Tätigkeitsbericht Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 2013

Bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Ein Portrait in Zahlen

Seit der Gründung der Bundesstiftung 1998 wurden rund 2.700 Ausstellungen, Publikationen, Konferenzen, Veranstaltungen und Dokumentarfilme zur ­Auseinandersetzung mit den kommunistischen Diktaturen in Deutschland und Europa mit Förderung der Bundesstiftung realisiert.

585 Veranstaltungen hat die Bundesstiftung Aufarbeitung allein oder mit Partnern realisiert. 421 Bücher konnten mit Druckkostenzuschüssen der Bundesstiftung erscheinen.

36,9 Mio. Euro an Fördermitteln wurden insgesamt ausgereicht. Rund 300 Förderanträge werden jedes Jahr an die Bundesstiftung gerichtet. Von ihnen können rund 150 neue Projekte aus den unterschiedlichsten Bereichen gefördert werden. Rund 90 Mio. Euro hätte die Bundesstiftung seit 1998 an Fördermitteln benötigt, um alle bei ihr eingereichten Anträge fördern zu können.

7,62 Mio. Euro wurden insgesamt für die Unterstützung der Beratung und Betreung von Opfern der SED-Diktatur bereitgestellt.

105 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler haben seit 2001 ein Stipendium zur Erarbeitung ihrer Dissertation erhalten.

43.400 Publikationen zu Repression, Opposition und Widerstand in den kommunistischen Diktaturen sind in der Stiftungsbibliothek verfügbar.

40.000 Blatt des »Archivs unterdrückter Literatur« befinden sich im Archiv der Bundesstiftung. 3.720 Kunstwerke von Roger Loewig werden im Archiv der Bundesstiftung aufbewahrt und in Ausstellungen zugänglich gemacht

850.000 Fotografien sind im Stiftungsarchiv verfügbar, 27.000 dieser Bilder liegen digitalisiert vor.

Rund 5.500 Denkmäler, Gedenkzeichen, Museen und Gedenkstätten verzeichnet das ­Dokumentationsprojekt »Erinnerungsorte an die kommunistischen Diktaturen«.

Mehr als 300 Partnerinstitutionen und -organisationen arbeiten bundes- und weltweit mit der Stiftung zusammen.

160.000 Nutzer besuchten 2013 die Webseite der Bundesstiftung und nutzen die Angebote unter www.bundesstiftung-aufarbeitung.de

77 Mio. Euro aus dem ehemaligen SED-Vermögen stehen der Bundesstiftung Aufarbeitung als Kapital zur Verfügung.

5,53 Mio. Euro beträgt derzeit der jährliche Etat der Bundesstiftung Aufarbeitung. 36 Festangestellte und Projektmitarbeiter/-innen betreuen in der Geschäftsstelle der Bundes­ stiftung Anfragen und Projektvorhaben von der Konzeption bis zur Realisierung, das Archiv und die Bibliothek und stehen für alle Fragen zur Auseinandersetzung mit kommunistischen Diktaturen zur Verfügung.

5 namhafte Persönlichkeiten stehen der Bundesstiftung ehrenamtlich vor und entscheiden über ­deren Arbeit und Förderpraxis. Alle Fragen von grundsätzlicher Bedeutung sind Angelegenheit­ der

32 nicht weniger namhaften Mitglieder des Stiftungsrats. Beide Gremien können sich auf die Expertise von

32 renommierten Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Medien und politischer Bildung in zwei Fachbeiräten stützen.

Stand 12/2013 Tätigkeitsbericht Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 2013 Impressum

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Kronenstraße 5 10117 Berlin

Tel.: + 49 (030) 31 98 95 - 0 Fax: + 49 (030) 31 98 95 - 210 E-Mail: [email protected]

Text: Leiter der Arbeitsbereiche der Bundesstiftung Aufarbeitung Redaktion: Dr. Anna Kaminsky, Tilman Günther Redaktionsschluss: 31. März 2014 Schlusskorrektur: Josefine Schubert Layout und Satz: ultramarinrot — Büro für Kommunikationsdesign Druck: vierC print+mediafabrik GmbH & Co. KG

Bildrechte

Cover Vorderseite: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur; Holger Happel; Bundesstiftung Aufarbeitung/Harald Schmitt. Rückseite: Bundesregierung/Perlia-Archiv; Deutsche Gesellschaft e. V.; Bundesstiftung Aufarbeitung; Philip Weigand

Innenseiten: Die Bildrechte liegen bei der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, sofern hier nicht anders angegeben: S. 11: Bildrechte liegen bei den abgebildeten Personen; S. 22: Bundesregierung/Perlia-Archiv; S. 23/1: SPIESSER GmbH; S. 23/2: BStU, Außenstelle Leipzig; S. 36–39: Bundesstiftung Aufarbeitung/Seyerlein; S. 46/1: Terence Hampson; S. 46/2: Jens Schöne; S. 47/1: Leipziger Universitätsverlag; S. 47/2: Anna Artwinska; S. 53: SPIESSER GmbH; S. 54/1: Gaby Waldeck; S. 54/2: Torsten Eckold; S. 55/1: Deutsche Gesellschaft e. V.; S. 55/2: Andreas Trunschke; S. 56: Frieder Salm; S. 57: Holger Happel; S. 59, S. 60/1, S. 60/2: Deutsche Gesellschaft e. V.; S. 67/1: Capito; S. 67/2: Philip Weigand; S. 75/1: Leipziger Universitätsverlag; S. 75/2: Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.; S. 76/1: Gaby Waldek; S. 76/3: Benjamin Unger; S. 81/1: Vadim Osipov; S. 87/1: Juliane Liebers, KAS; S. 99/2: Ernst Vögel Druck + Verlag; S. 100: Metropol Verlag; S. 102: Meinhard Stark; S. 103: Robert-Havemann-Gesellschaft/Bernd Markowsky; S. 104: Metropol/Thomas Klemm; S. 105/3: Basisdruck Verlag; S. 107–109: Bundesstiftung Aufarbeitung/Wilhelm Sprick; S. 110-111:Bundesstiftung Aufarbeitung/Harald Schmitt; S. 120/1: Akademie für Politische Bildung Tutzing. Inhalt

1. Zum Geleit ...... 4

2. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ...... 6 2.1 Die Gremien der Bundesstiftung Aufarbeitung ...... 8 2.2 Die Geschäftsführung ...... 12 2.3 Die Geschäftsstelle ...... 12 2.4 Die Finanzierung ...... 14 2.5 Die Arbeitsfelder der Bundesstiftung Aufarbeitung im Jahr 2013 ...... 15 2.5.1 Förderung von Projekten zur Aufarbeitung ...... 15 2.5.2 Eigentätigkeit der Stiftung in 2013 ...... 17

3. Themenschwerpunkte 2013 ...... 21 3.1 Der 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 ...... 22 3.1.1 »Wir wollen freie Menschen sein!« – Die Ausstellung zum Volksaufstand ...... 25 3.1.2 Bundeskongress »Der 17. Juni 1953. Aufstand im Kalten Krieg« ...... 29 3.1.3 Spuren des Volksaufstandes – Journalistenfahrt in Berlin ...... 33 3.2 »Über die Mauer…« – Die Zeitgeschichtliche Sommernacht 2013 ...... 36 3.3 Die »Dritte Generation« meldet sich mit neuen Fragen zu Wort – Gemeinsame Reihe mit dem Bundespräsidenten ...... 40 3.4 Lebendige Geschichtsvermittlung – Zeitzeugenarbeit in Schulen ...... 42 3.5 Erinnerungsorte für die Opfer von Katyn´ ...... 46 3.6 Vorbereitungen auf das europäische Jahr der Zeitgeschichte 2014 ...... 48

4. Die Arbeitsbereiche der Bundesstiftung Aufarbeitung ...... 51 4.1 Aufarbeitung als gesellschaftlicher Prozess – Der Arbeitsbereich Gesellschaftliche Aufarbeitung, Publikationen und außerschulische Bildungsarbeit ...... 52 4.2 DDR-Geschichte ins Klassenzimmer zu bringen – Der Arbeitsbereich Schulische Bildung ...... 64 4.3 Betroffene unterstützen, Erinnerung wachhalten – Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken ...... 74 4.3.1 Förderung und Unterstützung der Opferverbände ...... 75 4.3.2 nationale und internationale Gedenkstättenarbeit ...... 79 4.3.3 Ein Denkmal für die Opfer ...... 81 4.3.4 Unterstützung der Beratung von Opfern und Betroffenen politischer Verfolgung ...... 84 4.4. Aufarbeitung multimedial vermitteln – Der Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multimedia ...... 86 4.5 Wissenschaftliche Aufarbeitung fördern – Der Arbeitsbereich Wissenschaft ...... 96 4.6 Informieren und dokumentieren – Der Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – Dokumentation ...... 106 4.7 Internationale Arbeit ...... 114 4.8 Professionelles Wissen vermitteln – Weiterbildungsangebote 2013 ...... 122 4.9 Rechtliche Fragen der Aufarbeitung – Das Justiziariat der Stiftung ...... 124 4.10 Stiftungsthemen publik machen – Medienarbeit, PR und Onlinekommunikation ...... 125

5. Ausblick ...... 134

6. Anhang ...... 136 6.1 Gremien der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ...... 136 6.2 Haushaltsmittel der Bundesstiftung Aufarbeitung 2013 ...... 139 6.3 Geförderte Projekte 2013 ...... 140 6.4 Veranstaltungen und Weiterbildungen der Bundesstiftung Aufarbeitung 2013 ...... 150 6.5 Publikationen im Erscheinungsjahr 2013 ...... 154 4 Zum Geleit

1. Zum Geleit

Mit einer Vielzahl von geförderten und eigenen Projekten, Dass die Möglichkeit, über zeitgeschichtliche Ereignisse Veranstaltungen und Veröffentlichungen hat die Bundes- aus den Schilderungen von Betroffenen und Zeitgenossen stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur im Jahr 2013 zu erfahren, begrenzt ist, machte der Tod des Schriftstel- ihren gesetzlichen Auftrag zur Aufarbeitung von Ursa- lers Erich Loest im Sommer 2013 auf traurige Weise deut- chen, Geschichte und Folgen der kommunistischen Dik- lich. Erich Loest war als Zeitzeuge und Chronist der taturen mit Leben erfüllt. Im Mittelpunkt der Stiftungs- deutsch-deutschen Teilungsgeschichte der Bundesstiftung arbeit stand im vergangenen Jahr der 60. Jahrestag des Aufarbeitung über viele Jahre herzlich verbunden – seine Volksaufstandes vom 17. Juni in der DDR, der in der Aufrichtigkeit, seine Klugheit, sein Scharfsinn und sein Eigentätigkeit wie in der Projektförderung eine zentrale Witz fehlen uns sehr. Rolle spielte. Obwohl die Stiftungsarbeit vor allem im ersten Halb- Ein herausragendes Vorhaben der Stiftung war dabei jahr 2013 dem Volksaufstand gewidmet waren, war die die Ausstellung »Wir wollen freie Menschen sein!«, mit Arbeit der Stiftung im vergangenen Jahr von weit mehr der Tausende Besucherinnen und Besucher an Hunderten Themen geprägt. Dazu gehörte nicht zuletzt die Vorbe- Orten in der gesamten Bundesrepublik und im Ausland reitung auf das Erinnerungsjahr 2014, in dem sich 100 erreicht wurden (siehe dazu Abschnitt 3.1.1). Der jährliche Jahre Beginn des Ersten Weltkriegs, 75 Jahre Zweiter Kongress der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Weltkrieg und 25 Jahre Friedliche Revolutionen und Um- und für die Aufarbeitung der Folgen der kommunisti- brüche in Mittel- und Osteuropa jähren. Diese außerge- schen Diktatur und der Bundesstiftung Aufarbeitung wöhnliche Vielzahl an historischen Jahrestagen von euro- (Abschnitt 3.1.2) war ebenso dem Volksaufstand gewid- päischer Bedeutung ist für die historische Bildungsar- met wie der Taschenkalender der Stiftung, der jedes Jahr beit sowohl eine Chance wie Herausforderung. Bereits seit unter dem Motto »Erinnerung als Auftrag« wichtige his- 2010 hat die Bundesstiftung Aufarbeitung dafür plädiert, torische Ereignisse ins Gedächtnis ruft. Ein Höhepunkt 2014 zum »Jahr der europäischen Zeitgeschichte« zu er- war die eintägige Fahrt zu mit dem Aufstand verbunde- klären. Seither hat unsere Bundesstiftung auf vielfältige nen Orten, an der zahlreiche Journalistinnen und Jour- Weise dafür geworben, nicht nur im Jahr 2014 die Ge- nalisten der verschiedensten Medien teilnahmen und schichte Europas im 20. Jahrhundert in ihren langen mit Experten und Zeitzeugen des 17. Juni 1953 sprechen Linien zum Thema zu machen (siehe dazu Abschnitt 3.6). konnten (siehe dazu Abschnitt 3.1.3). 5

Wie immer wäre unsere Arbeit auch 2013 ohne die viel- ebene sehr herzlich für die Begleitung, Unterstützung und fältige Unterstützung und Begleitung aus den verschie- das vielfältige Interesse bedanken. Dazu gehören nicht densten gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und po- zuletzt die Gremienmitglieder der Stiftung, unsere Rechts- litischen Bereichen heraus nicht so wirkungsvoll und in- aufsicht, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur teressant gewesen. Wir möchten uns an dieser Stelle bei und Medien, und natürlich die Mitarbeiterinnen und allen Partnern und an unserer Arbeit Interessierten auf Mitarbeiter der Stiftung. kommunaler, internationaler sowie Landes- und Bundes-

Ihre

Anna Kaminsky Rainer Eppelmann Markus Meckel Geschäftsführerin Vorstandsvorsitzender Ratsvorsitzender 2. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

1998 wurde die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-­ Diktatur auf Beschluss des Deutschen Bundestages mit ­breiter fraktionsübergreifender Mehrheit gegründet. Das ­Errichtungsgesetz gibt der Stiftung einen breiten und umfas- senden Auftrag, wonach sie die Aufarbeitung der Ursachen, Geschichte und Folgen der kommunistischen Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR sowie in Ost- mitteleuropa befördern soll. Es ist weiterhin ihre Aufgabe, die Erinnerung an das geschehene Unrecht und die Opfer wach- zuhalten sowie den antitotalitären Konsens in der Gesellschaft, die Demokratie und die innere Einheit Deutschlands weiter ­ zu entwickeln und zu festigen. Zudem wirkt sie an der Auf­ arbeitung von Diktaturen im internationalen Maßstab mit. 7

»Erinnerung als Auftrag« – nach diesem Motto arbeitet Unter dem Dach der Bundesstiftung zur Aufarbeitung die Bundesstiftung Aufarbeitung als Vermittlerin zwi- der SED-Diktatur steht zudem die unselbständige »Gerda- schen verschiedenen Institutionen im In- und Ausland. und-Hermann-Weber-Stiftung«. Der Nestor der deutschen Sie versteht sich dabei auch als Motor der internationalen Kommunismusforschung Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Zusammenarbeit bei der Auseinandersetzung mit Dikta- Weber und seine Frau Gerda richteten diese Stiftung 2003 turen. Insbesondere die Erinnerung an Widerstand und ein, die Vorhaben zur Erforschung der Geschichte des Opposition in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) Kommunismus im internationalen Maßstab unterstützt. ◀ und der DDR ist ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit.

Anstoßen und Fördern, Informieren und Vernetzen sind die vier Leitmotive der Stiftungsarbeit. Die Bundes- stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ist Ansprech- partnerin für Gedenkstätten, Museen, Vereine, unabhän- gige Archive, die Verbände der Opfer der SED-Diktatur, Länder und Kommunen, wissenschaftliche Einrichtun- gen sowie Institutionen der schulischen und außerschu- lischen Bildungsarbeit, deren Projekte sie inhaltlich und – soweit möglich – finanziell unterstützt.

Als Fördermittelgeberin des Bundes hat die Bundes- stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur von 1998 bis Ende 2013 rund 2.700 Vorhaben finanziell und ideell unterstützt. Fördermittel in Höhe von rund 36,9 Millio- nen Euro konnten seit 1998 an Projektpartner ausgereicht werden. Mit Unterstützung der Stiftung konnten seitdem Am 23. Oktober besuchte der albanische Botschafter Valter Ibrahimi Archivbestände erschlossen, Dokumentarfilme produ- die Stiftung. ziert, Bücher und Dissertationen geschrieben und ge- druckt, Ausstellungen erarbeitet und gezeigt, Seminare und Konferenzen realisiert, Bildungsmedien erstellt, die Arbeit der Verbände der Opfer der SED-Diktatur fortge- setzt, Gedenkstätten weiterentwickelt und Museen aus- gebaut sowie zeithistorische Internetangebote online ge- stellt werden.

Mit zahlreichen eigenen Veranstaltungen und Pub- likationen trägt die Bundesstiftung Aufarbeitung in Ko- operation mit ihren Partnern dazu bei, die öffentliche Auseinandersetzung mit den kommunistischen Diktatu- ren und deren Folgen voranzutreiben.

Sechs gesellschaftspolitisch relevante Multiplikatoren aus Kolumbien besuchten auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung die Bundesstiftung Aufarbeitung, um mit dem Vorstandsvorsitzenden Rainer Eppelmann (3. v. r.) und Gedenk­ stätten-Referenten Markus Pieper (l.) über die Erfahrungen in der Diktatur ­ aufarbeitung zu sprechen. 8 2. Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

2.1 Die Gremien der Bundes­ stiftung Aufarbeitung

Der Stiftungsrat

Das oberste Organ der Stiftung ist der auf fünf Jahre gewählte Stiftungsrat. Dem dritten Stiftungsrat gehören insgesamt 32 Vertreter des Bundestages, der Bundesre- gierung, des Landes Berlin sowie in Fragen der Aufar- beitung besonders engagierte Personen an. Im Stiftungs- rat werden die grundsätzlichen Fragen der Stiftungsar- Am 25. September 2013 kam Alt-Bundespräsident Horst Köhler (Mitte) zu einem Zeitzeugeninterview mit Professor Hans Walter Hütter (rechts) in die Stiftung. beit beschlossen.

Ratsvorsitzender ist seit Gründung der Stiftung Au- ßenminister a. D. Markus Meckel. Sein Stellvertreter ist Hartmut Koschyk, bis 2013 parlamentarischer Staatsse- kretär im Bundesfinanzministerium. Die Amtszeit des dritten Stiftungsrates endet 2014, die Mitglieder des vier- ten Stiftungsrats und deren Stellvertreterinnen und Stell- vertreter werden von der neuen Bundesregierung, dem Bundestag sowie vom Land Berlin entsandt bzw. gewählt.

Der Stiftungsvorstand

Der ehrenamtliche Stiftungsvorstand entscheidet über die Projektförderung und ist für die konkrete Ausge- staltung der Stiftungsarbeit verantwortlich. Der zuletzt Bundespräsident Joachim Gauck lud für die gemeinsame Gesprächsreihe »­Vergangenheit erinnern – Demokratie gestalten« mit der Bundesstiftung zur im Mai 2009 vom Stiftungsrat gewählte Vorstand tagt seit Aufarbeitung der SED-Diktatur ins Schloss Bellevue. 1998 unter dem Vorsitz von Rainer Eppelmann, sein Stell- vertreter ist Prof. Dr. Bernd Faulenbach. Seit 2009 sind außerdem Annemarie Franke (bis 2013 Stiftung für Euro- päische Verständigung in Krzyżowa/Kreisau), der Land- tagsabgeordnete in Sachsen-Anhalt Gerry Kley sowie – seit Gründung der Stiftung – der Bürgerrechtler und ehe- malige Bundestagsabgeordnete Gerd Poppe Mitglieder des Vorstands.

Die Gremien entscheiden über alle grundsätzlichen Fragen der Stiftungsarbeit, für deren konkrete Ausge- staltung und Umsetzung die Geschäftsstelle zuständig und verantwortlich ist. Die Stiftung untersteht der Rechts- aufsicht der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Peter Ruggenthaler und Thomas Wegener Friis bei der Herausgeber- und Beirats - sitzung des Jahrbuchs für Historische Kommunismusforschung am 19. März 2013. 9

Im Dezember entschied der Stiftungsvorstand u. a. über die Projektförderung des kommenden Jahres: (v. l. n. r.) Annemarie Franke, Gerd Poppe, Prof. Dr. Bernd Faulenbach und der Vorsitzende Rainer Eppelmann.

Sitzung des Stiftungsrates am 4. N ovember 2013 (v. l. n. r.): Andreas Möller, Prof. Dr. Rainer Eckert, Vorsitzender ­Markus Meckel, Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Dr. Anna Kaminsky, Tobias Dollase, Prof. Dr. Manfred Wilke, ­Ministerialdirigent Dr. Michael Roik und Christian Freiesleben. 10 2.1 Die Gremien der Bundesstiftung Aufarbeitung

Fachbeirat traf sich 2013 zu zwei Sitzungen und beriet über die zukünftige inhaltliche Ausrichtung der Stiftungs- arbeit und die Perspektiven der Aufarbeitung in den kommenden Jahren.

16 ausgewiesene Fachleute stellen der Bundesstiftung ihre Expertise im Fachbeirat Wissenschaft zur Verfügung. Prof. Dr. Peter Maser steht diesem Fachbeirat vor, seine Stellvertreterin ist Prof. Dr. Beatrix Bouvier. Zu den Auf- gaben des Fachbeirats Wissenschaft gehört insbesondere die Beratung über das jährliche Stipendienprogramm der Bundesstiftung Aufarbeitung für Nachwuchswissen- schaftler und -wissenschaftlerinnen sowie über die seit 2009 von der Stiftung ausgeschriebenen Sonderförder- programme. Nach dem Ausscheiden von Dr. Ilko-Sascha Eine Regierungsdelegation des Ministeriums für Wiedervereinigung der ­Republik Korea besuchte die Stiftung auf Einladung der Friedrich-Ebert- ­ Kowalczuk (BStU) wurde der Leiter der Abteilung Bildung Stiftung am 16. April 2013. und Forschung beim Bundesbeauftragten für die Stasi- Unterlagen, Dr. Helge Heidemeyer, in den Fachbeirat berufen. Die wissenschaftlichen Fachbeiräte Zudem unterstützt ein international besetzter Bei- Zwei Fachbeiräte unterstützen die Arbeit der Bundes- rat die Herausgeber des »Jahrbuch für historische Kom- stiftung Aufarbeitung. Dem Fachbeirat »Gesellschaftliche munismusforschung«. Das Jahrbuch wurde 1993 von Aufarbeitung – Opfer und Gedenken« gehören 16 nam- Prof. Dr. Hermann Weber begründet und wird seit 2004 hafte Persönlichkeiten aus Gedenkstätten, Museen, po- von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Dik- litischer Bildung sowie der Opferverbände an. Vorsitzen- tatur redaktionell betreut und in ihrem Auftrag heraus- der ist Dr. h. c. Karl Wilhelm Fricke, sein Stellvertreter gegeben. ◀ Generalsuperintendent i. R. Martin-Michael Passauer. Der

Die Mitglieder des Dritten S tiftungsvorstandes

Rainer Eppelmann Prof. Dr. Bernd Faulenbach Annemarie Franke Gerry Kley Gerd Poppe (Vorsitzender) (Stellv. Vorsitzender) 11

Die Mitglieder des Dritten S tiftungsrates

Markus Meckel Hartmut Koschyk (MdB, Dr. Dagmar Enkelmann­ Heinz-Peter Haustein Dr. Bernd Hübinger Jan Korte (MdB) Dr. Günter Kröber (Vorsitzender) Stellv. ­Vorsitzender) (MdB) (MdB)

Hans Altendorf Michael Beleites Thomas Krüger Dr. Jörg Bentmann Vera Lengsfeld Dr. Knut Nevermann Michael Link (MdB)

Dr. Ingeborg Dr. Christoph Bergner Maria Michalk (MdB) Andreas Möller Dr. Michael Roik Dr. Ulrich Schlie Christian Schmidt Berggren-Merkel (MdB)

Roland Jahn Prof. Dr. Rainer Eckert André Schmitz- Marion Seelig Cornelia Behm (MdB) Christoph Waitz Schwartzkopf († 12. März 2013)

Andrea Wicklein Wolfgang Wieland Prof. Dr. Manfred Wilke Siegmund Ehrmann (MdB) (MdB) 12 2.2 Die Geschäftsführung | 2.3 Die Geschäftsstelle

2.2 Die Geschäftsführung 2.3 Die Geschäftsstelle

Die Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung Die Geschäftsstelle ist in sechs Arbeitsbereiche, die Ver- ist Dr. Anna Kaminsky. Stellvertretender Geschäfts- waltung und zwei Stabsstellen gegliedert. Die Arbeits- führer ist Dr. Robert Grünbaum, der zugleich den Ar- bereiche sind nach ihren inhaltlichen Zuständigkeiten beitsbereich »Gesellschaftliche Aufarbeitung, Publika- aufgeteilt, zu denen auch die Umsetzung und Betreuung tionen und außerschulische Bildungsarbeit« leitet. Die der Projektförderung gehört. Im Jahr 2013 arbeiteten auf Geschäftsführung bildet die Schnittstelle zwischen den den 22,5 Planstellen in der Geschäftsstelle 26 Mitarbei- Gremien der Stiftung und der Geschäftsstelle, der die terinnen und Mitarbeiter. Darüber hinaus waren vier operative Stiftungsarbeit obliegt. Sie vertritt die Belange Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit befristeten Ver- der Stiftung gegenüber der Rechtsaufsicht, der Beauftrag- trägen als Projektmitarbeiter im Archiv, bei der Gedenk- ten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie stätten-, Bildungs- sowie Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt. gegenüber Institutionen im In- und Ausland, die mit Hinzu kamen sechs studentische Aushilfen. der Stiftungsarbeit thematisch vernetzt sind. Darüber hinaus repräsentiert Dr. Anna Kaminsky die Stiftung und Die Arbeitsbereiche der S tiftung die mit ihr verbundenen Themen in einer Reihe von Gremien und Beiräten von Institutionen im Bereich der Der Arbeitsbereich »Ausstellungen, Filme, Multimedia« Diktaturaufarbeitung. wird von Dr. Sabine Kuder (geb. Roß) geleitet. Der Bereich »Gesellschaftliche Aufarbeitung, Publikationen und au- Die Geschäftsführerin ist Vorgesetzte aller Mitar- ßerschulische Bildungsarbeit« untersteht dem stellver- beiterinnen und Mitarbeiter und steht den Leitern der tretenden Geschäftsführer Dr. Robert Grünbaum. Den Arbeitsbereiche, der Verwaltung, der Stabsstelle Presse- Arbeitsbereich »Wissenschaft und internationale Zusam- und Öffentlichkeitsarbeit sowie dem Justiziariat vor. menarbeit« leitet Dr. Ulrich Mählert. Dr. Jens Hüttmann Darüber hinaus leitete die Geschäftsführerin auch 2013 verantwortet den Arbeitsbereich »Schulische Bildung«. den Arbeitsbereich »Opfer und Gedenken« der Bundes- In seinem Bereich ist auch das vom Bundesministerium stiftung Aufarbeitung. ◀ des Innern, allen sechzehn Bundesländern und der Stif- tung 2009 eingerichtete Zeitzeugenportal angesiedelt, das mit wachsender Nachfrage Zeitzeugen von SED-Diktatur und deutscher Teilung sowie dem Vereinigungsprozess

Ihre Ansprechpartnerinnen (v. l.):

Bettina Käßner Vorzimmer Arbeitsbereiche Gabriele Reicke Vorzimmer Arbeitsbereiche Petra Witte Vorzimmer Geschäftsführung

13

Dr. Anna Kaminsky Dr. Sabine Kuder Kathrin Hemke-Sauer Dr. Matthias Buchholz Tobias Dollase

Dr. Robert Grünbaum Tilman Günther Dr. Jens Hüttmann Dr. Ulrich Mählert Markus Piper an Bildungseinrichtungen in der ganzen Bundesrepublik reich zusammengefasst sind. Die Presse- und Öffentlich­ vermittelt. Dem Arbeitsgebiet »Opfer und Gedenken« keitsarbeit der Stiftung wird von Tilman Günther ver- steht die Geschäftsführerin direkt vor; dort ist auch das antwortet, der Verwaltungsbereich von Kathrin Hemke- Langzeitprojekt »Erinnerungsorte an die kommunisti- Sauer geleitet. Justiziar Tobias Dollase ist nicht nur für schen Diktaturen und deren Opfer« angesiedelt. Personell die juristisch relevanten Aspekte der Stiftungsarbeit ver­ verstärkt wird der Arbeitsbereich seit Oktober 2012 durch antwortlich. Er fungiert darüber hinaus als Ansprech- den Referenten für Gedenkstättenarbeit Markus Pieper. partner in Fragen der rechtlichen Aufarbeitung von SED- Dr. Matthias Buchholz leitet das Archiv, die Bibliothek Unrecht und Rehabilitierung. ◀ und die Dokumentationsstelle, die zu einem Arbeitsbe-

Gruppenbild mit Vorstand: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle 2013. 14 2.4 Die Finanzierung

2.4 Die Finanzierung

Im Jahr 2013 verfügte die Bundesstiftung zur Aufarbei- tung der SED-Diktatur über einen Etat von rund 5,527 Millionen Euro. Davon stammten 1,935 Millionen Euro oder 35 Prozent aus Zinserträgen des Kapitalvermögens der Stiftung. 62,5 Prozent bzw. 3,454 Millionen Euro wurden als Bundeszuschuss aus dem Haushalt des Be- auftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus erzielte die Bun- desstiftung weitere Einnahmen durch Gebühren aus den von ihr zur Verfügung gestellten Ausstellungen und Pu- blikationen sowie aus Rückzahlungen.

Der Bund finanzierte die Bundesstiftung Aufarbei- Die Stiftungsverwaltung tung in den ersten Jahren nach ihrer Gründung 1998 voll. Die jährliche Zuweisung wurde 2005 halbiert, als der Die Bundesstiftung Aufarbeitung verfügt über einen schlanken Verwal- Stiftung ein Kapital in Höhe von insgesamt 75 Millionen tungsbereich, der für die Haushaltsaufstellung, die Bewirtschaftung Euro zugesprochen worden war. Bisher erwirtschaftete des Etats und des Stiftungskapitals sowie die Rechnungslegung der die Stiftung aus den Zinserträgen dieses Vermögens etwa Bundesstiftung gegenüber ihren Prüfbehörden verantwortlich ist. Darü- 50 Prozent ihres jährlichen Haushalts. Große Teile dieses ber hinaus liegen hier die Personalverwaltung, die Abrechnung von Kapitals mussten in den Jahren 2012 und 2013 neu ange- Dienstreisen, alle Beschaffungen sowie die Regelung aller mit dem Stif- legt werden. Mündelsichere Anlageformen erwirtschaften tungssitz verbundenen Fragen. Zudem ist die Verwaltung in die Organi- gegenwärtig jedoch sehr geringe Zinsen, so dass diese sation von Veranstaltungen der Stiftung eingebunden. Verwaltungslei- Erträge als eine wichtige und durch eine umsichtige An- terin der Bundesstiftung Aufarbeitung ist Kathrin Hemke-Sauer, ihr sind lagestrategie über viele Jahre solide Stütze des Stiftungs­ drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugeordnet. etats weitgehend weggebrochen ist. Angesichts des dro- henden verminderten Haushalts von rund einer Million Ihre Ansprechpartner/innen (v. l.): Euro allein im Stiftungshaushalt 2014 bemühten sich die Vorsitzenden der Stiftungsgremien und die Geschäfts- Kathrin Hemke-Sauer führerin in 2013 um einen Ausgleich der Finanzlücke Verwaltungsleiterin durch Bundesmittel, um insbesondere die bedrohte För- Yvonne Durré dertätigkeit weiter fortsetzen zu können. Dank der viel- Bürosachbearbeiterin fältigen Unterstützung von Aufarbeitungseinrichtungen Nancy Kunert und vor allem aus dem politischen Raum konnte die Bürosachbearbeiterin Stiftung nach der positiven Entscheidung durch den Haus- Stefan Hammoser haltsausschuss des Deutschen Bundestages ihre Projekt- Bürosachbearbeiter förderung im Jahr 2013 mit einer Sonderzuwendung in Höhe von 500.000 Euro stabilisieren. ◀ 15

2.5 Die Arbeitsfelder der bis 50.000 Euro) stehen die Monate September bis No- ­Bundesstiftung Aufarbeitung vember wesentlich im Zeichen der Antragsbearbeitung. im Jahr 2013 Auf seiner alljährlichen Vergabesitzung entscheidet der Vorstand über die zu fördernden Projekte. Daraufhin Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gehen entsprechende Bescheide an die Antragsteller, da- bearbeitet gemäß ihrem gesetzlichen Auftrag ein breites rüber hinaus sind Rückfragen zu beantworten und even- Aufgabenspektrum. Als wichtigste Fördermittelgeberin tuelle Widersprüche zu bearbeiten. Im Verlauf der ein- des Bundes für die Aufarbeitung der kommunistischen zelnen Projekte werden Zwischenberichte, Anträge auf Diktaturen hat die Stiftung in den vergangenen Jahren Umwidmung von Fördermitteln oder Neujustierungen einen Großteil ihres jährlichen Etats für die Projektför- von Projektzielen geprüft, Projektergebnisse eingeschätzt derung aufgewendet. Neben der Unterstützung von Pro- und nicht selten inhaltliche Projektberatung geleistet. jekten Dritter trägt die Stiftung mit einer Vielzahl von Nach Abschluss der geförderten Projekte sind umfäng- Veranstaltungen, Publikationen, Ausstellungen und wei- liche Verwendungsnachweise sachlich und fiskalisch zu teren Angeboten bundesweit und international zur Aus- prüfen. einandersetzung mit den kommunistischen Diktaturen bei. Darüber hinaus pflegt die Stiftung ein umfangreiches Für das Jahr 2013 gingen insgesamt 246 Projektan- Archiv, eine Dokumentationsstelle sowie eine Bibliothek, träge und 22 Anträge auf Promotionsstipendien fristge- wo Dokumente, Publikationen, Bilder und weitere Mate- recht ein. Das Antragsvolumen lag bei rund 6,13 Millio- rialien insbesondere zum Themenschwerpunkt Verfol- nen Euro. Nach sorgfältiger Prüfung konnten 2013 För- gung und Repression gesammelt, verwahrt und der Öf- dermittel für 151 Projekte in Höhe von 2,52 Millionen fentlichkeit zugänglich gemacht werden. Euro bewilligt werden, von denen bis Jahresende insge- samt rund 2,33 Millionen Euro ausgereicht werden konn- 2.5.1 förderung von Projekten ten. Darunter waren 15 überjährige Projekte mit einem Zur Aufarbeitung Volumen von insgesamt rund 337.000 Euro, die bereits in Vorjahren begonnen und 2013 fortgesetzt wurden. Die Zahl der Anträge auf Projektförderung, die jährlich bei der Bundesstiftung eingehen, ist seit Gründung 1998 Hinzu kam die Wissenschaftsförderung im Rahmen kontinuierlich gestiegen und hat sich in den vergangenen des Stipendienprogramms: Fünf neue Promotionsstipen- Jahren mit rund 250 Anträgen auf einem hohen Niveau dien konnten bewilligt werden, damit förderte die Bun- eingependelt. desstiftung Aufarbeitung in 2013 durchgängig oder zeit- weilig 22 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen- Mit der Projektförderung sind vielfältige Aufgaben schaftler mit insgesamt rund 184.000 Euro. verbunden. Sie bildet über das gesamte Jahr einen Ar- beitsschwerpunkt der Stiftung. Die zuständigen Mitar- Die Förderprojekte 2013 nach beiterinnen und Mitarbeiter beraten bei der Antragstel- ­Themenschwerpunkten lung, bearbeiten die Anträge nach inhaltlichen und zu- wendungsrechtlichen Gesichtspunkten und holen für Die Mehrzahl der 2013 geförderten Projekte entfiel wie Anträge mit einem Fördervolumen von mehr als 50.000 in den Vorjahren auf den großen Bereich Gesellschaft- Euro zusätzliche unabhängige Gutachten ein. Sie erar- liche Aufarbeitung. Dazu gehörten ebenso Projekte der beiten auf diesen Grundlagen die Förderempfehlungen historisch-politischen Bildungsarbeit wie Archiv- und für den Stiftungsvorstand, der einmal jährlich über die Dokumentationsprojekte oder Ausstellungen und Doku- Projektförderungen für das folgende Jahr entscheidet. mentarfilme. Auch Publikationen sind diesem Themen- bereich zugeordnet, sofern sie keinen wissenschaftlichen Nach Antragsschluss am 30. Juni (Anträge ab 50.000 Charakter haben oder dem Förderbereich Opfer und Euro), 31. Juli für Stipendien und 31. August (Anträge Gedenken zuzuordnen sind. Für 79 Projekte im Bereich 16 2.5 Die Arbeitsfelder der Bun­ desstiftung Aufarbeitung im Jahr 2013

Gesellschaftliche Aufarbeitung wurden 2013 rund 1,658 Regionale Verteilung der geförderten Millionen Euro aufgewendet (71 Prozent des gesamten Projekte Förderetats). 17 Prozent der Fördermittel, rund 392.000 Euro, wurden im Förderbereich Opfer und Gedenken zur Der mit 56 Projekten größte Teil des Fördervolumens von Verfügung gestellt. Der Bereich Wissenschaft ist der 1,174 Millionen Euro war in Berlin angesiedelt, dies ent- dritte große Förderbereich mit 32 geförderten Projekten, sprach rund 50 Prozent des Gesamtetats. In den fünf die rund 250.000 Euro und damit elf Prozent des Etats ostdeutschen Bundesländern wurden 73 Vorhaben reali- erhielten. Hinzu kommen 22 Promotions- und Habili- siert. Sie erhielten zusammen rund 891.000 Euro (38 Pro- tationsstipendien, für die 2013 ein Fördervolumen von zent des Förderetats). 21 Projekte wurden in den west- 184.000 Euro aufgewendet wurde. Seit Beginn des Stipen- deutschen Bundesländern durchgeführt, die mit rund dienprogramms 2001 konnten damit insgesamt 89 Sti- 264.000 Euro (11 Prozent des Etats) gefördert wurden. pendiatinnen und Stipendiaten mit knapp 3,4 Millionen Die regionale Verteilung der durch die Bundesstiftung Euro gefördert werden. Rund 31.700 Euro oder ein Pro- Aufarbeitung ausgereichten Mittel entspricht damit etwa zent des Förderetats wurden für Projekte mit internati- der in den Vorjahren. onalem Bezug zur Verfügung gestellt.

Projektförderung 2013 Verteilung Projektförderung 2013 nach Förderbereichen nach Ost- und Westdeutschland West Ost Berlin

Gesellschaftliche Aufarbeitung: 1.657.738 € Millionen €

7,0

6,0

Opfer und Gedenken: 5,0 392.693 € 4,0

3,0 Wissenschaft: 250.473 € 2,0 Internationale Zusammenarbeit: 31.714 € 1,0

0 Antragssumme Bewilligungssumme 2013 2013 17

2.5.2 Eigentätigkeit der Stiftung in 2013 Projektförderung 2013 nach Projekttypen Im Jahr 2013 hat die Bundesstiftung Aufarbeitung allein Tausend € und mit Partnern rund 80 Abendveranstaltungen, Work- shops, Tagungen und Konferenzen, Weiterbildungen und 600 Präsentationen realisiert. Von nahezu allen Veranstal- 500 tungen finden sich auf der Webseite der Stiftung Berichte und Audiomitschnitte (Podcasts), so dass die vielfältigen 400 Programmangebote der Stiftung dauerhaft und ortsun- 300 gebunden zugänglich sind. Mit dem Audioprojekt »Geschichte(n) hören!«, das von der Beauftragten der 200 Bundesregierung für Kultur und Medien großzügig ge- 100 fördert wurde, werden die Veranstaltungsmitschnitte seit Ende 2012 zusätzlich auf Podcast-Plattformen im 0 Ausstellungen Veran­ Filme Archiv- Gedruckte staltungen projekte Publikationen

Bewilligte Projekte nach Projekttyp 2013 Beantragte Mittel Bewilligte Mittel

Millionen €

2,0

1,8

1,6

1,4

1,2

1,0

0,8

0,6

0,4

0,2

0 DO SO AU DR mm oB PV VA ZS

DO Dokumentationsvorhaben/Archivierungsprojekte OB Opferberatung SO Sonstiges PV Publikumsvorhaben AU Ausstellungsvorhaben VA Tagungen/Veranstaltungen etc. DR Druckkostenzuschüsse ZS Zeitschriften MM Multimediaprojekte/Dokumentarfilme 18 2.5 Die Arbeitsfelder der Bun­ desstiftung Aufarbeitung im Jahr 2013

Internet einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung ge- mitee »15. Januar« | Bürgerkomitee Leipzig, Museum in stellt. Für das Projekt wurden rund 80 Veranstaltungs- der »Runden Ecke« | capito – Agentur für Bildungskom- mitschnitte technisch überarbeitet und an das aktuelle munikation | Caritas | Christoph Links Verlag | Citizens’ Format angepasst. Als besonders publikumswirksam er- Alliance for North Korean Human Rights | Collegium wiesen sich 2013 wieder die Ausstellungen, die die Stif- Hungaricum Berlin | Daimler AG | Daktylus e. V. | Das tung als Plakatsätze in großer Zahl verbreitet hat. Mehr Alte Zollhaus | Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen als 2.000 Mal wurde allein die Ausstellung zum 60. Jahres- des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen tag des Volksaufstandes von 17. Juni 1953 gezeigt (s. 3.1.1). Demokratischen Republik | Der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland | Der Polizeipräsident in Die Bundesstiftung Aufarbeitung kooperierte 2013 Berlin | Deutsche Botschaft in Moskau | Deutsche Bot- nicht nur im Rahmen ihrer Projektförderung mit zahl- schaft Sofia | Deutsche Botschaft Tallinn | Deutsche -Bot reichen Institutionen. Auch für die Organisation von Ver- schaft Tirana | Deutsche Botschaft Warschau | Deutsches anstaltungen, die Herausgabe von Publikationen und die Generalkonsulat St. Petersburg | Deutsche Gesellschaft Erarbeitung und Verbreitung von Ausstellungen konn- e. V. | Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusam- ten wieder zahlreiche Partner gewonnen werden. menarbeit (GIZ) GmbH | Deutsche Gesellschaft e. V. zur Förderung politischer, kultureller und sozialer Beziehun- Kooperationspartner der Bundesstiftung Aufarbei- gen in Europa | Deutsche Gesellschaft für Osteuropa- tung 2013 (in alphabetischer Reihenfolge): kunde e. V. | Deutscher Grenzverein | Deutsches Histo- risches Institut Moskau | Deutsches Historisches Insti- Abgeordnetenhaus von Berlin | Agentur Focus/Ma- tut Warschau | Deutsches Historisches Museum | Deut- gnum | Agentur für Bildung – Geschichte, Politik und sches Rundfunkarchiv | Deutschlandfunk | Deutschland- Medien e. V. | Akademie für Politische Bildung Tutzing | radio Kultur | Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karls- Akademie Rosenhof e. V. | Amadeu Antonio Stiftung | horst | Die Kulturingenieure | Die Landesbeauftragten für Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen | Arbeitsgemeinschaft die Stasi-Unterlagen und für die Aufarbeitung der Folgen Lager Sachsenhausen 1945–1950 e. V. | Arbeitskreis der kommunistischen Diktatur | DOKfilm Fernsehpro- Grenzinformation e. V. | Archiv Bürgerbewegung Leipzig | duktion GmbH | dpa Picture-Alliance GmbH | Dom Armadafilm | Arwed Messmer Annett Gröschner GbR | Spotkan z Historia, Warschau | Drudel 11 | Durchblick Aufbau Verlag | Außenstelle des BStU Leipzig | Außen- e. V. – Sächsisches Psychiatriemuseum | Eberhard-Karls- stelle des BStU Rostock | Auswärtiges Amt | Autorenkreis Universität Tübingen | Eikon Nord | Europäisches der Bundesrepublik Deutschland – Forum für Literatur Netzwerk Erinnerung und Solidarität (Warszawa/War- und Politik | Avanga Filmproduktion | Bautzen-Komi- schau) | Europäisches Solidarność-Zentrum (Gdańsk/ tee e. V. | Beauftragte der Bundesregierung für Kultur Danzig) | Erkenntnis durch Erinnerung | Evangelische und Medien | Beratungsstelle Gegenwind Berlin | Berliner Akademie Thüringen | Evangelische Akademie zu Berlin | Gesellschaft für Geschichte der Medizin | Berliner Senats- Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische verwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft | Ber- Oberlausitz | exhibeo | Förderverein Gedenkstätte Stoll- liner Senatsverwaltung für Kultur | Berliner Unterwel- berg Frauenhaftanstalt Hoheneck e. V. | Frauenkreis der ten | Bildungswerk der Humanistischen Union NRW | ehemaligen Hoheneckerinnen | Friedrich-Ebert-Stiftung | BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH | bpk – Friedrich Naumann-Stiftung | Galeria Alaska Produc- Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte | Branden- tions | Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Kom- burgische Landeszentrale für politische Bildung | British munismus e. V. | Gedenkstätte Bautzen | Gedenk- und Cartoon Archive | Bulgarisches Staatsarchiv, Sofia | Begegnungsstätte ehemaliges KGB-Gefängnis Potsdam | Bundesarchiv | Bundesministerium der Finanzen | Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. | Gemeinde Bundesministerium des Innern | Bundesministerium der Kleinmachnow | Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Verteidigung | Bundesverwaltungsamt | Bundeszentrale Prignitz e. V. | Geschichtslehrerverband Bayern | Ge- für politische Bildung | Bürgerbüro Berlin | Bürgerko- schichtslehrerverband Brandenburg | Geschichtslehrer- 19

verband Mecklenburg-Vorpommern | Geschichtslehrer- Deutschland | Memorial Moskau | Metropol Verlag | verband Schleswig-Holstein | Geschichtswerkstatt Jena | Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Goethe-Institut | Grenzmuseum Schifflersgrund | Han- Mecklenburg-Vorpommern | Ministerium für Bildung, nah-Arendt-Center, Sofia | Hannah Arendt Institut für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Totalitarismusforschung Dresden | Hanns-Seidel-Stif- Rheinland-Pfalz | Ministerium für Bildung und Wissen- tung | Hearts and Minds Media | Hedwig Wachenheim schaft des Landes Schleswig-Holstein | Mitteldeutscher Gesellschaft | Hessische Landeszentrale für politische Rundfunk (MDR) | Museumsverband des Landes Bran- Bildung | Hessisches Kultusministerium | Hoferichter denburg e. V. | Network Movie | Niedersächsisches Mi- und Jacobs | Hoffmann und Campe Verlag | Hörbuch nisterium für Inneres und Sport | Niedersächsisches Hamburg | Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Kultusministerium | Norddeutscher Rundfunk (NDR) | Sozialwissenschaften | Humboldt-Universität zu Berlin, Ökumenischer Arbeitskreis Prenzlauer Berg | Pädago- Lehrstuhl für Geschichte Osteuropas | IG Bauen-Agrar- gisches Landesinstitut Rheinland-Pfalz | Pädagogisches Umwelt | Industriesalon Schöneweide – Forum für In- Institut der Stadt München | Politische Memoriale e. V. | dustrie-Technik-Kultur | Initiativgruppe Geschlossener Polizeiakademie Niedersachsen | Potsdam Museum – Jugendwerkhof Torgau e. V. | Initiativgruppe Internie- Forum für Kunst und Geschichte | Presse- und Informa- rungslager Jamlitz | Initiativgruppe Internierungslager tionsamt der Bundesregierung | Prora-Zentrum | Ketschendorf | Initiativgruppe Lager Buchenwald 1945– Provobis GmbH | Public Record Office London | Research 1950 | Initiativgruppe Lager Mühlberg | Institut für Ge- Institute and Archives for the History of the Hungarian schichte der Medizin der Charité | Institut für Hoch- Regime Change | Rhein-Wied-Gymnasium Neuwied | schulforschung (HoF) der Universität Halle-Wittenberg | Robert Bosch Stiftung | Robert-Havemann-Gesellschaft | Institut für Zeitgeschichte München-Berlin | Institut zur RTL | Ruhr-Universität Bochum | Rundfunk Berlin- Erforschung der jüngeren Vergangenheit, Sofia | Inter- Brandenburg | Sächsischer Landtag | Sächsisches Staats- nationale Assoziation ehemaliger politischer Gefangener ministerium für Kultus und Sport | Sächsisches Staats- und Opfer des Kommunismus | Internationale Bildungs- ministerium für Soziales | Solidarność-Zentrum Danzig | stätte Jugendhof Scheersberg | Jugendhaus Mitte, Stutt- Stadt Hennigsdorf | Stadt Mühlberg/Elbe | Stadt Stoll- gart | Junges Literaturhaus Leipzig | KOOP Medienpro- berg | Stadtarchiv Henningsdorf | Stadtverwaltung der duktion | Kommission zur Feststellung der Entschädi- Lutherstadt Eisleben | Stadtverwaltung Erfurt | Stadt- gungsrechte von Repressionsopfern, Sofia | Kommission verwaltung Görlitz | Stadtverwaltung Plauen | Stiftung zur Offenlegung der Dokumente und der Zugehörigkeit Berliner Mauer | Stiftung Denkmal für die ermordeten bulgarischer Bürger zur Staatssicherheit und zu den Juden Europas | Stiftung Europäische Jugendbildungs- Nachrichtendiensten der Bulgarischen Volksarmee und Jugendbegegnungsstätte Weimar | Stiftung Gedenk- (COMDOS), Sofia | Konrad-Adenauer-Stiftung | Koope- stätte Berlin-Hohenschönhausen | Stiftung Gedenkstätten rative Berlin/Lichtschliff e. V. | Kreisau-Initiative | Kul- Buchenwald und Mittelbau-Dora | Stiftung Haus der tusministerkonferenz | Kunst-Bauer-Kino | Kunstverein Geschichte Bonn | Stiftung für Internationale Verstän- Tiergarten | Lagergemeinschaft Workuta/GULag Sow- digung Kreisau | Stiftung Internationales Begegnungs- jetunion | Landesinstitut für Lehrerbildung und Schul- zentrum St. Marienthal | Stiftung Lager Sandbostel | entwicklung Hamburg | Landesinstitut für Schule und Stiftung Preußischer Kulturbesitz | Stiftung Preußische Medien Berlin/Brandenburg | Landeszentrale für poli- Schlösser und Gärten in Berlin-Brandenburg | telekult | tische Bildung Thüringen | Landeszentrale für politische Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherr- Bildung Sachsen-Anhalt | Leipziger Dok-Filmwochen | schaft | Universität Erfurt | Universität Leipzig | Univer- Leipziger Universitäts-Verlag | Libri prohibiti Prag | sität Potsdam | Universitätsklinik für Psychosomatische Lomonossow-Universität Moskau | Martin-Luther-King- Medizin und Psychotherapie Magdeburg | Verband der Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage – Archiv Geschichtslehrer Deutschland e. V. | Verband der in der Bürgerbewegung Südwestsachsen | Maximilian- Bulgarien vom kommunistischen Terror Repressierten | Kolbe-Stiftung | Medienkulturhaus Dresden | Memorial Verband »Istina«, Sofia | VG Bild-Kunst | VOS – Gemein- 20 2.5 Die Arbeitsfelder der Bun­ desstiftung Aufarbeitung im Jahr 2013

schaft ehemaliger politischer Häftlinge, Opfer des Stali- M Arbeitskreis Forum Bildung der Berliner nismus | Willy Brandt Zentrum, Wroclaw | WiR e. V. ­Senats­verwaltung: Dr. Jens Hüttmann Wohnen in Rummelsburg | Zeitbild Verlag | Zeitge- M Jour Fixe des Koordinierenden Zeitzeugenbüros schichtliches Forum Leipzig | Zeitpfeil e. V. | Zeitschrift (Bund): Dr. Jens Hüttmann »Der Stacheldraht« | Zeitzeugen TV | Zentralstelle für M Expertengremium Gedenkstättenförderung des das Auslandsschulwesen | Zentrum für Historische For- Bundes bei der Beauftragten der Bundesregierung schung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaf- für Kultur und Medien: Dr. Anna Kaminsky ten | Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam | M Wissenschaftlicher Beirat der Stiftung Gedenk­ »Zeugen der Zeit« – Koordinierungsstelle für Zeitzeu- stätten Sachsen-Anhalt: Dr. Anna Kaminsky gengespräche im Unterricht in Rheinland-Pfalz | Zentrum M Beirat der Gedenkstätte Leistikowstraße Potsdam: Innere Führung der Bundeswehr | Zoom und Tinte Dr. Anna Kaminsky M Beirat der Stiftung Berliner Mauer: Zudem brachten die Mitglieder der Gremien sowie Dr. Anna Kaminsky die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 2013 die Positionen M Beirat der Gedenkstätte Hohenschönhausen: und Ziele der Bundesstiftung Aufarbeitung in die unter- Dr. Anna Kaminsky schiedlichsten Zusammenhänge ein. Wichtig zu nennen M Beirat für Aufarbeitung der Stiftung Ettersberg, ist dabei die Mitarbeit von Stiftungsmitarbeiterinnen ­Erfurt/Weimar: Dr. Anna Kaminsky und -mitarbeitern in Gremien, Arbeitsgemeinschaften M Member of the Honorary Group of Baltic Initiative und Beiräten. and Network of Cold War Museums: Dr. Anna Kaminsky Gremien, Arbeitsgemeinschaften und Kommissio- M Wissenschaftliches Beratungsgremium bei dem nen, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen: Bundesstiftung Aufarbeitung 2013 mitgewirkt haben: Dr. Ulrich Mählert M Geschäftsführender Vorstand Gegen Vergessen — M Arbeitskreis »Archivische Bewertung« beim Für Demokratie: Dr. Ulrich Mählert ­Verband deutscher Archivarinnen und Archivare: M Beirat der Gerda und Hermann Weber Stiftung: Dr. Matthias Buchholz Dr. Ulrich Mählert M Arbeitskreis »Überlieferungen der neuen sozialen M AG Gesamtkonzept Berliner Mauer Bewegungen« beim Verband deutscher Archiva­ beim Land Berlin: Dr. Sabine Kuder rinnen und Archivare: M Arbeitskreis II SED-Gedenkstätten Dr. Matthias Buchholz beim Land Berlin: Dr. Sabine Kuder M Arbeitsgruppe »Aufarbeitung und Recht« im M Wissenschaftlicher Beirat der Gedenkstätte Forschungsschwerpunkt Medienrecht an der ­Seelower Höhen: Dr. Sabine Kuder ­Europa-Universität Viadrina: M Beirat der Kunstgalerie Schloss Biesdorf: Ass. jur. Tobias Dollase Dr. Sabine Kuder M Ständige Konferenz der Landesbeauftragten für M AG »Planung Gefängnis Keibelstraße als die Stasi-Unterlagen und zur Aufarbeitung der Ort historisch-politischer Bildung«: ­Folgen der kommunistischen Diktatur: Dr. Sabine Kuder Dr. Robert Grünbaum M Arbeitskreis II SED-Gedenkstätten M Verwaltungsleiterrunde der Bundesstiftungen und beim Land Berlin: Markus Pieper ◀ vom Bund geförderten Stiftungen und Vereine: Kathrin­ Hemke-Sauer M Arbeitsgruppe der Verwaltungsleiter der ­bundes­politischen Stiftungen: Kathrin Hemke-Sauer 3. Themenschwerpunkte 2013 22 3.1 Der 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953

3.1 Der 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953

Für die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur stand vor allem die erste Jah - reshälfte 2013 im Zeichen des 60. Jahrestages des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR. Damit folgte die Stiftungsarbeit keineswegs nur den erinnerungspolitischen Konjunkturen, die das öffentliche Geschichtsbewusstsein zu herausragenden Jahrestagen regelmäßig prägen. Vielmehr war es das Anliegen der Stiftung, mit ihren Angeboten die Erinnerung an die Ereignisse im öffentlichen Bewusstsein zu stärken und den Volksaufstand in der DDR als zentrales Datum in der deutschen Freiheitsgeschichte zu verankern.

Demonstranten mit schwarz-rot-goldenen Fahnen durchschreiten vom sowjetischen Sektor kommend das Brandenburger Tor. Die Staatsflagge ist 1953 in Ost und West noch identisch. 23

Im Juni 1953 erfasste der Ruf nach demokratischen und freien Wahlen, nach Freiheit und der deutschen Einheit binnen weniger Tage und Stunden fast die gesamte DDR. Nur durch sowjetische Waffengewalt konnte der Volks- aufstand, an dem sich etwa eine Million Menschen in mehr als 700 Orten in der DDR beteiligten, niederge- schlagen werden. Während die Erinnerung daran in der DDR verdrängt oder zum »faschistischen Putschversuch« verdreht wurde, wandelte sich der 17. Juni als Feiertag der deutschen Einheit in der Bundesrepublik von einem Datum der Freiheit zu einem der Freizeit, dessen histo- rische Bezüge Ende der achtziger Jahre kaum noch präsent waren und der schließlich 1990 vom 3. Oktober als »Tag der Deutschen Einheit« abgelöst wurde. Die historische Bedeutung des ersten großen Volksaufstandes im kom- munistischen Machtbereich hervorzuheben war für die Stiftung deshalb ein Leitthema, dem sie sich auf unter- schiedlichste Weise, quer durch alle Arbeitsbereiche und Tätigkeitsfelder stellte. Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten beim Workshop »Kämpfen um frei zu sein« mit den Zeitzeug/-innen Sabine Popp und Jürgen Sievers. Die Bundesstiftung Aufarbeitung unterstützte im För- derjahr 2013 19 Projekte, die sich mit dem Volksaufstand in verschiedener Weise auseinandersetzten. Tagungen, Workshops, Wettbewerbe, Dokumentarfilme und weitere Vorhaben konnten mit insgesamt rund 365.000 Euro ge- fördert werden. Die Bandbreite reichte von einer Wander- ausstellung der brandenburgischen Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur zum Volksaufstand in Brandenburg über das Planspiel »Probe den Aufstand« für Schülerinnen und Schüler der 3. bis 6. Klasse bis zu einem Workshop für Nachwuchsjourna- listen des Jugendmagazins SPIESSER. Ein weiterer Höhe- punkt war der geförderte Dokumentarfilm von Freya Klier über das jüngste Todesopfer des Aufstands, den Leipziger Paul Ochsenbauer, der 15jährig in Leipzig erschossen worden war. Die Premiere des Films gemeinsam mit dem Sender RTL, der den Film ebenfalls finanziell unterstützt und am 16. Juni 2013 ausgestrahlt hatte, fand am 14. Mai Premiere des Dokumentarfilms »Wir wollen freie Menschen 2013 vor 400 Zuschauern in Leipzig statt. sein« in Leipzig (v. l. n. r.): RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel, Autorin Freya Klier und der sächsische Ministerpräsident Darüber hinaus entwickelte die Bundesstiftung Auf- Stanislaw Tillich im Gespräch. arbeitung zahlreiche eigene Aktivitäten und Vorhaben, um die historische Bedeutung des Volksaufstandes ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Dazu gehörten ein Bildungswegweiser mit didaktischen und pädagogischen 24 3.1 Der 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953

Angeboten zum 17. Juni sowie zahlreiche Lehrerfortbil- Neben einer ganzen Reihe weiterer Veranstaltungen, Pu- dungen in mehreren Bundesländern. Bundesweit setzen blikationen und Onlineangeboten, die in den jeweiligen sich verschiedene von der Stiftung unterstützte und mit­ Berichtstexten zu den Arbeitsbereichen ausführlich vor- organisierte Veranstaltungen mit dem Volksaufstand und gestellt werden (vgl. Abschnitt 4), sollen an dieser Stelle seinen Folgen auseinander, etwa das Bautzen-Forum und drei Projekte gesondert vorgestellt werden: die Jahrestagung des Vereins Workuta e. V., die dem Auf- stand im sibirischen Straflager Workuta im August 1953 Mit der Ausstellung »Wir wollen freie Menschen sein!« gewidmet war. Auch der Kongress der Internationalen erreichte die Bundesstiftung Aufarbeitung Tausende Be- Assoziation der Opferverbände, der vom 14. bis 18. Juni sucherinnen und Besucher im In- und Ausland. Die Aus- in Berlin in den Räumen der Bundesstiftung stattfand, stellung wurde in einer Auflage von mehr als 2.000 Ex- war dem Aufstand gewidmet. emplaren verbreitet und in Hunderten Städten und Ge- meinden gezeigt. Darüber hinaus wurde die Ausstellung Ein besonderer Höhepunkt war ein Festakt am 17. in mehreren Sprachfassungen international gezeigt (siehe Juni 2013 im Schloss Bellevue, zu dem Bundespräsident auch Abschnitt 3.1.1). Joachim Gauck Zeitzeugen des Aufstandes eingeladen hatte. Die feierliche Veranstaltung war für die mittlerweile Der jährliche Bundeskongress der Landesbeauftrag- hochbetagten Beteiligten eine wichtige Würdigung, die ten für die Stasi-Unterlagen und zur Aufarbeitung der nicht zuletzt auf Anregung der Bundesstiftung Aufarbei- Folgen der kommunistischen Diktatur sowie der Bundes- tung zustande gekommen war. stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, eine zentrale

Bundespräsident Joachim Gauck mit Zeitzeugen sowie Vertretern von Opferbänden und Aufarbeitungseinrichtungen bei der Feierstunde des Deutschen Bundestages zum 60. Jahrestag des Volksaufstandes am 14. Juni 2013. 25

Netzwerkveranstaltung für die Aufarbeitung der kom- munistischen Diktatur, stand 2013 ganz im Zeichen des Volksaufstandes (Abschnitt 3.1.2).

Mit einer eintägigen Veranstaltung richtete sich die Bundesstiftung Aufarbeitung schließlich speziell an die Medien und trug mit ihrer Journalistenfahrt dazu bei, dass zum 60. Jahrestag des Volksaufstandes zahlreiche fundierte Beiträge in deutschen und internationalen Medien erschienen (Abschnitt 3.1.3).

Hier geht es zum Themenschwerpunkt zum 17. Juni 1953 auf der Stiftungswebseite: www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/ volksaufstand

3.1.1 »Wir wollen freie Menschen sein!« Die Ausstellung zum Volksaufstand

Mit der Ausstellung »Wir wollen freie Menschen sein!« regte die Bundesstiftung Aufarbeitung die Auseinander- setzung mit dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR in Hunderten Städten und Gemeinden im gesamten Bundesgebiet sowie im Ausland an. Auf 20 großforma- »Platz des Volksaufstandes von 1953«: Feierliche Benennung tigen Plakaten erzählt die Schau die Vorgeschichte, den mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit, Verlauf und die Folgen der Proteste von rund einer Mil- Zeitzeugen Klaus Gronau, Innensenator Frank Henkel und lion Menschen gegen die SED-Diktatur. Die Plakatsätze Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble. wurden in einer Auflage von 2.600 Exemplaren gedruckt und verbreitet. Neben mehr als 2.000 Ausstellungsor- Die Ausstellung zeigt, wie der Protest Berliner Bauarbei- ten in der Bundesrepublik wurde die Ausstellung über ter zum Auslöser landesweiter Massendemonstrationen das Auswärtige Amt auch an die deutschen Auslands- gegen die SED-Diktatur wurde. Diese werden für die ver- schulen vermittelt und in zahllosen Schulen und Aus- schiedenen Regionen der DDR geschildert und illustriert, stellungsorten im Ausland gezeigt. weitere Plakate widmen sich der Niederschlagung des Aufstandes und seinen Opfern. Ausführlich werden die Unterstützung bekam die Stiftung dabei von sieben Folgen der Erhebung für die SED-Diktatur, die Reaktio- Kultusministerien der Länder, der Industriegewerkschaft nen des Westens sowie die Erinnerung an den Aufstand Bauen-Agrar-Umwelt, dem Verteidigungsministerium von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart beschrieben. und weiteren Institutionen, die Teilauflagen der Ausstel- Eine technische Innovation der Ausstellung sind die ab- lung mitdruckten und selbst verbreiteten. Zehntausende gedruckten QR-Codes, über die Besucherinnen und Be- Besucher sahen so die Ausstellung in Rathäusern, Schulen, sucher per Smartphone vor Ort Auszüge aus zeitgenös- Gemeindezentren und Bibliotheken, hundertfach berich- sischen Radiosendungen, Videodokumentationen und teten die regionalen Medien über das Ereignis. weitere multimediale Begleitmaterialien aus dem Inter- net abrufen können. 26 3.1 Der 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953

Ausstellung am historischen Ort: Das Bundesfinanzministerium zeigte die Ausstellung »Wir wollen freie Menschen sein!« an der Außenfassade des ehemaligen »Haus der Ministerien« der DDR.

Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble eröffnete am Wolf Biermann bei seinem musikalischen Beitrag zur 29. Januar als Hausherr die Ausstellung. Ausstellungseröffnung im Bundesfinanzministerium. 27

Die erste öffentliche Präsentation der Ausstellung fand Großen Wert legte die Bundesstiftung Aufarbeitung auf am 29. Januar 2013 im Bundesfinanzministerium statt, die internationale Verbreitung der Ausstellung. Die Texte dem historischen Ort, der als damaliges »Haus der Mi- des bekannten Historikers und Publizisten Dr. Stefan nisterien« der DDR das Ziel von Tausenden Demonstrie- Wolle wurden dazu ins Englische, Russische, Albanische, renden gewesen war. Bundesfinanzminister Wolfgang Polnische, Arabische und Persische übersetzt. Die vom Schäuble würdigte die Ausstellung als besonders anschau- deutschen Generalkonsulat Petersburg gemeinsam mit liches Medium, um die Erinnerung an den Kampf gegen dem Deutschen Historischen Institut Moskau und der das SED-Regime und für Freiheit und Gerechtigkeit wachzuhalten. Für die Anschaulichkeit sorgen nicht zu- letzt die abgebildeten 130 Fotos und Dokumente, die aus Einladungsflyer zur albanischen Fassung 25 Archiven zusammengetragen wurden. Neben Bildiko- der Ausstellung. nen, die in das öffentliche Gedächtnis eingegangen sind, präsentiert die Ausstellung weithin unbekannte Bilder aus allen Teilen der einstigen DDR. Von Januar 2013 an zeigten das Bundesfinanzministerium und die Bundes- stiftung Aufarbeitung eine großformatige und wetter- feste Fassung der Ausstellung an der Außenfassade an dem historischen Platz, der zum 60. Jahrestag dem Volks- aufstand gewidmet wurde. Für die Benennung dieses Platzes in »Platz des 17. Juni 1953« zum 60. Jahrestag des Volksaufstandes hatte sich neben den Opferverbänden und anderen Partnern auch die Bundesstiftung frühzeitig eingesetzt.

Podiumsdiskussion zur Eröffnung mit (v. l. n. r.) Birgit Wentzien (Deutschlandfunk), Zeitzeugen Klaus Gronau, Wolf Biermann, Dr. Anna Kaminsky, Rainer Eppelmann und Professor Richard Schröder. 28 3.1 Der 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953

Die polnische Fassung wurde im Dom Spotkan z Historia besonders Der Ratsvorsitzender der Bundesstiftung Aufarbeitung, ­kreativ und ansprechend präsentiert. Markus Meckel, und der ehemalige polnische Minister ­ präsident Tadeusz Mazowiecki bei der Eröffnung der ­Ausstellung in Warschau.

Im Willy Brandt Zentrum in Wroclaw wurde die Ausstellung vom Eröffnung der englischen Fassung der Ausstellung »Wir Direktor des Zentrums Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz und Kurator wollen freie Menschen sein! Der Volksaufstand vom 17. Dr. Ulrich Mählert (Bundesstiftung Aufarbeitung) eröffnet. Juni 1953« an der Universität Bristol (School of Modern Languages) am 9. Mai 2013. 29

Deutschen Botschaft in Moskau besorgte russische Fas- sung wurde in St. Petersburg im Rahmen der Deut- schen Woche im Staatlichen Museum für die politische Geschichte Russlands präsentiert. Mit der Präsentation der Ausstellung im »Haus der Begegnung mit der Ge- schichte« in Warschau war die Stiftung erstmals mit einer ihrer Ausstellungen in Polen präsent. Schirmher- ren der polnischen Ausstellungsfassung sind die Staats- präsidenten von Polen und Deutschland, Bronisław Ko- morowski und Joachim Gauck. Die polnische Sprach- fassung wurde gemeinsam mit der Deutschen Botschaft in Warschau, dem Deutschen Historischen Institut in Warschau sowie dem Warschauer Haus der Begegnung mit der Geschichte »Dom Spotkan z Historia« initiiert. Eröffnet wurde die Ausstellung unter anderen von Ta- deusz Masowiecki, Polens erstem frei gewählten Premi- erminister. Die polnische Fassung wurde darüber hin- aus im November 2013 im Willy Brandt Zentrum in Wroclaw gezeigt.

Der Berliner Innensenator Frank Henkel begrüßt die 3.1.2 Bundeskongress »Der 17. Juni 1953. ­Teilnehmerinnen und ­Teilnehmer des Bundeskongresses Aufstand im Kalten Krieg« zum 17. Juni 1953.

Ebenfalls dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 gewidmet war der 17. Bundeskongress der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur vom 7. bis 9. Juni 2103. Unter dem Titel »Der 17. Juni 1953. Aufstand im Kalten Krieg« kamen Vertreter von Aufarbeitungsiniti- ativen, Opferverbänden, Politik und Wissenschaft zu- sammen, um über den Volksaufstand in der DDR zu diskutieren und der historischen Ereignisse auf vielfäl- tige Weise zu gedenken.

Nach der Eröffnung des Kongresses, unter anderem durch den Berliner Innensenator Frank Henkel und den Historiker Prof. Dr. Gerhard A. Ritter, folgte eine Reihe von Vorträgen und Podiumsgesprächen zu den unter- schiedlichen Facetten des Volksaufstandes. Dabei disku- tierten die Direktorin des AlliiertenMuseums, Dr. Gun- dula Bavendamm, der Zeitzeuge Peter Klinkenberg sowie

Begrüßung durch den Berliner Landesbeautragten für die Stasi-Unterlagen Dr. Martin Gutzeit. 30 3.1 Der 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953

Der Historiker Prof. Dr. Gerhard A. Ritter bei seinem ­Einführungsvortrag.

die Historiker Prof. Dr. Bernd Stöver und Dr. Gerhard stein, der an den Volksaufstand erinnert. Das Ausflugs- Wettig über die historischen Rahmenbedingungen des lokal war am 13. Juni 1953 das Ziel eines Brigadeausflugs 17. Juni 1953 vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. von einigen Hundert Ost-Berliner Arbeitern gewesen, da- In einem zweiten Panel sprachen die Zeitzeugen Hardy bei war erstmals offen über Streiks gegen die zuvor be- Firl, Dr. Günter Kröber und Hermann Rosenfeld sowie schlossenen Normerhöhungen gesprochen worden. Die die Historiker Heidi Roth und Dr. Jens Schöne über die Kongressteilnehmer begaben sich auf die Spuren dieser Ereignisse in einigen der rund 700 Städte und Gemeinden »revolutionären Dampferfahrt«, die zur Initialzündung in der DDR, in denen Menschen im Juni 1953 gestreikt der Streiks und Proteste auf den Ost-Berliner Baustellen und demonstriert hatten. Im dritten Podiumsgespräch geworden war, und beschlossen den Tag mit einer his- diskutierten Heidi Bohley von Zeit-Geschichte(n) e. V. torischen Schifffahrt auf dem Müggelsee. sowie die Historiker Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Dr. Ilko- Sascha Kowalczuk und Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz Im Rahmen des Kongresses fand vor dem ehemaligen von der Universität Wroclaw über die Bedeutung des Haus der Ministerien, dem heutigen Bundesfinanzmi- 17. Juni 1953 in der Erinnerungskultur. nisterium, am Denkmal des 17. Juni 1953 eine Gedenk- veranstaltung mit Kranzniederlegung statt, an der der Nach Berichten aus den Verfolgtenverbänden und Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg- Aufarbeitungsinitiativen enthüllte der Bezirksbürger- schlesische Oberlausitz Dr. Markus Dröge und der Parla- meister von Treptow-Köpenick, Oliver Igel, unweit der mentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der traditionsreichen Gaststätte »Rübezahl« einen Gedenk- Finanzen Hartmut Koschyk mitwirkten. 31

Das erste von drei Podien zum 17. Juni 1953 vor dem Hintergrund des Kalten Krieges mit (v. l. n. r.) dem ­ Historiker Prof. Dr. Bernd Stöver, der Direktorin des AlliiertenMuseums Dr. Gundula Bavendamm, Moderator Prof. Dr. Axel Klausmeier, dem Historiker Dr. Gerhard Wettig und dem Zeitzeugen Peter Klinkenberg.

Das zweite Panel des Kongresses mit (v. l. n. r.) den Historikern Dr. Jens Schöne und Dr. Heidi Roth, den Zeitzeugen ­Hardy Firl, Hermann Rosenfeld und Dr. Günter Kröber sowie der Moderatorin Marita Pagels-Heineking.

»Der 17. Juni 1953 in der Erinnerungskultur«: Podium mit den Historikern Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk und Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz, Heidi Bohley und Moderator Lutz Rathenow. 32 3.1 Der 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953

Insgesamt bot der Bundeskongress der Landesbeauftrag- zudem regelmäßig die Möglichkeit, sich über ihre Arbeit, ten für die Stasi-Unterlagen und zur Aufarbeitung der Vorhaben und Aktivitäten auszutauschen und damit die Folgen der kommunistischen Diktatur sowie der Bundes- Vernetzung der einzelnen Initiativen und Verbände zu stiftung Aufarbeitung zum mittlerweile 17. Mal die Ge- vertiefen. Die bundesweite Veranstaltung wird im Wech- legenheit, an mehreren Tagen konzentriert über zentrale sel von jeweils einer oder einem Landesbeauftragten und Themen der DDR-Aufarbeitung zu diskutieren und die der Bundesstiftung Aufarbeitung organisiert, 2013 waren aktuellsten Sichtweisen und Darstellungen aufzuzeigen. die Behörde des Berliner Landesbeauftragten für die Stasi- Die Teilnehmer von Verfolgtenverbänden und Aufarbei- Unterlagen und die Stiftung federführend. tungsinitiativen erhalten bei dieser jährlichen Konferenz

Auf den Spuren der »revolutionären Dampferfahrt«: Historiker Der Bürgermeister des Berliner Bezirks Treptow-Köpenick, Dr. Stefan Wolle informiert die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Oliver Igel, spricht zur Einweihung des Gedenksteins.

Der evangelische Bischof Markus Dröge (vorn links), der Parlamentarische Eine Gedenktafel erinnert an die historischen Ereignisse Staatssekretär beim Bundesfinanzministerium Hartmut ­Koschyk (Mitte), der vor mehr als 60 Jahren. stellvertretende Geschäftsführer der Bundesstiftung Aufarbeitung Dr. Robert Grünbaum (vorn rechts) und weitere Kongressteilnehmer bei der Gedenkver- anstaltung am Denkmal des 17. Juni 1953. 33

3.1.3 Spuren des Volksaufstandes – Journalistenfahrt in Berlin

Mit einer Journalistenfahrt in Berlin trug die Bundes- stiftung Aufarbeitung am 24. Mai 2013 dazu bei, den Volksaufstand im Vorfeld des Jahrestages möglichst breitenwirksam auf die Agenda der Medien zu bringen. Bei der eintägigen Tour schilderten Zeitzeugen den teil- nehmenden Journalisten an zentralen historischen Schau- plätzen die Vorgeschichte, den Verlauf und die Folgen des Volksaufstandes. Für die fachliche Begleitung der Journalistenfahrt konnte der Historiker Dr. Jens Schöne, stellvertretender Berliner Landesbeauftragter für die Stasi- Unterlagen, gewonnen werden.

Beginnend an der vormaligen Stalinallee, auf deren Baustellen 1953 die ersten Streiks begannen, führte die Tour über das RIAS-Funkhaus und das damalige »Haus der Ministerien« in der Wilhelmstraße, heute Sitz des Bundesfinanzministeriums, bis zum ehemaligen Poli- zeigefängnis in der Keibelstraße in Berlin-Mitte.

GroSSe Resonanz: Fast 40 Medien­ vertreter aus zwölf Ländern

Beginn der Rundfahrt im Café Sibylle in der ehemaligen Stalinallee: Stiftungs - Die Resonanz auf das Informationsangebot der Stiftung geschäftsführerin Dr. Anna Kaminsky begrüßt Journalisten und Zeitzeugen. war groß: Fast 40 Journalisten aus zwölf Ländern nah- men die Einladung zur Rundfahrt an. Neben Vertretern der großen deutschen Printmedien und Nachrichtenagen- turen sowie des Rundfunks waren zahlreiche Korres- pondenten ausländischer Medien vertreten, die die Ge- schichte des Volksaufstandes ihren Hörern, Zuschauern und Lesern in verschiedenen europäischen Ländern und Übersee vermittelten. Entsprechend zahlreich waren die Print-, Hörfunk- und TV-Beiträge, die zum Jahrestag am 17. Juni 2013 mit Unterstützung der Bundesstiftung Auf- arbeitung erscheinen konnten.

Start an der ehemaligen ­GroSSbaustelle Stalinallee

Die Rundfahrt startete in der Berliner Karl-Marx-Allee, Er hatte sich den Protestierenden in der Stalinallee angeschlossen: ­ nicht weit entfernt von dem legendären Block 40, an Zeitzeuge Klaus Gronau schildert seine Erlebnisse des 16. und 17. Juni 1953 in dessen Baustelle im Juni 1953 die ersten Arbeiter in den Berlin-Friedrichshain. Ausstand traten. Im heutigen Café Sybille schilderte der 34 3.1 Der 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953

Zeitzeuge Klaus Gronau seine Erlebnisse am 16. Juni 1953, als Auszubildender hatte er die Proteste und De- monstrationszüge hautnah miterlebt. Während der an- schließenden Busfahrt zum Funkhaus des Deutschland- radios, in dem 1953 der West-Berliner Sender RIAS seinen Sitz hatte, gab Dr. Jens Schöne einen lebendigen Bericht über den Verlauf der Proteste am 16. Juni 1953 und die Vorgeschichte des Volksaufstandes.

Die Sicht des Westens a uf den Volksaufstand

Ein Höhepunkt der Rundfahrt erwartete die Teilneh- merinnen und Teilnehmer an der zweiten Station der Lebendige Erinnerung aus erster Hand: Der damalige RIAS-Chefredakteur, Prof. Egon Bahr, im Gespräch mit dem Chefredakteur von Deutschlandradio Kultur, Rundfahrt: Gemeinsam mit Deutschlandradio Kultur Peter Lange. beleuchtete die Bundesstiftung Aufarbeitung im ehema- ligen RIAS-Funkhaus die Rolle des Westens während des Volksaufstandes, insbesondere die Ereignisse um den »Rundfunk im amerikanischen Sektor«. Egon Bahr, da- mals Chefredakteur des RIAS, berichtete im Gespräch mit Peter Lange, Chefredakteur von Deutschlandradio Kultur, von den dramatischen Stunden. Bahr berichtete wie schwierig es für ihn gewesen sei, zwischen den Unter- stützungsforderungen der Streikenden und den US-ame- rikanischen Kontrollgremien, die jede Konfrontation mit den Sowjets vermeiden wollten, zu agieren.

Dokumentation des Gesprächs zwischen Egon Bahr und Peter Lange, Chefredakteur Laufend hatte der RIAS über den Volksaufstand berichtet. Egon Bahr im von Deutschlandradio Kultur. ­historischen Tonstudio.

Massendemonstrationen im Zentrum der Macht

Die dritte Gesprächsrunde der Journalistenfahrt konnte auf Einladung des Bundesfinanzministeriums in den Räu- men des ehemaligen »Hauses der Ministerien« der DDR stattfinden. Im historischen Euro-Saal des Ministeriums berichtete Zeitzeuge Lutz Rackow von den Beobachtun- gen, die er als junger Journalist von den Demonstratio- nen vor der Regierungszentrale der DDR machte. Auch Zeitzeuge Hardy Firl, der für seine Beteiligung am Volks- aufstand bis 1956 inhaftiert wurde, lieferte einen erschüt-

Zeitzeuge Hardy Firl im Interview. 35

ternden Bericht. Zuvor hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gelegenheit bekommen, die Ausstellung der Bundesstiftung Aufarbeitung zum Volksaufstand in der DDR, die an der Außenfassade des Ministeriums ange- bracht war, zu besuchen und zu dokumentieren.

Verhaftet, erschossen, eingesperrt

Die Tour endete schließlich am ehemaligen Polizeige- fängnis in der Keibelstraße nahe dem Alexanderplatz. Hierhin waren am 16. und 17. Juni 1953 zahlreiche Ver- haftete gebracht worden, unter ihnen der Maurer Günter Döhring, dessen eindringlicher Bericht deutlich machte, wie hart die Staatsgewalt der DDR gegen die friedlich Protestierenden vorgegangen war. Rechtsanwalt Dr. Günter Kröber aus Leipzig, der damals Angeklagte verteidigte, beschrieb zudem die Schwierigkeiten, vor denen er als junger Strafverteidiger stand. Besonders bedrückend war seine Schilderung der Härte, mit denen in den Verfah- ren gegen die Beteiligten am Aufstand vorgegangen wurde und zudem die Verteidigung unter Druck gesetzt wurde. Die Rundfahrt endete mit der Begehung der Zellenräume des ehemaligen Polizeigefängnisses, die von Tom Sello Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im historischen Eurosaal des Bundesfi - von der Robert-Havemann-Gesellschaft geführt wurde. nanzministeriums, das 1953 als „Haus der Ministerien“ der DDR Ziel Tausen - der Demonstranten gewesen war. Das anschließende Echo in den Berichten der betei- ligten Journalistinnen und Journalisten wie auch die sehr positiven persönlichen Rückmeldungen unterstrichen den Erfolg dieses außergewöhnlichen Tages, an dem durch die gelungene Kombination aus Zeitzeugen, historischen Orten und geschichtswissenschaftlicher Einordnung eine lebendige Zeitreise zurück in den heißen Juni 1953 möglich wurde. ◀

Die Zeitzeugen (v. l. n. r.) Hardy Firl, Günter Döhring und Begehung des ehemaligen Polizeigefängnisses mit Tom Sello von der Dr. Günter Kröber sprechen mit Moderator Dr. Ulrich Mäh- ­Robert-Havemann-Gesellschaft. lert über die erlebte Verfolgung der Aufständischen und die Schauprozesse nach dem 17. Juni 1953. 36 3.2 »Über die Mauer…« – Die Zeitgeschichtliche Sommernacht 2013

3.2 »Über die Mauer…« – Die Zeitgeschichtliche Sommernacht 2013

Zum zehnten Mal lud die Bundesstiftung Aufarbeitung im September 2013 Partner, Kollegen und Unterstützer zu ihrer Zeitgeschichtlichen Sommernacht in Berlin ein. Unter dem Titel »Über die Mauer… Lebenswege – Lebensthemen« stand der Einfluss der Berliner Mauer auf das Leben der Menschen in der geteilten Stadt im Mittelpunkt des Abends. Vor der Kulisse des Mauer-Panoramas des Architekten und Künstlers Yadegar Asisi sprachen drei Künstler über die Auswirkungen, die die Teilung auf ihr Leben und Schaffen hatte und zum Teil bis heute hat.

In ihrer Begrüßung wies die Geschäftsführerin der Bun- desstiftung Aufarbeitung Dr. Anna Kaminsky darauf hin, wie wichtig sichtbare Zeichen der Erinnerung an die töd- lichen Grenzanlagen heute geworden sind. Das 2012 er- öffnete Mauer-Panorama von Yadegar Asisi, das inner- halb eines Jahres mehr als 200.000 Besucher angezogen hat, entspreche diesem Anliegen und habe sich innerhalb kürzester Zeit zu einem wichtigen Berliner Erinnerungs- ort entwickelt.

Bei der Podiumsrunde des Abends sprachen die Schrift­stellerin und Ausstellungskuratorin Annett Gröschner, der Maler Thierry Noir und Yadegar Asisi über Bedeutung der Teilung Berlins für ihr Leben und Werk. Neben den jeweiligen persönlichen Erfahrungen ging es in der von Winfried Sträter (Deutschlandradio Kultur) moderierten Diskussion auch um die Frage, welche Botschaft von der Berliner Mauer heute ausgehen kann. Überall auf der Welt stünden heute Segmente dieses Bauwerkes, die zu einem Symbol der Freiheit geworden seien, sagte Mauerkünstler Thierry Noir. Die Überreste würden zeigen, dass keine Mauer für die Ewigkeit ge- baut ist.

Dr. Anna Kamnisky (2. v. l.) mit den ehemaligen ­Hoheneckerinnen Anita Gofller (l.) sowie Margot Jann (2. v. r.) und ihrem Mann. 37

Auf dem Podium diskutierten (v.l.n.r.) Annett Gröschner, Yadegar Asisi, Moderator Winfried Sträter und Thierry N oir.

Mauerkünstler Thierry Noir zeichnet seine bekannten ­Figuren. 38 3.2 »Über die Mauer…« – Die Zeitgeschichtliche Sommernacht 2013

Yadegar Asisis Panorama zeigt das Alltagsleben mit der Berliner Mauer an einem fiktiven Herbsttag in den 1980er Jahren.

Prof. Dr. Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Die Gäste nutzen die Gelegenheit zum Austausch beim und weitere Gäste im Gespräch. Empfang im Anschluss an das Programm, hier im Bild ­Günter Nooke, DDR-Bürgerrechtler und heute Afrikabeauf- tragter der Bundeskanzlerin Angela Merkel im BMZ (l). 39

Annett Gröschner hatte gemeinsam mit Arwed Messmer Auf eindrucksvolle Weise wurde an diesem Abend ein- 2011 das von der Stiftung geförderte Buch- und Ausstel- mal mehr deutlich, dass Geschichte immer auch die lungsprojekt »Aus anderer Sicht. Die frühe Berliner Mauer« Summe persönlicher Geschichten ist, ein Mosaik gelebten realisiert, bei dem sie anhand rekonstruierter Panoramen, Lebens und keineswegs nur Produkt des Handelns poli- die von den ostdeutschen Grenztruppen in den sechziger tischer Akteure. Dies unterstreicht die Bedeutung der Jahren aufgenommen worden waren, rare Einblicke auf Erinnerung von Zeitzeugen für die Erinnerungskultur. die Ostseite der Mauer zeigte. Sie betonte, wie schwierig Die sehr positive Resonanz der Besucherinnen und Be- es sei, der jüngeren Generation das Leben in einer Dik- sucher unterstrich die Bedeutung der Zeitgeschichtlichen tatur zu vermitteln. Neben das Wissen über die Vergan- Sommernacht; 2013 organisiert vom Arbeitsbereich Ge- genheit müssten persönliche Bezüge oder eigene Erfah- sellschaftliche Aufarbeitung, Publikationen und Außer- rungen treten. Für Yadegar Asisi ist die Auseinander- schulische Bildungsarbeit; als Höhepunkt im ereignis- setzung mit der Geschichte nur dann relevant, wenn sie reichen Veranstaltungskalender der Bundesstiftung Auf- für die Gegenwart fruchtbar gemacht werden könne. Die arbeitung. ◀ Frage, wie die Menschen diese Mauer ertragen konnten, ließe sich genauso gut auf unsere heutigen Lebensum- stände übertragen. 40 3.3 Die »Dritte Generation« meldet sich mit neuen Fragen zu Wort – Gemeinsame Reihe mit dem Bundespräsidenten

3.3 Die »Dritte Generation« meldet sich mit neuen Fragen zu Wort – Gemeinsame Reihe mit dem Bundespräsidenten

Bei der gemeinsamen Veranstaltung des Bundespräsidenten und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur stand am 14. November 2013 im Schloss Bellevue die »Dritte Generation Ostdeutschland« im Mittelpunkt. Die dritte Veranstaltung der seit 2011 laufenden Reihe »Vergangenheit erinnern – Demokratie gestalten« stellte die historische Prägung und das Selbstverständnis einer Generation in den Mittelpunkt, die in der DDR geboren wurde und im wiedervereinigten Deutschland erwachsen geworden ist.

In seiner Begrüßung vor den rund 140 jugendlichen Teil- nehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung sagte Bundespräsident Joachim Gauck: »Wir wollen nicht in den alten Gräben einer Geschichtsaufarbeitung bleiben, wir wollen teilhaben an den positiven Veränderungen, die sich in unserem Land ereignet haben, und die wir in die- ser Generation am deutlichsten sehen«. Die Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Prägungen, der Deformatio- nen, auch der privaten Lebenswelten sei nicht nur Sache der Generation, die dies erlebt hätte. Auch die Nachge- borenen seien betroffen. Der Bundespräsident begrüßte deshalb das Engagement der Initiative »3te Generation Ostdeutschland«, die das kritische Hinterfragen der Ver-

Bundespräsident Joachim Gauck bei seiner Begrüßungsrede. gangenheit mit dem zukunftsweisenden Anspruch zur Gestaltung verbinde.

Dieses Leitmotiv der Initiative unterstrich auch die Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung Anna Kaminsky in ihrem Beitrag: »Die Aufarbeitung der SED- Diktatur ist kein Selbstzweck. Unser aller Aufgabe muss es sein, die Demokratie vor Gefahren wie politischem Ex- tremismus und Terrorismus, vor Populismus, Politikver- drossenheit und sozialem Ungleichgewicht, aber auch vor unkontrollierter Online-Überwachung zu schützen«.

Als Vertreter der Initiative »3te Generation Ost- deutschland« betonten Stephanie Maiwald und Johannes Staemmler auf dem Podium, dass junge Menschen in Ost und West sich über ihre jeweils unterschiedlichen Er- fahrungshorizonte verstärkt austauschen sollten. Es sei Rund 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten das Podiumsgespräch im Schloss Bellevue und stellten eigene Fragen. 41

Stephanie Maiwald von der Initiative »3te Generation Johannes Staemmler von der Initiative »3te Generation ­Ostdeutschland«. Ostdeutschland«.

Professor Karl Ulrich Mayer, Soziologe und Autor des Buches Sabine Rennefanz, u. a. Autorin von »Eisenkinder. »Die Wendegeneration. Lebensverläufe des Jahrgangs 1971«. Die stille Wut der Wendegeneration«. dabei wichtig, die vorhandenen Unterschiede in den Le- lische Bildungsarbeit Dr. Sabine Kuder und Dr. Robert bensgewohnheiten anzuerkennen und die Vielfalt der Er- Grünbaum organisiert wird. Mittlerweile sind insgesamt fahrungshorizonte bewusst zu nutzen – darin liege schließ- sechs Teile geplant, in drei weiteren Veranstaltungen wer- lich eine große Chance für die Ausgestaltung der deut- den Zeitzeugen, Wissenschaftler, Experten sowie Studie- schen Einheit. Unter der Moderation von Doris Simon, rende und junge Mittler der politischen Bildung ins Ge- Redakteurin beim Deutschlandfunk, diskutierten zudem spräch kommen. Für 2014 ist eine Veranstaltung unter die Autorin Sabine Rennefanz und der Soziologe Karl dem Arbeitstitel »Gerechter Rechtsstaat?« geplant, 2015 Ulrich Mayer unter Einbeziehung des Publikums über und 2016 werden zwei weitere Veranstaltungen folgen. die spezifischen Erinnerungen, Erfahrungen und Vor- stellungen ihrer Generation. Die Veranstaltungsreihe »Vergangenheit erinnern – Demokratie gestalten« wird ausführlich dokumentiert Die Podiumsveranstaltung »Zwischen zwei Staaten – auf www.erinnern-und-gestalten.de. ◀ Die Dritte Generation Ostdeutschland« ist bereits die dritte Veranstaltung der gemeinsamen Reihe des Bundes- präsidenten und der Bundesstiftung Aufarbeitung, die unter dem Titel »Vergangenheit erinnern – Demokratie Dokumentation der Veranstaltungsreihe gestalten« gemeinsam von den Leitern der Arbeitsbe- www.erinnern-und-gestalten.de reiche Ausstellungen, Filme, Multimedia sowie Gesell- schaftliche Aufarbeitung, Publikationen und außerschu- 42 3.4 Lebendige Geschichtsvermittlung – Zeitzeugenarbeit in Schulen

3.4 lEBEndige Geschichtsvermittlung – Zeitzeugenarbeit in Schulen

Die Erzählungen von Zeitzeugen machen Geschichte lebendig und helfen dabei, das ­Leben in einer anderen Zeit zu begreifen – das gilt insbesondere für die Geschichte der kommunistischen Diktaturen, deren Lebensumstände heutigen Schülergenerationen in der Regel fremd erscheinen. Für den Unterricht zur Geschichte der deutschen Teilung sind Zeitzeugengespräche deshalb eine hervorragende Ergänzung.

Regionalkonferenz des Koordinierenden Zeitzeugenbüros in Erfurt Das Interesse war, wie hier in Erfurt, regelmäßig groß. mit (v. l. n. r.) Dr. Jens Hüttmann, Dr. Maria N ooke, Jessica Steckel, ­Michael Lotsch und Christian Freiesleben.

Rund 600 dieser Zeitzeugengespräche vermittelte das Regionalkonferenzen zur Koordinierende Zeitzeugenbüro (KZB) allein 2013 an ­Zeitzeugenarbeit Schulen im gesamten Bundesgebiet. Das KZB ist eine gemeinsame Servicestelle der Bundesstiftung Aufarbei- Im Herbst 2013 veranstalteten die Kooperationspartner tung, der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und des KZB drei Regionalkonferenzen zum Thema »Zeit- der Stiftung Berliner Mauer, gefördert von der Beauftrag- zeugen in Schulen«. In Bielefeld, Erfurt und Berlin bot ten der Bundesregierung für Kultur und Medien. sich den mehr als 100 teilnehmenden Zeitzeugen erstmals die Möglichkeit, sich kennenzulernen und über Erfahrun- gen in der zeithistorischen Bildungsarbeit auszutauschen. 43

In Veranstaltungen wollen die Zeitzeugen jungen Menschen Demokratiebewusstsein vermitteln und über die Vergangenheit aufklären.

Wie verlaufen die Veranstaltungen in den Schulen? Wel- che Interessen haben die Jugendlichen, welche Erwartun- gen die Lehrkräfte? Wo liegen Probleme und wie kann die Vor- und Nachbereitung der Zeitzeugengespräche weiter optimiert werden? Das Ziel der Regionalkonferenzen war es, diese Fragen zu diskutieren und Wünsche für die zu- künftige Zeitzeugenvermittlung an Schulen zu formu- lieren.

Die Regionalkonferenzen begannen mit Impulsvor- trägen zu den Chancen und Herausforderungen der Ar- beit mit Zeitzeugen in der historisch-politischen Bildung. In Bielefeld sprach die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Kerstin Dietzel, in Erfurt und Berlin Ben Thustek, päda- gogischer Leiter des Grenzlandmuseums Eichsfeld.

Welche Interessen haben die Jugendlichen?

Kerstin Dietzel, Privatdozentin am Lehrstuhl für Allge- meine Pädagogik an der Universität Magdeburg, stellte in ihrem Vortrag die Ergebnisse ihrer Studie »20 Jahre DDR- Geschichte. Geschichtsbilder von Schülern aus Schulen Die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Kerstin Dietzel des Landes Sachsen-Anhalt über die DDR« vor. Seit 2009 bei ihrem Vortrag in Bielefeld. 44 3.4 Lebendige Geschichtsvermittlung – Zeitzeugenarbeit in Schulen

hatte sie dazu Befragungen an 13 Schulen des Bundes- Wie sind die Rahmenbedingungen landes durchgeführt. Diese zeigten einerseits, dass es den in den Schulen? Schülerinnen und Schüler zwar häufig an Faktenwissen mangelt, gleichzeitig seien die 14- bis 18-jährigen Schüle- Lehrkräfte müssten besser auf die Zeitzeugengespräche rinnen und Schüler jedoch in hohem Maß an der DDR- vorbereitet werden, sagte Ben Thustek, Geschichtslehrer Geschichte interessiert. Besonders Fragen nach Leben und am Eichsfeld-Gymnasium Duderstadt und pädagogischer Alltag in der DDR sowie nach politischer Haft und Re- Leiter des Grenzlandmuseums Eichsfeld sowie der Bil- pression hätten dabei im Mittelpunkt gestanden. Dietzel dungsstätte am Grenzlandmuseum, in seinem Impuls- folgerte, dass in den Zeitzeugengesprächen Alltagserfah- vortrag. In der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften rungen und lebensweltliche Perspektiven ebenso darge- mangele es an konkreten Angeboten. Zudem seien Zeit- stellt werden sollten wie historische Fakten. zeugenbegegnungen in den Lehrplänen kaum vorgesehen, so dass die Initiative allein von den Lehrenden ausgehen In der Diskussion wurde deutlich, dass Zeitzeugen als müsse. Der enge Finanzrahmen und die vollen Lehrpläne Träger von Lebensgeschichten eine Schlüsselrolle in der stellten zusätzliche Herausforderungen dar. historisch-politischen Bildung einnehmen. Die Jugend- lichen würden Geschichte »zum Anfassen« fordern, was Welche Erfahrungen sammeln Zeitzeugengespräche im Unterricht leisten können. Dazu die Zeitzeugen? müssten allerdings einige Anforderungen erfüllt werden: Wichtig sei die inhaltliche Vorbereitung durch die Lehr- Der Erfahrungsaustausch stand im Zentrum der kräfte, da erst das historische Vorwissen die Jugendlichen Regionalkonferenzen, wobei neben den Perspektiven in die Lage versetzt, kompetente Fragen zu stellen. Zwei- der Zeitzeugen auch die Sichtweisen von Lehrenden tens würden die Begegnungen von den Zeitzeugen Au- und Jugendlichen eingebracht wurden. Zeitzeugen und thentizität und offenes Erzählen auf Augenhöhe erfor- Lehrende reflektierten gemeinsam, wie ihre bisherigen dern. Dabei dürften die Zeitzeugen nicht belehrend wir- Gespräche in Schulen verlaufen waren, welche Fragen ken, damit sich die Jugendlichen selbst ein Bild von der die Schülerinnen und Schüler stellten und wie die Leh- Vergangenheit bilden und historische Urteilskraft er- renden die Jugendlichen auf die Begegnung vorbereitet langen können. hatten.

Der pädagogische Leiter des Grenzlandmuseums Helmuth Frauendorfer von der Gedenkstätte Berlin-­ ­Eichsfeld, Ben Thustek, sprach bei den Veranstaltungen Hohenschönhausen bei der Berliner Konferenz. in Erfurt und Berlin. 45

Viele Zeitzeugen berichteten, dass sie bei gut organisier- mitteln und über die Vergangenheit aufzuklären. Ge- ten Begegnungen Wertschätzung erfahren würden. Viel- meint ist damit nicht allein die eigene Lebenserfahrung, fach würden die Jugendlichen ihnen mit Respekt, Inte- sondern vielmehr auch das politische System der DDR. resse und Neugier begegnen. Zugleich wurde deutlich, Indem sie über die Strukturen einer Diktatur berichten, dass die Gespräche für die Zeitzeugen eine emotionale möchten viele Zeitzeugen die Schülerinnen und Schüler Herausforderung bedeuten. Eine wichtige Motivation sei für den Wert der Demokratie sensibilisieren. ◀ es, den jungen Menschen Demokratiebewusstsein zu ver-

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Erfurt ...

... in Bielefeld

... und in Berlin. 46 3.5 Erinn erungsorte für di e O pfer von Katy Ń

3.5 Erinnerungsorte für die Opfer von Katyn´

Im 70. Jahr nach der Entdeckung des Massakers von Katyn´ hat die Bundesstiftung ­Auf­arbeitung den Band »Erinnerungsorte für die Opfer von Katyn´ « herausgegeben. Die neueste Publikation in der Reihe »Erinnerungsorte an die kommunistischen Diktaturen« stellt eine Auswahl von Erinnerungsorten auf vier Kontinenten vor, die dem Verbrechen gewidmet sind. Als Symbol für die Ermordung von mehr als 22.000 Repräsentanten des polnischen Staates durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD im Jahr 1940 ist Katyn´ in die öffentliche Erinnerung eingegangen. Darüber hinaus ist das Massaker von Katyn´ ein Beispiel für den politischen Missbrauch der Erinnerung an kommunistische Verbrechen.

Mahnmale für die Opfer von Katyn´ und die nach Sibirien Denkmal für die Opfer von Katyn´ und des sowjetischen deportierten Polen in Toronto, Kanada. Kommunismus in Jersey City, USA.

In die komplexe und wechselvolle Geschichte des Mas- ken an die Opfer sowie die neuen Formen des Gedenkens sakers und seiner Folgen führen Beiträge deutscher und im heutigen Polen. Den Hauptteil der Publikation bildet polnischer Historiker ein. Sie beschreiben die propagan- die detaillierte und bebilderte Darstellung von 178 Erin- distischen Verzerrungen der Erinnerung nach 1945 in nerungsorten in 18 Ländern, die an das Verbrechen er- Osteuropa, den jahrzehntelangen Kampf um das Geden- innern. 47

Bei zwei Veranstaltungen in Deutschland und Polen wur- de der Band einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt: Im Anna Kaminsky (Hrsg.): Frühjahr fand die Veranstaltung »Katyń im Gedächtnis ­Erinnerungsorte für die Opfer von Katyn, Leipziger der Nationen« in den Räumen des polnischen Instituts Universitätsverlag 2013. des nationalen Gedächtnisses in Breslau (Wrocław) statt. Die deutsche Buchpräsentation folgte im November in Berlin mit der Veranstaltung »Kommunistische Verbre- chen erinnern«, zu der die Bundesstiftung Aufarbeitung das Zentrum für Historische Forschung Berlin der Pol- nischen Akademie der Wissenschaften als Kooperati- onspartner gewinnen konnte. Während dieser Podiums- diskussion gingen Dr. Claudia Weber (Hamburger Ins- titut für Sozialforschung), Prof. Dr. Bernd Faulenbach (Ruhr-Universität Bochum) und Prof. em. Dr. Heinrich Olschowsky (Humboldt-Universität zu Berlin) der Frage nach, welche Schlussfolgerungen wir heute aus der »schwie- rigen Erinnerung« an das Verbrechen von Katyń an der Schnittstelle zwischen nationalsozialistischer und kom- munistischer Diktatur für die Aufarbeitung unserer Ver- gangenheit ziehen können. Die Publizistin Dr. Helga Hirsch moderierte diese spannende Podiumsdiskussion, bei der nicht zuletzt das Verhältnis zwischen Deutschland und Polen angesichts der diktatorischen Vergangenheit eine wichtige Rolle spielte. ◀

Seit Mitte der 1970er Jahre entwickelte sich die »Katyn- Senke« auf dem Warschauer Powazki-Friedhof - zunächst inoffiziell - zum wichtigsten Gedenkort in Polen.

Im Rahmen der Veranstaltung »Kommunistische Verbrechen erinnern« wurde der Band erstmals in Deutschland ­vorgestellt. Auf dem Podium diskutierten (v. l. n. r.) Prof. em. Dr. Heinrich Olschowsky, Moderatorin Dr. Helga Hirsch, Prof. Dr. Bernd Faulenbach und Dr. Claudia Weber. 48 3.6 Vorbereitungen auf das europäische Jahr der Zeitgeschichte 2014

3.6 Vorbereitungen auf das europäische Jahr der Zeitgeschichte 2014

Ein außergewöhnliches Zusammentreffen von Jahrestagen fordert 2014 dazu heraus, die verflochtenen europäischen Nationalgeschichten im Zusammenhang zu betrachten: Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, vor 75 Jahren der Zweite, die Friedlichen ­Revolutionen liegen 25 Jahre zurück, zehn Jahre sind seit der EU-Osterweiterung vergangen. Angesichts dieser besonderen Konstellation hatte die Bundesstiftung Aufarbeitung bereits seit 2010 in den verschiedensten Zusammenhängen dafür plädiert, 2014 zu einem »Jahr der europäischen Zeitgeschichte« zu erklären. Einen entsprechenden Vorschlag hatte die Europäische Kommission zwar wohlwollend, aber letztlich abschlägig beantwortet. Trotz ihrer eingeschränkten personellen und materiellen Ressourcen verfolgte die Stiftung dieses Thema kontinuierlich weiter. 2012 richtete sie einen schriftlichen Appell an mehr als 500 Wissenschaftseinrichtungen, Museen und Gedenkstätten, an die Politik wie auch an die Medien, die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert in ihren langen Linien zum Thema zu machen. Zugleich bot die Stiftung an, entsprechende Planungen zu sammeln und wechselseitig zugänglich zu machen.

Nach zwei Projekttreffen zum Europäischen Jahr der ben. Der Begriff stammt von dem britischen Historiker Zeitgeschichte mit engen Partnerinstitutionen luden die Eric Hobsbawm, der damit die Jahrzehnte zwischen dem Bundesstiftung Aufarbeitung und das Deutsche Histo- Ersten Weltkrieg und den friedlichen Revolutionen des rische Museum (DHM) am 28. November 2013 alle Ins- Jahres 1989 bezeichnet hat. Rund 300 Gäste folgten der an- titutionen, die auf den Appell mit Interesse reagiert hat- schließenden Diskussion mit Prof. Dr. Andreas Wirsching, ten, zu einem Informationsaustausch ein. Das Interesse Prof. Dr. Irina Scherbakova (MEMORIAL Moskau), war so groß, dass bei weitem nicht alle angemeldeten Ministerpräsident a. D. Prof. Dr. Bernhard Vogel und Vorhaben und Projekte im Rahmen der Veranstaltung dem polnischen Publizisten und ehemalige Dissidenten vorgestellt werden konnten. Dr. Kazimierz Wóycicki (Universität Warschau) über die langen Linien dieses so ereignis- und folgenreichen Jahr- Die Bundesstiftung Aufarbeitung selbst hatte nicht hunderts. Die Veranstaltung wurde vom Arbeitsbereich nur ihre mittlerweile 6. Geschichtsmesse in Suhl diesem Ausstellungen, Filme, Multimedia betreut und vorbereitet. Thema gewidmet. Am 12. Februar 2013, dem 70. Geburts- tag von Rainer Eppelmann, machte sie mit der Veranstal- »Diktatur und Demokratie im Zeital ter tung »Das 20. Jahrhundert zwischen Diktatur und De- der Extreme« – Die Ausstellung 2014 mokratie« gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung auf wesentliche Zusammenhänge der Jahrestage 2014 auf- Zugleich bereitete die Stiftung 2013 ihr zentrales Projekt merksam. Der Direktor des Instituts für Zeitgeschichte für das Gedenkjahr 2014 vor. Gemeinsam mit dem Insti- Prof. Dr. Andreas Wirsching skizzierte in seinem Vor- tut für Zeitgeschichte München-Berlin und Deutschland- trag die Auseinandersetzungen zwischen Diktatur und radio Kultur wurde im Jahresverlauf die Ausstellung »Dik- Demokratie, die das »Zeitalter der Extreme« geprägt ha- tatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme. Streif- 49

Das 20. Jahrhundert zwischen Diktatur und Demokratie: Vortrag und Podiumsdiskussion in der Akademie der Konrad- Adenauer-Stiftung mit (v. l. n. r.) Professor Andreas Wirsching, Dr. Kazimierz Wóycicki, Irina Scherbakova, Rainer ­Eppelmann, Professor Bernhard Vogel und Moderator Dr. Ulrich Mählert.

Prof. Dr. Andreas Wirsching (IFZ München) beim Dr. Irina Scherbakova und Rainer Eppelmann auf dem Podium. ­Eröffnungsvortrag. lichter auf die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert« erarbeitet. Die Ausstellung, die bei einer Pressekonferenz am 15. Januar 2014 gemeinsam mit dem Bundestags- präsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert im Deutschen Bundestag offiziell präsentiert wurde, erzählt Europas 20. Jahrhundert als dramatische Geschichte zwischen Freiheit und Unterdrückung, zwischen Demokratie und Diktatur. Auf 26 Tafeln dokumentiert die Schau 190 Fotos aus europäischen Archiven sowie zeithistorische Audio- dokumente, die mit Smartphones vor Ort abgerufen und angehört werden können. Dr. Kazimierz Wóycicki 50 3.6 Vorbereitungen auf das europäische Jahr der Zeitgeschichte 2014

de 2013/2014 hatten mehr als 500 Rathäuser und Land- ratsämter, Volkshochschulen, Stadtbibliotheken, Schulen, Museen und Gedenkstätten die Ausstellung gegen eine geringe Schutzgebühr vorbestellt.

Das Auswärtige Amt und einzelne deutsche Botschaf- ten haben dieses außergewöhnliche Bildungsangebot in zehn Sprachfassungen (Stand Januar 2014) übersetzt, so dass die Ausstellung 2014 weltweit in Auslandsvertretun- gen sowie bei Kulturmittlern vor Ort gezeigt wird. Vom 20. Januar bis zum 28. Februar 2014 präsentierte das Aus- wärtige Amt eine großformatige Fassung der Ausstellung im Lichthof des Ministeriums in Berlin.

Die Ausstellung »Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme« wird weltweit in mehr als zehn Sprachfassungen Mit der vom Arbeitsbereich Wissenschaft betreuten angeboten. Ausstellung setzt die Bundesstiftung Aufarbeitung im europäischen Jahr der Zeitgeschichte ein Zeichen, dass Die Besonderheit der Ausstellung ist ihr Verbreitungs- die Diktaturen im Europa des 20. Jahrhunderts mit all konzept: Die Ausstellung wurde im Dezember 2013 in ihren Unterschieden, aber auch Gemeinsamkeiten in euro- einer Auflage von 3.000 Exemplaren in Form von Plakat- päischer Perspektive betrachtet werden müssen. Dabei sätzen gedruckt. Rund 1.400 Ausstellungen wurden von soll sich der Blick nicht auf die Diktaturen, ihre Ideolo- den Kultusministerien in Hessen, Niedersachsen, Rhein- gien und Protagonisten beschränken. Es gilt insbeson- land-Pfalz, Sachsen und Berlin, der Landeszentrale für dere, ihrer Opfer angemessen zu gedenken. Schließlich politische Bildung Sachsen-Anhalt, dem Verein Gegen muss die historisch-politische Bildungsarbeit mehr denn Vergessen – Für Demokratie und der Bundeswehr mit- je die Demokraten in den Blick nehmen, die vor allem gedruckt und dann 2014 an Schulen und Bildungsein- in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts den totalitären richtungen verbreitet. Den interessierten Deutschen Schu- Heilsversprechen widerstanden und in den Diktaturen len im Ausland stellte die Bundesstiftung Aufarbeitung gleich welcher Couleur vor und nach 1945 Widerstand die Ausstellung kostenlos zur Verfügung. Zur Jahreswen- leisteten.

Dabei konnten insbesondere die ostmitteleuropäi- schen Staaten erst in der Folge des Umbruchs von 1989 Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung verwirkli- chen, was ihnen vielfach seit den 1920er Jahren verwehrt geblieben war. Die Ausstellung der Bundesstiftung Auf- arbeitung soll daher auch dazu beitragen, das europäi- sche Gedächtnis zusammenzuführen, das auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bis in die Gegenwart geteilt ist. Gerade in Westdeutschland und Westeuropa fehlt es immer noch an Wissen über sowie an Empathie für die Gewalt- und Diktaturerfahrungen, die die ostmitteleuro- päischen Nachbarn über lange Jahrzehnte erleben und erdulden mussten. ◀

Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert eröffnet am 15. Januar 2014 die erste öffentliche Präsentation im Deutschen Bundestag. 4. Die Arbeitsbereiche der ­Bundesstiftung Aufarbeitung 4.1 Der Arbeitsbereich Gesellschaftliche ­Aufarbeitung, Publikationen 52 und auSSerschulische Bildungsarbeit

4.1 Aufarbeitung als gesellschaftlicher Prozess – Der Arbeitsbereich Gesellschaft­ liche Aufarbeitung, Publikationen und auSSerschulische Bildungsarbeit

Im Arbeitsbereich werden die Projekte der außerschulischen Bildungsarbeit genauso ­betreut und realisiert wie die nicht-wissenschaftlichen Publikationen, die von der Bundes - stiftung Aufarbeitung gefördert und mitherausgegeben werden. Im Arbeitsbereich Gesell - schaftliche Aufarbeitung, Publikationen und außerschulische Bildungsarbeit wurden 2013 insgesamt 30 Förderprojekte betreut und für das Förderjahr 2013 darüber hinaus 69 neue Projektanträge bearbeitet. Der Arbeitsbereich realisierte darüber hinaus 15 Abendveranstal- tungen, Tagungen und Workshops in eigener Verantwortung oder in Kooperation mit Dritten. Der jährliche Kongress der Bundesstiftung Aufarbeitung und der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur wurde 2013 vom Arbeitsbereich mit dem Berliner Landesbeauftragten organisiert. Weitere Höhepunkte waren die gemeinsam mit dem Bundespräsidenten ausgerichtete Veranstal - tungsreihe »Vergangenheit erinnern – Demokratie gestalten« und die sehr erfolgreich ­fortgesetzte Reihe »2 × Deutschland. Innerdeutsche Beziehungen 1953–1989«. Hinzu kam die Betreuung von Wanderausstellungen und einer mehrbändigen Publikationsreihe zur historisch-politischen Bildungsarbeit, die gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen erscheint.

Ihre Ansprechpartner/innen im Arbeitsbereich Gesellschaftliche Aufarbeitung, Publikationen und außerschulische Bildungsarbeit (v. l.):

Dr. Robert Grünbaum Leiter des Arbeitsbereiches und stv. Geschäftsführer Sarah Scholz Studentische Hilfskraft Petra Wehrle Zuwendungssachbearbeiterin Michael Wellmann 53

Der Schauspieler Jörg Simmat berichtet aus seinem Leben in der DDR.

Der Leiter des Arbeitsbereichs koordiniert die Bezie- Schwerpunkte der Projektförderung hungen zu den Kooperationspartnern der Bundesstiftung Aufarbeitung im Bereich der außerschulischen Bildungs- Insgesamt 30 Förderprojekte wurden 2013 vom Arbeits- arbeit sowie zu den Landesbeauftragten für die Stasi- bereich Gesellschaftliche Aufarbeitung, Publikationen Unterlagen. Auch die Betreuung des Fachbeirates Gesell- und außerschulische Bildungsarbeit betreut. Darunter schaftliche Aufarbeitung gehörte 2013 zu seinen Aufga- waren zwölf Publikationsvorhaben und Druckkosten- ben. Zu den Aufgaben des Arbeitsbereichs gehört auch zuschüsse, 14 Veranstaltungsprojekte (Tagungen, Kon- die Erarbeitung des zeitgeschichtlichen Taschenkalen- ferenzen, Seminare und Workshops), hinzu kamen ein ders der Stiftung (hierzu ausführlich Abschnitt 4.10). Schülerwettbewerb, eine Theaterinszenierung und die zwei Zeit­schriftenprojekte »Horch und Guck« sowie »Gerber- gasse 18«. In unterschiedlicher Weise zielten diese Pro- jekte auf eine öffentlichkeitswirksame Vermittlung histo- rischer Erkenntnisse zur Geschichte der kommunisti- schen Diktaturen. Insbesondere junge Menschen sollen damit für die Beschäftigung mit der jüngsten deutschen Vergangenheit gewonnen werden.

Leitthema 17. Juni 1953

Das bestimmende Thema der im Arbeitsbereich betreuten und geförderten Projekte war der 60. Jahrestag des Volks- aufstandes vom 17. Juni 1953. Der Zeitbild Verlag hatte bereits 2012 mit dem virtuellen »Buch der Freiheit« einen bundesweiten Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler gestaltet, in dem sich die jungen Menschen intensiv mit der Geschichte des Volksaufstandes sowie mit den The- 4.1 Der Arbeitsbereich Gesellschaftliche ­Aufarbeitung, Publikationen 54 und auSSerschulische Bildungsarbeit

„Erlebte Geschichte“ im Leipziger Haus des Buches: Als Im Projekt »Mauern überwinden« des Jenaer Vereins Zehnjähriger wurde Peter Schmidt (l.) am 17. Juni 1953 von ­Drudel 11 setzten sich jugendliche Straftäter mit einer Kugel verletzt. Diktatur, Demokratie und Freiheit auseinander.

men Freiheit und Demokratie auseinandersetzten. Die Grundlagen erforscht und Auswirkungen der Ereignisse Preisverleihung für die ebenso spannenden und informa- auf die damalige und heutige Gesellschaft untersucht. So tiven wie originellen Arbeiten fand wenige Tage vor dem erhielten die jungen Erwachsenen eine lebendige Einsicht 60. Jahrestag im Jahr 2013 in Berlin statt. in den Alltag und die Mentalität der DDR. Das Ergebnis dieses Workshops sind journalistische Beiträge der 16- bis Dass der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 nicht nur 26-jährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter in Ost-Berlin, sondern auch Hunderten anderen Städten Kommentare, Zeitzeugenberichte, Reportagen, Interviews, und Gemeinden der DDR stattfand, machten etwa die Bildergalerien, Umfragen und Lexikoneinträge. Diese vielfältigen Gedenkaktivitäten der Stadt Eisleben deutlich. sind auf der eigenen Website des Projekts dokumentiert Mit Unterstützung der Bundesstiftung Aufarbeitungen und sollen damit Geschichte von Jugendlichen für Ju- wurde hier mit Gedenktafeln und -veranstaltungen, Schü- gendliche erfahrbar machen. lerprojekten und einer Publikation an Personen und Orte erinnert, die das Geschehen vor 60 Jahren geprägt hatten. Das Junge Literaturhaus Leipzig realisierte mit För- derung der Bundesstiftung Aufarbeitung ein Projekt, in Um die Geschichte des Volksaufstandes in der DDR dem sich Leipziger Schülerinnen und Schülern der Ge- jungen Erwachsenen erfahrbarer zu machen, veranstal- schichte des Volksaufstandes vor Ort annäherten. tete die Jugendzeitschrift SPIESSER in Zusammenarbeit mit der Bundesstiftung Aufarbeitung im vogtländischen Jugendliche setzen sich mit der Plauen die Schreibwerkstatt »Kämpfen um frei zu sein«. ­Geschichte auseinander Dafür reisten 50 Nachwuchsjournalisten aus ganz Deutsch­land an, um bei dem viertägigen Workshop die Eine international vergleichende Perspektive auf die Ge- Gelegenheit zu nutzen, die Geschichte des Volksaufstan- schichte der kommunistischen Diktaturen nahm eine des vom 17. Juni 1953 aus erster Hand zu erfahren. Sie Projektwoche des Internationalen Begegnungszentrums trafen Dr. Udo Grashoff, Experte für Neuere und Zeitge- im Kloster St. Marienthal ein. Jugendliche aus sieben euro- schichte an der Uni Leipzig, kamen mit den Zeitzeugen päischen Ländern trafen sich in Sachsen, um sich mit der Sabine Popp und Hans-Jürgen Sievers ins Gespräch und Ideologie und dem politischen System des Kommunismus stellten Gerd Naumann vom Vogtlandmuseum Plauen in der DDR sowie mit Beispielen von Opposition, Wider- ihre Fragen. Auf diese Weise wurden geschichtliche stand und Repression im SED-Staat zu beschäftigen. 55

»Stimmen der Opposition«: Zeitzeuge Lothar Rochau im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern der Braunschweiger Ricarda-Huch-Schule.

Ein außergewöhnliches Bildungsprojekt realisierte der Verein Drudel 11 aus Jena mit Förderung der Bundes- stiftung Aufarbeitung. Das im Frühjahr 2013 gestartete Modellprojekt »Mauern überwinden« des Vereins ist im September des Jahres sehr erfolgreich abgeschlossen wor- den. Junge Straftäter setzten sich in der Thüringer Jugend- arrestanstalt in Weimar mit Fragen von Demokratie und Diktatur nach 1945 sowie dem Wert von Freiheit für das eigene Leben auseinander. Über acht Projektwochen hin- durch beschäftigten sich die Teilnehmer mit der Ge- schichte der DDR, etwa in Gesprächen mit Zeitzeugen. Das Bildungsprogramm erprobte damit sehr erfolgreich Möglichkeiten zur Vermittlung von historischem Wissen Fachtagung »Opfer, Täter, Jedermann?« in Potsdam: Podiumsdiskussion an Jugendliche mit Bildungsbenachteiligung. mit Dr. Hilde Hoffmann, Moderator Dr. Christoph Classen, Prof. Dr. Dorothee Wierling und Dr. Silke Klewin. Fortgesetzt wurde im Jahr 2013 das im Vorjahr ge- startete interaktive Schülerprojekt »Stimmen der Oppo- sition« der Deutschen Gesellschaft e. V. Ausgehend von Konferenz zur Zeitzeugenarbeit online bereitgestellten Materialien führten die Schülerin- nen und Schüler eigene Videointerviews mit Zeitzeugen Zeitzeugen sind in der Aufarbeitung und Vermittlung der DDR-Opposition. Dabei entstand ein Bild der DDR- der Geschichte und Folgen der SED-Diktatur zu einer Bürgerrechtsbewegung, gesehen mit den Augen der heu- geschichtskulturellen und pädagogischen Leitfigur ge- tigen Jugendlichen. Die Zeitzeugeninterviews wurden worden. Als Interview- und Gesprächspartner in wissen- anschließend auf einer eigenen Website veröffentlicht. schaftlichen Projekten und Tagungen, bei Veranstaltun- 4.1 Der Arbeitsbereich Gesellschaftliche ­Aufarbeitung, Publikationen 56 und auSSerschulische Bildungsarbeit

gen und Projekten der schulischen und außerschulischen Großen Erfolg feierte das Theaterstück »Im Tunnel«, das Bildung sowie Gedenkstättenführungen geben sie den mit Förderung der Bundesstiftung Aufarbeitung vom historischen Ereignissen eine persönliche Dimension. Berliner Unterwelten e. V. auf die Bühne gebracht wurde. Das Spannungsfeld von Aufarbeitung, Historisierung Das dramatische Stück zeigt, welche unglaublichen Ge- und Geschichtsvermittlung bei der Arbeit von und mit fahren Menschen auf sich nehmen mussten, um durch Zeitzeugen der DDR war Thema einer Fachtagung von die Flucht aus ihrer Heimat in Freiheit und Demokratie Zeitpfeil e. V., dem Bildungswerk der Humanistischen leben zu können. Die Inszenierung war nach dem eben- Union NRW und dem Zentrum für Zeithistorische For- falls von der Bundesstiftung Aufarbeitung unterstützten schung, die mit Unterstützung der Bundesstiftung Auf- Audioweg »Flucht Tunnel« und dem gleichnamigen Hör- arbeitung am 14. und 15. Februar 2013 in Potsdam statt- buch von Kai-Uwe Kohlschmidt der letzte Teil der Tri- fand. Unter dem Titel »Opfer, Täter, Jedermann?« arbei- logie des Vereins zum Thema »Berliner Tunnelfluchten« teten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer geschichts- und erinnerte zum 50. Jahrestag eines verratenen Tunnel- kulturelle Bedingungen, pädagogische Möglichkeiten und projektes vom 25. Mai 1963 in der Kremmener Straße an Probleme der Arbeit mit Zeitzeugen zur DDR-Geschich- dieses bewegende Stück deutsch-deutscher Geschichte. te heraus. Ziel war es, Impulse für die Bildungspraxis mit Zeitzeugen zu geben. Dazu wurden wissenschaft­liche, didaktische und künstlerische Perspektiven gekreuzt und Möglichkeiten zu Austausch, Vernetzung und Fortbil- dung geboten. Eine umfassende Dokumentation der Ta- gung in Text, Ton und Bildern sowie zahlreiche ergän- zende Materialien und Hinweise zum Thema finden sich im Internet unter www.arbeit-mit-zeitzeugen.org.

Aufarbeitung mit Film- und ­Theaterprojekten

Zum zehnten Mal fand 2013 das deutsch-polnisch-tsche- chische Neiße Filmfestival im Dreiländereck um Zittau statt. Gezeigt wurden deutsche, polnische, tschechische und weitere osteuropäische Filme. Dabei pendelte das Pu- blikum zwischen 13 Spielstätten im Dreiländereck. Die diesjährige Filmreihe »Protest und Erinnerung« erinnerte an den Widerstand im kommunistischen Machtbereich. Die Dokumentation der Ereignisse des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR, des Ungarnaufstandes 1956, des Prager Frühlings 1968 sowie die Entwicklung der polnischen Gewerkschaft Solidarność und der tsche- choslowakischen Charta 77 war inhaltlicher Schwerpunkt des Festivals. Erzählt wurden dabei außergewöhnliche Lebensgeschichten, die durch Mut und Zivilcourage bis in die heutige Zeit wirken. Szene aus dem Theaterstück »Im Tunnel« mit Momo Kohlschmidt (links) und Katharina Groth. 57

Theaterstück »Im Tunnel«: Die Schauspieler Dennis Katzmann (links) und Claas Würfel graben sich den Weg in die Freiheit.

Mit der Premiere vor der geschichtsträchtigen Kulisse des thematisierte eine Widerstandsaktion von Schülern und Gewölbes der ehemaligen »Oswald Berliner-Brauerei« Lehrern des örtlichen Gymnasiums vom Ende der vier- nahe der Bernauer Straße, einem Brennpunkt der dama- ziger Jahre, die mit einem selbstgebauten Radiosender ligen Tunnelfluchten, schickte das Stück die Zuschauer über die Verbrechen Stalins aufklären wollten und für auf eine dokumentarische Reise in die Vergangenheit. diese Aktion mit langen Haftstrafen und in einigen Fällen mit dem Tod bestraft wurden. Begleitend zu dem Theater- Den frühen Widerstand der vierziger Jahre griff ein stück erarbeitete das Theater ein pädagogisches Begleit- von der Stiftung unterstütztes Projekt am Theater in -Al programm mit Workshops für Schulen. tenburg auf. Das Theaterstück »Vier Schüler gegen Stalin« 4.1 Der Arbeitsbereich Gesellschaftliche ­Aufarbeitung, Publikationen 58 und auSSerschulische Bildungsarbeit

Neue Titel in der gemeinsamen Reihe mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen

Anna Kaminsky: Frauen in der DDR. Udo Grashoff: Wir wollen freie Menschen Ulrich Mählert: Geschichte der Landeszentrale für politische Bildung sein! Der DDR-Volksaufstand vom 17. Juni. DDR 1949–1990. Landeszentrale Thüringen und Bundesstiftung Landeszentrale für politische Bildung für politische Bildung Thüringen ­Aufarbeitung, 2013. ­Thüringen und Bundesstiftung zur und Bundesstiftung Aufarbeitung, ­Auf­arbeitung der SED-Diktatur 2013. 2. aktualisierte Auflage 2014.

Peter Maser: Niemals voll in das Regime Rüdiger Wenzke: Geschichte der Nationalen Volks­ integriert. Kirchen in der DDR. Landes- armee 1956–1990. Landeszentrale für politische zentrale für politische Bildung Thüringen ­Bildung Thüringen und Bundesstiftung zur Auf­ und Bundesstiftung Aufarbeitung, 2013. arbeitung der SED-Diktatur 2013.

Publikationsreihe zur politischen politisch-historischen Bildungsarbeit gleich vier neue ­Bildung und Periodika Bände: »Geschichte der Nationalen Volksarmee 1956– 1990« von Rüdiger Wenzke, »Wir wollen freie Menschen Gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung sein! Der DDR-Volksaufstand vom 17. Juni« von Udo Thüringen gibt die Bundesstiftung Aufarbeitung eine -er Grashoff, »Frauen in der DDR« von Anna Kaminsky, und folgreiche Publikationsreihe zur DDR-Geschichte heraus, »Kirchen in der DDR« von Peter Maser. Zudem wurde die deren Bände einen wissenschaftlich fundierten und zu- »Geschichte der DDR 1949–1990« von Ulrich Mählert in gleich gut lesbaren Einstieg in die jeweilige Thematik er- einer überarbeiteten, zweiten Auflage neu herausgegeben. möglichen. Im Jahr 2013 erschienen in dieser Reihe zur 59

Podiumsgespräch »Die Aufstände im Ostblock im Kontext des Kalten Krieges« mit (v. l. n. r.) Prof. Dr. Hermann Wentker, Moderator Dr. Jens Hüttmann, Hermann Vinke, Prof. Dr. Henri Ménudier und Prof. Dr. Wilfried Loth.

Mit den Zeitschriften »Horch und Guck« und »Gerber- Dabei fand sich der 60. Jahrestag des Volksaufstandes gasse 18« förderte die Bundesstiftung Aufarbeitung zwei in der DDR als Themenschwerpunkt auch im Veran- für die kritische Auseinandersetzung mit der DDR-Ver- staltungsangebot des Arbeitsbereichs wieder. Anfang gangenheit wichtige Periodika. Zum 1. September 2013 Juni nahm der jährlich stattfindende gemeinsame Bun- hat das Bürgerkomitee Leipzig e. V. die Herausgeberschaft deskongress der Landesbeauftragten für die Stasi-Unter- für die Zeitschrift »Horch und Guck« übernommen. Das lagen und für die Aufarbeitung der Folgen der kommu- 1992 vom Bürgerkomitee »15. Januar« e. V. in Berlin ge- nistischen Diktatur sowie der Bundesstiftung zur Auf- gründete Blatt hat sich über mehr als 20 Jahre zu einem arbeitung der SED-Diktatur mit Verfolgtenverbänden und bedeutsamen überregionalen Medium für die Aufarbei- Aufarbeitungsinstitutionen das Thema in den Blick. Der tung der SED-Diktatur entwickelt. Ab 2014 soll »Horch mittlerweile 17. bundesweite Kongress, der 2013 in Berlin und Guck« mit Unterstützung der Bundesstiftung Aufar- stattfand und organisatorisch vom Berliner Landesbe- beitung in gewohnter Weise viermal pro Jahr erscheinen. auftragten für die Stasi-Unterlagen und der Bundesstif- tung Aufarbeitung betreut wurde, fragte in einer Reihe Veranstaltungen des Arbeitsbereichs – von Vorträgen und Diskussionsrunden nach den histori- Schwerpunkt 17. Juni schen Ereignissen in Ost-Berlin und der gesamten DDR. Dabei wurden insbesondere die internationalen Rahmen- Das umfangreiche jährliche Veranstaltungsangebot der bedingungen des Volksaufstandes näher betrachtet und Bundesstiftung Aufarbeitung wird im Zusammenspiel nach der Bedeutung für die Erinnerungskultur gefragt. aller Arbeitsbereiche konzipiert, organisiert und umge- Im Rahmen des Kongresses konnte zudem ein neuer Ge- setzt. Vom Arbeitsbereich Gesellschaftliche Aufarbeitung, denkstein des Berliner Stadtbezirks Treptow-Köpenick Publikationen und außerschulische Bildungsarbeit wur- zur Erinnerung an den Volksaufstand am Müggelsee den 2013 insgesamt 15 Veranstaltungen allein oder ge- eingeweiht werden (s. Abschnitt 3.1.2). meinsam mit unterschiedlichen Partnern realisiert. 4.1 Der Arbeitsbereich Gesellschaftliche ­Aufarbeitung, Publikationen 60 und auSSerschulische Bildungsarbeit

Der Botschafter der Tschechischen Republik, Dr. Rudolf Dr. Christoph Bergner, Beauftragter der Bundesregierung Jindrák, und Gerd Poppe, DDR-Bürgerrechtler und Vor - für die Neuen Bundesländer, bei der Eröffnung der standsmitglied der Bundesstiftung Aufarbeitung bei der Tagung »Die ostmitteleuropäischen Freiheitbewegungen«. Tagung »Die Ostmitteleuropäischen Freiheitsbewegungen 1953–1989«.

»Als der Kalte Krieg begann ...«. Ein Expertengespräch mit Prof. Dr. Bernd Greiner und Prof. Dr. Rolf Steininger, ­moderiert von Dr. Ulrich Mählert (Bundesstiftung Aufarbeitung). 61

Bei der Premiere des Hörbuchs »Landschaften der Lüge« mit Gesprächen von Jürgen Fuchs diskutierten Moderator ­Winfried Sträter, Susanne Schädlich, Werner Schulz, Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk und Prof. Dr. Harald J. Freyberger.

Zum Gedenken an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 über Opposition, Aufstände und Revolutionen im kom- fand am 16. Juni 2013 in der Berliner Zionskirche ein munistischen Machtbereich. Die in Vorträgen und Po- ökumenischer Gottesdient der Evangelischen Kirche diumsgesprächen eingenommene vergleichende Perspek- Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz statt, der von tive trug dazu bei, eine umfassende Auseinandersetzung Bischof Dr. Markus Dröge, Bischofsvikar Dr. Matthias mit der deutschen und mittelosteuropäischen Geschich- Fenski und der Pfarrerin der Sophiengemeinde Eva-Maria te gewinnbringend voranzutreiben. Menard gestaltet wurde. Im Anschluss an den Gedenk- gottesdienst präsentierte Arbeitsbereichsleiter Dr. Robert Im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Machtkämpfe. Grünbaum die zeithistorische Plakatausstellung der Bun- Vom 17. Juni 1953 bis zum Ende des Kalten Krieges« des desstiftung Aufarbeitung zum Volksaufstand »Wir wollen Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen fan- freie Menschen sein«. den zwei Podiumsgespräche in Kooperation mit der Bun- desstiftung Aufarbeitung statt. Am Jahresanfang spra- Bei der Tagung »Die ostmitteleuropäischen Freiheits- chen Prof. Dr. Bernd Greiner vom Hamburger Institut bewegungen 1953–1989« setzten Wissenschaftler, Exper- für Sozialforschung und Prof. Dr. Rolf Steininger von der ten und Zeitzeugen den Volksaufstand in der DDR mit Universität Innsbruck unter der Moderation von Dr. den anderen Freiheitsbestrebungen im Ostblock in Be- Ulrich Mählert über den Beginn des Kalten Krieges in ziehung. An zwei Tagen diskutierten die Teilnehmerin- Deutschland, Europa und der Welt. Im Dezember 2013 nen und Teilnehmer der gemeinsam mit der Deutschen standen dann die Friedliche Revolution in der DDR von Gesellschaft e. V. ausgerichteten Konferenz im April 2013 1989/90 und das Ende des Kalten Krieges im Fokus. 4.1 Der Arbeitsbereich Gesellschaftliche ­Aufarbeitung, Publikationen 62 und auSSerschulische Bildungsarbeit

Auf große Resonanz stieß die öffentliche Premiere des von Doris Liebermann herausgegebenen Hörbuchs »Landschaften der Lüge«, das in Kooperation von Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur, Hörbuch Hamburg und Bundesstiftung Aufarbeitung erschienen ist. Es enthält Gespräche mit dem wichtigen DDR-Op- positionellen und Psychologen Jürgen Fuchs, in denen er eindringlich die psychischen Folgen von Unterdrückung und Gewaltherrschaft der SED-Diktatur auf persönli- cher wie gesellschaftlicher Ebene schildert. In der von Deutschlandradio Kultur übertragenen Präsentation schilderten zunächst Fuchs’ Ehefrau Lilo und Roland Jahn persönliche Erinnerungen an den früh Verstorbe- nen und seinen Versuch, in der Wahrheit zu leben. Im Anschluss sprachen Prof. Dr. Harald J. Freyberger, Direk- »Vom Klassenfeind infiziert?« Diskussion über deutsch-deutsche Jugendbegeg - nungen und die X. Weltfestspiele 1973 in Ost-Berlin mit (v. l. n. r.) Moderator tor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psycho- Dr. Ulrich Mählert, Konrad Gilges, Dr. Michael Herms, Martin-Michael Passauer therapie an der Universität Greifswald, der Historiker und Dr. Stefan Wolle. Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk, die Schriftstellerin Susanne Schädlich sowie der DDR-Bürgerrechtler und Europa- abgeordnete Werner Schulz darüber, welche psychischen Auswirkungen das Leben unter den Bedingungen der Diktatur in der DDR auf die Menschen hatte und welche langfristigen Nach- und Folgewirkungen bis heute in Ostdeutschland zu beobachten sind.

Gemeinsam mit dem Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und der Deutschen Gesellschaft e. V. wurde in 2013 mit Unterstützung des Bundesministeri- ums des Innern die erfolgreiche Veranstaltungsreihe »2 × Deutschland« fortgesetzt, deren erster Teil mittler- weile auch dokumentiert vorliegt. Wissenschaftler, Zeit- zeugen, Publizisten und Journalisten nahmen bei den durchweg sehr gut besuchten Veranstaltungen die deutsch- deutschen Jugendbegegnungen und die X. Weltfestspiele 1973 in Ost-Berlin, die Milliardenkredite der Bundesre- »Hat der Westen die SED-Diktatur mit Milliardenkrediten stabilisiert?« Diskussion in der thüringischen Landesvertretung mit (v. l. n. r.) Moderatorin Dr. Jacqueline publik an die DDR, die deutsch-deutschen Kulturbezie- Boysen, Prof. Dr. Peter E. Fäßler, Vera Lengsfeld, Dr. Rüdiger Kass und hungen und schließlich die grenzüberschreitende Zusam- Prof. Dr. Jörg Roesler. menarbeit der Friedensbewegungen in Ost und West in den 1980er-Jahren in den Blick. 63

Taschenkalender »Erinnerung Andreas H. Apelt/Robert Grünbaum/Jens Schöne als Auftrag« (Hg.): 2 × Deutschland. ­Innerdeutsche Beziehungen Um wichtige Ereignisse der jüngsten deutschen Geschich- 1972–1990, Berlin 2013. te in Erinnerung zu halten und Entwicklungen zu ver- deutlichen, gibt die Stiftung seit 2003 jährlich einen Taschenkalender heraus, der Tag für Tag große und kleine historische Ereignisse in Erinnerung ruft. Dieser Kalen- der wird ebenfalls im Arbeitsbereich erstellt. Schwer- punkt der Ausgabe 2013 waren die Vorgeschichte, der Verlauf und die Nachwirkungen des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR (siehe hierzu ausführlich Ab- schnitt 4.10).

Aufarbeitung mit vielen Partnern ­lebendig gestalten

Die Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit mit kom- munistischer Diktatur und deutscher Teilung findet vor allem in den zahlreichen Städten und Orten statt, in de- nen Vereine, unabhängige Archive, Gedenkstätten und Museen und vielfältige Träger außerschulischer Bildungs- arbeit sich darum kümmern, dass Veranstaltungen und Diskussionen stattfinden. Die Bundesstiftung fördert hierzu nicht nur zahlreiche Vorhaben, sondern arbeitet mit vielen dieser Einrichtungen aktiv zusammen. Zu den Aufgaben des Arbeitsbereichs gehört dabei die Zusam- Bundesminister a. D. Otto Schily bei der Diskussion über die Friedensbewegung in Ost und West und die Konfrontation menarbeit mit wichtigen Trägern der historisch-politi- der Blöcke im Kalten Krieg. schen Bildungsarbeit. Dazu gehören die Landesbeauf- tragten für die Stasi-Unterlagen und für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur ebenso wie die Evangelischen Akademien, die Landeszentralen für politische Bildung sowie die politischen Stiftungen und Volkshochschulen. ◀

Der ehemalige Verteidigungsminister Prof. Dr. Rupert Scholz bei der Diskussion zu »Pershing II und SS 20«. 64 4.2 Der Arbeitsbereich Schulische Bildung

4.2 DDR-Geschichte ins Klassenzimmer zu bringen – Der Arbeitsbereich Schulische Bildung

Aufgabe des Arbeitsbereichs Schulische Bildung ist es, die schulische Auseinanderset - zung mit der deutschen Zeitgeschichte nach 1945 auf allen Ebenen zu befördern. Dazu stößt er bildungspolitische Initiativen an, knüpft N etzwerke, informiert über Bildungsan- gebote und fördert die Entwicklung didaktischer Materialien. Kooperationspartner sind dabei die Kultus- und Schulministerien, Schul- und Kulturämter, Lehrerfortbildungsins ­ titute, Geschichts- und Politiklehrerverbänden auf Bundes- und Länderebene, geschichts ­ didaktische Lehrstühle und Kompetenzzentren sowie weitere Einrichtungen wie Verlage und Online-Bildungsportale. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften als Schlüsselmultiplikatoren des Bildungsbereichs etwa im Rahmen von Weiterbildungen, Fachveranstaltungen und -messen.

Ihre Ansprechpartner/innen im Arbeits­ bereich Schulische Bildung (v. l.):

Vincent Kutz Studentischer Mitarbeiter Dr. Jens Hüttmann Leiter des Arbeitsbereiches Anna von Arnim-Rosenthal Projektmitarbeiterin Zeitzeugenportal Jakob Hamidi Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben 65

Die Themen SED-Diktatur und deutsche Teilung haben in den Rahmenlehrplänen der deutschen Bundesländer in den vergangenen Jahren einen stetig wachsenden An- teil erreicht, so dass die Rahmenbedingungen für den Schulunterricht zur Geschichte von Demokratie und Dik- tatur nach 1945 weitaus besser sind als noch vor einigen Jahren. Dazu trägt nicht zuletzt eine steigende Zahl von Bildungsangeboten bei, über die der Arbeitsbereich in dem online kostenlos bereitgestellten »Bildungskatalog SED-Diktatur und deutsche Teilung« informiert. Konkre- te Angebote an Schüler wie Lehrer bieten das Zeitzeugen- portal der Stiftung www.zeitzeugenbuero.de und die jähr- lich in Suhl stattfindende Geschichtsmesse. Mit elf Wei- terbildungsveranstaltungen in neun Bundesländern hat der Arbeitsbereich Schulische Bildung im Jahr 2013 zu- dem rund 600 Lehrkräfte und Referendare erreicht. Da- rüber hinaus trug der Arbeitsbereich im Jahr mit acht eigenen sowie Kooperationsveranstaltungen zum Ver- Eine Übersicht an Lehrmaterialien zur anstaltungsangebot der Stiftung bei und betreute neun ­DDR-Geschichte bietet der Bildungskatalog: www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/­ Gruppen, die sich im Jahresverlauf über die Arbeit der bildungskatalog Stiftung informierten. Der Leiter der Schulischen Bildung bearbeitete 15 Anträge auf Förderung von Projekten mit Bezug zur schulischen Bildung und betreute sechs ein- schlägige, von der Stiftung geförderte Projekte. Einem ähnlichen Konzept folgt der Bildungswegweiser, Bildungswegweiser: Orientierung den die Stasiunterlagen-Behörde (BStU) und die Bundes- für Lehrende stiftung pünktlich zum 60. Jahrestag des Volksaufstan- des vom 17. Juni 1953 gemeinsam veröffentlicht haben. 25 Jahre nach der Friedlichen Revolution können Lehr- Die kostenlose Broschüre bietet Schulen einen Überblick kräfte und Mitarbeiter außerschulischer Bildungsein- über die wichtigsten Bildungsangebote zum Thema. Zu- richtungen auf ein breites Angebot didaktischer Materi- dem beschreibt der Wegweiser in knappen Darstellungen alien zur Geschichte von Demokratie und Diktatur nach Ursachen, Ereignisse und Folgen des Volksaufstandes 1945 in Deutschland zurückgreifen. Einen Überblick bie- und analysiert den Stellenwert des 17. Juni 1953 in den tet die Bundesstiftung mit ihrem laufend aktualisierten Rahmenlehrplänen der Bundesländer. Die Broschüre Bildungskatalog »SED-Diktatur und deutsche Teilung« präsentiert zudem eine Auswahl der neueren Literatur auf der Stiftungswebseite. Dieser verzeichnete Ende 2013 sowie Internetseiten zum Thema und stellt ausgewählte 242 didaktisch aufbereitete Materialien für die schulische Gedenkorte und Zeitzeugen des Aufstands vor. und außerschulische Arbeit zur Geschichte der sowjeti- schen Besatzungszone und DDR, zur deutschen Teilung Didaktische Materialien entwickeln sowie zu Friedlicher Revolution und Deutscher Einheit. und fördern Mit Hilfe von Themenschlagwörtern oder über die Voll- textsuche lassen sich die passenden Angebote recherchie- Vor allem über den Förderweg unterstützt die Bundes- ren. Über entsprechende Verweise sind die Materialien stiftung Aufarbeitung neue didaktische Materialien, die zumeist kostenlos abrufbar oder können zum Selbstkos- eine differenzierte Auseinandersetzung mit den kom- tenpreis bezogen werden. munistischen Diktaturen im Unterricht ermöglichen. 66 4.2 Der Arbeitsbereich Schulische Bildung

So gibt die Agentur für Bildung – Geschichte, Politik und mengeschlossen, etwa die Landeszentrale für politische Medien e. V. auf dem Bildungsportal www.lernen-aus- Bildung Schleswig-Holstein, die geschichsdidaktischen der-geschichte.de eine Reihe von Themenheften heraus, Lehrstühle der Universitäten in Kiel und Flensburg, der von denen die Stiftung 2013 vier Ausgaben gefördert hat. Universität Odense und zahlreiche weitere Bildungsein- Die vielfältigen Themen reichten von »Schriftsteller/-innen richtungen. Gemeinsam erstellen und übersetzen die und die DDR – von ambivalenten Verhältnissen« über Partner Unterrichtsmaterialien und Aufsatzsammlungen, »Geteilte Erinnerungen – Historisches Lernen in Gedenk- organisieren Lehrerfortbildungen für Lehrkräfte aus stätten mit doppelter Vergangenheit« und »Die DDR – Schleswig-Holstein und Dänemark sowie Universitäts- Unrechtsstaat? Stasistaat? Zur Auseinandersetzung mit seminare und präsentieren Ausstellungen zum Thema. dem Begriff der Diktatur« bis hin zu »Wohnen und Le- ben in der DDR – Selbstverwirklichung oder Nische?«. Eine deutliche Lücke besteht bisher bei den didakti- Die Themenhefte bieten Hintergrundessays, Kontrover- schen Materialien für Grundschulen. Umso wichtiger war sen und Fragen, Unterrichtseinheiten und weiterfüh- es, dass die Agentur für Bildungskommunikation Capito rende Linksverzeichnisse. zum 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni mit Unterstützung der Bundesstiftung für die »ganz Kleinen« das Rollenspiel »Probe den Aufstand« entwickelte. In Themenhefte zur DDR-Geschichte kostenlos Rollenspielen für die Klassenstufen 3 bis 6 lernen die unter http://lernen-aus-der-geschichte.de/ Schülerinnen und Schüler die schwierigen Lebensum- Lernen-und-Lehren/Magazin stände in der DDR der 1950er Jahre kennen. Spielanlei- tungen, Arbeitsblätter und weitere Materialien helfen den Lehrkräften, die Auseinandersetzung mit einer der wich- Eine Vielzahl didaktischer Angebote entsteht zurzeit tigsten Zäsuren der deutschen Nachkriegsgeschichte im im Rahmen eines von der Bundesstiftung geförderten Klassenzimmer vor- und nachzubereiten. Das Planspiel Projekts der Internationalen Bildungsstätte Jugendhof kann im Laufe eines Projekttages, einer Projektwoche Scheersberg. Für das Projekt »Schleswig-Holstein, Däne- oder auch im regulären Unterricht genutzt werden. Die mark und die DDR – Eine europäische Grenzregion im Bundesstiftung förderte die Erstellung des Planspiels und Kontext der deutsch-deutschen Teilung« hat sich ein gro- des Unterrichtsmaterials. Das innovative Lernmaterial ßes Netzwerk unterschiedlichster Einrichtungen zusam- stößt seit seiner Veröffentlichung auf eine enorme Nach- frage in Schulen.

Schlüsselmultiplikatoren stärken: Fortbildungen für Lehrer und Polizei

Letztlich entscheiden die Lehrkräfte, wie intensiv die Ge- schichte der DDR im Unterricht behandelt wird. Die Bundesstiftung Aufarbeitung unterstützt die Fachlehre- rinnen und Fachlehrer deshalb in vielfacher Weise und gibt regelmäßig Anregungen, wie das Thema interessant angegangen werden kann. Besonders wichtig sind in die- sem Zusammenhang die von der Stiftung entwickelten Fortbildungsformate. Acht verschiedene, themenspezi- fische Lehrerfortbildungsformate bot der Arbeitsbereich Schulische Bildung 2013 an. Mit diesen Angeboten konn- ten seit 2011 mit 37 Weiterbildungsveranstaltungen in Schülerseminar im Rahmen des Projekts »Schleswig-­ Holstein, Dänemark und die DDR – Eine europäische zwölf Bundesländern rund 1.500 Lehrkräfte und Refe- Grenzregion im Kontext der deutsch-deutschen Teilung«. 67

Das Planspiel »Probe den Aufstand« ist geeignet für ­Schülerinnen und Schüler der 3. bis 6. Jahrgangstufe.

Die 3. Klasse einer Berliner Grundschule beim Praxistest rendare direkt erreicht werden. Am häufigsten wurde 2013 des Planspiels. der allgemeine Überblick »DDR-Geschichte vermitteln« nachgefragt sowie die Veranstaltung zu Ursachen, Ge- schichte und Folgen des Volksaufstandes vom 17. Juni Die Angebote richten sich in erster Linie an Lehrerinnen 1953. Weitere Themenangebote behandeln den Mauer- und Lehrer. Sie umfassen jeweils einen Fachvortrag und bau, Friedliche Revolution und Deutsche Einheit, die die Vorstellung didaktischer Materialien, die für die Kon- Jugendopposition im SED-Staat sowie das viel diskutierte zipierung von Unterrichtseinheiten zur Geschichte der Thema Rechtsextremismus in der DDR und im vereinig- DDR geeignet sind. Schließlich werden exemplarisch di- ten Deutschland. Auch zur Zeitzeugenarbeit im Unter- daktische Materialien erprobt und Einsatzmöglichkeiten richt wird eine eigene Fortbildung angeboten. für den Schulunterricht diskutiert.

Lehrerfortbildung in Rostock mit dem Soziologen und DDR-Bürgerrechtler Dr. Ehrhart N eubert (stehend, l.) und Arbeitsbereichsleiter Dr. Jens Hüttmann (r.). 68 4.2 Der Arbeitsbereich Schulische Bildung

www.zeitzeugenbuero.de: Projekttage Kooperationspartner des Arbeitsbereichs und Zeitzeugenarbeit verzahnen

Die Lehrerfortbildungen wurden 2013 mit einer Vielzahl von Kooperati- Das Bildungsportal www.zeitzeugenbuero.de vermittelt onspartnern realisiert. Partner waren die Kultusministerkonferenz, das kostenlos den Kontakt zu Zeitzeugen der SED-Diktatur Pädagogische Institut der Stadt München, das Pädagogische Landes­ und deutschen Teilung im gesamten Bundesgebiet. Für institut Rheinland-Pfalz, »Zeugen der Zeit« – Koordinierungsstelle für Schulen, Einrichtungen der außerschulischen Bildungs- Zeitzeugengespräche im Unterricht in Rheinland-Pfalz, Kooperative arbeit sowie Medienvertreter ist die Datenbank des Por- Berlin/Lichtschliff e. V., das Jugendhaus Mitte in Stuttgart, die Inter­ tals mittlerweile für die Suche nach Zeitzeugen für Ver- nationale Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg, die Außenstelle des anstaltungen und Interviews erste Anlaufadresse. Für BStU in Rostock, der NDR, das Landesinstitut für Schule und Medien den Schulunterricht haben Zeitzeugengespräche einen Berlin/Brandenburg, die Hessische Landeszentrale für politische hohen Wert: Durch die konkrete Schilderung einzelner ­Bildung, das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg, das Kultusministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern, die Geschichtslehrerverbände Bayerns, Brandenburgs, Mecklenburg- Vorpommerns und Schleswig-Holsteins sowie der Verband der Ge- schichtslehrer Deutschland e. V.

Einen eigenen Bildungsansatz verfolgt die modellhafte Kooperation mit der Polizeiakademie in Niedersachsen. Dort ist es mittlerweile gute Tradition, dass einmal im Jahr eine Veranstaltung zum Thema »Demokratie und Diktatur nach 1945« den zukünftigen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten einen Einblick in die deutsch-deut- sche Zeitgeschichte gibt. An den Veranstaltungen nehmen Gemeinsame Weiterbildung der Polizeiakademie regelmäßig die Teilnehmer des dritten Studienjahres teil. ­Niedersachsen und der Bundesstiftung Aufarbeitung Im Jahr 2013 wurde der Dokumentarfilm »Archiv des Un- mit (v. l. n. r.) Dr. Joachim Wetzel (Polizeiakademie N ieder- rechts« über die Zentrale Erfassungsstelle der Landes- sachsen), Zeitzeuge Dr. Hans-Jürgen Grasemann und justizverwaltungen in Salzgitter gezeigt, der 2012 vom Dr. Jens Hüttmann. Niedersächsischen Innenministerium und der Bundes- stiftung Aufarbeitung beauftragt worden war. Im -An schluss berichtete der frühere Leiter der Zentralen Erfas- sungsstelle, Dr. Hans-Jürgen Grasemann, im Gespräch mit Dr. Jens Hüttmann über die Arbeit seiner ehemaligen Dienststelle. Die Zentrale Erfassungsstelle hatte 1961 da- mit begonnen, Informationen über das in der DDR be- gangene Unrecht zu dokumentieren. Bis zu ihrer Schlie- ßung 1992 wurden über 40.000 Aktenordner angelegt, in denen politische Urteile, Misshandlungen, Verschlep- pungen und Denunziationen sowie nicht zuletzt die To- desfälle an der innerdeutschen Grenze festgehalten wur- den. Eine weitere Kooperation mit der Polizei Berlin/ Brandenburg führt zweimal im Jahr jeweils dreißig Be- Das Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am amte in die Bundesstiftung. »Archiv des Unrechts« der Zentralen Erfassungsstelle Salzgitter für DDR-Unrecht war groß. 69

Auch die Berliner Polizei arbeitet regelmäßig mit der Bundesstiftung Aufarbeitung zusammen. Rund 30 Beamtinnen und Beamte besuchten am 21. N ovember ein entsprechendes Weiterbildungsseminar.

Lebensgeschichten werden junge Menschen auf beson- dere Weise für die deutsche Nachkriegsgeschichte inte- ressiert und sensibilisiert.

Die Datenbank verzeichnet fast 300 Zeitzeugen (Stand Dezember 2013: 284). Darüber hinaus ist es möglich, Ak- teure, die mit ihren Daten nicht online verfügbar sein möchten, über die Bundesstiftung anzufragen. Die Da- tenbankrecherche kann regional und thematisch einge- grenzt werden. Recherchen sind zudem über Volltext und Postleitzahlen möglich. Im Portal werden die Zeitzeugen mit Fotos und einem kurzen Lebenslauf vorgestellt.

Das Zeitzeugenportal der Bundesstiftung wurde im Juni 2009 mit Unterstützung des Bundesministeriums des Innern, der deutschen Bundesländer und des Be- auftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien eingerichtet und seitdem stetig ausgebaut. Die Bundes- Zeitzeugen vermitteln Jugendlichen die Realität der ­Diktatur: Hartmut Richter (2. v. l.) berichtete einer ­Schülergruppe aus stiftung Aufarbeitung verfügt allerdings selbst über keine Rheinland-Pfalz von seinen Erfahrungen. Mittel zur Finanzierung von Veranstaltungen mit Zeit- zeugen. Eine Möglichkeit dazu bietet das Koordinierende Zeitzeugenbüro (www.ddr-zeitzeuge.de), das bei der Stif- tung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen angesiedelt 70 4.2 Der Arbeitsbereich Schulische Bildung 70

ist und von der Beauftragten der Bundesregierung für Bundesweites Forum der Zeitgeschichte: Kultur und Medien finanziert wird. Das Koordinierende Die Geschichtsmesse 2013 Zeitzeugenbüro finanziert nicht nur eigene Zeitzeugen- einsätze, sondern auch Veranstaltungen, die über das Zeit- Knapp 300 Akteure der historisch-politischen Bildungs- zeugenportal der Bundesstiftung Aufarbeitung zustande arbeit aus Deutschland und Europa besuchten die sechste kommen (zur Zeitzeugenarbeit im Unterricht siehe auch Geschichtsmesse der Bundesstiftung Aufarbeitung im Abschnitt 3.3). thüringischen Suhl. Vom 28. Februar und 2. März 2013 diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter Die regelmäßigen Projekttage und -wochen an den dem Titel »Geschichte lernen im 21. Jahrhundert – Demo- Schulen bieten eine gute Gelegenheit, durch Zeitzeugen- kratie und Diktatur nach 1945 in Deutschland und Euro- arbeit vorhandenes Wissen jenseits des Rahmenlehrplans pa« den aktuellen fachdidaktischen und historisch-wis- zu stärken und Interesse zu vertiefen. Besonders geeignet senschaftlichen Stand der Aufarbeitung. In über 50 Pro- ist dazu der bundesweite Projekttag zum 9. November, den jektpräsentationen stellten die Teilnehmenden Ausstel- die Kultusministerkonferenz im Jahr 2009 beschlossen lungen, Schulprojekte, Dokumentarfilme, Publikationen hat. Zu diesem Anlass hat die Bundesstiftung Aufarbei- und Veranstaltungsvorhaben zur deutschen und europä- tung gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische ischen Teilungsgeschichte vor und informierten auf dem Bildung und dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unter- »Markt der Möglichkeiten« über ihre Institutionen. lagen das Portal www.projekttag-deutsche-geschichte.de entwickelt. Das Angebot wird kontinuierlich ausgebaut Nach den zahlreichen Veranstaltungen, Initiativen und unterstützt das Ziel, eine vertiefte Auseinanderset- und Projekten zu den Jahrestagen der Friedlichen Revo- zung mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts lution und Deutschen Einheit, des Mauerbaus und des anzuregen und damit zur Demokratieerziehung beizu- Volksaufstands vom 17. Juni 1953, bilanzierte die Veran- tragen. staltung den Stand der Diktaturaufarbeitung in Deutsch- land und Europa. Diskutiert wurden außerdem die an- Hierzu gehört auch ein bei der Gedenkstätte Grenz- stehenden Aufgaben: Wie wird im Jahr 2014 europäische landmuseum Eichsfeld gefördertes und durch den Ar- Zeitgeschichte geschrieben, wenn sich der Beginn des beitsbereich Ausstellungen, Dokumentarfilme Multimedia Ersten Weltkrieges zum 100. Mal, der des Zweiten Welt- betreutes Projekt, in dem eine Handreichung für Zeit- krieges zum 75. Mal, die Revolutionen gegen die kom- zeugeninterviews erarbeitet wurde, die in dezidierter und munistischen Diktaturen zum 25. Mal und die EU-Ost- interessanter Weise eine Art Leitfaden für Schüler bietet, erweiterung zum zehnten Mal jähren? Wie kann im Klas- mit dem diese angeregt werden sollen, selbst Interviews senzimmer und in außerschulischen Bildungseinrichtun- zu führen. gen diese Geschichte vermittelt werden?

Vorträge und Podiumsdiskussionen mit profilierten Leitfaden zu Zeitzeugeninterviews Wissenschaftlern und Praktikern bildeten den Rahmen für Schüler. des dreitägigen Forums und lieferten Einblicke in die aktuellen zeithistorischen Debatten. Eröffnet wurde die Veranstaltung gemeinsam mit dem Oberbürgermeister von Suhl, Dr. Jens Triebel. Es folgten Vorträge von Prof. Martin Sabrow (Zentrum für Zeithistorische Forschung) und Prof. Hans-Jürgen Pandel (Universität Halle-Witten- berg). Die Schriftstellerin und Journalistin Claudia Rusch las aus ihren Büchern »Meine freie deutsche Jugend« und »Aufbau Ost – Unterwegs zwischen Zinnowitz und Zwickau«. Am zweiten Abend stellte der Journalist und 71

Schriftsteller Hermann Vinke sein neuestes Buch »Ge- ­ gen den Strom der Unfreiheit. Zeitzeugen der DDR er- Die Geschichtsmesse der Bundesstiftung Aufarbeitung innern sich« vor und sprach im Anschluss daran mit Zeit- zeugen und Mitgliedern des Bautzen-Komitees sowie der Mit der seit 2008 jährlich stattfindenden Geschichtsmesse wendet Initiative »Mutter-Kind hinter Gittern« über ihre Er- sich die Bundesstiftung Aufarbeitung an Träger und Institutionen der fahrungen. kommunalen Bildungs- und Kulturarbeit, an Lehrer, Vertreter von ­Museen und Gedenkstätten, an Mittler der historisch-politischen Eine Podiumsdiskussion zum Thema »Erinnerungs- ­Bildungsarbeit sowie an die Medien. Ziel des Forums ist es, die fachliche kultur und Diktaturaufarbeitung in Deutschland und und öffentliche Auseinandersetzung mit der deutschen Teilung und Ein- Europa seit 1990« mit Prof. Dr. Wolfgang Benz, dem lang- heit zu fördern. Die Teilnahme steht einschlägigen Institutionen genauso jährigen Leiter des Zentrums für Antisemitismusfor- offen wie interessierten Privatpersonen. Die Veranstaltung lädt dazu schung an der Technischen Universität Berlin, Roland ein, Kontakte zu knüpfen und Netzwerke im Bereich der historisch-­ Jahn, dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, politischen Bildung zu entwickeln. und dem Stiftungsratsvorsitzenden und Außenminister a. D. Markus Meckel beschloss die sechste Geschichts- messe.

Der Oberbürgermeister von Suhl, Dr. Jens Triebel, begrüßt Die Geschichtsmesse 2013 stellte mit knapp 300 Teilnehmerinnen die zahlreich angereisten Gäste der Geschichtsmesse 2013. und Teilnehmern einen neuen Besucherrekord auf.

»Lernen aus der Geschichte: Muss es einen antitotalitären »Geschichte lernen – Perspektiven für das beginnende 21. Jahrhundert«. Konsens geben?« Abschlusspodium der Geschichtsmesse ­Diskussion mit (v. l. n. r.) Dr. Christoph Links, Josef Kraus, Prof. Dr. Angela mit (v. l. n. r.) Prof. Dr. Wolfgang Benz, Markus Meckel und Schwarz, Prof. em. Dr. Hans-Jürgen Pandel und Moderator Dr. Jens Hüttmann. Roland Jahn. 72 4.2 Der Arbeitsbereich Schulische Bildung

Wie in den Vorjahren wurde auf der Webseite zur Ver- anstaltung www.geschichtsmesse.de eine detaillierte Nachlese zur Verfügung gestellt. Diese bündelt Fotos, Audiodateien, Vorträge und Informationen zu den ein- zelnen Programmpunkten und Mitwirkenden. Die Reso- nanz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie auch die deutlich wachsenden Besucherzahlen bestärkten die Bun- desstiftung Aufarbeitung darin, dieses Veranstaltungs- format auch in den Folgejahren weiterzuführen.

Messepräsenz bei der Bildungsmesse Didacta und weitere Veranstaltungen des Arbeitsbereichs

Ein weiterer integraler Bestandteil der (außer-)schulischen Bildungsarbeit ist die Präsenz der Bundesstiftung Auf- arbeitung bei der größten europäischen Bildungsmesse Didacta, die vom 19. bis 23. Februar 2013 mehr als 800 Aussteller und rund 97.000 Besucher nach Köln zog. Im Mehr als 50 Projektpräsentationen boten Raum für ­Diskussion und Aus- tausch, wie hier mit Prof. Dr. Rainer Eckert (links) und Prof. Dr. Peter Maser. Laufe der Woche besuchten rund 800 Lehrkräfte den Stand der Bundesstiftung, um sich über das breite Ange- bot an Lernmaterialien, Büchern, DVDs, Ausstellungen und Fortbildungsangeboten zu informieren.

Der Vernetzung und Information dient auch das jähr- liche Berlin-Brandenburgische Forum für zeitgeschicht- liche Bildung, an dem der Arbeitsbereich regelmäßig be- teiligt ist. »Der Beutelsbacher Konsens in der historischen- politischen Bildung« lautete der Veranstaltungstitel im Mai 2013. Im Mittelpunkt der Veranstaltung in der Ber- liner Stiftung Topographie des Terrors stand der Aus- tausch über den Beutelsbacher Konsens, der seit 1976 Grundlage der politischen wie der historischen Bildung ist und damit auch für die Vermittlung der Zeitgeschichte gilt. Die dort formulierten Prämissen konkurrieren mit einem politischen Diskurs, der auf Eindeutigkeit und ein vermeintlich objektives Geschichtsbild setzt. In Ab- grenzung zu Geschichtsauffassungen, die einseitig partei- lich orientiert war, bestand der Konsens auf den Grund- prinzipien der Demokratie: auf (geregelte) Kontroversität und Pluralität. Das Kontroversitätsgebot, das Überwäl- Die Stiftungsmitarbeiterinnen Sabrina Buschner und Hannah Bergmann am Informationsstand der Stiftung zur Bildungsmesse Didacta 2013. tigungsverbot und das Prinzip der Schülerorientierung sind seitdem eherner Bestand der historisch-politischen Bildung. Im Rahmen des Forums diskutierten Praktiker 73

aus der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit folgsversprechend? Deutlich wurde, dass der Rassismus mit Geschichtsdidaktikern und Historikern aktuelle An- in Deutschland eine lange Geschichte hat. Die Bundes- forderungen an die historisch-politische Bildung sowie stiftung griff mit der Veranstaltung ein aktuelles gesell- das Spannungsverhältnis von öffentlichem Diskurs und schaftliches Problem auf, das seit der Gründung beider der Lernsituation in der Gedenkstättenarbeit. deutscher Staaten virulent ist.

Darüber hinaus war der Arbeitsbereichsleiter an di- Das Thema fremdenfeindliche Gewalt griff auch das versen weiteren Veranstaltungen beteiligt. So wurde 2013 von der Stiftung geförderte Theaterstück »Mit Tötungs- über die Ursachen und Folgen des Rechtsextremismus in delikten ist zu rechnen« von Lea Rosh und Renate Kreibig- der DDR und im vereinigten Deutschland diskutiert. Der Fischer auf, das sich mit fremdenfeindlichen Angriffen Berliner Historiker Dr. Harry Waibel, die Vorstandsvor- in den ostdeutschen Bundesländer nach 1990 befasste. Das sitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung Anetta Kahane Stück wurde am 23. Februar 2013 am Hans-Otto-Theater und der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Wilfried in Potsdam aufgeführt. Schubarth diskutierten Anfang September über die Er- gebnisse von Waibels neuem Buch »Rassisten in Deutsch- Anlässlich des Jahrestags des Baus der Berliner Mauer land«: Welche Ursachen hatten Rassismus und Anti-Plu- diskutierte Dr. Jens Hüttmann gemeinsam mit dem Bun- ralismus im angeblich »antifaschistischen Staat« der SED? desbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Roland Jahn, Welche Unterschiede und Parallelen zur alten Bundes- dem Zeitzeugen Thomas Raufeisen und dem Juristen republik existierten? Wie stellt sich die Situation heute Dr. Hans-Jürgen Grasemann über die bis heute kontro- im Ost-West-Vergleich dar, welche Ansätze bildungspo- vers diskutierte Frage, was in Westdeutschland über das litischer und sozialtherapeutischer Intervention sind er- Unrecht in der DDR vor 1989 bekannt gewesen war. ◀

»Rassismus und Anti-Pluralismus im geteilten und vereinigten Deutschland« - Podiumsdiskussion mit (v. l. n. r.) Prof. Dr. Wilfried Schubarth, Moderator Justus Kliss, Anetta Kahane und Dr. Harry Waibel. 74 4.3 Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken

4.3 Betroffene unterstützen, Erinnerung wach- halten – Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken

Zu den zentralen Aufgaben der Bundesstiftung Aufarbeitung gehört es, die Erinnerung an das geschehene Unrecht und die Opfer wachzuhalten sowie die Verbesserung von rehabilitierungsrechtlichen Regelungen zu unterstützen. Dass diese Aufgabe auch 25 Jahre nach dem Ende der kommunistischen Diktatur in der DDR noch immer aktuell ist, zeigte sich 2013 in vielen Fällen. So machten nicht nur die Debatte über Haftzwangsarbeit ­politischer Häftlinge in der DDR für westliche Firmen oder die Medikamentenversuche westlicher Pharmaunternehmen an Patienten in der DDR deutlich, dass noch immer ­viele Aspekte der DDR-Geschichte nicht ausreichend bekannt und erforscht sind. Vor allem zeigte sich einmal mehr, dass die Auseinandersetzung mit der Diktatur in der DDR kein ostdeutsches Thema ist, sondern gesamtdeutsche Brisanz besitzt.

Ins Rampenlicht des öffentlichen Interesses traten 2013 chen Thema. In diesem Zusammenhang finanzierte die insbesondere jene, die in jeder Gesellschaft besonderen Stiftung Untersuchungen und Studien über die Situation Schutzes bedürfen: Kinder und Jugendliche. Über den und die Einweisungspraxis in diese Heime. So wurde die Runden Tisch Heimerziehung, der 2009 eingerichtet wor- Reihe von Untersuchungen zum Heimsystem der DDR- den war, wurde erneut der politische Missbrauch von Jugendhilfe nach Mecklenburg-Vorpommern und Bran- Einweisungen in Kinderheime und Jugendwerkhöfe in denburg nun auch für Sachsen fortgesetzt. der DDR als Repressionsinstrument zu einem öffentli-

Ihre Ansprechpartner/innen im Arbeitsbereich Opfer und Gedenken (v. l.):

Lena Ens Studentische Mitarbeiterin Ruth Gleinig Projektkoordinatorin »Erinnerungsorte an die ­kommunistischen Diktaturen« Markus Pieper Referent für Gedenkstättenarbeit Dr. Anna Kaminsky Geschäftsführerin, Leiterin des Arbeitsbereichs Janet Volkmer Sachbearbeiterin 75

Christian Sachse: Ziel Umerziehung. Spezialheime Grit Poppe und Stefan Lauter nach ihrer Lesung an der der DDR-Jugendhilfe in Sachsen 1945–1990. Karl-Rehbein-Schule in Hanau. Leipziger Universitätsverlag 2013.

Das Buch »Ziel Umerziehung. Spezialheime der DDR- Untersuchungen und Veranstaltungen wie diese helfen Jugendhilfe in Sachsen 1945–1990«, verfasst von Dr. jedoch nicht nur, das öffentliche Bewusstsein für das an Christian Sachse im Auftrag der Gedenkstätte Geschlos- Kindern und Jugendlichen begangene Unrecht zu schär- sener Jugendwerkhof Torgau, beschreibt eindrucksvoll fen, sondern tragen auch dazu bei, Entschädigungsan- die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Insassen von sprüche zu untermauern. Um dieses Thema bekannt zu Durchgangsheimen und -stationen, Spezialkinderheimen machen und die Unterschiede zum Heimsystem in der und Jugendwerkhöfen. Es stellt zugleich Basisinforma- alten Bundesrepublik deutlich zu machen, führte die Stif- tionen für die etwa 50 Spezialheime in Sachsen zur Ver- tung unter anderem Weiterbildungen durch und realisierte fügung. So können regionale Initiativen zur weiteren Er- gemeinsam mit dem Verein Gegen Vergessen – Für De- forschung der Geschichte des Heimes in ihrer Stadt oder mokratie verschiedene Diskussionsveranstaltungen mit Gemeinde angeregt werden, um diesen schwierigen Be- der Autorin Grit Poppe und Stefan Lauter, der als Jugend- reich regionaler Geschichte in das historische Bewusst- licher in den Geschlossenen Jugendwerkhof in Torgau sein zu bringen. Das Buch feierte seine Premiere am 28. gesperrt worden war. Juni 2013 im Sächsischen Landtag unter Beteiligung der Sächsischen Staatsministerin für Soziales Christine Clauß. 4.3.1 förderung und Unterstützung Zum gleichen Themenkomplex veröffentlichte das Bür- der Opferverbände gerbüro e. V. in Berlin 2013 die Studie »Meine Kindheit kann mir niemand wiedergeben! Einweisung von Kin- 2013 konnte die Stiftung 29 Projekte der Opferverbände dern und Jugendlichen in Spezialheime und Jungenwerk- mit rund 267.000 Euro finanzieren. Dazu zählten nicht höfe in der DDR bis 1989«. Auf Grundlage vieler Zeit- zuletzt die vielfältigen Gedenkveranstaltungen für Opfer zeugenberichte und Archivrecherchen wird darin dar- politischer Verfolgung im gesamten Bundesgebiet. Gerade gestellt, wie und warum Menschen in die Erziehungs- im 60. Jahr nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 maschinerie des SED-Regimes gerieten, was sie dort erle- bot es sich einmal mehr an, den Blick auf den frühen Wi- ben mussten und welche Folgen dieser Einschnitt für die derstand gegen die Errichtung einer neuen Diktatur nach Betroffenen bis heute hat. Um das Thema einer breiteren dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu lenken. So standen Öffentlichkeit zugänglich zu machen, fand am 18. März der Widerstand in den späten vierziger Jahren und im eine Filmvorführung im Berliner Gropius-Bau statt. Umfeld des Aufstands vom 17. Juni im Mittelpunkt vieler 76 4.3 Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken

Bautzen, 31. Mai 2013, Bautzener Brauhaus, »Widerstand gegen den Der Ratsvorsitzende der Bundesstiftung Aufarbeitung Kommunismus« v.l.: Wolfgang Kockrow, Sabine Popp, Markus Pieper, Markus Meckel begrüßt die Gäste der Tagung der Lager ­ Heike Waterkotte, Harald Möller. gemeinschaft Workuta e. V. Neben ihm auf dem Podium (v. l. n. r.) Dr. Karl-Wilhelm Fricke, Horst Schüler und Horst Hennig.

Veranstaltungen. Andere, wie das von der Stiftung erneut geförderte Bautzen-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Gedenkstätte Bautzen, befassten sich mit den Folgen des Aufstands.

Ein wichtiges Ereignis des Jahres 1953 fand im August im sibirischen Straflager Workuta statt. Dort erhoben sich Anfang August die Gefangenen an verschiedenen Lager- standorten, die nach Stalins Tod auf ihre Freilassung hoff- ten, um gegen die unmenschlichen Haftbedingungen und für ihre Freilassung einzutreten. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen, mehr als 50 Menschen verloren ihr Leben. Der Erinnerung an diesen Aufstand widmete die Lagergemeinschaft Workuta e. V. eine Tagung, die im August 2013 in den Räumen der Bundesstiftung Auf- arbeitung stattfand. Zeitgleich war mit Unterstützung der Stiftung eine Abordnung ehemaliger Häftlinge mit der ehemaligen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterla- gen Sachsen-Anhalt, Edda Ahrberg, sowie Anne Drescher, der designierten Landesbeauftragten für Mecklenburg- Angehörige ehemaliger Lagerhäftlinge reisten zum 60. Jahrestag der Niederschlagung des Lageraufstandes ins russische Workuta. Die Vorpommern, nach Workuta gereist. Am Jahrestag des ­Reise auf Einladung der Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Aufstandes beteiligten sich die Teilnehmerinnen und Teil- in Mecklenburg-Vorpommern und der Vereinigung der Opfer des nehmer an einer Gedenkveranstaltung am Denkmal für ­Stalinismus wurde von der Bundesstiftung Aufarbeitung unterstützt. 77

die Opfer des stalinistischen Terrors. Da viele der Ta- gungsteilnehmer in Berlin wie etwa der Vorsitzende der Lagergemeinschaft, Horst Schüler, wegen ihres demo- kratischen Widerstandes selbst jahrelang in sibirischen Lagern inhaftiert waren, wurde die Übertragung einer Grußbotschaft aus Workuta nach Berlin zu einem be- sonders bewegenden Moment.

Die politische Verfolgung von Frauen war auch 2013 einer der zentralen Themenbereiche der Stiftungsarbeit. So unterstützte die Bundesstiftung den Verein der ehe- maligen politischen Gefangenen des Frauengefängnisses Hoheneck bei verschiedenen Gedenk- und Informations- veranstaltungen. So fand am 16. Februar in Hoheneck eine Gedenkveranstaltung des neu gegründeten Förder- vereins und der Stadt Stollberg statt. Auch bei der Erar- Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Mütter-Kinder-Treffens in Mühlberg, beitung einer Ausstellung zum Haftort beteiligte sich die das 2013 von Alexander Latotzky (vorne rechts) organisiert wurde. Stiftung. Nicht zuletzt wird im Rahmen eines von der Stiftung finanzierten Promotionsstipendiums die Ge- schichte des Gefängnisses Hoheneck und der politischen ten. Die inzwischen Rehabilitierten berichteten über die Verfolgung von Frauen weiter wissenschaftlich unter- Gründe von Verhaftung und Verurteilung, ihre Erfah- sucht. Die Forschungsergebnisse werden Grundlage für rungen in der Haft und die Tabuisierung des Erlebten weitere Veranstaltungen und Publikationen zum Gefäng- in Ost und West. Ausschnitte dieser Interviews sind seit nis Hoheneck und dem Schicksal der dort unschuldig 2014 auf der Webseite der Bundesstiftung Aufarbeitung Inhaftierten sein. zu sehen.

Auch das jährliche Treffen von ehemaligen weiblichen Mit Förderung der Stiftung fanden vielfältige Ge- politischen Häftlingen und deren Kindern, die in den denkveranstaltungen an ehemaligen Lagerstandorten Speziallagern der Sowjetischen Besatzungszone oder statt, etwa in Bautzen, Mühlberg, Jamlitz, Sachsenhausen, Gefängnissen der DDR geboren wurden, wurde von der Buchenwald, Fünfeichen und Ketschendorf. Um den Toten Stiftung unterstützt. Vom 21. bis 23. Juni 2013 fand dieses dieser Lager zumindest ihre Identität wiederzugeben, un- von Alexander Latotzky organisierte Treffen von Müttern terstützt und finanziert die Stiftung seit vielen Jahren und Kindern in Mühlberg/Elbe statt. Die Veranstaltung die Erarbeitung von Totenbüchern, in denen die Opfer dient dazu, den Beteiligten einen würdigen Rahmen für namentlich aufgeführt werden. 2013 erstellte Dr. Peter Andacht und Erinnerung zu geben. Bei den jährlichen Erler das Totenbuch für das Sowjetische Speziallager Nr. 3 Treffen werden zunehmend junge Leute einbezogen, um in Berlin-Hohenschönhausen, Dr. Andreas Weigelt eines das Wissen um die Ereignisse durch Zeitzeugengesprä- für das Speziallager Ketschendorf in Brandenburg. Zu che weiterzugeben. diesen Totenbüchern gehört auch Dokumentation über die Todesurteile sowjetischer Militärtribunale zwischen Der politischen Verfolgung von Frauen war zudem 1945 und 1947, die unter der Leitung von Dr. Klaus- ein Interviewprojekt der Dokumentarfilmerin Alexandra Dieter Müller bei der Stiftung Sächsische Gedenkstätten Pohlmeier gewidmet. Sie sprach mit Frauen, die zwischen erarbeitet wird. Die Dokumentation wird dazu beitragen, 1947 und 1952 von einem sowjetischen Militärtribunal gesicherte Kenntnisse über die Gründe der Todesurteile zu Unrecht verurteilt wurden, über deren Lebensgeschich- in den ersten Nachkriegsjahren zu erhalten, die sich zwi- 78 4.3 Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken

Die Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung Gedenkveranstaltung für die Opfer des ehemaligen Dr. Anna Kaminsky spricht bei der Gedenkveranstaltung ­sowjetischen Speziallagers Nr. 7/Nr. 1 am 17. März 2013. für die Opfer des Speziallager Jamlitz im September 2013.

Einweihung des erweiterten Gräberfeldes des Speziallagers Ansprache des Ministerpräsidenten von Mecklenburg-­ Bautzen: Ruth Gleinig und Stefan Hammoser (Bundesstiftung Vorpommern Erwin Sellering bei der Gedenkveranstaltung Aufarbeitung) bei der Kranzniederlegung für die Toten im in Fünfeichen. November 2013. 79

schen der Verfolgung von NS-Verbrechen und stalinis- tischem Terror gegen die Gegner der neuen Diktatur be- wegten. Die Ergebnisse sollen 2014 veröffentlicht werden.

Gefördert wurden außerdem zahlreiche Ausstellun- gen, die an einstigen Haftstätten wie dem Frauengefäng- nis Hoheneck, in Berlin-Rummelsburg oder in der Baut- zener Straße in Dresden entstehen (siehe auch Abschnitt 4.4). Im Frühjahr 2013 konnte in der Gedenkstätte Zucht- haus Cottbus eine mit Mitteln der Bundesstiftung Auf- arbeitung gestaltete »Zeitzeugenzelle« eröffnet werden. Diese Zelle enthält Sachzeugnisse und autobiografische Informationen von ehemaligen politischen Häftlingen und ist Teil der neuen Dauerausstellung in der Gedenk- stätte, die im Dezember 2013 eröffnet werden konnte. Kongress der Internationalen Assoziation ehemaliger politischer Gefange - Die Erinnerungen der Zeitzeugen spielen in der gesamten ner und Opfer des Kommunismus e. V. im Veranstaltungssaal der Bundes - Dauerausstellung eine zentrale Rolle und tragen dazu bei, stiftung Aufarbeitung. Auf dem Podium Rainer Wagner (UOKG, l.), der das erlittene Unrecht nicht in Vergessenheit geraten zu Präsident der Inter-Asso Jure Knezovic (2. v. l.) und Octav Bjoza (r.). lassen. In diesen Bereich gehört auch die von der Stiftung finanzierte Erarbeitung der neuen Wanderausstellung »Mauern, Gitter, Stacheldraht« der Union der Opferver- bände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG). Diese Ausstellung erzählt auf 17 Tafeln am Beispiel einzelner Betroffener über Willkür, Repression und Verfolgung in der DDR. Die Ausstellung kann als Plakatsatz über die UOKG bestellt oder als Roll-Up-Variante ausgeliehen werden.

4.3.2 nATIOnale und internatio­nale Gedenkstättenarbeit

Neben der finanziellen Förderung von Projekten leistet die Das Präsidium der Internationalen Assoziation ehemaliger politischer Bundesstiftung Aufarbeitung auch durch zahlreiche ei- Gefangener und Opfer des Kommunismus e. V. (Inter-Asso) tagte am gene Veranstaltungen, Tagungen und Konferenzen einen 7. Februar 2013 in den Räumen der Bundesstiftung Aufarbeitung. wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Gedenkstätten, Museen und Aufarbeitungsinstitutionen. Schwerpunkt der Gedenkstättenarbeit der Bundesstiftung seen mit ihren internationalen Partnerinstitutionen, vor war 2013 die Vernetzung von Gedenkstätten und Auf- allem aus Ostmitteleuropa, zusammenzubringen. Dabei arbeitungseinrichtungen innerhalb Deutschlands. Ziel sollen Fragen zur Geschichte der kommunistischen Dik- war es dabei, einen intensiven Austausch über Erfahrun- taturen, zu den Erfordernissen einer modernen Ge- gen der täglichen Arbeit sowie zu neuen Forschungser- schichtsaufarbeitung sowie zu deren zeitgemäßer Ver- gebnissen und didaktischen Methoden anzustoßen und mittlung in Gedenkstätten, Museen und in der politischen Kooperationen zu ermöglichen. Zugleich ist die Bundes- Bildungsarbeit länderübergreifend mit Kollegen aus eu- stiftung bemüht, die deutschen Gedenkstätten und Mu- ropäischen Staaten mit einer ähnlichen Vergangenheit 80 4.3 Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken

diskutiert werden. Die Bundesstiftung ist bemüht, die beit in Mecklenburg-Vorpommern mit ihrem stark länd- Stimme der deutschen Gedenkstätten, Museen und Auf- lich geprägten Umfeld. Professor Pfüller machte die 35 arbeitungseinrichtungen, die der Aufarbeitung der SED- Teilnehmer nicht nur theoretisch mit der Aufarbeitungs- Diktatur gewidmet sind, verstärkt in den internationa- landschaft Mecklenburg-Vorpommerns bekannt. Neben len Diskurs um eine gemeinsame europäische Erinne- zahlreichen Projektpräsentationen und Fachdiskussio- rungskultur einzubringen. Dazu hat die Bundesstiftung nen über moderne Methoden der Zeitzeugenarbeit führ- 2013 ein ganzes Bündel von Projekten initiiert, deren ten drei Exkursionen zu Einrichtungen der Region: Im wichtigste im Folgenden kurz vorgestellt werden. Dokumentationszentrum des Landes Mecklenburg-Vor- pommern für die Opfer der Diktaturen in Deutschland »Zeitzeugenarbeit in Gedenkstätten« – am Schweriner Demmlerplatz konnten sich die Teilneh- Bundesweite Tagung in Schwerin mer nicht nur mit der Geschichte und Arbeit des Zent- rums in der ehemaligen Haftanstalt beider deutscher Dik- Herzstück der nationalen und internationalen Gedenk- taturen bekannt machen, sondern auch konkrete Erfah- stättenarbeit der Bundesstiftung sind zwei mehrtägige rungen aus der Zeitzeugenarbeit austauschen. Der Besuch Tagungen: Auf nationaler Ebene ist dies der Workshop des Wolhynier Umsiedlermuseums in Linstow sowie »Zeitzeugenarbeit in Gedenkstätten«, der vom 10. bis Gespräche mit dem Verein »Denkmal Kultur« in Mestlin 12. April 2013 in Schwerin stattgefunden hat. Die Tagung brachten tiefe Einblicke in die schwierige Gedenkstätten- zu den Methoden der Oral History wurde 2013 bereits arbeit in Randregionen mit schrumpfender Bevölkerung. zum 15. Mal gemeinsam vom Verein »Gegen Vergessen – Neben der Vorstellung und Diskussion von Projekten Für Demokratie« und der Bundesstiftung Aufarbeitung und Konzepten zahlreicher anderer Gedenkstätten aus organisiert. Als dritter Partner konnte erstmals der Verein dem gesamten Bundesgebiet bestand so drei Tage lang die »Politische Memoriale Mecklenburg-Vorpommern« mit Möglichkeit, die theoretisch diskutierten Probleme kon- Prof. Dr. Matthias Pfüller gewonnen werden. Themen- kret vor Ort mit Fachkollegen anderer Einrichtungen schwerpunkt war die Gedenkstätten- und Museumsar- zu besprechen und deren besondere Situation in Meck- lenburg-Vorpommern kennenzulernen. Die Reihe »Zeit- zeugenarbeit in Gedenkstätten« wird auch im kommen- den Jahr fortgesetzt.

Netzwerkveranstaltungen zur ­europäischen Erinnerungskultur

Bereits zum 11. Mal fand das Ost-westeuropäische Ge- denkstättentreffen vom 20. bis 23. März im polnischen Kreisau (Krzyżowa) statt, das die Bundesstiftung Auf- arbeitung zum wiederholten Mal in Kooperation mit der Evangelischen Akademie zu Berlin, dem Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität sowie der Gedenk- stätte Stiftung Kreisau organisierte. Die Tagung bezieht die deutschen Gedenkstätten zur kommunistischen Dik- tatur in den internationalen Aufarbeitungsdiskurs ein und eröffnet auch kleineren Einrichtungen Möglichkei- ten zu internationalen Kooperationen.

Besuch des Dokumentationszentrums für die Opfer der Diktaturen in Deutschland in Schwerin im Zuge der Tagung »Zeitzeugenarbeit in Gedenkstätten« im April 2013. 81

2013 war das Gedenkstättentreffen thematisch den Über- gängen und Zwischenzeiten in den Narrativen der euro- päischen Geschichte im 20. Jahrhundert gewidmet. Mit diesem Fokus war es gelungen, den zeitlichen Bogen von der nationalsozialistischen Diktatur und dem Großen Terror in der Sowjetunion über den Zweiten Weltkrieg bis zur Erinnerung an die kommunistischen Diktaturen heute zu spannen und in diesem Kontext die Vermitt- lung von Diktaturgeschichte in West- und Osteuropa zu diskutieren. Das Themenspektrum reichte von den pol- nisch-tschechischen Beziehungen in der Zwischenkriegs- zeit (Dr. Grzegorz Gąsior, Warschau) über den Weg aus Krieg und Besatzung in Frankreich 1944/45 (Prof. Ulrich Pfeil, Metz) bis hin zu der Frage, wie politisch die Erin- nerung im heutigen Russland ist (Andrej Kalich, Moskau/ St. Petersburg). Drei Tage lang diskutierten Fachkollegen von Universitäten und Gedenkstätten aus Österreich, Frankreich, der Ukraine, Russland, Polen, Deutschland und Tschechien miteinander, tauschten ihre praktischen Erfahrungen in der Gedenkstättenarbeit aus und verwirk- lichten in Kreisau erneut einen europäischen Erinne- rungsdiskurs, wie er seit Langem vielfach eingefordert wird. Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 11. Gedenkstätten - treffens in Kreisau. Debatten um die europäische Erinnerungskultur standen nicht zuletzt im Zentrum des 2. Internationalen Symposiums europäischer Aufarbeitungsinstitutionen »Europäische Erinnerung«, das vom 10. bis 12. Oktober in Berlin stattfand. 120 Institutionen aus 26 Ländern be- teiligten sich an der Tagung, die gemeinsam von der Bun- desstiftung Aufarbeitung, dem Danziger Solidarność- Zentrum und dem Europäischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität organisiert wurde (siehe hierzu Kapitel 4.7). Die Veranstaltungsreihe findet 2014 ihre Fortfüh- rung mit einer Konferenz in Prag.

4.3.3 Ein Denkmal für die Opfer

Insbesondere für die Opferverbände ist die Errichtung eines Denkmals für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft seit Jahren ein Thema von großer Be- deutung. Das Denkmal soll dem Gedenken an die Op- 120 Institutionen aus 26 Ländern waren beim 2. Interna ­ fer politischer Verfolgung in SBZ und DDR einen ange- tionalen Symposium »Europäische Erinnerung« vertreten, messenen Ort in Berlin geben. Die Initiative für dieses das vom 10. bis 12. Oktober in der Bundesstiftung statt - fand. 82 4.3 Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken

Sitzung der unabhängigen Jury des Gestaltungswettbewerbs (v. l. n. r.): Rainer Klemke, Prof. Dr. Alexander Koch, ­Bernadette Boebel, Birgit Wentzien und Sibylle Mania.

Denkmal ist bei der Union der Opferverbände Kommu- Im Rahmen ihres jährlichen Wettbewerbs »geschichts- nistischer Gewaltherrschaft (UOKG) angesiedelt und wird codes«, der ebenfalls im Arbeitsbereich Ausstellungen, von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Filme, Multimedia konzipiert und organisiert wird, Medien gefördert. Die Stiftung ihrerseits unterstützte stellte die Stiftung 2013 die Aufgabe, Entwürfe für ein und organisierte gemeinsam mit der UOKG begleitende Denkmal für die Opfer der kommunistischen Gewalt- Diskussionsveranstaltungen. Diese wurden von der Lei- herrschaft zu entwickeln. Das Thema »Entwurf für ein terin des Arbeitsbereichs Ausstellungen, Filme, Multi- Denkmal für die Opfer der kommunistischen Diktatur media, Dr. Sabine Kuder, betreut. So fand im März 2013 in der SBZ und DDR« wurde dabei mit der Zielsetzung ein Fachgespräch mit anschließender Publikumsdiskus- formuliert, die öffentliche Diskussion über die Errichtung sion unter dem Titel »Erinnern an die Vergangenheit eines Denkmals zu befördern und ihr mit gestalterischen und Mahnen für die Zukunft« statt, das die Stiftung Ideen kreative Impulse zu geben. Eine zentrale Anfor- gemeinsam mit der UOKG und der Verbandszeitschrift derung war dabei die Wahl eines repräsentativen Stand- »Der Stacheldraht« organisiert hatte. Im Mittelpunkt orts in Berlin, an dem sich der jeweilige Entwurf in die stand die Frage, welche Funktion ein solches Mahnmal infrastrukturellen und baulichen Bedingungen der Stadt innerhalb der bereits bestehenden Erinnerungslandschaft einfügen sollte. Im Mai 2013 konnten vier Preisträgerin- einnehmen kann und an welche Opfergruppen und Fa- nen und Preisträger benachrichtigt werden, die zuvor von cetten der kommunistischen Diktatur in Deutschland einer unabhängigen Fachjury ausgewählt worden waren. ein solches Denkmal erinnern sollte. Die Entwürfe wurden auf der Stiftungswebseite und im 83

Die Gewinnerbeiträge zum Wettbewerb »Ent wurf für ein Denkmal für die Opfer der kommunistischen Diktatur in der SBZ und DDR«

Ein Beitrag zum Wettbewerb >>geschichts-codes 2013<< der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Denk MAL! an die Opfer der SED-Diktatur

“Die Menschen in der DDR werden unterdrückt. itsnormen, dann gegen die Unterdrückung und Am 17. Juni ‘53 erhebt sich das Volk gegen die Gewaltherrschaft der SED. Sie fordern freie die Tyrannei, der Tag wird zum Fanal des Frei- Wahlen und den Rücktritt der Regierung. Der heitswillens der Menschen in der DDR. Am frühen Freiheitsdrang kennt keine Grenzen mehr. Der Morgen ziehen weit über 10.000 Menschen über Aufstand hat ganz Ost-Berlin und die gesamte die Stalinallee zum Potsdamer Platz. Sie protes- DDR ergriffen.” Politische Strafverfolgun g Eheauflösun g Zwangsarbeitslager Enteignun g Folterun g Verlust der Elter n Misshandelun g Zwangsabtreibun g Überwachun g Verschleppun g Gefängni s tieren zunächst gegen die Erhöhung der Arbe- Ausschnitt aus dem Film “50 Jahre CDU” Ermordun g Vergewaltigun g Hungerstrei k Bildungsverwährun g Röntgenstrahlbehandlun g Berufsverlus t

Strausberger Platz

Weberwiese

Frankfurter Tor

Ein Beitrag zum Wettbewerb >>geschichts-codes 2013<< der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur www.stiftung-aufarbeitung.de

Pneumatophore (griech. pneuma: „Luftstrom“; phorós: „tragend“) oder Atemwur- zeln sind Strukturen, die vom unterirdischen Wurzelsystem einiger Sumpf- oder

Lageplan Mangrovenbäume ausgebildet werden. DurchMaßstabb negativ-geotropes 1:5000 (der Schwer- ATEM kraft entgegengerichtetes) Wachstum durchbrechen sie die Bodenoberfl äche.

DIE LAGE

Das Denkmal befi ndet sich auf der Freifl äche des Marx-Engels- Forums. Der Ort liegt zentral in der Mitte Berlins, sucht einen Raum, der sich nicht an eine dezidierte Geschichte eines Ortes anlehnt, sondern wo er in einem bestehenden System neue Fragen auf- wirft. Das Denkmal soll stören. Es soll ein Fremdkörper sein. Ein Ort der Haltungen provoziert, ein Ort der Bewusstsein schafft. Der Entwurf braucht also einen Ort an dem er eine solche Spannung erzeugen kann, einen Ort mit einer ablesbaren Struktur, in die er als Störung eintreten kann. Doch Störung soll hier nicht als Selbstzweck dienen. Die Störung braucht einen Raum mit dem Sie in einen Dialog tritt, einen Ort der eine Störung verträgt, einen Ort der eine Störung braucht um neue Qualitäten zu entwickeln.

Der Entwurf sieht das Marx-Engels-Forum in seiner jetzigen Er- scheinung als einen Ort mit grossem Potenzial, aber auch als ei- nen Ort, der in einer gewissen Diffusität kaum Ausdruck in dem sehr starken Ensemble (Rotes Rathaus, Alex, Stadtschloss, Ni- kolaiviertel) entwickelt, in das er eingebettet ist. Das Forum mit seiner geometrischen Struktur, der klaren Ausrichtung auf die Sichtachsen und auch die inhaltliche Besetzung des Forums mit Marx und Engels erscheint als ein geeigneter Ort wo Stö- rung nicht selbstreferenziell, sondern dialogisch wirken kann. Der Raum des Gedenkes tritt in eine Beziehung zu dem Bestand, Blick auf das Frankfurter Tor Blick auf den Fernsehturm erzeugt ein neues Spannungsverhältnis und versucht so, neben dem Selbstbezug des Raums, eine positive Ausstrahlung auf die Gesamtparzelle Marx-Engels-Forum zu erreichen.

Schrägluftperspektive

Schnitt Maßstabb 1:100

Grundriss Maßstabb 1:100

1. Platz: Christian Lohre und Johannes Buchner 3. Platz: Carolin Rachel

stadträumliche Einbindung / Herausrücken aus der Achse Verortung des ATEM auf dem Marx-Engels-Forum / Aufl ösung der Vegetationsdichte 2. Platz: Sebastian Sowa

Lysichiton americanus Taxodium distichum Taxodium distichum

farbliche Akzente auf Sommer Herbst Bodenniveau des Denkmals

Atemwurzel

Taxodium distichum

DER RAUM SYMBOLIK Lageplan der Baumstellung im Bassin

Der Raum des Gedenkens liegt auf der Parzelle in Rich- Die Sumpfzypresse bildet Atemwurzeln aus. Es ist eine der tung Osten orientiert, schiebt sich zwischen das Zentrum wenigen Baumarten auf der Welt, die dauerhaft im Wasser des Marx-Engels-Forums und den Alex. Der Raum ent- stehen können. Ein Baum, der sich in einer lebensfeind- zieht sich bewusst den bestehenden Bezugssystemen. lichen Umwelt behauptet. Die Atemwurzeln, in ihrer bi- Der neue Körper schneidet alle vorhandenen Platzbelä- zarren, amorphen, vielleicht auch menschlich-leidenden ge, macht deutlich, dass hier etwas zu einem Bestand Anmutung verdichten die Aussage eines Lebenswesens, hinzutritt. das Atmen will, an einem Ort der einem den Atem raubt. Die kreisrunde, nach innen gekrümmte Wand des 50m Ein Lebewesen, das sich sein Gedeihen erkämpft und durchmessenden Denkmals hebt sich ca. 3m aus der schliesslich von Innen heraus die Hermetik und Isolation Platzoberfl äche, sticht in der Materialisierung deutlich des Systems besiegt und im Wortsinne darüber hinaus- heraus. Die massive Betonhülle erzeugt eine hermeti- wächst. Aus diesem Grund ist der Bestand der Vegetati- sche, geschlossene Wirkung, trennt das Innen deutlich on auf dem Platzniveau in Richtung des roten Rathauses von dem Aussen. Aus dem Körper wird, scheinbar sub- kontinuierlich ausgelichtet. Nur wenn der Ort sich stark straktiv, eine konkaver Erschliessungsweg herausgear- von der Umgebung absetzt, kann er Kraft entfalten und beitet. Wie ein Einschnitt in Richtung des Stadtschlos- wahrgenommen werden als das Besondere, das er ist. ses orientiert, erschliesst er das Denkmal, spricht eine Ein Sumpf in der Mitte Berlins? Es grenzt ans Absurde. Einladung aus - in das Innere einzudringen. Aber nur ein starkes Bild erzeugt die notwendige Span- Der Entwurf zieht die Wegführung innerhalb der Körpers nung in einer solchen Umgebung. Ein Sumpf ist ein sen- einer äusseren, additiven Erschliessung vor, weil durch sibles Ökosystem. Ein Lebensraum um den man sich küm- den Einschnitt ins Material die Massivität der Skulptur mern muss. Ein Ort der sich entwickelt und in Prozesse spürbar wird. eingebunden ist. Dieser Ort stellt uns eine Aufgabe. Er Der Weg ins Innere verläuft in dem Bau selbst. Die lang- erfordert Bewusstsein und Sensibilität. Er erfordert Pfl e- sam abfallende Rampe führt den Weg beim Austritt bis ge. Wenn wir uns um diesen Ort nicht kümmern, wird er Schematische Darstellung der Erschliessung des Denkmals auf das auf das Spreeniveau hinunter. Das Denkmal ist nicht funktionieren. Ein Ort der uns dauerhaft vor die Fra- bis zu 5m in den Platz eingesenkt. Die Zeit in der Dunkel- ge stellt, ob wir es auf uns nehmen wollen, sich darum zu heit soll das Empfi nden verstärken in eine andere Welt bemühen. zu treten. Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, Beim Austritt öffnet sich der Blick über ein kreisrundes Spreewasserbecken. Am Rand stehen Bäume im Wasser, sondern die Gewissheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht. die mit der Zeit aus der Hülle hinauswachsen und oben auf dem Platz sichtbar werden. Eigenartige Wurzeln grei- Vaclav Havel fen wie Hände aus dem Wasser. Ein Rundgang umrahmt das Bassin und erschliesst die Sitzgelegenheiten, die in die Ausformung der Hülle integriert sind. Ein neuer Ort in Berlin. Ein Ort der Ruhe. Ein Ort des Gedenkens, aber auch ein Ort von stiller Poesie, Hoffnung und Schönheit.

Schnittperspektive des ATEM in Blickrichtung Fernsehturm

Ein Beitrag zum Wettbewerb >>geschichts-codes 2013<< der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur www.stiftung-aufarbeitung.de 84 4.3 Der Arbeitsbereich Opfer und Gedenken

März 2014 im Rahmen einer öffentlichen Podiumsdis- Darüber hinaus stellte die Stiftung auch 2013 im Rahmen kussion zur Denkmalsfrage öffentlich präsentiert. Der der von ihr im Jahre 2003 initiierten Beratungsinitiative Kreativwettbewerb »geschichts-codes« richtet sich seit Mittel in Höhe von 97.180 Euro zur Verfügung. Diese 2003 mit verschiedenen Themenstellungen an Studieren- werden über die jeweiligen Landesbeauftragten für die de und wird im Arbeitsbereich Ausstellungen, Dokumen- Stasi-Unterlagen in den ostdeutschen Bundesländern ein- tarfilme und Multimedia von Dr. Sabine Kuder betreut. gesetzt, um dezentrale Beratungsangebote zu unterhalten. Zum 9. Dezember 2010 waren die Fristen für eine An- 4.3.4 unterstützung der Beratung tragstellung nach den SED-Unrechtsbereinigungsge- von Opfern und Betr offenen setzen, die ursprünglich zum 31. Dezember 2011 enden ­politischer Verfolgung sollten, erneut verlängert worden, dieses Mal bis zum Jahr 2019. Bis heute haben längst nicht alle Betroffenen Neben der Förderung von Publikationen und Veranstal- einen Antrag auf Rehabilitierung und Entschädigung tungen zum Leben in der Diktatur ist es ebenso wichtig, gestellt; viele weil sie die entsprechende Gesetzeslage und den Opfern von Verfolgung und Haft konkrete Hilfe an- die bestehenden Möglichkeiten nicht kennen. Die dies- zubieten. Dazu unterstützt die Stiftung seit 1998 regel- bezügliche Unterstützung seitens der Bundesstiftung Auf- mäßig Angebote zur Beratung und Betreuung unter Be- arbeitung kann jedoch nur komplementär erfolgen, die achtung der jeweiligen Länderzuständigkeiten und -kom- Verantwortung für die soziale Fürsorge für Opfer politi- petenzen. Das wichtigste Element ist hierbei die finan- scher Verfolgung bleibt Sache der Länder und Kommunen. zielle Unterstützung der Verbände und Vereinigungen, die die Opfer politischer Verfolgung über ihre Ansprüche Nicht zuletzt unterstützt die Stiftung Institutionen nach den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen informie- wie die Caritas bei der Betreuung von Opfern politischer ren und sie bei der Geltendmachung ihrer Ansprüche be- Verfolgung durch Weiterbildungs- und Supervisionsan- raten. Beratungsangebote gibt es in Ost- wie Westdeutsch- gebote sowie die Unterstützung von Tagungen zu diesen land, da viele Opfer politischer Verfolgung nach ihrer Themen. Akteure, die sich seit Jahren in der Beratung Haft in den Westen flüchten konnten oder von der Bun- und Betreuung von Opfern politischer Verfolgung enga- desregierung freigekauft wurden. Die Stiftung finanziert gieren, erhalten damit Möglichkeiten, ihre Erfahrungen die Beratungsarbeit von Opferverbänden und Vereinen, auszutauschen und berufliche Netzwerke zu bilden. Die- die entsprechende Erfahrung nachweisen können und sem Zweck dienen auch die Weiterbildungsangebote der über keine anderweitige Finanzierung verfügen, mit einer Stiftung, die sich insbesondere an Mitarbeiterinnen und Pauschale in Höhe von 15 Euro pro Beratung. Auch die Mitarbeiter in Ämtern und Behörden richten. Die Wei- in Berlin ansässige Beratungsstelle Gegenwind, die bun- terbildungen informieren über die verschiedenen Mecha- desweit einzige psychologische Beratungsstelle für Opfer nismen und Formen der Repression und klären über deren der SED-Diktatur, wird seit dem Jahr 2012 über die Be- langfristige Folgen auf. Ganz in diesem Sinne luden die ratungsinitiative der Bundesstiftung gemeinsam mit dem Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen un- Psychotherapie an der Universität Magdeburg und die terstützt. Zumindest mittelfristig ist die Finanzierung Stiftung am 6. Juni 2013 zu einer Vortrags- und Diskus- der Beratungsstelle Gegenwind durch die Länder Berlin sionsveranstaltung in die Stiftung ein, in deren Rahmen und Brandenburg gesichert. die Theorie der Anerkennung, die der Frankfurter Philo- 85

Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (Hrsg.): Übersicht über Beratungsangebote für ­Opfer ­politischer Verfolgung in der SBZ/DDR. 5., erweiterte und überarbeitete Auflage, Berlin 2010. Die Broschüre kann kostenlos herunter­geladen werden unter www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/opferberatung

soph Prof. Dr. Axel Honneth entwickelt hat, auf die Si- Im Rahmen ihrer Aktivitäten für die Opfer der kommu- tuation der Opfer der SED-Diktatur im vereinten Deutsch- nistischen Diktatur wirbt die Bundesstiftung Aufarbei- land angewendet wurde und Perspektiven für eine weitere tung nicht zuletzt seit vielen Jahren für eine Umkehr der Professionalisierung und Verbesserung der Angebote Beweislast bei der Anerkennung von Haftfolgenschäden. diskutiert wurden. Die geltenden Regeln machen es für die Betroffenen schwer bis unmöglich, für das erlittene Unrecht eine an- Mit dem Ziel der Verbesserung der Situation der Opfer gemessene Entschädigung zu erhalten. Der Nachweis, hat die Bundesstiftung Aufarbeitung nicht nur zahlrei- dass die gesundheitlichen Schäden eine direkte Folge che Studien unterstützt, sie stellt auch kontinuierlich ak- erlittener Verfolgung sind, ist in zahlreichen Einzelfäl- tualisierte Übersichten mit Hilfs- und Beratungsange- len nur schwer oder gar nicht zu führen. Oftmals ziehen boten für Opfer politischer Verfolgung, Adressen von sich die damit verbundenen Antragsprozeduren über Anlaufstellen und Informationsangebote für Mitarbeiter viele Jahre hin. Eine Novellierung der bestehenden Re- von Ämtern und Behörden zur Verfügung. Die in der gelungen würde für viele Betroffene eine wirkliche Er- fünften Auflage vorliegende »Übersicht über Beratungs- leichterung mit sich bringen. ◀ angebote für Opfer politischer Verfolgung in der SBZ/ DDR« wird derzeit aktualisiert. Die Broschüre bietet einen Überblick über Beratungs- und Hilfsangebote in allen sechzehn Bundesländern und führt insgesamt 112 Vereine und Institutionen auf, die für Betroffene zur Verfügung stehen. 86 4.4 Der Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multimedia

4.4 Aufarbeitung multimedial vermitteln – Der ­Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multimedia

Bei der Vermittlung von historischem Wissen in anschaulicher Form werden multimediale Angebote seit Jahren immer populärer. Nicht nur Ausstellungen und Filme, auch Internet­ angebote und mobile Anwendungen für Smartphones (Apps) können mit modernen und anschaulichen Mitteln komplizierte und komplexe Sachverhalte einem größeren Publikum nahebringen. Der Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multimedia betreut auf diesem Ge - biet nicht nur die vielfältigen Projekte Dritter, sondern erarbeitet darüber hinaus eigene Angebote der Bundesstiftung Aufarbeitung. Darüber hinaus wird im Arbeitsbereich der künstlerische Wettbewerb »geschichts-codes« betreut, dessen Thema 2013 Entwürfen für ein Denkmal für die Opfer der kommunistischen Diktatur gewidmet war (siehe auch 4.3.2).

Dabei gehört die Förderung entsprechender Vorhaben gesamt 35 geförderten Projekte wurden von Antragstel- zu den finanziell stärksten Förderbereichen der Stiftung: lern aus den neuen Bundesländern eingereicht und rea- Knapp eine Million Euro Fördermittel flossen 2013 in lisiert, 14 Anträge wurden von Projektträgern mit Sitz Projekte, die im Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, in Berlin eingereicht. Generell zeigt sich auch in 2013, Multimedia betreut wurden. Ein Fünftel davon ging in dass mit der Förderung von Filmvorhaben ein breites die Förderung von Filmen, knapp 500.000 Euro flossen öffentliches Interesse an Themen der SED-Diktatur und in Ausstellungen. Insgesamt wurden fünf Filme, neun der deutschen Teilung erlangt werden kann; mehrere Multimediaprojekte, 18 Ausstellungen sowie ein Zeit- Millionen Zuschauer konnten auch 2013 mit den TV- zeugenprojekt, eine Veranstaltungsreihe und ein Bil- Ausstrahlungen erreicht werden. 13 Veranstaltungen und dungsprojekt zum 17. Juni 1953 unterstützt. 16 der ins- zwei Weiterbildungsseminare wurden vom Arbeitsbereich

Ihre Ansprechpartner/innen im Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multimedia (v. l.):

Jens Dienert Sachbearbeiter Dr. Sabine Kuder (geb. Roß) Leiterin des Arbeitsbereichs Jennifer Bernard Studentische Mitarbeiterin 87

geplant und umgesetzt. Zu den Aufgaben gehört es weiter- hin, die Stiftung bei öffentlichen Präsentationen der Pro- jektergebnisse zu vertreten und die Projektergebnisse zu würdigen.

Diskussionen über die Geschichte von Demokratie und Dik tatur im 20. Jahrhundert

Wie vermittelt man historische Ereignisse differenziert und gleichzeitig spannend und anregend an Menschen, die mit diesen Themen nichts verbinden, seien sie zu jung oder seien sie inhaltlich oder regional zu weit weg? Vor dieser zentralen Aufgabe stehen alle Einrichtungen, die historisch-politische Bildungsarbeit betreiben und be- fördern möchten. Hier gilt es, Formen zu finden, die in- novativ und anregend, zugleich aber ausreichend differen- Rund 280 Gästen kamen zur Berlin-Premiere der Dokumentation ziert sind, um eine nachhaltige Wirkung zu erzeugen. Die »Wir wollen freie Menschen sein! Volksaufstand 1953« in die Akademie Bundesstiftung Aufarbeitung fördert seit Jahren die Er- der Konrad-Adenauer-Stiftung. arbeitung von derartigen Materialien oder stellt sie selbst zur Verfügung.

Nach wie vor sind insbesondere bewegte Bilder dazu geeignet, eine breite Zielgruppe zu erreichen. Die Autorin und Regisseurin Freya Klier erarbeitete gemeinsam mit der Provobis GmbH und dem Sender RTL eine beein- druckende Dokumentation zum 60. Jahrestag des Volks- aufstandes 1953 in der DDR, in deren Mittelpunkt das mit 15 Jahren jüngste Opfer des Aufstands, der Leipziger Paul Ochsenbauer, stand. Der Film fand im Mai 2013 in Leipzig und Berlin vor insgesamt knapp 800 Gästen seine öffentliche Premiere, moderiert wurde die Filmpräsen- tation von RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel. Bei der Erstausstrahlung im Fernsehen sahen den Film mehr als 2,5 Millionen Zuschauer. Seit der Premiere präsentierte die Autorin den Film in knapp 50 Schulen und Einrich- tungen im gesamten Bundesgebiet. Die Schüler waren dabei sehr interessiert, die Reaktionen durchweg positiv. »Die Hennigsdorfer kommen!« Ausstellung zum 17. Juni 1953, an dem ­Hunderte Hennigsdorfer Arbeiter zum Protest nach Ost-Berlin Auf großes Interesse stieß auch ein von Alexander ­marschiert waren. Lahl und den Kulturingenieuren produzierter Anima- tionsfilm zu den Ereignissen am 17.6.1953 in Hennigs- dorf. Mit seiner innovativen Form erregte er nicht nur bei der Präsentation der ebenfalls von der Bundesstiftung Aufarbeitung geförderten Ausstellung »Die Hennigs- 88 4.4 Der Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multimedia

Multimedial widmete sich auch das Bürgerkomitee Leipzig Der Kurzfilm »17« zum 17. Juni 1953 in ­Hennigsdorf kann auf der Schwerpunktseite dem Volksaufstand in Leipzig und entwickelte mit För- www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/­ derung durch die Bundesstiftung Aufarbeitung eine zwei- 17juni1953 angesehen werden. sprachige Audiostadtführung und eine Applikation für Smartphones, auf denen die Ereignisse für ein jüngeres Publikum aufbereitet wurden. Das Projekt wird nach der dorfer kommen! Der 17. Juni 1953 in Hennigsdorf« zum Veröffentlichung 2014 einen informativen Rundgang zu Jahrestag des Aufstandes großes Interesse. Der Film wird den Orten des Aufstandes von 1953 in Leipzig ermögli- seitdem in Schulen und außerschulischen Bildungsein- chen. richtungen eingesetzt, um insbesondere jungen Menschen das Thema Zivilcourage und Mut nahezubringen. In diesem Kontext steht auch die eindrucksvolle und bewegende Dokumentation über den im September 2013 Eine andere, aber nicht weniger innovative Form verstorbenen Schriftsteller Erich Loest, die mit Förderung wählte die Hedwig-Wachenheim-Gesellschaft e. V. mit der Bundesstiftung Aufarbeitung von Avanga GmbH für ihrem »Junicube«. Am Frankfurter Tor auf der ehema- den MDR produziert wurde. »Erich Loest – Durch das ligen Stalinallee, einem der zentralen Orte des Juni-Auf- Leben ein Riss« lautet in Anlehnung an ein Werk von standes in Ost-Berlin, wurden im Juni 2013 auf drei Wän- Loest der Titel des Films, in dem Loest als einziger Pro- den eines kubusartigen Zeltes multimediale Installationen tagonist sein Leben vor dem Hintergrund des 20. Jahr- vorgeführt, die die Situation in der DDR und der Bundes- hunderts in Deutschland erzählt. Zu den eindrücklichen republik zur Zeit des Volksaufstandes mit historischem Erfahrungen Loests gehören die Ereignisse des 17. Juni Bildmaterial des Aufstandes kontrastierte. Auf den Pro- 1953, die ihn in seiner Einstellung zur DDR und zum jektionsflächen wurden Originaldokumente aus histo- SED-Regime prägten. Die Uraufführung des Filmes von rischen Nachrichtensendungen präsentiert, etwa aus der René Römer durch den MDR, die Bundesstiftung Auf- »Deutschen Wochenschau« und dem »Augenzeugen«, arbeitung und das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig fand und durch originale Tondokumente (z. B. vom RIAS) und in Anwesenheit von Erich Loests Witwe Linde Rotta akustische Elemente hinterlegt. und seinem Sohn zum Jahresende vor rund 150 Gästen in Leipzig statt.

Projektionen im Inneren des »Junicube« an der ehemaligen Stalinallee in Berlin-Friedrichshain. DVD »Erich Loest – Durch das Leben ein Riss«, Hrsg. von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der ­SED-Diktatur, 2014. Eine Dokumentation von René Römer, produziert von AVANGA Filmproduktion GmbH & Co. KG. 89

An dieser Stelle ist auch die im Dezember 2013 stattge- Kinder in Gefahr zu bringen? Und wie standen sie zum fundene dritte Veranstaltung der Reihe »Vergangenheit Leitbild der politischen Partizipation der Frau in der DDR, erinnern – Demokratie gestalten« zu erwähnen, die der wonach ihre Erwerbstätigkeit gleichbedeutend mit ihrer Bundespräsident gemeinsam mit der Bundesstiftung Auf- Gleichberechtigung sei? Diese Fragen wurden in einem arbeitung durchführt. Sie stand unter dem Titel «Zwi- Podiumsgespräch behandelt, wobei vor allem die Unter- schen zwei Staaten – die Dritte Generation Ostdeutsch- schiede verdeutlicht wurden, die Frauen in Ost und West land« und widmete sich den zwischen 1975 und 1985 zum Engagement in Frauengruppen bewegte und bewegt. geborenen Ostdeutschen und ihrer gleichnamigen Initi- ative. Die Leiter der Arbeitsbereiche Ausstellungen, Filme, Multimedia sowie Gesellschaftliche Aufarbeitung, Pu- blikationen und außerschulische Bildungsarbeit betreu- en diese Reihe gemeinsam (s. hierzu 3.3).

Im Arbeitsbereich lag auch die Zuständigkeit für die Veranstaltung am 12. Februar 2013, bei der gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung mit einem Vortrag des Historikers Professor Andreas Wirsching und einem ebenso hochrangig wie international besetzten Podium aus Anlass des 70. Geburtstags unseres Vorstandsvorsit- zenden Rainer Eppelmann der Blick auf die das 20. Jahr- hundert prägenden Auseinandersetzungen zwischen Dik- tatur und Demokratie gerichtet wurde (s. hierzu 3.6).

Leben in der Dik tatur »Wir müssen schreien, sonst hört man uns nicht!“ Podiumsdiskussion über das selbstbestimmte Leben von Frauen in der DDR der 1970er/1980er Der Alltag in der DDR steht nicht erst seit dem Abschluss- Jahre mit (v. l. n. r.) Tina Krone, Heidi Bohley und Katrin Hattenhauer. bericht der sogenannten »Sabrow-Kommission« verstärkt im Blick der Aufarbeitungslandschaft. Wie sah das Leben der Menschen aus, wie lebte es sich zwischen Rostock und Görlitz, wie arrangierte man sich mit den staatlichen Vorgaben oder mit welchen Konsequenzen lehnte man diese ab? Mehrere Veranstaltungen und geförderte Pro- jekte, die im Arbeitsbereich verantwortet und betreut wurden, näherten sich dieser Frage mit unterschiedlichen Ergebnissen.

So widmete sich die jährliche Veranstaltung der Bun- desstiftung Aufarbeitung zum Tag der Vereinten Natio- nen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden (8. März) am 6. März 2013 dem Leben von Frauen in der DDR in den 1970er/1980er Jahren. Wie sah ihr Alltag aus, was bewegte und motivierte sie, in Opposition zur SED-Dik- tatur zu gehen? Warum engagierten sie sich in Frauen- gruppen, wie begegneten sie der Angst vor Repression und Inhaftierung, wie der Angst, bei einer Verhaftung ihre Im Januar 2013 wurde die Ausstellung »1955 Rheinsberg – zwischen Block ­ warte und Kulturhaus« in der Remise von Schloss Rheinsberg eröffnet. 90 4.4 Der Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multimedia

Einem anderen Aspekt des Lebens in der Diktatur wid- mete sich die Ausstellung des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg e. V. »1955 Rheinsberg – zwischen Blockwarte und Kulturhaus«, die im Januar 2013 in der Remise von Schloss Rheinsberg eröffnet wurde. Im Mittelpunkt stand die Geschichte des ersten Kernkraftwerkes, das 1966 auf der Landenge zwischen dem Nehmitzsee und dem Gro- ßen Stechlinsee erbaut wurde. Wie lebten und arbeiteten die Menschen in Rheinsberg und Umgebung mit dem Kraftwerk? Wussten sie um die Gefährdungen, die mit dieser neuen Technologie einhergingen? Wie gingen sie mit der massiven Anwesenheit der Staatssicherheit und den Bespitzelungen am Arbeitsplatz um? Auch Fragen der Reaktorsicherheit und Umweltgefahr wurden anhand von Exponaten, Objekten und Dokumenten in der Ausstel- lung dargestellt. Die Leiterin des Arbeitsbereiches eröff- nete die Ausstellung gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins Jörg Möller vor rund 150 Gästen. Die Ausstellung zu Martin Luther King in der Berliner Marienkirche, wo King bei seinem Besuch in Ost-Berlin 1964 gesprochen hatte. Der Titel »Aus dem Fels der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung hauen«, »I have a dream« – ein Ausspruch des Bürgerrechtlers, war für viele DDR-Bürger hoff - Martin Luther King und die DDR nungsvoller Leitspruch. 2014 jährt sich der Besuch von Martin Luther King in der DDR zum 50. Mal. Dieser kam 13. September 1964 bei seinem Besuch in West-Berlin auch in den Ostteil der Stadt und hielt in der Marienkirche und in der Sophien- kirche in Ost-Berlin eine Rede, in der er unter anderem den prophetischen Satz sagte: » Hier sind, von beiden Seiten der Mauer, Gottes Kinder. Und keine durch Men- schenhand gemachte Grenze kann diese Tatsache aus- löschen.« Zum Jubiläum des Besuchs erarbeitete das Martin-Luther-King-Zentrum im sächsischen Werdau eine Ausstellung, um die Persönlichkeit Kings und seine Bedeutung für die Opposition in der DDR zu würdigen. Die von der Stiftung geförderte Ausstellung konnte Ende Oktober unter großem öffentlichem Interesse in der Ma- rienkirche in Berlin-Mitte eröffnet werden. Diesem Er- eignis widmet sich auch ein ebenfalls 2013 von der Stif- tung gefördertes Multimediaprojekt »The King Code«, das von zwei Berliner Schülergruppen der Weddinger Ernst-Reuter-Sekundarschule und dem Pankower Rosa- Der Vorsitzende des Martin-Luther-King-Zentrums in Werdau, ­ Georg Meusel, war Kurator der Ausstellung. Luxemburg-Gymnasium gemeinsam realisiert wird und 2014 zudem als Dokumentarfilm »Der King Code. Martin Luther King in der DDR« von Andreas Cuno Richter bei RTL erscheinen wird. 91

Kirche und Sozialismus?

Kirchen und ihre Funktion für das Leben in der Diktatur standen auch im Mittelpunkt eines weiteren Vorhabens. Bisher wurde die Rolle der Kirchen vor allem in Bezug auf Opposition und Friedliche Revolution thematisiert. Welche Rolle spielten die Kirchen aber im Alltag der Menschen? Dieser Frage ging eine Ausstellung nach, die sich der Offenen Arbeit der evangelischen Gemeinde in Halle-Neustadt widmete, einem in den evangelischen Kir- chen entwickelten Ansatz der Jugendarbeit, der auf Frei- räume für Selbsterfahrung und politische Diskussionen abzielte. Halle-Neustadt wurde ab 1967 als sozialistische Musterstadt erbaut. Wie kam es, dass dort eine Kirche gebaut werden konnte? Wann wurde sie genutzt? Wie kam es, dass die Kirche zu einem Anziehungspunkt wurde? Die Ausstellung zeigt, wie das Interesse der jungen Men- Musikwissenschaftler Michael Rauhut (l.) und Regisseur Tom Franke schen wuchs und Halle-Neustadt (nicht zuletzt durch im Gespräch: Die Dokumentation »Im N amen des Herrn. Kirche, Pop und Sozialismus« zog viel Publikum in die Berliner Erlöserkirche. die seit 1978 stattfindenden Werkstatt-Tage) bald zu einem Anziehungspunkt für Jugendliche aus der gesamten DDR wurde. Mit der Entlassung des Jugenddiakons Lothar Rochau, der zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, Individualismus/Nonkonformismus – endete 1983 die Offene Arbeit in Halle-Neustadt. Viele Kunst und Kultur der damals jungen Menschen engagierten sich 1989 in der Friedlichen Revolution. Zur Eröffnung der Ausstellung Ein zentraler Parameter in der DDR war das Kollektiv, im Juni kamen rund 300 Gäste, viele von ihnen hatten als dem sich der Einzelne kaum entziehen konnte. »Der DDR- Jugendliche selbst an der Offenen Arbeit teilgenommen. Bürger schwang in jeder Sekunde im Takt des Kollektivs« hieß es in einem Medienbericht zur Eröffnung der neuen Zu diesem Themenfeld gehört auch ein von der Bun- Ausstellung des Hauses der Geschichte »Alltag in der desstiftung Aufarbeitung geförderter Film, der sich dem DDR« in der Berliner Kulturbrauerei. Dennoch konnten Verhältnis von Kirche und Musik und den sehr unange- sich in der DDR Kunst- und Kulturformen etablieren, passten Jugendszenen in der DDR widmet. Unter dem deren Grad und Kompromisslosigkeit im Hinblick auf Titel »Im Namen des Herrn. Kirche, Pop und Sozialismus« Individualität und Nonkonformismus kaum zu überbie- zeigt der von Tom Franke und Michael Rauhut für den ten waren. Deren Anspruch auf Freiheit und Autonomie, Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) produzierte Film, ihr eigenständiger und vor allem auch transkultureller wie Jazz, Blues, Rock oder Punk die Gotteshäuser der Charakter ließen bei den Funktionären die Alarmglocken DDR bevölkerten und beschreibt die Entwicklung dieser läuten. Zwei Filmdokumentation und zwei Ausstellungen, brisanten Symbiose von den fünfziger Jahren bis zum die mit Förderung durch die Bundesstiftung Aufarbeitung Mauerfall. Ende Oktober 2013 wurde der Film vor rund in diesem Kontext realisiert werden konnten, fanden 2013 1.200 Gästen in der Berliner Erlöserkirche uraufgeführt ihre breite öffentliche Wahrnehmung. und stilecht durch ein Konzert der legendären Unter- grundbands »Herbst in Peking« sowie »Sandow« beglei- Zum einen zeichnet die mit zahlreichen Hör- und tet. Der Film wird 2014 mit didaktischem Begleitmaterial Filmbeispielen ausgestattete multimediale Wanderaus- in der DVD-Edition der Stiftung erscheinen. stellung »FreeJazz in der DDR. Weltniveau im Überwa- chungsstaat« ein lebendiges Bild dieser individualistischen 92 4.4 Der Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multimedia

Der subkulturellen Kunst widmete sich eine Ausstellung in der Kunsthalle Erfurt. Auf vier Etagen mit rund 700 Quadratmetern zeigte die Ausstellung »Zwischen Aus- stieg und Aktion. Die Erfurter Subkultur der 1960er, 1970er und 1980er Jahre« Werke und Installationen von mehr als 25 Künstlern, und präsentierte damit eine Kunst- szene, die seit Ende der 1970er Jahre sich immer stärker politisierte. Im Sinne einer differenzierten Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in der DDR trug die Aus- stellung dazu bei, dass in der öffentlichen Wahrnehmung auch DDR-Künstler präsent sind, die vor 1989 nicht dem Bereich der so genannten »Staatskunst« zuzurechnen waren. Nicht zuletzt zeigen gerade diese unangepassten Künstler, was auch möglich war in der geschlossenen Ge- sellschaft DDR, welche Grenzen man ausloten konnte DIe Ausstellung »FreeJazz in der DDR. Weltniveau im Überwachungsstaat« stieß auf großes Publikumsinteresse. und wie weit man diese ausdehnen konnte.

Einer anderen unangepassten Künstlerin und Bürger- rechtlerin widmete sich der bereits im Januar 2013 im Grünen Salon der Berliner Volksbühne uraufgeführte Dokumentarfilm über Bärbel Bohley. Der von DOKfilm produzierte Film erzählt, wie die unbequeme Bärbel Bohley, die 2010 verstarb, 1988 von der SED nach England abgeschoben wird, wie sie ein halbes Jahr später wieder zurückkehrt und trotzig erklärte: »Ich bleibe hier!«. Ihren Einfluss und ihr Engagement für die Freiheit in der DDR würdigte der Film, der posthum auf Grundlage ihrer Tagebücher entstanden ist.

In einer kleinen Filmreihe mit dem Archiv Bürgerbe- wegung Leipzig, die in der Kinobar im Leipziger Haus der Demokratie stattfand, spielte Nonkonformismus und Musik ebenfalls eine Rolle. Die beiden präsentierten Filme, die jeweils von Podiumsgesprächen begleitet wur- »Zwischen Ausstieg und Aktion«: Ausstellung zur Erfurter Subkultur von den 1960er bis 1980er Jahren in der Kunsthalle Erfurt. den, widmeten sich in unterschiedlicher Weise dem Thema Jugendopposition. Der Film »Wittstock statt Woodstock. Hippies in der DDR« (MDR 2006) von Tom Franke und Szene. Schwer zu kontrollieren, grenzüberschreitend tätig, Kuno Richter zeigte das Leben der Hippies, die mit lan- virtuos dies- und jenseits staatlicher Vorgaben lavierend – gen Haaren, Parkas und Jesuslatschen die DDR ablehn- »verfolgt, geduldet, gefördert«, so beschrieb ein Jazzautor ten, sich an westlicher Popkultur und Lebensweise orien- den Umgang der Behörden mit dem Jazz in der DDR. Die tierten und dadurch in Opposition zum Staat gerieten. Ausstellung ist ab April 2014 im Haus der Brandenbur- Auch die in der Dokumentation »»Revolte« am Ostsee- gisch-Preußischen Geschichte in Potsdam zu sehen. strand. Die wahre Geschichte der Glatzkopfbande« (MDR 2001) von Inge Bennewitz und Jürgen Ast erzählte Ge- schichte zeigt, wie schnell man als Jugendlicher in die 93

Gespräch mit der Regisseurin Inge Bennewitz (l.) nach Die »Zeitzeugenzelle« in der Gedenkstätte Zuchthaus der Filmaufführung von »Revolte am Ostseestrand« im Cottbus zeigt Bilder und Objekte, die den Alltag in der Leipziger Haus der Demokratie. ­politischen Haft eindrucksvoll verdeutlichen.

Fänge der Staatssicherheit gelangen konnte und wie schnell in Vergessenheit gerät. Diesem Ziel widmete sich auch jugendlicher Übermut dann auch noch ihren Nieder- ein Projekt von Alexandra Pohlmeier, die Frauen inter- schlag in staatlicher Propaganda fand. Beide Filme waren viewte, die zwischen 1947 und 1952 von einem sowjeti- mit Förderung durch die Bundesstiftung Aufarbeitung schen Militärtribunal zu Unrecht verurteilt (und inzwi- entstanden und seitdem wiederholt im Fernsehen ausge- schen wieder rehabilitiert) worden sind, die über die strahlt und öffentlich aufgeführt worden. Gründe ihrer Verhaftung und Verurteilung, ihre Erfah- rungen in der Haft und die Tabuisierung des Erlebten Mediale Angebote zur Erinnerung an in ihren jeweiligen Leben in Ost und West berichten. Opfer politischer Verfolgung Ausschnitte der Interviews werden 2014 auf der Web- seite der Bundesstiftung Aufarbeitung eingestellt. Auch im Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multi- media stehen Zeitzeugenprojekte immer wieder im Fo- Die lebensgeschichtlichen Erinnerungen für die nachfol- kus – in Weiterbildungsseminaren (siehe Abschnitt 4.8) genden Generationen zu bewahren, ist eine zentrale Auf- wie auch in der Projektförderung (siehe hierzu auch 4.3 gabe, der sich die Bundesstiftung Aufarbeitung seit ihrer Arbeitsbereich Opfer und Gedenken). So konnte im Früh- Gründung widmet. So förderte sie 2013 eine Handrei- jahr 2013 in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus durch chung des Grenzlandmuseums Eichsfeld, die in dezidier- die Geschäftsführerin der Bundesstiftung Aufarbeitung ter und interessanter Weise eine Art Leitfaden für Schüler eine mit Mitteln der Bundesstiftung Aufarbeitung ge- bietet, mit dem diese angeregt werden sollen, selbst Inter- staltete »Zeitzeugenzelle« mit Sachzeugnissen und Auto- views zu führen. biografischem von ehemaligen politischen Häftlingen eröffnet werden. Die Zelle ist Teil der neuen Daueraus- Die »Rummelsburg-App« vermittelt Hinter- stellung in der Gedenkstätte, die im Dezember 2013 er- grundwissen über das Gelände der ehe ­ öffnet werden konnte. Die Erinnerungen der Zeitzeugen maligen ­Haftanstalt Rummelsburg. spielen in der gesamten Dauerausstellung eine zentrale http://rummelsburg-app.de/ Rolle und tragen dazu bei, dass das erlittene Unrecht nicht 94 4.4 Der Arbeitsbereich Ausstellungen, Filme, Multimedia

Auch in den von der Bundesstiftung Aufarbeitung ge- der Bundesstiftung Aufarbeitung eine Applikation für förderten Filmen stehen die Schicksale von Menschen im Smartphones zur Geschichte dieser ehemaligen Ost-Ber- Zentrum, die zu Opfern der Diktatur und verfolgt wur- liner Haftanstalt, die zwischen 1951 bis 1990 genutzt den. Damit können – dies zeigt sich immer wieder – auch wurde. Die Anwendung ermöglicht einen Rundgang, der junge Menschen erreicht werden. So berichtete Karin anhand von Karten und Texten, historischen Fotos und Gueffroy, die Mutter des im Februar 1989 bei einem Zeitzeugenvideos einen Überblick über diesen Ort ver- Fluchtversuch erschossenen Chris Gueffroy, von einer mittelt. Der Rundgang informiert nicht zuletzt über die Aufführung der von der Bundesstiftung Aufarbeitung Schicksale der zu Unrecht inhaftierten politischen Häft- geförderten Dokumentation von Klaus Salge »Das kurze linge, über ihren Gefängnisalltag und die Repressionen, Leben des Chris Gueffroy« im Jugendarrest Weimar. In die sie erleiden mussten. einem sehr interessanten und bewegenden Gespräch mit den inhaftierten Jugendlichen wurde deutlich, dass das Neue Titel in der DVD-Edition Gedenken an den unschuldig zu Tode gekommenen Chris für diese Jugendlichen eine andere Perspektive auf ihr Regelmäßig bringt die Bundesstiftung Aufarbeitung von eigenes Leben ermöglichen kann. ihr geförderte Dokumentarfilme in einer hohen Auflage mit umfangreichem didaktischem Begleitmaterial als DVD heraus, so dass sie insbesondere für den Einsatz Das kurze Leben des Chris Gueffroy im Schulunterricht geeignet sind. Die Materialien sind Ein Dokumentarfilm von modular aufgebaut und ermöglichen den Unterrichts­ Klaus Salge in Co-Produktion einsatz vom kurzen Impuls einer 15-Minuten-Sequenz mit dem Rundfunk Berlin bis hin zur Gestaltung von Projekttagen. Bislang sind in Brandenburg, gefördert von der Bundesstiftung der DVD-Edition 21 Filme erschienen. ­Aufarbeitung, 2011. 2013 wurde die DVD-Edition um vier Titel erweitert. In Zusammenarbeit mit dem niedersächsischen Innen- ministerium wurde die 2012 von der Produktionsfirma s/o erarbeitete Dokumentation zur Zentralen Erfassungs- stelle Salzgitter und deren Arbeit seit 1961 herausgegeben. Bereits Mitte November 2012 in Hannover unter Mit- wirkung des niedersächsischen Innenministers Uwe Wie in Abschnitt 4.3 dargestellt, wurde auch das Vor- Schünemann und der Geschäftsführerin der Bundesstif- haben eines Denkmals für die Opfer der kommunisti- tung Aufarbeitung Dr. Anna Kaminsky uraufgeführt, scher Gewaltherrschaft mit dem studentischen Wettbe- erschien der Film 2013 mit umfangreichem didaktischem werb »geschichts-codes« unterstützt, der im Arbeitsbe- Begleitmaterial auf DVD. Diese wurde auf einer landes- reich Ausstellungen, Filme, Multimedia betreut wird. weiten Lehrerfortbildung in Niedersachsen vorgestellt und an die anwesenden rund 300 Lehrer verteilt. Zudem An vielen Orten der Repression sind in den vergan- wurde der Film auf den Kinoschulwochen in Nieder- genen Jahren Gedenkstätten und Erinnerungsorte ent- sachsen im Schuljahr 2013/2014 mehrmals aufgeführt. standen. Andere Orte wurden im Zuge städtebaulicher Im Rahmen einer Veranstaltung der Bundesstiftung Auf- Maßnahmen und Umstrukturierungen von ihrer eins- arbeitung aus Anlass des Mauerbaus am 12. August 2013 tigen Verwendung »entfremdet«. Dazu gehört etwa die wurde der Film aufgeführt und mit einer Podiumsdis- einstige Haftanstalt in Rummelsburg, die in eine Wohn- kussion zum Thema, was »der Westen« über das DDR- anlage umgewandelt wurde. Der Verein »Wohnen in der Unrecht wusste, begleitet. Rummelsburger Bucht e. V.« erarbeitete mit Förderung 95

Die oben genannte Dokumentation zum Volksaufstand vom 17. Juni 1953 »Wir wollen freie Menschen sein! Neue Titel der DVD-Edition Volksaufstand 1953« von Freya Klier erschien pünktlich zur Uraufführung des Filmes in Leipzig Ende Mai 2013. Herausgegeben wurde sie durch das Katholische Filmwerk und die Bundesstiftung Aufarbeitung. Auch hier erhielt der Film ein ausführliches Begleitmaterial.

Bereits Anfang 2013, zum 60. Jahrestag der sogenann- ten »Aktion Rose«, brachte die Bundesstiftung Aufar- beitung den Dokumentarfilm »Dann standen wir vor dem Nichts. Enteignungswelle an der Ostsee« von Reinhard Joksch erstmals als DVD heraus. Der Film berichtet von der Blitzaktion unter dem Decknamen »Aktion Rose«, bei der im Frühjahr 1953 fast 700 Hotels, Pensionen und kleine Betriebe an der Ostseeküste der DDR auf soge- nannte »Wirtschaftsverbrechen« überprüft wurden, bei Das Archiv des Unrechts – Der 17. Juni 1953 – der es in Wahrheit jedoch um die Enteignung der priva- Die ­zentrale Erfassungsstelle Volksaufstand in der DDR ten Ferienunterkünfte ging. Der Film lässt die Opfer die- in Salzgitter Wir wollen freie Menschen sein! Hrsg. vom Niedersächsischen Minis- Hrsg. vom Katholischen Filmwerk ser Unrechtsaktion zu Wort kommen und veranschau- terium für Inneres und Sport und der kfw und der Bundesstiftung zur Auf- licht die staatliche Willkür anhand einzelner Schicksale. Bundesstiftung zur Aufarbeitung der arbeitung der SED-Diktatur, 2013. Nachdem der Film 2003 als VHS-Video zur Verfügung SED-Diktatur, 2013. stand, wurde er nunmehr auf die DVD-Technik umge- stellt und kann nun wieder bestellt und eingesetzt werden.

Auf der Geschichtsmesse 2013 in Suhl hatte ein un- gewöhnlicher Film seine Premiere. Die beiden Studenten Mark Huff und Arne Breusing hatten für ihre Bachelor- arbeit an der Fachhochschule Hannover die Flucht von Mark Huffs Vater aus der DDR als Thema gewählt. Unter dem Titel »Der Duft des Westens« erschien ihr Anima- tionsfilm schließlich im Herbst 2013 pünktlich zum Be- ginn des neuen Schuljahrs. Das didaktische Begleitma- terial sowie der rund sechsminütige Film stehen auch auf der Webseite der Bundesstiftung Aufarbeitung zum Download bereit. Die Erfahrungen angesichts der tech- nischen Ausstattung mancher Klassenräume ließen eine Dann standen wir vor dem Nichts. Der Duft des Westens Veröffentlichung auf DVD sinnvoll erscheinen. Die Be- Enteignungswelle an der Ostsee Von Mark Huff und Arne Breusing stellrate der DVD bestätigt diese Entscheidung; seit Er- Hrsg. von der Bundesstiftung zur Hrsg. von der Bundesstiftung zur ­Aufarbeitung der SED-Diktatur, 2013. ­Aufarbeitung der SED-Diktatur, 2013. scheinen sind bereits rund 400 der 1.000 produzierten DVDs abgefordert worden – ein Beleg dafür, dass das innovative Format des Animationsfilmes bei Lehrern und Schülern einen Nerv getroffen hat. ◀ 96 4.5 Der Arbeitsbereich Wissenschaft

4.5 Wissenschaftliche Aufarbeitung fördern – Der Arbeitsbereich Wissenschaft

Forschungsförderung und der Transfer ihrer Ergebnisse sind die beiden Schwerpunkte des Arbeitsbereichs Wissenschaft, dessen Tätigkeit damit weit über das akademische Feld hinausreicht. 2013 wurden dort 40 Förderprojekte sowie 22 Stipendiatinnen und ­Stipendiaten betreut. Hinzu kam die Bearbeitung von 52 Anträgen auf Projektförderung im Jahr 2014 sowie von 22 Anträgen auf ein Promotionsstipendium, die bis zum Sommer 2013 in der Stiftung eingegangen waren. Ein besonderer Fokus lag 2013 im Bereich des Wissenstransfers. Dazu zählten zehn Abendveranstaltungen und Workshops, die vom ­Arbeitsbereich in Eigenregie oder in Kooperation mit Dritten realisiert wurden. Teil der Forschungsförderung wie auch des Forschungstransfers sind das Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung sowie die Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung, die dem Arbeits - bereich zugeordnet sind. Die Tätigkeit des Arbeitsbereichs wurde 2013 jedoch vor allem von zwei Ausstellungen bestimmt: Die Ausstellung »Wir wollen freie Menschen sein!« zum Volkaufstand vom 17. Juni in der DDR wurde 2013 bundesweit in rund 2.000 Exemplaren gezeigt. Die Schau »Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme« wurde im Jahres - verlauf gemeinsam mit dem Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und Deutschland - radio Kultur erarbeitet und wird 2014 einen wesentlichen Beitrag zum Jahr der europäischen Zeitgeschichte leisten.

Ihre Ansprechpartner/innen im ­Arbeitsbereich Wissenschaft (v. l.):

Meike Dreckmann Studentische Mitarbeiterin (seit Januar 2014) Dr. Ulrich Mählert Leiter des Arbeitsbereiches Rigo Hopfenmüller Sachbearbeiter Birte Meyer Jahrbuch-Redakteurin 97

Fördertätigkeit in Zahlen → Mihaela Petkovic, Berlin: Erinnerung an den ­Kommunismus im gesellschaftlichen Spannungs- Im Jahr 2013 wurden vom Arbeitsbereich Wissenschaft feld von kroatischer Geschichtspolitik und 40 Förderprojekte sowie 22 Stipendiatinnen und Stipen- EU-Aufarbeitungsnorm­ diaten betreut. Im Rahmen der Projektförderungen wur- → Moritz Reininghaus, Berlin: »Weltanschauliche den dabei 490.000 Euro ausgereicht. Gefördert wurden Dissidenz« und »radikale Ethik.« zwölf Veranstaltungen, die Drucklegung von 15 Publika- Rudolf Schottlaenders­ Leben, Werk und Wirken tionen, vier Publikationsvorhaben, acht Archiverschlie- → Philipp Wille, Leipzig: »Was sind Sie nur für ein ßungsprojekte sowie eine Ausstellung. Das große Antrags- Mensch!« – Wandel der Moralvorstellungen in der aufkommen im Bereich Gesellschaftliche Aufarbeitung DDR-Krimifernsehserie »Polizeiruf 110« bringt es regelmäßig mit sich, dass im Arbeitsbereich Wis- senschaft auch Vorhaben der historisch-politischen Bil- Neben dem allgemeinen Stipendienprogramm hat die dung angesiedelt sind. Von den 40 Projekten waren 32 im Stiftung seit ihrer Gründung zwei Sonderförderprogram- engeren Sinne der Wissenschaftsförderung zuzuordnen. me ausgeschrieben: »Aufbruch 89« zur Erforschung der Diese wurden mit rund 250.000 Euro (etwa elf Prozent Geschichte der friedlichen Revolutionen in der DDR und der Stiftungsförderung 2013) unterstützt. Ostmitteleuropa sowie »Die Geschichte der SED zwischen Mauerbau und Mauerfall«. Beide Programme sind mitt- Wichtigstes Instrument der Forschungsförderung ist lerweile ausgelaufen. die Promotionsförderung. In deren Rahmen wurden im Berichtsjahr 20 junge Wissenschaftlerinnen und Wissen- Das 2012 entwickelte Förderprogramm »Das vereinig- schaftler mit Stipendien unterstützt, die an einer Pro- te Deutschland in zeithistorischer Perspektive« konnte motion zur Geschichte der kommunistischen Diktaturen auch 2013 nicht ausgeschrieben werden, da der Stiftung oder deutschen bzw. europäischen Teilung arbeiteten. aufgrund erheblich gesunkener Kapitalerträge geringere Auch führten zwei Habilitationsstipendien 2013 zum Er- Haushaltsmittel zur Verfügung stehen. Ziel des Pro- folg. Für alle Stipendien wurden 2013 insgesamt 184.000 gramms ist die Förderung von Forschungen, die die Zäsur Euro ausgereicht. 1989/90 überschreiten und die späten 1980er-Jahre nicht mehr als Endpunkt, sondern als Ausgangspunkt für die Stipendienprogramm: Förderung des Geschichte der DDR bzw. Ostdeutschlands, der Wieder- wissenschaftlichen Nachwuchses vereinigung und des Transformationsprozesses seit 1989/90 nehmen. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Förder- Seit 2001 hat die Bundesstiftung Aufarbeitung insgesamt programm 2015 auf den Weg gebracht werden kann, wenn 89 Promotionsvorhaben mit Stipendien unterstützt, deren sich die deutsche Wiedervereinigung zum 25. Mal jährt. Ergebnisse wichtige Beiträge zur Grundlagenforschung zur Geschichte von SBZ und DDR sowie zur deutschen Die Nachwuchsförderung der Stiftung beschränkt und europäischen Teilung leisten. 2013 wurden fünf Nach- sich nicht auf die Vergabe von Stipendien. Der Arbeits- wuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in das bereich Wissenschaft hat die Stipendiatinnen und Stipen- Förderprogramm der Stiftung aufgenommen: diaten der Stiftung zu insgesamt drei Workshops einge- laden. Der obligatorische Stipendiatenworkshop fand zum → Christian Gaubert, Berlin: Die DDR im Spiegel zweiten Mal am Rande der Geschichtsmesse statt, die musealer­ Präsentationen vom 28. Februar bis 2. März 2013 rund 300 Teilnehmerin- → Stefanie Kracht, Rostock: Transformationsprozesse nen und Teilnehmer nach Suhl geführt hat. Vom 18. bis und finanzielle Engpässe: Entwicklungen und Heraus- zum 21. Juli konnten sich junge Wissenschaftlerinnen und forderungen der Kulturpolitik in Mecklenburg-Vor- Wissenschaftler auf den 9. Promovierendentagen zur pommern nach 1990. Eine Analyse am Beispiel ausge- deutsch-deutschen Zeitgeschichte in Lutherstadt Witten- wählter Museen in Greifswald, Rostock und Schwerin berg mit der Theorie und vor allem der Praxis der Oral 98 4.5 Der Arbeitsbereich Wissenschaft

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Stipendiatenworkshops der Bundesstiftung Aufarbeitung, Suhl, Februar 2013.

History vertraut machen. Mit Dr. Almuth Leh und Prof. Dr. Alexander von Plato hatte das Institut für Hoch- schulforschung an der Universität Halle Wittenberg, das die Promovierendentage seit 2005 gemeinsam mit der Bundesstiftung ausrichtet, hochkompetente Dozenten für das Vorhaben gewinnen können. Schließlich stand am 12. September Dr. Jens Giesecke vom Zentrum für Zeit- historische Forschung zu allen Fragen und Problemen der Einsicht in und Nutzung von Stasiakten in einem Workshop Rede und Antwort, der von den Stipendiatin- nen und Stipendiaten angeregt und organisiert worden war. Eine individuelle fachliche Betreuung erfolgte durch den Arbeitsbereichsleiter im Rahmen der Berichtspflich- ten der Geförderten sowie beim Lektorat eines Readers, in dem die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen- schaftler ihre Projekte darstellen.

Alljährlich schreibt die Bundesstiftung Aufarbeitung die Vergabe von bis zu acht Promotionsstipendien aus, um die sich Nachwuchswissenschaftler bis zum 31. Juli für das Folgejahr bewerben können. Mit nur 22 Anträgen Die Arbeit mit Zeitzeugen war das Oberthema der 9. Promo - vierendentage zur deutsch-deutschen Zeitgeschichte, die verzeichnete die Bundesstiftung im Sommer 2013 die vom 18. bis 21. Juli 2013 in der Lutherstadt Wittenberg bislang geringste Nachfrage nach dieser Förderung. Der stattgefunden haben. Fachbeirat Wissenschaft schätzte diese Entwicklung zum einen als einen normalen Abschwung nach dem Boom ein, den die Forschung zu den Erinnerungsjahren 2009/2010 erfahren hatte. Andererseits empfahl das Gremium, im Jahr 2014 die Ausschreibung der Stipendien inhaltlich zu erneuern und an aktuelle Forschungstrends anschluss- fähig zu machen. 99

Die zur Jahreswende 2012/2013 in 2.500 Exemplaren ­gedruckte Ausstellung zum 17. Juni 1953 wurde im ­Jahresverlauf 2013 bundesweit gezeigt.

Der 60. Jahrestag des DDR-Volksaufstandes von 1953 hatte den Arbeitsbereich Wissenschaft bereits 2012 in Beschlag genommen, wurde dort doch die Ausstellung Kolleginnen gesucht! Das Stipendienprogramm fördert Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler »Wir wollen freie Menschen sein! Der DDR-Volksauf- stand vom 17. Juni 1953« erarbeitet, die 2013 in mehr als 2.000 Exemplaren bundesweit sowie in zehn Sprachfas- sungen weltweit Verbreitung fand (siehe dazu 3.1.1).

Auseinandersetzung mit dem ­stalinistischen Terror Themenschwerpunkte 2013 Drei Veranstaltungen des Arbeitsbereichs setzten sich mit Die Bundesstiftung Aufarbeitung ist der Freiheit der For- den Opfern des stalinistischen Terrors in der Sowjet- schung wie auch der Autonomie der historisch-politischen union auseinander. Sie richteten das Augenmerk auf das Bildungsarbeit verpflichtet. Insofern spiegeln die vom Schicksal von Deutschen, die zwischen den 1930er und Arbeitsbereich Wissenschaft betreuten Förderprojekte in 1950er Jahren Opfer der Repressionen in der Sowjet- erster Linie die aktuellen Interessen der Wissenschaft union geworden waren. Den Anfang machte im März sowie der politischen Bildung wider. Dennoch ergaben die Präsentation des Buches »Was für ein Teufelspack«, sich 2013 eine Reihe von Schwerpunkten in der Förderung erschienen im Berliner Metropol Verlag. Darin be- wie auch in der Veranstaltungstätigkeit des Arbeitsbe- schreibt Prof. Dr. Alexander Vatlin am Beispiel Moskaus reiches. und seines Umlandes, wie der sowjetische Geheimdienst NKWD in den Jahren 1936 bis 1941 deutsche Emigranten mit Terror überzog. 100 4.5 Der Arbeitsbereich Wissenschaft

Mit ihren Druckkostenzuschüssen leistet die Bundesstiftung ­Aufarbeitung einen wichtigen Beitrag, um aktuelle Forschungs­ ergebnisse zu verbreiten. Nachfolgende Wissenschaftspublikationen konnten 2013 mit einem Druckkostenzuschuss der Bundesstiftung erscheinen: Brunner, Detlev/Grashoff, Udo/Kötzing, Andreas (Hrsg.): ­Asymmetrisch verflochten? Neue Forschungen zur gesamt­ deutschen Nachkriegsgeschichte. Berlin: Links, 2013. Catrain, Elise: Hochschule im Überwachungsstaat. Struktur und ­Aktivitäten des Ministeriums für Staatssicherheit an der ­Karl-Marx-Universität Leipzig (1968/69–1981). Leipzig: Leipziger Univ.-Verl., 2013. Droit, Emmanuel: Vorwärts zum neuen Menschen? Die sozialistische Erziehung in der DDR (1949–1989). Wien, Köln, Weimar: Böhlau Alexander Vatlin: Was für ein Teufelspack: Die Deutsche 2014. Operation des NKWD in Moskau und im Moskauer Gebiet Fiedler, Yvonne: Kunst im Korridor. Private Galerien in der DDR 1936 bis 1941, Berlin: Metropol Verlag 2013. ­zwischen Autonomie und Illegalität. Berlin: Links, 2013. Friedmann-Wolf, Sonja: Im roten Eis. Schicksalswege meiner Familie. 1933–1958. Berlin: Aufbau Verl., 2013. Gerick, Gunter: SED und MfS. Das Verhältnis der SED-Bezirksleitung Was der Moskauer Historiker mit wissenschaftlicher Karl-Marx-Stadt und der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Nüchternheit und Akribie beschreibt, wird in dem Band 1961 bis 1989. Berlin: Metropol Verl., 2013. »Im roten Eis« als erschütternde Familiengeschichte le- Hechler, Daniel/Pasternack, Peer: Traditionsbildung, Forschung und bendig. So sind die Lebenserinnerungen von Sonja Arbeit am Image. Die ostdeutschen Hochschulen im Umgang mit Friedmann-Wolf überschrieben, die im September 2013 ihrer Zeitgeschichte. Leipzig: Akad. Verl.-Anst., 2013. im Berliner Aufbau Verlag mit einem Druckkostenzu- Kiechle, Oliver: Fritz Selbmann als Kommunist und SED-Funktionär. schuss der Bundesstiftung Aufarbeitung erschienen sind. ­Individuelle Handlungsspielräume im System. Eine politische Als Kind jüdischer kommunistischer Emigranten kam ­Biographie. Düsseldorf: dup, Düsseldorf Univ. Pr., 2013. Friedmann-Wolf 1934 in die Sowjetunion und wurde nur Kölling, Veronika/Krueger, Heiko/Palubicka, Kamila/Westphal, wenige Jahre später in die Verbannung nach Kasachstan ­Kathrin (Hrsg.): Unbequeme Baudenkmale des Sozialismus. geschickt. Zuvor war ihr Vater vom Geheimdienst ermor- Der Wandel der gesellschaftlichen Akzeptanz im mittel- und det worden, die Mutter hatte bald darauf Selbstmord ­osteuropäischen Vergleich. Berlin: Metropol Verl., 2013. begangen. Den Erinnerungsbericht hatte Friedmann- Lokatis, Siegrid/Rost Theresia/Steuer, Grit (Hrsg.): Vom Autor zur Wolf in den frühen 1960er Jahren in Israel zu Papier ge- Zensurakte. Abenteuer im Leseland DDR. Halle (Saale): Mitteldt. bracht, wohin sie nach einer wahren Odyssee ausreisen Verl., 2014 [ersch. 2013]. konnte, die sie von Moskau über Kasachstan und das Oschlies, Johannes: In welcher Art Demokratie wollen wir leben? Baltikum bis schließlich nach Berlin führte. ­Normative Einstellungen von Bürgern und politischen Eliten in ­Estland und Ostdeutschland. Berlin: Lit, 2013. Das Buch »Gulag-Kinder. Die vergessenen Opfer«, Pfarr, Micha Christopher: Die strafrechtliche Aufarbeitung der das die Stiftung ebenfalls im September der Öffentlich- ­Misshandlung von Gefangenen in den Haftanstalten der DDR. keit vorstellte, nimmt das Schicksal der hunderttausenden ­Berlin: BWV, Berliner Wiss.-Verl., 2013. Mädchen und Jungen in den Blick, die zwischen den 1930er und 1950er Jahren oft für lange Jahre in sowjeti- schen Kinderheimen oder später mit ihren überlebenden 101

Buchvorstellung »›Was für ein Teufelspack‹: Die Deutsche Operation des N KWD in Moskau und im Moskauer Gebiet 1936 bis 1941« am 19.3.2013 in der Bundesstiftung Aufarbeitung; v. l.: Autor Prof. Dr. Alexander Vatlin, Moskau, und Moderator Dr. Ulrich Mählert, Bundesstiftung Aufarbeitung Berlin.

Die Schauspielerin Fritzi Haberlandt liest am 10. September 2013 aus »Im Roten Eis«, einem erschütterten ­Lebensbericht über das Martyrium einer deutschen Emigrantenfamilie in Stalins Sowjetunion. 102 4.5 Der Arbeitsbereich Wissenschaft

Eltern in der Verbannung vegetieren mussten. Zehntau- erschlossen. Zur Jahreswende 2013/2014 wurden die In- sende kamen unter widrigsten Bedingungen im Gulag zur terviews den Archiven der Universität Bonn und der Welt. Sie mussten ihre ersten Lebensjahre mit völlig un- Bundesstiftung Aufarbeitung übergeben. Die von Stark zureichender Versorgung in kärglichen Kinderbaracken festgehaltenen mündlichen Quellen bilden eine wichtige verbringen. Zahlreiche Minderjährige wurden von Stalins Grundlage für weitere Forschungen zum Stalinismus. Handlangern in »Arbeitsbesserungskolonien« oder gleich in den Straflagern des Gulag interniert. Der Berliner Förderung von Archivprojekten Historiker Meinhard Stark hat mehr als 100 Gulag-Kin- der sowie einige ihrer Mütter und Väter im Rahmen Quellen zur Geschichte der Opposition und zu alterna- einer groß angelegten Studie nach ihren biografischen Er- tiven Lebensentwürfen in der DDR wurden 2013 im fahrungen befragt und so die Aufmerksamkeit auf Opfer Archiv des Schwulen Museums sowie in der Robert- des sowjetischen Stalinismus gelenkt, deren letzte Über- Havemann-Gesellschaft (beide Berlin) mit Mitteln der lebende heute hoch betagt unter uns leben. Bundesstiftung konserviert, erschlossen und damit für die Forschung zugänglich gemacht. Besonders erfreulich Meinhard Stark hat die zahlreichen Interviews, die ist, dass der Bildbestand von Bernd Markowsky nun zur er in zwei Jahrzehnten mit Zeitzeugen und Opfern des Verfügung steht, der in den 1980er das politische Leben in sowjetischen Terrors geführt hat, im Verlauf des Jahres West-Berlin sowie 1989/90 den Umbruch in der geteilten 2013 mit Förderung der Stiftung digital aufbereitet und Stadt fotografisch dokumentiert hat.

Im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte hat der Historiker Dr. Meinhard Stark (Universität Bonn) mehr als 250 ehemalige Lagerhäftlinge bzw. ihre Kinder in Russland, Polen, Kasachstan, Litauen und Deutschland interviewt. Annähernd 1.200 Stunden erzählter Lebens- und Hafterfahrung liegen in digitalisierter Form vor und bilden den Basisbestand des neu be - gründeten Gulag-Archivs in der Bundesstiftung Aufarbeitung. Das Foto ist während eines Interviews in Kasachstan, 2003 aufgenommen worden. In der Mitte eine Gesprächspartnerin, rechts Gaida Kim, die Dolmetscherin, links der Historiker Meinhard Stark. 103

Bilder aus dem Bestand Bernd Markow sky im Archiv der Robert-Havemann-Gesellschaft

Druckerei der Solidarnos´c´ in Krakow 1981.

Westseite der Berliner Mauer an der Friedrichstraße 1981. Wolf Biermann spricht während der Besetzung der ­Stasi-Zentrale, Sept. 1990. 104 4.5 Der Arbeitsbereich Wissenschaft

Studie zu Medikamentenversuchen in der DDR

Ab dem Jahreswechsel 2012/2013 sorgten Medienberichte über Medikamentenversuche, die unter anderem west- deutsche Pharmaunternehmen vor 1989 in der DDR durchgeführt hatten, für Aufsehen. Die Medizinhistori- ker an der Charité bereiteten daraufhin im Jahresverlauf 2013 ein Forschungs- und Dokumentationsvorhaben vor, das dem Vorwurf nachgehen soll, dass bei diesen Versu- chen ethische und medizinische Standards zulasten ost- deutscher Patienten verletzt worden seien. Das Forschungs- vorhaben wird von der Bundesstiftung gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium, ärztlichen Standesver- tretungen und Vertretern der Pharmaindustrie gefördert Das 2013 erarbeitete Jahrbuch für Historische Kommunis - und – bei völliger wissenschaftlicher Autonomie der musforschung erschien 2014 im Berliner Metropol Verlag. Forscher – in einem Steuerungsgremium begleitet. Ver- Umschlag: Thomas Klemm, Leipzig. treter in diesem Gremium ist der Leiter des Arbeitsbe- reiches Wissenschaft.

Jahrbuch für Historische Mit dem Jahrbuch für Historische Kommunismusfor- ­Kommunismusforschung schung kommt die Bundesstiftung Aufarbeitung ihrem gesetzlichen Auftrag nach, die Ursachen und die Ge- Im Frühjahr 2013 erschien die 20. Ausgabe des Jahrbuchs schichte der kommunistischen Diktatur in Ostdeutsch- für Historische Kommunismusforschung, der wichtigs- land nach 1945 aufzuarbeiten. Diese muss sowohl in der ten deutschsprachigen Plattform der deutschen und inter- Geschichte der kommunistischen Bewegung, vor allem nationalen historischen Kommunismusforschung. Das der Geschichte der Sowjetunion vor 1945, als auch in 1993 von Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Weber an der Uni- der Geschichte der kommunistischen Nachkriegsdikta- versität Mannheim begründete Jahrbuch wird seit 2004 turen insgesamt verortet werden. Nur mit Längsschnitt- im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung herausge- betrachtungen können ideologische, personale und ins- geben und dort von Birte Meyer im Arbeitsbereich Wissen- titutionelle Kontinuitäten herausgearbeitet werden, die schaft redaktionell betreut. Schwerpunkte der Ausgabe die SED-Diktatur nach 1945/49 prägten. In diesem Zu- 2013 bilden Beiträge zum Umgang mit sowjetischen Denk- sammenhang sei auch auf die Konferenz »Was war der mälern im Baltikum, Ostmitteleuropa und Österreich so- Kommunismus?« verwiesen. Diese war Ende Mai 2013 wie zur Geschichte der historischen Kommunismusfor- mit Förderung der Bundesstiftung vom Europäischen schung in Westeuropa. Im Jahresverlauf stand die Vor- Netzwerk Erinnerung und Solidarität gemeinsam mit der bereitung der Ausgabe 2014 im Mittelpunkt der Arbeit. Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde in Berlin Diese wird der Erinnerungskultur gewidmet sein, die sich ausgerichtet worden. 1990 in Bezug auf die Kommunismusgeschichte in Euro- pa herausgebildet hat. Zugleich war vom leitenden Her- Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung ausgeber Dr. Ulrich Mählert und der Redakteurin Birte Meyer ein Verlagswechsel vorzubereiten, die Herausgabe Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Weber und seine Frau Gerda des Jahrbuchs wechselte vom Aufbau Verlag zum Berliner haben 2003 die Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung in Metropol Verlag. der Bundesstiftung Aufarbeitung ins Leben gerufen. Die 105

unselbständige Stiftung verfügt mittlerweile über ein Kapital von rund 168.000 Euro, ist als Erbin im Testament der Stifter benannt und fördert Projekte zur Kommunis- musgeschichte. Aufgrund ihrer derzeit – und hoffentlich noch lange – eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten vermag die Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung bis auf weiteres alljährlich nur rund viertausend Euro Förder- mittel auszureichen. 2013 gewährte die Stiftung eine Sach- beihilfe zum Jahrbuch für Historische Kommunismus- forschung, ein Reisestipendium, das einem russischen Historiker die Teilnahme an einer internationalen Kon- ferenz zu Rosa Luxemburg in Paris ermöglichte sowie einen Druckkostenzuschuss, mit dessen Hilfe im Dezem- ber 2013 der Band »Im radikalen Lager. Politische Auto- biographie 1890–1921« von Reiner Tosstorff im Basisdruck Verlag herausgegeben werden konnte. Er dokumentiert einen Erinnerungsbericht, den der Mitbegründer der Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Weber am 23. August 2013 in KPD Paul Frölich 1938 im französischen Exil zu Papier Mannheim mit dem Supplementband zum Biographischen gebracht hatte. Der Leiter des Arbeitsbereiches Wissen- Handbuch »Deutsche Kommunisten«, der rechtzeitig zu schaft ist zugleich geschäftsführender Vorstand der GHW- seinem 85. Geburtstag bei dietz berlin erschienen ist. Stiftung, bearbeitet die Anträge und trägt den stiftungs- rechtlichen Erfordernissen Rechnung. Dabei wird er von der Verwaltungsleiterin der Bundesstiftung unterstützt. ◀

Gerda Weber und der Verleger Christoph Links am 23. August 2013 in Mannheim. Mit Förderung der Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung im Berliner Basisdruck Verlag erschienen. 106 4.6 Der Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – Dokumentation

4.6 Informieren und dokumentieren – Der Arbeits- bereich Archiv – Bibliothek – Dokumentation

Das stiftungseigene Archiv sammelt Unterlagen, Publikationen, Dokumente und Zeit ­ zeugnisse zur Auseinandersetzung mit den kommunistischen Diktaturen. N eben rund 600 laufenden Metern Schriftgut verwahrt das Archiv mittlerweile fast eine Million ­Fotografien sowie eine Vielzahl von Zeitzeugeninterviews, Gemälden und Zeichnungen.

In der Bibliothek können interessierte Nutzer auf mehr Die Dokumentationsstelle der Stiftung sammelt relevante als 43.000 erschlossene Medieneinheiten zurückgreifen, Informationen zum Fortgang des Aufarbeitungsprozes- die über den Onlinekatalog auf der Webseite der Stiftung ses im ehemaligen kommunistischen Machtbereich und recherchiert werden können. Diese Sammlung von Bü- zu aktuellen Debatten. Dabei werden die tagesaktuelle chern, Zeitschriften und Datenträger – insbesondere die Presseberichterstattung und weitere Quellen wie Veran­ Bestände an sogenannter »grauer Literatur« – ist eine staltungsprogramme ausgewertet und für eine zukünf- wertvolle Recherchequelle, die in dieser Form ihresglei- tige Nutzung aufbereitet. chen sucht.

Ihre Ansprechpartner/innen im Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – Dokumentation (v. l.):

Günter Nepp Dokumentar Antje Villwock Fachangestellte Archiv/Bibliothek Dr. Matthias Buchholz Leiter des Arbeitsbereiches Sylvia Griwan Archivarin Hannah Bergmann Studentische Mitarbeiterin Nicht im Bild: Maria Jung Bibliothekarin Sylvia Kubina, M.A. Bibliothekarin 107

Die Arbeit des Bereichs war in 2013 geprägt durch den und sein Bruder aufgrund von Verdächtigungen und 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953. So Denunziation im September 1945 vom sowjetischen wurde in Bibliothek und Dokumentation ein umfang- NKWD verhaftet. Nach mehreren Haftstationen konnten reiches Bestandsverzeichnis der Literatur und Materia- Sprick bei einem ersten Tribunal am 28. April 1946 keine lien zum Volksaufstand erarbeitet sowie die aktuelle Pres- strafbaren Handlungen nachgewiesen werden. Ein zweites seberichterstattung zum 60. Jahrestag dokumentiert. Tribunal verurteilte ihn im August 1946 wegen des Vor- Nachdem die Bildrecherchen für die Ausstellung der wurfs der Beleidigung und Verleumdung Stalins zu einer Bundesstiftung Aufarbeitung zum 17. Juni 1953 schon hohen Haftstrafe. Es folgten Haft- und Leidensstationen 2012 abgeschlossen waren, war das Archiv 2013 bereits in Torgau, Sachsenhausen, Luckau und Bautzen. mit der Beschaffung von Fotos für die Plakatausstellung »Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme« beschäftigt, die im Januar 2014 erschienen ist.

Das Archiv der Bundesstiftung ­Aufarbeitung

Das Archiv der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ist zwar ein staatliches Archiv, markiert jedoch mit seinem Sammlungsspektrum die Schnittstelle zu den unabhängigen Archiven der DDR-Bürgerrechts- bewegung. Der thematische Schwerpunkt liegt auf Un- terlagen aus dem weiten Bereich der Opposition und Re- pression in der SBZ/DDR. Von besonderem Interesse ist zudem der ehemals westdeutsche Blick auf die DDR und die Aufarbeitung der SED-Diktatur im Prozess der deut- schen Einheit. Die Bestände umfassen unter anderem rund 700 laufende Meter Schriftgut und etwa eine Mil- lion Foto-Negative. Die Nutzungen des Archivs stiegen 2013 auf 630, eine Steigerung von etwa 25 Prozent ge- genüber dem Vorjahr. Ein großer Teil dieser Nutzungen entfiel auf die Fotobestände.

Neuzugänge 2013

Seit März 2013 befinden sich etwa 650 Zeichnungen und Skizzen des ehemaligen politischen Häftlings Wilhelm Sprick im Archiv der Bundesstiftung. Wilhelm Sprick wurde 1928 in Uchtdorf bei Rinteln (Weser) geboren und übersiedelte mit seinen Eltern 1932 nach Fincken im Kreis Waren (Müritz). Nach dem Besuch der Realschule wurde er, wie so viele seiner Generation, als 16-Jähriger 1944 als Marineflakhelfer verpflichtet. Am 2. Mai 1945 geriet Wilhelm Sprick in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus Zeichnungen des ehemaligen politischen Häftlings der ihm allerdings nach acht Tagen die Flucht gelang. Wilhelm Sprick, hier seine Verhaftung durch den N KWD Auf der Suche nach den Eltern wurden Wilhelm Sprick im September 1945. 108 4.6 Der Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – Dokumentation

Häftlinge des sowjetischen Speziallagers ­Sachsenhausen Warten auf eine Hungerration: Häftlinge bei der trugen 1948 KZ-Häftlingskleidung. ­Essensausgabe.

Häftlingstransport in Güterwagen 109

Zeichnungen aus dem Bestand von Wilhelm Sprick: Dieses Bild erinnert an den Häftlingsaufstand in Bautzen.

Im Zuchthaus Bautzen nahm Wilhelm Sprick am Auf- im Archiv der Bundesstiftung verwahrten Bilder sowie stand der Gefangenen am 31. März 1950 teil. Am 6. Ok- autobiografische Aufzeichnungen bilden das ganze Spekt- tober 1950 wurde Wilhelm Sprick aus der Haft entlassen. rum der fünfjährigen Haftzeit Wilhelm Spricks ab. So Ein 1952 aufgenommenes Kunststudium konnte er aus finden sich Zeichnungen von NKWD-Kellern und den politischen Gründen nicht beenden. Auch in den folgen- Tribunalen neben Darstellungen vom Lager Sachsenhau- den Jahren blieb er politisch unangepasst. Seine drei Auf- sen und vom Häftlingsaufstand in Bautzen. Sie offenbaren nahmeanträge in den Verband Bildender Künstler (1956, die ganze Palette menschlichen Häftlingsleids an diesen 1966 und 1979) wurden jeweils abgelehnt, was einem Orten. Im Archiv der Bundesstiftung zur Aufarbeitung Berufsverbot gleichkam. Erst 1991 konnte Wilhelm Sprick der SED-Diktatur werden diese Mahnmale gegen das Ver- seine Arbeiten erstmals öffentlich ausstellen. Die nun gessen für kommende Generationen bewahrt werden. 110 4.6 Der Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – Dokumentation

Bilder des ehemaligen Fotografen des »Stern« Harald Schmitt: Rainer Eppelmann tauft in der Ost-Berliner Samariterkirche alte und junge Gläubige.

Menschenschlange vor einem Autohandel in Ost- ­Berlin; welcher an diesem Tage Auspuffanlagen verkauft.

Arbeiterstreik auf der Lenin-Werft in Gdansk in Polen. Arbeiterführer Lech Wałe˛sa wird auf den Schultern der streikenden Arbeiter über das ­Werft­gelände getragen. Später wird er Vorsitzender der Gewerkschaft Solidarnos´c´ und noch später Präsident von Polen, August 1980. 111

Litauen, Vilnius – Auf einer Werft bei Tallin liegt das erste, nach dem Putsch, gestürzte Lenin-Denkmal im Gras, September 1991.

»Ein berührendes Foto entsteht zuerst im Herzen, und erst dann in der Kamera!« – dies ist das Credo des ehe- maligen »Stern«-Fotografen Harald Schmitt. 90.000 Fotos aus der DDR und anderen ehemals sozialistischen Staa- ten bereichern seit 2013 den Bilderschatz des Archivs. Harald Schmitt war seit 1977 als fester Fotograf beim »Stern« beschäftigt und für das Magazin bis 1983 in Ost- Berlin akkreditiert. Er musste den Staat verlassen, da sein Visum durch die DDR-Behörden nicht mehr verlängert wurde. Bis dahin hatte er Aufnahmen von Bürgerrecht- lern wie Rainer Eppelmann und Robert Havemann, of- fizielle Bilder von Erich Honecker und weiteren Regie- rungsvertretern und zahlreiche Aufnahmen vom Alltag in der DDR gemacht. International hielt er bedeutende Personen wie Lech Walesa, Michail Gorbatschow, Ale- xander Dubček, Václav Havel und Entwicklungen wie DDR-Portrait – Der Hausarrest gegen den 68jährigen Prof. Robert Havemann ist am 9. Mai 1979 aufgehoben worden. Das Foto zeigt ihn in seinem Haus in Grünheide, Burgwallstraße 4. 112 4.6 Der Arbeitsbereich Archiv – Bibliothek – Dokumentation

die Loslösung Lettlands von der Sowjetunion im Bild Im Juli 2013 besuchte César Osorio Sánchez, Mitarbei- fest. Für seine Fotografien wurde Harald Schmitt mehr- ter des Center of Historical Memory in Kolumbien, die fach mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet, der Bundesstiftung Aufarbeitung. Er kam als Vertreter einer als einer der begehrtesten Preis im Fotojournalismus gilt. Arbeitsgruppe nach Berlin, die sich mit dem Aufbau eines nationalen Archivs beschäftigt, das die Zeugnisse der Archivöffentliche Arbeit Verbrechen während des bewaffneten Konflikts in Ko- lumbien in den letzten 50 Jahren sichern soll. Im Infor- Neben der Archivarbeit im engeren Sinne vertritt der mationsgespräch schilderte der Leiter des Bereichs Ar- Leiter des Arbeitsbereiches Archiv – Bibliothek – Doku- chiv – Bibliothek – Dokumentation, Dr. Matthias Buch- mentation die Bundesstiftung Aufarbeitung als Experte holz, die Erfahrungen beim Aufbau des Stiftungsarchivs, bei Fachveranstaltungen und in Gremien. So sprach er im berichtete über die Arbeit der Stiftung und führte Herrn April auf dem Brandenburgischen Archivtag über statis- Sánchez durch das Archiv der Bundesstiftung. tische Methoden als Werkzeug der Überlieferungsbil- dung bei sogenannten Massenakten. Darüber hinaus setzte Die Stiftungsbibliothek er seine langjährige Mitarbeit in den Arbeitskreisen »Ar- chivische Bewertung« und »Überlieferungen der neuen Der besondere Fokus der wissenschaftlichen Spezialbi- sozialen Bewegungen« des Verbandes deutscher Archi- bliothek der Bundesstiftung Aufarbeitung liegt auf der varinnen und Archivare fort. Geschichte von Opposition und Repression im gesamten ehemaligen kommunistischen Machtbereich. Schwer- punkte im Sammlungsprofil sind dabei Publikationen zu den Umbrüchen und Revolutionen 1989/90, zur Erinne- rungskultur in den postkommunistischen Staaten und sogenannte »graue Literatur«, also Publikationen, die nicht über den Buchhandel vertrieben werden.

Damit die aktuell erscheinende Literatur für die Nut- zer schnell verfügbar gemacht werden kann, muss sie zügig erworben und erschlossen werden. Im Laufe des Jahres 2013 wurden etwa 1.400 Medieneinheiten, also Bücher, Zeitschriften, Tonträger und weiteres neu er- schlossen. Dies entspricht der Zahl des vorausgegangenen Jahres. Den Nutzern stehen nunmehr etwa 43.400 Me- dieneinheiten zur Verfügung, die zum größten Teil in Freihandaufstellung präsentiert werden. Die Publikati- onen sind ausleihbar und können vor Ort oder online unter www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/bibliotheks katalog-1447.html recherchiert werden. Auf diese Weise César Osorio Sánchez, Mitarbeiter des Center of Historical Memory in Kolumbien (l.), sprach mit Archivleiter konnten 2013 wie auch im Vorjahr etwa 500 Nutzungen Dr. Matthias Buchholz über die Erfahrungen beim Aufbau registriert werden. Interessierte Nutzer können die Bib- eines Archivs. liothek innerhalb der regulären Öffnungszeiten nutzen, nach vorheriger Absprache auch außerhalb dieser Zeiten. 113

Fortgesetzt wurde die Ende 2012 begonnene Beteiligung Insbesondere der 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom an der Zeitschriftendatenbank (ZDB). Inzwischen hat 17. Juni 1953 hat 2013 in der Presseberichterstattung brei- die Stiftungsbibliothek als Direktmelder etwa 150 Zeit- ten Raum eingenommen. Weitere zentrale Themen waren schriftentitel und -hefte in die Datenbank eingepflegt. der 2013 erschienene Bericht der Bundesregierung zum Darunter befinden sich Titel, die bisher noch nicht in Stand der Deutschen Einheit wie auch aktuelle Entwick- diesem bundesweiten Zentralkatalog nachgewiesen waren, lungen in China, Russland und der Ukraine. sowie Titel ohne bisherigen Bestandsnachweis in der hie- sigen Leihverkehrsregion. Ein weiterer Ausbau dieser Zu- Seit nunmehr etwa zehn Jahren werden überdies sammenarbeit ist geplant. Ebenso wurde die langjährige Selbstdarstellungs- und Veranstaltungsflyer gesammelt, Mitwirkung in der Arbeitsgemeinschaft der Gedenk - die das Geschehen im Bereich der politischen Bildung stättenbibliotheken und der Arbeitsgemeinschaft der Spe- und der Diktaturaufarbeitung dokumentieren. Die In- zialbibliotheken fortgesetzt, etwa durch die Teilnahme an halte werden überblicksmäßig in einer Datenbank erfasst den entsprechenden Tagungen in Heidelberg und Kiel. und nach Institutionen geordnet abgelegt. Auf diese Weise können Tendenzen und Entwicklungen in der »Aufar- Die Dokumentationsstelle der beitungslandschaft« schnell und kompakt nachvollzogen ­Bundesstiftung Aufarbeitung werden. Die Sammlung umfasst mittlerweile etwas mehr als vier laufende Meter. In der Dokumentationsstelle der Bundesstiftung Aufar- beitung werden tagesaktuell Presseberichte und weitere Zu den Tätigkeiten des Dokumentationsbereiches relevante Veröffentlichungen zu einem breiten Themen- zählt im Jahr 2013 zudem die Erarbeitung eines umfang- spektrum gesammelt. Dieses reicht von Beiträgen zur reichen Bestandsverzeichnisses über die in der Stiftungs- Geschichte der ehemals kommunistischen Staaten über bibliothek befindlichen Publikationen zum Thema »Gu- erinnerungspolitische Debatten bis hin zu Themen aus lag«. Das Verzeichnis umfasst etwa 250 Titel und wird ab dem Kontext der inneren Einheit Deutschlands. Dazu 2014 auf der geplanten Themenseite zu den sowjetischen werden vor allem Online-Medien ausgewertet und die Straf- und Arbeitslagern auf der Stiftungswebseite abruf- relevanten Artikel sachthematisch abgelegt. bar sein. ◀ 114 4.7 Die Internationale Arbeit

4.7 Internationale Arbeit

Gemäß ihrem gesetzlichen Auftrag trägt die Bundesstiftung Aufarbeitung zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit bei der Aufarbeitung von Diktaturen, insbesondere im europäischen Rahmen, auf vielfältige Weise bei. Denn so wenig die SED-Diktatur ­isoliert ohne ihre internationalen Rahmenbedingungen begriffen werden kann, erscheint eine ausschließlich auf deutsch-deutsche Fragen konzentrierte Aufarbeitung der Ver - gangenheit und Vermittlung der Diktaturgeschichte sinn- und wirkungsvoll. Der interna - tionale Austausch von Ideen, Wissen und Methoden erweist sich dagegen als fruchtbar und geradezu notwendig. Die internationalen Partner der Stiftung, meist aus den Staaten Ostmitteleuropas, geben für die Stiftungsarbeit neue Impulse, umgekehrt können die deutschen Erfahrung bei der Überwindung von Teilung und Diktatur für andere Länder wertvoll sein.

Internationale Gäste in der ­KronenstraSSe

Konkret macht sich dieses Verhältnis im Austausch mit einer Vielzahl von Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt bemerkbar, die sich auch 2013 über die Stif- tungsarbeit und den deutschen Weg der Aufarbeitung der SED-Diktatur informierten, Ideen für ihre eigene Arbeit sammelten und Kooperationen mit deutschen Partnern suchten und fanden. 2013 kamen Delegationen aus Ägyp- ten, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kolumbien, Kroatien, Libyen, den palästinensischen Gebieten, Russ- land, aus der Schweiz, dem Sudan, aus Uganda, den USA Eine Gruppe russischer Journalisten besuchte die Bundesstiftung Aufarbeitung am 1. November 2013 und informierte sich über unsere Arbeit. und immer wieder aus Südkorea zu Informationsbesu- chen in die Bundesstiftung. Darunter waren Vertreter von Regierungen und Parlamenten, politischen und wissen- schaftlichen Institutionen, Menschenrechtsorganisati- onen und politischen Stiftungen sowie Aufarbeitungs- institutionen aus aller Welt.

Mitarbeiter des albanischen Instituts für die Aufarbeitung der Verbrechen des Kommunismus in Tirana besuchten im März auf Einladung der Konrad-­Adenauer-Stiftung die ­Kronenstraße. 115

Junge Menschen aus Weißrussland und Litauen kamen im Dezember 2013 Eine kolumbianische Delegation besuchte am 24. April 2013 auf in die Bundesstiftung. Nach einem Vortrag von Dr. Jens Hüttmann berichte - Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung die Kronenstraße. ten die Gäste über ihre eigenen Erfahrungen mit Diktaturen.

Der Direktor der National Human Rights Commission of Korea Am 16. Mai 2013 zu Besuch: Eine Delegation diplomatischer Seok Mo An (links) zu Besuch bei der Bundesstiftung. Nachwuchskräfte aus Palästina auf Einladung der Konrad-­ Adenauer-Stiftung.

28 Vertreterinnen und Vertreter südkoreanischer Nichtregierungs­ Rainer Eppelmann (3. v. l.) im Gespräch mit einer Delegation von organisationen waren im November 2013 auf Einladung der sechs Parlamentariern aus dem Sudan und Südsudan, die auf Ein - Hanns-Seidel-Stiftung zu Gast. ladung der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Berlin gekommen war. 116 4.7 Die Internationale Arbeit

Austausch und Vernetzung: ­Studienfahrt nach Bulgarien

Zentral für die internationalen Aktivitäten der Bundes- stiftung Aufarbeitung ist die jährliche Studienfahrt, die dazu einlädt, die Auseinandersetzung mit der Aufarbei- tung der verschiedenen Diktaturen in jeweils einem Land kennenzulernen. Regelmäßig nehmen Bundestagsabge- ordnete, Museums- und Gedenkstättenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, Vertreterinnen und Vertreter von Opfer- verbänden und Aufarbeitungseinrichtungen, der Wissen- schaft sowie Fachjournalistinnen und -journalisten dieses Angebot wahr, nicht zuletzt um Kontakte für eine künf- tige Zusammenarbeit zu knüpfen oder auszubauen.

Die 10. Studienfahrt der Bundesstiftung führte vom 23. bis 29. Juni in die bulgarische Hauptstadt Sofia. Die Gruppe mit 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter der Leitung von Geschäftsführerin Dr. Anna Kaminsky Bulgariens Staatspräsident Rossen Plewneliew (r.) beim Empfang in Sofia mit dem Ratsvorsitzenden der Bundesstiftung Aufarbeitung und dem Ratsvorsitzenden Markus Meckel informierte ­Markus Meckel und Geschäftsführerin Dr. Anna Kaminsky. sich vor Ort über die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Bulgarien. Den Höhepunkt der zahlreichen Besichtigungen und Gespräche bildete dabei der Emp- fang bei dem bulgarischen Staatspräsidenten Rossen Plewneliew. Mit Plewneliew hat Bulgarien seit 2011 ei- nen Staatspräsidenten, der die gesellschaftliche Aufar- beitung der kommunistischen Vergangenheit als sein politisches Ziel formuliert hat. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass ein gesellschaftlicher Diskurs angeregt werden kann, der trotz mehrerer Gesetze zur Aufarbei- tung und zur Rehabilitierung der Opfer bisher in Bulga- rien offenkundig noch nicht stattgefunden hat. So ist zu konstatieren, dass es rund 25 Jahre nach dem Zusammen- bruch der kommunistischen Diktatur in Bulgarien so gut wie keine offiziellen Gedenkorte oder Museen gibt, die sich kritisch mit der Zeit des Kommunismus auseinan- dersetzen und an die Opfer erinnern. In den Schulen wird dieser Teil der bulgarischen Geschichte nur unzureichend vermittelt; die wissenschaftliche Forschung zum Thema weist noch zahlreiche Lücken auf. Die wenigen Erinne- Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studienfahrt beim Besuch des bulgarisch-orthodoxen Klosters Trojan bei Sofia. rungsorte und Projekte, die existieren, gehen hauptsäch- lich auf Initiativen von Privatpersonen und Opferver- bänden zurück. 117

Hoffnung in dieser Richtung machten die zahlreichen Begegnungen und intensiven Diskussionen mit vielen engagierten Persönlichkeiten innerhalb und außerhalb von privaten und offiziellen Initiativen. Während der knappen Zeit vor Ort traf die Delegation Vertreter staat- licher und unabhängiger wissenschaftlicher Einrichtun- gen wie der Akademie der Wissenschaften, der Kliment- Ohridski-Universität, des Hannah-Arendt-Center und des Institut zur Erforschung der jüngeren Vergangenheit. Daneben standen Besuche im Historischen National- museum, beim Bulgarischen Staatsarchiv und der für die Geheimdienstakten zuständigen Behörde COMDOS auf dem Plan. Darüber hinaus führten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Hintergrundgespräche mit der deut- schen Botschaft und dem Goethe-Institut, sprachen mit Schülerinnen und Schülern des 91. Gymnasiums »Prof. Konstantin Galabov« über deren Sicht auf die jüngste Besuch bei der Kommission zur Offenlegung der Dokumente der Geschichte und mit Bischof Tichon von Tiberiopol über ­bulgarischen Staatssicherheit (COMDOS): Der Vorsitzende, die Rolle der Kirche in Bulgarien und seine Erfahrungen Evtim Kostadinov (2. v. r.), berichtet von der Arbeit der Kommission. mit der Lustration unter kirchlichen Würdenträgern. Der Bestand umfasst neun Kilometer laufende Akten.

Gemeinsam mit Vertretern der bulgarischen Opfer- verbände fuhr die Reisegruppe nach Lowetsch in den Steinbruch eines ehemaligen kommunistischen Lagers, um dort gemeinsam der Toten zu gedenken. Den Mit- reisenden boten sich damit ein umfassendes Bild des Standes der Aufarbeitung in Bulgarien und zahlreiche persönliche Kontakte. Als erste unmittelbare Folge des Austauschs konnten noch im Herbst 2013 zwei Koope- rationen von deutschen Einrichtungen mit bulgarischen Partnern verwirklicht werden.

Das 2. Internationale Symposium euro- päischer Aufarbeitungsinstitutionen

Bereits eine längere, fruchtbare Zusammenarbeit verbin- det die Bundesstiftung Aufarbeitung mit dem Europäi- schen Solidarność-Zentrum in Danzig und dem Euro- päischen Netzwerk Erinnerung und Solidarität. Gemein- sam mit diesen beiden polnischen Partnern veranstal- tet die Bundesstiftung seit 2012 die Reihe »Europäische Totengedenken im Steinbruch eines ehemaligen Straflagers bei Lowetsch Erinnerung – Internationale Symposien europäischer mit Vertretern der bulgarischen Opferverbände. V. l. n. r.: Stoyan Raichevsky Aufarbeitungsinstitutionen«. Die jährlich an wechseln- (Verband »Istina«), Dr. Anna Kaminsky, Dimiter Metev (Verband der in den Orten stattfindenden Konferenzen richten sich an ­Bulgarien vom kommunistischen Terror Repressierten in Stara Zagora und Verband der in Bulgarien nach dem 9. September 1944 Repressierten), Kostadina Antonova (Verband der in Bulgarien vom kommunistischen ­Terror Repressierten in Sofia) und Markus Meckel. 118 4.7 Die Internationale Arbeit

Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Verbänden, Wissenschaft sowie Bildungs- und Aufarbeitungsein- richtungen. Nach dem Auftakt im polnischen Danzig 2012 war in Folgejahr die Bundesstiftung Aufarbeitung in Berlin Gastgeber des Symposiums. Unter der Frage- stellung »Wie viel internationale Zusammenarbeit be- nötigt die europäische Erinnerung?« diskutierten inter- nationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über Stand und Entwicklungsperspektiven einer europäischen Erinnerungskultur. Während der dreitägigen Konferenz präsentierten zudem zahlreiche europäische Institutio- nen und Netzwerke ihre Arbeit und verdeutlichten dabei Möglichkeiten und Grenzen transnationaler Koopera- tion. Unter ihnen waren das Europäische Netzwerk der für die Geheimpolizeiakten zuständigen Behörden, das »Baltic Initiative and Network«, der Visegrád-Fonds so- wie die »Initiative for RECOM«. Der britische Historiker Keith Lowe beim 2. Internatio ­ nalen Symposium Europäischer Aufarbeitungsinstitutionen in Berlin. Insgesamt konnte das Symposium in Berlin die ge- samteuropäische Resonanz der Vorgängerveranstaltung noch steigern: Delegierte von mehr als 120 Institutionen aus 26 Ländern waren in Berlin zu Gast. Nicht zuletzt aufgrund dieses wachsenden Erfolgs wurde das 3. Inter- nationale Symposium europäischer Aufarbeitungsins- titutionen »Europäische Erinnerung« für 2014 in Prag angesetzt, das in Kooperation mit dem Institut für Zeit- geschichte der Tschechischen Akademie der Wissenschaf- ten ausgerichtet werden wird.

Kongress der Internationalen ­Assoziation ehemaliger politischer ­Gefangener und Opfer des Kommunismus

Der XX. Kongress der Internationalen Assoziation ehe- maliger politischer Gefangener und Opfer des Kommu- nismus (Inter-Asso) fand unter Leitung des Präsidenten Jure Knezović vom 14. bis 19. Juni im Veranstaltungssaal der Bundesstiftung Aufarbeitung statt. Die Zusammen- Johannes Bach Rasmussen vom »Baltic Initiative and Network«. kunft von Vertretern der Opferverbände aus Deutsch- land, Kroatien, Rumänien, Albanien, Moldova, Litauen, Lettland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Bosnien und Herzegowina sowie Mazedonien stand unter dem Motto »Widerstand gegen Diktatur – eine zeitlose Verpflich- tung«. Neben den Länderberichten und Stellungnahmen der einzelnen europäischen Mitgliedsverbände stand der 119

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Inter-Asso-Kon - Empfang im Berliner Roten Rathaus im Rahmen des 20. Kongresses der gresses besuchten auch die offizielle Gedenkfeier für die Internationalen Assoziation ehemaliger politischer Gefangener und Opfer Toten des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953. Im Bild der des Kommunismus. Präsident Jure Knezovic (rechts) mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit.

60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 im Mittelpunkt der Tagung. Nach einer inhaltlichen Ein- führung zur Geschichte des Volksaufstandes waren die Teilnehmer der Inter-Asso Ehrengäste der Benennung des »Platzes des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953« vor dem Bundesfinanzministerium sowie bei der Kranznieder- legung der Bundesregierung für die Opfer der Nieder- schlagung des Volksaufstandes von 1953. Der Berliner Innensenator begrüßte die Delegierten der Inter-Asso zu einem feierlichen Empfang des Regierenden Bürgermeis- ters von Berlin im Roten Rathaus.

Deutsch-russische Konferenz zum »letzten Jahrzehnt des Sozialismus«

Eine bewährte deutsch-russische Kooperation setzte 2013 die Historikerkonferenz »Das letzte Jahrzehnt des Sozia- lismus« fort, auf der die Transformationsprozesse in der DDR und der Sowjetunion zwischen 1985 und 1989/91 in den Blick genommen wurden. Auf der gemeinsam mit der Akademie für politische Bildung Tutzing, der Konrad- Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Ansprache auf dem Adenauer-Stiftung, dem Deutsch-Russischen Museum Friedhof Seestraße in Berlin. Berlin-Karlshorst und der Lomonossow-Universität Mos- 120 4.7 Die Internationale Arbeit

Die deutsch-russische Historikerkonferenz »Das letzte Jahrzehnt des Workshop mit der Gesellschaft für Internationale Zusam - Sozialismus« fand im Juli 2013 in der Akademie für politische Bildung menarbeit (GIZ) zur Vergangenheitsaufarbeitung mit Tutzing statt. Dr. Sabine Kuder (Bundesstiftung Aufarbeitung, vorn links).

Weitere internationale Kooperationen und Projekte

Einen weiten Blick über den Tellerrand der deutschen Auf- arbeitungslandschaft ermöglichte ein intensiver Work- shop mit der Gesellschaft für Internationale Zusammen- arbeit (GIZ) unter dem Titel »Vergangenheitsaufarbei- tung Made in – gibt es eine spezifische ›deut- sche Expertise‹?«. Rund 25 Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter der GIZ, die in verschiedenen Ländern mit der Aufarbeitung der Vergangenheit beschäftigt sind, kamen mit Vertretern deutscher Aufarbeitungseinrich- tungen ins Gespräch. Durch die verschiedenen Perspek- tiven ergab sich aus dem Workshop eine Vielzahl von In der albanischen Hauptstadt Tirana wurde im März 2013 ein Mauer - mahnmal eingeweiht, das nicht zuletzt auf Initiative der Bundesstif - spannenden Fragen und hilfreichen Anregungen für tung Aufarbeitung dort erreichtet worden war. beide Seiten.

Zu den internationalen Stiftungsprojekten zählen re- kau veranstalteten Tagung kamen vom 5. bis 7. Juli His- gelmäßig von der Bundesstiftung Aufarbeitung geför- toriker aus Deutschland und Russland zusammen, um derte Ausstellungen und Filme. So konnte 2013 in Berlin ihre neuesten Forschungsergebnisse zu präsentieren und die deutschsprachige Ausgabe einer Ausstellung gezeigt zu diskutieren. Unter den Teilnehmern fanden sich viele werden, die sich mit der kommunistischen Vergangen- Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler heit in Bulgarien auseinandersetzt. Die bulgarische Fas- aus beiden Ländern, die einem Call for Paper gefolgt sung der Ausstellung, bereits im September 2012 erstmals waren und die Debatten über wirtschaftliche, macht-, in Sofia gezeigt, wanderte im Jahresverlauf durch ver- innen-, außenpolitische Rahmenbedingungen vor allem schiedene bulgarische Orte und lieferte damit Anstöße um kulturpolitische Aspekte bereicherten. zur Diskussion über die die kommunistische Vergan- genheit des Landes. 121

Ebenfalls international aufgeführt und von vielen Dis- Ein besonderes Projekt internationaler Vernetzung bei kussionen begleitet wurde der von Freya Klier mit Förde- der Diktaturaufarbeitung ist das Dokumentationsvor- rung der Bundesstiftung Aufarbeitung produzierte Film haben des polnischen Fotografen Tomas Kizny, der seit »Tod, wo andere Urlaub machen«. Dieser greift die Fluch- 2011 mit Förderung der Bundesstiftung Aufarbeitung ten von DDR-Bürgern über die bulgarische Grenze auf, Orte des Massenmordens in der Sowjetunion dokumen- die oftmals mit langen Haftstrafen oder sogar dem Tod tiert. Kizny lokalisierte dafür ehemalige Erschießungs- endeten. plätze, an denen der sowjetische Geheimdienst auf Befehl der Staatsführung unter Stalin Hunderttausende Men- Auf großes internationales Interesse stieß 2013 die schen ermordete. Mit fotografischer Meisterschaft zeigt Ausstellung »Wir wollen freie Menschen sein! Der DDR- Kizny in seiner Ausstellung, was aus diesen Orten des Volksaufstand vom 17. Juni 1953«, die von Bundesstiftung Schreckens geworden ist. In vielen Fällen erinnern heute Aufarbeitung in mehreren Sprachfassungen herausge- weder Gedenkstätten noch Erinnerungszeichen an die geben wurde (hierzu ausführlich Abschnitt 3.1.1). Verbrechen und die Opfer. Einige der Orte sind heute Müllplätze, einer dient als Trainingsgelände für die rus- Ein weiteres Förderprojekt der Bundesstiftung Auf- sische Biathlon-Mannschaft, wieder andere werden als arbeitung, das sechsteilige internationale Filmvorhaben Sportplätze genutzt oder sind bebaut worden. Die meis- »Lebt wohl, Genossen!«, wurde 2013 mit dem Grimme- ten dieser Orte sind wieder von der Natur in Besitz ge- Preis ausgezeichnet. Die Reihe über die Überwindung und nommen worden. Neben die Aufnahmen von den Or- den Untergang des Kommunismus, realisiert von der ten und Plätzen stellt Tomas Kizny historische Aufnah- Gebrüder Beetz GmbH, wurde erfolgreich in mehreren men der Opfer aus russischen Archiven sowie Interviews Ländern ausgestrahlt. Mit dieser Dokumentationsreihe mit Familienangehörigen. Die Ausstellung konnte bis- entwickelten die Autoren und Regisseure eine neue Sicht her in Warschau, Katowice, Auschwitz, Paris und im auf die Umbruchjahre in den ehemals kommunistischen Sacharow-Zentrum in Moskau gezeigt werden. ◀ Diktaturen Mittel- und Osteuropas seit 1989.

Die von der Stiftung geförderte Ausstellung des Fotografen Tomas Kizny zeigt unter anderem historische Aufnahmen der Opfer des Stalinismus. Die Ausstellung war wie hier in Warschau bisher in Katowice, Auschwitz, Paris und im Sacharow- Zentrum Moskau zu sehen. 122 4.8 Die Weiterbildungsangebote der Bundesstiftung

4.8 Professionelles Wissen vermitteln – ­Weiterbildungsangebote 2013

Die Weiterbildungsveranstaltungen der Bundesstiftung Aufarbeitung richten sich in erster Linie an Praktiker der politischen Bildungsarbeit und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Aufarbeitungseinrichtungen. Die Weiterbildungen werden von allen Arbeitsbereichen der Stiftung konzipiert und unterstützt. Bei den zumeist eintägigen Seminaren geben in - terne und externe Fachleute theoretische und praktische Impulse für die Arbeit im weiten Feld der Diktaturaufarbeitung. Die Themen reichen dabei von der Betreuung und Beratung von Diktaturopfern über Fragen der Archiv- und Zeitzeugenarbeit bis hin zu Rechtsthemen und der Öffentlichkeitsarbeit.

Gleich zwei Weiterbildungsangebote zielten 2013 auf die Verbesserung der Opferberatung: Im April widmete sich eine Veranstaltung den besonderen Anforderungen an die Gutachten zur Anerkennung von haft- und verfol- gungsbedingten Gesundheitsschäden. Als Referentin konnte Dr. Doris Denis gewonnen werden, ausgewiesene Expertin und seit 1997 erfolgreich als Gutachterin tätig. Sie berichtete, dass die Anerkennung haftbedingter Ge- sundheitsschäden für die Betroffenen nach wie vor sehr schwierig sei. Frühere Verfolgte klagten zudem über un- sensible Befragungen. Dies habe oft zur Folge, dass viele der Betroffenen eher auf ihre Ansprüche verzichteten, als sich den komplizierten und als demütigend empfunde- Weiterbildung zu den speziellen Anforderungen an Gut - achter bei der Anerkennung haft- und verfolgungsbedingter nen Verfahren zu unterziehen. Ärztliche Begutachtung Gesundheitsschäden mit Referentin Dr. Doris Denis. haftbedingter Gesundheitsschäden solle daher von be- sonders geschulten Gutachtern und nach Möglichkeit zentral durchgeführt werden.

Im September 2013 informierte der Psychologe Dr. Stefan Trobisch-Lütge von der Beratungsstelle »Gegen- wind«, einer der bundesweit profiliertesten Fachleute für politisch Traumatisierte der SED-Diktatur, über die Be- sonderheiten in der psychosozialen Beratung ehemaliger Heimkinder. Tausende Kinder und Jugendliche, die in der DDR als »schwer erziehbar« in geschlossene Kinderhei- me und Jugendwerkhöfe eingewiesen wurden, leiden noch heute unter psychischen Problemen. Das Seminar rich- tete sich gezielt an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Rechtsanwalt Stanislaus Jaworski (links) und Justiziar ­Tobias Dollase bei der Weiterbildung zu den Grundlagen Beratungsstellen, die mit der Unterstützung und Betreu- des Urheberrechts. ung von ehemaligen DDR-Heimkindern betraut sind. 123

Praxisnahe Weiterbildung: Interviewsituation während der ­Weiterbildung »Zeitzeugen im Schulunterricht«.

Die Arbeit mit Zeitzeugen war Gegenstand des Semi- zeigten den Teilnehmerinnen und Teilnehmern anhand nars von Dr. Maria Nooke unter dem Titel »Zeitzeugen- von Beispielen und praktischen Übungen auf, wie diese interview – Vorbereitung, Durchführung, Nachberei- Medien auf einfache und kostengünstige Weise für die tung«. Die Referentin stellte dabei erzähltheoretische und Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden können. Dabei praktische Ansätze der Interviewführung dar und gab wurden nicht nur technische, sondern auch rechtliche Hinweise zum Umgang mit Zeitzeugen. Beim Seminar Aspekte thematisiert. wurden zudem praktische Fragen der Teilnehmenden be- handelt, die im Vorfeld übermittelt worden waren. Durch Auf rechtliche Fragen spezialisiert war die Weiter- praktische Übungen konnten die behandelten Inhalte bildung zum Urheberrecht, für die Rechtsanwalt Stanis- direkt auf die eigene Arbeit übertragen werden. laus Jaworski von der renommierten Kanzlei Boehmert & Boehmert als Referent gewonnen werden konnte. Das Speziell an Lehrerinnen und Lehrer richtete sich die große Interesse schon im Vorfeld und die positive Reso- Weiterbildung »Zeitzeugen im Unterricht«. Die Teilneh- nanz der Teilnehmer machte deutlich, dass dieses kom- merinnen und Teilnehmer informierten sich über den plexe juristische Feld für den Arbeitsalltag in den ver- angemessenen Umgang mit Zeitzeugen und erprobten schiedensten Gebieten zunehmend an Bedeutung ge- exemplarisch, wie Zeitzeugengespräche geführt sowie vor- winnt. und nachbereitet werden. Die Erfahrung zeigt, dass sich junge Menschen durch Gespräche und Diskussionen mit Die Archiv-Weiterbildung war 2013 den Beständen Zeitzeugen verstärkt für die Auseinandersetzung mit der des Archiv des Liberalismus in Gummersbach gewidmet. Vergangenheit interessieren. Trotz des vergleichsweise Während der zweitägigen Weiterbildung befassten sich hohen organisatorischen Aufwandes bringt Oral History die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem mit den Abwechslung in den schulischen Alltag und motiviert Beständen mit Bezug zur DDR, etwa den Unterlagen des Schülerinnen und Schüler, mehr zu erfahren. Ostbüros der bundesdeutschen FDP und der Liberal- Demokratische Partei Deutschlands (LDP bzw. LDPD). Der Umgang mit Audio-Podcasts und Hörbeiträgen Im Rahmen einer ausführlichen Führung konnten sich war Thema eines Seminars zur Öffentlichkeitsarbeit. Die die Fachleute mit der dortigen archivischen Praxis ver- Dozentinnen Dr. Ilona Schäkel und Brigitte Hagedorn traut machen. ◀

124 4.9 Das Justiziariat

4.9 Rechtliche Fragen der Aufarbeitung – Das Justiziariat der Stiftung

Das Justiziariat der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur verantwortet die in - terne Rechtsberatung für die Geschäftsstelle und die Gremien der Stiftung. Allgemeine Vertragsgestaltungen, das Verwaltungs- und Zuwendungsrecht, Fragen des Datenschutzes und der Informationsfreiheit sowie arbeits- und personalrechtliche Fragestellungen bilden dabei das Tagesgeschäft. Darüber hinaus unterstützte Justiziar Tobias Dollase mit seiner Expertise die Arbeit der Stiftung in Fragen der juristischen Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Der Justiziar vertritt die Stiftung in verschiedenen Ar- die vom Justiziariat ausgerichtete Weiterbildung zu beitsgruppen und Gremien, etwa der Arbeitsgruppe »Auf- Grundlagen und praktischen Fragen des Urheberrechts arbeitung und Recht« im Studien- und Forschungsschwer- (s. Abschnitt 4.8). punkt »Medienrecht« der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Tobias Dollase war darüber hinaus Wie in den Vorjahren engagierte sich das Justiziariat in die fachliche Betreuung von Besuchergruppen und in der Ausbildung des juristischen Nachwuchses: Zwei internationalen Gästen der Stiftung eingebunden. So in- Rechtsreferendare waren im Rahmen ihres juristischen formierte sich im Juni 2013 eine koreanische Delegation Vorbereitungsdienstes dort beschäftigt. über rechtliche Fragen der deutschen Einheit, im gleichen Monat kam es zu einem Informationsgespräch mit dem Darüber hinaus übt Tobias Dollase das Amt des be- albanischen Ombudsmann Igli Totozani zu Fragen der hördlichen Datenschutzbeauftragten der Bundesstiftung Aufarbeitung in Deutschland. Auf große Resonanz stieß Aufarbeitung aus. ◀

Ihr Ansprechpartner im Justiziariat:

Tobias Dollase Justiziar 125

4.10 Stiftungsthemen publik machen: Medienarbeit, PR und Onlinekommunikation

Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung informiert über die Angebote der Stiftung und aktuelle Themen der Diktaturaufarbeitung. Dazu nutzt sie Presseerklärungen und Pressegespräche ebenso wie den Newsletter »Aufarbeitung Aktuell« und die Online ­ angebote sowie Facebook. Rund 60 Pressemitteilungen wurden 2013 versendet, ein wachsender Anteil transportierte Stellungnahmen der Stiftung zu aktuellen Themen und Entwicklungen. Im Vorfeld des Jahrestags vom 17. Juni organisierte die Pressestelle der Stiftung eine eintägige Journalistenfahrt zu historischen Orten des Aufstands (siehe ­Abschnitt 3.1.3).

Zu den weiteren Aufgaben im Bereich der Öffentlichkeits- der Stiftung beschäftigt ist. Neben größeren Projekten wie arbeit gehört die Präsentation der Stiftungsarbeit bei öf- den Themenseiten auf der Webseite der Stiftung, der Re- fentlichen Veranstaltungen, etwa beim Tag der offenen alisierung des Podcast-Angebots »Geschichte(n) hören« Tür der Bundesregierung oder dem Bürgerfest zum Tag und der Redaktion des Newsletters »Aufarbeitung Ak- der deutschen Einheit, bei denen die Stiftung regelmäßig tuell« wird das Onlineangebot laufend aktualisiert und mit thematischen Angeboten und einem Informations- weiterentwickelt. stand vertreten ist. Presse- und Medienarbeit Einen zunehmenden Stellenwert nimmt die Kommu- nikation der Stiftung im Internet und den sozialen Netz- Inhaltliche Schwerpunkte der Stiftungsarbeit bilden sich werken ein. Ermöglicht wird dies durch die Online- entsprechend in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Redakteurin Fanny Heidenreich, die seit Oktober 2012 in ab. So war der 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom

Ihr/e Ansprechpartner/in im Bereich ­ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (v. l.):

Fanny Heidenreich Online-Redakteurin Tilman Günther Pressesprecher 126 4.10 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

17. Juni 1953 in der ersten Jahreshälfte 2013 ein zentraler Arbeitsschwerpunkt. Den Auftakt bildete am 29. Januar 2013 die öffentliche Präsentation der Ausstellung »Wir wollen freie Menschen sein!« an einem historischen Ort des Aufstands, dem heutigen Bundesfinanzministerium, gemeinsam mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (siehe 3.1.1). Die folgende Medienberichterstattung reichte von Artikeln und Berichten in regionalen Tageszeitun- gen bis zu den 20-Uhr-Nachrichten der Tagesschau. Die bundesweit und international rund 2.000 Mal gezeigte Ausstellung blieb ein Dauerbrenner in der Berichterstat- tung zu den Stiftungsaktivitäten, Hunderte von lokalen Berichten über Ausstellungseröffnungen, Veranstaltun- gen und Diskussionen erschienen über das gesamte Jahr.

Zu den für Medienvertreter konzipierten Informati- onsangeboten gehörte 2013 die eintägige Journalisten- fahrt zu authentischen Schauplätzen des Volksaufstandes Erste öffentliche Präsentation der Ausstellung »Wir wollen freie Menschen sein!« am 29. Januar 2014 vom 17. Juni 1953 in Berlin am 24. Mai 2013 (siehe 3.1.3). im Bundesfinanzministerium.

Journalistenfahrt zum 17. Juni 1953: Vorstandsvorsitzender Rainer Eppelmann (links) und Dr. Jens Schöne (rechts) im historischen Sendesaal des RIAS. 127

Das Programm mit Zeitzeugen, ergänzt um die fachliche Darstellung der historischen und politischen Hinter- gründe an authentischen Orten, bot den etwa 40 teilneh- menden Journalistinnen und Journalisten eine Fülle von Anregungen für spannende Geschichten. Zahlreiche Me- dienberichte erschienen im Ergebnis der Studienfahrt in deutschen und internationalen Medien.

Auf das ganze Jahr gesehen war der Volksaufstand jedoch nur eines von vielen Themen der Medienarbeit. Mehr als 60 Pressemitteilungen und -einladungen wurden insgesamt versandt. Diese betrafen neben Veranstaltun- gen und geförderten Projekten verschiedene aktuelle Entwicklungen im Bereich der Aufarbeitung, etwa die Situation von Nichtregierungsorganisationen in Russland, die Einweihung eines Mauer-Mahnmals in Albanien, das von der Stiftung angeregt worden war oder zum Tod des Schriftstellers Erich Loest, der der Stiftung über viele 60 Jahre DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953: Jahre verbunden war. ­Journalistenfahrt der Bundesstiftung Aufarbeitung am 24. Mai 2013. Hardy Firl im Gespräch mit Journalistinnen.

Um den 17. Juni 2013 war die Ausstellung »Wir wollen freie Menschen sein!« zum Volksaufstand von 1953 ­publikumswirksam als »Wandzeitung« in Berlin-Mitte zu sehen. 128 4.10 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Darüber hinaus ist die Expertise der Bundesstiftung in den unterschiedlichsten Themen- und Fragestellungen zur Geschichte der kommunistischen Diktaturen ge- fragt. Hier organisierte die Pressestelle zahlreiche Inter- views und Stellungnahmen von Stiftungsvertretern und vermittelte Experten für verschiedene Themenbereiche. Anfragen für TV- und Hörfunkinterviews kamen vor allem von deutschen Sendeanstalten wie der ARD und ihren Landesanstalten (RBB, MDR, NDR, SWR), vom ZDF und von n-tv, aber auch von öffentlich-rechtlichen Sendern aus Österreich (ORF) und der Schweiz (RSI). Hintergrundinformationen, Interviews und Statements sowie Gastkommentare wurden zudem von Nachrichten- agenturen (dpa, epd) sowie zahlreichen Printmedien (u. a. Focus, Berliner Zeitung, Berliner Kurier, Braunschweiger Zeitung) und Onlineredaktionen (SPIEGEL Online) an- Januar Februar gefragt. Auch den Redaktionen von Medien aus dem Aus- März april Mai land, etwa aus Schweden, Frankreich oder Japan, konnte Juni Juli durch Vermittlung der Pressestelle mit Expertenrat wei- Veranstaltungen August 2013 september OktOber tergeholfen werden. nOveMber DezeMber

Als Service für interessierte Journalisten veröffent- lichte die Stiftung sechs Ausgaben des zweimonatlich erscheinenden »Historischen Kalenderdienst«, der im Be- reich Gesellschaftliche Aufarbeitung, Publikationen und außerschulische Bildungsarbeit (siehe 4.1) erarbeitet wird und im Jahresverlauf über bekannte und unbekannte Ereignisse aus der Geschichte der kommunistischen Dik- taturen nach 1945 informiert. Anfang 2013 erschien be- reits die 50. Ausgabe des erfolgreichen Kalenderdienstes. Auf der Homepage der Bundesstiftung wird in der Ru- Bundesstiftung Aufarbeitung. Der allgemeine Informa- brik »heute vor …« täglich ein historisches Datum vorge- tionsflyer der Stiftung liegt mittlerweile in zwölf ver- stellt, weitere Ereignisse können im historischen Online- schiedenen Sprachen vor. Sehr beliebt bei internationa- Kalendarium jederzeit unkompliziert recherchiert werden. len Gästen und Partnern ist die Broschüre »Coming to Terms: Dealing with the Communist Past in United Die Öffentlichkeitsarbeit der S tiftung Germany«, die über Grundzüge des Aufarbeitungs- und Einigungsprozesses in Deutschland informiert. Neben In den Bereich Öffentlichkeitsarbeit fällt im Wesentlichen der englischen und koreanischen Sprachfassung liegt die Herausgabe einer wachsenden Zahl von kostenlosen seit 2013 eine spanische Version vor, weitere Sprachaus- Publikationen zu den Arbeitsfeldern und Themen der gaben in Deutsch und Russisch sind in Planung. 129

Mitte des Jahres 2013 wurde der bis dahin zweimal jähr- die für die Umbruchsjahre 1989/90 wichtigsten Ereig- lich erscheinende Veranstaltungskalender komplett über- nisse im kommunistischen Machtbereich aufgeführt arbeitet. Seit dem Beginn des dritten Quartals informiert sind. Die Text- und Bildredaktion ebenso wie die Pro- ein vierteljährlich erscheinender Programmflyer über die duktionssteuerung lagen bei diesem Vorhaben bei der Veranstaltungen der Bundesstiftung Aufarbeitung und Pressestelle. ergänzt so die ausführlichere Online-Veranstaltungsüber- sicht sowie die zu jeder Veranstaltung gesondert versand- Aufarbeitung transparent – Die Bundes- ten Einladungsflyer. stiftung Aufarbeitung vor Ort

Neben den genannten Informationsmedien zählt die Neben den zahlreichen Eigenveranstaltungen der Bundes- Herausgabe des Publikationskatalogs und nicht zuletzt stiftung Aufarbeitung wird regelmäßig die Chance ge- die Redaktion des jährlichen Tätigkeitsberichts zu den nutzt, die Arbeit der Stiftung bei wichtigen Großveran- Aufgaben der Pressestelle. Hinzu kommen in bescheide- staltungen einem breiteren Publikum vorzustellen. Beim nem Umfang weitere Werbemedien und Materialien wie Tag der offenen Tür der Bundesregierung war die Bun- die Stoffbeutel der Stiftung, die 2013 ein neues Design desstiftung wieder mit einem Informationsstand und der erhielten. Roll-Up-Ausstellung »Wir wollen freie Menschen sein! Der DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953« im Bundes- Um die Ereignisse vor 25 Jahren, die schließlich zum presseamt vertreten. Die Organisation der zweitägigen Mauerfall am 9. November 1989 führten, international Veranstaltung teilten sich wie in der Vergangenheit der zu verorten und in übersichtlicher Form aufzubereiten, Leiter des Arbeitsbereichs Archiv – Bibliothek – Doku- wurde bereits Ende 2013 gemeinsam mit der Bundes- mentation und der Pressesprecher der Stiftung. zentrale für politische Bildung ein Flyer erarbeitet, in dem 130 4.10 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Pressesprecher Tilman Günther am Informationsstand der Besucher des Bürgerfests zum Tag der Stiftung beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung am Deutschen Einheit 2013 beim »Mauerspiel«. 24. August 2013 im Bundespresseamt.

Ein weiterer fester Bestandteil im jährlichen Veranstal- tungsplan ist das Bürgerfest zum Tag der Deutschen Ein- heit. Das Land Baden-Württemberg, das 2013 den Vorsitz im Bundesrat innehatte, lud am 2. und 3. Oktober nach Stuttgart ein. Hier konnte mit dem Infostand der Bun- desstiftung Aufarbeitung ein interessiertes Publikum er- reicht werden. Neben Broschüren, Büchern, Filmen und weiteren Publikationen bot das Stiftungszelt einen be- gehbaren Ausstellungsteil, der viele Besucher anzog. Die Publikumsresonanz machte deutlich, dass auch im Wes- ten der Bundesrepublik ein reges Interesse an der Aufar- beitung der SED-Diktatur besteht.

Parallel zum Tag der Deutschen Einheit war auf eine Ausstellung der Stiftung im Jugendhaus Mitte in Stuttgart ein Anschlag verübt worden. Unbekannte hatten die Aus- stellungstafeln entwendet und ihre »Beute« später im Besucher des Stuttgarter Bürgerfests zum Tag der ­Deutschen Einheit testen ihr Wissen. Internet präsentiert. Parallel zu den Ermittlungen der Polizei veröffentlichte die Stiftung eine Pressemitteilung zu den Vorkommnissen, die insbesondere von den baden- württembergischen Medien aufgenommen wurde. Die- ser Angriff auf die politische Bildungsarbeit der Stiftung hat gezeigt hat, wie wichtig demokratische Aufklärung und Aufarbeitung als dauerhafte Aufgabe sind. 131

2010 ERINNERUNG ALS AUFTRAG

ErinnE rung als auftrag 2013

ErinnE rung als auftrag 2011 2014 ERINNERUNG ALS AUFTRAG

ErinnErung als auftrag 2012

Seit 2009 gibt die Bundesstiftung Aufarbeitung jährlich den Taschenkalender »Erinnerung als Auftrag« heraus.

Der Taschenkalender »Erinnerung baus in Zeitungsarchiven, wissenschaftlichen Publika- als Auftrag« tionen und anderen Quellen aufwendig recherchiert, um den Nutzern des Kalenders einen detaillierten Ein- Bereits seit zehn Jahren ist der Taschenkalender »Erin- blick in das Schicksalsjahr der deutschen Teilung 1961 zu nerung als Auftrag« ein wichtiges Medium der Öffentlich- ermöglichen. Im Jahr 2012 nahm sich die Publikation an- keitsarbeit der Stiftung. Der Jahreskalender wird im Ar- lässlich des 40. Jahrestages der Unterzeichnung des Grund- beitsbereich Gesellschaftliche Aufarbeitung, Publikatio- lagenvertrages zwischen der Bundesrepublik und der nen und außerschulische Bildungsarbeit konzipiert und DDR der innerdeutschen Beziehungen des Jahres 1972 an. realisiert. Tag für Tag weist der Kalender in kurzen Mel- 2013 erschien die 10. Ausgabe des Taschenkalenders, diese dungen auf historische Ereignisse hin, die an den Wider- stand ganz im Zeichen des 60. Jahrestages des geschei- stand und die Opposition gegen die SED-Diktatur, die terten Volksaufstandes in der DDR vom 17. Juni 1953. Entwicklungen in der DDR und in den kommunistischen Staaten Mittelosteuropas sowie Wegmarken der deutsch- Der Taschenkalender »Erinnerung als Auftrag« will deutschen Beziehungen und der Überwindung von Dik- kein Geschichtsbuch ersetzen, sondern vielmehr mit kur- tatur und Teilung erinnern. zen Meldungen zur Auseinandersetzung mit der jüngeren und jüngsten Vergangenheit Deutschlands und Europas Seit 2009 widmet sich der Taschenkalender übergrei- anregen. Für Multiplikatoren der politisch-historischen fenden Schwerpunktthemen, die sich nach dem jeweils Bildungsarbeit, aber auch für Journalistinnen und Jour- aktuellen Gedenkjahr richten. Im Jahr 2009 begann dies nalisten kann der Kalender eine wahre Fundgrube sein, mit einer Tageschronik der Entwicklungen des Jahres verweist er doch auf nahe liegende wie weniger bekannte 1989. Im Taschenkalender 2010 wurde das erfolgreiche Jahrestage, die in der eigenen Arbeit genutzt werden kön- Konzept weitergeführt mit einer Chronik des Jahres nen. Um neben den jeweiligen historischen Schwerpunk- 1990, in der an die vielen Ereignisse und Stationen der ten keinen wichtigen Jahrestag zu verpassen, ist dem Selbstdemokratisierung der DDR und der deutschen Kalendarium stets eine umfangreich Übersicht weiterer Vereinigung erinnert wurde. Für den Kalender 2011 wur- erinnerungswürdiger Ereignisse der deutschen und euro- de vor dem Hintergrund des 50. Jahrestages des Mauer- päischen Geschichte des 20. Jahrhunderts vorangestellt. 132 4.10 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Der Jahreskalender erschien 2013 in einer Gesamt­auflage tionen und die biografischen Datenbanken »Wer war wer von 10.000 Exemplaren. Eine Teilauflage von 3.000 Ex- in der DDR? Ein Lexikon ostdeutscher Biographien« und emplaren wurde vom Bundespresseamt mitgedruckt »Deutsche Kommunisten: Biographisches Handbuch 1918 und verbreitet, 2.000 Exemplare vom Bundesinnenmi- bis 1945«. Auch die allgemeinen Informationen zur Stif- nisterium und 1.000 Exemplare von der Landeszentrale tung und zur Projektförderung wurden häufig abgerufen. für politische Bildung Sachsen-Anhalt. Wie in den Vor- Ein weiterer Publikumsmagnet waren 2013 die Seite zur jahren waren die 4.000 Exemplare der Bundesstiftung Ausstellung »Wir wollen freie Menschen sein!« sowie die Aufarbeitung innerhalb kurzer Zeit vergriffen. überarbeitete und um neue Inhalte ergänzte Themen- seite zum Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR. Aufarbeitung online – Die Webseite Auch die Nachleseseiten, auf denen die Veranstaltungen www.bundesstiftung-aufarbeitung.de der Bundesstiftung Aufarbeitung mit Tonmitschnitten, schriftlichen Berichten und Bildern dokumentiert sind, Mit ihrem umfangreichen Internetangebot informiert die war bei den Besuchern sehr beliebt. Im Laufe des Jahres Bundesstiftung Aufarbeitung aktuell über ihre Arbeit, wurden insgesamt 45 neue Veranstaltungsdokumenta- die Projektförderung sowie Veranstaltungs- und Publi- tionen eingestellt. kationsangebote. Sie dokumentiert ihre Vorhaben in Ton, Text und Bild und bietet zahlreiche fachliche Informa- Neben der Pflege und Aktualisierung der Internet- tions- und Recherchemöglichkeiten. Die steigenden Nut­ seiten realisierte die Online-Redakteurin zudem meh- zerzahlen zeigen die wachsende Bedeutung eines um- rere umfangreiche Projekte. So wurden die Inhalte der fangreichen Onlineangebotes: Für 2013 verzeichnete die bisher eigenständigen Webseite zur Geschichtsmesse Stiftungswebseite mehr als 224.000 Besuche, rund 160.000 (www.geschichtsmesse.de) mit einer umfangreichen Do- eindeutige Besucher riefen insgesamt rund 949.000 Seiten kumentation aller bisherigen Veranstaltungen in die In- auf. Pro Monat klickten sich durchschnittlich 18.700 Nut- ternetpräsenz der Bundesstiftung Aufarbeitung unter zer durch den Internetauftritt. Zu den beliebtesten In- www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/geschichtsmesse halten gehörten die aktuellen Meldungen, die Publika- integriert.

»Geschichte(n) hören« bündelt die Audio ­ angebote der Stiftung als Podcasts. 133

Die Online-Redaktion realisierte zudem das bereits in 2012 gestartete Audioprojekt »Geschichte(n) hören«. Mit finanzieller Unterstützung der Beauftragten der Bundes- regierung für Kultur und Medien konnten rund 80 Ver- anstaltungsmitschnitte aus den Jahren 2002 bis 2011 di- gital überarbeitet und als Podcasts aufbereitet werden. Anschließend wurden die Podcast-Kanäle »Geschichte(n) hören« und »Volksaufstände« bei den Anbietern iTunes und Podcast.de eingerichtet. Der Kanal »Geschichte(n) hören« versammelt in chronologischer Reihenfolge aus- gewählte Veranstaltungsmitschnitte, der themenspezi- fische Kanal »Volksaufstände« bündelt Audiobeiträge, die sich mit Volksaufständen in den kommunistischen Diktaturen beschäftigen, neben dem 17. Juni 1953 in der DDR etwa mit dem Ungarn-Aufstand 1956. Auch alle aktuellen Veranstaltungsmitschnitte werden durch die Online-Redaktion als Podcast aufbereitet und in der Veranstaltungsnachlese sowie im Kanal »Geschichte(n) Der Newsletter kann mit einer E-Mail an hören« veröffentlicht. Sämtliche Podcasts können auch newsletter@bundesstiftung-­aufarbeitung.de abonniert werden. direkt über den RSS-Feed der Stiftungswebseite abon- niert werden.

Im zweiten Halbjahr 2013 zählte die Erarbeitung eines eigenen Informationsangebotes für Menschen mit Lernschwierigkeiten und gehörlose Menschen zu den zen- Forschungsergebnisse, Archivalien, Publikationen, Aus- tralen Projekten der Online-Redaktion. Für die Internet- stellungen und Veranstaltungen, Multimediaprojekte so- präsenz wurden Texte in Leichter Sprache sowie zwei wie Personalien aus der vielfältigen Gedenkstätten- und Gebärdensprachfilme in Auftrag gegeben, die die Arbeit Aufarbeitungslandschaft und wird elektronisch an einen der Stiftung erklären und Hinweise zur Nutzung der Web- wachsenden Interessentenkreis geschickt. site geben. Mit diesem Angebot setzt die Bundesstiftung Aufarbeitung eine zentrale Vorgabe der Verordnung zur Präsenz der Bundesstiftung Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem bei Facebook Behindertengleichstellungsgesetz (BITV2.0) um, deren Ziel es ist, die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen Über ihre Facebook-Seite macht die Stiftung auf eigene mit Behinderungen zu verbessern. oder geförderte Veranstaltungen, Ausstellungen, Publi- kationen und Projekte aufmerksam. Außerdem werden Newsletter »Aufarbeitung Aktuell« neue Mitglieder des Zeitzeugenbüros vorgestellt und über Neuigkeiten aus der Aufarbeitungslandschaft berichtet. In der Verantwortung des Arbeitsbereichs liegt auch die Dieses niedrigschwellige Angebot findet immer mehr Erarbeitung des Newsletters »Aufarbeitung Aktuell«, Anhänger. So wuchs die Zahl der Facebook-Freunde stetig dessen Layout in 2013 komplett überarbeitet wurde. Der und überschritt im Jahresverlauf die 3.000er-Marke. ◀ Newsletter informiert in drei Ausgaben pro Jahr über 134 5. Ausblick

5. Ausblick

Die Konjunkturen des öffentlichen Geschichtsbewusstseins orientieren sich nicht zuletzt an den großen Jahrestagen, die historische Ereignisse und Entwicklungen in Erinnerung rufen. Die Bundesstiftung Aufarbeitung nutzt die Gedenktage, um die öffentliche Auf- merksamkeit auf noch immer aktuelle Fragen der Vergangenheitsaufarbeitung zu lenken. Stand 2013 der 60. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR im Mit - telpunkt der Stiftungsarbeit, werden im Jahr 2014 die Friedliche Revolution in der DDR und die Überwindung der kommunistischen Diktaturen im östlichen Europa sowie der Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren zentrale Themen sein.

Dabei werden insbesondere die zahlreichen Ereignisse nung des Eisernen Vorhangs durch die Außenminister der Friedlichen Revolution in den Blick genommen, die von Ungarn und Österreich, die im Juni 1989 den Grenz- den 9. November 1989 erst möglich gemacht haben. Wir zaun zerschnitten. Oder an die Akteure der »Singenden erinnern uns in diesem Jahr auch an die Kommunalwahl Revolution« im Baltikum und der »Samtenen Revolution« in der DDR im Mai 1989, bei der die Bürgerrechtsbewe- in der Tschechoslowakei. gung erstmals Wahlfälschungen nachweisen konnte, an die Gründung von Organisationen der Protestbewegung Neben diesem europäischen Querschnitt durch das in der DDR wie dem Neuen Forum oder an die wach- Revolutionsjahr 1989 zieht die Bundesstiftung Aufarbei- senden Demonstrationen in vielen Städten der DDR, die tung im Erinnerungsjahr 2014 auch einen historischen mit den Großdemonstrationen am 9. Oktober in Leipzig Längsschnitt: 2014 bietet eine einzigartige Gelegenheit, und am 4. November auf dem Ost-Berliner Alexander- anhand der sich jährenden Großereignisse des 20. Jahr- platz ihren Höhepunkt fanden. hunderts die Geschichte von Diktatur und Demokratie zwischen Krieg und Frieden, Unterdrückung und Frei- Erinnert werden soll auch an die Protestbewegungen heit zu erzählen. 2014 jähren sich der Beginn des Ersten in den ostmitteleuropäischen Staaten, die mutig dafür Weltkriegs zum 100. Mal, der des Zweiten Weltkriegs zum sorgten, dass die meisten kommunistischen Regime des 75. Mal. Die Revolutionen und Umbrüche im östlichen damaligen Ostblocks in kurzer Zeit zusammenbrachen. Europa werden dann 25 Jahre zurückliegen und die EU- Etwa an die polnische Streikbewegung unter Führung Osterweiterung zehn Jahre. All dies wird genug Anlässe der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność, die die bieten, sich nicht nur mit der Verflochtenheit der jewei- kommunistischen Machthaber im Februar 1989 erstmals ligen Nationalgeschichten des »kurzen 20. Jahrhunderts« an einen Runden Tisch zwang. An die symbolische Öff- (E. Hobsbawm) auseinanderzusetzen. Vielmehr bietet 135

dieser Rückblick die Möglichkeit, sich mit den langen zertifizierten Gutachtern erstellt werden, die über ein Nachwirkungen dieser vermeintlich lange zurückliegen- entsprechendes Hintergrundwissen über die Bedingun- den Ereignisse auseinanderzusetzen, die teils bis heute gen politischen Haft in SBZ und DDR sowie die Zerset- zu spüren sind, betrachtet man etwa die jüngsten Ent- zungsmethoden der Geheimpolizei verfügen. wicklungen auf der Krim. Seien Sie gespannt auf die vielfältigen Projekte und Weiterhin wird sich die Bundesstiftung Aufarbeitung Vorhaben, Filme, Publikationen und Veranstaltungen, für die Opfer der kommunistischen Diktatur einsetzen, die mit unserer Förderung, von uns selbst und unseren insbesondere dafür, dass die Betroffenen in Deutschland wertvollen Partnern erarbeitet und präsentiert werden. einen verbesserten Ausgleich für das erlittene Unrecht Begleiten Sie uns weiterhin mit Ihrem Interesse, Ihren erhalten. Bei der Anerkennung von Haftfolgeschäden wie Anregungen und Hinweisen – auch bei den Renten für SED-Opfer sind Verbesserungen notwendig und wären leicht zu realisieren. Seit Jahren setzt sich die Stiftung öffentlich dafür ein, dass die Be- Ihre weislast im Anerkennungsverfahren umgekehrt wird. Physische und psychische Schäden sollten nur dann nicht anerkannt werden, wenn nachgewiesen werden kann, dass sie nicht auf die Haft zurückzuführen sind. Die ent- sprechenden Gutachten sollten ausschließlich von speziell Anna Kaminsky 136 6. Anhang

6. Anhang

6.1 Gremien der Bundesstiftun g zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Mitglieder des 3. S tiftungsrates (§ 6 S tiftungsgesetz)

M Vom Bundestag gewählte Mitglieder gemäß dem Vorschlag der F raktionen

Mitglied: Stellvertreter/-in:

CDU/CSU-Fraktion Hartmut Koschyk, MdB, Maria Michalk, MdB Parlamentarischer Staatssekretär BMF Stellv. Vorsitzender

SPD-Fraktion Siegmund Ehrmann, MdB Andrea Wicklein, MdB

FDP-Fraktion Heinz-Peter Haustein, MdB Michael Link, MdB, Staatsminister im Auswärtigen Amt

Fraktion Die LINKE Jan Korte, MdB Dr. Dagmar Enkelmann, MdB

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Wolfgang Wieland, MdB Cornelia Behm, MdB

M Vom Deutschen Bundestag gewählte Mitglieder aus dem Personenkreis, die in F ragen der Aufarbeitung der SED-Diktatur besonders engagiert und qualifiziert sind

Mitglied: Stellvertreter/-in:

Vorschlag CDU/CSU Prof. Dr. Manfred Wilke Vera Lengsfeld

Vorschlag SPD Markus Meckel (Vorsitzender) Prof. Dr. Rainer Eckert

Vorschlag FDP Dr. Günter Kröber Christoph Waitz

Vorschlag Die LINKE Marion Seelig, MdA, Berlin Andreas Möller

Vorschlag Bündnis 90/Die Grünen Werner Schulz, MdEP Michael Beleites 137

M Von der Bundesregierung benannte Mitglieder

Mitglied: Stellvertreter/-in:

Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, BKM Dr. Michael Roik, BKM

Dr. Christoph Bergner, MdB, Dr. Jörg Bentmann, BMI Parlamentarischer Staatssekretär BMI

Christian Schmidt, MdB, Dr. Ulrich Schlie, Parlamentarischer Staatssekretär BMVg Leiter des Planungsstabs im BMVg

Roland Jahn, Der Bundesbeauftragte, BStU Hans Altendorf, Direktor der BStU

Thomas Krüger, Präsident der BpB Dr. Bernd Hübinger, BpB

M Vertreter des Landes Berlin

Mitglied: Stellvertreter/-in:

André Schmitz-Schwarzkopf, Dr. Knut Nevermann, Staatssekretär Kultur Berlin Staatssekretär SenBWF Berlin

2013 ausgeschieden sind: Marion Seelig († 12. März 2013), MdA; Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel

Mitglieder des Stiftungsvorstandes

M 3. Vorstand ab 6. Mai 2009

Rainer Eppelmann (Vorsitzender) Prof. Dr. Bernd Faulenbach (Stellvertretender Vorsitzender) Annemarie Franke Gerry Kley, MdL Gerd Poppe 138 5. Anhang

Fachbeiräte Herausgeber und Beiräte des Jahrbuches für Historische M Mitglieder des Fachbeirates Gesellschaftliche Kommunismusforschung Aufarbeitung – Opfer und Gedenken 2013:

Dr. Günter Buchstab M Begründet 1993 von Hermann Weber Roland Bude Dr. Gabriele Camphausen herausgegeben von Dr. h. c. Karl Wilhelm Fricke (Vorsitzender) Ralf Hirsch Dr. Ulrich Mählert (Berlin) Dr. Axel Klausmeier Prof. Dr. Jörg Baberowski (Berlin) Silke Klewin Dr. Bernhard H. Bayerlein (Aachen) Dr. Hubertus Knabe Prof. Dr. Bernd Faulenbach (Bochum) Marita Pagels-Heineking Dr. Ehrhart Neubert (Erfurt) Martin Michael Passauer (stellv. Vorsitzender) Prof. Dr. Peter Steinbach (Mannheim) Sybille Ploog Prof. Dr. Stefan Troebst (Berlin) Ulrike Poppe Prof. Dr. Manfred Wilke (Berlin) Uwe Schwabe Tom Sello im Auftrag der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der Dr. Martina Weyrauch SED-Diktatur (seit Ausgabe 2004)

M Mitglieder des Fachbeirates M Mitglieder des internationalen Wissenschaft 2013: wissenschaftlichen Beirates:

Prof. Dr. Jörg Baberowski Prof. Dr. Stefan Karner (Graz, Österreich) Prof. Dr. Beatrix Bouvier (stellv. Vorsitzende) Prof. Dr. Mark Kramer (Cambridge/MA, USA) Prof. Dr. Thomas Großbölting Dr. Norman LaPorte (Pontypridd, Großbritannien) Prof. Dr. Günther Heydemann Prof. Dr. Krzysztof Ruchniewicz (Wrocław, Polen) Prof. Dr. Eckhard Jesse Prof. Dr. Brigitte Studer (Bern, Schweiz) Prof. Dr. Ralph Jessen Dr. Krisztián Ungváry (Budapest, Ungarn) Prof. Dr. Alfons Kenkmann Prof. Dr. Alexander Vatlin (Moskau, Russland) Prof. Dr. Christoph Kleßmann Dr. Thomas Wegener Friis (Odense, Dänemark) Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk Prof. Dr. Peter Maser (Vorsitzender) Prof. Dr. Angelika Menne-Haritz Prof. Dr. Dr. h. c. Horst Möller Dr. Ehrhart Neubert Prof. Dr. Martin Sabrow Prof. Dr. Stefan Troebst Prof. Dr. Gerhard Werle Prof. Dr. Andreas Wirsching

139

6.2 Haushaltsmittel der Bundesstiftun g Aufarbeitung 2013

IST in Tsd. € IST in Tsd. € IST in Tsd. € IST in Tsd. € IST in Tsd. € IST in Tsd. €

jahr 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Bundeszuschuss 2.269 2.699 2.895 2.807 2.899 3.454

Eigenmittel 3.084 3.263 2.772 2.820 2.664 3.454

Gesamtmittel 5.353 5.962 5.667 5.627 5.563 5.527

Zuschüsse zur Förderung der Aufarbeitung der SED-Diktatur 2013 in € bewilligte Projektförderung 2.516.000,00

davon abgerufene Projektfördermittel 2.333.341,06

bewilligte Stipendien 318.000,00

Stipendien 183.876,47

Publikationen, Ausstellungen, Veranstaltungen 318.093,84

Beratungsoffensive 97.180,00

Bibliothek, Archiv 30.146,91

Verwaltung, Personal, Öffentlichkeitsarbeit, Miete, ­Betriebskosten, Rückführung Vermögen 2.320.157,37

Zuführung zum Vermögen 244.613,55

Ausgaben insgesamt 5.527.409,20

Einnahmen 2013 in €

Zuschuss Bund 3.454.440,31

Sonstige Einnahmen 138.169,20

Zinserträge 1.934.799,69

Einnahmen insgesamt 5.527.409,20 140 6. Anhang

6.3 Projetkförderung der Bundesstiftung Aufarbeitung 2013

Antragsteller Projekttitel Bewilligung 2013

Agentur für Bildung – Geschichte, Multimediaprojekt: Lernen aus der Geschichte online – 29.999,70 € Politik und Medien e. V. (ehemals fünf Schwerpunkthefte zur Geschichte von Demokratie Lernen aus der Geschichte e.V.) und Diktatur nach 1945

Akademie Rosenhof e. V. Tagung: Wie Deutschland auseinanderbrach und zusammenkam 2.000,00 €

Arbeitsgemeinschaft Fünfeichen Gedenkveranstaltung der AG Fünfeichen am 27. April 2013 2.100,00 €

Arbeitsgemeinschaft Lager Gedenkveranstaltung für die Opfer im Lager Sachsenhausen 3.781,21 € Sachsenhausen 1945–1950 e. V. im März 2013

Arbeitsgemeinschaft Lager Gedenkveranstaltung für die Opfer im Lager Sachsenhausen 4.792,59 € Sachsenhausen 1945–1950 e. V. im September 2013

Arbeitskreis Grenzinformation e. V. Druckkostenzuschuss: Museumsführer für Kinder und 2.400,00 € ­pädagogisches Begleitmaterial

Arbeitskreis Grenzinformation e.V. Druckkostenzuschuss: Das Wanfrieder Abkommen vom 17. Sep- 500,00 € tember 1945

Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V. Ausstellungsvorhaben: Open-Air-Ausstellung 44.700,00 € »Osteuropa und die DDR«

Archiv Bürgerbewegung Leipzig e. V. Publikationsvorhaben: Forschung und Publikation zu 24.275,00 € Pfarrer Wonneberger als Beispiel für einen in der kirchlichen ­Friedensbewegung engagierten evangelischen Theologen

Armadafilm UG Dokumentarfilm: Im Namen des Herrn – 36.000,00 € Kirche, Pop und Sozialismus

Arwed Messmer Annett Gröschner Ausstellungsvorhaben: Opferperspektive/Täterperspektive - Eine 9.500,00 € GbR Fotoausstellung mit Begleitband zum 25. Jahrestag des Mauerfalls

Aufbau Verlag GmbH und Co. KG Druckkostenzuschuss: In den Mühlen des Stalin-Terrors: Vom 4.500,00 € ­Leben und Leiden Sonja Friedmann-Wolfs in der Sowjetunion der 1930er bis 1950er Jahre. Eine wissenschaftliche Edition

Autorenkreis der Bundesrepublik Publikationsvorhaben: »Loboratorium Ost« – 8.000,00 € Deutschland – Forum für Literatur Was der Westen in der DDR forschte und Politik

Autorenkreis der Bundesrepublik Publikationsvorhaben: Interviewband zu Opposition 7.200,00 € Deutschland – Forum für Literatur und Widerstand in der DDR und Politik

Avanga Filmproduktion GmbH Dokumentarfilm: Erich Loest – Eine Jahrhundert Biographie 30.000,00 € und Co. KG

Bautzen-Komitee e. V. Gedenkveranstaltung: Bautzen-Treffen 2.417,76 €

Bautzen-Komitee e. V. Gedenkveranstaltung zum 17. Juni 2013 1.150,00 € 141

Antragsteller Projekttitel Bewilligung 2013

Bautzen-Komitee e. V. Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag am 18. November 2013 1.300,00 €

Bautzen-Komitee e. V. Veranstaltung: Treffen von Müttern und Kindern aus den 3.000,00 € sowjetischen Lagern der SBZ und Gefängnissen der DDR zu einer öffentlichen Veranstaltung (Zeitzeugengespräch)

Bautzen-Komitee e. V. Ausstellungsvorhaben: Erstellung von sechs Roll-Ups für 800,00 € die Zeitzeugengespräche von Kindern aus den Lagern und ­Gefängnissen der SBZ/DDR

Berliner Gesellschaft für Geschichte Multimediaprojekt: Unschuldig verurteilt – bis heute suspekt? 28.000,00 € der Medizin e. V. c/o Institut für Geschichte der Medizin

Berliner Unterwelten e. V. Veranstaltung: Theaterprojekt: 15.000,00 € FluchtTunnel – Suche nach Freiheit

Bildungswerk der Humanistischen Bildungsveranstaltung: »Fragen – Antworten – Fragen« – 1.850,00 € Union NRW – wissenschaftliche- ­ZeitzeugInnen und biografische Ansätze in der Vermittlung pädagogische Arbeitsstelle von DDR-Geschichte

Bürgerbüro e. V. Druckkostenzuschuss: »Meine Kindheit kann mir niemand 4.500,00 € nehmen« – Einweisung von Kindern und Jugendlichen in ­Spezialheime und Jugendwerkhöfe in der DDR bis 1989

Bürgerbüro e. V. Opferberatung: Beratung politisch Verfolgter der SED-Diktatur 6.750,00 €

Bürgerkomitee »15. Januar« e. V. Zeitschrift: Horch und Guck 28.250,00 €

Bürgerkomitee Leipzig e. V. Multimediaprojekt: Audiostadtführung und Applikation: »Aus­ 27.000,00 € nahmezustand« – Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in Leipzig capito – Agentur für Bildungs­ Bildungsprojekt: Planspiel »Probe den Aufstand« 46.166,23 € kommunikation GmbH

Catrain, Elise Druckkostenzuschuss: Hochschule im Überwachungsstaat – 2.000,00 € Struktur und Aktivitäten des Ministeriums für Staatssicherheit an der Karl-Marx-Universität Leipzig (1968/69–1981)

Daktylus e. V. Veranstaltung: Theaterprojekt: 6.060,00 € »IMMER BEREIT!« – »RACUNAJTE NA NAS!«

Das Alte Zollhaus Ausstellungsvorhaben: Abgehauen – rübergemacht – geflohen. 4.500,00 € Fluchten über die Elbe – »Grenzdurchbrüche« im Strecken­ abschnitt Hitzacker (Elbe) und Amt Neuhaus

Deutsche Gesellschaft e. V. Veranstaltungsreihe: Freiheit ist … 47.600,00 €

Deutsche Gesellschaft e. V. Veranstaltungsreihe: Rock’n’Roll contra Marxismus-Leninismus 9.000,00 € 142 6. Anhang

Antragsteller Projekttitel Bewilligung 2013

Deutsche Gesellschaft e. V. zur Bildungsprojekt: »Stimmen der Opposition« – ­ 21.850,00 € Förderung politischer, kultureller Schüler interviewen Zeitzeugen und sozialer Beziehungen in Europa

Deutsche Gesellschaft e. V. zur Tagung: Der Kommunismus in der Dauerkrise – die mittel- 26.674,88 € Förderung politischer, kultureller und osteuropäischen Freiheitsbewegungen 1953–1989/90 und sozialer Beziehungen in Europa

Deutsche Gesellschaft für Tagung: Was war der Kommunismus? – Ideologie und Praxis 9.810,92 € ­Osteuropakunde e. V.

Deutscher Grenzverein e. V. Bildungsprojekt: Schleswig-Holstein, Dänemark und die DDR – eine 33.341,40 € europäische Region im Kontext der deutsch-deutschen Teilung

Die Beauftragte des Landes Ausstellungsvorhaben: Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 im 46.577,25 € Brandenburg zur Aufarbeitung der Land Brandenburg Folgen der kommunistischen Diktatur (LakD)

Die Kulturingenieure Lahl Mönch Multimediaprojekt: Drei Animationsfilme in den 22.000,00 € Felsberg Köhler GbR Jubiläumsjahren 2013 und 2014

Droit, Dr. Emmanuel Druckkostenzuschuss: Vorwärts zum neuen Menschen? 4.000,00 € Die sozialistische Erziehung in der DDR (1949–1989)

Drudel 11 e. V. Bildungsprojekt: Mauern überwinden! – Junge Straftäter in 39.000,00 € Auseinandersetzung mit Demokratie und Diktatur nach 1945

Durchblick e. V. – Sächsisches Ausstellungsvorhaben: Psychiatrie in der DDR (Sachsen) 13.500,00 € Psychiatriemuseum 1945–1989

Eberhard-Karls-Universität Tagung: Ursachen, Geschichte und Folgen des Kalten Krieges 25.000,00 € Tübingen – IFIB im Vergleich: Deutschland und Korea

Eikon Nord GmbH Dokumentarfilm: I Have a Dream – Martin Luther King jr. 35.000,00 € und die DDR

Erinnerungsstätte Notaufnahme­ Veranstaltungsreihe: Jubiläum »60 Jahre Notaufnahmelager 4.500,00 € lager Marienfelde e.V. Marienfelde«/Druckkostenzuschuss: »Flüchtlingspolitik im Kalten Krieg. Die Politisierung der Aufnahme von DDR-Flüchtlingen«

Erkenntnis durch Erinnerung e. V. Ausstellungsvorhaben: Methoden der Gewalt. Inhaftierung, 25.000,00 € Vernehmung und Verurteilung von Regimekritikern in Dresden 1945–1989

Evangelische Akademie Thüringen Bildungsveranstaltung: Alltag, Anpassung und Widerstand in der 15.650,00 € – Zinzendorfhaus SED-Diktatur – Sechs Schüler-Projektwochen zur Diktaturerfah- rung, zum Alltagsleben und zu Formen des Protestes in der DDR

exhibeo e. V. Ausstellungsvorhaben: Wir treten aus unseren Rollen heraus. 40.000,00 € Theater und Friedliche Revolution 1985–1990 143

Antragsteller Projekttitel Bewilligung 2013

Fiedler, Yvonne Druckkostenzuschuss: Kunst im Korridor – Private Galerien in der 4.266,00 € DDR im Spannungsfeld von Autonomie und herrschaftlichem Einfluss

Förderkreis Hans Otto Theater Veranstaltungsreihe: Rassismus und rechtsextreme Gewalt in 32.000,00 € Potsdam Deutschland (Theaterprojekt)

Forschungsstelle Osteuropa Veranstaltungsreihe: Solidarität auf Umwegen – 1.605,00 € an der Universität Bremen ­Deutsch-polnische Aufbrüche im Kalten Krieg

Frauenkreis der ehemaligen Gedenkveranstaltung des Frauenkreises der ehemaligen 6.690,00 € Hoheneckerinnen Hoheneckerinnen

Freundinnen und Freunde des Archivierungsprojekt: DDR-Bestand zur Geschichte 20.400,00 € Schwulen Museums in Berlin e. V. der Bewegung der Homosexuellen

Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Gedenkveranstaltung: 24. Bautzen-Forum zur Aufarbeitung 10.000,00 € Leipzig der SED-Diktatur

Galeria Alaska Productions/Jochen Multimediaprojekt: Homosexualität in der DDR – 30.000,00 € Hick und Hermann Hick GbR ­Zeitzeugeninterviews

Gedenk- und Begegnungsstätte Veranstaltungsreihe: Zeitzeugengespräche in der Gedenk- und 2.414,60 € ehemaliges KGB-Gefängnis Begegnungsstätte ehemaliges KGB Gefängnis Potsdam Potsdam e. V.

Gegen Vergessen – Publikationsvorhaben: Kommunistische Diktaturerfahrung und 15.000,00 € Für Demokratie e. V. Migrationsgeschichte – Handlungsempfehlungen für historisch- politische Bildung und Wissenschaft

Gemeinde Kleinmachnow, Ausstellungsvorhaben: Informationstafeln am und über das 8.000,00 € Der Bürgermeister Panzerdenkmal Kleinmachnow

Gerick, Gunter Druckkostenzuschuss: SED und MfS. Das Verhältnis der 3.226,00 € SED-Bezirksleitung Karl-Marx-Stadt und der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit in Spannungsperioden von 1961 bis 1989

Geschichte des 20. Jahrhunderts Publikationsvorhaben: Kirche im Sozialismus – Die Evangelischen 5.000,00 € in der Prignitz e. V. Kirchenkreise Perleberg, Pritzwalk und Kyritz 1971–1990

Geschichtswerkstatt Jena e. V. Zeitschrift: Gerbergasse 18 4.270,00 €

Gesellschaft zur Förderung Publikationsvorhaben: Lutherehrung 1983 in der DDR im 7.500,00 € vergleichender Staat-Kirche-­ Spiegel von Akten Forschung e. V.

Arbeitskreis Grenzinformation e. V. Veranstaltung: Veranstaltungsreihe im Museum 4.000,00 € Grenzmuseum "Schifflersgrund" ­»Schifflersgrund« – Gedenkveranstaltungen am historischen Ort mit Zeitzeugen und Politikern 144 6. Anhang

Antragsteller Projekttitel Bewilligung 2013

Hannah Arendt Institut für Publikationsvorhaben: Die Prager Botschaftsflüchtlinge 1989. 12.000,00 € Totalitarismusforschung e.V. Geschichte, Bilder und Dokumente für die politische Dresden ­Bildungsarbeit

Hearts and Minds Mediea Service Dokumentationsvorhaben: 25 Jahre SDP-Gründung/ 9.600,00 € GbR Sicherung Zeitzeugeninterviews

Hedwig-Wachenheim- Multimediaprojekt: »Junicube« – Eine interaktive ­ 29.950,59 € Gesellschaft e. V. Audio- und Videoinstallation zum 17. Juni

Hertel, Anja Druckkostenzuschuss: Wolfgang Mattheuer. Die politische 2.656,22 € Landschaft

Hoferichter und Jacobs GmbH – Multimediaprojekt: Deutsch-deutscher Alltag – 25.000,00 € ­Gesellschaft für audiovisuelle Geschichte im Fernsehen und in der Schule Medien und Kommunikations­ technologien mbH – Film und Fernsehproduktionsgesellschaft

Hoffmann und Campe Verlag GmbH Druckkostenzuschuss: 17. Juni 1953 – Bertolt Brecht im Spiegel 4.500,00 € der DDR-Akten (Hrsg.: Werner Hecht)

HU Berlin – Institut für Veranstaltungsreihe: Die Friedliche Revolution und ihre Folgen. 9.380,00 € ­Sozialwissenschaften Neue sozialwissenschaftliche Forschungsergebnisse, ­präsentiert im Rotkäppchensalon

Industriesalon Schöneweide – Ausstellungsvorhaben: Unsere Besten – Das VEB-Werk für 30.000,00 € ­Forum für Industrie-Technik- Fernsehelektronik Kultur e. V.

Initiativgruppe Geschlossener Publikationsvorhaben: Spezialheime der DDR-Jugendhilfe 4.790,61 € Jugendwerkhof Torgau e. V. in Sachsen 1945–1990

Initiativgruppe Internierungslager Gedenkveranstaltung 4.000,00 € Jamlitz e. V.

Initiativgruppe Internierungslager Publikationsvorhaben: Totenbuch Speziallager Nr. 5 Ketschendorf 16.500,00 € Ketschendorf e. V. 1945–1947

Initiativgruppe Lager Buchenwald Gedenkveranstaltung: 19. Kameradschaftstreffen der Häftlinge 885,00 € 1945–1950 e. V. des Speziallagers 2 – Buchenwald

Initiativgruppe Lager Buchenwald Gedenkveranstaltung: 23. Buchenwaldtreffen 1.395,00 € 1945–1950 e. V.

Initiativgruppe Lager Buchenwald Sonstiges: Gedenkbibliothek, Erweiterung der Opferbibliothek 100,00 € 1945–1950 e. V. durch den Ankauf neuer Literatur, Videos, CD und DVD

Initiativgruppe Lager Buchenwald Opferberatung und -betreuung 600,00 € 1945–1950 e. V. 145

Antragsteller Projekttitel Bewilligung 2013

Initiativgruppe Lager Mühlberg e. V. sonstiges: Erarbeitung eines Begleithefts zur Jubiläumsveranstaltung 9.600,00 €

Initiativgruppe Lager Mühlberg e. V. Gedenkveranstaltung: 23. Mahn- und Gedenktreffen 4.700,00 €

Initiativgruppe Lager Mühlberg e. V. Veranstaltungsreihe: Informationsveranstaltungen 6.000,00 €

Initiativgruppe Lager Mühlberg e. V. Archivierungsprojekt 21.000,00 €

Institut für Geschichte der Medizin, Tagung: Medikamentenversuche in der DDR (1961–1989) – 7.150,00 € CharitéZentrum 1, Univeritäts­ ­Expertengespräch – Zeitzeugenworkshops – Konferenz medizin Berlin

Institut für Hochschulforschung e. V. Publikationsvorhaben: Die Offene Arbeit in der Evangelischen 4.510,50 € an der Martin-Luther-­Universität Kirchengemeinde Halle-Neustadt 1977–1983: Entstehung, Halle-Wittenberg ­Konsolidierung, Aktivitäten, Wirkungen und Nachwirkungen

Institut für Hochschulforschung e. V. Ausstellungsvorhaben: Die Offene Arbeit der evangelischen 26.000,00 € an der Martin-Luther-­Universität Kirchengemeinde in Halle Neustadt 1977–1983 Halle-Wittenberg

Institut für Hochschulforschung e. V. Tagung: 9. Promovierendentage zur deutsch-deutschen 15.570,79 € an der Martin-Luther-­Universität ­Zeitgeschichte – Methoden, Inhalte und Techniken im Halle-Wittenberg Umgang mit Streitgeschichte

Institut für Hochschulforschung e. V. Druckkostenzuschuss: Traditionsbildung, Forschung und Arbeit 4.000,00 € an der Martin-Luther-­Universität am Image – Die ostdeutschen Hochschulen im Umgang mit ihrer Halle-Wittenberg Zeitgeschichte

Institut für Zeitgeschichte Dokumentationsvorhaben: Die »Staatliche Filmdokumentation« 24.915,51 € ­München-Berlin (SFD) am »Staatlichen Filmarchiv der DDR« (SFA): Sicherung des Filmbestandes, Dokumentation und Produktion eines Filmes für die historisch-politische Bildungsarbeit

Internationale Assoziation ehe­ Tagung zum 60. Jahrestag der Volkserhebung in der DDR 23.755,45 € maliger politischer Gefangener und vom 17. Juni 1953 Opfer des Kommunismus e. V.

Junges Literaturhaus Leipzig e. V. Veranstaltungsreihe: 17. Juni 1953: historisches Datum 2.500,00 € oder gelebte Geschichte

Kiechle, Oliver Druckkostenzuschuss: Individuelle Handlungsspielräume im 2.388,00 € System. Fritz Selbmann als Kommunist und SED-Funktionär. Eine politische Biographie

KOOP Medienproduktion GmbH Multimediaprojekt: Revolutionäre und ihre Kinder 30.000,00 €

Kunst-Bauer-Kino e. V. Veranstaltungsreihe: Protest und Erinnerung – 8.000,00 € (Filmreihe zum 10. Neiße Filmfestival)

Kunstverein Tiergarten e. V. Ausstellungsvorhaben: ATZE und MOSAIK – Geschichte und 21.000,00 € Politik zwischen 1914 und 1989 in DDR-Comics 146 6. Anhang

Antragsteller Projekttitel Bewilligung 2013

Lagergemeinschaft Workuta/ Tagung: 1953 – Der Aufstand der Häftlinge in Workuta 9.462,39 € GULag/Sowjetunion

Leipziger Dok-Filmwochen GmbH Veranstaltung: »Revolution! Die Ästhetik des Widerstands in 30.000,00 € Dokumentar- und Animationsfilmen« Sonderprogramm und Symposium im Rahmen des 56. Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm

Löffler, Dr. Katrin Druckkostenzuschuss: Tagungsband: Der Neue Mensch – Ein 3.450,00 € ideologisches Leitbild der frühen DDR-Literatur und sein Kontext

Martin-Luther-King-Zentrum für Ausstellungsvorhaben: Martin Luther King und die DDR – 30.000,00 € Gewaltfreiheit und Zivilcourage – Aus dem Fels der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung hauen Archiv der Bürgerbewegung Südwestsachsen e. V.

Medienkulturhaus Dresden e. V. Bildungsveranstaltung: Kämpfen um frei zu sein (Workshop) 37.164,62 €

Medizinische Fakultät der Otto-von- Veranstaltung: Verweigerte Anerkennung: 393,45 € Guericke-Universität Magdeburg – Auswirkungen bei SED-Verfolgten Universitätsklinikum A. ö. R. – ­Universitätsklinik für Psy­cho­ somatische Medizin und Psycho- therapie – Prof. Dr. Jörg Frommer

Memorial Deutschland e. V. Tagung: 20 Jahre Memorial Deutschland 7.958,44 €

Menschenrechtszentrum Multimediaprojekt: Alltag im Zuchthaus Cottbus – 18.594,03 € Cottbus e. V. Zeitzeugen erinnern sich

Menschenrechtszentrum Publikationsvorhaben: In Cottbus gesessen 23.376,00 € Cottbus e. V.

Netzwerk Stasi-Opfer- Opferberatung- und betreuung 690,00 € Selbsthilfe e. V.

Ökumenischer Arbeitskreis Veranstaltungsreihe: Glaube und Kirche in DDR-Filmen 7.500,00 € Prenzlauer Berg

Oschlies, Johannes Druckkostenzuschuss: In welcher Art von Demokratie wollen 2.400,00 € wir leben? Normative Einstellungen von Bürgern und politischen Eliten in Estland und Ostdeutschland

Palubicka, Kamila Druckkostenzuschuss: Unbequeme Baudenkmale des 1.900,00 € ­Sozialismus – Wandel der gesellschaftlichen Akzeptanz im mittel- und osteuropäischen Vergleich

Pfarr, Micha Christopher Druckkostenzuschuss: Die strafrechtliche Aufarbeitung der 1.330,00 € Misshandlung von Gefangenen in den Haftanstalten der DDR

Prora-Zentrum e. V. Ausstellungsvorhaben: Der Militärstandort Prora/Rügen 35.000,00 € 147

Antragsteller Projekttitel Bewilligung 2013

Regionalmanagement Stadt und Ausstellungsvorhaben: Der Grenzturm Rottenbach – ­ 19.950,00 € Landkreis Coburg GmbH Erinnerungs- und Lernort

Rimini Protokoll Multimediaprojekt: 10 Aktenkilometer – ein begehbares Hörspiel 20.000,00 € über die Staatssicherheit in Dresden bis 1989

Robert-Havemann- Archivierungsprojekt: Erschließung und Archivierung von Vor- 70.449,00 € Gesellschaft e. V. und Nachlässen von DDR-Bürgerrechtlern

Robert-Havemann- Archivierungsprojekt: Archivierung und Erschließung von ­ 32.108,00 € Gesellschaft e. V. Vor- und Nachlässen von Protagonisten der DDR-Bürgerrechts­ bewegung sowie der Friedlichen Revolution und Vereinigung

Robert-Havemann- Archivierungsprojekt: Archivierung des Fotobestandes von 39.800,00 € Gesellschaft e. V. Bernd Markowsky

Ruhr-Universität Bochum – Veranstaltungsreihe: Über die Grenze – Erfahrungsräume im 4.000,00 € Institut für Deutschlandforschung – geteilten Deutschland – Jüdische Intellektuelle Prof. Dr. Werner Voß

Ruhr-Universität Bochum – Tagung: Das Ruhrgebiet im Fokus der Westarbeit der DDR 8.500,00 € Institut für soziale Bewegungen – Prof. Dr. Stefan Berger

Ruhr-Universität Bochum - Lehrstuhl Tagung: Kirchen und Christentum im Kalten Krieg 3.000,00 € für Christliche Gesellschaftslehre – Evangelisch-Theologische Fakultät – Prof. Dr. T. Jähnichen

Stadt Hennigsdorf Bildungsprojekt: »Die Hennigsdorfer kommen« – 7.606,04 € Der 17. Juni 1953 in Hennigsdorf

Stadt Mühlberg/Elbe Ausstellungsvorhaben: Erweiterung und Umbau der Daueraus- 17.500,00 € stellung über das ehemalige Kriegsgefangenen- und Speziallager Nr. 1 Mühlberg/Elbe im Zuge der Ausstellungsneukonzeption

Stadtarchiv Henningsdorf Ausstellungsvorhaben: Der Führungsturm Nieder Neuendorf 14.443,01 € und die Berliner Mauer im Norden

Stadtverwaltung der Lutherstadt Bildungsveranstaltung: Der 17. Juni 1953 in der Lutherstadt 3.200,00 € Eisleben Eisleben

Stadtverwaltung Erfurt – Ausstellungsvorhaben: Zwischen Ausstieg und Aktion 30.000,00 € ­Kunstmuseen – Kunsthalle Erfurt

Stadtverwaltung Görlitz Ausstellungsvorhaben: Die Kriegs-, Nachkriegs- und 25.000,00 € DDR-Geschichte im Kulturhistorischen Museum

Stiftung Berliner Mauer Publikationsvorhaben: »Die Mauer angreifen!« 20.000,00 € Aktionen gegen das DDR-Grenzregime in West-Berlin 1989 148 6. Anhang

Antragsteller Projekttitel Bewilligung 2013

Stiftung Europäische Jugend­ Veranstaltung: Professionalisierte Erinnerung?! Die Vermittlung 5.290,04 € bildungs- und Jugendbegegnungs- der SED-Diktatur zwischen Emotion und Information stätte Weimar

Stiftung Gedenkstätten Ausstellungsvorhaben: »An Gefäßen für das Essen gab es nichts« 20.000,00 € ­Buchenwald und Mittelbau-Dora Keramikfunde zur Geschichte des sowjetischen Sepziallager Mühlberg und Buchenwald

Stiftung Internationales Tagung: Geeintes Deutschland im vereinten Europa – 21.276,95 € ­Begegnungszentrum St. Marienthal ­Aufarbeitung der SED-Diktatur für ein weltoffenes, freies und demokratisches Europa

Stiftung Lager Sandbostel Multimediaprojekt: Medienstationen Notaufnahmelager 3.000,00 € ­Sandbostel

Stiftung Preußische Schlösser und Archivierungsprojekt: Provenienzforschung zum parteistaatlichen 5.895,52 € Gärten in Berlin-Brandenburg Kunstraub am Beispiel der Potsdamer Schlösserverwaltung (SPSG)

telekult Film- und Medienproduktion Dokumentarfilm: Das chilenische Exil in der DDR 35.000,00 € GmbH

Union der Opfer Kommunistischer Zeitschrift für politisch Verfolgte der kommunistischen Diktatur 92.660,00 € Gewaltherrschaft e. V. – UOKG »Der Stacheldraht«

Union der Opfer Kommunistischer Ausstellungsvorhaben: Überarbeitung der UOKG-Wander­ 3.000,00 € Gewaltherrschaft e. V. – UOKG ausstellung »Mauern Gitter Stacheldraht«

Union der Opfer Kommunistischer Opferberatung: Beratungs-, Gedenk- und Betreuungsarbeit für Opfer 31.443,25 € Gewaltherrschaft e. V. – UOKG der kommunistischen Gewaltherrschaft – Projektkoordinierung

Union der Opfer Kommunistischer Ausstellungsvorhaben: Wanderausstellung der UOKG 4.000,00 € Gewaltherrschaft e. V. – UOKG

Union der Opfer Kommunistischer Tagung: Noch vorhandene Defizite bei der Rehabilitierung und 4.411,45 € Gewaltherrschaft e. V. – UOKG Entschädigung von SBZ/DDR-Opfern – Wie können sie beseitigt werden?

Union der Opfer Kommunistischer Veranstaltung: Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 in der DDR: 3.000,00 € Gewaltherrschaft e. V. – UOKG Verlauf – Bedeutung – internationale Auswirkungen

Union der Opfer Kommunistischer Ausstellungsvorhaben: »Mauern Gitter Stacheldraht« 15.000,00 € Gewaltherrschaft e. V. – UOKG ­(Wanderausstellung)

Universität Bochum – Institut Tagung: DDR-Kulturgeschichte revisited. Eine Zwischenbilanz 38.500,00 € für Deutschlandforschung – zum 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution: Ringvorlesung – Prof. Dr. Werner Voß Konferenz – Schülerworkshops – Buchpublikation

Universität Bonn – Abteilung für Archivierungsprojekt: »Gulag-Archiv« – Digitalisierung von 16.308,00 € Osteuropäische Geschichte – ca. 200 Interviews mit ehemaligen Gulag-Häftlingen Prof. Dr. Dahlmann 149

Antragsteller Projekttitel Bewilligung 2013

Universität Erfurt Multimediaprojekt: Multimediale Lernumgebung »1961«: 17.500,00 € Geschichte spielerisch erfahren

Universität Erfurt – Staatswissen- Dokumentationsvorhaben: Umfrageprojekt zu Geschichtsbildern 13.450,00 € schaftliche Fakultät – Sozialwissen- in der Bevölkerung schaften – Lehrstuhl für Struktur- analyse moderner Gesellschaften – Prof. Dr. Frank Ettrich

Universität Leipzig – Druckkostenzuschuss: Asymmetrisch verflochten? Neue 2.900,00 € Historisches Seminar – Lehrstuhl Forschungen zur gesamtdeutschen Nachkriegsgeschichte Neuere und Zeitgeschichte – (Hrsg.: Detlev Brunner/Udo Grashoff/Andreas Kötzing) PD Dr. Detlev Brunner

Universität Leipzig – Druckkostenzuschuss: Von Autoren, Lektoren und Zensoren 3.800,00 € Institut für Kommunikations- (Hrsg.: Siegfried Lokatis, Theresia Rost, Grit Steuer) und Medien­wissenschaft – Prof. Dr. Siegried Lokatis

Universität Potsdam – Humanwis- Druckkostenzuschuss: Zwischen Erfolgs- und Diktaturgeschichte – 4.200,00 € senschaftliche Fakultät – Profil­ Sport in Thüringen (Hrsg.: Jutta Braun, Michael Barsuhn) bereich Bildungswissenschaften – Prof. Dr. Jürgen Rode

VOS – Gemeinschaft ehemaliger Bildungsveranstaltungen: Zeitzeugenprojekt 12.075,00 € politischer Häftlinge, Opfer des Stalinismus e. V.

WiR e. V. Wohnen in Rummelsburg Multimediaprojekt: App für Smartphones und Website 35.000,00 € e. V. Nachbarschaftsverein »Haft in Rummelsburg (1951–1990)«

Zeitbild Verlag und Agentur für Multimediaprojekt: 17. Juni – Freiheit gestalten – 14.416,70 € Kommunikation GmbH ­Jugendwettbewerb zum 60. Jahrestag des 17. Juni 1953

Zeitpfeil e. V. – Studienwerk Multimediaprojekt: »Opfer, Täter, Jedermann? DDR-Zeitzeugen im 3.900,00 € Berlin-Brandenburg im Politischen Spannungsfeld von Aufarbeitung, Historisierung und Geschichts- Arbeitskreis Schulen e. V. vermittlung« Online-Dokumentation

Zeitpfeil e. V. – Studienwerk Druckkostenzuschuss: Mit Zeitzeugen arbeiten – 4.500,00 € Berlin-Brandenburg im Politischen DDR- und (deutsch)-deutsche Geschichte im Dialog Arbeitskreis Schulen e. V.

Zeitzeugen TV Film- und Fernseh- Dokumentarfilm: Schauprozess – Die politischen Prozesse 35.000,00 € produktion GmbH der SBZ/DDR und der »Spionagefall« Noel Field

Zoom und Tinte Publikationsvorhaben: DDR-Geschichte zum Einkleben 38.500,00 € Buddenberg und Henseler GbR 150 6. Anhang

6.4 Veranstaltungen und W eiterbildungen der Bundesstiftung Aufarbeitung 2013

M 23. Januar 2013 | Berlin (B) M 11. März 2013 | Berlin (B) Podiumsdiskussion: Als der Kalte Krieg begann … Podiumsdiskussion: Erinnern an die Vergangenheit Ein Expertengespräch und Mahnen für die Zukunft Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, Zeitschrift »Der Stacheldraht«, Union der Opferverbände ­Bundesstiftung Aufarbeitung Kommunistischer Gewaltherrschaft, Bundesstiftung Aufarbeitung

M 29. Januar 2013 | Berlin (B) M 13. März 2013 | Berlin (B) Ausstellungseröffnung: »Wir wollen freie Menschen sein!«. Ausstellungseröffnung: Bulgariens verbotene Vergangenheit Der DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953 Deutsche Gesellschaft, Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer Bundesministerium der Finanzen, Deutschlandfunk, des Kommunismus, Bundesstiftung Aufarbeitung ­Bundesstiftung Aufarbeitung M 19. März 2013 | Berlin (B) M 31. Januar 2013 | Berlin (B) Buchpräsentation: »Was für ein Teufelspack«. Fortbildung mit der Polizei Berlin Die Deutsche Operation des NKWD in Moskau und Bundesstiftung Aufarbeitung im Moskauer Gebiet 1936 bis 1941 Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung, M 1. Februar 2013 | Berlin (B) Metropol Verlag, Bundesstiftung Aufarbeitung Filmpräsentation: Der Rauswurf. Tagebuch einer Unbequemen DOKfilm Fernsehproduktion GmbH, Rundfunk M 19. März 2013 | Berlin (B) ­Berlin-Brandenburg, Bundesstiftung Aufarbeitung Lehrerfortbildung: Der 17. Juni 1953 – Informationen und Bildungsangebote für Unterricht und Seminarkurs M 12. Februar 2013 | Berlin (B) Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, Beauftragte des Podiumsdiskussion: Das 20. Jahrhundert zwischen Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunis - Diktatur und Demokratie tischen Diktatur, Bundesstiftung Aufarbeitung Konrad-Adenauer-Stiftung, Bundesstiftung Aufarbeitung M 20.–23. März 2013 | Kreisau (Polen) M 19. Februar 2013 | Berlin (B) 11. Internationales Gedenkstättentreffen Kreisau: Wo beginnt Hörbuchpräsentation: Landschaften der Lüge. die Erzählung? Übergänge und Zwischenzeiten in den Narrativen Jürgen Fuchs und der Versuch, in der W ahrheit zu leben. der europäischen Geschichte im 20. J ahrhundert Hörbuch Hamburg, Deutschlandradio Kultur, Stiftung für Internationale Verständigung Kreisau, Kreisau-Initiative, Bundesstiftung Aufarbeitung Evangelische Akademie zu Berlin, Europäisches N etzwerk Erinnerung und Solidarität, Bundesstiftung Aufarbeitung M 19.–23. Februar 2013 | Köln (NW) Messestand: didacta – die Bildungsmesse M 10.–12. April 2013 | Schwerin ( MV) Bundesstiftung Aufarbeitung Tagung: Zeitzeugenarbeit in Gedenkstätten Gegen Vergessen – Für Demokratie, Politische Memoriale, M 28. Februar 2013–2. März.2013 | Suhl (TH) Bundesstiftung Aufarbeitung 6. Geschichtsmesse: Geschichte lernen im 21. Jahrhundert – ­Demokratie und Diktatur nach 1945 in Deutschland und Europa. M 23. April 2013 | Berlin (B) Bundesstiftung Aufarbeitung Podiumsdiskussion: Die vergessene Revolution? Der 17. Juni 1953 im Gedächtnis der Deutschen N ation M 1./2. März 2013 | Suhl (T H) Deutsche Gesellschaft, Berliner Landesbeauftragter für die Seminar/Workshop: Doktorandenwerkstatt der Stasi-Unterlagen, Bundesministerium des Innern, ­Bundesstiftung Aufarbeitung Bundesstiftung Aufarbeitung Bundesstiftung Aufarbeitung M 24. April 2013 | Berlin (B) M 6. März 2013 | Berlin (B) Weiterbildung: Bedeutung von und Anforderungen an Podiumsdiskussion: »Wir müssen schreien, sonst hört ­Gutachter bei der Anerkennung haft- und verfolgungs ­ man uns nicht!« Selbstbestimmtes Leben von Frauen bedingter Gesundheitsschäden in der DDR der 1970er/1980er J ahre Bundesstiftung Aufarbeitung Bundesstiftung Aufarbeitung 151

M 25./26. April 2013 | Berlin (B) M 28. Mai 2013 | Berlin (B) Konferenz: Die ostmitteleuropäischen Freiheitsbewegungen Weiterbildung: Audio-Podcasts und Hörbeiträge 1953-1989. Opposition, Aufstände und Revolutionen im als PR-Instrument kommunistischen Machtbereich Bundesstiftung Aufarbeitung Deutsche Gesellschaft, Collegium Hungaricum Berlin, ­Bundesstiftung Aufarbeitung M 6. Juni 2013 | Berlin (B) Öffentlicher Vortrag: Verweigerte Anerkennung – M 29./30. April 2013 | München (BY) ­Auswirkungen bei SED-Verfolgten Lehrerfortbildung: 17. Juni 1953 – Opposition in der SBZ/DDR Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Pädagogisches Institut der Stadt München, Bundesstiftung ­Psychotherapie, Magdeburg, Bundesstiftung Aufarbeitung Aufarbeitung M 7.–9. Juni 2013 | Berlin (B) M 14. Mai 2013 | Leipzig (SN) Konferenz: Der 17. Juni 1953. Aufstand im K alten Krieg – Filmpräsentation: Wir wollen freie Menschen sein. 17. bundesweiter Kongress der Landesbeauftragten für die ­Volksaufstand 1953 Stasi-Unterlagen und zur Aufarbeitung der F olgen der kommu- RTL, Außenstelle des BStU Leipzig, Bürgerkomitee Leipzig, nistischen Diktatur und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung Museum in der »Runden Ecke«, Provobis GmbH, Bundesstiftung der SED-Diktatur Aufarbeitung Die Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, M 15. Mai 2013 | Rostock (MV) ­Bundesstiftung Aufarbeitung Lehrerfortbildung: Der 17. Juni 1953 und die M edien im geteilten Deutschland M 11. Juni 2013 | Berlin (B) BStU-Außenstelle Rostock, Norddeutscher Rundfunk, Weiterbildung: Zeitzeugen im Schulunterricht ­Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Bildungsportal www.deinegeschichte.de, ­ ­Mecklenburg-Vorpommern Bundesstiftung Aufarbeitung

M 15.–16. Mai 2013 | Gummersbach (NW) M 13. Juni 2013 | Berlin (B) Weiterbildung: Die Arbeit des Archivs des L iberalismus Preisverleihung des Schülerwettbewerbs in Gummersbach »17. Juni: Freiheit gestalten« Archivs des Liberalismus in Gummersbach, Zeitbild Verlag, Bundesstiftung Aufarbeitung Bundesstiftung Aufarbeitung M 16. Juni 2013 | Berlin (B) M 16. Mai 2013 | Berlin (B) Gedenkveranstaltung: »Wir wollen freie Menschen sein.« – Podiumsdiskussion: Der Bereich Kommerzielle Koordinierung Ökumenischer Gottesdienst und Vernissage zum Gedenken Christoph Links Verlag, Zentrum für Zeithistorische Forschung an den Volksaufstand vom 17. J uni 1953 Potsdam, Bundesstiftung Aufarbeitung Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische ­Oberlausitz, Bundesstiftung Aufarbeitung M 21. Mai 2013 | Berlin (B) Podiumsdiskussion: »Vom Klassenfeind infiziert?« M 18. Juni 2013 | Berlin (B) ­Deutsch-deutsche Jugendbegegnungen und die Podiumsdiskussion: Milliarden D-Mark für die DDR – X. Weltfestspiele 1973 in Ost-Berlin Hat der Westen die SED-Diktatur stabilisiert? Deutsche Gesellschaft, Berliner Landesbeauftragter für die Deutsche Gesellschaft, Berliner Landesbeauftragter Stasi-Unterlagen, Bundesministerium des Innern, Bundesstiftung für die Stasi-Unterlagen, Bundesministerium des Innern, Aufarbeitung Bundesstiftung Aufarbeitung

M 27. Mai 2013 | Berlin (B) M 5.–7. Juli 2013 | Tutzing (BY) Filmpräsentation: »Wir wollen freie Menschen sein.« Konferenz: Das letzte Jahrzehnt des Sozialismus – Transforma - ­Volksaufstand 1953 tionsprozesse in der DDR und der Sowjetunion (1985–1989/91) Konrad-Adenauer-Stiftung, Bundesstiftung Aufarbeitung Akademie für Politische Bildung Tutzing, Konrad-Adenauer-­ Stiftung, Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst, Lomonossow-Universität Moskau, Bundesstiftung Aufarbeitung 152 6. Anhang

M 10. Juli 2013 | Berlin (B) M 24. September 2013 | Berlin (B) Filmpräsentation: Age of Delirium – The Decline and F all Buchpräsentation: Vergessene Opfer – Kinder des Gulag of the Soviet Union. Präsentation eines Dokumentarfilms Metropol Verlag, Bundesstiftung Aufarbeitung von David Satter Humboldt-Universität Berlin, Lehrstuhl für Geschichte M 27. September | Frankfurt am Main (HE) ­Osteuropas; Bundesstiftung Aufarbeitung Lehrerfortbildung: 25 Jahre Friedliche Revolution Hessische Landeszentrale für politische Bildung, M 18.–21. Juli 2013 | Wittenberg (ST) Bundesstiftung Aufarbeitung Seminar/Workshop: 9. Promovierendentage zur deutsch-deutschen Zeitgeschichte M 2./3. Oktober 2013 | Stuttgart (BW) Institut für Hochschulforschung (HoF) der Universität Informationsstand und Präsentation: ­Halle-Wittenberg, Bundesstiftung Aufarbeitung Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit 2013 Bundesstiftung Aufarbeitung M 12. August 2013 | Berlin (B) Podiumsdiskussion: Was wusste der Westen? Umgang M 10.–12. Oktober 2013 | Berlin (B) mit DDR-Unrecht in der Bundesrepublik vor 1989 Konferenz: 2. Internationales Symposium europäischer Bundesstiftung Aufarbeitung Aufarbeitungsinstitutionen Europäisches Netzwerk Erinnerung und Solidarität, Europäisches M 2. September 2013 | Berlin (B) Solidarnos´c´-Zentrum, Danzig, Bundesstiftung Aufarbeitung Podiumsdiskussion: Rassismus und Anti-Pluralismus im geteilten und vereinigten Deutschland M 16. Oktober 2013 | Berlin (B) Bundesstiftung Aufarbeitung Weiterbildung: Grundlagen des Urheberrechts – Eine juristische Einführung M 4. September 2013 | Berlin (B) Bundesstiftung Aufarbeitung 10. Zeitgeschichtliche Sommernacht der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur: Über die M auer – M 17. Oktober 2013 | Potsdam (BB) ­Lebenswege, Lebensthemen Konferenz: Entnazifizierte Zone? Zum Umgang mit der Zeit des asisi GmbH, Bundesstiftung Aufarbeitung Nationalsozialismus in ostdeutschen Stadt- und Regionalmuseen Museumsverband des Landes Brandenburg, Potsdam Museum – M 4. September 2013 | L eipzig (SN) Forum für Kunst und Geschichte, Brandenburgische Landes ­ Filmpräsentation: »Revolte« am Ostseestrand. zentrale für politische Bildung, Zentrum für Zeithistorische Die wahre Geschichte der Glatzkopfbande Forschung, Bundesstiftung Aufarbeitung Archiv Bürgerbewegung Leipzig, Bundesstiftung Aufarbeitung M 18. Oktober 2013 | Hamburg (HH) M 10. September 2013 | Berlin (B) Lehrerfortbildung: Jüdisches Leben in Deutschland, Buchpräsentation: Im roten Eis – Ein F amilienschicksal ­Antisemitismus und Rechtsextremismus in der DDR zwischen Berlin, Moskau und Tel Aviv Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg, Aufbau Verlag, Bundesstiftung Aufarbeitung Bundesstiftung Aufarbeitung

M 17. September 2013 | Berlin (B) M 22. Oktober 2013 | Berlin (B) Podiumsdiskussion: Kultur – Waffe im Klassenkampf Podiumsdiskussion: Pershing II und SS-20. oder Bindeglied im geteilten Deutschland? Die Friedensbewegung in Ost und West und Deutsche Gesellschaft, Berliner Landesbeauftragter die Konfrontation der Blöcke im K alten Krieg für die Stasi-Unterlagen, Bundesministerium des Innern, Deutsche Gesellschaft, Berliner Landesbeauftragter Bundesstiftung Aufarbeitung für die Stasi-Unterlagen, Bundesministerium des Innern, Bundesstiftung Aufarbeitung M 18. September 2013 | Berlin (B) Weiterbildung: Besonderheiten in der psychosozialen M 30. Oktober 2013 | Berlin (B) Beratung ehemaliger Heimkinder Filmpräsentation: Im Namen des Herrn – Bundesstiftung Aufarbeitung Kirche, Pop und Sozialismus Armadafilm, Rundfunk Berlin-Brandenburg, Bundesstiftung Aufarbeitung 153

M 21. November 2013 | Berlin (B) Fortbildung mit der Polizei Berlin Bundesstiftung Aufarbeitung

M 25. November 2013 | Berlin (B) Podiumsdiskussion: Kommunistische Verbrechen erinnern Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Bundesstiftung Aufarbeitung

M 25. November 2013 | Leipzig (SN) Filmpräsentation: Wittstock statt Woodstock. Hippies in der DDR Archiv Bürgerbewegung Leipzig, Bundesstiftung Aufarbeitung

M 27. November 2013 | Berlin (B) Weiterbildung: Zeitzeugeninterview – Vorbereitung, ­Durchführung, Nachbereitung Bundesstiftung Aufarbeitung

M 4. Dezember 2013 | Berlin (B) Podiumsdiskussion: 1989/90 – Friedliche Revolution und Ende des Kalten Krieges Berliner Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, ­Bundesstiftung Aufarbeitung

M 10. Dezember 2013 | Leipzig (SN) Filmpräsentation: Erich Loest Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Mitteldeutscher Rundfunk, Bundesstiftung Aufarbeitung 154 6. Anhang

6.5 Publikationen im Erscheinungsjahr 2013

Gesamtliste der von der Bundesstiftung Aufarbeitung 2013 geförderten und (mit-)herausgegebenen Publikationen (mit * gekennzeichnet)

Der 17. Juni 1953 – Volksaufstand in der DDR. Wir wollen freie Die evangelischen Kirchen in der DDR aus der Perspektive des Menschen sein! Dokumentation/Buch und Regie: Freya Klier. Westens. Frankfurt a. Main, 2013. Dokumentation/Evangelischer Franfurt a. M.: KfW, 2013. 1 DVD. Pressedienst, Nr. 14–15/2013.

Allen, Keith R.: Befragung – Überprüfung – Kontrolle. Die Aufnahme Fiedler, Yvonne: Kunst im Korridor. Private Galerien in der DDR von DDR-Flüchtlingen in West-Berlin bis 1961. Berlin: Links, 2013. zwischen Autonomie und Illegalität. Berlin: Links, 2013.

Apelt, Andreas H./Grünbaum, Robert/Gutzeit, Martin (Hrsg.): Friedmann-Wolf, Sonja: Im roten Eis. Schicksalswege meiner Familie. Schöner Schein und Wirklichkeit. Die SED-Diktatur zwischen 1933–1958. Berlin: Aufbau Verl., 2013. Repression, Anpassung und Widerstand. Berlin: Metropol, 2013. * Für uns, die wir noch hoffen. Leipzig 1976, West-Berlin 1977. Apelt, Andreas H./Grünbaum, Robert/Schöne, Jens (Hrsg.): Lieder von Gerulf Pannach & Christian Kunert. Prosa von 2 × Deutschland. Innerdeutsche Beziehungen 1972–1990. Jürgen Fuchs. Berlin: BuschFunk, 2013. 3 Audio-CDs. Halle (Saale): Mitteldt. Verl., 2013. * Gerick, Gunter: SED und MfS. Das Verhältnis der SED-Bezirksleitung Das Archiv des Unrechts - die Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter. Karl-Marx-Stadt und der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Inklusive umfangreichem dikaktischem Begleitmaterial/von 1961 bis 1989. Berlin: Metropol Verl., 2013. Sebastian Eschenbach. Hannover: Nieders. Ministerium für Inneres und Sport, 2013. 1 DVD. * Geschichte erleben und verstehen. Informations- und Arbeitsmaterial. Asbach-Sickenberg: Grenzmuseum Schifflersgrund, 2013. Bonk, Sebastion/Key, Florian/Pasternack, Peer (Hrsg.): Rebellion im Plattenbau. Die Offene Arbeit in Halle-Neustadt. 1977–1983. Grashoff, Udo: Der DDR-Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Wir wollen Katalog zur Ausstellung. Halle-Wittenberg: Inst. für Hochschul­ freie Menschen sein! Erfurt: Landeszentrale für politische Bildung forschung an der Martin-Luther-Univ. Halle-Wittenberg, 2013. Thüringen, 2013. *

Brunner, Detlev/Grashoff, Udo/Kötzing, Andreas (Hrsg): Hechler, Daniel/Pasternack, Peer: Traditionsbildung, Forschung und ­Asymmetrisch verflochten? Neue Forschungen zur gesamt­ Arbeit am Image. Die ostdeutschen Hochschulen im Umgang mit deutschen Nachkriegsgeschichte. Berlin: Links, 2013. ihrer Zeitgeschichte. Leipzig: Akad. Verl.-Anst., 2013.

Catrain, Elise: Hochschule im Überwachungsstaat. Struktur Hecht, Werner: Die Mühen der Ebenen. Brecht und die DDR. und Aktivitäten des Ministeriums für Staatssicherheit an der Berlin: Aufbau Verl., 2013. Karl-Marx-Universität Leipzig (1968/69–1981). Leipzig: Leipziger Univ.-Verl., 2013. Heydemann, Günther/ Vodička, Karel (Hrsg.): Vom Ostblock zur EU. Systemtransformationen 1990–2012 im Vergleich. Göttingen: Chcemy być wolni! Powstanie ludowe w NRD 17 czerwca 1953. Vandenhoeck & Ruprecht, 2013. Wystawa »Chcemy byc´ wolni! Powstanie ludowe w NRD 17 czerwca 1953« pod patronatem honorwym prezydenta Huff, Mark/Breusing, Arne: Der Duft des Westens. Inklusive Rzeczypospolitej Polskiej Bronisława Komorowskiego i prezydenta umfangreichem didaktischem Begleitmaterial. Berlin: Republiki Federalnej Niemiec Joachima Gaucka. Warszawa: Dom ­Bundesstiftung Aufarbeitung, 2013. 1 DVD. * Spotkan´ z Historia˛, 2013. * Im Tunnel. Sachbericht der besonderen Art. Und wenn wir fliehen, Dann standen wir vor dem Nichts. Enteignungswelle an der dann hoffen wir, wir hoffen auf eine andere Welt. Berlin: Berliner Ostsee. Inklusive umfangreichem dikaktischem Begleitmaterial/ Unterwelten e. V., 2013. von Reinhard Joksch. Berlin: Bundesstiftung Aufarbeitung, 2013. * Internationales Jugendseminar in St. Marienthal »Geeintes Deutsch- Defizite bei Rehabilitierung und Entschädigung von SBZ/DDR- land im Vereinten Europa« vom 2. März bis 9. März 2013 im Opfern - Wie können sie beseitigt werden? UOKG-Kongress Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal. Dokumen­ am 26. Oktober 2013 in Berlin. Berlin: UOKG, 2013. tation. Ostritz: Internat. Begegnungszentrum St. Marienthal, 2013. 1 DVD mit Broschüre. Droit, Emmanuel: Vorwärts zum neuen Menschen? Die sozialistische Erziehung in der DDR (1949–1989). Köln: Böhlau, 2014 Kaminsky, Anna: Frauen in der DDR. Erfurt: Landeszentrale [ersch. 2013]. für Politische Bildung Thüringen, 2013. *

Kaminsky, Anna (Hrsg.): Erinnerungsorte für die Opfer von Katyn´. Leipzig: Leipziger Univ.-Verl., 2013. * 155

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Federal Foundation for the Study of Communist Dictatorship in East Germany A Portrait by Numbers

Since the Foundation’s establishment in 1998, exhibitions, publications, conferences, workshops, and documentary filmse­ xamining about 2,700 ­communist dictatorships in Germany and Europe have been realized through the ­Federal Foundation’s financial support events, lectures and discussions were organized by the Federal Foundation and its partners 585 books have been published through the Federal Foundation’s financial support 421 euros in financial support has been awarded to grantees. 36.9 mill. applications for financial support are submitted in 2009. Of these, About 300 new projects spanning a wide variety of topics receive support each year about 150 euros is the sum the Federal Foundation had required to fund the various a­ pplications 90 mill. ­submitted since its inception in 1998 euros have been allocated to support efforts to counsel and care for victims of the SED 7.62 mill. ­Dictatorship young academics have received scholarships since 2001 105 publications concerning repression, opposition and resistance to communist d­ ictatorships – 43,400 as well as documentation on dictatorships worldwide – are available in the Federal Foundation’s library sheets of the “Archiv unterdrückter Literatur” (Archives of Repressed Literature) are filed 40,000 in the Foundation’s archive works of art by Roger Loewig are stored in the Federal Foundation’s archive and are made 3,720 available for exhibitions photographs are held by the Federal Foundation’s archive, 850,000 of them are digitized. 27,000 monuments, museums and memorial places registers the documentary project About 5,500 “Places of remembrance”. partner institutions worldwide enjoy cooperative relationships with the Federal Foundation. More than 300 unique users each year make extensive use of the Foundation’s website, 160,000 www.bundesstiftung-aufarbeitung.de euros is the Foundation’s capital, resulting from the sale of assets once held by the f­ormer 77 mill. East German Communist Party (SED) euros is the Foundation’s current annual budget 5.53 mill. employees and project stuff guide a wide variety of projects from start to finish, maintain 36 an expanding archives and library, and respond to all questions c­oncerning communist ­dictatorships raised by scholars, media, and elected officials well-known individuals preside over the Foundation on a strictly voluntary basis, ­determining 5 the Foundation’s work and funding practice. Matters of paramount ­importance are referred to no less well-known individuals of the Foundation’s board. These two bodies in turn draw 32 upon the expertise of distinguished representatives from the fields of politics, scholarship and education, as well 32 as media and archives: these professionals offer their expertise to the Foundation through two advisory teams. Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Kronenstraße 5 10117 Berlin www.bundesstiftung-aufarbeitung.de