Städtebauliches Entwicklungskonzept – Nachtrag 2018

Nachtrag zum städtebaulichen Entwicklungskonzept der Gemeinde Hamdorf von 2017

1 Anlass Die Gemeinde Hamdorf möchte aufgrund der anhaltenden Nachfrage Wohnbauflächen auswei- sen um den örtlichen Bedarf an zusätzlicher Wohnbebauung abdecken zu können. Um den Bedarf zu konkretisieren und eine Vorauswahl geeigneter Flächen zu treffen, wurde 2017 ein städtebauliches Entwicklungskonzept erarbeitet, aus dem sich ein Bedarf für 62 neue Wohneinheiten von 2015 bis 2030 ableitet. In der Folge wurde unter anderem der „Bebauungs- plan Nr. 13 „Wohngebiet östlich der Straße Tweiten“ von der Gemeinde Hamdorf ins Verfahren gebracht. Da zum Zeitpunkt der Erstellung des Entwicklungskonzepts keine kleinräumigen Prognosen für die lokale Bevölkerungsentwicklung vorlagen, wurde anhand einer trendbasierenden Prognose versucht Rückschüsse auf die zukünftige Bevölkerungsentwicklung und Haushaltsstruktur der Gemeinde zu ziehen. Hierbei wurden Faktoren, die für die Wahl eines Wohnstandortes ent- scheidend sind, wie insbesondere die Infrastruktur der Gemeinde und deren Lage im Raum be- rücksichtigt. Ebenso wurde die konkrete Nachfrage nach Baugrundstücken erhoben. Im April 2018 wurden uns auf Nachfrage Datenauszüge aus der kleinräumigen Bevölkerungs- und Haushaltsprognose vom Kreis -Eckernförde (unveröffentlicht) für den Amtsbe- reich vorab und unkommentiert zur Verfügung gestellt. Mit diesem Nachtrag zum Entwicklungskonzept der Gemeinde werden diese Zahlen nun berücksichtigt.

2 Ergebnisse der kleinräumigen Bevölkerungs- und Haushaltsprognose für den Amts- bereich Hohner Harde Für den Amtsbereich Hohner Harde wird ein Bevölkerungsrückgang um rund 10 % von 2015 (8569 Einwohner (EW)) bis 2030 (7677 EW) prognostiziert. Dieser Bevölkerungsrückgang resul- tiert insbesondere aus einem Geburtendefizit (-1046 EW), welches nicht durch die maßvolle Zu- wanderung (+ 96 EW) in das Amtsgebiet ausgeglichen werden kann (Kreis RD-ECK, 2018). Für das Amtsgebiet soll sich somit die seit 2005 bestehende Schrumpfungstendenz unvermin- dert fortsetzen, Zudem wird ein weiteres sinken der Haushaltsgröße von 2,27 EW je Haushalt (2015) auf 2,15 EW je Haushalt (2030) erwartet (Kreis RD-ECK, 2018).

Veränderung 2014 2030 2014-2030 Bevölkerungsstand 8569 7677 -10,4% Anzahl Haushalte 3779 3565 -5,7% Haushaltsgröße 2,27 2,15 -5,0% Wanderungssaldo / / 16 Geburtendefizit / / -1064 Tabelle 1: Ergebnisse der kleinräumigen Bevölkerungs- und Haushaltsprognose für das Amt Hohner Harde (Datenquelle: Kreis Rendsburg Eckernförde)

effplan. April 2018 1 Städtebauliches Entwicklungskonzept Hamdorf – Nachtrag 2018

3 Einordnung der Ergebnisse Grundsätzlich sinkt die Belastbarkeit von Bevölkerungsprognosen mit abnehmender Bevölke- rungsgröße, was insbesondere an der zunehmenden Bedeutung von Wanderungen liegt. Ent- sprechend bietet auch eine einfache Übertragung von übergeordneten räumlichen Prognosen auf Gemeindeebene keine verlässliche Gültigkeit, solange nicht auch die (lokalen) Rahmenbe - dingungen berücksichtigt werden. Hierzu gehören insbesondere raumstrukturelle Merkmale wie die Erreichbarkeit und das Vorhandensein von Infrastruktur wie Schulen, Einkaufsmöglichkeiten oder Ärzten, da diese unmittelbaren Einfluss auf die Lebensqualität hat (vgl. GATZWEILER 1996, S. 5ff.)und damit wesentlich die Wahl des Wohnstandortes beeinflusst. Wie im Kapitel 3.2 des Entwicklungskonzepts beschrieben, ist die Gemeinde Hamdorf, auch aufgrund ihrer Größe und der ergänzenden, überörtlichen Versorgungsfunktion, vergleichsweise gut mit Infrastruktur ausgestattet. Das Angebot an Einkaufsmöglichkeiten, schulischen Einrich- tungen und die gute ärztliche Versorgung (siehe hierzu auch Anhang 1 des Entwicklungskon- zepts) werden im Amtsgebiet lediglich von der Gemeinde Hohn übertroffen. Zudem besteht durch die kreuzende B 203 eine schnelle Erreichbarkeit der Mittelzentren Heide und Rendsburg - auch durch den ÖPNV. Die Attraktivität der Gemeinde Hamdorf spiegelt sich auch in den Bevölkerungsdaten wieder. So konnte die Gemeinde in den vergangenen Jahren ihr Geburtendefizit durch Wanderungsgewin- ne mehr als ausgleichen (Statistik Nord 2018, o.S.).

3.1 Entwicklungen in den Gemeinden des Amtes Hohner Harde Während alle anderen Gemeinden im Amt Veränderung Hohner Harde in den vergangenen 10 Jah- 2006 2016 2006-2016 ren mit deutlichen Bevölkerungsverlusten Hohn 2381 2424 1,8% zu kämpfen hatten, konnte Hamdorf -genau Hamdorf 1281 1293 0,9% wie der ländliche Zentralort Hohn- ein be- Königshügel 167 161 -3,6% hutsames Wachstum verbuchen. 177 170 -4,0% Dies ist insbesondere deshalb bemerkens- Elsdorf-Westermühlen 1688 1613 -4,4% wert, da in den beiden anderen bevölke- 438 407 -7,1% 361 319 -11,6% rungsstarken Gemeinden und Els- Breiholz 1529 1343 -12,2% dorf-Westermühlen zuletzt ein relativ star- 164 140 -14,6% ker Rückgang der örtlichen Bevölkerung 268 216 -19,4% verzeichnet wurde. Eine Ursache hierfür Lohe-Föhrden 632 475 -24,8% kann in der Schließung der Schulen in Brei- 64 43 -32,8% holz und Elsdorf-Westermühlen vermutet werden, die beide 2013 in der Hamdorfer Amt Hohner Harde 9150 8604 -6,0% „Grundschule Süd“ aufgingen. In Breiholz Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung des Amtes Hohner gibt es zudem keine nennenswerten Ein- Harde von 2006 bis 2016 (Datenquelle: Statistik Nord kaufsmöglichkeiten. 2018, o.S) Wenngleich ein Zusammenhang zwischen Zuwanderung und gemeindlichem Infrastrukturange- bot im vorliegenden Fall nicht belegt werden kann, legen die Zahlen der Tabelle 1 dennoch eine Korrelation nahe.

2 April 2018 effplan. Städtebauliches Entwicklungskonzept Hamdorf – Nachtrag 2018

4 Abgleich mit den Ergebnissen des Entwicklungskonzepts Auch in naher Zukunft ist keine Trendumkehr innerhalb des Amtes Hohner Harde ersichtlich. Vielmehr führte die Schließung des Elsdorfer Supermarktes 2017 dazu, dass sich die Nahver- sorgungsmöglichkeiten im Amtsgebiet zunehmend auf Hamdorf und Hohn beschränken. Auch für Familien sind Gemeinden mit Kindergarten und Schulstandort deutlich attraktiver, entspre- chend wären für Hamdorf und Hohn neben weiteren Wanderungsgewinnen auch Geburtenüber- schüsse denkbar, insbesondere bei Berücksichtigung der weiter steigenden Geburtenziffer. In Bezug auf die gemeindlichen Rahmenbedingungen, die vor allem in der Infrastrukturausstat- tung differieren, spricht viel dafür, dass der für das Amt prognostizierte Bevölkerungsrückgang weiterhin in den kleineren Gemeinden sowie Breiholz und Elsdorf-Westermühlen, ohne nen- nenswerte Infrastruktur stattfinden wird. Für Hamdorf wäre hingegen eine Stagnation oder ein behutsames Wachstum zu erwarten, wie es auch im städtebaulichen Entwicklungskonzept an- genommen wurde (0,5% Wachstum, siehe städtebauliches Entwicklungskonzept Hamdorf, Kap. 3.3.1). Auch für die Haushaltsgröße gilt, dass sich die auf Amtsebene prognostizierten Werte nicht un- besehen auf Gemeindeebene umlegen lassen. Im Entwicklungskonzept wurde für den Zeitraum von 2015-2030 eine Abnahme von 2,21 auf 2,01 EW je Haushalt (-8,9%) prognostiziert und weicht somit leicht von der Prognose auf Amtsebene (-5%) ab, was unter anderem mit der allge- mein erhöhten Nachfrage (nun auch im ländlichen Raum) nach Miet- und Eigentumswohnungen für 1 bis 2 Personen begründet werden kann. Die Gemeinde plant daher mittelfristig, neben der bestehenden privaten Seniorenwohnanlage, auch selbst seniorengerechten Wohnraum zu ver- wirklichen.

5 Zusammenfassung Wenngleich demographische Prognosen mit konkreten Zahlen auf so kleinräumiger Ebene wie der Gemeinde Hamdorf mit ihren knapp 1.300 Einwohnern nur eingeschränkt praktikabel und belastbar sind, bieten erweiterte Betrachtungen wie z.B. der Wohnort bestimmenden Faktoren die Chance, zumindest einen Trend zu prognostizieren. Für Hamdorf ist dieser Trend - auch unter Berücksichtigung der negativen Bevölkerungsprogno- se für das Amt Hohner Harde - positiv, da die Gemeinde mit dem schwerwiegenden Pfund der gut ausgebauten Infrastruktur wuchern kann. Entsprechend hält die Gemeinde an den im Ent- wicklungskonzept 2017 ermittelten zusätzlichen Wohnbaubedarfen fest.

QUELLENVERZEICHNIS

GATZWEILER, H. P. (1996): Ziele und Wege kleinräumiger Bevölkerungsprognosen. In: Methodi- sche Ansätze kleinräumig differenzierender Bevölkerungsfortrechnungen, S. 4-13. Hannover.

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