L. öijyö ^ Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Unionin. Deutschland Bonn, den 9. Januar 1975

• NATO Frage an die FDP: Das Verständnis für den engen Zusammenhang zwischen Verteidigungsbereitschaft und Wohin Entspannung muß wieder geweckt werden, um den Erosionsprozeß der Allianz zu geht die stoppen. Seite 5 Wer die vielfältigen Äußerungen — von der • KONJUNKTUR Mitbestimmung über die Berufsbildung erläuterte die bis hin zur Koalitionsfrage — nebeneinander Haltung der CDU zu dem vom verabschiedeten, stellt, weiß nicht mehr, was die FDP provisorisch zusammenge- eigentlich will. So kommentiert die Presse zimmerten Konjunkturprogramm das Stuttgarter Dreikönigstreffen. der Bundesregierung. Die CDU/CSU-Bundestags- Der Parteivorsitzende Helmut Kohl erklärte in fraktion äußert sich dazu in einem Interview mit dem ZDF (5. 1. 75) zur sechs Punkten. Seite 7 Haltung der Union gegenüber den Freien De- mokraten folgendes: • SPD Wir müssen immer an die FDP die Frage stel- Eine Diffamierungskampagne der Jusos gegen die CDU/CSU •en, wohin die Reise geht. Dies weiß zur Stun- wird von der SPD-Führung in de niemand von uns. So, wie es sich jetzt ab- ihren Grundzügen gedeckt. zeichnet, ist die FDP drauf und dran, sich auf Seite 11 eine längere Sicht in die babylonische Gefan- • MITBESTIMMUNG genschaft der Sozialdemokraten zu begeben. Der ratlos hin- und her- Die FDP muß jetzt beweisen, ob sie die dritte pendelnden FDP kam in Kraft der deutschen Politik wirklich ist, ob sie die Erkenntnis, ihre etwas bewegt. Und sie muß es dort bewegen, liberalen Grundsätze im Wo es längst an der Zeit ist; beispielsweise Koalitionskompromiß zur Mitbe- stimmung verraten zu haben. War diese Chance jetzt in Hessen gegeben. Zu spät jedoch für ein Come- Dort war eine Regierung tatsächlich abwähl- back. Seite 13 bar. Dennoch hat die FDP die bisherige Re- m REGISTER gierungskoalition verlängert. Wer also sagt Diese UiD-Ausgabe enthält das dritte Kraft, muß das auch beweisen. Dies ist dritte Stichwort-Register für eine Frage, die nicht die CDU zu entscheiden die Nummern 40 bis 52. hat, die muß die FDP selbst entscheiden. Dokumentation UiD 112 1975 • Seite 2

von auf den Bund allein 24,4% (71,6 • INFORMATIONEN Mrd. DM). Die privaten Haushalte steu- erten lediglich 21,4% (62,99 Mrd. DM) zur Finanzierung ihrer eigenen sozialen Regierung machtlos Sicherheit bei. Fast 100 Mrd. DM oder gegenüber Presseproblemen 33% der Gesamtfinanzierung stammt von den Unternehmen. Dies bedeutet Als „unumgänglich" und „notwendig" gegenüber 1973 eine Steigerung der hat Bundespostminister Kurt Gscheidle Leistungen um 9,5 %. die Erhöhung der Postzeitungsgebüh- ren bezeichnet, die am 1. Januar in Kraft getreten ist. Forderungen nach Heinemann auf Abwegen einer nachträglichen Aussetzung dieser Seiner Bestürzung über die Einseitig- Maßnahme wies Gscheidle damit zu- keit in dem Brief Gustav Heinemanns rück. an Ulrike Meinhof gab der Vorsitzende Der stellvertretende Sprecher der CDU, des innen- und rechtspolitischen Ar- Karl Hugo Pruys, erklärte dazu in Bonn, beitskreises der CDU/CSU-Bundestags- die jetzt wirksam gewordene drastische fraktion, Friedrich Vogel, Ausdruck. Es Erhöhung der Postzeitungsdienstgebüh- finde sich kein Wort zu den kriminel- ren werde unweigerlich in weiten Be- len Aktivitäten der Baader-Meinhof- reichen der gedruckten, auf den Post- Bande und insbesondere kein Wort versand angewiesenen Publizistik eine über die Steuerung krimineller Aktivi- „erhebliche Schmälerung der Mei- täten der Bande aus den Gefängniszel- nungsvielfalt zur Folge haben". Die len heraus. Das alles gehöre aber un- trennbar mit zu dem „Lebensweg" Äußerungen des Bundespostministers enthielten das Eingeständnis der Bun- der Ulrike Meinhof. Auf solche Weise desregierung, den aktuellen Problemen laufe Heinemann Gefahr, seine Autori- tät, die er sich als Bundespräsident er- der Presse gegenüber machtlos zu worben habe, aufs Spiel zu setzen und sein. mißverstandenen Auffassungen über Ziele und Motive der Baader-Meinhof- Soziale Sicherung Bande Vorschub zu leisten. immer teurer Die soziale Sicherung beansprucht in Die Inflation trabt weiter der Bundesrepublik einen immer grö- Der Rückgang der Steigerungsrate für ßeren Teil des Bruttosozialprodukts. Lebenshaltungskosten von 7,1 % im Ok- Während 1974 die gesamten Soziallei- tober 1973 auf 6,5% im November 1974 stungen mit 293 Mrd. DM 28,5% des ist nicht etwa, wie die Bundesregierung Bruttosozialprodukts erforderten, wird der Bevölkerung weismachen möchte, dieser Anteil bis 1978 auf 29,1 % an- ein Erfolg ihrer Stabilisierungspolitik, steigen. Dies geht aus dem von der sondern nur ein statistischer Effekt. Die Bundesregierung vorgelegten Sozial- Teuerungsrate fällt für die letzten Mo- budget 1974 hervor. nate 1974 und für Anfang 1975 deshalb Auf Bund, Länder und Gemeinden ent- geringer aus, weil vor Jahresfrist in- fielen im Vorjahr 44,9% der Gesamt- folge der beträchtlichen Olpreiserhö- finanzierung oder 131,8 Mrd. DM, da- hung die Preise besonders stark ge- UiD 1/2 1975 • Seite 3 stiegen sind und die Berechnungs- methode auf dem Jahresvergleich be- STICHWORTE ruht. Die Statistiker nennen diesen Ef- fekt „Basiseffekt". Der Basiseffekt bewirkt, daß bei einem 800 Juden hohen Ausgangsniveau, wie es vor Jah- leben nur noch in der DDR und in Ost-Berlin. 90°/o sind zwischen 55 und resfrist bestand, die Steigerungsrate 90 Jahre alt. 1950 lebten in der DDR noch Elativ gering ausfällt und umgekehrt. 3 319 Juden. Daß die Inflation munter weitertrabt und sich sogar wieder beschleunigt, 2eigt die gleiche Statistik, wenn man Fünf Prozent die monatlichen Veränderungen zugrun- der Journalisten in der Bundesrepublik de legt. Danach ergibt sich folgendes sind arbeitslos. Die Zahl wird sich durch Bild: Bis Juli/August 1974 verlangsam- Kooperation und Konzentration im Zeitungswesen noch erhöhen. te sich die Teuerung, nahm aber von diesem Zeitpunkt an rasch wieder zu, wie die Tabelle deutlich zeigt: Trotz Anwerbestopp tür Gastarbeiter ist die Zahl der Ausländer Zeit Index Verände- in der Bundesrepublik (4,1 Millionen) rung in % gegenüber 1973 um vier Prozent gestiegen. Grund: Der beträchtliche Geburtenüber- 1974 Mai 126,7 + 0,6 schuß der Gastarboitertamilien. Juni 127,2 + 0,4 Juli 127,5 + 0,2 Keine Gemeinsamkeit Aug. 127,7 + 0,2 der deutschen Sprache gibt es für die DDR. Sept. 128,1 + 0,3 Das Denken und Handeln, so die Wochen- Okt. 128,8 + 0,5 zeitung „Volksarmee", werde durch ihre Nov. 129,7 + 0,7 Klassenzugehörigkeit, nicht durch ihre Muitersprache bestimmt. öonn kein Dukatenesel Verdoppelt hat für die DDR sich der Aufwand für Sozialhilfe in der Das ganze System der Zahlungen an Bundesrepublik innerhalb von vier Jahren. d'e DDR sollte nach Ansicht des Vor- sitzenden des innerdeutschen Bundes- tegsausschusses, des CDU-MdB Olaf 120 Millionen DM v wurden in der abgelaufenen Saison für die °n Wrangel, von Grund auf neu über- Vernichtung von nicht absetzbarem Obst dacht und geregelt werden. Die Bun- und Gemüse in der EG ausgegeben. desrepublik dürfe sich nicht den An- schein geben, „eine Art Dukatenesel fur die DDR" zu sein. Zu überprüfen Für die Benutzung seien z. B. die Visum- und Straßen- der Transitwege von und nach Berlin Qebühren, die, „wenn sie weiter gezahlt überwies das Bonner Finanzministerium seit werden, direkt zugunsten des Berlin- 1972 der DDR rd. 700 Millionen DM. Verkehrs und der Menschen angelegt 939,6 Millionen werden es bis April 1975 werden sollten". sein. UiD 1/2 1975 • Seite 4

role verdient Bewunderung. Aber I KONJUNKTUR ganz abgesehen von der realen wirt- schaftlichen Entwicklung: Vordem Früh- sommer kommt der Mai; und am 4. Ma Die Prognosen sind die Wahlen in Nordrhein-Westfalen Dieser Tag kann leicht zur Schicksals- des Bundeskanzlers stunde der Regierung Schmidt werden* Aus der Umgebung des Kanzlers ist zu hören, daß Schmidt persönlich die Wahl- Aussichten von SPD und FDP in NR\A Die Propagandamaschinerie der höchst skeptisch beurteilt. Der forsch« 1 SPD/FDP-Koalition läuft gegen- Elan der ersten Kanzler-Monate is längst gebrochen." wärtig auf Hochtouren, um der Be- völkerung — koste es, was es Wie die Bevölkerung am Jahreswechsel wolle — Optimismus einzutrichtern. denkt, ermittelten die Wickert-Institute Tübingen, und das Bielefelder Emnid- Wie weiland Brandt mit seiner Institut. Die Wickert-Umfrage zwischer illusionären Ostpolitik verspricht den Jahren — 1710 Befragte in 312 Or- jetzt Schmidt den „neuen Auf- ten — ergab, daß eine große Mehrhei' schwung". der Bevölkerung eher sorgenvoll derC neuen Jahr entgegensieht. 56 Prozen1 Schon weit früher als sein Vor- sind pessimistisch. Nur 40 Prozent de' gänger verheddert sich der gegen- Bürger über 18 Jahren gehen mit Hotf' wärtige Bundeskanzler bei seinen Pro- nungen ins neue Jahr. gnosen in Widersprüche, genauso wie Ein Vergleich mit der Umfrage in de"1 in seiner Amtszeit als Bundesfinanzmi- ersten Dezembertagen ergab, daß di* nister und als Vorsitzender der SPD- Bundesbürger über die Festtage pessi- Langzeitkommission. mistischer geworden sind. Die haupt' Frage: Wann kommt der Aufschwung? sächlichsten Begründungen: NU' schlechte Nachrichten aus aller Welt Prognose Nr 1: „Im Frühsommer wer- verstärkte Sorge um den Arbeitsplatz den wir über den Berg sein." (Über- 1 schrift einer ganzseitigen Anzeige der Außerdem wurden klärende Worte zufl Bundesregierung mit einem Foto Jahresende von Regierung, Gewerk- Schmidts in allen deutschen Tageszei- schaften und Verbänden vermißt. tungen am 31. 12. 1974; Kosten: rd. 77 Prozent der von Emnid an der Jah- 1,5 Millionen DM aus Sieuerrnitteln.) reswende befragten tausend Bundes- Prognose Nr. 2: „Heute in zwölf Mona- bürger erwarten, daß 1975 ,,ein Jahr de' ten wird es anders und besser aus- sehen." (Ansprache des Bundeskanzlers steigenden Preise" sein werde. Nur sie- zum Jahreswechsel in Funk und Fern- ben Prozent vertrauen auf fallende Prei- sehen am 31. 12. 1974.) se. Während 75 Prozent mit zunehmen- Zur Prognose Nr. 1 schreibt der an- der Arbeitslosigkeit rechnen, erwartet gesehene Wirtschaftsdienst Curt L nur acht Prozent Vollbeschäftigung. 53 Schmidt am 3. 1. 1975: „Die Leichtsin- Prozent der Bundesbürger rechnet1 nigkeit dieser regierungsamtlichen Pa- schließlich mit steigenden Steuern. UiD 1/2 1975 • Seite 5

NATO Verteidigung und Entspannung Wieder ins Gleichgewicht bringen

JJ'e atlantische Allianz darf nicht verständlicherweise gemeint, Krisen öen Anschluß an die Zukunft ver- außerhalb dieses Raumes gingen das fassen. Die am Jahresende von den Bündnis nichts an. Mit dem Nahost- Luchsten NATO-Gremien gefaßten Konflikt und seinen möglichen Konse- "©Schlüsse reichen nicht aus, um quenzen für das Bündnis wird auf den Erosionsprozeß der Allianz zu schmerzhafte Weise bewußt, daß sich poppen. Woran krankt die NATO? die politische Zuständigkeit der Allianz w.a» kann und muß geschehen? nicht auf ihren militärischen Schutz- D,.e*e Fragen beantwortet der ver- raum begrenzen läßt. [f'digungspolitische Sprecher der 3. Die Schwierigkeiten dieses in der Jjundestagsfraktion, Dr. Manfred Zeit höchster Spannung zwischen Ost wörner. und West konzipierten Bündnisses hän- • Die NATO ist ein Verteidigungsbünd- gen nicht zuletzt damit zusammen, daß nis, das auf die Abwehr militärischer im Grunde bis heute das gleichgewich- bedrohung im Ost-West-Konflikt zuge- tige Betreiben von Entspannung und Scr>nitten ist. Nun aber tauchen völlig Verteidigung geistig wie politisch nicht n©Ue Dimensionen der Bedrohung auf, bewältigt wurde. auf deren Bewältigung das Bündnis Der strategische Zusammenhang von c J^ ht eingerichtet ist. Das gilt von der Entspannung und Verteidigung wird im Wlr tschafts- wie von der Öl- und Ener- Bündnis zwar verbal immer wieder be- giekrise und nicht zuletzt auch von den schworen, faktisch aber mißachtet. Ent- 0| 9en des Nord-Süd-Konflikts. spannung wird auf Kosten der Verteidi- erden diese Probleme zwischen den gung getrieben. Das Bündnis wird zum taaten der Allianz nicht gelöst, dann Opfer seines Erfolgs. Je länger der Ussen sie bündnissprengenden Cha- Friede andauert, desto mehr Menschen rter annehmen. Es stellt sich die Fra- vergessen, worauf er beruht. e jj - ob die NATO, als Verteidigungs- Dazu tritt eine mehr vom Wunsch als Un f.. dnis gegen den Osten konstruiert, von der Wirklichkeit geprägte Fehlein- u ''einen Wirtschaftskrieg gegen arabi- schätzung der sowjetischen Politik. Die 16 J*" Ölproduzenten taugt. Gegen die andauernde ideologische Konfrontation 'Waffe läßt sich nicht mit Panzern oder mit all ihren Folgen wird im Westen ge- u 9zeugen angehen. nerell unterschätzt. " .Das atlantische Bündnis begrenzt 4. Mit der strategischen Parität der bei- einen Schutzbereich ausdrücklich auf den Supermächte hat sich die sicher- en r geographischen Raum der Territo- heitspolitische Landschaft tiefgreifend en der Allianzstaaten. Lange hat man verändert. Lange hat es gedauert, bis UiD 1/2 1975 • Seite 6 man in den USA und vor allem in Euro- unsere Verbündeten nach dem Maße pa begriff, daß die strategische Kon- unserer Leistungskraft mit unserem so- zeption dieser neuen Sachlage anzu- lidarischen Beitrag rechnen. passen war. Die stärkere Bedeutung Wer in einer solchen Situation, in de' konventioneller Verteidigung, die Fra- die Allianz auch unsere finanzielle ge nach der Rolle und dem Einsatz tak- Kraft bis zum äußersten beansprucht, tisch-nuklearer Waffen lassen Gegen- großzügig Kredite an den Osten gibt, sätze im Bündnis aufbrechen, die teils muß wissen, daß er damit unseren In- auf eingebildete, teils auf wirkliche teressen schadet. Interessenkonflikte zurückgehen. 2. Die NATO hat sich seither mehr mi' der Bewertung vergangener als mit de' Gemeinsame ölpolitik Vorsorge gegen künftige Krisen befaßt des Westens Darum muß die Bundesregierung darau' drängen, daß die Krisenplanung und Was kann und muß geschehen? Krisenvorsorge zu einem der künftige*1 1. Die NATO muß die Konsequenzen Schwerpunkte der Allianzpolitik wird- aus den neuen Dimensionen der Be- Dies gilt für mögliche Krisenherde in- drohung ziehen. Sie darf in ihrer Ziel- nerhalb wie für solche außerhalb de' setzung nicht auf den militärischen Be- Allianz. reich begrenzt bleiben. Die solidari- sche Bewältigung der Energie- und Eine Belastungsprobe kann nur durch- Wirtschaftsprobleme durch die Staaten gestanden werden, wenn das Bündnis der Allianz entscheidet ebensosehr solidarisch bleibt. Das bedeutet, daß über ihre Zukunft wie ihre militärischen die Allianz die Amerikaner nicht im SticH Anstrengungen. Wichtiger als alles an- lassen darf. Dies setzt allerdings voraus dere ist eine gemeinsame Öl-Politik des daß u. a. über die Ölversorgung der Ver- Westens. Wir wollen keine Konfronta- bündeten in kritischen Momenten klare tion mit den ölproduzierenden Staaten. Absprachen getroffen werden. Wir wollen zusammenarbeiten. Wer aber die Kooperation will, muß in der Ohne Sicherung der Freiheit Lage sein, eine Konfrontation durchzu- keine Gesellschaftspolitik stehen. Wir können diese Probleme nur mit und nicht gegen die USA und auch 3. Verteidigung und Entspannung müs- nicht an ihnen vorbei lösen. sen wieder ins Gleichgewicht gebrach' Wir sind dankbar für die zwischen werden. Das heißt nichts anderes, als Frankreich und den USA erzielte Ver- das den Verteidigungsanstrengungen ijj ständigung. Wir hoffen, daß sie auch den Bündnisstaaten ein höherer Ran<3 in Krisenzeiten trägt. zugemessen werden muß. Die europä- Sicher ist jedenfalls, daß wir angesichts ischen Staaten müssen aufhören, die der zu erwartenden Krisen gut daran Verteidigungsetats als eine Art Reser- 1 tun, unsere Anstrengungen nachhaltig vekasse zu betrachten, aus der man if zu verstärken, um unsere Energiever- Zeiten der Not andere Bedürfnisse be- sorgung vom Öl unabhängiger zu ma- frieden kann. Immer noch ist die Sicher- chen. Bei der Bewältigung der Wirt- heit der Freiheit die erste und wichtigste schafts-, Währungs- und Zahlungs- Voraussetzung jeglicher Sozial- und Ge- bilanzprobleme in der Allianz können sellschaftspolitik. UiD 1/2 1975 • Seite 7

KONJUNKTURPROGRAMM Für notwendige Verbesserungen ließ die Regierung keine Zeit

•n einem unverantwortlichen Eil- pflichtung zu den Gesetzesvorlagen verfahren haben Regierung und keine Kostenangaben gemacht hat. Sie Koalition kurz vor Weihnachten stellt fest, daß außerdem die vorge- das Konjunkturprogramm im Bun- schriebenen Deckungsvorschläge feh- destag und im Bundesrat durch- len. Allein die Dringlichkeit der Maß- gepeitscht. Die CDU/CSU-Bundes- nahmen hat die CDU/CSU davon abge- tagsfraktion und die von der halten, wegen dieser und anderer CDU/CSU regierten Länder haben schwerwiegender rechtlicher Mängel das Programm passieren lassen, die Vorlagen scheitern zu lassen. *s sich aber nicht zu eigen gemacht. 4. Die CDU/CSU befürchtet, daß das Die Diskussion geht weiter. Nach- Programm falsch angelegt ist und des- folgend in sechs Punkten die Argu- halb nicht ausreicht, die Investitionen mente der Union zu diesem p|, dauerhaft zu beleben, um damit einen ogramm. wirtschaftlichen Wiederaufschwung ein- 1- Die CDU/CSU ist tief besorgt über zuleiten. Die tiefer liegenden Ursachen d*e ernste Lage der Wirtschaft und auf für die derzeitigen Schwierigkeiten wer- ^ern Arbeitsmarkt. Arbeitslosigkeit und den nicht ausgeräumt. Weder werden die Ertragsaussichten nachhaltig ver- Kurzarbeit wachsen alarmierend an. Die ^ahl der Unternehmenszusammen- bessert, noch wird der Kostendruck ver- brüche steigt unvermindert. Die Lage mindert. Beide Voraussetzungen schaf- der Staatsfinanzen spitzt sich drama- fen für die Wirtschaft erst die Möglich- tisch zu. Die inflationäre Entwicklung ist keit, Arbeitsplätze zu sichern oder neu zu schaffen. Un9ebrochen. 2- Die CDU/CSU rügt aufs schärfste, 5. Die Gewährung der Investitionszula- daß die Behandlung des Konjunktur- ge ohne Begrenzung nach oben wird Pr°gramms durch die Bundesregierung dazu beitragen, daß Milliarden von dern Gesetzgeber keine ausreichende Steuergeldern ohne entsprechende 2e't gegeben hat, die Vorschläge einge- konjunkturpolitische Auswirkung aus- hend zu prüfen. Nachdem die Bundes- gegeben werden. Es wäre besser reQierung monatelang dieses Zehnmil- gewesen, durch eine Begrenzung der 'arden-DM-Programm erörtert hat, stan- Investitionszulagen Steuermittel einzu- der> für die Beratungen in den zustän- sparen, um die mittelständischen Un- den Bundestagsausschüssen nur we- ternehmen wesentlich stärker fördern ni9e Stunden zur Verfügung. zu können. Der von einer Zulage von 3- Die CDU/CSU beanstandet, daß die 7,5% ausgehende Investitionsimpuls Bundesregierung entgegen ihrer Ver- ist für die kleinen und mittleren Unter- UiD 1/2 1975 • Seite 8 nehmen zu schwach. Zum Ausgleich sen wir davon sprechen, daß sich die ihrer gegenüber der Großwirtschaft un- Zusage des Bundeskanzlers in der Re- günstigeren Liquiditäts- und Ertrags- gierungserklärung Mitte dieses Jahres, lage wäre ein wesentlich höherer Satz in Kontinuität zu den bisherigen SPD/ erforderlich gewesen. Für diejenigen FDP-Regierungen Programme und Pro- mittelständischen Unternehmen, die jekte zu verwirklichen, als nicht haltbar durch die seit langem anhaltende Hoch- erweist." zmspolitik sowie den allgemeinen Ko- Die Haltung der Union im Bundestag sien- und Abgabendruck unverschuldet und im Bundesrat erläuterte Dr. Helmut in ihrer Existenz unmittelbar bedroht Kohl wie folgt: sind, hätten ferner spezielle Zinsverbil- ligungsmaßnahmen vorgesehen werden Die CDU läßt sich nicht müssen. zum Buhmann machen 6. Die CDU/CSU fordert die Bundesre- „Wir werden diese Gesetze passieren gierung auf, Maßnahmen zu ergreifen, lassen, und ich erkläre ausdrücklich die den ständig steigenden Steuer- und hierzu, daß dies geschieht, nicht weil Abgabendruck auf die für die Investi- wir diese Gesetze für gut und richtig tionen notwendigen Erträge dauerhaft halten, sondern weil wir von vornherein vermindern und die Voraussetzungen der Bundesregierung nicht die Chance dafür schaffen, daß das Zinsniveau ste- des Vorwands geben wollen, für die tig abgebaut werden kann. wirtschaftlichen Mißerfolge der Zukunft schon jetzt den passenden propagandi- Die Bundesregierung wird weiterhin aufgefordert, zur Wiederherstellung ge- stischen Buhmann aufzubauen. ordneter Staatsfinanzen unverzüglich Das parlamentarisch Konsequente ein an den gesamtwirtschaftlichen Er- wäre, in einer solchen Situation sich fordernissen ausgerichteten neuen Fi- der Stimme zu enthalten. Nach der Ge- nanzplan vorzulegen. schäftsordnung des Bundesrates geht das nicht, sondern Sie alle wissen, hier Verschleierungstaktik ist ein positives Votum nötig. Aber wir erklären ausdrücklich, daß wir nicht be- der Bundesregierung reit sind, die Gesamtverantwortung für Zu dem letzten Punkt stellte der Par- dieses Programm mitzutragen, das ein teivorsitzende Dr. Helmut Kohl in sei- Teil der falschen Gesamtpolitik der ner Eigenschaft als Ministerpräsident Bundesregierung ist, und daß wir uns von Rheinland-Pfalz im Bundesrat fol- nicht bereit finden könnten, dafür Ver- gendes fest: antwortung zu übernehmen. Dies ist ,,Die Bundesregierung beabsichtigt of- das Passierenlassen eines Bündels von fensichtlich, die sich für die Folgejahre Maßnahmen, die dem Grunde nach not- anbahnende Entwicklung der Staatsfi- wendig, dem Inhalt nach ve-besse- nanzen jetzt nicht zu diskutieren; man rungsbedürftig sind und dem von der kann auch sagen, sie ist offensichtlich Bundesregierung geplanten Zeitablauf dabei, sie zu verschleiern. Anders ist nach für eine Verbesserung keine Zeit- es kaum verständlich, daß sie sich strikt chance geben. Ich bedauere, daß ich weigerte, im Finanzplanungsrat über diese Erklärung abgeben muß. Ich hoffe r diese traurigen Perspektiven zu spre- aber sehr, daß wi vielleicht gemeinsam chen. In diesem Zusammenhang müs- aus dieser heutigen Erfahrung lernen." UiD 1/2 1975 • Seite 9

tet und nun sei man also schon sehr, KOALITION sehr geduldig gewesen, dann ist dies Kinderei. Wir müssen uns einstellen auf eine Politik, wo die Abgrenzungsbedürf- »Gefährlicher Machtwechsel?" nisse der DDR — ob berechtigt oder Bemerkenswerterweise geht das Bun- nicht berechtigt — noch über ganz, ganz despresseamt in seinem Nachrichten- viele Jahre hin zunehmen und wir spiegel auf einen Leitartikel der FAZ dennoch diese Politik weitermachen ein, in dem es u. a. heißt: „In vorsichti- müssen, weil nur so allmählich ein Mo- ger Form hat Bundeskanzler Schmidt ei- dus vivendi zwischen den beiden deut- ne These wiederholt, die vor ihm schon schen Staaten gefunden werden kann." Kühn aufgestellt hatte. Der in einer par- Hierzu ein Zitat aus der „Rheinischen •amentarischen Demokratie eigentlich Post" vom 2. Januar: „Gaus gibt damit selbstverständliche Machtwechsel wird denen Recht, die bereits in der Vergan- P'ötzlich als gefährlich hingestellt, weil genheit vor allzuviel Euphorie gewarnt die mit Abstand gefährlichste Organisa- hatten. Leider waren diese Leute aller- tion, die Gewerkschaften, diesen Macht- dings von der Regierung und deren Wechsel nicht ohne weiteres anzuerken- Sympathisanten, zu denen auch Gaus nen geneigt sei. Bedenklich ist, daß nun als Chefredakteur des Nachrichtenma- auch der Bundeskanzler Befürchtungen gazins .Der Spiegel' gehörte, als über ein antidemokratisches Verhalten Schwarzmaler oder sogar als Entspan- der Gewerkschaften nährt. Wenn ir- nungsgegner beschimpft worden." gendwo die vielbeschworene Solidarität der Demokraten aller Parteien gefordert SPD-Langzeitprogramm •st, dann in diesem Punkt: der uneinge- zeigt Linksruck schränkten Anerkennung von Mehrheits- Scharfe Kritik übte der Ministerpräsi- entscheidungen, auch durch die Ge- dent von Schleswig-Holstein und CDU- werkschaften." Landesvorsitzende Dr. Gerhard Stolten- berg an den bisher bekannt geworde- Ostpolitik: Späte nen Passagen eines neuen Langzeitpro- Erkenntnisse gramms der SPD. In ihnen komme ein Die vielbeachtete Erklärung zur Ost- „deutlicher Linksruck gegenüber dem Politik, die Staatssekretär Günter Gaus, Godesberger Programm" zum Ausdruck. Leiter der Ständigen Vertretung der „Neben unklaren Formulierungen zu Bundesrepublik in Ost-Berlin, am Kernfragen der Staats- und Wirtschafts- 3"l. 12. 1974 im Deutschlandfunk abgab, ordnung stehen eindeutig neomarxisti- hat folgenden Wortlaut: sche Aussagen" sagte er. „Falsch und »Ich glaube, wir haben uns alle Jllusio- bedenklich" sei vor allem die Behaup- nen gemacht, der eine mehr, der andere tung, die Bundesrepublik sei eine Klas- Weniger. Aber wir alle, und zwar ge- sengesellschaft geblieben. Wer das Ziel r«de auch die Sympathisanten dieser der absoluten Gleichheit aller in den Entspannungspolitik, haben uns Jllusio- Ergebnissen ihres beruflichen oder per- nen gemacht. Wir alle sind in unseren sönlichen Lebens vertrete, gefährde die Berechnungen zu kurzatmig gewesen, grundlegenden staatsbürgerlichen Frei- und wenn man meint, man hat sechs heiten. „Die massive Kritik des SPD- Monate mal geduldig auf etwas gewar- Entwurfs an unserer marktwirtschaft- UiD 1/2 1975 • Seite 10

lichen Ordnung muß das Vertrauen in e) zerstrittene Parteiführung ohne Ab- die langfristigen Ziele der führenden grenzung nach links. Bonner Regierungspartei weiter erschüt- Dieses Meinungsbild trifft nicht nur auf tern", sagte Stoltenberg. ältere Wähler zu, sondern gilt vor allem auch für Jugendliche. 92% der 6,5 Mil- Neue Partei links der SPD? lionen Jugendlichen zwischen 15 und 23 Jahren wünschen sich Geborgenheit Sieben Mitglieder der Arbeitsgemein- in der Familie, Ordnung und Sicherheit, schaft der Jungsozialisten in Herrsching, Leistung und Erfolg, Anerkennung durch darunter Gemeinderat Bernd Valier, tra- Eltern und Erzieher und ein echtes Va- ten aus der Partei aus. Damit haben terland. In Hessen waren am 27. Okto- dort in einem Jahr bereits 15 junge ber die Jungwähler bei der SPD um SPD-Mitglieder ihrer Partei den Rücken 15,6% zurückgegangen, in Bayern um gekehrt. Die Gruppe will sich nun dar- 17,1 %. Bei den ASTA-Wahlen an den um bemühen, „sowohl im kommunal- Universitäten verlieren die Linksgruppen politischen als auch im größeren Rah- zunehmend an Einfluß, obwohl ihnen men eine Partei links von der SPD zu große finanzielle Mittel für ihre Kam- gründen". Edgar Pielmeier, einer der pagnen zur Verfügung stehen (in Bonn SPD-Dissidenten, erhofft sich eine „Ket- z. B. verfügen die Linksradikalen über tenreaktion" in anderen Gemeinden. Er einen Jahresetat von 800 000 DM). befürchtet nicht, daß die erst in vagen Umrissen erkennbare neue Partei eine ..Sektierergruppe" werden könnte. Er Bahr bleibt Jllusionist könne sich vielmehr vorstellen, daß das Zu den erneuten Hinweisen des Ent- neue Sammelbecken enttäuschter Ge- wicklungsministers Bahr auf Möglichkei- nossen ,,gar nicht schlecht ankommt". ten einer verstärkten Zusammenarbeit mit dem Ostblock erklärte der entwick- Warum die Wähler lungspolitische Sprecher der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Dr. J. G. Todenhö- der SPD davonlaufen fer, Minister Bahr würde der Bundes- Für die schwindende Beliebtheit der republik einen wertvollen Dienst leisten, SPD haben, wie den „Vertraulichen Mit- wenn er seine Jllusionen über die gro- teilungen" zu entnehmen ist, Meinungs- ßen Möglichkeiten einer entwicklungs- forschungsinstitute nachstehende Grün- politischen Zusammenarbeit zwischen de ermittelt: der Bundesrepublik und dem Ostblock a) Ostpolitik ohne Gegenleistung der bald begraben würde. Die bisherige Zu- Kommunisten; sammenarbeit zwischen westlichen In- b) kein energisches Einschreiten gegen dustrieländern und den Ostblockstaaten Kriminalität und Anarchie; in der Dritten Welt habe meist nur dazu c) fehlende konkrete Maßnahmen ge- gedient, die Finanzierungslücken des gen Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Ostblocks zu schließen und ihm aus sei- steigende Preise; nen Devisenschwierigkeiten herauszu- d) Ohnmacht gegen die unverantwort- lichen Forderungen der Gewerk- helfen. Die Entwicklungshilfe mit dem schaften, besonders beim öffent- Ostblock sei meist Entwicklungshilfe für lichen Dienst; den Ostblock. UiD 1/2 1975 • Seite 11

JUNGSOZIALISTEN Stationen einer Hetzkampagne

Die SPD versucht, die CDU/CSU in Lande Mord und Terror im KZ haben einer an östliche Vorbilder erinnern- ausüben lassen. Ihre offenkundigen den Hetzkampagne zu diffamieren. Sympathien für faschistische und Dabei spielen die Jungsozialisten rassistische Regimes (z. B. Brasilien, die Scharfmacher-Rolle. Sie ge- Spanien, Südafrika, Chile) muß bei al- nießen die volle Rückendeckung len Demokraten die Befürchtung wek- der Parteiführung. ken, daß sie ähnliche Systeme auch bei uns einführen werden, wenn ihnen nicht O^v lautet beispielsweise die Ent- von der demokratischen Bewegung ent- wO Schließung des Juso-Rats im schieden entgegengetreten wird. Die SPD-Unterbezirk Bremen zum Bomben- Geschichte hat erwiesen, daß der ge- anschlag auf den Bremer Hauptbahn- fährlichste Gegner aller Demokraten hof am 7. Dezember 1974 folgender- rechts steht. Nur gegen rechts kann maßen: auch im Kampf gegen Terror der „Die Jungsozialisten stellen fest: Die Rechtsstaat gewahrt und ausgebaut Reaktion nimmt die jüngsten Ereignisse werden." zum Anlaß, um Angst und Hysterie in Der Unterzeichner dieser Entschließung der Bevölkerung zu erzeugen und sich vom 13. Dezember, Klaus Wedemeier, als einzige Kraft darzustellen, die in der ist Mitglied der Bremer Bürgerschaft. Lage ist, Recht und Ordnung wieder Der CDU-Landesvorstand Bremen und herzustellen. die CDU-Bürgerschaftsfraktion erstatte- Personen wie Dregger, Carstens, Strauß ten am 13. Dezember Strafantrag ge- und Löwenthal aber sind die für die gen Wedemeier und ,,die übrigen an Demokratie weitaus gefährlicheren gei- der Abfassung und der Verteilung der stigen Terroristen. Nicht von einigen Entschließung... Beteiligten". Die CDU- wildgewordenen Kleinbürgern vom For- Fraktion der Bremer Bürgerschaft mat der RAF („Rote Armee Fraktion" legte am 13. Dezember einen Entschlie- der Baader/Meinhof-Bande; d. Red.) ßungsantrag vor: „Die Bürgerschaft droht die Hauptgefahr für Demokratie (Landtag) distanziert sich entschieden und Recht und Ordnung, sondern von von den die CDU/CSU und ihre führen- jenen Reaktionären, die vieltausend- den Repräsentanten beleidigenden und fachen Mord und Terror z. B. in Chile diffamierenden Aussagen, die in einer auf ihre Weise unterstützen, die mit vom SPD-Bürgerschaftsabgeordneten dafür sorgen, daß Nazi-Verbrecher von Wedemeier unterzeichneten Entschlie- unserer Justiz weitgehend verschont ßung einer SPD-Arbeitsgemeinschaft bleiben, gegen Entspannung und Frie- enthalten sind." den hetzen. Die SPD verlangte, aus dieser Ent- Diese gehören zur geistigen Verwandt- schließung den Namen des Abgeordne- schaft derjenigen, die einst in unserem ten Wedemeier herauszunehmen. We- UiD 1/2 1975 • Seite 12 demeier selbst aber weigerte sich aus- - heute eine Resolution veröffentlicht, drücklich, sich von dem Beschluß der in der meine Kollegen Dregger, Strauß Jungsozialisten zu distanzieren. Der und ich in übelster Weise diffamiert wer- Antrag der CDU wurde von der SPD den. Nicht von der RAF, sondern von abgelehnt. uns drohe die Hauptgefahr für Demo- Die Jungsozialisten des niedersächsi- kratie und Recht und Ordnung. Das schen SPD-Bezirks Weser-Ems verab- Pamphlet endet mit der ungeheuer- schiedeten auf ihrer Bezirkskonferenz lichen Beschuldigung, daß wir in der in Bad Zwischenahn am 14./15. Dezem- Bundesrepublik Deutschland ein ähn- ber eine Solidaritäts-Adresse an die liches System wie das durch Mord und Genossen in Bremen, in der es hieß, Terror in den KZ's gekennzeichnete Dregger, Carstens und Strauß seien frühere faschistische System einführen „geistige Terroristen, die auf ihre Weise wollten. Ich fordere Sie auf, sich von vieltausendfachen Mord und Terror un- dieser unerträglichen Diffamierung um- terstützten". gehend zu distanzieren und gegen die Urheber die notwendigen Maßnahmen Landesvorstand und Unterbezirksvor- zu ergreifen." stand der Bremer SPD verabschiede- ten am 16. Dezember eine Erklärung, Darauf antwortete Brandt am 17. De- in der es heißt: „Die Formulierungen zember: Wie Sie den Nachrichten der Juso-Erklärung, die sich mit der entnehmen konnten, haben gestern CDU/CSU auseinandersetzen, sind po- abend die Vorstände der Bremer Sozial- litisch falsch ... Die CDU/CSU hat in demokraten einen Beschluß gefaßt, den der Vergangenheit die SPD als verfas- sich das Präsidium der SPD heute aus- sungsfeindlich mehrfach diffamiert. Äu- drücklich zu eigen machte. Ich verurteile ßerungen namhafter CDU/CSU-Politi- es, wenn in der politischen Auseinan- ker wie Strauß und Dregger sind hier- dersetzung diffamiert und verteufelt für ein Beweis. Die notwendige Abwehr wird. Es wäre begrüßenswert, wenn dieser Angriffe rechtfertigt jedoch nicht hierauf auch in den Bereichen Ihrer Ver- einen gleichen Sprachstil. Der Juso-Rat antwortung geachtet würde." wird darum aufgefordert, den entspre- antwortete noch am glei- chenden Teil seiner Erklärung so zu chen Tag: „Ihre heutige Antwort auf korrigieren, daß eine sachgerechte Ab- mein Fernschreiben vom 13. Dezember grenzung gegen die CDU/CSU für die erweckt den Eindruck, daß Sie und die Öffentlichkeit erkennbar wird. Die Juso- Führung der Sozialdemokratischen Par- Rat-Erklärung ist dann ein wichtiger tei Deutschlands nicht bereit sind, sich Beitrag für die Auseinandersetzung mit von der unerhörten Diffamierung füh- dem politischen Gegner." Das SPD- render Unionspolitiker durch die Bremer Präsidium in Bonn „bekräftigte" diese Jungsozialisten unter Wortführung eines „Erklärung" am 17. Dezember. Mitglieds der SPD-Fraktion der Bremer Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundes- Bürgerschaft eindeutig zu distanzie- tagsfraktion, Karl Carstens, schickte dem ren .. . Ich fordere Sie erneut auf, sich SPD-Vorsitzenden Brandt am 13. Dezem- von diesen beschämenden Vorfällen ber folgendes Telegramm: ,,. . . wie mir deutlich zu distanzieren und dafür Sor- soeben bekannt wird, hat die Sozial- ge zu tragen, daß solche verleumderi- demokratische Partei Deutschlands — schen Angriffe gegen führende Politiker Jungsozialisten im Unterbezirk Bremen der Unionsparteien abgestellt werden." UiD 1/2 1975 • Seite 13

MITBESTIMMUNG Zu spät stellt sich die FDP die „liberale Existenzfrage"

Auf dem Dreikönigstreffen der FDP Als die FDP Anfang dieses Jahres nach ihren Grundprinzipien und danach ge- in Stuttgart am letzten Wochenende fragt wurde, was denn aus Freiburg in forderte der Landesparteitag mit dem Koalitionskompromiß zur Mit- einer Stimme Mehrheit eine bestimmung geworden sei, da wurde Korrektur der Regierungsvorlage gerade Freiburg als Zeuge der „Libera- eines Mitbestimmungsgesetzes: lität" beschworen. Einer der Väter die- ses Programms, Herr Maihofer, be- Beseitigung des Wahlmännerver- schwor dieses Gesetz als Teil des We- fahrens und Wiedereinführung der ges zum „Bürgerstaat". Erst nach den Urwahl: d. h. das direkte Wahlrecht Sachverständigenanhörungen in den der Arbeitnehmer für ihre Vertreter letzten Wochen scheint man gemerkt zu im Aufsichtsrat. haben, daß dieses Gesetz weder gut gemacht und sachlich richtig noch ver- käuflich und wählerwirksam ist. Generalsekretär Bangemann, zu- gleich Landesvorsitzender der FDP in Baden-Württemberg, bezeichnete die Die FDP verpaßte die Urwahl als „liberale Existenzfrage", das Stunde ihrer Bewährung Wahlmännerverfahren sei undemokra- tisch, und derjenige, der die Urwahl be- Und nun hängt man sich mit großem seitigen wolle, müsse auch begründen, Auftritt an all die Warnungen an, die warum der einzelne Arbeitnehmer sei- von der CDU seit Jahren vertreten, in ne Vertreter im Aufsichtsrat nicht selbst Hamburg verdeutlicht und gerade in wählen dürfen soll. der Mehrheitsentscheidung des Bun- desrates ihren Niederschlag gefunden Dies alles sind starke Worte, zumal haben. Die CDU hat sich immer gegen dann, wenn Bangemann behauptet, die Beseitigung der Urwahl des einzel- seit zehn Jahren für die Mitbestimmung nen Arbeitnehmers gewehrt und sich als „liberalen Markenartikel" gekämpft für eine sachgerechte Weiterentwick- Zu haben. Der Koalitionskompromiß ist lung der Mitbestimmung im Rahmen des und bleibt eben ein Abschied von dem Grundgesetzes und in Einklang mit den Freiburger Programm der FDP, in dem Grundprinzipien unserer freiheitlichen noch die direkte Wahl versprochen und sozialen Marktwirtschaft eingesetzt. Das den leitenden Angestellten als „dispo- sind liberale Beweise! sitivem Faktor" eine besondere Vertre- tung im Aufsichtsrat versprochen wor- Die FDP hat ihren ordnungspolitischen den war. Einsatz schon früher verspielt UiD 1/2 1975 • Seite 14

PARTEIARBEIT „Wir haben für Sie immer ein offenes Ohr"

Auch im Jahre 1975 wollen wir die wurde in Zeil mit Vertrauen honoriert. Berichterstattung über Aktionen Die CDU stellt seit der Kommunalwahl der CDU-Kreis- und Ortsverbände im Frühjahr 1974 in Zeil die absolute fortsetzen. Wir können jedoch nicht Mehrheit. alle Aktionen, über die uns Berichte Stadtverband 5583 Zeil/Mosel, Post- vorliegen, umfassend beschreiben. fach 50 In einigen Zuschriften ist aber der Wunsch nach mehr Informationen Stadtteil-Zeitungen geäußert worden. Diesem Anliegen Einfache, aber gut aufgemachte wollen wir gern Rechnung tragen. Stadtteilzeitungen gibt der Kreis- Deshalb geben wir in Zukunft mit verband Darmstadt heraus. dem Bericht immer die Anschrift In einer Auflagenhöhe bis zu 6 000 Ex- des jeweiligen CDU-Kreis- oder emplaren erscheinen die Hefte im For- Ortsverbands an. mat DIN A 5 vierteljährlich. Hilfsaktion Freiwillige Helfer der einzelnen CDU- Winter- und Weihnachtsbeihilfe kann Bezirksgruppen sorgen für die Vertei- eine alleinstehende, über 65 Jahre lung an alle Haushalte. alte Person erhalten, wenn . . .", so be- Diese stadtteilbezogenen Ausgaben ginnt ein Flugblatt des CDU-Stadtver- sind ein wirksames Mittel zur Unter- bandes Zeil. Noch andere Hinweise stützung kommunalpolitischer Arbeit; sind darin aufgeführt; Hinweise, die zumal hierdurch die individuelle An- zeigen, wer unter welchen Vorausset- sprache eines von seiner Größe her zungen Vergünstigungen beantragen überschaubaren Personenkreises mög- kann. Die CDU in Zeil beschränkt sich lich ist. aber nicht auf die bloßen Hinweise, Kreisverband 61 Darmstadt, Hügelstr. 8 sondern bietet ihre Hilfe an: „. .. möch- ten wir Ihnen helfen und zur Klärung Senioren-Rundfahrt beitragen: z. B. bei Rentenanträgen, Befreiung von Rundfunkgebühren, An- • -^ Lendringsen sind 250 Bürger — trägen und Schriftverkehr mit Behörden, M fast 2% der Einwohner — Mit- Bauplänen, Finanzierungen, Ausbil- glieder der CDU. Dies ist kein Zufall, dungsförderung, Beihilfen nach dem sondern das Ergebnis guter Arbeit. Sozialhilfegesetz, Schulfragen, Berufs- Rührige CDU-Frauen veranstalteten vor wahl, sozialer Dienst!" einigen Wochen mit 300 Senioren eine Dieser kostenlose CDU-Service erfor- Busrundfahrt durch die Gemeinde. Ne- dert sicher viel Mühe und Zeit. Aber er ben dem Rathaus wurden andere Ge- UiD 1/2 1975 • Seite 15 meindeeinrichtungen, wie Freibad, Frei- zeitzentrum, Schulen, Turnhallen und TERMINE Lehrschwimmbecken, besichtigt. Die Rundfahrt endete in der Schützenhalle, 9.110 1. CDU — Bund, Sicherheitspoliti- Wo Kaffee und Kuchen bereitstanden. scher Kongreß, Koblenz Ortsverband 5757 Lendringsen 13.1. CDU — Bund, Präsidium, Bonn 13. 1. LV Braunschweig, Landesvorstand Volkswandertag Braunschweig 17. 1. KPV — Bund, Vorstandssitzung Unter das Motto „Mit der CDU ins Berlin Ziel" hatte der Ortsverband Nieder- 17.1. LV Berlin, Landesvorstand kassel seinen Volkswandertag gestellt. 17.118. 1. CDU — Bund, Fachkommission Trotz des regnerischen Herbstwetters „Vereinheitlichung der öffentlich- Waren etwa 250 Personen dem Aufruf rechtlichen Verfahrensordnungen" gefolgt. des BACDJ 18.1. CDU — Bund, Frauenvereinigung Übrigens: Etwa die Hälfte der Teilneh- Hauptausschuß, Bonn mer waren nicht Mitglieder der CDU. 20. 1. CDU — Bund, Präsidium, Berlin Neben Erfrischungen und Erbsensuppe 20. 1. CDU — Bund, Bundesvorstand 2u „CDU-Preisen von 1966" wurde auch Berlin aktuelles Informationsmaterial der CDU 24. 1. LV Braunschweig. Landesaus- verteilt. schuß, Braunschweig-Düsseldorf Schon im April 1975 soll die zweite Ver- 25.126 1. JU — Bund, Bundesvorstand anstaltung dieser Art in Niederkassel Bonn 29 1. CDU — Bund, Landcsgeschäfts- 9estartet werden. tührerkonferenz, Bonn Kreisverband Rhein-Sieg 52 Siegburg, 31 1. LV Berlin, Landesvorstand Wilhelmstraße 107 31 1. LV Berlin. Landesausschuß

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT WANDZEITUNG „Arbeitslosigkeit und Inflation: Was nun, Herr Bundeskanzler?" Diese Wandzeitung befaßt sich mit der verfehlten Wirtschaftspolitik der WasmnvHOTBundeskamler? Bundesregierung. Arbeitslosigkeit ist das zentrale Thema. Der Weg aus der Sackgasse führt nur über eine geord- nete Wirtschaftspolitik. Mindestabnahme: 25 Exemplare MehrsosiateSkherheit Preis: 4,— DM pro 25 Exemplare CDU Best.-Nr. 321 Bestellungen an das VVA-Versandzentrum in 4 Düsseldorf 1, Postfach 8227. A|le Preise verstehen sich zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkosten. UiD 112 1975 • Seite 16

ZITAT Anschrift: Was will Genscher? Der FDP-Vorsitzende befindet sich augenscheinlich in der Lage des ängst- lichen kleinen Jungen, der laut pfeifend durch den finsteren Wald marschiert. Er der ungewissen Lage der Wirtschaft - macht sich und den Seinen Hoffnung, in Wirklichkeit kostspielige Reformen aber bei näherem Hinsehen ist es Wäh- und neue Unsicherheiten verhindern lern und Sympathisanten der FDP fast will? Dies wäre doch ein Standpunkt, unmöglich zu erkennen, worauf sich den viele Wähler gerade jetzt respek- diese Hoffnung gründet. Hans Dietrich tieren und der der kleinen Partei eine Genscher, der als Bundesinnenminister neue Rechtfertigung verschaffen würde- so herzhaft konkret zu reden verstand, Genscher jedoch wich einer präzisen ergeht sich neuerdings als Parteichef so Aussage zum Mitbestimmungskompro- oft in Allgemeinplätzen und Unverbind- miß der Koalition aus. lichkeiten, daß es zumal für die SPD Auch die Versicherung, die Partei sei immer schwerer wird zu erfahren, was kein „Mehrheitsbeschaffer" für die an- ihr Partner eigentlich will. deren, bringt die FDP auf keinen feste- So möchte die FPD laut Genscher „un- ren Boden. Natürlich ist sie es in dem beirrbar an einer Reformpolitik mit Au- von ihr selbst so vehement verteidigten genmaß" festhalten. Dadurch werden, Dreiparteiensystem der Bundesrepublik zum Beispiel in Sachen Mitbestimmung doch; so sehen es zu Recht SPD und und Berufsausbildung, bei linken Kräf- CDU/CSU. Wenn die kleine Partei über- ten in der SPD erneut Hoffnungen ge- haupt noch etwas bewegen will, dann weckt, die jedoch gar nicht zu erfüllen kann sie es nur im Bündnis mit den an- sind. Der sicherlich nicht zufällige Vor- deren, die in ihr zuerst immer den ge- stoß des FDP-Generalsekretärs Bange- genwärtigen oder potentiellen Partner mann gegen Gewerkschaftsherrschaft in sehen, sofern es den großen nicht ge- Betrieben und die von Wirtschaftsmini- lingt, die FPD-Stimmen ganz aufzusau- ster Friderichs geäußerten Bedenken gen. Mit dieser Rolle wird sich Gen- gegen eine weitere Belastung unserer scher auch 1975 abfinden müssen. Wirtschaft mit einer Ausbildungsabgabe Das traditionelle Dreikönigstreffen, frü- bezeugen doch, daß die starken Män- her meist ein erfrischender Jungbrun- ner hinter Genscher etwas ganz ande- nen für die Partei, war in diesem Jahr res wollen. eher eine Kur, die der Patient abge- Warum sagt der Parteichef dann nicht schlafft verläßt. mutig, daß seine Partei — angesichts Rheinische Post vom 7. 1.1975

Union in Deutschland — Informationsdienst der Christlich Demo- kratischen Union Deutschlands. Für den Inhalt verantwortlich: Hein? Winkler, 53 Bonn, Konrad-Adenauer-Haus, Telefon 54 41. Verlag- Union Betriebs GmbH., 53 Bonn, Argelanderstraße 175, Telefon 22 00 40. Verlagsleitung: Peter Müllenbach, Gerhard Braun, Bank- verbindung: Commerzbank Bonn Nr. 1124 932, Postscheckkonto Köln 193 795. Abonnementspreis vierteljährlich 9,— DM. Einzel- UiD preis 0,75 DM. Druck: WA-Druck, Düsseldorf.