Hessisches Landesamt für Das marine Transgressionssediment des Literatur: Umwelt und Geologie Kupferschiefers überlagert die flachwel- lige Kleinmorphologie der kontinentalen Aehnelt, M. & Katzung, G. (2007): Das Rotliegende im Richelsdorfer Gebirge – Stratigraphie, Lithologie und Ablagerungen des Cornberger Sandsteins. Paläogeographie. – Geol. Jb. Hessen, 134: 5–36; Wies- In den Senken erreicht der Kupferschie- baden (HLUG). fer eine Mächtigkeit von bis zu 0,9 m, Dersch-Hansmann, M., Ehrenberg, K.-H., Heggemann, H., während er auf den Schwellen auskeilt. Hottenrott, M., Kaufmann, E., Keller, T., Königshof, P., Er zeichnet sich durch hohe Buntmetall- Kött, A., Nesbor, H.-D., Theuerjahr, A.-K. & Vorder- Hessischer Geotop des Jahres 2016 gehalte aus (Dersch et al. 1999), wobei brügge, T. (1999): Geotope in Hessen. – In: Hoppe, A. Kupfer mit bis zu 8 Gew.-% gegenüber & Steininger, F.F. (Hrsg.): Exkursionen zu Geotopen Sandsteinbruch Blei und Zink dominiert. Seine schwarz- in Hessen und Rheinland-Pfalz sowie zu naturwissen- grauen bis schwarzbraunen Ton- und schaftlichen Beobachtungspunkten Johann Wolfgang Mergelsteine sind in einem sauerstoff- von Goethes in Böhmen. – Schriftenr. dt. geol. Ges., 8: freien, lebensfeindlichen Meeresbereich 69–126, 42 Abb.; Hannover. abgelagert worden. Kowalczyk, G. & Herbst, A. mit einem Beitrag von Hegge- mann, H. (2012): Rotliegend in den Hessischen Becken. Zum Hangenden folgt darüber der Zech- – Schriftenr. dt. Ges. Geowiss., 61: 378–417; Hannover. steinkalk, ein grauer bis graubrauner, Schraft, A. & Küttner-Bahr, S. (2011): GeoMuseen in Hes- gebankter bis plattiger Mergelkalkstein, sen – Sehenswertes zu Geologie und Bergbau. – Umwelt und Geologie: 298 S., zahlr. Abb., 1 Beil.; Wiesbaden der an mehreren Stellen im Steinbruch, (HLUG). allerdings nicht in voller Mächtigkeit, aufgeschlossen ist. Die sedimentären Merkmale und der Fossilinhalt des Zech- steinkalkes deuten darauf hin, dass die- ses Sediment in einem sauerstoffreichen Fährtenplatten aus dem Cornberger Sandstein (Mineralien-Schaudepot im Sandsteinbruch Flachmeer zur Ablagerung gelangte. Cornberg).

Fährtenplatten aus dem Cornberger Sandstein Bergbau Internationale Berühmtheit erlangte der Cornberger Sand- Ein weiterer interessanter Aspekt des Steinbruchs sind die stein durch die Funde von Fährtenplatten, die u.a. in weißen bis hellrosa gefärbten Schwerspäte, die auf ganz den Museen in Cornberg, Rotenburg an der und unterschiedlichen Kluftarten in den Oberrotliegend- und Hessisches Landesamt für Umwelt zu besichtigen sind. Es handelt sich hierbei um Zechsteingesteinen auftreten. Der Schwerspat (Baryt) und Geologie sehr unterschiedliche Tritt-, Lauf- und Schleifspuren von wurde im Richelsdorfer Gebirge bis in die 2. Hälfte des Rheingaustraße 186 Amphibien und Reptilien. In der Gruppe der Reptilien, die 20. Jhs. untertägig abgebaut. Die zahlreichen Grubenbaue D-65203 Wiesbaden im ausgehenden Erdaltertum den riesigen Urkontinent mit ihren Stollen, Schächten und Halden sind bis heute Tel.: +49 (0)611 6939-0 „Pangäa“ bevölkerten, werden nach neueren Untersu- sichtbare Zeugen dieser über 120 Jahre andauernden Fax: +49 (0)611 6939-555 chungen die näheren Vorläufer der Säugetiere vermutet. intensiven Bergbautätigkeit. E-Mail: [email protected] Ihre Knochenreste wurden in den etwas jüngeren Ge- steinen der Korbacher Spalte im etwa 100 km entfernten www.hlug.de Korbach gefunden. © HLUG 2015 – alle Rechte vorbehalten Der Sandsteinbruch Cornberg, Ldkr. Hersfeld-Rotenburg

Der aufgelassene Steinbruch Cornberg gehört zu den her- älteste Gesteine Sandsteine und Konglomerate aus der Zeit orientieren und farblich deutlich in Erscheinung treten. dieser Sandsteine für möglich gehalten. Wahrscheinlich ist ausragenden Geotopen in Hessen, der sowohl für die geo- des Rotliegends aufgeschlossen sind. Allseitig wird dieser Der Cornberger Sandstein wurde – insbesondere wegen der großdimensional schräggeschichtete liegende Teil des wissenschaftliche Fachwelt wie auch für naturinteressierte Aufbruch von den jüngeren Sedimenten des Zechsteins dieser Kluftmuster – weit über die Grenzen Hessens hinaus Profils äolischer Natur und weist auf Dünenablagerungen Laien von überregionaler Bedeutung ist. überlagert. Der Steinbruch Cornberg erschließt sowohl die als vielseitiger Naturwerkstein geschätzt und mindestens hin. Die mit scharfer Grenze im höheren Profilabschnitt Gesteine des Rotliegends, die hier in einer Sonderfazies, ab dem 13. Jh. bis 1995 abgebaut. folgenden massigen, strukturlosen oder wellig horizon- dem sog. Cornberger Sandstein vorliegen, als auch die ihn tal geschichteten Sandsteine könnten in einem marinen überlagernden jüngeren Tonschiefer und Kalksteine des Nach jüngerer stratigraphischer Einstufung werden Schla- Randbereich umgelagert worden sein („Weißliegend“, tieferen Zechsteins. Die Grenze dieser beiden Epochen ist ckental-Konglomerat und Cornberger Sandstein als Ver- Kowalczyk et al. 2012). Der Cornberger Sandstein ver- im Steinbruch Cornberg aufgeschlossen. Sie liegt an der band zusammengefasst und als Cornberg-Formation be- mittelt – zumindest in seinen tieferen Horizonten – einen Basis eines schwarzen Tonschieferbandes, welches sich zeichnet (Aehnelt & Katzung 2007). Die stratigraphische Eindruck von Lebensbedingungen in Naturräumen, die durch den Steinbruch verfolgen lässt. Der Cornberger Einstufung in das Oberrotliegend ist heute allgemein an- zeitweilig große Ähnlichkeiten mit den heutigen Wüsten Sandstein hat ein Alter von ca. 252 Mio. Jahren, was ihn erkannt (Kowalczyk et al. 2012). und Halbwüsten Afrikas und Australiens aufweisen. als Sediment des oberen Rotliegends ausweist und gehört, ebenso wie die jüngeren Schichten des Zechsteins, dem Genese Gesteinsabfolge Zechstein Perm, dem jüngsten Abschnitt des Erdaltertums (Paläo- zoikum) an. Die Entstehungsgeschichte unterschiedlicher Bereiche des Ein ganz anderes Sediment überlagert den Cornberger Cornberger Sandsteins wird jedoch noch immer kontro- Sandstein. Als dünnes schwarzes Band zieht sich der Kup- Gesteinsabfolge Rotliegend vers diskutiert. So wurde für die Abfolge sowohl ein äoli- ferschiefer durch den Steinbruch. Mit diesem Leithorizont sches, ein fluviatiles als auch ein marines Bildungsmilieu beginnt in Deutschland die Epoche des Zechsteins. Die Konglomerate mit einzelnen linsenförmigen fein- und mit- vorwiegend kontinentale Sedimentation der Rotliegend- telkörnigen Sandstein-Einschaltungen bilden die Basis der zeit wird nun abgelöst durch marine Sedimente des Zech- Schichtenfolge im Steinbruch Cornberg. Sie werden in der Schichtenfolge steinmeeres, die sich, beginnend mit dem Kupferschiefer, neueren Literatur (Kowalczyk et al. 2012) als Schlacken- im Steinbruch in ganz Mitteleuropa nachweisen lassen. Der Kupferschie- tal-Konglomerat bezeichnet. Dieses Konglomerat ist über- fer ist Teil der Werra-Formation des Zechsteins und wird wiegend rotbraun bis braungrau gefärbt. In seinem jüngs- auch als Unterer Werra-Tonstein bezeichnet. ten Teil sind diese Rotliegend-Sedimente jedoch sekundär Das Gelände des stillgelegten Steinbruchs grenzt im Nor- entfärbt. Dieser regional weit verbreitete graue Schichtab- Boden den an das ehemalige Kloster „Cornberg“, in dem heute schnitt wird als „Grauliegendes“ bezeichnet. Zechsteinkalk ein Hotelrestaurant und das Sandsteinmuseum unterge- Kupferschiefer bracht sind (Schraft & Küttner-Bahr 2011). Das Muse- Rote und graue Konglomerate werden vom Cornberger Zechstein um ergänzt durch zahlreiche paläontologische Exponate Sandstein überlagert. Dieser Quarzsandstein hat im Stein- Cornberger (Fährtenplatten, Fossilien des Kupferschiefermeeres) in bruch eine Mächtigkeit von etwa 13–15 m. Das Gestein Sandstein hervorragender Weise das Bild des Lebens im Bereich des ist gelbbraun bis grau gefärbt und setzt sich aus fein-, heutigen Cornbergs am Ende des Erdaltertums. Beide sind mittel- und grobkörnigen Quarzkörnern und Feldspäten Rotliegend somit auch interessante Objekte für den Geotourismus. zusammen. Der dickbankige Sandstein weist intern eine Schlackental- Feinschichtung auf. Das Bindemittel zwischen den Quarz- Konglomerat Geologie körnern kann kieselig, karbonatisch oder tonig ausgebildet sein. In Teilbereichen sind Silt- und Tonstein-Einschal- Die Gemeinde Cornberg liegt im geologischen Struktur- tungen zu beobachten. Charakteristisch sind mehrphasige Vereinfachtes Profil der im Sandsteinbruch Cornberg aufge- raum des Richelsdorfer Gebirges in einer kleinen horst- Ausfällungszonen von Eisenoxidhydraten (Liesegang’sche schlossenen Schichten (verändert nach Vorlage der Gemeinde Scymnognathus parringtoni, ein Saurier des unteren Perms artigen, NNW–SSE gestreckten Gesteinsscholle, in der als Ringe), die sich am Kluftmuster des Gesteinsverbandes Cornberg). (Sandsteinmuseum Kloster Cornberg).