Plenarprotokoll 822

BUNDESRAT Stenografischer Bericht 822. Sitzung

Berlin, Freitag, den 19. Mai 2006

Inhalt:

Begrüßung einer Delegation von Senatoren 6. Gesetz zur Änderung des patentrecht- der Französischen Republik ...... 139 A lichen Einspruchsverfahrens und des Patentkostengesetzes (Drucksache 272/ Amtliche Mitteilungen ...... 139 B 06) ...... 139 D

Zur Tagesordnung ...... 139 C Beschluss: Kein Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG ...... 155*C 1. Wahl des Vorsitzenden des Rechtsaus- schusses – gemäß § 12 Abs. 3 GO BR – 7. a) Gesetz zu dem Internationalen Über- (Drucksache 284/06) ...... 139 D einkommen von 2001 über die zivil- rechtliche Haftung für Bunkeröl- Beschluss: Senator Carsten-Ludwig verschmutzungsschäden (Drucksache Lüdemann (Hamburg) wird gewählt . 139 D 279/06) 2. Gesetz über die Weitergeltung der aktu- ellen Rentenwerte ab 1. Juli 2006 (Druck- b) Gesetz zur Änderung des Ölschaden- sache 268/06) ...... 139 D gesetzes und anderer schifffahrtsrecht- licher Vorschriften (Drucksache 273/ Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 84 06) ...... 139 D Abs. 1 GG ...... 155*A Beschluss zu a) und b): Kein Antrag ge- 3. Gesetz zur Änderung von Vorschriften mäß Art. 77 Abs. 2 GG ...... 155*C des Sozialen Entschädigungsrechts und des Gesetzes über einen Ausgleich von 8. Gesetz zur Neuregelung der Flugsiche- Dienstbeschädigungen im Beitrittsgebiet rung (Drucksache 274/06) ...... 139 D (Drucksache 269/06) ...... 139 D Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (Baden- Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 84 Württemberg) ...... 157*D Abs. 1 GG ...... 155*A Beschluss: Kein Antrag gemäß Art. 77 4. Gesetz zur Änderung und Bereinigung Abs. 2 GG ...... 155*C des Lastenausgleichsrechts (Drucksache 270/06) ...... 139 D 9. Gesetz zur Änderung der Vorschriften über die Luftaufsicht und die Luftfahrt- Beschluss: Der Bundesrat hält das Gesetz dateien (Drucksache 275/06) ..... 139 D für zustimmungsbedürftig – Zustim- mung gemäß Art. 120a Abs. 1 Satz 1 GG 155*B Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 84 Abs. 1 GG ...... 155*A 5. Gesetz über die Deutsche National- bibliothek (DNBG) (Drucksache 271/06) 139 D 10. Gesetz zur Änderung des Buchpreisbin- Emilia Müller (Bayern) .....157*B dungsgesetzes (Drucksache 276/06) .. 139 D Beschluss: Kein Antrag gemäß Art. 77 Beschluss: Kein Antrag gemäß Art. 77 Abs. 2 GG ...... 155*C Abs. 2 GG ...... 155*C

Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln, Telefon: (02 21) 97 66 83 40, Telefax: (02 21) 97 66 83 44 ISSN 0722-7999 II Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006

11. Gesetz zu dem Übereinkommen vom Westfalen, Schleswig-Holstein, Thürin- 8. Dezember 2004 über den Beitritt der gen – (Drucksache 250/06) ...... 140 B Tschechischen Republik, der Republik Elisabeth Heister-Neumann (Nieder- Estland, der Republik Zypern, der Repu- sachsen) ...... 140 C blik Lettland, der Republik Litauen, der Republik Ungarn, der Republik Malta, Prof. Dr. Ulrich Goll (Baden- ...... der Republik Polen, der Republik Slowe- Württemberg) 141 B nien und der Slowakischen Republik zu Karin Schubert (Berlin) ..... 142 B dem Übereinkommen über die Beseiti- Karl Peter Bruch (Rheinland-Pfalz) . 159*A gung der Doppelbesteuerung im Falle Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekre- von Gewinnberichtigungen zwischen tär bei der Bundesministerin der verbundenen Unternehmen (Drucksache Justiz ...... 159*C 277/06) ...... 139 D Beschluss: Einbringung des Gesetzent- Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 105 wurfs gemäß Art. 76 Abs. 1 GG beim Abs. 3 GG ...... 155*A Deutschen in der festge- legten Fassung – Bestellung von Minis- 12. Gesetz zu dem Abkommen vom 2. März terin Elisabeth Heister-Neumann (Nie- 2005 zwischen der Bundesrepublik dersachsen) zur Beauftragten des Deutschland und der Republik Jemen Bundesrates gemäß § 33 GO BR .. 143 A zur Vermeidung der Doppelbesteuerung von Luftfahrtunternehmen auf dem Ge- 16. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung biet der Steuern vom Einkommen und des § 1666 BGB und weiterer Vorschrif- vom Vermögen (Drucksache 278/06) .. 139 D ten – gemäß Artikel 76 Abs. 1 GG – An- trag des Freistaates Bayern gemäß § 36 Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 105 Abs. 2 GO BR – (Drucksache 296/06) .. 143 A Abs. 3 GG ...... 155*A Dr. Beate Merk (Bayern) .... 143 A 13. Entwurf eines Gesetzes zur Änderung Karin Schubert (Berlin) ..... 144 A des Waffengesetzes – Antrag der Freien Mitteilung: Überweisung an die zustän- und Hansestadt Hamburg – (Drucksache digen Ausschüsse ...... 144 B 233/06) ...... 140 A Hildegard Müller, Staatsministerin 17. Entschließung des Bundesrates für eine bei der Bundeskanzlerin ....158*A höhere Verbindlichkeit der Früherken- nungsuntersuchungen im Sinne des Kin- Beschluss: Einbringung des Gesetzent- deswohls – Antrag der Länder Hamburg wurfs gemäß Art. 76 Abs. 1 GG beim und Berlin, Brandenburg, Nordrhein- Deutschen Bundestag in der festge- Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen- legten Fassung – Bestellung von Sena- Anhalt, Schleswig-Holstein – (Drucksa- tor Udo Nagel (Hamburg) zum Be- che 56/06) ...... 147 A auftragten des Bundesrates gemäß §33GO BR ...... 140 A Beate Blechinger (Brandenburg) ..160*B Prof. Dr. Wolfgang Methling (Meck- 14. Entwurf eines … Strafrechtsänderungs- lenburg-Vorpommern) ....161*A gesetzes – Stärkung der nachträglichen Karl Rauber (Saarland) .....162*B Sicherungsverwahrung – (… StrÄndG) Carsten-Ludwig Lüdemann (Ham- – Antrag der Freistaaten Bayern und burg) ...... 162*D Thüringen – (Drucksache 139/06) ... 140 A (Brandenburg) . 159*A Beschluss: Annahme der Entschließung in geänderter Fassung ...... 147 B Beschluss: Einbringung des Gesetzent- wurfs gemäß Art. 76 Abs. 1 GG beim 18. Entwurf eines Gesetzes über die Errich- Deutschen Bundestag in der festgeleg- tung einer Bundesanstalt für den Digital- ten Fassung – Bestellung von Staats- funk der Behörden und Organisationen ministerin Dr. Beate Merk (Bayern) zur mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS-Ge- Beauftragten des Bundesrates gemäß setz – BDBOSG) – gemäß Artikel 76 Abs. 2 §33 GO BR ...... 140 B Satz 4 GG – (Drucksache 254/06) ... 147 B Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (Baden- 15. Entwurf eines Gesetzes zur Begrenzung Württemberg) ...... 147 B der Aufwendungen für die Prozesskos- , Parl. Staatssekretär tenhilfe (Prozesskostenhilfebegren- beim Bundesminister des Innern . 148 B zungsgesetz – PKHBegrenzG) – Antrag der Länder Niedersachsen, Baden- Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Württemberg und Hessen, Nordrhein- Abs. 2 GG ...... 149 A Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 III

19. Entwurf eines Zweiten Gesetzes über die 25. Entwurf eines Gesetzes zu dem Partner- Bereinigung von Bundesrecht im Zustän- schafts- und Kooperationsabkommen digkeitsbereich des Bundesministeriums vom 11. Oktober 2004 zur Gründung ei- des Innern (Drucksache 255/06) ... 139 D ner Partnerschaft zwischen den Europäi- schen Gemeinschaften und ihren Mit- Beschluss: Keine Einwendungen gemäß gliedstaaten einerseits und der Republik Art. 76 Abs. 2 GG ...... 155*D Tadschikistan andererseits (Drucksache 261/06) ...... 139 D 20. a) Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Unterhaltsrechts (Drucksache 253/ Beschluss: Keine Einwendungen gemäß 06) Art. 76 Abs. 2 GG ...... 155*D

b) Entwurf eines Ersten Gesetzes zur 26. Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkom- Änderung des Unterhaltsvorschussge- men vom 28. Juni 2004 zwischen der setzes (Drucksache 252/06) .... 149 B Bundesrepublik Deutschland und der Republik Singapur zur Vermeidung der Karin Schubert (Berlin) ..... 149 B Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekre- Steuern vom Einkommen und vom Ver- tär bei der Bundesministerin der mögen (Drucksache 260/06) ..... 139 D Justiz ..... 150 D Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Beschluss zu a) und b): Stellungnahme Art. 76 Abs. 2 GG ...... 155*D gemäß Art. 76 Abs. 2 GG . .. 151 D, 152 A 27. Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkom- 21. Entwurf eines Gesetzes zur Reform der men vom 8. Juni 2005 zwischen der Re- Führungsaufsicht (Drucksache 256/06) . 152 A gierung der Bundesrepublik Deutschland Geert Mackenroth (Sachsen) ...163*D und dem Schweizerischen Bundesrat, handelnd im Namen des Kantons Schaff- Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekre- hausen, über die Erhaltung einer Stra- tär bei der Bundesministerin der ßenbrücke über die Wutach zwischen Justiz ...... 165*A Stühlingen (Baden-Württemberg) und Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Oberwiesen (Schaffhausen) (Drucksache Abs. 2 GG ...... 152 A 262/06 [neu]) ...... 139 D Beschluss: Keine Einwendungen gemäß 22. Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Art. 76 Abs. 2 GG ...... 155*D Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft (Drucksache 28. Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkom- 257/06) ...... 152 B men vom 8. Juni 2005 zwischen der Re- Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekre- gierung der Bundesrepublik Deutschland tär bei der Bundesministerin der und dem Schweizerischen Bundesrat, Justiz ...... 165*D handelnd im Namen des Kantons Aar- gau, über Bau und Erhaltung einer Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 Rheinbrücke zwischen Laufenburg Abs. 2 GG ...... 152 C (Baden-Württemberg) und Laufenburg (Aargau) (Drucksache 263/06) .... 139 D 23. Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung und zur Regelung der Aufgaben des Beschluss: Keine Einwendungen gemäß Bundesamts für Justiz (Drucksache 258/ Art. 76 Abs. 2 GG ...... 155*D 06) ...... 152 C 29. a) Bericht der Bundesregierung über die Beate Blechinger (Brandenburg) ..166*D gesetzliche Rentenversicherung, ins- Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekre- besondere über die Entwicklung der tär bei der Bundesministerin der Einnahmen und Ausgaben, der Nach- Justiz ...... 167*A haltigkeitsrücklage sowie des jeweils Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 erforderlichen Beitragssatzes in den Abs. 2 GG ...... 152 D künftigen 15 Kalenderjahren (Renten- versicherungsbericht 2005) und Gut- achten des Sozialbeirats zum Renten- 24. Entwurf eines Gesetzes zur Einführung versicherungsbericht 2005 und zum einer Grundqualifikation und Weiterbil- Alterssicherungsbericht 2005 – gemäß dung der Fahrer im Güterkraft- oder § 154 SGB VI – (Drucksache 191/06) 139 D Personenverkehr – gemäß Artikel 76 Abs. 2 Satz 4 GG – (Drucksache 259/06) 152 D b) Ergänzender Bericht der Bundesregie- Beschluss: Stellungnahme gemäß Art. 76 rung zum Rentenversicherungsbericht Abs. 2 GG ...... 152 D 2005 (Alterssicherungsbericht 2005) IV Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006

und Gutachten des Sozialbeirats zum 36. Vorschlag für eine Verordnung des Euro- Rentenversicherungsbericht 2005 und päischen Parlaments und des Rates zur zum Alterssicherungsbericht 2005 Einrichtung des Europäischen Fonds für – gemäß § 154 Abs. 2 SGB VI – (Druck- die Anpassung an die Globalisierung sache 192/06) ...... 153 A – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – (Druck- sache 214/06) ...... 139 D Beschluss zu a) und b): Kenntnis- nahme ...... 156*A, 153 A Beschluss: Stellungnahme ...... 156*B

30. Lagebericht der Bundesregierung über 37. Mitteilung der Kommission der Europäi- die Alterssicherung der Landwirte 2005 schen Gemeinschaften an den Rat, das – gemäß § 67 ALG – (Drucksache 193/06) 139 D Europäische Parlament, den Europäi- schen Wirtschafts- und Sozialausschuss Beschluss: Kenntnisnahme .....156*A und den Ausschuss der Regionen: Ein Fahrplan für die Gleichstellung von 31. Bericht der Bundesregierung über die Frauen und Männern (2006 bis 2010) Beschäftigung schwerbehinderter Men- – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – (Druck- schen im öffentlichen Dienst des Bun- sache 187/06) ...... 139 D des (Drucksache 232/06) ...... 139 D Karin Schubert (Berlin) .....157*D Beschluss: Kenntnisnahme .....156*A Beschluss: Stellungnahme .....156*B

32. Vorschlag für eine Verordnung des Rates 38. Zweite Verordnung zur Änderung der über die Zuständigkeit und das anwend- Bedarfsgegenständeverordnung und der bare Recht in Unterhaltssachen, die Kosmetikverordnung (Drucksache 264/06) 139 D Anerkennung und Vollstreckung von Un- Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 terhaltsentscheidungen und die Zusam- Abs. 2 GG ...... 157*A menarbeit im Bereich der Unterhalts- pflichten – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – 39. Erste Verordnung zur Änderung der (Drucksache 30/06) ...... 139 D Direktzahlungen-Verpflichtungenverord- Beschluss: Stellungnahme ...... 156*B nung (Drucksache 288/06) ..... 139 D Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 33. Vorschlag für eine Verordnung des Euro- Abs. 2 GG ...... 157*A päischen Parlaments und des Rates über das auf vertragliche Schuldverhältnisse 40. Zweite Verordnung zur Änderung der anzuwendende Recht (Rom I) – gemäß Versicherungsunternehmens-Rechnungs- §§ 3 und 5 EUZBLG – (Drucksache 31/06) 139 D legungsverordnung (Drucksache 234/06) 139 D Beschluss: Stellungnahme ...... 156*B Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 Abs. 2 GG ...... 157*A 34. Vorschlag für eine Verordnung des Euro- päischen Parlaments und des Rates zur 41. Zehnte Verordnung zur Änderung Änderung der Verordnung (EG) Nr. 883/ chemikalienrechtlicher Verordnungen 2004 zur Koordinierung der Systeme der (Drucksache 190/06) ...... 139 D sozialen Sicherheit und zur Festlegung Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 des Inhalts von Anhang XI – gemäß §§ 3 Abs. 2 GG nach Maßgabe der beschlos- und 5 EUZBLG – (Drucksache 89/06) .. 139 D senen Änderungen – Annahme einer Beschluss: Stellungnahme ...... 156*B Entschließung ...... 157*A

35. Vorschlag für einen Beschluss des Rates 42. Zweite Verordnung zur Änderung der über das System der Eigenmittel der Schadstoff-Höchstmengenverordnung Europäischen Gemeinschaften mit ei- (Drucksache 215/06) ...... 139 D nem Arbeitsdokument der Kommission Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 zur Berechnung, Finanzierung, Zahlung Abs. 2 GG ...... 157*A und Einstellung der Korrektur der Haus- haltsungleichgewichte zugunsten des 43. Erste Verordnung zur Änderung der Vereinigten Königreichs „VK-Korrektur“ Zweiundzwanzigsten Verordnung zur in den Haushaltsplan gemäß den Arti- Durchführung des Bundes-Immissions- keln 4 und 5 des Beschlusses 2006/ /EG, schutzgesetzes (Verordnung über Immis- Euratom des Rates über das System der sionswerte für Schadstoffe in der Luft) Eigenmittel der Europäischen Gemein- (Drucksache 246/06) ...... 139 D schaften – gemäß §§ 3 und 5 EUZBLG – (Drucksache 210/06) ...... 139 D Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 Abs. 2 GG nach Maßgabe der beschlos- Beschluss: Stellungnahme ...... 156*B senen Änderungen ...... 156*B Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 V

44. Erste Verordnung zur Änderung der 48. Entschließung des Bundesrates zum Vor- Fahrerlaubnis-Verordnung (Drucksache schlag der Europäischen Kommission für 212/06) ...... 139 D eine Richtlinie des Europäischen Parla- ments und des Rates über Dienstleistun- Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 gen im Binnenmarkt – Antrag der Länder Abs. 2 GG nach Maßgabe der beschlos- Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen senen Änderungen ...... 156*B und Bayern, Niedersachsen, Nordrhein- Westfalen, Saarland, Sachsen-Anhalt ge- 45. Sechste Verordnung zur Änderung der mäß § 36 Abs. 2 GO BR – (Drucksache Ferienreiseverordnung (Drucksache 325/06) ...... 144 B 265/06) ...... 139 D Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (Baden- Beschluss: Zustimmung gemäß Art. 80 Württemberg) ...... 144 C Abs. 2 GG in der festgelegten Fassung 156*B Gerold Wucherpfennig (Thüringen) 145 B 46. Vorschlag der Bundesministerin der Jus- Dr. Joachim Wuermeling, Staatsse- tiz für die Ernennung der General- kretär im Bundesministerium für bundesanwältin beim Bundesgerichtshof Wirtschaft und Technologie .. 146 B – gemäß § 149 GerichtsverfassungsG – Beschluss: Die Entschließung wird ge- (Drucksache 266/06) ...... 153 A fasst ...... 147 A Beschluss: Zustimmung zu dem Vor- schlag in Drucksache 266/06 ... 153 C Nächste Sitzung ...... 153 C

47. Verfahren vor dem Bundesverfassungs- Beschlüsse im vereinfachten Verfahren ge- gericht (Drucksache 283/06) ..... 139 D mäß § 35 GO BR ...... 153 B/D Beschluss: Von einer Äußerung und einem Beitritt wird abgesehen ...157*B Feststellung gemäß § 34 GO BR .... 153 B/D VI Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006

Verzeichnis der Anwesenden

Vorsitz: Bremen:

Präsident , Jens Böhrnsen, Präsident des Senats, Bürger- Ministerpräsident des Landes Schleswig-Hol- meister, Senator für kirchliche Angelegenhei- stein ten und Senator für Justiz und Verfassung

Thomas Röwekamp, Bürgermeister, Senator für Schriftführerinnen: Inneres und Sport

Dr. Beate Merk (Bayern) Dr. Kerstin Kießler, Staatsrätin, Bevollmächtigte der Freien Hansestadt Bremen beim Bund Karin Schubert (Berlin) und für Europa

Baden-Württemberg: Hamburg:

Prof. Dr. Ulrich Goll, Justizminister Ole von Beust, Präsident des Senats, Erster Bür- germeister Tanja Gönner, Umweltministerin Carsten-Ludwig Lüdemann, Senator, Präses der Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Minister und Justizbehörde Bevollmächtigter des Landes Baden-Württem- berg beim Bund Hessen: Peter Hauk, Minister für Ernährung und Ländli- chen Raum Roland Koch, Ministerpräsident

Dr. Monika Stolz, Ministerin für Arbeit und Volker Hoff, Minister für Bundes- und Europa- Soziales angelegenheiten und Bevollmächtigter des Landes Hessen beim Bund

Bayern: Jürgen Banzer, Minister der Justiz

Dr. Edmund Stoiber, Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommern: Emilia Müller, Staatsministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Bevollmächtigte Dr. Harald Ringstorff, Ministerpräsident des Freistaates Bayern beim Bund

Dr. Beate Merk, Staatsministerin der Justiz Prof. Dr. Wolfgang Methling, Umweltminister

Berlin: Niedersachsen:

Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister Christian Wulff, Ministerpräsident

Karin Schubert, Bürgermeisterin und Senatorin Elisabeth Heister-Neumann, Justizministerin für Justiz

Nordrhein-Westfalen: Brandenburg: Dr. Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident Matthias Platzeck, Ministerpräsident Roswitha Müller-Piepenkötter, Justizministerin Ulrich Junghanns, Minister für Wirtschaft Michael Breuer, Minister für Bundes- und Euro- Beate Blechinger, Ministerin der Justiz paangelegenheiten Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 VII

Rheinland-Pfalz: Thüringen:

Karl Peter Bruch, Minister des Innern und für Dieter Althaus, Ministerpräsident Sport

Gerold Wucherpfennig, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Saarland: Staatskanzlei Peter Müller, Ministerpräsident Harald Schliemann, Justizminister Peter Jacoby, Minister der Finanzen

Karl Rauber, Minister für Bundes- und Europa- angelegenheiten und Chef der Staatskanzlei

Von der Bundesregierung: Sachsen:

Geert Mackenroth, Staatsminister der Justiz Hildegard Müller, Staatsministerin bei der Bun- deskanzlerin Hermann Winkler, Staatsminister und Chef der Staatskanzlei Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern

Sachsen-Anhalt: Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär bei der Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, Ministerpräsident Bundesministerin der Justiz

Prof. Dr. Angela Kolb, Ministerin der Justiz , Parl. Staatssekretär bei der Bun- desministerin für Gesundheit Rainer Robra, Staatsminister und Chef der Staatskanzlei Dr. Joachim Wuermeling, Staatssekretär im Bun- desministerium für Wirtschaft und Technolo- gie Schleswig-Holstein:

Dr. Ralf Stegner, Innenminister Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesministe- rium für Familie, Senioren, Frauen und Rainer Wiegard, Finanzminister Jugend

Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 139

(A) (C) Redetext

822. Sitzung

Berlin, den 19. Mai 2006

Beginn: 9.31 Uhr Den ausgeschiedenen Mitgliedern danke ich für ihre Arbeit in den Organen des Bundesrates. Präsident Peter Harry Carstensen: Meine sehr ge- Herrn Staatsminister Bauckhage danke ich beson- ehrten Damen und Herren, ich eröffne die ders für seine Arbeit als Vorsitzender des Agraraus- 822. Sitzung des Bundesrates. schusses und im Vermittlungsausschuss. Auf unserer Tribüne begrüße ich zunächst eine Herrn Minister Kley danke ich für seine Arbeit als Delegation von Senatoren der Französischen Repu- Vorsitzender des Ausschusses für Frauen und Ju- blik. Ich heiße Sie im Plenarsaal des Bundesrates gend. sehr herzlich willkommen und wünsche Ihnen einen Den neuen Mitgliedern wünsche ich mit uns allen angenehmen und interessanten Aufenthalt bei uns eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. und in Berlin. Ich komme zur Tagesordnung. Sie liegt Ihnen in (Beifall) vorläufiger Form mit 48 Punkten vor. Punkt 48 wird Bevor ich mich der Tagesordnung zuwende, habe vor Tagesordnungspunkt 17 aufgerufen. Im Übrigen (B) (D) ich gemäß § 23 Abs. 1 unserer Geschäftsordnung bleibt es bei der ausgedruckten Reihenfolge der Ta- gesordnung. Veränderungen in der Mitgliedschaft bekannt zu ge- ben: Gibt es Wortmeldungen zur Tagesordnung? – Das ist nicht der Fall. Aus der Regierung des Landes Sachsen-Anhalt und damit aus dem Bundesrat sind am 24. April Dann ist sie so festgestellt. 2006 die Herren Minister Curt B e c k e r , Klaus-Jür- Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 1: gen Jeziorsky, Gerry Kley, Professor Dr. Karl-Heinz P a q u é und Dr. Horst R e h b e r g e r Wahl des Vorsitzenden des Rechtsausschusses ausgeschieden. (Drucksache 284/06) Die neugebildete Regierung hat am 25. April Gibt es dazu Wortmeldungen? – Das ist nicht der 2006 Herrn Ministerpräsidenten Professor Dr. Wolf- Fall. gang B ö h m e r , Herrn Staatsminister Rainer Für diese Wahl liegt Ihnen ein Antrag des Präsi- R o b r a , Herrn Minister Jens B u l l e r j a h n und denten vor. Frau Ministerin Professor Dr. Angela K o l b zu Mit- gliedern des Bundesrates bestellt. Die übrigen Mit- Wer dem Antrag zuzustimmen wünscht, den bitte glieder der Landesregierung wurden als stellvertre- ich um das Handzeichen. tende Mitglieder des Bundesrates benannt. Dann ist einstimmig so beschlossen. Aus der Regierung des Landes Rheinland-Pfalz Zur gemeinsamen Abstimmung nach §29 Abs. 2 und damit aus dem Bundesrat sind am 18. Mai der Geschäftsordnung rufe ich die in dem Umdruck 2006 die Herren Staatsminister Hans-Artur Nr. 4/2006*) zusammengefassten Beratungsgegen- Bauckhage, Herbert Mertin und Gernot stände auf. Es sind dies die Tagesordnungspunkte: M i t t l e r ausgeschieden. 2 bis 12, 19, 25 bis 28, 29 a), 30 bis 45 und 47. Die neugebildete Landesregierung hat am selben Wer den Empfehlungen folgen möchte, den bitte Tag Herrn Ministerpräsidenten Kurt B e c k , Herrn ich um das Handzeichen. – Das ist die Mehrheit. Staatsminister Professor Dr. Jürgen Z ö l l n e r so- wie die Staatsministerinnen Malu D r e y e r und Dann ist so beschlossen. Doris A h n e n zu Mitgliedern des Bundesrates be- stellt. Die übrigen Mitglieder der Landesregierung wurden als stellvertretende Mitglieder benannt. *) Anlage 1 140 Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 Präsident Peter Harry Carstensen (A) (C) Je eine Erklärung zu Protokoll*) haben abgege- Dem Antrag der Länder Niedersachsen, Baden- ben: zu Tagesordnungspunkt 5 Frau Staatsministerin Württemberg sind die Länder Hessen, Nordrhein- Müller (Bayern), zu Tagesordnungspunkt 8 Herr Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen bei- Minister Professor Dr. Reinhart (Baden-Württem- getreten. berg) und zu Tagesordnungspunkt 37 Frau Bürger- meisterin Schubert (Berlin). Wortmeldungen: Frau Ministerin Heister-Neumann Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 13: (Niedersachsen), Herr Minister Professor Dr. Goll (Baden-Württemberg) und Frau Bürgermeisterin Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Waf- Schubert (Berlin). fengesetzes – Antrag der Freien und Hanse- stadt Hamburg – (Drucksache 233/06) Bitte sehr, Frau Ministerin Heister-Neumann. Gibt es Wortmeldungen? – Das ist nicht der Fall. – Eine Erklärung zu Protokoll**) gibt Frau Staats- Elisabeth Heister-Neumann (Niedersachsen): Herr ministerin Müller (Bundeskanzleramt) für Herrn Par- lamentarischen Staatssekretär Altmaier (Bundes- Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! ministerium des Innern). Der Gesetzentwurf der Länder Niedersachsen und Baden-Württemberg, über dessen Einbringung der Wir kommen zur Abstimmung. Die Ausschussemp- Bundesrat heute zu entscheiden hat, trägt den etwas fehlungen ersehen Sie aus Drucksache 233/1/06. sperrigen Titel „Entwurf eines Gesetzes zur Begren- Ich rufe Ziffer 1 auf. Wer stimmt zu? – Das ist die zung der Aufwendungen für die Prozesskostenhilfe“. Mehrheit. Der Name ist Programm. Ziel des Entwurfs ist es Wer für die Einbringung des Gesetzentwurfs beim nämlich, den besorgniserregenden Anstieg der Aus- Deutschen Bundestag in der soeben festgelegten gaben der Länder für die Prozesskostenhilfe schnell Fassung ist, den bitte ich um das Handzeichen. – Das und dauerhaft zu begrenzen. Wir müssen den unge- ist die Mehrheit. bremsten Anstieg der Ausgaben stoppen, um das be- Dann ist so beschlossen. währte Institut der Prozesskostenhilfe für diejenigen Herr Senator Nagel (Hamburg) wird, wie verein- zu erhalten, die auf sie angewiesen sind. Darum geht bart, zum Beauftragten für die Beratungen im Bun- es, meine Damen und Herren. destag bestellt. Eile tut Not. Allein in der ordentlichen Gerichtsbar- Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 14: keit haben sich die Zahlungen an im Wege der Pro- Entwurf eines … Strafrechtsänderungsgesetzes zesskostenhilfe beigeordnete Rechtsanwälte bundes- – Stärkung der nachträglichen Sicherungsver- weit von 261,7 Millionen Euro im Jahre 1998 auf wahrung – (… StrÄndG) – Antrag des Freistaa- 361,8 Millionen Euro im Jahre 2005 erhöht. Das ist (B) tes Bayern – (Drucksache 139/06) ein Anstieg um fast 40 % innerhalb von acht Jahren. (D) Dem Antrag des Freistaates Bayern ist der Freistaat Der weitaus überwiegende Teil dieser Kostenlast Thüringen beigetreten. trifft die Länder. Der Bund mit seinen wenigen Bun- desgerichten ist von der Ausgabenexplosion kaum Gibt es Wortmeldungen? – Das ist nicht der Fall. – betroffen. Eine Erklärung zu Protokoll***) gibt Herr Minister- präsident Platzeck (Brandenburg). Die Prozesskostenhilfe ist nicht der einzige Be- Zur Abstimmung liegen Ihnen die Empfehlungen reich, in dem die Länder mit einer enormen Kosten- der Ausschüsse in Drucksache 139/1/06 vor. Daraus steigerung konfrontiert sind. Bei der Beratungshilfe, rufe ich zur Einzelabstimmung auf: im Betreuungsrecht und bei den Verfahren nach der Ziffer 1! Wer dafür ist, den bitte ich um das Hand- Insolvenzordnung sind vergleichbare Entwicklun- zeichen. – Das ist die Mehrheit. gen festzustellen, die in ihrer Gesamtheit von den Ländern nicht länger verkraftet werden können. Wer dafür ist, den Gesetzentwurf in der soeben festgelegten Fassung beim Deutschen Bundestag Dieser Entwicklung können wir nicht tatenlos zu- einzubringen, den bitte ich um das Handzeichen. – sehen. Es gilt, ihr schnell und nachhaltig entgegen- Das ist die Mehrheit. zuwirken, damit die Haushalte der Länder möglichst Dann ist so beschlossen. bald von vermeidbaren Ausgaben entlastet werden. Niedersachsen setzt sich daher – gemeinsam mit Wie vereinbart, wird Staatsministerin Dr. Merk Baden Württemberg – schon seit 2003 nachdrücklich (Bayern) zur Beauftragten bestellt. für Maßnahmen zur Rückführung des Ausgaben- Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 15: anstiegs ein. Bei diesen Bestrebungen sind wir von Entwurf eines Gesetzes zur Begrenzung der der Justizministerkonferenz tatkräftig unterstützt Aufwendungen für die Prozesskostenhilfe worden. Das zeigt, dass die Begrenzung der Ausga- (Prozesskostenhilfebegrenzungsgesetz – PKH- ben für Prozesskostenhilfe von den Ländern einhellig BegrenzG) – Antrag der Länder Niedersachsen, als vordringliches Anliegen angesehen wird. Baden-Württemberg – (Drucksache 250/06) Der Ihnen vorliegende Gesetzentwurf schlägt ein ganzes Bündel von Maßnahmen zur Ausgabenbe- *) Anlagen 2 bis 4 grenzung vor. Wer den Entwurf genau studiert, wird **) Anlage 5 feststellen, dass wir mit Augenmaß zu Werke gegan- ***) Anlage 6 gen sind. Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 141 Elisabeth Heister-Neumann (Niedersachsen) (A) (C) Die Vorgaben, die aus unserer Verfassung und aus – das wurde zu Recht betont – die verfassungsrecht- der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts lich gebotenen Standards zu beeinträchtigen. für die Ausgestaltung des Rechts der Prozesskosten- hilfe abzuleiten sind, sind bei allen Vorschlägen strikt Zunächst wird dem Missbrauch von Prozesskosten- beachtet worden. Wir haben daher aus guten Grün- hilfe durch diejenigen entgegengewirkt, die auf den davon abgesehen, von allen, die Prozesskosten- Staatskosten ausfechten wollen, was kein vernünfti- hilfe erhalten, eine Mindestbeteiligung nach dem ger Selbstzahler geltend machen würde. Dazu wird Vorbild der Praxisgebühr in der gesetzlichen Kran- die Versagung von Prozesskostenhilfe bei mutwilli- kenversicherung zu erheben. ger Rechtsverfolgung bzw. bei mutwilligen Beweis- anträgen erleichtert. Mit anderen Worten: Unbemittelten Bürgerinnen und Bürgern wird der Zugang zum gerichtlichen Des Weiteren werden die Vorschriften über das Rechtsschutz durch den Entwurf weder erschwert Verfahren verbessert, um sicherzustellen, dass die noch unmöglich gemacht. Insbesondere für die Bezie- maßgeblichen persönlichen und wirtschaftlichen her von Sozialleistungen wird sich nichts ändern. Verhältnisse des Antragstellers einheitlich und zu- Wer mit seinem Einkommen die im Sozialhilferecht treffend erfasst werden. Dazu wollen wir die Gerichte bestimmten Grenzen nicht überschreitet, wird auch zum einen in die Lage versetzen, die Angaben des weiterhin nicht zur Zahlung von Prozesskosten he- Antragstellers ähnlich, wie es bei den Sozial- und rangezogen. Der gelegentlich von interessierter Seite Finanzbehörden der Fall ist, zu überprüfen. Ich sage erhobene Vorwurf, der Gesetzentwurf sei Ausdruck in Klammern: Es ist erstaunlich, dass die Bedürftig- sozialer Kälte oder komme gar einem Abbau des So- keit in diesen Fällen bisher nicht überprüft wird. zialstaates gleich, liegt daher – lassen Sie mich das Zum anderen wird die Möglichkeit geschaffen, die ausdrücklich sagen – völlig neben der Sache. rechenintensive und von vielen Einzelumständen Unser Ziel ist ein ganz anderes: Die knappen finan- abhängige Prüfung der persönlichen und wirtschaft- ziellen Ressourcen der Länder im Bereich der Pro- lichen Verhältnisse auf den Rechtspfleger zu über- zesskostenhilfe sollen nur denjenigen zugute kom- tragen. Das hat den Vorteil, dass ein einziger men, die sie wirklich benötigen. Die großzügigen Rechtspfleger diese Aufgabe für das gesamte Gericht Regelungen des geltenden Rechts, nach denen auch erledigen kann. Dadurch werden die Bildung von Personen mit Einkommen bis in den mittleren Be- Fachwissen, von speziellem Know-how, die Vertraut- reich hinein Prozesskostenhilfe erhalten und sich heit mit der besonderen Aufgabe und die Einheit- z. B. die Scheidung ihrer Ehe vom Fiskus finanzieren lichkeit der Rechtsprechung gefördert. lassen können, müssen bald der Vergangenheit an- Das ist ein sehr wichtiger Punkt; denn wir haben gehören. festgestellt, dass die Unterschiede zwischen den Ge- (B) Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin richten, was die Einschätzung der persönlichen Be- (D) davon überzeugt, dass der Gesetzentwurf zu einer dürftigkeit angeht, sehr groß sind. Manchmal ge- wesentlichen Verbesserung des Rechts der Prozess- winnt man den Eindruck, im Zweifel werde ein kostenhilfe führt. Nicht jedem Bürger muss der Staat Betroffener lieber für persönlich bedürftig angese- den Prozess finanzieren. Aber auch nach der Reform hen, als sich dem Vorwurf auszusetzen, man verwei- wird allen Bürgerinnen und Bürgern der ver- gere ihm dieses Recht. Aber so leicht darf man es sich fassungsrechtlich garantierte Zugang zu einem nicht machen. In diesen Fällen ist eine gründliche Gerichtsverfahren ermöglicht. Prüfung nötig. Sie ist leichter, wenn sie bei einem Spezialisten für dieses Thema beim Gericht angesie- Ich bitte Sie, der Einbringung des Gesetzentwurfs delt wird. beim Deutschen Bundestag zuzustimmen. – Vielen Dank. Im Zentrum allerdings steht die Verstärkung der Eigenbeteiligung des Antragstellers. Dabei wird das verfassungsrechtlich geschützte Existenzminimum in Präsident Peter Harry Carstensen: Ich bedanke allen Fällen gewahrt. Das gilt zunächst für die Ver- mich, Frau Ministerin Heister-Neumann. änderung der Freibeträge für das Einkommen des Antragstellers. Sie werden an das sozialhilferecht- Das Wort hat Herr Minister Professor Dr. Goll (Ba- liche Existenzminimum angeglichen; das wird die den-Württemberg). maßgebliche Grenze sein. Auch hier stellt sich die Frage, warum bisher eine besondere Form der Be- Prof. Dr. Ulrich Goll (Baden-Württemberg): Herr dürftigkeit gegenüber anderen Lebenslagen ange- Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! nommen wird, wenn jemand einen Prozess führen Den Handlungsbedarf im Bereich der Prozesskosten- will. Es ist sicherlich logisch, die Freibeträge für das hilfe hat meine Vorrednerin bereits deutlich ge- Einkommen des Antragstellers an das sozialhilfe- macht. Ich will Ihnen in aller Kürze darstellen, wel- rechtliche Existenzminimum anzugleichen. che Maßnahmen wir in dem Gesetzentwurf vorschlagen und welche Auswirkungen wir uns da- Wessen Einkommen die Freibeträge überschreitet, von versprechen. muss sich, wie schon heute, durch Ratenzahlungen an den Prozesskosten beteiligen. Die Ratenzahlun- Der Gesetzentwurf enthält drei Gruppen von Maß- gen werden allerdings nicht mehr nach 48 Monaten nahmen zur schnellen und nachhaltigen Begrenzung umstandslos beendet, sondern es ist zu bezahlen, bis der Aufwendungen für die Prozesskostenhilfe, ohne die Kosten gedeckt sind. 142 Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 Prof. Dr. Ulrich Goll (Baden-Württemberg) (A) (C) Wichtig ist auch, dass der Antragsteller künftig zur Das Ergebnis liegt vor. Aber der Gesetzentwurf Deckung der Prozesskosten vorrangig das einsetzen geht erheblich zu weit. muss, was er aus dem Rechtsstreit erlangt. Das dürfte selbstverständlich sein. Bei allem Sparwillen, meine Damen und Herren, ist es nicht akzeptabel, eine neue, der Zivilprozessord- Zur Abgeltung des erheblichen Aufwands der Ge- nung bisher unbekannte Gebühr für das bloße richte für die Prüfung der Bewilligungsvoraussetzun- Betreiben eines Prozesskostenhilfeverfahrens einzu- gen ist eine moderate Gebühr von 50 Euro vorgese- führen. Es ist nicht akzeptabel, die Freibeträge in der hen, die allerdings nur von demjenigen zu entrichten Prozesskostenhilfe auf das sozialhilferechtlich defi- ist, dessen Einkommen und Vermögen das Existenz- nierte Existenzminimum zu senken. Es ist nicht ak- minimum übersteigt. zeptabel, die gegebenenfalls zu leistenden Raten zur Das Einsparvolumen ist beachtlich. Der Rech- Rückzahlung gewährter Prozesskostenhilfe drastisch nungshof Baden-Württemberg hat das Einsparpoten- zu erhöhen. zial der wichtigsten Vorschläge überprüft. Danach sind allein durch die Erhöhung der Eigenbeteiligung Es ist auch nicht akzeptabel, jede zeitliche Begren- und durch die stärkere Einbindung des Rechtspfle- zung der Ratenzahlungspflicht entfallen zu lassen, gers bundesweit Einsparungen von etwa 95 Millio- so dass ein Bedürftiger möglicherweise noch Jahre nen Euro jährlich zu erwarten. Hinzu kommen wei- nach Beendigung des Verfahrens Zahlungen an den tere Einsparungen durch die Verbesserung der Justizfiskus zu leisten hat. Die bisher bestehende Missbrauchskontrolle und durch Verfahrensoptimie- Pflicht zur Tilgung innerhalb von vier Jahren ist aus- rungen. reichend. Welcher Mensch, der am Existenzminimum nagt, ist bereit, über mehr als vier Jahre Geld für ein Meine Damen und Herren, ich meine, angesichts – längst abgeschlossenes – Verfahren auszugeben, dieses Potenzials muss man etwas tun. Niemandem dessen Ausgang noch nicht einmal gewiss ist? wird etwas zugemutet, was ihm nicht zugemutet wer- 48 Monate Zahlung für ein Verfahren, das Jahre zu- den kann. Wir sichern nach wie vor den Zugang zu rückliegt, sind genug. unseren Gerichten. Wir wollen nur Prozesse verhin- dern, die nach vernünftiger Einschätzung besser Gegen all diese Maßnahmen spricht dasselbe nicht geführt würden und die nur deswegen geführt grundlegende Argument: Durch die geplante Geset- werden, weil sie nichts kosten. Das sollten wir än- zesnovelle wird einkommensschwachen Bürgerinnen dern. Damit richten wir keine zu hohen Hürden auf und Bürgern die Verfolgung und Verteidigung ihrer und muten niemandem etwas zu, was unserer Rechte in nicht mehr akzeptablem Maße erschwert. Rechtsordnung und der Vernunft nicht entspricht. Wirtschaftliche Interessen des Staates dürfen gegen- (B) (D) Der Gesetzentwurf ist ein Musterbeispiel für eine über der Rechtsverteidigung und -verfolgung nicht gelungene Zusammenarbeit der Länder. Ich hoffe vorrangig sein. Das wären sie aber, wenn – wie es im deshalb, dass seine Einbringung in den Bundestag geplanten Gesetz vorgesehen ist – die Wahrung indi- breite Zustimmung findet. – Danke schön. vidueller Rechte in einem rechtsstaatlich verfassten Gemeinwesen nur Bürgerinnen und Bürgern mit aus- reichenden finanziellen Mitteln zuteil würde. Das Präsident Peter Harry Carstensen: Herr Minister Grundgesetz fordert für alle den gleichen Zugang Dr. Goll, herzlichen Dank! zum Recht. Es ist inakzeptabel, dass eine staatliche Das Wort hat Frau Bürgermeisterin Schubert (Ber- Hilfe zur Verfolgung eigener Rechte unter Bedingun- lin). gen gestellt wird, die den Anreiz zur Klageerhebung derart reduzieren, dass sozial schwache Bürgerinnen und Bürger ihnen widerfahrenes Unrecht möglicher- Karin Schubert (Berlin): Herr Präsident, meine Da- men und Herren! Die Länder müssen, wie wir alle weise hinnehmen müssen oder berechtigte Forderun- wissen, sparen. Die öffentlichen Ausgaben steigen gen nicht einklagen, um ihre Existenz nicht zu ge- beständig, während die Einnahmen bestenfalls sta- fährden. gnieren. Diesen Teufelskreis müssen wir durchbre- Der ursprüngliche Zweck der Prozesskostenhilfe, chen. Er führt zu einer immer weitergehenden Ver- dem aus dem Rechtsstaatsprinzip unserer Verfassung schuldung der öffentlichen Hand, schränkt unseren herzuleitenden Justizgewährungsanspruch jedes politischen Gestaltungsspielraum immer weiter ein Einzelnen gerecht zu werden, würde mit dem ge- und bürdet der jungen Generation eine immer größer werdende Schuldentilgungslast auf. planten Gesetz ins Gegenteil verkehrt. Jeder, der es mit den Werten unseres Rechtsstaates ernst meint, Auch bei den Ausgaben für die Prozesskostenhilfe sollte daher diejenigen Regelungen, die den Armen ist seit Jahren ein stetiger Anstieg zu verzeichnen. den Weg zum Recht versagen, noch einmal auf den Die Justizministerkonferenz hat daher im November verfassungsmäßigen Prüfstand stellen. – Danke 2003 die Bereitschaft der Länder Niedersachsen und schön. Baden-Württemberg begrüßt, gemeinsam mit den übrigen Ländern und unter Einbeziehung des Bun- desjustizministeriums Vorschläge zu prüfen, die zu Präsident Peter Harry Carstensen: Danke schön, einer Begrenzung der Ausgaben beitragen können. Frau Bürgermeisterin! Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 143 Präsident Peter Harry Carstensen (A) (C) Je eine Erklärung zu Protokoll*) geben Herr Staats- stützung zukommen zu lassen, kann der Richter früh- minister Bruch (Rheinland-Pfalz) und Herr Parla- zeitig zum Wohl der Kinder intervenieren. mentarischer Staatssekretär Hartenbach (Bundes- Das Erziehungsgespräch ermöglicht eine nachhal- ministerium der Justiz). – Weitere Wortmeldungen tige Einwirkung insbesondere auf strafunmündige liegen mir nicht vor. Kinder, die in erheblicher Weise delinquent gewor- Zur Abstimmung liegen Ihnen die Empfehlungen den sind. Das Erziehungsgespräch kann Wende- der Ausschüsse in Drucksache 250/1/06 vor. Daraus punkt in ihrer Entwicklung sein und mit den Weg für rufe ich zur Einzelabstimmung auf: eine bessere Zukunft bereiten. Ziffer 1! – Das ist die Mehrheit. Der Familienrichter sollte sowohl den Eltern als auch ihren minderjährigen Kindern Weisungen ertei- Wer dafür ist, den Gesetzentwurf in der soeben len können. Dies betrifft vor allem Fälle, in denen be- festgelegten Fassung beim Deutschen Bundestag stehende Hilfsmöglichkeiten verweigert werden. Da- einzubringen, den bitte ich um das Handzeichen. – bei geht es z. B. um die Inanspruchnahme ärztlicher Auch das ist die Mehrheit. oder psychologischer Hilfe, aber auch um die Dann ist so beschlossen. Durchsetzung der Schulpflicht, die Herbeiführung eines angemessenen Täter-Opfer-Ausgleichs bei Wie vereinbart, wird Frau Ministerin Heister- Schadensfällen oder die Erbringung von Arbeitsleis- Neumann (Niedersachsen) zur Beauftragten bestellt. tungen zur Wiedergutmachung eines Schadens. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 16: Bei hartnäckiger Verweigerung soll der Familien- richter zur Durchsetzung Zwangsmittel verhängen Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des können. § 1666 BGB und weiterer Vorschriften – Antrag des Freistaates Bayern gemäß § 36 Abs. 2 GO Maßnahmen des Familienrichters setzen nach gel- BR – (Drucksache 296/06) tendem Recht regelmäßig eine Gefährdung des Kin- deswohls voraus. Der Gesetzentwurf enthält die ge- Zunächst hat Frau Staatsministerin Dr. Merk (Bay- setzliche Vermutung einer Kindeswohlgefährdung ern) das Wort. Bitte sehr. bei wiederholten schwer wiegenden Verstößen des Minderjährigen gegen Strafgesetze bzw. bei schwe- Dr. Beate Merk (Bayern): Herr Präsident! Meine rer Suchtmittelauffälligkeit. In solchen Fällen sollen sehr geehrten Damen und Herren! Immer öfter müs- künftig z. B. die Entziehung des Rechts zur Bestim- sen wir feststellen, dass Kinder nicht die elterliche mung des Aufenthalts des Minderjährigen oder die Fürsorge und Förderung erfahren, die sie bräuchten. Entziehung der elterlichen Sorge erleichtert werden. Auch wird es – als Ultima Ratio – leichter sein, Min- (B) Leider gibt es Eltern, die ihren Kindern nicht helfen (D) bzw. ihnen nicht helfen lassen, obwohl sie auf medi- derjährige durch richterlichen Beschluss in einer ge- zinische oder psychische Probleme der Kinder, z. B. schlossenen Einrichtung unterzubringen. Diese ge- Verhaltensauffälligkeiten, hingewiesen worden sind. setzlichen Änderungen dienen dem Schutz der Daran wird deutlich, wie wichtig in solchen Fällen Minderjährigen und ihres Umfeldes. ein wirksames und abgestuftes familienrechtliches Meine sehr geehrten Damen und Herren, Kinder Instrumentarium ist. Das Familienrecht muss Kin- brauchen eine Chance, ihr Leben in den Griff zu be- dern und Eltern Hilfsangebote zur Verfügung stellen. kommen und es wieder auf die richtige Bahn zu len- Deswegen lautet das Motto unserer aktuellen Initia- ken. Die Familienrichter sind besonders bei strafun- tive „Helfen und Lenken“. Kindern wollen wir damit mündigen Kindern eine wichtige Schaltstelle, da sie zu mehr Chancen verhelfen. mit der Autorität ihres Amtes auf Kinder und Eltern einwirken können. Die Änderungen, die Bayern bereits 1998 vorge- schlagen hat, sind nach wie vor dringend nötig. Wir Die derzeitige Rechtslage bietet zwar Eingriffs- bringen sie daher mit einer aktualisierten Begrün- möglichkeiten bis hin zur Entziehung der elterlichen dung erneut ein. Sorge; der Aspekt der Hilfe bleibt jedoch zu sehr im Hintergrund. Der Familienrichter muss die Möglich- Meine Damen und Herren, lassen Sie mich die in keit haben zu retten, was noch zu retten ist. dem Gesetzesantrag vorgeschlagenen Maßnahmen kurz vorstellen: Ein erweiterter Spielraum für den Familienrichter, wie ihn der heute eingebrachte Gesetzesantrag vor- Es wird eine ausdrückliche Rechtsgrundlage für sieht, dient dem Wohl der Kinder und liegt daher ein Erziehungsgespräch des Familienrichters mit auch im Interesse der Eltern und der Gesellschaft ins- den Eltern geschaffen, auch unter Einbeziehung des gesamt. Mit dieser Initiative unterstützen wir die Ar- Kindes. Ziel des Erziehungsgesprächs ist es, Erzie- beitsgruppe von Bund und Ländern. hungsdefizite frühzeitig festzustellen, darauf hinzu- weisen und mit richterlicher Autorität Maßnahmen Ich bitte Sie um Unterstützung des Entwurfs und der Hilfe und der Einwirkung auf den Weg zu brin- um zügige Beratung in den Ausschüssen. gen. Gerade in Fällen, in denen Eltern kein Interesse daran haben, ihren Kindern die notwendige Unter- Präsident Peter Harry Carstensen: Frau Staats- ministerin, herzlichen Dank! *) Anlagen 7 und 8 Das Wort hat Frau Bürgermeisterin Schubert. 144 Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006

(A) (C) Karin Schubert (Berlin): Herr Präsident, meine Da- (Thüringen) und Staatssekretär Dr. Wuermeling men und Herren! Berlin ist vom Inhalt und vom An- (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie). liegen des Entwurfs her nicht sehr weit von der Posi- tion Bayerns entfernt. Das sehe ich daran, dass die Das Wort hat Herr Professor Dr. Reinhart. beiden Ministerpräsidenten eng nebeneinander sit- zen; das ist öfter so. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (Baden-Württemberg): Das Anliegen Bayerns ist unterstützenswert. Auch Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle- wir sehen die Schwierigkeiten, die mit verhaltensauf- gen! Baden-Württemberg legt Ihnen gemeinsam mit fälligen Kindern einhergehen. Ich meine aber, das Hessen und Thüringen sowie mit Bayern, Nieder- Problem ist zu vielschichtig, als dass man es im Rah- sachsen, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland und men von § 1666 BGB lösen könnte. Sachsen-Anhalt den Entwurf einer Entschließung mit den Anliegen der Länder zu der Dienstleistungsricht- Wir haben deswegen am 11. November vereinbart, linie vor. eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe einzurichten. Sie hat schon getagt; über entsprechende Maßnahmen Die Richtlinie hat zum Ziel, dass jeder Anbieter von ist diskutiert worden. Dort versuchen wir, eine Lö- Dienstleistungen, der sich in einem Mitgliedstaat sung zu finden, was den Umgang mit verhaltensauf- niedergelassen hat, seine Tätigkeit in allen übrigen fälligen Kindern angeht. In diesem Zusammenhang EU-Staaten möglichst ungehindert ausüben kann. stellen sich unter anderem folgende Fragen: Ist das Die großen Schlachten zu diesem Thema sind mitt- Kindeswohl schon dann gefährdet, wenn ein Kind lerweile geschlagen. Der ursprüngliche Entwurf der mehrere Straftaten begangen hat? Kann bereits dann Kommission ist durch das Europäische Parlament am die elterliche Sorge durch staatliche Aufsicht ersetzt 16. Februar bereits erheblich abgeändert worden. werden? Anfang April hat die Kommission ihren überarbeite- ten Vorschlag präsentiert, der Grundlage der weite- Das zeigt: Wenn wir Gewalt an Schulen und auf ren Verhandlungen im Rat ist. Insbesondere das Spielplätzen verhindern und die Schulen in die Lage heftig bekämpfte Herkunftslandprinzip wurde maß- versetzen wollen, Schulschwänzern beizukommen, geblich entschärft. In dieser Form ist es im aktuellen bedarf es mehr als einer Änderung des § 1666 BGB. Vorschlag nicht mehr enthalten. Auch ich bin der Auffassung, dass § 1666 BGB ge- Die geänderte Dienstleistungsrichtlinie ist ein eignet ist zu definieren, was wir von elterlicher Er- Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem gibt es aus ziehung erwarten. Dieses Vorhaben müssen wir in unserer Sicht nicht unerheblichen Verbesserungsbe- Angriff nehmen. Berlin hat bereits Vorschläge für darf. Hier sollten der Bundesrat und die Länder ihre eine neue Definition unterbreitet und in die Arbeits- Stimmen einbringen. Das liegt im Interesse unserer (B) gruppe eingespeist. Ich bitte Bayern, eigene Vor- (D) Bürger und im Interesse unserer Unternehmen. Die schläge in die Arbeitsgruppe einzubringen, damit wir wesentlichen Anliegen sind in dem Ihnen nun vorlie- die gesamte Palette der Probleme mit Jugendlichen, genden Antrag zusammengefasst. So können sie von die sich nicht in die Gesellschaft einordnen wollen, der Bundesregierung noch vor einer abschließenden lösen können. – Danke schön. Befassung des EU-Wettbewerbsrates berücksichtigt werden. Präsident Peter Harry Carstensen: Danke schön, Gerade die Umsetzung der geänderten Richtlinie Frau Bürgermeisterin! berührt nach der Zuständigkeitsverteilung des Ich weise die Vorlage dem Rechtsausschuss – fe- Grundgesetzes die Verwaltung der Länder in vielfäl- derführend –, dem Ausschuss für Frauen und Ju- tiger Hinsicht. Ich weise insbesondere auf die Um- gend, dem Ausschuss für Familie und Senioren, dem setzung des Binnenmarktinformationssystems hin. Finanzausschuss und dem Ausschuss für Innere An- Aber auch die Einrichtung und Organisation des gelegenheiten – mitberatend – zu. so genannten einheitlichen Ansprechpartners in den Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 48: Mitgliedstaaten ist aus der Sicht der Länder nicht ohne Probleme. Dessen konkrete Ausgestaltung Entschließung des Bundesrates zum Vorschlag muss in mitgliedstaatlicher Zuständigkeit erfolgen. der Europäischen Kommission für eine Richtli- Eventuelle Vorgaben der EU dürfen nicht in die na- nie des Europäischen Parlaments und des Rates tionale Zuständigkeitsverteilung eingreifen. über Dienstleistungen im Binnenmarkt – An- trag der Länder Baden-Württemberg, Hessen, Weiter ist bei den umfangreichen Regelungen über Thüringen gemäß § 36 Abs. 2 GO BR – (Druck- die Informationspflichten der Mitgliedstaaten sorg- sache 325/06) fältig zu prüfen, ob jede dieser Regelungen für die Schaffung eines einheitlichen Binnenmarktes unbe- Dem Antrag der Länder Baden-Württemberg, Hes- dingt erforderlich ist. sen und Thüringen sind die Länder Bayern, Nord- rhein-Westfalen, Niedersachsen, Saarland und Gleiches gilt für die von den Mitgliedstaaten mitzu- Sachsen-Anhalt beigetreten. teilenden Rechts- und Verwaltungsvorschriften. Hier ist darauf zu achten, dass die Entscheidungsfreiheit Wortmeldungen: Minister Professor Dr. Reinhart der nationalen Gesetzgeber nicht beeinträchtigt (Baden-Württemberg), Minister Wucherpfennig wird. Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 145 Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (Baden-Württemberg) (A) (C) Verbesserungen sind auch bei der Umsetzung der gibt es noch erhebliche Wachstumspotenziale, die es Richtlinie mittels Informations- und Kommunikati- auszuschöpfen gilt. onstechnik erforderlich. Es muss den Mitgliedstaaten Dass es im Vorfeld Kritik an einigen Regelungen, überlassen bleiben, ob und inwieweit sie neben der insbesondere zum Herkunftslandprinzip, gab, ist Ih- elektronischen Lösung andere Wege anbieten. nen bekannt. Ich bin dankbar, dass die EU-Parlamen- In ihrer aktuellen Fassung eröffnet die Umsetzung tarier im Februar einen Kompromiss vorgelegt haben, der Richtlinie einen weiten Interpretationsspiel- der auf die Sorgen und Bedenken der Menschen ein- raum. Dieser greift tief in die Zuständigkeiten der geht, die wir mitnehmen und überzeugen müssen, Mitgliedstaaten zur Umsetzung und zur Organisation um Europa voranzubringen. der Verwaltungsprozesse ein. Dabei dürfen die je- Die „Regelungen zur Dienstleistungsfreiheit“, die weiligen Verfahren des Bundes, der Länder und der von der Kommission weitgehend übernommen wur- Kommunen nicht unwirtschaftlich werden. den, berücksichtigen berechtigte wirtschaftliche und Auch muss strengstens darauf geachtet werden, soziale Interessen. Die Mitgliedstaaten müssen ihre dass im Rahmen der vorgesehenen gegenseitigen bürokratischen Barrieren gegenüber Dienstleistungs- Unterstützung der Mitgliedstaaten der Grundsatz unternehmen aus anderen Mitgliedstaaten abbauen. der Subsidiarität respektiert wird und respektiert Gleichzeitig bleiben die gültigen Lohn-, Sozial-, Si- bleibt. cherheits- und Umweltstandards gewahrt. Denn Aus- nahmen von der Dienstleistungsfreiheit sind nun aus- Bei den weiteren Arbeiten an der Richtlinie ist da- drücklich aus Gründen der öffentlichen Sicherheit her die laufende Mitwirkung der Länder unerläss- und Ordnung möglich, ebenso auf dem Gesundheits- lich. Vor allem die finanziellen Auswirkungen auf die sektor und im Bereich des Umweltschutzes. Fest Länder müssen besonders Berücksichtigung finden. steht: Auch weiterhin gelten die Beschäftigungs- und Verbraucherschutzregelungen des Empfangs- In dem Ihnen vorliegenden Entwurf einer Bundes- staates. ratsentschließung wird die Bundesregierung aufge- fordert, die Länder bei den anstehenden Verhandlun- Obwohl einige Fragen noch zu klären sind und gen intensiv zu beteiligen. derzeit im Rat der Europäischen Union verhandelt werden, kann die Gesetzgebung zu diesem komple- Aus diesen Gründen bitte ich um Ihre Zustimmung xen Thema voraussichtlich bald abgeschlossen zu dem vorliegenden Entschließungsantrag. werden. Ich hoffe, dass wir noch unter der Ratspräsi- dentschaft Österreichs zu einem guten Ergebnis kommen – auch im Interesse der deutschen Länder. Präsident Peter Harry Carstensen: Ich bedanke Aus diesem Grunde sollte der Bundesrat zu der über- mich, Herr Professor Dr. Reinhart. (B) arbeiteten Dienstleistungsrichtlinie Stellung nehmen. (D) Das Wort hat Minister Wucherpfennig (Thüringen). Erfreulich ist, dass die Forderungen der deutschen Länder zum Anwendungsbereich der Richtlinie Gerold Wucherpfennig (Thüringen): Sehr geehrter berücksichtigt wurden. So wurden sensible Dienst- Herr Präsident! Meine Damen, meine Herren! Der leistungsbereiche, wie Dienstleistungen von allge- Bundesrat befasst sich heute mit dem Vorschlag der meinem Interesse, Gesundheitsdienste, audiovisuelle Europäischen Kommission für eine Dienstleistungs- Dienstleistungen, hoheitliche Tätigkeiten sowie Ha- richtlinie, einem äußerst sensiblen Thema, das be- fendienstleistungen, vom Anwendungsbereich der reits mehrfach auf der Tagesordnung stand und in Richtlinie ausgenommen. Zeiten hoher Arbeitslosigkeit auf große öffentliche Allerdings halten wir es für erforderlich, dass die Aufmerksamkeit stößt. Richtlinie auch keine Anwendung auf die Notare fin- det. Notare in Deutschland sind Inhaber eines öffent- In der Tat: Über dieses Thema ist in den zurücklie- lichen Amtes, das besonderen Bedingungen unter- genden Monaten kontrovers und teilweise auch sehr liegt. Die beurkundende und die beratende Tätigkeit emotional diskutiert worden. Ich erinnere an die des Notars sind so eng miteinander verknüpft, dass Schlagworte „Lohn- und Sozialdumping“, die gegen sie nicht voneinander getrennt werden können. diese europäische Maßnahme ins Feld geführt wur- den. Ich denke, eine Versachlichung der Debatte ist Auch die sozialen Dienstleistungen sollten voll- dringend notwendig. ständig aus dem Anwendungsbereich herausgenom- men werden. Nur wenn eine umfassende und klare Die Dienstleistungsfreiheit ist bereits seit 50 Jahren Ausnahme festgeschrieben wird, können Abgren- im EG-Vertrag verankert. Die neue Richtlinie soll die zungsschwierigkeiten vermieden werden. noch bestehenden Barrieren der Niederlassungsfrei- heit bei Dienstleistungen weitgehend beseitigen: Ge- Die Stellungnahme des Bundesrates soll unter an- nehmigungs- und Verwaltungsverfahren sollen derem dem Zweck dienen, rechtzeitig darauf hinzu- grundlegend vereinfacht, Ansprechstellen geschaf- weisen, dass die Dienstleistungsrichtlinie in Deutsch- fen sowie Zugangsbeschränkungen der Mitgliedstaa- land in weiten Teilen von den Ländern umgesetzt ten begrenzt und überprüft werden. Das bedeutet werden muss. Um den Dienstleistern einen zeitauf- ohne Zweifel mehr Wettbewerb und eine Chance für wendigen und kostspieligen Behördenmarathon zu Deutschland, seine Position als Exportweltmeister ersparen, soll eine einheitliche Ansprechstelle ein- auszubauen. Denn auf dem Dienstleistungssektor gerichtet werden. 146 Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 Gerold Wucherpfennig (Thüringen) (A) (C) Darüber hinaus ist es erforderlich, dass die Behör- in dem heute vorliegenden Entschließungsantrag den aller Mitgliedstaaten eng zusammenarbeiten, – das ist in den Wortbeiträgen der Herren Minister damit Verbraucherschutz sowie Sicherheit und Qua- bereits angesprochen worden – im Hinblick auf den lität der Dienstleistungen gewährleistet werden. Das Anwendungsbereich, die Verhinderung von Um- bedeutet, die Behörden auf Landes- und auf kommu- welt- und Sozialdumping sowie die Herausnahme naler Ebene müssen gut vorbereitet sein und über die von sensiblen Dienstleistungen. Wir unterstützen erforderlichen technischen Mittel verfügen. deshalb die österreichische Präsidentschaft, im Mi- nisterrat rasch zu einer Einigung über die Richtlinie In Zeiten angespannter öffentlicher Haushalte ist zu kommen. besonders darauf zu achten, dass die Umsetzung der Richtlinie möglichst geringe Kosten verursacht. Die Allerdings sind wir mit Ihnen der Auffassung, dass Pflichten, die sich aus der Richtlinie für die Verwal- es in einigen Punkten noch Klärungs- und Ände- tungen der Länder ergeben, dürfen deshalb nicht zu rungsbedarf gibt. Das betrifft insbesondere die Aus- einem unverhältnismäßigen bürokratischen und fi- nahme für soziale Dienstleistungen; das wird in Ih- nanziellen Aufwand führen. rem Entschließungsentwurf angesprochen. Hier sind Aus den genannten Gründen sollte der Bundesrat mir die Bereiche Pflege, Jugendhilfe u. Ä. besonders die Bundesregierung auffordern, die Position der wichtig. Wir müssen im Interesse der bedürftigen deutschen Länder in den laufenden Beratungen auf Personen Wert darauf legen, dass sich auswärtige europäischer Ebene zu berücksichtigen. Anbieter von Dienstleistungen an unsere Standards halten. Ich bitte Sie, dem Entschließungsantrag der Länder Baden-Württemberg, Hessen und des Freistaats Thü- Wir teilen ebenfalls Ihre Auffassung im Hinblick ringen zuzustimmen. – Vielen Dank. auf die Notare. Hier sind wir im Verein mit unseren französischen Freunden. Ich denke, dass wir gute Chancen haben, uns durchzusetzen. Präsident Peter Harry Carstensen: Danke schön, Herr Minister! Wir teilen Ihre Auffassung, dass die Ausgestaltung Das Wort hat Herr Staatssekretär Dr. Wuermeling des einheitlichen Ansprechpartners in mitgliedstaat- aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Tech- licher Zuständigkeit erfolgen muss und nicht in das nologie. föderale System eingreifen darf. Auch die Forderung, die Umsetzungsfrist auf drei Dr. Joachim Wuermeling, Staatssekretär im Bun- Jahre auszudehnen, findet unsere Unterstützung. desministerium für Wirtschaft und Technologie: Herr (B) (D) Präsident! Meine Herren Minister Reinhart und Das Gleiche gilt für Ihre Mahnung, dass mit einer Wucherpfennig! Meine sehr verehrten Damen und Richtlinie, die der Liberalisierung des Handels mit Herren! Als für die Verhandlungen verantwortlicher Dienstleistungen dient, nicht weitere Informations- Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und Berichtspflichten und damit zusätzliche Büro- nehme ich gerne die Gelegenheit wahr, Schulter- kratie verbunden sein dürfen. Dies ist die Nagel- schluss mit den Ländern zu signalisieren. Wir sind in probe auf eine bessere Rechtsetzung in der Europäi- der schwierigen Schlussphase der Verhandlungen. schen Union. Es ist beabsichtigt, bereits am Montag der über- nächsten Woche im Ministerrat zu einer politischen Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Einigung zu kommen. Deswegen ist es hilfreich und Herren, wir brauchen im Kreis der 25 Mitgliedstaaten sinnvoll, dass aus Deutschland jetzt einheitliche Si- Mitstreiter für unsere Anliegen. Deswegen möchte gnale an seine Partner ausgesendet werden. ich Ihnen schon heute sagen, dass wir an der einen oder anderen Stelle Kompromisse eingehen müssen. Ich bin den Ländern ausgesprochen dankbar, dass Jeder Punkt, der wieder aufgegriffen wird, jeder sie das Projekt der europäischen Dienstleistungs- Punkt, der wieder streitig gestellt wird, bringt die richtlinie schon mit ihrer Entschließung vom April Gefahr mit sich, dass andere Mitgliedstaaten Forde- 2005 konstruktiv und engagiert begleitet haben. rungen erheben, die genau auf das Gegenteil gerich- Aus der Sicht der Bundesregierung ist die Dienst- tet sind mit der Folge, dass es zu Rückschritten leistungsrichtlinie wichtig, um den Binnenmarkt vo- kommt. Deswegen ist in diesen Tagen unser Ver- ranzubringen, Märkte zu öffnen und damit zusätzli- handlungsgeschick sehr gefordert. che Chancen für Wachstum und Beschäftigung in Insgesamt sind die Verhandlungen aber auf gutem Deutschland zu schaffen. Deswegen hat die Bundes- Weg. Wir konnten schon durch die Änderungen im regierung großes Interesse daran, dass eine Einigung Gefolge des EP-Votums wichtige Anliegen durchset- über die Richtlinie innerhalb eines überschaubaren zen. Wir haben die Chance, eine Dienstleistungs- Zeitraums zu Stande kommt. richtlinie zu bekommen, die dem zentralen deut- Wir sind der Meinung, dass diese Einigung auf der schen Interesse Rechnung trägt, Wachstum und Basis der Kompromisse erfolgen sollte, die im Euro- Beschäftigung zusätzlich zu fördern, und den Wün- päischen Parlament erzielt worden sind. Diese Kom- schen der deutschen Länder gerecht wird, indem sie promisse entsprechen wichtigen Forderungen des unser föderales System nicht beeinträchtigt. – Herz- Bundesrates in früheren Entschließungen, aber auch lichen Dank. Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 147

(A) (C) Präsident Peter Harry Carstensen: Ich bedanke kommunikation zwischen zwei Netzteilnehmern und mich, Herr Staatssekretär. Möglichkeit des Telefonierens mit dem Handfunkge- rät. Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Aus diesen Gründen haben die Regierungschefs Ausschussberatungen haben noch nicht stattgefun- der Länder und der Bundeskanzler bereits in ihren den. Wir sind übereingekommen, bereits heute in der Beschlüssen von Juni und Dezember 2003 die Not- Sache zu entscheiden. wendigkeit des zügigen Aufbaus eines gemeinsa- Wer dafür ist, die Entschließung, wie beantragt, zu men, auf bundeseinheitlichen Standards basierenden fassen, den bitte ich um das Handzeichen. – Das ist Digitalfunknetzes betont. Dessen Einführung be- die Mehrheit. steht aus mehreren Elementen. Damit hat der Bundesrat die Entschließung gefasst. Das erste Element ist die Ausschreibung der Beschaffung des Digitalfunknetzes. Diese ist sehr Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 17: weit fortgeschritten. Derzeit werden Tests vorge- Entschließung des Bundesrates für eine höhere nommen, so dass nach Projektplanung Mitte dieses Verbindlichkeit der Früherkennungsuntersu- Jahres der Zuschlag erteilt werden könnte. chungen im Sinne des Kindeswohls – Antrag Das zweite Element ist der Netzbetrieb. Er soll der Länder Hamburg und Berlin, Nordrhein- durch die Firma DB-Telematik übernommen werden. Westfalen, Saarland, Schleswig-Holstein – Auch hierbei sind die Verhandlungen bereits weit (Drucksache 56/06) fortgeschritten. Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt sind Darüber hinaus laufen in den Ländern die Vorbe- dem Entschließungsantrag ebenfalls beigetreten. reitungen für die Beschaffung der Endgeräte, z. B. Wortmeldungen liegen mir nicht vor. – Je eine Handsprech- und Fahrzeugfunkgeräte, und die Erklärung zu Protokoll*) geben Frau Ministerin Umrüstung der Leitstellen. Blechinger (Brandenburg) für Ministerpräsident Platzeck, Minister Professor Dr. Methling (Mecklen- Wie gut das Projekt insgesamt vorangekommen ist, burg-Vorpommern), Minister Rauber (Saarland) und zeigt die Paraphierung des Verwaltungsabkommens Senator Lüdemann (Hamburg). zwischen Bund und Ländern am 11. Mai 2006 in Ber- lin. Mit diesem Vertragswerk wird die Zusammenar- Die Ausschüsse empfehlen in Drucksache 56/1/06, beit zwischen Bund und Ländern geregelt. Es doku- die Entschließung in geänderter Fassung anzuneh- mentiert, dass die Einführung des Digitalfunks nur men. Wer dieser Empfehlung zustimmen möchte, den gemeinsam erreicht werden kann und nun zügig um- bitte ich um das Handzeichen. – Das ist die Mehrheit. gesetzt werden soll. (B) (D) Dann ist so beschlossen. Ein weiteres wichtiges Element ist die Bundes- anstalt, die durch den vorliegenden Gesetzentwurf Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 18: errichtet werden soll. Das zur Diskussion stehende Entwurf eines Gesetzes über die Errichtung Gesetz stellt für die Umsetzung dieses Großprojekts einer Bundesanstalt für den Digitalfunk der einen weiteren wichtigen Baustein dar. Denn die Behörden und Organisationen mit Sicher- Bundesanstalt soll die Interessen von Bund und Län- heitsaufgaben (BDBOS-Gesetz – BDBOSG) dern bei Errichtung und Betrieb des Digitalfunks (Drucksache 254/06) bündeln. Es gibt keinen Zweifel, dass die Einrichtung der Bundesanstalt aus fachlicher Sicht möglichst Es gibt zwei Wortmeldungen, und zwar von Minis- zügig erforderlich ist. Sie muss die Anforderungen ter Professor Dr. Reinhart und Herrn Parlamentari- der verschiedenen Behörden und Organisationen mit schen Staatssekretär Altmaier. Sicherheitsaufgaben – z. B. Polizei, Feuerwehr, Ret- Bitte sehr, Herr Dr. Reinhart. tungsdienste – vertreten und die Interessen von Bund und Ländern gegenüber dem späteren Betreiber des Netzes durchsetzen. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (Baden-Württem- berg): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen Unmittelbar nach Zuschlag im Ausschreibungsver- und Herren! Die Behörden und Organisationen mit fahren zur Beschaffung des Digitalfunknetzes soll mit Sicherheitsaufgaben in Deutschland betreiben von- dem Netzaufbau begonnen werden. Eine zeitnahe einander unabhängige Analogfunknetze. Die geän- Einrichtung der Bundesanstalt ist also erforderlich. derte Sicherheitslage, erweiterte taktisch-technische Anforderungen und die Überalterung der verwen- Der Lenkungsausschuss Digitalfunk auf der Ebene deten Analogfunktechnik machen die Errichtung der Staatssekretäre und Staatsräte hat dem Entwurf eines Digitalfunknetzes unausweichlich. Hierüber des Gesetzes zugestimmt. Das Bundeskabinett besteht bundesweit Einigkeit, insbesondere unter konnte ihn somit in seiner Sitzung im April dieses Berücksichtigung der Vorteile des Digitalfunks, näm- Jahres in das Gesetzgebungsverfahren einbringen. lich Abhörsicherheit, Möglichkeit zur Datenübertra- Eine weitere Verzögerung sollte vermieden wer- gung – z. B. direkte Fahndungsabfragen –, Einzel- den. Das Gesetz sollte unter Berücksichtigung klei- ner Ergänzungen zügig umgesetzt werden. Die Ein- führung des Digitalfunks darf nicht erneut ins *) Anlagen 9 bis 12 Stocken geraten. Ich sage das, obwohl mir klar ist, 148 Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (Baden-Württemberg) (A) (C) dass die konkreten finanziellen Auswirkungen der Gesetzentwurf, der Ihnen heute zur Beratung vor- Einführung des Digitalfunks derzeit nur abgeschätzt liegt, ist ein weiterer Meilenstein in diesem Prozess. werden können. Eine Premiere ist: Wir werden zum ersten Mal in Wir begrüßen es daher, dass mit der Umsetzung der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine der Empfehlung des Finanzausschusses größere Bundesanstalt zur Bewältigung einer gemeinsamen Transparenz hinsichtlich der Kosten geschaffen wer- Aufgabe für Bund und Länder einrichten. Es hat viel den soll. Kritik und viele Zweifel gegeben, ob dies der richtige Wir haben Verständnis dafür, dass die Bundes- Weg ist. Die Bundesregierung ist der Auffassung, regierung endgültige Kostentransparenz erst dann dass wir mit der Bundesanstalt den organisatorischen herstellen kann, wenn der Zuschlag für die Lieferung Rahmen für die Zusammenarbeit zwischen Bund und der Funksystemtechnik erfolgt ist. Außerdem müssen Ländern schaffen. dafür die Verhandlungen mit dem späteren Betreiber Die Bundesanstalt agiert als Auftraggeberin für des Digitalfunknetzes abgeschlossen sein. Bund und Länder und sichert die Wahrung deren In- Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass die von teressen gegenüber zukünftigen Auftragnehmern. den Ländern geforderte transparente Darstellung der Sie gewährleistet die jederzeitige Funktionsfähigkeit finanziellen Auswirkungen des neuen Konzeptes und des Digitalfunks BOS als Hochsicherheitsnetz für die ihrer Auswirkungen auf die Länder unverzüglich und Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern und kon- gegebenenfalls auch in Teilschritten gegeben wird, zentriert den erforderlichen technischen, taktischen wenn die entsprechenden Daten vorliegen. Das gilt und betriebswirtschaftlichen Sachverstand. insbesondere im Hinblick auf die geplante Beauftra- gung der Firma DB-Telematik. Die Bundesanstalt nimmt Aufgaben wahr, die we- der eine private Gesellschaftsform noch eine un- Zusammengefasst: Es sollte im weiteren Gesetzge- selbstständige Verwaltungseinheit in dieser Form er- bungsverfahren nicht zu Zeitverzögerungen kom- füllen könnte. Das gilt vor allen Dingen für die men. Die von uns unterstützten punktuellen Ände- ständige Verfügbarkeit des Digitalfunks BOS, die rungsvorschläge des Finanzausschusses sollten zügig durch hoheitliche Maßnahmen zu garantieren ist. übernommen werden. Eine Verzögerung kann weder Damit wird sie den besonderen Anforderungen, die im Interesse des Bundes noch im Interesse der Län- an ein solches Hochsicherheitsnetz gestellt werden, der liegen. gerecht und kann auf alle erdenklichen Gefähr- dungslagen reagieren. Außerdem ermöglicht das Ge- setz die Erfüllung der vergabe- und wettbewerbs- Präsident Peter Harry Carstensen: Danke schön, rechtlichen, aber auch der verfassungsrechtlichen Herr Minister! (B) Anforderungen an ein solches Bund-Länder-Projekt. (D) Das Wort hat Herr Parlamentarischer Staatssekre- tär Altmaier (Bundesministerium des Innern). Bitte Wir wollen allerdings dafür sorgen, dass die neue sehr, Herr Altmaier. Bundesanstalt in einer schlanken und effizienten Weise organisiert wird. Wir haben dafür die Einfüh- rung der kaufmännischen Buchhaltung vorgesehen Peter Altmaier, Parl. Staatssekretär beim Bundes- und ein Controlling geplant. minister des Innern: Herr Präsident! Meine sehr ver- ehrten Damen und Herren! Nach mancherlei Mühen, Wenn es Zweifel im Hinblick auf die Transparenz Irrungen und Wirrungen sind wir dem Ziel der bun- der Kosten, die auf Bund und Länder zukommen, ge- desweiten Einführung des Digitalfunks in den letzten geben hat, so möchte ich sagen, dass wir die Kosten Wochen ein entscheidendes Stück näher gekommen. für die Einrichtung der Bundesanstalt unter umfas- Die Chancen sind gewachsen, dass wir der Polizei, sender Beteiligung der Länder nachvollziehbar aus- der Feuerwehr, den Rettungsdiensten und den weite- gewiesen haben. Die Folgekosten können wir zum ren Sicherheitsbehörden im Rahmen der vorliegen- gegenwärtigen Zeitpunkt selbstverständlich noch den Planungen einen bundesweit einheitlichen Digi- nicht endgültig beziffern, weil sowohl das Vergabe- talfunk zeitnah zur Verfügung stellen werden. verfahren für die Systemtechnik als auch die Ver- handlungen mit dem Betreiber nicht abgeschlossen Es ist bereits gesagt worden, dass wir in den letzten sind. Was wir allerdings haben, sind Planungszahlen Tagen hier im Gebäude des Bundesrates das Verwal- auf der Basis solider Berechnungsmodelle. Diese tungsabkommen paraphiert haben. Ich bin davon wurden und werden fortlaufend mit den Bundeslän- überzeugt, dass es auch von den Ländern zeitnah pa- dern erörtert, so dass wir auch in dieser Beziehung raphiert und in Kraft gesetzt werden kann. ein Höchstmaß an Transparenz im Bund-Länder-Ver- Wir haben die Vertragsverhandlungen mit dem hältnis sicherstellen. Betreiber des Digitalfunks so weit vorangetrieben, Herr Präsident, meine Damen und Herren, die Ein- dass sie in nächster Zeit ihren Abschluss finden kön- führung des Digitalfunks ist für den Wirtschafts- und nen. Beim Vergabeverfahren für die Systemtechnik Innovationsstandort Deutschland von besonderer Be- befinden wir uns in der Endphase. deutung. Wir schaffen das weltweit größte Digital- Das heißt, wir haben Grund zu der Annahme, dass funknetz. Dieses Projekt ist ein herausragendes Bei- wir die größten Schwierigkeiten auf dem Weg zur spiel für die technologische Leistungsfähigkeit Einführung des Digitalfunks überwunden haben. Der unseres Landes, für die Leistungsfähigkeit der Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 149 Parl. Staatssekretär Peter Altmaier (A) (C) öffentlichen Verwaltung und der Sicherheitsbehör- Diese Fragen kommen spätestens alle zwei bis drei den. Jahre erneut auf den Tisch. Das Ergebnis der Strei- tigkeiten ist meist für beide Seiten unerfreulich; es Das System hat auch eine Funktion im Hinblick auf wird als ungerecht empfunden und belastet die je- die Gewährleistung der inneren Sicherheit vor dem Hintergrund neuer Bedrohungssituationen insbeson- weilige Beziehung zu den Kindern. dere nach den Anschlägen vom 11. September sowie Die Vorstellung, eine Ehe werde für die Ewigkeit von Madrid und London. Mit dem Digitalfunknetz geschlossen, wird heute nur noch von wenigen ge- wollen wir das Signal geben, dass der Staat das tut, teilt, einmal abgesehen von dem Zeitpunkt der Ehe- was er den Sicherheitsbehörden, aber auch den Bür- schließung. Aber da fehlt in der Regel ohnehin jegli- gerinnen und Bürgern schuldig ist: Mit einem Kom- che Bodenhaftung. munikationssystem, das dem Stand der Technik ent- spricht, schaffen wir die Voraussetzungen für ein Ich denke, das von der Bundesregierung verfolgte erfolgreiches Arbeiten dieser Behörden. – Vielen Ziel, die wirtschaftliche Eigenverantwortung der Dank. Ehegatten nach der Ehe stärker zu betonen, ist not- wendig, um den Ehegatten vor Augen zu führen, Präsident Peter Harry Carstensen: Danke schön, dass sie sich aus der gegenseitigen Abhängigkeit lö- Herr Staatssekretär! sen und ihr Leben fortan eigenverantwortlich gestal- ten müssen. In diesem Sinne begrüße ich die im Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Gesetzentwurf vorgesehene Betonung der Eigenver- Die Ausschussempfehlungen ersehen Sie aus antwortung der Ehegatten, die Neudefinition der Drucksache 254/1/06. Angemessenheit der Erwerbstätigkeit sowie die Ich beginne mit Ziffer 1. Wer stimmt zu? – Mehr- Möglichkeit der Herabsetzung und zeitlichen Be- heit. grenzung des Unterhalts wegen Unbilligkeit. Dabei wird auch nach dem vorliegenden Entwurf der nach Ziffer 2! – Mehrheit. wie vor geltende Grundsatz der nachehelichen Soli- Ziffer 3! – Mehrheit. darität nicht über Bord geworfen, sondern behält seine Bedeutung. Die vorgesehenen Änderungen Ziffer 4! – Mehrheit. sind maßvoll und ermöglichen – wie bisher – Ent- Ziffer 5! – Mehrheit. scheidungen, die den konkreten Umständen der je- weiligen Fälle gerecht werden. Damit hat der Bundesrat entsprechend Stellung genommen. Insbesondere dann, wenn gemeinsame Kinder vor- (B) Zur gemeinsamen Beratung rufe ich die Tagesord- handen sind, ist eine Absicherung des betreuenden (D) nungspunkte 20 a) und b) auf: Elternteils unbedingt erforderlich, um den Kindern ein Aufwachsen unter konstanten Bedingungen zu a) Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Un- ermöglichen. Dabei ist allerdings auch zu berück- terhaltsrechts (Drucksache 253/06) sichtigen, dass die Inanspruchnahme von Kinderbe- b) Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung treuungseinrichtungen, jedenfalls nach Vollendung des Unterhaltsvorschussgesetzes (Drucksache des dritten Lebensjahres des Kindes, heute weitge- 252/06) hend die Regel ist und in den Fällen, in denen sie tat- sächlich erfolgt, auch eine Teilerwerbstätigkeit des Mir liegen Wortmeldungen von Frau Bürgermeiste- Betreuenden in Betracht kommen kann. Auch hier rin Schubert und Herrn Parlamentarischen Staatsse- lässt der Gesetzentwurf ausreichenden Spielraum für kretär Hartenbach vor. angemessene Entscheidungen der Gerichte. Bitte sehr, Frau Schubert. Kern des Entwurfs ist die Stärkung des Kindes- wohls. Dies wird durch die Änderung der Rangfolge Karin Schubert (Berlin): Herr Präsident, meine Da- in so genannten Mangelfällen angestrebt, in denen men und Herren! Die Überarbeitung des Unterhalts- das Einkommen des Unterhaltspflichtigen nicht zur rechts durch den vorliegenden Gesetzentwurf be- Befriedigung sämtlicher Unterhaltsansprüche aus- grüße ich sehr. reicht. Uneingeschränkt zuzustimmen ist hier der Zu- Das Recht des nachehelichen Unterhalts, das seit sammenfassung der Unterhaltsansprüche sämtlicher 1977 im Wesentlichen unverändert gilt, hat sich zwar besonders schutzbedürftiger Kinder im ersten Rang. im Grundsatz bewährt. Es hat jedoch in seiner Aus- Auf diese sind die vorhandenen Mittel zunächst zu führung durch die Rechtsprechung zur Folge, dass verteilen, da sie sich die zum Lebensunterhalt erfor- die zuerst geschlossene und dann geschiedene Ehe, derlichen Mittel am allerwenigsten selbst beschaffen bezogen auf den Unterhalt, in der Realität nahezu können. Aus meiner Sicht ist es unabdingbar, die unscheidbar ist. Die Eheleute sehen sich in schönster Kinder aus der Sozialhilfebedürftigkeit herauszuho- Regelmäßigkeit vor Gericht, um über Abänderungen len und ihnen so weit wie möglich eine Unterhalts- des Unterhalts zu streiten. Könnte der Unterhaltsbe- zahlung ihrer Eltern zu gewährleisten. Wir können es rechtigte nicht endlich Arbeitseinkommen erzielen? nicht länger hinnehmen, dass über 1 Million Kinder Wie krank ist er? Ist der Unterhaltspflichtige noch in und Jugendliche unter 18 Jahren auf Sozialhilfe der Lage, den festgesetzten Unterhalt zu zahlen? angewiesen sind, weil Erwachsene vorrangig 150 Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 Karin Schubert (Berlin) (A) (C) unterhaltsberechtigt sind. Heute sind fast 40 % aller furt, München und Berlin zu unterscheiden. Die Sozialhilfeempfänger Kinder. Regelsätze beim Arbeitslosengeld II zum 1. Juli die- ses Jahres werden auch angeglichen. Ein Grund, die Ich halte es auch für richtig, sämtliche kinderbe- Ungleichbehandlung für minderjährige Kinder bei- treuenden Elternteile, seien sie nun verheiratet oder zubehalten, ist nicht erkennbar. nicht, im zweiten Rang zusammenzufassen und die Privilegierung der ersten Ehegatten aufzuheben. Die Neuregelung der Kindergeldanrechnung ist zu Diese Regelung findet ihre Rechtfertigung darin, begrüßen. Wir müssen feststellen, dass die derzeitige dass von diesen Unterhaltsberechtigten Kinder be- Kindergeldanrechnung von vielen Unterhaltspflichti- treut werden, die möglicherweise ihrerseits beson- gen mit geringeren Einkommen als ungerecht emp- ders schutzbedürftig sind. Dem Grundsatz der nach- funden wird. Die neue Regelung, durch die das Kin- ehelichen Solidarität wird dadurch Rechnung dergeld bereits bei der Ermittlung des Bedarfs des getragen, dass auch Ehegatten bei einer Ehe von lan- Kindes zu berücksichtigen ist, ordnet die Kindergeld- ger Dauer in diesen Rang aufgenommen werden. leistung im Ergebnis zweckentsprechend den Kin- dern zu und führt zudem zu einer wesentlichen Ver- Für eine Schlechterstellung von Müttern, die auf einfachung der Unterhaltsberechnung. Grund eines flüchtigen sexuellen Kontakts schwan- ger geworden sind, gegenüber geschiedenen lang- Schließlich wird die Rechtsstellung der nicht ver- jährigen Ehegatten sehe ich keine Rechtfertigung. heirateten kinderbetreuenden Elternteile verbessert, Der Betreuungsunterhaltsanspruch wird in erster Li- indem die Anforderungen an die Gewährung von nie gewährt, um die persönliche Betreuung des Kin- Unterhalt über das dritte Lebensjahr des Kindes hi- des zu ermöglichen. Er ist Ausdruck der gemeinsa- naus etwas abgesenkt werden. Eine vollständige An- men Elternverantwortung. Alles Weitere ist für das gleichung der Betreuungsunterhaltsansprüche von Entstehen des Anspruchs und seinen Rang irrelevant. geschiedenen bzw. getrennt lebenden Elternteilen Den Änderungsantrag, der die Regelung einer Billig- einerseits und nicht verheirateten Elternteilen ande- keitskorrektur zu Gunsten des früheren Ehegatten rerseits ist hiermit jedoch noch nicht erreicht. Es wird fordert, kann ich daher nicht unterstützen. zu beobachten sein, ob die Stärkung des Grundsatzes der Eigenverantwortung im Bereich des nacheheli- Demgegenüber unterstützen wir die Prüfbitte, die chen Unterhalts zu einer weiteren Annäherung der Unterhaltsberechtigten des dritten und vierten Unterhaltsansprüche führt oder ob hier nachgebes- Rangs – das sind die nicht in den ersten Rängen auf- sert werden muss. geführten Ehegatten und die volljährigen Kinder – in einem Rang zusammenzufassen. Ich sehe keinen Insgesamt bin ich der Auffassung, dass der Entwurf Grund für eine Bevorzugung der einen gegenüber in seinem Kern Unterstützung verdient. Lediglich in den anderen. Vorhandene Mittel sind daher gleich- einigen Details sind Verbesserungen zu prüfen, die (B) mäßig auf alle betreffenden Personen zu verteilen. In aber die Grundkonzeption des Vorschlags nicht in (D) Höhe der verbleibenden Bedürftigkeit ist ihnen in Frage stellen. Wir werden ihm zustimmen. – Vielen gleichem Maße zuzumuten, öffentliche Hilfen in An- Dank für Ihre Aufmerksamkeit. spruch zu nehmen.

Auch die Prüfbitte zur Schaffung eines Auskunfts- Präsident Peter Harry Carstensen: Danke schön, anspruchs gegen vor- und gleichrangig Unterhalts- Frau Bürgermeisterin! berechtigte, der sich die Rechtsanwaltskammer an- geschlossen hat, findet meine Unterstützung. Den Das Wort hat Herr Parlamentarischer Staatssekre- Unterhaltsberechtigten muss es möglich sein, die un- tär Hartenbach (Bundesministerium der Justiz). terhaltsrechtlich relevanten Tatsachen aufzuklären, um die Aussichten für die Geltendmachung eines Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär bei der Unterhaltsanspruchs zu ermitteln. Bundesministerin der Justiz: Herr Präsident! Meine Der Gesetzentwurf sieht des Weiteren die lange sehr geehrten Damen und Herren! Mit dem Ihnen geforderte Einführung eines Mindestunterhalts für vorliegenden Regierungsentwurf zur Änderung des minderjährige Kinder vor. Dieser orientiert sich am Unterhaltsrechts befassen Sie sich heute mit einer Existenzminimum des Kindes, wie es auch den Kin- Reform, deren Grundzüge ich bereits im Mai 2005 in derfreibeträgen im Einkommensteuerrecht zu diesem Hause vorgestellt habe. Grunde liegt. Mit dieser Regelung ist nicht nur ein Die Justizministerien der Länder haben im vergan- Mindestbedarf der Kinder festgelegt; es wird auch genen Sommer Stellung genommen und wertvolle eine Harmonisierung von Unterhaltsrecht und Steu- Anregungen und Hinweise gegeben. Dafür danke errecht erreicht und zusätzlich endlich die unter- ich ihnen. Vieles haben wir aufgegriffen; wo dies schiedliche Höhe der Unterhaltsansprüche von Kin- nicht möglich war, hat es unsere Gedanken ge- dern in Ost und West abgeschafft. Es ist heute nicht schärft. Besonders gefreut hat mich, dass alle Länder mehr von gravierend unterschiedlichen Lebensbe- die Ziele der Reform uneingeschränkt begrüßen. dingungen in den alten und den – nicht mehr ganz so – neuen Bundesländern auszugehen, die einen Das Unterhaltsrecht entscheidet darüber, welches Unterhaltsbedarf abhängig vom Wohnort des Kindes Maß an finanzieller Solidarität Familienangehörige rechtfertigten. Sonst müsste man auch darüber nach- voneinander erwarten können. Es regelt einen zen- denken, zwischen den Verhältnissen in einem Berg- tralen Aspekt familiärer Verantwortung. Wir alle wis- dorf und jenen in Großstädten wie Hamburg, Frank- sen, vor welch großen Schwierigkeiten viele Familien Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 151 Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach (A) (C) – Unterhaltsberechtigte wie Unterhaltsverpflichtete – Deshalb wollen wir die nacheheliche Eigenverant- stehen. Die hohe Sensibilität des Themas, die gesell- wortung stärken und ausdrücklich im Gesetz veran- schaftlichen Entwicklungen und Veränderungen kern. Dies liegt übrigens auch im Interesse der Be- müssen sich in unserer Reform spiegeln. Unser Erfolg troffenen. Bei allen Schwierigkeiten, die ich sehe, hängt davon ab, dass das neue Unterhaltsrecht von können auch sie am besten dann eine neue Perspek- einer breiten Mehrheit getragen wird. tive aufbauen, wenn sie bald wieder auf eigenen Fü- ßen stehen und nicht von Unterhaltszahlungen ab- Mir liegt besonders daran, die Situation der unter- hängig sind. Ein wesentlicher Aspekt der gestärkten haltsbedürftigen minderjährigen Kinder zu verbes- nachehelichen Eigenverantwortung ist es daher, dass sern. Das heutige Unterhaltsrecht nimmt zu wenig die Richterinnen und Richter im Einzelfall künftig Rücksicht auf die Lebenssituationen, in denen sich mehr Möglichkeiten haben, den nachehelichen Un- Kinder befinden. Wir müssen stärker beachten, dass terhaltsanspruch zeitlich und in der Höhe zu be- immerhin 26 % aller Familien aus Alleinerziehenden grenzen. bzw. aus nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit ihren Kindern bestehen. Es ist ein Unterschied, ob Meine Damen und Herren, die Eckpfeiler der Re- ein Kind in dem Bewusstsein aufwächst, von seinen form stehen. Ihr Rechtsausschuss hat Ihnen seine Eltern nicht nur geliebt, sondern auch finanziell ab- Empfehlungen vorgelegt. Sie unterstützen die Re- gesichert zu werden, oder ob es in dem Bewusstsein form ungeachtet der Gewichtung des einen oder an- aufwächst, von Sozialhilfe zu leben, also staatliche deren Aspekts. Wir werden Ihre fachlichen Anregun- Leistungen zu empfangen und in diesem Punkt eben gen sorgfältig prüfen. Am Ende wird entscheidend nicht auf seine Eltern zählen zu können. Wir alle sein, dass sich das Kindeswohl durchsetzt. – besonders die Praktiker – wissen, dass die Akzep- Die heutige Beratung im Bundesrat ist für mich ein tanz der Unterhaltspflicht gegenüber den eigenen wichtiger weiterer Schritt zur Verwirklichung einer Kindern ungleich höher ist als die Akzeptanz von familienpolitisch notwendigen Reform. Für Ihre Un- Zahlungen an den früheren Partner. Deshalb sehen terstützung dabei danke ich Ihnen. wir vor, dass der Kindesunterhalt künftig Vorrang vor allen anderen Unterhaltsansprüchen hat. Wir wollen Frau Schubert, gestatten Sie mir eine persönliche damit deutlich machen, wem der besondere Schutz Bemerkung! Als ich vor 35 Jahren geheiratet habe, unserer Gemeinschaft gilt und gelten muss: den Kin- hatte ich Bodenhaftung; ich musste nämlich knien. – dern. Danke schön. Meine Damen und Herren, wir wissen zugleich, dass die Kindererziehung dort leidet, wo die elterli- Präsident Peter Harry Carstensen: Herr Staats- che Betreuung zu kurz kommt. Im Interesse des Kin- sekretär, herzlichen Dank! (B) deswohls werden deshalb die Unterhaltsansprüche (D) der kinderbetreuenden Elternteile, wie es Frau Bür- Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. germeisterin Schubert schon erwähnt hat, privilegiert Wir kommen zur Abstimmung und beginnen mit im zweiten Rang stehen. Diesen gleichgestellt wer- Punkt 20 a), dem Gesetzentwurf zum Unterhalts- den nur langjährige Ehepartner. In allen anderen recht. Fällen halte ich es für richtig, wenn die Interessen des Partners gegenüber denen des Kindes zurückste- Hierzu liegen Ihnen die Empfehlungen der Aus- hen. schüsse in Drucksache 253/1/06 und ein Antrag Nordrhein-Westfalens in Drucksache 253/2/06 vor. Mit der neuen Rangfolge ist im Interesse des Kin- des eine wichtige Verbesserung für die nicht verhei- Wir beginnen mit dem Landesantrag. Ich bitte um ratete Mutter und den nicht verheirateten Vater ver- das Handzeichen, wer zustimmen will. – Das ist eine bunden. Wir gehen aber noch einen Schritt weiter: Minderheit. Künftig sollen nicht verheiratete, allein erziehende Jetzt zu den Ausschussempfehlungen! Ich rufe zur Eltern leichter als bisher auch dann noch Unterhalt Einzelabstimmung auf: bekommen, wenn das von ihnen betreute Kind das dritte Lebensjahr vollendet hat. Ziffer 3! – Minderheit. Wir müssen die gesellschaftliche Entwicklung auch Ziffer 5! – Minderheit. in einem anderen Punkt berücksichtigen. In den letz- ten Jahren ist die Scheidungsquote fast ständig ge- Ziffer 6! – Mehrheit. stiegen. Das ist bedauerlich, richtet sich aber nicht Ziffer 7! – Minderheit. gegen die Ehe an sich. Vielmehr unternehmen immer mehr Menschen nach einer gescheiterten Beziehung Ich bitte um das Handzeichen für alle noch nicht einen neuen Anlauf und gründen eine weitere Fami- erledigten Ziffern. – Das ist die Mehrheit. lie. Viele dieser so genannten Patchwork-Familien sind Ausdruck dieser Entwicklung. Auch sie brau- Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- chen ihre Chance. Trotzdem wird häufig so getan, als men. lasse sich der Unterhalt nach einer Scheidung fort- Nun zu Punkt 20 b), dem Unterhaltsvorschussrecht. schreiben, als wäre nichts geschehen. Ich bin der Meinung, dass wir darauf hinwirken sollten, auch Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- Geschiedenen eine neue Perspektive zu geben. fehlungen und ein Antrag Thüringens vor. 152 Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 Präsident Peter Harry Carstensen (A) (C) Wir beginnen mit Ziffer 2 der Ausschussempfeh- Ziffer 7! – Mehrheit. lungen. Wer ist dafür? – Mehrheit. Ziffer 9! – Mehrheit. Ziffer 3! – Minderheit. Ziffer 11! – Mehrheit. Der Antrag Thüringens! Wer stimmt zu? – Mehr- heit. Ziffer 12! – Mehrheit. Bitte Ihr Handzeichen zu allen noch nicht erledig- Ziffer 13! – Mehrheit. ten Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. Ziffer 15! – Mehrheit. Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- Ziffer 16! – Mehrheit. men. Ziffer 17! – Mehrheit. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 21: Ziffer 18! – Minderheit. Entwurf eines Gesetzes zur Reform der Füh- rungsaufsicht (Drucksache 256/06) Ich rufe Ziffer 19 auf, jedoch nur den Buchsta- ben a. – Mehrheit. Je eine Erklärung zu Protokoll*) geben Staats- minister Mackenroth (Sachsen) und Parlamentari- Bitte das Handzeichen für den Buchstaben b von scher Staatssekretär Hartenbach (Bundesministe- Ziffer 19! – Mehrheit. rium der Justiz). – Weitere Wortmeldungen liegen Ziffer 22! – Minderheit. nicht vor. Ziffer 23! – Mehrheit. Zur Abstimmung liegen Ihnen die Empfehlungen der Ausschüsse in Drucksache 256/1/06 vor. Daraus Ziffer 26! – Mehrheit. rufe ich zur Einzelabstimmung auf: Bitte das Handzeichen für alle noch nicht erledig- Ziffer 4! – Mehrheit. ten Ziffern der Ausschussempfehlungen! – Mehrheit. Ziffer 7! – Mehrheit. Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- men. Bitte das Handzeichen für alle übrigen Ziffern! – Mehrheit. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 23: Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung und zur men. Regelung der Aufgaben des Bundesamts für Justiz (Drucksache 258/06) Tagesordnungspunkt 22: (B) Je eine Erklärung zu Protokoll*) geben Frau (D) Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Regelung Ministerin Blechinger (Brandenburg) für Minister- des Urheberrechts in der Informationsgesell- präsident Platzeck und Herr Parlamentarischer schaft (Drucksache 257/06) Staatssekretär Hartenbach (Bundesministerium der Eine Erklärung zu Protokoll**) gibt Parlamentari- Justiz). – Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. scher Staatssekretär Hartenbach (Bundesministe- Zur Abstimmung liegen Ihnen die Empfehlungen rium der Justiz). – Weitere Wortmeldungen liegen der Ausschüsse in Drucksache 258/1/06 vor. Daraus nicht vor. rufe ich zur Einzelabstimmung auf: Zur Abstimmung liegen Ihnen die Empfehlungen Ziffer 3! – Minderheit. der Ausschüsse in Drucksache 257/1/06 vor. Zu Ziffer 1 ist um getrennte Abstimmung der ein- Bitte das Handzeichen für alle übrigen Ziffern! – zelnen Buchstaben gebeten worden. Ich rufe daher Mehrheit. von Ziffer 1 auf: Der Bundesrat hat entsprechend Stellung genom- Buchstabe a! – Mehrheit. men. Buchstabe b! – Mehrheit. Tagesordnungspunkt 24: Buchstabe c! – Mehrheit. Entwurf eines Gesetzes zur Einführung einer Grundqualifikation und Weiterbildung der Buchstabe d! – Mehrheit. Fahrer im Güterkraft- oder Personenverkehr Buchstabe e! – Mehrheit. (Drucksache 259/06) Buchstabe f! – Minderheit. Wortmeldungen liegen nicht vor. Buchstabe g! – Mehrheit. Wir stimmen über die Ausschussempfehlungen ab: Bitte das Handzeichen für Ziffer 5! – Mehrheit. Ziffer 1! – Mehrheit. Damit entfällt Ziffer 6. Damit hat der Bundesrat entsprechend Stellung genommen.

*) Anlagen 13 und 14 **) Anlage 15 *) Anlagen 16 und 17 Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 153 Präsident Peter Harry Carstensen (A) (C) Die übrigen Ziffern der Ausschussempfehlungen Wortmeldungen liegen nicht vor. sind erledigt. Der Rechtsausschuss empfiehlt, dem Vorschlag der Tagesordnungspunkt 29 b): Bundesministerin der Justiz, Frau Vorsitzende Rich- Ergänzender Bericht der Bundesregierung zum terin am Bundesgerichtshof Monika H a r m s zur Rentenversicherungsbericht 2005 (Alterssiche- Generalbundesanwältin beim Bundesgerichtshof zu rungsbericht 2005) und Gutachten des Sozial- ernennen, gemäß § 149 des Gerichtsverfassungs- beirats zum Rentenversicherungsbericht 2005 gesetzes zuzustimmen. und zum Alterssicherungsbericht 2005 (Druck- sache 192/06) Ich bitte um das Handzeichen, wenn Sie dieser Empfehlung folgen wollen. – Das ist die Mehrheit. Wortmeldungen liegen nicht vor. Der Bundesrat hat dem Ernennungsvorschlag zu- Zur Abstimmung liegen Ihnen die Ausschussemp- gestimmt. fehlungen vor. Wer für Ziffer 1 ist, den bitte ich um das Handzei- Meine Damen und Herren, wir haben die Tages- chen. – Minderheit. ordnung der heutigen Sitzung abgewickelt. Ziffer 2! – Minderheit. Die nächste Sitzung des Bundesrates berufe ich ein Ich stelle fest, dass der Bundesrat von der Vorlage auf Freitag, den 16. Juni 2006, 9.30 Uhr. Kenntnis genommen hat. Ich darf mich sehr herzlich bedanken und wünsche Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 46: Ihnen einen guten Heimweg.

Vorschlag der Bundesministerin der Justiz für Die Sitzung ist geschlossen. die Ernennung der Generalbundesanwältin beim Bundesgerichtshof (Drucksache 266/06) (Schluss: 10.54 Uhr)

Beschlüsse im vereinfachten Verfahren (§ 35 GO BR)

(B) Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Vierundsiebzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschafts- (D) Rates zur Änderung der Richtlinie 76/769/EWG des Rates hinsicht- verordnung lich der Beschränkung des Inverkehrbringens bestimmter quecksil- berhaltiger Messinstrumente (Drucksache 286/06) (Drucksache 170/06) Ausschusszuweisung: Wi Ausschusszuweisung: EU – G – U – Wi Beschluss: Absehen von Stellungnahme Beschluss: Kenntnisnahme

Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und Einhundertdreiundfünfzigste Verordnung zur Änderung der Ein- des Rates zur Festlegung einheitlicher Regeln für die Bereitstellung fuhrliste – Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz – von Basisinformationen für Kaufkraftparitäten sowie für deren Berechnung und Verbreitung (Drucksache 287/06) (Drucksache 247/06) Ausschusszuweisung: Wi Ausschusszuweisung: EU – Fz – In – Wi Beschluss: Kenntnisnahme Beschluss: Absehen von Stellungnahme

Feststellung gemäß § 34 GO BR Einspruch gegen den Bericht über die 821. Sitzung ist nicht eingelegt worden. Damit gilt der Bericht ge- mäß § 34 GO BR als genehmigt.

Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 155*

(A) (C) Anlage 1 III. Zu den Gesetzen einen Antrag auf Anrufung des Umdruck Nr. 4/2006 Vermittlungsausschusses nicht zu stellen: Zu den folgenden Punkten der Tagesordnung der Punkt 5 822. Sitzung des Bundesrates empfehlen die Aus- Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek schüsse dem Bundesrat: (DNBG) (Drucksache 271/06)

Punkt 6 Gesetz zur Änderung des patentrechtlichen Ein- spruchsverfahrens und des Patentkostengesetzes I. (Drucksache 272/06) Den Gesetzen zuzustimmen: Punkt 7 a) Gesetz zu dem Internationalen Übereinkom- Punkt 2 men von 2001 über die zivilrechtliche Haftung Gesetz über die Weitergeltung der aktuellen Ren- für Bunkerölverschmutzungsschäden (Druck- tenwerte ab 1. Juli 2006 (Drucksache 268/06) sache 279/06) b) Gesetz zur Änderung des Ölschadengesetzes Punkt 3 und anderer schifffahrtsrechtlicher Vorschrif- Gesetz zur Änderung von Vorschriften des Sozia- ten (Drucksache 273/06) len Entschädigungsrechts und des Gesetzes über einen Ausgleich von Dienstbeschädigungen im Punkt 8 Beitrittsgebiet (Drucksache 269/06) Gesetz zur Neuregelung der Flugsicherung (Drucksache 274/06) Punkt 9 Gesetz zur Änderung der Vorschriften über die Punkt 10 Luftaufsicht und die Luftfahrtdateien (Druck- Gesetz zur Änderung des Buchpreisbindungs- sache 275/06) gesetzes (Drucksache 276/06)

Punkt 11 Gesetz zu dem Übereinkommen vom 8. Dezember (B) (D) 2004 über den Beitritt der Tschechischen Repu- IV. blik, der Republik Estland, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, der Gegen die Gesetzentwürfe keine Einwendungen Republik Ungarn, der Republik Malta, der Repu- zu erheben: blik Polen, der Republik Slowenien und der Slo- wakischen Republik zu dem Übereinkommen Punkt 19 über die Beseitigung der Doppelbesteuerung im Entwurf eines Zweiten Gesetzes über die Bereini- Falle von Gewinnberichtigungen zwischen ver- gung von Bundesrecht im Zuständigkeitsbereich bundenen Unternehmen (Drucksache 277/06) des Bundesministeriums des Innern (Drucksache 255/06) Punkt 12 Punkt 25 Gesetz zu dem Abkommen vom 2. März 2005 zwi- Entwurf eines Gesetzes zu dem Partnerschafts- schen der Bundesrepublik Deutschland und der und Kooperationsabkommen vom 11. Oktober Republik Jemen zur Vermeidung der Doppel- 2004 zur Gründung einer Partnerschaft zwischen besteuerung von Luftfahrtunternehmen auf dem den Europäischen Gemeinschaften und ihren Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Mitgliedstaaten einerseits und der Republik Vermögen (Drucksache 278/06) Tadschikistan andererseits (Drucksache 261/06)

Punkt 26 Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 28. Juni 2004 zwischen der Bundesrepublik II. Deutschland und der Republik Singapur zur Ver- meidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet Festzustellen, dass das Gesetz der Zustimmung der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen des Bundesrates bedarf, und ihm zuzustimmen: (Drucksache 260/06)

Punkt 4 Punkt 27 Gesetz zur Änderung und Bereinigung des Las- Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom tenausgleichsrechts (Drucksache 270/06, Druck- 8. Juni 2005 zwischen der Regierung der Bundes- sache 270/1/06) republik Deutschland und dem Schweizerischen 156* Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006

(A) (C) Bundesrat, handelnd im Namen des Kantons Punkt 33 Schaffhausen, über die Erhaltung einer Straßen- Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen brücke über die Wutach zwischen Stühlingen Parlaments und des Rates über das auf vertragli- (Baden-Württemberg) und Oberwiesen (Schaff- che Schuldverhältnisse anzuwendende Recht hausen) (Drucksache 262/06 [neu]) (Rom I) (Drucksache 31/06, Drucksache 31/1/06)

Punkt 28 Punkt 34 Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen 8. Juni 2005 zwischen der Regierung der Bundes- Parlaments und des Rates zur Änderung der Ver- republik Deutschland und dem Schweizerischen ordnung (EG) Nr. 883/2004 zur Koordinierung Bundesrat, handelnd im Namen des Kantons der Systeme der sozialen Sicherheit und zur Fest- Aargau, über Bau und Erhaltung einer Rheinbrü- legung des Inhalts von Anhang XI (Drucksache cke zwischen Laufenburg (Baden-Württemberg) und Laufenburg (Aargau) (Drucksache 263/06) 89/06, Drucksache 89/1/06)

Punkt 35 Vorschlag für einen Beschluss des Rates über das System der Eigenmittel der Europäischen Ge- meinschaften mit einem Arbeitsdokument der Kommission zur Berechnung, Finanzierung, Zah- V. lung und Einstellung der Korrektur der Haus- Von den Vorlagen Kenntnis zu nehmen: haltsungleichgewichte zugunsten des Vereinigten Königreichs „VK-Korrektur“ in den Haus- Punkt 29 a) haltsplan gemäß den Artikeln 4 und 5 des Be- schlusses 2006/ /EG, Euratom des Rates über das Bericht der Bundesregierung über die gesetzliche System der Eigenmittel der Europäischen Rentenversicherung, insbesondere über die Ent- Gemeinschaften (Drucksache 210/06, Drucksache wicklung der Einnahmen und Ausgaben, der 210/1/06) Nachhaltigkeitsrücklage sowie des jeweils erfor- derlichen Beitragssatzes in den künftigen 15 Ka- lenderjahren (Rentenversicherungsbericht 2005) Punkt 36 und Gutachten des Sozialbeirats zum Rentenver- Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen sicherungsbericht 2005 und zum Alterssiche- Parlaments und des Rates zur Einrichtung des (B) rungsbericht 2005 (Drucksache 191/06) Europäischen Fonds für die Anpassung an die (D) Globalisierung (Drucksache 214/06, Drucksache Punkt 30 214/1/06) Lagebericht der Bundesregierung über die Alters- sicherung der Landwirte 2005 (Drucksache 193/ Punkt 37 06) Mitteilung der Kommission der Europäischen Ge- meinschaften an den Rat, das Europäische Parla- Punkt 31 ment, den Europäischen Wirtschafts- und Sozial- Bericht der Bundesregierung über die Beschäfti- ausschuss und den Ausschuss der Regionen: Ein gung schwerbehinderter Menschen im öffent- Fahrplan für die Gleichstellung von Frauen und lichen Dienst des Bundes (Drucksache 232/06) Männern (2006 bis 2010) (Drucksache 187/06, Drucksache 187/1/06)

Punkt 43 Erste Verordnung zur Änderung der Zweiund- zwanzigsten Verordnung zur Durchführung des VI. Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über Immissionswerte für Schadstoffe in der Luft) Zu den Vorlagen die Stellungnahme abzugeben (Drucksache 246/06, Drucksache 246/1/06) oder ihnen nach Maßgabe der Empfehlungen zuzu- stimmen, die in der jeweils zitierten Empfehlungs- Punkt 44 drucksache wiedergegeben sind: Erste Verordnung zur Änderung der Fahrerlaub- Punkt 32 nis-Verordnung (Drucksache 212/06, Drucksache 212/1/06) Vorschlag für eine Verordnung des Rates über die Zuständigkeit und das anwendbare Recht in Unterhaltssachen, die Anerkennung und Vollstre- Punkt 45 ckung von Unterhaltsentscheidungen und die Zu- Sechste Verordnung zur Änderung der Ferienrei- sammenarbeit im Bereich der Unterhaltspflichten severordnung (Drucksache 265/06, Drucksache (Drucksache 30/06, Drucksache 30/1/06) 265/1/06) Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 157*

(A) (C) VII. nalbibliothekarischer Aufgaben ein Aufgabenspek- trum, das die Deutsche Bibliothek weder gegenwärtig Den Vorlagen ohne Änderung zuzustimmen: noch zukünftig allein erfüllt, sondern das gemeinsam mit der Bayerischen Staatsbibliothek und der Staats- Punkt 38 bibliothek zu Berlin/Preußischer Kulturbesitz in Form Zweite Verordnung zur Änderung der Bedarfs- einer „virtuellen Nationalbibliothek“ wahrgenom- gegenständeverordnung und der Kosmetikver- men wird. ordnung (Drucksache 264/06) Die Umbenennung der Bundesanstalt in „Deut- sche Nationalbibliothek“ gibt somit einen durch Punkt 39 diese Einrichtung nicht einlösbaren Anspruch vor Erste Verordnung zur Änderung der Direkt- und beschränkt gleichzeitig die Sichtbarkeit und zahlungen-Verpflichtungenverordnung (Druck- Darstellbarkeit der faktisch durch die Bayerische sache 288/06) Staatsbibliothek und die Staatsbibliothek zu Berlin wahrgenommenen nationalbibliothekarischen Auf- Punkt 40 gaben. Ver- Zweite Verordnung zur Änderung der Die Aufgabe der Bibliotheksentwicklung ist in sicherungsunternehmens-Rechnungslegungsver- Deutschland auf mehrere Schultern verteilt und er- ordnung (Drucksache 234/06) folgt maßgeblich im Rahmen drittmittelgeförderter Projekte, vor allem der DFG und EU. In diesem Be- Punkt 42 reich sind die Bayerische Staatsbibliothek, die Staats- Zweite Verordnung zur Änderung der Schadstoff- bibliothek zu Berlin und „Die Deutsche Bibliothek“ Höchstmengenverordnung (Drucksache 215/06) gleichermaßen engagiert. Im Interesse der sachlich dringend gebotenen Erweiterung des Sammlungs- auftrags der Deutschen Bibliothek um Medienwerke VIII. in unkörperlicher Form stellt der Freistaat Bayern die dargelegten Bedenken gegen das Gesetz zurück und Der Verordnung nach Maßgabe der in der Emp- verzichtet auf die Anrufung des Vermittlungsaus- fehlungsdrucksache wiedergegebenen Empfehlung schusses. zuzustimmen sowie die unter Buchstabe C der Emp- fehlungsdrucksache angeführte Entschließung zu fassen: Anlage 3 Punkt 41 (B) (D) Zehnte Verordnung zur Änderung chemikalien- Erklärung rechtlicher Verordnungen (Drucksache 190/06, Drucksache 190/1/06) von Minister Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (Baden-Württemberg) zu Punkt 8 der Tagesordnung IX. Das Land Baden-Württemberg hat auf Grund des Zu den Verfahren, die in der zitierten Drucksache verfassungsrechtlichen Gutachtens von Professor bezeichnet sind, von einer Äußerung und einem Bei- Dr. Wieland vom 30. März 2006 einerseits gewichtige tritt abzusehen: Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes, soweit es um die Kapitalprivatisierung geht. Da das Punkt 47 Land andererseits die mit dem Gesetz verfolgte Ziel- Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht richtung der Realisierung eines einheitlichen euro- (Drucksache 283/06) päischen Luftraums mitträgt, sieht es von der Anru- fung des Vermittlungsausschusses ab.

Anlage 2 Anlage 4

Erklärung Erklärung von Staatsministerin Emilia Müller von Bürgermeisterin Karin Schubert (Bayern) (Berlin) zu Punkt 5 der Tagesordnung zu Punkt 37 der Tagesordnung Die Umbenennung der Bundesanstalt „Die Deut- Das Land Berlin unterstützt grundsätzlich die sche Bibliothek“ in „Deutsche Nationalbibliothek“ Forderung nach einer verantwortungsvollen Geset- stößt weiter auf Bedenken. zesfolgenabschätzung bei EU-Vorhaben, die die Mit der Bezeichnung „Nationalbibliothek“ verbin- Auswirkungen auf die Haushalte in den Mitglied- det sich entsprechend der UNESCO-Definition natio- staaten berücksichtigt. 158* Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006

(A) (C) Um weiterhin Fortschritte im Bereich der Gleich- Aus der Sicht des Bundes ist aber der Regelungs- stellung zu erzielen, ist es erforderlich, objektive, zu- bedarf im bundesrechtlichen Waffengesetz unter verlässige und EU-weit vergleichbare Daten zur Kompetenzgesichtspunkten zweifelhaft. Vielmehr Gleichstellung von Frauen und Männern sowie zum dürften das bestehende Gefahrenabwehrrecht und Ausmaß geschlechtsbezogener Gewalt und ge- das Widmungsrecht für Straßen und Plätze bzw. das schlechterbezogenen Menschenhandels zu erheben Hausrecht für öffentliche Einrichtungen in diesem und auszuwerten. Zusammenhang bereits Hinreichendes zu leisten ver- Die Bereitstellung entsprechenden Datenmaterials mögen. wie auch die Entwicklung neuer methodischer In- Zu bedenken ist auch, dass sich die waffengesetz- strumentarien werden als wichtige Aufgaben des ge- liche Ermächtigungsnorm nur auf Waffen im Sinne planten Europäischen Instituts für Gleichstellungs- des Waffengesetzes bezieht und daher nicht z. B. fragen angesehen. Gebrauchsmesser oder Baseballschläger erfassen Die Datenerhebung und -auswertung dürfen je- könnte. Die Aufspaltung etwaiger Regelungen in doch nicht mit zusätzlichen finanziellen Belastungen eine auf Bundeswaffenrecht gestützte Verordnung für die Mitgliedstaaten einhergehen. für Waffen im Sinne des Waffenrechts und eine Ge- fahrenabwehrverordnung für sonstige Waffen und gefährliche Gegenstände erscheint bürokratisch und von den Lebenssachverhalten her künstlich.

Durch den insoweit begrenzten Anwendungsbe- Anlage 5 reich, als Straßen, Wege und Plätze, also dem Gemeingebrauch gewidmete Orte unter freiem Him- Erklärung mel, nicht jedoch sonstige Einrichtungen und Ört- lichkeiten, wie öffentliche Gebäude, Stadien, erfasst von Staatsministerin Hildegard Müller werden sollen, besteht die Gefahr, dass die von (BK) Hamburg vorgeschlagene waffengesetzliche Ver- zu Punkt 13 der Tagesordnung ordnungsermächtigung kontraproduktiv wirkt. Denn sie legt – ohne Not – ganz allgemein den Um- Für Herrn Parl. Staatssekretär Peter Altmaier kehrschluss nahe, dass Hausrecht oder Widmung als (BMI) gebe ich folgende Erklärung zu Protokoll: Grundlage für die Verhängung von Waffenfüh- Als Vertreter des für die innere Sicherheit zustän- rensverboten nicht mehr ausreicht. Ich möchte in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass die (B) digen Bundesministeriums bin ich für alle Vor- (D) schläge, die der Anwendung von Gewalt, insbeson- – leider höchst aktuelle – Thematik der Gewalt an dere solcher, die mittels Waffen ausgeübt wird, Schulen einschließlich des Führens von Waffen auf entgegentreten. Ich unterstütze daher in der Sache Schulgelände bislang über das Hausrecht gehand- das Anliegen Hamburgs. habt wird.

Das Neue am Vorschlag Hamburgs ist ein waffen- Darüber hinaus mache ich darauf aufmerksam, rechtliches Führensverbot, das – im Unterschied zu dass sich Kriminalität sehr flexibel immer wieder den bisherigen Anknüpfungspunkten – weder an Ge- neue Orte sucht. Demgegenüber sind Gesetz und genständen, z. B. einer Anscheinswaffe, noch an Verordnung schwerfällige Instrumente. Ereignissen, wie einer öffentlichen Veranstaltung, ansetzt. Anknüpfungspunkt soll vielmehr die Gefähr- In jedem Fall müssen tatsächliche und rasche Voll- lichkeit von Orten sein, die sozusagen zu waffen- ziehbarkeit sowie Durchsetzbarkeit waffenfreier freien Zonen erklärt werden sollen. Zonen zur Gewährleistung der inneren Sicherheit den Vorrang haben. Es geht also um eine klassische gefahrenabwehr- rechtliche Zielsetzung. Der Schwerpunkt liegt nicht Neben diesen inhaltlichen Gesichtspunkten stellt darin, eine spezifische Umgangsart mit Waffen im sich die Frage nach dem zweckmäßigen gesetzgebe- Sinne des Waffengesetzes zu regeln, sondern darin, rischen Verfahren. Es darf als bekannt vorausgesetzt die Gefahrenträchtigkeit von Kriminalitätsschwer- werden, dass die Bundesregierung noch in diesem punkten durch die Verbannung von besonders ge- Jahr ein Waffenrechtsänderungsgesetz auf Grund fährlichen Gegenständen zu reduzieren. Die situa- dringenden Regelungsbedarfs – z. B. das Führen von tive Einschätzung, wann und wo eine derartige Anscheinswaffen und die Umsetzung des VN-Feuer- Präventionsmaßnahme als erforderlich erachtet wird, waffenprotokolls betreffend – ins parlamentarische bedarf in besonderer Weise der Sach- und Orts- Verfahren geben wird. nähe. Insofern besteht eine Parallele zur Videoüber- wachung von Kriminalitätsschwerpunkten, die ohne Ich halte es daher und angesichts der angespro- weiteres auf Gefahrenabwehrrecht gestützt wird. chenen, von Bund und Ländern abschließend auszu- Gerade mit Bezug auf diese inzwischen erfolgreich lotenden Fragen für empfehlenswert, etwaigen waf- genutzte Maßnahme unterstreiche ich, wie positiv fenrechtlichen Regelungsbedarf mit Blick auf die ich die Zielrichtung der Hamburger Initiative ein- Hamburger Initiative in die vorgesehene Änderung schätze. des Waffengesetzes einzubeziehen. Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 159*

(A) (C) Anlage 6 ses einwilligt. Die Abfindung dient hierbei als Entschädigung für den Verlust des Arbeitsplatzes Erklärung und als Überbrückungshilfe. Bei Anrechnung der Abfindung auf die Kosten der Prozessführung von Ministerprädident Matthias Platzeck könnte sie ihren Zweck nicht mehr in vollem Um- (Brandenburg) fang erfüllen. zu Punkt 14 der Tagesordnung Weiterhin ist zu beachten, dass sich die Bewilli- Das Land Brandenburg stimmt dem Gesetzes- gungspraxis der Gerichte erheblich unterscheidet. antrag Bayerns und Thüringens zu, enthält sich aber Der Anteil der Verfahren, in denen mindestens einer in der Schlussabstimmung wegen der Änderung des Partei Prozesskostenhilfe bewilligt wurde, schwankte Gesetzentwurfs in Ziffer 1. im untersuchten Zeitraum zwischen 30 und 70 %. Rheinland-Pfalz hat Zweifel, ob diese Unterschiede allein durch die im vorliegenden Gesetzentwurf vorgesehenen Maßnahmen behoben werden kön- nen. Anlage 7

Erklärung

von Staatsminister Karl Peter Bruch Anlage 8 (Rheinland-Pfalz) zu Punkt 15 der Tagesordnung Erklärung

Mit der Gewährung von Prozesskostenhilfe erfüllt von Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach der Staat seine verfassungsrechtliche Verpflichtung, (BMJ) Bürgerinnen und Bürgern, die einen Rechtsstreit vor zu Punkt 15 der Tagesordnung Gericht nicht aus eigenen Mitteln finanzieren kön- nen, den Zugang zu den Gerichten zu gewährleisten. Durch den vorliegenden Entwurf eines Prozess- Der stetige Anstieg der Aufwendungen für die Pro- kostenhilfebegrenzungsgesetzes sollen die zuletzt zesskostenhilfe insbesondere in den letzten fünf Jah- erheblich gestiegenen Ausgaben im Bereich der Pro- ren macht es angesichts der angespannten Lage der zesskostenhilfe spürbar reduziert werden. Natürlich Länderhaushalte erforderlich, den Ausgabenanstieg steht der Bund den Ländern bei der notwendigen nachhaltig zu begrenzen. Die Zielsetzung des Ent- Konsolidierung der öffentlichen Haushalte gerne zur (B) wurfs, die Leistungen der Prozesskostenhilfe zu be- Seite. Allerdings müssen die Einschnitte für die Be- (D) grenzen, wird von Rheinland-Pfalz nachdrücklich un- troffenen zumutbar und mit der Verfassung vereinbar terstützt. sein. Die notwendige Einhaltung sozialer Mindeststan- Ich begrüße insbesondere alle Maßnahmen, die dards erscheint jedoch aus der Sicht der Rheinland- geeignet sind, einer missbräuchlichen Inanspruch- Pfälzischen Landesregierung im vorliegenden Ge- nahme der Prozesskostenhilfe entgegenzuwirken. setzentwurf nicht durchgängig gewährleistet. Ich finde es daher richtig, wenn im Entwurf Vor- schläge gemacht werden, die die Aufklärungsmög- Überprüfungsbedarf sieht Rheinland-Pfalz auch lichkeiten für die Gerichte verbessern und den Emp- im Hinblick auf die in der bisherigen Diskussion über fängern von Prozesskostenhilfe Verpflichtungen den vorliegenden Gesetzentwurf vorgebrachten ver- auferlegen. fassungsrechtlichen Bedenken betreffend den Be- reich aller Gerichtsbarkeiten insbesondere bei der Im Mittelpunkt des vorliegenden Entwurfs eines vollständigen Angleichung des Freibetrages an das Prozesskostenhilfebegrenzungsgesetzes steht die Niveau der sozialhilferechtlichen Regelsätze, bei der stärkere Eigenbeteiligung der Partei an den Kosten Erhebung einer Gebühr für die Bewilligung der Pro- des Rechtsstreits. Hier besteht grundsätzlich Hand- zesskostenhilfe sowie bei der Aufhebung der Raten- lungsbedarf – aber mit Augenmaß. Die durch den obergrenze. Justizgewährungsanspruch gezogenen verfassungs- rechtlichen Grenzen müssen gewahrt bleiben. Keine Darüber hinaus ist z. B. für den Bereich der Ar- Partei darf dazu gezwungen sein, zur Verfolgung ih- beitsgerichtsbarkeit zu prüfen, wie dem Grundsatz rer Rechte ihr verfassungsrechtlich verbürgtes Exis- der Kostengünstigkeit des arbeitsgerichtlichen Ver- tenzminimum einzusetzen. fahrens und dessen sozialer Komponente in ange- messener Weise Rechnung getragen werden kann. Wenn ich mir den Gesetzentwurf anschaue, so Besondere Beachtung verdient der vorgesehene habe ich Bedenken, ob diese verfassungsrechtlichen Einsatz dessen, was durch einen mit Prozesskosten- Vorgaben hinreichend beachtet worden sind. Proble- hilfe geführten Rechtsstreit erlangt wurde, zur matisch erscheint mir insbesondere der Vorschlag, Erstattung der Prozesskosten. Kündigungsschutz- die Partei zur Herausgabe sämtlicher Vermögens- klagen enden vor den Arbeitsgerichten häufig mit werte zu verpflichten, die sie mit Hilfe der Prozess- einem Prozessvergleich, in dem die Arbeitnehmerin kostenhilfe erstritten hat. Er zielt ersichtlich darauf oder der Arbeitnehmer gegen Zahlung einer ab, auch solche Beträge abzuschöpfen, die das Exis- Abfindung in die Beendigung des Arbeitsverhältnis- tenzminimum sichern sollen oder so genanntes 160* Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006

(A) (C) Schonvermögen darstellen. Das können insbeson- der sinkenden Teilnahmeraten in Brandenburg bei dere Unterhaltsansprüche oder Arbeitslohn sein. Es den 3- bis 6-jährigen Kindern, insbesondere bei Kin- ist aber widersprüchlich, ineffizient und bürokratie- dern aus sozial schlechter Lage, soll eine Steigerung treibend, der bedürftigen Partei im Prozesskostenhil- der Teilnahmequote an den Untersuchungen erreicht feverfahren das zu nehmen, was ihr der Staat bei der werden. Sozialhilfe sogleich wieder zukommen lassen müsste. Nach der derzeitigen Befassung und Diskussion im Im Übrigen könnte sich die bedürftige Partei bei Rahmen eines Landtagsbeschlusses zu den Früh- einer Vollstreckung von Verfahrenskosten durch den erkennungsuntersuchungen, ob und inwieweit Früh- Staat auf einen Pfändungsschutz berufen, z. B. wenn erkennungsuntersuchungen verbindlich festgeschrie- unpfändbarer Unterhalt oder Arbeitsentgelt abge- ben und insbesondere umgesetzt werden können, hat schöpft werden soll. Die hier vorgeschlagene Geset- sich Brandenburg darüber hinaus bereits intensiv mit zesänderung zielt also letztlich darauf ab, dem Justiz- der aufgeführten Problematik auseinander gesetzt fiskus einen Anspruch zu verschaffen, den er gar und neben den landesgesetzlich festgelegten Reihen- nicht durchsetzen darf. untersuchungen unterschiedlichste Instrumente zur Verbesserung des Kinderschutzes initiiert. Lassen Sie mich zum Abschluss auf folgenden Zu- sammenhang hinweisen: Wenn der Staat auf der ei- Bei den in Brandenburg landesgesetzlich festge- nen Seite eine stärkere Eigenbeteiligung der Partei schriebenen Kinderuntersuchungen durch die Ge- an den Kosten des Rechtsstreits fordert, muss er der sundheitsämter wurden beispielsweise die Inhalte bedürftigen Partei auf der anderen Seite ein kosten- und Standards der durchzuführenden Untersuchun- bewusstes Verhalten ermöglichen. Das muss insbe- gen in Kindertagesstätten und Tagespflegestellen sondere dort gelten, wo der Gang zum Gericht ge- grundlegend überarbeitet. Die Landkreise und kreis- setzlich vorgeschrieben ist, wie bei der Scheidung. freien Städte sind angehalten, mindestens 80 % aller Hier hat der Bund im Rahmen der FGG-Reform Vor- Kinder in Kindertagesstätten und Tagespflegestellen schläge für ein spürbar kostenreduziertes Verfahren im 2., 3. und 4. Lebensjahr durch den Kinder- und Ju- gemacht. Aus meiner Sicht ist es ein Gebot der Red- gendgesundheitsdienst ärztlich zu untersuchen. Die lichkeit, den Betroffenen als Ausgleich für die im vor- entsprechende Umsetzung durch die Kreise wird im liegenden Entwurf vorgesehene stärkere Eigenbetei- Rahmen der ministeriellen Aufsichtsbefugnisse über- ligung zugleich die Möglichkeit zu geben, sich wacht. kostenbewusster zu verhalten. Bereits im Jahr 2003 wurden im Bündnis „Gesund aufwachsen“ zwischen dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie, dem Berufsver- band der Kinder- und Jugendärzte, der Techniker (B) Anlage 9 Krankenkasse und dem Verband der Ärzte im Öffent- (D) lichen Gesundheitsdienst die Herausgabe eines Ma- Erklärung nuals zur Früherkennung und Vorgehensweise bei Misshandlung und Missbrauch („Gewaltleitfaden“) von Ministerin Beate Blechinger sowie die Nutzung dieses Manuals als Schulungs- (Brandenburg) grundlage für alle Berufsgruppen in typischen An- zu Punkt 17 der Tagesordnung laufstellen vereinbart. Inzwischen steht dieser Leitfa- den jedem Kinderarzt zur Verfügung. Auf dieser Für Herrn Ministerpräsidenten Matthias Platzeck Grundlage erfolgt eine kontinuierliche fallbezogene gebe ich folgende Erklärung zu Protokoll: Schulung.

Mit der Bundesratsinitiative, die eine höhere Ver- Die vom Bündnis „Gesund aufwachsen“ empfoh- bindlichkeit der Früherkennungsuntersuchungen im lenen zentralen Maßnahmen zum Kinderschutz, ins- Sinne des Kindeswohls zum Ziel hat, werden die be- besondere die Nutzung des „Gewaltleitfadens“ in sondere Bedeutung des Kindeswohls betont und der interdisziplinären Fortbildung sowie der Auf- gleichzeitig der notwendige Schutz vor Vernachlässi- und Ausbau regionaler Arbeitskreise, wurden in die gung und Misshandlung aufgezeigt. Brandenburg ist vom Kabinett verabschiedeten „Empfehlungen der dem von Hamburg initiierten Antrag beigetreten, da Landesregierung zum Umgang und zur Zusammen- neben der Bundesratsinitiative ein gesundes Auf- arbeit bei Kindesvernachlässigung und Kindesmiss- wachsen von Kindern ein wesentliches gesundheits- handlung sowie bei entsprechenden Verdachtsfäl- politisches Ziel in Brandenburg ist. len“ eingearbeitet. Als ein Schwerpunkt in der Verbesserung des Kin- Weiterhin haben sich unter Beteiligung und mit derschutzes wird die rechtzeitige und zuverlässige Früherkennung von Symptomen einer Vernachlässi- Unterstützung der Landesregierung Brandenburg un- gung oder Misshandlung gesehen. Hierfür stehen ter dem Leitbild „Kinder und Jugendliche sollen in mehrere unterschiedliche Instrumente zur Verfü- Brandenburg gesund aufwachsen können“ ca. 70 Ak- gung. teure in einem Bündnis „Gesund aufwachsen in Bran- denburg“ zusammengeschlossen. Das Bündnis hat Die Früherkennungsuntersuchungen der nieder- sich für einen breit angelegten Zielprozess entschie- gelassenen Ärzte, die den in der gesetzlichen Kran- den und unter anderem im Handlungsfeld Gewalt- kenversicherung versicherten Eltern angeboten wer- prävention gemeinsame Maßnahmen der beteiligten den, stellen eines dieser Instrumente dar. Auf Grund Akteure vereinbart. Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 161*

(A) (C) Außerdem werden modellhaft zunächst zwei „Lo- durch entsprechende Leistungsangebote im Vorder- kale Netzwerke gesunde Kinder“ in Brandenburg grund. aufgebaut, um bereits in den ersten Lebensjahren für Mütter und ihre Kinder leicht zugängliche Angebote Das ist auch unser Ansatz in Mecklenburg-Vor- zur Gesundheitsförderung und Prävention anzubie- pommern. Dabei fokussiert die Landesregierung ten. An diesen Netzwerken beteiligen sich unter nicht allein auf den Ausgleich von Benachteiligun- anderem Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen, gen, sie fühlt sich vielmehr der Idee gerechter niedergelassene Gynäkologinnen und Gynäkologen, Startchancen für alle Kinder verpflichtet. Felder, die Pädiaterinnen und Pädiater, Hebammen, geburtshilf- dabei im Vordergrund stehen, sind unter anderem liche Kliniken, Gesundheits-, Jugend- und Sozialäm- die Bildungspolitik, die Arbeitsmarktpolitik und die ter und das zuständige Sozialpädiatrische Zentrum. Gesundheitspolitik. Familien mit besonderem Hilfebedarf werden von Zentrale Bedeutung kommt dabei der altersge- geschulten Paten betreut. rechten Entwicklung und der Gesundheit von Kin- Brandenburg unterstützt den Antrag auf höhere dern und Jugendlichen zu. In keinem anderen Le- Verbindlichkeit der Früherkennungsuntersuchun- bensabschnitt gibt es derart große Potenziale, um gen, der zur Stärkung des Kinderschutzes und der dem präventiven Anspruch von Kinder- und Jugend- Förderung des Kindeswohls beitragen wird. hilfe durch Förderung der individuellen Fähigkeiten und Stärkung der Gesundheit gerecht zu werden.

Zweifellos am wichtigsten für Kinder und Jugend- liche sind die Rahmenbedingungen in der Familie. Es sind die Eltern, die zuallererst die Verantwortung da- Anlage 10 für tragen, dass Kinder bei uns im Land gesund und behütet heranwachsen. Dieses Recht und diese Erklärung Pflicht zur elterlichen Sorge sind grundgesetzlich verankert. Selbstverständlich nehmen die Eltern in von Minister Prof. Dr. Wolfgang Methling unserem Land diese Verantwortung auch liebevoll (Mecklenburg-Vorpommern) wahr. zu Punkt 17 der Tagesordnung Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern Uns liegt zur Beschlussfassung die Entschließung will insbesondere durch aktive Gesundheitsförde- des Bundesrates für eine höhere Verbindlichkeit der rung Risiken mindern und Entwicklungsverzögerun- Früherkennungsuntersuchungen im Sinne des Kin- gen entgegenwirken, um die Lebensqualität von Kin- deswohls vor. Mecklenburg-Vorpommern hat sich in dern und Jugendlichen zu verbessern. Dabei reicht (B) (D) die Diskussion über diese Entschließung bereits früh- das Spektrum der Maßnahmen von der Förderung ei- zeitig eingebracht. Unser Ansatz, den wir in einer nes ausgewogenen Ernährungsverhaltens über frei- Protokollerklärung und in einem Alternativantrag williges Impfen, Sportangebote bis hin zur regelmä- formuliert haben, fand bislang keine Mehrheit. Ich ßigen Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen im bin aber davon überzeugt, dass einige Ansätze auch Kindesalter (U-Untersuchungen). in der weiteren Umsetzung des Anliegens Beachtung finden müssen. Die Diskussion, die wir hier geführt Diese Vorsorgeuntersuchungen sind ein Leistungs- haben und führen, berührt die Debatte über das Ver- angebot zur mentalen und körperlichen Gesund- hältnis von Gesellschaft, Eltern und Kind tief. heitsprävention, das von der großen Mehrheit der El- tern auf freiwilliger Basis wahrgenommen wird. Sie Kinder sind unsere Zukunft. Die Entwicklung aller dienen dazu, Krankheiten und eventuelle Entwick- Kinder und Jugendlichen zu eigenverantwortlichen lungsverzögerungen zu erkennen, die die körperli- und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten verlangt che oder geistige Entwicklung des Kindes gefährden das größtmögliche Maß an Aufmerksamkeit aller oder behindern können. politischen und gesellschaftlichen Ebenen. Während in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr Daher ist es zentrale Aufgabe einer Landesregie- 2004 mehr als 95 % der 0- bis 1-Jährigen an den Vor- rung, Kinder- und Jugendpolitik im Interesse der Le- sorgeuntersuchungen U 1 bis U 6 teilnahmen, waren bens- und Zukunftschancen der nachwachsenden es bei der U 9 nur noch etwa 70 % aller 5-Jährigen. Generation zu gestalten. Ziel muss eine nachhaltige Verbesserung der Lebensverhältnisse und Perspekti- Die Teilnahme an den Untersuchungen nimmt ven für Kinder und Jugendliche sein. nach dem ersten Lebensjahr deutlich ab. Aus Ge- sprächen mit Eltern wissen wir, dass viele schlicht Grundlage ist das SGB VIII als Instrument zur Vor- nicht im Blick haben, wann eine freiwillige Vorsorge- beugung, Hilfestellung und zum Schutz von Kindern untersuchung ihres Kindes fällig ist, zumal die Ab- und Jugendlichen. Diesem Gesetz liegt ein veränder- stände dann relativ groß und unübersichtlich sind. tes Verständnis von Kinder- und Jugendhilfe zu Aus der Sicht der kindlichen Entwicklung sollten Grunde. Ursprünglich war Kinder- und Jugendhilfe diese Abstände von Medizinern und Pädagogen sehr viel stärker von Eingriff und Kontrolle geprägt. überprüft und die Termine der Vorsorgeuntersuchun- Heute stehen zunehmend die Förderung der Ent- gen neu festgelegt werden. Eine Erweiterung des Ka- wicklung sowie der vorbeugende Schutz junger talogs der U-Untersuchungen und damit eine Verkür- Menschen und ihre Integration in die Gesellschaft zung der Intervalle erscheinen geboten. 162* Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006

(A) (C) Insbesondere ist die Einführung einer zusätzlichen kungen zu schützen. Sie befürworten die in dem An- Untersuchung nach Abschluss der aktuell letzten trag angeführten Maßnahmen zur Steigerung der Vorsorgeuntersuchung im Alter von ca. 5 Jahren und Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen. vor der Einschulungsuntersuchung als sinnvoll anzu- Das Saarland und Hessen sehen jedoch darüber sehen. Diese zusätzliche Untersuchung sollte im Inte- hinausgehenden Handlungsbedarf in folgenden resse der Chancengleichheit dazu genutzt werden, Punkten: die altersgerechte Entwicklung aller Kinder zu prü- fen. Erkennbare Entwicklungsauffälligkeiten oder – Verpflichtende Früherkennungsuntersuchungen Entwicklungsverzögerungen können auf diese Weise zur Wahrung des Kindeswohls sollten nicht erst rechtzeitig vor dem Schulbeginn festgestellt werden, mit der U 6, sondern bereits im Alter von einem um in der Folge mit geeigneten Maßnahmen des Bil- halben Jahr einsetzen. Der menschliche Körper ist dungsplanes in den Kindertageseinrichtungen sowie in seiner frühen Entwicklungsphase besonders mit heilpädagogischen, ergotherapeutischen oder lo- empfindlich gegenüber Misshandlungen und Ver- gopädischen Maßnahmen gegenzusteuern. nachlässigungen. Es gilt zu verhindern, dass Kin- der schon im Vorfeld der ersten Früherkennungs- Auch deshalb müssen alle Instrumente geprüft untersuchung zur Wahrung des Kindeswohls werden, die zu einer Verbindlichkeit der Vorsorgeun- geschädigt werden. tersuchungen führen können. Drei Aspekte halte ich in diesem Kontext im Sinne eines ganzheitlichen Kin- – Die Teilnahme an nach Art und Umfang vom deswohlansatzes für wesentlich: Gemeinsamen Bundesausschuss nach §§ 26, 25 Abs. 4 Satz 2 SGB V geregelten Früherkennungs- 1. Es ist wichtig, dass alle Kinder, unabhängig vom untersuchungen sollte für alle Kinder im Alter von jeweiligen Versicherungsstatus, einbezogen werden. einem halben bis zu fünfeinhalb Jahren verpflich- 2. Um die Zweckmäßigkeit der Intervalle, der Ter- tend sein. Den Staat trifft eine – verfassungsrecht- minstellung und der Inhalte der Vorsorgeuntersu- lich verstärkte – Pflicht zum Schutz von Kindern chungen zu überprüfen, sollen nicht nur Kinder- und vor rechtswidrigen Eingriffen Dritter in ihre kör- Jugendärzte, sondern auch Pädagogen und Erzieher perliche Unversehrtheit und Gesundheit. Diese mit ihrem Sachverstand einbezogen werden. Pflicht besteht ohne Ansehung des versicherungs- rechtlichen Status des Kindes. Aus diesem Grund 3. Die in den Untersuchungen gewonnenen Er- darf der Staat seine Wächterfunktion nicht auf kenntnisse sollten in erster Linie zum Wohle des Kin- bestimmte Gruppen von Versicherten beschrän- des von allen mit ihm Lebenden und Agierenden ge- ken. nutzt werden können. – Bei Kindern, die nicht freiwillig Früherken- Mir geht es darum, nicht ausschließlich Symptome nungsuntersuchungen bei dem Arzt ihrer Wahl (B) (D) zu bekämpfen, sondern Ursachen für Fehlentwick- zugeführt werden, sollten weitere Maßnahmen lungen frühzeitig erkennen und entsprechende Hil- erfolgen, z. B. eine Untersuchung durch den Öf- festellungen anbieten zu können. Die von Mecklen- fentlichen Gesundheitsdienst der Länder. Eine burg-Vorpommern vorgeschlagenen Maßnahmen Weigerung ist als Ansatzpunkt für helfende Inter- beziehen sich demzufolge vorrangig auf den Aspekt ventionen den Kinder- und Jugendschutzbehörden der Gesundheitsvorsorge. zu melden. Das Ziel, manifeste Anhaltspunkte für Ich hoffe, dass Sie meinen ganzheitlichen Ansatz Interventionen zu erkennen, kann nur durch die zur Sicherung des Kindeswohls unterstützen. Ich ärztliche Untersuchung erreicht werden. Es sollte denke, wir haben in der zurückliegenden Zeit für die deshalb primär eine möglichst flächendeckende Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gemein- Untersuchung aller Kinder angestrebt werden. sam viel auf den Weg gebracht. Das Saarland hat im Ausschuss für Gesundheit be- reits einen datenschutzrechtlich unbedenklichen und wenig verwaltungsaufwendigen Weg, wie ein sol- ches Früherkennungssystem im Zusammenspiel bun- des- und landesrechtlicher Vorschriften ausgestaltet Anlage 11 werden könnte, aufgezeigt.

Erklärung

von Minister Karl Rauber (Saarland) Anlage 12 zu Punkt 17 der Tagesordnung Für das Saarland und Hessen gebe ich folgende Erklärung Erklärung zu Protokoll: von Senator Carsten-Ludwig Lüdemann Das Saarland und Hessen teilen die in der Emp- (Hamburg) fehlung des Gesundheitsausschusses zum Ausdruck zu Punkt 17 der Tagesordnung gebrachte Auffassung, dass Früherkennungsunter- suchungen ein geeignetes Mittel darstellen, um Kin- Vor drei Monaten wurde die Initiative Hamburgs der besser vor körperlichen Misshandlungen und für eine höhere Verbindlichkeit der Früherken- Vernachlässigungen mit gesundheitlichen Auswir- nungsuntersuchungen U 1 – U 9 hier vorgestellt und Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 163*

(A) (C) in das Bundesratsverfahren eingebracht. Inzwischen staatliche Stellen die notwendigen Informationen er- sind unsere Vorschläge intensiv diskutiert und wei- halten, um ihr Wächteramt für das Wohl der Kinder terentwickelt worden. Ich möchte Ihnen für die gezielt wahrzunehmen. fruchtbaren und konkretisierenden Beiträge danken, insbesondere für den Beitritt der Länder Berlin, Bran- Siebtens. In einem letzten Komplex soll überprüft denburg, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, werden, inwieweit die Teilnahme aller Kinder – also Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein zu unserer auch der nicht gesetzlich versicherten – grundsätz- Initiative. lich überprüfbar gemacht werden kann und soll. Zielgerichtete und strukturierte Maßnahmen zur Früherkennungsuntersuchungen sind ein Instru- Steigerung der Inanspruchnahme, wie Motivation, ment, mit dem körperliche, psychische und geistige Information und das verbindliche Einladewesen, Fehlentwicklungen und Krankheiten bei Kindern er- werden dazu beitragen, dass Kinder – aber auch ihre kannt und frühzeitig behandelt werden können. Zu- Eltern – größere Chancen haben, Zugang zu Thera- dem enthält der Untersuchungskanon bereits eine pie, Beratung, Unterstützung und weitergehenden Reihe von Schritten, bei denen Anzeichen für Ver- Hilfen zu erhalten. Dies kann durch den Arzt, durch nachlässigung und Misshandlung festgestellt werden Verweis auf andere Hilfsangebote oder – in schwer können. Diese Untersuchungen dienen somit nicht wiegenden Fällen – durch das Jugendamt gesche- nur der Krankheitserkennung, sondern sind auch hen. eine Möglichkeit, Bedrohungen des Kindeswohls festzustellen und frühzeitig zu intervenieren. Durch die Weitergabe von Informationen über die Nichtteilnahme erhält der Staat die Möglichkeit, den Ein Leitmotiv, das der Einbringungsrede im Gründen nachzugehen und dort, wo es notwendig Februar vorangestellt wurde, war, alles nur Mögliche ist, zu intervenieren. Familien mit einer besonderen zu tun, um Kinder vor Vernachlässigung und Miss- Risikokonstellation können so besser und frühzeitig handlung zu schützen. Deswegen wollen wir die identifiziert werden. Früherkennungsuntersuchungen so verbindlich aus- gestalten, wie es der verfassungsrechtliche Rahmen Ich möchte abschließend hervorheben, dass bei zulässt. Dazu sehen wir für die Bundesregierung den Angeboten an weiterführenden Hilfen und Un- Handlungsbedarf in sieben Bereichen: terstützung die Verantwortung der Länder wesent- lich mit angesprochen ist. Die höhere Verbindlichkeit Erstens. Die Bundeszentrale für gesundheitliche der Früherkennungsuntersuchungen soll und darf Aufklärung soll einen klaren gesetzlichen Auftrag er- kein Ersatz z. B. für entsprechende Aktivitäten des halten, um durch Öffentlichkeitsarbeit und Kampag- Öffentlichen Gesundheitsdienstes sein. nen die freiwillige Teilnahme an den Früherken- nungsuntersuchungen zu erhöhen. Sollte unser Antrag Ihre Zustimmung erfahren, (B) (D) läge es an Bundesregierung und Bundestag, die Ini- Zweitens. Ein erweiterter rechtlicher Rahmen soll tiative aufzugreifen und umzusetzen. Auch hierfür ist die Kooperation von Krankenkassen untereinander noch einige Überzeugungsarbeit nötig. und mit Dritten ermöglichen, um die Inanspruch- nahme der Früherkennungsuntersuchungen zu erhö- Ich danke Ihnen für Ihre breite Unterstützung. hen, gemeinsame Strategien zu entwickeln sowie ihre Qualität und ihren Erfolg zu sichern. Drittens. Ein verbindliches Einladewesen – d. h. jeder Versicherte erhält nach einheitlichen Standards Anlage 13 eine Einladung für seine Kinder – soll die Reichweite dieser Ansätze vergrößern. Erklärung Viertens. Spezifische Schritte zur Feststellung von Vernachlässigung und Misshandlung sollen in den von Staatsminister Geert Mackenroth Untersuchungskanon aufgenommen werden. (Sachsen) zu Punkt 21 der Tagesordnung Fünftens. Die Untersuchungsintervalle müssen überprüft werden, um in der für Kinder wichtigen Der Schutz der Allgemeinheit vor entlassenen Entwicklungsphase Vernachlässigung und Miss- Straftätern beschäftigt immer wieder die Öffentlich- handlung rechtzeitig erkennen sowie Hilfen und keit, vorrangig nach schweren Straftaten von Wie- Schutz frühzeitig anbieten zu können. derholungstätern. Die Justiz muss sich dann regel- mäßig fragen lassen, warum sie die gelegentlich Sechstens. Die große Mehrheit der Eltern nimmt jedenfalls im Nachhinein klar erkennbaren Hinweise die Früherkennungsuntersuchungen bereits wahr, auf den möglichen Rückfall eines Straftäters nicht aber leider nutzen gerade Familien, die besonderer rechtzeitig erkannt hat. Dem berechtigten Sicher- Hilfe bedürfen, dieses Angebot oftmals nicht. Aus heitsverlangen der Öffentlichkeit steht – wie immer – grundsätzlichen rechtlichen Erwägungen ist ein das Freiheitsrecht des verurteilten Straftäters gegen- Zwang zur Teilnahme nicht möglich und im Hinblick über. auf die Akzeptanz der Untersuchungen auch nicht wünschenswert. Gerechtfertigt ist es aber – und so Wie löst das geltende Recht diesen Zielkonflikt bei fordert es unsere Initiative –, in Fällen der Nichtteil- einem Straftäter, der seine Strafe voll verbüßt hat? nahme die rechtliche Möglichkeit zu schaffen, dass Mit dem Instrument der Führungsaufsicht, das sich 164* Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006

(A) (C) bislang in der Rechtswirklichkeit allerdings eher als Zweitens. Ihm kann verboten werden, alkoholi- stumpfes Schwert erwiesen hat! Als Maßregel der sche Getränke oder andere berauschende Mittel zu Besserung dient die Führungsaufsicht der Betreuung sich zu nehmen. Ferner soll er sich unvermuteten Al- eines entlassenen Straftäters, als Maßregel der Siche- kohol- und Suchtkontrollen zu unterziehen haben. rung ermöglicht sie seine Überwachung. Die Füh- rungsaufsicht zielt auf Täter, deren Sozialprognose Drittens. Überdies kann dem Täter auferlegt wer- negativ ist, deren Wiedereingliederung in die Gesell- den, sich zu bestimmten Zeiten bei seinem Bewäh- schaft nach der Entlassung zweifelhaft ist und die rungshelfer „in Person“, nicht nur telefonisch zu mel- den. Dies entspricht einem Vorschlag der Praxis; daher ein überdurchschnittliches Rückfallrisiko auf- denn der erfahrene Bewährungshelfer erkennt am weisen. Ihre Lebensgestaltung soll gezielt und nach- ehesten kritische Entwicklungen beim Verurteilten haltig beeinflusst werden, auch um die Gefahr eines und kann entsprechend reagieren. Auf diese Weise Rückfalls zu verringern und die Sicherheit der Bevöl- installieren wir ein „Frühwarnsystem“, das ein recht- kerung zu erhöhen. zeitiges Einschreiten in der Krise ermöglicht. Die bisherige Gesetzeslage ist unbefriedigend. Viertens. Ich begrüße auch den Vorschlag, dass Das Gericht unterstellt den Verurteilten der Füh- sich künftig ein Verurteilter zu bestimmten Zeiten ei- rungsaufsichtsstelle, erteilt ihm Weisungen und über- nem Arzt, Therapeuten oder in einer forensischen lässt ihn sodann meist mehr oder weniger seinem Ambulanz vorzustellen hat. Das baut das „Frühwarn- weiteren Schicksal. Denn die Möglichkeiten zur Be- system“ konsequent aus, wenngleich dieser Vor- treuung und vor allem zur Kontrolle sind unzurei- schlag noch nicht die wünschenswerte tatsächliche chend, auch weil es an effizienten Druckmitteln fehlt, Behandlung sichert. Die Problemfälle können in ei- die Weisungen durchzusetzen oder bei ihrer Verlet- ner forensischen Ambulanz Unterstützung durch ei- zung schnell reagieren zu können. Der Strafrahmen nen Therapeuten erfahren, der nicht – wie der Be- für den Verstoß gegen eine Weisung reicht nach der währungshelfer – ihre Lebensumstände organisiert, derzeitigen Gesetzeslage nur bis zu einem Jahr Frei- sondern ihr grundsätzliches Problem angeht. Dass heitsstrafe. Die Aussicht auf eine mehrmonatige Haft mit diesen forensischen Ambulanzen – viele Länder wird einen Verurteilten, der soeben einige Jahre „ab- werden sie noch einzurichten haben – neue Aufga- gesessen“ hat, kaum beeindrucken können. ben auf unsere Fachkliniken und damit auch Kosten Deshalb begrüße ich den Entwurf der Bundesre- auf die Bundesländer zukommen, weiß ich sehr wohl. gierung, der den Katalog der Weisungen erweitert Aber die positiven Erfahrungen in Hessen und Berlin und den Strafrahmen des § 145a StGB anhebt. Wir machen Mut, dieses neue Instrument zu erproben. geben damit dem Gericht und der Führungsauf- Fünftens. Der Entwurf erhöht die Strafandrohung sichtsstelle einen Werkzeugkasten an die Hand, der für Verstöße gegen Weisungen des Gerichts auf ein (B) auch den hafterfahrenen Straftäter beeindrucken Höchstmaß von drei Jahren Freiheitsstrafe. Die bis- (D) und dem er sich nicht entziehen kann. Der Gesetz- herige Strafandrohung von maximal einem Jahr hat entwurf geht damit – das haben auch Betreuungs- hartgesottene Straftäter wenig beeindruckt. Zudem und Sozialverbände, der Deutsche Richterbund und wird sich das Verhalten des Bewährungshelfers ge- Anwaltsvertreter bestätigt – in die richtige Richtung. genüber einem Verurteilten, der eine Weisung igno- Wir brauchen – auch und gerade zum Schutz künfti- riert, ändern. Es wird in Zukunft nicht mehr heißen: ger Opfer – eine enge Führung des rückfallgefährde- Wenn er – der Verurteilte – nicht will, probieren wir ten Straftäters nach seiner Entlassung in die Freiheit. es mal mit einer anderen Weisung, die vom Verurteil- Und wir brauchen ein „Frühwarnsystem“, das uns ten akzeptiert und vielleicht befolgt wird. – Künftig Krisen frühzeitig erkennen und rechtzeitig darauf steht der Verurteilte vor der Alternative, die Weisung reagieren lässt. Hierzu bietet der vorliegende Ge- zu befolgen oder in den Strafvollzug zurückzukehren – setzentwurf richtige Lösungsansätze. eine Alternative, die sich derzeit nicht stellt, aber das Schwert der Führungsaufsicht schärfen wird. Ich will nicht verkennen, dass eine Verdichtung des Kontrollnetzes die Länder in die Pflicht nimmt Sechstens. Den gleichen Zweck verfolgt der Ent- und kostenintensive Maßnahmen erfordert. Nicht nur wurf, wenn er es erlaubt, die Führungsaufsicht für das Gesetz, auch die Praxis der Führungsaufsicht bestimmte besonders gefährdete und/oder gefährli- wird sich ändern müssen. Die Betreuungsrelation ist che Probandengruppen unbefristet zu verlängern, vielfach zu hoch – ein Mitarbeiter für 80 oder mehr also dem Verurteilten das maßgeschneiderte Korsett Probanden kann nicht wirksam Führungsaufsicht von Regeln und Verboten länger oder gar auf Dauer ausüben. Und die Aktenbearbeitung, um nur zwei anzulegen. Beispiele zu nennen, kann den regelmäßigen, zeitin- Siebtens. Überdies erweitert der Gesetzentwurf tensiven Besuch beim Probanden nicht ersetzen. Die- die Reaktionsmöglichkeiten der Führungsaufsichts- ser Aufgabe müssen sich die Länder stellen. stelle. Deren schnelle Reaktion – wir in Sachsen ha- Der Entwurf sieht – stichwortartig – unter anderen ben übrigens nur eine und verzetteln uns nicht über folgende sieben Neuerungen vor: die Landgerichtsbezirke! – kann im Ernstfall äußerst wichtig, für das Opfer lebensrettend sein. Die Füh- Erstens. Dem Probanden kann künftig untersagt rungsaufsichtsstelle soll in Zukunft einen Verurteil- werden, zur verletzten Person oder zu bestimmten ten, der abgetaucht ist, zur Aufenthaltsermittlung Personen, die Anlass zu weiteren Straftaten geben ausschreiben – § 463a Abs. 1 StPO – und einen Vor- könnten, Kontakt aufzunehmen. führungsbefehl erlassen können. Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 165*

(A) (C) All dies hat Sinn. Der Entwurf reanimiert das bis- eine strafbewehrte Weisung zur Therapieteilnahme lang eher leblose Instrument der Führungsaufsicht. schaffen möchten. Betreuung und straffe Kontrolle ermöglichen es künf- tig der Justiz, Straftäter mit ungünstiger Sozialpro- Ich halte eine solche „Zwangstherapie“ für falsch. gnose an kurzer Leine zu führen. Ein Frühwarnsys- Für den Erfolg einer Behandlung kommt es entschei- tem hilft, bei Krisen rechtzeitig einzuschreiten. Jeder dend auf die innere Bereitschaft des Betroffenen an. Rückfall, den die Reform verhindert, rechtfertigt sie. Er muss sich auf eine Therapie einlassen, wenn sie gelingen soll. Oft muss die Therapiebereitschaft erst Ich bitte Sie daher, den Gesetzesantrag mit den geweckt werden, und in vielen Fällen gelingt das geringfügigen Änderungen des Rechtsausschusses auch. Deshalb ist es richtig, einen gewissen „Initial- zu unterstützen. zwang“ zu schaffen: Der Betroffene soll die Weisung haben, erst einmal Kontakt mit dem Therapeuten aufzunehmen. Diesen Kontakt können wir anordnen, nicht aber den Erfolg der Behandlung. Deshalb er- gibt eine „Zwangstherapie“ keinen Sinn. Sie wäre Anlage 14 verfassungsrechtlich auch höchst bedenklich.

Erklärung Wer nach einer Ausweitung der Therapiever- pflichtung ruft, muss außerdem bedenken, dass von Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach bereits heute in den Ländern nicht genügend Thera- (BMJ) piemöglichkeiten vorhanden sind. Hier zeigt sich, zu Punkt 21 der Tagesordnung dass mit der Schaffung der notwendigen rechtlichen Instrumente nur ein Teil der Arbeit getan ist. Wir Der Schutz vor Verbrechen und die Schaffung von brauchen zugleich die erforderlichen Einrichtungen, Sicherheit sind eine wesentliche Legitimation des das Personal und die Mittel, damit die gesetzlichen freiheitlichen Rechtsstaates. Es ist deshalb verständ- Möglichkeiten in der Praxis auch genutzt werden lich, dass Rückfalltäter, die nach Entlassung aus dem können. Vollzug erneut schwere Verbrechen begehen, die Öf- fentlichkeit erheblich beunruhigen. Häufig wird wider besseres Wissen nach schärfe- Mit den Mitteln des Strafrechts können wir nur be- ren Gesetzen gerufen, obwohl bekannt ist, dass es gangenes Unrecht ahnden, aber das zwingt uns kei- bereits im Vollzug der bestehenden Normen be- neswegs zur Tatenlosigkeit. Der Rechtsstaat handelt trächtliche Defizite gibt. Ich appelliere daher an Sie, auch präventiv, um seine Bürgerinnen und Bürger nicht an der falschen Stelle zu sparen. Jede Thera- vor Wiederholungstätern wirksam zu schützen. Wir piestunde in einer forensischen Ambulanz, jeder (B) haben deshalb die nachträgliche Sicherungsverwah- Hausbesuch eines Bewährungshelfers und jedes Kri- (D) rung auf eine neue gesetzliche Grundlage gestellt, senbett in der Psychiatrie können helfen, Rückfälle wir haben Veränderungen des Maßregelvollzugs auf von Straftätern zu verhindern. Jede Einsparung da- den Weg gebracht, und wir schlagen nun eine Re- gegen ist eine Gefahr für die innere Sicherheit. form der Führungsaufsicht vor. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung zielt da- rauf ab, Straftäter in den ersten Jahren nach ihrer Entlassung in die Freiheit noch effizienter zu über- Anlage 15 wachen und zu betreuen. Dazu wollen wir zusätz- liche Weisungen an die Betroffenen ermöglichen, die Strafen bei Weisungsverstößen verschärfen und die Erklärung Befugnisse der Führungsaufsicht verbessern, damit die Einhaltung dieser Weisungen auch kontrolliert von Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach werden kann. (BMJ) zu Punkt 22 der Tagesordnung Wer sich etwa früher schon einmal an einem Kind vergangen hat, dem kann künftig verboten werden, Beim Thema Urheberrecht in der Informationsge- Kontakt zu fremden Kindern aufzunehmen. Wird ge- sellschaft gibt es verschiedene Interessen: gen diese Weisung verstoßen, kann sofort eingegrif- fen werden, bevor Schlimmeres passiert. Die Verbraucher wollen möglichst ungehindert und ohne dafür zu bezahlen den so genannten Außerdem wollen wir eine Verpflichtung schaffen, „Content“ – also Literatur, Musik und Filme – in allen dass sich ein Entlassener in bestimmten Zeiten oder neuen Technologien nutzen. Die Urheber sind Eigen- Abständen bei einem Therapeuten oder einer foren- tümer dieser Werke. Sie wollen über die Nutzung ih- sischen Ambulanz meldet. Dadurch können riskante res Eigentums entscheiden und daraus Einnahmen Entwicklungen früh erkannt werden; dadurch kann erzielen. Die Gerätehersteller wiederum sehen nicht die notwendige Einnahme von Medikamenten kon- ein, warum ihre Geräte mit pauschalen Vergütungs- trolliert werden, und das kann helfen, Verurteilte zu abgaben belegt werden sollen, obwohl es das in an- einer Therapie zu bewegen. deren Ländern in dieser Form nicht gibt. Sie sehen Ich weiß, dass gerade in dem letzten Punkt einige sich dadurch im internationalen Wettbewerb benach- Länder noch einen Schritt weiter gehen wollen und teiligt. 166* Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006

(A) (C) Die Bundesregierung will mit dem Zweiten Gesetz E-Mail ist nur erlaubt, wenn der Verlag kein eigenes zur Regelung des Urheberrechts in der Informations- Online-Angebot anbietet. gesellschaft einen Rahmen schaffen, der einen fairen Ausgleich der gegensätzlichen Interessen herbei- Drittens regelt der Entwurf Fragen, die durch die führt. Es geht darum, sorgfältig abzuwägen und eine Entwicklung neuer Technologien aufgeworfen wer- Balance zu finden. Denn ohne „Content“ gibt es den. Heute bestehen Verwertungsmöglichkeiten, die nichts, was mit den neuen digitalen Technologien ge- kein Urheber kannte, als er in der Vergangenheit nutzt werden kann. Umgekehrt kann das, was die sein Werk zur Nutzung freigab. Denken Sie nur an Kreativen in unserem Land schaffen, nur mit den die Online-Verwertung! Aus diesem Grund wird erst- neuen Technologien auch Teil unseres Kulturlebens mals die Möglichkeit geschaffen, Verträge auch über bleiben. solche Nutzungsarten zu schließen, die zum Zeit- punkt des Vertragsschlusses noch unbekannt sind. Wir wollen den Schutz des geistigen Eigentums Der Urheber verliert nach dem Entwurf aber zu kei- auch und gerade in der Informationsgesellschaft ge- nem Zeitpunkt die Kontrolle über sein Werk. Auch währleisten. Ohne diesen Schutz, ohne den Respekt nach Vertragsschluss kann er bis zum Beginn der vor geistigem Eigentum in der Rechtswirklichkeit neuen Nutzung die Einräumung von Rechten wider- kann es keine Kreativität geben. Darauf sind wir in rufen. Wenn die Nutzung begonnen hat, steht ihm Deutschland als rohstoffarmes Land in besonderer hierfür eine zusätzliche angemessene Vergütung zu. Weise angewiesen. Wir verbinden diese Regelung mit einer Öffnungs- klausel für bestehende Werke, damit auch all das Der Entwurf verfolgt deshalb drei Ziele: Kulturgut, das heute in den Archiven lagert, in den Erstens eine Reform des pauschalen Vergütungs- derzeit bekannten neuen Nutzungsarten – wie dem systems. Als Ausgleich für die gesetzlich erlaubte Internet – verwertet werden kann. Auch hier sind Re- Privatkopie steht den Urhebern eine angemessene gelungen zum Schutz des Urhebers vorgesehen. Vergütung zu, die von den Verwertungsgesellschaf- Ich weiß: Bis zur Verkündung des Gesetzes ist es ten eingezogen wird. Bisher waren davon solche Ge- noch ein arbeitsreicher Weg. Wir werden den Ent- räte erfasst, die zum Kopieren geschützter Werke wurf in vielen Punkten erörtern und – unter Berück- „bestimmt“ sind. Über diese „Bestimmung“ gab es sichtigung Ihrer heutigen Beschlüsse – um beste Lö- jahrelangen Streit. Künftig soll gezahlt werden, wenn sungen ringen. Die Länder waren übrigens schon im die Geräte in nennenswertem Umfang tatsächlich Vorfeld an der Erarbeitung des Entwurfs beteiligt. zum Kopieren genutzt werden. Bei der Vergütungs- Das hat ihm gut getan. Dafür danke ich Ihnen. Ich höhe geben wir nur einen Rahmen vor. Ausgangs- hoffe, dass wir über alle Parteigrenzen hinweg zu punkt ist nach wie vor, dass die Vergütung für den einvernehmlichen Lösungen kommen. Jedenfalls ei- Kreativen angemessen sein muss. Allerdings sagt das nes haben die Beratungen in Ihren Ausschüssen (B) Gesetz auch, dass die Vergütung in einem angemes- (D) schon gezeigt: Die Richtung stimmt. Ich bin zuver- senen Verhältnis zum Preisniveau des Gerätes stehen sichtlich, dass wir das am Ende auch vom Ergebnis muss und den Gerätehersteller im Wettbewerb nicht sagen werden. unzumutbar beeinträchtigen darf. Deshalb geben wir eine prozentuale Grenze vor, nämlich 5 % des durch- schnittlichen Gerätepreises. Darüber ist viel diskutiert worden. Ich bin der fes- ten Überzeugung, dass mit dieser Regelung die an- Anlage 16 gemessene Vergütung für die Autoren gewährleistet bleibt. Die Zahl der verschiedenen Geräte pro Haus- Erklärung halt, mit denen man Kopien erstellt, steigt ständig. Sie werden auch häufiger als früher durch neue Ge- von Ministerin Beate Blechinger räte ersetzt. Das ergibt in der Summe einen viel hö- (Brandenburg) heren Umsatz an Geräten und Speichermedien und zu Punkt 23 der Tagesordnung eine entsprechende Vergütungsausschüttung an die Kreativen. Für Herrn Ministerpräsidenten Matthias Platzeck Zweitens gestaltet der Zweite Korb die Balance gebe ich folgende Erklärung der Länder Branden- zwischen dem Schutz des geistigen Eigentums und burg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen- den Belangen des Gemeinwohls. Wir führen gesetzli- Anhalt sowie der Freistaaten Sachsen und Thüringen che Regelungen für elektronische Leseplätze in Bi- zu Protokoll: bliotheken, Museen und Archiven ein und stellen § l Abs. 2 des Entwurfs eines Gesetzes zur Errich- den elektronischen Kopienversand auf eine gesetzli- tung und zur Regelung der Aufgaben des Bundes- che Grundlage. Auch hier waren Abwägungen zwi- amts für Justiz lautet: „Das Bundesamt hat seinen schen den Erwägungen der Vertreter von Bildungs- Sitz in Bonn.“ und Wissensgesellschaft einerseits und der Verlage andererseits vorzunehmen. Wir haben auch hier Der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und einen interessengerechten Ausgleich gesucht. So SPD vom 11. November 2005 regelt unter B. III. 10.: dürfen Bibliotheken nur solche Werke online an Le- „Neue Bundeseinrichtungen sollen in den neuen seplätzen zugänglich machen, die sie in ihrem eige- Ländern angesiedelt werden. Die Beschlüsse der Un- nen Präsenzbestand haben. Ein Kopienversand per abhängigen Föderalismuskommission gelten fort.“ Bundesrat – 822. Sitzung – 19. Mai 2006 167*

(A) (C) Im Hinblick darauf bitten die Länder Branden- dies zu den Kernkompetenzen des Bundesamts passt. burg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen- Konkret könnte das beispielsweise bedeuten, dass Anhalt und die Freistaaten Sachsen und Thüringen das Bundesamt für Justiz für die obersten Gerichte, die Bundesregierung und den Deutschen Bundestag, aber auch für andere Ressorts zentral Vollstreckungs- die Sitzfrage neu zu prüfen. aufgaben wahrnimmt. Auch mein Angebot an die an- deren Ressorts, im europäischen Rahmen die Anlauf- stelle für justizielle Angelegenheiten zu werden, ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Ich sehe hier also durchaus „Marktlücken“ für unsere neue Anlage 17 Behörde.

Erklärung Ein Aufgabenschwerpunkt des Bundesamts wird in der justiziellen Zusammenarbeit im europäischen von Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach und internationalen Bereich liegen. Beispielsweise (BMJ) werden Aufgaben als Zentrale Behörde in internatio- zu Punkt 23 der Tagesordnung nalen Angelegenheiten im Bundesamt gebündelt. Denn dem internationalen Rechtsverkehr kommt im- Der Gesetzentwurf zur Errichtung des Bundesamts mer größere Bedeutung zu. So wird die neue Bun- für Justiz ist für mich etwas Außergewöhnliches. desoberbehörde für viele Fragen, die sich künftig in Außergewöhnlich deshalb, weil es im Geschäfts- diesem Zusammenhang stellen, ein kompetenter An- bereich des Bundesministeriums der Justiz bislang sprechpartner sein. Ich verspreche mir durch die Er- – sieht man einmal vom Deutschen Patent- und Mar- richtung des Bundesamts daher mehr Transparenz kenamt ab – keine reine Verwaltungsbehörde gibt. und Bürgernähe. Natürlich fallen Verwaltungsaufgaben unterschied- lichster Art an. Diese werden aber derzeit dezentral Der Gesetzentwurf wurde am 3. Mai in Ihren – im Schwerpunkt vom Generalbundesanwalt, aber Fachausschüssen beraten. Dort wurden einige Län- auch vom Ministerium selbst – wahrgenommen. Mit deranträge angenommen, von denen ich auf zwei der Gründung einer Bundesoberbehörde im eigenen eingehen möchte. Geschäftsbereich beschreiten wir daher einen neuen Weg. Niedersachsen hat beantragt, dem Bundesamt für Justiz neben den Aufgaben der Empfangsstelle die Durch Aufgabenübertragungen insbesondere aus Zuständigkeit der Übermittlung für ausgehende Er- dem Bereich des Bundesministeriums der Justiz und suchen nach dem UN-Unterhaltsübereinkommen zu des Generalbundesanwalts auf das neue Bundesamt übertragen. Das begrüße ich ausdrücklich; ich danke für Justiz soll die jeweilige Kernkompetenz gestärkt (B) für diese Anregung. Ich meine aber, dass wir mit den (D) und sollen Verfahrensabläufe optimiert werden. weiteren im Rechtsausschuss vorgeschlagenen Zu- Diese Umstrukturierung soll übrigens weitgehend ständigkeitsübertragungen zunächst einmal abwar- kostenneutral im Bundeshaushalt vollzogen werden – ten sollten. in einer Zeit knapper Kassen ein nicht unerheblicher Aspekt. Im Innenausschuss hat Bayern angeregt, im Zu- Das Bundesamt für Justiz wird vor allem die be- sammenhang mit der beabsichtigten Änderung des reits heute in Bonn wahrgenommenen Aufgaben der Bundeszentralregistergesetzes eine kurzfristige Rea- Dienststelle Bundeszentralregister des Generalbun- lisierung des Projekts „eFührungszeugnis“ zu er- desanwalts beim Bundesgerichtshof, wie die Ertei- möglichen. Um Verzögerungen in dem heute zur lung von Registerauskünften, übernehmen. Dazu Beratung anstehenden Gesetzgebungsverfahren zu kommen Aufgaben, die derzeit noch vom Ministe- vermeiden, sollte dieser Vorschlag aber besser in ei- rium erledigt werden, etwa im Zusammenhang mit nem entsprechenden Änderungsgesetz oder im Zu- der Besoldung und Versorgung der Beamten und sammenhang mit einem anderen Gesetzgebungsver- Richter, der Vergütung von Angestellten, der Zusam- fahren aufgegriffen werden. menstellung von Justizstatistiken, die Übertragung Die Diskussion über weitere Zuständigkeitsüber- der Schriftleitung für das Bundesgesetzblatt Teil I tragungen auf das Bundesamt für Justiz belegt, dass und Teil II und die Redaktion des Bundesanzeigers. schon heute ein Bedürfnis nach einer solchen neuen Damit keine Zweifel aufkommen: Die Dienststelle Bundesoberbehörde besteht. Ich freue mich, dass wir Bonn wird zwar personell verkleinert, bleibt aber in mit diesem Projekt auf dem richtigen Weg sind, und ihrem Bestand erhalten. bin mir sicher, dass das Bundesamt für Justiz im Darüber hinaus ist geplant, Shared Services einzu- Laufe der Zeit immer mehr Aufgaben wahrnehmen richten, d. h. Dienstleistungen anzubieten, soweit kann.