzung mit der Bausubstanz und Geschichte Jahr aufs Neue mit einem abwechslungsrei- nen lädt zum Spazieren und Verweilen ein. der Burg erforderlich. Die Analyse der Ge- chen Programm zum Staunen, Entspannen Die zahlreichen Wanderwege rund um die bäude bis auf jeden einzelnen Stein, modern- und Genießen ein. Die BesucherInnen kön- Burg verführen zur Entdeckung des Most- ste Technologien wie Bodenradar oder Den- nen im Rahmen von interaktiven Führungen viertels mit seiner kontrastreichen Land- drochronologie, die das Alter von Holzkon- die Schallaburg und ihre reichhaltige Ge- schaft: Der milde, fruchtbare Norden steht struktionen bestimmen kann, sowie die Ver- schichte erkunden. Das Schloßrestaurant im der wildromantischen alpinen Bergwelt im knüpfung aller Informationen bringen immer großen Arkadenhof verwöhnt seine Gäste Süden gegenüber. Mittlerweile wird die wieder neue, spannende Erkenntnisse: So ist mit Köstlichkeiten aus dem Mostviertel und Schallaburg immer mehr zum Grund für etwa der Palas wesentlich älter als angenom- passenden Gerichten zu den jeweiligen Aus- einen Ausflug in die Wachau und ins Most- men. Im Zuge historischer Forschungen ist stellungen. Vielfältige Veranstaltungen ma- viertel und die Schallaburg darf gleichzeitig erstmals eine beachtliche Beschreibung des chen die Schallaburg zum Festplatz der gan- bei keinem Besuch des Mostviertels oder der Turniergartens zutage getreten. zen Region. Vom bunten Familienfest, über Wachau fehlen.  Die Ergebnisse der intensiven interdiszi- die köstlichen Schmankerlwochen, dem Tag http://www.schallaburg.atUngebautes Foto: Schallaburg / Manfred Horvath Die Schallaburg lädt – als schönstes Renaissanceschloß nördlich der Alpen – zum Staunen, Entspannen und Genießen ein.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 107 Kultur RINGSTRASSE. Ein jüdischer Boulevard Ausstellung im Jüdischen Museum Wien anläßlich des 150-Jahr-Jubiläums der Errichtung von Wiens Prachtstraße von 25. März bis 4. Oktober 2015 © JMW, Slg. Inv. Nr. 4048 Das von Theophil Hansen erbaute Palais Todesco in der Kärntner Straße 51 (um 1880) liegt gegenüber der Staatsoper.

ls nach der Schleifung der Wiener Stadt- lyse hinter den beeindruckenden Fassaden stadt Wien war in dieser Zeit magischer An- Amauern rund um die Wiener Innenstadt der Palais. ziehungspunkt für Zuwanderer aus allen ein Prachtboulevard entstand, wurde dieser Das Jüdische Museum Wien stellt die Teilen der Monarchie, die sich hier neue zur ersten Adresse des Adels und des Groß- wichtigsten Protagonisten der Ringstraßen- Lebenschancen erhofften. Unter ihnen wa- bürgertums. Wien sollte zu einer Metropole ära sowie deren Familiengeschichten und ren auch sehr viele JüdInnen, die der Dis- und der Ring ein sichtbares Symbol des Kai- Schicksale vor und beleuchtet die Stifter- kriminierung und wirtschaftlichen Perspek- serreiches werden – auch wenn die Mon- tätigkeit der jüdischen Großbürger. Der neu tivlosigkeit des Schtetls entkommen wollten. archie bereits dem Untergang geweiht war. errichtete Boulevard galt für viele als Zei- Dies verschärfte die sozialen Gegensätze: Unter den Bauherren der prächtigen Palais chen der gesellschaftlichen Akzeptanz und Besonders das Kleinbürgertum war als klas- entlang der Ringstraße waren zahlreiche jü- zahlreiche Palais wurden zu wichtigen Orten sischer Modernisierungsverlierer empfäng- dische Unternehmer und Bankiers, die zum des Austausches für Intellektuelle, Wissen- lich für den wachsenden politisch geschürten wirtschaftlichen Aufschwung der Gründer- schaftler und Künstler in den so genannten Antisemitismus, der sich gleichermaßen der zeitjahre beitrugen, als Kunstsammler und Salons. Kunst, Kultur, Wissenschaft und so- Stereotype des „armen, zerlumpten Ostju- Mäzene in Erscheinung traten und dem Kai- mit die gesamte Gesellschaft wurden auf den“, des „sozialistischen, jüdischen Auf- ser zur Hilfe kamen. diese Weise gefördert. wieglers“ oder des „kapitalistischen Wiener Der Aufstieg einer kleiner jüdischen Elite All dies konnte jedoch eine zunehmende Börsejuden“ bediente. Diese massiven öko- im Wirtschaftsboom der Gründerjahre steht politische Radikalisierung und die wachsen- nomischen und gesellschaftlichen Verände- ebenso im Fokus der Ausstellung wie bei- den sozialen Probleme der breiten Masse rungen im Wien des ausgehenden 19. Jahr- spielsweise die Entstehung der Psychoana- nicht aufhalten. Die k.u.k. Residenzhaupt- hunderts und damit die Kehrseiten der glanz-

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 108 Kultur vollen Ringstraßenfassaden sind ebenso ein zentraler Aspekt der Ausstellung wie die po- litischen Folgen im 20. Jahrhundert: 1938 nach der Annexion Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland waren die Nachkommen jener jüdischen Familien, die entscheidend zum wirtschaftlichen Auf- schwung der so genannten Gründerzeit bei- getragen hatte, gezwungen, zu emigrieren oder sie wurden in Konzentrationslager de- portiert. Die prächtigen Palais tragen noch ihre Na- men – Todesco, Schey, Königswarter, Gold- schmidt, Ephrussi, Lieben oder Auspitz – aber die Familien sind nicht mehr an Österreich gebunden. Weder wurden sie nach dem Zwei- ten Weltkrieg eingeladen, zurückzukehren, noch erhielten sie jene Werte zurück, die sie unter Zwang hatten zurücklassen müssen. Es Interieur des Palais Todesco dauerte bis in die Gegenwart, daß die Ge- schichten hinter den Fassaden der prachtvol- len Palais wieder in das kollektive Wiener Be- wußtsein rückten, stellvertretend sei hier die Familie Ephrussi genannt, deren Bedeutung für Wien durch das Buch „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ wieder bekannt wurde. Auch das heutige Jüdische Museum ist mit der Ringstraße in mehrfacher Weise ver- bunden: Das erste Jüdische Museum befand sich in unmittelbarer Nähe des Rings und unter dessen Gründern, Stiftern und Spen- dern waren viele Ringstraßen-Familien. 1938 wurde das Museum geschlossen, die Samm- lungen beschlagnahmt und für eine antisemi- tische Ausstellung im Naturhistorischen Mu- seum missbraucht. Nach dem Zweiten Welt- krieg wurde die Idee für die Wiedergründung in einem Ringstraßenpalais geboren – in einer Das Palais Lieben bildet mit dem Palais Ephrussi eine architektonische Einheit, Wohnung am Schottenring richtete der Ge- Mölker Bastei 5, um 1875 schäftsmann und Judaika-Sammler Max Berger, der als einziger Überlebender der Schoa in seiner Familie nach 1945 über Po- len nach Wien kam, in den 1970er-Jahren ein kleines Privatmuseum ein. Seine Sammlung bildete das Herzstück des Jüdischen Mu- seums Wien, das 1988 auf Initiative des Wiener Bürgermeister Helmut Zilk gegrün- det wurde und ist bis heute zentraler Be- standteil der Ausstellung im Palais Eskeles. Zur Ausstellung, die zahlreiche spannen- de Aspekte von Geschichte und Gegenwart der Ringstraße aufgreift und die Glanz- und Schattenseiten der Ringstraßenära themati- siert, erscheint ein zweisprachiger Katalog im Amalthea Verlag (ISBN-Nr. 978-3-85002- 915-5) zum Preis von € 29,95, der ab sofort im Bookshop des Museums und im Buch- handel erhältlich ist.  © Sammlung Helfried Seemann Foto: Carl Haack. Wien Museum © JMW, Slg. Inv. Nr. 4048 http://www.jmw.at Sicht auf den Schottenring, um 1870

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 109 Kultur Ungebautes Salzburg Das Museum der Moderne Salzburg erweckt mit seiner Ausstellung nicht realisierte bauliche Ideen zu neuem Leben. Von 28. März – 12. Juli 2015. Foto: Architekturmuseum TU Berlin, Inv.-Nr. 2768 Hans Poelzig, Festspielhaus Salzburg: 1. Projekt: Freitreppe, Perspektivische Ansicht, 1920, Kohle auf Transparent, 54 x 81 cm as Museum der Moderne Salzburg wid- „die Auseinandersetzung mit verworfenen diese verdrängte Thematik aufzugreifen und Dmet erstmals eine Ausstellung der Stadt Projekten sich aus vielen Gründen lohnt. sich als Ort der Diskussion über die Stadt Salzburg mit ihren verworfenen baulichen Diese Entwürfe waren nicht selten heftig und ihre Zukunft anzubieten.“ Ideen, gescheiterten Konzepten und Utopien diskutierte Alternativen zum Status quo und Der zeitliche Schwerpunkt der in der und eröffnet damit einen völlig neuen Blick sie beschreiben – vielleicht prägnanter, als Ausstellung präsentierten Projekte wurde ab auf die Mozartstadt. Über die Jahre und Jahr- die gebaute Stadt dies je kann – die Be- dem 20. Jahrhundert gesetzt. Sie rufen unge- hunderte haben hervorragende Baukünst- findlichkeiten, Ideen und Sehnsüchte einer baute Alternativen zur gebauten Realität in lerInnen für Salzburg gearbeitet und der Stadt ganzen Epoche. Es ist das besondere Ver- Erinnerung. Die Entwürfe sind nach Themen einen einzigartigen Charakter verliehen – dienst des Museum der Moderne Salzburg, gegliedert und behandeln wiederkehrende doch nicht immer wurden die Pläne verwirk- licht. In Kooperation mit der Initiative Ar- chitektur wurden für die Ausstellung aus einer fast unüberschaubaren Zahl an Studien und Wettbewerbseinreichungen 32 Projekte ausgewählt. „Meine Intention mit dieser Ausstellung ist es, eine Diskussion über das Museum und seine Rolle in der Stadt sowie über die Stadt als modernes Lebensumfeld zu lancieren“, betont Sabine Breitwieser, Di- rektorin am Museum der Moderne Salzburg, und fügt hinzu: „Die Menschen arbeiten und leben hier in einer Stadt, die als museales Baudenkmal konzipiert ist. Wie funktioniert das auf lange Sicht, welche Psychologie ver- birgt sich hinter der Ablehnung von Baupro- jekten und welche Perspektiven ergeben sich daraus vor allem für die junge und künftige

Generation?“ Gastkurator Roman Höllbacher © HMGB Architekten Heike Matcha und Günter Barczik GbR von der Initiative Architektur betont, daß HMGB Architekten, Paracelsus Spa Salzburg, 2012, Rendering

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 110 Kultur

städtebauliche Problemstellungen. Dabei stellt sich die faszinierende, mitunter aber auch beklemmende Frage, wie sich die Stadt heute darstellen würde: Wie würde Salzburg aussehen, wenn beispielsweise der Doment- wurf von Vincenzo Scamozzi aus dem Jahr 1606 und nicht der deutlich kleinere Kir- chenbau von Santino Solari (ab 1614) reali- siert worden wäre? Welche Entwicklung hät- ten die Salzburger Festspiele genommen, stünde Hans Poelzigs mystische Vision eines Festspielhauses, die er ab 1919 entwickelte, heute im Schloßpark von Hellbrunn? Es werden aber auch Konzepte und archi- tektonische Ideen vorgestellt, die in einem konstruktiven Widerspruch zueinander steh- en, so beispielsweise Álvaro Sizas Projekt für den Umbau des Casino Winkler (1986), Delugan_Meissls Panoramalift (2003) an der Felswand des Mönchsbergs und Hans Hol- leins epochales Guggenheim-Museum (ab 1989) für ebendiesen Ort. Somit wird in der Ausstellung auch die Baugeschichte des Museum der Moderne Salzburg erzählt. Die Ausstellung wirft keinen nostalgi- schen Blick auf verpaßte Chancen. Vielmehr blickt sie in die Zukunft und unterstreicht die Freiheit des Entwurfs und seine Bedeutung für die Vorstellung davon, wie die Stadt ge- staltet sein kann. Und dennoch ist eine Stadt weit mehr als die Summe der Bauten und Projekte: Sie ist ein soziales Ganzes. In die- sem Sinne spricht das Museum der Moderne Salzburg ein Angebot aus – nämlich die Möglichkeit für alle, die in Salzburg leben, © Archiv Hans Hollein Bild oben: Hans Hollein, Guggenheim Museum im Mönchsberg, 1990, Schnittmodell und jene, die diese Stadt besuchen, über die Bild unten: Otto Reitter und Otto Strohmayr, Gauforum auf dem Kapuzinerberg Zukunft Salzburgs nachzudenken.  (Imberg) mit Gauhalle, Gauhaus, Versammlungsplatz und Festspielhaus, Variante http://www.museumdermoderne.at mit Adolf-Hitler-Schule, um 1940 Foto: Ernst H. Börner, Berlin / Karl Peyrer-Heimstätt

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 111 Kultur Feines Porzellan. Hohe Politik. Zum Caffee beim Wiener Congress 1814-1815. Eine Ausstellung des Porzellanmuseum im Augarten, Wien von 9. März bis 30. Mai 2015. © Porzellanmuseum im Augarten »Der Presse Club«, kolorierte Umrißradierung, Verlag Friedrich Campe, Nürnberg, 1815 ie neue Sonderausstellung des Porzel- Wenige Jahre vor dem friedlichen Zu- Dlanmuseum im Augarten in Wien be- sammentreffen der Staatsmänner und Mon- leuchtet einen besonderen Aspekt der Diplo- archen Europas verschickte die Wiener Por- matie während des Wiener Congresses der zellanmanufaktur ihre kostbarsten Bestände Jahre 1814-1815: Alle gekrönten Häupter, sicher verpackt auf einem Schiff Richtung hochrangige Politiker, aber auch die kulti- Budapest, stand doch Napoleon 1809 einmal vierten Schaulustigen dieses denkwürdigen wieder vor den Toren Wiens. Einige Mitar- Zusammentreffens in der kaiserlichen Re- beiter der Manufaktur fielen in den Schlach- sidenzstadt ließen es sich nicht nehmen, der ten gegen die Franzosen. Nach der Einnahme Porzellanmanufaktur einen Besuch abzustat- Wiens installierte sich Napoleon in Schloß ten. Listen diplomatischer Geschenke, Tage- Schönbrunn und forderte Tafelporzellan aus bücher und Reiseberichte schildern die Be- der Manufaktur, um mit seinen Generälen wunderung, die der Kaiserlichen Manufak- standesgemäß zu speisen. Während all des tur und ihren Produkten entgegengebracht politischen und militärischen Machtringens wurde. Im Mittelpunkt der Ausstellung ste- um die Vorherrschaft in Europa nahmen die hen „Caffeeschalen“ der Zeit um den Wiener Direktoren der Porzellanmanufakturen in © MAK Wien / Katrin Wißkirchen Congress, die durch ihre aufwendige Gestal- Wien und Sèvres freundschaftlichen Kon- Medaillon mit Bildnis Fürst Clemens tung eine einmalige historische und gesell- Wenzel Lothar von Metternich- takt auf. Sie tauschten ihre Erfahrungen und schaftliche Situation repräsentieren. Winneburg (1773–1859) sogar Materialproben aus.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 112 Kultur

Die Ausstellung „Feines Porzellan. Hohe Politik“ möchte anhand ausgewählter Expo- nate, darunter Leihgaben des MAK – Öster- reichisches Museum für angewandte Kunst/ Gegenwartskunst, Wien, der Silberkammer, Wien sowie aus Privatsammlungen den poli- tischen Entwicklungen seit den Koalitions- kriegen bis hin zu den privaten und öffent- lichen Festlichkeiten des Wiener Congresses nachspüren. Nicht zuletzt bedrohte Napoleon auch eine der liebsten Tätigkeiten der WienerIn- nen, das Kaffeetrinken. Durch die Kontinen- talsperre von 1811 war die Einfuhr von Kaf- fee nicht mehr möglich. Zahlreiche Zeit- dokumente beschreiben die Sehnsucht nach dem anregenden Getränk, das im Jahrhun- dert zuvor Einzug in Europa gehalten hatte © Sammlung APR Kaffeetasse mit Untertasse, Amethystdekor, Wien, um 1808 und seitdem nicht mehr aus dem Tages- geschehen wegzudenken gewesen war. Auch die Porzellanmanufaktur erlitt erhebliche Verluste durch diese Umstände. Im Zuge der Aufhebung des Einfuhrverbots im Jahr 1813 konnte die Porzellanmanufaktur über den Verkauf von unvorstellbaren „35.000 Paar Kaffeeschalen“ jubeln. Auch die Tafeln des Wiener Congresses wollten kostbar ausgestattet sein, gab es doch erhebliche Lücken in der kaiserlichen Silberkammer sowie jenen des höfischen Adels, da die langen Kriegsjahre das Ver- münzen und damit das Einschmelzen der Sil- berservice zur patriotischen Pflicht gemacht hatten. Der Congress dauerte bekanntlich weit- aus länger als erwartet, das Unterhaltungs- programm mußte täglich erweitert werden. Foto: © Marton Museum, Samobor Kaffeetasse mit Untertasse, schwarzer Fond und Golddekor, Wien, um 1816 Die Kaiserliche Porzellanmanufaktur, da- mals in der Vorstadt Rossau, stand als eine tung des Gastgebers, seinen erlesenen oder oder des Fürsten von Metternich, und selbst der nationalen Sehenswürdigkeiten auf dem auch seinen fortschrittlichen Geschmack und die Kaiserhymne von Joseph Haydn finden Besichtigungsprogramm der Kongreßteil- wurde zum Bildträger der während der Con- sich auf dem Porzellan der Zeit. Die Ästhe- nehmer. Daß diese sich oft bei Lustbarkeiten gresszeit diplomatisch bedeutenden Kunst tik des französischen Empire und der durch und in den Salons auch politisch näher ka- der Miniaturmalerei. Bildnisse des Kaisers Napoleons Feldzüge wieder aufgeflammten men, spricht für die verbindende Wirkung des Ägyptomanie fand ebenso Eingang in die Por- geselligen Vergnügens. Umso behaglicher ist zellangestaltung wie die aufkommende Rit- solch ein Zusammensein bei angenehmen terromantik, die sich deutlich von diesen Speisen in großer Gesellschaft oder bei französischen Moden distanzierte. Gemälde- Kaffee und Tee in intimer Runde. Die vielen kopien aus den kaiserlichen Sammlungen in erhaltenen Kongresstagebücher erwähnen Wien und Ansichten der wichtigen Gebäude die Wichtigkeit solcher Stimmungen für die der Stadt waren ebenfalls begehrte Motive Neugestaltung Europas. Auch ausgelassene unter den Kongreßtouristen. Volksfeste sind überliefert, unter der Teil- Die hohe Qualität der Malerei und Ver- nahme des Hochadels, wie jenes auf Initia- goldung, wie sie in der Wiener Manufaktur tive des Hoftraiteurs Jahn rund um sein be- praktiziert wurde, führte schließlich zu zahl- liebtes Café im Saalgebäude im Augarten, reichen Bestellungen diplomatischer Ge- dem heutigen Standort unseres Museums, schenke durch das Kaiserhaus, die nach dem © MAK Wien / Katrin Wißkirchen am 6. Oktober 1814. Congress an alle befreundeten Höfe ver- Kaffeetasse mit Henkel aus vergoldeter Porzellan diente zu jener Zeit als Mittel Bronze, mit Untertasse, Bildnis Kaiser schickt wurden.  der Kommunikation, es zeigte die Bedeu- Franz I. (1768–1835) http://www.augarten.at/experience-augarten/museum/

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 113 Kultur wean hean 2015 Das Wienerliedfestival – von 16. April bis 11. Mai 2015 Foto: Stephan Mussil Mit zwei Konzerten läßt wean hean die Neuen Wiener Concert Schrammeln anlässlich ihres 20-Jahr-Jubiläums hochleben.

euestes vom Wienerlied! Das Festival fabrik, einem der aufstrebenden und zurzeit Am 16. April ist die Loft City Tummelplatz Nwean hean wirft zwischen 16. April und spannendsten Kunst- und Kulturareale der für die wean hean Festivaleröffnung. Die im- 11. Mai 2015 zum 16. Mal seine Anker in Stadt, steht Zeitgenössisches im Mittelpunkt. posante Expedithalle sowie das über Wien Wien aus. Frischer Wind treibt in die Stadt blickende Maleratelier Hermann Krems- und zerstreut in heftigen Böen Wienerlieder mayer bieten viel Raum für die urban-loka- und Weana Tanz in alle Richtungen. 13 Veran- len Klänge der diesjährigen Musiker. Mit da- staltungen an acht verschiedenen Schauplät- bei sind: die swingende Barbara Bruckmül- zen eifern mit dem blauen wean hean Him- ler Big Band feat. Jetlag Allstars, die legen- mel um die Wette, aber auch gegen den Wind däre Wiener Tschuschenkapelle, die modern gestrichene Abende zeichnen ein Monat lang schrammelnde Kombo von Martin Spengler ein plastisches Wienerlied-Panorama. und den foischn Wienern sowie das feine wean hean steht für Traditionell-Origi- Wienerliedschätze darbietende Mondschein- näres mit Haltekraft, denn ohne Anker trägt trio. uns der Wind davon. wean hean bürgt aber Mit gleich zwei Konzerten läßt wean hean auch für Bockbeiniges und Kratzbürstiges. die Neuen Wiener Concert Schrammeln an- Deshalb lichtet das Wienerliedfestival die An- läßlich ihres 20-Jahr-Jubiläums hochleben. ker, hißt die Segel und hält Kurs auf Neu- Unter dem Titel "Schau ma eini“ öffnen sich land. Geht kein Wind, dann heißt es rudern. die Türen zum Wiener Konzerthaus, wo das Was zählt ist der Ankerwurf in die Zukunft. maßgebliche Schrammelquartett der Stadt un- Das Tempo bestimmt in diesem Fall nicht, ter der musikalischen Leitung von Alexander was gute Wiener Musik ist. Kukelka gemeinsam mit den Film- und TV- Das Startsignal ertönt in Wien-Favoriten. Lieblingen Wolf Bachofner und Karl Marko-

In der Loft City der ehemaligen Ankerbrot- © Herbert Zotti vics ihre besten Wienerlieder präsentieren.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 114 Kultur © Lena Appl

2015 mit dabei: die swingende Barbara Bruckmüller Big Band feat. Jetlag Allstars, die legendäre Wiener Tschuschenkapelle Im Rahmen des Schrammel-Montags im Bockkeller ist der zweite Auftritt der Neuen Wiener Concert Schrammeln programmiert. Nach der Aufführung alter und neuester Schrammelwerke im ersten Teil des Abends dürfen wir gespannt sein, wer in der für je- den Schrammelmusikanten offenen Runde des zweiten Teils spontan den Weg auf die Bühne findet. lm luftigen, musikalisch atmosphärischen Bockkeller-Saal werden in diesem Jahr noch drei weitere Musikereignisse über die Bühne gehen: Der bei wean hean gern gesehene Gitarrist Helmut Jasbar bringt diesmal den Perkussionisten Peter Rosmanith und ein er- lesenes, der Gitarre gewidmetes Wien-Pro- gramm mit. Die beiden Musiker korrespon- dieren mit musikalischen Vorfahren des frü- hen „Melting Pot“ Wien. Jasbar und Peter Rosmanith beschäftigen sich mit musikali- © Thomas Reinagl schen Schätzen in Bearbeitungen, Improvi- Die »Mondscheinbrüder« Robert Reinagl und Walter Czipke mit Schrammelharmonika sationen und neuen Stücken. Auf eine hochkarätige Auseinanderset- zialisten Walter Deutsch, Hermann Fritz, Ro- 1903 in Wien geboren und machte mit zung dürfen wir gespannt sein, wenn Peter land Neuwirth, Wolfram Tuscher und Simon Schlagern und Filmsongs international Kar- Matic und Chris Pichler in die Vortrags-Rol- Wascher diskutieren unter der Moderation riere – in Berlin, Frankreich und Amerika. Er len von Karl Kraus und Alice Schalek von Susanne Schedtler über diese Wien spe- konnte geniale Wiener Walzer, freche Berli- schlüpfen. Der an Polemik nicht zu überbie- zifische Musikgattung und illustrieren in di- ner Schlager, charmante Pariser Chansons tende Schriftsteller und Journalist Kraus vergierenden Perspektiven und mit musikali- wie swingenden amerikanischen Jazz kom- führte mit der ebenfalls scharf munitionier- schen Einsprengseln Geschichte, Entwick- ponieren. Die berühmtesten Stars seinerzeit ten Autorin, Journalistin und Fotografin lung und Erscheinungsformen der Weana sangen seine Lieder: darunter Richard Tauber, Alice Schalek heftige Kontroversen. Das Tanz. Greta Keller, Hans Albers, Judy Garland Duo Catch Pop String Strong wird mit Cello, Nach den erfolgreichen Hermann Leo- oder Jan Kiepura. Im Rahmen von wean hean Geige und Gesang dabei musikalisch zu poldi und Fritz Rotter Abenden in den Vor- 2015 werden die heutigen Größen aus Thea- Grenzüberschreitungen beitragen. jahren steht heuer wean hean im Zeichen des ter, Film und Fernsehen Wolf Bachofner, Den für Wien so typischen instrumenta- großartigen Liedschöpfers Walter Jurmann. Lilian Klebow, Julian Loidl und Retschko & len Vortragstücken, den sogenannten Weana Sein Schlager „Veronika, der Lenz ist da“ Remy unter der künstlerischen Leitung von Tanz (Wiener Tänzen) wird ein eigener Ge- (Text: Fritz Rotter) ging um die Welt und Bela Koreny die besten Jurmann-Lieder zu sprächsabend gewidmet. Die geladenen Spe- ließ ihn berühmt werden. Jurmann wurde neuer Lebendigkeit verhelfen.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 115 Kultur

willen weiterzuführen, sondern vielmehr um einen spielerischen Umgang mit Altbe- kanntem. So entstehen spannende und zeit- genössische Neuinterpretationen. Zum Ausklang von wean hean am 11. Mai steht das Chanson in seiner französi- schen und wienerischen Ausprägung im Mit- telpunkt. Im Theater Akzent wird die Schau- spielerin mit der großen Stimme, Vasiliki Roussi, unter der musikalischen Leitung von Willy Daum und unter Begleitung der Spit- zenmusiker Krzysztof Dobrek am Akkor- deon und Herwig Thöny am Kontrabaß ihre grandiose Interpretation von Piaf-Liedern erstmals in Wien zu Gehör bringen. Karl Hodina hat in und für Wien den Begriff des Wiener Chansons mitgeprägt. Gemeinsam mit der nicht minder stimmge- waltigen Tini Kainrath und dem Diknu Schneeberger Trio wird Karl Hodina seine besten Chansons präsentieren – ohne Zwei-

© Herbert Zotti fel ein stimmungsvoller Abschluß des dies- Karl Hodina – er hat in und für Wien den Begriff des Wiener Chansons mitgeprägt. jährigen Wienerliedfestivals.  http://www.weanhean.at Im Porgy & Bess präsentiert eine ausge- klügelte Jazztruppe um Oskar Aichinger ein Ereignis mit Unterhaltungs- und Experimen- tiercharakter. Die gestellte Aufgabe und Leit- formel muß in Anbetracht eines Wiener- liedfestivals freilich Wien ergeben. Ange- sichts des hehren, aber realistischen Zieles zwölf Töne und Wienerlied unter dem Siegel Jazz zu einem besonderen Ergebnis zu brin- gen, trägt die Show den verheißungsvollen Titel „‘s wirdshow“. Angela Maria Reisinger, Raumschiff Engelmayr, Oskar Aichinger, Lukas Kranzelbinder und Paul Skrepek be- stehen diese Herausforderung wohl mit links. Im Ehrbarsaal bietet wean hean dem Publikum die Möglichkeit, die Kunstform des Dudelns zu enträtseln und zu genießen. Als Gemischtes Doppel werden Agnes Pal- misano, Daniel Fuchsberger sowie Maria & Helmut Stippich im Duo, Trio und Quartett singen und experimentierfreudig Neues schaffen. Agnes Palmisano wird zudem mit den Österreichischen Salonisten ausgewähl- te Koloraturjodler und das eine oder andere zeitgenössische Stück darbieten. Ein besonderes Event erwartet uns am 8. und 9. Mai in der Ottakringer Brauerei: Die Kooperationsveranstaltung „Wiener Welle“, ein Kultur-Festival mit Musik, Literatur und Kulinarik präsentiert aktuelles Kulturschaf- fen aus Wien, das nicht davor zurück- schreckt, auf das Wienerlied, die Wiener Kaffeehausliteratur oder die Wiener Küche © Julia Grandegger Bezug zu nehmen. Dabei geht es aber weni- Agnes Palmisano wird zudem mit den Österreichischen Salonisten ausgewählte ger darum, eine Tradition um ihrer selbst Koloraturjodler und das eine oder andere zeitgenössische Stück darbieten.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 116 Serie »Österreicher in «

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 87. Folge portraitiert er Carl Esmond (Willy Eichberger) Schauspieler

Wiener Schauspielerin Lea Seidl in der Operette „A Waltz Dream“ („Ein Walzertraum“) von Oscar Straus. Eichberger ging anschließend wieder nach Wien, um in mehreren Filmen mitzuwirken, die bekanntesten davon „Die Pompadour“ (1935) und Willi Forsts „Burgtheater“ (1936). Der Theaterunternehmer Gil- bert Miller holte ihn jedoch für ein weiteres Bühnengastspiel an die Themse. Amerikaner sahen den „charming young actor“ 1937 im Lyric Theatre als überaus erfolgreichen Darsteller des Prinzgemahls Albert in Laurence Housmans Stück „Victoria Regina“, dies führte zur Verpflichtung durch Metro-Goldwyn-Mayer. Eichberger war nicht unbedingt darauf aus, er hatte genügend Angebote in Europa, MGM-Vice President Louis B. Mayer vermochte ihn jedoch umzu- stimmen. Der Schauspieler kam damit nicht als bedrängter Emigrant im Jänner 1938 in Hollywood an, er behielt den Namen Esmond bei, beabsichtigte auch nur kurz zu bleiben, die Geschehnisse in Öster- reich im folgenden März und der Kriegsausbruch 1939 verhinderten jedoch die geplante Rückkehr. Die USA wurden dem Wiener zur Wahlheimat. Mayer hatte seiner Neuerwerbung beim Vertragsabschluss in London eingeschärft, den leichten österreichischen Akzent als inter- essante Nuance für das amerikanische Publikum beizubehalten. Esmonds Start verlief indes nicht sehr verheißungsvoll, er lehnte die ihm angebotene Mitwirkung in der Verfilmung des kurz zuvor in Amsterdam erschienenen Romans von Erich Maria Remarque „Three Comrades“ („Drei Kameraden“) aufgrund von Hetztiraden gegen ihn in einem deutschen SS-Blatt ab, zumal Auswirkungen auf Carl Esmond (Willy Eichberger) seine Familie in Wien zu befürchten waren. Weitere für ihn vorgese- hene Rollen wurden letztlich anderweitig besetzt, wonach die sechs- Willy Eichberger (eigtl. Carl Caesar Willy Simon)*, geboren am monatige Vertragsdauer verstrichen war. Die verzögerte Hollywood- 14. Juni 1902 in Wien, stammte väterlicherseits aus einer böhmi- schen Familie. Sein Weg führte über das Bankwesen und den Besuch der Akademie für Musik und darstellende Kunst, nach Annahme des Mädchennamens der Mutter Maria Eichberger, 1927/28 an das Burg- theater, später ans Volkstheater sowie an Bühnen in Berlin, Chemnitz und Hamburg. Bemerkenswerte Rollengestaltungen in den beiden Filmen „Kaiserwalzer“ (1932) von Friedrich Zelnik und Max Ophüls' Meisterwerk „Liebelei“ (1933), basierend auf Arthur Schnitzlers Theaterstück, prädestinierten den attraktiven Vertreter der jüngeren Schauspielergeneration als einen der zukunftsreichsten Darsteller des deutschsprachigen Films. Aufgrund guter Kritiken in ausländischen Medien ermöglichte ihm seine nach England emigrierte Agentin Zugang zum britischen Film, damit den Beginn einer internationalen Karriere. Eichberger reüssierte 1934/35 bei British International Pictures und Gaumont British unter dem den Briten geläufigeren Künstlernamen Carl Es- mond in den musikalischen Romanzen „Blossom Time“ (Richard Tauber als Franz Schubert), „Evensong“ mit seinem gewichtigen Fotos: Archiv Rudolf Ulrich Landsmann Fritz Kortner und in „Invitation to the Waltz“ als Partner März 1995: Autor Rudolf Ulrich (l.) anläßlich eines Research- des britisch-deutschen Stars Lilian Harvey. Am 20. Dezember 1934 Besuchs bei Carl Esmond und Gattin Ruth in deren Heim im debütierte er auf der Bühne des Winter Garten Theatre neben der vornehmen Brentwood an der Westside von

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 117 Serie »Österreicher in Hollywood«

v.l.: Hans Schumm, Carl Esmond, Ted North, Joan Bennett und J. Norton Dunn in der von inszenierten Komödie »«, eine Adaption des populären Broadway-Hits der 20th Century-Fox von 1944. Karriere des Newcomers begann erst nach Nach dem Krieg gelang es Esmond sich Highness and the Bellboy“ (1945), „Lover Monaten bei Warner Bros. im Antikriegs- zu etablieren und von Klischees zu lösen. Come Back“ (1946) und „Slave Girl“ (1947), drama „The Dawn Patrol“, in dem er neben Amerika schätzte den urbanen, eleganten in den Dramen „Smash-Up: The Story of a Errol Flynn ein deutsches Fliegerass spielte, Akteur in facettenreichen, verbindlichen und Woman“ (1947) und „Mystery Submarine“ nachempfunden der Person des „Roten Ba- oft arroganten Charakterstudien wie auch als (1950) oder den Abenteuerfilmen „The rons“ Manfred von Richthofen. Seitdem ver- gefragten Partner vieler Leinwand-Größen Desert Hawk“ (1950), „The World in His band ihn eine langjährige Freundschaft mit von Spencer Tracy, Merle Oberon, Katharine Arms“ (1952) und „Morituri“ (1965). Von Flynn. Die Ähnlichkeit mit ihm und die Hepburn, Hedy Lamarr, Yvonne de Carlo bis 1951 bis 1971 war Esmond weitgehend für gleiche unbekümmerte Art stempelten den Ray Milland und Gregory Peck. In den rei- das Fernsehen tätig, zusätzlich auch im Be- smarten Europäer ebenso zum Typ jener zenden Komödien „Without Love“, „Her reich TV-Commercials (u.a. für Columbia Filmhelden, deren Erfolg nicht nur vom Äus- seren, sondern auch vom Wesen her be- stimmt wird. Esmond arbeitete als Freelancer bei allen großen Studios. Als Ende 1941 und dem Kriegseinritt der USA in Hollywood die Flut von Kriegs- und Anti-Nazi-Filmen einsetzte, wurde er bis 1944 häufig in Rollen als „Deut- scher“ oder „Nazi“ gedrängt. In Filmen wie „Sundown“, „The Navy Comes Through“ (Esmond als Nazi-Flüchtling aus Wien), „First Comes Courage“ (dt. Major im besetz- ten Norwegen), „Address Unknown“, „The Story of Dr. Wassell“, das dokumentarische Feature „Resisting Enemy Interrogation“ (deutscher Lagerkommandant), gedreht für die US-Army Air Force zur Aufklärung über feindliche Verhörtaktiken im Falle der Kriegsgefangenschaft und Fritz Langs Agen- tendrama „Ministry of Fear“. Ein Fach, das ihm am wenigsten zusagte, Aufgaben aber, Fotos: Archiv Rudolf Ulrich die er aus Überlebensgründen annehmen Carl Esmond und Ann Blyth in der Universal-Verfilmung «The World in His Arms« des gleichnamigen Abenteuerromans von Rex Beach, inszeniert 1952 von Raoul mußte, wobei er sich um Differenzierung der Walsh. Angesiedelt um 1850 zwischen dem damals noch russischen Alaska und Charaktere bemühte. .

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 118 Serie »Österreicher in Hollywood« Foto: Archiv Rudolf Ulrich Gary Cooper (l.) in der Titelrolle und Carl Esmond als holländischer Lt. Dirk van Daal in dem auf Java während der japani- schen Besetzung spielenden, von Cecil B. DeMIlle produzierten und inszenierten biografischen Kriegsfilm »The Story of Dr. Wassell« (1944)

Records). In der eigentlichen Arbeit und der Playhouse of Stars“, „Crossroads“, „Soldiers berger selbst einige Jahre seines Alters subtra- Mentalität der Filmleute sah er keinen Un- of Fortune“ oder „Climax!“, 1955 porträtier- hierte. Aufgrund der langjährig bekannten Vita terschied zwischen Europa und Hollywood. te er bei „Lux Video Theatre“ in der Episode des Schauspielers galt „Eichberger“ stets als des- Nach 15 Jahren in der Neuen Welt brach- „Casablanca“ den aus dem gleichnamigen sen Geburtsname. Erst aufgrund einer Passage in Barbara Essers Buch, in dem sie die Geschichte te ihn ein Angebot aus Deutschland erstmals Warner Bros.-Kultfilm bekannten Wider- einer vor Hitlers Schergen nach London geflohe- wieder auf den heimatlichen Kontinent standskämpfer Victor Laszlo. Carl Esmond, nen Verwandten Carl Esmonds erzählt, konnte zurück. Universal International erlaubte dem mit der Literatur-Agentin Ruth Taub verhei- beim Magistrat Wien festgestellt werden, daß Künstler für die deutsche Algefa-Produktion ratet, die er 1936 in Berlin kennen lernte, seit Eichberger der Mädchenname der Mutter war. „Liebeserwachen“ (1953) von F. W. Gaik 1943 US-Bürger, einer der letzten großen Der Name des 1942 in Theresienstadt umgekom- seinen vormaligen Namen Eichberger zu be- Überlebenden der Emigranten-Ära, starb am menen jüdischen Vaters lautete Armin Willi nutzen. Sein Urlaub von Hollywood führte 4. Dezember 2004 im Stadtteil Brentwood Simon. (Vgl. Esser, Barbara: „Sag beim Abschied dank der regen Nachfrage von Produzenten im westlichen Los Angeles.  leise Servus – Eine Liebe im Exil“, Wien 2002.). und Regisseuren zu einem massiven Come- Für Eichberger ergab sich durch die frühe Na- * Geburtsjahr gemäß Auskunft der MA 61 der mensänderung ungeahnt die Möglichkeit, bis back vor europäischen Kameras. Bei Roxy Stadt Wien vom 12. März 2003. Davon abwei- 1936 im deutschsprachigen Film zu arbeiten und München entstand 1954 unter der Regie des chend werden in der internationalen Filmliteratur die rigiden Restriktionen der Nazi-Machthaber zu Hollywood-Veteranen Kurt Neumann „Re- Jahreszahlen von 1904 bis 1908 genannt, da Eich- umgehen. gina Amstetten“ nach einer Erzählung von Ernst Wiechert, im Anschluß an die Aufnah- it dem Buch „Österreicher in Holly- Rudolf Ulrich und men zu Max Ophüls’ beeindruckender Cine- Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf der Verlag Filmarchiv mascope-Attraktion „Lola Montez“ (F/D, Ulrich die lang erwartete Neufassung seines Austria bieten Ihnen, 1955) wirkte er in London in der Episode 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- sehr geehrte Leserin- „The Sword Strikes“ im Rahmen der Antho- kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen nen und Leser, die logie „Errol Flynn Theatre“ mit. konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer Möglichkeit, im „Ös- Ein kleiner, im Verlauf einer Stunde ab- revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- terreich Journal“ eini- gedrehter Part in der CBS-Verfilmung der gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist ge Persönlichkeiten Lebensgeschichte seines Freundes Errol nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern aus dem Buch „Öster- Flynn, „My Wicked, Wicked Ways“, war auch an die in der Heimat vielfach Unbe- reicher in Hollywood“ kennenzulernen. 1985 Esmonds letzte Filmaufgabe. Seine kannten oder Vergessenen und den darüber- Filmografie nennt insgesamt an die 90 Titel, hinaus immensen Kulturleistungen österrei- Rudolf Ulrich davon 54 deutsch- und englischsprachige chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt- „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, Spielfilme, dazu über 40 Segmente in einer kinematographie gewidmet: „Alles, was an zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- Reihe bekannter und beliebter Bildschirm- etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; serien: „Stars Over Hollywood“, „Schlitz Autor. http://www.filmarchiv.at

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 119 ÖJ-Reisetip Erlebnispark Hög Sommerurlaub in einer neuen Dimension in Serfaus-Fiss-Ladis Foto: Serfaus-Fiss-Ladis / Andreas Kirschner Die passende Erfrischung liefert der Högsee mit Wasserabenteuern für jedes Alter. uch in den Sommermonaten dreht sich Ain der mehrfach ausgezeichneten Tiro- ler Urlaubsregion Serfaus-Fiss-Ladis alles um abwechslungsreiche Urlaube mit der ganzen Familie. Tag für Tag erleben Jung und Alt ein buntes Programm an der frischen Luft des Hochplateaus. Zum Sommer 2015 werden die Erlebniswelten um eine weitere aufwendig gestaltete Attraktion erweitert: der Erlebnispark Hög am Alpkopf in Serfaus. Mit Familien-Coaster, Badesee mit Wasser- sportmöglichkeiten, Abenteuer- und Spiel- bereichen und genügend Platz für Ruhe- suchende eröffnet sich eine neue Urlaubs- dimension für den Sommer in der Alm- und Bergwelt von Serfaus-Fiss-Ladis. Steigt man an der neuen Mittelstation der Alpkopfbahn auf 1820 m in Serfaus aus, blickt man auf eine weite Hochfläche, die von einem märchenhaften Wald umrandet

ist. In der Mitte glitzert der Högsee im Son- Foto: Serfaus-Fiss-Ladis / Seilbahn Komperdell GmbH nenlicht, rund herum laden Wohlfühlstatio- Die neue Sommer- und Winterrodelbahn, der Familien-Coaster »Schneisenfeger«.

»Österreich ÖSTERREICH JOURNAL NR. 141 / 31. 03. 2015 120 ÖJ-Reisetip

nen und Badestege mit bequemen Liegen und Bänken zum Verweilen, Sonnenbaden und Träumen ein. Und auch das Restaurant Seealm Hög strahlt dank seiner rustikalen Bauweise und Einrichtung ein wohliges Ge- fühl von Heimat und Geborgenheit aus. Doch ganz so ruhig geht es hier nicht zu: Im Erlebnispark Hög dreht sich an liebevoll inszenierten Spiel- und Infostationen alles um die Themen Alm- und Forstwirtschaft. So erfahren kleine und große Gäste in einer überdimensionalen Milchkanne alles Wis- senswerte über die Entstehung des Högsees. Eine riesige Holzkugelbahn, zwei Kuh- fladen-Trampoline, das Wasserlabyrinth oder der Bereich der alten Stallung laden zum Entdecken, Spielen und Toben ein. Die pas- sende Erfrischung liefert der Högsee mit Wasserabenteuern für jedes Alter. Abküh- lung bietet ein Sprung ins klare Wasser, ent- spannend ist eine Tour mit dem Ruder- oder Tretboot. Geschicklichkeit ist beim Stand- Up-Paddeln und im Flößerparcours gefragt. Sogar eine schwimmende Insel gilt es zu erobern und für die kleinsten Urlauber ist ein Foto: www.foto-mueller.com eigener Flachwasserbereich zum Planschen Familienspaß am Högsee angelegt. Für rasantere Abenteuer sorgt die neue langen Talfahrt durch Wald und Wiesen. Es Mägen mit frisch zubereiteten Gerichten auf Sommer- und Winterrodelbahn, der Fami- warten rasante Kurven, aufregende Jumps, der Sonnenterrasse und in den heimeligen lien-Coaster „Schneisenfeger“. Vom Einstieg zwei spektakuläre Kreisel, Wellen und einem Stuben. Passend zum kühlen Naß des Hög- in einem alten Sägewerk werden die Rodler Tempo von bis zu 42 km / h auf die kleinen sees, stehen viele Fischspezialitäten auf der vorbei an Szenerien über die Holzwirtschaft und großen Piloten, und das teilweise sogar Karte. des Hochplateaus bis an den Startpunkt am in bis zu 8 Metern über dem Boden! Ruhesuchende finden am hinteren Ende oberen Alpkopf gezogen. Dort angekommen Nach so viel Abenteuer und Action ver- des Högsees mit der Familien-Lichter-Ka- startet das Rodelvergnügen auf der 1,5 km wöhnt das Restaurant Seealm Hög hungrige pelle einen Ort zum Innehalten. Ihr Altar besteht aus einem imposanten Findling, der bei der Errichtung des Högsees gefunden wurde. Bereits auf dem Weg zur kleinen Anhöhe lässt man das bunte Stimmengewirr des Erlebnispark Hög hinter sich und hat Zeit zu Muße und Meditation in der nun stil- len Umgebung des Waldes mit Vogelge- zwitscher und dem sanften Läuten der Kuh- glocken aus der Ferne. Der Erlebnispark Hög wird zum Start in die Sommersaison am 13. Juni feierlich mit einem Gottesdienst an der Familien-Lichter- Kapelle um 10 Uhr eingeweiht. Das ganze Wochenende über können die Gäste die neuen Attraktionen ausprobieren. Dazu gibt es rund um den Högsee viele Spiel- und Mit- machaktionen, bei denen auch das Maskott- chen Murmli nicht fehlen wird. Zünftig geht es am Sonntag, dem 14. Juni, beim Früh- schoppen im Restaurant Seealm Hög zu. Das ausführliche Programm wird rechtzeitig im Eventkalender von Serfaus-Fiss-Ladis ver-

Foto: Serfaus-Fiss-Ladis öffentlicht.  Restaurant Seealm Hög http://www.serfaus-fiss-ladis.at.

»Österreich