Eiszeitalter u. Gegenwart 24 — 31 Hannover 1995 45 6 Abb.

Holstein- und Eem-Interglaziale im Bereich des Lausitzer Grenzwalles und die Gliederung der Saalevereisung zwischen Baruther und Lausitzer

KURT P. UNGER, FRANK HÜBNER & DIETER ESCHER*)

Pleistocene, Holstein-Interglacial, Saale glaciation. Eem-Interglacial, Stratigraphy, limnic . Lusatia

Kurzfassung: Der erstmalige Nachweis von limnischen gaben zeitlich eingeengten Endausweitungen von Sedimenten des Holstein-Interglazials und von saalefrüh- in sich abgeschlossenen Untersuchungen einzelner glazialen Flußablagerungen im Quartär des Braunkohlen­ Teilfclder (z. B. Zeißholz/West, Calau/Süd) beauf­ feldes Calau/Süd erfordert - in Verbindung mit mehreren tragt oder zumindest mit deren quartärgeologischer Eemvorkommen - für die westliche Niederlausitz die Revi­ Auswertung (z. B. Zeißholz/Ost, Illmersdorf, Calau sion der bisher gültigen Gliederung der Saalevereisung. /Nord) betraut. Dabei zeigten all diese Abschlußbe­ Unter der glazialen Serie des Warthestadiums (die betr. Endmoräne quert das Untersuchungsgebiet von NW nach arbeitungen immer wieder sehr deutlich, daß die Eil­ SE) läßt sich nur eine ältere saalezeitliche, die Drenthe- erkundungen von Einzelkohlenfeldern stets erheb­ grundmoräne nachweisen. Diese spaltet erst weiter nach liche Lücken, vor allem bei der Untersuchung der Süden zu. zur ehemals äußersten Randlage der betreffen­ quartären Deckschichtenfolge, aufwiesen. den Eisdecke hin, in eine Untere (= Hauptdrenthestadium) und eine Obere Drenthemoräne (= Spätdrenthestadium) Für diese oft gravierenden Mängel waren im we­ auf. sentlichen zwei Gründe ausschlaggebend: [Holstein and Eem interglacials in the area of the Lusatian Grenzwall and the stratification of the 1. weder zur Projektierung noch zur Bearbeitung der Saale glaciation between the Baruth and Lusatian zur Erkundung notwendigen Bohrungen standen er­ glacial valley] fahrene Quartärgeologen mit den erforderlichen Re­ Abstract: The first proof of limnic sediments of the Hol­ gionalkenntnissen zur Verfügung; die Folge davon stein interglacial and of early Saale fluvial deposits in the war ein erheblicher Mangel an kernaustragenden quarternary of the lignite field Calau/South requires - in Bohrungen im Bereich der quartären Schichtenfolge connection with several Eem findings - the revision of the und die z. T. völlig mangelhafte bis ungenügende recently valid stratification of the Saale glaciation in wes­ Kernaufnahme und -bearbeitung dieser wenigen tern Lower Lusatia. Beneath the glacial series of the Warthe Bohrungen. stage (its terminal crosses the probed area from NW to SE) only one earlier ground moraine of the Saale gla­ ciation - the Drenthe ground moraine - could be proved. 2. durch eine sogenannte TGL „Stratigraphische In­ Southward, to the outmost extension of the icesheet, this terpretation der Geschiebeanalysen" waren die Un­ ground moraine forks into a lower (Drenthe main stage) tersuchungen an Grundmoränen Nordostdeutsch- and an upper Drenthe moraine (late Drenthe stage). lands (A. G. CEPEK 1962) - einschließlich der unseres Erachtens nach falschen, weil ausschließlich strati- graphischen Ausdeutung! - in den Rang eines Dog­ 1 Einführung mas erhoben worden; die Folge davon war eine von vornherein auf Geschiebeanalysen von Geschiebe­ Im Rahmen der aus heutiger Sicht übertrieben for­ mergeln beschränkte, einseitige Bearbeitung er- cierten Braunkohlenerkundung während des letzten bohrter quartärer Sedimentfolgen unter weitgehen­ Jahrzehnts im Gebiet der Niederlausitz waren die der Vernachlässigung anderer Schichtglieder. Verfasser ausschließlich mit oft durch Terminvor- Solche Erkundungslücken ließen sich zwar mitunter *) Anschriften der Verfasser: im Zuge der Endauswertung befriedigend über­ Dr. K. P. UNGER, Franz-Kögler-Ring 36. brücken (im Feldesteil Zeißholz/West z. B. konnte 09599 Freiberg/Sa. durch Einbeziehung von z. T. geophysikalisch ver­ Dipl.-Geol. F. HÜBNER, Franz-Kögler-Ring 39, messener älterer Kernbohrungen die Schollenstruk­ 09599 Freiberg/Sa. tur der kohleführenden Schichtenfolge nachgewie­ Dipl.-Geol. D. ESCHER, Lößnitzer Str. 11. 09599 Freiberg/Sa. sen und als Stapelendmoräne der Saalevereisung er- Holstein- und Eem-Interglaziale im Bereich des Lausitzer Grenzwalles und die Gliederung der Saalevereisung 25 zwischen Baruther und Lausitzer Urstromtal kannt werden - F. HÜBNER & K. P. UNGER 1989), für scheide zwischen Bachläufen, die nach Norden dem manch andere Endauswertungsbefunde mußte die Baruther Urstromtal zustreben (meist als Fließe be­ endgültige Klärung jedoch offen bleiben (im Feld zeichnet) und unbedeutenden Gerinnen, die nach Calau/Nord z. B. fehlt bis heute der pollenanalyti­ Süden zum Lausitzer Urstromtal abgehen. sche Beweis für die anhand der Bohrlochgeophysik - der nach Süden zu an die Blockpackungen nahtlos aufgefundene, höchstwahrscheinlich eemintergla- anschließende Sander fällt mit seiner Oberfläche ziale Schichtenfolge südlich von Vetschau - Abb. 1). sanft bis zu Höhen um 120 m ü. NN ab. - die im Norden (im Rückland der Endmoräne) Im Zuge der jetzt abgeschlossenen Auswertung der verbreitete Grundmoränendecke läßt sich in Erkundungsarbeiten im Braunkohlenfeld Calau/Süd Richtung Calau, auf etwa 90 bis 100 m ü. NN ab­ - hier war von Seiten der Bohrlochgeophysik bereits sinkend, großflächig und meist lückenlos nach­ rechtzeitig auf oberflächennahe, vermutlich warm­ weisen. zeitliche quartäre Schichten hingewiesen und so In diese vom jüngsten Vorstoß der Saalevereisung noch während der Feldarbeiten das Eeminterglazial hinterlassene Sedimentfolge und in die unter ihr la­ von Säritz (südwestlich von Calau) nachgewiesen gernden älteren quartären und tertiären Schichten worden - erregten weitere geophysikalisch vermes­ sind die o. a. zahlreichen Gerinne erosiv eingetieft, sene Spülbohrungen den Verdacht auf Vorkommen die nördlich und südlich des Grenzwalles zu lokali­ von älteren pollenführenden Sedimenten. Infolge sierenden „Becken" müssen letztlich lediglich als der engen und verständnisvollen Zusammenarbeit Ausraumzonen der im Saalespätglazial angelegten mit Herrn G. KNÜPPELHOLZ, Lübben (Leiter der Er­ und bis heute tätigen Oberflächengewässer angese­ kundung im BKW Cottbus), konnten diese Befunde hen werden. wenigstens in einem Falle nach Abschluß der Er­ kundungsarbeiten durch eine von uns angeregte Das zusammenhängende Kohleverbreitungsgebiet Zusatzbohrung (als Teilkernbohrung ermöglicht) um Calau - mit seiner z. T. bis an die Oberfläche an­ überprüft werden. Auf diese Weise gelang in dem stehenden Tertiärschichtenfolge - wird im Unter­ Gebiet zwischen Baruther Urstromtal im Norden grund allseitig von tiefreichenden quartären Rinnen und dem Breslau-Magdeburger Urstromtal im Süden begrenzt (M. KÜPETZ et al. 1989): der erste Nachweis eines Holsteininterglaziales und - der Gollmitz-Buckower Rinne im Westen und damit die gesicherte Fixierung der Basis der saale- Nordwesten. kaltzeitlichen Schichtenfolge. Deren Aufbau bei­ - der Altdöberner - Missener Rinne im Osten und derseits der Endmoränen des jüngsten Saaleeis­ - dem Lipten-Luger Rinnensystem im Süden. vorstoßes (des Lausitzer Grenzwalles) forderte Hier erreicht die Quartärbasis mitunter Höhenweite schließlich eine Neubewertung der bisher vertre­ unter NN, und in diesen Gebieten bzw. in deren tenen Gliederung der Saalevereisung in diesem Randbereichen treten demzufolge die mächtigsten Raum. und vollständigsten Quartärschichtenfolgen auf.

2 Das Untersuchungsgebiet 3 Die Quartärschichtenfolge im Lug-Becken

Die Lage des Untersuchungsgebietes ist aus Abb. 1 Im Sandergebiet der warthestadialen Eisrandlage - ersichtlich. Es umfaßt die beiden erkundeten Braun­ südlich der die Tertiärhochlage von Buckow que­ 2 kohleteilfelder Calau/Süd (mit rund 180 km ) süd­ renden Endmoräne des Lausitzer Grenzwalles - lich der Stadt und das wesentlich kleinere konnte im Zuge der Auswertung der Braunkohlen­ Calau/Nord (mit ca. 35 kmö nördlich der genannten erkundungsbohrungen die in Abb. 2 dargestellte Ortslage. Schichtenfolge (Schnitt A-B auf Abb. 1) angetroffen werden. Die Lagerungsverhältnisse lassen keinerlei Die Oberflächenformen werden in erster Linie von glazigene Deformationserscheinungen (Stauchfal­ der glazialen Serie des Warthestadiums der tungen oder Schollenverschuppungen) erkennen, Saalevereisung geprägt: wie sie vielerorts im Untersuchungsgebiet festge­ - seine Endmoränenstaffel (der Lausitzer Grenz­ stellt werden konnten. Infolge der günstigen paläo- wall) durchzieht das bearbeitete Gebiet von NW graphischen Konstellation - unmittelbar nördlich da­ nach SE; die die ehemalige Eisrandlage markieren­ von befindet sich die oben erwähnte Tertiäraufra- den Blockpackungen (Satzendmoränen) konnten gung - lag der Sedimentationsraum nach Eintiefung bereits im Zuge der geologischen Erstaufnahme (TH. des Lipten-Luger Rinnensystems im Druckschatten SCHMIERER 1909) exakt auskartiert werden; als perl­ der von Norden vordringenden jüngeren Eisdecke. schnurartig aufgereihte Hügelkette (mit Höhen zwi­ schen 140 und 150 m ü. NN) treten sie deutlich sicht­ Die untere Schichtenfolge beginnt im Rinnen­ bar in Erscheinung. Sie bildet zugleich die Wasser­ bereich mit glazifluviatilen Kiessanden, die nordi- 26 KURT P. INGER. FRANK HÜBNER & DIE IHR ESCHER

SORNOER BECKEN

Abb. 1: Lage der Braunkohlenfelder Calau, der Schnitte der Abb. 2, 4 und 5 sowie der Interglazialschichten im Untersu­ chungsgebiet. Holsteinvorkommen: I - Lug, II - Rettchendorf, III - Calau. Eemvorkommen: 1 - Lug, 2 - Sahtz, 3 - Vetschau Fig. 1: General map of the Calau lignit fields with the position of the sections (fig. 2, 4 and S) and the interglacial layers in the studied area. Holsteinian deposits: I = Lug. II = Rettchendorf, III - Calau. F.emian deposits: 1 - Lug, 2 - Saritz, 3 - Vetschau Holstein- und Eem-Interglaziale im Bereich des Lausitzer Grenzwalles und die Gliederung der Saalevereisung 27 zwischen Baruther und Lausitzer Lirstromtal

20

Abb. 2: Schnitt A - B im Lug-Becken (Längen 1:25 000). fW-Ho = junge Talfüllungen, gf = glazifluviatile Bildungen, gl = Bänderschluffe und -tone, g = Geschiebemergel, „Brk" = unreine Braunkohle (Deutung der Bohrlochgeophysik), f = fluviatile Kiessande mit Kiesanteil in °/o Fig. 2: Section A - B in the Lug basin (length 1:25 000). fW-Ho = recent valley fillings, gf = glaciofluviatile sediments, gl = warved silts and clays, g = . ,.Brk" = contaminated lignit (accord, to geophysical measurement of the drill holes), f = fluviatile gravel , with percentage of gravel) sches Material führen. Das darüber folgende Ge­ Darstellung - waren von seiten der Bohrlochgeo­ sell iebemergelpaket ist in einigen Bohrungen durch physik im höchsten Bereich der tieferen Schichten­ Sandeinlagerungen zweigeteilt (ob daraus eine folge (unmittelbar auf den mächtigen Bändertonen) durchgängige Gliederung in zwei Grunclmoränen- „unreine Braunkohlen" ausgewiesen. Für diese auf decken abzuleiten ist, sei dahingestellt!). Dieser Ho­ solche Weise bestimmte Sedimente ließ aber der rizont liegt an den Rinnenrändern weitflächig trans- Schichtenaufbau der gesamten Profilabfolge gressiv meist unmittelbar dem erhaltenen Kohleflöz - der untere Teil gleicht in allen Einzelheiten den im auf; im Rinnenzentnim wird er von bis zu 20 m Untergrund des gesamten norddeutschen Tieflandes mächtigen glazilimnischen Bändertonen und aufgefundenen elsterzeitlichen Rinnenfüllungen, -schluffen überdeckt. - der höhere Teil ähnelt in frappierender Weise den Über einer deutlichen Erosionsdiskordanz beginnt früh- bis hochsaaleglazialen Abfolgen Mitteldeutsch­ die obere Schichtenfolge mit groben bis sehr lands (Hauptmittelterrassenkie.se - Bändertone - Ge­ groben Kiessanden, die zum Hangenden hin eine schiebemergel), allmähliche, aber sehr deutliche Kornverfeinerung auch eine andere Deutung zu, die sich letztlich voll aufweisen und die weitflächig von Bändertonen bestätigte: überdeckt wurden, bevor eine jüngere Gnindmorä- 1. durch eine (nach Abschluß der Erkundung) ge­ nenclecke den Sedimentationsraum überzog. Über zielt angesetzte Teilkernbohrung konnten die ..un­ ihr lagern dann wiederum glazilimnische Bildungen reinen Kohlen" 1989 aufgeschlossen, als limnische und .schließlich folgen darüber die an der dicht nörd­ diatomeenführende Schluffmudden (mit lich davon gelegenen Endmoräne ansetzenden San- zahlreichen Pflanzenresten und Blattabdrücken) er­ derseclimente (sie sind im Bereich des eigentlichen kannt und durch die Pollenanalyse (M. SEIFERT 1989) Lug-Beckens vielerorts erosiv reduziert oder besei­ dem Holstein-Interglazial (Zone 2 bis 3) zuge­ tigt). ordnet werden; der elsterspätglaziale See im Lipten- Bei einigen der in diesem Gebiet abgeteuften zahl­ Luger Rinnensystem hatte demzufolge bis in die reichen, geophysikalisch vermessenen Spülbohrun­ nachfolgende Warmzeit hinein Bestand. gen - Abb. 3 zeigt dafür ein Beispiel in vereinfachter 2. nach Auswertung aller zur Verfügung stehender 28 KURT P. UNGER, FRANK HÜBNER & DIETER ESCHER

mente von Lug als auch die Erosions­ basis der Hauptmittelterrassenschotter betreffend - durchaus analog der aus dem Raum Bad Düben-Torgau west­ lich der Elbe (K. ERD & A. MÜLLER 1977); hier liegen die limnischen hol- steinwarmzeitlichen Vorkommen mit ihrer Basis bei rund 80 m (Prellheicle) und bei 85 m ü. NN (Wildschütz), die Erosionsbasis der Muldehauptterrasse südöstlich von Delitzsch um 82 m ü. NN.

4 Zur Gliederung der Saale­ vereisung im Bereich des Lausitzer Grenzwalles

Der Nachweis von ungestört lagern­ den, limnischen Bildungen der Hol­ steinwarmzeit im Bereich des Lug- Beckens (unmittelbar südlich des Lau­ sitzer Grenzwalles) und weiterer, an­ hand der Bohrlochgeophysik identifi­ zierter, analoger Vorkommen (vgl. Abb. 1) - südwestlich von Rettchendorf noch im Randbereich des Lipten-Luger Rinnensystems und westlich der Ortsla­ ge Calau im Randbereich der Gollmitzer Rinne - ermöglichten für das gesamte Untersuchungsgebiet die genaue Fi­ xierung der Basis der saalekaltzeitli- chen Schichtenfolge. Daneben bilden in diesem Raum eine Reihe von Eemvorkommen (Abb. 1) auf den Sedimenten der Saaleverei­ Abb. 3: Das Quartärprofil der Teilkernbohrung 3919 Aj/89 im Lug-Becken sung für deren Einstufung eine exakte (nach vereinfachter Bohrlochgeophysik, Kernaufnahme und pollenanalyti­ obere Zeitmarke: scher Untersuchung). G -Gammamessung, GG = Gamma Gammamessung. S = saalekaltzeitliche - das Eeminterglazial von Lug im Sedimente, E = elsterkaltzeitliche Sedimente, HH = Diatomeenmudden der Bereich der warthestadialen Endmorä­ Holsteinwarmzeit (übrige Symbole wie Abb. 2) ne; bereits 1966 von HELLWIG und Fig. 3: Quarternary profile of the partial core drilling 3919 A /89 in the Lug basin 3 MAUDREI (Berlin) in dem neu angeleg­ (accord, to simplified drill hole geophysics, core study and pollen analysis). G = gamma measurement, GG = double gamma measurement, S = sediments of ten Eisenbahneinschnitt nordöstlich des the Saalian glacial. E = sediments of the Elsterian glacial, liH = diatomite muds of Ortes aufgefunden, umfaßt die Pollen­ the Holsteinian interglacial (remaining symbols see in fig. 2) zonen 3-8 (ERD 1984), Korngrößenanalysen aus Trockenbohrungen im Be­ - das bereits oben etwähnte Eeminterglazial reich des Lugbeckens mußten die den Holsteinsedi- von Säritz im Tal des Klepna-Baches südwestlich menten erosiv auflagernden Kiessande (nach von Calau; im Zuge der Feldarbeiten zur Braunkoh­ Kornaufbau, Medianwerten, Skewness- und Sortie- lenerkundung Calau/Süd aufgefunden, beinhaltet rungsgraden) als fluviatile Schüttung betrachtet wer­ die Pollenzonen 1-5 (SEIFERT 1988), den; wir sehen in ihnen (auch wenn bis heute pe- - das ebenfalls bereits genannte Eeminterglazial trographische Gerölluntersuchungen und Schwer­ von Vetschau (LANGE 1987) südwestlich dieser mineralanalysen fehlen) den frühsaaleglazialen Ortslage; anhand der Bohrlochgeophysik nachge­ Schotterkörper eines Lausitzer Flusses (vermut­ wiesen und bis heute noch nicht pollenanalytisch bearbeitet, lich der Schwarzen Elster). - das wenig östlich des eigentlichen Untersuchungs­ Hinsichtlich der Höhenlage sind diese neuartigen gebietes gelegene (in Abb. 1 nicht eingetragene) ostelbischen Befunde - sowohl die Holsteinsedi­ Holstein- und Eem-Interglaziale im Bereich des Lausitzer Grenzwalles und die Gliederung der Saalevereisung 29 zwischen Baruther und Lausitzer Urstromtal

Eeminterglazial von Reddern; im Zuge der walles außerhalb der erosiven Ausraumzonen zu­ Feldarbeiten zur Braunkohlenerkundung Missen sammenhängend erhalten - endet im Süden an dem aufgefunden, reicht es vom Spätsaaleglazial bis zur markanten, das Untersuchungsgebiet querenden Pollenzone 6/7 (ERD, 1991, freundl. mündl. Mitt.). Endmoränenzug. Von diesen gesicherten Befunden ausgehend, ge­ 2. Unter der glazialen Serie des Warthestadiums tritt lang im Zuge der Auswertung von insgesamt rund im gesamten Baufeld Calau/Süd - von ihr durch gla- 1800 geteuften Bohrungen im Braunkohlenerkun­ zifluviatile und glazilimnische Bildungen getrennt - dungsgebiet Calau/Süd die lückenlose Gliederung nur eine einzige ältere saalezeitliche Untere

Lausitzer Grenzwall SW NE m NN

140 ,,

Lug - Becken

fW fW

100

80

60

40

20

±0

-20

-40

Abb. 4: Schnitt C - D vom Lug-Becken über den Lausitzer Grenzwall (Längen 1:25 000). iEe = Eeminterglazial von Lug, gWa = glaziale Serie des Warthestadiums, = gD = Grundmoräne des Drenthestadiums, (übrige Symbole und die Signaturen wie in Abb. 2, 3) Fig. 4: Section C - D from the Lug basin across the Lusatian border wall (length 1:25000). iEe = Eemian interglacial of Lug, gWa - glacial series of the Warthe stage, gD = ground moraine of the Drenthe stage (remaining sym­ bols and signatures see fig. 2 and 3)

der saalekaltzeitlichen Schichtenfolge. Die Befunde Grundmoräne auf, die weiter nach Süden zieht sind hier anhand zweier parallel laufender SW-NE und demzufolge das Drenthestadium repräsentiert. Schnitte (Abb. 4 u. 5) dargestellt. Diese wurden Eine Erweiterung dieser Untersuchungsergebnis.se durch Gebiete mit möglichst vollständig erhaltenem nach Norden in die bereits vorher erkundeten Quartär unter Einbeziehung fast aller angetroffenen Braunkohlenfelder Calau/Nord (Lange 1987) und Warmzeitsedimente gezogen (Lage der Schnitte sie­ Seese/Ost ist in Abb. 5 geschehen; sie könnte eben­ he Abb. 1). so ohne Schwierigkeiten nach Süden zu in das gleichfalls erkundete Feld Dollenchen (Slawinski 1. Die jüngste, Obere Grundmoräne im Erkun­ 1989) erfolgen. Dabei zeigt sich auf engstem Raum dungsfeld Calau/Süd - nördlich des Lausitzer Grenz- in aller DeuÜichkeit das Dilemma, in das die auf der 30 KURT P. UNGER, FRANK HÜBNER & DIETER ESCHER

Abb. 5: Schnitt E - F in den Braunkohlefeldern Calau/S, Calau/N und Seese/O (Längen 1:25 000) (Signaturen und Symbole wie Abb. 4; Grundmoränenstratigraphie - S 1, S 2, S 3 - nach der ehemaligen TGL) Fig. 5: Section E - F in the lignite fields of Calau/S, Calau/N and Seese/E (length 1:25 000). (signatures and symbols see fig. 4: groundmoraine stratigraphy - S 1, S 2, S 3 - accord to former East German standard)

amtlich verordneten Auswertung von Geschiebe­ wird jetzt plötzlich deren Unterbank als S 1 und nur analysen basierende, als allseitig gültig angewiesene die obere Teilbank als S 2 bezeichnet; ob dieser Auf­ Saaledreigliederung - in S 1, S 2, S 3 (CEPEK et al. spaltung entging der Elstergeschiebemergel einer 1975) - zwangsläufig führen mußte: Umstufung. - nördlich des Lausitz«' Grenzwalles im Verbrei- Auf diese wie auf jede Abzählstratigraphie über-

CALAU Warthe-Stadium Warthegrund - BAUFELD LUG­ moräne (gWa) D0LLENCHEN BECKEN

Spätdrenthe - Stadium : Obere Drenthegrund-

moräne (g D0) j I I | Drenthe-Stadium Drenthegrund - Hauptdrenthe -Stadium : moräne CgD] Untere Drenthegrund•

moräne (g Du) 11 I I

Abb. 6: Gliederungsschema der Saalevereisung im Gebiet der westlichen Niederlausitz Fig. 6: Scheme of the Saale glaciation in the area of western Lower Lusatia.

tungsgebiet des S 3 wurde (quasi als Beweis der haupt sollte bei zukünftigen Untersuchungen im Vollständigkeit der Saaleserie) der Elstergeschiebe- Quartär auch des ösüichen Teiles DeuLschlands ver­ mergel als S 1 ausgewiesen; die tatsächlich erste, Un­ zichtet werden. Die Ergebnisse unserer quartärgeolo­ tere Saalegrundmoräne heißt hier demzufolge S 2, gischen Bearbeitungen von Braunkohlenerkundungs­ - weit südlich des S3- Verbreitungsgebietes (die Un­ objekten der westlichen Niederlausitz hinsichtlich der tere Saalegrunclmoräne des Untersuchungsgebietes Gliederung und des Ablaufes der Saalevereisung (süd­ Calau/Süd spaltet im südlich anschließenden Feld lich des Baruther LJrstromtales) sind zusammengefaßt Dollenchen nachweislich in zwei Teilbänke auf) und in vereinfachter Fonn in Abb. 6 dargestellt. Holstein- und Eem-Interglaziale im Bereich des Lausitzer Grenzwalles und die Gliederung der Saalevereisung 31 zwischen Baruther und Lausitzer Urstromtal

5 Schriftenverzeichnis KUPETZ, M„ SCHUBERT. G., SEIFERT, A. & WOLF, L. (1989): Quartärbasis, pleistozäne Rinnen und Beispiele glazi- CEPEK, A. G. (1962): Zur Grundmoränenstratigraphie in tektonischer Lagerungsstörungen im Niederlausitzer Brandenburg. - Ber. geol. Ges. DDR, 7: 275-278; Ber­ Braunkohlengebiet. - Geoprofil, 1: 2 -17, 18 Abb., lin. 1 Tab., 3 Karten; Freiberg. CEPEK, A. G., HELLWIG, D„ LIPPSTREU, L. LOHDE. H., ZIER­ LANGE. I. (1987); Vorratsberechnung Braunkohle Calau- MANN, H. & ZWIRNER, R. (1975); Zum Stand der Gliede­ Nord. - Unveröffentf Ergebnisbericht; Freiberg. rung des Saale-Komplexes im mittleren Teil der DDR. SCHMIERER, Th. (1909); Geologische Karte von Preußen mit - Z. geol. Wiss., 3: 1049-1075, 10 Abb.; Berlin. Erläuterungen 1:25 000. Blatt Göllnitz. - Preuß. Geol. ERD, K. (1984): Bericht über die pollenanalytische Untersu­ LA.; Berlin. chung eines Profils aus der Baugrube Eisenbahnein­ SEIFERT, M. (1988); Bericht über die pollenanalytische Un­ schnitt Lug 1966. - Unveröffentf; 2 S., 1 Abb.. 1 Tab.; tersuchung der Bohrung 3513/87 des Objektes Ca­ Berlin. lau Süd. - Unveröffentf: 6 S., 1 Abb., 2 Tab.; Freiberg. ERD. K. & MÜLLER, A. (1977): Die Pleistozänprofile Prellhei­ SEIFERT, M. (1989); Mitteilung über die pollenanalytische de und Wildschütz, Bezirk Leipzig, mit vollständigem Untersuchung der Bohntng 3919 A3/89 Calau/Süd. - Holstein-Interglazial. - Z. geol. Wiss., 5: 745-765, Unveröffentlicht; 2 S.. 1 Abb., 2 Tab.; Freiberg. 7 Abb.; Berlin. SLAWINSKI, G. (1989); Ergebnisbericht Brk, Dollenchen. - HÜBNER. F. & UNGER, K. P. (1989); Die Zeißholzer Stapel- Unveröffentl.: Berlin. endmoräne; Beispiel einer extrem glazigen geprägten Braunkohlenlagerstätte. - Freib. Forschungsh., C 434: 89-100, 8 Abb.: Leipzig. Manuskript eingegangen am 24. 6. 1994