c3ürdjcr Rettung Samstag/Sonnlag, 3lc«c WOCHENENDE 8/9 Mal 1982 Nr. 105 79

Helvetiens Luftballett -

die Patrouille Suisse

Von Heini Hofmann

Bei grossen Flugmeetings kündet sie der Speaker dem Publi- kum als fulminantes Schlussbouquet an: die Kunstflugstaffel der Schweizer Luftwaffe, die Patrouille Suisse. Sekunden später erzittert der Himmel. Sechs brausen im Tiefflug vorbei und vollführen im Jettempo und in hautnaher Formation ein technisches Ballett höchster Präzision. Zehntausende recken die Köpfe. Selbst Fluglärmmuffel vergessen für einige Augen- blicke ihr Ohrenweh. Dann: Rauchzeichen am Himmel. Ein Donnerschlag und schon sind sie wieder weg. Die Patrouille Suisse. Was ist das eigentlich? Wer sind diese tollkühnen Münner, die auf ihren fliegenden Feuerstühlen so haarscharf über unsere Köpfe donnern? Die Patrouille Suisse (PS) untersteht dem Kommandanten des Ueberwachungsgeschwaders (UeG) und wird mehrmals jährlich an öffentlichen Flugveranstaltungen für die Demon- stration von Tiefflugakrobatik auf Kampfflugzeugen in enger Verbandsformation eingesetzt. Die Veranstaltungen werden vom Waffenchef der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen be- zeichnet, und die erlaubten Formationen und Evolutionen dür- fen nur mit seiner Bewilligung geändert oder erweitert werden. Der Flugsicherheit kommt dabei erste Priorität zu, sowohl im Training wie bei den Vorführungen. Sie wird erreicht durch die regelmässiges, Auswahl geeigneter Piloten des UeG und durch sukzessive gesteigertes Training. Der Sinn und Zweck der PS Weisungen), besteht darin (so sagen es auch die offiziellen als Repräsentantin der Schweizer Flugwaffe durch Präzision. Ele- ganz und fliegerisches Können deren Leistungsfähigkeit zu be- weisen. Der Kommandant der Patrouille Suisse, Hptm. Mor- genthaler, seit neun Jahren im Team und seit drei Jahren Lea- junge der, sieht zudem einen wichtigen Auftrag darin, Burschen begeistern für die Fliegerei und den «schönsten Beruf» zu und Bevölkerung der gezwungenermassen oft lärmgeplagten auch einmal die Schönheit der Technik vor Augen zu führen.

Ensemble mit Solisten Vergnü- Die Fliegerei in der PS ist nicht lediglich Show und Aufwendungen gen und auch nicht bloss «Supplement». Die für die PS, dies ist die feste Ueberzeugung von Cheftrainer Major Wicki, zahlen sich in mehrfacher Hinsicht aus. Wie jedes Flugerfah- andere, so bringt auch dieses Training den Piloten Jungpiloten, rung, die sie später, in der Ausbildung der wieder ausspielen können. Zudem wird das Programm von Jahr zu langjährigen Jahr neu gestaltet, so dass es auch an die PS-Mit- Training jewei- glieder stets neue Anforderungen stellt. Das ist

Flugzeuge len auf Montag morgen angesetzt, wenn die sowieso Spezialabkom- der Regel in der Wochenkontrolle sind. Ein in Militärflugplätze ermöglicht je- men mit dem Bundesamt für Spezialeinsatz doch, dass man die sechs Hunter diesen machen lässt. Das UeG mit Kommandositz in Dübendorf wurde 1941 als einzige permanente Kampfformation nicht bloss der Luftwaffe, aufgestellt. sondern der gesamten schweizerischen Armee Da- Fliegerstaffeln dreissig mals waren es drei mit Piloten und zehn professionelle Flug- Beobachtern. Heute zählt dieser Teil der eingeteilt Fliegerstaffeln, waffe 125 Berufspiloten, in sechs eine Mirage (vorläufig noch) auf Hawker Hunter, drei auf III S bzw. Tiger. Mirage III RS sowie zwei auf F-5E Aus den Reihen die- PS, ser sechs Staffeln rekrutieren sich die Piloten der die u. a. Fliegerschulen eingesetzt auch als Fluglehrer in den sind. Als UeG-Mitglieder sind sie Bundesbeamte, auch wenn man es ih- nen nicht ansieht. Das PS-Team setzt sich heute aus sechs Piloten, einem Reser- vepiloten und dem Cheftrainer oder Coach zusammen. Die zwei letzteren sind ehemalige Mitglieder der PS ebenso der Ueber- wacher, der vom Boden aus die Arbeit seiner Kameraden in der Positionsbezeichnungen Luft beobachtet und beurteilt. Die im Militärpiloten. Verband enlstammen dem Bambinicode der So Spitzenposition heisst der Verbandsführer an der aller Forma- hochgedient. tionen kurz Uno. Er hat sich zum Leader Hinter (Rera Flügel, due) Suisse) fliegen der Flügelmann rechts und der Choreographie Alpen. (Bilder: Karl und Patrouille ihm Dreidimensionale zwischen Himmel und Erde- Die Patrouille Suisse in den Hofer

Neue Zürcher Zeitung vom 08.05.1982 105/8 3lcnc <;3ürd)cr leitung 80 Samitag/Sonntag, 8./9. Mai 1982 Nr. 103 WOCHENENDE

M4; .. JYr««» l\ .'. Xv Geschwindigkeit Formationsrepertoire Diamant, Pfeil, Box, Schwan, Manta, Der seilliche Abstand im Formalionskunstflug beträgt lediglich 3 bis 4 Meter, die Stufung gar nur I bis 2 Meter. Die variiert zwischen Das der PS: schwierigsten Supercanard, Canard, Doppelpfeil, Superbox, Colonna, Catena, 300 und 800 Kilometern pro Stunde. Die hier gezeigte Linea- Formation ist, obwohl den Laien «leicht» aussieht, eine der in der Delta. sieför Supermanta, Ausführung und wird, weil sehr trainingsaufwendig, nur selten geflogen. Glocke und Pic.

Rauchanlage Doppellooping fand nun Ein- Flügelmann links (Uli Flügel, tre). Der hinterste Pilot in der nur gerischen Leistungen der jungen Formation entzückt, dass er Ien statt. Auch der fliegen lag gang Programm. vier Flugzeuge umfassenden Diamant-Formation ist der Quatro ausrief: «Sie wie die ». Was da ins Pilotage oder Slot. Punkto ist dies von allen die einfachste Posi- näher, als sie fortan Patrouille Suisse zu nennen? Und dann, 1978, war's endlich soweit: Die Patrouille Suisse wenig bedingt gute aufgestockt, Figu- tion, da sie Wechsel und Referenzen bietet, Der Begeisterung der Piloten und ihrer geschickten Salami- wurde auf sechs Hunter was wiederum neue Neulinge eingesetzt Supermanta weshalb im Team zuerst mal hier werden. taktik ist es zu verdanken, dass die Kunstflugstaffel der Schwei- ren wie Doppelpfeil, Delta, sowie die verschieden- Flügelmänner ermöglichte, beispielsweise Die im Sechserverband schliesslich sind der Cin- zer Luftwaffe Schritt für Schritt ausgebaut wurde. 1966, anläss- sten Kreuzungen zwischen der Vie- (links) Sexy (rechts). zugleich Solistenpatrouille. que und der Sie sind die beiden lich eines Meetings in Basel, durfte erstmals der Schweizer Luft- rerformation und der Mehr noch: Wenn die Solopiloten. Figur Das Auswahlverfahren der Kandidaten ist für raum in Richtung Frankreich verlassen werden. Auch wurden Viererformation sich nach der Präsentation einer in der Begriffe einmalig, arrangierte, militärische denn es beruht auf demokrati- hier als grosse Novität Rollen im Verband geflogen. 1970 dann Umkehrkurve befand und sich neu konnten die So- Mitspracherecht. Spiegelflug schem Der Kommandant des UeG kann kein brachte nicht bloss ein neues Programm, sondern die Erweite- listen in der Leerzeit mehr bieten, z. B. oder Kreis- Mitglied jeweiligen Kunstflugstaffel neues der PS ernennen, das nicht von den rung vom Vierer- auf einen Fünferverband. Das wiederum er- kreuzung. Unsere militärische war nun mane- Aktivmitgliedern vorgeschlagen Vergleich. worden ist. Das muss so sein, möglichte neue Figuren wie Pfeil und Supercanard. Auch die gereif, auch im internationalen Das bewies sie noch Zusammenspiel zweihundertprozentige Europas damit im des Teams Darbietung cines Solopiloten hatte hier Premiere. 1972 began- im gleichen Jahr mit ihrem ersten Auslandeinsatz an Harmonie herrscht; denn die kleinste zwischenmenschliche Un- nen die Filmaufnahmen für eine spektakuläre Zelluloid-Selbst- grösstem Flugmeeting in Salon-de-Provence im Wettstreit mit stimmigkeit Flugsicherheit könnte sich in der verheerend aus- darstellung unter dem Titel «Supercanard», gefilmt von Oblt. der hier beheimateten Patrouille de France, den der por- wirken. Clausen aus einer DH-115 (Vampire-Doppelsitzer), pilotiert , den italienischen und der tugiesischen Kunstflugstaffel Teammitglied eingeführt, von Major Böhm. 1975 wurde der erste Looping in Linea ge- ASAS. Das war der erste Ausland- Wird ein neues was auch dieses folgte gleich: errang (Quatro), zeigt, und 1976 brachte als Neuerung die Kreuzung zweier Soli- streich, doch der zweite 1979 die PS in Jahr der Fall war so absolviert dieses ein auf Präzision typischerweise England abgestimmtes Spezialprogramm. beginnt Angewöh- sten sowie die Formation Box. Nach inof- am International Air Tattoo von Greenham Common Das bei der begehrte Trophy fiziellen Versuchen bereits 1975 durch die technischen Experten vor über 150 000 Zuschauern die Shell für die nung an das Einhalten kleinster Distanzen zwischen «Sohn» Vorführung Tages, englischen Herons, Flugzeuge Zweierpatrouille Oblt. Hochuli (damaliger Leader) und Oblt. Beck (immer noch beste des vor den Blue und «Führer», wie die in der ge- Portugal. Reservepilot PS) den österreichischen Karo As und den ASAS aus Das eng aufgeschlossenem Geradeausflug stei- der mit einer selbst konstruierten und aus dem nannt werden. Nach eigenen Rauchanlage, verpflichtete sozusagen darauffolgenden Jahr gert Schwierigkeitsgrad Sack bezahlten ohne die eine Konkur- zur Teilnahme im sich der mit vertikalen Manövern und möglich europäischen Rivolto, Verbandsmitglieder dazu, renz mit ausländischen Teams nicht mehr war, fand am Treffen der Teams im italienischen Rollen. Dann stossen weitere bis dass Pattuglie Acrobatiche», dann 1977 die Premiere der mittlerweile bewilligten offiziel- dem «4° Raduno Piloti zusammen mit das Greenhorn, «eingeklemmt» ins Sandwich des Verbandes, mit den Frecce tricolori des Gastgeberlandes, mit Karo As, ASAS das vollständige Programm, vorerst im Training hoch oben, und Les Swallows aus Belgien. Die Patrouille de France sowie mitabsolvieren kann. Kunstflugmanöver in grosser Höhe sind Gegenbe- eigentlich die Frecce tricolori kamen noch im selben Jahr zum zwar weniger gefährlich, jedoch anspruchsvoller, weil galt such nach Colombier. 1981 schliesslich es beim Air Tattoo hier die Luft weniger dicht und die Fehlermöglichkeiten grösser verteidigen. in Greenham Common die Shell Trophy zu Zwar sind. Bis der Neuling in der Staffel bei einer öffentlichen Vor- Rang war das Resultat der PS mit dem zweiten unter den über- führung mitfliegen kann, muss er rund 35 Trainingsflüge nach- jedoch seeischen Teilnehmern gut, der Wanderpreis wechselte weisen. Hier ist doch einiges anders als im normalen Flugdienst, in die Hände der niederländischen Grasshoppers, einer Heliko- allem, weil man auf Dinge achten muss, die man vom vor pter-Formation auf SA Alouette III. Boden aus nicht sehen darf. Wenn bei einem normalen Flug einer Zweierpatrouille sich der Sohn zu weit weg vom Führer In diesem Jahr steht wieder eine Teilnahme im Ausland auf Programm, Dijon befindet, dann befiehlt dieser «näher heran», worauf der Sohn dem diesmal in als Gast der Patrouille de Querlage gibt, das heisst, er korrigiert mit einer Drehung um die France. Längsachse Flugzeuges. Showprogramm des Das aber sieht man von unten. Des- Wenn vor Saisonbeginn das entworfen halb wird eine solche Korrektur in der PS mit dem Seitensteuer wird, sitzen zuerst der Teamführer und die beiden Solisten zu- ausgeführt, Bewegung Längsachse Folge Choreographie was keine um die zur sammen, wobei die letzteren ihre Ideen zur sel- gleichkommt lediglich versammelt, hat, sondern einem Heranschiefern mit ber anbringen können. Dann wird das Team und Bewegung Hochachse, (liegen- einer minimalen um die was vom Be- in Zusammenarbeit mit dem Cheftrainer werden die zu bereinigt, aufgezeichnet trachter am Boden kaum realisiert wird. Der Führer selbst hilft den Figuren und auf dem Tarmac nicht; ja spie- abgelaufen, analog bei der Korrektur denn einer muss die Referenz draussen zu Fuss in Formation wie im Fall- Handorgeleffekt Figuren len, da sonst ein entsteht. schirmsport die Relativspringer ihre zuerst am Boden Vorführprogramm «trocken» üben. Ist das im Theoriesaal und Anfang bereinigt, geflogen, Am waren's vier beim Bodentraining wird es zuerst hoch um Flugpraxis prüfen. seine Tauglichkeit in der zu Dies tut der Lea- der Hunter Mk 58 erstmals an einem Meeting im Papierent- 1960 wurde der probeweise solo, denn er muss wissen, ob der Formationsflug vorgeführt. Nur gerade vier Formationen waren fliegbar sind, schluss überhaupt ist, ob «Ecken» drin ob stellen- Diamant, Catena, Linea und Colonna. Doch die Ver- Beschleunigung gefordert ganze erlaubt: weise zuviel wird und ob das wagten weiterführenden antwortlichen den entscheidenden Programm in der vorgeschriebenen Zeit von rund fünfzehn Mi- nicht, beim ersten Anlauf. Inoffiziell begannen Schritt es blieb nuten erfiogen werden kann. jedoch in den darauffolgenden Jahren (so erzählt es das «Goldene Buch der Patrouille Suisse») vier Piloten klammheim- «Grandeee toc!» Formationsfluges. lich mit einem gezielten Training des Sie ta- Verbandsangriffe, folgt kleinen Verband, zuerst nur zu dritt ten das im Anschluss an über den Wolken, Jetzt der Test im Ueberwachungsge- fliegt der ganze Verband, «on top». Als dann der Kommandant des und immer noch hoch. Dann erst hoch, fortgeschrittenen Phase schliesslich Expo-Jahr 1964 den Befehl erliess, es sei ein Hun- zuerst auch in einer schwaders im «Training geflogen wird, gründen, aus vier Flugzeugen, tief», so wie bei den Demonstrationen ter-Formationsteam zu bestehend (die lediglich nachträgliche Sanktionierung einer risi- nämlich bis 100 Meter über Grund beiden Solisten dürfen so war das die hinunter). Bewegung kofreudigen Pionierleistung. gilt August gar bis auf zwanzig Meter Jede in der Luft Trotzdem der 22. 1964 analysiert später allerdings Ueberwachem am Boden und als Gründungstag der PS. Der Name wurde vom wird von den Vorführge- gehoben. Videoaufnahmen ausgewertet. Die Zufall aus der Taufe Anlässlich eines der ersten Mee- anhand von damalige schwindigkeiten betragen 300 bis 800 Kilometer pro Stunde. fingr im Berner Oberland war der Kommandant der Hodenüberwachung in Wangen-Lachen: am Funk der Trainer-Stell- Die Beschleunigung erreicht im Verband (vo: allem Flieger- und Fliegerabwehrtruppen dermassen ob der guten flie- vertreter. Major Böhm. Die maximale

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beim Looping) bis 4,5 g, kann bei den Solisten jedoch bis auf 6 g klettern. Und das bei seitlichen Abständen von nur drei bis vier Metern (je nach Böigkeit) und einer Stufung von lediglich ein bis zwei Metern. Die Separation nach Ebenen, d. h. die Stu- fung, variiert von Figur zu Figur. Beide Flügel eines Flugzeugs, das hinter anderen herfliegt, müssen zu diesen so versetzt sein, dass sie nicht in deren Verwirbelung geraten. So gibt es Forma- tionen mit mehreren Ebenen, als Extrembeispiel die Colonna, wo sich jedes Flugzeug auf einer anderen Höhe befindet, oder umgekehrt die Linea, die überhaupt keine Stufung aufweist. Der Funkverkehr ist kurz und prägnant. Bei diesen Tempi bleibt keine Zeit für Geplauder; zudem kennt jeder den Ablauf haargenau. Jede Figur wird als Gedankenstütze vom Lea- der kurz angekündigt, z. B. «Looping im Supercanard». An- schliessend folgt das Kommando für die Einnahme der Plätze, d.h. den Formationswechsel: «Supercanard, libero!» Quittiert wird nicht, solange alles klappt. Nur zwischen Commander und Solist findet jeweilen ein kurzer Dialog statt, um die Koordina- tion der Figurenabläufe zwischen Patrouillen- und Solisten- programm sicherzustellen und um die Solisten gezielt wieder in Frage: den Verband zu integrieren. Auch das geht kurz und sec. «Wo bisch?» Antwort: «I dr Achs.» Wenn es darauf ankommt, dass bei einer «explodierenden» Figur wie zum Beispiel dem Schlussbouquet, dem Grande Finale, alle sechs Piloten haarge-

Debrießng mittäglichen Trainingsflügen: Auswertung Sanjter Touch-down nach anstrengendem Training. zwischen zwei Anhören der Kritik des Ueberwachers und der Videoaufnahmen.

symmetrisch reagieren, Fluglärmproblematik her, rungen zugeteilt Man hat alles Interesse, der Bevölke- nau zeitgleich und dann heisst das hin oder die PS ist das liebe Kind wird. mit akzeptiert, rung gutes pflegen. Kommando: «ds Grande gilt Grandeeeeeee toc!» Während der Nation. Sie ist institutionalisiert und wird und ein Verhältnis zu «wings geradeaus dort, Frühjahr Montag Montag der Leader nun level» beibehält und übers das selbst wo sie im für zweimal Kunstflieger, ganz übrigen, Flugplatz zumal auf rasenden Jets, leben nicht un- Publikum donnert, drehen auf «toc» die den Horizont hintereinander tief trainiert, nämlich rund um den gefährlich. (USAF Team) synchron gleicher Wangen-Lachen. Die Thunderbirds Acrobatic verloren als Referenzlinie verwendend, und mit Be- Der Luftraum über dem Zürcher Obersee in Gründungsjahr Länge, seit ihrem 1953 achtzehn Piloten, und die wag- schleunigung weg, die Flügelmänner in 45 bzw. 90 Grad und einer Ausdehnung von rund zehn Kilometern fünf Kilo- halsigen Red Arrows deren sieben seit 1965. Allein am 18. der Slot senkrecht nach oben. So zeichnen sie, Rauchfahnen metern Breite und zwei Kilometern Höhe ist seit Jahren die dortigen Bevölkerung Januar dieses Jahres starben in der Wüste von Nevada vier Pilo- nach sich ziehend, über den Köpfen der staunenden Zuschauer Turnhalle der PS. Das Verhältnis zur ist Training, gleichentags eingetrof- ten der Thunderbirds beim und verlor Riesenbouquet die Tiefe des Luftraumes. ausnehmend gut. Noch kaum je ist eine Reklamation ein in ein Mitglied der Patrouille de France bei einem Crash mit sei- fen. Und wenn, dann betraf sie nicht die Kunstflugstaffel, son- jeder Witterung nem Alpha Jet das Leben. Bei dern lustigerweise den brummigen Porter, mit welchem sich die Wangen-La- Trainiert werden drei verschiedene Programme, von denen Bodenbeobachter jeweilen von Dübendorf nach Die Patrouille Suisse ist bisher von Unheil verschont geblie- dasjenige Trainingsrau- der Verbandsführer an der Demonstration auswählt, chen verschieben. Die Gründe für die Wahl des ben. Sie hat das Risiko aber auch nicht bewusst gesucht; die gerecht liegen Anflugstrecke das der jeweiligen Wettersituation am besten wird. So mes auf der Hand: Die ab Dübendorf ist Piloten der PS sind keine verwegenen Showstars und Abenteu- Schlechtwetterprogramm ausgewählt, wird das dann wenn am kurz, es besteht totale Hindernisfreiheit, ein Grossteil des Ge- rer, und zudem sind ihre Programme so ausgelegt, dass der (See) Vorführungstag der Wolkenplafond 300 Meter über Grund oder ländes ist nicht bewohnt, die betroffenen Gemeindebehör- Sicherheit absolute Priorität zukommt. Nicht alles, was andere betragen. rings übrigens jedes tiefer hängt. Die Sicht muss minimal zwei Kilometer den um den Obersee, die Jahr mit einem wagen, wird kopiert. Die Choreographie der Figuren wird so (analog Schiesspublikation) begrüsst Das war in den letzten neun Jahren bloss drei- oder viermal der Rundschreiben einer wer- zusammengestellt, dass das Programm fliegerisch möglichst ein- Figuren (keine wohlgesinnt, Wangen-Lachen Fall. Dieses Programm der «flachen» Walzen den, sind und auch hat sich zur fach ist, optisch jedoch optimal und anspruchsvoll wirkt. Der jedem und Loopings) ist relativ unattraktiv. Dafür werden bei Zusammenarbeit bereit erklärt. Zudem können die Bodenbe- tragische Unfall der Saison 1968, als der damalige PS-Kom- gebildet, Vorbeiflug neue Formationen und die Umkehrkurven obachter direkt an Ort landen. Sonst wäre an sich das Vorhan- mandant Hptm. Birrer bei einem Photoflug auf der Axalp zu- geflogen. Flugplatzes Bedingung, wenngleich werden möglichst eng densein eines nicht auch die sammen mit dem bekannten Photographen Ernst Saxer tödlich Fixpunkt Befindet sich die Wolkenuntergrenze auf mindestens 700 bis Piste von den Piloten als verwendet werden kann. In verunfallte, hat insofern nichts mit der PS zu tun, als dieser Flug gelangt Mittelwetterprogramm Region Uebungsplan, Zusatzauftrag abgeschlossenem Training erfolgte. 800 Metern über Grund, das zur der kennt man den und so finden sich als nach Ein jeden Montag Anfang Schaulustige Austragung. Dieses umfasst z. B. auch Walzen, und zwei Soli- fast ab März zu einer Gra- leichtfertig herbeigeführter Unfall, dessen ist man sich klar, gut, tis-Flugdemonstration ein, sogar ganze organi- sten sind in Aktion. Ist die Sicht untendurch aber der Pla- oft Schulen und könnte das Ende der PS bedeuten. Und wer möchte das Zwitterding Anfrage sogar Jungpilot fond zu niedrig, kann auch ein zwischen Schlecht- sierte Reisen, denen auf ein für Erklä- schon. Anwendung und Mittelwetterprogramm finden. Paradepferd ist natürlich das Schönwetterprogramm. Hier Steigerung trachtet man ganz speziell nach der Effekte. Walzen prägen und Loopings bis hoch in den azurblauen Aether das Figuren länger Schönwetterballett. Gewisse brauchen für den schwierige Figur Aufbau, so z. B. die sehr Pic, weshalb dieser anspruchsvolle Wechsel weit weg vom Publikum vollzogen wird. Deshalb auch muss der Solist diese Pause mit einer zeitin- beispielsweise tensiven Figur ausfüllen, mit einem Rollenkreis, damit der Verband sich in der Zwischenzeit sauber formieren fliegerisch schwierig, kann. Gewisse Figuren sind sehr aber fürs Durchschnittspublikum unattraktiv, z. B. das scheinbar simple Nebeneinanderfliegen, die höchst anspruchsvolle Linea. Umge- kehrt gibt es Formationen, die fürs Publikum sehr attraktiv wir- ken, fliegerisch aber extrem einfach sind (Beispiel: Delta). Da Demonstrationsgelände die Witterung über einem lokal rasch Beurteilung wechseln kann, trifft der Leader auf Grund seiner beim Anflug und der Information der Bodenhilfe die Pro- grammwahl oft ganz kurzfristig, zehn bis fünfzehn Kilometer vor Einflug auf den Platz, d. h. rund zwei Minuten vor Showbe- beispielsweise ginn. Dank dieser Ad-hoc-Anpassung konnte einmal in Locarno trotz Platzregen vor- und nachher in einer Schönwetterglocke das volle Programm gezeigt werden. Tiger Man ist sich einig: Trotz Mirage und bleibt die Pa- guten trouille Suisse beim Hunter. Und das hat seine Gründe. Mirage Zwar hat man schon 1968 mit der III S Versuche im Tiger Verbandskunstflug gemacht und hat es auch mit dem pro- abgesehen biert. Trotzdem blieb man dem Hunter treu, denn Pilotage Kunstflug- von der Eignung in bezug auf die muss eine Beziehung prä- auch optisch beeindrucken. In dieser maschine bullige sentiert der schlanke Tiger schlechter als der Hunter, wendiger spritziger obschon er an sich und wäre. Bei der Mi- rage haben Vergleiche gezeigt, dass für die Zwecke des Kunst- bestätigt fluges der Hunter besser geeignet ist. Das sich weltweit, strömungstechnischen praktisch indem aus Gründen nir- operiert. gends eine Formation mit Deltaflugzeugen Der Hunter gutmütiges ist, so beschreiben es die Piloten, ein extrem «Schlachtross», der Tiger dagegen ein nervöser Vollblüter. Flugzeugen Hptm. (Resentpilot), (Leftwing). Hptm. Gygax (Leadsolo). Hptm. Morgenthaler Nicht zu vergessen ist, dass es sich bei den der PS Die sieben Piloten der Patrouille Suisse: von links Beck Oblt. Kühne Kampfflugzeuge (Leader), Wyler (Rightwing), Wallinger (Slot), Oblt. am Rhyn (Secondsolo). Zum Team gehören ausserdem Cheftrainer Major Wicki und um normale handelt, an denen nichts verän- Oblt. Oblt. Major sowie die Hebedächer Oberst i.Gsl. Bolli und Major Bezzola. dert werden darf und die stets einsatzbereit bleiben müssen. sein Stellvertreter Böhm

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