Schweiz. | Mittwoch, 19. Februar 2014 | Seite 4

Klatsch politique Wie die Masseneinwanderungs-Initiative ohne Bürokratie umgesetzt werden könnte

Adolf Ogi, Freude stiftender alt Bun- Für eine Eidgenossenschaft der Bürger desrat, gibt es nun auch in Englisch. Nicht himself zwar, Von Reiner Eichenberger Generationen einen Ertrag. Dazu teilweise Abschöpfung dieses Mehr- staatliche Leistungen wie beispielsweise aber seine Biografie ­werden diese Vermögenswerte in eine werts sollte dem «Bürgerstaat» zugute die Verkehrsinfrastruktur ­beansprucht, «So wa(h)r es!». Da Das Ja zur Masseneinwanderungs­ Genossenschaft eingebracht, deren kommen, damit davon jene profitieren, beteiligt sich angemessen an den Kos- dieser Titel nicht Initiative hat mit zwei Problemen zu Anteile allen Schweizer Bürgern und die schon lange hier sind. ten. Die höheren Steuern und Gebühren eben nach Mann tun: Die Zuwanderung ist erstens viel wohl auch den lange hier lebenden Auf der anderen Seite wird aus dem des «Einwohnerstaates» müssten von von Welt klingt, wird aus dem wahren grösser als bei der Abstimmung vor Ausländern gegeben werden. Sie bildet heutigen Staatswesen der «Einwohner- den Zuwanderern bezahlt werden. Ogi ein «Statesman and Sportsman». 14 Jahren angenommen. Es kommen den «Bürgerstaat». staat», der auch, wenn er vielleicht sehr Auch nicht eben vielsagend, aber 80 000 statt 8000. Zweitens nützt die Diese Genossenschaft wäre eine Art viel effizienter ausgestaltet wird, not­ Steuerung über den Preis immer­ besser als das «c’est formida- Zuwanderung vor allem den Zugewan­ finanzielle Holding, welche die gedrungen höhere Steuern erheben Sie sind der Preis für die Zuwande- ble!», das auf dem französischen Cover derten und nicht den Schweizern. ­Vermögenswerte verwalten würde. Die muss als heute. Dazu müsste auch eine rung und auch das Steuerinstrument prangt. Denn das tönt doch stark nach: ­Beides können wir ändern, und zwar Erträge würden ausgeschüttet. Das ist Grundsteuer gehören, die jeder Ein- für die Zuwanderung. Die Mitglieder «Freude herrscht!». Und das will nun sowohl kompatibel mit der Initiative eine urschweizerische Idee: auf lokaler wohner dem Staat schuldet. Zuwan­ im «Bürgerstaat» können dies aus dem wirklich kaum mehr jemand hören. thw wie mit Europa. Wenn die Schweizer Ebene gibt es die Korporationen und derer hätten also weniger Vorteile als Ertrag aus der Genossenschaft bezah- direkt von der Zuwanderung profitie- heute. len. Die Schweiz wäre dann ­weiter Degoutiert ren, dann ist sie kein Problem mehr, attraktiv, insbesondere für ­produktive ­kri­tisiert Ringier- sondern eine gute Sache. Wenn die Schweizer Offene Schweiz Zuwanderer und solche die nicht nur Publizist Frank A. von der Zuwanderung Mit der Steuerlast steuern wir selbst- ein paar Jahre hier Steuern sparen, son- Meyer im «Sonn- Gewinne an die Bürger ständig und ohne Diskriminierung der dern wirklich ­bleiben oder gar Mitglied tags-» das Ja Wie soll das gehen? Wir müssen die profitieren, dann ist EU die Zuwanderung. Die Zuwande- werden wollen, also eine Einbürgerung zur SVP-Initiative. Gewinne aus der Zuwanderung anders sie kein Problem mehr. rung dürfte deutlich zurückgehen. anstreben. Besonders nahe verteilen: Die Eidgenossenschaft ver- Damit nicht nur die besten Talente aus Der Vorteil für die Schweizer Unter- gegangen ist ihm fügt über ein riesiges Vermögen von Bürgergemeinden, welche genau so Europa, sondern der gesamten westli- nehmen liegt auf der Hand: Der Bedarf offenbar ein Satz, mehreren hundert Milliarden Franken organisiert sind und die Erträge an die chen Welt in die Schweiz kommen an guten Fachkräften kann ohne Pro- den Christoph Blocher in einem in Form von Boden, Immobilien, Reser- Mitglieder ausschütten. ­könnten, wäre es sogar möglich, die bleme gedeckt werden. Gleichzeitig ­BaZ-Interview geäussert hat: «Die Wel- ven und Gewinnen der Nationalbank, Ebenfalls in diese Genossenschaft ­Personenfreizügigkeit auf alle 34 Staa- kann die Masseneinwanderungs-­ schen hatten immer ein schwächeres Reserven der Suva und Anteilen an sollen die Erträge aus Liegenschafts­ ten der OECD auszudehnen, ohne die Initiative ohne komplizierte bürokrati- Bewusstsein für die Schweiz.» Entnervt Unternehmen wie der Post oder der steuern, der Eigenmietwertbesteuerung, Steuerung der Zuwanderung aus der sche Kontingente und ohne flankie- darüber hat Meyer seine guten Swisscom. Die Zuwanderer profitieren der Vermögenssteuer und auch der Hand zu geben. Wir können es uns dann rende Massnahmen, aber doch im ­Manieren vergessen. Er bezeichnet, automatisch davon. Wir sollten das neuen Mehrwertabschöpfung im Raum- leisten, die Schweiz zu öffnen, weil wir Sinne der Initiative eigenständig umge- hart an der Grenze zur Ehrverletzung, nicht einfach verschenken, sondern die planungsgesetz fliessen. Denn die Besit- sie nicht mehr verschenken. setzt werden. die ­Äusserung als «dummdreisten Satz Erträge daraus den Schweizern zukom- zer von Boden und Liegenschaften pro­ Damit der Staat effizienter wird, Reiner Eichenberger (52) ist Wirtschafts­ eines notorischen Schwätzers». mfu men lassen. So ist das Vermögen auch fitieren heute von der durch die Zuwan- müsste er viel mehr nach dem Äqui­ wissenschaftler an der Universität Fribourg. investiert und bringt den zukünftigen derung stetig steigende Nachfrage. Die valenzprinzip organisiert werden. Wer Aufgezeichnet von Dominik Feusi. Er hat es, so viel ist bekannt, mit dem Sport, nicht nur Mehr Schlepper von Amtes wegen. Sicherheitsleck als Gripen-Argument Wenn und Drogen also nach dem Schweizer Luftwaffe braucht für eine Erhöhung des Bereitschaftsgrades elf Jahre ­einsamen Lang­lauf­ 2013 der Zollverwaltung training am frühen Morgen zum Gerhard Lob, Chiasso Doping greift, bevor er sich mitten auf dem Parkplatz und unter den Augen Die Schweizer Südgrenze bleibt der der BaZ trockene ­Kleider überzieht, Hotspot für illegale Immigration. Dies dann, dieses Geheimnis sei hier gelüf- zeigt die gestern präsentierte Bilanz tet, pusht sich der linienbewusste Bun- 2013 der Eidgenössischen Zollverwal- desrat mit Coca Cola Zero auf. db tung (EZV). Die Zahl der illegal aufge- griffenen Migranten blieb mit fast 12 000 Personen gegenüber 2012 fast stabil. Deutlich zugenommen hat die Nachrichten Schleuserkriminalität. Die Hälfte der 12 000 illegalen Einwanderer wird im Nachfolger von Jenny Tessin gestellt. Rund 3000 Illegale wur- wird am 18. Mai gewählt den direkt an die Nachbarländer zu- rückgeschickt, insbesondere nach Itali- Glarus. Die Nachfolgerin oder der en. Die Rückübernahme gilt ebenso für Nachfolger des vergangene Woche Schlepper. «Dort erwarten sie drakoni- krankheitshalber von allen politischen sche Strafen», präzisierte Jürg Noth, Ämtern zurückgetretenen Glarner SVP- Chef des Grenzwachtkorps (GWK). Ständerates This Jenny wird am Für den Kriminaltourismus gibt es Abstimmungssonntag vom 18. Mai neu Referenzzahlen. In 1000 Fällen ist gewählt. Die Glarner Regierung legte es im Jahr 2013 gelungen, Banden mit diesen Termin definitiv fest. Am selben Diebesgut oder Tatwerkzeug aufzugrei- Tag wird zudem das neue 60-köpfige fen. Noth geht davon aus, dass diese Parlament gewählt. SDA Zahl auf eine tatsächliche Steigerung der Kriminalität hinweist. Die «Touris- Mehr Transparenz bei ten» kommen mit der Absicht, Einbrü- Interessenbindungen Peinlicher Vorfall. Die Schweiz hatte Glück, dass die Entführung des äthiopischen Passagierjets glimpflich verlief. Foto Keystone che und Diebstähle zu begehen. Dabei steht das Tessin im Fokus, aber auch der . Die Mitglieder der Leitungsor- Von Beni Gafner, Bern herunterzuspielen. Die Mängel seien er- jets des Typs F/A-18 und den veralteten Raum Genf, die Nordwestschweiz sowie gane von Bundesanstalten sollen künf- kannt, leider habe bisher das Geld im Tigern F-5 (bei Schönwetter) sowie das Rheintal. Die Banden stammen laut tig ihre Interessenbindungen veröffent- Die Schweiz hatte Riesendusel. Bei der Umfang von 30 Millionen Franken ge- dem militärischen Radarsystem Florako GWK vorwiegend aus Osteuropa, dem lichen müssen. Der Bundesrat bean- Flugzeugentführung von Montag früh fehlt, was übrigens deutlich weniger als vorhanden. Woran es mangelt, ist an den Balkan, Frankreich und Italien. tragt dem Parlament, einen entspre- schrammte die Bevölkerung nur knapp ein Prozent des Verteidigungsbudgets personellen Voraussetzungen (Piloten, Zugenommen hat in den letzten drei chenden Vorstoss anzunehmen. Er an der Katastrophe vorbei. Einziger ausmacht. Um den Mangel zu beheben, Alarm- und Einsatzpersonal am Boden) Jahren der Schmuggel von verbotenen werde prüfen, welche rechtlichen Grund: Beim Entführer der Boeing 767- dauere es noch etwa bis ins Jahr 2020. sowie einer Verschiebung der finanziel- Waffen sowie die Sicherstellungen von Anpassungen für die Umsetzung des 300 der Ethiopian Airlines handelte es Bis Armeechef André Blattmann und len Mittel. Dies wäre eine Führungsauf- Heroin, Khat, Cannabis und Designer- Anliegens nötig seien, schreibt er in sich um einen Kopiloten, der weiter Bundesrat Ueli Maurer (SVP) den Be- gabe. Dazu gehört auch, dass die Alar- drogen. Die beschlagnahmte Kokain- seiner gestern veröffentlichten Antwort nichts Schlimmeres im Sinn hatte, als in reitschaftsgrad der Luftpolizei erhöht mierung nicht mal im Rahmen der Menge ging von 124 auf 90 Kilo zurück. auf eine Motion von Yvonne Gilli der Schweiz Asyl zu erhalten. Was aber, haben, werden also insgesamt elf Jahre ­heutigen Organisation klappte: Seit (Grüne, SG). Gilli kritisiert die heutige wenn es sich um einen Entführer vom ins Land gezogen sein. Denn spätestens 4.30 Uhr war die Luftwaffe darüber im Schengen hat sich bewährt Regelung mit Blick auf das Heilmittel­ Typ Muhammad Atta gehandelt hätte, seit 2009 und einer Motion des Obwald- Bild, dass sich die entführte Maschine Für die EZV endete 2013 mit einer ins­titut Swissmedic. Dessen Institutsrat einem der Entführer des ersten Flug- ner Ständerats Hans Hess (FDP) ist der der Schweiz nähert. Es geschah nichts. Rekordeinnahme von 24,1 Milliarden publiziere nur ausgewählte Interessen- zeugs bei den Terroranschlägen vom Sicherheitsmangel zwischen Genfer- Franken. Täglich wurden Waren im bindungen. So fehle der Hinweis, dass 11. September 2001 in den USA? und Bodensee bekannt. Wert von 582 Millionen Franken expor- ein Mitglied Präsident einer Stiftung für Die entführte Maschine aus Äthio­ Jetzt muss die SVP die tiert und für 509 Millionen Franken im- Kaderausbildung eines Pharmaunter- pien landete in Begleitung zweier fran- Der Alarm erfolgte um halb fünf Leitung übernehmen portiert. nehmens sei. SDA zösischer Kampfjets, die im Raum Der Grund, weshalb es so lange dau- Auf die Frage, ob das Ja zur Massen- Montblanc zwei italienische Eurofigh- ert, liegt auf der Hand: Maurer und die Bern. Ursprünglich sollte die CVP die einwanderungs-Initiative Folgen für die Kommission will sparen ter ablösten, schliesslich sicher in Genf. Armeeführung wollen das unter Um- Abstimmungskampagne für den neuen Grenzaktivitäten mit der EU habe, er- ohne Sparprogramm Zuvor hatte der Entführer eine Stunde ständen tödliche Sicherheitsleck als Ar- Kampfjet Gripen politisch leiten. Doch klärte Oberzolldirektor Rudolf Dietrich, lang über Schweizer Boden gekreist gument im Abstimmungskampf für den nun muss die SVP einspringen. Die dass Schengen durch die Bilateralen I Bern. Der Bundesrat soll das Ausga- und mit Genf verhandelt. Noch über Ita- neuen Kampfjet Gripen gebrauchen. So CVP gab den Lead entnervt ab, nach- nicht betroffen sei: «Wir hoffen, dass benwachstum eindämmen – ohne lien hatte er gedroht, sein Flugzeug zum schickte Maurer bereits gestern seine dem klassifizierte Dokumente des sich nichts ändert.» Jürg Noth als GWK- Sparprogramm. Dies fordert die Absturz zu bringen, sollte der ausge- Departementssprecherin Karin Suini schwedischen Botschafters in der Chef zog fünf Jahre nach Inkrafttreten Finanzkommission des Ständerats (FK) schlossene Kapitän nicht aufhören, an vor, um dem Schweizer Fernsehen Schweiz via schwedisches Radio an des Schengen-Abkommens eine positi- im Hinblick auf die nächste Unterneh- die Cockpittür zu schlagen. (SRF) klarzumachen, dass «der Kauf die Öffentlichkeit gelangt sind. Die ve Bilanz: «Das Abkommen hat sich menssteuerreform. Mit vier zu drei Dass die Schweizer Luftwaffe nicht des schwedischen Kampfflugzeugs Gri- Dokumente zeigten unter anderem, wie summa summarum bewährt, auch weil Stimmen bei einer Enthaltung hat sie bereit war, sorgte gestern für peinliche pen nur eine von mehreren Vorausset- intensiv das Verteidigungsdepartement wir nicht Teil der Zollunion mit der EU einer entsprechenden Kommissions- Schlagzeilen im Ausland. Von der «Wa- zungen für eine permanente Luftüber- von Bundesrat Ueli Maurer (SVP) bei sind.» Zöllner und Grenzwächter seien motion zugestimmt. Die Finanzkom- shington Post» bis zur «Süddeutschen wachung sei». der Kampagnenplanung mit den an der Grenze weiter präsent. Kritisch mission des Nationalrats hatte die Zeitung» lachte gestern die halbe Welt Das ist aber nachweislich falsch. Schweden zusammenarbeitete. Die beurteilt er die Durchlässigkeit der gleichlautende Motion «Vorausschau- über die Schweizer Luftwaffe, die nur Denn die technischen Voraussetzungen CVP gewann dabei den Eindruck, dass EU-Aussengrenze: «Aber diese Grenze ende Finanzpolitik für prioritäre Steuer- zu Bürozeiten interventionsbereit sei. für eine polizeiliche Doppelpatrouille, sich Jet-Hersteller Saab und die wäre auch nicht dicht, wenn sich die reformen ohne Sparprogramme» im Derweil sind Verteidigungsministerium die rund um die Uhr alarmbereit ist, schwedische Regierung zu stark in den Schweiz aus dem Schengen-Raum zu- Januar gutgeheissen. SDA und Luftwaffe bemüht, das Problem wäre mit den vorhandenen 32 Kampf- Abstimmungskampf einmischten. bg rückziehen würde.»