Hunde Auf Ihrem Weg Durch Europa Ethnographische Einblicke in Den Tier- Schutz Zwischen Spanien Und Deutschland Würzburger Studien Zur Europäischen Ethnologie

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Hunde Auf Ihrem Weg Durch Europa Ethnographische Einblicke in Den Tier- Schutz Zwischen Spanien Und Deutschland Würzburger Studien Zur Europäischen Ethnologie WÜRZBURGER STUDIEN ZUR EUROPÄISCHEN ETHNOLOGIE Band 2 Irina Arnold Hunde auf ihrem Weg durch EUropa Ethnographische Einblicke in den Tier- schutz zwischen Spanien und Deutschland Würzburger Studien zur Europäischen Ethnologie Diese Reihe des Lehrstuhls für Europäische Ethnologie/Volkskunde veröf- fentlicht aktuelle Forschungen des Faches an der Universität Würzburg. Sie bietet Einblick in vergangene und gegenwärtige Alltagskulturen, in gesellschaftliche Lernprozesse und Problemlagen. Vor allem Studierende und wissenschaftliche Mitarbeitende f nden hier ein Forum, ihre Arbeiten der Öffentlichkeit vorzustellen. © Julius-Maximilians-Universität Würzburg Dieses Dokument wird bereitgestellt durch Institut für deutsche Philologie den Publikationsservice der Universität Lehrstuhl für Europäische Ethnologie/Volkskunde Würzburg. Am Hubland 97074 Würzburg Universitätsbibliothek Würzburg Am Hubland www.volkskunde.uni-wuerzburg.de 97074 Würzburg Würzburg 2018 +49 931 31-85906 Titelbild: Irina Arnold www.opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de Layout und Satz: Konstantin Mack ISSN: 2511-9486 Irina Arnold Hunde auf ihrem Weg durch EUropa Ethnographische Einblicke in den Tierschutz zwischen Spanien und Deutschland Würzburger Studien zur Europäischen Ethnologie Herausgegeben von Michaela Fenske und Susanne Dinkl Band 2 Vorwort Migration ist das zentrale Stichwort unserer Zeit. Angesichts der mensch- lichen Schicksale, die oft hiermit verbunden sind, wird übersehen, dass in Europa und durch Europa auch andere als menschliche Lebewesen migrieren. Dazu zählen etwa Hunde, deren Wege durch Europa weniger aufgrund eigener Initiative verlaufen als vielmehr durch Menschen veran- lasst werden, die diesen Tieren eine (bessere) Zukunft eröffnen möchten. Dass diese zumeist in Vereinen zusammengeschlossenen Menschen auch in Deutschland sehr aktiv sind, verdeutlicht ein näherer Blick auf die hier lebenden Hunde. Diese stammen häufg aus Süd- oder Osteuropa − jenen Regionen mithin, in denen zahlreiche Hunde ohne den Schutz eines Men- schen leben, sei es, weil sie ihre menschlichen Gefährt_innen verloren ha- ben, sei es, weil sie im sich selbständig organisierenden Hunderudel auf der Straße geboren worden sind. Wie kommen diese Tiere nach Deutschland, wer bringt sie, wie und warum hierher, und welche Bedeutung kommt da- bei der Europäischen Union als Verbund europäischer Staaten zu? Diesen und anderen Fragen ist Irina Arnold in ihrer bereits 2014 geschriebenen Masterarbeit nachgegangen. Am Beispiel des in Südniedersachsen tätigen Vereins „Hund tut gut“ hat sie den Alltag der Tierschutzarbeit zwischen Niedersachsen und Andalusien untersucht. Arnolds dichte ethnographische Studie verbindet die Analyse von teilnehmenden Beobachtungen und Interviews in Deutschland und Spanien mit der Analyse von Darstellungen im Internet. Innovativ ist die von ihr geleistete Verbindung der kritischen Migrationsforschung mit den Human-Animal Studies. Diese ermöglicht eine differenzierte Betrachtung der tierlichen Migration in ihren vielfältigen Kontexten. Wenn Arnold etwa den Weg des Straßenhundes Hugo aus Andalusien zu seiner Pfegestel- le nach Deutschland begleitet, so wird damit nicht nur die Tätigkeit der Tierschützerinnen an den verschiedenen Orten näher beleuchtet. Deut- lich wird dank Arnolds erweiterter Perspektive auf tierliche Agency auch, wie die Persönlichkeit des beteiligten Tieres Effekte setzt, die sich die ihn begleitende Ethnographin ebenso refexiv bewusstmacht wie ihre eigene Verwundbarkeit als mitfühlende Person. Hierin liegt eine der Stärken die- ser Arbeit, deren Verfasserin es versteht, ebenso behutsam Menschen und Tiere in ihrem Tun empathisch zu begleiten wie dies auf hohem theoreti- schen Niveau zu erörtern, hervorragend eingebunden in verschiedenste Forschungszusammenhänge der Philosophie ebenso wie der Natur- und Rechtswissenschaften, den Human-Animal-Studies und nicht zuletzt der Europäischen Ethnologie. Die komplexe Darstellung zeigt das beachtliche Engagement der zumeist weiblichen Tierschützerinnen, die zunächst einmal umfassend Ressourcen mobilisieren, um Hunde vor der Tötung in ihren Herkunfts- ländern zu bewahren. Deutlich werden die Auswirkungen einer von Tier- schützer_innen in ganz Europa als unzulänglich bewerteten EU-Gesetz- gebung, deren Genese Arnold unter weitem historischem Rückgriff bis in die Frühe Neuzeit hinein fachkundig nachzeichnet. Wenn es im Text heißt „Alles muss frau selber machen“, dann lässt sich diese Überschrift auch so lesen, dass Tierschutzarbeit in der hier geschilderten und derzeit in Europa üblichen Form auch deshalb aus Sicht der Akteur_innen notwendig ist, weil die Gesetzgebung und ihre Umsetzung die Tötung gesunder Tiere bislang in Kauf nehmen. Wer wie die hier vorgestellten Menschen das Recht auf Leben auch auf andere als nichtmenschliche Lebewesen erweitert, bemüht sich daher, dieses Defzit durch eigenes Engagement aufzufangen. Dass sich insbesondere Frauen im Kampf für Tierrechte und Tier- schutz engagieren, ja dass die soziale Bewegung des Feminismus eng mit der des Tierschutz- und Tierrechts zusammenhängt, haben Studien wie die der Historikerin Mike Roscher (Ein Königreich für Tiere. Die Geschichte der britischen Tierrechtsbewegung. Marburg 2009) anschaulich gezeigt. Arnold zeigt, dass sich diese enge Verknüpfung bis heute nicht wesentlich geändert hat. Warum sich vor allem Frauen bürgerlicher Milieus von den ungleichen Machtverhältnissen ansprechen lassen, die im Tierschutz ihren Ausdruck fnden, erklärt sie mit der gemeinsamen Erfahrung gesellschaft- licher Unterdrückung. Hinzuzufügen wäre wohl auch ein Wissen um die Möglichkeit der Veränderung, das hier im Engagement zum Tragen kommt. Warum die jeweiligen Zeitgenoss_innen dieses große weibliche Engage- ment mitunter vehement kritisieren, ist eine Frage, die den Rahmen der vorliegenden Studie übersteigt. Dennoch zeigt sie eindrücklich, dass das Thema der hier der Öffentlichkeit vorgelegten Arbeit grundsätzliche Fra- gen im Herzen unserer Gesellschaft behandelt. Michaela Fenske, Würzburg, November 2018 „Hunde auf ihrem Weg durch EUropa. Ethnographische Einblicke in den Tierschutz zwischen Deutschland und Spanien“ entstand als wissenschaft- liche Abschlussarbeit zur Erreichung des akademischen Grades Master of Arts (M.A.) am Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Georg-August-Universität Göttinungen unter der Betreuung von PD Dr. Michaela Fenske, Zweitgutachten Prof. Dr. Regina Bendix. Die Master- arbeit wurde im April 2014 an der Georg-August-Universität Göttingen vorgelegt und für die Veröffentlichung leicht überarbeitet. Danksagungen Ich danke allen, die mir diese Forschungen erm¨oglichten. All denjenigen, die sich mir ge¨o↵net haben, die mich willkommen hießen, mich teilhaben ließen an ihrem Leben im Tierschutz. Ich danke all den vielen Hunden, Hundinnen,¨ Katzen, Ziegen und Pferden, die ich kennen und lieben lernen durfte. Mein Dank gilt besonders Bene, meiner Familie und meinen Freunden und Freundinnen, ohne deren Unterstutzung¨ diese Arbeit nur ein Gedanke in meinem Kopf geblieben w¨are. Beson- ders denke ich hierbei auch an meinen Opa, der zwar nicht immer verstand, was ich mache, aber mich stets v¨ollig kompromisslos geliebt und unterstutzt¨ hat. Meinen Weg haben viele am Institut fur¨ Kulturanthropologie/Europ¨aische Ethnologie beglei- tet und ein bisschen ist von all diesen Personen in diese Arbeit geflossen. Zuletzt gebuhrt¨ mein spezieller Dank meiner Erstbetreuerin Michaela Fenske, die mich immer forderte und f¨orderte, mich durch den Wahnsinn hin zu neuen Ideen fuhrte,¨ sich in vielen Gespr¨achen mein Leid anh¨orte und daraus neuen Mut in mir formte. i Inhaltsverzeichnis Danksagungen i Inhaltsverzeichnis ii Aufgefuehrte Grafiken iv 1 Alle, die du hier siehst, waren sonst tot” 1 ” ¨ 1.1 Forschungsstand – oder: Wo stehen wir eigentlich in Sachen Tierschutz und Tierrecht? . 3 1.1.1 Philosophie–Vom TierautomatenurBekampfung¨ desSpeziesismus 3 1.1.2 Naturwissenschaften – Die Grenzen verschwimmen lassen ... ..... 6 1.1.3 Rechtswissenschaften – Ein langer Weg von der Sache zur Person . 8 1.1.4 Human Animal Studies – Mensch-Tier-Verh¨altnisse in einen gesell- ” schaftspolitischenRahmenstellen“ . 11 1.2 Kulturanthropologie/Europ¨aische Ethnologie, Tiere und zentrale Fragestellungen 13 2 Wie bekomme ich Antworten auf meine Fragen? 16 2.1 Methoden,Konzepte,Theorien . 16 2.2 The vulnerable observer: anthropology that breaks your heart - Zu meiner eige- nenRolleundPosition............................... 27 3 Grafik: Entwickelungen des Tierschutzrechts 30 3.1 Erl¨auterungen zur Grafik – oder: Große Tr¨aume, harte Realit¨at . 33 4 Alles muss frau selber machen 38 4.1 Zur Geschichte der Tierschutz- und Tierrechtsbewegung . 38 4.2 TierschutzarbeithateinGeschlecht. 42 4.3 Der Verein – ein engmaschiges soziales Netz innerhalb einer Assemblage . 44 4.3.1 GeschichteundStrukturdesVereins . 44 4.3.2 Repr¨asentation und Tierschutzgedanke(n) . 52 4.4 Selbstverst¨andnis und Fremdkonstruktion der Tierschutzerin¨ ................................. 54 ii Inhaltsverzeichnis iii 5 Eine enge Beziehung als Movens: Tierschutzerinnen¨ und (ihre) Hunde 64 5.1 Hunde und HundinneninunsererGesellschaft¨ . 65 5.2 Wiemeineeigenen“................................ 75 ” 6 Einmal Spanien und zuruck¨ – Migrationswege 90 6.1 Eine Situations-Map Andalusiens . 90 6.2 Hugo – Von einem, der uberlebte¨ ......................... 95 6.2.1 Jedes Mal, wenn man sich umdreht oder wegschaut, ist das das To- ” desurteilVomSuchenundFinden . 98 6.2.2 Sie k¨onnte sich auch gut vorstellen, sp¨ater
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