Lobbyarbeit des BOGK in Brüssel

Positionierung eines Branchenverbandes auf europäischer Ebene Kurfürstliches Schloss Bonn. Seit 1818 Hauptsitz der Rheinischen Friedrich-Wilhelms- Universität VORWORT

Unsere Vorstandsentscheidung neben unserem Büro in Bonn auch in Brüssel ein eigenes Büro zu eröffnen hat sich in den letzten Jahren als sehr richtige Entscheidung herausgestellt. Unser Verband repräsentiert den sechstgrößten Wirtschaftszweig in der deutschen Ernährungsindustrie und ist nun auch in der europäischen Hauptstadt angekommen. Wir konnten vor Ort viele unserer konkreten Anliegen erfolgreich vortragen und hervor- ragende Kontakte knüpfen. Ich selbst konnte in den letzten Jahren mit einigen Abgeord- neten persönlich sprechen und auch in Konrad Linkenheil Vorsitzender meinem Betrieb im Spreewald begrüßen. Auch mit weiteren Aktivitäten in Brüssel haben wir nachdrücklich auf uns aufmerksam gemacht. Angefangen bei einem Parlamentarischen Abend mit rund 200 geladenen Gästen, einer einwöchigen Pro- duktausstellung im Europäischen Parlament und schließlich einem Festabend zur Ernen- nung der „Botschafter des guten Geschmacks“. Mit unserem Engagement im Kampf gegen die Verschwendung von Lebensmitteln haben wir uns darüber hinaus einen Namen machen können. Bei mehreren Vorträgen konnte der Verband die Sicht und den Einsatz unserer Industrie darlegen. Selbst in den höchsten politischen Kreisen in Brüssel sind wir mittlerweile bekannt. Ein Verdienst unserer Mitarbeiter vor Ort, die Lobbying in erster Linie als Beratung und Informationsweitergabe ansehen. Dies kommt bei den Entscheidungsträgern an und schafft die nötige Vertrauensbasis, um vielleicht nicht in allen Fällen zum gewünschten, aber in jedem Fall zu einem realistischen und in der Praxis anwendbaren Ergebnis zu gelangen. Ich kann andere nationale Branchen- verbände nur ermutigen unserem Beispiel zu folgen, da eine erfolgreiche politische Interessenvertretung für die jeweilige Bran- che von unschätzbarem Wert ist. Brüssel, im Oktober 2015

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VORWORT...... 3 INHALT 1. Kurzporträt des Verbandes...... 7 1.1. Drei Meilensteine...... 7 1.1.1. Verbandsgründungen Anfang der 50er Jahre...... 7 1.1.2. Bürogemeinschaft ab 1979...... 7 1.1.3. Verschmelzungen zum BOGK...... 7 1.2. Aufgabenschwerpunkte...... 9 1.2.1. Mitgliederumfrage 2005...... 8 1.2.2. „6-Säulen-Modell“...... 9 1.3. Mitgliederstruktur...... 11 1.3.1. Der „Mittelstandsverband“...... 11 1.3.2. Auf zu neuen Ufern...... 11 1.3.3. Förderer und Partner...... 11 1.3.4. Vier Gruppen – ein Verband...... 12 2. Der Weg nach Brüssel (Konzept)...... 15 2.1. Ausgangslage 2007...... 15 2.1.1. Phase der „gefühlten Unzufriedenheit“...... 15 2.1.2. „Angebot“ aus Brüssel...... 15 2.2. Überlegungen/Zielsetzungen...... 16 2.2.1. Rolle im europäischen Politiksystem...... 16 2.2.2. Eigene Verbandsphilosophie...... 17 2.3. Konkrete Planungsphase...... 19 2.3.1. Strategie...... 19 2.3.2. Prozesskenntnisse...... 19 2.3.3. Identifizierung relevanter Themen...... 20 2.3.4. Funktionierendes Netzwerk...... 21 2.4. Entscheidung pro Brüssel...... 21 3. Lobbyarbeit in Brüssel (Umsetzung)...... 23 3.1. Erste Maßnahmen vor Ort...... 23 3.1.1. Grundlegende Voraussetzungen...... 23 3.1.2. Informationsmaterialien...... 23 3.2. Europäische Kommission...... 25 3.2.1. Kontakte zur politischen Ebene...... 25 3.2.2. Kontakte zur Arbeitsebene...... 27 3.3. Europäisches Parlament...... 31 3.3.1. Themenvielfalt...... 31 3.3.2. Gespräche vor Ort...... 36 3.3.3. Exkurs: BOGK-Anliegen zur EP-Wahl...... 37 3.3.4. Einladungen an MdEP´s...... 39 3.3.5. Informationen an MdEP´s...... 40 3.3.6. Veranstaltungen...... 43 3.3.7. MdEP´s auf BOGK-Homepage...... 49 3.4. Rat der Europäischen Union...... 51 3.4.1. Zahlreiche Gespräche...... 51 3.4.2. Europäisches Schulobstprogramm...... 52 3.5. Nicht-institutionelles Netzwerk...... 55 3.6. Sonderthema: Lebensmittelverschwendung...... 56 4. Ein Zwischenfazit – acht Jahre Brüssel (Erfolge)...... 58 5. Wissensweitergabe, Presse und Fortbildung...... 60 6. Blick in die Zukunft...... 62 6.1. „Juncker-Plan“...... 62 6.2. Themenkomplexe...... 63 6.3. Netzwerkausbau...... 63 6.4. Jahrestagung 2018 in Brüssel...... 64 7. Nachtrag: „Brüsseler Spitzen“...... 64 Anhang: Alle Termine und Gespräche...... 66 IMPRESSUM...... 78 6 1. Kurzporträt Erstes Ausrufezeichen am des Verbandes 24.07.1979 in Brüssel!

Gleich im ersten Jahr der Bürogemeinschaft setzte 1.1. Drei Meilensteine man mit der federführenden Mitarbeit an der Kon- fitürenrichtlinie in Brüssel ein Ausrufezeichen. Die Richtlinie 79/693/EWG des Rates vom 24.07.1979 1.1.1. Verbandsgründungen war die erste sog. vertikale Richtlinie in Europa Anfang der 50er Jahre überhaupt! Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland Durch sie wurden die Rechtsvorschriften der ein- am 23.05.1949 war für zahlreiche deutsche Un- ternehmen der Startschuss sich zu Branchen- zelnen Mitgliedsstaaten angeglichen. verbänden zusammenzuschließen. Dieser Schritt war damals gerade aus bundesdeut- So schlossen sich auch die obst- und gemü- severarbeitenden Unternehmen zum Bundes- scher Sicht von großer Wichtigkeit, da es zuvor verband der obst- und gemüseverarbeitenden aufgrund einzelstaatlicher Rechtsvorschriften zu Industrie (BUVOG), die Sauerkonservenherstel- unlauterem Wettbewerb und zu Irreführungen der ler zum Verband der deutschen Sauerkonser- venindustrie (VdS) und die Kartoffelverarbeiter Verbraucher gekommen war. zum Bundesverband der kartoffelverarbeiten- den Industrie (BVKI) zusammen. Für die Richtlinie spricht nicht nur, dass sie diese Wie die meisten Wirtschaftsverbände wähl- Punkte beseitigt hat, vielmehr hat die Richtlinie im ten auch BUVOG, VdS und BVKI als Sitz ihrer Kern auch heute – 36 Jahre nach ihrem Inkraft- jeweiligen Verbandsgeschäftsstelle den Sitz treten – noch Bestand und damit Bedeutung für der damaligen Bundesregierung Bonn-Bad Godesberg. die gesamte europäische Konfitürenindustrie.

1.1.2. Bürogemeinschaft ab 1979 1.1.3. Verschmelzungen zum BOGK Knapp 30 Jahre später gründeten die immer noch selbstständigen Branchenverbände 1979 Die Verschmelzungen der Einzelverbände in Bonn-Bad Godesberg eine Bürogemein- zum heutigen Bundesverband der obst-, ge- schaft, um – wie man heute sagen würde – ent- müse- und kartoffelverarbeitenden Industrie sprechende Synergieeffekte nutzen zu können. (BOGK) fand schließlich in zwei Schritten zum Die getroffene Entscheidung sollte sich schon 01.01.1998 und 01.01.2002 statt. sehr bald als richtig erweisen, da die Interes- Seitdem spricht der Verband für die von ihm sen vielfach alle drei Branchen betrafen und vertretenen Branchen mit einer Stimme. Er hat man so gegenüber den politischen Entschei- sich intern neu aufgestellt und kann heute mit dungsträgern ganz anders auftreten konnte. Fug und Recht behaupten, eine der führenden Schnell war auch so der Name für die Büro- Branchenverbände in der deutschen Ernäh- gemeinschaft gefunden: „Fachverbände der rungsindustrie zu sein. Ernährungsindustrie.“

7 8 1.2. Aufgaben- Die Arbeit des BOGK basiert schwerpunkte seit 2005 auf folgenden Säulen:

1.2.1. Mitgliederumfrage 2005 1. Information

Nach den ersten drei Jahren des in der neuen Schnelle und direkte Information der Mitglieder Konstellation existierenden Verbandes stellte über neue politische Entwicklungen. man intern nochmals vieles auf den Prüfstand. Eine mit externer Hilfe durchgeführte „Zufrie- denheitsumfrage“ bei den Verbandsmitglie- 2. Unterstützung dern sollte aufzeigen, wo insbesondere die Beratung und aktive Unterstützung bei Verbandsgeschäftsführung in ihrer grundsätz- relevanten produktspezifischen Fragen. lichen Ausrichtung und auch in ihrer täglichen Arbeit noch Verbesserungspotentiale hat. 3. Marktbeobachtung Wichtigstes Ergebnis der Umfrage war in einer ersten Betrachtung, dass weit über 90 % der Sammlung, Auswertung und Erstellung Mitglieder die Arbeit des Verbandes als positiv von branchenrelevanten Statistiken und oder sogar sehr positiv einschätzen. Zahlenmaterialien. Dennoch waren die Unternehmen der Auffas- sung, der Verband müsse sich insbesondere in den Bereichen Lobbying und Öffentlichkeits- 4. Kommunikation arbeit weiterentwickeln und unter Umständen Pflege eines offenen Mitgliederdialogs zu auch neue Wege beschreiten. politischen Themen. Sodann wurde mit dem Vorstand ein Zeitfens- ter besprochen, um genau diese Schwerpunkt- 5. Lobbying themen in zwei Schritten anzugehen. Zunächst die Lobbytätigkeit und anschließend eine neu Vertretung der Mitgliederinteressen gegenüber ausgerichtete Öffentlichkeitsarbeit. den Entscheidungsträgern in der Politik.

1.2.2. „6-Säulen-Modell“ 6. Öffentlichkeitsarbeit Aktive Information und Aufklärung der Seit der Umfrage existiert innerhalb des Ver- bandes ein sogenanntes „6-Säulen-Modell“, an Öffentlichkeit über die vom BOGK der sich einerseits die ehrenamtliche Tätigkeit repräsentierten Lebensmittelbereiche. des Vorstandes, insbesondere aber selbstver- ständlich die Arbeit der hauptamtlichen Ge- schäftsführung orientiert. Information, Unterstützung, Marktbeobach- tung und Kommunikation waren und sind fes- te Bestandteile der Verbandsarbeit für die Mitglieder. Als Schwerpunktthemen hinzugekommen sind – als Ergebnis der Umfrage – Lobbying und Öffentlichkeitsarbeit.

9 Salzburg. Landeshauptstadt des gleichnamigen österreichischen Bundeslandes 1.3. Mitgliederstruktur

1.3.1. Der „Mittelstandsverband“ 1.3.3. Förderer und Partner

Nahezu alle knapp 70 dem Verband ange- Eine wichtige Gruppe innerhalb des Verbandes schlossenen Unternehmen sind als „KMU“, also bilden darüber hinaus die sogenannten För- kleine und mittlere Unternehmen gemäß einer dermitglieder. Es sind Unternehmen, die selbst Definitionsempfehlung der EU-Kommission, ein- nicht im Verbandssegment aktiv sind, den Ver- zuordnen, sodass sich der BOGK zu Recht als band aber bei der Verfolgung seiner Interessen Verband für den Mittelstand versteht. unterstützen. Dies sind in der Regel Organisa- tionen, aber auch Einzelpersonen. Basierend auf den wirtschaftlichen Eckdaten des Jahres 2015 umfasst die obst-, gemüse- Mittlerweile gehören rund 20 Fördermitglieder und kartoffelverarbeitende Industrie 120 Be- dem Verband an. triebe mit knapp 22.000 Beschäftigten. Eine weitere, knapp 30 Verbände und wissen- Der Umsatz liegt hierbei bei 6,8 Mrd. €. Die Ex- schaftliche Institute umfassende Gruppe von portquote ist seit einigen Jahren mit ca. 18 % Partnern unterstützt den Verband durch re- relativ stabil. gelmäßigen Austausch in allen Fragen rund um Produktion und Vermarktung. Damit vertritt der Verband hinter Fleisch, Milch, Backwaren, Süßwaren und alkoholi- schen Getränken den sechstgrößten Wirt- schaftszweig innerhalb der bundesdeutschen Ernährungsindustrie.

1.3.2. Auf zu neuen Ufern

In der bereits 1997 konzipierten Satzung des neu gegründeten Verbandes wurde ein weg- weisender Passus aufgenommen, wonach auch nicht-deutsche Unternehmen Mitglied im BOGK werden können. Gemeint sind hiermit vor- nehmlich andere europäische Firmen, die eine Rolle auf dem deutschen Markt inne haben. Durch die Satzungsänderung hat der Verband nunmehr auch Mitglieder aus den Niederlan- den, Italien und Österreich. Dies hat den sehr positiven Nebeneffekt, dass man z.B. in Ge- sprächen in Brüssel darlegen kann, dass man legitimiert ist nicht nur für deutsche Unterneh- men zu sprechen. Als weitere Folge dieser „europäischen“ Ent- wicklung hat der BOGK 2015 erstmals überhaupt eine Jahrestagung in Österreich (Salzburg) ab- gehalten. Und dies mit überaus großem Erfolg!

11 1.3.4. Vier Gruppen – ein Verband

m Fachgruppe Obstverarbeiter In der Fachgruppe Obstverarbeiter sind Hersteller von Obstkonserven und tiefgekühlten Obsterzeugnissen genauso organisiert wie Hersteller von Konfitüren und anderen süßen Brotaufstrichen sowie Fruchtzubereitungen für die Milch- industrie und weiteren industriellen Verwendungen. Kerngeschäft der Mitglieds- unternehmen sind sowohl Produkte für den Endverbraucher als auch für die Weiterverarbeitung in anderen Unternehmen. Für den Bundesverband bedeutet dies: viele verschiedene Aufgaben mit vielen Herausforderungen – und das nicht selten auf Europaebene.

m Fachgruppe Feinsaures Gemüse Die Fachgruppe Feinsaures Gemüse setzt sich für die Interessen der Hersteller von Gurkenkonserven, Gemüse mit Essig, Sauerkraut und tafelfertigem Rotkohl ein. Ihre aktuelle Hauptaufgabe: Rohwarenversorgung und – damit zusammen- hängend – die Frage der Standort- sicherung. Wichtige Themen sind die Qualitätsparameter beim Einkauf, die Abgrenzung von Rohware und Fertigware bei Einlege- gurken, sowie eine Recherche zum Stand der Technik bei Erntemaschinen für Kohl.

12 m Fachgruppe Gemüseverarbeiter Die Fachgruppe Gemüseverarbeiter bündelt die Interessen der Hersteller von Gemüsekon- serven, tiefgekühlten Gemüseerzeugnissen sowie Pilzen und Pilzerzeugnissen. Die Unternehmen dieser Fachgruppe stellen sich gemeinsam der Herausforderung saiso- nal begrenzt verfügbare Produkte zu verarbeiten, die aber ganzjährig im Wett- bewerb bestehen müssen. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen darum Themen wie Wettbe- werbsfähigkeit, Finanzierung der Lagerhal- tung, Logistik und die Rahmenbedingungen der europäischen Agrarpolitik.

m Fachgruppe Kartoffelverarbeiter In der Fachgruppe Kartoffelverarbeiter vertritt der BOGK die Hersteller von tiefgekühlten Kartoffelspezialitäten, Trockenprodukten wie Püree, Pommes frites, Chips und anderen Kartoffelerzeugnissen. Die Mitgliedsunternehmen dieser Fachgruppe verbindet vor allem dies: ihr gemeinschaftliches Interesse an Rohwaren und Verarbeitungsprodukten. Deshalb kommt diese Gruppe sogar mehrmals jährlich zusammen, um sich über wichtige Themen wie z.B. Kontaminanten und Pflanzenschutz auszutauschen.

13 14 2. Der Weg nach Brüssel (Konzept)

2.1. Ausgangslage 2007

2.1.1. Phase der „gefühlten Unzufriedenheit“

Auf der einen Seite herrschte im Verband eine gewisse Unzufriedenheit in Bezug auf Ent- scheidungen und Weichenstellungen in Brüs- sel, während die europäische Politik auf der anderen Seite immer mehr an Fahrt aufnahm, der Verband selbst aber kaum Einfluss nehmen konnte. Insbesondere nach dem Vertrag von Nizza, den EU-Osterweiterungen und den gescheiterten Referenden in Frankreich und den Niederlan- den für eine europäische Verfassung, waren 2007 die Diskussionen und Verhandlungen für den Vertrag von Lissabon in vollem Gange. Die Entwicklung der EU Nicht nur die Frage der Währungspolitik, son- im Überblick dern gerade für die vom BOGK vertretenen Branchen wichtigen Aspekte der Außenhandels- m 1993 Vertrag von Maastricht politik, der Zollunion und auch des Wettbe- werbsrecht wurden längst in Brüssel entschie- m 1995 Schengener Abkommen den. Noch gravierender war es in den Bereichen m des Verbraucherschutzes, der Landwirtschaft 2002 Einführung des Euro und der Energiepolitik. m 2003 Vertrag von Nizza m 2004 EU-Osterweiterung 2.1.2. „Angebot“ aus Brüssel m 2005 Referenden Das „Angebot“ eines befreundeten nationalen Verbandes vor Ort in Brüssel, in eine bereits m 2007 Beitritt: Rumänien, Bulgarien bestehende Bürogemeinschaft einzusteigen, kam daher für den Verband genau zum richti- m 2009 Vertrag von Lissabon gen Zeitpunkt. m 2013 Beitritt: Kroatien

15 m 2.2. Überlegungen/ Interessenselektion Selektion bezeichnet die aus der Aggregation Zielsetzungen resultierenden Wirkungen der Verbände auf das politische System. Um eine Überlastung des Systems zu verhindern sind Filtermecha- nismen vonnöten, mit deren Hilfe eine Voraus- 2.2.1. Rolle im europäischen wahl getroffen wird. Politiksystem m Interessenartikulation Welche Rolle kann und muss der BOGK als Artikulation bedeutet die Umformung von la- nationaler Branchenverband im Brüsseler tenten in manifeste Interessen. Verbände Politiksystem übernehmen? wenden sich zur Durchsetzung der Mitglie- Hierzu hat sich der Verband zunächst einge- derinteressen mit Forderungen an das zentra- hend auf Basis der sog. Pluralismustheorie mit le politische Entscheidungssystem. In diesem Ausführungen von Alexander Straßner (Univer- Sinne leiten sie die Interessen der Mitglieder sität Regensburg) beschäftigt, der die Funktio- zunächst einmal lediglich weiter. nen von Verbänden in einem Funktionskatalog m zusammengefasst hat: Integration Verbände bilden außerdem eine dritte Form m Interessenaggregation der politischen Integration. Indem sie versu- Hierunter wird die Bündelung einer Vielzahl chen durch freie Konkurrenz die Interessen von heterogenen Forderungen zu einheitlichen ihrer Mitglieder durchzusetzen, wirken sie an verbandspolitischen Zielen und programmati- deren Integration in den Staat mit. Auf diese schen Aussagen verstanden. Der Verband ist Weise erfüllen sie abermals innerverbandli- hierbei stets auf der Suche nach dem kleins- che und demokratiestützende Funktionen. Sie ten gemeinsamen Nenner innerhalb seiner stärken damit die Funktions- und Steuerungs- Organisation. fähigkeit des politischen Systems. m Partizipation Verbände bieten die Chance zur politischen Teilhabe und damit letztlich auch zu Informati- on und Kommunikation. Partizipation ist dabei ein logisches Ergebnis der Integration. Verbän- de ermöglichen prinzipiell die Beteiligung von Acht Regeln – eine Zielsetzung Individuen an der politischen Willensbildung über den zeitlich festgesetzten und begrenz- 1. Lobbying ist Politikberatung und ten Wahlakt hinaus. Interessenvertretung m Legitimation Legitimation ist die „Generalfunktion“ unter 2. Lobbying ist Teil des politischen Systems den Verbandsfunktionen. Die Legitimation politischen und auch sozialen Handelns ist in 3. Politik braucht und will Lobbying Demokratien mit transparenten Entschei- 4. Lobbying ist integraler Bestandteil dungsprozessen verknüpft. Verbände erfüllen diese Funktion, indem sie zentralen gesell- politischer Praxis schaftlichen Forderungen Ausdruck verleihen. 5. Lobbying hat viele Akteure 6. Lobbying ist Bringschuld FAZIT Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die 7. Lobbying braucht klare Regeln Funktionen von Verbänden erkennbar nicht nur Selbstzweck sind und nicht nur dem Ver- 8. Lobbying macht Politik besser band dienen, sondern wichtige Bedeutung für den demokratischen Prozess insgesamt haben.

Dr. Hubert Koch, Lobbying auf EU-Ebene (2014)

16 2.2.2. Eigene Verbandsphilosophie Wahre Zitate Aus Sicht des Verbandes war auch von Anfang an klar, dass man für das Auftreten in Brüssel eine eigene Philosophie entwickeln musste. „ The best time to make friends is before Diese wurde intern als „Drei-Säulen-Philoso- phie“ bezeichnet. Neben der reinen Weiter- you need them. Ethet Barrymore gabe von Informationen und der Vermittlung “ von Fachwissen an den Entscheidungsträger „ stand die Frage des persönlichen Nutzens für Der beste Weg für einen Politiker einen den Adressaten ebenso im Mittelpunkt wie umfassenden Überblick über ein Thema die Frage einer dauerhaften Beziehung zum zu bekommen, ist es, mit allen beteiligten Entscheidungsträger. Lobbyisten zu sprechen und ihnen Ein Entscheidungsträger muss in jedem Fall zuzuhören John F. Kennedy spüren, dass der Vertreter des BOGK weiss, wo- “ von er spricht. Hierbei werden sich Fachbegrif- fe, Zahlen, Fakten und Hintergründe dem Ent- „ An issue ignored is a crisis invited scheidungsträger möglicherweise nicht sofort Henry Kissinger“ erschließen. Deshalb ist es wichtig auch gera- de ein komplexes Thema leicht verständlich, transportierbar und anschaulich darzustellen. „ Politik kann man nicht an den Ziel eines Gesprächs muss stets sein, dass sich Betroffenen vorbei machen Dr. Peter Kotzian der Entscheidungsträger mit dem Anliegen “ identifiziert. Neben der Exklusivität des Themas und der Nähe zum Fachbereich des Entscheidungsträ- PRAXISWISSEN VERMITTELN gers wird es allerdings nur dann gelingen die- Wenn man mit einem Europapolitiker über sen als Paten für das eigene Anliegen zu gewin- die verpflichtende Herkunftskennzeichnung nen, wenn man sich im Vorfeld auch die Frage auf den Etiketten diskutiert, hat man zu- stellt, welcher Nutzen der Entscheidungsträger nächst einen schweren Stand, da die Mit- haben könnte, wenn er sich des Themas an- teilung der Herkünfte, beispielsweise von nehmen sollte. wertbestimmenden Zutaten eines Lebens- Bei der Beachtung beider Komponenten dürf- mittels, durchaus positiv für den Verbraucher te sich darüber hinaus auch eine dauerhafte ist. Wenn man jedoch aus der Praxis argu- Beziehung zum Entscheidungsträger ergeben, mentieren kann, dass z.B. dann bei einem wovon dann zukünftig beide Seiten profitieren Glas Schattenmorellen 28 (!) unterschiedliche sollten. Etiketten vorrätig gehalten werden müssen, dann – und erst dann – erkennt der Politiker die Probleme, die in der täglichen Produktion mit einer derartigen politischen Forderung für „Drei-Säulen- ein Unternehmen verbunden sind. Erst dann Philosophie“ kann er sich seine eigene Meinung bilden, abwägen und für sich entscheiden. Informationsweitergabe an den Entscheidungsträger + Persönlicher Nutzen für den Entscheidungsträger = Dauerhafte Beziehung zu dem Entscheidungsträger

17 18 tikel, Studien und Gutachten, Branchen- und 2.3. Konkrete Mitgliederbefragungen sowie PR-Kampagnen Planungsphase sind letztendlich indirekte Instrumente des Verbandslobbyings.

2.3.1. Strategie 2.3.2. Prozesskenntnisse

Für die Verbandsstrategie ist die Auswahl der Wichtiger Bestandteil der Planungsphase war richtigen Maßnahme und den dazu gehören- die Auseinandersetzung mit den europäischen den Instrumente von allergrößter Bedeutung, Institutionen und deren Zusammenwirken un- um bestimmte politische Ziele am Ende auch tereinander, sowie die Verbindung zur Bun- erreichen zu können. desregierung in Berlin. Ohne diese Kenntnisse Als Maßnahme für einen Verband in Brüssel macht eine Lobbytätigkeit in Brüssel keinen kommt in erster Linie das direkte Lobbying, Sinn. also der direkte und persönliche Kontakt zu Streng genommen gibt es in Brüssel bzw. Eu- den politischen Entscheidungsträgern vor Ort, ropa insgesamt zehn Institutionen, wobei von in Betracht. übergeordneter Bedeutung für die Lobbyarbeit Bei den Instrumenten zur Erreichung seiner eines Verbandes die Europäische Kommission, Ziele hat der Verband in erster Linie die Mög- das Europäische Parlament und der Rat der Eu- lichkeit Gespräche zu führen. Anliegen und ropäischen Union sind. Interessen können im direkten persönlichen Gespräch am besten auf den Punkt gebracht werden und aufkommende Fragen können so- PERSÖNLICHER ZEITFAKTOR fort geklärt werden. Zudem schafft ein so ge- Die konkrete Planung beinhaltet auch die sehr führtes Gespräch immer auch eine persönliche persönliche Überlegung, wie die Tätigkeit in Verknüpfung zum Gegenüber. Brüssel zeitlich machbar ist:

Darüber hinaus spielen für einen Verband poli- Bei der Beantwortung dieser grundlegenden tische Dokumente in Form von Stellungnahmen Frage ist der sogenannte Brüssel-Kalender und Positionspapieren eine tragende Rolle. eine wertvolle Planungshilfe. Eine „Anwesen- Stellungnahmen sind in der Regel Standpunkte heitspflicht“ besteht für einen Lobbyisten in des Verbandes zu einem konkreten gesetzge- jedem Fall in den „Brüssel-Wochen“, also in berischen Vorgang. Positionspapiere dienen den Wochen, in denen die Abgeordneten des hingegen dazu, die eigenen Standpunkte ziel- EP in Brüssel anwesend sind. Dies sind im gruppengerecht aufzubereiten und Themen links abgebildeten Kalender die als „Commit- in die politische Debatte einzubringen. Der tee meetings“ und „Political group meetings“ Unterschied zur Stellungnahme besteht darin, gekennzeichneten 26 Wochen. dass ein Positionspapier auf eigene Initiative des Verbandes entsteht und sich nicht auf ein 26 Wochen bedeuten demnach 26 x Brüssel. bestimmtes anderes Dokument bezieht. Bei jeweils zwei Übernachtungen sind dies mit An- und Abreise insgesamt 78 Tage Brüssel Auch Veranstaltungen (Parlamentarische pro Jahr. Dies bedeutet an Zeitaufwand knapp Abende, Podiumsdiskussionen) gehören zu den 35 % der gesamten Arbeitszeit basierend auf direkten Verbandsinstrumenten, obwohl sie insgesamt 223 Arbeitstagen. nicht mehr den Charakter eines Vieraugenge- sprächs haben und bewusst die interessierte Öffentlichkeit mit einbeziehen. Mit öffentlichen Instrumenten, also der Einbe- ziehung von Medien und Öffentlichkeit, wird schließlich strategisch eine weitere Stufe in den Vermittlungsprozess von Informationen und Interessen an die relevanten politischen Entscheidungsträger eingeführt. Pressemittei- lungen, Pressekonferenzen, Interviews, Fachar-

19 Die Europäische Kommission (EU-Kommission) Dies geschieht durch Pressemitteilungen, besitzt im Bereich der Legislative der EU das Pressekonferenzen, Interviews, Fachartikel, alleinige Initiativrecht. Mit anderen Worten: Studien und Gutachten sowie Branchen- und Nur die EU-Kommission kann einen formalen Mitgliederbefragungen. Vorschlag zu einem EU-Rechtsakt machen. Die EU-Kommission bildet auf der Arbeitsebe- ne für einzelne Politikbereiche sogenannte Ge- 2.3.3. Identifizierung neraldirektionen. Wichtig für einen Verband ist relevanter Themen z.B. im Bereich Lebensmittelrecht der Kontakt Zunächst muss ein Lobbyist sehr genau Be- zur Generaldirektion Sante (Gesundheit und scheid wissen über das, was innerhalb des von Lebensmittelsicherheit). ihm vertretenen Verbandes an Themen, Inte- Bei der EU-Kommission muss ein Verband so- ressen und Zielen präsent ist oder in Zukunft mit mit präventivem Lobbying ansetzen, d.h. er präsent sein könnte. muss gesetzgeberische Tätigkeiten bereits im Scanning bezeichnet hierbei die permanen- Vorfeld mit allen Kräften beeinflussen. Denk- te und breit gefächerte Informationssuche bar ist auch ein proaktives Lobbying. Hierbei und Beobachtung des politischen und gesell- wird ein bestimmtes Thema auf der Agenda der schaftlichen Umfelds im Hinblick auf relevan- EU-Kommission platziert, obwohl diese bis da- te Themen für den Verband. Dabei sollten alle hin für ein solches Vorhaben keine Notwendig- möglichen Informationsquellen berücksichtigt keit gesehen hat. werden, auch wenn sie auf den ersten Blick Das Europäische Parlament (EP) ist das Gesetz- nicht unbedingt als solche identifiziert werden gebungsorgan der EU. Auf Grundlage der Vor- können. schläge der EU-Kommission verabschiedet das Monitoring bezeichnet darüber hinaus die EP somit EU-Rechtsvorschriften. gezielte Beobachtung eines für den Verband Wichtig für einen Verband sind die Kontakte relevanten Issue (Thema und Anliegen). Das zu den einzelnen Ausschüssen bzw. deren Mit- heißt, dass im Gegensatz zum breit gefächer- glieder. Im Lebensmittelbereich sind dies die ten Scanning lediglich ein spezielles Issue in Ausschüsse ENVI (Ausschuss für Umweltfragen, der gesellschaftlichen und politischen Debatte Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit) verfolgt wird. und AGRI (Ausschuss für Landwirtschaft und Im Grunde entspricht der Prozess der Infor- ländliche Entwicklung). mationsgewinnung dem des Scannings. Moni- Beim EP ist von einem Verband reaktives Lob- toring bezieht sich aber immer auf konkrete bying gefragt. Dies bedeutet ein bereits als Ge- Issues und betrifft in der Regel bereits identi- setzesvorschlag vorliegendes Gesetzgebungs- fizierte Themenfelder. Der Fokus der Betrach- vorhaben durch Einbringen eigener Positionen tung liegt daher verstärkt darauf, Veränderun- merklich zu verändern. gen im Detail aufmerksam zu verfolgen. Schließlich kommen im Rat der Europäischen Dem Identifizieren von Issues folgt die eigent- Union (Rat der EU) Minister aus allen EU-Län- liche Auswahl der für das eigene Anliegen rele- dern zusammen, um vom EP vorgelegte vanten Themen aus dem zuvor angelegten In- Rechtsvorschriften zu diskutieren, zu ändern formationspool. Denn grundsätzlich gilt: Nicht und anzunehmen. alle indentifizierten Themen sind für das eige- ne Anliegen von gleicher Bedeutung. An dieser Stelle ist für den Verband wichtig auch gute Kontakte zur Ständigen Vertretung Der Selektion der relevanten Themen folgt in der Bundesrepublik Deutschland in Brüssel einem nächsten Schritt die Priorisierung. Diese und mit den zuständigen nationalen Ministeri- erfolgt vor allem auf Grundlage der Feststel- en in Berlin zu pflegen. lung des Handlungsbedarfs. Je dringlicher im Hinblick auf den zeitlichen Rahmen ein Issue Hier muss ein Verband ebenfalls mit reaktivem ist, desto höher ist es zu priorisieren. Lobbying aktiv werden. Da man sich hier aller- dings bereits in einem sehr späten Stadium der Gesetzgebung befindet, bietet es sich an, mit seinen Vorstellungen und Positionen auch an die Öffentlichkeit zu treten.

20 Darüber hinaus gibt es auch noch weitere Fak- Dies zumal auch das dem Vorstand seitens der toren, die bei der Priorisierung von Themen zu Geschäftsführung vorgelegte Gesamtkonzept berücksichtigen sind: in vollem Umfang überzeugen konnte: m Relevanz des Themas Der Vorstand wollte als mittlerweile sechst- größter Wirtschaftszweig in der deutschen m Risiko des Themas Ernährungsindustrie gesellschaftliche Verant- m Chancen des Themas wortung übernehmen (2.2.1.) und den Entschei- m Beeinflussbarkeit des Themas dungsträgern in Brüssel hierbei auf Augenhö- he begegnen (2.2.2.).

2.3.4. Funktionierendes Netzwerk

Der Aufbau eines Netzwerkes ist für die täg- liche Arbeit eines Lobbyisten unentbehrlich. Netzwerkarbeit Denn nur durch bestehende Netzwerke wird gewährleistet, dass eine schnelle und direkte m Adresssatennetzwerk Informationsweitergabe funktioniert. Identifizierung aller formellen und Die schnelle und direkte Informationsgewin- nung ist für den Lobbyisten wiederum die Vo- informellen Entscheidungsträger raussetzung dafür, frühzeitig im politischen m Raum agieren zu können, rechtzeitig auf po- Arbeitsnetzwerk litische Entwicklungen reagieren sowie letzt- Berücksichtigung aller relevanter externer endlich auch auf politische Prozesse Einfluss nehmen zu können. und interner Akteure Bei der Suche nach potentiell relevanten Ak- m Unterstützernetzwerk teuren sollte der Lobbyist eine grundsätzliche Dreiteilung der Netzwerkarbeit bedenken: Identifizierung aller potentiell verbündeter Das Adressatennetzwerk dient dem Interes- Akteure senvertreter in erster Linie dazu, Informationen einzuspeisen, um dadurch direkt bzw. indirekt Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse nehmen zu können. Er begrüßte die von der Geschäftsführung vor- Das Arbeitsnetzwerk liefert hierbei in erster gelegte Strategie, mit gezielten Maßnahmen Linie relevante Informationen für die tägliche und den richtigen Instrumenten vorzugehen Arbeit. (2.3.1.), um hier auf Basis bestehender Prozess- kenntnisse (2.3.2.) mit Scanning und Monitoring Schließlich das Unterstützernetzwerk, welches (2.3.2.) aus einem aufgebauten Netzwerk her- dazu dient, Verbündete zu sammeln, um glei- aus (2.3.4.) in Brüssel aktiv zu werden. che Ziele gemeinsam zu erreichen. Gesetzes- initiativen betreffen meist mehr als nur einen So fiel die Vorstandsentscheidung am 06.11.2007 einzelnen Verband. Daher bietet es sich an, sich entsprechend deutlich aus. darüber zu informieren, welche anderen Akteu- Schließlich wurde auch der finanzielle Rahmen re beispielsweise auch von einem anstehen- für das „Unternehmen Brüssel“ mit 5 % eines den Gesetzesvorhaben betroffen sein könnten. laufenden Jahresetats festgelegt.

2.4. Entscheidung pro Brüssel

Nachdem sich der Verband innerhalb von zehn Jahren völlig neu aufgestellt und ausgerichtet hatte, kam das „Angebot“ aus Brüssel, dort in eine bestehende Bürogemeinschaft mit einer eigenen Repräsentanz einzusteigen zum abso- lut richtigen Zeitpunkt.

21 Protokollauszug der Vorstandssitzung vom 6.11.2007

Mit einem eigenen Büro in Brüssel könnte der BOGK seine ureigene Interessenvertretung selbst in die Hand nehmen und die bestmögliche Unterstützung durch eine fachkundige, deutschsprachige Assistentin und ein funktionierendes Büro in bester Lage sicherstellen. Der Vorstand stimmt diesem Vorschlag nach ausgiebiger Diskussion mehrheitlich, bei einer Enthaltung zu.

Blick aus dem BOGK-Büro: „Place Lux“ und EP 3. Lobbyarbeit in Brüssel (Umsetzung)

3.1. Erste Maßnahmen vor Ort

3.1.1. Grundlegende Voraussetzungen

Durch die Aufnahme in eine bereits bestehen- de Bürogemeinschaft wurde dem BOGK am An- fang vieles erleichtert, da er auch die dort be- reits seit Jahren tätige Mitarbeiterin halbtags einsetzen konnte. Auch die übrigen Vorausset- zungen waren schnell geschaffen. So zunächst eine eintägige Einweisung bei der SECUREX in Eupen, wo dem Verband das belgische Arbeits- und Sozialrecht dargelegt wurde, da er durch seine Mitarbeiterin im Brüsseler Büro auch ei- nen Arbeitgeberstatus erlangt hat. Wichtig und unerlässlich war aus Sicht des BOGK die Eintragung ins Brüsseler Transpa- renzregister, um seine Verbandsdaten bezüg- lich der angestrebten Lobbytätigkeit in vollem Umfang den Brüsseler Institutionen zugänglich zu machen. Dies hat der Verband seinerzeit erst als zweiter deutscher Verband überhaupt vollzogen! Schließlich mussten entsprechende Ausweise (sogenannte Badges) beantragt werden, um offi- ziellen und praktisch uneingeschränkten Zu- gang zum Europäischen Parlament zu erlangen.

3.1.2. Informationsmaterialien

Mit entsprechenden Informationsmaterialien (Broschüren und Flyer) hat der Verband zu- dem auf seine Tätigkeit und sein Büro vor Ort hingewiesen. In den rechts abgebildeten Broschüren legt der Verband in Kurzform seine Arbeitsschwer- punkte dar, während im nachfolgenden Flyer explizit auf das Brüsseler Büro eingegangen wird. Der Titel des Flyers „BOGK – Im Herzen Europas“ verdeutlicht nicht zuletzt den opti- malen Standort des BOGK-Europa-Büros in un- mittelbarer Nähe zur EU-Komission, dem Rat der EU und dem EP. Hinweis: Zum 01.10.2010 hat der BOGK sein Büro ins Haus der Deutschen Land- und Ernährungs- wirtschaft verlagert.

23 24 3.2. Europäische Kommission

3.2.1. Kontakte zur politischen Ebene

Durch die Kontaktaufnahme zur politischen Ebene bei der EU-Kommission ist es dem BOGK frühzeitig gelungen nachdrücklich auf sich auf- merksam zu machen: So kam es am 27.06.2012 in der Landesvertre- tung des Freistaates Bayern bei der Europäi- schen Union anlässlich einer Preisverleihung für den damaligen italienischen Ministerprä- sidenten Mario Monti zu einem Treffen mit dem damaligen Vorsitzenden der Euro-Gruppe Jean-Claude Juncker. „Shake hands“: EU-Kommissar Günther Oettinger und Werner Koch Juncker war zuvor u.a. von 1995 bis 2013 Pre- mierminister von Luxemburg. Seit dem 01.11.2014 ist er der erste vom Europäischen „ Parlament gewählte Präsident der Europä- Gerade im Foodbereich gibt es viele ischen Kommission. Themen, die Verbraucher und Medien be- Am 13.07.2011 kam es bei einem Empfang in der schäftigen. Meist sind dies kritsiche Fra- Landesvertretung des Landes Baden-Würt- gen, über die ein einzelnes Unternehmen temberg bei der Europäischen Union in Brüs- nicht allein sprechen kann. Es ist gut, wenn sel zu einer Unterredung mit dem damaligen es dann eine Institution gibt, die für genau EU-Kommissar für Energie, Günther Oettinger. diese Themen als Sprachrohr fungieren Oettinger ist heute EU-Kommissar für Digitale kann. Wie der BOGK es tut. Wirtschaft und Gesellschaft und war vor seiner Günther Oettinger,“ EU-Kommission Brüsseler Zeit Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg. Hervorragende Kontakte hat der Verband auch zu den Kabinetten von Kommissionspräsident Juncker und Kommissar Oettinger.

Die „Juncker-Kommission“ Die „Juncker-Kommission“ hat dem Europäischen Parlament und dem Rat der EU am 19.05.2015 seine konkreten Vorstellungen für eine insgesamt verbesserte Rechtsetzung auf europäischer Ebene vorgelegt. Hierin werden eine ganze Reihe von Maßnahmen beschrieben, die das Engagement der EU-Kommission für eine bessere Rechtsetzung in ihrer täglichen Arbeit veranschaulichen. Die Arbeit soll transparenter und inklusiver gestaltet werden, um zu Vorschlägen mit höherer Qualität zu gelangen und zu gewähr- leisten, dass durch die bestehenden Vorschriften wichtige gesellschaftliche Ziele wirksamer verfolgt werden. Ein Alleingang der EU-Kommission in Sachen bessere Rechsetzung ist allerdings nicht zielfüh- rend. Erforderlich ist ein gemeinsames Engagement alle EU-Organe, der Mitgliedsstatten und sonstiger Akteure. So tragen insbesondere das Europäische Parlament und der Rat der EU eine besondere Verantwortung für eine solche Verbesserung. Die EU-Kommission appelliert daher auf Grundlage des Kommissionsvorschlags rasche Gespräche aufzunehmen, damit bereits in 2015 konkrete Ergebnisse erzielt werden können. Das zwischen 1963 und 1967 erbaute Berlaymont-Gebäude ist heute der Hauptsitz der Europäischen Kommission im Brüsseler Europaviertel

26 3.2.2. Kontakt zur Arbeitsebene gen. Mit anderen Worten: Der BOGK erhielt die (DG Sante) Chance seine Anliegen vor den Vertretern aller EU-Mitgliedsstaaten vorzutragen! Durch präventives Lobbying konnte der Ver- Nach einem 40-minütigen Vortrag erhielten die band eine Reihe von Anliegen u.a. bei der für Mitgliedsstaaten bis zum 27.01.2010 Zeit sich seine Branchen zuständigen Generaldirektion hierzu schriftlich zu äußern. Am 09.04.2010 er- Gesundheit- und Lebensmittelsicherung (DG folgte dann der schriftliche Hinweis, dass eine Sante) erfolgreich vortragen. Nachfolgend sind Verpflichtung zur Kennzeichnung nicht bestehe! sechs Beispiele aufgeführt: Mit viel Überzeugungskraft, sowohl gegenüber m Bewertung von Phosphaten der DG Sante, aber auch gegenüber der EUPPA, In einer Sitzung am 11.04.2008 kam die DG San- konnte der Verband am Ende einen Erfolg te (Ständiger Ausschuss für die Lebensmittel- verbuchen. kette und Tiergesundheit) zu einer neuen Be- m wertung von Phosphaten bei der Verwendung Süßungsmittel zu brennwertverminderten bei Kartoffelverarbeitungserzeugnissen. War Fruchtaufstrichen bislang anerkannt, dass der Zusatz als techno- Ein weiterer Erfolg konnte am 23.09.2013 ver- logischer Hilfsstoff nicht deklarationspflichtig bucht werden. Die BOGK-Änderungsanträge sei, so wertete man den Einsatz von Phospha- vom 19.05.2012 bzgl. des Zusatzes von Süßungs- ten nunmehr als Zusatz eines Zusatzstoffes mitteln zu brennwertverminderten Frucht- mit der Folge einer Deklarationspflicht. aufstrichen sind in der Sitzung des Ständigen Ausschusses für die Lebensmittelkette und Hierüber hat die DG Sante sodann den euro- Lebensmittelsicherheit am 03.07.2013 ange- päischen Branchenverband EUPPA informiert. nommen und am 23.09.2013 im Amtsblatt der Während die EUPPA die Neubewertung der Europäischen Union veröffentlicht worden. DG Sante praktisch akzeptierte und nur um eine entsprechende Frist bis zur eintretenden m Konservierungsstoffe zu brennwertver- Kennzeichnungspflicht „verhandelte“, hat der minderten Fruchtaufstrichen BOGK von Beginn an eine andere Auffassung Auch wurde die BOGK-Anfrage zum Zusatz von vertreten und ist aktiv geworden. Konservierungsstoffen zu brennwertverminder- Er hat daraufhin zunächst drei gutachterliche ten Brotaufstrichen am 25.04.2014 von der DG Stellungnahmen eingeholt: Sante voll umfänglich bestätigt.

Das erste Gutachten kam zu dem Ergebnis, m Verpflichtende Herkunftsangabe dass die Entscheidung der DG Sante grund- Zur Frage der verpflichtenden Herkunftsan- sätzlich zu hinterfragen sei, da die Verwen- gabe für primäre Zutaten bei Verarbeitungs- dung von Phosphaten im konkreten Fall bei der erzeugnissen musste sich die EU-Kommission Herstellung von Pommes Frites per Gesetz als im Wege eines impact assessement (Folgenab- Verarbeitungshilfsstoff einzustufen sei. schätzung) äußern. Ein zweites Gutachten kam zu dem Ergebnis, Der Verband hat sich frühzeitig gegenüber der dass selbst dann wenn Phosphate als Zusatz- EU-Kommission positioniert. stoffe einzustufen seien, im konkreten Fall kei- ne Deklaration vorgenommen werden dürfte, da es an der technologischen Wirksamkeit im Enderzeugnis fehle. Schließlich kam auch ein drittes Gutachten zu dem Ergebnis, dass keine Pflicht zur Kenn- zeichnung bestehe. Daraufhin hat der Verband am 15.10.2009 bei der DG Sante ein persönliches Gespräch auf Arbeitsebene geführt. Der DG Sante kamen hiernach Zweifel an ihrer Bewertung und man lud den Verband ein, die Thematik bzw. die Sicht der Dinge auf der Sitzung des Ständigen Ausschusses für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit am 18.12.2009 selbst darzule-

27 Erfreulicherweise hat die EU-Kommission am BOGK-Position 20.05.2015 einen Bericht vorgelegt, der voll um- Verpflichtende fänglich die praktischen Bedenken der Indust- rie berücksichtigt: Herkunftsangabe „ In terms of factors affecting consumer purchasing decisions, consumer interest in Der BOGK unterstützt die Regelung in der origin labelling, ranks behind price, taste, Lebensmittelinformations-Verordnung (Verord- use by / best before date, convenience and/ nung (EU) Nr. 1169/2011), dass eine verpflich- or appearance aspects. Even if consumer tende Angabe der Herkunft in Fällen gefordert interest in origin labelling for unproces- wird, bei denen ohne diese Angabe eine Irre- sed foods, single ingredient products and führung der Verbraucher möglich wäre. ingredients representing more than 50 % of a food is claimed by two thirds to three Eine grundsätzlichen Kennzeichnung der Her- quarters of consumers, it is lower than for künfte bei primären Zutaten ist jedoch für die food categories such as meat, meat pro- vom BOGK vertretenen Branchen in der Praxis ducts or dairy products. nicht machbar. So bedienen sich beispielswei- Consumers link origin information to vari- se die Konfitürenhersteller in Europa bei den ous product aspects, such as quality, safety, verwendeten Rohstoffen aus Gründen der Ver- environmental concerns and also declare fügbarkeit und im Hinblick auf die gewünschte that they would buy national products to sensorische Qualität am Weltmarkt. support the economy of their country, with important differences amongst Member Insbesondere dort wo es um Früchte geht, States. müssen deshalb regelmäßig unterschiedliche They would prefer information on origin Herkünfte in unterschiedlichen Anteilen mitei- at the level of the country compared with a nander verschnitten werden, um der berechtig- EU/non-EU level and seem more interested ten Erwartung des Verbrauchers an eine gleich- in the place of production compared with bleibende Produktqualität zu entsprechen. the place of farming of the raw material. Unprocessed foods, single ingredient pro- Dies führt alleine aufgrund saisonal bedingter ducts and ingredients that represent more Rohstoffschwankungen bis hin zu witterungs- than 50 % of a food are food categories bedingten Totalausfällen von Rohstoffen be- that gather very different products, for stimmter Herkünfte im Ergebnis zu stark vari- which consumer interest in origin informa- ierenden Zusammensetzungen hinsichtlich der tion and economic impact of imposing a Rohstoffherkünfte. Deshalb ist es für die obst-, mandatory origin labelling varies greatly. gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie The supply chains for the three categories von großer Bedeutung, dass die gegenwär- of foods in the scope of the report show tigen Regelungen beibehalten werden, d. h. that the origin of ingredients varies fre- verpflichtende Kennzeichnung bei möglicher quently to maintain low purchasing prices and to maintain the quality of the final Irreführung und es ansonsten bei allen übrigen product. Therefore, mandatory origin Erzeugnissen bei der Möglichkeit der freiwilli- labelling at the EU level and even more at gen Herkunftskennzeichnung bleibt. the level of the country is highly complex to Brüssel, September 2013 implement in many areas of food, leading to substantial increases of costs of produc-

28 tion, which ultimately would be passed on to consumers. Origin labelling on a voluntary basis would be the least market disruptive scenario and would maintain product cost at current levels. It would not provide a satisfactory solution to the consumer demand for sys- tematic origin information, but consumers could, if they so wish, opt for foods where origin information is voluntarily provided for by food business operators. Mandatory origin labelling at EU level (EU/non-EU or EU/third country) leads to less important „Spreewälder production cost increases, less burden for combined with the already existing man- Gurken“: datory origin labelling regimes for specific BOGK-Büro- both food business operators and Member eröffnung States competent authorities, but consumer foods or categories of food appears as the in Brüssel satisfaction would be not as high as with suitable option. It maintains selling prices mandatory origin labelling at country level. at current levels and still allows consumers Unlike origin labelling at EU level, origin to choose products with specific origins if labelling at country level would have an they want to, while it does not affect the important impact on the internal market, competitiveness of food business operators with a possible increase of consumption of and does not impact internal market and local foods for certain markets. international trade.“ Both mandatory origin labelling scenarios at EU and country levels could impact on m Zusatz von Farbstoffen international food supplies and interfere Ferner hat der Ständige Ausschuss für die Le- with existing trade agreements with third bensmittelkette und Lebensmittelsicherheit in einer Sitzung am 14.04.2015 auch die BOGK- countries. Additional labelling rules may Anträge bzgl. des Zusatzes von bestimmten lower the competitiveness of EU food Farbstoffen zu Kartoffelerzeugnissen akzep- business operators on the international tiert und am 12.08.2015 im Amtsblatt der Euro- market, while food business operators from päischen Union veröffentlicht. third countries are concerned about poten- m Transatlantisches Handelsabkommen tial additional costs of production and loss (TTIP) of exports to the EU because consumers Bei TTIP ist für die Branche die Aufrechterhal- would prefer foods of EU origin. tung des Schutzes geografischer Herkunftsan- gaben für regionale Spezialitäten von großer Finally, mandatory origin labelling would Bedeutung. represent an additional burden on Member Um einen umfassenden und gleichwertigen States competent authorities, in particular Schutz regionaler Produkte in den USA und in the current economic environment, if in der EU zu gewährleisten, muss das Trans- they had to cope with the imposition of pos- atlantische Freihandelsabkommen daher die sible new control tasks for such additional geschützten Ursprungsbezeichnungen der EU respektieren. requirements. Hier ist es dem Verband gelungen, dass z.B. die Against this background and in view of „Spreewälder Gurken“ als ein in jedem Fall zu the Commission policies in terms of better schützendes Erzeugnis in die Verhandlungen regulation, voluntary origin labelling (sog. „short list“) aufgenommen worden ist.

29 Blick aus dem BOGK-Büro: Taxen am Place Luxembourg

Das ASP (Altiero Spinelli)-Gebäude des Europäischen Parlaments 3.3. Europäisches Parlament

3.3.1. Themenvielfalt BOGK-Leitfaden Aus den vielen Themen, die der Verband mit Richtig Kennzeichnen den Ausschüssen für Umweltfragen, Volksge- sundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) nach neuem Recht! und für Landwirtschaft und ländliche Entwick- lung (AGRI), sowie mit zahlreichen Europaabge- 15.02.2013 ordneten diskutiert hat, sind nachfolgend drei Themenkomplexe dargelegt: m Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) Ohne Zweifel war das reaktive Lobbying bei der Entstehung der sogenannten Lebensmittel- informations-Verordnung (LMIV) am zeitlich intensivsten, da vom Vorschlag der EU-Kom- mission am 31.01.2008 bis zur Verabschiedung im EP am 25.10.2011 immerhin über 3 ½ Jahre ins Land gezogen sind und es in dieser Zeit ständig neue öffentliche Diskussionen (Ampel- deklaration etc.) und hieraus resultierende Strömungen und Tendenzen gab. Kennzeichnungs-Checkliste Der Verband hat über die gesamte Zeit sehr en- gen Kontakt mit der Berichterstatterin im EP zu m Bezeichnung des Lebensmittels diesem Gesetzesvorhaben, Dr. MdEP, gehalten. m Verzeichnis der Zutaten

Zum Einen, um eigene Positionen vorzubringen, m andererseits aber auch, um bei der ein oder ggf. Allergenkennzeichnung anderen Tendenz im laufenden Gesetzesvor- m ggf. Menge der bestimmten Zutaten haben Praxisbeispiele (z.B. zum Schriftgrößen- erfordernis) anbringen zu können. oder Klassen von Zutaten („QUID“) Neben dem engen Kontakt zu Dr. Renate m Nettofüllmenge Sommer MdEP hat der Verband in der Zeit von 2008-2011 mit vielen weiteren Europaabgeord- m Mindesthaltbarkeitsdatum neten bzgl. einzelner Kennzeichnungselemen- m te der Lebensmittelinformations-Verordnung ggf. Aufbewahrungs-/Verwendungshinweis diskutiert. m Herstellerangabe Auch hat der Verband an der offiziellen An- hörung im EP am 28.08.2008 teilgenommen m ggf. Herkunftskennzeichnung (vgl. auch Positionspapier vom 17.08.2008 auf m Seite 32 f.). Nährwertdeklaration Am 15.02.2013 hat der Verband für seine Mitglie- m „unter Schutzatmosphäre verpackt“ der den umfassenden BOGK-Leitfaden „Richtig Kennzeichnen nach neuem Recht“ vorgelegt. m „mit Süßungsmittel(n)“ Der Flyer beinhaltet u.a. auch eine „Kennzeich- m „mit Zucker(n) und Süßungsmittel(n)“ nungs-Checkliste“, in der sämtliche Kennzeich- nungselemente anschaulich auf einer Seite m „enthält Aspartam (eine Phenylalaninquelle)“/ dargestellt sind. „enthält eine Phenylalaninquelle“

31 BOGK-Positionspapier Ampeldeklaration 17.08.2008

Einer diskriminierenden „Ampeldeklaration“ erklärt der BOGK eine klare Absage. Dies ob- wohl der weitaus größte Teil unserer Produk- te mit einem „grünen Punkt“ versehen werden würde, weil Obst-, Gemüse- und Kartoffelprodukte per se zu den bekanntermaßen gesunden Erzeugnissen zählen.

BOGK für Qualität und Sicherheit Der BOGK unterstützt selbstverständlich alle Gesetzesvorhaben, die zu einer verbesserten Information des Verbrauchers führen. Hierbei geht der Verband von einem aufgeklärten und mündigen Verbraucher aus, der die Informationen erhalten möchte, die für seine Kaufentscheidung wich- tig sind, keinesfalls jedoch von einem unmündigen Verbraucher, den man durch eine mögliche „Ampeldeklaration“ die Kaufentscheidung weitestgehend abnimmt und ihn dadurch in einem nicht hinzunehmenden Maß bevormun- det. Diese ablehnende Haltung basiert jedoch nicht nur auf dem Aspekt der Bevormundung der Verbraucher, vielmehr wird dessen Eigenverantwor- tung konterkariert, die „Ampel“ selbst stellt ein absolut untaugliches Mittel gegen Übergewicht dar und die Diskrimi- nierung ganzer Lebensmittelkategorien mit einem hohen Genuss- wert kann politisch nicht ernsthaft gewollt sein.

32 Prinzip der sachlich-faktischen Nährwertinformation Vielmehr bleibt für unsere Industrie das Prin- zip der sachlich-faktischen Nährwertinforma- tion Orientierung und Maßstab zugleich. Insofern unterstützen wir durchaus Empfehlungen des Verban- des der europäischen Ernährungsindustrie (CIAA) und auch beabsichtigte Pflichtangaben, die sich aus dem Kommissionsvorschlag vom 30.01.2008 ergeben. Über Einzelheiten dieser konkreten Ansätze wie z.B. Nährwertprofile oder GDA´s kann und muss man diskutieren. Hierzu sind wir gerne und jederzeit bereit! Europa ist auf einem guten und vielversprechenden Weg. Gerade deshalb sollte man sich an dieser Stelle nicht den Fehler erlauben, der unseres Erachtens einem klaren Rückschritt gleich- kommen würde, den Verbraucher auf der einen Seite durch eine diskriminierende „Ampeldeklaration“ zu verdummen, wo man ihn auf der anderen Seite richtigerweise durch bestimmte Aktionen aufklärt und über die Zusammensetzung des jeweiligen Lebensmittels informieren möchte.

33 m Revision der Kontrollverordnung m EU-Zuckermarktordnung In Brüssel wird derzeit die Verordnung über die Ein sehr wichtiges Lobbyingziel des BOGK in amtliche Lebensmittelkontrolle aus dem Jahre den letzten Jahren war die Abschaffung der 2004 überarbeitet. Zuckermarktordnung. In diesem Zusammenhang hat sich der Verband Diese reguliert seit 1968 die Herstellung und mit Erfolg gegen eine weitere Ausweitung der den Vertrieb von Zucker in der EU. Sie be- Gebührenpflicht auf die amtliche Regelkontrol- steht aus drei Elementen: Erstens verhindern le ausgesprochen. Schutzzölle den Import billigeren Zuckers aus Ländern außerhalb Europas. Zweitens räumt Anderenfalls hätten die kontrollierten Unter- sie den europäischen Produzenten sog. Quoten nehmen auch dann für die Überwachungstätig- ein, sodass jeder, der in Europa Zucker produ- keit bezahlen müssen, wenn sie keinen Anlass ziert, eine genau festgelegte Menge absetzen für die Kontrolle geboten hätten. kann. Drittens sorgt ein sog. Referenzpreis da- So wäre es neben der Kostenbelastung für für, dass der Zuckerpreis am Markt nicht unter die Unternehmen auch der Akzeptanz der ho- einen Mindestpreis sinken kann. heitlichen Durchführung der Lebensmittel- Die politisch festgelegte Zuckerquote behin- überwachung abträglich, wenn sich der Ein- dert seit Jahrzehnten eine freie Markt- und druck verfestigen würde, dass die Tätigkeit der Preisentwicklung. amtlichen Überwachung künftig vornehmlich durch Gebühren zu Lasten derjenigen Betrie- Die Quote beschränkt das Angebot mit EU- be finanziert wird oder werden soll, die sich Zucker auf weniger als 85 % des EU-Eigenbe- rechtskonform verhalten. darfs, während genug Zuckerrüben in der EU angebaut werden, die aber nur zur Produktion Die Verzerrung der Kostentragungspflicht bei von Bioethanol verwendet werden dürfen. Einführung von Gebühren für die bloße Kon- trolltätigkeit findet zudem auch in anderen Die EU-Kommission hat im Jahr 2013 festge- Lebens- und Wirtschaftsbereichen keine stellt, dass die Quote praktisch ihren Da- Akzeptanz. seinszweck verloren hat. Dem Vorschlag der EU-Kommission folgend hat das EP nach inten- Anschaulich und beispielhaft lässt sich diese siven Verhandlungen im Rahmen der Reform verdeutlichen, wenn Autofahrer, die im Rahmen der Agrarpolitik auch die Abschaffung der Zu- einer Verkehrskontrolle überwacht werden, ckermarktordnung beschlossen. Der Stichtag trotz rechtmäßigen Verhaltens eine Gebühr hierfür ist der 30.09.2017. allein für die behördliche Tätigkeit des Kontrol- lierens bezahlen sollten. Das Ende der Sonderbehandlung für Zucker wird dazu führen, dass der Anbau von Zucker- rüben stärker im Wettbewerb mit dem Anbau anderer Feldfrüchte wie Mais, Weizen und Öl- saaten stehen wird. Der BOGK begrüßt diese Entscheidung, denn das Ende der Zuckerquote ermöglicht mehr Wettbewerb am Zuckermarkt. Zugleich bedeutet dies ein höheres Maß an Versorgungssicherheit und wettbewerbsfähi- gere Preise.

34 Regelungen ab dem 01.10.2017

m Ende der Zuckerquoten und Isoglucosequoten

m Mindestrübenpreis abgeschafft

m Produktionsabgabe abgeschafft

m Marktmanagement entfällt

m Exportlimit für Nichtquotenzucker entfällt

m Obligatorischer Vertragsanbau zwischen Zuckerrübenbauern und Zuckerindustrie

m Referenzpreis bleibt als Auslöser für Beihilfen zur privaten Lagerhaltung im Krisenfall

m Preis-Reportsystem bleibt

m Beibehaltung des Außenschutzes

35 3.3.2. Gespräche vor Ort

Die offiziellen Gespräche mit Europaabgeord- Durch diesen Mix aus unterschiedlichen An- neten im EP gehören zum festen Bestandteil sprechpartnern ist es dem BOGK gelungen ein eines jeden Brüsselaufenthalts. stabiles Netzwerk innerhalb des EP aufzubau- en. Nicht selten wird der Verband von Firmen- In erster Linie sind Unterredungen mit Mitglie- inhabern, Fachleuten aus den Unternehmen dern der für die Branchen des Verbandes wich- oder auch von den Kolleginnen der europäischen tigen Ausschüsse ENVI und AGRI von großer Branchenverbände begleitet, um dem jeweili- Bedeutung. Es werden hierbei vertieft Fach- gen Anliegen noch mehr Nachdruck zu themen erläutert und oftmals durch Positions- verleihen. papiere verstärkt. Es ist wichtig mit Politikern möglichst aller Parteien bzw. Fraktionen zu sprechen, da man nur so ein eigenes Bild von GESPRÄCHSVORBEREITUNG IM DETAIL den politischen Strömungen zu dem ein oder Eine exzellente Gesprächsvorbereitung ist anderen Thema in Erfahrung bringen kann. unerlässlich. Dazu zählt u.a., dass dem Lob- Ebenso bedeutsam sind Gespräche mit Abge- byisten die Biografie seines Gesprächspart- ordneten, in deren Wahlbezirk eines der Mit- ners bekannt ist. Es ist zudem hilfreich zu glieder des Verbandes seinen Firmensitz hat. wissen, wer mögliche inner- und außerpar- Die so angesprochenen MdEP´s haben – ob- teiische Konkurrenten sind, in welchen Netz- wohl sie nicht zwangsläufig einem der für den werken der Gesprächspartner aktiv ist und Verband bedeutsamen Ausschuss angehören ob er darüber hinaus Gegner, Verbündete – stets ein offenes Ohr für die Interessen der oder Förderer hat. Industrie. Vor dem Gespräch sollte sich der Lobbyist Ähnlich sieht es mit den Terminen mit neu ge- zudem fragen, wie das zu besprechende The- wählten Abgeordneten aus. Nach den Wahlen ma bzw. das Anliegen dem Gesprächspartner zum EP 2009 und 2014 war es für den BOGK nützen könnte. selbstverständlich zunächst auch mit neuen Zudem gilt es im Vorfeld zu klären, ob der Europaabgeordneten zu sprechen, damit sie Gesprächspartner Einfluss innerhalb seiner den BOGK einerseits kennenlernen, anderer- Partei oder der Fraktion hat und möglicher- seits aber auch ein erstes Gefühl für die Anlie- weise als eine Art Multiplikator genutzt wer- gen der Branchen erhalten. den kann. Nicht zuletzt führt der Verband auch fortlau- Auch die Wahrnehmung des Gesprächspart- fend mit Abgeordneten Gespräche, die in ihren ners durch die Öffentlichkeit sollte immer be- Parteien bzw. Fraktionen als Multiplikator, Mei- rücksichtigt werden. nungsbildner oder „Netzwerker“ gelten. Zusammenfassend lässt sich sagen, je um- fangreicher die Informationen sind, die im Vorfeld zu einem Gesprächspartner gesam- melt werden können, desto zielgerichteter kann der Lobbyist seine Anliegen formulieren.

Über 180 Gespräche mit MdEP‘s!

In den ersten vier Jahren (2008-2011) hat der BOGK in Brüssel ca. 30 Treffen mit Europa- abgeordneten gehabt.

Die Anzahl der Unterredungen hat sich ab 2011 auf durchschnittlich 30 Gespräche pro Jahr erhöht!

36 3.3.3. Exkurs

BOGK-Anliegen zur EP-Wahl

Brüssel, 13.03.2014 Die obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitende Industrie ist der sechstgrößte Wirtschaftszweig in der bundesdeutschen Ernährungsindustrie und steht zu einer wirtschaftlich starken Europäischen Union. Die Vollendung des Binnenmarktes und einheitliche EU-Regeln sind dafür unabdingbare Voraussetzungen: m Wettbewerbsfähigkeit stärken Nach Jahren der wirtschaftlichen Krisen muss der Schwerpunkt der EU-Politik auf einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft liegen.

m Keine Überregulierung in der Umwelt- und Klimapolitik Die EU nimmt eine Vorreiterrolle beim Umwelt- und Klimaschutz ein. Die Unternehmen der Ernährungsindustrie tragen durch schonenden Ressourceneinsatz, verbesserte Energieeffizi- enz, Recycling und Abfallminimierung einen wichtigen Teil zur Erreichung der ehrgeizigen Ziele bei. Ein Verschärfung der EU-Umwelt- und Klimapolitik wird abgelehnt. Dies gilt insbesondere mit Blick auf bestehende Kontaminatenregelungen. Vielmehr muss nachhaltiges Wirtschaften gefördert werden und Verschwendung jeder Art Einhalt geboten werden.

m Verlässliche und bezahlbare Energieversorgung gewährleisten Energie ist für die Lebensmittelproduktion unabdingbar und muss trotz deutscher Energie- wende sichergestellt werden und bezahlbar bleiben. Die Energiekostenbelastung hat in Europa – bedingt durch Steuern und Abgaben – in den vergangenen Jahren kontinuierlich gegenüber in- ternationalen Wettbewerbern zugenommen. Die Schaffung eines Energiebinnenmarktes, Anrei- ze für mehr Energieeffizienz und Ausgleichsmaßnahmen für energieintensive Unternehmen sind deshalb notwendige Maßnahmen um Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Europa zu erhalten.

m Auslandsgeschäft fördern Das Auslandsgeschäft bietet der Branche langfristig Absatz- und Wachstumsmöglichkeiten über den aufgrund der demographischen Entwicklung stagnierenden Binnenmarkt hinaus. Die Umsetzung von Handelsabkommen und Unionszollkodex muss praxistauglich erfolgen und darf nicht zu einer Verkomplizierung bei der Zollabwicklung oder Warenursprungsbestimmung führen.

37 BOGK-Anliegen zur EP-Wahl

m Rohstoffverfügbarkeit sichern Der Anbau nachwachsender Rohstoffe zur Bioenergieerzeugung darf nicht zu Lasten der Lebensmittelproduktion gehen. Der wettbewerbsgleiche Zugang zu Zucker vom Weltmarkt muss ermöglicht und die Nutzungs- möglichkeit der notwendigen Pflanzenschutzmittel erhalten bzw. verbessert werden.

m Wettbewerb fair gestalten Der Wettbewerb im Lebensmittelmarkt ist so intensiv wie in kaum einer anderen Branche. Die überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen der Ernährungsindustrie stehen dabei einem stark konzentrierten Lebensmitteleinzelhandel gegenüber. Der BOGK begrüßt, dass sich die EU mit der Funktionsweise des Lebensmittelmarkts intensiv befasst und auf Einhaltung fairer Geschäftspraktiken drängt. Zahlreich Unternehmen der europäischen Lebensmittelbran- che haben sich deshalb öffentlich zur Einhaltung fairer Geschäftspraktiken verpflichtet.

m Keine Steuererhöhung bei Lebensmitteln Lebensmittel erfüllen ein existentielles Grundbedürfnis. Es muss auch zukünftig sichergestellt sein, dass für alle Bevölkerungs- und Einkommensgruppen qualitativ hochwertige und sichere Lebensmittel zu angemessenen Preisen verfügbar sind. Erhöhungen der Mehrwertsteuer bei Lebensmitteln sowie die mögliche Einführung spezieller Lebensmittelverbrauchsteuern führen zu inakzeptablen Belastungen für Industrie und Verbrau- cher und haben erwiesenermaßen keine Lenkungswirkung.

m Keine Bevormundung der Verbraucher Verbraucher sorgen durch ihre individuelle Kaufentscheidung für ein vielfältiges, zu den eige- nen Bedürfnissen passendes Lebensmittelangebot. Bei der Vielfältigkeit unserer Gesellschaft muss das Leitbild in der Verbraucherpolitik deshalb lauten: Verbraucher handeln selbstbe- stimmt. Dazu bedarf es der Information und Bildung. Maßnahmen, die dem Konsum dirigistisch lenken, den Verbraucher bevormunden oder den Unternehmen neue und aufwendige Kenn- zeichnungs- und Informationspflichten ohne erkennbaren Mehrwert für die Verbraucher aufer- legen, sind abzulehnen.

38 3.3.4. Einladungen an MdEPs Gespräche mit nicht-deutschen Unter Lobbying auf Augenhöhe versteht sich von selbst, dass man Europaabgeordnete zu Europaabgeordneten diversen Veranstaltungen einlädt. Von Beginn hat der Verband auch Gespräche mit So nehmen sich Brüsseler Abgeordnete gerne die Zeit, um anlässlich der BOGK-Jahrestagun- nicht-deutschen Abgeordneten geführt, da der gen Festvorträge zu halten. So Silvana Koch- BOGK nicht nur deutsche Unternehmen vertritt und Mehrin, Holger Krahmer, Dr. oder . auch um das eigene Netzwerk im EP nicht nur auf Deutschland zu beschränken. Aber auch bei Vorstandssitzungen sind Abge- ordnete gern gesehene Gäste: Alexander Graf So fanden bislang Gespräche mit Anna Maria Cor- Lambsdorff, , Michael Theurer. raza Bildt (Schweden), Dr. Herbert Dorfmann (Süd- Schließlich ist die Teilnahme von Abgeordneten des EP bei den Fachsitzungen des BOGK-Aus- tirol), Dr. Richard Seeber (Österreich), Jules Maaten schusses Lebensmittel in Brüssel schon tradi- (Belgien) und Jan Huitema (Niederlande) statt. tionell. Dies gilt für Dr. Renate Sommer und bis 2014 für Holger Krahmer. Mittlerweile haben die Gespräche für die Lobby- arbeit des Verbandes insgesamt eine große MITGLIEDSUNTERNEHMEN EI MDEP´S UND Bedeutung, da es für die Arbeit im EP immer MDEP´S BEI MITGLIEDSUNTERNEHMEN wichtiger wird die Meinungen ganzer Parteien bzw. Sechs namhafte Unternehmen des BOGK haben die Geschäftsführung bislang bei Fraktionen in Erfahrung zu bringen. Aufgrund der Gesprächen im EP unterstützt: Parteienvielfalt im EP reicht ein bloßer Bezug auf Adolf Darbo: Dr. Richard Seeber nationale MdEP`s nicht mehr aus. Grafschafter: Silvana Koch-Mehrin Menz & Gasser: Dr. Herbert Dorfmann Spreewaldkonserve: Michael Theurer, , Rainer Wieland Schwartauer Werke: Holger Krahmer Zentis:

Gleich vier Europaabgeordnete folgten am 07.06.2010 der Einladung des Verbandes zu einer Betriebsbesichtigung des Mitglieds- unternehmens Zentis GmbH & Co. KG in Aachen/Eilendorf.

Vor Ort konnten sich die Abgeordneten Dr. Renate Sommer MdEP, Sabine Verheyen MdEP, MdEP und MdEP gemeinsam mit einer großen Anzahl von Assistentinnen und Assistenten aus dem EP ein Bild von Produktionsabläufen, aber auch von der praktischen Kennzeichnung von Lebensmitteln machen.

Auch weitere Betriebe wurden von Europa- abgeordneten besucht:

Georg Baier: Albert Deß AVIKO: Friweika: Dr. Peter Jahr Schwartauer Werke: Maintal: Dr. Spreewaldkonserve: Rainer Wieland 39 3.3.5. Informationen an MdEP´s

Mehrmals jährlich informiert der Verband in Form eines Newsletters alle deutschen Europa- Abgeordneten über die für oder in Brüssel relevanten Aktivitäten des BOGK:

40 41 Zur „Expo 1958“ erbaut - das Brüsseler Atomium. Ein Symbol für das Atomzeitalter und die friedliche Nutzung der Kernenergie

42 3.3.6. Veranstaltungen

Der Verband veranstaltet alle drei Jahre in Brüssel im Anschluss an eine Vorstandssitzung einen festlichen Abend: m 01.04.2009 Parlamentarischer Abend in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der EU zum Thema „Qualität, die mächtigste Waffe der EU-Landwirte!“ m 01.02.2012 Empfang im EP im Rahmen einer einwöchigen Produktausstellung unter dem Motto „2:0 für gesunde und sichere Lebensmittel“. m 24.03.2015 Buffet-Empfang im Renaissance Hotel zur Ernennung der „Botschafter des guten Geschmacks“.

Assistenten- Smalltalk: Christian Schimang, Traditioneller Andrea Schierbaum Assistenten-Abend und Lars Ritter

Anfang Dezember lädt der Verband schon traditio- nell seit 2010 Assistentinnen und Assistenten aus dem EP zu einem gemeinsamen Abend ins Restau- rant Senza Parole ein. Die Zeit wird in lockerer Atmosphäre dazu genutzt, gemeinsam die Themen des ablaufenden Jahres Revue passieren zu lassen und gleichzeitig bereits den Fokus auf das bevorstehende Jahr zu lenken. Mittlerweile nehmen auch Kollegen anderer Verbände oder Institutionen an dem Treffen teil, um das ein oder andere Thema zu vertiefen.

Die Teilnehmerzahl ist von Anfangs acht auf mittlerweile 15 Teilnehmer angestiegen!

43 44 So sehen Sieger aus: Dr. Renate Sommer MdEP und Star-Koch Alfons Schuhbeck

Buffet-Empfang: Botschafter des guten Geschmacks

45 Gruppenbild mit Dame: Im Einklang: Albert Deß MdEP, Werner Koch und Christoph Freitag, Albert Deß MdEP Dr. Renate Sommer MdEP, Konrad Linkenheil, Werner Koch, Alfons Schuh- beck und Markus Ferber MdEP

Im Gespräch: Werner Koch, Konrad Linkenheil und Alfons Schuhbeck

46 Im Dialog: Markus Ferber MdEP und Michael Theurer MdEP

„Fünfer-Bande“: Präsident im Bettina Breuer, Einsatz: Konrad Gesine Meißner MdEP, Linkenheil Werner Koch, Lars Ritter, Axel Voss MdEP

Gute Laune: Stefanie Nagierski, Dietmar Otte, Horst-Peter Karos, Ernst-Rainer Schnetkamp

47 Vorstand triff Politik: Willi Stollenwerk, Axel Voss MdEP und Stefan Franceschini

Vorstand unter sich: Matthias Koeppen, Bernd-Richard Meyer, Willi Stollenwerk und Dirk Loeding

48 3.3.7. MdEPs auf BOGK-Homepage

Regelmäßig äußern sich Europaabgeordnete auf der Homepage des Verbandes. Hierbei werden völlig unterschiedliche, für die Branchen bedeutsame Themen, angesprochen. Diese Art der „gemeinsamen Öffentlichkeits- arbeit“ schafft eine exzellente Beziehung zwischen den Entscheidungsträgern und dem Verband: „Gerade im Lebensmittelbereich gibt es viele Themen, die Verbraucher und Medien beschäftigen. Meist sind dies kritische Fragen, über die ein einzelnes „Angesichts der Herausforderungen, die Auf einer Unternehmen nicht alleine sprechen kann. Wellenlänge: Regulierung bedeutet außerdem oft sich aus der demographischen Entwicklung Holger Krahmer MdEP starke negative Auswirkungen für Unter- und der Notwendigkeit einer effizienten und Werner Koch nehmen. Gerade für kleine und mittelstän- Ressourcennutzung ergeben, muss der dische Unternehmen ist deshalb wichtig, Bekämpfung von Lebensmittelverschwen- in Brüssel eine starke Stimme zu haben. dung weltweit absolute Priorität einge- Die Stimme ist der BOGK.“ räumt werden. Von daher begrüße ich die Holger Krahmer MdEP Bewerbung des BOGK für den DGVM INNOVATION AWARD „Verband des „Mit der Initiative „Clever einkaufen & Jahres“ außerordentlich. Der Verband hat essen“ leistet der BOGK einen wichtigen eine herausragende Strategie entwickelt, Beitrag gegen die Verschwendung von deren Umsetzung durch gezielte Einzel- Lebensmitteln, indem sich der Verband und maßnahmen in konkreten Arbeitsschritten die ihm angeschlossenen Unternehmen weit über das herkömmliche Engagement der obst-, gemüse- und kartoffelverarbei- eines Fachverbandes hinaus geht. Zudem tenden Industrie in Deutschland in erster sollte damit auch ein Anreiz für weitere Linie für einen bewussteren Umgang mit Verbände und Organisationen gegeben sein, Lebensmitteln einsetzen. Als Repräsentant sich ebenfalls aktiv im Kampf gegen die der sechstgrößten Branche innerhalb der Verschwendung von Lebensmitteln zu Ernährungsindustrie nimmt der BOGK hier engagieren.“ Albert Deß MdEP seine besondere gesellschaftliche, soziale „ und ökologische Verantwortung in vorbild- Ganz herzlich gratuliere ich dem BOGK zum zweiten Platz bei der Wahl zum licher Weise war. Ulrike Rodust MdEP “ „Verband des Jahres 2014“. Mit seinem „Getreu dem bekannten Sprichwort „Was vorbildlichen Engagement gegen Lebens- Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer- mittelverschwendung hat der Verband diese mehr“ ist das Europäische Schulfrucht- Auszeichnung mehr als verdient. Nicht nur programm mehr als nur eine Versorgung aus ethischer, sondern auch aus umwelt- unserer Kinder mit frischen Vitaminen und und klimapolitischer Sicht ist die Lebens- Nährstoffen durch Obst und Gemüse. Es ist mittelverschwendung eines der wichtigsten die Schaffung einer soligen Basis für eine Themen unserer Zeit. lebenslange, gesunde Ernährung. “ Dr. Renate Sommer MdEP Ulrike“ Müller MdEP

49 Eingang zum Justus-Lipsius- Gebäude. Sitz des Rates der Europäischen Union und des Europäischen Rates in Brüssel

50 3.4. Rat der Europäischen Union

3.4.1. Zahlreiche Gespräche Seinerzeit ging es aber auch um die Un- terstützung bei den Anliegen zur Lebens- Der Verband unterhält sehr gute Kontakte zur mittelinformations-Verordnung. Ständigen Vertretung (StäV) der Bundesrepublik Deutschland in Brüssel. Diese ist das Binde- Im Jahre 2012 standen sodann die Themen Mit- glied zum Rat der Europäischen Union. telstandspolitik und die neuen Zusatzstoff- regelungen auf europäischer Ebene im Mittel- Bei regelmäßigen Treffen werden die aktuellen punkt der Gespräche. Probleme der Branchen erörtert. Die Gesprä- che wurden vom Verband bereits im Jahre 2008 2014 ging es primär um das übergeordnete aufgenommen. Hierbei ging es zunächst primär Thema der Lebensmittelverschwendung, wäh- um das Europäische Schulobstprogramm (vgl. rend seit 2015 das Thema der verpflichtenden Seite 52 f.). Herkunftskennzeichnung diskutiert wird.

Gesetzesentstehung auf Brüsseler Ebene

51 3.4.2. Europäisches Rund 300 Akteure – u.a. Landwirte, Obsthändler, Schulobstprogramm Vertreter der Lebensmittelindustrie, Organisa- tionen aus den Bereichen öffentliche Gesund- Das Europäische Schulobstprogramm stand im heit, Bildung und Umwelt, Wissenschaftler und Mittelpunkt einer großen Konferenz, die von Forscher sowie Vertreter der Mitgliedstaaten, der EU-Kommission am 16. und 17.12.2008 un- der Kommission und des Europäischen Parla- ter Teilnahme des BOGK in Brüssel veranstaltet ments – haben an der Konferenz teilgenommen. wurde. Auf der Konferenz wurde hervorgehoben, dass Das Ergebnis waren konkrete Empfehlungen für es darauf ankommt, die richtige Balance zu die Abgabe von Obst und Gemüse an europä- finden und maßgeschneiderte Programme ische Kinder ab Beginn des Schuljahres 2009/10. aufzustellen, die den örtlichen Bedürfnissen, „Die Konferenz war ein großer Erfolg. Es hat zugleich aber auch den Grunderfordernissen mich gefreut, das Engagement so vieler Seiten der Rechenschaftspflicht bei der Verwendung zu sehen, die wirklich wollen, dass das Schu- öffentlicher Gelder gerecht werden. Ziel ist es, lobstprogramm Wirkung zeigt“, erklärte die ohne großen Verwaltungsaufwand und über- für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung flüssige Bürokratie eine wirksame Kontrolle der zuständige Kommissarin Mariann Fischer Boel. Programme zu ermöglichen. „Die beiden letzten Tage haben ausgezeichnete Gelegenheiten für das Knüpfen von Kontakten und den Austausch von Ideen geboten. Nun sind wir auf die Ergebnisse dieser Anstrengun- gen gespannt, wenn die Mitgliedstaaten ihre Programme für den Start des Schulobstpro- gramms im Jahr 2009 auflegen. Die EU-Kommission stellt 90 Mio. € für das Pro- gramm bereit, die durch nationale und private Mittel ergänzt werden. Ich bin sicher, dass un- sere Bemühungen dazu beitragen werden, den Kindern gute Essgewohnheiten zu vermitteln, und dies wird wiederum allen zugute kommen.“

Verordnung (EG) Nr. 13/2009 des Rates

Für den Verband ist die im Nachgang zur Schulobstkonferenz veröffentlichte Verordnung (EG) Nr. 13/2009 des Rates vom 18.12.2008 als großer Erfolg zu werten, da verarbeitetes Obst und Gemüse ausdrücklich ins Schulobstprogramm aufgenommen worden ist. Hierzu bieten Mitglieder des Verbandes z.B. Fruchtmuse in eigens entwickelten Verpackungen, den sog. Pouches (selbststehende und wiederverschließbare Standbodenbeutel) an.

52

54 3.5. Nicht-institutionelles

Netzwerk

Der Verband unterhält hervorragende Kontak- m Treffen der AGRICOLOS te zum Europäischen Dachverband der Lebens- Einmal im Monat treffen sich die deutsch- mittelindustrie (FDE) und zu den Europabüros sprachigen Agronomen in Brüssel, um über der nationalen Dachverbände BVE und BLL. Da- allgemeine Themen in lockerem Rahmen zu rüber hinaus ist der permanente Austausch mit diskutieren. An diesen Treffen nimmt auch der über 30 Kollegenverbänden unerlässlich, um Verband regelmäßig teil. einen fortlaufenden Informationsfluss sicher stellen zu können. Hierbei achtet der Verband m Europäische Branchenverbände darauf, auch mit Verbänden in Dialog zu stehen, Seit den eigenständigen Aktivitäten des Ver- die grundsätzlich andere Lobbyziele verfolgen. bandes in Brüssel sind die Kontakte zu den eu- Mit renommierten Rechtsanwaltskanzleien ropäischen Branchenverbänden PROFEL (Obst (z.B. CMS Hasche Sigle) steht der BOGK eben- und Gemüse) und EUPPA (Kartoffeln) wesent- falls im regen Austausch. Hier geht es in erster lich intensiver geworden. Linie um die fachliche Unterstützung bei der Persönlichkeiten aus dem BOGK stellen heute Bearbeitung von Spezialmaterien, wie z.B. zu bei PROFEL den Vorsitz und bei der EUPPA den Fragen des Kartellrechts. stellvertretenden Vorsitz. Die Geschäftsführer Wichtig sind auch die regelmäßigen Treffen mit des BOGK nehmen in einzelnen Arbeitsgrup- Public Affairs-Agenturen (z.B. Concilius). Dies pen bei PROFEL und EUPPA zudem wichtige zum Einen um in Sachen Lobbying weiter dazu- Aufgaben (z.B. als Task Manager) wahr. zulernen, andererseits aber auch um schneller m Runder Tisch Lebensmittelrecht einen neuen Kontakt zu einem Entscheidungs- träger herstellen zu können. Mehrmals jährlich trifft sich der sogenannte Runde Tisch Lebensmittelrecht, an dem neben Auch regelmäßige Pressegespräche, sowohl dem BOGK zahlreiche nationale Kollegenver- auf Fachebene (Agrar Europe) als auch auf der bände und Vertreter von Rechtsanwaltskanz- politischen Ebene (FOCUS), sind Teil des ange- leien teilnehmen. Zu diesen Treffen werden legten nicht-institutionellen Netzwerks. regelmäßig hochrangige Entscheidungsträger Schließlich runden die Kontakte zu einzelnen eingeladen, um aktuell zu wichtigen Themen Landesvertretungen (z.B. zur Vertretung des (z.B. TTIP) Rede und Antwort zu stehen. Landes Nordrhein Westfalen) und Besuche m Eigene Mitgliedschaften wichtiger Events (z.B. des Neujahrsempfangs in der Vertretung des Landes Baden-Württem- Der BOGK und persönlich auch der für das berg) das Netzwerk-Paket des BOGK ab. Brüsseler Büro zuständige Geschäftsführer Werner Koch sind Mitglieder in der Europa-Uni- on Deutschland (EUD) bzw. der Europäischen Bewegung Deutschland (EBD). In beiden Vereinigungen werden wertvolle Kontakte zu ehemaligen Entscheidungsträgern, wie z.B. zum ehemaligen EU-Kommissar Günter Verheugen, geknüpft.

55 Referenten u. Organisatoren: Chantal Bruetschy (EU-Kommission), Anna-Maria Corazza Bildt MdEP, Konrad Linkenheil, Sophie Herr (vzbv), Miriam Schneider (HDE), Holger Krahmer MdEP, Werner Koch

3.6. Sonderthema: Lebensmittel- verschwendung

Mit diesem übergeordneten Thema hat sich der Verband seit 2013 in Brüssel mit sehr intensi- ven Gesprächen (EU-Kommission, EP, StäV, FDE, vzbv und HDE) nachhaltig positioniert. Unterstützt vom Europaabgeordneten Holger Krahmer hat der BOGK am 27.11.2013 im EP eine viel beachtete Veranstaltung unter dem Motto BOGK-Unterstützer: „Save Food“ in Form eines EP-Lunches durch- Holger Krahmer geführt. Es war im übrigen die erste Veranstal- MdEP tung dieser Art in Brüssel überhaupt! Es folgte eine Veranstaltung des HDE in der Vertretung des Landes Hessen an der der BOGK FDE und Fusions am 28.01.2014 ebenfalls mitwirken durfte. Auf Initiative des Verbandes und mit Unter- stützung der Europaabgeordneten Gesine Seit fast drei Jahren arbeitet der BOGK in einer Meissner fand am 24.02.2015 in der Brüsseler FDE-Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema Friedrich-Naumann-Stiftung schließlich eine Lebensmittelverschwendung beschäftigt, weitere Vortragsdiskussion zum Thema statt (vgl. Seite 57). aktiv mit. Zudem ist der Verband seit dem 18.06.2013 Mit- glied bei der europaweiten Netzwerkverbindung Fusions

56 Vortrag

Engagement des Verbandes im Kampf gegen die Verschwendung von Lebensmitteln

Werner Koch

Jedes Gramm zählt!

24.02.2015 Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Brüssel

57 4. Ein Zwischenfazit – acht Jahre Brüssel (Erfolge)

Der Verband ist in Brüssel angekommen! Er ist ren zuvor ausführlich dargelegten Verbindun- als Gesprächspartner akzeptiert und geschätzt. gen und Aktivitäten. Dieses Fazit lässt sich in jedem Fall aus heutiger Dies sind die Firmenbesuche der Europaabge- Sicht ziehen. ordneten, die Besuche der Unternehmer im EP, Trotz sich verändernder Rahmenbedingungen die Einladungen an MdEP´s zu BOGK-Jahresta- durch gleich zwei Wahlen zum EP in den Jah- gungen, Vorstandssitzungen und Fachsitzun- ren 2009 und 2014, mit einem einhergehenden gen, die permanente Informationen des BOGK „Stühlerücken“ in der EU-Kommission, kann der an die Europaabgeordneten in Form eines Verband aufgrund umfänglicher theoretischer Newsletters, die Statements der Abgeordne- Vorbereitungen (vgl. 2.2. und 2.3.) und Schaf- ten auf der BOGK-Homepage, der jährliche As- fung der praktischen Voraussetzungen (vgl. sistentenabend und natürlich die für und mit 3.1.) auf insgesamt betrachtet acht erfolgreiche MdEP´s durchgeführten Veranstaltungen in den Jahre zurückblicken. Dies betrifft sowohl die Jahren 2009, 2012 und 2015 (vgl. Seite 43 ff.). Zusammenarbeit mit den Institutionen (vgl. 3.2., Das auf der achtjährigen Zeitschiene auch sehr 3.3. und 3.4.) als auch die Verbandstätigkeit im persönliche und freundschaftliche Kontakte zu nicht-institutionellen Bereich (vgl. 3.5.). mindestens 20 Abgeordneten entstanden sind, Die eigentlichen Lobbyerfolge (vgl. Kasten Sei- erschwert die tägliche Arbeit in Brüssel natür- te 59) können sich sehen lassen. lich nicht! Im Gegenteil: Das Feedback aus die- sen Reihen hat dem Verband bei seiner strate- Bei der EU-Kommission hat man durch die Kon- gischen Ausrichtung in den letzten acht Jahren takte zum EU-Präsidenten und zum EU-Kom- sehr inspiriert. So hat man davon Abstand ge- missar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, nommen, anzahlmäßig große Veranstaltungen, sowie zu beiden Kabinetten, eine hervorragen- wie z.B. den Parlamentarischen Abend 2009, de Basis für Gespräche mit den Kommissions- durchzuführen. beamten der DG Sante geschaffen. Vielmehr sind es kleinere Veranstaltungen wie Auf der Arbeitsebene hat man sich den Ruf die Festabende 2012 und 2015, die die Abgeord- erarbeitet, nur mit wirklich wichtigen Themen neten ansprechen. Wichtig erscheint allerdings für die Industrie vorstellig zu werden und die- – wie bislang – zu einzelnen Themenkomplexen se auch entsprechend praxisnah, fundiert und entsprechende Treffen – wie z.B. das EP-Lunch nachvollziehbar vorzutragen. Die unter 3.2.2. zu Save Food – durchzuführen. dargelegten Praxisbeispiele dürften dies an- schaulich verdeutlichen. Inhaltlich war das Zusammenwirken mit den Abgeordneten der Ausschüsse ENVI und AGRI Hier hat sich auch die Vorgehensweise des Ver- sehr erfolgreich. Ob beispielhaft im Rahmen bandes, zu Fachgesprächen bei der EU-Kom- der Lebensmittelinformations-Verordnung, der mission Experten aus den Unternehmen mit zu Revision der Kontrollverordnung oder der Zu- den Gesprächen zu nehmen, als sehr sinnvoll ckermarktordnung. In der Regel konnten Pra- und zielführend erwiesen. xisbeispiele die MdEP`s von der Richtigkeit und Ohne diese Erfolge hätten einige Branchen in- Bedeutung der jeweiligen Verbandspositionen nerhalb des BOGK einerseits unverhältnismä- überzeugen. ßig viel Geld für am Ende überflüssige Etiket- Als richtig hat sich für die Arbeit des Verbandes tenänderungen in die Hand nehmen müssen, in jedem Fall herausgestellt, möglichst mit Ab- während andererseits Erzeugnisse in der seit geordneten aller Parteien und Fraktionen Ge- Jahrzehnten bewährten Zusammensetzung spräche zu führen und auch die Assistentinnen nicht mehr hätten produziert werden dürfen! und Assistenten in vollem Umfang mit einzu- Die Zusammenarbeit mit dem EP lässt sich beziehen und für sie am Ende des Jahres einen nicht nicht nur an rund 180 geführten Gesprä- gesonderten Abend zu organisieren. chen messen, hierzu gehören auch alle ande-

58 Mit Blick auf den Rat der Europäischen Union kann die Verbandsarbeit nach acht Jahren auch 11 Erfolge in Brüssel als sehr positiv bezeichnet werden. auf einem Blick! Die konstanten Kontakte zur Ständigen Ver- tretung der Bundesrepublik Deutschland, zu EU-Kommission den Ministerialbeamten in Berlin und auch zur jeweiligen Ratspräsidentschaft haben das ins- m keine Deklaration von Phosphaten bei titutionelle Netzwerk des Verbandes nicht nur Kartoffelerzeugnissen abgerundet, sie geben in der Gesamtbetrach- tung eines speziellen Themas auch das positi- m Zusatz von Süßungsmitteln zu brennwert- ve Gefühl, alles Mögliche getan zu haben, um verminderten Fruchtaufstrichen ein Anliegen zielführend vorgebracht zu haben. m Die Datenbank im Bereich des nicht-institutio- Zusatz von Konservierungsstoffen zu nellen Netzwerks ist unterdessen stetig ange- brennwertverminderten Fruchtaufstrichen wachsen. Dies betrifft sowohl andere Verbände, m Rechtsanwaltskanzleien, Public Affairs-Agen- keine verpflichtende Herkunftsangabe bei turen, Pressevertreter oder auch die wichtigen primären Zutaten Abendveranstaltungen in Brüssel. m Zusatz von Farbstoffen bei Kartoffelerzeugnissen Alle diese Teilbereiche haben ein sehr stabiles Netzwerk geschaffen, von denen der Verband m Aufnahme von Erzeugnissen bei den in seiner täglichen Arbeit in Brüssel mehr und TTIP-Verhandlungen mehr zählbar profitiert. Die Mitarbeit in freiwilligen Gremien (Runder Europäisches Parlament Tisch Lebensmittelrecht, AGRICOLOS) und Ver- einigungen (EUD, EBD) runden das Gesamtpa- m praxisorientierte Kennzeichnungselemente in der ket ab. Lebensmittelinformations-Verordnung m zeitliche Verkürzungen der DATENBANK MIT 300 EINTRÄGEN! EU-Zuckermarktordnung Die Brüssel-Datenbank des BOGK umfasst m derzeit etwas über 300 wichtige Persönlich- keine Verschärfung bei den keiten, Adressen und Telefonnummern! Überwachungsbehörden

Rat der Europäischen Union m Aufnahme von Verarbeitungserzeugnissen ins Europäische Schulobstprogramm

Kampf gegen Lebensmittelverschwendung m Das vom Verband in Brüssel aufgegriffene Thema ist mittlerweile in aller Munde und wird zudem in der EU-Kommission, im EP und im Rat der EU diskutiert. Durch sein Engagement in Brüssel m 27.11.2013: Vortrag Europäisches Parlament m 28.01.2014: Vortrag Landesvertretung Hessen m 24.02.2015: Vortrag Friedrich-Naumann-Stiftung ist der Verband hieran nicht minder beteiligt.

59 5. Wissensweitergabe, Presse und Fortbildung

Zum Selbstverständnis des Verbandes gehört es auch, die in Brüssel gemachten Erfahrungen weiterzugeben, eine interessierte Öffentlich- keit zu informieren und das eigene Handeln durch Fortbildungsmaßnahmen permanent weiter zu entwickeln und zu verbessern:

m Wissensweitergabe Im Verbändereport 02/2009 hat der Verband ausführlich über seine neue Ausrichtung und die zugrundeliegenden Zielsetzungen (BOGK: Neupositionierung eines Branchenverbandes – Bundesverband der obst-, gemüse- und kar- toffelverarbeitenden Industrie e.V.) berichtet. In dem am 01.10.2014 erschienenen Buch „Lob- bying in der Praxis: Strategien und Instrumente für Verbände“ schildert der BOGK auf insgesamt fünf Seiten seine konkrete Vorgehensweise in Brüssel. Diese wird dem Leser am Beispiel des beantragten Zusatzes von Süßungsmitteln zu brennwertverminderten Fruchtaufstrichen Schritt für Schritt dargelegt.

m Presse Am 15.11.2014 hat der Verband in einem In- terview mit dem Bonner Generalanzeiger auf seine Arbeit in Brüssel hingewiesen und am Beispiel der Lebensmittelinformations-Verord- nung erläutert.

Vortrag bei der Vertretung der EU-Kommission in Bonn

Die EU-Kommission unterhält in allen 28 Mitglieds- staaten der Europäischen Union Vertretungen. In Deutschland bilden die Büros in Berlin, Bonn und München das Bindeglied zwischen nationaler Politik und Öffentlichkeit einerseits und dem Kommissions- sitz in Brüssel andererseits. Auf Einladung der EU-Kommission, hielten Axel Voss MdEP und Werner Koch (BOGK) am 01.03.2010 in der Bonner Vertretung Vorträge über ihre vielfältigen Tätigkeiten in Brüssel. Der Verband hat hierbei vor allen Dingen die wichtige Zusammenarbeit mit der DG Sante bei der EU-Kommission in Brüssel hervorgehoben. Pendler zwischen Beuel und Brüssel

Es war ein langer Weg bis das neue Gesetz in Kraft getre- m Fortbildung ten ist, weiß der Beueler Werner Koch, Geschäftsführer des Bundesverbandes der obst-, gemüse- und kartoffelverar- Die Teilnahme des Verbandes an der Fortbil- beitenden Industrie e.V. (BOGK). Im Gespräch mit Patrycja dungsveranstaltung zum Thema Lobbying auf Muc berichtet der 52-Jährige von seiner Arbeit in Brüssel und EU-Ebene am 24.06.2014 in Berlin war für die seinem gesellschaftlichen Engagement in Bonn. weitere Ausrichtung des BOGK in Brüssel von großer Bedeutung. Die im eintägigen Seminar Herr Koch, wie sieht Ihre Arbeit beim BOGK aus? von Dr. Hubert Koch vermittelten Informatio- Koch: Wir beschäftigen uns überwiegend mit den Themen Le- nen waren zu praktisch 100 % deckungsgleich bensmittelkennzeichnung und -verschwendung. Ich finde vor mit den eigenen Erfahrungen des Verbandes allem das Thema Lebensmittelverschwendung sehr wichtig, vor Ort in Brüssel. weil es vermutlich das einzige ist, bei dem jeder von uns etwas Mit anderen Worten: Die bisherige Vorgehens- bewirken kann. Mit kleinen Verhaltensänderungen könnten wir weise wurde von einem Fachmann vollauf dafür sorgen, dass 30 Prozent weniger Lebensmittel vernichtet bestätigt. würden. Es reicht bereits aus, vor dem nächsten Einkauf den Kühlschrank auf seinen Inhalt hin zu kontrollieren und vorher zu überlegen, ob man in den nächsten Tagen zu Hause oder verreist ist. Viele Haushalte werfen unnötige Mengen an Le- bensmitteln weg, dabei verhungert jede dritte Sekunde auf der Welt ein Mensch. Darüber sollten wir uns Gedanken machen. Wir sollten in uns gehen und überlegen, welchen Beitrag wir leisten können, um diesen Zustand zu ändern. Das versuche ich mit meiner Arbeit. Macht Ihnen denn das regelmäßige Pendeln zwischen Beuel und Ihrem Büro in Brüssel nichts aus? Koch: Nein, ich liebe meinen Job und die zweistündige Fahrt alle zwei bis drei Wochen macht mir nichts aus. Außerdem ist Brüssel eine wunderschöne Stadt. Dort herrscht eine ganz andere Atmosphäre, als wäre man in einer anderen Welt. Jeder sollte es einmal erlebt haben. Brüssel ist sehr international, und die Menschen sind unglaublich offen. Da trinkt man abends schon mal ein Feierabendbier mit dem Präsidenten der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker. Ab dem 13.12.2014 gilt die EU-weite Lebensmittelinformations- Verordnung. Welche Vorteile hat der Verbraucher durch das neue Gesetz? Koch: Alle 28 Mitgliedsstaaten der EU müssen sich an die neue Lebensmittel-Informationsverordnung halten, das heißt, der Verbraucher findet in Griechenland wie in Deutschland die gleiche Lebensmittel-Kennzeichnung. Die Schrift wurde auf 1,2 Millimeter vergrößert, sodass Zutaten und Inhaltsstoffe auf der Verpackung besser zu lesen sind. Außerdem müssen alle Nährwertangaben wie Brennwert, Fett, gesättigte Fett- säuren, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz angegeben werden. Lebensmittel-Imitate müssen speziell gekennzeichnet sein, und für Allergiker gibt es auch gute Nachrichten: Stoffe, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen können, müs- sen durch eine kursive, gefettete oder unterstrichene Schreib- weise hervorgehoben werden. Das Gesetz ist ein wichtiges Signal für den Verbraucherschutz und nachdem es bereits vor über drei Jahren beschlossen worden war, war es für die Umsetzung höchste Zeit.

GA-Bonn vom 15.11.2014 61 6. Blick in die Zukunft

Beim Blick in die Zukunft unterscheidet der Ver- zur Bekämpfung gemeinsamer Bedrohungen band zwischen kurz-, mittel- und langfristigen wie Terrorismus und organisierte Kriminalität, Betrachtungen. Kurzfristig sind Betrachtungen, ein digitaler Binnenmarkt zur Ausschöpfung die sich stets auf ein Kalenderjahr beziehen, des Online-Potenzials sowie eine Agenda für während mittelfristige Überlegungen maximal Migration. die Zeitspanne zwischen den Wahlen zum EP Mit der Anwendung der Grundsätze einer bes- berücksichtigen. Als langfristig wird eine Zeit- seren Rechtsetzung soll sichergestellt werden, spanne von höchstens zwei Legislaturperioden dass Maßnahmen faktenbasiert und gut kon- angesehen: zipiert sind und insbesondere auch der Wirt- schaft konkreten und nachhaltigen Nutzen bringt. Es werden von der EU-Kommission eine Zeitfenster ganze Reihe von Maßnahmen beschrieben, das das Engagement der EU-Kommission für eine m Kurzfristige Betrachtung: bessere Rechtsetzung in ihrer täglichen Arbeit veranschaulichen. Die Arbeit soll insgesamt Ein Jahr (01.01. - 31.12.2016) transparenter gestaltet werden, um zu Vor- m Mittelfristige Betrachtung: schlägen mit hoher Qualität zu gelangen und zu gewährleisten, dass durch die bestehenden Fünf Jahre (bis zur EP-Wahl 2019) Vorschriften wichtige gesellschaftliche Ziele wirksamer verfolgt und erreicht werden. m Langfristige Betrachtung: Ein Alleingang der EU-Kommission in Sachen 10 Jahre (bis zur EP-Wahl 2024) besserer Rechtsetzung ist allerdings nicht zielführend. Erforderlich ist ein gemeinsames Engagement aller EU-Organe, der Mitglieds- staaten und sonstiger Akteure. So tragen ins- besondere das Europäische Parlament und der 6.1. „Juncker-Plan“ Rat der EU eine besondere Verantwortung für eine solche Verbesserung. Die EU-Kommission Während der Verband zweimal jährlich seine appelliert daher auf Grundlage des Vorschlags Agenda auf der Basis laufender Anliegen, den vom 19.05.2015 (vgl. Kasten auf Seite 25) rasche Vorstellungen der halbjährlich wechselnden Gespräche aufzunehmen, damit bereits in die- Ratspräsidentschaften und den Programmen sem Jahr konkrete Ergebnisse erzielt werden der EU-Kommission überprüft und neu jus- können. tiert, steht derzeit durch die neue Führung der EU-Kommission diese und deren Neuausrich- Unterdessen wird die Strategie in Brüssel tung im Focus der verbandlichen Betrachtung. bereits jetzt teilweise schon deutlich. Die EU-Kommission leitet so gut wie keine Geset- Aus einer ersten Bewertung geht hervor, dass zesentwürfe an das Europäische Parlament die EU-Kommission entschlossen ist, Änderun- weiter. Der Vize-Präsident der EU-Kommission, gen herbeizuführen und zwar sowohl bei dem, Frans Timmermans, hält praktisch alle Vor- was die EU macht, als auch darin, wie sie es schläge aus seinem Haus zurück. macht. Der BOGK diskutiert aktuell in Brüssel mit an- Die „Juncker-Kommission“ stellt somit einen deren nationalen Verbänden und Organisati- Neubeginn für Europa dar. Es geht ihr vorrangig onen in welcher Form man sich am besten in darum, Lösungen für die großen Probleme an- den laufenden Prozess der „better regulation“ zubieten, die von den Mitgliedsstaaten alleine einbringen kann. Hierzu hat die EU-Kommission nicht bewältigt werden können. Dazu gehören im Übrigen durch das sogenannte REFIT-Pro- eine Investitionsoffensive zur Mobilisierung gramm ausdrücklich aufgefordert. von 315 Mrd. € für die Förderung von Beschäfti- gung und Wachstum, eine nachhaltige Energie- versorgung, eine Agenda für innere Sicherheit

62 Firmenbesuche und Besuche von Unterneh- 6.2. Themenkomplexe mern im EP, sowie Einladungen von MdEP`s zu BOGK-Veranstaltungen sollen ebenfalls weiter Bei der kurzfristigen Betrachtung gilt es alle ausgebaut werden. laufenden Gesetzesvorhaben weiterhin im Auge zu behalten und zu begleiten. Dies sind Mit Blick auf die EU-Kommission sollen die die Bereiche der verpflichtenden Herkunfts- Kontakte ebenfalls erweitert werden. Dies gilt kennzeichnung, die Revision der Kontrollver- sowohl für die politische Ebene (Lebensmittel- ordnung, aber auch zum Beispiel TTIP. verschwendung) als auch für die Arbeitsebene (Zusatzstoffregelungen). Auch müssen in dieser Zeit Zusatzstofffragen mit der EU-Kommission geklärt werden. Beim Rat der Europäischen Union sollen einer- seits feste jährliche Termine mit der Ständigen Sollte das Jahr 2016 tatsächlich zum Europäi- Vertretung der Bundesrepublik Deutschland schen Jahr im Kampf gegen die Verschwendung festgelegt werden und zudem zweimal jährlich von Lebensmitteln ausgerufen werden, so wird Gespräche mit der jeweiligen Ratspräsident- der Verband auch hier mit eigenen Beiträgen schaft geführt werden. und Aktionen in Brüssel aktiv werden. Bestehende Kontakte zum Wirtschafts- und Mittelfristig stehen zwei wichtige Bereiche im Sozialausschuss sowie der Europäischen Be- Raum, die allerdings in enger Absprache mit hörde für Lebensmittelsicherheit sollen ausge- den Verbandsmitgliedern und den europä- baut werden. ischen Verbänden abgeklärt werden müssen: Das nicht-institutionelle Netzwerk des Verban- Änderung der Konfitürenrichtlinie und Mani- des umfasst derzeit sieben Bereiche: Dachver- festierung der Deutschen Leitsätze für Obst, bände/Europäische Branchenverbände, Kolle- Gemüse, Pilze und Kartoffeln auf europäischer genverbände, Rechtsanwaltskanzleien, Public Ebene. Affairs-Agenturen, Pressevertreter, Landes- Als mittel- bzw. auch langfristig sieht der BOGK vertretungen und Teilnahme an wichtigen darüber hinaus die Bemühungen der EU-Kom- Veranstaltungen. mission für eine „better regulation“ an. Der Verband legt derzeit einen internen Hier wird man in Teilbereichen als Verband mit- E-Mail-Verteiler an, um zukünftig insbesondere arbeiten, um am Ende gemeinsam mit Kollegen- Dachverbände/Europäische Branchenverbän- verbänden aus ganz Europa zu einem von allen de und Kollegenverbände regelmäßig über die gewünschten Ergebnis zu gelangen. verbandlichen Positionen und Aktivitäten in Kenntnis zu setzen. Gleichzeitig soll die aktive Mitarbeit in den Gremien der europäischen Branchenverbände noch verstärkt werden. 6.3. Netzwerkausbau Die Teilnahme an wichtigen Veranstaltungen und Sitzungen (Runder Tisch Lebensmittel- Neben der sehr zeitintensiven Pflege des be- recht, AGRICOLOS) soll zudem nochmals inten- reits umfänglich geschaffenen Netzwerkes siviert werden. wird es in den nächsten Jahren darum gehen, das BOGK-Netzwerk weiter auszubauen. An erster Stelle sollen Kontakte zu Europaab- geordneten geknüpft werden, die nicht unbe- Höherer Zeitaufwand eingeplant! dingt als industriefreundlich bekannt sind. Hier hat der Verband bereits eine Liste erstellt, um Der zuvor beschriebene Arbeitsauf­wand insbesondere im Jahr 2016 intensive Gespräche (vgl. Seite 19) von ca. 35 % wird in den kommen- führen zu können. Gleiches gilt für die Fort- den Jahren schrittweise auf rund 40 % (90 anstatt führung der Gespräche mit nicht-deutschen Abgeordneten. derzeit 78 Tage) ausgebaut werden müssen. Die Teilnahme an Ausschusssitzungen (ENVI Nur so kann der BOGK eine optimale Netzwerk- und AGRI) im EP sollen fester Bestandteil der Lobbyarbeit werden. pflege betreiben und das be­stehende Netzwerk kontinuierlich aus­bauen.

63 6.4. Jahrestagung 2018 in Brüssel

Geplant ist anlässlich des 10-jährigen Beste- hens des BOGK-Büros in Brüssel den jährlichen Branchentreff in der europäischen Hauptstadt durchzuführen. Die Vorbereitungen hierfür laufen bereits auf Hochtouren. So sollen die Sitzungen im Renaissance Ho- tel in unmittelbarer Nähe zum BOGK Büro und dem EP stattfinden. An zwei Abenden sollen Persönlichkeiten von EU-Kommission, EP und dem Rat der EU ein- geladen werden. Während der erste Abend im Atomium stattfinden soll, wird der zweite Abend in der Brüsseler Autoworld durchge- führt werden. An diesem zweiten Abend steht die Auszeich- nung zum „Botschafter des guten Geschmacks“ im Mittelpunkt. Dieser Abend soll nach den BOGK-Events der Jahre 2009, 2012 und 2015 zu einem weiteren Höhepunkt in Brüssel werden.

7. Nachtrag: „Brüsseler Spitzen“

Neben dem institutionellen und nicht-instituti- Bei diesen Treffen steht – anders als bei offizi- onellen Netzwerk verfügt Brüssel jedoch auch ellen Zusammenkünften in Brüssel – nicht ein über ein weiteres Netzwerk außerhalb des offi- bestimmtes Thema, sondern durchaus auch ziellen Protokolls. Privates im Mittelpunkt. Wenn man sich zum Mittagessen am Place Man lernt in erster Linie den Gegenüber mit Luxembourg oder abends in einem der Pubs im all seinen Facetten kennen, man kommt sich Dunstkreis der EU-Kommission trifft, werden näher, es entstehen tiefere Beziehungen, die Dinge ganz anders beleuchtet. bekanntlich das Fundament eines gut funktio- nierenden Netzwerks sind. Die große Politik vermischt sich mit den Anlie- gen der Branchen, genau wie sich Europaab- Nur über diese menschliche Schiene werden geordnete, Beamte der Kommission und des mitunter Türen geöffnet, die ansonsten ver- Rates sowie namhafte Pressevertreter mit schlossen blieben. „normalen“ Bürgern, Künstlern, „Lebenskünst- lern“ und eben auch Lobbyisten vermischen.

64 Impressionen der europäischen Hauptstadt IV, V

65 Anhang: Alle Termine und Gespräche

Der Verband hatte in der Zeit vom 11.06.2008 bis 30.07.2015 in Brüssel insgesamt 337 offiziel- le Termine (vgl. Seite 67 ff.). Zählt man weitere 48 inoffizielle Treffen (vgl. Seite 64, 7.) hinzu, so kommt der BOGK auf 385 Treffen in sieben Jahren. Rund 50 % aller Termine sind Zusammenkünfte mit Vertretern der Brüsseler Institutionen, wo- bei hierbei die Gespräche mit Europaabgeord- neten deutlich überwiegen. Bei den nicht-institutionellen Kontakten und Terminen entfallen die meisten auf den Besuch von Veranstaltungen (Parlamentarische Aben- de, Vorträge und Sitzungen), sowie auf Unterre- dungen mit Kollegenverbänden. Diese werden gefolgt von Gesprächen mit Landesvertretun- gen und Public Affairs-Agenturen.

66 77 IMPRESSUM

HERAUSGEBER UND VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie e. V. Rue de Luxembourg 47-51 B-1050 Brüssel

Telefon +32 2 282 94 46 E-Mail [email protected] Internet www.bogk.org Ansprechpartnerin: Bettina Breuer

REDAKTION Werner Koch Stefanie Nagierski

KONZEPTION, TEXT, GRAFIK Werner Koch Stefanie Nagierski

BILDNACHWEIS Felix Kindermann Juha Roininen istockphoto

DRUCK UND GESTALTUNG Dung Marketing GmbH & Co. KG, Bonn www.dung.de

Stand: Oktober 2015

78 Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie e. V. Rue de Luxembourg 47-51 B-1050 Brüssel