BURGENFORSCHUNG UND BURGENDENKMALPFLEGE IN HESSEN

Beiträge der Tagung in Bad Homburg, 4. und 5. April 2008

Sonderdruck

BURGENFORSCHUNG

Europäisches Correspondenzblatt für interdisziplinäre Castellologie

Band 1 · 2010

Summary:

The castle "Höfe" close to Ebsdorfergrund-Dreihausen and the end of the Carolingian Fortresses

The Castle "Höfe", situated close to the town in Northern , , was regarded in research history only as a Carolingian Fortress, which was erected in the second half of the 8th and deceased in the 9th c. AD. It belonged to the fortification system which was built in the hinterland of the Frankish-Saxon border and worked as backbone facilities for the war against the Saxons. The study confirms the existence of the Carolingian period, but shows also that this castle was in use until the 11 th c. AD and served as a palatium for the wandering German kingdom. Inside his double wall- constructed ringwall a round chapel and an early storeyed-constructed house was built. Moreover the final datation of the further Carolingian Fortresses in Northern-Hesse is corrected, most of them seem to have been existing until the high Middle Ages (11 th c. AD). In this period deep changes in the system of power between kingdom and territorial dukes forced their destruction and the erection of new, smaller castles of the local nobility.

Author's address:

Rainer Atzbach Assistant Professor Medieval and Renaissance Archaeology Dept. for Society and Culture Aarhus University Moesgård DK-8270 Højbjerg [email protected] ++45/8942-4527 http://pure.au.dk/portal/da/[email protected] INHALT

5 Editorial

Christian Ottersbach 7 Burgenforschung und Burgendenkmalpflege in Hessen Tagung vom 4. bis 5. April 2008 in Schloss Friedrichsburg, Bad Homburg

Rainer Atzbach 11 Die Höfe bei Ebsdorfergrund-Dreihausen und das Ende der karolingischen Großburgen in Nordhessen

Heiko Laß 35 Ideal und Wirklichkeit Die Burg in den Köpfen und die Burg auf den Bergen

Christian Ottersbach 59 Die mittelalterliche Weilburg Anmerkungen zu einer fast unbekannten Burg der Grafen von Nassau

Waltraud Friedrich 95 Ein Renaissanceschloss entblättert sich Die spannende Sanierung von Schloss Romrod

Ulrich Klein 113 Forschungen zur Baugeschichte der Pfalz Gelnhausen

Gerhard Fitzek, 133 Burg Schwarzenfels Ana Pancini Ein Arbeitsbericht zur aktuellen Bauforschung

Gerd Strickhausen, 165 Das Konzept der neuen Kronberger G. Nina Strickhausen- Burgmuseums Bode

4

Olaf Wagener 179 Befestigungen im Umfeld von Burgen in Hessen Überlegungen zu einem Forschungsdesiderat

Wolfgang Fritzsche 201 Die Brömserburg in Rüdesheim als Ziel des Tourismus im 19. Jahrhundert

Anja Dötsch, 219 „... daß Geschütz desto beßer zu Christian Ottersbach plantiren“ Neues zur Baugeschichte der Burg Breuberg im 16. und 17. Jahrhundert

Thomas Küntzel 265 Burg Schartenberg bei Zierenberg Eine „heiß“ umkämpfte Burg im Warmetal und ihr siedlungshistorisches Umfeld

Rudolf Knappe 293 Dritter Nachtrag zum Handbuch ‚Mittelalterliche Burgen in Hessen‘

309 Autorenviten

319 Rezensionen

Christian Ottersbach, 337 Burgen im südlichen Sachsen-Anhalt und in Astrid Schlegel Westsachsen Exkursion vom 7. bis 10. Juni 2007

Burgenforschung 1, 2010 Rainer Atzbach DIE HÖFE BEI EBSDORFERGRUND-

DREIHAUSEN UND DAS ENDE DER KAROLINGISCHEN GROSS BURGEN IN NORDHESSEN

1. LAGE UND FORSCHUNGSGESCHICHTE Im Kreis Marburg- erhebt sich am Südrand des Ebsdorfer Grundes, 3 km südlich des Ortsteils Dreihausen, ein Basaltrücken. Er gehört geologisch – ebenso wie die benachbarte Amöneburg – zu den Ausläufern der Vogelsberger Vulkangruppe. Die von West nach Ost abfallende Hochfläche der ovalen Erhe- bung misst knapp 2 ha Grundfläche und wird von einem bis heute im Gelände wahrnehmbaren Ringwall begrenzt (Abb. 1). Ein Binnenwall teilt das Gelände in eine kleinere Oberburg und eine größere Unterburg. Im Norden und Osten folgt die Umwehrung dem Steilhang der Geländekante, im Süden und Westen quert sie dagegen das im Umland flach auslaufende Relief der Hochfläche. Es gibt keine mittelalterliche Schriftüberlieferung zu dieser Anlage, erst 1708/10 erscheint sie als „Hainborg“ auf dem Atlas von Schleenstein. 1711 erwähnt nach H. Diefenbach V. Müller in seiner „Specificatio der alten Rudera“ eine „große Hoynburg“. 1826 ordnet Creuzer die Anlage unter der Bezeichnung „Hof“ in die Römerzeit ein. 1843 unternahm A. F. Vilmar eine erste Ausgrabung im Inneren der Befestigung, er datierte die freigelegten Fundamente in das 12./ 13. Jh. Seine Unterscheidung in „kleiner und großer Hof“ ist der Ursprung der bis heute üblichen Mehrzahlform „Höfe“. Die ältere Benennung „Hainborg/Hoyn- burg“ lebt in der Bezeichnung „Hunnenburg“ der 500 m westnordwestlich gelegenen Erhebung weiter und verdrängte deren älteren Namen „Kurtzberg“. W. Lange vermutete 1906 erstmals eine Entstehung der Anlage in der Karolingerzeit, H. Diefenbach und W. Görich schlossen sich dieser Einschätzung vorwiegend aufgrund historischer Erwägungen und der Zuordnung zum Reichsgut im Ebs- dorfer Grund an. H. Kern fasste 1966 den Forschungsstand zusammen und datierte 12 Rainer Atzbach

1 Übersichtsplan Höfe. Nr. 1: Unterburg, Nr. 2: Oberburg, Nr. 3: Nordtor, Nr. 4: Zwischentor, Nr. 5: Rundkirche, Nr. 6: Steinkeller, Nr. 7: kasemattenartige Grundrisse (Kartengrundlage Gensen, Ringwall Höfe 1984, 249). die Anlage unter Abwägung archäologischer und historischer Quellen jedoch in das hohe bis späte Mittelalter. 1 Die Untersuchung der Höfe wurde ab den späten 1960er Jahren Teil eines wissenschaftlichen Großvorhabens: Unter Federführung des Marburger Histori- kers Walter Schlesinger und seines Nachfolgers als Leiter des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde, Fred Schwind, wurde seit 1964 das Forschungsprojekt „Die Franken im Gebiet östlich des mittleren Rheins (Franki- sierungs-Projekt)“ betrieben. Die DFG koordinierte und förderte die Unter- suchungen. Das Arbeitsgebiet deckte sich im wesentlichen mit dem nördlichen Teil des Bundeslandes Hessen; die wichtigsten Schwerpunkte bildeten die Grabungen auf dem Christenberg bei Wetter (Hessen) 1964-1969 und auf dem Büraberg bei Fritzlar, die 1965 ältere Untersuchungen von Joseph Vonderau

1 Darstellung der frühen Forschungsgeschichte nach Treude 2005, S. 5 f. , Anm. 1-16 mit weiterer Literatur. Zur Lage und Bezeichnung der „Hunnenburg“ vgl. TK 25 Bl. 5219 Amöneburg und Gensen 1995, erste Text- abb. unbez. u. unpag.

Burgenforschung 1, 2010 Die Höfe bei Dreihausen 13

überprüften und korrigierten. Der Ordinarius am Vorgeschichtlichen Seminar Wolfgang Dehn und Walter Schlesinger beantragten 1967 bei der DFG Mittel für eine Intensivierung der Ausgrabungen auf dem Büraberg, die Norbert Wand 1968- 1973 leitete. Eine erste Übersicht der Ergebnisse bietet der von Schlesinger herausgegebene Band zur Tagung „Die Franken in Althessen“ 1970 (gedruckt 1975), darin befindet sich auch Fred Schwinds Darstellung des historischen Forschungsstandes. 2 1970 wurde das interdisziplinäre Forschungsprogramm „Die Bedeutung der Franken und des Frankenreiches für die Entstehung der europäischen Nationen (Nationes-Projekt)“ ins Leben gerufen, das ältere Frankisierungs-Projekt stellte einen ersten Baustein für dieses bewusst international konzipierte Forschungs- vorhaben dar. Neben der Fortführung der Ausgrabungen auf den Großburgen Christenberg und Büraberg begannen 1972 unter der Leitung von Rolf Gensen die Ausgrabungen auf den Höfen bei Dreihausen im Ebsdorfer Grund. Er veranlasste auch die erste moderne Vermessung der ausgedehnten Anlage. Ausgangspunkt hierfür war die mutmaßliche Rolle der Höfe als Station in Willi Görichs Theorie eines karolingischen Etappensystems, zumal Görich sie als Musterbeispiel einer „Doppelrechteck-Curtis“ identifiziert hatte. 1974-1977 folgte schließlich die umfangreichste Grabungsperiode auf den Höfen. Eine erste Gesamtübersicht stellt Rolf Gensens Führer zur hessischen Vor- und Frühgeschichte dar. 3 Zehn Jahre nach Abschluss der Grabungen, die bislang nur in kurzen Übersichten und Vorbe- richten publiziert waren, widmete sich Elke Treude 1987 in ihrer Magisterarbeit am Vorgeschichtlichen Seminar Marburg der Auswertung der frühmittelalter- lichen Phase der Höfe, die Drucklegung erfolgte unter Berücksichtigung des hes- sischen Forschungsstandes bis 1991 als Kurzfassung 2005. 4 Michael Gockel formulierte 2000 als zentrale Erkenntnis des Forschungspro- jekts, dass die Schriftquellen allenfalls schlaglichtartige Einblicke zur Mission und Errichtung der Kirchenorganisation gewähren. Informationen über Burgenbau, die Sicherung der Nachschubwege, die Anlage neuer Siedlungen und der eigentliche Landesausbau sind nur anhand der archäologischen und toponymischen Quellen zu gewinnen. 5 Auffallend ist freilich, dass eine bemerkenswerte Lücke des hessischen Quel- lenbestandes zwischen der durch die genannten Projekte gut untersuchten

2 Schlesinger 1975 und Schwind 1975. 3 Gensen 1979. Zur Entstehung, Verlauf und Zielsetzung des wissenschaftlichen Großvorhabens siehe Gockel 2000. 4 Stellvertretend für die Vorberichte Gensen, Höfe 1984 und Gensen 1995; Treude 2005. 5 Gockel 2000. 14 Rainer Atzbach intensiven Siedlungsphase des frühen Mittelalters und der ludowingischen Zeit (ab 1122) klafft. Einige Revisionen älterer Frühdatierungen, etwa der Burg Caldern und des Marburger Landgrafenschlosses, sprechen dafür, dass es sich hierbei weniger um einen echten Quellenmangel, sondern vielmehr um ein Forschungs- desiderat handelt: zu dem durch die Salierausstellung 1992 bekannt gewordenen reichen Burgenbestand muss es auch ein siedlungsarchäologisches Pendant geben. 6 2004 begann die jüngste Phase der Erforschung der Höfe auf Initiative und im Auftrag des Arbeitskreises Dorfgeschichte Dreihausen. Zunächst führte die Fach- firma Posselt & Zickgraf eine geophysikalische Prospektion fast der gesamten Fläche durch, die sowohl ältere Befunde ergänzte als auch neue lokalisierte. Die Ergebnisse flossen in eine kleine Ausstellung ein, die erstmals im November 2004 in Dreihausen, schließlich in stark erweiterter Form mit Begleitschrift 2006 im Universitätsmuseum für Kulturgeschichte Marburg gezeigt wurde. 7 Im Zuge der Ausstellungsvorbereitungen sichteten die Kunsthistorikerin Katrin Atzbach und der Verfasser auch das Fundmaterial der Altgrabungen. Hierbei zeigte sich, dass umfangreiche hochmittelalterliche Fundkomplexe bislang unerkannt geblieben waren. Diese warfen ein neues Licht auf die Nutzung der Anlage nach ihrem bisher akzeptierten Ende in der zweiten Hälfte des 10. Jhs. Der Arbeitskreis Dorfgeschichte finanzierte daraufhin eine Pilotstudie zur ersten Bewertung der hochmittelalterlichen Perioden der Anlage anhand der archäologischen Quellen. 8 Die Resultate gaben den Anstoß zur gemeinsamen Beantragung eines DFG- Projektes durch das Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde (Ursula Braasch-Schwersmann), das Vorgeschichtliche Seminar (Horst Wolfgang Böhme) und das Historische Seminar der Philipps-Universität Marburg (Irmgard Fees) sowie das Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Christine Kenner). Der vorliegende Aufsatz versteht sich als Arbeitsbericht über die inzwischen erzielten Ergebnisse.

2. DIE KAROLINGISCHEN GROSSBURGEN IN NORDHESSEN Bislang wurden die Höfe in eine Gruppe karolingischer Großburgen in Nord- hessen eingeordnet, die die Ausstellung „Hessen im Frühmittelalter“ 1984

6 Die Lücke konstatierte erstmals Stephan 1992/93, 207, vgl. dazu Stephan 2005, S. 184-188 u. Abb. 3. Zu den salischen Burgen: Böhme, Hessen, Rheinland-Pfalz 1992. Caldern: Gensen, Caldern 1984 bzw. Böhme, Hessen, Rheinland-Pfalz, 1992, S. 32, Nr. 14; Landgrafenschloss Marburg: Meiborg 1991 bzw. Meiborg 2003. 7 Fees, Höfe 2006. 8 Atzbach, Burg Höfe 2006 und Funde 2006.

Burgenforschung 1, 2010 Die Höfe bei Dreihausen 15 eindrucksvoll präsentierte, aus ihnen seien für eine nähere Betrachtung exempla- risch die drei wichtigsten herausgegriffen: Amöneburg, Büraburg und Kester- burg. 9 Für die historisch langfristig bedeutendste Anlage, die von Bonifatius 722 besuchte, später Mainzische Burgstadt Amöneburg, liegen kaum archäologische Aufschlüsse vor. Sie entzieht sich trotz oder gerade wegen ihrer fortdauernden Nutzung einer differenzierteren Ansprache. 10 Ungleich besser erforscht ist die weit über die Grenzen Hessens bekannte Kesterburg auf dem Christenberg bei Münchhausen. Die bereits in der Früh- latènezeit genutzte Anlage im nach ihr benannten Burgwald wurde um 700 wohl als Sicherung der fränkischen Besitzungen im Oberlahngau wieder befestigt und diente in den Sachsenkriegen als wichtiger Stützpunkt. Der letzte Ausbau der ausgedehnten Anlage (Abb. 2) wird heute im späten 9. oder auch fortgeschrittenen 10. Jh. vermutet, wobei die Siedlungsfunde bis in das 10. und 11. Jh. zu reichen scheinen. 11 Die Form der dokumentierten Befestigungsanlagen spricht auf jeden Fall klar für eine Nutzungsdauer bis mindestens in die Ottonenzeit: An der Ostseite, die aufgrund des flachen Reliefs zugleich die Hauptangriffsfront bildet, erstreckt sich ein tief gestaffeltes Wall-Graben-System. Diese charakteristische Wehranlage gehört eindeutig zur Gruppe der ottonischen Befestigungen, die wohl auf königlichen Befehl zur Sicherung des Königsgutes, insbesondere gegen die Bedrohung der ungarischen Reiterkrieger, aber auch als Militärbasis u. a. für die Slawenkriege errichtet wurden. Die enge Abfolge von Wällen und Gräben, sicher- lich verstärkt um Dornenverhaue, waren eine äußerst wirkungsvolle Abwehr- maßnahme der von Fußkämpfern gefürchteten Reiterattacke und bot in ihrem an- steigenden Profil zugleich Schutz vor dem Pfeilhagel der Reflexbögen. 12 Inwie- weit die vom Typus her frühestens im hohen Mittelalter üblichen Flankierungs- türme oder gar die Rundbastion im Nordwesten tatsächlich in die karolingische Periode gehören, muss die dringend erwartete Gesamtauswertung erweisen. Es gibt auch historische Indizien für eine längere Nutzung der Anlage: Das kirchliche Archidiakonat Kesterburg des Mainzer Stiftes St. Stephan bewahrte bis in die Zeit der Grafen Werner, Mitte des 11. Jhs., den frühmittelalterlichen Zuschnitt, der sich mit den Grafschaften obere Eder und deckte, in denen das umliegende

9 Roth/Wamers 1984, Kat. 160-167. 10 Zu den archäologischen Aufschlüssen: Gensen 1969, Sippel 1989, S. 13-25. Die laufende Dissertation von Petra Eisenach M. A. lässt neue Erkenntnisse nicht nur zum keltischen Oppidum erwarten. 11 Thiedmann 2005, S. 166 f. 12 Zur Problematik des „Burgenbau-Erlasses“ sowie zur neuen politisch-militärischen Funktion der Burgen: Giese 2008, passim. Zur Gruppe der ungarnzeitlichen Befestigungen: Sage 1990. Vgl. insbesondere Michels- berg bei Kipfenberg und Birg bei Hohenschäftlarn a.a.O. Abb. 3 u. 5. Letztere ebenso bei Haberstroh 1999. 16 Rainer Atzbach

2 Übersichtsp lan Christenberg (aus Gensen, Kesterburg 1984, S. 256) .

Reichsgut organisiert war. Die heute bestehende Kirche geht im Kern auf eine Erneuerung im 11. Jh. zurück und blieb weiterhin geistlicher Mittelpunkt der umliegenden Dörfer. 13 Die dritte nordhessische Großburg trägt der Büraberg, der unter Bonifatius 741/42 vorübergehend den Rang eines Missionsbistums erlangte. Von der einsti- gen Bedeutung zeugen neben ausgedehnten Wallanlagen noch die aufgehend erhaltene Brigidenkirche. Die Auswertung der ausgedehnten Grabungen durch Norbert Wand führte zur Einschätzung, dass die Anlage vom späten 7. Jh. bis in die Zeit um 850 genutzt wurde. 14 Dieser lange akzeptierte Zeitansatz wurde in jüngerer Zeit erheblich erweitert: zwei Holzstöckchen aus der Chorwand der

13 Zur Vermittlung der Flankierungstürme über die Kreuzzüge nach Mitteleuropa: Uhl/Zeune 1999. Zur Organisation des Reichsguts im hohen Mittelalter vgl. Demandt, 1959, S. 137-139 und Reuling 1989, S. 413- 415. Zur Kirche: Oswald/Schaefer/Sennhauser 1990, S. 50 mit weiterer Literatur. 14 Wand 1984 mit älterer Literatur.

Burgenforschung 1, 2010 Die Höfe bei Dreihausen 17

Brigidenkirche wurden mittels C14-Methode „mit großer Wahrscheinlichkeit“ auf die Zeit zwischen „543 und 667 n. Chr.“ datiert und führten zur bemerkenswerten Identifizierung einer der „ältesten Kirchen nördlich des Limes“. 15 Diese Ansprache ist allerdings hochgradig zweifelhaft: selbst wenn die Analyse der beiden Proben tatsächlich den fraglichen Zeitraum statistisch tragfähig ergibt, 16 handelt es sich doch nur um eine Fundstelle. Die moderne dendrochronologische Datierung eines Bürgerhauses gilt erst ab sechs Proben als verlässlich, dabei hängt die Zuverlässigkeit nicht von der angewendeten Methode ab, sondern von der Frage, ob die genommene Probe tatsächlich genuin der zugeordneten Bauphase angehört oder zweitverwendet einem älteren Kontext entstammt. Diese Deutung wird durch weitere Indizien gestützt: Wand konstatierte, dass die Brigidenkirche im Fundamentbereich keinen abweichenden Vorgängerbau besitzt – und vermu- tete folglich einen karolingischen Zeitansatz des weiter genutzten Fundaments. Das Fundament der Brigidenkirche überschneidet jedoch nach Ausweis der jüng- sten Grabung eine Bestattung, die – ebenfalls nach einem C14-Datum – zwischen 883 und 1037 beigesetzt worden war. 17 Darüber hinaus bleiben natürlich grund- sätzliche Zweifel, in welchem Umfeld hier zwischen 543 und 667 – also lange vor Beginn der doch tief eingreifenden Missionierung durch Bonifatius – eine Kirche errichtet worden sein soll. Bislang sind vom Gelände des Bürabergs keine anderen Funde oder Befunde dieser Zeitstellung bekannt, obgleich es Hinweise auf eine ältere Besiedlung bis in das 4./5. Jh. gibt. Hinweise auf eine Christianisierung des Fritzlar-Waberner Beckens vor Bonifatius ließen sich bislang weder von archäo- logischer noch von historischer Seite gewinnen: die geringe Anzahl überlieferter Körpergräber (und damit indirekt die Annahme der überwiegenden heidnischen Brandbestattung) sowie die kirchenrechtliche Zuordnung zum karolingischen Mainzer statt zum bereits merowingischen Trierer Missionsbereich sprechen gegen die Hypothese einer iroschottischen Mission, die sich lediglich auf das Brigiden-Patrozinium stützt. Obgleich Brigida eine irische Heilige war, konnte sich ihr Glaube nicht verbreiten, bevor 590 mit der Landung Columbans in der Bretagne die iro-schottische Mission überhaupt einsetzte. Sie erreichte 612 mit der Gründung des fernen St. Gallen ihren Höhepunkt, erst 690 lief die zweite, die

15 Thiersch 2005, S. 87; Thiersch/Trosse 2008, S. 25 mit Abb. 31. 16 Zur statistischen Bewertung der Messwerte vgl. z. B. Rauert 1978, S. 117. Unabhängig vom gewählten technischen Verfahren kommt jedem Messwert eine statistisch quantifizierbare Aussagefähigkeit zu. Der für diese Beurteilung unverzichtbare Wert der Standardabweichung der beiden Proben wurde bislang nicht publiziert. 17 Thiersch 2008, S. 18 f. 18 Rainer Atzbach angelsächsische Missionswelle an – in Friesland. 18 Die Vorstellung eines vor- christlichen Kirchenbaus ist absurd; es bleibt deshalb entweder die Frage, wer hier an der Peripherie des fränkischen Machtbereichs eine Kirche von der doppelten Größe der dann zeitgleichen Kölner Königsgrablege (Kölner Dom Bau I) errichtet haben soll oder die Feststellung, dass die neue Anfangsdatierung nicht plausibel ist. 19 Ungleich tragfähiger ist der Vorschlag von Johann-Henrich Schotten, die auch an der Büraburg nachweisbaren gestaffelten Annäherungshindernisse in die Zeit der Ungarnkriege, also zwischen 926 und 932 zu datieren, zumal die Kera- mikfunde eine Nutzung der Anlage bis in diese Zeit unterstützen.20 In Fritzlar wurde jüngst eine bislang unbekannte Großburg des 10./11. Jhs. aus mehreren Aufschlüssen im Straßenbereich erkannt. Ihre Abmessungen und Form ähneln offenbar frappierend den Höfen. Sie erstreckte sich in der heutigen Altstadt zwischen Meydemiste und Stadtmauer, Propstei und Ziegenberg und umfasste den Bereich der Stiftsfreiheit als Unterburg sowie das Areal um die abgegangene Johanniskapelle auf dem Oberen Friedhof als Oberburg. 21

3. DIE BAUBEFUNDE DER HÖFE Im Folgenden sollen die 1972 und 1974 freigelegten Baubefunde der Höfe näher betrachtet werden. 22 Die Ausgrabungen öffneten acht Flächen und 22 Sondagen auf insgesamt ca. 800 qm (Abb. 1). Die Schnitte am Ostwall der Unterburg und am Binnenwall ließen ein 1,25–2,00 m starkes, gemörteltes Schalenmauerwerk erkennen, das in örtlich anstehendem Basalt ausgeführt war. Der Bering wurde nach Einschätzung von Gensen und Treude in einem Arbeitsgang, wohl in der zweiten Hälfte des 8. bis erste Hälfte 9. Jh., errichtet. Dieser mächtige Mauer- bering besitzt unmittelbare Vergleiche in der Umwehrung der Kesterburg und der Büraburg und wurde – vor allem aufgrund dieser Beispiele! – eine Leitform des Burgenbaus der späten Karolingerzeit. 23 Außerhalb Hessens setzen gemörtelte Schalenmauern dagegen später ein, so wurden in Roßtal und Oberammertal in Bayern die erste Holz-Erde-Befestigung mit vorgeblendeter Trockenmauer der Zeit um 800 in der ersten Hälfte des 10. Jhs. durch Schalenmauerwerk verstärkt

18 Zur Befundsituation auf dem Büraberg: Wand 1984, S. 254. Grabsitte: Sippel 1989, S. 222; zur Mission: Ewig 1988, S. 123-125 u. S. 190-192; Heinemeyer 1984, S. 48 f. 19 Zum direkten Vergleich: Oswald/Schaefer/Sennhauser 1990, S. 46 (Büraberg) und nach S. 148 (Kölner Dom, Bau I). 20 Schotten 2008, S. 36 f. 21 Diesen freundlichen Hinweis verdanke ich Herrn Dr. J.-H. Schotten, Fritzlar, Veröffentlichung Kneipp/ Schotten in Vorbereitung. 22 Die Erörterung erweitert die Darstellung von Atzbach 2006. 23 Gensen 1995; Treude 2005, 4, S. 33; Brachmann S. 40 f.

Burgenforschung 1, 2010 Die Höfe bei Dreihausen 19

3 Steinenschloss (aus Böhme, Hessen, Rheinland-Pfalz 1992, S. 58). bzw. ersetzt. Die Bischofsburg von Paderborn erhielt zwar nach der Zerstörung 778 und vor dem Brand im Jahr 1000 eine mächtige, gemörtelte Steinmauer, die an die Stelle des älteren Holz-Erde-Werkes mit Trockenmauerfront trat. Hier ist jedoch eher an das Ende als den Anfang des genannten Zeitraums zu denken, da Karl der Große sich bei Gefahr wiederholt auf die offensichtlich besser befestigte Eresburg zurückzog. Aber auch bedeutende Zentralorte wie die Pfalz Tilleda besaßen in der Karolingerzeit „nur“ eine Holz-Erde-Befestigung und erhielten erst im fortgeschrittenen 10. Jh. eine gemörtelte Schalenmauer. 24 Die ungleich weiter verbreiteten Holz-Erde-Befestigungen sind auch in Hessen in der zweiten Hälfte des 8. Jhs. noch üblich, wie die archäologischen Nachweise am Ringwall Hünen- keller bei Lengefeld zeigen. 25

24 Ettel, Roßtal 1999 u. ders., Oberammertal 1999. Tilleda: Dapper 2007, S. 156-157. Paderborn (Mauer 2055/2099): Gai/Mecke 2004, S. 191 und S. 416-418. 25 Ringwall Hünenkeller: Gensen, Hünenkeller 1984. 20 Rainer Atzbach

4 Planum Kirche der Höfe (aus Treude 2005, Abb. 11).

Während vom erschlossenen Nordtor der Höfe (Abb. 1, Nr. 3), das von der jün- geren Nutzung durch einen Waldweg zerstört wurde, keine Reste erfasst werden konnten, wurde das Zwischentor am Südende des Binnenwalls gut dokumentiert: Es handelt sich um ein entwickeltes Kammertor mit gewinkelter Erschließung und Fachwerkaufbau, dessen Reste als Versturz erhalten waren. Treude ordnete das Tor derselben Bauphase wie den Bering zu und setzte die Anlage folglich in die zweite Hälfte 8./erste Hälfte 9. Jh. 26 Während im Frühmittelalter durchaus Zangentore in vorgeschichtlicher Tradition bekannt sind, deren weit in den Burginnenraum gezogenes inneres Ende in Verlängerung der Maueröffnung mit einem Turm überbaut ist, kommt die vorliegende kompakte, entwickelte Form eines klassischen Kammertors erst im hohen Mittelalter auf: an erster Stelle ist die frappierend ähnliche Torsituation des Steinenschlosses (um 1100, Abb. 3) zu nennen, aber auch das "Schlössel" bei Klingenmünster (11. Jh.) entspricht diesem Typus. 27

26 Treude 2005, S. 8, Abb. 5. 27 Zur Torentwicklung: Zeune 236; Steinenschloss: Böhme, Hessen, Rheinlandpfalz 1992, 55-59 Nr. 32, Abb. 45; Klingenmünster: a.a.O. S. 28, Nr. 12 u. Abb. 18.

Burgenforschung 1, 2010 Die Höfe bei Dreihausen 21

5 Planum Steink eller der Höfe (aus Treude 2005, Abb. 8, S. 11 ).

In der Oberburg wurden mehrere Gebäudereste dokumentiert. Als wichtigstes Bauwerk ist die Burgkapelle anzusprechen, ein kreisrunder Zentralbau mit nord- östlich angesetzter halbrunder Apsis, durch deren Existenz die Funktion identi- fiziert wurde. Die Chorzone war um eine Stufe erhöht und bewahrte das Funda- ment einer Altarmensa (Abb. 4). Treude stellte diese Burgkapelle in die hinrei- chend bekannte Gruppe karolingischer Zentralbauten um die Aachener Pfalz- kapelle. 28 Hier ist allerdings darauf hinzuweisen, dass diese Bauform durchaus eine längere Laufzeit aufweist, zu nennen ist etwa die sehr ähnliche Mauritius- Rotunde in Konstanz (zweites Drittel 10. Jh.), in der hessischen Nachbarschaft St. Michael in Fulda als ottonische Rekonstruktion eines karolingischen Vorgängers, ferner die Marienkirche in Würzburg (um 1000) und schließlich – auch funktional sehr nahe stehend – die Burgkapelle der Wiprechtsburg in Groitzsch (um 1080) 29 .

28 Treude 2005, S. 12, Abb. 11. 29 Konstanz: Oswald/Schaefer/Sennhauser 1990, S. 160; Fulda, St. Michael: Beuckers u. a. 2006, S. 316; Marienkirche: Beuckers u. a. 2006, S. 348; Groitzsch: S. 755-758. 22 Rainer Atzbach

Im Nordwesten der Oberburg liegt der so genannte Steinkeller, der in die Karolingerzeit datiert wurde (Abb. 5). Es handelt sich um einen unterkellerten Steinbau mit Zugang von Osten. An der Nord- und Südseite befindet sich ein sohlbankartiger Absatz. Ein mittiges Fundament lässt auf die Existenz eines Quer- unterzuges für die Geschossdecke schließen. Der Estrich war von einer Brand- schicht bedeckt, nordwestlich lag verziegeltes Lehmflechtwerk; der aufgehende Bau ist deshalb wahrscheinlich in Fachwerk zu rekonstruieren. 30 Damit gehört er grundsätzlich baugeschichtlich zu den Vorformen der hessischen Fachwerkhäuser mit Längsbalkenlage. Im Kontext einer Burganlage ist er als Saalgeschossbau zu identifizieren, der auf Burgen ohne Wehrturm im hohen Mittelalter weit verbreitet ist. Eine unmittelbare Entsprechung bietet der Herrenhof der Wüstung Holzheim bei Fritzlar, Bau III NB (um 1100), aber auch die Vorgängerbauten des Palatiums in Seligenstadt (Hessen), die im 11./12. Jh. errichtet und beim Bau des Schlosses abgebrochen wurden. Eng verwandt erscheint auch der nur im Fundamentbereich erhaltene Wohnturm von Zweibrücken-Niederauerbach (um 1100 bis erstes Viertel 12. Jh.), der ebenfalls ein Punktfundament für einen Querunterzug aufweist. 31 Hier ist die Bedeutung der Ausführung in reiner Ständerbauweise zu betonen: die Ablösung der Dachkonstruktion über eingegrabenen Pfosten durch aufgeständerte Hölzer ist ein Prozess, der sich über Jahrhunderte hinzog, aber eine klare soziale Differenzierung aufweist. Erst im hohen Mittelalter treten reine Ständerkonstruktionen östlich des Rheins häufiger auf – die Höfe bei Dreihausen galten bislang als einer der ältesten Belege –, Mischkonstruktionen halten sich dennoch bis in das 13. Jh. 32 Die Ausführung als Ständerbau trifft auch auf die im westlichen Randbereich erfassten „kasemattenartigen Grundrisse“ zu (Abb. 1, Nr. 7). Ihre Fundamente bestehen nur aus leichten Steinreihen, die eine Rekonstruktion in Massivbauweise verbieten, auch das Erdgeschoss bestand also offensichtlich aus Fachwerk. Die Erschließung erfolgte durch zwei Eingänge von der Ostseite her. 33 Ein ver- gleichbarer Fachwerkständerbau wurde als Vorgänger der hochmittelalterlichen Turmburg von -Weißenstein identifiziert und in das 8./9. Jh. gesetzt 34 , wobei dieser frühe Zeitansatz sicher die Unterkante des denkbaren Zeitraums

30 Treude 2005, S. 12, Abb. 8. 31 Zu den ältesten Fachwerkhäusern vgl. Großmann 1983, S. 7-31. Zum Typ des Saalgeschossbaus: Meck- seper 1999, S. 267. Holzheim III NB: Wand 2002, S. 93-98; Seligenstadt: Atzbach 1998, S. 189-190, Abb. 4. Zweibrücken-Niederauerbach: Böhme 1992, S. 42, Abb. 30. 32 Zimmermann 1998, bes. S. 102-114. Hier ist auch auf den Mischbefund am Nebengebäude von Elisabeths Marburger Hospital hinzuweisen: Atzbach u.a. 2007, S. 33-54. 33 Treude 2005, S. 8-11. 34 Wehrda-Weißenstein Phase I: Böhme 1992, S. 37. Meiborg 1992, S. 153-154.

Burgenforschung 1, 2010 Die Höfe bei Dreihausen 23 markieren muss: Obgleich Kirchenbauten seit dem frühen Mittelalter auch in Ständerbauweise errichtet wurden, wird die reine Pfostenbauweise bevorzugt. Im ländlichen Raum dominiert sie bis in das 11. Jh., wie die Gefüge der Wüstung Krutzen im Kalbacher Feld (heute Frankfurt a. M.) oder aus Holzheim bei Fritzlar zeigen. In Holzheim erscheint erst in der ersten Hälfte des 11. Jhs. ein Ständerbau als Teil eines herrschaftlichen Gehöfts. 35 Der insgesamt „vollendete Anfang“ (Konrad Bedal) des aufgehend erhaltenen hessischen Fachwerkbestandes im späten 13. Jh. lässt darauf schließen, dass es bis zu diesem Zeithorizont eine hoch entwickelte, aber in weiten Teilen immer noch in Pfostenbauweise verharrende Zimmermannstradition gab. 36 Dies spricht in letzter Konsequenz entweder für eine erklärungsbedürftige, Jahrhunderte überdauernde große soziale Spreizung zwi- schen Ständer- und Pfostenbau oder für die plausiblere Datierung profaner Ständerbauten eher am Ende des Übergangszeitraums als an seinem Anfang. 37 Freilich sind die hauskundlichen Grabungsbefunde auf den Höfen für eine diffe- renzierte Beurteilung des aufgehenden Gefüges zu rudimentär.

4. DIE FUNDE DER HÖFE Die Überlieferung von Fundstücken wurde auf den Höfen durch zwei Filter stark eingeschränkt. Zunächst ist auf die grundsätzliche Bedeutung des primären Filters der Fundauswahl hinzuweisen, zu Bodenfunden konnten nur Abfälle, Depots und Bestattungen werden. Dies schließt in der Regel nicht nur funktionsfähige Objekte aus, sondern auch wiederverwertbare Materialien wie Glas und Nichteisenme- talle. 38 Als sekundärer Filter wirkt die Beschaffenheit des sauren Basaltbodens, aber auch die besondere Exposition des Fundortes: Die Hochfläche der Höfe war über Jahrhunderte starken Erosionsprozessen durch Wind und Regen, aber auch durch die landwirtschaftliche Nutzung bis in die Neuzeit ausgesetzt. Einen Höhe- punkt markiert 1990 der Orkan „Wiebke“, der weite Teile des Baumbestandes vernichtete und in dessen Folge heute das Bodendenkmal wegen der neu auf- wachsenden Pioniervegetation kaum noch begehbar ist. Das Resultat dieser jahr- hundertlangen Erosion ist der fast flächendeckende Verlust historischer Schichten und Laufhorizonte. Erhalten blieb nur eine teilweise kaum den Basalt deckende Durchmischung historischer Straten, die bei der Ausgrabung in der Regel keine

35 Wand 2002, S. 92. 36 Bedal 1988. 37 Obwohl der Kirchenbau offenbar konstruktiv deutlich vorausgeht, spricht für einen Übergang im 11./ 12. Jh. auf Burgen die Zusammenstellung bei Zimmermann 1998, S. 130-132. 38 Entgegen der weitverbreiteten Vorstellung ist eine Wiederverwertung von Eisen erst mit Aufkommen des Hochofenprozesses am Ende des Mittelalters möglich. 24 Rainer Atzbach

6 Topfränder der Form 4 nach Treude (aus Treude 2005, Abb. 18, S. 45). altersmäßige Differenzierung von Schichten zuließ und die Fundauswertung im wesentlichen auf die Horizontalstratigraphie, also die Verteilung der Objekte in der Fläche, beschränkt. Die zahlenmäßig wichtigste Fundgattung stellt wie üblich die Keramik; die Ausgrabungen 1972 und 1974 förderten insgesamt 189 Fundkomplexe mit knapp 10.000 Scherben zutage. Auf den Höfen sind nur wenige Gefäßformen belegt: Öllämpchen (Treude Form 1), Koch- oder Vorratstöpfe und schließlich Tüllen- kannen sowie wenige Breitformen (Schalen/Schüsseln). 39 Das Fundgut enthält unbestreitbar einen erheblichen Anteil karolingischen Materials. Den mittelalterlichen Nutzungsbeginn markieren sicherlich die Topf- ränder der Form 4 (Abb. 6, Form 4), die Treude unter Verweis auf die klassische Arbeit von O. Stamm (1962) zur Frankfurter Keramik in das späte 8. Jh. datiert, der sich auf die Einordnung der Badorfer Ware aus dem Rheinland stützte. Aufgrund der Studie von Chr. Keller (2004) zur karolingischen Keramik des Bonner Vorgebirges kann dieser Ansatz auf die zweite Hälfte des 8. Jhs. erweitert

39 Form 1: Treude 2005, S. 40, Abb. 17.1-4; Kochtöpfe: a.a.O. passim, bes. Form 2-11. Tüllenkannen: a.a.O., S. 48, Abb. 19, 13; S. 58, Abb. 22, 10-11; Breitformen: Form 10 a.a.O. S. 50, Abb. 20,1.

Burgenforschung 1, 2010 Die Höfe bei Dreihausen 25

7 Topfränder der Form 9 nach Treude (aus Treude 2005, Abb. 19, S. 49). werden, dies passt gut zur bisherigen Einschätzung des Siedlungsbeginns der Höfe. 40 Wichtiger sind in diesem Zusammenhang die jüngsten Formen des bisher als frühmittelalterlich angesprochenen Fundgutes: Treude setzte Form 9 (Abb. 7, Form 9) unter Verweis der durch L. Süß (1978) edierten Salinenfunde in Bad Nauheim und des Übersichtsaufsatzes von H. Hinz (1965) in das späte 8. bis in die Mitte/Ende des 9. Jhs. 41 Der charakteristische gleichmäßig ausbiegende, unver- dickte Rand mit deutlicher Halsbildung ist allerdings eine Leitform, die zwischen Main und Nordsee bis mindestens in die Mitte des 11. Jhs. üblich ist: der klassi- sche Beleg sind die bauhistorisch datierten Schalltöpfe aus St. Viktor in Xanten (vor 1081/83) und St. Martin in Emmerich (Mitte 11. Jh.). Die stratigraphischen Studien zur Töpferregion in der niederländischen Provinz Südlimburg um Brunssum und Schinveld bestätigen diesen Ansatz, den auch die Funde der Burg Weißenstein und aus Frankfurt am Main unterstützen.42 Beim Vergleich mit den

40 Treude 2005, S. 24, Anm. 65. Keller 2004, S. 129, Abb. 2 (Phase B). 41 Treude 2005, S. 26, Anm. 73 u. 74. 42 St. Viktor, Xanten: Topf X 292, X 293: Bader 1962, S. 206-208, Abb. 5; St. Martin, Emmerich: a.a.O. S. 213, Abb. 17. Südlimburg: Periode B nach Bruijn 1962/63, S. 356. Weißenstein: Meiborg 1989, S. 394-395, Abb. 2,1-6. Frankfurt (allerdings mit weiterem Datierungsspektrum wegen der geringeren chronologischen Differenzierbarkeit der Glimmerware): Wintergerst 2002, S. 62-66, Taf. 3-8, u. S. 69-70, Taf. 12, 1-2. 26 Rainer Atzbach

8 Topfränder der Form 8 nach Treude (aus Treude 2005, Abb. 19, S. 49).

Typen der Keramikstudie zu den Funden von Stift Wetter vermitteln die glatten Ränder und die Lippenränder der Form 9 der Höfe zwischen den Wetteraner Typen 2b und den entwickelten Vertretern mit innen gekehlter Randlippe des dortigen Typs 3a nach Meiborg, daraus ergibt sich eine mögliche Laufzeit von der Mitte des 10. bis mindestens in das 12. Jh. 43 Die Lippenränder der Form 8 (Abb. 8, Form 8, 4.5) wurden bereits von Treude als Beleg einer Nutzung der Höfe bis in das 10. Jh. eingeordnet. 44 Chr. Meiborgs Studie zur Keramik des Stifts Wetter erweitert ihre Datierung in die Zeit von der Mitte des 10. bis zum 11. Jh. 45 Die Wulstränder Treude Form 8, 6-10 und die Keulenränder Treude Form 11 (Abb. 9, Form 11) stehen durch die kantige oder verdickte Randbildung und die deutlich ausgeprägte Halspartie Wetter Typ 2d nahe, der von der Mitte des 10. bis zum frühen 12. Jh. läuft. 46 Der Großteil der genannten Formen liegt auf den Höfen in oxidierend gebrann- ter ocker-gelbtoniger Ware (Treude Warengruppe II) und der oxidierend gebrann- ten beige-gelben Ware (Treude Warengruppe IV) vor. Diese oxidierend gebrannte,

9 Topfränder der Form 11 nach Treude (aus Treude 2005, Abb. 19, S. 49).

43 Meiborg 2005, S. 164-168. 44 Insbesondere Typ 8,4.5: Treude 2005, S. 26. 45 Wetter: Typ T2b nach Meiborg 2005, S. 162. 46 Meiborg 2005, S. 164.

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10 Horizontalstratigraphie der hochmittelalterlichen Fundkomplexe. Katalog im Anhang. (Karten - grundlage: Gensen, Höfe 1984, S. 249). handgeformte oder nachgedrehte Keramik ist verwandt mit der Warenart 5 in Wetter, die dort im hohen Mittelalter einsetzt und bis in das späte Mittelalter dominiert. 47 Ab der Mitte des 10. Jhs., meist aber erst im 11. Jh., ersetzen Kugelböden die älteren Standböden. 48 Die an den Gefäßen der genannten Formen zu ergänzenden Linsen- bzw. Kugelböden wurden im Material bisher möglicherweise nicht erkannt, weil hier eine große Verwechslungsgefahr zu Fragmenten der gewölbten Wandpartie besteht. Insgesamt ergibt sich, dass die vorgenannten Randformen klare Indikatoren für die Existenz einer hochmittelalterlichen Nutzungsphase sind. Nach dem Grundsatz „der jüngste Fund datiert den Fundkomplex“ wurden im Rahmen der Pilot- aufnahme für den DFG-Antrag anhand der bei Treude 2005 publizierten Rand-

47 Ebd., S. 120 u. 182. 48 Ebd., S. 172. 28 Rainer Atzbach scherben rekursiv die Ursprungskomplexe ermittelt. 49 So konnten 31 hoch- mittelalterliche Fundkomplexe aus 22 Befunden ermittelt werden, die insgesamt 1947 Rand-, Boden- und Wandscherben enthalten. Die Kartierung der identifi- zierten hochmittelalterlichen Fundkomplexe (Abb. 10) ergibt den auffallenden Be- fund, dass sich diese ausschließlich im Bereich der Oberburg verorten lassen. Sie konzentrieren sich im Bereich des „Steinkellers“, der „kasemattenartigen Bauten“ und des Zwischenwalls, aber auch die Rundkirche erbrachte einen hochmittel- alterlichen Komplex. Diese Verteilung stellt ein klares Indiz dafür dar, dass der hochmittelalterliche Nutzungsschwerpunkt der „Höfe“ im Bereich der Oberburg lag. Als Arbeits- hypothese für die weitere Auswertung ist somit festzuhalten, dass die im Früh- mittelalter errichteten „Höfe“ im 10./11. Jh. eine Umstrukturierung erfuhren: die einst ausgedehnte Anlage wurde auf einen zumindest sporadisch genutzten Kern- bereich von etwa einem Drittel der ursprünglichen Grundfläche reduziert, der je- doch durch die Errichtung von Rundkirche, Steingebäude und den benachbarten „kasemattenartigen Gebäuden“ weiterhin auch repräsentative Funktionen überneh- men konnte. Die übrigen Fundgattungen besitzen eine geringere chronologische Relevanz: die Metallfunde bedürfen einer Restaurierung, Münz- oder Glasfunde fehlen. Die Auswertung der Tierknochen durch K. Gottschall ergab ein ausgeprägtes „Kon- sumentenprofil“, d. h. die Produktion des auf den Höfen verzehrten Fleisches fand außerhalb statt, was eher für eine herrschaftliche als landwirtschaftliche Struktur der Nutzung spricht. 50 An dieser Stelle muss vor allem auf die bislang unbearbeiteten, bemalten Putzfragmente aus der Rundkirche hingewiesen werden. Gemeinsam mit dem Porphyrstück, das ebenfalls in der Kirche zum Vorschein kam, belegen sie die repräsentative und aufwändige Gestaltung des Sakralraums. Die Putzreste stellen eine wichtige Quelle zur ikonographischen Gestaltung einer frühen Burgkapelle dar und sollen deshalb im Rahmen des DFG-Projekts restauriert und als eigener Projektteil ausgewertet werden. Die bislang vertretene karolingische Datierung bedarf allerdings der Überprüfung, ebenso wie anzumerken ist, dass Porphyre bis weit in das hohe und späte Mittelalter Tragaltäre schmücken. Beispielsweise belegt der Paderborner Dom-Tragaltar aus der Zeit um 1120 die lange Laufzeit

49 Die bei Treude 2005 abgedruckten Inventarnummern sind leider falsch. Dagegen stimmen die Angaben bei Treude 1987 mit der Originaldokumentation überein, wie der Vergleich mit den Fundlisten und den Fundkartons im Magazin des Universitätsmuseums für Kulturgeschichte ergab. Deshalb werden diese verwendet. 50 Treude 2005, S. 31 f.

Burgenforschung 1, 2010 Die Höfe bei Dreihausen 29 von Porphyren als Einlegearbeiten in Tragaltären. Er zeigt außerdem sehr anschaulich ihre Funktion als Podest für den Abendmahlskelch auf der Mensa. Selbst wenn die Porphyre antiken Ursprungs sind und gerade deshalb als dingli- ches Substrat der seit der Krönung Karls des Großen für das mittelalterliche Kaisertum essentiellen translatio imperii diensten, ist dieser Traditionsstrang nicht auf die Karolingerzeit beschränkt, sondern läuft durch das gesamte Mittelalter. 51

5. DIE HÖFE IM HOCHMITTELALTER Die Analyse der Bauformen und der Funde zeigte, dass die Höfe nicht nur eine frühmittelalterliche, sondern auch eine hochmittelalterliche Nutzungsphase auf- weisen. Die im Kern sicher frühmittelalterliche ausgedehnte Anlage wurde bis in das 11., vielleicht sogar bis in den Beginn des 12. Jhs. genutzt, wahrscheinlich allerdings nur in einer reduzierten Form, die sich auf den Bereich der Oberburg konzentrierte. Eine solche Reduktion frühmittelalterlicher Großburgen ist im hohen Mittelalter eine weit verbreitete Erscheinung, den bekanntesten Vergleich bietet die unter den Ottonen hoch bedeutende Pfalz Tilleda, deren Oberburg wohl nach Aufgabe der alten Kaiserbauten zu einer Turmburg reduziert wurde, oder das Schlössel bei Klingenmünster, das in einer ungleich ausgedehnteren älteren Befestigung entstand. 52 Das Forschungsprojekt wird diese verlängerte Nutzung der Höfe im hohen Mittelalter in Beziehung zur landesgeschichtlichen Entwicklung setzen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Höfe bis in das späte 11. Jh. als Verwaltungsstützpunkt des alten Reichsgutes fungierten. Die bekannten Herrscheraufenthalte in Ebsdorf erscheinen damit in einem neuen Licht: Kaiser Heinrich III. hielt sich im April 1054 hier auf, sein Sohn Heinrich IV. im November 1057 und erneut im Sommer oder Herbst des Jahres 1066. 53 Von diesen Aufenthalten künden drei Urkunden- ausfertigungen im Ort Ebsdorf, es ist allerdings durchaus naheliegend, dass der kaiserliche Tross die unmittelbar benachbarter Burg Höfe als Etappenstation verwendete. Die Auflassung der Höfe könnte in engem Zusammenhang mit dem Wechsel der Herrschaftsträger in diesem Raum stehen: Um das Jahr 1120 fiel das hier

51 Ebd., S. 14-18. Porphyre an Tragaltären: Tragalter der Sammlung Spitzer (vor 1024) Wieczorek/Hinz 2000, Kat. 21.02.01. Ein weiterer Tragaltar mit Porphyr befindet sich in der Dauerausstellung des Dom- museums Fritzlar, vgl. Hinz 2002, Kat. 1. Zum Hildesheimer Dom-Tragaltar vgl. Stiegemann 2006, bes. Taf. 7 unten, Szene zwischen Evangelisten-Symbolen Lukas und Markus. Für diesen Hinweis danke in Herrn Jan Rüttinger M. A., Berlin. 52 Tilleda: Dapper 2007. Schlössel: Böhme 1992, S. 28 f. Weitere Vergleiche: Groß , Kr. Nordhausen; Wippra und Harkerode, Kr. Hettstedt, Vitzenburg, Kr. Querfurt, vgl. dazu Brachmann 1992, bes. Abb. 12. 53 Fees, 2006. 30 Rainer Atzbach gelegene salische Reichsgut im Zuge politischer Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Heinrich V. und dem Mainzer Erzbischof Adalbert an das Mainzer Erzstift und dann an St. Stephan in . Das Forschungsprojekt muss die Hypothese überprüfen, dass die ältere zentralörtliche Funktion der Höfe am Ende des 11. und zu Beginn des 12. Jhs. einerseits auf die erzbischöfliche Amöneburg und anderer- seits auf die gisonisch-ludowingischen Turmburgen Caldern, Marburg, Hollende und Weißenstein überging. 54

Abschließend ist festzuhalten, dass die bisherige Konzentration der Forschung auf die vor- und frühgeschichtlichen Perioden der nordhessischen Großburgen den Blick auf ihre weitere Nutzung im hohen und vielleicht sogar im späten Mittelalter verstellte. Die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit bietet hier die Chance, neue oder bisher missverstandene Quellen nicht nur zur Burgenforschung, sondern auch zur hessischen Landes- und Alltagsgeschichte zu erschließen. Ehrenamtliche oder auch gutwillige, fortgebildete Fachkräfte der Vor- und Frühgeschichte sind dieser Aufgabe jedoch nur bedingt gewachsen. Als ceterum censio bleibt die Forderung, dass der – sich beschleunigenden! – Zer- störung der Quellen mit einer adäquaten personellen Ausstattung der ihnen zu- gewandten Institutionen in Hessen begegnet werden muss.

ANHANG: KATALOG DER HOCHMITTELALTERLICHEN FUNDKOMPLEXE DER HÖFE, BELEGE ZU ABB. 10 Fnr. (Fundnummer), WG (Warengruppe), Inv. und Fundortbeschreibung nach Treude 1987, Abb. nach Treude 2005.

Schnitt 3 (Zwischenmauer): Fnr. 7a/b (aus Inv. 7): aus dem Versturz der Zwischenmauer; darunter Form 8, WG II, Treude 2005, Abb. 19,6. Fnr. 11 (aus Inv. 9): Mittelteil, obere 10 cm; darunter: Form 9, WG II, Treude 2005, Abb. 19,18. Fnr. 13 (aus Inv. 11): direkt vor der Mauer aus unterem Mauerversturz; darunter Form 9, WG IVb, Treude 2005, Abb. 19,17. Fnr. 15 (aus Inv. 7): von 1 m bis 3 m westlich Zwischenmauer; darunter Form 8, WG II, Treude 2005, Abb. 19,8 und Form 9, WG II, Treude 2005, Abb. 19,14. Fnr. 15a (aus Inv. 7): von 3 m bis 4 m westlich der Zwischenmauer; darunter Form 8, WG II, Treude 2005, Abb. 19,10. Fnr. 17 (aus Inv. 10): Westteil, von 3 m bis 7 m westlich der Zwischenmauer, etwa 15-20 cm tief; darunter Form 9, WG II, Treude 2005, Abb. 19,21 und Form 9, WG II, Treude 2005, Abb. 19,23. Schnitt 6 (westlich Zwischenmauer): Fnr. 19 (aus Inv. 18): Koordinaten 118-120/198-200 bis 20 cm tief; darunter Form 9, WG II, Treude 2005, Abb. 19,24.

54 Ebd. Zur Präsenz des Reiches im Raum und zur Entwicklung der Grafschaften: Reuling 1989, S. 418-422. Demandt 1959, S. 125-142. Zu den genannten Burgen vgl. Regeste und weiterführende Literatur in Böhme 1992.

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Schnitt 9 („kasemattenartige Bauten“): Fnr. 20 (aus Inv. 22): Koordinaten 140-142/258-260, aus oberen 20 cm; darunter Form 9, WG II, Treude 2005, Abb. 19,16. Schnitt 28 (Rundkirche): Fnr. 106 (aus Inv. 49): südwestl. außerhalb unter Versturz auf Kulturschicht; darunter Form 8, WG III, Treude 2005, Abb. 19,7. Schnitt 29 (Zwischenmauer): Fnr. 66 (aus Inv. 65): neben Schnitt 3, an der Zwischenmauer bis 60 cm Tiefe; darunter Form 9, WG II, Treude 2005, Abb. 19,20. Schnitt 31 („kasemattenartige Gebäude“): Fnr. 111 (aus Inv. 70): im Südostteil innerhalb und außerhalb der gesetzten Steinfront; darunter Form 8, WG II, Treude 2005, Abb. 19,5. Fnr. 116+155 (aus Inv. 71): an der Nordostecke der gesetzten Mauer, außerhalb der angenommenen Hausfläche; darunter: Form 11, WG IVb, Treude 2005, Abb. 19,27 und Form 9, WG IVb, Treude 2005, Abb. 19,13 sowie Form 8, WG IVb, Treude 2005, Abb. 19,4. Fnr. 154 (aus Inv. 73): östlich außerhalb der gesetzten Steinfront beim Abräumen des Versturzes. Schnitt 32+33 („kasemattenartige Gebäude“): Fnr. 157 (aus Inv. 76): beim Putzen der Fläche östlich der gesetzten Steinfront (außen); darunter Form 9, WG II, Treude 2005, Abb. 19,11. Schnitt 33 („kasemattenartige Bauten“): Fnr. 114 (aus Inv. 77): im Nordostteil außerhalb der Steinfront; darunter Form 9, WG II, Treude 2005, Abb. 19,25. Fnr. 115 (aus Inv. 78): innerhalb und außerhalb der gesetzten Steinfront im Südosten; darunter Form 9, WG II, Treude 2005, Abb. 19,15. Fnr. 117 (aus Inv. 79): in Erweiterung beim früheren Schnitt 9; darunter Form 11, WG IVa, Treude 2005, Abb. 19,30. Fnr. 121 (aus Inv. 80): in der Innenfläche des Hauses; darunter Form 9, WG Ib, Treude 2005, Abb. 19,22. Schnitt 34 („Steinkeller“): Fnr. 120+126-129+133+142 (aus Inv. 82): im Innenraum, im Versturz, gestört; darunter Form 9, WG II, Treude 2005, Abb. 19,12. Fnr. 123+136 (aus Inv. 93): westlich außerhalb im Versturz, z. T. über Hütten- lehmschicht; darunter Form 11, WG IVa, Treude 2005, Abb. 19,28. Fnr. 156 (aus Inv. 85): Innenraum Keller, Ostteil, 2-4,5 m von der Ostmauer nach Westen, über und auf Laufniveau; darunter: Form 9, WG Ib, Treude 2005, Abb. 19,19. Fnr. 165 (aus Inv. 97): außerhalb der Nordwestecke im Versturz; darun- ter Form 11, WG Ib, Treude 2005, Abb. 19,29. Fnr. 173 (aus Inv. 104): aus dem Haus, Eingang außen über der dicken Mörtelschicht im Versturz (?) oder Nutzungszeit; darunter Form 9, WG II, Treude 2005, Abb. 19,26.

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