NiN 2-2011 Ingrid Hucht-Ciorga, Matthias Kaiser Luchs und Wolf in NRW Die Rückkehr der ãGro§raubtiere“ Wolf und Luchs galten in NRW seit langem als ausgestorben. In der aktuellen Roten Liste der Säugetiere NRW (MEINIG et al. 2010) wird der Luchs in der Kategorie R (ãdurch extreme Seltenheit (potentiell) gefährdet“) und der Wolf noch in der Kategorie 0 („ausgestorben“) geführt.

er Wolf hat sich in Deutschland in den letzten Jahren von Osten aus DPolen beziehungsweise von Süden aus Italien kommend ausgebreitet. Zumin- dest einer dieser Wölfe hat bereits wieder NRW betreten. Vor dem Hintergrund die- ser allgemeinen Entwicklungen wird in diesem Beitrag über die Chronik und den aktuellen Stand dieser beiden ãGro§raub- tiere“ in NRW berichtet und die derzeit existierenden Konzepte zum Umgang mit diesen beiden Arten in NRW bekannt ge- macht. Luchs und Wolf genie§en national und international einen sehr hohen Schutz- status (Tab. 1). Der Luchs untersteht zu- sätzlich gemäß Paragraph 2 Bundesjagd- gesetz (BJG) dem Jagdrecht und genie§t in allen Bundesländern ganzjährige Scho- nung.

Chronik des Wolfes und des Luchses in NRW Der Wolf ist auf dem Gebiet des Landes Nordrhein-Westfalen Mitte des 19. Jahr- Abb. 1: Im Dezember 2003 gelang der erste fotografische Nachweis eines Luchses in hunderts ausgerottet worden; es gibt der . Foto: E. Klein mehrere ãletzte Wölfe“ (Münsterland: 1835 Ascheberg-Herbern; Wittgenstein: 1839 Schüllarscher Forst nach FÉAUX DE LACROIX 1913; Kottenforst 1836 nach Texelschaf gerissen hatte (Abb. 2). Die Caniden oder verdächtigen Spuren aus UECKERMANN 1994). Ein einzelner Wolf genetische Untersuchung einer Haarprobe verschiedenen Landesteilen ein, die letzt- unbekannter Herkunft wurde im Winter (Dr. C. NOWACK, Senckenberg Forschungs- lich aber alle unbestätigt blieben. 1963/64 bei Bergheim abgeschossen (VON station Gelnhausen) ergab, dass dieser Der Luchs war seit dem 17. Jahrhundert NOTZ 1969). Im Februar 2005 töteten Wolf der westpolnischen Wolfspopulation aus unseren Wäldern verschwunden. Der Polizisten bei Heinsberg einen Wolf, der entstammt, die seit dem Jahr 2000 auch letzte Luchs in Westfalen wurde am aus einem 35 km entfernten Zuchtgehege im Osten Deutschlands Rudel begründet 29. November 1745 erlegt (FÉAUX DE in Belgien entwichen war, und im Septem- hat. Der Wolf lebte mindestens seit 2006 LACROIX 1913; SCHRÖPFER et al. 1984). ber 2005 wurde auf der A 42 eine Wölfin im Reinhardswald, besuchte wahrschein- Nach heutiger Kenntnis waren diese ãletz- überfahren, die eine Woche zuvor aus lich auch den niedersächsischen einem Zoogehege in Gelsenkirchen ent- und wurde am 13. April 2011 von Wald- kommen war. arbeitern des Forstamtes Reinhardshagen Aktuell ist der Nachweis erbracht worden, verendet aufgefunden; die Todesursache dass der Wolfrüde (genannt „Reinhard“) wird noch ermittelt (HMUELV 2011). aus dem hessischen Reinhardswald in der Seitdem die Rückkehr des Wolfes nach Nacht zum 23. November 2009 in der NRW in den Medien thematisiert wurde, Nähe von Borgentreich, Kreis Höxter, ein gingen Meldungen von wolfsähnlichen

WA EG-VO 709/2010 FFH-Richtlinie BNatSchG Luchs Lynx lynx Anhang II Anhang A Anhang II und IV streng geschützt Wolf Canis lupus Anhang I und II Anhang A und B Anhang II und IV streng geschützt Abb. 2: Im November 2009 tötete ein Wolf ein Schaf durch Bisse in die Kehle. Tab. 1: Rechtlicher Status von Luchs und Wolf in Nordrhein-Westfalen Foto: I. Hucht-Ciorga

Natur in NRW 2/11 35 NiN 2-2011 ten“ Individuen wahrscheinlich aus weiter entfernten Gebieten zugewandert. Die letzte erfolgreiche Reproduktion in der Region kann schon sehr viel länger zurückliegen: „Man hat zwar vor wenig Jahren in dieser Wildnis und sonst ander- wärts in anderen Wäldern einige Paar Katlüxe geschossen, welche sich aus den Ost- und nordischen Ländern dahin verstrichen, nunmehr merkt man keine mehr …“ (Beschreibung der Grafschaft Arnsberg, RUDOLF V. ESSL 1669, zit. nach FÉAUX DE LACROIX 1913). Eine langsame Wiederbesiedlung durch den Luchs be- gann erst zum Ende des 20. Jahrhunderts.

Monitoring von Luchs und Wolf in Deutschland und NRW Abb. 3: Nachweise für Luchs und Wolf in NRW seit 1990. Die FFH-Richtlinie (Richtlinie 92/43/ EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur letzten Jahrzehnten dokumentiert und auf- bewertet. Die Zahl der Meldungen ist ab- Erhaltung der natürlichen Lebensräume gearbeitet (Abb. 3). Konventionsgemäß hängig von der Häufigkeit der Beobach- sowie der wildlebenden Tiere und Pflan- gilt eine Rasterzelle in Abbildung 3 nur tungen sowie dem Bekanntheitsgrad und zen) verpflichtet die Mitgliedstaaten in dann als belegt, wenn mindestens ein der Akzeptanz des Luchsberaternetzes. Artikel 11 zur Überwachung des Erhal- C1-Nachweis auf Luchs oder Wolf bzw. Die zunächst nur vereinzelt vorliegenden tungszustandes (Monitoring) der Lebens- zwei C2-Hinweise auf Luchs oder drei Beobachtungen nehmen im Jahr 1999 zu, raumtypen (Anhang I) und Arten (An- C2-Hinweise auf Wolf vorliegen. C3-Hin- als der erste Nachweis eines Luchses hänge II, IV und V) von europäischem weise allein reichen nicht aus (KACZENSKY im Arnsberger Wald publiziert wurde. Interesse. Das Monitoring in den Mitglied- et al. 2009). Gehegeflüchtlinge werden Erneute Aufmerksamkeit erregte das Auf- staaten soll Daten liefern, die Aussagen nicht berücksichtigt. treten einer Luchsin mit Jungen in der über deren Erhaltungszustand auf Ebene Eifel in 2003. Seit dem Einrichten des der biogeografischen Regionen erlauben Monitoring-Ergebnisse Luchsberaternetzes im Jahr 2005 (s. u.) und ist sowohl innerhalb als auch au§er- blieb die Zahl der Meldungen auf einem halb des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 für den Luchs relativ konstanten Niveau (40 bis 50 pro durchzuführen. Zu bewerten sind folgende Nachgeprüft und bewertet wurden 394 Jahr). Die Qualität der Nachweise hat Parameter: Hinweise auf Luchse seit 1985 (Abb. 4). durch die Verbreitung digitaler Kameras Größe des Verbreitungsgebietes (Range) Insgesamt liegen aus dem gesamten und die Verbesserungen der genetischen Monitoringgebiet, welches auch die rhein- Analysen zugenommen. Bestandsgröße (Population) land-pfälzische Eifel und das Hohe Venn/ Größe des Lebensraumes (Habitat for Belgien einschlie§t, 30 eindeutige Nach- Der Luchs in Eifel und the species) weise C1, 6 bestätigte Hinweise C2 und Zukunftsaussichten (inkl. Beeinträchti- 295 unbestätigte Hinweise C3 aus den Hohem Venn gungen, Gefährdungen und langfristige Jahren von 1985 bis 2010 vor (Stand 1985 gab es erste Hinweise, dass ein Überlebensfähigkeit) 31.12.2010). 63 Fälle wurden mit „falsch“ Luchs sich im Raum Hellenthal, Kreis Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) koordiniert in Deutschland die Methoden- abstimmung, die Datenzusammenführung Nach KACZENSKY et al. (2009) werden die Bewertungskriterien wie folgt definiert. und die erforderliche Bewertung des Er- Der Buchstabe C steht für Category. Die Bewertung muss durch eine Person erfolgen, haltungszustands auf nationaler Ebene. In die mit dem Monitoring der jeweiligen Großraubtierart langjährige Erfahrung hat. NRW wiederum koordiniert das LANUV C1: eindeutiger Nachweis = harte Fakten, die die Anwesenheit eines Gro§raubtiers alle Tätigkeiten, die im Rahmen des Moni- eindeutig bestätigen (Lebendfang, Totfund, genetischer Nachweis, Foto, Telemetrie- torings nach Artikel 11 FFH-RL erforder- ortung). lich sind. Für die laufende Berichtsperiode C2: Bestätigter Hinweis = von erfahrener Person überprüfter Hinweis (z. B. Spur wurde durch das BfN ein umfassendes oder Riss), bei dem ein Gro§raubtier als Verursacher bestätigt werden konnte. bundesweit kompatibles Monitoringsystem Die erfahrene Person kann den Hinweis selber im Feld oder anhand einer entwickelt (u. a. SCHNITTER et al. 2006, Dokumentation von einer dritten Person bestätigen. SACHTELEBEN & BEHRENS 2010). Wolf und C3: Unbestätigter Hinweis = Alle Hinweise einschlie§lich Sichtbeobachtungen, Luchs wurden hier jedoch nicht bearbeitet. bei denen ein Gro§raubtier als Verursacher auf Grund der mangelnden „Beweislage“ Standards für ein Monitoring von Groß- von einer erfahrenen Person weder bestätigt noch ausgeschlossen werden konnte. raubtieren in Deutschland, verbunden mit Um die Aussagekraft der Kategorie C3 zu erhöhen, wird in NRW zwischen C3a einer expliziten und praktikablen Defini- und C3b unterschieden: tion der SCALP-Kriterien (STATUS AND C3a: Sichtbeobachtungen, die von einer erfahrenen Person als glaubwürdig und CONSERVATION OF THE ALPINE LYNX POPU- plausibel eingestuft wurden. LATION Ð BREITENMOSER & BREITENMOSER- C3b: alle anderen Hinweise, die zu alt, unklar, unvollständig dokumentiert oder WÜRSTEN 2008) für deutsche Verhältnisse, ungeprüft sind. hat das BfN im Jahr 2009 publiziert Falsch: Falschmeldung = Hinweis, bei der ein Gro§raubtier als Verursacher ausge- (KACZENSKY et al. 2009). Auf dieser Basis schlossen werden konnte oder sehr unwahrscheinlich ist. werden auch in NRW die Nachweise und Hinweise zu Luchs und Wolf aus den BfN-Kriterien

36 Natur in NRW 2/11 NiN 2-2011

Januar 1999 fährtete SPITTLER (1999) einen 60 Luchs am Lattenberg im Arnsberger Wald und konnte Haare sicherstellen. Eine gene- 50 tische Untersuchung durch Dr. R. SÖLLER (Universität Bremen, Abt. Biotechnologie 40 C1 C2 und Molekulare Genetik) bestätigte, dass C3a C3b es sich um einen weiblichen Luchs Lynx 30 FALSCH lynx handelte. Seitdem wurden drei weitere genetische 20 Nachweise Ð mit Material aus Haaren oder Losungen (Abb. 5) – für Luchse im 10 Arnsberger Wald beziehungsweise im Rot- haargebirge durch Dr. J. FICKEL (Leibniz- 0 Institut für Zoo- und Wildtierforschung IZW, FG Evolutionsgenetik) erbracht. Aufgrund der räumlichen und zeitlichen

1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Verteilung der vorliegenden Sichtbeobach- tungen im südlichen Westfalen muss es Abb. 4: Bewertete Luchsmeldungen 1985Ð2010 (n=394). sich um mindestens zwei, vielleicht drei Tiere handeln oder gehandelt haben (vgl. Abb. 3). Euskirchen, aufhalten solle. Auch in den Insgesamt liegen aus Eifel und Hohem Im Grenzgebiet NRW zu Hessen werden 1990er Jahren sind mehrere Hinweise Venn (NRW, RLP und Belgien) acht ein- seit 1999 ebenfalls Luchsbeobachtungen aus dem Grenzraum Deutschland/Belgien/ deutige Nachweise (C1) sowie 165 unbe- gemeldet (DENK 2010), möglicherweise Niederlande bekannt (BACKBIER & GUB- stätigte Hinweise (C3) aus den Jahren leben einzelne Luchse beiderseits der BELS 1996; MULDER 1992). 1997/98 sollen 1985 bis 2010 vor; die sechs genetischen Landesgrenze. sich zwei Luchse in der Nordeifel auf- Nachweise stammen wahrscheinlich von Seit Mai 2008 wird im südlichen Teuto- gehalten haben (STICKEL 1999); leider gibt mindestens zwei Individuen (Stand burger Wald ein weiterer Luchs beob- es aus dieser Zeit keine nachprüfbar doku- 31.12.2010). Reproduktionshinweise gab achtet. Regelmäßig gelingen Nachweise mentierten Spuren. 2003/04 wurde eine es in den Jahren 2003 und 2007. durch Fotos oder Filmaufnahmen, Haar- Luchsin mit Jungtieren im Grenzgebiet funde an Sitz- oder Liegestellen, Beute- Deutschland/Belgien beobachtet (EYLERT Der Luchs in Westfalen reste oder Losungen und Fährten im 2006) und ein einzelner Luchs wurde im Schnee. Mit Hilfe der charakteristischen Kreis Euskirchen fotografiert (Abb. 1). ãAm 24. Juni 1969 wurde ein stark abge- Fellfärbung und dem individuellen Im Januar 2005 entkam eine Luchsin aus kommener Luchskuder von 18,5 kg bei Fleckenmuster kann dieses Individuum dem Aachener Tierpark und hielt sich Schladern (Sieg) beschossen und am auf Fotos identifiziert werden. Im Januar mehrere Wochen im Aachener Stadtwald anderen Morgen auf der Nachsuche zur 2010 gelang es, diesen Luchs an einem auf; sie wurde im April 2005 tot an einem Strecke gebracht“ berichtet FENGEWISCH gerissenen Reh mit einer Fotofalle zu Eisenbahntunnel gefunden. Laut Sektions- (1971, zit. nach SCHRÖPFER et al. 1984). fotografieren und die Nutzung des Rehs befund des Zootierarztes Dr. LANGE war Erst 30 Jahre später wurde wieder ein im Verlaufe einer Woche zu dokumen- sie offenbar vom Zug erfasst worden. Luchs in Westfalen nachgewiesen: Am 24. tieren (Abb. 6; HUCHT-CIORGA 2011). In der Region ist der Luchs bekannt; wieder- holt wurden Fotos des Tieres in Zeitungen abgedruckt. Im Kreis bildete sich eine regionale Arbeitsgruppe aus Behördenvertretern, Naturpark Teutobur- ger Wald/, Jägerschaft und Schaf- zuchtverband, die regelmäßig Informa- tionen austauscht. In der Nähe von Marienmünster, Kreis Höxter, wurde im Mai und Juli 2010 je- weils ein Mutterschaf aus einer Herde der ãWeißen Gehörnten Moorschnucke“ von einem Luchs getötet. Diese Schafe sind die ersten Ð und bislang einzigen Ð in NRW, die nachweislich von einem Luchs getötet wurden. Gemäß den Empfehlungen der AG Luchs vom August 2004 (EYLERT 2006) wurden für die beiden Mutterschafe und ein durch den Verlust der Mutter ver- endetes Lamm Entschädigungen aus Mit- teln der Jagdabgabe gezahlt. Insgesamt liegen aus Westfalen 22 ein- deutige Nachweise (C1), 6 bestätigte Hin- weise (C2) sowie 130 unbestätigte Hin- weise (C3) aus den Jahren 1985 bis 2010 Abb. 5: Eine Losung wird für die genetische Untersuchung sichergestellt. vor (Stand 31.12.2010). Hinweise auf Foto: I. Hucht-Ciorga Reproduktion liegen nicht vor.

Natur in NRW 2/11 37 NiN 2-2011

Abb. 6: Im Januar 2010 konnte ein Luchs im südlichen Teutoburger Wald an einem gerissenen Reh von einer Fotofalle erfasst werden. Fotos: D. Lühr

Umgang mit Luchs und eine natürliche Zuwanderung durch eine Luchsberater benannt, davon 17 in NRW Wolf in NRW bessere Vernetzung potenzieller Lebens- (Tab. 2). Die Luchsberater wurden von der räume, eine intensive Öffentlichkeitsarbeit FJW in Schulungen auf ihre Aufgabe vor- Seit dem Jahr 2002 wird die Frage einer und ein verstärktes Monitoring zu unter- bereitet und treffen sich regelmäßig zum (aktiven) Wiederansiedlung von Luchsen stützen und eine Entschädigungsregelung Erfahrungsaustausch und zur Fortbildung. in NRW oder einer Ausbreitung durch für vom Luchs getötete Haustiere einzu- Sie sind Ansprechpartner für Fragen im natürliche Zuwanderung intensiv disku- führen (EYLERT 2004, 2006). Zusammenhang mit dem Luchs und stellen tiert. Das MUNLV richtete hierzu 2003 Mit Erlass des MUNLV vom Dezember ihre spezifischen Kenntnisse auf Anfrage einen Arbeitskreis „Luchs“ ein. Ihm ge- 2004 wurde die Forschungsstelle für Jagd- unentgeltlich zur Verfügung. Die Luchs- hörten Vertreter des LJV NRW e.V., des kunde und Wildschadenverhütung FJW berater sammeln und dokumentieren Hin- ÖJV e.V., der Verbände der Jagdrechts- (Landesbetrieb Wald und Holz NRW) be- weise zum Auftreten von Luchsen. Sie sind inhaber, der Landwirtschaftsverbände, der auftragt ein Luchsberaternetz zum Er- verpflichtet insbesondere orts- und perso- Naturschutzverbände und der damaligen fassen von Hinweisen auf frei lebende nenbezogene Informationen vertraulich zu LÖBF (heute LANUV) an. Hinzugezogen Luchse aufzubauen. In enger Abstimmung behandeln. Die dokumentierten Hinweise wurde auch der behördliche Naturschutz in mit dem Landesamt für Umweltschutz, werden zur weiteren Bearbeitung an die Rheinland-Pfalz und Belgien. Eine aktive Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht FJW weitergeleitet und dort gemäß den Wiederansiedlung durch die Aussetzung LUWG Rheinland-Pfalz und der Forstdi- BfN-Kriterien bewertet. Für nachweislich von Luchsen wurde vom Arbeitskreis nicht rektion Malmedy, Belgien, wurden seit vom Luchs gerissene Haustiere können auf befürwortet. Stattdessen wurde empfohlen, Juni 2005 insgesamt 27 ehrenamtliche formlosen Antrag von der Oberen Jagd-

Name Region Telefon E-Mail /Siegerland Philipp Bernhart Sundern, Lennestadt, Eslohe 0173Ð7009816 [email protected] Helmut Gutsche Arnsberger Wald 0173Ð9394531 [email protected] Patrick Rath Wittgensteiner Land 0160Ð90284138 Werner Schubert Marsberg, Brilon, Olsberg, Schmallenberg, 0170Ð3462982 [email protected] Winterberg, Medeberg, Hallenberg Stefan Tietjen Siegerland 0151Ð10390254 [email protected] Ostwestfalen Hubertus Kaiser Bundesforstamt Senne 0170Ð7928227 [email protected] Daniel Lühr Teutoburger Wald, Kreis Lippe 0151Ð21765761 [email protected] Norbert Thierjung Oerlinghausen, Lage 0171Ð5398565 [email protected] Friederike Wolff Kreis Höxter, Kreis 0171Ð5873361 [email protected] 05273Ð35192 Eifel/Teilbereich Nordrhein-Westfalen Hermann Carl Monschau, Simmerath 0173Ð9716752 [email protected] Dr. Lutz Dalbeck Kreis Düren 02427Ð94987-0 [email protected] Elmar Falkenberg Nationalpark Eifel 0171Ð5870964 [email protected] Johann Jütten Schleiden, Hellenthal, Kall 0174Ð9053015 [email protected] Konrad Hecker Hürtgenwald 0171Ð5870631 [email protected] Karl-Heinz Lenzen-Wulf Dahlem 0162Ð2825880 02449Ð1044 Stephan Miseré Kreis Aachen 0151Ð50728037 [email protected] Manfred Trinzen Mechernich, Bad Münstereifel 0160Ð92322634 [email protected] Tab. 2: Kontaktadressen der Luchsberater in Nordrhein-Westfalen

38 Natur in NRW 2/11 NiN 2-2011 behörde aus Mitteln der Jagdabgabe Ent- Aufgrund der raumgreifenden Aktivitäten MULDER, J. L. 1992: De lynx nog niet los Ð schädigungen gezahlt werden; der Wert von Luchs und Wolf sind Absprachen Nederlandse natuur te klein voor lynxen. wird von der Landwirtschaftskammer er- im Bezug auf Schutz und Monitoring Rapport Natuurmonumenten, Oktober 1992, mittelt. Die Jägerschaft wird über den zwischen benachbarten Bundesländern und 34 S. Rheinisch-Westfälischen Jäger RWJ, der bundesweit erforderlich. NRW arbeitet REINHARDT, I., & KLUTH, G. 2007: Leben mit Verbandszeitschrift des LJV NRW e.V. im Unterarbeitskreis ãWolfsmanagement“ Wölfen – Leitfaden für den Umgang mit einer regelmäßig über die Biologie des Luchses des Ständigen Ausschusses Arten- und konfliktträchtigen Tierart. BfN-Skripten 201: und das Luchsmonitoring informiert Biotopschutz der Bund/Länderarbeits- 1Ð180. (HUCHT-CIORGA 2005, 2006, 2007, 2008, gemeinschaft Naturschutz, Landschafts- SACHTELEBEN, J., & BEHRENS, M. 2010: Kon- 2009, 2011). pflege und Erholung mit. Das BfN lädt seit zept zum Monitoring des Erhaltungszustandes 2009 die mit dem Monitoring von Luchs von Lebensraumtypen und Arten der FFH- Der Wolf weist durch seine Stellung am und Wolf betrauten Personen der Bundes- Richtlinie in Deutschland. BfN-Skripten 278: 1Ð180. Ende der Nahrungskette ein vergleichs- länder zu einem jährlichen Informations- weise hohes Konfliktpotenzial in der Kul- und Erfahrungsaustausch ein. SCHNITTER, P., EICHEN, C., ELLWANGER, G., turlandschaft auf. Ein Umgang mit ihm NEUKIRCHEN, M., SCHRÖDER, E. & BUND-LÄN- muss darauf ausgerichtet sein, Konflikte Beobachtung von beiden Arten können DER-AK ARTEN 2006: Empfehlungen für die zu verhindern oder zu minimieren und den an die Autoren oder die genannten Luchs- Erfassung und Bewertung von Arten als Basis gesetzlich geforderten Schutz der Art zu berater (Tab. 2) gemeldet werden. für das Monitoring nach Artikel 11 und 17 der gewährleisten. Eine enge Abstimmung FFH-Richtlinie in Deutschland. Berichte des zwischen betroffenen Interessensgruppen LAU Sachsen-Anhalt, Sonderh. 2: 1Ð370. (Jäger und Nutztierhalter), Behörden, pri- Literatur SCHRÖPFER, R., FELDMANN, R., & VIERHAUS, H. vaten Organisationen und der örtlichen Be- (Hrsg.) 1984: Die Säugetiere Westfalens. BACKBIER, L. A. M., & GUBBELS, E. J. 1996: Münster, 393 S. völkerung ist erforderlich. Die Tatsache, Waarneming van de Lynx in Limburg. Natuur- SPITTLER, H. 1999: Aufsehender Fund im Arns- dass der Wolf von Teilen der Bevölkerung historisch Maandblad 85(9): 171Ð176. nicht so nüchtern und sachlich betrachtet berger Wald: Kehrt der Luchs nach Nordrhein- BREITENMOSER, U., & BREITENMOSER-WÜRSTEN, wird wie von Experten, sondern meist sehr Westfalen zurück? RWJ 53 (7): 36Ð38. C. 2008: Der Luchs. Ein Gro§raubtier in der STICKEL, W. 1999: Der Luchs (Lynx lynx L.) Ð emotional, mit Mythen, Märchen und ver- Kulturlandschaft. Salm Verlag, Schweiz, 537 S. schiedenster Symbolik belegt ist, stellt Einwanderer in die Eifel? Fauna und Flora DENK, M. 2010: Luchsbeobachtungen in Hes- Rheinland-Pfalz, Beih. 25: 255Ð264. eine besondere Herausforderung für den sen. Bericht 2010. Ð Gutachten AK Hessen- Umgang mit der Art dar (REINHARDT & UECKERMANN, E. 1994: Kulturgut Jagd Ð Ein luchs i. A. HMUELV, 20 S. www.luchs-in- Führer durch die Jagdgeschichte Nordrhein- KLUTH 2007). Einige Bundesländer haben hessen.de mit der Aufstellung von Wolfs-Manage- Westfalens und zu jagdhistorischen Stätten. EYLERT, J., (2004): Bewährungsprobe. „Pinsel- Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltrup, 132 S. mentplänen oder Positionspapieren wich- ohr“ kehrt zurück. RWJ 58(10): 12Ð13. tige Eckpunkte für den Umgang mit dem VON NOTZ, F.W. (1969): Wölfe in Deutsch- Wolf beschrieben (Brandenburg 1994, EYLERT, J. (2006): Der Luchs in Nordrhein- land. Ð Die Pirsch 21(26): 1278Ð1282. Westfalen Ð Vorkommen und Perspektiven. Bayern 2007, Sachsen und Sachsen-Anhalt LÖBF-Mitt. 2/06: 19–20. 2009, Mecklenburg-Vorpommern, Nieder- sachsen und Schleswig-Holstein 2010). FÉAUX DE LACROIX, K. 1913: Geschichte der hohen Jagd im Sauerlande (Herzogtum West- Zusammenfassung Die Erfahrungen aus den Ländern mit be- falen, Fürstentümer Wittgenstein). W. Crüwell ständigen Wolfsvorkommen stellen wert- Verlag, 319 S. Nach langer Abwesenheit wurden volle Hinweise für den Umgang mit dem einzelne Luchse und ein Wolf in NRW Wolf in NRW dar. HMUELV (2011): Der Reinhardswald-Wolf ist nachgewiesen. Die Dokumentation und tot Ð Pressemitteilung vom 14.04.2011. www. hmuelv.hessen.de/ Bewertung von Hinweisen auf diese Die ãAG Wolf in NRW“, die im Jahre gro§en Beutegreifer und der Umgang 2010 beim LANUV auf Bitte des Umwelt- HUCHT-CIORGA, I. 2005: Identifikation von mit möglicherweise auftretenden Scha- ministeriums NRW mit Vertretern aus Trittsiegeln und Fährten des Luchses: Auf densfällen an Haus- oder Nutztieren Pinselohrs Fährte. RWJ 59(1): 20Ð23. Jagd, Behörden, Nutztierhaltern, Wissen- in NRW werden dargelegt. schaft und Naturschutz einberufen wurde, HUCHT-CIORGA, I. 2006: Luchsmonitoring in erarbeitet Empfehlungen für den Umgang NRW: Von der Arbeit der Luchsberater. RWJ mit dem Wolf. Entschädigungsregelungen 60(7): 6Ð8. für Wolfsangriffe auf Nutztiere und die HUCHT-CIORGA, I. 2007: Luchsmonitoring in Dokumentation von Wolfsbeobachtungen NRW: Wer war der Täter? RWJ 61(7): 12Ð14. Anschriften der Verfasser und -spuren waren die Themen der ersten HUCHT-CIORGA, I., 2008: „Pinselohrs“ neueste Dr. Ingrid Hucht-Ciorga beiden Sitzungen. Die AG empfahl eine Geheimnisse: Luchse – Jäger auf leisen Sohlen. Landesbetrieb Wald und Holz NRW Entschädigungsregelung für Schäden an RWJ 62(3): 10Ð11. Forschungsstelle für Jagdkunde und Haus- und Nutztieren einzuführen, das HUCHT-CIORGA, I. 2009: Luchsmonitoring in Wildschadenverhütung vorhandene Luchsberaternetzwerk auch NRW: Chemische Post Ð Kommunikation mit Pützchens Chaussee 228 für das Wolfsmonitoring zu nutzen und Harnmarken. RWJ 63(3): 18Ð19. 53229 Bonn die Luchsberater zu Wolfsberatern weiter- HUCHT-CIORGA, I. 2011: Pinselohr-Überwa- E-Mail: zubilden. Das MKULNV hat zugestimmt, chung in NRW: Wie fressen Luchse am Riss? [email protected] dass die Entschädigung von Schäden an RWJ 65(1): 7Ð9. Nutztieren aus Mitteln des Naturschutzes KACZENSKY, P., KLUTH, G., KNAUER, F., RAUER, Dr. Matthias Kaiser erfolgen kann, wenn der Wolf als Ver- G., REINHARDT, I., & WOTSCHIKOWSKY, U. Landesamt für Natur, Umwelt und ursacher nachgewiesen wurde. Für das von 2009: Monitoring von Gro§raubtieren in Verbraucherschutz (LANUV) NRW „Reinhard“ im November 2009 getötete Deutschland. BfN-Skripten 251: 1Ð86. Fachbereich Artenschutz, Texelschaf wurde so eine Entschädigung MEINIG, H., VIERHAUS, H., TRAPPMANN, C. & Vogelschutzwarte, gezahlt. Die Bewertung gemäß BfN- HUTTERER, R. (2010). Rote Liste und Arten- LANUV-Artenschutzzentrum Kriterien wird beim Wolf mit externen verzeichnis der Säugetiere – Mammalia – in Leibnizstra§e 10 Experten (Wildbiologische Büro LUPUS) Nordrhein-Westfalen. www.lanuv.nrw.de/natur/ 45659 Recklinghausen abgestimmt. arten/roteliste.htm E-Mail: [email protected]

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