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Nr. 118|06.05.2019

Editorial

Liebe Leser*innen, am vergangenen Freitag hat der Berg gekreißt, drei Pakte für die Wissenschaft werden bis zum Jahr 2030 langfristig fortgeführt. Bund und Länder haben sich darauf verständigt, bis dahin mit 41 Milliarden Euro die Qualität von Studium und Lehre an Hochschulen zu verbessern (Pakt 1) und die Innovation in der Hochschullehre voranzutreiben (Pakt 2), diese beiden Pakte werden zudem auf Dauer gestellt. Sehr viel mehr – zusätzliches - Geld als die Hochschulen bekommen aber die außeruniversitären Forschungsorganisationen und die DFG für den gleichen Zeitraum, nämlich 120 Milliarden Euro für den neuen Pakt für Forschung und Innovation PFI (Pakt 3)! Die Mehrzahl der Kommentator*innen ist erleichtert über dieses Ergebnis der langwierigen Verhandlungen, Verlierer*innen sind aus meiner Sicht: Die wissen- schaftlichen Beschäftigten auf befristeten Stellen unterhalb der Professuren, da es keine verbindlichen Beschlüsse zu strukturellen Verbesserungen der Arbeitsbedingun- gen in der Wissenschaft gibt; die Studierenden, die sich weiterhin mit in der Regel mittelmäßiger Lehre und einem schlechten Betreuungsverhältnis konfrontiert Schwerpunkt: sehen werden, weil der Pakt „Innovation in der Hochschullehre“ zugunsten des Paktes für Forschung und Innovation bluten musste; die Wissenschaftlerin- nen, deren in unserer Verfassung verbrieftes Recht auf gleiche Teilhabe (auch) Gleichstellung im Wissenschaftssystem in allen drei Pakten erneut hintenan gestellt wurde, und weil das wissenschaftspolitische Ziel der Geschlechtergerechtigkeit weder als Querschnittsaufgabe noch als verbindliches Vergabekriterium verankert wurde. Digitalisierung Stattdessen wurden die außeruniversitären Forschungsorganisationen – und nicht die Hochschulen - aufgefordert, mit Bund und Ländern organisationsspe- zifische Zielvereinbarungen zu fünf forschungspolitischen Zielen – darunter „Die besten Köpfe gewinnen und halten“ - abzuschließen. Das stumpfe Schwert der Selbst- verpflichtungen wurde allerdings bereits in den Monitoring-Berichten zu den vorange- gangenen PFI-Durchläufen erprobt und hat sich in keiner Weise bewährt. Das Kind hat lediglich den Namen gewechselt – aus Monitoring wurde Controlling – ohne, dass aus der Nichterreichung selbstgesetzter Ziele Konsequenzen erwachsen würden – so aber hatte ich bisher das Steuerungsinstrument Controlling verstan- den. Diesbezüglich also alles beim Alten mit der Wissenschaftsautonomie, für die nächste Dekade wurden nicht nur gleichstellungspolitische Chancen vertan. Herzliche Frühlingsgrüße aus Köln

Jutta Dalhoff (Leiterin Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS) inhaltsverzeichnis

Inhalt

1.0 Neues aus dem CEWS...... 6 Neue Open-Access-Berichte auf der GEECCO-Webseite verfügbar...... 6 CEWS-Interview zum Internationalen Frauentag im Bayerischen Rundfunk...... 7 Neue Kollegin im CEWS: Hannah Meyer...... 7

2.0 Wissenschaftspolitik...... 8 Neue Ziele für das Wissenschaftssystem - Fortschreibung des Pakts für Forschung und Innovation...... 8 Wichtigster deutscher Nachwuchspreis geht an drei Wissenschaftlerinnen und sieben Wissenschaftler...... 9 Drei Kandidierende für DFG-Präsidentschaftswahl...... 10

3.0 Gleichstellungspolitik...... 11 Internationaler Frauentag Mehr Gleichheit, aber zu langsame Fortschritte...... 11 DIW-Studien liefern neue Erkenntnisse zur Benachteiligung von Frauen in Deutschland...... 13 „Die Macht hinter den Kulissen“ - Der neue AllBright Bericht ist online...... 18 (Em)Power Women: BCG Gender Diversity Index Deutschland 2018 - Wo Chefetagen in Sachen Vielfalt stehen...... 19 Gleichstellungsbericht zum Thema „Chancen von Frauen und Männern in der digitalen Wirtschaft“: Kommission nimmt Arbeit auf...... 20 Schaden Frauenquoten den Unternehmen?...... 21 Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt: Aufholen, ohne einzuholen...... 22 Geschlechterquote wirkt in den Aufsichtsräten von 107 Unternehmen, aber kaum darüber hinaus...... 24 Neue Perspektiven im Aufsichtsrat...... 25 Weniger Frauen als Männer unter den selbstständigen Höchstverdienenden...... 25 Studie belegt: Flexible Arbeitsbedingungen ermöglichen Frauen den Schritt in Männerberufe...... 26 Equal Pay Day 2019...... 27 Frauen in den Rechtswissenschaften Deutscher Juristinnenbund: „Bundesrichterwahlausschuss 2019: Chance vertan“...... 29 Neues Netzwerk im Deutschen Juristinnenbund e.V.: Juristinnen Wirtschafts- und Steuerstrafrecht (JuWiSt)...... 30 Frauen in der Medizin Hebammenreformgesetz sichert enge Verzahnung von Wissenschaft und Praxis...... 31 Erste Frau als Generalsekretärin an der Spitze der DGGG...... 31

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 2 inhaltsverzeichnis

Vereinbarkeit von Beruf und Familie...... 32 Kinderwunsch und Wirklichkeit passen nicht zusammen ...... 32 Väter arbeiten häufiger als Männer ohne Kinder...... 33 Homeoffice und flexible Arbeitszeiten: Väter machen Überstunden, Mütter auch – und kümmern sich zusätzlich mehr um die Kinder...... 33 Freiwillige Sorgearbeit reproduziert geschlechterspezifische Ungleichheiten...... 35 Vereinbarkeit von Promotion und Familie...... 36 Frauen in MINT Nationales MINT Forum empfiehlt: „Hochschulen als MINT-Akteure stärken“...... 36 MINT-Strategien 4.0: OTH Regensburg geht Möglichkeiten zur Frauenförderung auf den Grund...... 37 Mixed Leadership in MINT-Branchen: Schlüssel für die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen...... 38 Einstieg mit MINT: Neue Runde der erfolgreichen Qualifizierung für zugewanderte Ingenieur*innen...... 38 Evaluationsergebnisse zum Girls’Day und Boys’Day veröffentlicht...... 39 Frauen melden nur 4,4 Prozent aller Patente an...... 40 Homepage des Projekts GenderFoLI ist online ...... 41 Technikjournalismus für alle – Blog nach Relaunch online...... 41 Interview: „Künstliche Intelligenz bildet die Gesellschaft mitsamt den bestehenden Ungerechtigkeiten ab“...... 42 Communicator-Preis 2019 geht an Katharina Anna Zweig...... 42 Karen Uhlenbeck als erste Mathematikerin mit dem Abel-Preis ausgezeichnet...... 43 Auszeichnung für exzellente Hochschullehre: Lena Daumann erhält Ars legendi-Fakultätenpreis für Chemie...... 43 Zonta-Preis für Dorit Borrmann...... 44 Erstmals führt eine Präsidentin die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft...... 44

4.0 Schwerpunktthema...... 45 Gleichstellung und Digitalisierung ...... 45 Ein Gastbeitrag von Fabiola Rodríguez Garzón (TU Berlin) und Anja Hein (HU Berlin)

5.0 Hochschulen, Hochschulforschung...... 51 „Strukturelle Nachteile“ - HRK-Veranstaltung zu Frauen in der Wissenschaft...... 51 Baden–Württemberg: Frauenanteil an Hochschulräten bei 41 Prozent ...... 51 bukof: „Hochschulpakt und Qualitätspakt Lehre geschlechtergerecht gestalten“...... 52 Wie Postdocs das deutsche Wissenschaftssystem wahrnehmen...... 53 ESMT-Studie: Frauen sind beim Crowdfunding erfolgreicher als Männer...... 54 Birgit Riegraf – Ein Interview zum Verhältnis von Organisation und Geschlecht...... 54

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 3 inhaltsverzeichnis

6.0 Forschungseinrichtungen...... 55 Promovierende bewerten Arbeitsbedingungen überwiegend positiv...... 55

7.0 Europa und Internationales...... 57 She Figures 2018...... 57 Europäischer Forschungsraum (EFR) – Fortschrittsbericht 2018 veröffentlicht...... 58 Empfehlungen für Forschungsfördereinrichtungen zum Thema Gender in Research und Chancengerechtigkeit...... 58 Policy Brief zur GENDERACTION-Konferenz „The Future of Gender Equality in European Research and Innovation“...... 59 Gender equality deserves more than 1%...... 59 Antragszahlen für die SwafS-Ausschreibung 2019 bekanntgegeben...... 60 Öffentliche Konsultation zur Gleichstellung der Geschlechter...... 60 COST Action zu Geschlecht und Gesundheit im verlängerten Arbeitsleben...... 61 Webinare zu Gender in der Forschung...... 61 Neue Website des EIGE...... 61

8.0 Frauen- und Geschlechterforschung...... 62 Gender Studies: Internationales Zentrum gegründet...... 62 Radha Hegde von der New York University auf Gastprofessur für Geschlechterforschung berufen...... 63 Gender-Gastprofessur an der Universität Bielefeld ...... 64 Wie geschlechterneutral sind Elektroautos?...... 65 GENDER UNTER DRUCK. Colloquien zu Geschlechterpolitiken in Europa ...... 66 Theologinnen starten Diskurs zur „Weiblichkeit im Islam“...... 66 Online-Umfrage: „Forschungsdateninfrastruktur in den Gender Studies“...... 67 Aigner-Rollett-Gastprofessur für Frauen- und Geschlechterforschung...... 68 Intersektionaler Feminismus: Neu auf der Webseite des Gunda-Werner-Instituts...... 69 Neues Handbuch zur Geschlechterforschung: Quer durch alle Disziplinen...... 69 GENDER 1/19 Hochschule und Geschlecht erschienen...... 70 Call for Papers der Zeitschrift GENDER...... 70 Bundesverdienstkreuz für Juraprofessorin Konstanze Plett...... 71 Prof. Dr. Uta Klein gestorben...... 71

9.0 Diversity, Antidiskriminierung, Intersektionalität...... 72 Zusammenhalt in Vielfalt: Das Vielfaltsbarometer 2019 ...... 72 Vielfalt gestalten: Das Diversity Audit des Stifterverbandes...... 74 Diversity-Strategien zur erfolgreichen Personalgewinnung...... 74

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7. HRK-Befragung der Hochschulen: Zahl der neu immatrikulierten Geflüchteten steigt weiter deutlich an...... 75 Millennials fordern mehr Diversität in Unternehmen...... 76 Mann – Frau – Divers: Die „Dritte Option“ und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz...... 77 Society at a Glance 2019: A SPOTLIGHT ON LGBT PEOPLE ...... 77 Ohne Umwege: Rechtliche Elternschaft für lesbische Frauen!...... 78 Antidiskriminierungsstelle des Bundes legt Jahresbericht vor / Anfragen zu Diskriminierung steigen 2018 um 15 Prozent...... 78 Neue Richtlinie zum Umgang mit Diskriminierung, sexualisierter Gewalt und Mobbing an der Universität zu Köln...... 79

10.0 Stiftungen, Preise, Förderung, Ausschreibungen...... 80 Exzellente Genderforschung: Land Nordrhein-Westfalen schafft neuen Wissenschaftspreis.....80 Best Publication Award Gender & Medien 2019 ...... 80 EDUIMPACT-AWARD 2019...... 81 Exzellente Hochschullehre gesucht: Stifterverband schreibt Ars legendi-Preis 2019 aus...... 82 Förderpreis für die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation 2019...... 82 Horizon Impact Award...... 83

11.0 Weiterbildung, Karriereförderung...... 84 Akademische Weiterbildung in Teilzeit für pädagogische/ soziale Handlungsfelder...... 84 NEUE Fortbildung ab 2020: Berater*in für Strategie- & Netzwerkentwicklung...... 84

12.0 Termine, Call for Papers...... 85

13.0 Neuerscheinungen...... 93

14.0 Impressum...... 106

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 5 01 Neues aus dem cews

neues aus dem cews

Deliverable 6.1. Current data on gender in Neue Open-Access-Berichte research and teaching auf der GEECCO-Webseite ver- http://www.geecco-project.eu/fileadmin/t/geecco/ fügbar D6.16.1._Analysis_of_current_data_on_gender_in_ research_and_teaching.pdf

Das EU-Projekt GEECCO - Gender Equality in Engi- Additional material: neering through Communication and Commit- http://www.geecco-project.eu/resources_results/ ment - befasst sich mit der Aufgabenstellung, wie additional_material/ Hochschulen und Forschungsförderungsinstituti- onen professioneller mit dem Thema Geschlech- CEWS-Beteiligung und Hintergrundinformationen tergerechtigkeit umgehen können. Aktuell wurde zu GEECCO: mehrere Berichte (Open Access) veröffentlicht. CEWS/ GESIS hat die Aufgabe übernommen, die Gleichstellungspläne der Partner/innen unabhän- gig zu evaluieren und entwirft darüber hinaus maßgeschneiderte Instrumente für das Monitoring der Aktivitäten.

Hier geht es zu den Berichten: Dabei stehen besonders drei Themenstellungen im Fokus: Einerseits die Verminderung von Benach- Deliverable 4.1. Analysis of decision making bodies teiligung von Frauen in Wissenschaftskarrieren, andererseits wie Entscheidungsfindungen in Gre- http://www.geecco-project.eu/fileadmin/t/geecco/ mien stattfinden und darüber hinaus die Gender- D4.1Gender_analysis_of_decision_making_bodies_.pdf dimension in Forschung und Lehre.

Deliverable 4.2. Overview of improvements and Weitere Informationen: procedures http://www.geecco-project.eu/home/ http://www.geecco-project.eu/fileadmin/t/geecco/ https://www.gesis.org/cews/cews-home/ D4.2_Gender_analysis_of_decision_making_bodies_. drittmittelprojekte/aktuelle-projekte/geecco/ pdf

Deliverable 5.1. Current status of women career Hier geht es zum Newsletter-Abonnement von development GEECCO:

https://list.tuwien.ac.at/sympa/subscribe/geecco_ http://www.geecco-project.eu/fileadmin/t/geecco/ newsletter D_5.1Current_status_of_women_career_develop- ment_.pdf

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 6 01 Neues aus dem cews

CEWS-Interview zum Interna- Neue Kollegin im CEWS: tionalen Frauentag im Bayeri- Hannah Meyer schen Rundfunk Wir freuen uns, Hannah Meyer als neue Kollegin Interview mit Dr. Andrea Löther, stellv. Leiterin im CEWS begrüßen zu können. des CEWS, zum Internationalen Frauentag im Bay- erischen Rundfunk. Das Gespräch führte Fabian Frau Meyer absolvierte 2014 den Bachelor of Arts Mader. in Sozialer Arbeit an der Evangelischen Hochschule Berlin. Im aktuellen Hochschulranking nach Gleichstel- lungsaspekten belegen bayerische Universitäten 2018 folgte der Master of Arts in Praxisforschung die vorletzte Ranggruppe. in Sozialer Arbeit und Pädagogik an der Alice Salo- mon Hochschule in Berlin, wo sie auch als studen- Andrea Löther erläutert mögliche Gründe für die- tische Mitarbeiterin tätig war. Für ein Jahr arbei- ses schlechte Abschneiden und äußert sich außer- tete sie zudem als als studentische Mitarbeiterin dem zu Ursachen der Unterrepräsentanz von Wis- im Praxisforschungsprojekt „VieL*Bar - Vielfältige senschaftlerinnen im deutschen Hochschulsystem. geschlechtliche und sexuelle Lebensweisen in der Bildungsarbeit“ der Alice-Salomon-Hochschule Hier geht es zum Podcast: und der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin in Zusammenarbeit mit dem Jugendmuseum https://www.br.de/mediathek/podcast/das- campusmagazin/todeszelle-fuer-forscher- Schöneberg. hochschulrektorenkonferenz-fordert-freilassung-eines- wissenschaftlers-im-iran/1525455

(ab Min. 5:00 bis Min. 10:00)

Hannah Meyer

Beim CEWS beschäftigt sich Frau Meyer u.a. mit einer Bestandsaufnahme zu den Evaluationen der Gleichstellungspolitik von Hochschulen in Deutschland, die das CEWS durchgeführt hat.

Kontakt: [email protected]

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 7 02 wissenschaftspolitik

wissenschaftspolitik

Auf Grundlage folgender forschungspolitischer Neue Ziele für das Wissen- Ziele haben Bund und Länder mit den Wissen- schaftssystem - Fortschreibung schaftsorganisationen erstmalig Zielvereinba- rungen für die jeweilige organisationsspezifische des Pakts für Forschung und Umsetzung vereinbart: Innovation 1. Dynamische Entwicklung fördern „Die Erhöhung der Repräsentanz von Frauen im Forschung bewegt sich an den Grenzen des Wis- Wissenschaftssystem, insbesondere in Führungs- sens und bisweilen an den Grenzen des Machba- positionen, ist eine Daueraufgabe.“ ren und ist im positiven Sinne mit Risiken verbun- den. Die Wissenschaftsorganisationen werden für Auszüge aus der Pressemitteilung der GWK vom das Aufgreifen risikoreicher Forschung Freiräume 3. Mai 2019: schaffen und passende Instrumente stärken bzw. neu entwickeln. „Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat am 3. Mai die Fortschreibung des Pakts für 2. Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft stärken Forschung und Innovation in den Jahren 2021 bis Ein leistungsfähiges Wissenschaftssystem bildet 2030 auf den Weg gebracht. Damit setzen Bund den Nährboden für Innovationen und stellt Hand- und Länder ein klares Signal für die internationale lungs- und Entscheidungswissen für die Bewälti- Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wissenschaft gung großer gesellschaftlicher Herausforderungen und verbindliche Rahmenbedingungen für For- bereit. Die Wissenschaftsorganisationen werden schung und Innovation in Deutschland. dem Transfer und der Nutzbarmachung von Ideen, Forschungsergebnissen und Wissen durch inten- Die vierte Fortschreibung des erstmalig 2005 siven Austausch mit Wirtschaft, Gesellschaft und beschlossenen Pakts für Forschung und Innovation Politik einen zentralen Stellenwert einräumen. sieht eine jährliche Steigerung der Zuwendungen an die Wissenschaftsorganisationen in den Jahren 3. Vernetzung vertiefen 2021 bis 2030 um drei Prozent vor. Die Wissenschaftsorganisationen werden sich untereinander sowie mit Hochschulen und Unter- Der Pakt für Forschung und Innovation IV sorgt nehmen intensiver vernetzen und gemeinsam mit damit für ein stabiles Wachstum und eine positive Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Unterneh- Entwicklung der Wissenschaftsorganisationen. men und weiteren Partnern u.a. mit der Etablie- rung von integrierten, regionalen Campus-Strate- Er gilt für die Deutsche Forschungsgemeinschaft gien einen wesentlichen Schritt in der Entwicklung und die vier großen Forschungsorganisationen: der Zusammenarbeit aller relevanten Partner vor Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemein- Ort gehen. schaft, Leibniz-Gemeinschaft und Max-Planck- Gesellschaft.

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 8 02 wissenschaftspWissenschaftspolitik

4. Die besten Köpfe gewinnen und halten Quelle, Stellungnahmen der GWK-Vorsitzenden Attraktive Bedingungen über die gesamte wis- und Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und senschaftliche Laufbahn bieten zu können, erfor- Verbraucherschutz der Freien Hansestadt Bremen, dert umfassende und zeitgemäße Konzepte der Prof. Dr. Eva Quante-Brandt und der stellvertre- Personalpolitik, der Personalgewinnung und der tenden GWK-Vorsitzenden und Bundesministerin Personalentwicklung. Die Organisationen wer- für Bildung und Forschung, Anja Karliczek sowie den Entwicklungspfade für den wissenschaftli- weitere Informationen: PM - GWK, 03. Mai 2019 chen Nachwuchs anbieten, auch zu Berufsfeldern https://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Redaktion/ außerhalb der Wissenschaft. Die Erhöhung der Dokumente/Pressemitteilungen/pm2019-05.pdf Repräsentanz von Frauen im Wissenschaftssys- tem, insbesondere in Führungspositionen, ist eine Daueraufgabe.

5. Infrastrukturen für die Forschung stärken Wichtigster deutscher Nach- Die strategische Planung und nachhaltige Finan- wuchspreis geht an drei Wis- zierung von Infrastrukturen (Bau und Betrieb), deren Öffnung für die Nutzung über die eigene senschaftlerinnen und sieben Einrichtung hinaus sowie professionelles Manage- Wissenschaftler ment sind konstitutive Elemente der langfristigen Entwicklung von Forschungseinrichtungen. Die Drei Wissenschaftlerinnen und sieben Wissen- Bedarfe von Hochschulen und ihr wissenschaftli- schaftler erhalten in diesem Jahr den Heinz Maier- cher Input sollen dabei künftig besondere Berück- Leibnitz-Preis und damit die wichtigste Auszeich- sichtigung finden. Um eine datengetriebene Wis- nung für den wissenschaftlichen Nachwuchs in senschaft zu ermöglichen, wird ein integriertes Deutschland. Das hat ein von der Deutschen For- Forschungsdatenmanagement – auch durch eine schungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundesmi- aktive Beteiligung an der Nationalen Forschungs- nisterium für Bildung und Forschung (BMBF) ein- dateninfrastruktur – ausgebaut. gesetzter Auswahlausschuss in Bonn beschlossen. Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten die Die Organisationen werden ein wissenschaftsad- mit je 20 000 Euro dotierte Auszeichnung am 28. äquates Controlling durchführen und der Gemein- Mai in Berlin. samen Wissenschaftskonferenz regelmäßig die Erreichung der Ziele nachvollziehbar und anhand Die Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2019 gehen an: aussagekräftiger Indikatoren darlegen. ●● Stefan Cihan Aykut, Soziologie, Universität Bund und Länder stellen den Forschungseinrich- Hamburg tungen von 2021 bis 2030 allein durch den jährli- chen Aufwuchs insgesamt zusätzlich rund 17 Mrd. ●● Karl Bringmann, Theoretische Informatik, Max- Euro zur Verfügung. Unter Nutzung der entste- Planck-Institut für Informatik, Saarbrücken henden Flexibilität und Planungssicherheit werden die Wissenschaftsorganisationen entscheidend zur ●● Fabian Dielmann, Anorganische Molekülchemie, Spitzenstellung der deutschen Wissenschaft bei- Westfälische Wilhelms-Universität Münster tragen.“ ●● Jonathan F. Donges, Statistische Physik und ... Klimaforschung, Potsdam-Institut für Klimafol- genforschung (PIK) „Die von der GWK getroffene Fortschreibung wird den Regierungschefinnen und Regierungschefs ●● Knut Drescher, Mikrobiologie und Biophysik, von Bund und Ländern zur abschließenden Ent- Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobio- scheidung am 6. Juni vorgelegt.“ logie, Marburg

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 9 02 wissenschaftspWissenschaftspolitik

●● Stefanie Gänger, Neuere und Neueste Geschichte, Universität zu Köln Drei Kandidierende für DFG- Präsidentschaftswahl ●● Nicolas Perkowski, Wahrscheinlichkeitstheorie, Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften, Leipzig, und Humboldt- Bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Universität zu Berlin stehen nun die Kandidierenden für die Nachfolge des zum Jahresende aus dem Amt scheidenden ●● Uta Reinöhl, Allgemeine Sprachwissenschaft, Präsidenten Prof. Dr. Peter Strohschneider fest. Johannes Gutenberg-Universität Mainz Auf der Jahresversammlung der größten For- schungsförderorganisation und zentralen Selbst- ●● Thimoteus Speer, Nephrologie, Universität des verwaltungseinrichtung für die Wissenschaft in Saarlandes Deutschland Anfang Juli in Rostock stellen sich zwei Wissenschaftlerinnen und ein Wissenschaft- ●● Nina Henriette Uhlenhaut, Experimentelle ler den 96 Mitgliedseinrichtungen der DFG zur Endokrinologie, Helmholtz Zentrum München Wahl. Die Wahlliste mit den Kandidatinnen und Kandidaten wurde von einer im März 2018 vom Seit 1977 wird der Heinz Maier-Leibnitz-Preis jähr- Senat der DFG eingesetzten Findungskommission lich an hervorragende Forscherinnen und Forscher unter Vorsitz des DFG-Vizepräsidenten Prof. Dr. verliehen, die sich in einem frühen Stadium ihrer Wolfgang Schön insbesondere auf der Grundlage wissenschaftlichen Laufbahn befinden und noch von Nominierungen aus den Mitgliedseinrichtun- keine unbefristete Professur innehaben. gen aufgestellt und nun den Leitungen der Mit- gliedseinrichtungen sowie den Mitgliedern des Für die diesjährige Preisrunde waren insgesamt Senats und des Hauptausschusses der DFG bekannt 129 Forscherinnen und Forscher aus allen Fach- gegeben. Die Kandidierenden sind (in alphabeti- gebieten vorgeschlagen worden. Die Auswahl traf scher Reihenfolge): Prof. Dr. Katja Becker, Bioche- der zuständige Ausschuss unter dem Vorsitz der mie und Molekularbiologie, Justus-Liebig-Univer- DFG-Vizepräsidentin und Mathematikerin Prof. Dr. sität Gießen; Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Marquardt, Marlis Hochbruck. Prozesstechnik, Forschungszentrum Jülich; Prof. Dr. Dorothea Wagner, Theoretische Informatik, Quelle und weitere Informationen zu den Preisträ- Karlsruher Institut für Technologie (KIT). gerinnen und Preisträgern: PM - DFG, 27.02.2019 Die Wahl des künftigen Präsidenten oder der https://www.dfg.de/service/presse/ künftigen Präsidentin erfolgt am 3. Juli in der pressemitteilungen/2019/pressemitteilung_nr_04/ Mitgliederversammlung im Rahmen der Jahres- versammlung der DFG, die aus Anlass des 600. http://www.dfg.de/maier-leibnitz-preis Gründungsjubiläums der dortigen Universität in Rostock stattfindet. Der derzeitige Präsident Peter Strohschneider steht seit 2013 an der Spitze der DFG und scheidet nach zwei Amtsperioden turnus- mäßig aus. Sein Nachfolger oder seine Nachfolge- rin wird das Amt am 1. Januar 2020 für zunächst vier Jahre übernehmen.Quelle und weitere Infor- mationen: PM - DFG, 11.04.2019

https://www.dfg.de/service/presse/ pressemitteilungen/2019/pressemitteilung_nr_11/index. html

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 10 03 gleichstellungspolitik

gleichstellungspolitik

●● In Parlamenten und in der Regierung sind Internationaler Frauentag Frauen nach wie vor weitgehend unterre- präsentiert. Nur sechs der 28 nationalen Parlamente in der EU werden von einer Frau geleitet, und sieben von zehn Mitgliedern der nationalen Parlamente in der EU sind Männer. Obwohl der derzeitige Anteil an hochrangigen Mehr Gleichheit, aber zu lang- weiblichen Ministern mit 30,5 % der höchste same Fortschritte ist, seit 2004 erstmals für alle EU-Mitglied- staaten Daten verfügbar waren, gibt es immer noch Hinweise darauf, dass Frauen in der Regel Anlässlich des diesjährigen Weltfrauentags hat die Portfolios zugewiesen werden, die eine gerin- EU Kommission ihren Bericht über die Gleichstel- gere politische Priorität haben. lung von Frauen und Männern aus dem Jahr 2019 veröffentlicht: ●● Die „gläserne Decke“ ist nach wie vor eine Realität in der Geschäftswelt: Nur 6,3 % der „Der heutige Bericht zeigt einige Fortschritte Führungspositionen in großen börsennotierten bei der Gleichstellung der Geschlechter, Frauen Unternehmen in der EU werden von Frauen sind jedoch in vielen Bereichen nach wie vor mit bekleidet. Ungleichheiten konfrontiert: Gemeinsame Verantwortung für Betreuungs- und ●● Die Frauenerwerbsquote in der EU war 2017 Pflegeaufgaben – neue EU-Vorschriften für die mit 66,4 % so hoch wie nie zuvor‚ allerdings Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten. Im vergangenen Jahr erhielten In der jüngsten Vereinbarung über die Richtli- acht Mitgliedstaaten Empfehlungen im Rah- nie zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben men des Europäischen Semesters zur Verbes- wird eine europäische Mindestnorm von zehn serung der Erwerbsbeteiligung von Frauen Tagen bezahlten Vaterschaftsurlaubs für Väter (Österreich, Tschechien, Deutschland, Estland, nach der Geburt ihres Kindes festgelegt, die auf Irland, Italien, Polen und Slowakei). Höhe des Krankengelds vergütet wird. Zudem wird das bestehende Recht auf vier Monate Elternur- ●● Frauen sind stärker von Armut bedroht, die laub gestärkt, indem zwei Monate zwischen den Gehälter sind im Durchschnitt 16 % niedriger Eltern nicht mehr übertragbar sein werden und als die von Männern. Dies spiegelt sich auch im eine Vergütung für diese zwei Monate in einer Rentengefälle wider, das 2017 bei 35,7 % lag. von den Mitgliedstaaten festzulegenden Höhe In einigen Ländern können sich über 10 % der einführt wird. Die neuen Vorschriften enthalten älteren Frauen die notwendige Gesundheitsver- auch Bestimmungen für Pflegeurlaub, wonach pro sorgung nicht leisten. Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer fünf Tage pro

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Jahr als neuer europäischer Anspruch für Arbeit- Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen nehmerinnen und Arbeitnehmer zugeteilt werden. zur Verhütung und Bekämpfung von geschlechts- Nicht zuletzt stärken die neuen Vorschriften auch spezifischer Gewalt und Gewalt gegen Kinder, das Recht für Eltern und pflegende Angehörige, Jugendliche und Frauen – bis 13. Juni 2019 flexiblere Arbeitsregelungen zu beantragen. https://ec.europa.eu/info/funding-tenders/ opportunities/portal/screen/opportunities/topic-details/ Frauen im Europäischen Parlament und in der rec-rdap-gbv-ag-2019 Europäischen Kommission Spotlight: Maßnahmen der EU zur Förderung von Im November 2018 stellten Frauen 36,4 % der 749 Frauen Mitglieder des Europäischen Parlaments (MdEP), http://publications.europa.eu/webpub/com/factsheets/ dieses Ergebnis lag unter dem Spitzenwert von women/de/ 37,3 %, der Ende 2016 erreicht wurde. Finnland hebt sich deutlich ab, 76,9 % seiner MdEP sind Quelle, Grafiken und Hintergrundinformationen: Frauen. Die Vertreter von sieben Mitgliedstaaten PM - European Commission, 07. März 2019 umfassen mindestens 40 % beider Geschlech- http://europa.eu/rapid/press-release_IP-19-1495_ ter (Irland, Spanien, Frankreich, Kroatien, Lett- de.htm land, Malta und Schweden), während über 80 % der Abgeordneten aus Bulgarien, Estland, Zypern, Bitte lesen Sie auch: Litauen und Ungarn Männer sind. Women in decision-making: why it matters Innerhalb der Europäischen Kommission haben die nachhaltigen Bemühungen, das von Präsident „When it comes to power, the European Union has not yet reached the halfway mark to full gender equality. Jean-Claude Juncker festgelegte Ziel, bis 2019 With the domain of power holding the lowest score in our einen Frauenanteil von 40 % im mittleren und obe- Gender Equality Index, women remain under-represented ren Management zu erreichen, zu ersten Ergebnis- in the kinds of decision-making positions that shape sen geführt. Der Anteil weiblicher Führungskräfte politics, economics and society.“ beträgt auf allen Ebenen 39 %, auf der höheren Source: PR - European Institute for Gender Equality, Führungsebene 37 % und auf der mittleren Füh- 07.03.2019 rungsebene 40 %.“ https://eige.europa.eu/news/women-decision-making- why-it-matters Weitere Informationen zum Gleichstellungsbe- richt 2019 Internationale Arbeitsorganisation (ILO): „Bei https://ec.europa.eu/info/policies/justice-and- diesem Schneckentempo brauchen wir mehr als fundamental-rights/gender-equality/gender-equality- 200 Jahre, um Geschlechtergleichheit zu errei- strategy_en chen“

2019 Report on equality between women and Laut einem aktuellen Bericht der Internationa- men in the EU len Arbeitsorganisation (ILO) „A Quantum leap for gender equality: For a better future of work for all“ https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/aid_ development_cooperation_fundamental_rights/ https://www.ilo.org/global/publications/books/ annual_report_ge_2019_en_1.pdf WCMS_674831/lang--de/index.htm

Die Öffentliche Konsultation zur gleichen Entloh- halten sich geschlechtsspezifische Unterschiede nung ist bereits am 5. April 2019 abgelaufen am Arbeitsplatz hartnäckig und nennenswerte Fortschritte sind nicht zu erkennen. „Eine Reihe von Faktoren blockiert Geschlechtergleichheit am Arbeitsplatz, ein entscheidender Faktor ist die Betreuung von Familienangehörigen“, so Manu-

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ela Tomei, Direktorin für Arbeitsbedingungen und Die Erwerbsbeteiligung von Frauen steigt in Geschlechtergerechtigkeit, „in den letzten 20 Jah- Deutschland stetig an. Dennoch verdienen sie in ren hat sich die Zeit, die Frauen mit Betreuungs- vielen Berufen immer noch weniger als Männer, aufgaben und unbezahlter Hausarbeit verbringen, darüber hinaus bleibt ein Großteil der Hausar- kaum verringert, die der Männer ist nur um acht beit und Kinderbetreuung an ihnen hängen. Diese Minuten pro Tag gestiegen. Bleibt es bei die- Hauptbefunde zweier Studien aus dem Deutschen sem Schneckentempo brauchen wir mehr als 200 Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) lie- Jahre, um Geschlechtergleichheit zu erreichen“. gen pünktlich zum internationalen Frauentag vor, Der Bericht analysiert gesetzliche Regelungen der in diesem Jahr im Land Berlin zum ersten Mal und gute Praxisbeispiele, die Fortschritte Richtung ein gesetzlicher Feiertag ist. Vereinbarkeit von Beruf und Familie begünstigen, so auch öffentlich finanzierte Betreuungsange- Bekannt ist, dass Deutschland beim Stundenlohn bote. „Wenn Männer sich häufiger an unbezahlter mit aktuell 21 Prozent eine der größten Verdienst- Betreuungsarbeit beteiligen, führt dies zu einer lücken zwischen Männern und Frauen in Europa wachsenden Zahl von Frauen in Führungspositio- hat. Berücksichtigt man Berufswahl und Qualifi- nen“, so Manuela Tomei. kation, beträgt diese Lücke, der sogenannte berei- nigte Gender Pay Gap, immer noch sechs Prozent. Für Geschlechtergerechtigkeit sind politischer Diese Werte gelten für alle Beschäftigten. Betrach- Wille und Reformen auf zahlreichen, sich wech- tet man einzelne Berufe, schwankt der (bereinigte) selseitig beeinflussenden Feldern notwendig. Der Gender Pay Gap stark: In Berufen mit hohem Frau- ILO-Bericht zum Internationalen Frauentag zeigt enanteil wie Krankenpflege oder Sozialarbeit ist Maßnahmen auf, die zu messbaren Veränderun- er relativ niedrig, ebenso in typischen Männerbe- gen in der Arbeitswelt führen. Entscheidend sind rufen, zum Beispiel in der Fahrzeug- und Raum- gesetzliche Grundlagen: Chancengleichheit, Dis- fahrttechnik. Am größten ist der Gender Pay Gap kriminierungs- und Gewaltfreiheit am Arbeitsplatz in sogenannten Mischberufen, in denen sich der sowie gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit. Anteil von Frauen und Männern die Waage hält. Beispiele dafür sind Berufe in der Werbung, im Quelle: PM - ILO, 08.03.2019 Marketing oder bei Versicherungen.

https://www.ilo.org/berlin/presseinformationen/ WCMS_675240/lang--de/index.htm Gender Pay Gap hängt mit dem Stellenwert der Arbeitszeit zusammen

In ihrer neuen Studie hat DIW-Genderökonomin Aline Zucco diese berufsspezifischen Gender Pay DIW-Studien liefern neue Gaps unter die Lupe genommen. „Die Lohnlü- Erkenntnisse zur Benachteili- cke ist in den Berufen besonders hoch, wo lange Arbeitszeiten einen hohen Stellenwert haben und gung von Frauen in Deutsch- wo der Stundenlohn überproportional mit den land Arbeitsstunden steigt,“ fasst sie ihr Hauptergebnis zusammen. Ein Beispiel dafür ist die Unterneh- DIW-Studie nimmt Lohnlücke in einzelnen Beru- mensorganisation (Unternehmensberatung, Cont- fen unter die Lupe – In Berufen, in denen lange rolling). Dort bekommen diejenigen, die in Vollzeit Arbeitszeiten einen hohen Stellenwert haben arbeiten, nicht nur monatlich, sondern auch auf und überproportional entlohnt werden, sind die Stunde gerechnet mehr Lohn als beispielsweise Gender Pay Gaps größer – Weitere Studie wid- Teilzeitbeschäftigte. Weil in Deutschland überwie- met sich dem Gender Care Gap: Frauen erledigen gend Frauen in Teilzeit beschäftigt sind (48 Prozent immer noch Großteil der Hausarbeit und Kinder- der abhängig beschäftigten Frauen und elf Prozent betreuung. der Männer), ist gerade in diesen Berufen der Gen- der Pay Gap überdurchschnittlich groß.

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Viele Berufe mit geringen Gender Pay Gaps zeich- tenarbeiten. Besonders groß sind die Unterschiede nen sich im Gegensatz dadurch aus, dass die Ent- in der Zeitverwendung bei Paaren mit Kindern bis lohnung proportional ist: Die Anzahl der gearbei- zu sechs Jahren. Datenbasis ist das Sozio-oekono- teten Stunden tangiert den Stundenlohn nicht. mische Panel (SOEP). Das ist beispielsweise in Gesundheitsberufen der Fall, wo Schichtarbeit und daher die Dokumen- Häufig wird argumentiert, dass Männer weniger tation von Arbeitsschritten (Patientenakten) die Hausarbeit übernehmen, weil sie aufgrund ihrer Norm sind. Das macht Beschäftigte leichter substi- höheren Erwerbsbeteiligung weniger Zeit dafür tuierbar und sorgt dafür, dass Teilzeitbeschäftigte haben als Frauen. Doch obwohl die Erwerbsbeteili- den gleichen Stundenlohn bekommen als diejeni- gung von Frauen seit Jahren konstant steigt, bleibt gen, die Vollzeit oder mehr arbeiten. die Beteiligung von Männern an Hausarbeit und Kinderbetreuung auf einem vergleichsweise nied- Zuccos Untersuchung identifiziert auch andere Fak- rigen Niveau. Heute verbringen Frauen in Paarbe- toren, die berufsspezifische Gender Pay Gaps erklä- ziehungen an einem Werktag rund zwei Stunden ren. So haben Berufe, die vorwiegend in öffentli- mit Kochen, Putzen und Wäsche waschen, Männer chen Unternehmen oder Einrichtungen ausgeübt hingegen nur 52 Minuten. werden (LehrerInnen, ErzieherInnen, Polizeiberufe) geringe Gender Pay Gaps, was wohl auch an den DIW-Soziologin Claire Samtleben stellte nun das Tarifverträgen im öffentlichen Dienst liegt. Denn Argument der zeitlichen Verfügbarkeit auf den diese sichern allen Beschäftigten – bei gleicher Prüfstand, indem sie untersuchte, wie die unbe- Qualifikation – den gleichen Lohn zu. In Berufen zahlte Arbeit an Sonntagen verteilt ist. „Auch mit einem hohen Anteil an Führungskräften, zum an erwerbsfreien Tagen erledigen Frauen einen Beispiel in der Unternehmensorganisation, sind die Großteil von Hausarbeit und Kinderbetreuung. Gender Pay Gaps größer. „Will man die Gender Pay Überspitzt gesagt: Sonntag ist der Tag der Her- Gaps reduzieren, sind eine Reihe von Maßnahmen ren“, fasst sie ihren Hauptbefund zusammen. „In denkbar: zum Beispiel sollte das sogenannte Top- vielen Familien ist es offenbar fest verankert, dass Sharing, bei dem mehrere Führungskräfte sich eine für bestimmte Hausarbeiten die Frau zuständig ist, Position teilen, gefördert werden. Weiterhin kann auch wenn sie erwerbstätig ist.“ der Ausbau von Tarifverträgen einen wichtigen Beitrag zur Lohngleichheit liefern. Vor allem aber Weil sie weniger bezahlte und mehr unbezahlte muss man sich, als Chef und als Angestellte, von Arbeit leisten als Männer, verdienen Frauen über der Vorstellung befreien, dass nur jene, die viel und ihren Lebensverlauf auch weniger, was wiederum lange arbeiten, gute Arbeit leisten. Das erfordert Folgen für ihre Altersversorgung hat. Die Politik ein großes Umdenken“, schlussfolgert Aline Zucco. sollte deshalb die Erwerbsbeteiligung von Frauen weiter fördern und dem Gender Care Gap mit „Sonntag ist der Tag der Herren“ gezielten Maßnahmen entgegenwirken. Denkbar wären zum Beispiel mehr Partnermonate beim Eine andere DIW-Studie widmet sich dem soge- Elterngeld, um das Engagement von Männern bei nannten Gender Care Gap, der Lücke in der Zeitver- Hausarbeit und Kinderbetreuung zu fördern. wendung von Männern und Frauen für unbezahlte Hausarbeit und Kinderbetreuung. So verbringen Quelle, Grafiken und weitere Informationen zum Frauen in Paarhaushalten in Deutschland deutlich Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung mehr Zeit mit Hausarbeit und Kinderbetreuung als (DIW Berlin) und zum Sozio-oekonomischen Panel Männer. Sie übernehmen dabei eher Arbeiten, die (SOEP): PM - DIW, 06.03.2019 häufig anfallen und zeitlich unflexibel sind wie https://www.diw.de/de/diw_01.c.616012.de/themen_ beispielsweise die Zubereitung der Mahlzeiten. nachrichten/internationaler_frauentag_diw_studien_ Männer verbringen mehr Zeit mit Erwerbsarbeit liefern_neue_erkenntnisse_zur_benachteiligung_von_ und übernehmen zu Hause eher selten anfallende frauen_in_deutschland.html Tätigkeiten, die zeitlich flexibel sind wie etwa Gar-

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Links: beschlossen. Damit ist Berlin das erste und bisher einzige Bundesland, das den Internationalen Frau- Studie zu Gender Pay Gaps im DIW Wochenbericht entag zum gesetzlichen Feiertag erklärt hat. 10/2019 Quelle: PM - Regierender Bürgermeister, Berlin, https://www.diw.de/documents/publikationen/73/ 06.03.2019 diw_01.c.616015.de/19-10-1.pdf https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/ pressemitteilungen/2019/pressemitteilung.790139.php Interview mit Aline Zucco zu Gender Pay Gaps (Print | PDF, 86.6 KB und Audio) | MP3, 4.73 MB Diese Entscheidung wurde insgesamt kontrovers diskutiert. So kritsierte Erzbischof Heiner Koch https://www.diw.de/documents/publikationen/73/ die rot-rot-grüne Regierungskoalition ungewöhn- diw_01.c.616019.de/19-10-2.pdf lich scharf : „Ich habe noch nie erlebt, dass erst feststeht, dass es einen neuen staatlichen Feiertag geben wird, und man erst danach überlegt, was Pressestimme zun Artikel: man an diesem Tag denn eigentlich feiern oder Wo Frausein bestraft wird bedenken will,“ hieß es bei rbb24.

Ein Beitrag von Henrike Roßbach auf sueddeut- Quelle, weitere Informationen: sche.de https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2019/03/ berlin-feiertage-achter-maerz-kritik-von-erzbischof- https://www.sueddeutsche.de/ koch.html karriere/gender-pay-gap-1.4355278 „Wie ein Herzensprojekt der rot-rot-grünen Lan- desregierung wirkte die Einführung eines gesetzli- Internationaler Frauentag 2019: chen Feiertages am 8. März von Beginn an nicht,“ Weitere Informationen und Presseecho stellte Robert Kiesel im Berliner Tagesspiegel fest. „Getrieben von der SPD, die zunächst ihren eige- nen Landesvorsitzenden und Regierenden Bürger- Der Internationale Frauentag 2019 stand unter meister Michael Müller hatte überzeugen müssen, dem Motto „Think equal, build smart, innovate for schwenkten erst Linke und dann die Grünen ein change“. Im Mittelpunkt standen innovative Wege, und machten den Weg frei für den Feiertag am wie die Gleichstellung der Geschlechter und die Frauentag.“ Dem Senat fehle der Plan, wie ein sol- Stärkung der Rolle der Frauen gefördert werden cher Feiertag mit Leben gefüllt werden könne. können, insbesondere in den Bereichen Sozialsys- teme, Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen Quelle, weitere Informationen: und nachhaltige Infrastruktur. https://www.tagesspiegel.de/berlin/frauentag-ist- feiertag-was-macht-der-berliner-senat-am-8- Weitere Informationen: maerz/24068952.html http://www.unwomen.org/en/news/stories/2018/10/ announcer-iwd-2019-theme „Wir wollen keine Blumen“: Die SPD habe Blu- men in der Hauptstadt „einen Tag zu früh“ verteilt, PM - UN Bonn, 08.03.2019 „schließlich hat man am 8. März selbst jetzt in der Hauptstadt frei“, kommentierte Julia Bähr auf https://www.unbonn.org/de/node/13276 faz.de. „Wir wollen keine Blumen. Wir wollen In Berlin war Internationale Frauentag in diesem nachts auf der Straße keine Angst haben müssen, Jahr zum ersten Mal ein gesetzlicher Feiertag. wir wollen faire Löhne, wir wollen über unsere Kör- Eine entsprechende Gesetzesnovelle hatte das per selbst entscheiden, wir wollen sichere Gebur- Berliner Abgeordnetenhaus zu Beginn des Jahres ten, wir wollen Freiheit und Karrierechancen. Wir

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wollen das nicht nur für uns selbst, wir wollen es EU-Kommissar Moedas: „Gleichberechtigung für alle Frauen auf der Welt.“ kommt nicht von allein“: Auch die EU Kommis- sion hatte sich zum Weltfrauentag klar positio- Quelle, weitere Informationen: niert: So stellte der EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation, Carlos Moedas, in https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/ weltfrauentag-am-8-maerz-wenig-aufmerksamkeit- einem Gastbeitrag der Frankfurter Rundschau vom fuer-missstaende-16077115.html 06.03.2019 ernüchtert fest: „Wir kommen voran, aber nicht schnell genug. Wenn wir das Tempo der Die SPD-Politikerin Iris Spranger hatte im vergan- letzten Jahrzehnte beibehalten, werden wir die genen Sommer eine Online-Petition für den Inter- Gleichstellung in der Hochschulleitung erst 2067 nationalen Frauentag initiiert, sie betonte in einem erreicht haben. Die Gehaltslücke zwischen Män- Interview mit Jana Anzlinger auf sueddeutsche.de: nern und Frauen werden wir bei dieser Geschwin- „Der Tag schafft Aufmerksamkeit für diese Themen. digkeit allerdings erst im Jahr 2149 geschlossen Natürlich müssen wir uns täglich mit ihnen ausein- haben – in 130 Jahren!“... „Wir können es uns nicht andersetzen. Aber nun haben wir einen Zeitpunkt leisten, länger um den heißen Brei herumzureden, gesetzt, zu dem Frauenrechte öffentlich diskutiert wenn wir die Kluft zwischen den Geschlechtern werden. Das ist wahnsinnig wichtig.“ Die Ent- noch in dieser Generation schließen wollen.“ scheidung für den Internationalen Frauentag als zusätzlicher Feiertag im Land Berlin würde auch in Doch Moedas zeigte sich in seiner Stellung- anderer Hinsicht gut passen: „Die Berliner Bürger nahme gleichzeitig zuversichtlich und stellte in haben unterschiedliche kulturelle Hintergründe Aussicht: „Mit ihrem Vorschlag für das nächste und Religionen. Aber Frauen gibt es in jeder Kultur Förderprogramm genannt Horizont Europa, das und Religion. Der Tag verbindet. Und er erinnert an ab 2021 laufen wird, will die Kommission eine die Erfolge der Frauenbewegung.“ wirksame Förderung der Gleichberechtigung und geschlechtsspezifische Dimensionen in For- Quelle, weitere Informationen: schungspublikationen durchsetzen.“

https://www.sueddeutsche.de/politik/frauentag- interview-1.4357446 Quelle, FR-Gastbeitrag: „Gleichberechtigung kommt nicht von allein“: „Es gibt zudem einen ganz pragmatischen Grund, https://www.fr.de/meinung/gleichberechtigung- der für die Einführung eines neuen Feiertags kommt-nicht-allein-11826754.html sprach“, hieß es auf spiegel.de: „Berlin hatte bis- lang nur neun davon, in keinem Bundesland gab es Der Blick auf Österreich und die Schweiz weniger. Es gehe aber nicht nur um einen weite- ren freien Tag für die Berliner, sagte die Sprecherin „Stillstand bedeutet Rückschritt“ konstatierte der Grünen-Fraktion Tizia Labahn im November Beate Hausbichler auf derstandard.at und wies 2018 (https://www.bento.de/politik/berlin-welt- auf eine „höchst seltsame Formulierung im Regie- frauentag-ist-wahrscheinlich-bald-gesetzlicher- rungsprogramm“ der österreichsischen Bundesre- feiertag-gut-so-a-b01c1ad9-5fda-4649-8e5c- gierung hin: „‘Die Besonderheit beider Geschlech- 84a21170cd60#refsponi) - sondern um einen Tag ter macht den Mehrwert für die Gesellschaft mit Bedeutung.“ sichtbar‘, heißt es dort, und: ´Die Verschiedenheit von Mann und Frau anzuerkennen ist Bestandteil Quelle, weitere Informationen: menschlichen Lebens.‘ Diese ‘Verschiedenheit‘ bei einer Teilzeitquote von fast fünfzig Prozent quasi https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/ weltfrauentag-als-feiertag-in-berlin-darum-geht-s- zum Naturschutzgebiet zu erklären ist bizarr. Eine am-8-maerz-a-1256162.html Frau erhält am Ende ihres Arbeitslebens die Hälfte einer durchschnittlichen Pension eines Mannes. Hier von ‚Mehrwert‘ zu sprechen ist an Zynismus kaum zu überbieten,“ ... „Statt Sicherheit in die-

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sen unsicheren Zeiten bietet die Politik das Gegen- Frauen in der Wissenschaft teil. Und wenn dieser Kurs schiefgeht, verbreitet man die Erzählung, dass es die Migration sei, die „Wie weiblich ist die Wissenschaft?“: Bei Nobel- frauenpolitische Errungenschaften gefährdet.“ Das preisen und Erfindungen sind Frauen klar in der schaffe die ÖVP-FPÖ-Regierung ganz allein, so Minderheit. Aber es gibt auch Fächer und Länder Hausbichler. mit einem hohen Anteil an Wissenschaftlerinnen, zeigten Felix Schröder und Jelka Lerche mit diver- Quelle, weitere Informationen: sen grafischen Darstellungen auf zeit.de.

https://derstandard.at/2000099148010/Stillstand- bedeutet-Rueckschritt Hier geht es zum Artikel: https://www.zeit.de/2019/11/frauen-wissenschaft- In einem Interview der Neuen Zürcher Zeitung geschlechterverhaeltnisse-nobelpreis- (NZZ) vom 08.03.2019 berichteten die Sandoz- minderheit?page=2#comments Managerin, Rebecca Guntern, die Geschichtspro- fessorin (h.a. Geschlechtergeschichte), Caroline „Wikipedia spiegelt noch nicht die Vielfalt der Arni und die Großrätin und Präsidentin der CVP Gesellschaft wider“: Unter dem Motto „Wikipedia Aargau, Marianne Binder-Keller, was sie verbin- soll weiblicher werden“ hatten sich anlässlich des det: Sie haben Karriere gemacht, aber nicht auf Frauentags vier Berliner Forschungsinstitute mit Familie verzichtet. Dabei konstatierten sie, dass Wikimedia, der Betreiberorganisation von Wiki- Familienarbeit immer noch vorrangig von Frauen pedia, zusammengetan und einen „Diversithon“ geleistet wird ohne eine wirkliche gesellschaftliche organisiert. Bei dem Editier-Marathon konnten Wertschätzung zu erfahren. „In meiner Generation Wissenschaftlerinnen, Menschen aus der Wiki- der Feministinnen galt die Arbeit außer Haus als pedia-Community aber auch interessierte Laien Königsweg der Emanzipation. Jetzt stellen wir fest: zusammenkommen, um sich gemeinsam für mehr Es sind mehr Frauen erwerbstätig, aber die Arbeit, Sichtbarkeit von Frauen und People of Colour auf die diese Frauen vorher gemacht haben, machen Wikipedia einzusetzen. jetzt andere Frauen – und nur unwesentlich Män- ner“, so Prof. Arni. Quelle:

https://www.tagesspiegel.de/wissen/internationaler- Lesen Sie das gesamte Interview unter dem fol- frauentag-wikipedia-soll-weiblicher-werden/24073456. genden Link: html https://www.nzz.ch/schweiz/frauentag-frauen- muessen-wegkommen-von-schuldzuweisungen- DFG fördert Chancengleichheit im deutschen an-ld.1465307 Wissenschaftssektor: Den Weltfrauentag hatte das DFG-Büro Lateinamerika zum Anlass genom- Zu ähnlichen Einsichten gelangte Angelika men, die Bemühungen der Deutschen Forschungs- Hardegger in einem Kommentar der NZZ vom gemeinschaft DFG und anderer Organisationen um 08.03.2019: „Solange Männer Politik für Männer Chancengleichheit im Wissenschaftssystem vorzu- machen, werden Akademikerinnen weiter daheim stellen. Gratisarbeit leisten“. In der Schweiz fühlten sich Männer für Vereinbarkeitsfragen, Equal Pay oder Weitere Informationen: „sogar für den Kampf gegen häusliche Gewalt qua https://www.dfg.de/dfg_profil/geschaeftsstelle/ Geschlecht nicht zuständig“. dfg_praesenz_ausland/lateinamerika/ berichte/2019/190312_chancengleichheit/ Lesen Sie den Kommentar unter:

https://www.nzz.ch/meinung/frauentag-gleichstellung- kann-in-der-schweiz-erreicht-werden-ld.1465345

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Zur DFG-Förderung der Chancengleichheit in der Wissenschaft: „Die Macht hinter den Kulissen“ https://www.dfg.de/foerderung/grundlagen_ - Der neue AllBright Bericht ist rahmenbedingungen/chancengleichheit/ online Zur Webseite des DFG-Büros Lateinamerika: Die deutsch-schwedische Allbright-Stiftung hat https://www.dfg.de/dfg_profil/geschaeftsstelle/dfg_ praesenz_ausland/lateinamerika/ ihren jährlichen Gleichstellungsbericht veröffent- licht. Quelle: DFG-aktuell Nr. 4 - April 2019: Obwohl inzwischen immerhin 30 Prozent der http://newsletter-web.dfg.de/sys/w.aspx?sub=OUG_000 00&t=t&cmp=6bba5fca0287219d03d2b1c42e4c1e7b& Aufsichtsratsmitglieder Frauen sind, berufen die tg=a6c09573-1292-446a-83e7-b7cc784238da Aufsichtsräte der 160 deutschen Börsenunter- nehmen weiterhin nur sehr wenige Frauen in ihre Vorstände: 8,8 Prozent beträgt der Frauenanteil in den Vorständen am 1. Februar 2019 – so wenig wie CEWS - Interview im BR in kaum einem anderen westlichen Industrieland. Zahlreiche Aufsichtsräte veröffentlichen sogar aus- Der Bayerische Rundfunk veröffentlichte anläss- drücklich ein Ziel von Null Frauen im Vorstand. An lich des Internationalen Frauentages ein Interview der Besetzung von Vorstandsposten in den Unter- mit Dr. Andrea Löther, stellv. Leiterin des CEWS. nehmen sind zurzeit fast ausschließlich Männer (s.a. Rubrik 1, Neues aus dem CEWS) beteiligt, weibliche Aufsichtsratsmitglieder sind in dem Prozess weitgehend ohne Wirkungsmacht. Das Gespräch führte Fabian Mader. Im aktuellen Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten Die Frauen in den Aufsichtsräten sind mit 30,2 belegen bayerische Universitäten die vorletzte Prozent weiterhin deutlich in der Minderheit. Sie Ranggruppe. sind zwar ebenso qualifiziert wie ihre männlichen Kollegen, jedoch im Durchschnitt fünf Jahre jünger Andrea Löther erläutert mögliche Gründe für die- und ganze zwei Jahre kürzer im Amt – und damit ses schlechte Abschneiden und äußert sich außer- noch weniger gut im Gremium etabliert. In den dem zu Ursachen der Unterrepräsentanz von Wis- für die Vorstandsbesetzungen zuständigen Aus- senschaftlerinnen im deutschen Hochschulsystem. schüssen sind Frauen bislang mit nur 16,8 Prozent vertreten, die Ausschussvorsitzenden sind fast aus- Hier geht es zum Podcast: schließlich Männer.

https://www.br.de/mediathek/podcast/das- campusmagazin/todeszelle-fuer-forscher- In der Regel ist der Aufsichtsratsvorsitzende auch hochschulrektorenkonferenz-fordert-freilassung-eines- der Vorsitzende des für die Vorstandsbesetzungen wissenschaftlers-im-iran/1525455 zuständigen Ausschusses und damit eine Schlüs- selfigur im Besetzungsprozess. Gemeinsam mit (ab Min. 5:00 bis Min. 10:00) dem Ausschuss, der in jedem 2. Fall nur aus Män- nern besteht, und in enger Abstimmung mit dem zu 97,5 Prozent männlichen Vorstandsvorsitzenden wählt er dabei bevorzugt jüngere Kopien von sich selbst: Im Ergebnis bestehen die Vorstände aus gut 91 Prozent Männern, die sich sehr ähnlich sind.

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Thomas, Michael und Stefan sind die jeweils häu- Zur Webseite der Stiftung geht es hier: figsten Namen in Aufsichtsrat und Vorstand, und http://www.allbright-stiftung.de/ es gibt mehr Aufsichtsratsvorsitzende, die Michael (10) heißen, als Aufsichtsratsvorsitzende, die Frauen Pressestimme: sind (9). Die von ihnen rekrutierten Vorstände sind Studie zur Gleichstellung Zielvorgabe „null dann einige Zeit später selbst mit der Rekrutierung Frauen“ neuer Vorstandsmitglieder befasst und setzen den Die Aufsichtsräte deutscher Unternehmen sind weiblicher Kreislauf fort: 19 Prozent der Aufsichtsratsvorsit- geworden. Dennoch berufen die Kontrollgremien kaum zenden in den 160 deutschen Börsenunternehmen Frauen in den Vorstand. Viele Aufsichtsräte formulieren waren zuvor Vorstand, 12 Prozent waren Vor- gar ausdrücklich das Ziel „null Frauen“. Ein Beitrag von standsvorsitzender im selben Unternehmen. Das Michaela Schießl auf spiegel.de. trägt zu einer großen Homogenität und Kontinui- https://www.spiegel.de/karriere/gleichstellung- tät im deutschen Top-Management bei und verzö- mehr-frauen-in-aufsichtsraeten-aber-nicht-in- gert dringend notwendige Erneuerungen. vorstaenden-a-1261563.html

„Wenn Aufsichtsräte keine Frauen für die Vor- stände rekrutieren und sich auch noch das aus- gesprochene Ziel „Null Frauen“ für den Vorstand stecken, kann man das nur als Aufsichtsratsver- (Em)Power Women: BCG Gen- sagen bezeichnen, als eine Entscheidung gegen der Diversity Index Deutsch- die Unternehmensinteressen“, kommentieren die Geschäftsführer der AllBright Stiftung. „Die Auf- land 2018 - Wo Chefetagen in sichtsratsvorsitzenden müssen zügig mehr Frauen Sachen Vielfalt stehen in die Besetzungsausschüsse berufen und der Aufsichtsrat muss vom Vorstand einfordern, dass Deutschlands Chefetagen sind immer noch ausge- genug Managerinnen unter der Vorstandsebene für sprochen männlich: In den 100 größten deutschen eine zukünftige Berufung in den Vorstand bereit- börsennotierten Unternehmen gibt es lediglich stehen. Die Investoren sollten das im Auge haben zwei weibliche CEOs sowie gerade einmal sieben und ihr Abstimmungsverhalten in den anstehen- Prozent weibliche Vorstandsmitglieder. In den Auf- den Hauptversammlungen daran ausrichten.“ sichtsräten dieser Unternehmen ist mittlerweile immerhin jedes dritte Mitglied eine Frau. Fünf Hier kann der Bericht als PDF heruntergeladen von 100 Aufsichtsratsgremien haben eine weib- werden. liche Vorsitzende. Das bedeutet: Der Frauenanteil an der Spitze der Unternehmen – Vorstände und http://www.allbright-stiftung.de/allbright-berichte Aufsichtsräte zusammengerechnet – liegt immer Quelle: PM - AllBright-Stiftung, 07.04.2019 noch bei niedrigen 19 Prozent. Man könnte sagen: Der Fortschritt hat in Deutschland Ladehemmung. http://www.allbright-stiftung.de/aktuelles/2019/4/7/ der-neue-allbright-bericht-ist-erschienen So zeigen es die Ergebnisse des vorliegenden BCG Gender Diversity Index 2018, die Boston Consul- Kontakt: [email protected]; ting Group in Kooperation mit der Technischen [email protected] Universität München vorlegt. Darin wird deut- lich: Die Diversity-Spitzenreiter des Jahres 2017 Die AllBright Stiftung ist eine gemeinnützige Stif- entwickeln sich weiterhin gut, in den restlichen tung mit Sitz in Stockholm und Berlin. Sie setzt Unternehmen lässt der Fortschritt in Richtung sich für mehr Frauen und Diversität in den Füh- Geschlechterparität allerdings zu wünschen übrig. rungspositionen der Wirtschaft ein. Gleiche Kar- rierechancen für Männer und Frauen und bessere Quelle: PM - BCG, 08.03.2019 Unternehmensresultate durch gemischte, moderne https://www.bcg.com/de-de/perspectives/215756 Führungsteams sind das Ziel.

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Bitte lesen Sie auch: Gleichstellungsbericht zum Aufsichtsräte: Die Quote greift Thema „Chancen von Frauen „Der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen ist gestiegen. Das ist der Geschlechterquote und Männern in der digita- zu verdanken. Allerdings müsste sie für viel mehr Firmen len Wirtschaft“: Kommission gelten. Die Frauenquote für Aufsichtsräte greift. Sie ist aber nur für sehr wenige Unternehmen verpflichtend. Und nimmt Arbeit auf sie sorgt nicht für einen grundsätzlichen Kulturwandel. „Die Mehrzahl der Unternehmen, die die Quote bereits erfüllen müssen, stellt nur so viele weibliche Aufsichts- Bundesfrauenministerin Dr. Franziska Giffey hat ratsmitglieder wie gesetzlich erforderlich“, erklärt Marion am 5. April 2019 die Sachverständigenkommission Weckes vom I.M.U. der Hans-Böckler-Stiftung.“ für den Dritten Gleichstellungsbericht der Bun- desregierung berufen. Das Gremium unter dem https://www.boeckler.de/118791_118802.htm Vorsitz von Frau Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok von der

Österreichs mächtigste Business-Frauen Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin wird sich mit dem Thema Digitalisierung befassen. Im „Österreich hat die Quote im Aufsichtsrat, spezielle Mittelpunkt steht die Frage, welche Maßnahmen Förderprogramme und extrem erfolgreiche Rolemodels. Und dennoch: In heimischen Topunternehmen gibt es fast erforderlich sind, damit Frauen und Männer in der keine Frauen in Führungspositionen. Eine exklusive Studie digitalen Wirtschaft die gleichen Chancen haben. der BCG zeigt, wo es in den 50 größten börsennotierten Unternehmen bei der Gleichstellung noch hapert.“ Ein Ministerin Giffey: „Digitalisierung verändert unsere Beitrag von Martina Bachler und Vanessa Voss in TREND Arbeitswelt, unsere Kommunikation, unser Zusam- Ausgabe 9/2019. menleben in Familie und Gesellschaft – von der https://www.trend.at/wirtschaft/business-frauen- DatingApp über den Pflegeroboter bis zum mobi- oesterreichs-10667532 len Arbeiten. Manche Berufe werden wegfallen, völlig neue werden hinzukommen. BCG und manager magazin ehren Siemens- Vorständin Janina Kugel als einflussreichste Frau Was bedeutet das für die Vereinbarkeit von Familie der Wirtschaft und Beruf? Welche Weichen müssen wir jetzt stel- „Die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) len, damit die Digitalisierung Frauen und Männern und das Wirtschaftsmagazin „manager magazin“ haben gleiche Chancen eröffnet? Antworten auf diese die einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft Fragen wird uns das Gutachten der Sachverstän- geehrt. Eine hochrangig besetzte Jury zeichnete am digen liefern. Bis zum Herbst 2020 erwarten wir Donnerstag bei einem Galaabend in Berlin die Preis- konkrete Handlungsempfehlungen.“ trägerinnen des Jahres 2018 aus. Janina Kugel, Chief Human Resources Officer und Mitglied des Vorstands von Siemens, wurde zur „Prima inter Pares 2018“ der 100 Das Gutachten der Sachverständigenkommission einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft gekürt. ist wichtiger Bestandteil des Dritten Gleichstel- Als vielfältigste unter den 100 größten börsennotierten lungsberichts, der im Frühjahr 2021 vorliegen soll. Unternehmen Deutschlands wurden der Konsumgüter- Neben dem Gutachten beinhaltet er auch eine hersteller Henkel als stärkster Konzern im Deutschen Stellungnahme der Bundesregierung. Die Sachver- Aktienindex (DAX) sowie das Kreditinstitut Aareal Bank ständigenkommission arbeitet ehrenamtlich und ausgezeichnet.“ unabhängig. Sie besteht aus elf Wissenschaftlerin- https://www.bcg.com/de-de/d/press/02april2019_PM_ nen und Wissenschaftlern, die sich in unterschied- TopFrauen-217541 lichen Fachbereichen (Wirtschaftswissenschaften, Jura, Informatik, Sozialwissenschaften) mit den wichtigsten Aspekten der Digitalisierung befassen.

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Quelle und weitere Informationen zum Gleichstel- der Vergangenheit oftmals maßgeblich bei der Ein- lungsbericht: PM - BMFSFJ, 05.04.2019 führung neuer Gesetze gewesen, so auch bei der Legalisierung von Cannabis oder der Einführung https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/presse/ pressemitteilungen/gleichstellungsbericht-zum- von Mindest­löhnen. Ein Grund für die negative thema--chancen-von-frauen-und-maennern-in-der- Reaktion der Aktienmärkte liege laut der Studie in digitalen-wirtschaft-/135212 der Befürchtung der Investoren, dass der Pool an https://www.gleichstellungsbericht.de/ qualifizierten Frauen nicht groß genug für alle vom Gesetz betroffenen Firmen sei. In der Tat zeigen die Statistiken, dass die neu berufenen weiblichen Aufsichtsratsmitglieder­ im Schnitt sechs Jahre jünger seien als ihre männlichen Pendants und vier Schaden Frauenquoten den Jahre weniger Industrieerfahrung vorweisen. „Eine Unternehmen? verbindliche Frauenquote ist zwar vorteilhaft für die frisch beförderten Unternehmerinnen, jedoch schlecht für Frauen insgesamt, solange diese nicht Als erster US-Bundesstaat­ führte Kalifornien im die gleiche Qualifikation und Erfahrung vorwei- Oktober 2018 eine verbindliche Frauenquote für die sen können“, fasst Niessen-Ruenzi zusammen. Um Führungsgremien­ aller dort angesiedelten Unter- die negativen ökonomischen Auswirkungen der nehmen ein. Das Ergebnis: Innerhalb von nur drei Frauenquote abzufedern, empfehlen die Studien­ Monaten erhöhte sich der Anteil von weiblichen autoren den Unternehmen, mehr in die berufliche Führungskräften­ um 0,5 Prozentpunkte. Gleich- Qualifizierung von Frauen zu investieren. Auch zeitig jedoch sank der Marktwert­ der betroffenen eine familien­freundliche Unternehmens­führung Unternehmen. Bis Dezember 2018 erlitt das durch- und gute Kinderbetreuung würden dabei helfen, schnittliche kalifornische Unternehmen einen Ver- Frauen den beruflichen Aufstieg zu erleichtern – lust von 60 Millionen US-Dollar im Markt­wert. Das und den Firmen, bessere Kandidatinnen für Spit- ist das Ergebnis einer bei Social Science Research zenpositionen zu rekrutieren. Network (SSRN) veröffentlicheten Studie der WB L- Professorin Alexandra Niessen-Ruenzi und ihrer Kontakt: Prof. Dr. Alexandra Niessen-Ruenzi, Lehr­ Kollegen: stuhl für Allgemeine Betriebs­wirtschaftslehre­ und Corporate Governance, Universität Mannheim, Tel. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_ id=3303798 0621 181-1595, E-Mail: niessen(at)uni-mannheim. de. „Dass die kurzfristige Reaktion der Aktienkurse betroffener Unternehmen auf eine Frauenquote Quelle: PM - Universität Mannheim, 09.04.2019 in Führungsgremien­ negativ ausfällt, haben wir https://www.uni-mannheim.de/newsroom/presse/ bereits in andern Ländern wie Norwegen und pressemitteilungen/2019/april/frauenquote/ Deutschland beobachtet“, erklärt Niessen-Ruenzi. Überraschend für sie sei aber die Größe des kali- fornischen Effekts. Möglicherweise befürchte- Bitte lesen Sie auch: ten die dort angesiedelten Unternehmer weitere Einschränkungen durch neue Gesetze, etwa zur Frauen an die Macht? Studie über Führungs- Gleichberechtigung oder zum Umweltschutz, so die strukturen in US-Unternehmen Finanzexpertin. Die Studie zeigt zudem, dass auch „Forscherinnen und Forscher der Universität Hamburg Aktienkurse von Firmen in anderen US-Bundes­ und vom University College Dublin haben den Anteil von staaten nachgelassen hätten, obwohl diese vom Frauen in Vorständen untersucht und darüber eine Studie neuen Gesetz nicht direkt betroffen seien. Vermut- verfasst. Ergebnis: Der Großteil der Unternehmen, nämlich mehr als 75 Prozent, beschäftigt 25 Prozent oder weniger lich erwarteten die Investoren die Einführung eines Frauen im Vorstand. Analysiert wurden die Führungsstruk- solchen Gesetzes auch über Kalifornien hinaus, so turen der S&P 500 Unternehmen aus dem Jahr 2018. Der eine mögliche Erklärung. Kalifornien sei bereits in Standard & Poor’s 500-Aktienindex umfasst die Aktien

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von 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen. Deutlich wurde, dass die Vorstände und dungsstufen hinweg – damals wie heute – häufig Aufsichtsräte nach wie vor überwiegend männlich besetzt weniger als die Hälfte der Einkommen der Männer sind: Knapp 20 Prozent der Unternehmen hatten weder zur Verfügung. Geringqualifizierte, insbesondere im Aufsichtsrat noch im Vorstand weibliche Mitglieder. Männer, gehören dagegen mit Blick auf verfüg- Studienautor Prof. Dr. Alexander Bassen von der Fakultät bare Einkommen und Beschäftigungsquoten zu für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Univer- den größten Verlierern. „Teilhabe und Aufstieg auf sität Hamburg: ‘Beim Vergleich von Aufsichtsräten und Vorständen beobachten wir, dass mehr als zwei Drittel dem Arbeitsmarkt sind zentrale Versprechen der der Unternehmen weniger Frauen im Vorstand als im Auf- Sozialen Marktwirtschaft. sichtsrat beschäftigen. Die Bemühungen, mehr Frauen in die Aufsichtsräte zu berufen, scheinen zumindest ansatz- Deshalb müssen Politik und Wirtschaft dort Hür- weise gefruchtet zu haben. Dies gilt allerdings nicht für den abbauen, wo einzelne Bevölkerungsgruppen die Vorstände.‘ “ strukturell benachteiligt werden“, kommentiert https://www.uni-hamburg.de/newsroom/presse/2019/ Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertels- pm10.html mann Stiftung, die Ergebnisse.

Bessere Bildung und mehr Arbeit: Frauen sichern immer öfter Familieneinkommen ab

Frauen auf dem deutschen Der Blick auf das Bildungsniveau und die Arbeits- Arbeitsmarkt: Aufholen, ohne marktbeteiligung zeigt für Frauen im historischen Verlauf einen klaren Aufwärtstrend: Zwischen 1970 einzuholen und 2013 ist der Anteil von Hochschulabsolventin- nen in Westdeutschland von zwei auf 17 Prozent Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt, das um das Achtfache gestiegen. Ebenso hat sich die ist auf den ersten Blick eine Erfolgsgeschichte: Zahl erwerbstätiger Frauen in den alten Bundes- Sie sind besser ausgebildet, arbeiten mehr und ländern zwischen 1973 und 2013 von rund sechs haben deutlich mehr Einkommen zur Verfügung auf zwölf Millionen verdoppelt. „Durch die gestie- als noch vor 40 Jahren. Dennoch sind sie häufi- gene Erwerbstätigkeit der Frauen war es möglich, ger überqualifiziert und hinken weiterhin der die Haushaltseinkommen gerade im Bereich der Einkommensentwicklung von Männern hinter- unteren Einkommen zu stabilisieren“, erläutert her. Das zeigt eine Langzeitstudie zum Struk- Manuela Barišić, Arbeitsmarktexpertin der Ber- turwandel auf dem deutschen Arbeitsmarkt. telsmann Stiftung, die Studienergebnisse. Zwar Wer gewinnt? Wer verliert? Diese Fragen stehen sind Männer in Paarhaushalten immer noch häu- im Mittelpunkt einer von der Bertelsmann Stif- fig die Haupteinkommensbezieher, jedoch tragen tung geförderten Langzeitstudie. Dafür hat ein Frauen zunehmend zum Haushaltseinkommen bei. Forscherteam um Prof. Dr. Timm Bönke von der Insbesondere Frauen prekär beschäftigter Männer Freien Universität Berlin die Auswirkungen des sind zu Zweitverdienerinnen geworden, um das Strukturwandels auf dem deutschen Arbeitsmarkt Familieneinkommen abzusichern. Konkret waren für verschiedene Bevölkerungsgruppen untersucht. im Jahr 2013 westdeutsche Frauen in Paarhaushal- Eines der zentralen Ergebnisse: Frauen gehören zu ten mit Kindern in der unteren Einkommenshälfte den Aufsteigern der letzten 40 Jahre. fast dreimal so häufig erwerbstätig wie noch 1973. Ihr durchschnittlich verfügbares Haushaltseinkom- Sie sind besser ausgebildet, arbeiten mehr, sichern men ist lediglich um die Hälfte gestiegen. zunehmend das Haushaltseinkommen ab und ver- fügen über deutlich höhere Einkommen als noch in Frauen arbeiten häufiger als Männer in Jobs, für den 1970er Jahren. Im Vergleich zu Männern zeigt die sie formal überqualifiziert sind: Knapp 61 Pro- sich jedoch: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit zent der Akademikerinnen in Ost und West arbei- und sind in Jobs tätig, für die sie formal überquali- teten 2012 in Jobs, für die sie formal überqualifi- fiziert sind. Darüber hinaus haben sie über alle Bil- ziert waren (1976, Westdeutschland: 71 Prozent).

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Dies traf im selben Jahr in den alten Bundesländern Seit den 1970er Jahren sind sie zunehmend stär- nur auf 42 Prozent und in den neuen auf 47 Pro- ker von Arbeitslosigkeit betroffen als Mittel- und zent der Männer zu. „Auch wenn im historischen Hochqualifizierte. Verlauf die Überqualifikation abgenommen hat, spiegelt sich der Bildungserfolg von Frauen immer Die gestiegenen Arbeitslosenraten spiegeln sich noch nicht in den von ihnen ausgeübten Tätigkei- auch in der Entwicklung der verfügbaren Einkom- ten wider“, sagt Barišić. Dazu kommt: Während men wider. Insbesondere geringqualifizierte Män- sich die Erwerbsbeteiligung von Frauen in West- ner in West und Ost mussten über die Zeit Einkom- deutschland von 1973 bis 2013 verdoppelt hat, ist mensverluste hinnehmen: Ein geringqualifizierter die Summe ihrer wöchentlich geleisteten Arbeits- westdeutscher Mann hatte 2013 ein Einkommen stunden um nur 50 Prozent gestiegen, da sie immer von 1.460 Euro zur Verfügung – 1976 waren es in noch häufiger in Teilzeit mit geringer Stundenzahl Preisen von 2015 rund 1.600 Euro. arbeiten. Bei den westdeutschen Männern blieb die Summe der Wochenarbeitsstunden im selben Zusatzinformationen: Zeitraum konstant, obwohl die Zahl der Erwerbs- Für die von der Bertelsmann Stiftung geförderte Studie tätigen von zwölf auf 14 Millionen gestiegen ist. „Wer gewinnt? Wer verliert? Die Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt seit den frühen Jahren der Die Unterschiede zwischen Frauen und Männern Bundesrepublik bis heute“ haben Prof. Dr. Timm Bönke, Astrid Harnack und Miriam Wetter von der Freien zeigen sich auch im verfügbaren Einkommen, das Universität (FU) Berlin untersucht, wer auf individueller Arbeits- und Kapitaleinkommen sowie Transfers und auf Haushaltsebene, differenziert nach Geschlecht beinhaltet und die Belastung durch Steuern und und Region, von den Entwicklungen der vergangenen 60 Abgaben widerspiegelt: Während Akademikerin- Jahre auf dem deutschen Arbeitsmarkt profitiert hat. nen 1976 in Westdeutschland ein Einkommen in Dabei betrachten sie neben dem Bildungsniveau und der Preisen von 2015 von rund 1.650 Euro zur Verfü- Erwerbsbeteiligung auch die Entwicklung von Tätigkeits- klassen nach bestimmten Qualifikationsanforderungen gung hatten, waren es bei Akademikern mit rund sowie die verfügbaren Einkommen, um Verlierer und 3.700 Euro gut doppelt so viel. Auch 2013 – knapp Gewinner zu identifizieren. Ein Schätzmodell ermöglicht es 40 Jahre später – hatten Akademiker in den alten darüber hinaus, die um die demographischen Entwicklun- Bundesländern mit rund 3.800 Euro im Vergleich gen bereinigten Einkommensentwicklungen darzustellen. zu Akademikerinnen (2.050 Euro) ein fast doppelt Als Datengrundlage dient dabei der Scientific Use File so hohes Einkommen zur Verfügung. Eine ähnliche des Mikrozensus, eine seit 1957 mit wenigen Ausnahmen jährlich durchgeführte repräsentative Befragung von Entwicklung lässt sich auch für gering- und mit- einem Prozent aller privaten Haushalte in Deutschland. telqualifizierte Arbeitnehmerinnen nachzeichnen. Die Jahre 2012 beziehungsweise 2013 bilden den aktu- „Damit hinken Frauen der Einkommensentwick- ellen Rand. Die Daten für Ostdeutschland sind ab 1991 lung rund 40 Jahre hinterher, da sie 2013 immer verfügbar. noch nicht das Niveau erreicht haben, das Männer in den 1970ern hatten“, fasst Barišić die Ergebnisse Kontakt zur Expertin: Manuela Barišić, Telefon: zusammen. 0 52 41 81 81-480, E-Mail: manuela.barisic@ber- telsmann-stiftung.de Bildung schützt vor Arbeitslosigkeit und Einkom- mensverlusten: Der historische Verlauf zeigt dar- Originalpublikation: über hinaus, dass ein höheres Qualifikationsniveau https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/ eine wichtige Schutzfunktion darstellt – über alle publikation/did/wer-gewinnt-wer-verliert-2/ Gruppen in Ost und West hinweg. „Mit den höchs- ten Arbeitslosenraten und Einkommensverlusten Quelle: PM - Bertelsmann Stiftung, 18.03.2019 über die Zeit gehören Geringqualifizierte zu den https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/ größten Verlierern der vergangenen Jahrzehnte“, aktuelle-meldungen/2019/maerz/frauen-auf-dem- so Barišić. deutschen-arbeitsmarkt-aufholen-ohne-einzuholen/

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Insgesamt lag der Frauenanteil in den Aufsichtsrä- Bitte lesen Sie auch: ten der 160 Unternehmen aus den Börsenindizes So werden Frauen bei der Bewerbung diskrimi- Dax, MDax und SDax im Jahr 2018 bei 30,4 Prozent niert – und damit höher als im Jahr zuvor (28 Prozent). „Noten, Alter, Sozialkompetenzen - offenbar unwichtig: 2005 waren es lediglich 10,2 Prozent. Einen Beitrag Wenn sich Frauen bewerben, werden sie systematisch dazu hat die sogenannte Geschlechterquote geleis- benachteiligt. Wissenschaftlerin Dorothea Kübler hat das tet, die seit 2016 gilt: Seitdem müssen 30 Prozent Vorgehen von Personalchefs untersucht.“ Ein Interview der Aufsichtsratsmandate von Frauen übernom- von Kristin Haug auf spiegel.de. men werden, allerdings nicht in allen Kapitalgesell- https://www.spiegel.de/karriere/bewerbung- schaften, sondern nur in jenen, die börsennotiert wie-personalverantwortliche-frauen- und zugleich paritätisch mitbestimmt sind. Das diskriminieren-a-1254489.html betrifft aktuell 107 Unternehmen, in deren Auf- sichtsräten der Frauenanteil im Durchschnitt 33,2 Prozent beträgt.

Von diesen 107 Firmen bleiben 22 noch unter Geschlechterquote wirkt in den der 30-Prozent-Quote. Bei einem Teil von ihnen Aufsichtsräten von 107 Unter- haben noch keine Neu- oder Nachwahlen des Kontrollgremiums stattgefunden, sie müssen also nehmen, aber kaum darüber demnächst nachziehen. Einige Unternehmen, bei hinaus denen schon gewählt wurde, haben von den Auf- und Abrundungsregelungen auf ganze Personen Neue Studie zu Frauen in Führungspositionen: Gebrauch gemacht. 85 Unternehmen weisen einen Geschlechterquote wirkt in den Aufsichtsräten von Frauenanteil entsprechend der Mindestquote auf. 107 Unternehmen, aber kaum darüber hinaus Aber gerade einmal 38 der 107 Unternehmen haben einen höheren Frauenanteil als gesetzlich Der Anteil von Frauen in den Aufsichtsräten bör- erforderlich (siehe auch die Übersicht mit den kon- sennotierter Unternehmen ist gestiegen. Das ist kreten Frauenquoten für alle 107 Unternehmen in der Geschlechterquote zu verdanken. Um brei- Abbildung 8 der Studie auf S. 13/14). In einem der ter zu wirken, müsste sie allerdings für viel mehr 107 Unternehmen sitzen gleich viele Frauen wie Unternehmen gelten als die lediglich 107, die der- Männer im Gremium. Ebenfalls in einem Unter- zeit unter das Gesetz fallen. Denn die Ausstrahlung nehmen gibt es mehr weibliche als männliche Auf- auf andere Firmen hält sich bislang in Grenzen, sichtsratsmitglieder. zeigt eine neue Studie des Instituts für Mitbe- stimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der In den Vorständen der quotengebundenen Unter- Hans-Böckler-Stiftung.* nehmen sind Frauen weiterhin wenig vertreten: Zu Beginn des Jahres 2019 waren 43 Vorstandsposten Die Frauenquote für Aufsichtsräte greift. Doch sie (9 Prozent) mit Frauen besetzt. In sieben Unter- sorgt nicht unmittelbar für einen nachhaltigen nehmen waren zwei Frauen im Vorstand. In zwei Schub in Richtung Gleichstellung bei Führungs- Unternehmen gab es weibliche Vorstandsvorsit- positionen. „Die Mehrzahl der Unternehmen, die zende. Da die Verträge von Vorständen in der Regel die Quote bereits erfüllen müssen, stellt nur so mehrjährige Laufzeiten haben, war nicht zu erwar- viele weibliche Aufsichtsratsmitglieder, wie unbe- ten, dass innerhalb kurzer Zeit viel mehr Frauen in dingt erforderlich“, erklärt Studienautorin Marion den Vorstand einziehen. Gleichwohl hätten die Weckes vom I.M.U. Eine Wirkung auf den Frauen- Unternehmen bereits weit vor der gesetzlichen anteil in den Vorständen sei zwar vorhanden, eine Verpflichtung Maßnahmen ergreifen müssen, um darüber hinaus gehende Strahlkraft, zum Beispiel mehr Frauen für Vorstandsposten zu qualifizieren, auf Unternehmen, die von der Quote nicht direkt so Weckes. erfasst werden, entfalte das Gesetz aber nicht.

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„Ein ‚kleines‘ Quotengesetz, das nur 107 Unter- nehmen verpflichtet, und zudem nur für den Neue Perspektiven im Auf- Aufsichtsrat gilt, produziert noch keinen Kultur- sichtsrat wandel“, lautet das Fazit der Expertin. Sie plädiert dafür, dass der Geltungsbereich des Gesetzes auf alle großen Kapitalgesellschaften im Sinne des Böckler Impuls: „Weibliche Aufsichtsratsmitglieder Handelsgesetzbuchs (ab 250 Beschäftigte) ausge- tun sich nicht nur durch Fachkompetenz hervor. dehnt wird, unabhängig davon, ob eine Kapital- Sie tragen auch zur Versachlichung von Diskussi- marktorientierung vorliegt. Damit würde erreicht, onen und zur Konfliktlösung bei.“ Seit drei Jahren so Weckes, dass nicht nur paritätisch mitbestimmte gilt die Quote: Für Aufsichtsräte börsennotierter börsennotierte Aktiengesellschaften, sondern Kapitalgesellschaften mit paritätischer Mitbestim- auch GmbHs mit gesetzlich vorgeschriebenem mung ist ein Frauenanteil von mindestens 30 Pro- Aufsichtsrat verpflichtet wären, ihren Beitrag zur zent gesetzlich vorgeschrieben. Auf die betroffe- Geschlechtergleichstellung zu leisten. Insgesamt nen Unternehmen dürfte sich diese Vorgabe laut würde die Quote dann in zirka 2250 Unternehmen einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten gelten. Geschlechtergerechtigkeit sei schließlich Studie positiv auswirken: Jasmin Joecks, Kerstin eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht an Pull und Katrin Scharfenkamp von der Universi- der Mitbestimmung im Aufsichtsrat festgemacht tät Tübingen haben untersucht, wie Aufsichtsräte werden kann, argumentiert die Ökonomin. die Rolle weiblicher Mitglieder wahrnehmen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Frauen in mehr- Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: Marion facher Hinsicht zu besseren Entscheidungen bei- Weckes, E-Mail: Marion-Weckes(at)boeckler(dot) tragen. de Originalpublikation: Jasmin Joecks, Kerstin Pull, Originalpublikation: Katrin Scharfenkamp: Perceived roles of women Marion Weckes: „Quötchen“ verschiebt nur directors on supervisory boards: Insights from die gläserne Decke und ist strahlungsarm. Die a qualitative study, German Journal of Human Geschlechterverteilung im Aufsichtsrat und Resource Management 1/2019 Vorstand 2019, Mitbestimmungsreport Nr. 48, März 2019. Lesen Sie mehr unter: Böckler Impuls Ausgabe Download: 03/2019.

https://www.boeckler.de/pdf/p_mbf_report_2019_48. pdf Quelle: https://www.boeckler.de/118602_118611.htm#

Quelle und weitere Informationen: PM - Hans- Böckler-Stiftung, 07.03.2019 https://www.boeckler.de/14_118815.htm Weniger Frauen als Männer unter den selbstständigen Höchstverdienenden

Der Anteil der weiblichen Selbstständigen, die in Vollerwerb (mindestens 40 Stunden pro Woche) über ein Nettoeinkommen von mehr als 3.200 Euro verfügen, lag in 2017 mit fast 25 % immer noch deutlich unter dem vergleichbaren Anteil der männlichen Selbstständigen (38 %).

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Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Auswer- zusätzliche Teilzeitbeschäftigung geschaffen tung des IfM Bonn auf Basis des Mikrozensus. haben, verzeichneten damit einen Anstieg von Frauen in männertypischen Engpassberufen um Im Vergleich zu 2010 (Frauen: 17,1 %, Männer 15,6 Prozent. Damit stieg der Fachkräftemangel in 29,2 %) ist bei beiden Geschlechtern der Anteil der diesen Berufen weniger stark an als in anderen. Selbstständigen, die in der höchsten Einkommens- klasse liegen, zwar gestiegen. Die Einkommenslü- Der Wettbewerb um Fachkräfte am Arbeitsmarkt cke zwischen den Geschlechtern reduzierte sich verstärkt sich zunehmend. Damit das Wachstum dadurch jedoch nicht. Im Gegenteil: Sie weitete der Unternehmen nicht ausgebremst wird, kommt sich noch aus. einer ausgefeilten Employer Branding-Strategie eine immer größere Bedeutung zu. Denn nur, wenn Eine Ursache der im Durchschnitt geringeren Ein- ausreichend qualifizierte Mitarbeitende an Bord kommen von weiblichen Selbstständigen liegt sind, kann der Unternehmenserfolg gesichert wer- darin, dass sie häufiger als ihre männlichen Pen- den. So werden Frauen für den Arbeitsmarkt immer dants im Dienstleistungsbereich tätig sind. In die- wichtiger. Bereits in den letzten Jahren konnten sem werden generell niedrigere Einkommen erzielt Unternehmen mit einer vermehrten Beschäfti- als im produzierenden Gewerbe. Dies gilt auch für gung von Frauen in einigen Berufen einer weite- die Gruppe der Spitzenverdiener. ren Verschlimmerung der Fachkräfteengpässe ent- gegnen. Zwischen 2013 und 2017 stieg der Anteil Bemerkenswert ist allerdings, dass weibliche von Frauen in männertypischen Engpassberufen Selbstständige in der Spitzenverdienergruppe öfter um 12,8 Prozent. In männertypischen Berufen, die einen Hochschulabschluss (46,5 %) und deutlich 2013 noch nicht von Fachkräfteengpässen betrof- häufiger eine Promotion (14,2 %) besitzen als die fen waren, fiel der Anstieg mit 5,1 Prozent hinge- männlichen Selbstständigen (Hochschulabschluss: gen weitaus geringer aus. 38,8 %; Promotion: 8,5 %). Generell entwickelte sich die Erwerbsbeteiligung Quelle: PM - Institut für Mittelstandsforschung von Frauen in den letzten Jahren positiv – inzwi- (IfM) Bonn, 08.03.2019 schen sind drei von vier Frauen erwerbstätig. Allein zwischen 2013 und 2017 ist die Zahl der sozial- https://www.ifm-bonn.org/home/newsdetail/?tx_ ifmstudies_newsdetail%5Bnews%5D=546&cHash=17c versicherungspflichtig beschäftigten Frauen um 052ffafd1390051bef5e581e32504 1,2 Millionen gestiegen. Die aktuelle Frauen-Fach- kräftestudie des KOFA belegt zudem, dass Berufe mit einem unterdurchschnittlichen Frauenanteil besonders häufig von Fachkräfteengpässen betrof- fen sind. Inzwischen zählen zwei Drittel aller män- Studie belegt: Flexible Arbeits- nertypischen Berufe zu den Engpassberufen. Die bedingungen ermöglichen Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass Frauen dann eher in männertypische Berufe einsteigen, Frauen den Schritt in Männer- wenn es in diesem Berufszweig flexible Arbeitszeit- berufe angebote gibt. Ein weiterer Grund für den Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit liegt in der zunehmend Die aktuelle Frauen-Fachkräftestudie des Kom- besseren Infrastruktur bei der Kinderbetreuung petenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) am und Pflege von Angehörigen. Institut der deutschen Wirtschaft (IW) belegt: Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist in den letzten „Unternehmen, die für Frauen attraktive Arbeits- Jahren kontinuierlich gewachsen. Allein zwischen bedingungen schaffen und diese auch gezielt 2013 und 2017 stieg die Zahl der sozialversiche- kommunizieren, werden langfristig im Wettbewerb rungspflichtig beschäftigten Frauen um 1,2 Mil- um die besten Fachkräfte die Nase vorn haben. lionen. Unternehmen, die in den letzten Jahren Dies belegen auch unsere Ergebnisse“, sagt KOFA-

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Expertin Dr. Regina Flake. So stieg der Frauenan- Farbe Rot. Sie steht für die roten Zahlen in den teil in männertypischen Engpassberufen, in denen Geldbörsen von Frauen und findet sich auf roten zusätzlich zur bestehenden Vollzeitbeschäftigung Fahnen, Schals, Taschen und Schirmen wieder. weitere Teilzeitbeschäftigung geschaffen wurde, zwischen 2013 und 2017 sogar um 15,6 Prozent, Der Equal Pay Day markiert symbolisch den Tag, und damit deutlich stärker als im Durchschnitt an. bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt Über das KOFA: Das Projekt KOFA (Kompetenzzen- werden. Laut Statistischem Bundesamt beträgt trum Fachkräftesicherung) am Institut der deut- der geschlechtsspezifische Entgeltunterschied in schen Wirtschaft startete im Mai 2011 und wird Deutschland aktuell 21 Prozent. Umgerechnet durch das Bundesministerium für Wirtschaft und ergeben sich daraus 77 Tage (21 Prozent von 365 Energie (BMWi) gefördert. Der Fokus des Projektes Tagen) – damit fällt der Equal Pay Day auf den 18. liegt in der Unterstützung von kleinen und mitt- März. Der Equal Pay Day wurde 2008 auf Initia- leren Unternehmen (KMU) bei der Fachkräftesi- tive des Business and Professional Women (BPW) cherung und der Gestaltung ihrer Personalarbeit. e.V. erstmals in Deutschland durchge- Das KOFA bietet auf seiner Homepage http://www. führt und wird seitdem vom Bundesministerium kofa.de konkrete Handlungsempfehlungen und für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finan- Praxisbeispiele. ziell gefördert. Entstanden ist der Tag für glei- che Bezahlung in den USA. Die amerikanischen Originalpublikation: Business and Professional Women schufen 1988 mit der Red Purse Campaign ein Sinnbild für die https://www.kofa.de/service/publikationen/detailseite/ news/kofa-kompakt-2019-wie-unternehmen- roten Zahlen in den Geldbörsen der Frauen. Diesen beschaeftigungspotenziale-von-frauen-noch-besser- Gedanken griff der BPW Germany auf, sodass die nutzen-koennen roten Taschen bundesweit zum Symbol des Equal Pay Day wurden. Quelle: PM - Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V., (idw) 08.03.2019 Weitere Informationen, Pressebilder und Videos unter: http://www.equalpayday.de https://news.idw-online.de/2019/03/08/studie-belegt- flexible-arbeitsbedingungen-ermoeglichen-frauen- den-schritt-in-maennerberufe/ Quelle und weitere Informationen: PM - BPW Ger- many e.V., 11.03.2019

https://www.equalpayday.de/fileadmin/public/ dokumente/Pressemitteilungen/20190311_EPD_PM_ Wertsache_Arbeit_In_7_Tagen_ist_Equal_Pay_Day.pdf Equal Pay Day 2019 Equal Pay Day Journal 2019 Am 18. März 2019 fand der Equal Pay Day statt. Der Aktionstag markiert symbolisch die https://issuu.com/bpw-germany/docs/epd_ geschlechtsspezifische Lohnlücke. Nach Zahlen des journal_2019 Statistischen Bundesamtes beträgt diese erneut 21 Prozent und liegt damit über dem europäischen Durchschnitt von 16 Prozent. Seit dem ersten Equal Regionale Auswertung von Lohnspiegel.de zum Pay Day 2008 hat sie sich nur um 2 Prozentpunkte Equal Pay Day 2019 verringert. Mit vielfältigen Aktionen im gesamten Bundesgebiet wurde auch in diesem Jahr unter Die geschlechtsspezifischen Unterschiede beim dem Motto WERTSACHE Arbeit auf die ungleiche Entgelt variieren auch innerhalb Deutschlands Bezahlung von Männern und Frauen aufmerksam stark. Besonders groß ist der Gehaltsrückstand gemacht: bei Filmvorführungen, Diskussionsrun- von Frauen gegenüber Männern in Süddeutsch- den oder Straßenaktionen. Immer im Gepäck: die land, während die ostdeutschen Bundesländer

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der Entgeltgleichheit im deutschen wie europäischen auf deutlich geringere Entgeltunterschiede kom- Recht verankert ist - bislang ein Prinzip ohne Praxis. men. So verdienen Frauen in Baden-Württemberg „Die Durchsetzungsschwäche ist so eklatant, dass der durchschnittlich 22,7 Prozent weniger als Männer, sogenannte Gender Pay Gap sich über Jahrzehnte hinweg während der Abstand in Brandenburg „nur“ 14,9 kaum verringert hat. Es fehlt an Transparenz, durch- Prozent beträgt. Für Gesamtdeutschland beträgt setzungsstarken sozialen Akteur*innen und dem Willen der Gender Pay Gap unverändert 21 Prozent. Das der Verantwortlichen, Diskriminierungen zu beseitigen. Die gravierenden gesetzlichen Mängel müssen endlich ergibt eine aktuelle Auswertung des Online-Portals behoben werden.“, sagt Maria Wersig, Präsidentin des Lohnspiegel.de der Hans-Böckler-Stiftung zum Deutschen Juristinnenbunds e.V. (djb).“ Equal Pay Day am 18. März auf Basis der Anga- ben von über 300.000 Beschäftigten. Die Daten des Quelle: PM - djb, 18.03.2019 Portals Lohnspiegel.de beruhen auf einer kontinu- ierlichen Online-Umfrage unter Erwerbstätigen https://www.djb.de/verein/Kom-u-AS/K1/pm19-11/ in Deutschland. Für die Analyse wurden 309.000 Datensätze berücksichtigt. Die Umfrage ist nicht- Dingler, Sarah C.; Kröber, Corinna: Warum sich repräsentativ, erlaubt aber aufgrund der hohen der Gender Gap durch den Reißverschluss nicht Fallzahlen detaillierte Einblicke in die tatsächlich schließen lässt. Eine Analyse der Repräsentation gezahlten Entgelte. Für Bremen und das Saarland von Frauen im österreichischen Nationalrat lässt sich aufgrund vergleichsweise kleiner Fallzah- JBZ Arbeitspapiere Nr. 46 len kein getrennter Gender Pay Gap ausweisen. Der ISBN 978-3-902876-35-5 Lohnspiegel ist ein nicht-kommerzielles Angebot der Hans-Böckler-Stiftung mit dem Beschäftigte Einleitung: “ Die gleichberechtigte Teilhabe aller am poli- unter https://www.lohnspiegel.de/html/gehaltscheck. tischen Prozess ist grundlegende Voraussetzung für eine php ihr eigenes Gehalt mit den üblichen Gehältern funktionierende Demokratie. Obwohl die Hälfte der Wahl- in 430 Berufen vergleichen können. berechtigten weiblich ist und die Geschlechter de jure gleiche Rechte besitzen, sind demokratische Institutionen nach wie vor männlich dominiert. Seit der Wahl 2017 sind Quelle und weitere Informationen: lediglich etwas mehr als ein Drittel der österreichischen Abgeordneten weiblich. Der Nationalrat verfehlt damit https://www.boeckler.de/pdf/pm_wsi_2019_03_14.pdf das Ziel Geschlechterparität deutlich. Zudem stieg der Anteil weiblicher Abgeordneter in den letzten 15 Tools, Materialien und Pressestimmen: Jahren kaum an. “ Gleichbehandlungs-Check und Entgeltgleich- https://jungk-bibliothek.org/wp-content/ heits-Check der Antidiskriminierungsstelle des uploads/2018/09/AP46_Dingler_Kroeber_final.pdf Bundes

„Frauen in Deutschland sind in Führungspositionen nach Wenn unfaire Bezahlung frustet wie vor unterrepräsentiert und verdienen weniger als Männer. Erfolge bei der Gleichstellung sind nicht nur Ein Beitrag von Larissa Holzki und Henrike Roßbach, Berlin wichtig für eine gute Personalpolitik. Kundinnen und auf sueddeutsche.de Kunden sowie Investoren legen immer mehr Wert auf Unternehmen, die diskriminierungsfrei und verantwort- https://www.sueddeutsche.de/karriere/equal-pay-day- lich handeln. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes unfaire-bezahlung-1.4371225 hat gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen Instrumente entwickelt, mit denen Unternehmen ihre Gleichbehand- „Können wir uns mal meine Gehaltsentwicklung lungsstandards überprüfen können.“ anschauen?“ „Männer fragen öfter nach einer Gehaltsanpassung als https://www.gb-check.de/gb-check/DE/Weichenseite/ Frauen. Zwei Mitarbeiter machen den gleichen Job. Einer weiche_node.html verdient mehr. Der Ex-Personalchef Matthias Malessa

erklärt zum Equal-Pay-Day, warum er das offenlegen Equal Pay: Ein Prinzip ohne Praxis! Juristinnen- würde.“ Interview von Larissa Holzki auf sueddeutsche.de bund fordert effektives Gesetz „Frauen verdienen in Deutschland noch immer 21 Prozent https://www.sueddeutsche.de/karriere/gehalt- weniger als Männer. Und das obwohl der Grundsatz gehaltsverhandlung-equal-pay-day-1.4370536

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Geld her! Lohntransparenzgesetz: Faire Bezahlung muss „Frauen verdienen 21 Prozent weniger als Männer - Firmensache sein allerdings berücksichtigt dieser allgemeine Gender Pay „Das neue Lohntransparenzgesetz zeigt kaum Wirkung. Gap weder Qualifikationen noch Tätigkeiten. Trotzdem Es ist zu umständlich und Arbeitnehmerinnen fürchten beschreibt er einen gesellschaftlichen Skandal.“ Ein Kom- Nachteile. Wir sollten uns ein Beispiel an Island nehmen.“ mentar von Anne Seith auf spiegel.de Ein Kommentar von Luisa Jacobs auf zeit.de

https://www.spiegel.de/karriere/equal-pay- https://www.zeit.de/arbeit/2018-03/ day-geld-her-gender-pay-gap-schliessen- lohntransparenzgesetz-equal-pay-day-gehalt- kommentar-a-1258227.html kollegen-verantwortung-unternehmen

„Die Frauen haben aufgeholt, ohne die Männer einzuholen“ „Frauen gehören mittlerweile zu den großen Gewinnern auf dem Arbeitsmarkt, wie eine Bertelsmann-Studie zeigt. Frauen in der Rechtswissen- Trotzdem liegen Männer beim Gehalt weit vorn. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe.“ Ein Beitrag von Markus schaft Dettmer auf spiegel.de

https://www.spiegel.de/karriere/arbeitsmarkt-frauen- verdienen-mehr-aber-noch-nicht-genug-a-1258020. html

Ungleiche Bezahlung? Und tschüss! Deutscher Juristinnenbund: „Ein Arbeitgeber bezahlt Männer und Frauen unter- schiedlich? Vor allem für jüngere Angestellte wäre das ein „Bundesrichterwahlausschuss Grund für eine Kündigung, wie eine neue Studie zeigt.“ Ein 2019: Chance vertan“ Beitrag auf spiegel.de

https://www.spiegel.de/karriere/gender-pay-gap- „Es wäre schön gewesen, wenn der Bundesrichter- angestellte-in-deutschland-tolerieren-ungleiche- wahlausschuss das Jahr 100 nach der Einführung bezahlung-a-1257848.html des Frauenwahlrechts genutzt hätte, zur Hälfte Frauen auf die freien Stellen an den Bundesgerich- Darum ist der Equal Pay Day so wichtig – obwohl ten zu berufen“, kommentierte die Präsidentin des er es nicht mehr sein sollte Deutschen Juristinnenbundes e.V. (djb) Prof. Dr. „Equal Pay Day bedeutet: Bis zu diesem Tag im Jahr haben Frauen quasi umsonst gearbeitet. Und immer noch gibt Maria Wersig die am 14. März 2019 stattgefun- es Leute, die sagen „stimmt nicht“. Hier ist eine dringend dene Wahl von acht Richterinnen und 14 Richtern nötige Erklärung für die, die es nicht ganz verstanden auf die 22 zu besetzenden Stellen an drei obersten haben.“ Ein Beitrag von Jessica Wagener auf zeit.de Gerichtshöfen des Bundes.

https://ze.tt/darum-ist-der-equal-pay-day-so-wichtig- Sie kritisierte: „Mit einem Frauenanteil von nur 36 obwohl-er-es-nicht-mehr-sein-sollte/ Prozent als Ergebnis der diesjährigen Wahl wird der geringe Anteil von Frauen an den Bundesge- Gehaltsunterschiede: Eine nicht erklärbare Lücke richten, der bei den drei betroffenen Gerichten bei bleibt „Frauen bekommen im Schnitt 21 Prozent weniger Lohn wenig mehr als 30 Prozent liegt, weiter zementiert. als Männer, stellt das Statistische Bundesamt fest. Doch Bedenkt man, dass in den Eingangsinstanzen der an dieser Zahl gibt es viel Kritik.“ Eine Analyse von Tina Justiz teilweise mehr als 50 Prozent Frauenarbei- Groll auf zeit.de ten, kann das gestrige Wahlergebnis auch in die- sem Jahr nichtüberzeugen.“ https://www.zeit.de/wirtschaft/2019-03/ gehaltsunterschiede-gender-pay-gap- gleichberechtigung-frauen-maenner Nicht nachvollziehbar ist dabei insbesondere, dass für die 18 Stellen am Bundesgerichtshof nur sie-

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ben Frauen gewählt wurden. Dies, obwohl die end- Der djb will - losgelöst von Klischees und Vorurtei- gültige Vorschlagsliste einen nahezu ausgegliche- len - über Verbesserungen diskutieren und zielori- nen Frauen- und Männeranteil ausgewiesen hatte. entiert Wege finden, Frauen bei ihrer Tätigkeit im Unter den drei für das Bundesverwaltungsgericht Bereich des Wirtschafts- und Steuerstrafrechts auf Gewählten befindet sich nur eine Frau und für die allen Ebenen zu unterstützen und besser zu ver- eine Stelle des Bundesfinanzhofes musste ohne- netzen, um Synergien zu schaffen. Dies gilt sowohl hin ein Mann gewählt werden, nachdem Frauen für den Bereich der freien Wirtschaft als auch für gar nicht erst vorgeschlagen worden waren. Bun- die Justiz. Selbstverständlich freut sich der djb dessozialgericht und Bundesarbeitsgericht sind in auch über jede Unterstützung von den männlichen diesem Jahr nicht betroffen, da keine Stellen zur Kollegen, die diese Ziele teilen. Besetzung frei waren. „Die Gründung dieses neuen Netzwerkes zeigt ein- Quelle: PM - djb, 15.03.2019 mal mehr, in welcher Bandbreite verschiedenste Themen, Interessen und Berufsbilder im djb vertre- https://www.djb.de/verein/Kom-u-AS/K5/pm19-10/ ten sind und ihn bereichern. Der djb lebt von dieser fachlichen und personellen Vielfalt“, freut sich djb- Präsidentin Prof. Dr. Maria Wersig.

Neues Netzwerk im Deutschen Weitere Informationen unter: Juristinnenbund e.V.: Juristin- https://juwist.org/ und auf der Webseite des djb, nen Wirtschafts- und Steuer- https://www.djb.de strafrecht (JuWiSt) „Wir laden interessierte Kolleginnen mit einem Arbeitsschwerpunkt im Wirtschafts- und Steuer- Der Deutsche Juristinnenbund e.V. (djb) gibt eine strafrecht ein, Mitglied im Netzwerk zu werden Neugründung innerhalb seiner Netzwerke und und in den Austausch zu treten. Sowohl die virtu- Projekte bekannt: Neu hinzugekommen ist das elle Vernetzung, als auch der persönliche Kontakt Netzwerk für Frauen im Bereich des Wirtschafts- und fachliche Austausch wird zu den Angeboten und Steuerstrafrechts. Mitglied werden kann jede des neuen Netzwerkes zählen. Eine Auftaktveran- Kollegin, die im Bereich des Wirtschafts- und Steu- staltung des Netzwerks ist für den Herbst dieses erstrafrechts tätig ist Jahres (am 11. Oktober 2019, FGS Bonn) geplant. Wir freuen uns auf Sie!“ (Anwaltschaft, Justiz, Unternehmen, Steuerbera- tung u. a.). Die Initiatorinnen und Ansprechpartnerinnen für das Netzwerk sind: Ana-Christina Vizcaino Diaz, Das Netzwerk versteht sich als: Dr. Beatrix Perkams und Dr. Anja Stürzl, LL.M.

●● offenes Netzwerk, das den Diskurs zu frau- Informationen zur Mitgliedschaft im Deutschen enspezifischen und fachlichen Themen im Juristinnenbund e.V. finden Sie hier: Bereich des Wirtschafts- und Steuerstrafrechts https://www.djb.de/mitgliederbereich/mitgliedwerden2 fördert; Quelle: PM - djb, 23.04.2019 ●● ein Netzwerk, das sich für gleichberechtigte https://www.djb.de/st-pm/pm/pm19-14/ Teilhabe von Frauen und Männern am Wirt- schaftsleben einsetzt.

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Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) durchfüh- Frauen in der Medizin ren, ein Zeichen setzen“, so Christoph Radbruch, Vorsitzender des DEKV.

Lesen Sie weitere Stellungnahmen und Forde- rungen für eine qualifizierte partnerschaftliche Ausbildung an Krankenhäusern und Hochschulen Hebammenreformgesetz unter: PM - Evangelische Hochschule Berlin (EHB), sichert enge Verzahnung von 10.04.2019 Wissenschaft und Praxis https://www.eh-berlin.de/presse/pressemeldungen/ pressemeldungen-2019.html

Gesellschaftlicher Wandel verändert die Ansprüche an Hebammen. Forderungen für eine qualifizierte partnerschaftliche Ausbildung an Krankenhäusern und Hochschulen. Organisatoren wollen Hebam- Erste Frau als Generalsekretärin menqualifizierung gemeinsam effektiv gestalten. an der Spitze der DGGG

Hebammen müssen in Deutschland ab dem Jahr 2021 ein duales Studium absolvieren. So sieht es Ilse Fragale wurde als erste Frau zur Generalsekre- der Referentenentwurf zur Reform der Hebam- tärin der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie menausbildung vor, der eine Richtlinie der Europä- und Geburtshilfe e. V. (DGGG) gewählt. Der Vor- ischen Union aus dem Jahr 2005 und 2013 umsetzt. stand der DGGG besiegelt mit der Ernennung von Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband Frau Fragale an die Spitze der wissenschaftlichen e. V. (DEKV) lobte beim Parlamentarischen Früh- Fachgesellschaft die langjährige, vertrauensvolle stück „Hebammenausbildung – quo vadis?“ am Zusammenarbeit. Als wissenschaftliche Fachge- 10. April 2019 die enge Verzahnung von wissen- sellschaft verfolgt die DGGG die Förderung der schaftlicher Lehre und praktischer Studienphase Frauengesundheit im Allgemeinen und der Gynä- im Krankenhaus. „Der Beruf der Hebamme hat sich kologie und Geburtshilfe im Besonderen. Damit gewandelt. Heute erfordert er eine umfassende ist prioritär die Förderung der Wissenschaft und wissenschaftliche Ausbildung. Im Mittelpunkt Bildung auf diesem Gebiet verbunden, mit dem steht aber nach wie vor die praktische Arbeit mit Ziel, die gemeinsame Arbeit zu ermöglichen, zu den werdenden Eltern und ihren Kindern. Dar- vertiefen und den Austausch von Ideen zu ver- auf bereitet die Ausbildung im Krankenhaus vor, wirklichen. In der DGGG Pressemitteilung heißt die eng mit der wissenschaftlichen Qualifizierung es: „Als erste Generalsekretärin an der Spitze der verzahnt sein muss. Die dazu notwendige partner- DGGG ist Frau Fragale das beste Beispiel dafür, dass schaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Kran- weibliche Chefs häufig sogar erfolgreicher sind kenhaus als Ort der praktischen Ausbildung und als ihre männlichen Pendants. Für ihre Aufgabe, der Hochschule als Vermittler der wissenschaft- den Vorstand bei der Erfüllung seiner Anliegen zu lichen Erkenntnisse werden die evangelischen unterstützen und die Standpunkte der Gesellschaft Krankenhäuser aktiv mitgestalten. Dabei muss die nach außen zu vertreten, ist sie bestens gewapp- vielfältige Expertise der existierenden Hebammen- net, denn wie keine andere kennt sie die Ziele und schulen genutzt werden, um die Hochschulen dabei Positionen der DGGG und ihre Loyalität zur Gesell- zu unterstützen, die praktischen Anteile der neuen schaft steht immer an erster Stelle.“ Hebammenqualifizierung effektiv zu gestalten. Das ermöglicht die Übergangsfrist von zehn Jah- Quelle: PM - DGGG, 30.04.2019 ren. Dafür möchten wir mit dieser Veranstaltung, https://www.dggg.de/presse-news/pressemitteilungen/ die wir gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft mitteilung/erste-frau-als-generalsekretaerin-an-der- für Hebammenwissenschaft e. V. (DGHWi) und der spitze-der-dggg-1049/

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 31 03 gleichstellungspolitik

Diskrepanz bei gewünschter Kinderzahl Vereinbarkeit von Beruf und Die Kurzfassung: Es existiert tatsächlich eine Dis- Familie krepanz zwischen gewünschter und tatsächlicher Kinderzahl. So gaben die in den 1990ern befrag- ten, damals 20 bis 24 Jahre alten Frauen aus Öster- reich an, im Durchschnitt zwei Kinder zu wollen. Wie die Geburtenraten für diese Jahrgänge heute Kinderwunsch und Wirklichkeit zeigen, bekamen sie aber durchschnittlich nur 1,7. passen nicht zusammen Am größten ist der Unterschied bei österreichi- schen Akademikerinnen: Jene, die im Alter von 25 bis 29 Jahren befragt wurden, wünschten sich im Frauen in Europa haben weniger Kinder als sie sich Durchschnitt 1,8 Kinder. Bekommen haben Akade- eigentlich wünschen. In Österreich bleiben insbe- mikerinnen dieser Jahrgänge durchschnittlich aber sondere Akademikerinnen hinter ihren Vorstellun- nur 1,5. Bei den Frauen mit mittlerer (gewünscht: gen zurück. Dies zeigt eine neue Vergleichsstudie 1,9 / realisiert: 1,8) und niedriger formaler Aus- von Demographinnen der Österreichischen Akade- bildung (gewünscht: 2,0 / realisiert 1,8) ist dieser mie der Wissenschaften. Unterschied weniger stark ausgeprägt, aber den- noch vorhanden. Der „Fertility Gap“ bezeichnet die Lücke zwi- schen Kinderwunsch und tatsächlicher Kinder- Einen Unterschied zwischen Wunsch und Wirklich- zahl. Die Vermutung, dass der Kinderwunsch von keit gibt es auch bei der Kinderlosigkeit: So wollten Frauen höher liege als ihre Kinderzahl, wird oft in Österreich, Deutschland und der Schweiz rund als Argument für familienpolitische Maßnahmen fünf Prozent der befragten Frauen im Alter von 20 angeführt. Doch ist dem auch tatsächlich so? Die bis 24 Jahren kinderlos bleiben, tatsächlich ist die Demographinnen Eva Beaujouan und Caroline spätere Kinderlosigkeit mit rund 20 Prozent aber Berghammer wollten es für eine Studie des Ins- viermal so hoch. Auch in Mittel- und Osteuropa tituts für Demographie der Österreichischen Aka- – wo aktuell, wie in Ungarn, über „Babyprämien“ demie der Wissenschaften (ÖAW) genauer wissen: diskutiert wird – wollten ursprünglich rund fünf Sie haben den in früheren Umfragen angegebenen Prozent kinderlos bleiben (in Ungarn sogar nur ein Kinderwunsch und die tatsächlich erreichte Kin- Prozent), in der Realität bleiben aber zehn Prozent, derzahl von Tausenden Frauen in 19 Ländern Euro- also doppelt so viele, ohne eigenen Nachwuchs. pas sowie in den USA miteinander verglichen. Bei Akademikerinnen ist diese Lücke besonders Als Grundlage für die Studie wurden die Daten in Österreich sowie in der Schweiz, Deutschland, von insgesamt 12.574 Frauen herangezogen, die in Italien und Spanien am größten: Von den höher den 1990er Jahren im Alter von 20 bis 24 Jahren gebildeten 25- bis 29-jährigen Frauen gaben sowie von 25 bis 29 Jahren für die „Fertility and ebenfalls fünf Prozent an, keine Kinder zu wollen, Family Surveys“ der UN-Wirtschaftskommission tatsächlich bleiben aber 26 bis 30 Prozent im Lauf für Europa nach ihrem Kinderwunsch befragt wor- ihres Lebens kinderlos. In anderen europäischen den sind. In der aktuellen Studie haben Beaujouan, Ländern wie Norwegen, Belgien, Tschechien und die seit kurzem an der Wirtschaftsuniversität Wien Ungarn besteht hingegen kaum ein Bildungsge- forscht, und die ÖAW-Demographin Caroline Berg- fälle: Niedriger gebildete Frauen bleiben ähnlich hammer untersucht, wie sich die damals abgefrag- oft kinderlos wie Akademikerinnen. ten Zahlen zu den tatsächlichen Geburtenraten in den 20 untersuchten Ländern verhalten. Ihre Familienpolitische Maßnahmen: Am Gesamtbild Ergebnisse haben die Forscherinnen nun im Fach- ändere dies aber wenig, sagt Studien-Erstautorin journal „Population Research and Policy Review“ Eva Beaujouan: „Akademikerinnen bleiben weit- veröffentlicht aus häufiger hinter ihrem Kinderwunsch zurück

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 32 03 gleichstellungspolitik

als niedriger gebildete Frauen. Deswegen sollte Als Väter und Mütter werden im Mikrozensus Per- Familienpolitik bei ihnen ansetzen.“ Besonders sonen gezählt, die mit ihren Kindern im selben Maßnahmen, die eine Kombination von Karriere Haushalt wohnen. Die hier betrachtete realisierte und Kindern ermöglichen, seien wichtig, ergänzt Erwerbstätigkeit berücksichtigt nur Väter, die ihrer ÖAW-Demographin Caroline Berghammer: „Dazu Erwerbstätigkeit tatsächlich nachgehen und nicht zählen ein gut ausgebautes Kinderbetreuungssys- in Elternzeit sind. 0,5 % aller Väter zwischen 18 tem, einkommensabhängiges Kinderbetreuungs- und 64 Jahren befanden sich 2017 in Elternzeit. geld, wie es in Österreich bereits existiert, sowie eine höhere Flexibilität von Arbeitszeiten und Diese und weitere Ergebnisse finden sich im Fach- Arbeitsort.“ Maßnahmen der Vereinbarkeit sollten bericht „Lebenssituation von Männern – Ergeb- auch Männer berücksichtigen, zum Beispiel durch nisse des Mikrozensus 2017“. die arbeitsmarktpolitische Förderung der Väterbe- https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft- teiligung in der Familie, sind sich die Forscherinnen Umwelt/Bevoelkerung/Haushalte-Familien/ einig. Publikationen/Downloads-Haushalte/lebenssituation- maenner-5122204179004.html?nn=206104 Quelle: PM - Österreichische Akademie der Wis- senschaften, 28.03.2019 Quelle, Grafiken und weitere Informationen: PM - DESTATIS, 20.02.2019 https://www.oeaw.ac.at/detail/news/kinderwunsch- und-wirklichkeit-passen-nicht-zusammen/ https://www.destatis.de/DE/Presse/ Pressemitteilungen/2019/02/PD19_061_122.html

Väter arbeiten häufiger als Männer ohne Kinder Homeoffice und flexible Arbeitszeiten: Väter machen Väter sind auch häufiger in Vollzeit erwerbstätig als Männer ohne Kinder. Überstunden, Mütter auch – und kümmern sich zusätzlich 91 % der Väter im Alter zwischen 18 und 64 Jahren mehr um die Kinder gingen 2017 einer Erwerbstätigkeit nach. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach Ergebnis- sen des Mikrozensus weiter mitteilt, lag der Anteil Frauen und Männer mit Kindern nutzen flexible der erwerbstätigen Männer dieser Altersgruppe Arbeitsmodelle wie Gleitzeit, Vertrauensarbeits- ohne Kinder niedriger und betrug 77 %. Väter sind zeit und Homeoffice unterschiedlich: Während in allen Altersgruppen zwischen 18 und 64 Jahren die Väter sehr viel mehr Zeit in den Job stecken, häufiger erwerbstätig als Männer ohne Kinder. Für machen Mütter etwas mehr Überstunden, vor Mütter zwischen 18 und 64 Jahren lag die Erwerbs- allem nehmen sie sich aber deutlich mehr Zeit für tätigenquote bei 71 % und unterschied sich kaum die Kinderbetreuung. Damit hilft flexibles Arbeiten von der Quote der Frauen ohne Kinder (74 %). zwar bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, es kann zugleich aber auch die klassische Rollen- Väter arbeiten auch häufiger in Vollzeit: Der Anteil verteilung zwischen Frauen und Männern festigen erwerbstätiger Väter im Alter von 18 bis 64 Jahren, oder sogar verstärken. Dagegen helfen könnten die Vollzeit arbeiteten, lag 2017 bei 94 %. Bei den klarere Regelungen, etwa eine Zeiterfassung im Männern ohne Kinder waren es nur 88 %. Dagegen Homeoffice, und stärkere Anreize für Väter, sich gingen nur zwei Drittel der erwerbstätigen Frauen ausführlicher um ihre Kinder zu kümmern. Mehr ohne Kinder (67 %) einer Vollzeittätigkeit nach Freizeit haben weder Mütter noch Väter durch fle- und nur ein Drittel der Mütter (34 %). xible Arbeitszeiten.

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 33 03 gleichstellungspolitik

Das zeigt eine Studie von Dr. Yvonne Lott, Gender- haben Beschäftigte mit Kindern im Haushalt durch und Arbeitszeitforscherin am Wirtschafts- und flexible Arbeitszeiten generell nicht. Lotts Fazit Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans- ist eindeutig: „Einen Freizeitgewinn mit flexiblen Böckler-Stiftung. Arbeitsarrangements gibt es weder für Mütter noch für Väter.“ Wer nicht um Punkt sieben Uhr auf der Matte stehen muss, sondern seinen Arbeitsbeginn selbst Grundsätzlich führen flexible Modelle also bei bei- bestimmen kann, hat es leichter – wenn der Nach- den Geschlechtern im Schnitt zu längeren Arbeits- wuchs morgens zu lange trödelt, wird die verlorene zeiten im Job, zeigt Lott. Bei Männern sei dieser Zeit eben nachmittags aufgeholt. Noch flexibler Effekt deutlicher ausgeprägt als bei Frauen. Wobei können Beschäftigte die Arbeitszeit handhaben, Letztere gleichzeitig mehr Zeit für die Kinder auf- wenn sie von Zuhause arbeiten dürfen. Anhand wenden und so häufig doppelt belastet sind. Der von Daten des Sozio-oekonomischen Panels, einer Abstand bei den Zeiten, die Mütter und Väter ausführlichen Befragung, an der mehrere tausend jeweils mit Erwerbstätigkeit und mit Kinderbe- Haushalte teilnehmen, hat WSI-Wissenschaftlerin treuung verbringen, wächst mit der Flexibilität der Lott ermittelt, wie viel Zeit am Ende auf Erwerbs- Arbeit. Flexibles Arbeiten, das als wichtige Hilfe bei arbeit, Kinderbetreuung und andere Aktivitäten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gilt, hat entfällt. damit durchaus eine Schattenseite, warnt die For- scherin: Ohne bessere Leitplanken als es sie heute ●● Homeoffice: Mütter, die im Homeoffice arbei- in vielen Unternehmen gibt, kann es die traditio- ten, kommen demnach in der Woche auf drei nelle Rollenverteilung befördern. Um die Gleich- Stunden mehr Betreuungszeit für die Kinder als stellung zu fördern und die zeitliche Belastung Mütter, die nicht von Zuhause arbeiten können. von Eltern zu reduzieren, gäbe es der Forscherin Zugleich machen sie eine zusätzliche Über- zufolge eine Reihe politischer Maßnahmen: Die stunde im Job. Bei Vätern sieht es anders aus: Zahl der Partner-Monate beim Elterngeld könnte Sie machen im Homeoffice mehr Überstunden von zwei auf sechs erhöht werden, um Anreize für – wöchentlich zwei mehr als Väter ohne Heim- Väter zu schaffen, sich stärker in der Kinderbetreu- arbeit –, nehmen sich aber nicht mehr Zeit für ung zu arrangieren. Hinzukommen sollte ein Recht die Kinder. auf Familienarbeitszeit, das Männern die Teilzeit- arbeit schmackhaft macht. Da das Ehegattensplit- ●● Selbstbestimmte Arbeitszeiten: Noch mehr ting offensichtlich eine ungleiche Verteilung zwi- zusätzliche Überstunden, nämlich wöchentlich schen den Partnern fördert, sollte es abgeschafft vier, machen Väter, die völlig frei über ihre werden. Zudem hält Lott ein Recht auf Homeoffice Arbeitszeiten entscheiden können. Bezahlt wird für sinnvoll. davon nur ein relativ kleiner Teil, die sichtbare Präsenz dürfte sich aber positiv auf Karriere- Doch auch die Sozialpartner sind gefragt: Eine chancen auswirken, vermutet die Wissenschaft- „lebenslauforientierte Personalpolitik“ würde lerin. Um die Kinder kümmern sich Väter mit Beschäftigten in privat besonders belastenden derartiger „Vertrauensarbeitszeit“ hingegen Phasen mehr Luft verschaffen. Führungskräfte soll- sogar geringfügig weniger lang als Männer ten überkommene Rollenbilder und die Vorstellung mit Kindern und festen Arbeitszeiten. Haben infrage stellen, lange Präsenz im Betrieb sei gleich- Mütter selbstbestimmte Arbeitszeiten, widmen bedeutend mit hoher Motivation. Dafür könnten sie der Erwerbsarbeit wöchentlich eine knappe Unternehmen Schulungen anbieten. Schließlich Stunde mehr als Mütter mit festen Arbeitsstun- sollten klarere Regeln für Homeoffice und selbst- den. In die Zeit mit Kindern fließen bei ihnen bestimmte Arbeitszeiten geschaffen werden, um anderthalb Stunden zusätzlich. Selbstausbeutung zu verhindern, rät Lott. Da, wo völlig autonom oder zu Hause gearbeitet wird, Zusätzliche Erholungszeit, also etwa für mehr kann auch eine Zeiterfassung helfen, die Überstun- Schlaf, individuell gestaltete Freizeit oder Sport, den begrenzt. In Betrieben mit Betriebsrat könnten

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die Arbeitervertreter dazu Regeln aushandeln, die ten wie die auf Hilfe angewiesenen älteren Men- für alle gelten. schen ergeben. Die Arbeit entstand als Dissertation im hochschulübergreifenden Promotionszentrum Weitere Informationen: Soziale Arbeit und wurde an der Hochschule Fulda Yvonne Lott: Weniger Arbeit, mehr Freizeit? von Prof. Dr. Monika Alisch betreut. Ihre Kern- Wofür Mütter und Väter flexible Arbeitsarran- these: Die Unterstützung und Versorgung älterer gements nutzen (pdf). WSI Report Nr. 47, März Menschen in Form eines freiwilligen Engagements 2019. reproduziert geschlechterspezifische Ungleichhei- Kontakt: Dr. Yvonne Lott, WSI, Expertin für Gen- ten. der und Arbeitszeit Quelle: PM - Hans-Böckler-Stiftung, 05.03.2019 Derzeitige Organisation der Sorgearbeit geht zu Lasten von Frauen: Sorgende Tätigkeiten, so zeigt https://www.boeckler.de/117819_118715.htm die Autorin, sind noch immer weiblich konnotiert und werden vornehmlich von Frauen erbracht. Der Pressestimmen: Ruf nach freiwilligem Engagement zur Versorgung Väter nehmen sich nicht mehr Zeit für ihre Kin- und Unterstützung älterer Menschen gehe damit der, selbst wenn sie es können in erster Linie zu Lasten der Frauen. Häufig redu- Väter machen Überstunden, Mütter auch - doch die zierten Frauen ihre Erwerbsarbeit, zahlten dadurch kümmern sich auch noch um die Kinder. Eine Studie zeigt: geringere Rentenbeiträge, nähmen nicht nur Homeoffice und flexible Arbeitszeiten belasten Eltern. finanzielle Einbußen durch Teilzeitarbeit in Kauf, Und sie verstärken das Ungleichgewicht. Ein Beitrag von sondern langfristig gesehen auch geringere Ren- Swantje Unterberg auf spiegel.de. tenzahlungen. „Das fördert das Risiko der Altersar- https://www.spiegel.de/karriere/flexible- mut von Frauen“, argumentiert Yvonne Rubin und arbeitszeiten-und-homeoffice-belasten-eltern- erläutert: „Wer im Alter nur eine geringe Rente zusaetzlich-a-1255914.html erhält, ist am wahrscheinlichsten auf freiwilliges Engagement angewiesen – ob als Empfängerin von Homeoffice zementiert traditionelle Rollenbilder Hilfeleistungen, weil kein Geld für professionelle Beruf und Familie zu vereinbaren, wird für Millionen Deut- Unterstützungsleistungen vorhanden ist, oder als sche zur Herausforderung, seit Mütter arbeiten gehen. Ein freiwillig Engagierte, weil sogenannten Aufwands- Beitrag von Alexander Hagelüken auf sueddeutsche.de. entschädigungen für die freiwillige Tätigkeit als Zusatzeinkommen benötigt werden.“ Auch die Pro- https://www.sueddeutsche.de/karriere/homeoffice-job- arbeit-1.4353729 blematik, Erwerbsarbeit und sorgende Tätigkeiten miteinander zu verbinden, bleibe unter den derzei- tigen Voraussetzungen in erster Linie ein Problem der Frauen. Denn durch eine nahezu ausschließli- che Fokussierung auf Erwerbsarbeit stünden dafür Freiwillige Sorgearbeit repro- kaum ausreichende Zeitressourcen zur Verfügung. duziert geschlechterspezifische „Wer die derzeitige Organisation sorgender Tätig- keiten fördert, fördert auch geschlechtsspezifische Ungleichheiten Ungleichheiten“, bringt es die Fuldaer Sozialwis- senschaftlerin auf den Punkt. Die Lösung scheint auf den ersten Blick einfach: Um Sorgelücken zu schließen, rufen Politiker nach Quelle und weitere Informtionen: PM - Hochschule freiwillig Engagierten, die Aufgaben in der Sorge- Fulda, 25.03.2019 arbeit für ältere Menschen übernehmen. Yvonne https://www.hs-fulda.de/presse/meldungsdetails/ Rubin, Sozialwissenschaftlerin an der Hochschule news/freiwillige-sorgearbeit-reproduziert- Fulda, hat in einer empirischen Studie untersucht, geschlechterspezifische-ungleichheiten/detail/ was das für die Gleichstellung bedeutet und wel- News/?no_cache=1&cHash=4bcb2f3f688d63a4edd1f4 che Folgen sich daraus für die freiwillig Engagier- 79441c861d

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Vereinbarkeit von Promotion Frauen in MINT und Familie

Eine an der Humboldt-Universität zu Berlin ent- standene Broschüre mit dem Titel „Vereinbarkeit von Promotion und Familie“ deckt verschiedene Nationales MINT Forum emp- Themen und Bereiche rund um das Thema „Promo- fiehlt: „Hochschulen als MINT- tion und Familie“ ab und gibt - sowohl gebündelt als auch verständlich - Informationen. Akteure stärken“ Sie stellt die verschiedenen gängigen Finanzierungs- modelle während einer Promotion vor (Haushaltsstelle, Mit seiner jüngsten Empfehlung setzt sich das Drittmittelstelle, Stipendien sowie sonstige Finanzierungs- Nationale MINT Forum (NMF) dafür ein, die Hoch- möglichkeiten) und gibt für die jeweils verschiedenen schulen in ihrer Doppelrolle als MINT-Bildungs- finanziellen Rahmenbedingungen Informationen über Elternzeit, Elterngeld, Krankenversicherung usw. stätten und MINT-Innovationsmotoren zu stärken. In 20 Einzelempfehlungen wird benannt, wie man Sie gibt Hinweise zur Arbeitssicherheit für schwangere die Hochschulen als MINT-Akteure stärken und Doktorand*innen und praktische Tipps zur alltäglichen Vereinbarkeit. eine noch bessere Vernetzung mit den anderen Tei- len des Bildungs- und Innovationssystems ermög- Sie enthält eine Checkliste für Doktorand*innen für die lichen kann. Zeit der Schwangerschaft, Mutterschutz, Elterngeld und Elternzeit sowie einen Leitfaden für Vorgesetzte bzw. Promotionsbetreuer*innen. „Hochschulen sind ein wesentlicher Teil der MINT- Bildungskette und gleichzeitig zentraler Akteur im Sie deckt auch den Bereich der Pflege und andere Betreu- ungsvereinbarungen ab. deutschen Innovationssystem. In dieser besonde- ren Doppelfunktion­ könnten sie noch mehr leisten, Zusätzlich finden sich zwei Interviews mit wenn die nötigen Rahmenbedingungen­ geschaf- Doktorand*innen als Best Practice-Beispiele und eine umfangreiche Link- und Literaturliste. fen werden“, erklärt Prof. Dr. Klaus Semlinger die Motivation des NMF, eine Arbeitsgruppe mit der Die Broschüre wurde von den dezentralen Frauen- Erarbeitung von Empfehlungen unter seiner Lei- beauftragten der Humboldt Graduate School, Uta tung zu beauftragen. Semlinger ist Präsident der Caroline Sommer und Juliane Schiweck, initiiert Hochschule für Technik und Wirtschaft­ Berlin und und umgesetzt und im Juni 2018 vom Familien- vertritt die HAWtech HochschulAllianz für Ange­ büro der Humboldt-Universität als „Familien- wandte Wissenschaften­ im NMF; auch die anderen freundliches Projekt 2018“ Expertinnen und Experten der AG stammen aus den NMF-Mitgliedseinrichtungen. https://familienbuero.hu-berlin.de/de/familienbuero/ strategie-familienfreundlichkeit/wettbewerb- familienfreundliches-projekt/wettbewerb- Quelle und weitere Informationen: PM - NMF, familienfreundliches-projekt-2014 05.02.2019

https://www.nationalesmintforum. ausgezeichnet. de/presse/pressemitteilung/news/ nmfempfiehlthochschulenalsmint-akteurestrken/ Broschüre:

https://www.humboldt-graduate-school.de/de/ ueber-uns/frauenbeauftragte/vereinbarkeit-von- promotion-und-familie-humboldtgraduateschool- frauenbeauftragte.pdf https://humboldt-graduate-school.de/de/humboldt- graduate-school/frauenbeauftragte

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Hierzu werden unter anderem Interviews mit MINT-Strategien 4.0: OTH Studentinnen der Informatik sowie Elektro- und Regensburg geht Möglichkei- Informationstechnik an den HAWs durchgeführt.

ten zur Frauenförderung auf Auch die Frage, welche Einstellungen zur Frau- den Grund enförderung und welches Professionsverständnis bei den Lehrenden vorliegen, wird im weiteren Erste Ergebnisse aus dem Verbundvorhaben „MINT- Projektverlauf anhand eigener deutschlandweiter Strategien 4.0 – Strategien zur Gewinnung von Erhebungen untersucht. Dazu sollen Gruppendis- Frauen für MINT-Studiengänge an Hochschulen kussionen mit MINT-Lehrenden stattfinden sowie für angewandte Wissenschaften“ der OTH Regens- vertiefende ExpertInnen-Interviews geführt wer- burg mit der Hochschule München liegen vor. den.

Seit November 2017 arbeitet ein Team der Ostbay- Neben Prof. Dr. Rudolph, die das Projekt leitet, sind erischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH an der OTH Regensburg zwei wissenschaftliche Regensburg) unter Leitung von Prof. Dr. Clarissa Mitarbeiterinnen der Fakultät Angewandte Sozial- Rudolph gemeinsam mit Forscherinnen der Hoch- und Gesundheitswissenschaften beteiligt: Katha- schule München (HM) unter Prof. Dr. Elke Wolf rina Pöllmann-Heller und Nina Brötzmann. Seitens an dem aus Bundesmitteln geförderten Projekt der Hochschule München (HM) arbeiten Prof. Dr. „MINT-Strategien 4.0 – Strategien zur Gewinnung Elke Wolf von der Fakultät für Wirtschaftsingeni- von Frauen für MINT-Studiengänge an Hochschu- eurwesen sowie Hochschulfrauenbeauftragte der len für angewandte Wissenschaften“. 460000 Euro HM und ihre Mitarbeiterinnen Stefanie Brenning erhält die OTH Regensburg für ihren Teilbereich und Beatrix Ehrensperger in dem Verbundvorha- „Intersektionale und fachkulturelle Perspektiven“. ben. Das Münchner Teilvorhaben beschäftigt sich Zu dem Teilprojekt der OTH Regensburg liegen nun mit der Evaluation von MINT-Fördermaßnahmen erste Ergebnisse vor. für Schülerinnen und Studentinnen, um praxist- augliche Evaluationsempfehlungen zu erstellen. Im Um dem Mangel an Geschlechtergerechtigkeit an Verlauf des Projekts wurde bereits eine Evaluation deutschen Hochschulen entgegenzuwirken, wer- eines Mentoring-Programms für Studentinnen den nach wie vor Programme zur Unterstützung sowie eines Schülerinnenprojekts realisiert, zwei von Frauen in männerdominierten Studienfächern weitere folgen in den nächsten Monaten. an den Hochschulen für angewandte Wissenschaf- ten (HAWs) initiiert und durchgeführt. Diese Pro- Das Verbundvorhaben „MINT-Strategien 4.0 – gramme wurden nun vom Regensburger Team des Strategien zur Gewinnung von Frauen für MINT- Forschungsprojekts „MINT-Strategien 4.0“ umfas- Studiengänge an Hochschulen für angewandte send analysiert. Es zeigt sich, dass sie nur teilweise Wissenschaften“ wird aus Mitteln des Bundesmi- ihre Zielgruppen erreichen und deshalb eine Wei- nisteriums für Bildung und Forschung unter den terentwicklung sinnvoll erscheint. Die Ergebnisse Förderkennzeichen 01FP1714 und 01FP1715 geför- zu dem Teilprojekt der OTH Regensburg sind online dert. unter Quelle: PM - OTH-Regensburg, 18.02.2019 https://www.oth-regensburg.de/index.php?id=5443 https://www.oth-regensburg.de/hochschule/ einsehbar. aktuelles/einzelansicht/news/oth-regensburg-geht- moeglichkeiten-zur-frauenfoerderung-auf-den-grund. Das Forschungsteam untersucht deshalb in einem html weiteren Schritt, ob personenbezogene Förderpro- gramme vermehrt angenommen werden, wenn sie Frauen in ihren vielfältigen Lebenswirklichkeiten ansprechen.

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schungs- und Beratungsorganisation engagiert sie Mixed Leadership in MINT- sich seit mehr als zwanzig Jahren an der Schnitt- Branchen: Schlüssel für die stelle von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Ein besonderes Anliegen ist die Förderung weib- Erhöhung des Frauenanteils in licher Talente in den MINT-Berufen. Zusammen Führungspositionen mit der TU Berlin hat die EAF Berlin daher die Femtec.GmbH als Karriereplattform für Frauen in Der Dachverband der deutschen Führungskräfte- Ingenieur- und Naturwissenschaften gegründet. verbände ULA und die EAF Berlin mahnen anläss- lich der gemeinsamen Mixed Leadership-Konferenz Die ULA ist die Vereinigung der deutschen Füh- mehr Anstrengungen der Politik und Unternehmen rungskräfteverbände. Als Dachverband ist sie das an, den Frauenanteil in Führungspositionen zu politische Sprachrohr für 70.000 Führungskräfte erhöhen. in Deutschland. Sie vertritt deren Interessen in der Arbeits-, Steuer-, Sozial- und Bildungspolitik Frauen haben heute größtenteils sogar höhere und gegenüber Regierung und Parlament sowohl in bessere Bildungsabschlüsse als ihre männlichen Berlin als auch in Brüssel. Kollegen. Allerdings sind nach wie vor erhebliche Unterschiede bei der Studienfachwahl zu verzeich- Das ULA-Positionspapier als PDF-Dowload finden nen. „Es gilt, gezielt Frauen für die MINT-Studien- Sie hier: fächer, vor allem im ingenieurwissenschaftlichen https://www.ula.de/wp-content/uploads/2019/02/ULA- Bereich, zu gewinnen. Wir müssen die damit ver- Positionierung_Mixed-Leadership-in-MINT-Branchen. bundenen Einkommens- und Karriere-Potenziale pdf frühzeitig aufzeigen“, fordert die EAF Vorstands- vorsitzende Dr. Helga Lukoschat. Quellen:

https://www.eaf-berlin.de/ „Führungsverhalten ist in erster Linie eine Frage der Persönlichkeit und nicht eine Frage des Geschlech- https://www.ula.de/positionspapier-mehr-frauen-in- tes“, erklärt ULA-Präsident Dr. Roland Leroux. fuehrungspositionen/ „Hier sind die Unternehmen gefragt, auf ein aus- gewogenes Verhältnis von Männern und Frauen bei der Besetzung von Führungspositionen zu achten. Zahlreiche Studien zeigen, dass gemischte Einstieg mit MINT: Neue Teams in Unternehmen meistens produktiver und Runde der erfolgreichen Qua- erfolgreicher sind und damit den gesamten Erfolg des Unternehmens positiv beeinflussen.“ lifizierung für zugewanderte Ingenieur*innen Führungskräfte können innerhalb der Unterneh- men einiges verändern, dennoch sind nicht zuletzt Hochschule Kaiserslautern startet neue Runde die rechtlichen Rahmenbedingungen ausschlag- ihrer erfolgreichen Qualifizierung für zugewan- gebend. Dringend notwendig ist es, dass Arbeits- derte Ingenieur*innen. und Ruhezeiten sowie flexible Arbeitsmodelle im digitalen Wandel kontinuierlich auf den Prüfstand Zugewanderte, die in ihrer Heimat Maschinen kon- gestellt und Frauen und Männer für gleiche und struiert, Sensorsysteme konzipiert oder Software gleichwertige Tätigkeit im selben Tätigkeitsfeld programmiert haben, bringen gute Voraussetzun- gleich bezahlt werden („Equal Pay“). gen mit, um auch in Deutschland in ihren Beru- fen Arbeit zu finden. Fachkräfte aus den Bereichen Die EAF Berlin begleitet Organisationen in Verän- Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und derungsprozessen für eine vielfältige Führungs- Technik (MINT), sind im High-Tech-Land gefragt. und Unternehmenskultur. Als unabhängige For- Das Aus- und Weiterbildungsnetzwerk pro-mst

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an der Hochschule Kaiserslautern unterstützt sie dabei – in seinem Integrations- und Qualifizie- Evaluationsergebnisse zum rungszentrum für MINT-Berufe in Rheinland-Pfalz Girls’Day und Boys’Day veröf- (IQ-Z-MINT). fentlicht Für eine neue Runde der „Ingenieurwissenschaft- lichen abschlussorientierten Qualifizierung“ (IAQ) Für Mädchen und Jungen war es ein spannender im Rahmen dieses Programms können sich Inter- Einblick in für sie bislang ungewohnte Berufe, für essierte aus Rheinland-Pfalz ab sofort bewerben. die Unternehmen und Institutionen eine sehr gute Neben einer individuellen ingenieurwissenschaft- Möglichkeit, praxisnah den Nachwuchs zu fördern: lichen Anpassungsqualifizierung werden den Teil- Der Girls’Day und Boys’Day 2019 versammelte nehmenden fachsprachliche, interkulturelle und für einen Tag wieder Zehntausende Jugendliche, arbeitsmarktrelevante Kompetenzen vermittelt. Unternehmen und Institutionen unter dem Motto „Tschüss, Klischees!“. In Berlin wurden außerdem Die Weiterbildung startet am 15. August 2019 am die Ergebnisse einer der größten bundesweiten Campus Zweibrücken bereits zum fünften Mal. Gut Befragungen von Jugendlichen zur Berufs- und 90 Prozent der IAQ-Absolventinnen und -absol- Studienwahl veröffentlicht. venten haben den Berufseinstieg in Deutschland geschafft und arbeiten heute gemäß ihrer Qua- Die zum Aktionstag veröffentlichten Ergebnisse lifizierung als Maschinenbauingenieur*innen, der jüngst veröffentlichten Studie „Girls’Day und Informatiker*innen oder Physiker*innen. Boys’Day – klischeefreie Berufsorientierung, die wirkt!“ belegt: Mehr als jedes vierte Unternehmen Die Weiterbildung ist ein Teilprojekt des IQ Lan- bzw. jede vierte Institution mit Mehrfachbeteili- desnetzwerkes Rheinland-Pfalz und wird im Rah- gung am Girls’Day stellte später ehemalige Teilneh- men des Förderprogramms „Integration durch merinnen als Praktikantinnen oder Auszubildende Qualifizierung“ (IQ) finanziert. Für Teilnehmende ein. Bei den am Boys’Day aktiven Unternehmen und entstehen keine Kosten. Der Lebensunterhalt wird Institutionen lag der Anteil bei 17 Prozent. Nach weiterhin durch den jeweiligen Leistungsträger dem Girls’Day 2018 gaben außerdem 70 Prozent gesichert. der Mädchen an, Berufe kennengelernt zu haben, die sie wirklich interessierten. 41 Prozent der Schü- Bewerbungsschluss ist der 30. Mai 2019. Alle lerinnen waren durch den Erstkontakt im Betrieb Informationen und Unterlagen zur Bewerbung so nachhaltig beeindruckt, dass sie angaben, dort unter später gern ein Praktikum oder eine Ausbildung zu machen. 66,7 Prozent der Jungen, die am Boys’Day http://www.pro-mst-iaq.de Gesundheitsberufe in einem Krankenhaus kennen- Kontakt: Regina Vögel (Telefon: 0631/3724-5407, gelernt haben, fanden diese interessant. Eine spä- E-Mail: [email protected]). tere Berufswahl in diesem Sektor zogen 31,2 Pro- zent der Befragten in Erwägung. Quelle: PM - Hochschule Kaiserslautern, 26.02.2019 Evaluationsergebnisse: https://www.hs-kl.de/hochschule/aktuelles/news/ detailanzeige-news/news/einstieg-mit-mint-1/ https://www.girls-day.de/evaluationsergebnisse-2018 https://www.boys-day.de/evaluationsergebnisse-2018 Webseiten:

http://www.girls-day.de http://www.boys-day.de http://www.klischee-frei.de

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 39 03 gleichstellungspolitik

Quelle, vollständige Pressemitteilung mit weiteren sen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, die Informationen: PM - Kompetenzzentrum Technik- wenigsten Baden-Württemberg, das Saarland und Diversity-Chancengleichheit e.V., 28.03.2019 Brandenburg.

https://www.kompetenzz.de/Aktuelles/Tschuess- Klischees 8,4 Prozent der Erfinder mit ausländischen Wur- zeln sind Frauen

Bitte beachten Sie auch die neue Erfinder mit ausländischen Wurzeln sind deutlich Klischeefrei-Infothek: Große Wissenssammlung häufiger weiblich als ihre deutschen Pendants: zur Berufs- und Studienwahl jetzt online Jeder zwölfte Erfinder mit ausländischen Wurzeln „Praxisbeispiele, Arbeitsmaterialien, Fachartikel, Videos, ist weiblich, doppelt so viele wie bei den deutschen Studien und vieles mehr: Interessierte finden auf dem Erfindern. Die meisten ausländischen Patentan- Fachportal klischee-frei.de jetzt die größte Daten- melderinnen stammen aus asiatischen Ländern. bank Deutschlands zur Berufs- und Studienwahl ohne „Ohne Migration wäre der Frauenanteil deutlich Geschlechterklischees – die Klischeefrei-Infothek. Wo geringer“, sagt Studienautor und IW-Ökonom Oli- finde ich Best-Practice-Beispiele und Unterrichtsmaterial für eine klischeefreie Berufs- und Studienorientierung? ver Koppel. „Nur dadurch hat es in vergangenen Was sagen Statistiken zu geschlechtsspezifischen Unter- Jahren zumindest etwas mehr Erfinderinnen in schieden bei Ausbildung, Studium oder Arbeitsmarkt? Deutschland gegeben.“ Welche Fachartikel und Studien sind zu diesem Themen- feld veröffentlicht worden? „Antworten auf diese und Girls‘ Day zeigt bisher kaum Wirkung ähnliche Fragen gibt unsere neue Infothek.“

https://www.klischee-frei.de/de/klischeefrei_83589.php Hintergrund der Entwicklung: Die meisten Paten- tanmeldungen stammen aus dem MINT-Bereich, Quelle: PM - Kompetenzzentrum Technik-Diver- allerdings entscheiden sich nur wenige Frauen für sity-Chancengleichheit e.V., 12.04.2019 eine Karriere in naturwissenschaftlich-technischen Berufen. Diverse Initiativen und Kampagnen wie https://www.kompetenzz.de/Aktuelles/Klischeefrei- Infothek der Girls‘ Day konnten daran bisher kaum etwas ändern. Hinzu kommt: Im MINT-Bereich melden Ingenieurwissenschaftler, Informatiker und Physi- ker besonders oft Patente an, alles Berufe, in denen besonders wenige Frauen arbeiten. In der Biologie Frauen melden nur 4,4 Prozent ist der Frauenanteil zwar höher, allerdings kommt aller Patente an aus diesem Bereich nur ein kleiner Anteil aller Patente.

Seit 2001 soll der Girls‘ Day Mädchen für tech- IW-Trends nisch-naturwissenschaftliche Fächer begeistern. Koppel, Oliver; Röben, Enno; Wojda, Judith: Die Erfolge sind allerdings überschaubar, zeigt eine Der Beitrag weiblicher Erfinder zu deutschen neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Patentanmeldungen (IW): Immer noch entscheiden sich wenige Frauen für Studienfächer und Berufe, aus denen klassi- Download: scherweise Erfindungen undP atente hervorgehen. https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/ Entsprechend wenige Patente werden von Frauen Studien/IW-Trends/PDF/2019/IW-Trends_2019-01-06_ angemeldet. Weibliche_Erfinder.pdf

Im Jahr 2016 haben Frauen gerade einmal 4,4 Pro- Quelle: PM - IW, 28.03.2019 zent der Patente in Deutschland angemeldet, das https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/ entspricht rund 4.700 Anmeldungen. Die höchs- beitrag/oliver-koppel-frauen-melden-nur-44-prozent- ten Frauenanteile verzeichnen Hamburg, Sach- aller-patente-an.html

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 40 03 gleichstellungspolitik

Bitte lesen Sie auch: IT-Fachkräfte: 15 Prozent der Bewerbungen Technikjournalismus für alle – kommen von Frauen Blog nach Relaunch online „Frauen sind in der Welt der IT-Fachkräfte weiterhin deutlich unterrepräsentiert. Unternehmen wollen das ändern, aber es gibt auch nur wenige IT-Studentinnen.“ Mädchen und junge Frauen sind unterrepräsen- Ein Beitrag von Andreas Wilkens auf heise.de. tiert in Berufen, die von Technik oder Informatik bestimmt sind. Professorin Dr. Susanne Keil vom https://www.heise.de/newsticker/meldung/ IT-Fachkraefte-15-Prozent-der-Bewerbungen- Fachbereich Elektrotechnik, Maschinenbau und kommen-von-Frauen-4327490.html?xing_share=news Technikjournalismus der Hochschule Bonn-Rhein- Sieg (H-BRS) hat als eine Ursache die Berichter- stattung über Technik ausgemacht und möchte hier mit einem Blog gegensteuern.

Homepage des Projekts Gen- Die Ausgangsfrage war, wie sich wohl die derFoLI ist online Leser*innenschaft technischer Fachmagazine wie Technology Review oder von Magazinen zur Com- putertechnik wie c‘t zusammensetzt? Von allen Das Geschlechter- und Frauenforschungszent- soziodemografischen Merkmalen, wie Alter, Bil- rum der Hessischen Hochschulen informiert: „Die dung oder berufliche Position ist das Geschlecht Homepage unseres BMBF-Projektes „Fachspezifi- hier das auffälligste, fand Keil heraus: Der Anteil sche Gender-Fortbildungen für Lehrende der Inge- an Leserinnen bewegt sich lediglich zwischen drei nieurwissenschaften an Hochschulen und Uni- und neun Prozent. Das bedeutet: Technikbericht- versitäten (GenderFoLI)“ (FKZ 01FP1724) ist nun erstattung erreicht überwiegend Männer. Das online. Sie erreichen diese unter www.genderfoli. möchte Professorin Keil ändern. Mit ihrem Team de. Dort finden Sie alle grundlegenden Informa- verfolgt sie im Forschungsprojekt „Technik – Gen- tionen sowohl zum Projekt als Ganzem als auch der – Journalismus“ das Ziel, eine Art der Bericht- speziell zu den Workshops und Coachings für Leh- erstattung über Technik zu entwickeln, die alle rende, welche wir anbieten. Zudem wird hier eine Menschen erreicht. Dokumentation der GenderFoLI-Auftakttagung im November 2018 bereitgestellt, die einige fundierte Ende Februar ist dazu eine überarbeitete Version Einblicke in das Themengebiet Gender in MINT- des Blogs „gender2technik.de“ online gegangen. Fächern bietet.“ Das Vorhaben „Fachspezifische Hier werden einerseits Forschungsergebnisse und Gender-Fortbildungen für Lehrende der Ingenieur- andererseits technikjournalistische Best-Practice- wissenschaften an Hochschulen und Universitäten Beispiele präsentiert. (GenderFoLI)“ (FKZ 01FP1724) zielt darauf ab, die androzentrische Fachkultur der Ingenieurwissen- Quelle und weitere Informationen: schaften zu reflektieren und langfristig zu über- https://www.h-brs.de/de/pressemitteilung/ winden. Hierdurch sollen sowohl neue Praktiken technikjournalismus-fuer-alle-blog-nach-relaunch- für die Lehre entstehen, welche auch Frauen stär- online ker ansprechen und alle Studierenden möglichst individuell motivieren, als auch innovative und geschlechtersensible Perspektiven für die Entwick- lung technischer Lösungen in allen Lebensberei- chen ermöglicht werden.

Weitere Informationen:

https://genderfoli.de/

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 41 03 gleichstellungspolitik

Interview: „Künstliche Intel- Personalia ligenz bildet die Gesellschaft mitsamt den bestehenden Ungerechtigkeiten ab“

Künstliche Intelligenz (KI) wird in den kommenden Communicator-Preis 2019 geht Jahren in vielen Bereichen unserer Gesellschaft an Katharina Anna Zweig selbstverständlich zum Einsatz kommen – sei es bei medizinischen Diagnosen, in Bewerbungsver- fahren oder bei Entscheidungen über die Kredit- Der Communicator-Preis der Deutschen For- würdigkeit von Personen. KI-basierte Systeme schungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverban- gründen auf Algorithmen, die der Mensch ersinnt des geht in diesem Jahr an die Informatikerin Prof. – und auf Daten, die er ihnen zur Verfügung stellt. Dr. Katharina Anna Zweig. Die Wissenschaftlerin Der Mensch, das ist in den meisten Fällen ein von der Technischen Universität Kaiserslautern Mann. Zwar steigt der Anteil der Frauen im Stu- erhält die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung dienfach Informatik seit Jahren kontinuierlich an. für die engagierte und vielseitige Kommunikation Noch immer aber ist nur jeder fünfte Absolvent zu den ethischen, politischen und gesellschaftli- weiblich, so die aktuellen Zahlen (2017) des Sta- chen Implikationen von Algorithmen und deren tistischen Bundesamtes. Warum Diversität in der Einsatz. Mit dem Preis wollen DFG und Stifter- KI-Forschung und -Entwicklung eine wichtige Vor- verband den Dialog zwischen Wissenschaft und aussetzung für Geschlechtergerechtigkeit ist, und Öffentlichkeit stärken. was dafür weiterhin nötig ist, erläuterte Regina Ammicht Quinn anlässlich des Internationalen Die Jury des Communicator-Preises würdigte bei Frauentages im Interview. ihrer Entscheidung die kritische Handschrift und vernetzende Ausrichtung von Katharina Anna Quelle und Interview: PM-Lernende Systeme - Die Zweigs Wissenschaftskommunikation. Mit einer Plattform für Künstliche Intelligenz, 08.03.2019 gut durchdachten Kommunikationsstrategie und einer großen Breite an Formaten und Kanälen https://www.plattform-lernende-systeme.de/id-3- fragen-an-newsreader/id-3-fragen-an-regina- gelinge es Zweig, sehr unterschiedliche Zielgrup- ammicht-quinn.html pen mit dieser komplexen und zugleich gesell- schaftlich hoch relevanten Thematik in Berührung zu bringen. Sie versuche nicht nur, Einblick in die Entwicklung und den Einsatz von Algorithmen zu ermöglichen, sondern vor allem auch eine diffe- renzierte Debatte über ihren Einsatz zu erreichen. Zweig betreibe ihre Aktivitäten in überaus enga- gierter Weise, um den medialen und öffentlichen Dialog über die digitale Transformation und deren gesellschaftliche Folgen voranzutreiben.

Über ihre Medienarbeit und zahlreiche Vortrags- und Veranstaltungsbeiträge hinaus bringt Zweig ihre Expertise in Gremien, Kommissionen und Organisationen ein, unter anderem in die Enquete- Kommission „Künstliche Intelligenz“ des Deutschen Bundestages, in den ITA-Beraterkreis des Bundes- ministeriums für Bildung und Forschung oder als

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 42 03 gleichstellungspolitik

Sachverständige in die Bund-Länder-Kommission Die Preisverleihung wird am 21. Mai in Oslo statt- „Intermediäre“. Sie selbst versteht ihre Forschungs- finden. Der Preis ist mit ca. 620.000 Euro (6 Millio- arbeit und deren Kommunikation als zivilgesell- nen norwegischen Kronen) dotiert. schaftliches Engagement, wobei es eines ihrer Anliegen ist, gesellschaftliche Akteure – seien es Weitere Informationen: Journalisten, Bürger oder Schüler – aktiv einzubin- http://www.abelprize.no/ den. Verliehen wird der Communicator-Preis 2019 im Rahmen der Jahresversammlung der DFG am 1. Pressestimme: Juli 2019 in Rostock „Sie ist in vielerlei Hinsicht eine Wegbereiterin“ Ein Beitrag von Allyn Jackson auf sueddeutsche.de. Informationen zum Communicator-Preis finden sich unter: https://www.sueddeutsche.de/wissen/abel-preis- mathematik-uhlenbeck-1.4373901 https://www.dfg.de/gefoerderte_projekte/ wissenschaftliche_preise/communicator-preis/index.jsp

Quelle und weitere Informationen: PM - DFG, 28.03.2019

https://www.dfg.de/service/presse/ Auszeichnung für exzellente pressemitteilungen/2019/pressemitteilung_nr_08/ Hochschullehre: Lena Daumann index.html erhält Ars legendi-Fakultäten- preis für Chemie

Am 4. April 2019 wurde in Berlin der Ars legendi- Karen Uhlenbeck als erste Fakultätenpreis für exzellente Hochschullehre in Mathematikerin mit dem Abel- Mathematik und den Naturwissenschaften verlie- hen. In der Kategorie Chemie erhielt Professorin Preis ausgezeichnet Dr. Lena Daumann von der Ludwig-Maximilians- Universität München die Auszeichnung für exzel- Der Abel Preis und die Fields-Medaille werden lente Hochschullehre. Die Preisträgerin überzeugte häufig als „Nobelpreise für Mathematik“ bezeich- die Jury mit ihren innovativen Lehr- und Lernme- net. Am 18. März hat die Norwegische Akademie thoden, die die Studierenden besonders aktiv am der Wissenschaften bekannt gegeben, dass Karen Lehren und Lernen beteiligen. Uhlenbeck, 76, mit dem Abel-Preis des Jahres 2019 geehrt wird. Sie ist die erste Frau, die diese Aus- Daumann entwickelte ein kreatives Lehrkonzept zeichnung erhält. Der Abel-Preis würdigt jährlich und bindet moderne Methoden in ihre Lehre ein. das Lebenswerk von Mathematiker*innen. Sie nutzt in ihrer Vorlesung beispielsweise eine App, um Studierende mit interaktiven Quizfragen Die Norwegische Akademie der Wissenschaften zu aktivieren; gleichzeitig gewinnt sie so spiele- hat entschieden, den Abel-Preis für 2019 an Karen risch einen Überblick über den Wissensstand der Keskulla Uhlenbeck von der University of Texas at Vorlesungsteilnehmer. Studierende können selbst Austin, USA, zu vergeben „für ihre bahnbrechen- ihre Klausuraufgaben stellen, indem jeder eine den Leistungen bei geometrischen partiellen Dif- Aufgabe zur Klausur beiträgt. Zur Klausurvorberei- ferentialgleichungen, der Lehre und integrierbaren tung werden diese Fragen online allen Studieren- Systemen sowie für die grundlegenden Auswir- den zur Verfügung gestellt. „Lena Daumanns Prin- kungen ihrer Arbeit auf Analyse, Geometrie und zip für erfolgreiches Lernen betont erfolgreich die mathematische Physik“. Autonomie der Studierenden“, begründet die Jury ihre Entscheidung.

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 43 03 gleichstellungspolitik

Der Ars legendi-Preis wird in den vier Kategorien und Pharmazie, Mathematik und Informatik sowie Biologie, Chemie, Mathematik und Physik verlie- Physik und Astronomie ausgeschrieben. hen und ist jeweils mit 5000 € dotiert. Ausgelobt haben den Preis der Stifterverband für die Deut- Quelle und weitere Informationen: PM - Universi- sche Wissenschaft, die Gesellschaft Deutscher Che- tät Würzburg, 02.04.2019 miker, die Deutsche Mathematiker-Vereinigung, https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/einblick/ die Deutsche Physikalische Gesellschaft und der single/news/zonta-preis-fuer-dorit-borrmann/ Verband Biologie, Biowissenschaften und Biome- dizin in Deutschland.

Zusätzliche Informationen zum diesjährigen Ars legendi-Fakultätenpreis sowie den weiteren Preis- Erstmals führt eine Präsidentin trägern finden sich in der Presseinformation 7/19 die Deutsche Geophysikalische vom 7. März 2019: Gesellschaft https://www.gdch.de/service-information/ oeffentlichkeitsarbeit/pressedienst-chemie.html Seit der Gründung des Vereins im Jahr 1922 über- Quelle: PM - GDCh, 03.04.2019: nimmt mit Professorin Dr. Heidrun Kopp zum ers- ten Mal eine Frau die Präsidentschaft der Deut- https://www.gdch.de/service-information/ oeffentlichkeitsarbeit/pressedienst-chemie.html schen Geophysikalischen Gesellschaft (DGG). Die Geophysikerin forscht und lehrt am GEOMAR Weitere Informationen: Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung sowie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. https://www.stifterverband.org/ars-legendi-mn Im Rahmen der in Braunschweig stattfindenden 79. Jahrestagung der DGG übernahm Kopp am 7. März 2019 das Präsidentenamt von ihrem Vorgän- Zonta-Preis für Dorit Borrmann ger Dr. Christian Bücker, der weitere zwei Jahre als Vize-Präsident im Vorstand der DGG mitwirken Dr. Dorit Borrmann vom Lehrstuhl für Informatik wird. VII – Robotik und Telematik – an der Julius-Maxi- milians-Universität Würzburg (JMU), hat einen Quelle und weitere Informationen: PM - DGG, Roboter programmiert, der durch eine Kombina- 11.03.2019 tion von 3D-Laserscanning und Thermographie https://dgg-online.de/erstmals-fuehrt-eine- dreidimensionale Modelle mit Farb- und Tempera- praesidentin-die-deutsche-geophysikalische- turinformationen erstellen kann. gesellschaft/

Für ihre wissenschaftliche Leistung, ihr Enga- gement in der Betreuung Studierender und ihre Vorbildfunktion für junge, von Naturwissenschaft begeisterte Frauen, wurden sie nun vom Zonta- Club Würzburg mit dem Zonta-Preis geehrt.

Das Würzburger Frauennetzwerk verleiht die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung jährlich an eine hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftlerin der Universität Würzburg. Der Preis wird für Dokto- randinnen, Postdoktorandinnen oder Habilitan- dinnen der Fakultäten Medizin, Biologie, Chemie

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 44 04 schwerpunktthema

schwerpunktthema

Neben dem Weizenbaum-Institut für eine ver- Gleichstellung und netze Gesellschaft (Deutsches Internet-Institut), Digitalisierung dem Einstein Center Digital Future (ECDF) und dem Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) stellt das Berliner Hoch- Das Hochschulprogramm DiGiTal bietet mehr als schulprogramm DiGiTal damit eine notwendige die Rekrutierung für IT-Professuren: Eine Aus- programmatische Ergänzung der Digitalisierungs- einandersetzung mit digitaler Technologie aus forschung im Land Berlin dar, da es konsequent gleichstellungspolitischer Perspektive, um die die Digitalisierungsforschung mit einer gleich- Potenziale der Digitalisierung für mehr Gleich- stellungshochschulpolitischen Praxis verbindet. stellung und Chancengleichheit zu nutzen. Initiiert wurde das Berliner Hochschulprogramm DiGiTal von der Landeskonferenz der Frauenbe- Ein Gastbeitrag von Fabiola Rodríguez Garzón auftragten der Berliner Hochschulen und Uni- (TU Berlin) und Anja Hein (HU Berlin). versitätsklinika des Landes Berlin (LaKoF) und es steht unter der fachlichen Leitung eines hoch- Gleichstellungspolitik an Hochschulen in der Digi- schulübergreifenden wissenschaftlichen Beirats. talisierungsforschung fokussiert zuvorderst auf die Das Verbundprogramm, an dem dreizehn Berliner Erhöhung des Frauenanteils in Fächern, die vor- Hochschulen beteiligt sind, wird mit 2,3 Mio. Euro rangig die digitalisierte Welt gestalten. Auf allen vom Berliner Programm zur Förderung der Chan- Qualifikationsstufen gilt es, Frauen eine chan- cengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre cengerechte Teilhabe zu ermöglichen – insbeson- (BCP) gefördert. Dreizehn Wissenschaftlerinnen dere in Fächern, in denen der Frauenanteil trotz und Künstlerinnen in der Predoc- und Postdoc- zahlreicher Anstrengungen auf niedrigem Niveau Phase forschen hier seit 2018 interdisziplinär zu stagniert. Neben der Förderung exzellenten wis- Digitalisierung. senschaftlichen, weiblichen Nachwuchses für die langfristige Erhöhung des Frauenanteils unter den Professuren, geht das Hochschulprogramm DiGi- Beteiligte Hochschulen im Verbund DiGiTal Tal einen programmatischen Schritt weiter und Alice Salomon Hochschule Berlin, Beuth Hochschule fördert seit Anfang 2018 gezielt innovative For- für Technik Berlin, Charité-Universitätsmedizin Berlin, schungsprojekte und künstlerische Arbeiten, in Evangelische Hochschule Berlin, Freie Universität Berlin, denen Digitalisierung selbst zum Gegenstand einer Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, Hoch- schule für Technik und Wirtschaft Berlin, Hochschule für feministischen, kritischen Auseinandersetzung Wirtschaft und Recht Berlin, Humboldt-Universität zu wird. Hochschultypübergreifend, trans- und inter- Berlin, Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin, disziplinär greift das Hochschulprogramm DiGi- Technische Universität Berlin, Universität der Künste Tal eine Forschungsperspektive auf, die ermittelt, Berlin, weißensee kunsthochschule berlin welches Potenzial mit der Digitalisierung für den Abbau und die Reproduktion von gesellschaftli- cher Ungleichheit einhergeht.

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 45 04 schwerpunktthema

sichtbar zu machen. Es soll zukünftig zu einem Innovative Spezifika des Berliner Think Tank für Frauen in der Digitalisie- Berliner Hochschulprogramms DiGiTal rungsforschung ausgebaut werden, in dem die Förderung exzellenter Wissenschaftlerinnen und Künst- Chancen und Herausforderungen der Digitalisie- lerinnen auf dem Weg zur Professur rung für Fragen der gesellschaftlichen Gleichstel- Das Berliner Hochschulprogramm DiGiTal eröffnet flexible lung benannt werden. Qualifizierungsmöglichkeiten für exzellente Nachwuchs- wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen auf dem Weg zur Eindrucksvoll hat in diesem Sinne die Mathema- Professur, die neben den etablierten Qualifizierungswegen tikerin Prof. Dr. Gitta Kutyniok (Technische Uni- für eine Professur auch auf die Besonderheiten und Erfor- versität Berlin) in ihrem Open Lab-Vortrag am dernisse der verschiedenen Qualifizierungswege an den Universitäten, Hochschulen für Angewandte Wissenschaf- 27.11.2018 dargestellt, inwieweit künstlich neu- ten und Kunsthochschulen zugeschnitten sind. ronale Netze eine Gefahr für die Gleichstellung sind. Prof. Dr. Claude Draude (Universität Kassel) Innovative Digitalisierungsforschung verdeutlichte im Anschluss anhand von Beispie- Digitalisierung ist ein weitreichendes und komplexes Phä- len, wie die Geschlechterforschung dazu beiträgt, nomen. Das Berliner Hochschulprogramm DiGiTal bietet digitale Technologien zu kontextualisieren, um ihre aufgrund seiner hochschulübergreifenden sowie trans- und interdisziplinären Ausrichtung einen idealen Rahmen scheinbare Neutralität in Frage zu stellen. Eine Aus- um der Komplexität des Gegenstandes Digitalisierung einandersetzung mit Digitalisierung als ein mit der gerecht zu werden. Gesellschaft verknüpftes Phänomen war jedoch

Hochschulübergreifende Zusammenarbeit in Berlin nicht nur bei der Open Lab-Reihe zentrales Thema, sondern auch auf der Festveranstaltung des Berli- Im Berliner Hochschulprogramm DiGiTal arbeiten erst- ner Hochschulprogramms, die am 21. Februar 2019 malig 13 Berliner Hochschulen zusammen und bündeln sowohl ihre Digitalisierungs- als auch ihre Gleichstel- im Einstein Center Digital Future stattfand. lungsexpertise für neue Impulse in Forschung und Kunst, wie auch in der Förderung und Gewinnung exzellenter Die Festrednerin Prof. Dr. Müller-Birn, Informatik- Nachwuchswissenschaftlerinnen. professorin der Freien Universität Berlin, betonte Neue Wege in der kooperativen Promotion als Innova- im Festvortrag: „Ein Algorithmus kann nicht neut- tivkonzept ral sein, denn wir Menschen erstellen ihn“. Im Berliner Hochschulprogramm DiGiTal werden erstmals kooperative Promotionen programmatisch gefördert. Insgesamt sechs Absolventinnen einer Hochschule für angewandte Wissenschaften sowie eine Absolventin einer Kunsthochschule promovieren kooperativ im Verbundpro- gramm DiGiTal.

Das Hochschulprogramm DiGiTal wird von einem

Programm gerahmt, welches neben hochschul- Prof. Dr. Müller-Birn, Festrednerin, Informatik-Professorin übergreifenden Kolloquien, Betreuungstandems an der Freien Universität Berlin. Foto: Felix Noak und Workshops zur Karrierevorbereitung an der Hochschule auch die Veranstaltungsreihe Open Inwieweit ein Algorithmus diskriminieren kann, Lab „Gleichstellung in der virtuellen Wirklichkeit“ veranschaulichte die Informatikerin u.a. anhand umfasst. des IT-Arbeitsmarktchancen-Modells des öster- reichischen Arbeitsmarktservices (AMS). Das Das Open Lab hat das Ziel, zum einen die Sicht- Arbeitsmarktchancen-Modell ist eine Anwen- barkeit und Vernetzung von Frauen in der Digita- dungssoftware, welches die Integrationschancen lisierungsforschung zu fördern und zum anderen von arbeitslosen Personen anhand gewichteter die Relevanz der Digitalisierung für die Frauen- Personenmerkmale berechnet. Zur algorithmi- förderung und Gleichstellung der Geschlechter schen Bestimmung der Integrationschancen wur-

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den Geschlecht, Alter, Staatsbürgerschaft, schuli- von Wissen und Technologie auf der einen Seite scher Abschluss, gesundheitliche Einschränkungen und eine Fabrikation von Gender durch Wissen und sowie Merkmale der Erwerbsbiografie ausgewählt Technik auf der anderen Seite: „technology is both und gewichtet. Das weibliche Geschlecht geht a source and a consequence of gender relations. In negativ mit minus 0,14 und das Alter, bei einer other words, gender relations can be thought of Zugehörigkeit zur Altersgruppe der über 50 Jäh- as materialized in technology, and masculinity and rigen, mit minus 0,70 in die Schätzung ein. Das femininity in turn acquire their meaning and cha- Ergebnis des IT-Arbeitsmarktchancen-Modells prä- racter through their enrolment and embeddedness sentiert sich den Vermittlungskräften als neutral in working machines“ (Wajcman 2004). und unter objektiven Kriterien generiert. Faktisch steht jedoch hinter dem Output eine Gewichtung, Insgesamt gehören zur Forschungslinie der Feminist die pauschal allen Frauen eine negative Prognose Science and Technology Studies sowohl Ansätze, erteilt. Anhand weiterer Beispiele wurden in der die den gleichen Zugang von Frauen und Männern Festrede von Prof. Dr. Müller-Birn digitale Tech- in Wissenschaft und Technik einfordern und hier- nologien als soziotechnische Artefakte entwickelt bei den Blick nicht auf das Wissen und die Technik – ein Verständnis von Technik, das an zentrale For- selbst richten, als auch Ansätze, die Technik und schungsstränge der feministischen Wissenschafts- Wissen fokussieren. Wobei Technik auf der einen und Technikforschung anknüpft. Seite als ein Werkzeug zur Reproduktion patriar- chaler Herrschaftsstruktur entlarvt wird und auf der anderen Seite aufgrund des in ihm innewoh- Feminist Science and Technology Studies nenden emanzipatorischen Potenzials euphorisch (STS) und Forschungsprojekte DiGiTal begrüßt wird. Weiterhin versammeln die Feminist Science and Technology Studies Ansätze, die die ontologischen Elemente des Menschlichen und In den Science and Technology Studies (STS) gel- Nicht-Menschlichen neu verhandeln – wie in der ten Wissen und Technologie als soziale Artefakte, Metapher des Cyborg nach Donna Haraway (1985) die mit den historischen, politischen, kulturellen veranschaulicht – sowie Ansätze, die die Vertei- und ökonomischen Bedingungen ihrer Entstehung, lung der Handlungsfähigkeit zwischen Subjekten Durchsetzung und Stabilisierung verknüpft sind. und Objekten neu denken. Trotz unterschiedlicher In dem inter- und transdisziplinären Forschungs- und teilweise sich gegenseitig ausschließender feld dominiert die epistemologische Position des epistemischer Positionen liegt die Gemeinsamkeit Konstruktivismus, wonach Wissen und Technologie der Ansätze der feminist Science and Technology als sozial konstruiert verstanden werden (Sismondo Studies jedoch darin, dass Wissen und Technik in 2008). Die feminist Science and Technology Studies einem Verhältnis zur Kategorie Gender themati- sind ein breiter und ausdifferenzierter Forschungs- siert werden. strang innerhalb der Science and Technology Stu- dies, wo unter Bezugnahme von theoretischen Dr. Pat Treusch, im Hochschulprogramm DiGiTal und methodologischen Ansätzen der Frauen- und geförderte Postdoktorandin an der Technischen Geschlechterforschung eine theoretische, philoso- Universität Berlin, untersucht beispielsweise die phische und empirische Auseinandersetzung mit empirisch beobachtbaren Herausforderungen, die Wissen und Technologie stattfindet (Weber 2017). sich ergeben, wenn Alltagstechnologien anfan- Ein neutrales Verständnis von Wissen und Technik gen zu lernen und fokussiert hierbei die Mensch- wird überwunden und stattdessen die Verbindung Maschine-Interaktion. Dr. Marcela Suárez Estrada, zur Gruppe der Frauen, den diskursiven Kategorien ebenfalls geförderte Postdoktorandin an der Freien Gender und Sex und dem Geschlechterverhältnis Universität Berlin, erforscht Twitter und Facebook als ein Macht- und Hierarchieverhältnis beleuch- als politische Räume und hinterfragt, inwieweit tet. Zahlreiche Ansätze gehen von einem Verhält- diese digitalen Räume neuen Formen der transna- nis der Ko-Konstruktion von Wissen, Technologie tionalen Artikulation von Frauenpolitik ermögli- und Gender aus, von einer Vergeschlechtlichung chen. Yvonne Zindel, gefördert mit einer künstleri-

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schen Mitarbeiterinnenstelle an der Universität der kulturen und neue Berufsbilder ergeben, bei denen Künste Berlin, widmet sich in ihrem Forschungs- die Geschlechterperspektive eine elementare Rolle projekt der Digitalisierung von außereuropäischen, spiele. Auch in anderen gesellschaftlichen Feldern ethnologischen Sammlungen und stellt die Frage, nehme die Relevanz gleichstellungspolitischer wie durch die digitale Speicherung und Wieder- und ethischer Fragen (z.B. im Bereich Pflege 4.0, gabe der Gegenstände Stereotype und Exotis- Cybergewalt und Diskriminierung im Netz) stetig men reproduziert werden. Anhand von individuell zu. Die Hochschulen seien hier in der Verantwor- gestalteten Postkarten erhalten Sie unter dem fol- tung als Think Tank für die digitale Transformation genden Link eine Übersicht über die im Rahmen der Gesellschaft – unter Berücksichtigung von des Hochschulprogramms DiGiTal geförderten Wis- Gleichstellungsaspekten – zu fungieren. Mit dem senschaftlerinnen und Künstlerinnen sowie deren Hochschulprogramm DiGiTal sei ein weiterer guter Forschungsprojekte und künstlerische Arbeiten: Schritt gemacht, Wissenschaftlerinnen und Künst- lerinnen verstärkt in den Digitalisierungsdiskurs http://www.digital.tu-berlin. einzubinden und gleichzeitig gesellschaftskritische de/menue/teilnehmerinnen/ Digitalisierungsforschung thematisch zu lancieren. Auf Künstlerinnen und auch auf Absolventinnen von Hochschulen für angewandte Wissenschaften, Festveranstaltung DiGiTal die über das Hochschulprogramm DiGiTal koope- rativ promovieren, dürfe und könne in diesem Die Festrede von Prof. Dr. Claudia Müller-Birn, wichtigen Wandelprozess nicht verzichtet werden. Alumna im Berliner Chancengleichheitsprogramm Respekt verdiene nicht nur der thematische und (BCP), und das interdisziplinäre Podium im Rahmen strukturelle Ansatz des Hochschulprogramms DiGi- der Festveranstaltung des Hochschulprogramms Tal, sondern auch die Koordinationsleistung der DiGiTal betonten die Wichtigkeit gesellschafts- dreizehn Berliner Hochschulen mit ihrem breiten, und gleichstellungskritischer Digitalisierungsfor- teilweise sehr unterschiedlichen fachlichen Spekt- schung. Prämisse sei ein Verständnis von digitaler rum. Staatsekretärin König dankte der Landeskon- Technologie als soziales Artefakt. Dieses könne ferenz der Frauenbeauftragten für ihre wichtige dazu beitragen, die Potenziale der digitalen Trans- Initiative und allen Mitwirkenden für Ihren Beitrag formation für chancengerechtes, gleichstellungs- zum Erfolg des Hochschulprogramms DiGiTal. orientiertes Forschen und Handeln zu nutzen. Zunächst hob jedoch die Staatsekretärin Barbara König in ihrem Grußwort die zentrale Bedeutung der Digitalisierung für den Wandel der Gesellschaft hervor. Prof. Dr. Christian Thomsen, Präsident der Technischen universität Berlin und Vor- sitzender der Landeskonfe- renz der Rektoren und Präsi- denten der Berliner Hoch- schulen. Foto: Felix Noak

Prof. Dr. Christian Thomsen unterstrich die Bedeutung der Digitalisierungsforschung für den Wissenschaftsstandort Berlin und betonte, dass

Staatsekretärin Barbara König von der Senatsverwaltung in der Umsetzung der 10-Punkte Agenda Berlins für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. die Gleichstellung eine wesentliche Rolle spiele. Foto: Felix Noak Selbstkritisch wurde angemerkt, dass bei der Besetzung der Professuren im ECDF bislang nur ein So würden sich im Bereich der Arbeitswelt Möglich- geringer Frauenanteil erreicht werden konnte und keiten für flexiblere Arbeitsformen, neue Arbeits- eine stärkere Reflektion von geschlechtsbezogenen

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Verzerrungseffekten notwendig sei, um diesem pation“ an. Demnach sei ein Digitalisierungsdiskurs Defizit in der Gleichstellung künftig zu begegnen. über die in der Wissenschaft üblichen disziplinären Grenzen hinweg notwendig, um sich dem viel- Als Sprecherin des wissenschaftlichen Beirates des schichtigen Phänomen angemessen zu nähern. Hochschulprogramms DiGiTal stellte Prof. Dr. Juli- ane Siegeris von der Hochschule für Technik und Das Podium war besetzt mit Prof. Dr. Helena Wirtschaft Berlin die Innovationspotentiale her- Mihaljević, Professorin für Data Science/Analytics aus, die sich durch den interdisziplinären, interpro- und Machine Learning an der Hochschule für Tech- fessionellen und hochschultypenübergreifenden nik und Wirtschaft Berlin, mit Prof. Dr. Jörg Pet- Diskurs ergäben. Sie dankte der Auswahlkommis- ruschat, Professor für Theorie und Geschichte des sion des Berliner Chancengleichheitsprogramms Designs und Prorektor für Hochschulstruktur und (BCP) und den Frauenbeauftragten der Berliner Perspektive an der weißensee kunsthochschule Hochschulen für deren Unterstützung bei der Ini- berlin, mit Prof. Dr. Barbara Schäuble, Professo- tiierung und Umsetzung des Hochschulprogramms rin für Diversitätsbewusste Ansätze in Theorie und DiGiTal. Praxis Sozialer Arbeit an der Alice Salomon Hoch- schule Berlin und mit Dr. habil. Sigrid Schmitz, Leiterin von Gendering MINT digital an der Hum- boldt-Universität zu Berlin.

Prof. Dr. Juliane Siegeris, Sprecherin des wissen- schaftlichen Beirats DiGiTal. Foto: Felix Noak

In der Festrede der Informatik-Professorin der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Müller-Birn, mit Podium: Prof. Dr. Jörg Petruschat, Prof. Dr. Helena Mihal- dem Titel „Der Mensch in der Digitalen Transfor- jevi, Prof. Dr. Barbara Schäuble, Dr. habil. Sigrid Schmitz. mation oder von der Bedeutung des organisierten Foto: Felix Noak Skeptizismus“, wurde deutlich, dass nicht nur der Durch den Abend führte Frau Kathleen Schröter, geringe Anteil von Frauen in der Digitalisierungs- Leiterin Kommunikation im Fraunhofer-Institut forschung kritisch zu betrachten, sondern ebenso für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut. die digitale Technologie selbst auf ihr Potenzial zur Im Anschluss setzten die Teilnehmerinnen und Reproduktion und Verfestigung von Ungleichheit Teilnehmer der Festveranstaltung die Diskussion zu prüfen sei. Sie plädierte unter Bezugnahme auf in lockerer Atmosphäre fort. Dieser Rahmen bot Robert K. Mertons Charakteristika echter Wissen- auch Gelegenheit, mit den Wissenschaftlerinnen schaft (Universalismus, Kommunismus, Uneigen- und Künstlerinnen des Hochschulprogramms nützigkeit und organisierter Skeptizismus) für eine DiGiTal persönlich ins Gespräch zu kommen sowie fächerübergreifende kritische Auseinandersetzung die Personen, ihre Forschungsprojekte und ihre und hob die Bedeutung von Spekulativem Design künstlerischen Arbeiten über eingespielte Video- hervor: Mit Utopie und Phantasie könnte dem clips näher kennenzulernen. informationstechnisch zementierten Wissen im Rahmen einer ästhetischen Auseinandersetzung Das Video ist ab 06.05.2019 unter dem folgenden mit digitalen Technologien begegnen werden. Hier Link abrufbar: schloss die Diskussion des interdisziplinär besetzten Podiums zum Thema „Virtuelle Wirklichkeit gestal- http://www.digital.tu-berlin. ten: Interdisziplinäre Wege zur digitalen Emanzi- de/menue/teilnehmerinnen/

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Literatur Postkarten | DiGiTal Haraway, Donna (1995c [1985]): Ein Manifest für Wissenschaftlerinnen & Künstlerinnen Cyborgs. In: dies., Die Neuerfindung der Natur. Frank- furt a.M.: Campus, S. 33-72 (im Original: Manifesto for 13 Postkarten von 13 Teilnehmerinnen des Hoch- Cyborgs: Science, Technology and Socialist Feminism in schulprogramms DiGiTal: the 1980’s. In: Socialist Review 80, 65-108 Auf der Vorderseite der individuell gestalteten Postkarten Merton, Robert K. (1942): The normative structure of sehen Sie Fotos, Grafiken und Gegenstände, die das For- science. In: dies. (1973), The sociology of science: Theore- schungsprojekt der Wissenschaftlerin und Künstlerinnen tical and empirical investigations. Chicago, University of zum Ausdruck bringen. Chicago Press, S. 267-278.

Sergio Sismondo (2008): Science and technology Studies and an Engaged Programm. In: Hackett, Edward J./ Ams- terdamska, Olga/ Lynch, Michael/ Wajcman, Judy (hrsg.), The Handbook of Science and Technology Studies, Third Edition. Massachusetts, USA, MIT Press, S. 13-31.

Sergio Sismondo (2010): An Introduction to Science and Technology Studies, Second Edition. UK: Wiley-Blackwell. Wajcman, Judy (2004): TechnoFeminism. UK: Polity Press. Postkarte: Veronika Aumann Weber, Jutta (2017): Feministische STS. Einführung. In: Auf der Rückseite der Postkarte stellen die Wissenschaft- Susanne Bauer, Torsten Heinemann, Thomas Lemke (hrsg.), lerinnen und Künstlerinnen sich und ihre Forschungspro- Science and Technology Studies. Klassische Positionen jekte vor. und aktuelle Perspektiven. Berlin: suhrkamp taschenbuch wissenschaft, S. 339-368. https://www.digital.tu-berlin.de/fileadmin/ i31_graprodigital/Bilder/Festveranstaltung/ Postkarten_190213_final_online.pdf

Kontaktdaten:

Fabiola Rodríguez Garzón, Geschäftsstelle Ver- BCP-finanziertes Verbundprogramm „DiGiTal - bundprogramm DiGiTal, Technische Universi- Digitalisierung: Transformation und Gestaltung“ tät Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Ber- lin, Raum H 1109a, Tel: 030 314-21437, Mail: https://www.digital.tu-berlin.de [email protected]

Geschäftsstelle Berliner Programm zur Förde- rung der Chancengleichheit für Frauen in For- schung und Lehre (BCP), Humboldt-Universität zu Berlin,Unter den Linden 6, 10099 Berlin,Raum 1018 (EG),Tel: +49(30) 2093 12840, Fax: +49(30) 2093 12841, Mail: [email protected]

Twitter:

@DiGiTal_Verbund

https://twitter.com/DiGiTal_Verbund?lang=de Berliner Chancengleichheitsprogramm (BCP) @bcprogramm https://www.hu-berlin.de/bcp https://twitter.com/bcprogramm?lang=de

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hochschulen, hochschulforschung

Einig waren sich die Teilnehmerinnen, dass es gilt, „Strukturelle Nachteile“ - HRK- innerhalb der Institution Hochschule strukturelle Veranstaltung zu Frauen in der Verkrustungen aufzubrechen und dem Personal mehr Flexibilität zu ermöglichen. Die Arbeitsbe- Wissenschaft dingungen müssten attraktiver werden und eine Vereinbarkeit von wissenschaftlicher Tätigkeit Frauen in der Wissenschaft unterliegen immer und Familie erlauben. Dieser Faktor könne beson- noch strukturellen Benachteiligungen. In einer ders bei den typischen Sprungbrett-Stellen für die Veranstaltung der Hochschulrektorenkonferenz weitere Karriereentwicklung entscheidend sein. Es (HRK) und der Universität Göttingen tauschten wurde auch diskutiert, was man bei diesen Fragen sich weibliche Hochschulleitungen mit Politike- aus dem Ausland lernen könne. rinnen und Wirtschaftsexpertinnen über Ursachen und Gegenstrategien aus. Die weiblichen Hochschulleitungen werden ihre Gesprächsrunden fortsetzen und ihre Vorstellun- An der Podiumsdiskussion nahm die stellvertre- gen in die HRK-Gremien einbringen. tende Leiterin des CEWS, Dr. Andrea Löther teil. Quelle: PM - HRK, 28. Februar 2019 Rund ein Viertel der Professuren und der Hoch- https://www.hrk.de/presse/pressemitteilungen/ schulleitungen sind inzwischen von Frauen besetzt. pressemitteilung/meldung/strukturelle-nachteile-hrk- Im Jahr 2000 waren gerade einmal zehn Prozent veranstaltung-zu-frauen-in-der-wissenschaft-4506/ Frauen unter den Professuren. Diese positive Ent- wicklung kann allerdings nicht darüber hinweg- täuschen, dass Frauen es immer noch vergleichs- weise schwer haben, wissenschaftlich Karriere zu machen und im Hochschulmanagement aufzustei- Baden–Württemberg: Frauen- gen. Eine deutliche Benachteiligung belegen auch anteil an Hochschulräten bei 41 Berechnungen des Statistischen Bundesamtes, die einen monatlichen Einkommensvorteil von bis zu Prozent 650 Euro für Professoren gegenüber Professorin- nen belegen. Zum Stichtag 01.12.2018 erhob das Statistische Landesamt Baden-Württemberg zum zweiten Mal „Wir müssen begabte Frauen durch aktives Men- die Anzahl der Mitglieder von Hochschulräten. toring stärken und ihre Sichtbarkeit erhöhen“, so die Präsidentin der Universität Göttingen und ehe- An den 63 Hochschulen im Land, die über einen malige HRK-Vizepräsidentin, Prof. Dr. Ulrike Bei- Hochschulrat verfügen, wurden insgesamt 629 siegel. „Sehr wichtig ist es, sich der Stereotype in Mitglieder von Hochschulräten gezählt. Darunter unseren Köpfen bewusst zu werden und die unbe- waren 258 Frauen, was einem Frauenanteil von wussten Vorurteile zu überwinden.“ 41 % entsprach. An 16 Hochschulen überstieg die

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Anzahl der weiblichen Mitglieder die Anzahl der Ausstieg aus der Wissenschaft – männlichen Mitglieder, an 46 Hochschulen waren Ein notwendiges Übel? die männlichen Mitglieder in Überzahl und an einer Hochschule lag ein ausgeglichenes Geschlechter- Unter #AusstiegHochschule verhältnis vor. Im vorangegangenen Berichtsjahr https://twitter.com/hashtag/AusstiegHochschule?src=h 2017 (Stichtag 01.12.2017) hatten 58 Hochschulen ash&lang=de im Land insgesamt 579 Mitglieder von Hochschul- räten gemeldet. Im Vorjahr lag der Frauenanteil bei berichten Wissenschaftler*innen seit Anfang April auf 43 %. twitter über Erfahrungen, Einstellungen und Einsichten zum Themenbereich Ausstieg aus dem Wissenschaftsbe- Quelle und weitere Informationen: PM - BaWü trieb. Statistisches Landesamt, 01.03.2019 Bitte beachten Sie auch den Beitrag „Ausstieg aus der Wissenschaft – Problem oder gute Idee?“ von Dr. Sandra https://www.statistik-bw.de/Presse/ Beaufaÿs Pressemitteilungen/2019039 https://www.gender-blog.de/beitrag/ausstieg-aus-der- wissenschaft--problem-oder-gute-idee/show/ Bitte lesen Sie auch: Frauen an der Uni-Spitze auf dem blog interdisziplinäre geschlechterfor- 19 öffentliche Universitäten in Deutschland werden von schung: Frauen geleitet. https://www.gender-blog.de/ Damit sind sie noch immer deutlich in der Minderheit. Was charakterisiert die Frauen, die sich für diese Posi- tion entschieden haben? Wie gelang ihnen der Schritt zur Hochschulleitung? Darüber berichten sie in kurzen Steckbriefen. bukof: „Hochschulpakt und Qualitätspakt Lehre geschlech- Ein Beitrag von Katrin Schmermund bei Forschung & Lehre, 22. Februar 2019 tergerecht gestalten“

https://www.forschung-und-lehre.de/frauen-an-der- uni-spitze/ Die Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstel- lungsbeauftragten an Hochschulen e.V. (bukof) hatte sich am 8. April 2019 an die Bundesminis- „Aktive Ansprache von Kandidatinnen“ - Ein Interview mit der Präsidentin der Universität der terin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, Bundeswehr München sowie die Wissenschaftsminister*innen der Länder gewendet. In jeweils einem Schreiben zum Hoch- Die Universität der Bundeswehr konkurriert mit Exzellen- zuniversitäten um wissenschaftliches Personal. Wie kann schulpakt und zum Qualitätspakt Lehre fordert sie im Wettbewerb wissenschaftliches Spitzenpersonal sie, die Geschlechterperspektive konsequent in die gewinnen, insbesondere Professorinnen? Die Präsiden- Gestaltung der Programme einzubeziehen. tin, Professorin Merith Niehuss aüßert sich in einem aktuellen Interview der Zeitschrift Forschung & Lehre Die Schreiben können als Offene Briefe auf zur aktiven Suche und Ansprache von Kandidatinnen, zu Berufungsstrategien, zur Überwindung des „unconscious https://bukof.de/veroeffentlichungen/ bias“, zu Vereinbarkeits- und Dual Career Themen sowie zur Quote. Die Fragen stellte Vera Müller. eingesehen werden.

In: Forschung & Lehre, 4/19 (S. 332 - 334) https://bukof.de/wp-content/uploads/bukof-Offener- Brief-Hochschulpakt.pdf https://www.wissenschaftsmanagement-online.de/ beitrag/aktive-ansprache-berufungen-der-universit-t- https://bukof.de/wp-content/uploads/bukof-Offener- der-bundeswehr-m-nchen-9974 Brief-Qualitaetspakt-Lehre.pdf

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55 und 60 Prozent Frauen, so sind es sieben und mehr Jahre nach der Promotion nur noch etwa 35 Prozent. Im Wie Postdocs das deutsche Vergleich zur Erhebung 2010 liegt der Zeitpunkt jedoch Wissenschaftssystem wahrneh- später, in dem ein deutlich größerer Anteil der weiblichen Postdocs das Wissenschaftssystem verlässt. Das deutet men darauf hin, dass das Problem der „leaky Pipeline“ tenden- ziell abnimmt. In Bezug auf die Beschäftigungssituation und Finanzierung der Postdocs gibt es unter den männli- Die Postdoc-Phase im deutschen Wissenschafts- chen und weiblichen Postdocs immer noch Unterschiede, system ist bisher nur wenig erforscht. Dabei ist auch wenn diese nicht sehr groß sind. Der Beschäfti- diese Phase ein wesentlicher und auch kritischer gungsumfang von weiblichen und männlichen Postdocs Abschnitt der wissenschaftlichen Laufbahn. Eine hat sich im Vergleich zur Befragung 2010 angenähert. Die neue Studie der Graduierten-Akademie der Fried- mittlere Vertragslaufzeit ist bei männlichen und weibli- rich-Schiller-Universität Jena versucht nun, die chen Postdocs 2016 im Unterschied zu 2010 gleich – in der Befragung 2010 hatten die weiblichen Befragten im Postdoc-Phase näher zu beleuchten und zu klä- Durchschnitt kürzere Vertragslaufzeiten als ihre männli- ren, wie Postdocs selbst ihre Arbeitssituation und chen Kollegen. ihre berufliche Zukunft einschätzen. Dafür wurden Auch in Bezug auf die Befristung bzw. Entfristung sind über 400 Postdoktorandinnen und Postdoktoran- die weiblichen Postdocs 2016 nicht benachteiligt, denn den der Friedrich-Schiller-Universität Jena und bei gleichem akademischen Alter seit der Promotion sind der außeruniversitären Forschungseinrichtungen Männer und Frauen gleich häufig entfristet. Entsprechend in Jena befragt. Sie haben Auskunft gegeben über ist auch die Arbeitszufriedenheit von weiblichen und ihre beruflichen Ziele innerhalb und außerhalb des männlichen Postdocs fast gleich. Dasselbe gilt für die Wissenschaftssystems, über die Einschätzung ihrer Zufriedenheit mit der eigenen Work-Life-Balance und der Familienfreundlichkeit, die im Unterschied zu 2010 von Karrierechancen, die Unterstützung durch Vorge- männlichen und weiblichen Postdocs nun gleich bewertet setzte und nicht zuletzt über die Vereinbarkeit von wird. Lediglich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Familie und Beruf. wird von weiblichen Postdocs kritischer gesehen als von männlichen, und dieser Unterschied ist gegenüber 2010 Original-Publikation: sogar etwas größer geworden. In den Natur- und Lebens- wissenschaften wird die Universitätsprofessur von Frauen Die „Zweite Jenaer Postdoc-Studie. Analysen zu und Männern als unterschiedlich attraktiv bewertet: Arbeitssituation, Qualifizierungsbedingungen Während die Hälfte der Männer die Universitätsprofessur und Karrierewegen von Jenaer Postdoktorandin- attraktiv findet, ist dies nur bei 40 Prozent der Frauen nen und Postdoktoranden“ der Fall. In den Geistes- und Sozialwissenschaften gibt ist im Internet abrufbar unter: es diesen Unterschied hingegen nicht. Dort ist es sogar so, dass Frauen ihre Chancen auf eine Professur besser http://www.jga.uni-jena.de/jgamedia/-p-3589.html einschätzen als ihre männlichen Kollegen. Trotzdem gilt in beiden Fächergruppen, dass es unter den Frauen stärker Kontakt: Dr. Hanna Kauhaus, hanna.kauhaus(at) verbreitet ist, nicht habilitieren zu wollen.“ uni-jena(dot)de

Quelle und weitere Informationen: PM - Universi- tät Jena, 19.03.2019

https://www.uni-jena.de/190319_Postdoc_Studie.html

Bitte beachten Sie Kapitel 9. Chancengleichheit und Diversität (ab S.125) Auszug (Zusammenfassung S. 135/136) : „Der Anteil der weiblichen Postdocs liegt in dieser Studie bei 45 Prozent. Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen verändert sich in den Abschnitten der Postdoc-Phase. Mit größerem zeitlichen Abstand zur Promotion verlassen mehr Frauen als Männer das Wissenschaftssystem: Gibt es in den ersten sechs Jahren nach der Promotion noch zwischen

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deutet die bereits beträchtliche Zahl der finanzier- ESMT-Studie: Frauen sind beim ten Projekte darauf hin, dass Crowdfunding in der Crowdfunding erfolgreicher als Wissenschaft in Zukunft noch erheblich relevan- ter wird. Tatsächlich ermutigt eine Reihe von Uni- Männer versitäten ihre Forscherinnen und Forscher aktiv, Crowdfunding-Kampagnen zu starten.“ Frauen haben bei der Finanzierung wissenschaft- licher Projekte mittels Crowdfunding eine höhere Wissenschaftlicher Ansprechpartner: Prof. Henry Erfolgsquote als Männer. Das zeigt eine neue For- Sauermann, ESMT Berlin schungsarbeit der ESMT Berlin. Die Studie gebe Hinweise darauf, dass die „Crowd“ andere Ent- Originalpublikation: scheidungskriterien anwendet als traditionelle För- Sauermann H, Franzoni C, Shafi K (2019). derorganisationen, sagt Henry Sauermann, Asso- Crowdfunding scientific research: Descriptive ciate Professor of Strategy an der ESMT. insights and correlates of funding success. PLoS ONE 14(1): e0208384. Zusammen mit Chiara Franzoni von MIP Politec- nico di Milano und Kourish Shafi von der Univer- Weitere Informationen: sity of Florida analysierte Sauermann die Daten https://press.esmt.org/de/Frauen-erfolgreicher-bei- von über 700 Kampagnen auf Experiment.com Crowdfunding – der weltweit größten Crowdfunding-Plattform für wissenschaftliche Forschung. Das Team fand https://doi.org/10.1371/journal.pone.0208384 heraus, dass Studierende und jüngere Forsche- Quelle: PM - European School of Management rinnen und Forscher dabei mehr Erfolg haben als and Technology (ESMT), 07.03.2019 leitende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- https://press.esmt.org/de/Frauen-erfolgreicher-bei- ler. Zudem erhalten Frauen mehr Geld als Männer. Crowdfunding „Die Mehrheit der Kampagnenersteller ist zwar männlich, erfolgreicher sind aber die Frauen“, sagt Sauermann. „Die Daten zeigen, dass männliche Wissenschaftler zu 43 Prozent ihr Finanzierungs- ziel erreichten, verglichen mit 57 Prozent bei den Birgit Riegraf – Ein Interview Frauen. Die deutlich höhere Erfolgsquote von For- zum Verhältnis von Organisa- scherinnen beim Crowdfunding steht im Gegen- satz zu ihren manchmal geringeren Chancen im tion und Geschlecht Wettbewerb um Fördermittel von beispielsweise Stiftungen und Regierungsbehörden. Crowdfun- Im Januar 2018 wurde mit der Soziologin und ding erweitert den Zugang zu finanziellen Mitteln Geschlechterforscherin Birgit Riegraf zum ersten insbesondere für solche Gruppen, die in traditio- Mal eine Präsidentin der Universität Paderborn nellen Finanzierungssystemen ausgeschlossen oder gewählt. benachteiligt sind.“ Die Studie deutet zudem dar- auf hin, dass Crowdfunding eine Reihe weiterer Nach dem ersten Jahr ihrer Amtszeit sprach Beate Vorteile hat. Es erhöht etwa die Erfolgschancen für Kortendiek vom Netzwerk Frauen- und Geschlech- weniger konventionelle Wissenschaftsprojekte und terforschung NRW mit ihr über Wissenschaft als ist darüber hinaus oft schneller als traditionelle System und den praktischen Nutzen von Forschung Fördersysteme. „Crowdfunding ist bereits ein wich- zur Organisation und Geschlecht. tiges Instrument zur Finanzierung von unterneh- merischen, künstlerischen und sozialen Projekten“, Hier können Sie das gesamte Interview lesen: sagt Sauermann. „In Bezug auf wissenschaftliche https://www.gender-blog.de/details/beitrag/ Forschung befindet sich diese Art der Finanzierung birgit-riegraf--ein-interview-zum-verhaeltnis-von- derzeit noch in einem frühen Stadium. Allerdings organisation-und-geschlecht/show/

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forschungseinrichtungen

„Ich freue mich, dass eine überwiegende Zahl der Promovierende bewerten teilnehmenden jungen Wissenschaftlerinnen und Arbeitsbedingungen überwie- Wissenschaftler mit ihren Arbeitsbedingungen zufrieden ist. Gleichwohl sind wir noch nicht auf gend positiv einem Niveau angelangt, mit dem wir vollumfäng- lich zufrieden sein können. Der Bericht bietet uns Befragung durch das „Leibniz PhD Network“ lie- wertvolle Erkenntnisse, an welchen Stellen wir bei fert wichtige Impulse. der Förderung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern noch intensiver ansetzen Die unabhängige Interessenvertretung von mehr müssen. als 3.800 in der Leibniz-Gemeinschaft betreuten Doktorandinnen und Doktoranden, das „Leibniz Die Förderung von Karrieren und die Schaffung PhD Network“, hat die erste in Eigenregie erstellte eines attraktiven Arbeitsumfeldes sind zentral, um Umfrage zur Situation von Promovierenden in ideale Rahmenbedingungen für freie, kreative und Leibniz-Instituten vorgenommen und die Ergeb- innovative Wissenschaft in der Leibniz-Gemein- nisse veröffentlicht. schaft zu fördern. Mit den Leibniz-Karriereleitli- nien hat die Leibniz-Gemeinschaft bereits im Jahr Im Fokus der Befragung, an der sich mehr als 1.000 2012 ein gemeinsames Modell für die Entwicklung Promovierende beteiligt haben, standen vor allem von promovierenden und promovierten Wissen- die Arbeitssituation, Karrieremöglichkeiten, die schaftlerinnen und Wissenschaftlern entworfen Betreuungssituation sowie die Vereinbarkeit von und damit früh den Weg hin zu transparenteren Beruf und Privatleben. Karriereverläufen in der Wissenschaft beschritten. Die Projektgruppe „Karriereförderung“ des Leibniz- Der Bericht kommt unter anderem zu dem Ergebnis, Präsidiums hat die Promovierenden bereits bei der dass 63 Prozent der mehr als 1.000 an der Befra- jetzt abgeschlossenen Befragung unterstützt. Erst gung Teilnehmenden zufrieden oder sehr zufrie- unlängst hat das Präsidium eine Projektgruppe den mit der Betreuung ihrer Promotionsvorhaben „Gleichstellung“ unter dem Vorsitz von C. Katha- sind. Bei der Vereinbarkeit mit dem Privat- und rina Spieß, Leiterin der Abteilung Bildung und Familienleben besteht aus Sicht einer relevanten Familie am Deutschen Institut für Wirtschaftsfor- Zahl der Befragten allerdings Verbesserungsbedarf: schung (DIW Berlin), eingerichtet, die sich beson- Etwa ein Drittel der Teilnehmerinnen und Teilneh- ders mit den Arbeits- und Lebensbedingungen von mer hält das Arbeiten in der Wissenschaft nicht für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern befas- ausreichend vereinbar mit Privat- und Familienle- sen wird.“ ben, insbesondere mit Blick auf Elternpflichten. Die Ergebnisse des Berichts werden nun in der Zu dem Bericht äußert sich der Präsident der Leib- nächsten Sitzung des Leibniz-Präsidiums sowie in niz-Gemeinschaft, Matthias Kleiner, wie folgt: den wissenschaftlichen Sektionen und dem Ver- waltungsausschuss vorgestellt. Die Diskussion dar-

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über soll erste wichtige Impulse für die weitere Das „Leibniz PhD Network“ wurde 2016 auf Initi- Entwicklung eines attraktiven Arbeitsumfeldes in ative einer Gruppe von Promovierenden der Leib- der Leibniz-Gemeinschaft liefern. Leibniz-Präsi- niz-Gemeinschaft gegründet und versteht sich als dent Matthias Kleiner hofft, dass dieser Bericht Plattform für die Vernetzung und den intensiven der Auftakt für eine regelmäßige Erhebung ist, an fachlichen und überfachlichen Austausch zwi- der eine noch größere Zahl von Promovierenden schen den Doktorandinnen und Doktoranden in teilnimmt, um dann ein möglichst repräsentatives der Leibniz-Gemeinschaft. Bild der Lebens- und Arbeitssituation zu erhalten. Dafür sichert er die Unterstützung der Leibniz- Als Interessenvertretung und Sprachrohr der Gemeinschaft zu. Promovierenden will es dazu beitragen, Karri- eremöglichkeiten innerhalb und außerhalb der Der vollständige Bericht „Doctoral Researchers in Wissenschaft transparenter zu machen. www.leib- the Leibniz Association: Final Report of the 2017 niz-gemeinschaft.de/karriere/wissenschaftlicher- Leibniz PhD Survey” sowie eine Zusammenfassung nachwuchs/leibniz-phd-network/ zentraler Ergebnisse sind online verfügbar unter Mehr zur Nachwuchsförderung in der Leibniz- https://leibniz-phd.net/survey/ Gemeinschaft unter

http://www.leibniz-gemeinschaft.de/karriere/ wissenschaftlicher-nachwuchs/

Der Bericht enthält zahlreiche Auswertungen nach geschlechtsspezifischen Aspekten.

Quelle, weitere Informationen und Kontaktadres- sen: PM - Leibniz-Gemeinschaft, 21.02.2019

https://www.leibniz-gemeinschaft.de/medien/presse/ pressemitteilungen/details/article/promovierende_ bewerten_arbeitsbedingungen_ueberwiegend_ positiv_100003849/

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level of heads of institutions with a mere 20 %. She Figures 2018 These figures show that only limited progress has been made since 2011. The new She Figures have been published. They were produced in close collaboration between the Because of the peculiarities of the research sector, European Commission, Eurostat and the Statisti- specific action is needed to overcome persisting cal Correspondents of the EU Member States and gender gaps. Gender equality is addressed in Euro- Associated Countries. The She Figures publication pean Research and Innovation policy in two dif- provides a range of indicators on gender equality ferent ways: through its main funding instrument in research and innovation at pan-European level. Horizon 2020, and within the European Research It aims to give an overview of the gender equa- Area in collaboration with Member States and lity situation, using a wide range of indicators to research organisations. It pursues three objectives, examine the impact and effectiveness of policies namely: implemented in this area. ●● gender equality in scientific careers, Statistical Correspondents for the Group: On behalf of the BMBF - Federal Ministry of Edu- ●● gender balance in decision making, and cation and Research, Dr. Andrea Löther (CEWS) is the national representative for this EU committee. ●● integration of the gender dimension into the content of research and innovation. The European Commission is committed to pro- moting gender equality in research and innova- Sources: PR - European Commission, 08.03.2019 tion (R&I). It is part of the Commission‘s Strategic http://ec.europa.eu/research/swafs/index. engagement for gender equality in all EU policies cfm?pg=policy&lib=gender for the period 2016-2019. In addition, the EU has a well-established regulatory framework on gen- https://ec.europa.eu/research/swafs/index. cfm?pg=library&lib=gender_equality der equality, including binding Directives, which apply widely across the labour market including She Figures 2018: Download in English (pdf) the research sector. https://ec.europa.eu/info/publications/she- figures-2018_en Though gender inequalities in R&I persist, the latest “She Figures” publication shows that some Handbook: Download in English (pdf) progress has been made, although attrition conti- https://ec.europa.eu/info/publications/she-figures- nues to exist at higher levels of a scientific career. handbook-2018_en The most recent data indicate that women made up 47% of PhD graduates in the EU (EU-28), but made up only 33% of researchers and 21% of top- level researchers (grade A). It is even lower at the

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indicators. Thus, although there still appears to be Europäischer Forschungsraum room for improvement on this priority, Germany (EFR) – Fortschrittsbericht 2018 did progress since the 2016 ERA Progress Report.“ veröffentlicht https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/research_and_ innovation/era/era-2018_country_profile_de.pdf

Die EFR-Fortschrittsberichte überprüfen alle zwei Jahre die Erfolge bei der Vertiefung des Europäi- schen Forschungsraums. Dem neuen Bericht nach haben die Mitgliedstaaten Fortschritte in den meis- Empfehlungen für Forschungs- ten Bereichen des EFR erzielt. Gleichzeitig seien die fördereinrichtungen zum Unterschiede zwischen den Ländern nach wie vor groß, auch habe sich die Entwicklung verlangsamt. Thema Gender in Research und Der Bericht empfiehlt eine Weiterentwicklung des Chancengerechtigkeit EFR und seiner Schwerpunkte. Anreize und Unter- stützung dazu solle auch der vorgeschlagene lang- Das Projekt GENDERACTION hat ein Kurzdossier fristige EU-Haushalt bieten. veröffentlicht mit Empfehlungen für Forschungs- fördereinrichtungen und deren Mitwirken bei der Deutschland ist besonders erfolgreich in der euro- Förderung der Gleichstellung der Geschlechter in päischen und außereuropäischen Zusammenarbeit Forschung und Innovation. Empfohlen wird u. a.: und bezüglich seines nationalen Forschungssys- tems. Herausforderung ist weiterhin die Gleichstel- ●● Die Gewährleistung eines ausgewogenen lung der Geschlechter und die Berücksichtigung Geschlechterverhältnisses bei der Besetzung des Gleichstellungsaspektes in der Forschung. Hier von Entscheidungs- und wissenschaftlichen liegt Deutschland unter dem EU-Durchschnitt, ver- Begutachtungsgremien. besserte sich aber bei allen untersuchten Einzelin- dikatoren, auch mit größerer Geschwindigkeit als ●● Bewertungskriterien anzunehmen, die Eltern- die EU-28. schaft als ein Potenzial im Leben eines For- schers oder einer Forscherin berücksichtigen. S. S.9 ●● Die Antragstellenden müssen angeben, ob 2.4 Gender Equality and Gender Mainstreaming in biologisches oder soziales Geschlecht für Research ihren Forschungsvorschlag relevant sind und wie die Genderperspektive in den gesamten Den Bericht und das deutsche Länderprofil finden Forschungs- oder Innovationszyklus integriert Sie hier: werden soll.

https://ec.europa.eu/info/research-and-innovation/ http://genderaction.eu/wp-content/uploads/2019/03/ strategy/era/progress-report_en GENDERACTION_PolicyBrief_RFOs-March-8-2019.pdf

Quelle: Newsletter, EU-Büro des BMBF (EUB), EUB- Wer mehr über GENDERACTION erfahren möchte: Telegramm 5/2019 Hier gibt es eine Success Story zum Projekt auf der Webseite der Kommission: https://www.eubuero.de/newsletter.htm http://ec.europa.eu/research/infocentre/article_ „By contrast, Germany’s performance in Priority en.cfm?artid=49944 4 (Gender equality and gender mainstreaming in research) was somewhat weaker, falling just below (Cluster 3) the ERA benchmark on all three indica- tors. Germany nevertheless improved its scores at a greater speed than the EU-28 for two of these

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Framework (MFF) – display an even lower level of Policy Brief zur ambition. This is despite the EU’s legal obligations GENDERACTION-Konferenz and political commitments to close the gender gap, which persists across all member states. “As „The Future of Gender Equa- the EU puts together its ‘budget for the future’, lity in European Research and we put forward our proposals for how to ensure Innovation“ the next MFF serves the future of the whole popu- lation. Currently women earn less, spend more time on caring and housework, and end up with Im Rahmen des EU-Projekts GENDERACTION, an significantly lower pensions than men. Funding dem auch der DLR Projektträger durch die Kon- programmes are the most direct way for EU resour- taktstelle FiF beteiligt ist, wurde am 9. April 2019 ces to reach those who need them and to impact bei einer Konferenz in Brüssel zum Thema „The individual lives – gender budgeting would ensure Future of Gender Equality in European Research women and men are able to benefit equally,” said and Innovation“ ein gleichnamiger „Policy Brief“ Virginija Langbakk, EIGE’s Director. Gender budge- veröffentlicht. Weitere Policy Briefs aus dem Pro- ting is a tool that helps identify the different situ- jekt sind auf der Projektwebsite je nach Themen- ation and needs of women and men and allocates schwerpunkt unter dem Reiter „Policy Advice“ bzw. resources accordingly. This can include recognising „Horizon Europe“ zu finden. women’s unpaid work: across the EU, more than a third of women care for family members on a daily Weitere Informationen: basis, while almost 80% cook or do housework. This leads to fewer women than men in full-time http://genderaction.eu/wp-content/uploads/2019/04/ GENDERACTION_PolicyBrief11_Future-of-GE-in- employment and a lifetime gender gap in earnings European-RI.pdf of some 40%. Budgets that invest in public servi- ces such as transport and childcare can help offset http://genderaction.eu/ such inequalities. Quelle: The report ‘Gender budgeting: Mainstreaming https://www.eubuero.de/fif-aktuelles.htm gender into the EU budget and macroeconomic policy framework’ outlines in detail how the EU institutions and member states can help realise the goal of gender equality through improved gender Gender equality deserves more budgeting. than 1% Recommendations include:

The EU’s budget can be a powerful force for growth ●● The setting of gender equality as a priority across the and development. EU funds have helped transform entire MFF less-developed regions and reduced inequality across the European Union. ●● The institutionalisation of gender mainstreaming methods and the monitoring of its impact in all funds Yet a new report by the European Institute for Gender Equality (EIGE) has estimated that less ●● The setting of budgetary targets for gender equality than 1% of the EU’s Structural and Investment Funds have been set aside for the promotion of ●● The introduction of a system to track funding for gen- gender equality, with gender mainstreaming trea- der equality in all funding programmes. ted as a theme that has little impact on the actual content of funding programmes. Proposals for the EIGE’s research shows that narrowing the gender post-2020 budget – the EU’s Multiannual Financial gap in the EU could result in an extra 10 million

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jobs and an increase in GDP of up to €3.15 trillion SwafS-11-2019: Scenarios for an award/certifica- by 2050. tion system for gender equality in research organi- sations and universities in Europe: 4 Einreichungen Contact: Veronica Collins, phone +370 5 2157 449, [email protected] SwafS-12-2019: The gender perspective of science, technology and innovation (STI) in dialogue with Source an further information: PR - EIGE, third countries: 9 Einreichungen 10.04.2019 SwafS-13-2018: Gender Equality Academy and https://eige.europa.eu/news/gender-equality-deserves- more-1 dissemination of gender knowledge across Europe

Quelle: Newsletter der Nationalen Kontaktstelle Please note in this context: Wissenschaft mit der und für die Gesellschaft Interim Evaluation: Gender equality as a cross- https://www.eubuero.de/wg.htm cutting issue in Horizon 2020 „.. among the nine sub programmes under the Societal Challenges (seven SCs + SwafS+ Spreading excellence and widening participation), SwafS is the least funded representing only a 1.5% of the total 29,891 Euro million Öffentliche Konsultation zur for total funding of Societal Challenges.“ (P. 7) Gleichstellung der Geschlechter https://ec.europa.eu/research/swafs/pdf/pub_gender_ equality/interim_evaluation_gender_long_final.pdf Die Europäische Kommission hat eine Konsultation gestartet, um Meinungen aller Interessierten zur Situation der Geschlechtergleichstellung und zum strategischen Rahmen für die Gleichberechtigung Antragszahlen für die SwafS- einzuholen. Neben vielen anderen Themengebieten Ausschreibung 2019 bekannt- deckt die Strategie auch Fragen zu Wissenschaft und Forschung ab. Die Konsultation ist bis zum 31. gegeben Mai 2019 geöffnet. Nähere Informationen sind auf der entsprechenden Website der Europäischen Für die Ausschreibung im Programmbereich „Sci- Kommission zu finden. ence with and for Society“ wurden zum Stichtag 2. April 2019 insgesamt 308 Anträge eingereicht. Weitere Informationen:

https://ec.europa.eu/info/law/better-regulation/ Für den Bereich initiatives/genderequalitybrp/public-consultation_en Strategic orientation 2. Stepping up support to Gender Equality in Research & Innovation policy Quelle: wurden folgende Antragszahlen veröffentlicht https://www.eubuero.de/fif-aktuelles.htm SwafS-09-2018-2019: Supporting research orga- nisations to implement gender equality plans: 23 Einreichungen

SwafS-10-2018: Analysing gender gaps and biases in the allocation of grants

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COST Action zu Geschlecht und Webinare zu Gender in der For- Gesundheit im verlängerten schung Arbeitsleben Chancengleichheit und Gender im Forschungsin- Zum Ende seiner vierjährigen Vernetzungsarbeit halt sind Querschnittsthemen in Horizont 2020: veranstaltete am 6. März die COST-Aktion „Gen- Das Thema Chancengleichheit dreht sich um die der and Health Implications of Policies to Extend Beteiligung von Männern und Frauen in Projek- Working Lives in Western Countries“ ein Policy ten, die möglichst gleichverteilt sein sollte. Mit der Event im Europäischen Parlament. spannenden Frage „Haben meine Projektinhalte unterschiedliche Berührungspunkte in der Lebens- https://www.cost.eu/news/action-on-ageing-gender- and-health-policies-to-extend-working-life/ realität von Männern und Frauen?“ beschäftigt sich Gender im Forschungsinhalt. In vielen Aus- Das 34 Länder umspannende Netzwerk präsen- schreibungen von Horizont 2020 wird nach der tierte so prominent Ergebnisse und Empfehlungen Einbeziehung dieser inhaltlichen Komponente auch zu Geschlechterunterschieden in Bezug auf gefragt, aber vielen Antragstellenden mangelt es sich verändernde Arbeitsmärkte und Ungleichheit an Praxisbeispielen oder spezifischem Fachwissen der Renten. zu diesem Thema.

COST ist eine bereits 1971 gestartete zwischen- Auf der GENDERACTION Webseite gibt es einige staatliche Initiative zur Förderung der Vernetzung Webinare sortiert nach Forschungsfeldern (u. a. von Forschung. Die sogenannten COST-Aktionen Gesundheit, Forschungsinfrastrukturen, IKT, Ener- erhalten Finanzierung aus dem jeweiligen For- gie) zum Thema Gender in Research, die sich an schungsrahmenprogramm. Neben einem Fokus auf Nationale Kontaktstellen aber auch direkt an die Beteiligung bisher weniger forschungsstarker Antragstellende selbst richten. Staaten in Europa bietet COST Nachwuchswissen- schaftlerinnen und -wissenschaftlern interessante Zu den Webinaren: Beteiligungsmöglichkeiten. Dabei ist auch Chan- http://genderaction.eu/trainings/upcomming/ cengerechtigkeit Teil der COST-Strategie.

https://www.cost.eu/who-we-are/cost-strategy/ Quelle: Zahlreiche COST-Aktionen beinhalten Genderas- https://www.eubuero.de/fif-aktuelles.htm pekte in der Forschung oder haben Gender als (Teil ihres) Forschungsgegenstand(s).

https://www.cost.eu/cost-actions/browse-actions/ Information und Beratung zu COST bietet die Neue Website des EIGE deutsche Koordinationsstelle zu COST, angesiedelt am DLR-Projektträger. Das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen EIGE hat seine Website überarbeitet. https://www.cost.dlr.de/?pk_campaign=nl-fif&pk_ kwd=2019-03-15 Aktuelle Neuerungen: topic pages, u.a. zu For- Quelle: schung. Es gibt länderspezifische Seiten, auf denen alle jeweiligen Ressourcen aufgeführt werden https://www.eubuero.de/fif-aktuelles.htm u.v.m.

https://eige.europa.eu/

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frauen- und geschlechterforschung

nin für die renommierte Gastprofessur für interna- Gender Studies: Internationales tionale Geschlechterforschung war. Marie Jahoda Zentrum gegründet steht für wissenschaftliche Strahlkraft, für gelebte Interdisziplinarität und Internationalität sowie für eine konsequente Verbindung von Wissenschaft Die Ruhr-Universität Bochum (RUB) gründet das und gesellschaftlichen Fragestellungen. Marie-Jahoda-Center for International Gender Studies. Die Geschlechterforschung an der RUB Netzwerk in der Universitätsallianz blickt auf eine mehr als drei Jahrzehnte währende Geschichte. Schon seit den 1980er-Jahren besteht Ziel des Zentrums ist es, ein gutes Forschungs- das „RUB-Netzwerk Frauen- und Geschlechterfor- umfeld für Kooperationsprojekte zu schaffen und schung“, das auf einen engen interdisziplinären das besondere fachübergreifende Forschungsprofil Austausch und zugleich den aktiven Aufbau nati- konsequent fruchtbar zu machen. Prof. Dr. Katja onaler und internationaler Forschungs- und Lehr- Sabisch, Direktorin der Bochumer Gender Studies, kooperationen setzt. Nun geht die RUB mit dem hebt dafür die Bedeutung der Universitätsallianz Marie-Jahoda-Center den nächsten Schritt. Ruhr hervor: „Die Potenziale unserer Zusammenar- beit in der Geschlechterforschung sind enorm. Mit Sie führt ihre maßgeblichen Instrumente zur Bil- dem Center wird dies auf eine langfristige Basis dung von Gender-Wissensnetzwerken zusammen gestellt.“ – die Marie-Jahoda-Gastprofessur und die Mas- terstudiengänge Gender Studies – und entwickelt Die künftige Geschäftsführerin des Centers, Dr. sie weiter. Mit dem Leitmotto „Creating Gender Beate von Miquel, sieht als besonderes Merkmal, Knowledge Networks – Building Bridges to Soci- dass „Forschung und Lehre um den Wissenstransfer ety“ fügt sich das neue Zentrum nahtlos in die ergänzt werden, um dem gesellschaftlichen Bedarf Gesamtstrategie der RUB ein. „Der Netzwerkge- nach Reflexion von Geschlechterbildern und danke steht dabei im Vordergrund“, so Rektor Prof. Geschlechterwissen zu begegnen.“ Ein aktuelles Dr. Axel Schölmerich. Das Zentrum sei auch ein Beispiel für das produktive Zusammenwirken von weiterer Eckpfeiler der Bochumer Bewerbung im Forschung und Transfer ist die Kampagne „Unser laufenden Wettbewerb zur Exzellenzstrategie. Campus“. Der Hashtag Me-Too oder die Entschei- dung des Bundesverfassungsgerichts zur „Dritten In der Tradition Marie Jahodas Option“ hatten zuvor gezeigt, dass es notwendig ist, neue Maßnahmen zu entwickeln, um einen Mit der Gründung des Centers stellen sich die inklusiven Campus zu schaffen. beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler aus dem kultur- und sozialwissenschaft- Nachwuchsförderung lichen Bereich und die RUB erneut in die Tradi- tion der österreichischen Sozialpsychologin Marie Ein starkes Augenmerk legt das Center auf die Jahoda (1907 bis 2001), die bereits Namenspatro- Förderung und Unterstützung des wissenschaft-

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lichen Nachwuchses. Wenn es offiziell eröffnet wird, sollen sich vor allem Studierende, Doktoran- Radha Hegde von der New York den und Postdocs angesprochen fühlen. „Unser University auf Gastprofessur Call for Papers für die interdisziplinär organisier- ten Workshops richtet sich insbesondere an den für Geschlechterforschung Nachwuchs“, so Maximiliane Brand, Koordinatorin berufen der Gender-Studies-Studiengänge und Sprecherin des wissenschaftlichen Mittelbaus im Netzwerk Die Kommunikationswissenschaftlerin Radha Frauen- und Geschlechterforschung NRW. Hegde von der New York University (NYU) über- nimmt im diesjährigen Sommersemester die inter- Termin: Die offizielle Eröffnungsfeier des Centers nationale Gastprofessur für Geschlechterforschung findet am 25. und 26. Juni 2019 statt. Die Präsi- an der Freien Universität Berlin. dentin der Universität Paderborn, Prof. Dr. Birgit Riegraf, wird den Festvortrag halten. Die Professorin der NYU ist Expertin für die Zusam- menhänge zwischen Gender, Medien und Migra- Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: Prof. Dr. tion in einer globalisierten Welt. Sie beschäftigt Katja Sabisch, Gender Studies, Fakultät für Sozi- sich unter anderem mit Aktivismus in digitalen alwissenschaft Medien in Indien und weltweit und mit der Heraus- bildung von Diaspora-Kulturen unter den Bedin- Ruhr-Universität Bochum, Tel.: 0234 32 22988, gungen von Digitalisierung und Globalisierung. Die E-Mail: [email protected] Antrittsvorlesung fand am 24. April 2019 statt.

Weitere Informationen: Radha Hegde hat nach ihrem Studium der Engli- schen Literatur in Indien als Journalistin für eine http://www.sowi.ruhr-uni-bochum.de/genderstudies/ – Gender Studies überregionale englischsprachige Zeitung gearbei- tet und wird auch diese praktische Erfahrung in https://unser-campus.de/ – Kampagne Unser Campus ihre Lehrveranstaltungen für Studierende an der http://www4.rz.rub.de:8503/mam/content/ Freien Universität Berlin einbringen. Im Mittel- genderstudies/call_for_papers_majac.pdf – Eröffnung punkt ihrer Forschung und Lehre steht die Ergrün- des Centers – Call for Papers dung der vielfältigen Zusammenhänge zwischen der Produktion und Nutzung von Medien und den Veränderungen des gesellschaftlichen Zusammen- Quelle: PM - RUB, 08.03.2019 lebens weltweit. In ihren Seminaren an der Freien Universität Berlin befasst sie sich mit Migrationser- https://news.rub.de/hochschulpolitik/2019-03-08- gender-studies-internationales-zentrum-gegruendet zählungen („Narrating Migration“) und der Frage, welche Vorstellungen von Mobilität oder Diaspora weltweit entstehen und zirkulieren. Im Mittelpunkt eines weiteren Kurses stehen Gender und Gender- theorien im Kontext von Globalisierung.

Die Wissenschaftlerin wird an der Freien Universi- tät Berlin zudem ihre eigenen Forschungsprojekte weiterverfolgen und dafür eng mit Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftlern des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität sowie des Sonderforschungsbe- reich „Affective Societies. Dynamiken des Zusam- menlebens in bewegten Welten“ zusammenar- beiten. Radha Hegde verstärkt zudem aktuelle

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Forschungsschwerpunkte des Margherita-von- westschweiz (FHNW). In ihrer Forschung setzt sich Brentano-Zentrums für Geschlechterforschung der Karolin Heckemeyer mit Fragen zu geschlechtlicher Freien Universität. Die interdisziplinäre Einrichtung Vielfalt, Diversität und Intersektionalität also der präsentiert und vernetzt die Geschlechterfor- Überschneidung von verschiedenen Diskriminie- schung an der Freien Universität Berlin, richtet rungsformen in einer Person im Sport auseinander. Veranstaltungen aus und baut die Zusammenar- Dabei greift sie aktuelle Debatten zu Geschlech- beit mit Kooperationspartnerinnen- und Partnern terverifikationsverfahren, zum «Mythos der Chan- auf internationaler und nationaler Ebene aus. cengleichheit » sowie zu LGBTIQ-Themen (Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell/Transgender und Die Gleichstellung der Geschlechter und die För- Intersexuell) im Sport auf. derung der Geschlechterforschung ist seit mehr als drei Jahrzehnten im Selbstverständnis der Freien Karolin Heckemeyer hat an der Universität Bie- Universität verankert und deshalb auch zentraler lefeld Sport und Französisch studiert und war Bestandteil des Zukunftskonzepts, mit dem die Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Hochschule in der Exzellenzinitiative des Bundes Sportwissenschaft, bevor sie an das Institut für und der Länder 2012 erneut erfolgreich gewesen Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität Frei- ist. Die Gastprofessur „Dahlem International Net- burg wechselte. Dort promovierte sie 2017. Sie work Professorship for Gender Studies“ wird im war DAAD-Stipendiatin und Research Fellow Rahmen des Zukunftskonzepts seit 2013 jährlich am Simone de Beauvoir Institute der Concordia ausgeschrieben und an eine herausragende Wis- University in Montreal (Kanada). Sie ist aktuell senschaftlerin oder einen herausragenden Wissen- Mitherausgeberin der Freiburger Zeitschrift für schaftler auf diesem Gebiet vergeben. Die Profes- Geschlechterstudien und der 2017 neu gegründe- sur unterstützt die Aktivitäten zur Verstärkung der ten Zeitschrift für Fußball und Gesellschaft sowie internationalen Ausrichtung der Geschlechterfor- Mitglied der Forschungsgruppe «Transnational schung an der Freien Universität. Scholars for the Study of Sport and Gender».

Kontakt: Camilla Leathem, Camilla.Leathem@fu- Im Sommersemester spricht sie am 2. Juli um 16 berlin.de Uhr zum Thema „Der Sport als heteronormativ strukturiertes Feld“. Quelle und weitere Informationen: PM - Freie Uni- versität Berlin, 01.04.2019 Mit der Einrichtung einer Gender-Gastprofessur als fakultätsübergreifende „Wanderprofessur“ https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/ fup/2019/fup_19_076-radha-hedge-gastprofessur- setzt die Universität Bielefeld gemeinsam mit den fuer-geschlechterforschung/index.html Fakultäten ein Zeichen für die Stärkung von gen- derspezifischen Inhalten in Forschung und Lehre.

Weitere Informationen:

http://www.uni-bielefeld.de/gender/ Gender-Gastprofessur an der gendergastprofessur.html Universität Bielefeld Quelle: PM - Universität Bielefeld, 09.04.2019

https://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/uniaktuell/entry/ Dr. Karolin Heckemeyer hat im Sommersemester personalnachrichten_aus_der_universit%C3%A4t_ die Gender-Gastprofessur der Universität Bielefeld bielefeld20 übernommen und ist an der Abteilung Sportwis- senschaft zu Gast.

Sie forscht und lehrt als Dozentin an der Päda- gogischen Hochschule der Fachhochschule Nord-

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des 20. Jahrhunderts. „Bis heute gelten vor allem Wie geschlechterneutral sind die PS-starken Versionen als männlich. Im Gegen- Elektroautos? satz dazu wurde der Wandel hin zum Elektroauto in den Medien zunächst hauptsächlich durch Mobilitätsmotive und –bedürfnisse verbunden, die Erste „Marianne-Schminder-Professur“ der Uni mit Frauen assoziiert werden. Entsprechend wird Magdeburg erforscht Abhängigkeit von Technolo- an Frauen die Botschaft gesendet - es ist so kinder- gieentwicklung und Geschlecht. leicht, auch ohne technikaffin zu sein, die E-Autos aufladen zu können. Jüngste Entwicklungen in der Mit der Soziologin Dr. Andrea Wolffram, wurde Elektromobilität ermöglichen nun aber wieder die zum ersten Mal an der Otto-von-Guericke-Univer- Verknüpfung von Männlichkeit mit dem Auto als sität Magdeburg die „Marianne-Schminder-Gast- Abenteuermaschine.“ professur für Geschlechterforschung“ besetzt. Die Gastprofessur ist benannt nach Prof. Dr. Die auf zwei Jahre angelegte Professur för- Marianne Schminder, die ab 1961 Professorin für dert Wissenschaftlerinnen, die sich neben ihrem Nichtmetallische Werkstoffe in den Ingenieurwis- eigentlichen Forschungsschwerpunkt der Gender- senschaften der Technischen Hochschule Mag- forschung widmen. deburg, einer Vorgängerinstitution der Otto-von Guericke-Universität Magdeburg, war. Sie promo- Dr. Andrea Wolffram ist eine anerkannte Expertin vierte 1961 als „erster Doktorand“ am Institut für auf dem Gebiet der Technik- und Organisations- Werkstoffkunde und –prüfung. Nach der Habilita- soziologie und Geschlechterforschung und unter- tion 1967 folgte zwei Jahre später ihre Berufung. sucht unter anderem Wissenschaftskarrieren von Als Seiteneinsteigerin erwarb sie mehrere Patente Frauen in technischen Berufen und technischen und erwarb sich Achtung durch ihr Engagement Disziplinen im deutschen Hochschul- und For- in der Lehre sowie im Frauenausschuss der Techni- schungssystem. Sie analysiert, wie Erfindungen schen Hochschule Magdeburg. „Mit der ‚Marianne- und neue Technologien in der Vergangenheit und Schminder-Professur‘ haben wir neben der ‚Doro- heute von wem genutzt wurden und werden, wel- thea-Erxleben-Professur‘ die zweite Möglichkeit che Geschlechterverhältnisse sich in Technologien geschaffen, um gezielt Frauen in der Wissenschaft einschreiben und damit auch welche unterschied- zu fördern“, so der Rektor, Prof. Dr.–Ing. Jens Stra- lichen Interessen und Bedürfnisse von Frauen und ckeljan. „Sinnvollerweise eng angelehnt an unser Männer im Entwicklungsprozess von Technologien ingenieurtechnisch-naturwissenschaftliches Profil. Berücksichtigung finden. Ihr Fokus in Forschung Das leisten sich nicht viele Universitäten.“ Aber die und Lehre an der Fakultät für Maschinenbau der Aufarbeitung und Kenntnis von einer Geschlech- Universität Magdeburg liegt darauf, die Einflüsse terperspektive in der Technik sei wesentlich für von Geschlechterrollen auf moderne Technologie- künftige gesellschaftliche Gestaltung, gerade für entwicklung zu erforschen, insbesondere in Bezug eine Universität mit ingenieurwissenschaftlichem auf Nutzung von Elektromobilität. Profil. „Ohne Kenntnis der historischen Erfahrun- gen können wir künftig nicht erfolgreich sein.“ „Technik ist nicht neutral“, so Gastprofessorin Dr. Wolffram auf ihrer Antrittsvorlesung. „Schon Quelle, weitere Informationen, u.a. zur Vita von Dr. immer sind gesellschaftlich definierte Geschlech- Wolffram: PM -O tto-von-Guericke-Universität terrollen ein zentraler Faktor sozialer Ungleichhei- Magdeburg, 30.04.2019 ten bei technologischen Entwicklungen gewesen.“ http://www.ovgu.de/Universit%C3%A4t/Im+Portrait/ Schon als in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts das Profilierungsschwerpunkte/Forschung+_+Transfer/ Fahrrad erfunden wurde, habe die damalige Mode PM+20_2019-p-73552.html verhindert, dass Frauen von der Entwicklung profi- http://www.bfg.ovgu.de/Gleichstellung/Angebote/ tierten. Das gelte genauso für die Durchsetzung des Gastprofessur+Genderforschung.html Verbrennungsmotors in Automobilen zu Beginn

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postkolonialer und feministischer Perspektive kri- GENDER UNTER DRUCK. Collo- tisch mit der EU als Bezugspunkt für intersektio- quien zu Geschlechterpolitiken nale Kämpfe um soziale Gerechtigkeit auseinander. Dabei machen sie Allianzen und Gegenbewegun- in Europa gen sichtbar und setzen „fake news“ und Politiken der Ausgrenzung Informationen und alternative Die Cornelia Goethe Colloquien sind ein offenes Handlungsstrategien entgegen.“ Diskussionsforum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung. In diesem Semester stehen Veranstalter*in: Cornelia Goethe Centrum für die Colloquien unter dem Titel: GENDER UNTER Frauenstudien und die Erforschung der Geschlech- DRUCK. Geschlechterpolitiken in Europa. terverhältnisse (CGC)

„Es weht ein kalter Wind durch Europa. An Ein- Konzeption: Helma Lutz, Marianne Schmidbaur, fluss gewinnende rechtspopulistische Parteien Sandra Seubert, Anja Wolde; Koordination: Fran- profilieren sich mit europakritischen, autoritären ziska Vaessen Positionen. Im Mittelpunkt ihrer Programme ste- hen antifeministische und rassistische Forderun- Erfahren Sie mehr unter: gen. Gleichzeitig nutzen rechte Akteur*innen den http://www.cgc.uni-frankfurt.de/cornelia-goethe- Bezug auf Frauenrechte, um ihre Forderungen zu colloquien/ legitimieren und sich von denjenigen abzugrenzen, die aus ihrer Sicht nicht ‚dazugehören‘.

Seit dem Amsterdamer Vertrag von 1997 ist die Arbeit der EU auf die Prinzipien des Gender Main- Theologinnen starten Diskurs streaming und die Bekämpfung von Diskriminie- zur „Weiblichkeit im Islam“ rung auf Grund von Geschlecht, „Race“, ethnischer Herkunft, Religion/Weltanschauung, Behinderung/ Beeinträchtigung, Alter und sexueller Orientierung Kooperationsprojekt soll Forscherinnen weltweit verpflichtet. EU-Geschlechterpolitiken haben sich vernetzen aus der engen Beschränkung auf Arbeitsmarktpo- litik gelöst und zielen mittlerweile auf alle Politik- Das Zentrum für Islamische Theologie der Univer- felder. Schwerpunkte sind neben der Vereinbarkeit sität Tübingen und die Georgetown Universität in von Familie und Beruf, Geschlechterungleichheit Katar erforschen in einem neuen Kooperations- und Demokratiedefizite in der Politik sowie der projekt das Konzept der „Weiblichkeit im Islam“. Kampf gegen häusliche Gewalt. Gender Main- Islamische Theologinnen wollen sich dafür mit streaming ist rechtspopulistischen Bewegungen Wissenschaftlerinnen weltweit vernetzen und eine ein Dorn im Auge, weil sie Geschlechtergerechtig- theologische Auseinandersetzung mit dem Thema keit nicht als Abschaffung von Ungerechtigkeit, anregen. Zudem soll es fester Bestandteil der uni- sondern als Abschaffung von Geschlechterdif- versitären Lehre werden. Gefördert wird das Pro- ferenz verstehen. „Anti-Genderismus“ bekämpft jekt „Exploring the Feminine within Islam“ 2019 im vehement jedes Verständnis von Geschlecht, das Programm „Hochschuldialog mit der Islamischen Zweigeschlechtlichkeit und Heteronormativität Welt“ des Deutschen Akademischen Austausch- als ‚natürliche‘, unveränderliche Tatsache infrage dienstes (DAAD) aus Mitteln des Auswärtigen Amts. stellt. Europäische Demokratie braucht Feminis- mus. Die Vorträge fokussieren die Konstitution, Während es Fortschritte in der wissenschaftlichen Bedingungen und Ursachen von Anti-Genderismus Auseinandersetzung zu „Islam und Gender“ gibt, und Antifeminismus rechter und rechtspopulisti- insbesondere in der Soziologie und Anthropologie, scher Bewegungen und Parteien im europäischen steckt eine theologische Auseinandersetzung zur Kontext und setzen sich aus rassismuskritischer, „Weiblichkeit im Islam“ noch im Anfangsstadium.

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„In Anbetracht unserer unruhigen internationa- Weiterführende Informationen: len Welt ist es wichtiger denn je, dass muslimi- sche Frauen nicht nur der Gegenstand laufender Zentrum für Islamische Theologie an der Universi- Diskussionen im Islam sind“, sagt Projektleiterin tät Tübingen: Lejla Demiri, Professorin für Islamische Glaubens- https://uni-tuebingen.de/fakultaeten/zentrum-fuer- lehre an der Universität Tübingen. „Vielmehr soll- islamische-theologie/aktuelles/newsfullview-aktuell/ ten sie als Theologinnen selbst zu den wichtigen article/theologinnen-starten-diskurs-zur-weiblichkeit- Gesprächen über Gender und Religion beitragen.“ im-islam-1/?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHas Mit dem Projekt wollen das Tübinger Zentrum für h=fccca24cf692242348d1d5e2931b81f2 Islamische Theologie (ZITH) und die Georgetown Georgetown University Qatar: Universität Katar Wissenschaftlerinnen aus vielen https://www.qatar.georgetown.edu/ Ländern zum Forschungs- und Lehrthema „Weib- lichkeit im Islam“ zusammenbringen. Geplant ist unter anderem, Forscherinnen aus mehrheitlich muslimisch geprägten Ländern jährlich zu einer Fachtagung nach Tübingen einzuladen. Von Tübin- Online-Umfrage: „Forschungs- gen und Katar aus soll ein intrareligiöser Dialog dateninfrastruktur in den Gen- zwischen rund 30 Wissenschaftlerinnen der isla- mischen Theologie und verwandter Studienfächer der Studies“ angeregt werden. Diese könnten sich wiederum mit weiteren Theologinnen und Theologen an anderen Aufruf zur Umfrage: „Das Zentrum für transdis- Hochschulstandorten vernetzen, so die Idee. ziplinäre Geschlechterstudien arbeitet momentan an einer Bedarfsanalyse zum Thema „Forschungs- Das Projekt wird unterstützt und mitentwickelt dateninfrastruktur in den Gender Studies“. For- vom Forscher-Alumni-Netzwerk der Universität schungsdatenmanagement und die dazugehö- Tübingen und ist Teil der hochschulweiten Inter- rigen Infrastrukturen gewinnen zunehmend an nationalisierungsstrategie. Wissenschaftlerinnen, Relevanz in der Forschungslandschaft. Mit unserer Studierende und Alumnae sollen als Multiplikato- Bedarfsanalyse wollen wir eine Bestandsaufnahme rinnen in den jeweiligen Teilnehmerländern ein- innerhalb der Gender Studies Community machen gebunden werden, unter anderem in Marokko, im und Erfahrungen sowie Bedarfe im Umgang mit Libanon und im Iran. Forschungsdaten analysieren.

Ziel ist ein Wissensaustausch und die gegenseitige Nach einer ersten Interview-Phase haben wir dafür Entsendung von Wissenschaftlerinnen für Lehr- nun eine Online-Umfrage erstellt und freuen uns tätigkeiten zunächst nach Tübingen oder Katar. wenn so viele wie möglich daran teilnehmen. Dies Langfristig sollen Mentoring-Strukturen zwi- gilt auch für Forschende, die bis jetzt wenig oder schen verschiedenen Karrieregraden entstehen, keine Erfahrung mit den Themen Forschungsda- um Nachwuchsforschende als gleichberechtigte tenmanagement und Forschungsdateninfrastruk- Gesprächspartner in den Diskurs einzubeziehen. turen gemacht haben. Denn erfahrungsgemäß „Auf lange Sicht möchten wir Frauen eine Stimme sind die Kenntnisse dazu disziplinenabhängig sehr verleihen, die sich ernsthaft für die Verbesserung ungleich verteilt. Als transdisziplinäres Feld ist uns ihrer Welt(en) durch ihre Arbeit, ihren Aktivismus bei dieser Bedarfsanalyse jedoch wichtig die diszi- und ihren Dienst an der Humanität einsetzen“, plinäre Breite der Gender Studies abzudecken. Um sagt die Wissenschaftlerin Sohaira Siddiqui, Theo- die unterschiedlichen Wissensstände zu berück- logie-Professorin an der Georgetown Universität sichtigen, ist die Umfrage so angelegt, dass das in Katar. „Wir hoffen, dass unser Projekt nicht nur individuelle Antwortverhalten den nachfolgenden den Beteiligten des Diskurses nützt, sondern auch Verlauf beeinflusst, z. B. nicht zutreffende Fragen den Gesellschaften, in denen wir leben.“ automatisch übersprungen werden.“

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Zur Umfrage: wochenstunden in Form einer Überblickslehrver- anstaltung zum oben genannten Themenbereich https://umfrage.hu-berlin.de/index. php/747499?lang=de abzuhalten. Erwartet wird auch die Mitarbeit im Doktoratsprogramm „Interdisziplinäre Geschlech- Die Umfrage ist bis zum 8. September 2019 aktiv. terstudien“.

https://www.gender.hu-berlin.de/de/index Beabsichtigt ist die Besetzung der Gastprofessur mit einer Forscherin/einem Forscher mit ausgewie- sener Expertise, Publikationen und Lehrerfahrung aus dem oben genannten Bereich mit deutlichem Aigner-Rollett-Gastprofessur Schwerpunkt auf Gender Studies/Frauen- und für Frauen- und Geschlechter- Geschlechterforschung.

forschung Anstellungserfordernisse

Die Naturwissenschaftliche Fakultät der Karl-Fran- ●● Eine der Verwendung entsprechende abge- zens-Universität Graz besetzt gemeinsam mit der schlossene inländische oder gleichwertige Koordinationsstelle für Geschlechterstudien und ausländische Hochschulbildung Gleichstellung die ●● Hervorragende wissenschaftliche Qualifikation Aigner-Rollett-Gastprofessur für Frauen- und in Forschung und Lehre im ausgeschriebenen Geschlechterforschung Themenbereich

(Befristetes Arbeitsverhältnis; zu besetzen für das ●● Pädagogische und didaktische Eignung Sommersemester 2020 (01.03.2020 - 30.06.2020). ●● Qualifikation zur Führungskraft, Kompetenz Geschlechterstudien können an den Grazer Univer- hinsichtlich Gender Mainstreaming sitäten seit Jahren in eine Reihe von Studien inte- griert und auch als Masterstudiengang absolviert ●● Facheinschlägige Auslandserfahrung werden. Durch die Aigner-Rollett-Gastprofessur werden einzelne Themenbereiche fokussiert. Die Ende der Bewerbungsfrist: 29. Mai 2019 Gastprofessur soll einerseits Gender-Aspekte in die Lehre der Fakultät einbringen, andererseits das Für Auskünfte steht Ihnen Dr.in Barbara Hey, MBA Lehrangebot des Masterstudiengangs Interdiszip- (Koordinationsstelle für Geschlechterstudien und linäre Geschlechterstudien (http://koordination- Gleichstellung der Universität Graz) gerne zur Ver- gender.uni-graz.at/geschlechterstudien/) berei- fügung: +43 (0) 316 380 5722, barbara.hey@uni- chern. graz.at.

Anforderungsprofil und erwartete Leistungen in Hier geht es zur vollständigen Ausschreibung: den Bereichen Forschung und Lehre: Thematisch https://jobs.uni-graz.at/de/MB/67/99/4820 in der Frauen- und Geschlechterforschung ange- siedelt, soll die Gastprofessur im Sommersemester 2020 einen Schwerpunkt im Bereich Genderas- pekte in der naturwissenschaftlich-mathemati- schen Fachdidaktik haben.

Die Gastprofessur umfasst 6 Semesterwochenstun- den Lehre aus dem Bereich Geschlechterstudien/ Geschlechterforschung, davon sind 2 Semester-

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Bereiche. U.a. geht es um verborgene Armutsrisi- Intersektionaler Feminismus: ken, globale Ungleichheiten, geschlechterkritische Neu auf der Webseite des Gewaltforschung oder feministische Öffentlichkei- Gunda-Werner-Instituts ten. Das zweibändige Kompendium ist in sieben Was ist intersektionaler Feminismus überhaupt? Schwerpunktbereiche aufgeteilt, die den For- Mit Videos und kurzen Erklärtexten stellt das schungsstand beleuchten sowie Schlaglichter auf Gunda-Werner-Institut die wichtigsten Informa- internationale Debatten werfen. Je nach Fach wird tionen zur Geschichte, Gegenwart und Praxis von mit spezifischem Datenmaterial und unterschied- Intersektionalität bereit. lichen Analyseinstrumenten gearbeitet – in der Medizin anders als in der Rechts- oder Kulturwis- Sie finden dort ebenso erste Essays aus der neu- senschaft. esten Publikation „Reach Everyone on the Planet Kimberlé Crenshaw und die Intersektionalität“ Langer Atem: „Es brauchte einen langen Atem, (Hrsg. vom Gunda-Werner-Institut und dem Cen- um 176 Beteiligte verschiedenster Fachrichtungen ter for Intersectional Justice), die Anfang Mai für ein solches Projekt zu koordinieren“, erklärt erscheinen wird. Dr. Beate Kortendiek, eine der Herausgeberin- nen neben den Professorinnen Dr. Birgit Riegraf Hören Sie auch in den aktuellen Podcast des GWI (Paderborn) und Dr. Katja Sabisch (Bochum). Sie „Feminismus Backstage“ herein! Wie verändert planen, das Handbuch online weiter fortzuschrei- intersektionaler Feminismus unsere Praxis? ben, denn auch wenn das Buch nun gedruckt vor- liegt, so wird es als Projekt keinesfalls abgeschlos- https://www.gwi-boell.de/de/intersektionalitaet sen sein. Kortendiek: „Die Geschlechterforschung Kontakt: Francesca Schmidt, Referentin feministi- ist eben ein junges Wissenschaftsfeld.“ sche Netzpolitik, fschmidt(at)boell(dot)de Weitere Informationen:

https://link.springer.com/referencework/10.1007 %2F978-3-658-12500-4 Neues Handbuch zur Dr. Beate Kortendiek, beate.kortendiek(at)netz- Geschlechterforschung: Quer werk-fgf.nrw(dot)de

durch alle Disziplinen Quelle: PM - UDE, 19.02.2019

https://www.uni-due.de/2019-02-19-handbuch- Obwohl die Hälfte der Menschheit aus Frauen geschlechterforschung besteht, spielte das Geschlecht als Kategorie bis in die 1970er Jahre kaum eine Rolle in der Wissen- schaft. Wie sich die interdisziplinäre Geschlechter- forschung seither entwickelt hat, dokumentiert ein neues Handbuch. Redaktionell betreut wurde es vom Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW an der UDE.

Auf 1.566 Seiten bietet es 155 kompakte Über- blicksartikel, in denen die unterschiedliche Bedeu- tung von Geschlecht im jeweiligen Zusammen- hang deutlich wird – seien es gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische, oder auch kulturelle

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Bitte lesen Sie auch: GENDER 1/19 Hochschule und „Mir persönlich liegt ein stärkerer interdiszipli- närer und internationaler Gedankenaustausch Geschlecht erschienen am Herzen“

Herausgeberinnen: Marion Kamphans, Meike S. 2019 wird die GENDER – Zeitschrift für Geschlecht, Baader, Sandra Beaufaÿs Kultur und Gesellschaft 10 Jahre alt! Zu diesem Anlass hat sich die Mitherausgeberin der Zeit- Die Ausgabe 1/2019 ist das erste Heft im Jubilä- schrift Dr. Beate Kortendiek Zeit genommen, uns umsjahr der Zeitschrift, die im Jahr 2009 gegrün- Fragen zur Geschichte und Zukunft der GENDER zu det wurde. Die Beiträge im Schwerpunkt liefern beantworten. Das Interview führte die Mitarbeite- empirische Ergebnisse und Analysen zu der Frage, rin des Budrich Verlages, Daniela Witzki. welche Folgen die Reform- und Transformations- https://budrich.de/beate-kortendiek/ prozesse im Hochschul- und Wissenschaftssystem für das Geschlechterverhältnis haben, wie die Kategorie Geschlecht in ihrer Vielfalt in diesen Zusammenhängen (de)thematisiert und konstru- iert, aber auch wie Gleichstellung an Hochschulen Call for Papers der Zeitschrift aktuell kontextualisiert wird. GENDER

Antifeministische Mobilisierungen: Erschei- nungsformen, Erklärungsversuche und Gegen- strategien (Sonderheft 2021)

Call: „Seit der Jahrtausendwende nehmen Diskurse und Mobilisierungen gegen die kritische Thema- tisierung von Geschlecht(erverhältnissen) und Der Offene Teil der Zeitschrift enthält Beiträge geschlechtliche Selbstbestimmung zu. Der Call for zu impliziten Geschlechterkonstruktionen in zeit- Papers lädt dazu ein, zu fragen, wie das Phänomen genössischer Kinderkleidung und in den Alltags- begrifflich zu fassen ist, wie sich die Zunahme arrangements getrennter Eltern, einen Beitrag entsprechender Mobilisierungen und Diskurse aus sozial-ökologischer Perspektive zur aktuellen erklären lässt und welche Schlüsse sich daraus im Care-Debatte und einen Aufsatz zur Interaktion Hinblick auf den Wandel von Geschlechterverhält- zwischen Geflüchteten und ehrenamtlich für sie nissen sowie die Grenzen und Möglichkeiten von Engagierten. Vier Rezensionen zu aktuellen Pub- Geschlechterpolitiken ziehen lassen. likationen der Geschlechterforschung runden das Heft ab. Herausgeberinnen sind Denise Bergold-Caldwell, Sabine Grenz, Barbara Grubner, Annette Hen- Einen Einblick ins Heft erhalten Sie auf dieser ninger, Helga Krüger-Kirn, Susanne Maurer und Website Marion Näser-Lather. Wir laden herzlich zur Einrei- chung eines Abstracts bis zum 02. Juni 2019 ein!“ hier können Sie auch Leseproben herunterladen und das Einzelheft bestellen. Der vollständige Call (auf Deutsch und Englisch) findet sich unter:

https://www.gender-zeitschrift.de http://www.gender-zeitschrift.de/index.php?id=call- for-papers-gz

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öffentlichte sie zahlreiche Aufsätze und hielt viele Personalia Vorträge. Als Expertin wurde sie von Ausschüssen des Deutschen Bundestages angehört und beriet weitere Institutionen. Plett ist Mitautorin der Ver- fassungsbeschwerde und war eine der Verfahrens- bevollmächtigten in der Sache „Dritte Option“ für den Geschlechtseintrag in staatlichen Registern. Bundesverdienstkreuz für Das Bundesverfassungsgericht hat der Beschwerde Juraprofessorin Konstanze Plett im Oktober 2017 stattgegeben, im Dezember 2018 ist das entsprechende Gesetz in Kraft getreten. Intergeschlechtliche Menschen können nun in Professorin Konstanze Plett von der Universi- Geburtenregistern und darauf basierenden offizi- tät Bremen hat jetzt das Bundesverdienstkreuz ellen Dokumenten mit der Bezeichnung „divers“ erhalten. Mit dieser Ehrung werden die besonde- eingetragen werden. ren Verdienste von Konstanze Plett für die Aner- kennung der Rechte von intergeschlechtlichen Wissenschaftliche Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Menschen gewürdigt. Sie hat maßgeblich an der Konstanze Plett, E-Mail: [email protected] Verfassungsbeschwerde für eine Dritte Option, als weiterer Geschlechtskategorie neben weiblich Quelle und weitere Informationen: PM - Universi- und männlich, mitgewirkt. Diese Auszeichnung tät Bremen, 22.03.2019 würdige mit großem Respekt ihr herausragendes https://www.uni-bremen.de/de/universitaet/presse/ Engagement für die Wahrung der Menschenrechte aktuelle-meldungen/detailansicht/news/detail/News/ intersexueller Personen. Über viele Jahre hinweg bundesverdienstkreuz-fuer-juraprofessorin-konstanze- habe sie sich um die gleichberechtigte Anerken- plett/ nung, Teilhabe und gesellschaftliche Akzeptanz von intergeschlechtlichen Menschen in besonde- rem Maße verdient gemacht. Mit dieser Begrün- dung überreichte Anja Karliczeck, Bundesminis- terin für Bildung und Forschung, Konstanze Plett Prof. Dr. Uta Klein gestorben das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland am vergangenen Freitag in Berlin im Die renommierte deutsche Soziologin Uta Klein, Rahmen einer feierlichen Veranstaltung im Namen Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier. Gender und Diversity an der Christian-Albrechts- Universität Kiel, ist am 3. März diesen Jahres Gefragte Expertin zum Thema „Dritte Option“: Seit gestorben. 1982 forscht und lehrt Konstanze Plett als Jurap- rofessorin an der Universität Bremen. Zunächst am Uta Kleins wissenschaftlicher Schwerpunkt lag Zentrum für Europäische Rechtspolitik (ZERP), seit in der Geschlechterforschungd der Europäischen 2003 am Fachbereich Rechtswissenschaft der Uni- Union, der Migrationsforschung, der Antidiskrimi- versität Bremen. Sie war Gründungsmitglied des nierungsforschung, der Diversität an Hochschulen Bremer Instituts für Gender, Arbeits- und Sozial- sowie der Analyse der israelischen Gesellschaft, recht (bigas). Von 2002 bis 2006 war sie Sprecherin speziell des Militärs und der Geschlechterverhält- des Zentrums Gender Studies. Im Jahr 2012 trat nisse dort. sie formal in den Ruhestand, ist aber weiterhin in Lehre und Forschung tätig. Im Bereich der Rechts- Bitte lesen Sie hier den Nachruf der Universität forschung verfolgt Konstanze Plett einen sozial- Kiel: wissenschaftlichen Ansatz. Seit den 1990ern arbei- http://www.politik.uni-kiel.de/de/aktuelles/dokumente/ tet sie zu Geschlecht und Recht, seit 2000 speziell nachruf-uta-klein-neu zu Intergeschlechtlichkeit. Zu diesem Thema ver-

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diversity, antidiskriminierung, intersektionalität

Akzeptanz von Menschen mit Behinderung beson- Zusammenhalt in Vielfalt: Das ders hoch Vielfaltsbarometer 2019 Neben regionalen Unterschieden zeigt das Viel- faltsbarometer, in welchen Bereichen Vielfalt Repräsentative Studie der Robert Bosch Stiftung mehr oder auch weniger akzeptiert ist. So stehen gibt Auskunft über die Einstellung der Bevölke- die Deutschen Menschen mit Behinderung (83 rung zu verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen Punkte) und nicht-heterosexueller Orientierung (77 Punkte), aber auch Menschen mit anderer eth- Gesellschaftliche Vielfalt ist in Deutschland gut nischer Herkunft (73 Punkte) sehr offen gegen- akzeptiert. Die Mehrheit der Deutschen empfin- über. Auch bei Menschen eines anderen Lebens- det das Zusammenleben mit verschiedenen gesell- alters (70 Punkte) oder eines anderen Geschlechts schaftlichen Gruppen als bereichernd und weniger (69 Punkte) ist die Akzeptanz hoch. Die größten als Gefahr. Gleichzeitig gibt es deutliche Unter- Vorbehalte gibt es gegenüber sozioökonomisch schiede zwischen den Bundesländern und den Schwachen (58 Punkte) und gegenüber Religion unterschiedlichen Gruppen. So ist die Offenheit und religiöser Vielfalt (44 Punkte). gegenüber Menschen mit Behinderung und nicht- heterosexueller Orientierung, aber auch gegen- „Beim Thema Religion ist die deutsche Bevölke- über Menschen aus anderen Herkunftsländern sehr rung zerrissen“, sagt Professor Klaus Boehnke hoch, die Akzeptanz religiöser Vielfalt hingegen von der Jacobs University Bremen. „Allerdings deutlich niedriger. Zu diesen Ergebnissen kommt legen die Ergebnisse nahe, dass es sich dabei nicht das Vielfaltsbarometer 2019 der Robert Bosch Stif- um ein Votum zu einzelnen Religionen wie dem tung GmbH, das die Einstellung der Bevölkerung Islam handelt. Vielmehr zeigt sich in der geringen zu sieben gesellschaftlichen Gruppen auf Bundes- Zustimmung eine allgemeine Distanz gegenüber und Länderebene untersucht. Für die repräsenta- religiösen Lebensweisen und Traditionen.“ tive Studie wurden deutschlandweit über 3.000 Personen befragt. Forschende der Jacobs University West-Ost und Nord-Süd Gefälle Bremen haben die Studie im Auftrag der Stiftung durchgeführt und die Ergebnisse mit vorhande- Der bundesweite Vergleich zeigt sowohl ein relativ nen soziodemografischen und sozioökonomischen deutliches West-Ost als auch ein Nord-Süd Gefälle. Daten in Beziehung gesetzt. Das Vielfaltsbarome- Besonders offen gegenüber Vielfalt sind die Men- ter bündelt die Ergebnisse in einem Vielfaltsge- schen in Hamburg (72 Punkte), Schleswig-Holstein samtindex. Auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten (71 Punkte), Bremen (71 Punkte), Berlin (71 Punkte) liegt der Mittelwert für die Akzeptanz von Vielfalt und Niedersachsen (70 Punkte). Im Mittelfeld fin- in Deutschland aktuell bei 68 Punkten und damit den sich die verbleibenden Länder der alten Bun- klar im positiven Bereich. desrepublik. Skeptischer gegenüber Vielfalt zeigen sich die Bürgerinnen und Bürger in den ostdeut- schen Bundesländern, die mit Punktzahlen zwi-

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schen 65 und 61 Punkten die hinteren Plätze im Einstellung zu diesen Gruppen vermuten lässt. „Die Ranking einnehmen. Zivilgesellschaft kann es sich zur Aufgabe machen, solche Begegnungen zu initiieren. Nicht weni- Mentalität und persönliche Einstellung entschei- ger bedeutend ist aber die Rolle von Politik und dend Medien, die durch ihre Art der Kommunikation den Grundton legen, wie über gesellschaftliche Vielfalt Die Studie zeigt, dass vor allem individuelle und in Deutschland gesprochen wird“, so Breka. persönliche Aspekte für die Akzeptanz von Vielfalt entscheidend sind. Je mehr sich Menschen von Über die Studie „Zusammenhalt in Vielfalt – das anderen Gruppen bedroht fühlen, desto geringer Vielfaltsbarometer 2019“ fällt die Zustimmung aus. Ist hingegen die Fähig- keit, sich in andere hineinzuversetzen, stark aus- Das Vielfaltsbarometer der Robert Bosch Stiftung geprägt, liegt die Akzeptanz höher. Zudem gibt ist eine repräsentative Befragung zum Thema es eine deutliche Korrelation zwischen Offenheit, „Gesellschaftliche Vielfalt und Zusammenhalt“. Es politischer Überzeugung und Einstellung zur Glo- liefert Daten über die Meinung der Befragten zu balisierung. Je stärker sich Menschen politisch links den Vielfaltsdimensionen Lebensalter, Geschlecht, verorten und die Globalisierung als Bereicherung Behinderung, sexuelle Orientierung, ethnische sehen, desto besser ist es um die Vielfaltsakzeptanz Herkunft, Religion und sozioökonomischer Status. bestellt. Ökonomische und strukturelle Faktoren Die Ergebnisse wurden mit vorhandenen soziode- wie der eigene Wohlstand oder die Arbeitslosen- mografischen und sozioökonomischen Daten in quote in der Region sind hingegen nachrangig. Beziehung gesetzt, um Aussagen darüber treffen zu können, welche individuellen und strukturellen Akzeptanz von Vielfalt stärkt gesellschaftlichen Faktoren die Akzeptanz von Vielfalt erhöhen. Zusammenhalt Die Daten für das Vielfaltsbarometer wurden zwi- Darüber hinaus belegt das Vielfaltsbarometer, schen Mai und Juli 2018 erhoben. Dafür wurden dass neben dem Vertrauen in Institutionen und bundesweit 3.025 Personen ab 16 Jahren telefo- Mitmenschen die Akzeptanz von Vielfalt eine nisch zu ihren Meinungen und ihrem Verhalten entscheidende Stellschraube ist, um den gesell- gegenüber verschiedenen gesellschaftlichen Grup- schaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Dort, wo pen befragt. Die Datenerhebung erfolgte durch Vielfalt akzeptiert wird, ist auch der gesellschaftli- infas – Institut für angewandte Sozialwissenschaft che Zusammenhalt stärker und umgekehrt. „Nicht aus Bonn, die wissenschaftliche Begleitung des Vielfalt an sich ist die Herausforderung für gesell- Vorhabens übernahm die Jacobs University Bre- schaftlichen Zusammenhalt, sondern die Frage, men. wie wir mit ihr umgehen“, sagt Sandra Breka, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung. „Die Weitere Informationen: Daten des Vielfaltsbarometers sprechen dafür, dass der konstruktive Umgang mit Vielfalt erlernbar ist. Zur vollständigen Studie „Das Vielfaltsbarometer Vor allem persönliche Begegnungen können die 2019“ Empathie stärken und das Unbehagen gegenüber https://www.bosch-stiftung.de/de/publikation/ anderen gesellschaftlichen Gruppen abbauen.“ zusammenhalt-vielfalt-das-vielfaltsbarometer-2019

In der Nachbarschaft große Offenheit für Vielfalt Karte: Vielfaltsgesamtindex im Bundesländerver- gleich (JPG) Begegnungen in der Nachbarschaft kommt eine https://www.bosch-stiftung.de/sites/default/ große Bedeutung zu. Hier stehen die meisten Men- files/documents/2019-04/Vielfaltsbarometer%20 schen beispielsweise Homosexuellen, Sozialhilfe- 2019%20Vielfaltsgesamtindex%20im%20 empfängern oder religiösen Moslems noch einmal Bundesl%C3%A4ndervergleich.jpg deutlich offener gegenüber, als die allgemeine

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Tabelle: Akzeptanz von Vielfalt im Bundesländer- Prozess innerhalb der Hochschule. vergleich (JPG) Hier erfahren Sie mehr zum internen Auditie- https://www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/ documents/2019-04/Vielfaltsbarometer%202019%20 rungsprozess sowie den, im Auditierungsprozess Akzeptanz%20von%20Vielfaltsdimensionen%20im%20 befindlichen, wie auch zu den bereits ausgezeich- Bundesl%C3%A4ndervergleich.jpg neten Hochschulen:

Quelle: PM - Robert Bosch Stiftung, 04.04.2019 https://www.stifterverband.org/diversity-audit

https://www.bosch-stiftung.de/de/presse/2019/04/ vielfaltsbarometer-2019-gesellschaftliche-vielfalt- Bewerbungen können bis zum 15. Juni 2019 eines deutschland-ueberwiegend-positiv Jahres eingereicht werden.

Weitere Quelle: A Connecting or Dividing Force: How does Germany Deal with Diversity?

PM - Jacobs University, 04.04.2019 Diversity-Strategien zur erfolg- https://www.jacobs-university.de/news/connecting-or- reichen Personalgewinnung dividing-force-how-does-germany-deal-diversity

Bitte beachten Sie insbesondere die Seiten Zum Thema „Digitalisierung – Demographie – 30-33 sowie die Seiten 53-54 zum Themenbe- Diversität“ trafen sich Unternehmen aus der Region reich Geschlecht. und Expertinnen und Experten auf Einladung der Hochschule Rhein-Waal. Die Veranstaltung ist der Auftakt eines Forschungsvorhabens, im Rahmen dessen vor dem Hintergrund zunehmender Digi- talisierung und des demographischem Wandels Vielfalt gestalten: Das Diversity gemeinsam mit der Unternehmerschaft Diversity- Audit des Stifterverbandes Strategien zur erfolgreichen Personalgewinnung und -bindung erarbeitet werden sollen.

Der Stifterverband hat im Februar 2019 zehn In den kommenden elf Jahren wird aufgrund des Hochschulen mit dem Zertifikat des Diversity demographischen Wandels die Zahl der Erwerbstä- Audits „Vielfalt gestalten“ ausgezeichnet. tigen am Niederrhein um etwa 15 Prozent sinken. Gleichzeitig werden die Digitalisierungsprozesse Das Audit „Vielfalt gestalten“ will Hochschulen in den Unternehmen zunehmen und fortschrei- dabei helfen, Diversitätsstrategien zu entwickeln ten, nicht zuletzt, um die Wettbewerbsfähigkeit und umzusetzen. der Region zu erhalten. Das führt zwangsläufig zu einer Veränderung der beruflichen Landschaft. Um „Vielfalt gestalten“ begleitet und berät die Hoch- vor diesem Hintergrund den aktuellen und zukünf- schulen dabei, Strukturen, Angebote, Instrumente tigen Bedarf an Arbeitskräften zu decken, muss die und Maßnahmen für diverse Studierendengruppen Wirtschaft neue Wege gehen und neue Arbeits- zu konzipieren, diese Gruppen in den Hochschul- kräftereservoirs erschließen: Frauen für Führungs- alltag zu inkludieren und zum Studienerfolg zu positionen vorsehen, verstärkt Mütter und Berufs- führen. Das Audit verschränkt Elemente der Orga- rückkehrerinnen, sowie Menschen mit einem nisationsentwicklung mit kollegialer Beratung und Migrationshintergrund als Zielgruppe betrachten. externer Begleitung. Moderierte Reflexionen und Solche Schritte sind aber nur dann möglich, wenn Gespräche mit allen Beteiligten und potenziellen dafür entsprechende Strategien entwickelt wer- Anspruchsgruppen (Hochschulleitung, Studie- den, um so die Vielfältigkeit der Belegschaft zu rende, Beschäftigte) begleiten und fördern den erhöhen und mit ihr agieren zu können.

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Um genau diese Herausforderungen anzuspre- del, als eine Art ‚Living Lab‘, wo Fortschritt begrüßt chen, mögliche Strategien vorzustellen sowie inte- wird und man bereit ist, voneinander zu lernen. ressierte Akteurinnen und Akteure zu vernetzen, Da dies nicht überall selbstverständlich ist, macht hatte die Hochschule Rhein-Waal zu einer Veran- es die Zusammenarbeit noch wertvoller“, fasst staltung eingeladen. Darüber hinaus galt es, Pro- Sigrid Helbig, Direktorin von The Economic Board, jektunternehmen sowie Kooperationspartnerinnen Nijmegen, das Kick-Off-Treffen zusammen. Und und -partner für einen Beirat zu gewinnen. Das Dr. Gabriele Schambach, Inhaberin von Gender- Treffen, an dem etwa 60 Vertreterinnen und Ver- works, die das Projekt wissenschaftlich begleitet, treter aus Wirtschaft, Politik, Verbänden und ande- ergänzt: „Wir haben enormen Zuspruch erfahren. ren Bereichen der Gesellschaft teilnahmen, ist der Eine Reihe von Unternehmen interessiert sich Auftakt eines Forschungsvorhabens. Dabei sollen bereits für eine Projektpartnerschaft und viele unter der Leitung von Professorin Dr. Eva-Maria Teilnehmende möchten im Beirat mitarbeiten. Das Hinterhuber, Professorin für Soziologie mit dem zeigt auch, wie aktuell das Thema ist.“ Schwerpunkt Genderforschung an der Hochschule Rhein-Waal, vor dem Hintergrund zunehmender Die eigentliche Forschungsphase soll noch in die- Digitalisierung und des demographischem Wandels sem Jahr beginnen. Unternehmen aus der Region, gemeinsam mit der regionalen Unternehmerschaft die an der Veranstaltung nicht teilnehmen konn- Diversity Strategien zur erfolgreichen Personal- ten aber gern mitwirken möchten, können sich gewinnung und -bindung erarbeitet werden. „Bei bei Interesse an perspektive.rhein-waal@gender- dem Projekt steht die Frage im Mittelpunkt: Wie works.de wenden. kann es gelingen, die Auswirkungen der Digitali- sierung auf die Arbeitsprozesse in Unternehmen Quelle: PM - Hochschule Rhein-Waal, 15.03.2019 durch Gender Diversity Management zu nutzen, https://www.hochschule-rhein-waal.de/de/ um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Ziel ist, aktuelles/newsmeldungen/diversity-strategien-zur- die regionalen Unternehmen auf diese Weise zu erfolgreichen-personalgewinnung-pm stärken und die Region Rhein-Waal als attraktiven Lebens- und Arbeitsort zu erhalten“, erläutert Pro- fessorin Hinterhuber.

Kern der Veranstaltung war ein Workshop, in dem 7. HRK-Befragung der Hoch- sich die Teilnehmenden unter anderem mit den schulen: Zahl der neu immat- Herausforderungen und Potenzialen der Region Niederrhein und der Region Rhein-Waal ausein- rikulierten Geflüchteten steigt andersetzten. Demographische Entwicklungen und weiter deutlich an Digitalisierungsprozesse machen zwar nicht vor Ländergrenzen halt, die Herangehensweisen zur Die akademische Integration von Geflüchteten an Bewältigung der daraus resultierenden Herausfor- deutschen Hochschulen entwickelt sich weiterhin derungen aber sind teilweise recht unterschiedlich. positiv. Zunehmend gelingt der Schritt aus der Ori- Insofern stand immer auch das Ansinnen im Raum, entierungs- und Vorbereitungsphase in den fachli- mit einem Blick über die niederländisch-deutsche chen Studienbetrieb. Das hat die letzte und bisher Grenze hinweg jeweils voneinander zu lernen. „Die rücklaufstärkste Befragung der Hochschulrekto- gesamte Region der Euregio Rhein-Waal muss für renkonferenz (HRK) bei ihren Mitgliedshochschu- die Zukunft gerüstet sein. Disruptive Entwick- len im Wintersemester 2018/2019 ergeben. lungen und neue Geschäftsmodelle haben einen großen Einfluss. Dass die Hochschule Rhein-Waal Die Zahl der Neu-Immatrikulierten mit Fluchthin- in diesem Zusammenhang Themen wie Digitali- tergrund hat sich im Vergleich zwischen dem lau- sierung und Diversität aufgreift, ist ein wichtiger fenden und dem vorangegangenen Wintersemes- Schritt in die richtige Richtung. Dabei sehe ich die ter von 3.000 auf fast 3.800 deutlich erhöht. Dabei Grenze als Chance. Unsere Region als Vorzeigemo- handelt es sich um Neueinschreibungen für haupt-

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sächlich Bachelor-, aber auch Masterstudiengänge und Förderung. Die Kluft zwischen den Generatio- und für Promotionen. Seit dem Wintersemester nen ist laut der Studie größer als der Unterschied 2015/2016 haben sich somit insgesamt 10.087 zwischen den Geschlechtern: Frauen und Männer Geflüchtete neu immatrikuliert. Die Zahl der Ein- haben fast die gleichen Ansprüche an die Füh- zelberatungen hat sich auf fast 27.500 gesteigert. rungsqualitäten ihrer Vorgesetzten und an die Damit setzt sich der Wachstumstrend seit Beginn Diversität in ihren Unternehmen, so Lena Kilee, der Abfragen im Wintersemester 2015/2016 fort. Eva Tholen und Carsten Wundrack, die die Diver- „Die Anstrengungen der Hochschulen, Geflüch- sity-Aktivitäten bei Egon Zehnder leiten. teten eine Perspektive zu geben, trägt erkennbar Früchte“, so HRK-Präsident Prof. Dr. Peter-André Auch bei den 355 Umfrageteilnehmern aus Alt. „Der zunehmende Übergang von Orientie- Deutschland steht Diversität hoch im Kurs. Jedoch rungsangeboten in grundständige und weiterfüh- sieht nur gut die Hälfte (52 Prozent) diese in ihrem rende Studiengänge beweist den Erfolg der indivi- Unternehmen auch verwirklicht. Im Schnitt aller duellen Beratung in den Hochschulen.“ sieben Länder liegt der Prozentsatz bei 65 Prozent. Zur Einordnung: Bei der HRK-Umfrage handelt es sich Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Chancen- um eine Befragung, keine statistische Erhebung, da der gleichheit: Während in Deutschland nur die Hälfte Flüchtlingsstatus an den Hochschulen nicht automatisch der Teilnehmer in ihrem Unternehmen gleiche Kar- erhoben wird. Statistisch werden nur die Art der Hoch- rierebedingungen für alle ausmacht, sind es global schulzugangsqualifikation (aus- oder inländisch) und die Staatsangehörigkeit erfasst. 61 Prozent.

Quelle: PM - HRK, 18.03.2019 Von ihren Unternehmenslenkern erwarten die in Deutschland befragten Teilnehmer aus allen Füh- https://www.hrk.de/presse/pressemitteilungen/ pressemitteilung/meldung/7-hrk-befragung-der- rungsebenen vor allem strategisches Denken (43 hochschulen-zahl-der-neu-immatrikulierten- Prozent), gefolgt von Überzeugungskraft (38 Pro- gefluechteten-steigt-weiter-deutlich/ zent). Nahbarkeit folgt auf dem dritten Platz (36 Prozent).

Die Erwartungen an die Chefetagen global und in Deutschland veränderten sich spürbar, so Lena Millennials fordern mehr Diver- Kilee und Carsten Wundrack. „Um angemessen auf sität in Unternehmen die Bedürfnisse der jüngeren Generationen einzu- gehen, müssen Führungspersönlichkeiten heute vor allem Nahbarkeit, Haltung und Werteorien- Mit dem fortschreitenden Generationswechsel tierung sowie strategisches Denken unter Beweis wächst einer globalen Studie von Egon Zehnder stellen”, ergänzt Eva Tholen. zufolge der Druck auf die Führungskultur von Unternehmen. In der Befragung von 2500 Füh- „Die Studie belegt eindrucksvoll, wie wichtig rungskräften in sieben Ländern nannten fast zwei Diversität und Chancengleichheit vor allem für Drittel der um die Jahrtausendwende ins Berufs- Jüngere sind”, so Carsten Wundrack. „Besonders leben eingetretenen “Millennials” Diversität als auffällig in Deutschland ist der nur schwach aus- wichtigste Eigenschaft ihrer Firma. Bei den aus geprägte Wunsch, in die obersten Führungsebe- dem Berufsleben ausscheidenden Babyboomern nen vorzudringen”, kommentiert Lena Kilee. Nur waren es nur 51 Prozent. neun Prozent der Befragten gaben dies als Ziel an. International liegt dieser Wert mehr als dreimal Mit der Übernahme der Unternehmen durch die so hoch. Zugleich berichtete fast ein Drittel der in jüngeren Generationen verändern sich außerdem Deutschland Befragten von Karrierehindernissen Erwartungen an Führungspersönlichkeiten. So wie unflexiblen Arbeitsmodellen. verlangen Millennials vor allem Nahbarkeit von ihren Chefs – und fordern persönliche Begleitung

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https://www.antidiskriminierungsstelle.de/DE/ Die Studie wurde im Kontext der 2016 von Egon ThemenUndForschung/Geschlecht/Dritte_Option/ Zehnder ins Leben gerufenen Leaders & Daugh- Dritte_Option_node.html ters-Initiative erstellt und findet sich auf Quelle: PM - Antidiskriminierungsstelle des Bun- https://www.egonzehnder.com/leaders-and-daughters des, 08.04.2019

https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/ Quelle: PM - Egon Zehnder, 04.03.2019 Aktuelles/DE/2019/20190408_FAQ_Intersex.html https://www.egonzehnder.com/de/press-release/ millennials-fordern-mehr-diversitat-in-unternehmen

Society at a Glance 2019: A SPOTLIGHT ON LGBT PEOPLE Mann – Frau – Divers: Die „Dritte Option“ und das Allge- Wie steht es im OECD-Raum um die geschlecht- meine Gleichbehandlungsge- lichen Minderheitengruppen und die sozioökono- setz mische Lage von LGBT-Personen?

Seit Ende 2018 haben intersexuelle Menschen in Der Vergleich von existierenden Studien zeigt, dass Deutschland die Möglichkeit, beim Eintrag ins LGBT-Personen sowohl beim Beschäftigungszu- Personenstandsregister außer den Geschlech- gang als auch im Hinblick auf ihr Erwerbseinkom- tern „männlich“ und „weiblich“ auch die Option men benachteiligt sind: Ihre Beschäftigungswahr- „divers“ zu wählen, die sogenannte „Dritte Option“ scheinlichkeit ist um sieben Prozent geringer und (Gesetz zur Änderung der in das Geburtenregister ihr Erwerbseinkommen um vier Prozent niedriger einzutragenden Angaben vom 18. Dezember 2018 als das von Nicht-LGBT-Personen. (BGBl. I Seite 2635). „Society at a Glance 2019“ umfasst 25 Sozialin- Im Oktober 2017 hatte der Erste Senat des Bun- dikatoren zu Themen wie Einkommen, Beschäfti- desverfassungsgerichts der Beschwerde einer gung, Ungleichheit bei Sozialausgaben, Lebens- Inter*Person stattgegeben und entschieden, dass zufriedenheit sowie Tabak- und Alkoholkonsum. jenseits des binären Geschlechtermodells auch ein Es liegen Daten für die 36 OECD-Mitgliedstaaten positiver Eintrag möglich sein muss. und, soweit verfügbar, für Argentinien, Brasilien, China, Indien, Indonesien, Russland, Saudi-Arabien Deutschland gehört nun zu den wenigen Staa- und Südafrika vor. ten weltweit, die die Existenz von mehr als zwei Geschlechtern rechtlich anerkennen. Die Entschei- Zur Studie: dung des Bundesverfassungsgerichts wirkt sich https://www.oecd-ilibrary.org/social-issues-migration- nicht nur auf das Personenstandsrecht aus, son- health/society-at-a-glance-2019_soc_glance-2019-en dern hat Folgen für viele weitere Bereiche. Im Rah- men des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes Pressestimme „Die Welt“: (AGG) betrifft das vor allem den Diskriminierungs- Wenn Männer weniger verdienen – weil sie schutz im Arbeitsleben. schwul sind Ein Beitrag von von Frank Stocker auf welt.de, 02.04.2019 Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat zu diesem Thema Antworten zu den häufig gestellten https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/ Fragen in Zusammenhang mit dem Allgemeinen article191223085/OECD-Schwule-Maenner-verdienen- Gleichbehandlungsgesetz zusammengestellt. Diese weniger-lesbische-Frauen-mehr.html finden Sie hier:

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malbedarf nach einer Neuregelung ab. Überfällig Ohne Umwege: Rechtliche ist die gesetzgeberische Gestaltung des Abstam- Elternschaft für lesbische mungsrechts insgesamt, erläutert Brigitte Meyer- Wehage, Vorsitzende der zuständigen Fachkom- Frauen! mission im djb. In diese Richtung geht nun auch ein Diskussionsentwurf, den die Bundesjustizmi- Der Deutsche Juristinnenbund (djb) unterstützt nisterin, Dr. Katarina Barley, aktuell auf den Weg die Forderung der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- gebracht und den Verbänden zugeleitet hat. Bis zu NEN zur abstammungsrechtlichen Gleichstellung einem Gesetzentwurf ist es aber noch ein langer lesbischer Eltern, enthalten in ihrem Entwurf eines Weg, der nicht daran hindern darf, jetzt schon für Gesetzes zur Anpassung der abstammungsrechtli- lesbische Frauen abstammungsrechtliche Gleich- chen Regelungen an das Gesetz zur Einführung des berechtigung zu schaffen und die lternschaft ohne Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Umwege zu ermöglichen. Geschlechts vom 12. Juni 2018. Der Gesetzentwurf verdeutlicht, dass die bestehende diskriminierende Die ausführliche Stellungnahme des djb zum Ungleichbehandlung zwischen lesbischen und Gesetzentwurf finden Sie hier: heterosexuellen Eltern mit geringem Änderungs- https://www.djb.de/verein/Kom-u-AS/K2/st19-08/ aufwand beseitigt werden kann.

„Eine Reform des Abstammungsrechts ist längst überfällig. Lesbische Frauen können bisher nur im Wege der Stiefkindadoption rechtliche Mit-Mutter Antidiskriminierungsstelle des für das Kind ihrer (Ehe-)Partnerin werden. Diese Bundes legt Jahresbericht vor Rechtslage ist diskriminierend. Sie beeinträchtigt die Betroffenen massiv in ihrem Familienleben / Anfragen zu Diskriminierung und entspricht nicht dem Kindeswohl“, so Prof. Dr. steigen 2018 um 15 Prozent Maria Wersig, Präsidentin des Deutschen Juristin- nenbunds e.V. Für die betroffenen Familien und Die Zahl der Beratungsanfragen bei der unabhän- ihre Kinder bedarf es dringend der rechtlichen gigen Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist Klarheit. Denn aus gleichstellungsrechtlicher, aber im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr deutlich vor allem auch aus Kindeswohlperspektive ist die gestiegen. Das geht aus dem Jahresbericht der aktuelle Rechtslage bedenklich. Stirbt die recht- Antidiskriminierungsstelle des Bundes hervor, den liche Mutter während des laufenden Verfahrens, der kommissarische Leiter Bernhard Franke am 2. bleiben die Mit-Mutter und das Kind rechtlich April in Berlin vorgestellt hat. unverbunden zurück. Es ist auch denkbar, dass die Partnerin der Mutter nach der Geburt des Kin- Im Jahr 2018 gingen 3.455 Anfragen bei der Bera- des Abstand von einer Adoption nimmt. Sowohl tung der Antidiskriminierungsstelle ein, die sich Geburtsmutter als auch Kind haben in diesem Fall auf mindestens ein im Allgemeinen Gleichbehand- keinen gesicherten Anspruch etwa auf Unterhalt. lungsgesetz (AGG) geschütztes Diskriminierungs- Kinder, die in heterosexuelle Ehen hineingeboren merkmal (Alter, Behinderung, ethnische Herkunft, werden, haben qua Geburt zwei Eltern. Das ent- Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion und spricht dem Kindeswohl, denn es gibt von Beginn Weltanschauung) bezogen. an zwei Personen, die rechtlich in der Sorge- und Unterhaltsverantwortung für das Kind stehen. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Anfragen „Diese rechtliche Absicherung darf Kindern lesbi- um rund 15 Prozent. Die meisten Anfragen bei der scher Eltern nicht länger vorenthalten werden“, so Antidiskriminierungsstelle des Bundes bezogen Prof. Dr. Wersig ergänzend. Gleichwohl deckt die- sich 2018 auf die Merkmale ethnische Herkunft/ ser Vorschlag zur abstammungsrechtlichen Gleich- rassistische Zuschreibungen (31 %) und Geschlecht stellung lesbischer Elternschaft lediglich den Mini- (29 %), gefolgt von Behinderung (26 %),

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Alter (14 %), Religion (7 %), sexueller Identität (5 %) und Weltanschauung (2 %). Neue Richtlinie zum Umgang mit Diskriminierung, sexuali- „Der Umfang und die Entwicklung der Beratungs- fälle zeigen, dass Benachteiligungen ein alltägliches sierter Gewalt und Mobbing an Problem sind“, sagte Franke. „Mit Sorge beobach- der Universität zu Köln ten wir zudem eine Radikalisierung insbesondere rassistischer Ressentiments in weiten Teilen der Anfang dieses Jahres ist die Richtlinie zum Umgang Gesellschaft. Seit mehreren Jahren verzeichnen die mit Diskriminierung, sexualisierter Gewalt und Statistiken Anstiege bei rassistischen Vorfällen; das Mobbing an der UzK in Kraft getreten. Die Richtli- scheint sich auch im Bereich der Diskriminierung nie zum Umgang mit Diskriminierung, sexualisier- im Sinne des AGG widerzuspiegeln.“ Außerdem ter Gewalt und Mobbing stellt ein übergreifendes, seien von Alltagsrassismus betroffene Menschen verbindliches und transparentes Regelwerk für heute eher bereit, ihre Erfahrungen zu artikulieren das Verfahren mit Diskriminierungsfällen an der und ihr Recht zu verlangen, sagte Franke und ver- UzK dar. Sie dient den zahlreichen Beratungs- und wies auf die Hashtag-Debatten des vergangenen Anlaufstellen als Orientierung, unterstützt und und dieses Jahres (#metwo, #vonhier etc.). stärkt Betroffene und hebt die Verantwortlich- keit der Leitungsebene hervor. Sie beinhaltet eine Der Lebensbereich, der bei Diskriminierungen Ausdifferenzierung der Pflichten der Hochschul- aller Merkmale am häufigsten genannt wird, ist leitung und von Personen mit Leitungsaufgaben. der Arbeitsmarkt. Mehr als jede dritte Beratungs- Beratungs- und Beschwer- deverfahren werden anfrage (36 %) bezog sich 2018 auf Diskriminie- konkretisiert und Sanktionsmöglichkeiten für rung im Arbeitsleben. Dazu zählen beispielsweise Beschäftigte und Studierende aufgezeigt. Außer- Benachteiligungen Schwangerer in einem Arbeits- dem beinhaltet die Richtlinie eine Auflistung mög- verhältnis, Diskriminierungen von Menschen mit licher Anlaufstellen, Maßnahmen zur Prävention zugeschriebenem Migrationshintergrund bei der und Sensibilisierung und eine Regelung zur ano- Jobsuche oder Entgeltungleichheit. Auffallend ist nymisierten Datenerfassung von Diskriminierungs- der Anstieg der Beschwerden zu sexueller Beläs- fällen an der UzK. Die Richtlinie ist im Rahmen tigung. eines Teilprojekts des Audits „Vielfalt gestalten“ entstanden, das die UzK Anfang 2019 erfolgreich Quelle und weitere Informationen: PM - Antidis- abgeschlossen hat. Als Grundlage dienten die frü- kriminierungsstelle des Bundes, 02.04.2019 here Richtlinie zum Umgang mit sexualisierter Dis- kriminierung und Antidiskriminierungsrichtlinien https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/ Aktuelles/DE/2019/20190402_PK_Jahresbericht_. anderer Hochschulen. An der Erarbeitung beteiligt html;jsessionid=28CE49031CD1F0195D025B9569FED waren u.a. die Gleichstellungsbeauftragte, Studie- E8C.2_cid340 rende, das Justitiariat sowie weitere Beratende. Die Richtlinie unterscheidet zwischen informellen und formellen Verfahren. Ersteres beinhaltet Hand- lungsschritte, die der Beratung und Unterstützung von Betroffenen dienen, aber auch in einer Medi- ation oder der Einleitung eines formellen Verfah- rens resultieren können. Beim Letzteren handelt es sich um ein Beschwerdeverfahren, welches eine vertrauliche Prüfung der Vorwürfe und ggf. Einlei- tung weiterer Maßnahmen nach sich ziehen kann.

Hier erfahren Sie mehr: https://www.portal.uni-koeln.de/richtlinie-antidiskrimi- nierung.html

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stiftungen, preise, förderung, ausschreibungen

Bewerben können sich Nachwuchswissenschaft- Exzellente Genderforschung: lerinnen und -wissenschaftler der Universitäten, Land Nordrhein-Westfalen Fachhochschulen und Kunst- und Musikhoch- schulen in der Trägerschaft des Landes Nordrhein- schafft neuen Wissenschafts- Westfalen. Die Bewerbungsfrist begann am 1. April preis 2019 und endet am 1. Juli 2019. Die Preisverlei- hung ist für den Herbst 2019 geplant. Der Preis richtet sich an den wissenschaftlichen Nachwuchs – Die Bewerbungsfrist läuft vom 1. Weitere Informationen zur Ausschreibung des April bis 1. Juli 2019. Wettbewerbs finden Sie hier

https://www.mkw.nrw/forschung/foerderung/sonstige- Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des foerderprogramme/genderforschungspreis-2019/ Landes Nordrhein-Westfalen (MKW) schreibt 2019 einen Wissenschaftspreis für exzellente Genderfor- Quelle: PM - MKW_NRW, 08.03.2019 schung aus. Der erste Preis ist mit 50.000 Euro, der https://www.mkw.nrw/presse/pressemeldungen/ zweite Preis mit 25.000 Euro dotiert. Das Preisgeld details/exzellente-genderforschung-land-nordrhein- soll Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern westfalen-schafft-neuen-wissenschaftspreis zugutekommen, die eine akademische Laufbahn in der Genderforschung anstreben.

Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen: „Mit dem Genderforschungspreis fördert das MKW junge Best Publication Award Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an einer Gender & Medien 2019 nordrhein-westfälischen Hochschule, um ihre bis- herigen Leistungen in der Geschlechterforschung herauszustellen und bemerkenswerte Forschungs- Der Preis im Rahmen der Jahrestagung der Gesell- arbeiten öffentlich sichtbar zu machen. Zudem schaft fur Medienwissenschaft Ende September dient der Preis dazu, diese Forschungsarbeiten 2019 in Köln verliehen. fortzuführen und auszubauen.“ Einsendeschluss: 31. Juli 2019 Aktuell gibt es an den 37 nordrhein-westfälischen Hochschulen insgesamt 67 Professuren, die sich Call: „In der Auseinandersetzung mit dem Verhält- ausschließlich oder teilweise mit der Genderfor- nis von Gender und Medien ergeben sich grund- schung befassen. Seit 2016 wurden Genderpro- legende Fragestellungen medienwissenschaftlicher fessuren insbesondere in Fachdisziplinen wie der Forschung. Dabei geht es zum einen um die politi- Medizin oder den Natur- und Wirtschaftswissen- sche Rolle, die soziale Funktion und die kulturelle schaften eingerichtet. Bedeutung von Medien und Medientechniken im Verhältnis zu den in komplexe Machtverhältnisse

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eingelagerten Konstruktionsweisen von Geschlecht Der eduimpact award beinhaltet eine vollständige und seinen Interdependenzen mit Sexualität, Race, und wissenschaftssprachlich fundierte Überset- Klasse, Dis-/Ability und anderen Differenzkatego- zung ins Englische für die Einreichung in einem rien. Zum anderen werden die ästhetische Erfah- Verlag im Wert von 300 Euro durch eine Wissen- rung von audiovisuellen Re/Präsentationen und die schaftsübersetzerin und Lektorin bei karrierekunst. geschlechtliche Codierung materiell-diskursiver Interferenzen adressiert. Die medienwissenschaftli- Zielgruppe: Promovierte Wissenschaftlerinnen im chen Ansätze stellen sich dabei so vielfältig dar wie Mittelbau sowie Wissenschaftlerinnen, deren Dis- es die Diversität und Komplexität von Differenz- sertationsschrift in der finalen Begutachtung ist und Konstitutionsprozessen in und durch mediale (auch kumulative Promotion) in den Erziehungs- Verfahren erfordern. Es werden sowohl Theorien und Bildungswissenschaften der Universität Vechta und Methoden entwickelt, um wissenshistorische können den eduimpact award erhalten. Bewerben wie -theoretische Prämissen zu untersuchen, als können sich zudem Publikationsteams mit Bei- auch neue Forschungsfragen und -felder generiert. trägen, die mehrere Autor*innen verfasst haben Um laufende Forschungsarbeiten aus dem Bereich und wo eine Wissenschaftlerin aus dem Mittel- der Gender Media Studies hervorzuheben und zu bau federführend ist. In diesem Fall müssen mind. fördern, hat die AG Gender/Queer Studies und 50 % des Teams weiblich sein und alle Autor*innen Medienwissenschaft der Gesellschaft für Medien- namentlich genannt werden (ausgeschlossen sind wissenschaft den „Best Publication Award Gender ‚et.al’-Formulierungen). Zudem muss die in der & Medien“ ins Leben gerufen, der 2010 erstmals Fachdisziplin üblicherweise höher renommierte verliehen wurde. Er ist mit 1000 € dotiert. Zu den Position in der Reihenfolge (Erstnennung bzw. inhaltlichen Kriterien der Auszeichnung zählen Letztnennung in der Reihenfolge der Autor*innen) die Reflexion der eigenen Position im Feld von von einer Wissenschaftlerin besetzt sein. Gender und Medien, ein innovativer Forschungs- ansatz sowie ein klarer theoretisch-konzeptueller Inhalte: Es können deutschsprachige wissenschaft- Umgang mit der behandelten Thematik und dem liche Fachartikel mit empirischen Inhalten u.a. zu analysierten Material.“ den Themen Schulentwicklung, didaktische Kon- zepte und Unterrichtsmethoden, inklusive Pädago- Weitere Informationen: gik und Inklusion, Diversität aus erziehungs- bzw. bildungswissenschaftlicher Perspektive, diversi- http://www.genderqueermedien.org/?p=417 tätswirksame Strategien, Digitalisierungsprozesse, Geschlechterforschung aus erziehungs- bzw. bil- dungswissenschaftlicher Perspektive und vielen mehr eingereicht werden. EDUIMPACT-AWARD 2019 Bewerbungen können bis zum 04. August 2019 Der eduimpact award von karrierekunst ist ein bei Christina Plath (Gleichstellungsbüro Univer- Wissenschaftskommunikationspreis. Er wird in sität Vechta) via E-Mail christina.plath[at]uni- 2019 erstmalig und in Kooperation mit dem vechta[dot]de) eingereicht werden. Gleichstellungsbüro der Universität Vechta ver- geben. Quelle und weitere Informationen:

https://www.uni-vechta.de/einrichtungen- Der Preis hat das Ziel, wirkungsstarke und innova- von-a-z/gleichstellung/eduimpact-award- tive Ideen von Forscherinnen der Erziehungs- und 2019/?fbclid=IwAR2srA9MD4-v7BxqdeTLA4H2_ Bildungswissenschaften international sichtbarer W4XVxSaTjy-CXz2ieSNSxY5j4pP87kZ8Gg und nutzbar zu machen.

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Exzellente Hochschullehre Förderpreis für die beste wis- gesucht: Stifterverband senschaftliche Nachwuchspub- schreibt Ars legendi-Preis 2019 likation 2019 aus Die Ausschreibungsphase für den Opus Primum Der Stifterverband lobt zum 14. Mal den Ars Förderpreis der VolkswagenStiftung, mit dem legendi-Preis für exzellente Hochschullehre aus. alljährlich die beste wissenschaftliche Nach- Dieses Jahr ist der mit insgesamt 50.000 Euro wuchspublikation ausgezeichnet wird, hat begon- dotierte Preis dem „Lehren als wissenschaftliche nen. Einreichungen sind bis zum 15. August 2019 Tätigkeit“ gewidmet. möglich – das Preisgeld beträgt 10.000 Euro.

Der Stifterverband fördert mit dem diesjährigen Ob Geistes- oder Gesellschaftswissenschaften, Thema „Lehren als wissenschaftliche Tätigkeit“ das Kultur- oder Naturwissenschaften, Informatik, sogenannte Scholarship of Teaching and Learning, Erziehungs- oder Musikwissenschaften – nicht das das heißt die wissenschaftliche Auseinanderset- Fachgebiet ist entscheidend für die Auswahl zum zung von Hochschullehrenden in den Fachwissen- Opus Primum. Einzig, dass eine deutschsprachige schaften mit ihrer eigenen Lehre. Ein besonderer Publikation gut lesbar geschrieben, einem brei- Fokus liegt dabei auf den erzielten Wirkungen der ten Publikum verständlich und von hoher wissen- Lehre bei den Studierenden. schaftlicher Qualität sein muss, ist Voraussetzung, um für den Förderpreis infrage zu kommen. Die Eigenbewerbungen und Vorschläge für den Ars VolkswagenStiftung möchte mit der Auslobung legendi-Preis 2019 können bis zum 5. Juli 2019 den wissenschaftlichen Nachwuchs darin bestär- eingereicht werden. Nach der Entscheidung der ken, dass Wissenschaftsvermittlung für die For- Jury – zusammengesetzt aus Hochschullehrern schung eine zentrale Aufgabe ist. Der Preis richtet und -didaktikern sowie Studierenden - wird der sich ausdrücklich an junge Wissenschaftlerinnen Preis im Herbst übergeben. und Wissenschaftler, die in der Regel nicht älter als Der Ars legendi-Preis gehört zu den höchstdotierten und 35 Jahre sein sollten. Alle wissenschaftlichen Erst- angesehensten Lehrpreisen an Hochschulen. Er ist der lingswerke, deren Erscheinungsdatum zwischen einzige Preis, der bundesweit, hochschul- und fachüber- dem 1. Oktober 2018 und dem 15. Oktober 2019 greifend verliehen wird. Der Preis soll die große Bedeutung liegt, kommen für eine Einreichung infrage. der Hochschullehre unterstreichen. Mit der Auszeichnung will der Stifterverband Lehrenden einen karrierewirksamen Anreiz bieten, sich in der Hochschullehre zu engagieren Der Opus Primum wird in jedem Jahr zusammen und gute Lehre über den eigenen Wirkungsbereich hinaus mit dem NDR Kultur Sachbuchpreis in Schloss Her- zu entwickeln. Gleichzeitig soll der Preis dazu beitragen, renhausen, Hannover, verliehen. die Qualität der Lehre als ein zentrales Gütekriterium für Hochschulen und als strategisches Ziel ihres Qualitätsma- Quelle und weitere Informationen: PM - Volkswa- nagements zu profilieren. genstiftung, 01.04.2019 Mehr Informationen zur Ausschreibung sowie https://www.volkswagenstiftung.de/aktuelles- Ausschreibungsunterlagen finden Sie unter: presse/aktuelles/jetzt-einreichen-bewerbung- http://www.ars-legendi-preis.de/ um-f%C3%B6rderpreis-f%C3%BCr-die-beste- wissenschaftliche-nachwuchspublikation-2019 Quelle: PM - Stifterverband, 29.04.2019

https://www.stifterverband.org/ pressemitteilungen/2019_04_29_ars_legendi-preis_ ausschreibungen

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 82 10 stiftungen, preise, förderung …

Bitte beachten Sie auch die aktuellen Ausschrei- Horizon Impact Award bungen in den anderen Rubriken des Journals und in dieser Liste: Die Europäische Kommission hat am 19. März erst- malig den „Horizon Impact Award“ ausgeschrie- Förderprogramme für Frauen in Wissenschaft ben. Der Preis wird für abgeschlossene Horizon und Forschung 2020- oder FP7-Projekte mit besonders hoher gesellschaftlicher Wirkung vergeben. Die fünf https://www.gesis.org/fileadmin/cews/www/download/ Ausgezeichneten werden im Rahmen einer Ver- juni18_F%C3%B6rderprogramme_f%C3%BCr_Frauen_ leihungszeremonie im September 2019 bekannt in_Wissenschaft_und_Forschung.pdf gegeben und erhalten ein Preisgeld von jeweils 10.000 EUR. auf der CEWS-Homepage.

Die Einreichungsfrist endet am 28. Mai 2019. Wenn sie dort eine weitere Fördermaßnahme mel- den möchten, wenden Sie sich bitte an Weitere Informationen: [email protected]. https://ec.europa.eu/info/research-and-innovation/ funding/funding-opportunities/prizes/horizon-impact- award_en Vielen Dank!

Quelle: Kooperationsstelle EU der Wissenschafts- organisationen (KoWi)

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 83 11 Weiterbildung, Karriereförderung

weiterbildung, karriereförderung

Akademische Weiterbildung in NEUE Fortbildung ab 2020: Teilzeit für pädagogische/ sozi- Berater*in für Strategie- & ale Handlungsfelder Netzwerkentwicklung

Das Weiterbildende Studium an der Universität Diese Fortbildung ist konzipiert für Mitarbeiter Bielefeld ermöglicht eine fächerübergreifende Ori- und Mitarbeiterinnen, die in beratenden Tätigkei- entierung und vermittelt erziehungswissenschaft- ten in den Strukturen der Hochschulen und auße- liches Fachwissen sowie praxisbezogene Kompe- runiversitären Forschungseinrichtungen (z.B. Gra- tenzen. duierteneinrichtungen, Forschungsförderberatung, Personalentwicklung, Studienberatungen, Career Es bietet eine fundierte Weiterbildung, in der Services, Gleichstellungsbeauftragte, Personalrat) Sie zwischen drei erziehungswissenschaftlichen tätig sind und eine Weiterqualifizierung für diesen Profilen wählen können. DieFrauenStudien Arbeitsbereich zur Optimierung ihrer Arbeitspro- richten sich an Personen, die eine Neuorientie- zesse und -ergebnisse wünschen. rung suchen, sich weiterqualifizieren möchten Die Fortbildung bietet Beratenden auch in Hoch- oder einen Quereinstieg in pädagogische/ soziale schuleinrichtungen ein vertiefendes Kennenlernen Handlungsfelder anstreben. Mit seiner flexiblen und Anwenden von Methoden der lösungsorien- Studienplanung berücksichtigt das Studium die tierten Gesprächsführung und dem Beratungskon- Vereinbarkeit mit einer Teilzeiterwerbstätigkeit zept ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘, um zum Beispiel Wis- und/ oder der Familie. Das Studium schließt mit senschaftler und Wissenschaftlerinnen adäquat einem Zertifikat der Universität Bielefeld ab und zu fördern und ihre Karrierewege professionell zu erleicht den Übergang in ein Bachelorstudium. begleiten. Zudem unterstützen die Module die per- sönliche Rollenklärung und Stärken-Schwächen- Die Inhalte sind: pädagogisches Fachwissen in den analyse des eigenen Beratungsprofils ebenso wie Profilen „Beratung“, „Heterogenität und Inklu- die Erweiterung und Stärkung der transferierba- sion“, „Bildung und Bildungsarbeit“, Frauen- und ren Beratungskompetenzen und die professionelle Geschlechterforschung und wissenschaftliches Vernetzung. Arbeiten. Weitere Informationen: Weitere Informationen:

http://www.uni-bielefeld.de/fstudien/#gen_id_177 https://www.impactcompetencies.de/

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 84 12 Termine · call for papers

termine · call for papers

08.05.19 14.05.19 Lücken im System - Digitalisierung und Nationale Konferenz zum Europäischen For- Geschlecht in der Medizin schungsraum Ort: CRC Hannover Ort: Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissen- https://www.mh-hannover.de/fileadmin/organisation/ schaften, Berlin beauftragte/gleichstellung/DigiMedfF/Save-the-date- DigimedfF-Tagung_08-05-2019-2.png https://www.eubuero.de/era-konferenz-2019.htm

08.05.19 - 10.05.19 15.05.19 ATGENDER Spring Conference 2019: Feminist SAGE Day: Launch of the SAGE Charter of Teaching Through Emotions, Feelings and Principles for Gender Equality in Higher Edu- Affects cation Ort: Gijón, Spain Ort: Royal College of Physicians, Kildare Str., Dublin 2.

https://atgender.eu/activities-2/atgender-spring- http://sage-growingequality.eu/ conferences/ 17.05.19 09.05.19 - 10.05.19 Tagung zum Thema „Wandel der Arbeit durch Affect and Gender between Academia, Arts Digitalisierung = Wandel der Geschlechterver- and Activism Genealogies – Methodologies – hältnisse?“ Normativities Ort: Sozialforschungsstelle Dortmund Ort: Freie Universität Berlin http://www.sfs.tu-dortmund.de/cms/de/Aktuelles/

https://www.fu-berlin.de/campusleben/ 17.05.19 - 18.05.2019 kalender/2019/05/20190509-affective-societies.html Gründungsworkshop des Arbeitskreises Sexua- litäten in der Geschichte 10.05.19 Ort: Freie Universität Berlin 20 Jahre Essener Kolleg für Geschlechterfor- schung (EKfG) https://www.hsozkult.de/event/id/termine-38487 Ort: Universität Duisburg-Essen Campus Essen 22.05.19 https://www.uni-due.de/ekfg/ Zukunftskongress der EAF Berlin und des Deutschen Juristinnenbundes: Mit Recht und Courage! Ort: Umweltforum Berlin-Friedrichshain

https://www.djb.de/

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 85 12 Termine · call for papers

22.05.19 06.06.19 - 07.06.2019 Gender Equality Policies in Research Institu- 29. Konferenz der Gleichstellungs- und Frau- tions: Promoting transformative and sustaina- enministerinnen und -minister, -senatorinnen ble changes - EQUAL-IST Final Conference und -senatoren der Länder (GFMK) Ort: Hotel Marivaux-Tati Conference Room, Brussels Ort: Deidesheim https://www.gleichstellungsministerkonferenz.de/ https://eurogender.eige.europa.eu/system/files/events- Startseite.html files/equal-ist-final-conference-agenda.pdf

22.05.19 - 24.05.2019 06.06.19 - 07.06.2019 NORA Conference 2019 Interdisziplinäres Kolloquium für (Post-) Ort: Campus at the University of Iceland, Reykjavik Doktorand_innen „Postcolonial und Gender Studies“ https://nora.hi.is/ Ort: Trier http://www.cepog.uni-trier.de 23.05.19 10 Jahre Gender- und Technik-Zentrum (GuTZ) Ort: Beuth-Halle, Lütticher Straße 38, 13353 Berlin 13.06.19 - 14.06.2019 http://www.beuth-hochschule.de/3705/cal/event/ Quo vadis Feminist STS? - Genealogien, Her- detail/2019/05/23/768/ ausforderungen und Visionen feministischer Wissenschafts- und Technikforschung Ort: Technische Universität Berlin 23.05.19 - 24.05.2019 https://www.soziologie.de/uploads/media/CfP_Quo_ Schnittstellen der Wissenschafts- und Hoch- vadis_Feminist_STS.pdf schulforschung: Methoden, Theorien und empirische Zugänge Ort: Forum Internationale Wissenschaft (FIW), Universi- 13.06.19 - 16.06.2019 tät Bonn, Heussallee 18-24, Bonn „Uni oder divers?“ Unterschiedliche Promoti- onskontexte und ihre Bedingungen https://www.fiw.uni-bonn.de/wissenschaftsforschung https://www.gew.de/veranstaltungen/detailseite/uni- oder-divers-unterschiedliche-promotionskontexte- 24.05.19 - 25.05.2019 und-ihre-bedingungen/ Finding Common Solutions: Precarious Labour and the Lack of Diversity in German Higher Education

Ort: Goethe University Campus Westend, 14.06.2019 Seminarhaus, Max-Horkheimer-Str. 4 60323 Frankfurt Berufsperspektiven der Geschlechterfor- schung, Gender und Queer Studies https://www.gew.de/veranstaltungen/detailseite/ Der Mittelbauworkshop des Netzwerks Frauen- und finding-common-solutions-precarious-labour-and- Geschlechterforschung NRW beschäftigt sich in diesem the-lack-of-diversity-in-german-higher-education/ Jahr mit den Berufsperspektiven der Gender Studies.

25.05.19 Ort: Universität Duisburg-Essen (Campus Essen)

„Intersektionalität begreifen - Handlungsopti- https://www.netzwerk-fgf.nrw.de/fileadmin/media/ onen finden“ media-fgf/download/veranstaltungen/fgf_einladung_ Ort: Hochschule Nordhausen, Audimax (Gebäude 11) mittelbauworkshop_190409_f_web.pdf

https://www.hs-nordhausen.de/index. php?id=3934&no_cache=1&ADMCMD_cooluri=1

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 86 12 Termine · call for papers

14.06.2019 21.06.19 - 23.06.2019 Doing Gender in The Netherlands: Living a „Elternschaft und Gender Trouble“ Feminist Life in Neoliberal Academia Symposium zu Mutterschaft-Vaterschaft und Ort: Centre for Gender and Diversity, Maastricht Uni- Elternschaft versity Ort: Marburg https://graduategenderstudies.nl/nog-research- https://www.uni-marburg.de/de/fb21/erzwinst/ day-living-a-feminist-life-in-neoliberal-academia- arbeitsbereiche/soreha/symposium june-14-2019/

16.06.19 - 18.06.2019 24.06.2019 - 26.06.2019 Globordered Intimacies: Immigration and IV Congress of Young Researchers with a Gen- Gendered Labor, Family and Personal Relation- der Perspective ships Ort: Sala 14.0.11 del Campus de Getafe () Ort: Tel-Aviv University, Israel http://portal.uc3m.es/portal/page/portal/inst_estudios_ https://law.tau.ac.il/Globordered%20Intimacies genero/proximos_eventos

17.06.19 - 19.06.2019 26.06.2019 31. KoWi-Bundestagung Eröffnungstagung „Marie Jahoda Center for KoWi-Bundestagung zur EU-Forschungs- und Innova- International Gender Studies“ [MaJaC] tionsförderung Ort: Ruhr Universität Bochum Ort: Westfälische Wilhelms-Universität Münster http://www.sowi.ruhr-uni-bochum.de/genderstudies/ https://www.kowi.de/desktopdefault.aspx/tabid- 39/1905_read-5430/date-4528/usetemplate- desktopdefault/ 27.06.19 - 29.06.2019 Interdisciplinary International Symposium 19.06.2019 “Disability Studies & Participation in Higher „Wissenschaftsfreiheiten“ Veranstaltung der Education” Jungen Akademie und der Nationalen Akade- Ort: University of Innsbruck (Austria) mie der Wissenschaften Leopoldina Ort: Delphi Lux Kino yva bogen, Kantstraße 10, 10623 https://www.uibk.ac.at/fakultaeten/ Berlin bildungswissenschaften/dokumente/cfp_sypmosium- disability-studies-and-participation-in-higher- https://wissenschaftsfreiheit.de/veranstaltungen/ education_innsbruck.pdf

20.06.19 - 22.06.2019 27.06.19 - 29.06.2019 Sovereignties in Contention: Nations, Regions Queering Memory: Archives — Arts — Publici- and Citizens in Europe ties Ort: Universidad Carlos III de Madrid, Madrid, Spain Archives, Libraries, Museums and Special Coll- ections: An International LGBTIQ+ Conference https://councilforeuropeanstudies.org/conferences/ Ort: Haus der Kulturen der Welt, Berlin upcoming-conferences/2019-conference https://queeralmsberlin2019.de/

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 87 12 Termine · call for papers

27.06.19 - 28.06.2019 03.07.19 - 04.07.19 Hello Diversity Conference 17. Arbeitstagung der „Konferenz der Einrich- Ort: Freie Universität Berlin (Dahlem) tungen für Frauen- und Geschlechterstudien im deutschsprachigen Raum (KEG)“ http://www.mvbz.fu-berlin.de/termine/20190627-28_ hello-diversity.html Ort: FernUniversität in Hagen im Vorfeld der Jahres- tagung der Fachgesellschaft Geschlechterstudien (FG Gender) 27.06.19 - 29.06.2019 http://www.genderkonferenz.eu/deutsch/ arbeitstagungen/arbeitstagungen.htm 11th International Critical Management Stu- dies Conference Ort: The Open University, Walton Hall, Milton Keynes, 03.07.19 - 04.07.19 MK7 6AA BARCAMP: #FemPostDoc - Wissenschaftlerin- Streams: The meaning of (big) data: A critical assessment nen in der PostDoc-Phase of datafied norms and practices for equality and diver- sity in organisations; Feminist Frontiers; The pervasive Ort: Nürnberg problem of sexual harassment: Naming and sharing http://fempostdoc.de/ latest research and institutional action; Mapping gender conformities, challenges and changes in sport and sport management: Policies, contexts, practices, actors, and 04.07.19 - 06.07.2019 interactions; Queering the future of queer in business, management and organization studies; Opening up the European Conference on Politics and Gender gender continuum etc. Ort: Amsterdam http://business-school.open.ac.uk/events/11th- https://ecpg.eu/amsterdam-2019 international-critical-management-studies-conference 04.07.19 - 05.07.2019 28.06.2019 Karriereauftaktveranstaltung meet.ME 2019 Workshop #4genderstudies: nachhaltige Stra- Ort: Congress Center Leipzig (Seehausener Allee 1, tegien?! 04356 Leipzig) Ort: Fabeckstr. 23-25 („Kleine Fächer“, Holzlaube) Raum 2.2059, 14195 Berlin https://www.komm-mach-mint.de/MINT-News/meet. http://www.mvbz.fu-berlin.de/termine/20190628_4gen ME-2019 derstudies2019.html

04.07.19 - 06.07.2019 28.06.2019 - 30.06.2019 Jahrestagung der Fachgesellschaft Geschlech- Second CIRQUE Conference: Performativity: terstudien 2019: „(Re-)Visionen. Epistomo- Pasts, Presents, and Futures logien, Ontologien und Methodologien der Ort: Pisa, Italy Geschlechterforschung“ Ort: Fernuniversität in Hagen http://cirque.unipi.it/en/ blog/2018/11/13/2019conference-cfp/ http://www.fernuni-hagen.de/tagung-fg-gender/ papers.shtml http://www.fernuni-hagen.de/tagung-fg-gender/

10.07.19 - 12.07.2019 Geschichte intersektional. Relevanz. Potenzi- ale. Grenzen Ort: Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS), Universität Freiburg https://www.hsozkult.de/event/id/termine-38862

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 88 12 Termine · call for papers

15.07.19 - 19.07.2019 05.08.2019 - 30.08.2019 8th Conference of the European Survey Frankfurt Summer School 2019: Gender Stu- Research Association - Session: Innovations in dies Track: “Decolonisation and Feminisms” the measurement of gender role attitudes Ort: Campus Westend and Campus Riedberg, Goethe Ort: Zagreb, Croatia University Frankfurt https://www.europeansurveyresearch.org/conferences/ sessionCategories?sess=28 http://summerschool.uni-frankfurt.de/

17.07.19 - 19.07.2019 12.08.2019 - 30.08.2019 European Network on Gender and Violence Ingenieurinnen-Sommeruni, Universität Bre- 2019 conference men Ort: Social Science Research Institute on Gender Issues Ort: Bremen / Protestant University of Applied Sciences Freiburg https://www.ingenieurinnen-sommeruni.de/2019/call/ https://www.gesis.org/cews/news-events/ veranstaltungskalender/cal/event/tx_cal_phpicalendar/ european-network-on-gender-and-violence-2019- 12.08.2019 - 30.08.2019 conference/caldate/2019/7/17/ Informatica Feminale, Universität Bremen Ort: Bremen https://www.informatica-feminale.de/2019/call/ 24.07.19 - 26.07.2019 II International CIEG Congress: Gender, Femi- nist and Women’s Studies: Reflexivity, resis- 18.08.2019 - 23.08.2019 tance and action Summer School for Sexualities, Cultures and Ort: Institute for Social and Political Sciences, Lisbon, Politics Portugal Ort: Belgrade http://cieg.iscsp.ulisboa.pt/en/cieg-activities/ http://ipakcentar.org/summer-school/summer- ii-international-congress school-2019

29.07.19 - 02.08.2019 Libori Summer School 2019: Teaching Women 20.08.2019 - 23.08.2019 Philosophers EUROPE AND BEYOND: BOUNDARIES, BARRI- Ort: Paderborn ERS AND BELONGING - ESA Conference 2019 Ort: Manchester/UK https://historyofwomenphilosophers.org/libori- https://www.europeansociology.org/conferences/esa- summer-school-2019/ conference-2019-manchester-uk

30.07.19 - 03.08.2019 28.08.2019 - 29.08.2019 informatica feminale Baden-Württemberg Gender Summit 16 – Asia Pacific (#ifbw19) Ort: “Biopolis” (The Singapore international research Ort: Hochschule Furtwangen, Fakultät Digitale Medien and development centre for biomedical sciences). (I-Bau) https://scientifica.de/index.php?id=informatica- https://www.gender-summit.com/gs16-ap/gs16- feminale programme

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 89 12 Termine · call for papers

02.09.19 - 06.09.2019 20.09.19 - 21.09.2019 Geschlechterforschung in und zwischen den I, Scientist Conference on gender, career paths Disziplinen – Gender als Querschnittsthema in and networking Soziologie, Ökonomie und Bildung Ort: Technische Universität Berlin Ort: Universität Vechta https://www.iscientist.berlin/

https://www.uni-vechta.de/einrichtungen-von-a-z/ gleichstellung/summerschool-2019/ 23.09.19 - 27.09.2019 Queere Zukünfte. Öffnungen und Schließun- 10.09.19 - 12.09.2019 gen von Möglichkeits(t)räumen SGS-Kongress 2019 Zukunft der Arbeit Ort: Jena Ort: Universität Neuchâtel, Schweiz https://www2.gender.hu-berlin.de/ztg-blog/2018/12/ cfp-queere-zukuenfte-oeffnungen-und-schliessungen- https://www.sgs-sss.ch/forschungskomitees/ von-moeglichkeitstraeumen-jena-september-2019/ geschlechterforschung/

26.09.19 - 27.09.2019 11.09.19 - 13.09.2019 Frauen in MINT - Möglichkeiten und Grenzen Democracy and Gender: The Legitimation of von Gleichstellung in Schule, Hochschule, Power in Modern Societies Weiterbildung und Beruf Ort: Hamburg, Mittelweg 36, 20148 Hamburg Ort: OTH Amberg-Weiden am Standort Weiden in der Oberpfalz https://www.hsozkult.de/event/id/termine-38875 https://www.mint-maedchen-projekt.de/ veranstaltungen/symposium-frauen-in-mint/ 12.09.19 - 13.09.2019 Violent Times, Rising Protests. Strukturen, 26.09.19 - 28.09.2019 Erfahrungen und Gefühle Tagung Ökonomien des Haushaltens. Ort: Universität Bern Geschlechterverhältnisse in Arbeits-, Bildungs- https://www.gendercampus.ch/de/sggf/ und Normierungsprozessen in historischer fachtagung-2019/ Perspektive Ort: Marburg https://www.hsozkult.de/event/id/termine-39575 12.09.19 - 14.09.2019 2nd International Symposium on Men and Masculinities - Masculinities: Challenges and 01.10.19 Possibilities in Troubling Times 6. Jahrestagung 2019 „Quo vadis? Familie in Ort: Istanbul der Hochschule 2030“ Ort: htw saar http://symposium.masculinitiesjournal.org/ http://www.familie-in-der-hochschule.de/ jahrestagung/6.-jahrestagung-2019/

12.09.19 - 15.09.2019 Save the date: 43. Bundeskongress des Deut- 01.10.19 - 02.10.2019 schen Juristinnenbundes mit Mitgliederver- Inter-und transdisziplinäre Tagung Fußball & sammlung Geschlecht Ort: Halle Ort: Universitätsstraße 105, 44789 Bochum https://www.sowi.ruhr-uni-bochum.de/genderstudies/ https://www.djb.de/Veranstaltungen/ index.html.de

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 90 12 Termine · call for papers

02.10.19 - 04.10.2019 16.10.19 - 19.10.2019 Technik – Medien – Geschlecht revisited: Die Interdisciplinary Conference on the Relations Bedeutung von Gender in digitalisierten Medi- of Humans, Machines and Gender enwelten Ort: Braunschweig, Germany Ort: Münster https://www.tu-braunschweig.de/kommag/konferenz https://gendermedwiki.uni-muenster.de/mediawiki/ images/f/f6/Call_Jahrestagung_FG_Medien_ Offentlichkeit_Geschlecht.pdf 17.10.19 - 18.10.2019 Workshop „Gendered Innovations? Geschlech- 02.10.19 - 04.10.2019 ter- und feministische Perspektiven in den RINGS Conference and Annual Meeting 2019 Sozial- und Geisteswissenschaften“ Ort: Tallinn, Estonia Ort: Ruhr Universität Bochum http://ringsgender.org/aktuality/rings-conference-and- http://www.sowi.rub.de/sozsug/ annual-meeting-2019-cfp#.XM7jM9jgrDc

24.10.19 - 26.10.2019 03.10.19 - 04.10.2019 Gender Studies 2019 Conference: On Violence Gender Summit 17 – Europe Ort: Helsinki, Finland Ort: Amsterdam https://www.helsinki.fi/en/conferences/gender-studies- 2019-conference https://www.gender-summit.com/gs17-eu

24.10.19 - 26.10.2019 07.10.19 - 09.10.2019 Übergänge. 25. Tagung des AK Geschlechter- g19 “Rethinking Knowledge Regimes – Solida- geschichte der Frühen Neuzeit (AKGG-FNZ) rities and Contestations” Ort: Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart – Ort: , Sweden Tagungszentrum Hohenheim

https://www.genus.se/om-oss/verksamhet/konferenser/ https://www.univie.ac.at/ak-geschlechtergeschichte- g19/4/ fnz/?page_id=48

06.11.19 - 08.11.2019 09.10.19 - 11.10.2019 Workshop: Die Organisation von Familie, Categories in Flux Continuity and/or Change? Generativität und Geschlecht zwischen Re- Ort: Eberhard Karls Universität Tübingen Naturalisierung und Vergesellschaftung Kontakt: [email protected] (Patrick Bresemann Gesellschafts-und geschlechtertheoretische Perspekti- und Hanne Roth) ven im Dialog Ort: Ruhr-Universität Bochum http://www.sowi.rub.de/mam/content/sozsug/ 10.10.19 - 11.10.2019 cfp_11_19.pdf Aufbrüche: Geschichte der Frauenbewegun- gen im 20. Jahrhundert 15.11.19 „Geld und Geschlecht“ Ort: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg Jahrestagung des Netzwerks Frauen und Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg Geschlechterforschung NRW Ort: Ruhr-Universität in Bochum http://www.akgeschlechtergeschichte.de/fileadmin/ user_upload/CfP_Frauenbewegungen_Oktober2019.pdf https://www.netzwerk-fgf.nrw.de/netzwerk-interaktiv/ veranstaltungen/veranstaltungen-netzwerk-fgf/

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 91 12 Termine · call for papers

15.11.19 - 17.11.2019 18.02.2020 - 22.02.20 Girls for Global Goals - Ingenieurinnen für 11. meccanica feminale 2020 Nachhaltigkeit Beitragsschluss für den Call for Lectures: 31.05.2019 Ort: HAW Hamburg Ort: Hochschule Furtwangen http://www.dibev.de/ https://scientifica.de/bildungsangebote/meccanica- feminale/ueber-diemeccanica-feminale/ 21.11.19 - 22.11.2019 Save the date: FiF-Brüsselfahrt für Wissen- schaftlerinnen - EU vor Ort 08.03.20 - 09.03.2020 Weitere Informationen folgen auf Gender Summit 18 – Africa https://www.eubuero.de/fif.htm Ort: Nairobi https://gender-summit.com/ 21.11.19 - 23.11.2019 International Conference “Gender Studies and Research in 2019: Centenary Achievements 18.03.20 - 21.03.2020 and Perspectives” European Social Science History conference Ort: Universiteto st. 3, Vilnius, Lithuania ESSHC 2020 http://www.genderconference.kf.vu.lt/ Ort: Leiden University https://esshc.socialhistory.org/node/116

28.11.19 - 29.11.2019 Internationale Fachtagung „Gender(Studies) in 24.06.20 - 26.06.2020 der Theologie – Warum und Wozu?“ Gender, Work & Organization: 11th Biennial Ort: Münster International Interdisciplinary Conference https://www.uni-muenster.de/FB2/tff/ Ort: University of Kent, Canterbury, UK https://blogs.kent.ac.uk/kbs-news-events/files/2019/02/ GWO2020-Overview.pdf 29.11.19 - 30.11.2019 Metropolitan Masculinities - Narratives of Gender 23.07.20 - 25.07.2020 and Urban Space Ort: Ruhr University Bochum Weibliche Partizipationsraeume in Geschichte und Gegenwart https://www.gesis.org/cews/news-events/ veranstaltungskalender/cal/event/tx_cal_phpicalendar/ Ort: Stuttgart-Hohenheim metropolitan-masculinities-narratives-of-gender-and- urban-space/caldate/2019/11/29/ https://www.gesis.org/cews/news-events/ veranstaltungskalender/cal/event/tx_cal_phpicalendar/ weibliche-partizipationsraeume-in-geschichte-und- 06.12.2019 gegenwart/caldate/2020/7/23/ Vernetzungstreffen Gender Studies NRW – Zentren und Studiengänge Das diesjährige Vernetzungstreffen der Gender Studies Finden sie diese und weitere Termine/CFP aus- NRW findet im Zentrum für Gender Studies an der Uni- führlich auf dem CEWS-Portal: versität Siegen statt. https://www.netzwerk-fgf.nrw.de/netzwerk-interaktiv/ https://www.gesis.org/cews/news- veranstaltungen/veranstaltungen-netzwerk-fgf/ events/veranstaltungskalender/

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 92 13 neuerscheinungen

neuerscheinungen

Wissenschaftspolitik Fundstellen mit Bezug auf Chancengeichheit, Geschlecht:

„Tabelle 5 weist die unterschiedlichen Frauenanteile bei den Principal Investigators (PI), inklusive der Spreche- Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): rinnen und Sprecher, nach Wissenschaftsbereichen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder. bewilligten 57 Cluster aus. Insgesamt sind 1.364 Perso- Statistische Übersichten zu den Förderentschei- nen, inklusive der Sprecherinnen und Sprecher, an einem dungen zu Exzellenzclustern (September 2018): oder mehreren der 57 bewilligten Cluster beteiligt. Der Bonn 2019 Frauenanteil in Verbünden, die hauptsächlich den Geistes- und Sozialwissenschaften zugeordnet sind, liegt mit 36 https://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/ Prozent zehn Prozentpunkte über dem Durchschnitt aller geschaeftsstelle/publikationen/studien/bericht_exstra_ Wissenschaftsbereiche (26 Prozent). An zweiter Stelle fol- foerderentscheidungen_de.pdf gen die Lebenswissenschaften mit 30 Prozent. Unter dem Durchschnitt bewegt sich der Frauenanteil in den Natur- Fundstellen mit Bezug auf Chancengeichheit, und Ingenieurwissenschaften mit jeweils 21 Prozent. Ins- Geschlecht: gesamt liegt der Frauenanteil mit 26 Prozent um sieben Prozentpunkte über dem zuletzt für die im Rahmen der „An den Begutachtungen der Antragsphase, die in 32 Exzellenzinitiative geförderten Exzellenzcluster ermittelten Begutachtungsgruppen von April bis Juni 2018 stattfan- Wert von 19 Prozent.“ (S.19) den, waren insgesamt 385 Gutachtende beteiligt, davon „Abbildung 12 stellt die Verteilung der Gutachtenden nach 98 Wissenschaftlerinnen und 287 Wissenschaftler. Der Geschlecht in beiden Begutachtungsphasen gegenüber. Gutachterinnenanteil lag somit bei 25 Prozent.“ (S. 15) Rund 28 Prozent der an der Begutachtung der Skizzen „Auch den unterstützenden Strukturen und Strategien Beteiligten sind Frauen. Bei der Begutachtung der Anträge im Exzellenzcluster wird insgesamt ein hoher Einfluss auf lag der Frauenanteil um drei Prozentpunkte niedriger. Dies die persönliche Urteilsbildung beigemessen. Besonders sind zugleich aber acht Prozentpunkte mehr als noch bei bedeutsam für die Urteilsbildung sind hier die Nach- den Begutachtungen der Exzellenzinitiative.“ (S. 21) wuchsförderung und die Förderung der Chancengleichheit „In der Betrachtung nach Geschlecht fällt auf, dass die (siehe Abbildung 16). 52 bzw. 41 Prozent aller Gutachte- Rücklaufquote für Frauen wesentlich niedriger ist als rinnen und Gutachter weisen diesen beiden Kriterien eine für Männer (neun Prozentpunkte). Dies ist auch bei den sehr hohe Bedeutung zu.“ (S. 30) Koordinierten Programmen, zum Beispiel bei den Sonder- forschungsbereichen und Graduiertenkollegs der Fall. Die Rücklaufquote für Frauen bewegte sich hier im Jahr 2017 Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG (Hrsg.): rund sechs Prozentpunkte unter der der Männer.“ (S. 22) Marcos, Jonathan Ruiz; Weiß, Thomas: Begutachtung der Exzellenzcluster im Rahmen der Exzellenzstrategie 2018 – Befragung der Näser-Lather, Marion; Oldemeier, Anna Lena; Beck, Gutachtenden. Clusters of Excellence Review Dorothee (Hrsg.): Process. Backlash?! Antifeminismus in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft Bonn 2019 https://www.dfg.de/download/pdf/dfg_im_profil/ (Geschlecht zwischen Vergangenheit und Zukunft Bd. geschaeftsstelle/publikationen/studien/bericht_infas_ 8) exstra_gutachterbefragung_de.pdf Ulrike Helmer Verlag 2019 ISBN 978-3-89741-429-7

CEWSJournal Nr. 118| 06.05.2019 93 13 neuerscheinungen

„»Geschlecht zwischen Vergangenheit und Zukunft« – vor dem Hintergrund einer sich verändernden Arbeitswelt, der Titel der Marburger Buchreihe ist weisend auch und erfolgen könnte.“ gerade für den hier angekündigten hochaktuellen Band. Er widmet sich Diskursformationen, die sich gegen Gleich- stellungspolitiken, Genderforschung und Bestrebungen Delaney, Judith; Devereux:, Paul J. : zur Liberalisierung der Geschlechterverhältnisse konsti- It‘s Not Just for Boys! Understanding Gender tuieren. Die Beiträge analysieren aus interdisziplinärer Differences in STEM Perspektive Argumentationsfiguren, Akteur_innen und Hintergründe antifeministischer Diskurse in unterschied- IZA DP No. 12176 lichen Feldern und deren gesellschaftliche Auswirkungen. http://ftp.iza.org/dp12176.pdf Dabei wird nicht nur deutlich, wie »Gender« zu einer Chif- fre wird, die religiöse und rechtskonservative Akteur*innen Abstract: „While education levels of women have increa- mit solchen der »neuen Rechten« verbindet, sondern auch, sed dramatically relative to men, women are still greatly wie antifeministische Argumentationen zur Dethematisie- underrepresented in Science, Technology, Engineering, and rung soziopolitischer Problemlagen und Konflikte beitra- Mathematics (STEM) college programmes. We use unique gen. Neben unterschiedlichen Diskursarenen und -ebenen data on preference rankings for all secondary school wie unter anderem Religion, Wissenschaft und Medien students who apply for college in Ireland and detailed werden aktuelle politische Konfliktfelder beleuchtet. Dazu information on school subjects and grades to decompose gehören beispielsweise die Diskursivierung von Migration the sources of the gender gap in STEM. We find that, of im Kontext von Geschlechterfragen sowie die Debatten the 22 percentage points raw gap, about 13 percentage um »Frühsexualisierung« und Lebensschutz«.“ points is explained by differential subject choices and grades in secondary school. Subject choices are more important than grades -- we estimate male comparative Gleichstellungspolitik advantage in STEM (as measured by subject grades) exp- lains about 3 percentage points of the gender gap. Additi- onally, differences in overall achievement between girls and boys have a negligible effect. Strikingly, there remains Preißing, Dagmar (Hrsg.): a gender gap of 9 percentage points even for persons Frauen in der Arbeitswelt 4.0 - Chancen und who have identical preparation at the end of secondary Risiken für die Erwerbstätigkeit schooling (in terms of both subjects studied and grades achieved); however, this gap is only 4 percentage points Degruyter 2019 for STEM-ready students. We find that gender gaps are ISBN 978-3-11-058581-0 smaller among high-achieving students and for students who go to school in more affluent areas. There is no „Die „Digitalisierung 4.0“, in Deutschland auch unter dem gender gap in science (the large gaps are in engineering Begriff der Industrie 4.0 bekannt, hat nicht nur erhebli- and technology), and we also find a smaller gender gap chen Einfluss auf die technischen Veränderungen in der when we include nursing degrees in STEM, showing that Wirtschaft, sondern auch auf den Arbeitsmarkt und die the definition of STEM used is an important determinant Arbeit der Zukunft, insbesondere der Frauen. Dagmar of the conclusions reached.“ Preißing und ihre Mitautorinnen greifen in diesem Buch auf, inwieweit sich diese neuen Ausprägungen der Arbeit 4.0 als Chancen oder Risiken auf die Erwerbstätigkeit von Biewen, Martin; Schwerter, Jakob: Frauen auswirken. Die Erwerbstätigkeit von Frauen zu Does More Math in High School Increase the erhöhen, ist ein erklärtes Ziel der EU-Kommission im Rah- Share of Female STEM Workers? Evidence from a men der Europa 2020 Strategie. Die Gründe hierfür sind Curriculum Reform offensichtlich: Erstens sollte eine Volkswirtschaft es sich nicht leisten, auf die Hälfte aller zur Verfügung stehenden IZA DP No. 12236 qualifizierten Arbeitskräfte – die Frauen – zu verzichten. Abstract: “This paper studies the consequences of a curri- Zweitens erfordert der demografische Wandel mit dem culum reform of the last two years of high school in one damit verbundenen Mangel an Fach- und Führungskräf- of the German federal states on the share of male and ten die Erwerbsbeteiligung aller potenziellen Arbeits- female students who complete degrees in STEM subjects kräfte, auch die der Frauen. Drittens zeigen die Entwick- and who later work in STEM occupations. The reform lungen der Sozialpolitik, dass die künftige Altersarmut vor had two important aspects: (i) it equalized all students‘ allem Frauen trifft. Eine steigende Erwerbsbeteiligung von exposure to math by making advanced math compulsory Frauen könnte diese fatalen Entwicklungen mildern. Ziel in the last two years of high school; and (ii) it roughly dieses Buches ist es daher aufzuzeigen, ob und wie eine doubled the instruction time and increased the level of gleichberechtigte, verbesserte und erhöhte Arbeitsmarkt- instruction in math and the natural sciences for some 80 integration von Frauen in Deutschland, auch und gerade

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percent of students, more so for females than for males. they turn 4. Using detailed administrative data on all Our results provide some evidence that the reform had parents, we find that the average mother‘s hours worked positive effects on the share of men completing STEM increases by 3% when her youngest child starts going to degrees and later working in STEM occupations but no school. For their partners, who experience a much smaller such effects for women. The positive effects for men shock in terms of time, the increase in hours worked is appear to be driven by a positive effect for engineering also much smaller at 0.4%.“ and computer science, which was partly counteracted by a negative effect for math and physics.“ Bundesminister befördern kaum Frauen in http://ftp.iza.org/dp12236.pdf Führungspositionen „Deutsche Ministerien haben bei der Frauenquote in women&work-Studie: „Frauen gewinnen! 5 Führungspositionen noch Nachholbedarf. Einige Ressorts Leitlinien für ein erfolgreiches Female Recrui- stechen als besonders männerlastig hervor.“ In Handels- ting“ blatt. Ein Beitrag von Heike Anger auf handelsblatt.de. „Welche Grundvoraussetzungen müssen vorliegen, damit https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/ ein paritätisches Verhältnis von Männern und Frauen in frauenquote-bundesminister-befoerdern-kaum- Unternehmen und Organisationen überhaupt möglich frauen-in-fuehrungspositionen/24236406.html werden kann? Dieser Frage gehen die Veranstalter der women&work, Europas Leitmesse für Frauen & Karriere, seit 2011 im Rahmen der Studie „Was Frauen wollen – Wünsche BIH veröffentlicht Videos über Wissenschaftle- und Anforderungen von Frauen an potenzielle Arbeitgeber“ rinnen nach. An der aktuellen Studie, die im Zeitraum von Juni Das Berlin Institute of Health (BIH) hat 10 Videopor- bis September 2018 online durchgeführt wurde, nahmen traits von Wissenschaftlerinnen in der translationalen 750 Frauen bundesweit teil. Neben dem Ausräumen von medizinischen Forschung anlässlich des „International Mythen, die sich um das Thema „Frauen und Karriere“ hart- Day of Women and Girls in Science“ am 11. Februar 2019 näckig ranken, konnten mit der aktuellen Studie erstmalig veröffentlicht. auch 5 konkrete Leitlinien für Unternehmen erstellt werden, wie ein zielgerichtetes „Female Recruiting“ aussehen kann. Die Filme wurden von der Berliner Filmemacherin Stefanie Die Studie kann kostenfrei unter Trambow realisiert. Sie sind auf der Webseite des BIH unter http://www.FEMALE-RECRUITING.com/kontakt https://www.bihealth.org/de/institut/ angefordert werden. chancengleichheit/videoportraets/

oder bei YouTube Swart, Lisette; Van den Berge, K Wiljan; van der Wiel, Karen: https://www.youtube.com/playlist?list=PLwxpZlywvtm Do Parents Work More When Children Start 5k9dVnAXs_BzUoXP2MjDBE School? Evidence from the Netherlands zu sehen.

IZA DP No. 12207 Quelle und weitere Informationen: PM - BIH, 12.02.2019

https://www.bihealth.org/de/aktuell/ http://ftp.iza.org/dp12207.pdf presseinformation-bih-veroeffentlicht-videos-ueber- wissenschaftlerinnen/ Abstract: “When children start school, parents save time and/or money. In this paper, we empirically examine unter eins: Female Future Force Podcast mit the impact of these changes to the family‘s budget Jutta Allmendinger constraint on parents‘ working hours. Labor supply is theoretically expected to increase for parents who used „Die Soziologin und Präsidentin des Wissenschaftszen- to spend time taking care of their children, but to decre- trums Berlin für Sozialforschung beschäftigt sich seit ase for fulltime working parents because of an income fast 30 Jahren mit unserer Arbeitswelt und wie sie effect: child care expenses drop. We show that the effect unsere Lebensläufe beeinflusst. Mit ihr hat Silvia darüber of additional time dominates the income effect in the gesprochen, warum sich ohne eine gleiche Bezahlung Netherlands, where children start school (kindergarten) von Männern und Frauen und einem anderen Umgang for approximately 20 hours a week in the month that mit dem Ehegattensplitting die Arbeitsbiographien von

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Frauen nicht ändern werden und wieso wir viele gesell- Driesen, Cornelia; Ittel, Angela (Hrsg.): schaftliche Fragen nur lösen können, wenn wir alle weni- Der Übergang in die Hochschule. Strategien, ger arbeiten – und sie erklärt auch, warum es für Frauen Organisationsstrukturen und Best Practices an in Deutschland immer noch schwer ist, eine wissenschaft- deutschen Hochschulen liche Karriere zu machen und Mutter zu werden. Aber ganz grundsätzlich liegt ihr vor allem folgender Appell am Waxmann 2019 Herzen: „Wir müssen endlich aufhören, zu reden, sondern ISBN 978-3-8309-3645-9 endlich etwas machen.“ „Hochschulen erhalten in der Diskussion um den Über- https://femalefutureforce-podcast.podigee.io/9- gang von der Schule zur Hochschule derzeit eine enorme episode-9-jutta-allmendinger Aufmerksamkeit. So führen nicht zuletzt die Rückkehr zu G9, die Fortsetzung des Hochschulpakts sowie die Prog- Role Models Podcast nosen zu den Studienanfängerzahlen dazu, dass Hoch- schulen auf allen Ebenen – von der Leitung über zentrale „The Role Models Podcast is a series of wide-reaching Angebote bis hin zu dezentralen Einrichtungen sowie recorded conversations with inspiring women about their Drittmittelprojekten – beim Übergang Schule–Hochschule approach to life and career, lessons learned, and challen- gefordert sind. Angesichts dessen richtet dieser Sam- ges tackled.“ melband den Fokus auf die Hochschulen als Organisati- onen und Akteure. Die insgesamt 16 Beiträge umfassen https://www.rolemodels.co/podcast/ sowohl theoretische Betrachtungen als auch empirische Befunde sowie praktische Berichte des Übergangs Schule– Hochschule aus der Perspektive der Hochschulen. Dabei Hochschulen bringen die Autorinnen und Autoren ihre unterschiedliche fachwissenschaftliche Expertise sowie ihre beruflichen Hille, Nicola: Erfahrungen ein und leisten damit einen wichtigen Qualität mit Quote Beitrag zur aktuellen Diskussion und zur Weiterentwick- lung der Arbeit der Hochschulen an dieser bedeutenden Zur Diskussion um Exzellenz, Chancengleichheit Schnittstelle.“ und Gleichstellung in Wissenschaft und For- schung Darin u.a.:

Cuvillier 2019 - Pöllmann-Heller, Katharina; Rudolph, Clarissa: Frauen ISBN 9783736999633 in das MINT-Studium – Ambivalenzen und Potentiale von hochschulischen Förderprozessen (S. 77-90) https://cuvillier.de/de/shop/publications/7976-qualitat- mit-quote Gamage, Danula K.; Sevilla, Almudena: „Die Publikation „Qualität mit Quote. Zur Diskussion Gender Equality and Positive Action: Evidence um Exzellenz, Chancengleichheit und Gleichstellung in from UK Universities Wissenschaft und Forschung“ gibt einen Überblick über die Diskussionen der letzten zehn Jahre zur Chancen- IZA DP No. 12211 gleichheit in der Wissenschaft und zu den Möglichkeiten http://ftp.iza.org/dp12211.pdf der Einführung von Zielquoten für die Beteiligung von Abstract: „This paper examines the impact of the Athena Wissenschaftlerinnen auf den verschiedenen Qualifika- Scientific Women‘s Academic Network (SWAN) Charter tionsstufen. Die Grundlage bilden politische Debatten on the wages and employment trajectories of female sowie Empfehlungen des Wissenschaftsrates und der faculty. The Athena SWAN Charter is a gender equality Hochschulrektorenkonferenz, Materialien der Gemein- initiative that formally recognises good practice towards samen Wissenschaftskonferenz, Stellungnahmen der the representation and career progression of women in Bundeskonferenz der Frauenbeauftragten und Gleich- Science, Technology, Engineer, Mathematics, and Medicine stellungsbeauftragten an Hochschulen sowie Positions- (STEMM) through an accreditation process. We find that papiere weiterer Akteure aus der Hochschulpolitik. Die the gender wage gap closes after Athena SWAN accredi- Autorinnen diskutieren Steuerungsmöglichkeiten für tation. However, female faculty at the non-professorial Geschlechtergerechtigkeit in Wissenschaft und Forschung level are not more likely to being promoted to professor sowie Auswirkungen von Quotenregelungen und erläutern after accreditation, or to move to an Athena SWAN accre- begleitende Maßnahmen bei der Einführung von Quoten dited university. Taken together these results suggest that zur Förderung der Akzeptanz und Gender-Kompetenz.“ the higher wage growth experienced by female non-pro- fessorial faculty after Athena SWAN accreditation is likely to come from pay rises within a particular rank.“

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their intersections. Opie, Tina R.; Livingston, Beth; Greenberg, Danna N.; Murphy, Wendy M.: Results: We found that white women perceived their Building gender inclusivity: disentangling the STEM professors cared about them and their learning the influence of classroom demography on class- most while women of color reported the least perceived room participation care. Notably, men, regardless of race, reported similar perceptions of professor care. We found that students In: Higher Education 77(2019)1, S. 37-58 commonly report their STEM courses were lecture-based but say they would prefer more active approaches. In https://link.springer.com/article/10.1007/s10734-018- particular, we found that women who left STEM majors 0245-2 reported more lecture-based instruction while stating the highest preference for active learning environments. We „Despite increased attention on women in business, found that perceiving their professors cared was related concerns abound regarding the extent to which business to a greater sense of belonging in STEM. Additionally, we schools are creating inclusive learning environments that found that students who reported active classrooms also support the leadership development of both male and reported more professor care in their STEM field. female students. Using an organizational demography Conclusions: Our findings indicate that active teaching lens, we investigate the interactive effects of student environments may positively impact students’ sense of gender, faculty gender, and classroom demography on belonging and desire to continue in STEM and that this class participation. We focus on class participation as it impact may be higher for underrepresented students.“ is essential to students’ overall learning and development especially concerning leadership. Our findings demonst- rate that student and faculty demography interacts with Jahrbuch für Universitätsgeschichte 20 (2017): context in unexpected ways to affect participation. Spe- Geschlechtergeschichte der Universitäten und cifically, when women students are in the minority and Geisteswissenschaften have a female professor, they receive higher participation grades, particularly as class size decreases. The findings Franz Steiner Verlag März 2019 from this study have important implications for business ISBN 978-3-515-12237-5 school faculty and administrators as they work to build more inclusive learning environments which support all „Der Band bietet mit einem Artikel zur Schließung der seit students’ development as leaders.“ dem späten Mittelalter eingerichteten Universität Erfurt 1806 eine rezeptionsgeschichtliche Studie zum Nachle- ben vormoderner Institutionen. In dem darauf folgenden Themenschwerpunkt zur Geschlechtergeschichte in der Rainey, Katherine et al.: Moderne (19. und 20. Jahrhundert) wird ein derzeit viel A descriptive study of race and gender diffe- diskutierter Gegenstand in sieben exemplarischen Unter- rences in how instructional style and perceived suchungen vorgestellt. Über die Universitätsgeschichte professor care influence decisions to major in hinaus bieten die Beiträge aufschlussreiche Details zur STEM Bedeutung und Funktion der Kategorie Geschlecht und zeigen vielversprechende Perspektiven für die Universi- International Journal of STEM Education 01.02.2019 täts- und Wissenschaftsgeschichte auf. Die hier vorge- stellten Forschungsergebnisse ermöglichen auch neue https://stemeducationjournal.springeropen.com/ Einsichten zur Vorgeschichte und historischen Bedingtheit articles/10.1186/s40594-019-0159-2 von Universitäten und Wissenschaften und leisten damit einen Beitrag zur heutigen Diskussion über deren Struktu- ren und Entwicklungspotentiale.“ “Background: Women and students of color are widely underrepresented in the majority of STEM fields. In order to investigate this underrepresentation, we interviewed over 200 male and female college seniors, primarily women and people of color, who either majored in STEM or started but dropped a STEM major. Here, we focus on one section of the longer interview that focused on stu- dents’ perceptions of professor care as well as perceived and preferred instruction style. Additionally, we look at correlations between professor care, course interacti- vity, and sense of belonging. In our analysis, we examine student responses through the lens of gender, race, and

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„Julia Hillmann stellt in diesem Buch die Frage, wie der Europa und Internationales Aspekt der Bekämpfung des Geburtenrückgangs in Japan als zentrales Motiv der Work-Life-Balance-Maßnahmen Bloch, Yanina: gegenüber dem Ziel, mehr Geschlechtergerechtigkeit zu UN-Women schaffen, thematisiert wird bzw. inwieweit gleichstel- Ein neues Kapitel für Frauen in den Vereinten lungspolitische Konzepte auch für wirtschaftlich-neoli- Nationen berale Ziele nutzbar gemacht werden. Die Untersuchung deckt diskursive Verknüpfungen zwischen demografi- Das Werk ist Teil der Reihe Internationales Recht der schen Entwicklungen, wirtschaftlicher Rezession bzw. Gegenwart, Band 4. Wirtschaftswachstum und Geschlechterrollen auf. Dabei Nomos 2019 wird gezeigt, welche Geschlechterrollen-Leitbilder in den ISBN 978-3-8487-5621-6 betreffenden Policies (de)konstruiert werden und wie Handlungsoptionen strukturiert werden.“ „UN-Women – eine erfolgreiche Reform innerhalb der Vereinten Nationen für das Anliegen Geschlechtergleich- berechtigung oder eine weitere verpasste Chance? Eine Schwarz, Alexander: erste Bilanz nach sieben Jahren zeigt, wo erste Erfolge zu Das völkerrechtliche Sexualstrafrecht. Sexuali- verzeichnen sind und welche Hürden vielleicht unüber- sierte und geschlechtsbezogene Gewalt vor dem windbar zum Scheitern der neuen Institution für Frauen- Internationalen Strafgerichtshof und Gleichstellungsfragen beitragen werden. Um zu begreifen, welche Neuerungen durch die Gründung von Duncker & Humblot Januar 2019 ISBN 978-3-428-15609-2 UN-Women in das System der Vereinten Nationen einge- führt wurden, hilft dabei ein Blick zurück in die instituti- „Alexander Schwarz erläutert die Hintergründe sexu- onelle und politische Geschichte der Vereinten Nationen, alisierter Gewalt im makrokriminellen Kontext und um die Entwicklung von Frauenrechten seit Gründung unternimmt eine systematische Gesamtdarstellung des der UN zu beleuchten. Ferner wird der Status quo des völkerrechtlichen Sexualstrafrechts. Neben sexualisier- Völkerrechts im Hinblick auf die Rechte und den Schutz ter Gewalt als Tathandlung des Genozids, werden die von Frauen ausführlich auf existierende Schwächen bzw. Anwendungsbereiche der Sexualdelikte untersucht, wie sie Lücken hin analysiert. Schlussendlich gibt die Verfasserin im IStGH-Statut als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eine konkrete Bewertung bezüglich der institutionellen, und Kriegsverbrechen unter Strafe stehen: Vergewalti- politischen und rechtlichen Fortschritte und bestehenden gung, sexuelle Sklaverei, Zwangsprostitution, erzwungene Mängel sowie eigene Handlungsempfehlungen ab.“ Schwangerschaft und Zwangssterilisation. Anhand des sexualspezifischen Auffangtatbestands wird nachgewie- sen, dass eine völkerstrafrechtliche Erfassung weiterer Graneß, Anke; Kopf, Martina; Kraus, Magdalena Formen sexualisierter Gewalt nötig und möglich ist. Am Andrea (Hrsg.): Beispiel der Zwangsheirat untersucht der Verfasser, wel- Feministische Theorien aus Afrika, Asien und che weiteren Instrumente das Romstatut bereithält, um Lateinamerika. Eine Einführung nicht ausdrücklich kodifizierte Formen sexueller Gewalt UTB 11.06.2019 zu erfassen. Schließlich werden Formen geschlechtsbezo- ISBN 9783838551371 gener Verfolgung analysiert und die Frage beantwortet, ob die Verfolgung aufgrund der sexuellen Orientierung ein „Dieser Band präsentiert feministische Konzepte und Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellt.“ Debatten aus Afrika und seiner Diaspora, aus Asien und Lateinamerika (z.B. Womanismus, islamische Feminis- men, post- und dekoloniale Feminismen, Ökofeminismus) Katrin Kappler, Katrin; Vogt, Vinzent: anhand ausgewählter Theoretikerinnen sowie deren Gender im Völkerrecht - Konfliktlagen und kritische Auseinandersetzung mit der aus dem Westen Errungenschaften rezipierten feministischen Theorie und Genderforschung.“ Nomos 2019 ISBN 978-3-8487-5654-4 Hillmann, Julia: „Der Sammelband liefert Geschlechteranalysen in Work-Life-Balance als politisches Instrument. verschiedenen Bereichen des internationalen Rechts. Er Staatliche Genderkonstruktionen und Lenkungs- richtet sich an Interessierte der Legal Gender Studies, strategien in Japan der feministischen Rechtswissenschaft und des inter- nationalen Rechts. Dabei werden durch interdisziplinär Springer VS 2019 offene Beiträge auch Interessierte ohne juristischen ISBN 978-3-658-25476-6 Hintergrund angesprochen.“

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Nydegger, Christina: Frauen- und Geschlechterforschung Gleichstellungsprozesse in der Schweiz

Dike Verlag April 2019 Rose, Lotte; Schimpf, Elke (Hrsg.): ISBN 978-3-03891-009-1 Sozialarbeitswissenschaftliche Geschlechterfor- „In einem Gleichstellungsprozess kann der Anspruch schung. Methodologien, Konzepte, Forschungs- auf Gleichstellung von Frau und Mann im Erwerbsleben felder individuell durchgesetzt werden. Mit dem Gleichstellungs- Verlag Barbara Budrich 11.06.2019 gesetz wurde versucht, Hürden für die Geltendmachung ISBN 978-3-8474-2283-9 einer Geschlechterdiskriminierung durch Verfahrenser- leichterungen abzubauen. In der Praxis wird das Gesetz „Sozialarbeitswissenschaftliche Geschlechterforschung noch immer zurückhaltend in Anspruch genommen liefert Erkenntnisse zur ordnenden und regulierenden und fundierte Kenntnisse sind oft nicht vorhanden. Die Macht von Geschlecht und Sexualität. Mit dieser Publi- vorliegende Arbeit legt die aktuelle Rechtslage in Bezug kation erfolgt erstmals eine explizite Auseinandersetzung auf privatrechtliche Arbeitsverhältnisse dar und bietet mit Methodologien und Forschungsmethoden der sozi- einen Überblick über den Gleichstellungsprozess und die alarbeitswissenschaftlichen Geschlechterforschung. Im prozessualen Besonderheiten und Probleme.“ Kontext unterschiedlicher Forschungsfelder der Sozialen Arbeit zeigen die Autor*innen exemplarisch auf, welche Forschungszugänge genutzt werden und wie Geschlech- European Parliament’s Policy Department for Citi- terverhältnisse und Sexualität als Forschungsgegenstand zens’ Rights and Constitutional Affairs (Hrsg.): (re-)konstruiert und analysiert werden können.“ Women in political decision-making in view of the next European elections Baer, Robert; Hartmann, Jutta; Kampshoff, Marita Study, Februar 2019 (Hrsg.): Geschlechterreflektierte Professionalisierung http://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/ – Geschlecht und Professionalität in pädagogi- STUD/2019/608863/IPOL_STU(2019)608863_EN.pdf schen Berufen

Verlag Barbara Budrich 2019 “This study was commissioned by the European ISBN 978-3-8474-2277-8 Parliament’s Policy Department for Citizens’ Rights and Constitutional Affairs at the request of the FEMM Committee. It provides analysis of women’s representa- “Der 15. Band des Jahrbuchs „erziehungswissenschaftliche tion within the European Parliament and European Union Geschlechterforschung“ (ehemals: Jahrbuch Frauen- und institutions, key factors affecting gender balance among Geschlechterforschung in der Erziehungswissenschaft) elected representatives, and strategies and actions to macht vor dem Hintergrund verschiedener genderthe- promote gender balance. It also presents case studies oretischer wie empirischer Ansätze Herausforderungen of three Member States conducted through the lens of geschlechterreflektierter bzw. -reflektierender Professio- parity democracy, and issues recommendations for politi- nalität greifbar und Praktiken cal parties, Member States, and EU institutions.”

Brenssell, Ariane; Lutz-Kluge, Andrea (Hrsg.): Partizipative Forschung in Gender-Kontexten. Emanzipatorische Forschungsansätze weiterden- ken

Barbara Budrich 11.06.2019 ISBN 978-3-8474-2095-8

„Der Band führt in die feministisch-partizipative Aktions- forschung ein. Dazu versammelt er Forschungsprojekte aus dem deutschsprachigen sowie angelsächsischen Raum und verschiedenen Arbeitsfeldern des Sozialen, die sich thematisch mit der Frage von Geschlechterrealitäten auseinandersetzen. Vom Standpunkt einer feministischen Wissenschaftskritik her wird damit eine Forschungs-

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haltung gestärkt, deren Kern in dem Anspruch besteht, Greif, Elisabeth: gemeinsam mit – statt über – Menschen über deren No Lessons from the Intersexed? konkrete Lebenssituationen zu forschen.“ (Linzer Schriften zu Gender und Recht, Band 62) Trauner Verlag 2019 Schlemmer, Elisabeth, Binder, Martin (Hrsg.): ISBN 9783990624937 MINT oder CARE? Berufs- und Studienfachwahl von Frauen und Eckpunkte einer gendersensiblen Berufsorientierung „Etwa 1, 7 % der Weltbevölkerung wird mit Geschlechts- merkmalen, Chromosomen oder Hormonen geboren, die BeltzJuventa 17.07.2019 nicht mit gesellschaftlichen Vorstellungen eines „rein ISBN 978-3-7799-3940-5 weiblichen“ oder „rein männlichen“ Körpers übereinstim- men. Diese Varianten der Geschlechtsentwicklung werden auch als „Intergeschlechtlichkeit“ bezeichnet. In den letz- „MINT- und Care-Berufe gelten als typisch männlich bzw. ten Jahrzehnten haben intergeschlechtliche Menschen die weiblich. Digitalisierung und demografischer Wandel Öffentlichkeit verstärkt auf ihre Situation, den unzurei- bedingen jedoch eine radikale Veränderung von Berufs- chenden rechtlichen Schutz und die mangelnde rechtli- profilen aufgrund neuer Tätigkeitserfordernisse sowie che Anerkennung als Intergeschlechtliche aufmerksam auch digitaler Transformationen in MINT- und Care- gemacht. Dies hat wichtige Veränderungen im juristischen Berufen, die der Geschlechterstereotypie entgegen laufen. Diskurs angestoßen. Das deutsche Bundesverfassungs- Dies macht es nötig, die Eckpunkte einer gendersensiblen gericht und der österreichische Verfassungsgerichtshof Berufsorientierung neu zu überdenken. Hemmnisse und haben festgestellt, dass die Geschlechtsidentität interge- Förderung durch formale und informelle Bildung in Schule schlechtlicher Menschen rechtliche Anerkennung erfahren und Familie werden in diesem Band im nationalen und muss. Damit zusammenhängende Rechtsfragen werden internationalen Kontext analysiert und Arbeitsmarktchan- nun zunehmend unter den Gesichtspunkten des Men- cen für junge Frauen und Männer mit und ohne Migrati- schenrechtsschutzes und des Antidiskriminierungsrechts onshintergrund werden kritisch beleuchtet.“ verhandelt. Die Beiträge des vorliegenden Bandes setzen sich aus interdisziplinärer Perspektive mit diesen Entwick- lungen auseinander und beleuchten juristische, (medizin-) Zimmert, Franziska: Early child care and maternal employment: historische, soziologische, biologische, medizinische und empirical evidence from Germany aktivistische Aspekte des Themas Intergeschlechtlichkeit.“

IAB-Discussion Paper 02/2019 Blum, Rebekka: http://doku.iab.de/discussionpapers/2019/dp0219.pdf Angst um die Vormachtstellung: Zum Begriff und zur Geschichte des deutschen Antifeminis- „Das vorliegende Papier untersucht nicht nur den Effekt mus der Verfügbarkeit von öffentlicher Kinderbetreuung auf die mütterliche Erwerbsquote und den vereinbar- Marta Press 2019 ten Stundenumfang, sondern auch auf die gewünschte ISBN: 978-394444290 Stundenzahl. Dabei wird der im August 2013 eingeführte Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab „Der Antifeminismus formierte sich im deutschen Kaiser- dem ersten Lebensjahr genutzt, um einen semi-paramet- reich im Kampf gegen das Wahlrecht von Frauen und hat rischen Differenzen-von-Differenzen-Ansatz anzuwenden. somit eine historische Kontinuität. In der Sozialforschung Die Ergebnisse auf Basis des Mikrozensus deuten auf und in feministischen Bewegungen hat sich seit den einen positiven Effekt auf die Erwerbsbeteiligung und auf 1990er Jahren der Begriff zunehmend etabliert, aber was vereinbarte und gewünschte Arbeitsstunden in Landkrei- und vor allem wer ist darunter zu fassen? Rebekka Blum sen, in denen die Kinderbetreuungsquote intensiv anstieg, schlägt die Brücke zwischen der Forschung zum histori- im Vergleich zu Landkreisen mit einem geringeren Anstieg schen und gegenwärtigen Antifeminismus und arbeitet dieser Quote, hin. Da sich gewünschte und vereinbarte die Bedeutung von Antifeminismus als ideologische Arbeitszeit gleichermaßen erhöhen, hat die Ausweitung Klammer konservativer, christlich-fundamentalistischer von frühkindlicher Betreuung Arbeitsmarktpotentiale über und (extrem) rechter Strömungen heraus. Hierzu unter- die Gruppe der unterbeschäftigen Mütter hinaus.“ sucht sie die Ergebnisse einschlägiger geschichts- und sozialwissenschaftlicher Forschung der Gegenwart und liefert so einen systematischen Überblick zur Entwicklung des Phänomens, seinen AkteurInnen und Diskursen sowie Erklärungen für das Erstarken antifeministischer Bewe- gungen. Auf diesem Weg gelingt es ihr, eine gebündelte

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Definition vom Begriff des Antifeminismus zu entwickeln, „Anyone who deals with neo-Nazi prevention must um von dort aus den Blick auf mögliche feministische consider the category of gender, because gender is a core Interventionen zu richten. Die Studie von Rebekka Blum aspect of neo-Nazi ideology and life. The contributions eignet sich sowohl als Einstiegslektüre als auch zur Ver- examine this point of view as well as the pedagogical and tiefung zum Thema Antifeminismus.“ theoretical practices of the triad gender - pedagogy - neo-Nazism. The authors make it clear that prevention of neo-Nazism must be streamed just as much as gender- Kuster, Friederike: reflected pedagogy.“ Philosophische Geschlechtertheorien zur Einfüh- rung Junius 2019 Heinrich-Böll-Stiftung und Rosa-Luxemburg- ISBN 978-3-96060-305-4 Stiftung (Hrsg.): Gender raus! „Zwölf Richtigstellungen zu Anti- „Von Platon bis Horkheimer hat sich die philosophische feminismus und Gender-Kritik“ in aktualisierter Tradition mit dem Verhältnis von Mann und Frau beschäf- Neuauflage tigt, und in der politischen Philosophie, wo die Grundla- gen und Parameter der abendländischen Geschlechter- Bestellung & Download: ordnung formuliert und begründet werden, bildet es ein https://www.gwi-boell.de/de/2017/07/04/gender-raus- fortlaufendes Thema. Dieser Einführungsband vergegen- 12-richtigstellungen-zu-antifeminismus-und-gender- wärtigt die maßgeblichen Stationen dieses Geschlechter- kritik denkens von der Antike bis zur Moderne und stellt sie in ihren jeweiligen systematischen und historischen Kontext. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts unterziehen feministische Hadjar, Andreas; Krolak-Schwerdt, Sabine; Priem, Philosophinnen wie Beauvoir, Irigaray und Butler die theo- Karin; Glock, Sabine (Hrsg.): retischen Voraussetzungen der Geschlechterordnung einer Gender and Educational Achievement radikalen Kritik. Für ein Verständnis des aktuellen Streits um die Positionen der Geschlechter in der Gesellschaft lie- Routledge 2019 [Paperback] fert der Band das ideengeschichtliche Hintergrundwissen.“ ISBN 9781138392007

„Gender inequalities in education – in terms of systematic Anselmi, Dina; Law, Anne (Hrsg.): variations in access to educational institutions, in compe- Questions of Gender (New Edition) tencies, school marks, and educational certificates along the axis of gender – have tremendously changed over the Wiley-Blackwell 2019 course of the 20th century. Although this does not apply ISBN 978-1-405-17963-8 to all stages and areas of the educational career, it is

particularly obvious looking at upper secondary educa- „Questions of Gender introduces students to critical tion. Before the major boost of educational expansion questions in the psychology of gender through the use of in the 1960s, women’s participation in upper secondary primary scholarship in the discipline. The book exposes general education, and their chances to successfully students to both classical and contemporary cutting-edge finish this educational pathway, have been lower than research and theory while providing sufficient scaffolding men’s. However, towards the end of the 20th century, so that students can understand the issues at hand. Each women were outperforming men in many European coun- chapter topic begins with a comprehensive and integra- tries and beyond. The international contributions to this tive essay outlining the key issues in that area; the essays book attempt to shed light on the mechanisms behind also connect issues between chapters so that students gender inequalities and the changes made to reduce this can see many of the overarching themes of the field. inequality. Topics explored by the contributors include The essays and readings thus provide a springboard for gender in science education in the UK; women’s education instructors and students to engage in conversation about in Luxembourg in the 19th and 20th century; the ‘gender the readings and issues as they relate to the psychology gap’ debates and their rhetoric in the UK and Finland; of gender.“ sociological perspectives on the gender-equality discourse in Finland; changing gender differences in West Germany in the 20th century; the interplay of subjective well- Hechler, Andreas; Stuve, Olaf: being and educational attainment in Switzerland; and a Geschlechterreflektierte Pädagogik gegen Rechts psychological perspective on gender identities, gender- jetzt im Open Access verfügbar! related perceptions, students’ motivation, intelligence, Babara Budrich 2015 personality, and the interaction between student and teacher gender. This book was originally published as a http://www.oapen.org/search?identifier=1004470 special issue of Educational Research.“

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der körperlichen Veränderungen und dessen Kanalisierung EIGE (Hrsg.) durch gesellschaftliche Deutungsangebote, die immer Maximising opportunities, minimising risks - mit bestimmten Geschlechterbildern verbunden sind. Ein meeting the digital challenge for girls and boys weiterer Schwerpunkt hat Körpergestaltungen, -insze- (Annex 3) nierungen und -präsentationen von Jugendlichen zum Thema. Sie werden interpretiert als aktive Bewältigungs- https://eige.europa.eu/sites/default/files/documents/ strategien im Umgang mit den Verunsicherungen dieser final_annex_3_joint_jha_agencies_paper_on_ Lebensphase, als Bewegungen zwischen der Orientierung opportunities_and_risks_of_digitalisation.pdf an gesellschaftlichen Vorgaben für körperliche Attraktivi-

tät und der Suche nach eigenen Ausdrucksmöglichkeiten. “Digitalisation is rapidly changing our world and young Basis der Darstellungen sind Beiträge von Jugendlichen in people are on the frontline and technology is transfor- Online-Beratungsforen sowie vorliegende empirische Stu- ming the way we work, socialise, and engage with poli- dien, darunter auch Forschungsergebnisse der Autorin.“ tics. In order to ensure Europe reaps the benefits of the digital revolution while protecting citizens, it is necessary to identify trends and risks. As the 2018 Chair of the JHA querelles-net 20(1) agencies‘ network, the European Institute for Gender Equality proposed JHA agencies to assess the impact of Rezensionszeitschrift für Frauen- und Geschlechterfor- digitalisation on European citizens. EIGE‘s research shows schung. that digitalisation is affecting girls and boys, and women and men, in different ways. Gender norms are being Am 25. März 2019 wurde eine weitere Ausgabe abge- replicated in the online world, where they often become schlossen: Sieben Rezensionen sind sukzessive erschienen exacerbated. Digitalisation also brings many opportuni- und bilden die Ausgabe 20-1. ties in the struggle to increase gender equality and elimi- nate gender-based violence. This paper makes some initial https://www.querelles-net.de/index.php/qn/index proposals for actions that would enable EU institutions and Member States to harness the possibilities of digitali- Webseite des Netzwerks Geschlechtliche Viel- sation and empower digital citizens of the future.” falt Trans* NRW, des NRW-Landesverbands von Trans*-Gruppen und Anlaufstellen Küppers, Carolin; Harasta, Eva (Hrsg.): ist nun online Familie von morgen. Neue Werte für die Familie(npolitik) https://ngvt.nrw/

Verlag Barbara Budrich 2019 ISBN 978-3-8474-2211-2 GIFTS the Italian network of gender studies

The Italian network on Gender, Intersex, Feminist, Transfe- „Die Familie kann man sich nicht aussuchen. Oder doch? minist and Sexuality Studies (GIFTS) is born. Familienleben gibt es heute in vielfältigen Formen. Dies On the FB page of PoliTeSse you can find the Manifesto eröffnet viele Möglichkeiten, führt aber auch zu Irritatio- of GIFTS: nen und Konflikten. In diesem Band bringen die Herausge- berinnen historische, sozialwissenschaftliche, politische, https://www.facebook.com/politesse.univerona/ juristische, theologisch-ethische und kulturwissen- posts/740073586390205?__tn__=K-R schaftliche Positionen zusammen. Sie zeigen Chancen (English translation soon!). For info: [email protected] der aktuell gelebten Familienvielfalt auf und gehen auf The first act of GIFTS was to publish a statement on the unterschiedlichen Ebenen der Frage nach, wie ein gutes World Congress of Families (Verona, March 29-31)” Zusammenleben der verschiedenen Familienformen wei- terhin gestärkt werden kann.“ Statement GIFTS on WCF.pdf:

https://www.politesse.it/files/Statement%20GIFTS%20 Flaake Karin: on%20WCF_[107795bytes].pdf Die Jugendlichen und ihr Verhältnis zum Körper

Kohlhammer 2019 Evans, Jennifer: ISBN 978-3-17-029767-8 Der neue Kampf gegen die Gender Studies

„Die körperlichen Veränderungen der Pubertät sind für Beitrag auf geschichtedergegenwart.ch 06.03.2019 Jugendliche meist mit starker Verunsicherung verbunden. https://geschichtedergegenwart.ch/der-neue-kampf- Ein Schwerpunkt des Buches bezieht sich auf das Erleben gegen-die-gender-studies/

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Diversity, Antdiskriminierung, Intersektionalität ment curricular verankert oder demokratische Prozesse implementiert werden?“

Mitchell Jr., Donald „DJ“; Marie, Jakia; Steele, Tiffany L. (Hrsg.): Kergel, David; Heidkamp-Kergel, Birte (Hrsg.): Intersectionality & Higher Education. Research, Praxishandbuch Habitussensibilität und Diversi- Theory, & Praxis (Second Edition) tät in der Hochschullehre

Peter Lang 2019 Springer VS 2019 ISBN 978-1-4331-6528-3 ISBN 978-3-658-22399-1

„Das Praxishandbuch vermittelt handlungsorientiert zen- “Intersectionality is a term coined by Kimberlé Crenshaw trale Konzepte für eine habitus- und diversitätssensible in 1989. Crenshaw, a scholar of law, critical race theory, Hochschullehre. Themen wie Gendersensibilität, Migrati- and Black feminist legal theory, used intersectionality to onspädagogik, Habitussensibilität, kritisches E-Learning explain the experiences of Black women who- because 2.0 und Interkulturalität werden theoriefundiert vor- of the intersection race, gender, and class - are exposed gestellt. Im Sinne eines Theorie-Praxistransfers werden to exponential and interlocking forms of marginaliza- jeweils angemessene Kommunikationsstrategien für ein tion and oppression often rendering them invisible. The habitus- bzw. diversitätssensibles Handeln in der Lehre second edition of Intersectionality & Higher Education: dargestellt. Im Fokus des Praxishandbuchs steht folglich Theory, Research & Praxis further documents and expands die Vermittlung von theoretisch fundierten Kommuni- upon Crenshaw’s articulation of intersectionality within kations- und Handlungsstrategien, die ein habitus- und the context of higher education. The text includes (a) diversitätssensibles Lehrhandeln ermöglichen.“ theoretical and conceptual chapters on intersectiona- lity; (b) empirical research and research-based chapters using intersectionality as a framework; and (c) chapters Jungwirth, Ingrid; Bauschke-Urban, Carola (Hrsg.): focusing on intersectional practices, all within higher Gender and Diversity Studies. European Perspec- education settings. The volume may prove beneficial for tives graduate programs in ethnic studies, higher education, sociology, student affairs, and women and gender studies Verlag Barbara Budrich 11.06.2019 and programs alike.“ ISBN 9783847405498

„What concepts of ‘gender’ and ‘diversity’ emerge in the Podszus, Martin: different regions and pertinent research and practical Diversität im universitären Kontext!? Lehre fields? On the back drop of current European develop- zugänglicher gestalten – Perspektivwechsel für ments – from the deregulation of economy, a shrinking ein reicheres Bild der Lernenden! welfare state to the dissolution and reinforcement of In: Jahn, Dirk; Kenner, Alessandra; Kergel, David; Heid- borders – the book examines the development of Gender kamp-Kergel, Birte (Hrsg.): Kritische Hochschullehre. and Diversity Studies in different European regions as Impulse für eine innovative Lehr- und Lernkultur, well as beyond and focuses on central fields of theoretical S. 113-131 reflection, empirical research and practical implementa- Springer VS 2019 tion policies and politics.” ISBN 978-3-658-25740-8 „In dem Band diskutieren internationale Autorinnen und Factbook Diversity. Positionen, Zahlen, Autoren Möglichkeiten und Bedingungen zur Förderung Argumente einer kritischen Hochschullehre. Dabei besprechen sie theoretische Ansätze und methodisch-didaktisch gelei- (aktual. Fassung), Charta der Vielfalt (Hrsg.) 2019

tete Strategien, um Lehre im Spannungsfeld zwischen https://www.charta-der-vielfalt.de/fileadmin/user_ Employability-Anforderungen und klassischen Bildungs- upload/Diversity-Tag/2019/Downloads/Factbook_Diver- zielen, wie etwa wissenschaftlichem Urteilsvermögen, zu sity_2019.pdf gestalten. Dazu werden auch ausgewählte Studien aus der Lehr-Lernforschung und Hochschuldidaktik präsen- „Das Factbook Diversity bietet Ihnen einen Einstieg in tiert. Die Beiträge greifen aktuelle bildungspolitische das Thema und soll als Recherchehilfe dienen. Die Inhalte Diskurse in ihrer Breite auf: Wie sollte Lehre an Hochschu- wurden nach bestem Wissen zusammengestellt. Als len gestaltet werden, um kritisches Denken, forschendes Grundlage für das Factbook dienen öffentlich zugängliche Lernen oder diversitätssensiblen Unterricht zu fördern? Quellen, die jeweils im Text angegeben sind, um weiter- Wie können im Rahmen des Studiums soziales Engage- führende Recherchen zum Thema zu unterstützen.“

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Wilchins, Riki: Kelly, Natasha A. (Hrsg.): Gender Norms and Intersectionality. Connecting Schwarzer Feminismus. Grundlagentexte Race, Class and Gender Unrast März 2019 Rowman & Littlefield März 2019 ISBN 978-3-89771-317-8 ISBN 9781786610843 „Als Sojourner Truth im Jahr 1851 während ihrer Rede auf „There have been few, if any, attempts to translate the einem Frauenkongress in Akron, Ohio, die Frage stellte, immense library of academic studies on gender norms for ob sie denn keine Frau sei, brachte sie eine Debatte ins a lay audience, or to illustrate practical ways in which Rollen, deren Ausmaß nicht abzusehen war. Sie hatte their insights could (and should) be applied. Similarly, nämlich gleichermaßen weiße Frauen für den Rassismus there have been few attempts to build the case for gender und Schwarze Männer für den Sexismus kritisiert, den sie in diverse fields like health, education, and economic Schwarzen Frauen jeweils entgegenbrachten. Erst Ende security within a single book, one which also uses an des 20. Jahrhunderts, also fast 150 Jahre später, erhielt intersectional lens to address issues of race and class. diese spezifische Form der Mehrfachdiskriminierung einen This book not only looks at the impact of rigid gender Namen. Es war Kimberly Crenshaw, die 1989 den Begriff norms on young people who internalize them, but also der ›Intersektionalität‹ prägte, der seitdem aus femi- shows how the health, educational, and criminal justice nistischen Diskursen nicht mehr wegzudenken ist. Doch systems with which young people interact are also highly wie verliefen die Schwarzen feministischen Debatten bis gendered systems that relentlessly police and sustain very dahin? Vor welchen Herausforderungen standen Schwarze narrow ideas of masculinity and femininity, particularly Frauen der westlichen Welt? Und was können wir heute among youth. Current treatments of a “gender lens” von ihnen lernen?“ or “gender analysis” both at home and abroad usually conflate gender with women and/or trans. Gender Norms and Intersectionality shows conclusively how this is both Better data, better equality inadequate and wrong-headed. It documents why gender „Across the EU, many Member States are improving their norms must be moved to the center of the discourses equality data to help policymakers combat discrimination aimed at improving life outcomes for at-risk commu- and challenge prejudices. To inspire others, the European nities. And it does so while acknowledging the insights Union Agency for Fundamental Rights has just published of queer theorists about bodies, power, and difference. an online compendium of nearly 40 practices from 15 This book provides a starting point for a long overdue countries on the collection and use of equality data.“ movement to elevate “applied gender studies,” providing both a reference and guide for researchers, students, https://fra.europa.eu/en/news/2019/better-data-better- policymakers, funders, non-profit leaders, and grassroots equality advocates. It aims to transform readers’ view of a broad array of familiar social problems, such as basic wellness and reproductive health; education; economic security; Menke, Katrin: and partner, male-on-male, and school violence—showing „Wahlfreiheit« erwerbstätiger Mütter und Väter? how gender norms are an integral if overlooked key to Zur Erwerbs- und Sorgearbeit aus intersektiona- understanding each.“ ler Perspektive

Transcript 27.06.2019 Peck, Jeffrey: ISBN 978-3-8376-4709-9 Diversifying Diversity: Verstehen wir darunter überall dasselbe? „Der deutsche Wohlfahrtsstaat hat sich gewandelt - und mit ihm seine Familienpolitik. Doch die vordergründigen „Vielfalt hat nicht nur viele Gesichter, sondern auch Fortschritte und Gleichstellungsgewinne erreichen nicht Kategorien. Dessen sollten wir uns bewusst sein. SEIT- alle Mütter und Väter gleichermaßen: Zentral für die DEM ICH Jan-Martin Wiardas Bericht zur CHE-Studie und »Wahlfreiheit« von Eltern bei der Gestaltung von Erwerbs- die unschönen Fakten über die Demographie deutscher und Sorgearbeit ist und bleibt ihre soziale Positionierung Hochschulrektoren gelesen habe, denke ich immer wieder nach Geschlecht, Klasse und Ethnizität. Dies zeigen darüber nach. Und nicht nur über den Inhalt, sondern qualitative Interviews mit Müttern und Vätern mit und auch über die zur Beschreibung von Diversity verwandten ohne Migrationshintergrund sowie in unterschiedlichen Kategorien.“ Beschäftigtengruppen, die exemplarisch im deutschen Quelle: JAN-MARTIN WIARDA BLOG Krankenhaussektor geführt wurden. Durch die Verknüp- https://www.jmwiarda.de/2019/03/12/diversifying- fung einer intersektionalen Perspektive mit Wohlfahrts- diversity-verstehen-wir-darunter-%C3%BCberall-das- staatenforschung zeigt Katrin Menkes Studie, wie soziale selbe/

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Ungleichheiten zwischen Müttern und Vätern gegenwärtig Landwirtschaft ein attraktives Arbeitsfeld bleibt und zur (re-)produziert und legitimiert werden. Dabei fällt auf: nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums beiträgt? statt als Sorgetragende werden Mütter und Väter von der Um darauf Antworten zu finden, befragte ein Team um Familien- und Sozialpolitik primär als Wirtschaftssubjekte Prof. Dr. Heiner Schanz vom Institut für Umweltsozial- adressiert.“ wissenschaften und Geographie der Universität Freiburg im Auftrag des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz rund 2.400 Frauen mit einem Bezug No Day Care for Migrant Children? Education zu einem der landwirtschaftlichen Betriebe in Baden- study on early childhood care Württemberg. Die Ergebnisse dieser Studie liegen vor und dienen als Basis dafür, Theorien der nachhaltigen „Many young parents have taken to signing their children Entwicklung des ländlichen Raums zu entwickeln. „Damit up for day care within days of the child’s birth. Waiting haben wir erstmals eine breite, flächendeckende Datenba- lists for childcare facilities are long and ever more parents sis zur Lebens- und Arbeitswirklichkeit der Frauen in der are enrolling their children in day care even before their Landwirtschaft“, erklärt Minister Peter Hauk.“ third birthdays. This, however, does not apply to families with a migration background; their children are seldom https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2019/leidenschaft- placed in childcare so early. In a current study, Dr. Lars arbeitsbelastung-zukunftssorgen Burghardt of the University of Bamberg has shown that this clearly does not correspond to families’ wishes.“ Von Andi bis Schnucki: Geschlecht wird bei https://www.uni-bamberg.de/en/news/artikel/ Kosenamen unwichtig educationstudy-childhoodcare/ „Kosenamen sind die intimsten Namenarten, die wir kennen. Sie werden fast ausschließlich im privaten Umfeld Sonstiges verwendet, unter Freunden, in Paarbeziehungen oder in Familien. Im Beisein von Fremden sind sie selten zu hören. Genug ist genug! Bei den unterschiedlichsten Kosenamen von Bärchen bis Schatz und von Maus bis Sigi fällt allerdings eine überra- „Deutschland streitet über das Selbstbestimmungsrecht schende Gemeinsamkeit auf: Das Geschlecht der Person, von Frauen und den Paragraf 219a. Doch die Debatte die mit einem Kosenamen bezeichnet wird, rückt in den bleibt seltsam brav. Wie viel Geduld wollen Feministinnen Hintergrund – besonders auffällig im Vergleich zum Vor- noch aufbringen? Ein Beitrag von Jagoda Marinić auf namen. „Was bei den Vornamen peinlich genau kontrol- süddeutsche.de. liert wird, nämlich die Geschlechterunterscheidung, kann im Privatbereich und vor allem bei Paaren offensichtlich https://www.sueddeutsche.de/politik/ vernachlässigt werden“, beschreibt Prof. Dr. Damaris gleichberechtigung-genug-ist-genug-1.4341030 Nübling, Sprachwissenschaftlerin vom Deutschen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), das Weibliche (Selbst-)inszenierung in den neuen Phänomen.“ Medien - Geschlechterdarstellungen auf You- Tube, Instagram und in Musikvideos http://www.uni-mainz.de/presse/aktuell/8082_DEU_ HTML.php „2017 präsentierte die MaLisa Stiftung die Ergebnisse der bislang umfassendsten Studie zur Ermittlung von Geschlechterdarstellungen im deutschen Film und Fernse- Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): hen. Nun haben wir in einem nächsten Schritt untersucht, PARI... WAS? - Der Spickzettel wie es um die Darstellung von Männern und Frauen auf den Plattformen YouTube und Instagram sowie in Musik- https://www.fes.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=3 videos bestellt ist.“ 6928&token=53e6b9400ced86299e9eb584baa82ef3f ef15d47 https://malisastiftung.org/geschlechterdarstellung- neue-medien/ “Jede_r sollte den „Spickzettel zu Parität und Paritäts- gesetz in der Politik“ stets bei sich tragen, um in den politischen Debatten mitreden und für Parität bzw. ein Leidenschaft, Arbeitsbelastung, Zukunftssorgen Paritätsgesetz streiten zu können.“ Eine Studie der Universität Freiburg zeigt die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in der Landwirtschaft: „Wie können Politikerinnen und Politiker zukünftige Förderprogramme so gestalten, dass die Tätigkeit in der

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Redaktion: Andrea Usadel

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