NÄHER BEIM MENSCHEN – INFORMATIONEN ZUR WELT DER SPITEX 1/ 2020

ISSN 2296-3391 Preis CHF 3.40

Ein Quartier, zwei Frauen, viel Freude Fokus: Wertvoll und wichtig – Nachbarschaftshilfe | 4 Carte blanche: Dr Goalie isch är – Marco Wölfli über Teamgeist | 7 Perspektive: Ein Netzwerk für alle | 8 Porträt: Die Freizeit ehrenamtlich nutzen | 12 EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser

Für Frau Schori von nebenan Brot und Milch besorgen; die kleine Sara kurz hüten, weil ihre Mama mit den Zwillingen zum Arzt muss; ein offenes Ohr haben für Herrn Pauli von gegenüber, der sich nach dem Tod seiner Frau einsam fühlt. Diese und ähnliche alltägliche Handreichungen macht man einfach – oder nicht? Oft fehlt die Zeit, die Agenda ist eng getaktet und gerade in der dicht besiedelten Stadt leben viele Menschen paradoxerweise anonymer, vielleicht einsa- Peter Schüpbach, Geschäftsführer mer, als auf dem Land. Nicht zuletzt deshalb wurde in der SPITEX AemmePlus AG

EDITORIAL Stadt ein Projekt lanciert, welches quartierweise Frei- willige mit Menschen zusammenbringt, die regelmässige Unterstützung benötigen. Mehr dazu im Fokus ab Seite 4. sozial und medizinisch anspruchsvollen Betreuungssituatio- nen befinden. Oder sie unterstützen und entlasten gar schwer- Während Nachbarschaftshilfe im städtischen Raum von of- kranke Menschen, die an der Schwelle von Leben und Tod fizieller Stelle eingeführt wird, organisiert sich die Bevölke- stehen. Im Porträt ab Seite 12 schildern drei Freiwillige ihre rung im ländlichen Raum etwas anders. Freiwillige aus der Motivation und erzählen von ihren Begegnungen, Erlebnissen Gemeinde Meikirch beispielsweise bieten im losen Netz- und Erfahrungen. werk «mitenand – fürenand» Unterstützung im Alltag sowie in aussergewöhnlichen Situationen an. Die Perspektive auf Den Gemeinschaftsgedanken in den Vordergrund stellen und Seite 8 zeigt auf, wie dies funktioniert und wo die Herausfor- das eigene Ego zurücknehmen: So lautet auch in einer erfolg- derungen liegen. reichen Fussballmannschaft die Devise. YB-Fussballprofi Marco Wölfli erzählt in der Carte blanche, wie man den Team- Freiwilligenarbeit umfasst unentgeltlich geleistete, selbst- geist in eine Mannschaft bringt und welche spezielle Rolle er bestimmte Einsätze ausserhalb der eigenen Kernfamilie. als Torhüter dabei einnimmt. Ohne dieses unentgeltliche Engagement – sei es im nach- barschaftlichen oder im vereinsmässig organisierten Zu- Im Ratgeber auf Seite 10 finden Sie einige Adressen zu ehren- sammenleben – wäre die Schweiz ganz bestimmt eine an- amtlich und freiwillig organisierten Angeboten im Versor- dere, denn: Rund ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung gungsgebiet Ihrer Spitex-Organisation. 2 in der Schweiz engagiert sich in der Freizeit im sozialen, gemeinschaftlichen Bereich. Die Freiwilligenteams des Ver- Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre. eins Etoile beispielsweise bringen Begegnung, Freude und Abwechslung in den Alltag von Menschen, die sich oft in Peter Schüpbach, Geschäftsführer SPITEX AemmePlus AG

FOKUS S. 4 CARTE BLANCHE S. 7 PERSPEKTIVE S. 8 PORTRÄT S. 12 NEWS AUS DER SPITEX AEMMEPLUS AG

MOBILER PALLIATIVDIENST AUSBLICK VERANSTALTUN- EMMENTAL-OBERAARGAU GEN UND ANLÄSSE 2020

(MPDEO) Weitere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie ­unter www.aemmeplus.ch. W Seit Oktober 2019 unterstützt der Kanton Bern einen dreijähri- gen Modellversuch zum Aufbau von mobilen Palliativdiensten (mpdEO). Die spezialisierte Palliative Care ist eine Ergänzung OFFENE LEHRSTELLEN zu Grundversorgern – wie der Spitex, Hausärzten oder Institu- 2020/2021 tionen. Sie kommt zum Einsatz, wenn eine instabile Krankheits- situation, eine komplexe Behandlung oder spezielle Bedürfnis-

Mit Lehrbeginn im August 2020 ist am Standort Hindelbank NEWS se vorliegen, welchen mit den Mitteln der Grundversorgung noch eine Lehrstelle Fachfrau/Fachmann Gesundheit EFZ zu nicht ausreichend Rechnung getragen werden kann. Schwer- vergeben. Es ist auch möglich, sich für die verkürzte Ausbil- kranke und sterbende Menschen werden von zwei Pflege- dung für Erwachsene mit Pflegeerfahrung (FaGe E) zu bewer- teams und einem ärztlichen Hintergrunddienst betreut. ben. Zudem sind für den Lehrbeginn im August 2021 noch Zu den Aufgaben des mpdEO gehören u.a. die Beratung, Be- Lehrstellen für die drei Standorte Hindelbank, Kirchberg und gleitung und Unterstützung von Grundversorgern, regelmässi- offen. Bewerben können Sie sich schon heute. ge Klienteneinsätze sowie die Weiterbildung von Fachpersonal. Der mpdEO setzt sich zusammen aus einer Kooperation der fünf öffentlichen Spitex-Organisationen in der Region Emmen- NEUE FAHRZEUGFLOTTE tal, der SPITEX Oberaargau AG und dem Spital Emmental. Die beiden Pflegeteams bestehen aus diplomierten Pflegefachper- FÜR DIE SPITEX AEMME- sonen mit einer spezialisierten Weiterbildung in Palliative Care sowie Onkologie. Täglich von Montag bis Freitag ist eine spe­ PLUS AG zialisierte Fachperson unterwegs. An Wochenenden und Feier­ Modern, sicher und mit erheblich tieferen Betriebskosten: Die tagen besteht ein Pikettdienst. Mitarbeitenden der SPITEX AemmePlus AG sind neu mit dem TOYOTA AYGO – einem modernen Kleinfahrzeug mit zeit­ gemäs­sem Zubehör – unterwegs. W

PFLEGETEAM EMMENTAL 3 Rüegsaustrasse 8 3415 Hasle-Rüegsau 034 460 50 00 [email protected] W

MAHLZEITEN – TÄGLICH OPTIMAL VERSORGT

Auf Wunsch versorgt die SPITEX AemmePlus AG auch Sie täg- lich mit Mahlzeiten aus verschiedenen Grossküchen des Ein- zugsgebiets. 29 720 Mahlzeiten wurden im Jahr 2019 an die ­Klientinnen und Klienten der SPITEX AemmePlus AG ausgelie- fert. Dies entspricht ungefähr der Anzahl Mittagessen, die ein Mensch während seines ganzen Lebens zu sich nimmt. W AUS FREMDEN WERDEN FREUNDE

Jahrelang kreuzt man sich auf dem Trottoir und kennt sich dennoch nicht: Das Leben in der Stadt kann trotz einer Menge Menschen einsam sein. Ein stadtbernisches Angebot schafft Abhilfe und bringt Nachbarn auf freiwilliger Basis näher zusammen.

Rea Wittwer (Text), Pia Neuenschwander (Bilder) FOKUS fühlte sich die rüstige Seniorin plötzlich sehr allei- ne. Der gewohnte, eingespielte Alltag sah nun an- ders aus. «So ist der Lauf der Dinge, irgendwann ist jedes Leben zu Ende», sagt sie in charmant-franko- phonem Berndeutsch und wirkt dabei trotz Trauer relativ abgeklärt. Die Zeit nach dem Tod ihres Man- nes, ohne ihn an ihrer Seite, die sei eine andere. «Ich hatte vor allem zu Beginn wenig soziale Kontakte, keinen Antrieb und fühlte mich wie verloren.» Sohn, Tochter und Enkelkind wohnen weiter weg, und vie- le ihrer Bekannten seien bereits gestorben. «Ja, die Moral war etwas schlecht zu dieser Zeit.»

MENSCHEN ZUSAMMENBRINGEN Eine Nachbarin machte Arlette Bussard auf Nach- barschaft Bern aufmerksam – kurz darauf war die Seniorin registriert und wartete auf ein passendes Tandem aus ihrem Wohnquartier. «Nachbarschaft Bern bringt Menschen, die Unterstützung brau- 4 chenn und solche, die diese freiwillig leisten kön- Arlette Bussard hat dank der Familie Gastaldi wieder viel nen, zusammen. Es wird darauf geachtet, dass mehr Lebensqualität. höchstens 15 Minuten Gehdistanz zwischen diesen Nachbarinnen und Nachbarn liegt, damit die Unter- Idyllisch ist es an diesem stürmischen Wintermor- stützung in den Alltag integriert werden kann», er- gen nicht gerade, im sonst sehr lauschigen Eisen- klärt Nachbarschaft-Bern-Projektleiterin Simone bahnerquartier Weissenstein in Bern. Eher muss Stirnimann. Die Unterstützung schaut vielfältig aus: man aufpassen, dass nicht der Schirm oder die Von Spaziergängen, Pflanzen giessen oder kleine Mütze davonfliegt. Umso gemütlicher hingegen ist Hausarbeiten erledigen über gemeinsames Einkau- die Atmosphäre in der warmen Wohnküche der Fa- fen bis hin zur Begleitung auf Ämter oder zum Arzt, milie Gastaldi. Nathalie Gastaldi (49), dreifache «die freiwillig Engagierten sind selbstverständlich Mutter und freiwillig engagiert bei Nachbarschaft frei, welche Art, Form und Dauer der Unterstützung Bern, sitzt mit ihrer Nachbarin Arlette Bussard (85) sie anbieten möchten.» am Tisch. Sie erzählen aus ihren vollen Leben, mit allem, was dazugehört. «Nathalie und ihre Familie ERFOLGREICHES ANGEBOT waren meine Rettung», sagt Arlette Bussard. Als ihr Bei Nachbarschaft Bern sind derzeit etwa 90 Tan- Mann nach 62 gemeinsamen Jahren im 2016 starb, dems aktiv, knapp 300 Tandems wurden in den letz- FOKUS

Nathalie Gastaldi engagiert sich freiwillig für Nachbarschaft Bern und andere Projekte: «Diese Einsätze tun mir gut und bereichern unseren Alltag.» ten 3½ Jahren zusammengebracht. «Knackpunkte verbindend», sagt Familienfrau Nathalie Gastaldi. sind jeweils, dass wir eine passende freiwillige Per- Und wirklich: Die beiden verstehen sich gut, Arlette son in Gehdistanz finden. Es kommt vor, dass je- Bussards interessierte und junggebliebene Art im- mand abends oder an einem bestimmten Tag Zeit poniert Nathalie Gastaldi sehr. Und umgekehrt wir- hätte, die Unterstützung aber tagsüber gewünscht ke der erfrischende Familienanschluss auf die Se- wäre», so Simone Stirnimann. Nachbarschaft Bern niorin als Jungbrunnen: «Nathalie ist sehr aktiv und arbeitet daher regelmässig mit weiteren Angebo- lebhaft und die Kinder sowieso, das tut mir sehr ten – wie Spitex, Pro Senectute oder dem SRK – zu- gut», kichert sie. 5 sammen oder verweist an Stellen wie Besuchs- dienst Bern oder den Entlastungsdienst. «Vor allem UNTERSTÜTZUNG BIETEN UND ältere Leute haben Unterstützungsbedarf, aber ANNEHMEN­ auch Personen mit Migrationshintergrund, Famili- Obwohl sie nur einen Steinwurf voneinander ent- en oder jüngere Alleinstehende sind froh um Hilfe. fernt leben, haben sich die beiden Frauen tatsäch- Wir freuen uns über Interessierte aus allen Stadttei- lich erst durch Nachbarschaft Bern kennengelernt. len.» Während Arlette Bussard schon viele Jahrzehnte im Quartier wohnt und ihre Kinder schon lange ausge- EIN GLÜCKSTREFFER flogen sind, haben Gastaldis situationsbedingt vor- Kurze Zeit nach ihrer Anmeldung traf Arlette Bus- wiegend Kontakt mit anderen Familien aus der Um- sard zum ersten Mal auf ihre bisher unbekannte gebung. Umso schöner die Bereicherung und der Nachbarin Nathalie Gastaldi – ein wahrer Glücks- generationenübergreifende Austausch zwischen treffer, wie die beiden Frauen finden und die ent- den beiden Frauen und ihren Leben. «Wir treffen spannte Stimmung am Küchentisch beweist. «Wir uns einmal pro Woche und plaudern oder gehen kommen beide aus dem Kanton Waadt, daher sind zusammen einkaufen. Einmal in der Woche kommt alleine die Muttersprache und unsere Wurzeln sehr sie zu uns und wir geniessen ein gemeinsames Nachtessen. Arlette ist ein Teil unseres Alltags geworden und versteht sich auch mit meinem Mann und den Kindern gut», so die Familienfrau. Nathalie Gastaldi engagiert sich nicht nur bei Nachbarschaft Bern, sie leistet auch im Kinderhort des Inselspitals und im Im Ratgeber auf Seite 10 Übergangszentrum für geflüchtete Menschen regelmässig finden Sie einige Adressen Freiwilligenarbeit. «Aufgrund der beruflichen Situation meines zu ehrenamtlich und freiwillig Mannes bin ich privilegiert und setze sehr gerne bis zu 30 Pro- organisierten Angeboten zent meiner Zeit pro Woche für Freiwilligenarbeit ein», so im Versorgungsgebiet Ihrer ­Gastaldi. Ihre Kinder seien nun immer wie selbstständiger, so- Spitex-Organisation. dass sie nebst der Rolle daheim genug Zeit für ihr Engagement einsetzen könne. «Die freiwillige Tätigkeit bedeutet mir sehr viel, ich kann so etwas zurückgeben und Menschen unter­ stützen, die es nötig haben.» W

FOKUS ÜBER NACHBARSCHAFT BERN

Die SPITEX BERN ist gesamtstädtische Partnerin des Angebots. Nachbarschaft Bern wurde von der Stadt initiiert und 2020 an die Vereinigung Berner Gemeinwesenarbeit VBG ausgelagert. Aktuell wird das Angebot auf weitere Stadtteile ausgewei- tet, damit im 2021 das komplette Gebiet bedient werden kann. www.nachbarschaft-bern.ch

DREI FRAGEN AN... Barbara Moule, Pflegefachfrau bei der SPITEX AemmePlus.

6 WELCHE ANGEBOTE UND DIENSTE GIBT ES IN Barbara Moule IHRER REGION? Bild: zVg Es gibt den freiwilligen Fahrdienst des SRK, die Mahlzeitenver- träger der Spitex AemmePlus, und in Kirchberg organisiert die FRAU MOULE, WELCHE BEOBACHTUNGEN Kirche einen Besucherdienst. Solche Angebote werden von ­MACHEN SIE BETREFFEND FREIWILLIGENARBEIT unseren Kundinnen und Kunden sehr geschätzt. IN IHREM BERUFLICHEN UMFELD? Pflegende wie wir erkennen oft den Bedarf, können aber man- WORAN FEHLT ES (NOCH), WAS WIRD ches selber nicht ausführen, weil die Zeit fehlt oder die Kom- ­ENTWICKELT? petenzen überschritten würden. Dennoch erlebe ich es oft, Es fehlt an Freiwilligen, die regelmässig Hausarbeiten verrich- dass meine Kolleginnen kleinere Handreichungen ausserhalb ten würden wie zum Beispiel Rasen mähen, Fenster putzen, des Pflegeplans ausführen: Müll raustragen, Briefkasten lee- Einkaufen usw. Oft ist es so, dass der Nachbar zwar schon mal ren, Wäsche in die Maschine legen, Bett frisch beziehen. Doch den Rasen mäht, aber keine Verpflichtung eingehen will. Was leider reicht dies bei Weitem nicht. Es gibt ein paar Kollegin- ich auch gemerkt habe: Es fehlt eine offizielle Stelle, die alle nen, die in ihrer Freizeit bei den Kundinnen und Kunden frei- Angebote der Region zusammentragen würde. So wäre die willige Arbeiten ausführen. Vermittlung untereinander auch viel einfacher. W JE BESSER DER GEIST, DESTO STÄRKER DAS TEAM

Die Carte blanche der aktuellen Ausgabe erhält YB-Fussballer und Teamplayer Marco Wölfli. Nach 22 Jahren bei den Young Boys tritt er Ende Saison zurück. CARTE BLANCHE

Teamplayer und Familienvater Marco Wölfli.

«Wir sind ein Team, wir lieben einander und wir teilen mitein- Team gerne die Mitverantwortung dafür. Gerade für die jünge- ander» – das sind Leitsätze, die meine beiden Söhne regel­mäs­ ren Spieler ist es in diesem ganzen Fussballzirkus wichtig, je- sig von mir zu hören bekommen. Schliesslich sind es eben manden zu haben, der sie ab und zu mal auf den Boden zu- auch Dinge, die mir wichtig sind und die ich ihnen mitgeben rückholt und ihnen ein paar wichtige Werte vermittelt. will. Als Goalie habe ich sowieso eine etwas spezielle Rolle inner- Das eigene Ego zurücknehmen und dafür den Teamgedanken halb der Mannschaft: Ich stehe ganz hinten und versuche im- 7 in den Vordergrund stellen – das ist nicht nur in einer Familie mer, der Mannschaft von dort aus Sicherheit zu geben. Und wichtig, sondern auch in einer Fussballmannschaft. Individu- ich habe als Einziger den Überblick über das gesamte Team alisten gibt es schliesslich genug, im Fussball sowieso. Wenn und das Spielfeld. Von dieser Position aus kann ich meine Mit- du mit einem Team aber etwas wirklich Grosses erreichen spieler auch während des Spiels immer wieder unterstützen. willst, braucht es den Zusammenhalt. Ich rufe dann etwa «Achtung, hinger dir!», «chli meh links» oder Das ist natürlich nicht immer so einfach. In einer Fussball- richte einfach ein positives Wort an einen Teamkollegen. Oft mannschaft treffen viele starke Persönlichkeiten aus unter- reicht das schon, um eine brenzlige Situation zu entschärfen schiedlichen Nationen aufeinander. Zudem bringen in einem oder um einem Kollegen den nötigen Auftrieb zu geben. Mit guten Team alle ihr eigenes Talent mit: Der eine ist taktisch der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, wer was braucht. gut, der andere dafür besonders schnell und der Dritte schiesst Aber klar: Je besser ich meine Kollegen auf dem Feld kenne, die Tore. Damit die ganze Mannschaft stark ist und nicht «nur» desto besser weiss ich, wie ich den einzelnen in gewissen Si- die einzelnen Spieler, müssen diese verschiedenen Stärken im tuationen unterstützen kann. Dafür muss ich meine Teamkol- Team miteinander harmonieren. legen im Training oder in der Kabine genau beobachten und Den Teamgeist kann man nicht aus der Flasche zaubern. Er sie auch persönlich gut kennen. Auch das ist für mich Teil des muss vorgelebt werden – vom Trainer und von einzelnen Spie- Teamgeistes. Weil: Je besser der Teamgeist, desto stärker lern. Als einer der Dienstältesten übernehme ich bei uns im spielt die Mannschaft. W «WIR ERHALTEN OFT DANKESBRIEFE »

Anna Benker ist Teamleiterin des Netzwerkes «mitenand – fürenand» in der Gemeinde Meikirch. Die ehemalige Gemeinderätin erzählt im Interview, wie die organisierte Nachbarschaftshilfe im Dorf ­verankert ist und was sie zum Erfolg führt.

Kathrin Kiener (Text), Pia Neuenschwander (Bilder)

PERSPEKTIVE PERSPEKTIVE FRAU BENKER, WARUM WURDE DAS NETZWERK «MITENAND – FÜRENAND» GEGRÜNDET? Die Gemeinde Meikirch führte im 2009 eine Zu- kunftskonferenz durch und lud die Bevölkerung zur Mitwirkung ein. Dabei zeigte sich, dass es in unse- rer Gemeinde zu wenige unentgeltliche Unterstüt- zungsangebote für ältere Menschen gab. Aus die- ser Erkenntnis heraus entstand die Arbeitsgruppe Alter, die sich dem Thema annahm. Eine Umfrage ergab, dass tatsächlich ein Bedürfnis für organisier- te Nachbarschaftshilfe bestand – auch bei der jün- geren Generation. Zudem wollten sich viele Bürge- rinnen und Bürger freiwillig engagieren. In der Folge gründeten wir das Netzwerk «mitenand – füre­ nand», welches die Unterstützungsangebote auf- baute.

8 WIE FUNKTIONIERT «MITENAND – FÜRE­ Anna Benker, Teamleiterin des Netzwerkes «mitenand – NAND»? fürenand» in der Gemeinde Meikirch. Das A und O ist, dass die Bevölkerung das Angebot kennt. Wir verteilen deshalb Flyer an alle Haushalte und sind auf der Website der Gemeinde sowie in WELCHE ANGEBOTE WERDEN AM der «Mechiuche Zytig» präsent. Das Vorgehen ist ­HÄUFIGSTEN GENUTZT? einfach: Wer Bedarf an Unterstützung hat, erreicht Von unseren rund 120 Aktivitäten im Jahr machen das Netzwerk telefonisch. Unsere Vermittlerin die Besuche von Jubilarinnen und Jubilaren den nimmt die Anfragen entgegen und sucht unter den grössten Anteil aus. Alle Einwohnerinnen und Ein- 27 Freiwilligen jemanden, der Zeit hat. Es kann zum wohner, die in einem Altersheim leben, bekommen Beispiel sein, dass eine Seniorin anfragt, ob sie je- anlässlich ihres Geburtstags Besuch von uns. Auch mand nach Bern zum Arzt fahren könnte oder dass wer über 90 ist und noch zu Hause wohnt, erhält zu eine Familie froh wäre, wenn die Kinder für ein paar seinem Ehrentag eine Visite. Diese Aufgabe über- Stunden betreut würden. Wer ein Angebot in An- nehmen wir im Auftrag des Gemeinderats. Er unter- spruch nimmt, bezahlt einen symbolischen Beitrag stützt das Netzwerk auch finanziell. Beliebt ist zu- von fünf Franken an die Administration des Netz- dem der offene Mittagstisch, den wir alle 14 Tage werkes. anbieten. Häufig sind auch Fahrdienste sowie Ein- sätze zur Entlastung von Angehörigen kranker Menschen, etwa bei Demenz oder chronischen Krankheiten.

DAS SIND VIELE EINSÄTZE. FINDEN SIE GENÜGEND FREIWILLIGE? Ja, wir haben ein konstantes Team an freiwilligen Helferinnen und Helfern. Darunter sind sowohl Be- rufstätige wie auch Pensionierte. Um allen Anfra- gen gerecht zu werden, sind wir aber stets froh um weitere Bürgerinnen und Bürger, welche sich enga- gieren möchten. Unseren Freiwilligen bieten wir regelmässig Zusammenkünfte an. Diese beinhalten nebst dem Erfahrungsaustausch auch einen Wei- terbildungsteil. Das motiviert, gibt Sicherheit und stärkt das Netzwerk.

WIE KOMMT DAS ANGEBOT BEI DER ­BEVÖLKERUNG AN?

Die organisierte Nachbarschaftshilfe wird ge- PERSPEKTIVE schätzt. Oft erhalten wir wohlwollende Worte oder Dankesbriefe, was uns natürlich freut. Ich denke, «Wir beziehen gerne die Spitex, Benevol und andere Organisationen mit ein.» dass unsere Freiwilligen mit ihren Einsätzen viel zur Lebensqualität in der Gemeinde beitragen. Ein Bei- spiel: Ein junger Familienvater war erkrankt und die freiwilliger Basis – dafür vermitteln wir professionel- Mutter brauchte Entlastung. Wir sprangen ein und le Anbieter. Hier ist es zielführend, die Regeln der übernahmen stundenweise die Betreuung der Kin- Freiwilligenarbeit einzuhalten und diese auch klar der. Später sagte uns die Frau, dass sie die Situation zu kommunizieren. ohne die Unterstützung der Freiwilligen nicht so gut bewältigt hätte. WAS RATEN SIE ANDEREN GEMEINDEN, DIE EIN SOLCHES NETZWERK AUFBAUEN GIBT ES EINEN EINSATZ, DER IHNEN MÖCHTEN? ­BESONDERS IN ERINNERUNG GEBLIEBEN Aus meiner Sicht ist ein systematisches Vorgehen IST? zentral: Zuerst sollte mittels einer Umfrage bei der Sehr berührt haben mich die Einsätze bei einem Bevölkerung abgeklärt werden, ob ein Bedürfnis für Ehepaar, das im Altersheim wohnte. Beide waren organisierte Nachbarschaftshilfe besteht. Ist dies über 90, die Frau an Demenz erkrankt. Der Mann der Fall, braucht es ein Konzept, Regeln für die Frei- wünschte sich etwas freie Zeit und so unternah- willigenarbeit und ein klar definiertes Angebot. Bei 9 men vier Freiwillige im Turnus am Mittwochnach- dessen Entwicklung lohnt es sich, Organisationen mittag etwas mit seiner Frau – einen Ausflug an den wie Pro Senectute, die Spitex oder Benevol einzu- Wohlensee etwa oder einen Besuch im Tea-Room. beziehen. Auch kann man von den Erfahrungen Daraus entstanden bereichernde Begegnungen mit anderer Gemeinden lernen. W beiden Ehepartnern. Eine dankbare und schöne Aufgabe.

«MITENAND – FÜRENAND» BESTEHT SEIT 11 JAHREN. WELCHE ZWISCHENBILANZ ZIEHEN SIE? Das Netzwerk hat sich erfreulich entwickelt, und die Angebote sind nicht mehr wegzudenken. Dies zeigt auch die Nachfrage. Es ist jedoch wichtig, dass wir uns wo nötig abgrenzen, denn wir können nicht alle Wünsche erfüllen. Reinigungsdienste bei- spielsweise übernehmen wir nicht dauerhaft auf EHRENAMTLICH UND FREIWILLIG: ANGEBOTE SUCHEN UND FINDEN

Freiwilligenarbeit ist ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, sie spielt eine grosse Rolle bei der sozialen Integration und der Solidarität im Zusammenleben. Freiwilligenarbeit ist vielfältig und für viele Men- schen sehr wertvoll. Wer sich in seiner Freizeit ehrenamtlich engagiert, nimmt Einblick in neue Fach- und Aufgabengebiete, erweitert seine (beruflichen, persönlichen und sozialen) Kompetenzen, ent­ wickelt neue Fähigkeiten und kann soziale Kontakte knüpfen und pflegen. Freiwilligenarbeit ist also nicht nur für die Menschen eine gute Sache, die Unterstützung erfahren. In der Stadt und Region Bern gibt es zahlreiche unterschiedliche Angebote, Stellen und Orte, wo Freiwilligenarbeit angeboten wird.

Rea Wittwer (Recherche, Text) und Berner Spitex-Organisationen (Quellen) RATGEBER RATGEBER

VERSORGUNGSGEBIET STADT BERN VERSORGUNGSGEBIET LUEG Senior Bern Gemeinnütziger Frauenverein Freiwillige Seniorinnen und Senioren unterstützen Weihnachtsbesuche bei alleinstehenden Dorfbewohnern, im Gleichaltrige im Umgang mit dem Computer, Altersheim Hasle-Rüegsau und bei verwitweten Mitgliedern. Sprechstunden bei Kundinnen und Kunden. Brockenstube mit Hausrat, Kleidern, Möbeln usw. Der Rein­ https://www.seniorbern.ch/index.php/compihelp/ erlös wird für gemeinnützige Zwecke eingesetzt. www.gfv-rueegsauschachen-rueegsau.ch Innovage Pensionierte Führungskräfte, welche ihr Wissen Aktive Landfrauen und ihre Erfahrung unentgeltlich für gemeinnützige Der Verein für Frauen im Dorf macht den Alltag abwechslungs- Projektarbeit zur Verfügung stellen. reicher, fördert die Geselligkeit sowie den Konsum der regio- https://www.innovage.ch/standorte/ nalen, natürlichen Produkte. Der Verein stärkt das soziale Um- bern-solothurn/ feld, macht das Zusammenleben kreativ und Teilnehmende geniessen die Zeit zusammen mit Kursen, auf Ausflügen, Wan- Benevol derungen oder in der Natur. Beratung und Information von Personen und Insti- www.lfvh.ch/ tutionen zum Thema freiwilliges Engagement; Ver- 10 mittlung von Freiwilligen an Non-Profit-Organisa­ Repair Café Burgdorf tionen aus den Bereichen Soziales, Kultur, Kirche, Repair Cafés bieten die Möglichkeit, konkret etwas gegen den Sport und Umweltschutz in der Region Bern; unver- Ressourcenverschleiss und die wachsenden Abfallberge zu bindliche Beratungsgespräche für Interessierte; unternehmen. Freiwillig engagierte Berufsleute reparieren de- Online-Portal. fekte Objekte kostenlos. Gängige Ersatzteile können zum https://www.benevol.ch/de/bern/benevol-bern. Selbstkostenpreis gekauft werden. Austausch bei Kaffee und html/ Kuchen. www.repair-cafe.ch Weitere Angebote in der Stadt Bern www.freizeitstaette.ch Auf der Website www.bern.ch/ ->Themen -> Sozia­ les Engagement finden Sie zahlreiche nützliche Entlastungsdienst Kanton Bern ­Adressen. Menschen und Familien, die von einer chronischen Krankheit, Stadt Bern, Telefonzentrale: 031 321 61 11 einer Behinderung oder Demenz betroffen sind, bietet der Ent- lastungsdienst Hilfe und Unterstützung an. Professionell ge- führte Non-Profit-Organisation mit über 35-jähriger Erfahrung in der Betreuung von Kindern, Erwachsenen und Senioren. www.entlastungsdienst.ch/bern/ VERSORGUNGSGEBIET AAREGÜRBETAL gruppen offen. Wissen, Fähigkeiten und Erfahrun- Verein gegenseitige Hilfe gen an andere weitergeben oder beanspruchen. Belpbergstrasse 51, 3110 Münsingen, 031 721 73 22 Wer eine Leistung beansprucht, bezahlt dem An- [email protected] bietenden einen symbolischen Betrag von CHF 5.– und für Fahrdienste CHF –.90/km. Fahrdienste Gemeindeverwaltung Wohlen Frauenverein Belp, 079 619 76 70 Informationsstelle für Altersfragen 3116 Frauenverein Kiesen-Oppligen, 031 781 08 31 [email protected] 3629 Frauenverein Kiesen-Oppligen, 079 324 66 51 www.wohlen-be.ch -> Rubrik Seniorenportal ­Wohlen Frauenverein Toffen, 079 346 48 24 031 828 81 66

Frauenverein Wichtrach, 031 781 24 76 079 683 78 65 RATGEBER

Mahlzeitendienst VERSORGUNGSGEBIET AEMMEPLUS AG Tännler MZ Team Belp, 079 896 60 05 Babysitting www.mz-dienst.ch Mütter- und Väterberatung Luzia Häfliger Über weitere Angebote im AareGürbetal gibt Ihnen unsere [email protected] Geschäftsstelle SPITEX AareGürbetal gerne Auskunft: 031 370 00 00 [email protected], 031 722 88 88 Standort Burgdorf für Details: [email protected] VERSORGUNGSGEBIET REGION BERN NORD 031 552 16 06 : Zollikofe mitenang Café Rosengarten, Besuchsdienst, Fahrdienst, Begleitung und SRK Kinderbetreuung Emmental Unterstützung zu Hause: Der Verein unterstützt in der Ge- Silvia Bosshardt meinde wohnhafte Personen bei der Bewältigung des Alltags [email protected] durch das Erbringen von vielfältigen, auf freiwilliger Basis be- 034 420 07 70 ruhenden Leistungen, sucht und vermittelt Freiwillige und be- treut diese. Hauslieferdienst www.zollikofe-mitenang.ch Stiftung intact Kirchberg 11 076 424 30 52 CHF 3.–/Lieferung [email protected] Meikirch: Netzwerk mitenand – fürenand 034 445 37 78 Freiwillige aus der Gemeinde Meikirch bieten Unterstützung im Alltag und in Ausnahmesituationen an. Siehe Seite 8 Rotkreuz-Fahrdienst Burgdorf ­(Perspektive). [email protected] Pro Einsatz fällt eine Vermittlungsgebühr von CHF 5.– an. 034 422 00 35 Die Freiwilligen arbeiten unentgeltlich. Begleitfahrten kosten CHF –.90/km ab Ihrem Wohnort Entlastungsdienst Schweiz Kanton Bern [email protected] [email protected] 077 470 86 67 034 508 18 45

Wohlen: Wohlen vernetzt Weiteres im Versorgungsgebiet AemmePlus AG Kontakt- und Vermittlungsstelle für Dienstleistungen. Beruht Weitere regionale Adressen und Kontakte erhalten auf dem Prinzip von Geben oder Nehmen. Wohlen vernetzt ist Sie bei der Geschäftsstelle SPITEX AemmePlus AG: ein Projekt des Seniorenvereins Wohlen und steht allen Alters- [email protected], 034 447 78 78 W HELDEN DES ALLTAGS: FREIWILLIGE IM VEREIN ETOILE Eine Musikerin, eine Gesundheitstherapeutin und ein Mediamatiker: Barbara Shankar, ­Brigitte Gemetti und Roger Bärtschi besuchen in ihrer Freizeit Menschen, die auf Hilfe ange- wiesen sind. Im Gespräch verraten sie, weshalb sich Freiwilligenarbeit lohnt.

Sandra Gurtner (Text), Isabelle Schönholzer (Bilder)

Der Verein Etoile setzt sich dafür ein, dass Men- Im Gegensatz zur palliativen Betreuung stehen schen trotz Krankheit oder altersbedingter Ein- beim Besuchsdienst die Begleitung im Alltag, die schränkungen möglichst lange zu Hause leben Entlastung von Familienmitgliedern und die Gesel- PORTRÄT können. Rund 50 Freiwillige unterstützen ihn bei ligkeit im Vordergrund. Auf Wunsch auch mit The- diesem Ziel. Sie engagieren sich entweder durch rapiehund. Seit August 2019 verbringt Roger Bärt­ soziale Begleitung im Besuchsdienst oder in der schi seine Montagnachmittage jeweils mit seinem Palliative Care, wo sie Leid lindern, entlasten oder Kunden. Nach einem Schlaganfall vor zehn Jahren einfach da sind. Doch was bewegt eine Person hat sich dessen Umfeld stark verändert, und der dazu, aus eigenem Antrieb für Mitmenschen zu Mitvierziger fühlt sich oft einsam. Manchmal reden sorgen? «Die interessanten Geschichten, das Ge- die beiden einfach, gehen mit dem Hund spazieren fühl, etwas Sinnvolles zu tun, und die Dankbarkeit oder schmieden Pläne: «Sein aktueller Wunsch ist der Betroffenen motivieren mich immer wieder es, wieder einmal Billard zu spielen. Beim letzten neu», erklärt Barbara Shankar. Seit gut sieben Jah- Besuch reichte seine Tagesform dafür nicht aus. Es ren begleitet sie in der Palliative Care Personen an steht aber ganz oben auf unserer Liste», erzählt Ro- der Schwelle von Leben und Sterben. Eine Tätig- ger Bärtschi. Der junge Mediamatiker kam im Zivil- keit, die sie nach ihrer Karriere als Musikerin im dienst zum ersten Mal mit sozialen Einsätzen in Berner Symphonieorchester für sich entdeckte: Kontakt: «Hier merkte ich, dass die Arbeit mit Men- «Nach meiner Pensionierung wurde mir bewusst, schen mein Leben unglaublich bereichert. Beson- wie viel Glück ich in meinem Leben erfahren durfte. ders, weil ich einen direkten, positiven Effekt auf Der Wunsch, ein Stück davon zurückzugeben, reif- das Leben von jemandem haben kann, der auf Hil- te in mir, und ich wollte mich unbedingt freiwillig fe angewiesen ist.» engagieren.» Seither begleitet sie schwerkranke 12 Menschen und ihre Angehörigen, nimmt Ängste, GEMEINSAM STATT EINSAM hilft bei Krisen, plaudert und lacht mit ihnen. Seit vier Monaten engagiert sich auch Brigitte Ge- metti im Team Palliative Care des Vereins Etoile. Zum freiwilligen Engagement kam sie indirekt durch die Betreuung einer schwerkranken Freun- din: «In meiner Gesundheitspraxis führte ich Lymphdrainagen für sie durch. Ich merkte, wie wichtig dieser persönliche Kontakt in ihrer schwie- rigen Situation für sie war. Wir haben viele gute und tiefe Gespräche geführt, und ihre Dankbarkeit hat mich sehr berührt. Deshalb wollte ich auch nach ihrem Tod schwerkranke Menschen unterstützen.» Beim Schweizerischen Roten Kreuz absolvierte die diplomierte Gesundheitstherapeutin daraufhin den Lehrgang in Palliative Care und hörte dort vom Verein Etoile. Dieser bietet seinen Freiwilligen ebenfalls die Möglichkeit, aufgabenspezifische PORTRÄT

V.l.n.r.: Barbara Shankar, Brigitte Gemetti und Roger Bärtschi sind sich einig, dass Freiwilligenarbeit ihr Leben bereichert.

Weiterbildungen zu besuchen. Regelmässig trifft wollen, in der Freiwilligenarbeit nicht am richtigen sich das Team ausserdem zum Austausch: «Das ist Ort sind: «Zwar ist man in diesen Situationen im- sehr wichtig, da wir so gemeinsam das Erlebte ver- mer ein Mensch, muss sich aber auch abgrenzen arbeiten und von den gesammelten Erfahrungen können.» Empfehlen würde sie ein solches Enga- lernen können.» gement aber grundsätzlich allen: «Unsere Welt ist auf Leistung ausgelegt und hat wenig Zeit für Per- MITFÜHLEN, NICHT MITLEIDEN sonen, die nicht (mehr) mithalten können. Wer Trotz ihrer unterschiedlichen Tätigkeitsgebiete, durchs Raster fällt, droht schnell zu vereinsamen.» 13 stimmen die drei Freiwilligen in einem Punkt über- Sie ergänzt: «Ich wünschte mir, dass soziale Einsät- ein: Zuverlässigkeit, psychische Belastbarkeit und ze bereits zum Schulunterricht gehörten. Das wür- viel Offenheit sind die wichtigsten Voraussetzun- de das Verständnis für eingeschränkte und kranke gen für einen freiwilligen Einsatz im sozialen Be- Menschen bereits in jungen Jahren fördern und es reich. «Durch die Besuche zuhause gewähren uns wäre selbstverständlicher, einander zu helfen.» W die Kunden Zutritt in ihren Privatbereich. Viele kön- nen sich nicht mehr um den Haushalt oder die ei- gene Körperhygiene kümmern. Jemanden an die- sem Punkt vom Leben zu begleiten, erfordert viel Vertrauen von beiden Seiten und manchmal auch eine gewisse Vorbereitung: «Bei einem Einsatz Sie interessieren sich für ein Freiwilligenengage- musste ich mich zuerst mit den Vorstellungen vom ment im Verein Etoile? Auf den folgenden Seiten Tod im muslimischen Glauben auseinandersetzen, finden Sie mehr Informationen und unter damit ich die Person entsprechend begleiten www.verein-etoile.ch die entsprechenden Kon- konnte», berichtet Barbara Shankar. Sie betont, taktpersonen. dass Leute, die ihre eigene Geschichte verarbeiten SOZIALE TEILHABE IM ALTER ERMÖGLICHEN

Zeit und Herzlichkeit schenken, Leid lindern und entlasten, zu Kultur und Geselligkeit anre- gen. Diese Aufgaben hat sich der gemeinnützige Verein Etoile mit seinen rund 50 Freiwilligen zum Ziel gesetzt.

VON FREIWILLIGEN ENGAGIERT BEGLEITET ein. Darunter Highlights wie der exklusive Besuch In einer Gesellschaft, in der die Zahl alter, einsamer der Tanzprobe «Leonce und Lena» der Tanzcompa- und pflegebedürftiger Menschen stetig zunimmt, gnie Konzert Theater Bern, oder wir sind zu Gast im wo Angehörige mit Betreuung und Pflege oftmals Theater an der Effingerstrasse, wo die Teilnehmen- überfordert sind, kommt der Freiwilligenarbeit eine den der Probe des Schauspiels «Smith & Wesson» immer bedeutendere Rolle zu. Ohne den täglichen beiwohnen können. Wer gerne mit Liedern und Me- Einsatz unzähliger Freiwilliger, wäre das Gesund- lodien eine Reise in die Vergangenheit unternimmt, VEREIN ETOILE heits- und Sozialsystem nicht mehr funktionsfähig. konnte dies mit Otto Spirig, Musiker, Musikthera- Mit unserem Freiwilligenteam Palliative Care brin- peut und Fachlehrer im Altersbereich tun, der am gen wir Unterstützung und Entlastung bei der Be- Etoile Anlass «Nur frisch gesungen» mit seinem treuung schwerkranker Menschen, die an der Akkordeon mit vertrauten Melodien Erinnerungen Schwelle von Leben und Tod stehen. Die Einsätze weckte und zum Mitsingen anregte. Mit «Zittere des Teams erfolgen in enger Zusammenarbeit mit bim Twittere» bot Walter Däpp, langjähriger Bund- dem mobilen Palliative Care Team der SEOP von Journalist und Radio-SRF-Morgengeschichten­ SPITEX BERN. erzähler, unseren Teilnehmenden mit seinen ernst- Die Freiwilligen unseres Besuchsdienstes bringen haft-heiteren Schmunzelgeschichten über das Begegnung, Freude und Abwechslung in den Alltag Älterwerden und das Jungbleiben, Alltägliches und ihrer Kunden, die sich oft in sozial und medizinisch Unsägliches, einen unterhaltsamen schönen Nach- anspruchsvollen Betreuungssituationen befinden mittag. und uns von den öffentlichen Spitexorganisationen Dies sind nur einige Beispiele aus dem breit gefä- in Bern, Kehrsatz und Ostermundigen zugewiesen cherten, vielseitigen Kulturangebot des Vereins werden. Etoile. Und noch etwas: Auf Wunsch werden die Die Freiwilligen des Vereins Etoile verfügen für die Teilnehmenden unentgeltlich mit Privatautos von Ausübung ihrer anspruchsvollen und herausfor- zu Hause abgeholt und wieder heimgebracht. 14 dernden Aufgabe über eine gute, spezifisch ausge- richtete Schulung und werden von zwei Pflegefach- Herzlich willkommen bei Kultur bewegt! kräften professionell geführt. Sie erfüllen ihre wertvolle Arbeit engagiert, kompetent und mit NÄCHSTER KULTURANLASS Herz. Sonntag, 26. April 2020, 16.30–19.00 Uhr KLASSIK IM SÜDEN VON BERN KULTUR BEWEGT: Konzert mit Jean-Luc Reichel, Flöte, und Joyce- STERNSTUNDEN IM ALLTAG Carolyn Bahner, Klavier Mit seinem besonderen Angebot «Kultur bewegt», Etoile zu Gast in Kehrsatz. Ein gemütlicher Apéro ermöglicht der Verein Etoile älteren Menschen die im oekumenischen Zentrum zu wunderbaren Klän- Teilhabe am kulturellen Leben, verbunden mit ei- gen von Querflöte und Klavier verwöhnt alle Sinne. nem geselligen Zusammensein bei Kaffee und Ku- Ein Sonntag zum Geniessen! chen. Das kulturelle Angebot ist breit gefächert und Kosten Fr. 20.– wird von den Teilnehmenden mit Begeisterung auf- genommen und sehr geschätzt. Anmeldung per E-Mail an: Einmal monatlich laden wir Mitglieder und Interes- [email protected] oder sierte zur Teilnahme an einem besonderen Anlass per Telefon: 031 388 50 05. DIE ZUKUNFT SICHERN tergehende Informationen, so Anmeldetalons für Damit der Verein Etoile seine Aufgaben auch in Zukunft voll- Freiwillige oder für eine Vereinsmitgliedschaft so- umfänglich erfüllen kann, sind wir auch inskünftig auf neue wie das aktuelle Kulturprogramm, finden Sie unter Freiwillige in den Teams Palliative Care und Besuchsdienst www.verein-etoile.ch oder rufen Sie uns unter der angewiesen, aber auch Interessentinnen und Interessenten Telefonnummer 031 388 50 05 an. für eine ehrenamtliche Aufgabe im Vorstand oder für adminis- trative und anderweitige Unterstützung sind willkommen. SPENDENKONTO ZUR UNTERSTÜTZUNG Mitgliederbeiträge, Spenden und Zuwendungen von Institu­ Raiffeisenbank Bern, 3011 Bern, IBAN CH 24 8148 tionen bilden das fundamentale finanzielle­ Standbein des Ver- 8000 0039 3554 9; zu Gunsten Verein Etoile, Salvis- eins. Darauf werden wir auch in Zukunft angewiesen sein. Wei- bergstrasse 6, 3000 Bern 31. W VERREIN ETOILE

WETTBEWERB Gewinnen Sie ein Exemplar des Buches ­«Puzzeln mit Ananas – Menschen der Spitex erzählen». Die Autorin Pascale Gmür und die Fotografin Maurice K. Grünig porträtieren Frauen und Männer, welche für die öffentliche Spitex arbeiten. Was heisst es, jüngere und äl- tere Menschen daheim zu pflegen? Wie sieht 15 ein Alltag aus, in dem man begleitet, zuhört und berät? Vielschichtige Themen wie Würde und Selbstbestimmung, betreuende und pflegende Angehörige, Demenz, Palliative Care oder Abschied prägen die spitalexterne Pflege und werden neben den Porträts beleuchtet.

Einsendeschluss: 1. Mai 2020. Unter den richtigen Einsendungen wird der Preis ausgelost. Der Gewinner wird schriftlich benach- richtigt sowie in der Ausgabe 2 bekannt gegeben. Es wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Senden Sie das Lösungswort an: [email protected] oder SPITEX BERN – Mittendrin Salvisbergstrasse 6, Postfach 670, 3000 Bern 31 IMPRESSUM

Mittendrin – offizielles Organ derSPITEX Redaktion: Rea Wittwer, reawittwer.ch Fotos: Pia Neuenschwander, Region AemmePlus AG Gestaltung: e621 gmbh, Bern ­Isabelle Schönholzer, Layout und Druck: rubmedia AG, Wabern/Bern Klopfenstein Sportmanagement Herausgeberin: SPITEX AemmePlus AG, Preis: Einzelverkauf CHF 3.40, Titelbild: Pia Neuenschwander Solothurn­strasse 4, 3422 Kirchberg, für Mitglieder des SPITEX-Vereins AemmePlus Tel. 034 447 78 78, [email protected], im Mitglieder­beitrag inbegriffen www.aemmeplus.ch Druckauflage: 2560 Exemplare Verantwortlich: Peter Schüpbach, Copyright: Abdruck nur mit Genehmigung Tel. 034 447 78 78, [email protected] der Herausgeberin