Besondere Orte Geschichte zum Anfassen – im Heimatmuseum Nied

er sich auf der Sitzgruppe auf dem Hof vor dem Heimat- und Geschichtsverein an der Beu- Wnestraße 9 niederlässt, begibt sich auf Zeitrei- se. Die Füße ruhen in der Gegenwart, das Gesäß auf Tau- senden von Jahren Geschichte. Der Tisch und die zwei Bänke bestehen aus einer Kombination von modernen Materialien, Holz und Scherben von römischen Ziegeln

aus der Zeit zwischen 80 und 260 nach Christus. Fotos Oeser (2): Auch wenn das Wasser des Selzer Brunnens nicht trinkbar ist, lässt Wo heute Nied ist, stand seit dem Chattenkrieg 83 sich dort gut verweilen. nach Christus eine Ziegelei des obergermanischen Hee- res. Aus der Nidda nahmen die Römer das Brauwasser, sondern etwas tun“, sagt der 74-Jährige. Als Arbeitskreis Ton lagerte im Boden. Über den Main konnten sie ihre Sozialstruktur Nied sorgen sie nicht nur dafür, dass die Mauer-, Dach-, Heizungs- und Zierziegel verschiffen. Straßen sauber sind, sondern dass Mülleimer Deckel „Von Köln bis Osterburken findet man Ziegel aus Nied“, und Spielplätze Toiletten bekommen. berichtet Wolfgang Lampe, Vorsitzender des Heimat- „Okay, in der Straße Alt-Nied machen immer mehr und Geschichtsvereins. Die Produktionsstätte lag zwi- Geschäfte zu“, räumt Grohmann ein, „aber im Vergleich schen heutiger Bolongarostraße und der S-Bahn. Wohn- zu anderen Stadtteilen geht es uns gut.“ Immerhin gebe und Verwaltungstrakt befanden sich am Nidda-Ufer. Das es noch einen Metzger und einen Bäcker. Im Ortskern Gräberfeld war dort, wo heute der Nieder Kirchweg ver- stehen Fachwerkhäuser neben Barockbauten wie das Alte Rathaus aus dem Jahr 1840. Aber schön wäre es Anzeige schon, wenn die Stadt das Tor zu Nied so aufwerten wür- de, dass auch andere Menschen Lust haben, einen Ab- stecher in den Stadtteil zu machen, so die leise Hoffnung. Judith Gratza

Daten & Fakten Nied liegt im Mündungsdreieck von Main und Nidda zwischen Senioren Wohnanlage und Pflegeheim Höchst und Griesheim. Von 381,7 Hektar Gesamtfläche sind allein 52,5 Hektar Wald – nur vier Stadtteile haben mehr: Sachsenhausen, Schwanheim, Bergen-Enkheim und . Die Stadt ist Entsprechend des Stiftungsgedankens bemüht, das strukturreiche Waldbild mit einzelnen dominanten der Eheleute Henry und Emma Budge betreut Eichen zu erhalten. Die sind bis zu 250 Jahre alt. Durch die beiden die Stiftung in ihrer Einrichtung Menschen Flüsse Main und Nidda hat Nied 27,3 Hektar Wasserflächen jüdischen und christlichen Glaubens. vorzuweisen. Sie unterhält ein Pflegeheim mit Urkundlich erwähnt wird das ehemalige Bauern-und Fischerdorf 160 Pflegeplätzen in Ein- und Zweibettzimmern erstmals 1218. Aber schon zu römischer Zeit war die einstige und 170 Ein- und Zweizimmer-Wohnungen Siedlung von Bedeutung, weil es hier eine Militärziegelei gab. Die für Betreutes Wohnen sowie einen Trasse der Taunuseisenbahn wurde 1838 durch die Nieder Gemar- ambulanten Pflegedienst. kung geführt. 1918 eröffneten die Eisenbahnwerkstätten im Gelände vor dem Niedwald. Es heißt, dass es bereits vor der Über die Möglichkeiten jüdischen Lebens Eingemeindung Nieds 1928 nach Überlegungen gab, informiert Sie gern unser Rabbiner Andrew Steiman. einen Bäder- und Kurbetrieb einzurichten, weil sich im Stadtteil Das Haus verfügt über eine eigene Synagoge, zwei Mineralbrunnen befinden, deren Wasser zwar trinkbar, aber eine koschere Küche und eine Kapelle. sehr schwefelhaltig ist. Bestätigt ist das nicht. Unsere Kurzzeitpflege steht Ihnen bei Heute leben in Nied 19.056 Einwohner (Stand: 2014). Die Bevölke- vorübergehender Pflegebedürftigkeit zur Verfügung. rung ist im Durchschnitt 41,1 Jahre alt, der stadtweite Durchschnitt liegt bei 41,3 Prozent. 17,6 Prozent sind unter 18 Jahre, 16,4 Prozent Wilhelmshöher Str. 279 · 60389 Frankfurt/Main über 65 Jahre. 34,4 Prozent der Nieder haben keinen deutschen Telefon 069/47871- 0 · Fax 069/477164 Pass. Zu erreichen ist der Stadtteil mit den S-Bahnlinien S1 und S2, www.budge-stiftung.de · [email protected] mit den Straßenbahnlinien 11 und 21 sowie mit den Buslinien 51, 54, 59 und n8.

48 Senioren Zeitschrift 4|2016 Besondere Orte

erklärt Lampe das Engagement der gut 200 Mitglieder. Schautafeln, Fotos, Kar- ten, Vitrinen mit Fundstücken und Mo- delle erzählen, wie sich das frühere Bauern- und Fischerdorf über Arbeits- stätte der Eisenbahner bis hin zum mul- tikulturellen Stadtteil mit mehr als 19.000 Einwohnern entwickelt hat.

Zu schade für den Keller Teile der Exponate stammen aus Re- cherchen von Adalbert Vollert, Gründer Martin Anders hat Häuser aus der Straße Alt-Nied von 1895 nachgebaut. des Nieder Heimat- und Geschichtsver- eins. Für seine Schriftenreihe über die Geschichte des Stadtteils sammelte er läuft. „Krüge und Teller aus den Gräbern kann man bei Hefte, Fotos, Karten und Erinnerungen – „die zu schade uns im Museum sehen“, wirbt Lampe. waren, um sie im Keller zu lagern“, so Lampe. Die Idee, Die historischen Teile der Sitzgruppe haben Bauar- ein Museum einzurichten, war geboren. Martin Anders, beiter 2012 bei Erdarbeiten für eine Kita ausgegraben. damals Eisenbahner in Nied, baute für das Museum 1.200 Ziegel gingen ins Archäologische Museum, den noch als 80-Jähriger Siedlungen und Bezirke des Stadt- Ziegelbruch hat sich der Heimatverein gesichert. Die Ex- teils als Modelle nach. ponate bilden die erste von drei Abteilungen des Muse- Neben der Dauerausstellung gibt es einen Raum im ums, die der „Vor- und Frühgeschichte“ Nieds gewidmet Haus, den der Verein seit 1991 für Sonderausstellungen sind. Hinzu kommen „Mittelalter und Neuzeit“ und nutzt – „damit der Besucher stets etwas Neues entde- „Neuste Zeit“ – aufgeteilt in drei Räumen der früheren cken kann“, so Lampe. Bis November sind dort mehr als Beuneschule, die der Verein 1982 für sein Museum zur 200 Gegenstände ausgestellt, die Nieder damals zu Verfügung gestellt bekam. Hause hatten, zusammengetragen von der Archivgruppe „Wir wollen die Stadtteilhistorie an einem Ort präsen- des Vereins. Darunter alte Spieluhren, Kochbücher, eine tieren, wie er jetzt ist und daran erinnern, wie er war“, Tischdecke mit Frankfurter Motiven, eine Bohnen- schnippelmaschine, ein Lockenkopf als Spardose, eine Schere mit dem Kaiserpaar, Poesiealben und der Kopf ei- Das Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9a, ist sonntags von nes Hechtes, der vor 30 Jahren aus dem Grillschen Alt- 14 bis 17 Uhr geöffnet sowie nach Absprache unter arm von einem Sossenheimer gefangen und in gemütli- Telefon 069 / 39 87 89. Eintritt frei. Der Eingang ist über eine cher Runde von Bürgern aus , Schwanheim, mobile Rampe erreichbar. Auf Wunsch führt Wolfgang Lampe SW_Zahnarztpraxis_Doenges_2016durch das Museum. Weitere 26.11.15 Informationen 09:14 Seite unter 1 Höchst und Nied verspeist wurde. „Wir bieten Geschich- www.geschichtsverein-nied.de. gra te zum Anfassen“, so Lampe. Judith Gratza

Anzeige

Totalprothesen für ein angenehmes Leben Viele zahnlose Menschen sind mit ihren Prothesen unglücklich. Neben der Funktionalität spielt auch die Ästhetik eine entschei- Sie sitzen nicht richtig, schaukeln, die Wahl des Essens will wohl dende Rolle. Es werden grundsätzlich hochwertige Keramikzähne überlegt sein und sie haben das Gefühl ihre Mitmenschen bemerken verwendet, die durch ihre Optik Natürlichkeit und Jugendlichkeit ihre Unsicherheit. Das Thema Implantologie (Einsetzen von künst- ausstrahlen. Als Gesamtergebnis erhalten die Patienten eine zahn- lichen Zahnwurzeln in den Kiefer) kommt jedoch nicht für jeden in medizinische Versorgung, die einen hohen Zugewinn an Lebens- Frage. Die Tatsache einer Operation, die Angst vor Unverträglich- qualität bietet. keit sowie der zeitliche Aufwand verleihen vielen Menschen einen Lassen Sie sich von den Vorteilen über- großen Respekt davor. Trotzdem ist es möglich, eine fast optimale zeugen und besuchen Sie uns in unserer Kaufunktion verbunden mit einer hohen Ästhetik zu erreichen. Praxis. Wir beraten Sie gerne über Ihre Die Vollprothese nach „Gutowski / Läkamp“ ist die echte Alternative Möglichkeiten. zur Implantologie. Nach einem speziellen Verfahren wird die Prothese exakt den Kieferverhältnissen angepasst. Mit Hilfe von detaillierten Abformungen des Kiefers wird die Voraussetzung für den maxima- Zahnarztpraxis Helga Dönges len Halt erreicht. Zusätzlich werden durch die korrekte Einstellung des Gutzkowstraße 44 Bisses unter Einbeziehung der Kiefergelenke die Bewegungen der 60594 Frankfurt am Main Prothese auf ein Minimum reduziert. Tel: 0 69/ 62 32 49 · Fax: 069/61 21 61

4|2016 Senioren Zeitschrift 49

1/4 Seite quer (185 × 69), im Satzspiegel