Klänge des Augenblicks 23.09. 25.09. 2 o 2 1

33.Tage Neuer Musik in Weimar Klänge des Augenblicks

Das für Intuitive Musik Weimar (EFIM) wurde vor 40 Jahren gegründet, um für Werke der musikalischen Avantgarde einzutreten, die in der DDR als „spätbürgerlich-dekadent“ bezeichnet wurden. Als Initiator und Leiter fungierte Michael von Hintzenstern (*1956), der im folgenden Text die Geschichte der Gruppe beleuchtet, die im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens eine wichtige Aufbauarbeit geleistet hat, auf deren Basis sich das Festival, weitere Konzertreihen und gen- reübergreifende Projekte entwickeln konnten. Hierzu ist eine über 200 Seiten umfassende Publikation in Vorbereitung.

Seit meinem 14. Lebensjahr stand ich mit (1928–2007) in postalischem Kontakt, von dem ich bis zu seinem Tod über 100 handschriftliche Briefe erhielt. 1976 konnte ich ihn erstmals auf dem Weg in die Schweiz treffen, wo ich einen Kom- positionspreis gewonnen hatte.

Als „Initialerlebnis“ für die Mitglieder des neu gegründeten Ensem- bles erwies sich am 13. Februar 1981 ein Auftritt in der Erfurter „Galerie im Flur“, wo wir es erstmals wagten, drei Stücke aus seinem Intuitiver Musik FÜR KOMMENDE ZEITEN (1968–1970) vor Publikum aufzuführen: VERKÜRZUNG, INNERHALB und ZUGVOGEL. Eine Musik, die im Moment der Aufführung entsteht – die sehr frei ist, aber dennoch durch die verbalen Spielanweisungen des Kom- ponisten in eine bestimmte Richtung geleitet wird: KLÄNGE DES AUGENBLICKS.

Stockhausens Vision war es, die Interpreten – wie Radioapparate – an die schöpferischen Ströme anzuschließen, die er als Komponist empfängt. Dass EFIM dies in Erfurt beim „ersten Versuch“ gelang, ist der besonderen Atmosphäre des Ortes und der knisternden Auf- merksamkeit der Anwesenden zu danken. In unser zunächst vor- sichtig tastendes trat eine neue Dimension ein!

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40 Jahre Ensemble für Intuitive Musik 40 Jahre Weimar (EFIM) Ensemble für Intuitive Musik

Das Ensemble für Intuitive Musik Weimar (EFIM) begann seine Ak- Seit 1982 lautete das Motto unserer Konzerte: „-Reise – tivitäten vor 40 Jahren in Kirchen und privaten Galerien, in denen Elektronische und instrumentale Musik von Karlheinz Stockhau- sich die positive Energie eines überaus aufgeschlossenen Publi- sen“. In jenem Jahr kristallisierte sich ein fester Stamm heraus: kums als „beflügelnd“ erwies. Mario Peter – Klarinette/ Bassklarinette; Matthias von Hintzen­ Zu den „Zeitzeugen“ in Erfurt gehörte auch IMB „Konrad“, der stern – Violoncello; Hans Tutschku – EMS-Synthesizer, und am 3. April 1981 der Abteilung XX/7 übermittelte: „Anwesend ca. Michael von Hintzenstern – Tasteninstrumente (Klavier/ Orgel/ 60 Personen, darunter die Gebrüder von Hintzenstern und zwei Harmonium). Nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden weitere Musiker.“ Mario Peters gehört seit 1993 Daniel Hoffmann (Trompete/ Flügelhorn) zum Ensemble. Das Jahr 1982 war in vielerlei Hinsicht bestimmend für die wei- tere Entwicklung. Im August besuchte uns Markus Stockhausen (Trompete/ Flügelhorn/ Synthesizer), mit dem ich seit unserer ers- ten Begegnung 1977 in Liège korrespondierte. Hans, Matthias und ich musizierten mit ihm in der nächtlichen Weimarer Jakobskirche VORAHNUNG aus FÜR KOMMENDE ZEITEN. Es gelang wunderbar, wir fanden uns unmittelbar!

EFIM und Markus Stockhausen in Denstedt 1988

Ich berichtete Stockhausen am 13. April 1981 von diesem und einem weiteren Konzert, das am 27. Februar in der Weimarer Ja- kobskirche stattfand: „… beim Musizieren waren wir in einer Gleichgestimmtheit, wie ich sie zuvor in dieser Form eigentlich noch nie erlebt habe, wir entschwebten im wahr­sten Sinne des Wortes. Auch die Begrenzungen durch Raum und Zeit schienen aufgehoben…“ Er antwortete am 2. Mai 1981: „Ihr Brief erinnert mich an meine Hochstimmung in der Zeit, als ich regelmä- ßig in unserer Gruppe selbst mitspielte (ca. 1964–1970).“ Parkmusik in Bevedere bei Weimar 1988

4 5 So auch bei einem Konzert am 4. August 1982 in der Eisenber- Die umfangreichste Präsentation des Schaffens von Karlheinz ger Stadtkirche. Markus Stockhausen kam zwischen 1984 und Stockhausen auf dem Boden der DDR gelang Markus Stockhausen 1988 jährlich mit einem Privat- bzw. Touristenvisum nach Wei- und dem EFIM vom 30. August bis 1. September 1988 bei den mar, um intuitive Stücke seines Vaters und für uns entwickelte 1. Tagen Neuer Musik anlässlich seines 60. Geburtstages­ in Den­ neue Konzepte gemeinsam zu realisieren. stedt: 22 Werke in sechs Konzerten, darunter sechs DDR-Erstauf- Am 20. Oktober 1982 gab es den ersten offiziellen Auftritt als führungen. Es erklangen Solostücke (zum Teil mit Zuspielband), „Ensemble für Intuitive Musik Weimar“ (EFIM) in der Reihe nahezu alle elektronischen Werke und eine Reihe intuitiver Kom- „Neue Musik im Gespräch“ im ausverkauften Studiotheater des positionen. Diese „Tage Neuer Musik“ lösten einen kaum vor- Dresdner Kulturpalastes. Neben Solostücken aus (1976) stellbaren Besucheransturm aus allen Teilen der Republik aus. und TIERKREIS (1975) erklangen VORAHNUNG, INNERHALB und ZUGVOGEL aus dem Zyklus FÜR KOMMENDE ZEITEN (1968-1970). 40 Jahre

Als wichtige Nische ungestörten Wirkens erwies sich die Dorf­ kirche im 5 km von Weimar entfernten Denstedt. Sie verfügt über eine 1860 erbaute und im Originalzustand erhaltene Peternell­ orgel (19 Register, zwei Manuale, Pedal), an der Franz Liszt mit seinem „legendarischen Kantor“ Alexander Wilhelm Gottschalg „Orgelconferenzen“ und „Privatkonzerte“ durchführte. Ich hatte sie 1980 wiederentdeckt und setzte mich seither mit Benefiz- Aktivitäten für die Restaurierung ein. 1987 fragte ich bei Radio DDR II an, ob ein in Denstedt geplantes Konzert mit Markus Stockhausen mitgeschnitten und gesendet werden könne. Nach langem Schweigen gab es eine Zusage! Auch dieses Mal kam der Solist ohne Auftrittserlaubnis der DDR-Künst- leragentur! EFIM in der ACC Galerie Weimar1990

Auf Grund meiner intensiven Öffentlichkeitsarbeit wurden keiner- lei Zweifel daran gehegt, dass hier etwas nicht in „geordneten Durch die zuvor ausgereizten „Möglichkeiten“ bestärkt, bat ich Bahnen“ verlaufen könnte! die Künstleragentur der DDR, im Frühjahr 1989 eine DDR-­ Tournee des Solisten Markus Stockhausen mit dem EFIM zu orga­ nisieren, die ich längst mit den Veranstaltern vor Ort vor­bereitet hatte. Mir war es wichtig, auch in staatlichen Konzerten als deutsch-deutsches Ensemble aufzutreten. Bisher hatte es im DDR-Musikbetrieb beim Zusammenspiel west- und ostdeutscher Künstler eines „Alibi-Ausländers“ bedurft, um als internationale­ Gruppe durchzukommen.

Die Konzertreise führte vom 11. bis 15. April 1989 von Erfurt (Theater im Waidspeicher) über Weimar (Haus Stadt Weimar) nach Dresden (Zentrum für zeitgenössische Musik) und Berlin (Theater im Palast). Im gleichen Jahr gelang es uns schließlich, als Gruppe den „Eisernen Vorgang“ zu durchbrechen und im August 1989 in der Wiener Augustinerkirche mit einem Stock- EFIM und Karlheinz Stockhausen in Denstedt 1992 hausen-Programm zu gastieren.

6 7 Unmittelbar nach der Wiedervereinigung gastierten wir vom Diese fanden in 39 Kirchen bzw. Gemeindehäusern und 24 staat- 2. bis 6. November 1990 mit Markus in Kassel, Köln, Bremen, lichen Spielstätten (Konzertsäle, Galerien, Jugendclubs, Planeta- Stuttgart und Alfter bei Bonn, wo uns Karlheinz Stockhausen erst- rien etc.) sowie in drei Parkanlagen und in vier privaten Galerien mals im Konzert hörte. Danach schrieb er am 14. November nach (Wohnungen) statt. Oftmals gab es Versuche, dies zu verhin- Weimar: „...es war sehr gut, daß ich Euch endlich im Konzert er- dern, wie zum Beispiel durch die Androhung, GEMA-Gebühren lebt habe. Euch allen möchte ich danken; Ihr habt die Intuitive in D-Mark zahlen zu müssen, worauf Stockhausen bereits am 30. Musik lebendig gehalten. Wir werden gewiß gemeinsam diese Januar 1983 mit einer Verzichtserklärung reagierte. eigenartige Musikform weiterentwickeln!“ Im Anschluss an drei intensive Probentage im Mai 1991 in Kürten schrieb er nach Weimar: „DANKE für die Pfingsttage: auch für mich waren sie außerordentlich lehrreich, und Ihr seid einfach 4 Engel! Ich werde helfen, wann immer ich eine Im ersten Jahrzehnt seines Bestehens spielte EFIM in 83 Kon- Chance bekomme, dass Ihr weitergeht in der Entdeckung, zerten Werke des BRD-Komponisten. Ein weiterer Partner war Klärung der Intuitiven Musik.“ der aus Greiz stammende und in Westberlin lebende Oskar Sala (1910–2002), der 1930 mit dem Ingenieur Friedrich Trautwein eines der ersten elektronischen Musikinstrumente entwickelt hatte: das Trautonium. Er war nicht nur dessen einziger Solist, sondern schuf auch über 300 Filmmusiken. Die angsterregen- den Vogelschreie in Alfred Hitchcocks Film „The Birds“ (1963) machten ihn weltberühmt. Für eine „grenzüberschreitende“ Kol- lektivkomposition nahm er in Westberlin fünf Motive mit dem Mixturtrautonium auf, die EFIM unter dem Titel TRAUTOPHO- NIE weiterentwickelte und am 7. Juli 1988 im Konzertsaal des Theaters Gera zur Eröffnung des Geraer Ferienkurses für zeitge- nössische Musik zur Uraufführung brachte. Bei den 2. Tagen Neuer Musik gestaltete der Komponist Michael­ Vetter (Freiburg/Breisgau) unter dem Motto „Obertöne“ vom 15. bis 17. September 1989 acht Konzerte in Denstedt, bei denen das EFIM in zwei Veranstaltungen erstmals vokale

EFIM in Valparaiso, Chile, 2008 Gesangstechniken erprobte.

1992 hieß es bei den 5. Tagen Neuer Musik in Weimar schließlich: „Stockhausen in der Stadt der Klassiker“. Vier Konzerte standen auf dem Programm, das der Komponist mit fünf Solisten vor- bereitet hatte, darunter zwei Uraufführungen. Doch das Eröff- nungskonzert fand mit Markus und dem EFIM in Denstedt statt. Sichtlich bewegt betrat Stockhausen die Dorfkirche, in der seine Komposition UNBEGRENZT erklang.

Vom 25. bis 27. Mai 2005 bot sich eine weitere Gelegenheit, mit dem Komponisten an der Interpretation von sechs Texten aus dem Zyklus FÜR KOMMENDE ZEITEN in Kürten zu arbeiten und diese am 28. Mai erstmals auf CD einzuspielen. Es waren dies VERKÜR- ZUNG, WACH, VORAHNUNG, ANHALT, INNERHALB und WELLEN.

Das Ensemble für Intuitive Musik Weimar ist mit geradezu mis­ sionarischem Eifer von 1982 bis 1990 in allen Regionen der DDR aufgetreten: 119 Aufführungen in 42 Orten (Städten/Dörfern) von A wie Altenburg bis Z wie Zwickau. Ensemble für Intuitive Musik Weimar und Karlheinz Stockhausen, 2005

8 9 Zum Profil des Ensembles gehörten ab 1988 auch Parkmusiken VOM KLANG DER STERNE – ABSTRAKTE FARB-VARIATIO- im Dialog mit den Klängen der Natur (Weimar-Belvedere; Park NEN IM KOSMOS (Uraufführung: 28. April 1989, Planetarium Georgium, Dessau; Clara-Zetkin-Park, Leipzig) und Wandelkon- Jena und 2 weitere Aufführungen sowie 6 Aufführungen im zerte (ACC Weimar, Bauhaus Dessau). Im Film „Wind sei stark“ Groß-Planetarium Berlin: 22.–24.05.1990) und (DEFA 1989/90) wurde die Filmmusik unmittelbar live an den Windrädern gestaltet. Zu erwähnen ist auch die frühe Beschäfti- KLANG – FARBE – BEWEGUNG für Ausdruckstanz, multime­ gung mit DADA und FLUXUS. diale Projektion und Ensemble (Uraufführung: 23. Januar 1990 in Berlin, Theater im Palast der Republik; 1990–2003: 10 weitere­ Einen wesentlichen Schwerpunkt bildeten 22 Aufführungen, die Aufführungen in Deutschland, Spanien und Ungarn). an in der DDR lange vernachlässigte Traditionslinien des Bauhauses anknüpften. Dies wurde ab 1987 durch Begegnungen mit dem Im Rückblick versetzt es mich in Staunen, mit welchem Einfalls- in Gera lebenden Maler Kurt Schmidt beflügelt, der von 1920 bis reichtum in den 1980er Jahren alle Möglichkeiten ausgereizt 1924 am Bauhaus in Weimar studierte und von Johannes Itten, wurden. Doch erst die Friedliche Revolution brachte die über- Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer gefördert wurde. Uns fällige Befreiung aus ideologischer Begrenztheit. So gründeten interessierte dabei besonders sein „Mechanisches Ballett“, das wir im Dezember 1989 die KLANG PROJEKTE WEIMAR als am 17. August 1923 im Jenaer Stadttheater uraufgeführt worden „Unabhängige Vereinigung für Musik der Gegenwart“, die war. In diesem Werk werden mannshohe geometrische Figurinen seither 33 Festivals und verschiedene Konzert-Zyklen sowie die von dahinter verborgenen Tänzern so bewegt, dass durch die DADA-DEKADE 2012–2022 veranstaltet haben. Unser Ensem- Choreographie fortwährend ein überaus lebendiges, der konstruk- ble gastierte inzwischen in 30 Ländern auf vier Kontinenten. tivistischen Malerei gemäßes Bildgeschehen entsteht. Ein abstraktes Bild, das in ständiger Veränderung begriffen ist!

An diese Idee wollten wir mit aktuellen Mitteln anknüpfen. Daraus entwickelten sich drei Programme:

VOM KLANG DER BILDER – ABSTRAKTE DIA-PHONIE für multimediale Projektion und Ensemble (Uraufführung: 31. Oktober­ Michael von Hintzenstern 1987 in Weimar; 1988–1990: 17 weitere Aufführungen), Künstlerischer Leiter des Festivals

40 Jahre Ensemble für Intuitive Musik

Ensemble für Intuitive Musik Weimar, 2019 in Göllingen

10 11 13 do / 23.09. / 19.30 UHR 23.09.2021 / 19.30 UHR DDR-Super-8-Filme mit Live-Musik Jugend- und Kulturzentrum „MON AMI“ Drei Filme (1986, 1990) von Gabriele Stötzer Ensemble für Intuitive Musik Weimar (EFIM) mon ami, Goetheplatz 11 DDR-SUPER-8-FILME MIT LIVE-MUSIK Drei Filme von Gabriele Stötzer: 1986: „Spitze“ 16 DO / 23.09. / 21.30 UHR 1986: „Trisal“ „Wind sei stark“ (1989/90) – DEFA-Film 1990: „Es waren zwei Königskinder“ (Die Überfahrt) Regie: Jochen Kraußer, Filmmusik: EFIM Aufführung und Gespräch mon ami, Goetheplatz 11 Live-Musik: Ensemble für Intuitive Musik Weimar (EFIM) Daniel Hoffmann, Trompete / Flügelhorn 18 fr / 24.09. / 19.30 UHR Matthias von Hintzenstern, Violoncello / Obertongesang Improvisierte Musik mit Live-Elektronik Michael von Hintzenstern, Klavier Gruppe HARM Hans Tutschku, Live-Elektronik mon ami, Goetheplatz 11 Das „Ensemble für Intuitive Musik Weimar“ (EFIM) gab sein erstes Konzert mit Werken Karlheinz Stockhausens am 13. Februar 1981 22 FR / 24.09. / 21.30 UHR in der privaten, von Gabriele Stötzer geleiteten, Erfurter „Galerie Elektroakustische Raum-Klang-Musik: im Flur“, die am 1. April 1981 von der Staatssicherheit liquidiert „Stimmen des Augenblicks“ wurde. Seit 2009 gestaltet sie mit der Gruppe gemeinsame Pro- 16-kanalige Werke von Hans Tutschku gramme, in denen jeweils neue Texte als „Wort-Klang-Perfor- mon ami, Goetheplatz 11 mance” aufgeführt werden. Unter dem Titel „Das Brennen der Worte im Mund“ sind die bisherigen Texte 2017 in Buchform er- schienen. Am 20. September 2021 hat das Team im ehemaligen 26 SA / 25.09. / 19.00 UHR Erfurter Stasi-Knast sein neustes Projekt „Heimat los“ präsentiert. Multimediale Improvisationen Gabriele Stötzer gehört zu den aktiven Wegbereiterinnen der Natascha Nikeprelevic, Obertongesang experimentellen Super-8-Film-Szene der 1980er Jahre in der Mihail Cunetchi, Akkordeon DDR. Sie versuchte konsequent, über Figuren des persönlichen Ensemble für Intuitive Musik Weimar (EFIM) Umfelds zu archaischen Bildstrukturen und damit die Gegenwart mon ami, Goetheplatz 11 erhellenden Inhalten zu gelangen. Ihre Kameraführung zeichnet sich durch eine auf den Körper gerichtete Darstellung aus. Dazu gehört auch die Einbeziehung ihres eigenen Körpers. Es gelang ihr, gegen das proletarisch einfallslose Frauenbild ihrer Zeit, aber auch gegen eine modisch konventionelle Darstellung ein eigenes Schönheitsideal zu entwickeln, voll sehnsüchtiger Tiefe, Humor und selbstbewusster Kraft.

Gabriele Stötzer und das Ensemble für Intuitive Musik

12 13 DDR-SUPER-8-FILME MIT LIVE-MUSIK Die Autorin zu ihren Filmen:

Die Überfahrt (1990) Kamera: Monique Förster

Der Film wurde 1990 an drei Orten gedreht: in Basel zu einer DDR-Ausstellung, wo Verena Kyselka (im Antennen-Kleid), die Chemnitzer Spitze (1986) Malerin Ute Schmieder (im Sack-Kleid) und Ga- briele Stötzer (im Coca-Cola-Kleid) anwesend Spitze ist ein Film, in dem Peter Krause architektonische waren. Wir fuhren über den Rhein als Ausdruck Phallus-Symbole Erfurts in waghalsigen Kletteraktionen, zwischen Ost- und Westdeutschland, über den ohne Absicherung und doppelten Boden, besteigt. Im Fokus Abgrund, die beiden Königskinder zu versöhnen. stand die Bezwingung des Steins und der Mauern durch den menschlichen Körper. Dann im Café Rapunzel im Kunsthaus Erfurt, Peter Krause, der eigentlich ein inoffizieller Mitarbeiter der wo Gabriele Göbel im roten Kleid und Gabriele Stasi war, ging es um Berichte über jeden Filmvorgang. Stötzer im blauen Kleid das Weibliche und das Er hatte mein Vertrauen und hat sich wie viele andere IM Männliche – also ebenso Gegensätzliche – erst nach der Wende dechiffriert. darstellen. Hier geht es um das über den Tisch ziehen, wie einen Abgrund, bis sich die Anti­ poden in der Symmetrie harmonisieren.

Trisal (1986) mit Monika Andräs und Verena Kyselka

Können Widder fliegen? Zur Zeit der Griechen schon. Damals sollte ein Widder zwei bedrohte Königskinder auf ihre Heimat­ insel fliegen. Zum Lohn wurde der Widder geschlachtet, sein Fell wurde zum Goldenen Und dann draußen hinter der Krämerbrücke Fließ und er selber ein Sternbild im Himmel. in Erfurt zeigt sich ein Teil der Frauengruppe Fragen nach Opferbereitschaft, Tod und in den Kostümen, in denen sie immer Mode- Wiedergeburt verknüpfen sich zu einem Objekt-Shows machten, sich selbst und eine körperlichen Spiel. Welle darstellend.

Gabriele Stötzer

14 15 23.09.2021 / 21.30 UHR Jugend- und Kulturzentrum „MON AMI“ DEFA-FILM MIT EFIM-KLÄNGEN

„Wind sei stark“ (1989/90):

Regie/Drehbuch/Konzept: Jochen Kraußer (*1943) Musik: Ensemble für Intuitive Musik Weimar (EFIM) Mitwirkender Künstler: Horst Sakulowski (Weida) Kamera: Christian Lehmann Schnitt: Angela Wendt Ton: Peter Pflughaupt Produktionsleitung: Gerhardt Erdmann Produktionsfirma:DEFA-Studio für Dokumentarfilme (Berlin) im Auftrag des Fernsehens der DDR (Berlin)

Deutsche Erstaufführung: April 1990, Oberhausen, Kurzfilmtage, in der DDR: 14.09.1990, Weimar, Haus Stadt Weimar (3. Tage Neuer Musik in Weimar) Musik für Film und Theater zu schreiben, war für viele Kompo- nisten der DDR selbstverständlich, und im Zusammenwirken von avancierten Musikern und ebenso ambitionierten Filmemachern sind cineastische Kostbarkeiten entstanden. Dazu gehört „Wind sei stark“, ein überaus poetischer Dokumentarfilm von Jochen Kraußer, der in den letzten Monaten der DDR entstand. Drei Außenseiter werden hier portraitiert, die sich allesamt am Bau von Windrädern versuchen. Diese Menschen – das sei be- hauptet – konnte es so nur in der DDR geben, skurrile Typen, den- noch voll Lebensweisheit, die sich mit Eigensinn und Kreativität dem verordneten kollektiven Verhalten entzogen. Die Musik in diesem Film spielte das Ensemble für Intuitive Musik Weimar (EFIM) an den Schauplätzen des Films „vor Ort“ ein – „eine der ganz wenigen Formationen, die sich jenseits staatlicher Förderung profilieren konnte“, heißt es in der Ankündigung einer Aufführung zum „Tag der Deutschen Einheit“ am 3. Oktober 2021 im Dresdner Kulturpalast. Ein surrealer Streifen, der damit endet, dass über die inzwischen nicht mehr existierenden Wismut-Halden bei Ronneburg ein Wind­rad fliegt, das – für die Zuschauer nicht wahrnehmbar – mit einem Stahlseil an einem sowjetischen Militärhubschrauber hängt.

Im Anschluss: Gespräch mit Regisseur Jochen Kraußer (Berlin) und den Musikern über die Idee des Films und die außergewöhnlichen Dreharbeiten im „Oktoberfrühling 1989“.

16 17 24.09.2021 / 19.30 Uhr Nils Alf – Saxophon, Bassklarinette Jugend- und Kulturzentrum „MON AMI“ Nils Alf (*1980 in Freiburg) ist seit 1984 improvisierender Musiker. In jungen Jahren spielte er Klavier, aber auch Instrumente wie IMPROVISIERTE MUSIK MIT LIVE-ELEKTRONIK Staubsaugerrohre, Zigarrenschachteln und Gummibandharfen. Schließlich entdeckte er das Saxophon und den Jazz, studierte nach einigen Lehrjahren in Berlin in Weimar Saxophon und Kla- rinette und ist seitdem in der Thüringer Szene für improvisierte Musik heimisch. Mit Tim Helbig verbindet ihn schon ein länge- Gruppe HARM: rer gemeinsamer Weg, nicht nur in der experimentellen Musik, Tim Helbig – experimentelle Instrumente, Live-Elektronik sondern nebenbei auch im Ska. Nils Alf – Saxophon, Bassklarinette Robert Rehnig – Klavier, Live-Elektronik Markus Markowski – Elektrogitarre, Live-Elektronik

Tim Helbig – experimentelle Instrumente, Live-Elektronik

Nach seinem Studium der Medienkunst 2012 an der Bauhaus Universität Weimar absolvierte Tim Helbig bis Juli 2014 das Masterstudium „Elektroakustische Komposition und Klang­ gestaltung“ bei Prof. Robin Minard an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar. Sein künstlerisches Schaffen umfasst die Konzeption und Realisation vielschichtiger Klanginstallationen, die Komposition akusmatischer Musik, Kompositionen für (selbstentwickelte) experimentelle und traditionelle Instru- men­te mit Live-Elektronik sowie experimentelle Theatermusiken (Theaterhaus Jena). Er ist außerdem aktiv als Musiker und Live-Elektroniker­ im Rahmen von Improvisationskonzerten (u. a. Ensemble SYN:KLANG, ZENKER:://HELBIG) sowie vielseitig enga- giert in Projekten und Konzerten, die zeitgenössische Komposi- tions- und Aufführungspraktiken erforschen und diskutieren. Seit 2015 lehrt er als künstlerischer Mitarbeiter am Studio für elektroakustische Musik der Hochschule für Musik Franz Liszt/ Bauhaus Universität Weimar. 2015 und 2018 erhielt er das Förder- stipendium für Musik/Komposition der Kulturstiftung Thüringen. Aktuell ist er PhD-Kandidat an der Bauhaus Universität Weimar. timhelbig.de synklang.timhelbig.de

Nils Alf

Das Ensemble SYN:KLANG führte die langjährigen Klangexperi- mente in einer vorläufigen Synthese zusammen. Außerdem spielt Nils Alf weiterhin mit Begeisterung Jazz, unter anderem mit der Band Roots Up! und nutzte die kreative Unterbrechung der letzten 18 Monate, um eine Stelle als Musiktherapeut anzutreten.

www.nilsalf.de

Tim Helbig

18 19 Robert Rehnig – Klavier, Live-Elektronik

Robert Rehnig (*1977) studierte zunächst Klavier und später elek- troakustische Komposition. Im Zentrum seiner Arbeit stehen größ- tenteils akusmatische Musiken für Theater, Tanztheater, Hörbuch und Film. In den letzten Jahren waren seine Werke zu hören in der Baumwollspinnerei Leipzig - Halle 14, Schaubühne Leipzig, dem Festspielzentrum Hellerau Dresden, dem Hamburger Kunstverein, dem Schauwerk Schaffhausen, zu den Frühjahrstagen zeitge­ nössischer Musik Weimar, im Spielraum Wien und anderswo. Er ist Mitbegründer der Theater Compagnie „erweiterte zugeständ- nisse“ (Leipzig/Wien 2008).

Das elektroakustische Hörbuch „Der heilige Pillendreher“ gewann den Deutschen Hörbuchpreis im Bereich Sachbuch. Aktuell arbeitet er als Künstlerischer Mitarbeiter am SeaM (Stu- dio für elektroakustische Musik) in Weimar. www.robert-rehnig.com

Markus Markowski

Markus Markowski – Elektrogitarre, Live-Elektronik

Markus Markowski bewegt sich in Grenzbereichen von Neuer Musik, Jazz-Avantgarde, Elektronischer Musik, Improvisierter Musik, aber auch internationaler Folklore bis zu moderner Pop- musik. Hierbei bedient sich der Multiinstrumentalist selbstpro- grammierter Software-Instrumente genauso wie gefundener Alltagsgegenstände oder der solchermaßen präparierten Gitarre. Markowski spielte schon mit Hanns-Holger Rutz, Ludger Hennig, Kirk Knuffke, Miles Okazaki, Kenny Wollesen, Cyril Bondi, D´Incise, Christian Weber u.v.m.

Aktuell setzt Markowski seine musikalischen wie performativen Konzepte oft mit dem Bremer MusikAktionsEnsemble KLANK um, gerne auch in Kooperation mit Künstlern wie Phil Minton oder Hans-Joachim Hespos. Resultierend aus einer Hörstückproduktion für den Deutschlandfunk Kultur arbeitete er beim ECLAT Festival Stuttgart 2020 mit großem Chor. Weitere aktuelle Projekte, z. B. MACH mit dem Schlagzeuger Han- nes Clauss, widerspiegeln die eher vom Jazz und der kompromiss- losen Improvisation geprägte Seite Markowskis.

www.klank.cc www.mach.click

Robert Rehnig

20 21 In meiner Vorstellung wird das Werk eine akustische Reise, 24.09.2021 / 21.30 Uhr die die vielen sehr unterschiedlichen Eindrücke kombiniert Jugend- und Kulturzentrum „MON AMI“ sowie räumlich und zeitlich unabhängige Klangszenen in einen Raum bringt. ELEKTROAKUSTISCHE RAUM-KLANG-MUSIK Die Arbeit kommuniziert deutlich mit der japanischen Kultur, wäh- rend zur gleichen Zeit meine eigenen kompositorischen Anliegen widergespiegelt werden: Polyphonie, Dichte, Raum und Erinne- rung fungieren als strukturierende und formbildende Prinzipien.

„Stimmen des Augenblicks“ FIRMAMENT SCHLAFLOS Kompositionen von Hans Tutschku Klangregie: Hans Tutschku (Boston) 16-kanalige elektroakustische Komposition Jahr: 2010 Dauer: 20.25 min Studio: Harvard University Stimme: Sarah Sun Omar Alvarez gewidmet

Ein Universum von Klängen umgibt uns, ist in uns. Es sind un- sere Träume, Ängste, Hoffnungen. Sie existieren nur in unserem Körper, unserer Vorstellung. Wir möchten sie mit anderen tei- len, aber es gibt keine Worte, keine möglichen Beschreibungen. Wir sitzen in einer warmen Nacht in einem Grasfeld – allein, die Sterne beobachtend. Niemand unterbricht unsere Ge­ danken. Niemand begrenzt unseren Raum. Wir müssen nirgendwo hineilen; wir haben Zeit, uns hinzugeben und den Klang-Kreaturen zu folgen. Es ist kein Alptraum – es ist einfach nur das Zusammenspiel Hans Tutschku unserer Vorstellungen.

REMEMBERING JAPAN – TEIL 1 ISSHO NI

16-kanalige elektroakustische Komposition 16-kanalige elektroakustische Komposition Jahr: 2016 Jahr: 2014 Dauer: 9:48 min Dauer: 31:00 min Studio: PANaroma/Unesp, Brazil Sylvie Goursaud gewidmet Flo Menezes gewidmet

Die menschliche Stimme ist als Klangmaterial elektroakustischer Dies ist der erste Teil einer abendfüllenden Komposition über Werke sowie in den meisten meiner Kammermusik- und Vokal- Japan. Im Jahr 2014 verbrachte ich drei Monate in diesem fas- kompositionen vertreten. zinierenden Land, um musikalische Rituale zu erforschen, mit Seit 2009 komponierte ich Stücke, die Volks- und Kinderlieder lokalen Musikern zu improvisieren und unzählige Klänge in sowie Gebetsgesänge verschiedener Kulturen und Religionen Tempeln, Gärten, Straßen und in der Natur aufzunehmen. verarbeiten. Diese Aufnahmen wurden verändert und derart

22 23 miteinander kombiniert, dass ihre Tonhöhen zusammen passen und Harmonie entsteht. Ausserdem komponierte ich Vokal­ passagen, die mit Sängern aufgenommen wurden und in einen Dialog mit den anderen Stimmen treten. Im Zusammenklang mit Instrumenten- und Orgelaufnahmen sowie Schlagzeug schuf ich ein utopisches Ritual, in dem all diese Ethnien ge- meinsam zelebrieren, z. B. Ailleurs-Intérieur, ein zwei-stün- diges Werk, das 2009 in Montreal als Klanginstallion präsentiert wurde; und Together, die Musik für eine Choreographie der Larissa Douglas Koch’s Dance Company Boston. Issho ni führt diese Idee nun einen Schritt weiter und bringt das intensive Klangritual in den Konzertsaal. Die Hörer werden zu Zeugen und passiven Mitstreitern, eingetaucht in eine sich langsam entwickelnde, illusorische Feier, die weltliche und reli- giöse Elemente vereint.

Hans Tutschku (*1966) komponiert instrumentale und elek- troakustische Musik. Er hat außerdem an Film-, Theater- und Tanzproduktionen mitgewirkt und viele Klanginstallationen geschaffen. 1982 trat er dem Ensemble für intuitive Musik Wei- mar (EFIM) bei und studierte später Theater und Komposition in Berlin, Dresden, Den Haag, Paris und Birmingham. Außerdem nahm er an Konzertzyklen mit Karlheinz Stockhausen teil. Im- provisation mit Live-Elektronik bildet seit fast 40 Jahren einen Hauptschwerpunkt seiner pädagogischen und künstlerischen Arbeit. Seit 2004 wirkt er als Kompositionsprofessor und Direk- tor der Elektroakustischen Studios an der Harvard Universität.

Er ist Preisträger vieler internationaler Wettbewerbe, unter anderem: Hanns-Eisler-Preis (Berlin), Bourges, CIMESP Sao Paulo, Prix Ars Electronica, Prix Noroit, Prix Musica Nova, ZKM Giga-Hertz, CIME ICEM und Klang! 2005 erhielt er den Weimarpreis der Klassikerstadt.

Neben seinen regulären Kursen an der Universität hat er in mehr als 20 Ländern internationale Workshops für Musiker und Nicht- musiker gegeben. Die Themen umfassen Aspekte des Kunstver- ständnisses, Zuhören, Kreativität, Komposition, Improvisation, Live-Elektronik und Interpretation akusmatischer Musik. www.tutschku.com Hans Tutschku

24 25 Natascha Nikeprelevic ist Vokalistin, composer-performer und 25.09.2021 / 19.00 UHR Interpretin zeitgenössischer Musik. Sie studierte sechs Jahre bei Jugend- und Kulturzentrum „MON AMI“ Michael Vetter „Intermediale Improvisation – Musik und Theater“ an der Accademia Capraia, Italien, wofür sie ein Stipendium der MULTIMEDIALE IMPROVISATIONEn Stadt Köln erhielt. Weitere acht Jahre war sie dort als Dozentin im Bereich „Experimentelle Vokalistik, Obertongesang und erweiterte Vokaltechniken“ tätig. 2019 übernahm sie die Leitung und Neugründung des Instituts. Natascha Nikeprelevic (Köln) – Nikeprelevic arbeitet mit den Medien Musik, Sprache, Gestik, Obertongesang / Composer / Performer Ritual, Textur und Grafik. Die Stilvielfalt ihres Schaffens ist in über 30 eigenen Videoarbeiten zu sehen. Zu hören ist sie unter Mihail Cunetchi (Moldawien) – Akkordeon anderem in 14 Rundfunkproduktionen des Deutschland Radio Kultur und des WDR Köln. Als Kompositionsauftrag des WDR Ensemble für Intuitive Musik Weimar (EFIM) entstand 2020 ihr neuestes Werk: „Atem. Puls“. Das Stück wird Daniel Hoffmann, Trompete / Flügelhorn im September­ 2021 auf WDR3 gesendet. Matthias von Hintzenstern, Violoncello / Obertongesang Michael von Hintzenstern, Klavier Für den Film-Trailer des von der Nationalen Autonomen Univer- Hans Tutschku, Live-Elektronik sität Mexiko geförderten Dokumentarfilms „La Libertad Fan- tasma“ komponierte Natascha den Titelsong. Der Film wird ab Herbst 2021 auf internationalen Filmfestivals zu sehen sein. Das Chorstück „RESPONS – Reaktion auf Bestimmtes“ komponierte sie ebenfalls als Auftragswerk für den WDR Rundfunkchor. Es wurde unter ihrer Leitung im Konzerthaus Dortmund uraufge- führt. Im Hörspiel „Leckermänner oder Dichten in Fahrtrichtung“, (Ginka Steinwachs, DeutschlandRadioKultur) war Nikeprelevic gleichermassen als Sprecherin und Komponistin engagiert. Im Schlosstheater Moers kam ihr Musiktheater „Nach Strich und Faden“ für Stimme und Kontrabass (Achim Tang) auf die Bühne. Nikeprelevic führte Regie und übernahm auch den Vokal-Part.

Als „Artist in Residence“ an der Universität der Künste Taipei hielt sie Seminare mit jeweils 60 Studierenden. Als Resultat entstand eine DVD zur Didaktik und Methodik im Fachgebiet Oberton- gesang. Das Good Magazine (USA) kürte sie 2016 zur „premier overtone singer in the world“. Das Buch: „Hardcore, Punk, and other Junk: Aggressive Sounds in Contemporary Music“ zerti- fiziert sie – gemeinsam mit Henri Chopin, Bob Cobbing, David Moss, Gil Joseph Wolman, Luciano Berio – als Künstlerin, die herausragende Beiträge zur Erkundung der Möglichkeiten der menschlichen Stimme erbracht hat

Gemeinsam mit Michael Vetter war Nikeprelevic weltweit konzertant tätig. Es entstanden im „Duo Transverbal“ 16 CD- und sechs Hörspielproduktionen. Sie realisierten 2008 in der Tonhalle Zürich als weltweit erstes Duo die Uraufführung von

POLE FÜR 2 für Stimmen und KW-Radios von Karlheinz Stock-

Natascha Nikeprelevic hausen. Ebenso brachte das Duo FÜR 3 von Karlheinz Stockhausen gemeinsam mit F. X. Randomiz zur Uraufführung. Beide Werke erschienen 2013 bzw. 2014 als CD 103 und CD 104 im Stockhausen-Verlag. 2011 realisierten Natascha Nike- prelevic, Michael Vetter und das Ensemble für Intuitive Weimar

26 27 Mihail Cunetchi (24) wurde in der Republik Moldau geboren. Er stammt aus einer Familie von Volksmusikern und begann seine musikalische Ausbildung im Alter von 10 Jahren mit dem Ak- kordeon. In Moldawien nahm er an zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerbe mit Erfolg teil. Dies eröffnete ihm die Möglichkeit, im Ausland zu studieren.

Seit 2018 gehört er an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar zur Klasse von Prof. Claudia Buder. Er hat ver- schiedene Meisterkurse und Workshops besucht und spielte bei den 31. Tagen Neuer Musik in Weimar im „Intuitiv Music Orchestra“ (IMO) des Trompeters Markus Stockhausen (Köln). Seit 2018 ist er Stipendiat bei „Yehudi Menuhin Live Music Now“ in Weimar. 2020/2021 wird seine weitere Ausbildung mit (EFIM) bei den Stockhausen-Konzerten und -Kursen in Kürten einem Deutschland Stipendium gefördert. seine intuitive Komposition UNBEGRENZt (aus dem Zyklus , 1968). 2012 wurde in gleicher Besetzung zu den 25. Tagen Neuer Musik in Weimar Michael Vetters Komposi- tion „SOLA FIDE (2012) – Martin Luthers Beitrag zu einer neuen Metaebene musikalischen Meditierens und Kommunizierens“ im Rahmen der Reformationsdekade uraufgeführt.

In Weimar begann Michael Vetter mit der Niederschrift seiner KONZEPTE SPIRITUELLER MUSIK (2012/2013), zu deren Wid- mungsträgern Natascha Nikeprelevic und EFIM gehören. Die Sammlung umfasst 16 Texte. In der Formation FU ACUNE mit F. X. Randomiz arbeitet Natascha Nikeprelevic seit jüngster Zeit an der Schwelle von Neuer Musik zum Pop.

Für den Kinofilm: „Ausgerechnet Sibirien“ (Joachim Krol, Katja Riemann) komponierte Nikeprelevic den Titelsong „Verzaube- rung“. Vor ihrem Studium war sie in mehreren Rollen als Schau- spielerin bzw. Tänzerin engagiert. Sie debütierte am Orangerie Theater Köln in der Doppelrolle Pausanias/Panthea in Hölderlins „Tod des Empedokles“. Als Tänzerin (Luzikamel) wirkte sie in der Stockhausen-Oper MITTWOCH aus mit. Das Werk wurde 1998 mit dem SWR Rundfunkchor unter Leitung von Rupert Huber auf der Biennale in München aufgeführt. Maß- geblich für ihre künstlerische Entwicklung war zudem ihre ein- jährige Hospitanz am Tanztheater Pina Bausch.

Natascha Nikeprelevic lehrt an Universitäten in Europa, Kanada und Asien. Masterclasses und Lehraufträge führten sie u. a. an die Mihail Cunetchi Universität Ottawa, Universität der Künste Taipei, Conservatorio Valencia, HMDK Stuttgart, Mozarteum Salzburg, Humboldt- Universität Berlin, Musikhochschule Leipzig, Konservatorium Luzern und Musikhochschule Palermo. EFIM: siehe Seite 4 www.natascha-nikeprelevic.de

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33. Tage Neuer Musik in Weimar – 23.–25.09.2021 ///////////////////////////

Kartenverkauf: Tourist Information Weimar, Markt 10, Tel. 03643 - 745 745 oder immer jeweils 30 Minuten vor Konzertbeginn /// Kartenpreise: 9 Euro (VVK: 8 Euro), ermäßigt: 7 Euro (VVK 6 Euro) ///////// www.hintzenstern.eu