Hybridmais, Züchtung und Verwertung Der Maiswurzelbohrer - Eine große Gefahr für den österreichischen Maisbau P.C. CATE

Der Maiswurzelbohrer

Diabrotica virgifera virgifera LeConte • gehört zur Familie der Blattkäfer • Heimat: Mexico, USA, Canada • Im internationalen Flugverkehr nach Verbreitung in Europa 2002 Europa verschleppt Schiffsverkehr, Straßenverkehr Erstmalig in der Nähe des Flughafens (LKW, PKW, Busse, Wohnwägen) Belgrad im Jahr 1992 festgestellt 1992 Serbien Verbreitung in Europa 1998 Veneto (I) 2000 Tessin (CH), Mailand (I) Natürliche Ausbreitung 2002 Paris (F), Aviano (I) • Aktives Fliegen 2003 Elsaß (F), Emilia-Romagna (I), Friaul (I), Schipol (NL), London (UK) Einzelflug bis ~ 25 km Nordschweiz (CH), Zaventem (B) Durchschnittlich 40-80 km/Jahr • Windverdriftung Biologie Bis > 100 km/Jahr Käfer: Größe: 4,5 - 6,5 mm 1995 Kroatien, Ungarn 1996 Rumänien • Charakteristische gelb-schwarze Fär- 1997 Bosnien-Herzegowina bung 1998 Bulgarien, Montenegro • Erscheinen ~ Anfang Juli in den Mais- 2000 Slowakei 2001 Ukraine beständen 2002 Österreich, Tschechien • Fressen an Blättern, Fahnen, Narben- 2003 Slowenien fäden, Kolben • Nach der Kopulation häufige Flugpha- Verschleppung sen • Großräumig • Eiablage in den Boden von Maisfel- Flugverkehr dern • Kleinräumig • Letzte Käfer vom ersten Frost getötet

Autor: Dr. Peter C. CATE, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Bereich Betriebsmittelmanagement Institut für Pflanzengesundheit, Abteilung Landwirtschaftliche Entomologie, Spargelfeldstraße 191, A-1226 WIEN

Bericht über die 54. Tagung 2003 der Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreichs BAL Gumpenstein, 25. - 27. November 2003 1 P.C. CATE

Eier: Größe: ~ 0,1 mm Puppen: Größe: ~ 3-4 mm Schäden an den Fahnen • Ablage in 5 bis 20 cm in den Boden • Verpuppung erfolgt im Boden zwi- Die Käfer fressen gerne den Pollen an von Maisfeldern schen den Maiswurzeln den männlichen Blüten • Jedes Weibchen legt ca. 300 - 400 Eier, • Dauer nur knapp eine Woche Starker Fraß kann die Pollenmenge emp- manchmal aber auch bis zu 1000 Eier • „Umwandlungsstadium“ von Larve findlich reduzieren ab zum Käfer Trägt mit dem Fraß an den Narbenfäden • Eier überwintern und brauchen eine • Aus den Puppen schlüpfen dann die zu Befruchtungsstörungen bei Kälteperiode für ihre vollständige Ent- fertigen Käfer wicklung • Mitteleuropäische Witterungsbedin- gungen führen zu keiner übermäßigen Mortalität • Aus den Eiern schlüpfen im Mai die ersten Larven

Schäden an Mais

Schäden durch die Käfer Die Käfer können Maispflanzen auf ver- schiedene Art schädigen: • Schäden an den Blättern Larven: Größe: L1 ~ 3 mm • Schäden an den Fahnen L2 ~ 9 mm • Schäden an den Narbenfäden L3 ~ 15 mm • Schäden an den Kolben Schäden an den Narbenfäden • Erste Larven erscheinen ca. Mitte Mai, Schäden an den Blättern Der Fraß an den Narbenfäden verursacht Schlüpfen geht bis in den Juli hinein Die Käfer fressen streifenförmig an den empfindliche Befruchtungsstörungen an • Können höchsten 0,5 - 1,0 m wandern Blättern den Kolben • Larven durchlaufen 3 Stadien Ähnlichkeit zum Streifenfraß des Getrei- Besonders gefährlich für Saatmais und • Sie fressen an und in den Maiswurzeln dehähnchens Zuckermais • Verursachen in Mais viel stärkere Gewisser Verlust an Assimilationsfläche, Schäden als die Käfer doch keine nachhaltige Schädigung

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Schäden durch die Larven Die Larven fressen in und an den Mais- wurzeln und können im Extremfall sämt- liche Wurzeln vernichten Die Folgen sind: Wasser und Nährstoffe können nicht aufgenommen werden - die Pflanzen kümmern oder vertrocknen Zutrittspforten für pilzliche Erreger wer- den geschaffen Die Pflanzen lagern entweder komplett oder sie richten sich später wieder auf („Gänsehals-Symptom“) Die Ernte wird erheblich erschwert, vie- le Kolben nicht erfasst Schäden an den Kolben Larvenfraß an den Wurzeln Neben Befruchtungsstörungen durch Fraß an den Narbenfäden kriechen die • Die Hauptschädigung der Maispflan- Käfer auch zwischen Lieschen und Kol- zen erfolgt durch die Fraßtätigkeit der ben hinein und fressen direkt an den Kör- Larven Je nach Sorte und Versorgungslage bil- den die Pflanzen Sekundärwurzeln nern • Junge Larven bohren sich in die Haar- wurzeln ein, ältere auch in die größe- Lagernde Pflanzen versuchen sich auf- ren Wurzeln zurichten - • Larven aller Stadien fressen die Wur- Es entsteht das klassische „Gänsehals- zeln auch von außen her symptom“ • Im Extremfall können sämtliche Wur- Auswirkungen auf den Ertrag zeln vernichtet werden Wurzelfraß der Larven Lagerung • schlechte Nährstoffversorgung Der Wurzelfraß verursacht starke Lage- • Wachstumsstörungen rung in den Maisbeständen • verminderte Standfestigkeit

Die IOWA-Skala: Die 6-teilige IOWA-Skala ist ein Maß für die Schädigung der Wurzeln durch den Fraß der Larven. Ab der Note 3 sind wirtschaftliche Schäden zu erwarten

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– Lagerung – Druschschwierigkeiten Fraß der Käfer • Befruchtungsstörungen • Beschädigung der Kolben beides Æ sekundäre Pilzinfektionen Æ Ertragsverluste von bis zu 50-80 %

Monitoring und Ausbreitung

Das Monitoring-Program Verwendet werden Pheromon fallen für Männchen, bestückt mit dem weiblichen Sexualpheromon Die Fallen werden in Maisfeldern auf- gestellt und wöchentlich kontrolliert zwischen Ende Juni und mindestens Mitte September. Falle und Pheromon werden alle 4 Wo- chen gewechselt. Gebiete mit wirtschaftlichen Schäden in Europa 2002

Monitoring in Österreich 2002

Funde 2002 Pheromonfallen 2003

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Monitoring in Österreich 2002 Aufstellung von Pheromonfallen • entlang den Grenzen zu Ungarn und Slowakei • entlang Transitrouten • entlang Schiffsrouten (Donau) • in der Nähe von Flughäfen Erstauftreten am 10.7.2002 im Seewin- kel Nach dem Erstauftreten: Laufende Auf- stellung zusätzlicher Fallen landeinwärts von jedem neuen Käferfund

Funde 2002

Burgenland - Bez. Neusiedl/See: , Monitoring in Österreich 2003 Pama, , Deutsch Jahrndorf, Gattendorf, , , An- dau, , , , - Bez. Oberpullendorf: Un- terloisdorf Niederösterreich - Bez. Gänserndorf: Strasshof, Markthof, Zwerndorf Niederösterreich - Bez. Bruck/Leitha: Berg, Bruck/Leitha

Monitoring 2003 • Intensivierung der Fallendichte in den Bezirken entlang der Ostgrenzen • Aufstellung von Pheromonfallen in allen Bundesländern um eventuelle Verschleppung zu entdecken • Überwachung der Populationsdichte und eventuell auftretenden Schäden

Funde 2003 Auftreten 2002 - 2003 Burgenland - alle Bezirke Hauptgebiete: Seewinkel Bez. Mattersburg Südburgenland Niederösterreich - Bezirke Mistelbach, Gänserndorf, Bruck/Leitha Hauptgebiete: Berg Bruck/Leitha Steiermark - Bezirke Fürstenfeld, Radkersburg je 2 Käfer pro Bezirk in 4 Fallen

Aussichten für 2004 • Weiterer Zuzug von Käfern aus der Slowakei und Ungarn, eventuell auch aus Tschechien und Slowenien Mögliche Ausbreitung 2004

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• Weitere Ausbreitung innerhalb Öster- reichs von Osten her Richtung Wes- ten, Norden und Süden • Etablierung und Vermehrung der ein- Gesamtsumme: 8756 Käfer heimischen Populationen • Eventuell lokale Verschleppungen in anderen Gegenden Österreichs

Fangzahlen - Vergleich 2002-2003 An 3 Stellen in Mais-Monokulturen in Deutsch Jahrndorf und wurden die Fangzahlen der Jahre 2002 und 2003 am jeweils selben Standort verglichen. Käferzahlen 2003, Anzahl der Käfer pro Woche Die Felder wurden 2003 mit Furadan behandelt

Fallenstandort Käfer 2002 Käfer 2003

Dt. Jahrndorf 60 299 Andau 1 36 212 Andau 2 48 215

Ausrottung Gesetzliche Grundlagen • EU-Direktive 2000/29/EC • Entscheidung 2003/766/EG über Sofortmaßnahmen gegen die Ausbrei- tung des Schadorganismus Diabroti- ca virgifera in der Gemeinschaft (gül- tig ab 1.12.2003, gilt für Gebiete, die zuvor frei von diesem Schädling wa- Käferzahlen 2003, Anzahl der Käfer pro Falle - Durchschnitt ren) • Keine Verbringung von Erde Eindämmung • Pflanzenschutzgesetz 1995 + Verord- • Keine Ernte von Mais in einem fest- Gesetzliche Grundlagen nungen zulegenden Zeitraum • EU-Direktive 2000/29/EC • Landespflanzenschutzgesetze + Ver- • Fruchtfolge mit Mais nur einmal in 3 • Pflanzenschutzgesetz 1995 + Verord- ordnungen Jahren o d e r Verbot des Maisanbaus nungen Maßnahmen für 2 Jahre • Landespflanzenschutzgesetze + Ver- • Behandlung der Käfer im Jahr des ordnungen • Aufstellung und Kontrolle von Phero- Auftretens und im Folgejahr monfallen Maßnahmen • Reinigung von Maschinen vor Verlas- • Bei Feststellung des Schädlings Ein- • Aufstellung und Kontrolle von Phero- sen der Zone richtung von einer Befallszone, Sicher- monfallen heitszone und eventuell Pufferzone • Entfernung von Maisdurchwuchs • „Alle erforderliche Maßnahmen tref- fen“, um eine Ausbreitung im Land • In Befalls- und Sicherheitszonen Sicherheitszone und in andere Mitgliedsländer zu ver- Durchführung genau festgelegter • Fruchtfolge mit Mais nur einmal in 2 hindern Maßnahmen Jahren oder • Meldungen an Kommission und ande- • Meldungen an Kommission und ande- • Geeignete Behandlung der Maisfelder re EU-Länder re EU-Länder im Jahr des Auftretens und im Folge- Bekämpfung jahr Maßnahmen Befallszone Bekämpfung zur Ausrottung • Keine Verbringung von frischen Pflan- Pufferzone (optional) • Vernichtung der Gesamtpopulation zen oder Teile davon in einem festzu- • Fruchtfolge mit Mais nur einmal in 2 Bekämpfung zur Eindämmung legenden Zeitraum Jahren • Verhinderung der Ausbreitung

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• Reduzierung der Population des Nicht-chemische Maßnahmen • Daher nicht geeignet als Maßnahme Schädlings Fruchtfolge - Mais alle 2, besser alle 3 zur Eindämmung der Population, son- Jahre dern nur um Schäden unter die wirt- Bekämpfung zur Schadensverhütung schaftliche Schadensschwelle zu drü- • Vermeidung von Schäden in den Mais- • Alle pflanzenbauliche Maßnahmen zur cken! Stärkung der Bestände durchführen beständen Chemische Bekämpfung der Käfer • Reduzierung der Population des • Sorten mit starkem Wurzelwachstum Schädlings bzw. Neigung zur starken Bildung von • Spritzmittel (2003 - Decis, Karate Sekundärwurzeln wählen Zeon) Bekämpfungsstrategien • Frische Pflanzen und Erde nicht aus • Lockstoff + Spritzmittel in reduzier- Befallsgebieten verbringen wenn Ver- ter Aufwandmenge Ziele schleppungsgefahr besteht – Invite EC (wurde erfolgreich in Un • Rasante Verbreitung verlangsamen • Reinigung von Maschinen und Gerä- garn eingesetzt) ten vor Verlassen der Befallsgebiete, – Cidetrak • Unkontrollierte Vermehrung der Po- um Verschleppung zu verhindern pulation vermeiden • Wirkungsgrad je nach Mittel etwa 60- 90% • Wirtschaftliche Schäden verhindern Chemische Bekämpfung der Larven • Zur Eindämmung der Population ge- • Saatschutzmittel (2003 - Gaucho 600 eignet, wenn Genaue Kenntnisse der Situation FS) • Informationen, Schulungen, Vorträge – jedes befallene Feld konsequent be • Granulate (2003 - Furadan Granulat) handelt wird • Intensives Monitoring (Verbreitung, • Spritzmittel - Reihenspritzung wenn – behandelte befallene Felder mit Phe Größe der Populationen, Schäden) fast alle Larven geschlüpft sind und der romonfallen beobachtet werden und • Koordination und Weitergabe der Er- Bestand noch befahrbar ist bei Wiederauftreten von Käfern die gebnisse • Wirkungsgrad etwa 60-70% Behandlung wiederholt wird

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