Caspar Neher, Tagebücher 1917-1920 Elektronische Edition Caspar Neher Tagebücher 1917-1920

Auswahl aus 14 in der Staats- und Stadtbibliothek 28. Juli Ich werde eine Geschichte schreiben und Augsburg archivierten Notiz- und Tagebüchern, ein großes Bild malen und es wird heißen … zusammen ca. 1200 Seiten. Die eigenwillige 3 Jahre Gefängnis und es soll Englisch und Grammatik, Orthographie und Interpunktion Französisch gehört und gesehen werden und Nehers wird unverändert wiedergegeben, die handeln von − meiner Militärzeit. […] ich als Darstellung von Änderungen pragmatisch ver- Militärische Kuh die man molk und sofort ge- einfacht: Ein Absatz ist mit »\«, ein Abschnitt ronnene Milch gab, Sa- 〈hier folgt ein Leerraum mit »\\« markiert; Einfügungen und Überschrei- von 3cm〉 hne würde Brecht sagen. bungen sind kursiviert. Die Handschrift Nehers ist, was schon Brecht bemängelte, schwer lesbar, Ende Juli / Anfang August 〈Bildidee:〉 Toten- weshalb einzelne Verlesungen anzunehmen sind. tanz: Wo der Tod das Kind hält. Es steht drun- Einige Eintragungen wurden mit Kugelschreiber ter: \ Soll ich schon tanzen und kann noch nit nach 1945 unkenntlich gemacht. Einige Seiten gan. \\ Das Fleisch willig − der Geist schwach. wurden herausgeschnitten. B B. \\ B B. \ Bezeichnend für die unpolitische Bedeutung Sendung des Christentums die Inter- 1917 esselosigkeit gegenüber der Sklaverei In dieser trunkenen Schar von Schwärmern die um ganz Anfang Juni 〈vor 4. Juni〉 Habe gestern eine anderes träumten als um körperliche Freiheit − Studie von Brecht gemacht. technisch einver- Es gab nur eine Hoffnung, die auf die Wieder- standen Auch skizzierte ich die Figuren zu Bert kunftKristi , Morgen kam das Himmelreich, ist Brechts Sommersifonie 〈→ 23. April 1919; NB 2, es denn nötig frei zu sein. 〈die vorangehenden, 16v.11-13 〉. […] Brecht übergebe ich eine Skizze Brecht zugeordneten Notate kopierte Neher sich »Tänzer« und eine Ölstudie »am Wall« mit geringen Abweichungen und neben drei an- 12. Juni Gestern war ich bei Brecht Eugen Skiz- deren, nicht zugeordneten Passagen wenig später zen machen zu seinen Erzählungen ungefähr 3 unter der Überschrift Aus» meinem Notizbuch:« Stück bis Samstag 〈16. Juni〉. in ein anderes Tagebuch〉 \\ […] \ B. B \ »Wenn es keine Unsterblichkeit gäbe« − […] Auf der Fahrt 15. Juli 〈Datum unsicher〉 Sonntag: Vormittag an die Front zum 3tenmal \ August 17 \ traurig Kirche \ 10h zum Brecht. \ Nachmittag Concert. − dreimal traurig. \ hier es es ganz hundsgemein Stadtgarten. \ Nachmittag bei G 〈Georg〉 Geyer \ O Bert Brecht \ Ich glaub’ Amerika ist doch und Brecht anders. − \ […] \ Mutter Mutter glaubst du − 18. Juli Heute sah der Brecht im Kunstverein um daheim ist es besser. meine Sachen anzubringen \ Er hat folgende Skizzen: \ 1) »Trudi« \ 2) »Ernst« \ 3) »Kurt« \ 4. August Schreibe an Brecht \ […] \ 〈Briefent- »B Brecht« \ und seine eigenen B Brechtstudien. wurf:〉 Lieber Bert, \ Deinen Brief vom \ habe \ Will sehen was er damit bezweckt − wahr- tanze tanze unendlich. scheinlich nichts. 26. bis 28. Juli Brecht Ludwigsbau 〈1914 eröffnete November/Dezember Skizzen: an B. Bert Brecht Fest- und Konzerthalle mit großer Orgel im Augs- \ der Ewige Kuss. Dem Bildhauer Cas Rud Neher burger Stadtgarten〉. \ 〈Ludwig〉 Prestel Orgel steht hinten drauf vielleicht hat Bert recht \ Ist im Ludwigsbau vor Brecht \ […] \ Heute abend nicht eine gute Träne in seinem Gesicht; de ¿¿¿ treffe ichB Brecht im Stadtgarten. \ […] \ soll B Brecht wenn man ihn so darstellen würde. Brecht um ½ 7 Uhr im Eisladen treffen.

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von , Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 1917 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 1918 Kunstakademie〉 auf. Suchte Semiramis und ich mit Bert zusammen essen zusammen und fand sie zeichnete sie und schicke sie heute der gehen abends ins Theater. Gestern wurde im August Bert Brecht schreibt nimmer Geyer ißt es gibt Äpfel, Wein und gutes ausgezeichne- Sofie Residenztheater ein grüner Ka[d]kadu von schreibt auch nimmer, ich schreibe auch nim- tes Weißbrot Man wird zum . 24. Januar Versuchte in die 〈Münchener〉 Kammer- Schnitzler gegeben, eine ganz famose Groteske mer. \ […] \ Bilder erwecken manchmal Erinne- spiele beim Tanz einzudringen − \ Isenheimer 〈Arthur Schnitzler, »Der grüne Kakadu. Groteske rungen, z B erweckte heute ein Kastanienbaum Altar. Grünwald 〈der »Isenheimer Altar« von in einem Akt«〉. Bert tanzt. bei Nacht 〈→ NB 3, 4r.3-4〉 meine vorigjährige 1919 Matthias Grünewald in der Münchener Alten Bert Brecht Periode ich erinnere mich sogar ­Pinakothek; → 19. und 28. Februar; NB 3, 1. Februar Abends bei Otto 〈wohl Müllereisert〉. \ noch des Sonnenflecks im Stadtgarten mit sei- 16. Januar In der 〈Münchener Kunst-〉Akademie 42v.1-6〉 Otto beichtet. \ Nachmittags war zu Hause und ner auftrumpfenden Betrachtung über Weise aufgenommen bei 〈Angelo〉 Jank. Ich soll in die 25. Januar Augsburg. War heute Vormittag bei arbeitete, arbeitete − für mich + Bert. ich bin und Kluge. Kopfklasse gehen. Erwartete umsonst Brecht Bert. Bert sang seine Lieder und erzählte von heraußen − Gott sei dank. Anfang September 〈Briefentwurf an eine frü- 〈zum Besuch von Ferenc Molnárs Stück ›Liliom‹ seine Erlebnisse mit Bu[k]gro. Sie waren schön. 10. Februar Eine Woche wieder und ich habe mein here Bekannte, der Neher auf Heimaturlaub in in München〉. Kam nicht. \ […] ein sehr gutes Aber behagen mir nicht \ Nachmittags mit 〈Tage-〉Buch nicht gehabt. \ Kam auf verschie- Augsburg begegnet war:〉 Sehr geehrtes Fräulein! Stück bei dem Bert Br fehlte. Bugro zusammen habe sie gezeichnet. Bert er- dene Ideen. Machte das »rote Tuch« und den \ Ich sah sie Sonntag zum letztenmal. Samstag 18. Januar kam um 9h von München um 2 Tage zählte viel und sie hörten zu. Es war schön, ganz verlorenen Sohn fertig, Baals Stück ist ganz halb erwartete ich Sie und Sie kamen nicht \ B Brecht daheim zu sein. Waren im Karpfen 〈andere Les- dunkel trotzdem ereignete sich nichts beendet. \ − Nichts − Nirvana \ Lichter: Linien, wird Ihnen hoffentlich den Grund [s]meines art: in Kneipen〉 mit Bert und Otto Dort wurde 26. Januar Hatte die Idee zu einem Christophorus, dichte Streifen von Bäumen durch die Lichter Schweigens auch schon mitgeteilt haben. \ Ich getanzt. Menschen tanzten mit Menschen. Auch traf Bert. \ Nachmittags nichts − gar nichts scheinen und dann Mann und eine Frau das erlaubte es mir nicht, Sie wertes Fräulein auf der war dort ein sehr schönes Orchestrion 〈→ NB 3, 27. Januar Mit Bert im Schnellzug nach München, Weib. Adam und Eva. malen. \ der Laternen an- Hauptstraße anzusprechen. […] Sie entschuldi- 23r.17〉 das imme ein Bild hatte und immer schön. Bert faßte im Zug die Idee zu einem zünder: \ Baal groß gen mein Schreiben, aber ich glaube, [s]Sie wer- wieder erleuchtet wurde und auf dem es blitzte Roman, der ihm 10 000 M eintragen solle. Er 13. Februar Die halbe Woche vorüber. Es hat sich den [die]den Briefe von dem, der [s]Sie gerne und die dunkle Wolken zogen immer zu seiner brauche das Geld notwendig sogar, sehr sehr viel ereignet. Der verlorene Sohn ist fertig ge- noch einmal gesprochen hätte lesen. \ Ich bitte Zeit. Wir kamen auf die Idee von den »Wolken, notwendig \ Abends sprachen wir von Heda worden ich fange mit Baal an der mir mißlingen Sie, schreiben Sie. \ […] \ Entschuldigen Sie die alle tausend Jahre wiederkehren« ein roter Kuhn 〈Hedda Kuhn, Medizinstudentin〉, Bugro, Bi will. Bert hat seinen Spartakus fertig 〈→ zu NB 2, meine Aufrichtigkeit und seien [s]Sie meines \ I Himmel mit dunklen Wolken, und roter Erde. 〈Paula Banholzer〉 und von seinem Roman, wir 15v〉 wir umarmten uns und ich gratulierte ihm. \ Ich danke Ihnen für die Zusammenkunft. \ Ihr Dann wenn die Sonne so weit abgekühlt ist daß stolperten bei Schnee dem Stachus 〈Karlsplatz〉 wir rauchten auf unsern Ruf eine Zigarette. Casp RNeh. sie nur mehr rot erscheint nur mehr rot den zu und sahen, sahen sahen; suchten Tanzlo- Zeichnete in den Brief 〈Brechts〉 an Bi einige ganzen Tag von früh bis abends und wo Bäume kale auf und wollten Walzer lernen. Denn bis Skizzen 〈→Abb. 1, zu NB 2, 15v〉 […] Bert und 30. Oktober Urteil 〈einer ungenannten Person; am und Erde nimmer grün sind sondern braun Montag 〈 für den Semesterabschlußball bei Artur ich sind oft zusammen, immer wenn wir Zeit Rand ergänzt: St. E.〉 über Berts: Ballade zu den und violett. Ohne Menschen und Tiere nur Kutscher, Theaterwissenschaftliches Seminar der haben; es ist ganz wunderbar schön so allein Seeräubern. […] Man muß in einer Schnaps- Vegetation, Vegetation in ihrer Wiederholung Universität München; → zu NB 3, 6v.14-17, 19v.1, zusammen zu sein. ich ma er erzählt seine Äs- stimmung sein um d an dem Lied gefallen zu von tausenden von Jahren mit Wolken, die alle 19v.10-21r.9〉 müssen wir es beide können thetik und ich opponiere. \ Es wird wärmer jetzt finden.[…] Es sei so als hab er nur den Sherlock Tausend Jahre, di jedes tausendste Jahr wieder- 28. Januar Mit Bert zusammen in Kutscher 2 × die Kälte hat nach gelassen und man ist körper- Holmes und andere Schundromane gehört und kehren. Sonne wie Planeten, hart wie das Gesetz gegessen − man denke sich 2 × zu Mittag »ge- lich frischer unternehmungslustiger. Morgen gelesen. Der ganze Aufbau weise darauf. Im sie kommen und gehen − jedes tausendste Jahr, speist« mit vollen Bäuchen zogen wir in die wollen wir in den Simplizissimus 〈Redaktion des übrigen sei es eine Unverschämtheit, das eine zeitlos und doch Zeit. Holzstraße und suchten Hedda \ Es war nichts »Simplicissimus. Illustrierte Wochenschrift«〉 ge- Ballade zu nennen; wenn man könne es doch 19. Januar Abend bei Gabler 〈Treutweinsche Gast- los − rein gar nichts nachmittags ging ich in hen und »das Volk« u. die rote Standarte 〈Bilder bei weitem nicht mit einer solchen Bürgers oder wirtschaft, Am Vorderen Lech 〉4 \ Sofie Renner die Schule und abends war ich im Physikum Nehers〉 hinbringen. Will sehen was daraus wird. Herders vergleichen. Nicht dran zu denken, es und die beiden Beiacker kamen. Es war schön und im Theater es war ein Strindberg Abend: Auch will Bert seinen »Himmel der Verlorenen« ist gut daß der Mann Medizin studiert, mit sei- sie waren in Männer kleider und in Uniformen Paria und darauf folgend der Gläubiger 〈August 〈wohl das Gedicht »Der Himmel der Enttäusch- ner Kunst käme er nicht weiter. und beinahe betrunken. Ich küßte Sofie und es Strindbergs Einakter »Paria« und »Gläubiger. ten«, → zu NB 2, 12v.9-14r.19, NB 3, 23r.17〉 mit war schön. Sie sprach von Semiramis und ich Tragikomödie«〉 Einiges gefiel mir. Der Stil die einer Zeichnung von mir unterbringen. 29. November 〈auf dem Rückmarsch von der fran- werde Ihr ein Bild von den hängenden 〈nicht Mechanik de aber vieles gefiel mir auch nicht. 14. Februar Tagesordnung. […] \ ½ 6 zu Bert […] zösischen Front Einquartierung in〉 Beuren am fortgesetzt〉 Wir suchen tanzen zu lernen. Alles konzentriert 15. Februar Bert und ich trafen uns bei dem Ried. \ Ich bin wieder in ein Haus geraten wo 20. Januar Bert B fuhr mit Schnellzug 〈nach Mün- sich auf den Kutscher abend. Am Montag. Bert kranken Otto 〈wohl Müllereisert〉, der beinahe es dick und voll zu fressen gibt. Fressen sag ich chen〉 herüber, ich traf i〈h〉n abends, vielmehr kann bereits tanzen. im Sterben gelegen wäre, wären wir nicht ge- Euch Man wird förmlich heraus gemästet, man suchte er mich beim AbendAkt 〈Zeichenunter- 29. Januar bin den ganzen Tag beschäftigt auf der kommen, denn er stand Sonntag schon wieder stopft was hinein geht. Gräulich. Man trinkt und richt bei Max Mayrshofer an der Münchener Akademie und in der Bibliothek sonst komme auf. Bert erläuterte seine Theorien, sprach von

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1918-1919 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 unserm »berühmten« Klubhaus und war wie- ich dachte an Baal und machte mir aus Umgang Mandragola 〈Niccolò Machiavelli, »Mandra- hatte in der Nacht vorher sämtliche Läden in dereinmal Ministerpräsident. Er sprach von So- nichts und fraß wie Baal; da sahen wir im Salon gola«, Komödie in fünf Akten〉 […] ebenso das der Bürgermeisterfischerstr undBahnhofstr er- zialismus (Spartakismus) sagte folgenden guten der Tante eine kleine feiste Buddha Artige figur, ein neues vom Schnitzler der tapfere Kassian brochen und beraubt − es war geschossen wor- Satz: Der Sozialismus wolle nicht die Füße der die lachend ihren Bauch hielt übrigens ein ganz 〈Arthur Schnitzler, »Der tapfere Cassian«, Pup- den − sonst war nichts los. Eine Menge Leute, Leute auf ein gleiches Niveau bringen, sondern ausgezeichnetes Werk »Da«, rief mir Mutter zu, penspiel in einem Akt〉. die sich die Revolution ansahen mit dumben nur die immer die Köpfe der Leute, so daß es da hast du ja schon wieder »deinen Baal« ja, 21. Februar Eisner ermordet. \ Wo und was Kurt Gesichtern. \ […] \ Nachmittags noch im in der dann Unbedingt nötig wäre die Köpfe Füße der- sprach ich siehst du überall trifft man etwas von Eisner war sieht man jetzt, so wurde seit Men- Stadt suchend − nichts findend. ich trafBert mit selben einzuscharren. − Baal. schen gedenken noch kein König begraben, seinen Freunden und schloß mich seinem Ge- 16. Februar Frühstück bei Gablers George 〈Georg 19. Februar Isenheimer Altar 〈→ Tb N, 24. Januar, solche Ehre wurde seit Jahrzehnten keinem folge an \\ Großer, unendlich langer Zug − un Pfanzelt〉, der neue Lieder komponiert hatte, Tb M, 28. Februar; NB 3, 42v.1-6〉, der scheints zugewiesen. Der ganze Tage ist mit Eisner auf- Trauerzug für Eisner und »gegen die Reaktion. selbige aber absolut nicht vorsang, Bert sang mich sehr großen Eindruck auf Mutter machte. gefüllt \ […] \ Eisner ermordet. Tot, ließt man. Tafeln mit Worten bemalt trugen die Leute, die seine Lieder und eines von 〈→ zu NB 3, Am besten gefiel ihr das Samt[g]kleid in der − Das Vermächtnis Eisners − Rache für Eisner sie selber nicht verstanden. \ […] \\ ½ 4h bei 41v.7-9〉. Wir tranken Schnaps es war schwül, Verkündigung \\ Abends die Mutter zur Bahn. \ nieder die Bourgeoisie. − \ Eine ungeheure Bert. Ich malte Bilder zu seinen Liedern m Mori- die Sonne schien und wir gingen auf die Haupt- Es waren schon viele Leute versammelt vor dem Menge Menschen zusammengeballt eine Masse tatenbilder zum Singsang in den Kabaretts und straße trafen Bukro mit Papa. \ Gingen nachher Fernsprechpala und Telegrafenburau am Bahn- die Zun zunimmt ein ganz gewaltiger Stromm Kneipen \\ Wir gingen fort. Besuchten Otto und in die Wohnung und bestellten sie für Samstag hof.\ Spartakus besetzte das Gebäude wurde von der s¿¿ Wasser, immer mehr Wasser aufnimmt gingen spazieren auf der Hauptstraße und Es 3h vergesse es nicht, mein lieber, zu Bert. \ Nach- dem Leibregiment 〈Königlich Bayerisches In- \ Eisner tot. Mit dem Revolver in der Hand gingen viele Leute, die sich die Revolution an- mittags mit Georg Geyer im Biberpelz 〈Gerhart fanterie-Leib-Regiment〉 aber wieder vertrieben. wurde der Pfarrer in der Paulskirche gezwungen sehen wollten […] viele, alle, jeder ging um des Hauptmann, »Der Biberpelz. Eine Diebskomö- Es fielen mehrere Schüsse. Einer soll getötet die Glocken zu läuten. Eisner tot. Welcher ge- Mordes willen auf die Straße. […] \\ Dann aufs die«〉, an und für sich ein sehr gutes Stück, aber worden sein. Schöne Bilder, wie die Zurückwei- waltige Spalt bildet sich zwischen: Reich + Arm Rathaus. Automobile sausten herum und luden eine mittelmäßige Nachmittags-Vorstellung. \ chenden vor den ersten Schüssen in Aufregung zwischen Kapitalismus und Spartakus wo jetzt Soldaten mit Gewehren aus es war ein ungeheu- Im übrigen Bugro, Bugro. Sie wird fahler, blaßer und Hast ums Leben. alles dringt nach allen Sei- die Kopula das Bindeglied fehlt. \\ Wir waren res Leben und Treiben. All Wir suchten einen lauter verwischter ihr an und für sich hübsches ten die sonst kompakte Masse scheint auseinan- d. h. Bert und ich am Bahnhof sahen zu, wie Ausweis, um nach der Polizeistunde ausbleiben Gesichtchen wird fahl sie wird zur Dirne schade der zu stippen sie kann schwer, man sucht Dec- sie einen Waffenladen stürmten eine Menge, zu können, unmöglich, rein unmöglich. schade, besser viel besser wir machten sie zur kung alles bietet Deckung und beklagt sich über die Blut sehen wollte Blut − Blut − Blut \ die 23. Februar Revolutionssonntag. \ Ich ging nicht Hetäre 〈in der Schwabinger Boheme verbreitetes die Gemeinheiten eines niederträchtigen Volkes noch nicht genug Blut getrunken hatte Blut. \ in die Kirche. \\ […] \ Er 〈Georg Geyer〉 ging mit Weiblichkeitsideal; → Franziska Gräfin zu Re- Es ist alles ganz ungeheuer schön. Dummheit Scheiben, große schöne teure Scheiben wurden mir spazieren bis ich ihn um 11h verließ um zu ventlow, »Viragines oder Hetären«, in: Zürcher ist schön \\ Abends traf ich Bert: er erzählt von mit den Füßen eingetreten und Waffen heraus- Gablers zu gehen. Dort traf ich Bert und Herrn Diskußion 2, Nr. 22 (1899): »Die Hetären des einer langen Reise 〈mit Paula Banholzer, die er geholt: Waffen − Nieder − Waffen Bürgerkrieg− Hack 〈Heiner Hagg〉. \ Bert erzählte von seiner Altertums waren freie, hochgebildete und geach- für mehrere Monate nach Kimratshofen brachte, \ Am deutschen Theater war Versammlung Selbstbeherrschung, von Selbstbeherrschung tete Frauen, denen niemand es übel nahm, wenn denn ihre Eltern wollten vermeiden, daß ihre der Bauern- und Soldatenräte: Reden wurden und Nerven überhaupt. Es jammert seiner um sie ihre Liebe und ihren Körper verschenkten, Schwangerschaft in Augsburg bekannt würde〉 gehalten. Wir − Macht − zusammengeballt − Bie; Er liebt Bi: er hat Angst um die Hetäre an wen sie wollten und so oft sie wollten und die von Müdigkeit nach 3 schlaflosen Nächten. Alles Bürgertum − wir − unterdrückt − geknechtet − 〈→ 16. Februar〉 Bi. Hoffentlich hoffentlich gleichzeitig am geistigen Leben der Männer mit ginge gut. Bi sei fröhlich und vergnügt und alles Kapitalismus − Vorräte − Essen − Essen − Essen kämpft er den Kampf durch und ich will ihm teilnahmen. Das Christentum hat statt dessen sei schön. und − hungern − Kapitalismus 〈→ NB 3, 31r.1-14〉\ 7h helfen wo ich kann; bald darauf gingen wir. er die Einehe und − die Prostitution geschaffen.«; 20. Februar Besuchte nach dem Essen Bert, der Polizeistunde ich ging heim ging zu Herrn Dr Banholzer und Hack und ich → 23. Februar, 2. April〉. mich zu gleicher Zeit für den Abend eingeladen 22. Februar 6h auf. Warum? Ja, ich mußte früh auf, gingen heim. \\ Nachmittags ging ich sehr bald 17. Februar Mutter 〈die Neher in München be- hat. Bi hat mir nämlich Würste geschickt, die ich weil ich Fräulein Geyer 〈Georg Geyers Schwe- zu Georg […] \ Wir fanden u. a. ein Adagio 〈von suchte〉 war enttäuscht von meiner Kunst; von mit Bert zu Abend aß. Ich schrieb einen Brief an ster Lisbeth, die ebenfalls in München studierte〉 Johann Sebastian Bach〉 das zu einem Vorspiel meiner so überaus häßlichen Kunst sprach ihr Bi und mußte von Bert manches dazu schreiben: abholen mußte, die mit mir nach Augsburg sich sehr gut eignen würde. − nämlich zu Baal. unbedingtes Mißfallen aus drüber sagte unter Bert selbst ist herunten in den Nerven. Er lernte fahren wollte. […] \ Es war Gott sei Dank ein \\ […] ich ging heim telefonierte Bert, der sehr anderem wenn man etwas gebe, müße man mir das Guitarrespielen und sang seine Lieder Schnellzug und aus Zufall trafen wir Bert. Er kurz angebunden war am Telefon und sprach etwas veredelndes geben, w etwas woran man und Lieder von Wedekind. Es war sehr schön entwickelte seine Politik und unterhielt uns i〈h〉m von meiner Abfahrt. seine Freude habe und nicht seinen Verdruß, den ganzen Tag mit Bert zusammen. Bert ist ausgezeichnet. Wir lachten − trotz der ernsten 26. Februar Früh auf, besuchte Bert um 9h mor- etw nicht woran man sich ärgere, wenn man es aber oft auch sehr sehr aufgeregt. Und hastend. Lage − in einem fort und die Stunde war bald gens und war mit ihm fast den ganzen Tag ansehe. Vielleicht hat sie recht, ich glaube aber Abends gingen wir zusammen ins Theater. \ Es for vorüber. \ Dann kamen wir hier an − es war beisammen. \ Es war sehr schön. \ Wind ging immer noch, daß ich auch mit meiner Kunst war in den Kammerspielen. Es wurden 2 ganz kein anderes Bild wie in München höchstens leichter Wind aus Süden, der die dicken Wol- etwas veredelndes gebe. \ […] Dann aßen wir, ausgezeichnete Stücke gegeben Machiavelli, schlimmer − ärger − und harmloser. Raudis kenballen über uns wegtrieb. schon in aller

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1919 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Frühe ging es hinaus auf die Teresienwiese, die wegung, ein großes gelbes Plakaat. \ Dann in machen zu können. \ […] dann heim und zu voll von Menschen war, um sich dem Zug, Kurt Totentanz. \ Strindberg. \ […] \ heim − allein. Bert der seine Lieder seine seltensten Lieder, Eisners zu Ehren anzuschließen. Alles war ver- Bert und Bi gingen auch heim − allein. die ich noch nie gehört habe vorgesungen hat. treten, alles alle, die, die große Idee Eisner sahen Sie waren sehr schön und es war ein ru[g]higer und erkannten […] \ Bert entwickelte groß den 1. März Wir gingen spazieren Bert und ich, nach- schöner Abend. \ Jetzt daheim. Ich warte auf Unterschied zwischen Kunst und mir zwischen dem Bi fortgefahren war an der Isar entlang. Bert Ereignisse. Es muß sich etwas ereignen. \ Hof- mir als Mensch und meiner Kunst er behauptete hielt Vorträge über meine Kunst und gestaltete fentlich. ich müsse stärker vitaler kantiger und tiefer unsere Zukunft. Wir dachten uns sofort weit 6. März Nachmittag mit Bert in den botanischen werden, ich muß auch wieder anfangen an mich weg und sprachen von Ruhm und Geld und wir 〈Garten in München〉. Blauer Himmel über uns selbst zu denken. man verausgabt sich man ist Bert sagte von meiner Kunst, Ich müsse mehr und Wolken, die zerfetzt vom Wind getrieben in kurzer Zeit Wrack. und nimmer leistungs- Psychologie machen, wenn ich die Farbenpe- in¿¿ wilder Eile vor uns flohen \ Wir sahen fähig. \ Dann gingen wir heim d. h. zu ihm riode hinter mir hätte und er leitete alles her Tropenpflanzen, Palmen und OrchideenSumpf - hinauf, Glocken läuteten und Karabiner wurden scharf, wie es kommen müsse. Dann ging er auf pflanzen und Fruchtbäume Bambus gräser abgefeuert. Es wurde in der ganzen Stadt wie einen Sprung zu mir und ich zeigte ihm meinen und Farne \ und am schönsten, wenigstens für wahnsinnig geschossen. […] \ Dann zeichnete neuen Baal, der ihm sehr gut gefiel sonst ist alles mich die Kakteen. Der Die Oase in der Wüste. ich Baal […] \ Baal mißlang. \ Baal ged Dann zu so sagte er nur der Raum. \ […] traf Bert um Wunderbar. Bert brachte mich auf den Einfall: Elise Geyer wo Bert seine Lieder vorsang es war 5h beim Otto. […] \ Abends am Lech. \ Spät. das zum Hintergrund meines »Adam und Eva« sehr schön, sie wallte auf und sie war innerlich schöne Sterne glitzerten durch das Dunkel hohe zu machen, was ich nun auch tun werde. […] gerührt und zeigte Reue über ihr Leben viel- Bäume ringsum und immer der Rrauschende \ Bert sprach über mich: \ In mir sind zwei leicht man konnte nicht wissen, über das was sie Lech. Es wurde geschrien aus voller Brust ge- richtungen: die eine Gefahr werden können 1. alles versäumt. das da. \ Dann ging ich heim \ schrien ganz unglaublich geschrien. man nannte in der Kunst: Architektur und Psychionomik. \ Zeichnete und zeichnete Baal Groß der ebenfalls − Bert nannte es Duell singen − es löste Stim- als Mensch schadet mir nur mein Pflichteifer, mißlang Morgen versuche ich es von neuem mung aus ohne Zweifel und tat wohl einmal mit mein Eifer jeden Tag etwas zu machen ich sei und solange von neuem bis er gelingt. der Natur zu händeln sie zu meistern ja es war Spießbürger noch sehr Spießbürger ja ich gebe 27. Februar Bald auf. ich arbeitete an Baal Baal schön. um ½ 10h war Polizeistunde man mußte Abb. 2 Caspar Neher, Baal stehend mit Gitarre; Feder, es zu ich bin zu sehr Spießbürger \ Ich habe eine gelingt vielleicht jetzt; ich mach den Kopf schon leider schon früh daheim sein. Bleistift, 28,8 × 21,3cm (Deutsches Theater­museum, sehr große Portion von Neid. Das habe ich von mindestens zum 10ten mal und immer noch 2. März Bummel mit Bert. Machten abends aus z München, III 8250/51) meiner Mutter, ja ich muß den Neid bekämp- nicht ganz Baal. \\ […] \ am Baal gearbeitet. im- einen Teenachmittag aus bei Gabler. \\ […] \\ fen warum Neid haben. Man muß sich freuen, mer beschäftigt es kommt nichs dabei heraus.\\ Tee. \ Es waren verschiedene Damen da […] \\ freuen objektiv, sich wegen der Sache willen Dann zu Bert bei Bert Tee getrunken Bi, schenkt abends daheim \ las Vater Berts Lieder vor dem wie man durch Kunst Schaden anrichten kann. freuen. Der Gegenstand an sich. Nicht Neidig aus es war sehr schön hier mit zu dritt, am sie al meistens gefielen. Eine Behauptung wie die: Alle Menschen sind sein weil der Gegenstand mich nicht persönlich Abend begann die Sonne zu scheinen und wir 3. März Nachmittags Jagd nach dem Ruhm 〈viel- gleich ist gerade so unwahr 〈andere Lesart: un- berührt, ja ich erkenne es. \ Zum andern. \ ein gingen zu dritt spazieren. \\ […] Plakatentwurf leicht Anspielung auf das gleichnamige Theater- recht〉 wie 2 Ochsen oder 2 Kühe nicht gleich Zeichen von Feigheit \ Ich frage sehr viel. ich für Spartakus und zu gleich Buchentwurf \ Spar- stück von Eugen Tschirikow〉, der aus Angst vor sind, se[l]elisch wie physisch. beides. leider sind frage oft Sachen, die mich eigentlich gar nichts takus ist sehr gut, ausgezeichnete Objektivität uns beiden gewaltigen überall zurückwich. die Menschen eben nicht gleich deswegen ist ja angehen und die mich bei Menschen verhaßt. die ganz enorm ist 〈→ zu NB 2, 15v〉. 4. März Traf um 12h Bert und ging mit ihm zum der Kampf. Wären die Menschen gleich zu was machen. Ich bin neugierig ohne eigentlich an 28. Februar Neue Ideen, neues Erlebtes. Kein Weib, Mittagessen \ Dann heim. Bert will ein neues bräuchte man den Sozialismus. Zu was − dann der Neugier etwas Gescheites zu bekommen. \ O Bi, Bert − Bert − Bert, wie beneide ich dich Drama schreiben: David und Bath-Seba: Absa- wäre Sozialismus Spielerei Zeitvertreib. gleich- Feigheit ist es weil ich Angst habe nicht da in um Bi. \ […] \ Wir gingen in Theresienstraße in lom 〈→ 13. März, NB 3, 12v-13r〉. \ und eines berechtigt und gleich sind Unterschiede. \ Wir das die Person des betreffenden eingeweiht zu die Volkskneipe so voll von Kraut und Grütze, von Tchingischan. […] \\ Baal ist gelungen. \\ gingen nach dem 2. Akt. es verdirbt einem den zu werden. \ Zum andern: Hochmut das jetzt daß es einem bald ekelt. Schön ist das leben, Abends Maxim Gorki’s Nachtasyl, das ein ganz guten Geschmack. setze ich selbst hinzu Bert sprach nicht darüber: auch bei Kraut und gelben Rüben. \ Nachmittags gewaltiger Schmarrn ist eigentlich eine unver- 5. März 10h zu Pirchan 〈Emil Pirchan, Bühnenbild- \ Hochmut oft grenzenlosen Hochmut, warum? Karten in den Totentanz 〈August Strindberg, schämtheit in doppelter Beziehung 1. Menschen ner am Münchener Residenz-Theater; → 21. Juni Ja fragt mich nicht ich bin sehr hochmütig »Totentanz«, Teil I; am 17. März besucht Neher von Geist solche Phrasen und leere Sätze vor- 1919, 31. Januar 1920〉, den ich auch persönlich manchmal grundlos und ohne überhaupt zu Teil II〉 geholt und dann zu Bert und Bi er war zuplaudern (man könnte sofort das Gegenteil gesprochen habe wegen TheaterZufuhr maler wissen warum Hochmut aber grenzt an Dumm- ruhig und wir sprachen von der Zukunft und von ihnen beweisen) \ 2. Menschen ohne Geist u. sw. ich bat ihn mich als Volontär in den Som- heit. \ Ich bin dumm \ Schmeichel \ Ich höre Spartakus 〈→ zu NB 2, 15v〉. \ Abends heim. \ so anzulügen. \ Ein Musterbeispiel von ganz mermonaten aufzunehmen. Es ist unbedingte gerne Schmeichl〈e〉r du mußt wissen: \ Jeder, ¿¿Sehe Aufforderung gegenspartakistische Be- schlechter Volkserziehung ein Beispiel, Notwendigkeit um selbst einmal Entwürfe kein Mensch spricht zu dir die Wahrheit. Die

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1919 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Alle Denken ihren, den wichtigeren Teil. Wer 〈andere Lesart: Luft〉 und die Sprache ist schön. Stadt Wien \ ha! − ha − ha! \ Doch hinterher − 〈→ zu NB 2, 15v〉 haben ¿¿¿ er hatte es aber nicht mich lobt und viel spricht von meinen schein- man kann sie hören hats! 20 M gekostet. Jupiter mit seinen 4 Mon- da. − Ich solle einmal hinschauen. bar guten Sachen schmeichelt mir. Ich frage 11. März Bert kam nach München es war schön. \ den − Man denke sich der Kerl hat 4 Monde. \ mich: hörst du sie gerne. \ Zorn und Jähzorn \ Nachmittags Akademie Abends im alten: guten Wieviel Monde werde ich haben. Ha! du du sag 2. April Eine Woche dazwischen \ Es hat sich viel Eigensinn das alles alles muß ausgemeißelt aus- \ Marquis von Keith 〈Stück von 〉 es mir bitte? ereignet − sehr viel[.]− \ Unterdessen bin ich geglättet werden. Arbeite arbeite. Gib auf jede 12. März Abends traf ich Bert, er arbeitet arbeitet 20. März Heim und gezeichnet. Am Bild XXX. Un- von meiner Hausfrau 〈Frau Pellok, Vermieterin〉 Regung deines innersten acht. \ und seh zu: \ in einem fort. und ich schäme mich − schäme benennbar »Paisus« nenne ich es. \\ Bert kommt hinausgeschmissen worden 〈wohl wegen Damen- Beherrsche dich: sei ganz deiner selbst Herr in mich sehr. \ denn ich tue nichts. ¿¿ \\ Gang mit ihm gefällt es. − schöne Leiber − Leiber − Leiber besuch auf seinem Zimmer; → 15. und 19. Mai〉. jeder Situation und dann kannst du als Künstler Marle 〈Arnold Marlé, Schauspieler an den Mün- \ Oh ich liebe die Leiber über Alles. − Bert Bert \ Trudl Dechant ¿ein Weib. Jedes Weib ist Dirne etwas leisten und dann leb kannst du den Weg chener Kammerspielen〉 \ Bert ging mit Marle gelt du auch? − \\ […] \\ Bert meint: \ Er habe Stumpfe Weiber zu Hetären 〈→ 16. Februar〉 Nur zur Kunst betreten. \ Sei objektiv. Betrachte die und ich stolperte hinterdrein \ sie gingen rasch Angst, wenn er mir beim Malen zusehe dann Sinnlichkeit − einzig und allein Sinnlichkeit. Sache immer um der Sache willen. \ Lese aus und es war schön. Marle ging rechts links Bert glaube er immer ich kann mit meinem nächsten Sie sagte sie könne ohne mich nicht leben aber oft. Und: \ kämpfe. \\ Ich habe schon Mut \ aber rechts. Es war wieder ein Ereignis in unserer Pinselstrich das ganze Bild verbatzen − der Pes- − ha! ha! \ Bert ist im Zorn, ich weiß nicht nicht den Mut, der proportional der Geschwin- Kunst. simist \ Er hat Recht. \ Schon meine Mutter hat war­um, wahrscheinlich hat er Angst um mich, digkeit wächst über die Gefahr: − dein Mut ist 13. März Abend zusammen: \ Wir wollen heute mir als kleiner Knirps immer Einhalt geboten, wie ich mein 1. Mensch hat um den 2. Angst. \ immer da wo Gefahr ist, wo keine Gefahr da noch nach Holzhausen und wollen fröhlich sein immer hat sie sagen müssen, halt, halt es reicht, Herr bring mich durch. kein Mut − Immer 〈muß〉 der Mut größer sein − \ aber es regnet. \ […] \\ Baal ist fertig \\ Er nichts mehr, sonst ists rein sonst ists verbatzt. 12. April Samstag: In Augsburg. Umgezogen \ 14 als das zu bekämpfende Objekt \ der Mut muß wurde sehr gut. Die Hand die Hand eines in- ja es scheint, daß ich diesen Fehler noch nicht Tage sind seit meinen letzten Aufschreibungen sein wie eine Feder, die sich dehnt, umso mehr telligenten Menschen, kantig, kräftig und doch ganz los habe und es scheint, daß ich als emp- vorüber und es war viel zu viel um dies alles Kraft entwickelt, je mehr sie belastet wird. zart, sein Stiernacken und sein gescheites Raub- fundene primär hingesetzte Eindrücke nicht ins aufzuschreiben. Bert ist mir feind: »So ist es« 7. März Zeichne und bringe nichts zusammen. tiergesicht. Baal ist bös Baal ist stark wie ein detail kenne. Schade um mich und meine Kunst. sprach er heute: 〈»〉all seine St vermeintliche Arbeite an Baal Baals Entwurf ist fertig und ent- Zuchtstier. \\ Das nächste Bild wird Meine alte \\ […] \\ Abendhimmel \ Sterne − drunter Jupi- Stärke ist Schwäche und alles was Kraft an werfe Adam und Eva. \ Ich habe große Lust in Komposition: »Der Sturz« \\ Dann bereitet man ter mit seinen Planeten − der uns 20 M gekostet ihm schien w ist Schwachheit. Er kann nicht Öl zu malen. \ […] \ Abends holte ich Bert von sich auf die Figuren ¿ in »Der König David« hat das vergeß ich ihm nie mehr − Bert und ich zu mir gehören und man kann nur mit ihm Medea ab dem diese ausnehmend gefiel und für 〈→ 4. März, NB 3, 12v-13r〉 vor. \\ […] \\ Abends lachen. geschäftlich verkehren. Seine Freunde erkennt den ich Grillparzer rettete. \\ Heim 〈im Zug nach zusammen. im Kafé Wien, wir sahen Demi 21. März 〈in der Galerie〉 Kaspari: Bert über Ernst \ man nicht nur im Unglück sondern auch im Augsburg〉 im gepolsterten Wagen − heim. \ wir monde. und sehr schlechte Demi monde. \ Wir Bert sprach über den Ernst in der Kunst. − ne- Glück.〈«〉 Ich aber prägte den selben Satz un- saßen gut und ein origineller Mensch sprach sprachen von unsern Bedienten und träumten benbei ich verdanke Bert alles − alles \ Er macht ter den ähnlichen voraussetzungen und e[s]r und geißelte Poitik. sprach über jetzt früher und von der Zukunft von der großen schönen Zu- mich auf das Große in der Kunst aufmerksam war falsch, weil meine Voraussetzungen falsch über die Zukunft. kunft und ist nicht zufrieden mit mir schade \ ich waren, denn Bert handelte nicht aus Egoismus, 8. März Abe Nachts [i]an den he Ufern des Lechs 14. März Mit Bert zu Mittag gegessen Wir aßen arbeit an dem »Sommer« Er gefällt mir nicht sondern, wie er sagt aus Freundschaft.ist han- mit Orge 〈Georg Pfanzelt〉 und Bert. Bert sang unsere Omeletts die so sehr geliebten \\ Bert mehr obwohl er noch nicht fertig ist. Schade delt er aber aus Egoismus, so habe ich recht: Wir sein Lied von R. Neher Cas. 〈wohl »Caspars Lied fand Baal gut. S Er gefiel ihm sehr gut. \ Dann aber es ist so − \ Abends Atelier Fest 〈→ NB 3, gingen aus einander, wie wir zusammengekom- mit der einen Strophe«〉 vor und dann impro- nahm ich ihn mit ich ins Atelier und zeichnete 8r.3〉 bei Hanne Wenz und H. Eglseder \ Es war men waren. visierten wir Arien. \ Wir sangen und schrieen ihn. \ es mißlang sagte er und war ärgerlich. er schön und es gefiel mir hoffentlich kommen 13. April Heute wird mein Geburtstag gefeiert mir daß uns die Ohren gellten sprach von Akademie-Technik u. sw. ich fand es bald − bald ebenso schöne Tage. \ Bert sang gut geht es gut. \ in fr der frühe arbeite ich an Köp- 10. März In aller früh nach München. Es war sehr nicht schlecht obwohl − − − − − und amüsierte sich gut. schön Tanz. ge es wurde fen versuchte 2 × Vater zu machen und mißlang schön − Schnellzug nein Personenzug − \ Im 16. März Abends bei Bert, der die Rahmen bestellt nicht getanzt. gesungen und vorgetragen. ¿ dann arbeitete ich an Berts Baal. Und zwar der übrigen meine ich: \ Hüte dich vor Aphorismus hatte. Georg begleitete mich ich holte die Rah- 26. März Mit Karl 〈Hartmann〉. \ […] Schade, daß Tod Baals, der auch mißlang, ich will ihn mor- cave canem! \ Hüte dich. \ Hüte − dich \ vor \ men. Karl gar keinen Sinn für tiefere Bildung hat, gen nochmal machen, hoffentlich gelingt er. Aphorismus \ Aphorismus ist Barock \ Aphoris- 17. März Abends in Toten[z]tanz II 〈→ 28. Februar〉 das habe ich vom Vater und mein Gemüt von 14. April Bei Bert nachmittags. […] \ Abends bei mus ist Schnörkelwerk \ Aphorismus spaltet \ Ganz wunderbar. \ Ganz ungeheuer wunder- Mutter, ¿ war heute mit Bert zusammen und Otto und Bert. Zeigte die Bilder, die gefielen spaltet den Künstler in 2 Teile in den Künstler an bar Steinrück und Durieux 〈Albert Steinrück war froh. Es ist sehr schön gewesen. \ wir stell- und gut ¿aufgenommen wurden. sich und den Menschen an sich \ Cave!!! \\ […] und Tilla Durieux, Schauspieler am Münchener ten fest, daß Bert unbedingt ein Genie wäre und 15. April Zeichnete »Baal in seiner Kammer« nach \\ Abends wurde »wie es Euch gefällt gegeben.« ­Residenz-Theater〉 Steinrück schreit schreit, sein ich auch. wir glauben an unser Genie. wie an Holzschnittart 〈→ Abb. 3〉 will das ganze in Holz- Es war sehr ¿¿¿ sehr gut Sheakspire bleibt lebend Geschrei aber tut wohl. den Strohhalm des versinkenden. \\ Abends bei schnittart herausgeben will sehen ob es gelingt. seine Vitalität ist so gesund, daß sie einen heute 18. März Bert da: 〈nicht fortgesetzt〉 Marlé \ der sich eben abschminkte und abgip- Hoffentlich. noch ergreifen kann die Personen haben Lust 19. März Abends zusammen ins Kaffee− Hotel ste. Ich wollte das Manuskript von Spartakus

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1919 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 20. April Kanonendonner weckte mich auf. \ beleidigt hat. : daß er − Bert nämlich, nicht an Georg sieht Seiltänzer gern die das andere war Ostern! \ Man glaubte kaum das es Ostern sei seinem Leichenbegängnis dabei sein will. Kitsch. Überall frägt eben der Mensch nach Kön- weiße Garde gegen rote Garde \ Kampf. Bruder- 23. April Es geht gut. \ Arbeit: Körperliches \ nen, Können Dort waren Kullissen (nebenbei), krieg \ Es melden sich viele Auch Otto ist dabei. Dann kamen Bert und Georg und besuchten die die Truppe wahrscheinlich selber gemalt 21. April Spartakus kämpft noch in〈 den Augs- mich. \ Bert sprach von Spartakus 〈→ zu NB 2, hatte sie erinnerten an den Expressionismus der burger Vororten〉 Oberhausen und Lechhausen 15v〉 und Baal 〈→ zu NB 3, 4r.3-4v.1〉 von seiner Kammerspiele. Hier wirkliche Naivität. dort von und hält sich. \ Es ist schön − schön, unend- Bibel 〈→ zu NB 3, 20r.1-4〉 und Sommersifonie schreibern gezwungene Naivität. Nichts besseres lich schön \ Bert besuchte ich, de ich konnte 〈→ Anfang Juni 1917, 1. Januar 1920; NB 2, 16v.11- wollen. Hier der Ernst der Sache, dort das Lä- mich einige Zeit mit ihm unterhalten und wir 13〉 und war gut gelaunt. Im Eisladen: er zeigte cherliche Und beides ist Kunst. sprachen von Kunst und über Politik. Baal wird meine Bilder demr Badnerin demr sie sehr gut 4. Mai bei Bert: Bert ist immer gegen mich der, fertig und gedeiht. Er ist schön. \ Baal tanzt Baal gefielen nur meinte sie beiBaals Choral: Er sehe der er war. \ Ich werde ihm einmal meine Sa- frißt Baal \ verklärt sich \ Es wird hin und her aus wie der Tod: Das muß noch geändert wer- chen zeigen müssen »das Leben eines Junggesel- geschossen. Granaten explodieren an Häusern den. Hier wird Baal zu gewagt, zu sehr grotesk len u. s. w. der Neger. \ […] Abend: Plärrer. Lich- und Vater meint ich sollte mich freiwillig zur um noch für Ernst genommen zu werden. Auch ter. schön. \ Ich sah einen Baalstyp. mit weiten weißen Garde melden. Das geht nicht, weil ich meinte Georg heute ob es gut wäre, wenn Baal Hosen. schwarze Streifen. Steifer Hut und feiner nicht kann. \ Man Ich will nicht alles aufschrei- so aussehe wie ich ihn zeichne. Hat dieser Baal runder Bewegung. ben was ich heute an Roheit der Regierungs- etwas anziehendes auf ein Weib er glaube nicht 6. Mai bei Bert: \ Baal ist groß. Ganz gewaltig truppen gesehen habe. Alles fürs Wohl der genug. Auf jeden Fa[h]ll würde ich meinen groß. Die Szenen sind so ungeheuer frucht- Bürger Gemeinheit Dummheit und Roheit. \ Baal auf einer niesonst gewagten Linie bewegen bar; daß sie einen vollsaugen vollpumpen mit Ich hasse diese Art von Militarismus auch, wie zwischen grotesk und ernst, fast zu sehr grotesk Natur: Es ist ungeheuerer Erdgeruch drinnen, ich schon die erste Art von Militarismus 〈im manchmal um noch ernst zu bleiben. Besonders der einem wohl tut und erfrischt wie ein Bad Ersten Weltkrieg〉 hassen gelernt hatte. − \ Man der Schnurrbart. Es käme noch eine ganz einfa- im Waldsee nach langem Marsch. Man liebt Abb. 3 Caspar Neher, Baal sitzend mit Gitarre; sah sonst nichts als Dummheit \ 〈Der Spartaki- che Frage und das wäre der Stand des Bildes die diesen Baal diesen Bur〈s〉chen, obwohl man Linolschnitt, 12,7 × 10,6cm (Deutsches Theater­ stenführer Georg〉 Prem kleidete sich heute um Größe u. sw. \ Dann auf dem Plärrer mit Bert. wo ihn eigentlich verabscheuen müßte − obwohl museum, München, III 8226) bei Bert und entkam. \ Ich liebe die Reibung / [es]Es dauert Bert zu lange er möchte unbedingt er zu verwerfen wäre und ist vom Standpunkt Reibung muß da sein um Wärme zu erzielen. zum Schiffschaukeln \[…] \ Dann nach Hause der allgemeinheit des werdens aus. \ Ich will \ Sonntag abend daheim \ Ostern 1919 geht zu zeichne an Baal zeichnungen dazu liefern hoffentlich werden sie 16. April Baal wächst jetzt in mir. Baal gedeiht Ende. \ Truppen kamen heute viele an und wur- 24. April Heute Vormittag bei Bert und die Skiz- dem geschautenhörten gleichwertig. Sie müssen Hoch Baal Baal muß gut werden ich habe die den unter militärischen Kommandos ausgekarrt zen (Baal) gezeigt, mit Bert ins Theater zu besser weitaus besser werden als die letzten ich Holzschnittart gewählt um mich ganz an objek- und in Marsch gesetzt / Stramm und in mili- Häusler 〈Carl Häusler, Intendant des Stadtthea- will etwas unerreichtes schaffen. \ pour» tout le tive Ruhe zu gewöhnen \ ganz und gar Ruhig tärischer Ordnung und in einer dem Bürger so ters Augsburg〉, der unsere Bitte nicht erhörte: monde« 〈→ 26. Juni, 10. Juli〉 \ leider leide ich am und klar zu bleiben angenehmen Pünktlichkeit und Zucht. Halleluja. nämlich in unse die Hauptprobe gehen zu kön- Größenwahn 17. April Ich male[.], es tut gut. lerne viel dabei \\ 22. April Arbeite an Baal weiter. Baal gedeiht 14 nen. Dann auf den Plärrer und bei Betzold der 7. Mai Vormittag in der Gallerie. Es geht weiter. Baal wächst. \ Otto Müller brachte mir die Skiz- Bilder sind fertig. \ Georg sprach: die Bilder immer noch im Bett liegt und leidet. Ich werde Ich werde Baal zeichnen. Baal ist fertig und ganz zen von Baal zurück \\ Ich glaube nicht, daß es sind gut doch ich sollte noch ein halbes Jahr heute mit Baal glaube ich soweit fertig um er- ausgezeichnet geworden. \ Morgen geht es mit mit Bert zu einer Einigung kommt. Hoffentlich warten mit der Herausgabe dann erst se könne scheinen zu können. \ Nachmittags daheim, ihm nach München […] \ Nachmittag bei Bert hoffentlich. gebe es bald sehr bald. \ Ich will und ich einen ganz reinen reifen naiven Baal schaf- arbeite an Baal malte eine Baalskizze, die aber mißlungen war. muß etwas vollbringen Zeichne ohne Unterlaß. fen, einen Baal voll und ganz seiner Stärke 26. April Bert ritt spazieren und der Gaul stürzte 8. Mai In aller frühe nach München Bert war 18. April Vormittag in die Stadt und nachmittags angemessen. Einen Baal, der ohne Theater ohne und Bert wurde verwundet, erhielt Schrammen dabei und Bischof; Gespräch: Gitarre ihre Ge- zu Bert zum Zeichnen. \ Baal gedeiht wun- Bühne wirke. Er meint dem ganzen fehle noch hatte aber Glück. Ich muß ihn heute besuchen. schichte Laute an sich Ihr Wert einst und Jetzt derbar, er liegt mir ich zeichne eines meiner die große Linie. \ Ich war gestern mit Bert zu- 29. April Es ereignet sich nichts \ Bert ist ziemlich ihre Technik und ihr spielenKönnen wenige Hauptwerke »Baal« »Baal« \ Ich bin überzeugt, sammen dem die Bilder sehr gut gefallen, der krank. \ Pessimismus \ kolossalen Pessimismus \ Virtuosen − u. sw. \ […] \ Dann: bei Bert − der wenn Baal nicht angenommen wird vom Ver- sich sehr dafür interessiert, demer jetzt, wie Ich zeichne den Pessimisten \ Abends mit Georg seinen Baal korrigierte und seinen Bruder be- leger, was mir vollkommen gleichgültig ist, so es scheint Feuer und Flamme für seinen und im Zirkus. sucht hatte der sich an den Kämpfen 〈an Ostern würden die Bilder doch noch gesucht werden, meinen Baal ist. \ […] \ Komme spät heim. \ auf Seiten der Weißen; → 20./21. April〉 beteiligt einmal irgend einmal. \ Abends daheim. Ich Otto Müller besuchte mich als Volkswehrmann 1. Mai zu Georg der daheim war. Ich ging mit hatte. Es geht ihm gut nur scheint er auf gefahr- zeichne Baal todmüde und einen Streifschuß am Oberschen- ihm auf den Plärrer es war schön Schiffschau- vollen Posten zu stehen. 19. April Geyer gefällt Baal kel der Arme ihm geht es schlecht, weil ihn Bert keln sind schön \ Wir waren in einem Zelt. \ 9. Mai Um ½ 7h Morgens besuchte ich Bert Bert

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1919 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 war schon auf und hatte seinen Bruder aufge- len einem immer \ Abends mit Marietta + Bert 17. Mai Brachte zum Bert die neuen Entwürfe von Baal wird auf geführt wenn nicht öffentlich, sucht demr gerade schlief. Er hatte die Sache gut beim Schiffschaukeln〈 → zu NB 3, 26r.7〉. Baal, Baal gefällt mir noch nicht ich muß muß so doch sicher in einer Sondervorstellung hinter sich. \ Wir fuhren mit dem Schnellzug 11. Mai Georg urteilt über Baal: \ Er meint der er- noch einige Zeit warten. \ − Bert war fort \ […] 〈→ zu NB 3, 37v.2-3〉. gedruckt wird er er ist dem heim es war schön, in einen hellen Sonnentag ste Baal hätte ihm besser gefallen. Es wäre mehr \\ Nachmittag kam Georg dem ich das Bild 〈Musarion〉 Verlag übergeben und bekommt in hineinzufahren mit seinen erwachenden Fel- Kraft dahinter. \ Bert geht mit meiner Schwester zeigte, dem es gefiel. und der einiges auszuset- nächster Zeit bescheid 〈→ 7. Juli〉. Ich will sehen dern und seinen jubilierenden Vögelein […] \ und mir zum Schiffschaukeln.beson Es gefällt zen hatten, was mir mir auch schon aufgefallen ob die Bilder auch genommen werden. \ Ich Mit Bert fuhr ich heim. Berts Baal wurde von ihm, besonders aber Ma, die sich schon auf den war, nämlich das unruhige Gewand und die zu zeichne dazu. \ nachmittags wollte ich mit Bert der Münchener Künstler Welt sehr gut aufge- nächsten Plärrer freut. \ […] \ Abends traf ich große Ruhe des Körpers Ich werde es ändern zum schiffschaukeln. Ich traf ihn nicht schade; nommen. \ Bert legte mir seine Ansicht über Bert bei Otto dem es gut geht[,]− Bert geht nach sobald es trocken ist \\ Dann kam Bert, mit ging aber dafür in die Tierschau d. h. Zirkus. Kunst klar: Der Maler könne, sagt er, nur Körper Kempten und Otto freut sich am Soldatentum. seinem Hund der jetzt trächtig zu sein scheint. Die Elefanten Löwen Tiger und Pferde. Kamele malen, den Körper eines Mannes. Den Körper 12. Mai Ich arbeite bis 12h 〈in der Münchener Ge- Bert war da wegen den Bildern und sie gefielen u. sw. Man sah Tiere, die ich so sehr liebe und eines Baumes das Gesicht u. s. w. nie psycho- mäldegalerie〉 dann gehe ich treffeBert und ihm besser; als die vorigen, vor allem meint er man beschäftigte 〈zuerst: beschäftigte man; logisch Es ist nicht Aufgabe des Malers Seelen suche Otto auf, der aber schon mit seinem sie seien nicht so doktrinär als diese − \ Dann mit Umstellbogen umgestellt〉 sich im Stillen zu malen lediglich Körper man muß nie wollen Militärtransport fort ist auch er fährt nach spielte Georg sein Praeludium von Bach aus- mit ihnen \ Abends woll ging ich mit Bert ins was man nicht kann und was nicht im Bereich Kempten. \ Bert will auch hmorgen oder über- wendig, wir weihten das Bild damit ein und ich Theater. eine freieBühne nennt sich sie. Theater des jeweiligen Stil’s seiner Kunst liegt. Man muß morgen Nachmittags bei Münsterer, dieser gab g Haydn Sonaten II Adagio Finale. Wir begleite- mit schlechten Schauspielern und schlechtem Körper Arbeiten und diese Körper müssen Ernst mir die Angabe, wie ich meine Rechnung stellen ten Bert, der Orge im Eisladen treffen wollte Er Stück von Wildganz »Armut« 〈Anton Wildgans, haben. Das ist es und mit dem [S]stimme ich sollte. Dann zu Georg. Georg urteilt über Baal sprach von Politik u. sw. ärgerte sich insbeson- »Armut. Trauerspiel in fünf Akten«〉. Es ist eine mit Bert überein. \ […] \ Abends: \ Plärrer mit und Bert ändert ihn um. Es fallen wieder einige dere darüber, daß die Unversität so spät 〈wegen Gemeinheit solche Stücke aufzuführen. und Schiffschaukeln. Die Mädchen in der Schaukel Szenen. Darunter die Liebesszene. \ − weiter, es der politischen Unruhen statt am 15. Mai erst am man wird angeekelt von de diesem gemeinen mit Bert um die Wette fahren wer kommt höher geht, es rollt mehr jetzt im Baal. Georg meinte 15. Juni〉 angehe \ Ich werde von Karl eingeladen Zynismus der dahinter steckt. Beim 3. Akt gin- hinauf? Wer? Es wird geschaukelt Alles ringsum das Publikum wäre müde, wenn die Hauptsa- zum Abendessen in seinem Haus, man sprach gen wir hinaus und setzten uns ins Kafee Stadt schaukelt und es ist unglaublich schön und voll che erst anginge. \ Abends mit Bert, Orge und von Atelierfesten 〈→ NB 3, 8r.3〉 und andern Wien. \ Bert sprach von meiner Schwester die Körper. Warm und geschmeidig und voll Kraft. Münsterer im Konzert. Die ersten beiden Teile schönen Dingen \\ […] \\ Dann mit Orge + Bert ihm im Karakter auch sehr gut gefiel〈 → NB 3, Die glitzernden Stangen und die schauenden mißfielen mir. Die letzteOuverture Leonore III im Ludwigsbau. Wir sprachen über Müller Otto 26r.7〉. Dann sprach er von Baal. Er will mir ein- Gesichter unten die zu einem herauf sehen Beethoven war gut. […] \ Au Dann auf dem und über die liebe schöne Bie. mal Baal vorlesen. und dann g kurz und knapp und das Mädchen in der Schaukel, die errötet Heimweg zu Gabler − dort sang Bert seine 18. Mai Ich arbeite nichts. Bert will einen Ausflug danach urteilen. \ Dann gehe ich heim. nahm und einen fragend ansieht. \ Wir gingen in der neuesten Lieder. »Leary’s Lied an die Mutter Ar- machen. Wohin? Mit wem? Meine Schwester Abschied von Bert und freute mich über ihn. \ wunderbaren Sternennacht spazieren und Es mee« 〈Larrys Ballade von der Mama Armee〉 und geht mit und deren Freundin […] \ Abends gehe heim und bin froh. war schön, ganz unglaublich schön Bäume und das eine: der Mann, der der Sonne nachläuft. \ hatte ich mit dem Vater einen Krach: Der 21. Mai Abends zeichne die Szene Baal und Ekart Sterne und tiefer Himmel. Wir begleiteten Bert Gesang und Gebrüll zu viert in den Straßen und Grund war sein Mißtrauen mir gegenüber. unter dem Ahornbaum heim und Bert erzählte Geschichten von seiner Gaßen \ Augsburgs. 19. Mai Ich konnte nicht schlafen um 2h stand 25. Mai Daheim. Bert ist verreist 〈nach Ulm, um Hochzeit und von seinen Freunden. Es war eine 14. Mai Ich ging zu Bert. Bert war fort und schade, ich auf und wartete bis um 4h der Zug nach Hedda Kuhn zu treffen〉 schade − der selten schönen Nächte mit Bert zusammen. sehr schade, daß er nicht da war. […] \ Nach- München ging unaufhaltsam, gepeinigt und 27. Mai Abends in Wintermärchen Sheakspeare \ Eine Nacht in der auch in den Körpern Sonne mittag arbeite ich für an Baal Baal wird anders, gemartert von den Ereignissen des Vortags \ Im \ Kein Ganz wunderbar wurde es gegeben. Sh. lag. \ Eine Nacht in der man keinem etwas un- ich versuche das alles anders zu machen alles Zug traf ich Bert und seinen Bruder, der bei der ist und bleibt groß. \ Das ist Kunst überall die recht tun konnte. auf einen neuen Standpunkt zu verschieben Volkswehr ist, alle mehrere seiner Kameraden große Linie Ein ganz gewaltiger Pantheismus 10. Mai Ich ging zu Bert in den Eisladen. Dort war alles weiter hinauszuziehen, hinauszuschieben wahr waren auch im Koupée. \ Einem wun- 28. Mai Baal gedeiht. Ich freue mich über ihn. Baal es schön. Man spricht über Zukunft und ist verwirrter wilder sinnlicher und rassiger zu ma- derbaren Morgen fuhren wir entgegen Walter wird immer besser. Der Pantheismus ist mehr froh, daß man in der Jetztzeit lebt. \\ Dann zu chen, mehr Kraft mehr Leben hineinzubringen. Brecht erzählte Geschichten die sehr nett waren drinnen als im vorigen Baal als im Baal vor Bugro, die absagt; wir wollten sie für Samstag Ich versuche solange bis es mir gelingt u Er seine Erlebnisse im Kampf mit Spartakus einer Woche. \ Ich habe eine Komposition vor abend und Sonntag auf den Plärrer. \ Um 3h 15. Mai Ich zeichne und es schellt. Es kamen Liese und ich flocht einige Erinnerungen aus dem »Baal im Himmel« \ »Baal + die Menschen« \ 1. sollte ich mit meiner Schwester Mar. 〈Marietta〉 〈Lisbeth Geyer〉 von Frau Pellok und Menz Feld ein. Am meisten wurde vom Schnaps und Korinther 13. \ 〈 folgendes Zitat, der erste Vers des dahin kommen. Es regnete aber und die ganze 〈→ 2. April und 19. Mai〉. Sie ist Es ist alles im vom Betrinken gesprochen, und .... \ […] Mit genannten Paulus-Briefes in der Luther-Überset- Geschichte fiel ins Wasser. \Bert war unwillig \ reinen, sie ist so froh, daß alles so vorüber ge- Frau Pellok hatte ich eine längere Unterredung zung, ist mit Klammer und Pfeil ›Baal im Him- Ich ging zu 〈Hanns Otto〉 Münsterer und sprach gangen sei. \ […] Ich arbeite an Baal, lege einen der bewußte Punkt aber wurde von ihr sofort mel‹ zugewiesen:〉 1 »Wenn ich mit Menschen da über meine Entwürfe die gedruckt worden Ton unter um die Figuren besser heraus treten vermieden 〈→ 2. April, 15. Mai〉. Schade. \ Dann und mit Engelszungen redete und hätte der waren und die mir mißfielen. \ Drucke mißfal- zu lassen. Es gelingt bei einigen. traf ich Bert, der neues von Baal mit brachte. Liebe nicht so wäre ich ein tönendes Erz oder

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1919 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 eine klingende Schelle« .... \ Brahms 4. Gesang. 16. Juni Um 10 Uhr fuhren wir d h. \ Bert \ Otto­ ihr sprechen und sie streicheln und − sie¿ nach hat sich der Abend rentiert immerhin bin ich \ Ich will das zum Grundakkord wählen Baal müller \ Georg \ Ich \ nach München im voll- Hause schicken. froh dort gewesen zu sein Georg gefiel es auch selbst auch Baals Choral: Bert gestopftenPersonenzug nach München \ Das 21. Juni Mein Baal gedeiht jetzt immer mehr um einigermaßen mir gefiel es nur ihr einer zu liebe 29. Mai Himmelfahrt. Apost. VersKap: 1.0.9 〈wohl Studium beginnt wieder man will das h. alle, 2 Bilder ist er reicher geworden um die Holz- ich weiß nicht. \ Ich kenne ein fräulein. 〈Berta〉 Verweis auf die Lesung in der Messe aus dem ausgenommen ich, wollen wieder arbeiten. \ fällerszene: Darin habe ich gerade noch dendie Schmidt. heißt sie sie gefiel mir und hat etwas Bericht der Himmelfahrt Christi in Apg. 1,9: Ungeheuer blauer Himmel spannt sich über Grenze eingehalten zwischen Groteske und von einem Weib das mir sehr gut zu ist gefällt »Und da er solches gesagt, ward er aufgehoben uns. Azurblau, würde Bert singen Kobaltblau ernst. Hier ist Baal grotesk es ist das einzige ich interessiere mich für sie. / für beides / sie ist zusehends, und eine Wolke nahm ihn auf vor ih- schreie ich. \ Um 12h kamen wir hier her […] \ Mal und dieses mal erlaube ich es mir einen ein ganz wunderbares Wesen. Georg und ich ren Augen weg.«〉. Es war ungeheuer schön. Am bei Kutscher Einleitung zum Expressionismus Grotesken Baal darzustellen: \ »Armer Theddy« begleiteten sie heim. \ Doch man muß die Dame Morgen arbeitete ich an Baal. Baal gedeiht. wählte ich 〈Georg Kaisers »Nachtstück in drei die zwei Wörter haben den Grundbewand zur aus dem Zirkus nicht vergessen 〈→ 19. Juni〉. \ Aufzügen«〉 Brand im Opernhaus, den ich na- Sache. Er gefällt mir sehr gut vorläufig auf Je- Ich will Samstag Freitag zu ihr gehen und mit 15. Juni Dienstag nachmittag malte ich ein Bild: türlich anti beurteile und beschimpfen werde. den Fall hat er Gewicht und nieman niemand ihr einmal sprechen hoffentlich kommt sie. \ Die Heilige. Aquarell meiner Schwester gezeich- wären es nicht so großartige Schauspieler so kann ihm Kunst absprechen. \ Ich glaube etwas […] \ Ich lebe um zu lieben. net. \ Es gefällt mir und Bert sehr gut. \ Weiter könnte man beinahe sagen es ist ein vollendeter gemacht zu haben. \ Die 2. Sache war Baal und 25. Juni Bert ist da: Ich freue mich will sehen was gehts ein Tag schöner wie der andere. \ Ich liebe Kitsch. Man sieht was gute Schauspieler aus Ekart gehen über Feld sie gefällt mir gut doch er neues bringt. \ Wir sahen in der graphischen die Erna. Ich habe sie unendlich lieb. 〈dazu die einem schlechten Stück machen können. Im die Son weniger die Sonne muß mehr leuchten Sammlung die Sachen von 〈Anselm〉 Feuerbach spätere Ergänzung: ? ? haha! \ Sept. 1919〉 \ Im- Sinne der Kunst ist das Stück nichts wert gar \ − mehr Sommer − \ − mehr Kraft − \\ Dann er ist, der einzige der ein weißes Zeichenpapier mer aber und immerwieder kommt mir dann nichts nicht eine Linie die wohltut alles Fieber- ging ich zu Pirchan 〈→ 5. März 1919, 31. Januar benutzt alles mit seine Landschaften mitKreide meine erstgeliebte entgegen. Es ist wie ein Ge- kurven eines Geisteskranken. 1920〉 der daheim war d. h. im Hoftheater. er und Kohle zeichnet und den Himmel weiß her- spenst immer gerade noch rechtzeitig. Sie sieht 17. Juni Prachtvoller Tag. A[t]zurblau strahlt der sprach sobald es Platz gebe werde er mich als aus holt. \ man kann sehr viel lernen. \ […] \ Be- mich nicht sie hört mich nicht sie sieht über Himmel […] \ Nachmittags waren wir beim Volontär einstellen Zumal kein Nachwuchs im gleitete nach dem 〈Hermann〉 Zilcher Konzert, mich weg und will mich nicht; denn sie kann Baden. Es war sehr schön. Im Ungererbad theater ¿¿¿ sei. malern sei. \ meine Idee ist es die 2 Damen heim Schmidt und Bertod 〈Gustl mich nicht lieben und dennoch liebe ich sie. 〈Münchener Freibad〉 ungeheuer heiß ist es. Dort mich endgültig auf dieses fach zu verlegegen Bertold〉, die ich am Tage zuvor kennen gelernt 〈dazu die spätere Ergänzung: ? ? Weil sie mich traf ich Bert. Georg + Otto waren auch dabei. \ mindestens mind ein Jahrzent dort tätig zu sein hatte. nicht kennt! haha!〉 Die »Lisbeth.« Ich werde Bert berichtet mir von Feuchtwangers neuem Geld auf die Seite zu bringen und dann später 26. Juni Nach dem Essen ging ich zu Bert, der nicht aber Jetzt meinen Plan voll und ganz ohne Stück: Thomas Brecht. Es soll Bert Brecht sein einmal als selbständiger Mann meine lang er- daheim war. ich wartete nicht lange und er kam Rücksicht und hart wie das Gesetz durchsetzen der als Grundlage dient. Alles gestohlen und sehnte Kunst weiter treiben zu können. \ Meine bald dann ging ich mit ihm zu Lion Feucht- 〈dazu die spätere Ergänzung: haha〉 ich werde Bert nach gemacht – ganz scheußlich. \ Abends Kunst, worin ich kein Geld verdiene. wanger der uns im Orlando Café erwartete alles machen um mein Ziel zu erreichen mir ins Theater:Othello Prinzregenten-Th. Es ist ein 22. Juni Was ich vorausgeahnt hatte, hat sich be- – wie er sagte – aber noch nicht da war, als wir Fesseln anlegen und zahlen sehr sehr viel be- wunderbares Stück ich sah es zum erstenmal. stätigt. Es ist jene Bombe Bert + Marietta + Ich kamen. Man merkt er hat Baal nicht verstanden zahlen um nur sie sie lieben zu können Sonntag Jener Sheakspeare hatte unglaublich viel los. explodiert und zwar − Gott sei dank – nicht un- und man fühlt er weiß nicht was wir wollen wars und ich sollte sie besuchen. 〈Satz ab »mir Man staunt und wundert sich, daß es bis heute ter unseren Füßen − zwischen den Eltern + Uns. und resp. was Bert will. pour tout le monde Fesseln anlegen« durch Randstrich und mit zwei nicht erreicht ist Jene Füllung des Raumes mit 〈vorangehende Streichungen mit Kugelschreiber; 〈→ 6. Mai, 10. Juli〉 für die ganze Welt, die Kunst Buchstaben − vielleicht »Lg« − markiert〉 \ Ich Lust 〈andere Lesart: Luft〉 mit kompromierter → 10., 11., 18., 19. Mai, NB 3, 26r.7〉 \ Doch ist muß – es ist halt einmal so – für alle sein nicht brachte ihr meine Skizze vom Tanz mit Onkel Lust 〈andere Lesart: Luft〉: Alles explodiert und Gott sei Dank alles geschlichtet. […] Abends für einen kleinen Kreis von Leuten, die das Julius ich glaube, es freute sie weiß allerdings klat patscht aufeinander. Es steigert sich und waren wir zusammen im Stadtgarten. \ Orge \ besonders verstehen wollen. es muß eine Kraft nicht ob sie sie auch richtig einschätzen kann. eine ganz gewaltige Linie wird aus ihr. Man Bert \ Otto \ Betz. \ Ich \ 〈Namen mit Klammer drinnen sein, die alle erfaßt und alle einigt. Das \ O könnte ich ihr nur zeigen daß ich sie liebe. lacht und weint zu gleicher Zeit. zusammengezogen, die zuläuft auf:〉 in ¿¿¿. \ Es erst wird schön und man hat einen beweis von wie? Ich will alles alles versuchen. \ Ich ver- 19. Juni Dann aber kam die Hauptsache des gan- war sehr schön es gefiel mir gut Sonnenschein Kunst. Es ist sicher verfeh〈l〉t nur für Literaten suchte sie mit in den Stadtgarten zu locken aber zen Tages nämlich der Zirkus. Er war ganz aus und dicke rote Bäume ringsum. Bläser und circles und Tee Klubs zu schaffen Das Volk will es ging nicht zu schade allzu schade. \ Vielleicht gezeichnet. Man sah ganz ungeheuer viel. Er Musik Geigen + Flöten schlechte Musik, aber keine Philosophie es will Kraft und eine ganz gelingt es an irgend einem Mittwoch. \\ Abends gibt mir mehr als jede Wagneroper […]. Es ist Musik. ungeheuere Sättigung. und das ist sicher im Baal behandelte ich eine Freundin meiner Schwester jene gesunde kernige Vitalität dahinter nichts 24. Juni Abends ist das altbekannte Fest bei Fräu- in hohem Maße erreicht \ Dann ging ich mit Leuert Berger in der ausgesucht fröhlichsten von Schöngeist − nichts von Ästhetentum − rein lein Geyer und das Conzert. Musikalischer Bert in die Klinik wo er seinen Fuß d. h. sein Knie Art ungemein unverschämt ich zertrampelte Mensch als Mensch − aber schön ich sah ein Abend nennt sich das ganze und man muß untersuchen ließ 〈→ 26. April〉, man muß ihn ihr Niveau mit einer selten ausgesuchten Rück- Mädchen und das liebe ich. Ich will zu Ihr spre- sagen, daß entweder ich sehr wenig von Musik durchleuchten was Montag Abend geschieht. sichtslosigkeit. \ Bert lachte sehr, meine Schwe- chen und sie zu mir bitten. Vielleicht kommt sie verstehe oder ich das alles sehr wenig − mit sonst ist nichts los. \ Abends gingen wir in den ster freute sich. und hilft mir. ich will sie anbeten und schön mit einigen Ausnahmen − Musik. ist. \ Immerhin Zirkus bei strömendem Regen. \ Ich zeigte Bert

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1919 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 das Mädchen 〈→ 19. Juni〉. es gefiel ihm auch und sagten uns gute Nacht und sagten uns guten vielleicht bestellen wir es ins Atelier. Morgen und küßten uns in Gedanken und ich 27. Juni kam um 2h 〈nachmittags〉 heim wo ich ein ging mit ihr zum Zug und sie saß neben mir neues Bild für Baal entworfen hatte. Es wurde obwohl ein ganz fremder Mensch neben mir ganz gut und hebt den Zyklus mit einmal ganz saß und ich schlief schlief bis nach Pasing wo kolossal ins farbige. Es ist das einzige das fertig mich Bert weckte und wo wir uns ein wenig sein kann im Zyklus. unterhielten Bert ließ mir seinen Brief vom Mu- 28. Juni Wir 〈Neher und Georg Geyer〉 gingen dar- sarion Verlag lesen 〈mit der Absage, »Baal« zu auf zu seiner Schwester die uns zum Tee einge- drucken; → 19. Mai; zu NB 3, 37v.2-3〉. Sehr er- laden hat, und bei der es mir sehr gut gefiel. Es baulich sagte ich zu ihm und dachte nach über war ein ganz reizender Abend. diese Unverschämtheit einer solchen Absage, die wirklich an Ironie grenzte. Man muß das 5. Juli Die Affaire mitErta 〈Berta Schmidt〉 ist im feststellen. \ Ich kam mit ihr 〈Berta Schmidt〉 2 × Begriff die unglaublichsten Sachen passierten zusammen deux fois. ich war überglücklich und und mußten wieder gut gemacht werden so z. B. sprach mit ihr lange standen wir an der Isar- am Dienstag 〈1. Juli〉 abend: Ich lud sie alle dar- brücke und blickten in den Strudel des Wassers, unter fräulein Geyer und Erta zu mir im Atelier das ganz ungeheuer auftobte und der aussah als 〈→ NB 3, 8r.3〉. Dort wurde Schnaps getrunken bereitete er uns ein Fest und es kam zu wüsten Szenen besonders war 8. Juli treffeBert 2 × der es sehr gut geht der aber ich sehr ausgelassen und wußte oft nicht was ich auch sehr pessimistisch veranlagt ist und nicht noch machen sollte. Bert sang zum Schluß wie gerade rosiger Laune. \ Er war heute mit mit toll und das Licht wurde ausgedreht und man Münsterer zusammen. benahm sich der Frau gegenüber wie man sich 9. Juli Es war ein Tag voll von Erleben. Morgens benehmen muß, wenn das Licht aus gedreht arbeitete ich im Atelier. […] Bert war auch da Abb. 4 Caspar Neher, Branntweinschenke; Feder, 11,8 × 17,9cm ist, d. h wenn es dunkel ist. \ […]. Es war zu er brachte einen kolossal in Stimmung und es (Deutsches Theater­museum, München, IV 6755) viel, und alles war zu toll \ Ich hatte es mit Erta war gut. Wir gingen zusammen zum Essen. vollkommen verdorben. ich fühlte es in mei- und dann fuhren wir hinaus nach Pasing, Herrn nem Inneren und wartete auf Besserung. Diese Münster〈er〉 zu besuchen dem es scheints sehr von Erlebnissen: Ich malte Bert Brecht der mir um 1[2]1h schon zu Hause sein und man konnte Besserung brachte Georg der mir ungeheuer gut geht da draußen ein Fräulein war auch da sehr gut gelang und eine Branntweinschenke froh sein \ Bertel benahm sich ganz außeror- viel half mich zu seiner Schwester schleppte und ich weiß den Namen nicht mehr und es war g 〈→ 17. Januar 1920; Abb. 4〉, die von Gablers bei dentlich schön ich liebe sie wie ich keine andere alles sagte was ich zu sagen hatte. \ Am Freitag schön Es gab ausgezeichneten Kuchen und Thee der wir zwei öfters beisammengesessen sind. noch je geliebt habe \ Ihre Hand und ihre Ge- morgen war endlich eine Unterredung möglich. und Cigaretten und Bert sang seine schönsten Dann ging ich heim zeichnete und trug Fetzen sten freien Gesten alles egal alles pour toute le Dank der Hilfe von Fräulein Geyer. Ich mußte Lieder. \ Münsterer sang auch seine Lieder vor, zusammen zu Lisl Geyer, die wir in den Zirkus monde 〈→ 6. Mai, 26. Juni〉 alles für mich? nun eine lange zi fein ziselierte Rede halten. \ die mir aber nicht so sehr gefielen da es alle bestellten, und die sehr froh war. Sie brachte 11. Juli 10h war ich im Atelier und holte besuchte […] \ Montag 〈am 7. Juli〉 versprach sie mir sie Nachdichtungen nach Berts Liedern sind und abends noch jemand mit und nun ratet ratet Bert und George Pfanzelt und Münsterer. Dann wieder sehen zu dürfen ich will mein möglich- denen der weite Wurf allen fehlt. \ Abends traf ihr alle um mich herum. m wer mit kam. Das gingen wir hinunter und Bert und George gin- stes Tun sie auf meine Seite zu bringen \ […] ich meinen Liebling meine kleine süße Berta. \ kleine liebe holde schöne Fräulein Schmidt. Ich gen in meine Wohnung fort um das Schnellzug muß sie ihr unbedingt lernen etwas von unserer Sie spielte im musikalischen Abend, ein Konzert malte ihr ein Bild das ihr sehr gut gefallen hat billet zu holen. Münsterer und ich gingen zu- Linie Kosmos wie Bert sagt von unserem Stand in Adur von Bach leider ist es mehr der Menge und mir auch. Und wir wollten in den Zirkus sammen bis an die Türkenstr., von dort ging ich den Andern Dingen gegenüber ein Bravourstück aber doch man sieht in ihr eine und es gab keine Billeten. Wir mußten deshalb allein ganz allein für mich zu meiner kleinen 7. Juli Eine sehr kurze Nacht war hinter mir Bert ganz ungeheure Kraft eine Kraft die mir außer- in Lokale gehen, die un[d]s g sehr gut gefielen Berta. […] \ Abends durfte ich sie abholen und ich mußten schon um 4h an der Bahn sein ordentlich zustatten kommt und die eigentlich oder nicht gefielen, da war z. B. eine holländi- Es war ganz ungeheuer schön […] Ich bat sie und wir hatten doch zuvor eine so lange Nacht doch zurückhältet wo es nötig ist. \ Ich war wie sche Teestube mit sehr teurem Tee und wenig zu Du sagen zu dürfen und sie willigte ein. \\ in der Caro Delle hinter uns wo wir nichts sag- Stier, den man auf den Kopf geschlagen hatte, Leuten Eine sehr kleine Nische vollge packten Abends als ich heim kam stand ein Brief und ten als ungeheuren Kitsch. Herr Dir. Brecht hatte so mußte ein Erdbeben auf einen wirken. […] wir voll mit unsern Körpern und sprachen uns ein Strauß auf meinem Tisch von Trudl 〈De- auch eingeladen und wir tranken Wein Da war Ich habe sie ganz ungeheuer lieb gewonnen. Ich an als wenn wir nicht bis 2 zählen konnten. \ Es chant〉 \ Welche Ironie! − eine ganz nette Stimmung viel kam nicht dabei liebe sie wie mich selbst. war wunderbar, die ganze Nacht zogen wir von 14. Juli Ich traf Bert der mir eine kolossal lange heraus Ich dachte die ganze Zeit an Ert und wir 10. Juli Es war ein ganz außerordentlicher Tag voll Wirtshaus zu Wirtshaus allerdings mußten wir Predigt hielt von mir meiner Kunst Affaire De-

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1919 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 chant und Affaire Schmidtle ich be er sei voll 13. August Habe das Bild von Bert fertig Orge ge- starre sie 〈an〉 und sie hat Angst. und will etwas und Orge mit dem Hund Ina. Wir sollten alle und ganz überzeugt daß diese Affaire ebenso zu fällt es noch nicht so ganz Ich habe jetzt auf sein − etwas bekämpfen in ihrem Innern schüttelt es beisammen bleiben und fröhlich sein und − die Null würde wie die Affaire Dechant und daß ich Anraten einiges verbessert. Besonders die Lip- ab und nun hat sie ein ganz anderes Gesicht wie ganze Nacht. \ Daraus wurde es aber nichts weil absolut nicht Herr der Situation sei. Mich wür- pen, und die linke (resp. rechte) Gesichtshälfte, vorhin und starrt mich gro weit an und ich muß aus der Dame nichts wurde den die Affairen verschludern. Ich gebe obacht habe die Schatten nachgedunkelt und versucht die Zähne auf einander pressen und mein la- 3. September Abends mit Bert und Orge zusam- und fühle jetzt, daß ich wieder vollkommen eine Kurvung herauszubekommen \\ […] \\ chen unterdrücken, denn mir war es noch nicht men, sein Vater weiß jetzt alles über Bi und wir oben schwimme und daß es mir Hoch oben Beim Baden, Ich denke an Walt Withmann und Ernst und ich glaubte es sei nicht erlaubt. Dann alle sind froh. \ Bert erzählt uns auf dem Weg zu eb[s]enso gut wie es mir unten ergangen. \ Dann höre ihn erzählen vom Schwimmen in Flüssen führe ich sie an eine Landzunge, wo das Wasser den Seiltänzern 〈→ zu NB 3, 6r.17-20〉 einen Ein- gehe ich zu ihr und hole sie ab. […] Sie sagt, und liegen im heißen Sand. \\ Zeichne Körper. \\ von 3 Seiten her kommt, wo es sehr tief ist und akter, der ganz außerordentlich im Wurf ist und daß warum ich nicht andere lieber hätte, wie die Abends mit Otto + Orge im Stadtgarten. man keinen Menschen sieht weit und breit, mir sehr gut gefällt: Er betitelt es 〈vielleicht in Gustl Bertold 〈→ 25. Juni〉 oder das Schwesterle 14. August Bert soll da sein. \\ Mit Otto zu seinem nichts als Wasser fläche und wir 2. Dann neige Anspielung auf Karl Valentins ersten Film »Karl 〈wohl Georg Geyers Schwester Lisbeth〉 und noch Vater. Dann heim. \\ Nachmittag entwerfe ich ich sie hintüber ab und sie küßt. Sie hat Falten Valentins Hochzeit« (1913)〉 »August Strindbergs viele andere, warum man gerade an ihr so viel das Plakat. treffeBert beim Baden. \\ Abends im Gesicht und sieht sehr alt aus aus, aber sie ist Hochzeit.« Dann will er nochmal einen über fände. Ich sagte nichts und küßte sie. \ Es war auf dem Plärrer. bringe Bert sein Porträt. Dann jung und es gefällt mir, wie sie so aussieht. eines Wedekind und sich machen. wunderbar in dem englischen Garten. heim. im andern vereinigt, vereint und sie sieht mich 7. September Vormittag Bert angerufen un dann 20. Juli Bald Jetzt kommt die Zeit meiner Einsam- 20. August War Samstag + Sonntag 〈16./17. August〉 an und ich sehe sie an und es hat den Anschein zu 〈Pfarrer Thomas〉 Breit in die Kirche 〈Basilika keit Bert und George gehen und niemand ist da fort mit Orge + Otto + Bert. \ bei \ ¿¿ P | a B. als ob es Ihr Ernst sei mir abe war es Ernst. Des- St. Ulrich und Afra〉 […] \\ Danach treffe ich mit dem ich sprechen kann. 〈Paula Banholzer in Kimratshofen; → NB 1, 11r〉 halb tat ich es und ¿¿ bereue es nicht. Niemand Bert in der Hauptstraße und gehe lange mit Ende Juli Berts Theorie vom ptolemäischen Es war sehr schön und wir waren d. h. Orge und ist da, dem ich es erzählen möchte. ihm, Wir kommen auf einiges Neue. und sind + Galileischen Menschen. \ 1 ptolemäische ich in ganz ausgezeichneter Stimmung. Nie- sehr zufrieden ich erzähle ihm, daß ich Geld Mensch, ist der er glaubt die Sonne Welt Erde mand war da der uns ein Leid tat. jeder war se- 2. September Gestern abend war ich wieder mit brauchte und er meint, daß wir schon einiges drehe sich um ihn und das sind die meisten. lig und glücklich von uns beiden, jeder hatte ge- ihr zusammen. \ Es war ein ganz wunderbarer bekommen. werden. \\ Wir wollen im Kunstver- − fast alle und die Kunst auch. \ 2) Galileische nug am Leben und jeder freute sich wir wollen Abend und leider konnten wir nur eine Stunde ein aus stellen, hoffentlich glückt es. koperni¿sche Mensch ist der der glaubt und alle glücklich sein \ Orge spielte Orgel: \ Ganz zusammen sein. \ Sie war eingeladen abends 8. September Bei Lisl. Abends bei Lisl Geyer weiß die Erde drehe sich um die Sonne die unheimlich schön ich wurde an Michelangelo zum Essen, und ich mußte die Eltern abholen. kommt Sonne mit ihrem System um weitere Sonnen, erinnert und wollte in Stein hauen. Man muß Leider ereignete es sich nichts. Ich sprach mit 19. September Ich habe sie ungeheuer lieb und bin Systeme sausen, Sy drehen sich und er der unbedingt Bildhauer werden. \\ Orge Gesang ihr über einiges und sie sprach einiges haupt- zufrieden voll und ganz mit Ihr zufrieden meine kleine Mensch verlangt daß man ihn beachtet, war großartig, wenn Orge singt, so meine ich sächlich kreiste sie, 〈um〉 das sexuelle Thema, Zufriedenheit beschränkt sich lediglich auf sie Und sie bewegt sich doch. sein Orgelspiel. \\ Bert sang Luzifers Abendlied worauf ich nicht weiter eingehen wollte. Doch ich habe sie sehr lieb gewonnen Ihre Vernunft und Baals Choral zur Orgel. vergaß ich einige Bedingungen daran zu und ihre klare Politik gefällt mir alles ist an Ihr 11. August Lange Zeit ist nun vergangen und man 28. August Ich schaukle ¿¿¿ Schiff mitBert und knüpfen. die immerhin hätten wertvoll für sie schön man kann zufrieden sein wie ein »Mann, hat viel erlebt, sehr viel. − \ Ich bin in letzten freue mich. \ Georg hat es auch probiert ist ihm gewesen sein werden können. \\ […] \\ Bert der in das Greisenalter einschreitet […] \\ Ich Tagen immer mit Bert zusammen abends am aber nicht gut bekommen. \\ Gestern ging ich hat einiges ganz wunderbares gemacht. \ so die habe schöne Tage mit Ihr verlebt und bins zu- Lech und drunten bei den Schiffschaukeln auf mit Lisl Geyer 〈mit Kugelschreiber gestrichen〉 Ballade von Jakob Apfelböck und noch einiges frieden. \\ Ich arbeite an einem Sündenfall da dem Plärrer. \ tagsüber mache ich das Zimmer spazieren und bin froh. […] \ Sie will mit mir andere ein ganz »unanständiges« wie er sagt, die mich das jetzt lebhaft interessiert und will in die für mein kleines Bä[s]schen Martha und nach- spazieren gehen und mir ist es sehr recht ich Überschrift hat er mir nicht erzählt. \\[…] \\ Grundaffekte dringen. mittags arbeite ich an einem Bild von Bert. Es bin mit allem einverstanden und vollkommen Abends mit Georg auf dem Plärrer d. h. bei den 24. September Sie war bei mir hat mit mir geschla- wird gut und gefällt mir will sehen, wie es Orge zufrieden. Niemand ist da, der mir meine Zu- Seiltänzern in Lechhausen 〈→ zu NB 3, 6r.17- fen. Es war herrlich Noch nie habe ich solche gefällt. Hoffentlich. \ Zu tun gibt es immer nur friedenheit nehmen könnte. \ Hela. \ Ich bin voll 20〉, seine Schwester ging nicht mit. sie wollte Nächte. erlebt. Noch nie habe ich so herrlich ge- nicht das richtige es wird absolut nicht das Pan und die Sonne scheint. durfte aber nicht. Dann gingen wir allein pfiffen lebt wie hier. \ Man muß leben können Sie kann richtige geleistet. Drob bin ich sehr traurig mu 29. August Nachmittags gehe ich mit der Lisl spa- bei Bert und kamen über den Lech nach Lech- leben und es ist eine Freude mit Ihr zusammen zu mute es muß mehr gekonnt viel viel mehr zieren und bin froh, daß es schönes Wetter ist. hausen. Dort war es sehr schön und wir mußten zu sein. \ Hoffentlich kann es öfters geschehen. geleistet werden. Noch 10 Jahre und dann bin \ Wir gehen rasch um hinaus zu kommen. und viel dran denken an unsre Jugend. \ Wir lachten Ich brauche Geld sehr viel Geld. Meine kleine ich fertig und Jetzt jetzt habe ich nicht rein gar ich bin froh Weit oben am Lech lagern wir uns. und waren vergnügt. Dann gingen wir heim liebe ist anspruchsvoll. Ich weiß nicht wo ich nicht. Bert ist 21 Jahre und hat seinen Baal, ich ich sah ins Wasser und spreche eine Stunde langsam betrachteten die Sterne und waren wie das Geld hernehmen soll. Doch drauf los. bin 22 Jahre und habe nichts Hoffentlich kommt kein Wort Dann kommen wir auf einiges zum Kinder bei Otto Müller pfiff ich und kam zufällig Hopp! Hui! \ Knall mit der Peitsche daß Blut- bald die Zeit, die einem d Berechtigung gibt in Schluß fange ich sie. sie muß springen und dann recht, Georg Geyer ging auch hinauf und oben spuren Fleischbatzen auf Ihren zarten Körper der Welt zu sein. gehe ich rasch und fange sie und hebe sie auf, waren: Eine Dame. − Otto Bert mit der Gitarre fallen. Zeige die Zähne Hopp − heiß heissa.

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1919 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 3. Oktober Ich habe sie ganz ungeheuer gern und − 1220 5h nach H. \ 740 \ Frankfurt übernachten bin bei ihr alle Tage. \ Es ist anders geworden ½ 9h 〉 und man muß sich mit Vernunft ¿¿¿.I Doch ich dringe darauf, daß ich mit ihr nach Lindau fahre um eine Nacht mit ihr zusammen zu sein. 1920 Hoffentlich geht es ich will alle meine Energie zusammen nehmen. ich brauche es notwendig. 1. Januar Man gratuliert sich, und ich mir. Von […] \\ Neulich sprach sie, wenn sie ein Kind be- Hannover ist noch keine Nachricht da über- käme, würde sie sich vor ihren Leuten erstaunt haupt nichts − allmählich werde ich gezwungen stellen und sagen: der heilige Geist ist über mich mich danach einzurichten a obwohl es mir gekommen. 〈danach folgen 6 unbeschriebene sehr sehr schwer fällt und ich es kaum glauben Seiten und die undatierte, umgekehrt beschrie- kann. L. 〈Lisbeth Geyer〉 scheint sich mit allem bene letzte Seite des Notizbuchs mit zwei kleinen abgefunden zu haben und ich warte auf eine Ausgabenlisten und einem Zitat:〉 Bleistifte 1,90 \ Nachricht von ihr. Man denkt und kommt Kaffee 25 50 \\ […] \\ Bert: Zirkus 2,40 \ Theater besonders, wenn man allein ist auf absurde 1,60 \\ Sie müssen nicht glauben, wenn ich mich Ideen. […] Komme mit Bert oft zusammen so benehme, ¿¿ daß ich auch Wie ich so bin, über vergangenes wird nicht gesprochen auch sondern das ist alles Ironie. \ Lisl Geyer. in meiner Gegenwart über keine Frau. Seine Sommersymphonie ist sehr gut 〈→ Anfang Juni Mitte November Plan der Woche \ 〈 folgt ein 1917, 23. April 1919; NB 2, 16v.11-13〉. L. und ich Stundenplan zum Studium an der Kunstaka- kommen auch vor. Heute sprach er seinen Baal demie von Montag bis Samstag; danach:〉 an zu kürzen und zwar die Stellen zu streichen, Onkel Julius telef. \ Einen Abend für Bert / Don- die an Jost und Bruckner erinnern 〈→ zu NB 3, nerstag. \ Arnold schreiben \ Abend für L. G. 2r.1-7〉. Ich rate ihm ab. ¿¿¿ verfaßt er wahr- bestimmen \ ebenso für H. H. 〈wohl Hanne bzw. scheinlich eine Ballett dieses Mädchen ist eine Heinz Heimen, → Ende 1919/Anfang 1920; viel- verhältnismäßig gute Tänzerin, mit ziemlich leicht auch Helen Hoffmann, → 13. Januar 1920〉 viel (ausnahmsweise) vi Verstand. Er will sie und G. Geyer mir glaube ich vorstellen habe aber keine Lust sie kennen zu lernen bis jetzt denke ich jede Ende November / Anfang Dezember 〈Bild­ Minute an L. Sollte das allgemeine Volk recht konzepte für Projekte Brechts; → Abb. 5.1 und 5.2; Abb. 5.1 Caspar Neher, Tagebuch, Ende Abb. 5.2 Caspar Neher, Tagebuch, Ende haben \ war heute bei Georg − er war nicht da Die ›Flibustiergeschichte‹〉 Bargan lässt es sein. \ November/Anfang Dezember 1919 (SBA) November / Anfang Dezember 1919 (SBA) unterhielt mich mit Georgs Großmutter und er- Zwieback und gedörte Datteln: \ Bargan Stein- fuhr, daß sie geschrieben hatte, hätte Sie mir nur rück 〈→ 17. März 1919〉 \ Stadt im milden Licht ein leeres Blatt geschickt und ich wäre zufrieden \ Morgen \ Weib mit durchschnittener Seele \ Der Kerl in viollett. \ Format zur Lautenbibel Sa Verbrechen vorliegt und ich auch zugebe das gewesen. Entweder glaubt Sie mich strafen zu Wasser. [F]Meer. Flut. Vor dem »Hahnenschrei 〈→ zu NB 1, 1r〉, nur M Geschichten 20 × 20 im eine gebe ich nicht zu \ Bert hat mir Georg weg- müssen, darum weil ich ihr zu viel zugefügt \ Zwischen Bäumen harpfte derKlumpfuss von Ausmaß. gefressen. Georg ist jetzt fast in allem derselben hätte, damit fügt sie sich aber den meisten Scha- St. Marie \ Bargan im Sternenlicht 〈→ NB 3, Meinung, wie Bert. gut − Ich trete zurück. den zu. Oder g Sie glaubt ich sei keine Minute 11v〉 \ 〈2. ›Der Vizewachtmeister‹; → NB 2, 10v- 20. Dezember Bert: sprach: Wir haben, damit ihrer kostbaren Zeit wert, und damit fügt sie 11r:〉 Granattrichter. Borg \ Grauen Morgen meint er Georg und sich) beschlossen, dich fah- Ende 1919 / Anfang 1920 〈vielleicht Vorbe- mir sehr sehr viel zu. am grauen Trichter besoffen. \〈 3.〉 Häuser im ren zu lassen. — Es ist nichts mehr los mit Dir reitungen für ein Treffen mit der in Hannover 2. Januar Heute kam ein knapper Brief aus Han- Herbst. \ 〈4. ›Die Erleuchtung‹, Schlußsatz:〉 Er- u. sw. \ Ein Mensch der nur 5 Sätze sagen kann weilenden Lisbeth Geyer in Frankfurt:〉 Hanne nover. Sie grüßt mich und leidet wie sie sagt. Ich leuchtung \ Er lief laut psalmodierend durch taugt nichts \ M mit meiner Kunst sei an Auf- Heinz Heimen, GiesKiesstr. 32 / Frankf. \ Komme bin über einiges geradezu paff! So schreibt sie die Straßen und wußte von nichts \ Weiden − schwung gar nicht mehr zu denken ich könne Montag 5h − Zimmer bestellen \ L. Geyer \ Kies- ich müsse wieder gut machen. ich frage mich Sterne \ 〈5. wohl das in späterer Bearbeitung als mich ruhig nach einer Zeichenlehrerstelle str. 103/II \ 〈hier zwei Zeilen mit Kugelschreiber was ich kaput gemacht habe ohne ihre Erlaubnis Erzählung ›Ein gemeiner Kerl‹ benannte Stück umsehen u. sw. \ Georg meint: Er habe es jetzt unleserlich gemacht〉 \ Komme Dienstag abend von einer Heirat kann nicht die Rede sein auf (→ Zeittafel, Herbst 1919):〉 Schweinigel \ Isabelle satt Bert meine es auch ¿¿ man sieht daraus die 8h Geyer 〈→ Zugnotizen auf dem letzten Blatt des den Brief hin. − Heute war ich bei Bert, Bert im Seuchenhaus im Hof \ 〈6. Bericht vom Zeck:〉 Beeinflußung vonBert s Seite her − worin keine Notizbuchs: Hannover 725 abend / ½ 9 Berlin \ ändert seinen Baal um und ich arbeite auch

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1920 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Bilder für den Baal, hoffentlich werden diese Eilbrief. Sie dankt mir. Also ist sie mit allem 13. Januar Morgens war ich bei Bert und machte Bilder alle fertig bis Januar; sie müssen fertig einverstanden. \\ Dann arbeite ich, ich arbeite mit ihm am Baal herum. Baal wird sehr gut in werden. \ − Die heute gemacht sind, sind alle was heraus geht. Arbeite an der Aja und dann Farbe und Form. auch Format. […] \\ Abends in einem Guß und alle dem Primäraffekt unter- am Sieger und besiegten 〈vielleicht zu Brechts bin ich mit Georg und seiner Schwester zusam- worfen, sinnlich und Religion An den Bildern Stückprojekt »Der Sieger und der Befreite«, NB 3, men und diese hat sich von mir losgesagt. \ Er kann man den Primäraffekt geradezu beweisen 29v.11〉. Ändere und verbessere Baal, der mir stellt mir bis heute eine Frist ob ich das Ultima- 〈→ Ende 1919: Primäraffekt ist der erste Zustand jetzt allmählich schon gefällt. Die Hauptsache tum annehme oder nicht Ich nehme es an, ziehe eines Gegenstandes in dem Augenblick, in dem ist eine großgesehene Komposition und einen die Konsequenz und eines von den zweien muß das Auge des Malers den Gegenstand trifft und weiten Himmel sehr sehr viel Luft; das Haupt- fort in dem Fall Lisl. \\ Ich habe die neue Idee zu geistig aufnimmt〉. Sie sind alle gekonnt und die problem der Malerei sehr stark betonen. einem Bild d. h. die »Sintflut.« Essenz der früheren ausgeführten Skizzen. […] \ 9. Januar Abends verfehlte ich Otto und traf Orge 14. Januar Das Leben ist so einfach, daß man es Bert hat in seinem Baal wieder den Primäraffekt im Kino in Lechhausen. Sonst geht es gut. \ Man satt bekommt. \ Heute früh war ich ganz kaput. erreicht und ich versuche es mit den Bildern muß arbeiten. In Anbetracht der kommenden ich ging zu Georg und sagte ihm zu. Dann zu hoffentlich gelingen sie mir. Tage. \ »Halleluja!« Lisl und übergab ihr den Hausschlüssel und 3. Januar Heute vormittag habe ich einen Eilbrief 10. Januar Heute habe ich die Baal bilder zu Bert dann zu Bert. mit ihm wir sehen 〈zuerst: sehen abgegeben nach Hannover. Ich gestehe ihr alles gebracht. Sie gefallen Feuchtwanger sehr gut. wir, durch Bezifferung umgestellt〉 die Baal noch- zu − gut. Dann ging ich zu Bert; Bert erzählte Feuchtwanger kennt Kaspari 〈Georg Caspari, mals ganz durch. Bert will ihn jetzt der Drucke- ich alles, der darüber sehr erstaunt war. Ich bin Inhaber einer Münchener Galerie〉 und ist ein rei übergeben wegen den Schwierigkeiten zum über Li nicht im Klaren; ich verstehe sie nicht guter Freund von Falkenberg 〈Otto Falckenberg, Drucken. Hoffentlich können meine Bilder auch und verstehe sie nur, wenn ich an Sappho denke Intendant der Münchener Kammerspiele; → 23. hinein kommen. \ Nachmittags war ich Daheim und die Gestalt kennt man zu wenig; aber es ist Februar〉. \ Nachmittags gingen wir d. h. Bert, \ Dann besorgte ich mir Papier und dann ging eine der wenigen womit ich das erklären 〈kann〉. Bi und ich ins Kino Es war schlecht und nichts ich zu Lisl und Georg. Ge Beide waren sehr nett \ Ich mache Bilder zu Baal und ich bin erstaunt besonderes. […] \\ Montag 〈12. Januar〉 soll ich Abb. 6 Caspar Neher, Johanna auf dem Bett sitzend; zu mir. Ich bin beiden großen Dank schuldig. wie rasch sie mir eigentlich gelingen und wie ich nach München und Dienstag zum Verlag Georg Feder, aquarelliert, 9,8 × 8cm (Deutsches Theatermu- Ich habe Lisl noch sehr lieb. ab morgen Freitag das Format fühle. \\ […] \\ Dann ging ich mit Müller seum, München, III 8227) treffe ich sie nur einige Male in der Woche Bie und Bert in den Kino und zwar PALI, ein neu 11. Januar Samstag 〈10. Januar〉 abend war ich auf nicht zu oft. Wir gehen vielleicht ab und zu ins eröffnetes und sehr gut ausgestattetes. Mir ge- der Bahn und traf ihren Vater. De Er erwartete Theater und Konzerte. \ Abends be mit Bert bei fällt es gut in Aufmachung u. s. w. Auch der Film seine Tochter. \ Ge Arbeite die Bilder zu Baal aufgehe, der ihr Mann also, der sozusagen nur Hedda Kuhn und He Helen Hoffmann und ein gefiel mir. durch und mache einige neu. Morgen sollen für sie lebt. Ich sage daß ebendarin der Un- Herr Wegert war auch da. Will sehen was daraus 5. Januar Ich habe heute nachm eine Karte erhal- sie alle fertig sein. Es ist gut. […] Um 11h ging terschied zwischen Mann und Frau bestehe, wird. Aus dieser Kombination He Morgen fange ten und bin froh darüber gewesen. \ Natürlich 〈ich〉 zu Geyers und sprach mit L G. sie sah sehr daß eben die Frau ganz für den Mann lebt, der ich mein Bild an: »die »Sintflut.« will sehen. \ kann Sie erst am 9. Januar Freitag kommen. schlecht aus und ich habe Mitleid und konnte Mann aber fast ganz für di seine Arbeit und »Habeat sibi« 〈lat.: er habe seinen Willen, mei- Voraussichtlich. \ Dann arbeite ich am Baal und mich doch nicht bewegen von meiner Härte ab- dann erst für die Frau, das ist das Princip der netwegen〉 stelle im großen Bogen die Kurve fest, ich errei- zulassen. Man muß einfach gegen sie hart sein. Schöpfunggeschichte. und seit ur Urzeiten be- 15. Januar zu L. G und dann zu Bert. Mit ihm ar- chen einiges. Einiges mache ich neu. und alles Von dem Moment ab, wo man nicht mehr hart wiesen. \ b Ich kam spät heim und als ich heim beite ich den ganzen Tag und bis abends 7h noch wird neu diese Woche mache ich die Entwürfe gegen eine Frau ist, sollte sie merken, daß sie kam lag ein Brief von Bert, durch fräulein B 〈mit am Baal und es kommt die Processionsscene ganz fertig. ich hoffe, daß sie mir gelingen. \[…] einem gleichgültig ist. Es scheint das paradox Kugelschreiber gestrichen:〉 Banholzer gebracht, heraus, die sehr gut geworden ist Bert will noch Dann ging ich zum Rahmenmacher und dann aber es ist wahr. Warum sollte das einer Frau daß ich ihr heute abend ½ 9 Uhr, die Szene eine Szene an den Anfang setzen. \ Ich treffe zu Bert, dem die Bilder fast alle mit nur wenigen absolut nicht einleuchten wo es eigentlich doch von der Procession 〈Bild zu »Baal« (1919/20): abends Georg und Georg meint daß Baal jetzt Ausnahmen gefielen.[…] \ Heute fährt Bert so sehr einfach ist die ganze Sache und ganz an- »Gekalkte Häuser mit braunen Baumstämmen«〉 die Gefahr hätte zu lang zu sein. Ich sehe es ein nach München. genehm ihr dabei alles gemacht wird. \ Morgen bringen soll. Ich bin absolut dagegen gegen und will Bert davon abhalten. Vielleicht läßt 6. Januar Ich arbeite den ganzen Tag an Baal habe abend fahre ich nach München wahrscheinlich diese se Einschiebung einer absolut Antibaali­ sich etwas anders machen. Abends bei Lisl und die meisten Szenen schon fertig fährt L. mit. Es kann eine sehr schöne Fahrt schen Szene. Eine Szene die das Niveau des Georg es wird musiziert. 7. Januar Habe Baal fertig. Muß ihn morgen werden. […] \ Nachmittags ging ich mit ihr zu Baals verschlechtern würde. und auf eine weni- 16. Januar Arbeite in der früh an meiner Sintflut nochmals ansehen. Allem Anschein nach ist Gabler und besorgte das Billet für die Fahrt es ger gute Höhe brächte. und dann gehe ich zu Bert. Bert muß mir eini- jetzt die Kurve drinnen Unbedingt allein schon scheint ihr in Hannover gefallen zu haben, und 12. Januar Arbeite Baal noch fertig. Ich glaube ges noch ansehen. \ Wir arbeiten zusammen an durch die das größer werden des Formates. ich werde aus ihr absolut nicht klar. Sie behaup- daß er jetzt gut ist. fast ein ganzes Jahr habe ich Baal und Baal wird ganz ungeheuer schön. Jede 8. Januar Ich erhielt heute von Hannover den tet, daß sie Jemand braucht, der ganz für sie daran gearbeitet. Figur ist jetzt ausbalanciert und gleich. Und jede

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1920 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Gestalt hat jetzt Möglichkeit erhalten sich zu be- Art sein. Sie seien jetzt vielleicht auf der Höhe Hedda Kuhn und Münsterer im Ka Hoftheater die Ärztin hoffentlich um alles in der Welt hof- wegen. Man arbeitet und es gelingt Heute muß von Baals II Fassung dann war ich bei Caspari 〈Residenz-Theater München〉 Restaurant es fentlich klappt das mit L. 〈→ zu NB 3, 26r.4〉 ich Baals bilder fertig machen unbedingt und und es habe viel gelernt. \ Abends bin ich mit kommt nicht vieles heraus. Es ist dort teuer für 7. Februar Ich bin sehr herunten in den Nerven dann gehen sie an den Verlag. Wir haben uns Schmidtle zusammen gewesen. Schmidtle ist unsere Verhältnisse. und arbeite. […] Ich bin vormittags bevor ich nach einem Buch Claudels geeinigt das in bei mit mir einverstanden und erzählt, daß sie sich 24. Januar Ich gehe mit L. zum Essen. Vormittag heimfahre schnell bei Lisl gewesen. Georg Müller erschien. \ Weiter: Nachmittags mit ihrem Bruder der gefallen sei, unterhalten arbeite ich zu Hause und dann gehe ich zum 8. Februar Abends bin ich mit Bert + Bi im wird noch die Szene Ebene, Himmel, Abend habe mit Hilfe von Okkultismus und zwar er- Essen. Baal ist bald fertig und gedeiht. 〈Augsburger Hotel〉 3 Mohren zum Tanzen. fertig gemacht. \ Dann wollte ich L. G. abholen, zählte sie, daß sie ihr Bruder bestimmt leben 25. Januar Vormittags war ich bei Georg Bert und 9. Februar Heute abend bin ich bei Lis. die noch nicht fertig ist war und deshalb mußte und in Gefangenschaft blind geworden sei. Es wurde mit Bie und Bert fotografiert. 10. Februar Die Kunst muß einfach sein. \ Ich ich allein heimgehen. \ Abends bin ich bei L. ist dies eine merkwürdige Begebenheit. und 26. Januar Abends mit Bert + Hedda zusammen + zeige heute meinen Baalzyklus er Paradieszyklus Sie ist gegen mich so wie sonst und h tut so als ich will versuchen was dabei herauskommt. Lis im Kaffee Glasl. Auch muß endlich mal wie- und er gefällt sonderbarer Weise vielen Herrn. ob sie mich lieb hat. Mit ganz ungeheuer feinen ich schreibe an das Kriegsministerium in . der etwas gearbeitet werden. Dann gehe ich mit Am meisten gefällt mir einer der Literaten, Mitteln arbeitet sie um mich von Schmidtle los 〈→ NB 3, 7v.1-16〉 \\ Dann ging ich zu Lisl und Lis heim und es ist ein schöner Abend. Gerhart Hauptmann bis jetzt, wegen der un- zu bekommen. Und ich versucht es auf jede Art. diese erzählt daß sie stark sei und ihre Kunst sie 28. Januar Dann holt mich Bert ab, der mit mir zu geheuren Spannung und dem genialen Biegen Und ich glaube an Schmidtle. Sie ist leider noch auf demer Höhe behalte, ich bin froh und habe Anni Eibel geht. [S]Wir werden für ein Atelier- einer Kurve. Es muß alles Kosmos sein auch in nicht da. mit ihr ganz und gar Schluß gemacht. Heut fest 〈→ NB 3, 8r.3〉 eingeladen. Dann zum Essen. der Kunst, besonders und gerade in der Kunst. 17. Januar Man muß arbeiten und ich arbeite Morgen schreibe ich einen Brief. \\ Georg war Die Eibel ist immer noch die gleiche schmutzige \ […] \ Nachmittags arbeite ich bei Bert Wir arbeite nochmals Baal um und mache das bis 11h bei mir und ich spreche mit ihm über Person. Auch soll da Fräulein Trudl Dechant stellen Cyklen zusammen meiner Bilder. Für die Titelblatt. Das Titelblatt ist gut. Es fallen mir verschiedenes wir behandeln die Baalbilder ein- wieder erscheinen. […] Dann gehe ich zu Bert, Gefangenenausgabe der Jugend 〈»Münchner illu- besonders die Szenen mit Dechant sehr schwer gehend und kommen zu mäßigen Resultaten. Bert singt seine Lieder die einem immer wieder strierte Wochenschrift für Kunst und Leben«〉 will aber sie müssen bewältigt werden 〈→ Abb. 6〉. Ich muß arbeiten und brauche Geld sehr viel wohl tun Kraft, Kraft ganz ungeheure Kraft. und ich etwas versuchen Dann möchte ich es mit ei- Dann gehe ich zum Essen. L. G. ist auch da. Wir Geld. Lise hungert und ich kann ihr nicht hel- ohne jede Romantik nur durch mit einer großen nem größeren Bild wieder versuchen und zwar sprechen über Baal. \ Nachmittags arbeite ich fen. Um 11h geht Georg. Stimmung. der Baum der Erkenntnis Alles in nassen trüben weiter und Baal ist bis auf die Maiennacht und 20. Januar Ein Tag sagt dem anderen, was not tut. 30. Januar 〈vorangehende Seite herausgeschnitten〉 Farben Heute abend wollen wie ein Atelierfest Branntweinschenke 〈→ 10. Juli 1919; NB 3, 14v.4- \ Ich arbeite heute mit Bert zusammen. Bert verstanden habe. Dann werde ich von ihr 〈Lis- 〈→ NB 3, 8r.3〉 veranstalten. es frägt sich aber 15v.22〉 fertig brachte bei letzerem die Emmilie, meint ich solle Ekart auch groß machen um ihn beth Geyer〉 zum Essen eingeladen. Abends bin nur wo? und es handelt sich um wen? Abends die weinend sich zu einem Fuhrmann hinüber ganz in mir aufzunehmen Er hat recht. Es ist ich auch bei ihr. wir gehen zusammen ins Kon- war ich mit Bert im Unmensch 〈Hermann Bahr, neigt. Dann geht es weiter in einem fort. \ Ich das beste verfahren. Ich muß mich in Zukunft zert und dann heim sie ist sehr krank. Von jetzt »Der Unmensch. Lustspiel in drei Aufzügen«, hole L. G ab und gehe mit ihr heim. \ Dann wei- überhaupt darauf einstellen alle Hauptfiguren ab haben wir uns getrennt. besonders Abends 1919〉, ein ganz blödes und dummes Stück. Wenn ter: Es überraschen uns Schmidle und Wester- groß zu machen damit Ekart sie gelingen in den auf ihrer Bude zu sein. Bahr Hermann aber verlangt sein Stück nur auf 2 mayer, ich war bin froh, daß sie da ist. ich hatte Illustrationen denn ich finde es für unmöglich 31. Januar Ich arbeite nichts. \ Bin zu Pirchan geistreiche Einfälle hin als gut zu bezeichnen, so sehr Sehnsucht, leider teilt sie mir mit, daß ich in kleinem Format groß zu arbeiten. \ Heute 〈→ 5. März, 21. Juni 1919, 23. Februar 1920〉 ge- kann man es gut nennen. sie schon in ein paar Tagen wieder fort fährt. nachmittag treffe ichBert wieder bei Georg und gangen ans Hoftheater und habe mit ihm wegen 11. Februar Es kommt um 10h Bert. Wir gehen zu- 18. Januar Habe mit Baal nochmals begonnen ich wir machen weiter eine Lösung zur Bindung ei Anstellung gesprochen. Er sagt Er werde mich sammen in den Verlag. Bert zeigt Feuchtwanger glaube Jetzt aber, daß er endgültig fertig ist. zweier Akte muß kann in seinem Zimmer (Baal) nach der Indentantenkrisis 〈→ zu NB 3, 37v.1- den Zyklus aus dem Paradies. So viel Bert sagt \\ […] ich treffe \Schmidtle und einige mich sich abspielen. \ Es ist dies Johanna Episode und 38v.3〉 benachrichtigen. gefällt ihm dieser. Er will Propaganda machen. mit ihr, wir wollen Freundschaft bewahren. so Dechant. Zwischen hinein stellt er nun die Sache Nun jetzt sind schon 2 Eisen im Feuer, und man sagen wir und sie ist froh am Dienstag will ich von 2 Schwestern, die zu Baal kommen 〈→ NB 3, 3. Februar Man kommt zu gar nichts. Die Lis ist arbeitet auf 2 Fronten. Es müssen Siege erfoch- mit ihr ins Theater. Abends mit Lisl zusammen. 4r.3-4v.1〉. \ Dann treffe ichSchmidtle , sie ist sehr krank. Hoffentlich wird sie gesund.[…] Dann ten werden. Es wird um keinen Preis der Welt Sie weint und zählt mir den ganzen Abend eine erfreut und zugleich betrübt; denn sie möchte zu Bert. Bert gefallen die Bilder im Kunstverein nachgelassen. Niemand kann nachlassen, wenn Kette von Vorwürfen auf. näheres über ihren Bruder erfahren. Ich hab ihr 〈wo Nehers ›Der verlorene Sohn‹ und ›Ein Mann ihm das Wasser an den Hals geht. Bert schrieb 19. Januar Brief an Ls. […] \ Brief an Berta angeboten meinen Hausherren zu fragen. geht durch den Wald‹ ausgestellt sind〉 gut. Mit Orge. Hoffentlich schickt mir Orge das Geld. Ich Schmidt auch. \ […] \\ Na Vormittags bin ich 22. Januar Nachmittags arbeite ich an Ekkart, der Bert abends in den »geretteten« Alkibiades von brauche Geld ..... Eine Einladung für Samstag in der Akademie und zeige meine baalbilder mir nicht gelungen ist. Überhaupt heute gelingt Kayser 〈Georg Kaiser〉. Es ist ein sehr schlechtes abend ist da und ich möchte heim. Hoffentlich den andern. Diese gefallen sehr gut und alle mir nichts ich bin nicht vollständig bei der Stück der Stoff glänzend. Aber schlecht behan- fährt Bert auch heim. \ […] \ Abends in 〈Fried- sind damit einverstanden. nur, und dann ging Sache. \ Dann hole ich Schmidtle ab, sie ist voll- delt. Pirchan soll sich heimgeigen lassen. rich Hebbels Tragödie〉 Herodes und Mariamne zu Georg, meint Georg voll und ganz seien ständig drunten. Schade. Ich muß sehen daß sie 6. Februar Nachmittag mit Bert zusammen. Es Man lernt Spannung von Kurve. Und eine Sie noch nicht sie müßten eine weitere höhere wieder hochkommt. […] \\ Dann treffe ichBert , klappt alles. Und man es ist schön. Wir kennen schöne Sprache. Ich komme totmüde heim. \

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1920 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Und schlafe zitternd wie ein gehetztes Tier und 16. Februar Georg meint die Baalbilder groß zu sie. Ich habe sie doch sehr sehr lieb und so 5. März Mein Cyklus ist nicht fertig. Die Baalbil- erwache ebenso \ denn ich muß jetzt und will machen. mußte alles kommen. Arbeite, Arbeite dich der sind auch nicht fertig. Es hemmt alles. durchhalten. Es hängt die ganze Geschichte an 18. Februar Baalbilder gelingen mir nicht sonder- drüber hinweg. 8. März Lis ist gesund zurückgekehrt \\ Man muß einem Faden. lich. Man kommt schwer in die Art hinein. Es 25. Februar Bert schreibt einen bißigen Brief aus arbeiten, auch wenn man krank ist. \\ Lis will 12. Februar Orge schickt mir das Geld \ Dank ist unglaublich man staunt und wundert sich Berlin ihm gefä[¿]llt es allem Anschein nach mich erst am Freitag sehen. \\ Bert schreibt Tausend Dank. Orge hat mir geholfen. \ Mor- halbtot bleibt man liegen. Auf alte Schindmähre. sehr gut. 〈nach Empfang dieses Briefs (→ zu NB 3 nicht. \\ Von Schmidtle keine Nachricht gen will ich es L. G geben. 〈→ zu NB 3, 26r.4〉. \ 20. Februar Ich fahre morgen weg. […] Habe heute 5v.1-6r.1), den Neher zwischen den Eintragungen 9. März Lis schreibt ich solle kommen. viel \\ Von […] Nachmittag arbeite ich an meinem Cyklus eine Radierung gemacht und bin mir klar über vom 24. und 25. Februar einklebte, übertrug Ne- Schmidle keine Nachricht ich habe diese sehr »Volk«. Ich glaube daß es gut wird. Man muß die Bühnenbilder 〈andere Lesart: Fahnenbilder〉 her Brechts darin geäußerte Bitte um Korrektur lieb. \\ […] von Bert keine Nachricht. nur Affairen auf Affairen häufen um zum Ziel zu Baal. Ich arbeite. frage in der Bibliothek nach in sein Tagebuch (später gestrichen): An Baal 10. März 〈mit Kugelschreiber gestrichen:〉 Ich schlafe zu kommen. Bei S¿ Hiob kam nie ein Unglück ob irgend etwas in der Art da wäre. Abends hole umändern \ In der Szene: Nacht, Wind, Weiden wieder bei ihr. ¿ Man hat keine Moral \\ Es allein. Ich war mit Schmidtle zusammen ich L. ab bei Jank und gehe zum Bahnh. und be- \ (das ertrunkene Mädchen \ Wir liegen in den könnte einem schier schlecht werden. Alles um- 13. Februar Unglückstag und Glückstag \ Es ist sorge Karten. Ich habe gesagt, sie soll trotzdem Haßelnußsträuchern in der nächsten Szene sonst Es soll einen der Teufel holen Einmal ist schön und es ist Friede auf Erden mit Lisl geht es fahren. \ begegne Schm. mit Mutter grüße sie Überschrift statt Weiden: Haßelnußsträucher.〉 keinmal, sagt man und hopp. wieder gut und man hat genug. \ Lisl spielt mir dankt abweisend. Es genügt mir. 26. Februar Heuer stelle ich Bert Brecht im Glas- 14. März In Berlin geht es wieder los, man hat wieder Bach vor und es ist gut. 21. Februar Samstag zu Hause. Ich fuhr mit Lis palast 〈Münchener Ausstellungsgebäude〉 aus, keine Ruhe. Ganz rechts kommt jetzt ans Ruder. 14. Februar Ich war diese Nacht bei Ihr und es war fort. Scheusslich. Ihr Vater hatte sie in Nürnberg warum nicht? Warum sollte ich meinen Freund Ich kümmere mich nicht um Politik. \ Nach- sehr schön. Wir einigten uns wieder und sind getroffen. \ Bert treffe ich und er steigt [s]ein 〈in nicht ausstellen. Ich male ihn. Nachmittags mittags höre ich die Matthäus Passion. Es ist ein nun zufrieden. Ich glaube daß ich mit Schmidtle Augsburg in den Zug nach Berlin; → NB 3, 32v.9〉. besorge ich die Sachen für meine Freunde 〈in〉 ganz außerordentliches Werk. Ganz unglaublich schon meinen Kopf durchsetze. Es muß sein. Ich soll zum Feuchtwanger gehen. Berlin. Georg Müller Verlag. und für Georg. […] 15. März TreffeBert . Bert läßt mir sagen ich solle und ist der beste Weg. Auf alle Fälle der ele- 22. Februar Diese Woche muß erledigt werden: \ \ Abends schreibe ich Briefe an Bert, Orge und noch in A. bleiben. Er kommt aus Berlin. Ich ar- ganteste. Man muß die Leute mit ihren eigenen 1. Baal Bühnenbilder \ 2. Vom Fangen \ 3) Das Max Lambert alles heterogene Elemente würde beite nichts und bin unglücklich. Es wird nichts. Waffen schlagen. Das was ich will ist folgendes. Volk. Bert sagen. \ Es wird alles verflucht teuer ich Man müßte viel mehr arbeiten. Ich bin mit mir Mit L. muß Freundschaft bestehen bleiben, weil 23. Februar Dann gehe ich heim und arbeite an weiß nicht wo das noch hin soll. Kaufe heute so nicht zufrieden. Bert erzählt wunderbare Sachen ich sie sehr hoch schätze und Schmidtle habe den Baalbildern das erste Szenenbild mißlingt eine Scheißmargarine kostet die 3 M; ich ja da aus Berlin. Abends fahre ich nach München Ich ich gern also muß da auch etwas da sein der aber die anderen gefallen mir ganz gut; sicher hört sich doch alles auf. übernachte bei L. L. ist sehr sehr lieb zu mir. gerade Weg ist der beste. \ Nachmittag treffe ich sind sie im Sinne Baals Auf Jedenfall etwas 16. März Den ganzen Tag mit L. zusammen Man Bert + Bi wir sind abends zusammen im Theater neues im auf Bühnentechnischen Wege. […] 1. März Arbeit für die Woche. \ Baal Bilder: fertig arbeitet. Bin in den Kammerspielen und rede und zwar in der Primär von 1913 〈Premiere von Ich esse und telefoniere Schmidtle an und Dr. so weit es mir möglich ist. \ Dann Schöpfung. \ mit Falkenberg. Falkenberg schickt mich zu Pa- Carl Sternheim, »1913. Schauspiel in drei Auf- Feuchtwanger. Dr F. sagt ich könne als Volon- »Das Fangen« wird umgetauft in Keuschheits» - setti. Ich hoffe unterzukommen. […] \ Abends zügen« im Münchener Residenz-Theater; → zu tär bei Passeti 〈Leo Pasetti, Bühnenbildner; ballade« 〈→ NB 1, 6v, NB 3, 8r.3, 25r.10〉 \ Es ist bei Lis. Mir fällt Adam und Eva ein. NB 3, 18v.13-17〉. Es ist ein ganz ausgezeichnetes → 10. und 31. Januar, 18. März〉 lernen in den Schluss mit solchen Sachen. 18. März Vormittag: Arbeite ich an meinem Adam Stück. Sternheim leistet darin ganz unglaub- Kammerspielen. 2. März 〈Albert〉 Weissgerber \ 〈Albin〉 Egger Lienz und Eva: Es wird gut. sinnlich = kosmisch muß liches. Ich hoffe beiBert einen ebenso großen 24. Februar Man arbeitet wenig. Herterich 〈Lud- \ van Gogh \ Delacroix \ Das sind die 4 Evangeli- es werden eine ganz neue Form etwas von Erfolg und ja nicht nachlassen. Man muß die wig von Herterich, Professor an der Münchener sten meiner Malerei, wer sie kennt. kennt mich. Grund auf schöpferisches und neues. Es muß in Bühnenbilder mit entwerfen. Kunstakademie〉 kommt heute nicht. Man malt Man muß auf ¿diesen aufbauen um zum neuen den Glaspalast oder in die neue Secession. […] 15. Februar Es ist ein prachtvoller Sonntag und so drauf los ohne alle Gedanken. Auch bewegt Expressionismus zu kommen. […] \ Ich arbeite \ Dann gehe ich zu Pasetti. Es ist ein wunderbar ich habe Heimweh. Ich treffeBert und Bi in den das Schicksal von Lis. Heute kam ein Eilbrief. an den Baalbildern. Hoffentlich werden sie an- feiner Herr. Er ver erlaubt mir z bei ihm zu ar- 4 Jahreszeiten 〈Hotel »Vier Jahreszeiten«, Mün- Es liegt eine ganz gewaltige Unruhe in der Luft. genommen. \ Abends treffe HerrDir . Otto ..... \ beiten 〈→ 23. Februar〉. chen〉, und gehe aber nicht mit weil es zu teuer Strenge dich mehr an und arbeite mehr man Von Bert keine Nachricht. 19. März Ostern bedeutet für mich eine Reincarna- ist. Wir treffen uns beim Essen imAthos . Man muß mehr bekommen Peitsche deine Pferde bis 3. März Ich habe die Baalbilder (bühnenbilder) tion. Man verwandelt sich tatsächlich und man muß alles auf sich und anderes rückbeziehen sie umfallen. Das unglaubliche geschieht nicht, fertig \ Von Lis kommt keine Nachricht ich bin hat etwas höheres oder tieferes in sich. Christus wenn man überhaupt etwas will und können eines teils bin ich froh. andernteils ihretwegen verzweifelt und bis zum Tode betrübt. \ Lis. hat in Ostern den Menschen etwas gegeben. will. Abends gehe ich mit Lis ins Theater »Rosen- und ihrer Eltern wegen bin ich nicht froh. O, Lis warum schreibst du nicht. Bert auch nicht. Man legt den alten Adam ab um neu zu werden. kavalier« 〈Oper von Richard Strauß, Libretto von man weiß nicht. Wozu hat der liebe Gott einem Ich weiß nicht was mit mir los ist. Herrgott du Immer gleich schön und gleich erhaben. Hugo von Hofmannsthal〉 Musik glänzend und die Zähne gegeben, daß man sie aufeinander- bist ein gemeiner Mensch, ein Aufschneider. 21. März Abends waren wir 〈Caspar Neher und sonst alles sehr schlecht. 〈mit Kugelschreiber ge- beißen kann bis die Kiefern krachen. Ich esse Herrgott prahl doch nicht mit deinen kleinen Lisbeth Geyer〉 zusammen In in Sheakspeare’s strichen:〉 Ich schlafe bei Lis und es ist sehr schön. ­jeden Abend im vegetarischen und denke an stinkenden Erlebnissen so, halt dein Maul − du. Kaufmann von Venedig. Ein herrliches Stück

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1920 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 O, dieser Sheakspeare. Ich weiß daß Bert auch Man sollte alles aufzeichnen was man gesehen lernt aber gar nichts rein gar höchstens sieht Kunst-〉Akademie kommt: \ Spiel: 1, 2, 3. \ Schlaf: soweit kommt. hat − sei es jetzt schriftlich oder mündlich oder man daraus wiesehr eine Frau Stimmungen aus Schöpfung 〈→ 1. März〉 \ Sintflut 〈→ 13. Ja- 22. März Man muß arbeiten daß einem die Finger mit dem Bleistift am besten natürlich mit dem unterworfen ist und man ist erstaunt diese nuar〉 \ Baal 〈→ 13. Februar 1919 bis 8. April 1920〉 krachen. Ich male Bert fertig und ändere ein Stift aber Papier ist jetzt maßlos teuer − Doch. Beweise am eigenen Körper wahrnehmen zu \ Zentralbereich aus dem Paradies. Fragment altes Bild von Lis das mir sehr gut gefällt jetzt. Dies ist einem letzten Endes noch das einzige können. 〈→ 10./11. Februar〉. Ich gebe es nicht aus der Hand. man muß besser Vergnügen. 8. April Man ist stinkfaul und tut nichts rein gar 24. April Ich arbeite den ganzen Tag an den We- malen. Immer mehr immer mehr zur Kunst. 4. April Gearbeitet wird wenig ich bekomme nichts man hat nichts zu tun man legt sich auf dekindliedern sie sind nun fertig. Dann kommt Kraft, ha. ha. Muß morgen unbedingt Bert wieder Lust zum spazierengehen und gehe mit die faule Haut und klotzt aus seinen Schweins­ Michelangelo’s Sintflut als Radierung (Kaltna- schreiben. Heute abend arbeite ich mit Pasetti Trudl 〈Dechant〉 fort auf den Plärrer Bert ist auch augen. Man predigt Piétät und den Katholizis- del) Ich unterhalte mich mit Georg über Erotik. zusammen \\ Abends bei Lis zum Essen. \ Lis drunten. mus und stinkt nach Weihrauch. Nachmittags Kunst ist immer Erotik. d. h Geschlechtlich und hab u. ich sind sehr vernarrt in einanander. \\ 5. April Ich bin mit Bert zusammengewesen. bin ich mit Bert und Georg 〈Pfanzelt〉 zusam- ungeschlechtlich und dies ist Kräftespiel. Also Abe Nachts in den Kammerspielen. Man arbei- Er rät mir einen »Karl den Kühnen« zu malen men. \ Baal muß durch; es ist scheußlich Ich bin z b. die Sintflut von M. oder Gavotten von Bach tet an den Kulissen. Es ist schön nachts dort zu 〈→ NB 4, 12v.1-5; 29. Mai〉 Er hat recht. Man dafür. Keine Konzessionen sonst absolut nichts. 25. April Cyklus: Ilustration: \ 1) Don Gil in Madrid arbeiten. Man wird ein anderer Mensch, und muß etwas Neues schaffen. 3 Tafeln in einem 9. April Ich arbeite nicht. Lis ist voll und ganz mit seinem Diener. \ 2) Parkszenen. \ 3) Wirtsha bekommt ein anderes Gesicht. Ich komme heim Rahmen \ 1. Tafel. Karl d. K. für die reifere herunten. Sie weint, und ihre Tränen tun mir Briefe 〈→ 25. März〉 und schlafe. Jugend bunt und voll Gewitter. Eine trüber sehr weh. Sie möchte zu Bert. Ich [k]glaube an 26. April [2]3 Wedekind bilder \ 1. Lieder 23. März Ein prachtvoller Tag. Ich arbeite morgens Himmel deckt das ganze zu. Bäume u[nd]m das beide. \\ Nachmittag mit Bert zusammen. Bert 〈→ 21. April〉 […] 2. Erdgeist 〈→ 20. Mai〉 \ treffe ichPasetti dann zeichne ich für Bert Ab- bunte Gefolge das ihm [p]dann prachtliebend erzählt viel und ich arbeite an Karl dem Kühnen 3. Am Scheideweg salom 〈→ NB 3, 12v-13r〉. Nachmittags bin ich in nachzieht. so wie es sich die reifere Jugend vor- 〈→ 5. April, 10. April〉. Es muß etwas neues ge- 29. April Will jetzt Rimbaud illustrieren und den den Ottowerken beschäftigt. \ Abends treffe bei stellt. \ 2. Bild: Karl d. Kühne in den Augen von schaffen werden unter der Sonne. Sommernachtstraum 〈→ 4. Mai〉 einer Todmüdigkeit meine Lis. und gehe bald ¿¿¿ sehr gescheiten der Psycholog. der prunkt- 10. April Ich habe mit meinen Eltern Krach. Lis heim zum Schlafen. liebende Kühne − auch suchte er rassereine Rap- kommt. Mutter gefällt Lis sehr gut und sie ihr. 2. Mai Gestern starb Frau Brecht 〈→ NB 4, 24. März Komme Donnerstag früh um 7h heim und pen Sein Gaul hatte einen bestimmten Namen. Man freut sich mein Portrait wird sprechend 36v.6‑8〉 Es war ein erschütternder Anbli[g]ck‌ da liegt von Bert etwas. \ Lis ist sehr lieb zu mir. 3. Bild Der Himmel so wie immer er ist. Es ist ähnlich, ich sage es. Ich freue mich auf viele [s]die Frau, die man lebend kannte tot zu sehen. 〈mit Kugelschreiber gestrichen, Fortsetzung bis keine besondere Affaire die Niederlage Karls. \ Arbeit. Ich muß verdienen. \\ Nachmittag mit Ich habe viele Männer tot gesehen. Ich habe auf den Satz wir hatten unsere Geschlechtsteile 3. Bild Karl − wie ihn der liebe Gott sieht. Die Georg bei Bert. Bert spricht von meinem Karl aber noch nie eine Frau tot gesehen \ Es war aneinander gepreßt nicht entziffert〉 Leiche K.’ der jetzt einfach zu Boden sinkt und d. Kühnen. \\ Abends mit Lis in Don Carlos furchtbar. Ich habe sie gezeichnet ich hätte S 25. März 〈mit Kugelschreiber gestrichen:〉 Ich war tot wird. Die großen Hände dieses Menschen 〈→ NB 4, 20v-21r〉.Die Inscenierung von Bert ist stundenlang zeichnen mögen Es hat mir sehr heute nacht bei ihr. Jetzt bin ich so ausgefroren, die krampfhaft in die Zügel greifen das Gesicht gut. gut gefallen. Zeichnen einen Kadaver zeichnen. daß ich kaum mehr stehen kann. Was weiter das durchsichtig wird. \ so \\ Ich werde Bert 13. April Nachmittag bin ich mit Bert zusammen. 4. Mai Ich arbeite zum Sommer nachtstraum; folgt weiß ich nicht. Hoffentlich geht Alles zum hinter Lis 〈Lisbeth Geyer〉 hetzen und werde ihr Es ist sehr fein. Ich bin froh und man hat seine dann werde ich Skizzen zu Rimbaud machen guten. Heute nacht muß gearbeitet werden. Ich zeigen, was sie h an mir gehabt hat. Mir fällt um Ruhe. Es muß aber jetzt Schwung hinein kom- 〈→ 29. April〉. […] \\ Abends versuchte ich ver- komme nicht ins Bett. Bert ist auch da. Es gibt keinen Preis ein, um ihre Seeligkeit zu ringen. men. Viel viel mehr Arbeit. Abends bin ich bei gebens Hedda Kuhn 〈→ NB 4, 4v.13〉 abzuholen. arbeitet »Don Gil mit den grünen Hosen.« 〈von \ Es dauert Georg sowieso schon sehr lange. \ Lis. 6. Mai Ich habe mit Bert eine Wohnung gesucht. Tirso de Molina; Premiere am 27. März〉 Abends Morgen werde ich mich mit Bert sofort ins Be- 21. April Arbeite heute seit langer Zeit wied〈er〉 10. Mai Ich stelle einen Zyklus zusammen „die schlief ich bei meiner Lies. 〈mit Kugelschreiber nehmen setzen und zwar diese Woche noch … den ganzen Tag. \\ Ich werde Wedekind Lieder Seeräuber und bin mit einem großen Bild: gestrichen〉 6. April Ich fange mit dem Porträt der Lis an und illustrieren 〈wohl Frank Wedekinds »Lauten­ auch „die Seeräuber“ beschäftigt. […] sonst be- 29. März Nachts − eine wunderbare Nacht schlief bin sehr zufrieden. Ich bin überzeugt es gedeiht. lieder«〉 schäftige ich mich mitGöthes Farbenlehre, die ich bei Lis 〈mit Kugelschreiber gestrichen〉 Es war […] \ Abends gehe ich mit Lis ins Kino Es ist 22. April Ich arbeite an Wedekinds Liedern die ­äußerst interessant ist im Vergleich zur moder- ganz herrlich So war noch nie eine Nacht. Es schwankhaft.Samstag Abend 〈→ 10. April〉 wird sehr gut sind. nen. war auch nicht die Letzte. Don Carlos gegeben. 23. April Ich arbeite an den Wedekind sachen und 11. Mai Es müssen bis Sommer 3 größere Werke 30. März Ich bin bei Bert. Berts Sachen gefallen mir 7. April Ich werde mit Lis schon fertig […] \\ werde von Pasetti 〈Leo Pasetti, ab 1920 Bühnen- Ausstellungs bereit sein. Punktum. Es also vor- sehr gut; und ich bin sehr froh. Abends schaukle ich mit Bie 〈Paula Banholzer〉 bildner an den Kammerspielen und am Staats- läufig die „Seeräuber“ DannBranntweinschen - im [s]Schiff Es ist ganz wunderschön so allein theater München〉 beschäftigt. \ Heute habe ich ken 〈→ 10. Juli 1919〉. 2. April Ich bin ganz im Osterevangelium gestern mit ihr hoch ohn oben zu schaukeln und man Wedekind beendet. Habeat sibi und Gott sei 12. Mai Ich gehe mit Lis zusammen aus und ma- abend war ich noch mit Bert zusammen. Ich gleicht einem Gott. \\ Abends hole ich Lis ab. Dank. Gott sei 1000 Dank. \ Abends gehe ich che einen Ausflug nach einemForsthaus in der freute mich ihn zu sehen; dann gingen wir lange Sie ist sehr lieb zu mir und küßt mich und will zu Lis. […] \\ Man hat Zähne zum auf einan- Nähe Münchens. Es ist sehr schön und man zusammen spazieren und es fing an zu regen. wir sitzen auf einer Bank in den Anlagen. Man derbeißen. \ in 〈die Ausstellung der Münchener schläft nackt imGebüsch versteckt. Man hat

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1920 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 und doch voll Leben. \ 3) Mache die Schatten Orgel tanzen in langen Gewändern 〈→ NB 4, nicht so tief und die Plastik ¿¿¿¿ ¿¿¿¿; aber noch 16v〉. \ Vormittag zeichne ich in der Akademie. Plastisch; nicht Schablone. \ 4. Mache alles so \ Nachmittag male ich Akt und das Bild vom natürlich wie möglich. \ 5 Es muß eines meiner bösen Mann. \\ Abends Atelier fest. Alle unsere guten Sachen werden. Gehe ins Detail aber nicht Erwartungen gehen Flöten […] solch ein Ate- auf Kosten des Schwungs und der Linie. \\ Man lierfest habe ich solang ich lebe noch nicht mit- muß arbeiten sagt Georg. gemacht. Es ist zum ..... O Herr erbarme dich 21. Mai Ich arbeite. habe Bilder zu Berts Lieder unser. Miserere nobis. gemacht. Sie sind gut. 5. Juni Ich habe einen neuen Tanz der Engel ge- 26. Mai Ich arbeite meinen Erdgeist fertig. […] \ macht. Er gefällt mir bis jetzt. Brief an Bert und Hildegard 〈Hoffmann; 7. Juni Nachmittag treffe ichBert → NB 4, 42v.23-24〉 9. Juni Bert ist ein ausgezeichneter Mensch und 28. Mai Ich arbeite an Erdgeist. Er ist fertig. Man ich danke ihm. Mon cher ami. Baal wird nicht muß arbeiten. und zwar sehr viel Bert ist auch aufgeführt 〈im Residenz- oder Nationaltheater da. Gott sei Dank München〉 das soll der Teufel holen. Warum 29. Mai Ich arbeite und komme vorwärts. \ Ich nicht? Aber es 〈ist〉 auch so gut. Man braucht weiß jetzt allmählich was meine Kunst von mir nicht so bald berühmt werden. Sela. fordert. Man muß arbeiten. sehr viel. Es kommt 10. Juni Mit Bert im Hahnenkampf. […] Mein Dec- auf die Geste an 〈→ NB 4, 25r.7, 46v.21〉 und das kengemälde 〈→ 1. Juli〉 wird etwas auf jedenfall. \ macht alles aus. Die Geste und die Form sind […] Ob wohl Lis heute abend mit Bert schläft? die einzigen Ausdrucksmittel in der bildenden 11. Juni Es scheint sich das Wort von Pfarrer Breit Kunst. Ich werde mich eingehend damit befas- 〈Thomas Breit, protestantischer Pfarrer zu St. sen. Und danach handeln. Das Problem Karl d. Ulrich in Augsburg〉 zu bestätigen. Es ist scheuß- Kühnen ist für einen älteren 〈→ 5. April; NB 4, lich. Bert ist sehr aufgebracht. Ich hoffe auf auf 12v.1-5〉. Man muß ökonomisch umgehen. Besserung. Ich habe kein Unrecht getan. Ich kann deshalb nicht anders. \ O, welche Gemein- 1. Juni Ich arbeite jetzt man muß fest arbeiten heiten. um vorwärts zu kommen und ich will vorwärts 14. Juni Ich arbeite nicht viel. Wenn man an einer kommen. Hoffentlich gelingt mir das mit dem Kirche arbeitet muß man innerlicher arbeiten. Kirchenentwurf 〈→ NB 8, 20r.1-2〉, vielleicht habe Es darf einem nicht alles egal sein. […] Ich bin ich Glück und gebe es die Allmacht. Ich brauche nachmittags bei Bert. Abb. 3 Caspar Neher, Tagebuch April bis Juli 1920, Eintragung vom 24. Juni 1920 jetzt die Gelegenheit um hoch zu kommen. Und 16. Juni Ich arbeite Bert sagt meine Sachen würden man muß hoch kommen. Hoffentlich wird mein gut werden. Man muß arbeiten. Ich glaube, daß Baal angenommen 〈→ 23. April〉. Ich will die ich jetzt kein Mädel mehr nehme. \ Es kostet einen sündigen Gedanken ..... Aber es gibt sau- mel loben seinen Namen O ich möchte immer Hilde Hoffmann malen. \\ Arbeit. \ hosianna einem sehr viel. \ Augsburg ist die herrlichste mäßig viel Fliegen und der Himmel ist einem mit Bert zusammen sein. Immer. Hoffentlich ge- gelobt sei Gott \ Hosianna in der Höh’ Stadt. Man muß unausgesetzt arbeiten. Spar- lieber \ Nachdem man genug gelegen war gin- lingt es mir irgend etwas zu verdienen. Ich treffe 3. Juni Ich arbeite an Psalmen 〈→ NB 4, 16v-NB 5, takus 〈→ NB 2, 15v; NB 5, 48r.1-7〉 wird gut. Ich gen wir heim. Es war sehr schön. Punkt. Schmidtle. Neues leben blüht in den Ruinen. 37v〉: Nebenher zu meinem Altarbild. \ 1) Ver- glaube es wenigstens \ vor mir sind 2 Mädchen 16. Mai Mit der Arbeit ist es nicht weit her. Nach 18. Mai Nichts von Bedeutung. \ Ich bin mit Bert kündigung \ 2) Gethsemanene / ein alter / \ auf dem Balkon. Ich studiere Rembrandt. Vor dieser Woche muß wieder etwas geschehen und Georg im Taifun 〈Menyhért Lengyels Thea- 3) In der Hölle \ 4) der böse \ 5) Die Verdamm- solchen Sachen kann man überhaupt nichts re- unbedingt. Man hat nicht genügend Kraft. Gott terstück »Taifun« in den Münchener Kammer- ten \ 6) bäume bei Nacht mit Liebenden \ den. sei Dank ist Bert da. Mit ¿¿¿¿ Schmidtle 〈Berta spielen〉. − schlecht. 7) Gesang der zur Hölle ziehenden \ 8) Der 17. Juni 〈mit Kugelschreiber gestrichen:〉 Ich schlief Schmidt; → 19. Januar bis 23. Februar〉 geht es 20. Mai Ich habe 〈Wedekinds〉 Erdgeist begonnen Sünder. \ 9) \ Es ist in unsren Bildern die Auf- heute Nacht bei ihr und feierte Orgien. Zum auseinander. […] \\ Bert kommt in den Glaspa- 〈→ 29. April〉 es wird ein sehr gutes Bild. Ich gabe das Problem des Lichts unter möglichster Teufel holen. So etwas darf niemals mehr ge- last 〈Münchener Ausstellungsgebäude; → 26. Fe- werde zu Rubens in die Schule gehen. Ich habe Realität zu erforschen. schehen. Man wird versaut und unbrauchbar bruar〉. \ Ich schlafe bei Lis und Lis hat mich sehr am Erdgeist viel gelernt. \ Man \ Merkblatt für 4. Juni Der böse ist gemacht und gefällt Georg. nur mehr ein häufchen Energie hält einen lieb. Ich glaube zu sehr. Erdgeist \ 1) Man muß hier das vitale heraus- Ich werde jetzt mehrere dem Format entspre- aufrecht. Ich sage es jedem der bei einem Weib 17. Mai Gott sei Dank, daß ich Bert treffe alle Him- arbeiten. \ 2) Monumental und geschlossen chende machen. z. b. Tanz: Engel die um eine schläft. Hütet Euch.Cave canem. Es geht nichts

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher 1920 Letzte Änderung: 25. Juli 2014 über die Gesundheit. Nach einer solchen Nacht Starnberger See. Es war ganz wunderbar. Eine ist man 8 Tage ein Jüngling und vollkommen glühend heiße Sonne und ein wunderbares impotent. \ Bert ist hier. − Man kommt mit ihm Wetter. Mein Rücken ist ganz rot und ich kann glänzend aus. kaum schlafen so brennt es alles. ganz scheuß- 18. Juni Georg gefällt mir gar nimmer. Ich weiß lich nicht was mit ihm los ist. Man Auf t deutsch ich 5. Juli Ich war bei Lis. 〈Mit Kugelschreiber ge- komme nicht mehr mit ihm aus. Bert sagt: Ein strichen:〉 Lis hat mich lieb und ich sie. Sie sagt Maler muß soo sein wie eine Frau d h. er muß sie hange an mir. \ […] Edith Blas sagt: ich sei immer können 〈→ NB 8, 7v.8-10〉. \\ Will ein unselbständig. Mit mir sei nicht zu rechnen. \ Bild malen ¿¿ ¿ Jeanne d’Arc. \ Dann: Die her- Es ist unglaublich bin ich so oder ja. ich geb es unter geschwommen sind. Einen grünen Ozean zu. Aber es sind alle andern mindestens ebenso und Leiber, die am ertrinken sind. schlimm ganz und gar ebenso schlimm. Jeder 20. Juni Meine Aufgaben in den Ferien sind eine wird herunter gezogen und in den Schmutz ge- 1) Jeanne d Arc \ 2) das Altarbild und eventuel treten. Es ist geradezu scheußlich und gemein. noch eine Pietà. Sonst immer Portrait und […] Das eine weiß ich: ¿¿ Lege vor allem deinen Landschaft zeichnen. Vielleicht kann man mit Egoismus ab. Das Ego behalte zerstücke den dem Theater irgend was machen. ismus lege ab sei nicht auf andere angewiesen sondern auf dich selbst. gib andern mehr als dir 22. Juni 〈mit Kugelschreiber gestrichen:〉 Ich bin gegeben wird. abends bei Lis gewesen und habe bei ihr ge- 7. Juli Es muß in die Höhe gehen. ob es will oder schlafen. Ich habe sie noch ebenso lieb wie frü- nicht. Es muß. Bombensicher. In aller früh her. Aber es muß Schluß sein. An Arbeit gelingt bin ich bei Bert \ Wir kommen auf eine neue mit nichts. − Idee Psalmen auf Zeitungs papier heraus zu 23. Juni Arbeiten. Ha Ha. Bert ist ein feiner Kerl. geben 〈→ NB 4, 16v-NB 5, 37v〉. \ Ich glaube, daß Heute habe ich die Elipse fertig gemacht. Sie das ganz gut gehen wird. Ich mache Bilder: \ gefällt mir nicht sonderlich. Ich werde an Lis Herterich 〈Ludwig von Herterich, Professor an Briefe schreiben der Münchener Kunstakademie〉 ist ein ganz 24. Juni Ich weiß nicht was mit mir los ist. Meine großartiger Mensch. „Ö“ sagte er „heiraten“ in Sache wird nichts Es ist geradezu zum Teufel allem gratuliere ich aber „ö“ heiraten. Wenn sie holen. sollte man es überhaupt für möglich hal- nichts sind, wenn sie heiraten werden sie nichts ten? Ich war bei Lis und habe Lis sehr lieb. 〈Mit mehr. Kein Künstler kann das heiraten aushalten. Kugelschreiber gestrichen:〉 Ich halte sie immer Niemand. \ Vormittags bin ging ich zu Tilly W. noch wie meine Frau. Aber es ist zu viel: denn 〈Wedekind 〉 Es ist war ganz ausgezeichnet. Sie ist sie geht mit andern. \ Man muß sehr viel arbei- eine ganz ausgezeichnete Frau (erotisch) äußerst ten. Die letzten 2 Bilder gelangen mir nimmer raffiniert. Alles monoton nur beim Abschied um alles in der Welt. Ich werde jetzt eine Jeanne zeigte sie einige Wärme. Alles eines. Erst ganz d’Arc machen. Hoffentlich gelingt sie mir. Ja sie spät ging sie aus sich heraus. Eingeladen hat sie gelinge mir ungefähr so. \ und Christus der vom mich nicht. \ man muß etwas unternehmen um Teufel verführt wird: 〈→ Abb. 3; NB 8, 25v〉 sie zu bekommen. \ Ich vermute daß alles gelin- gen soll Es muß alles gelingen. 1. Juli War Montag und Dienstag 〈28./29. Juni〉 mit Edit Blass, Bert Brecht, Hedda Kuhn am

Bertolt Brecht, Notizbücher, hg. von Martin Kölbel und Peter Villwock (EE Z) Letzte Änderung: 25. Juli 2014 Neher, Tagebücher