El,tsorrrnN

Emsdetten, Stadr von Friedhelm Pelzer

I. Lage und Entwicklung chen Stadtgebiet. Nach SW fblgen Podsol-Gleye Luitbild des Stadtkerns und Gley-Podsole. Im Emsdettener Venn sind Hochmoorböden vertreten. die aber vielfach Mittelzentrum in einer Das Landschaftsgefüge setzt sich zusammen abgetorfi sind. Neben der befinden sich im ländlichen Zone mit aus der Emsdettener Sandplatte, die den größten 25.000 bis 50.000 E. im Stadtgebiet einige kleinere Gewässerläufe, so der Teil des Stadtgebietes umfaßt und wie die nörd- Mittelbereich Walgenbach, der Mühlenbach und der Hummerls lich und östlich des Münsterländer Emstales ge- Bach, die von SW kommend in die Ems entwäs- legenen Teilgebiete Elter Sand, Saerbecker Sand, sern. Die Quellbäche des Mühlenbaches fließen Einwohner: 32 796 Ladbergener Sand und -Beverner Sand vom Altenberger Rücken herab. Im westlichen den Nordmünsterländer Sanden zugeordnet wird. Fläche: 71,50 km2 Teil. im Hollicher Feld sind die Gewässerläufe Der westliche Teil, das "Hollicher Feld", gehört begradigt; dort verläuft auch der Max-Clemens- blnwonner Je Km-: naturräumlich zum Bentheim-Ochtruper Land Kanal (gebaut 1124 - 291, der hier aber fast voll- des Westmünsterlandes ständig trocken liegt. Die Reliefenergie ist ber einer HöhendifTerenz von nur 20 m (33 - 5-5 m ü. Abgesehen von der geologisch durch das Ho- NN) recht gering. Die Ems hat sich allerdings tief lozän bestimmten Emsaue wird das gesamte und kantig in ihrer Talaue eingeschnitten. Hüge- Stadtgebiet von Ablagerungen des jungen Plei- lige Partien weisen die Dünenfelder bei Sinnin- stozäns und im SW z.T. auch vom mittleren PIer- gen auf. Flache Flugsandwellen und fäst ebene stozän geprägt. An die Auengleye der mäandrie- Talsande bestimmen die Bodenplastik. Im Süd- renden Ems schließen sich braune Auenböden an. westen hebt sich der Ostrücken des münsterländr- H flankiert beidseitig durch braune und graubraune schen Kiessandrückens bei Ahlintel heraus. [ül Hvl Plaggeneschböden, weitgehend über podsolierten ffi Böden. aber auch Podsol-Ranker in und nördlich Wo von Natur aus Eichenauenwälder, trocke- 458.69 224.58 von Sinninsen. sowie Podsolböden im südöstli- ne oder feuchte Buchen-Eichenwälder und feuch- (srand: 3r.r2.e2) l5 Err,tsoErreN

1969 wurde der Stadtteil te Eichen-Birkenwälder stocken sollten, hat sich ten Bahnstrecke Münster - - Emden - Hembergen einge- allenthalben die land- und forstwirtschaftlr- Norddeich (gebaut 1854 - 56). Der Flughafen meindet che Nutzung durchgesetzt: mit Grünland in der Münster - Osnabrück (FMO) liegt nur l2 km ent- Talaue, z.T. aber auch in Ackerland umgebro- fernt. Der öffentliche Verkehr durch Buslinien ist chen, Ackerland auf den Eschf'lächen bei gerin- hauptsächlich auf , Greven, Münster und Einwohner in Stadtteilen: gerem Gehölzbestand und wechselnd Grünland Rheine ausgerichtet. ler ÖpNV wird durch sechs Hollingen/ und Ackerland in den eingesenkten Auen und überörtliche und fünf Stadtbuslinien sowie durch Mühlenbachtal 2 498 Niederungen bei höherem Gehölzanteil. Im Hol- ein Anrufsammeltaxi bewältist. Sinningen 990 Hembergen 5'73 licher Feld überwiegt Ackerbau in einem auf- (Stand:25.05.87) gelockerten Heckensystem. Im 9. - 10. Jh. hat sich um eine Eigenkirche und das Pastorat eine ländliche Siedlung ent- Den Sandrücken von Ahlintel bedecken z.T. wickelt, die zum Mittelpunkt eines Kirchspiels Kiefernwälder, die auch die Abgrabungsflächen Gebäude- u. Freifl ächen: mit den Bauerschaften Ahlintel, Austum, Dorf- überziehen. Die Bodenwertzahlen schwanken 8,40 km2 (11 ,7 vc) bauerschaft, Hollingen, Isendorf, Veltrup und zwischen l4 - l1 bei den Podsolranker-Böden davon Westum wurde. Das daraus erwachsene Dorf. 47,1 Vo Wohnbaufläche und 38 - 46 bei braunen Aueböden mit schluffig 14,4 7o Gewerbefläche welches sich im Schnittpunkt der Femstraße Mün- bis lehmigen Sanden. Dabei sind ca.27 Vo der LF 8,3 Vo Mischnutzung ster - Ostfriesland (via regia) mit einem zur Ems als gute Ackerböden einzustufen. (Sland:1989) verlaufenden Wege um den dreieckigen Brink Das 92,3 ha große Naturschutzgebiet "Ems- (Markt) zu einem bescheidenen Pfarrort mit ca. dettener Venn" ist ein typisches Hochmoor, ob- 120 Einwohnern (Freiheit und Dorfgericht um wohl die charakteristische uhrglasförmige Wöl- 1300 erwähnt) zu Ende des 15. Jh.s entwickelte, bung durch Abgrabung kaum noch erkennbar ist. wurde erstmals I178 urkundlich unter dem ON Jahrhunderte währende Torfgewinnung und die Thetten erwähnt, aus dem später E,mbsdet- planmäßige Kultivierung seit der Jahrhun- ten/Emsdetten wurde. Vor 1400 gehörte Emsdet- dertwende führten zu Verheidung, die durch Bir- ten zur Grafschaft , danach zum Für- kenflug verstärkt wurde. Auf Restmoorflächen stentum Münster. und nach der wechselvollen (Fürstentum gedeihen die anspruchslosen Hochmoorleitpflan- Geschichte zwischen 1803 und l8 l3 Rheina-Wolbeck, Großherzogtum Berg, franz. zen: Torfmoose, Wollgräser, Rosmarinheide und Lippedepartement) fiel das Kirchspiel an das Kö- Moosbeere, gelegentlich auch Sonnentau. In Grä- nigreich Preußen. Das Stadtrecht (Stadtbezeich- ben und Torfkuhlen wachsen Rohrkolben, Schilf nung) erhielt Emsdetten 1938. und Weiden. Absenkung des Grundwasserstan- des und Eutrophierung bedrohen das Emsdette- Der Anteil der Landwirtschaftsfläche ent- ner Venn. spricht mit 69,57o ungefähr dem Kreisdurch- schnitt (7 1,07o). Dle 4.945 ha werden von 235 Emsdetten liegt im Schnittpunkt der Entwick- Betrieben bewirtschaftet, von denen die weitaus lungsachse 2. Ordnung Greven-Rheine mit der meisten, nämlich 9l Betriebe der Größenordnung Entwicklungsachse 3. Ordnung Steinfurt-Ibben- von l0 bis 30 ha LF angehören. Nur l7 Betriebe büren. Als Entwicklungsschwerpunkt ist die umfassen mehr als 50 ha LF. 46,3 Vo der Betriebe Stadt ein Mittelzentrum mit 25.000 bis 50.000 werden nur im Nebenerwerb bewirtschaftet. 1987 Einwohnern im Mittelbereich (LEP I/II). Die Au- dienen 3.994 ha (80,87o der LF) dem Anbau von tobahn A I liegt ca. 12 km vom Stadtzentrum auf Feldfrüchten, unter denen der Anbau von Gerste Grevener Gebiet. Dort und bei befin- (1.236 ha) und Grünmais (1.181 ha) dominieren. den sich die Anschlußstellen. Ca. 40 km westlich Beträchtlich ist auch der Anbau von Körnermais verläuft die größtenteils fertiggestellte A 3 I (660 ha). Mit nur 74 ha Saatfläche spielt der Wei- Emden/Ruhrgebiet, 25 km nördlich die A 30 zenanbau fast gar keine Rolle. Bei der Viehwirt- Richtung Amsterdam. Durch Emsdetten verläuft schaft gibt es ein leichtes Übergewicht der die B 481 (Greven - Rheine). Die B 475 tangiert Schweinehaltung gegenüber der Rinderhaltung. das östliche Gemeindegebiet in Sinningen. Land- und Kreisstraßen verbinden. radial vom Stadtzen- Die z.T. kargen Böden zwangen insbesondere trum hinauslaufend, Emsdetten mit den umlie- Brinksitzer, Kötter und Heuerlinge dazu, einem genden Gemeinden: die L 590 führt nach Stein- Hausgewerbe nachzugehen. Überregionale Be- furt, die L 583 nach Neuenkirchen, die L592 deutung erlangte die Wannenmacherei. Die als nach . Die K 56 verbindet den Stadt- offenes Geflecht aus Weidenruten und Weiden- teil Hembergen mit der Stadtmitte. Emsdetten holzschienen hergestellten Wannen dienten dazu, Iiegt an der elektrifizierten und stark frequentier- Korn und Spreu voneinander zu trennen (Korn- l6 Etrlsorrrlx schwinge). Eine Wannenmachergilde bildete sich dem Hi'ihepunkt der Textilkrise Mittc der 80er vor 164-5; der E,xport der Wannen ging iiber das Jahre erreichte die Arbeitslosencluote mit 16.9 % Inland nach Holland und E,ngland und sclgar bis ihren Hijchstwert. Sie verringerte sich dann aber Westindicn. ALrch die Leinenweberei bot als sukzessive aul'9,7 % (lc)U8) Lrnd .1.9 c/( (1992). Hausgewerbe das ertirrderliche zusätzliche Ein- Aulgelassencs Betriebsgeläncle wr.rrde von andc- kornrrren. In fast allen Haushalten waren bis zur rcn Unternehmen z.T. u'ieder bcsetzt. Begtinsti-ut Mitte des 19. Jh.s Webstiihle zu finden ( 18.16: durch dic regionale Wirtschattsti)rderung konnte noch 694 Leinenwebsti-ihle). Die Kontintental- beispielsweise die Ratio-Gruppe dazu gewonnen sperre ( 1806) einerseits und die Bevorzu-eung werden, ihre Zentralla-uer aul'denr Betriebsge län- von Baurnwolle ( 1864 erste mechanische de der eherrrali-uen Firma Gardisette einzurich- Baumwollspinnerei) andererseits verdrängten die ten. Leinenweberei zur Sackleinenherstellung, und als Als traditionsreiche Industriestadt verfiigt dann ab I 880 die Juteweberei daran anknüpfte, Emsdetten über eini-se erhaltenswerte technische spezialisierte sich die Industrie auf die Verarbei- Kulturdenkrnäler. Dazu Fabrikanlagen tung dieses Rohstoffes. Bereits l9l0 gab es acht -sehören (2.B. Stroetmann von 1904 und 1936) genauso juteverarbeitende Unternehmen. Die Textilindu- wie das Bahnhofs-cebäude und der Wasserturm strie zog bereits im l9. Jh. Arbeitskräfte aus dem (193 l). Den z.Zt. größten Betrieb in Ernsdetten Urnland. aber auch aus Holland und Österreich- mit rd. 650 Beschlifiigten stellen die Emsa-Werke Ungarn (seit l9l0 Ruthenien) an. Die Einwohn- dar. In die Crößenordnung 200-r+99 Beschiitiigte erzahl stieg kontinuierlich (187-5: 4.620: 1900: (Volkszl,ihlun_e 1987) fallen acht Betriebc (u.a. 1.195', 1925: 13.297: 1939: 11.235; l9-5tt: Interdomo, A. Jiirgens. J. Schil-sen. Schrritz-Wer- 23.281 , dr-rrch Zrlzug von Ostvcrtrie benen). ke. l. Emsdettener Frottierwerk W(jlte). Neun Betrie be beschliftigen zwische n 100 und 199 In der Nachkriegszeit wurde die Wirtschaft Mitarbeiter. Es rnu[.] allerdings darauf hingewie- Errsdette ns durch drei Kon.junkturkrisen 1966/ sen werdcn. dal3 aut'grund der schwierigcn kon- 61 . 197411 5 und seit l9ul erschiittert. Traditi- und stmkturellen Bedingungen vielc onsreiche Textilbetriebe mul3ten ihrc Produktiorr .junkturellen Betriebe. speziell des Textilsektors. daraul' ange- cinstellen. Allerdings haben sich durch Wirt- wiesen sind. zur Sicherung der teuren f'esten Ar- Morgentauhnrnnen llut schafisfdrderungsmaf3nahmen auch immer wie- denr tsrink. irn Hinter'- beitsplätze und zur Anpassr-rng an die Aufirags- der neue Betriebe angesiedelt oder ältere haben grurrd die Pankratius lace minder bezahlte Aushilfskräfte einzusetzen. K i rchc ihren Standort zur Verbesserung der Produkti- onsbedingr-rngen verlegt. Die deutsche Freihan- delspolitik brachte die Juteindustrie seit 1956 unter harten Konkurrenzdruck. Zwei Firmen mußten aufgeben (Hagel & Wegmann; J. & C. Schaub), andere wichen auf Verarbeitung anderer Textilrohstoffe aus oder stellten sich auf die Her- stellung anderer Produkte um (2.8. Kunststoff- verarbeitung). Dadurch wurde die Monostruktur im gewcrblichen Sektor auf-eelockert. Von 1960 bis 1976 fiel der Anteil der in der Textilindustrie Beschiiftigten von ca. 88 % auf ca. 60 7c. Dre Flexibilitüt auf der Unterne hmerseite konnte här- tere Wirtschafiseinbrüche abfangen. Doch selbst ein so renommierter Betrieb wie dic Firrna Gardi- sette (gegr. l9-52). der sich aul' die Herstellung von Gardinen spezialisiert hatte. muf3te die Pro- duktion einstellen. Auch die Weltwirtschaftsflau- te und die Ölkrise haben mit dazu beigetragen, daf3 in der ersten Hälfte der achtziger Jahre alt- eingesessene Textilbetriebe in Konkurs gingen: H. Heüveldop & Sohn 1981, Kollmann 1983, Middelhoff 19821. Stroetmann 1985. Auch das Baugewerbe und der Maschinenbau wurden in den Sog der Wirtschaftsflaute hineingerissen. Auf tl EnsnprreN

Die traditionelle Juteverarbeitung wird von nördlich und südlich daran anschließenden der Jute-Weberei (gegr. 1912) Emsdetten (JWE) Gewerbegebiete. weitergeführt. Es werden zwar noch Jutegewebe Neben der sektoralen Gliederung des Stadt- z.B. für die Linoleumherstellung produziert, doch raumes mit den radialen Straßenachsen schim- haben die Baumwoll- und Kunstfaserverarbeitung mert aus Stadtplänen (u.a. Vliese) ebenfalls einen bedeutenden Anteil. und Kartenbildern auch eine In drei Werken stellt die Fa. Billermann Teppich- Ringstruktur des Flächennutzungsgefüges durch. produkte her. Zu den Produktionsprozessen ge- Von innen nach außen folgen auf das Kerngebiet hören Garnfertigung, Garnveredlung, Beschich- der Innenstadt eine ca. 500 m breite Zone mit tung und Tuftingfertigung. Wohn- und gewerblich geprägten Mischgebieten sowie markant abgesetzten Gewerbegebieten und, Die ca. 450 Beschäftigen der Schmitz Werke daran anschließend, Wohngebiete mit weitgehend GmbH & Co stellen Heimtextilien, Freiluftgewe- lockerer Einzelhausbebauung (offene Bauweise), be und Markisen her. Im angeschlossenen durchsetzt von Gemeinbedarfsflächen. Blockartig Tellux-Werk in Ladbergen werden Teppichböden schließen sich zum Stadtrand noch einige Ge- produziert. 1921 als Emsdettener Baumwollindu- werbegebiete an. Die Eisenbahnlinie, die schnur- strie gegründet, stellte sich der Betrieb seit 1956 auf die Teppichbodenherstellung um. Die seit gerade die Stadt von Südsüdost nach Nordnord- 1986 zur Schäfer-Gruppe (Siegerland) gehörende west schneidet, wird, wie auch die parallele Firma Interdomo hat sich auf den Bau von Heiz- B 48 I, von Gewerbegebieten begleitet. kesseln und Behältern spezialisiert. Die l92l ge- Bevölkerungswachstum und Industrialisie- gründete Firma Jürgens war zunächst eine Gieße- rung ließen die Stadt zu einer von Wohn- und rei, die sich dann verstärkt auf die Anfertigung Gewerbeflächen stark durchmischten Siedlungs- von Spezialwebmaschinen ausrichtete. Der Ex- masse werden. Die vordringlichste Aufgabe der portanteil f iegt bei etwa80 Vo. Stadtentwicklung nach dem Kriege war und ist es, das Siedlungsgefüge neu zu ordnen und um- II. Gefüge und Ausstattung zugestalten. Dabei wurden zwei Schwerpunkte gesetzt, um die städtebauliche Entwicklung ge- Abgesehen von dem alten weilerartigen Orts- deihlich zu fördern: 1. Die Auslagerung von Ge- teil Hembergen (Kirche von 1860/62), der erst 1969 an Emsdetten fiel, und der jenseits der Ems werbebetrieben und ihre Ansiedlung in neu zu er- gelegenen Siedlung Sinningen in der Bauerschaft schließende Gewerbegebiete und 2. die durch- Veltrup, erscheint der Hauptsiedlungsschwer- greifende Neugestaltung und Sanierung des punkt (Kernort) Emsdetten sehr kompakt und ge- Stadtkerns. schlossen, wenngleich einige Siedlungsspitzen, Der Ablauf der Emsdettener Stadtkernsanie- zumal im Süden, weiter in das agrare Umland rung sah, grob skizziert, folgendermaßen aus: ausgreifen, so der Ortsteil Hollingen längs der Nach ersten internen Bestandsaufnahmen 1962 Reckenfelder Straße oder das große Gewerbege- wurde nach der Erstellung des Generalverkehrs- biet an der B 48 l, das mit der Greven-Reckenfel- plans (GVP) 1965 der Bebauungsplanentwurf Nr. der Gewerbekonzentration eine Standortsemein- 8 "Stadtkern" vorgelegt. 1910/1| konnten durch schaft bildet. die Aufnahme in das Förderungsprogramm erst- Der vom Süden kommende Mühlenbach. ur- mals Landesmittel in Anspruch genommen wer- sprünglich Leitlinie und Entwicklungsachse der den. 1981 wurden auch für den II. Sanierungsab- expandierenden Textilindustrie, ist in jüngster schnitt Mittel bewilligt. Insgesamt flossen der Zeit zu einer Grünschneise umgestaltet worden Stadt fast 43 Mio. DM aus Bundes- und Lan- und trennt die südöstlichen Wohn-, Misch- und desmitteln zu. Eine wichtige Baumaßnahme war Gewerbegebiete von dem großen westlichen die Fertigstellung der Unterführung L 590 neu Stadtfächer, der im Nordosten durch die Bahnan- unter die Eisenbahn (1986). Nach umfangreichen lagen von dem schwächer durchsiedelten Nord- Umlegungsverfahren konnten der Marktplatz, die ostsektor geschieden wird. In diesen inneren Fußgängerzonen, die Verwaltungseinrichtungen Stadtteilen treten neben höchsten Einwohner- neu gestaltet und gebaut werden. Parkflächen dichten auch höchste Beschäftigungsdichten auf, wurden ausgewiesen und störende Betriebe aus- besonders im westlichen Teil. Höchste Werte der gelagert. Während beim ersten Sanierungsab- Beschäftigungsquote (Beschäftigte pro Einwoh- schnitt Flächensanierung betrieben wurde, ging ner) zeigen der Kernbereich der Stadt und die man beim zweiten deutlich behutsamer vor. An- l8 EusrsrrEN hand der Dachformen kann man ältere (Flach- und das August-Holländer-Museum - dokumen- Erwerbstätige: I 2 973 dächer) von jüngeren (etwa seit 1975; Sattel- tiert die Entwicklung des Leinenweberdorfes zur 3,17a dächer) Gebäuden unterscheiden. Textilstadt - sowie die Galerie Münsterland.

Durch die bereits abgeschlossene Sanierung Im Vereinsleben spielen die 18 traditionellen der Innenstadt hat Emsdetten ein modernes Stadt- Schützenvereine, deren ältester, die Westumer o,,,*Qn,uu. bild erhalten. Der über einer Tiefgarage erhöht an- Schützengesellschaft schon 1713 erwähnt ist, gelegte, dabei recht zlgige Platz Am Markt wird eine beträchtliche Rolle, zumal sie auch wesentli- von dem mächtigen, bei starker Fassadengliede- cher Träger des Karnevals sind. Erwerbstätige am Arbeitsort: 11 376 rung aber nicht erdrückenden Rathaus beherrscht. Die Zahl der Ausländer beziffert sich auf 3,2Vo Allseitig von Großbauten (5 geschossig) umge- 1.309 (1986) (= 4 Vo); sie sind z.T. in den 4 Aus- ben, im Süden das Altersheim St. Joseph-Stift, ländervereinen (italien., span., portug. und türk.) -.,.*&,,.,, im Osten und im Norden Geschäfts-AVohnhäu- integriert. ser, öffnet sich der gepflasterte Platz abgestuft zu Da die Stadt bisher nicht über eine eigene den unteren Platzanlagen am Brink und zur Stadthalle verfügt, hat ein Unternehmer, J. Elmer Frauenstraße. Die Rheiner Straße und die Kirch- (Opelvertretung mit ca. 100 Beschäftigten), eine Land- und straße haben durch den Umbau zu einer fußläufi- Forstwirtschaft Ausstellungshalle für PKW so ausgebaut, daß sie 7 gen Geschäftsstraße ihre Funktion als City- Produzierendes jederzeit kurzfristig in eine Tagungs- und Veran- straßen wahren können. Gewerbe staltungshalle für bis zu 2.000 Besucher um- 7 Die Stadtwerke Emsdetten GmbH versorgen gestaltet werden kann. In diesem repräsentativen ry Dienstleistungen die Stadt mit Strom, Erdgas und Wasser. Mit glasverkleideten Hallenbau sind außerdem Ein- (Stand:25.5.87) Wasser aus Emsdetten werden außerdem auch zelhandels- und Dienstleistungsbetriebe einge- Stadtsparkasse andere Gemeinden beliefert. Die mietet. Durch den Bau der neuen Stadthalle kann gibt seit 1885. Heute sind hier in Emsdetten es zukünftig auf diese Übergangslösung verzichtet der Hauptgeschäftsstelle und den fünf Zweig- werden. Berufs- Berufs- stellen ca. 100 Mitarbeiter tätig. ei npendler^auspendler Der Fremdenverkehr zeigt zwar strukturelle >U Das Übergewicht des katholischen Bevölke- Verbesserungen in den letzten Jahren, ist jedoch ts6,4 3 8rl-> (Stmd:25.05.87) rungsteils (1987 rd. 84 7o) kann man auch aus noch nicht ausreichend entwickelt. In acht Beher- dem Tatbestand ablesen. daß von den 12 Kinder- bergungsbetrieben (mit neun und mehr Betten) sindt nur gärten zehn in katholischer Trägerschaft wurden 1992 194 Fremdenbetten angeboten. Bei ein weiterer ist das integra- einer ist evangelisch, der niedrigen Aufenthaltsdauer von nur 1,9 tive Montessori-Kinderhaus (Tagesstätte). Acht Tagen pro Gast wurden die Betten zu 33,4 Vo bei Grundschulen, zwei Hauptschulen, zwei Real- 23.695 Übernachtungen von 12.450 Gästen aus- schulen, ein Gymnasium sowie eine Sonderschu- gelastet. le für Lernbehinderte und eine Berufsschule (Wirtschaftsschule des Kreises Steinfurt) werden Führender Einzelhandelsbetrieb ist real-kauf, von knapp 4.000 Schülerinnen und Schülern be- zentral gelegen, mit einem Parkdeck für Kunden. sucht. Das Gymnasium Martinum geht auf die Im Warenhaus bedienen und verwalten rd. 80 katholische progymnasiale Rektoratsschule, die Beschäftigte ein breites Warenangebot, ergänzt 1862 gegründet wurde, zurück. Erst 1960 wurde durch das Sortiment von sieben Konzessionären, es Vollgymnasium. Das Progymnasium/Gymna- darunter die drei Dienstleistungsbetriebe Friseur, sium wurde in drei Bauabschnitten (1956-1958, Schuh- und Schlüsseldienst und Reinigung. Zum 1966-1968 und 1911/18) ausgebaut. Mit dem Warenhaus gehört auch ein Restaurationsbetrieb. Gymnasium, der Wilhelmschule (Grundschule) In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich dar- und der Spiel- und Sporthalle mit dem Hallenbad über hinaus ein großer Baumarkt. hat sich ein Schulzentrum im nördlichen Teil der Zur medizinischen Versorgung stehen das stadt etabliert. Marienhospital mit 250 Betten in den Fach- und Im kulturellen, bildungsmäßigen und schuli- Belegabteilungen Chirurgie, Innere Krankheiten, schen Angebot von Volkshochschule und Musik- Augenkrankheiten, HNO-Krankheiten, Orthopä- schule arbeiten die Städte Emsdetten und Greven die und Dialysestation sowie ein Dialyse-Zentrum und die Landgemeinde zusammen. bereit. 8 praktische Arzte und 24 Fachärzte Weitere Kultur- und Bildungseinrichtungen sind sowie 12 Zahnärzte und 4 Heilpraktiker haben das Jugendbildungswerk der Stadt Emsdetten, die sich in Emsdetten niedergelassen. Die phar- Ende 1992 neu eröffnete Stadtbibliothek in der mazeutische Versorgung wird durch l0 Apothe- ehemaligen Villa Schilgen, das Wannenmacher- ken gewährleistet. Das Altenwohnheim St. Jo- t9 o 6

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sefs-Stift wurde bewußt in zentraler Lage am werden sollte, müßte eine Funktionsumwidmuns Marktplatz (1916) mit 120 Plätzen errichter, um erfolgen. den älteren Bewohnern städtisches Flair anzubie- Zu den weiteren Bauprojekten der Stadt ten. Ein weiteres Alten- und Pflegeheim (34 Plät- gehören die Umwidmung und die damit ange- ze) liegt am Stadtrand in der Lindenstraße (Rich- strebten Neubaumaßnahmen auf Gelände tung Sinningen). dem der ehemaligen Fa. Stroetmann. Vorgesehen sind eine Mehrzweckhalle (schon im Bau) und ein so- III. Perspektiven und Planung ziokulturelles Zentrum (SKZ), das insbesondere dem vielseitigen Vereinsleben in der Stadt dienen Der Gebietsentwicklungsplan Westmünster- soll. Die Kosten dürften sich jeweils auf ca. land zeigte einen Vorschlag zur Neutrassierung l2 Mio. DM belaufen. Zu den neueren Baugebie- der B 481 als östliche Stadtumgehung in unmit- ten gehört Biekmeresch, im Osten stadtnah und telbarer Nähe der Ems enrsprechend den Überle- zugleich in der Nähe der Ems gelegen, überört- gungen zum Flächennutzungsplan 19'7 |. Zwar ist lich über die B 481 erreichbar. Weitere Bauge- diese Variante derzeit völlig aus der Diskussion biete werden ausgewiesen. und auch nicht kurzfristig zu realisieren, doch könnte bei stärkerer Zunahme des Lastwagen- verkehrs nach voller Inanspruchnahme des Indu- Literatur strieparks "Emsdetten/Greven" dieser Vorschlag vielleicht wieder einmal aktuell werden. Im inner- Beckmann, A. (1968): Das Emsdettener Venn um 1900 und heute. In: Topographischer Atlas Nordrhein-Westfalen, S. städtischen Bereich sind schwerwiegende Verkehrs- 262-263. Düsseldorf probleme nicht gegeben. Die Verkehrsmengen Bertelsmeier, E. (1965): Emsdetten. In: Die Städte in Wesr können bewältigt werden, hinsichtlich des Ver- falen, Ber. z. Dt. Landeskunde. Bd. 34. S. 93-96 Buschmeyer, (1988): kehrsflusses J. Emsdetten vom Dorf zur Stadt sind allerdings Verbesserungen er- (Schriftenreihe des Kreisheimatbundes Steinfurt. Bd. 4). Gre- forderlich, z.B durch eine andere Querschnittsge- ven staltung der Straßen. Auch die innerstädtischen Eichner, E. (1982): 50 Jahre öffentliche Wasserversorgung Emsdetten (Hg. Stadtwerke Emsdetten). Emsdetten Parkgelegenheiten sind ausreichend. Für den Rad- Emsdetten (1992), neomedia-Atlas. Emsdetten A-2. Reken verkehr/Fußgängerverkehr müssen noch einige Gesellschaft für Landeskultur (1984): Emsdetten und ern Engpässe beseitigt werden. Die mit den Sanierungs- Teilgebiet von Greven (Kr. Steinfun), Agrarstrukturelles Vor- planungsgutachten. Bremen maßnahmen geschaffenen Fußgängerzonen sind Heusch, H. u. J. Boesfeld (1988): Verkehrsgutachten Stadt- generell angenommen worden und haben die In- kern Emsdetten. Aachen nenstadt attraktiver werden lassen. Allerdings Hüser, K. (1976): Emsdetten - die Stadt des 20. Jahrhundens - eine Gabe und Aufgabe. In: Einweihung des Rathauses in muß der Platz am Markt umgestaltet werden, da Emsdetten am 13. Februar 1976 (Hg. Stadtdirekror), S. 55-73. die mikroklimatischen Bedingungen ungünstig Emsdetten Lüke, A. (1976): Korn auf karger Krume. sind. Die Grüngestaltung ist weitgehend ab- Geschichte der münsterländischen Stadt Emsdetten. Bd. l. Emsdetten geschlossen. Für die Wohnbereiche stellt sich die Menne, R.F. (1988): Geschichte Emsdettens 1938-1988. Frage, inwieweit eine Beruhigung des Verkehrs Emsdetten empfehlenswert ist und ob eine verstärkte Versie- Metra Divo (1973): Stadt- und Regionalforschung/Stadt Emsdetten: Standonprogramm Emsdetten. Frankfurt/M. und gelung der Verkehrsflächen erwünscht ist. Emsdetten Müller-Wille, W. (1980): Agrare Siedlungsgeographie rn Für die wirtschaftliche Entwicklung Emsdet- Westfalen. Fragen und Methoden, Ergebnisse und Deutun- tens stehen ausreichend Gewerbeflächen im gen. In: Westf. Forschungen,30, S. 198-208 Regierungspräsident Münster (Hg.) (1980): Gebietsenr Süden der Stadt mit dem Industriepark Emsdet- wicklungsplan Reg.-Bez. Münster, Teilabschnitt Westmün- ten/Greven zur Verfügung. Gleisanschluß ist sterland. Münster möglich. Der gesamte Industriepark umfaßt eine Sanierung Emsdetten. Vorbereitende Untersuchungen nach StBauFG ( 1975), Städtebauliche und wirtschafrliche-Untersu- Fläche von rd. 3,55 Mio. m2. Damit besteht die chung. Bearbeiter: Dt. Stadtentwicklungsgesellschaft Frank- Möglichkeit, daß sich Gewerbe- und Wohnfunk- furt/Planungsgruppe Kühn-Meurer. Aachen Stadt Emsdetten. Der Stadtdirektor (Hg.) ( 1976): Stadr Ems- tionen im Stadtbereich langfristig entflechten detten. Flächennutzungsplan mit Erläuterungsbericht (1975). können. Dennoch neigen viele Betriebe dazu, die 2. Anderung 1980. Emsdenen Gebäude- und Infrastruktureinrichtungen älterer Stadtdirektor Emsdetten (Hg.) 0972): Sanierung Stadtkern Emsdetten. Emsdetten Werke innerhalb der Stadt zu nutzen. Selbst Stadtdirektor Emsdetten (Hg.) ( 1976): Einweihung des Rat- Standortspaltung wird in Kauf genommen. Denk- hauses in Emsdetten am 13. Februar 1976. Emsdetten malwürdige Industriebauten gehören zum Stadt- Westfälisches Amt für Denkmalpflege (Hg.) (1984): Ver- zeichnis des zu schützenden Kulturgutes in der Stadt Emsdet- bild. Wenn die gewerbliche Nutzung aufgegeben ten. Münster

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