11. Jahrgang, Nr. 130 November 2008 OT UCHS RRIBÜNE FÜR OMMUNISTENFUND OZIALISTEN IN EUTSCHLAND T K S D Bushs blutige Bilanz in Amokläufer ist am Ende seiner Strecke offen. Obama ist als Persönlichkeit keineswegs Eangekommen: Der dümmste und gefähr- mit einer so trivialen Figur wie George W. Bush lichste USA-Präsident seit 1945 – und da gibt zu vergleichen. Auch die Demokraten als Partei es wahrlich einige Konkurrenz – schwimmt sollten nicht – vor allem, was ihre Wählerbasis jetzt nur noch als „lame duck“ auf dem Was- betrifft – mit den Republikanern in einen Topf hingtoner Politteich. Lahme Ente – so nennen geworfen werden. Bushs und McCains Partei die Amerikaner nämlich ihre abgewählten und steht – jedenfalls in der Innenpolitik – deut- damit kraftlos gewordenen Staats- und Regie- lich weiter rechts. Beide großbürgerlichen For- rungschefs, die ein letztes Gnadenvierteljahr mationen aber gehören zu einem politischen im Weißen Haus zubringen dürfen. Mit diesem Wechselbad: Haben sich die einen den Unmut NHALT Domizil ist George W. Bush bestens bedient, der Wähler zugezogen, machen sich die anderen I gehörte er doch eher in eine Zelle des Haager warm. Das strategische Ziel variiert dabei kaum. Seite Untersuchungsgefängnisses. Mit den Demokraten – im Süden der Vereinigten NebelschwadenWenn Flaggschiffe sinken ... S. 22 Dieser Mann ist ein professioneller Luntenleger. Staaten bilden sie traditionell das Rückgrat der EinDas großer Volk hat Staatsmann Angst der DDR S. 32 Als oberster Vollstreckungsbeamter der wirkli- rassistischen Reaktion – verbinden sich weiter GleichesEin Löffel und Teer Ungleiches in einem Honigfaß S. 43 „Heute weiß ich, was Kapitalismus ist“ 4 chen Machthaber seines Landes hat er die Welt nördlich vor allem mittlere und ärmere Bevöl- Chemnitzer Skandal S. 5 Atem der Geschichte 5 gleich an mehreren Ecken angezündet. Als „Ant- kerungsschichten, Angehörige der Minderheiten AusstellungsverweigerungBrief aus Überlingen wegen 6 wort“ auf den vermutlich vom eigenen Geheim- und jene, welche in Europa für Parteien wie die Lehrer Kapitalismuskritik dreier Generationen S. 57 dienst „angeregten“ 11. September 2001 ließ er SPD votieren würden. Ihr machtpolitisches Hin- ZweiteWo man SPD den nicht Unrechtsstaat vonnöten S. 6 Iraker und Afghanen massenhaft abschlachten terland ist die zweite Reihe des USA-Monopol- Proletarischer suchen muß Cartoonist S. 78 und hetzte erst jüngst seinen georgischen Lieb- kapitals, wobei dessen sonst die Republikaner „ZugWissenstest der Erinnerung“ für Eingeborene S. 88 lingsköter Saakaschwili auf Südossetien, um unterstützende erste Reihe dann umschaltet, FritzNiedriglöhne Köhler trotzte stürzen der ab Folter S. 99 einen kurzen Stellvertreterkrieg der NATO gegen wenn sich ein Sieg der Gegenpartei abzeichnet. Schlapphut-RomanzeKonkretes zu einer Bildungsoffensive S. 109 Rußland auszuprobieren. Die im Schatten dieses Die republikanische Grand Old Party (GOP) wird WendehalsHolterdiepolter im Birthler-Nest S. 1010 Steinmeiers Stallgeruch 10 Konflikts vereinbarte Stationierung auf Moskau vor allem von der Öl- und Rüstungsindustrie Ohne Scham S. 10 Gewerkschafter haben im „RotFuchs“ Mal in Finnland anfragen? S. 11 und Minsk zielender USA-Offensivraketen löste sowie maßgeblichen Bank- und Börsenkreisen das Wort 11 dort die Alarmstufe aus. getragen. Zwei Drittel der Konzernanwälte ste- LöckchendrehenAus Klassenkämpfern auf der wurden Glatze? S. 12 Bushs blutige Bilanz hat dazu geführt, daß Wa- hen in ihrem Lager. Derzahnlose Melkofer Tiger Landarbeiterstreik S. 1312 shingtons Stern weltweit so tief wie nie zuvor Diesmal ist Barack Obama als erster schwarzer VerfassungsbrecherVorpommern als Endlager obenauf S. 1413 gesunken ist. Auch im eigenen Land bekam die Präsidentschaftskandidat mit echten Wahlchan- „WessenKampf um sollten die Freiewir uns Heide rühmen ...?“ S. 1514 Statue des Präsidenten erhebliche Risse. Die cen auch durch die amerikanische Linke unter- AnknüpfenSchreibtischregenten an Götz Dieckmann und Vorbilder S. 16 14 Hälfte der Nation wandte sich schon frühzeitig stützt worden. Für sie stellte er trotz seines TrugschlußJungs Kriegsvölkerrecht S. 1615 vom höchsten Repräsentanten ab, der nur dank zwiespältigen Auftretens eine gewisse Alter- Eine Gänsekeule für den „RotFuchs“? 15 ■ Ein linkssozialdemokratischer eines massiven Wahlschwindels im durch Bru- native dar. Allerdings zählen Experten aus Von der Palastschändung zur Schloßlüge Politiker, der aufhorchen läßt RF-Extra1 6I der Jeff verwalteten Bundesstaat Florida in sein Spitzenkreisen des Kapitals längst zu seinen ■ Klassik in Havanna RF-Extra III Amt gelangt war. engsten Beratern. Ein Flügel der Imperialisten ■ Oktoberrevolution RF-Extra I Doch die Ära George W. Bushs, der nach den geht davon aus, daß sich Washingtons Politik mit CDU-Lügenbolde■ Das Weite Land RF-ExtraS. III17 Brandenburger Blamage S. 17 Kriterien des Nürnberger Prozesses als Kriegs- einem sympathischen, jungen und dynamischen Impressionen einer Reise verbrecher zu betrachten ist, gehört bereits der Präsidenten besser verkaufen ließe als durch Wir fühlten uns wie in der DDR S. 18 Respekt nach Santiago für Stehvermögen S. 1817 Geschichte an. So wenden wir uns dem nächsten Leute vom Schlage Bushs, dessen Prestige bei Die Republik in der Axarquia 18 Venezuelas Frauenverband trägt Kapitel zu: dem erst im neuen Jahr erfolgenden der Mehrheit der Staats- und Regierungschefs – Großartiges Grenzlandtreffen in Amtsantritt des am 4. November zu wählenden von Freundin Angela abgesehen – fast auf Null denMala Namen Upa Clara Zetkins S. 1919 Präsidenten. Auch wenn kein spektakulärer gefallen war. VerwirrspieleEin Dorn im Auge: Paraguays Lugo S. 20 20 Wechsel ins Haus steht, dürften die Karten neu Eine Entscheidung für den ehemaligen Bomber- EnthüllungenSiegeschancen des in „Guardian“El Salvador S. 21 20 gemischt und andere Akzente gesetzt werden. Da piloten und Vietnamesenmörder John McCain Indien:Julius Rosenberg,Mangel an Arbeitern Kommunist und S. 22 die Abstimmung erst geraume Zeit nach unserem wäre eine direkte und fatale Fortsetzung des BarackKundschafter Obama: Hoffnungsträger 21 Beijing oder Wasserträger? schafft Schulgeld ab S. 2322 Redaktionsschluß stattfindet, können wir das bisherigen Kurses. Ein einziger Unterschied zu Einkreisungsstrategie der USA 22 Ergebnis weder vorausahnen noch unterstellen. George W.: Der 72jährige besitzt einen deutlich Italien: Kein Verzicht auf Chancenloser Hammer und SichelMineralsekretär S. 24 24 Im September sah es zunächst so aus, als ob höheren Intelligenzquotienten. Doch das ist ja Strafsache Harbart 25 Reime für den „RotFuchs“ S. 25 Barack Obama mit seinem außenpolitisch erfah- wohl keine Kunst. An McCains Seite steht mit Ästhetik des Widerstands 26 renen „Running Mate“ Joe Biden den Titel für die Sarah Palin als Frauenstimmenfängerin ein EffiFrielings als Aquarellist „Zeitzeugen“-Wettbewerb S. 26 26 Demokraten holen würde. Umfragen trauten ihm weibliches Double des abgewrackten Amokläu- „ManDas wechselvolle lebt, wenn man Leben nach der deutlich mehr Wahlmänner, von denen die Kür fers. Man bedenke: Bei Ausfall des Präsidenten vornInge sieht“ von Wangenheim S. 2727 des Präsidenten vollzogen wird, zu als seinem hätte sie die Hand am atomaren Drücker. 38.Peter Schach-Olympiade Hacks: Irrtümer in Dresden S. 2827 republikanischen Gegenspieler John McCain. Doch zurück zu Bush: Als Atheist sage ich zu LeserbriefeArchie im Kaukasus S. 29–3128 AnzeigenLeserbriefe / Impressum S. 3229 Dann lag dieser in der Meinungsgunst kurze seinem Abgang: Na Gott sei Dank! Anzeigen/Impressum 32 Zeit vorn. Bis zuletzt blieb die Entscheidung Klaus Steiniger Seite 2 RotFuchs / November 2008 Wenn Flaggschiffe sinken ...

or aller Welt muß der Kapitalismus ein- Dollar bereitstellte, was im Repräsen- lichte, spricht Bände. Übrigens: 26 Mrd. Vgestehen, daß er am Ende seines her- tantenhaus zunächst auf wahltaktisch stammen aus Steuermitteln. kömmlichen Lateins ist. Noch kann er enorme bedingten Widerstand stieß, damit nicht Immer mehr Geldhäuser der BRD leisten Warenmengen produzieren und modernste schon halben Weges bei Marx und Lenin den Offenbarungseid. Nach Einführung Technologien entwickeln lassen, um seine angekommen sind. Die Klassiker haben des Terminus „schwächelnde Konjunktur“ Fassade wie bisher grell anzustreichen. sich bekanntlich für die Verstaatlichung ist nun von „Abschwung“ die Rede. Wann Doch das Herzstück – sein auf Börsenspe- der Bank- und Versicherungsriesen ausge- erfolgt der Abgang? kulation, vagabundierendem Kapital und sprochen. Doch gemach: Hier wird nicht Immerhin: Einige Flaggschiffe des Kapita- ungedeckten Schecks beruhendes Wäh- wirklich und dauerhaft nationalisiert. Man lismus sind bereits gesunken ... Überdies rungs- und Finanzsystem – erleidet einen wendet nur die alte Hausregel des Kapita- nimmt man eine leckgeschlagene Bank nach heftigen Infarkt. Nach den von der Bush- lismus an, Gewinne zu privatisieren, Ver- der anderen vorübergehend in „staatliche Administration ins staatliche Rettungsboot luste aber zu vergesellschaften. Obhut“. Die bundeseigene Kreditanstalt gezogenen Immobiliengiganten Fannie Mae In der BRD, deren Finanzinstitute bis zum für Wiederaufbau (KfW) mußte nicht nur und Freddy Mac, deren Außenstände insge- Hals im amerikanischen Hypothekensumpf die Leinen zu ihrer stark defizitären und samt 5 Billionen Dollar betragen, führten stecken, greift die Desasterseuche ebenfalls inzwischen nach Amerika verkauften pri- die viertgrößte USA-Investbank Lehman um sich. Vorsorglich schluckte die Com- vaten Tochter IKB kappen, sondern geriet Brothers und Merrill Lynch den Reigen der merzbank die Dresdner Bank, während die auch noch in den Strudel der unter Atemnot Bankrotteure an, dem sich unverzüglich auch Deutsche Bank nach der Postbank griff. leidenden BRD-Landesbanken. der amerikanische Versicherungskonzern Nr. Die aus Krankheitsgründen erfolgende Allen wird vorerst geholfen. Retter ist 1 – AIG – anschloß. Unter den Gezeichneten weitere Konzentration des Kapitals wird jedoch nicht, wie vorgespiegelt, der Staat, erkannte man die bisherigen Investbanken als „Gesundungsprozeß“ ausgegeben. Doch sondern der Bürger. Zur Finanzierung Morgan Stanley und Goldman Sachs, die es bleibt dabei: Wenn Amerika hüstelt, sämtlicher Notoperationen greift man in sich eiligst in normale Geschäftsbanken bekommt die BRD eine Lungenentzündung. seine Tasche. umwandeln mußten. Die akute Insolvenzgefahr für die giganti- Das, was wir jetzt erleben, ist der Anfang Man fragt sich unwillkürlich, ob die Ver- sche Hypo Real Estate, deren einstweiliges vom Ende des Kapitalismus, auch wenn einigten Staaten, deren Regierung für die Überleben die Merkel-Regierung nur mit sich sein Untergang noch lange hinziehen Ertrinkenden über Nacht 700 Milliarden einer 50-Milliarden-Bürgschaft ermög- mag. K. S.

Das Volk hat Angst

Vor ein paar Tagen besuchte ich einen 92jähri- her hier auf Urlaub und hat uns erzählt, Vor einigen Tagen erhielt ich die Feldpostkarte gen Genossen aus meiner Basis-Organisation wie gut und schön Ihr gewohnt und gelebt eines meiner Enkel aus Sarajevo. der Linkspartei in einem Altenheim. Dieser habt. Nun sagt mir doch: Was wolltet Ihr geistig rege Mann sieht sich als Zeitzeuge in eigentlich hier?“ fragte er. Wir sahen uns der Verantwortung, die heutige Entwicklung an, senkten beschämt die Köpfe, denn eine nicht nur aufmerksam zu verfolgen, sondern Antwort wußten wir nicht. sie auch mit seinen Erfahrungen aus vier ver- Diese Worte des Russen haben sich in mein schiedenen deutschen Staaten zu vergleichen. Gedächtnis eingebrannt und lassen mich Er schreibt auf, was ihn bewegt. Und so hat er nicht mehr los. Viele von uns – auch ich – mir ein paar Zeilen mitgegeben, die von der haben damals geschworen, alles, aber auch „Schweriner Volkszeitung“ nicht veröffent- alles zu tun, damit so etwas nie wieder licht wurden. geschehen kann. Ursula Marek, Schwerin Doch mit dem Kosovo-Konflikt fing alles Ein zweiter Enkel kam vor kurzem aus Afghani- wieder an. Ich habe damals auf dem Mari- stan. Man fragt sich unwillkürlich: In welchem ch befand mich 1945 als Kriegsgefangener enplatz gegen die Teilnahme deutscher Sol- Land, wo Krieg geführt wird, sind eigentlich Iin Minsk. Die belorussische Hauptstadt war daten an neuen Kriegsabenteuern gespro- keine Deutschen? Hat unser Blutzoll im vergan- zu 90 Prozent zerstört. Ihre Einwohner lebten chen. Es nützte nichts. Zwei meiner Enkel genen Jahrhundert noch nicht gereicht? Wieder zum Teil in Höhlen und Bretterbuden. waren wieder dabei. ziehen unsere Enkel in den Kampf. Wozu, was Wir Gefangenen waren im Moor eingesetzt. Als Jungsozialist habe ich in den Jah- sollen sie dort? Angeblich geht es um die Vertei- Der Torf wurde mit Loren nach Minsk beför- ren vor dem Machtantritt der Faschisten digung unserer Demokratie. Doch in Wahrheit dert. Dabei kam es oft zu Entgleisungen. Um gesungen: geht es den Herrschenden dieses Landes allein den Betrieb am Laufen zu halten, wurde eine Nicht mit dem Rüstzeug der Barbaren, um den Erhalt ihrer Macht, um ihre Profite. Es Reparaturbrigade gebildet, der ich angehörte. mit Flint und Speer nicht kämpfen wir. seien Vertreter des Volkes, wird behauptet. Wer Zwei unserer Leute schickten wir oft zum Es führt zum Sieg der Völkerscharen glaubt das noch, wenn er die leeren Platzrei- Betteln um Essen los. Auch ich war einmal des Geistes Schwert, des Rechts Panier. hen bei den Bundestagssitzungen sieht? Oder dabei. Wir kamen zu einer primitiven Holz- Daß Friede waltet, Wohlstand blüht, wenn bei einer Wahl nur noch 35 % ihre Stimme hütte, traten ein und sahen ein älteres Ehepaar daß Freud und Hoffnung hell durch- abgeben? Wenn eine Partei auch nur 20 % des beim Kascha-Verzehren. Sofort bekam jeder glüht, möglichen Votums erhält, dann heißt es trium- von uns einen Löffel, und wir mußten mittun. der Arbeit Heim, der Arbeit Leben, phierend: Wir haben die Mehrheit, wir vertreten Unser Kochgeschirr wurde anschließend auch das ist das Ziel, das wir erstreben. das Volk! Was ist da noch Demokratie? noch mit Pellkartoffeln gefüllt. Dann zeigte Das war nicht nur ein Lied, das war damals Das Volk hat Angst, merkt das denn keiner? Auch uns der Mann ein Fotoalbum, in dem sich auch das Programm der SPD. Dafür waren ich habe Angst: Nicht für mich, aber um meine eine Aufnahme befand, die seinen Sohn als wir Jungsozialisten zu jedem Einsatz bereit. Enkel und Urenkel. Rotarmisten in zeigte. „Er war vor- Heute? Quo vadis, SPD? Franz Werner, Schwerin RotFuchs / November 2008 Seite 3 Ein Löffel Teer in einem Honigfaß Zu einem bemerkenswerten Dokument des Ältestenrates der PDL

nregungen zum Umgang mit der senbeteiligung bei der Beseitigung der ren der Linkspartei auf die verwegene AGeschichte“ hat der Ältestenrat der DDR gegeben. Das ist wahr. Aber ist es Idee, die …zig Milliarden Dollar schwere „Partei Die Linke“ (PDL) veröffentlicht. den Genossen des Ältestenrates, die ihre Abwälzung der Pleite von Fannie Mae, Es ist eine Stellungnahme gegen die sich Worte sorgfältig zu wählen wissen, etwa Freddie Mac und AIG auf die Steuerzah- steigernde antikommunistische Hetze. Zu unbekannt, daß es in Deutschland schon ler als hoffnungsvollen Silberstreifen am lesen ist: „Grundsätzlich haben wir es andere Beispiele für Konterrevolutionen Horizont zu interpretieren. Ganz sicher ja mit analogen Widersprüchen, Gebre- mit Massenbeteiligung gegeben hat? ist das bei einigen nicht. Es ist zweifel- chen und Gefahren des Kapitalismus Natürlich ist zu berücksichtigen: Wer los oft kompliziert, die klassenmäßige zu tun wie die sozialistische Bewegung Ende 1989 politische Verantwortung trug, Ausrichtung von Reformschritten richtig im vorigen Jahrhundert. Sie haben sich der war gezwungen, in tobender See, zwi- zu bestimmen. Was kann schon im Kapi- sogar weiter zugespitzt, dabei in mancher schen Scylla und Charybdis zu kreuzen. talismus getan werden, um tatsächliche Hinsicht eine neue Qualität angenom- Und nach wenigen Wochen war nur noch Fortschritte im Interesse der ausgebeu- men, selten eine bessere.“ Die Verfasser zwischen Pest und Cholera zu „wählen“. teten Mehrheit zu erreichen, und was bekennen sich zur Geschichte der Arbei- Fast zwei Jahrzehnte später darf man nicht? Daß hierbei Fehler auftreten und terbewegung, zu Karl Marx und Fried- jedoch erwarten, die Illusion, Deutsch- mancher gute Ansatz sich ins Gegenteil rich Engels, zu August Bebel und Rosa land einig Vaterland habe dazumal als verkehrt, ist in den schwierigen Kämpfen Luxemburg. Dies beziehe sich auch auf ein Hybrid aus Kapitalismus und Sozia- unserer Zeit kaum zu vermeiden. Doch weitere Vorkämpfer des Sozialismus: „Bei lismus oder wenigstens als Kapitalismus Lenin war völlig im Recht, als er betonte, den letzteren dürfte das besonders auch mit starken sozialistischen Versatzstüc- „die ewigen Schwankungen nach der Seite für jene gelten, die wie Lenin entgegen ken kreiert werden können, sei ad acta des Reformismus“, das „Unvermögen, allen Verleumdungen einen bleibenden gelegt. Es geht auch nicht um den Trug- revolutionär zu denken und zu handeln“, Beitrag zum heute nicht minder aktu- schluß, Revolution und Reform schlössen stärkten „faktisch den Einfluß der Bour- ellen wissenschaftlichen Sozialismus sich wechselseitig aus. Es reicht, auf die geoisie“ und ordneten die Arbeiterklasse geleistet haben.“ Solche Worte waren von Leninsche NÖP, das NÖS-Projekt in der „dem bürgerlichen Reformismus“ unter. prominenter Seite der Linkspartei selten DDR, Schul- und Hochschulreformen zu (LW, 31/270–271) zu hören. Das Dokument enthält zudem verweisen. Das sozialistische Kuba hätte Fazit: Es lohnt sich, die Stellungnahme Aussagen über die Oktoberrevolution, sich ohne umfassende und anfangs sehr des Ältestenrates der Linkspartei sehr die Sowjetunion, die DDR und die alte schmerzhafte Reformen nicht behaupten aufmerksam zu studieren. Man findet das BRD, die man zu unterschreiben gewillt können. Es ist richtig, wenn der Ältesten- Dokument auch im Internet. (www.die- ist. All das jenen ins Stammbuch, von rat darauf verweist, Reformstau habe linke.de/partei/geschichte/anregungen_ welchen es in einem Dichterwort heißt: bewirkt, daß die Staaten des soziali- zum_umgang_mit_der_geschichte/) „Die über Nacht sich umgestellt,/ die sich stischen Lagers bei der Meisterung der Hinzugefügt sei: Wer in die Jahre kommt, zu jedem Staat bekennen,/ das sind die wissenschaftlich-technischen Revolution darf sein Leben resümieren. Es ist kein Praktiker der Welt,/ man könnte sie auch ins Hintertreffen gerieten. Das war in der Fehl daran, als aufrechter Linker im Lumpen nennen.“ Tat die letztlich entscheidende Ursache Gedächtnis der künftigen Generation ver- Wo von „Fehlentscheidungen“ und „Reform- der Niederlage. Nur eine gewaltige, von bleiben zu wollen. Es lohnt sich, darüber unwilligkeit“ die Rede ist, liegt die der Elbe bis zum Gelben Meer gemeinsam nachzudenken, warum immer Blumen Tücke im Detail. Daß sie zu den Ursa- unternommene Kraftanstrengung zur auf Marx’ Grab liegen und weshalb Jahr chen unserer Niederlage gehören, kann Entwicklung der modernsten Produk- für Jahr Zehntausende in Friedrichs- nicht bezweifelt werden. Kein Marxist tivkräfte, getragen von sozialistischem felde Karl und Rosa ehren. Lehrreich ist darf Lenins Mahnung vergessen: „Das Internationalismus und gerichtet auf es auch, dazu Überlegungen anzustel- Verhalten einer politischen Partei zu den schrittweisen Übergang zu einem len, warum Gleiches von den Gräbern ihren Fehlern ist eines der wichtigsten sozialistischen Typus intensiv-erweiter- Eduard Bernsteins und seinesgleichen und sichersten Kriterien für den Ernst ter Reproduktion mittels tiefgreifender nicht berichtet wird. einer Partei und für die tatsächliche Reformen, hätte den Sturz in den Abgrund Der Ältestenrat hat politisch und welt- Erfüllung ihrer Pflichten gegenüber ihrer aufhalten können. Es geht dabei immer anschaulich eine gute Linie gezogen. Klasse und den werktätigen Massen.“ um den Klassencharakter der jeweili- Es wäre schön, bald mehr in der Art zu (LW, 31/42) Fehlerverdrängung ist kein gen Umgestaltung. Und weiterhin geht lesen, vor allem wenn es dann hieße: Die marxistischer Stil. Sie zu benennen und es um die Abgrenzung gegenüber dem Konturen der Grenzziehung sind noch präzise mit dem Blick auf die Zukunft Sozialreformismus, der eben nicht auf deutlicher. Prof. Dr. Götz Dieckmann zu analysieren ist Pflicht. Hier gibt es die Dialektik von Reform und Revolution keinen Dissenz. Dies vorausgesetzt, sind setzt, sondern in schroffem Gegensatz allerdings auch kritische Bemerkungen zum Marxismus die Reform zur allei- am Platze. Was hat die Verfasser veran- nigen Lösung der Welträtsel und zum laßt, die Befreiung der Völker Europas Garanten schmerzfreien gemächlichen vom Faschismus, einschließlich unseres Heraufdämmerns des demokratischen Volkes, sowie den revolutionären Akt der Sozialismus verklärt. Was staatsmono- Gründung der DDR im Jahre 1949 mit polistisches Reformertum anbetrifft, Ohne Diskussionen, Dispute den Vorgängen von 1989/90 in einem erleben wir ja gerade jetzt, nach dem Atemzug zu nennen? Warum werden vor Ausbruch der erneuten Weltwirtschafts- und Meinungsstreit ist keine allem die zuletzt genannten „Ereignisse“ krise, Atemberaubendes. Ausgerechnet die Bewegung, auch keine Arbei- als „denkwürdig“ und „damit aktuell“ Bush-Administration, die stets im Sinne beschrieben? Es ist wohl die Scheu, die des „Neoliberalismus“ jegliche Eingriffe terbewegung, möglich. „Wende“ als das zu benennen, was sie des Staates in die Wirtschaft verteufelte, sozialökonomisch und weltpolitisch war: verstaatlicht große Investment-Banken Lenin (1913), Werke 19/487 Konterrevolution. Nun höre ich sofort den und Versicherer. Wenn das keine Reform Einwand, 1989 hätte es doch eine Mas- ist! Hoffentlich kommt keiner der Obe- Seite 4 RotFuchs / November 2008

Ein 43jähriger, den so manches an der DDR störte: „Heute weiß ich, was Kapitalismus ist“

eute würde die DDR ihren 59. Geburts- Augen unbestreitbaren Mißstände in der nes Lebens, daß ich das erst nach ihrem Htag feiern. Das ist ein Tag, an dem ich DDR demonstrierten, ein Maß an Selbst- Ende aus vollem Herzen geworden bin. Ich nachdenke über meine eigene politische bewußtsein entwickelt hatten, das den übersehe nicht ihre Mängel und wirklichen Gedankenwelt und darüber, wie sie sich Plänen Kohls und seiner Mittäter – ob sie Deformationen. Dennoch stehe ich zu ihr in den vergangenen Jahren geändert hat. nun Breuel, Waigel oder Köhler hießen – als dem besseren deutschen Staat. Nun, da Ich wurde 1965 in der DDR geboren und gefährlich hätte werden können. Es mußte ich weiß, was Kapitalismus ist, würde ich wuchs wie so viele meiner Generation mit demontiert werden. Hierfür wurde eine wahrscheinlich jeden Satz aus meinen ehe- widersprüchlichen Gefühlen ihr gegenüber Kampagne über das Unwertsein des Lebens maligen Staatsbürgerkundebüchern unter- auf. Mich störte die erstarrte Dogmatik in der DDR losgetreten, die die Menschen schreiben. Aber ich kann das auch, wenn der politischen Agitation, die unbestreit- in Ostdeutschland tatsächlich völlig ver- ich den „RotFuchs“ lese und bedanke mich bare Intoleranz im Umgang mit Anders- unsicherte. Jeder Lebensschritt in der DDR für diese wundervolle, wenn auch manch- denkenden, deren Kritik oft helfende Kri- wurde herabgesetzt, als nutzlos abgetan, mal etwas zu abgehobene Lektüre. tik war. Kirchlich engagiert wie ich war, als vergeudete Mühe hingestellt. Ich bin Heute wäre die DDR 59 Jahre alt geworden. erlebte ich es am eigenem Leib, wie mir überzeugt davon, daß dies keine zufälli- Es war mir ein Bedürfnis, dies zu schrei- von Lehrern in der Schule die Kette mit gen Unhöflichkeiten waren, sondern ein ben, wie es mir ein besonderes Anliegen dem Kreuz vom Hals gerissen wurde. Als geplantes psychologisches Programm zur war, gestern abend schon die Fahne mit älter werdender junger Erwachsener fühl- Zerstörung jedes ostdeutschen Selbstwert- Hammer, Zirkel und Ährenkranz aus dem te ich täglich die Erstarrtheit im Lande. gefühls. Viele ehemalige DDR-Bürger hatten Fenster zu hängen. Es wurde Zeit für Veränderungen. Davon oft schon das Empfinden, sich entschuldigen Ulrich Guhl, 7. Oktober 2008 war ich überzeugt. zu müssen, weil sie mal ein Pionierhalstuch Als sie dann in Form einer Kolonisierung trugen. Die Herrenmenschenallüren vieler meiner Heimat tatsächlich kamen, erging Westdeutscher ihren östlichen Nachbarn es mir wie so vielen: Ich war entsetzt, gegenüber taten ihr übriges. Jetzt konnte Nicht zu spät wütend und völlig vor den Kopf gestoßen. man an das gigantische Konjunkturpro- Tagtäglich erleben wir nun den Raubtier- gramm für die Alt-BRD gehen, das man kapitalismus in übelster Form. Wir erleben „deutsche Einheit“ nannte. Politiker, deren ekelhafte Selbstbeweihräu- Es berührt mich merkwürdig und macht cherung jede inszenierte Selbstdarstellung mich wütend, wenn ein politisches System, der SED weit in den Schatten stellt. Ihre welches es nach 1945 nicht geschafft hat, dümmlichen Sprechblasen und verlogenen auch nur einen Nazi-Richter zu verurteilen, Phrasen erreichen immer mehr ein Maß an heute ostdeutschen Biographien Zensuren Unerträglichkeit, daß es mir manchmal erteilen will oder gar über Schuldfragen fast körperliche Schmerzen bereitet, die- urteilen möchte. Politiker, deren Staat sogar sen selbsternannten „Eliten“ überhaupt vielen ungewandelten Nazis neue Karrie- noch zuzuhören. ren bot und einen Hans Filbinger bis zum Heute lebe ich in einem Land, das wieder Ende hofierte, sollten lieber schlicht den Wir fanden heute in der „Märkischen Krieg führt. Ich erlebe Armut und scham- Mund halten. Oderzeitung“ – unserem Lokalblatt – losen Reichtum, der sich von der Armut Warum ist der Haß der heutigen Macht- eine Annonce, die „RotFuchs“-Leser ernährt. Ich erlebe ein Maß an politisch haber in Wirtschaft und Politik auf alles vermutlich interessieren könnte. gewollter Massenverdummung in Schule Ostdeutsche und besonders auf die DDR Ingrid und Hajo Jahn, Grünheide und Medien, wie es sie seit der Nazizeit so hysterisch, ja schon geradezu patholo- wahrscheinlich nicht mehr gegeben hat. gisch? Das habe ich mich oft gefragt. Ver- Nachdem ich das kostenlose Gesund- gleicht man die Kritik am Nazi-Regime mit heitssystem der DDR nutzen konnte, weiß der Hetze gegen die DDR, dann wird man ich nun, was eine Zwei-Klassen-Medizin den Verdacht nicht los, daß die Nazis, mit Am 5. November begeht der namhafte ist. Und dann empört mich die Diskrimi- ihr verglichen, fast noch gut wegkommen. nierung ostdeutscher Lebensleistungen Warum aber? Es hat etwas gebraucht, bis Historiker, standhafte Kommunist und sowie deren Ungleichstellung heute, daß es ich es begriffen hatte. Der Grund ist, daß „RotFuchs“-Autor keine Übertreibung ist, hier eine Form von die Hitler-Regierung nie die Eigentums- „Rassismus“ zu erkennen. Die Menschen, verhältnisse in Frage stellte! Die Konzerne, Dr. Kurt Gossweiler mit denen ich in der DDR lebte, wurden Banken und Großgrundbesitzer behielten nach dem Anschluß 1990 enteignet und ihre Reichtümer und verdienten sogar Berlin, seinen 91. Geburtstag. beraubt. Die Ostdeutschen sind heute die blendend unter dem Hakenkreuz. Die DDR Bevölkerung in Europa, der am wenigsten aber jagte diese zum Teufel – ein Alptraum Er hat sich als antifaschistischer von dem Territorium gehört, auf dem sie für die Täter in Nadelstreifen damals wie Widerstandskämpfer, Lehrer an lebt. Die Verbrechen der Treuhand und der heute, gleich ob sie nun in Frankfurt am einer Antifa-Schule in der Sowjet- Regierung Kohl stellen das wahrschein- Main oder im Berliner Regierungsviertel lich dunkelste Kapitel in der deutschen und den Parteizentralen sitzen. union und namhafter Faschismus- Geschichte nach der Nazizeit dar. Noch Übrigens: Um einem Mißverständnis vor- Forscher der DDR große Verdienste nie wurde ein Land in Friedenszeiten so zubeugen, will ich hier noch anfügen, daß erworben. Bis ins hohe Alter deindustrialisiert wie Ostdeutschland nach dieser Abschnitt nicht die DDR in die Nähe verfolgt er leidenschaftlich und der sogenannten Wende. Ich lebe plötzlich der Hitler-Diktatur rücken soll, wie das engagiert die politische Entwicklung in einem Agrarland! die Geschichtsfälscher à la Guido Knopp Oft habe ich mich gefragt, wie das mög- heute gerne tun. in Deutschland und der Welt. lich war, ohne daß die betroffenen Men- Alle diese genannten Eindrücke haben schen sich im Zorn erhoben. Ich denke, daß mich heute zum Freund der DDR werden Wir gratulieren herzlich. die Bürger, die 1989 gegen die in meinen lassen, und es ist wohl eine Tragik mei- RotFuchs / November 2008 Seite 5 Atem der Geschichte Drei vergilbte Fotos aus der Schatztruhe meines Vaters

Unser treuer Leser Manfred Wulf aus uf dem ersten Bild ist Karl Liebknechts Das dritte Bild bedarf keines Kommentars: Glauchau hat das 85. Lebensjahr über- Aund Rosa Luxemburgs enger Freund Es zeigt Arbeiter, Soldaten und Matrosen, die schritten. Er ist ein kampfgestählter Kom- und Mitstreiter Leo Jogiches mit dem den Opfern der deutschen Novemberrevolu- munist aus einer traditionsreichen revolu- ebenfalls zu 15 Jahren Haft verurteil- tion die letzte Ehre erweisen. tionären Arbeiterfamilie. Heute gehört er ten Erich Mühsam in der bayerischen Der Verrat in , Berlin und anderen der Linkspartei an. Genosse Wulf hat uns Festung Landsberg zu sehen. Zentren der deutschen Arbeiterbewegung drei bereits vergilbte Fotos historischen Auf dem nächsten spricht mein Vater führte dazu, daß die herrschende Klasse ihren Charakters aus der Hinterlassenschaft (links von den Kindern), der mit den Kom- Haß durch den Einsatz des Militärs mit aller seines Vaters zugesandt. Der war einer munisten Bernard und Wilhelm Koenen Brutalität austoben konnte. Ich frage mich: der Führer des legendären mitteldeut- verbunden war, zu russischen Arbeitern Warum singt heute eigentlich niemand mehr schen Aufstands. in Merseburg. Die Polizei, die schnell zur das mir und anderen alten Genossen so ver- Stelle war, konnte ihn nicht ergreifen, weil traute Lied „In Leuna sind viele gefallen, in Ein erläuternder Auszug aus dem Begleit- er von Kundgebungsteilnehmern verbor- Leuna floß Arbeiterblut“? brief: gen wurde. Manfred Wulf, Glauchau

Käthe Kollwitz zeichnete einen ermordeten Revolutionär im Berliner Leichenschauhaus, ohne zu diesem Zeitpunkt (März 1919) zu wissen, daß der Tote Leo Jogiches war. Seite 6 RotFuchs / November 2008 Brief aus Überlingen Ein am Bodensee lebender früherer DDR-Bürger schüttet sein Herz aus

ch bin eingetragenes Mitglied im Später absolvierte ich ein Kulturstudium sivität und Gleichgültigkeit zu erzeugen. I„RotFuchs“-Förderverein und lese sehr und wurde 1982 Mitarbeiter beim Rat des Obwohl viele Leute inzwischen zu den aufmerksam jeden Artikel der Zeitschrift. Kreises Klötze. Dort habe ich allerdings Hartz-IV-Empfängern gehören und für Lange habe ich gezögert, mich mal zu Wort sehr schnell den Unterschied zwischen einen Euro jobben müssen, sind sie der zu melden, doch die politische Entwicklung Theorie und Praxis kennengelernt. Man Meinung, an den gegenwärtigen gesell- riß mich aus dem Schlaf. operierte bewußt mit falschen Zahlen. Die schaftlichen Verhältnissen könne man Ich bin in Klötze, einer kleinen Kreisstadt Volkskunstkollektive und deren Förderung ohnehin nichts ändern. Das ist für mich des früheren Bezirks Magdeburg, aufge- standen oft genug nur auf dem Papier. Ich geistige Sklaverei. wachsen und zur Schule gegangen. Dort weigerte mich, diesen Schwindel mitzu- Und wenn den Herrschenden alles andere habe ich auch einen Beruf gelernt. Ich machen und wandte mich an übergeord- nicht mehr hilft, dann müssen eben die hatte eine behütete Kindheit und einen nete Stellen der Partei und des Staates. „Stasi“ oder irgendwelche Aussagen von Staat, der mein Weiterkommen förderte, Leider ohne Erfolg. Das untergrub mein Leuten herhalten, die begründen, was die bis ich eines Tages mit ihm in Konflikt Vertrauen in den Sozialismus. So fiel ich DDR doch für ein diktatorischer Staat geriet. in Ungnade und wurde aus der Partei gewesen sei. Ihre Diktatur bestand darin, Der Reihe nach: Ich stamme aus einer ausgeschlossen. daß sie den Menschen Arbeit, billige Woh- kinderreichen Arbeiterfamilie und habe 1984 wandte ich mich wegen der frisier- nungen, hohe Bildung und gesundheitliche an die DDR geglaubt. ten Zahlen, von denen ich Kenntnis hatte, Fürsorge garantierte. Auch die Achtung Doch es kam leider eine Zeit, in der Hin- an die K 1 und die entsprechende Abtei- der Menschenrechte, die Bestrafung von lung des MfS. Zusammen mit Genossen, Kriminellen und Spekulanten gehörten zu die an meiner Seite standen, haben wir ihrer Verfassungswirklichkeit. dann ab 1985 in verschiedenen Betrieben Gerhard Schulz, Überlingen versucht, gefälschte Prozentzahlen aufzu- decken. Die Berichte mit den tatsächlichen Ergebnissen wurden zwar weitergeleitet, aber nichts tat sich. Das ging so bis zum November 1989. Da fiel die Mauer, und der Kapitalismus schluckte uns. Wenn man zurückblickt, erinnert man sich daran, was den DDR-Bürgern damals alles Der Vorsitzende des RF-Fördervereins, versprochen wurde: volle Geschäfte, Rei- Botschafter a. D. Rolf Berthold, spricht sen, blühende Landschaften, Demokratie! über das Thema Ich glaube, daß sich viele von ihnen heute an den überfließenden Schaufenstern Chinas sozialistischer Weg die Nase plattdrücken. Früher fehlten die Bananen, heute können sich manche am 5. Dezember um 14 Uhr in Wismar, nicht mal ein ordentliches Brot leisten, geschweige denn eine Reise. Technologie- und Gewerbezentrum im Fehlende Schulbildung, mangelhafte Alten Holzhafen 10, und Gesundheitsversorgung, ein Minus an am 6. Dezember um 10.30 Uhr in Arbeitsplätzen sowie verweigerte Mitbe- Stralsund, Gartensparte „Erholung und stimmung im Betrieb kennzeichnen die Lage. Heute haben wir eine Kanzlerin, Frieden“, Heinrich-Mann-Straße 54. die alle Vorzüge des Sozialismus nutzte, Veranstalter sind die RF-Regionalgruppen ihre Ausbildung in der DDR erhielt, sol- che Möglichkeiten aber dem Volk der BRD Mecklenburg-Vorpommern Nord-West weise auf Mängel, Kritik und sogar Ver- vorenthält. und Nördliches Vorpommern. besserungsvorschläge immer weniger Angesichts des hier Geschilderten bin Gehör fanden. Fehler im Sozialismus ich der Meinung, daß mit der Linkspar- konnte und durfte es nicht geben. Infor- tei, auch wenn sie bereits teilweise ver- mationen darüber wurden nicht mehr bürgerlicht ist, immerhin eine Chance Der Marxistische Bildungskreis entgegengenommen. Angesichts solcher besteht, in Richtung gesellschaftlicher Übersinnlichkeit in der Bewertung der Veränderungen voranzukommen. Auch bei der Regionalgruppe Rostock Gesellschaftsordnung zog bei vielen Men- wir als „RotFüchse“ sollten trotz unter- hat am 13. November um 15 Uhr im schen Gleichgültigkeit ein. schiedlicher Meinungen auf andere Mehr-generationenhaus Evershagen, Doch weiter zu mir: 1969 stieß ich durch Linke zugehen, wo immer das möglich Maxim-Gorki-Straße 52, den Historiker Zufall zur Arbeitsgemeinschaft „Junge ist. Es wäre für Deutschland gut, weil ja Prof. Dr. Heinz Karl, Verkehrshelfer“. Dies hat mein Leben die SPD in ihre bourgeoise Verräterrolle stark beeinflußt. Mit vielen Genossen zurückfällt. Berlin, zu Gast. der VP unterhalte ich noch heute freund- Wie auch viele andere DDR-Bürger lebe Er spricht über das Thema schaftliche Kontakte. 1973 wurde ich ich mittlerweile in Süddeutschland. Vorsitzender der AG und mit 17 Jahren Wenn ich Menschen hier politisch über- Die Machtfrage in der VP-Helfer. Bis 1989 habe ich Verkehrsun- zeugen will, hören sie entweder darüber terricht an Schulen gegeben. Ich erhielt hinweg oder bezeichnen mich als Ewig- Novemberrevolution 1918 die Verdienstmedaille des MdI in Bronze gestrigen. So etwas macht mich ärgerlich. in Deutschland und Silber sowie viele Belobigungen und Diese Bundesrepublik und ihre Politiker (mit Bezug auf den 90. Jahrestag Auszeichnungen. 18 Monate diente ich bei haben es geschafft, nicht nur Verdros- der KPD-Gründung) der 11. VP-Bereitschaft. senheit und Unmut, sondern auch Pas- RotFuchs / November 2008 Seite 7 Lehrer dreier Generationen Hermann Duncker bereitete 1918 die Gründung der KPD mit vor

m Jahr 1953 besuchte ich die Zentral- Eine gewisse Unruhe machte sich breit, Väter marxistische Kenntnisse vermittelt Ischule für kulturelle Massenarbeit des als der Gastreferent nicht erschien. Dabei hatte, in uns auf. FDGB-Bundesvorstandes in Grünheide bei waren wir doch alle auf seinen Vortrag zum Damals ahnte ich nicht, daß ich sechs Jahre Erkner. Während des Lehrgangs beging ich Thema „Kommunistische Moral“ gespannt. später diesen wohl einzigartigen Menschen meinen 20. Geburtstag und verlobte mich Der Direktor unserer Schule hatte bereits nochmals erleben sollte. Seit 1958 arbeitete kurz darauf mit Ingeborg. Im Jahr darauf wiederholt sein Büro aufgesucht, um tele- ich im Berliner Energieversorgungsbetrieb heirateten wir, konnten also im August 2004 fonisch in Erfahrung zu bringen, ob etwas BEWAG und war neben meiner fachlichen unseren 50. Hochzeitstag feiern. dazwischengekommen sei. Aufgabe ehrenamtlich als Vorsitzender des Aber auch andere Ereignisse und Episoden Zentralen Ausschusses für Produktions- aus dieser Zeit sind mir beim Betrachten beratung des Gesamtunternehmens tätig. damals gemachter Fotos gegenwärtig. Über unsere diesbezüglichen Erfahrungen Schließlich fielen in diese Zeit für uns hatte ich auf Delegiertenkonferenzen der bedeutsame Ereignisse, so Stalins Tod und damaligen Industriegewerkschaft Ener- der 17. Juni 1953. gie, Post und Transport berichtet. Ich Darüber und über in diesem Jahr gemein- wurde auch als Delegierter zum 5. FDGB- sam Erlebtes ließe sich manches berichten, Kongreß gewählt, der Ende Oktober 1959 aber ich will mich auf etwas konzentrieren, in Berlin tagte. das mein Handeln als Gewerkschaftsfunk- Während der Beratungen wurde Her- tionär und später in anderen Bereichen mann Duncker, der im Präsidium saß, das recht maßgeblich mit geprägt hat: meine Wort erteilt. Er hielt eine Rede, die in die Begegnungen mit Hermann Duncker. Geschichte des FDGB eingegangen ist. Einiges wußte ich vom Hörensagen und Mir sind die wichtigsten Ratschläge des aus Veröffentlichungen über ihn. 1949 inzwischen 85jährigen im Gedächtnis war er Direktor der FDGB-Hochschule geblieben. „Jeder kann alles lernen, wenn in Bernau bei Berlin geworden. Die Frau genügend Zeit und Ausdauer darauf ver- eines langjährigen Freundes arbeitete dort wendet, wenn die richtigen Lehrmethoden als Lehrerin. Von ihr und aus Schriften gefunden und praktiziert werden“, sagte hatte ich Kenntnis über diesen erprobten er. „Jeder kann sich in alles hineinarbei- Klassenkämpfer, der bereits nach seinem ten, wenn er die Wichtigkeit und Notwen- Universitätsstudium in Leipzig bei Rosa digkeit der Sache erkennt, um die es geht. Luxemburg und Franz Mehring das Abc Und jeder ist für den materiellen und kul- eines sozialistischen Journalisten erlernt turellen Fortschritt im Sozialismus mit hatte. Wie Wilhelm Pieck in einem Arti- verantwortlich und unerläßlich.“ kel zum 75. Geburtstag von Hermann Foto: Bernd Fischer So erlebte ich Hermann Duncker ein zwei- Duncker schrieb, hatte dieser dann sehr tes Mal und seine Worte gingen mir wie rasch erkannt, daß sein Platz in der poli- Unsere verhalten geführten Gespräche so manchem anderen Delegierten der tischen Bildungsarbeit war. verstummten, als Hermann Duncker 6,1 Millionen Gewerkschaftsmitglieder So begann er bereits 1905 seine Tätigkeit im schließlich den Raum betrat. Leicht nach buchstäblich unter die Haut. Arbeiterbildungsverein Leipzig, später als vorn gebeugt schritt er zum Rednerpult. Erlebnisse wie die hier kurz geschilderten Wanderlehrer der KPD und als Propagan- Zu jener Zeit war er fast 79. beeinflußten mich nachhaltig in meiner dist, u. a. an der Zentralen Parteischule in Leise und mit verhaltener Stimme begann eigenen propagandistischen Arbeit an der Fichtenau bei Berlin und der Bezirkspartei- Genosse Duncker zu sprechen. Sinngemäß Betriebsschule für Marxismus-Leninismus schule Groß-Thüringen in Elgersburg. sagte er: „Entschuldigt, wenn ich Euch war- und bei Vorträgen, die ich als Direktor der Unvergessen ist natürlich auch die her- ten ließ ..., aber es ist etwas Unerwartetes Betriebsakademie der BEWAG zehn Jahre ausragende Rolle von Hermann und Käte eingetreten ...“ Einen kurzen Moment hielt lang vor künftigen Meistern hielt. Dabei Duncker bei den Vorbereitungen zur Grün- er inne, um dann fortzufahren: „Meine liebe war mir bewußt, welche Bedeutung Her- dung der KPD im Dezember 1918, an denen Käte ist gestorben. Eigentlich hätte ich ja mann Duncker gerade auch diesen Ein- sich beide gemeinsam mit Rosa Luxemburg, absagen müssen, aber ich denke, sie hätte richtungen beigemessen hatte. Karl Liebknecht, Franz Mehring, Wilhelm es mir nicht verziehen, wenn ich deshalb Es ist sicher verständlich, daß ich besonders Pieck und anderen Genossen beteiligten. den Vortrag über kommunistische Moral erfreut war, als ich 1974 vom Bezirksvor- Gleiches gilt für Hermanns Wirken an der bei euch nicht halten würde.“ stand des FDGB Berlin mit der Hermann- „Marxistischen Arbeiterschule“ (MASCH), wo Ergriffen blickten wir nach vorn auf den Duncker-Medaille ausgezeichnet wurde. er zusammen mit Johann Lorenz Schmidt, Mann am Rednerpult und schämten uns Wer heutzutage – aus welchen Gründen Jürgen Kuczynski, Alfred Kurella, Ludwig unserer Tränen nicht. Wieviel Kraft mußte auch immer – abfällig über kommunisti- Renn und Hilde Benjamin tätig war. Her- es ihn gekostet haben, trotz des gerade erst sche Moral redet, sollte sich das Leben mann Duncker bildete und erzog Tausende erlittenen Verlustes zu uns zu kommen. Hermann Dunckers und vieler Genossen, Genossinen und Genossen zu standhaften Eigentlich hatte er mit wenigen Sätzen bei denen Wort und Tat übereinstimmten, Marxisten-Leninisten. schon alles gesagt. vor Augen führen. Das erklärt auch, warum Nun sollte also auch ich als junger Gewerk- Wir erlebten dann einen Vortrag, der uns es die mit der Konterrevolution zum Zuge schaftsfunktionär im Mai 1953 eine sehr zu Herzen ging. Dabei bewunderten gekommenen neuen Machthaber so eilig Begegnung mit diesem hervorragenden wir Hermann Dunckers Gabe, kaum einen hatten, die Berliner Hermann-Duncker- Menschen haben. Erwartungsvoll saßen Blick in seine wenigen Notizen zu werfen. Straße in Karlshorst nach dem Gutsbesitzer wir im Hörsaal, eng aneinander gedrängt, Es war ohnehin nicht zu übersehen, daß von Treskow zurückzubenennen. denn wir hatten noch weitere Stühle in den ihm seine Augen schon erhebliche Pro- Herbert Nieft Saal stellen müssen, um Kollegen aus der bleme bereiteten. Tief bewegt nahmen benachbarten FDGB-Schule in Grünheide wir die Worte eines Lehrers, der schon die Teilnahme zu ermöglichen. der Generation unserer Großväter und Seite 8 RotFuchs / November 2008 Wo man den Unrechtsstaat suchen muß Prof. v. Arnim analysiert die Machtstrukturen der BRD

eit 18 Jahren wird früheren DDR-Bürgern Um dies vor ihren Wählern zu verbergen, Staatsfunktionäre und Parlamentarier erhiel- Sdurch Staat und Medien der Bundesrepublik schüfen sie sich ein Schattensystem, das ten in der DDR für ihre politische Tätigkeit eingeredet, sie hätten 40 Jahre lang in einem mit wesentlichen Normen des offiziellen eine gründliche Ausbildung. Sie absolvier- Unrechtsstaat gelebt. Diese Lüge erhält man Systems unvereinbar sei. Die ansteckende ten in der Regel entsprechende Hochschulen hartnäckig aufrecht, obwohl sie namhafte Korruption habe sich unter Berufspolitikern und Universitäten. Bei ihren Entscheidungen Juristen wie Prof. Dr. Erich Buchholz und Dr. der BRD ständig weiter ausgebreitet. hatten sie sich streng nach den gesetzlichen Friedrich Wolff in ihren Schriften nachhaltig Es sei übrigens nicht verwunderlich, daß Vorschriften zu richten und stets im Interesse widerlegt haben. es für diese Kaste keine eigenständige der Bürger zu handeln. Deren weitgehende Mag jeder für sich selbst entscheiden, wie er sein Berufsausbildung gäbe. Die Techniken der Mitwirkung war bei der Vorbereitung von Leben in der DDR bewertet. Schließlich gehört Macht, zu denen die Minimierung mögli- Gesetzgebungsakten, im Planungs- und Pro- diese historische Periode der Vergangenheit cher Angriffsflächen für politische Gegner duktionsprozeß der Betriebe und Genossen- an, so daß sich eine Bilanz ziehen läßt. ebenso gehöre wie die Beherrschung eines schaften, im gesamten Erziehungswesen und Doch in was für einem Staat leben wir eigent- inhaltslosen Jargons und das Reden mit in der Justiz sowie bei der Gewährleistung der lich heute? gespaltener Zunge, könne man weder offen öffentlichen Ordnung und Sicherheit sowie in Der Professor für öffentliches Recht und Ver- benennen noch offiziell lehren. vielen anderen Bereichen garantiert. fassungslehre an der Deutschen Hochschule Dies alles erkläre auch, warum das Eigenin- Die DDR-Abgeordneten – von den Gemeinden, für Verwaltungswissenschaften Speyer, Hans teresse der „politischen Klasse“ zur Verhin- Kreisen, Städten und Bezirken bis zur Volks- Herbert von Arnim, gibt uns in seinem Buch derung von Elementen direkter Demokratie kammer – waren der Bevölkerung in der Regel „Das System – Die Machenschaften der Macht“ führen müsse. Die Parteien widersetzten genauestens bekannt. Sie wurden von allen einen aufschlußreichen Einblick in sonst Ver- sich z. B. der Aufnahme des Plebiszits ins Blockparteien und Massenorganisationen borgenes. Etwas sei faul in der BRD, stellt der Grundgesetz, weil damit die „parlamentari- aufgestellt. Regelmäßig mußten sie auf Ein- Gelehrte fest. Das tatsächliche Funktionieren sche Selbstbedienung“ vom Volk wirksamer wohnerversammlungen über ihre Tätigkeit des Staates werde sorgfältig verdeckt, die kontrolliert werden könnte. Rechenschaft ablegen. Ein Schattensystem treibenden Kräfte, Motive und Absprachen Prof. v. Arnim zieht das Resümee, die Demo- wie in der BRD konnte es so nicht geben. sowie die Hintergründe und ursächlichen kratie in der BRD sei notwendigerweise fik- Darüber ließe sich natürlich auch ein Buch Zusammenhänge der Politik blieben den Bür- tiv. Das Volk habe seine Entscheidungsbe- mit 400 Seiten schreiben. Es würde trotz gern verborgen. Diese These unterstreicht der fugnisse an Berufspolitiker abgetreten. Die aller Mängel, die subjektiv verschuldet, objek- Professor in seinem 400 Seiten starken Werk Willensbildung verlaufe daher von oben nach tiv bedingt oder uns durch den politischen durch zahlreiche Belege. unten statt in umgekehrter Richtung. Gegner und die Unerbittlichkeit des kalten Er zeigt, daß Verfassungsnormen und Verfas- Es ist bedauerlich, daß v. Arnim seiner Krieges aufgezwungen waren, die haushohe sungswirklichkeit weit auseinander klaffen. Schilderung nur positive Beispiele aus der Überlegenheit des sozialistischen deutschen Amtsträger und Parteipolitiker orientierten sich Schweiz und den USA entgegenzustellen Rechtsstaates im Vergleich mit dem durch nicht, wie vom Grundgesetz vorgeschrieben, vermag. Hätte er das politische System Prof. v. Arnim skizzierten Herrschaftssystem am Gemeinwohl, sondern rangelten lediglich der DDR gekannt und unvoreingenommen der BRD offenbaren. um Macht, Posten und Pfründe. „Sie leben untersucht, dann wäre er dazu in der Lage Die Frage nach dem deutschen Unrechtsstaat nicht für die Politik, sondern von der Politik“, gewesen, überzeugende Erfahrungen auf- darf also getrost weitergereicht werden. konstatiert von Arnim. zugreifen. Werner Feigel, Chemnitz

Wissenstest für Eingeborene: Seit wann gibt es die Bundesrepublik Deutschland?

A) 2. Juni 1948: Ende der Londoner Sechs- E) 12. Mai 1949: Die drei westlichen Militär- K) 12. September 1949: Die Bundesversamm- Mächte-Konferenz (Belgien, Frankreich, gouverneure genehmigen mit fünf Vorbe- lung wählt Theodor Heuss (FDP) zum ersten Großbritannien, Luxemburg, Niederlande halten das Grundgesetz. Bundespräsidenten. und Vereinigte Staaten von Amerika), die F) 23. Mai 1949: Das Grundgesetz für die Bun- L) 15. September 1949: Der Bundestag wählt den Beschluß zur Bildung eines Staates desrepublik Deutschland wird verkündet. Konrad Adenauer (CDU) zum ersten Bun- aus den drei westlichen Besatzungszonen G) 24. Mai 1949: Um 0.00 Uhr tritt gemäß Artikel deskanzler. Deutschlands faßte. 145 Absatz 2 das Grundgesetz in Kraft. M) 20. September 1949: Vereidigung der ersten B) 20. Juni 1948: Mit Einführung der D-Mark H) 14. August 1949: Die Wahl zum ersten Bun- Bundesregierung. in den drei westlichen Besatzungszonen destag findet statt. N) 21. September 1949: Das Besatzungsstatut wird das künftige Staatsterritorium als I) 21. August 1949: „Rhöndorfer Konferenz“. tritt in Kraft. Währungs- und somit Wirtschaftsgebiet Im Privathaus Konrad Adenauers am Zen- vom restlichen Deutschland abgegrenzt. nigsweg einigen sich 24 Persönlichkeiten Mit welchem der aufgeführten Ereignisse war C 1. September 1948: Der Parlamentarische aus CDU und CSU darauf, eine Koalition die Bundesrepublik Deutschland eigentlich Rat tritt zu seiner Konstituierenden Sit- aus CDU, CSU, FDP und DP zu bilden sowie offiziell gegründet? zung in Bonn zusammen. Konrad Adenauer zum Bundeskanzler und D) 8. Mai 1949: Der Parlamentarische Rat Theodor Heuss zum Bundespräsidenten zu Warum wurde und wird in der Bundesrepublik verabschiedet das Grundgesetz mit 53 wählen. Deutschland im Gegensatz zu vielen Staaten gegen 12 Stimmen. J) 7. September 1949: Bundestag und Bundes- der Tag der offiziellen Staatsgründung weder rat führen in Bonn ihre Konstituierenden als Feiertag begangen noch in den Schulen als Sitzungen durch. historisches Datum gelehrt? RotFuchs / November 2008 Seite 9 Konkretes zu einer Bildungsoffensive Der Bundespräsident blieb ganz allgemein

n seiner Berliner Rede gebrauchte Bun- aus sogenannten bildungsfernen Schichten und schließlich das Eintreten für die Idespräsident Horst Köhler das Wort sind im Nachteil. Erhaltung des Friedens. All das sind For- „Bildungsoffensive“. Attackiert er etwa Was fordert eine echte Offensive? Eine derungen eines neuen Schulgesetzes. Es Deutschlands zurückgebliebenes Bildungs- Schulreform müßte längst auf der Tages- bestimmt den Aufbau des Schulwesens wesen? Will er eine gründliche Reform ordnung stehen. und seine Inhalte, die Lehrpläne. des deutschen Schulsystems? Aber nein Folgendes sollte durchgesetzt werden: 3.) Schule und Kirche sind getrennt. Reli- doch! Seine Sätze sind durchaus moderat, 1.) Alle Kinder lernen gemeinsam bis zur gionsunterricht ist Sache der Religi- verträglich, allgemein. So zieht er sich auf 9. oder 10. Klasse. Ihnen wird ein All- onsgemeinschaften und wird auch in hohle Phrasen wie diese zurück: „In Sachen gemeinwissen vermittelt. In dieser Zeit deren Räumlichkeiten erteilt. Es gibt Bildung läßt sich für alle mehr tun und von werden auch Begabungen, Talente oder kein gegenseitiges Hineinreden und allen mehr erwarten.“ Oder: „Wir sollten ... spezielle Wünsche der Kinder in Kursen keine Kontrolle. beherzt vorangehen auf dem Weg, der sich und Arbeitsgemeinschaften gefördert. 4.) Das Schulgesetz muß für ganz Deutsch- als richtig erwiesen hat.“ Für Kinder von Ausländern müssen land gültig sein. Die Bildungsautorität Welche Schritte auf welchem richtigen Weg besondere Kurse eingerichtet wer- der Bundesländer ist ein fast mittelal- meint er denn? Im Grunde genommen will den, in denen sie die deutsche Sprache terliches Relikt. Es behindert den Auf- er gar keine Veränderung. beherrschen lernen – mit Hilfe ihrer bau der Strukturen, die bundesweite Dabei liegt das deutsche Schulwesen arg deutschen Klassenkameraden. Danach Anerkennung der Schulabschlüsse, danieder. Das bestätigen nicht nur die PISA- erst entscheiden die Schüler selbst, ob den Übergang in eine andere Schule Studien. Jeder weiß es: viele geschlossene sie in einem Gymnasium den Weg zur beim Wohnungswechsel, die Heraus- Schulen, ständige Unterrichtsausfälle, Hochschule beschreiten oder als Berufs- gabe preisgünstiger Lehrbücher und Spaziergänge statt Sportunterricht, weil schüler Facharbeiter werden möchten. anderes mehr. Turnhallen baufällig sind, lange und Auch andere Wege stehen ihnen offen. Das derzeitige Schulsystem ist nicht global, ermüdende Fahrten mit dem Bus. Schule Ein Hochschulstudium muß auch ohne nicht europäisch, nicht einmal gesamt- ist inzwischen für Eltern teuer geworden. Abitur möglich sein. Die sogenannte deutsch. Über 1000 Euro pro Schuljahr bezahlen sie Hauptschule gibt es dann nicht mehr. Die hier genannten Faktoren hätte der an zusätzlichen Leistungen rund um die Die Chancengleichheit aller Kinder ist statt dessen in Allgemeinplätze flüchtende Bildung, die eigentlich kostenlos sein soll, die Voraussetzung für einen hohen Bil- Bundespräsident mit seiner Forderung konstatierte Grit Strietzel in der Zeitung dungsstand der Nation. Alle Bildung ist nach einer Bildungsoffensive zweifellos „Freie Presse“. kostenlos, angefangen vom Kindergarten in Rechnung stellen müssen. In dieser prekären Situation bieten sich bis zur Universität. Schulbücher sind Ich wünsche mir den Schulterschluß aller Privatschulen mit modernen, aber auch als Frei- oder Leihexemplare erhältlich. progressiven Kräfte, Lehrer, Wissenschaft- höchst umstrittenen Konzepten an. Ihr Ein billiges oder gar kostenloses Mit- ler und Eltern für eine wirkliche Bildungs- offensichtlicher Nachteil liegt auf der tagessen ist zu garantieren. offensive. Hand: Sie verlangen Schulgeld, von 50 bis 2.) Ein Schulgesetz nennt die Ziele der Übrigens: Fast alles hier Eingeforderte 150 Euro pro Kind und Monat, manchmal Erziehung. Die allgemeine Floskel „frei- gehörte in der DDR-Schule zum Alltag. sogar weit mehr. Wer kann das bezahlen? heitlich-demokratisch“ genügt nicht. Es Joachim Weise, Hohenstein-Ernstthal „Der Staat versagt offensichtlich“, stellte geht um Verantwortung des einzelnen Bianca Brieke in demselben Blatt fest. für die Allgemeinheit, das selbständige Wer ein wirklich neues Schulsystem auf- Denken, die Liebe zu Heimat und Natur bauen will, muß das alte beseitigen. Des- sen mehrgliedrige Struktur ist nämlich hoffnungslos veraltet. Es wird vom Gym- nasium beherrscht, das auf die Universität vorbereitet. Die Gymnasialzeit beginnt mit dem 5. Schuljahr. Nur bis dahin lernen die Kinder in der Grundschule gemeinsam. Die Niedriglöhne stürzen ab nun folgende Selektion hebt die Gymnasi- alschüler von den Realschülern und den sogenannten Hauptschülern ab. Entschei- inus 13 Prozent bei den Stundenlöh- Grün und Schwarz-Rot machten den Weg dend sei – so behaupten die Anhänger des Mnen in sechs Jahren – preisbereinigt. frei für immer mehr Leiharbeit, Befri- alten Systems – die Förderung „Begabter“. So die Bilanz für die Beschäftigten im stungen, Minijobs, Ein-Euro-Jobber und Aber zeigen sich in so frühem Alter Bega- unteren Viertel der Einkommenspyra- sozial ungesicherte Scheinselbständige. bungen für wissenschaftliches Arbeiten, mide. Die durchschnittlichen Stunden- Durch Hartz IV mit Fortfall des Zumut- praktische, soziale oder künstlerische löhne sanken von 7,23 Euro im Jahr 2000 barkeitsschutzes wird Lohndrückerei Tätigkeiten? auf 6,84 Euro 2006. Selbst das „obere vorangetrieben. Für Unternehmen und Das ist selten der Fall. Bei der Wahl der fort- Viertel“ der Beschäftigten konnte sich Vermögende dagegen gab es großzügige bildenden Schulen bestimmen die Eltern, über die Jahre nur leicht verbessern, Steuersenkungen. manchmal auch Zensuren und Prüfungen. im Schnitt um gut zwei Prozent – unter Schon 22 Prozent der Beschäftigten Das Kind ist Objekt, nicht Subjekt seines Berücksichtigung der Inflation. müssen im Niedriglohnbereich arbei- Handelns. Der Entschluß der Eltern und „Der Aufschwung kommt bei den Men- ten. Der Trend zu immer mehr Lohn- deren sozialer Status entscheiden seine schen an.“ Sagt Kanzlerin Merkel. Bei dumping muß gestoppt werden. Vor künftige Schulbahn. Das zielt auf eine Eli- einigen stimmt das auch: Die Gewinne allem durch einen gesetzlichen Min- tenbildung der herrschenden Klasse. Pri- und Vermögenseinkommen sind um 45 destlohn, der von 7,50 schrittweise auf vatschulen, ja auch private Universitäten Prozent gestiegen, preisbereinigt um 9 Euro steigt. dienen allein dem Ziel dieser Exklusivi- über 30 Prozent. tät. Es handelt sich um eine Spaltung der Die immer krassere soziale Spaltung der Aus: ver.di Wirtschaftspolitik Gesellschaft schon im Kindesalter. Schüler Gesellschaft ist politisch gewollt: Rot- Aktuell, Nr. 17 Seite 10 RotFuchs / November 2008 Steinmeiers Stallgeruch Zum neuerlichen Rechtsruck in der SPD

n der SPD hat sich schon bald nach dem 2009 als Konkurrent etwa gleicher Farbe angekommenen früheren Arbeiterpartei IHamburger Parteitag, bei dem aus Furcht gegen antreten soll, wes- weiter Wasser abgraben. Das aber dürfte vor einem weiteren Erstarken der Links- halb er jetzt aus Wahlkampfgründen auf die Mühlen der PDL geleitet werden, partei etwas Rouge aufgelegt und wenig- Kreide frißt und seine Pranken mit Mehl der sich Mitglieder und Funktionäre der stens die Rückkehr zu den Positionen von bestäubt. Er ist übrigens nicht der BRD-, SPD und der Gewerkschaften in Scharen Bad Godesberg angedacht worden war, ein sondern der BND-Außenminister. Eine zuwenden. Spätestens bei den saarländi- neuer scharfer Rechtsruck vollzogen. Die Unterstellung? „Architekt“ der Schröder- schen Landtagswahlen kommt die Stunde Getreuen des längst in Monopolkreisen schen Agenda 2010 – des Generalangriffs der Wahrheit. Oskar Lafontaine, Spit- als Gleicher unter Gleichen aufgenomme- auf die soziale Grundsicherung in diesem zenkandidat seiner Partei in Saarbrücken, nen früheren Bundeskanzlers Gerhard Land – war Steinmeier jahrelang Geheim- dürfte dann punkten, gibt es doch in der Schröder spannten ihre Fallstricke und dienstkoordinator im Bundeskanzleramt. deutschen Sozialdemokratie nicht wenige hoben die Grube für den zwar blassen, in Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, Genossen der Basis, denen der Rechtsdrall einigen Fragen aber etwas vorsichtiger daß dieser Job keinem Außenseiter oder ihrer Führer, die Beck zu Fall gebracht rechnenden bisherigen SPD-Vorsitzenden Neueinsteiger von der Straße anvertraut haben, gegen den Strich geht. Kurt Beck aus. Der eher gemütliche Pfälzer wird. Stünde dieser „Sozialdemokrat“ nach Konrad Strehl schlug sich sofort in die Büsche und warf den Bundestagswahlen im September 2009 die Flinte ins Korn. Er ist kein tapferer an der Spitze der Exekutive, Zinnsoldat und für den innerparteilichen dann wäre der wichtigste Machtkampf zu weich. Die gegen den Vor- Regierungsposten mit einem sitzenden verbündeten Parteiintriganten BND-Schlapphut besetzt. Und aber sind harte Politprofis, die wohl nicht da reden gewisse Leute noch weiter links stehen als der berüchtigte immer von der „Allmacht Seeheimer Kreis der SPD. Ihnen geht es um der Stasi“! Wer im Glashaus die Rückkehr zur Agenda 2010. sitzt, soll nicht mit Steinen Mit dem SPD-Vorsitzenden Franz Münte- werfen. fering, dem sozialdemokratischen Lieb- Der neue massive Rechtstrend lingsgespielen unserer Kanzlerin, steht der der SPD, die unter Schröder CDU wieder ein verläßlicher Partner zur bereits ein Drittel ihrer Mit- Verfügung, der keine Skrupel kennt. glieder und einen großen Teil Sein Mitspieler ist der sich neuerdings der Wählerschaft verloren halblinks gebende, aber eindeutige Par- hat, wird dieser längst in teirechte Frank Walter Steinmeier, der der bürgerlichen Normalität Aus „Economist“, London

Holterdiepolter Wie sich ein „Linkspolitiker“ aus M-V in den moralischen Abgrund stürzt

om „Stern“ wurde in dessen Dauer- Dazu gibt es zwei Auffassungen. Die dammnis legen wollen. Er bedient Leute Vserie „Was macht eigentlich ...?“ der einen meinen, Holters Antwort sei „aus vom „Kaliber“ eines Westerwelle, der mit einstmalige Arbeitsminister und Vize- dem Zusammenhang gerissen“ worden, Schaum vor dem Mund in der Talkshow Premier Mecklenburg-Vorpommerns andere bestätigen, daß es sich um ein vom Anne Wills einmal mehr seinen Haß auf Helmut Holter interviewt (36/2008). „Links-politiker“ persönlich abgesegne- Kommunisten, Sozialisten und andere Auf die Frage, was seine Partei – die tes und damit authentisches Interview konsequente Linke abgelassen hat. aus der PDS hervorgegangene PDL – tun gehandelt habe. Ich bin für eine realistische, sachliche, müsse, um an die Regierung zu kommen, Wenn die Zweifler Recht hätten, wäre ein kritische Aufarbeitung der Geschichte antwortete Holter: „Die ,Linke‘ muß nach- geharnischter Protest Holters im „Stern“ zu von DDR und SED. Es hat wahrlich genug vollziehen, was die PDS schon hinter sich erwarten gewesen. Doch in den Nachfolge- innere Gründe gegeben, die zum Unter- hat. Sie muß sich glaubhaft und eindeu- ausgaben suchte man vergeblich danach. gang des Sozialismus in der Sowjetunion tig zu ihrer Geschichte positionieren und Also muß man der zweiten Gruppe glauben, und bei uns beigetragen haben. Die histo- dem, was das SED-Regime ausgemacht die von der Echtheit der ungeheuerlichen rische Rolle der DDR aber zu negieren, die hat: Terror, Mord, Repression.“ Worte des Befragten überzeugt ist. Das Leistung ihrer Bürger und alles Positive, Nun weiß man spätestens seit dem um macht die Bestürzung noch größer. Übernehmenswerte zu vergessen, wider- drei Viertel gekürzten Interview Thomas Ein Mann, der einstmals selbst zu den spricht jeglichen Regeln des Anstands und Roths mit dem russischen Ministerprä- Fahnenschwenkern des „SED-Regimes“ der Objektivität. sidenten Putin zur Aggression Georgiens, gehörte und die Moskauer Parteihochschule Holters unsägliches Interview ist um so oft fälschlich als Konflikt ausgegeben, absolvierte, versucht Millionen Menschen schmerzlicher, weil es aus den Reihen was Pressezensur und -manipulation in den Schmutz zu ziehen. Damit spielt er der Linkspartei kommt und offensichtlich in unserem Land bewirken können. So solchen Möchtegernhistorikern und noto- dadurch motiviert ist, eigene Zukunftsab- hätte es ja durchaus sein können, daß rischen Brunnenvergiftern wie Birthler, sichten abzustecken, indem man sich dem Holters Aussage „redaktionell bearbei- Knabe und Gauck direkt in die Hände, die Gegner anbiedert. tet“ worden ist. über alles in der DDR das Tuch der Ver- Dr. Hans-Jürgen Audehm, Schwerin RotFuchs / November 2008 Seite 11 Gewerkschafter haben im „RotFuchs“ das Wort Gepfefferte Kommentare und gekonnte Karikaturen aus „ver.di News“

Fischer im Trüben Sarrazins Gurke „Soziale Marktwirt- Abgewählte Spitzenpolitiker müssen Daß er den Hartz-IV-Regelsatz von schaft ist toll!“ in Deutschland bekanntlich nicht zur 347 Euro im Grunde für zu üppig hält, Arbeitsagentur, sondern können ihre hat uns Finanzsenator Thilo Diese Botschaft will die Initiative Neue im Amt erworbenen Kenntnisse weiter Sarrazin (SPD) ja schon oft genug wis- Soziale Marktwirtschaft (INSM) mit gewinnbringend nutzen: Erst steigt sen lassen. Nun hat er nachgelegt. Von der Internetplattform www.SoMaWi- z. B. Altbundeskanzler Gerhard Schrö- der einen Scheibe Käse (0,25 Euro) bis ist-toll.de jungen Menschen vermit- der ins russisch-deutsche Gasgeschäft zu der halben Gurke (0,30 Euro) hat er teln. „Die soziale Marktwirtschaft gibt ein, nun heuert sein Vize Josef Fischer akribisch durchgeplant, was ein Hartz- jedem die Chance, aus eigener Kraft in den USA als Unternehmensberater IV-Empfänger am Tag so alles essen seine Ideen und Ziele in Freiheit und an – bei seiner ehemaligen Kollegin und trinken kann, und wie er mit 3,98 eigenverantwortlich umzusetzen. Sie Madeleine Albright. Die Außenministe- Euro noch unter dem Regelsatz von bietet gerade auch jungen Menschen rin in der Regierung unter Präsident 4,25 Euro für Ernährung bleibt. Wie die meisten Wahlmöglichkeiten für William Clinton hat nämlich eine Firma das? Zu den 125 g Spaghetti, die der ihre Lebensplanung ...“ Jetzt glauben aufgemacht, die Kapitalisten berät, Senator zu Mittag empfiehlt, gibt es Sie, liebe Leserinnen und Leser, das sei wie sie auf den „sich entwickelnden nicht einmal ein Gläschen Mineral- mißlungene Satire vom Zwischenrufer, Märkten“ dieser Welt einen schönen wasser, da muß es Leitungswasser tun. was Sie da gerade mit wachsender Ver- Extraprofit erwirtschaften können. All das ist widerlich genug. Daß aber wunderung zur Kenntnis genommen Interessant, mit welchen Informatio- Sarrazin für seinen jüngsten Tritt nach haben. So zynisch, aber auch so bestußt, nen die Firma (ausweislich der Website unten auch noch Applaus bekommt, werden Sie sagen, können die von der www.thealbrightgroupllc.com/Who_ macht erst richtig klar, wie verkommen INSM doch gar nicht sein. Doch, doch, We_Are.htm) ihren Kunden den alten die Republik mittlerweile ist. Martin das ist ein Originaltext des neoliberalen Schlawiner Fischer (Senior Strategic Lindner, Berliner FDP-Fraktionschef, Agitprop. Die Wirklichkeit übertrifft Counsel) anpreist: zum Beispiel, daß er lobte Sarrazins Berechnungen aus vol- mitunter die schärfste Satire. als Außenminister den ersten aktiven lem Halse. Nun sei erwiesen, daß die Henrik Müller Kriegseinsatz Deutschlands seit dem Hartz-Sätze nicht nur reichten, sondern Zweiten Weltkrieg (in Jugoslawien) sogar gekürzt werden könnten. Auf daß und den Einsatz deutscher Truppen ihm nicht nur die nächste Tiefseegar- am Hindukusch unterstützt habe. nele im Halse stecken bleibe. Henrik Müller Maria Kniesburges

Am 8. November um 10 Uhr findet im Saal des Kabaretts Breschke & Schuch, Wettiner Platz 10, in Dresden eine gemeinsame Festveranstaltung der sächsischen RF-Regionalgruppen zum

90. Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands

statt. Festredner ist der Historiker Günter Judick, Velbert. Das Programm gestalten der Schau- spieler Reinhold Stövesand, der Singeclub „Ernesto Che Guevara“ und die Kabarettisten Breschke & Schuch.

Mitglieder, Leser, Freunde und Sympathisanten sind herzlich eingeladen. Seite 12 RotFuchs / November 2008 Aus Klassenkämpfern wurden zahnlose Tiger Unsere Darstellung des Kapitalismus stimmte, die des Sozialismus war oft geschönt

eim Lesen des September-RF fiel mir eine vier Mann, sprach man schnell von Frakti- Arbeit der imperialistischen Massenme- BGeschichte ein, die meine Frau vor eini- onsbildung. Das aber war parteischädigend. dien, von denen wir täglich vorgeführt gen Jahren aus ihrer Schule mitbrachte. Aussprachen folgten. Das Ergebnis: Asche wurden, leiteten Wasser auf die Mühlen Als sich Kollegen über die Folgen des kapi- aufs Haupt und Reue zeigen. Anderenfalls der kleinbürgerlichen Elemente in unserer talistischen Wirtschaftssystems beklagten, drohten Parteiverfahren, die oft das Ende Gesellschaft. meinte ausgerechnet der Religionslehrer: der politischen oder beruflichen Laufbahn Jahrelang schwelende Konflikte brachen „Aber Herrschaften, das war vorauszuse- bedeuteten. auf. Bei den einen war es die Wut über die hen. Wir wußten doch aus dem Parteilehr- Ich erinnere an den Leserbrief von Genossen Einführung der Intershops, wodurch die jahr ganz genau, wie es im Kapitalismus Kierstein im August-RF: Als man den Kreis- Gesellschaft in D-Mark-Besitzer und Nicht- aussieht. Nur ...“ – und hier machte er eine sekretär nach einer ehrlichen Einschätzung besitzer zerfiel. Sie hatten zwar Marx und Pause – „was uns über den Sozialismus der Lage vor die Alternative stellte, seinen Engels auf ihrer Banknote, konnten sich erzählt wurde, stimmte leider nicht mit der dafür aber weder Meister Propper noch Realität überein.“ eine Marken-Jeans kaufen. Ich frage mich, warum es uns eigentlich Andere reagierten mit Unmut auf die Ein- nicht gelungen ist, die sozialistische Idee führung der Exquisit- und Delikat-Läden, besser umzusetzen. Dieses „besser“ bedeu- in denen die Besserverdienenden (zu denen tet nicht mehr und nicht weniger, als daß auch viele Funktionäre gehörten) qualitativ wir ja auf einem guten Weg gewesen sind. hochwertigere Artikel zu entsprechenden Kapitalisten und Großgrundbesitzer waren Preisen erwerben konnten. Hinzu kam, daß entmachtet, die Ergebnisse der Arbeit der auch dort vieles gar nicht erst über den Werktätigen kamen jetzt denen zugute, Ladentisch ging. welche die Werte schufen. Volksbildung Die Massenflucht vor allem junger Men- und Gesundheitswesen entwickelten sich schen, denen in der DDR buchstäblich alle vorbildlich. Möglichkeiten offenstanden, war das letzte Was haben wir also falsch gemacht? Signal an die Partei, verkrustete Strukturen Für die in den 80er Jahren auftretenden endlich aufzubrechen und die innerpartei- Probleme in der Volkswirtschaft der DDR liche Demokratie wiederherzustellen. allein oder überwiegend der UdSSR die Diese wahrlich revolutionäre Aktion hätte Schuld zu geben und für den zunehmenden von unten kommen müssen. Es erwies sich Verlust der ideologischen Hoheit lediglich als ein verhängnisvoller Fehler, das Feld Gorbatschow verantwortlich zu machen, dem Gegner zu überlassen. Doch leider greift meiner Ansicht nach zu kurz. waren wir in den 80er Jahren oftmals zu In einem Telefonat mit Dr. Fritz Welsch, zahnlosen Tigern geworden. Wir hatten zu dem Verfasser des in derselben RF-Ausgabe kämpfen verlernt, woran die Genossen des erschienenen Beitrags „Kleinbürgerlicher Politbüros nicht ganz schuldlos waren. Mief“ habe ich mir mit der Bemerkung, Günter Glante, Gera die Partei habe dieses Land ruiniert, Luft Bericht zu schönen oder abgelöst zu wer- gemacht. den, wählte er den für ihn bequemeren Weg. Natürlich ist das falsch. Oder doch nicht? Schaden nahm die Partei. Ich war ja auch die Partei. Als sich die wirtschaftliche Situation immer Auf einer Veranstaltung der Meiner Meinung nach haben wir viel zu mehr zuspitzte, wäre es höchste Zeit gewesen, RF-Regionalgruppe im Chemnitzer lange zugelassen, daß der Apparat immer dem Volk, wie in Kuba üblich, reinen Wein Rothaus, Lohstraße 2, spricht am allmächtiger wurde. Nicht wenige seiner einzuschenken und gemeinsam mit ihm nach 29. November um 10 Uhr der Vorsit- Mitarbeiter traten nach dem Motto auf „Ich Wegen zur Veränderung der Lage zu suchen. zende der GRH e. V. Dr. Hans Bauer, bin die Partei“. Nicht nur um sich Vorteile zu Dazu hatte die Parteiführung offensichtlich Berlin, über das Thema verschaffen, die ihnen nicht zustanden. Sie nicht den Mut. Für mich wird damit auch erhoben sich vielfach auch über die gewähl- klar, daß sie kein hinreichendes Vertrauen Menschenrecht – Klassenrecht ten Leitungen und bestimmten letztendlich zu den Massen besaß. Sie war ja nicht ein- sogar darüber, wer in den Grundeinheiten mal bereit und willens, das Millionenheer Funktionen bekleiden sollte. Ich habe es der Genossen zu mobilisieren. mehrfach erlebt, daß ihnen Instrukteure Statt dessen wurden die Journalisten die Namen der zu wählenden Genossen oder angehalten, ständig neue wirtschaftliche der in Betracht kommenden Delegierten zu und politische Erfolge zu verkünden. Das Einer der Mitbegründer des „RotFuchs“, Kreis- und Bezirksdelegiertenkonferenzen kostete die Partei endgültig die Hoheit auf der ehemalige Buchwaldhäftling und überbrachten. Ob das immer dem Wunsch dem Gebiet der Ideologie. „Wer einmal lügt, Pressechef der Volkskammer der DDR, des zuständigen Sekretärs der übergeord- dem glaubt man nicht.“ neten Leitung entsprach und ob der Auftrag Diese alte Volksweisheit bestätigte sich Herbert Thomas vom gewählten Sekretariat überhaupt sank- erneut. Wir verloren jeden Tag ein Stück tioniert war, sei dahingestellt. Mit inner- mehr Vertrauen. Ich habe die verzweifelten vollendet am 29. November sein parteilicher Demokratie hatte das natürlich Staatsbürgerkunde-Lehrer erlebt, die von 96. Lebensjahr. nichts mehr zu tun. ihren Schülern verhöhnt wurden, weil sie Wir Genossen der Basis waren diesen Mani- gegen besseres eigenes Wissen Positionen Wir grüßen den treuen Kommunisten pulationen gegenüber machtlos. Parteidiszi- vertreten sollten, die längst nicht mehr der und liebenswerten Menschen in plin war angesagt, und natürlich hatten die Wirklichkeit entsprachen. leitenden Genossen sowieso den besseren So büßten wir unsere Glaubwürdigkeit ein. Freundschaft und Solidarität. Überblick. Verweigerten sich da drei oder Dies, vor allem aber auch die geschickte RotFuchs / November 2008 Seite 13 Vorpommern als Endlager Strahlende Zukunft statt „blühender Landschaften“

ir wurde seinerzeit ziemlich mulmig, mehr gebraucht zu werden und auf karge nahme von Kernbrennstoffen dienen, die Mals der den „Vater der deutschen Einheit“ Vor-Rente angewiesen sein, das war schon aus den stillgelegten DDR-KKWs Lubmin gebende Bundeskanzler Kohl 1991 im MDR- bitter. Doch plötzlich erhielt ich ein über- und Rheinsberg anfielen. Vom Bundesamt Fernsehen den vormaligen DDR-Bürgern im raschendes Angebot. Mir wurde ein fester für Strahlenschutz war die Genehmigung Brustton der Überzeugung versprach, „daß und „hochdotierter“ Arbeitsplatz in Aussicht mit der Zusage verbunden worden, daß es wir in den nächsten drei bis vier Jahren in gestellt. Übermittler dieser verlockenden in Lubmin keine Lagerung atomarer Brenn- den neuen Bundesländern blühende Land- Offerte war ein Mann, den ich im Präsidium elemente aus den alten Bundesländern oder schaften gestalten werden“. des Anglerverbandes kennengelernt und mit gar hochradioaktiver Glaskokillen aus der Ich stieß mich weniger an der Blütenidylle, dem ich einst so manchen Hecht gefangen Wiederaufarbeitung geben werde. Doch die Kohl malte – Politikergeschwätz ist hatte. Jetzt ging der darauf aus, mich an inzwischen hat eine Kumpanei aus altbun- erfahrungsgemäß selten zu trauen. Was den Haken zu bekommen: Er könne mich desdeutschen Kernkraftpolitikern und deren mich jedoch aufschreckte, war der Zeitrah- für eine „Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsar- hiesigen Komplizen Schritt für Schritt aus men, mit dem Kohl hantierte. Der nämlich Lubmin eine Annahmestelle für atomaren weckte schlimme Erinnerung in mir – an Müll aus ganz Deutschland gemacht. Nach- eine Zeitvorgabe, die ich als Schuljunge dem die SPD/CDU-Landesregierung von vernahm. Damals hatte ein sich noch als Mecklenburg-Vorpommern der Einlagerung Reichskanzler bezeichnender Amtsvorgänger radioaktiv belasteter Großteile aus Atom- Kohls dem deutschen Volk verkündet: „Gebt meilern anderer Bundesländer schon zuge- mir vier Jahre Zeit, und ihr werdet Deutsch- stimmt hatte, sollen nun – voraussichtlich land nicht wiedererkennen.“ Das war Hitler. ab 2009 – bestrahlte Brennstäbe aus den Man ließ ihm nicht bloß vier, sondern ein bundeseigenen Forschungszentren Karlsruhe Dutzend Jahre. An deren Ende stand dann und Geesthacht folgen. Vorgesehen sei u. a., tatsächlich die totale Veränderung: „Groß- beit“ anheuern. Die habe im Rahmen eines eine „hochradioaktive und sehr gefährli- deutschland“ war erheblich geschrumpft, Gemeinschaftsprojekts des BRD-Energie- che Suppe“, abgefüllt in 130 Glasblöcke in seine Städte lagen in Trümmern, man zählte konzerns PreussenElektra und des (damals Edelstahlbehältern (Castoren), in Lubmin viele Millionen Kriegstote, nahezu ganz Eu- noch existenten) DDR-Kraftwerksanlagen- zu deponieren – zwecks Endlagerung. ropa war verwüstet und der deutsche Name baus die Aufgabe, unter den Bewohnern des Experten von Umweltschutzorganisationen weltweit mit Schande bedeckt. Ostens „die richtige Stimmungslage“ für ein wie Robin Wood warnen vor den Sicher- Obwohl davon ausgegangen werden konnte, 50-Milliarden-DM-Vorhaben zu schaffen: heitsrisiken, die das heraufbeschwört. daß Kanzler Kohl vergleichbares Unheil Bei dem gehe es darum, sämtliche künfti- Im Falle einer Brandkatastrophe könnten nicht über „Deutschland, einig Vaterland“ gen Neubauten von Kernkraftwerken auf die eingelagerten Castoren „durchknal- zu bringen gedachte, stand von Beginn an DDR-Territorium zu errichten. „Drüben“, in len“ und verheerende Folgen nach sich zie- fest: Die von ihm zugesagten „blühenden der alten Bundesrepublik, sei das nämlich hen, schlimmer noch als das Desaster von Landschaften“ würden eine Fata Morgana wegen des Widerstandes der Bundesbürger Tschernobyl. bleiben. Und in der Tat: Nach Ablauf der politisch nicht mehr durchsetzbar. All das ficht die politisch dafür Verantwort- Terminzusage befand sich dort, wo zuvor Meine Antwort bestand in einer Frage: Ob lichen offenkundig nicht an. Die im Besitz das Industrieland DDR existierte, statt der der Emissär der Atomlobby schon mal den des Bundes befindlichen Kernbrennstoffe von Kohl versprochenen Idylle eine flä- Namen Tschernobyl gehört habe? Und falls und -abfälle sollen, wie zu vernehmen ist, in chendeckende Industriebrache. Der falsche das zuträfe, ob er dann begreifen könne, daß Lubmin konzentriert werden. Vorpommern Prophet aber, dessen Verheißung sich als ich selbst bei noch so lukrativem Gehalts- würde damit das „Atomklo“ Deutschlands. ungedeckter Scheck erwiesen hatte, stand angebot nicht bereit sei, beim Ausliefern Symptomatisch für die „Resteverwertung“ nun als Lügner vor den Betrogenen, die ihm meines bisherigen Staates an diese Kern- der DDR und die Mißachtung der in der auf den Leim gegangen waren. kraftmafia mitzuwirken. Der neuerliche Region lebenden Menschen. In der Schwe- Dabei hätte Kohl das gar nicht riskieren „Angler“ beschimpfte mich wütend, wir riner Staatskanzlei aber legt man größten müssen. Er wurde, was seine damalige Wort- schieden in Unfrieden. Wert darauf, Mecklenburg-Vorpommern wahl angeht, möglicherweise nur schlecht Seitdem sind fast 20 Jahre vergangen. Der als d a s Urlaubsland anzupreisen. Welche beraten. Denn wenn er, statt „Blüten“ unters Neubau irgendwelcher Atommeiler in der Anziehungskraft für potentielle Feriengäste Volk zu streuen, eine „strahlende Zukunft“ BRD – ob in West oder Ost – ist endgültig jedoch von der Aussicht ausgehen dürfte, in in Aussicht gestellt hätte, könnte ihm heute passé. Wenn auch mit etlichen Kompromis- der Nachbarschaft einer Atommüllkippe die niemand den Vorwurf der Unaufrichtigkeit sen nur und langwierig angelegt, ist der Beine ins Ostseewasser stecken zu müssen, machen. Denn schon damals befaßte man Atomausstieg hierzulande Gesetz. Obwohl liegt auf der Hand. sich, wenn auch klammheimlich mit Kon- die Kernkraftlobby, insbesondere von CDU- Wolfgang Clausner zepten, die dem Osten Deutschlands eine Kreisen unterstützt, immer wieder Versuche solche Perspektive zudachten. Jetzt, zwei unternimmt, gesetzliche Festlegungen wie Jahrzehnte später, soll sie Realität werden. Laufzeiten der Meiler auszuhebeln, dürfte Zwar in anderer Form als ursprünglich beab- es kaum möglich sein, eine bundesdeutsche Am 18. November um 16 Uhr spricht sichtigt, jedoch nicht minder folgenreich. Kernkraft-Renaissance durchzusetzen. Der Denn bei den Strahlen, die dieser Zukunft Widerstand der Öffentlichkeit ist einfach zu Prof. Dr. Christa Luft im Kulturhaus ihren „Glanz“ geben sollen, handelt es sich groß. Was jedoch bleibt, ist das Problem, für der Stadt Bitterfeld-Wolfen (Ortsteil um jene hochgefährlichen, die bei der Nut- die Hinterlassenschaft der Atomwirtschaft Wolfen) auf einer Veranstaltung der zung von Kernkraft entstehen. – hochradioaktives Material – eine Lösung RF-Regionalgruppe über das Thema Doch der Reihe nach: Per Zufall bekam ich zu finden. Anders gesagt: den Atommüll ganz persönlich Tuchfühlung mit dieser mittels sicherer Lagerung zu entsorgen. „Perspektive“. Wie das seinerzeit vielen In Lubmin, wo sich früher das große DDR- Einige Aspekte und Hinter- erging, endete das Berufsleben auch für Kernkraftwerk befand, war zu diesem gründe der gegenwärtigen mich abrupt mit dem Übergang in den soge- Zweck ein Zwischenlager eingerichtet Finanzkrise nannten Vorruhestand. Angeblich nicht worden. Es sollte ausschließlich zur Auf- Seite 14 RotFuchs / November 2008 Kampf um die Freie Heide Über Leute, die den Möchtegern-Bombenwerfern die Zähne zeigen

ls die UdSSR – Partner des 4+2-Abkom- geschlossenen Lindenwald, den es sonst nir- – von Rühe bis Jung – zeigt solcherlei hart- Amens – ihre Soldaten, die zuvor den Status gends in Europa mehr gibt. Das aber stört die näckige Entschlossenheit die Grenzen ihrer einer Gruppe der sowjetischen Streitkräfte jetzigen Machthaber in keiner Weise. Diese Macht. in Deutschland (GSSD) besessen hatten, im Heide soll mit einem 1,3-Milliarden-Euro- Eine bemerkenswerte Gastansprache hielt zur August 1992 vom vormaligen DDR-Gebiet Aufwand zum modernsten Truppenübungs- 23. Protestwanderung am 4. September 1994 heimholte, leistete sie einen einseitigen Beitrag platz der NATO ausgebaut werden. Das neu in der Kirche Flecken Zechlin der Templiner zur militärischen Entspannung in Europa. gebildete Netzwerk Friedenskooperative hält Pfarrer Horst Kasner. Unter Bezugnahme auf Die Sowjetarmee räumte auch ihre Übungs- dagegen. Sein Ostermarsch-Motto 1999 lau- die Wahnsinnsbehauptung, Kriegsübungen gebiete. Zunächst träumten die Anwohner tete: „Für uns gehört der Widerstand gegen dieser Art gehörten nun einmal zur Normali- der malerischen Heidelandschaften davon, alle Formen der Militarisierung, der Rüstung tät, sagte der Geistliche: „In der Politik steht ihre Tourismus- und Erholungsreviere nun und gegen Kriege unlösbar zum sozialen und eine Wende an. Um des künftigen Friedens für zivile Zwecke nutzen zu können. antifaschistischen Widerstand.“ willen in der Welt brauchen wir nicht Bom- Doch sie hatten die Rechnung ohne den Am 23. August 1992 entstand in der Kyritz- ben, sondern Brot. Dieser ehemalige ,Kriegs- neuen Wirt – die NATO und die Bundes- Ruppiner Heide die Bürgerinitiative FREIe- schauplatz‘ in der Kyritz-Ruppiner Heide muß wehr der BRD – gemacht, die das entstan- HEIDe. Pfarrer Benedikt Schirge ist ihr Pres- wieder eine normale Landschaft werden. Wer dene Vakuum sofort für ihre Osterweiterung sesprecher und erhielt für sein Engagement das fordert, ist normal. Und wer hier Bomben nutzten. Damit begann die neue Phase des als Bombodrom-Gegner sogar den Branden- abwerfen will, ist wahnsinnig.“ Widerstands gegen die nunmehr imperiali- burgischen Verdienstorden. Mehrere Initia- Pfarrer Kasner gelangte zu der den Nagel auf stische Obrigkeit. Waren die Menschen zu tiven, u. a. Rosa Heide, Aktionsgemeinschaft den Kopf treffenden Aussage: „Für die heute DDR-Zeiten mit häufigem Gefechtslärm und Freier Himmel, Unternehmervereinigung Pro fälligen politischen Entscheidungen ist ein rigider Abriegelung nicht glücklich gewesen, Heide zwangen die Landesregierung und den hohes Maß an Intelligenz erforderlich. Dem so sahen sie sich jetzt einer völlig anderen Landtag in Potsdam sowie den Landtag von sind Politiker in der Regel nicht gewachsen. Gesellschaftsordnung gegenüber. Von diesem Mecklenburg-Vorpommern mit ihren stän- Ihr geistiger Horizont … ist begrenzt. Sie sind Zeitpunkt an wurde es ihr Ziel, die Colpitz- digen Protestaktionen zu dem Bekenntnis, mehr Macher als Denker. Und vor allem ver- Letzlinger und die Kyritz-Ruppiner Heide statt sich für die friedliche Nutzung dieses Gebiets stehen sie sich auf die Macht.“ 14 Jahre nach der militärischen einer friedlichen Nutzung einsetzen zu wollen. Mit mehr als 20 Klagen dieser Rede kann man Kasners Feststellung zuzuführen. Beide Gegenden sind Regionen wehren sich die anliegenden Gemeinden bisher als geradezu prophetisch bezeichnen: mit unwiederbringlichen Naturschätzen. erfolgreich, daß auf dem 144 Quadratkilome- Der Kampf um die FREIeHEIDe geht Die Colpitz-Letzlinger Heide ist das größte ter großen Gelände Bombenabwürfe trainiert weiter. unbewohnte Gebiet Deutschlands mit einem werden. Den BRD-„Verteidigungsministern“ Manfred Holfert, Löbau

Schreibtischregenten und Vorbilder Ergänzendes zum Beitrag Walter Ruges

er Beitrag des von mir sehr geschätzten schlechtem Beispiel vorangingen. Sie muß- Direktiven von „oben“, mehr Eigenverant- DGenossen Walter Ruge im September-RF ten sich dann nicht wundern, wenn Trakto- wortung sowie eine stärkere materielle hat mich durchaus beeindruckt. Ich versuche risten ins LPG-Büro hineinplatzten und ein Interessiertheit der Werktätigen gehörten hier einige Ergänzungen, die Selbsterlebtes Betriebsauto verlangten, um in der nächsten zu seinen Kernpunkten. Uns kam das sehr einbringen. Stadt während der Arbeitszeit Einkäufe zu entgegen, und wir haben manches davon Zur Frage des „mangelnden Eigentümerbe- machen, wie es ihnen der Vorsitzende Woche eingeführt. wußtseins der Werktätigen“: Das gab es tat- für Woche vormachte. Doch was war das Ende vom Lied? Genosse sächlich, und zwar in nicht geringem Maße. Natürlich gab es auch immer Genossen, Mit- Apel ging von selbst, Walter Ulbricht wurde Ich möchte Beispiele aus meiner Tätigkeit glieder der anderen Blockparteien und Par- mit Hilfe Moskaus abgelöst. als Brigadier und LPG-Vorsitzender nennen: teilose, die sich – ohne materielle Vorteile zu Was ich noch nicht erwähnt habe, sind die Landeinbringer, die am Jahresende je nach erwarten – wie wirkliche Kommunisten ver- Diebstähle. Ich hatte einen Schwager, der Höhe der erzielten Erträge für ihre in die LPG hielten und mit Idealismus vorangingen! in der Schmiede des Fortschritt-Werkes mitgebrachten Flächen sogenannte Boden- Soll ich auch noch von denjenigen sprechen, beschäftigt war. Wenn er mal nicht mit dem anteile ausgezahlt bekamen, hatten in der welche ein Parteibuch in der Tasche hatten, Betriebsbus zur Arbeit fuhr, sondern mit Regel ein weitaus stärkeres Interesse an der mitunter aber eine Arbeit verweigerten? seiner Seitenwagenmaschine, dann hatte Ertragssteigerung als Arbeiter oder solche Einen Genossen aus der Maurerbrigade bat das stets nur einen Grund: Da war wieder LPG-Mitglieder, die ohne Land eingetreten ich, mit seinen Kollegen eine Stallseite ein- etwas mitzunehmen. So wurden Gartenzäune, waren. Leiter, welche durch ihre Vorbild- zurüsten, weil die Dachrinne repariert wer- PKW-Anhänger und anderes aus „organisier- wirkung andere im Arbeitselan mitrissen, den mußte. Er antwortete mir auf sächsisch: tem“ Material daheim hergestellt und privat erzielten meist größere Erfolge in ihrem „Mir sein Mäuer.“ Was sollte ich tun? Vom Rat verkauft. Eigentümerbewußtsein? In vielen Betrieb als solche, die nur vom Schreibtisch des Kreises und der Kreisleitung der Partei Fällen Fehlanzeige! aus „regierten“. erhielt ich nur eine Empfehlung: „Du mußt Fazit: Wir haben unzweifelhaft in den 40 Wenn Walter Ruge allerdings das Überziehen sie eben erziehen!“ Jahren DDR viel geschaffen und dazu bei- der Mittagspause oder das Einkaufen während Hier komme ich noch kurz auf das „Neue öko- getragen, den Weltfrieden zu erhalten. Wir der Arbeitszeit „ethisch“ und „humanistisch“ nomische System der Leitung und Planung hätten aber noch mal 40 Jahre gebraucht, zu begründen sucht, dann habe ich aufgrund der Volkswirtschaft“ zu sprechen, welches um die Menschen im sozialistischen Sinne eigener Erfahrungen dafür kein Verständ- damals von Erich Apel entwickelt und von zu verändern. nis. Ich lernte selbst Leiter kennen, die mit Walter Ulbricht gefördert wurde. Weniger Werner Döring, Hohnstein RotFuchs / November 2008 Seite 15 Jungs Militärpresse fordert Kriegsvölkerrecht Wertewandel in der Bundeswehr?

edem bleibt überlassen, wie er sein Urteil und Regierungsbezirken entsprechende weltweite Heldentaten „unserer Jungs“ in Jüber Werte unserer Zeit zu artikulieren Kommandos der Bundeswehr eingerichtet“, Aussicht! gedenkt. Major d. R. Klaus Schiele neigt berichtet die Bundeswehrzeitung „Aktu- Welche Energie verwendet die derzeitige nicht zu Umschreibungen. In der Bun- ell“. Um zwischen all den innenpolitisch Bundesregierung auf ihre grundgesetz- deswehrzeitung „Y“ kommt er direkt zur aufrüstenden Einheiten kommunizieren widrigen Auslandseinsätze! Werden wir Sache: „Deshalb sollten wir vor dem Krieg zu können, wurde ab zweites Halbjahr deshalb durch höhere Energiepreise abge- eine klare, verständliche und deutliche 2008 für „circa 23 Millionen € das Mobile zockt, an denen der kriegführende Staat Sprache verwenden und von Kriegsvölker- Kommunikationssystem Bundeswehr an mitverdient? Aber da gibt es doch in den recht anstatt von humanitärem Völkerrecht die Truppe ausgeliefert“. Aufsichtsräten der vier Energie-Monopo- sprechen. Egal, wer den Krieg führt, er ist Wie der Herr, so’s Gescherr! Unsere „west- listen – Vattenfall, e-on, EnBW und RWE nicht human.“ lichen Werte“ müssen die Afghanen erst –„Arbeitnehmer“vertreter, deren Vergü- Im gleichen Blatt erhält ein Mann der BAT- lernen: mit Polizisten und Soldaten. „Knapp tung keine Bagatelle ist. Manche früheren Stiftung (British American Tobacco) das 6000 OEF-Soldaten (Operation Enduring Gewerkschaftsführer – so Klaus Zwickel Wort zum Thema „Wertewandel“. Er zaubert Freedom) sind ausschließlich mit Militär- und Franz Steinkühler – vergaßen plötzlich ein urgroßmütterliches Luftschloß: „Lieber und Polizeiausbildung betraut.“ Getarnt ihre Herkunft und stolperten über lukra- glücklich als reich.“ Der Berater der Bundes- als „Entwicklungshilfe“, wird dieser Aus- tive „Nebenposten“. Im Internet läßt sich regierung Prof. Horst W. Opaschowski voll- gabeposten allein für Afghanistan jährlich z. B. unter „RWE-Aufsichtsrats-Tantiemen“ endet dessen wertewandelnden Gedanken: erhöht, auch im Haushalt 2009. die Bemerkung finden: „Darüber hinaus „Für die meisten Bundesbürger heißt das: Überdies entwickle sich „der Staatsbür- haben Mitglieder des Aufsichtsrats Mandats- Mit Familie und Freunden in Frieden und ger in Uniform zu einem Exportschlager“, vergütungen von Tochtergesellschaften in ohne Sorgen leben zu können.“ Du lieber Gott, vermeldet „if, die „Zeitschrift für Innere Höhe von 194 000 Euro erhalten.“ Wie wäre seit Jahrhunderten überantworten Eltern Führung“ der Bundeswehr. Nur so ver- es, wenn die Gewerkschaftsführer den Mut ihren Kindern den frommen Wunsch: „Ihr steht es sich, daß Militärpfarrer Thomas aufbrächten, in den Aufsichtsräten gegen sollt es einmal besser haben als wir!“ Hartmann (Wiesbaden) für den künftigen jede weitere Erhöhung der Preise den Auf- Egal, ob Kaiser oder Kanzler. Der Alte Fritz Export Sorge trägt und ein „Recht auf Kil- stand zu proben? Wie wäre es, wenn sie die machte sich einen Namen mit: „In mei- lerspiele“ am PC fordert: „Wenn Jungen ihnen vertrauenden Mitglieder und Sympa- nem Staate kann jeder nach seiner Fasson nicht mit Waffen spielen dürfen, macht thisanten einfach gegen die Preistreiberei selig werden“, worauf das Volk spöttelte: das die Welt nicht automatisch friedli- der Energiekonzerne auf die Straße riefen? „Glaubt, was ihr wollt, aber zahlt, was ihr cher.“ Bislang sind fast 200 „Aufbauhel- Und wie wäre es, wenn sie gegen die Kriege sollt!“ Kriege! fer“ der internationalen „Friedenstruppe“ und Kriegsbeteiligungen, die aus den hohen Hitlers Wahnvorstellungen vom deutschen ums Leben gekommen. Alt-Bundeskanzler Energiekosten mitfinanziert werden, end- Volk ohne Raum: „Was der Güte verweigert Schmidt krähte unlängst bei der Rekru- lich Front machen würden? wird, hat eben die Faust sich zu nehmen.“ tenvereidigung vor dem Reichstag: „Ihr Das wird wohl nicht geschehen. Deshalb gilt Kriege! könnt Euch darauf verlassen: Dieser Staat auch für 2009 die Parole: Weiter Stramm- Kanzlerin Merkel: „Krieg ist immer das Ver- wird Euch nicht mißbrauchen.“ Immerhin stehen für die Bundeswehr. sagen der Diplomatie.“ Wollte sie sich nicht stellt Minister Jung schon Orden für neue Hans Horn „unserer eigenen Werte vergewissern“? Übrigens: Die „Verteidigungsausgaben“ werden im Haushaltsjahr 2009 auf rund 31,1 Mrd. € angehoben. Dies entspricht einer Steigerung von rund 1,6 Mrd. € bzw. von mehr als 5 % gegenüber dem Haushalt In eigener Sache 2008. Wozu? Zum Beispiel für die Anschaf- fung von 5500 neuen Kraftfahrzeugen (MAN TGA 18.360. + Mercedes Axor 1829 A) zum Eine Gänsekeule für Stückpreis von etwa 65 000 Euro. Dafür „überläßt die Bundeswehr den irakischen den „RotFuchs“? Streitkräften Fahrzeuge und Material im Gesamtwert von 7,5 Millionen €“. Hinzu kommt die Bezahlung von 73 georderten enn es heute im rabenschwarzen politischen Kampf unverzichtbar. Damit Transportflugzeugen des Typs A 400 M Wdeutschen Fürchtewald einen durch er seine Stimme auch in Zukunft für die die Finsterlinge nicht ins Bockshorn zu Zusammenführung von Kommunisten, mit einem geschätzten Gesamtpreis von jagenden „RotFuchs“ gibt, dann ist das Sozialisten, Gewerkschaftern, linken Sozi- 8,6 Milliarden €. Die Bundeswehrzeitschrift einer einzigen Tatsache geschuldet: der aldemokraten, fortschrittlichen Christen, „Y“ triumphiert: „Für eine aktiv gestaltende seit fast elf Jahren unablässig geüb- einstigen Aktivisten aller Blockparteien deutsche Sicherheitspolitik ist eine leistungs- ten Solidarität der großen Schar seiner und anderen aufgeschlossenen Demokra- fähige Bundeswehr unverzichtbar. Dafür Freunde und Sympathisanten. Sie allein ten noch lauter erheben kann, bitten wir braucht sie eine angemessene materielle haben das kleine rote Blatt mit der großen Euch zu prüfen, ob Ihr dazu willens und Ausstattung. Hier hat der Minister eine Ausstrahlung, das über keinerlei finanzi- in der Lage seid, unserer/Eurer Zeitschrift Trendwende erreicht.“ Gemeint ist Jung, elles Hinterland verfügt, in schwerer Zeit auch in diesem Jahr zu Weihnachten eine mit dem der Frieden alt aussieht. über Wasser gehalten. Wir danken allen symbolische Gänsekeule zu spendieren. Auch innenpolitisch wird stillschweigend für dieses hohe Maß materieller und/oder Wir brauchen wie eh und je Eure Hilfe, aufgerüstet. Stichwort: „Zivil-militärische moralischer Unterstützung! damit wir auch im 12. Jahr des RF-Beste- Zusammenarbeit“. Der „RotFuchs“ ist in der politischen hens die Kapitalistenbande, ihre Regierer „Bis Mitte 2007 sind in den Bundesländern Landschaft der monopolkapitalistischen, und Kumpane wie bisher kraftvoll attac- 16 Landeskommandos der Bundeswehr in von faschistoiden Tendenzen immer mehr kieren können. Dienst gestellt worden. Gleichzeitig wur- durchzogenen Bundesrepublik für den Eure Redaktion den in den Kreisen, kreisfreien Städten Seite 16 RotFuchs / November 2008 Von der Palastschändung zur Schloßlüge Einziges Ziel: Die DDR vergessen machen

m 7. Juli erfolgte der Auftakt zur letzten größeres Filmprojekt. Ein interessanter spenden. Richtig ist, daß nicht das Schloß AEtappe der endgültigen Beseitigung des Nebeneffekt waren die deutlich zu verneh- wiedererrichtet werden, sondern ein Hum- Palastes der Republik. Zwei riesige Auto- menden Erläuterungen auf den vorüberfah- boldt-Forum als modernes interkulturel- kräne waren zur Demontage des ersten der renden Ausflugsschiffen. Oftmals konnte les Funktionsgebäude entstehen soll. Mit 100 Tonnen schweren Träger der Dachkon- man dabei den Kommentar vernehmen, die dem einstigen Hohenzollernschloß wird es struktion über dem ehemaligen Großen DDR-Oberen hätten das Hohenzollern-Stadt- im Prinzip nur gemeinsam haben, daß es Saal aufgeboten worden. Neben vielen schloß sprengen lassen. Eine Lüge. Jeder dessen äußeren Grundmaßen entspricht. Schaulustigen gab einigermaßen mit Auch der Palast der Republik mußte dafür es auch einen gro- der Materie Ver- weichen, obwohl er ohne weiteres – und ßen Medienauflauf. traute weiß, daß dazu noch mit seinem hohen technischen Außer anderen Sen- nicht das Schloß, Komfort und manchen Raffinessen – in dern berichtete sogar sondern dessen Ruine diesen Neubau entsprechend hätte inte- die ARD in ihren gesprengt wurde. Das griert werden können. Aber das durfte ja Abendsendungen in Schlimme an dieser nicht sein. Nichts darf mehr an die DDR Wort und Bild. Ich ganzen Sache ist, daß erinnern. hatte den Eindruck, nicht nur Berliner Aber noch einmal zurück zur propagandi- triumphierend. Stadtbilderklärer stischen Mache „Wiederaufbau des Berli- Aus diesem Anlaß diese Mär – mitunter ner Schlosses“. Zumindest an drei Seiten scheint es mir ange- im Gassen-Jargon des Humboldt-Forums soll die rekon- bracht, noch einmal „Ulbricht hat das struierte historische Fassade des ehema- darauf aufmerksam Schloß gesprengt“ – ligen Schlosses angebracht werden. In zu machen, welche verkünden, sondern die Gesamtkosten des neuen Baues sind Entstellungen – bis auch weitaus ernster 80 Millionen Euro für die Fassade einbezo- hin zu lügenhaften zu nehmende Leute. gen. Daß diese Summe – vor vielen Jahren Behauptungen – es So der Generaldirek- einmal kalkuliert – durch die Zeit längst hinsichtlich der Nut- tor des Deutschen überholt ist, interessiert die „Schloßbefür- zung des Palastes der Historischen Muse- worter“ nicht. Sie werden ihr blaues Wunder Republik als „Haus ums, Prof. Dr. Hans (nicht zu verwechseln mit der bekannten des Volkes“ gab und Ottomeyer, der in der Dresdner Brücke) noch erleben. noch immer gibt. Sendung „Kunst und Dieter Lämpe, Hoppegarten Da behauptet z. B. ein Krempel“ des Bay- Klaus-Rüdiger Lan- erischen Rundfunks dowsky, ehemaliger behauptete, das Ber- Generalsekretär der liner Schloß sei von Berliner CDU und den DDR-Machtha- Der Freundeskreis Walter Womacka e.V. früher hautstädtischer Fraktionsvorsit- bern aus dem Wege geräumt worden, „um (Tel. 030/22 41 58 69, www.FKWW.de) zender dieser Partei, daß zum Palast der Platz für Aufmärsche zu schaffen“. macht auf eine wichtige Ausstellung der Republik nur etwa 25 Prozent der „DDR- Was ist die geschichtliche Wahrheit? Privilegierten“ Zugang hatten. Nur diesen Das Schloß wurde am Ende des 2. Weltkrie- Galerie im Palais am Festungsgraben wäre es möglich gewesen, überhaupt hin- ges von anglo-amerikanischen Bombern Berlin-Mitte aufmerksam. einzukommen. zerstört. Die Mauern der Ruine brannten Auf der Rückseite der Hülle einer von Ice- fünf Tage und Nächte. Das Gebäude war storm 2007 herausgebrachten DVD „Palast mit einem derartigen Vernichtungsgrad Walter Womacka der Republik“ begegnet man der Formulie- kaum wieder aufbaufähig. Selbst wenn – Menschen und Meer rung, daß „dieser Prachtbau den Bürgern die Möglichkeit – mit einem riesigen Auf- der DDR gewidmet sein sollte“. Hier wird wand verbunden – bestanden hätte, muß Sie ist bis zum 22. 12. zwischen mit dem Wort „sollte“ bereits angedeutet, doch wohl die Feststellung gestattet sein, was mit dem Begleittext bezweckt wird. daß in einer so schwierigen Zeit wie der Mittwoch und Sonntag bei freiem Eintritt Ein Palast des Volkes „sollte“ es nur sein, nach dem 2. Weltkrieg andere Aufbauprio- von 13 bis 19 Uhr geöffnet. war es aber angeblich nicht. Im Zusam- ritäten gesetzt werden mußten als aus- menhang mit Veranstaltungen im „Großen gerechnet die der Wiedererrichtung des Saal“ wird dann auf den gesamten Palast Stadtschlosses. bezogen suggeriert – und Unwissende fallen Demnach war die Zerstörung dieses histo- darauf herein – daß es gar nicht so einfach rischen Bauwerkes letztendlich ein Ergeb- Am 19. November ist Dr. Lothar gewesen sei, ins „Volkshaus“ vorzudringen. nis des vom Hitlerfaschismus entfesselten Schröter, Militärhistoriker, bei den Danach wörtlich: „Nur mit einer Eintritts- 2. Weltkrieges. Potsdamer „RotFüchsen“ zu Gast. karte, einer heiß begehrten, zu einer der Die Ankündigung der Wiedererrichtung kulturellen Veranstaltungen gelangte man des Berliner Stadtschlosses ist eine pro- Er spricht im Sternzeichen, ins Wunderwerk der Architektur.“ pagandistische Irreführung der Menschen, Babelsberg, Galileistraße 37, Der im vorigen Jahr ins Leben gerufene die auch noch zu Spenden dafür aufgeru- zum Thema Freundeskreis „Palast der Republik“ wird fen werden. Bundesbauminister Wolfgang in vielfältigster Art und Weise die Erin- Tiefensee (SPD) hat Bürger zur finanziellen 60 Jahre NATO nerungen an das Haus des Volkes wach- Unterstützung des vorerst mit insgesamt halten. 552 Millionen veranschlagten Baus des Er führte von Juli bis September am Spree- Humboldt-Forums in Berlin ermuntert. Achtung: Beginn ist diesmal 16 Uhr. ufer gegenüber der Palastabrißbaustelle Behauptet wird, Tiefensee habe appelliert, vielfältige Zeitzeugen-Interviews für ein für den Wiederaufbau des Stadtschlosses zu RotFuchs / November 2008 Seite 17 Impressionen einer Reise nach Santiago Chiles Luis Corvalán läßt deutsche Genossen grüßen

ach 13stündigem Flug von Madrid lan- geschrumpft. Die einst kampfstarke Kom- Innenpolitisch bietet Chiles Regierung Ndete ich zum ersten Mal seit 25 Jahren munistische Partei Chiles, die bei Wahlen der „concertacion“ mit einem „Mitte-links- wieder auf dem Flugplatz von Santiago fast immer etwa 20 Prozent der Stimmen Image“ allerdings noch die Gewähr mit- de Chile. Ein neues großzügiges Airport- erhielt, liegt jetzt als Teil eines Bündnis- telfristiger Stabilität. Für „komplizierte Gebäude und eine langwierige gründliche ses bei knapp einem Viertel davon. Innere Situationen“ steht das auf dieser Strecke Einreisekontrolle zählten zu den Eindrüc- Zerwürfnisse, Probleme in Strategie und erfahrene Militär notfalls bereit. Unter ken am Beginn. Auf der Fahrt in die Stadt Taktik, unerfahrene Kader und Subjek- General Pinochet hat es ja schon einmal zeigten mir Freunde Straßen, die ich noch tivismus wurden mir als Gründe für die gezeigt, wozu es fähig ist. nicht kannte, und viele Gebäude, welche in derzeitige Schwäche der Linken genannt. Von der Erkenntnis, daß die Ausbeutung den letzten Jahren errichtet worden sind. Die zeitweilige Niederlage des Sozialis- der nationalen Ressourcen vor allem den Ich spürte bei ihren Erklärungen einen einheimischen und ausländischen Finanz- gewissen Stolz auf das, was sich im Land magnaten zugute kommt, sind die meisten inzwischen getan hat. Im Zentrum Santia- Chilenen bewußtseinsmäßig noch weit ent- gos ist mehr oder weniger alles beim alten fernt. Dennoch gab es beachtliche Proteste, – im Unterschied zu anderen Stadtteilen. z. B. gegen die Lage im Bildungswesen, und Die Kathedrale, das Hauptpostamt, der erste Streiks der Kupferbergleute für bes- Nationalkongreß und die Moneda als Sitz sere Arbeitsbedingungen. Massenaktionen des Präsidenten wirkten vertraut. gegen die Verteuerung – vor allem auch Am nächsten Tag fuhr ich in das Barrio von Treibstoff und Energie – gehörten zum Alto – den Oberbezirk –, also dorthin, wo Bild des insgesamt noch schwachen Wider- sich früher die Botschaft, unsere Handels- stands. Die von den bürgerlichen Medien politische Abteilung und die Schule der weiter angeheizte Konsumpsychose und der DDR befanden. Auch wir lebten in dieser relativ hohe Lebensstandard breiter Bevöl- Gegend. Erstaunt sah ich, daß alles auf- kerungsschichten machen die Gewinnung fallend anders geworden ist. An der Stelle der Chilenen für gesellschaftsverändernde unser einstigen Bauten stehen jetzt riesige Kämpfe schwer. Hochhäuser. Ein imposanter Glaspalast, Luis Corvalán, den 92jährigen legendären umgeben von anderen Meisterwerken der Führer der chilenischen Kommunisten in Architektur, läßt den früheren Standort den 70er und 80er Jahren, besuchte ich unserer Vertretung nur noch vermuten. gemeinsam mit der in Santiago lebenden In ganz Chile, besonders in der Metropole, RF-Leserin Margot Honecker. Wir fanden gibt es seit Jahrzehnten einen beachtlichen ihn guten Mutes. Er verwies auf Entwick- Bauboom. Der finanzielle Aufschwung, durch Luis Corvalán im Sommer 2008 lungen in China, Kuba und einigen Län- einen langfristig hohen Weltmarktpreis für Foto: Rudolf Herz dern Lateinamerikas. Es sei noch zu früh, Kupfer und andere Bergbauprodukte, den überall bereits vom künftigen Triumph des Handel mit Rohstoffen und Nahrungsgütern, Sozialismus zu sprechen, doch gehe es trotz nicht zuletzt aber durch den Tourismus mus in Europa, besonders in der DDR, ernster Rückschläge insgesamt voran. Als bedingt, hat Chile eine erstaunliche Kon- wo viele chilenische Emigranten gelebt besonders bedeutsam bezeichnete Genosse junktur beschert. Vermehrt einfließendes haben, hat Hoffnungen geschmälert. Das Corvalán die Tatsache, daß den USA der ausländisches und mächtiger gewordenes früher ungekannte Streben nach Befrie- uneingeschränkte Einfluß auf die politi- nationales Kapital haben Infrastruktur digung persönlicher Bedürfnisse – durch sche Entwicklung in wichtigen Ländern und Bauwesen spürbar gestärkt. die hochgezüchtete Kommerzialisierung der westlichen Hemisphäre entzogen wor- Im Barrio Alto herrscht eine Atmosphäre herausgefordert – hat bei vielen früheren den sei. Die Kommunisten brauchten jetzt gekünstelter Vornehmheit, die im scharfen Anhängern der Unidad Popular, die sich Geduld und einen klaren Kopf. Kontrast zur bescheidenen Lebensart der im Exil solide Kenntnisse aneignen konn- Den „Zorro Rojo“ – den „RotFuchs“ – bezeich- meisten Chilenen steht. Trotz sehr entwic- ten und heute vor allem als Mitglieder der nete der kampfgestählte chilenische kelter Produktionszweige, einer prospe- Sozialistischen Partei in einflußreichen Genosse als eine interessante Initiative, rierenden Landwirtschaft und Fischerei Positionen auch auf Regierungsebene zu die den derzeitigen Bedingungen in der sowie eines gestärkten Handelsnetzes sind finden sind, politische Irritationen her- BRD Rechnung trage. Luis Corvalán ließ die Haupttriebkräfte in einer überhitzten vorgerufen. Die maßlose Manipulation der alle Mitstreiter des RF grüßen und regte Geldzirkulation und im unablässig einflie- Chilenen durch die bourgeoisen Medien an, geeignete Inhalte aus der Zeitschrift ßenden „Heuschrecken“-Kapital zu suchen. treibt diesen Prozeß voran. auch in Chile zu verbreiten. Die maßlose Privatisierungswelle in allen Der wirtschaftliche Aufschwung beruht Rudolf Herz Bereichen hat es angelockt. So bildete sich vor allem darauf, daß Chile über mehr eine teils autonome, aber auch abhängige als ein Drittel der Weltkupfervorräte Klasse chilenischer Kapitalisten heraus, verfügt, wodurch dem Staat enorme die von ausländischen Finanzkonsortien Gewinne zufließen. Bezieher chilenischer und Geldströmen flankiert wird. Sie treibt Exporterzeugnisse sind vor allem Japan, die Konjunktur künstlich an. Hiervon pro- China, Südkorea „auf der anderen Seite“ Im RF 126/Extra, S. II, wurde im Artikel fitieren überdies die in Chile immer schon des Pazifik. Die relativ kurzen Trans- von Prof. Dr. Georg Grasnick über einflußreichen Mittelschichten und – am portwege per Schiff begünstigen den „Menschenrechtsimperialismus“ der Rande – auch einfache Leute. Warenaustausch. Name des russischen „Oppositionspo- Unter den geschilderten Bedingungen – Allerdings registriert man auch in Chile litikers“ Garri Kasparow versehentlich ihre forcierte Herbeiführung war sicher eine Tendenz zur Verknappung von Roh- auch ein später Reflex auf die Ära Allende stoffen und Grundnahrungsmitteln, was mit Karpow angegeben. Wir bitten um – sind die konsequenten Linkskräfte zu einer erhebliche Preissteigerungen nach sich Entschuldigung. zahlen- und einflußmäßig kleinen Gruppe gezogen hat. Diese wird sich fortsetzen. Seite 18 RotFuchs / November 2008 Die Republik in der Axarquia Spanien: Ein KP-Bürgermeister sorgt für Furore

ie Straße zum Haus von José Anto- Anfragen persönlich bei ihm vortragen, war schließlich das erste auf der Welt, Dnio Poncé ist voller Schlaglöcher, die Wartelisten sind lang. das sich offiziell gegen diese politische das letzte Stück ungeteert. Poncé ist El Borge hat eine Schwestergemeinde auf Entwicklung aussprach. „Die Dorfbe- der Bürgermeister der Tausend-Seelen- Kuba. Die Insel ist das große Vorbild für wohner haben vorher natürlich wenig Gemeinde El Borge in der Axarquia, den Bürgermeister. Als das Dorf vor ein davon gewußt“, gesteht Poncé ein. Aber einem kleinen Dorf, das sich zwischen paar Jahren feierlich die Hauptstraße er brauchte nicht lang, die Bürger für die Naturparks Montes de Málaga und auf den Namen Che Guevara umtaufte, seine Sache zu gewinnen. Er hielt Vor- Sierra de Tejada y Almijara geklemmt waren ein paar Genossen aus dem Kari- träge, schrieb Flugblätter und schaffte hat. „Die Auffahrt zu meinem Haus wird bikstaat angereist. Poncé selbst ist oft es, daß mehr als 90 Prozent der Einwoh- als allerletzte repariert. Ich will nicht, in Cuba unterwegs, mit Fidel Castro hat ner an die Urnen gingen. daß irgend jemand behaupten kann, daß er schon einmal persönlich gesprochen. Die Einwohnerzahlen des kleinen Dorfs der Bürgermeister zuerst an sich denkt“, Mit den vielen Restriktionen ist er natür- steigen ständig, nicht weil sich Immi- erklärt Poncé. Und solange die übrigen lich nicht einverstanden, deshalb glaubt granten in die strukturschwache Gegend Straßen nicht gerichtet sind, muß er er auch mehr an seine eigene Republik. verirren oder weil Impfungen in der eben warten. Der schlanke junge Mann Aber nicht nur die Politik der Insel faszi- Gemeinde gratis sind. Das Wohnungs- ist seit 15 Jahren Stadtvorsteher von El bauprogramm von Poncé hat schon mehr Borge. Kaum etwas liegt ihm mehr am damit zu tun. Er hat mit der Landesre- Herzen als seine Gemeinde, wo er vor gierung ausgearbeitet, daß Jugendliche gut 40 Jahren geboren worden ist. Nur günstig in El Borge Kredite für Bauland vielleicht Adler Atila und Papagei Kiki. bekommen, wenn sie hier mit eigenen Poncé hat beide von Bekannten bekom- Händen ein Haus errichten, Baumateri- men, die sich nicht um die exotischen alien inklusive. „Man kann manchmal Haustiere kümmern konnten. Seitdem mehr erreichen, wenn man keine Kom- ist der Bürgermeister mit dem Adler auf promisse eingeht.“ Bestimmt nicht jeder dem Arm in den schmalen Straßen des Bürgermeister hat so viel Verhandlungs- Dorfs und in seinem Büro kein unge- geschick wie José Antonio Poncé. wöhnlicher Anblick. Den Papagei muß er aber zu Hause lassen, denn er krächzt zu Aus der spanischen Zeitung „Sur“ (Deut- laut und schreit nach seinem Herrchen, sche Ausgabe) vom 12. Juni 2008. wenn er ihn im Rathaus doch mal allein Eingesandt von unserem in Andalusien lassen muß. lebenden Leser Hans-Georg Ponesky José Antonio Poncé ist Kommunist und Republikaner. In seinem Büro hängt kein Porträt des spanischen Königs, wie es hierzulande üblich ist, und er hat sein Dorf schon mal dazu aufgerufen, in einem Referendum die Dritte Republik zu for- Der Historiker Günter Judick dern. Die Gemeinde ist sein Lebensprojekt, (Marx-Engels-Stiftung, Wuppertal) spricht hier will er seinen Traum einer besseren am 6. November um 18 Uhr Gesellschaft in Miniaturformat umsetzen. Schritt für Schritt will Poncé aus dem im Leipziger Liebknechthaus, Brau- Dorf von Landwirten eine kommunisti- straße 15, auf einer Veranstaltung der sche Bastion machen. Daß sein Projekt niert ihn, vor kurzem hat er sogar einen RF-Regionalgruppe über das Thema schnell an die lokalen Grenzen stößt, ist Dokumentarfilm über kubanische Stra- ihm klar, aber weiter will er auch nicht ßenmusiker gedreht. kommen. Allerdings hat er vor einem Geschichten erzählen ist eine andere Die Machtfrage und die Jahr die Präsidentschaft des Landkrei- große Leidenschaft des umtriebigen Bür- Novemberrevolution 1918 ses Axarquia übernommen. „Ich will vor germeisters. Ein Buch mit Artikeln hat allem transparente Politik machen und er letztens veröffentlicht, „Mit erhobener Leser, Freunde und Sympathisanten sind im Interesse der Bürger sprechen.“ Wenn Faust“ heißt es. Zusätzlich zu dem offizi- dieser Satz aus dem Mund von Poncé ellen Radio- und Fernsehsender, der jeder herzlich willkommen. kommt, klingt er so, als könne man ihm Gemeinde per Gesetz zusteht, hat Poncé das auch glauben. Bei der letzten Wahl noch einen zweiten gegründet. Hier macht hat die konservative Volkspartei gerade er persönlich mit ein paar engagierten mal fünf Stimmen erhalten, die Soziali- Jugendlichen das Programm. Am 23 November um 10 Uhr spricht sten hat Poncé wieder mit zehn Stimmen Aber Poncé will nicht nur Geschichten Prof. Dr. Götz Dieckmann, stellv. knapp auf die Oppositionsbank geschickt. erzählen, sondern auch selbst Teil der „Ich würde nichts machen, was die ande- Geschichten sein. Und er hat ein Händchen Vorsitzender des RF-Fördervereins, ren Dorfbewohner nicht gutheißen“, will dafür, wie er die Medien nach El Borge auf einer Veranstaltung der Regional- Poncé klarstellen. Regelmäßig setzt er holt. Als er die Dorfstraße nach dem Hel- gruppe Frankfurt/Oder in den Räu- sich mit den Dorfbewohnern zusammen, den der ewigen Revolution benannt hat, er redet sowieso jeden Tag mit ihnen. kamen Reporter aus dem ganzen Land men der Volkssolidarität, Fürstenwal- Die politischen Entscheidungen werden in die Axarquia. Noch medienwirksa- der Straße 24, über das Thema nicht allein im Gemeinderat getroffen. mer als die Straßentaufe war das Refe- Bürgerbeteiligung gehört für den eigen- rendum gegen den Neoliberalismus. Da sinnigen Bürgermeister ganz selbstver- nahm sogar ein Journalist aus England Die Qual der Wahl ständlich zur Politik. Die Bürger dürfen den Weg nach El Borge auf sich, das Dorf RotFuchs / November 2008 Seite 19 Großartiges Grenzlandtreffen in Mala Upa Rote Fahnen wehten auf dem Kamm des Riesengebirges

ie in jedem Jahr kamen auch diesmal Die Redner aus den in Mala Upa vertrete- eingefunden hatte. Immerhin waren aus Wam letzten Augustwochenende Kom- nen Ländern berichteten anschaulich von Polen und Tschechien Parlamentarier und munisten, Sozialisten und andere Links- ihren politischen Kämpfen. So widersetzen führende Funktionäre der linken Parteien gesinnte aus der Tschechischen und der sich die tschechischen Genossen entschie- zugegen. Wir möchten an dieser Stelle den Slowakischen Republik, aus Polen und der den der Errichtung einer amerikanischen Vorständen in Dresden und Berlin empfeh- BRD zum traditionellen Grenzlandtreffen Radaranlage auf ihrem Territorium, die mit len, im kommenden Jahr die internationale nach Mala Upa. den in Polen stationierten Raketen synchro- linke Bewegung durch ihre Anwesenheit Wir Chemnitzer reisten mit mehreren nisiert werden soll. Die Kommunistische in Mala Upa zu unterstützen. PKWs bereits am Freitag an. In unserer Partei Polens, die sich vor einigen Jahren Am Tag nach der Begegnung auf dem Rie- neu gegründet hat, ringt um ein höheres sengebirgskamm besuchten wir im Grenz- Maß an gesellschaftlicher Akzeptanz. In ort Kralovec jenen Platz, auf dem Ernst allen Reden wurde hervorgehoben, daß die Thälmann 1927 zu den Teilnehmern des imperialistische Globalisierung den großen Proletariertreffens dreier Länder gespro- Konzernen enorme Profite verschafft, wäh- chen hatte. An einer Hauswand befindet rend jene, welche die Gewinne erarbeiten, sich hier eine Tafel, auf der in tschechischer immer weniger bekommen. Bedauerlich ist und deutscher Sprache an die denkwürdi- vor allem, wie die Werktätigen verschie- gen Stunden vor 81 Jahren erinnert wird. dener Nationen gegeneinander ausgespielt Bevor unsere Gruppe die Heimfahrt antrat, werden. Mit Produktionsverlagerungen in begaben wir uns noch zum Grab des legen- andere Länder erpressen die Konzerne ihre dären tschechischen Kommunisten Bruno Beschäftigten, die dann zu immer neuen Fišer. Nicht zuletzt ihm ist es zu verdanken, Zugeständnissen – weniger Lohn, längerer daß nach den konterrevolutionären Ereig- Arbeitszeit – gezwungen werden. nissen der Jahre 1989/90 das Grenzland- Mit ernster Besorgnis verwiesen mehrere treffen wiederbelebt worden ist. Einige von Redner auf die vom Imperialismus nach der uns kannten Genossen Fišer persönlich. Er Niederlage sozialistischer Macht- und Eigen- blieb seinen Idealen bis zuletzt treu und tumsverhältnisse in Europa angezettelten war ein großartiger Patriot und proleta- bewaffneten Konflikte. Aggressionskriege rischer Internationalist. werden wieder als probates Mittel betrach- Manfred Porstmann, Chemnitz tet, um Rohstoffquellen und Absatzmärkte zu behaupten oder zu erobern. Die Medien der Bourgeoisie spielen bei der Manipu- lation der Menschen in allen Teilnehmer- Der legendäre Spanienkämpfer und ländern des Treffens eine entscheidende Shoa-Überlebende Rolle. Ein polnischer Genosse berichtete, wie Sender und Zeitungen seines Landes Fritz Teppich den Überfall Georgiens auf Südossetien aus Berlin – Stabsoffizier der spani- nutzten, um die antirussische Hysterie hochzupeitschen. Ähnlich verhielt es sich schen Volksarmee im Kampf gegen bekanntlich auch bei uns. Hitler, Plakat der KP der Tschechoslowakei zum Die Redner von Mala Upa forderten die Mussolini und Franco – begeht am Parteitag im Jahre 1946 Kundgebungsteilnehmer auf, überall für 26. November seinen 90. Geburtstag. die Zusammenführung linker Kräfte tätig Der profilierte Journalist und angese- zu werden, um der imperialistischen Glo- Unterkunft in Trutnov gab es schon am balisierung wirksamen Widerstand ent- hene Buchautor ist dem „RotFuchs“ Abend vor dem großen Ereignis herzliche gegensetzen zu können. In einem zweiten von Anbeginn fest verbunden. Begegnungen. Teil des Meetings trat der bekannte und Am Sonnabend starteten wir dann mit beliebte Dresdner Singeklub „Ernesto Che Unser Kollektiv übermittelt dem einem Autobus hinauf nach Mala Upa. Guevara“ auf. Die Künstler trugen Kampflie- gestandenen Freiheitskämpfer von Die Genossen der KSCM aus Trutnov hat- der der internationalen Arbeiterbewegung ten die improvisierte Rednertribüne auf vor. Nicht wenigen älteren Genossinnen ganzem Herzen freundschaftliche und dem liebevoll vorbereiteten Veranstal- und Genossen standen dabei die Tränen revolutionäre Grüße. tungsplatz mit roten Fahnen eingerahmt. in den Augen. Ein bewegender Abschluß Sitzreihen für etwa 200 Teilnehmer, eine der Veranstaltung war der gemeinsame Lautsprecheranlage und reichlich Son- Gesang der Internationale. nenschein gehörten zum äußeren Bild Nach der Manifestation bestiegen einige des Treffens. Teilnehmer mit ihren Fahnen die Schnee- Wir trauern um unseren lang-jäh- Vor der Eröffnung des Meetings konnte man koppe. rigen Leser und eindrucksvollen viele innige Begrüßungen unter Genossen Am Abend hatten wir Sachsen noch ein Autor, den proletarischen Berliner beobachten. Unsere deutschen Teilnehmer freundschaftliches Treffen mit Genossen Schriftsteller und kommunisti- kamen u. a. aus dem ostsächsischen Raum, aus Tschechien und Baden-Württemberg. schen Klassenkämpfer aus Leipzig, Baden-Württemberg und Ber- Wir tauschten Erinnerungsgeschenke aus, lin. Viele schwenkten Fahnen. Ein junger sprachen über aktuelle Entwicklungen in Karl Mundstock tschechischer Genosse bat einen bereits unseren Ländern und zogen die Bilanz des der am 31. August 93jährig ver- ergrauten deutschen Arbeiterveteranen diesjährigen Treffens. Dabei stellten wir um dessen Thälmannbanner und stellte fest, daß sich leider kein repräsentativer storben ist. sich damit vor die Tribüne. Vertreter der Linkspartei in Mala Upa Seite 20 RotFuchs / November 2008 Dorn im Auge Washingtons: Paraguays Lugo USA wühlen gegen Lateinamerikas linke Staatschefs

ie frühzeitigen Hinweise des paraguay- des Landes stecken, und zeigen andererseits vinzen im Süden traf. Sie begriffen, daß Evo Dischen Präsidenten Fernando Lugo zu das Ausmaß der Sprachlosigkeit, das diesen die darauf hinarbeitete, ihnen die Kontrolle über ersten verschwörerischen Schritten gegen Dreistigkeit erlaubt, die neue Regierung vom diese Bodenschätze zu entziehen. Fünf Monate ihn offenbaren ein neues Phänomen: Die USA- ersten Tag an herauszufordern. Sie nutzen das später, als sie sich bereits mit Agenten der US- Machthaber sind derart in Bedrängnis gera- Fehlen einer mächtigen politischen und sozi- Botschaft trafen, suchten sie Verbündete im ten, daß sie beschlossen haben, keine weitere alen Bewegung aus, die Lugo zu verteidigen Militär und bei der Kirche sowie die technische unabhängige Regierung in der westlichen imstande wäre. Ihr Ziel heißt deshalb, ihn von Unterstützung nordamerikanischer „Hilfsor- Hemisphäre zu ertragen. Beginn an zu destabilisieren. ganisationen“ und der CIA. Bald darauf wurde Um gegen Venezuelas Präsidenten Hugo In Venezuela mußten sie so lange warten, bis der USA-Botschafter zur persona non grata Chávez zu konspirieren, benötigten sie drei Chávez im September 2001 von den „Gesetzen erklärt und ausgewiesen. Jahre. Sein Mandat begann am 2. März 1999. zur Vertiefung der Revolution“ sprach, mit Bei Ekuadors Rafael Correa brach der Wut- Danach versuchten sie es bei Boliviens Evo denen das gesellschaftliche Recht auf Grund anfall seiner Gegner im von der Opposition Morales, dessen Mannschaft am 26. Januar und Boden, auf Nationalisierung des Erdöls und beherrschten Parlament aus, dessen Widerstand 2006 antrat. Hier hielten sie es nur noch zehn andere für sie äußerst häßliche Dinge Gestalt ihn fast zur Entlassung von vier Ministern Monate aus. Der Ekuadorianer Rafael Correa, annahmen. In den drei vorangegangenen Jah- gezwungen hätte. Dieser wuchs mit der Ent- der die Präsidentschaft am 15. März 2007 ren setzte man sich zum Ziel, den Präsidenten scheidung des Präsidenten, den U.S.-Stützpunkt übernahm, mußte neun Monate warten, um zu kaufen, zu korrumpieren und im übrigen Manta im Jahr 2009 zu schließen und infolge den ersten Konspirationsversuch gegen sich abzuwarten. Ich erinnere mich an die erhellende seines Willens, wie Chávez ein „Sozialist des zu bemerken. Erklärung von Pedro Carmona, dem Boß des 21. Jahrhunderts“ zu sein. Nach dem Angriff Drei Jahre, zehn Monate, neun Monate. Dem venezolanischen Unternehmerverbandes, der der Truppen des USA-hörigen kolumbianischen Armenpriester Fernando Lugo, Volkspräsident noch im Juni 1999 erklärte: „Dieser Mann soll Präsidenten Uribe auf ekuadorianisches Gebiet von Paraguay, gönnten seine Feinde kaum drei doch mit seiner bolivarianischen Verfassung stellte sich heraus, daß Correas Geheimdien- Wochen. und seinen aufrührerischen Reden machen, stapparat mit CIA-Leuten durchsetzt war, von Es handelte sich nicht allein um gewisserma- was er will, solange er das Erdöl nicht antastet denen das kolumbianische Militär ständig mit ßen unvermeidliche Militärverschwörungen, und dieses Land nicht in Tumulte versetzt.“ internen Informationen versorgt wurde, was sondern um einen ganzen Komplex von Akti- Diese beiden Ängste führten dann zum Putsch letztlich den Militärschlag gegen Ekuador vitäten. Undurchsichtiges diplomatisches vom 11. April 2002, bei dem Carmona für ganze ermöglichte. Abtasten, finanzieller Druck, verlockende anderthalb Tage zum Präsidenten Venezuelas Die Erinnerung an mehr als 300 imperialistisch Angebote, halb geheime Machenschaften im aufsteigen durfte. Jetzt haben venezolanische gesteuerte Putsche, die im 20. Jahrhundert in Rahmen des Freihandelsabkommens TLC, Generäle ein neues Komplott angezettelt. Aber Lateinamerika unternommen wurden, ruft uns kurz alles, was zur Wiederherstellung ihrer sie sind in Haft. den aufschlußreichen Satz in Erinnerung, daß Macht in der Hemisphäre führt, gehört dazu. Für Boliviens Evo Morales begann die gefähr- die Geschichte „keine Lücke duldet – entweder Washingtons früherer Außenminister Henry liche Situation, die ihm im November 2006 die sie schreitet voran, oder sie wird rückläufig“. Kissinger, der über Verschwörungen genaue- erste Verschwörung einbrachte, genau an dem Modesto Emilio Guerrero stens Bescheid weiß, definiert sie als „eine an Tage, an dem er das Erdgas nationalisierte. die Globalisierung angepaßte Strategie mit Es war nicht nur die Antwort der betroffe- Unser Autor ist ein venezolanischer Schriftstel- vielfacher Wirkung“. nen multinationalen Konzerne mit Brasiliens ler und Journalist. Er veröffentlichte u. a. die Die jüngsten Vorgänge in Paraguay enthüllen Petrobras an der Spitze, sondern vor allem Biographie: „Wer erfand Chávez?“ einerseits den Grad der Schwäche mafioser Geg- auch der Schreck, der die Gouverneure von ner eines Umbruchs, die in den alten Strukturen Santa Cruz und anderen erdgasreichen Pro- Übersetzung: Isolda Bohler Siegeschancen für die FMLN Vor Linkserfolg auch in El Salvador?

as weitere Anwachsen der Gruppe links- Salvador die Eventualität eines Linkssie- USA-hörige Staatschef in der Region. Funes, Dregierter oder zumindest nicht weiter ges bei den im März 2009 anstehenden der als Favorit gehandelt wird, hat bereits rechtslastiger Staaten Zentral- und Südame- Präsidentschaftswahlen ab. Für die in eine ein Regierungsprogramm vorgelegt, das rikas bereitet Washington immer mehr Sor- politische Partei umgewandelte Nationale von 31 Spezialteams ausgearbeitet worden gen. Seitdem in Venezuela, Bolivien, Ekuador, Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN), ist. Seine Umsetzung soll das grassierende Nikaragua und Paraguay Präsidentschaftsbe- die aus einer langen Geschichte bewaffne- Elend im ärmsten Land Mittelamerikas werber als Wahlsieger hervorgegangen sind, ten Kampfes gegen die Reaktion hervorge- schrittweise überwinden und die in den die soziale Umgestaltungen oder tatsächliche gangen ist, der mit dem Friedensabkommen letzten Jahren um 56 % zurückgegangene Reformen auf ihr Banner geschrieben haben, von 1992 sein Ende fand, tritt diesmal der Kaufkraft der Bevölkerung durch Verrin- ist Kuba aus seiner bedrohlichen Isolierung bekannte Journalist Mauricio Funes an. gerung der Arbeitslosigkeit wieder anhe- befreit worden. Hinzu kommt, daß in den Der FMLN-Kandidat, der für ein demokra- ben. Kein leichtes Unterfangen, wenn man größten Staaten Südamerikas – Brasilien, tisches und antiimperialistisches Regime bedenkt, daß derzeit 58 % der Salvadoria- Argentinien und Chile – bürgerliche Demo- im derzeit durch rechte Parteien der Bour- ner unterhalb der offiziellen Armutsgrenze kraten zu Präsidenten gewählt wurden. Dem geoisie und der Latifundistas verwalteten leben. Jahr für Jahr sind deshalb 720 000 Kabinett des Brasilianers Lula da Silva gehört El Salvador kämpft, wird von den Kommu- Menschen dazu gezwungen, ihr Brot weiter sogar ein Kommunist an, wenn auch nur als nisten unterstützt. nördlich zu verdienen, während 70 % der Sportminister. Der gegenwärtige Präsident Antonio Saca gilt Daheimgebliebenen von den Überweisun- Jetzt zeichnet sich auch für den kleinsten neben seinem mexikanischen Amtskollegen gen dieser „Gastarbeiter“ leben. mittelamerikanischen Festlandsstaat El Felipe Calderón derzeit als der am meisten R. F., gestützt auf Radio Havanna RotFuchs / November 2008 Seite 21 Julius Rosenberg, standhafter Kommunist und kühner Kundschafter Hinrichtung wegen Atomspionage war ein Justizmord

n diesem Sommer – am 19. Juni – jährte auf Aussagen des zum Verräter gewor- die beiden Verurteilten, die bis in den Isich zum 55. Mal der Tag, an dem die denen Rosenberg-Schwagers David Tod schwiegen. Übrigens: Nicht zufäl- amerikanischen Antifaschisten Ethel Greenglass und dessen auf die gleiche lig erfolgte die Hinrichtung nur zwei und Julius Rosenberg trotz weltweiter Tage nach dem konterrevolutionären Proteste auf dem elektrischen Stuhl des Putschversuch vom 17. Juni 1953 in der New Yorker Staatsgefängnisses Sing Sing DDR, durch den die Weltöffentlichkeit hingerichtet wurden. Es handelte sich hinreichend abgelenkt war. zweifelsfrei um einen Justizmord, den Auf den Mord an Sacco und Vanzetti USA-Präsident Dwight Eisenhower nicht und viele andere Willkürurteile war ein durch einen Gnadenerweis abzuwenden weiteres makabres Verbrechen der USA- bereit gewesen war. Julius Rosenberg Justiz gefolgt. Doch die Wahrheit kam hatte nur ganz peripher mit der Erkun- dennoch ans Licht. Schon vor zehn Jah- dung des Geheimnisses der USA-Atom- ren gab der inzwischen 86jährige David bombe durch die Auslandsaufklärung der Greenglass in einem Interview zu, vor UdSSR zu tun gehabt, seine Frau Ethel Gericht aus Angst gelogen zu haben. war lediglich bei einigen Gesprächen mit Erst in diesem Jahr wurden die Akten ihrem im USA-Kernwaffenentwicklungs- mit 36 von 46 Zeugenaussagen vor jener zentrum Los Alamos in durchaus nach- Grand Jury freigegeben, die zwischen geordneter Funktion und ohne Zugang August 1950 und März 1951 getagt hatte zu Geheimdokumenten tätigen Bruder und am Ende der Staatsanwaltschaft David Greenglass zugegen. gefolgt war, eine Anklageerhebung im Um es aber gleich vorwegzunehmen: Der Falle der Rosenbergs zuzulassen. zutiefst von der Richtigkeit des Mar- Fazit: Julius Rosenberg war in schwerer xismus-Leninismus überzeugte ameri- und bewegter Zeit ein beherzter Kund- kanische Kommunist Julius Rosenberg schafter der UdSSR in den Vereinigten leitete tatsächlich einen in den Verei- Abschiedskuß vor der Hinrichtung Staaten. Mit dem „Raub der Atombombe“ nigten Staaten erfolgreich operierenden hatte er indes nichts zu tun. Auch Ethel Kundschafterring, der schon während Linie gebrachter Frau Ruth gestützt. hat sich als Heldin des anderen Amerika des Zweiten Weltkriegs wichtige Infor- Die Exekution erfolgte nach Ablehnung erwiesen. Wir gedenken beider mit Weh- mationen aus der USA-Rüstungsindustrie wiederholter Begnadigungsangebote für mut, Wärme und Stolz. an die Rote Armee weitergeleitet hatte. den Fall ihrer „Bereitschaft zur Zusam- 1944 war der Funkcode der sowjetischen menarbeit mit den Behörden“ durch Eldridge R. Jackson, New York Botschaft in Washington vom amerikani- schen Geheimdienst OSS im Rahmen des sogenannten Venona-Projekts geknackt worden. Durch die anschließende Dechif- frierung Tausender Funksprüche gelang- ten die USA-Organe auf die Spur der in Los Alamos tätigen Kernphysiker Klaus Den Genossinnen und Genossen, Fuchs und Ted Hall, von denen die ent- scheidenden Informationen an Moskau die im November besondere Jubiläen weitergegeben wurden. Etliche von der begehen, gilt unser herzlicher Gruß. sowjetischen Botschaft übermittelte Nachrichten deuteten zugleich auf die Existenz einer Gruppe von Aufklärern 80 Jahre alt werden Ursel Held (13. 11.) aus Neu Darchau, der kommunistische hin, die für den kriegswichtigen Kampf Aktivist Kurt Nobst (23. 11.) aus Blumberg und Herbert Gamlich (28.11.) aus Berlin. gegen den deutschen Faschismus nütz- liche Details übermittelten. Doch erst Zum 75. Geburtstag beglückwünschen wir Jürgen Bewersdorf (7. 11.) aus die Verhaftung des sowjetischen Kuriers Rostock. Harry Gold, der den Kontakt zu Klaus Fuchs zu halten beauftragt war, ermög- Ihr 70. Lebensjahr vollenden Peter Schellenberger (8. 11.) aus Marienberg, lichte dem OSS-Nachfolger CIA auch die Erika Tippelt (14. 11.) aus Berlin und Anne Beck (18. 11.) aus Salzwedel. Enttarnung von Julius Rosenberg. Ethel, gegen die bis zuletzt nichts Verwendba- 65 Jahre alt werden Bernd Reicherdt (11. 11.) und Doris Faust (29. 11.), beide res vorlag, wurde am 11. August 1950 – also knapp zwei Monate nach ihrem aus Halle/Saale. Mann – festgenommen. Unter die 60jährigen reihen sich ein Wolfgang Betz (7. 11.) aus Wilkau-Haßlau Im spektakulärsten Prozeß des Kalten Krieges – er lief parallel zur USA-Aggres- und RF-Aktivist Achim Kreuzer (10. 11.) aus Weimar. sion in Korea – wurden die Rosenbergs wegen angeblicher Übermittlung der Atombombenskizze an die Sowjetunion Allen Jubilaren übermitteln wir unsere aufrichtige Gratulation. zum Tode verurteilt. Die Beweisführung des Anklägers hatte sich ausschließlich Seite 22 RotFuchs / November 2008

„Meisterplan“ des Pentagons gegen China und Rußland Die Einkreisungsstrategie

ie Wirtschaftskrise, die heute von den unmittelbar mit dem Atomarsenal der USA DVereinigten Staaten nach Europa über- verbunden sind. greift und die dollarhörige kapitalistische Laut Francis A. Boyle, einem amerikanischen Weltordnung zu zerstören droht, verlangt Kernwaffenspezialisten par excellence, ist drastische Gegenmaßnahmen, wenn ein neu- die Einkreisung Rußlands Teil eines Kon- er Krieg als Materialschlacht unvorstellba- zepts, das einen Erstschlag und die Ver- ren Ausmaßes verhindert werden soll. nichtung von 99 Prozent der russischen Krieg war seit jeher der letzte Ausweg ver- Atomstreitmacht für den Fall vorsieht, daß zweifelter Schurkenstaaten, wie es seiner- sich Moskau nicht dem Diktat Washingtons zeit Europas Imperialisten und Faschi- beugt und keinen freien Zugang zu seinen sten bewiesen. Inzwischen handeln Bush, Bodenschätzen gewährt. Cheney und ihre neokonservative Mafia Eine ähnliche Einkreisungsstrategie ver- im Pentagon genauso, und der republika- folgen die USA auch gegenüber der Volks- nische Präsidentschaftsbewerber McCain republik China, deren konkurrenzlose hat sich bereits durch grobe Ausfälle gegen Produktionskraft die westliche Hegemonie Rußland bemerkbar gemacht. Sein außen- im Welthandel überflügelt und daher aus politischer Berater Randy Scheuneman Sicht maßgeblicher Kapitalzentren entwe- unterhält übrigens seit langem enge finan- der kontrolliert oder zerstört werden muß, zielle Beziehungen zu Georgiens Präsident damit die enormen Gewinne nicht einer Saakaschwili und ist als dessen Lobbyist kommunistischen Regierung in Beijing, in Washington tätig. sondern der westlichen Finanzoligarchie Der „Meisterplan“ der Pentagon-Strategen als Profite zur Verfügung stehen. besteht in der Einkreisung Rußlands und Am 15. August, dem Tag der bedingungs- Chinas. Seit dem Ende der Existenz der losen Kapitulation Japans im Jahre 1945, UdSSR gibt es amerikanische Basen in wiederholte Premierminister Yasuo Fukuda Zentralasien, Washingtons Agenten pro- Tokios Absage an eine eigene Kriegführung vozieren Revolten in der Mongolei, in Sin- und kündigte statt dessen aktive Bemühun- kiang und Tibet. NATO-Truppen kämpfen gen um einen dauerhaften Weltfrieden an. Die Matrjoschkas in der amerikanischen Politik: Unter McCain verbirgt sich ein in Afghanistan gegen radikale islamische Kaum zwei Wochen später trat er von sei- gewisser Texaner ... Gegner, die noch vor kurzem von der CIA nem Posten ab, wobei er von Leuten hart Aus „Solidaire“, Brüssel mit Waffen und Geld gegen die Sowjet- bedrängt wurde, die nicht gerade für Fried- union unterstützt wurden. Damals galten fertigkeit bekannt sind. Die USA-Stützpunkte sie in den Augen der USA keineswegs als in Japan seien im Falle einer Konfrontation daß die geplante Errichtung von Raketensy- Terroristen. mit China unerläßlich, hieß es jetzt wieder. stemen in Polen und Tschechien nicht unbe- Es geht nicht nur um Zugang zu Öl- und Ließ sich Fukuda nicht darauf ein? antwortet bleiben würde. Presseberichten Gasquellen, sondern auch um die totale Moskau wandte sich mit gutem Grund zufolge beabsichtigt Moskau jetzt, zwischen Kontrolle über sie. Die Absicherung Georgi- gegen die Anwesenheit modernster USA- dem 10. und 14. November gemeinsam mit ens als Transitgebiet westlicher Interessen Marineeinheiten mit dem Kriegsschiff der venezolanischen Marine Seemanöver in wie der neuen Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline „Mount Whitney“ im Schwarzen Meer. der Karibik durchzuführen. Vier russische ist daher nur ein Faktor in dieser Strategie. Angeblich hatte es nur humanitäre Hilfs- Kriegsschiffe mit insgesamt 1000 Mann Ebenso wichtig ist dessen Rolle als Sprung- güter für Georgien an Bord, die es in Poti Besatzung werden daran teilnehmen. Und brett zum Ölreichtum des gesamten kaspi- löschen wollte. Präsident Hugo Chávez, Washingtons mutiger schen Raumes. Berichte über die Anwesenheit Rußland sieht sich gezwungen, das Vorge- Gegenspieler in Lateinamerika, fügte hinzu: von israelischem Militärpersonal lassen hen der Amerikaner gebührend zu kontern. „Rußland ist wieder eine Großmacht!“ darauf schließen, daß Georgien zugleich Bereits als Staatschef hatte Putin angedeutet, Dr. Vera Butler, Melbourne als Ausgangspunkt für einen Luftschlag gegen Iran auserkoren worden ist. Moskau hat in den letzten zwei Jahren wiederholt auf das aggressive antirussi- sche Potential des sogenannten Raketen- Beijing schafft Schulgeld ab Verteidigungssystems in Polen und Tsche- chien hingewiesen, dessen Installationen isher galt im Rahmen der in China landes- Derzeit besuchen 150 Millionen junge Bweit bestehenden neunjährigen Schulpflicht Chinesen die Elementar- und Oberschu- Am 14. November wird der Prediger eine Zweiteilung: Die Eltern der Kinder und len der Volksrepublik. Obwohl das bis- für Frieden und Völkerverständigung Jugendlichen, von denen die Grundschule und her in den Städten geforderte Schulgeld die daran anschließende Oberschule besucht nicht sonderlich hoch war, stellte es doch Pfarrer i. R. werden, hatten auf dem Lande das Privileg, eine Belastung für Familien mit gerin- keine Schulgebühren zahlen zu müssen, wäh- gem Einkommen dar. „Wir arbeiten an Dr. Dieter Frielinghaus rend für 28,2 Millionen in den Städten Ler- einem umfassenden System, Kindern aus aus Brüssow – ein standhafter Kämpfer für die nende ein Obolus zu entrichten war. armen Familien zu helfen. Dazu werden kommunistische Sache – 80 Jahre alt. Ab Herbst 2008 ist das Schulgeld in ganz China in Zukunft auch Stipendien und andere abgeschafft worden. Das wurde unlängst vom Vergünstigungen gehören“, erklärte ein Eine herzliche Umarmung und alle Erziehungsministerium in Beijing bekannt- Funktionär der Beijinger Bezirksverwal- guten Wünsche für den lieben Freund gegeben. Für Schulbücher und landesübli- tung gegenüber der chinesischen Nach- und Genossen. che Schulkleidung ist indes weiter durch die richtenagentur Xinhua. Eltern aufzukommen. R. F., gestützt auf Xinhua RotFuchs / November 2008 Seite 23

Reime für den „RotFuchs“ Hans im Glück in Ostdeutschland Ein Klumpen Gold war einst der Preis für eines Knaben Arbeitsfleiß. Die goldene Last war ihm zu schwer, Demokratie 2008 Afghanistan er gab sie für ein Rößlein her. Für eine Kuh gab er sein Pferd, Sie faseln von zwei deutschen Diktaturen, Jetzt wird geschossen, spricht der General. die Kuh war ihm ein Schweinchen wert. sie mischen sich in fremder Menschenrechte? Die sind ihm egal. Staaten Rechte ein, Oh, der glücklich dumme Hans dabei sind sie nur feige Kreaturen, Männer, Frauen, Kinder mit der Waffe töten, gab hin das Schwein für eine Gans. vom Kapital gekauft, da ist keine Menschlichkeit vonnöten. In seines seltenen Glückes Rausch um an der Macht zu sein. macht er nun seinen letzten Tausch. Sie dienen Börsen, Banken, Stahlmagnaten, Der Laptop ist mein NATO-Wortgeschütz, Gab hin die Gans für einen Stein; sie stecken ins Gefängnis, spricht der Journalist am sicheren Tisch. nun glaubt er endlich frei zu sein. die vor Folter fliehn, Längst hat er die Wahrheit umgebracht, sie schicken frech in alle Welt Soldaten Jedoch zu allem Überdruß die Fakten aber sind alle erdacht. und beuten andere Länder warf er den Stein in einen Fluß. aus wie Kolonien. Das war der Habe letztes Stück. Afghanistan ist fern, geht mich nichts an, Nun war er froh – ein Hans im Glück Von Klassen darf nicht mehr spricht ein gewöhnlich deutscher Mann. gesprochen werden, Wie aber ist die Wirklichkeit? Dieser Krieg ist so unendlich weit von mir. die Redefreiheit gilt auch für Gibt‘s das nicht auch in unserer Zeit? Was wäre, wenn er plötzlich den kleinen Mann, Wer nicht erkennt des Lebens Sinn, die DDR war der verbrecherischste pocht an seine Tür? dem schwindet schnell das Glück dahin. Staat auf Erden, das wird uns eingebleut, so oft man kann. „Haut die Feinde!“ spricht der Imperialist Der deutsche Hans im Osten gar und spielt am Sonntag frommer Christ. gab auf sein Glück in einem Jahr. Der Fußball ist das Tor zum Nationalen, Aus Trümmern schuf er einst sein Land Kriegsprofite sucht er in Afghanistan. die Fahnen flattern wieder uns voran, als seines Glückes Unterpfand. man schönt die Arbeitslosenzahlen, Dafür will er dein Geld, dein Deutschland ist wieder mächtig, Blut und freie Bahn. Nun warf er’s fort wie Hans den Stein wie man sehen kann. und glaubte, endlich frei zu sein. Er gab es hin in kurzer Zeit Macht eure Augen auf, Leonhard Helmschrott und laßt euch nicht verblenden sein Haus und die Geborgenheit. von Medienpropaganda weit und breit. Wacht auf, es liegt in unser aller Händen, Er tauschte ein manch gute Rechte, den Sozialismus zu erkämpfen. aus freien Menschen wurden Knechte. Freiheit Noch ist Zeit! Was er geschaffen, gab er auf, nahm Arbeitslosigkeit in Kauf. Uns wird suggeriert, die Freiheit allein, Dr. Eva Ruppert würde das Maß aller Dinge sein. Was hier entstand in großen Müh’n Freiheit. Was immer dies auch sei. gab er für ein paar D-Mark hin. Sicherlich, die Gedanken sind frei, Gab hin der Werte Stück für Stück Von der Leber an die Nieren solange man sie für sich behält. Doch Ist er nun froh, wie Hans im Glück? wehe dir, sie verändern die Welt! Von der Leber an die Nieren Horst Rocktäschel Freiheit ist die Freiheit anders Denkender? Poesie schmeckt meist wie Honig, manches Mal wie Medizin. Mit dieser Losung kommt heute daher, Sieben Treppen aber wohn ich wer konservativ seine Pfründe beschützt Ermutigung hoch im Osten von Berlin. und dazu die fünfte Kolonne benützt. Hat man endlich und überall die Macht, wird nachgeboren sind die Sternen folgen Schreibe hier mir von der Leber, Andersdenkenden der Prozeß gemacht. mit gestirnten Stirnen mit gestirnten Herzen was mir an die Nieren geht, Freiheit nützt nicht für sich allein. deren Blut aus den zerschossnen Leibern träume Heines schles’sche Weber – Menschenfreundlich muß das Leben floss in Dublin, am Jarama, und ihr Fluch kam nie zu spät. sein. Nicht Theorien, zurechtgebogen, in Chiapas, Genua ... nicht Ideologien, dahergelogen, auf diesem Stern der Sterne braucht Hab die Sorgen wie beim Fächer nur von Humanismus erhellt ist in den Falten aufbewahrt. die erstrebenswerte Welt. Trauer durchheult meine Nacht Langsam heben sich die Dächer, wie ein Schakal Ein Kind ohne Trost Es ist, Verzeihung für den Vergleich, von der Wirklichkeit genarrt. Es führt kein Weg zu Anderen als in unserem Lande, das einstmals sehr deiner – geh! – Und wärst du noch reich und Vorbild war in Kunst und Mich erinnernd an den Honig, so einsam dort und fändest nie heraus Kultur, eine Schande. Ich nenne sie nur: schmeck ich bittre Medizin. aus deinem finstern Wald und keinen Sieben Treppen noch da wohn ich. Millionen ringen mit der Verwaltung Stern der leitet Dein Herz dein Atem Das war einst auch mein Berlin. für sich um artgerechte Haltung. deine Pulse wissen – denen trau! –

E. Rasmus Richard Georg Richter Christa Müller Seite 24 RotFuchs / November 2008 Chancenloser Mineralsekretär Über einen nicht ungefährlichen russischen Freund

an muß trinken, um alle Menschen Wie muß nun ein guter Wodka beschaf- Der in Havanna bestattete deutsche Arbei- Mlieben zu können“, schreibt Oskar fen sein? terdichter Georg Weerth, der sicher den Maria Graf 1934 in seiner „Reise nach Rein, mehrfach destilliert, aus Getreide Wodka noch nicht kannte, schrieb 1844 Rußland“. hergestellt. 40 Prozent sollte er haben. an seinen Bruder Wilhelm: „Ein gutes Er trifft damit wohl den Nagel auf den Einige meinen, Wodka gehe an der Leber Getränk verschönert das Leben, ist auf Kopf, denn ein kräftiges Wässerchen, vorbei, weil sie ihn nicht sehen würde, Reisen und daheim zu gebrauchen und genannt Wodka, steht seit Jahrhunder- aber das ist nur Selbstbetrug. Doch er gibt der armen, sonderbaren Seele des ten für das Aufbrechen der russischen hilft bei Erkältungen, wenn man ihn mit Menschen manchmal einen gewissen Seele, für die russische Tafel mit all ihren einem Teelöffel echten Honigs anrührt Schwung, der sie für Augenblicke der All- Köstlichkeiten und damit für eine jahr- oder ein paar Tropfen zur Nacht auf der täglichkeit entrückt.“ hundertealte Tradition. Sie konnte auch Brust verreibt. Dr. Hans-Jürgen Audehm der Mineralsekretär Gorbatschow mit Zum Wodka gehört immer ein kräftiges seinem ZK-Beschluß „Wider die Trunk- Essen, Speck und Zwiebel, saure Gurken, sucht“ nicht ausradieren. Im Gegenteil. marinierte Pilze, Oliven, Tomaten, Wurst, Er rief damit die Falsch- und Eigenbren- auch Brot – aber nie andere Alkoholika. ner auf die Bühne, die Tausende Tote Wer Wodka mit Bier, Wein oder anderem Wie sich die Bilder in Rußland zu verantworten hatten. Gorbatschow Schnaps mischt, hat danach einen schwe- und der BRD gleichen wurde von Speichelleckern besonderer ren Tag oder zählt schon zur Kaste der Art ergänzt. Sie ließen z. B. in der Repu- wenig kulturvollen Trinker. Der Russe blik Moldova jahrhundertealte Weinberge nennt das Ergebnis solcher Mischung abholzen, um so den Alkoholismus zu „Jorsch“. Das ist ein alkoholisches Durch- besiegen. Aus einer der reichsten Sowjet- einander. Kopfschmerzen, Brechreiz und republiken, die vom Weinexport lebte, Herzrasen sind die Folge. wurde über Nacht eines der ärmsten Im vergangenen Jahr wurden in der Rus- Länder Europas. sischen Föderation 1,9 Milliarden Liter Jeder normal denkende Mensch weiß, Wodka getrunken! (Das entspricht einem daß ein großer Unterschied zwischen Verkaufswert von 11 Mrd. Euro.) gepflegter Trinkkultur und Alkohol- 85 % der russischen Männer, so besagt die mißbrauch besteht. Alkoholismus ist Statistik, trinken regelmäßig und werden eine Krankheit und überwiegend gesell- deshalb im Schnitt auch nicht älter als schaftlich bedingt. 59 Jahre. Eine traurige Bilanz! Wodka soll das erste Mal 1496 in einem Die Statistiker haben errechnet, daß russischen Kloster destilliert worden 2007 insgesamt 210 Mio. Liter weniger sein. Schon etwas früher will ein grie- konsumiert worden sind, allerdings bei chischer Geistlicher in der Nähe von enorm gestiegenem Biergenuß. 11 Mrd. „Ich arbeite für den Chef.“ Kiew mit Getreide experimentiert haben. Liter Bier wurden in die Kehlen gegossen. „Und ich für die Apotheke.“ Schriftliche Belege gibt es dafür nicht, Es fließen also nicht nur 17 Liter reinen statt dessen aber den Streit zwischen Alkohols durch jeden Bürger, sondern Russen und Polen, wer denn der erste auch noch fast 100 Liter Bier. in der Herstellung gewesen sei. Die Zahl der Alkoholtoten ist allerdings Wodka war in Rußland immer Massen- von 40 000 im Jahre 2005 auf 19 000 im getränk und Teufelswasser zugleich. Er Jahre 2007 gesunken. Auch das wirkt gehört auf jede Tafel. In Maßen genossen, noch erschreckend genug. löst er die Zunge sehr schnell. Offensichtlich vollzieht sich in Rußland Damit keine Langeweile am Tisch ent- ein schleichender Wandel der Trinkge- steht, soll das erste Glas bis zum Grund wohnheiten. Neuerdings werden auch geleert werden. andere Wässerchen entdeckt. Eau de Die Legende berichtet von Zar Peter I., Cologne, wie zu Perestroika-Zeiten, der Wodka in großen Mengen vertragen wird allerdings nicht mehr hinunter- haben soll. Er habe sogar einen bis zum gespült. Rand gefüllten Stiefel ausgetrunken, Der Import hochprozentiger Getränke stieg heißt es. Dieser ist heute noch in der von 2006 zu 2007 um 11,7 % auf 349 Mio. Petersburger Ermitage zu besichtigen. Liter, davon 11 Mio. Liter Whisky, 0,72 Mit Wodkaplaketten zur kostenlosen Mio. Liter Gin, 18 Mio. Liter Cognac und Einkehr in den Kneipen zeichnete der 2 Mio. Liter Rum. Das sind jene Getränke, Zar besonders verdienstvolle Handwer- welche angeblich die „große weite Welt“ ker und Untergebene aus. Die Geehrten ins Land bringen sollen. Sie gelten als waren nach einiger Zeit so bekannt, daß Markenzeichen der berüchtigten „neuen sie ihre Plaketten nicht mehr zeigen Russen“, die – woher auch immer – stets mußten, sondern nur noch an den Hals über das nötige „Kleingeld“ verfügen und tippten – eine Geste, die sich bis heute damit signalisieren, wer vom Wandel erhalten hat. zum Kapitalismus profitiert. Zar Iwan Grosny ließ seine Gäste in Alex- Von Anton Tschechow ist hinterlassen: Die Medikamentenpreise sind androwsk mit über 60 Gängen bewirten „Der Wodka wird mir mit jedem Tag mehr unerschwinglich. und so lange Wodka trinken, bis sie auf zuwider.“ Er schrieb es und begann, fortan dem Boden lagen und ins Bett getragen nur noch Champagner zu trinken. Wer Aus: Sowjetskaja Rossija, Moskau werden mußten. aber kann sich solches leisten? RotFuchs / November 2008 Seite 25 Strafsache Harbart Wie ich nach 51 Jahren an den Güstrower Bahnmord erinnert wurde

er Ablauf der Ereignisse am 3., 4. und Bereits am 5. Januar wurden der Verdäch- Lange Zeit leugnete sie hartnäckig. Erst in D5. Januar 1957 steht mir noch plastisch tige und dessen Frau, von der berichtet der Verhandlung vor dem Bezirksgericht vor Augen. Dafür gibt es vor allem zwei worden war, sie habe aus den genannten Schwerin, die am 23. Mai 1957 stattfand, Gründe: Erstens ereignete sich in den fünf Gründen massiven Druck auf Erich Harbart war sie geständig, ihren Mann zur Bege- Jahren meiner Tätigkeit als junger Staats- ausgeübt, einer ersten Vernehmung unter- hung des Tötungsverbrechens angestiftet anwalt im Kreis Güstrow zu haben. Beide Angeklagten – er hatte damals etwa 80 erhielten lebenslänglich. Zur 000 Einwohner – nur ein lückenlosen Überführung der einziger Mord! Das ist für Täter hatte besonders auch das heutige Bürger der durch detaillierte und exakte Gutach- explodierende Schwerstkri- ten des Berliner Gerichtsme- minalität belasteten Bundes- diziners, Prof. Dr. Otto Prokop, republik Deutschland eine beigetragen. völlig unvorstellbare Zahl, Ich hätte die Geschichte – es zumal die DDR in jener Zeit handelt sich um einen zwar in noch ein armes Land mit tau- der DDR-Verbrechenschronik send ungelösten und vielen seltenen, in der BRD aber bei- zunächst auch unlösbaren nahe alltäglichen Kriminalfall Problemen war. Zweitens – nicht für die RF-Leser auf- hatte sich das Verbrechen geschrieben, gäbe es da nicht unter besonders abscheu- noch einen Nachtrag, den ich lichen Umständen und bei nicht unterschlagen möchte: unerhörter Grausamkeit des Mitte August 2008, also mehr Täters zugetragen. als 51 Jahre nach dem Güstro- Was war geschehen? wer Bahnmord, erhielt ich einen Am Kilometer 115,7 der völlig unerwarteten Anruf. Es Strecke Rostock –Berlin war Die damaligen Volkspolizei-Räte Wolfgang Wünsche und Heinz meldete sich Oberstleutnant a. D. Blauert im März 1957 in Güstrow-Priemerburg am 4. Januar jenes Jahres Wolfgang Wünsche. Er war als von einem Streckenläufer stellvertretender Abteilungsleiter die enthauptete Leiche einer jungen Frau zogen. Gemeinsam mit Trapo-Offizieren in der MfS-Zentrale für die Absicherung gefunden worden. Sie hatte augenschein- verhörte ich beide. Wir suchten Harbart des Eisenbahnwesens verantwortlich. Er lich auf dem Gleis gelegen und war vom zu einem Geständnis zu bewegen. Der aber fragte, ob ich gewisse gemeinsame Erleb- D-Zug buchstäblich geköpft worden. Nach leugnete hartnäckig. Da die Beweislage nisse aus unserer Jugendzeit „gespeichert“ dem äußeren Bild, welches sich den Kri- zu diesem Zeitpunkt noch nicht auszurei- hätte. Immerhin wären wir doch im Winter minalisten der Transportpolizei (Trapo) chen schien, kamen die in dieser Materie und Frühjahr 1957 – er als Verantwortli- und dem sie begleitenden Staatsanwalt allesamt unerfahrenen Vernehmer zu dem cher einer Trapo-Sonderkommission und an Ort und Stelle bot, konnte es sich um Ergebnis, die Indizienkette sei noch nicht ich als Kreisstaatsanwalt – in der Sache einen Unfall, ein Verbrechen oder einen hinreichend geschlossen, so daß man kei- Harbart tätig geworden. Sofort war ich im Selbstmord handeln. Bei der Inspektion nen richterlichen Haftbefehl erwirken Bilde. Wenige Tage später trafen wir bei der des Geländes wurden dann Feststellungen könne. Unsere Fehleinschätzung der Lage Thälmann-Kundgebung in Ziegenhals, auf getroffen, die als Indizien für ein Tötungs- führte zur einstweiligen Freilassung der der ich diesmal die Rede zu halten hatte, delikt dienen konnten: Man entdeckte aus beiden Verdächtigen. zusammen. Genosse Wünsche übergab dem Wald zum Bahnkörper führende Fuß- Indes wurden die Ermittlungen fortgesetzt. mir einige Materialien zum Fall Harbart, und Schleifspuren und fand später einen Nachdem zunächst die Mordkommission darunter Fotos meiner beherzten, leider schlecht versteckten Regenschirm, der bei der BDVP Schwerin tätig geworden war, schon vor etlichen Jahren verstorbenen der Tat eine Rolle gespielt haben konnte, ohne fündig zu werden, wurde sie durch Sekretärin Uschi Podlech, die bei der zumal sich dessen Schlaufe am Arm der Spezialisten der Berliner Trapo-Zentrale Tatrekonstruktion in dem abgeriegelten Toten befand. Am Tag danach suchte das – die Genossen Wolfgang Wünsche, Heinz Waldstück am Kilometer 115,7 dem Mörder Volkspolizeikreisamt über den Stadtfunk Blauert und Leo Vollmüller – ersetzt. Diese als dessen „Modell“ gedient hatte. nach Zeugen zur Ermittlung der Identität nahmen Erich Harbart fest und lieferten All das ist ferne Vergangenheit. Lebendige des vermutlichen Opfers. Es meldete sich ihn in die Güstrower Untersuchungshaft- Gegenwart aber bleibt, daß ich meinen der Gastwirt des Lokals „Zur Post“, dessen anstalt ein. Nach einigem Zögern gestand Mitstreitern von einst Wolfgang Wünsche 26jährige Hausangestellte Elfriede Fietz der Beschuldigte, Elfriede Fietz unter und VP-Oberst a. D. Heinz Blauert – er war von ihm vermißt wurde. Die junge Frau hatte dem Vorwand eines Eheversprechens zuletzt Leiter der für die Eisenbahnsi- mit dem 28jährigen Mitropakellner Erich in den Wald bei Priemerburg gelockt, cherung zuständigen Abteilung des DDR- Harbart, der wiederum in zweiter Ehe mit dort mit dem Schirm niedergeschlagen, Innenministeriums – nach mehr als einem der sechs Jahre älteren Elisabeth H. verhei- gewürgt und dann tot oder bewußtlos halben Jahrhundert wiederbegegnet bin ratet war, ein außereheliches Kind. Durch auf die Schienen geschleppt zu haben, wo (Leo Vollmüller lebt nicht mehr). Das Tref- die Aufforderung des VPKA mobilisierte er den Kopf so über das Gleis legte, daß fen mit den beiden Genossen fand unter Zeugen sagten aus, sie hätten Harbart am ihn der herannahende D-Zug vom Körper den denkbar erfreulichsten Umständen Tag des Verschwindens von Elfriede Fietz abschneiden mußte. Vor den Offizieren der statt, stehen wir doch wie einst auf der- vor deren Arbeitsstelle, wo sie auch wohnte, Trapo-Mordkommission sagte Harbart selben Seite der Barrikade. gesehen. Es wurde bekundet, daß Elisabeth aus, seine Frau habe ihn immer wieder P. S.: Wolfgang und Heinz haben inzwi- H. wegen der parallelen Liebschaft ihres zur Tat aufgefordert, bis er selbst dazu schen um Aufnahme in den „RotFuchs“- Mannes mit der jungen Hausangestellten bereit gewesen sei. Unmittelbar nach dieser Förderverein gebeten. diesem wiederholt schwere Eifersuchts- Einlassung nahm ich Elisabeth Harbart Klaus Steiniger szenen gemacht habe. in der Gärtnerei, wo sie arbeitete, fest. Seite 26 RotFuchs / November 2008 Ästhetik des Widerstands Antwort auf eine Umfrage

eine gesamte schriftstellerische Wohin ich meinen Blick wende: Kampf um MArbeit steht im Zeichen des Kampfes Befreiung, Kampf gegen Tyrannei, gegen gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Ausplünderung, Tortur und Raubmord. faschistische Machtentfaltung, Imperia- Und ringsum die Suche nach Verbünde- lismus und Krieg. Jedes Wort, auch wenn ten. es sich mit den persönlichsten Problemen Das Wissen, daß Freunde, Genossen überall befassen sollte, ist mit diesen großen, am Werk sind. Die Beweise, daß es hier und vorrangigen Themen verbunden. Wenn dort glückt, die Ausbeutung abzuschütteln, ich über Beziehungen zwischen Menschen zu vernichten. nachdenke, wenn ich Erlebnisse aus der Die Freude über die Siege, die Befürchtun- Vergangenheit beschreibe, wenn ich ver- gen beim Aufkommen neuer Gefahren. suche, Kunstwerke zu analysieren, oder Kunst in dieser Zeit? wenn ich mir zu den verschiedensten Vor- Ist es überhaupt möglich, sich mit Kunst zu gängen kleine Notizen mache: Hinter all befassen? Ist es nicht eine Vermessenheit, dem spüre ich unaufhörlich die Welt, in in Anbetracht der Getretenen, Gefangenen, der ich gegenwärtig lebe, und dies ist eine Hungernden, Leidenden, der Millionen, die Welt der härtesten Antagonismen. nicht fähig sind, zu lesen, zu schreiben? Die Kraft des Fortschritts, die Kraft, Es ist möglich. die zur sozialistischen Veränderung der Aber nur, wenn Kunst Anteilnahme ist. Gesellschaft strebt, steht der Gewalt der Wenn Kunst Bestandteil ist der Anstren- Reaktion gegenüber, und diese Gewalt ist gung, nach Lösungen, nach Verbesserungen immer noch bestialisch. zu suchen. Wenn Kunst Waffe ist im Kampf Es gibt überhaupt keine Ausflüchte. Heute gegen die Erniedrigung, die Brutalisierung, Bücher zu schreiben oder Stücke oder Bilder die wahnsinnige Zerstörungssucht. herzustellen, und zu glauben, man könne Deshalb kann meine Ästhetik nur eine sich frei halten von den Konflikten, die Ästhetik des Widerstands sein - so heißt die Welt zerreißen wollen, ist nicht nur auch mein neuer Roman. Illusion, sondern gewollte Blindheit. Peter Weiss (1976) Als denkende Menschen stehen wir mit- Linolschnitt von Prof. Rudolf Sitte. ten in einer Auseinandersetzung, bei der Eingesandt von Christine Hemmann, Der bekannte Künstler sandte dem „RotFuchs“ einen signierten Abzug. es um Tod und Leben geht. Werdau

Frielings „Zeitzeugen“-Wettbewerb Wo Herr Schönbohm die Jury anführt

ngeregt wurde ich zu dieser kurzen dennoch teilzunehmen, um die Veranstalter Wettbewerb über Beiträge zur Verwirk- AZusammenfassung meiner direkten nicht in dem Irrglauben zu lassen, es gäbe lichung der Losung eines einstigen FDP- Erlebnisse mit dem Zeitzeugenthema durch nur noch Gegner der DDR. Meinen Beitrag Justizministers beteiligen, der bekanntlich einen Beitrag im Septemberheft des RF. stellte ich unter die Überschrift: „Trotz alle- die ,Delegitimierung der DDR‘ gefordert Nachdem ich mich schon einmal an einer dem – 1960 bis 1970: Teil der glücklichsten hat. In der Bilanz künftiger Historiker entsprechenden Ausschreibung des stän- Zeit meines Lebens“. über unrechtmäßige Handlungen zur Dif- dig auf Autorensuche befindlichen Berliner Bei meiner Entscheidung erinnerte ich famierung der Deutschen Demokratischen Frieling-Verlags beteiligt hatte, erhielt ich mich an Auseinandersetzungen in der alten Republik wird der Zeitzeugenwettbewerb auch für den Zeitzeugenwettbewerb 1960 KPD: Soll man sich an Parlamentswahlen des Frieling-Verlags nicht fehlen.“ bis 1970 eine Einladung. Ich teilte dem Ver- beteiligen oder nicht? Man soll, aber mit Und noch etwas soll erwähnt werden: Herr lag sowohl hinsichtlich des vorgegebenen klarem Ziel. Schönbohm erregte sich kurz nach der Aus- Rahmens für den Bericht als auch zu einer Da ich mir nicht vorstellen konnte, daß sich schreibung darüber, daß ältere DDR-Bürger Jury unter Vorsitz des sattsam bekannten Schönbohm und Co. die Chance der Jury- ihre positiven Ansichten über das Leben in brandenburgischen CDU-Innenminister Macht eines 100%igen Urteils zugunsten der DDR an jüngere Menschen weitergeben. Schönbohm meine Bedenken mit. Zum Inhalt der Anti-DDR-Propaganda entgehen lassen Ich schrieb dem Frieling-Verlagsleiter in der erwarteten Beiträge hatte der Verlag würden, stellte ich diesen Leuten meinen diesem Zusammenhang: „Das tue ich, wo u. a. gefordert: „... persönliche Erlebnisse, Klassenstandpunkt entgegen. So war ich ich nur kann. Und deshalb möchte ich noch individuelle Eindrücke und Erfahrungen. nicht überrascht, daß mein Beitrag keinen so lange wie möglich leben. Das gibt heute Ob der Überfluß einer neuen Wohlstands- Preis erhielt. Ich lehnte die Teilnahme an der meinem Leben Sinn und Inhalt!“ gesellschaft oder die Planwirtschaft, ob Auszeichnungsfeier für die Prämierten mit Natürlich muß sich ein CDU-Klassenkämpfer lange Wege zur Arbeit, weil durch die Mauer Schönbohm als Redner im Berliner Rathaus über eine solche Haltung Sorgen machen. direkte Verbindungen unterbrochen waren, ab, schickte dem Verlag die Ehrennadeln Soll er doch! ob Transitverkehr oder Ostblocktourismus“. für die Teilnahme an zwei Wettbewerben Helmut Lenz, Berlin Und dann gab es noch andere „Anregungen“, zurück und schrieb den Veranstaltern der die auf eine Diffamierung des Lebens in Zeitzeugen-Show u. a.: „Der Frieling-Verlag der DDR hinausliefen. Ich entschloß mich könnte sich mit seiner Anthologie an einem RotFuchs / November 2008 Seite 27 Das wechselvolle Leben der Inge von Wangenheim Schauspielerin, Schriftstellerin, Malerin

ls Arbeiterkind Inge Franke wurde sie resümiert sie über den antifaschistischen lebenslange Beziehung zu Lessing äußerte Aam 1. Juli 1912 in Berlin geboren. Ihre Kampf während ihrer zwölfjährigen Emi- sie sich in ihrem vieldiskutierten Buch frühen Erinnerungen fielen in die Zeit des grationszeit in der Sowjetunion. „Hamburgische Elegie“ (1977). Eine gegen- Ersten Weltkrieges und der Weimarer Repu- Den Weg eines bürgerlichen Akademikers wärtige Liebesgeschichte gestaltete sie vor blik. Die erste Lebenshälfte war geprägt gestaltete sie in ihrem Roman „Professor klassischem Hintergrund in dem Roman von ihrer Tätigkeit als Schauspielerin bei Hudebraach“ (1961), während in „Einer Mutter „Spaal“ (1979), wobei sie sich auf den Spu- Erwin Piscator, in der „Truppe 1931“ unter Sohn“ (1958) ein gestrauchelter Nachkriegs- ren Goethes bewegte. In ihrem Roman Gustav von Wangenheim. Sie emigrierte in jugendlicher auf den Weg ins Leben geführt „Deutsch und Geschichte“ (1986) ging es die Sowjetunion, wo sie als Schauspielerin, wurde. „Das Zimmer mit den offenen Augen“ ihr um scharfsinnige und polemische Journalistin und Redakteurin tätig war (1965) ging direkt aus ihrem persönlichen Überlegungen zur Rolle der Kunst und und in der Bewegung „Freies Deutschland“ Einsatz im Kunstfaserwerk Schwarza her- des Erbes in der damaligen Zeit. Die drei mitwirkte. Nach ihrer Rückkehr 1945 setzte vor. Inge von Wangenheim zählte seit 1967 Bücher reflektierten ihr künstlerisches sie sich für eine kulturelle Neugestaltung auch zu den malenden Autoren. „Erst als ich Ringen um eine angemessene und echte ein und war Herausgeberin der Zeitschrift Gelegenheit hatte, durch Indien zu reisen, Erberezeption. „Volksbühne“. Inge von Wangenheim war spürte ich plötzlich, daß ich etwas mitzu- In ihren Romanen „Die Probe“ (1973) und wieder Schauspielerin, aber auch Regis- teilen hatte – Farben, Atmosphäre –, was „Die Entgleisung“ (1980) zeigte sich die seurin für Theater und Fernsehen. sich kaum in Worte fassen läßt.“ Die lite- Autorin von anderen Seiten: einerseits Besonders nach 1945 wies sie sich als rarische Frucht jener Reise „Kalkutta liegt mit einer skurrilen und ungewöhnlichen Publizistin aus. Sie ließ nie locker mit ihren nicht am Ganges“ (1970) versah die Autorin Geschichte, die es in sich hatte, anderer- bohrenden Fragen, die ihr die Zeit diktierte. mit 16 farbigen Textillustrationen. Um die seits mit einem Vorfall, der die Gemüter Ihre ausgewählte Publizistik aus dreiein- literarische und bildkünstlerische Befra- bewegte und zugleich die Leser erheiterte. halb Jahrzehnten wurde in dem Band „Mit gung ihrer wesentlichen Lebensstationen Nach ihrer Operation in Eisenberg schrieb Leib und Seele“ (1982) vereint. Ihre Arbeiten ging es in ihrem Buch „Schauplätze – Bil- sie die Erzählung „Station 5 – Romanze verraten hohe Sachkenntnis, Lebens- und der eines Lebens“ (1983). Prosatexte und 57 einer Genesung“ (1985). Kunsterfahrung, aber auch Lust am pro- Bilder ließen den Leser und Betrachter an Inge von Wangenheim wies sich als geist- duktiven Streit. dem Selbstfindungsprozeß aus der Retro- reiche Essayistin aus. Als sie im Mai 1986 Inge von Wangenheim begann erst 1950 lite- spektive teilhaben. Ihre stimmungsvollen in Paris aus ihrem Essay „Genosse Jemand rarische Arbeiten zu veröffentlichen. Aus Aquarelle und Ölbilder aus dem Berlin der und die Klassik“ las, hatte sie zahlrei- ihrer Feder stammen mehr als zwei Dut- 20er Jahre, aus Moskau und Mittelasien, che Begegnungen mit Persönlichkeiten zend Bücher, die nie lange auf Leser warten aus dem Thüringer Raum und von Ahrens- der französischen Hauptstadt. Ein Jahr mußten und große Resonanz fanden. Ihre hoop erweiterten Erfahrungen, ließen später erschien ihr Pariser Reise-Essay ersten beiden Romane „Mein Haus Vater- teilweise Bekanntes besser sehen. Durch „Der goldene Turm“. In diesem verglich land“ (1950) und „ Auf weitem Feld“ (1954) ihre erhellende Leuchtkraft strahlen Inge sie ihre Erlebnisse als Emigrantin mit beinhalten ihre Autobiographie und stehen von Wangenheims Bilder Optimismus und neuen Eindrücken vom zeitgenössischen am Anfang ihrer erfolgreichen schrift- Lebensfreude aus. Sie erlebten mehrfach Frankreich. stellerischen Tätigkeit. Im ersten Roman erfolgreiche Ausstellungen. Ihre Kunst-Essays zeichneten sich durch erzählt sie von den Erinnerungen eines In den 70er Jahren wandte sich die Schrift- polemische Schärfe sowie gedankliche und Berliner Proletariermädchens. Im zweiten stellerin mehr der Klassik zu. Über ihre sprachliche Brillanz aus. Sie wurden teil- weise zu einer Provokation für die Litera- turwissenschaft, da sie eine Vielzahl offe- ner ästhetischer Fragen zur Literaturkritik Zum Peter-Hacks-Jahr 2008 und Erbepflege aufwarfen. Inge von Wangenheim lebte von 1961 bis Irrtümer 1975 in Rudolstadt, bevor sie nach Weimar zog. Die Friedrich-Schiller-Universität Eine rosarote Katze, Also wandeln sie vom Platze Jena verlieh ihr am 10. November 1989 die eine himmelblaue Maus ohne Zwischenspiel nach Haus, Ehrendoktorwürde. Dieser Bildungsstätte treffen sich am Antonplatze rechts nach Weißensee die Katze, vertraute sie zu Lebzeiten ihren literarischen und erkennen sich durchaus. links nach Lichtenberg die Maus. Nachlaß an. Die Heidecksburg beherbergt den Bilderschatz der Malerin. Und die Maus will sich verstecken, Geleit: Klaus-Dieter Schönewerk äußerte zu ihrem und dann sagt sie: keine Not. Nämlich geht, wenn wir auch irren, 80. Geburtstag im Jahr 1992: „Inge von Nie sah ich das Maul sich lecken meistens alles gut, mein Kind, Wangenheim versuchte ihr Bestes, mit eine Katze rosenrot. weil die Irrtümer der Andern argumentativen Attacken in Essays, mit der immer noch viel größer sind. Und die Katze nahet leise, Verführung durch beispielhafte Geschich- bleckt den Zahn und steilt den Bart, Peter Hacks ten, mit Ironie, Witz, Sarkasmus und mit bis sie ihrer Mittagsspeise rhetorischem Aufwand (einmal Schauspie- sonderbares Fell gewahrt. lerin, immer Schauspielerin).“ Die vielsei- tige Künstlerin starb am 6. April 1993 in Und sie läßt die Maus am Leben, Weimar. Sie wurde auf dem Historischen wiederum auf Grund des Blaus, Friedhof bestattet. Ihre Grabstätte liegt und sie spricht: Das kann’s nicht geben, Eingesandt von gegenüber der Walther Victors. eine himmelblaue Maus! Dr. Hildegard Harting, Berlin Dieter Fechner Seite 28 RotFuchs / November 2008 Archie im Kaukasus

m schönsten sind die Erinnerungen, jüngere Geschichte der Sowjetrepublik lernt. Zwischen den Völkern konnte er nicht Adie man vergessen hat“, soll der ame- erörtert. Einstimmigkeit herrschte stets, oder kaum unterscheiden. In Gori, wo noch rikanische Literatur-Nobelpreisträger wenn es um das Kernland Georgiens ging, eines der letzten großen Stalin-Monumente Saul Bellow gesagt haben. Das mag für wozu ja Abchasien und Südossetien nicht steht, war die Gastfreundschaft besonders bittere Geschehnisse im Leben zutreffen, gehörten. Das wurde betont. Man brauchte herzlich, mit Stadtrundfahrt und anschlie- aber manchmal auch auf Erlebnisse, die Russisch als Verständigungssprache, weil ßender Tafelrunde. so selbstverständlich schienen, daß man beispielsweise Ossetisch zu den iranischen Jetzt sind die Autobahnen durch Südossetien sie nicht mehr besonders erwähnte. Die Sprachen gehört, während Abchasisch für und die Eisenbahnlinien nach Abchasien traurige Jetztzeit läßt manche früheren die Georgier ebenso unverständlich ist. teilweise zerstört. Die Menschen stehen Eindrücke jedoch in strahlendem Licht Georgisch aber – eine sehr alte Sprache – sich mißtrauisch gegenüber. Schon 1990 erscheinen. hat sein Alphabet aus dem Aramäischen erfolgte eine starke Fluchtbewegung von So kommt es Archie vor, wenn er an seinen entwickelt. Südossetien nach Norden, obwohl sich das Aufenthalt in Georgien vor über 35 Jahren Die Abchasen sagten sich 1992 mit Waf- Land erst ein Jahr später zur Autonomen denkt. Große Freude erfüllte ihn damals, als fengewalt, weil es nicht anders ging, von Republik erklärte. er erfuhr, daß er an dem mehrwöchi- Man sollte nicht vergessen, daß 1918 gen Gastspiel des Berliner Ensembles unter menschewistischer Führung in Tbilissi teilnehmen durfte. Fuh- die „Republik Georgien“ ausgerufen ren Dramaturgen mit, mußten sie wurde, die mit Unterstützung deut- auch auf der Bühne dabei sein. Und scher und britischer Truppen bis 1921 so wurde Archie in den Bettlerzug als bürgerlicher Staat bestand. Auch der „Dreigroschenoper“ eingebaut. gab es 1956 schon einmal einen Auf- Auch im „Coriolan“ kämpfte er in stand in Tbilissi. der Schlacht wacker mit. Im Über- Das alles war Anfang der 70er Jahre, schwang beging er dabei auch Fehler. sehr zu Archies Erstaunen, in den Eckehard Schall gab die Warnung nächtlichen Gesprächen bisweilen heraus: „Vorsicht, Archie spielt auf thematisiert worden. Jetzt kocht der Sieg!“, was das Stück verändert hätte. georgische Nationalismus wieder So warf er sich in der Schlachtlinie hoch, um, wie es scheint, die schlechte des „Coriolan“ als einziger zu Boden. wirtschaftliche Lage zu kaschieren. Seit der Zeit soufflierten ihm seine 90 % der georgischen Wein-, Tee- und Nebenmänner jede Bewegung und Obstproduktion wurden durch Wegfall paßten auf, daß er nicht allein die des russischen Marktes überflüssig. Festung erstürmte. Das Rustaweli- Die früher so begehrten grusinischen Theater hatte viel größere Ausmaße Weine und Spirituosen finden weni- als das BE. Man mußte im „Coriolan“ ger Absatz. Kurzum: Die bekannten richtig rennen und sprinten, um die kapitalistischen Desaster sind ein- Schlacht in Gang zu halten. getroffen. Auf dem Rustaweli-Prospekt verlief Verlogen wird von einem zerstörten das Leben eher gemächlich. Wenn zwei georgischen Paradies gesprochen, durch die Menschenmenge hasteten, wenn man die antirussische Kampagne waren es sicherlich Ensemblemit- verfolgt und Bilder gezeigt bekommt, glieder, die Historisches besichti- die angeblich „die Barbarei Moskaus“ gen wollten oder auf der Suche nach dokumentieren sollen. Kunstgegenständen waren. Oder Das kaukasische Paradies fand in einfach nach Schwarzbrot. Auf dem Wirklichkeit mit dem Zusammen- Markt bekam man alles, von A bis Z, bruch der Sowjetunion sein Ende. von Aal bis Zucchini, nur Schwarz- Mit diesem Cartoon knüpft unser künstlerischer Mit- Diese Entwicklung hatte auch die arbeiter Heinz Herresbach an den „Archie“ im Septem- brot gab es beim Spezialisten. Die Zersetzung der georgischen Gesell- ber-RF an und grüßt dessen Erfinder Manfred Hocke. Restaurants waren gut besucht, aber schaft zur Folge. es war immer Platz, viel spielte sich 1972 konnte Archie noch in Begleitung im Freien ab. Schaschlik und Rostbrätchen Georgien los. Sie waren schon immer Bür- kreuz und quer durch tatsächlich blühende wurden reichlich und preiswert angeboten, ger einer autonomen Republik. Südossetien Republiken fahren. Das war seit Ende der dazu süße Backwaren, Obst und Gemüse betrachtete sich gleichfalls als unabhän- 80er Jahre nicht mehr möglich. Der bank- in Hülle und Fülle, Wein im Überfluß. gig, trotzte 1989 dem georgischen Präsi- rotte USA-Präsident Bush und seine Mili- Arbeitskräfte waren stets gesucht, Vollbe- denten Gamsachurdia, der versucht hatte, tärberater in Tbilissi haben Georgien kei- schäftigung eine soziale Selbstverständ- die Hauptstadt Zchinwali mit Gewalt ein- nen guten Dienst erwiesen, indem sie seine lichkeit, keine Bettler! Gewiß gab es auch zunehmen. Für die kleinen Völker war die derzeitige Führung unter dem CIA-Agenten Defizite, z. B. bei der Altstadtsanierung Oktoberrevolution von großem Vorteil, den Saakaschwili dazu aufhetzten, Südosse- oder im Straßenbau. sie sich nicht mehr nehmen lassen wollten, tien durch einen militärischen Überfall zu Damaliges georgisches Theaterpublikum, ein positives Erbe der Leninschen Natio- erobern. Die Südosseten, von denen viele hochgebildet und engagiert, füllte Abend nalitätenpolitik. ethnisch Russen sind, haben ein gutes für Abend die Säle. Man zählte neun Thea- Typisch für Georgien, aber auch für die Gedächtnis. Sie wissen noch genau, wann ter, eine Philharmonie, zehn Hochschulen, anderen Republiken, ist die große Tafelrunde, es ihnen und den anderen Kaukasusvölkern zwei Filmstudios, zahlreiche Museen. Vom mit der sämtliche Feste gefeiert werden. am besten gegangen ist. Das war unter der neuen Hochhaushotel an der Kura hatten Unter Vorsitz des Gastgebers wetteifern die Sowjetmacht. Washingtons Strohmann im die BE-Mitglieder einen Blick über das Eingeladenen um die besten Trinksprüche, Präsidentenpalast von Tbilissi aber wird schöne Tbilissi. Gedichte, Geschichten und Lieder. in der Geschichte der Region als eine der Bei nächtlichen Gesprächen mit georgi- So hat es Archie damals von Abchasien übelsten Figuren vermerkt werden. schen Kulturschaffenden wurde auch die über Georgien bis Südossetien kennenge- Manfred Hocke RotFuchs / November 2008 Seite 29

besser, die Unzufriedenheit wuchs, und schließ- Mit Interesse las ich im RF 127 den Artikel über den Leserbriefe an lich brachen die Wirtschaft und der Staat beim tapferen Suhler Kommunisten Fritz Köhler. Ich bin Ansturm der nun überlegenen Konterrevolution in Suhl zur Schule gegangen, und wir wohnten im ROT FUCHS zusammen. (auf andere Faktoren soll hier nicht besagten „Oberland“, sozusagen zwischen Hoff- eingegangen werden.) nung und Harzgasse. In meinem Elternhaus wurde Hans-Dietrich Grundmann, der Name Köhler des öfteren genannt. Auch, weil unser Schuhmacher Köhler hieß. Eines Tages war Seit zwei Monaten befasse ich mich jetzt mit Eurer seine Werkstatt geschlossen. Er war „abgeholt“ wor- Ich bin stellvertretender Vorsitzender des Stadtbe- Zeitschrift, habe in ihr wieder ein politisches Umfeld den, wie es hieß. Man vermutete nur, daß er auch zirksverbands Leipzig-Südwest der Partei Die Linke. gefunden, das mir zusagt. Ich habe lange darüber ein Widerstandskämpfer war und wahrscheinlich Ich würde meinen Genossen Ihre Zeitschrift gern nachgedacht, Mitglied des Fördervereins zu werden. ebenfalls zur genannten Familie Köhler gehörte. vorstellen und bitte Sie deshalb, mir ca. 30 Exem- Heute – am 3. Oktober – ist für mich der richtige Mich als zehnjähriges Mädchen hat dieses Erlebnis plare der aktuellen Ausgabe mit je einer Kurzvorstel- Tag, den Antrag zu stellen. An einem Feiertag, der sehr beeindruckt und für die Zukunft mit geprägt. lung Ihrer Zeitschrift bzw. Ihres Vereins (Leserkreis, nicht der meinige ist, weil ich in diesem Deutsch- Nun endlich erfolgte die Ehrung für Fritz Köhler mit Mitgliedschaft, Spendenkonto, Abo-Möglichkeit, land keine Heimat gefunden habe. dem „Stolperstein“. Veranstaltungen usw.) zuzusenden. Bitte beden- Die ist mir vor 19 Jahren abhanden gekommen – Durch den Artikel erfuhr ich auch, daß Gerhard ken Sie hierbei, daß viele betagte Genossen keine ja, bis eben vor zwei Monaten. Da habe ich online Kummer noch immer ein aktiver Journalist ist. Ich Möglichkeit einer Internetnutzung haben. Als Unko- eine Anzeige in der jW von Euch gesehen. Sofort ging in den Jahren 1953/54 in der Redaktion „Freies stenbeitrag werde ich Ihrem Verein jährlich eine bestellte ich die Zeitschrift. Gestern kam nun das Wort“ unter Chefredakteurin Ivonne Freyer und Ger- angemessene Spende zukommen lassen. dritte gedruckte Exemplar bei mir an. Ich habe mir hard Kummer meine ersten journalistischen Schritte. Ab sofort möchte ich die Zeitschrift „RotFuchs“ inzwischen die Ausgaben von Juni 2006 bis Juli Dann verschlug es mich nach Rostock. Auch heute, abonnieren. Für die Versandkosten der zusätzli- 2008 aus dem Internet heruntergeladen, ausge- mit knapp 75, bin ich ab und zu noch journalistisch chen Exemplare (Ausgaben ab Januar 2008 und 30 druckt und mit Begeisterung gelesen, viele Artikel aktiv, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Beste Grüße Verteilexemplare) würde ich die diesjährige Spende sogar studiert. an Gerhard Kummer. entsprechend erhöhen. Mit solidarischen Grüßen Ein paar Worte zu meiner Person: Ich bin Jahrgang Ursula Rosentreter, Rostock Alexander Fichtner, Leipzig 1961 und wurde in Berlin geboren. Ich hatte die typi- sche glückliche und vor allem sorgenfreie Kindheit Ich bin sehr froh, durch die Vermittlung des Dem- Als ich bei den Leserbriefen der jüngsten Ausgabe im Sozialismus, war 1973 als Thälmannpionier Teil- miner Genossen Behrendt den „RotFuchs“ bekom- angekommen war und den Namen Åge Fjeld las, nehmerin an den X. Weltfestspielen in Berlin. Sie men zu haben. Danke für das Lese- und Denkver- kamen mir die Tränen. Vor einigen Jahren sah ich zählen zu meinen schönsten Erlebnissen. gnügen. Eine Mitgliedschaft im Förderverein ziehe eine Zuschrift von ihm im ND, die mir so gefallen Im Juni 1981 wurde ich Mitglied der SED. Von 1990 ich bereits in Erwägung und stimme den Leitsätzen hat, daß ich darauf antwortete. Danach erhielt ich bis 1994 saß ich für die PDS im Stadtparlament von in allen Positionen zu. Ich gehöre der Linkspartei mit meinem Mann eine Einladung von der KP Nor- Neubrandenburg. Dann trieb mich die Arbeitslosig- an. Einerseits bin ich froh, daß es im parlamentari- wegens, Gebiet Moss. Die Genossen boten uns keit – ich bin alleinstehend mit zwei noch kleinen schen System des Kapitalismus eine Kraft gibt, die an, in ihrem Parteiheim hoch über dem Oslo-Fjord Kindern – nach Mainz in den tiefen Westen. den Neoliberalen zu schaffen macht, die Hoffnung unseren Urlaub zu verbringen. Ich will mich über gar nichts beklagen, gehöre ich vieler einfacher Menschen ist und darum mehr und Also fuhren wir nach Moss und trafen uns mit Åge. doch zu den wohl inzwischen Bevorzugten. Nicht mehr gewählt wird. Andererseits bezweifle ich, daß Wir waren von der Freundlichkeit des Empfangs und nur, weil ich Arbeit habe, sondern auch noch eine, es gelingt, über Wahlen die Politik in Deutschland dem herrlichen Heim überwältigt. Dankbar nahmen von der ich leben kann, nicht üppig und nicht ohne nach sozialistischem Verständnis bestimmen zu wir die Einladung zu einer Versammlung der Par- Sorgen, aber immerhin. Politisch bin ich hier zutiefst können. (Regierungsbeteiligungen beweisen das tei an und lernten dort auch deren Vorsitzenden einsam. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, nur allzu gut.) Hinzu kommt, daß es so manche Prot- kennen. Wir wurden zum Besuch seiner Familie in meine Kolleginnen und Kollegen und ich redeten in agonisten in der Linkspartei gibt, wie z. B. Frau Pau Fredrikstad eingeladen. Es war, als würden wir uns unterschiedlichen Sprachen. Natürlich wird auch hier oder Herrn Holter, die mehr auf den Pfaden der SPD schon viele Jahre kennen. Seit dieser Zeit fuhren die DDR auf MfS und Mauer reduziert wahrgenom- wandeln als an kommunistische und sozialistische wir jedes Jahr nach Norwegen. Wir fanden dort men. Da helfen keine Einsprüche meinerseits. Das Prinzipien zu denken. Diese Leute haben ein eigen- viele Freunde, und ich bin sehr traurig, daß die einzige, was bisher akzeptiert wird, ist die Tatsache, artiges Verhältnis zur DDR. Außerdem: Der Beitritt Norwegenreisen wegen des Todes meines Man- daß ich eben meine Heimat anders sehe und keine vieler ehemaliger Sozialdemokraten zur „Linken“ nes vorbei sind. Widerstandskämpferin war, sondern sehr glücklich kann natürlich auch die Kehrseite haben, daß diese Erika Klatt-Marquardt, Frankfurt (Oder) darüber bin, in der DDR aufgewachsen zu sein. eine zweite SPD wird. Ich hoffe, in den Förderverein aufgenommen zu Ingrid Glow, Demmin Es freut uns, daß nunmehr auch im „RotFuchs“ werden. mit dem Beitrag des erfahrenen Genossen Walter Jeanette Berger, Stadecken-Elsheim Von ganzem Herzen gönne ich den chinesischen Ruge eine öffentliche Debatte über unser Diskus- Sportlern ihre dopingfrei errungenen 100 olym- sionsmaterial zum Sozialismus im 21. Jahrhundert Oktober 1989. Außerordentliche Mitgliederversamm- pischen Medaillen, von denen 51 goldene waren. eingeleitet wurde. Daß Walter nicht in allen Fragen lung in einem Schweriner Großbetrieb. Die Grundor- Manfred Becker, Weimar mit uns übereinstimmt und weitere von uns nicht ganisation der Partei löst sich auf. „Einstimmig“. behandelte Fragen aufwirft, ist ganz im Sinne Hatte nicht Lenin davon gesprochen, daß die Par- Im September-„RotFuchs“ beeindruckte mich u. a. unseres Materials. Es war immer unser Ziel, zu tei der Arbeiterklasse an der Basis, also im Bereich der Beitrag „Hamburgs Justiz deckte die Mörder“ einer möglichst breiten, vorwärtsweisenden Dis- der materiellen Produktion, im Betrieb, führen muß? von Jürgen Weise. Das Schicksal von August Lütgens kussion über diese Grundfragen der gesellschaft- Jetzt aber kapitulierte sie, zog sich zurück, verriet hat mich schon in den 60er Jahren beschäftigt. lichen Entwicklung anzuregen. Unser Anliegen ist die Klasse. Im August 1967 wurde der Seesportschule der es, im nächsten Jahr möglichst eine gemeinsame Überall waren sie zur Gewohnheit geworden – die Gesellschaft für Sport und Technik (ab 1968 Mari- diskussionsfähige Position zu erarbeiten und Montagsdemonstrationen mit und ohne Kerzen. Ich neschule) Greifswald-Wieck der Name „August Lüt- in einer Konferenz die öffentliche Debatte dar- selbst war unsicher geworden. Was tat unsere Partei? gens“ verliehen. Von 1958 bis 1972 war ich Leiter über weiterzuführen. Wir würden es sehr begrü- Was taten wir als Mitglieder in dieser Situation? dieser Schule. Zwischen 1954 und 1989 erhielten ßen, wenn sich der „RotFuchs“ daran beteiligen Die Partei sprach nicht mehr mit uns, sie war sprach- 25 000 vor allem junge maritim begeisterte Bürger könnte. Zu einer konstruktiven Zusammenarbeit los. Ihre einzige Tätigkeit bestand im Einsammeln der DDR hier eine Ausbildung. An Bord der Schul- sind wir gern bereit. der Dokumente. Es ging mir an die Ehre, mein Par- jachten, Schulboote und Schulschiffe sowie bei Die Sprecher der Kommunistischen teibuch einfach so abzugeben. Dem Sekretär der Tauchgängen boten wir viele Erlebnis- und Bewäh- Plattform der „Partei Die Linke“ Grundorganisation, der nicht mehr mein Vertrauen rungssituationen. des Landes genoß, wollte ich es auf keinen Fall ausliefern. Was Das Leben und der Kampf des Seemanns und Konrad Hannemann, Helmut tat ich also? Ich ging zur Kreisleitung und gab das Kommunisten August Lütgens war Bestandteil Pannhausen, Uta Hohlfeld, Potsdam Dokument dort beim Pförtner ab. Der alte Genosse, unserer Traditionspflege. Ein Greifswalder Künstler der mit dem Herzen zur Partei stand, redete mir hatte ihm ein würdiges Denkmal an unserer Schule „Die geringere Arbeitsproduktivität in der DDR ins Gewissen. geschaffen. war zutiefst human ...“, schreibt Walter Ruge aus Ich wohnte damals in Schwerin-Lankow, mußte also, Es ist eine Schande für die Justiz der BRD, daß man Potsdam im September-RF. Soll das ein Witz sein? wie gekommen, mit der Straßenbahn zurückfahren. von 1945 an 47 Jahre brauchte, um erst nach der Die Wirtschaft in der DDR wurde zunehmend zu Jetzt war ich ohne Dokument. Es ging einfach nicht: Initiative eines französischen Wissenschaftlers und einer Mangelwirtschaft. Die Ursache dafür lag vor Auf halber Strecke stieg ich in die Gegenbahn um, Antifaschisten die Todesurteile der Nazis aufzuhe- allem in der zu niedrigen Arbeitsproduktivität, weil zurück zum Pförtner. Der gab mir das Dokument ben. Dr. Helmut Sieger, Strausberg nicht ständig mehr Gebrauchswerte in der gleichen hocherfreut wieder. Den verräterischen Schweine- Zeit bzw. die gleiche Menge an Gebrauchswerten hund in mir hatte ich besiegt. Heute bewahre ich es Die Territoriale Arbeitsgruppe der Gesellschaft für in kürzerer Zeit produziert werden konnten. So in meinem Schließfach auf. Rechtliche und Humanitäre Unterstützung (GRH) ging es den Menschen in der DDR nicht ständig Harald Weiß, Alt Meteln und der Lichtenberger Kulturverein e. V. pflegten seit Seite 30 RotFuchs / November 2008

1995 freundschaftliche Beziehungen. Uns wurden ZDF-Fernsehteam. (Gerhard Löwenthal, über den Seiten weiter äußert sich der Autor des Beitrags Räume zur Verfügung gestellt. Der erste schriftliche der RF berichtete, hatte jahrelang zur besten Sen- „Drei deutsche Nationalhymnen“ über ein Seminar Nutzungsvertrag wurde schon damals abgeschlos- dezeit sein wöchentliches „Mittwochs-Magazin“, des Seniorenverbandes BRH. Trotz telefonischer sen. Zum Zeitpunkt der fristlosen Kündigung bestand das noch rechts von der Bildzeitung angesiedelt Rückfragen bei älteren Genossen konnte mir kei- ein unbefristeter Vertrag mit der KULTschule Berlin- war.) Der Kameramann filmte das unruhige Audito- ner diese Abkürzung erklären. (BRH stand hier für Lichtenberg. Am 30. April wurde uns unter Hinweis rium, und der Reporter sprach von einem Sparta- Bund der Ruhestandsbeamten, Rentner und Hin- auf eine Beratung in der Bezirksverwaltung mitge- kus-gesteuerten Versuch, die Meinungsfreiheit zu terbliebenen, d. Red.) Meine Bitte deshalb an alle teilt, daß keine „stasinahen“ Vereine in bezirklichen unterdrücken. Plötzlich begann er ohne äußeren Autoren: Schreibt bitte wenigstens einmal im Arti- Einrichtungen zu dulden seien, was es dem Lich- Grund, sein Gerät wild hin und her zu schwenken, kel verwendete Abkürzungen aus. Die mittlere und tenberger Kulturverein nicht länger ermögliche, uns während der Reporter behauptete, „rote Schläger- junge Generation wird es Euch danken. weiterhin als Raumnutzer zu betrachten. Am 8. Mai trupps“ würden den Kameramann angreifen, um die Frank Holfert, Dresden haben wir uns an den Vorsteher der Bezirksverord- freie Berichterstattung zu unterdrücken. Davon war netenversammlung Berlin-Lichtenberg und an die keine Rede, hatten wir doch genug Argumente. Als Durch eine Vielzahl von Gesprächen, die ich beson- Bezirksbürgermeisterin, Frau Christina Emmerich ich dann Löwenthals Mittwochsmagazin ansah, wirkte ders auf Dörfern führe, nehme ich eine ganze Anzahl (PDL) sowie weitere Verantwortungsträger der BVV die Reportage sehr überzeugend. Wie zu erwarten, häufig wiederkehrender Argumente auf. Ich ver- mit der Bitte gewandt, das die Vereins-, Versamm- stiegen die Medien voll auf diese Provokation ein. suche, nach bestem Wissen darauf zu antworten. lungs- und Meinungsfreiheit beschneidende Verbot Selbst an der Uni hat es lange gedauert, bis über In der Nacharbeit zu Hause lege ich meine Argu- aufzuheben. Daraufhin teilte uns die Bürgermeiste- den Vorgang sachlich gesprochen werden konnte. mente in Form von Handzetteln oder Flugblättern rin mit, sie könne und wolle an dieser Entscheidung Wir lernten daraus, die Manipulationsmöglichkeiten möglichst logisch und überzeugend dar. Ich nenne nichts ändern. Der Lichtenberger Kulturverein habe des Gegners realistischer einzuschätzen und nicht sie „Offene Worte“. In diesem Jahr habe ich meinen die KULTschule vom Bezirk gemietet und könne mehr in solche Provokationsfallen zu gehen. Gesprächspartnern eine ganze Reihe solcher „Trak- selbständig entscheiden. Sie sei sich sicher, daß Fritz Dittmar, Hamburg tate“ übergeben. Dabei ging es u. a. um folgende aus der Bezirksverwaltung heraus kein Druck aus- Themen: Die Wahrheit über das MfS; War die DDR geübt worden sei. Die politische Karikatur von Heinz Herresbach „Wir wirtschaftlich fertig?; Von Bastschuhen zur Super- Wir sind der Auffassung, daß es bei der Kündigung verteidigen Deutschland am Hindukusch“ im Sep- macht, doch am Ende siegte die Konterrevolution nicht vordergründig um juristische Fragen geht, son- tember-RF hat mich zu diesen Zeilen angeregt. ...; Warum entwickelten sich die beiden deutschen dern um den generellen Umgang der BVV mit lin- Unglaublich: Da hat doch der Herr Oberst Gertz, Staaten so unterschiedlich; Ratschläge für Arbei- ken Organisationen. Wie bekannt, gibt es ähnliche Vorsitzender des Bundeswehrverbandes, tatsäch- tende und Erwerbslose; Der Lissabonner EU-Ver- Vorgehensweisen der sogenannten demokratischen lich festgestellt, die 28 toten deutschen Soldaten trag; Kinder in der Armutsfalle; Hunger im Überfluß- Parteien in Treptow-Köpenick und Pankow-Wei- in Afghanistan seien gefallen. Damit widerspricht land; Zu der verbreiteten Auffassung: Wir können ja ßensee. Auch in Lichtenberg sind neue Aktivitäten er seinem Dienstherrn Minister Jung, der behaup- sowieso nichts ändern. angekündigt. Trotz zunehmender Angriffe werden tet, sie seien nur ums Leben gekommen. Mit dem Ich unterzeichne meine Schriften nicht mit „Rot- wir uns nicht von unserem grundgesetzgemäßen Wort „gefallen“ ist doch eindeutig gesagt, daß die Fuchs“ oder „RotFuchs“-Regionalgruppe, um nicht Weg abbringen lassen. BRD am Hindukusch Krieg führt. Weiterzugehen mit der Tür ins Haus zu fallen. Das für weiterreichende Horst Münster, Berlin und die Beendigung der Einsätze zu fordern – dazu Gespräche notwendige Vertrauen muß sich erst all- hat der Mut des Herrn Oberst nicht gereicht. Bleibt mählich aufbauen. Seit geraumer Zeit beschäftigen sich Presseerzeug- die Frage: Was für ein Krieg wird da eigentlich von Bernhard Wartke, Strausberg nisse unterschiedlicher politischer Ausrichtung mit Deutschland geführt? Ein gerechter oder ein unge- neofaschistischen Aktivitäten in und um das mittel- rechter? Es ist ein Stellvertreterkrieg im Auftrag der Heute fand ich den aktuellen „RotFuchs“ in meinem sächsische Städtchen Mittweida. Dabei wird skan- USA, wobei sich das deutsche Interesse im Sinne Briefkasten und habe mich darüber sehr gefreut. dalisiert, bagatellisiert und verbogen, aber auch der BRD-Menschenrechtsauffassungen vor allem Herzlichen Dank für die Zusendung dieses Heftes realistisch und warnend (jW) berichtet. Tatsache ist, auf Rohstoffquellen, Maximalprofit und politischen sowie auch früherer Ausgaben. Mit dem „RotFuchs“ daß es auch nach dem Verbot der neonazistischen Einfluß konzentriert. Dafür stehen nicht zuletzt auch habe ich ein Stück Heimat wiedergefunden. Auch Gruppe „Sturm 34“ immer wieder zu rechtsmotivier- die Einsätze der Bundesmarine und die Flüge der dafür bedanke ich mich. Als Hartz-IV-Opfer kann ich ten Gewaltakten kommt. Sie richten sich vor allem AWACS-Aufklärer. Sie alle suchen den Feind, der momentan leider noch keinen finanziellen Beitrag für gegen linke Jugendliche, wobei die Fortsetzung Deutschland angeblich bedroht und angreifen will. Ist die Zeitschrift leisten. Um so mehr hilft mir der RF in dieser Taten durch Bagatellstrafen begünstigt wird. es da verwunderlich, daß der Drang junger Männer, der derzeitigen Situation, weil er zeigt, daß es viele Angstgefühle unter den Betroffenen sind die Folge. Berufssoldat zu werden, immer mehr abnimmt? Gleichgesinnte gibt, die sich mit den herrschenden Ein Großteil der Bevölkerung schaut weg. Die auf- Ich bin noch heute stolz auf meine mehr als 30jäh- Umständen ebenfalls nicht abfinden wollen. Ihr gebt fällig milde Bestrafung der Rädelsführer von „Sturm rige Dienstzeit in der NVA. Wir waren zur Verteidi- vielen Halt und Zuversicht. 34“ durch das Dresdner Landgericht und analoge gung der DDR bereit – aber entlang unserer Gren- Dr. Jörg-Peter Schultze, Potsdam Entscheidungen von Amtsgerichten veranlaßten zen und nicht in fremden Ländern. Aktivisten des antifaschistischen Spektrums zur Oberstleutnant a. D. Werner Franke, Meißen Wolfgang Clausners Artikel („Obwohl wir es besser Anmeldung einer Protestveranstaltung. Geplant war wußten ...“) im September-RF ist sehr aufschlußreich. eine Kundgebung mit anschließender Demo zum „Wiedersehen mit Ewald“ im RF 128 veranlaßt mich, Zurecht trifft er die Feststellung „Eigentlich verfügte Amtsgericht. Sie wurde mit einem empörenden folgende Begebenheit aufzuschreiben: unsere Partei ... sowohl über die Einsichten als auch Auflagenpaket genehmigt. Das martialische Poli- Es war in meiner Studentenzeit in der zweiten Hälfte über die notwendigen Instrumente, um jene fatalen zeiaufgebot übertraf die Zahl der Demonstranten der 50er Jahre, als ich davon erfuhr. Eine LPG, die Fehler zu vermeiden, die unser Aus bedeuteten.“ bei weitem. Die hiesige „Freie Presse“ berichtete sich auf Viehwirtschaft orientierte, leistete sich eine Kritik und Selbstkritik wurden in der Ära Walter unter der Überschrift „Antinazi-Protest endet mit eigene Maurerbrigade. Die drei Maurer waren Mitglie- Ulbrichts tatsächlich gelebt. Das erfuhr ich selbst, Polizeieinsatz“. Dort wurde behauptet, ein Teil der der der Genossenschaft und wurden nach Arbeits- der ich 1952 als Kandidat und 1954 als Mitglied Versammelten habe die Polizei durch eine nichtge- einheiten entlohnt. Sie bauten Ställe. Der Wert der in die Partei aufgenommen wurde. Als Teilnehmer nehmigte Spontan-Demo in Richtung Amtsgericht Arbeitseinheit aber war niedrig. Da verglichen die einer Kreisdelegiertenkonferenz war ich Zeuge, wie „provoziert“. Daraufhin seien etwa 30 Personen zur Maurer den eigenen Lohn mit dem ihrer Berufskol- der 1. Kreissekretär die Konferenz mit den Worten Feststellung ihrer Personalien arretiert worden. legen im industriellen Bauwesen. Sie empörten sich eröffnete: „Wir wollen uns fünf Minuten über unsere Nun sage mir einer, wer hier wen provoziert hat. Mir und liefen zum Vorsitzenden. Gleicher Lohn für glei- Erfolge freuen, dann aber dem zuwenden, was uns war es nicht möglich, die jungen Antifaschisten von che Arbeit sei doch angesagt. Sie verlangten den hemmt und was verbessert werden muß.“ Und da ist der Spontan-Demo abzuhalten. Ihre Auffassung von Industrietarif. Der Vorsitzende wollte seine Brigade ein Delegierter, Arbeiter in einem Großbetrieb, ans der Blindheit der Justiz und der Polizei auf dem rech- behalten und gab nach. Die Maurer waren zufrie- Rednerpult getreten und hat seinen Direktor, eben- ten Auge versuchte ich nicht zu entkräften. den. Sie bauten weiter Ställe, das Vieh wurde zahl- falls Delegierter, auf Mängel und Mißstände hinge- Berndt Großer, Hainichen reicher, und die LPG kam bald aus dem Gröbsten wiesen, wozu dieser dann vor dem Forum Stellung heraus. Ihre Gewinne und damit auch der Wert der nehmen mußte. Anfang der 70er Jahre war ich in Hamburg Mitglied Arbeitseinheit stiegen beachtlich. Doch in der Nach-Ulbricht-Ära wurden zunehmend des Marxistischen Studentenbundes Spartakus, der Wieder stellten die Maurer Vergleiche an. Und aber- unter der Parole, „die Einheit und Reinheit der Par- der DKP nahestand. Gegen ihn führte die studen- mals liefen sie zum Vorsitzenden. Wie die Sache aus- tei wie den eigenen Augapfel zu hüten“, Kritik und tische Nachwuchsorganisation der CDU ein groß gegangen ist, kann sich jeder leicht denken. Selbstkritik unterdrückt. Immer mehr setzten sich aufgezogenes „Spartakus-Tribunal“ durch. Trotz der Werner Wüste, Berlin Schönfärberei und Lobhudelei gegenüber der ober- zu erwartenden Provokationen stellten wir uns der sten Parteiführung durch. Diskussion, da viele Studenten sehen wollten, wie Ich lese seit einigen Jahren mit großem Interesse Siegfried Mikut, Georgsmarienhütte wir den antikommunistischen Angriffen zu begeg- den „RotFuchs“ und konnte auch schon andere Bür- nen imstande seien. Wir haben uns vorbereitet und ger für die Zeitschrift gewinnen. In Nr. 128 schreibt Mit großem Interesse studierte ich die Ausgabe für die Veranstaltung mobilisiert. Das Audimax war eine Magdeburger Kinderärztin u. a.: Verstärkt Eure Nr. 128 und stellte fest: Diese Menschen sind nicht überfüllt, die Atmosphäre gespannt und erregt. Aktivitäten, auch die mittlere und junge Generation zum Denken, zum Reden und zum Handeln zu Ich stand in einem der Aufgänge direkt neben einem aufzuklären. Dem stimme ich vorbehaltlos zu. Einige müde. Die Beiträge von Karl Schlimme und Dr.-Ing. RotFuchs / November 2008 Seite 31

Peter Tichauer berührten mich persönlich sehr. Es der Region von großem Wert. Ihm und seinem schen Staaten zielten allein auf die Irreführung wächst noch kein Gras auf dem Weg, auf dem wir Autorenkollektiv ist Anerkennung zu zollen. der Volksmassen. Nachdem die Machtfrage zu uns befinden. Das dürfen wir nie aus den Augen Helge Tietze, Bautzen ihren Gunsten entschieden war, zeigten sie sehr verlieren. Als 45jährige gehöre ich zur „Folge- schnell ihre antikommunistische und antisoziali- generation“. Gerade wir haben es heute sehr Es gibt viele Gründe, gegen Kriege zu protestie- stische Visage. Bis heute gibt es Leute, die den schwer, unseren erwachsenen Kindern Ideale ren. Ich selbst habe durch den Zweiten Weltkrieg konterrevolutionären Charakter des „Prager Früh- eines menschenwürdigen Lebens nahezubrin- eine schlimme Jugend gehabt. Meine drei Brüder lings“ leugnen, ja, die ihn noch immer bejubeln gen. In dieser Gesellschaft gibt es keine. Nur sind gefallen. Sie waren schon Ende 1939 wie mein und nicht wahrhaben wollen, daß Demokratie, Seifenblasen. Stiefvater zur faschistischen Wehrmacht eingezo- Freiheit und Menschenrechte dem Sozialismus Ich möchte denen danken, die ihren Idealen gen worden. Meine Mutter mußte täglich in den Zei- wesenseigen sind, während der sogenannte frei- treu geblieben sind und heute mehr denn je mit tungen die Todesnachrichten lesen und war stän- heitliche oder demokratische Sozialismus eine klugem Sachverstand, innerer Ruhe und einem dig in Sorge um das Leben unserer vier Männer. Vokabel zur Volksverdummung ist. klaren Blick hoffentlich vielen „Nach“denkern Hinzu kamen die Entbehrungen. Es fehlte an allem. Hans Schneider, Erfurt endlich die Augen öffnen. Natürlich auch an Kultur. Mit den Eintrittskarten Ramona Grabow, Boitzenburger Land zum Opernhaus stand ich mit meiner Mutter vor Im RF 128 werden einige Beispiele von sinn- dessen Trümmern. Fast alle Gaststätten waren mit widrigen bzw. ihrem Ursprung nach anderen Während der Begriff „politische Klasse“ im RF Brettern vernagelt, auf denen zu lesen war: „Wegen Begriffen oder deren Umkehrung ins Gegenteil angemessen kritisiert wurde, stellt Rudolf Krause Einberufung geschlossen“. Ein Kinobesuch mußte (Abschaum – Elite) genannt. In letzter Zeit wird in seinem sonst sehr klaren Artikel „Auslese der infolge Fliegeralarms abgebrochen werden. Dafür die „Friedensmission“ der NATO in Georgien Besten“ den „Elite“-Begriff nur unvollständig dar. fanden wir uns mit vielen ängstlichen Menschen ständig betont. Nun war der Nordatlantikpakt Davon abgesehen, wer in der faschistischen Ära im Luftschutzbunker wieder. Jährlich gab es eine als angebliches Verteidigungsbündnis gegen darunter gefallen ist und wer nicht – auf jeden Kleiderkarte mit 100 Punkten, die bestenfalls für eine fiktive Bedrohung durch die Sowjetunion nie Fall handelt die Begriffsbestimmung von Minder- einen Mantel reichten. ein Verteidigungspakt. 1990 und die Jahre seiner heiten „höchsten Werts oder höchster Leistung“ Wenn ich an die damals sinnlos Umgekommenen, Osterweiterung danach bewiesen das Gegenteil. (dtv- Lexikon 1972). auch in der eigenen Familie, denke, dann steht eines Wer aber die jedem Kind aus der Schule geläu- Selbst Bundespräsident Horst Köhler meint in für mich fest: Ich werde bis zu meinem Lebensende fige Geographie unseres Planeten dahin gehend einem FAZ-Interview: „Eliten brauchen wir“, stellt mit vielen anderen Kriegsgegnern gegen die Bedro- umstößt, daß er jetzt auch den Nordatlantik bis aber fest, diese dürften „sich nicht aus sich selbst hung der Menschheit kämpfen und dabei auch jene an das Schwarze Meer erweitert oder Deutsch- rekrutieren“. Anders ausgedrückt: Wer zur Elite nicht vergessen, welche heute auf verschiedenen land am Hindukusch verteidigt, hält die Welt für gehört, bestimmt diese selbst. Eine Minderheit, Schauplätzen den imperialistischen Verbrechern dümmer als seine eigenen Lügen. reich an Werten und Macht – das war bei den erneut zum Opfer fallen. Gerhard Rosenberg, Berlin Nazis jener Neuadel aus Blut und Boden. Elisabeth Monsig, Hohenfelde Übrigens hat Herr Köhler in dem Interview seine Die Verlängerung von Einsätzen der Bundeswehr Feststellung von den „sich selbst“ rekrutieren- Wie im März-„RotFuchs“ berichtet, ist in Riesa das geht fast als Formsache über die Bühne des Bun- den „Eliten“ ein paar Zeilen weiter eingeschränkt: Mahnmal für die Opfer des Faschismus wegen destages. Wer weiß eigentlich noch, an wie vielen „Ungleichheit gehört zur Freiheit, zur menschli- „Platzneugestaltung“ abgerissen worden. Seine Orten der Welt deutsche Soldaten mit modernster chen Natur und zu jeder offenen Gesellschaft.“ Umsetzung wurde vom damaligen Oberbürger- militärischer Ausrüstung für den Kampf bereit- Zum Verständnis müßte man wissen, was hier meister Dr. Barth (FDP) zugesagt. Später gewan- stehen oder sich mittendrin befinden? Darf das unter „offen“ gemeint ist. nen andere politische Kräfte, vor allem aus der stillschweigend als Normalität hingenommen Andreas Rösler, Hamburg CDU, weiter an Einfluß. Sie durchkreuzten dieses werden? Ist es nicht die Verantwortung von uns Vorhaben. Das OdF-Monument verschwand und allen, keineswegs nur der Kommunisten, Sozia- Wie Helmut Syring aus Zerbst im RF 128 zu Recht steht seit acht Jahren in einer fest verschlosse- listen und Friedensbewegten, entschieden zu feststellt, hat Prof. Dr. Meißner in seinem hoch- nen Scheune. Örtliche Funktionäre der Linkspar- widersprechen, wenn sich etwas – wie der vor interessanten Artikel zur Revolutionstheorie die tei spielten dabei keine gute Rolle. Im November sieben Jahren begründete Afghanistaneinsatz – Hauptproduktivkraft Mensch tatsächlich außer wird in Riesa nun eine „Gedenkstätte für Opfer als falsch und lügnerisch erweist? acht gelassen. Richtig ist, daß sich die Wissen- des Nationalsozialismus sowie des Stalinismus Roland Winkler, Remseck schaft zu einer den Entwicklungsprozeß enorm und der kommunistischen Diktatur“ eröffnet. Eine beschleunigenden Produktivkraft entwickelt hat. üble Inszenierung. Trotz des Zusammenbruchs der sozialistischen Unzutreffend ist aus meiner Sicht, daß es keine Wird das OdF-Mahnmal für ewig im Staub der Staatengemeinschaft in Europa muß man die Verschärfung des Widerspruchs zwischen Pro- Scheune verbleiben, wird es zerstört, oder soll es, Frage stellen: Existiert eigentlich noch das sozia- duktivkräften (PK) und Produktionsverhältnissen wie man munkelt, auf dem kirchlichen Friedhof eines listische Weltsystem? Wenn wir marxistisch-leni- (PV) mehr gibt. Die vom Grundwiderspruch der Stadtteils entsorgt werden? Andererseits können nistische Maßstäbe anlegen, besteht es in Asien kapitalistischen Produktionsweise ausgehenden die Mitarbeiter eines von Bayern nach Riesa ver- und Lateinamerika weiter. In der Volksrepublik Tendenzen einer gleichzeitigen Beschleunigung legten NPD-Verlags ihre neofaschistischen Druc- China, in Vietnam und anderen asiatischen Län- und Hemmung der PK erzeugen auch unter den kerzeugnisse auch weiterhin landesweit vertreiben. dern sowie in Kuba liegt die Staatsmacht in den gegenwärtigen Bedingungen eine Blockierung Offenbar will man sie nicht durch ein Symbol des Händen kommunistischer Parteien, von denen oder Vergeudung von Produktivkräften. Das antifaschistischen Widerstandes im Stadtgebiet die Geschicke dieser Länder gelenkt werden. zeigt sich im massenhaften Einsatz von PK für „irritieren“. Arndt Näser, Riesa Wir dürfen nicht auf die bourgeoise Propaganda die Rüstung, in der Brachlegung von Teilen der hereinfallen, die lediglich von Industriestaaten, gesellschaftlichen Hauptproduktivkraft durch Der Beitrag Manfred Wulfs im RF 128 ist sehr inter- Schwellen- und Entwicklungsländern spricht, grassierende Arbeitslosigkeit sowie im Zurück- essant. Stolz sollte man schon auf all das sein, was ohne deren Systemcharakter zu erwähnen. Die bleiben des Bildungswesens. Der Prozentsatz der die DDR gerade auch im Hochwasserschutz und ost- und ost-mitteleuropäischen Staaten werden Schüler, die ohne Abschluß ins Leben gehen, hat in der Trinkwasserversorgung geleistet hat. Doch von ihr z. B. als „Transformationsgesellschaf- sich in den USA und der BRD dramatisch erhöht. die Talsperre Malter kann leider nicht dazugezählt ten“ bezeichnet, in denen „der Umbau von der In den Vereinigten Staaten spricht man derzeit werden. In ihr ging ich schon als Dippser vor 1949 staatssozialistischen in eine privatkapitalistische von über 20 Millionen Analphabeten. baden, denn sie wurde bereits 1913 in Betrieb Gesellschaft“ erfolge. Horst Joachimi, Berlin genommen. Das schmälert aber keineswegs die Durch den Verrat und die Unfähigkeit bestimmter übrigen Leistungen auf diesem Gebiet. Leute in Moskau, die geheimdienstliche Unter- Im September-RF sprach Dr. Dieter Rostowski in Helmut Holfert, Berlin wanderung, ökonomische sowie politische Fehler seinem Leserbrief bittere Wahrheiten zum offiziel- und andere Faktoren wurde der „eurosowjetische len Umgang mit der Geschichte aus. Wir möchten Genossen mit Klassenkampferfahrungen und Eckpfeiler“ des Weltsozialismus zum Einsturz Euch gerne wissen lassen, was er persönlich zur gutem theoretischem Wissen hatten schon 1968 gebracht. Doch das „Modell“ des asiatischen echten Aufklärung und Wissensvermittlung ein- erkannt, daß der „Prager Frühling“ ein konterre- Sozialismus scheint eine stärkere Überlebens- bringt. Genosse Rostowski erforschte die Todes- volutionäres Konzept war. Deshalb wurde dessen fähigkeit zu besitzen. Auch Kuba konnte sich märsche aus den faschistischen Konzentrations- Umsetzung auch verhindert. Bedauerlicherweise vor den Toren der imperialistischen Führungs- lagern, die durch unser Gebiet führten. Er lieferte gelang das nicht allein mit politisch-ideologischen macht behaupten. dazu eine Karte, in der die Greueltaten markiert Mitteln, was dem Sozialismus weitaus dienlicher Unsere ganze Hoffnung gilt nun der Volksrepublik sind. Überdies ist er Herausgeber der jährlich gewesen wäre. Ihren wahren Charakter haben China, die als Schwellenland mit industriellem erscheinenden „Lausitzer Almanache“. Dabei die Protagonisten des „Prager Frühlings“ dann Charakter und sozialistischer Orientierung sogar geht es um Erlebnisse und Sehenswürdigkeiten während der „samtenen Revolution“ 1989/90 im von den Hauptmächten des Imperialismus hofiert aus unserer Heimat. Dr. Rostowski veröffentlicht Praxistest zu erkennen gegeben. Die als Bürger- wird. Damit geht allerdings eine militärische Ein- auch Porträts unvergessener und verdienstvoller rechtler, Dissidenten oder Künder eines „Sozia- kreisung Chinas durch USA-Basen einher. Persönlichkeiten der Lausitz. Seine Publikations- lismus mit menschlichem Gesicht“ ausstaffierten Udo Hammelsbeck, Drübeck tätigkeit ist für alle geschichtsbewußten Bürger Konterrevolutionäre aller europäischen sozialisti- RotFuchs / November 2008 Seite 32

Den Gürtel enger schnallen! Grafik: Klaus Parche

Die RF-Regionalgruppe Harz lädt für den Am 21. November um 16.30 Uhr Am 29. November um 10 Uhr findet im Bran- 12. November um 15 Uhr nach Halberstadt in veranstaltet die RF-Regionalgruppe denburger Hof, Friedrich-Ebert-Straße 33, die Gaststätte „Lindenhof“, Spiegelsbergenweg Berlin in der Begegnungsstätte der eine Veranstaltung der RF-Regionalgruppe 16, zu einer spannenden Veranstaltung ein. Volkssolidarität, Torstraße 203–205, Cottbus statt. Der langjährige Botschafter Rainer Rupp, einst „unser Mann“ im Hauptquar- eine Veranstaltung zum der DDR in Beijing Rolf Berthold spricht zum Thema tier des Nordatlantikpaktes, spricht über das 90. Jahrestag der deutschen Novem- Thema berrevolution Aktuelle Entwicklungen Die neue NATO-Strategie und ihre Folgen Es spricht der Historiker in der Volksrepublik China Mitglieder, Leser und Sympathisanten sind Prof. Dr. Heinz Karl. Es wird mit regem Interresse unserer Leser herzlich eingeladen. Freunde und Genossen sind willkommen. gerechnet.

IMPRESSUM

Der im Februar 1998 gegründete „RotFuchs“ ist eine von Parteien unabhängige kommunistisch-sozialistische Zeitschrift.

Herausgeber: Autorenkreis: Dr. Klaus Huhn Künstlerische Mitarbeit: „RotFuchs“-Förderverein e.V. Karlheinz Effenberger, Dr. Matin Baraki Dr. Hans-Dieter Krüger Heinz Herresbach, Klaus Parche, Chefredakteur: Rolf Berthold Rudi Kurz Heinrich Ruynat Dr. Klaus Steiniger (V.i.S.d.P.) Dr. Manfred Böttcher Prof. Dr. Hans Lutter Rheinsteinstraße 10, 10318 Berlin Dr. Vera Butler (Melbourne) Wolfgang Mäder Versand und Vertrieb: Armin Neumann Tel. 030/561 34 04 Wolfgang Clausner Bruno Mahlow Fax 030/56 49 39 65 Salvador-Allende-Str. 35, 12559 Berlin Prof. Dr. Götz Dieckmann Dr. Bernhard Majorow Tel. 030/654 56 34 Mail: [email protected] Dr. Rudolf Dix Wolfgang Metzger [email protected] (Redaktionsadresse) Ralph Dobrawa Prof. Dr. Harry Milke Sonja Brendel, Bruni Büdler, Sekretärin: Karin Mory Dieter Fechner Frank Mühlefeldt Hans Ludwig, Harry Schreyer, Layout: Egon Schansker, Dr. Peter Fisch Sokrates Papadopoulos (Thessaloniki) Peter Barth u. v. a. m. Rüdiger Metzler Bernd Fischer Richard Georg Richter Finanzen: Peter Franz Prof. Dr. Werner Roß Herstellung: Druckerei Bunter Hund Jürgen Thiele Günter Freyer Walter Ruge Wartenberger Str. 44, 13053 Berlin Internet: www.rotfuchs.net Prof. Dr. Georg Grasnick Karl Schlimme Tel. 030/981 56 74 Internet-Präsentation und aku- Dr. Ernst Heinz Gerhard Schmidt Unser Konto: stische Ausgabe (für Sehbehinderte): Dr. Dieter Hillebrenner Prof. Dr. Horst Schneider „RotFuchs“-Förderverein Sylvia Feldbinder Manfred Hocke Joachim Spitzner Konto-Nr.: 2 143 031 400 Redaktionsschluß ist jeweils Prof. Dr. Hans Heinz Holz Fritz Teppich Berliner Sparkasse der 10. des Monats. Hans Horn Dr.-Ing. Peter Tichauer BLZ: 100 500 00 Die Mitarbeit weiterer Autoren ist erwünscht. Die in namentlich gezeichneten Beiträgen zum Ausdruck gebrachten Auffassungen müssen nicht immer mit denen der Redaktion übereinstimmen.