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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Berichte der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)

Jahr/Year: 1993

Band/Volume: 17_1993

Autor(en)/Author(s): Degenbeck Martin

Artikel/Article: Ökologisches Sanierungskonzept für das Kühbach- system (Lkr. Rottal- Inn und ) unter besonderer Berücksichtigung der Lebensrauman- sprüche der Gemeinen Flußmuschel (Unio crassus) 219-242 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) per. ANL 17 2i9 242 Ökologisches Sanierungskonzept für das Kühbach- pez. 1993 system (Lkr. Rottal-Inn und Landshut) unter be­ sonderer Berücksichtigung der Lebensrauman- sprüche der Gemeinen Flußmuschel ( Unio crassus)

Martin Degenbeck

Inhaltsverzeichnis: Seite

1. Einleitung 220 1.1 Anlaß für die Arbeit 1.2 Zielsetzung 1.3 Vorgehensweise 2. Ökologie der Gemeinen Flußmuschel(Unio crassus) 220 2.1 Bestimmungsmerkmale 2.2 Lebensweise 2.3 Ansprüche an den Lebensraum 2.4 Ehemalige und aktuelle Verbreitung 3. Ökosystem Kühbach 223 3.1 Bestandsaufnahme 3.1.1 Lage und Umfang des Planungsgebietes 3.1.2 Naturräumliche Grundlagen 3.1.3 Reale Vegetation unter Einfluß der Nutzung 3.1.4 Gewässersystem des Kühbaches 3.1.4.1 Kriterien bei der Bestandsaufnahme 3.1.4.2 Allgemeine Angaben zum Gewässernetz 3.1.4.3 Stoffhaushalt des Gewässersystems 3.1.4.4 Lebensraumstruktur 3.1.4.5 Wirtsfische und Bisam 3.1.4.6 Bestandsbeschreibung der Muschelpopulation 3.2 Bewertung 3.2.1 Vorgehensweise 3.2.2 Grundsätzliche Eignung als Lebensraum von Unio crassus 3.2.3 Bewertung menschlicher Eingriffe in das. Ökosystem Kühbach 3.2.3.1 Wasserentnahme 3.2.3.2 Eintrag von Bodenteilchen und Nährstoffen 3.2.3.3 Eintrag von Schadstoffen 3.2.3.4 Veränderung der Lebensraumstruktur 3.2.3.5 Bedrohung durch den Bisam 3.2.3.6 Sonstiges 3.2.3.7 Zusammenfassung 4. Ökologisches Sanierungskonzept 233 4.1 Ziele 4.2 Maßnahmen 4.2.1 Reduzierung des Eintrags von Bodenteilchen und Nährstoffen 4.2.1.1 Erosionshemmende Maßnahmen im Einzugsgebiet 4.2.1.2 Anlage von Pufferstreifen am Gewässer 4.2.1.3 Reduzierung sonstiger Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft 4.2.1.4 Klärung der Siedlungsabwässer 4.2.2 Reduzierung des Eintrags von Schadstoffen 4.2.2.1 Verringerung der Pestizidbelastung 4.2.2.2 Verringerung der Belastung durch andere Schadstoffe 4.2.3 Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensraumstruktur 4.2.3.1 Entwicklung von Ufergehölzen 4.2.3.2 Maßnahmen im Gewässerbett 4.2.4 Unterhaltung und Pflege des Gewässers und der Pufferstreifen 4.2.5 Spezielle Artenschutzmaßnahmen für Unio crassus 4.3 Umsetzung 4.3.1 Einrichtung einer Koordinationsstelle 4.3.2 Information der Bevölkerung 4.3.3 Umsetzungsberatung 4.3.4 Bachpatenschaft 4.3.5 Ländliche Neuordnung 4.3.6 Aktivitäten der Gemeinde 4.3.7 Aktivitäten der Behörden 4.3.7.1 Anwendbare staatliche Förderprogramme 4.3.7.2 Hoheitliche Maßnahmen der Behörden 4.3.7.3 Vorschläge zur Änderung geltenden Rechts 4.3.8 Umsetzung von Maßnahmen im Gewässerbett und an den Ufern 4.3.9 Erfolgskontrolle

219 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) 5. Zusammenfassung 240 6. Literaturverzeichnis 241 Karten Karte 1: Gewässersystem Kühbach und seine Nutzung Karte 2: Wassergüte und Eignung fürUnio crassus

1, Einführung 2. Ökologie der Gemeinen Flußmuschel( Unio 1.1 Anlaß für die Arbeit crassus) Vor wenigen Jahren fand Herr Joe Engelhardt im 2.1 Bestimmungsmerkmale Kühbach im westlichen Landkreis Rottal-Inn Die Schale von Unio crassus ist meist nicht ganz einige Exemplare der Gemeinen Flußmuschel doppelt so lang wie hoch, dickwandig und i.d.R. {Unio crassus PHIL. 1788), welche in der Roten dunkelbraun bis schwarz (s. Abb. 2). Die Gemei­ Liste bedrohter Tiere in Bayern in der Kategorie ne Flußmuschel ist wesentlich kleiner als die Fluß­ la (= stark gefährdet) eingestuft wird perlmuschel und Teichmuscheln. Ein weiteres (BAYSTMLU = Bayerisches Staatsministerium wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist das soge­ für Landesentwicklung und Umweltfragen 1990). nannte Schloß an der zusammengewachsenen Sei­ Dieses Tier kann als Indikatorart für den naturna­ te der beiden Schalenhälften, das bei der Gemei­ hen Zustand der Bäche des Unterbayerischen nen Flußmuschel aus Haupt- und langgezogenen Tertiärhügellandes gelten, da es verhältnismäßig Seiten- bzw. Nebenzähnen besteht, wohingegen hohe und komplexe Ansprüche an ökologische die Flußperlmuschel nur Hauptzähne aufweist Bedingungen stellt. und den Teichmuscheln ein Schloß gänzlich fehlt. Der Kühbach ist eines der letzten Vorkommen Außerdem sind im Gegensatz zu den dünnschali­ der früher weit verbreiteten Gemeinen Flußmu­ gen Teichmuscheln die Schalen von Fluß- und be­ schel in Bayern. Wie alle Hügellandbäche und wie sonders von Flußperlmuscheln wesentlich dicker. das Tertiärhügelland insgesamt fand auch der Es gibt bei Unio-Arten eine Reihe von Phänoty­ Kühbach in der Landschaftsökologie bisher kaum pen (ENGELHARDT, W 1989). Interesse. Herr Engelhardt setzte sich bei der Gemeinde, 2.2 Lebensweise den Behörden und Verbänden für die Durchfüh­ Wie alle Flußmuschelartigen hat auchUnio cras­ rung eines Sanierungskonzeptes ein, was nach an­ sus einen komplizierten Fortpflanzungszyklus, fänglichem Zögern auch auf Interesse stieß. Sei­ wie Abbildung 3 zeigt. tens der zuständigen Behörden wurde die Erar­ Die vom Männchen frei ins Wasser abgegebenen beitung eines ökologischen Sanierungskonzeptes Spermien werden vom Weibchen eingestrudelt, als Grundlage weiterer Maßnahmen für notwen­ in deren Kiemen dann die Befruchtung der Eier dig erachtet. Die vorliegende Arbeit soll diesen erfolgt, wo nun innerhalb von 6-9 Wochen die Beitrag zu dem Vorhaben liefern. Larven, die sogenannten „Glochidien“, heran­ Sie ist eine Kurzfassung einer Diplomarbeit am wachsen (HOCHWALD & BAUER 1990). Lehrstuhl für Landschaftsökologie der Techni­ Im Wasser verbleiben den Glochidien 1-3 Tage, schen Universität München/Weihenstephan. um passiv zu einem Wirtsfisch zu gelangen, der sie einatmet und ihnen die Verankerung in seinen 1.2 Zielsetzung Kiemen ermöglicht. Es soll ein Sanierungskonzept für das Einzugsge­ Die bei uns wohl wichtigsten Wirtsfische sind Dö­ biet des Kühbaches erarbeitet werden, welches bel, Elritze, Groppe und Rotfeder. Hinzu kom­ die besonderen Ansprüche von Unio crassus an men der Dreistachelige Stichling, der Flußbarsch den Lebensraum berücksichtigt. und der Kaulbarsch. Wahrscheinlich gibt es noch Diese Arbeit soll weiterhin eine gewisse Vorbild­ weitere Wirtsfische. Nicht geeignet sind nach dem funktion für Schutz, Pflege und Entwicklung ver­ derzeitigen Kenntnisstand die Bachforelle, die gleichbarer Bäche insbesondere des Tertiärhügel­ Regenbogenforelle, die Schleie, der Gründling landes haben. und die Schmerle. Ob einmal als Wirt genutzte Fi­ sche wie bei der Flußperlmuschel auch bei der Ge­ meinen Flußmuschel gegenüber weiterer Parasi- 1.3 Vorgehensweise tierung durch Glochidien immun werden, bedarf Nach einer Darstellung der Ökologie der Gemei­ noch der endgültigen Klärung (HOCHWALD & nen Flußmuschel wird eine genaue Bestandsauf­ BAUER 1990). nahme des Ökosystems Kühbach vorgestellt. Anschließend erfolgt eine Bewertung hinsichtlich Am Ende der parasitischen Phase hat sich eine der derzeitigen Eignung als Lebensraum von wenige Millimeter große Jungmuschel entwickelt, Unio crassus. Die Belastungsfaktoren sowie Ent­ die danach abfällt und sich für etwa 2-3 Jahre tief wicklungsmöglichkeiten sollen aufgezeigt wer­ ins Sediment eingräbt. Aus diesem Grund sind sie den. in diesem Entwicklungsstadium nur außerordent­ Zur Erleichterung der späteren Umsetzung wird lich schwer zu finden. Vom 3. bis 4. Lebensjahr an nicht nur eine Optimallösung bezüglich Schutz, sind die Tiere dann reproduktiv. Im Regelfall ha­ Pflege und Entwicklung als Muschelgewässer vor­ ben sie eine Lebensdauer von 10-15 Jahren gestellt, sondern es sollen auch realistische Vor­ (HOCHWALD & BAUER 1990). schläge gemacht werden, wie in angemessenem Die adulte Unio crassus steckt mit dem Vorderen­ Umfang eine Abgleichung mit Nutzungsinteres­ de nach unten im Sediment, wobei nur die Ein- sen ermöglicht werden kann (s. Abb 1). und Ausströmöffungen an der Oberfläche sicht-

220 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)

Fließgewässer Gemeine Flußmuschel Standortfaktoren im Ökologie menschl. Einfluß Ökologie menschl. Einfluß Planungsgebiet

Bestands erhebung zu erbebende Parameter Kartierung im Einzugsgebiet und am Gewässer

naturaeaebene Eianuna als Lebensraum der Gern. Flußmuschel mensphlieher Finfluß

Analyse/ Bewer­ natürlicherweise be­ natürt nicht besie­ Schaffung neuer pot. Verlust ehemaliger tung siedelte Abschnitte delte Abschnitte Lebensräume Lebensräume

derzeit besiedelte Abschnitte potentiell ge eignete Ahschn nicht geeignete Abschnitte__

Maßnahmen M. zur Rück- M. zur Be- Maßnahmen M. z Opti- Maßnahmen zum Schutz eroberung Siedlung zum Schutz mierung der zum Schutz Sanie­ der Rest- ehern. Le- neuer Le- der Rest- Verhältnisse der Rest- population bensräume bensräume population in pot L . population rungs­ konzept / Maßnah­ Optimalkonzept für die menteil Gemeine Flußmuschel Berücksichtigung anderer Berücksichtigung berechtigter Tier-und Pflanzenarten menschlicher Interessen Umsetzungskonzept

Umsetzung negative Ergebnisse Umset­ zung Frfolgskontrolle positive Ergebnisse

Vorbildtunktion für vergleichbare Projekte

Abbildung 1 Ablaufschema des ökologischen Sanierungskonzeptes.

bar sind. Als Filtrierer ernährt sie sich von Algen Glochidien in Betracht zieht. Gemieden werden und anderen organischen Partikeln und leistet so dagegen lehmige und schlammige Bereiche sowie einen wichtigen Beitrag zur Selbstreinigung des fließender Sand. Gewässers. Wenn die Umweltbedingungen an ei­ Obwohl Unio crassus typisch ist für schnell flie­ ner Stelle ungünstig werden, kann sie einige Me­ ßende Gewässer, bevorzugt sie darin Stellen mit ter weiterwandern (HOCHWALD 1990a). etwas geringerer Strömung, da sie auf grobkiesi­ gem Substrat, welches bei hoher Fließgeschwin­ digkeit sortiert wird, nicht leben kann. Altmu­ 2.3 Ansprüche an den Lebensraum scheln sind hinsichtlich des Substrats weniger an­ Die Biotopansprüche von Unio crassus sind kom­ spruchsvoll, man findet sie gelegentlich auch an plex und insgesamt als ziemlich hoch einzustufen. schlammigen Stellen (HOCHWALD 1990a, KY- Sie lebt in schnell fließenden Bächen und Flüssen, N AST 1992). deren Sohlensubstrat als Jungmuschelhabitat ein Strukturreichtum im Gewässer (z.B. wechselnde gut durchströmtes und gut mit Sauerstoff versorg­ Wassertiefen und Substratverhältnisse) ist für alle tes Lückensystem (Interstitial) aufweisen müs­ Wirtsfische von großer Bedeutung (HOCH­ sen. Jungtiere sind nur in sandigem bis feinkiesi­ WALD 1990b). Zudem schaffen die durch ein gem Substrat zu finden. strukturreiches Gewässerbett bedingten differen­ Dabei bevorzugen sie eher die ufernahen Flach­ zierten Strömungsverhältnisse in ansonsten von wasserbereiche mit etwas feinerem Sediment, wo der Biotopqualität her nicht ganz ausreichenden sich die jungen Wirtsfische ebenfalls gerne aufhal­ Fließgewässern für Unio crassus einige zur Be­ ten. Eventuell ist die Gemeine Flußmuschel zur siedlung geeignete Stellen, die von ihr aktiv auf­ Fortpflanzung besonders auf diese Jungfische an­ gesucht werden können (HOCHWALD 1990a). gewiesen, wenn man eine mögliche Immunreak­ Im Vergleich zur Flußperlmuschel weist die Ge­ tion der Fische gegenüber der Parasitierung durch meine Flußmuschel einen höheren Stoffumsatz

221 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) verbunden mit einem höheren Sauerstoffbedarf mit herabhängenden Pflanzenteilen sowie an strö­ und eine höhere Wachstumsrate auf. Sie braucht mungsarmen Stellen beispielsweise hinter Steinen also mehr Nahrung und kann somit in den meisten die meisten Fische zu finden sind. der oligotrophen Perlmuschelbäche nicht leben Der Döbel ist nicht nur erheblich größer als die (BAUER et al.1991). Dennoch ist Unio crassus Elritze, sondern auch widerstandsfähiger. Er als Charakterart sauberer Fließgewässer zu be­ kommt auch in eutropheren Gewässern vor und zeichnen. Im Regelfall wird mindestens Gewäs­ bevorzugt dabei eher langsam fließende Ab­ sergüteklasse II (= mäßig belastet) benötigt. Weil schnitte mit ausreichenden Unterständen bzw. die Biotopqualität vom Zusammenspiel unter­ Ruhezonen. Als Laichsubstrat dienen ihm neben schiedlichster Parameter abhängt, ist die Festle­ Steinen auch Pflanzen. Die Jungfische ernähren gung einzelner Grenzwerte beispielsweise bezüg­ sich vor allem von Würmern, Kleinkrebsen, lich der Gewässerchemie lediglich unter Vorbe­ Weichtieren, Insekten und von deren Larven, halt möglich. während ausgewachsene Döbel überwiegend Hinsichtlich des Calcium-Gehaltes (0,7-75mg/l) Kleinfische, Frösche und Kleinsäuger fressen und des pH-Wertes (5-9) ist die Gemeine Flußmu­ (TEROFAL 1984). schel sehr tolerant (SCHMIDT, H. 1990). Der für Der Döbel kann wegen seiner Größe vermutlich die Beurteilung der Eutrophierung besonders höhere Abstürze überwinden als die Elritze. Je­ wichtige Nitratgehalt lag in den von BAUER et doch kann ein 30 cm hohes Hindernis im Regelfall al. (1991) untersuchten Unio crassus-Gewässern höchstens noch von großen Salmoniden überwun­ durchschnittlich bei 16,5 mg/1, wobei aber zumin­ den werden (BLESS 1978). H. HOCH von der Fi­ dest zeitweise wesentlich höhere Werte toleriert schereifachberatung des Bezirkes Niederbayern werden. Das hängt auch damit zusammen, daß geht davon aus, daß für die Elritze 7cm hohe Ab­ die Muscheln kurzfristige Spitzenbelastungen stürze und für den ausgewachsenen Döbel 20 cm durch vorübergehende Einstellung der Filtriertä­ hohe Hindernisse bereits unter Umständen nicht tigkeit überstehen können (SCHMIDT, H. 1989). mehr passierbar sind. Außerdem zeichnen sich Ökosysteme bzw. ihre Aufgrund der höheren Biotopansprüche wird die Organismen durch eine mehr oder weniger verzö­ Elritze in Bayern als gefährdet eingestuft gerte Reaktion aus, d.h. daß die Folgen eines (BAYSTMLU 1990), während der eher als eu- schädlichen Umwelteinflusses nicht sofort augen­ ryök zu bezeichnende Döbel noch verhältnismä­ scheinlich werden. So können sich die Flußmu­ ßig häufig ist. schelartigen manchmal jahrelang unter stark ver­ Nach BLESS (1978) fördert eine reiche Struk­ schlechterten Biotopbedingungen halten und mit turierung der Uferbereiche auch die Fischnährtie­ Hilfe der Wirtsfische verlorengegangene Lebens­ re; die Nahrung ist jedoch nicht der limitierende räume bei wieder verbesserter Biotopqualität re­ Faktor für das Überleben der Fische. Ebenso gilt lativ rasch neu besiedeln (FALKNER 1990). dies für Unio crassus selbst. In Anbetracht der Fortpflanzungsweise von Unio crassus dürfen die Lebensraumansprüche der 2.4 Ehemalige und aktuelle Verbreitung Wirtsfische nicht unberücksichtigt bleiben. Die Das Verbreitungsgebiet von Unio crassus umfaßt für die Bäche des Tertiärhügellandes wichtigsten mit Ausnahme der Britischen Inseln ganz Mittel­ Arten Elritze und Döbel werden nachfolgend in und Nordeuropa. Noch Anfang des 20. Jahrhun­ ihren ökologischen Ansprüchen näher darge­ derts war sie allgemein verbreitet. Nur in Hochla­ stellt. genwildbächen kam sie aufgrund des zu groben Die Elritze bevorzugt als Laichsubstrat Kies der Substrats von Natur aus nicht vor (SCHMIDT, H. Korngröße 2-3 cm. Die geschlüpfte Larve dringt 1990). dann bis 30cm tief ins Interstitial ein. Ist der Dot­ Unio crassus kann also mit Fug und Recht als Indi­ tersack aufgezehrt, kommen die Larven an die katorart für den ursprünglichen Zustand mittel­ Oberfläche. Je tiefer die Temperatur und je nied­ europäischer Fließgewässer angesehen werden riger der Wasserspiegel, desto höher ist das Dek- (HOCHWALD & BAUER 1988). In den letzten kungsbedürfnis der Elritze. So brauchen ausge­ 50 Jahren kam es jedoch bei dieser „Allerwelts­ wachsene Elritzen bei 3°C 30cm Wasserstand in art“ zu einem fast unbemerkten dramatischen Be­ der Deckung, die Jungfische immerhin noch 15cm standsrückgang in Deutschland, wohl aber auch (BLESS 1992). Die Elritze, die klare, sauerstof­ in ganz Europa. 1990 waren in Bayern lediglich freiche Fließgewässer bevorzugt, ernährt sich von noch 59 Lebendvorkommen bekannt, von denen Kleinkrebsen, anfliegenden Insekten sowie insbe­ zudem nur 10-20% eine verhältnismäßig günstige sondere von Insektenlarven und hat nur eine be­ Altersstruktur aufweisen (SCHMIDT, H. 1989, grenzte Ausbreitungsfähigkeit (BLESS 1985, TE- SCHMIDT, C. 1990, HOCHWALD 1990a, ROFAL 1984). JUNGBLUTHet al. 1988-1990). Nach ZUCCHI & GOLL (1981) gilt allgemein, Dabei sind alle untersuchten Muschelvorkommen daß in Kolken, an deren Rand Gehölzwurzeln ins mehr oder weniger gestört (SCHMIDT, C. 1990, Wasser reichen, und an leicht unterspülten Ufern HOCHWALD 1990a). Alle bekannten Bestände

Abbildung 2 Unio crassus (Gemeine Flußmuschel), na­ türliche Größe (aus ENGELHARDT, W. 1989). ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)

Parasitäres Stadium co. 28 Tuge am Wirlstisch

Glochidiales Stadium Juvenilstadium Lebensdauer 1 - 3 Tage lallt vom Fisch ab. Freisetzung zwischen gräbt sich vermut - April - Juli lieh für 2-3 Jahre im Sediment ein

Adultstadium ab 3-L Jahr reproduktiv maximale Lebensdauer ca lO-l5Jcihre Abbildung 3 Wirtsfischzyklus der Gemeinen Flußmu­ schel (Unio crassus) im Ailsbach/Fränki- sche Schweiz 1987 (HOCHWALD & BAUER 1990).

mit Ausnahme des Brunnenbaches bei , Die Bestandsaufnahme der Muschelpopulation wo noch etwa 50000 Individuen leben, werden im Kühbach wurde im Oktober 1991 durchgeführt nach Einschätzung von HOCHWALD (1990a) (KYNAST 1992). Die Ergebnisse der Bestands­ ohne umgehende Einleitung von Schutzmaßnah­ aufnahme sind zur Überprüfung der ökologischen men bis zur Jahrtausend wende ausgestorben sein, Grundlageninformationen heranzuziehen, wobei da sich ein von ungünstigen Umweltbedingungen diese dann unter Umständen zu korrigieren sind, verursachter Reproduktionsausfall über längere v.a. jene bezüglich der Standortfaktoren des Zeit bei der relativ geringen Lebensdauer von Planungsgebietes (vgl. Abb. 1). i.d.R. nur 10-15 Jahren fatal auswirken kann. Zwar sind sicherlich einige Unio crawas-Bestände bis heute unentdeckt geblieben. Das ändert aber nichts an der schlechten Gesamtsituation, was 3.1.1 Lage und Umfang wohl für ganz Deutschland gilt. Besonders be­ des Planungsgebietes sorgniserregend stellt sich die Situation südlich der Donau in Bayern dar, welches das in dieser Das Gewässersystem des Kühbaches befindet sich Hinsicht am besten erforschte Bundesland ist. im Süden Niederbayerns, nahe der Grenze zu SCHMIDT, H. (1989) führt nur 7 Bestände an, Oberbayern, etwa auf halber Strecke zwischen wovon lediglich die Ach bei Weichering und der Landshut und Eggenfelden. Das Einzugsgebiet Sallingbach Jungmuscheln aufweisen. Mittlerwei­ umfaßt eine Fläche von 1064ha, welche zum le sind dem Autor dieser Arbeit weitere Lebend­ Großteil auf dem Gebiet des Marktes Gangkofen, funde bekannt (in Niederbayern Kühbach, Lkr. Landkreis Rottal-Inn, liegt. 72ha jedoch zählen Rottal-Inn; Fuchsgraben bei Malgersdorf, Lkr. zur Gemeinde , Landkreis Landshut. Rottal-Inn; Moosholzer Graben, Lkr. , Insgesamt leben hier etwa 370 Menschen Klötzlmühlbach, Stadt Landshut und der Tins- (MECKLENBURG et al.1989). Die Bevölke­ bach, Lkr. Landshut). rungsdichte ist also mit 34E/km2 sehr gering. Der enorme Bestandsrückgang von Unio crassus ist auf die deutliche Verschlechterung der Biotop­ qualität praktisch aller Fließgewässer durch menschliche Eingriffe zurückzuführen. Auf die 3.1.2 Naturräumliche Grundlagen verschiedenen Gefährdungsfaktoren soll später Das Gewässersystem Kühbach liegt inmitten des noch eingegangen werden. Naturraumes 060 „-Inn-Hügelland“, genauer gesagt in der naturräumlichen Untereinheit 060- F, „Rott-Bina-Hügelland“ (BAYSTMLU 1992). 3. Ökosystem Kühbach Auch hier zeigt sich das für das Tertiärhügelland typische, reich verzweigte System von Bächen mit 3.1 Bestandsaufnahme den dazwischen liegenden, mehr oder weniger Nach der Erarbeitung der naturräumlichen langgestreckten Hügeln. Die Talasymmetrie ist Grundlagen aus der Literatur und entsprechen­ deutlich zu erkennen; die westexponierten Steil­ dem Kartenmaterial erfolgte im September 1991 hänge sind überwiegend mit Wald bestockt, wäh­ die Erhebung von Nutzungen und Strukturen im rend die ostexponierten Flachhänge mit Löß­ Einzugsgebiet des Kühbaches. Die Gewässerkar­ lehmauflage im Regelfall ackerbaulich genutzt tierung wurde zum Großteil im Frühjahr 1992 werden. Insgesamt überwiegen die Bodenarten durchgeführt. lehmiger Sand und vor allem Lehm bei weitem.

223 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Durch Stauhorizonte im Untergrund (Ton ständige Erfassung ist auch mit größtem Aufwand bzw.Mergel) sind diese Parabraunerden mehr unmöglich. Letzteres wäre auch wenig sinnvoll, oder weniger pseudovergleyt. Wegen ihres hohen da die gerade bei Fließgewässern besonders aus­ Schluffgehaltes sind diese Lößlehmböden stark geprägte Lebensraumdynamik um so weniger be­ erosionsanfällig. Es handelt sich hierbei um mitt­ rücksichtigt wird, je differenzierter man bei der lere bis gute Ackerböden, die eine verhältnismä­ Grundlagenerhebung vorgeht. Demzufolge sind ßig intensive Bewirtschaftung erlauben. Die mitt­ einfach zu erfassende Parameter auszuwählen lere Bodenzahl liegt bei 55, der Spitzenwert ist 64. und diese gerade so differenziert darzustellen, (Bodenschätzungskarten der Gemeinden Höls- daß die natürlichen Gegebenheiten gut widerge­ brunn und Dirnaich, VEREIN FÜR FORSTLI­ spiegelt werden (HAEMISCH & KEHMANN CHE STANDORTSERKUNDUNG 1991). 1992). Maßgebend für die Bestandsaufnahme Von Natur aus war das Hügelland seit der letzten sind weitestgehend die Lebensraumansprüche Eiszeit vollständig bewaldet, und zwar mit einem von Unio crassus und ihrer Wirtsfische (vgl. Ab- Mischwald aus Laub- und Nadelgehölzen. Als schn. 2.3.). Somit ergibt sich der folgende Krite­ potentielle natürliche Vegetation nach SEIBERT rienkatalog. (1968) über wiegt hier der Waldmeister-Tannen- Buchenwald bzw. der Hainsimsen-Buchenwald bei saurer Humusauflage in den Fichtenforsten. — Gewässerlänge In den tieferen Lagen stellen die Eichen-Hainbu- — Linienführung des Gewässers chenwälder meist die potentielle natürliche Vege­ — Gefälle tation dar, während entlang der Fließgewässer — Wasserführung der Schwarzerlen-Eschenwald bzw. der Bach- — Besitzverhältnisse Eschen-Erlenwald diesbezüglich zu nennen ist. — Nutzungsverteilung im Einzugsgebiet Für einige quellnahe Bereiche sind Schwarzerlen- — Neigung der Ackerflächen Bruchwälder typisch (ELLENBERG 1986, SEI­ — Vorhandensein erosionshemmender Struktu­ BERT 1968, VEREIN FÜR FORSTLICHE ren STANDORTSERKUNDUNG 1991). — Struktur, Breite und Beschattungsgrad der U ferbegleitvegetation — Profil des Gewässerbettes — Verrohrungen und Rohrdurchlässe 3.1.3 Reale Vegetation unter — Abstürze Einfluß der Nutzung — Stauhaltungen, Art ihrer Bewirtschaftung Heute sind aufgrund der landwirtschaftlich gut — strömungsarme Bereiche nutzbaren Böden lediglich noch 25,7% des Küh- — Überhänge bach-Einzugsgebietes bewaldet. Die Baumarten­ — Kolke zusammensetzung entspricht nicht den standörtli­ — Sohlenstruktur chen Gegebenheiten, da der Nadelholzanteil über — Unterhaltungseingriffe und gewässerbauliche 90% beträgt, wobei die Fichte dominiert. Wegen Maßnahmen der günstigen landwirtschaftlichen Erzeugungs­ — Wasserspiegelhöhe bedingungen gibt es im Einzugsgebiet des Kühba- — Fließgeschwindigkeit ches mit einem Anteil von 49,6 % an der Gesamt­ — Turbulenz fläche wesentlich mehr Ackerland als im bayeri­ — Wassergüteklasse schen Mittel. Meliorationsmaßnahmen, z.B. Drä­ — Einleitungen nagen, haben zudem einen großen Teil der ehe­ — sonstige Schadstoffeinträge maligen Grünlandstandorte ackerfähig gemacht. — Vorhandensein von Wirtsfischen Während die Reichsbodenschätzung aus den 30er — Vorhandensein des Bisams. Jahren für sie noch einen Anteil von etwa 21 % an der Gesamtfläche ausweist, was auch den Anga­ ben des Urkatasters von 1812 entspricht, sind laut Agrarleitplan (BAYSTMELF = Bayerisches 3.1.4.2 Allgemeine Angaben zum Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft Gewässernetz und Forsten 1980) nur noch ca. 5% Grünland­ Der Kühbach ist ein Zufluß der Bina, deren Was­ standorte. Diese befinden sich v.a. am Unter- und ser über Rott und Inn in die Donau gelangt. Dabei Mittellauf des Kühbaches. Dennoch werden heu­ bildet die Nordgrenze des Kühbach-Einzugsge- te 14,3% des Planungsgebietes als Dauergrün­ bietes die Wasserscheide zwischen den Flußsyste­ land genutzt. Der Viehbesatz liegt erheblich über men Rott und Vils. Eine Übersicht über das Ge­ dem bayerischen Mittel, ebenso der Maisanteil wässernetz des Planungsgebietes gibt Karte 1. mit 19,2% an der Gesamtfläche. Dieser wird ins­ Das Gewässersystem des Kühbaches hat eine Ge­ besondere für die Bullenmast eingesetzt. Die Ak- samtlänge von etwa 22,5km, wovon ca. 17km kerflächen haben eine mittlere Neigung von 4- ständig Wasser führen. Im Vergleich dazu sind im 8%, maximal 12% (Bodenschätzungskarten für Urkataster von 1812 lediglich 12 km Fließgewäs­ die Gemeinden Hölsbrunn und Dirnaich; eigene ser verzeichnet, was darauf zurückzuführen ist, Erhebungen 1991). daß viele der heutigen Gräben erst in diesem Jahr­ hundert zur Entwässerung von Feuchtflächen an­ gelegt worden sind, wie auch Flurkarten von 3.1.4 Gewässersystem des Kühbaches 1919-1939 belegen. Außerdem wurden bestehen­ de Bäche und Gräben begradigt, wobei nur weni­ 3.1.4.1 Kriterien bei der Bestandsaufnahme ge Abschnitte außerhalb der Wälder unberührt Das komplexe Gefüge von Ökosystemen entzieht blieben. Das durchschnittliche Gefälle der Fließ­ sich jeder unmittelbaren Meßbarkeit, eine voll­ gewässer beträgt 1,7% (0,6-5,85%).

224 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) 3.1.4.3 Stoffhaushalt des Gewässersystems weist, liegt der Wert für die meisten Zuläufe bei 3- Die nutzungsfreien Uferbegleitflächen sind in der 5cm. Die Fließgeschwindigkeit ist sehr variabel, Feldflur meist nur 0,5-1 m breit. Bei Grünland­ damit auch die Sohlenstruktur. Während der nutzung wird häufig sogar bis zum Ufer gemäht. Großteil der Zuflüsse lehmiges bzw. lehmig­ An zwei Stellen wurde bis in den Graben gepflügt. schlammiges Substrat besitzt, weisen der Küh­ Ufergehölze sind außerhalb der Wälder lediglich bach und der Geiginger Bach vielfach sandige bis vereinzelt vorhanden, wenn man vom Kühbach- kiesige Abschnitte auf, ebenso die Unterläufe der Mittellauf absieht. Somit ist in manchen Ab­ Sackstettener Gräben. schnitten keine vollständige Beschattung des Insgesamt sind 1040 m des Kühbachsystems ver­ Wasserkörpers gegeben. rohrt. Hinzu kommen 90 weitgehend sediment­ An der starken Trübung der Fließgewässer nach freie Rohrdurchlässe, hinter denen sich häufig ein Regenfällen läßt sich der an einigen Stellen massi­ Absturz und ein Kolk befindet. Im Kühbach-Mit- ve Eintrag von Bodenteilchen ablesen. Insgesamt tellauf wurde im Zuge der Begradigung eine Ket­ wurden bei der Bestandsaufnahme im Kühbach- te von Querverbauungen angelegt, welche jeweils system 62 Dränagen festgestellt. Außerdem wer­ einen 10-15cm hohen Absturz verursachen. An den über 30 Rohre Siedlungsabwässer eingeleitet, manchen Stellen des Gewässersystems sind we­ da mit Ausnahme von Radlkofen keine Ortschaft sentlich höhere Abstürze anzutreffen (maximal eine Kläranlage besitzt. Die Wassergüte ist Aus­ 80cm hoch). Außerdem wurden Fließgewässer an druck für die organismenabbaufähige organische vier Stellen aufgestaut. Belastung von Gewässern. Während für die grö­ Im Einzugsgebiet des Kühbaches findet man auf ßeren Gewässerabschnitte hierzu Angaben Vorla­ 5 km Gewässerstrecke Längsverbau aus Holzstan­ gen (REGIERUNG VON NIEDERBAYERN gen, der Großteil ist jedoch bereits hinterspült 1985 und 1990), wurde die Wassergüte bei den oder verfallen. kleineren Zuläufen vom Autor bestimmt. Außer­ dem konnte auf eine gewässerchemische Untersu­ chung (SWA PAN = Straßen- und Wasserbauamt 3.1.5.5 Wirtsfische und Bisam Pfarrkirchen 1991) zurückgegriffen werden. Sie­ Wirtsfische von Unio crassus sind im Kühbach he hierzu Karte 2. und im Geiginger Bach sowie in den Unterläufen Die Zuflüsse aus dem Wald haben Güteklasse I-II des Nördlichen und Mittleren Sackstettener Gra­ (= gering belastet), der Geiginger Bach II (= mä­ bens in großer Zahl anzutreffen, wobei naturge­ ßig belastet) und der Kühbach nach dessen Ein­ mäß die Elritze weiter in die Oberläufe Vordrin­ mündung II-III (= kritisch belastet). Der Lang- gen kann als der Döbel. wiesgraben und der Oberlauf des Kühbaches sind Auch der Bisam (Ondatra zibethica) ist in diesen dagegen stark verschmutzt (Güteklasse III). Der Gewässern sehr häufig. In den anderen Zuläufen Hölsbrunner und der Mailinger Graben haben so­ wurde er dagegen noch nicht beobachtet. gar nur Güteklasse III-IV (= sehr stark ver­ schmutzt). Im Unterlauf des Kühbaches lag der Nitratgehalt bei zwei Stichprobenuntersuchungen 3.1.5.6 Bestandsbeschreibung in den Monaten Juli und September 1991 bei 24- der Muschelpopulation 36mg/l (bei einem Abfluß von 13-221/s), während oberhalb der Einmündung des Mailinger Grabens Die folgenden Aussagen stützen sich, soweit nicht 25-39mg/1 gemessen wurden (Abfluß 3,6-81/s). anders vermerkt, auf ein Gutachten (KYNAST Die Werte für den Geiginger Bach betrugen 35- 1992), welches vom Straßen- und Wasserbauamt 48mg/1 bzw. 3,8-41/s. Pfarrkirchen in Auftrag gegeben wurde. Stellenweise wurden größere Schadstoffeinträge Unio crassus wurde dabei hauptsächlich im Un­ festgestellt, so zweimal bei der Ausbringung von terlauf des Kühbaches zwischen dem Ende des Pestiziden und bei einem Ölunfall in Geiging am Kleeholzes und dem Einlauf des Mühlgrabens in 5.1.1992, wobei mehrere hundert Liter Diesel­ Dirnaich gefunden (siehe Karte 2). Die beiden kraftstoff in den Geiginger Bach gelangten. Schwerpunkte des Muschelvorkommens liegen an der Baumschule in Dirnaich sowie südlich des Kleeholzes. Oberhalb des Hauptvorkommens waren lediglich 5 Einzelexemplare zu registrie­ 3.1.4.4 Lebensraumstruktur ren, obwohl hier noch vor 2-3 Jahren Dutzende Außerhalb der Wälder, in denen die Fließgewäs­ Unio crassus gefunden wurden (ENGELHARDT ser des Kühbachsystems Kastenprofile aufweisen, 1990). Das erste Tier fand KYNAST im Geigin­ findet man meist V-Profile vor. Dies ist in hohem ger Bach am Rand des Weidenholzes. Maße auf menschliche Eingriffe zurückzuführen An der Baumschule ist die Sedimentstruktur des (KRAUSE 1988), so auf die Gewässer begradi- Kühbaches sandig bis feinkiesig. Weiter aufwärts gung oder die Sohlräumung mit dem Bagger, die ist der Gewässerlauf zwar begradigt, jedoch pen­ im Planungsgebiet häufig praktiziert wird. Des­ delt der Stromstrich im Bachbett hin und her, so halb fehlen in weiten Bereichen auch die für daß es zu kleinräumig wechselnden Fließge­ Bachtiere und insbesondere für Fische wichtigen schwindigkeiten und Sedimentstrukturen kommt. Überhänge. Das Gewässerbett der Zuläufe ist im Gesäumt wird die Muschelstrecke von intensiv Mittel 20-40cm breit und 20-100cm tief. Dagegen genutztem Ackerland. ist der Geiginger Bach 30-80cm breit und der Die Bestandsgröße wird auf etwa 1000 +/- 500 In­ Kühbach in der Regel 30-100cm. Im noch mäan- dividuen geschätzt (im Hauptvorkommen 5 Tiere/ drierenden Abschnitt sind bis zu 5 m breite Stellen m Bachstrecke). vorhanden. Die Wasserführung des Gewässersy­ Eine Überalterung wie bei der Mehrzahl der be­ stems ist relativ gering; während der Kühbach ei­ kannten Bestände in Bayern liegt hier derzeit ne mittlere Wasserspiegelhöhe von 5-15 cm auf­ noch nicht vor. Das mittlere Alter der im Küh-

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Gewässersystem Kühbach und seine Nutzung (Maßstab 1:33333). Grundlagen: TK 7540 und 7541, eigene Erhebungen 1 Johannesbrunner Graben 11 Dörfler Graben 2 Pelzgartener Graben 12 Südlicher Sackstettener Graben 3 Hochreiter Graben 13 Mittlerer Sackstettener Graben 4 Vorracher Graben 14 Nördlicher Sackstettener Graben 5 Nördlicher Weidenholzgraben 15 Hinzinger Graben 6 Geiginger Bach 16 Mailinger Graben 7 Oberbachhamer Graben 17 Hölsbrunner Graben 8 Geiginger Graben 18 Holzlohgraben 9 Mittlerer Weidenholzgraben 19 Langwiesgraben 10 Südlicher Weidenholzgraben 20 Kühbach

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Gewässergüte und Eignung fürUnio crassus (Maßstab 1:33333).

Quellen: KYNAST (1992), REGIERUNG VON NIEDERBAYERN (1990), SWA PAN (1991), eigene Erhebun­ gen.

227 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) 40

35 Altersstruklur Kühbach N = 40 30 x = 6,31 0,7

Abbildung 4 Altersstruktur der Unio crassus — Popula­ tion im Kühbachsystem (KYNAST1992).

bach gefundenen Tiere beträgt 6,3 Jahre, das heute am Weidenholz Gemeine Flußmuscheln im jüngste war 3, das älteste 14 Jahre alt. Abbildung Bach leben, ist ein früheres Vorkommen im Un­ 4 zeigt die zweigipfelige Altersverteilung im Küh­ terlauf durchaus denkbar. bach, welche dafür Zeugnis ablegt, daß eine er­ Mit dem Kühbach unterhalb der Mündung des folgreiche Reproduktion nicht mehr jedes Jahr in Mailinger Grabens sowie dem Geiginger Bach vollem Umfang stattfindet. vom Weidenholz an waren also früher etwa 17% des Kühbachsystems mit hoher Wahrscheinlich­ 3.2 Bewertung keit von Unio crassus bewohnt, wobei dazwischen durchaus einige ungeeignete Abschnitte gelegen 3.2.1 Yorgehensweise haben konnten. Hinzu kommen noch einige Ab­ Den Ablauf der Bewertung zeigt Abb. 1. Zuerst schnitte, die von ihrer natürlichen Ausstattung werden die Ergebnisse der Bestandsaufnahme da­ her als Lebensraum der Gemeinen Flußmuschel hingehend überprüft, inwieweit die einzelnen in Frage kommen: der Oberlauf des Kühbaches, Teilabschnitte des Gewässersystems Kühbach der Mittellauf des Geiginger Baches sowie die aufgrund ihrer natürlichen Ausstattung als Le­ Unterläufe der drei Sackstettener Gräben. bensraum der Gemeinen Flußmuschel in Frage kommen. 3.2.3 Bewertung menschlicher Eingriffe Danach ist zu klären, wo und in welchem Umfang in das Ökosystem Kühbach der Mensch auf Unio crassus Einfluß genommen Die menschliche Tätigkeit ist grundsätzlich für die hat. Gemeine Flußmuschel nicht nur negativ, sondern kann in gewissem Umfang auch positiv sein, wie 3.2.2 Grundsätzliche Eignung das folgende Kapitel zeigt. als Lebensraum von Unio crassus Zur Abschätzung der grundsätzlichen Eignung 3.2.3.1 Wasserentnahme der jeweiligen Gewässerstrecken für Unio crassus Dem Kühbach wird lediglich zur Bewässerung der sind Wasserführung und Substratverhältnisse die Baumschule in Dirnaich direkt Wasser entnom­ entscheidenden Faktoren. men. Dabei wird das Gewässer kurzzeitig aufge­ Demnach scheiden als Lebensraum der Gemei­ staut. Wird der Stau dann wieder geöffnet, ent­ nen Flußmuschel jene Gewässerabschnitte aus, steht ein starker Sog, der Feinteilchen mitreißt. die nicht ständig Wasser führen bzw. die kein ge­ Somit wirkt sich die Wasserentnahme für Unio eignetes Substrat aufweisen, also lehmige und crassus eher positiv aus, da die lebensfeindliche lehmig-schlammige Bereiche. Letzteres ist meist Schlammauflage vom Sediment entfernt wird, auf zu geringe Wasserführung und Fließgeschwin­ welche sich aufgrund überhöhter Nähr- und digkeit oder auf das Fehlen gröberer Korngrößen Schwebstofffracht gebildet hat. Hierin liegt wohl in den angeschnittenen Bodenschichten zurück­ ein wichtiger Grund für den unteren Schwerpunkt zuführen. Gewässerstrecken, die in diese beiden der Muschelpopulation im Kühbach. Kategorien fallen, sind für die Gemeine Flußmu­ Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, schel im Kühbachsystem insbesondere dahinge­ daß der Wasserverbrauch allgemein stark zuge­ hend von Bedeutung, was sie mit dem Wasser in nommen hat, wobei im Planungsgebiet vor allem die anderen Teilbereiche eintragen, z.B. Nähr­ das Grundwasser genutzt wird. Die daraus resul­ und Schadstoffe. Da jedoch alle Lebewesen im tierende Absenkung des Grundwasserspiegels Ökosystem Bach auf die eine oder andere Weise führt zu einer verminderten Niedrigwasserfüh­ miteinander in Verbindung stehen, dürfen diese rung der Gräben und Bäche, was die Anfälligkeit Abschnitte bei den weiteren Betrachtungen nicht gegenüber Stoßbelastungen durch Nähr- und außer Acht gelassen werden. Schadstoffe erhöht. Der Kühbach ist grundsätzlich zumindest von der Mündung des Mailinger Grabens an als Lebens­ 3.2.3.2 Eintrag von Bodenteilchen raum für Unio crassus geeignet, wie ein dort ge­ und Nährstoffen fundenes altes Schalenbruchstück belegt. Der Unterlauf des Geiginger Baches ist zwar wesent­ 3.2.3.2.1 Erosion lich strukturärmer und hat weniger sandig-kiesige Hinsichtlich des Bodenabtrags ist vorauszuschik- Bereiche als der Mittellauf. Da allerdings noch ken, daß seine Auswirkungen auf das Ökosystem

228 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Bach umso größer sind, je näher die Erosion am ser an vier Stellen aufgestaut bzw. in einer natürli­ Oberflächengewässer und insbesondere an den chen und einer künstlichen Aufweitung des Küh­ potentiellen und aktuellen Muschellebensräumen baches Fütterungsanlagen aufgestellt. stattfindet und je schlechter der Pufferstreifen am Hinzu kommen die nährstoffreichen Siedlungsab­ Gewässer ausgeprägt ist. wässer. Am stärksten belastet ist der Hölsbrunner Versuche haben ergeben, daß ein 10m breiter Graben, gefolgt vom Mailinger und Langwiesgra- Uferstreifen zwischen Acker und Gewässer fast ben. In bezug auf die Abwasserbehandlung be­ das gesamte Phosphat und etwa 50% des Stick­ steht im Kühbachsystem ein dringender Hand­ stoffs herausfiltert. Durch breitere Streifen kann lungsbedarf. die Filterleistung noch gesteigert werden. Unter 5m Breite verringert sie sich jedoch stark. Hin­ sichtlich der Pufferwirkung ist es von geringer Be­ 3.2.3.2.3 Auswirkungen deutung, ob es sich um gehölzfreie oder gehölzbe­ Im Eintrag von Bodenteilchen und Nährstoffen standene Ufervegetation handelt (WINKEL­ ist eine der Hauptursachen für den Bestandsrück­ HAUSEN 1990). gang von Unio crassus zu sehen. Eine Breite von 5m wird derzeit im Einzugsgebiet Sind die organischen Stickstoff- und Phosphor­ des Kühbaches nur selten erreicht. Außerdem verbindungen ins Gewässer gelangt, werden sie sind erosionshemmende Strukturen weitgehend dort von Mikroorganismen unter Sauerstoffver­ beseitigt worden und höhenlinienparallele Bear­ brauch zu mineralischem Stickstoff und Phosphat beitung der Äcker bildet die Ausnahme. abgebaut. Damit kommt es zu einem starken Vielfach erhöht die mangelnde Breite der Puffer­ Pflanzenaufwuchs im und am Bach, weil auch streifen am Gewässer die ohnehin schon große Licht durch die Beseitigung der Ufergehölze Eintragsgefährdung. Das trifft v.a. auf einige vielerorts ausreichend zur Verfügung steht und nicht ständig wasserführende Gräben mit hohem die Wassertemperatur erhöht wird (RSU 1987). Ackeranteil im Einzugsgebiet zu, etwa den Dörf­ In einem verkrauteten Gewässer entstehen nachts ler, Geiginger und Hinzinger Graben. Diese füh­ erhebliche Sauerstoffdefizite. Im Winter stirbt die ren bei Starkregen sehr hohe Schwebstofffrachten Vegetation größtenteils ab, kann jedoch unter den größeren Gewässern zu. Beim Dörfler Gra­ Umständen mangels Sauerstoff nicht mehr voll­ ben ist dies sehr problematisch, da er am oberen ständig abgebaut werden (BAYLFW = Bayeri­ Ende des Muschelschwerpunktes in den Kühbach sches Landesamt für Wasserwirtschaft 1987). einmündet. Dort ist infolge der angrenzenden, Ein starker Pflanzenaufwuchs vermindert außer­ auf der linken Seite verhältnismäßig stark geneig­ dem die Fließgeschwindigkeit des Baches. Die ten Äcker ohnehin ein großes erosionsbedingtes Absetzung sauerstoffzehrender Stoffe wird somit Eintragsrisiko gegeben. Ebenfalls ein hohes Risi­ verstärkt. Folglich nehmen mit abnehmender ko weisen der Mailinger Graben und der Mittel­ Fließgeschwindigkeit und Wasserführung die Eu­ lauf des Geiginger Baches auf. Die Belastung trophierungserscheinungen zu. Ähnlich wirkt sich über die Zuläufe des Geiginger Baches, die Wei­ der Aufstau des Baches aus (RSU 1985, denholz- und die Sackstettener Gräben ist hinge­ BAYLFW 1987). gen gering. Detritus und durch Erosion eingetragene Boden­ partikel setzen das Interstitial zu; ersterer bewirkt 3.2.3.2.2 Sonstige Nährstoffeinträge dort eine verstärkte Sauerstoffzehrung und in der Folge geht unter Umständen das Jungmuschelha­ Hinsichtlich der Nährstoffeinträge aus der Land­ bitat verloren. Des weiteren wird durch die im wirtschaft ist besonders bei Phosphat die ober­ Übermaß vorhandenen Schwebstoffe der Stoff­ flächliche Einschwemmung entscheidend. Nitrat wechsel der Altmuscheln belastet, da die Kiemen wird in den oberen Bodenschichten weniger gut von überschüssigen Nahrungspartikeln freigehal­ festgehalten. Folglich kann dieser Stoff auch über ten werden müssen. Außerordentlich problema­ Dränagen ins Gewässer gelangen. tisch ist dies in der Fortpflanzungszeit, wenn die Die meisten Dränagen wurden am Geiginger Weibchen Eier bzw. frühe Larvenstadien in den Bach festgestellt (17 Stück). Dies ist besonders Kiemen und Männchen Spermien tragen und so­ bedenklich, da hier von der Struktur her günstige mit ohnehin besonders beansprucht sind (HOCH­ Muschellebensräume durch hohe Nährstofffrach­ WALD 1990a). ten entwertet werden. Die größte Drändichte hat Unter den Wirtsfischen schädigt der Eintrag von der Dörfler Graben (5/600m). Bodenpartikeln und Nährstoffen besonders die Ein wichtiger Gefährdungsfaktor für Unio crassus Kieslai eher wie die Elritze, da auch sie im Larven­ im Kühbachsystem ist die unsachgemäße Lage­ stadium auf ein gut durchströmtes, sauerstoffrei- rung von Silagen. So mußte 1990 aufgrund der ches Interstitial angewiesen ist (BLESS 1992). Einleitung extrem nährstoffreicher Silosickersäf­ Die hohe Nährstofffracht trägt also mit dazu bei, te (nach RSU = Rat von Sachverständigen für daß die Substratverhältnisse des Gewässersy­ Umweltfragen (1985) mit bis zu 400 mal höherem stems über weite Strecken für Wirtsfische und BSB 5-Wert als häusliches Abwasser) in den Mai­ Muscheln unzureichend sind. Zudem behindert linger Graben dieser in die Wassergüteklasse III- die schlechte Wasserqualität mancher Abschnitte IV eingestuft werden. Auch im Kühbach bei die Ausbreitung der Wirtsfische und damit auch Oberbachham wurde 1991 und 1992 Silosickersaft von Unio crassus. festgestellt. In der Vergangenheit mögen weitere unbeabsichtigte Einträge von Gärsaft stattgefun­ den haben. 3.2.3.3 Eintrag von Schadstoffen Größere Nährstoffanreicherungen erfolgen au­ Zuerst zu nennen ist der Eintrag von Pestiziden. ßerdem durch die Wildentenmast, die von einem Dieser bedeutet mit Sicherheit eine Beeinträchti­ Jäger betrieben wird. Hierzu wurden Fließgewäs­ gung der Lebensraumqualität. Häufig wird bei

229 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) der Ausbringung kein ausreichender Abstand zu Muschel als Filtrierer eigentlich entgegen, vor al­ den Oberflächengewässern eingehalten. Somit lem weil ihr dadurch mehr Sauerstoff zugeführt muß zumindest stellenweise mit erheblichen Pe­ wird. Das gilt in besonderem Maße für das in wei­ stizideinträgen gerechnet werden. ten Teilen verhältnismäßig wenig Wasser führen­ Eine weitere Gefahr ist der Eintrag von Mineral­ de Kühbachsystem, v.a. im Sommer. Dieser Vor­ öl. Beim Ölunfall in Geiging ist es dem raschen teil wird allerdings durch einige negative Aspekte Eingreifen der Feuerwehr zu verdanken, daß grö­ dieser Eingriffe mehr als wettgemacht. ßere Schäden abgewendet werden konnten. Bei Zuerst zu nennen sind dabei die erhöhten Hoch­ den Feuerwehreinsätzen wurden einzelne Unio wasserspitzen. So ereignete sich Ende Juli/An­ crassus durch Tritt getötet. Tote Fische wurden fang August 1991 im Kühbachsystem ein extre­ nicht beobachtet. mes Hochwasser, wobei auch einige Äcker über­ Als glücklichen Umstand muß man werten, daß schwemmt wurden. Dadurch kam es zu einer mas­ der Ölunfall im Winter stattfand, also zu einem siven Erhöhung der Schwebstofffracht mit den Zeitpunkt, an dem die Aktivität der meisten Was­ bekannten Folgen für Muscheln und Fische. sertiere stark herabgesetzt ist und sie einen weni­ Eine drastische Erhöhung der Schwebstoffmenge ger intensiven Stoffwechsel betreiben. Folglich brachten bei der Begradigung und der Anlage von haben auch Fische und Muscheln im Winter einen Gräben die Bauarbeiten selbst mit. Diese mögen geringeren Sauerstoffbedarf. Die späteren Folgen vielleicht damals zu Muschelsterben geführt ha­ für das Ökosystem sind nur sehr schwer abzu­ ben. Daneben sind Trittschäden anzunehmen. schätzen. Schließlich hat die Laufverkürzung zu einer ver­ In Betracht kommt noch eine Reihe weiterer stärkten Seiten- und Tiefenerosion geführt. Auch Schadstoffquellen, etwa der Straßenverkehr, wel­ im Kühbachsystem wird dieses Problem durch die che aber allesamt im Kühbachsystem keine große höhere Wasserführung aufgrund der Dränierung Rolle spielen. von Feuchtflächen mittels Rohren und Gräben Über Auswirkungen von Schadstoffen auf Fließ­ sowie die reduzierte Wasserrückhaltefähigkeit gewässerökosysteme ist bisher wenig bekannt. des Einzugsgebietes vergrößert. Allerdings sind sie mit hoher Wahrscheinlichkeit im Vergleich zum Eintrag von Bodenteilchen und Nährstoffen im Kühbachsystem nur von unterge­ ordneter Bedeutung. 3.2.3.4.3 Längs- und Querverbau Der Kühbach und seine Nebengewässer sind in­ Der Tiefen- und Seitenerosion begegnet der folge der allgemein geringen Wasserführung ge­ Mensch mit Längs- und Querverbau des Gewäs­ genüber stoßartigen Schadstoffeinträgen ausge­ serbettes. sprochen empfindlich, insbesondere bei Trocken­ Stärker hinterspülte und z.T. verfallene Holz­ heit. pflöcke, wie sie im Kühbachsystem an vielen Stel­ len zu finden sind, stellen eher eine strukturelle Bereicherung des sonst oft eintönigen Gewässer­ bettes dar, u.U. die alten Holzstangen ebenso. Sie 3.2.3.4 Veränderung der sorgen außerdem für eine erhöhte Turbulenz und Lebensraumstruktur infolgedessen für eine verbesserte Sauerstoffver­ 3.2.3.4.I. Fehlen von Ufergehölzen sorgung. Das trifft wohl auf den Stangenverbau inmitten des Hauptvorkommens von Unio crassus Die meisten Fließgewässer im Einzugsgebiet des im Kühbach zu. Dort hingegen, wo der Längsver­ Kühbaches hatten früher keinen so gestreckten bau noch weitgehend intakt ist, bedeutet er je­ Verlauf wie heute, was bedeutet, daß mehr Ge­ doch eine Verarmung der Biotopstruktur, was hölze Platz fanden. Mit deren Rodung wurde insbesondere die Wirtsfische von Unio crassus im Raum geschaffen für intensive Flächennutzungen Kühbach (Elritze und Döbel) beeinträchtigt. Au­ oft bis ans Ufer, was mit einer Erhöhung des ßerdem wird die im Zuge der natürlichen Gewäs­ Stoffeintrags ins Gewässer verbunden ist. Die serdynamik eigentlich erfolgende Neubildung Folgen des Nährstoffeintrags wurden bereits ge­ von Sand- und Feinkiesbänken behindert. schildert. Hinzu kommt, daß keine Gehölzwur­ Als Gefährdungsfaktor für die Gemeine Flußmu­ zeln oder herabfallende Zweige für eine struktu­ schel wichtiger als der Längsverbau ist der Quer­ relle Belebung des Gewässerbettes sorgen kön­ verbau. Hierbei sind in erster Linie die Holzbar­ nen, wo doch die Wirtsfische gerade auf ein ab­ rieren im Mittellauf des Kühbaches zu nennen. wechslungsreiches Profil mit Ruhezonen und Auf Unio crassus bezogen hat das sowohl positive strömungsintensiveren kiesigen Abschnitten an­ als auch negative Effekte. Positiv ist die verstärk­ gewiesen sind. Außerdem meiden die Wirtsfische te Turbulenz an den Abstürzen, wodurch die Sau­ der Gemeinen Flußmuschel wie die meisten erstoffanreicherung und damit die Selbstreini­ Bachtiere unbeschattete Gewässerbereiche. gungskraft des Fließgewässers gefördert wird. Jedoch wäre auch ohne diese Querbauwerke eine kleinräumig wechselnde Sedimentstruktur und somit günstige Voraussetzungen für die Muschel 3.2.3.4.2 Gewässerbegradigung zu erwarten, wenn man der Gewässerdynamik Die Gewässerbegradigung ist bei Kühbach, Gei­ freien Lauf gelassen hätte, was im nur wenig bach- ginger Bach, Oberbachhamer und Langwiesgra- abwärts gelegenen Mäander eindrucksvoll vor ben anhand der historischen Karten eindeutig zu Augen geführt wird. belegen. Der Einbau von Betonblocksteinen zur Verhin­ Die Tatsache, daß mit Begradigung und Feucht­ derung der Auskolkung bewirkt, daß diese Stel­ flächenentwässerung die Vorflut verbessert wird, len als Muschellebensraum nicht mehr in Frage das Wasser also schneller abfließt, kommt der kommen. Das gilt auch für andere Bewohner der

230 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Bachsohle. Auch hinter einigen Rohrdurchläs- abgeschreckt werden (wobei wohl auch die Licht­ sen, die zu hoch verlegt sind und deshalb einen verhältnisse im Rohr eine Rolle spielen), wird im Absturz verursachen, wurden Blocksteine aus Kühbachsystem in der Regel deutlich überschrit­ Beton oder Granit eingebracht. ten. Der entscheidende Negativaspekt dieser Abstür­ Außerdem sind einige Rohre baufällig bzw. über­ ze ist jedoch, daß sie die Wanderung der Bachtie­ flüssig und die meisten Durchlässe liegen zu hoch re und somit auch der Wirtsfische bachaufwärts und sind deshalb weitgehend sedimentfrei. Nur behindern. Besonders für die Elritze sind sie sehr wenige Rohre sind naturschutzfachlich ver­ wahrscheinlich nur unter günstigen Vorausset­ tretbar. zungen passierbar. Nach Auskunft von HOCH Positiv zu bewerten ist die Tatsache, daß amKüh- ergibt sich dadurch ein weiteres Problem: Vor al­ bach vier und am Geiginger Bach zwei Überfahr­ lem bei Niedrigwasser sind die Elritzen den Nach­ ten nicht als Rohrdurchlässe, sondern als Brücken stellungen des Döbels, einem natürlichen Freß- gestaltet worden sind, welche die Tierwanderung feind, völlig ausgeliefert, da ihnen zwischen zwei kaum behindern. Abstürzen kaum mehr eine Fluchtmöglichkeit Es ist nicht zu verleugnen, daß ein Rohrdurchlaß bleibt. Die Elritze ist aber wohl der besser geeig­ für Unio crassus unter Umständen auch positiv nete Wirt von Unio crassus, da im Verhältnis zur sein kann, besonders wenn er verhältnismäßig Wirtsfischbiomasse mehr Glochidien erfolgreich hoch liegt. Im Zusammenspiel mit der Erhöhung ihre Entwicklung in den Fischkiemen durchlaufen und Beschleunigung des Abflusses durch Begra­ können als beim Döbel. Außerdem kann sie auch digung und Dränierung sowie durch die geringe in Bereiche mit geringerer Wasserführung Vor­ Reibung im Rohr kommt es am Ende des Durch­ dringen und unter günstigen Voraussetzungen die lasses zur Auskolkung, weil dort die erosive Kraft Muschel dorthin verbreiten. In anderen Gewäs­ des Wassers sehr ausgeprägt ist. Dies führt dazu, sersystemen fand HOCH Flußmuscheln an Stel­ daß ein Ruheplatz für die Wirtsfische der Gemei­ len mit nur 2cm Wassertiefe, wohin der Döbel nen Flußmuschel entsteht und zweitens sich in un­ nicht gelangen kann. mittelbarer Nachbarschaft hierzu sandig-kiesiges In den Zuflüssen des Kühbaches befinden sich Substrat entwickeln kann. Durch die erhöhte noch einige 40-80cm hohe Abstürze, z.B. im Un­ Fließgeschwindigkeit werden nämlich Feinteil­ terlauf des Langwiesgrabens. Sie stellen für Fi­ chen verstärkt abtransportiert und es können evtl, sche ein absolutes Wanderungshindernis dar, so am Kolk tiefere Bodenschichten mit Grobsub­ daß es nicht verwundert, daß die Bereiche ober­ strat angeschnitten werden. Außerdem wurde halb davon stets fischfrei sind. beim Einbau des Rohres im Regelfall Kies ver­ Die Kolke hinter den Abstürzen sind für die wendet, der dem Fließgewässer bei Seiten- und Wirtsfische wichtige Ruhezonen in ansonsten Tiefenerosion zugeführt wird. Dadurch kann für strukturarmen Gewässerabschnitten. Hier macht Unio crassus und ihre Wirtsfische geeignetes Sub­ sich wiederum das Fehlen von Ufergehölzen be­ strat entstehen. In ähnlicherWeise gilt diese Aus­ merkbar. Stünden an den Bächen und Gräben sage auch für die sonstigen Abstürze. z.B. Erlen, würden mit der Zeit auf natürliche Dieser Vorteil der Rohrdurchlässe ist nun mit de­ Weise geeignete Unterstände für Elritze und Dö­ ren nachteiligen Wirkung als Wanderungshinder­ bel entstehen,, da die Baumwurzeln Turbulenzen nis abzuwägen. verursachen, die den Strukturreichtum des Ge­ Demzufolge ist lediglich im Unterlauf des Mailin- wässers fördern. ger Grabens, im oberen Mittellauf des Geiginger Baches zwischen Johannesbrunner und Hochrei­ ter Graben sowie vielleicht im Kühbach oberhalb des Mailinger Grabens ein positiver Effekt von 3.2.3.4.4 Rohrdurchlässe Rohrdurchlässen auf die Gemeine Flußmuschel Rohrdurchlässe behindern die Fischwanderung zu erwarten. nicht nur dann, wenn sich an ihrem Ende ein Ab­ sturz gebildet hat. Ein großes Problem ist die ho­ he Fließgeschwindigkeit im Rohr, die sich aus dessen glatter Oberfläche und unter Umständen 3.2.3.4.5 Verrohrung zu hohem Gefälle ergibt. Bereits eine Strömungs­ Der schwerwiegendste der möglichen Eingriffe in geschwindigkeit von 1m/s macht den Durchlaß für ein Fließgewässer ist seine Verrohrung. Hier­ Kleinfische unpassierbar (BLESS 1985). Nur durch geht zudem eine wichtige Leitlinie für die wenn das Rohr eben bzw. mit leichtem Gegenge­ Ausbreitung von Tieren verloren. Im Planungsge­ fälle sowie ausreichend tief verlegt wird und genü­ biet wurden auch Abschnitte verrohrt, die für ei­ gend Durchmesser hat, bleibt die Strömung so ge­ ne Besiedlung durch die Gemeine Flußmuschel in ring, daß sich im Rohr Sediment ablagern kann Frage kämen, so etwa am Mittleren Sackstettener (NS LVA = Niedersächsisches Landesverwal­ Graben. tungsamt-Fachbehörde für Naturschutz 1988). Dies ist aus zwei Gründen von Bedeutung: erstens wird durch die höhere Rauhigkeit die Fließge­ schwindigkeit weiter herabgesetzt und zweitens 3.2.3.4.6 Stauhaltungen werden die Verhältnisse im Rohr damit etwas der Ein wichtiges Wanderungshindernis stellen au­ Umgebung angeglichen. In dieser Hinsicht ist zu­ ßerdem die Stauhaltungen dar, und das nicht nur dem das Verhältnis Länge zu Durchmesser des allein durch ihre Stauwände und die dahinterlie­ Rohres von Bedeutung. Nach NS LVA (1988) genden Abstürze. Sie haben Stillgewässercharak­ sollte es nicht größer als 5:1 sein. ter und somit einen gegenüber dem restlichen Dieser Wert, der erwarten läßt, daß die Wirtsfi­ Fließgewässer grundlegend andersartigen Stoff­ sche vielleicht noch nicht von der Durchquerung haushalt, was auch auf die verstärkte Belichtung

231 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) und die damit verbundene höhere Temperatur zu­ löscht (HOCHWALD 1990b). Er bevorzugt ge­ rückzuführen ist. Ist dieser Unterschied groß ge­ hölzfreie Uferabschnitte, in die er ausgedehnte nug, werden die Staue von typischen Bachtieren Gangsysteme baut. Deshalb wurde seine Aus­ nicht mehr durchquert (BLESS 1978). breitung durch Bachregulierungen und die damit Für die Wirtsfische im Kühbachsystem trifft diese verbundene Beseitigung der Gehölzsäume ent­ Aussage höchstens eingeschränkt zu, da in allen scheidend gefördert. Seine einzigen natürlichen Stauhaltungen bzw. Aufweitungen des Kühba- Feinde (Fischotter, Uhu und Seeadler) sind hier­ ches Wirtsfische beobachtet werden konnten. Die zulande leider weitgehend ausgerottet (HOCH­ Bestandsdichte ist im Oberlauf wesentlich niedri­ WALD 1990c). ger, was auf die geringere Wasserführung und Dem Bisam kommt sehr entgegen, daß im Pla­ -qualität sowie die ungünstigere Substratstruktur nungsgebiet kaum Ufergehölze an den Bächen zurückzuführen ist. Vermutlich sind die Staue im und Gräben stehen. Kühbachsystem nicht groß genug, um wegen der Bisher wurden im Muschelbestand noch keine dort herrschenden Umweltbedingungen als Bar­ Fraßspuren des Bisams festgestellt, was sich aber riere für Elritze und Döbel wirksam zu werden. sehr schnell ändern kann, wie das Beispiel des Sal- lingbaches zeigt.

3.2.3.4.7 Ge wässer Unterhaltungs­ maßnahmen Bei allen bisher besprochenen Eingriffen ins Ge­ 3.2.3.6 Sonstiges wässerbett wird die Schwebstofffracht des Gewäs­ sers vorübergehend stark erhöht. Das stellt für Trotz des hohen Anteils an Nadelwäldern im Unio crassus und ihre Wirtsfische sowie für die an­ Planungsgebiet spielt die Gewässerversauerung deren Kiemenatmer im Gewässersystem Küh- im Gegensatz zu den Beständen in nordostbayeri­ bach eine ernste Bedrohung dar und hat wohl von schen Mittelgebirgen (SCHMIDT, H. 1990) auf­ Zeit zu Zeit zu Bestandsrückgängen geführt. Das­ grund der hohen Säurenpufferkapazität der Bö­ selbe Problem ergibt sich bei den im Planungsge­ den als Gefährdungsfaktor für Unio crassus er­ biet häufig durchgeführten Grundräumungen mit wartungsgemäß keine Rolle. Das bestätigen die dem Bagger. Diese werden zudem nicht aus­ ermittelten pH-Werte, die zwischen 7,42 und 8,32 schließlich im Winter durchgeführt, wenn die Tie­ liegen (SWA PAN 1991). re aufgrund geringerer Stoffwechselaktivität we­ Die möglichen Belastungen durch fischereiliche niger empfindlich sind, wie die Räumung des Maßnahmen (Nährstoffbelastung durch Fütte­ Hölsbrunner Grabens nördlich der Ortschaft im rung, Verdrängung wirtschaftlich uninteressanter Juni 1992 deutlich macht. Arten) entfallen ebenfalls, da das Gewässer zu Zwar wird durch die Räumung die lebensfeindli­ diesem Zweck nicht wirtschaftlich genutzt wird. che Schlammauflage beseitigt und die Vorflut ver­ Deshalb hat der Kühbach einen guten Bestand an bessert, was insbesondere hinsichtlich der Sauer­ Elritzen und Döbeln (HOCH 1991), was bei stoffversorgung von Bedeutung ist. Dieser positi­ Fischbesatz und intensiver fischereilicher Nut­ ve Effekt ist mit der erhöhten Schwebstoffmenge zung nicht unbedingt zu erwarten wäre. im weiteren Bachverlauf abzuwägen. Problematisch ist dagegen die Art der Befruch­ Im Bereich des Muschelvorkommens ist die Fließ­ tung der Muscheleier. Besonders oberhalb des geschwindigkeit hoch genug, um eine Auflandung Hauptbestandes ist die Population bereits derart zu verhindern. Deshalb wurden hier früher, wenn ausgedünnt, daß die frei ins Wasser abgegebenen überhaupt, nur sehr selten Sohlräumungen durch­ Spermien kaum mehr die Eier erreichen können. geführt, die früher ohnehin nicht im heutigen KYNAST (1992) hat in diesen Abschnitten keine Umfang möglich waren. Wegen des damals ge­ Anzeichen einer erfolgreichen Reproduktion ringeren Nähr- und Schwebstoffeintrags waren sie mehr finden können. auch weniger nötig. Das ist eine weitere Erklä­ Etwas anders ist die Situation am Unterlauf des rung für die Lage der Unio crassus -Vorkommen Kühbaches. Dort ist auch bei der derzeitigen Be­ im Kühbachsystem. standsgröße eine erfolgreiche Reproduktion möglich, weil aufgrund der relativ geringen Was­ serführung die Spermien nicht zu stark verdünnt werden (KYNAST 1992). Sinkt die Bestandsgrö­ 3.2.3.5 Bedrohung durch den Bisam ße jedoch weiter ab, kann sich dies rasch ändern. Unio crassus hat in der heimischen Fauna keine Freßfeinde (SCHMIDT, H. 1990), jedoch hat sich mittlerweile der aus Nordamerika einge­ schleppte Bisam (Ondatra zibethica) zu einem großen Problem entwickelt. Nachdem 1906 vier 3.2.3.7 Zusammenfassung Tiere bei Prag ausgesetzt wurden, hat er sich bis Insgesamt kommen etwa 30% der Gewässerstrek- heute über ganz Eurasien ausgebreitet. 1955 wur­ ke des Kühbachsystems potentiell als Lebensräu­ den dann erstmals Spuren von Muschelfraß durch me von Unio crassus in Frage, wobei die Voraus­ den Bisam festgestellt. An sich ein Pflanzenfres­ setzungen hierfür selbstverständlich unterschied­ ser, hat der Bisam nun an den Muscheln Ge­ lich günstig sind. schmack gefunden und stellt besonders in milden Die Bestandsparameter der Muschelpopulation Wintern eine ernste Gefahr für die letzten Bestän­ geben zwar Anlaß zur Besorgnis, ein Erlöschen de der Gemeinen Flußmuschel dar (HOCH­ der Population steht derzeit aber nicht unmittel­ WALD 1990c). Am Sallingbach hat er innerhalb bar bevor. Somit sind die Erfolgsaussichten eines eines Winters mehr als 50% der Population ausge­ Sanierungskonzeptes nicht ungünstig.

232 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) 4. Ökologisches Sanierungskonzept biet ein grundlegender Bestandteil von Sanie­ 4.1 Ziele rungskonzepten für Fließgewässer. Aus der Analyse der natürlichen Standortgunst 4.2.1.1.1 Einbringung von im Kühbachsystem für die Gemeine Flußmuschel Hecken und Rainen als Leitart für die gesamte Bachbiozönose sowie der spezifischen Gefährdungsfaktoren lassen sich Das Planungsgebiet ist von intensiver Landwirt­ eine Reihe von Zielen ableiten, die zur Optimie­ schaft geprägt und deshalb entsprechend ausge­ rung des Lebensraumes für dieses Tier und somit räumt. Die Flurbereinigungsverfahren in Johan­ für die anderen naturraumtypischen Bachlebewe­ nesbrunn und Huttenkofen in den 50er Jahren ha­ sen anzustreben sind. Diese werden nachfolgend ben sicherlich ihren Teil dazu beigetragen. stichpunktartig aufgeführt. Die Strukturelemente sind weitgehend so zu ge­ — Reduzierung des Wasserverbrauches stalten, daß eine Optimierung der landwirtschaft­ — Klärung der Siedlungsabwässer lichen Nutzung erreicht werden kann. Für die An­ — Verringerung der Stoffeinträge aus dem Ein­ lage von Hecken sprechen nämlich nicht nur Ge­ zugsgebiet sichtspunkte des Arten- und Biotopschutzes; — Vermeidung von Stoßbelastungen, insbeson­ auch der Ertrag der angrenzenden Flächen wird dere durch Silosickersäfte, Pestizide und Mi­ durch eine richtig gestaltete Hecke erhöht neralöl (KNAUER 1986). — Durchgängigkeit des Gewässersystems Zur Verminderung des Bodenabtrags sollten sie — Strukturelle Bereicherung des Gewässerbettes möglichst höhenlinienparallel verlaufen, an wind- und der Ufer exponierten Stellen hingegen quer zur Haupt­ — so viel Gewässerdynamik wie möglich zulassen windrichtung. — so wenig Eingriffe wie möglich (z.B. nur scho­ Den Eintrag von Bodenpartikeln reduzieren au­ nende Unterhaltung des Gewässers) ßerdem Bermen und Sedimentiermulden, wobei — mit möglichst geringem Aufwand an Geld und letztere unter Umständen auch als Kleingewässer Arbeit ein möglichst gutes Ergebnis erreichen entwickelt werden können. Optimal für Unio crassus wäre es, würde man jeg­ 4.2.1.1.2 Bewaldung von Kuppen lichen menschlichen Einfluß ausschalten und eine Wiederbewaldüng des gesamten Einzugsgebietes Das verbessert die Wasserrückhaltefähigkeit im zulassen, wobei allerdings für die Übergangszeit Einzugsgebiet und verringert somit auch die Ero­ die Gefährdung durch den Bisam weiterbestünde. sion durch Wasser und Wind. Grünland ist unter Die Gemeine Flußmuschel hat hier mit ziemlicher diesen Gesichtspunkten weniger wirksam als Sicherheit bereits vor dem Beginn der Besiedlung Wald, allerdings immer noch besser als Acker. durch den Menschen gelebt und ihr Bestands­ Besonders anbieten würden sich dafür ausge­ rückgang geht ausschließlich auf anthropogene räumte Bereiche der Landschaft, v.a. im Nordwe­ Eingriffe zurück. sten des Planungsgebietes. Diese Lösung ist selbstverständlich utopisch und auch nicht erwünscht, die Anwesenheit des Men­ 4.2.1.1.3 Umwandlung von Acker schen ist zu akzeptieren. Außerdem ist die Arten­ in Grünland vielfalt, welche in der heutigen Naturschutzdis­ kussion einen hohen Stellenwert einnimmt, in der Auch hier gilt es wiederum, einen tragfähigen (extensiv genutzten) Kulturlandschaft größer als Kompromiß mit der Landwirtschaft zu finden. bei vollständiger Bewaldung. Aus naturschutzfachlicher Sicht wäre zu fordern, Folglich ist ein Konzept zu erstellen, welches den alle in der Reichsbodenschätzung als Grünland­ Ansprüchen der Gemeinen Flußmuschel an den standorte ausgewiesenen Flächen künftig ent­ Lebensraum so weit wie möglich entgegen­ sprechend zu nutzen. Das würde eine Erhöhung kommt, gleichzeitig aber die grundlegenden Nut­ des Grünlandanteils von 14,3% auf ca. 22% der zungsansprüche des Menschen (z.B. Produktion Gesamtfläche bedeuten. Dieser Wert liegt etwa von Nahrungsmitteln und Holz) sowie die Le­ auf dem Niveau des Landkreises Rottal-Inn bensraumansprüche anderer Tier- und Pflanzen­ (21,4%, AMT FÜR LANDWIRTSCHAFT EG- arten (z.B. keine Beschattung von Trockenstand­ GENFELDEN 1991) und ist auch unter wirt­ orten) nicht außer Acht läßt (vgl. Abb. 1). Da­ schaftlichen Gesichtspunkten durchaus realisier­ durch wird die Umsetzbarkeit des Konzeptes ent­ bar. scheidend verbessert. Je geringer die Entfernung zum Oberflächenge­ wässer bzw. zu derzeitigen und potentiellen Mu­ schellebensräumen, desto vordringlicher ist die Umwandlung von Acker in Grünland. Absoluten 4.2 Maßnahmen Vorrang hat demzufolge die Umwandlung im 4.2.1 Reduzierung des Eintrags Überschwemmungsgebiet bzw. in der Aue. von Bodenteilchen und Nährstoffen Außerdem sollten zur Verminderung der Boden­ abtragsgefährdung die Ackerflächen mit mehr als 4.2.1.1 Erosionshemmende Maßnahmen 9% Hangneigung (= schwach mittel geneigt) im Einzugsgebiet nach Möglichkeit in Grünland umgewandelt wer­ Je geordneter sich aus Sicht des Naturschutzes die den (AG BODENKUNDE 1982). Verhältnisse im Einzugsgebiet präsentieren, das Grundsätzlich sind erosionsvermindernde Kul­ heißt je intakter das ökologische Gleichgewicht turtechniken wie Mulchsaat oder Konturpflügen dort ist, desto weniger Eingriffe sind im Gewäs­ auf allen Ackerflächen anzustreben, auch unter serlauf selbst nötig (OLSCHOWY 1979). Aus dem Gesichtspunkt des Erhalts der Bodenfrucht­ diesem Grund ist Erosionsschutz im Einzugsge­ barkeit.

233 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) 4.2.1.2 Anlage von Pufferstreifen 4.2.1.4 Klärung der Siedlungsabwässer am Gewässer Einer der wichtigsten Gefährdungsfaktoren für Einen entscheidenden Beitrag zur Eintragsredu­ Unio crassus im Kühbachsystem ist die mangeln­ zierung leistet die Anlage angemessener Puffer­ de Abwasserklärung. streifen an Bächen und Gräben. Auch hier gilt Grundsätzlich ist zu fordern, daß alle Siedlungen wiederum, je größer die Eintragsgefahr und je ge­ möglichst bald einen Kläranlagenanschluß be­ ringer die Entfernung zu den aktuellen und pot­ kommen müssen. Als beste Lösung werden Klär­ entiellen Muschelstandorten, desto breiter muß teiche mit nachgeschalteter Pflanzenkläranlage der Uferstreifen sein. betrachtet, da es sich hier um ein ländlich struk­ In Anlehnung an WINKELHAUSEN (1990) ist turiertes Gebiet handelt und somit aufwendige dabei eine absolute Mindestbreite von 5m auf je­ Anlagen nicht angemessen sind. der Uferseite zu fordern, anzustreben ist jedoch eine Breite von 10-20m, bei Quellbereichen ein 4.2.2 Reduzierung des Eintrags Durchmesser von 50m (BAYSTMLU 1992). von Schadstoffen Dabei ist es wenig sinnvoll, alle Gewässerstrecken mit einem durchgehenden Ufergehölz zu verse­ 4.2.2.1 Verringerung der hen, und zwar aus mehreren Gründen. Erstens Pestizidbelastung sind die Übergänge zwischen verschiedenen Bio­ Man weiß zwar noch sehr wenig über die Auswir­ toptypen (z.B. zwischen Gehölz und Krautsaum) kungen des Pestizideinsatzes auf das Ökosystem besonders artenreich, weshalb möglichst lange Fließgewässer, ist sich aber trotzdem einig, daß Grenzlinien erwünscht sind. Zweitens ist eine ab­ der Eintrag möglichst gering gehalten werden wechslungsreichere Gestaltung vom Landschafts­ muß (Vorsorgeprinzip). bild her reizvoller. Drittens gibt es eine Reihe von Grundsätzlich ist zu sagen, daß die Pestizidan­ Fließgewässerorganismen, die auch gehölzfreie wendung auf ein Mindestmaß reduziert werden Uferstrecken benötigen, z.B. die Prachtlibellen muß, in Ufernähe sollte sie gänzlich unterbleiben. Calopteryx virgo und Calopteryx splendens. Der Ohnehin muß laut Anwendungsvorschrift der vierte und für die Gemeine Flußmuschel sowie für meisten Mittel ein Sicherheitsabstand von 10-20m die anderen Bachbewohner entscheidende Grund zu Oberflächengewässern eingehalten werden ist die Behinderung der Gewässerdynamik. Das (LBP = Bayerische Landesanstalt für Bodenkul­ soll in Abschnitt 4.2.4.1 noch etwas näher erläu­ tur und Pflanzenbau & BAYLFW o.J.). tert werden. Die Landwirte müssen sich diesbezüglich einer An den nicht ständig wasserführenden Zuläufen strengen Kontrolle unterziehen. Eine Möglich­ wird ein Pufferstreifen von 10m Breite an jedem keit wäre die Einführung eines Pestizidkontin­ Ufer als ausreichend erachtet. gents. Jeder Landwirt erhielte entsprechend sei­ Entlang aller weiteren Gewässerabschnitte, die ner Kulturen in Abhängigkeit von der Fläche nur keine potentiellen Lebensräume von Unio crassus eine bestimmte Art und Menge von Pestiziden, sind, sollten etwa 15m breite Pufferstreifen ange­ worüber genau Buch geführt wird. Dadurch lie­ legt werden. Aufgrund der Nähe zum Schwer­ ßen sich zu hohe Einsatzmengen weitgehend aus­ punktvorkommen der Gemeinen Flußmuschel schließen, ebenso die Verwendung ungeeigneter gilt das nicht für den Dörfler Graben und den Un­ Präparate. terlauf des Südlichen Weidenholzgrabens, die mit Eine Beeinträchtigung des Ökosystems stellt das einem 20m breiten Uferstreifen zu versehen sind. Auswaschen von Feldspritzen in Gewässern dar, An den potentiellen Muschelgewässern soll die wie es am Weiher in Hölsbrunn gang und gäbe ist. Breite des Pufferstreifens ebenfalls 20m betragen, Das muß künftig unterbleiben. wohingegen bei den aktuellen Vorkommen nach Ein weiteres Problem ist in diesem Zusammen­ Möglichkeit eine noch größere Breite anzustre­ hang, daß die landwirtschaftlichen Betriebe teil­ ben ist, insbesondere am Unterlauf des Kühba- weise nicht so ausgestattet sind, daß sie das bei der ches. Die angegebenen Maße sind selbstverständ­ Reinigung von Feldspritzen, aber auch allgemein lich nur als grober Anhaltspunkt zu sehen, weil von Maschinen anfallende schadstoffhaltige Ab­ die Breite den Grundstücksverhältnissen ange­ wasser umweltgerecht entsorgen könnten. Ein paßt werden muß. Lösungsvorschlag wäre die Einrichtung zentraler Maschinenwaschanlagen in den größeren Ort­ 4.2.1.3 Reduzierung sonstiger schaften, wofür man eventuell auch die besser Nähr st off ein träge aus ausgestatteten Betriebe heranziehen könnte, wel­ der Landwirtschaft che mit geringerem Aufwand aus Sicht des Um­ Wo immer es möglich ist, sollten die Dränagen weltschutzes zufriedenstellend einzurichten wä­ verschlossen werden. Vordringlich ist diese Maß­ ren. nahme in den aktuellen und dann in den potentiel­ len Flußmuschelgewässern. 4.2.2.2 Verringerung der Belastung durch Die Düngungsintensität sollte einer nachhaltigen, andere Schadstoffe umweltschonenden Landwirtschaft angemessen In Anbetracht des Ölunfalles in Geiging wird die sein, ebenso der Viehbesatz. Notwendigkeit einer laufenden Kontrolle aller Hinsichtlich der Belastung durch Silosickersäfte Anwesen bezüglich der Sicherheit ihrer Tanks ist es erforderlich, die Einhaltung der bestehen­ deutlich. den Vorschriften exakt zu kontrollieren. Das be­ Vom Straßenverkehr gehen ebenfalls Gefährdun­ deutet, die Lagerung von Silage nur noch bei aus­ gen aus. Der Einsatz von Streusalz ist auf ein Min­ reichenden Sicherheitsvorkehrungen zuzulassen, destmaß zu reduzieren. damit sämtlicher entstehender Gärsaft von den Zur Filterung der Schadstoffe aus dem Straßen­ Gewässern ferngehalten werden kann. verkehr wäre es vorteilhaft, wenn dort, wo in ge-

234 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) K7ES LEHM

Abbildung 5 Aufbauprinzip eines einfachen Schad- stoffilters für Straßengräben.

ringem Abstand Gräben angrenzen, die Straßen­ dichte von 30-40% der gesamten Gewässerstrek- böschung möglichst wenig gemäht würde. ke anzustreben, ebenso an den dazwischenliegen­ Um Stoßbelastungen der Fließgewässer über den Abschnitten. An den weiteren potentiellen Straßengräben nach Regengüssen oder Unfällen Lebensräumen von Unio crassus sollten etwa 20- zu vermeiden, bietet es sich an, am Einlauf in das 30% der Ufer gehölzbestanden sein, an den son­ Gewässer einen einfachen Kiesfilter einzubauen stigen ständig wasserführenden Gewässerstrek- (s. Abb. 5). ken ca. 10-20%. An den nicht ständig wasserfüh­ renden Gräben schließlich sind einzelne Gehölz­ 4.2.3 Maßnahmen zur Verbesserung gruppen bzw. Initialpflanzungen ausreichend. In der Lebensraumstruktur ausgeräumten Teilgebieten ist eine höhere Ge­ 4.2.3.1 Entwicklung von Ufergehölzen hölzdichte wünschenswert. Bei einer durchgehenden Uferbepflanzung mit 4.2.3.2 Maßnahmen im Gewässerbett Gehölzen würde man den derzeitigen Verlauf be­ gradigter Gewässerabschnitte, z.B. im Unterlauf Eingriffe ins Gewässerbett sind grundsätzlich des Kühbaches, für längere Zeit mehr oder weni­ möglichst gering zu halten, damit schädliche Aus­ ger festschreiben. Vor allem Erlen stellen nämlich wirkungen auf die Gemeine Flußmuschel weitge­ eine gute Uferbefestigung dar. Das kann jedoch hend ausgeschlossen werden können. Dennoch nicht das Ziel eines ökologischen Sanierungskon­ sind einige kleinere Eingriffe ratsam, da zur Zeit zeptes sein. Unio crassus ist nämlich wegen ihrer die Lebensraumstruktur in den Bächen und Grä­ beschränkten Eigenmobilität darauf angewiesen, ben des Kühbach-Einzugsgebietes vielerorts noch daß geeignete Lebensräume in geringem Abstand große Mängel aufweist, die teilweise mit einfa­ voneinander vorhanden sind. Ist hingegen nur ein chen Mitteln zu beheben oder zumindest zu ent­ lückiger Gehölzsaum vorhanden bzw. stehen die schärfen sind. Gehölze in unterschiedlichem Abstand zum Ge­ wässer, wird die Lebensraumdynamik gefördert. 4.2.3.2.1 Strukturverbessernde Maßnahmen Besonders Erlenwurzeln, die bis unter die Mittel­ Im Verfall begriffene Holzverbauungen können wasserlinie reichen, verursachen Turbulenzen, unangetastet bleiben. Die weitgehend intakten die bachabwärts eine verstärkte Seitenerosion be­ Stangen im Mittellauf des Kühbaches (10-15cm wirken. Somit wird das Gewässerbett strukturrei­ dick) dagegen behindern die Gewässerdynamik cher, es entstehen Unterstände für Wirtsfische so­ beträchtlich. Um deren Verfall zu beschleunigen, wie Stellen mit sandigem bis kiesigem Substrat für könnte man sie bei Niedrigwasser anbohren, wo­ die Jungmuscheln und die Wirtsfischbrut, weil mit die Destruenten wesentlich mehr Angriffsflä­ durch unterschiedliche Strömung unterschiedli­ che hätten. che Korngrößen sortiert werden. Weiterhin sollten Granit- und Bauschutttrümmer Gehölzpflanzungen, am Ufer mit der Schwarzer­ und sonstige Fremdkörper aus den Gewässern le, sind zuerst dort vorzunehmen, wo eine Ufersi­ entfernt werden, eine Maßnahme, die im Winter cherung erwünscht ist, beispielsweise an Brücken durchzuführen ist. und naturschutzfachlich weitgehend einwandfrei­ Anstelle der Blocksteine könnte in den Kolken en Rohrdurchlässen, weiterhin an Stellen, wo seitlich Kies in ortsüblicher Korngröße einge­ nicht ausreichend Platz zur Verfügung steht. Um bracht werden, den das Gewässer wegtransportie­ die Gewässerdynamik zu fördern, sollten Erlen ren und andernorts sortiert wieder ablagern kann. immer dort besonders nahe am Ufer gepflanzt Dadurch wird günstiges Substrat sowohl für Unio werden, wo sich bereits die Bildung eines Gleitu­ crassus als auch für die Wirtsfische geschaffen. fers andeutet. Am Prallufer ist eine größere Di­ Die verwendete Kiesmenge ist jedoch gering zu stanz zu wählen bzw. ganz auf Gehölze zu verzich­ halten. In jedem Fall ist eine laufende natur­ ten. Dort, wo keine Ufersicherung erforderlich schutzfachliche Kontrolle dieser Maßnahme not­ ist, kann man die Uferflächen auch der Sukzes­ wendig. Die Einbringung von Kies in etwas grö­ sion überlassen. Die Gehölzentwicklung kann ßeren Mengen ist natürlich nur für überwiegend durch Initialpflanzungen gefördert werden. lehmig-schlammige Abschnitte insbesondere in Um der Natur die Auswahl der Gehölzansiedlung potentiellen Unio crassus-Lebensräumen rele­ zu ermöglichen, könnte man im November im vant und nicht für derzeitige Muschelgewässer Planungsgebiet Erlenzapfen sammeln, diese dann wie den Kühbach-Unterlauf, da dort vielleicht auf Überschwemmungsflächen ausbringen oder eher negative Auswirkungen zu befürchten sind. z.B. in einem Netz unter Brücken oder an Zwei­ Eine sehr einfache Methode zur strukturellen Be­ gen aufhängen, so daß die Erlensamen dann nach reicherung des Gewässerbettes ist das Einbringen und nach ins Fließgewässer fallen und mit dem von Störsteinen, jedoch nur in ortsüblichen Korn­ Wasser verbreitet werden können. größen (z.B. größere Kieselsteine). Hierdurch Entlang aller zur Zeit von der Gemeinen Flußmu­ darf jedoch kein Wanderungshindernis entste­ schel besiedelten Gewässerläufe ist eine Gehölz­ hen. Das bietet sich besonders für gestreckt ver-

235 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) laufende Gräben mit keinen oder wenigen Ufer­ Bei der Wahl des Gefälles der Kiesanschüttung gehölzen, mit geringer Strukturvielfalt und über­ sollte man sich prinzipiell am größten im Gewäs­ wiegend lehmig-schlammigem Substrat an. ser natürlich vorkommenden Gefälle orientieren. Eine künstliche Verlegung des Gewässers zur Die Sohlrampe bzw. -gleite darf allerdings kein Laufverlängerung, wie es vielerorts unter dem Ti­ wertvolles gewachsenes Substrat überdecken. tel „Ökologischer Gewässerausbau“ praktiziert Diese Maßnahme hat noch einen positiven Ne­ wird, ist aus mehreren Gründen grundsätzlich ab­ beneffekt: die Gewässerdynamik wird dadurch zulehnen: erstens ist diese Maßnahme sehr teuer, gefördert, daß der Stromstrich an das gegenüber­ zweitens verursacht sie enorme Schwebstofffrach­ liegende Ufer geleitet wird und dort seine erosive ten und drittens ist ihre Effektivität gering, weil Kraft entfalten kann. Außerdem kann der Kies ein über Jahre gewachsener Lebensraum durch zur Entwicklung von Laichsubstrat für die Fische einen zumindest anfangs sterilen Bereich ersetzt und von Jungmuschelsubstrat beitragen. wird. Deshalb wäre eine Rückverlegung ins alte Im Mittellauf des Kühbaches, wo an mehreren Bett des Kühbaches, welches im Mittellauf noch Stellen einige Abstürze in kurzer Distanz aufein- deutlich ablesbar ist, zwar für das Auge schön, na­ anderfolgen, bietet es sich an, die Kiesanschüt­ turschutzfachlich allerdings nicht erstrebenswert. tung alternierend durchzuführen, also einmal am Besser ist es, dem Bach durch entsprechend breite linken und einmal am rechten Ufer. Dadurch wird Uferstreifen Platz zur eigendynamischen Ent­ eine schlängelnde Linienführung gefördert. wicklung zu geben. Flache Abstürze mit bis zu 7cm Höhe können bei­ Dort könnte man an andeutungsweise vorhande­ behalten werden, falls unterhalb eine Ruhezone nen Prallufern an Land einen kleineren Kieshau­ für Fische mit geringer Fließgeschwindigkeit vor­ fen anschütten. Daraufhin stirbt der darunterlie­ handen ist. Eine Höhe von 5-7cm entspricht etwa gende Bewuchs ab, die natürliche Uferbefesti­ dem Maß der natürlichen Abstürze im Kühbach- gung geht verloren, das Ufer bricht ein und dem system, die auch von der Elritze noch überwun­ Bach wird Kies zugeführt. Diese Maßnahme soll­ den werden können. te jedoch nur bei solchen Gewässern Anwendung Eine Beseitigung der Stauwände kann bei einer finden, die aufgrund der Bodenverhältnisse kiesi­ Absturzhöhe bis 25cm unterbleiben, da diese Hö­ ges Substrat natürlicherweise besitzen wie etwa he noch durchaus mit Kiesanschüttungen zu über­ Geiginger Bach und Kühbach, nicht aber bei von winden ist. Natur aus lehmigen Gewässersohlen wie beim Die 12 Abstürze im Planungsgebiet mit minde­ Hölsbrunner Graben. Die Kiesentnahme in der stens 30cm Höhe sollten mittel- bis langfristig er­ unmittelbaren Umgebung dient der strukturellen setzt werden, wenn sich dazu Gelegenheit bietet, Bereicherung des Einzugsgebietes. z.B. bei Straßenbaumaßnahmen. Eventuell könnten zur Förderung der Laufverlän­ Baufällige Rohre sind durch Rechteckrahmen­ gerung kleine Aufweitungen des Gewässerbettes durchlässe oder Betonplatten (Brücken) zu erset­ vorgenommen werden, jedoch nur oberhalb der zen, die von Tieren leichter durchquert werden Wasserlinie. Die Aufweitung ist dann mit einer können. Die Rahmendurchlässe sind leider um Schicht Kies zu bedecken, um bei Hochwasser ein vielfaches teurer als Rohre. Deshalb sollten übermäßige Schwebstoffeinträge zu verhindern. zumindest breitere und kürzere Rohre Verwen­ Der Eintrag von Sand und Kies ist dagegen eher dung finden, welche so tief zu verlegen sind, daß von Vorteil. sich in ihnen Sediment festsetzen kann. Weitere Diese Maßnahme könnte z.B. am Unterlauf des Möglichkeiten zur Sedimentbildung im Rohr ist Geiginger Baches oder am Mittellauf des Kühba­ die Einbringung künstlicher Fließhindernisse ches durchgeführt werden, wo noch eine Verbin­ (z.B. Kette mit vorgelagerten Steinen) oder die dung zum alten Bett sichtbar ist. Das würde die Verlegung mit leichtem Gegengefälle. Rückeroberung des ehemaligen Lebensraumes Die überflüssigen Rohrdurchlässe sollten entfernt fördern. werden. Außerdem sind ein großer Teil der Roh­ Der größte der notwendigen Eingriffe ist die Be­ re im Einzugsgebiet des Kühbaches unnötig lang. seitigung der Verrohrungen. Diese Maßnahme An diesen Stellen sollten nach Möglichkeit einzel­ sollte erst dann ausgeführt werden, wenn sich die ne Teilelemente der Durchlässe entfernt werden. Population der Gemeinen Flußmuschel im Küh­ bach wieder stabilisiert hat. 4.2.3.2.3 Stauhaltungen Auf die Abstürze wurde bereits im vorhergehen­ 4.2.3.2.2 Maßnahmen zur Überwindung den Abschnitt eingegangen. von Wanderungshindernissen Zuerst sollte die Genehmigung der Teiche geprüft werden; gegebenenfalls ist eine Beseitigung bzw. Einige Maßnahmen hierzu wurden bereits in den Auflassung anzuordnen. vorhergehenden Kapiteln behandelt, so die Ver­ Die nächste wichtige Maßnahme ist die Aufgabe hinderung direkter Abwassereinleitungen und die der Wildentenfütterung, besonders in den beiden Beschattung des Gewässers. Aufweitungen im Kühbach, um die Nährstoffan- Das wichtigste ist die Beseitigung der vielen Ab­ reicherung zu vermeiden. Anschließend sollen sie stürze. Eine einfache Möglichkeit ist die halbseiti­ der Natur überlassen werden. ge Anschüttung mit Kies ortsüblicher Korngröße. Dabei wird unterhalb des Absturzes auf einer Sei­ te Kies in flachem Winkel angeschüttet (1:10), so 4.2.4 Unterhaltung und Pflege des daß er von Fischen überwunden werden kann. Gewässers und der Pufferstreifen Der auf der anderen Seite verbliebene Kolk dient Betrachtet man den hohen finanziellen Aufwand, als Ruhezone für die Fische, weshalb nicht über mit dem die Gewässerunterhaltung auch im Küh- die ganze Breite eine Auffüllung erfolgen soll. bachsystem betrieben wird und stellt dem den

236 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Stand der Wissenschaft gegenüber, muß festge­ Eine künstliche Infektion von Wirtsfischen mit stellt werden, daß ein Großteil des Geldes einge­ Glochidien von der Gemeinen Flußmuschel, wie spart werden könnte. es in Nordbayern schon erfolgreich durchgeführt Durch Gehölzpflanzungen insbesondere auf der wurde, ist zur Stützung sehr kleiner Bestände ein Südseite von Fließgewässern wird nämlich der gangbarer Weg. Dabei werden die Fische dem Makrophytenaufwuchs stark vermindert, ebenso Muschelgewässer entnommen, infiziert und dann die Verschlammung der Gräben, weshalb der Un­ wieder eingesetzt (SCHMIDT, H. 1990). Am terhaltungsaufwand auf ein Mindestmaß redu­ Kühbach ist aufgrund der vorliegenden Bestands­ ziert werden kann (BOBROWSKI & BÖTTGER größe eine derartige Maßnahme noch nicht nötig. 1983, BÖTTGER 1986). Das gilt auch für eine weitere Methode zur Ver­ Prinzipiell benötigen die Ufergehölze nach eini­ besserung des Fortpflanzungserfolges, nämlich gen Jahren keine Pflege mehr. Lediglich in den er­ das Sammeln der Einzelexemplare, welche dann sten zwei bis drei Jahren ist ein Ausmähen der Er­ an einer günstigen Stelle des Gewässers gemein­ len jungpflanzen erforderlich, um sie bei einer sam wieder eingesetzt werden. Diese Vorgehens­ Pflanzgröße von etwa lm vor dem Erdrücktwer­ weise ist noch nicht hinlänglich wissenschaftlich den durch andere Arten (z.B. Brennessel) zu überprüft, birgt aber sicherlich gewisse Risiken. schützen (BOBROWSKI & BÖTTGER 1983). Den Grundstückseigentümern sollte man zuge­ 4.3 Umsetzung stehen, die Ufergehölze als Brennholz zu nutzen, 4.3.1 Einrichtung einer was jedoch in naturschutzfachlich einwandfreier Koordinationsstelle Weise geschehen muß. Es gilt an dieser Stelle zu betonen, daß die Beein­ Im Arten- und Biotopschutzprogramm für den trächtigungen der Lebensgemeinschaften im und Landkreis Rottal-Inn wird sowohl der Bestand am Bach durch diese Pflegemaßnahmen mög­ der Gemeinen Flußmuschel als auch der Fische im lichst gering zu halten sind. Erstrebenswert ist ein Kühbachsystem als überregional bis landesweit völliger Verzicht darauf, um die Gewässerdyna­ bedeutsam eingestuft; die Sicherung bzw. Wie­ mik nicht unnötig zu behindern. derherstellung der Lebensraumqualität im Küh­ Uferabbrüche sind ein Zeichen für die natürliche bachsystem wird als „sehr wesentliche Sofortmaß­ Lebensraumdynamik und sollten möglichst nicht nahme“ dargestellt, wozu „unverzüglich Maßnah­ beseitigt werden. Allerdings müssen die Grund­ men durchzuführen“ sind (BAYSTMLU 1992). stücksbesitzer bzw. Anlieger erst davon über­ Aus diesem Grund scheint ein ABSP-Umset- zeugt werden und zu einer Duldung bereit sein, zungsprojekt wie am Sallingbach im Landkreis damit sie nicht von ihrem Recht Gebrauch zu ma­ Kelheim auch am Kühbach angemessen. Hierzu chen, Maßnahmen der Gewässerunterhaltung zu sollte eine Koordinationsstelle (z.B. im Landrats­ fordern. amt Rottal-Inn) geschaffen werden, die zur Ab­ Die Beseitigung von Auflandungen darf nur von wicklung aller anfallenden Maßnahmen personell geschultem Personal vorgenommen werden, am ausreichend auszustatten ist. besten mit dem Spaten. Da dies jedoch sehr ar- Die ökologische Sanierung des Kühbachsystems beits- und damit kostenintensiv ist, kann als Al­ könnte das erste größere Projekt eines Land­ ternative eine Räumung kurzer Abschnitte mit schaftspflegeverbandes sein, dessen Gründung dem Bagger noch akzeptiert werden, wenn dies sehr zu begrüßen wäre, da ein größerer Personen­ unter sachkundiger Anleitung beispielsweise ei­ kreis in die Verantwortung genommen wird. nes Vertreters der Naturschutzbehörde erfolgt. Sehr wichtig ist, daß alle Beteiligten in die Ab­ Gewässerunterhaltung und -pflege ist stets die wicklung des Sanierungskonzeptes miteinbezo- Folge von Eingriffen des Menschen und außer­ gen werden. Deshalb bietet es sich an, einen Ar­ dem ein Zugeständnis an dessen Nutzungsansprü­ beitskreis „Umsetzungsprojekt Kühbach“ einzu­ che. Die Natur selbst benötigt diese Pflege nicht. richten, in dem Vertreter von Behörden, Verbän­ Notwendig ist hingegen ein Pflegekonzept für die den, Landwirten und der Gemeinden Gangkofen zum Pufferstreifen am Gewässer gehörenden ex­ und Schalkham Zusammenarbeiten. In diesem tensiven Grünlandflächen, damit sie noch in sinn­ Rahmen soll so oft wie möglich bzw. nötig ein voller Weise landwirtschaftlich genutzt werden Meinungs- und Erfahrungsaustausch stattfinden können. können. Alle beteiligten Gruppierungen sollen die Möglichkeit zur Mitarbeit bekommen, wobei besonders der Verband zur Unterhaltung der Ge­ wässer III. Ordnung miteinzubeziehen ist. 4.2.5 Spezielle Artenschutzmaßnahmen Von den Mitarbeitern der Koordinationsstelle für Unio crassus sollen zusammen mit diesem Arbeitskreis im Ver­ Diesbezüglich zuerst zu nennen ist die Kontrolle laufe der Umsetzung die Detailplanungen erstellt des Bisambestandes im Planungsgebiet. Weil es und abgewickelt werden, so etwa für die Uferbe­ sich beim Bisam um eine eingeschleppte und pflanzung oder für die Pflege der Pufferstreifen ziemlich häufige Art handelt, welche die sehr sel­ und der ökologisch wertvollen Flächen im Ein­ tene Gemeine Flußmuschel stark gefährden zugsgebiet des Kühbaches. Außerdem ist ein kann, erscheint die Forderung nach einer völligen Marketingkonzept für umweltschonend herge­ Entfernung aus dem Kühbachsystem, soweit dies stellte landwirtschaftliche Produkte zu entwik- überhaupt möglich ist, als angemessen. keln. Die fischereiliche Nutzung des Gewässersystems sowie der Fischbesatz müssen auch weiterhin un­ 4.3.2 Information der Bevölkerung terbleiben, um zu verhindern, daß die Wirtsfische Die erste wichtige Aufgabe der Koordinations­ von Unio crassus, insbesondere die Elritze, von stelle wird die Ausarbeitung einer gezielten Infor­ anderen Arten verdrängt werden. mationskampagne sein, wobei insbesondere die

237 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) Naturschutzverbände zu beteiligen sind. Dabei ist verantwortung für Teilbereiche zu übertragen. So darauf zu achten, daß alle Bevölkerungsgruppen könnte man vielleicht einen größeren Personen­ angesprochen werden. Für jeden sollen Möglich­ kreis dazu bewegen, sich für die ökologische Ver­ keiten auf gezeigt werden, wie sich der Einzelne besserung des Kühbachsystems einzusetzen. bzw. die Gruppierung an dem Sanierungskonzept Auch die Grundschule Hölsbrunn könnte auf die beteiligen kann. eine oder andere Art miteinbezogen werden, et­ Im Laufe der Durchführung der Sanierungsmaß­ wa bei Pflanzmaßnahmen. Umwelterziehung ist nahmen ist es von entscheidender Bedeutung, eine der tragenden Säulen der Naturschutzstrate­ daß die betroffene Bevölkerung ständig über je­ gie. den Schritt informiert wird. Dadurch wird Ver­ Die Ortsgruppe Gangkofen des Bundes Natur­ trauen geschaffen, ohne das eine rasche Umset­ schutz hat 1992/93 mit ihrer Aktion „1000 Erlen“ zung des Konzeptes nicht möglich ist. Das gilt all­ bereits einen Beitrag zum Sanierungskonzept ge­ gemein für alle größeren Naturschutzprojekte. leistet: an Bächen und Gräben werden je Flur­ Parallel dazu sollten Seminare durchgeführt wer­ nummer kostenlos bis zu zehn Erlen gepflanzt. den, um die Bevölkerung und besonders die Dafür konnten schon einige Interessenten gefun­ Landwirte über den ökologischen Landbau, den werden. Für die nächsten Jahre ist vorgese­ Kompostierung, Tausch von Wirtschaftsdünger hen, diese zahlenmäßige Beschränkung aufzuhe­ etc. zu informieren. Denkbar wäre weiterhin an ben, da H. ENGELHARDT in diesem Jahr ein häufiger frequentierten Spazierwegen ein natur­ Projekt zur Gewinnung und Vermehrung autoch- kundlicher Lehrpfad bzw. einzelne Informations­ thonen Pflanzmaterials initiiert hat. Außerdem tafeln zur Thematik „Lebensraum Fließgewäs­ wurden bereits Landschaftspflegemaßnahmen ser“ durchgeführt.

4.3.3 Umsetzungsberatung Der zentrale Punkt des ökologischen Sanierungs­ konzeptes im Kühbachsystem ist die Umsetzungs­ 4.3.5 Ländliche Neuordnung beratung. Jeder einzelne Landwirt wird von ei­ nem auf diese Aufgabe spezialisierten Diplom­ Eines der wichtigsten Instrumente zur Umsetzung landwirt dahingehend beraten, wie er die beste­ ökologischer Sanierungskonzepte ist die ländliche henden staatlichen Förderprogramme für seine Neuordnung durch Flurbereinigung und Dorfer­ Verhältnisse optimal ausnützen kann. Bei der neuerung. Vielfalt der Programme ist dies unerläßlich, wenn Wenn Ufergrundstücke nicht freihändig erwor­ man Erfolge erzielen will. ben werden können und keine Regelflurbereini­ Diese Beratung erfolgt in der Regel im Rahmen gung vorgesehen ist, kann bei vorhandenen der Umsetzung des Landschaftsplanes und wird Tauschflächen der Grundstückstransfer über das nach den Landschaftspflegerichtlinien mit einem vereinfachte bzw. das beschleunigte Zusammen­ Zuschuß von 50% der anfallenden Kosten geför­ legungsverfahren sowie über den freiwilligen dert; als Beispiel sei die Gemeinde Stephanskir­ Landtausch bewerkstelligt werden. An der Gro­ chen bei genannt. Verbände wie der ßen Aue in Nordrhein-Westfalen wurde sogar im Bund Naturschutz erhalten 70% Zuschuß. Aller­ Rahmen des Pilotprojektes „Herstellung einer dings kommt der 1989 erstellte Flächennutzungs­ naturnahen Gewässerlandschaft“ hierzu eigens und Landschaftsplan des Marktes Gangkofen ein Flurbereinigungsverfahren angeordnet. Ent­ über pauschale Forderungen wie „Flurdurchgrü- scheidend ist hier wie bei anderen vergleichbaren nung“ oder „Uferbepflanzung“ nicht hinaus Verfahren, daß sämtliche Gestaltungsmaßnah­ (MECKLENBURG et al. 1989); die Gemeinde men im Einvernehmen mit den örtlichen Land­ Schalkham besitzt noch keinen Landschaftsplan. wirten erfolgen (AMT FÜR AGRARORD­ Die Beratung sollte auch dazu beitragen, bei den NUNG BIELEFELD 1991). Landwirten das Interesse an der Übernahme von Im Planungsgebiet laufen derzeit zwei Neuord­ Landschaftspflegearbeiten zu wecken, die einen nungsverfahren, die Regelflurbereinigung in bedeutenden Einkommensbeitrag darstellen kön­ Radlkofen und die beschleunigte Zusammenle­ nen. gung in Hinzing. Diese umfassen jedoch keine Voraussichtlich wird der Bund Naturschutz nach Gewässerläufe des Kühbachsystems. Fertigstellung des Gewässerpflegeplanes die Um­ Geplant ist eine ländliche Neuordnung der Berei­ setzungsberatung beantragen. che um Hölsbrunn, Mailing, Ober- und Unter­ bachham sowie um Sackstetten. Im Interesse ei­ 4.3.4 Bachpatenschaft ner raschen Umsetzung des ökologischen Sanie­ Die Bachpatenschaft ist eine gute Möglichkeit, rungskonzeptes Kühbach sollten diese Verfahren um Vereine und Verbände verstärkt in das Sanie­ nach Möglichkeit vorgezogen werden, wofür sich rungskonzept einzubinden. Sie kann mit Einver­ auch der Markt Gangkofen einsetzt. Ebenso gilt ständnis der für die Gewässerunterhaltung zu­ das für eine Neuordnung in Dirnaich. Die Direk­ ständigen Gemeinde von jedermann übernom­ tion für ländliche Entwicklung Landau an der Isar men werden. Die Bachpaten können vielfältige hat diesbezüglich bereits ihre Bereitschaft bekun­ Aufgaben übernehmen, etwa Beobachtung, Be­ det; jedoch ist frühestens 1995 mit der Einleitung pflanzung, Säuberung und Öffentlichkeitsarbeit. des Verfahrens zu rechnen. Sie haften allerdings für die übernommenen Auf­ In den Gebieten um Johannesbrunn und Hutten- gaben (LRA PAN = Landratsamt Rottal-Inn kofen hat bereits eine Zusammenlegung stattge­ 1991). funden, in Geiging ein freiwilliger Landtausch. Der Bachpate des Kühbaches ist Joe Engelhardt. Deshalb kann dort das Instrument ländliche Es wäre vorteilhaft, anderen Gruppierungen Mit­ Neuordnung wohl vorerst nicht zum Einsatz kom­ men.

238 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) 4.3.6 Aktivitäten der Gemeinde Extensivierungs- und Kulturlandschaftspro­ 1991 wurde beschlossen, für den Kühbach einen gramm sowie das Randstreifenprogramm. Sehr Gewässerpflegeplan in Auftrag zu geben, was wichtig ist das Landschaftspflegeprogramm, da es 1992 in die Tat umgesetzt wurde. Mit dessen Fer­ nicht nur landschaftspflegerische Maßnahmen be- tigstellung ist bis Ende 1993 zu rechnen. Die vor­ zuschußt, sondern auch die Umsetzungsberatung. liegende Arbeit soll die maßgebliche Grundlage Diese Liste ließe sich noch weiter verlängern. für diesen Plan sein. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang Bei der Marktgemeinde Gangkofen ist nun für die noch, daß das Landratsamt Rottal-Inn der zustän­ rasche Umsetzung des Gewässerpflegeplans und digen Bisamfängerin eine Aufwandspauschale zu­ für eine ideelle und finanzielle Unterstützung des gesichert hat. Damit soll für eine drastische Redu­ ökologischen Sanierungskonzeptes zu werben. zierung und eine ständige Kontrolle des Bisambe­ Sie könnte damit Vorbildfunktion für andere Ge­ standes im Kühbachsystem Sorge getragen wer­ meinden übernehmen, aber auch die Bereitschaft den. der Landwirte zur Mitarbeit erhöhen. Zukünftig Neben diesen staatlichen Förderprogrammen gibt ist auch die Gemeinde Schalkham an der Umset­ es weitere Unterstützungsmöglichkeiten für das zung zu beteiligen, soweit geplante Maßnahmen Sanierungskonzept. So fördern die Jäger mit ihrer ihr Gebiet betreffen. „Wildlandgesellschaft“ Maßnahmen zum Schutz Sehr wichtig ist weiterhin, daß der Bau von Klär­ und zur Wiederherstellung von Lebensräumen anlagen möglichst schnell durchgeführt wird, wo­ sowie zur Schaffung von ökologischen Trittstei­ für die Gemeinde Sorge zu tragen hat. 1994 soll nen (WAUSCHKUHN 1992). Weiterhin unter­ mit dem Bau einer Kläranlage für die Ortschaften stützt der Bezirksfischereiverband Niederbayern Hölsbrunn, Mailing, Huttenkofen und Unter­ mit seinem Gewässerschutzfonds Maßnahmen bachham begonnen werden. Die Abwasserent­ zur Erhaltung und (Wieder-) Herstellung der na­ sorgung bedeutet für den Markt Gangkofen eine türlichen Lebensräume für Fische und Fischnähr­ enorme finanzielle Belastung. Hier wäre eine bes­ tiere sowie für Muscheln (N.N. 1992). Als mögli­ sere staatliche Förderung für dezentrale Pflanzen­ che Geldquellen kommen der Bayerische Natur­ kläranlagen wünschenswert, die sich für die schutzfonds, die Naturschutzverbände sowie ver­ Streusiedlungen im Einzugsgebiet des Kühbaches schiedene Stiftungen bzw. Öko-Sponsoring hin­ zu. anbieten würden. Eine bedeutsame Unterstützungsmöglichkeit ist Schließlich haben sich einige Privatleute bereiter­ klärt, im Planungsgebiet unter Umständen der Kauf oder die Pacht von Ufergrundstücken Grundstücke zu kaufen und diese nach Natur­ durch die Gemeinde. Hierdurch wird ein sehr ho­ schutzgrundsätzen bewirtschaften bzw. pflegen her Sicherungsgrad erreicht, weil die Kommunen zu lassen. gesetzlich verpflichtet sind, ihre Grundstücke um­ weltschonend zu bewirtschaften (LRA PAN 1991). Von dieser Möglichkeit sollte allerdings 4.3.7.2 Hoheitliche Maßnahmen erst dann Gebrauch gemacht werden, wenn der der Behörden Grundstückseigentümer nach eingehender Bera­ Hier ist zu sagen, daß hoheitliche Maßnahmen tung den Uferstreifen nicht selbst nach den nicht unbedingt das beste Mittel sind, um bei der Grundsätzen von Naturschutz und Landschafts­ pflege bewirtschaften bzw. pflegen und dafür die Bevölkerung und insbesondere bei den Landwir­ entsprechenden Fördergelder in Anspruch neh­ ten Unterstützung für die Ziele des Naturschutzes men will. Anschließend sollten die Flächen nach und der Landschaftspflege zu erhalten, was je­ Möglichkeit an solche Landwirte weiterverpach­ doch von entscheidender Bedeutung ist. tet werden, die zur Durchführung landschafts­ Prinzipiell sind die aktuellen gesetzlichen Bestim­ pflegerischer Maßnahmen bereit sind. Der Er­ mungen ausreichend, um ein Fließgewässer­ schutzsystem aufzubauen. Probleme bereiten je­ werb von Ufergrundstücken wird durch den Ein­ doch der Vollzug und die Zusammenarbeit der satz von Tauschflächen entscheidend erleichtert. Behörden (DRL 1989). Eine konsequente An­ wendung der Gesetze und Verordnungen wäre im 4.3.7 Aktivitäten der Behörden Regelfall wünschenswert. Hier ist vorauszuschicken, daß es aus psychologi­ Die Naturschutzbehörden haben die Möglichkeit, schen Gründen ratsam erscheint, soviel Maßnah­ ökologisch wertvolle Flächen als Landschaftsbe­ men wie möglich auf privatrechtlicher Basis abzu­ standteil nach Art. 12 BayNatSchG unter Schutz wickeln, also über Förderprogramme, Pacht etc.. zu stellen, wobei in der Rechts Verordnung sicher­ Erst wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft wur­ zustellen ist, daß keine Beeinträchtigungen durch den und noch bestimmte Probleme ungelöst sind, Nutzungen erfolgen. Im Planungsgebiet würden sollten hoheitliche Mittel ergriffen werden, z.B. sich hierzu der Kühbachmäander sowie der Ab­ Schutzgebietsausweisungen oder Bußgelder für schnitt des Geiginger Baches, der entlang des Verstöße gegen gesetzliche Bestimmungen. Waldes verläuft, anbieten. Hier liegen noch rela­ tiv naturnahe Verhältnisse vor, was sich auch im Vorkommen überregional bis landesweit bedeut­ 4.3.7.1 Anwendbare staatliche samer Tierarten ausdrückt. Für diese Bereiche ist F örderprogramme dann ein detaillierter Pflege- und Entwicklungs­ Es gibt eine ganze Palette von staatlichen Förder­ plan zu erstellen. programmen, welche für das ökologische Sanie­ Positiv zu beurteilen ist die von Paragraph 19 rungskonzept Kühbachsystem herangezogen wer­ Abs.l WHG eröffnete Möglichkeit, ein Wasser­ den können. Zu nennen sind hier verschiedene schutzgebiet festzusetzen, um „das schädliche forstliche Förderungen für Aufbau und Pflege Abfließen von Niederschlagswasser sowie das standortgerechter Wälder, Flächenstillegungs-, Abschwemmen und den Eintrag von Bodenbe­

239 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) standteilen, Dünge- oder Pflanzenbehandlungs­ Bewertung heraussteilen, die dann korrigiert wer­ mitteln in Gewässer zu verhüten“ In einer den müssen (vgl. Abb. 1). Rechtsverordnung können bestimmte Nutzungs­ Sehr wichtig ist ein regelmäßiger Erfahrungsaus­ beschränkungen festgesetzt werden, für die der tausch mit den Beteiligten an ähnlichen Projek­ Landwirt bzw. der Forstwirt eine Entschädigung ten, etwa dem ABSP-Umsetzungsprojekt Salling- erhalten sollte. Diese Maßnahme wird zur Zeit bach. Die bei der Umsetzung des ökologischen von behördlicher Seite zumindest für Teilberei­ Sanierungskonzeptes für das Kühbachsystem ge­ che des Kühbachsystems in Erwägung gezogen. wonnenen Erkenntnisse sind zu dokumentieren Auch hinsichtlich der Wildentenfütterung sind und umgehend an alle interessierten Stellen wei­ die Behörden bereits tätig geworden. Da diese ei­ terzugeben. Der Austausch von Informationen ist ne genehmigungspflichtige Gewässerbenutzung für die Effektivität der Naturschutzarbeit äußerst darstellt, welche aufgrund der heiklen Bestandssi­ wichtig. tuation der Gemeinen Flußmuschel im Kühbach- system nachträglich nicht erteilt werden kann, 5. Zusammenfassung wurde dem Betreiber der Fütterungsanlagen auf­ erlegt, diese zu entfernen. Das Gewässersystem des Kühbaches (Landkreise Außerdem wurden die mangelhaften Silagelager­ Rottal-Inn und Landshut) beherbergt einen der plätze einer Kontrolle unterzogen und eine Besei­ wenigen reproduzierenden Bestände der Gemei­ tigung der Mängel angeordnet. nen Flußmuschel (Unio crassus) in Bayern. Sie kann als Leitart für die typischen Bachbiozönosen 4.3.7.3 Vorschläge zur Änderung im Tertiärhügelland betrachtet werden. geltenden Rechts Hier wie in anderen Gewässersystemen ist die Ge­ Hierzu ist allgemein zu sagen, daß alle relevanten meine Flußmuschel durch eine Reihe von Gesetze an die Erfordernisse des ökologischen menschlichen Eingriffen in ihren Lebensraum be­ Gewässerschutzes anzupassen sind. droht, vor allem durch das hohe Ausmaß an Stoff­ Besonders wichtig wäre die Änderung des Art. 42 einträgen, aber auch durch vielfältige Verände­ BayWG, wonach die Verpflichtung besteht, das rungen des Gewässerbettes .f Gewässerbett für den Wasserabfluß zu erhalten Die vorliegende Arbeit zeigt auf, welche Maß­ und zu reinigen. Räumungen des Gewässerbettes nahmen notwendig sind, um den Lebensraum für sind deshalb nach geltendem Recht oft nicht zu Unio crassus und damit für viele andere Bachbe­ verhindern, ebenso ungeeignete Uferpflegemaß­ wohner zu optimieren, ohne die Nutzungsansprü­ nahmen (HOCHWALD 1990a). che des Menschen völlig zu vernachlässigen. Jene Maßnahme ist am wirkungsvollsten, welche 4.3.8 Umsetzung von Maßnahmen den größten Störeinfluß beseitigt oder minimiert. im Gewässerbett und an den Ufern Vordringlich ist also die Reduzierung der Stoff­ einträge, etwa durch Erosionsschutz, durch die Die Gestaltung des Uferbewuchses muß im Zuge Anlage von Pufferstreifen an den Bächen und der Umsetzungsberatung so schnell wie möglich Gräben oder durch die Klärung der Siedlungsab­ erfolgen. wässer. Nach der Stabilisierung des Muschelbe­ So wird die BN-Ortsgruppe Gangkofen im Früh­ standes können dann in größerem Umfang Maß­ jahr 1994 im Rahmen des „1000-Erlen-Projektes“ nahmen zur Strukturverbesserung des Gewässer­ einige Hundert Erlen am Oberlauf des Geiginger bettes und zur Rückeroberung ehemals besiedel­ Baches sowie am Unterlauf des Kühbaches pflan­ ter Bachstrecken durchgeführt werden. zen. Grundsätzlich muß angestrebt werden, den Groß­ Die Umsetzung der Maßnahmen im Gewässer­ teil der Sanierung des Gewässersystems der Natur bett selbst ist erst nach Stabilisierung des Bestan­ selbst zu überlassen, die sicherlich dazu besser be­ des der Gemeinen Flußmuschel zu beginnen. fähigt ist als der Mensch mit seinem beschränkten Ausgenommen davon sind kleinere Eingriffe v.a. Wissen über die ökosystemaren Zusammenhän­ in den Oberläufen der Gewässer (z.B. Einbrin­ ge. Das bedeutet, daß man der Gewässerdynamik gung von Störsteinen) oder dringend erforderli­ möglichst viel Spielraum lassen muß. Hierzu ge­ che Maßnahmen wie der Ersatz baufälliger Rohre hört auch, daß man Überschwemmungen der Aue durch einen Rechteckrahmendurchlaß oder eine wieder zuläßt. Volkswirtschaftlich ist auf lange Brücke. Sicht ohnehin nur ein schonender Umgang mit Diese Maßnahmen sind jeweils von der Koordi­ Fließgewässern vertretbar. nationsstelle in Absprache mit dem Arbeitskreis Mit verhältnismäßig einfachen Maßnahmen kann im Detail zu planen und unter naturschutzfachlich der Mensch die Lebensraumdynamik fördern, kompetenter Anleitung durchzuführen, sei es nun insbesondere durch Gehölzpflanzungen am Ufer. von Landwirten, Arbeitern des Straßen- und Aufwendige gewässerbauliche Eingriffe sind zwar Wasserbauamtes bzw. der Gemeinde oder von prestigeträchtig, nüchtern betrachtet sind sie je­ freiwilligen Helfern. doch wenig sinnvoll und verbrauchen anderweitig dringend benötigte Gelder. 4.3.9 Erfolgskontrolle Außerdem werden Möglichkeiten zur Umsetzung Im Verlauf der Arbeiten muß ständig eine Er­ des ökologischen Sanierungskonzeptes vorge­ folgskontrolle vorgenommen werden. Der Mu­ stellt. Dabei ist es von entscheidender Bedeu­ schelbestand, aber auch das gesamte Gewässersy­ tung, daß die Maßnahmen im Einvernehmen mit stem, ist laufend zu kontrollieren, um auf positive den Betroffenen, insbesondere den Landwirten, oder negative Entwicklungen sofort reagieren zu verwirklicht werden, was durch intensive Bera­ können und um die folgenden Arbeitsschritte dar­ tung zu erreichen ist. auf einzustellen. Unter Umständen können sich Insgesamt gesehen sind die Erfolgsaussichten des im Verlauf der Umsetzung auch Fehler bei der Projektes nicht schlecht.

240 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) 6. Literaturverzeichnis HAEMISCH, M., KEHMANN, L. (1992): Naturschutzbilanzen - Definierte Umweltqualitätsziele AG BODENKUNDE (1982): und quantitative Umweltqualitätsstandards im Natur­ Bodenkundliche Kartieranleitung, 3. Auflage. Hanno­ schutz. - Natur und Landschaft 67, Heft 4, S. 143-148. ver. AMT FÜR AGRARORDNUNG BIELEFELD HOCH, J. (1991): (1991): Fischbestandsaufnahme am Kühbach. Unveröffentlich­ Naturnahe Gewässerlandschaft. LÖLF-Mitteilungen tes Manuskript. Landshut. Heft 4/1991, S. 6. HOCHWALD, S. (1990a): AMT FÜR LANDWIRTSCHAFT EGGENFELDEN Entwicklung eines Artenschutzkonzepts für Bachmu­ (1991): schel ( Unio crassus Phil.) und Flußperlmuschel (M arga- Die Landwirtschaft des Landkreises Rottal-Inn (Merk­ ritifera margaritifera L.). Auftragsarbeit des Bayeri­ blatt). Eggenfelden. schen Landesamtes für Umweltschutz. . 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