Bauamt , den 11.06.2020 Fachbereich Umwelt Az.: 68/61 919.30/ 306

Bauamt Abteilung 60.1 Bauen -BImSchG-Behörde- im Hause

Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) hier: Antrag auf nächtliche Leistungserhöhung für 10 Windenergieanlagen in der Samtgemeinde Holtriem, Gemeinde , Landkreis Wittmund

I) Durchführung einer allgemeinen Vorprüfung des Einzelfalls gem. § 9 UVPG*)

Antragsteller: Windpark Norderland GmbH & Co. KG Ochtersum I, Ochtersum II, Ochtersum III, Im Gewerbegebiet 5, 26556 ; Az.: 60.1/10/6351.05 (03/15)

I) Allgemeine Vorprüfung des Einzelfalls gem. § 9 UVPG: Bei dem beantragten Vorhaben ist eine Prüfung durchzuführen, ob gem. § 5 des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVGP*)) eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzu- führen ist. Gem. § 5 (1) UVPG stellt die zuständige Behörde nach Beginn des Verfahrens, das der Entscheidung über die Zulässigkeit des Vorhabens dient, unverzüglich fest, ob für das Vorhaben eine Verpflichtung zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung besteht. Bei dem beantragten Vorhaben ist gemäß § 9 Abs. 1 (2) UVPG für ein Vorhaben, für das keine Größen- oder Leistungswerte gem. Anhang I des Gesetzes vorgeschrieben sind, eine allgemeine Vorprüfung nach Absatz 1 Nummer 2 des Gesetzes gemäß den Kriterien in Anlage 2 Nr. 2 zum UVPG durchzuführen. Die Überprüfung dieser Kriterien ist in der folgenden Tabelle dargestellt.

1. Merkmale des Projekts a) Größe des Projekts 3 bis weniger 6 bis weniger als 20 oder mehr WEA als 6 WEA 20 WEA Standortbezogene Allgemeine UVP- UVP-Pflicht UVP-Vorprüfung Vorprüfung (vgl. § 9 Abs. 1 Satz 2) Allgemeine Vorprüfung nach § 9 Abs. 1 Satz 2: „Wird ein Vorhaben geändert, für das keine Größen- oder Leistungswerte vorgeschrieben sind, so wird die allgemeine Vorprüfung nach Satz 1 Nummer 2 durchgeführt.“ b) Nutzung und Gestaltung von Boden Wasser Natur und Landschaft Art der Nutzung: Versiegelung/ bau-, anlage- und betriebsbedingte Beeinträchtigungen insbes. des Landschaftsbildes und der Tierwelt c) Abfallerzeugung keine zu erwarten (Baustellenabfälle, Abfälle im Rahmen der Wartungs- und Reparaturarbeiten) Infrastruktur für ordnungsgemäße Entsorgung ist vorhanden nicht vorhanden

1 d) Umweltverschmutzung und keine zu erwarten (Lärm, Schattenwurf, ) Belästigung durch vorhandenes Regelwerk minimierbar e) Unfallrisiko keines Gefahrstoffe Risikotechnologien (bei Unfällen) durch vorh. Regelwerk vermeidbar/ minimierbar

2. Standort des Projekts a) bestehende Nutzung des Siedlung (punktuell und randlich) Erholung Gebiets, insbesondere für : Land-, Forst- u. Fischereiwirtschaft Verkehr (randl. Lage) sonst. wirtschaftl. und öffentl. Nutzung Ver- und Entsorgung b) Reichtum, Qualität und Arten und überwiegend Wertstufe I Regenerationsfähigkeit von Lebensgemein- (Fledermauslebensraum) Wasser, Boden, Natur und schaften überwiegend Wertstufe II (807 Landschaft des Gebiets (vgl. „Wiesenvogelgebiet Holtgaster Wiesen, Landschaftsrahmenplan für den Fledermauslebensraum) Landkreis Wittmund, Bewertung überwiegend Wertstufe III (234 im Radius von 1.000 m um den „Grünlandbereiche mit Grüppensystem“, 317 Eingriffsort herum, vgl. „Hartsgaster Tief“) beigefügte Karte). überwiegend Wertstufe IV überwiegend Wertstufe V Landschaftsbild sehr bedeutsam (LSG-würdiger Bereich „Holtgaster Niederung“) bedeutsam keine besondere Bedeutung Boden keine besondere Bedeutung (Kleimarschen) Besondere Bedeutung aufgrund: geringer Verbreitung (Organomoormarschen) extremer Standorteigenschaften hoher Natürlichkeitsgrad/ geringer anthropogener Veränderungsgrad naturhistorischer Wert (Organomoormar- schen) kulturhistorischer Wert (Plaggenesch) Wasser Oberflächenwasser: Güteklasse II-III (kritisch belastet)(Harts- gaster Tief) Güteklasse III (stark verschmutzt) keine Angabe (übrige Gewässer) Grundwasser: kein Wasserschutzgebiet Wasserschutzgebiet ( <> ), Zone <> geplante Zone <> des Wasserschutzgebiets <> Klima besonderes Kleinklima: Niederung mit Fließgewässer Waldbereich kleinstrukturierte (Wallhecken-)Landschaft schwach gegliederte (Wallhecken-) Landschaft großflächiges naturnahes Moor entwässertes u. kultiviertes Moor offener Marschenraum großflächige überbauter/ versiegelter Bereich angrenzend an mittel bis stark befahrener Straße m. Auswirkungen auf das Kleinklima (5000 bis 10.000 DTV) Siedlungsbereich (kleinflächig am Rand)

2 2. Standort des Projekts Luft Bereich mit Emissionsquellen: Straße mit DTV bis 1.000 1.000 bis 5.000 5.000 bis 10.000 über 10.000 Eisenbahnlinie Militärflughafen Einflugschneise überw. landwirtschaftl. Bereich zusammenhängender Sieldungsbereich (kleinflächig) Wirkungsbereich eines emissionsrechtlich relevanten landwirtschaftlichen Betriebs Bereich ohne Emissionsquellen: geschlossene Waldfläche (kleinflächig) Naturschutzgebiet ohne Nutzung c) Belastbarkeit der Schutzgüter nicht betroffen betroffen unter besonderer EU-Vogelschutz- und Gebiet: Nr. Berücksichtigung folgender FFH-Gebiete gem. § 10 Abs. 6 Nr. 1 Gebiete und Objekte sowie von BNatSchG im Art und Umfang des ihnen Bundesanzeiger bekannt jeweils zugewiesenen Schutzes gemacht von der obersten Naturschutzbehörde bekannt gemacht jeweils bis zur Bekanntmachung gem. § 10 Abs. 6 Nr. 1 BNatSchG im Bundesanzeiger auf Vorschlag der Landesregierung gem. § 33 Abs. 1 BNatSchG als Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung in Betracht kommen, jeweils bis zur Bekanntmachung gem. § 10 Abs. 6 Nr. 1 BNatSchG im Bundesanzeiger Naturschutzgebiet Gebiet: <> Nationalparke NP Niedersächsisches Wattenmeer Biosphärenreservat Landschaftsschutz- Gebiet <> gebiet Naturdenkmal mit Gebiet <> gesch. Umgebung Geschützte Landschaftsbestand- teile Besonders gesch. Biotope-Nr. 2311/14b, 15a, 31, Biotope (§ 30 32, 33, alles naturnahe BNatSchG) Kleingewässer, Nr. 2311/27 (seggenreiche Naßwiese) u. 2311/28 (magere Naßwiese)

3 c) Belastbarkeit der Schutzgüter nicht betroffen betroffen Wallhecken auslaufendes Wallheckennetz im Übergangsbereich zur Niederung der Hartsgaster Tiefs Kompensationsflächen diverse Flächen mit extensiver Grünlandbewirt-schaftung im westl. Planungsraum Fließgewässer II./ I. diverse Fließgewässer II. Ordnung Ordnung Stillgewässer diverse Teiche und Tümpel Waldflächen (überwiegend Nadelwald in randl. Lage) Wasserschutzgebiet Gebiet <> , Zone <> Heilquellenschutz- gebiete Gebiete, für die durch Gemeinschaftsvorschrif- ten bestimmte Umwelt- qualitätsnormen fest- gelegt sind, und in denen diese Umwelt- qualitätsnormen bereits überschritten sind Gebiete mit hoher Bevölkerungsdichte, insbesondere zentrale Orte und Siedlungs- schwerpunkte in verdichteten Räumen im Sinne des § 2 Abs. 2 Nrn. 2 und 5 des Raumordnungsgesetzes Baudenkmale und keine Angaben Bodendenkmale, die gem. § 4 des keine Angaben, jedoch als Niedersächsischen Verdachtsfläche eingestuft Denkmalschutzgesetzes vorhanden <> in das Verzeichnis der Kulturdenkmale aufgenommen sind, und Grabungsschutzgebiete

3.) Merkmale der möglichen Auswirkungen a.) Ausmaß der Auswirkungen örtlich unmittelbar/ auf geringen Bevölkerungsanteil (geograph. Gebiet u. betroffene weiträumig/ auf hohem Bevölkerungsanteil Bevölkerung) b) grenzüberschreitender im Landkreis Wittmund nicht zutreffend Charakter der Auswirkungen c) Schwere und Komplexität der kein Eingriff Auswirkungen Eingriff durch Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen kompensierbar Eingriff durch Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen nicht kompensierbar d) Wahrscheinlichkeit von keine Auswirkungen zu erwarten Auswirkungen abschätzbare Auswirkungen zu erwarten nicht abschätzbare Auswirkungen zu erwarten (insbes. Avifauna) e) Dauer, Häufigkeit und Kurzfristig (Bauphase) langfristig Reversibilität der Auswirkungen sporadisch dauerhaft (Betriebsphase) reversibel (nach Rückbau) nicht reversibel kumulierende Vorhaben bekannt nicht bekannt

4 4) Fazit der Vorprüfung aus der Sicht der UNB: Gem. § 9 UVPG ist für ein Vorhaben nach der Durchführung einer allgemeinen Vorprüfung des Einzelfalls eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorzusehen, wenn das Vorhaben nach Einschätzung der zuständigen Behörde aufgrund überschlägiger Prüfung unter Berücksichtigung der in der Anlage 2 zum UVPG aufgeführten Kriterien erheblich nachteilige Umweltauswirkungen haben kann.

Eine erheblich nachteilige Umweltauswirkung drückt sich individuell aus durch • ihr mögliches Ausmaß • ihren möglichen grenzüberschreitenden Charakter, • ihre mögliche Schwere und Komplexität, • ihre mögliche Dauer und Häufigkeit sowie • ihre mögliche Reversibilität. Je nach Fallgestaltung kann ein Merkmal allein oder im Zusammenhang mit anderen ausschlaggebend für die Notwendigkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung sein (PETERS, H.-J., 2004. In Natur und Recht Nr. 2, 2004, 26. Jg., S. 89.). Das Vorliegen von erhebliche nachteiligen Umweltauswirkungen kann nur individuell bei Gesamtbetrachtung des Einzelfalls beurteilt werden.

Bei der allgemeinen Vorprüfung (hier gemäß § 9 Abs. 1 Satz 2 UVPG) ist zu berücksichtigen, inwieweit Umweltauswirkungen durch die vom Träger des Vorhabens vorgesehenen Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen offensichtlich ausgeschlossen werden können.

Das Untersuchungsgebiet befindet sich in einem für die Natur und Landschaft wertvollem Bereich. Darunter fallen: • LSG-würdiger Landschaftsraum • hochwertiger Lebensraum für Brut- und Rastvögel der traditionellen Offenlandschaften • wichtiger Lebensraum für Greifvögel • hochwertiger Lebensraum für Fledermäuse (insbesondere als Jagdgebiet) • im westlichen Planungsraum liegende Kompensationsflächen

Durch die nächtliche Leistungserhöhung können insgesamt keine Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft festgestellt werden, sofern die Bestimmungen zur Vermeidung und Minimierung im Bezug auf die Flora und Fauna gemäß Genehmigungsbescheid weiterhin eingehalten werden.

Die gem. § 30 BNatSchG geschützten Biotope gehören zu Lebensraumtypen, die keine Empfindlichkeit gegenüber Windenergie aufweisen. Eine Beeinträchtigung oder Zerstörung lässt sich durch die nächtliche Leistungserhöhung nicht ableiten.

Nach überschlägiger Überprüfung ist die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Wittmund zu dem Ergebnis gekommen, dass keine erheblich nachteiligen Umweltauswirkungen zu erwarten sind und eine Umweltverträglichkeitsprüfung nicht notwendig ist.

eine UVP ist erforderlich eine UVP ist nicht erforderlich

*)Gesetz zur Modernisierung des Rechts der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG), Bundesgesetzblatt Jahrgang 2017, Teil I Nr. 52, ausgegeben zu Bonn am 28. Juli 2017

gez. (Ihler)

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