V E R O R D N U N G

der Körperschaftsforstdirektion Tübingen und der Forstdirektion Tübingen über die Schonwälder

„Hohenreisach“, „Lauingsfirst“, „Mochenlau“, „Rübholz“, „Saulach“, „Schröcke“, „Teckberg“, „Bombachtal“, „Federlesmahd“, „Föllbach“, „Hohenneuffen“ und „Jusiberg“

vom 30. Dezember 2004

Auf Grund von §§ 32 Abs.6 und 36 Abs.1 Landeswaldgesetz (LWaldG) in der Fassung vom 31. August 1995 (GBl. S. 685), zuletzt geändert am 19. November 2002 (GBl. S. 428) wird verordnet:

§ 1 Erklärung zum Schonwald

(1) Die in § 2 näher bezeichneten Schonwälder im Regierungsbezirk wurden durch Erklärung festgesetzt. Sie werden durch diese Rechtsverordnung neu ausgewiesen, ohne dass ihre Abgrenzung wesentlich verändert wird.

(2) Die Schonwälder führen folgende Bezeichnungen:

1. „Hohenreisach“ im Forstbezirk Kirchheim auf dem Gebiet der Stadt , Gemarkung Kirchheim, Landkreis ;

2. „Lauingsfirst“ im Forstbezirk Kirchheim auf dem Gebiet der Stadt , Gemarkung Weilheim, Landkreis Esslingen;

3. „Mochenlau“ im Forstbezirk Kirchheim auf dem Gebiet der Gemeinde , Gemarkung Ohmden, Landkreis Esslingen;

4. „Rübholz“ im Forstbezirk Kirchheim auf dem Gebiet der Stadt Kirchheim unter Teck, Gemarkung Kirchheim, Landkreis Esslingen;

5. „Saulach“ im Forstbezirk Kirchheim auf dem Gebiet der Stadt am Neckar, Gemarkung Wendlingen, Landkreis Esslingen;

6. „Schröcke“ im Forstbezirk Kirchheim auf dem Gebiet der Gemeinde , Gemarkung Oberlenningen, Landkreis Esslingen;

7. „Teckberg“ im Forstbezirk Kirchheim auf dem Gebiet der Gemeinde , Gemarkung Bissingen, der Gemeinde Lenningen, Gemarkung Unterlenningen sowie der Stadt Owen, Gemarkung Owen, Landkreis Esslingen;

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8. „Bombachtal“ im Forstbezirk Nürtingen auf dem Gebiet der Stadt , Gemarkung Sielmingen, Landkreis Esslingen;

9. „Federlesmahd“ im Forstbezirk Nürtingen auf dem Gebiet der Stadt Leinfelden- Echterdingen, Gemarkung Echterdingen, Landkreis Esslingen;

10. „Föllbach“ im Forstbezirk Nürtingen auf dem Gebiet der Stadt Nürtingen, Gemarkung Hardt und im Forstbezirk Weil im Schönbuch auf dem Gebiet der Stadt , Gemarkung Grötzingen, Landkreis Esslingen;

11. „Hohenneuffen“ im Forstbezirk Nürtingen auf dem Gebiet der Stadt Neuffen, Gemarkung Neuffen, Landkreis Esslingen;

12. „Jusiberg“ im Forstbezirk Nürtingen auf dem Gebiet der Stadt Neuffen, Gemarkungen Kappishäusern und Neuffen, Landkreis Esslingen.

§ 2 Schutzgegenstand

(1) Größe und Lage der Schonwälder:

1. Der Schonwald „Hohenreisach“ hat eine Größe von rd. 24,9 ha. Er liegt im Stadtwald Kirchheim unter Teck und umfasst Teile der Abteilungen 7, 10, 13, 15 und 16 des Distriktes 2 „Bergwald“;

2. Der Schonwald „Lauingsfirst“ hat eine Größe von rd. 20,8 ha. Er liegt im Staatswald Kirchheim und umfasst Teile der Abteilungen 3 und 5 des Distriktes 35 „Lauingsfirst“;

3. Der Schonwald „Mochenlau“ hat eine Größe von rd. 16,1 ha. Er liegt im Staatswald Kirchheim und umfasst einen Teil der Abteilung 10 des Distriktes 7 „Bolzhausen“;

4. Der Schonwald „Rübholz“ hat eine Größe von rd. 16,9 ha. Er liegt im Staatswald Kirchheim und umfasst Teile der Abteilungen 3 und 4 des Distriktes 8 „Rübholz“;

5. Der Schonwald „Saulach“ hat eine Größe von rd. 2,5 ha. Er liegt im Stadtwald Wendlingen am Neckar und umfasst einen Teil des Distriktes 3 „Saulach“;

6. Der Schonwald „Schröcke“ hat eine Größe von rd. 76,4 ha. Er liegt im Staatswald Kirchheim und umfasst die Abteilungen 2 bis 5 des Distriktes 30 „Grabstetter Wald“; Der Schonwald ist zu einem kleinen Teil flächengleich mit dem 593 ha großen Naturschutzgebiet „Oberes Lenninger Tal mit Seitentälern“ (VO v. 1.6.1993);

7. Der Schonwald „Teckberg“ hat eine Größe von rd. 135,8 ha. Er liegt im Staatswald Kirchheim und umfasst die Abteilungen 1 bis 5 des Distriktes 13 „Teckberg“; Der Schonwald ist zu einem Teil flächengleich mit dem 386 ha großen Naturschutzgebiet „Teck“ (VO v. 9.11.1999).

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8. Der Schonwald „Bombachtal“ hat eine Größe von rd. 4,9 ha. Er liegt im Stadtwald Filderstadt und umfasst einen Teil der Abteilung 4 des Distriktes 7 „Sielminger Wald“;

9. Der Schonwald „Federlesmahd“ hat eine Größe von rd. 38,8 ha. Er liegt im Stadtwald Leinfelden-Echterdingen und umfasst Teile der Abteilungen 10, 11 und 13 sowie die ganze Abt. 12 des Distriktes 3 „Federlensmahd“;

10. Der Schonwald „ Föllbach“ hat eine Größe von rd. 21,2 ha. Er liegt im Gemeindewald und im Stadtwald Aichtal. Im Gemeindewald Wolfschlugen umfasst er Teile der Abteilungen 1 bis 3 des Distriktes 1 „Unterhardtwald“. Im Stadtwald Aichtal umfasst er einen Teil des Distriktes 1 „Gefäll“;

11. Der Schonwald „Hohenneuffen“ hat eine Größe von rd. 91,0 ha. Er liegt im Staatswald Nürtingen und im Stadtwald Neuffen. Im Staatswald umfasst er die Abteilungen 1 bis 4 des Distriktes 6 „Hohenneuffen“. Im Stadtwald Neuffen umfasst er die Abteilungen 1 bis 3 des Distriktes 2 „Bauerlochberg“; Der Schonwald hat einen kleinen Anteil am Naturschutzgebiet „Neuffener Heide“ (VO v. 22.9.1978);

12. Der Schonwald „Jusiberg“ hat eine Größe von rd. 42,4 ha. Er liegt im Stadtwald Neuffen und umfasst die Abteilungen 1 bis 3 des Distriktes 7 „Jusiberg“ sowie einen Teil des Distriktes 5 „Jusenberg“; Der Schonwald ist zu einem kleinen Teil flächengleich mit dem Naturschutzgebiet „Jusi - Auf dem Berg“ (VO v. 28.12.1992) sowie Teil des Naturschutzgebietes „Neuffener Hörnle - Jusenberg“ (VO v. 21.11.1997);

(2) Die Grenzen der Schonwälder sind in einer Übersichtskarte im Maßstab 1:25 000 mit durchgezogener schwarzer Linie und punktiert sowie in einer Detailkarte im Maßstab 1:10 000 mit durchgezogener schwarzer Linie und flächig grün dargestellt. Die Karten sind Bestandteil dieser Verordnung.

Die Verordnung mit Karten wird beim Regierungspräsidium Tübingen, Abteilung 8 (Forstdirektion), bei der unteren Forstbehörde des Landratsamtes Esslingen, bei der Stadt Kirchheim unter Teck, der Stadt Weilheim an der Teck, der Gemeinde Ohmden, der Stadt Wendlingen am Neckar, der Gemeinde Lenningen, der Gemeinde Bissingen an der Teck, der Stadt Owen, der Stadt Filderstadt, der Stadt Leinfelden-Echterdingen, der Stadt Nürtingen, der Stadt Aichtal und der Stadt Neuffen für die Dauer von 3 Wochen, beginnend am Tag nach Verkündung dieser Verordnung im Gesetzblatt, zur kostenlosen Einsicht durch jedermann während der Sprechzeiten öffentlich ausgelegt.

(3) Die Verordnung mit Karten ist nach Ablauf der Auslegungsfrist bei den in Absatz 2, zweiter Unterabsatz, bezeichneten Stellen zur kostenlosen Einsicht durch jedermann während der Sprechzeiten niedergelegt, solange die Rechtsverordnung in Geltung ist.

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§ 3 Schutzzweck

(1) Der Schutzzweck ist bei dem jeweiligen Schonwald:

1. „Hohenreisach“: • die möglichst langfristige Erhaltung, Pflege und Verjüngung eines artenreichen Waldökosystems (eichenreiche Laubbaumbestände, naturnaher lindenreicher Eichen-Hainbuchenwald und Erlen-Eschenwald) im Sinne der FFH- Erhaltensziele; • Erhaltung des Blaustern-Vorkommens (Scilla bifolia); • die Fortführung der Mittelwaldbewirtschaftung als kulturhistorische Waldnutzungsform in Abteilung 13.

2. „Lauingsfirst“: • die möglichst langfristige Erhaltung, Pflege und spätere Verjüngung standortstypischer, naturnaher Waldgesellschaften (Buchen-Eichenwald) als Brutbiotop für Höhlenbrüter.

3. „Mochenlau“: • die Erhaltung, Pflege und langfristige Verjüngung standortstypischer, naturnaher Waldgesellschaften (Eichen-Hainbuchenwald- und Buchen-Eichenwald).

4. „Rübholz“: • die Erhaltung, Pflege und Verjüngung artenreicher Laubwaldgesellschaften auf Lias-Tonmergelböden mit krautreicher Bodenflora.

5. „Saulach“: • die langfristige Erhaltung eines aus Mittelwald hervorgegangenen Laubbaum- Altbestandes und dessen Entwicklung zu einem mehrschichtigen, ungleichaltrigen naturnahen Buchen-Eichenwald.

6. „Schröcke“: • die Erhaltung und Förderung eines vielfältigen, standortstypischen und naturnahen Waldökosystems im hinteren Lenninger Tal. Es wird von zahlreichen, an die unterschiedlichen Standorte des Steilabfalles der Schwäbischen Alb angepasste Waldgesellschaften geprägt und beheimatet zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten; • die Erhaltung und Sicherung des Vorkommens der Waldlebensraumtypen und der Lebensstätten von Arten im Sinne der FFH-Richtlinie, der Vogelschutz- richtlinie und der Verordnung des Naturschutzgebietes „Oberes Lenninger Tal mit Seitentälern“.

7. „Teckberg“: • die Erhaltung und Förderung eines vielfältigen, standortstypischen und naturnahen Waldökosystems auf dem Teckberg. Es wird von zahlreichen, an die unterschiedlichen Standorte des Weißjura-Zeugenberges im Albvorland angepasste Waldgesellschaften geprägt und beheimatet zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten; -5-

• die Erhaltung und Sicherung des Vorkommens der Waldlebensraumtypen und der Lebensstätten von Arten im Sinne der FFH-Richtlinie, der Vogelschutzrichtlinie und der Verordnung des Naturschutzgebietes „Teck“.

8. „Bombachtal“: • die möglichst langfristige Erhaltung eines Eichen-Altbestandes und nachfolgende Erneuerung zur Erhaltung und Förderung des Vorkommens seltener Tier- und Pflanzenarten (Hirschkäfer, Höhlenbrüter).

9. „Federlesmahd“: • die Erhaltung und langfristige Pflege strukturreicher Eichenmischwälder mit Erhaltung der autochthonen Elsbeeren; • die Zulassung der natürlichen erosiven Dynamik der Keuperklingen; • die Förderung höhlenbrütender Vogelarten und die Erhaltung der Lebensstätten von Arten im Sinne der FFH- und der EU-Vogelschutzrichtlinie; • höhere stehende und liegende Totholzanteile sind anzustreben, soweit es die Verkehrssicherungspflicht erlaubt;

10. „Föllbach“: • der Schutz der geologischen Besonderheiten durch Erhaltung, Pflege und Verjüngung einer standortstypischen naturnahen Waldgesellschaft (Eichen- Hainbuchenwald) im Südosten; • der Verzicht auf forstliche Maßnahmen im naturnahen Schluchtwald im Nordwesten und Nordosten.

11. „Hohenneuffen“ • die Erhaltung, Pflege und Verjüngung standortstypischer naturnaher Waldgesellschaften (Buchenwald- und Steppenheidewald) auf Basalttuff; • die Erhaltung und Sicherung des Vorkommens der Lebensraumtypen und der Lebensstätten von Arten im Sinne der FFH- und der EU-Vogelschutzrichtlinie und der Verordnung des Naturschutzgebietes „Neuffener Heide“.

12. „Jusiberg“: • die Erhaltung, Pflege und Verjüngung standortstypischer naturnaher Waldgesellschaften (Buchenwald- und Steppenheidewald) auf Basalttuff; • die Erhaltung und Sicherung des Vorkommens der Lebensraumtypen und der Lebensstätten von Arten im Sinne der FFH- und der EU-Vogelschutzrichtlinie und der Verordnungen der Naturschutzgebiete „Jusi - Auf dem Berg“ und „Neuffener Hörnle - Jusenberg“.

(2) Weiterer Schutzzweck in ausgewählten Gebieten ist der Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in Europa. Nachstehende Schonwälder liegen in Gebieten, die in die nationale Vorschlagsliste zur Meldung an die Kommission für den Aufbau und den Schutz eines Europäischen Netzes Natura 2000 (FFH-Richtlinie 92/43/EWG und Vogel- schutzrichtlinie 79/409/EWG) aufgenommen wurden:

• Schonwald „Hohenreisach“ im FFH-Gebiet „Reisach und Rauber“ (Gebietsnummer 7322-341) mit z.B. dem prioritären Lebensraum „Auenwälder mit Erle, Esche, Weide“ sowie z.B. den Lebensräumen „Waldmeister-Buchenwald“ und „Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald“;

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• Schonwälder „Schröcke“ und „Teckberg“ im Vogelschutzgebiet „Teck und Pfullingen-Gruibingen“ (Gebietsnummer 7422-401) sowie im FFH-Gebiet „Lenninger Tal und Teckberg“ (Gebietsnummer 7422-341) mit z.B. den prioritären Lebensräumen „Schlucht- und Hangmischwälder“ und „Auenwälder mit Erle, Esche, Weide“, z.B. den Lebensraumtypen „Waldmeister-Buchenwald“, „Orchideen- Buchenwälder“ und „Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald“ sowie z.B. Vorkommen der prioritären Arten „Spanische Flagge“ und „Alpenbock“.

• Schonwald „Federlesmahd“ im FFH-Gebiet „Glemswald“ (Gebietsnummer 7320- 341) mit z.B. den Lebensräumen „Sternmieren-Eichen-Hainbuchen-Wald“ und „Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald“ sowie z.B. Vorkommen der prioritären Art „Eremit“.

• Schonwälder „Hohenneuffen“ und „Jusiberg“ im FFH-Gebiet „Hohenneuffen, Jusi und Bassgeige“ (Gebietsnummer 7422-342) mit z.B. den Lebensräumen „Waldmeister-Buchenwald“, „Orchideen-Buchenwälder“ und „Labkraut-Eichen- Hainbuchenwälder“ sowie z.B. Vorkommen der prioritären Arten „Spanische Flagge“ und „Alpenbock“.

• Schonwald „Jusiberg“ im Vogelschutzgebiet „Teck und Albtrauf Pfullingen- Gruibingen“ (Gebietsnummer 7422-401).

§ 4 Verbote

(1) In den Schonwäldern sind alle Handlungen verboten, die zu einer Zerstörung, Be- schädigung oder Veränderung der Schutzgebiete oder ihres Naturhaushaltes sowie zu einer nachhaltigen Störung oder zu einer Beeinträchtigung der wissenschaftlichen Erforschung der Schonwälder führen oder führen könnten, insbesondere die im Absatz 2 genannten Handlungen.

(2) Insbesondere ist verboten:

1. Zum Schutz von Tieren und Pflanzen: a) Standorte besonders geschützter Pflanzen durch Aufsuchen, z.B. zum Fotografieren, Filmen oder durch ähnliche Handlungen zu beeinträchtigen oder zu zerstören; b) Tiere einzubringen, wild lebenden Tieren nachzustellen, sie mutwillig zu beunruhigen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder Puppen, Larven, Eier oder Nester oder sonstige Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten dieser Tiere zu entfernen, zu beschädigen oder zu zerstören; c) wild lebende Tiere an ihren Nist, Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten durch Aufsuchen, Fotografieren, Filmen oder ähnliche Handlungen zu stören;

2. bauliche Maßnahmen durchzuführen oder vergleichbare Eingriffe vorzunehmen wie: a) bauliche Anlagen im Sinne der Landesbauordnung zu errichten oder der Errichtung gleichgestellte Maßnahmen durchzuführen; b) Straßen, Plätze oder sonstige Verkehrsanlagen anzulegen, Leitungen zu verlegen oder Anlagen dieser Art zu verändern; c) fließende oder stehende Gewässer anzulegen, zu beseitigen oder zu verändern sowie Entwässerungs- oder andere Maßnahmen vorzunehmen, die den Wasserhaushalt verändern sowie Gewässer verunreinigen; -7-

d) Plakate, Bild- oder Schrifttafeln aufzustellen oder anzubringen, mit Ausnahme behördlich zugelassener Beschilderungen;

3. die Bodengestalt zu verändern, insbesondere durch Auffüllungen oder Abgrabungen;

4. Pflanzenschutzmittel, Düngemittel oder sonstige Chemikalien zu verwenden;

5. a) die Schutzgebiete auf Wegen unter 2 m Breite und außerhalb befestigter Wege mit Fahrrädern zu befahren; b) auf nicht dafür ausgewiesenen Waldwegen zu reiten; c) zu zelten, zu lagern, Wohnwagen oder Verkaufsstände aufzustellen oder Kraftfahrzeuge außerhalb ausgewiesener Parkplätze abzustellen; d) Abfälle oder sonstige Gegenstände zu hinterlassen oder zu lagern; e) außerhalb amtlich gekennzeichneter Feuerstellen Feuer anzumachen oder zu unterhalten; f) Lärm oder Luftverunreinigung zu verursachen.

§ 5 Zulässige Handlungen

(1) Die Verbote des § 4 gelten nicht für die ordnungsgemäße Ausübung der Jagd mit der Maßgabe, dass 1. Hochsitze und Kanzeln landschaftsgerecht aus naturbelassenen Hölzern errichtet werden; 2. für die natürliche Verjüngung der vorkommenden Waldgesellschaften angepasste Wildbestände hergestellt oder beibehalten werden; 3. keine Fütterungen angelegt werden.

(2) Die Verbote des § 4 gelten weiter nicht für im Einvernehmen mit der höheren Forstbehörde angeordnete oder zugelassene Beschilderungen.

(3) Unberührt bleibt auch die bisher rechtmäßig ausgeübte nicht forstliche Nutzung der Grundstücke und Gewässer sowie der rechtmäßig bestehenden Einrichtungen in der bisherigen Art und im bisherigen Umfang sowie deren Unterhaltung und Instandsetzung.

§ 6 Schutz- und Pflegegrundsätze; forstliche Maßnahmen

(1) Die ordnungsgemäße forstliche Bewirtschaftung in den Schutzgebieten bleibt zulässig mit der Maßgabe, dass folgende Pflegegrundsätze beachtet werden:

• Die künftigen Waldgesellschaften setzen sich aus dem Spektrum gebietsheimischer Baumarten zusammen; • kein Anbau von Nadelbäumen (außer Eibe) und nicht gebietsheimischen Laubbäumen; • die Verjüngung der autochthonen Eiben (Taxus eubaccata) ist zu fördern und an geeigneten Stellen sollen auch Pflanzungen mit autochthonen Herkünften der Eibe angelegt werden; -8-

• die Naturverjüngung hat Vorrang. Pflanzung erfolgt nur, wenn die angestrebte Naturverjüngung nicht aufläuft; • die vorhandene Baumartenvielfalt ist zu erhalten und zu fördern; • seltene Baumarten sind zu erhalten und zu fördern; • höhere stehende und liegende Totholzanteile sind anzustreben, sofern es die Verkehrssicherungspflicht und Waldhygiene erlauben; • insbesondere in FFH- und EU-Vogelschutzgebieten ist anzustreben, die Umtriebs- zeiten zu verlängern; • die vorhandenen Waldbiotope sind zu erhalten und zu pflegen; • keine Ausbringung von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln;

(2) In den einzelnen Schonwäldern sind zusätzlich folgende Pflegegrundsätze zu beachten:

1. Schonwald „Hohenreisach“ im Forstbezirk Kirchheim • Einzelstamm- bis kleinflächenweise Bewirtschaftung und spätere Verjüngung auf der gesamten Fläche auf artenreiche, naturnahe Laubbaumbestände; • Förderung der Linden und Erhaltung der Höhlenbäume; • Fortführung der Mittelwaldbewirtschaftung in der Abteilung 13.

2. Schonwald „Lauingsfirst“ im Forstbezirk Kirchheim • Erhaltung der jetzigen Altbestandsstruktur bis an die physischen Grenzen als Brutbiotop für Höhlenbrüter; • Beschränkung der Pflegemaßnahmen auf die Förderung des Eichenteils, die Erhaltung des Buchenunterstandes und die Sicherung von Samenbäumen des anerkannten Buchenbestandes; • Ausgleich des nach eingeleiteter Verjüngung im Nordosten entstandenen Steilrandes durch einzelstammweisen Auszug der Altbuchen und durch Linden-, Hainbuchen- und Eiben-Unterbau;

3. Schonwald „Mochenlau“ im Forstbezirk Kirchheim • langfristige und einzelstammweise bis kleinflächige Bewirtschaftung des Altbestandes, weitgehender Verzicht auf forstliche Bewirtschaftung in dem auf der Karte mit schwarzer Schraffur gekennzeichneten Bereichen; • Schutz der Eiche ggf. durch Zaun; • qualitativ schlechte Einzelbäume werden bis zum natürlichen Absterben auf der gesamten Fläche belassen.

4. Schonwald „Rübholz“ im Forstbezirk Kirchheim • einzelstammweise bis kleinflächige Verjüngung auf die vorhandenen Laubbaum- arten, insbesondere Eiche, Ahorn und Esche; • Allmählicher Auszug der Douglasien.

5. Schonwald „Saulach“ im Forstbezirk Kirchheim • lediglich Nutzung der vorhandenen Werteichen; • absterbende Bäume verbleiben als Totholz im Bestand; • ggf. Pflanzung von Eichenheistern im Kleinzaun auf natürlich entstandenen Lücken. -9-

6. Schonwald „Schröcke“ im Forstbezirk Kirchheim • Pflege und Verjüngung der naturnahen, standortstypischen Laubbaumbestockung; ggf. Ergänzung mit autochthonen Eiben; • Einengung der vorhandenen Fichtenbestände; • Naturverjüngung der Bestände mit Räumungsflächen bis maximal 1 ha Größe; • Freihaltung der Felsen; • kein Neubau von Fahrwegen, keine weitere Anlage von Erholungseinrichtungen; • weitere touristische Erschließung, insbesondere die Markierung von Wegen unterbleibt; • keine Aufforstung von Wiesen.

7. Schonwald „Teckberg“ im Forstbezirk Kirchheim • Erhaltung, Pflege und Erneuerung der naturnahen, standortstypischen Laub- baumbestockung; ggf. Ergänzung mit autochthonen Eiben; • keine großflächigen Räumungen; • wo erforderlich Eingriffe zu Gunsten der Bodenflora; • keine weitere Anlage von Erholungseinrichtungen.

8. Schonwald „Bombachtal“ im Forstbezirk Nürtingen • nur einzelstammweise Nutzung besonders wertvoller Eichen; • Erneuerung durch Naturverjüngung, Sicherung des Eichenanteils ggf. durch Pflanzung von Eichenheistern und Zurückdrängung der aufkommenden Buchen- Naturverjüngung; • zur Förderung der Höhlenbrüter und der Hirschkäfer Belassen einzelner Eichen bis zum natürlichen Verfall und des stehenden und liegenden Totholzes im Bestand.

9. Schonwald „Federlesmahd“ im Forstbezirk Nürtingen • langfristige Bewirtschaftung der Eichenbestände als Laubbaumdauerbestockung; Erhaltung und Förderung der Strukturvielfalt; • Belassung von Höhlenbäumen. Nutzungsverzicht auch bei einzelnen, qualitativ schlechteren Alteichen und –buchen; Anreicherung von stehendem und liegendem Totholz; • Schrittweiser Auszug vorhandener Nadelbäume, künftig Verzicht auf die Einbringung gebietsfremder Baumarten; • Schaffung artenreicher, stufig aufgebauter Waldränder;

10. Schonwald „Föllbach“ im Forstbezirk Nürtingen • im Schluchtwald im Nordwesten und Nordosten Verzicht auf forstliche Maßnahmen; • im Südostteil: a) Förderung von Eiche und Hainbuche; einige Hainbuchen sollen in den Oberstand einwachsen; b) sukzessiver Auszug der Starkbuchen; c) nördlich des „Ulrichstein“ Auszug der Fichten; gut bekronte Lärchen auf späteren Überhalt vorbereiten; d) langfristige und kleinflächige Verjüngung des Bestandes auf Eiche und Hainbuche, ggf. in Kleinzäunen. -10-

11. Schonwald „Hohenneuffen“ im Forstbezirk Nürtingen • keine Nutzung in den ausgewiesenen Altholzinseln (in der Karte ocker hinterlegt), ausgenommen hiervon sind periodische Eingriffe in den unmittelbaren Felsrandbereichen zur Förderung lichtliebender Tier- und Pflanzenarten sowie zur Erhaltung des Landschaftsbildes; • die Förderung der Weidbuchen im Übergangsbereich zum Naturschutzgebiet „Neuffener Heide“; • auf der Restfläche Pflege der jüngeren Bestände und Förderung der Mischbaumarten. In den Althölzern langfristige natürliche Verjüngung.

12. Schonwald „Jusiberg“ im Forstbezirk Nürtingen • langfristige natürliche Verjüngung der Buche; • Begünstigung vorhandener Eichen und seltener Laubbaumarten (u. a. Elsbeere, Flaumeiche, Mehlbeere); • allmählicher Auszug von Nadelbäumen; • Offenhaltung der Randzonen im Bereich der alten Steinbrüche in Abteilung 3 des Distriktes 7.

(3) Die für die Umsetzung der Schutz- und Pflegegrundsätze erforderlichen Maß- nahmen werden in periodischen Betriebsplänen nach § 50 LWaldG, in Pflege- und Entwicklungsplänen (PEPL) nach FFH- bzw. EU-Vogelschutzrichtlinie und nach den entsprechenden Naturschutzgebiets-Verordnungen festgelegt und kontrolliert.

§ 7 Wissenschaftliche Betreuung

Die wissenschaftliche Betreuung der Schonwälder obliegt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.

§ 8 Befreiungen

(1) Von den Vorschriften dieser Verordnung kann für Schonwaldflächen außerhalb bestehender Naturschutzgebiete durch die höhere Forstbehörde Befreiung erteilt werden.

(2) Im Überlappungsbereich der Schonwälder „Schröcke“, „Teckberg“, „Hohenneuffen“ und „Jusiberg“ mit den in § 2 Abs.1 Ziff. 6, 7, 11 und 12 genannten Naturschutzgebieten ist nur eine Befreiung notwendig. Diese erteilt die höhere Naturschutzbehörde im Einvernehmen mit der höheren Forstbehörde.

(3) Soweit Erhaltungsziele der vorliegenden FFH- und Vogelschutzgebiete betroffen sind, kann im Einzelfall auch eine Verträglichkeitsprüfung oder Ausnahme nach § 26 c NatSchG erforderlich werden.

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§ 9 Ordnungswidrigkeiten

Ordnungswidrig im Sinne des § 83 Abs. 3 LWaldG handelt, wer in einem der genannten Schonwälder vorsätzlich oder fahrlässig eine der nach § 4 dieser Verordnung verbotenen Handlungen vornimmt.

§ 10 Sonstiges

Unberührt bleiben alle Rechtsvorschriften, die für die in § 2 näher bezeichneten Flächen bestehen.

§ 11 Inkrafttreten

(1) Diese Verordnung tritt am Tage nach Ablauf der Auslegungsfrist nach § 2 Abs. 2 in Kraft.

(2) Gleichzeitig treten folgende Schonwalderklärungen der Forstdirektion Stuttgart außer Kraft: 1. „Lauingsfirst“ vom 07. Mai 1984; 2. „Mochenlau“ vom 16. April 1992; 3. „Saulach“ vom 24. Februar 1983; 4. „Schröcke“ vom 29. September 1983; 5. „Hohenneuffen“ vom 10. Juli 1992.

(3) Gleichzeitig treten folgende Schonwalderklärungen der Körperschaftsforstdirektion Stuttgart außer Kraft: 1. „Öltenstein“ vom 15. Dezember 1989; 2. „Bombachtal“ vom 20. März 1989; 3. „Federlesmahd“ vom 04. Oktober 1993; 4. „Föllbach“ vom 18. November 1985; 5. „Jusiberg“ vom 09. Juli 1992.

(4) Gleichzeitig treten die mit Erlass des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt Baden-Württemberg vom 09. Dezember 1974 (Az.: V 794.2) abgegebenen Schonwalderklärungen über die Schonwälder „Hohenreisach“, „Rübholz“ und „Teckberg“ im Forstbezirk Kirchheim mit Genehmigung des Ministeriums Ländlicher Raum Baden-Württemberg vom 28. April 1998 (Az.: 52-8675.10) außer Kraft.

Tübingen, den 30. Dezember 2004 gez. Griesinger