evolutionNr.6 März 2002 friedlich, mitmenschlich, gerecht, nachhaltig, selbstbestimmt

Euro 2,- sFr 3,-

Wirtschaftsphilosophie Maßwirtschaft der Lebensfülle 6

Freiwirtschaftstheorie Kann Geld arbeiten? 8

Wirtschaftstheorie Wachstum, Wachstum über alles! 18

Auf der Suche nach einer Alternative Globalisierung und gerechte Weltwirtschaft Zur Kritik ungeregelter Finanzmärkte 3 Utopie-Wettbewerb: Freiwirtschaft per UNO-Beschluss 16 EditorialEditorial

Eine andere Welt ist machbar ? Inhalt

Attac, die Bewegung, von der Menschen in Deutschland jeden Weltfinanzsystem dieser Slogan stammt, geht wohl Tag etwa 650 Millionen Euro ih- 3 Zur Kritik unregulierter Finanzmärkte - davon aus, dass das auf jeden res Arbeitsertrages. Sie werden von bis ATTAC Fall eine bessere Welt sein wird. als Zinsen den Geldkapitalbesit- Wirtschaftsphilosophie Das muß es aber nicht zwangs- zern gutgeschrieben. 6 Maßwirtschaft der Lebensfülle - läufig sein, Ein Geld das altert und damit Lichtzeichen einer neuen Ökonomie wenn wir gleich den Waren laufend um- nicht sehr gesetzt werden muss, würde Freiwirtschaftstheorie aufpassen. dem ein Ende setzen. Weitere 8 Kann Geld arbeiten? Wie soll sie Reformen müssten der Entmach- Aus den Regionalgruppen denn ausse- tung des Kapitals zwar folgen, INWO Schweiz hen diese an- aber eine Gesellschaft, die das 10 13 INWO Österreich dere Welt? durchgesetzt hat, kann schon INWO Deutschland Unsere Lese- nicht mehr als kapitalistisch be- 14 2 rinnen und zeichnet werden. Wirtschaftstheorie Leser haben sich darüber Ge- Noch fehlt uns eine richtige Be- 16 Wachstum, Wachstum über alles! danken gemacht. Wir stellten Ih- zeichnung für dieses nachkapi- nen in der letzten Nummer die talistische, soziale Wirtschafts- Utopie-Wettbewerb Freiwirtschaft per UNO-Beschluss ersten Ergebnisse unseres Utopie- system. 18 wettbewerbes vor und weitere Vielleicht sollten wir einen Wett- Umweltskandal mit deutscher Beteiligung werden folgen. Es handelt sich bewerb ausschreiben? 20 Im Namen des Öls durchweg um Visionen einer besseren Welt. Jedenfalls Tobin Traditionelles Menschenbild widerlegt Tax und Austrocknen der Steu- Wera Wendnagel 21 Lustvolles Bestrafen von bösen Egoisten eroasen scheinen ihnen für eine Rubriken bessere Welt nicht ausreichend. LeserInnenbriefe Wir sehen darin aber kleine 19 22 Buchbesprechung Schritte in die richtige Richtung. 23 Termine und Impressum Wer eine bessere als die gegen- wärtige kapitalistische Welt will, Zu guter Letzt muß einen Weg aufzeigen, wie 24 Am Gelde hängt´s, zum Gelde drängt´s wir dahin gelangen können. Das ist ein Anliegen dieser Zeitung. Wir wollen das vom Zinsdruck befreite Geld, das allen ein aus- reichendes Einkommen durch Erwerbsarbeit ermöglicht. Dabei müssten alle weniger arbeiten, d. h. die vorhandenen Arbeits- plätze würden für alle reichen. Heute verlieren die arbeitenden

Die "r-evolution" ist ein Gemeinschaftsprojekt der sind eingeladen, sich an dem Projekt zu beteiligen. drei Mitgliedsorganisationen der Internationalen Die "r-evolution" ersetzt das traditionsreiche Vereinigung für Natürliche Wirtschaftsordnung Schweizer Blatt "evolution" sowie den deutschen (INWO) in Deutschland, Österreich und der "INWO-Rundbrief" als Mitgliederzeitschriften. Ein Schweiz. Die INWO setzt sich für ein gerechtes "evolutionärer", sprich allmählicher, friedlicher Geldsystem ohne Zinsdruck, Inflation, Deflation Wandel des wirtschaftlichen und sozialen Systems und Schuldenkrise ein. Für ein Bodenrecht, das al- fängt mit einer "Revolution" im Herzen und im len einen Anteil an der Nutzung sichert und Spe- Geiste der Menschen an – mit einer bewussten Titelfoto: kulationsgewinne einiger weniger verhindert. Ver- Entscheidung für eine gerechtere, freiheitlichere Wir danken der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde eine und Gruppen mit vergleichbarer Zielsetzung und nachhaltigere Zukunft aktiv zu werden. NASA für die Bereitstellung des Titelfotos im Internet.

evolution • Nr.6 März 2002 WeltfinanzsystemSuche nach Alternativen

Zur Kritik unregulierter Finanzmärkte - von ATTAC bis Rudolf Steiner Kritik an den Auswüchsen des Finanzsystems gibt es nicht erst seit der Entstehung der internationalen Organisation ATTAC. Der Autor zeigt, dass schon Rudolf Steiner in geradezu prophetischer Weise die Gefahren der kapitalistischen Finanzmärkte und ihre Ursachen erkannt hat.

Die Gefahren, die von den Weltfinanzmärkten ausge- würde Sand ins Getriebe geworfen, ohne dass das Ge- hen, werden von Tag zu Tag deutlicher spürbar. Das triebe seine Funktionsfähigkeit verlöre. Eine Devisen- zeigt nicht nur die Bankenkrise in Japan. Der Ruf nach umsatzsteuer sei daher ökonomisch sinnvoll und insbe- Reformen wird daher immer lauter. Dies offenbart sich sondere entwicklungspolitisch wünschenswert. Es sei nicht zuletzt in dem Zuspruch, den beispielsweise AT- allerdings nicht Anspruch der Tobin-Steuer, massive TAC, eine 1999 in Frankreich gegründete Organisation spekulative Attacken und alle Arten von Finanzkrisen zu erfährt. ATTAC bedeutet "Association pour une Taxation verhindern. Die Tobin-Steuer sei nur ein Instrument in des Transactions financières pour l'Aide aux Citoyens", einem Set unterschiedlicher Instrumente zur Regulie- auf deutsch etwa "Vereinigung für eine Besteuerung von rung der Finanzmärkte (4). Frank Bohner, Jahr- gang 1961, von Beruf Finanztransaktionen zugunsten der Bürger". Inzwischen Die technische Umsetzung einer Tobin-Steuer sei Lehrer und langjäh- haben sich in 26 Ländern viele Menschen und Organi- dank der zunehmenden Computerisierung und Forma- riger ehrenamtlicher 3 sationen aus der Umwelt- und Eine-Welt-Bewegung, lisierung internationaler Zahlungsverkehrssysteme ein- Mitarbeiter des kirchliche Kräfte und Gewerkschaften zu Attac zu- fach. Die Erhebung könne national oder international INWO-Rundbriefs sammengeschlossen (1) - die Mitgliederzahlen steigen erfolgen. Das in Dollar ausgedrückte Steueraufkommen rasant an. aus einer Devisenumsatzsteuer läge nach WAHL und Ziel von Attac ist eine "demokratische Kontrolle und WALDOW mindestens im zweistelligen Milliardenbe- Regulierung" der Finanzmärkte. Die Wirtschaft solle reich. Die Gelder sollen international für "Projekte den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Das ist nachhaltiger Entwicklung" verwendet werden. ohne Zweifel eine wichtige und berechtigte Forderung. In Fachkreisen und den Medien wurde und wird das (2) Für und Wider einer Devisenumsatzsteuer zum Teil hef- Der Therapievorschlag beinhaltet gleich ein ganzes tig diskutiert. Im Rahmen dieses Aufsatzes soll das Au- Bündel von Maßnahmen. Reguliert werden sollen die genmerk auf folgende Fragestellung gelenkt werden: Finanzmärkte unter anderem durch Einführung einer sind die diskutierten Vorschläge geeignet, den erkrank- Steuer auf internationale Finanztransaktionen ("Tobin- ten sozialen Organismus grundlegend zu therapieren? Steuer"), die stärkere Besteuerung von Kapital und Ver- Bekanntlich greifen Therapiemaßnahmen in der Re- mögen und die Unterbindung von Steuerflucht. Die von gel dann am besten, wenn ihnen eine gründliche Unter- der Bundesregierung vorangetriebene Privatisierung suchung der Krankheitsursachen vorausging. Dies be- und Kapitalmarktdeckung der sozialen Sicherung (Ren- deutet, dass ein durchgreifender therapeutischer Erfolg te, Gesundheit) werden abgelehnt. Unterstützt wird die sich nur dann einstellen kann, wenn die wichtigsten Forderung nach einem Schuldenerlass für die soge- Ursachen erkannt und dann mit den richtigen Metho- nannten Entwicklungsländer. den behandelt werden. Vergisst man eine wesentliche Nach Auffassung von ATTAC und verwandten Organi- Ursache, wird die Therapie mit hoher Wahrscheinlich- sationen, z. B. WEED (3), können starke kurzfristige keit fehlschlagen. Wechselkursschwankungen Krisen hervorrufen oder Die zunehmende Instabilität der Finanzmärkte hat verstärken und auch den Aufbau von "spekulativen Bla- nun ohne Zweifel mehrere Ursachen. Einen erheb- sen" begünstigen. Vor allem sogenannte Entwicklungs- lichen Anteil daran aber haben die explosionsartig ge- länder seien mit ihrer besonderen Verwundbarkeit ge- wachsenen Geldvermögen. So haben beispielsweise in fährdet. Aber auch ohne krisenhafte Entwicklung bilde- der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum von ten starke Wechselkursschwankungen ein ungünstiges 1950 bis 2000 die Geldvermögen etwa 4,5-mal rascher Umfeld für Außenhandel und Schuldendienst der "Ent- zugenommen als die Wirtschaftsleistung. (5) wicklungsländer". Die kurzfristigen Kapitalbewegungen Das tumorhafte Wachstum der Geldvermögen hängt müssten daher reduziert werden. Eine Devisenumsatz- mit dem Zinseszinsprinzip zusammen. "Insgesamt ent- steuer erfülle diese Funktion, indem sie kurzfristige An- sprachen Zinsen und Dividenden 1992 rund vier Fünf- lagen, die auf geringe Kursdifferenzen spekulierten, un- teln des zur gleichen Zeit neu gebildeten privaten Geld- rentabel mache. Damit würden die Menge und das vermögens; im Durchschnitt der fünfziger Jahre hatte Tempo der kurzfristigen Transaktionen reduziert, ohne diese Relation erst ein Sechstel betragen." Soweit wört- dass Handelsgeschäfte, langfristige Kredite und Realin- lich die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht vestitionen abgeschreckt würden (Filterfunktion). Es

evolution • Nr.6 März 2002 WeltfinanzsystemSuche nach Alternativen

vom Oktober 1993. Sie spricht vornehm von der Anders ausgedrückt: der Zins setzt die Wirtschaft un- "Selbstalimentation" der Geldvermögen "durch steigen- ter einen permanenten Wachstumszwang, was auf Dau- de Erträge". Etwas deutlicher drückt sich da schon Ru- er unsere natürlichen Lebensgrundlagen zerstört (9). dolf Steiner in seinem Vortrag vom 30.11.1918 aus: "Es Der Zusammenhang zwischen Geldvermögensbildung gibt heute etwas höchst Unnatürliches in der sozialen und wachsender Verschuldung wurde von Helmut Ordnung, das besteht darin, dass das Geld sich ver- Creutz als "monetärer Teufelskreis" bezeichnet (10). mehrt, wenn man es bloß hat. Man legt es auf eine Treffender wäre laut Bernd Senf der Ausdruck "mone- Bank und bekommt Zinsen. Das ist das Unnatürlichste, täre Teufelsspirale", denn im Laufe der Zeit beschleu- was es geben kann. Es ist eigentlich ein bloßer Unsinn. nigt sich das Wachstum der Geldvermögen und Schul- Man tut gar nichts; man legt sein Geld, das man viel- den derart, dass es schließlich irgendwann jeden Rah- leicht auch nicht erarbeitet, sondern ererbt hat, auf die men sprengt, auch den einer ganzen Volkswirtschaft Bank und bekommt Zinsen dafür. Das ist ein völliger oder Gesellschaft. Unsinn." (6) Das Sozialprodukt kann also unmöglich mit dem Ähnlich lautet ein Ausspruch Steiners vom 26.5.1919: Wachstum Schritt halten, das durch die derart rasant 4 "Schon Aristoteles hat gesagt, das Kapital sollte keine gewachsenen Geldvermögen und Schulden eingefordert Jungen bekommen, aber es bekommt nicht nur Junge, wird. Das aber bedeutet, dass die Wirtschaft einen im- sondern die Jungen wachsen heran, bis sie groß sind; mer größer werdenden Teil der Geldvermögen nicht man kann die Anzahl der Jahre angeben, bis das Kapital binden kann. Deshalb driften immer mehr Gelder in sich verdoppelt, wenn es nur sich selbst überlassen ist." die spekulative Sphäre ab. Damit wird das Geld, das einstmals eingeführt wurde, um den Tausch zu erleich- tern, zu einem Spekulationsmittel, das herrscht und die Stabilität der Weltwirtschaft bedroht, anstatt den Men- schen zu dienen. Aus dem explosionsartigen, geradezu tumorhaften Wachstum der Geldvermögen resultieren also verschie- dene Probleme: ein verheerender Zwang zur Auswei- tung der Verschuldung mit zum Teil geradezu dramati- schen Konsequenzen für viele überschuldete Privatper- sonen, Unternehmen und Staaten, besonders auch der in der sogenannten 3. Welt, ein Wachstumszwang mit ökologisch fatalen Folgen und eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, um nur einige Punkte zu nen- nen. Die genannten Problementwicklungen könnten aber entscheidend abgeschwächt werden durch eine Verlangsamung des Wachstums der Geldvermögens bzw. deren Schrumpfung. Das Wort —Kapitalik So kommt auch Rudolf Steiner im Vortrag vom 24 .6. leitet sich von einer (7) In den "Kernpunkten" heißt es gar: "Wenn der sozi- 1919 zum Schluss, dass sich Geld abnützen solle: "Wie Nutztierherde ab, die ale Organismus sich so weiter entwickelt, wie er es bis- die anderen Dinge stinkend werden, so auch das Geld. sich ohne menschli- her getan hat, dann entstehen Schäden der Kultur, die ches Zutun vermehrt; So trägt das Kapital keine Zinsen, aber es muss die Rudolf Steiner für diesen Organismus dasselbe sind, was Krebsbildun- Möglichkeit geschaffen werden, dass das, was früher weist jedoch auf Aris- gen im menschlichen natürlichen Organismus sind." gearbeitet wurde, in einer künftigen Leistung enthalten toteles hin, der gesagt (8) hat, —das Kapital ist." (11). Weiter heißt es: "Es gibt keinen Zins vom sollte keine Jungen Wenn auf der einen Seite die Summe der Geldvermö- Zins. Den kann es nicht geben, ferner auch nicht ein bekommeni_. gen - wie gesagt überwiegend durch Zinserträge und beliebiges Arbeitenlassen des Kapitals. Das Geld wird nicht etwa durch Arbeit - anwächst, so findet dies un- stinkig. Es geht ebenso wie andere Dinge, wie Fleisch vermeidlich sein Gegenstück in einer entsprechenden und dergleichen, verloren. " (12) Verschuldung an anderer Stelle der Volkswirtschaft Im Rahmen des Nationalökonomischen Seminars (z.B. bei den Unternehmen), verbunden mit dem (13), und zwar in der sechsten Seminarbesprechung Druck, einen für die Verzinsung ausreichenden Über- vom 5. August 1922 verwendet Steiner das Bild von der schuss zu erwirtschaften. Das zinsbedingte Wachstum Alterung des Geldes: "Daraus folgt unmittelbar, dass das der Geldvermögen fordert und erzwingt also ein ent- Geld alt werden muss. Es handelt sich lediglich darum, sprechendes Wachstum des Sozialprodukts. auf welche Weise man das technisch ausführen kann."

evolution • Nr.6 März 2002 Helfen Sie mit, zukunftsfähige Reformbewegungen zu vernetzen! "Neue Chancen für Reformbewegungen", so hieß eine dreiteilige Serie Vor dem Hintergrund dieser kurzen Analyse liegt der in den Ausgaben 2-4, die die Notwendigkeit der Vernetzung und des Schluss nahe, dass die von Attac und befreundeten Or- gegenseitigen Kennenlernens zukunftsfähiger Reformbewegungen be- ganisationen vorgeschlagenen Maßnahmen zu kurz gründete. Der Verein "Netzwerk Reform e. V." sucht jetzt Helfer, die mit greifen: eine Hauptursache der Problementwicklungen, dieser Vernetzung beginnen. Bitte suchen Sie im Internet oder anders- die Überentwicklung der Geldvermögen, wird nicht an- wo nach geeigneten NGO-Organisationen, notieren Sie deren Internet- gegangen. Statt dessen werden Maßnahmen vorgeschla- Adresse und schicken Sie diese möglichst mit Begründung per E-Mail gen, die erst dann greifen, wenn das Kind schon (fast?) an [email protected]. Wir stellen diese Organisationen und in den Brunnen gefallen ist. Man müsste sehr viel frü- Gruppierungen dann in unser Internet-Reform-Portal www.reform-por- her einsetzen und dafür sorgen, dass es gar nicht erst tal.de.Vorher bitten wir Sie, sich in diesem Reform-Portal über unsere zur explosionsartigen Vermehrung der Geldvermögen - Ziele und Zukunftsperspektiven zu informieren. Dort gibt es auch ein und damit auch der Schulden - kommt. Dazu bedarf es Diskussionsforum, das auf kritische und konstruktive Beiträge wartet. dringend der Diskussion über die Frage, wie man sich denn nun eine Alterung des Geldes vorzustellen habe. Rudolf Steiner schrieb dazu beispielsweise in seinen Aber hören wir zum Schluss noch einmal Rudolf Stei- "Kernpunkten": "Und damit Geld ... nicht ... von Inha- ner (18): "Während unser gegenwärtiges Wirtschaftsle- 5 bern zurückbehalten werde, kann Umprägung oder ben darauf sieht, dass das Kapital sich in einer gewis- Neudruck von Zeit zu Zeit stattfinden. Aus solchen Ver- sen Zeit verdoppelt, würde ein gesundes Wirtschaftsle- hältnissen wird sich allerdings auch ergeben, dass der ben es dahin bringen, dass das bloße Geldkapital in Zinsbezug von einem Kapitale im Laufe der Zeit sich derselben Zeit verschwinden würde, nicht mehr da sein immer verringere. Das Geld wird sich abnützen, wie würde. Es ist heute noch etwas Horribles, wenn man sich Waren abnützen. Doch wird eine solche vom Staate den Leuten sagt, nach fünfzehn Jahren sollen sie nicht zu treffende Maßnahme gerecht sein. das Doppelte haben, sondern nach einer angemessenen wird es nicht geben können." (14). Diese Variante der Zeit soll das, was Geldkapital ist, nicht mehr da sein, Geldalterung ist sehr einprägsam beschrieben bei Mar- weil dasjenige, was in diesem Kapital steckt, an der Ab- grit Kennedy (15) und Helmut Creutz (16). Weitere nützung teilnehmen muss. Gewiss kann dabei auch Auffassungen über die Durchführung der Geldalterung manches, was im Sparen liegt oder dergleichen, Rük- sind in dem leider vergriffenen Buch "Wesen und Funk- ksicht genommen werden. So stehen wir heute nicht tion des Geldes" (17) dargestellt. Leider ist es in der vor kleinen Abrechnungen, sondern vor großen Ab- anthroposophischen Welt bis heute nicht gelungen, Ei- rechnungen. Und wir müssen den Mut haben, zu diesen nigkeit über das Wie einer Geldalterung herbeizufüh- großen Abrechnungen uns zu bekennen. Sonst wird die ren. Diese Tatsache sollte jedoch eine Fortsetzung und soziale Ordnung, oder besser gesagt, die soziale Unord- Intensivierung des Diskussions- und Klärungsprozesses nung, das soziale Chaos, über uns hereinbrechen." eher fördern als hemmen. Dem ist nichts hinzuzufügen.

(1) Faltblatt Attac Deutschland. Bezug: Attac-Deutschland, Artilleriestr. 6, 27283 (9) Bernd Senf: Die blinden Flecken der Ökonomie. Wirtschaftstheorien in der Krise. Verden/Aller dtv Verlag, München, 2001 Internet: www.attac-netzwerk.de (10) siehe auch www.geldreform.net (2) siehe Fußnote (1) (11) Rudolf Steiner: Betriebsräte und Sozialisierung.Diskussionsabende mit den Ar- (3) WEED, Bertha-von-Suttner-Platz 13, 53111 Bonn. Internet: www.weedbonn.org beiterausschüssen der großen Betriebe Stuttgart (GA 331), 1. Aufl. 1989, S. 189 (4) Peter Wahl, Peter Waldow: Devisenumsatzsteuer, ein Konzept mit Zukunft. Mög- (12) siehe Fußnote 11, S. 190 lichkeiten und Grenzen der Stabilisierung der Finanzmärkte durch eine Tobin-Steu- (13) Rudolf Steiner: Nationalökonomisches Seminar. Sechs Besprechungen mit den er. Herausgeber: WEED e.V., Adresse siehe Fußnote (3) Teilnehmern am Nationalökonomischen Kurs in Dornach vom 31. Juli bis 5. August (5) Helmut Creutz: Das Geld-Syndrom. Wege zu einer krisenfreien Wirtschaftsord- 1922 (GA 341), 2. Aufl. 1973, S. 77f nung. Econ Ullstein List Verlag, München, 2001, S. 296 (14) Rudolf Steiner: Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkei- (6) Rudolf Steiner: Die soziale Grundforderung unserer Zeit. In geänderter Zeitlage. ten der Gegenwart und Zukunft (GA 23), Taschenbuchausgabe 1991, S. 132f Zwölf Vorträge, gehalten in Dornach und Bern vom 29. November bis 21. Dezem- (15) Margrit Kennedy: Geld ohne Zinsen und Inflation. Ein Tauschmittel, das jedem ber 1918 (GA 186), 2. Aufl. 1979, S. 50f dient. Goldmann Verlag München 1993. Siehe auch Internet: www.geldreform.de (7) Rudolf Steiner: Gedankenfreiheit und soziale Kräfte. Die sozialen Forderungen (16) Helmut Creutz: Das Geld-Syndrom. Wege zu einer krisenfreien Wirtschaftsord- der Gegenwart und ihre praktische Verwirklichung. Sechs Vorträge mit einem nung. Econ Ullstein List Verlag, München, 2001 Schlußwort, gehalten zwischen dem 26. Mai und 30. Dezember 1919 in Ulm, (17) Sozialwissenschaftliches Forum Bd. 3 (Hrsg. Stefan Leber): Wesen und Funk- und Stuttgart (GA 333), 1. Aufl. 1971, S. 24. tion des Geldes. Zahlen, Leihen und Schenken im volkswirtschaftlichen Prozess. (8) Rudolf Steiner: Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkei- Verlag Freies Geistesleben Stuttgart, 1989 ten der Gegenwart und Zukunft (GA 23), 6. Aufl. 1976, S. 145 (18) siehe Fußnote 7, S. 24

evolution • Nr.6 März 2002 WirtschaftsphilosophieNeue geistige Werte sind gefragt

Masswirtschaft der Lebensfülle - Lichtzeichen einer neuen Ökonomie Im ersten Teil einer Serie hinterfragt der Autor die geistigen Grundlagen der herrschenden Ökönomie. Nicht Selbstsucht, Konkurrenz und Gier sollten das wirtschaftliche Handeln bestimmen, sondern Kreativität, zwischenmenschliche Beziehungen und Liebe.

Zurückzufinden zum Maß eines erfüllten Lebens, dar- serer Wirtschaft und Gesellschaft gestellt haben, die in liegt die große Herausforderung an der Schwelle des dem diametral widersprechen, was uns der Begründer neuen Jahrtausends. Nur wenn wir unser heutiges ma- unserer Religion seinerzeit gelehrt hat. Wir sammeln terialistisches Denken transformieren und wieder Werte die Schätze nur noch dort, wo sie Motte und Rost – ins Zentrum unseres Denkens und Handels stellen, die und neuerdings auch die Börsenkurse – zerfressen. Wir der Gemeinschaft und dem Leben dienen, werden wir haben unser ganzes Trachten und Tun fast ausschliess- als Einzelne und als Menschheit eine nachhaltige Zu- lich auf die materielle Bedürfnisbefriedigung ausgerich- kunft haben. tet und uns damit ein System geschaffen, das zwingend Die Attentate vom 11. September haben nicht nur die darauf angewiesen ist, dass wir immer noch mehr kon- Dr. oec. Hans-Peter Stu- Türme des World Trade Centers zum Einsturz gebracht, sumieren und nie genug haben – weil es sonst nämlich der gehört der Schwei- sondern auch die blinde Fortschrittseuphorie der west- zusammenbrechen würde. Wir haben den Stärkeren in 6 zer Redaktion von r- lichen Welt. Selbst in den Hochburgen der globalisier- sein Recht gesetzt und die Schwächeren ihrem eigenen evolution an. Er hat an der Universität St. Gal- ten Wachstumswirtschaft sind viele nachdenklich ge- Schicksal überlassen – bei uns und vor allem in der len Wirtschaftswissen- worden und beginnen, wieder nach dem Sinn zu fragen Dritten und Vierten Welt. Zudem haben wir die Natur schaften studiert und – nach dem Sinn ihres eigenen Tuns und nach dem als unsere Mitwelt und Lebensgrundlage zur beliebig ist seit zwölf Jahren als Wohin einer Entwicklung, welche die Menschheit vor ausbeutbaren Ressource gemacht, zum blossen Materi- selbständiger Mitwelt- und Gesundheitsöko- laufenden Fernsehkameras an nie für möglich gehalte- al, das erst durch die wirtschaftliche "Veredelung" nom tätig. ne Abgründe geführt hat. überhaupt einen Wert erhält.

Gier und Eigennutz als Basis unserer Vom Haben zum Sein und zum Sinn Gesellschaft? Am Beginn des dritten Jahrtausends nach Christus Jeder soll möglichst ungehindert seinen eigenen Nut- stehen wir jetzt vor der grossen Herausforderung, diese zen verfolgen können, dann kommt das allen zugute. So grundlegenden Fehler vorerst überhaupt zu erkennen lautet das Credo der freien Marktwirtschaft seit mehr und einzusehen und anschliessend unsere Wirtschaft als 200 Jahren. Es ist längst schon zum nicht mehr und Gesellschaft auf eine neue, zukunftsfähige Basis zu hinterfragten Dogma geworden, das mit der Deregulie- stellen. So ungewohnt das heute klingen mag, auch un- rung und Globalisierung neue Urstände feiert. Vor rund seren wirtschaftlichen Tätigkeiten sollten wir für die 70 Jahren hat der berühmteste Ökonom des vergange- Zukunft jene Werte zugrunde legen, die dem Leben die- nen Jahrhunderts, John Maynard Keynes, die menschli- nen: das Miteinander, das Mass, die Bescheidenheit, die che Selbstsucht eine der abstoßendsten Eigenschaften Rücksichtnahme, die Gerechtigkeit, die Liebe und die genannt und es als widerliche Krankheit bezeichnet, Freude am eigenen Tätigsein. dass wir sie als Antriebskraft für die wirtschaftliche Ent- Mit anderen Worten, wir dürfen unser Wirtschaften wicklung in den Rang einer der höchsten Tugenden er- nicht mehr länger auf Trieben wie Eigennutz, Neid, hoben haben. Allerdings war er der Meinung, wir Konkurrenz, Hass und Gier aufbauen – mit der zwangs- müssten uns und allen anderen noch mindestens weite- läufigen Folge, dass sie in und um uns immer grösseren re hundert Jahre vorspiegeln, dass schön hässlich und Raum einnehmen. Vielmehr sind wir herausgefordert, jene Werte ins Zentrum auch unseres wirtschaftlichen Han- "Je mehr wir lernen, zwischen unseren tatsächlichen Bedürfnissen delns stellen, die von allen und unseren Begierden zu unterscheiden, desto freier, unabhängiger Hochreligionen seit jeher als und reicher werden wir." die positiven und Gott zuge- wandten bezeichnet werden – mit dem Ziel, wieder in Har- hässlich schön sei, "denn hässlich ist nützlich und monie mit uns selbst und mit der übrigen Schöpfung zu schön unnütz. Geiz, Wucher und Misstrauen müssen kommen und zu leben. noch für eine kleine Weile unsere Götter sein." Dieser Entwicklungsprozess beginnt bei jeder und je- Es scheint mir heute an der Zeit, nicht nochmals dem Einzelnen von uns. Der Schlüssel dazu liegt in der dreissig Jahre zuzuwarten, um das zu ändern. Wir soll- alten Volksweisheit: "Reich ist, wer viel hat. Reicher ist, ten uns eingestehen, dass ausgerechnet wir im sich wer wenig braucht. Am reichsten ist, wer viel gibt." Je christlich nennenden Abendland Werte ins Zentrum un- mehr wir lernen, zwischen unseren tatsächlichen Be-

evolution • Nr.6 März 2002 dürfnissen und unseren Begierden zu unterscheiden, desto freier, unabhängiger und reicher werden wir. Die Begierden haben ihren Ursprung im Haben und im noch mehr haben Wollen, und sie werden von der Wer- bung und dem Besitz der anderen ständig geweckt und genährt. Unsere Bedürfnisse jedoch sind im Sein be- gründet und übersteigen die materiellen Grundlagen unserer Existenz. Sie führen zur Frage nach dem Sinn unseres Lebens. Warum lebe ich überhaupt hier auf dieser Welt? Was will ich in diesem Leben erfahren und bewirken, für was und für wen will ich mich einsetzen? 7 Sich für das einsetzen, was einem Die Grenzen des Turbokapitalismus wichtig ist Fakten und Perspektiven für eine neue Ökonomie Wer sich diese Grundsatzfragen stellt, der erkennt leicht, dass dieser Sinn nicht im Ausleben des eigenen In diesem 227 Seiten starken Buch verdeutlicht Hans-Pe- Egoismus und der eigenen Geltungssucht liegen kann. ter Studer – auch in Interviews mit namhaften Persönlich- Wir werden den Sinn und damit das Glück in unserem keiten – die Strukturen und Zwänge, denen unser heuti- ges Wirtschaften unterliegt, und zeigt neue Zukunftsper- Leben weit eher finden, wenn wir bewusst nach Wegen d suchen, wie wir Dinge, die uns wichtig erscheinen, spektiven auf. Es kann zu SFr. 22.50 oder 14.80 zuzüg- nicht gegen, sondern mit und für andere gestalten kön- lich Versandspesen direkt beim Autor (Hans-Peter Studer, nen. Nicht das finanzielle Profitstreben, sondern die Rickstrasse 31, CH-9037 Speicherschwendi, Tel. 071 344 Kreativität, die zwischenmenschliche Beziehung und die 38 37, Fax 071 / 344 38 40, E-mail [email protected]) be- Liebe werden dabei im Zentrum stehen – die Liebe zu zogen werden. uns selbst, zu unseren Mitmenschen und zu unserer Mitschöpfung. "Das klingt wohl wunderschön", mögen Sie vielleicht einwenden, "aber es ist doch in unserer egoistischen gung grundlegender Lebensbedürfnisse. Gerade der Konkurrenzwelt höchstens im Rahmen eines ehrenamt- Markt ist eigentlich ein optimaler Ort der Begegnung, lichen Engagements möglich." Stimmt das wirklich? Es des Dienens, des Miteinanders und des Übens von Ge- gibt doch heute schon viele Menschen, die sich im Rah- rechtigkeit. Lediglich die falschen Motive und Ziele un- men einer bezahlten Tätigkeit für etwas engagieren, das seres wirtschaftlichen Handelns haben ihn zu einem ihnen wichtig ist und ihrem Leben Sinn und Befriedi- Abgrund des Übervorteilens, der Machtausübung und gung gibt. Vielleicht verdienen sie damit weniger als an- der Gier verkommen lassen. Es steht uns frei, dies zu dere, aber sie haben wahrscheinlich auch gelernt, we- verändern – als einzelne und als Organisationen, in de- niger zur brauchen und viel zu geben. Sie sind damit nen wir uns zusammenfinden. reicher als die, die nur viel haben. Je mehr die Zahl der "Gerade der Markt ist eigentlich ein optimaler Ort der Begegnung, Menschen wächst, die den des Dienens, des Mitein-anders und des Übens von Gerechtigkeit." Mut gefunden haben, über den Schatten ihrer Begier- den und Emotionen zu springen und ihre Bedürfnisse In der nächsten r-evolution wird Hans-Peter Stu- eines sinnerfüllten Lebens ins Zentrum ihres Denkens der aufzeigen, dass ein Bewusstseinswandel für sich und Handelns zu stellen, desto rascher wird sich auch allein nicht genügt, um von der heutigen Machtwirt- die heutige Wirtschaft wandeln – von der Konkurrenz schaft zu einer Maßwirtschaft der Lebensfülle zu ge- zur Kooperation, vom Wachstumszwang zu einer Ent- langen. Hierzu müssen wir auch die Mechanismen wicklung mit Mass, vom Gigantismus zur Überschau- und Spielregeln hinterfragen und verändern, die un- barkeit und vom Selbstzweck zum Mittel der Befriedi- serem Wirtschaften zugrunde liegen.

evolution • Nr.6 März 2002 Derin der Zinsanalyse Kapitallohn

Kann Geld doch arbeiten?

In einer dreiteiligen Reihe macht sich Johannes Heinrich auf die Suche nach den ideologischen Grundlagen von Zinsnahme. In diesem 1. Teil weist er auf die Bedeutung der kapitalistischen Grundvorstellung vom "ar- beitenden Geld" hin. Nicht die Hortung von Bargeld stelle das Zentralproblem dar, sondern der "Gewinnan- teil" im Zins, den der Kapitalgeber als Entlohnung für die "Mitarbeit" des Geldes verlange

"Geld arbeitet nicht, sondern Menschen" - unter die- dass umgekehrt die Zurückhaltung, die "Hortung" des sem Titel stand das letzte Treffen der INWO Deutsch- Geldes mit Durchhalte- oder Lager- oder Umlaufgebüh- land in Bad Boll vom 14. bis 16. Sept. 2001. Alle Geld- ren belegt wird. Diese Maßnahme stellt nicht allein ei- reformer verneinen wie selbstverständlich die Frage, ob nen alternativen Umlaufmechanismus dar, sie ist darü- Geld etwa arbeiten könne. Arbeitsloses Einkommen aus ber hinaus sozialethisch gerechtfertigt durch die Tatsa- Kapital- und Boden-Zinsen gilt ja geradezu als der Inbe- che, dass Geld eine öffentliche Einrichtung ist, ein vom griff dessen, wogegen sie sich wenden. Die Freiwirt- Gesetzgeber eingeführtes Medium des Tausches (wie schaftler Gesellscher Prägung betrachten die Frage, ob der Wertaufbewahrung). Dem öffentlichen Charakter Johannes Heinrichs, Geld arbeiten kann, allerdings als bloß rhetorische, po- dieses "Verkehrsmittels" widerspricht in der Tat eine Professor für Sozialö- puläre Hinführung zur Zinsproblematik, nicht als ernste folgenlose private "Hortung". 8 kologie in Berlin, zahl- Fragestellung. Nur einer, Eberhard Knöller, greift die reiche Veröffentlichun- Nicht dass ein Verkehrsmittel nicht auch parken dürf- gen auch über freiwirt- populäre Sichtweise indirekt auf, indem er von einem te. Doch sein Parken im öffentlichen Raum ist gebüh- schaftliche Themen, Erfolgs- oder Wachstumsanteil im Zins spricht und die- renpflichtig, mehr als wir es vom Auto heute nur allzu INWO-Mitglied sen Anteil als ethisch gerechtfertigt verteidigt, ja sogar gut kennen. Denn Geld kann, als öffentlich-gesetzliches als Silvio Gesells Lehre herausstellt. Wie ist dieser ver- Zahlungsmittel, im Unterschied zum Auto ausschließ- wirrende, widersprüchliche Befund zu erklären? 1 lich öffentlich parken, weil es heute nichts mehr als ein öffentlich-gesetzlicher Rechtsanspruch auf wirtschaftli- Ist Ursache des Zinses allein die che Leistungen ist. Für Geld gibt es keine Privatgarage, materiale Überlegenheit des Geldes höchstens für naturale Wertaufbewahrungsformen wie Gold. Betonte Gesell doch vehement, vor allem gegen Marx Das von Hause aus öffentliche Verkehrsmittel Geld und die "Marxisten" gewandt, dass Zins ausschließlich soll - nach Gesell - ohne Gebühr oder Wertverlust nur aus der materialen Überlegenheit des Geldes über die verwahrt werden können, indem es in den Wirtschafts- Waren, aus einer Art von "Prellerei" des Besitzers von kreislauf gegeben wird: durch öffentliches Sparen oder unverderblichem Geld, hervorgehe und nichts mit dem direktes Anlegen bei einem Darlehnsnehmer. Der Arbeitsverhältnis, mit dem Dualismus von Arbeitnehmer Unternehmer ist der geborene Wertbewahrer des ange- und Arbeitgeber sowie der Erpressung von "Mehrwert" legten Geldes. Mit Geld arbeiten heißt dann, dessen aus der Arbeit des Lohnabhängigen von Seiten des Wertbewahrung besorgen.3 Mindestens die Entschädi- Unternehmers bzw. des hinter ihm stehenden Geldkapi- gung für den Liquiditätsverzicht ist eben durch diese talisten zu tun habe, wie Marx das sah. Marx hatte als Werterhaltung bereits gewährleistet. selbstverständliche Voraussetzung, als einen der großen Vorteile des Geldes, bereits die Unverderblichkeit des Geldes gegenüber den meisten Waren thematisiert.2 Anlegen und Spekulieren ist nicht Allerdings kam es ihm nicht in den Sinn, aus diesem "Horten“ selbstverständlichen Vorteil des Geldes allein so weitrei- Das nicht zur öffentlichen Verfügung gestellte Geld chende Folgerungen zu ziehen wie Gesell. Was Gesell wird gerade nicht in diesem Sinn gespart, sondern "Urzins" nennt, folgt unmittelbar aus der Zurückhalt- wertmindernd aufbewahrt oder "gehortet" – sowohl barkeit des Geldes. Aus dieser folgt ebenso das, was J. nach Gesells Vorstellung wie faktisch unter heutigen, M. Keynes später die "Liquiditätsgebühr" genannt hat: leicht inflationären Verhältnissen, unter denen liegenge- die Gebühr, die der Geldinhaber erheben kann, weil er lassenes Bar- und Giralgeld zumindest ein paar Prozent auf die jederzeitige Verfügbarkeit über sein Geld ver- von seinem Wert einbüßt. zichtet, indem er es Unternehmern oder privaten Kon- Aus dieser Tatsache hat Joseph Huber in seinem sumenten - im Re-gelfall indirekt über eine Bank - zur großangelegten Werk "Vollgeld" geradezu bissig gefol- Verfügung stellt. gert, die Gesellsche Forderung nach einem "Schwund- geld" - ein eher polemischer als originär freiwirtschaft- Gesells Ablehnung von Urzins licher Ausdruck, der eher an Schwindsucht als an Ge- Gesells wesentlicher Grundgedanke, ja seine große sells Werterhaltungsabsichten erinnert! - sei doch heute und originelle Grundintuition, ist es, diesen Liquidi- allgemein erfüllt.4 Dieses eigentlich zirkuläre Argument tätsverzicht für den Leiher gebührenfrei zu halten und (Inflation als Umlaufgebühr) zur Zurückweisung von dadurch den in seinen Auswirkungen bekannter-maßen Gesells Intentionen enthält einen Wahrheitskern, und verhängnisvollen Zins zum Großteil auszu-schalten, zwar genau den, um den es mir hier geht: Nicht die Zu-

evolution • Nr.6 März 2002 rückhaltung ("Hortung") von Geld stellt nämlich heute gang mit dem "Mam- das Zentralproblem dar, sondern vielmehr die Verzin- mon" an, während das sung von angelegtem, "arbeitendem", direkt oder indi- Arbeitenlassen des Gel- rekt (über Banken) in Unternehmen investiertem Geld, des zum Zwecke seiner eine positive Verzinsung, die trotz Inflation über die Selbstvermehrung erst bloße Werterhaltung weit hinausgeht. das typisch Kapitalisti- sche ist. Ein epochal "Arbeitenlassen" des Geldes als ka- wichtiger und auch für pitalistische Grundvorstellung die Gegenwartsanalyse gar nicht zu überschät- Dieses Hinausgehen über die Werterhaltung - selbst zender, von vielen Frei- bei unfreiwilligen, aber faktisch heute vorhandenen, in- wirtschaftlern aber nicht flationsbedingten Lagerungsgebühren für bloß zurük- wichtig genommener kgehaltenes Geld - zeigt deutlich, dass die bloße Liqui- Unterschied, weil man an ditätsverzichtsprämie nicht der Hauptbestandteil des der Hortbarkeit aufgrund Zinses sein kann. Oder müsste die heutige Inflationsra- der materialen Überle- te höher sein, damit dies deutlicher wird? genheit des Geldes orien- Das Foto zeigt das 9 Heute besteht die allgemeine, kapitalistische Grund- tiert bleibt, während heute täglich Billionen um den größte deutsche Geld- vorstellung nicht in einer Totalzurückhaltung bis zum Globus kreisen, die schon angelegt sind und eine wo- institut, die Deutsche günstigen Moment (sogenannter Jokervorteil des Gel- möglich noch rentablere Anlage suchen. Die materiale Bank in Frankfurt. des), allenfalls in einem Wechsel des Renditeobjektes Banken sorgen für die Überlegenheit des Geldes hat zwar elektronische Gestalt die Steuerung des öf- in Sekundenschnelle. Wesentlich ist, dass das angelegte angenommen, doch sie ist nur Voraussetzung für die fentlichen Verkehrs- Geld erstens überhaupt und zweitens womöglich an der Suche nach "Arbeit" und Kapitallohn. mittels Geld, das nicht optimalen Stelle "mitarbeitet" und dadurch seinen ma- Beide Vorstellungen, Verzicht auf Liquidität wie An- privat gehortet wer- ximalen "Lohn" verdient. Dieser Gewinnanteil im Kre- spruch auf Kapitallohn, sind "ideologische" Grundlagen den sollte, sondern in ditzins, wie ich ihn nennen werde, ist um soviel wichti- von Zinsnahme. Die eine ist so wenig "natürlich" wie Form von Krediten ger, wie die Summe der "angelegten" oder nach neuer wieder in den Wirt- die andere. Wohl ist die "Urzins"-Rechtfertigungsideolo- schaftskreislauf ge- Anlage suchenden Gelder die Summe des gehorteten gie elementarer, weil allein aufgrund der materialen bracht werden muss, Bargeldes übersteigt. Es handelt sich zweifellos um Beschaffenheit des Geldes anfänglich durchsetzbar. Sie damit es zu keinen ganz andere Größenordnungen. Eine genauere quanti- ist als Voraussetzung auch in der heute leitenden Ideo- Wirtschaftskrisen tative Bestimmung tut hier nicht viel zur Sache. logie vom mitarbeitenden, Lohn verdienenden Geld ent- kommt Nicht dass das Horten heute gar keine Rolle mehr halten wie der Affe im Menschen. (Der Sachverhalt ei- spielte 5, aber es gehört als Grundproblem für sich al- ner reflexiven Stufung, bei der das Elementarere im Hö- lein eher dem traditionellen, vorkapitalistischen Um- heren enthalten ist.)

Anmerkungen 4 Joseph Huber, Vollgeld. Beschäftigung, Grundsicherung und weniger Staats- 1 Ich bedanke mich bei Helmut Creutz (Aachen), Josef Hüwe (Berlin) und quote durch eine modernisierte Geldordnung, Berlin 1998. "Die Gesellianer wol- Eberhard Knöller (Bern) für eine intensive schriftliche Diskussion über Zinsanteile. len inflationären Geldschwund nicht als real existierenden Geldschwund aner- Es wurde nur teilweise Übereinstimmung erreicht. Doch irgendwann muss ein kennen" (399). Ich habe dazu in meinen Vorlesungen über das Buch bemerkt: Autor sich der Öffentlichkeit stellen bzw. diese zu Hilfe rufen. Die Diskussion ist Ähnlich könnte man die Verdrängung des Todes in unserer Gesellschaft "widerle- damit sicher nicht abgeschnitten. gen" mit der Zahl er unterlaufenen Verkehrsopfer. Wie überhaupt Hubers Anhang 2 Ich verzichte an dieser Stelle auf genaue Quellenangaben. Diese findet der zu Gesell (381-400) nicht dem sonstigen hohen Niveau seines Buches entspricht. näher interessierte Leser in Kapitel 11 meines Buches "Sprung aus dem Teufels- Dennoch ist das Argument im Zusammenhang der Zinsanalyse ernsthaft: Durch kreis", Wien: Vita Nuova 1997. Das Kapitel lautet: "Silvio Gesell und Karl Marx. die Inflation haben wir faktisch eine Umlaufgebühr wider Willen. Diese wird frei- Ein historisch verpasstes Bündnis". Es geht hier darum, das dort Entwickelte von lich wieder wirkungslos gemacht durch einen Zinsanteil Inflationsausgleich, "mit der Betrachtung der Zinsanteile her zu ergänzen. Eine dort schon versuchte dem sich die Geldbesitzer von Dritten den Realbestand ihrer Vermögen absichern Unterscheidung von vier Ursachen des Zinses beinhaltet unter anderem, dass die lassen, die selbst oft keine Möglichkeit haben, ihre eigene inflationsbedingte Überlegenheit des Geldes über die Waren die "Materialursache" darstellt, die Mehrbelastung auszugleichen" (Helmut Creutz, Brief vom 8.9.2001). Warum soll Ausbeutung der Arbeit jedoch die "Wirkursache". Dort wurden jedoch noch kei- aber eine Umlauf- oder Lagerungsgebühr im Sinne Gesells nicht ebenso von den ne Anteile im Zins unterschieden, die den Ursachen entsprechen dürften. Mächtigen abgewälzt werden können – solange die Vorstellung des arbeitenden 3 Vgl. Fritz Andres, Zur Zukunft der Unternehmensverfassung. Wirkungen ver- Geldes akzeptiert wird? besserter gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen, in: Fragen der Freiheit , 5 Vgl. dazu Josef Hüwe, "Wer hortet denn heute noch Geld? Zur Frage einer Heft 250 (1999), 27: "Da Wertaufbewahrung gesamtgesellschaftlich nur durch stärkeren Euro-Inflationierung", in: CGW-Rundbrief Sept. 2001. Investitionen möglich ist, besteht im Investieren der Dienst, den die Unternehmer für die Sparer leisten." Derzeit wird jedoch keineswegs nur der Dienst der Wer- Nicht dass das Horten heute gar keine Rolle mehr spielte, aber es gehört als taufbewahrung, sondern einer weit darüber hinaus gehenden Wertvermehrung Grundproblem für sich allein eher dem traditionellen, vorkapitalistischen Um- gesparten/angelegten Geldes dem Unternehmer und seinen Mitarbeitern abver- gang mit dem "Mammon" an, während das Arbeitenlassen des Geldes zum langt. Zwecke seiner Selbstvermehrung erst das typisch Kapitalistische ist.

evolution • Nr.6 März 2002 Eine monatelange Zitterpartie endete positivmie

Das Oltner Bündnis in DAVOS am 02.02.2002 Auf- und Durchatmen. Medienmitteilung des Oltner Bündnis: "An seiner Sitzung vom 29. Januar hat der Chronologie der Ereignisse: Mitte Januar finden wir Kleine Landrat der Landschaft Davos (Exekutive) be- endlich einen Raum. Die niederländische Asthmaklinik schlossen, dem Oltner Bündnis die von Davos-Tou- in Davos vermietet uns ihren Saal für ein Gespräch mit rismus verwaltete Aula der Alpinen Mittelschule zur Ver- der Bevölkerung. Wir planen ein Podium: kurze Vor- fügung zu stellen....Das Gespräch wird von der Publizis- SCHWEIZ stellung aller anwesenden Gruppen aus dem Oltner tin und Radio DRS-Autorin Dr. Regula Renschler mode- Bündnis, anschließend Diskussion. Zur Zeit wird "nur" riert." noch der/die ModeratorIn gesucht. Aber es sollte noch- Zu dem Treffen in der Aula fanden sich ungefähr 100 mals anders kommen! Personen ein, viele Sympathisanten aus dem Oltner Es entsteht innert kürzester Zeit ein origineller Flyer, Bündnis, Mitglieder der INWO Schweiz, aber auch der welcher auf den 2.2.02 zu Diskussion und anschließen- Polizeichef von Davos und lokale PolitikerInnen. Positiv dem Fest einlädt. Dieser wird mit der Post in alle Haus- erlebt wurde, dass nach der Vorstellung der Podium- halte in der Landschaft Davos verteilt. Am gleichen Tag steilnehmer und unserer Anliegen während 90 Minuten erhält die Verwaltung der Asthmaklinik in Davos von eine angeregte Diskussion mit dem Publikum stattfand. der Klinikbesitzerin in Holland die Anweisung, der Ver- Marco Lustenberger schreibt am Schluss seiner Stich- trag mit dem Oltner Bündnis sei zu annullieren. Irgend- worte aus Davos: "Wir sind uns näher gekommen. DA- 10 wer aus dem Oltner Bündnis titelt in einem Anflug von VOS 2003 wird zeigen wie nahe." Galgenhumor: "Der Dialog hat Asthma". Donnerstag, 31. Januar. Der Durchbruch. Grosses Sabine Bruppacher

Wandergeselle ohne Ruhe und Rast- Spendenbarometer Zum Tode von Hermann Möckli Am 11.Januar hat in Erlenbach am Zürichsee eine statt- liche Zahl von Angehörigen, Freundinnen und Freunden INWO-CH PC-Konto: 30-1771-2 Bern von Hermann Möckli Abschied genommen. Er war kurz vor seinem 92. Geburtstag den Altersgebresten erlegen. Spendenmeldung per 23.01.02 An einem kalten, grauen Wintertag streuten die Trauern- Stand alt 19.12.01: Fr. 21'963.-- den mit Andacht Blumen auf die Urne mit Hermis Asche. Stand per 31.12.01: Fr. 24'333.-- (Jahresabschluss) Hermann Möckli – 1910 in schwierigen ländlichen Ver- Stand neu per 23.01.02: Fr. 5'226.33 hältnissen aufgewachsen – absolvierte in Winterthur eine Eisendreher-Lehre bei Sulzer. Schon in jugendlichen Jahren schloss sich der aufgeweckte Bursche als begei- Spenden Fr. 5.-- bis Fr. 49.-- sterter und begnadeter Sänger der Wander- und Sänger- 27 bewegung um Hans Roelli an. Ihr blieb er ein Leben lang treu verbunden. Spenden Fr. 50.-- bis Fr. 100.-- Die zweite Leidenschaft Hermi Möcklis galt den Ideen K.R. Bremgarten, H.K. Gümligen, F.R. St. Gallen, H.D. der Freiwirtschaft. In den Krisenjahren war er als Ar- Kyburg, H.M. Grenchen, N.M. Bern, P.H. Muttenz, A.G. beitsloser auf die Ideen Silvio Gesells gestossen und Thayngen, A.L. Zürich, P.F. Basel, H.K. Steffisburg, hatte sogleich Feuer gefangen. Fortan beschäftigten ihn L.P. Scharans, A.P. Scharans, E.G. Känerkinden, E.K. Recht und Gerechtigkeit zeitlebens. Zwar war er nie offi- zielles Mitglied in den freiwirtschaftlichen Organisatio- Möriken, A.H. Brügg, U.S. Möri-gen. HJ.W. Arbon, J.M. nen, doch kaum eine Veranstaltung der Freiwirtschaft- Ipsach, H.A. Schönried, C.R. Winterthur, lichen Bewegung, der Liberalsozialistischen Partei und L.M. Bottmigen, L.B. Wald, K.M. Schaffhausen, D.S. der INWO, an der Hermi Möckli nicht mit kritischem Amriswil, M.W. Wiesendangen, J.S. Herisau, F.G. Bivio, Geist dabei gewesen wäre. Doch auf enthusiastische Aufbruchphasen folgten depressive, in denen ihn sein A.H. Oberwichtrach, H.R. Zürich, H.M. Orpund Misstrauen und sein tiefer Pessimismus übermannten. Ein "Hiobsschicksal" meinte beim Abschied die Pfarre- Spenden Fr. 101.-- bis Fr. 200.-- rin. H.R. Winterthur, H.B. Basel, E.B. Feuerthalen, H.S. Zü- Hermi Möcklis eigentliches Lebenswerk, das über seinen rich, H.N. Steffisburg, E.G. Zü-rich, H.B. Winterthur, Tod hinaus Bestand hat, ist die Annamaria-und-Karl-Kra- J.V. Luzern, P.J. Dielsdorf mer-Stiftung in Zürich, benannt nach einem Geschwis- terpaar, das im Testament einen Teil eines Neubaus auf Spenden Fr. 201.-- bis Fr. 500.-- seinem Grundstück für die Nutzung von idealistischen W.M. Nürensdorf, L.W. Beringen, A.T. Schiers Gruppierungen bestimmt hatte. Mit den Baurechtszins- einnahmen aus der Liegenschaft unterstützt die Stiftung Spenden Fr. 1000.-- Werke im Sozial- und Bildungsbereich. H.H. Bern Heinz Girschweiler

evolution • Nr.6 März 2002 Vergelt’s Gott! oder: von Gott, Gold und Geld aus sprachlicher Sicht

"Vergelt’s Gott!" statt "Dankä vielmol!" sa- einer Rechtsbindung), aber nicht Gold, das So weit so gut. Noch etwas anderes mag gen Appenzeller und meinen damit: Gott - wegen seiner unverwüstlichen Farbe - mit ebenfalls erstaunen: 1999 empfahlen soll dir dies, nämlich deine gute Tat, vergel- gelb verwandt ist. Dies mag erstaunen, denn Bundesrat und Parlament die Gesamtrevi- ten, dich dafür belohnen, dich segnen, sei Gold und Geld werden gern in einem Atem- sion der Bundesverfassung als lediglich red- es im irdischen Diesseits oder im ewigen zug genannt, war doch auch Gold ein Zah- aktionelle Überarbeitung, ohne in der Bot- Leben. Dieser appenzellische Dank beweist lungsmittel, als die Zwanzigfrankenmünze schaft an die Stimmberechtigten auch nur eine christlich-eingottgläubige Überzeu- namens Goldvreneli noch - wenn auch nur mit einem Satz zu erwähnen, dass damit der gung, die ihrerseits allerdings auf vorchrist- sehr langsam - umlief. längst veraltete Zopf namens Goldbindung lich-vielgottgläubigen Wurzeln beruht, wie Im 20. Jahrhundert hatte das Goldvreneli abgeschafft würde. Unterblieb ein solcher das Herkunftswörterbuch zeigt. den gleichen Wert wie die Zwanzigfranken- Hinweis vielleicht, weil die Wortführer sich Das neuhochdeutsche Wort Geld lautete note, - so lange die Geldscheine mit Gold schämten oder weil Wesen und Unwesen nämlich mittel- und althochdeutsch gelt und gedeckt, das heisst ans Gold gebunden und von Geld und Gold eines der letzten Tabus hatte die Bedeutung von Entgelt, Vergeltung, so jederzeit in Gold umtauschbar waren. in unserer aufgeklärten Gesellschaft darstel- Ersatz, Vergütung. Und gelt gehört zum Verb Seit 1973 gibt es diese Bindung glücklicher- len? gelten, dessen althochdeutscher Vorgänger weise nicht mehr. Der Goldpreis wurde fle- Sei dem, wie ihm wolle. Volk und Stände geltan die Bedeutung von entrichten, erstat- xibel wie die Wechselkurse. Das Goldvreneli stimmten zu und machten damit den Weg ten, entschädigen, opfern hatte. gewann an Sammelwert. Und der Franken frei für die überfälligen Goldverkäufe der Der germanische Opferdienst erforderte ist seither "nur" noch durch die Volkswirt- Nationalbank. Wie der Verkaufserlös der- 11 Abgaben, um die strafenden Götter gnädig schaft gedeckt. einst verwendet werden soll, wird die Zu- zu stimmen, um menschliche Verfehlungen Die Golddeckung des Frankens ver- kunft zeigen. Und die Moral von der Ge- auszugleichen ("Vergib uns unsere schwand offiziell allerdings erst im Jahr schicht? Geld hat man, aber man bespricht Schuld!") oder um bevorstehende Taten er- 2000 aus der Bundesverfassung. Das heißt: es nicht. Oder weiß jemand, um nur ein folgreich vollbringen zu können. Zu diesem Zwischen der praktischen und der theoreti- harmloses Beispiel zu nennen, wer und aus Zweck besonders dienlich war die Opferung schen Lösung unseres Geldes vom Goldwert welchem Grund dieser Unbekannte veran- der ersten Erntefrucht oder der ersten Tier- vergingen ganze 27 Jahre, ohne dass auch lasst hat, dass die übernationalen Euro- geburt. Als gelt galt (= war gültig) aber nur eine einzige Person mit politischem Ge- Münzen auf der einen Seite national unter- auch die Entrichtung des entsprechenden wicht den illegalen Zustand kritisierte hätte. schiedlich geprägt sind? Wertes in Silber. Die Geldgabe zwecks Kom- Das erinnert stark an Hans Christian Ander- Dass trotz der Stabilitätsvorschriften in pensation im Sinne von Schadenersatz oder sens Märchen von des Kaisers neuen Klei- Euroland und trotz der inzwischen weltwei- Schmerzensgeld oder Heilungspreis machte dern, worin sich kein Erwachsener, sondern ten Lösung des Geldes vom Gold der "Tanz den Kultort zur Münzbank, den Opferstock nur ein kleines Mädchen getraut, die Wahr- um das goldene Kalb", nämlich die Zins- zur Sparkasse, den Tempel zur Schatzkam- heit auszusprechen. Immerhin, die ehemali- wirtschaft, noch keineswegs überwunden mer, den Priester zum Sachwalter. ge (von Freiwirtschaftlern jahrzehntelang ist, zeigt auch dem monetären Analphabeten Zum Wortfeld vonNeujahrswünsche Geld gehören auch getadelte) Goldbindungvon Adolf darf heute alsPaster ent- in leicht verständlicher Sprache die folgen- Gülte für Grundzins und Gilde für Zunft- larvter Märchen- oder Aberglaube bezeich- de Internet-Adresse: www.geldreform.de recht (ursprünglich ein Opfergelage nach net werden. Hans-Jörg Willi

Kurzvorstellung der neuen Redaktion

Sabine Bruppacher das zu tun, was mir Freude macht. Eben, z. B. beiden Bücher "Ge- geb.1937, einst di- die Mitarbeit bei der r-evolution und die Zu- sundheit in der Kri- plomiert in Sozial- sammenarbeit mit dem Redaktionsteam! se. Fakten und Vi- pädagogik, später sionen" (Verlag in Heilpädagogik, Dr. oec. Hans-Peter Studer hat an der Univer- AAMI, 2. Auflage noch später in sität St. Gallen Wirtschaftswissenschaften stu- 1996) und "Die Supervision. Aber diert und ist seit zwölf Jahren als selbständiger Grenzen des Turbo- das ist heute zum Mitwelt- und Gesundheitsökonom tätig. Er ar- kapitalismus. Fak- Glück alles nicht beitet teilzeitlich als Redaktor der Zeitschrift ten und Perspekti- mehr wichtig. Zwar "bisch zwäg" der VGS, Volksgesundheit ven für eine neue ist meine AHV wegen Auslandaufenthalten in Schweiz und gibt Vorträge und Seminare im Ökonomie" (fischer media, 2000). Er unterstützt USA, Kanada und Mexico gekürzt, aber sie er- Hinblick auf eine Neuorientierung im westlichen die Schweizer Redaktorin Sabine Bruppacher möglicht es mir immerhin, mich furchtlos vor Gesundheitswesen und Wirtschaftssystem. mit einem kleinen Teilzeitpensum. Sanktionen äussern zu können und nur noch Hans-Peter Studer ist unter anderem Autor der

evolution • Nr.6 März 2002 Ein Projekt der INWO Schweiz Volkswirtschaftliche Lehrhefte für Schulen, Fachhochschulen und Erwachenenbildung

Das nachfolgend skizzierte provisorische Konzept soll wachsenden Unterschiede, die Armen werden ärmer von den am Projekt Interressierten, vor allem von den und die Reichen reicher. Mitwirkenden, korrigiert, zerzaust, verbessert, auf den Die Ursachen dafür; der "Kapitaldienst", die Arbeitslo- Kopf gestellt werden. sigkeit. Warum Wachstum allein die Probleme nicht löst, Mögl. (Unter- oder Alternativ-) Titel: wie die total liberalisierten Märkte die Menschen über- SCHWEIZ Eine Einführung in die Volkswirtschaft, mit der Darstel- fahren, insbesondere in den Entwicklungsländern, mit lung einer krisen-freien und menschlicheren Wirt- konkreten Beispielen. Die Ursachen von Konjunktur- schaftsstruktur. schwankungen (sie sind keine Naturereignisse !) Oder ? ...... (wir bitten um bessere Vorschläge). Teil 3: Eine einfache Geldreform. "Rasches Geld", das Zielsetzungen: man nicht gerne behält, weil die liquiden Mittel durch a) Reduktion des ökonomischen Analphabetismus durch eine Benützungsgebühr belastet sind (+ evtl. andere didaktisch gestaltete Einführung in die Volkswirtschafts- Ände-rungen). Die Folgen sind weitreichend: Tiefe bis lehre (Stufe: etwa ab 8. bis 9. Schuljahr) sehr tiefe Zinsen ohne Deflation - bessere Steuerung b) Leicht verständliche Einführung in die Überwindung der Geldwertstabilität - die Mitarbeiter werden zu Betei- des "Turbokapitalismus" unter Beachtung sozialethi- ligten – Vollbeschäftigung in natürlicher Weise – von 12 scher Aspekte, z.B. durch einfache Änderungen des Seite des Kapitals kein Wachstumsdruck mehr, also nur Geldwesens, vernünftige Kanalisierung von zerstöreri- nachhaltiges Wachstum, um vernünftige Bedürfnisse zu schen "Märkten", wie die Finanzmärkte, der Boden- befriedigen... markt, u.a. Zusammenhänge mit der Ökologie bewusst Teil 4: Notwendige Begleitmassnahmen. Der durch machen. Abgaben bedrängten Liquidität muss man die Fluchtwege Zum Stil: Mög- in die andern arbeitsfreien Kapitaleinkommen verstop- lichst auch Ge- fen: a) in den spekulativen Kauf von Grund und Boden; schichten und b) in noch expansivere Spekulations-luftblasen der Fi- Beispiele, mit Gra- nanz- und Rohstoffmärkte. phiken, Bildern, Teil 5: Ergänzungen zur Ökologie. Eine Wirtschaft im Karikaturen, Co- Gleichgewicht findet auch leichter zu einer ökologi- mics, in didak- schen Nachhaltigkeit. Eine rasche Ablösung der fossilen tisch kluger Form Brennstoffe erfordert grosse Anstrengungen. Umwelt- und klarem Auf- schutz ist ein Problem der Weltgemeinschaft bau. ------Das "Produkt": Lehrhefte mit je Verwendung der entstehenden Unterlagen, ge- INWO in der Schule? zwei Teilen, näm- mäss obigen Zielsetzungen: Für den Unterricht an lich a) Der Textteil (mit Glossar der Begriffe, + einge- • Für den Unterricht an Schulen, Fachhochschulen, Schulen und in der Er- streute Übungen, Spiele, Rätsel, Denk-sportaufgaben Volkshochschulen und anderen Erwachsenenbil- wachsenenbildungen dungsveranstaltungen, Kursen, Seminaren, Lehrer- sind die „volkswirt- zum Thema, Literaturhinweisen, usw.) schaftlichen Lehrhef- b) Der Graphikteil mit Folienvorlagen, durch präzise und Politiker-Fortbildung, usw. te“ der INWO- Nummerierung mit dem Textteil verzahnt • Zum Selbststudium (beim Stil der Texte zu beachten) Schweiz gedacht. Provisorisches Inhaltsverzeichnis: Vorläufige Projektgruppe: Hans-Jörg Willi, Peter Werner, Teil 1: Kurze Einführung in die Volkswirtschaftslehre. Walter Meier-Solfrian, Marco Lustenberger , Präsident Die Waren- und Geldströme. Geld, das Blut der Wirt- INWO CH. schaft. Rollen und Aufgaben der Zentralbank und der Geschäfts-banken. Geldumlauf: Menge und Geschwindig- Es werden dringend weitere MitarbeiterInnen keit; Inflation und Deflation, je Ursachen und Folgen. (Spezialisten, Lektoren, Zeichner, Gestalter und Wie gelangt Geld in Umlauf? Geldmengensteuerung. Sponsoren) gesucht. Volkseinkommen, (Brutto-/Netto-) Sozialprodukt, Wohl- Und: Wer kennt einen geeigneten Verlag ? stand und Wohlfahrt. Die Finanzmärkte, ihr ursprüng- Wir sind dankbar für jeden Hinweis, Titelvorschlag, licher Sinn, Nutzen und Fehlentwicklungen Tipp, Ratschlag, gute Idee, allenfalls vorhandene Texte, Die Ziele der Wirtschaftspolitik (das goldene 5-Eck, usw. oder so - und die Realität). Walter Meier-Solfrian, e-mail: Teil 2: Die dramatische Situation. Die explodierenden [email protected] Schulden und Vermögen, in den Industrieländern, in Schwellen- und Entwicklungsländern. Die großen und

evolution • Nr.6 März 2002 Auf wessen Seite steht der Österreichische Gewerkschaftsbund wirklich?

Die Gewerkschaftsbank BAWAG will sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern Der folgende Leserbrief von IMWO-Mitglied Ernst Dorfner ist in der österreichi- schen Gewerkschaftszeitung "Kompetenz", Ausgabe 10/2001, fast zur Gänze ab- gedruckt worden. Der leicht gekürzte Verweis auf Dorfners Text, den Vollgeldvor- schlag von Joseph Huber betreffend, ist auch für die Leser der r-evolution gedacht. Da stellt sich der Gewerkschaftsbund, allen voran ÖGB-Sekretär Sepp Wall-Strasser verlangt in den OÖN

Hans Sallmutter, mit an die Spitze der Anti-Globalisie- ( www.oon.at vom 02.08.01) die Wiedereinführung ÖSTERREICH rungbewegung, spricht sich in starken Worten gegen die keynesianischer Wirtschaftspolitik, wobei "die Zentral- neoliberale Wirtschaftspolitik und gegen die Dominanz banken sich nicht nur an der Geldwertstabilität, son- der Ökonomie über die Politik aus, unterstützen die dern auch an Wirtschaftswachstum und Beschäftigung Protagonisten des ÖGB verbal die Forderungen der Pro- orientieren müssen”. Das lange Zeit gehandhabte deficit testbewegung in Genua – und setzt dieser ÖGB offen- spending hat aber letztlich zu einer recht ansehnlichen sichtlich gerade jetzt Handlungen, die diesen entgegen- Umverteilung von Unten nach Oben geführt ( 100 Mrd. stehen. So wollen nach einem Bericht in "Die Presse” Schilling pro Jahr müssen alleine aus dem Bundesbud- 13 get an Zinsen bezahlt werden) und seinerzeit schon (www.diepresse.at vom 03.08.01) die Aktionäre der Bruno Kreisky auf die Idee einer Notenbankfinanzierung Österr. Nationalbank, allen voran die Bank für Arbeit des staatlichen Defizits gebracht. Damit müsse der Staat und Wirtschaft im Mehrheitseigentum des ÖGB stehend zwar auch Zinsen für die Notenbankkredite zahlen, be- – ehedem "Arbeiterbank” benannt – wie auch der Ge- käme diese aber über die Abführung des Notenbankge- werkschaftsbund neben Wirtschaftskammer, sonstigen winnes faktisch allein an den Fiskus wieder erstattet. Interessenvertretungen, Banken und Versicherungen, In- Sollte der ÖGB nicht vielmehr solche oder bereits dustriellenverband gerichtlich dagegen intervenieren, weitergeführte Ideen aufgreifen, anstatt einer weiteren dass der Bund den Löwenanteil des jährlichen Gewinns neoliberalen Privatisierung der Geldschaffung des Wort (2000: 21.500 Mill. ATS) kassiert, die Aktionäre aber zu reden? Ich verweise dabei auf www.dieterb.de/new- nur mit einem Butterbrot (8,25 Mill. ATS) abgespeist money/texte, insbesondere meinen Beitrag "Vollgeld werden. und Klarstellungen") Ernst Dorfner, Linz Volksbegehren Sozialstaat Österreich

Die Inflationsrate betrug vergangenes Jahr in Öster- tenen zu setzen: reich 2,7 %, aber die derzeitige rechtsgerichte Regie- "Mit dem Hinweis auf wirtschaftliche Zwänge läuft in rung hat den Pensionisten Österreichs nur eine Erhö- Europa seit Jahren eine Offensive zur Schwächung des hung ihrer Renten von 1,1 % zugestanden. Keine her- Sozialstaats. Politik kürzt Leistungen, schwächt Institu- ausragende Tat für eine Regierung, die von einem tionen und untergräbt den Grundsatz der Solidarität." Bundeskanzler der ÖVP angeführt wird. "Ist diese Partei So begründen die Initiatoren zielgerichtet ihren Aufruf wirklich christlich-sozial?"- so fragen sich so manche. zum Volksbegehren. Zwar erfährt Die reale Verschlechterung der Situation der Senioren man vom Wirtschaftswissenschaf- und etliche weitere Einschnitte im sozialen Ausgleich ter Stephan Schulmeister bei sei- zwischen Öster-Reich und Öster-Arm haben die Initiative nen Fernsehauftritten wenig bis "Sozialstaat Österreich" entstehen lassen. Von den 11 In- gar nichts über die wahren Ursa- itiatoren sind die frühere Frauenministerin Johanna chen der wirtschaftlichen Zwänge und insgesamt bleibt Dohnal, die evangelische Superintendentin und frühere die Initiative natürlich auch die Antwort auf die Frage Präsidentschaftskandidatin Gertraud Knoll, der Wirt- der Finanzierung der sozialen Umverteilungen schuldig. schaftswissenschafter Stephan Schulmeister und der Po- Dennoch sei hier auf die Möglichkeit hingewiesen, litikwissenschafter Emmerich Talos der Öffentlichkeit den derzeit politisch Mächtigen eine Rute ins Fenster zu bekannt. stellen. Das Volksbegehren "Sozialstaat Österreich" liegt Die Sozialinitiative hat ein Volksbegehren eingeleitet, in der Zeit nach Ostern (Mi. 3. bis Mi. 10. April) in den um die Regierung zu motivieren, ihre Sparmaßnahmen Gemeindestuben zur Unterschrift auf. nicht nur zu Lasten der nicht so gut lobbyistisch Vertre- Weitere Informationen unter www.sozialstaat.at.

evolution • Nr.6 März 2002 Die Angst vor einer Zukunft, die wir fürchten, können wir nur überwinden durch Bilder von einer Zukunft, die wir wollen. (Wilhelm Ernst Barkhoff, Gründer der GLS-Bank)

Die Vorgeschichte: Einmal im Monat treffen sich Ordensleute und Freunde Die Initiative Ordensleute für den Frieden (IOF) bildete und Freundinnen an der Skulptur auf dem Platz vor der sich während des sogenannten "heissen Herbstes" im Deutschen Bank in Frankfurt als dem Sinnbild für deut- Oktober 1983. Zusammen mit anderen Gruppen der sche Geldkonzerne. Vor der Spiegelfassade der beiden Friedensbewegung demonstrierten Ordensfrauen und hohen Banktürme erscheinen die wenigen Menschen –männer für den Verzicht auf eine Nachrüstung in der nur winzig, die da mit ihren Plakaten schweigend in ei- Bundesrepublik. Auch im Anschluss daran setzten die ner Reihe stehen oder Flugblätter verteilen und mit Pas- Ordensleute ihr Engagement fort und demonstrierten ge- santen diskutieren. Jedoch, sie erregen Aufmerksamkeit. gen Millitarisierung, Rüstungswettlauf und Waffenexport. Bankangestellte amüsierten sich bislang, wenn sie etwa DEUTSCHLAND Durch die Arbeits- und Diskussionsrunden in den Regio- daran erinnert wurden, dass sie auch einmal von Ar- nalgruppen der IOF schärfte sich der Blick für den Zu- beitslosigkeit bedroht sein könnten: unvorstellbar, doch sammenhang zwischen Frieden und einer gerechten Ver- inzwischen Realität: Ein Grund für Unruhe in Deutsch- teilung der Güter sowie für die weltweite Problematik lands grösstem Geldinstitut dürfte sein, dass sich das Kli- der Verschuldung. Die Initiative setzt sich zunehmend ma an den Kapital- und Kreditmärkten seit dem Ende 14 kritisch auseinander mit dem kapitalistischen Wirt- der Börsenhausse und dem Rückgang der Hochkon- schaftssystem und der neoliberalen Globalisierung. Es junktur allgemein deutlich verschlechtert hat. Für das wurde ihr wichtig, mit anderen Gruppen vernetzt zu Jahr 2001 meldet die Deutsche Bank einen drastischen Gewinnrückgang. Das Ergebnis vor Steuern sank um 5,1 Milliarden auf 1,8 Milliarden Euro. Für die Konzernlei- tung besteht die Aufgabe nun darin, mit entsprechenden Massnahmen dafür zu sorgen, dass die Investoren wie- der Vertrauen gewinnen und der Wert der Aktie gestei- gert werden kann. In einem Stellenabbau von ca. 10% der Belegschaft sieht der Konzern die Möglichkeit in diesem Jahr seine fixen Kosten zu senken.

Mahnmal für eine gerechte Welt- wirtschaftsordnung in der Banken- stadt Frankfurt am Main In Verbindung mit der Kampagne Erlassjahr 2000 – Ent- wicklung braucht Entschuldung und aus dem Bedürfnis, der politischen Aktion auch eine künstlerische Aus- drucksform zur Seite zu stellen, schrieb die IOS einen Ideenwettbewerb für ein Mahnmal für eine gerechte Weltwirtschaftsordnung aus. Im November 2000 wurden die Preisträger vorgestellt. Es gab keinen ersten Preis, wohl aber einen 2. (Jens Lehmann) und zwei 3. Preise (Ulrike Mohr und Carsten Happel). Der Entwurf von Jens Lehmann überzeugte die Jury durch die Einfachheit und Bescheidenheit seiner äusse- ren Form und die Suggestivkraft des "Einblicks". Das Ein Mahnmal, das kein "Mal" ist und das nicht mahnt? scheinen auch die Eigenschaften zu sein, die diesem (Jens Lehmann) Entwurf eines Mahnmals als einzigem eine Chance ein- räumen, jetzt errichtet zu werden. sein. Ein kleines unverputztes Häuschen mitten im Banken- Die IOF kritisiert insbesondere das bestehende Geldsys- viertel Frankfurts suggeriert die Anwesenheit eines Pfört- tem, den Götzen Mammon, und stellt insbesondere das ners und erweckt Interesse gerade durch sein wirklich- Zinsnehmen infrage, weil das Zins- und Zinseszinssystem keitsgetreues Äusseres. Ein Blick durch das Fenster be- zu einer gigantischen Umverteilung von Arm zu Reich stätigt die Vermutung, dass darin ein Mensch, ein Pfört- führt. Ihre Mahnwachen und Aktionen werden regelmäs- ner, seinen Dienst tut. Vor der Randexistens des Pfört- sig auch von Mitgliedern der INWO aus Frankfurt, ners muss sich jeder legitimieren. Er ist nach der Mahn- Darmstadt und Umgebung unterstützt. malkonzeption nicht persönlich da, sondern wird nur

evolution • Nr.6 März 2002 Mahnmal zum Mitmachen durch seine zurückgelassenen persönlichen Dinge sichtbare zunehmen- gegenwärtig. Der intime Einblick in seinen winzigen Ar- de Verarmung. Die IOF wird dieses "Manhnmal für eine gerechte beitsbereich ermöglicht es, einen erlebbaren und auch Der zweite 3. Preis- Weltwirtschaftsordnung" am 24. Mai 2002 für ein sinnbildlichen Kontrast zu spüren zu den grossen, re- träger nannte seinen Jahr aufstellen. präsentativen, aber uneinsehbaren Büros und Bankge- Entwurf "Der dritte Die IOF würde sich freuen, wenn in dieser Zeit mög- bäuden der Umgebung. Vielleicht wird der zunächst nur Weg ist das Ziel". Sein lichst viele Initiativen, Gruppen oder Einzelpersonen neugierige Betrachter dadurch angerührt in seinem Beitrag ist entschie- mit diesem Mahnmal "arbeiten" würden: Erwünscht Empfinden und verweilt noch eine Weile beim Nachden- den der am meisten sind Aktionen, Mahnwachen und vieles mehr. ken über die Unterschiede in unserer Gesellschaft, über reflektierte und um- Arm und Reich, über Erfolg und die Möglichkeit zu fangreichste. Das ge- scheitern. waltige, hauptsächlich unterirdisch angelegte Bauwerk Vielleicht sollte, oder müsste ein Wächter neben dem soll die betrachtenden Menschen beeindrucken und Pförtnerhäuschen-Mahnmal stehen, der auch die Frage zum Nachdenken bringen. Dazu Carsten Happel: "Die beantworten könnte, wie denn mehr Gerechtigkeit in Architektur des Mahnmals – dem Dreigliederungsim- dieser Welt möglich wäre. puls Rudolf Steiners und den künstlerischen Ausformu- Die 2. Preisträgerin möchte Frankfurts Bankenviertel lierungen desselben durch und Johannes durch ein in den Asphalt eingelassenes goldenes Band Stüttgen folgend – zeigt die Phase einer plastischen Um- umgrenzen. In das Band sollen Texte eingraviert wer- stülpung von einem verspiegelten Bankenturm in einen den, die die Künstlerin Bettlern abgekauft hat. "Diese Spiegelraum und einen ‚Gang durch die Erde‘. Auch die- wohl elementarsten Produktionsmittel des Geldverkehrs ses Werk wäre eine zu grosse Herausforderung für werden an einer Stelle verewigt, die den Bereich hoch- Frankfurt - nicht nur aus finanziellen Gründen. abstrakter Wertschöpfung kennzeichnet." (Aus dem Er- Heute werden horrende Summen für unnötige und 15 klärungstext der IOF zu dem Entwurf von Ulrike Mohr) schädliche Dinge ausgegeben. Wenn einmal doch ein Es ist verständlich, dass eine Bankenmetropole wie solches künstlerisches Projekt unterstützt werden sollte, Frankfurt, die sich in dauernder Konkurrenz zu anderen dann sicher nur, wenn wir auch sonst kurz vor der Ver- Bankplätzen befindet, nicht ein so anschaulich selbstkri- wirklichung unserer kühnsten sozialen Träume stehen. tisches Zeichen setzen kann: Einerseits das reiche "Mainhattan" im Herzen der Stadt, andererseits die Wera Wendnagel

31. MÜNDENER GESPRÄCHE Vortrags- und Diskussionsveranstaltung der Sozialwissenschaftlichen Gesellschaft1950 e.V.

Sind Ideologien am Ende? - Von der Geschichte, dem Schei- Staat und Wirtschaft tern und der Zukunft politischer Ideen und Maxime Prof. Dr. Roland Sturm, Institut für Politische Wissenschaft, Samstag/Sonntag, 23. / 24. März 2002, Werratal-Hotels, Universität Erlangen-Nürnberg Hannoversch Münden, Ortsteil Laubach 19.00 Uhr Ende der Samstagtagung

Samstag, 23. März 2002 Sonntag,24. März 2002 09.30 Uhr Eröffnung der Tagung und Einführung in das Ta- 09.30 Uhr Der Marxismus als klassische Ideologie und gungsthema Deutschland im Spannungsfeld konträrer Ekkehard Lindner, Tagungsleiter Wertsysteme 09.45 Uhr Kritik der Ideologie der IdeologieKritik Günter Bartsch, Publizist, Steyerberg Jörg Gude, Dipl.Vw.Ass.jur, Steinfurt Rundgespräch mit den Referenten der Tagung und den Teil- 11.15 Uhr Ideologie und Politik - Ist die Freiwirtschaftslehre nehmern politisch durchsetzbar? Leitung: Prof. Dr. Dirk Löhr, 1. Vors der Sozialwissenschaft- Wolfram Triebler, Dipl.-Kfm., 1.Vors. der Humanwirtschafts- lichen Gesellschaft, Mannheim partei (vorm. FSU), Dortmund 12.00 UhrEnde der Tagung 12.45 Uhr Mittagspause (Änderungen vorbehalten) 14.30 Uhr Fundamentalismus als Triebfeder politischen Han- Buch- und Schriftenpräsentation allein durch den Veranstal- delns ter bzw. nach Rücksprache mit diesem. - Anmeldung nicht Christian Böttcher, Dipl.-Politologe, Dortmund erforderlich. Eine Teilnehmergebühr wird nicht erhoben. - 16.15 Uhr Kaffeepause Einladung ggf. anfordern von:Sozialwissenschaftliche Gesell- 17.00 Uhr Noch Spielräume für Dritte Wege? Zum theoreti- schaft, Geschäftsstelle,Pf. 15 50, D-37145 Northeim, Fon & schen Beitrag neuerer Forschungsansätze zum Verhältnis von Fax05503 - 3205, e-mail: [email protected]

evolution • Nr.6 März 2002 WirtschaftstheorieKritik des Wachstumspostulats

Wachstum, Wachstum über alles, .... Der Autor zeigt die ökonomischen Ursachen des Zwangs zum Wirtschaftswachstum, das schon aus ökologi- schen Gründen auf Dauer unmöglich ist.

Kann die Wirtschaft arbeiter werden aber nicht in den Banken und Versi- immer nur wachsen? cherungen beschäf-tigt. Erst wenn die Nachfrage nach Wenn akademisch gebildete Ökonomen die wirt- materiellen Produkten wieder ansteigt, beruhigt sich schaftliche Lage eines Landes beurteilen sollen, dann die Lage. Hat man das als Gesetzmäßigkeit unserer der- interessie-ren sie sich fast ausschließlich für die aktuel- zeitigen Wirtschaftsordnung erkannt, dann ist es leich- le Wirtschaftswachstumsrate. Wenn die Rate über 3% ter zu verstehen, weshalb heute von allen Ökonomen so liegt, dann ist die Welt in Ordnung. Wer aber etwas wei- großer Wert auf Wachstum gelegt wird. Auch kein Poli- ter denkt, kann sich errechnen, was ein Wachstum von tiker kann sich dem ent-ziehen. Wer oder was ist nun Gerhard Margreiter, 3% langfristig bedeutet. Es bedeutet eine Verdoppelung aber Schuld an dieser Ungleichverteilung der Nachfra- Jahrgang 1940, war als ge? Statistiker und System- in 23,5 Jahren und eine Verneunzehnfachung in hun- 16 analytiker in verschie- dert Jahren. Kann jemand im Ernst annehmen, daß sich denen wissenschaft- Hat Wirtschaft etwas lichen Arbeitsgruppen, unsere ohnedies bereits hohe Wirtschaftsleistung im 21. zuletzt bei der UNIDO, Jahrhundert nochmals verneunzehnfachen könnte. mit Geld zu tun? Wien, tätig. Man möchte eigentlich erwarten, dass es den befas- "Wachstum muss sein" , sten Wissenschaftern einigermaßen klar sei: Wirtschaft sagt aber die 'Erfahrung' hat immer etwas mit Geld zu tun und die Impulse für Andererseits ist es eine durchaus empirisch belegba- ein Wachstum eines bestimmten Bereiches gehen vom re Tatsache, dass unser derzeitiges Wirtschaftssystem Gelde ("der Nachfrage") aus. Zwanzig Jahre Arbeit mit beim Fehlen eines entsprechenden Wachstums unange- und für Ökonomen haben mich jedoch gelehrt, dass nehme Resultate zeitigt: Die Zahl der arbeitslosen Mit- dies von jenen keineswegs bedacht wird. Johann Wolf- bürger steigt immer an, wenn das Wachstum unter den gang v. Goethe war hingegen schon früher hinter das magischen 3 oder zumindest 2,5% bleibt. Im Jahre Geheimnis gekommen, als es schrieb. "Am Golde hängt, 2001 betrug das Wirtschaftswachstum in Deutschland zum Golde drängt doch alles, ach wir Armen". Nur un- leider nur 0,6% und für das laufende Jahr sind wahr- sere Wirt-schaftswissenschafter können das nicht so scheinlich 0,8% zu erwarten. Unaufhaltsam näherte wirklich begreifen und reden sich gegenseitig ein, all sich die Zahl der arbeitslosen Deutschen der Zahl von die auftretenden Probleme wären durch Strukturanpas- 4 Millionen und hat diese bereits überschritten. Das sung zu lösen. Damit aber eine Wirtschaft wachsen nun bekümmert den Herrn Bundeskanzler Gerhard kann, braucht es nun einfach zusätzliches Geld zur Auf- Schröder sehr, denn er hatte Gegen-teiliges verspro- rechterhaltung der Nachfrage in allen Bereichen. Politi- chen. Nun droht ihm, bei den Bundestagswahlen vom ker vor allem der linken Schattierung haben dies in der deutschen Wähler Prügel zu bekommen. Vergangenheit auch zumeist so gehandhabt. Wenn Ar- beitslosigkeit auftrat oder drohte, haben sie immer ver- Warum steigt die Arbeitslosigkeit sucht, mit Geldspritzen die Wirtschaft anzukurbeln. bei zu geringem Wachstum? Eine statistische Beobachtung bringt uns näher an die Woher kam bisher das Geld zum Antwort. Es gab tatsächlich bereits früher einige Jahre, Ankurbeln der Wirtschaft? in denen kein Wirtschaftswachstum verzeichnet wurde, z. B. das Jahr 1975 nach dem ersten Ölschock. Schaut Das Nachdenken darüber führt automatisch zur Fra- man sich für ein solches Jahr die Wachstumsraten ge- ge, wo denn das Geld überhaupt heute herkommt. Wo- trennt nach Wirtschaftssparten an, dann entdeckt man her die kleinen Kinder kommen, wissen heute auch eine Schrumpfung aller Sparten, in denen etwas produ- schon die kleinen Kinder. Woher aber das Geld eigent- ziert wurde und ein Weiterwachsen der Sektoren, die lich kommt, wissen die wenigsten Erwachsenen und sie Geld aus Geld machten, wie Banken, Versicherungen stellen die Frage eigenartigerweise auch gar nie. Solan- und Immobilienwirtschaft. Das Resultat war eine Null ge Geld für Arbeit irgendwie herbeikommt, wird nicht beim gesam-ten Wirtschaftswachstum. Schrumpft aber nachgedacht. Woher aber hat der Arbeitgeber sein Geld Gewerbe und Industrie, dann ist es unmöglich dort die und wo ist dieses urspünglich entstanden? Arbeitskräfte zu erhalten. Die "freigesetzten" Industrie- Unser derzeitiges Geldsystem ist nun leider so kon-

evolution • Nr.6 März 2002 struiert, dass Geld immer nur dann (neu) in die Wirt- neues, die Rückzahlungen ersetzendes Geld herein- schaft kommt, wenn welches bei Banken ausgeliehen kommt, ist auch kein Wachstum möglich, sondern nur wird. Somit wird einigermaßen klar, weshalb es in die- mehr eine Schrumpfung mit den oben beschriebenen sem Sy-stem ohne Schulden nie geht. Schuldenmachen bösen Nebeneffek-ten. ist somit heute die Voraussetzung dafür, dass Geld in Der einzige Wirtschaftsteilnehmer der in einer der- die Wirt-schaft kommt. artigen Situation bisher immer noch Geld in die Wirt- schaft pumpte und Rettung brachte, war der Staat. Die- Unsere Wirtschaft muss wachsen, damit wir die ser hat sich nun in den letzten Dekaden bereits in be- alten Schulden plus Zinsen mit neuen be-zahlen trächtliche Schulden gestürzt, um keine Depression auf- können! kommen zu lassen. In Österreich sind es 2.200 Milliar- Das ist letztlich das Geheimnis unserer kapitalisti- den Schilling an wirklichen Staatsschulden und in schen Wirtschaftsordnung: Da Geld durch Schuldenma- Deutschland etwa 2.400 Milliarden D-Mark geworden. chen in die Wirtschaft kommt, verschwindet es bei der Mittlerweile sind aber derartige Verschuldungsquoten Rückzahlung auch wieder aus der Wirtschaft. Die Rük- durch die in der EU gültigen Maastricht-Kriterien gar kzahlung ist wegen der Zinsen aber immer höher als nicht mehr zulässig und eine weitere Staatsverschul- die Auszahlung. Es muss daher Geldmangel eintreten, dung ist kaum mehr möglich. Der Weg in die Rezession wenn zu we-nig neues und zusätzliches Geld herein- ist somit vorgezeichnet. kommt. Zusätzliches Geld kommt nun aber heute nur Bundeskanzler Schröder hat kaum mehr Möglichkei- durch neue, noch höhere Schulden in die Wirtschaft. ten, das Blatt zu wenden. Wer soll ihm jetzt rasch die Damit die Wirtschaftstreibenden neue Schulden auch nöti-gen Bankschulden und damit Geld machen? Der wirklich zu machen be-reit sind, müssen sie ihre Kre- Staat darf es nicht mehr, ohne die Regeln zu verletzen! 17 ditaufnahme auch als günstig und profitabel ansehen. Wird ir-gendwer für Schröder Schulden machen, wenn Dafür aber muss die Erwar-tung auf ein Wachstum exis- in allen Zeitungen steht, dass in den USA und in Europa tieren. Mit dem dann geschaffenen Gelde tritt das das Ge-spenst der Rezession umgeht. Wachstum auch tatsächlich pünkt-lich ein. Der deutsche Wähler wird Schröder wohl für etwas Das ist nun eine sehr wackelige Plattform, auf der prügeln, wofür er eigentlich nichts kann. Herausforde- unser aller Wohlergehen steht. Ist aus irgendeinem rer Stoiber hat somit gute Karten, aber das Grundpro- Grund ein Wachstum nicht mehr erwartbar, dann wer- blem kann er dann auch nicht lösen. Dieses lautet: den zu wenig neue Kredite genommen und dann fließt Wachstum bis zum Untergang. Es ist tödlich gefähr- zuwenig neues Geld in die Wirtschaft. Weil zuwenig lich, Geld durch Schulden zu machen.

Ist ein Multimillionär reich? von Hans-Jörg Willi

Zugegeben, diese Frage tönt sehr schwachsinnig, und zwar ebenso wenig, wie Guthaben ohne Schulden scheint gänzlich überflüssig, ist es aber trotzdem nicht. und Schulden ohne Guthaben möglich sind. Unter besonderen Voraussetzungen gilt auch ein Multi- Das Wort "reich" ist enthalten in "recken" und "errei- millionär keineswegs als ein reicher Mann. Alles, gerade chen", was sofort die Vorstellung von einem langen Arm auch der Reichtum, ist eben immer relativ, verhältnis- weckt. Reich ist demnach, wer längere Arme hat als an- mäßig, verglichen mit etwas anderem. Das lässt sich zei- dere Menschen, wer über eine größere Reichweite ver- gen mit jener Anekdote, wonach Kaiser Wilhelm II. im fügt. "Reich" ist zudem - über "rex" für König - verwandt Jahr 1914 eine Wahrsagerin nach dem Ausgang des (1. mit lateinisch "regere", was "regieren" heißt und bedeu- Welt-) Krieges gefragt und die folgende Antwort erhalten tet, dass der Reiche regiert. Dass selbst in der soge- haben soll: nannten Demokratie die Reichen regieren, sagt der "Nach dem Krieg wird jeder Deutsche ein Millionär Volksmund mit dem Sprichwort: "Geld regiert die Welt." sein!" Die offensichtlich weise Frau bekam tatsächlich Der gleiche Gedanken findet sich auch in den zwei wei- recht, genau fünf Jahre nach dem Frieden von Versailles. teren Volksweisheiten "Der Kunde ist König" und "Wer 1923 nämlich uferte die Geldentwertung als Folge der zahlt, befiehlt". Niederlage gegen Frankreich zu einer unvorstellbaren Woher dieses Übel des Ungleichgewichts zwischen Hyperinflation aus und machte unzählige Deutsche zu Geld und Gut rührt, wissen die Freiwirte, die Leser r- Multimillionären. evolution sehr wohl: Es kommt von der Überlegenheit "Se non è vero, è ben trovato", sagt ein italienisches des Geldes gegenüber den Gütern, seien diese nun Wa- Sprichwort: "Wenn es nicht wahr ist, ist es (doch) gut ren oder Dienstleistungen. Somit zeigt sich einmal mehr: erfunden." Die Anekdote soll veranschaulichen, dass es Nur die Gesell'sche Geldreform, und auch nicht etwa die Reichtum ohne Armut, Armut ohne Reichtum nicht gibt, Umstellung auf den Euro, kann hier Abhilfe schaffen.

evolution • Nr.6 März 2002 WettbewerbNWO-Utopien

Ergebnisse des Utopie-Wettbewerbs Teil 2

der Bevölkerung der ehemaligen Dritten Welt hingegen Die Freiwirtschaft feierte diesen Akt – weg von der "Sklavenarbeit" auf den per UNO-Beschluss Feldern der Großgrundbesitzer, zurück zur nutzbaren Scholle – als Befreiungswoche. von Fantasio Die Währungs- und Geldseite war im Vorfeld als wichtig- Im Frühling des Jahres 20XY wurde im Auftrag der demo- ster Aspekt für den Weltfrieden und als absolutes Muss für kratisierten UNO bestimmt, die Grundsätze des freiwirt- die gesellschaftliche Stabilität jedes Landes definiert wor- schaftlichen Gedankengutes (Geld- und Bodenreform) seien den. Durch diese Einsicht konnte die Umstellung auf die global umzusetzen. Weltreferenzwährung GAIA innerhalb Rekordzeit realisiert Viel Überzeugungsarbeit musste im Vorfeld geleistet wer- 18 den. Einzelinitiativen in einigen Städten blieben zumeist nur werden. Jedes Land konnte bei seiner Währung bleiben, kleine Erfolge, z. B. als regionale Währung, weil die Verwal- musste aber die Regelungen zu Umlaufsicherung, Kaufkraft- tungen kein echtes Engagement einbrachten, um beim sicherung, Geldschöpfung und Kreditwesen umsetzen, die Schließen von Kreisläufen zu helfen. Steuern, Lohnneben- bei der GAIA-Währung vorgegeben waren. kosten mit den phantasievollen Alternativwährungen bezah- Auch kulturell wurde einiges erreicht: Eine gemeinsame len zu können, das blieben Wunschträume engagierter Mit- Weltsprache, "Ido", die in allen Ländern zusätzlich zur bürger. Auch das 2002 aufgebaute Clearinghouse half den Komplementärwährungen in der Akzeptanz, ohne jedoch ei- Landessprache schon im Vorschulalter gelehrt wurde, er- nen offiziellen Durchbruch in der Gesellschaft zu ermög- möglichte die Kommunikation jeder mit jedem, was zur Ver- lichen. ständigung unter den Völkern beitrug. Die Weltbürger mit den Weltföderalisten hatten dieser Idee zum Durchbruch Eine wichtige Voraussetzung verholfen. Sie hatten auch sonst einen wesentlichen Anteil für die Aufklärungsarbeit war an der neuen Struktur der UNO. Grundlagen für die Ausge- eine Initiative, die verlangte, staltung der Demokratisierung lieferten die Schweizer. Die auf allen Produkten und Initiative Z1 empfahl damals ein Zweikammersystem mit ei- Rechnungen neben dem Preis nem Zukunftsrat (Alter unter 35 Jahre) und dem Gegen- auch den Anteil an leistungslo- wartsrat. Die Abgeordneten mussten, um zur Wahl zugelas- sem Einkommen aufzuführen. sen zu werden, ihre finanzielle Situation offen legen. Ihre Für viele Menschen wurde erst Verflechtungen in wirtschaftlichen Belangen wurden analy- dadurch ersichtlich, dass sie siert und waren Kriterium der Wählbarkeit im Weltparla- im alten System zu den Verlie- ment. Obergrenze des Vermögens war das fünfzigfache des rern zählten. Die Kontrollin- stanz, die für die stichproben- Grundeinkommens des Landes (z.B. Grundlohn Schweiz= weise Überwachung der Anga- 36'000 SFr. = 1,8 Mio). Auch mehr als drei Wirtschafts- ben verantwortlich gewesen mandate führten zur Nichtwählbarkeit. Während der gan- Was wäre die Folge, war, wurde weltweit aufgelöst. zen, auf 3x4 Jahre beschränkten Tätigkeit in einer Kammer wenn die UNO - hier hatten die finanziellen Aspekte für jedermann einsehbar zu das UNO-Gebäude in Spezialisten wurden neu eingesetzt für das sogenannte Wien - die Einführung Nachhaltigkeits-Labeling, bei welchem Ressourcen, Ökobi- sein. der Freiwirtschaft be- lanzen, graue Energie und Sozialstandards in der Herstel- schließen würde? lung und im Vertrieb berücksichtigt wurden. Damit wurde Aufgrund der immensen Rationalisierungsmassnahmen dem Konsumenten ein Leben im Einklang mit den Anforde- im 20. Jahrhundert und der Einsicht, dass die Lebensqua- rungen des Planeten Erde möglich. Eine große Regionalisie- lität nicht mit Besitz und Konsum von Gütern korrelliert, rung konnte vor allem für die Güter des täglichen Konsums konnte die durchschnittliche Arbeitszeit auf 20 Stunden pro beobachtet werden. Viele Bauern und Läden um die Ecke Woche reduziert werden. Da die leistungslosen Einkommen profitierten von diesen Tatsachen. der Vergangenheit angehörten, ließ es sich mit dem resul- tierenden Lohn sehr gut leben. Ein existenzsicherndes Im Sommer desselben Jahres wurde erstmals darüber in- Grundeinkommen war für jeden Erdenbewohner garantiert, formiert, dass jedes Land autonom die Bodenfrage (Enteig- mit oder ohne Arbeit. nung mit Entschädigung auf Lebenszeit, Vorkauf durch die Für die nähere Zukunft musste die "Verträglichkeitsdebat- Gemeinden oder Bodensteuern) lösen werde. Die Über- te" unserer Menschheit für das Ökosystem Erde neu aufge- gangszeit von nur 10 Jahren wurde von vielen Weltparla- nommen werden. mentariern als große Herausforderung erlebt. Der Grossteil

evolution • Nr.6 März 2002 LeserInnen haben das Wort

Trotzdem ist es interessant, dass Verant- Wirtschaftskrise in Deutschland um 1920 wortliche für Währungen neben den oben war, dass die Notenbank die Menge des genannten Zusammenhängen auch sonst umlaufenden Geldes von der Menge des immer wieder dieselben Fehler machen. Goldes in den Notenbanktresoren abhän- In Argentinien wurde der Wechselkurs zu gig gemacht hat. Jedoch gehörte dieses der Außenwelt faktisch eingefroren. Das Gold nicht der Notenbank, sondern war hat zur Folge, dass sich ungleiche Ent- geliehen, und als der Gläubiger sein Gold wicklungen in den verschiedenen Volks- zurückforderte, musste auch die umlau- wirtschaften nicht mehr in den Wechsel- fende Geldmenge verringert werden. Die kursen ausgleichen können. Also merkt Folge war eine Deflation und eine Wirt- man diese Ungleichheiten eben an ande- schaftskrise. 19 rer Stelle. In Argentinien war es die sin- Klar, dass in einer Situation des Mangels kende Exportfähigkeit an der die vorhan- am Tauschmittel Geld andere Tauschmit- denen Ungleichheiten ans Tageslicht ka- tel für die Menschen attraktiv werden. So men. ist der Erfolg der im Artikel genannten Ein ähnliches Experiment war die Deut- "Creditos" möglich, weil nicht mehr ge- sche Einheit, bei der ebenfalls der Wech- nügend Notenbankgeld da ist, um die selkurs zwischen zwei Wirtschaftsgebie- Tauschbedürfnisse der Bürger zu befrie- ten willkürlich festgesetzt worden ist. digen. Hier traten die vorhandenen Ungleichge- Dies ist auch der Grund, warum solche wichte schließlich in einer hohen Ar- alternativen Tauschsysteme in Europa bis Freigeld in Argentinien? beitslosigkeit und einem hohen staat- jetzt nicht den durchschlagenden Erfolg lichen Unterstützungsbedarf für die öst- haben: Es ist genügend Notenbankgeld lichen Regionen zu Tage, an der wir bis da, (wenn es durch das Zinssystem auch Führt die argentinische Währungskrise heute zu tragen haben. teuer ist) um die Tauschbedürfnisse zu wirklich zu "Freigeld", wie Herr Margrei- Auch die Einführung des Euro in Europa befriedigen, also brauchen wir keine al- ter dies schon in der Überschrift behaup- ist ja letztendlich der gleiche Vorgang. In ternativen Währungen. tet? Mit dem vielleicht nicht mehr ganz Europa wird zwischen den beteiligten Man muss also gar nicht eine bestimmte aktuellen Begriff "Freigeld" ist Geld ge- Volkswirtschaften der Wechselkurs einge- Art, Geld in Umlauf bringen (hier: durch meint, das durch eine zeitabhängige Nut- froren. Ich vermute, dass sich die zu- Verschuldung der Geschäftsbanken bei zungsgebühr auf liquide Zahlungsmittel künftigen Unterschiede zwischen den der Notenbank), bemühen, um die Wirt- umlaufgesichert ist. Und genau dies sind Volkswirtschaften in einem Zwang zur schaftskrise in Argentinien erklären zu die im Artikel genannten "Creditos" Mobilität der Arbeitnehmer niederschla- können. Auch dass die "Creditos" ohne nicht. Nur das Geld ohne Aufbau von gen werden, in Unterschieden der Entloh- Aufbau von Schulden in Umlauf kom- Schulden in Umlauf zu bringen, macht nung, in zunehmenden Unterschieden men, ist kein Grund für den Erfolg dieser noch nicht jenes Geldwesen, das wir for- zwischen Arm und Reich. Wenn die Ver- "Währung". dern. antwortlichen nicht aufpassen, endet das Überraschend für mich ist nur immer Wir wollen ein Geldwesen, in dem es kei- Euro-Experiment in einem zunehmenden wieder, mit welcher Überzeugung und ne Erpressungsverhältnisse gibt. Derjeni- Haß gegen Fremde und in starken gesell- welcher Energie die Verantwortlichen in ge, der Arbeit anbietet, muss Arbeit an- schaftlichen Konflikten. Wirtschaft und Gesellschaft immer wie- nehmen, um leben zu können, und wir Interessant ist auch ein zweiter Fakt: Die der die gleichen Fehler machen, an denen wollen dafür sorgen, dass derjenige, der argentinische Notenbank hat die Menge dann wieder alle zu leiden haben. Es Geld anbietet ebenfalls das Geld verleihen der umlaufenden Zahlungsmittel nicht wird wohl leider nicht das letzte mal muss, um nicht einen schleichenden Ver- an den Tauschbedarf der Wirtschaft ge- sein... mögensverlust zu erleiden. Dies erreicht koppelt, sondern an den Vorrat an Dol- man durch eine Nutzungsgebühr für Geld, lars auf den Devisenkonten der Noten- Bernhard Thomas, und nicht nur damit, Geld ohne Aufbau bank. Auch dieser Fehler wurde mehr als Schwalbenstr. 9, von Schulden in Umlauf zu bringen. einmal gemacht. Der Auslöser für die 82110 Germering

evolution • Nr.6 März 2002 WestLBUmweltskandal mitfinanziert deutscher Beteiligung Umweltkatastrophe

Im Namen des Öls Das Ölbusiness zieht eine Spur der Verwüstung durch Ecuador - mit Unterstützung der öffentlich- rechtlichen deutschen Bank WestLB

Werner Paczian ist Vergiftetes Land, verschuldeter Staat Ecuadors 30jährige blieben. Der Rest ging in den Schuldendienst. Experten Pressesprecher des Erfahrung mit Ölexporten ist ein einziger Alptraum - au- kennen den Hauptgrund für Ecuadors horrende Auslands- Rettet den Regenwald e.V. in Hamburg ßer für die Gläubigerbanken Bunt schillernde Ölseen, ber- schulden: Mit dem Einstieg ins Ölgeschäft stieg die inter- stende Rohre, zerstörte Wälder, tote und kranke Men- nationale Kreditwürdigkeit des Landes, Millionen schwere schen und ein Schwindel erregendes Schuldenloch - das Darlehen flossen problemlos. Doch unsinnige Investitio- Ölbusiness hat in Ecuador eine nicht zu übersehende Spur nen und Korruption ließen viele Gelder in dunklen Kanä- hinterlassen. Vor gut 30 Jahren hat Texaco die bisher ein- len versickern. Nach Untersuchungen von "Transparancy zige Pipeline durch Ecuador gebaut. Mit dem Einstieg ins International", das die weltweite Korruption analysiert, ge- Ölgeschäft begann für das Land ein fast beispielloser öko- hört Ecuador noch heute zu den 13 korruptesten Ländern logischer, sozialer und auch wirtschaftlicher Niedergang. der Erde von 91 untersuchten. Der Bau der so genannten Jetzt soll ein zweiter Ölboom Ecuador aus der ökonomi- OCP-Pipeline ist die Antwort der ecuadorianischen Regie- 20 schen Krise retten. Deutsch- rung auf die desolate wirtschaftliche Lage, die zu Rekord- lands größte öffentlich-rechtli- schulden und einem Zusammenbruch des Bankensystems che Bank, die WestLB, steht an geführt hat. Mit dem Programm "Apertura 2000" will die der Spitze eines Bankenkon- Regierung die Ölproduktion und den Ölexport verdoppeln sortiums, das mit einem 900 und die Ölbranche privatisieren, um ausländische Investo- Millionen US-Dollar-Kredit den ren anzulocken. Die neuen Transport-Kapazitäten würden Bau einer neuen Pipeline fi- die Ausschreibung neuer Ölfelder in der südlichen Amazo- nanzieren will. Die WestLB nas-Region zudem attraktiver für potenzielle Investoren wird sich nach eigenen Anga- machen. ben auch finanziell an dem Nach Angaben des staatlichen ecuadorianischen Ölkon- Kredit beteiligen. Die Ölrohre, zerns Petroecuador werden die bekannten Schwerölreser- Zubringer-Pipelines und neu zu ven des Landes bereits in zehn Jahren erschöpft sein. Des- bauende Straßen sollen durch wegen wird das OCP-Projekt die Suche nach neuen Ölfel- elf Schutzgebiete - oder an ih- dern im südlichen Amazonas von Ecuador beschleunigen. ren Rändern entlang - führen, Die Regierung plant bereits, die Exploration in elf Amazo- darunter das international an- nas-Blöcken demnächst auszuschreiben. Diese haben eine erkannte "Mindo-Nambillo"- Größe von 2,4 Millionen Hektar und beherbergen die letz- Reservat, das zur ersten "Im- ten Amazonas-Urwälder des Landes und die traditionellen portant Bird Area" Südameri- Lebensräume der noch weitgehend isoliert lebenden indi- kas erklärt wurde. genen Stämme der Achuar, Shuar, Huaorani, Quichua, Shi- Die WestLB verteidigt ihr ge- wia und Zapara. Fast alle von ihnen haben geschworen, in plantes Projekt mit den Wor- ihrem Gebiet niemals die Suche nach Öl zuzulassen. ten, es sei "wirtschaftlich wich- Während sich dank OCP ausländische Konzerne künftig tig für das arme Land Ecua- stärker für Ecuador interessieren dürften, sinkt die Le- dor." Ein Blick auf die ökono- bensqualität der Ecuadorianer mit jedem Tag. Vor allem mischen Daten entlarvt die dort, wo die Menschen heute schon in Ölfördergebieten WestLB-Begründung als faden- oder in der Nähe von Raffinerien leben. Die betroffenen scheiniges Argument. An der Gemeinden leiden direkt unter den ökologischen und so- Ausbeutung der Ölvorkommen zialen Schäden, die von der Ölproduktion verursacht wer- Ecuadors seit Beginn der 70er den - einschließlich der höchsten Krebsrate im Land und Jahre haben allenfalls ein paar anderer schwerer Erkrankungen. internationale Konzerne und Bei der für das neue Projekt angestrebten Ölfördermen- Was wäre die Folge, Banken bestens verdient - die ge und unter Berücksichtigung der bekannten Ölvorkom- wenn die UNO - hier das wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung hat men im Land werden sich die Reserven auch für leichtes UNO-Gebäude in Wien - sich dramatisch verschlimmert. So hat sich die Zahl der Öl in etwa 20 Jahren erschöpft haben. Ecuador wird dann die Einführung der Frei- wirtschaft beschließen unter der Armutsgrenze lebenden Menschen von 1970 bis vom Ölexporteur zum -importeur. Mit ihren Plänen ist die würde? 1998 verdoppelt. Die Auslandsverschuldung des Landes ist WestLB dafür mit verantwortlich, dass zur Begleichung von von 217 Millionen auf 16,4 Milliarden US-Dollar gestiegen Auslandsschulden einmalige Naturschätze und das Leben und ist heute die höchste pro Kopf in Lateinamerika. Von und die Gesundheit der Bevölkerung zerstört sowie die den 2,4 Milliarden Dollar, die im Jahr 2000 durch Öl ver- natürlichen Ressourcen des Landes in einem relativ kur- dient wurden, sind ungefähr 100 Millionen im Land ge- zen Zeitraum für immer ausgebeutet werden.

evolution • Nr.6 März 2002 WirtschaftstheorieTraditionelles Menschenbild widerlegt

Lustvolles Bestrafen von bösen Egoisten Überraschend viele Menschen verhalten sich fair und kooperativ. Das widerspricht der gängigen Wirtschafts- theorie.

"Kooperation entsteht, wenn die fairen Typen einer Ge- Indes erzwingen die Fairen unter den Bedingungen des Klaus Wilhelm arbei- sellschaft die Egoisten strafen können", sagt Ernst Fehr neuen Spiels beste Kooperation und Gewinne für alle. tet als freiberuflicher von der Universität Zürich. Um die Egomanen zu erziehen, Wie es scheint, können Bestrafungsmöglichkeiten in ei- Journalist in Berlin vergeuden sie sogar eine Menge Geld, wie nun die Versu- ner Gruppe als Triebfeder für anonyme Kooperation – die che Fehrs und seines Kollegen Simon Gächter von der Uni- Basis eines Geschäfts – in der menschlichen Evolution ge- versität St. Gallen zeigen. ("Nature", Bd. 145, S. 137). Of- wirkt haben. Und was motiviert die Fairplayer? Reine Emo- fensichtlich kann der Sinn für Fairness den biologischen tionen! "Die Leute sagen, ich bestrafe die gern", be- Trieb zum Eigennutz übertrumpfen. Die Versuche der schreibt Fehr die Aussagen der fairen Typen. Zwar verhal- Ökonomen können zumindest teilweise erklären, warum ten sich Menschen auf reinen Wettbewerbsmärkten fast viele Menschen oft kooperieren und sich fair verhalten – immer eigensüchtig. Doch besteht Ökonomie nur zu ei- und damit entgegen der dominierenden Theorie der Wirt- nem Bruchteil aus Märkten, vielmehr meist aus komple- schaftswissenschaften handeln. xen Beziehungen in kleinen Gruppen – etwa in Unterneh- 21 Dieses Model des Homo oeconomicus gehe aus von ei- men. Hier zeigen die meisten Leute ihr zweites, faires Ge- nem universellen, rationalen Wesen, das immer die eige- sicht. Angesichts dessen steckt im bunten Mix von Koope- nen Interessen verfolgt. Doch das Dogma sei "schlichtweg rativen und Egozentrikern die wahre Herausforderung. falsch", kritisiert Fehr und erkennt "eine Wende in den "Das Verhalten der Fairen", schwärmt Fehr, "wirkt sich Wirtschaftswissenschaften". Statt auf individuellem Eigen- drastisch auf die Ergebnisse unserer Theorie aus". Und nutz fußen viele Entscheidungen auf sozialen Normen wie langfristig auch auf das tägliche Leben. Denn das Modell Fairness. Gemäß experimentellen Ökonomen setzen sich des Homo oeconomicus beeinflusst öffentliches Bewusst- die westlichen Gesellschaften aus 40 bis 60 Prozent eher sein und politische Entscheidungen bei Themen wie Pro- fairen und 30 bis 50 Prozent eher eigensüchtigen Typen duktivität am Arbeitsplatz oder Steuern. zusammen. Wie dramatisch die Rahmenbedingungen das Wechselspiel dieser Antipoden beeinflussen, zeigt das so- genannte Öffentliche-Gut-Spiel. Kommentar der Redaktion Trittbrettfahren oder Kooperieren Die Anleitung: Vier Probanden bekommen von den For- Auf die Rahmenbedingen kommt es an schern beispielsweise 100 Euro als Einsatz. Das Spiel geht Was Silvio Gesell schon vor 90 Jahren kehrt auch noch von dessen Erträgen über zehn Runden. In jeder Runde können die Akteure erkannte, wird heute mit einem einfa- zu profitieren. selbst entscheiden, wie viel ihres Geldes sie in einen ge- chen wissenschaftlichen Experiment Im Kapitalismus gibt es keinerlei meinsamen Topf investieren wollen. Jeder eingezahlter bestätigt: Das Menschenbild der klas- Sanktionsmöglichkeiten gegen ein Euro wird von den Wissenschaftlern verdoppelt und das sischen Wirtschaftstheorie ist einseitig solches Verhalten. Auf diese Weise Geld aus dem Topf nach jeder Runde an die Teilnehmer und damit falsch. Der Mensch ist werden die Egoisten laufend belohnt verteilt. Einzahlen in den Topf entspricht Kooperation, nicht einfach von Natur aus egoistisch und ruinieren die Gemeinschaft durch Nichteinzahlen bedeutet Trittbrettfahren. und antisozial, er trägt auch die Mög- die ausufernde Verschuldung in allen Zahlen alle viel ein, machen alle ein gutes Geschäft. lichkeit verantwortungsvollen und ge- Bereichen. Gesell erkannte, dass es ei- Doch schon in der ersten Runde steuern die Egoisten meinschaftlichen Handelns (Bei Ge- ner Änderung der gesetzlichen Rah- nichts bei und fahren dabei Gewinne ein. Die Fairen indes sell: "Gemeinsinn und Opferfreudig- menbedingen bedarf, um die positive geben viel und werden für ihr Verhalten mit Verlust be- keit") in sich. Seite des Menschen zur Geltung zu straft. Als Folge schwindet ihre Kooperationslust schon nach wenigen Runden; die Zusammenarbeit bricht ein, Der Kapitalismus fördert jedoch vor bringen. Mit einer Geld- und Bodenre- alle verlieren. "Niemand hält nach dem Schlag auf die allem den asozialen, egoistischen Teil form können die Fairen "den Tritt- rechte Wange die linke hin", erklärt Fehr. der menschlichen Natur - es gilt als brettfahrern für ihr egoistisches Ver- Neues Spiel, neue Normen erstrebenswert, überschüssiges Geld halten eine Art Strafzoll abverlan- Unter Einsatz einer Gebühr dürfen die Fairen den Expe- nicht für wohltätige oder gemeinnüt- gen": Wer Geld hortet und es dem rimentator nach jeder Runde auffordern, den Trittbrettfah- zige Zwecke zu verwenden, sondern Wirtschaftskreislauf entzieht, um da- rern für ihr egoistisches Verhalten eine Art Strafzoll abzu- es anzuhäufen und möglichst viel Zin- mit höhere Zinsen zu erzwingen, wird verlangen. Dieses Angebot nutzen die fairen Typen, was sen zu kassieren, für die andere Men- mit einer Geldumlaufsicherungsge- den Egoisten rasch Geld kostet. Ergebnis: schon nach drei schen hart arbeiten müssen. Im Expe- bühr bestraft. Damit "erzwingen die bis vier Runden investieren alle ins Gruppenprojekt. Die riment entspricht das dem Verhalten Fairen unter den Bedingungen des Fairen setzen sich durch, was nach dem Homo-oeconomi- der Egoisten, nichts in den Gemein- neuen Spiels beste Kooperation und cus-Modell unmöglich ist. Demnach gibt niemand Geld schaftstopf zu geben, sondern umge- Gewinne für alle." aus, um das eigensinnige Verhalten anderer zu bestrafen.

evolution • Nr.6 März 2002 BuchbesprechungenJürgen Bozsoki

rückgreift, der die Legimitation klungsländer. Dieser geradezu gen sind frei von diesen Steuern. von Privateigentum allein auf Ar- explodierende (exponentiell stei- Das bewirkt, dass die Geldmarkt- beit zurückführt. Privilegien gende) Kapitaldienst fliesst als zinsen gegen Null tendieren. Es durch Erbschaft und andere ar- arbeitsfreies Einkommen an rela- wird praktisch kein Geld mehr beitsfreie Einkommen, z.B. durch tiv wenige Kapitalgeber, die Rei- gehortet, was eine raschere und Kapital- und Landbesitz, sind ille- chen werden beschleunigt rei- präzisere Steuerung der Geld- gitim. cher und die Armen werden zahl- menge durch die Notenbank In groben Zügen wird dann dar- reicher und ärmer, auch der stark erleichtert. gestellt, wie die heutige Situa- Mittelstand ist gefährdet. Durch Dann will der Autor den Noten- tion entstanden ist. Bei Grund- wilde Fusionen, Missmanage- banken verbieten, gewöhnliche 22 Das begrüssenswerte Anliegen satzfragen stösst man automa- ment, platzende Börsenblasen, Bankgeschäfte zu tätigen. Dage- des Buches ist, der Sozialdemo- tisch auf die Geld- und Wäh- usw. ist die Wirtschaft drama- gen ist nichts einzuwenden, kratie Europas eine zielwirksa- rungsfrage. Und genau hier sind tisch instabiler geworden. wenn sie das denn auch wirklich mere Orientierung zu vermitteln. die "blinden Flecken" angesie- Und warum schreit alles eigent- getan haben. In der Tat ist dem Autor, selbst delt, denn die Sozialdemokraten lich immer wieder nach Den Geschäftsbanken ist zu ver- Sozialdemokrat, zuzustimmen, haben es konsequent vermieden, Wachstum? Nun, der wachsende bieten, "Giralgeld zu schöpfen". wenn er eine fundamentale über die monetären Ursachen Abfluss erarbeiteter Mittel an die Auch gut, nur: das Problem ist Orientierungslosigkeit feststellt. zahlreicher und fundamentaler Geldgeber geht an den Löhnen "eher gering" (siehe Buch von H. Weder die alte Linke rund um La- Probleme nach zu denken. ab, also muss eine Firma wach- Creutz). fontaine, noch die neue Rechte So kam es, dass sie Milton Fried- sen und produktiver werden, um Eine Bodenreform ist notwendig, um Schröder-Blair mit ihrem neo- man, der nach dem Zusammen- ein halbwegs akzeptiertes Lohn- um einerseits die Bodenrente liberalen "Anpassungskonzept" bruch des Weltwährungssystems niveau zu halten. Somit: Für die (Einkommen aus Landbesitz) ge- (gemeint ist das Schröder-Blair- von Bretton Wood seine berühmt gesättigten Industriegesellschaf- rechter zu verteilen und anderer- Papier) haben eine Chance, die bzw. berüchtigt gewordene ten erzeugt vor allem das Kapital seits, dem Kapital die Fluchtmög- nach wie vor gültigen und höchst "Supply Side Economics" in die mit all’ seinen Renditeforderun- lichkeit in das rentable Bodenge- aktuellen Ziele der Sozialdemo- Welt setzte (als Reagonomics gen den unsäglichen Wachs- schäft zu verbauen. kraten zu erreichen. und Thatcherism erstmals umge- tumsdruck, zum Schaden der Weitere Forderungen werden nur Gerade weil die neoliberale To- setzt), nichts entgegen stellen Umwelt und der Gesellschaft, grob umrissen: talderegulierung keineswegs den konnten. Danach ist jeder Staats- nur zum Nutzen der Geldgeber. Ein neues Bretton Wood Welt- versprochenen Wohlstand für eingriff in die Wirtschaft verpönt, Und die Ursachen dafür liegen, währungssystem mit Kapitalver- alle brachte, sondern Reichtum Staatsausgaben und Steuern wie der Autor richtig analysiert, kehrskontrollen und festen für wenige, Sozialabbau, working runter, der total und weltweit be- bei unserm heutigen nicht ganz Wechselkursen (nur von Zeit zu poor, usw., haben die Menschen freite Markt und die umfassend richtig konstruierten Geld. Seine Zeit anpassbar) / Regulierungen in grossen Teilen Europas den So- privatisierte Wirtschaft schaffen Hortbarkeit erlaubt es dem Geld- des globalen Handels / Ein etwas zialdemokraten die Regierungs- mit großer Effizienz Wohlstand besitzer jene, die Geld brauchen, unklares internationales Aus- verantwortung anvertraut. Aber für alle. Gesteuert wird lediglich hinzuhalten, bis sie einem "an- gleichsverfahren / Eine progressi- sie sind drauf und dran, dieses die für die Stabilität des Geld- ständigen" Zins zustimmen. ve Steuerreform / Ein Marshall- Vertrauen zu verspielen, weil sie wertes benötigte Geldmenge So fährt der Autor fort in der plan für unterentwickelte Länder die "blinden Flecken" nicht auf- aufgrund von Wachstumsprog- Analyse unseres Geldwesens und / Dass man schliesslich auch die hellen und deshalb die Kernpro- nosen. folgt dabei den Gedanken von Banken vergesellschaften soll, bleme nicht lösen können. Als Das Resultat ist der heutige neo- Gesell, Creutz, Senf u.a. Seine scheint uns ganz und gar nicht "blinde Flecken" bezeichnet der liberale und alles überrollende konkreten Reformvorschläge: zwingend. Autor grundsätzliche Bereiche Casino-Kapitalismus mit den be- Die Geldreform: Geld soll den Das Buch ist Pflichtlektüre jedes oder Probleme, die schlicht igno- kannten Folgen: Hochgebirge Waren gleichgestellt werden, Sozialdemokraten, auf dass die riert, weder hinterfragt noch von Schulden der Staaten und welche faulen, rosten, veralten "blinden Flecken" verschwinden analysiert werden. noch grössere der Wirtschaft in und Lagerkosten verursachen. und ein neuer Aufbruch in eine Dann werden kurz Grundsatzfra- noch nie da gewesenen Grössen- Deshalb soll auf den liquiden gerechtere Gesellschaft los- gen diskutiert, z.B. "Arbeit und ordnungen. Entsprechend leidet Zahlungsmitteln (Bar- und Giral- bricht. Eigentum", wobei der Autor auf die ganze Welt an Zinszahlun- geld) eine Nutzungsgebühr erho- John Locke (1632 – 1704) zu- gen, vor allem auch die Entwik- ben werden, längerfristige Anla- Walter Meier-Solfrian

evolution • Nr.6 März 2002 Termine und AgendaVeranstaltungen

Vorstellung des Termine Schweiz Termine Geld- und Wirtschaftssimula- Deutschland tionsspiels "DKKT" TALENT-Treff Zürich von Gerhard Margreiter Jeden 2. Tag im Monat, 19.00-22.00 Uhr 16. März im Rahmen der Reihe "Talentemarktplatz". im Kraftwerk, Haus B, 4. Stock Vortrag von Helmut Creutz auf der Früh- Hardturmstr. 160, jahrstagung der GGB Lahnstein zum The- Freitag 22.März 2002, 17.00 Uhr Haltestelle Bernoullihäuser (Tram 4) ma: "Monetäre Hintergründe von Rüstung Wasserschloss Pottenbrunn bei Nächste Treffen: und Krieg". Veranstalter: Gesellschaft für St. Pölten Die. 2. April, Gesundheitsberatung e.V. Auskunft: GGB, "Sonnenenergie" mit Rainer Eberhard. Tel: 02621 / 917011 Dr. Gerhard Margreiter ist Mathematiker, Do.2. Mai, Statistiker, Systemanalytiker und war 20 22.-24. März "Kunst mit TALENT" mit Hans-Hendrik Barth Jahre bei der UNIDO tätig. Diese Forscher- So, 2. Juni, 31. Mündener Gespräche der Sozialwissen- gruppe beschäftigte sich mit der Entwik- TALENT-Brunch um 11 Uhr schaftlichen Gesellschaft zum Thema: "Sind klung eines Prognosemodells analog dem Ideologien am Ende? (siehe Veranstaltungs- Club of Rome für Entwicklungen der Welt- TALENT-Treff Basel programm S. 15) wirtschaft. Jeden letzten Dienstag im Monat 18.30 Uhr Dabei stieß Margreiter auf die Frage, 23 im Baizli, Bärenfelserstr. 36, 4000 Basel 26. März ob Wirtschaft ohne Wachstum funktionie- ren kann. Vortrag von Helmut Creutz auf der Rothen- INWO Regionalgruppe Bern Die herrschenden Antworten waren für felser Ostertagung zum Thema: "Geld - ihn nicht wissenschaftlich überzeugend fun- Treffen von Mitgliedern und Interessierten Wirtschaft – Gesellschaft" .Veranstalter: diert, sodass er anfing sich mit alternativen Rest.-Café Vatter Heimvolkshochschule Burg Rothenfels. ökonomischen Modellen zu befassen. Bärenplatz 2 (ca. 3 Min. vom Bhf.) Auskunft: dto. Tel: 09393 / 99994 Er wurde dann Gründungsmitglied der Nächste Treffen: INWO ( Institut für natürliche Wirtschafts- 9.-12. Mai Mi. 20. März 2002, 14.00-16.00 Uhr. ordnung) und entwickelte das Geld-und Mi. 17. April 2002, 14.00-16.00 Uhr, 8. CGW / INWO-Tagung zum Thema "Kultur Wirtschaftssimulationsspiel "DKKT" ( der Mi. 15. Mai 2002, 14.00-16.00 Uhr. und Geld". Ausführliches Veranstaltungs- kapitalistische Kredit Trick) welches er an Mi. 19. Juni 2002 Uhr. programm in der nächsten Ausgabe. diesem Abend vorstellen und als prakti- sches Experiment leiten wird. Apéro aktuell Sa. 16. März Dieses Spiel verdichtet und macht da- durch für Mitspieler und Beobachter, ohne Karl-der-Grosse-Zentrum für alle, Kirchgas- Vortrag von Helmut Creutz auf der Früh- über wirtschaftswissenschaftliche Kennt- se 14, 8001 Zürich, Erkerzimmer, 1. Stock, jahrstagung der GGB, Lahnstein nisse verfügen zu müssen, die Mechanis- Jeden 1. Freitag im Monat, 14.30-16.00 Thema: Monetäre Hintergründe von men unseres derzeit vorherrschenden Wirt- Uhr. Rüstung und Krieg schaftssystems besonders stark erlebbar. Veranstalter: Gesellschaft für Gesundheits- Gleichzeitig kann auch der wissenschaftlich beratung e.V. Interessierte die Dynamik des Wirtschafts- Generalversammlung INWO- Auskunft:GGB, Tel: 02621 / 917011 systems klar beobachten. SCHWEIZ 2002 in Schaffhausen Durch eine geringfügige Änderung einer Di. 26. März Termin 27/28. April Spielregel in diesem Spiel kann eine zweite Die Mitglieder INWO-CH haben eine Vortrag von Helmut Creutz auf der Rothen- Variante eines zinsenlosen Wirtschaftens ge- persönliche Einladung erhalten. felser Ostertagung 2002 Rothenfels / Main, spielt werden und im Gegensatz zur Zinsva- Interessierte, insbesondere auch aus- Thema: Geld - Wirtschaft - Gesellschaft riante die Freiheit eines Wirtschaftens ohne Zinsdruck praktisch erlebt werden. ländische Gäste, sind herzlich will- Veranstalter: Heimvolkshochschule Burg Für die Unkosten von Dr. Margreiter wird kommen. Rothenfels um eine freiwillige Spende in Talenten ge- Auskunft Patrick Jenny, Auskunft:dto. Tel: 09393 / 99994 beten! Tel. 01 853 06 81, So. 28. April e-mail: [email protected] Vortrag von Helmut Creutz bei der Jahres- tagung der INWO-Schweiz, Schaffhausen Thema: Aktuelle Problementwicklungen in Deutschland Veranstalter: INWO-Schweiz Auskunft:Marco Lustenberger, Tel: 0041 / 55414 / 2048

evolution • Nr.6 März 2002 BestellcouponIch bestelle bei der INWO Schweiz . . .

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Impressum ______Datum, Unterschrift r-evolution - Alternativen zum Kapitalismus Diese Bestellung kann ich innerhalb von 10 Tagen nach Bestelldatum widerrufen. Falls ich r-evolution nach Ablauf des Be- 2. Jahrgang, Nummer 2/2002 zugjahres nicht mehr lesen möchte, genügt eine schriftliche Benachrichtigung an die INWO Schweiz spätestens 3 Monate Redaktion vor Ablauf meines Abonnements. INWO Schweiz Redaktion r-evolution Sabine Bruppacher, Dr. Hanspeter Studer Postfach CH-5001 Aarau E-Mail: [email protected] BestellcouponIch bestelle bei der INWO Österreich . . . INWO Deutschland Redaktion r-evolution Beate Bockting (V.i.S.d.P.) Schanzenweg 86 ❑ ein r-evolution-Jahres-Abo (10 Hefte pro Kalenderjahr) ab der nächsten Ausgabe zum Preis von Euro 25.- frei Haus. Bei 42111 Abo-Bestellungen, die nicht zu Beginn des Jahres erfolgen, zahle ich ab dem Bestelldatum Euro 2,50 pro Ausgabe bis E-Mail: [email protected] Ende des Kalenderjahres. INWO Österreich ❑ weiteres Informationsmaterial über Ziele und Arbeit der INWO, da mich der Verein interessiert. Redaktion r-evolution ❑ Ich möchte Mitglied der INWO Österreich werden. Bitte schicken Sie mir ein Beitrittsformular. Gerhard Margreiter c/o HIFA-Austria Staudingergasse 11 1200 Wien E-Mail: [email protected] Abo Österreich: [email protected] Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. ______Datum, Unterschrift Redaktionsschluss ist jeweils der 10. des Vormonats Für unverlangte Manuskripte etc. wird Diese Bestellung kann ich innerhalb von 10 Tagen nach Bestelldatum widerrufen. Falls ich r-evolution nach Ablauf des Be- keine Haftung übernommen. zugjahres nicht mehr lesen möchte, genügt eine schriftliche Benachrichtigung an die INWO Österreich spätestens 3 Monate vor Ablauf meines Abonnements. Auflage 3.000 Exemplare

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"Am Gelde hängt's, zum Gelde drängt´s"

Mein Portmonee ist leer, wo ist das Geld geblieben? Es ist allgegenwärtig, verwandelt sich in alles Es gibt heut hierzulande auch nichts mehr umsonst! und will allmächtig zu gern sein! Wenn wir nun eine Rechnung nach der ander'n kriegen, Du fragst. wie kommt's? wie soll'n wir die bezahlen, Frau, mir wird ganz Angst! Das ist schon lange so: Am Gelde hängt's, zum Gelde drängt's, Das Geld regiert die Welt doch macht es oft nicht froh! das hat einst Goethe schon erkannt! Es ist allgegenwärtig, verwandelt sich in alles Wenn der Gesellschaftsordnung Sinn und Ziel und scheint allmächtig bald zu sein! die Menschen nicht sind, Du fragst, wie kommt´s? statt ihrer mehr die Zinsen und der Zinseszins, Man sagt es liegt daran: ist, wie Karl Barth es schrieb, Die großen Scheine zieh'n die kleinen magisch an! schon der Automatismus im Gang, der Menschen immer wieder auch zum Töten bringt! Die Steuern rauf, die Steuern runter Am Zinsrecht hängt´s. nach Zinsen drängt´s, und dann noch mal von vorn´, was ist denn Schlimmes schon dabei? was soll der ganze Quark, und wer hat was davon? Sie sind allgegenwärtig, verwandeln sich in alles Wer Geld bewegt, auch was verdient, und woll'n allmächtig schließlich sein! so einfach läuft das Geschäft, Du fragst, wie kommt´s? Das ist der Geldkreislauf: der Rubel rollt, doch meistens leider nicht zu Dir! Die großen Scheine fressen kleine einfach äuf! Der Euro kam, die D-Mark ging, vielleicht bedauert man's zu spät! Mit Geld recht umgeh´n kann nicht jeder, Er wird allgegenwärtig verwandeln sich in alles so was ist ja auch schwer, und scheint allmächtig auch zu sein! das wissen schon die Kinder, wenn es ihnen fehlt. Du fragst, wie kommt' s? Scheinbar liegt es daran: Geld macht nicht glücklich, doch beruhigt es sehr, Auch große Euros zieh' n die kleinen magisch an! dass viele dafür alles und gern´ noch mehr tun! Geld stinkt auch nicht, was dazu führt, Familien soll'n mehr Kindergeld dass man es gern´auf Haufen legt nun doch bekommen, und nicht verteilt gerecht und fair, das ist tatsächlich mal 'ne sehr gute Idee. obwohl man sich drüber empört. Fahrpreise steigen leider, Dann tanzt man drum herum wieder wird' s genommen, wie um ein gold´nes Kalb, dann fahr'n wir einfach mehr mit unser'm Pkw! manch´ einer will es auch schon anbeten! Geld fasziniert, und es regiert meist die Politiker sehr wohl!! Es ist allgegenwärtig, verwandelt sich in alles Gerhard Däblitz und scheint allmächtig bald zu sein! Du fragst, wie kommt's? Es liegt bestimmt daran: Text einesLiedes der CD "Maß uns'rer Zeit" Daß das mit rechten Dingen so nicht zugeh'n kann! von Gerhard Däblitz, 2001; CD-Rezension folgt. Geld war als Tauschmittel von seinen Erfindern gedacht, als solches ist es eigentlich auch nicht verkehrt. Schnell wurd's zum Machtmittel, denn da steckt nämlich Macht wirklich drin, dass Heinrich BöII zurecht von den Gewalten sprach, die auf der Bank unsichtbar sind, so herrscht das Geld ganz frank und frei!