WAS MACHT EIGENTLICH …

Michael Eisner (rechts mit Ehefrau Jane), Filius einer reichen New Yorker Familie und studierter Literaturwissen- schaftler, übernahm die Führung von Disney 1984, als sich der Konzern in einer tiefen ? Krise befand. IM SOMMER DES JAHRES 2005 (mit ihm und Dis- ternehmen festgemacht. Eisner war einst der Mit rabiaten Methoden ney ging es gerade zu Ende) hatte sich Michael höchstbezahlte Manager der Welt, schüttete mit modernisierte Eisner Eisner (65) urlaubs- und erholungshalber nach Gehalt, Aktienoptionen und Boni ein Milliar- das Unternehmen Italien begeben, um durch die dortigen Land- denvermögen auf. Jetzt will er auch etwas davon und baute es zur Welt- schaften zu gurken, und zwar auf dem Fahrrad: haben: „Heute kann jeder seine eigene Medien- macht aus (Umsatz: immer zäh bergauf und dann wieder zack bergab. gruppe besitzen. Es gibt keine Grenzen. Keine 34 Milliarden Dollar). Und wie er so dahinradelte bei schönem Zugangsbeschränkungen.“ Management- Italiensonnenschein, wurde die träumerische, Bei Team Baby Entertainment (Sport-DVDs technisch begründete ziellose Strömung seiner Gedanken immer wie- für Kinder) hat Eisner ein paar Millionen inves- er das Genre der der auf ein Verkehrszeichen gelenkt, ein rot tiert, die Firma (Sammelbilder, Umsatz: „Corporate gerahmtes, weißes Dreieck, das ihn und alle Ei- 300 Millionen Dollar) will er mit Partnern gleich Warriors“, die ligen vor scharfen Kurven und großem Unglück ganz übernehmen. Was er will? „Das Geheimnis 120 Stunden pro warnte: „Tornante“ stand darunter. Und Eisner ist, nicht zu sagen, wohin der Weg führt.“ Woche arbeiten murmelte: „Tornänti ... Tornänti ... Tornänti ...“ Mitte März gründete Eisner, der auch an dem und gern vor dem Was kann ein Manager denn Besseres tun, im Youtube-Rivalen beteiligt ist, eine Pro- Spiegel stehen. Sommerwind auf dem Fahrrad in Italien, als ein duktionsfirma für Online-Videos und gab ihr 2003 revoltierte bisschen herumzumurmeln? den schönen Namen . Sie produziert die Aktionär Roy Disney Wenige Wochen später (Eisner hatte seinen Serie „Prom Queen“: 80 Folgen à 90 Sekunden. gegen den zunehmend Posten an der Disney-Spitze geräumt) wollte Eisner kennt die richtigen Wichtigen: Rupert glücklosen Eisner. sein Anwalt von ihm wissen, wie er die neue Murdoch etwa, in dessen Netzgemeinde My

Ende 2005 trat er Beteiligungsfirma denn nun nennen sollte, mit Space die Webi soden uraufgeführt werden. FOTOS: SONIA MOSKOWITZ/GLOBE PHOTOS, AP zurück. Nachfolger der der ehemalige Disney-Gestalter seinen Wir- Zukunftsforscher raunen: Da käme noch mehr. wurde sein COO kungshunger fortan zu stillen gedachte. Unter allen Erfahrungen, die Eisner – neben- Bob Iger. Zeit seines Berufslebens hatte sich Eisner wie her Gastgeber einer mäßig erfolgreichen Talk- ein D-Zug fortbewegt: Eine Tempowarnung show auf MSNBC und Vortragsreisender („The schien ihm deshalb nicht unangebracht zu Art of Micromanagement“, „Succeeding by Fai- sein. Hinzu kam, dass sein Leben selbst eine ling & Other Paradoxes“) – je gemacht hat, ist Wendung nahm, geradezu eine scharfe Kehre diese zum Weitererzählen besonders geeignet: machte. Eisner sagte: „Tornänti.“ „Der beste Platz in einem Konzern ist in der Seither hat die Tornante Company von Be- Mitte: Unten hört dir niemand zu, und oben verly Hills aus an einigen hoffnungsfrohen Un- musst du dauernd betteln.“ Klaus Boldt

218 managermagazin 5/2007