ORGELFESTIVAL 2017

Hauptorgel Quintade 8 ' Terz 3 1/5 ' Harmonika 32 '

4 I. Hauptwerk C—c : Principal 4 ' 10 11 Septime 2 2/7 ' Harmonika 16 ' Principal 16 ' Holzflöte 4 ' Octavin 2 ' Harmonika 8 ' Principal 8 ' Quinte 2 2/3 ' None 1 7/9 ' ◊ Clarinette 8 ' Gambe 8 ' Octave 2 ' Siebenquart Vox humana 8 ' Gedeckt 8 ' Terz 1 3/5 ' Mixtur 4 ' Glocken Soloflöte 8 ' Kleinquinte 1 1/3 ' Fagott 16 ' Stahlklang I & II Octave 4 ' Octävlein 1 ' Trompete 8 ' Tremulant Alto 4 ' Mixtur 2/3 ' Oboe 8 ' Großpedal C—g 1 : Quinte 2 2/3 ' Dulcian 16 ' Trompete 4 ' Principalbass 16 ' Superoctave 2 ' Krummhorn 8 ' Tremulant Violonbass 16 ' Mixtur 2 ' Trichterregal 8 ' IV. Schwellwerk C—c 4/ Octavbass 8 ' Kornett 5f 8 ' Tremulant vierteltönig ( ◊ ) : Quinte 5 1/3 ' Trompete 16 ' III. Schwellwerk I C—c4 : Salicet 16 ' Choralbass 4 ' Trompete I 8 ' Bordun 16 ' Holzflöte 8 ' Großposaune 32 ' Trompete II 8 ' Bordun 8 ' Salicional 8 ' Posaune 16 ' II. Positiv C—c 4 Flûte harm. 8 ' ◊ Geigenprincipal 8 ' Trompete 8 ' ( schwellbar ) : Violgamba 8 ' ◊ Fugara 4 ' Klarine 4 ' Quintatön 16 ' Voix céleste 8 ' ◊ Spitzflöte 4 ' Kleinpedal C—g 1 Praestant 8 ' Quinte 5 1/3 ' Flautino 2 ' ( schwellbar ) : Gemshorn 8 ' Flûte oct. 4 ' Zimbel 1/2 ' Subbass 32 ' Subbass 16 ' ( proportional Tonhöhe : Quinte 2 2/3 ' 1 Großquinte 10 2/3 ' speicherbar ) 12 13 a = 441 Hz Terz 1 3/5 ' Flötenbass 8 ' Windversorgung : bei 20 °C Harfe Großterz 6 2/5 ' 7 Gebläse mit Stimmung : Tremulant Großseptime 4 4/7 ' 7 Magazinbälgen gleichstufige Flötenbass 4 ' ( Schwimmerbälge, Temperierung Großnone 3 5/9 ' mit Keilbälgen als inklusive der Basson 16 ' Stoßfänger ) Vierteltöne

Koppeln : Winddruck : Modul ( Fußboden, I / Ped. 0—200 mm, fahrbar ) ab 2018 II / Ped. jedes Werk einzeln I. Manual C—c 4 : III / Ped. steuerbar, Principal 8 ' IV / Ped. Harmonikastimmen Gedeckt 8 ' II / I mit Windstoßtritt Flöte 4 ' III / I Normaldrücke : Flöte 2 ' IV / I HW 91 mm WS Akkordeon 8 ' III / II Pos 83 mm WS Windharfe IV / II Ped 100 mm WS Tremulant IV / III 32 ' 125 mm WS II. Manual C—c 4 : Spielhilfen : SW I 100 mm WS Principal 8 ' Rieger Setzeranlage SW II 90 mm WS Gedeckt 8 ' 8 Disposition 14 Grußworte

23 Neue Orgel St. Martin

51 Kalendarium 74 Eintritt

79 Solo 141 Orgel Plus 239 Open Impro 245 Gottesdienst 283 Führungen

287 Index

315 Wir danken unseren Förder­­­ ×­­­­ innen GRUSS erlebnisse bescheren. Den Auftakt macht des Oberbürgermeisters dabei das anstehende, hochkarätig besetzte 17 Orgelfestival 2017, das im documenta-Sommer Seit vielen Jahrzehnten schon ist die stattfindet. Freuen wir uns auf großartiges Kasseler Martinskirche ein Zentrum für und neuartiges musikalisches Erleben. neue, avantgardistische Musik in der Herzlich willkommen! Kirche. Mit der neuen Orgel in St. Martin Bertram Hilgen erhält die documenta-Stadt Kassel in Schirmherr der neuen Orgel diesem Jahr ein Instrument von inter- und Oberbürgermeister der Stadt Kassel nationalem Rang, das Ansehen und Anspruch der nordhessischen Kultur- metropole noch einmal unterstreichen wird. In einer wunderbaren Gemein- schaftsleistung der Akteure wurde dieses ambitionierte Projekt in nur wenigen Jahren realisiert. Beeindruckend war dabei von Beginn an die positive Anteil- nahme und die breite Unterstützung des Vorhabens durch die Kasseler Bürger- schaft. Die spektakuläre Klangskulptur in der prachtvoll renovierten Kasseler Stadtkirche wird uns in den kommenden Jahrzehnten unvergessliche Konzert-

16 GRUSS Orchester. Doch am bedeutendsten ist die des Bischofs Entdeckung der Orgel durch die weltliche und 19 geistliche »Neue Musik« nach dem Zweiten In der Antike war die Orgel ein rein Weltkrieg. Hier wurde die Orgel zu einem der weltliches Instrument. Sie begleitete wichtigsten Instrumente für die Entwicklung die Gemetzel in den Gladiatorenarenen der Musik im 20. Jahrhundert. und war kaiserliches Repräsentations- Jetzt haben wir in Kassel ein Instrument, in instrument auf Marktplätzen und Foren. dem all diese Erfahrungen zusammenkommen Erst im Mittelalter, dann aber mit und sich diese Geschichte verdichtet, das zu- gleich aber über sie hinausweist. Die 100 Tage Macht, entwickelte sich im Westen die des Orgelfestivals werden eine Ahnung davon Orgel zu dem geistlichen Instrument vermitteln, was mit diesem Instrument möglich schlechthin. Die komplexe Polyphonie ist — und was es in Zukunft zur Ehre Gottes zum Klingen bringen wird. ist ohne Orgel nicht denkbar. Selbst Menschen, die dem Christentum fern- Allen Beteiligten gilt mein ausdrücklicher Dank. stehen, verbinden den Orgelklang sofort Und allen Zuhörenden wünsche ich, dass sie der Klang der neuen Orgel in St. Martin tief mit dem christlichen Gottesdienst. Mit berührt und begeistert. Johann Sebastian Bach, so darf man wohl sagen, erreicht die Orgelmusik einen Prof. Dr. Martin Hein Bischof der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck einsamen Höhepunkt. Seit rund 150 Jahren bewegt sich die Orgel aus ihrer sakralen Einengung wieder heraus. Die Romantik versteht sie als Konzert- instrument und behandelt sie wie ein

18 GRUSS sich für den Entwurf des norwegischen der Kirchengemeinde Künstlers Yngve Holen entschieden. Die Spen- 21 denkommission konnte sich schließlich über Die Kirchengemeinde Kassel-Mitte ist eine außergewöhnliche Spendenbereitschaft begeistert von der wunderbaren neuen von Personen und Institutionen freuen. Die Orgel in der Martinskirche. Viele Spenderinnen und Spender haben von Klein- beträgen bis hin zu sechsstelligen Spenden Menschen haben sehr viel Arbeit und ganz erheblich zur Finanzierung beigetragen. ehrenamtliches Engagement einge- Nur durch das Zusammenwirken aller Betei- bracht, um den facettenreichen Realisie- ligten und Unterstützer ist es gelungen, in der Martinskirche eine Orgel zu bauen, die ohne rungsprozess zu einem erfolgreichen Beispiel in der Geschichte des Orgelbaus ist. Abschluss zu bringen. Besonders zu nennen ist die Orgelkommission, in Für all dieses Engagement bedankt sich die Kirchengemeinde von ganzem Herzen und freut die der Kirchenvorstand auf Vorschlag sich mit allen auf einen dauerhaften und unver- des Kirchenmusikdirektors Menschen gesslichen Musikgenuss in der Martinskirche. berufen hat, die anerkannte Experten Dr. Hans Helmut Horn ihres Faches sind. Sie haben all das Vorsitzender des Kirchenvorstands erarbeitet, was die besondere Leist- ungsfähigkeit der Orgel ausmacht. Die Orgelbaufirma Rieger hat diese Plan- ungen nicht nur mit großer Präzision umgesetzt, sondern auch substanziell weiterentwickelt. Die Prospektkom- mission hat künstlerische Gestaltungs- ansätze für den Prospekt geprüft und 20 Neue Orgel 23 St. Martin Glücksfall neue Orgel St. Martin traditionelle Stärke von St. Martin. Die Kommission Eine Wegbeschreibung von Eckhard Manz beschäftigte sich zunächst nicht mit der Auswahl der 25 Orgelbaufirmen, vielmehr war es zu Beginn des Prozesses wichtig, ästhetische und bautechnische Grundlagen zu Mit der Einweihung der neuen Orgel geht ein langer Ab- definieren. Dafür hörten wir Vorträge von Komponisten, schnitt zu Ende, der 2006 für mich seinen Anfang nahm. Architekten, Akkordeonbauern, Kuratoren zeitgenös- Ungefähr zwölf Jahre davor, in der Zeit meines Vorgän- sischer Kunst oder Oboisten. Mit diesen Ergebnissen gers Hans Darmstadt, wurde schon einmal intensiv über im Rücken haben wir ein dreistufiges Verfahren mit einen Orgelneubau in St. Martin nachgedacht. zu Beginn 15 internationalen Firmen zur Auswahl der geeigneten Firma durchgeführt. Ich darf sagen, dass die Albert Behrens, der mittlerweile verstorbene Kirchen- Firma Rieger Orgelbau in jeder Runde einen exzellenten musikdirektor an St. Wilhadi in Stade, Organist einer der Eindruck in der Orgelkommission hinterließ, und die bedeutendsten historischen Orgeln, sagte zu mir: »Ein Entscheidung sehr klar für sie ausfiel.  »!Orgelneubau kostet Sie zehn Jahre Ihres Berufslebens In Kassel waren es für mich dann elf Jahre … Erlauben Den Mitgliedern der Orgelkommission, Prof. Bernhard Sie einen kurzen Überblick über die Entstehung eines Haas, den Orgelbauern Matthias Wagner und Christoph musikalischen Wunderwerks. Böttner sowie von Amts wegen dem Orgelsachverstän- digen Peer Schlechta und Herrn Landeskirchenmusik- Nach den Entscheidungen der unterschiedlichen kirch- direktor Uwe Maibaum möchte ich hier danken. Was für lichen Gremien wurde ich von der Kirchengemeinde eine fruchtbare gemeinsame Zeit im intensiven Austausch Kassel-Mitte mit der Leitung der Orgelkommission in Museen, bei Vorträgen, an Orgeln oder einfach nur betraut, die für den Kirchenvorstand zwei wesentliche »theoretisch«! Nachdem die Wahl auf die Firma Rieger Dinge leisten sollte. Zum einen sollte sie eine Orgel- fiel, haben Wendelin Eberle als Geschäftsführer, Georg baufirma zum Bau der neuen Orgel vorschlagen, zum Pfeifer als Konstrukteur und später auch Stephan Niebler Neue Orgel St. Martin Eckhard Manz Orgel St. Martin Eckhard Neue anderen ein Konzept für das Instrument entwerfen. als Intonateur mit der Kommission zusammen die Orgel An dieser Stelle muss ein Dank von ganzem Herzen an in den letzten Details ausgearbeitet. Die Begegnungen den Kirchenvorstand einfließen, denn er hat die Orgel- mit den drei genannten Orgelbauern und allen weiteren kommission immer in aller Freiheit arbeiten lassen. Mitarbeitern der Firma waren und sind immer von Insbesondere gilt der Dank dem Vorsitzenden Dr. Hans- höchster fachlicher Qualifikation und herzlicher Zusam- Helmut Horn und Herrn Pfarrer Dr. Willi Temme. menarbeit geprägt. Auch dafür will ich mich ausdrücklich Diese Freiheit in allen künstlerischen Fragen ist eine bedanken. 24 Von Beginn an war es mein Wunsch, dass wir die Gestal- beauftragt und wird an Pfingsten 2018 eingeweiht! Da tung des Instrumentes mit einem Künstler von internatio- gibt es noch einiges zu tun. Und in der Orgelkommission nalem Format realisieren. Auch diesem Vorschlag ist der 27 hatten wir noch zwei weitere Ideen für St. Martin … jetzt Kirchenvorstand gern gefolgt, und in einem weiteren wird aber erst einmal gefeiert! Wettbewerb konnte sich der norwegische Künstler Yngve Holen in Zusammenarbeit mit Ivar Heggheim mit seinem Entwurf durchsetzen. An der Auswahl war auch die Firma Rieger beteiligt, sodass von vornherein eine intensive Zusammenarbeit gewährleistet war. Die Kommission zur Auswahl des Künstlers war mit Susanne Pfeffer, Volker Rattemeyer und weiteren Experten hochkarätig besetzt und den vielen Mitwirkenden danke ich sehr herzlich. Die Zusammenarbeit war nicht nur eine Ehre für mich, und  die Begegnungen mit Yngve Holen in den letzten Jahren haben meinen Blick auf das Instrument nachhaltig geprägt und verändert.

Das Ergebnis ist eine in allen Details hervorragende Orgel, die an jeder Stelle höchsten Maßstäben gerecht wird. Ich wünsche mir sehr, dass ihr Klang und ihre Gestaltung zahllose Menschen faszinieren und berühren werden. Das hier in Kassel durchgeführte Verfahren war sicher aufwändig und in seiner Konzeption in der Orgel- szene einzigartig. Das Ergebnis wird für sich sprechen. Neue Orgel St. Martin Eckhard Manz Orgel St. Martin Eckhard Neue

Im meinem E-Mail-Postfach zur neuen Orgel sind heute über 5000 E-Mails — das sind fast so viele E-Mails wie die neue Orgel Pfeifen hat! Und elf Jahre hat es gedauert — der Kollege Behrens aus Stade lag also richtig mit seinem Hinweis. Ich werde sicher in den nächsten elf Jahren keine Orgel mehr bauen — allerdings: das fahrbare Modul ist 26 Im Gespräch mit alle aus unterschiedlichen Holz verbaut. Ziel war es aus System in der Orgel, das dem Georg Pfeifer Zinn-Blei-Legierungen. Je nach ästhetischen Gründen, mög- Organisten ermöglicht gewis- Konstrukteur der Orgel gewünschtem Klang werden 29 lichst viele Teile aus Tannen- se Voreinstellungen der Orgel die Legierungsverhältnisse holz zu fertigen. Daneben ( Registrierungen ) zu speichern Wie viele Arbeitsstunden gewählt. Für die sichtbaren wurden noch einige andere und während des Orgelspiels brauchte die Firma Rieger Frontpfeifen wurden verwendet Holzarten verwendet: Fichte per Knopfdruck wieder abzu- Orgelbau für den Bau dieses 82 % Zinn und 18 % Blei. für die Tragekonstruktion; rufen. Es werden aber keine Instruments? Hainbuche für Mechanikteile; Klänge elektronisch generiert. Es sind am Ende rund 30. 000 Wie lang ist die längste und Ebenholz für die Registerzüge Es ist eine mechanische Orgel, Arbeitsstunden aufgewendet die kürzeste Pfeife? und Halbtontasten. bei der der Klang mit Pfeifen worden. Die längste Pfeife ist das C von generiert wird! der Kontraposaune mit einer In der Orgel gibt es lange Wie viele verschiedene Becherlänge von 8850 mm. Wege aus Holzleisten, die Zum Schluss eine persön-

Klangarten, also Register, Die Körperlänge der kleinsten  Abstrakten. Wie lang sind liche Frage: Warum sind gibt es im Instrument? Pfeife ( c 4 vom Octävlein 1' ) diese denn zusammenge- Sie eigentlich Orgelbauer Die gesamte Orgel hat, inkl. misst 6 mm. rechnet in der ganzen Orgel? geworden und was begeistert des fahrbaren Moduls, genau Es werden wohl so gegen Sie an diesem Beruf? 90 klingende Stimmen. Und wie breit und hoch 3,5 Kilometer dünner Holz- Es war für mich immer ein ist sie denn? leisten sein, die für die Wunsch, den Beruf und die Wie viele Pfeifen hat die Die Orgel hat eine Breite von Tontraktur verbaut wurden. Musik zu verbinden. Das hand- Orgel — auch schon mit der 20,8 Metern und eine Höhe Für die Registermechanik werkliche Interesse hatte ich fahrbaren Orgel, die im von etwa 9 Metern von der wurden auch noch an die auch schon als Kind — so lag Jahr 2018 eingeweiht wird? Empore bis zur Pfeifenober- 500 Meter Holzstangen mit natürlich der Instrumentenbau Die Hauptorgel hat 5248 kante der längsten Front- dem Querschnitt 20 x 20 mm sehr nahe. Das es dann der Neue Orgel St. Martin Georg Pfeifer Orgel St. Martin Georg Neue Pfeifen, das Modul bekommt pfeife. Das Gewicht des Instru- eingebaut. Orgelbau wurde, war eher 427 Pfeifen — also insgesamt mentes beträgt ca. 28 Tonnen. ein Zufall. Mein damaliger 5675 Stück. Wenn man genau hinsieht, Musiklehrer brachte mich auf In der Orgel steckt viel sieht man über dem Spiel- diese Idee … Der Beruf ist Woraus bestehen die Holz; welche Holzarten tisch ein Display. Gibt es im sehr vielseitig und interessant, glänzenden Pfeifen? kommen denn vor? Instrument einen Computer? deshalb bin ich schon bald Die Metallpfeifen bestehen Es wurden einige Kubikmeter Es gibt ein elektronisches 30 Jahre im Orgelbau tätig. 28 Was können Mathematik und Physik jeweiligen Pfeife, die angespielt wird, eben nicht nur den zur neuen Orgel in St. Martin sagen? Grundton spielt, sondern aufgrund der Beschaffenheit von Prof. em. Dr. Burkhard Fricke 31 der Pfeife ein ganzes Spektrum, d. h. viele weitere Töne erzeugt, die durch geeignete Überlagerung die meisten Instrumente, die es gibt, nachahmen können. Ich probiere Wenn man als Laie die neue Orgel in St. Martin sieht, z. B. die Flöte aus und stelle fest, dass dies täuschend ist man erst einmal überwältigt von der wunderbaren echt dieses Instrument simuliert. Mit den Zughebeln, die Form und Anordnung im Kirchenraum. auch Register genannt werden und die sich rechts und links vom Spieltisch befinden, können diese angewählt Tritt man an den Spieltisch, so fallen 4 übereinander werden. Jede entspricht einem »Instrument«. Durch angeordnete Klaviaturen auf, die scheinbar alle gleich entsprechendes Ziehen dieser Register lassen sich bestim- sind; allerdings sieht die oberste doch etwas anders mte Kombinationen dieser »Instrumente« bzw. Klang-

aus, worauf ich später noch zurückkomme. Jedes dieser  farben erreichen. Ab 2018 hat diese Orgel mit dem Modul 4 Manuale geht jeweils über 5 Oktaven. Dazu kommen 90 Klangfarben. natürlich noch die 2 1/2 Oktaven der Pedale, die mit den Füßen gespielt werden. Als ich den tiefsten Ton Hier nun schlägt die Mathematik zu, denn man kann jedes anspiele, ist er kaum zu hören, aber die Glaswand am Register mit jedem kombinieren und damit immer neue Ende des Kirchenraumes beginnt zu vibrieren. Es sind Kombinationen an Klangfarben wählen. Der vorhandene dies ca. 16 Schwingungen pro Sekunde, ein kaum noch Wind reicht sogar aus, alle Register gleichzeitig erklingen hörbarer Ton. Am anderen Ende, bei den sehr hohen zu lassen. Diese Zahl an Kombinationsmöglichkeiten, die Tönen, sind es über 16.000 Schwingungen pro Sekunde, auf dieser Orgel möglich ist, ist eine unvorstellbare Zahl: ein Ton, den auch Herr Manz kaum noch hören kann. Sie hat fast 90 Stellen und kann im deutschen Sprach- schatz nicht mehr benannt werden! Sicherlich ist es auch Dennoch sind diese Töne wichtig, denn ein Ton ist nicht akustisch nicht vernünftig, alle diese Kombinationen zu Neue Orgel St. Martin Burkhard Fricke Orgel St. Martin Burkhard Neue einfach ein Ton. Ein Ton hat eine sogenannte Klang- benutzen, aber dennoch bietet sich hier eine unglaublich farbe, die sich aus dem eigentlich angespielten Grund- große Vielfalt. Eine der natürlichen Limitierungen ist, ton und vielen Obertönen zusammensetzt, die man dass maximal zwölf Töne gleichzeitig gespielt werden gemeinsam hört und die es dem Ohr erst erlauben, z. B. können, denn dies entspricht der Zahl der Finger plus der eine Oboe von einer Geige zu unterscheiden, obwohl beiden Füße. Wie oben bereits gesagt, ist die niedrigste beide den »gleichen« Ton anspielen. Und dies ist Frequenz 16 Schwingungen. Jede Verdoppelung der Zahl die Besonderheit einer Orgel, dass man aufgrund der der Schwingungen entspricht einer Oktave mit ihren 30 sieben Tönen und fünf Halbtönen. Ehe man also bei über Neu-Entdeckung der Moderne. Ein Überblick über 16.000 Schwingungen anlangt, zählt man etwas mehr das neue Orgelwerk in der Kasseler Kirche St. Martin als zehn Oktaven. Die wohl revolutionärste Eigenschaft 33 von Peer Schlechta dieser Orgel aber ist die Tatsache, dass man in einem Bereich von fünf Oktaven extra Tasten für Vierteltöne hat. Geht man diese Töne in Vierteltonschritten durch, stellt »Es gibt allerdings Unaussprechliches. Dies zeigt sich, man auch als Laie fest, wie sehr sich damit eine andere es ist das Mystische.« ( Ludwig Wittgenstein ) neue Klangwelt auftut. Von den Herzzahlen dieser Regi- ster wollen wir hier nicht mehr sprechen. Alle fünf Jahre wandelt sich Kassel zu einer pulsierenden Kunstmetropole. Anlässlich der in diesem Turnus statt- Durch sanftes Einschieben der Register lassen sich findenden Kunstausstellung documenta trifft sich die darüber hinaus die dabei erzeugten Töne noch einmal internationale Kunstwelt in der Stadt, um nach den x-fach modulieren, wodurch sich wieder fast unendliche neuesten Trends in Sachen Zeitgenössische Kunst Aus-  neue musikalische Möglichkeiten ergeben … schau zu halten. In die Zeit der vom 10. Juni bis 17. Sept- ember 2017 stattfindenden documenta 14 fällt auch die Am Ende wollen wir dies aber alles vergessen und uns Einweihung der neuen Orgel in der Kasseler Kirche ganz der wunderbaren Musik hingeben. St. Martin, in der bereits seit der Zeit des Wiederaufbaus nach den Zerstörungen des II. Weltkriegs die Pflege der zeitgenössischen ( Klang- )Kunst einen hohen Stellenwert eingenommen hat. Sich deutlich positionierend ( Pros- pektentwurf: Yngve Holen in Zusammenarbeit mit Ivar Heggheim ) und im Klang auch unerhörte Wege beschrei- tend wird das von Rieger Orgelbau ( Schwarzach/Vorarl- berg ) erstellte Instrument Impulse für den Instrumen- Neue Orgel St. Martin Peer Schlechta Orgel St. Martin Peer Neue tenbau und die Orgelmusik im 21. Jahrhundert setzen. Vorbereitet wurde das Projekt in der Arbeit einer Orgel- kommission, die vorab wesentliche Aspekte zur techni- schen und klanglichen Realisierung diskutiert und so die Rahmenbedingungen zu dem neu entstandenen Werk gesetzt hat. Im Rahmen des über mehrere Jahre hinweg angelegten gedanklichen Austauschprozesses zwischen 32 Musikern und Orgelbauern bildete sich das Konzept einer Die Verbindungen quasi im Nervensystem zwischen Orgel heraus, die bewusst in der Tradition des alther- Spieltisch und Windladen erfolgen im Bereich der Spiel- gebrachten Orgelbaus stehend zugleich ein gewichtiges 35 traktur mechanisch sowie mechanisch und elektrisch für Statement im Konzert der derzeit neu entstehenden die Registertraktur. Der Klang der Orgel entsteht mit innovativen Orgeln darstellt. Beispiele für innovative wenigen Ausnahmen mittels traditionell gefertigter und Projekte finden sich bzw. entstehen gerade in Piteå ( 2012 ), bearbeiteter Pfeifen. Elektrische Hilfs- und Steuersys- in Würzburg ( 2016 ), in Amsterdam und Malmö ( 2018 ) — teme sind dezent eingefügt und treten weder konstruktiv um nur einige zu nennen. noch ästhetisch in den Vordergrund. Der klar gegliederte und mit Blick auf das Detail entworfene Spieltisch — man Tradition( en ) … könnte diesen als Interface zwischen Mensch und Instru- ment bezeichnen — lädt unmittelbar zum Musizieren ein »Allerdings muss man gleichzeitig betonen, dass die und erschließt sich für jeden geübten Spieler in kürzester Pflege und das liebende Verstehen der Meisterwerke der Zeit.  europäischen Musiktradition die Voraussetzung sind, um die neue Musik in ihrer Tiefe zu verstehen.« … und Innovation( en ) ( Hans Zender ) »Das künstlerische Wesen einer Orgel, und noch viel Ausgangspunkt der Überlegungen war, dass die neue mehr das ganze Wesen der Orgelmusik, wird bestimmt Orgel in baulicher wie auch in klanglicher Hinsicht durch die Art, wie man auf diesem Instrument vom Piano zunächst auf den Prinzipien des über Jahrhunderte hin- zum Forte, vom Forte zum Fortissimo gelangt und von weg geformten Orgelbaus ruhen soll. Nicht alle Dinge letzterem wieder in die Anfangsklangfarbe zurückkehrt.« müssen neu erfunden werden, wenn auf bewährte und ( Albert Schweitzer ) inhaltlich starke Konzepte zurückgegriffen werden kann. Das Herz des neuen Instruments bilden Schleifladen, Ein wesentlicher, wenn nicht gar der zentrale Ausgangs- Neue Orgel St. Martin Peer Schlechta Orgel St. Martin Peer Neue als Lungen dienen Bälge, die als Schwimmerbälge mit punkt der Überlegungen in der Orgelkommission war, wie einstellbaren Ausgleichsbälgen innerhalb der differenziert der im Grundsatz statisch erscheinende Orgelklang auf ausgebildeten Windführung konzipiert wurden; der Wind der Basis der durch klingende Pfeifen entstehenden wird über Kanäle aus Holz zu den Windladen geführt. Klänge modifiziert und möglichst flexibel geformt werden Überhaupt wurde Wert auf ein schlüssiges Materialkon- kann — und wie dies ganz praktisch vom Spieltisch aus zept gelegt — in weiten Bereichen sichtbar dominiert geschehen kann. Albert Schweitzer geht im oben zitierten die Weißtanne das innere und äußere Antlitz des Werks. Textausschnitt von einem Konzept aus, das durch das 34 Hinzuziehen und Wegnehmen einzelner Register oder innerhalb des IV. Manualclaviers realisierte Viertelton- Registergruppen Übergänge bestimmt; für die neue Orgel Klaviatur dar. Für einige Klangfarben wurde die Viertel- in der Kasseler Martinskirche entstand jedoch die Idee, 37 tönigkeit mit einer entsprechenden Anzahl von Tasten den Klang zum Beispiel auch im Übergang von Stille zum und Pfeifen realisiert, wodurch das Spektrum musi- ersten aufscheinenden Klang sowie im Übergang von kalischer Ausdrucksmöglichkeiten um ungewöhnliche verschiedenen Farben gestaltbar einzurichten. Für diese Klangfolgen und -kombinationen erweitert wird. Zwecke wurden verschiedene Hilfsmittel konstruiert und zum Teil gänzlich neu entwickelt, die dem Spie- Impuls lenden einen direkteren Zugriff auf den Klang als bislang in anderen Instrumenten realisiert ermöglichen. Mithilfe »Ich möchte immer wieder bei Null beginnen und, einer proportional auf den Schleifengang wirkenden wenn möglich, eine Entdeckung machen.« Setzeranlage können innerhalb der Registertraktur ( Richard Kostelanetz ( Hg. ): John Cage im Gespräch ) Positionen der Schleifen differenziert gespeichert und  per Knopfdruck angewählt werden. Eine mechanisch John Cage formuliert im genannten Gesprächsauszug wirkende Gangbegrenzung der Manualklaviaturen fordert einen zentralen Ausgangspunkt seiner künstlerischen unmittelbar am Spieltisch Interaktionen zwischen Arbeit und gleichzeitig eine Forderung an künstlerische Musikern und Instrument heraus — eigens neu entwi- Fragestellungen im Allgemeinen. Auch wenn bei der ckelte Drehventile ( diese sind in einigen Windladen Entwicklung der neuen Orgel in der Kirche St. Martin zusätzlich zu den im Orgelbau üblichen Ventilen einge- nicht bei Null begonnen wurde, so war die Arbeit in der baut ) ermöglichen in ausgewählten Teilbereichen im Orgelkommission und in der Orgelbauwerkstatt doch Instrument ein druckpunktloses Spiel, mit dem man immer getragen von dem Willen, nicht einfache oder direkt auf einzelne Klangformungen bzw. Klangereig- eingeübte Lösungen zu wählen, sondern neu zu definie- nisse zugreifen kann. Last but not least erhalten die Spiel- rende Wege zu beschreiten. Gleichzeitig ist jedoch zudem enden über eine nach Teil-Werken differenzierte Wind- im Blick geblieben, dass nicht alles, was technisch Neue Orgel St. Martin Peer Schlechta Orgel St. Martin Peer Neue versorgung mittels verschiebbarer Balggewichte einen möglich ist, auch realisiert werden muss — gerade eine direkten Zugriff auf die Lungen der Orgel — in Ansätzen Beschränkung kann hilfreich und heilsam sein. Doch vergleichbar mit einem Akkordeonspieler, der den Balg worin besteht nun der Impuls, der von der neuen Orgel seines Instruments direkt am Körper fühlt und den ausgeht? eigenen Atem mit dem musikalischen Atem wirkungs- Mit der neuen Orgel können auf der Basis der klingenden voll koordinieren kann. Ein weiteres Novum im Zusam- Pfeife unerhörte Klangräume erschlossen werden. Das menhang eines repräsentativen Orgelwerks stellt die Instrument ist nicht nur zur Darstellung der Hauptwerke 36 der Orgelliteratur geeignet, es kann auch als Orgel- und diese gleichzeitig mit ihrem eigenen künstlerischen Klang-Labor eingesetzt werden und so im tatsächlichen Blick wesentlich bereichert haben. Wortsinn un-erhörte Klangfarben, Kombinationen und 39 Übergänge hörbar werden lassen. In diese Richtung führt Literatur: auch das bewegliche Modul mit zahlreichen experimen- Kostelanetz, Richard ( Hg. ): John Cage im Gespräch. DuMont, Köln, 1989. Seite 86. tellen Ansätzen weiter, das in konzeptioneller Weiterfüh- Schweitzer, Albert: Deutsche und Französische rung der großen Orgel bereits erdacht ist und im Orgelbaukunst und Orgelkunst. Breitkopf & Härtel, kommenden Jahr in Dienst genommen wird. Zahlreiche Wiesbaden, 1983. Seite 3. Aspekte— ein wesentlicher Gedankengang bleibt noch zu Wittgenstein, Ludwig: Tractatus logico-philosophicus. Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1963. Seite 115. nennen. Das neue Instrument soll Betrachter und Hörer Zender, Hans: Happy New Ears. Das Abenteuer, Musik verführen. Es wird gleichermaßen Augen, Ohren und auch zu hören. Herder, Freiburg im Breisgau, 1991. Seite 16. die Herzen derjenigen erreichen, die sich ihm und der erklingenden Musik öffnen. Was könnte ein schöneres  Ziel für ein Musikinstrument sein?

Dank

Nicht alle Beteiligten und Unterstützer können an dieser Stelle gewürdigt werden. Stellvertretend für die zahlrei- chen am Projekt beteiligten Mitarbeiter innerhalb der Werkstatt Rieger Orgelbau gilt der Dank an dieser Stelle dem Geschäftsführer, Wendelin Eberle, dafür, dass er ein solches nicht alltägliches Projekt vorbehaltlos mitge- tragen hat. Weiterer Dank gilt Georg Pfeifer, der das Werk Neue Orgel St. Martin Peer Schlechta Orgel St. Martin Peer Neue konstruiert und mit Blick auf die zahlreichen innovativen Komponenten als Ganzes von innen heraus immer im Blick hatte, und Stephan Niebler dafür, dass er die Regis- ternamen mit Leben erfüllt und das Instrument zum Klingen gebracht hat. Der Dank geht ebenfalls natürlich auch an Yngve Holen und Ivar Heggheim, die einen Einblick in die faszinierende Welt der Orgel gewonnen 38 40 41 Aufbau der Orgel durch Rieger Orgelbau 2016—2017 Rieger Orgel durch der Aufbau 42 43 Aufbau der Orgel durch Rieger Orgelbau 2016—2017 Rieger Orgel durch der Aufbau Eine Aufgabe der besonderen Art … unverhofft von Dingen sprach, die nun so gar nichts Wendelin Eberle von der Firma Rieger Orgelbau mit unserer alltäglichen Arbeit zu tun hatten. Da war die 45 Rede von einer Orgel des 21. Jahrhunderts mit klarem Schwerpunkt auf die zeitgenössische Orgelmusik. Begriffe Seit ihren frühesten Anfängen, rund zwei Jahrhunderte wie Kommunikation, Materialität, Konzentration, v. Christi Geburt, ist die Orgel stets Gegenstand von Expressivität oder auch Mikrotonalität prägten seine Entwicklung gewesen. So ist sie, wie kein anderes Instru- geäußerten Gedanken. ment, über die Jahrhunderte zum vielseitigsten und klang- Wenngleich ich manches davon gerade mal ansatzweise gewaltigsten aller Musikinstrumente, eben zur »Königin«, zu verstehen glaubte, so war an diesem Tag doch ein Keim herangewachsen. Meist war es die Kombination aus dem gepflanzt, der zusehends wachsen sollte. Die Neugierde sich verändernden musikalischen Stil und dem Fort- am Unbekannten, vor allem aber am unvoreingenom- schritt der Technik, welche die Orgel zu jeder Zeit prägte menen Denken in Sachen Orgel war geweckt — und

und veränderte. So hatte denn auch jede Epoche »ihre«  steckte auch Mitarbeiter an. Nach einer spannenden Zeit Orgel mit ihren ganz spezifischen klanglichen, aber auch des Wettbewerbs, und der damit einhergehenden Kon- technischen Merkmalen. kretisierung der gesponnenen Gedanken und Ideen im In unserer Zeit, so scheint es, tut sich die Königin aller- kleinen Team, folgte im Frühjahr 2012 der Projektzu- dings etwas schwer, sich klar zu definieren, was wohl vor schlag. Zweifellos ein Moment großer Freude, aber auch allem mit der Vielschichtigkeit heutiger musikalischer dem jähen Bewusstsein, dass es nun galt, all die Dinge Aufführungspraxis zu tun hat. So war denn auch der Blick voranzutreiben, von denen man bislang träumte und die des Orgelbaus in den vergangenen vier Jahrzehnten eher bestenfalls auf dem Papier existierten. Schlagworte wie rückwärtsgewandt, mit starkemFokus auf die unbestrit- »dynamische Windverstellung«, »windsensibles Ventil«, tene Kunst der alten Meister. Ganz im Gegensatz zu den »positionsunabhängige Speicherung der Schleifenposi- progressiven und von unkonventionellen Ideen geprägten tion«, »Vierteltonwerk«, »perkussive Elemente« u. a. m. 60er und 70er Jahren des vorigen Jhdt. — und einigen wurden plötzlich real — ja mehr noch — sie wurden zur Neue Orgel St. Martin Wendelin Eberle Orgel St. Martin Wendelin Neue wenigen Projekten der letzten Jahre — die aber von nicht Herausforderung. wenigen unseres Standes als ›Irrweg‹ bezeichnet wurden Wer glaubt, mit der Beauftragung zum Bau der Orgel ( und werden ). sei das neue Instrument in seiner musikalischen, techni- schen oder gar gestalterischen Ausprägung detailliert Fast schon etwas unwirklich mutete da im Frühjahr definiert gewesen, der irrt. Auch dies war eine für den tradi- 2010 der »informelle« Werkstattbesuch des Kantors von tionellen Orgelbauer sehr ungewohnte Situation. Ledi- St. Martin in Kassel, Herrn Eckhard Manz an, der ganz glich die Rahmenbedingungen — unter anderem auch die 44 finanziellen — waren gegeben. Das »Musikinstrument« Größe, so war dieses Mal doch alles ein wenig anders. musste erst noch in all seinen Einzelheiten »modelliert« Vieles musste überhaupt erst entwickelt werden und war werden, und das geschah während mehrerer intensiver 47 für uns absolutes Neuland, wie z. B. die positionsunab- Arbeitsphasen über einen Zeitraum von fast drei Jahren hängige Speicherung der Schleifenposition oder auch im Kreise der achtköpfigen Orgelkommission. Dass das druckneutrale Spielventil. All das hat uns enorm diese Arbeitstreffen jeweils an unterschiedlichen, wohl gefordert und teils an die Grenzen unserer Möglichkeiten ausgesuchten »Hotspots der zeitgenössischen Musik« in gebracht. ganz Europa stattfanden, war eine enorme persönliche Bereicherung. Das Zusammentreffen und der Erfahrungs- Auch die Herangehensweise an die Klanglichkeit war austausch mit einschlägigen Musikern verschiedenster anders als sonst. Ging es doch neben dem angestrebten, Gattungen regten nicht nur zu Neuem an, sondern ließen homogenen und charakterstarken Gesamtklang vor allem auch den einen oder anderen Gedanken als wenig prakti- auch darum, jeder einzelnen Pfeife die größtmögliche

kabel erkennen.  Bandbreite an klanglicher Flexibilität zu verleihen. Eine der Voraussetzungen, um die technischen Möglichkeiten Die neue Orgel nahm nun mehr und mehr Gestalt an, der verstellbaren Winddrucke und der Anschlagsdyna- Zusammenhänge konkretisierten sich und aus einem mik besser nutzen zu können, was eine spezifische Into- Pool an teils unkonventionellen Ideen wurden gemeinsam nationstechnik erforderte. diejenigen ausgewählt, die künstlerisch am interessan- testen schienen. So entstand auf dem Papier die Orgel, Über das markante Aussehen der Orgel wird gewiss an die sie heute hören und sehen können; mit der Einwei- anderer Stelle ausführlich geschrieben. Wir Orgelbauer hung des Moduls 2018 mit 90 Registern, aufgeteilt auf jedenfalls fanden die enge Zusammenarbeit mit dem 4 Manual- und 2 Pedalwerke, einem Vierteltonwerk mit Künstler Yngve Holen und dem Architekten Ivar Hegg- spezieller Klaviatur ( 24 Tasten pro Oktave ), stufenlos heim sehr inspirierend. Den schöpferischen Prozess des verstellbaren Winddrücken in allen Werken, frei einstell- Gestaltens mit äußerst kreativen und ganz unvoreinge- Neue Orgel St. Martin Wendelin Eberle Orgel St. Martin Wendelin Neue und programmierbaren Schleifenpositionen, u. a. m. nommen Köpfen anderer Branchen zu erleben, war nicht Eines der Werke ist zusätzlich mit druckneutralen Ventilen nur eine neue Erfahrung, sondern eine ganz besondere ausgestattet, was dem Musiker erlaubt, den Windeinlass Bereicherung für uns. An manche der unkonventionellen zu den Pfeifen in größtmöglicher Sensibilität zu steuern. Ideen mussten allerdings auch wir uns erst gewöhnen. Die wirkliche Herausforderung für uns Orgelbauer lag aber in der Umsetzung des ausgearbeiteten Konzepts. Obwohl Sehr spannend in der Umsetzung war letztlich auch die nicht unerfahren im Bau von Instrumenten ähnlicher Herausforderung einer Gesamtästhetik, welche sich vom 46 äußeren Erscheinungsbild der Orgel ableitet und im Orgelinneren ihre Fortsetzung findet. Diese Ästhetik manifestiert sich neben Form und Verarbeitung nicht zuletzt auch über die verwendeten Materialien, allen voran die Vorarlberger Hochgebirgstanne.

Wir hoffen, mit dieser für unser Verständnis doch etwas außergewöhnlichen Orgel ein Instrument geschaffen zu haben, welches über seine grundsätzliche Funktion der liturgischen Begleitung und Gestaltung hinaus Inspi- ration sein möge. Inspiration, aber auch »Werkzeug« für die Musikerinnen und Musiker, welche sich nicht ausschließlich auf die möglichst perfekte Wiedergabe bereits erdachter Musik beschränken möchten, sondern vor allem ihr persönliches schöpferisches Potenzial aus- leben wollen. Vielleicht ist es uns darüber hinaus auch gelungen, einen winzigen Beitrag zur »Kultur der Orgel« zu schaffen und, wer weiß, vielleicht findet der eine oder andere Gedanke auch seinen Widerhall in anderen, noch zu schaffenden Instrumenten.

48  Kalendarium 51 PROGRAMM die beste zeitgenössische Musik im Gottes- dienst zu realisieren. Die Zusage des Schweizer 53 Komponisten Ulrich Gasser ehrt uns sehr. Er Sehr geehrte Zuhörer × innen, hat einen überaus farbigen Zyklus für sieben Gottesdienste geschaffen, der musikalisch die wir begrüßen Sie sehr herzlich zu Texte reflektiert, die in den Predigten weiter entfaltet werden. unseren Veranstaltungen anlässlich der Orgeleinweihung in Kassel St. Martin Wir freuen uns sehr darüber, dass mittwochs 2017. Viele Jahre haben wir darüber nach- um 20 Uhr zu unserer Reihe ›Orgel +‹ zahl- reiche Gruppen der Region der Einladung gedacht, was in den ersten Monaten mit gefolgt sind. Besonders freue ich mich auf die der neuen Orgel stattfinden kann. Das Schulen und die Zusammenarbeit mit den Ergebnis der Planungen halten Sie in den Schülern. Außerdem begrüßen wir als ersten Gast unseren Freund und Regionalkantor des Händen. Wir hoffen, dass die Programme katholischen Bistums Fulda, Thomas Pieper. vielen Menschen den Zugang zu einem Darüber hinaus alte Bekannte wie die »Kirch- technischen und klanglichen Wunder ditmolder«, Ensembles der Uni und nicht zuletzt hervorragende Kollegen der Musikaka- ermöglichen. Vielleicht springt auch auf demie. Wir danken allen Gruppen und Musi- Sie meine jahrzehntelange Begeisterung kern sehr, dass sie anlässlich der neuen Orgel für die Orgel über! St. Martin in dieser bunten Reihe mitwirken. Und samstags um 20 Uhr — ›Orgel solo‹ — Die Gestaltung des Festivals folgt ver- kommen die Besten der Besten. Die Namen schiedenen Überlegungen: Im Mittelpunkt der Interpreten und die Liste der aufgeführten Werke sprechen für sich. Viele neue Spieler stehen die Gottesdienste sonntags um sind dabei ( Sebastian Küchler-Blessing, Martin 10 Uhr mit einer Fülle an neuer Musik, Sander etc. ), die erstmals hier spielen, und die an die Tradition in St. Martin anknüpft, Organisten, die teilweise schon vor Jahrzehnten hier zu Gast waren ( Hans-Ola Ericsson, Martin 52 Lücker, Daniel Glaus ). Die Programme folgen SONNTAG 4. 6. 2017 einem ästhetischen Konzept, welches im Einweihung der neuen Orgel Austausch mit Bernhard Haas, Frank Gerhardt 55 und Ulrich Etscheit entwickelt wurde: Es werden immer Werke von Johann Sebastian Bach erklingen, immer Musik der klassischen 10 Uhr 11.45—13 Moderne und immer Musik der Gegenwart. Festgottesdienst Fest auf dem Prof. Dr. Martin Hein (Bischof), Martinsplatz Bertram Hilgen (Oberbürger- Die täglichen Improvisationen — ›open Impro‹ — meister), Susanne Pfeffer (Kura- stellen die Orgel ohne Eintritt allen Besuchern torin), Wendelin Eberle (Rieger Orgelbau), Eckhard Manz der Stadt vor. Jeder kann kommen und bleiben, (Kirchenmusiker) so lange er mag. Man kann währenddessen S. 246 sitzen, stehen, laufen, vielleicht sich auch ein- mal in eine Bank legen und mitten am Tag eine Klangpause machen. 13—14 14.30 Uhr Die neue Orgel St. Martin ist ein Instrument Was kann die Der Weg zur für Alle — Sie sind uns immer willkommen! Königin? neuen Orgel Wendelin Eberle, Stephan Niebler Susanne Pfeffer, Dr. Willi Temme, und Georg Pfeifer (Rieger Wendelin Eberle, Eckhard Manz Eckhard Manz Orgelbau) mit Uwe Maibaum an Moderation: Petra Nagel der Orgel

19—21 21 Uhr Konzert zur Orgelfest Eröffnung Die Kirchengemeinde lädt ein zu Brezeln, Wasser und Wein Eckhard Manz, Kassel S. 80

54

MO 5. 6. SA 10. 6. S. 283

Gottesdienst Rothaug Diana 10.30 Uhr 10.30 AG christliche

Kirchen, Kantorei St. Martin S. 252 Schlechta, Manz,

Orgelmusik 20 Uhr

Stadtführung & & Stadtführung 57 Solo

12.30—14.30 Bach, Liszt, Holliger ( UA )

Bernhard Haas, Kassel S. 239 Peer Schlechta, Peer Open Impro S. 239 H. C. Martin, Weimar 14—16 Open Impro 14—16 München S. 89 DI 6. 6. SO 11. 6. 10 Uhr 10 Gottesdienst Temme,Manz,Kleine Ulrich Gasser ( UA ), Kantorei St. Martin, S. 262

Kassel S. 239 S. 239 H. C. Martin, Weimar Peer Schlechta, Peer Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 14—16

20 Uhr MI 7. 6. Orgel Plus MO 12. 6. DI 13. 6. Kammerchor Kammerchor Collegium

Vocale St. Marien,

Thomas Pieper, Anna Nesyba S. 142

Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Open Impro 10—12, 14—16 Frank Gerhardt, Frank Kassel S. 239 Gerhardt, Frank Kassel S. 239 Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16

DO 8. 6. FR 9. 6. MI 14. 6. 20 Uhr Orgel Plus: Märchen Freie Waldorfschule

Kassel, Klasse 6 a, 6 b,

Johan de Wit S. 150

Seligenstadt S. 239 Seligenstadt S. 239 Felix Ponizy, Ponizy, Felix Ponizy, Felix Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Open Impro Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16 10—12, 14—16 DO 15. 6. FR 16. 6. MI 21. 6. 20 Uhr Orgel Plus Lesung

Thomas Bockelmann,

59 Eckhard Manz S. 160

S. 239 Dominik Susteck, Köln S. 239 Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16 Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Open Impro 10—12, 14—16

SA 17. 6. DO 22. 6. 20 Uhr

Solo Schönberg, Bach, Herchet Daniel Glaus, Bern S. 239 Open Impro Sebastian Bethge, S. 239 10—12, 14—16 Bad Hersfeld Open Impro S. 93 10—12, 14—16 SO 18. 6. FR 23. 6. 10 Uhr 10 Gottesdienst Gaby Heppe-Knoche, Ulrich Gasser ( UA ) Eckhard Manz, S. 265

20 & 22 Uhr Nacht der

offenen Kirchen

Orgelkonzerte. Sebastian Bethge, Sebastian Bethge, S. 239 Bad Hersfeld Open Impro 10—12, 14—16 Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Open Impro 14—16 Adelheid Böhme, Peer Schlechta, Kassel S. 98 MO 19. 6. DI 20. 6. SA 24. 6.

Korbach S. 239 Georg Lungwitz, Open Impro 10—12, 14—16 Marburg S. 239 Marburg S. 239 Uwe Maibaum, Uwe Maibaum, Uwe Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16 SO 25. 6. 10 Uhr 10 Gottesdienst Ulrich Gasser ( UA ) Eckhard Manz, S. 267 Stefan Klöckner,

61

Korbach S. 239 Georg Lungwitz, Open Impro 14—16

MO 26. 6. DI 27. 6.

Göttingen S. 239 Bernd Eberhardt, Göttingen S. 239 Bernd Eberhardt, Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16

MI 28. 6. 20 Uhr Orgel Plus Kantorei Kantorei Kirchditmold,

Michael Gerisch, Eckhard Manz S. 162 Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Open Impro 10—12, 14—16

DO 29. 6. FR 30. 6.

Sascha Heberling, Sascha Heberling, Gelnhausen S. 239 Sascha Heberling, Sascha Heberling, Gelnhausen S. 239 Open Impro 10—12, 14—16 Open Impro 10—12, 14—16 JULI MI 5. 7. 20 Uhr Orgel Plus Ensembles Ensemble in progress,

63 Chor der Universität, Andreas Cessak S. 169

Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Open Impro 10—12, 14—16

DO 6. 7. FR 7. 7. SA 1. 7.

20 Uhr

Solo Reger, Bach, Gerhardt S. 239 S. 239 Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16 Martin Lücker, Stockholm S. 239 Roland Möhle, Möhle, Roland Open Impro 10—12, 14—16 Frankfurt S. 101 SA 8. 7. SO 2. 7. 20 Uhr Solo

Bach, Messiaen, Improvisationen Peer Schlechta, Dorothea Harris, Dorothea Kassel S. 239 Open Impro 10—12, 14—16 Kassel S. 110 Stockholm S. 239 Roland Möhle, Möhle, Roland Open Impro 14—16

MO 3. 7. DI 4. 7. SO 9. 7. MO 10. 7.

Hamburg S. 239 Dorothea Harris, Dorothea Kassel S. 239 Kassel S. 239 Kassel S. 239 Open Impro Open Impro Peer Schlechta, Peer Peer Schlechta, Peer Tjark Pinne, Tjark Open Impro Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 14—16 10—12, 14—16 10—12, 14—16

DI 11. 7. S. 283 SO 16. 7. MO 17. 7.

über Musikbüro über

Info und Anmeldun und Info

Eckhard Manz Eckhard

Führung 65

18—19.30

Detmold S. 239 Detmold S. 239 Hamburg S. 239 Martin Gregorius, Martin Gregorius, Martin Gregorius, Tjark Pinne, Tjark Open Impro Open Impro Open Impro 14—16 10—12, 14—16 10—12, 14—16

20 Uhr

MI 12. 7. DI 18. 7. S. 283

Orgel Plus Musikbüro über Tanz Anmeldun und Info

Tanzkollektiv Labyrin- Manz Eckhard Führung

thos, Giulia Glennon,

Thorsten Teubl, 18—19.30

Eckhard Manz S. 174

S. 239 Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16

DO 13. 7. FR 14. 7. MI 19. 7. 20 Uhr Orgel Plus Malerei Gudrun Hofrichter,

Kassel S. 182

Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 S. 239 S. 239 Open Impro Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16 10—12, 14—16

SA 15. 7. DO 20. 7. FR 21. 7.

21.30 Uhr

Jazz und Orgel

Barbara Dennerlein, München S. 112 Stille ( UA ), ( UA ), Stille ( UA ), Stille Detmold S. 239 Köln S. 239 Köln S. 239 Martin Gregorius, Martin Gregorius, Tobias Hagedorn, Tobias Hagedorn, Tobias Open Impro Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16 10—12, 14—16 SA 22. 7. DO 27. 7. FR 28. 7. 20 Uhr

Solo 67 Ligeti, Couperin, Hindemith Wolfgang Zerer, Imelda Natter, Imelda Natter, Kassel S. 239 Kassel S. 239 Bern S. 239 Reinhard Ardelt, Reinhard Reinhard Ardelt, Reinhard Open Impro Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16 Hamburg S. 114 10—12, 14—16 SO 23. 7. SA 29. 7. MO 24. 7.

Imelda Natter, Imelda Natter, Holland S. 239 Bern S. 239 Gerben Mourik, Open Impro Open Impro 14—16 10—12, 14—16

Christian Zierenberg, Christian Zierenberg, Rotenburg S. 239 Open Impro 10—12, 14—16

S. 283

DI 25. 7. Musikbüro über SO 30. 7. Anmeldun und Info

Eckhard Manz Eckhard 20 Uhr Führung

18—19.30 Solo

Bach, Cage,

Messiaen, Scott Hans-Ola Ericsson, S. 239 Hekendorp, NL Hekendorp, Christian Zierenberg, Christian Zierenberg, Gerben Mourik, Oudewater- Rotenburg S. 239 Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 14—16 Montreal S. 119

MI 26. 7. 20 Uhr MO 31. 7. Orgel Plus Schlagzeug Sven Pollkötter,

Reinhard Ardelt S. 196

Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Mannheim S. 239 Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16 Anna Linß, Anna Linß, AUGUST 69 DI 1. 8. SO 6. 8. Amélie zu Dohna, 10 Uhr 10 Gottesdienst Ulrich Gasser ( UA ) Eckhard Manz, S. 270 71

Hamburg S. 239 Mannheim S. 239 Oliver Zinn, Oliver Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 14—16 Anna Linß, Anna Linß,

MI 2. 8. 20 Uhr MO 7. 8. DI 8. 8. Orgel Plus Elektronik Hans-Ola Ericsson,

Anders Hannus

S. 200

Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Fabian Krämer, Fabian Detmold S. 239 Fabian Krämer, Fabian Detmold S. 239 Open Impro Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16 10—12, 14—16

DO 3. 8. FR 4. 8. MI 9. 8. 20 Uhr Orgel Plus Kammermusik

Bernhard Haas,

Spohr Ensemble S. 211

Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Essen S. 239 Essen S. 239 Matthias Geuting, Matthias Geuting, Open Impro Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16 10—12, 14—16

SA 5. 8. DO 10. 8. FR 11. 8. 21.30 Uhr

Film und Orgel

Frank Gerhardt, Eckhard Manz, Peer Schlechta, Kassel S. 121 Hamburg S. 239 Detmold S. 239 Detmold S. 239 Marcel Eliasch, Marcel Marcel Eliasch, Marcel Oliver Zinn, Oliver Open Impro Open Impro Open Impro 14—16 10—12, 14—16 10—12, 14—16 SA 12. 8. DO 17. 8. FR 18. 8. 20 Uhr Solo 73

Bach, Reubke, Rihm Sebastian Küchler- Seraphim Seraphim Schirrmacher, Freiburg S. 239 Seraphim Seraphim Schirrmacher, Freiburg S. 239 S. 239 Open Impro Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16 10—12, 14—16 Blessing, Essen S. 123 SO 13. 8. SA 19. 8. 10 Uhr 10 Gottesdienst Ulrich Gasser ( UA ) Martin Hein, Eckhard Manz, S. 273 20 Uhr

Solo Florentz, David,

Eben

Martin Sander, S. 239 Hamburg S. 239 Oliver Zinn, Oliver Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 14—16 Detmold S. 129 MO 14. 8. DI 15. 8. SO 20. 8. 10 Uhr 10 Gottesdienst Gasser ( UA )S. 278 Manz, Ulrich Hocke, Eckhard Katrin Wienold-

S. 239 S. 239 Hans Fidom, Hans Fidom, Mirjam Meerholz, Mirjam Meerholz, Mirjam Meerholz, Open Impro Open Impro Open Impro 14—16 10—12, 14—16 10—12, 14—16 Amsterdam Amsterdam S. 239

MI 16. 8. 20 Uhr MO 21. 8. DI 22. 8. Orgel Plus Schule

Friedrichsgymnasium,

Martin Kratzenberg, Eduard Menzel

S. 215

Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Emmanuel Emmanuel Le Divellec, Kassel S. 239 Kaufungen S. 239

Martin Baumann, Open Impro Open Impro Open Impro 10—12, 14—16 10—12, 14—16 10—12, 14—16 MI 23. 8. 20 Uhr Orgel Plus Schule Sinfonisches Blasor- chester der Freien 75 Waldorfschule Kassel, Johan de Wit S. 227

20 Uhr

Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Open Impro 10—12, 14—16 The Contemporary Future DO 24. 8. Hampus Lindwall, Paris S. 135

Kassel S. 239 Martin Forciniti, Open Impro 10—12, 14—16

FR 25. 8.

10 Uhr Gottesdienst zum Abschluss Dietrich Korsch, Eckhard Manz, Ulrich Gasser ( UA ) S. 278 Kassel S. 239 Martin Forciniti, Open Impro 10—12, 14—16

SA 26. 8.

Eckhard Manz, Eckhard Kassel S. 239 Open Impro 10—12, 14—16 EINTRITT

Eröffnungskonzert

4. 6. 19 Uhr

40—10 Euro, ermäßigt 35—10

Abschlusskonzert

26. 8. 20 Uhr

20 Euro, ermäßigt 15

Orgel Plus mittwochs um 20 Uhr

am 12. 7.

20 Euro, ermäßigt 15

am 7. / 21. / 28. 6. & 5. / 19. / 26. 7. & 2. / 9. 8.

15 Euro, ermäßigt 10

am 14. 6. & 16. / 23. 8.

10 Euro, ermäßigt 5

Solo

15 Euro, ermäßigt 10

Open Impro

Eintritt frei

Karten

über die HNA, Bauer und Hieber und im Internet unter www.reservix.de 76 Solo 79 ERÖFFNUNGSKONZERT SONNTAG 4. 6. 2017 19 UHR 81 Eckhard Manz, Orgel Natalia Pschenitschnikova, Stimme Das Programm des heutigen Abends führt durch die wesentlichen Epochen der Orgelmusik und möchte die große Bandbreite der Möglichkeiten des Instrumentes vorstellen. GYÖRGI LIGETI, 1923—2006 Volumina Györgi Ligetis ›Volumina‹ gehört zu den großen Klassi- FRANZ TUNDER, 1614—1667 Fantasie über ›Komm' heilger Geist‹ kern der Moderne. Sein Orgelwerk erlangte — nicht zuletzt durch bis heute anhaltende Skandale rund um CHRISTIAN WOLFF, ¤ 1934 St. Martins Organ Song Aufführungen dieser Musik — einen über die Fachwelt ( Uraufführung, Auftrag der Musik an St. Martin ) weit hinausreichenden Bekanntheitsgrad. CESAR FRANCK, 1822—1890 Der ungarische Komponist beschreitet auf mehreren A-Dur Fantasie Ebenen neue Wege. Der Spieler arbeitet bewusst mit

der Steuerung der Windmenge, er spielt »cluster« und Pause erzeugt damit unterschiedliche Klangvolumina und er nutzt die Klangfarben der Orgel in einer experimentellen OLIVIER MESSIAEN, 1908—1992 Weise, die an virtuose Farbkompositionen der Malerei ›Apparition de l'Église éternelle‹ Die Erscheinung der Ewigen Kirche erinnert. Das Musikinstrument Orgel wird mit diesem Werk von allen Konventionen befreit und präsentiert sich JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 Passacaglia c-moll, BWV 582 als unendlicher Farbkosmos. Hinter diesen technischen Ereignissen verbirgt sich der grundlegende Versuch, SERGEJI NEWSKI, ¤ 1972 S olo Gipshimmel Zeitabläufe mit musikalischen Mitteln neu zu organi- ( Uraufführung, Auftrag der Musik an St. Martin ) sieren. Die Abläufe entziehen sich einer Metrik, Zeit ist FRANZ LISZT, 1811—1886 nicht mehr hierarchisch oder vorausschaubar organisiert. Fantasie und Fuge Ihre Struktur wird aus musikalischen Spannungsver- über Ad nos ad salutarem undam läufen entwickelt. Äußerst schnelle Ereignisse stehen einer Musik gegenüber, die in sich versunken erscheint und jede Richtung eines Zeitablaufes vermeidet. Die gestaltete Zeit beginnt vor dem Erklingen des ersten Tones Die ›A-Dur Fantasie‹ von Cesar Franck ist das erste der mit dem Schöpfen des Windes und geht — ausdrücklich ›Trois pièces pour grand orgue‹ aus dem Jahr 1878, die der vom Komponisten gefordert — über das Erklingen der 83 Komponist eigens für sein Konzert am 1. Oktober 1878 im letzten Töne hinaus. ›Palais du Trocadéro‹ komponierte. Das Werk des großen Franz Tunders Choralfantasie über das Pfingstlied ›Komm' französischen Sinfonikers arbeitet mit drei Themen, Heilger Geist‹ variiert den Choral in der traditionellen die kontrapunktisch miteinander verarbeitet werden. Das Weise der norddeutschen Fantasie des 17. Jahrhunderts. Hauptthema erscheint kraftvoll, die weiteren Themen Verschiedene Solostimmen verzieren die Melodie, bis introvertiert und nachdenklich. Diese Gegensätze sind sie kaum noch erkennbar ist. Dazu treten Echos, chroma- typisch für die Musik des französischen Komponisten und tische Wendungen und Imitationen. Die Fantasie mündet spiegeln sich auch in dieser Fantasie wider. Das Haupt- in einen imitatorischen Abschnitt, der die Freude über thema bildet nicht den Schluss der Musik, vielmehr endet das abschließende Wort des Chorals ›Halleluja‹ entfaltet. die von vielen Fachleuten als Cesar Francks 4. Choral bezeichnete Fantasie im nachdenklich und offenen Piano. Christian Wolff gehört zu den herausragenden Persönlich- keiten der musikalischen Avantgarde Amerikas und Natürlich muss in dem Programm zur Eröffnung des ist der letzte Meister der New York School, die sich um Orgelfestivals die Musik Olivier Messiaens vorkommen, John Cage versammelt hatte. Das heute uraufgeführte ist er doch für viele Organisten der wichtigste Kompo- Werk reiht sich ein in seine Orgelkompositionen ›Black nist für Orgel seit Johann Sebastian Bach. Songs‹ und ›Wesleyn Organ Songs‹. Seine ›Apparition de l'église éternelle‹ ist eine Vision ›St. Martins Organ Song‹ bewegt sich in kleinen Ein- über das Erscheinen der ewigen Kirche. Über einen heiten, fast spielerisch. Jeder Abschnitt entwickelt eine pochenden Rhythmus entwickelt sich die Musik zu einem eigene Emotionalität, eine expressive Geste. Durch die strahlenden C-Dur und von dort aus wieder zurück. Musik hindurch erscheinen tonale Räume und durch Auch wenn die Komposition von einem Bassrhythmus die Verwendung der Vierteltöne wird die Tonalität noch getragen wird, erscheint sie doch unendlich. Die Akkorde Solo Eckhard Manz 4. 6. 2017 erweitert. Auch in seinem heute uraufgeführten Werk wechseln zwischen farbigen Klängen und leeren Quint- bleibt sich der Komponist treu und bezieht den Spieler klängen, manche Klangballung wirkt clusterartig. Die als Gestalter aktiv mit ein, fordert ihn geradezu heraus, Behandlung der Orgel ist in diesem Frühwerk des Kompo- indem er teilweise nur Fingersätze und Dauern notiert, nisten noch traditionell und aus der Hochromantik keine Tonhöhen. Christian Wolff nennt seine Orgelwerke erwachsen. »Songs«. Manche musikalischen Bögen scheinen wie Die berühmte ›Passacaglia‹ von Johann Sebastian Bach gesungen — wie ein Solo oder im Ensemble. gehört zu den Frühwerken des Komponisten und erreicht 82 in dieser Gattung eine Vollendung, die kaum wieder reali- GIPSHIMMEL siert wurde. Das Thema ist abgeleitet aus dem ›Christe, Zwei Gedichte von Pier Paolo Pasolini Trio en passacaille‹ aus ›Messe du deuxième ton‹ im 85 für Stimme und Orgel ›Premier livre d'orgue‹ von André Raison. Die Überar- beitung des Themas durch Bach lässt die Deutung einer Das Stück ist eine Vorstudie zu einem größeren Projekt, Christus-Musik zu, da im Pedalthema ein Kreuzsymbol basierend auf den Texten des großen italienischen erscheint. Wer die Musik unter diesem theologischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini, das ich in 2018 realisieren Aspekt hört, dem erscheinen zahlreiche Motive der möchte. Variationen wie Variationen über das Leben Christi. Die Die Texte sind seinem frühen Gedichtzyklus ›Nuova kompositorische Erfindungsgabe über dem ostinaten Gioventu‹ ( Die neue Jugend ) entnommen, der in friau- Bass ist überwältigend. Und trotzdem ist das Thema einer lischer ( furlanischer ) Sprache, der Muttersprache von ›Passacaglia‹ auch immer eine Einengung des Kompo- Pasolinis Mutter, geschrieben ist. nisten, da es harmonische Grenzen vorgibt. Bach löst Die Hauptthemen, die das Schaffen von Pasolini später diese harmonischen Fesseln mit einer genialen Erfindung: prägen werden — die Armut, die als Heiligtum inter- Die Musik geht direkt in die Fuge über. Die Freiheiten pretiert wird ( in einer Mischung aus franziskanischer der Fuge nutzt Bach nun vollständig aus, moduliert Tradition und Kommunismus ), die Anziehung ( auch in harmonische Bereiche, die er vorher nicht erreichen erotische ) der einfachen Leute und gleichzeitig die Un- konnte, und führt die Musik zu einem leuchtenden möglichkeit, ein Teil von ihnen zu sein, ein gebrochenes Schluss in C-Dur. Dieses C-Dur war auch der Höhe- Verhältnis zu deren naiver rustikaler Spiritualität und punkt in der Musik Olivier Messiaens. der omnipräsenten Realität des Krieges ( die Gedichte stammen zum Teil aus der Kriegszeit ) — all das sind Sergeji Newski habe ich im Rahmen einer Uraufführung Themen, die bereits in diesem Zyklus formuliert und des Vocalensembles Kassel bei der Ruhrtriennale in ausgearbeitet sind. Bochum kennengelernt. Seitdem war es mein Wunsch, Ich habe zwei Gedichte vertont, ›Die Widmung‹, in dem Solo Eckhard Manz 4. 6. 2017 dass er ein Stück für Orgel und Stimme für St. Martin von der »reinen Quelle der rustikalen Liebe« gesprochen schreibt. Endlich ist es gelungen und er schreibt dazu: wird, und ›Ich träumte, ich wäre reich‹, in dem eine Art naiv-religiöse Jenseits-Vision gezeichnet wird. Die Struktur der Stücke basiert auf drei Versionen einer Allintervallreihe, deren Töne zu den Basistönen der Spektren werden und deren Intervallverhältnis auf die Dauer des jeweiligen Abschnitts des Orgelparts projiziert 84 wird. Der Stimmenpart besteht dagegen aus der Permu- * WIDMUNG * tation einiger kontrastierender, zum Teil quasi-impro- visatorischer Gesten, die sich gegenseitig beeinflussen 87 Die Fontäne in meinem Ort. und immer in der neuen Kombinationen erscheinen. Die Nichts ist frischer in meinem Ort als Unabhängigkeit dieser zwei Ebenen schafft die Drama- Die Fontäne der rustikalen Liebe. turgie des Stücks. Der Titel basiert auf der Schlusszeile * Ich träumte, ich wäre reich ( III ) * eines anderen Gedichtes des Zyklus: ›Wer lacht hier — So erschien ich vor dem Gott. Der Gipshimmel‹. ( SN ) Ein Löwe mit den Augen eines staunenden Mädchens, sagte mir: »Unterschreibe!« DEDICA Und ich sah meine goldene Hand Fontana di aga dal me paìs. Die die Worte schrieb, A no è aga pì frescia che tal me paìs. Glitzernd, dünn, lasurblau und warm. Fontana di rustic amòur. Und die Engel, Kinder der Reichen Mit Büchern unter dem Arm MI SOJ INSUMIAT DI ESSI SIÒR [ III ] Sangen die Trunkenen-Lieder I soj rivàt davant di Diu. Und ich schaute sie an, lachend. Un leòn cui vuj di na fantata Mein Lachen wird nicht aufhören dulisiosa. Mein Lachen ist ein Flügel al mi à dita: Firma! Riesig wie dieser Himmel! I ài jolut la me man di oru Der Flügel und der Himmel sind ch'a scriveva peràulis wie ein Atemzug. sutilis, lusintis, azuris, clipidis. I ànzuj, fis di siòrs Franz Liszt komponierte seine große Fantasie im Jahr Solo Eckhard Manz 4. 6. 2017 cui libris sot il bras, 1850 und erlebte 1855 die Uraufführung an der Ladegast a ciantavin li cansiòns dai ciocs. Orgel im Merseburger Dom. Die Grundlage für seine I 'u ài vuardàs ridìnt. Orgelkomposition bildet der Choral der Wiedertäufer, der Il me ridi a no 'l finìs mai ! in Giacomo Meyerbeers Oper ›Die Propheten‹ erstmals Il me ridi al è un 'ala in der sogenannten ›Predigt der Wiedertäufer‹ ( 2. Szene ) granda coma il sèil ! erklingt und gleichsam als Aufruf zum Aufstand der L'ala e il sèil a son un sòul respiru! geknechteten Massen die gesamte Oper durchzieht. 86 Franz Liszt verarbeitet die choralartige Melodie in einer SAMSTAG 10. 6. 2017 20 UHR langen Einleitung mit anschließender Fantasie und in einem lyrischen und farbigen Mittelteil, der von zarten Bernhard Haas, Orgel Farben der Orgel geprägt ist. Nach einem stürmischen Rezitativ beginnt die Fuge, die in eine abschließende Fantasie mündet. Den Schlusspunkt bildet eine pracht- JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 Toccata und Fuge d-moll, BWV 538 volle festliche Musik auf dem tiefsten Ton der Orgel. ( EM ) IANNIS XENAKIS, 1922—2001 Gmeeoorh ( 1974 )

Pause

HEINZ HOLLIGER, ¤ 1939 Für Martá und György gespie[ge]lt gesun en ( 2015 ) Uraufführung

BERNHARD HAAS, ¤ 1964 Skalen und Klänge ( Improvisation )

FRANZ LISZT, 1811—1886 Sonate h-moll, bearb. für Orgel S olo

88 4. 6. 2017 sein soll. »Gespiegelt« ist er deshalb, weil er in sehr strengem Kontrapunkt geschrieben ist: Die Außen- 91 stimmen bewegen sich ausschließlich in präziser Gegen- bewegung; das heißt, wenn die Oberstimme um einen Johann Sebastian Bachs ›Toccata und Fuge d-Moll, Halbton steigt, fällt der Bass um einen Halbton, wenn BWV 538‹ gehört zu den Meisterwerken der Orgelkunst des die Oberstimme um eine Terz fällt, steigt der Bass um Barocks. Aus wenigen Motiven erwachsen kühne Klang- eine Terz etc. konstruktionen zu lebendigen Formspielen in höchster Ebenso verhält es sich mit den Mittelstimmen: Die eine Perfektion. Präzision und Phantasie besitzen auch die ist die präzise Spiegelung der anderen. Trotzdem — Werke von Iannis Xenakis, der ein organisches musikali- und das ist die Pointe der Komposition — ist der Klang sches Wachstum anstrebte, als er den Arborescence-Stil expressiv-konsonant und natürlich fließend, man bemerkt entwickelte. Einem Baum gleich entstehen bei seiner nichts von einer irgendwie gearteten Anstrengung. Komposition ›Gmeeoorgh‹ aus einer musikalischen Keim- zelle Linien, Äste und Verzweigungen, die sich immer wieder verwandeln und doch gemeinsam in eine Richtung SONATE IN H-MOLL wachsen. Der mehrdeutige Titel, ein freies Anagramm des Franz Liszt Worts Organon, verweist auch auf den Ursprung der Orgel in der Antike, wo sie als organon hydraulikon ( Wasser- Die h-Moll-Sonate von Franz Liszt rief nach ihrem orgel ) zuerst beschrieben wurde. ( BK ) Erscheinen im Jahr 1853 ein völlig unterschiedliches Echo hervor. Als Richard Wagner sie zum ersten Mal hörte, beurteilte er sie durchaus positiv: »Die Sonate ist über FÜR MARTÁ UND GYÖRGY alle Begriffe schön, groß, liebenswürdig, tief und edel …« GESPIE[GE]LT GESUN D/G EN Die professionellen Kritiker hingegen standen dem Werk Heinz Holliger fassungslos gegenüber. Sie nannten es eine »musikalische Solo Bernhard Haas 10. 6. 2017 Böswilligkeit in Natur« oder eine »Genialitätsdampf- Heinz Holliger beantwortete meine Bitte um ein neues mühle, die fast immer leer geht …«. Ein Kritiker schrieb Orgelstück für Kassel mit der Übersendung einer kurzen sogar: »Dieser Mensch sollte zum Schweigen gebracht Komposition, ursprünglich für Klavier vierhändig für werden.« Was die Kritiker des 19. Jahrhunderts befremden Marta und György Kurtág vom Anfang des vorvorigen musste, war die Form dieses riesigen einsätzigen Werkes, Jahres. Der Titel spielt darauf an, dass es eine Art des ersten einsätzigen Werkes der Gattung Sonate. Die heilender Gesang für diese beiden Freunde Holligers Grundidee der Sonatenform ist derart mit rhapsodischen 90 Elementen durchsetzt, dass sie zuweilen einen improvisa- SAMSTAG 17. 6. 2017 20 UHR torischen Charakter annimmt. Drei Themen bestimmen die Sonate: eine fallende Skala, Daniel Glaus, Orgel mit der das Werk beginnt, die immer wieder auftaucht und die das Material des Hauptthemas bereits enthält, das »grandioso« vorgetragene choralartige Seitenthema, ARNOLD SCHÖNBERG, 1874—1951 Variations on a Recitative op. 40 ( 1941 ) das eine gedehnte Version des Hauptthemas ist, und die lyrische Verarbeitung des Hauptmotivs. Ein stürmisch DANIEL GLAUS, ¤ 1957 Echo-Fantasie beginnender Durchführungsteil verwandelt sich mehr Orgelstück für Jörg Herchet ( 1994 ) und mehr in »Prosa« durch Einschaltung von Rezitativen »IN DER NACHT, WENN KEINE KREATUR MEHR IN DIE SEELE LEUCHTET UND LUGT, UND und durch ein kurzes Andante sostenuto, von dem IM STILLSCHWEIGEN, WO NICHTS MEHR IN wiederum eine fallende Skala zum Schlussteil, einer DIE SEELE SPRICHT, WIRD DAS WORT GOTTES EINGESPROCHEN IN DIE VERNUNFT.« fantastisch ausgestalteten Fuge, überleitet. Trotz dieser ( MEISTER ECKHART ) rhapsodischen Anlage ist die Geschlossenheit dieses JÖRG HERCHET, ¤ 1943 Werkes eklatant. Hätte die Sonate einen programmati- komposition für orgel 1, III schen Titel, man könnte sie — nach der ›Dante-Sonate‹ — »SELIG SIND DIE SANFTMÜTIGEN, DENN SIE WERDEN DAS ERDREICH BESITZEN« als die zweite Sinfonische Dichtung Liszts für das Klavier ( MATTHÄUS 5,5 ) bezeichnen. ( BH )

Pause

JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 Praeludium et Fuga in h, BWV 544

DANIEL GLAUS aus: Drei sinfonische Passagen ( 2010 ) S olo I » … zeige mir in meinem Zweifel den Weg der Reinigung.« II » … von schwarzer Trauer bis zum Rand gefüllt.« ( Gregor von Narek, vor 990 )

92 10. 6. 2017 noch eine ungeahnte Fülle von weiteren Möglichkeiten : > Jedes Register unterscheidet sich hinsichtlich Klang- 95 stärke, Deutlichkeit der Ansprache in den verschiedenen Lagen. So klingen Flöten in der Höhe hell und klar und in Johann Sebastian Bach steht im Zentrum meines Wirkens der Tiefe mulmig und schwach, Zungenregister hingegen als Komponist und Organist. Arnold Schönbergs Orgelva- verhalten sich genau umgekehrt. Eng und weit mensu- riationen begleiten mich seit meinem Studium. Mit Jörg rierte Labiale verhalten sich wiederum anders. Die Kunst Herchet verbindet mich eine lange Freundschaft. Mehrere eines Intonateurs ist es, jedem Register, besonders wenn Werke habe ich von ihm aufgeführt, z. T. als Uraufführung, es sich um ähnliche handelt ( z. B. Prinzipale ) einen sei es als Organist, sei es als Dirigent. eigenen, spezifischen Klangverlauf zu verleihen, sodass bei einem der Diskant und beim anderen eher die Tenor- Musik ist ständig im Wandel. Klänge werden erzeugt, stimme oder Bassstimme hervortritt. innerlich ausgetragen, geboren. Sie leben ihre Zeitspanne > Die Dichte und die Lage des Satzes erweisen sich als und sterben wieder. Danach sind sie Erinnerung und Wundermittel im Gestalten von dynamischen Verläufen verbinden sich mit neuen Klängen. Musikalische Formen > Bereits Komponisten des Frühbarocks haben mit Wind- wie Variation, Chaconne, Passacaglia, musikalische Verar- dynamik gespielt, indem sie beispielsweise eine hohe, beitungstechniken wie Modulation, thematische Arbeit, langsame Solostimme mit tiefen, repetierten, »windfres- musikalische Gestaltungsmittel wie Dynamik, Agogik, senden« Akkorden begleiteten, was zur Folge hatte, dass Klangfarbe spielen dabei explizit mit dem sich Wandeln. bei jedem Akkordansatz der Winddruck leicht absackte und der Melodieton zum Schwanken kam wie bei einem Wie aber kann mit dem Instrument Orgel »verwandelt« Tremulanten. werden? Die Orgel ist weit herum verpönt durch ihre Alle im Programm vorgestellten Werke spielen mit vielen Starrheit, durch ihr »on and off« mittels Tasten als »Kipp- derartigen Klangwandelmöglichkeiten der Orgel. Lassen schalter«. In erster Linie stehen einzig zwei Parameter Sie sich überraschen! Alle Kompositionen thematisieren Solo Daniel Glaus 17. 6. 2017 zur klanglichen Differenzierung zur Verfügung : a ) die auf ihre Weise das ganze Leid, das Menschen ihren Mit- Töne können kürzer oder länger gespielt und je nach menschen täglich antun. Mechanik kann auch deren An- und Absprache minimal beeinflusst werden b ) die Agogik, die Feingestaltung des Schönbergs ›Variations …‹ entstanden aus der Not eines zeitlichen Flusses von Phrasen, Entwicklungen, Melodie- nach Amerika Geflüchteten, der dank eines Auftrages bogen. Wer sich länger mit den Gegebenheiten und Mög- einerseits zu Geld kam und andererseits so sein umfang- lichkeiten der Orgel auseinandersetzt, entdeckt nun aber reichstes Solowerk der Orgel widmete. 94 Jörg Herchets ›Komposition 1, III‹ ist gewissermaßen erklärt Daniel Glaus. Der Schweizer Organist und ein Duo zweier Stimmverläufe, die mal dichter, mal Komponist wurde durch Begegnungen mit Komponisten lichter einander gegenüberstehen, hier die Sanftmütigen, 97 des 20. Jahrhunderts inspiriert wie auch durch ausge- da die Anderen. dehnte spirituelle Lektüren aus aller Zeit. Schriften Bachs ›Praeludium und Fuge in h‹ ist eine Karfreitags- des deutschen Theologen Meister Eckhard und des musik und zeigt in spätbarocker Drastik das Schreien, armenischen Mönchs und Mystikers Gregor von Narek das Spotten, die Schmerzen und die abgrundtiefe Ernied- regten Daniel Glaus zu den Kompositionen des heutigen rigung. Konzerts an. Meine ›Sinfonischen Passagen‹ entstanden unter dem erschütternden Eindruck, nachdem ich von den Der gebürtige Dresdner Jörg Herchet geriet schon Bootsflüchtlingen erfuhr und mir die im Brausen des während seiner Studien an den Musikhochschulen von stürmischen Mittelmeeres stumm verhallenden Schreie Dresden und Berlin (Ost) in Konflikt mit seinen Lehrern, all der von kapitalistischen Trugbildern irregeführten konnte aber bereits ab 1980 seine avantgardistischen Ertrinkenden imaginierte und innerlich hörte. ( DG ) Werke in der Bundesrepublik und der Schweiz aufführen. Seine Kompositionen, die er wie einst Johann Sebastian Bach mit dem Zusatz »Soli Deo Gloria« abschließt, Ergänzender Kommentar reflektieren philosophische, religiöse und aktuelle Fragen unserer Zeit. Nach eigenen Worten fand Herchet »Man hat recht, die Orgel die Königin der Instrumente jedoch keine Heimat in der Kirche — anders als Johann zu nennen, und sie zu beherrschen, ist wirklich ein Sebastian Bach, dessen ›Präludium und Fuge d-Moll, aristokratisches Vergnügen«, schrieb Arnold Schönberg. BWV 544‹ zu seinen unbestrittenen Orgel-Meisterwerken Die 1941 komponierten ›Variations on a Recitative op. 40‹ gehört. Das Präludium beginnt mit einer Lamentation sind das größte Werk, das Schönberg jemals für ein in h-Moll, der Tonart der h-Moll-Messe und der Arie Soloinstrument komponiert hat und zugleich sein ein- ›Herr erbarme dich‹ aus der Matthäus-Passion. Für die Solo Daniel Glaus 17. 6. 2017 ziges vollendetes Orgelstück. Der Erfinder der Zwölfton- Fuge wählte Bach ein bekanntes Volkslied aus, das eine technik kehrt darin zu seinen musikalischen Anfängen Reihe von dicht konstruierten Episoden durchläuft, bevor zurück, wenn auch die wiedergefundene Tonalität nun sie ein lichtes, zuversichtliches Finale findet. ( BK ) mit seriellen Techniken durchsetzt ist.

Dass die Musik durch ihre Vergänglichkeit dem Leben und der Natur näher steht als alle anderen Kunstformen, 96 NACHT DER OFFENEN KIRCHEN FREITAG 23. 6. 2017 20 & 22 UHR 99

Adelheid Böhme, Orgel »Da sei in einem Bach nur ein Krebs gefangen worden«, hieß es seiner Zeit über Johann Gottfried Krebs, den 20 UHR langjährigen Lieblingsschüler von Johann Sebastian Bach. JOHANN LUDWIG KREBS, 1713—1780 Toccata und Fuge E-Dur Trotz großer Musikalität und hoher Kunst des Orgel- DIETRICH BUXTEHUDE, 1637—1707 spiels, welche von vielen Kompositionen dokumentiert Choralfantasie ›Nun freut euch, lieben Christen g'mein‹ wird, fristete Krebs ein recht kärgliches Leben als Organist in Mitteldeutschland. Um sein Orgelspiel zu JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 Fuge G-Dur, BWV 577 vervollkommnen, wanderte der zwanzigjährige Bach von Arnstadt nach Lübeck, wo Dietrich Buxtehude an DIETRICH BUXTEHUDE Passacaglia d-Moll BuxWV 161 der großen Orgel der Marienkirche wirkte. Wie sehr der norddeutsche Meister des barocken Stylus Phantasticus JOHANN SEBASTIAN BACH Toccata C-Dur, BWV 564 den jungen Bach inspirierte, bezeugt die ›Fuge, BWV 577‹ mit brillanten, spielerischen Passagen. An Buxtehude erinnert auch der Beginn der ›Toccata, BWV 564‹, die Peer Schlechta, Orgel mit konzertanten Elementen schon in die neue, von der 22 UHR italienischen Musik inspirierte Stilrichtung weist. ( BK )

JEAN LANGLAIS, 1907—1991 Cantabile Jean Langlais nimmt unter den französischen Orgelkom- aus: Troisième Symphonie pour orgue ( 1959/1979 ) ponisten des 20. Jahrhunderts neben Louis Vierne, Marcel S olo JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 Dupré und Olivier Messiaen eine führende Stellung ein. Erbarm dich mein, o Herre Gott, BWV 721 Der im zweiten Lebensjahr erblindete Komponist und PEER SCHLECHTA, ¤ 1972 Organist unterrichtete am Nationalen Institut für junge Improvisation Blinde, lehrte als Professor an der Schola Cantorum OLIVIER MESSIAEN, 1908—1992 und war von 1945 bis 1987 Titularorganist an der Pariser Apparition de l'église éternelle ( 1932 ) Basilika Sainte-Clotilde. Seine dritte Orgelsinfonie stellt JOHANN SEBASTIAN BACH eine Umarbeitung der ›American Suite‹ von 1959 dar. Pièce d'Orgue, BWV 572 Très vitement — Gravement — Lentement Das heute gespielte Cantabile beruht auf dem Satz SAMSTAG 1. 7. 2017 20 UHR ›Californian Evocation‹ dieser amerikanischen Suite. Von berührender Schlichtheit ist Johann Sebastian Bachs Martin Lücker, Orgel Choralbearbeitung ›Erbarm dich mein, o Herre Gott, BWV 721‹. Ohne Unterbrechung erklingen drei- und vier- stimmige Akkorde, während die Choralmelodie im Sopran ANDRÉ RAISON, UM 1640—1719 Trio en passacaille ( Christe eleison ) in langen Notenwerten vorgetragen wird. Die Komposi- aus: Messe du Premier Ton tion lässt sich durchaus bildhaft interpretieren, scheinen JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 doch die Akkordwiederholungen das Zittern des armen Passacaglia c-moll, BWV 582 Sünders vor Gott zu versinnbildlichen. Allein Gott in der Höh' sei Ehr' Als musikalisches Bild von visionärer Kraft beein- Choralbearbeitung, BWV 662 druckt Olivier Messiaens ›Apparition de l'église éternelle‹ aus: 18 Leipziger Choräle ( Erscheinung der ewigen Kirche ). In einem großen FRANK GERHARDT, ¤ 1967 dynamischen Bogen mit Crescendo und Diminuendo Lectiones No. I sopra Allein Gott in der Höh' sei Ehr' präsentiert Messiaen die Vision der ewigen Kirche, die in den Wolken des Himmels erscheint und dann wieder ANTONIO DE CABEZÓN, 1510—1566 Tiento de primo tono entschwindet. Der Höhepunkt liegt in der Mitte, wo ein zehnstimmiger C-Dur-Akkord im fünffachen Forte JOSÉ MARIA SÁNCHEZ-VERDÚ, ¤ 1968 Palimpsestes ( 1995 ) die ewige Kirche in vollem Glanz erstrahlen lässt. Bachs ›Pièce d'orgue, BWV 572‹, früher unter dem Namen Pause Fantasia bekannt, besteht aus drei kontrastierenden Teilen: Auf die einstimmige Einleitung in der Art eines PAUL HINDEMITH, 1895—1963 Klangflächenpräludiums folgt ein fünfstimmiger Mittel- Sonate III über alte Volkslieder ( 1937 ) teil von geradezu pathetischer Großartigkeit im Typus i ach Gott, wem soll ich's klagen S olo ii wach auf, mein Hort eines ›Grand plein jeu à cinq voix‹ der französischen iii so wünsch ich ihr ein gute Nacht Orgelmusik. Nach einem verminderten Septakkord und MAX REGER, 1873—1916 einer Generalpause bietet der Schlussteil rauschende, Variationen fis-moll über ein Originalthema op. 73 arpeggiohafte Figurationen über chromatisch abwärts- schreitendem Bass, der in den Dominantton D mündet, dort zehn Takte verweilt, ehe das Werk in der Tonika G-Dur schließt. ( GP ) 100 weiteren vier Takte als Gegenthema treten. Durch diese unerhörte formale Kühnheit und den unermesslichen 103 Reichtum der Erfindung ist Bachs Passacaglia für die Komponisten bis heute Vorbild und Maßstab geblieben. Erste Abteilung : Musik über Musik DIE ›LECTIONES PER ORGANO SOLO‹ TRIO EN PASSACAILLE ( CHRISTE ELEISON ) Frank Gerhardt André Raison Die 2006 begonnene Werkreihe der ›Lectiones‹ ist als PASSACAGLIA C-MOLL, BWV 582 Sammlung von Solostücken konzipiert, die einzeln, in Johann Sebastian Bach Teilen oder auch zyklisch aufgeführt werden können. Mit der spezifischen Themenwahl der einzelnen Stücke geht Musikalische Werke über eine ostinate, also stets gleich- eine Auseinandersetzung mit je individuellen formalen bleibende Bassfigur heißen seit dem 17. Jahrhundert Mustern und Spieltechniken einher, sodass die Reihe in Passacaglia oder Ciacona ( frz. Chaconne ). Eine genaue ihrer Gesamtheit ein Kompendium der Möglichkeiten Abgrenzung dieser beiden Begriffe ist nicht möglich. Die zeitgenössischer Orgelmusik beinhalten soll. Darüber Spannung zwischen der Statik eines gleichbleibenden hinaus sind die ›Lectiones‹ jeweils biblischen Texten Bassthemas und der Fortentwicklung der variierten oder bestimmten Orgelwerken verbunden. Die Beschäf- Begleitstimmen macht das Besondere dieser musikali- tigung mit historischen Musiksprachen bietet hier die schen Form aus. ›Passagalia c-Moll, BWV 582‹ stellt Möglichkeit, sich der eigenen Geschichte zu vergewis- Johann Sebastian Bach das achttaktige Thema zunächst sern, die ›Lectiones‹ stellen aber in ihrer Großartigkeit im Pedal allein vor, dann folgen 20 Variationen. ( Am und Konsequenz auch eine Verpflichtung dar: sich der Rande sei bemerkt, dass Bach die ersten vier Takte seines Notwendigkeit einer eigenen und zeitgemäßen Sprache Passacaglienthemas einem ›Trio en Passacaille‹ seines nicht zu entziehen. Solo Martin Lücker 1. 7. 2017 französischen Zeitgenossen André Raison entlehnte. ) Im Verlauf des Werkes variiert Bach auch das Bassthema LECTIONES NO. 1 SOPRA ›ALLEIN GOTT und lässt es in die Ober- und Mittelstimme wandern. IN DER HÖH' SEI EHR'‹ … Durch wechselnde Stimmenzahl und wechselnde Dichte des Satzes erzielt er eine fein ausbalancierte innere Erste Musik über die Musik Bachs. Seine gleichnamige Dynamik. Bach beschließt seine Passacaglia mit einer Vorlage ( ›BWV 662‹ aus den ›Leipziger Chorälen‹ ) wird Fuge über die vier ersten Takte des Themas, zu denen die abgetastet, langsam gelesen, quasi buchstabiert: der 102 Versuch einer Entzifferung der Töne und ihrer großen ›PALIMPSESTES‹ FÜR ORGEL ( 1995 ) Kraft. In Wiederholungen verstehen lernen — aber auch in Wiederholungen sich dieser Energie annähernd, 105 »Palimpsest« ist eine Technik, die lange Zeit im Mittel- versuchend, ihre Möglichkeiten zu nutzen. alter benutzt wurde, um auf das gleiche Pergament einen ( literarischen oder musikalischen ) Text auf einen anderen, TIENTO DE PRIMO TONO schon existierenden zu schreiben. Dieser Vorgang kon- Antonio de Cabezon nte mehrfach wiederholt werden, indem verschiedene Schriften verwendet wurden. Diese Form von »Intertex- PALIMPSESTES ( 1995 ) tualität« kann verschiedene Ebenen repräsentieren: Kopie, José Maria Sánchez-Verdú Parodie, Fortsetzung, Travestie, Transposition, Umdeu- tung von Stilen etc. Das Werk ›Palimpsestes‹ ist geglie- José Maria Sánchez-Verdú wurde 1968 in Andalusien, dert in 7 Sätze oder »Hypertexte«, von denen jeder eine Spanien, geboren. An der Musikhochschule Madrid verschiedene Lesart des obengenannten Originals von erwarb er Diplome in Komposition, Orchester- und Chor- Cabezon repräsentiert, welches den »Hypotext« bildet. dirigieren. Weitere Kompositionsstudien führten ihn nach Italien ( Donatoni ), Frankreich ( IRCAM ), Holland und Deutschland ( zu Hans Zender in Frankfurt am Main ). Zweite Abteilung : Wehmut Der promovierte Musikwissenschaftler lebt heute als Komponist in Berlin. Er erhielt zahlreiche Kompositions- SONATE III ÜBER ALTE VOLKSLIEDER ( 1940 ) aufträge und Auszeichnungen. I ›Ach Gott, wem soll ich's klagen‹ II ›Wach auf, mein Hort‹ Der Komponist zu seinem Werk: Antonio de Cabezon war III ›So wünsch ich ihr ein gute Nacht‹ ein berühmter Organist des Hofs Phillips II. Sein ›Tiento Paul Hindemith de Primo Tono‹ ( Tiento im ersten Ton ) ist ein Werk für Solo Martin Lücker 1. 7. 2017 Tasteninstrumente, Harfe oder »vihuela« im kontrapunk- Paul Hindemith, geboren in Hanau, trat 1909 in Dr. Hochs tischen Stil. ( »Tiento« ist das spanische Pendant zum Konservatorium in Frankfurt am Main ein. 1915 wurde italienischen »Ricercare« ). Dieses Werk ist die Grundlage er Konzertmeister des dortigen Opernhaus- und Museums- für das folgende: orchesters. 1919 trat er als Komponist an die Öffentlich- keit. Ab 1936 begann er einen Zyklus von insgesamt 30 Sonaten für alle gängigen Instrumente zu komponieren. Darin finden sich insgesamt drei Orgelsonaten. Seit 1935 104 befand sich Paul Hindemith immer häufiger auf Reisen Tuet meinem Herzen weh. ins Ausland, da das nationalsozialistische Regime ihn und So schwing' ich mich über die Heiden, seine künstlerische Tätigkeit immer stärker behinderte. 107 Du g'sichst mich nimmer me. Über die Türkei und die Schweiz fand er den Weg ins Wach auf, mein Hort, amerikanische Exil, wo 1940 seine ›Sonate III für Orgel Vernimm mein Wort, über alte Volkslieder‹ entstand, eine wehmütige Erinne- Merk auf, was ich dir sage: rung an die verlassene Heimat. Mein Herz das wüt't Im ersten Satz ›Mein Gott, wem soll ich's klagen‹ liegt Laß mich Frau nicht verzagen, die Liedmelodie zunächst, sozusagen verborgen, in Ich setz zu dir der Bassstimme, darüber erklingt ein melancholisches All mein Begier, Pastorale im 12/8-Takt. Erst am Schluss hebt die Melodie Das glaub du mir: deutlich vernehmbar an in einem schlichten Choralsatz, Laß mich der Treu genießen. der sich bis zum Fortissimo der Orgel steigert. Der zweite Satz ist durchaus instrumental erfunden: Zwei So wünsch ich ihr ein gute Nacht, Oberstimmen ( wie Violinen ) ranken sich in einem zärt- bei der ich war alleine; lichen Duett umeinander, die kurzen Basstöne hingegen ein freundlich Wort sie zu mir sprach, erinnern an gezupfte Kontrabässe. All dies umspielt die da wir uns sollten scheiden. Melodie des Liedes ›Wach auf, mein Hort‹, die dazu zart Ich scheid mit Leid, Gott weiß die Zeit, hervortretend in der Mittelstimme erklingt. Nach den wiederkommen bringt uns Freud. beiden ersten Sätzen in ihrer Wehmut kommt der letzte Satz, ›So wünsch ich ihr ein gute Nacht‹, als Kehraus INTRODUKTION, VARIATIONEN daher: Eine imaginäre Blaskapelle intoniert einen Marsch UND FUGE FIS-MOLL OP. 73 über einer fast täppischen Basslinie in Achtelnoten, durch Max Reger welchen die Liedmelodie ( dem Orgelpedal anvertraut ) Solo Martin Lücker 1. 7. 2017 hindurchtönen muss. Gegenüber dem Leipziger Tonsatz-Professor Koch soll Max Reger einmal geäußert haben, dass das Schwierigste Ach Gott, wem soll ich klagen sei, eine Melodie zu schreiben. Und in der Tat: Wer einmal Das heimlich' Leiden mein? versucht, aus irgendeinem Werk Regers eine Melodie oder Mein Buehl ist mir verjaget, ein Thema zu singen, wird immer wieder auf Melodien Bringt meinem Herzen Pein oder Themen anderer Komponisten stoßen, denn Reger Soll ich mich von ihm scheiden, war wohl der »variative« Komponist schlechthin. Seine 106 kompositorische Phantasie entzündete sich am ehesten die ›Variationen p. 73‹ daher »psychologische« Variationen an gegebenen Themen, über die er dann allerdings groß- nennen, denn sie verändern das Bekannte ( =Thema ) artige Werke schrieb ( Choralfantasien, Variationszyklen 109 so sehr ins Unbekannte, dass der Grad der Veränderung über Themen von Mozart, Hiller, Bach, Telemann u. a. ). erst durch das erneute Zitat des Bekannten nachvoll- Regers selbst erfundenen Themen in Fugen, Passacaglien zogen werden kann. Dies ist eine ganz neuartige Technik und anderen Werken mangelt es hingegen an Prägnanz der Variation, weit entfernt von allen Variationsvorbildern ( ein Schicksal, welches er in gewissem Sinne mit Arnold der klassischen und romantischen Tradition eines Beet- Schönberg teilt ). Regers Rang als Komponist gründet hoven, Brahms etc. Doch bis zur letzten Konsequenz darum eher auf seiner meisterlichen Beherrschung der vermochte Reger nicht mit den Konventionen seiner Verarbeitungstechniken, seinen atemberaubenden Orche- Vorbilder zu brechen und beendet daher sein fis-Moll- strierungen und seiner Harmonik, die die romantische Opus mit einer zwar meisterlichen, aber eben doch die Dur-Moll-Tonalität bis an die Grenze des Atonalen führt. klassisch-romantische Tradition bestätigenden Fuge. Die ›Variationen op. 73‹ beginnen mit einer über fünf Vielleicht war das für ihn aber auch der einzig mögliche Minuten langen Einleitung. In ihren zerrissenen harmo- Weg, die eigenen Seelenzustände zu bewältigen, die er nischen und figurativen Gebilden erscheint die Haupt- in diesem Werk niedergelegt hat. An Karl Straube, dem tonart des Werkes, fis-Moll, niemals wörtlich, darum das Werk gewidmet ist, schrieb er am 25. Juni 1904: ist diese Einleitung durchaus a-tonal, will man unter »Das Werk selbst ist aus einer recht wehmütigen Stim- »Tonalität« die Beziehung aller harmonischen Ereignisse mung heraus geboren; das Thema in seiner Resignation auf eine Grundtonart verstehen. Wenn schließlich das gibt alles an; eine große Rolle spielt im Werke der melan- Thema einsetzt, gewinnt es vor allem durch seine klare cholische dritte Takt aus dem Thema selbst. Ich glaube, fis-Moll-Tonart und den ruhig geführten 6/8-Takt die das wird wohl genügen. Du weißt, ich spreche darüber für ein »Thema« notwendige prägnante Gestalt. so furchtbar ungern, weil ich es als Posse empfinde, mit Die folgenden Variationen lässt Reger zunächst als quasi- seinen Gefühlen und Stimmungen zu protzen.« klassische Figuralvariationen beginnen, hinter denen In der Registrierung dieses besonderen Werkes habe ich Solo Martin Lücker 1. 7. 2017 die Konturen des Themas deutlich erkennbar bleiben. nicht einfach versucht, den herrlichen Klang der deut- Später aber treibt Reger seine Variationstechnik zu einem schen spätromantischen Orgel eines Wilhelm Sauer oder Punkt, wo vom Thema nichts mehr als seine Periodik Eberhard Friedrich Walcker nachzuformen, sondern ich übrig bleibt. Die so zurückgelegten »Entfernungen« möchte mittels der Poesie bestimmter Klänge sozusagen verdeutlicht er durch das zweimalige Zitat des — nahezu Wegmarken für den »psychologischen« und kompositori- unveränderten — Themas vom dritten Takt an, sozu- schen Prozess setzen, den Reger meiner Auffassung nach sagen im Sinne einer »Rückblende«. Fast möchte ich in diesem Werk vollzieht. ( ML ) 108 SAMSTAG 8. 7. 2017 20 UHR Peer Schlechta, Orgel 111

Der Barockkomponist Nicolas de Grigny legte mit CÉSAR FRANCK, 1822—1890 seinem ›Premier livre d'orgue‹ einen Keim für die Blüte Choral en la mineur aus: Trois chorals pour Grand Orgue ( 1890 ) der französischen Orgelkunst. Im 19. Jahrhundert führ- ten César Franck und Camille Saint-Saëns als Orga- NICOLAS DE GRIGNY, 1672—1703 Récit de Tierce en taille nisten an bedeutenden Pariser Kirchen die französische aus: Premier Livre d'orgue ( 1699 ) Orgelschule zu neuen Höhepunkten. Zwei bewunderns- JOHN CAGE, 1912—1992 würdige Spätwerke, ›Francks Choral a-Moll und die Souvenir Troisième Fantaisie von Saint-Saëns‹, künden von ebenso for Organ ( 1983 ) originellen wie unterschiedlichen Klangideen. Olivier JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 Messiaen setzte die gallische Tradition im 20. Jahrhundert Toccata et Fuga in d ( »dorisch« ), BWV 538 fort. Der gläubige Katholik war nicht nur hochbegabter Organist und Komponist der Neuen Musik, sondern Pause auch ein begeisterter Ornithologe, der eine ganze Reihe musikalischer Vogelbilder schuf. Neue Maßstäbe für die OLIVIER MESSIAEN, 1908—1992 Apparition de l'église éternelle ( 1932 ) Orgelmusik setzen auch die Kompositionen von John Cage, wie das vergleichsweise melodische Werk ›Souvenir‹ Chants d'oiseaux aus: Livre d'orgue ( 1951 ) mit quasi barocken, dekonstruierten Strukturen. Als Avantgardestücke ihrer Zeit erweisen sich jedoch auch CAMILLE SAINT-SAËNS, 1835—1921 Troisième Fantaisie op. 157 die ›Toccata und Fuge d-Moll, BWV 538‹ von Johann Sebastian Bach. ( BK ) S olo JAZZ UND ORGEL SAMSTAG 15. 7. 2017 21.30 UHR 113 Barbara Dennerlein, Orgel Die immensen Klangmöglichkeiten einer Orgel auszuschöpfen, etwas komplett Neues zu gestalten und DAS PROGRAMM ERFOLGT AM ABEND das gewaltige Instrument zum swingen und grooven AUF ANSAGE DER KÜNSTLERIN. zu bringen, das ist der Anspruch der Organistin und Jazzmusikerin. S olo SAMSTAG 22. 7. 2017 20 UHR Wolfgang Zerer, Orgel 115

Ein herausragender Vertreter der Norddeutschen Orgel- NICOLAUS BRUHNS, 1665—1697 schule ist Nicolaus Bruhns ( 1665—1697 ), der in seinem Praeludium in e-Moll kurzen Leben nur fünf Orgelwerke komponieren konnte. PAUL HINDEMITH, 1895—1963 Das bekannteste und auch anspruchsvollste ist das »große« Sonata per Organo No. 2 ( 1937 ) Lebhaft — Ruhig bewegt — Fuge Mässig bewegt, ›Praeludium in e-Moll‹, welches bis 1925 nur in der heiter Möllerschen Handschrift von Johann Christian Bach über- GYÖRGY LIGETI, 1923—2006 liefert war, und auch von Johann Sebastian Bach gehört Etude No. 1 ›Harmonies‹ ( 1967 ) und studiert wurde. Das Präludium ist im sogenannten FRANCOIS COUPERIN, 1668—1733 Stylus phanstasticus gehalten, eingebettet in jeweilige Domine Deus, Agnus Dei ( Cromhorne en taille ) Vor- und Nachspiele erklingen zwei vierstimmige Fugen. aus: Messe à l'usage des Couvents Nahtlos fügen sich virtuose Zwischenspiele ein. ANDREAS RONDTHALER, ¤ 1951 Siehe, das ist Gottes Lamm Paul Hindemith JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 begann seine vielseitige Karriere in Frankfurt am Main O Lamm Gottes unschuldig, BWV 656 aus: 18 Leipziger Choräle und siedelte 1927 als berufener Professor für Komposi- tion nach Berlin um. Seine 1. und 2. Orgelsonate sind

Pause dort in der Zeit entstanden, als Hindemith durch die Nazis ins amerikanische Exil getrieben wurde. Die JOHANN SEBASTIAN BACH dreisätzige ›II. Sonate für Orgel ( 1937 ) Lebhaft — Ruhig Präludium in e-moll, BWV 548, 1 bewegt — Fuge Mäßig bewegt, heiter‹ ist in einem Schmücke dich, o liebe Seele, BWV 654 S olo kammermusikalischen Duktus mit klarer tonaler, teils MICHAEL RADULESCU, ¤ 1943 auch dissonanter Tonsprache gehalten. »Eine Analyse Ricercari ( 1985 ) Organa — Versus — Estampie meiner Werke kann ich nicht geben, weil ich nicht weiß, ROBERTSBRIDGE CODEX, 14. JH. wie ich mit wenigen Worten ein Musikstück erklären soll Estampie ( ich schreibe lieber ein neues in der Zeit ). Außerdem JOHANN SEBASTIAN BACH glaube ich, daß meine Sachen für die Leute mit Ohren Fuge in e-moll, BWV 548, 2 wirklich leicht zu erfassen sind, eine Analyse also über- immer wieder auch eigene Vertonungen von religiösen flüssig ist.« ( Hindemith 1922 ) Texten, darunter ›Siehe, das ist Gottes Lamm‹. 117 Die sogenannten ›18 Leipziger Choräle‹ ( BWV 651—668 ) György Ligeti aus seiner Weimarer Zeit ( 1708—1717 ) überarbeitete war österreichisch-ungarischer Komponist und Musik- Johann Sebastian Bach ( 1685—1750 ) in Leipzig ( um theoretiker. Seine Neugierde auch gegenüber Technik 1739/1742 ). ›O Lamm Gottes unschuldig, BWV 656 ‹ ist ein und Naturwissenschaften beeinflussten seinen Komposi- in drei Strophen durchkomponiertes dreistimmiges Werk tionsstil. Die ›Etude No. 1 »Harmonies«‹ ( 1967 ) besteht mit obligatem Pedal. Die tonsymbolische Ausdeutung aus übereinandergeschichteten Einzeltönen, die eine bestimmter Wörter und Sachverhalte findet unabhängig stehende Klangfläche bilden. Im Verlauf wird taktweise von der Choralmelodie statt. ein einzelner Ton sehr hörbar oder auch kaum wahrnehm- bar verändert, schließlich weggelassen, bis der Klang Das ›Präludium in e-Moll, BWV 548, 1 ‹ gehört mit seiner entschwebt. ›Fuge in e-Moll, BWV 548, 2 ‹ zu Bachs späten freien Orgelwerken ( um 1735 ). Er hat die technisch höchst François Couperin anspruchsvolle Fuge dreiteilig mit kontrastierendem genannt »le Grand«, war in Paris seit seinem 18. Lebens- Mittelteil anlegt. Die Komposition ist nach Philipp jahr Organist an Saint-Gervais und wirkte zusätzlich Spitta »eher eine zweisätzige Orgelsymphonie«. am Hofe von Ludwig XIV. Er gilt als der einflussreichste Komponist aus seiner Familie. Aus der zweiten seiner Die Choralbearbeitung ›Schmücke dich, o liebe Seele, beiden Orgelmessen, der ›Messe propre pour les Con- BWV 654 ‹ gehört zu der Sammlung ›18 Leipziger Choräle‹. vents de religieux et religieuses‹ ( 1690 ) erklingt aus Sie wurde schon von Felix Mendelssohn Bartholdy und dem ›Gloria‹ das ›5. Couplet: Domine Deus, Agnus Dei Robert Schumann wegen ihrer verzierten Liedzeilen und ( Cromhorne en taille )‹. In den Messen bringt Couperin Zwischenspiele von romantisch anmutendem Ausdruck die ganze Farbigkeit der Register zur Geltung ( seine bewundert. Solo Wolfgang Zerer 22. 7. 2017 Solo Wolfgang Anweisung in Klammern ), die auf seiner Orgel damals zur Verfügung standen. Der mit rumänisch-deutschen Wurzeln 1943 in Bukarest geborene Michael Radulescu ist bekannt als Komponist Neben seiner Dozentur für Orgel und Improvisation an und Organist und war als Hochschullehrer tätig. Sein der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg ( seit ›Ricercari‹ mit den Teilen ›Organa — Versus — Estampie‹ 1977 ) ist Prof. Andreas Rondthaler ( geb. 1951 ) ein ebenso ( 1984 ) verbindet Satzformen des gregorianischen Chorals gefragter Organist. Für »sein« Instrument entstehen und mittelalterlichen Tanzes mit den Ideen von Messiaen, 116 Webern u. a. Passagen mit Vogelruf-ähnlichen Tönen und SONNTAG 30. 7. 2017 20 UHR Wind- oder Tastengeräuschen ohne Töne wechseln sich ab mit verspielten Melodieläufen und üppig registrierten Hans-Ola Ericsson, Orgel Tonfolgen über einem Orgelpunkt.

Der Robertsbridge Codex ( 14. Jh. ) ist die älteste erhaltene JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 Ricercare à 6 voci Quelle mittelalterlicher Musik für Tasteninstrumente. aus: Ein musikalisches Opfer, BWV 1079 Unter den anonymen Stücken befinden sich drei teils JOHN CAGE, 1912—1992 unvollständige Estampien. Ihre Satztechnik mit ( Halb- ) Souvenir ( 1983 ) Strophen mit unterschiedlichen Schlüssen, Vorderteil und HANS-OLA ERICSSON, ¤ 1958 Refrain, der teilweisen Melodieaufteilung auf zwei Stim- … concealed in every stone … Uraufführung men ( Hoquetus ) sowie archaisch klingende Quart- OLIVIER MESSIAEN, 1908—1992 und Quintparallelen in schnellem Tempo lassen einen Chants d'oiseaux Tanz vermuten, doch sind diese Stücke ursprünglich als aus: Livre d'orgue ( 1951 ) Vortragsstücke auf der Fidel oder einer tragbaren Orgel ARNE MELLNÄS, 1933—2002 gespielt worden. ( ST ) HANS-OLA ERICSSON, ¤ 1958 Omnia tempus habent ( 1971/2010 )

Pause

BENGT HAMBRAEUS, 1928—2000 Shogaku, aus: Tre Pezzi per Organo ( 1967 )

RICHARD P. SCOTT, ¤ 1953 Frozen fountain ( 2013 )

S olo TORSTEN NILSSON, 1920—1999 Crucifigatur ( 1968 ) aus: Septem Improvisationes pro Organo

JOHANN SEBASTIAN BACH Kyrie, Gott Vater in Ewigkeit — Canto fermo in Soprano, BWV 669 Christe, aller Welt Trost — Canto fermo in Tenore, BWV 670 Kyrie, Gott heiliger GeisT — Canto fermo in Basso, BWV 671 118 FILM UND ORGEL

SAMSTAG 5. 8. 2017 21.30 UHR Frank Gerhardt, Von Johann Sebastian Bachs Orgelchorälen aus der Eckhard Manz, ›Clavierübung III‹ führt ein weiter Weg barocken Kunst- strebens zur sechsstimmigen Fuge aus dem ›Musikali- Peer Schlechta, Orgel schen Opfer‹. Drei Jahrhunderte später feiern John Cage und Olivier Messiaen das Orgelspiel auf ihre Weise. Der eine ein Grenzgänger zwischen Tönen, Geräusch und BUSTER KEATON, 1895—1966

Stille, der andere auf der Suche nach dem Klang der The Haunted House ( 1921 ) Vogelstimmen und dem befreiten Rhythmus. Welch eine Das verwunschene Haus, Buster Keatons Nacht des Inferno Klangfülle die Königin der Instrumente in unserer Zeit hervorbringen kann, zeigen die Werke der skandinavi- The Paleface ( 1922 ) Das Blassgesicht schen Komponisten Bengt Hambraeus, Torsten Nilsson und Hans-Ola Ericsson, der sein Stück ›… concealed in The Frozen North ( 1922 ) Im hohen Norden every stone …‹ zur Uraufführung bringen wird. ( BK )

SOUVENIR ( 1983 ) FÜR SOLO ORGEL John Cage 1983 bat die ›American Guild of Organists‹ John Cage um eine Imitation seines 1948 komponierten Stückes ›Dream‹. Cage lehnte dieses Ansinnen ab und komponierte wahr- S olo scheinlich ›Souvenir‹. In diesem Stück ist dem Interpreten größtmögliche Freiheit im Umgang mit dem Notenmaterial gegeben.

120 SAMSTAG 12. 8. 2017 20 UHR Sebastian Küchler-Blessing, Orgel

Buster Keaton trifft Orgelpfeifen JAN ESRA KUHL, ¤ 1988 KontraTon, 2012 Drei Einakter des legendären Schauspielers Buster Keaton werden an diesem Abend in St. Martin gezeigt. JOHANN ULRICH STEIGLEDER, 1593—1635 Tabulatur Buch Darinnen Dass Vatter unser ( 1627 ): Fantasia. Oder Fugen Manier. 4. Vocum Die Stummfilme in Schwarz-Weiß sind von einem JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 Humor geprägt, der immer eine zweite Ebene in sich Fantasie und Fuge g-moll, BWV 542 birgt, sodass einem das Lachen im Halse stecken bleibt. JOHANN ULRICH STEIGLEDER Gleichzeitig thematisieren sie gesellschaftliche oder Tabulatur Buch Darinnen Dass Vatter unser ( 1627 ): künstlerische Entwicklungen und kommentieren sie 37. Coral im Discant. 4. Vocum im Gewand der Komödie. WOLFGANG RIHM, ¤ 1952 Parusie op. 5 ( 1970 )

Die Kurzfilme werden mit einer Filmmusik kommentiert, die live an der Orgel improvisiert wird. Dies erinnert an Pause die große Tradition der Kinoorgeln, die derzeit weltweit eine Renaissance erleben. Jeder der drei Spieler wird SEBASTIAN KÜCHLER-BLESSING, ¤ 1987 Improvisation über ein gegebenes Thema einen Film interpretieren. Zwischen den Filmen jeweils 15 Minuten Pause. JOHANN ULRICH STEIGLEDER Tabulatur Buch Darinnen Dass Vatter unser ( 1627 ): 22. Fugen Manier. 2. Vocum/40. und letzte Variation. Auff Toccata Manier S olo JAN ESRA KUHL Wendeltreppe für gleichstufig gestimmte Orgel und Tonband ( 2013 )

JULIUS REUBKE, 1834—1858 Sonate ›Der 94. Psalm‹

122 Herr Gott, Jan Esra Kuhl dess die Rache ist, geb. 1988 studierte Kirchenmusik, Musiktheorie und erscheine. 125 Komposition. Seit 2013 unterrichtet er an der Hochschule Erhebe Dich, Du für Musik Freiburg Experimentelles Musizieren und Richter der Welt: Orgelimprovisation. Unter zahlreichen Kompositions- vergilt den Hoffaertigen, aufträgen war auch der Gewinn des Kompositionswett- was sie verdienen. bewerbs der Art Mentor Stiftung in Luzern 2015. Kuhl Herr, wie lange sollen konzertiert auf internationalen Festivals, als Organist die Gottlosen prahlen? widmet er sich schwerpunktmäßig der Improvisation. Wittwen und Fremdlinge 2012 entstand das avantgardistische Werk ›KontraTon‹ für erwuergen sie große Orgel. ›KontraTon‹, uraufgeführt im Rahmen des und toedten die Waisen Orgelfestivals Haarlem 2012 an der berühmten Müller- und sagen: Orgel der Grote of Sint-Bavokerk, lebt von der kompro- der Herr sieht es nicht an, misslosen Tutti-Klanglichkeit der Orgel genauso wie von der Gott Jacobs ihrem Potenzial zu brüchigen, röchelnden Klängen. Der achtet es nicht. Gedanke des Gegen-etwas-gerichtet-Seins bestimmter Wo der Herr Klangmaterialien entfacht dabei ein energiegeladenes mir nicht huelfe, Spiel der beteiligten Kräfte. so laege meine Seele schier ›Wendeltreppe für gleichstufig gestimmte Orgel und in der Stille. Tonband‹ ( 2013 ) erinnert nicht nur durch den Titel an Ich hatte viel Bekümmernisse das Treppenbild von M. C. Escher. Ab- und aufsteigende in meinem Herzen, Skalen, die nach und nach die gesamte Registratur fast aber deine Tröstungen gleichzeitig umfassen, bilden ein Sog entfaltendes Klan- ergoetzen meine Seele. gerlebnis, welches ob der scheinbar endlosen Wiederho- Solo Sebastian Küchler-Blessing 12. 8. 2017 Aber der Herr lungen gefangen nimmt und neugierig macht auf den Weg ist mein Hort aus dem Labyrinth. und meine Zuversicht. Er wird ihnen ihr Unrecht Johann Ulrich Steigleder vergelten setzte, neben seinen »Kollegen« z. B. in und sie um Mitteldeutschland und Heinrich Scheidemann in Nord- ihre Bosheit vertilgen. deutschland, die Organistentradition seines Vaters und 124 Großvaters in Süddeutschland fort. Durch sie bestand Johann Sebastian Bach eine enge Verbindung zur deutschen, italienischen und der seit seinem 10. Lebensjahr von seinem Bruder Johann niederländischen Orgelkunst. Steigleder kam über 127 Christoph Bach in Ohrdruf aufgezogen und zum Orga- nach Stuttgart, wo auch er ab 1617 an der Stiftskirche nisten ausgebildet worden war, suchte sich auch selbst als Organist und Orgelkomponist wirkte. In Lindau Vorbilder aus der mittel- und süddeutschen Tradition. So wurde dokumentiert, dass er ein Stelz bein hatte. Dass er schrieb er z. B. nachts in Ohrdruf ein Notenbuch ab, u. a. dennoch ein über Deutschland hinaus beachteter einflus- mit Werken von Johann Jacob Froberger, der vermutlich sreicher Organist des Frühbarocks war, sei »nur aus der ein Schüler von Johann Ulrich Steigleder war. In Bachs Besonderheit der süddeutschen Orgelkunst zu verstehen, Œuvre wird die einsetzende Trennung zwischen Klavier- die das Pedal nur selten und dann meist bloß für Orgel- und Orgelwerken durch den »obligaten Gebrauch des punkte heranzog.« Gut zu hören in der hier getroffenen Pedals« ( der vormals norddeutschen Tradition ) deutlich. Auswahl aus seinem ›Tabulatur Buch, darinnen daß Vatter Die Orgelwerke unterscheiden sich in choralgebundene unser auff 2, 3 und 4 Stimmen Componirt und viertzig und freie Kompositionen. Bei letzteren bevorzugte Bach mal Varirt würdt … Straßburg 1627‹. Es sind Variationen die Formen Präludium ( Toccata, Fantasia ) und Fuge und über das 1539 von Luther geschaffene Lied ›Vater unser verband diese beiden getrennten Sätze zu einem voll- im Himmelreich‹, das »Gebett aller Gebett und Gesang ständigen Werk. In der ›Fantasia und Fuge g-Moll, BWV aller Gesäng«, wie es Steigleder nennt. In der ›1. Fantasia. 542‹ ( von ca. 1720 ) hatte er die schon bestehende virtuose Oder Fugen Manier. 4. Vocum‹ wird die Choralmelodie vierstimmige Fuge durch die sechsteilige, harmonisch in allen vier Stimmen wechselnd angedeutet und virtuos sehr kühne Fantasia ergänzt ( »vervollständigt« ). Hier ist verarbeitet. Beim ›37. Coral im Discant. 4. Vocum‹ bietet das Pedalspiel deutlich als ruhender Orgelpunkt hörbar. die vor allem an den Zeilenenden ausgedehnte Choralme- lodie in der Oberstimme Raum für harmonische Wen- Wolfgang Rihm dungen in den Unterstimmen. In der ›Nr. 22. Fugen Manier. geb. 1952 in Karlsruhe, der Komponist, Musikwissen- 2. Vocum‹ leuchtet die Choralmelodie in den kunstvollen schaftler und Essayist brachte bereits als 13-Jähriger erste Solo Sebastian Küchler-Blessing 12. 8. 2017 einzelnen Zeilenverarbeitungen immer wieder in verschie- Kompositionen zu Papier. Er besuchte schon während denen Tonhöhen hervor. Die ›40. und letzte Variation. seiner letzten Schuljahre die Musikhochschule in Karlsruhe. Auff Toccata Manier‹ beschließt das Tabulaturbuch mit Zwei Jahre vor seinem Abitur und gleichzeitig abgelegtem einer vierstimmigen freien Choral»improvisation« in Staatsexamen in Komposition und Musiktheorie an der fulminanten Orgelklängen. Hochschule entstand das sehr expressive Werk ›Parusie op. 5‹ für große Orgel im Jahr 1970. Der 18-jährige Rihm lotet hier die Möglichkeiten der Klangerzeugung und 126 -wirkung aus, u. a. durch »Cluster« ( Tontrauben ), gespielt SAMSTAG 19. 8. 2017 20 UHR mit der flachen Hand oder dem Unterarm, entsprechend seiner eigenen Aussage: »Ich handle ganz nach Intuition Martin Sander, Orgel und Lust und Laune«. Der griechische Titel bedeutet eigen- tlich »die Wiederkunft Christi beim Jüngsten Gericht« ( Duden ). Für das Hören-Üben und das Verstehen dieses JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 Praeludium Es-dur, BWV 552, 1 Werkes rät Rihm jedoch dem Hörer: »Am besten, man löst Allein Gott in der Höh' sey Ehr', BWV 676 sich von all diesem Ballast und hört ein Stück, bewusst Vater unser im Himmelreich, BWV 682 Jesus Christus, unser Heyland, der von uns aus der großen spätromantischen Orgeltradition und dem den Zorn Gottes wand, BWV 688 Vorbild besonders Messiaens entstanden.« Fuga Es-dur, BWV 552, 2 JOHANN NEPOMUK DAVID, 1895—1977 Julius Reubke Chaconne a-moll

deutscher Pianist und Organist, seit 1856 in Weimar ein Schüler von Franz Liszt. In seiner kurzen Schaffens- Pause zeit entstanden nur wenige Werke, darunter eines der bedeutendsten Orgelwerke der Romantik, die technisch OLIVIER MESSIAEN, 1908—1992 V. Dieu est immense — Dieu est éternel — Dieu anspruchsvolle ›Sonate für die Orgel c-Moll: Der 94ste est immuable Psalm‹ ( 1857 ), die heute zum Standardrepertoire eines aus: Méditations sur le Mystère de la Sainte Trinité Konzertorganisten zählt. Diese Orgelsonate wurde durch GYÖRGY LIGETI, 1923—2006 neun Verse aus dem 94. Psalm inspiriert und weist trotz Etude ›Coulée‹ ihrer durchkomponierten Anlage einen dreiteiligen Auf- PETR EBEN, 1929—2007 bau vor: eine umfangreiche Fantasie, einen langsamen Mit- Laudes ( 1964 ) i largo ( Oster-Halleluja ) telteil und ein großes sich steigerndes Fugato. Reubke hat ii lento ( Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto ) hier das Prinzip der Symphonischen Dichtung, wie er sie III Fatastico ( Lauda Sion Salvatorem ) S olo IV gravemente ( Hymnus Regiae: Christus vincit, von seinem Lehrer Liszt kannte, mit der Verarbeitung Christus regnat, Christus imperat ) nur eines Themas auf die Gattung der Sonate übertragen. In allen Teilen wird dasselbe, jeweils umgedeutete thema- tische Material verwendet, welches die verschiedenen Facetten göttlicher Vergeltung musikalisch umsetzt. ( ST )

128 unser Heyland, der von uns den Zorn Gottes wand, BWV 688‹ wird der Bassstimme übertragen, während die 131 beiden Oberstimmen in aufgeregt wirkenden Achteln auch mehrere Oktaven durcheilen, fast wie dem Text folgend, AUSSCHNITT AUS: ›DRITTER THEIL DER CLA- zwischen Himmel und Hölle schwankend. VIER ÜBUNG BESTEHEND IN VERSCHIEDENEN VORSPIELEN ÜBER DIE CATECHISMUS- UND Johann Nepomuk David ANDERE GESÆNGE, VOR DIE ORGEL LEIPZIG‹, war Komponist, Chorleiter und ( Hochschul- )Lehrer, 1739 ( ORIGINALDRUCK ). u. a. von Helmut Lachenmann und Ruth Zechlin. Ihm Johann Sebastian Bach ist ein an modale Harmonik gebundener und doch freier Bach beschäftigte sich zeitlebens mit der choralge- ausdrucksvoller Stil zu eigen. Ein Werk entwickelt er bundenen und der freien Orgelkomposition. In seiner immer aus einem Thema ( Monothematik ). Weimarer Zeit entstanden die Vertonungen von Luthers Die gewaltige ›Chaconne a-Moll‹ ( 1927 ) ist Davids Katechismusliedern, je Melodie zwei Stücke, eines mit zweites frühes Orgelwerk und gehört zu seinen 20 choral- und eines ohne Pedalstimme — entsprechend Luthers freien Orgelkompositionen. Sie kann fast sinfonischen großem und kleinem Katechismus. Die Choralbearbei- Charakter beanspruchen, zeigt aber ebenso typische tungen werden von einer zweisätzigen freien Orgelkom- Merkmale wie Sparsamkeit des Satzes und eine ausge- position, ›Praeludium ( 1 ) und Fuga ( 2 ) Es-Dur, BWV 552‹, feilte Kontrapunktik. eingerahmt, in der die triadische Gestaltung beider Sätze möglicherweise als Abbild dergöttlichen Trinität Olivier Messiaen gedacht ist. ›Allein Gott in der Höh' sey Ehr', BWV 676‹ wird in allen seinen Kompositionen ( 1908—1992 ) von wurde im Hinblick auf die göttliche Trinität dreimal seiner tiefen Religiosität geleitet. Der neunteilige Zyklus bearbeitet, hier erklingt die Version als Trio mit Pedal- ›Méditations sur le Mystère de la Sainte Trinité‹ ( 1969 ) spiel. Die beiden Oberstimmen schweben kunstvoll bezieht sich auf Texte von Thomas von Aquin aus der Solo Martin Sander 19. 8. 2017 umeinander und lassen die Choralmelodie abwechselnd ›Summa theologica‹. Für die Vertonung benutzt Messiaen erklingen. Der Bass bildet das erdende Fundament. sein neues System der Zuordnung von Tönen ( mit Auch im Katechismuslied ›Vater unser im Himmelreich, genauer Oktavlage und Dauer ) für das gesamte Alphabet BWV 682‹, schweifen die beiden Oberstimmen mit der ( langage communicable ). Hier erklingt aus dem Zyklus eingebetteten Choralmelodie in triolischen und punktier- der Teil ›V. Dieu est immense — Dieu est éternel — Dieu ten Achteln über der in Vierteln schreitenden Basslinie. est immuable‹. Melodienlienen und Akkordfolgen in unter- Die Choralmelodie des Katechismusliedes ›Jesus Christus, schiedlichen Registern und verschiedener Heftigkeit 130 wechseln sich ab: ›Dieu est immense‹ ( gewaltig ), gefolgt der Kasseler Musiktage gewann. ›Laudes‹ besteht aus vier von wiederholten, fast wie einhämmernd wirkenden cluster- Teilen, beruhend auf gregorianischen Melodien. Im Teil ähnlichen Akkorden ›Dieu est éternel‹ ( immerwährend ). 133 ›I. Oster-Halleluja‹ ( Largo ) erklingen kräftige Akkord- Schließlich wird der aufgewühlte menschliche Geist folgen dreimal hintereinander, bevor ein ruhiger Mittel- durch sphärenhaft entschwebende Akkordfolgen beruhigt teil beginnt und das finale Lobpreisen entfacht. Der Teil in der Gewissheit: ›Dieu est immuable‹ ( unwandelbar ). ›II. Gloria patri‹ ( Lento ) entfaltet sich aus dem Nichts in der Tiefe und mit himmlischen Frequenzen, um dann György Ligeti mit lauten Klängen den Schöpfer zu ehren und ihn am war österreichisch-ungarischer Komponist und Musik- Schluss wieder in den höchsten Tönen zu loben. Zu der theoretiker. Seine Neugierde auch gegenüber Technik und in unterschiedlichen Oktaven durchlaufenden Choral- Naturwissenschaften beeinflußten seinen Kompositions- melodielinie finden im Teil ›III. Lauda Sion Salvatorem‹ stil. In der ›Étude No.2 Coulée für Orgel‹ ( 1969 ) findet ( Fantastico ) einzelne Melodiefragmente und Akkord- eine Verschmelzung seiner beiden Techniken, der Klang- folgen zueinander bis hin zum prächtigen Schlussakkord. flächenkomposition und der Mikropolyphonie, statt. Im Teil ›IV. Christus vincit‹ ( Gravemente ) wird die ganze Dabei überlagert er verschiedene rhythmische Strukturen Kraft Christi durch die dynamischen Möglichkeiten der ( ähnlich der Phasenverschiebung in der Minimal Music ), Orgel dargestellt, vom leisesten Ton durch Melodien und die hier in vorwiegend mittel- und hochfrequentigen Akkorde bis zu einer fulminanten aufsteigenden, sieg- Registern liegen. Die Klangmasse wird durch einzelne Töne reichen Klang»wolke«. ( ST ) ergänzt, erweitert, reduziert, verschoben und scheint am Ende, ähnlich einer Wunderkerze, zu verglühen.

Petr Eben tschechischer Komponist, Organist, Pianist und Pädagoge, hat die Orgel als sein »Schicksalsinstrument« bezeichnet. Solo Martin Sander 19. 8. 2017 Seine Werke erhalten durch den Rückgriff auf Grego- rianik und Volksliedelemente archaisierende Züge. Der Orgelzyklus ›Laudes‹ ( 1964 ) entstand in Ebens zweiter Schaffensperiode, in der er u. a. neue Gestaltungskon- zepte mit kontrastierenden und auch neuartigen Orgel- klängen erprobte. Offenbar so erfolgreich, dass er 1965 gleich zwei Preise dafür beim Kompositionswettbewerb 132 ABSCHLUSSKONZERT SAMSTAG 27. 8. 2017 20 UHR Hampus Lindwall, Orgel

THE CONTEMPORARY FUTURE S olo

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Orgel Plus 141 ORGEL + KAMMERCHOR Unter den vielen geistlichen Werken von Felix Mendels- MITTWOCH 7. 6. 2017 20 UHR sohn Bartholdy nimmt ›Hör' mein Bitten‹ einen Ehren- 143 platz ein. Die in London komponierte Hymne für Sopran Collegium Vocale St. Marien und Chor besticht mit spannungsvoller Dramatik und Ulrich Moormann, Orgel wahrhaft himmlischer Melodik. Ausgehend von der klas- sischen Tradition gab Josef Rheinberger der Kirchen- Anna Nesyba, Sopran musik neue Impulse. Als Organist und Komponist prägte der spätere Hofkapellmeister von Ludwig II. von Bayern die Gattung der Orgelmesse mit harmonischen Klang- LOUIS LEWANDOWSKI, 1821 — 1894 farben und schmiegsamen Melos. Der Berliner Kantor Psalm 67 für Sopran, Chor und Orgel Louis Lewandovski bereicherte die jüdische Sakralmusik aus: 18 Liturgische Psalme mit Chormusik und Orgelklang in einem gesanglichen, FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY, 1809 — 1847 spätromantischen Stil, was ihm den Beinamen »Mendels- Hör' mein Bitten sohn der Synagogalmusik« eintrug. Der »letzte Riese in für Sopran, Chor und Orgel der Musik« wurde Max Reger genannt, was allein schon MAX REGER, 1873 — 1916 angesichts seiner höchst umfangreichen Werkliste zutrifft. Kyrie Gloria Benedictus aus: 12 Orgelstücke op. 59 Mehr noch passt dieser Beiname zu Regers zahlreichen Orgelwerken, unter denen sich einige höchst klangvolle ERNST FRIEDRICH RICHTER, 1833 — 1897 Sinfonie Nr. 1 in D-Dur op. 73 Schwergewichte befinden. ( BK ) 1. Satz Allegro ma non troppo in der Orgelübertragung von Ulrich Moormann

JOSEF GABRIEL RHEINBERGER, 1839 — 1901 lus

Missa in f op. 159 P O rgel PSALM 67 Sie lästern dich täglich, sie stellen uns nach für Sopran, Chor und Orgel, Und halten die Frommen in Knechtschaft aus: 18 Liturgische Psalmen 145 und Schmach! Louis Lewandowski Mich fasst des Todes Furcht bei ihrem Dräu'n! Gott sei uns gnädig und segne uns. Sie sind unzählige, ich bin allein, Er lasse leuchten sein Antlitz gegen uns. mit meiner Kraft kann ich nicht widersteh'n, Selah! Herr, kämpfe du für mich, Gott, Dass man erkenne auf Erden deinen Weg, hör' mein Fleh'n! unter allen Völkern deine Hülfe. Preisen müssen dich Völker, Gott, O! könnt' ich fliegen wie Tauben dahin, dich preisen die Völker alle, weit hinweg vor dem Feinde zu flieh'n! sich freuen und jauchzen die Nationen, In die Wüste eilt' ich dann fort, wenn du Völker redlich richtest, fände Ruhe am schattingen Ort. und Nationen auf Erden leitest. Selah! Die Erde gibt ihren Ertrag, Es segne uns Gott, unser Gott, SIEHE, UM TROST WAR MIR und ihn fürchten all' die Enden der Erde. SEHR BANGE OP. 40 NR. 2 für Sopran und Chor ( Jes. 38, 17a und 43, 1b ) Friedrich Ernst Richter HÖR' MEIN BITTEN für Sopran, Chor und Orgel ( Ps. 55, 2 — 8 ) Siehe, um Trost war mir sehr bange. Felix Mendelssohn Bartholy Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verderbe. Orgel Plus Kammerchor 7. 6. 2017 Hör' mein Bitten, Herr, neige dich zu mir, Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöset, auf deines Kindes Stimme habe Acht! ich habe dich bei deinem Namen gerufen, Ich bin allein: denn du bist mein! wer wird mir Tröster und Helfer sein? Ich irre ohne Pfad in dunkler Nacht! Die Feinde sie droh'n, und heben ihr Haupt: »Wo ist nun der Retter, an den ihr geglaubt?« 144 MISSA IN F-MOLL OP. 159 Herr und Gott, König des Himmels, Gott und Vater, für Chor und Orgel Herrscher über das All, Herr, eingeborener Sohn, Josef Gabriel Rheinberger 147 Jesus Christus. Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters, der du nimmst hinweg die Sünde der Welt: erbarme dich unser; der du nimmst hinweg KYRIE ELEISON. die Sünde der Welt: nimm an unser Gebet; du Christe eleison. sitzest zur Rechten des Vaters: erbarme dich unser. Kyrie eleison Denn du allein bist der Heilige, du allein der Herr, du allein der Höchste, Jesus Christus, mit dem Herr, erbarme dich. Heiligen Geist, zur Ehre Gottes des Vaters. Amen. Christus, erbarme dich. Herr, erbarme dich. CREDO in unum Deum, Patrem omnipotentem, factorem GLORIA IN EXCELSIS DEO coeli et terrae, visibilium omnium et invisibilium. et in terra pax hominibus bonae voluntatis. Lauda- Et in unum Dominum Jesum Christum, Filium Dei mus te, benedicimus te, adoramus te, glorificamus unigenitum, et ex Patre natum ante omnia saecula. te. Gratias agimus tibi propter magnam gloriam Deum de Deo, lumen de lumine, Deum verum de tuam, Domine Deus, Rex caelestis, Deus pater Deo vero, genitum, non factum, consubstantialem omnipotens. Domine Fili Unigenite, Iesu Christe, Patri: per quem omnia facta sunt. Qui propter nos Domine Deus, Agnus Dei, Filius Patris; qui tollis homines et propter nostram salutem descendit peccata mundi, miserere nobis; qui tollis peccata de caelis. Et incarnatus est de Spiritu Sancto ex mundi, suscipe deprecationem nostram; qui sedes Maria Virgine: et homo factus est. Crucifixus etiam ad dexteram Patris, miserere nobis. Quoniam Tu pro nobis sub Pontio Pilato; passus et sepultus solus Sanctus, Tu solus Dominus, Tu solus Altis- est, et resurrexit tertia die secundum Scripturas, Orgel Plus Kammerchor 7. 6. 2017 simus, Iesu Christe, cum Sancto Spiritu in gloria et ascendit in caelum, sedet ad dexteram Patris. Dei Patris. Amen. Et iterum venturus est cum gloria, judicare vivos et mortuos, cuius regni non erit finis. Et in Spiri- Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden tum Sanctum, Dominum et vivificantem: qui ex den Menschen seiner Gnade. Wir loben dich, wir Patre Filioque procedit. Qui cum Patre et Filio, preisen dich, wir beten dich an, wir rühmen dich. simul adoratur et conglorificatur: qui locutus est Wir danken dir, denn groß ist deine Herrlichkeit: per prophetas. Et unam, sanctam, catholicam et 146 apostolicam Ecclesiam. Confiteor unum baptisma SANCTUS in remissionem peccatorum. Et expecto resurrecti- sanctus, sanctus Dominus Deus Sabaoth. onem mortuorum, et vitam venturi saeculi. Amen. 149 Pleni sunt coeli et terra gloria tua. Hosanna in excelsis. Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel Heilig, heilig, heilig Gott, und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt. Herr aller Mächte und Gewalten. Erfüllt sind Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit. eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor Hosanna in der Höhe. aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, BENEDICTUS eines Wesens mit dem Vater: durch ihn ist alles qui venit in nomine Domini. geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil Hosanna in excelsis. ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch ange- nommen durch den Heiligen Geist von der Jung- Hochgelobt sei, frau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für der da kommt im Namen des Herrn. uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten Hosanna in der Höhe. und ist begraben worden,ist am dritten Tage auf- erstanden nach der Schrift und aufgefahren in AGNUS DEI den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und qui tollis peccata mundi, miserere nobis. wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Agnus Dei qui tollis peccata mundi, Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird miserere nobis. kein Ende sein. Wir glauben an den Heiligen Geist, Agnus Dei qui tollis peccata mundi, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem dona nobis pacem. Orgel Plus Kammerchor 7. 6. 2017 Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der gesprochen hat durch die Propheten; und die der Welt, erbarme dich unser. eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der der Welt, erbarme dich unser. Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde und das Leben der kommenden Welt. Amen. der Welt, gib uns deinen Frieden. 148 ORGEL + SCHULE HEIMKEHR MITTWOCH 14. 6. 2017 20 UHR Franz Kafka 151 Klassen 6 a und 6 b Ich bin zurückgekehrt, ich habe den Flur durchschritten der Freien Waldorfschule Kassel und blicke mich um. Es ist meines Vaters alter Hof. Die Pfütze in der Mitte. Altes, unbrauchbares Gerät, inein- ander verfahren, verstellt den Weg zur Bodentreppe. Die DAS MÄRCHEN Katze lauert auf dem Geländer. Ein zerrissenes Tuch, VOM WUNDERLICHEN einmal im Spiel um eine Stange gewunden, hebt sich im Wind. Ich bin angekommen. Wer wird mich empfangen? ORGELBAUER Wer wartet hinter der Tür der Küche? Rauch kommt Singspiel nach aus dem Schornstein, der Kaffee zum Abendessen wird Richard Volkmann-Leander gekocht. Ist dir heimlich, fühlst du dich zu Hause? Ich weiß es nicht, ich bin sehr unsicher. Meines Vaters Haus ist es, aber kalt steht Stück neben Stück, als wäre jedes mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, die ich KOMPONIERT ZUR EINWEIHUNG DER NEUEN ORGEL DER MARTINSKIRCHE KASSEL teils vergessen habe, teils niemals kannte. Was kann ich ( URAUFFÜHRUNG, AUFTRAG MUSIK AN ST. MARTIN ) ihnen nützen, was bin ich ihnen und sei ich auch des KOMPOSITION JOHAN DE WIT Vaters, des alten Landwirts Sohn. Und ich wage nicht an LIBRETTO NORA B. HAGEN die Küchentür zu klopfen, nur von der Ferne horche ich, KLARINETTE MIEKE DE WIT nur von der Ferne horche ich stehend, nicht so, dass ich

KORNET JOHAN DE WIT lus als Horcher überrascht werden könnte. Und weil ich von CELLO ESTEBAN CORDI P KLAVIER RALPH GÜNTHER der Ferne horche, erhorche ich nichts, nur einen leichten ORGEL HANS CHRISTIAN MARTIN Uhrenschlag höre ich oder glaube ihn vielleicht nur zu O rgel EINSTUDIERUNG CHOR UND SOLISTEN hören, herüber aus den Kindertagen. Was sonst in der ESTEBAN CORDI, JOHAN DE WIT, CLAUDIA FALK Küche geschieht, ist das Geheimnis der dort Sitzenden, EINSTUDIERUNG ORCHESTER HELMUT WECKESSER das sie vor mir wahren. Je länger man vor der Tür zögert, EINSTUDIERUNG TEXTE desto fremder wird man. Wie wäre es, wenn jetzt jemand PETRA HOLTERMANN UND PETER FÄRBER GESAMTLEITUNG die Tür öffnete und mich etwas fragte. Wäre ich dann JOHAN DE WIT nicht selbst wie einer, der sein Geheimnis wahren will.

DAS MÄRCHEN VOM II. Teil

WUNDERLICHEN ORGELBAUER 1. Monolog und Lerchenlied. Wie schön die Sonne durch die Wolken scheint … Flieg, kleine Lerche 153 Hans

Personen

Hans III. Teil Orgelbauer 1. Dialog und Choral. Ihr lieben Leute … Marie Chorus, Hans, Kindersolo seine Braut 2. Prozessionsmusik. Kindersoli Hans im Folgenden KS genannt 3. Dialog. Er ist nicht von hier. Er hat sie nie gekannt. Kinderchor Kindersoli ab 6. Klasse, im Folgenden CHORUS genannt 4. Orgel solo Die Handlung ist innerhalb einer Kirche Hans und in einer verlassenen Gegend. 5. Dialog. Er war es. Seht ihn euch an! Kindersoli

Inhalt 6. Schlussmusik

I. Teil

1. Introduktion. Schlaft nicht! Eilt euch! Chorus

2. Dialog. Hach, ich bin so aufgeregt! Kindersoli

3. Das Orgel-Geheimnis. Hans schuf Orgel Plus Schule 14. 6. 2017 Kindersoli, Chorus

4. Dialog und Hochzeitslied. Sie kommen! Oh je … Chorus, Kindersoli, Gemeinde

5. Dialog und Chor. Sie kommen! Sie kommen! Chorus, Kindersoli

6. Szene. Sie spielt ja gar nicht! Hans, Marie, Kindersoli, Chorus 152 »Mein Kind, du bist immer bei I. Teil Wo ist der Bräutigam? 3. Wo ist die Braut? mir, und alles, was mein ist, ist 1. Wo ist der Pfarrer, der Der CHORUS unterbricht die Vorbe- auch dein. Aber jetzt müssen sie beide traut? reitungen für die Hochzeit und versam- Eine Kirche, innen. Das Orchester 155 melt sich um die KINDERSOLI. wir uns doch freuen und ein kommt zur Hochzeitsmusik, ein Zündet die Kerzen an, Auch, wenn ihnen die Geschichte schon Fest feiern; denn dein Bruder normaler Arbeitstag, es werden noch dann wird es Licht! bekannt ist, sind sie gespannt auf Brötchen gegessen und es wird mit- Zu guter Letzt: neue Details und freuen sich auf das war tot und lebt wieder; er einander gequatscht, Instrumente Vergesst die Ringe nicht! große Ereignis. war verloren und ist wiederge- gestimmt und gewartet, Fliegen und Frisuren zurecht gezupft. Ein Geiger Von hinten ruft einer: »Die Ringe!« KS1,2,4: Hans schuf aus dem funden worden.« ( Lukas 15, 31 ) spielt, im Mittelgang herum gehend, Eines der kleinsten Kinder vorn stärksten Holz auf seiner Geige den Hochzeitsmarsch erschrickt: »Die Ringe!«, stößt einen eine Orgel mit Kunst und Stolz, von Richard Wagner, spielt schief, kleinen, kieksenden Schrei aus und die hat eine seltne Kraft, bricht ab, stimmt, beginnt höher noch läuft so schnell wie möglich davon, ganz besondre Eigenschaft: - einmal von vorn. weil es die Ringe selbstverständlich CHORUS: Spiel nur, spiel nur, vergessen hat. spiel nur zu! Währenddessen herrscht im Kirchen- Gott zur Ehr' und mir zur Ruh! schiff emsiges Laufen und Rennen. Schlaft nicht! Eilt euch! KS: Wenn ein Paar zur Hochzeit Kurz vor der Hochzeit will alles noch Bald muss alles fertig sein, willund in der Kirche ist es still, rechtzeitig geschmückt, gestellt und Laufet! Flieget! sind sie Gott gefällig, dann schön gemacht sein. Ein Kollege aus Sie zieh'n bald zur Kirche ein, hebt die Orgel zu spielen an. dem Orchester geht zum Geiger und Schlaft nicht …! Eilt euch …! CHORUS: Spiel nur, spiel nur, bedeutet ihm, mit dem Hochzeitsmarsch spiel nur zu! aufzuhören, zeigt auf die Orgel und 2. Gott zur Ehr' und mir zur Ruh! erklärt für das Publikum unhörbar, KS: Keiner hat sie bis jetzt berührt, dass die Orgel den Einzug des Braut- KS1: Hach, ich bin so aufgeregt! niemand den Finger dran geführt, paares selbst spielen wird. Der Geiger Ich kann gar nicht still sitzen! Eine bis auf Hans, der sie gebaut guckt erstaunt erst auf ihn, dann auf Hochzeit! seufzt und der heut nimmt seine Braut! die Orgel, und kehrt schließlich mit sei- KS2: Und die Marie — ganz in CHORUS: Spiel nur, spiel nur, nem Kollegen zum Orchester zurück. weiß! seufzen gemeinsam spiel nur zu! Sobald beide wieder sitzen und gestim- KS3: Sie ist sowieso 'ne Hübsche, Gott zur Ehr' und mir zur Ruh! mt ist, beginnt das erste Stück. das kann man sagen. Und dann erst KS: Treten sie zu zweit herein im Brautkleid! will auch seufzen spielt diese Orgel von allein! CHORUS: Schlaft nicht! Eilt euch! KS4: Jaha! Was das wieder kostet! Jeder komm', der's hören mag,

Bald muss alles fertig sein, Orgel Plus Schule 14. 6. 2017 KS5: Sei still! Von dieser Hochzeit an Orgelbauers Hochzeitstag! Laufet! Flieget! wird man noch Jahre später reden. CHORUS: Spiel nur, spiel nur, Dass uns auf den Wegen kein KS4: Sag das meinem Geldbeutel … spiel nur zu! Stäubchen bleibe! grummelt Gott zur Ehr' und mir zur Ruh! Alles soll in hellem Glanz KS6: Warum wird man noch Jahre KS3: Das heißt, wenn Marie strahlen! Leuchten! später davon reden? und Hans hier über die Schwelle So, dass ihre Augen ganz KS1: Na, weil sie den Hans treten, dann fängt die Orgel übergehen!, heiratet! ganz von selbst zu spielen an?! und ein jeder sehen kann: KS2: Der hat diese Orgel gebaut! Die anderen nicken. Hans und Marie KS3,5,6: Diese Orgel?! KS 3,5,6 springen auf: werden heute Frau und Mann! KS1,2,4: Diese Orgel! Phantastisch und phänomenal! 154 Das höre ich zum ersten Mal! Alles geht aufgeregt an die vereinbarten Händen! Es ist kein Makel an ihr! Und sie spielt Wer solche schönen Orgeln baut, Plätze, Spalier o.ä. für das Brautpaar, lässt MARIE los nicht! Wegen dir! Du falsche bekommt die allerschönste Braut! Blumenmädchen, Ringträger, Sie ist perfekt bis in die letzte Schlange! Ich verlasse dich! Trauzeugen, Brauteltern, Pfarrer etc. Schraube, meine Orgel! Ich baue HANS stürmt wütend aus der Kirche 4. auf Position. Das Orchester dreht sich 157 die besten Orgeln im ganzen hinaus. MARIE bricht zusammen. neugierig auf den Stühlen herum. Land, das wisst ihr, alle! MARIE: gesungen Hans …! Hans …! Von draußen ein Signal. KS1: Die Orgel spielt nur, wenn Hans …! KS4: Sie kommen! Sie kommen! CHORUS: Stille! Stille! Bald das Brautpaar Gott gefällig ist. Alle ab. KS6: Oh je! Wir haben noch gar ist es soweit! KS2: Gefällt Ihm vielleicht das nicht die Musik geprobt! Braut und Bräutigam Brautpaar nicht? zieh'n ein zu zweit! Allgemeines Erschrecken. Alles gerät wieder in eilige Bewegung. Von der Orgel tönt ein II. Teil Der nämliche Geiger steht breit und Zauberklang, HANS: Das kann nicht sein. Ich selig lächelnd von seinem Stuhl auf und was wird das für ein Festgesang! bin der beste Orgelbauer im 1. spielt nochmal den Hochzeitsmarsch, KS2: Psssssssssst! ganzen Land, und viele Kirchen bevor er unter Protesten von seinen haben meine Orgeln in sich, und Eine verlassene Gegend. In der Fremde. brummelnden Kollegen wieder auf den 6. sie rühmen Gott und seine Werke! HANS, allein. Platz gezogen wird. Der CHORUS holt Ich tue genug für die Kirche! Das Liedzettel hervor und stellt sich zum Die Tür wird geöffnet. Das Brautpaar wisst ihr, alle! zur Orgel Spiel, du HANS: Wie schön die Sonne durch Chor auf. tritt ein und geht auf den Altar zu. verdammtes Instrument! Ich habe die Wolken scheint! Ich fühle Alles starrt auf das Paar und erwartet, nicht jahrelang geschuftet, damit mich freier und leichter als sonst! CHORUS: Stimmt an! Stimmt an! dass die Orgel erklingt. HANS, der du jetzt einen Aussetzer hast! Da ist ein Vogel … wohin er wohl Singt alle! Orgelbauer, erst stolz und selbstbewusst, MARIE: Hans …! fliegen mag? wird zunehmend unsicherer und Ihr Versuch, ihn zu beruhigen, schlägt Flieg, kleine Lerche, Sie singen ein altes Hochzeitslied aus angespannter, je länger die Stille dauert. fehl. Er kann sich nicht mehr auf die fülle das Tal mit deinem Sang, dem evangelischen Gesangbuch, z. B. Er blickt immer wieder halb nach oben, Hochzeit konzentrieren und steigert sich flieg über die Berge, »Herr, vor dein Antlitz treten zwei«; wartet darauf, dass seine Orgel beginnt, in einen Wutanfall hinein. den schmalen Bach entlang, kann aber auch ein anderes Lied sein. aber es ist nichts zu hören. MARIE HANS: Nein, die Orgel schweigt. bis du das Haus und Hier besteht die Möglichkeit, evtl. versucht ihn von diesem irritierenden Sie ist perfekt, und sie schweigt. das Fenster gefunden hast die Gemeinde bzw. das Publikum Moment abzulenken. Er sieht sie nicht Aber vielleicht du! Ja, das muss es wo man dir gut ist, mit einzubeziehen. KS1 ist einfach zu an und beachtet sie nicht. Es ist sehr still. sein! Die Orgel spielt nicht, weil dort bleibe gern zu Gast. neugierig und schleicht sich aus der du mir untreu warst! Gib es nur zu! Und, kleine Lerche, Probe davon, um durch das Fenster KS1: Sie spielt ja gar nicht. Allgemeines Erschrecken, fliegst du dort ein und aus, bzw. hinter die Tür zu schauen. Sie KS2: Warum spielt sie nicht? Fassungslosigkeit. ist dir heimisch, kommt laufend zurück. KS3: Wann fängt sie denn an? so baue dort dein Haus.

KS4: Schaut mal, wie bleich Orgel Plus Schule 14. 6. 2017 MARIE: Hans …! ( Sie schüttelt Sehn zwei Augen 5. er wird! ungläubig den Kopf. ) dann dich freundlich an, KS5: Die Orgel spielt nicht! HANS: Vielleicht hast du den lass sie nicht weinen, KS1: Sie kommen! Sie kommen! Sie KS6: Hat er sie etwa Fehler gemacht, vielleicht bist du werde ihr lieber Mann. sind schon da! Allgemeine Aufregung. schlecht gebaut? das morsche Stück Holz, an dem KS6: Sie sind schon draußen! HANS: hat alles gehört und bleibt die Orgel krankt! So fromm, so gesprochen KS5: Schon an der Tür! stehen Das kann nicht sein. Ich rein, so engelgleich und weiß wie So haben sie's im Gasthaus KS4: Bald wird die Orgel spielen! mache keine Fehler, wenn ich Schnee zu sein, das schafft kein gesungen … den ganzen Abend KS3: Jubilieren wird sie! Orgeln baue! Dies hier ist meine Mensch! Die Orgel beweist es! Ich lang. Und ich saß still in meiner KS2: Psssst! zeigt auf Tur und Orgel beste! Und ich selbst habe sie habe sie gebaut, und es ist kein Ecke und konnte mich nicht und nickt. gebaut, mit meinen eigenen Makel an ihr! Das wisst ihr, alle! rühren. Hab getrunken und den 156 Mund nicht aufgemacht. Aber das Schritte, dass wir nicht gehen fehl. KS5: Er hat sie nie gekannt. 5. Lied geht mir nach. Von einem Bleib fortan in unserer Mitte, KS6: Warum steht er dort und Gasthaus ins andre stimmen sie es dass ein jeder dich erwähl' sagt nichts? Stille. KS4 löst sich aus der erstarrten an, ganz gleich, wohin ich gehe! zum Hirten, der uns lenke sacht KS2: Warum legt er nicht eine Menge, geht zu HANS, pruft seine Marie … schweigt. Der Vogel singt durch Lieb, Leiden, Tag und Nacht. 159 Blume für sie hin? Lebenszeichen, und schüttelt den Kopf. weiter. KS3: Warum sagt er nicht ein Wort Ein Seufzen geht durch die Menge. HANS: Ihr lieben Leute, wen zum Gruß? Ich bin so lange fort gewesen. Zehn wollt ihr hier begraben? KS4: Er ist nicht von hier. KS2: Er war es. Seht ihn euch an! Jahre hab ich in fremden Betten KS1: Wer bist du, dass du sie KS5: Er hat sie nie gekannt. KS3: Er kam zu spät. geschlafen, fremdes Brot gegessen, nicht kennst? Das ist die Frau des KS1: Aber er kam. bin fremd gewesen, wohin ich ging, Orgelbauers gewesen, der sie an HANS beginnt still zu weinen. KS5: Gott hat Gefallen gefunden und nirgendwo geblieben. Sobald der Hochzeit so böse verlassen hat. KINDERSOLI wollen sich wieder in an diesem Paar. Die Orgel hat ein Mädchen anfing, mir schöne HANS: blass Sie ist gestorben … die Prozession einfügen, die während- gespielt! Augen zu machen, bin ich davon … KS1: Ja, an Herzeleid! Dabei hat dessen unbeirrt weiter gegangen ist. KS6: Gott hat ihm Verziehen. und fand nirgends eine neue sie uns allen so viel Gutes getan! Allgemeine Zustimmung. Heimat. … vielleicht, weil ich ganz CHORUS: Herrgott, bleib an KS1: Ist das nicht der Orgelbauer, KS3: Sie hätten zusammen gehört genau weiß, dass dieser Platz in unserer Seite, der unsere Marie vor so langer im Leben, Marie und Hans. meinem Herzen schon besetzt ist? dass wir deine Wege gehen, Zeit verließ? KS6: Nun sind sie zusammen gib uns stetig das Geleite, KS2: Der Orgelbauer? Hans? im Tode. Flieg, kleine Lerche, lass uns deine Gnade sehn, KS3: Was macht der hier? KS4: Lasst ihn uns neben ihr in flieg du nur voran, und mach beizeiten uns bereit KS4: Er ist doch fortgelaufen? der Kirche beisetzen. Kommt! frag die Leute, für dein Reich der Ewigkeit. KS5: Und schrieb nicht ob ich wieder kommen kann? Amen! einen Brief? Die Orgel setzt wieder ein, spielt sanfter. Sag mir ob das kleine HANS: Marie … ! KS6: Und fragte nie nach ihr? KINDERSOLI und weitere heben Haus von ihr noch steht, KS3: Und das zehn Jahre lang. HANS gemeinsam auf und legen ihn sag mir im Stillen, 2. Hat er sie je geliebt? vor Marie an den Fuß des Altars. Einen wie es ihr jetzt geht. Moment bleibt dieses Bild so stehen, bis Sieht dem Vogel nach Die Menschen vor dem Altar gehen zur KINDERSOLI haben laut gesprochen, sich KS1 aus der Menge löst, und eine Dort entlang? Meinst du? Gut, ich Seite, setzen eine langsame Prozession während HANS sichtbar in Hörweite Blume auch an HANS' Ruhestätte legt. folge dir. entschieden Nach Hause! in Gang, die daran vorbei führt. Auf daneben stand. Er geht zu Boden, Die anderen folgen ihr und legen für fängt erst an zu gehen, dann zu laufen. dem Altar liegt MARIE, die Augen unverwandt auf den Altar blickend. beide Blumen hin oder stellen Kerzen Ab. geschlossen. Manche legen Blumen ab ab. In dieser Art geht die Prozession oder stellen Kerzen hin, viele bleiben 4. weiter, bis alle Mitglieder des CHORUS kurz vor ihr stehen und verharren verschwunden sind und nur noch der einen Moment, um Abschied zu nehmen. Die Orgel setzt ein, überraschend Klang der Orgel übrig bleibt. Als letzter,

III. Teil HANS geht quer zu dieser stetigen, Orgel Plus Schule 14. 6. 2017 für alle. Gedämpfte Aufregung, es mit etwas Abstand, erscheint der Geiger ruhigen Bewegung auf die Prozession ist keine Hochzeit, warum spielt noch einmal, betrachtet die beiden 1. zu, bleibt stehen und versucht, sehr die Orgel zu diesem Zeitpunkt? stumm, wirft einen Blick auf die Orgel benommen, das alles zu begreifen. Er Was hat das zu bedeuten? Hat Gott und legt schließlich sein Instrument Glockenläuten. Eine Trauergemeinde. bleibt nicht unbemerkt. uns etwas zu sagen? HANS bleibt HANS behutsam vor die Füße. Ab. Der Altar ist von Menschen verdeckt. still in seiner Trauer, unfähig, ein Hans erreicht die Kirche als ein 3. Wort zu sprechen. Der Orgelklang Wanderer, der, staubig und etwas steigert sich, bis die gesamte verwahrlost, sichtlich einen langen Weg KS2: Da steht einer. Gemeinde in ihrem Klang ertrinkt zu Fuß hinter sich gebracht hat. KS3: Der weiß nicht, wohin mit sich. und alles still wird. CHORUS: Herrgott, lenke unsere KS4: Er ist nicht von hier. HANS: Marie …! stirbt 158 ORGEL + LESUNG MEIN VERWUNDETES HERZ. DAS LEBEN DER LILLI JAHN, 1900 — 1944 MITTWOCH 21. 6. 2017 20 UHR von Martin Doerry Thomas Bockelmann, Lesung 161 Eckhard Manz, Orgel Thomas Bockelmann, Intendant des Staatstheaters Kassel und ausgebildeter Schauspieler, liest aus den bewegenden Briefen der Jüdin Lilli Jahn an ihre Kinder. MEIN VERWUNDETES HERZ BRIEFE VON LILI JAHN UND Die fünffache Mutter und Ärztin mit Praxis in Immen- hausen nahe bei Kassel wird 1942 von ihrem Mann geschie- IHREN KINDERN den, damit er eine »rein arische« Kollegin heiraten kann. ORGELIMPROVISATIONEN Durch die Scheidung ist die Jüdin Lilli Jahn nicht mehr vor den nationalsozialistischen Übergriffen geschützt und wird im Arbeitserziehungslager Breitenau interniert. Ihre fünf Kinder sind von nun an allein auf sich gestellt.

Aus dieser Zeit stammt die umfangreiche Korrespondenz zwischen Mutter und Kindern, die später im Nachlass des Sohnes Gerhardt Jahn ( 1969 bis 1974 Bundesminister der Justiz ) gefunden wurde. Lilli Jahn kam im Juni 1944 in Auschwitz ums Leben. lus P Die Briefe an die internierte Mutter und ihre Antworten voller Sorge um das Wohlergehen der Kinder sind ein O rgel ergreifendes Dokument über eine private Katastrophe inmitten der politischen. ORGEL + KANTOREI MESSE MITTWOCH 28. 6. 2017 20 UHR Franz Schubert Kantorei Kirchditmold 163 Kyrie Kyrie Martin Baumann, Orgel Kyrie, eleison. Christe, eleison. Herr, erbarme dich. Christe, Kyrie, eleison erbarme dich. Herr, erbarme dich.

FRANZ SCHUBERT, 1797 — 1828 Gloria Gloria Messe G-Dur D 167 Kyrie Gloria Credo Sanctus Benedictus Gloria in excelsis Deo Ehre sei Gott in der Höhe Agnus Dei et in terra pax hominibus und Friede auf Erden den bonae voluntatis. Menschen, ANTON BRUCKNER, 1824 — 1896 Laudamus te, benedicimus te, die guten Willens sind. Te Deum, WAB 45 adoramus te,glorificamus te. Wir loben dich, wir preisen dich, Te Deum Te ergo Aeterna fac Salvum fac Gratias agimus tibi wir beten dich an, wir verherr- In te Domine speravi Fuge propter magnum gloriam tuam. lichen dich, Domine Deus, Rex coelestis, wir sagen dir Dank ANTONIN DVORAK, 1841 — 1904 Deus pater omnipotens. ob deiner großen Herrlichkeit. Messe D-Dur op. 86 Domine Fili unigenite, Herr und Gott, Kyrie Gloria Credo Sanctus Benedictus Jesu Christe. König des Himmels, Agnus Dei Domine Deus, Agnus Dei, Gott, allmächtiger Vater. Filius patris. Herr Jesus Christus, Qui tollis peccata mundi, eingeborener Sohn. miserere nobis. Herr und Gott, Lamm Gottes, Qui tollis peccata mundi, Sohn des Vaters. Der du die SOPRAN TRAUDL SCHMADERER suscipe deprecationem nostram. Sünden der Welt hinwegnimmst, ALT SONJA KOPPELHUBER Qui sedes ad dexteram patris, erbarme dich unser. Der du die miserere nobis. Sünden der Welt hinwegnimmst,

TENOR MARCUS ULLMANN lus Quoniam tu solus sanctus, nimm unser Flehen gnädig auf. BASS KLAUS MERTENS P tu solus dominus, Der du sitzest LEITUNG MICHAEL GERISCH tu solus altissimus, zur Rechten des Vaters, O rgel Jesu Christe. erbarme dich unser. Cum sancto spiritu Denn du allein bist der Heilige, in gloria Dei patris. Amen. du allein der Herr, du allein der Höchste, Jesus Christus. Mit dem Heiligen Geiste in der Herrlichkeit Gottes des Vaters. Amen. Credo Credo in remissionem peccatorum der vom Vater ( et exspecto resurrectionem und vom Sohne ausgeht. Credo in unum Deum, Ich glaube an den einen Gott, mortuorum ), Der mit dem Vater und dem Sohne patrem omnipotentem, den allmächtigen Vater, et vitam venturi saeculi. zugleich angebetet und factorem coeli et terrae, Schöpfer des Himmels 165 Amen. verherrlicht wird, visibilium omnium und der Erde, der gesprochen hat durch die et invisibilium. aller sichtbaren Propheten. Et in unum dominum und unsichtbaren Dinge. Ich glaube an die eine, heilige, Jesum Christum, Und an den einen Herrn katholische filium Dei unigenitum, Jesus Christus, und apostolische Kirche. et ex Patre natum ante omnia Gottes eingeborenen Sohn, Ich bekenne eine Taufe saecula. aus dem Vater geboren zur Vergebung der Sünden, Deum de Deo, lumen de lumine, vor aller Zeit. und [ich] erwarte Deum verum de Deo vero, Gott von Gott, Licht vom Lichte, die Auferstehung der Toten genitum, non factum, wahrer Gott vom wahren Gott, und das Leben der zukünftigen consubstantialem patri: gezeugt, nicht geschaffen, Welt. Amen. per quem omnia facta sunt. eines Wesen mit dem Vater: Qui propter nos homines durch den alles geschaffen ist. Sanctus Sanctus et propter nostram salutem Er ist für uns Menschen descendit de coelis. und um unseres Heiles Willen Sanctus, sanctus, sanctus dominus Heilig, heilig, heilig, Herr, Et incarnatus est vom Himmel herabgestiegen. Deus Sabaoth. Gott der Heerscharen. de Spiritu Sancto Und er hat Fleisch angenommen Pleni sunt coeli et terra gloria tua. Himmel und Erde sind erfüllt ex Mariae Virgine, durch den Heiligen Geist Osanna in excelsis. von deiner Herrlichkeit. et homo factus est. aus Maria, der Jungfrau Hosanna in der Höhe. Crucifixus etiam pro nobis und Mensch geworden ist. sub Pontio Pilato; Gekreuzigt wurde er sogar für uns, Benedictus/Hosanna Benedictus/Hosanna passus et sepultus est. unter [der Regierung von] Et resurrexit tertia die, Pontius Pilatus Benedictus qui venit Hochgelobt sei der da kommt secundum scripturas. ist er gestorben in nomine Domini. im Namen des Herrn. Et ascendit in coelum, und begraben worden. Osanna in excelsis. Hosanna in der Höhe. sedet ad dexteram Patris. Und ist auferstanden Et iterum venturus est cum gloria, am dritten Tage, Agnus Dei Agnus Dei judicare vivos et mortuos, gemäss der Schrift. cujus regni non erit finis. Er ist aufgefahren in den Himmel Agnus Dei, qui tollis peccata Lamm Gottes, der du Et in Spiritum Sanctum, und sitzet zur Rechten des Vaters. mundi, miserere nobis. Trägst die Sünden der Welt,

Dominum et vivificantem: Er wird wiederkommen Orgel Plus Kantorei 28. 6. 2017 Agnus Dei, qui tollis peccata erbarme dich unser. qui cum Patre filioque procedit. mit Herrlichkeit, mundi, miserere nobis. Lamm Gottes, der du Qui cum patre et filio Gericht zu halten Agnus Dei, qui tollis peccata Trägst die Sünden der Welt, simul adoratur et conglorifcatur, über Lebende und Tote, mundi, erbarme dich unser. qui locutus est per Prophetas. und sein Reich dona nobis pacem. Lamm Gottes, der du ( Et unam, sanctam, catholicam wird kein Ende haben. Trägst die Sünden der Welt, et apostolicam ecclesiam. ) Ich glaube an den Heiligen Geist, gib uns Frieden Confiteor unum baptismam den Herrn und Lebensspender:

164 Te Deum Tu, devicto mortis aculeo, Du besiegtest den Stachel aperuisti credentibus des Todes Anton Bruckner regna coelorum. und erschlossest den Gläubigen Übersetzung Karl Simrock die Reiche des Himmels. 167 ad dexteram Dei sedes Du sitzest zur Rechten Gottes Te Deum laudamus, Herr Gott, Dich loben wir, in gloria Patris. in des Vaters Herrlichkeit. te Dominum confitemur. Dich, Herr, bekennen wir, Judex crederis esse venturus. Einst sollst Du kommen, Te aeternum Patrem Dich, ewigen Vater, die Welt zu richten. omnis terra veneratur. verehrt von Pol zu Pol die Welt. Te ergo quaesumus, So bitten wir Dich, Tibi omnes Angeli, tibi coeli Dir rufen die Engel, tuis famulis subveni, hilf deinen Erlösten, et universae potestates, Dir die Himmel quos pretioso sanguine redemisti. die dein kostbares Blut erkaufte. tibi Cherubim et Seraphim Dir die Gewalten allzumal, incessabili voce proclamant: Dir Cherubim und Seraphim mit Aeterna fac cum Sanctis tuis Laß sie mit deinen Heiligen nie verhallender Stimme zu: in gloria numerari. des ewigen Ruhms genießen.

Sanctus, Sanctus, Sanctus Heilig, heilig, heilig Salvum fac populum Gib deinem Volke Heil, o Herr, Dominus Deus Sabaoth. ist unser Herr, Gott Zebaoth. tuum, Domine, und segne dein Erbteil, Pleni sunt coeli et terra Himmel und Erde füllt et benedic hereditati tuae. pflege sie und erhebe sie majestatis gloriae tuae. die Größe Deiner Herrlichkeit. Et rege eos et extolle illos in Ewigkeit. usque in aeternum. Te gloriosus Apostolorum chorus, Dich preist der Apostel te Prophetarum laudabilis numerus, glorreicher Chor, Per singulos dies benedicimus te. Wir segnen Dich Tag für Tag, te Martyrum candidatus Dich der Propheten Et laudamus nomen tuum und loben deinen Namen laudat exercitus. gottselige Schar, in saeculum et in saeculum saeculi. in Ewigkeit und in der Ewigkeiten Dich der Märtyrer Ewigkeit. verklärtes Geleit. Dignare, Domine, die isto Geruhe, Herr, uns diesen Tag Te per orbem terrarum Über den weiten Kreis der Erde sine peccato nos custodire. vor allen Sünden zu beschützen. sancta confitetur Ecclesia: bekennt die heilige Kirche Patrem immensae majestatis; Dich, den Vater unermeßlicher Miserere nostri, Domine, Erbarm dich unser, Herr, venerandum tuum verum Herrlichkeit, miserere nostri. Erbarme dich unser. et unicum Filium; deinen erhabenen, wahren Sanctum quoque Paraclitum und eingeborenen Sohn, Fiat misericordia tua, Domine, Deine Milde laß ergehen über uns,

Spiritum. und den heiligen Geist, Orgel Plus Kantorei 28. 6. 2017 super nos, gleich wie wir auf Dich vertraut unsern Tröster. quemadmodum speravimus in te. haben.

Tu, Rex gloriae, Christe. Du, König der Herrlichkeit, In te, Domine, speravi: Auf Dich hab ich vertraut, o Herr: Tu Patris sempiternus es Filius. Christus, non confundar in aeternum. laß mich nicht zu Schanden Tu ad liberandum bist des Vaters unerschaffener werden ewiglich suscepturus hominem, Sohn. non horruisti Virginis uterum. Du unternahmst, die Menschen zu erlösen und verschmähtest den Schoß der Jungfrau nicht. 166 Die 1887 entstandene Messe von Anton Dvorak bezeich- ORGEL + KAMMERENSEMLES nete der Komponist als »Glaube, Hoffnung, Liebe« — eine kunstvolle und zugleich innige Musik, die zur Ein- MITTWOCH 5. 7. 2017 20 UHR weihung der neuen Schlosskapelle auf Schloss Luzany Cantiamo Kassel entstand. Harmonisch vielfältig, melodisch reichhaltig, Ensemble in progress traditionell und originell zugleich gehört Dvoraks einzige erhaltene Messe zu den schönsten Schöpfungen der geistlichen Musik. Für Gustav Mahler war das ›Te Deum‹ JAN VAN DER ROOST, ¤ 1956 von Anton Bruckner »für Engelszungen, Gottsucher, Homage gequälte Herzen und im Feuer gereinigte Seelen«. Mit JOHANNES BRAHMS, 1833 — 1897 gewaltigem musikalischem Aufwand setzte Bruckner den Geistliches Lied op. 30 Ambrosianischen Lobgesang um und schuf ein Meister- FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY, 1809 — 1847 werk, das er gleich »dem lieben Gott« widmete. Solch Hymne eine Widmung wäre dem 18-jährigen Franz Schubert wohl ANTON BRUCKNER, 1824 — 1896 nicht in den Sinn gekommen, als er seine kleine Messe Libera me II G-Dur innerhalb von einer Woche komponierte. In der GABRIEL FAURÉ, 1845 — 1924 liedhaft-schlichten Melodik, den bestrickenden Solo- Pavane op. 50 passagen und der ausgewählten Instrumentierung klingt der Schubert'sche Tonfall schon deutlich an. Und ohne Pause Schuberts bezaubernde Werke auch und gerade auf dem Gebiet der Kirchenmusik hätte es die großen Kompositi- KAZUMI TOTAKA, ¤ 1967

onen der folgenden Generationen kaum gegeben. ( BK ) lus Luigi's Mansion P HANS ZIMMER, ¤ 1957 Suite aus Interstellar O rgel JEAN SIBELIUS, 1865 — 1957 Finlandia op. 26

GESAMTLEITUNG ANDREAS CESSAK

168 28. 6. 2017 Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Mich faßt des Todes Furcht bei ihrem Dräu'n! Anton Bruckner sind drei Komponisten der Romantik, Sie sind unzählige, ich bin allein; die neben den großen Werken auch zahlreiche geistliche 171 mit meiner Kraft kann icht nicht widerstehn, Chorwerke hinterlassen haben. Für dieses Konzert kom- Herr, kämpfe du für mich, Gott, hör' mein Fleh'n! men Werke für Chor und Orgel, sowie für Chor, Orgel O könnt' ich fliegen wie Tauben dahin, und Posaunen zur Aufführung. weit hinweg vor dem Feinde zu fliehn! In die Wüste eilt' ich dann fort, Die kraftvollen und überraschenden mediantischen Harmo- fände Ruhe am schattigen Ort. nien und Sequenzfolgen in der Motette ›Ecce sacerdos‹ wirken wie eine Entrückung. Mit großer Kunstfertigkeit komponiert Johannes Brahms in seinem ›Geistlichen Lied LÍBERA ME, DOMINE, op. 30‹ einen Doppelkanon. Der zweite Stimmeneinsatz beginnt jeweils einen Ton tiefer. Auch Felix Mendelssohn de morte æterna, in die illa tremenda. Bartholdy greift auf die alte Kontrapunkttechnik zurück Quando cœli movendi sunt et terra. und beschließt das Stück in einer Art Fuge. Die Solostim- Dum veneris iudicare saeculum per ignem. me und der Chor stehen in einem permanenten Dialog Tremens factus sum ego, et tímeo, miteinander. ( BK ) dum discussio venerit, atque ventura ira. Quando cœli movendi sunt et terra. Dies illa, dies iræ, calamitatis et miseriæ, HÖR' MEIN BITTEN, dies magna et amara valde. Dum veneris iudicare saeculum per ignem. Herr, neige dich zu mir, Requiem æternam dona eis, auf deines Kindes Stimme habe acht! Domine: et lux perpetua luceat eis. Ich bin allein; wer wird mir Tröster Orgel Plus Kammerensemles 5. 7. 2017 und Helfer sein? Errette mich, Herr, vom ewigen Tode an jenem Ich irre ohne Pfad in dunkler Nacht! Schreckenstage, wo Himmel und Erde wanken, Die Feinde sie droh'n und heben ihr Haupt: Da Du kommen wirst, die Menschen durch »Wo ist ist nun der Retter, an den ihr geglaubt?« Feuer zu richten. Zittern und Zagen erfasst mich Sie lästern dich täglich, sie stellen uns nach vor Deinem künftigen Gericht und Zorn, wenn und halten die Frommen in Knechtschaft Himmel und Erde wanken. Tag des Zornes, Tag und Schmach! der Klage, des Unheils und des Elends, Tag so 170 groß und bitter. Ewige Ruhe gib ihnen, Herr Gott, GEISTLICHES LIED und ewiges Licht leuchte ihnen. 173 Laß dich nur nichts nicht dauern Ecce sacerdos magnus, Mit Trauern, qui in diebus suis placuit Deo. Sei stille! Ideo jurejurando fecit illum Wie Gott es fügt, Dominus crescere in plebem suam. So sei vergnügt Benedictionem omnium Mein Wille. gentium dedit illi et testamentum suum confirmavit Was willst du heute sorgen super caput ejus. Auf morgen? Der Eine Gloria Patri, et Filio, et Spiritui Sancto: steht allem für; Sicut erat in principio, et nunc, et semper, Der gibt auch dir et in sæcula sæculorum. Amen. das Deine.

Seht einen Hohepriester, wie er in seinen Sei nur in allem Handel Erdentagen Gott gefiel, wie der Herr mit Ohn Wandel, ihm einen Bund geschlossen, daß er Steh feste! hineinwachse in seines Volkes Gemeinschaft. Was Gott beschleußt, Zum Segen sollte er sein, und der Das ist und heißt Gnade Fülle legte er auf sein Haupt. das Beste. Amen. Ehre sei dem Vater und dem Sohn Orgel Plus Kammerensemles 5. 7. 2017 und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen

172 ORGEL + TANZ Jehan Alain MITTWOCH 12. 7. 2017 20 UHR geboren 1911, gefallen 1940, war ein französischer Kompo- 175 nist und einer der bedeutendsten Organisten der Moderne. Freies Tanzkollektiv Labyrinthos Sein bisweilen impressionistisches Œuvre ist aber z. T. auch an die modalen Kompositionen Olivier Messiaens HARAWI — EVENT HORIZON angelehnt.

LITANIES ( 1937 )

JEHAN ALAIN, 1911—1940 entstand kurz nach zwei persönlichen Schicksalsschlägen Litanies für Orgel ( 1937 ) in Alains Familie. Es wird wie in der Litanei ein kurzer OLIVIER MESSIAEN, 1908—1992 melodischer Gedanke ( wie ein Stoßgebet ) permanent Harawi, Chant d'amour et de mort für dramatischen Sopran und Klavier wiederholt. Die musikalische Spannung wird durch Tempo- und Manualwechsel sowie Verlegung der O­berstimm­e JEHAN ALAIN Trois Danses für Orgel ( 1940 ) ins Pedal erreicht. »Dieses Stück soll an der Grenze des Joies — Deuils — Luttes Tempos gespielt werden, welches das Instrument zulässt, unter der Bedingung, absolute Klarheit/Verständlichkeit zu beachten«, so eine Spielanweisung des Komponisten. SOPRAN ANAHITA AHSEF KLAVIER GIULIA GLENNON TROIS DANSES ( JOIES, DEUILS, LUTTES ) ORGEL ECKHARD MANZ KONZEPT UND INSZENIERUNG THORSTEN TEUBL

BÜHNE UND AUSSTATTUNG SASCHA WEIG lus entstand 1937/38 für Orgel. Die drei Teile nehmen thema- DRAMATURGIE KATARSCHYNA BESTER P PRODUKTIONSLEITUNG MANFRED ZALFEN tisch aufeinander Bezug. Sie zeichnen sich durch häufigen Rhythmuswechsel und kühne Harmonisierung aus. O rgel

I. Joies ( »Freuden« ) Ein Fanfaren- und ein Tanzthema werden zum Teil poly- rhythmisch miteinander verarbeitet, wobei das Tanzthema nach der fanfarenartigen Eröffnung zuerst im Pedal vor- gestellt wird.

II. Deuils ( »Trauern«, Mehrzahl von »Trauer« ) HARAWI ZYKLUS — CHANT D'AMOUR ET DE MORT Hier wird ein Passacaglia-ähnliches Thema verabeitet Olivier Eugène Prosper Charles Messiaen und mit dem Tanzthema des 1. Satzes verwoben. Laute 177 Akkordpassagen wechseln sich mit lyrischen Melodie- »Harawi« ist Quechua, eine uralte Sprache aus den Anden, abschnitten ab. welche durch die spanische Eroberung verschwunden ist, aber in einigen Regionen noch heute gesprochen wird. III. Luttes ( »Kämpfe« ) verbindet Ausschnitte aus den vorherigen Teilen, Messiaen komponierte den zwölfteiligen Zyklus für rhythmisch und harmonisch variiert, miteinander und dramatischen Sopran und Klavier 1945. Die Uraufführung wird mit kräftigen Akkordfolgen beendet. erfolgte am 24. Juni 1946 in Mâcon mit der Sopranistin Marcelle Bunlet; 1948 wurde die Partitur veröffentlicht. Das Wort Harawi ( das die Spanier als yaraví kennen ) Olivier Messiaen bezeichnet Lieder, die von schicksalhafter Liebe erzählen geboren 1908 in Avignon und gestorben 1992 in Paris, und oft mit dem Tod der beiden Liebenden enden. gilt als Wegbereiter der seriellen Musik und ist einer Messiaen: »Es ist die Geschichte von Tristan und Isolde; der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er Isolde heißt hier Pirouĉa.« stammte aus gebildeter Familie, der Vater war Englisch- professor und Spezialist für William Shakespeare, die Grundlegend für die musikalische Anlage des Zyklus ist Mutter Dichterin, die dem Sohn ihre musische Begabung ein Thema, das Messiaen im Kontext einer Orgelimpro- mitgab ( alle Vokalkompositionen Messiaens beruhen auf visation für eine Theateraufführung von Lucien Fabres eigenen Texten ). Er erwies sich als hochbegabt, begann Schauspiel ›Tristan et Yseult‹ im Théâtre Édouard VII als 11-Jähriger seine musikalische Ausbildung am Konser- schrieb. vatorium von Paris und gewann im Laufe eines umfas- senden Studiums so ziemlich jeden Preis des Instituts, In ›Les chants d'amour‹ wird Hawari/yavaris heute oft zu Orgel Plus Tanz 12. 7. 2017 darunter erste Preise in den Fächern Kontrapunkt und spanischen Texten oder in einer Mischung aus Spanisch Fuge, Klavierbegleitung, Orgel und Improvisation, und Quechua gesungen. Die Lieder dieser Gattung Schlaginstrumente, Musikgeschichte und Komposition. handeln meist von Liebe, die durch allerlei Hindernisse Olivier Messiaen gilt als einer der bedeutendsten Kompo- unmöglich gemacht wird, jedoch aufgrund ihrer Inten- nisten des 20. Jahrhunderts. sität keinesfalls aufgegeben werden kann und daher oft im Tod endet, der allein die wahre Vereinigung der Liebenden zulässt. 176 Der Zyklus ›Harawi‹ bringt gewissermaßen drei Stränge GRÜNE TAUBE, KLARE PERLE zusammen: die Legende von Tristan und Isolde, den Inka-Mythos ( der unerreichbaren Liebe ) von Pirua und 179 Die enge Beziehung zwischen den drei strukturierenden Messiaens Begeisterung für surrealistische Dichtung. ( ST ) Liedern des Zyklus beginnt mit deren Texten. Alle Gedichte basieren auf drei Gruppen bildhafter Ausdrücke. Der Liebende spricht seine Geliebte mit denselben poe- DIE LIEDERFOLGE tischen Koseworten an: er nennt sie colombe verte und perle limpide. … In der Folklore der Anden steht die La ville qui dormait, toi grüne Taube, die ihren Partner verlässt, für die unerreich- bare Liebe in der Geschichte von Pirua, dem angeblichen Bonjour toi, colombe verte Gegenstück zur mittelalterlichen europäischen Isolde … westliche Ikonografie verbindet den als Friedenssymbol Montagnes eingeführten Vogel mit der für Frühling, Frische und Erneuerung eingeführten Farbe Grün. Doundou tchil »Sie halten sich und verlieren sich dabei. Es ist wie ein L'amour de Piroutcha Sprung ins Unendliche. Es gibt nicht mehr diese Frau, diesen Mann, sondern nur ein einziges außergewöhn- Répétition planétaire liches Geschöpf, dessen Hälften nach Wiedervereinigung zum primitiven Androgyn verlangen. Bei dieser Suche Adieu […] erleben sie die Blendung, den vollständigen und end- gültigen Blitzschlag der Freude.« ( Messiaen ) Die sur- Syllabes realistischen Texte lassen sich nur bedingt übersetzen. Drei Beispiele einer Übersetzung folgen: Orgel Plus Tanz 12. 7. 2017 L'escalier redit, gestes du soleil

Amour oiseau d'étoile

Katchikatchi les étoiles

Dans le noir 178 II SEI GEGRÜSST, II BONJOUR TOI, meiner Hand, ciel, de jour, GRÜNE TAUBE COLOMBE VERTE Weit entfernt von Liebe. Lointain d'amour. 181 Lebe wohl, Adieu toi, mon ciel de terre, Sei gegrüßt, grüne Taube, Bonjour toi, colombe verte, mein irdischer Himmel, Adieu toi, désert qui pleure, Zurück vom Himmel. Retour du ciel. Lebe wohl, weinende Wüste, miroir sans souffle d'amour, Sei gegrüßt, Bonjour toi, perle limpide, Spiegel ohne Liebeshauch, De fleur, de nuit, de fruit, durchsichtige Perle, Départ de l'eau. Aus Blume, Nacht, Frucht, de ciel, de jour, Dem Wasser entronnen. Étoile enchaînée, Himmel und Tag Pour toujours. Verknüpfter Stern, Ombre partagée, Für immer. Gemeinsamer Schatten, Toi, de fleur, de fruit, Du, aus Blume, Frucht, de ciel et d'eau, XII IM DUNKLEN XII DANS LE NOIR Himmel Chant des oiseaux. und Wasser, Bonjour, Im Dunklen, grüne Taube. Dans le noir, colombe verte. Vogelgesang. D'eau. Im Dunklen, Dans le noir, perle limpide. Sei gegrüßt, durchsichtige Perle. Dans le noir, mon fruit de ciel, Aus Wasser. Im Dunklen, meine Frucht de jour, aus Himmel Lointain d'amour. VII LEBE WOHL VII ADIEU am Tag, fern der Liebe, Mon amour, mon souffle ! Meine Liebe, mein Atem! Colombe, colombe verte, Lebe wohl, grüne Taube, Adieu toi, colombe verte, Taube, grüne Taube, Le chiffre cinq à toi, Betrübter Engel. Ange attristé. Die Ziffer fünf ist dein, La violette double, doublera, Lebe wohl, durchsichtige Perle, Adieu toi, perle limpide, Das doppelte Veilchen wird Très loin, tout bas. Beschützer-Sonne. Soleil gardien. sich doppeln, Très loin, tout bas. Très loin. Du, aus Nacht, Frucht, Toi, de nuit, de fruit, de ciel, Sehr fern, ganz niedrig. La ville qui dormait... Orgel Plus Tanz 12. 7. 2017 Himmel und Tag, de jour, Sehr fern, ganz niedrig. Liebesflügel. Aile d'amour. Sehr fern, Lebe wohl, neues Licht, Adieu toi, lumière neuve, Die schlafende Stadt ... Zweistimmiger Liebestrank. Philtre à deux voix. Verknüpfter Stern, Étoile enchaînée, Gemeinsamer Schatten, Ombre partagée, Himmels-, Tagesfrucht in Dans ma main mon fruit de 180 ORGEL + MALEREI Im Gespräch mit Gudrun Hofrichter MITTWOCH 19. 7. 2017 20 UHR 183 Worin liegt für Sie eine wesentliche Schnittmenge Gudrun Hofrichter, Zeichnungen von Musik und Malerei? Martin Lücker, Orgel In meinem Lebenslauf gibt es eine direkte Verbindung, da ich lange Zeit nicht wusste, ob ich Musikerin oder Malerin werden wollte. Ich habe schließlich beide Fächer studiert und die Vertiefung in die Malerei und Zeichnung JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 Aus: 18 Leipziger Choräle, BWV 651—668 ist einer persönlichen Begegnung geschuldet. Sowohl in der Malerei als auch in der Musik liegt für mich die Mög- ›BACH PAPIERE‹ Live-Zeichnungen lichkeit, die ganze Bandbreite von Gefühlen und Leiden- schaften ohne Worte auszudrücken und tief in Lebens- qualitäten hinein zu empfinden.

Musik ist vergänglich/flüchtig — ein Merkmal, das sie vor allen Künsten in einmaliger Weise mit Leben und Natur teilt. Gibt es für Sie in der Malerei Stilmittel, um Vergänglichkeit auszudrücken? Ist das überhaupt erstrebenswert? Musik ist für mich in erster Linie ein Ereignis der Gegen- wart, nicht der Vergänglichkeit: Ich bin dabei, wenn die

lus Töne entstehen, erzeuge sie entweder selbst oder höre sie P in dem Augenblick, in dem sie entstehen. Man versucht dieses Ereignis durch Platten, CDs usw. zu bewahren, O rgel dies ist aber niemals vergleichbar mit dem direkten Erleb- nis im Konzert. Eine Geigerin aus Kassel hat mich durch ihr ausdrucksstarkes Spiel als Zeichnerin und Malerin angeregt, MusikerInnen beim Musizieren zu begleiten. Ich hatte das große Vergnügen, bei den Proben des Kammer- orchesters Louis Spohr dabei zu sein mit Tusche, Stift und Farbe. Dabei ging es mir darum, die direkte Bewegung des Menschen, der mit seinem Instrument und den Klängen verbunden ist, beim Musizieren einzufangen. Das 185 Thema Vergänglichkeit ist dabei nicht aufgetaucht, dazu war das alles aufregend gegenwärtig. Insofern hat die Frage nach dem Stilmittel für mich keinen rechten Bezug zu meinem Erlebnis Musik.

Klangfarben der Musik — Farben in der Malerei: Gibt es Gemeinsamkeiten? Die gibt es auf jeden Fall, das wird schon in der Begriffs- bildung deutlich: Farb-Töne, Klangfarben, Kompo- sitionen … Ich plane mit einer befreundeten Musikerin gerade ein Seminar, wo wir diese Zusammenhänge erforschen wollen …

Wie erleben Sie persönlich das Instrument Orgel? Ich bin in Lübeck aufgewachsen, in etlichen Orgelkonzer- ten gewesen und singe seit meinem siebten Lebensjahr in zahlreichen Kantoreien. Die Orgel kann alles, sie kann gewaltig sein, fast brutal, aber auch so geheimnisvoll und zart, sie erfüllt die ganze Bandbreite der Ausdrucks- möglichkeiten. Obwohl sie mein Leben sehr begleitet hat, ist sie mir fremder geblieben als beispielsweise die Streichinstrumente. Da tauche ich sofort ein. Der Orgel Orgel Plus Malerei 19. 7. 2017 stehe ich mehr gegenüber.

Wie werden Sie im Konzert mit den ›Leipziger Chorälen‹ von Johann Sebastian Bachin Dialog treten? Was werden die Konzertbesucher erleben? Ich betrete hiermit vollständiges Neuland. Die Arbeit mit dem Kammerorchester Louis Spohr war etwas völlig anderes, die Musik floss sicher in die Bewegung mit hin- DIE SOG. LEIPZIGER CHORÄLE ein, war aber nicht Thema. Jetzt ist die Aufgabe die Musik »Achtzehn Choräle von verschiedener Art auf einer Orgel selbst ins Bild zu bringen, noch dazu von einem so kom- 187 mit 2 Clav. und Pedal vorzuspielen« plexen Komponisten wie Johann Sebastian Bach und Johann Sebastian Bach das 18-mal in relativ kurzer Zeit. Vorbereitend höre ich mich jetzt in die Stücke hinein, versuche Farbklänge und BWV 651 KOMM' HEILIGER GEIST HERRE GOTT Rhythmen zu finden. Die Umsetzung wird ein Experment BWV 652 KOMM' HEILIGER GEIST HERRE GOTT für mich … und für die zuschauenden Zuhörer. BWV 653 AN WASSERFLÜSSEN BABYLON BWV 654 SCHMÜCKE DICH O LIEBE SEELE BWV 655 HERR JESU CHRIST DICH ZU UNS WEND BWV 656 O LAMM GOTTES UNSCHULDIG BWV 657 NUN DANKET ALLE GOTT BWV 658 VON GOTT WILL ICH NICHT LASSEN BWV 659 NUN KOMM DER HEIDEN HEILAND BWV 660 NUN KOMM DER HEIDEN HEILAND BWV 661 NUN KOMM DER HEIDEN HEILAND BWV 662 ALLEIN GOTT IN DER HÖH' SEI EHR' BWV 663 ALLEIN GOTT IN DER HÖH' SEI EHR' BWV 664 ALLEIN GOTT IN DER HÖH' SEI EHR' BWV 665 JESUS CHRISTUS UNSER HEILAND BWV 666 JESUS CHRISTUS UNSER HEILAND BWV 667 KOMM' GOTT SCHÖPFER HEILIGE GEIST BWV 668 WENN WIR IN HÖCHSTEN NÖTEN SEIN Orgel Plus Malerei 19. 7. 2017 Ein wesentlicher Teil der Arbeit Johann Sebastian Bachs in seinen letzten zehn Lebensjahren bestand darin, zu den wesentlichen Formen seines Kompositionsstils repräsentative Werke vorzulegen. Die vier Bände der ›Clavierübung‹ sowie das ›Musikalische Opfer‹, die ›Kunst der Fuge‹, die ›Canonischen Veränderungen‹ und die Vervollständigung der Messe h-Moll sind Ausdruck 186 dieses Bestrebens. Auch die Choralbearbeitungen der Töne der Sopranstimme beträgt 41 ( = J. S. BACH im sogenannten ›Leipziger Originalhandschrift‹ gehören zu Zahlenalphabet ). diesem Arbeitsbereich. Hatte Bach im Orgelbüchlein an 189 An den Beginn der Niederschrift des ersten Chorals setzte 45 Choralbearbeitungen gezeigt, auf welch mannigfaltige Bach ein »J. J.«, also »Jesu juva« ( Jesus, hilf! ). Außer Weise ein Orgelchoral zu schreiben ist ( »Orgelchoral« Bach, der die Choräle 1 — 15 niederschrieb, haben an der bedeutet, dass die Choralmelodie ununterbrochen durch- ›Leipziger Originalhandschrift‹ zwei weitere Schreiber läuft, wodurch die Komposition so lang wird wie eine mitgewirkt, da ja Bachs Sehkraft in den letzten Lebens- Choralstrophe ), so stellte Bach in seinen letzten Leipziger jahren stark nachließ. Formal betrachtet, sind diese 18 Cho- Jahren größere Choralbearbeitungen zusammen, die — ralbearbeitungen zumeist Weiterentwicklungen der soge- zumeist in Weimar entstanden — nun noch einmal von ihm nannten ›Pachelbel‹-Form, bei der die einzelnen Choral- überarbeitet wurden. Der Vergleich mit den erhaltenen zeilen in allen Stimmen imitierend verarbeitet werden. Frühfassungen zeigt, wieviel Bach an der Vollendung auch des kleinsten kompositorischen Details lag. 1. FANTASIA SUPER ›KOMM', HEILIGER GEIST, HERRE GOTT‹— PRO ORGANO PLENO — BWV 651 In der ›Leipziger Originalhandschrift‹ stehen zunächst Die Melodie dieser ›pro organo pleno‹ ( für die volle Orgel ) die Choralbearbeitungen 1 — 17, dann folgt die zweite überschriebenen Bearbeitung liegt im Pedal. Darüber Fassung der ›Canonischen Veränderungen‹, danach die entfaltet Bach in den Manualstimmen eine dreistimmige Choralbearbeitung ›Wenn wir in höchsten Nöten sein‹, Fuge, in deren Thema sich Elemente der Melodie finden. die unvollständig überliefert ist, da die letzte Seite Die letzte Verszeile ( »Halleluja« ) wird in allen Stimmen verlorenging. Gehört dieser 18. Choral nun auch zu dem deutlich zitiert. Zyklus von Bearbeitungen, den Bach wohl für die Druck- legung vorbereitet hat? Dagegen spricht, dass die Choräle 2. ›KOMM', HEILIGER GEIST, HERRE GOTT‹ 1 — 17 durch die großen Bearbeitungen von Pfingst- ( ALIO MODO ) BWV 652 chorälen in einen wunderbaren Rahmen gestellt werden. Das längste Stück des Zyklus. Jede Verszeile wird vorimi- Orgel Plus Malerei 19. 7. 2017 Dafür spricht die Beziehung zwischen Nr. 17 und Nr. 18, tiert, bis die Melodie auf einem zweiten Manual verziert insofern beide Umarbeitungen von Chorälen des ›Orgel- vorgetragen wird. Zum abschließenden »Halleluja« steigern büchleins‹ sind, und die gewichtige Tatsache, dass Bach sich Bewegung und Anzahl der Stimmen. in Nr. 18 gleich zweimal seine Signatur — ausgedrückt im Zahlenalphabet — versteckt hat. Die Anzahl der 3. ›AN WASSERFLÜSSEN BABYLON‹ BWV 653 Töne der ersten Choralzeile im Sopran beträgt nämlich Dieser Choral, eine Nachdichtung des Psalms 137, des 14 ( = BACH im Zahlenalphabet ), die Anzahl sämtlicher Klageliedes der Kinder Israel im babylonischen Exil, taucht 188 im 17. und 18. Jahrhundert in vielen Bearbeitungen auf. die Rede ist. Bach scheint den Heiligen Geist als Funda- Wir kennen heute nur noch seine Melodie, und zwar zu ment des Glaubens und der Kirche mit der Bassstimme dem Text des Passionsliedes ›Ein Lämmlein geht und 191 als Fundament der Harmonie in Beziehung zu setzen. trägt die Schuld‹. Die verzierte Choralmelodie liegt im ( vgl. Nr. 1, 5, 11, 14, 17 ) Tenor und ist auf einem separaten Manual zu spielen. Die edle Trauer dieses Chorals fasst Bach in eine stilisierte 6. ›O LAMM GOTTES, UNSCHULDIG‹ BWV 656 Sarabande. Alle drei Strophen dieses Chorales, der eine deutsche Dich- tung des ›Agnus Dei‹ der lateinischen Messe ist, werden 4. ›SCHMÜCKE DICH, O LIEBE SEELE‹ BWV 654 von Bach durchlaufend komponiert. Die Choralmelodie Die Melodie dieses Abendmahlsliedes liegt, leicht verziert, wandert von Strophe zu Strophe aus der Oberstimme im Sopran. Bach wählt die Tonart Es-Dur und zeigt über die Mittelstimme in den Bass. Die Textzeile in der damit, dass im Sakrament des Altares die Dreifaltigkeit dritten Strophe »sonst müssten wir verzagen« wird durch sich offenbart. Über diese Choralbearbeitung schrieb extreme chromatische Harmoniefolgen unterstrichen. Robert Schumann an Felix Mendelssohn Bartholdy: »Da spieltest du, Felix Meritis, Mensch von gleich hoher Stirn 7. ›NUN DANKET ALLE GOTT‹ BWV 657 wie Brust, kurz darauf einen seiner ( Bachs ) figurierten Die einzige Bearbeitung, deren Frühfassung identisch mit Choräle vor: der Text hieß: ›Schmücke dich, o liebe der Spätfassung ist. Die Melodie in der Oberstimme ist Seele‹, um den Cantus firmus hingen vergoldete Blätter- in langen Notenwerten gesetzt und auf einem separaten gewinde, und eine Seligkeit war dareingegossen, daß du Manual zu spielen. mir selbst gestandest: ›Wenn das Leben dir Hoffnung und Glauben genommen, so würde dir dieser einzige Choral 8. ›VON GOTT WILL ICH NICHT LASSEN‹ alles von neuem bringen.« BWV 658 Die Melodie liegt im Alt, wird allerdings mit oktavie- 5. ›HERR JESUS CHRIST, DICH ZU UNS WEND‹ render Vier-Fuß-Registrierung im Pedal gespielt. Bach Orgel Plus Malerei 19. 7. 2017 BWV 655 wählt für diesen Choral die Tonart f-Moll, die ›tiefste‹ Der Choraltext bittet Christus um die Sendung des Heili- Tonart; sie kommt in seinen Orgelwerken insgesamt nur gen Geistes. Bachs Bearbeitung ist ein Trio, in dessen fünfmal vor. Hoffnung und Bedrängnis scheint Bach Stimmen die Choralmelodie zunächst motivisch verbor- in diesem Stück gleichermaßen komponiert zu haben. gen ist. Am Schluss erklingt dann die Melodie vollständig Besonderes Augenmerk verdienen die letzten Takte, im Pedal. Solch eine Lage der Melodie im Bass taucht deren »tickender« Rhythmus an ein Uhrwerk oder viel- bei Bach immer wieder auf, wenn vom Heiligen Geist leicht den Pulsschlag erinnert, und die Choralzeile 190 »Er reicht mir seine Hand«, bei der Bach für 14 ( =BACH ) 14. ›ALLEIN GOTT IN DER HÖH' SEI EHR'‹ Töne den Sopran unter die Choralmelodie wandern lässt. BWV 664 193 Auch zu diesem Choral, der deutschen Dichtung des 9. FANTASIA SUPER ›NUN KOMM, DER HEIDEN ›Gloria in excelsis‹ der lateinischen Messe schreibt Bach HEILAND‹ BWV 659 drei Bearbeitungen. Auffällig ist zunächst die Wahl der Tonarten: A-Dur, G-Dur, A-Dur. Dieser Sekundschritt 10. ›NUN KOMM, DER HEIDEN HEILAND‹ a-g-a taucht schon bei Heinrich Schütz auf als Symbol für — TRIO A DUE BASSI — BWV 660 »Christkindleins Wiege«; er deutet darauf hin, dass das erste ›Gloria‹ bei Christi Geburt von den Engeln gesun- 11. ›NUN KOMM, DER HEIDEN HEILAND‹ gen wurde. Die Melodie der von überirdischem Glanz — PRO ORGANO PLENO — erfüllten ersten Bearbeitung liegt verziert im Sopran; in BWV 661 der zweiten Bearbeitung liegt die verzierte Melodie im Bach bearbeitet drei Strophen des Adventsliedes, das Tenor, also in der Mittelstimme, und symbolisiert so Martin Luther nach dem lateinischen Hymnus ›Veni Christus als Mittler zwischen Gott und Mensch ( Strophe redemptor gentium‹ des Bischofs Ambrosius ( 4. Jahrhun- 3 des Textes ). Die dritte Bearbeitung ist ein Trio. Wie dert ) dichtete. In der ersten Strophe liegt die verzierte bei Nr. 5 ist die Choralmelodie zunächst in den drei Stim- Melodie im Sopran. Die zweite Strophe führt die Melodie men verborgen. Erst am Schluss erklingt die Melodie im ebenfalls im Sopran, ist aber als Trio mit zwei Bassstim- Pedal. Die Beziehung zur vierten Strophe ( »O Heil'ger men gesetzt. Das ist ungewöhnlich, da Bach sonst immer Geist, du Tröster wert« ) liegt nahe. Triosätze für zwei Oberstimmen und eine Bassstimme schrieb. Mit dieser besonderen Satzart wird die Textzeile 15. ›JESUS CHRISTUS, UNSER HEILAND‹ BWV 665 aus der 2. Strophe »Gott von Art und Mensch« abgebildet. In der abschließenden dritten Strophe liegt die Melodie 16. ›JESUS CHRISTUS, UNSER HEILAND‹ im Pedal ( 3. Verszeile »Lob sei Gott, dem Heiligen Geist« ), ( ALIO MODO ) BWV 666 Orgel Plus Malerei 19. 7. 2017 dazu schreibt Bach im Manual eine dreistimmige Fuge. Dieser Choral ist Luthers großes Abendmahlslied. Viele seiner Bearbeitungen durch Meister des Barock tragen — 12. ›ALLEIN GOTT IN DER HÖH' SEI EHR'‹ wie Bachs erste Bearbeitung — die Beischrift »sub com- BWV 662 munione«, sie sind also während des Abendmahls zu spielen. Diese erste Bach'sche Bearbeitung erinnert an 13. ›ALLEIN GOTT IN DER HÖH' SEI EHR'‹ die norddeutschen Choralfantasien, insofern Bach zu BWV 663 jeder Verszeile eine musikalische Motivik wählt, die den 192 Text bildlich wiedergibt. Zum Beispiel »Leidenschafts- diktiert haben soll. Der Bachforscher C. Wolff hat in romantik« ( Zeile 3: »Durch das bitter Leiden sein« ), einer brillanten Untersuchung nachgewiesen, dass jene aufsteigende Tonleiterfiguren ( Zeile 4: »Half uns aus 195 Legende ein früher Versuch war, Bach zu heroisieren. der Höllen Pein« ). Die zweite Bearbeitung im 12/8-Takt Nach Wolff war es eben nicht so, dass Bach sich auf beginnt ruhig, wird durch die später auftretenden Sech- dem Sterbebett des früheren Orgelbüchleinchorals zehntelketten dann lebhafter. Nach Vorimitationen erinnerte und ihn erst dann zum 18. ›Leipziger Choral‹ erklingt jede Choralzeile im Sopran. umarbeitete, sondern auch zu diesem Choral hat es eine Weimarer Frühfassung gegeben — der Choral am Ende 17. ›KOMM', GOTT, SCHÖPFER, HEILIGER GEIST‹ der ›Kunst der Fuge‹ geht hierauf zurück —, die Bach — PRO ORGANO PLENO — BWV 667 für die Leipziger Handschrift noch einmal in fünf Details In dieser Bearbeitung — ebenfalls »pro organo pleno« verbessert hat, was seinen bis zuletzt ungebrochenen überschrieben — komponiert Bach ineinander übergehend Willen zur künstlerischen Vollendung belegt. ( ML ) zwei Strophen. Die erste ist wörtlich die Bearbeitung aus dem Orgelbüchlein, BWV 631, deren Melodie im Sopran liegt und die durch das Pedal jeweils auf dem dritten Achtel einen Akzent erhält ( entsprechend dem Heiligen Geist als drittem Glaubensartikel ). Nach dieser ersten Strophe löst sich die Manualpartie in rauschende Figura- tionen auf und begleitet so die zweite Choralstrophe im Pedal.

18. ›WENN WIR IN HÖCHSTEN NÖTEN SEIN‹ BWV 668 Die Frage der Zugehörigkeit dieses Chorals zum Orgel Plus Malerei 19. 7. 2017 gesamten Zyklus wurde oben angesprochen. Er findet sich unter dem Titel ›Vor deinen Thron tret ich hiermit‹ bekannterweise als Abschluss der ›Kunst der Fuge‹ nach dem unvollendeten Contrapunctus 19. Viele Legenden haben sich um diese Choralbearbeitung gerankt, die Bach auf dem Totenbett seinem Schwiegersohn Altnikol in einer letzten inspirierten Erleuchtung in die Feder 194 ORGEL + SCHLAGZEUG SIX JAPANESE TEMPLE GARDENS MITTWOCH 26. 7. 2017 20 UHR 197 der Komponistin Kaija Saariaho beschreiben ihre Sven Pollkötter, Schlagzeug Eindrücke der Gärten, die sie während eines Aufenthalts Reinhard Ardelt, Orgel in Kyoto besucht hat. Dieses sechssätzige Werk behandelt in jedem Satz verschiedene rhythmische Aspekte, von einer schlichten Einfachheit des ersten Satzes bis zu komplexen polyrhythmischen Strukturen im letzten Satz. KAIJA SAARIAHO, ¤ 1952 I. Tenju-an Garden of Nanzen-ji Temple Durch elektronisch bearbeitete Naturklänge, Ritualge- II. Many Pleasures Garden of the Kinkaku-ji sänge und Schlagzeugsounds wird das Stück von einem aus: Six Japanese Gardens vorgefertigtem Zuspielband bereichert. , 1583 — 1643 Toccata Quinta, aus: Il Secondo Libro di Toccate Girolamo Frescobaldi und Jan Pieterszoon Sweelinck KAIJA SAARIAHO waren die berühmtesten und einflußreichsten Orga- III. Dry Mountain Stream IV. Rock Garden of Ryoan-ji nisten des beginnenden musikalischen Barocks, die Schüler aus ganz Europa anzogen. Mit ihnen begann das GIROLAMO FRESCOBALDI Toccata Quarta, aus: Il Secondo Libro di Toccate eigenständige, instrumentenspezifische Komponieren für Orgel, auf der man noch einige Jahrzehnte früher KAIJA SAARIAHO V. Moss Garden of the Saiho-ji hauptsächlich Übertragungen von Vokalmusik gespielt VI. Stone Bridges hatte. Mit Frescobaldi verbindet man vor allem einen GIROLAMO FRESCOBALDI überaus freien, quasi improvisatorischen Toccatenstil, bei

Bergamasca, aus: Fiori Musicali lus dem spielerisch und ungezwungen die Möglichkeiten des P FRANK GERHARDT, ¤ 1967 Instruments erkundet werden — in der Toccata Quinta im et resurrexit 2 voll klingenden Orgelplenum mit virtuosen Spielfiguren, O rgel IANNIS XENAKIS, 1922 — 2001 in der Toccata Quarta ›da sonarsi alla levatione‹ ( d. h. in Psappha der katholischen Messe »zur Wandlung zu spielen« ) mit lang ausgehaltenen Dissonanzen und ungewöhnlichen, modern anmutenden Harmonieverbindungen. Seine ›Bergamasca‹ ist eine kontrapunktisch anspruchsvolle Canzone über ein populäres, von vielen Komponisten der Zeit verwendetes Tanzthema. ›ET RESURREXIT II‹ — ANRUFUNG UND PROZES- Intensivierung der musikalischen Sprache. Das Stück SIONEN FÜR ORGEL UND SCHLAGZEUG ( 1996 ) findet sich selbst, wird »Aussage«-fähig. An zentraler Frank Gerhardt 199 Stelle erscheint eine Morsereihe: Verkündigung, dann ein Aufschwung, die Musik weitet sich und geht wieder ein in Enstanden zwischen März und April 1996 ist ›et resur- das Atmen des Anfangs, Ende und Beginn. ›et resurrexit‹ rexit II‹ eine Weiterentwicklung des gleichnamigen ist keine frohe Botschaft im Sinne der Übermittlung einer Stückes für Orgelsolo. Musste dabei der Organist mit Heilskunde. Eher ein Destillat meiner persönlichen Hoff- seiner freien Hand Zusatzinstrumente bedienen, so ist nungen, Wünsche und Ängste. Mehr Frage als Antwort. der Schlagzeugpart hier voll auskomponiert und der Orgel gleichberechtigt gegenübergestellt. Entscheidend für die Konzeption ist die Position der Instrumente an den zwei Enden des Kirchenschiffs und die daraus entstehende Polarisierung der musikalischen Ereignisse. Die jeweiligen Aktionen stehen blockhaft nebeneinander und finden erst im Verlauf des Stückes allmählich eine gemeinsame Ebene. Bei der Beschäftigung mit Instru- ment und Werkgattung kristallisierten sich zwei Aspekte heraus, die für die Komposition entscheidend wurden: zum einen der historische Kontext der Orgel als das Instrument der Auseinandersetzung vieler Komponis- tengenerationen mit Gott, zum anderen die Aufführung des Stückes in der Kirche, d. h. seine Einbindung in den sakralen Raum mit seinen Traditionen.

Orgel Plus Schlagzeug 26. 7. 2017 Das Stück beschreibt in seinem Verlauf ein Werden von Klang aus Luft, die Register der Orgel werden nur teil- weise geöffnet, Windgeräusche formen sich allmählich zu Tönen, die, in höchster Lage beginnend, sich allmählich im gesamten Raum ausbreiten. Das Ritual bestimmt als Grundgestus den weiteren Verlauf: drei eingeschobene »Prozessions«-Teile, ruhiges Schreiten mit einer stetigen 198 ORGEL + ELEKTRONIK MELODY TO THE MEMORY MITTWOCH 2. 8. 2017 20 UHR OF A LOST FRIEND XIII ( 1985 ) 201 Hans-Ola Ericsson Hans-Ola Ericsson, Orgel Anders Hannus, Klangregie ›Melody to the Memory of a Lost Friend XIII‹ ist ein Auftrag des Südwestfunks für das Bachjahr 1985 und wurde im selben Jahr in Stuttgart uraufgeführt. ›Melody … XIII‹ ist das letzte Werk eines Kammermusikzyklus HANS-OLA ERICSSON, ¤ 1958 Melody to the Memory of a Lost Friend XIII ( 1985 ) für Instrumente und Tonband. Die Wahl eines nahen Freundes, seinem Leben ein Ende zu setzen, wurde Aus- TAMAS UNGVARY, ¤ 1936 Interactions No 2 for Organ and Tape ( 1979 ) gangspunkt und Antrieb für diesen Werkzyklus. Seine Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung ließen mich nach DROR FEILER, ¤ 1951 Schlafbrand ( 1985 ) einem Sinn suchen. Ich arbeitete ein schachspielähnli- ches System aus, in dem jedes Intervall ähnlichen Regeln STEPHEN INGHAM, ¤ 1951 Maroondah Merzbau ( 1993/96 ) unterworfen ist, wie sie für Schachfiguren gelten.Eine große Quelle der Inspiration war auch Hieronymus HANS-OLA ERICSSON Das Amen der vier Wesen ( 1999 — 2000 ) Boschs einzigartiges Triptychon ›Himmelfahrt‹, mit dem Messe für Orgel und Elektronik ich dank meinem Freund Luigi Nono im Frühjahr 1984 ausgehend von und nach Texten von Olov Hartman aus: The Four Beasts' Amen einen Vormittag lang eingeschlossen worden war. Das Gemälde wurde in einer entlegenen Kammer im Palazzo Kyrie ›Nyckeln‹ ( Der Schlüssel ) Sanctus ›Frön‹ ( Samen ) Ducalei in Venedig restauriert und war der Öffentlich-

Agnus Dei ›… utgrenat …‹ ( verzweigt ) lus keit nicht zugänglich. In diesem Werk zeigt Hieronymus Postludium ›Spikar‹ ( Nägel ) P Bosch den Tunnel, den viele Menschen als ein soge- nanntes Nahtoderlebnis beschrieben haben. Ein göttli- O rgel ches Erlebnis!

INTERACTIONS NO. 2 ( 1970/79 ) Tamas Ungvary

›Interactions No. 2‹ für Orgel und Tonband wurde aus drei Grundvorstellungen entwickelt. Die erste betraf die klangliche Verschmelzung der Orgel mit elektronischen studierte er von 1977 bis 1983 Musikwissenschaft und Klängen, wobei die Elektronik auch als »Verlängerung« Komposition. Dror Feiler gilt als einer der führenden des Orgelklangs verwendet werden sollte. Die zweite 203 Komponisten und Improvisationsmusikern Schwedens. betraf die Anwendung einer komplexen Phasenverschie- Von einigen der wichtigsten europäischen Orchestern, bungstechnik, die eine komplizierte, aber auch pulsier- Festivals und Ensembles erhielt er Aufträge, darunter ende Rhythmik ermöglichte. Die dritte Grundvorstellung z. B. des ›Stockholm New Music Festivals‹. Seit Mitte der war die Herausforderung an den Organisten, durch eine 70er Jahre tritt Feiler mit seinen eigenen Improvisations- freie, aber trotzdem exakte Notation innerhalb gegebener gruppen ›Lokomotiv konkret‹ und ›The too much too stilistischer und ausdrucksmäßiger Rahmen zum soon Orchestra‹ als Saxophon-Solist auf. Mitschaffenden zu werden. Das Band wurde mithilfe des Realzeitprogramms des Komponisten selbst für additive Wenn er über seine Musik und Kunst spricht, zeigt Synthese, CHOR, generiert. er besonderes Engagement, sich mit einer Musik zu befassen, die sich mit der Welt auseinandersetzt. Seit MAROONDAH MERZBAU ( 1996 ) Ende der 70er-Jahre komponierte er zahlreiche Werke Stephen Ingham für unterschiedlichste Besetzungen von Solostücken bis zu Orchesterwerken, von Elektronischer Musik bis zu Der Titel dieses Werks verweist tangential auf die Merz- Ballettmusiken. Viele der Werktitel geben eine Vorstellung bau-Konstruktionen von Kurt Schwitters genauso wie auf seines besonderen politischen Engagements, darunter die gedehnten Gedichte des Dichters Jack Warrnumburri Werke wie Splitter ( 1978 ) für Kontrabassklarinette und aus dem Stamm der australischen Aborigines. Sein zwei Tonbandgeräte, Brand ( 1979 — 1981 ) Improvisation Gedicht ›Maroondah Dreaming‹ ist als Initialzündung für Orchester, Stalingrad ( 1981 — 1982 ) Improvisation zu sehen, wobei eine Assemblage von neo-dadaistischen für Solisten und Orchester, Barrikad ( 1981—1982 ) für »gefundenen Musikobjekten« ( insbesondere einige verstärktes Klavier, Written in Salt ( 1982 — 1983 ) für zehn Fragmente von Franz Schubert ) gegen ein Zeit-Raster Schlagzeuger, Slå en röd kil i det vita blocket ( Schlag Orgel Plus Elektronik 2. 8. 2017 gestellt wird, das durch ein stochastisches Raster gefiltert einen Roten Keil in den Weißen Block ) ( 1981 — 1984 ) ist. Dieses wird erzeugt durch das Opcode ›Max‹-Pro- für großes Orchester, Schlafbrand ( 1985 ) für Orgel und gramm über einen Power Mac Computer. Schlagzeug ( »Gewidmet allen Juden und Kommunisten, die während des Zweiten Weltkriegs ermordet wurden« ), Dror Feilergeboren Låt miljonärerna gå nakna ( Lasst die Millionäre nackt 1951 in Tel Aviv, aufgewachsen in einem Kibbuz in Israel, gehen ) ( 1987 ) für vier elektrische Gitarren, zwei übersiedelte er 1973 nach Schweden. In Stockholm Drumsets und Tenorsaxofon sowie Ni är döda ( Du bist 202 tot ) ( 1987 ) für zwei Posaunen, zwei elektrische Gitarren, werden nur kahle schwarze Mauern! zwei verstärkte Celli und Drumset. 205 Es brennt! Brüder, es brennt! UNDZER SHTETL BRENT Die Hilfe kann nur durch euch kommen! Mordekhay Gebirtig, 1877 — 1942 Wenn euch das Schtetl teuer ist, Übersetzung Andrea Pancur ( 2001 ) holt die Eimer löscht das Feuer, löscht mit eurem eigenen Blut, Es brennt, Brüder, es brennt! beweist, dass ihr das könnt! Ach, unser armes Schtetl — Gott behüte! — brennt! Böse Winde mit ihrem Brausen Mit verschränkten Armen zerren, brechen und zerzausen, steht nicht, Brüder, löscht das Feuer — stärker werden die wilden Flammen, unser Schtetl brennt! alles rundum brennt! Originaltext Und ihr steht und blickt um euch mit verschränkten Armen, s'brent! briderlekh, s'brent! und ihr steht und blickt um euch — oy, undzer orem shtetl nebekh brent! unser Schtetl brennt! beyze vintn mit yirgozn raysn, brekhn un tseblozn, Es brennt! Brüder, es brennt! shtarker nokh di vilde flamn, Ach, unser armes Schtetl — Gott behüte! — brennt! alts arum shoyn brent! Es haben schon die Feuerzungen das ganze Schtetl eingehüllt — un ir shteyt un kukt azoy zikh und die bösen Winde wüten — mit farleygte hent. Orgel Plus Elektronik 2. 8. 2017 unser Schtetl brennt! un ir shteyt un kukt azoy zikh — undzer shtetl brent! Es brennt! Brüder, es brennt! Es kann — Gott bewahre! — der Augenblick kommen, s'brent briderlekh, s'brent! dass unsere Stadt mit uns zusammen oy, undzer orem shtetl nebekh brent! durch die Flammen zu Asche wird. s'hobn shoyn di fayertsungen Übrig bleiben — wie nach einer Schlacht, s'gantse shtetl ayngeshlungen — 204 un di beyze vintn hudshen — Werk seit dem 1986 selbst auferlegten Schweigen. undzer shtetl brent! Die Interpretation anderer zeitgenössischer Komponisten 207 war und ist ungeheuer wichtig für mich, und ich werde s'brent! briderlekh, s'brent! niemals den Kampf aufgeben, die ungehörte Musik es ken kholile kumen der moment klingen zu lassen. Neben meiner Tätigkeit als Interpret undzer shtot mit undz tsuzamen und Pädagoge habe ich immer wieder die Sehnsucht zol oyf ash avek in flamen, zurück nach der Komponistenwerkstatt verspürt, was blaybn zol — vi nokh a shlakht, mich aber gleichzeitig mit enormem Respekt erfüllte und nor puste, shvartse vent! mir wie ein großes schwarzes Loch erschien — sämtliche Energie richtete sich auf diese Kraft. Während der s'brent! briderlekh, s'brent! Jahre nach dem Chorwerk ›… och allt som återstår är di hilf iz nor in aykh aleyn gevendt! tystnad …‹ habe ich versucht, Wege zurück zu finden, oyb dos shtetl iz aykh tayer, wagte aber nicht, diese Gedanken niederzuschreiben. nemt di keylim, lesht dos fayer, lesht mit ayer eygn blut, Das Instrument Orgel mit all seiner Komplexität und bavayzt, az ir dos kent. stilistischen Vielfalt inspirierte mich. Besonders das Inst- rument des Frühbarocks hatte eine besondere Bedeutung. shteyt nit, brider, ot azoy zikh Die klangliche Individualität, welche von diesen Instru- mit farleygte hent. menten ausgeht, gepaart mit den schwankenden Tempe- shteyt nit, brider, lesht dos fayer — raturen als wichtiger Parameter, war für mich eine große undzer shtetl brent! Inspirationsquelle. Deshalb ist auf dieser Einspielung für die Orgelmesse die Schnitger-Rekonstruktion in der Neuen Kirche ( Nya Kyrka ) in ÖÖrgryte zu hören. Außer- Hans-Ola Ericsson spielt Hans-Ola Ericsson dem ist in Canzon del principe eine Rekonstruktion der Orgel Plus Elektronik 2. 8. 2017 berühmtesten Orgel der Zeit der schwedischen Groß- Meine eigene Musik verstummte 1986, ironischerweise macht zu hören. Dieses Instrument steht in der Kirche mit dem Chorwerk ›… och allt som återstår är tystnad …‹ im nordschwedischen Norrfjärden. Alle übrigen Werke ( und alles was bleibt ist Stille ). Meine Gedanken über sind auf einer modernen, von Grönlunds ›orgelbyggeri‹ Komposition und die eigene Musik aber lebten in gebauten Orgel eingespielt. Während der gesamten der Stille weiter. Die Orgelmesse für die Internationale Kompositions- und Einspielungszeit hat mir Anders Orgelakademie Göteborg wurde mein erstes vollendetes Harmus assistiert. 206 ›DE FYRA VARELSERNAS AMEN KYRIE ›NYCKELN‹ ( DER SCHLÜSSEL ) ( DAS AMEN DER VIER WESEN )‹ aus: ›Profet och timmerman‹ ( Prophet und Zimmermann ) aus: ›Psalm in einem Nachtflug‹ ( Olov Hartman ) 209 Oh du, der du uns fängst auf der Flucht und machst dir eine Messe für Orgel und Elektronik, ist basierend auf ein Zeugnis aus unserer Verneinung, was hilft uns die Texten von Olov Hartman komponiert und meinem hasserfüllte Angst der zerbrochenen Schiffe im Stillen, Freund Harald Vogel gewidmet. Es handelt sich um ein wenn unsere Fußspuren eine geheime Meldung sind, Auftragswerk des Instituts für Schwedische Reichskon- dass du bald kommst und die Tore der Hölle nur ein zerte für die Internationale Orgelakademie 2000 in Göte- Warten auf deinen Schlüssel sind. Was hilft uns der Panzer borg im Zusammenhang mit der Einweihung der nord- des Gehorchens um unser Herz, welche Zuflucht ist die deutschen Barockorgel in der Örgryte Nya kyrka.Für die Klippe unserer Frommheit da draußen, wenn du in deinem Elektronik habe ich Klänge der Instrumente verwendet, Urteil so barmherzig bist und du uns in deiner Barmher- die für das Forschungsprojekt — Arp Schnitgerorgeln zigkeit so schonungslos verurteilst. in Hamburg, Stade, Norden, Kappeln und Lüding- worth — richtunggebend waren. Diese Orgeln wurden SANCTUS — ›FRÖN‹ ( SAMEN ) für dieses Werk klanglich dissekiert und selektiv doku- aus: ›Vad är det?‹ ( Was ist das? ) mentiert. Eine unaussprechliche Quelle der Inspiration war Olov Hartmans anregende theologische Poesie, In allem gibt es einen Schmerz in den Steinen, den Wol- deren Kraft und Stärke für mich äußerst wichtig waren. ken, in des Grases Wurzeln. Heimweh. Alles wird sterben. Die Auswahl der Texte geschah in Zusammenarbeit mit Einmal werden die Elemente zerplatzen. Aber die Erde Erzbischof Emeritus Gunnar Weman. wird nicht wie eine Bombe, sondern wie ein Samen zer- platzen. Es gibt eine Auferstehung, wo die Menschlichkeit Gottes mit ihren Wurzeln in der Erde, verflochten in Gemeinschaften betend, arbeitend, sehnend umgepflanzt Orgel Plus Elektronik 2. 8. 2017 werden soll in eine Wirklichkeit, die kein Auge gesehen Zeit — das ist der Weg der Schöpfung in und kein Ohr gehört hat. Eins weiß ich von Gottes neuer ein Land, wo alles vereint wird. Welt. Ich darf für immer bei dem Herren sein. Ich werde Das Sehnen aller Dinge. Der Zug der Vögel. Gott erschauen. Ewiges Leben. Das Himmelreich ist nahe.

208 AGNUS DEI — ›… UTGRENAT …‹ ( VERZWEIGT ) ORGEL + KAMMERMUSIK aus: ›Vad är det?‹ ( Was ist das? ) MITTWOCH 9. 8. 2017 20 UHR In dem heiligen Weinstock — verwurzelt in Christi Spohr Ensemble Todverzweigt über Zeiten und Kontinente mit seiner Bernhard Haas, Orgel Krone im Land der Herrlichkeit — haben die gefallene Schöpfung, die zersplitterte Gesellschaft, die friedlose Seele ihre verlorene Einfachheit wiedererhalten. JENS JOSEF, ¤ 1967 Trio für Orgel, Horn und Solovioline POSTLUDIUM — SPIKAR' ( NÄGEL ) ( Uraufführung, Auftrag der Musik an St. Martin ) aus: ›Den brinnande ugnen‹ ( Der Feuerofen ) IVAN WYSCHNEGRADSKY, 1893 — 1979 aus: 24 Préludes im Viertel- tonsystem op. 22 ( 1934 ), Nr. 16 … die Sterne haben keine Geheimnisse mehr, die Freude der ganzen Erde liegt in deinen Augen und alle ihre HUGUES DUFOURT, ¤ 1943 These livid flames ( 2014 ) Tränen, oh Gott, mein Gott festgenagelt am Menschli- Deutsche Erstaufführung chen, gekreuzigt an unseren tausend tausend Jahren unter ( Auftrag der Musik an St. Martin ) Pontius Pilatus so bist du endlich in die Herrlichkeit DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH, 1906 — 1975 gekommen, … heim zu dem, was von Anbeginn Liebe war, 4. Satz ›Nocturne‹ aus: Streichquartett Nr. 15, es-moll op. 144 ( 1974 ) wo der Spatz und der Habicht im Winde spielten und der Mensch den Tiger bat, die Kinder zu warten, während FRANK GERHARDT, ¤ 1967 distance . silence . sound die großen Gewässer in seinem Herzen Frieden riefen. für Orgel und Streichquartett

und wir, die wir unsere Stimme der Lüge liehen und sie lus ( Uraufführung, Auftrag der Musik an St. Martin ) P in dein Licht trugen, wir bitten dich, dass deine Wahrheit herrsche auf unserer aller Lippen und deine Schöpfung, O rgel einst neugeb. in deinen heiligen Feuern in unseren HORN JOACHIM PFANNSCHMIDT Herzen singen und spielen möge. ( HOE ) VIOLINE I KATALIN HERCEGH VIOLINE II ALEXANDER GROTOV VIOLA JOACHIM SCHWARZ VIOLONCELLO WOLFRAM GEISS

210 2. 8. 2017 TRIO FÜR ORGEL, HORN UND SOLOVIOLINE dem Ankommen in der Oktave hat diese Tonleiter eine Jens Josef ähnliche Struktur wie die Durtonleiter mit ihrem Wechsel 213 von mehreren Ganztönen und Halbtönen. Das Werk ist 2017 im Auftrag der Musik an St. Martin entstanden. Es besteht aus zwei attacca zu spielenden THESE LIVID FLAMES Sätzen, ›Invokation‹ und ›Vision‹. Inspirationsgrundlage Hugues Dufourt sind Kyrie und Gloria der lateinischen Messe. ist das erste Orgelstück von Hugues Dufourt, einem der Ivan Wyschnegradsky Gründer der »musique spectrale« ( dieser Ausdruck wurde ist einer der ganz großen Neuerer in der Musik des von Dufourt geprägt ). Mit diesem Begriff wird eine 20. Jahrhunderts. Ausgehend von Skrjabin hat er dessen Kompositionsweise bezeichnet, bei der die Klangfarbe, expressive Glut durch die Verwendung von Mikroin- der Obertonaufbau ebenso wesentlich Gegenstand der tervallen, zumeist von Vierteltönen, noch zu steigern Komposition sind wie Rhythmus und Tonhöhe. Obwohl gewußt. Die Mikrotöne bei Wyschnegradsky entspringen die Orgel dasjenige Instrument ist, bei dem — durch die einem intensiven Ausdrucksbedürfnis. Die 24 Preludes Registrierung — schon seit Jahrhunderten der Oberto- im Vierteltonsystem entstanden 1934, zu einer Zeit also, naufbau gesteuert werden kann, hat Dufourt diese Seite als neoklassizistische Bestrebungen in allen Künsten am des Instruments völlig undefiniert gelassen und den Inter- stärksten beachtet wurden. Dazu stehen die Preludes preten anheimgestellt. Die enorme Farbigkeit seiner vollkommen quer. In den 60er-Jahren überarbeitete Komposition resultiert demnach aus ihrer Schreibweise: Wyschnegradsky den Zyklus. Heute werden die Stücke — den Akkorden, den Rhythmen sowie aus traditionell nicht wenn überhaupt — auf zwei um einen Viertelton gegen- für die Orgel typischen Effekten wie z. B. sff p cres. auf einander verstimmten Klavieren gespielt, obwohl sie einem Akkord. Die Sprache dieser Komposition wirkt ursprünglich für nur einen Spieler gedacht sind. Die Or- auf mich eher gläsern-gespannt als dissonant-expressiv, gel der Martinskirche Kassel ist eines der ganz wenigen passend vielleicht zu Dufourts Diktum, die französische Orgel Plus Kammermusik 9. 8. 2017 Instrumente weltweit, auf dem diese Musik für eine Musik thematisiere das Flüchtige und das Ewige ( die Person spielbar ist. Die Ausgangstonleiter des Zyklus deutsche Musik dagegen sei diejenige der Entwicklung ). besteht aus zweimal 6 Halbtönen plus einem Viertelton, also z. B. c, cis, d, dis, e, f, ein Viertelton über f; ein Viertelton über fis, ein Viertelton über g, 1/4 über gis, 1/4 über a, 1/4 über ais, 1/4 über h, c. Mit ihrem Wechsel von mehreren Halbtönen und einem Viertelton und 212 DISTANCE. SILENCE. SOUND. ORGEL + SCHULE Musik für Streichquartett und Orgel Frank Gerhardt MITTWOCH 16. 8. 2017 20 UHR Friedrichsgymnasium Kassel Die Musik für Streichquartett und Orgel ist geschrieben als eine Art janusköpfiger Kontemplation. Einerseits beschäftigt sie sich mit den spezifischen Farben der ROLF ZUCKOWSKI, ¤ 1947 gewählten Instrumente, den Gemeinsamkeiten, aber auch Herzlich willkommen den Differenzen zwischen Streicher- und Orgelklang: in MAX GIESINGER, ¤ 1988 verschiedenen Anordnungen werden dabei die Verschmel- 80 Millionen zung der Charaktere, aber auch ihre jeweiligen Wider- JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685 — 1750 stände thematisiert. Wohl mir, dass ich Jesum habe, BWV 147 Leitung Vorchor Martin Kratzenberg

Andererseits ist aber auch ein Stück über den spezifi- GEORG FRIEDRICH HÄNDEL, 1685 — 1759 Konzert für Orgel und Streichorchester op. 4 Nr. 6 schen Raum der Kirche komponiert: über die Bewegung, Andante allegro — Larghetto — Allegro moderato die der Klang hier nimmt, und die daraus resultierende Leitung Streicher Hauptorchester Eduard Menzel Orgel Eckhard Manz Beschreibung der Architektur mit akustischen Mitteln. Entsprechend sind die Musiker nicht an einem gemein- JAQUES BERTHIER, 1923 — 1994 Bless the Lord ( Trad. ›An Irish Blessing‹ ) samen Ort positioniert, sondern werden im Raum polar Leitung Extrachor Martin Forciniti gegenübergestellt. ANTON BRUCKNER, 1824 — 1896 aus: Fünf Tantum Ergo WAB 41 und WAB 43

In sechs einzelnen Sätzen entsteht so eine Musik, die lus Leitung Bläser Hauptorchester Eduard Menzel P Nr. 1 — Nr. 2 — Nr. 5 immer wieder ganz grundlegende Bausteine klingenden Instrumentierung Eduard Menzel Materials exponiert ( Einzelton, Repetition, Unisono O rgel LEONARD COHEN, 1934 — 2016 etc. … ) und sie zwischen den Interpreten, den Zuhörern Hallelujah ( Arr. Jens Johansen ) und dem Kirchenschiff in Bewegung setzt: Musik, die BRENDEN GRAHAM UND ROLF LOVLAND Distanzen misst. 1/2 S. You Raise Me Up ( Arr. Roger Emerson ) ELSE, der Eltern-Lehrer-Schüler-Ehemaligen-Chor Leitung Robert Kleist … singing: measure distance GEORG FRIEDRICH HÄNDEL Allegro echo silence. aus: HWV 338 ( Arr. R. D. Tennent ) ( Robert Creeley ) 214 JOHANN SEBASTIAN BACH HERZLICH WILLKOMMEN Fuge aus: ›Lobet den Herrn, alle Heiden‹, BWV 230 Rolf Zuckowski Fortgeschrittenes Blockflötenensemble Leitung Eduard Menzel 217 Wir haben für heut uns was ausgedacht, MARKUS PYTLIK, ¤ 1966 Segenslied, Möge die Strasse uns zusammenführen es wär' schön, wenn es euch ein bisschen Freude macht. Satz Gregor Nachtwey Darum lacht, wenn ihr wollt, seid nicht höflich und Swing low, sweet chariot ( Trad. ) Leitung Hauptchor Martin Forciniti stumm, denn ihr seid mehr als Publikum. Singt mit, wenn wir singen, spielt mit, wenn wir spiel'n. Wie wär's, wenn wir uns Ab jetzt wie Freunde fühl'n?

Refrain: Herzlich willkommen! Schön, dass du da bist! Wir haben uns schon so auf dich gefreut. Herzlich willkommen! Schön, dass du da bist! Wann gibt's schon mal einen Tag so wie heut!

Wenn einer von uns in die Ferne zieht, und man weiß nicht genau, wann man sich wiedersieht, dann wird Abschied gefeiert und jeder verspricht: »Ich schreib' dir mal und vergess' dich nicht.«

lus Die Jahre vergehen und das Schreiben fällt schwer, P doch kommt er nach Haus, dann freu'n sich alle umso mehr. O rgel

Das bekannte Lied von Rolf Zuckowski aus dem Jahr 1983

S. 2/2 S. heißt in seiner ursprünglich ersten Strophe ( »Auf diesem Planeten, der Erde heißt …« ) ein neu geborenes Kind auf der Erde willkommen. Die vorliegende erste Strophe will Menschen ganz allgemein begrüßen und verdeutlichen, dass man sich über sie freut. 80 MILLIONEN Wenn wir uns begegnen, Martin Fliegenschmidt, Max Giesinger, Dann leuchten wir auf David Juergens, Alexander Zuckowski 219 wie Kometen. Wenn wir uns begegnen, Da wo ich herkomm' wohnen eintausend Menschen, Dann leuchten wir, Im Ort daneben schon zweimal so viel, leuchten wir, Dreihunderttausend in der nächsten Großstadt, leuchten wir. Und bald vier Millionen in Berlin. Refrain Ich war die letzten fünf Jahre alleine, Hab nach dem Sechser im Lotto gesucht, Das Lied aus dem Jahr 2016 erzählt davon, dass man den Sieben Nächte die Woche zu wenig gepennt, passenden Partner in einer Welt mit unzähligen Menschen Wie auf 'ner Achterbahn im Dauerflug. per Zufall findet. Ein zweiter Liedtext, die sogenannte EM-Version, thematisiert, dass 80 Millionen Menschen Refrain: So weit gekommen und so viel gesehen, die deutsche Nationalmannschaft bei der EM unterstützen. So viel passiert, dass wir nicht verstehen. Ich weiß es nicht, doch ich frag' es mich schon, CHORÄLE AUS DER KANTATE ›HERZ Wie hast du mich gefunden? UND MUND UND TAT UND LEBEN‹ BWV 147 Einer von achtzig Millionen. Johann Sebastian Bach ( Musik ), Salomon Franck ( Text )

Hier war das Ufer unserer Begegnung. Wohl mir, dass ich Jesum habe, Du warst schon draußen und kamst nochmal zurück. O wie feste halt ich ihn, Du sagtest Hi und mir fehlten die Worte, Dass er mir mein Herze labe, War alles anders mit einem Augenblick. Wenn ich krank und traurig bin. Ich war nie gut in Wahrscheinlichkeitsrechnung, Jesum hab ich, der mich liebet Orgel Plus Schule 16. 8. 2017 Aber das hier hab sogar ich kapiert. Und sich mir zu eigen gibet; Die Chance, dass wir beide uns treffen, Ach drum lass ich Jesum nicht, Ging gegen Null und doch stehen wir jetzt hier. Wenn mir gleich mein Herze bricht.

Bridge: Wenn wir uns begegnen, Jesus bleibet meine Freude, Dann leuchten Meines Herzens Trost und Saft, wir auf wie Kometen. Jesus wehret allem Leide, 218 Er ist meines Lebens Kraft, wird hingegen durch den weltbekannten Gospel ›Swing Meiner Augen Lust und Sonne, low, sweat chariot‹ symbolisiert. Meiner Seele Schatz und Wonne; 221 Darum lass ich Jesum nicht Bless the Lord, my soul, Aus dem Herzen und Gesicht. and bless God's holy name. Bless the Lord, my soul, KONZERT FÜR ORGEL who leads me into life. UND STREICHORCHESTER OP. 4 NO 6 May the road rise to meet you, may the wind be ever at your back. Georg Friedrich Händel ist einer der ersten Komponi- May the sun shine warm upon your face, sten, die die Orgel bewusst als Soloinstrument der and the rains fall soft upon your fields. Konzertform verwendet haben. Die Konzerte wurden von And until we meet again, Händel oftmals als Zwischenaktmusiken in den Pausen may God hold you in the palm of his hand. der großen Oratorien gespielt und waren im 18. Jahrhun- May the sun make your days bright, dert sehr beliebt. Zumeist sind sie so gesetzt, dass sie may the stars illuminate your night. auch ohne Fußpedal gespielt werden können, sodass bei May the flowers bloom along your path, Aufführungen als Soloinstrumente auch Cembalo oder your house stand firm against the storm. Klaviere infrage kommen, was für die Verbreitung der And until we meet again, Kompositionen von großer Bedeutung war. may God hold you in the palm of his hand.

BLESS THE LORD ( TRAD. ›AN IRISH BLESSING‹ ) TANTUM ERGO Jacques Berthier Anton Bruckner

Die Texte der Chorstücke des Haupt- und Extrachors Das ›Tantum Ergo‹ entstammt einem Hymnus von Thomas Orgel Plus Schule 16. 8. 2017 haben auf einigen Ebenen Querverbindungen. Insbeson- von Aquin und wird in der katholischen Kirche vor allem dere die Segenslieder ›An irish blessing‹ und ›Möge die in der Liturgie am Fronleichnamstag gesungen. Es gibt Straße uns zusammenführen‹ beziehen sich unmittelbar zahlreiche Vertonungen, die meist für vierstimmigen Chor aufeinander, wobei das irische ›Original‹ die Vorlage zum komponiert wurden. So ist es auch von Bruckner im Jahre deutschen Lied bildet. Auch der Taizé-Gesang ›Bless the 1888 getan worden. Die vorliegende Instrumentierung für Lord, my soul‹ zählt zu den beliebtesten musikalischen Bläser ist eigens für das heutige Konzert erstellt wurden. Segenswünschen. Der Wunsch nach Erfüllung im Jenseits 220 HALLELUJAH Was how to shoot somebody who outdrew ya Leonard Cohen ( Arr. Jens Johansen ) And it's not a cry you can hear at night 223 It's not somebody who's seen the light. Well, I've heard there was a secret chord It's a cold and it's a broken Hallelujah. That David played, and it pleased the Lord But you don't really care for music, do ya? Der Kanadier Leonard Cohen veröffentlichte das Lied Well it goes like this, the fourth, the fifth ›Hallelujah‹ im Jahr 1984. Es ist gewiss einer seiner erfolg- The minor fall, the major lift reichsten Songs. Eine große Zahl von Coverversionen The baffled king composing Hallelujah. bestätigt die große Bedeutung. Als Cohen im November Your faith was strong but you needed proof 2016 starb, trauerte die Musikwelt und ›Hallelujah‹ hat You saw her bathing on the roof seitdem von seiner Aktualität nichts eingebüßt. Das heute Her beauty and the moonlight overthrew ya gesungene Arrangement von Jens Johansen wurde im Jahr But she tied you to a kitchen chair 2006 veröffentlicht. And she broke your throne, and she cut your hair And from your lips she drew the Hallelujah. YOU RAISE ME UP Brendan Graham, Rolf Lovland ( Arr. Roger Emerson ) Baby I've been here before I know this room and I've walked this floor When I am down and oh, my soul's so weary I used to live alone before I knew ya. When troubles come and my heart burdened be I've seen your flag on the Marble Arch Then I am still and wait here in the silence But love is not a Vict'ry march Until you come and sit a while with me It's a cold and it's a broken Hallelujah. You raise me up, so I can stand on mountains You raise me up, to walk on stormy seas There was a time when you let me know I am strong, when I am on your shoulders Orgel Plus Schule 16. 8. 2017 What was really going on below You raise me up, to more than I can be But now you never show that to me, do ya? There is no life, no life without its hunger But remember when I moved in you Each restless heart beats so imperfectly. And the Holy Dove was moving too But when you come and I am filled with wonder, And ev'ry breath we drew was Hallelujah. Sometimes I think I glimpse eternity. Maybe there's a God above You raise me up, so I can stand on mountains But all I ever learned from love You raise me up, to walk on stormy seas 222 I am strong, when I am on your shoulders LOBET DEN HERRN, ALLE HEIDEN You raise me up, to more than I can be Johann Sebastian Bach ( Arr. M. Olschewski ) You raise me up, so I can stand on mountains 225 You raise me up, to walk on stormy seas Die Motette ›Lobet den Herrn, alle Heiden‹ ist im I am strong, when I am on your shoulders Original ein Werk für vierstimmigen Chor und Continuo- You raise me up, to more than I can be begleitung nach Psalm 117. Zahlreiche Arrangements von You raise me up, to more than I can be Bachs Vokalmusik für instrumentale Besetzungen führen dazu, dass seine Musik, wie auch im heute gespielten Im Jahr 2001 veröffentlichte Rolf Lovland diesen Song, Arrangement, immer wieder in neuen Zusammenset- der Elemente einer gefühlvollen Pop-Ballade und eines zungen und Verbindungen gespielt und gehört wird. Im Gospels vereinigt. Der Text, den Brendam Graham vorliegenden Arrangement von M. Olschewski wurde verfasste, handelt in eindrucksvoller Weise davon, dass allerdings nur der letzte Teil der Kantate, die jubelnde Vertrauen und Geborgenheit auch in unglücklichen Alleluja-Fuge, für vierstimmiges Blockflötenensemble Lebenslagen Mut und Kraft spenden können. Zahlreiche instrumentiert. Neueinspielungen und Arrangements des Songs haben ihn inzwischen weltweit bekannt gemacht. SEGENSLIED, MÖGE DIE STRASSE UNS ZUSAMMENFÜHREN ALLEGROGEORG FRIEDRICH HÄNDEL Markus Pytlik ( Satz: Gregor Nachtwey ) ( Arr. R. D. Tennent ) 1. Möge die Straße uns zusammenführen Das Allegro entstammt den zahlreichen Concerti Grossi und der Wind in deinem Rücken sein; Georg Friedrich Händels. Der Zeitgenosse Johann sanft falle Regen auf deine Felder Sebastian Bachs komponierte diese zumeist für die in der und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein. damaligen Zeit verbreitete Besetzung des Streichorches- Orgel Plus Schule 16. 8. 2017 ters mit Basso Continuo. Wie im vorliegenden Allegro Refrain: Und bis wir uns wiedersehen, wurde die strenge Trennung zwischen den meist von den halte Gott dich fest in seiner Hand; Geigen gespielten Melodiestimmen und der Begleitung und bis wir uns wiedersehen, der Bassinstrumente in fugierten Sätzen nahezu aufge- halte Gott dich fest in seiner Hand. hoben, sodass eine gleichberechtigte Stimmverteilung zu einem ausgewogenen Klangbild führt. 2. Führe die Straße, die du gehst immer nur zu deinem Ziel bergab; 224 hab wenn es kühl wird, warme Gedanken ORGEL + SCHULE und den vollen Mond in dunkler Nacht. MITTWOCH 23. 8. 2017 20 UHR 3. Hab unterm Kopf ein weiches Kissen, Louis Lindenborn, Orgel habe Kleidung und das täglich Brot; Margrethe Fredheim, Sopran sei über vierzig Jahre im Himmel, bevor der Teufel merkt du bist schon tot. Sinfonisches Blasorchester der Freien Waldorfschule Kassel 4. Bis wir uns mal wiedersehen, hoffe ich, dass Gott dich nicht verlässt; er halte dich in seinen Händen, JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685 — 1750 doch drücke seine Faust dich nicht zu fest. In Dir ist Freude für Bläser und Orgel, BWV 615 ( Arr. Johan de Wit )

SWING LOW, SWEET CHARIOT ( TRAD. ) LÉON BOËLLMANN, 1862 — 1897 Suite Gothique für Sinfonisches Blasorchester und Orgel: Refrain: Swing low, sweet chariot Introduction Menuet gothique ( Arr. Johan de Wit ) coming for to carry me home. Prière à Notre-Dame Toccata ( Arr. Frank Bernaerts ) Swing low, sweet chariot KURT GÄBLE, ¤ 1953 coming for to carry me home. Zauberland für Sinfonisches Blasorchester I looked over Jordan and what did I see? TROND KVERNO, ¤ 1945

Coming for to carry me home. lus Kyrie — Sanctus — Agnus Dei P für Orgel und Sopran A band of angels coming after me coming for to carry me home. ERIC DOMENECH, ¤ 1991 O rgel N. N. ( 2017 ) Uraufführung

Refrain: Swing low, sweet chariot

1/2 Pause coming for to carry me home. Swing low, sweet chariot ROBERT JONES, ¤ 1945 coming for to carry me home. Toccata in D-Dur für Orgel solo

226 JOHANN SEBASTIAN BACH Zum Abschluss der Konzertreihe ›Orgel Plus‹ erwartet Präludium und Fuge in c-moll, BWV 549 uns: Ein Neubeginn! Die Idee des Neubeginns — ganz für Orgel solo im Sinne der neuen Orgel von St. Martin — wird sich als GEORGE THOMAS THALBEN-BALL, 1896 — 1987 229 roter Faden durch den Abend ziehen. Elegy für Orgel solo Dabei wird dem Publikum diesmal ein besonders breites GEORGE GERSHWIN, 1898 — 1937 Summertime Spektrum an musikalischen Welten geboten, was von in einer Bearbeitung für Orgel und Sopran Bach über den norwegischen Komponisten Kverno bis in TED HUGGENS Bereiche der Popularmusik reicht. Unterstützt wird der ( HENK VAN LIJNSCHOTEN ), 1928—2006 junge Organist Louis Lindenborn dabei von dem sinfo- Choral für Sinfonisches Blasorchester nischen Blasorchester der Freien Waldorfschule Kassel sowie der norwegischen Sopranistin Margrethe Fredheim. RALPH VAUGHAN WILLIAMS, 1872 — 1958 Sea Songs Zu hören sein wird u. a.: Johann Sebastian Bachs ›In Dir für Sinfonisches Blasorchester ist Freude‹ ( in einer Bearbeitung für Orgel und Bläser ), STEFAN NILSSON, ¤ 1957 Léon Boëllmanns ›Suite Gothique‹, sowie Ted Huggens PY BÄCKMAN ( TEXT ) ›Choral‹ und Ralph Vaughan Williams ›Sea Songs‹. Gabriellas Sång aus dem Film ›Wie im Himmel‹ für Bläser, Orgel und Sopran ( Arr. Kurt Gäble ) Ganz im Sinne des Abends wird dem Publikum auch ein neues Werk präsentiert. Es wird eine Neukomposition, von dem aus Kassel stammenden Komponisten Eric MUSIKALISCHE LEITUNG Domenech, für Sopran und Orgel erklingen. Doch nicht JOHAN DE WIT & ERIC DOMENECH lus nur programmatisch wird ein großer Bogen gespannt: Das P Zusammentreffen der beiden professionellen Musike- rInnen, Margrethe Fredheim und Louis Lindenborn, auf O rgel die ambitionierten Laien des Blasorchesters, verspricht eine spannende Synthese. Dieses Zusammentreffen hat 2/2 beide Seiten im Vorfeld gleichermaßen gereizt, was den Wunsch für ein gemeinsames Konzert befeuert hat. So wurde das gesamte Programm des Abends vor diesem Hintergrund und dem Wissen über die vielseitigen Möglich- keiten der neuen Orgel von St. Martin konzipiert.(ED) FRIEDE. EIN GEBET Libretto des Werkes von Eric Domenech, frei nach einem Gebet von Franz von Assisi, 1181 — 1224

ICH BIN EIN WERKZEUG deines Friedens, ich möcht' lieben, wo man hasst; verzeihen, wo man beleidigt; lass' mich verbinden, wo Streit ist; mich Wahrheit sagen, wo Irrtum ist; ich glaube, wo Zweifel droht; lass' mich Hoffnung wecken, wo Verzweiflung quält, mich Licht entzünden, wo Finsternis regiert; ich möcht' Freude bringen, wo der Kummer wohnt.

ICH MÖCHT' STREBEN, NICHT, DASS ICH getröstet werde, sondern dass ich tröste; nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt; wer sich selbst vergisst, der findet; wer verzeiht, dem wird verziehen; und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

230 23. 8. 2017 232 233 Renovierung der Kirche durch Müntinga & Puy 2015—2017 durch Kirche der Renovierung 234 235 Renovierung der Kirche durch Müntinga & Puy 2015—2017 durch Kirche der Renovierung 236 237 Renovierung der Kirche durch Müntinga & Puy 2015—2017 durch Kirche der Renovierung Open Impro 239 5. 6. 2017 14—16 16. 6. 2017 10—12 27. 6. 2017 10—12 & 14—16 10. 7. 2017 10—12 & 14—16 Peer Schlechta, Kassel N. N. Bernd Eberhardt, Göttingen Tjark Pinne, Hamburg

6. 6. 2017 10—12 & 14—16 16. 6. 2017 14—16 28. 6. 2017 10—12 & 14—16 11. 7. 2017 10—12 & 14—16 Peer Schlechta, Kassel N. N. 241 Eckhard Manz, Kassel Tjark Pinne, Hamburg

»Klang Composition 17. 6. 2017 10—12 29. 6. 2017 10—12 & 14—16 12. 7. 2017 10—12 & 14—16 Improvisation Zeit N. N. Sascha Heberling, Gelnhausen Eckhard Manz, Kassel Kunst Musik Bewegung 17. 6. 2017 14—16 30. 6. 2017 10—12 & 14—16 13. 7. 2017 10—12 Intuition« N. N. Sascha Heberling, Gelnhausen N. N.

7. 6. 2017 10—12 & 14—16 18. 6. 2017 14—16 1. 7. 2017 10—12 & 14—16 13. 7. 2017 14—16 Eckhard Manz, Kassel Eckhard Manz, Kassel Roland Möhle, Stockholm N. N.

8. 6. 2017 10—12 & 14—16 19. 6. 2017 10—12 2. 7. 2017 14—16 14. 7. 2017 10—12 Felix Ponizy, Seligenstadt Uwe Maibaum, Marburg Roland Möhle, Stockholm N. N.

9. 6. 2017 10—12 & 14—16 20. 6. 2017 10—12 & 14—16 3. 7. 2017 10—12 & 14—16 14. 7. 2017 14—16 Felix Ponizy, Seligenstadt Uwe Maibaum, Marburg Peer Schlechta, Kassel N. N.

10. 6. 2017 14—16 »Ausbrüche und Einschwünge : 4. 7. 2017 10—12 & 14—16 15. 7. 2017 10—12 & 14—16 H. C. Martin, Weimar Improvisationen in klanglicher Peer Schlechta, Kassel Martin Gregorius, Detmold Korrespondenz zu Orgelwerken 11. 6. 2017 14—16 von Buxtehude, Bach, Mozart, 5. 7. 2017 10—12 & 14—16 16. 7. 2017 14—16 H. C. Martin, Weimar Guilmant und Franck« Eckhard Manz, Kassel Martin Gregorius, Detmold

12. 6. 2017 10—12 & 14—16 21. 6. 2017 10—12 & 14—16 6. 7. 2017 10—12 17. 7. 2017 10—12 & 14—16 Frank Gerhardt, Kassel Eckhard Manz, Kassel N. N. Martin Gregorius, Detmold

13. 6. 2017 10—12 & 14—16 22. 6. 2017 10—12 & 14—16 6. 7. 2017 14—16 18. 7. 2017 10—12 & 14—16 Frank Gerhardt, Kassel Sebastian Bethge, Bad Hersfeld N. N. N. N.

14. 6. 2017 10—12 & 14—16 23. 6. 2017 10—12 & 14—16 7. 7. 2017 10—12 19. 7. 2017 10—12 & 14—16 Eckhard Manz, Kassel Sebastian Bethge, Bad Hersfeld N. N. Eckhard Manz, Kassel Open Impro Schule 23. 8. 2017 15. 6. 2017 10—12 & 14—16 24. 6. 2017 14—15. 15 7. 7. 2017 14—16 20. 7. 2017 10—12 & 14—16 Dominik Susteck, Köln Georg Lungwitz, Korbach N. N. Tobias Tobit Hagedorn, Köln

»Spuren : 25. 6. 2017 14—16 8. 7. 2017 10—12 & 14—16 21. 7. 2017 10—12 & 14—16 … Schimmer, Signale, Georg Lungwitz, Korbach Dorothea Harris, Kassel Tobias Tobit Hagedorn, Köln Labyrinth, Spuren, Klangschichtungen, 26. 6. 2017 10—12 & 14—16 9. 7. 2017 14—16 »Spiel« Echo, Innen« Bernd Eberhardt, Göttingen Dorothea Harris, Kassel an beiden Tagen

240 22. 7. 2017 10—12 & 14—16 7. 8. 2017 10—12 & 14—16 Fidom und Künstlerin Meer- Imelda Natter, Bern Fabian Krämer, Detmold holz erörtern zugleich das andere Ende des gleichen 23. 7. 2017 14—16 8. 8. 2017 10—12 & 14—16 Spektrums: die Entwicklung Imelda Natter, Bern Fabian Krämer, Detmold 243 der Klänge wird nicht nur langsam sein, sondern auch 24. 7. 2017 10—12 & 14—16 9. 8. 2017 10—12 & 14—16 so schnell wie nötig. Christian Zierenberg, Rotenburg Eckhard Manz, Kassel 15. 8. 2017 10—12 & 14—16 25. 7. 2017 10—12 & 14—16 10. 8. 2017 10—12 & 14—16 Hans Fidom, Amsterdam Christian Zierenberg, Rotenburg Marcel Eliasch, Detmold 16. 8. 2017 10—12 & 14—16 26. 7. 2017 10—12 & 14—16 11. 8. 2017 10—12 & 14—16 Eckhard Manz, Kassel Eckhard Manz, Kassel Marcel Eliasch, Detmold 17. 8. 2017 10—12 & 14—16 27. 7. 2017 10—12 & 14—16 12. 8. 2017 10—12 & 14—16 Seraphim Schirrmacher, Freiburg Reinhard Ardelt, Kassel N. N. 18. 8. 2017 10—12 & 14—16 28. 7. 2017 10—12 & 14—16 13. 8. 2017 14—16 Seraphim Schirrmacher, Freiburg Reinhard Ardelt, Kassel Oliver Zinn, Hamburg 19. 8. 2017 10—12 29. 7. 2017 10—12 & 14—16 14. 8. 2017 10—12 & 14—16 N. N. Gerben Mourik, Rotterdam Hans Fidom, Mirjam Meerholz, Amsterdam 19. 8. 2017 14—16 30. 7. 2017 14—16 N. N. Gerben Mourik, Rotterdam »As Slow As Possible, As Fast As Necessary« 20. 8. 2017 14—16 31. 7. 2017 10—12 & 14—16 N. N. Anna Linß, Mannheim John Cage, 1912—1992, gilt als einer der wichtigsten Kompo- 21. 8. 2017 10—12 & 14—16 1. 8. 2017 10—12 & 14—16 nisten des 20. Jahrhunderts. Martin Baumann, Kaufungen Anna Linß, Mannheim Er öffnete der Welt die Ohren: einfach ohne Vorinformation 22. 8. 2017 10—12 & 14—16 3. 8. 2017 10—12 & 14—16 Klänge zu hören, bringt einem Emmanuel Le Divellec, Kassel Matthias Geuting, Essen viel mehr als je zuvor gedacht.

Die Zeit spielt dabei immer Open Impro Schule 23. 8. 2017 23. 8. 2017 10—12 & 14—16 »Untitled I—IV« eine sehr wichtige Rolle. Die Eckhard Manz, Kassel acht Stunden Musik am 14. und 4. 8. 2017 10—12 & 14—16 15. August sind als ein Ganzes 24. 8. 2017 10—12 & 14—16 Matthias Geuting, Essen gedacht; sie sind aber so Martin Forciniti, Kassel konzipiert, dass auch kleinere 5. 8. 2017 14—16 und kleinste Teile davon schon 25. 8. 2017 10—12 & 14—16 Oliver Zinn, Hamburg etwas verstehen lassen von Martin Forciniti, Kassel Cages Bestreben Musik auch 6. 8. 2017 14—16 mal so langsam wie es nur geht 26. 8. 2017 10—12 & 14—16 Oliver Zinn, Hamburg klingen zu lassen. Organist Eckhard Manz, Kassel 242 Gottesdienst 245 PFINGSTSONNTAG 4. 6. 2017 10 UHR 247 FESTGOTTESDIENST — MARANATHA FÜR ORGEL

FEIERLICHE EINWEIHUNG DER Das aramäische Wort »Maranatha« taucht im ersten NEUEN ORGEL Korintherbrief auf ( 1. Kor. 16,22 ), es erscheint nur ein einziges Mal in der Bibel. Übersetzt bedeutet dieser Ausruf der palästinensischen Urgemeinden, der sich JOHANN SEBASTIAN BACH, 1685—1750 später verselbständigte: »Der Herr kommt.« Oder: Präludium Es-Dur, BWV 552, 1 »Der Herr komme!« MICHAEL TÖPEL, ¤ 1958 Diptychon aus ›Maranatha‹ für Orgel mit drei Entstanden ist dieses Stück im Auftrag der Kirchenmusik Wassertriangeln, Wassergong und Klangsteinen ( Uraufführung, im Auftrag der Musik an St. Martin ) an St. Martin, Kassel für die Einweihung der Rieger-Orgel Gesamtaufführung im Abschlussgottesdienst im Rahmen des Pfingstgottesdienstes am 4. Juni 2017. am 27. August Eckhard Manz wird in diesem Gottesdienst den ersten CHARLES-MARIE WIDOR, 1844—1937 und vierten Teil als Diptychon aus ›Maranatha‹ urauf- Sinfonie No 6 op. 42 Allegro führen und die Gesamt-Uraufführung von ›Maranatha‹ im Abschlussgottesdienst des Orgelfestivals am 27. 8. spielen.

PREDIGT BISCHOF PROF. DR. MARTIN HEIN Pfingsten als festlicher Termin für die Uraufführung und LITURGIE PFARRER DR. WILLI TEMME GRUSSWORT OBERBÜRGERMEISTER einige der Möglichkeiten der neuen Orgel haben gleicher- UND SCHIRMHERR BERTRAM HILGEN maßen die Gestalt dieser Musik bestimmt. Eine wesent- G ottesdienst WENDELIN EBERLE RIEGER ORGELBAU liche Rolle spielt der Choral ›Komm', Gott Schöpfer, SUSANNE PFEFFER KURATORIN Heiliger Geist‹ ( EG 126 ); man beachte die textliche Nähe DR. HANS-HELMUT HORN KIRCHEN- GEMEINDE KASSEL-MITTE zu Maranatha — »Der Herr komme!« Er wird im ersten OLAF PYRAS KLANGSTEINE Teil kombiniert mit dem Beginn einer mittelalterlichen DORO WILLERDING WASSERTRIANGEL CLARA SCHNITTGER WASSERTRIANGEL pfingstlichen Liturgie — ausgewählt wurden die auf N. N. WASSERTRIANGEL »Dominus« gesungenen Töne. Sie tauchen auch in Verbin- DIANA ROTHAUG GONG ECKHARD MANZ ORGEL dung mit ihrer um einen Tritonus transponierten Gestalt auf und stehen als zwölftöniges Total sinnbildlich für das Tod, zudem klingt hier der Choral »Aus tiefer Not schrei Allumfassende von »Dominus«, auch wird der Tritonus ich zu dir« an. Doch dann wechselt die Perspektive: als »diabolus in musica« durch dieses symbolträchtige 249 Jemand mit erheblich stärkerer Stimmkraft übernimmt Umfassen überwölbt und gleichsam »besiegt«. Pfingstlich die Anrufung und führt sie zum dynamischen Gipfelpunkt bestimmt zeigen sich die Überschriften der vier Teile von des ganzen Stückes. ›Maranatha‹: Im durchwegs dem expressiven Piano-Bereich verpflich- I. »ZUNGEN …, WIE VON FEUER …« teten IV. Teil ( Nachgesang ) ist die Textur deutlich lichter ( APG. 2,3 ) und kantabel geformt. Dies spielt auf die in der Über- schrift thematisierte Aussicht auf Errettung an. Die Melo- II. »… MIT ZUNGEN TRAGEN IN ALLE LAND.« dik beruht durchgehend auf dem Tonvorrat der ersten ( MARTIN LUTHER, EG 126, AUS DER 4. STROPHE ) Choralzeile von EG 126, kombiniert mit seiner Trito- nustransposition, die zusammen mit dem Einsatzton der III. »… WER DEN NAMEN DES HERRN ANRUFEN Begleitstimme wiederum das zwölftönige Total ausfüllt. WIRD, …« ( JOEL 3,5 ) Ebenfalls bestimmt die als heilig verstandene Zahl Sieben diesen Teil, sie setzt sich zusammen aus der göttlichen IV. »… DER SOLL ERRETTET WERDEN.« Trinität und aus den vier antiken Elementen Luft, Erde, ( JOEL 3,5 ) — NACHGESANG Wasser und Feuer. Diese vier Elemente werden sinnlich erfahrbar: Die Luft bringt die Orgelpfeifen zum Klingen Manche der flackernden Figuren im I. Teil mögen die und sie trägt die Schallwellen an unsere Ohren. Hinzu Assoziation in Richtung Feuerzungen lenken, sie sind treten in diesem Teil mehrere Schlaginstrumente: drei indes nicht illustrativ intendiert. Im II. Teil wird der Wassertriangeln, ein Wassergong und die Klangskulptur in gesamte Choral in der Art eines Vorspiels durchgeführt. St. Martin. Durch die Klangsteine hören wir das Element Erde. Die Wassertriangeln und der Wassergong werden Gottesdienst Einweihung der neuen Orgel 4. 6. 2017 der Gottesdienst Einweihung Der mit der Gottesanrufung überschriebene III. Teil nach dem Anschlag in Wasser eingetaucht, wodurch der beginnt zunächst dynamisch verhalten: Das Rufen mit Klang abgedunkelt wird. Hierdurch wird in übertragener schwacher Stimme wird kombiniert mit dem aus der Weise das Wasser klingend erfahrbar. Das Feuer ist in barocken Affektenlehre stammenden musikalischen den brennenden Altarkerzen bzw. ideell in der Gestalt Symbol der chromatisch absteigenden Linie. Sie wird der Metapher der Feuerzungen zugegen. Die Schlagin- »passus duriusculus« ( lat. der etwas schwere, harte Gang ) strumente bilden ein in den Kirchenraum reichendes, genannt und steht symbolhaft für Leid, Krankheit und prismatisch aufgefächertes zusätzliches Register. 248 Bekannten, dem Miteinander von Ganz- und Halbtönen Im IV. Teil wird die kantable Melodik immer »engma- stehen. Ein weiterer Schritt wäre eine zukünftige schiger«: Aus ganztönigen Wechselnoten oder Vorschlägen 251 durchwegs vierteltönig-spektrale oder eine noch feiner werden halbtönige, bevor die »Körnung« noch feiner wird ausgestufte Textur einer Musik, die keiner Erläuterung und die vierteltönigen Fiorituren und Melismen als expres- mehr bedarf. Diese Orgel wird mit ihren Möglichkeiten sive Überhöhung der halbtönigen Chromatik eine sublime Geschichte schreiben, da sie hierfür ein Angebot bereit- Steigerungsstufe der melodischen Umspielung bilden. hält! ( MT )

Für einen Komponisten bedeutet es einen außerorden- tlich großen Reiz, im IV. Manual dieser Orgel anstelle der zwölf Töne nun 24 in jeder Oktave für die musikalische Formulierung zur Verfügung zu haben; eine erhebliche Anforderung besteht darin, diese vielen Töne und die hologrammartig erweiterte Intervallik expressiv einzu- binden: Wir bringen als Hörer unsere auf zwölfstufig gleich- schwebende Temperatur ausgerichtete Konditionierung mit. Unsere Ohren sind darauf angelegt, bis zu einem gewissen Grad »nicht ganz ins Schema« passende Inter- valle »zurechthören« — etwa eine um einen Viertelton »zu kleine« Quarte als »richtige« Quarte zu verstehen. Um einen Vergleich aus der Bildenden Kunst zu bemühen: In einem abstrakten Bild suchen wir — ob wir wollen oder nicht — immer Bezüge aus dem uns Bekannten, aus der gegenständlichen Erfahrung: Perspektiven, Schatten oder Gottesdienst Einweihung der neuen Orgel 4. 6. 2017 der Gottesdienst Einweihung Gesichter: Wir physiognomisieren — und nicht nur beim Rezipieren abstrakter Kunst, wir kennen dieses »Gesich- tersehen« auch beim Betrachten von Wolkenformationen. Auf die Musik bezogen bedeutet dies, dass wir aufgrund unserer Hörkonditionierung eine expressive Einbindung der Mikrotöne leichter »verstehen« und als Ausdrucks- bereicherung erfahren können, wenn sie in Bezug zu dem 250 4. 6. 2017 PFINGSTMONTAG 5. 6. 2017 10.30 UHR 253 Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Für seine 1965 uraufgeführten ›Chichester Psalms‹ wählte Leonard Bernstein Texte aus den Psalmen des Alten Testaments. Er schuf eine dreiteilige Kantate von berückender Schönheit, die musikalische Elemente aus DIETRICH BUXTEHUDE, 1637—1707 Praeludium in g BuxWV 149 der christlichen Chormusik mit der liturgischen Tradition des Judentums verbindet. Alle Texte sind obligatorisch LEONARD BERNSTEIN, 1918—1990 Chichester Psalms in hebräischer Sprache zu singen. Einen besonderen Höhepunkt bildet der Gesang des 23. Psalms. Mit PEER SCHLECHTA, ¤ 1972 Improvisation weichem Klang führt die Musik ins Finale dieser ergrei- fenden Fantasie über Versöhnung und Frieden. ( BK )

PREDIGT PFARRER JÜRGEN SCHMIDT

ORGEL PEER SCHLECHTA ALTUS GERALD THOMSON HARFE LEA-MARIA LÖFFLER SCHLAGZEUG OLAF PYRAS

KANTOREI ST. MARTIN ECKHARD MANZ LEITUNG G ottesdienst CHICHESTER PSALMS Psalm 108, vs. 3 255 Wach auf, ZWEITER SATZ und die Herrscher DRITTER SATZ Psalter und Harfe, Psalm 23 und 2, vs. 1—4 halten Rat miteinander Psalm 131 ich will das gegen den Herrn Morgenrot wecken! Der Herr ist mein Hirte, und seinen Gesalbten. Herr, Herr, an nichts fehlt mir. Lasset uns zerreißen mein Herz ist nicht hochmütig, ERSTER SATZ Er lässt mich lagern ihre Bande, meine Augen sind nicht stolz, Psalm 100 auf einer grünen Weide, und von uns werfen ich versuche mich nicht er führt mich ihre Stricke. an großen Dingen und Jauchzet dem Herrn alle Lande, zum frischen Wasser. Der im Himmel wohnt wunderbaren Zielen, dienet dem Herrn mit Freuden, Er erquickt meine Seele, wird lachen, und der Herr die ich nicht verstehe. kommt vor sein Angesicht und führt mich spottet ihrer! Fürwahr, ich bin ruhig mit Frohlocken. auf die rechten Pfade und still geworden, Erkennet, um seines Namens willen. Du bereitest mir einen Tisch wie ein Kind bei seiner Mutter, dass der Herr Gott ist. im Angesicht meiner Feinde, wie ein kleines Kind ist meine Er hat uns gemacht, Obwohl ich wandere du salbtest mein Haupt mit Öl, Seele in mir. und nicht wir selbst. durch das Schattental mein Becher ist übervoll. Israel hoffe auf den Herrn Wir sind sein Volk ( des Todes ), von nun an in Ewigkeit. und die Schafe seiner Weide. fürchte ich das Böse nicht, Deine Güte und Gnade Gehet zu seinen Toren denn Du bist bei mir. folgen mir alle Tage FINALE mit Danken Dein Stab und dein Stecken meines Lebens, Psalm 133, vs. 1 und in seinen Hof trösten mich. und ich werde leben Gottesdienst Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen 5. 6. 2017 Gottesdienst Arbeitsgemeinschaft christlicher mit Lobpreis. im Hause des Herrn Siehe, wie gut Danket ihm, Warum toben die Heiden bis ans Ende der Tage. und angenehm es ist, lobet seinen Namen. ( Ungläubigen ), wenn Brüder leben Denn der Herr ist gut, ( warum ) schmieden zusammen in Eintracht seine Gnade währet sie vergebliche Pläne? Die Könige der Erde lehnen sich auf, 254 Gottesdienstreihe 257 mit Musik von Ulrich Gasser

Uraufführung ORGELZYKLUS ZU ganze Reihe von Veranstaltungen initiiert, … »ALLES NEU« ( OFFB. 21,5 ) darunter in Zusammenarbeit mit den Pfarrern 259 von St. Martin eine Gottesdienstreihe zum Thema »Siehe, ich mache alles neu!« ( Apk 21,5 ). »Se vogliamo che tutto rimanga come In jedem der sieben Gottesdienste soll ein è, bisogna che tutto cambi.« Wenn wir neues Orgelstück zu verschiedenen Aspekten des Themas uraufgeführt werden. Ich danke wollen, dass alles bleibt wie es ist, dann der Evangelischen Kirchgemeinde Kassel-Mitte, ist nötig, dass alles sich verändert. der Musik an St. Martin und Eckhard Manz ( Tomasi di Lampedusa ) sehr herzlich, diesen anspruchsvollen Auftrag ausführen zu dürfen.

Am 4. Juni 2017 wird in St. Martin in Mit »Gottesdienstreihe« und »Orgelzyklus« Kassel die neue Orgel der Orgelbaufirma sind zwei Denkrichtungen vorgegeben: die eine in Bezug auf ein inhaltliches, auf Bibeltexten Rieger aus Schwarzbach, Österreich, beruhendes Konzept, die andere auf die Gestal- eingeweiht. Das viermanualige Instru- tung eines musikalisch stimmigen Konzepts. ment mit über 5000 Pfeifen verfügt über Aus »Gedankensplittern« der Kasselaner Pfarrer zum Leitmotiv »Erneuerung« entstand vier schwellbare Werke, vier unabhängig zunächst in intensiven Diskussionen mit meiner voneinander steuerbare Windsysteme, Frau, der Theologin Dr. Eva Tobler, und ein vierteltönig gestimmtes Manual unserem gemeinsamen Freund Klaus Röhring, seinerzeit Akademiedirektor und Oberlandes- sowie verschiedene Zusatzregister kirchenrat der Evangelischen Landeskirche GottesdienstreiheGasser 5. 6. 2017 Ulrich und eröffnet damit ganz neue Orgel- Kurhessen-Waldeck, das Grobkonzept für einen klangwelten. Zu dieser Einweihung hat musikalischen Ablauf in zwei Teilen. Geburt ( I ), Neues aus Gewalt ( II ), Erneuerung durch einen Eckhard Manz, Kirchenmusikdirektor Impuls von außen ( III ) und verheißungsvoller und Leiter von Musik an St. Martin, eine Aufbruch ( IV ), Erneuerung als Folge eines inneren Impulses ( V ), Tod und Sterben ( VI ), Verweigerung permanenter Erneuerung ( VII ) 258 sind die Stichworte für die sieben »Stationen« Jerusalem ( VII ). Den beiden Prologoi sind des Zyklus. Texte vorangestellt, die den Rahmen sprengen. Ihnen vorangestellt ist ein ›Prologos I — O Welt, 261 Im Prologos I wird aller Anfang beschrieben ich muss dich lassen‹, der den »Status quo«, ( Mk 13,3 — 8 ): »Das ist der Anfang der Wehen«, mit dem »die Welt«, unsere Welt, gemeint ist, was zum Titel des Zyklus führt: ›Wann wird musikalisch exponiert und im Folgenden als das geschehen?‹, während im Prologos II das Ausgangspunkt für alle musikalische Erneue- Gedicht ›Der Tod‹ von Johannes Bobrowski rung fungiert. Die vierte Station, der Beginn ( 1917 — 1965 ) als Ausdruck unserer Zeit den des zweiten Teils, wird durch den ›Prologus II — Bezug zu uns und unserer Gegenwart erinnert. Memento mori‹ eingeleitet, der an den »Status quo« und an das »O Welt, ich muss dich lassen« Von beidem ausgehend, den Stichworten wie als Grundvoraussetzung für alle Erneuerung den Texten, habe ich die einzelnen Stücke erinnert. Und schließlich wird der Zyklus komponiert, immer im Bestreben, eine mög- durch eine Variante der siebten Station, des lichst präzise und prägnante Umsetzung der »Himmlischen Jerusalems«, als eigenes Stück Inhalte in eine rein musikalische Form zu abgeschlossen. Dies unter dem Titel ›Logos‹, finden. Die neuen, unerhörten Möglichkeiten denn Logos, das Wort, ist an sich Gott und der Orgel haben mir dabei geholfen. alle apokalyptische Welterneuerung würde die Prologoi zum Logos führen. Ulrich Gasser

Von den sieben Stichworten ausgehend hat Eva Tobler biblische Texte ausgesucht, die deren Inhalt in besonderer Weise zum Ausdruck bringen, wobei sie sich auf die bei- GottesdienstreiheGasser 5. 6. 2017 Ulrich den Bücher ›Genesis‹ und ›Apokalypse‹ beschränkte. Alt und Neu, Archaisches und Zukünftiges exemplarisch. So entstand die Textfolge: Zweiter Schöpfungsbericht ( I ), Kain und Abel ( II ), Turmbau von Babel ( III ), dann Abrahams Aufbruch ( IV ), Jakobsleiter ( V ), Zeichen am Himmel ( VI ) und das Himmlische 260 SONNTAG 11. 6. 2017 10 UHR GOTTESDIENSTREIHE mit Musik von Ulrich Gasser 263 PROLOGOS I O WELT, ICH MUSS DICH LASSEN ULRICH GASSER, ¤ 1950 Mk 13,3/8 Wann wird das geschehen? ( Mk 13,4 ) Orgelzyklus in zwei Teilen zu ›… alles neu‹ ( Offb. 21,5 ) »Und als Jesus auf dem Ölberg saß gegenüber dem ( Uraufführung, Auftragskomposition Tempel, fragten ihn Petrus und Jakobus und Johannes Musik an St. Martin ) und Andreas, als sie allein waren: Sage uns, wann »SE VOGLIAMO CHE TUTTO RIMANGA COME È, wird das geschehen? ( 3 ) BISOGNA CHE TUTTO CAMBI.« WENN WIR WOLLEN, DASS ALLES BLEIBT WIE Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben ES IST, DANN IST NÖTIG, DASS ALLES SICH und ein Königreich gegen das andere. Es werden VERÄNDERT. ( TOMASI DI LAMPEDUSA ) Erdbeben geschehen hier und dort, es werden Hungers- nöte sein. Das ist der Anfang der Wehen.« ( 8 )

ULRICH GASSER PROLOG I Die Frage nach der Zukunft, nach dem Ende der O Welt, ich muss dich lassen ( Mk 13,3/8 ) Zeit führt zunächst zum »Status quo« unserer Welt: JOSEPH HAYDN, 1732—1808 Leiden, Verführung, Krieg, Katastrophen. Dies sind Kleine Orgelsolomesse Missa brevis Sancti Joannis de die Wehen und diese führen zur Geburt/zu Geburten/ Deo in B-Dur, Hob.XXII:7 zu Anderem/zu Neuem. ULRICH GASSER STATION I Aber ein Nebel stieg auf ( Gen 2,5—7; 18—24 ) »Status quo« — ein musikalisch vielschichtiger G ottesdienstreihe Zustand, quasi die »heutige Welt« abbildend, als Grundlage, die in den folgenden Stationen immer KLEINE KANTOREI ST. MARTIN wieder anders aufgebrochen wird. ANNA NESYBA SOPRAN Und als zweite Ebene der Choral ›O Welt, ich muss ORCHESTER ST. MARTIN PREDIGT DR. WILLI TEMME dich lassen‹: Ohne »Tod« kann nichts Neues werden. ORGEL UND LEITUNG ECKHARD MANZ STATION I SONNTAG 18. 6. 2017 10 UHR ABER EIN NEBEL STIEG AUF Zweiter Schöpfungsbericht, Gen 2,5—7; 18—24 GOTTESDIENSTREIHE mit Musik von Ulrich Gasser Der zweite Schöpfungsbericht als Geburt. Im Gegensatz zum ersten Schöpfungsbericht ist, was »geboren wird«, keine fertige und gute Welt, sondern ein Ausprobieren — ULRICH GASSER, ¤ 1950 ein »Versuch«, ein spielend/arbeitendes »Entdecken« — Wann wird das geschehen? ( Mk 13,4 ) Orgelzyklus in zwei Teilen zu sowohl vonseiten Gottes wie des Menschen. ›… alles neu‹ ( Offb. 21,5 ) Was passt zum Manne/Menschen? Angelegt ist der ( Uraufführung, Auftragskomposition Musik an St. Martin ) Mensch auf Neues hin — so werden sich Mann und Frau von den Eltern — vom Alten — lösen und aus ihrem »SE VOGLIAMO CHE TUTTO RIMANGA COME È, BISOGNA CHE TUTTO CAMBI.« »Einsfleisch« wird Neues entstehen. Es gibt keine para- WENN WIR WOLLEN, DASS ALLES BLEIBT WIE diesische Neutralität, sondern neue »Wehen« und aus ES IST, DANN IST NÖTIG, DASS ALLES SICH VERÄNDERT. ( TOMASI DI LAMPEDUSA ) ihnen »neue Geburten«.

»Geburt« — ein Aufbau des »Status quo« aus dem Nichts. ULRICH GASSER STATION II Aus einem tiefen, schwer definierbaren, in sich beweg- Und schlug ihn tot ( Gen 4,1—17a ) ten Klang-»Meer« tauchen mehr und mehr konkrete Gestalten auf — am Ende steht der »Status quo« in seiner reinsten Ausprägung. PREDIGT PFARRERIN GABY HEPPE-KNOCHE ORGEL ECKHARD MANZ G ottesdienstreihe

264 11. 6. 2017 SONNTAG 25. 6. 2017 10 UHR GOTTESDIENSTREIHE mit Musik von Ulrich Gasser STATION II UND SCHLUG IHN TOT

Kain und Abel, Gen 4,1—17a ULRICH GASSER, ¤ 1950 Wann wird das geschehen? ( Mk 13,4 ) Orgelzyklus in zwei Teilen zu Zunächst entwickelt sich die »Gesellschaft« aus sich ›… alles neu‹ ( Offb. 21,5 ) selbst, Geschichte entsteht. Ebenfalls aus innerem ( Uraufführung, Auftragskomposition Musik an St. Martin ) Impuls — Inferioritätsgefühl und Eifersucht — wird die Bruderidylle aufgebrochen, die Gesellschaft durch »SE VOGLIAMO CHE TUTTO RIMANGA COME È, BISOGNA CHE TUTTO CAMBI.« den Mord gespalten. Diese impulsive, frevelhafte Tat WENN WIR WOLLEN, DASS ALLES BLEIBT WIE zwingt zum Aufbruch und damit zu Neuem. Kain ES IST, DANN IST NÖTIG, DASS ALLES SICH VERÄNDERT. ( TOMASI DI LAMPEDUSA ) baut — nachdem er den nomadisierenden Bruder umge- bracht hat — eine Stadt und benennt sie nach seinem Sohn — die Stadt ist bestimmt für »neue Wehen und ULRICH GASSER STATION III neue Geburten«, die Geschichte setzt sich fort. Lasst uns einen Turm bauen ( Gen 11,1—9 )

»Neues aus Gewalt«/»Erneuerung als Folge von in- neren Impulsen« — Elemente des »Status quo« werden verwandelt und führen schließlich zu Neuem. PREDIGT PROF. DR. STEFAN KLÖCKNER ORGEL ECKHARD MANZ Ein Gewalteinbruch setzt dem alten »Status quo« ein Ende und zwingt zur »Flucht«. Allmählich entsteht G ottesdienstreihe ein anderer »Status quo«, die neue »Stadt« mit acht gleich gebauten »Häusern«.

266 18. 6. 2017 Erst verdichtet sich der »Status quo« zum »Turm«, zur größmöglichen, mächtigsten und zugleich letzten benenn- 269 baren Einheit. Danach erscheint die »einerlei Zunge und Sprache« und damit »alle Welt« als für immer zerbrochen. STATION III Der »Status quo« wird in vier Phasen zu einem alles LASST UNS EINEN TURM BAUEN verschlingenden, übermächtigen, am Ende dennoch Turmbau zu Babel, Gen 11,1—9 schwankenden Klang verdichtet, der auf dem Höchst- punkt stehen bleibt. Danach folgen sieben unterschied- »Einerlei Volk und einerlei Sprache«, die Homogenität liche, aus den ursprünglichen Elementen des »Status des Volkes und der Kultur sollen zum »Status quo« zemen- quo« gebildete Gestalten, deutlich voneinander getrennt: tiert werden. Dafür steht die Stadt, in der Antike ein die »in alle Welt zerstreuten Völker«. geschlossener Kosmos, der »Zerstreuung« nicht zulässt. Der »Turm«, Symbol der Macht, legitimiert die Stadt.

Paradoxerweise zerbricht gerade am Wunsch, die Einheit zu halten und sich nicht zu zerstreuen, alles. Stadt und Turm verhindern nicht den Einfluss von außen, in diesem Fall den Einfluss Gottes. Die Einheitskultur fällt ausein- ander, die »einerlei Sprache« wird zu vielerlei Sprachen und überzieht die ganze Welt. Doch in der Zerstreuung wird »in allen Ländern« hundertfach, tausendfach Neues entstehen. Sie ist geradezu Bedingung dafür.

Der Text »erklärt« unsere Welt ( vgl. I ): die »pluralisti- Gottesdienstreihe Ulrich Gasser 25. 6. 2017 sche« Welt in ihrer ganzen, chaotischen Unübersicht- lichkeit. Wozu der Mensch ursprünglich bestimmt ist — sich zu vermehren und die ganze Welt zu bevölkern ( vgl. Gen 9,7 ) — kann ihm nicht verwehrt werden. Jeder Rückschlag wird überwunden und führt zu Neuem, letzt- lich aber zum Immerselben.»Erneuerung durch einen Impuls von außen« — als Prozess und neuer Zustand: 268 SONNTAG 6. 8. 2017 10 UHR GOTTESDIENSTREIHE mit Musik von Ulrich Gasser 271 PROLOGOS II MEMENTO MORI ULRICH GASSER, ¤ 1950 Wann wird das geschehen? ( Mk 13,4 ) Über dir Orgelzyklus in zwei Teilen zu ›… alles neu‹ ( Offb. 21,5 ) in der Tage Gezweig hängt er. ( Uraufführung, Auftragskomposition Er hüllt sich mit Duft und mit Säften. Musik an St. Martin ) Du wirst ihm nicht wehren. »SE VOGLIAMO CHE TUTTO RIMANGA COME È, Einmal, als eine Frucht, BISOGNA CHE TUTTO CAMBI.« WENN WIR WOLLEN, DASS ALLES BLEIBT WIE reif, ES IST, DANN IST NÖTIG, DASS ALLES SICH wird er dich nähren. VERÄNDERT. ( TOMASI DI LAMPEDUSA ) ( Johannes Bobrowski, Der Tod )

Eine Wiederaufnahme des »Status quo«, des Ausgangs- ULRICH GASSER PROLOG II punktes für alle Erneuerung, als Erinnerung an das »O Momento mori Welt, ich muss dich lassen«. Der Choral ist noch da, doch ULRICH GASSER STATION IV nicht mehr zu erkennen: »Sicherheit« gibt es nicht. Ziehe hinweg ( Gen 12,1—3 )

STATION IV PREDIGT PFARRERIN AMÉLIE ZU DOHNA ZIEHE HINWEG ORGEL ECKHARD MANZ G ottesdienstreihe Aufbruch Abrahams, Gen 12,1—3

Der »Status quo« wir aufgebrochen. Der Aufbruch ins völlig Unbekannte, nur Gott weckt Hoffnung auf grund- legende Veränderung. Die göttliche Verheißung birgt aber zu viel Altes/Satanisches in sich, denn der verheißene Segen ist nicht frei vom Willen zur Macht — »sich einen »Verheißungsvollerals VerheiAufbruch« — verstanden

Vorahnung des»himmlischenJerusalems« ( vgl. VII ), Elemente des»Status quo«entwickelt werden, unter Eine Musik indrei Phasen:Zunächst der »Status quo« vier »Landschaften«, indem vier der achtursprünglichen großen Namen machen« — undGottes Segenkommt ßung einesneuen»Status quo«. ßenen Neuen allesgesegnetsein. ruhig, strahlend,»friedlich«. in einer B-A-B-Form, danacheinlanger »Weg« durch nicht ohnedenFluchaus. Vorläufig aber sollim verhei und schließlich ein verkürzter, verdünnter »Status quo«, brochen durch einen »Ausblick insgelobteLand«als

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Gottesdienstreihe mitUlrich von Musik Gasser Und er nahm einen Musik an ( Uraufführung, A ›… alles neu‹( Offb. 21,5 ) O W SONNTAG 13. 8. 2017 10 UHR GOTTESDIENSTREIHE GOTTESDIENSTREIHE ORGEL ECKHARD MANZ PREDIGT BISCHOF MARTIN HEIN ULRICH GASSER STATIONULRICH V ULRICH GASSER, ¤ 1950 »SE VOGLIAMO CHE TUTTO RIMANGA COME È, VERÄNDERT. ( TOMASI DI LAMPEDUSA ) WENN WIR WOLLEN,DASSBLEIBT WIE ALLES ES IST, DANN IST NÖTIG, DASS ALLES SICH BISOGNA CHE TUTTO CAMBI.« rgelzyklus inzwei ann wird das geschehen?( Mk13,4 ) St. Martin ) uftragsk v on den Steinen( Gen28,10—22 ) Teilen zu

omposition

abgebaut und durch drei neue, »himmlische« Elemente ersetzt, und abschließend die Wiederaufnahme des 275 »Bethel-Status«, jedoch nochmals komprimiert zur sechsteiligen Architektur, zum aus Stein gebauten STATION V »Gotteshaus«. UND ER NAHM EINEN VON DEN STEINEN Jakobsleiter, Gen 28,10—22

Der Traum von der Himmelsleiter, an der die Engel Gottes auf- und niedersteigen, bringt unerwartet anderes. Altes wird erneuert, ohne dass das Alte ( Bruderzwist, Morddrohung, Flucht ) verschwindet. Auf Jakob lastet weiterhin die Verfluchung dessen, der den eigenen Vater betrogen und dem Bruder den lebenswichtigen väterli- chen Segen geraubt hat. Der »Einbruch« Gottes in den »Status quo« der Welt erlaubt Jakob zu leben, sein Leben zu bauen. Er setzt den Bethel-Stein, was zur Namensän- derung des Ortes führt, »Lus« zu »Bethel«, was Haus Gottes bedeutet. Doch dies ist nur der Anfang. Aus dem Bethel-Stein soll ein Gotteshaus/Tempel werden, der soziale Gerechtigkeit — »den Zehnten geben« — garan- tiert. Ein Vorschimmer des Christusereignisses.

»Erneuerung als Folge von inneren Impulsen« — völlig Gottesdienstreihe Ulrich Gasser 13. 8. 2017 neue Elemente brechen in den »Status quo« ein und eliminieren Teile desselben. Ein »Tempel« als dreiteilige Architektur: Zunächst der »Status quo« am Ende von V — »Beerscheba, von wo Jakob aufbricht« —, jedoch komprimiert zum »steinigen Ort: Bethel«, danach die »Jakobsleiter«: In drei »Status quo«-Durchgängen werden die ursprünglichen Elemente 274 SONNTAG 20. 8. 2017 10 UHR GOTTESDIENSTREIHE mit Musik von Ulrich Gasser 277 STATION VI UND DIE FRAU ENTFLOH IN DIE WÜSTE ULRICH GASSER, ¤ 1950 Zeichen am Himmel, Apk 12,1—6 Wann wird das geschehen? ( Mk 13,4 ) Orgelzyklus in zwei Teilen zu ›… alles neu‹ ( Offb. 21,5 ) Die neue Christusgeburt — verbunden mit Tod und ( Uraufführung, Auftragskomposition Vernichtung durch den Drachen. Aber die apokalyptische Musik an St. Martin ) Maria wird zur Flucht in die Wüste gezwungen, ihr »SE VOGLIAMO CHE TUTTO RIMANGA COME È, Kind — »das alle Völker weiden sollte« — wird, kaum BISOGNA CHE TUTTO CAMBI.« WENN WIR WOLLEN, DASS ALLES BLEIBT WIE geboren, entrückt. Damit ist auch für lange Zeit das ES IST, DANN IST NÖTIG, DASS ALLES SICH Neugeschaffene entrückt. VERÄNDERT. ( TOMASI DI LAMPEDUSA )

»Tod und Sterben« — eine Folge von »Tod/Sterbepro- zessen« mit nachfolgender Stille/Leere und einem ruhig/ ULRICH GASSER STATION VI stehend/leuchtenden Nachklang als »Frage: Was kommt Und die Frau entfloh in die Wüste ( Offb. 12,1—6 ) nach dem Tod?« Den »Status quo« als Ganzes gibt es nicht mehr, übrig bleiben lediglich vier der ursprünglich acht Elemente als Ausgangspunkte für vier Prozesse, die PREDIGT PRÖPSTIN KATRIN WIENOLD-HOCKE auf je unterschiedliche Weise zu einem Ende kommen: ORGEL ECKHARD MANZ als jäher Abbruch, allmähliches Verlöschen, zunehmende Auflösung und als Ver-/Überdeckung durch einen über- G ottesdienstreihe mächtigen Klang. Die ersten drei Prozesse enden jeweils in einer »Stille« — einer Pause oder einem leisen, fernen Klang —, die ihrerseits in einem immer wieder anderen »visionären Klang« aufgeht. Im vierten Prozess bleibt der alles ver-/überdeckende Klang als Ende stehen — sowohl die nachfolgende »Stille« wie ein vorstellbarer »visionäre Klang« erscheinen in ihm aufgehoben. ABSCHLUSSGOTTESDIENST SONNTAG 27. 8. 2017 10 UHR GOTTESDIENSTREIHE 279 mit Musik von Ulrich Gasser STATION VII UND SIE WERDEN REGIEREN VON EWIGKEIT ZU EWIGKEIT Das himmlische Jerusalem, Apk 22,1—5 ULRICH GASSER, ¤ 1950 Wann wird das geschehen? ( Mk 13,4 ) Orgelzyklus in zwei Teilen zu Wird Erneuerung verweigert, bleibt nur Erstarrung. Das ›… alles neu‹ ( Offb. 21,5 ) ( Uraufführung, Auftragskomposition Neue Jerusalem ist ein erstarrter »Status quo« — nur bei Musik an St. Martin ) den »Völkern«, die nicht dazu gehören, ist noch Leben- »SE VOGLIAMO CHE TUTTO RIMANGA COME È, digkeit möglich, da sie Heilung durch die »Blätter der BISOGNA CHE TUTTO CAMBI.« Bäume« erfahren können. Das »Himmlische Jerusalem« WENN WIR WOLLEN, DASS ALLES BLEIBT WIE ES IST, DANN IST NÖTIG, DASS ALLES SICH ist damit das Gegenteil des zweiten Schöpfungsberichts: VERÄNDERT. ( TOMASI DI LAMPEDUSA ) kein Schöpfer, kein »Versuch«, keine Geschichte, kein Ziel, keine Zukunft — es wird gedient und geherrscht in

alle Ewigkeit. MICHAEL TÖPEL, ¤ 1958 Maranatha »Verweigerung permanenter Erneuerung« — der »Status für Orgel mit drei Wassertriangeln, Wassergong und Klangsteinen, Gesamtaufführung quo« ist endgültig aufgehoben, überwunden, erstarrt in ( Uraufführung, im Auftrag der Musik an St. Martin ) einem neuen, ganz anderen Zustand. Dieser erscheint ULRICH GASSER STATION VII zweimal: »von Ewigkeit zu Ewigkeit«. Und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit ( Offb. 22,1—5 ) G ottesdienstreihe

PREDIGT PROF. DR. DIETRICH KORSCH

OLAF PYRAS KLANGSTEINE DORO WILLERDING WASSERTRIANGEL CLARA SCHNITTGER WASSERTRIANGEL N. N. WASSERTRIANGEL DIANA ROTHAUG GONG ECKHARD MANZ ORGEL LOGOS BIS IN ALLE EWIGKEIT Bis in alle Ewigkeit, Apk 22,5

Die Titel Prologos I, Prologos II und Logos verweisen auf den Beginn des Johannesevangeliums. »Im Anfang war das Wort ( griechisch Logos ), und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort« ( Joh 1,1 ). Gott hat sich als Wort offenbart, als Logos, der Logos an sich ist Gott. Aus diesem wurde die Welt erschaffen ( Joh 1,3 ). Eine apokalyptische Welterneuerung würde die Prologoi zum Logos führen. Der »Status quo« der Welt ist und bleibt Prologos.

Der neue, ganz andere Zustand erscheint ein drittes Mal zur Bestätigung: »bis in alle Ewigkeit«.

280 27. 8. 2017 Führungen 283 STADTFÜHRUNG & ORGELMUSIK: AUFBRUCH IN DIE ZUKUNFT 5. JUNI 2017, 12.30—14.30 UHR Diana Rothaug, Stadtführung

Alles auf Anfang — einen Aufbruch in die Zukunft gab es häufig in der Geschichte Kassels, sei es gesellschaftlich, künstlerisch oder ganz praktisch im Alltag. Die Stadt- führung vom Hauptbahnhof über Treppenstraße und Friedrichsplatz bis zur Martinskirche zeigt eine Vielfalt solcher Momente, die die Menschen mal beflügelten, mal verunsicherten. Zum Schluss wird in einer klanglichen Kostprobe die neue Orgel an St. Martin präsentiert, ein Instrument der Moderne.

FÜHRUNGEN ZUR NEUEN ORGEL 11., 18. & 25. JULI 2017, 18.00—19.30 UHR Eckhard Manz, Leitung

In 90 Minuten stellt der Kantor der Martinskirche die Baugeschichte der Orgel vor. Die Teilnehmer können hinter die Kulissen schauen und Einblicke in das Instrument erlangen, die sonst nicht möglich sind. Anmeldungen über die VHS.

284 Index 287 Anahita Ahsef Am Institut für Musik der Univer- sität Kassel unterrichtet er Künst- geb. in Teheran, begann mit 15 lerisches Orgelspiel. Jahren ihre frühe musikalische 289 Ausbildung in Wien. Sie besuchte Sebastian Bethge die Liederklasse von Hartmut Höll und Mitzuko Shirai. Außerdem ist Bezirkskantor in Bad Hersfeld, nahm sie an vielen Meisterkursen studierte Kirchenmusik und Orgel teil, u. a. bei Wolfram Rieger und in Lübeck, Lyon und Stuttgart Grace Bumbry. Nach ihrem Diplom ( u. a. bei B. Haas, F. Espinasse, 1994 wurde sie von der Operndirek- L. Schlumberger und S. Tchere- torin Frau Brigitte Faßbaender am panov sowie privat bei L. Robil- Staatstheater Braunschweig enga- liard ). Es folgten Meisterkurse giert. Dort gewann sie außerdem ( u. a. bei O. Latry, B. van Oosten den Förderpreis des Kammermu- und W. Zerer ) und ein Assisten- sikpodiums Braunschweig. tenjahr bei Kay Johannsen an der Stiftskirche Stuttgart. Neben Reinhard Ardelt seiner Konzerttätigkeit im In- und Ausland widmet er sich verstärkt studierte an den Musikhochschulen der Kammermusik mit Orgel und in Dortmund und Saarbrücken eigenen Transkriptionen. Er ist Kirchenmusik, Musiktheorie und künstlerischer Leiter des Lang- Gehörbildung. Weitere Orgelstu- warder Orgelsommers und Dozent dien und Meisterkurse schlossen an der KMF in Schlüchtern. sich während der Organistenzeit an, u. a. bei Klaus Martin Ziegler und Thomas Bockelmann Olivier Latry. Ardelt unterrich- tete viele Jahre lang Musiktheorie 1955 in Lüneburg geboren, arbei- und Gehörbildung im Lehrauf- tete bereits vor dem Studium trag an der Hochschule für Musik an der Studiobühne der Univer- Saar ( Saarbrücken ), an der Hoch- sität Köln. Parallel zu seiner schule für Musik und Tanz Köln. Schauspielausbildung studierte Von 1992 bis 2015 war er Kirchen- er dort Philosophie, Theaterwis- musiker an der Ev. Versöhnungs- senschaften und Geschichte. Er kirche Völklingen ( Saar ). Seit 2012 arbeitete anschließend zunächst ist er Dozent für Musiktheorie, als Regieassistent und dann als Gehörbildung und Orgel an der freier Regisseur u. a. in Frank- Musikakademie der Stadt Kassel furt am Theater am Turm und an ›Louis Spohr‹. der Alten Oper. Er wurde Inten- dant des Tübinger Zimmerthea- Martin Baumann ters und später der Landesbühne Niedersachsen Nord in Wilhelms- ist Kantor und Organist an der haven. Von der Generalintendantur 1000 Jahre alten Stiftskirche in der Städtischen Bühnen Münster Oberkaufungen und Bezirkskantor wechselte er 2004 als Intendant ans des Kirchenkreises Kaufungen. Staatstheater Kassel. Adelheid Böhme A cappella-Werke ebenso wie große Oratorien sowie Literatur aus der studierte Kirchenmusik an den Jazz- und Popmusik. Der Chor Hochschulen für Kirchenmusik steht allen Interessierten offen. Dresden und Halle (Saale). Nach Anfragen und Anmeldungen unter: 291 dem Erwerb des A-Kirchen- Cantiamo Kassel musikerdiploms folgte ein Auf- baustudium im Fach Orgel an der Collegium Vocale Hochschule für Musik und Theater an St. Marien, Kassel Leipzig mit dem Abschluss des Konzertexamens. Böhme war tätig Das Ensemble besteht aus rund als Dozentin für Orgel und Chor- 25 Sängerinnen und Sängern. leitung an der Hochschule für Beheimatet an der Rosenkranz- Kirchenmusik in Dresden mit reger kirche, konnte sich das Ensemble Konzerttätigkeit als Organistin. im Laufe der Jahre einen Namen Nach verschiedenen Anstellungen weit über die Region hinaus erar- im Raum Dresden ist sie seit 2002 beiten. Regelmäßige Konzerte, Kirchenmusikerin am Predigersemi- ob a capella oder mit instrumen- nar der Evangelischen Kirche von taler Begleitung, gehören ebenso Kurhessen-Waldeck in Hofgeismar. zum Selbstverständnis wie die regelmäßige Gestaltung von Andreas Cessak Gottesdiensten.

Schulmusiker mit Schwerpunkt Johann de Wit Klavier und Gesang sowie einer chorleiterischen Ausbildung, u. a. geb. 1960, absolvierte ein Musik- bei Rilling, Bernius und Hoegset, studium am Conservatorium in gründete 1996 das Ensemble Rotterdam mit den Schwerpunkten Lux Aeterna. Als Dozent in der Waldhorn und Ensembleleitung. Chorleiter-Ausbildung ist er an In Utrecht schloss sich ein Schul- der Hochschule in Lübeck, der musikstudium an. Hieraus entwi- Bundesakademie Wolfenbüttel ckelte sich seine heute Tätigkeit als tätig. Bis er 2004 seine Lehrtä- Musiklehrer an der Freien Waldorf- tigkeit an der Universität Kassel schule, zunächst in Rotterdam aufnahm, unterrichtete er lange und seit 1994 in Kassel. Er wirkt Jahre am Friedrich-Ebert-Gymna- darüber hinaus als Komponist, sium in Hamburg. Musiktheaterproduzent, Musiker und Schauspieler. Cantiamo Kassel Barbara Dennerlein ist der große Universitätschor der Uni Kassel. In jedem Sem- geb. 1964, hat sich bereits als Kind ester erarbeitet der Chor neue für die Hammond Orgel begeis- Programme. Das Repertoire tert. Ihren ersten Auftritten mit 13 reicht von alter Musik bis in die Jahren folgte eine atemberaubende Musik der Gegenwart, umfasst Karriere. Sie ist im modernen Jazz zu Hause, jedoch gibt es für sie Jungstudent an der Musikaka- diversen Paderborner Gemeinden was Musiker machen, wenn sie keine starren Grenzen, sondern demie Kassel befasste er sich mit tätig und absolvierte Interpreta- musizieren. Neben den ratio- fließende Übergänge zu Swing, Komposition und studierte instru- tions- und Meisterkurse für Klavier nalen Komponenten ( Informati- Bebop, Blues und Soul. Angeregt mentale Komposition auch weiter und Orgel bei namhaften Pianisten onen zu Komponisten, Partituren, durch ihr erstes Kirchenorgelkon- in Düsseldorf. Nach einer Ausbil- 293 und Organisten. 2016 schloss er Geschichte usw. ), sind es vor allem zert bei den Bachtagen in Würz- dung zum Dirigenten übernahm sein Bachelorstudium in Kirchen- die künstlerischen Aspekte, die burg 1994 begann ihre intensive er das Universitätsorchester der musik in Detmold ab. bestimmen, ob eine Musik über- Beschäftigung mit der »Königin Bauhausuniversität Weimar. Er zeugt oder nicht. In diesem Sinne der Instrumente«. Sie entführt tritt regelmäßig als Pianist auf und Hans-Ola Ericsson gilt John Cage als eine seiner den Zuhörer in neue Klang- komponiert immer wieder Film- Hauptinspirationsquellen. welten, einer Mischung aus Jazz im musik. Seine Werke wurde schon wurde bereits 1989 zum Professor weitesten Sinne und klassischen vielfach ausgezeichnet. an der Hochschule für Musik Martin Forciniti Elementen. Heute spielt sie die in Piteå und an der Universität Hälfte ihrer Konzerte auf Konzert- Bernd Eberhardt von Luleå ernannt. 1996 folgte studierte Orgel, Gesang und oder Kirchenorgeln in Philharmo- die Berufung als Gastprofessor Kirchenmusik an den Musikhoch- nien, Konzerthäusern und Kirchen. ist Organist der Rats- und Markt- an die Hochschule für Künste schule Detmold und Düsseldorf. Mit ihrer mitreißenden und von kirche St. Johannis in Göttingen. Bremen und 2011 als Professor Als Kantor war er in Steinfurt/ der Fachpresse mehrfach ausge- Er erhielt seine musikalische für Orgel an die ›Schulich School Westfalen, in den Kirchenkreisen zeichneten CD ›Bebabaloo‹ feierte Ausbildung an der Hochschule of Music‹ an der ›McGill Univer- Kassel-Land und Kaufungen, sowie Dennerlein 2010 mit Ihrem Trio der Künste Berlin ( Kirchen- sity‹ in Montreal, Kanada. Heute im Niestetal tätig. Von 2008 bis ihr 35. Bühnenjubiläum als Jazzor- musik A-Examen ) und am Swee- ist er weltweit als Konzertorga- 2015 war er Kantor des Diako- ganistin und Komponistin. Ihre linck Conservatorium Amsterdam nist, Komponist und Pädagoge nissenmutterhauses Kassel. Seit CDs wurden mit Auszeichnungen, ( Solistenklasse Orgel bei Ewald tätig. Er gehört zur Avantgarde der Oktober 2015 ist er Organist der mehrfach mit Jazz Awards und dem Kooiman ). Neben dem konzer- Interpreten mit einem vollstän- Kath. Kirche St. Familia in Kassel. Preis der deutschen Schallplat- tanten Orgelspiel ist Bernd Eber- digen stilistischen Spektrum von Martin Forciniti leitet die Chöre tenkritik bedacht, ihre CD ›Take hardt in der Vergangenheit als der frühesten Orgelmusik bis zur Cantus Hoof und den Chor des Off‹ ( Verve/Universal ) erreichte Dirigent hervorgetreten. Mit den Musik der Gegenwart. Er ist auch Diakonissenmutterhauses Kassel. sogar Platz 1 der Jazz-Charts und Ensembles Göttinger Stadtkantorei als Fachberater bei der Renovie- Neben regelmäßigen Orgelkon- wurde als meistverkauftes Jazz- und Göttinger Kammerchor ist er rung und Rekonstruktion bedeu- zerten im In- und Ausland erhielt Album gefeiert. Dennerlein gehört regelmäßig Gast bei Festspielen, tender historischer Orgeln gefragt. er die Ausbildung zum Orgelsach- zum Kreis der wenigen deut- so z. B. in diesem Jahr bei den Ein Lieblingsprojekt war die verständigen. Darüber hinaus ist er schen Künstler mit internatio- Int. Händelfestspielen Göttingen Rekonstruktion der Orgel aus dem Mitarbeiter des Merseburger-Ver- naler Reputation. Sie präsentiert und dem Festival Architektur und 17. Jahrhundert in der Deutschen lags Kassel und zuständig für sich auf ihren Veröffentlichungen Musik in Torun ( Polen ). Kirche in Stockholm. Öffentlichkeitsarbeit und Lekto- und in ihren Konzerten als kompe- ratsaufgaben bei Editionen Geistli- tente Vertreterin einer neuen Marcel Eliasch Hans Fidom cher Musik. Generation von Jazz-Musikern und wurde dadurch zur Protagonistin geb. 1997, fing mit drei Jahren das ist Professor für Orgelkunde an Margrethe Fredheim ihres Instruments, der legen- Klavierspiel und mit neun Jahren der Freien Universität Amsterdam, dären Hammond B 3 sowie der das Orgelspiel an. 2008 erhielt Leiter des Orgelpark Research Die norwegische Sopranistin Pfeifenorgel. er ein Stipendium des Erzbis- Programs und Orgelsachverstän- Margrethe Fredheim studierte tums Paderborn für junge Nach- diger. Einen der Schwerpunkte Gesang an der Musikhochschule in Eric Domenech wuchsorganisten und begann ein seiner Forschungsarbeit bildet die Oslo und an der Manhattan School Jungstudium für Orgel und Impro- Rolle des Hörens in Situationen, of Music in New York. Während geb. 1991, bekam mit sechs Jahren visation in Detmold. Er war bereits wenn Musik klingt. Auch ist er sehr ihres Masterstudiums in New York ersten Klavierunterricht. Als als Organist und Chorleiter in daran interessiert, zu erforschen, arbeitete sie u. a. mit Thomas Hampson, Benton Hess, Karan werden von Beginn an mit Musi- Armstrong, Catherine Foster, zieren, Singen und Aufführungs- Robert DeSimone and Judith erfahrungen vertraut gemacht Haddon. Im Studium sang sie und erlangen in ihrer Schulzeit Partien wie ›Marguerite‹ ( Faust ) einen breit angelegten und vielfäl- 295 und ›Tatjana‹ ( Eugen Onegin ). tigen Einblick in die Musik. Beim Später war sie als ›Woglinde‹ ( Das Konzert in St. Martin treten einige Rheingold ) an der Norske Oper Chor- und Instrumentalensem- und als ›Musetta‹ ( La Bohème ) bles auf, die mit der hohen Qualität bei den Opernfestspielen Oslo ihrer Aufführungen begeistern zu erleben. Margrethe Fredheim werden. sang außerdem in einem Gala- konzert in der Oper von Kairo mit Ulrich Gasser dem Cairo Symphony Orchestra, in Konzerten der Norwegischen Nati- geb. 1950, lebt in Rheinau ( CH ) onaloper und im vergangenen Jahr und La Chapelle sous Brancion ein Konzert in der Carnegie Hall in ( F ). Nach dem Abitur studierte er New York City. In diesem Jahr gab Musik mit Hauptfach Querflöte. sie ihr erstes Solokonzert in Erfurt. Weitere Studien, darunter Kompo- Am Theater Erfurt debütierte sition an der Staatlichen Hoch- Margrethe Fredheim 2015 als schule für Musik in Freiburg im ›Donna Anna‹ ( Don Giovanni ) und Breisgau, folgten. Er lehrte fast 30 trat zeitgleich ihr erstes Festen- Jahre lang an der Pädagogischen gagement an. Daneben sang sie Maturitätsschule Kreuzlingen und zudem die ›Eurydike‹ ( Orpheus engagierte sich gleichzeitig feder- und Eurydike ). In der vergan- führend in kulturellen Foren und genen Spielzeit 2016/17 war sie Organisationen. Seit 2009 ist er als ›Miss Jessel‹ ( The Turn of freischaffender Komponist und the Screw ), ›Fiordiligi‹ ( Così fan Flötist. Er ist Preisträger bedeu- tutte ), ›Marie‹ ( Die verkaufte tender Kompositionswettbewerbe. Braut ) und ›Isabella‹ ( Giuli- etta e Romeo ) zu erleben. Aktuell Wolfram Geiss singt Margrethe Fredheim bei den Erfurter Domstufen-Festspielen Cellist des ›Spohr Ensembles‹, ist die Partie der ›Ines‹ ( Der Trou- ehemaliger Solocellist des ›Staats- badour ). Darüber hinaus wird sie orchesters Kassel‹. Er ist ebenfalls in der kommenden Spielzeit u. a. Gründer und Mitglied im Kammer- in der Rolle der ›Pamina‹ ( Die orchester ›Louis Spohr‹. Zauberflöte ) am Theater Erfurt zu erleben sein. Frank Gerhardt

Friedrichsgymnasium Kassel geb. 1967, studierte Musikwissen- schaften, Klavier und Cembalo Das Friedrichsgymnasium ist sowie Komposition an der Hoch- offiziell seit 2003 »Schule mit schule für Musik und darstellende Schwerpunkt Musik«. Die Schüler Kunst in Frankfurt. Seit 2000 ist Gerhardt dort Dozent für Musik- Organist und Improvisator; zahl- theorie und Elektroakustische reiche Uraufführungen ihm gewid- Komposition. Frank Gerhardt ist meter Orgelwerke ( WDR, DLF ). Er seit 2009 Dozent für Komposition unterrichtet an der Folkwang-Uni- 297 und Tonsatz/Hörerziehung an der versität in Essen und an der Musikakademie der Stadt Kassel Robert-Schumann-Hochschule ›Louis Spohr‹. Gerhardts musikali- Düsseldorf, veröffentlicht Texte sches Werk umfasst Kompositionen zur Orgelmusik des 19. bis 21. Jahr- für nahezu alle instrumentalen hunderts und gab zusammen mit und vokalen Gattungen, elektroa- Hermann J. Busch das Lexikon der kustische Stücke sowie Musik für Orgel ( Laaber 2007 ) heraus. Tanztheater. Seine Kompositionen wurden vielfach ausgezeichnet. Daniel Glaus

Michael Gerisch zählt zu den profiliertesten Kirchenmusikern der Gegenwart im vogtländischen Falkenstein und hat sich neben seiner organis- 1958 geb., begann frühzeitig mit tischen Tätigkeit auch als Kompo- Klavier- und Violinunterricht. Seit nist einen internationalen Namen 1974 studierte er Kirchenmusik in gemacht. Als Forscher hat er eine Dresden und an der Musikhoch- neue winddynamische Orgel entwi- schule ›Franz Liszt‹ in Weimar. ckelt, die auf ein großes Echo 1985 wurde er Kantor und Orga- stößt. Er wirkte in Biel als Orga- nist der Kirchengemeinde Dresden nist und ist seit 1984 Professor für Bad Weißer Hirsch und als Dozent Komposition und Musiktheorie für Partiturspiel und Orgel an an der Hochschule für Musik und die Kirchenmusikschule Dresden Theater Zürich. Seit 2007 wirkt er berufen. Michael Gerisch blickt als Organist und Kirchenmusiker auf zahlreiche Orgelkonzerte am Berner Münster. Er leitet das zurück, u. a. war er während seiner internationale Sommerfestival der Dresdener Zeit Gastorganist der Abendmusiken im Berner Münster. Dresdner Philharmonie und des Damit verbunden ist eine Professur Dresdner Kreuzchores. Seit 1992 für Orgel und Komposition an der ist Michael Gerisch Kirchenmu- Hochschule der Künste Bern. Er ist siker der Ev. Petrus-Kirchenge- Träger der Ehrendoktorwürde der meinde Kassel. Schwerpunkt seiner Universität Bern. Arbeit hier ist die chorische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Giulia Glennon Erwachsenen. 1970 in Wales ( GB ) geb., studierte Matthias Geuting Musikwissenschaft an der Oxford University, bevor sie ihre Ausbil- studierte Kirchenmusik und dung mit einem Kapellmeister- Musikwissenschaft in Essen und studium an der ›Guildhall School Bochum ( Promotion über Johann of Music and Drama‹ in London Sebastian Bach ). Tätigkeit als komplettierte. Anschließend war Giulia Glennon u. a. in Glasgow an Staatlichen Hochschule für Musik Hochschule für Musik in Detmold Seit 2014 ist sie Mitglied im BBK der ›Scottish Academy of Music und Darstellende Kunst Stutt- ab. Nach einem abgeschlossenen Kassel. and Drama‹ sowie am Würzburger gart. Seit 2013 arbeitet er in glei- Kirchenmusik-Studium in Detmold Theater als Studienleiterin und cher Funktion an der Hochschule ist sie seit März 2017 Bezirkskan- Stefan Klöckner Kapellmeisterin engagiert. Sie für Musik und Theater München. 299 torin im Evangelischen Kirchen- gastierte regelmäßig beim ›Alde- Konzerte, Kurse, Jurytätigkeit kreis Kaufungen. 1958 in Duisburg geb., studierte burgh Festival‹ in England als und Aufnahmen in den meisten Musik an der Folkwang Hoch- Vocal Coach und Studienlei- europäischen Ländern, Japan und Sascha Heberling schule in Essen, anschließend terin. Seit 2002 ist sie Studienlei- Südkorea sind Bestandteil seines Musikwissenschaft und katholische terin und Dirigentin am Kasseler Wirkens. Er ist Träger zahlreicher geb. 1975, studierte Kirchenmusik Theologie. Der promovierte Theo- Staatstheater. Auszeichnungen. und KA Orgelliteraturspiel und loge leitete als Diözesanmusikdi- Improvisation in Heidelberg. Seine rektor das Amt für Kirchenmusik Martin Gregorius Anders Hannus Lehrer waren u. a. Prof. M. Sander des Bistums Rottenburg/Stuttgart. ( Orgel ), Prof. M. Messmer ( Kompo- Seiner Tätigkeit als Lehrbeauf- geb. 1991 in Gdynia ( PL ), studierte wurde in Pietarsaari (Finnland), sition ), Prof. R. Zimmermann tragter an der Musikhochschule in Danzig, Detmold, Lyon und geb., 1993 zog er nach Schweden, ( Orgelimprovisation ) und Prof. Karlsruhe folgte die Berufung als Paris Orgel ( Konzertexamen ), um an der Musikhochschule in K. L. Kreutz ( Orgelimprovisation ). Professor für Gregorianik und Orgelimprovisation, Kirchen- Piteå Tontechnik zu studieren. Seit 2009 ist er Bezirkskantor für Liturgik an die Folkwang Univer- musik sowie Musiktheorie u. a. bei Nach seinem Abschuss wurde er den Kirchenkreis Gelnhausen und sität. Er ist seit 1994 zudem M. Bouvard, Th. Escaich, F. Espin- 1996 als Tontechniker an dieser Dozent für Orgelimprovisation an Leiter der Münsterschwarzacher asse, O. Latry, Ph. Lefebvre, Schule angestellt. Einige Jahre der KMF Schlüchtern. Choralkurse. T. A. Nowak, P. Pincemaille. Er ist später arbeitete er als Network- Preisträger von mehreren inter- Administrator und ist seit 2004 Katalin Hercegh Sonja Koppelhuber nationalen Orgel- und Improvi- Mitarbeiter im EDV-Bereich an der sationswettbewerben ( Westfalen Technischen Hochschule in Luleå. 1. Violine des ›Spohr Ensembles‹, wurde in Heilbronn geboren. Ihrem Impro 6, Schlägl, Dudelange ). Mit Hans-Ola Ericsson arbeitet er ist 1. koordinierte Konzertmeis- Studium der Musik an der Hoch- seit dem Jahre 2000 als Tontech- terin im ›Staatsorchester Kassel‹. schule in Detmold folgten Meister- Alexander Grotov niker zusammen und war an den Sie ist Gründerin und künstleri- kurse, u. a. bei N. Semer, R. Cunning- Werken ›De fyra varelsernas amen‹ sche Leiterin des Kammerorches- ham und Ingeborg Danz. Sie tritt 2. Violine des ›Spohr Ensembles‹, und ›Das Hohelied der Liebe‹ ters ›Louis Spohr‹. in den großen Konzerthäusern ist Mitglied im ›Staatsorchester beteiligt. Neben seiner Arbeit als Deutschlands auf und arbeitet mit Kassel‹ sowie im Kammerorchester Tontechniker ist er auch Kompo- Gurdrun Hofrichter renommierten Orchestern wie ›Louis Spohr‹ nist, Performer, Arrangeur und z. B. dem ›Bachorchester Stutt- Produzent. ist freischaffende Malerin und gart‹, ›Bach Collegium Stuttgart‹ Bernhard Haas lebt in Kassel. Nach ihren Studien oder ›Deutschen Kammerorchester Dorothea Harris der Kunst, Musik, Kunstthe- Berlin‹.Seit der Spielzeit 2006/07 geb. 1964, studierte Orgel, Klavier, rapie und -pädagogik war sie als ist Koppelhuber Ensemblemitglied Cembalo, Kirchenmusik, Kompo- studierte Musik an der Univer- Dozentin und in der Erwachse- am ›Mainfranken Theater in sition und Musiktheorie an den sität in Oxford und war als Organ nenbildung tätig. Neben der Grün- Würzburg‹. Sie ist Trägerin Musikhochschulen in Köln, Frei- Scholar am dortigen Corpus dung der ›Kunst Werkstatt Kassel‹ verschiedenster Auszeichnungen burg und Wien. Wichtige Lehrer Christi College, anschließend organisiert und leitet sie Kurse für herausragende Leistungen. waren u. a. Wilhelm Precker, an den Kathedralen in Ripon und Seminare, Ausstellungen Ludger Lohmann und Peter und Guildford tätig. Im Juli und Projekte im europäischen Fabian Krämer Neumann. Nach einem Lehrauf- 2014 schloss sie ihr Studium in Raum. Ihr Buchprojekt mit Arno trag in Saarbrücken erhielt er 1994 Orgel ( Master of Music, Klasse Reich-Siggemann erläutert ihr Jahrgang 1997, erhielt im Alter eine Professur für Orgel an der Prof. Dr. Martin Sander ) an der Verhältnis zu Farbe und Malerei. von fünf Jahren erstmals Klavierunterricht, im Alter von Orgelstudium in Paris und Basel zwölf Jahren kam die Orgel als an ( Guy Bovet, Orgel; Rudolf Lutz, Instrument hinzu. Mit 14 Jahren Improvisation; Andrea Marcon, begann er die Ausbildung zum Cembalo ). Von 2000 bis 2011 C-Kirchenmusiker im osthessi- leitete er eine Orgelklasse an der 301 schen Schlüchtern, die er nach Hochschule der Künste Bern und zwei Jahren abschloss. Seit war von 2000 bis 2008 Organist der Oktober 2014 studiert er an der dortigen Französischen Kirche. Hochschule für Musik Detmold Seit 2011 ist er Professor für Orgel Ev. Kirchenmusik u. a. bei und Improvisation und Studien- Prof. T. A. Nowak ( Orgel ) und gangssprecher der Abteilung für Prof. A. Kohler ( Chorleitung ). Orgel und Kirchenmusik an der Seit August 2015 hat er zudem Hochschule für Musik Hannover. die Stelle als Kirchenmusiker der Er ist Dozent für historische Ev. Garnisonkirche in Augustdorf Improvisation an der Schola ( NRW ) inne. Cantorum Basiliensis.

Sebastian Küchler-Blessing Louis Lindenborn ist seit drei Jahren Essener bekam seinen ersten Orgelun- Domorganist an der Kathedral- terricht während seines inter- kirche des Ruhrbistums. Neben nationalen Freiwilligendienstes seiner Verantwortlichkeit für am Royal College of Organists Liturgie und Konzerte rief er dort in London. Im Anschluss an sein die Konzertreihe ›Dimension Auslandsjahr begann er sein Bache- Domorgel‹ ins Leben. Er konzer- lorstudium Musikwissenschaft mit tiert regelmäßig in großen euro- dem Ergänzungsfach Interkultu- päischen Kathedralen und an den relles Musik- und Veranstaltungs- wichtigsten historischen Orgeln. management an der Hochschule für Als Improvisator und Kammermu- Musik in Weimar und Jena. Neben siker ist sein musikalisches Wirken seinem Studium ist er als Orga- vielfältig. Er lehrt an der Hoch- nist in verschiedenen Gemeinden schule Düsseldorf und ist Preis- der Ev. Kirche Kurhessen-Waldeck träger namhafter Wettbewerbe. In tätig, insbesondere, neben Kantor seiner Jugend erhielt er bereits Jürgen Bonn der Ev. Friedens- wichtige Förderung durch, die kirche Kassel. Deutsche Stiftung Musikleben und die Jürgen-Ponto-Stiftung Hampus Lindwall und wurde bereits als Schüler in die Studienstiftung des deutschen ist in Stockholm geb. Sein erstes Volkes aufgenommen. Instrument war eine E-Gitarre, mit der er auch einige Aufnahmen Emmanuel Le Divellec vorweisen kann. Als junger Mann entdeckte er die Klassische Musik 1966 in Paris geboren. Dem Physik- und studierte Klavier und Orgel studium in Paris schloss sich ein am Royal College of Music in Stockholm. Nach Paris ging Lind- erfolgreiche Laufbahn als Organist, wall 2002, um seine Studien zu Juror, Lehrer bei Meisterkursen vertiefen. Dort ist er heute Titular und Herausgeber. Er musiziert mit Organist an der Kirche St. Esprit. den großen Orchestern Deutsch- 303 Zahlreiche Wettbewerbe hat er lands, wie z. B. NDR-Sinfonieor- gewonnen und gilt als ein kreativer chester Hamburg und Orchester Improvisateur an der Orgel, der aus Tonhalle Düsseldorf. Von 1998 bis Interesse an anderen Kunstformen 2016 hatte er eine Orgelprofessur auch gerne ungewöhnliche künstle- an der Hochschule in Frankfurt rische Kooperationen sucht. inne. Seit 1983 ist er Organist der Frankfurter St. Katharinenkirche. Anna Linss Georg Lungwitz geb. 1988 in Kassel, studierte Kirchenmusik ( A ), Künstleri- Geboren 1963 in Velbert/Rhein- sche Ausbildung sowieso Konzer- land. Ersten Klavierunterricht texamen mit Hauptfach Orgel an erhielt er im Alter von 6 Jahren, der Hochschule für Musik und mit 11 Jahren ersten Orgelunter- Darstellende Kunst in Frankfurt richt. 1984 folgte das Studium am am Main bei Prof. Martin Lücker. Bischöflichen Kirchenmusikse- Von 2014 bis 2017 war sie Kantorin minar in Essen bei Hans Stichel- an der Christuskirche in Mannheim bach ( Orgel und Klavier ). 1986 und Assistentin von Landeskantor setzte er an der Hochschule für Johannes Michel. Ab Oktober 2017 gestaltende Kunst und Musik in wird sie als Bezirks- und Stiftskan- Bremen das Studium fort. An der torin in Landau ( Pfalz ) tätig sein. Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf folgte 1987 ein Klavier- Lea-Maria Löffler studium bei Boguslav Strobel sowie ein Orgelstudium bei Prof. Heinz ist 18 Jahre alt und spielt seit 14 Bernhard Orlinski. Er lebt jetzt in Jahren Harfe. Sie studiert das Fach Korbach. Harfe im Detmolder-Jungstudie- renden-Institut der Hochschule für Uwe Maibaum Musik Detmold bei Prof. Godelieve Schrama. Sie wurde vielfach ausge- studierte Kirchenmusik, Cembalo zeichnet, u. a. mit dem 1. Preis und Fagott und war Sänger bei der beim Bundesjugendwettbewerb Rheinischen Kantorei Dormagen, „Jugend musizert“ und ist Mitglied Mitglied des Barockorchesters im Bundesjugendorchester. ›Concerto Köln‹ und Mitbegründer des Orchesters ›La Stravaganza Martin Lücker Köln‹. Von 1991 bis 2007 war er Kantor und künstlerischer Leiter 1953 geb., erhielt seine Orgelaus- an der Salvatorkirche Duisburg bildung in Hannover und Wien. und Leiter des Niederrheini- Frühe Auszeichnungen in Wett- schen Vocalensembles Duisburg. bewerben brachten ihn auf eine Zwischen 1992 und 2002 übernahm er die Leitung des Hochschul- Teile ihrer Werke immer komplett musiker und Kapellmeister und seit Anna Nesyba chores der Folkwang Hochschule von ihr selbst in eigener Werkstatt 1994 Regionalkantor im Bistum Essen, Abteilung Duisburg sowie realisiert werden. So verbindet sie Fulda und Kantor der Kirchenge- studierte Musik, Violine und einen Lehrauftrag für Schlag- neue Perspektiven mit handwerkli- meinde St. Elisabeth in Fulda. Das Barockvioline und besuchte die technik im Fach Dirigieren. Er ist cher Tradition. 305 Sinfonische Blasorchester des VfL Opernschule. Seit der Spielzeit Leiter der Kurhessischen Kantorei 1860 Marburg leitet er seit 2012. 2008 tritt sie als Gast am Main- Marburg und Landeskirchenmusik- Klaus Mertens frankentheater in Würzburg und direktor der Evangelischen Kirche Gerben Mourik seit 2011 bei der Jungen Oper von Kurhessen-Waldeck und Orga- Bass-Bariton, wird von den Kriti- Weikersheim auf. In den Spiel- nist an der Lutherischen Pfarr- kern für seine »unverwechselbare geb. 1981 in Gouda, studierte zeiten 2013/14 und 2014/15 war kirche St. Marien. Ausdrucksstärke, sein angenehmes Musik mit dem Schwerpunkt Orgel sie Ensemblemitglied am Staats- Timbre, sein Textgespür sowie und Improvisation sowie ein Spezi- theater Kassel. Internationale Eckhard Manz seine überzeugende Art des Musi- alstudium Kammermusik. Er ist Produktionen führten sie 2016 zierens« gefeiert. »Seine Interpre- Organist der Hervormde Gemeente nach Johannesburg (Südafrika). Sie Eckhard Manz ist seit seinem tationen von Liedern, Kantaten von Oudewater-Hekendorp. Seine ist regelmäßiger Gast bei renom- 14. Lebensjahr mit ganzem Herzen und Oratorien setzen Maßstäbe«. Beteiligung an mehreren Impro- mierten Festivals. Anna Nesybas' Organist und Chorleiter und seit Als »einer der bedeutendsten Tele- visationswettbewerben brachte umfassendes Konzertrepertoire 2006 Kantor an St. Martin in Kassel. mannsänger unserer Zeit« wurde ihm zahlreiche Auszeichnungen, reicht bis zur Musik der Gegenwart er jüngst mit dem Telemann-Preis darunter den 1. Preis des Natio- und sie war an zahlreichen Urauf- Hans-Christian Martin 2016 ausgezeichnet. Eine weitere nalen Orgelimprovisationswett- führungen beteiligt. Besonderheit ist, dass Mertens als bewerbs Zwolle. Dieser Ehrung wurde 1986 in Zwickau geb. Er weltweit einziger Sänger unter Ton schlossen sich mehrere bedeutende Joachim Pfannschmidt studierte in Dresden und Weimar Koopman das gesamte Vokalwerk an. Er wurde in seiner Gemeinde Kirchenmusik und bekleidete eine von J. S. Bach sowie von D. Buxte- zum Stadtorganisten ernannt. Zu erhielt mit acht Jahren seinen Kantorenstelle an der Weimarer hude im Konzert sang und auf CD seinen CD-Einspielungen gehört ersten Hornunterricht und bereits Jakobskirche. Sein Repertoire reicht einspielte. Sein umfangreiches auch eine Aufnahme an der Bosch/ vor dem Abitur wurde er Jungstu- von Alter Musik bis zu Urauf- Repertoire reicht von Monteverdi Bornefeld-Orgel in der Kasseler dent. Mit zahlreichen Preisen, wie führungen eigener und fremder bis zur zeitgenössischen Musik. Martinskirche. u. a. einem 1. Preis beim Bundes- Werke. Regelmäßig arbeitet er mit wettbewerb ›Jugend musiziert‹, Helmuth Rilling, Hans-Christoph Roland Möhle Imelda Natter profilierte er sich als Musiker früh- Rademann, Vittorio Ghielmi und zeitig. Sein anschließendes Studium Midori Seiler zusammen. geb. und aufgewachsen in Bad stammt aus Vorarlberg. Nach beendete er 2007 mit dem Meister- Hersfeld, Kirchenmusikstudium Abschluss des Orgelstudiums am klassendiplom. Als Solohornist des Mirjam Meerholz in Hannover und Hamburg, 1997 Konservatorium Feldkirch sowie an European Union Youth Orchestra, bis 2001 Kantor an der deutschen der Musikhochschule Zürich wirkt Mitglied im Bundesstudentenor- macht als Künstlerin vorzugsweise St. Gertrudskirche Stockholm, sie nun als Organistin in St. Gallen. chesters ›Junge Deutsche Phil- größere Arbeiten, die nur in einem 2001 bis 2013 Kantor an der Christ- Mit ihrer Spezialität »Allegre- harmonie‹ und in professionellen beschränktem Zeitrahmen exis- kirche Rendsburg-Neuwerk. Seit vento« gestaltet sie wortend und Orchestern sammelte er vielfäl- tieren: ihre Kunstwerke sind nur 2013 Kirchenmusiker in Täby am musizierend Programme, die tige Erfahrung. Seit Februar 2005 für diejenigen, die sie erleben. Sie nördlichen Rand von Stockholm. jeweils auf die Gäste und ihren ist er beim Hessischen Staatsor- ist vor allem in den Niederlanden Anlass zugeschnitten sind. chester Kassel als stellvertretender tätig, u. a. 2014 mit einem großen Ulrich Moormann Solohornist engagiert. Ein Lehr- Landschaftskunstwerk am Watten- auftrag für Horn und Blechbläser- meer. Sie arbeitet mit Klang, Stahl, 1963 in Nordhorn geb., begann mit fachdidaktik an der Musikakademie Holz und vielen andere Materialien. sechs Jahren Trompete, Klavier und ›Louis Spohr‹ der Stadt Kassel Dabei ist es ihr wichtig, dass alle Orgel zu lernen. Er ist Kirchen- rundet seine Tätigkeit ab. Thomas Pieper Industrie ( BDI ): Schlagzeug mit Duopartner‹. Er war im Jahr geb. 1972 in Bonn, studierte 2004 Stipendiat der Internatio- Kirchenmusik an der Staatli- nalen Ensemble Modern Akademie. chen Hochschule für Musik in Regelmäßig arbeitet er mit 307 Köln. 1996 legte er dort das A-Ex- verschiedenen Orchestern, wie z. B. amen ab. Nach ausgezeichnetem dem Hessischem Rundfunk und der Orgelstudium in Lausanne in der Deutschen Kammerphilharmonie Schweiz folgten die Stationen zusammen. Seit 2007 hat Sven St. Marien in Kamp-Lintfort, Cully Pollkötter einen Lehrauftrag an und Lausanne in der Schweiz. Von der Hochschule für Musik Detmold Dezember 1998 bis März 2000 war und leitet seit 2014 eine eigene er als Kantor an St. Clemens in Schlagzeugklasse an der Musikaka- Krefeld-Fischeln, tätig. Seit 2000 demie ›Louis Spohr‹ in Kassel. ist Pieper Regionalkantor und Orgelbeauftragter für die Region Felix Ponizy Kassel. Er ist Chorleiter sowie künstlerischer Leiter der ›Musik an studierte Kath. Kirchenmusik an der Rosenkranzkirche zu Kassel‹ der Hochschule für Musik und und der ›Musik in der Elisabeth- Darstellende Kunst in Frank- kirche‹ Kassel. furt am Main und legte 2014 das A-Examen ab. Als Stipen- Tjark Pinne diant des DAAD studiert er an der mdw-Wien. Prägend waren der geb. 1992, erhielt seinen ersten Unterricht bei Prof. Martin Lücker, Orgelunterricht an der Christi- Prof. Gerd Wachowski, Prof. Matin an-Vater-Orgel ( 1731 ) in Wiefel- Haselböck, Prof. Johannes Eben- stede bei Oldenburg. Zur Zeit bauer sowie Prof. Winfried Toll. studiert er Kirchenmusik in Von 2011 bis 2016 war er als Hamburg ( Orgel bei Prof. Martin Kirchenmusiker der Dompfarrei Böcker und Prof. Wolfgang Zerer, Frankfurt am Kirchort Aller- Improvisation bei Prof. Jan Ernst ). heiligen sowie, zur Unterstüt- Ein Auslandsjahr führte ihn ins zung des Dommusikdirektors an schwedische Göteborg ( Orgel der Domsingschule tätig. Felix bei Prof. Hans Davidsson und Ponizy ist Dozent an der Kirchen- Prof. Joel Speerstra ). musikalischen Fortbildungsstätte Schlüchtern und seit Februar 2017 Sven Pollkötter Regionalkantor an der Basilika Seligenstadt. Pollkötter studierte klassisches Schlagzeug an der HfM Detmold Olaf Pyras und am Conservatoire de la Musique Luxembourg. Er ist Preis- studierte Musik und Kunst in träger der Wettbewerbe ›Düssel- Kassel sowie Schlagzeug bei dorfer Altstadtfestival — Impro- Stephan Froleyks in Münster. visation, Bund der Deutschen Kompositionsstudien bei Reinhard Karger. Er ist Mitbegründer der wieder Spaziergänge auf der docu- bei Helga Gehrke und Orgel- Gesangsausbildung und Meister- Reihe für aktuelle Kunst, Musik menta 14. unterricht bei KMD Eckhard kurse legten eine Grundlage für und Sprache ›achtmal alte brüder- Manz folgten. Seit 2013 studiert eine breitgefächerte Laufbahn. kirche‹ in Kassel. Zahlreiche Ur- Martin Sander er Kirchenmusik an der Hoch- Traudl Schmaderer verfügt über und Erstaufführungen u. a. Dieter 309 schule für Musik Freiburg i. Br. in ein umfangreiches Konzertreper- Schnebel, Kunsu Shim und Steve ist als Professor für Orgel an den der Orgelklasse von Prof. Zsig- toire und tritt regelmäßig in den Reich. Einladungen zu Festi- Hochschulen für Musik in Detmold mond Szathmáry und David Franke. großen Konzertsälen und Kirchen vals u. a. ›Kasseler Musiktage‹, und Basel tätig. Zuvor wirkte er an Seit 2014 verfolgt er zusätzlich Deutschlands auf. In jüngster ›Schweizer Tonkünstlerfest‹ und den Musikhochschulen in Heidel- ein Studium der Philosophie und Zeit widmet sie sich verstärkt der David Lang's ›Festival of Music in berg und Frankfurt/Main. Zu Germanistik an der Albert-Lud- Kammermusik und gibt Lieder- Dublin‹. seinen eigenen Lehrern in Studium wigs-Universität Freiburg. Zahl- abende, konzertiert aber auch und Meisterkursen zählten Ulrich reiche innovative Konzertprojekte immer wieder mit zeitgenössi- Michael Riedel Bremsteller, Harald Vogel, Luigi ( u. a. Heiliggeistkirche Heidelberg, scher Musik und Uraufführungen. Ferdinando Tagliavini, Flor Peeters Freiburger Münster ), Meisterkurse Mit Schönbergs Liederzyklus testet gerne musikalische Grenzen und Edgar Krapp. Gleichzeitig und die intensive Zusammenar- ›Das Buch der hängenden Gärten‹ aus: So konzertiert er auf der mit seinen musikalischen Studien beit mit mehreren Chören in und feierte sie beim ›Musikfest Kassel Orgel schon einmal zusammen promovierte er bei Prof. Dr. Jürgen um Freiburg runden sein künstleri- Robert Schumann 2010‹ einen mit einem DJ oder dem Schweizer Troe an der Universität Göttingen sches Profil ab. großen Erfolg. Schlaginstrument ›Hang‹. Altes mit summa cum laude in Physi- stellt er gerne gegen Neues und kalischer Chemie. Der Gewinn Peer Schlechta Dominik Susteck ist gespannt auf die Reaktionen mehrerer großer Orgelwettbe- der Zuhörer. Er mag Minimalis- werbe — u. a. Mendelssohn-Wett- gestaltet regelmäßig Konzerte als geb. 1977 in Bochum, ist seit 2007 tisches wie bombastisch Chaoti- bewerb Berlin, ARD-Wettbewerb Interpret und Improvisator. Wich- Organist der Kölner Kunst-Sta- sches. Traditionell ist er für das München, Johann Sebastian tige Anregungen im künstlerischen tion Sankt Peter. Daneben spielte Evangelische Stadtdekanat in der Bach-Wettbewerb Leipzig und Orgelspiel erhielt er in der Arbeit er zahlreiche Uraufführungen Frankfurter Innenstadt unter- Prager Frühling — bereitete seine mit historischen und neuen Inst- von Werken jüngerer Kompo- wegs. Dort obliegt ihm u. a. die internationale Konzertkarriere rumenten verschiedenster Prove- nisten ( Janson, Odeh-Tamimi, Leitung der Frankfurter Epiphani- vor. Er konzertiert regelmäßig in nienz sowie von Hans-Ola Ericsson, Pena, Froleyks, Köszeghy, Rutt- askantorei und die Gestaltung und vielen bedeutenden Kirchen und Bernhard Haas und Jean Guillou. kamp, Seidl, Wozny u. a. ). Sein Organisation der ›Fullmoon-Con- Sälen und trat als Solist mit etli- Studien in den Fächern Musik- überwiegend auf zeitgenössische certs‹, einem außergewöhnlichen chen renommierten Orchestern wissenschaft und Deutsche Philo- Musik ausgerichtetes Repertoire monatlichen Veranstaltungsformat, auf. Neben Produktionen und logie rundeten seine Ausbildung ( Herchet, Hölszky, Kagel, Ligeti, das weit über kirchliche Grenzen Konzertmitschnitten für verschie- ab. Peer Schlechta ist als Orgel- Rihm, Stockhausen, Stäbler u. a. ) hinweg Beachtung findet. dene deutsche und ausländische und Glockensachverständiger für präsentierte er auf mehreren CDs Rundfunk- und Fernsehanstalten die Ev. Kirche von Kurhessen-Wal- beim Label Wergo, Querstand und Diana Rothaug spielte er etliche CDs ein. Er leitet deck tätig. Seit dem Jahr 2006 Kreuzberg. zahlreiche Meisterkurse und ist als ist er außerdem ehrenamtlich hat Musikwissenschaft und Juror internationaler Wettbewerbe im Vorstand der Internationalen Tanzkollektiv Labyrinthos Geschichte studiert und arbeitet tätig. Arbeitsgemeinschaft für Orgeldo- hauptberuflich als Verlagslektorin kumentation ( IAOD ) e.V. Das Freie Tanzkollektiv ›Laby- für Sachbücher zur Musik. Ange- Seraphim Schirrmacher rinthos‹ ist eine genre- und stoßen durch ihre Tätigkeit als Traudl Schmaderer generationsübergreifende Worldly Companion bei der dOCU- geb. 1994, begann seine musika- Projektgruppe mit ca. 30 profes- MENTA ( 13 ) bietet Diana Rothaug lische Karriere im Alter von acht studierte Klavier, Gesang und sionellen und semiprofessio- Stadt- und Parkführungen in Jahren im Posaunenchor seiner Violine an der Staatl. Hoch- nellen Beteiligten zwischen 16 Kassel an und begleitet 2017 auch Heimatgemeinde. Klavierunterricht schule in München. Eine private und 74 Jahren. Sie haben sich 2013 zusammengefunden, um auch als Gesangslehrer im Raum Freie Waldorfschule Kassel Groningen (Niederlande) tätig, gemeinsam an unterschiedli- Nordhessen. seit Oktober 2006 ist er Dozent chen performativen Projekten zu Waldorfpädagogik will die indivi- für Orgel an der Schola Cantorum arbeiten. Ein Merkmal ist, dass Marcus Ullmann duellen Fähigkeiten des Einzelnen Basiliensis (Schweiz). Konzerte, es sich bei der Gruppe gewisser- 311 zur Entfaltung kommen lassen. Sie Kurse, Jurytätigkeit und maßen um eine Company »auf Der lyrische Tenor Ullmann wurde versteht sich als eine Erziehung Aufnahmen führten ihn in die Zeit« handelt, die es sich zum Ziel bei Dresden geboren. Als Jugend- zur Freiheit. In Waldorfschulen meisten Länder Europas, nach gesetzt hat, mit neuen und inno- licher im Dresdner Kreuzchor wird besonders großer Wert auf das Israel, Nord- und Südamerika, vativen Trainings-, Proben- und studierte er an den Musikhoch- gleichwertige Nebeneinander von Japan und Südkorea. Aufführungsformen zeitgemäße schulen Dresden, Berlin und Karls- klassischem Unterricht, Kunst und Tanz- und Performanceformate zu ruhe. Nach seinem Studium, das Handwerk gelegt, da so der ganze Christian Zierenberg entwickeln. Dabei bekommt keiner er mit Auszeichnung abschloss, Mensch — mit Kopf, Herz und der Darsteller eine Gage, alle führten ihn schon bald Engage- Hand — angesprochen und geför- studierte Kirchenmusik an der beteiligen sich freiwillig, auch sind ments an das Staatstheater Mainz dert wird. Die Musik spielt in der Folkwang Hochschule in Essen sie Gleiche unter Gleichen — was und an die Semperoper Dresden. Waldorfschule eine große Rolle: und in Hannover. Seit 1994 ist er sich auch in einem offenen Weltweit ist er in allen wichtigen Gesang in der Klasse, im Chor und Bezirkskantor im Kirchenkreis Probenprozess widerspiegelt. Musikzentren zu Gast. Häufig Musizieren im Orchester sind zent- Rotenburg an der Fulda und betä- konzertiert er mit dem Dresdner rale Bestandteile der Pädagogik. tigt sich ebenfalls als Komponist Thorsten Teubl Kreuzchor, dem Windsbacher Die Schule ist, mit der Gründung für Orgel und Klavier. Durch die Knabenchor oder dem Thoma- in 1929, als sechste Waldorfschule Arbeit mit Gerd Zacher erhielt er geb. 1974, stellvertretender Leiter nerchor. Eine intensive Zusammen- in Deutschland ein der ältesten in wichtige Impulse für die Inter- des Tanztheaters und Tanzthea- arbeit verbindet ihn mit Martin Deutschland. pretation neuer Musik, so zum terdramaturg. Teubl wuchs auf der Stadtfeldt, mit dem er in diesem Beispiel für die Uraufführungen Schwäbischen Alb auf, studierte Jahr auf Schloss Morsbroich Wolfgang Zerer von Werken Jörg Herchets. unter anderem Theologie, Musik- gemeinsame Liederabende gibt. und Theaterwissenschaft in geb. 1961 in Passau, erhielt Oliver Zinn Bayreuth, Musiktheater-Regie in Chor der Universität Kassel seinen ersten Orgelunter- Hamburg und Kulturmanagement. richt vom Passauer Domorga- Die musikalische Heimat von Teubl lebt derzeit in Kassel. Wir, das studentische Orchester nisten Walther Schuster. Ab 1980 Oliver Zinn ist die Martinskirche der Uni Kassel, bestehen seit dem studierte er in Wien ( Orgel bei Kassel. Hier erhielt er seinen Gerald Thompson Wintersemester 2012. Unser Ziel Michael Radulescu; Cembalo bei ersten Orgelunterricht bei Eckhard besteht darin, den Studierenden Gordon Murray; Dirigieren bei Manz und kam mit der Chorarbeit wurde in Arkansa USA geb. Der eine Möglichkeit zu geben, ihre Karl Österreicher sowie Kirchen- in Berührung. Seit 2016 studiert amerikanische Countertenor Fähigkeiten des Dirigierens, des musik ). Weitere Studien führten Oliver Zinn Kirchenmusik an der sammelte erste Opernerfahrungen Organisierens und natürlich des ihn nach Amsterdam ( Cembalo bei Hochschule für Musik und Theater in dem Nachwuchsförderprogramm Spielens seines eigenen Instru- Ton Koopman ) und nach Stuttgart Hamburg. der San Francisco Opera. Gast- ments zu erweitern. Deswegen ( Kirchenmusik; Orgel bei Ludger spiele führten ihn seitdem weltweit werden alle Aufgaben von Studie- Lohmann ). Er war Preisträger an die berühmten Opernhäuser, renden übernommen. Im Vorder- verschiedener Orgelwettbewerbe wie The Metropolitan Opera grund steht dabei besonders ( u. a. in Brügge und Innsbruck ). ( New York ), New York City Opera der Spaß an der Sache, also Nach Lehraufträgen in Stutt- und viele andere. Als Solo-Kon- dem gemeinsamen Musizieren. gart und Wien erhielt er 1989 eine zertsänger umfasst sein Reper- Demnach versuchen wir, jedem zu Professur für Orgel an der Hoch- toire Kantaten und Oratorien von ermöglichen, bei uns mitzuspielen. schule für Musik und Theater Buxtehude, Telemann, Bach und Hamburg. Seit 1995 ist er als Händel. Seit kurzem arbeitet er Gastdozent am Conservatorium Autor × innenliste

Eric Domenech Prof. Daniel Glaus 313 Michael Töpel

Musiker und Komponist, lebt Der Kirchenmusiker, Forscher und Der deutsche Komponist und in Kassel; seine Kompositionen Professor für Komposition lebt in Musikwissenschaftler ist Lektor in wurden vielfach ausgezeichnet. Bern. einem Musikverlag und als Heraus- geber von Fachliteratur tätig. Wendelin Eberle Prof. Bernhard Haas Dr. Sabine Töppel ist Geschäftsführer der Firma studierte Orgel, Klavier und Rieger Orgelbau. Kirchenmusik und hat eine Profes- Die promovierte Musikwissen- sur für Orgel und einen Lehrstuhl schaftlerin und Ethnologin arbeitet Hans-Ola Ericsson in München an der Hochschule für in der Festivalorganisation und Theater und Musik. Künstlervermittlung. Wurde als Professor nach Kanada berufen. Er ist heute als Kompo- Dr. Babette Kaiserkern nist, Pädagoge und Organist welt- weit tätig. studierte Literatur- und Musikwis- senschaften sowie Hispanistik. Sie Prof. em. Dr. Burkhard Fricke arbeitet als Autorin, Kulturjour- nalistin und Musikvermittlerin in Ordentlicher Professor für Berlin. Theoretische Physik, Universität- Gesamthochschule Kassel, Prof. Martin Luecker 2006 Emeritierung. Der emeritierte Professor für Orgel Ulrich Gasser an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt ist ein zeitgenössischer Schweizer am Main ist derzeit Organist an Komponist und Kulturfunktionär. St. Katharinen ebendort. Als freischaffender Komponist lebt er am Genfersee und in Frankreich. Sergej Newski

Frank Gerhardt der russische Komponist studierte in Moskau, Dresden und Berlin. studierte Musikwissenschaften, Seine Kompositionen sind vielfach Klavier, Cembalo und Komposition. ausgezeichnet. Gerhardt ist Dozent für Kompo- sition und Tonsatz/Hörerziehung Dr. Georg Pepl an der Musikakademie der Stadt Kassel ›Louis Spohr‹. lebt in Kassel und ist Musikwissen- schaftler und freischaffender Autor. Wir danken unseren 315 Förder ×­­­ innen­­­­ Das Orgelfestival wurde durch großzügige Förderungen Die beeindruckende Anzahl Ingetraud Drescher möglich, für die wir uns außerordentlich bedanken! unserer Spender und Pfeifenpaten Julia Dummer ist uns Ansporn, Auftrag und Mechthild und Fritz Dyckmans Grund zu großer Dankbarkeit: Dr. Gerhard Enderlein 317 Joachim Ertle Doris und Wolfgang Ackermann Robert Esser Irene Althaus-Petervari Evangelische Bank Isabell Amann Brunhilde Fabricius Evangelischer Stadtkirchenkreis Kassel Familie Ammerbach Petra Feist-Dietrich Evangelische Kirchengemeinde Kassel-Mitte Claudia Arend Fehr Förderverein R.D. e.V art promotion, Heinz Andreas Fehr Fieseler Stiftung Strüfing-Kahse Hubert Anton Filarsky Kirchenmusikstiftung Ziegler Matthias Bartetzko Salesia Fischer Kulturplattform St. Martin e.V. Christine Baumann Ursula und Werner Fleischhut Land Hessen B. Braun Melsungen AG Förderverein Martinskirche Landgraf Moritz Stiftung Cornelia und Andreas Beine Kassel e.V. Stadt Kassel Rosemarie Berger Förderverein Reiner Dierichs e.V. Thomas Berkenkamp Walther Frederking Barbara und Winfried Biener Petra Freudenberger-Lötz Kurt Bille Friedrich Freudenstein Neben der finanziellen Förderung erleben wir Ingrid Anita von Bischoffshausen Monika Frewer ein überwältigendes ehrenamtliches Engagement. Dr. Friedrich Block Dr. Burkhard Fricke Unser Dank gilt besonders Inge Böhle Henning Früchting Dr. Ulrike Böhme Tabea Fuhr Barbara Döring Barbara Brauckmann Ruth und Klaus Dieter Fürsch Petra Feist-Dietrich Ingrid Brehm Rosemarie Gasse Antje und Irene Gerth Ursula und Volkmar Bühling Matthias Gebauer Agnete Goldmann Margarete Bunnemann Helga und Dr. Helmut Gehrke Carolin Jetter Dirk-Rüdiger Carius Silvia Gercke Alma Klein Frank-Rüdiger Carius Hilke Gerke Uschi Koralewski Mechthild Claes Antje und Irene Gerth Birgit Manz Gisela und Hans-Dieter Credé Wilfried Gerwig Katja Neuendorf Horst Damm Inge und Erhard Giesler Christiane Wilke Dr. Isabel Deckwer Ingrid Gnau und Jens Siemon Agnete und Dr. Albrecht Außerdem danken wir noch vielen anderen Helfern, Dr. Georg Dieckhues und Goldmann die Kuchen backen, Veranstaltungen beaufsichtigen, Irmgard Toepper-Dieckhues Tobias Götting Programme verkaufen, Handzettel mitnehmen, die Teresa Diemer Corinna und Tobias Grimm Orgelbar versorgen, Briefe eintüten, die Abendkasse Bruni und Herbert Dietz Dr. Dieter Grösch betreuen und so vieles mehr. Hier schlägt das Herz der Waltraud Dilcher-Tobey Christa Grunewald Veranstaltungsreihe! Ursel und Georg Dippel Edeltraut Gücker Dr. Ulrich und Marianne Dithmar Hans-Walter Günther Bettina Ditschar Christel Gusek Peter Döberitz Ludwig Haffke Dr. Michael Donges Hajo Hagemann Dorothea Dorn Jürgen Hahl 316 Wolfgang Hahn Kasseler Sparkasse Ulla und Dr. Gerhard Neuner Gertraud Scholz Martina Haines Stefan Kimm-Friedenberg Frank Niewelt Martina Schötteldreier Anne Dorothea Harms Gabriele Kircher Annette Obermüller-Hörsch Jürgen Schuppe Ralph Hartfiel Gertraud, Peter und Paul Klatte Eva-Maria Offermann Dr. Maria Schuppert Nicola Haupt Alma Klein 319 Gisela Oldenburg Magdalena Schwarz Dres. Rosemarie Georg Kleinschmidt Ortsbeirat Kassel-Mitte Familie Seeberg und Heinrich Hecke Ortrun und Helmut Kohl Rosa Passarge Thomas Siemon und Sabine Dr. Martin und Ruth Hein Christian Kohl Rosemarie und Günter Pätzold Herms-Siemon Ulrike und Reimer Hennings Monika Kohl Heidrun Petersen Regina und Jörg Simmes Dr. Annegretel Hering Manfred Köhne Dr. Heide Pfarr Ingrid Sint-Landgrebe Gabriele Heuer-Borbein Dres. Friederike Knut Pfeiffer Brigitte und Dr. Walter Sons Anke und Klaus Heuser und Ulrich Kollmar Regula Pfeiffer Sparda Bank Wolfgang von Heusinger Dr. Dietrich Korsch Elke Phieler Beate Spehr-Bechinger Irene und Hermann Heyer Hannelore Kröger Sigrid Pörschke Thomas Sprekelsen Roswitha Hilgenberg Doris Krug Dr. Rolf-Dieter Postlep Stadt Kassel Birgit Hillmer Oliver Kuhn Christa und Jürgen Purschke Inge Stittner Gudrun und Horst Hinz Dr. Ulrike Kulder-Brede Olaf Pyras Anne-Kathrin Stöber Christa und Albrecht Hoffmann Landgraf-Moritz-Stiftung Hendrike Racky und Dieter Beig Susanne und Knut Hoffmann Doris und Udo Landgrebe Marlies Rappmann Klaus Stöber Rainer Hofius Ingrid Lau Irmgard und Holger Rehak Volkhardt Strutwolf Gudrun Hofrichter Familie Laubinger Dr. Mechthild Reichling-Amsel Claus-Dieter Suß Dr. Hans Helmut Horn Gerhard Lauff Beate Reinhardt Dr. Willi Temme Familie Hornschu Irini Leifeld Familie Reinicke Rudolf Thalemann Hübner GmbH Dorothea Leinemann Monika und Reiner Remke Ellen Theilig Renate und Horst Humburg Gisela Liebing Familie Renner Alfred Thielemann Elfriede Hutfles Frank Lengemann Gudrun Riecken Silvia Thomsen Helga und Friedrich Iffert Kerstin Linne Gabriela und Wilhelm Ritter Margitta Thümer Jutta und Tina Iffert Lions Hilfswerk Kassel e.V. Gisela Röhrich-Hemmerling Anneliese und Heinrich Beatrix Irimia Anna Linß Dietlind Roll Uffelmann Christoph Irimia Frank Lippert Julia Ronge Hannelore Veeck Monika Irimia Inge und Heinz Lohr Diana Rothaug Verband ev. Kirchenmusiker Christoph Jamolowiez Mach AG Christine und Gerd Rücker Kurhessen-Waldeck Harald Jansa Phillip Karl Constantin Ralph Rühlig Verein der Freunde Helga Japing von Malsburg Günter Sandmann des Rotary Club Kassel e.V. Rosemarie Jazdzejewski Marie-Luise und Dieter Manz Helga und Ewald Schäfer Katrin Vollmer Eva und Helge Jentschura Familie Manz Pfeifenpat × innen Helge und Dr. Volker Schäfer Friederike und Christian Voss Carolin Jetter Wolf-Peter M. Dr. Petra Schambach Dr. Barbara Wagner Christa und Rüdiger Joedt Heidi und Michael Martin Jutta Schaumlöffel Sabine Wagner Mechthild Johannsmann-Bauer Georg von Meibom Frank Schiewack und Dr. Michael Gross Familie Jörg Waltraud und Peter Meister Ursula und Peter Schlamp Karl Waldeck W. + L. Jordan GmbH Dr. Ralf Müller Dorothee Schlott Firma Wand und Boden Michael Jung Doris und Hans-Dieter Müller Astrid und Markus Schmidt Michael Wilberg Anika und Ingo Jürgens Ulf Murr Jutta Schmoll-Barthel Ulrike Watschke Charlotte Just Marianne Naumann-Boucsein Familie Schnittker Helmut Weber Reinhold Kalden Günther Nebe Meike Schoeler-Schäfer und Susanne Weihermann Kasseler Bank Katja Neuendorf Helwig Schäfer Hannelore Welsch 318 Gudrun und Christian Werkmeister Impressum Irmhild Werner Rüdiger Werner Herausgeber und verantwortlich Wir danken den beteiligten Christa und Heinrich Wernick Musik an St. Martin Künstleragenturen und Fotografen Christiane Wilke Musikbüro St. Martin für die freundliche Unterstützung. Meike Wille Martinsplatz 5a Doro Willerding 34117 Kassel Copyright 2017 bei Gerhard Windecker T 0561 92 000 919 Musikbüro St. Martin Wintershall [email protected] Copyright für die Texte Annegret Wittenberger bei den Autor × innen Christa Wittrock orgelfestival2017@ Copyright für die Fotos Petra Woodfull-Harris musik-martinskirche.de bei den Fotograf × innen Ursula Ziegler-Reinhardt Ulrich Zimmer www.musik-martinskirche.de Fotograf × innen Oliver Zinn und Johanna Dickel Dr. Hans-Helmut Horn (Aufbau Andrea Zinn Künstlerische Leitung: Orgel), Paul Zink Yi (Haare), Ute Zöllner KMD Eckhard Manz Michael Muck Kremtz und Boris Assistenz Konzeption Heinrich ( Portrait D. Susteck) , und Organisation: Foto-AG Friedrichsgymnasium Unsere Hauptförderer der Orgel Diana Rothaug Kassel unter der Leitung von Andreas Kupka ( Portraits Fried- B. Braun Programmbuchredaktion richsgymnasium ), Lisa Hinder Evangelische Bank Christiane Wilke ( Portrait M. Riedel ), Karl-Heinz Fehr Agnete Goldmann Mierke ( Portrait Tanzkollektiv Förderverein R. D. e. V. Eckhard Manz Labyrinthos ), Müntinga & Puy Gerhard-Fieseler-Stiftung Katja Neuendorf (Renovierung Kirche) und alle Hübner www.diekorrekturleser.de anderen Musikbüro St. Martin In memoriam Familien Miethe und Jansa aus Franfurt an der Oder und Kassel Presse Alle Rechte, insbesondere das Kasseler Bank Victoria Dröll Recht der Vervielfältigung, Kasseler Sparkasse [email protected] Verbreitung und Übersetzung, Sparda-Bank Hessen eG vorbehalten. Kein Teil des Stadt Kassel Redakionelle Gestaltung Werks darf in irgendeiner Form Wintershall Eva-Maria Offermann (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren)

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