14.08.2016

Auf dem Neckarsteig - Von nach Die Bahn erneuert im Neckartal die Gleise und hat ab Neckargemünd einen Schienenersatzverkehr eingerichtet. Ralf, der heute sein Debut als Wanderführer im Schwarzwaldverein gibt, hat sich darauf eingestellt und eine längere Zeit für die Anreise eingeplant. Doch diese Planung ist mit der Mitteilung, der Bahnverkehr zwischen Hauptbahnhof und Altstadt sei bis auf weiteres eingestellt, Makulatur. In einer solchen Situation kommen auch erfahrene Wanderführer ins Schwitzen. Ralfs Entscheidung, den nächsten Bus zur Altstadt zu nehmen, zum Altstadtbahnhof zu laufen von dort mit dem ersten Zug nach Neckargemünd zu fahren, ist goldrichtig und die erste Bewährungsprobe damit bestanden. In Neckargemünd nehmen wir eine Wandersfrau in unsere Mitte, die wegen des Bahnchaos ihre Wandergruppe verloren hat. Und so kommen wir mit dem Ersatzbus schließlich doch noch zum Ausgangspunkt der heutigen Tour in Hirschhorn. Nach der Begrüßung durch Ralf geht es gleich zur Sache: 22 % Steigung sind zu bewältigen. Das schaffen wir ohne Probleme und dürfen uns anschließend über moderate Anstiege freuen. Am Freischärlergrab, einem Zeugnis der gescheiterten badischen Revolution von 1848/49, errichtet im Gedenken an zwei Freischärler aus , die hier am 20. Juni 1849 von bayerischen Schützen hinterrücks erschossen worden sein sollen, halten wir kurz inne. Auf angenehmem Weg gelangen wir zu unserer ersten Rast am „Roten Bild“. Um den Bildstock, der die Jahreszahl 1528 und die Wappen des Klosters Schönau und von Hirschhorn trägt, ranken sich schaurige Geschichten. So soll dort einst eine wohl situierte Frau, die nach Ehebruch Vierlinge zur Welt gebracht hatte, die sie im ertränken wollte, von einem Förster gestellt und später dort zu Tode geschleift worden sein. An diesem schönen Sommertag hat der Ort nichts Unheimliches, so dass wir den herrlich schattigen Platz mit dem ganz besonderen Licht genießen können. Erholt wandern wir weiter durch kühlen Wald und machen einen kurzen Abstecher zum „Schaubild“. Eine Tafel informiert uns, dass Bildstöcke dieser Art unseren Vorfahren „ein schützendes Heilszeichen im düsteren Wald, an ehemals geheimnisumwitterten uralten Wander- und Grenzwegen sowie früheren Kirchenpfaden nach dem Kloster und Pfarramt Schönau“ gewesen sind. Noch drei Kilometer zum „Goetheblick“, wo eine längere Rast geplant ist, denn dieser Ort ist besonders schön. Wir blicken von oben auf den Dilsberg, machen im Süden den Steinsberg mit seiner markanten Silhouette aus und im Osten das Audiwerk in Neckarsulm. Ausgeruht und gestärkt geht es weiter zum Hohen Darsberg. Dort beeindruckt uns ein gepflegtes Anwesen. Hier kann man sich in stilvollem Ambiente das Ja-Wort geben. Früher war es Erholungsheim für Schulkinder und später Landschulheim der Stadt Worms, heute ist es ein exklusives Hochzeitshotel. Auf schmalem Pfad geht es nun stetig bergab. Der Vierburgenblick lässt uns auf alle vier Neckarsteinacher Burgen schauen, bevor wir die Mannheimer Hütte erreichen. Auf der Terrasse mit dem genialen Blick aufs Neckartal nehmen wir unter den Schatten spendenden Sonnenschirmen Platz und freuen uns auf ein kühles Getränk und auf Kaffee und Kuchen. Von hier ist es ein – wenn auch steiler – Katzensprung zum Bahnhof. Anders als am Morgen klappt es perfekt mit der Verbindung nach Heidelberg. Wir danken Ralf für die schöne Tour und bestätigen ihm gern, dass er seinen Einstand bestens gemeistert hat. Text: Waltraud Al-Karghuli, Bilder Waltraud Al-Karghuli und Ralf Biernacki