<<

Einheimische Musik in den Schweizer Radioprogrammen

Fakten und Einschätzungen aus den Redaktionen

Ein Medienforschungsprojekt von Frank Hänecke

im Auftrag des Schweizer Musikrats

Dritte, um ein Nachtrag von 2001 ergänzte Auflage

 Frank Hänecke, 1997

Diese Studie entstand im Auftrag des Schweizer Musikrats. Unterstützt wurde sie von dieser Stelle sowie aus dem Fonds für Medienforschungsprojekte des Bundes- amtes für Kommunikation, von der Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft, der SUISA-Stiftung für Musik, der Schweizerischen Interpretengesellschaft und dem Erziehungsdepartement des Kantons Aargau.

Diesen Stellen sei für Ihre Mithilfe in aller Form gedankt.

Ein Dankeschön geht auch an die befragten Sender und Personen sowie die Schweizerische Gesellschaft für die Rechte der Urheber musikalischer Werke und die Publica Data AG. Ohne deren Auskunftsbereitschaft wäre ein Projekt dieser Art undenkbar gewesen.

Der Schweizer Musikrat (gegründet 1964) mit Sitz in Aarau ist der Dachverband der nationalen Musikverbände und Organisationen und gleichzeitig die schweizerische Sektion des Internationa- len Musikrates der UNESCO. Er versteht sich als aktive kulturpolitische Kraft und sucht die Zu- sammenarbeit mit den politischen Behörden und zuständigen Organisationen, ausserdem leistet er einen wichtigen Informationsaustausch. Der SMR fördert „alle Anstrengungen zur Schaffung eines positiven Klimas für die Musik in der Schweiz“ und setzt sich besonders für die Präsenz des schweizerischen Musikschaffens im In- und Ausland ein. Der Schweizer Musikrat hat massgeblich dazu beigetragen, dass die an einer Besserstellung der einheimischen Rockmusik interessierten Kreise ein Forum fanden. Gemeinsam mit dem SMR wurden in den vergangenen Jahren ver- schiedenste Vorstösse unternommen, etwa jener zur Anhebung des Anteils der Schweizer (Rock-)Musik am Radio oder die Petition zu mehr Rock und Pop am TV-DRS. Des weiteren er- möglicht der Schweizer Musikrat die fortlaufende kulturpolitische Auseinandersetzung und prakti- sche Arbeit verschiedener Arbeitsgruppen und Diskussionsgremien.

Frank Hänecke befasst sich als freier Medienwissenschaftler und Journalist seit Jahren mit der Thematik. 1991 verfasste er seine Dissertation zum Thema ‘Rock-/Pop-Szene Schweiz. Untersu- chungen zur einheimischen Rock-/Pop-Musik im Umfeld von Medien, Markt und Kultur’. Frank Hänecke ist Ko-Autor des Schweizer Rockhandbuches ‘Action Rock-Guide’ sowie Chefredaktor der Fachzeitschrift Swiss Music News (www.swiss-music-news.ch). Kontaktadresse: Frank Hänecke, Am Bach 18, 8352 Schottikon. Tel.: 052-363 20 24; Fax: -25 [email protected] Inhaltsverzeichnis

Teil I: Projektbeschreibung, Rahmenbedingungen, Grundlagen 1. Ausgangslage ...... 1 2. Zielsetzung der Erhebung ...... 2 3. Datenerhebung: Vorgehen; Einschränkungen...... 2 3.1 Senderbefragung ...... 3 Fragenkatalog ...... 4 3.2 Musikprogrammanalyse im Stichprobenmonat Juni ’96 ...... 6 3.3 Redaktionelle Analyse im Stichprobenmonat Juni ’96 ...... 8 4. Musik im übergeordneten Bezugsrahmen ...... 9 5. Daten zum Tonträgermarkt Schweiz...... 16 6. Radiolandschaft Schweiz...... 18 7. Radio-Nutzungsziffern: Hörerzahlen 1995/1996 ...... 20 8. Positionierung im Medienradar (Demoscope)...... 25 9. SUISA-Erhebungen zur einheimischen Musik ...... 25

Teil II: Senderspezifische Darstellung Radio Aktuell...... 2 Radio Argovia ...... 12 Radio Basilisk ...... 20 Radio Berner Oberland (BeO) ...... 29 Radio Canal3 ...... 39 Radio Edelweiss ...... 48 Radio Eulach...... 57 Radio ExtraBERN ...... 67 Radio Förderband...... 77 Radio Gonzen/Rheintal...... 87 Radio Grischa ...... 94 Radio LoRa (ALR)...... 104 Radio Munot...... 111 Radio Pilatus...... 120 Radio Z ...... 130 Radio 24...... 136 Radio 32...... 145 Radio Schwyz ...... 154 Radio Sunshine...... 162 Radio Thurgau (RTG plus) ...... 170 Radio Wil ...... 177 Radio Zürisee...... 184 Radio Eviva...... 194

Teil III: Senderauswertungen SR DRS Allgemeines zu Schweizer Radio DRS ...... 1 DRS 1: Befragungsresultate ...... 9 DRS 1: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996 ...... 23 DRS 1: Redaktionelle Beiträge zu einheimischer Musik im Juni ’96 ...... 24 DRS 2: Befragungsresultate ...... 29 DRS 2: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996 ...... 37 DRS 2: Redaktionelle Beiträge im Juni ‘96...... 39 DRS 3: Befragungsresultate ...... 40 DRS 3: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996 ...... 53 DRS 3: Redaktionelle Beiträge, Juni ‘96...... 53

Teil IV: Themenspezifische Auswertung 1. Marktanteile 1996...... 1 2. Tagesreichweite 1996...... 2 3. Umsatz 1995, Budget 1996...... 2 4. Redaktionelle Ressourcen ...... 3 4.1 Musikredaktionelle Ressourcen ...... 3 5. Musikanteil allgemein...... 5 5.1 Musikanteil über 24 Stunden...... 5 5.2 Musikanteil im Tagesprogramm...... 6 6. Berücksichtigung von Schweizer Musik im Musikkonzept...... 7 7. Erhebung von Publikumsbedürfnissen ...... 9 8. Beurteilung des Publikumsbedürfnisses nach einheimischer Musik ...... 10 9. Musikzufriedenheit ...... 12 10. Interviews im Programm ...... 13 11. Schweizer Specials im Programm ...... 17 12. Anteil einheimischer Musik im Programm...... 20 12.1 Musikanteil: Zusätzlicher Spielraum für Schweizer Musik ...... 22 13. Programmanalyse: CH-Musik im Juni 1996...... 25 14. Redaktionelle Beiträge zu einheimischer Musik im Juni ‘96 ...... 31 15 Musikarchiv ...... 33 16. Aktuelles nationales Repertoire: Verfügbarkeit, Beurteilung...... 35 17. Beurteilung der Informationspraxis der Anbieter...... 41 18. Umgang mit einheimischer Musik: ‘CH-Bonus’...... 43 19. Effektive Förderung einheimischer Musik durch die Sender ...... 45 19.1 Vorgeschlagene Förderungsmassnahmen im Umfeld ...... 48 20. Senderinterne Massnahmen zur Steigerung der CH-Quote ...... 51 21. Einschätzungen zu einer (hypothetischen) Quotenregelung...... 53

Teil V: Zusammenfassung

Nachtrag April 2001

Quellenverzeichnis

Projektbeschreibung, Grundlagen

Teil I: Projektbeschreibung, Rahmenbedingungen, Grundlagen

1. Ausgangslage

Die „angemessene“ oder „ausreichende“ Berücksichtigung von schweizerischen Kulturleistungen in den elektronischen Medien bleibt aus den verschiedensten Gründen (von staats- bis kultur- und medienpolitisch) ein immer wieder vorgebrachtes Anliegen. Den Forderungen nach noch mehr Musik eigener Provenienz, insbesondere aus dem Genre Rock/Pop stellen Sender eine Reihe von Argumenten, nur sehr selten aber Fakten gegenüber. In der Diskussion mangelt es zu häufig an konkreten Anhaltspunkten über die effektive Höhe des – wie auch immer zu beurteilenden – An- teils des einheimischen Repertoires. Mit der vorliegenden Auswertung soll hier eine Lücke geschlossen werden. Dies ist ganz unab- hängig vom Standpunkt ein Gebot der Transparenz, der Sachlichkeit. Andererseits könnten mit konkreten Daten natürlich Argumentationen untermauert oder aber entkräftet werden, die unge- rechtfertigterweise Missstände beklagen, auf Wunschdenken beruhen oder die sonst nicht über- prüft werden können. In diesem Sinne handelt es sich beim Projekt um eine Bestandsaufnahme, um den Versuch, Grundlagen für eine praxiswirksame Reflexion und weitere Diskussionen zu lie- fern. Benachteiligungshypothese und die rechtlichen Bestimmungen Es ist eine Binsenwahrheit, dass Musik in den meisten Radios eine dominante Stellung einnimmt. Sowohl bei den Privatsendern als auch bei den Sendern der SGR liegt der Musikanteil insgesamt zwischen 60 und 90 Prozent. In dieser Studie wird hinterfragt, wieweit die Sender zur Erreichung ihrer Ziele (vor allem: Einschaltquoten, Hörerbindung, Lokalbezug, Befriedigung von Publikums- bedürfnissen, Information, Unterhaltung) auf einheimisches Musikgut zurückgreifen. Aus den bis- herigen Diskussionen und Vorstössen wird klar, dass zu diesem Punkt immer wieder Kritik auf- kommt. In der Debatte stehen den Zielen der Medienunternehmen die Ansprüche von Kulturschaf- fenden respektive der gesamten Musik-Anbieterseite (Produzenten, Veranstalter usw.) gegenüber. Es wird hierzu immer wieder angemerkt, dass den einheimischen Interpreten eine enorme interna- tionale Konkurrenz gegenüberstehe. Weniger bekannte Künstler aus unseren Regionen hätten es schwerer, mit ihren Stücken Berücksichtigung zu finden als die populären ausländischen Bands – trotz des Gebots, lokales und nationales Musikschaffen besonders zu berücksichtigen. Wie steht es um dieses Gebot? Eine klare Quote einheimischer Produktionen ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, sie lässt sich auch nicht ableiten. Im Abschnitt ‘Auftrag’ bei den ‘Grundsätzen’ des Bundesgesetzes über Radio und Fernsehen heisst es lediglich, dass das schweizerische Kul- turschaffen durch Radio und Fernsehen insgesamt zu fördern sei (RTVG Art. 3). Grundsätzlich sind die Medienveranstalter in der Gestaltung der Programme jedoch frei (RTVG Art. 5). Hingegen werden rsp. wurden bei der Konzessionierung der Privatstationen „Bewerber bevorzugt, deren Programme den grössten Anteil an Eigenproduktionen aufweisen und am meis- ten zur Vielfalt der Information oder Kultur beitragen und den stärksten Bezug zum Versorgungs- gebiet haben“ (Art. 11). Etwas konkreter sind die Bestimmungen beim spezifischen Auftrag an die lokalen und regionalen Radioprogramme: „Lokale und regionale Veranstalter berücksichtigen in

Teil I, Seite 1 Projektbeschreibung, Grundlagen ihren Programmen vorrangig die Eigenheiten des Versorgungsgebietes. Sie leisten einen Beitrag a) zur Meinungsbildung über Fragen des lokalen und regionalen Zusammenlebens; b) zur Förde- rung des kulturellen Lebens im Versorgungsgebietes“ (RTVG Art. 21). Die SRG wiederum ist an einen Leistungsauftrag gebunden, der unter anderem einen Beitrag „zur kulturellen Entfaltung, namentlich durch die möglichst breite Berücksichtigung schweizeri- scher Eigenleistungen“ umfasst (Art. 26). Es erscheint grundsätzlich als eine Auslegungssache, ob die privaten und quasi öffentlich- rechtlichen Programmanbieter einem so pauschalen, nicht konkretisierten ‘Auftrag’ ausreichend nachkommen. Immerhin ist es ja denkbar, dass die Sender den gesetzlichen Bestimmungen ge- nüge tun, ohne ein einziges Schweizer Musikstück zu programmieren (weil sie zum Beispiel ande- re Kulturleistungen im Sinne des Gesetzes erbringen). Es fehlten bis anhin aber konkrete Anhaltspunkte, die eine Beurteilung dieser spezifischen Me- dienleistung überhaupt zuliessen. Wie gesagt, ist es ein Hauptanliegen dieser Untersuchung, hier- zu - soweit unter den gegebenen Bedingungen möglich - Grundlagen zu liefern. Im übrigen wird auch geklärt, was die Verantwortlichen der befragten Sender von einer klareren gesetzlichen Ver- ankerung des obengenannten Gebotes halten, also einer den hiesigen Verhältnissen angepassten Quotenregelung.

2. Zielsetzung der Erhebung

Forschungsziel ist erstens die möglichst präzise Ermittlung des Anteils einheimischer Musik in den Programmen der schweizerischen Lokalradios, zweitens – als Vergleichsgrösse – in den DRS- Radios sowie drittens die Gewinnung weiterer relevanter Fakten und Meinungen zu diesem häufig problematisierten Bereich. Neben dem eigentlichen quantitativ-empirischen Vorgehen soll erhoben werden, wie die Stationen mit schweizerischer Musik umgehen, unter welchen Bedingungen solche Musik ins Programm gelangt, wo und warum hierbei allenfalls Hindernisse bestehen, welche Unterschiede zur Pro- grammierung sonstiger (internationaler) Titel auszumachen sind, wie die Sender sowohl Angebot als auch Nachfrage nach schweizerischer Musik beurteilen und schliesslich welche Möglichkeiten allenfalls zu einer besseren Berücksichtigung führen könnten. Der Einsatz von Musik soll also nicht isoliert betrachtet werden, sondern es ist auch von Interesse, welche publizistischen Funktionen, welche kulturelle und wirtschaftliche Auswirkungen damit ver- bunden sind. Die Fragestellung reduziert sich nicht auf den Umgang mit Tonkonserven, sondern will einbeziehen, dass die schweizerische, regionale und lokale Musik immer auch das Resultat eines kreativen künstlerischen Prozesses darstellt, dass damit also nationale, kulturelle Identitäten aufgegriffen und vermittelt werden. Schliesslich ist das nationale Musikrepertoire nicht nur Füllstoff für ein Begleitprogramm, sondern nicht selten (wie häufig?) Objekt der Berichterstattung, der un- terhaltenden Gespräche, ja der kommunikativen Auseinandersetzung schlechthin.

3. Datenerhebung: Vorgehen; Einschränkungen

Zur Beantwortung der Fragen wurden verschiedene Quellen genutzt. Der gewählte Ansatz lässt sich als als quantitativ-qualitativ, multimethodisch umschreiben. Ein Grossteil der Resultate basiert auf der direkten persönlichen Befragung von Verant- wortlichen der Sender.

Teil I, Seite 2 Projektbeschreibung, Grundlagen

Ergänzend wurden Unterlagen ausgewertet, die von den Radiostationen zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt wurden. Im weiteren wurde versucht, die Sender für eine Programmanalyse in einem Stichproben- monat zu gewinnen. Schliesslich wurden weitere Daten von dritter Seite ausgewertet und einbezogen.

3.1 Senderbefragung

Im April 1996 erhielten die Programmleitungen der Privatsender ein Schreiben, aus dem hervor- ging, dass die Erhebung das Hauptziel verfolgt, den Umgang der Privatradios mit einheimischer, lokaler Musik und das entsprechende Programmangebot genauer darstellen zu können. „Hierbei geht es nicht nur um eine Quantifizierung, sondern auch um die Sicht der Sendeunternehmen da- zu, um die Bedingungen der Programmierung, die redaktionelle Auseinandersetzung, das Umfeld sowie allenfalls um Bedürfnisse und Probleme.“ Die Angeschriebenen wurden gebeten, die für eine detaillierte Befragung am besten geeignete(n) Person(en) zu bezeichnen. Ein grosser Teil der kontaktierten Sender zeigte sich kooperativ, wenn auch von mehreren Arbeitsüberlastung gel- tend gemacht wurde. Aufgrund der Angaben wurden mit den Verantwortlichen - teils nach wieder- holten zeitraubenden Rückfragen - Termine für ein Direktgespräch vereinbart. Den Interviewten wurde zur Vorbereitung vorgängig ein Fragenkatalog übermittelt. Zum selben Zweck wurden ab April 1996 auch die Musikverantwortlichen von DRS 1, DRS 2 und DRS 3 kontaktiert. Die ausführlichen Befragungen fanden von Mitte April bis Anfang Juni 1996 ausnahmslos in den Studios der Sender statt. Basis bildete ein vorbereiteter, halbstandardisierter Fragebogen. Zentra- le Fragen wurden allen Befragten im selben Wortlaut gestellt; Rückfragen richteten sich nach den spezifischen Aussagen und Gegebenheiten. Ein Teil der Fragen konnten ohne Antwortvorgaben also offen beantwortet werden. Bei gewissen Themen waren Standardantworten auszuwählen (rsp. anzukreuzen), die in der Regel aber kommentiert werden konnten. Soweit es möglich war, wurden die Aussagen wörtlich wiedergegeben. Es ist aber zu bedenken, dass es sich hierbei dennoch um eine ‘Übersetzung’ handelt, wurden die Gespräche doch in Mundart geführt. Zur Wahrung der Authentizität wurden die Ausführungen in der Regel jedoch in der prägnanten verbalsprachlichen Fassung belassen. Zwingenderweise mussten jedoch gewisse Äusserungen gekürzt, zusammengefasst und den entsprechenden Themen zugeordnet werden. In Ausnahmefällen, wo Antworten durch die Befragten schriftlich formuliert vorlagen, wurden diese in der Auswertung speziell markiert (abgesetzt). Als weitere Einschränkung anzumerken ist der Umstand, dass die mündlichen Erhebungen unter den denkbar verschiedensten Bedingungen stattfanden. Während ein Teil der Programmacher sehr gut vorbereitet und konzentriert Kommentare und Fakten vermitteln konnte, war ein anderer Teil unter Arbeitsstress - häufige Unterbrüche, Ablenkungen - respektive nicht in der Lage, zu be- stimmten Fragen qualifiziert Stellung zu nehmen. So mussten wiederholt offene Punkte nachträg- lich oder bei weiteren Programmschaffenden erhoben werden. Entsprechend unterschiedlich war der Erhebungsaufwand und ist die Qualität der Aussagen zu werten. Die Bereitschaft zur Mitwir- kung an den bis zu drei Stunden dauernden Gesprächen war über alles gesehen gross. Dies ist insbesondere zu würdigen, weil die Sender erstens über die jährliche Berichterstattung an das Bundesamt für Kommunikation hinaus keinerlei Auskunftspflicht gegenüber interessierten auswär- tigen Stellen haben, zweitens es sich bei der Thematik aus der Sicht der Sender um eine eher marginale handelt und drittens, weil doch einiger Aufwand nötig war. Immerhin standen die Betrof- fenen in dieser Zeit nicht für andere Tätigkeiten zur Verfügung. In Einzelfällen fanden die Unterhaltungen jedoch unter so schwierigen Umständen statt (v.a. Zeitlimite), dass eine sinnvolle Auswertung stark beeinträchtigt wurde. Alles in allem gestaltete sich dieser Teil der Resultatgewin- Teil I, Seite 3 Projektbeschreibung, Grundlagen wertung stark beeinträchtigt wurde. Alles in allem gestaltete sich dieser Teil der Resultatgewin- nung komplizierter als angenommen. Ebenso grosse Unterschiede zeichnen die verfügbaren Unterlagen ab. Die Annahme, dass die Sender von sich aus über eine zitierbare Dokumentation verfügten, aus der Programmgrundsätze, die Ausrichtung und Besonderheiten hervorgehen, erwies sich als zu optimistisch. In einzelnen Fällen war nicht einmal ein Sendeplan vorhanden...

Fragenkatalog

Basis der mündlichen Erhebung bildete ein Katalog von Fragen, die je nach Kenntnisstand der Befragten entweder direkt oder auf der Grundlage von Senderunterlagen beantwortet werden konnten. Die folgende Übersicht stellt eine Zusammenfassung dar. Bei einzelnen Fragen ist der genaue Wortlaut von Bedeutung. Dieser ist zum besseren Verständnis bei den Auswertungen wiedergegeben. Allgemeine Charakterisierung, Fakten zum Sender (Unterlagen verfügbar?) Betriebsaufnahme Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Umsatz, Budget Sendeplan, Wochenraster Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten Hörerschaft Zahlen, Struktur; allgemeine Hörerschaft, Tagesreichweite, Marktanteil. In Ergänzung: Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik (SRG-Forschungsdienst) Programm-Übernahmen von Dritten Details, Art, Umfang Mitarbeiterschaft Ressourcen für Festangestellte, Freie Mitarbeiterschaft, Musikredaktion Musikredaktion Aufgaben, Organisation Musikkonzept generell Format, Charakterisierung, verfügbare Richtlinien Berücksichtigung von Schweizer Musik im Musikkonzept Erhebung von (musikalische) Publikumsbedürfnissen Einschätzung des Bedürfnisses der Hörerschaft nach einheimischer Musik Musikprogrammierung Abläufe, Auswahlkriterien, Spielraum von Programmschaffenden Programmierungskriterien, allfällige Bevorzugung von CH-Musik Automatisierung Art der Automatisierung EDV, Software: Anwendungsbereich Schweizer Repertoire Programmressourcen: Angenommene Veröffentlichungsmenge Verfügbarkeit Effektiver Zufluss an CH-Tonträgerneuheiten Beurteilung der Menge und Qualität von CH-Neuerscheinungen

Teil I, Seite 4 Projektbeschreibung, Grundlagen

Beurteilung der Informationspraxis der Anbieter Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Archiv Tonträger-Archiv: Grösse, Strukturierung, CH-Anteil Informations-/Künstler-Archiv Programm: ‘CH-Specials’ Angaben zu Sendegefässen, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Mu- sik berücksichtigt wird Programm: Interviews Häufigkeit allgemein Berücksichtigung einheimischer Musikschaffender Programm: Musikanteile Zahlen rsp. Schätzungen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm) Zahlen rsp. Schätzungen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Förderung des einheimischen Musikschaffens durch die Sender Art der Unterstützung Förderungsmassnahmen im Umfeld Vorschläge der Sender, die zu einer Verbesserung des Stellenwertes von CH-Musik im Programm beitragen könnten. Senderinterne Massnahmen zur Steigerung der CH-Quote Verbesserungsvorschläge, Beurteilung von Realisierungschancen Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Diskussion Quotenregelung1 Einschätzung, Vorbehalte bezüglich einer hypothetischen Quotenregelung Vorschläge zu einer sendergerechten Ausgestaltung Definition ‘einheimische Musik’ Der Begriff wird hier sehr weit gefasst: Unter ‘einheimischer Musik’ verstanden werden alle Musik- beiträge, die von Schweizer (mindestens während mehreren Jahren in der Schweiz lebenden) Mu- sikern dargeboten rsp. auf Tonträger veröffentlicht werden. Ausgenommen sind Künstler mit einer internationalen Karriere, die Wohnsitz in der Schweiz genommen haben. Nach Musiksparten un- terteilt ergibt sich folgende Definitionsgrundlage:

1 „Es gibt in der Schweiz keine Quotenregelung, wie sie in vielen anderen Ländern (zum Beispiel Frankreich, Spa- nien, Kanada) eingeführt wurde. Nebenbei: Dort wurde übrigens nicht nur einfach ein Mindestanteil an nationaler Musik vorgeschrieben, sondern parallel dazu auch eine aktive Kultur- und Musikwirtschaftspolitik verfolgt. Das hat zur Folge, dass das Angebot an professionell gemachter Musik gesteigert werden konnte. Einheimische Mu- sik hat sich demnach grundsätzlich dem Markt zu stellen – und auf diesem spielen eben auch die Grossen mit, die Konkurrenz aus Los Angeles, München und London... Für die Schweizer verdüstert sich das Bild noch mehr, wenn man die Besonderheiten der nicht überall radiotauglichen Rockmusik in Betracht zieht: Was an Konzerten gut ankommt, fetzt und Stimmung macht, kann in den Ohren vieler Radiogestalter schon zuviel des Guten sein.“ (Action CH-Rock (Hg.): Action Rock-Guide).

Teil I, Seite 5 Projektbeschreibung, Grundlagen

CH-Interpret CH-Komponist CH-Textautor CH-Produzent U-Musik (inkl. Pop, Rock) zwingend fakultativ fakultativ fakultativ Volkstümliches, Blasmusik zwingend fakultativ fakultativ fakultativ Klassik fakultativ, wenn fakultativ, wenn fakultativ fakultativ CH-Komposition CH-Interpret

3.2 Musikprogrammanalyse im Stichprobenmonat Juni ‘96

Im Schreiben zur Vorbereitung der Erhebung sowie konkret im Rahmen der Gespräche wurde das Anliegen vorgebracht, die Musikprogrammierung im - damals bevorstehenden - Monat Juni so genau wie möglich zu dokumentieren, damit der Anteil des einheimischen Repertoires weiter prä- zisiert werden kann. Ausschlaggebend für die Wahl des Monats Juni war einerseits die Notwendigkeit, entsprechende Auswertungen innert nützlicher Zeit vorbereiten und vornehmen zu können. Auf der anderen Seite sollte die Erhebung nicht in die - programmlich häufig reduziert betriebene - Sommerpause fallen. Im weiteren sind die Monate Mai und Juni markttechnisch gesehen durch viele Neuerscheinungen gekennzeichnet. Dies betrifft insbesondere auch die Veröffentlichungen von einheimischen Musik- schaffenden. Wie weiter unten noch aufgezeigt wird, standen den Sendern zu diesem Zeitpunkt nicht nur die zahlreichen Schweizer CDs der letzten Monate als Programmstoff zur Verfügung, sondern auch sehr viele interessante, erfolgreiche Neuheiten. Da aus Vorabklärungen klar wurde, dass Angaben zu den verwendeten Musiktiteln nur in den we- nigsten Fällen rückwirkend verfügbar gemacht werden können und damit die Stationen sich für die Aufgabe einer ganzen Monats-Dokumentation organisieren konnten, war es zwingend, den Beo- bachtungszeitraum im voraus festzulegen und die Modalitäten kurzfristig bekanntzugeben. Es muss allerdings in Kauf genommen werden, dass auf diese Weise unter Umständen ein - schwei- zerisch betonter - Einfluss auf die Programmierung genommen werden konnte. Überhaupt besteht bei dieser Form der Datengewinnung mangels Überprüfbarkeit grundsätzlich keine Gewähr zu korrekten Angaben (dies würde auch rückwirkend erhobene Daten betreffen). Es wird den Statio- nen aber unterstellt, dass sie lediglich für ein Studienprojekt nicht ihr ganzes Musikprofil temporär umstellen respektive hierfür keinen Extraaufwand betreiben. Obschon es sich also um eine Kom- promisslösung handelt, sollten aus der Juni-Analyse dennoch einige Anhaltspunkte gewonnen werden. Dass zur Gewinnung von Daten zum Einsatz einheimischer Musik auf Selbstdeklaration der Ra- diostationen zurückgegriffen werden muss - wie dies unter anderem auch die SUISA tut -, ergibt sich aus mehreren Gründen: Eine Analyse der effektiv gesendeten Programme, die ohne Kooperation der Stationen zustande kommen soll, wäre - wenn überhaupt möglich - extrem aufwendig. Die dafür be- nötigten Mittel wären unverhältnismässig gross. Zwar wäre die Beschaffung von Programm-Mitschnitten (Audio-Aufzeichnungen) denkbar, doch könnten die gesendeten Musiktitel kaum vollständig und zutreffend eruiert werden. Dies gilt auch bei einer Beschränkung der inhaltsanalytischen Bestimmung auf schweizeri- sche Titel. Eine Analyse mittels ‘Soundprints’ (also einer Art akustischer Fingerabdrücken), wie sie von professionellen Beobachtungsunternehmen für bestimmte Hits im Auftrag der Musik- anbieter computerunterstützt vorgenommen wird, könnte nur einen sehr kleinen Teil des einheimischen Repertoires erfassen. Eine Ausweitung der Analyse auf alle einheimischen

Teil I, Seite 6 Projektbeschreibung, Grundlagen

Musikstücke, die auf Tonträger vorliegen, wäre aus Kapazitäts- und Kostengründen un- denkbar. Die Deklarationspflicht der Privatradios gegenüber der Schweizerische Gesellschaft für die Rechte der Urheber musikalischer Werke und der Swissperform beschränkt sich auf drei im voraus festgelegte Stichprobentage pro Monat (1., 10. und 20.). Siehe hierzu auch die Erläuterungen im Abschnitt ‘SUISA-Erhebungen’. Während noch vor einigen Jahren die meisten Musikprogramme manuell erstellt wurden, ja häufig nicht einmal verbindliche Kriterien bestanden, benutzen die Stationen heute dafür in der Regel eine Computersoftware. Auch wenn der Wirkungsbereich der computerisierten oder computerge- stützten Programmierung sehr verschieden ist, bestand die wohl berechtigte Annahme, dass hiermit auch eine bessere Transparenz bezüglich der vorgesehenen und eingesetzten Musiktitel ermöglicht wird. Konzipiert war aus diesem Grunde, die Anzahl der vom Samstag, 1. Juni bis Sonntag, 30. Juni 1996 im Tagesprogramm (06 bis 20 Uhr) ausgestrahlten Musiktitel zu erfassen und die Titel von schweizerischen Interpreten oder Komponisten genauer (bezüglich Sendezeitpunkt, Name, Titel, Spielzeit) auszuweisen. Damit sollte die Basis für eine Anteilsberechnung gegeben werden. An diesen Vorgaben mussten unter Berücksichtigung der senderspezifischen Gegebenheiten al- lerdings Abstriche vorgenommen werden. Dahinter stehen mehrere Gründe: Nur ein Teil der Stationen verwaltet und archiviert Daten zu den gesendeten Musikstücken überhaupt in einer für diesen Zweck brauchbaren Form. Von mehreren Stationen wurde plausibel gemacht, dass eine gezielte Umstellung der Abläufe zwar theoretisch möglich sei, jedoch die Grenze des vertretbaren Aufwandes überschreiten würde. Andere Stationen machen geltend, dass eine Totalerfassung der gespielten Musik organisatorisch höchstens zu den Pflichttagen der SUISA (s.o.) möglich sei. Obschon der Computer auch im Radiobereich Einzug gehalten hat, werden EDV-Lösungen zur Programmierung längst nicht für das gesamte Sendeangebot genutzt. Immer noch werden ganze Tagesabschnitte manuell gestaltet. Oft werden die von der Selektionssoft- ware vorgeschlagenen Titel umgestellt oder gar nicht eingesetzt. Das Notieren der „von Hand“ gesendeten Titel - und sei es auch nur deren Anzahl - überfordert einige Sender re- spektive bedeutet einen Sonderaufwand für die sowieso schon gestressten Moderatoren. Dort wo Programmierhilfen im Einsatz stehen, werden diese kaum zu Zwecken der Pro- grammstatistik verwendet. Ausserdem ist es technisch nicht überall möglich, Daten he- rauszulesen, die zur Klärung der Herkunft beihelfen könnten. Da kaum Notwendigkeit be- steht, wird die Nationalität der Interpreten praktisch nirgends als Kriterium geführt. Ferner bedeutet es wegen des Aufwandes oder der mangelnden Kenntnis für mehrere Sta- tionen eine unüberwindbare Schwierigkeit, in bestehenden Listen jene Musiktitel zu be- zeichnen, die das Kriterium ‘schweizerisch’ erfüllen. Soweit möglich, wurde dies nachträg- lich vom Verfasser vorgenommen. Damit verbunden war ein unvorhersehbar grosser Auf- wand. Eine weitere Form von Abstrichen bei der Juni-Analyse gilt es hier noch besonders kritisch zu vermerken: In zahlreichen Fällen wurde die vereinbarte Anlieferung von präzisierten Daten in den Gesprächen klar zugesichert (die Vereinbarungen wurden in schriftlicher Form umgehend zuge- stellt), doch blieb die Zusendung trotz weiterer Anfragen aus. In den entsprechenden Abschnitten wird aus diesen Gründen vermerkt, auf welcher Grundlage Auswertungen vorgenommen worden sind, oder warum diese nicht erfolgen konnten.

Teil I, Seite 7 Projektbeschreibung, Grundlagen

Schon die Kontaktnahme und Terminvereinbarungen gestalteten sich teils sehr schwierig. Dort wo entgegen der Planung durch den Verfasser unsortierte Musiklisten gesichtet und ausgewertet werden mussten, addierte sich ein weiterer unvorhergesehener Aufwand. Es bestätigt sich ein weiteres Mal, dass die auf Mitwirkung der Sender angewiesene Datenerhebung im Bereich der Schweizer Radiounternehmen äusserst komplikationsreich ist. Für die Auswertungsarbeiten äusserst erschwerend wirkte sich ferner der Umstand aus, dass die Angaben einzelner Sender erst nach häufigen Rückfragen mit mehrmonatiger Verspätung einge- troffen sind. Die letzten Daten zur Juni-Analyse wurden erst Mitte Dezember 1996 geschickt.

3.3 Redaktionelle Analyse im Stichprobenmonat Juni ’96

Parallel zur Erfassung der im Tagesprogramm gesendeten Musiktitel sollten die Sender angeben, welche redaktionellen Beiträge mit Bezug zu einheimischer Musik im Monat Juni 1996 ausge- strahlt worden sind. Dazu wurde den Befragten anlässlich des Studiobesuchs eine einfache, vor- gefertigte Erfassungsvorlage erläutert und ausgehändigt, mit der Bitte, für die interne Weiterlei- tung an die involvierten Stellen sowie eine gesammelte Retournierung selber besorgt zu sein. Von einzelnen Ausnahmen abgesehen, war auch hier die Bereitschaft für eine Mitwirkung grundsätz- lich gegeben, die diesbezügliche Vereinbarung wurde ebenfalls schriftlich festgehalten. Dennoch sind auch hier Einschränkungen anzubringen: Offenbar haben einige der Gesprächspartner die Schwierigkeit überschätzt, erstens ihre Kolleginnen und Kollegen zu einer Mitwirkung ebenso zu motivieren und zweitens eine vollständige Erfassung zu organisieren. Einzelne Sender behalfen sich - hauptsächlich wegen des zu grossen Aufwandes - mit ei- ner Aufstellung der Programminhalte. Aus diesen waren allerdings jene Details nicht er- sichtlich, die es zur Erfassung im Sinne der Studie gebraucht hätte. In mehreren Fällen wurde geltend gemacht, dass zwar eine Abmachung bestanden hätte, diese jedoch aus dem einen oder anderen Grund schliesslich dennoch nicht hätte ein- gehalten werden können. In den betreffenden Abschnitten wird daher vermerkt, auf welcher Grundlage Auswertungen vor- genommen worden sind, oder warum diese nicht erfolgen konnten. Entsprechenden diesen Hauptbereichen wurde auch der Bericht aufgebaut. Vor den eigentlichen Auswertungen seinen noch einige elementare, teils theoretische Anmerkungen gemacht.

Teil I, Seite 8 Projektbeschreibung, Grundlagen

4. Musik im übergeordneten Bezugsrahmen

Musik ist nicht nur Medieninhalt, Programmware, Füllstoff, sondern multifunktional: In ihr treffen sich kulturelle, ästhetische, wirtschaftliche und soziale Dimensionen, daher handelt es sich um ein so komplexes, universelles Phänomen. Als Konsumware wird sie wie andere Erzeugnisse mög- lichst bedürfnisgerecht und günstig hergestellt und verkauft. Als Kulturgut unterliegt sie gleichzeitig ganz anderen Mechanismen, denn sie besteht nicht einfach nur aus Tönen und Rhythmen, Melo- dien und Text, sondern ermöglicht Identifikation und gleichzeitig Abgrenzung; Gemeinsamkeit und Individualität, Rebellion und Narkotisierung. Musik ist Mode und Geschichte, Tradition und Zu- kunft. Sie bildet einen wichtigen Faktor der sogenannten kulturellen Identität und entsteht bei wei- tem nicht nur, um sie in Form von Konserven massenweise zu Unterhaltungszwecken abzusetzen. Zur Differenzierung dieses vielschichtigen Wirkens bieten sich mehrere Möglichkeiten an. In ei- nem Phasenmodell können zum Beispiel die elementaren Prozesse in ihrer zeitlichen Abfolge un- terscheiden werden:

Kreation

Produktion

Verbreitung, Verteilung

Nutzung, Rezeption, Kauf Eine weitere grundsätzliche Unterscheidung ergibt sich aus dem jeweiligen Bezugsrahmen. Ge- sondert betrachtet werden kann Musik im wesentlichen etwa im Zusammenhang mit Kommunika- tion und Medien, den Präferenzen des Publikums (Musik als Geschmacksobjekt), dem Markt oder den damit verbundenen soziokulturellen Veränderungen2.

Kommunikations- und Medienperspektive Als wichtige Träger der Kulturkommunikation nehmen die Massenmedien, insbesondere die Mu- sikmedien und -programme, dabei eine besondere Rolle ein. Je nach Medientyp, Organisations- form, Zielpublikum und inhaltlicher Ausrichtung variiert zwar deren Umgang mit dem Objekt. Ver- allgemeinert liegen die Beiträge des Mediensystem hauptsächlich in den Bereichen Verbreitung (Angebotspräsentation), Bewertung (Selektion, Kritik, Geschmacksbildung), Information (Be- richterstattung) und Unterhaltung. Im Bereich der Kultur übernehmen die Medien darüberhinaus die Funktionen der Vermittlung, Verarbeitung, Produktion, Anregung und Multiplikation. Aus der Optik der Medien ist Musik umgekehrt ein wichtiges Element des Medieninhaltes, entwe- der als Objekt der Berichterstattung, als Programmstoff mit Hintergrundfunktion oder als Resultat eigener Programmleistungen und Produktionen. Zwischen den Medien und dem Anbietermarkt hat sich ein interdependentes, symbiotisches Ver- hältnis gefestigt. Ausserdem beteiligen sich die Medien selber massgeblich an der Erzeugung von (Medien-)Kultur, sei es durch die Inszenierung oder durch die mediengerechte Aufbereitung von 'Realkultur'.

2 Vgl. zum folgenden Hänecke, ‘Rock-/Pop-Szene Schweiz, 1991, S. 2 - 15; sowie Hänecke/Saxer, 1986.

Teil I, Seite 9 Projektbeschreibung, Grundlagen

Die von den der Radios gespielten Titel dienen in allerersten Linie der Hörerbindung. Sie sind gleichzeitig aber auch Transportmittel, Image-Element des Mediums und Werbung für das Produkt selber. Der kommunikative Gehalt von Musik unterliegt allerdings einem mehrfachen Wandel, der nicht nur aus den verschiedenen Gebrauchsformen ergibt, sondern auch aus dem Interpretations- und Wirkungsspielraum der vermittelten Inhalte. In diesem Sinne sind laufend Anpassungen des Profils eines Senders notwendig. Nichtsdestotrotz bedeutet Musik für die Radiomedien ein entscheidendes Positionierungselement, das entsprechend den Möglichkeiten der Rundfunkveranstalter auch mehr oder weniger aufwen- dig gepflegt wird. Der Wahl des musikalischen Formats kommt höchste Bedeutung zu. Darunter zu verstehen sind im wesentlichen eine Reihe von Konzeptentscheiden und Regulationen, also etwa: a) die generell berücksichtige stilistische Bandbreite (Genre, Sprache, Tempo usw.), b) die Menge der regelmässig eingesetzten Stücke (Titelstock), c) der Wiederholrate (Rotation) bestimmter Titel rsp. Kategorien, d) die nach Tageszeit, Saison und weiteren zeitlichen Grössen variierte Auswahl, e) der Grad des Aktualitätsbezugs, f) die Abstimmung mit nichtmusikalischen Beiträgen und g) generell den Abläufen und Durchmischungen. Die Bedeutung von Musik und das Musikformat im engeren Sinn ordnen sich natürlich dem gene- rellen Programmkonzept unter. Der Stellenwert von Musik relativiert sich insofern, als dort natür- lich abweichende Schwerpunkte gesetzt oder sonstige besondere Medienleistungen auf anderer Ebene definiert werden können - im Extremfall in Richtung ‘Talk Radio’. Zwar sind die Programm- konzepte der Schweizer Radiosender durchaus unterschiedlich, doch bleibt die Klangfärbung bei allen eine bedeutsame Komponente. Alles in allem bleibt die Definition und Umsetzung des Musik- formats - von Ausnahmen abgesehen - daher dem Leitgedanke unterstellt, mit dem Programman- gebot ein Zielpublikum möglichst gut zu erreichen. Ist dies der Fall, wirkt sich ein Erfolg direkt aus: auf der Seite der Einnahmen (im Falle der werbefinanzierten Stationen) oder auf die Legitimation (z.B. gegenüber der Öffentlichkeit, die Gebühren entrichtet). So gesehen, stellt das Programm eine Drehscheibe dar, mit der die Interessen sowohl des Publi- kums als auch jene der Werbewirtschaft beziehungsweise der Auftraggeber bedient werden. Nach klassischer Berechnungsweise spielen hier vor allem Quantitäten eine Rolle: Wer das grössere Publikum erreicht, ist für Werbekunden umso interessanter; zumal meist mit hohen Streuverlusten gerechnet wird. Die Radiounternehmen zielen somit nicht nur auf einen Publikumsmarkt, sondern ebenso auf einen Werbemarkt. Die Publikumsforschung lässt jedoch schon länger eine qualitative Differenzierung zu. Je genauer die Profile und Nutzungsgewohnheiten der jeweiligen Publika be- stimmter Medien bekannt sind, desto gezielter können diese Medien in eine Mediaplanung einge- baut und für die Werbebotschaften genutzt werden. Unter diesem Gesichtswinkel könnten auch kleinere Publikumssegmente interessant erscheinen, wenn sie sich durch bestimmte - möglichst gefragte - Merkmale auszeichnen. Doch sind hochentwickelte Marketingmassnahmen im Bereich der Lokalradiowerbung zu wenig verbreitet, um die klassische Formel ‘Publikumsgrösse ergibt Werbepreis’ ausser Kraft zu setzen. Damit ist - zumal unter einschränkenden Empfangsbedingun- gen und in Konkurrenzsituation - von entscheidender Bedeutung, a) wie gross das potentiell zu erreichende Publikum ist, b) wie das Zielpublikum angesprochen werden kann, c) wie gross die effektive Nutzung des Programms ausfällt. Die meisten Lokalsender leiten aus diesem Wechselspiel die Notwendigkeit ab, musikalisch einen möglichst breiten gemeinsamen Nenner anbieten zu müssen und auf einschränkende Spezialisie-

Teil I, Seite 10 Projektbeschreibung, Grundlagen rungen zu verzichten. Das Schaubild soll die aufgezeigten Wechselwirkungen nochmals verdeutli- chen.

Schaubild: Musikformat im Wirkungszusammenhang

Regionale Besonderheiten, Medienpolitische, rechtliche Kulturelles Umfeld Rahmenbedingungen, Topo- Rahmenbedingungen Musikangebot graphie

Auflagen Programmstoff

Einschränkungen Ansprüche

‘Auftrag’

Medien- Medienunternehmen Radiosender Finanzierung Konkurrenz Art, Ausrichtung

Programmkonzept Werbekunden, Werbewirtschaft Interessensgruppen Stellenwert Musik

Musikformat Reichweiten, „Er- folg“

Informieren, Vermitteln Publikums- forschung Unterhalten, Animieren

Zielpublikum Effektives Publikum

Potentielles Publikum

Die Wahl des generellen Formats und dessen konkrete Ausgestaltung, also die mediale Aufberei- tung, erfolgt nach bestimmten Vorstellungen über die Zusammensetzung und die Situation des Zielpublikums und der mutmasslichen Akzeptanz bei diesem - etwa wenn Musik bewusst so ein- gesetzt wird, dass der Empfänger mit grosser Wahrscheinlichkeit davon nicht zu stark abgelenkt oder emotional betroffen wird, sondern in seiner jeweiligen Tätigkeit lediglich begleitet wird. Ein

Teil I, Seite 11 Projektbeschreibung, Grundlagen wichtiger Funktionsbereich liegt somit in der Sekundärnutzung medial verbreiteter Musik. Zusam- men mit der intendierten Programmfunktion 'Unterhaltung' führt dies allerdings zu einer Verände- rung des ‘Kulturgehaltes’ so verbreiteter und genutzter Musik. Die Vermehrung von Sendern im Rundfunk vieler europäischen Länder in den letzten Jahren be- günstigen sicher auch in der Schweiz den Trend zu international stereotypisierter Unterhaltung, die - oft als billigste Programmquelle - in Konkurrenz zu jenen Programmleistungen steht, die sich aus einem Kulturauftrag heraus zu definieren haben. Zur Internationalisierung und Gleichförmig- keit der Unterhaltungsprogramme trägt unabhängig von den Entwicklungen im Medienbereich (Monopole vs. Privatisierung) auch die multinational verflochtene Zulieferindustrie bei, deren An- gebot an Programm-'Software' wichtigste Bezugsquelle für hiesige Medienunternehmen darstellt. Berücksichtigt man den Umstand, dass die Schweiz im Tonträgerbereich ein ausgewiesenes Im- portland und dass zudem die Musik in den auditiven Medien dominanter Programminhalt ist, so ergibt sich hier ein grosses Diffusionspotential von Unterhaltungs- und Kulturprodukten, deren Ursprung ausserhalb der eigenen Kultursphäre liegt. In diesem Sinne funktionieren die Lokalradi- os eher als eine eigentliche Brücke zwischen der internationalen Musikindustrie und dem regiona- len Raum ihrer Verbreitung, denn als Zugpferd für die regionale Musikkultur. Die Leistung der Stationen ist allerdings zu bemessen an den oft schwierigen Rahmenbedingun- gen, der Ausrichtung auf ihre Programmkonzepte sowie an ihren von den Musikanbietern wahrge- nommenen Markt- und Diffusionsbedeutung (v.a. Reichweite). Davon hängt im übrigen auch die direkte Interaktion zwischen den Radio-Medien und den Anbietern von programmierbarer Musik ab. Wie in verschiedenen Studien nachgewiesen wurde3 besteht bei der Programmierung ein ‘Konso- nanzphänomen’, d.h. bestimmte Titel werden von den Sendern eingesetzt, weil andere Stationen sie spielen. Wesentlicher ist aber die Feststellung, dass die Musikauswahl lokal verankerter Sen- der nicht nach lokalen, sondern nach nationalen Kriterien erfolgt (die von den landesweit aktiven Musikkonzernen auch gesteuert werden können). Die Stationen fungieren zwar als lokale Ent- scheidungsträger und Filter, aber auch als 'lokalisierte' Verteiler und Promotoren des kommerziel- len Industriesystems - und tendieren dazu, die mit Werbeaufwand lancierten Produkte zu bevor- zugen und nicht unterstützte bzw. risikoreichere Titel nicht einzusetzen. Die vergleichsweise hohe Uniformität ergibt sich auch daraus, dass musikprogrammliche Speziali- sierungen der UKW-Stationen, wie sie in den umliegenden europäischen Ländern üblich sind, in der Schweiz kaum rentieren können. Sie benötigen Rahmenbedingungen, die wegen der medien- politischen Regulationen, der eingeschränkten Sendegebiete sowie der beschränkten Marktgrösse nur in Ballungsgebieten - und auch hier nur teilweise - gegeben sind.

Musik als Geschmacksobjekt: Nutzungs- und Präferenz-orientierte Perspektive Den nach Form, Inhalt und nach Übermittlungskanal differenzierten musikalischen Angeboten ent- spricht eine Vielfalt der Rezeption und Nutzung. Grundsätzlich zu unterscheiden ist die direkte Form des Empfangs (hauptsächlich an Aufführungen), die medienvermittelte Rezeption (Musik- programme, Information, Kritik) und drittens der Erwerb und die Nutzung von Tonträgern, also Konserven, die unabhängig von Ort und Zeit (meist im privaten Rahmen) eingesetzt werden kön- nen. Die Empfänger musikalischer Angebote üben also gleichzeitig mehrere Rollen aus: Ein und dieselbe Person kann Teil der Käuferschaft von Tonträgern sein, gleichzeitig Zuschauer oder Hö- rer von Fernsehen und Radio sowie oft auch Teil des Publikums an Konzerten oder sonstigen Mu- sikaufführungen, seltener hingegen selbst aktiv musizierend.

3 Vgl. E.W. Rothenbuhler, 1985.

Teil I, Seite 12 Projektbeschreibung, Grundlagen

Gesamthaft gehen von der Nachfrageseite mehrere, miteinander im Zusammenhang stehende Rückkoppelungen aus: Erstens tragen der Umfang der Mediennutzung und allenfalls die (mittels Hörer- und Zu- schauerforschung erhobenen) Bewertungen der Medienangebote zu Anpassungen dersel- ben bei (Akzeptanzoptimierung), dies gilt natürlich auch für die Musikprogrammierung. Zweitens reguliert die Nachfrage nach Aufführungen insgesamt und nach spezifischen Ar- ten (z.B. Stilen) von Konzerten die diesbezüglichen Aktivitäten sowohl von Veranstaltern als auch den künstlerisch Tätigen. Drittens steuert das Kaufverhalten mehrere Marktmechanismen von der Distribution bis zurück zur Kreation. Diese von der Rezeptionsseite ausgehenden Feedbacks konkurren- zieren sich gegenseitig und sind untereinander hochgradig interdependent. Ihre Auswir- kungen auf das jeweilige Subsystem der Angebotsseite (Medien, Markt, Kulturproduktion) sind – nicht zuletzt dieser Komplexität von Wechselbeziehungen wegen – jedoch nur be- dingt rationalisierbar. Ausserdem kann nicht von einer einzigen Wirkungsrichtung der Rückkoppelungen ausgegangen werden, da die Bedürfnisstrukturen, Nutzungs- und Kauf- motivationen wiederum unter Einfluss der Anbietersysteme stehen oder gar zum Objekt von "Manipulationen" werden, wie dies von kulturpessimistischer Seite postuliert wird. Zu den die Nutzung beeinflussenden Faktoren gehören soziodemographische Merkmale (Ge- schlecht, Alter, Bildung, Wohnort) sowie das Freizeitbudget (Zeit und Geld) und der allgemeine Kaufkraftgrad (Einkommen). Wo Musikgenuss mit Auslagen verbunden ist, hat letzterer Faktor natürlich stärkeren Einfluss als beispielsweise auf die Mediennutzung.4

Soziokulturelle Perspektive Musik begleitet und reflektiert kulturellen Wandel, nicht selten bewirkt sie ihn auch. Musik hat also mehrere soziale und kulturelle Funktionen, die nur zum Teil von den für die Betrachtung gewählten Kultur-Konzeptionen abhängig sind. So ist die bedeutende Rolle von Musik in der Sozialisation und bei der Heranbildung und der Artikulation kultureller Identität unbestritten. Insofern kommt der Musik auf gesellschaftlicher Ebene eine gleichermassen integrierende wie segmentierende Wir- kung zu. Die angesprochene Segmentierung des Publikums, d.h. die Zersplitterung in Gruppierungen mit unterschiedlicher musikalischer Erfahrung und Orientierung, hat in den letzten Jahren stark zuge- nommen. Sie geht einher mit den Verästelungen des - ganz allgemein - populärkulturellen und des - spezifisch - musikalischen Angebotes. Gerade bei der Jugend ist das Bedürfnis nach unver- wechselbaren, ‘eigenen’ Stilrichtungen sowieso schon ausgeprägter. „Jugendliche zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie sich von den Erwachsenen bewusst abheben wollen. Tren- dige Jugendliche wollen also nicht im Mainstream aufgehen, sondern eigene Stile entwickeln; sie wollen anders, originell, individuell sein. In einem Kultursystem aber, das in weiten Bereichen be- reits auf Jugendlichkeit ausgerichtet ist - nicht zuletzt deshalb, weil die Trends der Jugendlichen schnell von der Werbebranche aufgegriffen und vermarktet werden -, fällt es den Jungen immer schwerer, neue Lebensbereiche für sich zu entdecken. Die Folge davon ist die in den letzten paar Jahren rasante Aufsplitterung in viele verschiedene Szenen.“5 Das Ansprechen eines grossen Zielpublikums durch die Anbieter und die Musikmedien wird durch diese Trends zunehmend er- schwert.6

4 Vertieftere theoretische Ausführungen zu der hier gewählten Betrachtungsweise (Musik als Geschmacksobjekt) finden sich in der erwähnten Studie ‘Rock-/Pop-Szene Schweiz’ des Verfassers. 5 Niederberger, 1996 6 Ausführlicher wird auf die soziokulturelle Perspektive in der Studie ‘Rock-/Pop-Szene Schweiz’ eingegangen.

Teil I, Seite 13 Projektbeschreibung, Grundlagen

Bezugssystem Markt Musik ist ein Wirtschaftsfaktor, dessen enorme Bedeutung sich nicht nur an den Umsätzen mit Tonträgern und an Veranstaltungen bemisst, sondern auch am noch grösseren Kapitalvolumen der Unterhaltungsindustrie insgesamt sowie deren Zweigmärkte (Heimelektronik, Instrumente, Konzertwesen etc.). Marktanalysen richten sich auf die Strukturen eines Systems, in dessen Zent- rum handelbares Gut steht, das mit Profiterwartung und unter Schaffung von Mehrwert auf den verschiedenen Produktionsstufen angeboten wird. Insbesondere die Selektionskriterien (unter anderem die angenommenen Erfolgschancen) und deren Rückwirkung auf den kreativen Prozess (z.B. Angleichung an Trends) sind Gegenstand von zahlreichen Studien, die sich natürlich auch den Marktverhältnissen (Konzentrationsgrad, Besitzverhältnisse, Kooperationen usw.) respektive den Strategien von Unternehmungen (z.B. Repertoireausrichtung) zuwenden. Die zunehmende Marktkonzentration, der gestiegene Investitionsbedarf und der härtere Konkurrenzkampf sind da- bei die am häufigsten genannten Merkmale der neueren Entwicklung. Die Herstellungs- und Verteilprozesse sowie die herangebildeten organisatorischen Strukturen lassen sich als das symbiotische Ineinandergreifen mehrerer Systeme verstehen, die aus ihrem jeweiligen Zweck oder Interesse heraus (sei es als Urheber, Hersteller, Finanzierer oder Verbreiter von Programmen und Programmelementen) versuchen, Publika anzusprechen. Das nachstehende Schaubild verdeutlicht dieses komplexes Ineinandergreifen mehrerer Stellen auf verschiedenen Ebenen. Es zeigt die regionalen und nationalen Radiosender zwischen Anbie- tern und Nutzern von Musik. Gemeinsamer Zielpunkt sowohl der Musikanbieter als auch der Medien und der Veranstalter ist das Publikum, also die Masse der Konsumenten, Konzertbesucher und der Mediennutzer. Um diese besser, gezielter und einfacher zu erreichen, spannen die Anbieter zusammen. Gemeinsa- me Aktionen sowohl bei der Musikproduktion als auch bei deren Verbreitung sind deshalb an der Tagesordnung. Die drei Publikumsarten sind auch für die Musikschaffenden selbst die wichtigsten Orientierungsgrössen.

Teil I, Seite 14 Projektbeschreibung, Grundlagen

Radiosender im Umfeld des nationalen Musikbusiness

Schweizer Musikschaffende Einflüsse

Managements, Tonträgerproduktion Agenturen Internationale Musik-Kreation

Verlag

Schweizer Label Internationale Label

Schweizer Vertriebe, Repertoire

Konzert- Promotion, Handel, Musik- Veranstalter Bemusterung markt

Regionaler, nationaler Konkurrenz, Andere Medien Radiosender Information (national, internat.) Konzepte, Ressourcen

Konzerte Musikverbreitung Tonträger

Hörerbindung

Geschmacksbildung

Feedback: Information, Kritik Feedback: Nutzung Hitparade

Nutzung

Konzertpublikum Medienpublikum Tonträger-Käuferschaft Interesse, Erwartungen Bedürfnisse, Aufmerk- Präferenzen, Budget, samkeit, Erwartungen Nachfrage

Teil I, Seite 15 Projektbeschreibung, Grundlagen

5. Daten zum Tonträgermarkt Schweiz

Pro Jahr gehen in der Schweiz zwischen 20 und 25 Mio. Tonträger über die Ladentische, mehr- heitlich CDs. Dafür wurden in der Schweiz jährlich rund 500 Mio. Franken ausgegeben. Pro Kopf und Jahr gerechnet werden bei uns über 70 Franken in bespielte Tonträger investiert – und dies ist mehr als in vielen anderen Ländern. Doch im internationalen Vergleich ist der Musikmarkt Schweiz nicht gerade bedeutend. Übersicht: Tonträgermarkt Schweiz 1993 - 1995 (Quelle: IFPI Schweiz, Swiss Music Info 3/96 1995 1994 1993 CDs 18.3 Mio. Stück 16.8 Mio. Stück 15.9 Mio. Stück MCs 2.2 Mio. Stück 2.6 Mio. Stück 3.4 Mio. Stück LPs 0.06 Mio. Stück 0.06 Mio. Stück 0.1 Mio. Stück Maxi-CDs, Singles 2 Mio. Stück 1.7 Mio. Stück 1.6 Mio. Stück Stückzahlen total 1 22.56 Mio. Stück 21.16 Mio. Stück 21.0 Mio. Stück Umsatz IFPI-Mitglieder 317.0 Mio. sFr. 302.1 Mio. sFr. 305.9 Mio. sFr. Anteil Nicht-IFPI-Mitglieder ca. 5% ca. 5% ca. 5% Zwischenhandel total 2 333.7 Mio. sFr. 318.0 Mio. sFr. 322.0 Mio. sFr. Stückzahlen Zwischenhandel 2 23.7 Mio. Stück 22.3 Mio. Stück 22.1 Mio. Stück Veränderung zum Vorjahr + 6.3% +1% - Detailmarge, geschätzter Durchschnitt 35% 35% 35% Detailhandel Total 2 450.5 Mio. sFr. 429.3 Mio. sFr. 434.7 Mio. sFr. Veränderung zum Vorjahr + 4.9% -1.2% - Piraterie, geschätzter Durchschnitt ca. 4-6% ca. 4-6% ca. 4-6% Parallelimporte (geschätzt) ca. 15% ca.10% ca. 3% Gesamtmarkt inkl. Piraterie und Parallelimporte ca. 540 Mio. sFr. ca. 495 Mio. sFr. ca. 470 Mio. sFr. Veränderung zum Vorjahr + 9.1% + 5.3% - Anm.: 1) nur IFPI-Mitglieder 2) inkl. Nicht-IFPI-Mitglieder, ohne Piraterie und Parallelimporte

Einheimische Musik auf dem Schweizer Tonträgermarkt Es lässt sich nicht auf Anhieb klar beantworten, wie hoch der Marktanteil mit Schweizer Produktio- nen ist. Einerseits bestehen die gleichen statistischen Unklarheiten wie im Falle der Darstellung des gesamten Marktes (siehe oben). Dazu kommt, dass es noch einmal schwieriger ist, die ver- kauften CDs und andere Tonträger zusätzlich nach ihrem Inhalt (Pop? Rock? USA? Schweiz? etc.) zu erfassen.7 Es liegen also keine genauen Zahlen vor. Doch es gibt Annäherungsmöglichkeiten. Eine davon ist die Befragung der Produzenten und Vertriebe. Das ist aufwendig und wohl auch nicht ganz unbe- einflusst von Wunschdenken. Eine andere Möglichkeit besteht in der Auswertung der Hitparade. Auch hier sind Vorbehalte anzubringen, zum Beispiel bezüglich der Repräsentativität und Genau- igkeit der Hitparade. Doch stellen die Bestsellererhebungen den stabilsten Gradmesser dar; auch ermöglichen sie Langzeitvergleiche.

7 In diesem Abschnitt wird weitgehend auf die Ausführungen zum Thema im Action Rock-Guide, dem Schweizer Rockhandbuch zurückgegriffen, an welchem der Studienverfasser massgeblich mitgewirkt hat.

Teil I, Seite 16 Projektbeschreibung, Grundlagen

Zum Zwecke der Ermittlung einer Schweizer Quote werden alle einheimischen Produktionen er- fasst, die in der ‘offiziellen’ deutschschweizerischen Hitparade (Media Control) erscheinen. Pro Rang werden wöchentlich Punkte vergeben (Platz 1 erhält 50 Punkte, Rang 50 einen), am Jah- resende zusammengerechnet und mit dem gesamten Punktevolumen verglichen. So sind die Pro- zentwerte der nachstehenden Tabelle entstanden. Übersicht der nationalen Hitparaden-Quoten ab 19848

Jahr Basis Singles Longplays S & LP Die Erfolgreichsten (alle Sparten) *) Zahl % Zahl % % 1984 Top-30 2 0.8% 13 5.6% 3.2% Beny Rehmann, Andreas Vollenweider, Krokus, Yello 1985 Top-30 8 4.1% 16 9.7% 6.9% Peter Reber, Yello, Phil Carmen, Double 1986 Top-30 6 1.7% 20 9.2% 5.5% Peter Reber, Andreas Vollenweider, Phil Carmen, Polo Hofer 1987 Top-30 7 3.0% 15 6.9% 5.0% St. Eicher, P. Reber, Yello, Peach Weber 1988 Top-30 12 4.8% 19 7.8% 6.3% P. Reber, Polo Hofer, B. Rehmann, China 1989 Top-30 8 2.7% 15 7.9% 5.3% Züri West, Andreas Vollenweider, Rumpelstilz, Steve Thomson 1990 Top-30 4 1.8% 15 7.1% 4.5% Peter Reber, Polo Hofer, China, Züri West 1991 Top-30 5 3.6% 16 6.4% 5.0% Stephan Eicher, Yello, Polo Hofer & Schmetterband Züri West 1992 Top-40 8 3.5% 24 11.2% 7.4% Patent Ochsner, Gotthard, Polo Hofer, Stephan Eicher 1993 Top-40 8 7.0% 15 8.6% 7.8% Stephan Eicher, Peter Reber, Patent Ochs- ner, Peach Weber 1994 Top-50 16 7.6% 27 12.5% 10.1% Züri West, Gotthard, Sina, Patent Ochsner 1995 Top-50 15 4.5% 25 7.7% 6.1% „Ohrewürm“ (Diverse), Krokus, Natacha, Sina 1996 Top-50 19 4.9% 28 8.4% 6.7% Gotthard, Züri West, DJ Bobo ∅ 1984-1996 3.8% 8.4% 6.1% Anm.: *) Die Hitparade von Media Control wurde mehrmals erweitert. Darum ist hier angegeben, auf welcher Grund- lage die Tabellenwerte entstanden sind.

Der Anteil der einheimischen Langspielproduktionen in der deutschschweizerischen Hitparade lag in den Jahren 1984 bis 1994 zwischen 6 und beinahe 13 Prozent, wobei die höchsten Werte im den 90er-Jahren zu verzeichnen waren, ebenso bei den sonst tiefer angesiedelten Singles- Quoten. Als Haupttendenz ist eine wachsende Quote festzuhalten. Über die Jahre 1984 bis 1995 betrug der Durchschnitt bei den Singles 3.8%. Im Sektor Longplays lag der Mittelwert in diesen zwölf Jahren bei 6.1%.9

8 Quelle: Swiss Music Info 1/95, 1/96; Hänecke 1992. 9 Für die Westschweiz wurden vergleichbare Zahlen bis 1995 nicht ermittelt; die ‘Schweizer Hitparade’ deckt bis zu diesem Zeitpunkt nur die Deutschschweiz ab. In der Romandie gibt es die ‘Dimension Top 40’, die von La Première, dem ersten Programm von Radio Suisse Romande (Gaston Schaefer) und Télé Top Matin, der Sonn- tagsbeilage von Le Matin Dimanche, erstellt und publiziert wird. Grundlage dazu bilden wöchentliche Befragun- gen mehrerer Tonträgergeschäfte und verschiedener Medien in der französischsprachigen Schweiz. 1995 wur- den auf der Basis der ‘Dimension Top 40’ erstmals Hitparadendaten für die Romandie ausgewertet. Die nach dem selben, oben erläuterten Verfahren ermittelten Quoten lagen deutlich tiefer als jene aus der Deutsch- schweiz, nämlich bei lediglich 2.75%. (vgl. Swiss Music Info, 5/95, S. 15.) Der Anteil von 2,75% resultierte 1994 im wesentlichen aus den Plazierungen der Alben von Sens Unik, Stephan Eicher und Gotthard.

Teil I, Seite 17 Projektbeschreibung, Grundlagen

Wie gesagt, handelt es sich bei diesen Zahlen um Annäherungswerte, denn der eigentliche Marktanteil ist damit nicht genau zu beschreiben. Genaue Verkaufszahlen aller nationalen CDs wären nur mit einen zusätzlichen Aufwand zu erheben. Offenbar gelingt es immer besser, auf dem heimischen Markt nationale Produktionen durchzuset- zen, die sich durch eine gewisse Eigenständigkeit auszeichnen. So geniessen insbesondere dia- lektgesungene Produktionen mehr Rückhalt beim Publikum, im Handel und auch in den Medien. Die internationalen Absatzchancen sind bei Dialektbands allerdings minimal. Eher schon trifft dies auf Interpreten zu, die entweder den Normen der multinationalen Unterhaltungsindustrie eher ent- sprechen, indem sie nämlich englisch singen. Oder es steigen die Absatzchancen, wenn Neues, Interessantes geboten wird und für die Verbreitung Partner da sind. Es erscheint sehr wohl möglich, selbst im begrenzten, regionalen Markt der Deutschschweiz mit Produktionen beachtliche Erfolge zu erzielen. Dabei ist nicht in erster Linie die Marktmacht der Distributoren (Schallplattenfirmen) entscheidend – bezeichnenderweise stehen ja sehr häufig un- abhängige und kleinere Unternehmen hinter den nationalen Produkten –, sondern vielmehr die "richtige Mischung zum richtigen Zeitpunkt", bestehend aus Elementen wie Kontinuität, Kreativität, Originalität, Witz, Glaubwürdigkeit und Innovation - und nicht zuletzt auch die Unterstützung durch die Schweizer Radiosender. Was die Quote einheimischer Produktionen auf dem Markt betrifft, muss festgehalten werden, dass sie in der Schweiz tiefer liegt als in den meisten anderen Ländern. Für Deutschland ermittelte IFPI einen Anteil von rund 25%, in Frankreich sind 43% der Musikproduktionen inländischen Ur- sprungs, in Italien knapp 40%, in England 45% und in Österreich 12%.10 IFPI schätzt die nationale Quote in der Schweiz noch tiefer als aus der Hitpardenberechnung zu vermuten wäre, nämlich nur gerade 6% (1994).

6. Radiolandschaft Schweiz

Eine Chronologie in Stichworten 1931 Gründung der Schweizerischen Radiogesellschaft SRG 1964 Reorganisation der SRG. Sie erhält vom Bundesrat erstmals eine Konzession für Radio und Fern- sehen. 1977 Kabelrundfunkverordnung, die begrenzte private Radio- und TV-Versuche erlaubt. 1979 Radio 24 sendet unter geschickter Umgehung der schweizerischen Mediengesetzgebung aus Italien in den Grossraum Zürich. Der Erfolg des Senders gibt der Entwicklung des privaten Lokalrundfunks sowie der SRG-Senderpolitik entscheidende Impulse. 1982 Verordnung über lokale Rundfunk-Versuche (RVO); Einreichung von über 200 Konzessionsgesu- chen. Unter anderem erhalten 26 Lokalradios eine Senderelaubnis. 1983 Am 1.11.83 nehmen die ersten Privatradios auf der Basis der RVO ihren „Versuchsbetrieb“ auf. Gleichzeitig beginnt das dritte Programm von Radio DRS zu senden. Medienpolitisch wird das ‘Drei- Ebenen-Modell’ verankert. 1991 Das neue Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) wird verabschiedet. 1992 Inkrafttreten der neuen Radio- und Fernsehverordnung (RTVV). Dadurch wird eine Neukonzessio- nierung der Sender erforderlich, die schrittweise nach Regionen vorgenommen wird. Die Konzessio- nen werden jeweils für 10 Jahre erteilt. Die oberste politische Behörde ist das Eidgenössische Verkehrs- und Energiewirtschaftsdeparte- ment EVED (Departementschef 1996/97: Bundesrat Moritz Leuenberger). Die Belange von Radio

10 Siehe Swiss Music Info Nr. 1-95, S.6.

Teil I, Seite 18 Projektbeschreibung, Grundlagen

und Fernsehen, aber auch der privaten Kommunikation (Telephonie) sind seit 1992 im Bundesamt für Kommunikation BAKOM, Biel, untergebracht. Dem selben Departement ist auch die PTT unter- stellt, welche auf Stufe Generaldirektion die ‘Sektion Radio’ betreibt und sich mit der Sendernetzpla- nung befasst. Die Verbreitung von lokalen und regionalen Radioprogrammen ist Sache der PTT-Betriebe. Sie erstellen, betreiben und unterhalten die ihnen vom Veranstalter zur Verfügung gestellte Verbrei- tungseinrichtung. Der Veranstalter bezahlt dafür den PTT-Betrieben Gebühren. 1994 Festsetzung der Sendegebiete in der Westschweiz und dem Tessin, der sog. „ersten Tranche“; de- finitive Konzessionierung im Herbst 1995. „Die Position der SRG im Kampf um die Frequenzen und Sendestärken bleibt unangetastet, die ‘gewachsenen Lokalradiostrukturen’ werden allerdings behut- sam optimiert.“11 1995 Radio DRS beginnt die Programmreform „Radio 95“. Fortsetzung der Diskussion über einen ‘Kultur- abbau’ (vgl. unten). 1996 Festsetzung der Sendegebiete in der sog. „zweiten Tranche“ (Zürich, Aargau, Solothurn, Ost- und Innerschweiz). Die Konzessionierung ist für 1997 vorgesehen. Sie betrifft auch sieben neue Statio- nen in den genannten Gebieten. Ende März 1996 hiess der Ständerat die Überweisung einer Motion von Andreas Iten gut, in der eine Ergänzung des Bundesgesetzes über Radio und Fernsehen zugunsten des einheimischen Musik- schaffens gefordert wird. In zwei Passagen des Gesetzes soll die besondere Berücksichtigung des schweizerischen Musikschaffens in den Programmen festgeschrieben werden (wie dies für das Filmschaffen bereits der Fall ist).12

Konzessionsgelder zweckgebunden zugunsten Quoten-Vorschlag abgelehnt einer Förderung des unabhängigen heimischen „An einer in Bern abgehaltenen, hochrangig be- Kulturschaffens verwendet werden, drittens wurde suchten Tagung unter dem Titel „Der Kultur ihren eine Quotenregelung ins Spiel gebracht. Beson- Platz sichern!“ brachte Suisseculture, die Arbeits- ders der letzte Punkt, der die Musikschaffenden gemeinschaft der Urheber und Interpreten, mehre- und die Musikbranche in der Schweiz tangiert, gab re Vorschläge vor, die eine Besserstellung einhei- viel zu reden. Unter anderem führte Nationalrat mischen Kulturschaffens in den Radio- und Fern- Joseph Zisyadis nochmals die Beweggründe für sehprogrammen bewirken sollen. Hauptsächlich seine entsprechende parlamentarische Anfrage angesprochen ist hiermit die nationale, quasi aus, die 1995 vom Bundesrat zurückgewiesen öffentlich-rechtliche Radio- und wurde (siehe SMI 3/95). Die SRG, (die vehement Fernsehgesellschaft SRG, aber auch politische auf ihre vielfältigen Kulturangebote verwies), stellte Instanzen und die Bundesverwaltung, die sich gegen ein solches Ansinnen und wies die aufgefordert werden, „bei der SRG die Erfüllung Quotenregelung wie auch die anderen beiden Vor- des kulturellen Leistungsauftrages anzumahnen“. schläge als „unpraktikabel und protektionistisch“ Alarmiert vom fortschreitenden Abbau der Eigen- zurück. Auch das eingeladene Bundesamt für Kul- leistungen und der zurückgedrängten einheimi- tur plädierte für die Beibehaltung einer möglichst schen Kultur schlägt die Lobby der Kulturschaffen- grossen Medien-Unabhängigkeit, sprach sich aber den als konkrete Massnahmen vor, den Pro- für eine Präzisierung des Leistungsauftrages aus. grammverantwortlichen erstens sogenannte Kul- Der differenzierten Stellungnahme des Bakom turbeiräte beizugesellen, zweitens soll ein Teil der (Bundesamt für Kommunikation) war zu entneh-

11 Persönlich, 7.6.96, S.11. 12 „Der Bundesrat brachte in seiner Stellungnahme zwar Verständnis für das Anliegen auf, vertrat aber die Ansicht, dass die geltende Rechtsordnung dem Begehren bereits genügend Rechnung trage und das der verlangte Zu- satz keine normative Wirkung sondern nur einen programmatischen Charakter habe. Aus gesetzestechnischen Gründen wollte er den Vorstoss lediglich in Postulatsform entgegennehmen. Er verwies überdies auf den Bericht ‘Kultur in den Medien der SRG’, der die Umsetzung des Leistungsauftrages der SRG zum Inhalt hat. Dennoch erhielt der Motionär Schützenhilfe von Bundesrat Moritz Leuenberger, der für die Vorbringung des Anliegens dankte. Iten, der seine Überlegungen auf Anregung des Schweizer Musikrates vorbrachte, machte in der Diskus- sion deutlich, dass eine Präzisierung im gewünschten Sinn dennoch erforderlich sei, da die Berücksichtigung des helvetischen Musikangebotes als Auftrag auf dem Papier zwar stimme, die Wirklichkeit jedoch anders aus- sehe. Er wehrte sich auch gegen die Unterstellung, damit eine Quotenregelung bewirken zu wollen; es gehe hauptsächlich um eine Gleichstellung mit den audiovisuellen Produktionen, die bei einer für 1998 vorgesehenen Revision des Radio- und Fernsehgesetzes verwirklicht werden könnte. In der Abstimmung stellte sich dann die grosse Mehrheit des Ständerates hinter Andreas Iten und überwies die Motion mit 26 zu 7 Stimmen.“ Swiss Music Info 3/1996.

Teil I, Seite 19 Projektbeschreibung, Grundlagen men, dass Lenkungsmassnahmen problematisch, gen durchzudringen“, meinte Suisseculture- ja kontraproduktiv seien und dass die gegenwärtige Präsident Jochen Kelter zum Abschluss, „doch Rechtslage sowie die medienpolitischen Gegeben- sind wir zuversichtlich, einen Schritt weiterzukom- heiten Haupthindernisse für eine Umsetzung der men.“ Es wurde darauf verzichtet, eine Resolution Massnahmen darstellten. Trotz der eher ernüch- abzufassen, doch sollen die Gespräche mit den ternden Resultate des Symposiums zeigten sich Verantwortlichen in Arbeitsgruppen sowie an einer die Gastgeber zufrieden mit dem wieder in Gang weiteren Tagung in diesem Jahr fortgesetzt wer- gesetzten Dialog zu diesen Punkten. „Wir kamen ja den.“ (Swiss Music Info 1/1996) nicht mit der Illusion hierher, mit unseren Vorschlä-

7. Radio-Nutzungsziffern: Hörerzahlen 1995/1996

In diesem Abschnitt werden die Nutzungswerte der SRG- und der Privatradios dargestellt. Dabei werden zunächst die Resultate des SRG-Forschungsdienstes bezüglich 1995 wiedergegeben und kommentiert. In Ergänzung finden sich danach die - aktuelleren - Resultate aus der SRG- Privatradiostudie 95/96 der Publica Data AG.13 Die entsprechenden Werte werden ausserdem im Kapitel mit den senderspezifischen Auswertungen wiedergegeben. 7.1. Resultate des SRG-Forschungsdienstes bezüglich 1995 7.1.1 Privatstationen: Allgemeine Hörerschaft und Tagesreichweiten in der Deutsch- schweiz

Allgemeine Hörerschaft1 Tagesreichweite (Mo - Fr)2 Sender % 3 Personen % 3 Personen Radio 24 42 493060 17.8 208964 Radio Z 33 387404 11.1 130309 Argovia 69 166315 37.6 90630 Sunshine 45 143851 13.1 41877 Basilisk 42 139149 21.3 70568 Pilatus 53 128434 18.9 45800 Zürisee 37 125219 10.2 34520 ExtraBE 42 119624 18.9 53831 BeO 74 119301 54.8 88347 Radio 32 46 102821 17 37999 Förderband 33 93990 12.9 36742 Schwyz 53 81292 27.3 41873 Grischa 68 80545 33.7 39917 Aktuell 40 77453 18.4 35628 Gonzen/Rheintal 44 71866 23.8 38873 Edelweiss 18 70444 6.7 26221 Munot 67 57985 28.6 24752 Canal3 51 57448 13.0 14644

13 „Die Privatradioveranstalter in der Schweiz betreiben keine eigene Hörerforschung. Es fehlt das Geld dafür. Die Hörerforschung der privaten Mitbewerber nahm lange Jahre die SRG-Hörerforschung wahr, bis sich vor ein paar Jahren die Publica Data AG, eine 100%-ige Tochter der SRG, dieser Aufgabe annahm. Jährlich veröffentlicht die Publica Data AG jeweils im September die ‘SRG-Privatradiostudie’, welcher jeweils ein künstliches Erhebungs- jahr (2. Semester Vorjahr / 1. Semester Laufjahr) zugrunde liegt.“ (Gantenbein, 1996, S. 5f.).

Teil I, Seite 20 Projektbeschreibung, Grundlagen

Allgemeine Hörerschaft1 Tagesreichweite (Mo - Fr)2 Sender % 3 Personen % 3 Personen Rottu 88 53965 68.6 42068 Eulach 26 46865 10.9 19647 Wil 29 44034 6.5 9870 RTGplus 28 43598 7.3 11367 Freiburg 54 22372 23.3 9653 Corvatsch 83 16685 47 9448 Eviva 4 6 230453 1.5 62851 (Quelle: SRG-Forschungsdienst, April 1996)

7.1.2 SR DRS: Allgemeine Hörerschaft und Tagesreichweiten in der Deutschschweiz

Allgemeine Hörerschaft1 Tagesreichweite (Mo - Fr)2 Sender % 3 Personen % 3 Personen DRS 1 59 2484700 41.2 1726301 DRS 2 13 553087 2.8 117321 DRS 3 30 1240255 10.9 456715 (Quelle: SRG-Forschungsdienst, April 1996) Anmerkungen: 1 Antworten zur Frage „Welchen Sender hören Sie im allgemeinen?“ 2 Anteil der Bevölkerung ab 15 Jahren, der zwischen 05 und 24 Uhr ein Radioprogramm mindes- tens eine Viertelstunde gehört hat. 3 In Prozent der Wohnbevölkerung im Empfangsgebiet. 4 Aufgrund seiner Verbreitung via Satellit/Kabel ist es nicht unmittelbar mit den andern in den vor- liegenden Graphiken aufgeführten Radios vergleichbar. Kommentar zu den Daten für die gesamte Sprachregion Deutschschweiz14 Im Jahre 1995 hörten in der Deutschen Schweiz tagtäglich vier von fünf Personen Radio. Damit ist die Tagesreichweite gegenüber 1994 (81%) praktisch stabil geblieben. Zwar ist die Tagesreichwei- te der SRG-Programme 1995 gegenüber dem Vorjahr um 3% gesunken, nach wie vor erreichten sie mit 53% tagtäglich noch deutlich mehr als die Hälfte aller Personen in der Deutschen Schweiz. Mit je 32% Tagesreichweite 1994 und 1995 blieben die kommerziellen Radios stabil. Dies gilt auch für die Auslandprogramme, welche 1994 wie 1995 je 12% der Bevölkerung erreichten. DRS 1 kam 1995 auf eine tägliche Reichweite von 41% der Bevölkerung - 2% weniger als im Vor- jahr -, DRS 2 blieb mit je 3% Tagesreichweite 1994 und 1995 stabil, während DRS 3 mit 11% Ta- gesreichweite 1995 gegenüber 12% 1994 einen Rückgang von 1% in Kauf nehmen musste. Das Hörvolumen - die Radiohördauer, gerechnet pro Kopf der Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren, d.h. inkl. Nicht-Hörer - erreichte 1995 mit 199 Min. nicht mehr den absoluten Rekordwert des Vor- jahres von 206 Min.. Von diesem Rückgang waren die SRG Programme betroffen, die 1995 eine Hördauer von 100 Min. gegenüber 111 im Vorjahr erzielten. Die Hördauer der kommerziellen Ra- dios blieb mit 73 Min. 1995 gegenüber 72 Min. 1994 praktisch stabil, während die Auslandradios um 3 auf nunmehr 26 Min. zuzulegen vermochten. DRS 1 erzielte 1995 ein Hörvolumen von 76 Min. gegenüber 82 Min. im Vorjahr, DRS 2 kam auf 3 Min. - zurückgerechnet auf die täglich 117'000 Hörer entspricht dies einer durchschnittlichen Hör- dauer von eindreiviertel Stunden -, und DRS 3 erzielte ein Hörvolumen von 18 Min., d.h. drei Min. weniger als 1994.

14 Grundlage: Information zum Mediengespräch des SRG-Forschungsdienstes vom 16.4.96.

Teil I, Seite 21 Projektbeschreibung, Grundlagen

Der Marktanteil ist eine Kombination aus der Zahl der von den verschiedenen Programmen täglich erreichten Personen und deren Hördauer. Infolgedessen entfiel auf die SRG Programme 1995 noch genau die Hälfte der Radionutzung oder 4% weniger als 1994. Je 2% dieser 4% gingen an die kommerziellen Radios mit einem Marktanteil von nunmehr 37% gegenüber 35% 1994 und an die Auslandradios mit einem Nutzungsanteil von 13% gegenüber 11% 1994. DRS 1 beanspruchte für sich 1995 einen Anteil von 38% der gesamten Radionutzung 2% weniger als 1994 -, DRS 2 wiederum blieb mit je 2% stabil und DRS 3 kam auf einen Nutzungsanteil von 9% gegenüber 10% im Vorjahr. Die Verluste, welche bei DRS 1 1995 gegenüber 1994 eingetreten sind, konzentrieren sich auf das 2. und 3. Quartal 1995. Im 4. Quartal 1995 hingegen bewegte sich DRS 1 wiederum auf dem Pfad von 1994 bzw. sogar leicht darüber, dies hinsichtlich aller drei Indikatoren Tagesreichweite, Hör- dauer und Marktanteil. Die deutlichsten Bewegungen sind beim Publikum der 50jährigen und älte- ren festzustellen: Ein - wenn auch vergleichsweise kleiner Teil hörte insgesamt weniger Radio, ein Teil hörte mehr kommerzielle Radios. Beide Gruppen scheinen aufgrund der Ergebnisse des 4. Quartals 1995 zwischenzeitlich wieder zu DRS 1 zurückgefunden zu haben. Bei DRS 3 konzent- rieren sich die Verluste auf das 3. Quartal d.h. das Sommerquartal. Saisonale Einflüsse sind hier nicht auszuschliessen. Die kommerziellen Radios in ihren Empfangsgebieten Parallel zum Marktanteil zeigt die Allgemeine Hörerschaft der kommerziellen Radios insgesamt eine steigende Tendenz. Über alle Radios gerechnet, besteht ein statistischer Zusammenhang zwischen der Veränderung der Nutzung einerseits und der Veränderung der Allgemeinen Hörer- schaft, mithin des Publikumspotentials, anderseits, allerdings ist er sehr schwach. Für die einzel- nen Radios bedeutet dies, dass zwar z.B. das Publikumspotential steigen kann, dass sich aber die Tagesreichweite nicht gezwungenermassen in derselben Richtung entwickelt.15 Insgesamt 11 der 25 Radios vermochten ihre Allgemeine Hörerschaft 1995 gegenüber 1994 signi- fikant zu erhöhen, allerdings befinden sich unter diesen 11 Radios deren fünf, für welche dieser Vergleich nur bedingt zulässig ist, da ihr Empfangsgebiet von 1994 und 1995 nicht identisch ist. Bei der Tagesreichweite ergab sich bei 7 der 24 Radios eine signifikante Veränderung im Ver- gleich 1994/1995. Bei der Entwicklung der Tagesreichweite ist die Beendigung der Übernahme von DRS-Nachrichten durch verschiedene Lokalradios Anfang 1995 als ein Sonderfaktor zu be- trachten. 7.2 Resultate aus der SRG-Privatradiostudie 95/96 (Juli bis Juni), Publica Data AG 7.2.1 Privatstationen: Marktanteile, Hördauer und Tagesreichweiten in der Deutsch- schweiz (bezüglich den Empfangsgebieten).

Marktanteile in %1 Hördauer in Min.p.Tg. Tagesreichweite in % Tagesreichweite in Tsd. Sender 94/95 95/96 94/95 95/96 94/95 95/96 94/95 95/96 Radio 24 18.7 19.2 36 35 17.9 16.9 209 198 Radio Z 12.1 11.9 23 22 11.9 11.7 139 137 Radio BeO 47.9 49.0 101 125 45.8 51.2 73 83 Argovia 46.9 42.2 107 87 40.6 34.2 96 82 Eviva 1.5 1.5 3 3 1.5 1.7 62 71

15 Dies erklärt sich damit, dass es sich bei der Frage zum Publikumspotential um einen ,’weichen’ Indikator handelt (Welche Radios hören Sie im allgemeinen?), derweil die Tagesreichweite ein sog. ‘harter’ Indikator ist, weil er sich auf die effektive Nutzung bezieht (Welche Radios wurden 'gestern' während mindestens einer Viertelstunde gehört?).

Teil I, Seite 22 Projektbeschreibung, Grundlagen

Marktanteile in %1 Hördauer in Min.p.Tg. Tagesreichweite in % Tagesreichweite in Tsd. Sender 94/95 95/96 94/95 95/96 94/95 95/96 94/95 95/96 Basilisk 18.6 17.8 30 29 18.5 19.8 61 66 ExtraBERN 27.9 21.1 54 39 20.7· 17.3 59 49 Aktuell 15.6 23.8 32 51 16.5 22.6 32 44 Gonzen 24.5 25.3 52 51 24.2 26.6 39 43 Pilatus 16.6 18.4 37 31 19.2 16.8 46 41 Schwyz 29.5 28.3 66 59 25.4 26.0 38 40 Radio 32 20.8 25.1 43 43 17.9 17.7 40 40 Rottu** 54.3 65.0 160 168 54.1 64.2 32 39 Grischa 44.8 36.4 101 75 38.9 32.2 45 38 Sunshine 14.8 16.8 30 28 15.6 11.6 49 37 Förderband 11.0 14.4 21 27 12.8 11.7 37 33 Eulach 15.2 17.8 26 33 8.1 15.8 14 28 Zürisee 12.4 7.7 26 15 13.5 7.3 45 25 Canal 3 18.5 24.4 40 51 15.3 21.0 17 24 Edelweiss* 6.4 5.1 11 9 5.7 5.3 22 21 Munot** 27.4 18.0 49 30 33.0 22.0 28 19 Thurgau 11.6 5.0 22 10 9.4 8.1 16 14 Freiburg** 9.2 20.8 22 35 15.7 26.7 6 11 Wil 7.1 7.5 161 6 7.3 6.9 11 10 Piz Corvatsch 50.0 45.4 124 102 52.5 42.4 10 9 (Quelle: SRG-Privatradiostudie 1995/96. Bern, Sept. 1996) Anmerkungen: 1) Anteil der Nutzung eines Senders an der Gesamtnutzung. Wird kombiniert aus der Zahl der von verschiedenen Programmen erreichten Personen und deren Hördauer. *) Die Werte von Edelweiss werden mit jenen von Raurach verglichen. **) Statistisch signifikante Veränderungen in der Tagesreichweite.

Teil I, Seite 23 Projektbeschreibung, Grundlagen

Das Schaubild verdeutlicht drei Werte aus der Tabelle: Den Marktanteil, die Tagesreichweite in Prozent sowie als Grösse des Publikums (in Tausend).

Reichweiten und Marktanteile 1995/96

Piz Corvatsch Wil Freiburg Thurgau Marktanteile in % Munot Tagesreichweite in % Edelweiss Canal 3 Tagesreichweite in Tsd. Zürisee Eulach Förderband Sunshine Grischa Rottu Radio 32 Schwyz Pilatus Gonzen Aktuell ExtraBERN Basilisk Eviva In % / in 1000 Argovia Radio BeO Radio Z Radio 24

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200

Teil I, Seite 24 Projektbeschreibung, Grundlagen

8. Positionierung im Medienradar (Demoscope)

9. SUISA-Erhebungen zur einheimischen Musik

Anhaltspunkte über die Menge der am Radio und Fernsehen vermittelten Musik liefern die Erhe- bungen der Urheberrechtsgesellschaft SUISA. Damit die Entschädigungen für die Urheber (und sonstige Rechtsinhaber) berechnet werden können, erhält die SUISA von der SRG genaue Pro- grammangaben, von den Lokalstationen teils jedoch nur Stichproben. Als Mindestanforderung und im Sinne einer Konzession an den mit einer Dokumentation verbundenen Aufwand verlangt die SUISA von Privatsendern den Ausweise über drei monatliche Stichtage. Diese sind den Sendern im voraus bekannt. Es ist daher nicht vollkommen auszuschliessen, dass an diesen drei Tagen - aus welchen Gründen auch immer - von der sonst üblichen Programmierung abgewichen und bei- spielsweise vermehrt nationales Repertoire eingesetzt wird. Im übrigen werden die Angaben der Privatstationen, sofern sie plausibel erscheinen, von der SUISA nicht überprüft. Dank Computerisierung und Automatisation übermitteln mehr und mehr Privatsender der SUISA mittlerweile ihre vollständigen Musikdaten. Da dies jedoch nicht bei allen der Fall ist, verzichtete die Urheberrechtsgesellschaft bis anhin auf eine Publikation der puncto Repräsentativität einge- schränkten Daten. Erst im Rahmen dieser Studie werden zusammengefasste Resultate für die Jahre 1994 und 1995 zugänglich gemacht. Nebst den erwähnten Vorbehalten gelten bezüglich der nachfolgenden Zahlen weitere Besonderheiten. Folgendes ist bei einer Interpretation und bei Ver- gleichen unbedingt zu beachten:

Teil I, Seite 25 Projektbeschreibung, Grundlagen

Die SUISA wertet nur die Nutzung geschützter Musikwerke aus, also Kompositionen, die noch einen Urheberschutz geniessen. Werke von Urhebern, die seit mehr als 70 Jah- ren nicht mehr leben, erscheinen nicht in den Auswertungen. Im Pop- und Rock-Repertoire ist diese Einschränkung unerheblich. Im Bereich der vor mehr als 70 Jahren komponierten Musik (etwa Klassik, traditionelle Lieder) hat dieser Umstand hingegen entscheidende Wir- kung. Ebenfalls nicht berücksichtigt werden Werke, urheberrechtlich nicht angemeldet sind. Dies kommt auch im Bereich der Unterhaltungsmusik aus diesem Jahrhundert vor. Dank einer gewissen Professionalisierung der einheimischen Urheber kann dennoch davon ausge- gangen werden, dass der überwiegende Teil hiesiger Werke angemeldet worden ist - ins- besondere, wenn diese auf Tonträger vervielfältigt wurden. Von der SUISA erfasst werden grundsätzlich nur die Komponisten und Textautoren, nicht aber die Interpreten. So erscheinen Werke nichtschweizerischer Komponisten, die von einheimischen Musikern nachgespielt werden, in der SUISA-Statistik im internationalen Repertoire. Dieser Umstand bildet einen wichtigen Unterschied zu den Erhebungen dieser Studie, wo ‘Schweizer Musik’ auch die Interpretation fremder Werke durch einheimische Musiker umschliesst. „Schweizer Musik“ definiert sich in der Terminologie der SUISA durch die Zugehörigkeit der Urheber zur Schweizer Urheberrechtsgesellschaft. Genaugenommen erge- ben sich daraus weitere, kleine Abweichungen vom Ziel, die Verwendung von einheimi- scher Musik präzise zu erfassen: Einerseits gibt es eine Reihe von Urhebern ohne Schwei- zer Nationalität, die bei der SUISA Mitglied sind (zum Beispiel weil sie in der Schweiz leben oder hier ihren Wirkungskreis haben), andererseits haben sich Schweizer Urheber verein- zelt bei Verwertungsgesellschaften im Ausland angemeldet. Nach Angaben der SUISA sind diese Grenzfälle allerdings statistisch zu vernachlässigen. Masseinheit der SUISA-Auswertungen bilden die gesendeten Minuten, also nicht die An- zahl der Werke respektive der Musiktitel. In der vorliegenden Studie musste aus methodi- schen Gründen auf die Titelzahlen abgestützt werden, da von zu vielen Sendern keine Zeitangaben verfügbar gemacht werden konnten. Angesichts der grossen Menge kann dieser Unterschied statistisch allerdings vernachlässigt werden.

9.1 SUISA-Daten der Privatstationen

In den nachfolgenden Tabellen werden zunächst die Daten jener Deutschschweizer Privatpro- gramme wiedergegeben, die in dieser Studie Berücksichtigung fanden. Es gelten hierzu die im Auswertungsteil notierten Bemerkungen. Anschliessend folgen zur Ergänzung die SUISA- Prozentwerte der anderen schweizerischen Programme aus der West- und Südschweiz sowie eine Zusammenfassung. Privatsender aus der Studie: CH-Anteil im Musikprogramm (SUISA-Auswertungen)16

1994 1995 Gonzen 25.8 17.1 ExtraBERN 20.0 5.2 Munot 11.7 12.1 BeO 11.3 25.3

16 Es gelten die im Text erläuterten Einschränkungen und Besonderheiten. Quelle: SUISA, Dezember 1996.

Teil I, Seite 26 Projektbeschreibung, Grundlagen

1994 1995 Schwyz 9.0 9.7 LoRa 8.9 6.4 Wil 8.2 4.7 Thurgau (RTG Plus) 6.4 5.5 Sunshine 5.8 6.6 Canal3 5.5 3.6 Förderband 4.8 4.8 Radio32 4.8 2.2 Zürisee 4.0 4.0 Radio24 3.7 2.8 Argovia 3.0 2.5 Grischa 2.4 2.2 Aktuell 2.3 2.5 Basilisk 2.2 2.8 Pilatus 2.2 2.7 Eulach 2.1 2.0 RadioZ 1.9 1.7 Raurach (Edelweiss) 1.7 3.6 Eviva (national) 60.1 57.3 Median 4.8 4.0 Mittelwert 9.04 8.14 Mittelwert ohne Eviva 6.71 5.91

Privatsender West und Südschweiz: CH-Anteil im Musikprogramm (SUISA-Auswertungen)17

1994 1995 Jura Bernoise 6.9 4.2 Chablais 5.3 4.2 Rhône 4.5 3.9 Neuchâtel 3.7 2.8 Canal 29 3.6 6.7 Fribourg 2.9 2.4 Fréquence Jura 2.3 1.9 Lac 1.8 1.2 Radio 3iii 1.7 2.5 Mittelwert 3.63 3.31

17 Es gelten die im Text erläuterten Einschränkungen und Besonderheiten. Quelle: SUISA, Dezember 1996.

Teil I, Seite 27 Projektbeschreibung, Grundlagen

Zusammenfassung: SUISA-Daten aller Privatstationen: CH-Anteil im Musikprogramm18

1994 1995 Deutschschweizer Privatsender: Mittelwert 9.04 8.14 Deutschschweizer Privatsender: Mittelwert ohne Eviva 6.71 5.91 Sender West- und Südschweiz 3.63 3.31 Alle Schweizer Privatsender: Mittelwert 7.52 6.78 Alle Schweizer Privatsender: Mittelwert ohne Eviva 5.64 4.99

9.2 SUISA-Daten der SRG-Sender

Bei der Interpretation der auf die SRG-Radioprogramme bezogenen SUISA-Daten gelten grund- sätzlich die im obigen Abschnitt ausgeführten Besonderheiten und Einschränkungen, mit der Aus- nahme, dass die SRG ihre Programmdaten vollständig - also nicht nur an Stichprobentagen - zur Verfügung stellt.

SRG-Radios: Anteil einheimische Musik 1993 - 1995 (Quelle: Swiss Music Info; SUISA)

1993 1994 1995 Sender Minuten % Minuten % % Differenz DRS 1 83'354 18.6 86’958 17.9 17.7 -0.2 DRS 2 10'379 11.9 9’804 11.1 12.7 +1.6 DRS 3 24'966 7.7 26’407 8.5 6.6 -1.9 RSR-1 (La Première) 12'602 7.4 12’539 7.0 6.8 -0.2 RSR-2 (Espace-2) 12'543 12.9 10’682 11.4 14.8 +3.4 Couleur3 11'402 2.1 14’014 2.7 1.9 -0.8 RSR Opt. Musique - - 5’169 6.5 5.9 -0.6 Rete uno 6'265 2.5 7’612 3.1 2.5 -0.6 Rete due 7'431 7.5 5’432 5.0 5.8 +0.8 Rete tre 10'434 2.7 11’881 3.1 2.9 -0.2 SRG-Radios insgesamt 179'376 7.4 190’498 7.7 7.8** +0.1**

Übersicht: Anteile einheimischer Musik der SRG-Radios 1989 - 1996 gemäss SUISA- Berechnungen

Sender 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 DRS 1 18.9 19.5 22.2 19.8 18.6 17.9 17.7 DRS 2 16.4 17.1 14.8 11.7 11.9 11.1 12.7 DRS 3 5.7 5.6 5.2 7.4 7.7 8.5 6.6 RSR-1 (La Première) 6.5 7.3 8.3 7.6 7.4 7.0 6.8 RSR-2 (Espace-2) 16.5 14.3 17.1 13.8 12.9 11.4 14.8 Couleur3 1.8 1.4 1.5 1.6 2.1 2.7 1.9

18 Es gelten die im Text erläuterten Einschränkungen und Besonderheiten. Quelle: SUISA, Dezember 1996. Details der Zusammengefassten Prozentwerte: Total der Prozente 1994: Deutschschweiz = 207.8, Romandie = 32.7 (240.5); 1995: 187.3 + 29.8 (217.1).

Teil I, Seite 28 Projektbeschreibung, Grundlagen

Sender 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 RSR Opt. Musique - - - - - 6.5 5.9 Rete uno 4.7 2.8 3.5 2.6 2.5 3.1 2.5 Rete due 6.5 6.5 9.1 6.5 7.5 5.0 5.8 Rete tre 1.4 1.9 2.2 1.9 2.7 3.1 2.9 SRG-Radios insgesamt 10.8 9.6 7.4 7.1 7.4 7.7 7.8**

CH-Quote DRS (in %)

25

20

15 DRS 1 DRS 2 DRS 3 10

5

0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995

CH-Quote RSR (in %)

18

16

14

12 RSR-1 10 RSR-2 8 Couleur3 6

4

2

0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995

Teil I, Seite 29 Projektbeschreibung, Grundlagen

CH-Quote RSI (in %)

10 9 8 7

6 Rete uno 5 Rete due 4 Rete tre 3 2 1 0 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995

Teil I, Seite 30 Teil II: Senderspezifische Darstellung

In diesem Berichtsteil werden pro Sender (in alphabetischer Reihenfolge) zusammengefasst: Resultate der mündlichen Erhebung Resultate der Musikprogrammanalyse (Juni 1996) Resultate der Erhebung von redaktionellen Beiträgen mit Bezug zu einheimischer Musik Fragestellungen und weitere (methodische) Details wurden im Teil I erläutert. Wer sich ein möglichst genaues Bild über die Situation bei den einzelnen Stationen verschaffen möchte, erhält somit einen nach Sender geordneten Überblick. Eine Auswahl der wichtigsten Re- sultate wird Berichtsteil IV thematisch zusammengefasst. Zu den Resultaten der persönlichen Befragung: Die meistens in Dialekt abgegebenen Fakten und Einschätzungen der Verantwortlichen mussten zwar gekürzt und in Schriftsprache transformiert werden. Dabei wurde jedoch möglichst der Origi- nalwortlaut beibehalten. Grundlage der Gespräche bildete ein Leitfaden; zu einzelnen Fragen waren offene Antworten möglich, bei anderen waren Antwortkategorien vorgegeben (halb standardisierte Befragung). Da die Gesprächssituation gelegentlich durch Störungen und Zeitnot beeinträchtigt war, musste in Einzelfällen jedoch bestimmte Fragen fallengelassen werden (vgl. die Erläuterungen im Teil I). Ab und zu überreichten die Befragten zur Klärung der angesprochenen Punkte schriftliche Unter- lagen. Wenn aus diesen zitiert wird, ist dies markiert. Die mündlichen Aussagen werden jedoch nicht speziell als Zitate markiert. Aus Gründen der Verständlichkeit und Übersicht sind die Fragen hervorgehoben. Zur Musikprogrammanalyse Es wird jeweils einleitend aufgezeigt, worauf die ermittelten, sehr unterschiedlichen Stichproben- daten basieren. Grundsätzliche Anmerkungen (und Einschränkungen) zu dieser Datengewinnung finden sich ebenfalls in Berichtsteil I. Eine Zusammenfassung wird im Teil IV vorgenommen. Zur Ermittlung der redaktionellen Beiträge mit Bezug zu einheimischer Musik Auch hierzu ist auf die Ausführungen im vorangegangenen Berichtsteil zu verweisen. Die Schwie- rigkeiten, zeitlich und personell ausgelastete Sendeunternehmen zu einer Beteiligung an der Ge- winnung von Redaktionsdaten zu gewinnen, werden aus diesem Abschnitt besonders deutlich. Teil IV des Berichts enthält auch hierzu eine Zusammenfassung.

Angaben von Schweizer Radio DRS werden gesondert im nächsten Hauptkapitel III vorgelegt.

Teil II, Seite 1 Senderauswertung

Radio Aktuell: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 24.4.96 Antworten von: Marc Reinhardt, Bereichsleiter Mu- sik/Moderation

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Ja Vierteljährlich erscheinen die ‘Radio Aktuell Nachrichten’ als Broschüre. Betriebsaufnahme: 30.4.84 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio Aktuell ist ein Verlegerradio: Kafera AG. Hauptaktionär ist Publicitas (51%; Radio Aktuell ist das einzige Radio, dass Publicitas betreibt), den Rest teilen sich St. Galler Tag- blatt, Ostschweiz, Appenzeller Zeitung. Umsatz pro Jahr (1995) 2,3 Mio. (netto). Radio Aktuell konnte in den letzten 10 Jahren schwarze Zahlen schreiben, was damit zu tun hat, dass bisher kaum im technischen Bereich inves- tiert wurde. 1997 wird an einem neuen Standort ein komplett neues Studio bezogen. Budget 1996 2.4 Mio.19 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Geschäftsführung

Programmkoordination

Events Musik Redaktion Moderation

Radio Aktuell verfügt nach dem Abgang des letzten Chefredaktors nicht mehr über diese Funktion. Der Programmkoordinator plant den Sendeablauf und die Schwerpunktsendun- gen. Die fehlende Chefredaktionsstelle wird kompensiert durch einen Tagesverantwortli- chen in der Redaktion.

19 Quelle: Cash, 30.8.96.

Teil II, Seite 2 Senderauswertung: Aktuell

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 1 100 Moderation 6 400 Redaktion 6 500 Musikredaktion 1 80 Sport 1 100 insgesamt 15 1180 40 ? Administration, Sekretariat 3 300 Technik 1 50 Werbung 5 500 Total (ohne Werbung) 23 2030 40 ?

Die freien Mitarbeiter rechnen auf Stundenbasis ab; der Umfang ihrer Beschäftigung ist nicht genau zu ermitteln. Die freien Mitarbeiter bestreiten etwa einen Fünftel unserer Sen- dezeit

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 24.0% 49 0.5% Häufig 40.2% 82 0.9% Etwa zur Hälfte 23.0% 47 0.5% Eher selten 3.4% 7 0.1% Praktisch nie 0.5% 1 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 8.8% 18 0.2% Total 100.0% 204 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.1 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Keine

Musikkonzept generell Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten?

Teil II, Seite 3 Senderauswertung: Aktuell

Die Moderation, die ja in erster Linie mit der Musik zu tun hat, trifft sich monatlich zu einer Sitzung; dort ist Musik immer wieder ein Traktandum. Grössere Veränderungen werden im Team besprochen Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Radio Aktuell ist das Regionalradio der Kantone St.Gallen, Appenzell, Thurgau, mit Schwergewicht auf der Statt St. Gallen. Wir stehen in einer speziellen Marktsituation: Radio Aktuell hat in der Empfangsregion ein Lokalradiomonopol, auch die SRG-Werte sind klein. Wir sind also praktisch allein in einem grossen Gebiet. Bedingt durch technische Gründe und die Topographie kann unser Sender allerdings nicht das ganze Konzessionsgebiet ab- decken. Daher richtet sich Radio Aktuell an ein bezüglich Alter und sonstigen Strukturen sehr ver- schiedenes Publikum. Das Programm ist mehrheitsfähig aufgebaut. Im Musikprogramm gehen wir deshalb Konzessionen ein. Wir senden weder Volkstümliches, noch Klassik, Hardrock, HipHop, Techno usw. Musikschwerpunkte im Tagesprogramm: Middle Of The Road, AC-Konzept (siehe oben), sehr Oldies-orientiert. Unsere Zielgruppe sind die 18 bis 35jährigen, doch müssen wir offen für die anderen Bevölkerungsteile sein. Teils haben andere Genres Platz in den Abendspecials: Schweizer Musik, Jazz, Country, Oldies Musik aus Frankreich, Italien. Klassik ist am Sonntagvormittag, Volksmusik am Sonntagabend plaziert. Unser Musikkonzept sieht vor, dass jeder dritter Titel ein nicht-englischer sein muss. Hier haben einheimische Mundartproduktionen also eine Chance. Geht aus dem generellen Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Welcher? Nein. Wir haben kein Pflichtprozent. Die Herkunft der Musik ist für uns sekundär. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Wir werten regelmässig Wunschkonzert-Meldungen aus. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Nach der letzten Auswertung wünschten sich von 331 Personen 21 einen Schweizer Pop- oder Rocksong (= 6%), weitere 6 (1,9%) einen Volkstümlichen Beitrag.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Siehe unten Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen? Ja.

Musikprogrammierung (Detail) Tagesprogramm: M.R. Organisation ist derzeit im Umbruch. Momentan läuft alles über mein Pult. Neuheiten werden nach verschiedenen Kriterien klassifiziert, vor nach allem Spielbarkeit und entsprechend (auf dem Tonträger) markiert. Das Programm wird erstellt aus den im Studio verfügbaren, freigegebenen Neuheiten, den auf der Playlist notierten Titeln und den als spielbar markierten Archivtiteln. Innerhalb die-

Teil II, Seite 4 Senderauswertung: Aktuell

ser Vorgaben haben die Sendegestalter unter Berücksichtigung der Sendeuhren freie Hand. Zusätzlich haben die Moderatoren Zugriff auf 4500 Titel aus unserem Computersys- tem. Dabei handelt es sich ausschliesslich um Hits. Der Freiraum war bisher relativ gross, der Titeleinsatz konnte nur kanalisiert, nicht aber präzise bestimmt werden. Unser Ziel ist es, nicht einzelne personalisierte Stunden anbieten zu können, sondern ein einheitlicheres Programm. Daher arbeiten wir an einer stärker computergestützten Lösung für ein Programm mit einem besseren Profil. Im Bereich der Specials sind die Moderatoren autonom.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- Ja und Interpretensuche Automatisierte Titelauswahl; Musik- MTS programmierung-Software, Anwen- Nachtprogramm, aber auch Rückgriff im Tagesprogramm dungsbereich möglich. Ablaufautomatisierung, Anwendungs- Vollcomputerisierte Musikredaktion in Planung bereich Titelstock, Anteil CH-Titel 4500 Titel; teils auf CD-R. CH-Anteil: 20 Titel (= ca. 0,5%) CD-Wechsler Ja Titelstock, Anteil CH-Titel ? Harddisk - Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb Ja (Tagesprogramm, Specials)

Radio Aktuell ist neben Grischa die zweite Station, die eine Computerlösung (Software: Oplog; System: MTS) in Betrieb genommen hat. Mittlerweile arbeitet der Sender mit einer erweiterten Variante von Media Informatik (die hierfür eine Lizenz erworben haben). Einsatz EDV in Zukunft? Harddisk (kombiniert mit CD-Wechsler) vorgesehen

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Nie. Wir behandeln Schweizer Musik genau gleich wie alle anderen Titel. Das heisst, wir richten darauf auch das selbe Augenmerk, wenn es sich um besondere Produktionen han- delt, die sich für einen Einsatz in einem Special eignen. Unbekannte Bands, die persönlichen Ergüsse verbreiten wollen, welche unseren Ansprü- chen nicht gerecht werden, haben darum keine Chance.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? 300 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 150 Wie beurteilen Sie die Menge/Qualität der CH-Neuerscheinungen?

Teil II, Seite 5 Senderauswertung: Aktuell

Weil es für die Bands einfacher und billiger geworden ist, selber Tonträger herzustellen, sind in den letzten Jahren mehr Produktionen erschienen, auch mehr schlechtere. Aus un- serer Sicht kommt da zuviel nicht Brauchbares. Ein grosser Teil der Schweizer Bands nimmt keine Rücksicht auf die - durchaus kommerziellen - Bedürfnisse der Lokalradios. Sie wollen bewusst schräg sein und befassen sich viel zu wenig mit der Frage, wie das Produkt auf den Markt gebracht wird. Viele begehen den Irrtum, dass es genügt, ihre CD zusam- men mit einer möglicherweise unleserlichen Bio an die Lokalsender zu schicken. Wir erhalten nach wie vor Demotapes mit der Aufforderung, diese im Programm zu be- rücksichtigen. Das zeigt, wie wenig sich die Bands mit den Anforderungen der Sender aus- einandersetzten. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Bei Labels und Vertriebe mit schweizerischen Produktionen ist ein grosses Bemühen um eine lokalradiogerechte Information spürbar. Manchmal schlägt dieses Bemühen um Auf- merksamkeit jedoch in Aktionen um, die ihren Zweck verfehlen, weil sie zu aufdringlich sind.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Musikzeitschriften: Musikwoche, Musikmarkt, Musikexpress, Swiss Music Info usw. (Music Scene haben wir abbestellt, weil es uns nichts bringt.)

Tonträger-Archiv Im Archiv befinden sich circa 3500 CDs, 2000 LPs. Wir archivieren nur, was wir auch spie- len. Spielbare Einzeltitel einer Longplay-CD überspielen wir auf CD-R, die Original-CD wer- fen wir weg. Das Archiv wird nach Sprachen, darin nach Alphabet geordnet. Schweizer Tonträger erhalten keine spezielles Markierungen. Wie gross schätzen Sie den Anteil schweizerischer Produktionen im Archiv?) Schweizer Anteil im Archiv: Ca. 10%

Informations-/Künstler-Archiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Bio-Archiv vorhanden.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird?

Sendetitel Rock Schwiiz Volkstümlich

Ausstrahlungs- Mo, 19-20h So, 19-20h zeiten Dauer 1 1 Programmstd. p. 4 4 Monat

Teil II, Seite 6 Senderauswertung: Aktuell

Charakterisierung Rock- und Popneuheiten, Portraits, Echte Folklore, volkstümliche Musik (keine vorwiegend aus der Region alpenländischen Schlager) Zuständigkeit Wird von auswärts betreut (bisher: Willy Valotti, Christina Baier, Martin Völkin Roman Riklin, neu: Michael Stuber)

Rock Schwiiz wurde eingeführt und im Rahmen der Neustrukturierung des Programms so- gar auf eine Stunde ausgedehnt, weil wir gemerkt haben, dass hierfür ein klares Bedürfnis besteht. Es gibt Leute, die sich mit Vorliebe nur diese Sendung anhören. Genauso wissen wir, dass es Leute gibt, die ab- oder umschalten, wenn diese Sendung kommt.

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Ca. 2 mal pro Woche. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen? Der Anteil ist gross (75%). Wenn ein Anlass gegeben ist, bieten wir Schweizer Interviews sowohl im Tagesprogramm, als auch in der Rubrik Sonntagsgast oder eben in unseren Specials. Im Special Rock Schwiiz kommt zu einem Interview, wer sich darum bemüht. Im Music-Corner (täglich um 14.30h, 15-minütig; gelegentlich mit O-Ton, Wettbewerben) stel- len wir zusätzlich in Kurzbeiträgen Neuheiten oder Ereignisse vor. Ansonsten machen wir im allgemeinen keine Interviews mit Bands, die lediglich eine Single vorzuweisen haben oder die ihre CDs im Eigenvertrieb unter die Leute bringen. Das ist ers- tens oft eine Qualitätsfrage und zweitens erweisen wir unseren Hörern keinen Dienst damit - die CD ist ja nirgends zu kaufen. Wir brauchen einen aktuellen, regionalen Aufhänger - also ein Konzert oder die Möglichkeit, den Tonträger einer Band von Interesse im Geschäft erwerben zu können. Wie kommen Interviews zustande? Das funktioniert bei uns so, wie es international üblich ist, also meistens durch Anfrage der Künstler. Wir bemühen uns eigentlich nur bei den grossen Stars wie Züri West oder Polo Hofer selber um Termine.

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 85% 70% 90% 100%

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) 1 von 50 Titeln, = Ca. 2% (Specials eingerechnet, im Tagesprogramm eher weniger).

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Ja. Wir haben ab und zu Konzerte mit St. Galler Bands selber veranstal- tet, vor allem zum zehnten Geburtstag.

Teil II, Seite 7 Senderauswertung: Aktuell

Übertragung von Konzerten Nein, zu hohe Kosten Produktionen Wir haben des Medienpatronat eines Samplers mit lokaler Musik über- nommen (Pop Me Gallus);Trailer, Verkauf. Wettbewerbe Früher Volksbank-Rock, heute nichts mehr.

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Bessere Informationen und Promotion mittel Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität klein Gefälligeres Songmaterial gross Mehr und höhere Hitparadenplätze klein Bessere Aufnahmequalität klein Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet mittel Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrichtung unseres Senders gross Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung klein Mehr Initiative der Plattenindustrie klein Höheres Publikumsinteresse gross Die Interpreten müssten sich stärker selber bemühen mittel

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) klein Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ klein Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit klein Weitere) spezielle Sendegefässe mittel Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern mittel Verbesserung der Kenntnis über CH-Angebot/Neuheiten klein Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) mittel

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Sehr dienlich wäre die Veröffentlichung von ‘Edits’ von Titeln, also von radiotauglichen Va- rianten, die speziell für die Sender gemischt würden. Überheblich gesagt, sind wir ja nicht

Teil II, Seite 8 Senderauswertung: Aktuell

auf einheimische Titel angewiesen, sondern die Künstler auf uns. Daher finde ich es nahe- liegend, wenn diese sich mehr nach uns richten würden. Wir sind nicht erpicht darauf, Sin- gles einzusetzen, die uns - zum Beispiel wegen eines endlosen Gitarrensolos - nicht gefal- len. Ich bezweifle, dass es hierfür ein Publikumsinteresse gibt. Musiker und Bands, die In- teresse haben, aus dem Keller herauszukommen, sich zu zeigen und gespielt zu werden, müssen dafür in Form von ihrer Produktion einen Beitrag leisten. Andererseits nützt es uns auch nicht viel, wenn eine schräge Grunge-Band zu Radiozwecken eine Ballade bereithält; die zu spielen, wäre eine ‘Verarschung’ der Hörer. Wir nehmen diesbezüglich eine gewisse Verantwortung den Hörern gegenüber wahr. Kurz: Wer bei uns gespielt werden möchte, muss sich nach unseren Anforderungen rich- ten. Natürlich haben wir nichts Grundsätzlich gegen andere Musik. Doch sollen deren An- bieter keine Forderungen stellen. Die sollen sich bei den Sendern melden, die dafür Platz haben, etwa DRS3.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? So etwas liesse sich nicht durchsetzen. Es wäre nicht soviel Material vorhanden. Es wür- den immer die gleichen Titel gespielt werden. Der grosse Output der Musikszene ändert daran nichts, denn er passt nicht zum Programm. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Ausgestaltung Keine Angaben Spielraum? Keine Angaben

Radio Aktuell: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Komplette Titelliste der im gesamten Musikprogramm (00-24h) gesendeten Schweizer Titel unter Angabe von Titel, Interpret, Einsatzzeitpunkt und Spieldauer. Einschränkungen: Vermerkt wurden ausschliesslich Stücke von einheimischen Interpreten bzw. Komponisten; Angaben zur Zahl der im Vergleichszeitraum gesende- ten internationalen Stücken konnten vom Sender nicht erbracht werden. Eine Anteilsberechnung muss daher auf Schätzungen beruhen. Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel durch Sender (Selbstdekla- ration).

Radio Aktuell: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Geschätzte Titelzahl CH-Titel 00-24h Geschätzte Titelzahl CH-Titel 06-18h 00-24h 06-18h 1.6.96 6 5 2.6.96 6 6 3.6.96 18 10 4.6.96 5 1

Teil II, Seite 9 Senderauswertung: Aktuell

Datum Geschätzte Titelzahl CH-Titel 00-24h Geschätzte Titelzahl CH-Titel 06-18h 00-24h 06-18h 5.6.96 3 3 6.6.96 4 4 7.6.96 2 2 8.6.96 1 1 9.6.96 0 0 10.6.96 12 3 11.6.96 3 3 12.6.96 3 3 13.6.96 7 6 14.6.96 7 6 15.6.96 7 6 16.6.96 4 3 17.6.96 13 1 18.6.96 6 1 19.7.96 6 5 20.6.96 3 3 21.6.96 7 7 22.6.96 0 0 23.6.96 4 4 24.6.96 21 9 25.6.96 2 0 26.6.96 0 0 27.6.96 5 3 28.6.96 5 5 29.6.96 3 3 30.6.96 5 4 Total 978020 168 489021 107 100% 1.72% 100% 2.19%

20 Schätzwert beruhend auf der Angabe des Senders, den Tagesverlauf aus 85% Musik zu bestreiten und unter der Annhame einer durchschnittlichen Titelspieldauer von 3’45“. 21 Schätzwert wie oben, stundenbereinigt.

Teil II, Seite 10 Senderauswertung: Aktuell

Radio Aktuell: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Schreiben an den Verfasser; Liste mit Angaben der Sendetitel und der darin eingesetzten Stücke. Einschränkungen: Erhebungsbogen wurde nicht verwendet, detaillierte Angaben fehlen. Besonderheiten: Radio Aktuell macht darauf aufmerksam, dass ab dem 19.6. regelmässig auf das Open Air St.Gallen hingewiesen wurde - und dabei auch CH-Bands vorgestellt rsp. deren Musik eingesetzt worden ist. Da in den Listen dazu allerdings konkrete Angaben fehlen, konnten diese Beiträge nachstehend nicht erfasst werden.

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* 3.6., 15.30 Plattentip 15’ Züri West-CD Hoover Jam T, B 3.6., 19h Rock Schwiiz 60’ Special M 10.6., 19h Rock Schwiiz 60’ Special M 15.6., 11h ? 30’ Interview & Musik Markus Sahli I 17.6, 19h Rock Schwiiz 60’ Special M 24.6., 19h Rock Schwiiz 60’ Special M Totalzeit: 4h45

*) M = Gemischte (Magazin-)Sendung, I = Interview, B = Bericht, T = Tonträgerrezensionen V = Veranstaltungsbesprechung, G = Gesprächsrunde Ü = Konzertübertragung, A = Andere Beiträge.

Teil II, Seite 11 Senderauswertung: Argovia

Radio Argovia: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 5.6.96 Antworten von: Michel Ehrismann, Programmleiter Hanspeter Bäni, Musikredaktor Schweizer Szene

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Nein. Nur Tarifdokumentation. Betriebsaufnahme: 1990 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Hauptaktionär: ATBT-Verlag (50%) Umsatz pro Jahr (1995) 6.5 Mio. Fr.22 Budget 1996: 6 Mio. Fr. 23 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten Konnte nicht abgegeben werden

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 3 300 Moderation 7 700 3 60 Redaktion 9 900 6 100 Musikredaktion 1 100 Programmkoordination 1 90 insgesamt 21 2090 9 160 Administration 2 180 Sekretariat 2 200 2 20 Technik 1 100 Werbung 5 500 Total (ohne Werbung) 26 2570 11 180

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Weitere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in %

22 Persönlich, 7.6.96 23 Persönlich, 7.6.96

Teil II, Seite 12 Senderauswertung: Argovia

Praktisch immer 24.3% 137 1.5% Häufig 27.1% 153 1.7% Etwa zur Hälfte 16.3% 92 1.0% Eher selten 4.6% 26 0.3% Praktisch nie 0.7% 4 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 27.0% 152 1.7% Total 100.0% 412 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.0 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Keine. Besonderheit (zum Befragungszeitpunkt: (Frequenzsplit mit Aargauer Regionalradio)

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Konzept besteht, wird aber nicht veröffentlicht. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Das Konzept besteht seit mehr als vier Jahren uns wurde seither nur geringfügig verändert. Da muss nicht mehr gross diskutiert werden. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Wir definieren uns in etwa so wie alle anderen Lokalsender in der Schweiz. Vom Musikpro- fil her sind wir eine Mainstream-Sender mit kommerzieller Popmusik. „Vorrang hat eine durch Hits und Oldies gemischte, unterhaltende Musik“ (Werbedokumentation). Die Spar- tensendungen haben wir praktisch alle abgeschafft, mit Ausnahme der Schlager- und Volksmusiksendung am Sonntagabend sowie eines Country-Fensters. Aus dem Konzept gehen die ungefähren Anteile verschiedener Stilbereiche am Mix hervor:

Stilbereiche Anteile 80er-Hits 20% Oldies (60er & 70er) 20% Aktuelle Hits 15% Country 10% Italienische Musik 10% Französische Musik 10% Deutsche Musik 10% Schweizer Musik 5% Total 100%

Bei den Wortbeiträgen halten wir uns knapp, meist unter 2 Minuten. Zu unserer Besonder- heit zählt das Frequenzsharing mit dem Aargauer Regionalradio (Mo - Fr 20 - 20.15h, Do 3

Teil II, Seite 13 Senderauswertung: Argovia

Std.). Voraussichtlich ab 1.März 1997 wird diese Situation aufgehoben, wenn dann das Aargauer Regionalradio eine eigene Frequenz bedienen kann. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Nein. Die Schweizer Szene ist sowieso erst seit eineinhalb Jahren aktiv.24 Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nein. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Generell: gering. Ist aber abhängig von den Veröffentlichungen. Wenn z.B. Peter Reber ei- ne neue CD macht, wächst die Nachfrage natürlich.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? In der Musikredaktion arbeite ich zusammen mit einer weiteren Person. Diese Arbeit erle- dige ich allerdings neben der Programmleitung und der Moderation. Wir können uns keine vollamtlichen Musikredaktoren leisten, wie dies bei DRS möglich ist. Wir hören alles an, was neu hereinkommt und klassifizieren es. Da nehmen wir uns mehr Zeit als viele andere Sender. Ich weiss von Beispielen in Zürich, wo Unbekanntes gleich weggeschmissen wird. Ich denke, wir von Argovia sind die Musik-Cracks. Wir haben auf diese Weise schon viel Interessantes entdeckt. Gemäss der Klassifizierung erhalten die CDs - in Ergänzung zur Erfassung im Computer - farbige Punkte. Damit wird signalisiert, was wie oft und in welchen Programmteilen gesen- det werden darf. 30% der Titel werden bei uns noch von Hand eingesetzt. Wir arbeiten hauptsächlich mit MTS, unserem Musikcomputer, der auf Harddisk und CD- Wechsler zugreift. Dort geben wir aber nur die Hits und die gängige Radiomusik ein. Zu- sätzlich führen wir dort noch 60 Schweizer Titel von ebenso vielen Interpreten. Diese set- zen wir vor allem in der Nacht ein, damit bei der SUISA aus unseren Auswertungen erkannt wird, dass wir für die einheimische Musik auch etwas machen. Am Tag kann man Schwei- zer Musik ja nicht allzu häufig bringen. Dann senden wir sie eben in der Nacht oder am Abend. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja, die einzelnen Moderatoren kennen sich in diversen Musikgebieten aus. Für die Schwei- zer Szene haben wir einen Mitarbeiter. Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen Ich bin seit langem Musiker, habe aber keine musikredaktionelle Fachausbildung.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Siehe oben. Die Kategorien sind vorgegeben, nicht die genauen Titel. Die Moderatoren haben sich bei der Auswahl der Stücke danach zu richten. In den Infosendungen sind dagegen auch die Titel schon vorgegeben. Diese Sendungen werden von den Redaktoren präsentiert, die sich mit Musik nicht auch noch auseinander-

24 In Abweichung zu den mündlichen Angaben geht aus dem nachgereichten Konzept sehr wohl ein beabsichtigter Schweizer Musikanteil von 5% hervor.

Teil II, Seite 14 Senderauswertung: Argovia

setzen sollen. In diesen Stunden haben wir keine deutsch gesungenen Titel, geschweige denn Schweizer Mundartmusik. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Innerhalb der gesetzten Kriterien ist die Auswahl frei. Siehe oben.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- Ja und Interpretensuche Automatisierte Titelauswahl; Musik- MTS. programmierung-Software, Anwen- 70% der einzelnen Sendungen dungsbereich Ablaufautomatisierung, Anwendungs- - bereich Titelstock, Anteil CH-Titel 6000 Titel; 60 CH-Titel (1%) CD-Wechsler Ja Titelstock, Anteil CH-Titel ? Harddisk Ja Titelstock, Anteil CH-Titel ? Manueller Betrieb Ca. 30% der einzelnen Sendungen

Einsatz EDV in Zukunft? -

Programmierungskriterien CH-Musik Da wir täglich mit 50 und mehr internationalen Produktionen überschwemmt werden, ginge die Schweizer Musik völlig unter, wenn wir dafür nicht einen Spezialisten einsetzen würden. Hanspeter Bäni sichtet das einheimische Material und verarbeitet es in seiner Sendung. Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Eher nicht.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? 300 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 150 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Die Menge der Neuheiten ist ok. Doch das leide an der Schweizer Musik ist, dass man sie schon nach zwei Sekunden erkennt. Gewisse Produktionen ragen aus der Masse heraus. Doch die meisten tönen wie aus dem Keller, das ist schlecht für das Programm. HB: Ich setzte mich sehr für die einheimische Szene ein. Wegen der grossen Menge schweizerischer Neuheiten gehen auch hier viele Produktionen unter. Es ist schwierig, hier einen Überblick zu bewahren. Obschon das Argovia-Programm gestrafft wurde und Speci- als ansonsten aufgehoben worden sind, haben ich mir eine neue Präsentationsform für ei- nen Schweizer Special einfallen lassen (siehe unten). Dennoch muss ich mich praktisch auf Highlights beschränken.

Teil II, Seite 15 Senderauswertung: Argovia

Viele Gruppen betreiben heute einen grossen Aufwand, das Niveau der Produktionen ist allgemein gestiegen. Der abschätzige Touch, mit dem schweizerischen Produktion immer noch begegnet wird, ist nicht mehr gerechtfertigt. Da herrscht immer noch ein Komplex vor, eine Abwehr gegenüber heimischem Schaffen. Natürlich gibt es die verfrühten Aufnahmen. Manchen Bands täte es gut, mit einer CD noch zuzuwarten. Mir ist klar, dass gewisse CDs nicht in erster Linie gemacht werden, damit sie am Radio laufen, sondern dass Veranstalter besser überzeugt werden können. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Man gibt sich Mühe...

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Durch die Bemusterung. Zeitungen und Fachmedien, vor allem Swiss Music Info.

Tonträger-Archiv Keine Angaben möglich.

Informations-/Künstler-Archiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Ablage vorhanden.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Zu Beginn des Argovia-Programms führten wir noch eine Sendung für die einheimische Musik. Diese wurde jedoch - wie alle anderen Spartenprogramme - abgeschafft. CH-Szene ist eigentlich nur ein Schnipsel im ansonsten vereinheitlichten Ablauf.

Sendetitel CH-Szene Volkstümliches Ausstrahlungs- Sa: Ca. 10.30-10.40h, W. Di-Abend So, 21-22.30 zeiten Dauer 10 Min. 1,5 Std. Programmstd. p. 80 Min. 6 Monat Charakterisierung Hoch verdichteter Kurzbeitrag im Volkstümliches Portrait, volkstümliche Hitpara- Medley-Stil, inkl. O-Ton. de, Wunschkonzert. (viel, aber nicht nur Schweizer Musik). Zuständigkeit Hanspeter Bäni

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? 2-3 p. Woche. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen 1 p. Woche, d.h. ca. 30-50%. Wie kommen Interviews zustande? Häufig durch Kontakte der Plattenfirma

Teil II, Seite 16 Senderauswertung: Argovia

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm) Der Sender war nicht in der Lage, hierzu Angaben zu machen.

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Wenig. Von 100 Titeln sind es etwa 3. (3%).

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Alljährlich zu unserem Geburtstag lassen wir 20 Schweizer Gruppen live auftreten. Andere Veranstaltungen begleiten wir als Sponsor mit Trailer- Unterstützung in unserem Programm. Gleicherweise verfahren wir ab und zu mit CDs von hiesigen Bands, die wir mit Gratis-Spots bewerben. Übertragung von Konzerten Früher haben wir Rock gegen Hass in Lengnau übertragen. Gelegentlich senden wir auch Konzerte von Schweizer Auftritten in der Region. Produktionen Wir haben einen CD-Sampler „Argovia Rock“ mit regionalen und nationa- len Gruppen produziert. Ob wir dies noch einmal machen, ist offen. Wettbewerbe Wir unterstützten einen Wettbewerb für Aargauer Gruppen (Talent- Event). Wir liessen die aufgrund von Demotapes ausgewählten Gruppen in einem Saal in Lenzburg auftreten, wo das Publikum einen Sieger be- stimmte. Mit dieser Gruppe haben wir in unserem Studio eine CD produ- ziert. Wir haben vor, dies zu wiederholen. finanzielle Unterstützung - Verkaufsaktionen -

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion mittel Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität gross Gefälligeres Songmaterial gross Mehr und höhere Hitparadenplätze mittel Bessere Aufnahmequalität gross Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet klein Stärkere Orientierung an der musikalischen mittel Ausrichtung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Beliefe- klein rung Mehr Initiative der Plattenindustrie gross Das wäre äusserst wirkungsvoll. Höheres Publikumsinteresse klein Die Interpreten müssten sich stärker selber - bemühen

Teil II, Seite 17 Senderauswertung: Argovia

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. gross Das ist im Zusammenhang mit der aus- Anteil) gebauten Computerisierung vorgese- hen. Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ klein Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit mittel Weitere) spezielle Sendegefässe klein Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH- klein Künstlern Verbesserung der Kenntnis über CH- klein Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile klein (Network)

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Nein.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Eine staatliche Regelung würden wir ablehnen. Ich denke, wir machen freiwillig schon viel, vor allem für die Aargauer Musikszene. Wenn wir dazu gezwungen würden, hätten wir dar- auf weniger Lust. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Begründung Ihrer Haltung? Analog zu den Bewegungen im internationalen Bereich gibt es auch mit einheimischer Mu- sik Phasen, wo wir dank des Angebotes mehr machen können. Dann passiert wieder zwei bis drei Monate gar nichts. Aus diesem Grunde wäre eine kontinuierliche Erfüllung einer so hohen Quote schwierig bis unmöglich. HB: Andererseits fehlt es oft am Mut, auch mal etwas einzusetzen, das nicht ins Schema des hohen Wiedererkennungswertes passt. Ich denke, die Lokalsender haben auch einen kulturellen, ethischen Auftrag. Der wird zuwenig wahrgenommen. HB: In der heutigen Radiolandschaft herrscht Reizüberflutung vor, Tiefe ist nicht mehr ge- fragt. Es würde uns Lokalradiomachern in diesem Sinne gut anstehen, uns mehr auf die lokale Musikkultur abzustützen. Ausgestaltung Wer ein solches Gesetz erlassen würde, muss gleichzeitig die Bands finanziell unterstüt- zen und damit einen Ausgleich schaffen für die weitgehend ausbleibende Förderung durch

Teil II, Seite 18 Senderauswertung: Argovia

die hiesige Plattenindustrie. Es liegt wirklich nicht an der Musik, sondern an den Marke- tingmassnahmen und so weiter. So wie Gotthard oder DJ Bobo spielen viel Interpreten in den Übungskellern. Das merkt man beim Durchhören der Schweizer CDs. Da stimmt alles - bis auf die Produktion. Dafür fehlt den meisten das Geld. Hier müsste bei einer Quoten- regelung parallel angesetzt werden. Spielraum? Ich denke eine weitere Bevorzugung schweizerischer Musik durch entsprechende Vorkeh- rungen in der Programmierungssoftware wäre kein Problem. Unser Spielraum liegt bei ein bis zwei Stücken pro Stunde (=ca. 10%).

Radio Argovia: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Liste der im Monat Juni gesendeten Titel von Schweizer Interpreten. Einschränkungen: Aus den übermittelten Listen geht nicht hervor, zu welchem Tageszeitpunkt die Einsätze erfolgten. Ausserdem fehlen Anhaltspunkte über die Zahl der internationalen Musikstücke im Monat Juni. Diese Vergleichswerte müssen also auf Schätzungen beruhen.

Radio Argovia: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Zahl aller Titel CH-Titel (geschätzt) Juni 1996 9360 28 100% 0.3%

Radio Argovia: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Schreiben an den Verfasser Einschränkungen: Entgegen den Zusagen in der mündlichen Erhebung wurden schliesslich hierzu keine Angaben gemacht. Erhebungsbogen wurde nicht verwendet, mehrere schriftliche und telefonische Rückfragen blieben erfolglos.

Es muss angenommen werden, dass Radio Argovia im Monat Juni 1996 keine redaktionellen Bei- träge zu einheimischer Musik programmiert hatte.

Teil II, Seite 19 Senderauswertung: Basilisk

Radio Basilisk: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 30.4.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Niggi Freundlieb, Leiter Moderation, Mitglied der Redaktionsleitung Nick Schulz, Musikspezialist, Automatisations- betreuer

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Ja. Unter anderem festgehalten in der Zeitschrift „Radio Basilisk 10 Joor“. Betriebsaufnahme: 1993 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio Basilisk AG Christian Heeb (50%,Chef Radio Basilisk), Hans-Ruedi Ledermann (50%; Chef Medag [Akquisitionsfirma]) Umsatz pro Jahr (1995): 6 bis 7 Mio. p. Jahr Budget 1996: 4.9 Mio.25 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Radio Basilisk Verwaltungsrat

Geschäftsleitung (Heeb/Ledermann)

Redaktionsleitung - Info-Chef -Moderations-Chef

Musik Werbung

Redaktion

25 Quelle: Cash, 30.8.96

Teil II, Seite 20 Senderauswertung: Basilisk

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 4 400 Moderation 4 400 8 Redaktion 6 600 30 Musikredaktion 1 100 insgesamt 15 1500 38 ? Administration, Sekretariat 4 400 Technik 2 200 Werbung 5 500 Total (ohne Werbung) 26 2600 38 ?

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 22.6% 79 0.9% Häufig 25.4% 89 1.0% Etwa zur Hälfte 23.4% 82 0.9% Eher selten 10.6% 37 0.4% Praktisch nie 2.0% 7 0.1% Weiss nicht/keine Angaben 16.0% 56 0.6% Total 100.0% 350 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.3 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Radio Zürisee, Radio Basilisk und Radio ExtraBE machen ein gemeinsames Nachtpro- gramm (0 - 5.30 Uhr), dass sie im Turnus bestreiten. Pro vier Wochen produziert Radio Basilisk 14 Nächte (ExtraBE 6, Zürisee 8). Tierarzt von Radio Z Jazzfestival Montreux: Sendungen von Radio 24

Teil II, Seite 21 Senderauswertung: Basilisk

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Keine. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Kaum. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Wir sind der Sender für Basel, ein Programm aus der Region für die Region. Basilisk ver- fügt über ein AC-formatiertes, Selector-gestütztes Daytime-Programm mit ca. 2000 rotie- renden Titeln, darunter viele Hits. Heavy-Rotationen werden laufend überprüft und geän- dert. Light-Rotationen (Classics, 70er, 80er etc.) etwas weniger oft. Wir verfahren nach dem Konzept des grössten gemeinsamen Nenners (in bezug auf die Präferenzen des Ziel- publikums). Wir führen daneben über eine Reihe von Spezialsendungen. Im Tagespro- gramm verzichten wir auf schräge und zu harte Sachen sowie alle ‘Extremsportarten’. Geht aus dem generellen Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Welcher? Nein. Im Tagesprogramm unterscheiden wir nur nach Musik, die möglich ist und solcher, die wir nicht einsetzen. Wir nehmen keine besondere Rücksicht auf einheimische Produkti- onen. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nein. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Gering, unter 5%. Das Stammpublikum unserer Jugendsendung, wo einheimische Musik und Produktionen aus der Region stark berücksichtigt werden, liegt bei etwa 4%.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Eine eigentliche Musikredaktion gibt es nicht mehr. Für Software und den Computerbetrieb im Musikbereich zuständig ist Nick Schulz. Er nimmt nach Vorgabe unseres Chefs die Titel auf Harddisk auf und übernimmt das gesamte Handling mit dem Computer. Die Zusam- menstellung des Repertoires basiert auf einer Reihe von Kriterien, nach denen Einzeltitel geprüft werden. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen? Ja, für Country (Jürg Hofer, Christoph Klein), Jazz (Thomas Möckel). Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen Keine spezielle.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Unser Musikmann nimmt nach Vorgabe unseres Chefs Christian Heeb die Titel auf Hard- disk auf und übernimmt das gesamte Handling mit dem Computer. Die Zusammenstellung des Repertoires basiert auf einer Reihe von Kriterien, nach denen Einzeltitel geprüft wer- den, im wesentlichen aber nach der Frage ‘passt das - oder nicht?’. Dabei geschieht vieles aus dem Bauch heraus. Wir sind sehr aktuell. Hits berücksichtigen wir nur, wenn sie ins Programm passen. Da Nick Schulz Engländer ist, hat er einen schwierigeren Zugang zu einheimischen Neu- heiten, besonders den Dialektproduktionen. Unter Umständen fragt er dann im Team nach.

Teil II, Seite 22 Senderauswertung: Basilisk

Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Keine, es ist alles auto- matisiert.

Automatisierung

Datenbank für Archiv-Verwaltung, Ja, Selector Titel- und Interpretensuche Automatisierte Titelauswahl; Musik- Ja, Selector programmierung-Software, Anwen- dungsbereich Ablaufautomatisierung, Anwendungs- Ja, redaktionelle Beiträge kommen ebenfalls ab Harddisk bereich Titelstock, Anteil CH-Titel - CD-Wechsler - Titelstock, Anteil CH-Titel - Harddisk Ja, praktisch für das gesamte Programm, ausgenommen die Spezialsendungen Titelstock, Anteil CH-Titel Ca. 2000 Rotationstitel 44 CH-Titel (= 2,2%); eruierbar nach CH-Kriterium Manueller Betrieb Nur Spezialsendungen

Einsatz EDV in Zukunft? Es ist schon alles Machbare realisiert.

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Nein, nie.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? 300 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 150 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Die Menge ist enorm, aber es kommt viel Schrott heraus. Nur die Hälfte der Neuerschei- nungen ist brauchbar. Der andere Teil wird am Markt vorbei produziert. Die Szene ist über alles gesehen viel zu avantgardistisch. Es fehlen uns die radiotaugli- chen Produktionen. N.S.: Der Schweizer Künstler ist ein ganz, ganz ernstes Tier. Wir werden nie einen Phil Collins, Cliff Richard oder Elton John aus der Schweiz erleben. Die wenigen, die in der Schweiz Musik machen, um Geld zu verdienen und das bringen, was die Leute wollen - wie z.B. DJ Bobo - werden von den anderen Künstlern verachtet. Was jedoch diese Musiker von sich geben, ist für uns als Hit-orientierte Popstation nicht interessant. Was wir brau- chen, sind Künstler, die etwas für das Durchschnittspublikum bringen. Zum Glück haben dies einige Gruppen - etwa Züri West - gemerkt. Nochmals: wir haben gar nichts gegen die Schweizer Musikschaffenden, doch diese scheinen etwas gegen das Schweizer Radio zu haben. Auf der einen Seite müssen wir aus unternehmerischen Grün-

Teil II, Seite 23 Senderauswertung: Basilisk

den ein bestimmtes Konzept fahren, auf der anderen Seite wollen die Musiker Radio- Airplay mit Stücken, die nicht populär werden können. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Plattenfirmen geben sich in der Regel sehr viel Mühe. Wir bekommen viele Infos, doch ist die Qualität der Zusendungen unterschiedlich und vom jeweiligen Vertrieb abhängig.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Durch Zusendungen, Medien.

Tonträger-Archiv Grösse (Platz; Anzahl LPs, CDs, sonstige Tonträger) Wir besitzen 20- 30’000 Vinylplatten und CDs. Relativ viele Platten wurden und werden verkauft. Da wir Harddisk-orientiert arbeiten, wir der Grossteil der Neuerscheinungen eingelagert. Der Anteil schweizerischer Produktionen im Archiv ist sehr gering. Detailliertere, weitere Angaben sind nicht möglich.

Informations-/Künstlerarchiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Kleines Handarchiv mit Informationen über die wichtigsten Interpreten.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Nein. Den höchsten Anteil mit regional/nationaler Musik (rund 20%) hat unsere tägliche einstündige Jugendsendung Click (Wochentags, 19-20h); dort kann auch gespielt werden, was im Tagesprogramm nicht Verwendung findet. Das Programm wird von jungen DJs aus der Szene gestaltet, die sonst bei Radio Basilisk nicht vorkommen. Einheimische Jazzproduktionen kommen in unserem Jazzspecial vor. Natürlich verfolgt Basilisk das Geschehen in der Lokalszene; gelegentlich - wie im Falle des 20-Jahresjubiläums von Lazy Poker - bringen wir dazu auch Beiträge im Begleitpro- gramm. Anzumerken ist, dass es relativ wenig Baslerdeutsche Popsongs gibt. Wenn sich das ändern würde, käme dies in unserem Programm - bei entsprechendem Sound - wohl zum Ausdruck.

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Im Tagesprogramm bringen wir aus konzeptionellen Gründen nur wenige Musikerinter- views; allerhöchstens 3x p. Woche. Dazu kommen 3 -4 wöchentliche (teils längere) Inter- viewbeiträge im Jugendprogramm. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen 50%

Teil II, Seite 24 Senderauswertung: Basilisk

Wie kommen Interviews zustande? Mehrheitlich aufgrund eigener Anfragen. Die Industrie hat mittlerweile unser Konzept zur Kenntnis genommen, und nietet sich nicht mehr so häufig an wie früher. Daher kommen In- terviews mehrheitlich aufgrund eigener Anfragen zustande.

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 80% 35-50% 80% 82%

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Im Durchschnitt etwa 2 von 100.

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Wir patronieren Konzerte von Grossen internationalen Acts, nur aus- nahmsweise einheimische Gruppen. Übertragung von Konzerten - Produktionen - Wettbewerbe Basilisk beteiligt sich an Veranstaltungen im Rahmen der lokalen Musi- kerförderung (z.B. Sprungbrett). Etwa durch Einsitz in den Jury, Be- richterstattung und Präsentationen der Bands. Derzeit ist ein neuer Wettbewerb in Planung. finanzielle Unterstützung Aus dem Kulturfonds der Trägerschaft gehen jährlich 5000 Franken an regionale Kulturschaffende; ab und zu weisen wir Beträge auch an Musikschaffende zu. Verkaufsaktionen -

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion mittel Kommerziellere Produktionen mittel Mehr Professionalität gross Gefälligeres Songmaterial gross Mehr und höhere Hitparadenplätze klein Bessere Aufnahmequalität mittel Zwar gibt’s noch grosse Unterschiede, doch generell ist die Aufnahmequalität sehr gut geworden.

Teil II, Seite 25 Senderauswertung: Basilisk

Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet - Stärkere Orientierung an der musikalischen gross Ausrichtung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Beliefe- keine rung Mehr Initiative der Plattenindustrie klein Geben sich jetzt schon Mühe Höheres Publikumsinteresse klein Die Interpreten müssten sich stärker selber keine Das geschieht schon jetzt. bemühen

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. klein Anteil) Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ mittel Das ist ein Wunsch von mir Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit mittel Weitere) spezielle Sendegefässe mittel Hier stellt sich für uns als kommerzieller Sender die Frage, wer so etwas spon- sern würde. Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH- mittel Das handhaben wir jetzt schon. Künstlern Verbesserung der Kenntnis über CH- klein Schon vorhanden. Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile mittel Sendungen mit Vertiefungen zur (Network) Schweizer Musikszene und deren Ge- schichte hätten bestimmt eine Chance.

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? -

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Wir würden uns daran nicht halten. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Begründung Ihrer Haltung? Wir gehen davon aus, dass wir mit unseren Kriterien unmöglich 25% schaffen könnten - ausser wir verscheuchen unsere Hörer. Eine Befolgung der Quote würde eine zu hohe Wiederholungsrate bewirken.

Teil II, Seite 26 Senderauswertung: Basilisk

Nach unserem Adult Contemporary-Format mit Musik, die nicht zu extrem ist, die man mit- singen kann, müssten wir zum Beispiel einen Peter Reber wieder einsetzten. Doch soweit wollen wir nicht gehen. Ausgestaltung Es wäre wichtig, auch die Sprachregionalität zu berücksichtigen. Für uns ist Berndeutsch soweit weg wie das Hochdeutsche, ja schon beinahe eine Fremdsprache. Es müsste Be- achtung finden, dass die Dialekttraditionen in den Regionen sehr unterschiedlich sind. So sind uns auch die Bündner entfernter als die Elsässer. Es müsste auch etwas für die Förderung getan werden. Zum Beispiel Wettbewerbe, an denen sich alle Privatradios beteiligen und die unterstützende Beiträgen vergeben können, wären hier eventuell eine Massnahme. Doch auch dies wirft so viele Fragen auf, dass eine Umsetzung kulturpolitisch undenkbar würde. Selbst wenn sich ein Teil der führenden Sen- der zusammentun würde und ein solcher Talentwettbewerb radiotaugliche Künstler hervor- bringen würde, bleibt offen, welcher Einfluss daraus effektiv hervorgeht. Spielraum? Maximal 5%.

Radio Basilisk: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Alle gesendeten Titel im Tagesprogramm (06 bis 19 Uhr) während des ge- samten Monats. Einschränkungen: Die angegebenen Titel entsprechen zu annähernd 100% der Zahl der ge- sendeten. Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel nicht durch Sender, sondern durch den Verfasser

Basilisk: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Erfasste Titel CH-Titel 1.6.96 168 7 2.6.96 160 5 3.6.96 154 5 4.6.96 166 4 5.6.96 143 3 6.6.96 157 2 7.6.96 162 5 8.6.96 165 5 9.6.96 159 4 10.6.96 154 7 11.6.96 153 6 12.6.96 148 6 13.6.96 167 6 14.6.96 158 4 15.6.96 159 3

Teil II, Seite 27 Senderauswertung: Basilisk

Datum Erfasste Titel CH-Titel 16.6.96 158 4 17.6.96 162 7 18.6.96 157 9 19.7.96 140 6 20.6.96 166 9 21.6.96 166 6 22.6.96 164 5 23.6.96 153 6 24.6.96 168 6 25.6.96 167 7 26.6.96 165 6 27.6.96 153 4 28.6.96 151 4 29.6.96 163 7 30.6.96 161 7 Total 4767 165 100% 3.46%

Im Tagesprogramm von Radio Basilisk kommt der Schweizer Anteil grösstenteils durch häufiges Wiederholen einer Reihe „bewährter“ Titel einheimischer Interpreten zustande (etwa von Züri West, Sandman, Kurt Maloo, Christine Lauterburg, Lions & Sandra Studer, oder Dodo Hug). Da- naben sind einzelne Einsätze ebenfalls bekannter Schweizer Songs zu verzeichnen, darunter auch Lokal-Interpreten wie Bartrek oder Bo Katzman.

Radio Basilisk: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Trotz gegenteiliger Ankündigung beteiligte sich Radio Basilisk nicht an dieser Erhebung.

Teil II, Seite 28 Senderauswertung: BeO

Radio Berner Oberland (BeO): Befragungsresultate

Datum der Befragung: 21.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Martin Muerner, Studioleiter

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Tarifdokumentation; BeO Zytig, Organ des Fördervereins Radio Berner Oberland. Betriebsaufnahme: 6.6.1987 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio Berner Oberland AG Breit gestreuter Aktionärskreis. Grösster Aktionär: Förderverein Radio Berner Oberland (ca. 5000 Mitglieder, AK 14%). Umsatz pro Jahr (1995): 3,1 Mio. Budget 1996: 2,8 Mio.26 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Verwaltungsrat

Geschäftsleitung/ Werbeleitung Studioleitung

Programmleitung Redaktionsleitung

Redaktion Musikredaktor, Sendeverantwortliche

Mitarbeiterschaft Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 1 100 Moderation 10 500

26 Persönlich, 7.6.96

Teil II, Seite 29 Senderauswertung: BeO

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Redaktion 10 500 Musikredaktion 1 100 insgesamt 22 1200 Administration 2 150 Sekretariat 4 150 Technik 2 150 Werbung 4 100 Total (ohne Werbung) 30 1650

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine.

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 12.5% 39 0.4% Häufig 38.5% 120 1.3% Etwa zur Hälfte 26.3% 82 0.9% Eher selten 3.2% 10 0.1% Praktisch nie 0.0% 0 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 19.6% 61 0.7% Total 100.0% 312 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.3 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Zusammenarbeit im Nachrichtenbereich: national mit Canal 3, international mit dem deut- schen Dienst der BBC, London, sowie Canal 3.

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Es bestehen detaillierte Sendekonzepte, für die aber keine Veröffentlichung vorgesehen ist. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten?

Teil II, Seite 30 Senderauswertung: BeO

Das Musikkonzept ist zwar gelegentlich Thema an unseren regelmässigen Sitzungen. Vie- les läuft jedoch schriftlich. Dafür haben wir ein Bulletin eingerichtet, in das jeder Mitarbeiter seine Vorstellungen eingeben kann. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Im Tagesprogramm (06-19h) Mainstream mit Country, Oldies, Pop. Zu diesem Zeiten je- doch sehr selten mit Volkstümlichem - was sonst sehr oft der Fall ist - oder Techno. Wir sind sehr stark in der Musik der Region verankert. Am Morgen vor 06h wird sehr viel Volkstümliches gesendet (siehe unten); diese Sparte fin- det auch sonst in den Extrasendungen häufige Berücksichtigung. Am Abend Spartenprogramm für verschiedene Bevölkerungsschichten; Musikspecials am Montag (BeO-Mäntig mit Jazz, Rock, Liedern etc.), am Dienstag einmal monatlich Klassik oder Jazz, am Donnerstag (BeO-Spielabend), und Freitag (Country), Weitere Musikspeci- als am Samstagnachmittag (Jugendprogramm mit Oldies, dann Rock) und Sonntagvormit- tag (Volkstümliches). BeO-Fyrabe (unter der Woche täglich 19-20h) mit je einer Stunde volkstümlichem Schlagern, Nostalgie, Urchigem, Neuvorstellungen, Wünschen. Die morgendliche Sendung Infotourist (8-8.30h) wird umrahmt von einheimischer volkstüm- licher Musik. Über das gesamte Programm gesehen, bieten wir eine ausserordentlich breite Palette an. Entsprechend stufen wir die musikalische Toleranz des Publikums als sehr hoch ein. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Nein, doch BeO hat wahrscheinlich einen der höchsten Anteile einheimischer Musik vorzuweisen. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Ja. In unregelmässigen Abständen Erhebungen per Telefon. Ab und zu machen wir auch eine Frageaktion mit Flugblättern, auf denen die Leute ihre Wünsche zum Programm äus- sern können. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? In unserer Empfangsregion, die bis 1995 die Stadt Bern nicht einschloss, ist das hoch ein- zustufen.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Unser Musikredaktor Mike Parkin verfasst regelmässig interne Listen mit (thematischen) Titelvorschlägen. Er beurteilt, codiert und verteilt alle Neuheiten. Er ist für die Titel im Mu- sikcomputer verantwortlich, nimmt auch selber Sammel-CDs auf (CD-R). In den Sparten- sendungen liegt die Verantwortung bei den jeweiligen Redaktoren. Der Computer gestaltet die Sendungen nach den vorgegebenen Kriterien (Tempo, Stil, Sprachen usw.). Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja, diverse. Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen: Musikredaktor: Jahrzehntelan- ge Tätigkeit im ‘Automatenbusiness’; grosse eigene Sammlung.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?)

Teil II, Seite 31 Senderauswertung: BeO

Im Tagesprogramm kann mit der Software Digi Media gearbeitet werden. Die Vorschläge sind allerdings nicht verbindlich. Einige Sendungen laufen direkt ab Computer (Nachtpro- gramm, BeO Nature). Für andere Stunden existieren Spielvorschläge. Im Prinzip sind die Kriterien für jede Stunde festgelegt. Bedeutendstes Auswahlkriterium ist die Mainstream- Tauglichkeit. Über Einsetzbarkeit und Häufigkeit entscheidet die Software. In den Sparten- sendungen ist die Gestaltung frei. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Unsere Moderatoren haben die Freiheit, die Sendungen selber zu bestimmen. In allen mo- derierten Sendungen im Tagesprogramm kann unsere Automatisierung benutzt werden, muss aber nicht.

Automatisierung

Datenbank für Archiv-Verwaltung, Titel- und In- Ja; >50'000 Titel terpretensuche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammie- Digi Media rung-Software, Anwendungsbereich Nachtprogramm, BeO-Nature-Sendungen, sonst nach Bedarf Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich - Titelstock, Anteil CH-Titel - CD-Wechsler Ja, inkl. CD-R: 7500: darunter 750 CH-Titel plus 1000 Volkstümliche Titel (CH-Anteil = ± 23%). Titelstock, Anteil CH-Titel - Harddisk - Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb In den moderierten Sendungen des Tagespro- gramms sowie in den Specials

Einsatz EDV in Zukunft? Ausbau des Digi Media-Systems; MiniDisk; Integration der Werbespots; Zwischenmodera- tion im Nachtprogramm.

Programmierungskriterien CH-Musik CH-Titel gelangen wie oben beschrieben in das Tagesprogramm. Die Praxis bei Specials ist unterschiedlich. Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Ja, immer.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? Rock, Pop: Ca. 1000 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? Zu wenig; etwa 500 CDs. Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen?

Teil II, Seite 32 Senderauswertung: BeO

Von den CH-Neuheiten sind für uns sehr viele in den Spezialsendungen einsetzbar. Wir achten speziell darauf, dass geeignete Songs auch im Tagesprogramm vorkommen. Von Bands aus der Region setzen wir gelegentlich sogar Demotapes ein. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Damit sind wir zufrieden. Manchmal wären wir froh um einen besser ausgewiesenen Bezug zu unserer Region, etwa durch Konzerttätigkeit. Häufig fehlt auf den Beschreibungen eine Kontaktadresse. Im Volkstümlichen Bereich klappt die Kontaktnahme bestens. Glücklich wären wir auch um O-Töne auf Band oder CD, also vorgefertigte Interviewteile oder State- ments, die wir für unseren Gebrauch umarbeiten könnten.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Musikfachzeitschriften international, national; Beziehungsnetz.

Tonträger-Archiv Wir besitzen 50'000 Titel. Alle CH-Titel haben eine eigene Markierung. Der Anteil der schweizerischer Produktionen im Archiv beträgt insgesamt etwa 20%; wir verfügen über eine grosse Sammlung mit volks- tümlicher Musik, teils noch auf Schellack.

Informations-/Künstlerarchiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Werden gesammelt und abgelegt.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? BeO hat verschiedene Sendungen mit einheimischer Musik. So bringen wir am frühen Morgen - für die Bauern, die dann aufstehen - viel Volkstümliches. Die rege regionale Pop- Countryszene wird ebenfalls reflektiert. Manchmal strahlen wir aus gegebenem Anlass mehrstündige Spezialsendungen mit Schweizern aus. Auch in den anderen Spartensen- dungen kommt einheimische Musik oft vor.

Sendetitel Be-O-Rock Be-O Musig Infotourist BeO-Fyrabe

Ausstrahlungs- Sa, 16-17h 04-06.30h, tägl. 8-8.35h, 6x p.W 19-20h, 5xp.W. zeiten Dauer 1 1,5 Std. 35 Min. 1 Programmstd. p. 4 42 14 20 Monat (4W) Charakteri- Regionale, einheimi- Volkstümliche Musik Touristen-Infos, un- Nonstop volkstüml. sierung sche Rockszene; teils nonstop ab Computer termalt mit volkstümli- Schlager, Nostalgie, mit Interviews cher Musik Urchiges, Neuheiten, Wünsche

Teil II, Seite 33 Senderauswertung: BeO

Sendetitel BeO-Zmorge Volkstümliche Sunntigsmusig; BeO-Stubete; BeO- Läckerbisse Volkstüml. Apéro Wanderstubete Ausstrahlungs- Sa, 7-8 So, 8-9 So, 10-12 So, 10-12; 2x p. Mnt. zeiten Dauer 1 1 2 2 Programmstd. p. 4 4 4 4 Monat (4W) Charakteri- Volkstümliche Sen- Volkstümliche Sen- Abwechselnd Blasmu- Liveübertragung mit sierung dung dung sig, Nostalgie Kapellen

Sendetitel Be-O- BeO-Jazz BeO-Gospel Rock BeO-Liedertruckli Schaukelstuhl Ausstrahlungs- Mo, 20-21; 1x p. Mnt Mo, 21-22; 1x p. Mnt Mo, 21-22; 1x p. Mnt Mo, 20-21; 1x p. Mnt zeiten Dauer 1 1 1 1 Programmstd. p. 1 1 1 1 Monat (4W) Charakteri- Seniorenprogramm Jazzspecial mit Kirchl. Sendung mit Schweizer Liedermacher sierung hohem Schweizer Gospel Rock aus der Anteil Schweiz

Sendetitel Be-O Klassik

Ausstrahlungs- Di, 21-22, 1x p. Mnt zeiten Dauer 1 Programmstd. p. 1 Monat (4W) Charakteri- Klassik Sendung, sierung hauptsächlich mit schweizerischen Produktionen

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Im Schnitt 25 pro Monat. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Etwa 20 (=80%). Wie kommen Interviews zustande? Eigene Anfragen vs. Wahrnehmung von Angeboten etwa halb- halb.

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 80% - 80% 100

Teil II, Seite 34 Senderauswertung: BeO

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Im Tagesprogramm: rund 20%. Hinzu kommen täglich 5 Std. mit Volksmusik. Das ergibt zusammen etwa 25-30%.

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Wir wirken grundsätzlich bei den meisten grösseren regionalen Veran- staltungen auf irgend eine Weise mit. Präsenz bei Rockfestivals oder Folkloreveranstaltungen. Eigentliche Veranstalter sind wir einerseits mit unseren wandernden und einer fixen Stubete. Andererseits organisieren wir im Sommer die Beachparty mit thematischen Abenden. Übertragung von Konzerten Blasmusikfest Interlaken. Aufnahmen in Zusammenarbeit mit Radio DRS; zeitversetzte, übers Jahr verteilte Ausstrahlung. Andere Übertra- gungen kommen nur selten vor; sie bringen urheberrechtliche und tech- nische Probleme mit sich. Produktionen - Wettbewerbe Erst 1997 zum 10jährigen Jubiläum geplant finanzielle Unterstützung - Verkaufsaktionen Ja. Wir kaufen ab und zu den Bands eine bestimmte Menge CDs ab (Pop, Rock, Country) und verkaufen diese mit Gewinn über den Sender.

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde? Vorbemerkung: BeO zeichnet sich durch eine der höchsten CH-Quote aus. Insofern ist eine „Ver- besserung“ rein hypothetisch.

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion keine Ist schon jetzt gut Kommerziellere Produktionen keine Mehr Professionalität keine Gefälligeres Songmaterial keine Mehr und höhere Hitparadenplätze keine Bessere Aufnahmequalität keine Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet mittel Stärkere Orientierung an der musikalischen keine Ausrichtung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Beliefe- keine rung Mehr Initiative der Plattenindustrie mittel Höheres Publikumsinteresse keine Die Interpreten müssten sich stärker selber keine bemühen

Teil II, Seite 35 Senderauswertung: BeO

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. mittel Wäre kein Problem Anteil) Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ - - Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit keine Weitere) spezielle Sendegefässe klein Wir verfügen über sehr viele solche Gefässe Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH- gross Das hängt auch von der Initiative der Künstlern Anbieter ab (Belieferung etc.) Verbesserung der Kenntnis über CH- mittel - Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile keine Unmöglich, da wir speziell auf eine Re- (Network) gion zugeschnitten sind.

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Für unser Programm - und vermutlich auch für andere Stationen - würde die Bemusterung in mehrerer Exemplaren aus organisatorischen Gründen viel bringen. Die entsprechenden Rückfragen sind zeitraubend. Auch erlaubt die Zustellung mehrere CDs Wettbewerbe, die ja das Produkt wieder zu einer Erwähnung bringen.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Ich bin grundsätzlich gegen Quoten. Sie sind ein Zeichen von Schwäche. Als ausgebildeter Klassikmusiker kenne ich die Situation der einheimischen Klassik, die ein hohes Niveau aufweist und dennoch einen sehr schwierigen Stand hat. Aber was bringt es, wenn die Leu- te zur Nutzung dieser Musik ‘vergewaltigt’ würden? Im Musikbereich wird sich das durch- setzen, was einer Strömung, einem Bedürfnis entspricht. Es soll der Markt spielen. Dazu stehe ich besonders als Mitverantwortlicher eines kommerziellen Radios. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Ausgestaltung Eine Quotenregelung für Schweizer Musik in den Lokalsendern müsste ergänzt werden durch Auflagen für andere Medien und sonstige Stellen (z.B. Discos, Kinomusik, Veranstaltungen). Das wird absurd. Eine Quotierung der einheimischen Musik würde weite- re Forderungen nach sich ziehen - dann wären wir schnell bei DDR-Verhältnissen. Spielraum? Den schöpfen wir schon aus.

Teil II, Seite 36 Senderauswertung: BeO

Radio BeO: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: SUISA-Listen zu den Stichprobentagen 1., 10., 20.6.96. (00 - 24h). Einschränkungen: Die Aufstellungen erscheint unvollständig. Es fehlen, vor allem am ersten Stichprobentag, ganze Tagesabschnitte und in einzelnen Stunden sind nur wenige Titel angegeben. Bei einem Durchschnittswert von ca. 13 Titeln pro Sendestunde entspricht die Zahl der pro Tag angegebenen Titel zwischen 60 und 80% der pro Tag gesendeten. Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel nicht durch Sender, sondern durch den Verfasser. Die getroffene Vorauswahl wurde von der SUISA überprüft und ergänzt.

BeO: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Gemeldete Titel Geschätzter Anteil am Musik- CH-Titel, Anteil programm 1.6. 193 ca. 62% 72 (37.3%) 10.6 230 ca. 74% 89 (38.7%) 20.6. 251 ca. 80% 108 (43%) Total 674 269 (39.9%)

Radio BeO: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Erhebungsbogen Einschränkungen: - Besonderheiten:

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* 2.6., 8-9 Volkstümlechi Lä- 1 4. Ländlermusiktag Adelboden, 1989 Ü ckerbisse 2.6., 10-12 Be-O-Stubete 2 Stubete Ü 9.6., 11-12 Volkstümlicher 1 850 Jahre Heimberg B Apéro 10.6., 21-22 BeO-Rock’n Roll 1 Schweizer Meisterschaft in der Rock’n’Roll M, I Akrobatik, Thun 14.6., 19-20 BeO-Fyrabe 1 Eidg. Musikfest Interlaken; Liveschaltung B, V, Ü 15.6., 10-16 Div. 2 Eidg. Musikfest Interlaken; Div. Liveschal- B, V, Ü tungen 15.6., 16-17 BeO-Rock 1 Noble Weed B, I 16.6, 12-15 Div. 1.5 Eidg. Musikfest Interlaken; Div. Liveschal- B, V , Ü tungen 21.6., 19-20 BeO-Fyrabe 1 Eidg. Musikfest Interlaken; Div. Liveschal- B, V, Ü

Teil II, Seite 37 Senderauswertung: BeO

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* tungen 22.6, 10-22 Div 4 Eidg. Musikfest Interlaken; Div. Liveschal- B, V, Ü tungen 16.6, 10-12 BeO- 2 Stubete Ü, I Wanderstubete 18.6., 19-20 BeO-Fyrabe 1 Bruno Dietrich stellt seine neue CD vor I, R 22.6., 16-17 BeO-Rock 1 Grand Mother’s Funk I 23.6., 8-9 Volkstümlechi Lä- 1 Portrait Otto Schneider, Musikant, Kompo- B ckerbisse nist, Talentsucher 23.6., 11-12 Volkstümlicher 1 Vorschau Eidg. Jodlerfest Thun I, B Apéro 23.6., 12-13 Passage 1 Eidg. Musikfest Interlaken; Liveschaltung Ü 25.6., 21-22 BeO-Klassik 1 Musikfestwochen Meiringen 1996 B, M 27.6., 19-20 BeO-Fyrabe 1 Jimmy Hofer I 29.6., 16-17 BeO-Rock 1 Merfen Orange I 30.6., 8-9 Volkstümlechi Lä- 1 Ländlertreffen 1990, Aufzeichnung Ü ckerbisse 30.6., 10-11 Blasmusig extra 1 Brassband 13 Etoilles B, R Totalzeit: (Stun- 27.5 h den!)

*) M = Gemischte (Magazin-)Sendung, I = Interview, B = Bericht, T = Tonträgerrezensionen V = Veran- staltungsbesprechung, G = Gesprächsrunde Ü = Konzertübertragung, A = Andere Beiträge.

Teil II, Seite 38 Senderauswertung: Canal3

Radio Canal3: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 25.4.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Barbara Roth, Musikredaktorin Auswertung bezieht sich auf das deutschsprachige Programm.

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Nein, nicht vorhanden. Besonderheit: Zwei Programme, die parallel ausgestrahlt werden. Gewisse zweisprachige Sendungen laufen zusammengeschaltet: Mo - Fr: Clic, 09-11h, Fundgrube/Troc en stock, 13-14h sowie gewisse Abendsendungen. Typisches Lokalradio mir Konzentration auf die zweisprachige Region: angesprochen wird ein möglichst breites Publikum. Siehe Unterlagen zum Programmraster. Betriebsaufnahme: 1984 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Siehe Organigramm: Stiftung (als ideelle Trägerschaft), daneben Radioverein (interessierte Hörerschaft). Der Geschäftsausschuss, der über der Radioleitung steht, besteht aus Mit- gliedern des Radiovereins und der Stiftung. Umsatz pro Jahr (1995): 2,6 Mio. Fr. Budget 1996: 2,6 Mio. Fr. Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Stiftungsrat

Geschäftsausschuss

Radiosleitung

Redaktion

Teil II, Seite 39 Senderauswertung: Canal3

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 2 200 Moderation 5 400 5 Redaktion 14 1100 10 Musikredaktion 1 70 insgesamt 22 1770 15 ? Geschäftsleitung 1 100 Administration 1 100 Sekretariat - - Technik 1 100 Werbung 3 250 Total 28 2350 15

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 24.2% 36 0.4% Häufig 25.5% 38 0.4% Etwa zur Hälfte 26.2% 39 0.4% Eher selten 4.7% 7 0.1% Praktisch nie 0.7% 1 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 18.8% 28 0.3% Total 100.0% 149 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.2 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Keine.

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Keine

Teil II, Seite 40 Senderauswertung: Canal3

Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Nicht institutionali- siert. Bei Bedarf. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Musikleitlinien: AC-Format (Adult Contemporary), Im Tagesprogramm ausgerichtet auf Mainstream, populäre Musik. Im französischen Tagesprogramm ist der Anteil französisch- sprachiger Musik sehr hoch. Die Ausrichtung auf die eigene Sprache ist ausgeprägter als im deutschsprachigen Programm. Ab 19h: Frei gestaltete Abend-Specials. Früher war das Programm musikalisch wesentlich offener, da die Sendegestalter ihre Mu- sik selber und nach persönlichen Vorlieben zusammengestellt haben. Seit Jan. 96 wird die Auswahl sehr viel strikter gehandhabt. Im Tagesprogramm werden nur Neuheiten gespielt, die sich in der Powerplay-Liste befinden. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Es besteht zwar die Absicht, schweizerische Musik zu spielen, jedoch ohne Quoten-Vorgaben. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nein Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? 10%; bei den Spezialsendungen höher.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Musik ist hierarchisch der Radioleitung untergeordnet. Leitlinien werden auf dieser Ebene definiert. Für die Umsetzung verantwortlich ist die Musikredaktorin B.R., die auch eine Mit- sprache bei der Gestaltung hat. Grössere Änderungen werden in Arbeitsgruppen ange- gangen, an denen sich auch weitere Team-Mitglieder beteiligen. B.R. konzentriert sich auf das Tagesprogramm. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja. Klassik, Volksmusik, Schlager, Jazz, HipHop usw.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Neuheitenbeurteilung durch Musikredaktorin. Tagesprogramm-Titel werden unter Verwen- dung einer Software charakterisiert, allenfalls als Powerplay-Titel markiert und dann dem Stock (CD-Wechsler) zugeteilt. Die Wirkungsweise des Musiksystems wird von der Musik- redaktorin kontrolliert. Spezielle Musik, die im Tagesprogramm nicht berücksichtigt werden kann, (Klassik, Volksmusik usw.) wird direkt an die Zuständigen weitergeleitet. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Moderatoren im Tagesprogramm haben sich grundsätzlich an die Vorgaben zu halten. Ausnahmen kommen aber vor. Technisch haben die Moderatoren Direktzugriff auf die ge- samte CD-Discographie im Wechsler.

Automatisierung

Datenbank für Archiv-Verwaltung, Titel- und Interpreten- Ja

Teil II, Seite 41 Senderauswertung: Canal3

suche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung- Studer Digi Media Software, Anwendungsbereich Tagesprogramm Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich - Titelstock, Anteil CH-Titel - CD-Wechsler Ja; teils mit selber editierten CDs. Titelstock, Anteil CH-Titel im deutschsprachigen Programm: 6300 Titel CH-Anteil unbekannt Harddisk geplant Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb teils

Einsatz EDV in Zukunft? Harddisk-Einsatz vorgesehen.

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Eher nicht.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? 300 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 150 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Vergleichen mit der Zahl der Musikschaffenden in der Schweiz erscheint die Menge an Neuveröffentlichungen doch klein. Die Bandbreite reicht von Top bis zu Schrott. Einiges, was aus der Schweiz kommt, unter- scheidet sich heute kaum noch von internationalen Angeboten, darunter gibt es sehr gute Sachen. Ich bin dennoch überrascht, was da manchmal auf CD gepresst wird. Das läuft bei mir unter musikalischer Umweltverschmutzung. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Hier verhält es sich ähnlich wie bei den CDs, d.h. es sind grosse Qualitätsunterschiede auszumachen. Gemessen an dem, was wir schliesslich benötigen, werden wir gut beliefert und informiert. Zusätzliche Infos können wir bei Bedarf jederzeit nachbestellen. Anderer- seits werden wir mit hartnäckigen Versuchen konfrontiert: erst erhalten wir ein auffallendes Paket, dann folgen telefonische Anfragen (teils mit Bezug auf Media Control- Auswertungen), die gelegentliche einen aggressiven Unterton haben. Insgesamt ist dies jedoch im Rahmen des Tolerierbaren.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot?

Teil II, Seite 42 Senderauswertung: Canal3

Medien, Fachpresse, Swiss Music Info sowie Direktkontakte.

Tonträger-Archiv Insgesamt verfügen wir über 12000 Tonträger: 6000 CDs, 2000 Singles, 4000 Vinyl- Langspielplatten. Wir behalten nicht alles, ab und zu werfen wir Ungebrauchtes weg. Ne- ben den CDs in den Wechslern, führt Canal3 auch ein Handarchiv. Unterteilung nach Sprachen, hierin nach Alphabet. Gewisse Genres werden separat abgelegt (Country, Ol- dies etc.) Die Ablage unterscheidet nach Sprachen. Es ist auf jeder CD ersichtlich, ob es sich um eine einheimische Produktion handelt. Deren Anteil beträgt schätzungsweise 10 - 15%

Informations-/Künstler-Archiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Werden gesammelt.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Zu Label Suisse gibt es im deutschsprachigen Programm kein Pendent. Wir wissen jedoch, dass diese zweisprachig präsentierte Sendung von vielen Leuten gehört wird, die sonst eher unser deutschsprachiges Angebot nutzen. Umgekehrt ist die Volksmusiksendung nur auf der deutschen Frequenz zu hören - solche Klänge vertragen die Frankophonen absolut nicht... Schweizer Musik kommt ferner in unseren verschiedenen Spezialsendungen vor (allerdings nicht ausschliesslich).

Sendetitel Label Suisse Seeländer Musigstubete (bilingue moderiert, doch nur im der (nur im deutschsprachigen Programm) franz. Programm) Ausstrahlungs- Sa, 16-17 Do, 20-22h zeiten Dauer 1 2 Programmstd. p. 4 8 Monat Charakterisierung Sehr offen gestaltet. Neuheiten aller Volksmusiksendung Stilsparten, doch nur selten mit Schlager und Volkstümlichem. Dazu Infos und Interviews Zuständigkeit Betreuung durch eine Gruppe von Leuten; (z.Z.: Giuseppe Ferilli)

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Für auswärtige Interviews fehlen uns oft die Kapazitä- ten. Studio-Interviews (mit regionalem Bezug): Ca. 1 p. Woche. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen 80%

Teil II, Seite 43 Senderauswertung: Canal3

Wie kommen Interviews zustande? Gut organisierte Bands stellen sich häufig von sich aus zur Verfügung. Wir machen aber auch eigene Anfragen

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 75% 50% 80% 100%

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Schätzung: Im Tagesprogramm: 1 v. 50 Titel (= 2%), im Gesamtprogramm (inkl. Specials) 1 v. 10 (=10%).

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten Ja, aber selten. Veranstaltungssponsoring: Präsentation, Spots, Logo- Werbung Übertragung von Konzerten Ja, aber selten

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion keine schon jetzt zufrieden Kommerziellere Produktionen keine Mehr Professionalität keine Gefälligeres Songmaterial keine Mehr und höhere Hitparadenplätze klein Bessere Aufnahmequalität keine Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet gross sehr wichtig! Stärkere Orientierung an der musikalischen gross Ausrichtung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Beliefe- keine rung Mehr Initiative der Plattenindustrie keine Höheres Publikumsinteresse mittel Die Interpreten müssten sich stärker selber keine bemühen

Teil II, Seite 44 Senderauswertung: Canal3

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. keine Anteil) Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ keine Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit keine schon jetzt optimal Weitere) spezielle Sendegefässe keine Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH- keine Künstlern Verbesserung der Kenntnis über CH- keine Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile mittel (Network)

Kommentar: Als Musikredaktorin würde ich die Massnahmen zwar begrüssen. Aus der Perspekti- ve des Senders sehe ich jedoch kaum Chancen. Wir sind ein konventioneller Sender mit wenig Mitteln. Hinzu kommt, dass wir uns noch ein defizitäres (französisches) Zweitprogramm leisten. Somit ist unser Spielraum diesbezüglich sehr beschränkt.

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Die Unterstützung der einheimischen Musik müsste durch mehrere Stellen und in der gan- zen Schweiz erfolgen, damit eine Wirkung erzielt würde. Lokalradios sind dermassen stark auf Englischsprachiges ausgerichtet, dass für den Rest kaum Aufmerksamkeit bleibt. Oft heisst es: Das ist gut, weil es aus Amerika oder England kommt (oder so klingt). Für das Publikum und die Konsumenten gilt das gleiche. Hier müsste zu einer Differenzierungsfähigkeit verholfen werden.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Obschon ich das Anliegen verstehe, finde ich eine Quotenregelung idiotisch. Sie hätte qua- litative Folgen, die nicht zu verantworten sind. Was sollen wir zum Beispiel senden, wenn ein halbes Jahr lang nur Ramsch produziert würde? Das Programm würde zu einseitig. Es ist wichtig, dass die Programmschaffenden selber entscheiden, was sie senden. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Ausgestaltung Ziel müsste sein, die Herstellung von Musik zu unterstützen, die wir ohne Ein- schränkungen einsetzen könnten.

Teil II, Seite 45 Senderauswertung: Canal3

Spielraum? 10% im Gesamtprogramm (d.h. Steigerung um Faktor 5...).

Canal3: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung, Tagesprogramm (06 bis 19 Uhr) während des gesamten Monats. Einschränkungen: Die übermittelten Listen sind unvollständig. Titel, die nicht über das Automa- tionssystem eingespielt wurden, konnten nicht erfasst werden. Bei einem Durchschnittswert von 12 Titeln pro Sendestunde (30 Tage, 13 Stunden) entspricht die Zahl der angegebenen Titel etwa 87% der gesendeten. Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel nicht durch Sender, sondern durch den Verfasser

Canal3: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Erfasste Titel CH-Titel 1.6.96 93 1 2.6.96 109 2 3.6.96 133 2 4.6.96 154 6 5.6.96 150 5 6.6.96 159 4 7.6.96 133 2 8.6.96 92 1 9.6.96 105 0 10.6.96 131 4 11.6.96 163 3 12.6.96 149 0 13.6.96 118 4 14.6.96 160 2 15.6.96 109 0 16.6.96 124 3 17.6.96 147 3 18.6.96 162 5 19.7.96 159 4 20.6.96 162 3 21.6.96 156 3 22.6.96 103 4 23.6.96 90 2 24.6.96 138 3 25.6.96 168 6 26.6.96 150 1 27.6.96 147 3

Teil II, Seite 46 Senderauswertung: Canal3

Datum Erfasste Titel CH-Titel 28.6.96 154 1 29.6.96 135 2 30.6.96 104 5 Total 4057 84 100% 2.07%

Canal3: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Schreiben der Musikredaktion v. 13.8.96 Einschränkungen: Entgegen der Vereinbarung und Zusage, konnte eine Liste der redaktionel- len Beiträge nicht unterbreitet werden. „Das ‘Buchführen’ ging in der Hektik und aufgrund von zahlreichen Ferienabwesenheiten unter. Ich erinnere mich aber, dass wir im Tagesprogramm Interviews/Beiträge mit beispiels- weise Contrast Family, New Point, Züri West, PAZ und anderen gemacht haben.“ Bemerkungen: Auf eine Auswertung muss verzichtet werden.

Teil II, Seite 47 Senderauswertung: Edelweiss

Radio Edelweiss: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 10.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Alec Schärrer, Geschäftsführer Matthias Völlm, Musikchef

Bemerkungen Edelweiss ist aus Radio Raurach (1983 - 1995) hervorgegangen.

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Ja Betriebsaufnahme: Unter diesem Namen und in neuer Form: 25.10.96 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio Edelweiss AG, AK 1,7 Mio. Grösster Aktionär: Geissmann-Gruppe (Kabelnetzbetreiber, 11,8%), Daneben breit ge- streut u.a. BaZ, Migros. Umsatz pro Jahr (1995) 1.5 Mio.27 Budget 1996 2.2 Mio.

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 2 100 Moderation 6 400 10 200 Redaktion 6 500 4 100 Musikredaktion 1 50 insgesamt 15 1050 14 300 Administration Sekretariat 1 100

Technik 1 100 Werbung 4 400 Total (ohne Werbung) 17 1250 14 300

27 Quelle: Cash, 30.8.96.

Teil II, Seite 48 Senderauswertung: Edelweiss

Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Verwaltungsrat

Sekretariat Geschäftsführung Technik

Redaktionsleitung Musikleitung Moderationsleitung

Redaktion Moderation

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 21.4% 36 0.4% Häufig 37.5% 63 0.7% Etwa zur Hälfte 16.7% 28 0.3% Eher selten 7.1% 12 0.1% Praktisch nie 0.6% 1 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 16.7% 28 0.3% Total 100.0% 168 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.1 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Keine.

Teil II, Seite 49 Senderauswertung: Edelweiss

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Keine; sind in Bearbeitung Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Keine Angaben Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Aus dem Leitbild Radio Edelweiss: „Ziel: Radio Edelweiss ist ein privatwirtschaftliches Hör- funkunternehmen, das in der Region Basel deutschsprachige Sendungen ausstrahlt. Pri- märes Ziel des Senders ist es, der Bevölkerung des Sendegebiets musikalische Unterhal- tung und Informationen zum wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Gesche- hen der Region anzubieten. Den Besonderheiten ländlicher und urbaner Kultur tragen wir hierbei Rechnung. Dieses Hörangebot wird ergänzt durch Informationen von nationaler und internationaler Wichtigkeit. Wir erstellen ein Rundfunkprogramm, das Unterhaltung und In- formation für alle Altersklassen bietet. Grundeinstellung: Als modernes und zukunftsgerichtetes Unternehmen beweisen wir eine tolerante und weltoffene Grundeinstellung. Unsere professionelle, journalistische Tätigkeit basiert auf dem Grundsatz kritischen Denkens. Bei unseren Beiträgen sind wir der Aktuali- tät und Wahrheit verpflichtet. Wir verstehen uns als politisch neutrale Institution.“ Musik: Unser Zielpublikum ist zwischen 16 und 49 Jahren alt. Entsprechend ist unser Leit- bild ein städtischer AC-Mix, wir sind ein Hitradio mit Oldies und einem hohen ‘Mitsumm- wert’. Volksmusik, Klassik, Schlager laufen nicht. Neue Stile, die im Tagesprogramm nicht berücksichtigt werden, haben Platz in Net (Frei- tagabend). Ausserdem offerieren wir am Montag einen Countryspecial. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Die Moderatoren sind angewiesen, Schweizer Musik zu berücksichtigen, wir legen aber keinen festen Anteil fest. Da wir nicht automatisiert sind, wäre eine Quote sowieso nicht er- füllbar. Die Menge der bei uns eingesetzten Schweizer Musik hängt davon ab, wieviel gute Musik dieser Art aktuell und verfügbar ist. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nein, doch ein guter Indikator ist unser tägliches Wunschkonzert. Wir sind uns aber be- wusst, dass sich hier nicht unser ganzes Publikum beteiligt. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Das schwankt und ist abhängig von den interessanten Veröffentlichungen. Generell ist den Hörern aber die Herkunft egal, sie reagieren auf das, was ihnen gefällt.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Als Musikredaktor arbeite ich eng mit dem Geschäftsleiter zusammen. Für bestimmte Auf- gaben kann ich jemanden zu Hilfe bitten. Ich sortiere die Neuheiten und beurteile die brauchbaren nach einem Punktesystem und markiere die Tonträger entsprechend. Die Moderatoren wissen, welche Arten von Markierungen in welchen Sendungen gefragt re- spektive nicht erlaubt sind. Mit den Markierungen sollen nur grobe Ausrutscher vermieden werden; wir setzen bei unseren Sendegestaltern ein hohes Musikwissen voraus. Für die Verwaltung und Recherche hilft uns ein Archivprogramm.

Teil II, Seite 50 Senderauswertung: Edelweiss

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Die Stücke werden entweder mit dem Archivprogramm am PC zusammengestellt (und ma- nuell eingesetzt) oder die Sendegestalter lassen sich im Archiv inspirieren. In der Rotation laufen bei uns 5-6000 Titel, davon sind vielleicht 500 schweizerischer Herkunft (ca. 9%). Wir führen eine Powerplayliste, aus der die Titel mehrfach pro Tag eingesetzt werden. Die Entscheidung über Einsetzbarkeit und Häufigkeit ergibt sich durch das Punktesystem des Musikredaktors rsp. den Stundenraster. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Im Verhältnis zu anderen Stationen ist diese Freiheit hoch. Doch auch wir haben für die einzelnen Programmabschnitte Vorgaben gesetzt, z.B. Anteile für Oldies, 90er-Jahre usw.).

Automatisierung

Datenbank für Archiv-Verwaltung, Titel- und Interpreten- Ja suche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung- - Software, Anwendungsbereich Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich - Titelstock, Anteil CH-Titel - CD-Wechsler - Titelstock, Anteil CH-Titel - Harddisk - Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb Ja, vollständig

Einsatz EDV in Zukunft? Automatisierung (mit CD-Wechsler, Harddisk) in Planung

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Eher nicht. Wir bevorzugen Schweizer Gruppen eigentlich nur im Rahmen der Hinweise auf Neuerscheinungen und Auftrittsaktivitäten in der Region.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? Mehr als 1000 (inkl. EPs). Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 150 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Im Grund genommen kommt massiv zuviel heraus. D.h. sehr vieles ist am Radio nicht ver- wendbar - was nicht heisst, dass diese Produktionen nicht auf den Markt gebracht werden sollen. Jede CD hat ihr Publikum, doch nur wenige CDs fallen in unser Konzept.

Teil II, Seite 51 Senderauswertung: Edelweiss

Für eine Band ist ihre CD das Wichtigste. Das soll ja auch so sein. Doch es gibt so viele Gruppen, die eine CD herausgeben - und alle schicken uns eine. Die Qualität ist total verschieden. Und einen hohe Qualität ist nicht einmal das entschei- dende: Es gibt einheimische Veröffentlichungen, die sich nicht durchsetzen, obschon sie absolut mit Topproduktionen verglichen werden können. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Die Vertriebe geben sich sehr viel Mühe ihre Schweizer Produkte auf den Sender zu be- kommen. Teils geschieht dies mit Druck. Einige Vertrieb haben das sehr gut im Griff und wissen, wie ein Produkt zu pushen ist. Wir sehen die Angebote - etwa Station-IDs - als Of- ferte, die wir annehmen, wenn uns das Produkt auch sonst gefallen würde. Wir haben auch mit den Vertrieben gesprochen und sie über unser Format orientiert, damit wir nicht Materi- al erhalten, das wir sowieso nicht brauchen können. Auf der Ebene der Bands und Managements herrscht dagegen eine sehr schlechte Orga- nisation. Bei vielen Zusendungen spürt man, dass die Leute unser Programm nicht ken- nen. Während der Vertrieb auf die Zustellung der CD einer neuen Basler Trash-Metal- Gruppe zu recht verzichtet, meldet sich danach das Management...

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Wichtig sind die Infos, die wir zugestellt erhalten. Daneben Fachpresse.

Tonträger-Archiv Im Archiv sind 35'000 Titel. Der Anteil schweizerischer Produktionen im Archiv beläuft sich auf ca. 10-12%

Informations-/Künstler-Archiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Ja

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Wir haben keine entsprechende Sendung. In NET (Freitags, 18.30 - 24h) kommen einhei- mische Gruppen am häufigsten vor, auch mit Interviews. Manchmal gestalten wir innerhalb von NET einen CH-Special. Wir sind dabei, die Präsenz der regionalen Szene auf unserem Programm auszubauen. Dazu haben wir Gespräche mit dem Basler Rockförderverein erreffvau aufgenommen.

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? 1 pro Woche; ab und zu in Form eines einstündigen Specials. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Ca. 60%

Teil II, Seite 52 Senderauswertung: Edelweiss

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 80% 50-60% 80% 100%

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) So wie wir arbeiten, ist dies stark von den einzelnen Moderatoren abhängig. Die Kenntnis über Schweizer Bands ist bei ihnen unterschiedlich ausgeprägt. Über das gesammte Pro- gramm gesehen schätzen wir einen schweizerischen Titeleinsatz alle drei Stunden (= ca. 2 - 2.5%)

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Ja, meistens in Zusammenarbeit mit lokalen Veranstaltern. Wir sind vor Ort präsent, werben dafür mit Trailer und erledigen den Vorverkauf. Übertragung von Konzerten - Produktionen - Wettbewerbe - finanzielle Unterstützung - Verkaufsaktionen -

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion klein Kommerziellere Produktionen mittel Mehr Professionalität - Gefälligeres Songmaterial - Mehr und höhere Hitparadenplätze klein Bessere Aufnahmequalität klein Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet klein Stärkere Orientierung an der musikalischen mittel Verlangen würden wir dies aber nicht Ausrichtung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Beliefe- klein rung Mehr Initiative der Plattenindustrie klein Ich denke, das ist heute schon gut Höheres Publikumsinteresse mittel Die Interpreten müssten sich stärker selber mittel Das gilt für Bands ohne Vertrieb bemühen

Teil II, Seite 53 Senderauswertung: Edelweiss

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. gross Die kommen bei uns sicherlich mit der Anteil) Automatisierung Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ keine Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit mittel Wir sind dabei, dies zu realisieren Weitere) spezielle Sendegefässe klein Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH- gross Wird durch die geplante Zusammenar- Künstlern beit mit regionalen Organisationen rea- lisiert. Verbesserung der Kenntnis über CH- klein Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile keine (Network)

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? [Es ist sehr schwierig, der Sache auf den Grund zu gehen. Liegt es vielleicht daran, dass neue Musik in der Schule zu kurz kommt? Warum waren John Lennon und Paul McCart- ney keine Schweizer? ]

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Das wäre eine Katastrophe. Radio ist eine so emotionale Sache, die eine solche Regelung nicht verträgt. Ich finde der Markt soll entscheiden; das was sich durchsetzt, werden wir be- rücksichtigen. Sobald wir einen CH-Special ausstrahlen, läuft im Hintergrund die Frage mit, wie viele Hörer wir zur selben Zeit verlieren. Eine Quotenregelung fände ich nur bei den nationalen Sendern absolut vertretbar. Ich mei- ne das nicht überheblich. DRS3 hat schon so viele Vorteile auf seiner Seite (Stichworte: Sendegebiet, Gebühren), dass es einen „Nachteil“ dieser Art wohl in Kauf nehmen könnte. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Ausgestaltung Keine Vorschläge Spielraum? Der Spielraum wäre höchstens gegeben, wenn sich auf der Angebotseite etwas än- dern würde, es also mehr Hitproduzenten wie beispielsweise DJ Bobo gäbe.

Teil II, Seite 54 Senderauswertung: Edelweiss

Radio Edelweiss: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Detaillierte Liste der eingesetzten einheimischen Musikstücke während des gesamten Monats (06-24 Uhr; ohne Nachtprogramm); Zusatzangaben über die durchschnittliche Gesamttitelzahl (nationale und internationale Interpre- ten). Einschränkungen: Die durchschnittliche Gesamtzahl der Titel ist eine Hochrechnung des Sen- ders. Bemerkungen:

Edelweiss: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Titel insgesamt (Senderschätzung) CH-Titel 1.6.96 245 8 2.6.96 245 6 3.6.96 245 5 4.6.96 245 8 5.6.96 245 7 6.6.96 245 9 7.6.96 245 9 8.6.96 245 5 9.6.96 245 5 10.6.96 245 5 11.6.96 245 6 12.6.96 245 2 13.6.96 245 5 14.6.96 245 8 15.6.96 245 3 16.6.96 245 5 17.6.96 245 5 18.6.96 245 6 19.7.96 245 4 20.6.96 245 9 21.6.96 245 9 22.6.96 245 3 23.6.96 245 4 24.6.96 245 5 25.6.96 245 6 26.6.96 245 5 27.6.96 245 6 28.6.96 245 5 29.6.96 245 6 30.6.96 245 5

Teil II, Seite 55 Senderauswertung: Edelweiss

Datum Titel insgesamt (Senderschätzung) CH-Titel Total 7350 174 100% 2.37

Der überwiegende Teil des nationalen Repertoires, das bei Radio Edelweiss berücksichtigt wird, setzt sich - analog dem sonstigen Musikprogramm - aus gängigen Hits zusammen. Eingestreut sind weniger bekannte einheimische Interpreten oder nationale Stücke.

Radio Edelweiss: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Keine. Schreiben/Telefonat an den Verfasser. Einschränkungen: Dieser Teil der Erhebung sei „bedauerlicherweise untergegangen“, was unter anderem auch mit dem Wechsel der Programmleitung in Zusammen- hang stehe, teilt Edelweiss mit. Rückwirkend liessen sich die redaktionellen Beiträge nicht mehr rekonstruieren. Besonderheiten:

Teil II, Seite 56 Senderauswertung: Eulach

Radio Eulach: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 23.4.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Dr. Günter Heuberger, Geschäftsführer

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Geschäftsbericht der Radio Eulach AG (1995) Betriebsaufnahme: 1.1.84 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio Eulach AG. 185 Aktionäre; breit gestreutes AK (niemand über 3%). Mehrheit sind Einzelpersonen. Ausserdem Kleinunternehmen, Gewerbe. In der Schweizer Privatradio-Landschaft als Besonderheit zu werten ist, dass Radio Eulach keinem Verlag gehört. Umsatz pro Jahr (1995): 2.1 Mio. Budget (1996)1.2 Mio.28 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Trägerverein Radio Eu- lach

Radio Eulach AG

Beschwerdekommission Programmkommission

Verwaltungsrat

Geschäftsleitung

Redaktion Moderation, Promotion Verkauf Technik Musikredaktion

28 Quelle: Cash, 30.8.96.

Teil II, Seite 57 Senderauswertung: Eulach

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 1 100 Moderation 6 540 5 100 Redaktion (inkl. Sport) 5 500 8 250 Musikredaktion 1 (aus Moderati- 50 on) insgesamt 12 1190 13 350 Administration - Sekretariat 2 100 Technik 1 60 Werbung 3 300 Total (ohne Werbung) 18 1500 13 350

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Separate Auswertung für Winterthur und Agglo (zweiteiliges Empfangsgebiet) zeigen dra- matisch bessere Reichweiten als die in der Hauptstudie der SRG ausgewiesenen 8 bzw. 11%.

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 22.2% 41 0.5% Häufig 31.4% 58 0.6% Etwa zur Hälfte 19.5% 36 0.4% Eher selten 8.1% 15 0.2% Praktisch nie 3.8% 7 0.1% Weiss nicht/keine Angaben 15.1% 28 0.3% Total 100.0% 185 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.3 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Radio Eulach ist Teilhaber an Rana, übernimmt die Nachrichten jedoch nicht.

Teil II, Seite 58 Senderauswertung: Eulach

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Bestehen Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Wird innerhalb der 14-tägl. Kadersitzung besprochen. Auch ca. alle zwei Monate beider Moderationssitzung. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Musikkonzept Radio Eulach (ds/20. 9. 94) Grundregeln: "Middle of the road" - Musik mit einer Bandbreite von seichten Popballaden bis zu rhythmischen Rocksongs. Pro Stunde (d.h. 15 Titel) müssen mindestens 10 Titel mit Ohrwurmcharakter gespielt werden. Bekannte Songs der vergangenen 30 Jahre. Pro Stunde sollten weiterhin ca. 2 - 3 nicht englisch gesungene Titel eingesetzt werden. Weitere Regeln: 1. Je rhythmischer resp. härter ein Song ist, desto bekannter oder ohrgängiger muss er sein. 2. Der Mix zwischen Oldies, Instantoldies und Neuheiten sollte in einem Verhältnis von ca. 80 % Oldies und Instantoldies zu 20% Neuheiten sein. (Interne Definitionen: Oldies - ca. 1985 und äl- ter; Instantoldies - ca. 6 Monate bis 5jährig; Neuheiten - max, 6 Monate alt.) 3. Für die Musikzusammenstellung muss pro Sendung eine Zeit von 30 bis 60 Minuten reser- viert werden. Je nach Erfahrung. 4. Um sich ein breites Musikwissen anzueignen ist es wichtig dass man regelmässig die Musik- zeitschriften studiert. (Z.B. Billboard mit den Charts aus aller Welt und den US Playlist- Hitparaden. Wer im Bereich der Oldies und Instantoldies Defizite hat, sollte sich die Künstler auf den Samplern merken und jeweils in unserem LP-Archiv die Gesamtwerke dieser anhören. Wir verfügen über ein ausgezeichnetes LP-Archiv ! 5. Die Playlist ist ein wichtiger Bestandteil des Musikkonzeptes. Kriterien für Playlist: a.) sollte Musikprogramm prägen "zukünftiger Instantoldie" b.) der Hit von Morgen "Newswert" c.) Künstler mit Zukunft / Konzert in Region / CH - Bonus“ Radio Eulach will nicht nur informieren und reflektieren, sondern auch unterstützen. Das gilt allgemein für das regionale, einheimische Schaffen und speziell auch für einheimische Musik. Aus den Unterlagen: „Das Programm von Radio Eulach informiert neutral und umfassend über das lokale und regio- nale Geschehen. Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport sind die Programmschwerpunkte. Mit der Musik soll der Hörer unterhaltend durch den Tag begleitet werden. Vielfältige Serviceleis- tungen in Form von Orientierungs- und Lebenshilfen, Wunschkonzerten, Quiz- und Diskussi- onssendungen mit Hörerbeteiligung sollen Verständnis und Rücksichtnahme untereinander för- dern. Radio Eulach will nicht nur informieren, sondern auch kulturelle, gesellschaftliche, soziale und sportliche Initiativen und Aktivität in der Region Winterthur programmlich und promotionsmässig unterstützen.“ Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? In unserer Playlist ist explizit ein „CH-Bonus“ festgehalten. Quantifizierung ist allerdings nicht möglich. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Qualitative SRG- Studie vorhanden. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? 25%.

Teil II, Seite 59 Senderauswertung: Eulach

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Ein Musikredaktor ist verantwortlich für „Konzepte, Überwachung, Einflussnahme, Leitung Playlistsitzung, Neuheiten, Koordination Interviews, Kontakte Musikindustrie, CH-Szene und Lokalszene“ (Aus den Unterlagen), ein stellvertretender Musikredaktor für „Selector und Musikarchiv“. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Viele Spezialsendungen wurden abgesetzt; Das Schwergewicht liegt - wenn überhaupt - nun nur noch bei der einheimischen Musik. Schweizer Szene, Lokalszene: Gaudenz We- ber. Volksmusiksendung (freier Mitarbeiter). Gospel (Kirchlicher Arbeitskreis Lokalradio). Italo-Club Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen Besuche von MAZ-Kursen bei entsprechenden Angeboten.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Der verantwortliche Musikredaktor hört alle Titel ab; fällt Grundsatzentscheide und trifft Ein- teilungen. Die Tonträger werden dann von einer weiteren Person für die Musikautomatisie- rung erfasst (Selector); Im Selector werden auch die Häufigkeiten der Einsätze definiert. Über Einsetzbarkeit und Häufigkeit entscheidet die Musikredaktion. Wir versuchen, Trends schon früh zu entdecken. Im Unterschied zu Landsendern, für die eine Hitparade das Modernste darstellen. Wir sind den Charts meistens voraus. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Immer noch hoch. Selector gibt zwar ein 24-Stundenprogramm vor. Die Programmschaf- fenden haben die Kompetenz hier Wechsel und Ergänzungen vorzunehmen (manuell). Das kommt in bis zu 30% der Titel vor. Wir sind da auch nicht so strikt. Hauptsächlich arbeiten wir ab Harddisk, gelegentlich kommt ein CD-Wechsler zum Einsatz. Hier bestehen aller- dings Ansteuerungsprobleme.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpreten- Ja suche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung- Selector. Effektive Nutzung ca. 9 bis 10 Software, Anwendungsbereich Stunden pro Tag. Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich Titelstock, Anteil CH-Titel ? CD-Wechsler Nur zur Ergänzung Titelstock, Anteil CH-Titel 200 Harddisk Ja Titelstock, Anteil CH-Titel Ca. 3'000 Titel, CH-Titel: 100 Manueller Betrieb Ja.

Einsatz EDV in Zukunft?

Teil II, Seite 60 Senderauswertung: Eulach

Wenn die finanziellen Grundlagen gegeben wären, würden wir gerne mit einer Vollstelle in der Musikredaktion arbeiten und das Konzept strikter halten. Das gäbe noch einen zusätz- lichen Schub.

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Eher ja.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? Rock, Pop: 300 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? Wir erhalten praktisch alles; 300 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Die Steigerung von 1994 bis heute ist gewaltig. Mittlerweile erhalten wir eine unglaubliche Vielzahl an einheimischen Produkten. Gleichzeitig finden in unserer Region immer mehr Auftritte statt; wir bekommen oft Anfragen nach Patronaten. In unserer Region sind Hun- derte von Gruppe aktiv. Ich stelle ebenso bei der Qualität eine Steigerung fest. Dies vor allem in bezug auf die Gängigkeit. Schweizer Musik kann heute viel häufiger eingesetzt werden. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Offen, aktiv, problemlos. gruppenspezifische Informationen werden aber mit Vorbehalt verwendet, wir sind kein PR-Sender.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Primär Fachzeitschriften.

Tonträger-Archiv Unser Archiv umfasst 25'000 Titel. Schweizer Anteil: Ca. 3000 Titel (=12%)

Informations-/Künstlerarchiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Ablage vorhanden.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird?

Sendetitel Albani-Special Bodeständig Ausstrahlungs- 1 Std. p. Monat, in Abstimmung mit der So, 7-9 Uhr zeiten Programmierung Dauer 1 Std. 2 Std.

Teil II, Seite 61 Senderauswertung: Eulach

Programmstd. p. 1 8 Monat Charakterisierung Volksmusiksendung Zuständigkeit Musikredaktion, Gaudenz Weber Benni Amherd

In der Sendung ‘Musicline’ werden häufig Schweizer Neuheiten vorgestellt. Radio Eulach geht eine enge Zusammenarbeit mit dem Musikclub Albani ein. Dort läuft sehr viel in Sachen einheimische Musik. Einmal pro Monat wird von uns im Albani eine Stunde produziert, bei der auch Künstler zu Wort kommen.

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? 2- 3 pro Woche; jeweils Beiträge zwischen 10 und 20 Minuten. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen 50% Wie kommen Interviews zustande? Häufiger durch redaktionelle Anfragen als durch die Wahr- nehmung von Angeboten

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 80 66 80 100

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Ganz sicher zwei Titel pro Stunde (13 - 14%).

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten Musikbühne am Albani-Fest Übertragung von Konzerten Nur sehr selten (wegen der rechtlichen Situation) Produktionen Einmal jährlich erscheint in Zusammenarbeit mit dem Stadtanzeiger und der Plattenfirma Phonag ein Tonträger mit regionalen Bands, der von Radio Eulach mitproduziert wird. Die Gruppen werden jeweils auf dem Sender präsentiert. Wettbewerbe - finanzielle Unterstützung Direkte finanzielle Unterstützung erhält der Musikclub Albani, der wieder- um viel für die einheimische und nationale Musikszene unternimmt. Verkaufsaktionen -

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Teil II, Seite 62 Senderauswertung: Eulach

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion keine Ist schon gut Kommerziellere Produktionen keine Gibt es bereits genug Mehr Professionalität keine Schon vorhanden Gefälligeres Songmaterial keine Ausreichend vorhanden Mehr und höhere Hitparadenplätze gross Bessere Aufnahmequalität keine Schon gegeben Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet gross Stärkere Orientierung an der musikalischen keine Ausrichtung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Beliefe- keine kommt bereits genug rung Mehr Initiative der Plattenindustrie gross Höheres Publikumsinteresse keine Die Interpreten müssten sich stärker selber mittel bemühen

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. mittel Anteil) Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ mittel Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit klein Weitere) spezielle Sendegefässe keine Haben wir schon Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH- mittel Künstlern Verbesserung der Kenntnis über CH- gross Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile keine (Network)

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Es besteht ein Projekt von Radio Eulach und dem Musikkollegium, einheimische klassische Musik zu fördern - in unserem Falle durch Promotion und Übertragungen. Die Grundfrage lautet: Wie bringen wir mehr junge Leute zur klassischen Musik?

Teil II, Seite 63 Senderauswertung: Eulach

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Wir könnten damit leben. Einschätzung (+5 bis -5): +2 Begründung Ihrer Haltung? Ich bin überzeugt, dass eine Quotenregelung etwas bringen würde. Nicht zuletzt aus der europäischen Sicht. Wir werden hier ja vom amerikanischen Schaffen überschwemmt. Li- beralität hin oder her: Die EU hat nicht umsonst Quoten für europäische Filmproduktionen eingeführt; warum sollten wir nicht eine für das national Musikschaffen anwenden? Ausgestaltung Die Quote sollte bezüglich der Tageszeit nicht einschränkend sein. Wenn sie je- mand in der Nacht erfüllen wollte, widerspricht dies sowieso dem Prinzip von Treu und Glauben. Spielraum? Wenn der Trend zu schweizerischer Musik sich so wie bisher fortsetzt, hätten wir ei- nen Spielraum bis 25%.

Radio Eulach: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: a) Detaillierte Angaben des Senders über die in den moderierten Stunden eingesetzten Titel einheimischer und internationaler Interpreten über den gesamten Monat. Dies betrifft an Werk- und Samstagen die Sendungen von 6 bis 9h, 11 bis 14h, 16 bis 19h; also während 9 Stunden sowie an Sonnta- gen 09 bis 19h, also 10 Stunden. b) Detaillierte Statistik zum Einsatz der Titel einheimischer und internationa- ler Interpreten durch das automatisierte Musiksystem. Dies betrifft die restli- chen Zeiten, also an Werk- und Samstagen 15 Stunden, an Sonntagen 14 Stunden. Einschränkungen: - Bemerkungen: Die gemeldete Statistik der per Automatisation programmierten Titel musste (nach Rücksprache mit dem Sender) modifiziert werden, die sie sich auf sämtliche generierte Titel bezog - auch wenn ein Teil davon wegen der ma- nuell eingesetzten Stücke gar nicht gebraucht wurde. Die für 24 Stunden pro Tag gemeldeten Einsätze wurden auf 15 Stunden umgerechnet. Daraus ergeben sich einige Rundungsdifferenzen.

Radio Eulach: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Automatisation Manueller Einsatz Datum (umgerechnet auf 15 Std. Tagesprogramm Gesamt (24h) p. Tag) (9 Std. p. Tag) Total CH Total CH Total CH 1.6.96 202 0 135 18 337 18 2.6.96 189 3 127 12 316 15

Teil II, Seite 64 Senderauswertung: Eulach

Automatisation Manueller Einsatz Datum (umgerechnet auf 15 Std. Tagesprogramm Gesamt (24h) p. Tag) (9 Std. p. Tag) Total CH Total CH Total CH 3.6.96 212 4 107 8 319 12 4.6.96 212 3 117 9 329 12 5.6.96 210 3 111 7 321 10 6.6.96 210 2 113 11 323 13 7.6.96 210 6 115 11 325 17 8.6.96 202 3 128 12 330 15 9.6.96 184 2 137 9 321 11 10.6.96 207 4 113 3 320 7 11.6.96 212 3 111 5 323 8 12.6.96 206 3 118 9 324 12 13.6.96 208 4 124 11 332 15 14.6.96 202 4 109 8 311 12 15.6.96 197 1 123 5 320 6 16.6.96 186 2 136 2 322 4 17.6.96 201 5 118 8 319 13 18.6.96 197 3 112 9 309 12 19.7.96 205 4 111 8 316 12 20.6.96 208 2 117 5 325 7 21.6.96 198 4 98 2 296 6 22.6.96 205 2 127 9 332 11 23.6.96 187 2 122 4 309 6 24.6.96 192 6 113 9 305 15 25.6.96 196 3 120 6 316 9 26.6.96 208 4 122 8 330 12 27.6.96 201 2 128 8 329 10 28.6.96 205 3 111 2 316 5 29.6.96 201 1 130 9 331 10 30.6.96 187 2 123 7 310 9 Total 6040 90 3576 234 9616 324 100% 1.49% 100% 6.54% 100% 3.37%

Durch das automatisierten Musiksystem gelangten bei Radio Eulach im Juni 1996 insgesamt 74 verschiedene Aufnahmen von Schweizer Interpreten ins Programm. Die oben in der Totalzeile angegebenen Werte ergeben sich durch Wiederholungen. Zusätzlich wurden im Monat Juni 234 weitere Einsätze einheimischer Musik erfasst. Es fällt auf, dass durch die Automatisation nur ein kleiner Prozentsatz schweizerischer Titel ins Programm gelangt (circa 1.5%). Wesentlich häufiger werden Titel einheimischer Interpreten durch die Sendegestalter selbst (manuell: 6.5%) berück- sichtigt. Zusammengerechnet ergibt dies einen Durchschnittsanteil von rund 3.4%.

Teil II, Seite 65 Senderauswertung: Eulach

Radio Eulach: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Erhebungsbogen Einschränkungen: Die Dauer einzelner Beiträge musste teilweise geschätzt werden. Bei be- stimmten Sendungen wurde im Erhebungsbogen nicht die Gesamtdauer, sondern nur die Dauer der Wortanteile vermerkt. Besonderheiten: Zu weiteren Informationen über redaktionelle Beiträge sei auf den Be- richtsteil verwiesen.

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* 2.6., 15h Cocktail 30 Christine Lauterburg I 4.6., 19h Soundcheck 20 Daytona T 8.6., 11.30 Domino 25 Hank Shizzoe I 11.6., 19h Soundcheck 10 Sandman T 11.6., 19.40 Soundcheck 10 Marco Polo T 18.6, 19h Soundcheck 60 Aare Wave, The 80ties best T, B 25.6., 19 Soundcheck 60 Florian Ast, Hang Loose, Max Lässer & I, T, B Büne Huber Totalzeit: 215

*) M = Gemischte (Magazin-)Sendung, I = Interview, B = Bericht, T = Tonträgerrezensionen V = Veran- staltungsbesprechung, G = Gesprächsrunde Ü = Konzertübertragung, A = Andere Beiträge.

Teil II, Seite 66 Senderauswertung: ExtraBERN

Radio ExtraBERN: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 2.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Pierre Barbezat, Musikredaktor

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Ja. Betriebsaufnahme: 5.11.1983 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Aktiengesellschaft für Lokalradio Bern (ALB) Berner Zeitung (BZ): 79,5%; Volksaktionäre: 6,3%, Diverse Umsatz pro Jahr (1995): 3,5 Mio. Budget 1996: 3.4 Mio.29 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

ALB Verwaltungsrat VR-Präsident

Geschäftsleitung

Programmleiter

Leiter Modera- Leiter Redakti- Leiter Technik Koordination tion on Sport

Moderation Redaktion Freie Mitarbei- ter

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 2 200

29 Quelle: Cash, 30.8.96.

Teil II, Seite 67 Senderauswertung: ExtraBERN

Moderation 12 870 4 Redaktion 9 750 5 Musikredaktion 1 90 insgesamt 24 1910 9 ? Administration, Sekretariat 5 440 Technik 2 200 Werbung 2 200 Total 42 2750 9 ?

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 29.3% 115 1.3% Häufig 29.6% 116 1.3% Etwa zur Hälfte 14.3% 56 0.6% Eher selten 0.5% 2 0.0% Praktisch nie 0.5% 2 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 25.8% 101 1.1% Total 100.0% 392 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 1.8 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Radio ExtraBE, Radio Zürisee und Radio Basilisk machen ein gemeinsames Nachtpro- gramm (0 - 5.30 Uhr), dass sie im Turnus bestreiten. Pro vier Wochen produziert Radio Ex- traBE 6 Nächte (Basilisk: 14, Zürisee 8). Tierarzt von Radio Z (1 Std. p. W.)

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Nein. Seit wir mit dem Selector arbeiten, haben wir keine schriftlichen Unterlagen mehr, denn die Gewichtung und die Abläufe sind dort festgehalten. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Keine Angaben Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?)

Teil II, Seite 68 Senderauswertung: ExtraBERN

Im Tagesprogramm Mainstream, AC. Internationale, teils nationale populäre Musik (ohne HipHop, harte Rockmusik). Daneben einige Specials, z.B. für Volkstümliches, Oldies, Schlagerparade, Quattro Stagioni (französische, italienische, deutsche und englische Mu- sik), Dance- und Tanzmusik. Einige musikspezifische Sendegefässe wurden abgeschafft, darunter Klassik, Jazz, Hardrock. Im Tagesprogramm ist ExtraBE in den letzten Jahren poppiger geworden. Früher war der Unterschied zu unserer Lokalkonkurrenz Radio Förderband viel grösser, denn auch dieser Sender hat sich in Richtung Mainstream bewegt. Dennoch ist Förderband etwas härter im Sound. Die Programme der Sender in der Schweiz haben sich immer mehr angeglichen; in Bern ist es ähnlich wie auf dem Platz Zürich mit Radio 24 und Radio Z. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Nein. Wenn etwas in unseren musikalischen Rahmen passt, spiele ich es noch so gerne. Ist das nicht der Fall, kann ich einen Titel beim besten Willen und bei noch soviel Promotion und Infor- mation nicht einsetzen. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Ja. Vierteljährlich werden telefonische Musikumfragen bei 100 bis 200 zufällig ausgewähl- ten Personen durchgeführt. Dabei lassen wir 10 Musikbeispiele laufen, die dann bezüglich Bekanntheit und Gefallen bewertet werden können. Unter anderem haben wir Vergleiche zwischen Cover- und Originalversionen getestet. Die Ergebnisse der Umfragen fliessen di- rekt in unsere Musikplanung ein. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Diese Frage habe ich mir noch nie gestellt. Ich kann sie nicht beantworten.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Pierre Barbezat (90%) plus ein Stellvertreter. Ausserdem helfen alle Moderatoren bei der anfallenden Musikbearbeitung oder mit Tips mit. Wir legen sehr viel Wert auf klare Zustän- digkeiten und eine Kanalisierung der Musikarbeiten. Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja für die Specials Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen P.B. ist selber Musiker, Sammler und führt seit 1976 einen eigenen Plattenladen in Winter- thur mit Filialen in anderen Städten. Seit 1987 ist er Musikredaktor bei ExtraBE.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) In einer ersten Triage werden die Neuheiten eingeteilt in a) eindeutiges Playlist-Material, b) solche, die nicht mehr weiter berücksichtigt werden und c) kritische Fälle, deren Einsatz noch fraglich ist rsp. die später (zusammen mit den Moderatoren an der Musiksitzung) ein zweites Mal begutachtet werden müssen. Playlist A (Powerplay): Einsatz 1 - 2 x pro Tag; Playlist B: Einsatz alle 1 -2 Tage Ein weiterer Arbeitsschritt ist die Überspielung auf unser Harddisk-System sowie die Be- wirtschaftung des Titelstocks. Der Selector bietet mehrere Kategorien unterschiedlicher Rotation. Eine Hauptkategorie ist ‘Image’. Darunter gefasste neue Titel laufen häufig, die

Teil II, Seite 69 Senderauswertung: ExtraBERN

älteren in bestimmten Zeitabschnitten, also z.B. alle 9 bis 26 Tage. Weiter geben wir z.B. vor, dass pro Stunde zwei deutschsprachige, ein bis zwei italienischsprachige und ein bis zwei französisch gesungene Titel gesetzt werden. Wir legen die Titel nach Gesangsspra- chen ab. Einheimische Stücke finden sich also in verschiedenen Kategorien und sind nicht gesondert auswertbar. Wir arbeiten erst seit Mai 1995 mit diesem System und sind zur Zeit daran, die Datenbank zu bereinigen und Lücken zu füllen. Wir haben festgestellt, dass uns wichtige Titel fehlen bzw. Diese nicht bearbeitet waren. Das betrifft auch einige Schweizer. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Jeder Moderator ist aufgerufen, mir Musiktips abzugeben - und beteiligt sich insofern am ExtraBE-Musikprofil. Jeder Tag bei uns ist vorprogrammiert, doch können die Moderatoren einzelne Titel auswechseln oder die Reihenfolge ändern. Dabei greifen sie in der Regel auf die in der Automatisation verfügbaren Titel zurück. Entsprechend der Sendezeit und den anderen Vorgaben werden auf dem Bildschirm dann nur passende Stücke angezeigt. In den Specials funktioniert das anders, viel individueller - und oft von Hand.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpreten- Ja, Selector suche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierungs- Ja, Selector; Teileinsatz Software, Anwendungsbereich Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich Titelstock, Anteil CH-Titel ? CD-Wechsler Titelstock, Anteil CH-Titel Harddisk Ja Titelstock, Anteil CH-Titel Derzeit 2000 Titel in der Rotation; Ten- denz wachsend CH-Anteil: Ca. 10% Manueller Betrieb nur in den Specials

Einsatz EDV in Zukunft? Keine Angaben.

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa eingestuft werden? Ja, immer. Es gibt oft Songs, die wegen des Mundartgesangs und des Lokalbezugs bei uns ins Pro- gramm kommen, obschon sie musikalisch aus dem Rahmen fallen würden. Bei einer gleichwertigen Produktionen geben wir den Schweizern sicherlich den Vorzug.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? 800 bis 1000 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 200 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen?

Teil II, Seite 70 Senderauswertung: ExtraBERN

Die Szene ist sehr aktiv. Vor allem wenn ich das mit früher vergleiche. Für mich persönlich kann der Output gar nie zuviel sein. Wir erhalten viele Produktionen aus marginalen Musik- sparten oder Tonträger von Bands, die ihre Stärken eher in Bereich der Konzerte haben. Deren Musik eignet sich weniger fürs Radio. Aus dem Mainstream-Bereich kommen langfristig gesehen vergleichsweise wenige Neuheiten. Das für uns brauchbare Angebot schwankt sehr, momentan, d.h. im ersten Halbjahr 1996 ist wieder eine gute Phase, in der wir praktisch jede Woche eine taugliche Neuheit in die Playlist setzen können. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Teils bekommen wir lausiges Material, die Kopie der Kopie einer Kopie und so. Oder ein Zettel mit der Aufforderung „Dies ist meine neue CD, bitte spielen sie sie“. Bei Rückfragen stellt sich heraus, dass die CD gar nicht käuflich erhältlich ist, weil sie nur fünffach gepresst wurde... So geht das natürlich nicht. Mit den Informationen der professionellen Firmen ha- ben wir ansonsten gute Erfahrungen gemacht.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Meine wichtigste Quelle für Schweizer Musik ist das Swiss Music Info. Diese Publikation wird auch von den Moderatoren genutzt. Anhand der Dokumentation wird auch überprüft, ob wir die wichtigen Tonträger erhalten haben.

Tonträger-Archiv Wir haben 120'000 Songs auf LPs, CDs und Singles archiviert. Wie gesagt wird das Wich- tigste davon bei uns auf Harddisk abgespeichert. Wir unterscheiden in erster Linie nach Gesangssprachen, in zweiter Linie nach Alphabet. Somit erleichtern wir den manuellen Zugriff, die Bands liegen so mit ihren Tonträgern bei- einander. Eine Ordnung nach Archivnummern, wie das viele Sender vornehmen, finden wir unpraktisch. Den Schweizer Anteil schätze ich auf 10%.

Informations-/Künstler-Archiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Wir haben ein alphabetisches Bioarchiv, dort haben wir auch O-Ton-Beispiele, z.B. Station- IDs abgelegt.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Nur für Volksmusik, wo wir uns stark engagieren. In der Stadt Bern sind ländliches Denken und entsprechendes Brauchtum noch stärker verankert als in den anderen schweizeri- schen Grossstädten.

Teil II, Seite 71 Senderauswertung: ExtraBERN

Pop- und Rockmusik stellen wir in diversen anderen Sendegefässen vor. Manchmal bieten wir in Musik & Gäste auch Nationales an.

Sendetitel Volksmusik-Gala Volksmusik-Wunschkonzert

Ausstrahlungs- Mo, 19-23 So 8-10 zeiten Dauer 4 2 Programmstd. p. 16 8 Monat Charakterisierung Gemischte Volksmusiksendung mit Gäs- Live - und mit Publikum - aus dem Gasthof ten Bären (Ostermundigen) Zuständigkeit Paul Stucki Paul Stucki

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Nachdem Motto ‘Mehr Musik, weniger Gerede’ bringen wir heute grundsätzlich weniger In- terviews als früher. Es sind noch ca. 4 bis 5 Musikerinterviews pro Woche. Dazu muss aber ein Anlass gegeben sein. Nur die Veröffentlichung einer CD reicht - abgesehen von den Topbands - nicht aus. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Ca. 60%. Wir haben einen Standortvorteil, was die Schweizer Musikszene betrifft, den vie- les spielt sich ja in Bern ab. Was die internationalen Acts betrifft, sind wir dagegen eher im Nachteil, denn die kommen häufiger nach Zürich oder Basel. Für eine Kurzvorstellung ext- ra dorthin zu fahren, lohnt sich nicht. Wie kommen Interviews zustande? Grösstenteils nehmen wir entsprechende Angebote wahr.

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 85% 70% 75% 100%

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Im Schnitt läuft pro Stunde ein CH-Titel. Bei stündlich 12 bis 15 Titeln macht das also 6 bis 8%. Ein erheblicher Teil entfällt auf die Volksmusiksendungen.

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Wir patronieren regelmässig Veranstaltungen von Music Service (Adi Weiss), darunter sind immer wieder Schweizer.

Teil II, Seite 72 Senderauswertung: ExtraBERN

ExtraBE ist aktiv bei den Berner Songtagen dabei (Sendungen, Präsen- tationen etc.) ExtraBE veranstaltet das Volksmusik-Festival auf dem Gurten Übertragung von Konzerten Berner Songtage (ausschnittweise). Jeden Sonntagmorgen: Volksmusik-Wunschkonzert Punktuelle Konzerte (z.B. Sylvesterkonzerte usw.) Produktionen ExtraBE bietet selber produzierte Volksmusik-Kassetten an. Von unserem Volksmusik-Festival wird jeweils eine Doppel-CD produ- ziert und verkauft. Wettbewerbe Beteiligung an der Talentveranstaltung ‘Beste Band des Kantons Bern’ (Jury, Berichte, Vorstellungen) finanzielle Unterstützung - Verkaufsaktionen Siehe oben bei Produktionen.

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion klein Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität gross Gefälligeres Songmaterial gross Mehr und höhere Hitparadenplätze klein Bessere Aufnahmequalität mittel Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet gross Stärkere Orientierung an der musikalischen gross Ausrichtung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Beliefe- gross rung Mehr Initiative der Plattenindustrie gross Höheres Publikumsinteresse mittel Die Interpreten müssten sich stärker selber mittel bemühen

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. keine Anteil) Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ klein

Teil II, Seite 73 Senderauswertung: ExtraBERN

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit keine Das ist bei uns jetzt schon gut gelöst Weitere) spezielle Sendegefässe klein Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH- mittel Da sind wir jetzt schon sehr aktiv Künstlern Verbesserung der Kenntnis über CH- mittel Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile klein (Network)

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Im Veranstaltungsbereich könnte ein höheres Interesse an einheimischem Musikschaffen bewirkt werden, wenn die Konzerte billiger wären. Sowieso ist das Interesse des Publikums ausschlaggebend für den Stellenwert der Musik am Radio.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Das wäre tragisch. Wir wollen uns bei der Musikprogrammierung nicht dreinreden lassen. Wenn es gute schweizerische Songs gibt, spielen wir sie; ich würde gerne noch mehr ein- heimische Titel einsetzen. Eine 25%-Quote könnt zwar erreicht werden. Doch müssten wir entweder Stücke aus der hintersten Schublade hervorkramen, die niemand mehr hören möchte, oder wir die tauglichen Titel so oft spielen, dass dadurch die Programmqualität lei- den würde. Das würde sehr eintönig, ja sogar kontraproduktiv: die Leute würden abschal- ten, weil immer das gleiche läuft. Die auf Mindestanteile verpflichteten französischen Sender haben ein grosses Problem, denn viele Sender haben ihr Archiv gar nicht nach frankophoner Musik ausgerichtet. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Ausgestaltung Die Definition ‘Schweizer Musik’ müsste weitestmöglich ausgelegt werden können, also un- ter Einbezug von Auslandschweizern, hier lebenden Ausländern und in der Schweiz aufge- nommene Produktionen. Es sollte nicht nur um eine Interpretenförderung sondern auch um eine Unterstützung der Industrie, der Branche gehen. Ein weiterer Vorschlag betrifft die Zeit, innerhalb der die Quote gemessen würde. Ich plä- diere für eine möglichst langfristige Messzeit, damit Schwankungen im Angebot ausgegli- chen werden können. Spielraum? Keine verwertbaren Angaben.

Teil II, Seite 74 Senderauswertung: ExtraBERN

Radio ExtraBERN: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung, annähernd vollständig vom Tagesprogramm (06 bis 19 Uhr) sowie teilweise in Abend- und Nacht- stunden während des gesamten Monats. Einschränkungen: Die übermittelten Listen sind nicht ganz vollständig. Titel, die nicht über das Automationssystem eingespielt wurden, konnten nicht erfasst werden. Bei einem Durchschnittswert von 12 Titeln pro Sendestunde (30 Tage, 24 Stun- den) entspricht die Zahl der angegebenen Titel etwa 69% der gesendeten. Die fehlenden Angaben beziehen sich aber - wie oben erwähnt - hauptsäch- lich auf die mehrheitlich nicht erfassten Angaben zum Nachtprogramm. Bemerkungen: Ermittlung der Schweizer Titel durch den Sender, Kontrolle und Auswertung durch Verfasser.

Radio ExtraBERN: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Erfasste Titel CH-Titel 1.6.96 187 16 2.6.96 154 7 3.6.96 149 8 4.6.96 204 11 5.6.96 142 7 6.6.96 261 17 7.6.96 223 7 8.6.96 199 11 9.6.96 150 11 10.6.96 149 7 11.6.96 222 13 12.6.96 148 6 13.6.96 274 16 14.6.96 186 12 15.6.96 187 8 16.6.96 135 9 17.6.96 160 8 18.6.96 198 13 19.7.96 140 4 20.6.96 300 17 21.6.96 272 16 22.6.96 218 15 23.6.96 166 15 24.6.96 180 13 25.6.96 231 16 26.6.96 171 8 27.6.96 332 24

Teil II, Seite 75 Senderauswertung: ExtraBERN

Datum Erfasste Titel CH-Titel 28.6.96 207 16 29.6.96 222 13 30.6.96 176 13 Total 5943 357 100% 6.01%

Im Musikprogramm von Radio ExtraBERN erscheinen neben den „üblichen“ Schweizer rsp. Berner Radiotiteln von Polo Hofer über Züri West bis Patent Ochsner auch auffallend viele weniger be- kannte oder nur regional in Erscheinung tretende Interpreten.

Radio ExtraBERN: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Erhebungsbogen. Ergänzendes Schreiben an den Verfasser. Einschränkungen: Radio ExtraBERN gibt an, dass „leider nicht alle Radiomitarbeiter ihre Bei- träge aufgeschrieben haben“, die untenstehende Aufstellung also nicht ganz vollständig sei...

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* 21.6. ? 60 Bruno Dietrich, CH-Musiker I 14.6. ? 60 Rään, CH-Band I 7.6, 9.45h Berner Welle 15 Harry Hasler I, T 13.6. Multipack 10 Big Red One, EN-Bandd I, B 14.6 CD-News 15 Florian Ast & Florenstein T Totalzeit: 160

*) M = Gemischte (Magazin-)Sendung, I = Interview, B = Bericht, T = Tonträgerrezensionen V = Veran- staltungsbesprechung, G = Gesprächsrunde Ü = Konzertübertragung, A = Andere Beiträge. Zusätzlich vermerkt wird von Radio ExtraBERN: In der Playlist fanden sich im Juni 1996 acht ein- heimische Produktionen (Bruno Dietrich, Glen of Guinness, Claudio Bre, Party Kitchen, Provocati- on, N-Joy, Max Lässer & Büne Huber, Patent Ochsner). In der wöchentlichen Schlagerparade wurden jeweils ein oder zwei einheimische Interpreten berücksichtigt. Die tägliche Sendung Albat- ros (14-15h), die in der Musikanalyse nicht angegeben wurde, beinhalte durchschnittlich jeweils 1 bis 2 Schweizer Titel.

Teil II, Seite 76 Senderauswertung: Förderband

Radio Förderband: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 2.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Matthias Lauterburg, Programmleiter

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Wir definieren uns als Sender für die Region, aus der Region heraus - sowohl in der Infor- mation als auch im Musikbereich. Wir versuchen, ein eher aussengerichtetes, aktives, inte- ressiertes, jüngeres, urbanes und intelligentes Publikum anzusprechen. Wir bauen klar auf der Vergangenheit von Radio Förderband auf, das schon von Anfang an ein Kulturradio war. Erst vor zehn Jahren wurde der Sender zu einem Vollprogramm. Wir machen ganz bewusst Beiträge und Sendungen über und von Leuten, die mehr erwarten als nur gerade Unterhaltung, ein Spiel oder eine Aktion. Betriebsaufnahme: 1.1.84; seit Sommer 1986 Vollprogramm mit der Vorschrift, dass die Kulturgruppe den ganzen Abend zur Verfügung hat. Ende 1993 Verselbständigung, seit Ostern 1994 selb- ständiges Radioprogramm (unabhängig von Radio 24). Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radig AG; 96,7% Bund Verlags AG. 3,3% GMB Bern (Migros) Umsatz pro Jahr (1995): 2,4 Mio. Franken (inkl. Werbung; Werbefirma nicht extern) Budget 1996: Ohne Werbung: 1,6 Mio. (inkl. Werbung: ca. 2.2 Mio.). Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Radig AG Verwaltungsrat

VR-Präsident Geschäftsführer

Programmleitung Verkaufsleitung

Organisation In- Bereich Informa- Bereich Wort Bereich Musik formation tion

Teil II, Seite 77 Senderauswertung: Förderband

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung, GL 2 200 Moderation 8 450 Redaktion 9 550 Musikredaktion 3 50 insgesamt 22 1250 Administration 1 100 Sekretariat 2 130 Technik 2 30 Werbung 4 400 Total (ohne Werbung) 29 1880 2 30

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Ja, siehe Beilage

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 23.9% 63 0.7% Häufig 28.4% 75 0.8% Etwa zur Hälfte 21.2% 56 0.6% Eher selten 1.5% 4 0.0% Praktisch nie 0.8% 2 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 24.2% 64 0.7% Total 100.0% 264 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.0 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900). Die Daten entsprechen nicht mehr der heutigen Realität, siehe unten.

Programmübernahmen Keine.

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Unterlagen vorhanden. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten?

Teil II, Seite 78 Senderauswertung: Förderband

Im Rahmen der wöchentlichen Sitzungen werden immer wieder Feinkorrekturen an der au- tomatisierten Musikplanung vorgenommen. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Radio Förderband hat sich bewusst Bahnen gesetzt. Im weitesten Sinn verstehen wir uns als Pop-Rock-Programm mit Tendenz in Richtung jung (mindestens jeder dritte, vierte Titel ist aus den 90er-Jahren), mit einer leichten Tendenz zur Berücksichtigung neuer Stilrich- tungen - sprich Techno - ohne Experimentierfreude mit Musik, deren Hintergründe und so- ziale Funktion bekannt sein müssen (wie im Falle von Rap, HipHop). Am häufigsten spielen wir Goldies, also Wiedererkennbares, Hits von früher. Sehr wenig läuft aus dem Bereich Chanson (ausser im entsprechende Special). Wir sind dabei, Lücken zu füllen im Bereich Goldies/Oldies, Liedermacher, deutsche Rockmusik. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Es ist zwar kein fester Anteil vorgeschrieben. Doch definieren wir uns auch im Musikange- bot als regionaler Sender und setzten dies auf vielfache Weise um. (siehe Sendung 5 Mut- ze putze). Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Siehe Sendung 5 Mutze putze Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik (% des Musik- angebotes)? Relativ hoch.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Für das Profil bin ich (Matthias Lauterburg) verantwortlich. Für die Umsetzung und die Qualifikation des neuen Materials ist der Bereichsleiter Moderation und Musik, Sacha Her- zog, zuständig. Ein weiterer Mitarbeiter, Michael Buholzer, beurteilt und erfasst Neuheiten und ist für Kontakte mit den Plattenfirmen tätig. Ein freier Mitarbeiter hilft bei der Compu- terarbeit. Ich selber beurteile das Musikprogramm nicht von den Daten her, sondern vom Hörerleb- nis. Ich greife dort ein, wo Änderungen bei den Vorgaben nicht den gewünschten Effekt hervorbringen. Bei einer automatisierten Programmierung können unter Umständen schon kleine Änderungen bei einzelnen Plattenplätzen einen sehr unterschiedlichen Programm- eindruck bewirken. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja, für die Specials. Zum Beispiel Rock Cafe, Oldies, Tropenfieber (Karibik, Afrika, Latein- amerika), Jazznotes, Chansons.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Einerseits wird jeder Musiktitel beschrieben, codiert. Andererseits wird jeder Titelplatz im Ablauf wird mit Vorgaben versehen. Der Ablauf des Tagesprogramms wird schliesslich in Übereinstimmung gebracht mit den Daten in der Musikdatei. Sound, Sprache und Stil sind die massgebenden Kriterien. Bei den Musikdaten geben wir unter anderem Interpreten- und Titelsperren ein, also die Zeit, die verstreichen muss, bis das selbe Stück oder dersel- be Interpret wieder laufen darf. So funktioniert Förderband aber erst seit kurzem: Wir be-

Teil II, Seite 79 Senderauswertung: Förderband

nutzten ein System, dessen Ursprünge auf 1998 zurückgehen. Damals gelangte es erst- mals in Einsatz bei Radio Grischa, die es modifiziert an Radio Rotu weitergegeben haben. Radio Rotu gab das System - mit eigenen Ergänzungen versehen - an Radio 32 weiter, von wo es wieder zu Förderband kam. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten wir also mit einem chaotischen System, das häufigen manuellen Betrieb erforderlich machte. Nach einjähriger Arbeit haben wir das Ziel realisiert, ein einheitliches Programm betreiben zu können, das den ganzen Tag aus dem Automaten läuft. Das hörbar bereinigte Pro- gramm läuft erst seit Sommer 1995; wir tönen heute völlig anders als noch vor einem Jahr. Vom Material, das uns erreicht, verbleiben nur ca. 5% in unserem abrufbaren Repertoire. Aus Platzgründen überspielen wir viele Einzeltitel gesammelt auf CD-R. Einsetzbarkeit und Häufigkeit ergibt sich aus den Vorgaben für die Musiktitel-Plätze in Tagesablauf. Wir arbei- ten nicht mit Stunden, sondern mit Tagesabschnitten, um besser auf die Bedürfnisse ein- gehen zu können. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Die Sendemacher dürfen theoretisch einen Titel pro Stunde selber einsetzen (wenn er die Bedingungen erfüllt, die zum Spielzeitpunkt gegeben sind). Doch davon wird nicht sehr häufig Gebrauch gemacht.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpreten- Ja suche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung- Musicpack (erstellt durch M. Lauterburg) Software, Anwendungsbereich Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich Titelstock, Anteil CH-Titel CD-Wechsler Ja, inkl. CD-R Titelstock, Anteil CH-Titel 4500 Titel in der Rotation; CH: 300 (=6,7%). Harddisk - Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb Nur selten

Einsatz EDV in Zukunft? -

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Eher ja. Wir haben - im Gegensatz zu vielen anderen Sendern - dafür gesorgt, dass viele schweizerische, insbesondere bernische Interpreten im Repertoire der automatisierten Programmierung verfügbar sind. Bekannte Bands aus unserem Einzugsgebiet werden be- vorzugt, weil wir von ihnen mehr Titel eingeben, als dies bei einer internationalen Gruppe der Fall ist.

Teil II, Seite 80 Senderauswertung: Förderband

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? 3 - 500 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 250 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Seit etwa eineinhalb Jahren nimmt die Menge von Woche zu Woche zu. Radio Förderband ist an einem äusserst virulenten Platz der Schweizer Musikszene zuhause. Die Möglichkei- ten, die bernische und andere schweizerische Gruppen heute für eine Plattenproduktion haben, sind sensationell. Dies nutzen auch Bands, die noch nicht so gut sind. Die Aufnah- men sind ist in bezug auf Disziplin und Genauigkeit ein wichtige Bestandteil der Bandarbeit. Insofern ist das alles sehr positiv zu würdigen. Ich bin immer wieder sehr überrascht, wie Bands aus dem Nichts heraus mit einer Produk- tion auftauchen, der man die Herkunft - abgesehen vom Berndeutsch - nicht anmerken kann. Es schlummern noch viel Talente in unserem Land. Was sicher häufig fehlt, ist das entsprechende Marketing. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Das Problem ist die enorme Menge. Die Palette reicht vom Fresszettel über die Neuheiten- zusammenfassung auf einer Seite bis zum halben Buch. Gelegentlich erscheinen uns die Informationen etwas handgestrickt.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Primär über die Zusendungen der Bands und Vertriebe. Sehr wichtig für die Bearbeitung der einheimischen Neuheiten ist das Bulletin des Swiss Music Info. Für den internationalen Bereich beachten wir die europäischen Charts, wie sie in der Zeitschrift Music&Media pub- liziert werden.

Tonträger-Archiv Wir haben noch einen Restbestand von Analogplatten. Unser altes Archiv haben wir an Radio Rabe verkauft. Die genaue Anzahl der Archiv-CDs ist nicht bekannt. Der Schweizer Anteil liegt bei schätzungsweise 10%.

Informations-/Künstlerarchiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Ja, aber nicht alles.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird?

Sendetitel 5 Mutze putze Rockcafe national

Ausstrahlungs- Mo und Do, 19.30 - 20h, Sa, 14.30 Mo 20-21, 14-täglich zeiten

Teil II, Seite 81 Senderauswertung: Förderband

Dauer 30 Min. 1 Programmstd. p. 6 2 Monat Charakterisierung 5 Mutze putze: Unter diesem Titel bringt Hier haben alle schweizerischen Radio Förderband jede Woche eine eigene (Rock-)Produktionen Platz. Zum Konzept Berner Hitparade. Jeden Montag- und Don- gehören Gespräche mit Musikern, bei nerstagabend werden innerhalb von 30 Mi- denen Hintergründe und Denkweisen nuten 10 regionale Titel vorgestellt. Über ausgeleuchtet werden. diese kann das Publikum telefonisch (per Tastatur) abstimmen, es erreichen uns je- desmal zwischen 300 und 500 Anrufe. Die fünf Titel mit den meisten Stimmen bleiben drin, die anderen fallen in der nächsten Ausgabe heraus und werden durch Neuhei- ten ersetzt. Die zehn „Mutzentitel“ sind Be- standteil unseres Tagesprogramms. Der Siegertitel einer Woche wird jeweils fest in unser Programm eingebaut und kommt zwingend in die aktuelle Playlist. Auf diese Weise geben wir den jungen Gruppen in der Region die Gelegenheit, dass sie sogar mit Demo-Tonträgern (auch Tapes) in das tägli- che Laufprogramm gelangen können. So werden immer wieder ganz spezielle Sachen entdeckt. Zuständigkeit Redaktion/M. Lauterburg Michael Sahli

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Bedingung für ein Interview ist ein Regionalbezug, zum Beispiel ein Konzert. Reine Promo- Interviews machen wir nicht. Internationale Interviews finden ein bis zweimal pro Monat statt. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Sicherlich einmal pro Woche.

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 73 - 75% 0 100

Der Anteil in den Infostunden ist klein , weil wir kein Magazin, sondern Journale anbieten.

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Insgesamt: 7 - 10%.

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Hauptsächlich Beteiligung an Veranstaltungen im Bierhübeli

Teil II, Seite 82 Senderauswertung: Förderband

Übertragung von Konzerten Im Rock Cafe zeitversetzte Konzertübertragungen mit bernischen Bands (aus dem Aarbergerhof) Produktionen Bis jetzt nicht. Das haben wir aber vor. Wettbewerbe Jederzeit mit 5 Mutze putze (siehe bei CH-Specials) finanzielle Unterstützung Verkaufsaktionen Wir verkaufen zwar eigene CDs, doch bisher waren darauf keine Schweizer Titel

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion gross Kommerziellere Produktionen mittel Mehr Professionalität mittel Gefälligeres Songmaterial mittel Mehr und höhere Hitparadenplätze klein Bessere Aufnahmequalität klein Ist schon heute gut Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet gross Stärkere Orientierung an der musikalischen gross Ausrichtung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Beliefe- keine Wir werden schon gut beliefert rung Mehr Initiative der Plattenindustrie mittel Höheres Publikumsinteresse gross Die Interpreten müssten sich stärker selber mittel Das tun sie schon relativ stark bemühen

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. klein Anteil) Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ klein Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit mittel Vor allem bei den Samplern Weitere) spezielle Sendegefässe klein Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH- mittel Da wären wir sehr offen Künstlern Verbesserung der Kenntnis über CH- keine Gross genug Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile klein Weniger, weil unsere Angebote sehr (Network) auf die Region zurechtgeschnitten sind.

Teil II, Seite 83 Senderauswertung: Förderband

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Nein.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Wir würden dagegen verstossen. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Begründung Ihrer Haltung? Ich bin generell gegen Quoten. Mit Anabolika für die Sache kann nichts erzwungen wer- den. Ich finde das, was die Franzosen gemacht haben einen totalen Unsinn. Es gäbe zwar Material genug. Mit einer erzwungenen höheren Quote müssten wir Musik aus Randgebieten programmieren, die nicht mehr einem Hitsender entsprechen. Doch wir wollen Musik spielen, die viele Leute wiedererkennen, weil sie damit einmal etwas erlebt haben. Damit sind einfach Beschränkungen gegeben. Ich bin jederzeit für Opfer in der Marktstellung bereit, doch nicht für eine Massnahme, die gar nichts bringt. Es würde mit ei- nem 25%-Anteil einheimischer Musik keine einzige Schweizer CD zusätzlich gekauft, son- dern eher weniger, weil die Leute das bis oben haben. Ausgestaltung Solche Gedanken habe ich noch gar nie gewälzt. Spielraum? Kann nicht beantwortet werden. Die Frage sollte eher lauten, wie gross wir die Repeti- tionsrate bei den Titeln und Interpreten werden lassen können. Es ist ein Unterschied, ob eine Band wie Span alle 24 einmal oder schon nach 6 Stunden wieder zu hören ist.

Radio Förderband: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung, gesamtes Programm während des gesamten Monats. Einschränkungen: Die übermittelten Listen sind umfangreich, aber nicht ganz vollständig. Titel, die nicht über das Automationssystem eingespielt wurden, konnten nicht erfasst werden. Dies betrifft nach Angaben der Programmleitung ausge- rechnet zwei Schweizer Musiksendungen. Bei einem Durchschnittswert von 12 Titeln pro Sendestunde (30 Tage, 24 Stunden) entspricht die Zahl der angegebenen Titel etwa 95% der gesendeten. Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel nicht durch Sender, sondern durch den Verfasser

Radio Förderband: Einheimische Titel im Monat Juni 1996 (ohne Schweizer Specials)

Datum Erfasste Titel CH-Titel

Teil II, Seite 84 Senderauswertung: Förderband

Datum Erfasste Titel CH-Titel 1.6.96 260 10 2.6.96 218 11 3.6.96 282 11 4.6.96 303 5.6.96 276 8 6.6.96 252 12 7.6.96 244 9 8.6.96 249 14 9.6.96 222 8 10.6.96 278 19 11.6.96 309 12 12.6.96 294 8 13.6.96 279 15 14.6.96 261 11 15.6.96 299 15 16.6.96 271 13 17.6.96 285 15 18.6.96 312 18 19.7.96 299 11 20.6.96 257 11 21.6.96 257 16 22.6.96 284 16 23.6.96 279 16 24.6.96 286 15 25.6.96 299 16 26.6.96 313 13 27.6.96 276 19 28.6.96 264 14 29.6.96 260 12 30.6.96 249 12 Total 8217 348 100% 4.24

Wie oben beschrieben, repräsentieren diese Daten den grössten Teil des Musikprogramms, es fehlen aber die manuell programmierten einheimischen Titel der Spezialsendungen für Schweizer Musik, nämlich 5 Mutze putze, (6 x p. Woche 30 Min.) und Rock Café (14täglich 60 Min.). Die statistisch erfassten Titel des nationalen Repertoires weisen trotz eines Schwerpunktes berni- scher Interpreten (hier vor allem: Polo Hofer, Rumpelstilz) eine überdurchschnittlich breite Fäche- rung im Rock- und Popbereich auf; es sind hierunter also nicht nur aktuelle Produktionen und Hits zu finden, sondern ebenso Einzeltitel von sonst weniger oft am Radio gespielten Interpreten. Ein- heimische Musik bei Radio Förderband greift des öfteren auch einige Jahre zurück.

Teil II, Seite 85 Senderauswertung: Förderband

Radio Förderband: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Es wurden keine Angaben gemacht. Schriftliche Ermahnungen blieben erfolglos. In welcher Weise der Sender redaktionell auf einheimische Musik eingeht, muss dem Berichtsteil entnommen wer- den.

Teil II, Seite 86 Senderauswertung: Gonzen

Radio Gonzen/Rheintal: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 18.4.96 Antworten von (Namen, Funktionen): René Mehrmann, Programmleiter

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Nein. Betriebsaufnahme: 1986 (Gonzen) Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Die Radio Gonzen/Rheintal AG gehört vier Verlagen: Buchs Druck AG (40%), Sarganser- länder AG (40%), Rheintalische Volkszeitung (10), Der Rheintaler (10) Umsatz pro Jahr (1995): 2 Mio.30 Budget 1996: 2 Mio.31 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Verwaltungsrat

Geschäftsleitung

Werbeleitung Programmleitung

Werbeabteilung Redaktion

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 2 200 Moderation 4 200 15 150 Redaktion 7 700 Musikredaktion - - insgesamt 13 1100 Administration - Sekretariat 1 100

30 Quelle: Cash, 30.8.96. 31 Quelle: Cash, 30.8.96.

Teil II, Seite 87 Senderauswertung: Gonzen

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Technik extern Werbung 3 300 Total (ohne Werbung) 17 1500 15 150

15 freie Mitarbeiter erstellen 14 Sendestunden pro Monat.

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 35.0% 62 0.7% Häufig 32.8% 58 0.6% Etwa zur Hälfte 18.1% 32 0.4% Eher selten 5.1% 9 0.1% Praktisch nie 0.0% 0 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 9.0% 16 0.2% Total 100.0% 177 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 1.9 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Starsat, Deutschland. 22 - 06 Uhr Nachrichten (international) : Rana (Radio Zürisee). Kommt im O-Ton via ISDN

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Nein. Zuständigkeit für das Musikprofil? Wir haben im Prinzip niemanden für die Musikredaktion. Die Moderatoren stellen bis zu ei- ner Formatierung ihre Sendungen selber zusammen. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Sehr unregelmässig. Wir sprechen darüber nach Bedarf, zum Beispiel, wenn wieder mal jemand deswegen angerufen hat. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?)

Teil II, Seite 88 Senderauswertung: Gonzen

Unser Musikprogramm ist auf eine breite Abdeckung ausgerichtet. In der laufenden Pro- grammreform wechseln wir zu einem formatierten Konzept. Wir sind derzeit musikalisch noch sehr offen und verfolgen eine breite Abdeckung in Rich- tung DRS1. Wir wollen Extreme vermeiden und spielen so keine Ländler, kein HipHop (ausser es handle sich um einen grossen Hit), auch kein Heavy Metal. Wir haben einen hohen Anteil an deutscher Musik, Schlager. Volkstümlicher Schlager kommt auch vor. Auf der anderen Seite spielen wir Oldies, aktuelle Popmusik. In unseren Spezialsendungen lassen wir Musik zu, die sonst auf dem Sender nicht zu hören ist. Wir planen aber eine klarere Strukturierung, als kommerziell erfolgreiches Radio geht das gar nicht anders. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Nein. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nein. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik (% des Musik- angebotes)? Das ist nicht sehr gross. Bei Volksmusiksendungen ist das anders. Dort ist der Wunsch nach ‘richtiger’ Schweizer Musik ausgeprägt. Im Schlagerbereich und bei Pop ist dies überhaupt nicht der Fall.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Keine eigentliche Musikredaktion. Die Selektion der Neuheiten erfolgt durch zwei Personen aus den Bereichen Rock/Pop: (Thomas Schifferle), Schlager und Volkstümliches (Werner Plüss). Ich selber erstelle eine Liste mit Empfehlungen für aktuelle, spielbare Schweizer Ti- tel. Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen Keine spezielle Ausbildung.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Vorsortierung durch die beiden Musikspezialisten Rock/Volkstümliches. Von ihnen erfolgen Empfehlungen bezüglich der Brauchbarkeit. Einsatzempfehlungen und Stilbereich werden auf dem Tonträger markiert. Das dient den Moderatoren, Sendegestaltern bei der Auswahl. Bis jetzt ist es den Moderatoren freigestellt, die Musik einzusetzen, die ihnen zusagt. Also ganz nach Geschmack und Empfinden. Richtlinien oder Stundenuhren haben wir (noch) keine. Derzeitiges Stammrepertoire: ca. 1500 bis 2000 Titel.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpretensuche Ja Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung-Software, Anwendungsbereich - Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich - Titelstock, Anteil CH-Titel - CD-Wechsler - Titelstock, Anteil CH-Titel -

Teil II, Seite 89 Senderauswertung: Gonzen

Harddisk - Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb Ja

Einsatz EDV in Zukunft? Derzeit noch von Hand. Harddiskeinsatz geplant.

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Eher ja.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? Ziemlich viel. Ich schätze 4-500. Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? Ziemlich alles. Etwa 400. Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Einerseits ist es schön zu sehen, wie sich die Schweizer Szene in den letzten Jahren ent- wickelt hat. Andererseits entsteht der Eindruck, dass CDs einfach zu früh veröffentlicht werden. Manchmal habe ich das Gefühl, jede Band, die drei Monate zusammen spielt, ma- che schon eine eigene CD. Das ist kontraproduktiv, denn darunter leidet die Qualität. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Die sind teils recht gut gemacht. Man merkt sofort, wer sich hier Mühe gibt. Die Begleitinfos zu vielen sog. Demo-CDs sind eher schwach.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Wichtigste Quelle ist die Bemusterung mit den dazugehörigen Infos. Daneben Fachpresse. (Music Scene, SMI)

Tonträger-Archiv Titel im Archiv: 140'000. Die wichtigsten Kriterien sind in einer Datenbank erfasst. Nach Gesangs-Sprachen geordnet, darin nach Alphabet. Ausserdem werden gewisse Themen separat archiviert. Unser CH-Anteil ist ca. 10%.

Informations-/Künstlerarchiv Ordner. Für meine Sendung Swissmade behalte ich die Infos zu CH-Interpreten auf. Theo- retisch sind sie auch anderen zugänglich.

Teil II, Seite 90 Senderauswertung: Gonzen

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Ich mache zweiwöchentlich einen Schweizer Special, wo es hauptsächlich um Rock und Pop geht, doch auch Platz für andere Gattungen - wie Jazz - besteht. Wenn ich dabei auf Titel stosse, die im Tagesprogramm laufen sollten oder könnten, gebe ich dies in Form ei- ner Empfehlung an die Anderen Moderatoren weiter. Ich achte darauf, dass in jeder Sendung als Schwerpunkt eine Produktion ausführlicher vorgestellt wird, auch mit Interviews, Telefoninterviews. Daneben werden Neuerscheinun- gen vorgestellt. Es handelt sich um eine Musiksendung, der Wortanteil liegt bei etwa einem Viertel.

Sendetitel Swissmade Ausstrahlungszeiten 14-täglich Dauer 1 Std. (1 WH) Programmstd. p. Monat 4 Charakterisierung s.o. Zuständigkeit René Mehrmann

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? 4 x. p. Woche. Im Schnitt dauert ein solcher Beitrag etwa 15 Minuten. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Das geschieht sehr häufig, der Anteil liegt bei rund 50%. Wenn Konzerte in der Region stattfinden, nehmen wir die Interpeten oft gleich in die Sendung. Wie kommen Interviews zustande? Vor allem Wahrnehmung von Angeboten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Bands regelmässig von den Veranstaltern auf die Möglichkeiten eines Radiointerviews aufmerksam gemacht werden.

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 80% 15% 70% 100%

Infostunden: Wir haben keine Stunden, sondern informieren 6.45, 12.15 und 17.30 in Blö- cken praktisch ohne Musik.

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) 10%

Teil II, Seite 91 Senderauswertung: Gonzen

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten - Übertragung von Konzerten Ja, gelegentlich Produktionen Im volkstümlichen Bereich. Moderatoren der Volksmusiksendungen spie- len selber in Kapellen oder Blasmusiken. Mit einem Teil davon kam es schon zu Koproduktionen. Wettbewerbe - finanzielle Unterstützung Konzertsponsoring bei Veranstaltungen in der Region. (Wir ‘präsentieren’ ein Konzert, indem wir darauf hinweisen, Interviews dazu machen und einer unserer Moderatoren vor Ort durch die Veranstaltung führt. Geld fliess hier nicht. Wir erscheinen dafür auf den Plakaten und sind im Saal präsent.) Verkaufsaktionen -

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion mittel Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität gross Gefälligeres Songmaterial gross Mehr und höhere Hitparadenplätze mittel Bessere Aufnahmequalität klein Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet gross Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrichtung keine unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung keine Mehr Initiative der Plattenindustrie gross Höheres Publikumsinteresse gross Die Interpreten müssten sich stärker selber bemühen mittel

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) mittel Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ mittel Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit gross

Teil II, Seite 92 Senderauswertung: Gonzen

Bereich Auswirkung Kommentar Weitere) spezielle Sendegefässe klein Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern gross Verbesserung der Kenntnis über CH-Angebot/Neuheiten gross Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) klein

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Es müsste sich vor allem mal die Musikindustrie mehr um die Schweizer Bands und die Aufbauarbeit kümmern. Vor allem die grossen Labels sollten sich vermehrt mit Schweizer Musik befassen und sie mit ihren Mitteln fördern. Ich haben den Eindruck, die werden der- zeit stark vernachlässigt. Zwei, drei Spitzenbands werden in dieser Weise unterstützt, doch junge Gruppen haben kaum eine Chance.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Das - durchaus verständliche - Ziel müsste auf einem anderen Weg erreicht werden. Vor- schriften finde ich nicht gut. Einschätzung (+5 bis -5): -2 Begründung Ihrer Haltung? Damit würde etwas erzwungen, das Probleme aufwirft. Ich frage mich nämlich , ob es gute Produkte genügend gibt, um die Quote erfüllen zu können. Ausgestaltung Wichtig wäre die Bestimmung, dass die Erfüllung der Quote zu einem grossen Teil mit ak- tuellen Produktionen zu geschehen hätte. Ein bestimmter Quotenanteil müsste so festge- schrieben werden. Es braucht zudem staatliche Unterstützung für Schweizer Produktionen. Spielraum? 15 - 20% (mit genügend guten Produktionen).

Radio Gonzen: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Entgegen den Ankündigungen trafen zu diesem Erhebungsteil keine Angaben ein.

Radio Gonzen: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Entgegen den Ankündigungen war Radio Gonzen nicht in der Lage, entsprechenden Angaben zu machen.

Teil II, Seite 93 Senderauswertung: Grischa

Radio Grischa: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 29.4.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Yvonne Dünser-Heeb, Musikredaktorin, Modera- torin Claudio Zuccholini, Musikredaktor

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Grundlagen, Programm-Philiosophie Radio Grischa war zum Befragungszeitpunkt organisatorisch und programmlich im Um- bruch. Zum Jahresbeginn nahm ein neuer Programmleiter seine Tätigkeit auf, im Mai 1996 wurde das Sendekonzept geändert. Nach dem bis 1994 geltenden Konzept wollte Radio Grischa eine breite Allgemeinheit an- sprechen. 1995 wurde die Zielgruppe enger definiert, von der Altersschicht her auf die 25 bis 45-jährigen. Von diesem jüngeren Programm wenden wir uns nun wieder ab, und ver- suchen wieder ein grösseres Publikum zu erreichen. Damit einher geht eine stärkere Kon- zentration auf das regionale Geschehen. Betriebsaufnahme: 12/88 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio Grischa AG:32, Bündner Zeitung (16.8%), Bündner Tagblatt (16.8%), SBG (12.2%), Bündner Bergbahnen (10.8%), diverse Kleinaktionäre Umsatz pro Jahr (1995): 2,9 Mio. Fr. Budget 1996: 2.8 Mio. Fr.33

32 Angaben teils aus Persönlich, 7.6.96 33 Persönlich, 7.6.96

Teil II, Seite 94 Senderauswertung: Grischa

Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Radio Grischa Verwaltungsrat

Geschäftsleitung (3 VR + GF)

Geschäftsführer

Programmleitung Werbeleitung

Redaktion

Spartenchefs: Musik Nachrichten Sport Moderation

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 2 200 Moderation, Redaktion 12 1000 2 20 Musikredaktion 2 50 insgesamt 16 1250 Administration 1 10 Sekretariat 2 Technik 1 50 Werbung 4 300 Total (ohne Werbung) 23 1600 3 30

Teil II, Seite 95 Senderauswertung: Grischa

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Weitere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 25.9% 58 0.6% Häufig 32.1% 72 0.8% Etwa zur Hälfte 21.4% 48 0.5% Eher selten 5.4% 12 0.1% Praktisch nie 0.4% 1 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 14.7% 33 0.4% Total 100.0% 224 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.1 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Pop-History: Vorgefertigte musikhistorische Kurzbeiträge, Tagesstories zur Einstreuung (Firma On Air, D).

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Unterlagen verfügbar. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Wegen der Neuausrichtung wurde darüber in letzter Zeit sehr intensiv diskutiert. Sobald das System funktioniert und die Computerisierung eingerichtet ist (wir mit MTS fahren), sollten wir ohne längere Beratung arbeiten können. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Wir hatten früher ein breites Angebot. Heute konzentrieren wir uns auf aktuelle und frühere Hits, alles, was in den Charts aufgetaucht ist, Musik mit hohem Wiedererkennungswert, Pop, Easy Listening, MOR, Mainstream (aber kein Hardrock) - und zwar über 24 Stunden. Schlager und Volkstümliches spielen im Neuen Konzept wir nicht mehr. Pro Stunde bringen wir zwei nicht-englische Songs. Unsere Musikuhr ist in jeder Sendestunde identisch, je nach Tageszeit variiert hingegen die Intensität. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Wir haben die Absicht, pro Stunde eine Titel einheimischer Herkunft zu verwenden. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nein, nur durch Aus- wertung von Wunschsendungen Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik?

Teil II, Seite 96 Senderauswertung: Grischa

Der Wunsch nach Einheimischem ist nicht sehr verbreitet; vielleicht bei etwa 10%. Im Be- reich Volksmusik, den wir nun aber nicht mehr berücksichtigen, ist er grösser.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Wir zwei Moderatoren sind musikredaktionell tätig. Das letzte Wort hat der Programmleiter. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Nein, nicht mehr. Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen Keine speziellen Vorkenntnisse. Langjährige Radiopraxis. Musiktätigkeit.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Unsere Aufgaben sind die Beurteilung der Neueingänge, Bestellungen, das Erstellen der Playlists, Verwaltung des Musiksystems Die Playlist-Titel werden direkt im Studio plaziert. Die etwa 20 Positionen umfassende Liste wird alle zwei Wochen erneuert. Daraus laufen pro Stunde mindestens zwei. Mit dem neu- en System werden wir den Einsatz viel besser steuern und kontrollieren können. Wir haben festgestellt, dass wir der Hitparade häufig voraus sind. Oft erscheinen unsere Playlist-Songs später in den Charts. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Kein Spielraum.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpretensu- Ja che Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung- MTS (neue Version von Media Informa- Software, Anwendungsbereich tik; siehe bei Radio Aktuell) Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich 24 Stunden Titelstock, Anteil CH-Titel CD-Wechsler Ja, 25% Sampler, 25% CD-R Titelstock, Anteil CH-Titel 3500, CH-Anteil ca. 100 (= ca. 2,8%) Harddisk Für Musik: geplant Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb -

Eine Besonderheit: Die Redaktion von Grischa arbeitet schon heute digital. Beiträge wer- den direkt am Bildschirm bearbeitet und stehen im Netzwerk zur Verfügung. Software: Sound Editor auf Windows-Basis (Media Informatik). Einsatz EDV in Zukunft? Harddisk-Einsatz für Musikzuspielungen.

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden?

Teil II, Seite 97 Senderauswertung: Grischa

Nie. Viele junge Musiker aus der Schweiz sind uns zu schräg; was von ihnen kommt ist nicht gängig für das Programm.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? 200 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 150 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Jede Band mit ein paar tausend Franken produziert heute eine CD. Es wundert mich nicht, dass dabei nicht viel Brauchbares herauskommt. Zum Teil bekommen wir furchtbare Sache zugeschickt. Der Grossteil der Neuveröffentlichungen ist für unser Programm nicht brauch- bar. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Hier sind grosse Unterschiede auszumachen. Bei vielen stimmen die Infos mit unseren Bedürfnissen überein, in anderen Zusendungen spüren wir eine masslose Selbstüber- schätzung heraus. Allgemein ist die Flut von Zusendungen sehr gross. Für die Sendung Calanda Sound Vielfach haben wir direkten Kontakt mit den Bands und Managements, wenn es zum Beispiel um die Vorstellung einer Gruppe in unserem Programm geht.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Zusendungen, Bios, Zeitschriften, Zeitungen

Tonträger-Archiv Im Archiv sind 6000 CDs. Interessante Titel von neuen CDs überspielen wir auf eigene CDs für unseren Wechsler.

Informations-/Künstlerarchiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Verfügbarkeit (PC etc.?) Das Wichtigste wird aufbehalten.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird?

Sendetitel Calanda Sound Actualitads Grusaida

Ausstrahlungs- Mo, 20-21 So 20-21 zeiten WH: Do, 21-22 Dauer 1 1+1 Programmstd. p. 4 4+4 Monat Charakterisierung Gesponserte Sendung. News und Volkstümliches Magazinprogramm mit Musik und

Teil II, Seite 98 Senderauswertung: Grischa

Musik aus der Schweizer Szene; Gästen teils mit O-Ton; Vorstellung von (Calanda-)Festivals. Zuständigkeit Moderator der Abendsendung. Ko- Andy Kollegger mit Gastmoderatoren ordination durch Claudio Zuccholini.

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Um 18.30 bieten wir wochentags ein Kulturthema an, wo häufig auch kurze Musikerinter- views stattfinden (2 x 3 Min. O-Ton). Ansonsten finden die Interviews in den beiden oben- erwähnten Specials satt.34 Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Mehrheitlich. Wie kommen Interviews zustande? Häufiger eigene Anfragen als das Reagieren auf Angebote

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 95% 70% 95% 100

Wir haben sehr viele Nonstop-Musiksendungen, einerseits das Nachtprogramm, anderer- seits 7 Sendestunden im Tagesprogramm, die nicht moderiert sind.

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) 1 von 100 Titeln (1%)

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Ja: Ko-Präsentation von Calanda-Sound-Festival, Calanda Sound Award Übertragung von Konzerten Ja: Calanda Sound Award (CH-Musik-Wettbewerb) Produktionen Wettbewerbe Ja: Ko-Präsentation Calanda Sound Award (CH-Musik-Wettbewerb) finanzielle Unterstützung Verkaufsaktionen Ja, aber selten (Grischa-CD)

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar

34 Annahme für statistische Vergleiche: 4 Kurzinterviews pro Woche plus 2 Specials-Interviews pro Woche. CH- Anteil: 80%.

Teil II, Seite 99 Senderauswertung: Grischa

Bessere Informationen und Promotion klein Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität mittel Gefälligeres Songmaterial gross Mehr und höhere Hitparadenplätze gross Bessere Aufnahmequalität klein Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet klein Da haben wir heute schon viele Stärkere Orientierung an der musikalischen gross Ausrichtung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Beliefe- klein Wir bekommen jetzt schon mehr als rung genug Mehr Initiative der Plattenindustrie klein Höheres Publikumsinteresse gross Die Interpreten müssten sich stärker selber keine Daran liegt es überhaupt nicht... bemühen

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. mittel Anteil) Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ klein Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit klein Weitere) spezielle Sendegefässe klein Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH- klein Künstlern Verbesserung der Kenntnis über CH- mittel Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile gross Etwas ähnliches wie die Angebote von (Network) On Air (sendefertige Beiträge zur Schweizer Musikgeschichte) hätte bei uns grosse Chancen.

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Wir haben den Eindruck, dass zur Zeit viel Energie dadurch verloren geht, dass alle versu- chen, das selbe zu erreichen. Die Aktionen der Bands sind vielfach unkoordiniert. Viel be- wirken würde daher eine bessere Organisation der Bands untereinander. Nötig wäre zum Beispiel eine Anlaufstelle für junge Gruppen. Für uns von den Privatradios wäre eine sol- che Stelle ebenfalls sehr nützlich, könnten wir uns dort doch informieren und eventuell in Erfahrung bringen, ob es etwas neues gibt, das heraussticht.

Teil II, Seite 100 Senderauswertung: Grischa

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Da die Qualität fehlt, würde darunter das Programm sehr leiden. Es fehlt radiotaugliche Musik aus der Schweiz in ausreichender Menge, die zudem noch in unser Konzept passt. Hinzu kommt, dass ja sehr viel englisch gesungen wird. Hier bevorzugen wir eher die rich- tige englische Musik. Ich denke, dass die Bands genau die Musik machen, die ihnen gefällt. Das ist auch recht so. Dass sie nicht zum Konzept unserer Station passt, ist ein anderes Problem. Wir orien- tieren uns am Gängigen, an den Hits. Dies verunmöglicht grundsätzlich eine stärkere Be- rücksichtigung der - eben meist unbekannten, nicht-gängigen - einheimischen Musik. Einschätzung (+5 bis -5): -3 Ausgestaltung Keine Vorschläge. Spielraum? Im Schnitt 2 Titel pro Stunde (mit 14 Titeln) = 14% würden drinliegen. Dann hätten wir aber wieder das Problem mit den Wiederholungen.

Radio Grischa: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Titelliste (SUISA-Aufstellung) der automatisierten Musikprogrammierung, gesamtes Programm (00-24h) für 27 Tage des Monats. Einschränkungen: Es fehlen die Angaben zu den Tagen 27., 28. und 30.6. Der Gesamtzahl der Titel nach zu schliessen, entsprechen diese zu 100% der im genannten Zeitraum gesendeten Musik (27 Tage à 24 Std. à 13 Titel). Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel nicht durch Sender, sondern durch den Verfasser

Radio Grischa: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Erfasste Titel CH-Titel 1.6.96 330 7 2.6.96 286 7 3.6.96 312 6 4.6.96 297 11 5.6.96 299 6 6.6.96 301 10 7.6.96 261 3 8.6.96 203 5 9.6.96 292 7 10.6.96 313 8 11.6.96 318 6 12.6.96 321 14 13.6.96 320 10 14.6.96 303 6

Teil II, Seite 101 Senderauswertung: Grischa

Datum Erfasste Titel CH-Titel 15.6.96 299 6 16.6.96 258 5 17.6.96 300 9 18.6.96 299 7 19.7.96 333 6 20.6.96 309 8 21.6.96 278 12 22.6.96 295 12 23.6.96 258 7 24.6.96 315 7 25.6.96 339 16 26.6.96 316 7 29.6.96 292 8 Total 8047 216 100% 2.68%

Der grösste Teil der eingesetzten Schweizer Musiktitel ergibt sich aus der Rotation einiger Hits und Aktualitäten. Daneben finden sich im einheimischen Repertoire des Senders diverse ältere Hits, einige regionale Interpreten und vereinzelte sonst bei anderen Sendern nie oder selten ein- gesetzte Favoriten.

Radio Grischa: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Schreiben vom 15.8.96 Einschränkungen: Die rudimentäre Aufstellung entspricht weder den Abmachungen noch den Vorgaben im Erhebungsbogen. Besonderheiten: Grischa macht darauf aufmerksam, dass im Zusammenhang mit dem Fes- tival ‘Calanda Sound’ in Chur (8.6.96) während der ganzen Woche Beiträge über den Anlass und die Bands gemacht worden seien (die Schweizer Be- teiligung am Festival beschränkte sich allerdings auf zwei Gruppen...). Ausserdem vermerkt Grischa. Dass in den Juniwochen drei der 24 Playlist- Titel schweizerischer Herkunft waren (Silver, Züri West, Florian Ast), dies wurden während ca. zwei Wochen täglich ins Programm genommen.

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* 3.6., 20h Calanda Sound 1h Festival ‘Calanda Sound’ in Chur (u.a. mit den M, B CH-Gruppen Pommes Fred, May Day) 17.6, 20h Calanda Sound 1h Open-Air Scharans (u.a. mit CH-Musik von M, B Polo Hofer, Sina, Blow Job) 24.6., 20h Calanda Sound 1h Montreux Jazzfestival-Vorschau; u.a. mit Ste- M, B phan Eicher *) M= Gemischte (Magazin-)Sendung, I = Interview, B = Bericht, T = Tonträgerrezensionen A= Auffüh- rungsbesprechung, G = Gesprächsrunde Ü = Konzertübertragung, A = Andere Beiträge.

Teil II, Seite 102 Senderauswertung: LoRa

Radio LoRa (ALR): Befragungsresultate

Datum der Befragung: 16.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Lukas Bernays, Mitglied der Betriebsgruppe

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Umfangreiche Dokumentation vorhanden. „1983 nahm Radio LoRa im Rahmen der Rundfunkversuchsordnung (RVO) den regulären Sendebe- trieb auf. Im Laufe der folgenden Jahre beteiligten sich immer mehr Freiwillige an diesem in der Schweiz nach wie vor einzigartigen Projekt und das anfängliche Abendprogramm konnte ständig er- weitert werden. Heute sind täglich zwischen 6 Uhr morgens bis nach Mitternacht Talkshows, Nach- richtenmagazine, frauenspezifische Beiträge, Kultur- und Unterhaltungsprogramme, Kindersendun- gen und Musik verschiedenster Stile und Kulturkreise in insgesamt 13 Sprachen zu hören. Die Struk- tur von Radio LoRa als offenes Forum hat zu einer bunt gemischten Sendungsvielfalt geführt. Des- halb finden neben unbekannten Nachwuchsmusikern. jungen Diskjockeys der ausländischen Zweit- generation auch Ländlermusik oder klassische Opern. welche eher die älteren Generationen anspre- chen, ihren Raum. Über 230 Personen beteiligen sich unentgeltlich an der Gestaltung des Programms. Eine Betriebs- gruppe, 350 Stellenprozente verteilt auf 5 Angestellte, gewährleistet den Sendebetrieb und nimmt administrative Aufgaben wahr. Vereinsmitglieder kümmern sich um Programmpolitik. Konzessions- fragen und Beschwerden. Die regelmässigen Vollversammlungen stellen den Informationsaustausch zwischen allen Sendungsmacherlnnen und dem Vorstand sicher und gewährleisten eine breite Dis- kussion anstehender Fragen. Eine Arbeitsgruppe stellt dreimonatlich die Zeitung "info-LoRa" her, welche an die im Verein ALR Finanz organisierte Hörerschaft geht. Als Kulturradio mit einer entsprechenden Konzession darf Radio LoRa keine Werbung ausstrahlen. Finanziert wird der Sender aus Mitgliederbeiträgen von Hörerinnen und Hörern. die ein nichtkommer- zielles, vielsprachiges Lokalradio als Kontrastprogramm zu schätzen wissen. Deshalb ist Radio LoRa auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Vielleicht überlegen auch Sie sich. dieses Forum zu unter- stützen, so dass es seinem kulturellen Auftrag in Zukunft noch effizienter nachgehen kann!“ (Sender- information) LoRa wird nie eine Berieselungsmaschine sein, die bei der Arbeit so nebenher läuft, sondern immer ein Sender, den man gezielt einschaltet respektive im Lotterieverfahren zu Überraschungen nutzt. Von unseren Strukturen her ist es schwierig, etwas zu verändern. In unserer Basisdemokratie kann jeder einzelne etwas absegnen oder dagegen sein. Wir haben zwar eine Programmkommission, doch auch sie kann nicht darüber entscheiden, ob eine Sendung aus dem Programm genommen wird. Was mal drin ist, bringt man nicht so schnell wieder weg; das wirkt natürlich sehr blockierend. Ob sich dies mal ändert, ob also ein gewissen Professionalisierung möglich ist oder LoRa ein Dilet- tantensender bleibt, werden die nächsten Jahre zeigen. LoRa ist ein offenes Feld auf dem unterschiedlichste - auch politische - Gruppierungen wirken. Im Gegensatz zur Zeit der Jugendunruhen sind wir nun nicht mehr ausschliesslich ein Politradio. Unter den Macherinnen und Machern finden sich zwar noch Leute vom Revolutionären Aufbau Zürich, und wir bieten als linker Sender auch eine Plattform für die politischen Diskussionen. Daneben wirken aber weitere Fraktionen mit, zum Beispiel die Feministinnen, Musikinteressierte, unpolitische Wunschkonzertgestalter, Leute, die experimentelles bis avantgardistisches Radio zu verwirklichen suchen, dann alle die Produzierenden fremdsprachiger Sendungen und viele weitere. Diese Gruppie- rungen blockieren sich manchmal gegenseitig, wir spüren auch den Generationenkonflikt, etwa am Beispiel der Techno-Bewegung, wo es erst lange Diskussionen brauchte. Die Vielfalt verunmöglicht eine einheitliche Ausrichtung.“ Betriebsaufnahme: 1983 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft

Teil II, Seite 103 Senderauswertung: LoRa

Stiftung und Verein, siehe Organigramm. Die wichtigste Einnahmequelle sind die Mitglie- derbeiträge. Der Verein ALR Finanz zählt etwa 2000 Mitglieder, die zwischen 60 und 120 Franken pro Jahr bezahlen. Daneben kommen Zuschüsse aus Benefizveranstaltungen. Umsatz pro Jahr (1995): Ca. 400'000 Franken Budget 1996: Ca. 400'000 Franken Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Verein ALR-Finanz Stiftung Mitglieder, Generalversammlung, Vorstand ALR

½ des Verein ALR-Produkt Äthers

Vollversammlung Verein ALR-Produkt

Produkt- Sende- Stiftungs- Vorstand kommission rat

Betriebsgruppe - Administration - Frauenstelle - Programmstelle - Technik - Werbestelle

Der Produktvorstand ist zuständig für die Kontrolle der Betriebsgruppe und die Einstellung deren Mitglieder sowie die Betreuung der SendemacherInnen. Die Stiftung ALR besitzt die ‘Hardware’ und auf ihren Namen lautet die Sendekonzession. Sie beauftragt den Verein ALR-Produkt mit dem Sendebetrieb. Die Sendekommission legt Richtlinien zu Programm- struktur und Inhalt fest. Sie entscheidet über Sendeanträge und ist Schlichtungsstelle. Der Verein ALR-Produkt ist zusammengesetzt aus SendemacherInnen und Mitgliedern der Be- triebsgruppe. ‘½ des Äthers’ setzt sich aus den Macherinnen feministischer Frauen- und Lebenssendungen zusammen, koordiniert diese Sendungen und vertritt die Anliegen von Frauen und Lesben im Radio LoRa. Sie ist verantwortlich für die Frauenstelle.

Teil II, Seite 104 Senderauswertung: LoRa

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Betriebsgruppe 5 460 insgesamt 250 0

Hörerschaft Anm.: Vom SRG-Forschungsdienst und der Publica Data AG (Privatradiostudie) werden für LoRa keine detaillierten Zahlen ausgewiesen, da sich der Sender an den Erhebungskosten nicht beteiligt. Veröffentlicht wird einzig der Prozentsatz der Allgemeinen Hörerschaft in der Deutschschweiz, der für LoRa bei lediglich 0.7% liegt. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Die Hörerdaten der SRG-Forschung sind für uns nicht aussagekräftig, sie sind zuwenig re- präsentativ. Bei den Befragten sind zum Beispiel die Mitglieder der fremdsprachigen ‘Co- munities’, die einen grossen Teil unserer Hörerschaft ausmachen, nicht berücksichtigt. Ausserdem wollten wir gar nie solche Erhebungen für uns.

Programmübernahmen Das ist theoretisch möglich. Wir versuchen auch eine Vernetzung mit anderen Freien Ra- dios aus Europa. Da wir keinen Platz im Sendeplan haben, ist es bis jetzt aber noch zu keiner Programmübernahme gekommen.

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Keine Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Musik ist immer ein Thema. Zur Behandlung praktischer Fragen treffen sich die Leute der AG Musik regelmässig. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Interessant ist alles, was nicht Mainstream ist, vom Punk über Independent-Musik, Under- ground bis zu Jazz, Techno, Experimentellem. Bei uns läuft auch viel Frauenmusik - der Montag ist bei uns Frauentag - und Schweizer Sound. Klar ist, dass wir keinerlei sexisti- sche oder rassistische Sendungen verbreiten. Bei der Musik ist dieses Anliegen schon schwieriger umzusetzen, gerade im Bereich HipHop oder Rap. Wir versuchen, hier eher die gesellschaftskritischen Songs zu bringen. Geht aus dem generellen Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Welcher? Nein. Wir haben ein prinzipielles Interesse daran, Schweizer Musik zu bringen und die Bands auch vorzustellen, solange sie nicht kommerziell sind. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nein Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik (% des Musik- angebotes)?

Teil II, Seite 105 Senderauswertung: LoRa

Wir haben leider kein Gefäss speziell für Schweizer Sachen. Doch denke ich, dass unsere Hörer an einheimischen Produktionen aus dem obengenannten Spektrum interessiert sind.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Drei Leute der AG Musik treffen sich regelmässig, hören sich Neuheiten an und erstellen eine monatliche Playlist. Diese ist als Vorschlag zu verstehen, es bestehen keine Richtli- nien. Logischerweise kommen viele Tips aus dem grossen Kreis der LoRa-Mitwirkenden. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja, entsprechend unserem Sendeplan.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Die meisten Leute nehmen ihre eigene Musik mit. Für die anderen steht ein kleines Archiv und eben die Playlist zur Verfügung. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Maximal. Jeder kann seine eigenen Vorlieben ausspielen.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpretensuche Ja Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung-Software, An- Nein wendungsbereich Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich - Titelstock, Anteil CH-Titel - CD-Wechsler - Titelstock, Anteil CH-Titel - Harddisk - Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb Ja, ausschliesslich

Einsatz EDV in Zukunft? Nicht vorgesehen.

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Eher ja.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? 150-200 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? Angaben nicht möglich (dezentralisierte Organisation, Privatarchive).

Teil II, Seite 106 Senderauswertung: LoRa

Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Wir erleben eine wahnsinnige Überflutung mit Produktionen aus dem Dancebereich. Zum Glück sorgen unsere DJs hier für eine Vorauswahl. Ebenfalls einen grosser Zweig bilden Experimentelles und Alternatives, doch läuft davon längst nicht alles bei uns. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Labels und Vertriebe, Bands, Managements etc.)? Keine Angaben.

Tonträger-Archiv Im Studioarchiv sind ca. 2500 CDs, 1500 Vinyl-LPs. (es waren mal mehr, doch wurde und wird viel geklaut...). Ein CH-Anteil lässt sich nicht ermitteln.

Informations-/Künstlerarchiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Ja, wir achten darauf, dass besonders die Informationen zu Bands auf Tourneen zur Verfügung stehen.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Es gibt keine Extrasendung für Schweizer Musik. Doch kommt diese in diversen Pro- grammteilen gehäuft vor, zum Beispiel in den Jugendsendungen ‘Diplomat’, ‘Helium’, ‘Trommeln in der Nacht’, in den Dance-Sendungen ‘Alternative Radiation’ oder ‘Katz Rhythm’ oder in ‘Diph Tongue’ (inkl. Experimentelles), ‘Land uf Land ab’ (Volksmusik), oder ‘Rondo’.

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Ca. 1 pro Woche Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen 30-40% Wie kommen Interviews zustande? Viele LoRa-Mitwirkende kommen direkt aus den jeweiligen Szenen und gewährleisten so einen sehr guten Zugang.

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm) In den Wortsendungen wird etwa ein Drittel mit Musik gefüllt. In den Musiksendungen liegt der Anteil bei ca. 80%. Zusammengerechnet schätzen wir den Musikanteil auf etwa 70%.

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) 20%

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Wir veranstalten regelmässig Benefizanlässe oder beteiligen uns an solchen (etwa in der Roten Fabrik oder der Bäckeranlage. Hierbei plazieren wir häufig neue einheimische Bands, die zu

Teil II, Seite 107 Senderauswertung: LoRa

LoRa passen. Übertragung von Konzerten Wegen des damit verbundenen Aufwandes erreichen wir schnell unsere Grenzen; teils übertragen wir Parties. Produktionen Ist nur als Idee vorhanden.

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion gross Kommerziellere Produktionen keine Mehr Professionalität mittel Gefälligeres Songmaterial keine Mehr und höhere Hitparadenplätze keine Bessere Aufnahmequalität mittel Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet mittel Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrichtung - unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung keine Mehr Initiative der Plattenindustrie gross Höheres Publikumsinteresse mittel Die Interpreten müssten sich stärker selber bemühen mittel

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) mittel Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ klein Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit mittel Weitere) spezielle Sendegefässe gross Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern gross Verbesserung der Kenntnis über CH-Angebot/Neuheiten gross Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) klein

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? -

Teil II, Seite 108 Senderauswertung: LoRa

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Wir sind daran interessiert, gute, interessante Musik zu präsentieren und zu fördern. Eine Quotenregelung nützt gar nichts. Wenn eine Schweizer Band originell und gut ist, wird sie im Programm vorkommen. Gewissen Radios würde eine Quotierung dennoch gut tun. Einschätzung (+5 bis -5): -4 Ausgestaltung - Spielraum? -

LoRa: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Vom Sender übermittelte SUISA-Meldelisten vom 1., 10. und 20.6.96, 06 bis 24 Uhr. Einschränkungen: Die Repräsentativität ist äusserst fragwürdig. Angaben nur zu den drei SUI- SA-Stichprobentagen. Die Aufstellungen erscheinen auch innerhalb der Stichtage unvollständig. Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel durch Sender,

LoRa: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Erfasste Titel CH-Titel 1.6.96 123 34 10.6.96 159 0 20.6.96 192 48 Total 474 82 100% 17.3%

Die CH-Titel am 1.6. stammen zur Hauptsache aus der Volkstümlichen Sendung Land uf, Land ab. Die einheimischen Beiträge des 20.6. ergeben sich aus dem Abspielen des 1993er-Samplers „Stop FA-18“. Im Musikprogramm eingestreute Schweizer Titel kommen an den Stichprobentagen praktisch nicht vor.

Radio LoRa: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Telefonat, Schreiben an den Verfasser Einschränkungen: Der Sender ist ausserstande, die gewünschten Angaben zu machen. Erhe- bungsbogen wurde nicht verwendet, detaillierte Angaben fehlen.

Keine Angaben

Teil II, Seite 109 Senderauswertung: Munot

Radio Munot: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 26.4.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Erwin Künzi, Programmleiter George Della Pietra, verantwortlicher Musikre- daktor Wältz Studer, Redaktor Schwiizer Szene, Swiss Made

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Nein Betriebsaufnahme: 25.11.83 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio Munot Betriebs AG: Schaffhauser Nachrichten, Meier & Cie AG (Hg. Schaffhauser Nachrichten), Migros (zusammen 50%) plus viele kleine Firmen und Private. Zusätzlich: Radio Munot Werbe AG Umsatz pro Jahr (1995): 1.5 Mio.35 Budget 1996: 1.5 Mio.36 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Radio Munot Betriebs AG Verwaltungsrat Radio Munot Werbe AG Programmleitung

Marketing, Spon- Chefredaktor Administration soring

Redaktion

Zusätzlich: Radio Munot Club mit ca. 3000 Mitgliedern.

35 Quelle: Cash, 30.8.96. 36 Quelle: Cash, 30.8.96.

Teil II, Seite 110 Senderauswertung: Munot

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 1 100 Moderation, Redaktion 6 600 Musikredaktion 1 60 insgesamt 8 760 30 - 40 Administration, Sekretariat 2 150 Technik extern Werbung extern Total (ohne Werbung) 10 910 30 - 40

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine.

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 18.1% 32 0.3% Häufig 35.6% 63 0.7% Etwa zur Hälfte 26.6% 47 0.5% Eher selten 12.4% 22 0.2% Praktisch nie 2.3% 4 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 5.1% 9 0.1% Total 100.0% 177 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.4 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen 24 - 05h: DRS-Nachtprogramm Nachrichten: Rana Sporadisch ERF-Sendungen (Kirchenfunk)

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Keine. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Grundlegend einmal jährlich; ansonsten bei Bedarf an den Redaktionssitzungen.

Teil II, Seite 111 Senderauswertung: Munot

Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Breites, populär gehaltenes Mainstream-Programm. 1994, als wir auf Musikcomputer um- gestellt haben, hat sich das Angebot etwas vereinheitlicht - was gute Resonanz fand. Vor- her war die Bandbreite grösser. In der Playlist ist Musik, die niemandem weh tun darf. Das wichtigste Kriterium ist eine nachvollziehbare Melodie. Wenn wir davon ausgehen, dass Radio sowieso nur mit einem Ohr gehört wird, scheidet alles aus, was stark rhythmisch betont ist. Und sowieso, was ag- gressiv ist, zum Beispiel harte Gitarrensoli. In meiner Generation hatten wir daran zwar ei- ne Riesenfreude, doch fürs heutige Radioprogramm geht das nicht mehr. Meine Philosophie geht noch etwas weiter: Ich unterscheide Musik, die gut tut von solcher, die eben nicht gut tut. Oder anders: Ich setzte Titel ein, die die Lebensenergie stärken - das überprüfe ich an mir selbst. Hierzu habe ich verschiedene Kurse versucht. Erstaunli- cherweise lässt sich der Einfluss der Musik messen (Muskeltest usw.). Wir können ruhigen Gewissens unseren Musikcomputer stundenlang laufen lassen, da er nur mit positiv wir- kenden Titeln operiert. Was in der Hitparade erscheint, ist uns völlig egal, da es nichts mit Qualität zu tun hat. Die Charts sind für mich nicht aussagekräftig. Selbstverständlich kommen wir nicht darum her- um, Spitzenreiter einzusetzen, manchmal nehme ich mir einen solchen, ursprünglich bei mir ausgeschiedenen Titel nochmals vor. Gleiches gilt für die Musik aus den Playlists der anderen Sender. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Welcher? Nein. Wir haben zwar eine sehr aktive Schaffhauser Szene, doch keinen Mindestanteil im Programm. Alle Musik unterliegt den gleichen Kriterien. Wenn die Qualität der einheimi- schen Musik noch schlechter wäre, hätten wir einen Anteil von 0%. Da wir pro Stunde zwei bis drei nicht-englische Titel eingeplant haben, kommen hier Mundarttitel häufiger vor. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nein. In einer Umfrage des Radio-Clubs soll dazu aber eine Frage gestellt werden. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Im Volksmusikbereich scheint uns ein grosses Bedürfnis gegeben, das wir allerdings nicht erfüllen können, da wir nur einmal pro Woche solche Musik senden. Im Tagesprogramm hat Volksmusik kein Platz. Viele ältere Leute wollen noch mehr volkstümlichen Schalger hören. Hier nehmen wir aber ein gewisse erzieherische Verantwortung wahr, um solche en zu vermeiden. In den anderen Genres, v.a. Rock und Pop: 5%: Ich denke, dass das Publikum mit der ge- botenen Menge zufrieden ist. Im Tages-Begleitprogramm ist es den Leuten sowieso egal, was sie hören, solange es nicht aneckt. Ab und zu eine Mundartsong liegt sicherlich auch innerhalb der Erwartungen an ein Schweizer Lokalradio.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? G.D.P. übernimmt alle Aufgaben in diesem Be- reich Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja, für die diversen Specials Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen Selber Musiker, lange Radioer- fahrung, früher mit eigenem Laden im Schallplattenverkauf tätig.

Teil II, Seite 112 Senderauswertung: Munot

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Das bestehende Repertoire wird derzeit in den Computer eingelesen, täglich etwa 50 Titel. Neuheitenselektion durch ‘Diagonalhören’, Auswahl der üblichen Radiotitel (10 bis 20 pro Woche) aufgrund der persönlichen, sendertypischen und regionalen Vorlieben, anschlies- send Datenbankerfassung, Einteilung nach Kriterien wie ‘slow’, ‘medium’, ‘fast’, dann Überspielung auf Harddisk, evtl. Playlist-Zuordung. CD wird beschriftet und archiviert (für den Fall, dass sie manuell eingesetzt werden soll). Gelegentlich gebe ich die Selektions- aufgabe an andere Mitarbeiter weiter, so fliessen mehrere Meinungen ein. Als Besonderheit zu erwähnen ist, dass ich rund einen Drittel der auf Harddisk überspielten Titel verändere, davon einen eigenen Mix erstelle. Zum Beispiel schneide ich störende Mu- sik- oder Text-Passagen heraus oder nehme Levelanpassungen, Dynamik-Korrekturen vor. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Das Musikprogramm wird nicht nur aus dem Computer erstellt. Sendemacher bedienen sich auch aus dem Stock der Neuheiten und der Playlist Tendenziell nimmt aber die Wahlmöglichkeit ab. Ziel durch ist ein durchgehender Betrieb mit unserer Selektionssoft- ware.

Automatisierung

Datenbank für Archiv-Verwaltung, Titel- und Ja, 30'000 Titel Interpretensuche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammie- Ja. System: Arcomis. Abspiel-Software: Auto- rung-Software, Anwendungsbereich sound, Aufnahme-Software: Compresound 8 Std. p. Tag, vor allem die nichtmoderierten Sen- dungen; Ausbau auf moderierte Sendungen ge- plant. Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich Ja Titelstock, Anteil CH-Titel CD-Wechsler Titelstock, Anteil CH-Titel Harddisk Ja Titelstock, Anteil CH-Titel Z.Z. ca. 2000 (Ziel = 4000) Manueller Betrieb Ja, teilweise

Programmierungskriterien CH-Musik Wie gelangen CH-Titel ins Programm? Wenn eine einheimische Band etwas vorzuweisen hat, machen wir einen Kurzbeitrag und spielen den Titel ein bis zweimal. Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Eher ja

Teil II, Seite 113 Senderauswertung: Munot

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? Rock, Pop: Ca. 1000 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 150 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Jede Band erstellt heute eine CD und versucht, diese irgendwie zu verscherbeln. Gemes- sen an der Nachfrage ist die angebotene Menge viel zu gross. Es gibt jede Menge Produk- tionen nach dem Motto „L’art pour l’art“. Nur ein Zehntel der Neuerscheinungen ist ver- gleichbar mit den internationalen Topproduktionen. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Labels und Vertriebe, Bands, Managements etc.)? Gut, die geben sich alle erdenkliche Mühe. Allerdings machen unserer Auffassung nach die grossen Schallplattenfirmen fast nichts im Vergleich mit den kleinen.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Andere Medien, vor allem Fernsehen

Tonträger-Archiv In unserem Archiv sind 2500 CDs, 7500 Vinyl-Platten. In der Datenbank führen wir 30'000 Titel. Wie hoch der CH-Anteil im Archiv ist, kann nicht beantwortet werden.

Informations-/Künstler-Archiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Verfügbarkeit (PC etc.?) Nur die wich- tigsten behalten wir auf.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird?

Sendetitel Schwiizer Szene/Swiss made Volkstümliches Ausstrahlungs- Mo, 21 - 23h Fr, 20 - 22 zeiten WH: Schwiizer Szene, Fr, 22-23h. Swiss made, Sa, 18.30 - 19.30. Dauer 2 + 2 2 Programmstd. p. 8 + 8 8 Monat Charakterisierung Schwiizer Szene: Meistens mit Studio- Volkstümliches, Volkstümlicher Schlager, mit gästen. Anschliessend Swiss made: Informationen und teilweise Studiogästen. Neuheiten-Vorstellung. Zuständigkeit Wältz Studer

Teil II, Seite 114 Senderauswertung: Munot

Bei ‘Schwiizer Szene/Swiss made’ gibt es stilistische kein Begrenzungen. Wir wissen, dass diese Sendung dennoch gerne gehört wird - offenbar gibt es doch noch viele tolerante Leu- te...

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Regelmässig in den Specials, aber gelegentlich auch im Tagesprogramm Beiträge unter- schiedlichster Länge Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen 60% Zustandekommen? (eigene Anfragen vs. Wahrnehmung von Angeboten) Beides

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 30 75 DRS

Tendenziell ist der Musikanteil in letzter Zeit gestiegen - und steigt weiterhin.

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Im Interview: Schätzungsweise 1 von 10 Titeln (=10%). Spätere Relativierung: 5%.

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Ja, gelegentlich Gratisspots zu Auftritten

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion keine Kommerziellere Produktionen mittel Mehr Professionalität mittel Gefälligeres Songmaterial gross Mehr und höhere Hitparadenplätze klein Bessere Aufnahmequalität keine Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet keine Haben wir schon sehr viele Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrich- gross tung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung mittel Mehr Initiative der Plattenindustrie klein

Teil II, Seite 115 Senderauswertung: Munot

Höheres Publikumsinteresse mittel Die Interpreten müssten sich stärker selber bemühen keine

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) keine Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ keine Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit klein Weitere) spezielle Sendegefässe keine Das bieten wir heute schon zur Genüge Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern keine Verbesserung der Kenntnis über CH- keine Die Kenntnis ist jetzt schon Angebot/Neuheiten gut Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) klein Eventuell im Austausch; es darf einfach nichts kosten

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? An allererste Stelle: Die Musik müsste besser werden. Es gibt wenig qualitativ gute Musik in der Schweiz. Davon landet das meiste bei den kleinen Plattenfirmen, die nicht über das Potential verfügen, den Bands zum Durchbruch zu verhelfen. Es wäre daher - zweitens - sehr wirkungsvoll, wenn die grossen Firmen hier mit ihrer Promo-Maschinerie einsetzen würden. Das machen erst wenige - und die setzen zu häufig auf Hardrock respektive Dance.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Ich würde meinen Job als Musikredaktor sofort quittieren! Einschätzung (+5 bis -5): -5 Begründung Ihrer Haltung? Aus grundsätzlichen Überlegungen. Eine Quotenregelung erreicht gar nichts. Oberstes Gebot und entscheidend ist die Qualität. Der Einsatz von Produktionen, die unsere Krite- rien nicht erfüllen, sondern nur das Kriterium der Landeszugehörigkeit, schadet dem Pro- gramm. Das Radio reagiert auf das Bedürfnis der Hörer. Und dieses läuft dem üblichen Angebot aus der Schweizer Musikszene zuwider. Wenn wir nun mehr Schweizer Musik spielen müssten, laufen uns die Leute weg - es gibt ja genug andere Sender. Wir sind

Teil II, Seite 116 Senderauswertung: Munot

marktwirtschaftlich orientiert. Wenn wir nicht das Richtige spielen würden, hätten wir nicht soviel Hörer. Sinnvoller fände ich es, wenn mal alle Musikverantwortliche der Privatradios zusammensit- zen würden, um sich über die Thematik zu unterhalten. Ausgestaltung Wir würden uns an der Ausgestaltung einer unsinnigen Regelung nicht beteiligen, sondern diese höchstens bekämpfen. Spielraum? Keine Angaben.

Radio Munot: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung, Tagesprogramm (06 bis 18 Uhr) während des gesamten Monats. Einschränkungen: Die übermittelten Listen sind unvollständig. 1) Zu Titeln, die nicht über das Automationssystem bestimmt wurden, lagen keine weiteren Angaben vor. Wie aus dem Begleitschreiben des Senders hervorgeht, konnte die im Vorgespräch vereinbarte zusätzliche Erfassung von manuell eingesetzten Schweizer Musikstücken nicht umgesetzt werden, da ein entsprechender Hinweis an die Moderatoren und Redaktoren - Zitat - „verschlampt“ wurde. 2) Die Titel wurden nicht nach einzelnen Tagen, sondern nur nach grösse- ren Zeitabschnitten sortiert. 2) Vermerkt wurden ausschliesslich Stücke von einheimischen Interpreten bzw. Komponisten; Angaben zur Zahl der im Vergleichszeitraum gesende- ten internationalen Stücken konnten vom Sender nicht erbracht werden. Eine Anteilsberechnung muss daher auf sehr groben Schätzungen beru- hen. Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel durch den Sender (Selbst- deklaration).

Radio Munot: Einheimische Titel im Monat Juni 1996 (Tagesprogramm 06-18h)

Datum Erfasste Titel CH-Titel 1. - 9.6.96 ? 18 10. - 13.6.96 ? 24 13. - 18.6.96 ? 18 19.- 20.6.96 ? 15 21. - 26.6.96 ? 16 27. - 30.6.96 ? 14 Total 432037 105 100% 2.43%38

37 Grobe Schätzung, basierend auf 30 Tagen à 12 Stunden mit je 12 Titel. 38 Hypothetisch. Siehe Text.

Teil II, Seite 117 Senderauswertung: Munot

Einerseits musste die Vergleichszahl der im Tagesprogramm (06-18h) insgesamt gesendeten Mu- sikstücke hochgerechnet werden. Andererseits repräsentieren die angegebenen CH-Titel nur ei- nen Teil der effektiv ausgestrahlten (vgl. Einschränkungen oben). Der ermittelte Prozentsatz ist also tendenziell zu tief. Nach Auffassung von Radio Munot ist gesamthaft - aber unerfasst - die zwei- oder dreifache Menge schweizerischer Musik über den Sender gegangen... Nicht hier einge- rechnet sind die Musiktitel in den speziellen Schweizer Abendsendungen (vgl. Auswertung Redak- tionelles).

Radio Munot: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Schreiben an den Verfasser Einschränkungen: Mit Ausnahme der nachträglich erfragten Angaben zu den beiden Sendun- gen Schwiizer Szene und Swiss Made konnten vom Sender keine verwert- baren Angaben gemacht werden. Wie aus dem Begleitschreiben des Senders hervorgeht, konnte die im Vor- gespräch vereinbarte Erfassung von redaktionellen Beiträge zu einheimi- scher Musik nicht umgesetzt werden, da ein entsprechender Hinweis an die Moderatoren und Redaktoren - Zitat - „verschlampt“ wurde. „Ich weiss, dass redaktionell einige Beiträge (mit Musik) über Schweizer Interpreten gelaufen sind, aber keiner weiss mehr was oder über wen...“

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* 2.6, 19-20 W: Swiss Made 60 Neuheiten-Magazin M 3.6, 21-22 Schwiizer Szene 60 Hank Shizzoe I 3.6, 22-23 Swiss Made 60 Neuheiten-Magazin M 24.6, 21-22 Schwiizer Szene 60 Gigi Moto I 24.6, 22-23 Swiss Made 60 Neuheiten-Magazin M 28.6, 23-24 W: Schwiizer Szene 60 Gigi Moto I 7.6, 22-23h W: Schwiizer Szene 60 Hank Shizzoe I 9.6, 19-20 W: Swiss Made 60 Neuheiten-Magazin M 10.6, 21-22 Schwiizer Szene 60 Florian Ast I 10.6, 22-23 Swiss Made 60 Neuheiten-Magazin M 14.6, 22-23 W: Schwiizer Szene 60 Florian Ast I 16.6, 19-20 W: Swiss Made 60 Neuheiten-Magazin M 17.6, 21-22 Schwiizer Szene 60 Luana I 17.6, 22-23 Swiss Made 60 Neuheiten-Magazin M 21.6, 22-23 W: Schwiizer Szene 60 Luana I 23.6, 19-20 W: Swiss Made 60 Neuheiten-Magazin M Totalzeit: 960 Min. *) M = Gemischte (Magazin-)Sendung, I = Interview, B = Bericht, T = Tonträgerrezensionen V = Veran- staltungsbesprechung, G = Gesprächsrunde Ü = Konzertübertragung, A = Andere Beiträge.

Teil II, Seite 118 Senderauswertung: Pilatus

Radio Pilatus: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 22.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Philipp Unterschütz, Musikredaktor Rolf Tschuppert, Musikredaktor

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Keine. Betriebsaufnahme: 1.12. 83 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio Pilatus AG: Hauptaktionär: Luzerner Zeitung 54%; daneben Fischer Holding, Coop, Migros, Luzerner Kantonalbank Umsatz pro Jahr (1995): 3.5 Mio. (Gewinn: 500'000.-) Budget 1996: 3.5 Mio. Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Radio Pilatus AG Verwaltungsrat

Geschäftsleitung

Werbeleitung Redaktionsleitung

Team Redaktion, Moderation, Musikredaktion

Jedes Teammitglied macht praktisch alles, wir haben allerdings Fachgebiete zugeteilt, z.B. Sport oder eben Musik.

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 1 100 Moderation, Redaktion 9 900 8 ?

Teil II, Seite 119 Senderauswertung: Pilatus

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Musikredaktion (2) insgesamt 10 1000 8 Administration, Sekretariat 1 100

Technik 1 50 Werbung 3 300 Total (ohne Werbung) 11 1100 9 ?

Die beiden Musikredaktoren wirken - wie alle anderen Teammitglieder - als Moderato- ren/Redaktoren. Angenommenes Arbeitspensum Musikredaktion = 50%.

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Ja: Link-Studie 1993 Reichweite: 73% unseres Samples, nämlich 15- bis 49jährige Männer und Frauen aus der Stadt Luzern und den umliegenden Gemeinden hören Radio Pilatus. Stammhörer: 63% davon sind Stammhörer, d.h. Personen, die an mindestens 4 Tagen von 7 Radio Pilatus hören. Strukturen Allg.Hörer Stammhörer Basis (379) (240)

Männer 49% 50% Frauen 51% 50%

bis 24 Jahre 26% 23% 25 - 29 Jahre 18% 20% 30 - 39 Jahre 32% 33% 40 - 49 Jahre 24% 24%

voll berufstätig 57% 61% teilweise berufstätig 23% 21% nicht berufstätig 20% 18%

Allg.Hörer Stammhörer Basis (379) (240)

Man hört RP hauptsächlich wegen den lokalen Nachrichten aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Sport 57% 61% wegen dem Stil, der Art Musik 56% 60%

Quelle: Radio Pilatus Hörerforschung LINK, 1993

Teil II, Seite 120 Senderauswertung: Pilatus

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 27.4% 93 1.0% Häufig 38.6% 131 1.4% Etwa zur Hälfte 15.3% 52 0.6% Eher selten 3.8% 13 0.1% Praktisch nie 0.6% 2 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 14.2% 48 0.5% Total 100.0% 339 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.0 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Pilatus ist zusammen mit ExtraBERN, Basilisk und Radio 24 im City-Pool. Dort werden im Newsbereich bei Grossereignissen Meldungen und O-Töne ausgetauscht; Jazzfestival Montreux: Beiträge von Radio 24. Sonst keine Übernahmen.

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Ja (siehe unten). Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Keine Angaben. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Wir definieren uns als ‘City-Funk’, wir richten uns an ein städtisches Publikum des Bal- lungsgebietes Luzern. In der Stadt sind wir klar der stärkste Sender. Auf dem Land haben wir mit Radio Sunshine eine starke Konkurrenz, die sich eher an ein ländliches, älteres Publikum wendet. Pilatus spielt keine Schlager, keine Volksmusik, volkstümlichen Schla- ger, Ländler usw. Pilatus ist poppig, rockig im Bereich Mainstream. Fröhlich ist ein weiteres Stichwort. Wir spielen zum Beispiel viel . Je mehr der Computer zum Zug kommt, desto weniger müssen Musikkonzepte schriftlich festgehalten werden, denn in der Steuerung der Automatisation werden ja die entschei- denden Regeln vorgegeben. Wir sind auch auf diesem Weg. Am Abend läuft bei uns ab etwa 18.30 nur noch Musik ab Computer. Uns hat erstaunt, dass dies eine bessere Einschaltquote bewirkt hat. Aus dem Musikkonzept Radio Pilatus: „Heutige Radiobenutzer schalten ihr Gerät überwiegend zum Musikhören ein. Welcher Radiosender schliesslich gewählt wird, hängt also entscheidend von der Musikauswahl ab. Die Umfrage der Publica Data (Sept.94) belegt es: 95,1 % der Befragten wählen einen Radiosender aufgrund der Musikauswahl. Radiomacher müssen sich bewusst sein, dass Musik aus dem Radio nur in den selteneren Fällen aufmerksam oder konzentriert gehört wird. Musikprogramme sind deshalb auf selektives Hören ausgerichtet, resp. sind zum Hören neben der Ausführung verschiedenster Tätigkeiten. Verwendet werden kann grundsätzlich jede Musik. Entscheidend ist, welche Zielgruppe angesprochen werden soll. Ausgangslage Radio Pilatus Die erklärte Zielgruppe von Radio Pilatus ist (auch werbemässig) eine eher urbane Hörer- schaft zwischen 20 und 50 Jahren. Die Hörerzahlen zeigen unser grösstes Potential bei

Teil II, Seite 121 Senderauswertung: Pilatus

der Gruppe zwischen 30 bis 50 Jahren. Die Lokalradiostudie der SRG vom Sept. 95 nennt im Empfangsgebiet von Radio Pilatus als hauptsächliche musikalische Interessen der be- stehenden Hörerschaft moderne Unterhaltungsmusik, Hits, Pop Musik, Rock, Blues und Soul. Zielvorstellung Mit optimiertem Musikprogramm wollen wir mehr HörerInnen erreichen. Vor allem bei der Zielgruppe der 30 bis 50jährigen können wir zulegen. Dies allerdings ohne bei der Gruppe der 20 bis 30jährigen zu verlieren. Die Einführung des neuen Digi Media Systems gibt uns nun die Chance, das Musikprogramm dauerhaft zu verbessern und mögliche Fehlerquel- len auszuschalten. Zielvorgabe soll sein, mit der gespielten Musik den gemeinsamen Nenner im Musikge- schmack einer möglichst grossen Anzahl HörerInnen unserer Zielgruppe zu treffen. Die Musik von Radio Pilatus soll die Hörerschaft positiv motivieren. Das Programm soll aber nicht zum Hit- Einheitsbrei verkommen, sondern erkennbar „Pilatus-like“ sein.“ Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Welcher? Nein. Es gibt bei uns nicht Schweizer Musik und andere, sondern nur Musik, die ins Kon- zept passt. Die Herkunft ist egal. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nur Auswertung der telefonisch durchs Publikum abgegebenen Tips unserer Sommer- Charts. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Da muss man zwischen einheimischer Musik in Mundart oder Englisch differenzieren. Als wir die Mundart- Sängerinnen Natacha und Sina häufiger gespielt hatten, kamen prompt Reklamationen von den Hörern. Einer unser ganz grossen Werbekunden reklamierte eben- falls wegen der Mundart-Musikstücke - da mussten wir selber staunen. Offenbar gibt es im Raum Luzern mehr Leute als anderswo, die etwas gegen Mundart haben. Das hängt wohl mit unserem Popkonzept sowie damit zusammen, dass man bei englisch gesungenen Ti- teln besser weghören kann. Mundart verlangt mehr Aufmerksamkeit. Bei englisch gesun- gener Musik aus der Schweiz ist die Herkunft den Leuten häufig gar nicht bewusst.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Derzeit läuft bei uns die Umstellung auf Computer und Harddisk. Dementsprechend befin- den wir uns noch in einer Übergangsphase von der herkömmlichen Sendegestaltung und Musikprogrammierung zur neuen, computergestützten Arbeitsweise. Wir Musikredaktoren können nur einen Teil unserer Arbeitszeit für die Musik verwenden. Dennoch: Was bei uns ankommt, wird ausnahmslos angehört, selektioniert und in kurzer Zeit für die Software klassifiziert und auch programmiert. Ganze CDs mit spielbaren Titeln kommen direkt in den CD-Wechsler und sind von dort abrufbar. Singles, die gut in unser Konzept passen, werden auf Harddisk kopiert. Ein Teil von ihnen definieren wir als Playlist-Titel für häufige Einsätze. Die Playlist umfasst etwa 10 - 13 Titel. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Nein. Es gibt bei uns keine Genre-Specials mehr. Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen Musikverantwortliche: Plattenbranche, Detailhandel, DJ. Langjährige Radiopraxis.

Teil II, Seite 122 Senderauswertung: Pilatus

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Siehe oben Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Der ist sehr klein, da alle Stunden vorgegeben sind. Natürlich können bestimmte Titel nach Absprache ersetzt werden, wenn dies aus redaktionellen Gründen erforderlich ist.

Automatisierung

Datenbank für Archiv-Verwaltung, Titel- und Inter- Ja, Digi Media pretensuche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammie- Digi Media (Studer); derzeit 80% der Sendun- rung-Software, Anwendungsbereich gen, Vollausbau geplant Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich Ja, Numisys (Studer) Titelstock, Anteil CH-Titel 10'000 Titel CD-Wechsler Ja Titelstock, Anteil CH-Titel 10'000 Titel; CH-Anteil ca. 10% Harddisk Ja Titelstock, Anteil CH-Titel Im Aufbau; z.Z. 400 Manueller Betrieb Nur noch in der Übergangsphase

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Eher nicht. Schweizer Titel sind gleichberechtigt mit den anderen. Wenn sie mal im Com- puter erfasst sind, spielt die Herkunft sowieso keine Rolle mehr. Der heimischen Szene räumen wir noch Präsentationsplattformen ein, die für ausländische Produkte nicht mehr bestehen (z.B. Interviews).

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? 350 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 100 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Heute hat es zuviel Schlechtes dabei. Früher bekamen wir Demotapes, da wussten wir, woran wir sind. Heute, wo das CD-Produzieren so billig ist, kriegen wir eben auch auf CD Demomaterial. Wenn irgendeine ‘Wurst-Und-Brot’-Gruppe dann noch das Gefühl hat, wir müssten ihre Demos einsetzten, ist die Grenze überschritten. Diese Sachen sind sowohl inhaltlich als auch aufnahmetechnisch nicht radiogeeignet. Es erscheinen auch zu viele Coverversionen, d.h. zu viele Bands bringen keine tauglichen eigenen Stücke zusammen. Vom Rest passt nur ein kleiner Teil in unser Programm. In der Schweiz existieren viel harte Gruppen oder - seit neuestem - aus dem Techno-Sektor. So etwas fällt bei uns durch. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)?

Teil II, Seite 123 Senderauswertung: Pilatus

Da haben die Leute viel dazugelernt. Es erreicht uns eine Menge Material. Wenn wir etwas brauchen, kommen wir eigentlich problemlos an die Bands heran. Das hat sich im Ver- gleich zu früher stark gebessert.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Nationale und internationale Fachzeitschriften, Musikzeitschriften (besonders Swiss Music Info), TV.

Tonträger-Archiv In unserem Archiv sind 20'000 LPs, 5000 CDs. Was mal auf der Harddisk ist, wird ausge- lagert. Sortiert sind die Tonträger alphabetisch mit einigen Spezialfächern. Nach dem bisherigen Verfahren wurden CH-Titel markiert und mit Informationen versehen, damit die Sendemacher Bescheid wissen. Der Schweizer Anteil lässt sich nicht bestimmen.

Informations-/Künstlerarchiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Verfügbarkeit (PC etc.?) Werden abgelegt. Fernziel ist die Verfügbarkeit via PC. Wir nutzen auch Internet- Möglichkeiten, z.B. den Direktzugang zu den damit ausgerüsteten Plattenfirmen (Bio- Abfragen usw.).

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Nein. Wir haben gar keine festen Specials mehr. Neuheiten von einheimischen Rock- und Pop-Bands kommen oft in der Rubrik CD-Tips vor (20 Min., teils mit Interviews).

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Wir machen praktisch keine internationale Musikerinterviews mehr. Allerhöchstens ver- wenden wir kurze (angelieferte) O-Töne. Hingegen interviewen wir Schweizer Bands und Interpreten nach wie vor. Die müssen sich dann aber an unsere strikte 3-Minutenregel hal- ten. Der Grossteil unserer Hörerschaft interessiert sich sowieso nicht für Interviews und Hintergründe zu einer Produktion. Dennoch versuchen wir unserer Aufgabe als Lokalsen- der gerecht zu werden, indem wir auch über das lokale Schaffen berücksichtigen, sofern es in unser Konzept passt. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen 75% Im frühen Stadium sind die Gruppen froh um jede Reaktion und Unterstützung. Wir haben es aber auch schon er- lebt, dass dieselbe Band, wenn sie eine gewissen Bekanntheit aufweisen kann, nun plötzli- che an den Lokalradios nichts mehr findet. Von einem einheimischen Künstler, der in En- gelberg aufgenommen hat, wurden wir nicht mal über die Medienkonferenz informiert.

Teil II, Seite 124 Senderauswertung: Pilatus

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (19-06) Schätzungen 80-85% 85-90% 100% Fakten (Basis?) 90%

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) 8 - 10%

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Wir sponsern den Stadtkeller Luzern und stellen regelmässig das Pro- gramm vor. Dort treten vorwiegend schweizerische Gruppen auf. Ausserdem patronieren wir Veranstaltungen. Zusammengerechnet sind wir in etwa 10 Veranstaltungen pro Monat involviert. Übertragung von Konzerten Viermal pro Saison aus dem Stadtkeller Luzern; meistens Schweizer Formationen

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion klein Das ist heute schon gut Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität mittel Gefälligeres Songmaterial mittel Mehr und höhere Hitparadenplätze klein Bessere Aufnahmequalität gross Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet klein Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrich- klein tung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung keine Mehr Initiative der Plattenindustrie mittel Schwierig zu beurteilen. Gewisse Firmen machen etwas, andere sind gar nicht risikofreudig und investieren nicht in junge Bands Höheres Publikumsinteresse klein Die Interpreten müssten sich stärker selber bemühen klein

Teil II, Seite 125 Senderauswertung: Pilatus

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) klein Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ klein Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit - Weitere) spezielle Sendegefässe keine Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern gross Verbesserung der Kenntnis über CH- klein Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) mittel

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Nein.

Quoten? Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten? Der Quotenregelung kann ich zwar durchaus etwas abgewinnen, doch man dürfte sie nicht so hoch ansetzen. Dagegen würden wir uns sträuben. Bei einer so hohen Quote wäre die Auswahl zu klein, die qualitativ in unser Programm passen würde. Wir müssten Stücke spielen, die wir bisher ausgeschlossen haben. Das ist kontraproduktiv. Der Markt in der Schweiz ist zu klein für die Musik, die für ein Lokalprogramm in Frage kommt. Hierfür sind auch die Rahmenbedingungen mitverantwortlich, unter denen wir senden, also die Abhän- gigkeit von Einschaltquoten, keine Gebühren oder Subventionen, eingeschränktes Emp- fangsgebiet und so weiter. Aus dieser Sicht ist es ein Witz, dass noch neue Sender bewil- ligt werden (im Raum Luzern: Jugendradio). Wenn von den gleichen Instanzen noch eine Quotenregelung erlassen würde, müssten wir uns an den Kopf fassen. Andererseits zeigen Beispiele, dass ein Quotierung durchaus positive Effekte bringen könnte und prosperierend für die Szene, die Musikbranche wirkt. Dagegen ist nichts ein- zuwenden. Doch dürfte ein entsprechender Erlass nicht einfach am grünen Tisch entschie- den werden, wenn das Angebot zur Erfüllung der Quote nicht vorhanden ist. Einschätzung (+5 bis -5): 0 Begründung Ihrer Haltung? Wir sind keine musikalische Erziehungsanstalt. Wir müssen den Leuten geben. Was sie wollen. Wenn wir das nicht tun, wird abgedreht - und wir gehen unter, da wir stark von den Werbeeinnahmen abhängig sind. Auch andere Sender sind dabei, dies zu realisieren. Wir sind im übrigen sehr dagegen, dass sich die einheimischen Gruppen an diesem Mecha-

Teil II, Seite 126 Senderauswertung: Pilatus

nismus ausrichten. Der Einheitsbrei, der so oft beklagt wird, würde dann nur noch schlim- mer. Die Bands sollen sich ihr eigenes Gesicht bewahren Ausgestaltung Eine Staffelung der Quote - im ersten Jahr vielleicht 10%, dann langsame Steige- rung. Spielraum? 15%, wenn wir ganz gezielt darauf losgehen würden. Es müsste die schweizerische Herkunft eines Titels in der Software als Kriterium eingeführt werden, desgleichen eine entsprechende Regel im Musikablauf, d.h. der gewünschten Einsatzhäufigkeit.

Radio Pilatus: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung von drei Tagen (00 - 24Uhr) ausserhalb des Stichprobenmonats. (Obschon von der Pilatus- Redaktion mehrfach Zusagen für ausführliche Juni-Daten erfolgten, kam es nicht zu einer Übermittlung. Als Ersatz wurden noch verfügbare Daten drei- er SUISA-Stichtage zur Verfügung gestellt. Von der Programmleitung wurde dazu erklärt, die Berücksichtigung einheimischen Musikschaffens liesse sich damit identisch und repräsentativ abbilden. Einschränkungen: Ob über die angegebenen Titel hinaus in diesem Zeitraum auch manuelle - nicht erfasste - Einsätze erfolgten, ist nicht ersichtlich, doch in Anbetracht der Titelzahl unwahrscheinlich. Es wird daher angenommen, dass die ver- merkten Titel zu 100% der gesendeten Musik in diesem Zeitraum entspre- chen. (3 Tage à 12 Titel pro Stunde = 936). Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel nicht durch Sender, sondern durch den Verfasser.

Radio Pilatus: Einheimische Titel an drei Stichtagen 1996

Datum Erfasste Titel CH-Titel 31.8.96 248 5 5.9.96 303 12 15.9.96 351 9 Total 902 26 100% 2.88%

Radio Pilatus: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Erhebungsbogen Einschränkungen: - Besonderheiten: Zusammen mit dem OK der Luzerner Bluessession veranstaltete Radio Pilatus die Nachwuchsförderung für einheimische Bands. „Von unserer Jury ausgewählte Bands dürfen dann als Vorgruppe bei namhaften internationa- len Acts auftreten.“ (siehe 6.6.)

Teil II, Seite 127 Senderauswertung: Pilatus

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* 20.6., 16.15 Ausgehtip 4 Openair Eschenbach; Gruppen: Spinning B Wheel, Nothing Elese band 19.6., 16.15 Ausgehtip 4 Openair Eschenbach; Gruppen: Joodyacs, B Red Devils 18.6., 16.15 Ausgehtip 4 Openair Eschenbach; Gruppen: After B Midnight, Just For Fun 17.6.16.15 Ausgehtip 4 Openair Eschenbach; allgemein B 22.6., 14.30 Ausgehtip 4 Sportsguitar (Konzert, Plattentaufe) I 22.6., 15.00 Airplay 30 Rään; neue CD, 1. Fribourger Mundartband I, B 19.6., 12.40 Mittagsmagazin 1 Nachwuchsförderung an Luzerner Blusses- B sion v. 1.8.96 19.6., 16.45 Abdendmagazin 2.5 Nachwuchsförderung an Luzerner Blusses- I, B sion v. 1.8.96 15.6., 16.20 Airplay 12 2 Shy, neue Zürcher DIscoband I 11.6., 11.20 Gratulationen 15 Neue Disco-CDs von CH-Künstlern (Sand- I, T man, Gabriel, DB Dance Company 6.6., 16.10 Ausgehtip 12 Konzert von Sandman I 7.6., 16.10 Ausgehtip 10 Konzert Lovebugs im Sedel I, B 6.6., 14h Special 60 Sendung zur Luzerner Bluessession; Bericht I, B zur Nachwuchsförderung am Festival 1.6. 7.45 Morgenmagazin 10 Atlanta ’96: CD-Sampler mit CH-Musikern, B, T „Hitparade der Schweizer Sportler“ Totalzeit: 172.5 *) M = Gemischte (Magazin-)Sendung, I = Interview, B = Bericht, T = Tonträgerrezensionen V = Veran- staltungsbesprechung, G = Gesprächsrunde Ü = Konzertübertragung, A = Andere Beiträge.

Teil II, Seite 128 Senderauswertung: Radio Z

Radio Z: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 8.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Michèle Raue, Musikredaktorin

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Nein Betriebsaufnahme: 1993 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio Z AG. 100% Medien Z AG (Publikumsgesellschaft). Hauptaktionäre der Medien Z AG. Sind Denner, Emil Frey AG, BC Medien Holding (je ca. 10%) sowie div. Aktionäre Umsatz pro Jahr (1995): 8 Mio.39 Budget 1996: 9 Mio.40 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten Konnte nicht abgegeben werden.

Mitarbeiterschaft Details konnten nicht abgegeben werden. Radio Z beschäftigt ca. 45 Mitarbeiter.41 Die Mu- sikredaktion umfasst 100 Stellenprozente sowie eine Assistenz von 20%.

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 26.8% 337 3.7% Häufig 32.6% 410 4.5% Etwa zur Hälfte 19.5% 245 2.7% Eher selten 5.5% 69 0.8% Praktisch nie 1.7% 22 0.2% Weiss nicht/keine Angaben 13.9% 175 1.9% Total 100.0% 1258 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.1 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

39 Quelle: Cash, 30.8.96. 40 Quelle: Cash, 30.8.96. 41 Quelle: Cash, 30.8.96, Persönlich, 7.6.96. Schätzung Redaktionsstellenprozente: 2500.

Teil II, Seite 129 Senderauswertung: Radio Z

Programmübernahmen Keine

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Ja, aber diese Unterlagen sind nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Keine Angaben. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Radio Z macht Musik für Erwachsene: Hit-orientiert, Mainstream. Unsere Musik muss einen hohen Wiedererkennungswert aufweisen. Das Zielpublikum im Tagesprogramm sind die 25 - 49jährigen. Im Abendprogramm weichen wir davon ab, z.B. mit der Jugendsendung Dynamo (Donnerstag), der Hitparade am Freitag. Im Tagesprogramm verzichten wir auf Experimente. Bei Neuheiten nehmen wir eine abwartende Haltung ein; wir sehen uns nicht als Trendsetter. Geht aus dem generellen Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Welcher? Nein, nicht festgeschrieben. Einheimisches wird am Standard der Musik gemessen, die bei uns über den Sender geht. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Gelegentliche Hörerumfragen. Weiterer Indikator: Wunschkonzert. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik (% des Musik- angebotes)? Gering.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Die Musikredaktion umfasst eine volle Stelle. Hilfe erhalte ich durch eine 20%-Stelle. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja; für die französische Sendung, für Country und Oldies.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Radio Z arbeitet mit einem Automatisationsprogramm. Das Musikprogramm wird allein durch mich als Musikredaktorin betreut. Ich entscheide auch über die Titel, welche in die Playlist gelangen. Ausserdem erstellen wir auf der Basis unseres Programms, unserer Prä- ferenzen und von Verkaufszahlen (Media Control) eine eigene Hitparade. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Gering.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpre- Ja tensuche

Teil II, Seite 130 Senderauswertung: Radio Z

Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung- MTS Software, Anwendungsbereich Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich Gesamtes Programm. Mit Ausnahme einzel- ner Sendungen. Titelstock, Anteil CH-Titel Ca. 5000 Titel; CH: Anteil ca. 150-200. (3- 4%) CD-Wechsler Ja, inkl. CD-R. Titelstock, Anteil CH-Titel Harddisk Ja Titelstock, Anteil CH-Titel Manueller Betrieb ?

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Eher nicht. Ich trage aber Sorge, dass in der sendereigenen Hitparade immer mindestens ein Schweizer Song vertreten ist. Da die Radio Z Hitparade an die Musikbranche und Teile der Hörerschaft verschickt wird, geht hiervon sicherlich eine positive Wirkung aus.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? Pop, Rock: 200 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 1 - 2 Langspielproduktionen pro Woche, also ca. 70 bis 100 pro Jahr. Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Der Schweizer Markt ist überflutet mit internationalen Angeboten - und aus unserem Land kommt zuviel Unbrauchbares respektive zu viele Produktionen, die ‘Promotion-technisch’ schlecht oder gar nicht betreut werden. Darum versandet sehr viel. Die meisten Angebote passen nicht in unser Konzept des Hit-orientierten Mainstream- Senders. Da wir Wert auf einen hohen Wiedererkennungswert legen, brauchen wir Singles, die auch an anderen Orten viel zu hören sind. Das fehlt uns am meisten. Mit einem Schweizer Album kann ich daher wenig anfangen.Wir erhalten übrigens auch sehr viele Demotapes. Mit diesen Zusendungen sind häufig die wildesten, völlig unrealistische Erwar- tungen der Bands verbunden. Ich schicke alles wieder zurück.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Durch die Zusendungen sowie aus den Medien.

Tonträger-Archiv Im Archiv sind mehrere Tausend Album-CDs sowie Tausende von Vinyl-Tonträgern. Kann nicht genauer geschätzt werden. Schweizer Produktionen werden grundsätzlich archiviert,

Teil II, Seite 131 Senderauswertung: Radio Z

internationale Produkte, die wir nicht mehr benötigen, mustern wir dagegen von Zeit zu Zeit aus.

Informations-/Künstlerarchiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Verfügbarkeit (PC etc.?) Ja: Ablage in Ordnern.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Nein.

Interviews mit Musikschaffenden Generell: Häufigkeit, Dauer, Charakterisierung 1 - 2 pro Woche Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Ca. 25% Wie kommen Interviews zustande? Wir gehen in den seltensten Fällen von uns aus auf Schweizer Interpreten zu.

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 80% 75% 100% Die Zahlen zum Nachtprogramm beziehen sich auf die Wochentage, wo ein Programm mit Nonstop-Musik läuft.

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Geschätzt: 2 bis 5%.

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Radio Z macht nicht extra Präsentationen von Auftritten, bei denen Schweizer Gruppen mitwirken, doch ab und zu ergibt sich dies.

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion mittel Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität gross

Teil II, Seite 132 Senderauswertung: Radio Z

Bereich Auswirkung Kommentar Gefälligeres Songmaterial gross Mehr und höhere Hitparadenplätze keine Bessere Aufnahmequalität gross Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet klein Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrichtung gross unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung klein Mehr Initiative der Plattenindustrie gross Höheres Publikumsinteresse gross Die Interpreten müssten sich stärker selber bemühen keine

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) klein Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ klein Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit keine Weitere) spezielle Sendegefässe keine Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern klein Verbesserung der Kenntnis über CH-Angebot/Neuheiten mittel Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) keine

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Nein.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Einer Quotierung müssten wir uns wohl fügen, auch wenn uns das schwer fallen würde. Einschätzung(+5 bis -5): -5 Spielraum? 5 weitere Titel pro Sendetag wären die Obergrenze.

Teil II, Seite 133 Senderauswertung: Radio Z

Radio Z: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Eine ursprünglich von der Musikredaktion signalisierte Bereitschaft zur Beteiligung an der Juni- Analyse wurde durch die Programmleitung zurückgenommen. Radio Z wollte sich wegen befürch- teter Fehldarstellung, aus Konkurrenzschutz und aus grundsätzlichen Überlegungen daran nicht beteiligen.

Radio Z: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Eine ursprünglich von der Musikredaktion signalisierte Bereitschaft zur Beteiligung an der Juni- Analyse wurde durch die Programmleitung zurückgenommen. Radio Z wollte sich wegen befürch- teter Fehldarstellung, aus Konkurrenzschutz und aus grundsätzlichen Überlegungen daran nicht beteiligen.

Teil II, Seite 134 Senderauswertung: Radio 24

Radio 24: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 14.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Dani Richiger, Musikchef

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Tarifdokumentation, Buch Betriebsaufnahme: Aus Italien: 1979; aus Zürich: 1983 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio 24 AG, Roger Schawinski (100%)42 Umsatz pro Jahr (1995): 5,7 Mio.43 Budget 1996: 5,7 Mio.44 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Radio 24 Verwaltungsrat

Geschäftsleitung Werbung (R. Schawinski)

Programmleitung (M. Gili)

Musik Redaktion Moderation

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 3 300 Moderation 10 960 Redaktion 10 900 Musikredaktion 1 100 Archiv 2 180 insgesamt 26 2440

42 Aus ‘persönlich’, 7.6.96 43 Aus ‘persönlich’, 7.6.96 44 Aus ‘persönlich’, 7.6.96

Teil II, Seite 135 Senderauswertung: Radio 24

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Administration, Sekretariat 3 300 Technik 2 150 Werbung (extern) (8) Total (ohne Werbung) 31 2890

Radio 24 ist der einzige Lokalsender, der 2 Personen im Archiv angestellt hat. Angaben zu den freien Mitarbeitern liegen nicht vor.

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 28.0% 275 3.0% Häufig 33.9% 333 3.7% Etwa zur Hälfte 18.3% 180 2.0% Eher selten 5.5% 54 0.6% Praktisch nie 1.3% 13 0.1% Weiss nicht/keine Angaben 12.9% 127 1.4% Total 100.0% 982 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.1 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900). Auf diese Auswertung lege Radio 24 nicht sehr grossen Wert, sie sei zuwenig detailliert.

Programmübernahmen Rick Dees American Top40

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Das interne Musikkonzept läuft aus Gründen der Konkurrenzsituation unter Geschäftsge- heimnis und wird gegenüber der Öffentlichkeit nicht dargestellt. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Wir halten wöchentlich eine Sitzung mit allen Moderatoren ab, bei der es auch um Musik geht, insbesondere um die Beurteilung von Neuheiten. Zwei bis dreimal wird intensiv über Musik diskutiert, unter Einbezug des Programmleiters und von Roger Schawinski.

Teil II, Seite 136 Senderauswertung: Radio 24

Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Wir machen ein breit abgestütztes Musikprogramm aus dem Bereich Rock, Pop, Mainstream mit einem hohen Wiedererkennungswert und unter Einbezug der tagesaktuel- len Hits. Die Wiedererkennung hat einen hohen Stellenwert, da stützen wir uns vor allem auf All-Time-Hits. In unserer Geschichte begründet ist der vergleichsweise hohe Anteil an italienischer Musik und Reggae. Ansonsten verstehen wir uns als ‘Recurrent-, Top-40-, Goldies-Station’. In den Grundzügen unterscheiden wir uns kaum vom Lokalkonkurrenten Radio Z. Hier hat in den letzten Jahren eine Annäherung stattgefunden. Unser Programm war immer etwas weniger klar strukturiert. Ob hier heute noch eine Differenz besteht kann ich nicht sagen, weil ich das Z-Programm nicht verfolge. 90% des Musikprogramms bestreiten wir aus ei- nem Stock von 4500 Titeln. Die Sendegestalter haben - im Tagesprogramm - eine vorge- gebene Struktur zu befolgen. Geht aus dem generellen Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Welcher? Im Musikkonzept legen wir zwar keine Häufigkeit fest. Es ist aber klar enthalten, dass die einheimische Musik in genügendem Masse vorzukommen hat. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nur via Wunschkon- zert. Da führen wir genau Buch. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Zwischen 2 und 5%.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Mir als Musikchef stehen erstens zwei Leute beiseite, die für die gesamte Bewirtschaftung sorgen, also Eingang, Katalogisierung, Archivierung. Zweitens erhalte ich Unterstützung von meinem Stellvertreter Andi Hess. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Für die Schweizer Musikszene kümmert sich mein Stellvertreter. Im weiteren haben wir (teils freie) Spezialisten für Country, Musikgeschichte und Italo-Musik. Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen Musikchef: Langjährige Radio- praxis, unter anderem bei Radio Eulach, Aktuell.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Neue Titel sind innerhalb von nur zwei Stunden nach Eingang für das Programm verfügbar. Sie werden hierfür nach den wichtigsten Kriterien erfasst. Neuheiten verbleiben zwei Wo- chen in einem separaten Archiv, dessen Berücksichtigung (ein bis zwei Titel pro Sende- stunde) zu den Pflichten der Moderatoren gehört. An den wöchentlichen Sitzungen werden die Titel nach zwei Wochen beurteilt. Dabei wir entscheiden, welche davon in die 30- plätzige Wochen-Playlist und welche allenfalls in unser Stammarchiv aufgenommen wer- den. Pro Woche gibt es zwei bis vier neue Playlist-Titel. Hierbei ist in erster Linie unser ei- gener Geschmack ausschlaggebend. Au der anderen Seite berücksichtigen wir Airplay- auswertungen der Media Control und anderer Stellen und versuchen wir abzuschätzen,

Teil II, Seite 137 Senderauswertung: Radio 24

was mit den Songs allgemein passiert. Die Playlist-Titel werden täglich mindestens einmal eingesetzt. Die Aufstellung ist unterteilt in Powerplay-Titel, ‘established hits’, ‘furture hits’ und explizit zwei Schweizer Titel. Dabei handelt es sich im weitesten Sinn um aktuelle Schweizer Hitproduktionen. Die ‘all time favorite’-Liste umfasst 4500 Titel, die auf selber erstellten CDs festgehalten sind. Davon definieren wir 500 ‘Hammerhits’ (Einsatz 3 pro Std.) Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Pro Sendestunde vorgegeben sind drei ‘Hammerhits’, der Einsatz von zwei - wählbaren - Playlist-Titeln und einer - wählbaren - Neuheit. Der Rest ist aus unserem Stock frei wähl- bar. Der Gestaltungsspielraum ist also sehr gross, was eine Auseinandersetzung mit Musik zwingend macht.

Automatisierung

Datenbank für Archiv-Verwaltung, Titel- und Interpre- Ja tensuche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung- RCS-Selector; Vollprogrammierung im Mor- Software, Anwendungsbereich genprogramm (06-09) und in der Nacht (00- 06); Rest: Teilprogrammierung Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich Titelstock, Anteil CH-Titel CD-Wechsler Ja Titelstock, Anteil CH-Titel 4500; 50-80 CH-Titel (=1,3 - 2%) Harddisk - Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb Nur für Neuheiten

Einsatz EDV in Zukunft? Harddisk-Einsatz wird evaluiert.

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Ja, immer. Der ‘Schweizer Bonus’ zählt sehr stark.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? Rock, Pop: 500-800 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 80% Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Es erscheinen zuviel CDs. Verglichen mit anderen Ländern ist der Ausstoss in der Schweiz einfach zu gross. Ebenso ist in unserem Land der Anspruch zu weit verbreitet, gleich eine CD zu produzieren. Aus diesem Grund ist der Anteil der CDs mit Radioqualität tief. Den- noch ist festzustellen, dass sich die Qualität in den letzten Jahren klar verbessert hat. Für das gleich Geld erhält man heute bessere Möglichkeiten.

Teil II, Seite 138 Senderauswertung: Radio 24

Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Von den professionellen Labels her ganz sicher gut. Kleinere Vertriebe und Eigenlabels manchmal mangelhaft.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Direktzusendungen. Szenenkenntnis (wir haben dafür je einen speziell bezeichneten Mitar- beiter, der sich stark im Beziehungsnetz bewegt). Fachmedien, insbesondere das Swiss Music Info, mit dem wir die Vollständigkeit unserer Schweizer Programmierung prüfen.

Tonträger-Archiv Im Archiv befinden sich 30-40'000 CD-Titel, 20'000 Vinyl-Titel. CH-Tonträger sind separiert. Wir verfügen - im Gegensatz zu vielen anderen Stationen - über einen sehr grossen Schweizer Backkatalog auf Vinyl. Darunter finden sich viele be- reits vergriffene Produktionen. Der Anteil schweizerischer Produktionen im Archiv ist ver- hältnismässig gross, lässt sich aber nicht genau beziffern.45

Informations-/Künstlerarchiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Verfügbarkeit (PC etc.?) Ja. Wir wären stark interessiert an einer On-Line-Lösung für einheimische Band- Informationen.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird?

Sendetitel CH-Szene

Ausstrahlungs- Mi, 20-20.30 zeiten Dauer 30 Min. Programmstd. p. 2 Monat Charakterisierung Neuheiten aus der aktuellen Szene, Plattform für Bands und Einzelinterpreten (Inter- views) sowie ‘all time’-Favoriten aus der Schweizer Musikszene. Wir konzentrieren uns hier auf Konsumenteninformationen und professionelle Tonträger. Normalerweise sen- den wir keine Titel, die nicht offiziell erhältlich sind. Zuständigkeit Andi Hess

Interviews mit Musikschaffenden Generell: Häufigkeit, Dauer, Charakterisierung

45 Schätzung: 15%.

Teil II, Seite 139 Senderauswertung: Radio 24

Im Schnitt täglich, teils auf einem sehr exklusiven Niveau mit internationalen Künstlern. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Wöchentlich ein Interview (= ca. 15%). Mit einheimischen Gruppen erleben wir teils eine erschreckende Unprofessionalität. Zustandekommen? (eigene Anfragen vs. Wahrnehmung von Angeboten) 50/50

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 80% 60% 80-90% 95%

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Geschätzt: 2-3%.

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Früher: Züri-Band-Veranstaltung, monatliche Konzerte mit 2 Bands. We- gen des grossen administrativen Aufwandes musste diese Serie leider eingestellt werden. Heute beteiligen wir uns pro Jahr bei 2-3 Veranstal- tungen mit Schweizer Bands. In Zukunft sind weitere Aktivitäten zur Be- lebung der Zürcher Musikszene geplant. Übertragung von Konzerten - Produktionen - Wettbewerbe Nicht mehr, das Interesse ist vorhanden. finanzielle Unterstützung - Verkaufsaktionen -

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion klein Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität gross Gefälligeres Songmaterial gross Mehr und höhere Hitparadenplätze klein Bessere Aufnahmequalität mittel Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet klein Stärkere Orientierung an der musikalischen mittel Ausrichtung unseres Senders

Teil II, Seite 140 Senderauswertung: Radio 24

Bereich Auswirkung Kommentar Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Beliefe- keine rung Mehr Initiative der Plattenindustrie klein Höheres Publikumsinteresse mittel Die Interpreten müssten sich stärker selber keine Die sind heute schon hartnäckig genug. bemühen

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. klein Anteil) Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ keine Darüber verfügen wir schon. Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit keine Ist gewährleistet. Weitere) spezielle Sendegefässe keine Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH- klein Künstlern Verbesserung der Kenntnis über CH- klein Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile keine (Network)

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Nein.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Da würden wir Amok laufen, das wäre eine Katastrophe. Es würden die ganze Zeit die sel- ben Titel gespielt werden. Die Menge und die Bandbreite der professionellen Produktionen sind zu klein, um eine sol- che Quote erfüllen zu können. Die veröffentlichte Menge Neuheiten hat damit nichts zu tun. Wir glauben, dass zuwenig Programmaterial existiert, obschon richtig ist, wenn eine neue Gruppe nicht in erster Linie auf die Beachtung durch die Radios achtet. Doch können wir mit solchen ‘Eigengewächsen’ nicht viel anfangen. Wir sind ein kommerzieller Sender mit einem kommerziellen Programm. Es darf nicht erwartet werden, dass sich eine Station wie Radio 24 mit Produktionen befasst, die nicht ins Schema passen. Einschätzung: -5

Teil II, Seite 141 Senderauswertung: Radio 24

Ausgestaltung Das wichtigste Anliegen wäre eine Reduktion der verlangten Quote auf ein erträg- liches Mass. Spielraum? Eine Verdopplung des jetzigen Anteils, also etwa ein Schweizer Song pro Stunde (=ca. 6%), würde wohl noch drin liegen.

Radio 24: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: a) Detaillierte Angaben des Senders über die von den Moderatoren einge- setzten Titel einheimischer Interpreten über den gesamten Monat (ausge- nommen: Nachtprogramm). b) Detaillierte Statistik zum Einsatz der Titel einheimischer Interpreten durch das automatisierte Musiksystem. Einschränkungen: Aus den übermittelten Listen geht nicht hervor, wieviele internationale Mu- siktitel genau gesendet wurden. Diese Vergleichswerte müssen daher auf Schätzungen beruhen.

Radio 24: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Titelzahl total Automatisation: CH- Manuell eingesetzte CH- (00-24h, geschätzt) Titel (00-24h) Titel (00-24h) 1.6.96 312 3 9 2.6.96 312 3 3 3.6.96 312 4 10 4.6.96 312 2 7 5.6.96 312 3 11 6.6.96 312 5 6 7.6.96 312 6 6 8.6.96 312 4 2 9.6.96 312 3 2 10.6.96 312 4 5 11.6.96 312 4 7 12.6.96 312 3 11 13.6.96 312 4 2 14.6.96 312 4 8 15.6.96 312 1 5 16.6.96 312 1 6 17.6.96 312 2 1 18.6.96 312 5 10 19.7.96 312 4 8 20.6.96 312 4 11 21.6.96 312 3 6 22.6.96 312 3 3 23.6.96 312 2 3

Teil II, Seite 142 Senderauswertung: Radio 24

Datum Titelzahl total Automatisation: CH- Manuell eingesetzte CH- (00-24h, geschätzt) Titel (00-24h) Titel (00-24h) 24.6.96 312 4 4 25.6.96 312 2 5 26.6.96 312 3 8 27.6.96 312 2 2 28.6.96 312 4 7 29.6.96 312 1 2 30.6.96 312 3 3 Total 9360 96 173 100% 1.03% 1.85% 2.88%

Durch das automatisierten Musiksystem gelangten bei Radio 24 im Juni 1996 insgesamt 78 ver- schiedene Aufnahmen von Schweizer Interpreten ins Programm. Die oben in der Totalzeile ange- gebenen Werte - zusammen 96 Einsätze - ergeben sich durch Wiederholungen. Zusätzlich wur- den im Monat Juni 173 weitere Einsätze einheimischer Musik erfasst. Dem Musikkonzept entspre- chend, handelt es sich dabei mehrheitlich um Hits und Aktualitäten.

Radio 24: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Erhebungsbogen. Listen der durch die Moderation eingesetzten einheimi- schen Titel, Zusammenfassung für die wöchentliche Sendung CH-Szene. Einschränkungen: Erhebungsbogen wurden teils unvollständig ausgefüllt; detaillierte Angaben zu CH-Szene fehlen. Die Dauer einzelner Beiträge musste geschätzt wer- den.

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* ? Pomeriggio 15 Gigi Moto, neue CD I, T ? Pomeriggio 5 Vorschau: Max Lässer & Büne Huber I ? Multipack 5 Konzertbesprechung Max Lässer & Büne V Huber ? Top 24 5 Interview zum Wettbewerb Bon Jovi- I Vorguppe 5.6., 20h CH-Szene 35 Christine Lauterburg I 6.6. ? ? Schülerbandfestival Band-it ‘96 B 9.6., 21h Country Corner 60 (Schweizer) Country-Stunde, u.a. mit M Countryfestival Aarberg, Jenny White Band 12.6, 20h CH-Szene 35 Aktualitäten aus der Schweiz M 19.6., 20h CH-Szene 35 Max Lässer I 23.6, 21h Country Corner 60 (Schweizer) Country-Stunde, u.a. mit Angy M Burri & The Apaches 25.6, 15.15 Pomeriggio 20 Max Lässer & Büne Huber I 26.6, 20h CH-Szene 35 Florian Ast & Florenstein I

Teil II, Seite 143 Senderauswertung: Radio 24

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* Totalzeit: 310 +?

*) M = Gemischte (Magazin-)Sendung, I = Interview, B = Bericht, T = Tonträgerrezensionen V = Veran- staltungsbesprechung, G = Gesprächsrunde Ü = Konzertübertragung, A = Andere Beiträge.

Teil II, Seite 144 Senderauswertung: Radio 32

Radio 32: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 15.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Martin Ackle, Moderator/Musikredaktor

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Ja, Tarifdokumentation Betriebsaufnahme: 24.2.1991 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio 32 AG: Vogt-Schild AG, Dietschi AG, Habegger Druck und Verlag AG, Cablecom AG, Stadtanzeiger Olten, Zofinger Tagblatt, Sowo Wochenblatt AG, Fornera Werbung und Verlag, Radio 32 Werbung Umsatz pro Jahr (1995): 2,7 Mio. Budget 1996: 2,7 Mio. Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Radio 32 Verwaltungsrat

Verwaltungsrats- Ausschuss

Sendeleitung - Info-Chef -Moderations-Chef

Musik Redaktion Moderation Administration

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 1 100 Moderation 8 390 Redaktion 9 510 Musikredaktion 1 40

Teil II, Seite 145 Senderauswertung: Radio 32

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente insgesamt 19 1040 15 ? Administration 1 80 Sekretariat 1 80 Technik 1 25 Werbung 4 400 Total (ohne Werbung) 22 1225 15 ?

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 29.5% 84 0.9% Häufig 23.9% 68 0.8% Etwa zur Hälfte 10.5% 30 0.3% Eher selten 4.9% 14 0.2% Praktisch nie 0.4% 1 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 30.9% 88 1.0% Total 100.0% 285 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 1.9 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Albatros (Country & Schlager) von Radio ExtraBERN, Walter Riner (1xp. Tag) Oldies Sendungen ( 3 Std./Woche) von Radio Extra Bern

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Nein. Ein neues Musikkonzept ist im Moment im Entstehen begriffen. Es wird dort aber nichts revolutionär neues drin stehen, sondern es werden die altbekannten Kriterien aktualisiert und festgehalten. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Das Thema Musik wird immer wieder an den Redaktionssitzungen vorgebracht. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Radio32 macht ein mehrheitsfähiges, begleitendes, "mainstreamiges" Musikprogramm; abwechslungsreich, aber ohne zu weit in die eine oder andere Richtung abzuweichen. Wir

Teil II, Seite 146 Senderauswertung: Radio 32

sehen uns als Hit-Radio, d.h. gespielte Titel haben viel Wiedererkennungswert. Keine "schrägen" Titel, keine harten Gitarren Solos, kein Rap im Tagesprogramm. Spezielle Mu- sikrichtungen werden in Specials behandelt (Rock, Dance, Klassik, Volksmusik, Schlager), welche am Abend gesendet werden. Zur Zeit sind wir in einer Umstellphase; das längere Zeit in Betrieb befindliche MTS- Programm erwies sich als unbrauchbar und wird völlig umstrukturiert. Wir hatten damit grosse Probleme und warten schon seit zwei Jahren auf eine neue Programmversion. Im entstehenden Musikkonzept werden die Sendestunden einzeln definiert nach Tempo, Sprachen usw. Heute ist hier sehr vieles noch offen und abhängig von den Moderatoren. Geht aus dem generellen Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Welcher? Nein. Das ändert sich vielleicht mal. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Rückmeldungen nur über unser Wunschkonzert und die Aussenauftritte. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Das empfinde ich als relativ hoch. In unserem Wuko kann man sich auch Sprachen wün- schen. Dort wird sehr oft Mundart verlangt. Wir dürfen uns keine Illusionen machen. Wir sind ein Landradio und nicht ein städtischer Modesender. In unserem Empfangsgebiet, insbesondere im Oberaargau ist ländliche - und damit schweizerische - Musik noch stark verankert. Volksmusik und volkstümlichen Schlager könnten wir noch häufiger einsetzen als wir es heute tun.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Ich bin zu 40% als Musikredaktor angestellt. Die restlichen 60% meines Radiopensums bin ich als Moderator tätig. Ich habe eine - zu - lange Aufgabenliste (Sichtung und Selektion der CD-Neuheiten, Playlist erstellen, Kontakte mit Plattenfirmen und Musikern, Program- mierung und Unterhalt MTS, Tageslog programmieren, CDs für MTS erfassen, Musikpro- gramm überprüfen und allenfalls ändern, SUISA-Listen und -Disketten erstellen, Hitparade redigieren und produzieren, Sendung ‘Partytime’ produzieren, Musikerinterviews organisie- ren und allenfalls durchführen, Trailer und spezielle Musiksendungen produzieren), doch dafür reichen die 40% nicht aus - mehr Stellenprozente werden im Moment aber nicht be- willigt. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja für die Musikspecials in den Bereichen Volkstümliches, Rock, Klassik, Dance, Country Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen Musiker, DJ-Praxis, Sammler mit gutem allgemeinen Musikwissen

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Von den eingegangenen Neuheiten werden nicht brauchbare Titel ausgeschieden. Die an- deren teile ich in verschiedene Gruppen ein. A-Tips kommen z.B. als Vorschläge ins Stu- dio. Musik für unsere Specials werden an die dafür Zuständigen weitergeleitet, die dann ih- re Entscheidung treffen. Nach dem bisherigen Verfahren werden Spielinformationen auf

Teil II, Seite 147 Senderauswertung: Radio 32

dem Cover vermerkt. In der Playlist befinden sich etwa 12 bis 15 Titel, die einmal pro Tag eingesetzt werden. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Die Moderator/innen sind bei uns relativ frei in der Gestaltung ihres Musikprogramms (in- nerhalb der vom Musikkonzept vorgegeben Grenzen). Das Musikprogramm ist so je nach Moderator/in persönlich gefärbt. Als Vorgaben und Pflicht gilt die Playlist (12 Titel), welche pro Tag einmal umgesetzt werden muss.

Automatisierung Wir arbeiten seit einem Jahr mit dem MTS und dem Programm Music Library der Zürcher Firma Medien Informatik. Leider ist das Programm noch nicht ausgereift und "fertig". So fehlen immer noch gewisse Kontrollfunktionen. Das MTS wird bei uns vor allem während der Nacht im Automa- tischen Betrieb genutzt. Während des Tages wird es je nach Moderator mehr oder weniger einge- setzt.

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpre- tensuche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung- MTS; derzeit im Nachtprogramm und nach Software, Anwendungsbereich Bedarf am Tag; später im gesamten Pro- gramm. Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich Titelstock, Anteil CH-Titel CD-Wechsler Ja. Titelstock, Anteil CH-Titel 3000; davon 150 CH-Titel (5%) Harddisk Titelstock, Anteil CH-Titel Manueller Betrieb

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Eher ja. Wir sind immer dankbar für Schweizer Produktionen, die spielbar sind. Doch leider kommt da selten etwas. Entweder kommt etwas aus der volkstümlichen Richtung oder dann ist die Musik zu schräg. Für die CH - Musik gelten eigentlich die gleichen Kriterien wie für die restliche Musik auf unserem Sender. Pro Stunde läuft mindestens ein deutscher oder Schweizerdeutscher Song.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? Rock/Pop: 800 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 250 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen?

Teil II, Seite 148 Senderauswertung: Radio 32

Von den grossen Plattenfirmen erhält man relativ wenig CH Material. Von kleineren Labels werden wir recht gut damit versorgt. Viele CH-Bands schreiben die Radio Stationen auch direkt an. Leider ist ein grosser Teil der zugestellten CH-Tonträger zu "schräg" für das Tagespro- gramm und kann allenfalls für die Specials (Rock/Dance/Volksmusik, Klassik) gebraucht werden. Auch die Qualität (vor allem von CDs, welche von den Musikern direkt zugeschickt werden) lässt oftmals zu wünschen übrig (musikalisch und/oder produktionstechnisch). So- lothurn ist ja die Rockstadt der Schweiz. Doch vieles, was wir zugeschickt erhalten, können wir nicht im Programm berücksichtigen. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Wir wurden früher sehr schlecht bemustert und informiert. Das hat sich heute geändert. Die Qualitätsunterschiede bei der Information sind gross.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Spärlich: Musiker Bios (Archiv), verschiedene Musikzeitschriften, Tagespresse, Illustrierte

Tonträger-Archiv Unser Archiv umfasst etwa 6500 CDs. Es wurde im November 1995 von einem fortlaufen- den Numerierungssystem in ein alphabetisches umgewandelt. Dabei sind die CDs nach Sprachen getrennt geordnet (englisch, deutsch, italienisch, französisch, Schweizerdeutsch, spanisch). Ebenfalls gesondert archiviert sind Schlager-CDs, Sampler und Filmmusik. Der Schweizer Anteil beläuft sich auf etwa 250 CDs (ca. 4%)

Informations-/Künstler-Archiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Verfügbarkeit (PC etc.?) Die Künstler-Bios, welche von den Plattenfirmen zugeschickt werden, werden alphabetisch archiviert. Informationen werden zudem aus verschiedenen Musiklexika entnommen. Im Moment wird abgeklärt, ob ein Computer mit CD-ROM angeschafft wird, um Musiklexika in digitalisierter Form zu haben...

CH-Specials Sendegefässe, mit überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik Einen CH Special haben wir im Moment nicht im Programm und er ist auf dem Pop/Rock Sektor auch nicht geplant. Am Freitag Abend wird in der Sendung Fürobe 2 Stunden lang CH - Volks- und Blasmusik gespielt.

Sendetitel Fürobe Ausstrahlungszeiten Fr, 19-21 Dauer 2 Programmstd. p. Monat 8 Charakterisierung Abwechselnd Blasmusik und Jodel/Ländler. Zuständigkeit Freie Mitarbeiter des Jodelverbandes

Teil II, Seite 149 Senderauswertung: Radio 32

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Interviews mit Musikern machen wir im Tagesprogramm eher selten, es sei denn, der betreffende Musiker wird im Tagesprogramm auch gespielt und es besteht ein besonderer Anlass (neue CD, Konzert etc.). diese Interviews werden aber kurz gehalten (3 bis 5 Minu- ten). Wir kommen auf etwa 2 bis 3 monatliche Tagesinterviews, die in der Regel mit ein- heimischen Künstler bestritten werden. Das hängt damit zusammen, dass wir über keine Kapazität verfügen, extra für ein Interview mit einem ausländischen Star nach Zürich zu reisen. In den Specials (Rock, Dance, Volksmusik) sind Interviews eher möglich und werden dort auch ausführlicher gemacht, Insgesamt etwa 5 pro Monat, davon sind schätzungsweise drei mit Schweizern. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen 75 %

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 85% - 79% 100%

Wir haben keine Infostunden, sondern Journale, die jeweils eine Viertelstunde dauern.

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Im Nachtprogramm sind ca. 4-5% MTS-Titel einheimischer Herkunft. Wegen der Pro- grammumstellung und der noch nicht eingerichteten Software können für das Tagespro- gramm keine verlässlichen Angaben gemacht werden. Im Durchschnitt spielen wir dort viel- leicht 8 Schweizer auf 100 Titel; über alles gesehen also ca. 6%.

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Wir übernehmen drei- bis viermal jährlich das Patronat einer Veranstal- tung; manchmal handelt es sich um Konzerte Schweizer Übertragung von Konzerten Jeden Mittwochabend übertragen wir aus einem Dancing, dort tritt alle zwei Wochen ein CH-Dance-Act auf. Unregelmässig übertragen wir auch andere Konzerte. Produktionen - Wettbewerbe 1995 patronierten wir die Ausscheidung „Beste Band des Kantons Solo- thurn“ finanzielle Unterstützung - Verkaufsaktionen Ja, das kommt immer wieder vor. Aktuell ist die Aktion mit der CD „Das Beste aus der Schlager Parade“ (Grüezi Records)

Teil II, Seite 150 Senderauswertung: Radio 32

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion klein Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität klein Gefälligeres Songmaterial mittel Mehr und höhere Hitparadenplätze mittel Bessere Aufnahmequalität klein Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet klein Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrichtung unse- gross res Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung klein Mehr Initiative der Plattenindustrie mittel Höheres Publikumsinteresse klein Die Interpreten müssten sich stärker selber bemühen klein

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) mittel Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ klein Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit klein Weitere) spezielle Sendegefässe keine Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern klein Verbesserung der Kenntnis über CH-Angebot/Neuheiten mittel Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) klein

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Wenn wir intern mehr Kapazitäten für die Musikredaktion verfügbar machen könnten, hätte ich mehr Zeit, mich mit der einheimischen Musikszene auseinanderzusetzen.

Teil II, Seite 151 Senderauswertung: Radio 32

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Eine Quotierung ist problematisch. Einschätzung (+5 bis -5): -2 Begründung Ihrer Haltung? Solange es nicht mehr radiofähige CH-Musik gibt, würden bei einer Quotenregelung wohl immer die gleichen Songs laufen, nämlich die, welche man auch sonst schon immer hört. Ausgestaltung Keine Vorschläge Spielraum? Es wäre wohl möglich, einen Song aus der Schweiz pro Sendestunde zu bringen (=ca. 6%). Doch auch hier hapert es momentan an der zur Auswahl benötigten Zeit.

Radio 32: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung, gesamtes Programm (00-24h) vom 1.6 bis 23.6 (23 Tage). Einschränkungen: Die übermittelten Listen betreffen erstens nur einen Teil des untersuchten Monats. Zweitens sind sie unvollständig. Titel, die nicht über das Automati- onssystem eingespielt wurden, konnten nicht erfasst werden. Bei einem Durchschnittswert von 12 Titeln pro Sendestunde (23 Tage, 24 Stunden) entspricht die Zahl der angegebenen Titel etwa 72% der gesendeten. Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel nicht durch Sender, sondern durch den Verfasser

Radio 32: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Erfasste Titel CH-Titel 1.6.96 294 15 2.6.96 233 9 3.6.96 201 6 4.6.96 228 11 5.6.96 196 6 6.6.96 171 7 7.6.96 203 10 8.6.96 202 2 9.6.96 234 14 10.6.96 231 7 11.6.96 202 9 12.6.96 170 7 13.6.96 212 14 14.6.96 203 10 15.6.96 204 2 16.6.96 247 9

Teil II, Seite 152 Senderauswertung: Radio 32

Datum Erfasste Titel CH-Titel 17.6.96 197 11 18.6.96 167 2 19.7.96 168 8 20.6.96 194 8 21.6.96 193 4 22.6.96 204 6 23.6.96 223 7 Total 4777 184 100% 3.85%

Seinem Musikkonzept entsprechend bringt Radio 32 nicht nur Rock- und Pop-Titel aus der Schweiz, sondern häufig auch Oldies sowie Titel aus dem Bereich der Unterhaltungsmusik (z.B. Paola, Peter Sue und Marc, Peter Reber).

Radio 32: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Keine. Schreiben, Telefonate. Einschränkungen: Erhebungsbogen wurde nicht verwendet, es wurden keine Angaben ge- macht. Radio 32 macht dafür geltend a) ein nicht funktionierendes Verwal- tungsprogramm, b) mangelnde Kooperation auf der Ebene der Moderation („von dort keine Rückmeldungen erhalten“).

Teil II, Seite 153 Senderauswertung: Schwyz

Radio Schwyz: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 18.6.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Lydia Flecklin, Musikredaktorin Daniela Gigor, Moderationsleiterin

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Zeitschrift Vereinsmikrophon (2mal pro Jahr) Betriebsaufnahme: 2.1. 1990 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio Schwyz AG: 7 Verlage aus Kanton Schwyz (50%), private und juristische Personen (50%).46 Umsatz pro Jahr (1995): 2 Mio. Budget 1996: 2.2 Mio. Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten Nicht verfügbar.

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 1 100 Moderation 3.5 350 Redaktion 5 500 20 150 Musikredaktion 0.5 50 insgesamt 10 1000 Administration 1 100 Sekretariat 1 100 Technik 0.4 40 Werbung 2 200 Total (ohne Werbung) 12.4 1240

Freie Mitarbeiter: Für Redaktion und Moderation zusammen.

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine.

46 Persönlich, 7.6.96

Teil II, Seite 154 Senderauswertung: Schwyz

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 29.8% 78 0.9% Häufig 31.7% 83 0.9% Etwa zur Hälfte 14.5% 38 0.4% Eher selten 3.8% 10 0.1% Praktisch nie 0.4% 1 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 19.8% 52 0.6% Total 100.0% 262 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 1.9 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Nachrichten: Rana

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Keine. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Keine Angaben. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Zur Philosophie von Radio Schwyz gehört, dass wir die Familien ansprechen wollen, also die Bevölkerung von 5 bis 80. Darum verzichten wir auf Rockmusik, Techno, Rap, House etc. sowie auf Jazz und Klassik. Wir orientieren uns an den spielbaren Hits. Im unserem Programm berücksichtigen wir auch Deutschen und volkstümlichen Schlager sowie Country. Volksmusik hat einen festen Sendeplatz. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Nein Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nein Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik (% des Musik- angebotes)? Volkstümliche Musik ist sehr beliebt. Dieses Bedürfnis versuchen wir mit bestimmten An- geboten abzudecken.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Für unser Musikkonzept verantwortlich ist unser Programmleiter. Wir haben uns nach der von ihm definierten Abfolge (Kategorien) zu richten. Die einzelnen Titel müssen durch die Moderatoren aus dem Archiv entnommen werden. Das verlangt Kenntnis und Feeling. Manchmal gibt das natürlich auch Probleme, wenn jemand nach eigenem Geschmack pro- grammiert. Als Musikredaktorin beurteile ich die Neuheiten. Ich entscheide z.B. welche Titel eines Al- bums eingesetzt werden dürfen und gebe das im Computer entsprechend ein.

Teil II, Seite 155 Senderauswertung: Schwyz

Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja, für Volksmusik und Country Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen Wir sind alle in unsere Jobs herein gewachsen.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Die Musik, die wir einsetzen, kommt - abgesehen von den unmoderierten Sendungen - nicht aus dem Automaten. Wir haben einen 20 Positionen umfassenden Musikraster, an den sich die Sendegestalter halten müssen. Darin ist definiert, welche Gattungen von Mu- sik in einer Stunde vorzukommen haben. Nach 20 Titel fängt der Raster wieder von vorne an. Daneben führen wir eine Hit-Liste (Playlist) mit 15 bis 30 Titeln. Playlist-Titel nehmen zwei von 20 Positionen im Raster ein. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Im Rahmen der 20 Punkte ist die Auswahl frei.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpreten- Ja suche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierungs- CAPS für Harddisk und CD-Wechsler: 00- Software, Anwendungsbereich 6h, 9-10, 13-15, 20-24h Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich Titelstock, Anteil CH-Titel CD-Wechsler Ja, für die Nonstop-Stunden inkl. Hard- disk. 8500 Titel; CH-Anteil 1700 (20%) Titelstock, Anteil CH-Titel Harddisk Ja Titelstock, Anteil CH-Titel Manueller Betrieb Ja, in den moderierten Sendestunden

Einsatz EDV in Zukunft? Keine Angaben.

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Nein, nie. Schweizer Aufnahmen haben die selben Kriterien zu erfüllen.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? Rock, Pop: 100 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 20 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen?

Teil II, Seite 156 Senderauswertung: Schwyz

Die Menge der Veröffentlichungen hat unserer Meinung nach in den letzten Monaten stark abgenommen. Gleiches gilt für die Zusendungen. Doch es werden immer noch zu viele CDs aufgenommen. Ich finde es schade, dass jeder, der eine Gitarre in der Hand halten kann, heute eine CD herausgibt. Dadurch ist die Qualität gesunken. Jede Band und jeder Vertrieb versucht, die eigenen Produkte zu verbreiten, auch über die Medien. Für uns entscheiden ist aber, ob wir die Musik brauchen können oder nicht. Wir lassen uns da nicht unter Druck setzen. Druck empfinde ich, wenn mir innerhalb von zwei Wochen viermal angerufen wird und die Leute einfach nicht begreifen wollen, dass wir ihre Musik nicht einsetzen können, zum Beispiel weil sie zu hart ist. Meiner Meinung nach ist die einheimische Plattenindustrie zu wenig risikofreudig; sie zeigt kaum Mut zu einer eigenen Szene - wobei sich dies bei den kleinen Unternehmen sicher- lich geändert hat. Viele Schweizer Interpreten manövrieren sich in eine falsche Ecke. Auf der einen Seite wol- len sie mit ihrer Musik Geld verdienen, auf der anderen Seite wollen sie keine Kompromis- se eingehen. Vielleicht ist es wie bei der Malerei. Wenn ich surrealistisch male, finde ich 5% Interesse, wenn ich Clowns male, gefällt dies 90% der Leute. Momentan ist der Anteil jener einheimischer Pop- und Rockkünstler sehr gross, die ‘Fun’ und Ego betonen, aber weniger das Business. Im Bereich des volkstümlichen Schlagers ist das anders, dort gibt es eigentliche Hitmacher, die ihr Handwerk verstehen und Publikumserfolge realisieren. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Siehe oben. Das Angebot ist sehr verschieden. Von den Vertrieben kommen gute Unterla- gen. Ganz anders ist es mit den Zusendungen der sogenannten Managements.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Durch die Bulletins der Schallplattenindustrie; sowie die Fachmedien (Musikmarkt, Swiss Music Info), private Beziehungen.

Tonträger-Archiv Im Archiv sind etwa 12'000 Titel plus 8500 auf CD-Wechsler. Die Tonträger sind numeriert; Volkstümlicher Schlager ist separiert. Schweizer Tonträger verfügen über eine spezielle Markierung. Ca. 1500 Titel (ca. 12%) sind einheimische.

Informations-/Künstler-Archiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Nein. Wenn wir Informationen brauchen, bestellen wir die Biographien nach. Die Zeit, dies zu archivieren ist schlecht investiert.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird?

Teil II, Seite 157 Senderauswertung: Schwyz

Wenn Produkte vorhanden sind und auch unsere Zeit dafür, kommt es sicher zu einer Art Special, der aber nicht fest eingerichtet wird.

Sendetitel Ländlerzmorge Ländler-Aabig Ländlerzmorge Ausstrahlungs- Mo-Fr: 5-6 Mi, 20-22 Sa: 7-10 zeiten Dauer 1 2 3 Programmstd. p. 5 8 12 Monat Charakterisierung Nonstop Ländler Moderierte Ländler-Sendung Moderierte Ländler-Sendung mit Gästen Zuständigkeit Beat Tschümperlin Beat Tschümperlin Beat Tschümperlin

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Wir haben natürlich Standortnachteile, denn die Popkünstler sind meistens in Zürich. wo auch die Musikindustrie zu Hause ist (vier bis fünf pro Monat). In der Schlagersendung: alle Wochen ein Interview (4 p. Monat), in den Volksmusiksen- dungen: jede Woche ein Interview. (4 p. Monat); (total: Ca. 13 p. Monat) Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Siehe oben: CH-Interviews ca. 9 von 13 = ca. 70%. Die Menge der Interviews mit einheimi- schen Interpreten ist zurückgegangen, unter anderem wegen der neuen Stilrichtungen, mit denen ich persönlich nicht mehr viel anfangen kann. Wir lassen uns im übrigen nicht er- pressen von Bands, die meinen es sei unsere Pflicht, sie zu interviewen.

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 75-80% 50% 75% 100

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Gemäss Programmleitung: 5%.47

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Wir patronieren verschiedene Veranstaltungen und veranstalten auch selber (Ländlerzmorge) Übertragung von Konzerten Ländlerzmorge Produktionen Selten, aber das kommt vor.

47 Im Erhebungsgespräch: Ausgehend von 1 - 2 einheimischen Titeln auf eine Stunde à 12 - 13 Titel ergibt sich ein Durchschnittswert von etwa 12%.

Teil II, Seite 158 Senderauswertung: Schwyz

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion klein Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität mittel Gefälligeres Songmaterial gross Mehr und höhere Hitparadenplätze klein Bessere Aufnahmequalität klein Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet - Stärkere Orientierung an der musikalischen gross Dennoch verlangen wir keine Anpas- Ausrichtung unseres Senders sung an uns. Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Beliefe- gross rung Mehr Initiative der Plattenindustrie mittel Höheres Publikumsinteresse gross Die Interpreten müssten sich stärker selber mittel bemühen

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. mittel Anteil) Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ mittel Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit klein Weitere) spezielle Sendegefässe mittel Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH- klein Künstlern Verbesserung der Kenntnis über CH- mittel Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile klein (Network)

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Nein.

Teil II, Seite 159 Senderauswertung: Schwyz

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Wir sind prinzipiell gegen weitere Auflagen. Eine Quotenregelung würde der Schweizer Szene ausserdem gar nichts bringen. Gegebenenfalls könnten wir als Familienradio eine solche Quote durch gehäuften Einsatz von Volksmusik und Schlager bewältigen. Der Ein- satz käme jenen zugute, die ja schon ihr Geld verdienen. Nachwuchsformationen hätten nichts davon. Wenn das Ziel in diesem Bereich liegt, wäre eine Massnahme wie die Quotie- rung sicherlich verfehlt. Ich glaube daran, dass sich Qualität von selber durchsetzt. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Spielraum? Keine Angaben

Radio Schwyz: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: SUISA-Liste vom 22.6.96. (Alle gespielten Titel 00-24h) Einschränkungen: Die übermittelten Listen sind unvollständig. Sie betreffen nur einen einzigen Tag im Erhebungsmonat. Vom Sender ursprünglich (in der Direktbefragung) zugesagt wurden SUISA- Listen für den gesamten Monat sowie allfällige Zusatzangaben. Trotz mehr- facher Rückfragen konnten die Programmverantwortlichen nicht dazu be- wegt werden, die korrekten Aufstellungen zu verschicken. In einer Stellungnahme von Radio Schwyz heisst es dazu: „Wir haben leider nicht die Zeit, mit einem Personalbestand von insgesamt 13 Festangestell- ten inkl. Administration und Werbung auch noch spezielle Statistiken über unser programmliches Tun zu führen.“ Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel nicht durch Sender, sondern durch den Verfasser.

Radio Schwyz: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Erfasste Titel CH-Titel 22.6.96 271 8 Total 271 8 100% 2.95%

Gemäss dem Programmkonzept von Radio Schwyz stammen die wenigen einheimischen Musikti- tel, die am Erhebungestag gesendet wurden, hauptsächlich aus dem Unterhaltungssektor (z.B. Pepe Lienhard, Peter, Sue & Marc, Cocktail Band).

Teil II, Seite 160 Senderauswertung: Schwyz

Radio Schwyz: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Schreiben an den Verfasser Einschränkungen: Es liegen keine verwertbaren Angaben vor. Erhebungsbogen wurde nicht verwendet, detaillierte Angaben fehlen.

Beim Erhebungsgespräch wurde eine Beteiligung an der Auswertung von redaktionellen Beiträgen zu einheimischer Musik zugesichert. Nach Ablauf der gesetzten Fristen und mehrmaligen Rück- fragen erklärte sich die Programmleitung von Radio Schwyz jedoch ausserstande, Angaben in der gewünschten Form zu erbringen. Es konnte lediglich eine allgemeine Beschreibung abgegeben werden: „Selbstverständlich gibt es bei uns täglich Interviews zur Musikszene, CD-Rezensionen, Konzert- besprechungen und ,,Gemischtes" zur Musikszene etc. Diese Beiträge werden bei uns in ver- schiedensten Sendegefässen präsentiert. Gesprächsrunden finden bei uns mehrheitlich im wö- chentlichen ‘Focus’ statt.“ Im übrigen verwies der Sender auf die mit einer Mitwirkung im angestrebten Sinn (trotz der ur- sprünglichen Zusage) verbundenen Hürden: „Wir haben leider nicht die Zeit, mit einem Personal- bestand von insgesamt 13 Festangestellten inkl. Administration und Werbung auch noch spezielle Statistiken über unser programmliches Tun zu führen. Das Gestalten des täglichen Programms hat bei uns gegenüber Zahlenspielereien Vorrang. Deshalb sind wir zurzeit nicht in der Lage, Ihre spezifischen Fragen so umfänglich zu beantworten, um so mehr immer mehr solche Begehren an uns herangetragen werden.“

Teil II, Seite 161 Senderauswertung: Sunshine

Radio Sunshine: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 14.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Carlo Schenker, Moderator, Musikredaktor Lorenz Knecht, Programmleiter

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? ‘Sunshine Poscht’, Tarifdokumen- tation Betriebsaufnahme: 1.11.1983 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio Sunshine AG. Markus Ruoss (57,1%), Ernst Rast (15%), Luzerner Zeitung (10%) plus Firmen und Private.48 Umsatz pro Jahr (1995): 3,5 Mio.49 Budget 1996: 4. Mio.50 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Radio Sunshine AG & TeleTell AG Verwaltungsrat

Geschäftsleitung

Technik Moderations- Programm Redaktions- Verkauf Logistik, Ad- leitung TeleTell leitung ministration

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 1 100 Moderation 5 480 4 Redaktion 8 1000 4 Musikredaktion 0 0 Sport 9

48 ‘Persönlich’, 7.6.96 49 ‘Persönlich’, 7.6.96 50 Quelle: Cash, 30.8.96.

Teil II, Seite 162 Senderauswertung: Sunshine

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente insgesamt 14 1580 17 Administration, Sekretariat 3 250 Technik 1 50 Werbung (extern) 6 580 Total (ohne Werbung) 18 1880

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Weitere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Für uns wichtiger ist die zentralschweizerische Auswer- tung.

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 31.0% 144 1.6% Häufig 43.1% 200 2.2% Etwa zur Hälfte 12.7% 59 0.7% Eher selten 1.7% 8 0.1% Praktisch nie 0.2% 1 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 11.2% 52 0.6% Total 100.0% 464 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 1.8 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Keine.

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Keine. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Ist ein Dauerthema. Eine grosse Korrektur wurde 1995 vorgenommen. Mindestens einmal jährlich beraten wir ausführlich über das Musikkonzept. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Als stärkster Lokalsender in der Zentralschweiz versuchen wir, die Mehrheit der Bevölke- rung anzusprechen, Familien, Alte, Junge. Unser Kernpublikum ist zwischen 30 und 50 Jahre alt.

Teil II, Seite 163 Senderauswertung: Sunshine

Wichtigstes Kriterium ist die Melodie. Wir pflegen eine grosse Vielfalt und spielen melodiö- sen Pop, Schlager, Instrumentals, Rock’n’Roll, Ländler, volkstümlichen Schlager. In unse- rer Datenbank unterscheiden wir 26 verschiedene Gattungen. Wir verzichten unter ande- rem auf Hardrock, Grunge, gitarrenlastige Stücke, Techno. Von den englischen neuen Songs können wir nur einen sehr kleinen Teil einsetzen. Während wir früher eine ganze Reihe von Spezialsendungen (Jazz, Country, Schweizer Rock usw.) im Angebot führten, haben wir 1995 eine Vereinheitlichung eingeführt. Verblei- ben ist die Spartensendungen für Volksmusik. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Nein. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Wir planen gerade eine Hörerumfrage, wo Musik auch vorkommt. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Den Leuten ist der Anteil mehr oder weniger egal. Das Produkt muss stimmen. Allenfalls besteht ein Wunsch nach einheimischer Musik im Bereich Volkstümliches.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Wir sind sehr liberal organisiert. Neuheiten werden durch eine Person begutachtet, nach unserem Raster codiert und in die Datenbank eingegeben. Dann gelangen sie in unseren CD-Wechsler oder werden digital gespeichert. CD-Singles werden von drei Personen abgehört. Sie entscheiden, ob ein Song direkt in die Playlist gelangt, zu den Neuheiten ins Studio, für spätere Verwendung ins Archiv oder auf die Halde. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Keine Angaben.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Durch den Computer gemäss unserem Raster. Wer entscheidet über Einsetzbarkeit und Häufigkeit? Siehe oben. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Umstellungen sind möglich, jedoch nur innerhalb der Vorgaben durch den Computer.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpretensu- Ja che Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung- Software, Anwendungsbereich Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich CDA, das gesamte Programm Titelstock, Anteil CH-Titel CD-Wechsler Ja Titelstock, Anteil CH-Titel 14600; CH-Anteil Harddisk Ja Titelstock, Anteil CH-Titel 2000 Titel; CH-Anteil 20%, davon ¾

Teil II, Seite 164 Senderauswertung: Sunshine

Volksmusik Manueller Betrieb -

Einsatz EDV in Zukunft? Keine Angaben.

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Nein, nie. Wir entscheiden nicht aufgrund von Nationalitäten.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? Ländler, Volkstümliches: 700; Pop, Rock: 250 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? Je etwa 2/3. Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Die Menge an Neuerscheinungen ins stark gestiegen, aber zuviel ist es noch nicht. Die Produktion wurde ja technisch stark vereinfacht - und billiger. Im Pop/Rock-Bereich ist die Qualität ganz bestimmt unterdurchschnittlich. Wir können das wenigste brauchen, weil es sich meistens um so alternative Musik handelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas bei einem kommerziellen Sender Chancen hat. Im Volks- tümlichen ist das weniger schlimm. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Ausreichend. Wir informieren uns auch gar nicht so stark anhand der Zusendungen. Wir sind ja keine Hitmacher, sondern berücksichtigen die Stücke erst dann, wenn sie sich durchgesetzt haben.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Grösstenteils durch andere Medien.

Tonträger-Archiv Im Archiv befinden sich etwa 60'000 Titel. Die Schweizer LPs werden separat abgelegt. Daneben existiert ein eigentliches Ländler- und Volkstümliches Archiv. Schweizer Anteil: 8 - 10%.

Informations-/Künstlerarchiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Sehr bescheiden. Wenn wir etwas wirklich brauchen, können wir dies bei den Plattenfirmen sowieso einfach nachbestellen.

Teil II, Seite 165 Senderauswertung: Sunshine

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Unseren CH-Special, in dem wir Rock- und Popneuheiten vorgestellt haben, liessen wir bei der Programmumstellung auslaufen, weil er nichts gebracht und er nicht unserer Musikrich- tung entsprochen hat.

Sendetitel Ländlertreff Volksmusik-Apéro Ausstrahlungs- Mo, 20-21 So, 10-11 zeiten Dauer 1 1 Programmstd. p. 4 4 Monat Charakterisierung Nonstop Ländler Gemischte, moderierte Volksmusiksendung, gelegentlich mit Aussenübertragungen Zuständigkeit

Viel Schweizer Musik - aber nicht ausschliesslich - ist morgens zwischen 5 und 6 zu hören, wenn wir vor allem die früh aufstehende Landbevölkerung ansprechen möchten.

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Nicht mehr so häufig wie früher, wir haben das abgebaut, denn das Bedürfnis danach ist nicht mehr so gross. Zur Zeit ist es etwa 1 Musikerinterview pro Woche. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Nicht sehr gross, denn es gibt ja nicht sehr viele einheimische Musikschaffende (ausge- nommen Volkstümliches), die bei uns ins Programm passen. Wir schätzen ein Drittel.

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 80% 50% 70% 85%

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Wir schätzen, dass unser Anteil mit 8 - 9% höher ist als bei anderen Stationen, weil bei uns viel Ländler und auch Jodel (in den Wunschsendungen) läuft. Zwischen 5 und 6 Uhr sowie zwischen 11 und 12 Uhr liegt der einheimische Anteil bei rund 50%; ansonsten spielen wir pro Stunde etwa 2 Schweizer Stücke (2/15= ca. 13%).

Teil II, Seite 166 Senderauswertung: Sunshine

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Allenfalls mal Sponsoren-Präsenz an einem Open Air mit Schweizern (z.B. Rock am See, Cham) Übertragung von Konzerten Im sehr beschränkten Rahmen, z.B. mal ein Kirchenkonzert. Produktionen Wettbewerbe finanzielle Unterstützung Verkaufsaktionen Ja. Aktionen mit Ländler-CDs

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion mittel Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität mittel Gefälligeres Songmaterial mittel Mehr und höhere Hitparadenplätze klein Bessere Aufnahmequalität keine Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet klein Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrichtung gross unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung keine Mehr Initiative der Plattenindustrie mittel Höheres Publikumsinteresse klein Die Interpreten müssten sich stärker selber bemühen klein

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) keine Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ keine Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit klein Weitere) spezielle Sendegefässe klein Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern klein Verbesserung der Kenntnis über CH-Angebot/Neuheiten klein Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) klein

Teil II, Seite 167 Senderauswertung: Sunshine

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Die Wettbewerbe zur Förderung von einheimischen Künstlern müssten mehr ausgerichtet sein auf unsere Bedürfnisse. Was da jeweils ausgezeichnet wird, zum Beispiel durch die Migros, ist ja jenseits von gut und böse.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Vorweg: Quoten sind ein kompletter Schwachsinn. Wir lassen uns diesbezüglich nichts vorschreiben, vor allem wenn man bedenkt, wir scharf die Lokalradios im Gegensatz zu anderen Medien beobachtet und ausgemessen werden. Wir wollen einen grossen Publikumsgeschmack befriedigen. Wie wir das tun, ist unsere Sache. Wenn wir feststellen, dass das Publikum eine bestimmte Musik nicht wünscht, dann spielen wir sie nicht. Etwas anderes können wir uns gar nicht leisten. Das ist wie bei einem sonstigen Produkt: wenn es schlecht ist, will es niemand, da können sie machen, was Sie wollen. Müssten wir mehr Schweizer Musik spielen, ginge das nur noch durch mehr Wiederholun- gen. Wir müssten tiefer ins Archiv steigen und Stücke hervorholen, die wir sonst gar nicht mehr einsetzen würden. Damit wäre der Langweile-Kollaps aber auch schon vorgegeben. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Ausgestaltung Aufruf an die Schweizer Musiker: Wer einen Anspruch auf Mehrheitsfähigkeit erhebt, hat sich bitte auch danach zu richten. Spielraum? Kaum vorhanden.

Radio Sunshine: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Komplette Liste der im Tagesprogramm (06 bis 18 Uhr) während des ge- samten Monats gespielten Titel von einheimischen Komponisten und/oder Interpreten. Einschränkungen: Die Liste enthält keine Datumsangaben, eine Aufschlüsselung nach einzel- nen Tagen ist also nicht möglich. Die Vergleichsgrösse der internationalen Titel musste geschätzt werden. Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel durch den Sender, (Selbst- deklaration).

Teil II, Seite 168 Senderauswertung: Sunshine

Radio Sunshine: Einheimische Titel im Monat Juni 1996 Titelzahl % Gesamtzahl internationale und nationale 4680 100% Titel (30 Tage à 12 Std. à 13 Titel)51 Anzahl CH-Titel (Erstausstrahlung) 588 Wiederholungen CH-Titel 236 Gespielte CH-Titel inkl. Wiederholungen 824 17.6%

Radio Sunshine: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Schreiben an den Verfasser Einschränkungen: Erhebungsbogen wurde nicht verwendet, detaillierte Angaben fehlen.

Die Angaben zu den Redaktionelle Beiträgen beschränken sich auf einen einzigen Satz: „Redakti- onell wurde im Monat Juni lediglich zwei Interviews mit Schweizer Interpreten durchgeführt.“ Es ist nicht ersichtlich, wenn diese Beiträge betrafen, wie lange sie dauerten und wann sie gesendet wurden.

51 Die Titelzahl pro Sendestunde ergibt sich aus den angegebenen 70% Musikanteil im Tagesprogramm und der von Radio Sunshine vermerkten durchschnittlichen Titelspieldauer von 3’15“.

Teil II, Seite 169 Senderauswertung: Thurgau

Radio Thurgau (RTG plus): Befragungsresultate

Datum der Befragung: 22.4.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Heini Strehler, Programmleiter Bruno Käss, Musikverantwortlicher (Volksmu- sik, Folklore)

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Ja. Betriebsaufnahme: 1.12.85 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Lokalradio Thurgau AG. Hauptaktionäre sind die beiden Thurgauer Verleger Huber & Co. Und Bodan AG mit je rund 45%. Umsatz pro Jahr (1995): 1.2 Mio.52 Budget 1996: 1.4 Mio.53 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten Nicht vorhanden. Die Zuständigkeiten sind zum Zeitpunkt der Befragung nicht genau geklärt.

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 1 50 Moderation, Redaktion 7 460 Musikredaktion, Specials - - 20 200 insgesamt 8 510 20 200 Administration 1 100 Sekretariat 1 100 Technik 1 100 Werbung 1 100 Total 12 910 20 200

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Weitere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine.

52 Quelle: Cash, 30.8.96. 53 Quelle: Cash, 30.8.96.

Teil II, Seite 170 Senderauswertung: Thurgau

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 14.5% 16 0.2% Häufig 40.0% 44 0.5% Etwa zur Hälfte 31.8% 35 0.4% Eher selten 3.6% 4 0.0% Praktisch nie 0.9% 1 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 9.1% 10 0.1% Total 100.0% 110 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.3 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Nachrichten: Rana. Ab und zu erhalten wir vom Evangeliumsrundfunk Beiträge, die wir manchmal berücksichtigen.

Musikkonzept generell Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen vorhanden? Nein Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Es kommt vor, dass im Rahmen der Wochensitzungen dieser Punkt zur Sprache kommt. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Radio Thurgau richtet sich auf die Bevölkerung im ganzen Kanton, auf eine grosse Ziel- gruppe. Musikalisch verfolgen wir im Tagesprogramm ein Mainstream-Format. Von 20 bis 22 Uhr senden wir Specials: Country, französische Musik oder Oldies sowie die Sendun- gen mit Schweizer Musik, Volksmusik, Schwiiz intern. AM Sonntag Mittag ist unser Schwerpunkt ebenfalls Folklore und Ländler. Geht aus dem generellen Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Welcher? Nein Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nein. Das kommt einzig aus Kostengründen nicht in Frage. Wir halten und an die billigste Methode, der Erhebung von Musikbedürfnissen über unser Wunschkonzert. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Die Folklore-Hörerschaft, eine Minderheit, ist sehr aktiv. Im Gegensatz zu den Nutzern des Tagesprogrammes. Die interessieren sich kaum für die Herkunft der Interpreten.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? Eine Musikredaktion der üblichen Form existiert nicht, hauptsächlich aus finanziellen Grün- den. Gewisse Arbeiten sind derzeit bei der Technik stiefmütterlich angesiedelt. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche?

Teil II, Seite 171 Senderauswertung: Thurgau

Für die Specials arbeiten rund 20 Personen (vgl. Mitarbeiter). Hier beackert jeder sein Gärtlein. Das Musikprogramm wird durch niemanden kontrolliert; man verlässt sich ganz auf diese freien Mitarbeiter. Diese wiederum gehen aber sehr konzentriert zur Sache.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Wir sind derzeit dabei, die Abläufe umzustellen und zu professionalisieren. Bis vor dem Einsatz unseres automatisierten Systems lag die Musikauswahl in der Kompetenz der Mo- deratoren und Sendemacher. Da spielten einige Zufälligkeiten hinein. Auch nach der Ein- führung des Systems sind wir wegen technischer Probleme wieder in diesem Stadium. Wir haben rsp. hatten grosse Schwierigkeiten mit unserer Sendeautomatisierungs-Software. Dies führte zu ‘Jekami’-Situationen bei der Programmgestaltung, einer Programmierung ohne jede Linie. Zielsetzung und Ansprüche sind natürlich ganz anders. Klare schriftliche und nachvollziehbare Grundlagen für das Tagesprogramm fehlen mo- mentan; wir sind dabei, diese zu erstellen. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Sehr gross. Die Freiheiten werden auch sehr rege genutzt.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- Ja; 40'000 Titel in der Datenbank und Interpretensuche Automatisierte Titelauswahl; Musik- Numisys (mit zeitweise grossen Problemen bei der Anwen- programmierung-Software. dung). Anwendungsbereich Ca. 75% des Tagesprogramms Ablaufautomatisierung, Anwendungs- - bereich Titelstock, Anteil CH-Titel 5-7000 Titel; CH: ? CD-Wechsler Titelstock, Anteil CH-Titel Harddisk Ja Titelstock, Anteil CH-Titel Manueller Betrieb Teilweise (wird im Tagesprogramm zu 25% genutzt)

Einsatz EDV in Zukunft? Keine Angaben.

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Nie. Wenn eine Bevorzugung stattfindet, dann nicht wegen des Kriteriums Schweiz, son- dern vielleicht wegen eines lokalen Bezugs.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)?

Teil II, Seite 172 Senderauswertung: Thurgau

Im Bereich Rock, Pop, Unterhaltung: 500; Im Bereich Volksmusik 300 bis 450. Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? Im Bereich Rock, Pop, Unterhaltung: 2-300; Im Bereich Volksmusik:120 Wie beurteilen Sie Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Volksmusik: Im Bereich Jodellied und Schwyzerörgeli sind die Musikschaffenden doppelt so aktiv wie die Ländlerkapellen, Akkordeonduos mit Bläsern. Die ersteren machen zwei Drittel der CD-Produktionen. Im Markt des Volkstümlichen ist es heute sehr schwierig, noch von Neuproduktionen zu sprechen, denn auf jeder Neuerscheinung finden sich Titel aus den letzten zehn bis zwölf Jahren (die nichts mehr kosten). Deshalb erscheinen eher zu viele neue Aufnahmen. Volksmusik: Hier ist die Qualität fast durchwegs sehr gut, abgesehen von einigen schwar- zen Schafen. Die technischen Möglichkeiten werden auch in dieser Sparte rege genutzt. Ab und zu treffe ich auf Interpeten von bedenklich tiefem Niveau, die dies aber durch die Technik wettmachen. Rock, Pop, Unterhaltung: Hier haben wir nie ein Problem geortet. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Schlecht, manchmal ‘hundslausig’; es wird zuwenig informiert. Und es wird zu oft voraus- gesetzt, dass jeder immer schon im voraus Bescheid weiss. Das gilt für die Volksmusik genauso wie für die anderen Gattungen. Da wird zu Beispiel mit Namen um sich ge- schmissen, die niemand einordnen kann.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Sehr wichtig sind die persönlichen Beziehungen. Weiter durch Fachzeitschriften (mit gros- sen Vorbehalten).

Tonträger-Archiv Im Archiv führen wir 3000 CDs für das Tagesprogramm; Für die Specials greifen wir auf die Archive der freien Mitarbeiter zurück. Bruno Käss besitzt privat beispielsweise 14'000 Langspielproduktionen aus dem Gebiet Volksmusik/Folklore. Sortiert ist das Archiv nach Nummern; Auffinden per Archivdatenbank. Schweizer Tonträ- ger tragen keine speziellen Markierungen. Schweizer Anteil: Eine grobe Schätzung: 5 - 10%

Informations-/Künstler-Archiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Nein. Für die musikthematischen Sen- dungen werden von den freien Mitarbeitern entsprechende Archive privat geführt.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird?

Teil II, Seite 173 Senderauswertung: Thurgau

Sendetitel Schwiiz intern Rassig, urchig, bodeständig!

Ausstrahlungs- Mi, 20 - 22 Uhr So, 12 - 15 zeiten Dauer 2 Std. 3 Std. Programmstd. p. 8 Std. pro Mnt. 12 p. Mnt. Monat Charakterisierung Schweizer Neuheiten aus Pop und Rock; Volksmusiksendung (Örgele & Jutze, Alpen- mit Interviews ländische Folklore, Blasmusik, Ländler), teils mit Studiogästen Zuständigkeit Sandro Pezzi Bruno Käss

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Kann nicht bestimmt werden. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen 1- 2 pro Woche. Interviews mit einheimischen Musikschaffenden finden statt in ‘Schwiiz in- tern’, in der Boulevardsendung am Samstag Abend und in den Volksmusiksendungen. Ein- zelne Interviewsendungen dauern eine Stunde.

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 90% 85% 90% 100%

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Sicherlich nicht mehr als ein Titel pro Stunde, eher weniger. (1/17 = ca. 6%).

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Nein, nur durch die entsprechende Programmierung.

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion mittel Kommerziellere Produktionen klein Mehr Professionalität klein Gefälligeres Songmaterial mittel Mehr und höhere Hitparadenplätze mittel

Teil II, Seite 174 Senderauswertung: Thurgau

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Aufnahmequalität klein Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet gross Stärkere Orientierung an der musikalischen mittel Ausrichtung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Beliefe- klein Die Firmen sind wahnsinnig zurückhal- rung tend geworden bei der Bemusterung. Dennoch haben wir da genug. Mehr Initiative der Plattenindustrie klein Höheres Publikumsinteresse mittel Die Interpreten müssten sich stärker selber - bemühen

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) mittel Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ keine Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit keine Weitere) spezielle Sendegefässe klein Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern klein Verbesserung der Kenntnis über CH- mittel Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) klein

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Im Bereich Volksmusik solle die Information besser spielen. Sehr dienlich wäre etwa ein Veranstaltungskalender. Da nutzen x Aufrufe nichts. Hier sollte sowohl die Industrie als auch die Vereine aktiv werden. Auch die Musikschaffenden müsste ihre Informationen ans Radio tragen. Die meisten sind sehr bequem - und beklagen sich nachträglich, dass wir nichts über ihre Platte oder ihr Konzert gebracht haben. Oft erfahren wir davon aber erst im Nachhinein.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Wir würden mit einem Gesetzesverstoss reagieren. Wir richten uns an die Hörer. Wenn die manifestieren, dass mehr Musik aus der Schweiz laufen soll, würden wir dem Rechnung

Teil II, Seite 175 Senderauswertung: Thurgau

tragen. Aber einer gesetzlichen Vorschrift würden wir uns glatt verweigern. Das Gäbe ei- nen Volksaufstand. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Begründung Ihrer Haltung? Aus Prinzip. Wir würden dies als Bevormundung empfinden. Ausserdem würden dadurch die Leute in die Arme unseres stärksten Konkurrenten getrieben, einem ausländischen Programm, das hier sehr gut empfangen werden kann Ausgestaltung Keine Vorschläge. Spielraum? Kein Spielraum (1/17) unter den jetzigen Bedingungen. Eine Steigerung ist nur möglich aufgrund einer höheren Nachfrage und einer besseren Attraktivität der Musik.

Radio Thurgau: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Keine verwertbaren Unterlagen; Schreiben rsp. Telefonat. Einschränkungen: Nachdem im Erhebungsgespräch zunächst eine Kooperation zugesagt wurde, erfolgte bezüglich dieses Auswertungsteils schliesslich eine Absage. Da dem Sender die technischen, instrumentellen und personellen Mittel fehlten sowie ein langwieriges Software-Problem bestehe, sei es nicht mög- lich, die erforderlichen Unterlagen beizubringen. Die ursprünglich übermittelten Listen „Schweizermusik und Interpreten bei Radio Thurgau im Monat Mai 1996“ umfassen die insgesamt 180, in vier Spartensendungen eingesetzten einheimischen Volksmusik-Titel sowie wei- tere 38 Aufnahmen, die in den Sendungen ‘Liecht und Ufgstellt’ rsp. ‘Oldies’ programmiert waren. Da sie einerseits nicht den Erhebungsmonat Juni 1996 betreffen und andererseits jegliche Vergleichsangaben fehlen, kann für Radio Thurgau keine Auswertung vorgenommen werden.

Radio Thurgau: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Keine verwertbaren Unterlagen; Schreiben rsp. Telefonat Einschränkungen: Es wurden - trotz einer ursprünglichen Zusage - keine Angaben gemacht. Siehe Anmerkungen bei der Musikprogramm-Auswertung.

Teil II, Seite 176 Senderauswertung: Wil

Radio Wil: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 17.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Walter Frik, Programmleiter

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Keine. Betriebsaufnahme: 1985 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Lokalradio Wil AG: Hauptaktionäre: Wiler Nachrichten AG, Buchdruckerei Flawil (je ca. 30%). Daneben eine Reihe Kleinaktionäre. Umsatz pro Jahr (1995): 1.3 Mio.54 Budget 1996: 1.3 Mio.55 Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Verwaltungsrat

Geschäftsleitung

Programmleitung, Redaktionsleitung Verkaufsleitung Technik

Mitarbeiterschaft Hierzu wurden keine Angaben gemacht. Gemäss einer Umfrage der Zeitschrift Cash be- schäftigte Radio Wil 1996 17 Mitarbeiter.56

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Nein

54 Persönlich, 7.6.96 55 Quelle: Cash, 30.8.96. 56 Geschätzte Redaktionsstellenprozente 1000. Pensum Musikredaktion = 20% (vgl. unten).

Teil II, Seite 177 Senderauswertung: Wil

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 21.3% 26 0.3% Häufig 36.1% 44 0.5% Etwa zur Hälfte 28.7% 35 0.4% Eher selten 4.9% 6 0.1% Praktisch nie 2.5% 3 0.0% Weiss nicht/keine Angaben 6.6% 8 0.1% Total 100.0% 122 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.3 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Von 22 bis 06h übernehmen wir Radio Eviva. Den damit verbundenen Wechsel des Musik- bildes nehmen wir in Kauf - mindestens solange, bis unsere geplante Computerisierung steht. Stündliche Nachrichten von Rana GmbH.

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Keine schriftliche Unterlagen vorhanden. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Keine Angaben. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Radio Wil ist ein Musiksender mit regionalen, nationalen und internationalen Nachrichten. Wir spielen hauptsächlich Rock und Pop, nationale und internationale Hits und Oldies, ha- ben aber spartenbezogene Spezialsendungen, zum Beispiel am Abend Jugendprogramme, am Samstagnachmittag Volkstümliches, am Donnerstagabend Schlager. Am Sonntag- abend Country und so weiter. Das Hauptprogramm bestreiten wir mit englisch gesungenen Stücken, berücksichtigen aber auch andere Sprachen. Wir scheuen uns nicht vor schnelle- ren Titeln und solchen, die aufwühlen. Neuere Musikformen berücksichtigen wir zu einem gewissen Grad, sie dürfen aber nicht zu hart klingen. Wir verfahren mit einer vierstufigen Skala für Tempo und Härte; die härteste kommt z.B. nie am Morgen vor. Volkstümliches ist seit 1995 nicht mehr im Tagesprogramm vertreten. Von 22 bis 06h übernehmen wir das volkstümliche Programm Radio Eviva. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Nein. Wir unterscheiden nicht nach der Herkunft. Die Titel müssen unser Format erfüllen. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nur durch die Beachtung der Wünsche im Wunschkonzert. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Sehr klein.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert?

Teil II, Seite 178 Senderauswertung: Wil

Die musikredaktionellen Aufgaben nehme ich in meiner Funktion als Programmleiter in ei- nem 20%-Pensum wahr. Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Diverse Freie Mitarbeiter, z.B. für Volks- musik, Country, Schlager.

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Neuheiten werden auf die Sparten aufgeteilt, die bei uns vorkommen. Spartenmusik wird von den Spezialisten beurteilt. Andere Neuheiten kommen erst in die Sendung für Neuvor- stellungen, dann zu mir zur weiteren Selektion und computerunterstützten Codierung. Be- wertungen neuer Titel werden bei der Archivierung im Computer gespeichert. Für das Pro- gramm erstelle ich eine Titelliste, aus der die Moderatoren auswählen und die Reihenfolge bestimmen. Die entsprechenden CDs sind im Studio. Die Primetime-Playlist umfasst 3- 400 Titel pro Woche. Gespielte Titel werden auf der Liste abgehakt. über Einsetzbarkeit und Häufigkeit entscheidet der Musikredaktor. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Die Auswahlmöglichkeit beschränkt sich auf die Primetime-Playlist.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpreten- Ja suche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung- Nein (in Planung: Tiesecci-System) Software, Anwendungsbereich Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich - Titelstock, Anteil CH-Titel - CD-Wechsler - Titelstock, Anteil CH-Titel - Harddisk - Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb Ja

Einsatz EDV in Zukunft? In Planung: Tiesecci-System mit Harddisk und CD-R

Programmierungskriterien CH-Musik Von den durchschnittlich 350 Titel der Primetime-Playlist sind im Schnitt 6 schweizerische dabei (=1.7%). Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Eher nicht, nur in unserer eigenen Hitparade, wo sie einen Verdoppelungsbonus erhalten, was zur Folge hat, dass sie weiter vorne plaziert und schliesslich aktiver gespielt werden. Basis der Hitparade mit je 20 Positionen (Album und Singles) sind die Erhebungen eines Tonträgergeschäftes.

Teil II, Seite 179 Senderauswertung: Wil

Ostschweizerische Bands haben es im Gegensatz zu den Gruppen aus Bern oder Basel relativ schwer. Hier versuchen wir zu kompensieren, wenn es um Interviews und Neuvor- stellungen geht.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? 150 Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 80 Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Über alles gesehen ist die Qualität genügend und steigend. Es müssten auch nicht mehr sein. Die Gruppen sollten mit der Produktion einer CD zugunsten einer verbesserten Quali- tät eher etwas länger zuwarten. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Nicht schlecht. Wir werden ausreichend informiert. Kleinere Firmen, die es schwerer ha- ben, mit ihren Produkten ins Radio zu kommen, geben in der Regel auch schlechteres In- fomaterial weiter. Infos, die direkt von den Bands kommen, sind oft schlecht aufbereitet.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Durch die Zusendungen. Printmagazine (z.B. die ostschweizerische Publikation Saiten).

Tonträger-Archiv Im Archiv befinden sich etwa 50'000 Titel (CDs). Diese sind alphabetisch, getrennt nach Alben und Singles, sortiert. Davon sind 6-700 Tonträger (= ca. 1.3%) aus der Schweiz.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Unseren stündigen CH-Special haben wir vor vier Jahren eingestellt, da er zu dieser Zeit nichts gebracht hat. Damals war die Menge der interessanten Neuheiten viel kleiner als haute. Wir überlegen uns eine Wiedereinführung. Schweizerische Musik kommt aber auch in anderen Sendungen manchmal gehäuft vor, z.B. im Trendsetter oder der Schlagerbou- tique.

Sendetitel Ächt Volkstümlich Ausstrahlungszeiten Sa, 14-16 Dauer 2 Programmstd. p. Monat 8 Charakterisierung Programm mit schweizerischer und alpenländischer Volksmusik; mit Informationen, Neuvorstellungen Zuständigkeit Marcel Peter, Freddy Reutlinger

Teil II, Seite 180 Senderauswertung: Wil

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? 2-3 p. Woche Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen 60%

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 70-75% 60% 85-90% 100% 22- 06h: Programm von Radio Eviva

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) In den eigenen Sendungen (06 - 22h): 2%

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Gelegentlich Beteiligung an Veranstaltungen im Bereich Volksmusik und Schlager Übertragung von Konzerten Gelegentlich Übertragung von Veranstaltungen im Bereich Volksmusik und Schlager

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion mittel Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität gross Gefälligeres Songmaterial gross Mehr und höhere Hitparadenplätze keine Bessere Aufnahmequalität gross Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet keine Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrichtung unse- gross res Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung klein Mehr Initiative der Plattenindustrie mittel Höheres Publikumsinteresse klein Die Interpreten müssten sich stärker selber bemühen klein

Teil II, Seite 181 Senderauswertung: Wil

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) klein Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ keine Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit keine Weitere) spezielle Sendegefässe mittel Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern mittel Verbesserung der Kenntnis über CH-Angebot/Neuheiten mittel Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) mittel

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Nein.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Wir würden protestieren. In unserem Sendegebiet sind deutsche Programme zu empfan- gen, die das bringen, was die Allgemeinheit hören will. Mit einem höheren Schweizer Anteil hätten wir bei den Leuten keine Chance mehr und würde unsere Überlebensfähigkeit ab- gegraben. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Ausgestaltung - Spielraum? Unter den gegeben Umständen haben wir keinen Spielraum. Wenn die Qualität der Musik zunehmen würde, könnten wir vielleicht pro Stunde zwei hochdeutsch oder Mundart gesungene Titel einsetzen.

Radio Wil: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: a) Liste der für den (mehrfachen) Einsatz vorgesehenen Titel im Wochen- programm. b) Rudimentäre Aufstellung der durch die Moderation zusätzlich eingesetz- ten einheimischen Musikstücke. Einschränkungen: Es ist nicht ersichtlich, ob die übermittelten Listen vollständig sind. Zu wel- chen Zeitpunkten Einsätze erfolgten und wieviele Gesamteinsätze damit getätigt wurden, liess sich nicht ermitteln. Daher musste erstens auf eine Hochrechnung verzichtet werden, zweitens lässt sich nicht bestimmen, wel- chen Anteil am gesamten Musikprogramm die Angaben betreffen.

Teil II, Seite 182 Senderauswertung: Wil

Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel aus der Playlist nicht durch den Sender, sondern durch den Verfasser.

Radio Wil: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Erfasste Titel (Playlist) CH-Titel (Playlist) 1. Woche Juni 96 288 11 2. Woche Juni 96 319 9 3. Woche Juni 96 278 7 4. Woche Juni 96 298 17 Total 1183 44 100% 3.72%

Zusätzlich erscheinen auf einer beigelegten Liste 34 einheimische Musikstücke mit Angaben über den Einsatzzeitpunkt. Teilweise handelt es sich dabei um Stücke, die auch in der oben ausgewer- teten wöchentlichen Playlist aufgeführt sind. Da nicht ersichtlich ist, ob es sich erstens um Dop- pelnennungen handelt und zweitens nicht bekannt ist, wieviele internationale Musikstücke auf die- selbe Weise zusätzlich ins Programm genommen wurden, ist eine diesbezügliche ergänzende Anteilsberechnung unmöglich.

Radio Wil: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Eigene Aufstellung des Senders. Begleitschreiben Einschränkungen: Erhebungsbogen wurde nicht verwendet, detaillierte Angaben fehlen, die Aufstellung erscheint absolut unvollständig. Im Begleitschreiben heisst es dazu: „Leider hat sich wieder einmal gezeigt, dass ohne ein Kontrollorgan die ganze Sache nicht so durchgeführt wird, wie man das erwarten dürfte...“

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* ? ? 60 Spezialsendung Open Air ? ? ? 20 Special ? Totalzeit:

Radio Wil ist es trotz vorbereitender Arbeiten und Instruktionen durch die Programmleitung nicht gelungen, die redaktionelle Beiträge zu einheimischer Musik im Monat Juni in einer verwertbaren Form zu erfassen.

Teil II, Seite 183 Senderauswertung: Zürisee

Radio Zürisee: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 17.4.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Mike LaMarr, Moderationsleiter Silvio Miklau, Musikchef ad interim; stv. Modera- tionsleiter z.T. Heinz Gantenbein, Programmleiter, GF

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? „Lokale Funkmedien-Modelle und Erfahrungen in anderen europäischen Ländern“. Referat von Heinz Gantenbein am Seminar „Programm-Management im lokalen Rindfunk“, Aka- demie für Publizistik, 18. - 22.März 1996. „Unsere Hörer fliegen auf...“ Werbe- und Pro- grammbroschüre. „Dokumentation 1996, Radiowerbung, Sponsoring“ (Tarifliste) Betriebsaufnahme: 1983 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Aktiengesellschaft. Gemäss heutiger provisorischer Konzession darf kein Aktionär von Ra- dio Zürisee mehr als 10 % der Stimmen haben. Die grössten unter den 770 Aktionären sind: Zürichsee Medien AG 10 %, Denner AG 10 %, Holderbank 10 %, Dr. G. Wiederkehr 5,4 % (heutiger VR-Präsident) sowie weitere kleine Verlagshäuser am Zürichsee. Das rest- liche AK ist breit gestreut. Radio Zürisee zahlte noch nie eine Dividende aus. Umsatz pro Jahr (1995): 4.2 Mio. Budget 1996: 4.2 Mio.

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 1 100 Moderation 8 760 Moderation: 7 Redaktion 8 720 Sport: 10 Musikredaktion 1 60 insgesamt 18 1630 17 nicht bestimmbar Administration, Sekretariat 2 200 Technik extern Werbung extern Total (ohne Werbung)

Teil II, Seite 184 Senderauswertung: Zürisee

Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Radio AG Generalversammlung Verwaltungsrat

Geschäftsleitung

Programmleitung

Chef Programmar- Chefredaktor Moderationsleiter keting

Reaktion Musikchef

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Entwicklungen: „Die Programmentwicklung, die aber erst unter der neuen Konzession mit dem neuen Senderdispositiv möglich werden wird, betrifft das Programmsplitting. Radio Zürisee sendet in einem Empfangsgebiet, in welchem sich sehr gut zwei Bevölkerungstypen (Zielgruppen) unter- scheiden lassen: eine städtische im Stadtgebiet Zürichs und in den stadtnahen Gemeinden, ein ländliches im Zürcher Oberland und im Linthgebiet-Obersee. Wir sehen vor, für jedes Gebiet mit eigenem Musikteppich und eigenen Regionalinformationen eine grössere Hörerschaft zu errei- chen. Es wird uns gelingen müssen, die beiden Programmsplits so weit übereinander lappen zu lassen, dass auf einem möglichst grossen Gebiet beide Programmteile empfangbar sind und die Hörer wählen können. Diese Entwicklung ist erst eine Idee und überhaupt noch nicht umge- setzt.“57

Beurteilung der Zufriedenheit mit der Musik

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch immer 22.2% 88 1.0% Häufig 33.6% 133 1.5% Etwa zur Hälfte 21.7% 86 1.0% Eher selten 8.3% 33 0.4%

57 Unterlagen zu Radio Zürisee.

Teil II, Seite 185 Senderauswertung: Zürisee

Zufriedenheit Anteil Nennungen Nennungen in % Praktisch nie 2.5% 10 0.1% Weiss nicht/keine Angaben 11.6% 46 0.5% Total 100.0% 396 Mittelwert (Min: 1, Max: 5) 2.3 Quelle: Publica Data AG, SRG-Medienstudie 1995. Prozentwerte bei Nennungen beziehen sich auf die Basis (100%) = 9'069 Personen ab 15 Jahren (Projektion: 4'153'900).

Programmübernahmen Radio Zürisee, Radio Basilisk und Radio ExtraBERN machen ein gemeinsames Nachtprogramm (0 - 5.30 Uhr), dass sie im Turnus bestreiten. Pro vier Wochen produziert Radio Zürisee 8 Nächte (Basilisk: 14, ExtraBERN 6). „Im Werbebereich ist Radio Zürisee 2 Poolverbindungen eingegangen: Der Z-Pool verbindet Radio Zürisee mit Radio Z, der Südostpool verbindet Radio Zürisee mit Radio Gonzen/Rheintal, Radio Grischa und Radio Piz Corvatsch. Im Programmbereich bestehen ebenfalls 2 Poolverbindungen: der Nachrichtenpool RANA (eine eigene GmbH) mit 5 anderen Stationen der Ostschweiz, die von Radio Zürisee die nationalen und internationalen Nachrichten live gesprochen beziehen; dann das gemeinsame Nachtradio- Programm mit den Grossstadtsendern Basilisk (Agglomeration Basel) und ExtraBERN (Agglome- ration Bern).“58

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Keine Unterlagen verfügbar. Das Musik- konzept hat sich in den letzten Jahren stark verändert. „Das momentane Programm ist am vier Jahre alt und während dieser Zeit nur geringfügig verändert worden. Natürlich hat an ständig optimiert, das Informations- und Serviceangebot reicher gemacht, aber abgesehen vom Abend- und Nachtprogramm die Struktur des Ta- gesprogramms belassen. Dasselbe gilt auch in bezug auf den Musikteppich, der etwas weicher und etwas "mainstreamiger" wurde, wie eben die Musikszene auch.“59 Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Laufende Teamgespräche. Aber keine offiziellen Sitzungen unter diesem Motto. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Hitradio, Pop, Rock „Radio Zürisee will zur Erhaltung der Eigenständigkeit seines Versorgungsgebietes, der zürcherischen Gemeinden an beiden Ufern des Zürichsees und im Sihltal, beitragen. Sein Programm soll kulturelle, wirtschaftliche, politische und andere Leistungen der Region be- wusst machen; es will zur staatsbürgerlichen Beteiligung anregen und allgemein die Integ- ration in das Leben der Gemeinden fördern, jene der Jungen wie der Älteren, jene der Ein- heimischen wie der Zuzüger. Radio Zürisee will komplementär zu Radio DRS seine Hörer rasch und zuverlässig aus seinem Gebiet, in grossen Zügen aber auch über nationale und internationale Ereignisse informieren, ihnen ein Kontakt- und Diskussionsforum bieten, sie zur Meinungsbildung veranlassen und sie unterhalten. Dabei wird dem Schaffen von Per-

58 Unterlagen zu Radio Zürisee. 59 Unterlagen zu Radio Zürisee.

Teil II, Seite 186 Senderauswertung: Zürisee

sönlichkeiten des öffentlichen und künstlerischen Lebens aus der Region besondere Be- achtung zukommen, ebenso wie Sendungen unter Mitwirkung der Bevölkerung.“60 Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Nein. Was rein kommt und was ich für programmtauglich halte, wird übernommen. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Nein. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Gering. Von den Wünschen her praktisch Null. Heute ist auch andere Musik angesagt.

Musikredaktion (Konzept) Allgemein: Wie ist die Musikredaktion organisiert? SM macht alles selber; hierarchisch aber der Moderationsleitung unterstellt. Er überwacht den Einsatz der Titel gemäss Konzept. In den Spezialsendungen entscheiden die Sende- macher selber. Diverse Specials, z.B.: Power Hour (Hard & Heavy), Dancefloor, Black Music, Oldies, Rondo (Klassik), Tutta musica Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Diverse freie Mitarbeiter. Schwerpunkte werden im Team abgedeckt. Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen Keine spezielle Ausbildung. Ausgeprägtes Musikinteresse, breit gefächert. Radiopraxis. „So etwas lässt sich auch nicht ausbilden. Für mich ist es eine reine Gefühlssache, was auf den Sender passt.“ „Andererseits wäre ein Ausbildungsangebot durchaus erwünscht.“

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Eingehende Titel werden durchgehört. Programmtaugliche Titel werden von freien Mitarbeiter im Musikcomputer erfasst, mit Archivnummen versehen.. Die Listen werden vergleichen mit verschiedenen Charts und allenfalls modifiziert. Wir konzentrieren uns auf Singles-Veröffentlichungen. Rotationsgruppen: Powerplay = 5-6x p.W. Heavy Rotation = 2-3x p.Tg Image = 1x p. Mnt. LP-Tracks: 1x p. Quartal Über Einsetzbarkeit und Häufigkeit entscheidet der Musikchef. Es gibt Titel, von denen ich überzeugt bin und darum weit nach vorne setzte. Bei anderen, zum Beispiel auch Veröf- fentlichungen von bekannten Schweizer Bands, die mich nicht so ansprechen, warte ich ab. Ich beobachte, was andere Stationen damit machen. Manchmal warte ich drei bis vier Wochen, bis klar ist, ob sich ein Song wie die neue Single von Züri West wirklich durch- setzt. Es gibt auf diese Weise auch Songs, die ich völlig daneben finde, doch aufgrund der Beachtung einsetzten muss. Ich höre mir Titel in den verschiedensten Stimmungen an. Wenn mir dabei ein Stück „ein- fährt“, bekommt es eine Berechtigung, im Programm aufgenommen zu werden. Manchmal muss ich natürlich über meinen eigenen Schatten springen und Nummen programmieren, die mir persönlich nicht so gefallen.

60 Unterlagen zu Radio Zürisee

Teil II, Seite 187 Senderauswertung: Zürisee

European Charts sind für mich ein gutes Hilfsmittel für die Arbeit. In den meisten Fällen kann ich darauf zählen, dass erfolgreiche Nummern auch in unser Programm passen. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Im Tagesprogramm gibt der Selector eine Abfolge von Titeln vor. Zwei sog. ‘Moderationsti- tel’ (Ersatz vorgesehener Titel) pro Stunde sind erlaubt. Die Specials am Abend werden von den entsprechenden Verantwortlichen selber zusammengestellt. Das Nachtprogramm können die Leute selber machen. Die nehmen, was sie selber gerne hören - Schweizer Musik ist dort also definitiv gestorben.

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpretensuche Ja; Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung- Selector Software, Anwendungsbereich 06 - 19 Uhr. Specials, Einschaltsen- dungen etc. werden von den Modera- tionsleuten selber erstellt Titelstock, Anteil CH-Titel Ca. 5000 Titel Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich - CD-Wechsler - Titelstock, Anteil CH-Titel - Harddisk - Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb Ja, CDs werden aus dem Archiv ge- nommen

Einsatz EDV in Zukunft? Einsatz von Harddisk geplant; Workstations.

Programmierungskriterien CH-Musik CH-Titel gelangen genau gleich ins Programm. Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Nein, nie. Keine Bevorzugung. Wir nehmen keine Band ins Programm, nur weil sie aus der Schweiz stammt.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? Pop, Rock: Sehr wenig! Ich schätze etwa 25. Wir konzentrieren uns allerdings auf Singles. Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? 20 Alben. Ich höre mir alles an, was CD-mässig erscheint und bei uns eintrifft. Für Demotapes fehlt mir meist die Zeit. Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Ich finde es kommt wenig heraus. Wirklich Brauchbares erscheint extrem selten. Die Quali- tät kann ich nicht beurteilen, denn ich war nie ein Fan schweizerischer Musik. Ich vermute trotzdem, dass sich hier vieles gebessert hat, dass die Bands professioneller geworden sind. Das liegt daran, dass die Hälfte der Schweizer Musiker nun in Amerika produzieren.

Teil II, Seite 188 Senderauswertung: Zürisee

Das hat dazu beigetragen, dass die Qualität eindeutig besser geworden ist. Früher war noch vieles sehr hobbymässig. Ich habe auch meine liebe Mühe mit vielen Neuheiten von Schweizer Bands, die anderen gefallen und sogar in der Hitparade auftauchen. Ich höre mir die Sachen an und wenn et- was genial ist, sage ich ok., dann kommt es ins Programm. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Da erhalten wir immer wieder stapelweise Ware. Heute sind sie ziemlich aggressiv, rufen alle Wochen an und fragen, warum der Titel nicht im Powerplay ist. Wenn sie etwas durch- bringen wollen, wird heftig ‘gepusht’. Manche Insider beziehen sich auf die Erhebungen von Media Control und können daher genau sagen, ob und wann wir ein bestimmtes Stück gespielt - oder eben nicht gespielt haben.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Über die Informationen der Plattenfirmen. Manchmal auch über die Fachpresse.

Tonträger-Archiv Erfasst sind 148511 Titel, davon: 8558 CDs, 9353 LPs, 19708 Singles. Wir haben eine spezielle Schweizer Abteilung. (Ca. 8 % der Titel) Alben werden nur abge- legt, wenn sie mehrere spielbare Stücke aufweisen. Die anderen Tonträger verteilen wir im Team oder verschenken sie. Sollten wir dann doch mal wieder einen brauchen, können wir ja einfach der Plattenfirma anrufen.

Informations-/Künstlerarchiv Wie werden Informationen zu Bands (generell) abgelegt? Werden alphabetisch abgelegt. In Zu- kunft planen wir ein Einscannen der wichtigsten Infos.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Nein.

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Durchschnittliche Beiträge dauern etwa 15 Min. mit Musik und Einstreuung kurzer O-Töne von bis zu 60 sec. Oft verwenden wir mehrere Ausschnitte aus Interviews oder ab Inter- view-CDs in verschiedenen Beiträgen.61 Bei ganz wichtigen Sachen - wie etwa einer neuen Sting-CD - machen wir etwas Ausführlicheres. Das kommt alle vier bis sechs Wochen mal vor. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Schweizer kommen auch vor, klar. Wie häufig, können wir aber nicht sagen.

61 Geschätzt pro Woche: 4 Beiträge.

Teil II, Seite 189 Senderauswertung: Zürisee

Wie kommen Interviews zustande? Wir springen da niemandem nach. Einladungen von uns kommen nur selten vor.

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 75% 60% 70% 85 - 90%

Infosendungen: 7-8, 12-13, 17-18. Radio Zürisee hat einen sehr hohen Musikanteil, das gefällt den Leuten am besten.

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) Viel ist das nicht. Ausserdem bestehen starke Schwankungen. Wir haben auch Mitarbeiter, die viel so Sachen spielen. Wir schätzen, dass im Schnitt alle zwei Stunden ein Schweizer Titel läuft, also 3 bis 5%.

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Unsere Unterstützung basiert auf der Berücksichtigung von Künstlern im Programm, also dem Musikeinsatz und den Interviews.

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion - Kommerziellere Produktionen gross Mehr Professionalität gross Gefälligeres Songmaterial gross Mehr und höhere Hitparadenplätze mittel Bessere Aufnahmequalität keine Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet klein Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrich- gross tung unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung klein Mehr Initiative der Plattenindustrie klein Höheres Publikumsinteresse mittel Die Interpreten müssten sich stärker selber bemühen keine

Teil II, Seite 190 Senderauswertung: Zürisee

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern) Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) klein Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ klein Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit keine Weitere) spezielle Sendegefässe klein Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern klein Verbesserung der Kenntnis über CH-Angebot/Neuheiten gross Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) keine

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Haben Sie weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radio- programmen beitragen könnten? Welche? Wir sehen keine weiteren Möglichkeiten. Wir wollen das auch gar nicht, denn wir fahren mit unserem Programm sehr gut. Wir wissen, dass unsere Musik, so wie sie ist, den Leuten gefällt. Wir sagen uns: ‘lieber einen weniger grossen Schweizer Anteil, dafür Produktionen, die gut sind, die stimmen’.

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde? Wir lehnen eine Quotenregelung ab. Besonders wegen des Wiederholungseffektes. Es würden immer die gleichen Titel laufen. Der Einsatz von Schweizer Stücken, die wir jetzt schon spielen, würde stark zunehmen. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Musik ist das A und O einer Radiostation. Wenn wir wissen, dass wir damit gut fahren, wa- rum sollen wir das ändern? Wenn unser Musikteppich nicht erfolgreich wäre, würden wir selber etwas ändern. Ein weiterer Ablehnungsgrund ist die gefährdete Wirtschaftlichkeit: Unser Musikprogramm besteht aus Hits. Es müsste darum gehen, dass Hits aus der Schweizer Szene und nicht irgendwelche Neuheiten gespielt werden könnten. Ausgestaltung Wenn durch mehr Schweizer Musik die Programme an Qualität verlieren, weniger oft ge- hört werden und schliesslich die Werbeeinnahmen darunter leiden, müsste ein Ausgleich geschaffen werden. Solche wirtschaftliche Auswirkungen müssten vom Gesetzgeber ent- schädigt werden, weil dieser für das Ganze verantwortlich wäre.62

62 Etwas weiter holt hierzu der Geschäftsleiter von Radio Zürisee (und Medienwissenschaftler) Heinz Gantenbein aus: „Auf dem Verfassungsweg ist die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG mit einem Leis- tungsauftrag versehen, der ihr auferlegt, die kulturelle Vielfalt des Landes abzubilden und zu fördern. Die Umset-

Teil II, Seite 191 Senderauswertung: Zürisee

Spielraum? Unser bisherige Anteil (von 3-5%) liesse sich ohne Verlust an Programmqualität sicher verdoppeln. Unser Spielraum liegt also bei bis zu 10%.

Radio Zürisee: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung, Tagesprogramm (06 bis 18 Uhr) während des gesamten Monats. Einschränkungen: Die übermittelten Listen sind nicht zu 100% vollständig. Zu Titeln, die nicht über das Automationssystem bestimmt wurden, lagen keine weiteren Anga- ben vor. Von Hand auf den Listen wieder gestrichene Titel wurden ebenfalls nicht berechnet. Auf einer undatierten, nicht weiter spezifizierten Beilage zu einer Openhour finden sich 8 Schweizer Titel. Diese wurden am Schluss aufgeführt. Aus den Erhebungen zu redaktionellen Beiträgen ist ersichtlich, dass Radio Zürisee eine Openhour mit der Gruppe Züri West durchführte. Eine Titelliste dazu fehlt allerdings (und konnte daher nicht eingerechnet werden.) Bei einem Durchschnittswert von 12 Titeln pro Sendestunde (30 Tage, 12 Stunden = ca. 4320) entspricht die Zahl der angegebenen Titel etwa 71% der gesendeten. Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel nicht durch den Sender, sondern durch den Verfasser.

Radio Zürisee: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Erfasste Titel CH-Titel 1.6.96 103 1 2.6.96 78 1 3.6.96 124 2 4.6.96 126 1 5.6.96 111 0

zung dieses Leistungsauftrags muss einerseits programmlich, andererseits aber auch versorgungstechnisch er- bracht werden. Die Radioprogramme der SRG nehmen daher über 80% der in der Schweiz vorhandenen FM/UKW-Frequenzen in Anspruch. Das sind über 600 Sender an weit über 200 Standorten. Es liegt auf der Hand, dass in der Schweiz aufgrund dieser Prämissen ein Missverhältnis zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk entsteht. Die politische Formel für diesen Zustand heisst 3-Ebenen-Modell und besagt, dass die SRG-Landesprogramme auf der obersten topografischen Ebene (höchstmögliche Senderstandorte) abge- strahlt werden, die SRG-Regional-Programmfenster (Regional-Journale) auf der mittleren Ebene und die privaten Programme auf der untersten. Die Schweiz ist bekannt als das oder eines der Länder mit der höchsten Zeitungsdichte. Die föderalistische und kleinräumige Struktur wirkt sich dahingehend aus, dass viele Lokal- und Regionalblätter den Informationsbedarf abdecken und auch dem lokal-regionalen Anbieter (Gewerbler/Dienstleister) zu genügender Werbereichweite per Inserat verhelfen. Die meisten Privatradiostationen sind in der Hand von lokal-regionalen Zeitungsbetrieben, und deren Besitzern (Verlegern) ging es anfänglich, als das neue Medium Privatradio aufkam, wohl eher um die Si- cherung ihres Territoriums, in welchem sie bislang eine Alleinanbieterrolle spielten, als um eine Öffnung der Me- dienlandschaft. Nachdem auch die RVO mit ganzen 2 Prozent Werbezeitzulassung eine deutliche Krebsgangpo- litik vorgab, hatten wir wieder einmal typisch eidgenössische Verhältnisse: Nur nicht zu schnell was Neues!.“ (Gantenbein, 1996).

Teil II, Seite 192 Senderauswertung: Zürisee

Datum Erfasste Titel CH-Titel 6.6.96 96 1 7.6.96 127 2 8.6.96 106 3 9.6.96 79 1 10.6.96 120 1 11.6.96 99 3 12.6.96 98 1 13.6.96 117 3 14.6.96 98 2 15.6.96 105 3 16.6.96 71 0 17.6.96 106 2 18.6.96 137 0 19.7.96 118 1 20.6.96 97 1 21.6.96 103 3 22.6.96 104 0 23.6.96 74 2 24.6.96 111 0 25.6.96 102 0 26.6.96 105 2 27.6.96 101 1 28.6.96 106 1 29.6.96 100 0 30.6.96 63 0 „Openhour“ 0 8 Total 3085 46 100% 1.49%

Radio Zürisee offeriert ein gut assortiertes Musikprogramm, das - zumindest in bezug auf die an- gegebenen Titel - praktisch ohne einheimische Beiträge auskommt. Unter den wenigen gesende- ten Musikstücken aus der Schweiz dominieren die bestandenen Nummern von Polo Hofer, Züri West, Stephan Eicher oder Rumpelstilz. Nur ab und zu erscheint im Tagesprogramm eine lokale Gruppe (wie Contrast Family).

Teil II, Seite 193 Senderauswertung: Zürisee

Radio Zürisee: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Erhebungsbogen Einschränkungen: Es wurde - unvollständig - nur eine einzige Sendung dokumentiert.

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* o.D. Openhour 1 Std. Gespräch mit den einheimischen Musikern I Chris Hess, Kuno Lauener, Bruno Dietrich

*) M = Gemischte (Magazin-)Sendung, I = Interview, B = Bericht, T = Tonträgerrezensionen V = Veran- staltungsbesprechung, G = Gesprächsrunde Ü = Konzertübertragung, A = Andere Beiträge.

Teil II, Seite 194 Senderauswertung: Eviva

Radio Eviva: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 8.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Martin Sebastian, Musikchef

Bemerkungen Bei Radio Eviva handelt es sich nicht um ein Lokalradio, sondern um einen überregionalen Spar- tensender. Siehe Dokumentation am Schluss. Im Sommer 1996, nach der Erhebung, erhielt Eviva eine Konzession für den Betrieb eines Mittelwellesenders.

Radio Eviva droht mit Aus Ungenügende Mittelwelle (Tages-Anzeiger, 18.12.96) Wenn bis Ende März das Bundesamt für Kommunikation Radio Eviva nicht bessere Verbreitungs- möglichkeiten in Aussicht stellt, wird das Radio den Sendebetrieb einstellen - und auf Schadenser- satz klagen. Mindestens vier Millionen Franken wird Radio Eviva als Schadensersatz beim Bundesamt für Kommunikation einklagen, wenn dieses nicht innerhalb von drei Monaten eine bessere Empfangbarkeit des Senders ver- sprechen kann. Hintergrund der Forderung: Trotz der seit dem 1. Oktober 1996 laufenden Konzession für ei- ne Verbreitung über Mittelwelle (MW) ist Radio Eviva in Zürich kaum zu empfangen. Der budgetierte Zu- wachs an Hörerschaft bleibt aus, und die verbliebenen Werbekunden springen ab. Auf Ende September 1995 drohte der Volksmusiksender ein erstes Mal damit, den Sendebetrieb einzustel- len. Nach drei Jahren Verbreitung über Satellit und einzelne Kabelnetze waren rund sechs Millionen Franken der Aktionäre verbraucht, ohne dass eine ausgeglichene Rechnung in Aussicht stand. Zwölf Tage vor dem Aus schrieb der Bundesrat eine Mittelwellenfrequenz für die terrestrische Verbreitung eines Privatradios in der Deutschschweiz aus. Seit diesem Zeitpunkt wird wieder investiert: insgesamt rund vier Millionen Franken. "Irreführende" Konzession Radio Eviva erhielt die MW-Frequenz zugesprochen und sendet seit dem 1. Oktober auch terrestrisch - gleichzeitig mit dem neuen SRG-Programm Musikwelle 531. Die Frequenz hielt allerdings nicht, was sich Eviva versprach und seiner Ansicht nach auch in der Konzession versprochen wurde: In Zürich, der Stadt mit dem grössten Hörerpotential, ist Eviva praktisch weiterhin nicht terrestrisch zu empfangen. Hans-Peter Kas- par, Hausjurist von Radio Eviva, erachtet deshalb die Bedingungen der Konzessionserteilung als nicht erfüllt. Jetzt müsse Real- oder Schadensersatz geleistet werden. Die Möglichkeiten zum Realersatz sind jedoch gering: Aufgrund der internationalen Wellenkoordination kann weder die Leistung des Senders gesteigert noch die Frequenz geändert werden. Auch dem Eviva-Begehren nach einer Zürcher UKW-Frequenz werden wenig Chancen eingeräumt. So bleibt nur die Forderung nach Schadensersatz. Mit Radio Eviva müsste nach Opus Radio bereits das zweite Spartenradio den Betrieb einstellen, da es - mangels Verbreitung - ungenügende Resonanz gefunden hat. Mit dem Aus von Radio Eviva wäre allerdings auch die Zukunft der Musikwelle 531 in Frage gestellt, die von der SRG ausdrücklich als Reaktion auf den MW-Empfang von Eviva neu gestartet worden ist.

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Ja, siehe im Anhang. Betriebsaufnahme: 1.10.92 Unternehmensform, Besitzverhältnisse, Trägerschaft Radio Eviva gehört zum Curti Medien-Konzern. Eviva AG für Volksmusik: Medien Z Holding AG, Curti Medien AG, Emil Frey AG (ja 20%), Feldschlösschen AG (5%) plus Diverse.

Teil II, Seite 195 Senderauswertung: Eviva

Umsatz pro Jahr (1995) 2 Mio. Die Einnamen decken jedoch nur rund 600'000 Franken ab; der Rest wird durch die Aktionäre gedeckt. Eviva ist aus diesem Grunde auf eine neue Mittelwellenfrequenz (1566) angewiesen. Budget 1996 2,2 Mio. Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten

Eviva AG für Volksmusik Verwaltungsrat IP Multimedia VR-Präsident (Werbung)

Programmleiter

Musikredaktion Moderation/Redaktion

Mitarbeiterschaft

Festangestellte Freie Mitarbeiter Personen Stellenprozente Personen Stellenprozente Programmleitung 1 100 Moderation, Redaktion 4 400 Musikredaktion 2 200 20-25 ? insgesamt 7 700 20-25 Administration Sekretariat 1 20 Technik 1 30 Werbung extern Total (ohne Werbung) 9 750 20-25

Hörerschaft Daten des SRG-Forschungsdienstes und der Publica Data AG (Allgemeine Hörerschaft, Tages- reichweite, Hördauer und Marktanteil) finden sich zusammengefasst im Teil I dieses Berichts. Wei- tere Auswertungen folgen im Teil IV. Sendereigene Erhebungen, Resultate? Keine

Teil II, Seite 196 Senderauswertung: Eviva

Programmübernahmen Gemeinsame Produktionen mit Radio ExtraBE: etwa einmal pro Monat gemeinsame Liveü- bertragung von Schweizer Volksmusik (Stubete; Konzerte aus verschiedenen Regionen).

Musikkonzept generell Vorhandene Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen Ja, siehe weiter unten. Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Selten; nur bei Be- darf. Format: Charakterisierung, Beschreibung (Wie klingt ...?) Eviva ist ein nationaler Musiksender, ein Spartensender für Volksmusik im weitesten Sinn, aber kein Ländler-Sender. Bei uns stark vertreten ist die Musik der Alpenländer, der volks- tümliche Schlager und Country. Früher wurden wir belächelt. Inzwischen sind wir von den Hörerzahlen her in der Schweiz auf dem dritten Platz. Doch unser Erfolg hat andere Unternehmen angespornt, ähnliches zu versuchen. In dieses Kapitel fallen die Bemühungen von Schweizer Radio DRS, mit Be- ro 531 ein Spartenprogramm nach dem Eviva-Vorbild zu lancieren. Die Zeiten haben sich geändert. Volksmusik wird immer stärker in andere Genres integ- riert. Neuere Beispiele - wie von Christine Lauterburg - zeigen, dass dies geht. An den Fes- tival ist zu beobachten, dass traditionelle Volksmusikgruppen vermehrt berücksichtigt wer- den - und auch beim Publikum ankommen. Die Leute haben - unter anderem dank unse- rem Programm - gemerkt, dass diese Sorte vom Musik gar nicht so schlecht ist. Die Akzep- tanz ist ausserdem gewachsen, weil Folklore und Ethno sehr in ist. Unser Tagesprogramm ist durchmischt. Wir plazieren Jodellieder neben Traditionellem, Volkstümlichen Schlager neben Country und überschreiten so die Grenzen der vormals separierten Genres. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Ja. Wir streben einen Durchschnitt von 60 - 70% an. Bestimmte Stunden sind klar als Ge- fässe für Schweizer Musik definiert. Werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Keine eigentliche Forschung. Wir haben aber sehr viel automatisches Feedback durch An- rufe, Zuschriften und Kontakte bei unseren Veranstaltungen. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik (% des Musik- angebotes)? Das ist nach Sparten verschieden. Jede Sparte - z.B. Blasmusik, Country, Jodel usw. - be- ansprucht für sich natürlich mehr Sendezeit. Wir versuchen hier einen Mittelweg zu finden.

Musikredaktion (Konzept) Gibt es Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja Ausbildung (musikredaktionelle Kompetenz) der Verantwortlichen M.S. ist selber Musiker mit Kon- servatoriumsausbildung; bei Eviva seit 1992

Teil II, Seite 197 Senderauswertung: Eviva

Musikprogrammierung (Detail) Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Neuheiten, die ins Musikprogramm passen, werden den Sendegefässen zugeordnet. Was voll zum Programm passt, wird im Computer erfasst. Über das MTS-System sind diese Stücke abrufbar. Das Laufprogramm (00-09, 10-14, 16-17 sowie am Abend) wird durch mich - in der Regel ein paar Tage im voraus - vorgegeben. Das betrifft sowohl die Musik als auch die Ansagen und Einspielungen. Ich programmiere dabei nach Gefühl; unsere Software ist nur teilautomatisiert. Eine weitere Arbeit ist das Aufnehmen eigener Sammel-CDs (CD-R).Über Einsetzbarkeit und Häufigkeit entscheidet die Musikredaktion mittels des MTS-Programms. Welchen Spielraum haben Programmschaffende bei der Musikauswahl? Die von mir mit MTS programmierten Stunden laufen eins-zu-eins so ab. Es besteht tech- nisch keine Möglichkeit, ein solches Programm ausserhalb der vorbestimmten Lücken - etwa für Nachrichten - zu unterbrechen oder abzuändern. Ansagen zu Titeln und Stücken ausserhalb der vorgegebenen Texte sind ebenfalls nicht möglich, weil sie auf dem Bild- schirm nicht dargestellt werden können. Daneben werden Sendungen - zum Beispiel die Prominenten-Specials - noch manuell ge- fahren. Die Fachleute für die Specials bringen ihre Musik selber mit.

Automatisierung

Datenbank für Archiv-Verwaltung, Titel- und Interpreten- Ja, MTS suche Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung- Ja, MTS(Programmierung ohne Automa- Software, Anwendungsbereich tisierung) 16 - 20 Std. p. Tg. Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich - Titelstock, Anteil CH-Titel CD-Wechsler ja; teils CD-R Titelstock, Anteil CH-Titel 14000 Titel. CH-Anteil ca. 70% Harddisk ja; Aufzeichnung ganzer Sendeblöcke zu Wiederholungszwecken. Titelstock, Anteil CH-Titel Manueller Betrieb Ja

Programmierungskriterien CH-Musik Bevorzugen Sie in Ihrer Musikprogrammierung Schweizer Produktionen gegenüber ausländi- schen, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft werden? Ja, immer, gemäss Konzept.

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)?

Teil II, Seite 198 Senderauswertung: Eviva

Aus den Bereichen, die wir abdecken, erscheinen täglich schätzungsweise zwei Produktio- nen; also rund 700 pro Jahr. Wie viele Neuheiten erreichen den Sender (im Schnitt pro Jahr)? Wir erhalten praktisch alle Neuveröffentlichungen. Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Sehr unterschiedlich. Es gibt Phasen, in denen unglaublich viele Neuheiten bestimmter Stil- richtungen herauskommen. Im Moment erleben wir dies mit den Jodel-CDs, weil beinahe jeder Club einen Tonträger macht. Das steht in keinem Verhältnis zu unserem Bedarf und ist auch von der Qualität her fraglich. Bei andere Sparten haben wir eher zu wenig, etwa im Falle des Innerschweizer Stils. Wie beurteilen Sie die Informationspraxis durch die Anbieter (CH-Label und Vertriebe, Bands, Ma- nagements etc.)? Mit der Informationspraxis sind wir zufrieden. Grundsätzlich verhält es sich bei uns ähnlich wie bei den anders ausgerichteten Stationen. In unseren Musikgenres sind die Einlagen der CDs (Booklets) sehr aufschlussreich. Zudem haben wir enge persönliche Kontakte zu den Musikschaffenden.

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Wie orientiert sich der Sender (die Sendegestalter) hauptsächlich über das CH-Angebot? Wie kennen die Leute. Wir wissen, wann wer etwas produziert. Es gibt ausserdem eine Reihe von Publikationen. Etwas wie das Swiss Music Info für den Volksmusikbereich gibt es nicht.

Tonträger-Archiv Radio Eviva hat 5000 CDs im Archiv. Diese sind nach Sparten sortiert. Der CH-Anteil liegt bei etwa 50%.

Informations-/Künstlerarchiv Wie werden Informationen zu Bands abgelegt? Werden abgelegt.

CH-Specials Gibt es Sendegefässe, in denen überwiegend oder ausschliesslich einheimische Musik berück- sichtigt wird? Praktisch das gesamte Programm enthält überwiegend Schweizer Musik. 63 Ganz besonderen Bezug zur Schweizer Musik haben Sendungen wie die ‘Volksmusikgala’, ‘Enzian’, ‘Blick in die Schweiz’ oder die ‘Schaufenster’. ‘Blick in die Schweiz’ ist sehr volks- kulturell; hier senden wir Beiträge, zum Beispiel das Neueste aus dem Ballenberg oder dem Kornhaus Burgdorf. Als Besonderheit zu werten sind die Schaufenstersendungen (19-20h). Diese werden von den Verbänden getragen. Der grösste, der Eidgenössische Musikverband, bei dem alle

63 Annahme für die statistischen Auswertungen: 10 Sendungen pro Tag (=70 p. W.), 10 Std. P. Tag (=300 Std. p. Mnt.).

Teil II, Seite 199 Senderauswertung: Eviva

Blasmusiken und Harmonien angeschlossen sind, ist für das Schaufenster ‘Blasmusik- korps’ verantwortlich. Darin werden die Aktivitäten des Verbandes vorgestellt. ‘Volksmusik- kapellen’ ist das Schaufenster des Verbandes Schweizer Volksmusikfreunde, ‘Faszination Brass’ kommt vom Brassband-Verband, ‘Jodellieder’ vom Jodlerverband, ‘Blaskapellen’ vom ISB (Interessengemeinschaft Schweizer Blaskapellen), ‘Theaterwelle’ von der Thea- tervereinigung. Ebenso vertreten sind die Verbände für Chöre, Akkordeon, Mundharmonika und Marschmusik (‘Vorwärts Marsch!’)

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Täglich mehrmals. Wir befassen uns sehr intensiv mit Neuerscheinungen und Neuausga- ben von CDs. Es gibt in der Schweiz keinen anderen Sender, der sich damit so ausführlich abgibt. 64 Wie kommen Interviews zustande? (eigene Anfragen vs. Wahrnehmung von Angeboten) Halb-halb

Zahlen zum Musikanteil allgemein (in % zu Gesamtprogramm)

Höhe des Musikanteils (vs. Wort, Werbung) [Gesamtprogramm = 100%] per 24 Std./Mnt. Infostunden Tagesprogramm Nacht (00-06) Schätzungen 90% 75% 100%

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik (in % zum Musiktotal) 70%

Förderung des einheimischen Musikschaffens Fördert Ihre Station in irgendeiner Form einheimisches Musikschaffen?

Veranstalten (+Sponsoring) Ja (Volksmusikgala etc.) Übertragung von Konzerten Ja (Volksmusikgala etc.) Produktionen Eviva ist durch den Musikredaktor an Wettbewerben und Produktionen beteiligt: M.S. ist Initiant verschiedener Wettbewerbe (Jungmusikanten, Nachwuchsjodler, Schweizerische Jugendbrassbands). Eviva unterstützt die entsprechenden Veranstaltungen und hilft bei der Organisation. Als Preis bekommen die Sieger eine Tonträgerproduktion, die in Zusam- menarbeit mit Plattenfirmen (z.B. TBM-Studio) entstehen und bei deren Verbreitung Eviva mithilft. Wettbewerbe Siehe oben bei Produktionen. finanzielle Unterstützung - Verkaufsaktionen Ja. Siehe oben

Quoten? Wie würde Ihre Station reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine be- stimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen vorgeschrieben würde?

64 Annahme: 4 p. Tag

Teil II, Seite 200 Senderauswertung: Eviva

Eviva wäre davon in keinem Fall betroffen. Dennoch sind wir aus grundsätzlichen Überle- gungen gegen eine solche Vorschrift. Einschätzung (+5 bis -5): -5 Ausgestaltung Keine Vorschläge.

Beilage Radio Eviva Dokumentation STICHWORT: SPARTENPROGRAMM Als Spartenprogramm für "Volksmusik" ist Radio Eviva nicht einfach ein weiteres Lokalradio, sondern stellt in der Schweizer Medienlandschaft eine Novität dar. Beim Fernsehen sind Spartenprogramme schon an der Tagesordnung. Ihnen gehört auch die Radiozukunft, weil sie den veränderten Bedürfnissen und Hörgewohn- heiten der Radiohörer(innen) unserer Zeit Rechnung tragen. Diese verlangen von einem Sender vermehrt statt der herkömmlichen Mischprogramme unter dem Motto "Für jeden etwas" zuverlässig und durchgehend ihren bevorzugten Musikstil (Klassikradio) oder bestimmte Wortinhalte (News-Kanal). Die Privatradios haben diesen Trend früh erkannt, wobei sie sich im musikalischen Bereich meist auf gängi- gen Pop-Sound konzentrieren. Auch die öffentlich-rechtlichen Radiostationen versuchen, ihn im Rahmen ihres Auftrags und ihrer Möglichkeiten aufzunehmen. Die ersten Programme kommen in der Regel als Mehrheitenangebot mit Information, leichter sowie volkstümlicher Unterhaltung daher; die zweiten sind für die Klassik- und Kultur-Anhänger reserviert; die dritten gehören den Rock- und Pop-Liebhabern. In- und ausländische Volksmusik fristet aber auch in diesem Modell nach wie vor ein Dasein am Rand, ob- wohl die Nachfrage nach Volksmusik-K1ängen in Radio und Fernsehen in den letzten zehn Jahren markant zugenommen hat. Hier hakt Radio Eviva ein: sein Programm füllt nicht nur eine Marktlücke, sondern gibt der nationalen und internationalen Volksmusik und dem Brauchtum der Schweiz und des angrenzenden Auslandes einen neuen, höheren Stellenwert. So ist Radio Eviva eindeutig mehr als eine Abspielstation für Ländler. Es vermittelt Hin- tergrundinformation, nimmt Entwicklungen auf, fördert junge Musikant(innen), berichtet von Brauchtums- Anlässen und lässt die Aktiven zu Wort kommen. Radio Eviva ist so innert kurzer Zeit für eine lebendige Schweizer Volkskultur unverzichtbar geworden. STICHWORT: RAHMENBEDINGUNGEN Radio Eviva versorgt seit dem 1. Oktober 1992 den alemannischen Kulturraum mit einem Spartenprogramm für Volksmusik und Volkskultur - und dies 24 Stunden täglich. Die Sendungen werden in Studios in Zürich/CH produziert und über das Satellitensystem Astra direkt und in die Kabelnetze verteilt. Zum Konzessionsgebiet zählen die gesamte deutsche Schweiz, Vorarlberg (Oe), Baden-Württemberg (D) sowie das Elsass (E). Dank der Verbreitung von Satellitenantennen im gesamten Empfangsbereich von Astra hat Radio Eviva aber auch zahlreiche Hörer(innen) ausserhalb seines eigentlichen Senderadius - von Polen bis Spanien und zwischen Stockholm und Neapel. Die Radio Eviva AG für Volksmusik erhält keinerlei Gebühren. Sie finanziert ihr Programm durch Werbung und Sponsoring. Zielgruppe ist ein aufgeschlossenes Publikum aus allen Alters- und Bevölkerungsschichten. Radio Eviva spricht sie als mündige Konsument(inn)en an. Radio Eviva ist eine Initiative des Zürcher Privatradios Z. Es veranstaltete im November 1990 und im Mai 1991 zwei dreissigtägige Kurzversuche für Zürich und Umgebung; damals noch unter der Bezeichnung Radio Viva. Angesichts des durchschlagenden Erfolgs hat es danach eine definitive Konzession beantragt und im Febru- ar 1992 auch erhalten. An der Eviva AG für Volksmusik hält Radio Z eine 20%Beteiligung. Weitere Aktionäre sind Curti Medien, die Emil Frey AG, die Hallenstadion Zürich AG, Feldschlösschen, Unifontes, die Basler Zeitung sowie weitere Partner aus Medien- und Industrieunternehmen. Die im Sommer 1992 neu erbauten Studios von Radio Eviva stehen in Zürich an der Kreuzstrasse 26. Dort sind auch das Zürcher Privatradio Z und die gemeinsame Akquisitionsfirma IP Multimedia Schweiz AG domi- ziliert. STICHWORT: AUFTRITT

Teil II, Seite 201 Senderauswertung: Eviva

Radio Eviva ist ein Radioprogramm unserer Zeit. Demzufolge arbeitet es mit einem modernen, professionel- len Layout. Seine Macher sind auf der einen Seite Profis dieses Mediums: Moderator(inn)en und Redak- tor(inn)en im Alter zwischen 20 und 45 Jahren, die Stilmittel und Sendeformen des modernen Rundfunks beherrschen und dem Sender zu einem frischen und kompetenten Auftritt verhelfen. Der effiziente Einsatz von Studiotechnik und EDV im Sendebetrieb reduziert die Präsenz von Redaktionsper- sonal im Studio in der Nacht und über weite Strecken des Tages auf ein Minimum, da dank dem Musikcom- puter MTS (Music Touch Screen) mit einer Speicherkapazität von insgesamt 1'000 Stunden Musik das Hand- ling von Tonträgern im Studio selber entfällt. Bei Radio Eviva gibt es daher ein neues Berufsbild: die Verantwortung für Redaktion, Moderation und Ablauf- verantwortung liegt für jeweils eine Schicht bei einem einzigen, entsprechend polyvalenten Redaktionsmit- glied. Dieses wird in seiner anspruchsvollen Arbeit durch ein vorbereitetes, ab Computer abrufbares Musik- programm unterstützt. Die Zusammenstellung dieser Programme obliegt einem einzigen Mann: dem Radio Eviva-Musikredaktor. Er ist Erfinder und alleiniger Gestalter des "Markenzeichens" von Radio Eviva, dessen einzigartigem "Musik- Mix". Dieser enthält - in bunter und ästhetisch sauberer Reihenfolge gemischt und ineinander verwoben - sämtliche von Radio Eviva berücksichtigten Musikkategorien. Auf der anderen Seite wirken Spezialist(inn)en aus den verschiedenen Teilbereichen der Sparte Volksmusik mit: Musiker(innen) und Fachleute, die das Programm durch ihre Branchenkenntnisse und ihre Persönlichkeit bereichern. Moderiert wird schriftdeutsch - ausser in Sendegefässen, die überwiegend aus Volksmusik schweizerischen Ursprungs bestehen. Die Sendungen werden, wenn immer möglich, live produziert. STICHWORT: MUSIK Radio Eviva ist ein Spartenprogramm für Volksmusik und Volkskultur - und in erster Linie ein Musiksender. Es berücksichtigt die gesamte Palette der Volksmusik, sowohl die im Sendegebiet beheimatete als auch weitere ausländische Spielarten. Die Musikredaktion unterscheidet vom Angebot her zwei Kategorien von Programmen. Einerseits werden nicht oder nur leicht moderierte Tageslaufprogramme und die Nachtsendungen dank der Unterstützung des Musikcomputers mit dem neuen Radio Eviva Musik-Mix programmiert. Diese abwechslungsreiche Mischung enthält, in bunter und ästhetisch sauberer Reihenfolge aneinandergereiht und ineinander verwoben, sämtli- che von Radio Eviva gepflegten Volksmusikkategorien: traditionelle Schweizer Volksmusik aus allen Lan- desteilen und in sämtlichen Stilrichtungen, Jodel- und Chorgesang, Blasmusik von Kapellen, Musikkorps und Brass Bands, schweizerische und ausländische volkstümliche Schlager, alpenländische und internationale Folklore sowie 2-3 Country-Titel pro Stunde. Diese Mischung prägt das 24-Stunden-Programm von Radio Eviva während 15-20 Stunden täglich. Es wird dem Musik-Computer MTS, Titel für Titel, in sorgfältiger Redaktionsarbeit von einem einzigen Musikredaktor vorgegeben, der so dem Musikprogramm des Senders durchgehend dessen unverwechselbares Profil gibt. In diesen Abschnitten werden keine Musiktitel an- oder abgesagt. Anderseits sind alle von Radio Eviva gepflegten Sparten mehrmals mit eigenen, in der Regel einstündigen Sendungen im Wochenprogramm vertreten. Auch nach anderen Kriterien festgelegte Typisierungen (z. B. geographisch), Wunschsendungen sowie vereinzelte Ausflüge in andere musikalische Gefilde (Leichte Klas- sik) sind darin enthalten. Da in dieser Kategorie die Information über die gespielte Musik eine zentrale Rolle spielt, werden Musiktitel, -interpreten etc. angesagt. Die Musik-Spezialsendungen informieren über Belange der einzelnen im Programm von Radio Eviva vertre- tenen Musiksparten (z. B. Country-Special), werden als redaktionelle Plattformen für die Anliegen der Ver- bände der IG Volkskultur gestaltet (Schaufenster...) oder sind als "personality shows" der mitwirkenden Spe- zialisten konzipiert (Eviva mit John Brack). Das musikalische Spektrum von Radio Eviva geht also weit über dasjenige eines "Ländlersenders" hinaus. Von der Musikauswahl und von der Moderation her hat sich Radio Eviva in seinem Leitbild zum Ziel gesetzt, "Tag für Tag das Vorurteil von der 'volksdümmlichen' Unterhaltung zu widerlegen" STICHWORT: COUNTRY-SENDER NR. 1 Mit über 28 Stunden Country-Music ist Radio Eviva in seinem Empfangsgebiet aus dem Stand zum Country- Sender Nr. 1 geworden. Weshalb berücksichtigt das Volksmusik-Radio Eviva die amerikanische Volksmusik in diesem Ausmass? Natürlich hat es auch damit zu tun, dass die Hörerbasis eines Spartenprogramms, das sich ausschliesslich an die Liebhaber(innen) von alpenländischer Volksmusik wenden würde, für eine ausrei- chende Werbefinanzierung klar zu klein wäre. Radio Eviva braucht deshalb seine "drei Beine", um als Spartenprogramm wirtschaftlich erfolgreich arbeiten zu können: Schweizer Volksmusik in all ihren Facetten (Ländler, Jodel, Blasmusik, Chorgesang, Schweizer

Teil II, Seite 202 Senderauswertung: Eviva volkstümlicher Schlager), die alpenländische und weitere ausländische Volksmusik (Oberkrainer, volkstümli- cher Schlager, internationale Folklore) und die Country-Music. Erfreulicherweise ist die "Koexistenz" dieser drei Volksmusikrichtungen bei Radio Eviva absolut friedlich. Im "Eviva-Mix", dem gemischten Musikteppich der Begleit- und Nachtprogramme, fnden sie sich einträchtig ne- ben resp. nacheinander im selben Mischprogramm. Die Praxis hat gezeigt, dass die Ländlerfreunde von den Country-K1ängen entweder genau so angetan sind wie von einem Schwyzerörgeliduett oder aber so tolerant gegenüber der ausländischen Volksmusik, dass sie sich daran nicht übermässig stören. Und dass die Country-Liebhaber öfter als erwartet zwar zu "ihrer" Stunde Radio Eviva einschalten, danach aber gerne bei "Radio Normal", wie der Sender nach seinem angenehmen Musikprofil auch schon genannt wurde, verweilen. STICHWORT: ZUSAMMENARBEIT MIT VERBAENDEN Die grossen Schweizer Verbände der Volkskultur und Volksmusik - Volks- und Blasmusiker, Jodler, Sänger, Akkordeon- und Theaterspieler etc. - sind in der Interessengemeinschaft Volkskultur zusammengeschlossen. Unter dem Präsidium von Kuno Knutti, Jona, reprasentieren sie die eindrückliche Zahl von 480'000 Mitglieder in der ganzen Schweiz. Die elf Mitgliedverbände der IG Volkskultur unterstützen Radio Eviva und haben in dessen Programm eine vielbeachtete Plattform für ihre Selbstdarstellung - das tägliche Schaufenster gefun- den. Idealerweise erfolgen Redaktion und Moderation eines solchen Schau£ensters durch geeignete Personen aus dem Kreis dieser Organisationen. O£t sind es deren Medienverantwortliche, die den redaktionellen Teil (Mitteilungen, Veranstaltungskalender) betreuen und moderieren sowie der Musikredaktion von Radio Eviva bei der musikalischen Gestaltung zur Hand gehen. Sie hel£en auch bei der Beschaf£ung der in manchen Fällen eher dünn gesäten Tonträger mit. Mitgliedverbände der IG Volkskultur - Eidgenössischer Jodlerverband EJV - Eidgenössischer Musikverband EMV - Verband Schweizer Volksmusikfreunde VSV - Eidg. Handharmonika- und Akkordeonmusik-Verband EHAMV - Zentralverband Schweizer Volkstheater ZSV - Schweizerische Chorvereinigung SCV - Eidgenössischer Orchesterverband EOV - Goldener Violinschlüssel - Fürstlich-Liechtensteinischer Sängerbund - Gesellschaft für die Volksmusik - Schweizerischer Mandolinen- und Gitarren Orchesterverband STICHWORT: Empfang Als Radio Eviva im Herbst 1991 sein Konzessionsgesuch einreichte, standen keine terrestrischen Frequen- zen für die Verbreitung des Programms zur Verfügung. Um die Anhänger eines Volksmusik- Spartenprogramms, die dieses anlässlich der beiden Kurzversuche im November 1990 und Mai 1991 mit Begeisterung begrüsst hatten, nicht länger warten lassen, nahm Radio Eviva zur raschen Positionierung und Profilierung seines Programms das Handicap einer Satellitenkonzession auf sich. Radio Eviva ist deshalb bisher nur entweder mit Satellitenantennen ("Schüsseln") über den Satelliten Astra oder über Kabelanschluss in 1,8 Millionen Kabelhaushalten in der Schweiz und im angrenzenden Ausland zu empfangen. Modernes Radio ist aber ein mobiles Medium, das man auch mit Radioweckern, Transitorradios und Autora- dios empfangen können muss, wenn ein Programm eine genügend breite Hörerbasis für eine Werbefinanzie- rung finden und so auf Dauer eine wirtschaftliche Basis haben soll. So hat denn Radio Eviva frühzeitig ange- kündigt, dass es sich im Zusammenhang mit der Neukonzessionierung aller Privatradios in der Schweiz und der damit verbundenen Neuordnung der Schweizer Frequenzordnung um sog. terrestrische, also im ganzen Land mobil empfangbare UKW- oder Mittelwellen-Frequenzen bewerben wolle. Diese Forderung wurde von der Publikumspetition "Freier Empfang für Radio Eviva" auf eindrückliche Weise unterstützt. Ein Komitee von 25 Erstunterzeichner(inne)n lancierte die Petition anfangs September 1993. Sie wurde innert zwei Monaten von gegen 170'000 Schweizerinnen und Schweizern unterzeichnet und Ende November 1993 dem Bundesrat übergeben.

Teil II, Seite 203 Senderauswertung: Eviva

Ende Dezember 1993 hat Radio Eviva ein abgestuftes Konzessionsgesuch für ein terrestrisch verbreitetes Volksmusikspartenprogramm eingereicht. Mit seinem Entscheid zur UKW-Sendernetzplanung vom August 1994 hat der Bundesrat dem Hauptanliegen des Gesuches - UKW-Frequenzen für die deutsche Schweiz - nicht entsprochen. Radio Eviva bemühte sich deshalb um die einzige noch freie Mittelwellenfrequenz. In sei- ner Sitzung vom 18. September 1995 hat der Bundesrat die Weisungen zur Mittelwellennetzplanung erlas- sen. Die MW 1566 kHz wird für privaten sprachregionalen Veranstalter ausgeschrieben, die Konzessionie- rung ist per Frühsommer 1996 geplant. Radio Eviva erachtet sich als prädestiniert für den Betrieb dieser terrestrischen Frequenz. STICHWORT: MACHERINNEN UND MACHER Bis zur Zuteilung von terrestrischen Frequenzen wird ein beträchtlicher Anteil des Betriebsbudgets von Radio Eviva von den Kosten für Satellitenmiete und -übermittlung verschlungen. Auf Programmseite muss es des- halb noch sparsamer haushalten als andere Privatmedien. Dank dem computerunterstützten Musikabspielsystem MTS (Music Touch Screen), das in der Nacht und über weite Strecken des Tagesprogramms als eine Art "vollautomatischer Pilot" eingesetzt werden kann, kommt der Sender mit dem rekordverdächtigen Minimum von insgesamt nur 7 festen Stellen aus, die für Programmleitung, Chefredaktion, Musikprogramm, Redaktion, Moderation und Abwicklung des 24-Stunden- Programms besorgt sind. Dazu kommen - im stundenweisen Einsatz für Spezialsendungen und Fachmaga- zine - 20 freie Mitarbeiter(innen).

Radio Eviva: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung, ergänzt durch die ma- nuell eingesetzten Titel; Tagesprogramm (06 bis 18 Uhr) während drei Ta- gen im Erhebungsmonat Einschränkungen: Die übermittelten Listen betreffen lediglich drei Stichprobentage im Erhe- bungsmonat. Bemerkungen: Ermittlung und Markierung der Schweizer Titel durch Sender, Auswertung durch den Verfasser

Radio Eviva: Einheimische Titel im Monat Juni 1996

Datum Erfasste Titel (06-18h) CH-Titel 7.6.96 200 155 18.6.96 183 140 30.6.96 181 130 Total 564 425 100% 75.35%

Radio Eviva: redaktionelle Beiträge Juni ‘96

Basis: Erhebungsbogen, Schreiben an den Verfasser. Einschränkungen: Die Angaben sind rudimentär. Erhebungsbogen wurde pauschal für alle Sendetage verwendet, nach Tagen differenzierte Angaben fehlen. Es fehlen Zeitangaben und Details für verschiedene (wöchentliche) Beiträge.

Teil II, Seite 204 Senderauswertung: Eviva

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* tägl. 3.5 Min. Interview zu Schweizer Volksmusik I tägl. 3.5 Min. Interview zu Schweizer Volksmusik I tägl. 3.5 Min. Bericht zu Schweizer Volksmusik B tägl. 3.5 Min. Bericht zu Schweizer Volksmusik B tägl. 3.5 Min. Rezension zu Schweizer Volksmusik-Tonträgern T tägl. 3.5 Min. Konzertbesprechung zu Schweizer Volksmusik-Veran- V staltungen tägl. 3.5 Min. Beitrag zu Schweizer Volkskultur A wöchentlich ? Eine Übertragung Ü wöchentlich ? 10 Gemischte Magazinsendungen M Totalzeit: ?

*) M = Gemischte (Magazin-)Sendung, I = Interview, B = Bericht, T = Tonträgerrezensionen V = Veran- staltungsbesprechung, G = Gesprächsrunde Ü = Konzertübertragung, A = Andere Beiträge.

Aufgrund der lückenhaften und pauschalen Angaben kann nur grob geschätzt werden, in welchem Umfang sich Radio Eviva dem einheimischen Musikschaffen redaktionell annimmt. Die als tägliche Programmteile angegebenen Kurzbeiträge (à 3.5 Min.) ergeben auf 30 Tage hochgerechnet ca. 735 Minuten. Dazu kommen mit entsprechender Thematik etwa 40 gemischte Magazinsendungen unbekannter Dauer sowie eine Übertragung ebenfalls unbekannter Dauer.

Teil II, Seite 205 Senderauswertung: DRS; Allgemeines

Teil III: Senderauswertungen SR DRS

Allgemeines zu Schweizer Radio DRS

Schweizer Radio DRS ist eine Unternehmenseinheit der Schweizerischen Radio- und Fernsehge- sellschaft SRG. Die SRG ist als Vereinsverband eine Gesellschaft des privaten Rechts mit den Organen Zentralrat, Zentralratsausschuss, Generaldirektor SRG und Kontrollstelle. Als Unterneh- men orientiert sich die SRG am Aktienrecht; sie bildet eine Unternehmensgruppe im Sinne einer Holding. Der Sitz der SRG ist Bern. Die SRG hat einen öffentlichen Auftrag zur Grundversorgung der schweizerischen Bevölkerung mit Radio- und Fernsehprogrammen. Die Grundversorgung umfasst Information, Kultur, Bildung, Unterhaltung und Serviceleistungen. Schweizer Radio DRS definiert sich als Service Public, als Radio im Dienste und im Interesse der Öffentlichkeit. Programmlich bedeutet das, dass Schweizer Radio DRS mit seinen zwei Generalis- ten-Programmen und seinem Kulturprogramm DRS 2 möglichst umfassend informieren, möglichst alle Facetten der Wirklichkeit widerspiegeln und möglichst alle gesellschaftlich relevanten Fragen thematisieren muss, will es seinem Auftrag gerecht werden. In ihrem Leitbild definiert sich die SRG insgesamt als „führendes schweizerisches Medien- und Kulturunternehmen im audiovisuellen Bereich“. Bewusst schweizerisch ist die SRG in dreifacher Hinsicht: „Sie fördert die Entfaltung der verschiedenen Kulturen und Gemeinschaften im Inland, wirkt als nationale Klammer und fungiert als Botschafterin der Schweiz im Ausland. Für ihren ge- meinnützigen Dienst beansprucht die SRG die verfassungsrechtlich garantierte Unabhängigkeit und Autonomie von Radio und Fernsehen.“65 „Die Kulturdebatte in den Medien wurde im vergangenen Jahr intensiviert und an verschiedenen repräsentativ zusammengesetzten Tagungen vertieft. Die SRG hat ihren Willen bekräftigt, der Kultur in ihrem Programmangebot weiterhin einen zentralen Platz einzuräumen. Dieser Auftrag wird von beiden SRG-Medien in ihrem gesamten Programmschaffen wahrgenommen und betrifft sowohl Kultur im weitesten Sinn - als Alltags- und Volkskultur - als auch das eigentliche Kunst- schaffen. Der wichtigste Beitrag der SRG zur schweizerischen Kultur bleibt jedoch die Produktion und Verbreitung eines gleichwertigen und repräsentativen Programmangebots in allen vier Sprachregionen des Landes.“66 Über ihre Kulturleistung legen die Teile der Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft re- gelmässig Rechenschaft ab - zum einen in den Geschäftsberichten und in der 14-täglichen Kultur- agenda67, zum anderen in separaten Berichten und - in gesammelter Form - in der Publikation „SRG und Kultur - eine Dokumentation, die 1991 erstellt wurde.

65 SRG Context 1/1995, S. 4. Vgl. Leitbild vom 10.5.96. 66 Quelle: Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft: Geschäftsbericht 1995, Bericht Stabsbereich Radio, S.17-18. 67 Die SRG-Kulturagenda beinhaltet eine Auswahl von Kultursendungen aus den SRG-Radio- und Fernsehpro- grammen.

Teil III, Seite 1 Senderauswertung: DRS; Allgemeines

Darin wird - wie auch an anderen Orten - auf die besondere Rolle und Problematik der SRG ein- gegangen. In welchem Masse Massenmedien kulturelle Werte anbieten können, hänge zu einem bedeutenden Teil von ihrer Finanzierungsart ab, schreibt der damalige SRG-Generaldirektor An- tonio Riva im Vorwort: „Sind Veranstalter rein werbefinanziert, wie Gratisanzeiger oder Kommerz- fernsehen, so haben sie sich letztlich immer an der Maximierung der Auflage oder der Einschalt- quoten zu orientieren. An sich macht das kulturelle Leistungen, echte Stimulantien zur kulturellen Entfaltung nicht unmöglich. Nur: Auch sie müssen, aufs Ganze gesehen, für die Investoren ge- winnbringend sein. Was dies bedeutet, kann heute auch jedermann aus eigener Anschauung be- urteilen: Programme werden als Ware verkauft, auch Programme, die im Vergleich zu den schweizerischen über ein Vielfaches an Mitteln verfügen. Stehen Veranstaltern neben den Werbe-Einkünften (die sie vor der Versuchung schützen, sich dem Wettbewerb zu entziehen und in ein „edles“ Ghetto zu flüchten) auch öffentliche Mittel zu, dann können und müssen sie Leistungen erbringen, Chancen bieten, die sehr wünschbar, aber finanziell unrentabel sind: Programme als besonderes kulturelles Gut. Die zentrale kulturelle, ja kulturpolitische Leistung der gemischtfinanzierten SRG ist es, den Schweizern in allen Landessprachen gleichwertige, bevorzugt genutzte und eigenständige mediale Angebote zur kulturellen Förderung und Entfaltung zu machen. Die Leistungen der SRG stellen einen wesentlichen Teil der heute durch verschiedene Einfluss- sphären bedrohten und noch kaum je besonders üppig florierenden Schweizer Kulturlandschaft dar.“68 Im Bericht wird des weiteren darauf verwiesen, dass wegen der Kommerzialisierung der elektroni- schen Medien und durch die Deregulierung ihrer öffentlich-rechtlichen Rahmenbedingungen die Programme zunehmend nach wirtschaftlichen Kriterien hin ausgerichtet wurden: „Kultur bringt keine Einschaltquoten. Trotzdem sind heute Radio und Fernsehen zu den bedeutendsten Trägern und Vermittlern von Kultur geworden. Wichtige Teile der Bevölkerung kommen wahrscheinlich überhaupt nur über diese Medien mit kulturellem Schaffen in Berührung. (...) Solche Umstände führen zwangsläufig zur Marginalisierung kultureller Programm. Kultur bringt keine Einschaltquo- ten. Sie müsste deshalb, rein wirtschaftlich, als „Unwert“ bezeichnet werden.“69 Der Kulturauftrag der SRG - und die Radioprogramme Das Radio- und Fernsehgesetz, welches seit dem 1. April 1992 in Kraft ist, legt in Artikel 3 unter anderem fest, dass Radio und Fernsehen „das schweizerische Kulturschaffen fördern und die Zu- hörer und Zuschauer zur Teilnahme am kulturellen Leben anregen“ sollen. Die geltende Konzes- sion der SRG spricht von einer Wahrung kultureller Werte und einem umfassenden Bildungsauf- trag: „Die Programme sollen insgesamt die kulturellen Werte des Landes wahren und fördern sowie zur geistigen, sittlichen, religiösen, staatsbürgerlichen und künstlerischen Bildung beitragen, Informa- tionen zur freien Meinungsbildung vermitteln und das Bedürfnis nach Unterhaltung befriedigen,“ steht in Artikel 4 der SRG-Konzession. Weitere gesetzliche Grundlagen finden sich in Artikel 26 des Bundesgesetzes über Radio und Fernsehen (Konzession und Auftrag) sowie in der Bundes- verfassung (Art. 55 bis, Absatz 2). „Der im Gesetz und Konzession umschriebene Kulturauftrag ist ein Kernstück der öffentlichen Aufgabe von Radio und Fernsehen der SRG. Auch hier hat die SRG eine Integrationsaufgabe zu erfüllen durch die Widerspiegelung zahlreicher und vielgestaltiger kultureller Werte. Mehr noch: Sie ist zur Erhaltung und Pflege dieser Werte aufgerufen. Und eine weitere Aufgabe ist jene der

68 Quelle: Antonio Riva in: SRG und Kultur - eine Dokumentation, S.4. 69 SRG und Kultur - eine Dokumentation, S. 6.

Teil III, Seite 2 Senderauswertung: DRS; Allgemeines

Kulturförderung: Die elektronischen Medien sind Animatoren kultureller Innovationen. Sie sind aber auch eigentliche Träger künstlerischer Ausdrucksformen dort, wo Radio und Fernsehen ihre je eigenen Kunstgattungen geschaffen haben.“70 Die Darstellung der SRG-Leistungen aus der Kulturperspektive erwähnt im Kapitel ‘Radio und Fernsehen als Kulturträger’ neben Hörspielen, Features, Magazinen und anderem auch die Musik. Deren Gewichtung und Erscheinungsformen hänge allerdings vom Programmformat ab: „Die Ty- pisierung der drei Radioprogramme - die drei sog. Programmketten - einer Region ist ein klassi- sches Mittel der Programmgestaltung. Damit können die unterschiedlichen Interessen und Vorlie- ben der verschiedenen Publikumsgruppen angesprochen werden. Dem weiten Begriff von Kultur entsprechen die verschiedenen Programmtypen. Musikauswahl und Sprachstil, Informationsanteil und kettenspezifische Formen der Hintergrundsendungen geben einem Radioprogramm seinen profilierten Charakter. Grundlegend jedoch für die Gestaltung aller Programmketten ist der Leis- tungsauftrag, der einen Beitrag der SRG-Programme zur kulturellen Entfaltung verlangt.“71 Die Radioketten werden im einzelnen kurz charakterisiert: DRS 1 „DRS 1 ist das Programm mit der grössten Verbreitung in der Deutschschweiz. Täglich erreicht es rund 45% der Bevölkerung, d.h. 1,8 Millionen Personen. Es ist somit bezogen auf den ganzen deutschsprachigen Bereich Markt-Leader und damit in der Lage, kulturelle Inhalte in einem Um- fang zu vermitteln wie kein anderes publizistisches Unternehmen in der Schweiz.“ Vom Musikan- gebot her gesehen vermittle DRS 1 in breitem Mass (rund 30% der musikalischen Sendezeit) ei- nen Überblick über das populäre Musikleben in der Schweiz. „Volksmusik, Chormusik, Blasmusik werden nicht nur als musikalische Programm-Bestandteile angeboten, sie werden auch mit nam- haften finanziellen Aufwendungen produziert (25% des gesamten Musikbudgets von DRS 1 wer- den für Schweizer Eigenproduktionen eingesetzt). Auf DRS 1 finden auch kleinräumige Volksmu- sik-Kulturen ein breites Publikum.“72 DRS 2 Das primäre Anliegen des Kulturprogramms von Radio DRS bestehe darin, gesellschaftliche Vor- gänge sichtbar und kulturelle Phänomene verstehbar zu machen, indem es Hintergründe und Zu- sammenhänge aufzeigt sowie Wissen und Bildung vermittelt. „Es beteiligt sich ausserdem aktiv am Kulturleben der Schweiz, zum Beispiel mit Konzertübertragungen und Musik-Eigenaufnahmen sowie mit der eigenen Produktion zahlreicher Hörspiele. DRS 2 sorgt mit der Erfüllung des Kultur- auftrags für einen Ausgleich der kulturellen und bildungsmässigen Angebote, in einem Land, des- sen kulturelle Infrastruktur sehr unterschiedlich ist.“73 18 der 24 täglichen Programmstunden gehö- ren der Musik. Es ist die klassische, die sogenannte E-Musik, die den Sender musikalisch prägt. Zudem verschaffe DRS 2 dem Musikleben der deutschen Schweiz, aber auch der anderen Schweizer Regionen und wichtigen internationalen Ereignissen über die Konzertsäle hinaus Be- achtung und Resonanz. „So hat es 1991 rund 100 Konzerte aus Deutschschweizer Konzertsälen übertragen und mehr als 200 neue und ältere Werke für eine spätere Ausstrahlung mit den ver- schiedensten InterpretInnen in den eigenen Studios aufgezeichnet.“74

70 SRG und Kultur - eine Dokumentation, S. 8. 71 SRG und Kultur - eine Dokumentation, S. 26. 72 SRG und Kultur - eine Dokumentation, S. 30. 73 SRG und Kultur - eine Dokumentation, S. 30. 74 SRG und Kultur - eine Dokumentation, S. 32. Ergänzend dazu: „SR DRS 2 versteht sich als das Deutschschwei- zer Kultur- und Konzertradio. Sein Publikum interessiert sich für klassische Musik, Jazz, traditionelle und neue Musiksparten, kulturelle und gesellschaftliche Themen. SR DRS 2 ist das andere Radio, das auf Hintergrund und Vertiefung setzt, sein Publikum kompetent informiert und mit Esprit unterhält und weiterbildet. SR DRS 2 vermit- telt und reflektiert das kulturelle und gesellschaftliche Geschehen in der Schweiz und im Ausland, und leistet mit

Teil III, Seite 3 Senderauswertung: DRS; Allgemeines

DRS 3 Das Programm für die jüngere Bevölkerung stellt jene Bereiche des Kulturlebens dar, welche die- se Publikum besonders interessieren. „Neben der Musik werden vor allem folgende Bereiche the- matisiert: Film, Theater, Literatur, aber auch Aspekte von Naturwissenschaft/Technik sowie ge- sellschaftspolitische Fragen. Das Musikprogramm von DRS 3 orientiert sich an klaren qualitativen Standards und leistet damit einen Beitrag zur modernen Musik-Kultur. Das Programm berücksich- tigt dabei die nationale Musikproduktion in angemessener Weise. Neben der spezifischen Musik- Information leistet DRS 3 einen kulturellen Beitrag durch die Ausstrahlung von täglichen musikali- schen Spezialsendungen (von Blues und Country bis Jazz und Rock), unter denen wiederum die Schweizer Musik einen privilegierten Platz einnimmt („CH-Special“). Im Sinne von musikalischen Eigenproduktionen widmet sich DRS 3 einerseits einer kontinuierli- chen, wenn auch gezwungenermassen selektiven Abbildung des nationalen und internationalen Konzertgeschehens (‘DRS 3 uff dr Gass’).“75

Aus dem Geschäftsbericht 1995 „Für Schweizer Radio DRS war das Berichtsjahr von der Umsetzung einer umfassenden Programmreform geprägt. "Radio 95" brachte dabei vor allem eine Ausweitung des Informationsangebots: In den Prime Times am Morgen und Mittag werden die Hauptnachrichtensendungen und Informationsmagazine neu auf zwei, am Abend sogar auf allen drei Ketten zeitlich gestaffelt gesendet. Die Hörerinnen und Hörer haben damit die Möglichkeit. sich über SR DRS zu informieren, wann immer sie wollen. DRS 1 baute das Angebot an Beratungs- und Service-Sendungen aus und führte eine tägliche Abendsen- dung mit Wiederholungen von Wortbeiträgen aus dem Tagesprogramm ein. Das Vorabendprogramm wurde durch eine tägliche Kindersendung ergänzt. DRS 2 musste im Tagesprogramm auf die Wort-Schiene Reflexe-Journal verzichten; statt dessen informie- ren die Prime-Time-Informationssendungen sowie ein täglicher Kurzbeitrag über das aktuelle Kulturgesche- hen. Einige vertiefende Sendungen im Abendprogramm wurden zusammengelegt bzw. neu gestaltet. DRS 3 modifizierte das Konzept des Tagesprogramms und stellte die Sendungen des Abendprogramms um. Die Auflage lautete für alle drei Ketten gleich: die Optimierung des Programm-Angebots mit deutlich reduzier- ten Mitteln und Rationalisierungen bei der Produktion. Die Einführung von ‘Radio 95’ stellte an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hohe Anforderungen, ganz be- sonders im Bereich der Information, wo sich die Leute zeitweise sogar überfordert fühlten. Ob die Qualität der journalistischen Arbeit darunter gelitten hat, und wo punktuelle Korrekturen der organisatorischen Abläufe, Arbeitsmethoden und Programmkonzepte nötig sind, wird eine genaue Analyse und Beurteilung der pro- grammlichen Leistung zeigen. Die Programmnutzung lag 1995 klar unter den Werten des Vorjahrs. Die Reichweite und der Marktanteil von SR DRS sind um je drei Prozent gesunken. Etwas schwer verständlich für SR DRS sind die markanten Einbussen während der Prime Times, also bei jenen Programmabschnitten, in denen besondere Anstrengungen zur Verbesserung des journalistischen Angebots gemacht wurden. Es bestätigt sich erneut die Erfahrung, dass die mit Veränderungen der Programmstruktur verbundene Ver- unsicherung der Hörer und Hörerinnen kurzfristig nicht aufgefangen werden kann. Wohl sind die Einschaltquoten etwas rückläufig. dafür aber werden die Programme gemäss repräsentativer Publikumsbefragungen positiver beurteilt. Sie geben nur wenig Hinweise auf eindeutige Schwachstellen der neuen Programmstrukturen. Vertieft abzuklären bleibt aber, ob SR DRS mit dem Ausbau des Informations- angebots zu weit gegangen ist, indem es die allgemeine Übersättigung noch verstärkt hat. Das Radio befindet sich mit der Einführung informatikunterstützter Programmabläufe und der Digitalisierung in einer Phase grundlegender technologischer Veränderungen. Die organisatorische Integration aller techno- logiebezogenen Bereiche in die Abteilung Infrastruktur hat sich nach den gemachten Erfahrungen bewährt.

Wort-, Hörspiel-, und Musikproduktionen - auch in öffentlichen Veranstaltungen - einen eigenständigen Kulturbei- trag.“ (Bericht von DRS 2, JS, 16.8.96.). 75 SRG und Kultur - eine Dokumentation, S. 34.

Teil III, Seite 4 Senderauswertung: DRS; Allgemeines

1995 wurden verschiedene grössere Innovationsprojekte erfolgreich vorangetrieben. Ein wichtiges radiopho- nisches Ereignis war die Inbetriebnahme des neuen digitalen Sendekomplexes im Studio Zürich. Dadurch konnte - bei immer noch bloss vier Regien - die Sendezeit um 50 Prozent gesteigert werden. Gleichzeitig verdoppelte sich der Anteil an Sendestunden, welche die Moderatorinnen und Moderatoren allein ohne tech- nisches Personal bestreiten. Nationale und internationale Auszeichnungen belegen immer wieder die öffentliche Wertschätzung von SR DRS als Kulturmedium. So kam das auch 1995 in der Verleihung des Zurlauben-Literaturpreises der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr an die Literaturredaktion von DRS 2 zum Ausdruck. Internafionale Anerkennung fand das DRS 1-Hörspiel ‘Krok’·durch die Auszeichnung mit dem Prix Futura (Berlin). Die wachsende Bedeutung des Radios als Begleitmedium sowie der anhaltende Erfolg der inländischen und ausländischen Privatsender, zwingen SR DRS, sich den Trends der Konkurrenz bis zu einem gewissen Grad anzupassen, soll die quantitative Marktstellung gehalten werden. Im Hinblick auf die Erfüllung des Auftrags ist andererseits eine klare qualitative Positionierung und Abgrenzung gegenüber den Kommerzsendern not- wendiger denn je. Immer bedrängender stellt sich aber bei der aktuellen Entwicklung die Frage, wie lange sich ein Radio mit einem umfassenden journalistischen Auftrag im total ausdifferenzierten Markt noch behaupten kann.“76

Schweizer Radio DRS: Betriebsfakten77

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen 871, davon 505 Männer und 366 Frauen (Vollzeit- und Teilzeitmit- arbeiter/innen) Betriebsertrag 116,4 Millionen Franken Betriebsaufwand 117,4 Millionen Franken Unternehmensergebnis -0,7 Millionen Franken

Programmkosten Schweizer Radio DRS (1995)78

Sendestunden Kosten (Mio. Fr.)79 Minutenkosten (Fr.) DRS 1 8760 33.4 64 DRS 2 8760 19.3 37 DRS 3 8760 10.7 20 Regionaljournale 1120 9.7 144 Programmdienste - 1.9 - Dokumentation/Archiv - 4.5 - Übrige Prog.-Kosten - 1.8 - Total 27400 81.3 50

Schweizer Radio DRS: Sendungen nach Produktionsart80

Art Stundentotal 1995 Anteil % Eigenproduktionen 8100 29.2 Fremdproduktionen 17000 61.4 Wiederholungen 2600 9.4

76 Quelle: Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft: Geschäftsbericht 1995, S:8. 77 Grundlage: Geschäftsbericht 1995 und Medienstudie SRG 1995. 78 Quelle: SRG: Zahlen, Daten, Fakten 1995. „Zwischen 1990 und 1994 sank das Budget für Radio DRS um 11 Millionen Franken, und zwischen 1995 und 1998 vermindert sich das Budget jährlich um 1,5 Millionen Franken.“ (TA, 6.8.96). 79 In den Kosten bei DRS 1, -2 und -3 sind auch die Aufwendungen für die Information enthalten. 80 Quelle: DRS Geschäftsbericht 1995, S. 48.

Teil III, Seite 5 Senderauswertung: DRS; Allgemeines

Schweizer Radio DRS: Programmzusammensetzung81

Programmart Stunden Anteile Musik 18213 65.7% Wort-Unterhaltung 2737 9.9% Wort-Kultur 2119 7.7% Information 4396 15.9% Zielgruppen-Sendungen 234 0.8% Total 27699 100%

Programmzusammensetzung nach Sender82

Programmart DRS 1 DRS 2 DRS 3 Musik 56.6 70.6 79.2 Wort-Unterhaltung 19.9 5.1 6.3 Wort-Kultur 5.1 14.9 4.2 Information 17.6 8.2 9.5 Zielgruppen-Sendungen 0.8 1.2 0.8 Total in Stunden 8760 8760 8760

Marktanteile, Tagesreichweiten 1995

Marktanteile Tagesreichweiten (Montag bis Freitag) DRS 1 38.3% 41.2% DRS 2 1.5% 2.8% DRS 3 9.0% 10.9% insgesamt 48.7% 54.9%

Marksteine in der Geschichte von Schweizer Radio DRS83 1922 nimmt in Lausanne der dritte öffentliche Radiosender in Europa seinen Betrieb auf. In den 20er Jah- ren experimentieren Pioniere mit dem neuen Medium und gründen im ganzen Land Radiogenossen- schaften (1924 in Zürich, 1925 in Genf und Bern, 1926 in Basel, 1930 in der Ostschweiz und in Lu- gano, 1946 in der Innerschweiz und in der rätoromanischen Schweiz). 1931 wird die Schweizerische Rundspruchgesellschaft (SRG) gegründet, die von da an alle regionalen Organisationen umfasst. Anfang der 30er Jahre nehmen die Landessender Sottens, Beromünster und Monte Ceneri ihren Dienst auf. 1949 sind in der Schweiz eine Million Radiokonzessionen erteilt. 1952 übernimmt die SRG den Programmdienst des Telefonrundspruchs von den PTT. 1983 Einführung von DRS 3, dem Programm für Junge und Junggebliebene. 1984 tritt eine umfassende Radiorevision in Kraft. Die drei Sendeketten treten musikalisch und formal typi- siert auf; das Informationsangebot - auch jenes der Regionaljournale - wird verstärkt. 1985 werden Radio und Fernsehen DRS organisatorisch getrennt. 1986 sendet Radio DRS auf allen drei Ketten in Stereo. 1990 sind über 2,6 Millionen Radiokonzessionen erteilt.

81 Quelle: DRS Geschäftsbericht 1995, S. 48. 82 Quelle: DRS Geschäftsbericht 1995, S. 48. 83 Quelle: Informationen von SR DRS.

Teil III, Seite 6 Senderauswertung: DRS; Allgemeines

1995 erfolgt eine umfassende Programmreform. Die Programmleistungen werden trotz reduzierten Mitteln optimiert. Wichtigste Neuerungen: das zeitversetzte Informationsangebot und der Ausbau der Bera- tungs- und Service-Sendungen. 1996 Am 1. Oktober beginnt auf Mittelwelle die „Musigwälle 531“, ein zusätzliches Musikangebot mit einem breit gefächerten Profil.

Als quasi öffentlich-rechtliches Radio im Spannungsfeld zwischen Markt und Auftrag stellen sich SR DRS derzeit wichtige Fragen: „Hat ein ‘Service public’-Radio überhaupt noch eine Zukunft in einer Medienlandschaft, die scheinbar irreversibel in Tausende, miteinander nicht mehr vernetzte Mikrokosmen zerfällt? Und: Wieweit können wir diesen übermächtigen Trends gegenüber Wider- stand leisten, indem wir unser Radio weiterhin als Kontrapunkt und Alternative konzipieren, ohne uns aus dem darwinistisch funktionierenden Markt hinauszukatapultieren? Wir müssen unser traditionelles Selbstverständnis überprüfen und sehr differenziert die Frage neu stellen, welches unsere Rolle und unsere Aufgabe in der Zukunft ist und wo sich ein SRG-Radio im Spannungsfeld zwischen Markt und Auftrag positioniert. Die neuen Techniken wie das in der Schweiz über Kabel verbreitete DSR (Digital Super Radio) oder das digitale Radio DAB(Digital Audio Broadcasting) werden zwangsläufig Auswirkungen auf unsere Programmpolitik haben. Auch die bisher fünf im Orbit plazierten ASTRA-Satelliten setzen mit uncodierten Radioprogrammen und codierten Pay- Radioprogrammen neue Akzente. Theoretisch können diese Satelliten 768 Radio- und 64 TV- Programme anbieten. Ab Herbst 1996 werden DRS 1 und DRS 2 alsuncodierte Programme auch über ADR (Astra Digital Radio) zu hören sein.“84

Fakten und Anmerkungen zur Archivsituation bei Schweizer Radio DRS85 Schweizer Radio DRS unterhält drei Arbeitsbereiche "Dokumentation & Archive" in den Studios Zürich, Basel und Bern. Jeder dieser Bereiche besitzt Archivbestände im Umfang von 200'000 bis 300'000 physischen Einheiten. Ungefähr zwei Drittel dieser Bestände sind Musiktonträger: aus dem Bereiche der industriellen Produktion Schellackplatten, Singles und Langspielplatten sowie Compact-Discs, im Bereiche der Eigenproduktionen wenige Schellackplatten, Bänder und seit etwa fünf Jahren CD-R. Die musikalischen Bestände sind praktisch vollständig erschlossen: mit konventionellen Zettelkatalogen bis 1987, innerhalb einer für die SRG zentralen, alle SRG-Studios verbindenden Datenbank seit 1987. Seit 1995 ist bei Schweizer Radio DRS der Musiktonträger-Eingang durch einen Leistungsauftrag, der von den Programmseite her formuliert wurde, gebunden und entsprechend quantifiziert. Die- ser lautet für die drei D+A-Arbeitsbereiche insgesamt:86

DRS 1 2935 Industrie-Tonträger (inkl. Eigenproduktionen) DRS 2 2897 Industrie-Tonträger 452 Eigenproduktionen DRS 3 3220 Industrie-Tonträger (inkl. Eigenproduktionen)

In den Radiostudios der SRG spielen deshalb Tonträger, ob durch den Handel bezogen oder durch den öffentlich-rechtlichen Hörfunk in Eigenregie produziert, eine wichtige Rolle: „Je nach Studio stammen die CD’s und Schallplatten aus unterschiedlichen Quellen. Um für die tägliche

84 Informationen aus der SR DRS-Internet-Seite (August 1996). 85 Quelle: SR DRS (M. Erni), Studio Basel Dokumentation & Archive, 16.8.96 86 Die Zahlen beziehen sich jeweils auf ein Jahr.

Teil III, Seite 7 Senderauswertung: DRS; Allgemeines

Arbeit auf eine reichhaltige und repräsentative Sammlung zurückgreifen zu können, werden die CD’s und Schallplatten zum Teil gekauft und zum Teil über den Pressedienst der Vertriebsfirmen zur Verfügung gestellt. Auch die Aktualität der Musiktitel ist ein wichtiges Merkmal für die Qualität des Bestandes. So wurden gemäss Angaben der Dokumentations- und Archivabteilungen (D+A) im Jahr 1995 rund 27’000 Exemplare von 10’000 CD- und Plattenreferenzen aufgenommen. Eine kraftvolle und eigenständige Programmierung ist jedoch zusätzlich auf Eigenproduktionen der SRG-Radiounternehmenseinheiten angewiesen. Zwar stellen die Studios selbst weniger Do- kumente her als vielleicht vor wenigen Jahren, doch findet das Musikleben mit seinen Konzerten und Festspielen in der SRG ein nachhaltiges Echo. Die entsprechenden Aufnahmen sind ein ein- maliger Erinnerungsschatz, der entweder über Sendungen oder vermehrt auch in Form von im Handel erhältlichen CD’s und Schallplatten Werke und Interpretationen aus den unterschiedlichs- ten Epochen an die Hörerinnen und Hörer heranträgt. Ein noch breiteres Publikum erreicht diese Produktion dank dem regen Austausch zwischen den Radios insbesondere im Rahmen der UER. Jedes SRG-Studio besitzt Zehntausende solcher Aufnahmen, zum grössten Teil Tonbandauf- zeichnungen. Es sind intensive Bestrebungen im Gange, diesen Reichtum besser auszuschöpfen. Um all die Musikdokumente verfügbar zu machen, müssen die Dokumentations- und Archivabtei- lungen der verschiedenen Unternehmenseinheiten eine umfangreiche Katalogisierung vornehmen. Seit 1985 besitzt die SRG die Musikdatenbank PHONO. Sie funktioniert in drei Sprachen und nach dem Prinzip der „geteilten Katalogisierung“ (identische Tonträger, die an verschiedenen Or- ten existieren, werden nur einmal erfasst). Mit Hilfe dieses Systems wurde ein beeindruckendes Datenvolumen der gemeinsamen Nutzung zugeführt: bis heute sind dies 1,4 Millionen Titel oder „Sendeeinheiten“ auf 145’000 Trägern. Die Recherchen erfolgen nach verschiedenen Stichworten: Autoren, Interpreten, Titeln, Sendedauer, Musikart usw. Pro Stunde werden im Durchschnitt 670 Anfragen registriert... Auch in der eigentlichen Musikprogrammierung nimmt die Informatik an Bedeutung zu. Verschie- dene computergestützte Systeme liefern dem Programmschaffenden Vorschläge nach bestimm- ten Kriterien (Musiktypus, Motiv, Rhythmus, Sendehäufigkeit usw.). Mit ihrer Hilfe lassen sich zu- dem im herkömmlichen Sinn und bei völliger Entscheidungsfreiheit des Programmgestalters Listen erarbeiten, die als Grundlage für die Zusammenstellung einer Sendung und für die Meldung der Urheberrechte dienen. Und was bringt die Zukunft? Die traditionellen und in jedem Haushalt benutzten CD’s, Schallplat- ten und Tonbänder werden allmählich durch digitale Träger wie die DAT-Kassette ersetzt werden, die gewaltige Entwicklungsmöglichkeiten in sich bergen: Automatisierungssysteme zum Abspielen der Tonträger sind bereits in Betrieb, und die rein elektronische, von jedwelchen Trägermaterialien unabhängige Speicherung akustischer Informationen ist bereits in Sicht. Ein Server kann unzähli- ge Stunden Musik speichern, die sich jederzeit abrufen und senden lassen! Bis zu Anwendungen wie „audio on demand“ ist es dann nur ein kleiner Schritt... Noch muss ein solches System organi- siert und mit Daten beliefert werden, sind die technischen und juristischen Probleme seiner An- wendung zu lösen. Träume sind erlaubt - solange die Technik nicht die Musik verdrängt!“87

87 Cosandier. In: Swiss Music Info 7/96.

Teil III, Seite 8 Senderauswertung: DRS 1

DRS 1: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 31.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Hans Harder, Zum Interviewzeitpunkt Leiter Musik DRS 1 Dr. Martin Weber, Interviewzeitpunkt Redaktionslei- ter Volks- und Laienmusik, ab 1.11.96 Leiter Musik DRS 1

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Die Programmkosten von DRS 1 sind im vorangestellten Abschnitt ‘DRS Allgemeines’ zusam- mengefasst.88 In Ergänzung zu den Pauschalbudgets teilt SR DRS 1 mit, dass die Redaktion Volks- und Laienmusik 1996 über ein Budget von 1'942'245 Franken („für direkte, indirekte Kos- ten, Honorare und Gehälter etc.“) verfügt.89 Organigramm

88 „Zwischen 1990 und 1994 sank das Budget für Radio DRS um 11 Millionen Franken, und zwischen 1995 und 1998 vermindert sich das Budget jährlich um 1,5 Millionen Franken.“ (TA, 6.8.96). 89 Schreiben der Redaktionsleitung V+L-Musik, 2.9.96

Teil III, Seite 9 Senderauswertung: DRS 1

Mitarbeiterschaft Eine Aufschlüsselung ist nur nach sog. Kapazitäten (Stellenprozente) möglich.

DRS 1 Stellenprozente Programmleitung 1175 Moderation 750 Vorproduktion Wort 550 Redaktion 2550 Musikredaktion 1400 Vorproduktion Musik 150 insgesamt 6575 Sekretariat 1225 Technik 400 Total 8200

Musikkonzept generell Zum Musikkonzept bestehen ausführliche Beschreibungen und Zielsetzungen, aus denen im fol- genden zitiert wird:

Konzept Musik DRS 190 1 Publikumssituation Das DRS 1-Publikum ist kulturell, politisch und demographisch sehr komplex zusammengesetzt. DRS 1, um es vorwegzunehmen, ist in allen gesellschaftlichen Gruppen eine relevante Grösse. Für die Musikprogram- mierung ist es sinnvoll, bei der Auseinandersetzung mit dem Zielpublikum, dieses nach Mentalitäten, Alter und Geschlecht aufzugliedern. In der Grobskizze haben wir nach Eurostyles gearbeitet. Dieses Modell wird vom Forschungsdienst nicht weiterverfolgt, weil DemoScope neben verschiedenen anderen Vorzügen bezüg- lich der Daten aktueller ist. Der mit 25% der Bevölkerung eher Ich-starke Teil der konservativen, innengerich- teten Zuhörerschaft repräsentiert mit 64% Marktanteil DRS 1 den grössten Teil unseres Publikums (No- tables). Mit 22% der Bevölkerung folgen die eher Ich-schwachen, aussengerichteten Konservativen, mit ei- nem Marktanteil DRS 1 von 48% (Withdrawns). Dieser Sachverhalt allein schafft für eine optimale Musikpro- grammierung einige Schwierigkeiten. Gilt es doch gezielt Jüngere, eher aussen orientierte, progressivere Hörerlnnen zu gewinnen, ohne das treue Stammpublikum zu vertreiben. Dabei muss in Betracht gezogen werden, dass das "Beromünster"-Publikum tendenziell im Rückgang begriffen ist und dass deshalb vor allem in den Hauptsendezeiten und am Abend das erwerbstätige Publikum vermehrt berücksichtigt werden soll. 1.1 Reichweite Bei einer theoretischen Reichweite von 4 Millionen erreichen wir heute noch um 40% der Bevölkerung. 1.2 Unterschiedliche Gruppen Signifikant für die Musikpräferenzen sind für uns neben den Mentalitäten vor allem die hier angeführten Gruppen. Für die Musikprogrammierung ist es von Bedeutung, zu welchen Tageszeiten welche Gruppen mit Priorität angesprochen, beziehungsweise nicht vertrieben werden sollen. 1.2.1 Alter Unübersehbare Unterschiede bei den Musikpräferenzen kann man zwischen den Gruppen der 35-49jährigen und den 50-70jährigen erkennen. Vor allem die Gruppe der 35-49jährigen wird im musikalischen Bereich von uns eher vernachlässigt. 1.2.2 Geschlecht

90 Quelle: DRS 1, Hans Harder, 28.05.96.

Teil III, Seite 10 Senderauswertung: DRS 1

Geschlechtsspezifische Unterschiede sind vorhanden, wenn auch schwierig beschreibbar. In allen Alters- gruppen ist jedoch der höhere Anteil an Zuhörerinnen eindeutig. 1.2.3 Weltoffene Ein grösserer Teil des Publikums das wir erreichen wollen (ca. 60%) ist eher an internationaler Musik inte- ressiert. 1.2.4 Kulturnationalisten Ein weniger grosser Teil unseres Publikums (ca. 40%), oft aktiv musizierende oder in Musikvereinen organi- sierte Hörerlnnen, bevorzugt schweizerische Musik oder Volksmusik (U-Musik, die von Deutschschweizern gern gehört wird, und Volksmusik). 2 Breites musikalisches Angebot Das musikalische Spektrum auf DRS 1 ist extrem weit. Fast alle Musiksparten, von der traditionellen U-Musik über aktuelle U-Musik, Volksmusik in all ihren Ausprägungen, leichte Klassik, Jazz usw. gehören zum gängi- gen Repertoire. Entscheidend ist eigentlich nur, ob ein Musiktitel sogenannt mehrheitsfähig ist oder ob er in einem ihm entsprechenden Umfeld plaziert wird. 2.1 Unterhaltung, Begleitung und Auftrag unter einen Hut bringen Ein spezifisches Problem bei der Musikprogrammierung für DRS 1 resultiert aus den verschiedenen Zielset- zungen. Das Musikprogramm muss (auch eigenständig) unterhalten, als Begleitfunktion dienen, Musikinfor- mationen vermitteln und eigentliche Elemente des in der Konzession umschriebenen Kulturauftrags anbieten. Bei DRS 1 handelt es sich dabei meist um sogenannte Volkskultur. 3 Neue Programmierungsmethoden 3.1 Automatische und individuelle Musikprogrammierung (AMPR/IMPR) Musikprogrammierung bleibt primär eine kreative Tätigkeit. Für ein zeitgemässes DRS 1, ist es nicht mehr möglich, die angestrebten Ziele allein mit schöpferischem Instinkt zu verfolgen. Im Sinne von ökonomischen Verbesserungen und zur Qualitätssteigerung werden immer mehr computergestützte Arbeitsweisen ange- wendet. Um diese Werkzeuge sinnvoll zu nutzen, sind wir auf entsprechende Organisationsformen, Arbeits- weisen und Hilfsmittel angewiesen. 3.2 Organisation Konsequente Schwerpunktbildung für die Musikprogrammierung. Bildung einer Redaktionsleitung U-Musik und einer Redaktionsleitung Volks- und Laienmusik. Teambildung für die automatische Musikprogrammie- rung. Verbesserung der Selektionsverfahren und der Zusammenarbeit mit D+A'. 3.3 Arbeitsweisen Konsequente Nutzung von computergestützten Systemen verbessert auch die Koordination und Rotation von Musiktiteln. Die vorgegebenen Profilabschnitte lassen sich bewusster gestalten. 3.4 Hilfsmittel In der sich verschärfenden Konkurrenzsituation ist ein komplexes, zuverlässiges Instrumentarium unerläss- lich geworden, um den Ansprüchen eines modernen Radios gerecht zu werden. Neben den erwähnten com- putergestützten Planungssystemen, und neuen Organisationsformen sowie verbesserter Zusammenarbeit mit den Archiven, sind die Instrumente der Publikumsforschung unerlässlich. Den Veranstaltern werden im- mer mehr und detailliertere Angaben zur Verfügung stehen, weil die Teilnehmer der "elektronischen Gemein- schaft" immer mehr Informationen über sich selbst liefern. 3.4.1 SRG Publikumsforschung Qualitative und quantitative Untersuchungen sind eine der notwendigen Grundlagen. Voraussetzung ist eine rasche Auswertung der Resultate. 3.4.2 Demo Scope Untersuchungen über die Mentalität unserer Publikumsgruppen erlauben grundsätzliche Analysen. Sie er- leichtern die Positionierung von Spezialsendungen und helfen beim Erarbeiten von grundlegenden Fragen über das angestrebte Profil. 3.4.3 SoundCheck

Teil III, Seite 11 Senderauswertung: DRS 1

Sound Check sind Telefontests mit Musikbeispielen. Die ersten Versuche mit diesem schnell auswertbaren Verfahren sind positiv. Mit wenigen methodischen Verbesserung sind exaktere Aussagen über Wirkungs- phänomene von einzelnen Titeln oder „Untersparten“ möglich. Diese und ähnliche Tests helfen vor allem dort, wo übergeordnete Forschungsergebnisse zu wenig konkret sind. 3.4.4 Eigene Untersuchungen Wir verfügen über die notwendigen Instrumente und das notwendige Fachwissen, um einige Untersuchungen selber ergänzend durchzuführen. 3.5 Umsetzung Diese Instrumente unterstützen uns, die fast unlösbaren Probleme bei der Optimierung der Musikprogram- mierung mit mehr Wissen und deshalb auch mit mehr Distanz und weniger emotional anzugehen. Die kon- sequente Umsetzung der gewonnen Erkenntnisse ist nur in Kombination mit den neuen Arbeitsweisen, den neuen Technologien und der Konzentration der Kräfte auf ein Sendestudio gewährleistet. 4 Leitlinien DRS 1 Musik Das gesamte Repertoire (U-Musik, Volksmusik, Klassik und Jazz) muss qualitativ, inhaltlich und handwerk- lich im Hinblick auf das DRS 1 Musikprofil selektioniert werden. Priorität haben gängige, beliebte, melodiöse Titel. Produktion und Arrangements von U-Musiktiteln müssen harmonisch und dürfen nicht aggressiv sein. Der Vertrautheit des musikalischen Erscheinungsbildes kommt eine hohe Bedeutung zu. Die Positionierung von Spezialsendungen unterschiedlicher Dauer, erfolgt aufgrund der Erkenntnisse der Publikumsforschung. Grundlage bei der Erarbeitung des Musikprofils für die Hauptsendezeiten und die übrigen Begleitprogramm- zeiten ist das Erreichen des anvisierten Zielpublikums, mit permanenter Unterstützung durch die Publikums- forschung. Die automatische Musikprogrammierung wird vom Team laufend aktualisiert. Durch die Systeme lassen sich das Einhalten von getroffenen Abmachungen überprüfen. Eine optimale Rotation von Titeln und Interpreten ist gewährleistet. Die Spezialsendungen mit Musikinformation sind computergestützt leichter zu produzieren und aktueller zu planen. Die Qualität des Repertoires wird zusätzlich durch eine Straffung der Zusammenarbeit mit D+A verbessert. Durch die Schwerpunktbildung ist eine bessere Kommunikation und Qualitätskontrolle zu erwarten. Vor allem im Bereich Volksmusik wird das Musikangebot durch Eigenproduk- tionen ergänzt. Diese Leitlinien müssen der zu erwartenden Entwicklung laufend angepasst werden. 4.1 Zuordnung zu den Mentalitätsgruppen Eine grobe Zuordnung ist sinnvoll und musikalisch nachvollziehbar. 4.1.1 Hauptsendezeiten Tendenz: KONSERVATIV/AUSSEN GERICHTET; WENIG PROGRESSIVNVENIG INNEN GERICHTET; V.A. ZENTRUM; ERWERBSTÄTIG; EHER INTERNATIONAL. Qualität, grosse Auswahl, Abwechslung, Mas- sengeschmack, Konformismus. 4.1.2 Vormittag Tendenz: KONSERVATIVER/PROGRESSIVER; WENIGER AUSSEN GERICHTET/MEHR INNEN GE- RICHTET; EHER NATIONAL. Verwurzelung, Konformismus, Kultur, CH-Erzeugnisse, Moral. 4.1.3 Nachmittag Tendenz: PROGRESSIVER; MEHR INNEN GERICHTET; EHER INTERNATIONAL. Introversion, Beschei- denheit. 4.1.4 Abend Tendenz: STARK INNEN GERICHTET; EHER WENIGER KONSERVATIV BIS PROGRESSIV; EHER IN- TERNATIONAL. Härte, Introversion. 4.1.5 Nacht Tendenz: KEINE FORSCHUNGSRESULTATE ZUR VERFÜGUNG. KLEINE, VERSCHIEDEN AUSGE- RICHTETE ZIELGRUPPEN. (...)

Teil III, Seite 12 Senderauswertung: DRS 1

4.2.1 Zielpublikum 35-49jährige Wegen der polarisierenden Wirkung von Volksmusik, ist eine Durchmischung mit dieser Sparte nicht vorge- sehen. Die Inhalte bleiben wie bisher, sollen jedoch mit trendiger wirkenden Titeln ergänzt werden: Mehr Hits aus verschiedenen Jahrzehnten. 4.2.2 Zielpublikum 50-70jährige Hier ist eine Durchmischung mit Volksmusik erwünscht, aber mit eher traditionellen Volksmusikelementen. Inhalte bleiben wie bisher aber der Hitanteil wird altersmässig angepasst. 4.2.3 Geschlecht Der überall höhere Frauenanteil bei DRS 1 ist signifikant. Leicht von den männlichen Musikpräferenzen ab- weichend aber sehr nuanciert und schlecht beschreibbar. Bei der Volksmusik ist eine deutlich stärkere Präfe- renz bei den männlichen Hörern erkennbar. 4.2.4 Volksmusik Die Volksmusik mit ihrem zum Teil spezifischen Publikum stellt für die Musikprogrammierung auf DRS 1 eine ganz besondere Herausfordenrng dar. Die Abbildung der Szene, die mehr dem Auftrag verpflichteten und informierenden Beiträge haben ihre eigenen Sendeplätze oder erhalten solche bei spezieilen Anlässen zu- gewiesen. Der Eigenproduktion kommt ein hoher Stellenwert zu, sei es im Sinn von Abbildung des kulturellen Volksmusiklebens oder im Sinn von Präsenz beim Publikum vor Ort (Sponsoring). Der mehr unterhaltende Teil der Volksmusik wird wenn immer möglich forrnal und inhaltlich so gestaltet, dass der kleinstmögliche Polarisierungseffekt eintritt. Für volkstümliche Begleitprogramme ist die Einführung von automatischer Mu- sikprogrammierung vorgesehen. 4.2.4.1 Volksmusikjournal Das neukonzipierte Volksmusikjournal wird von DRS 1 VM-Redaktorlnnen gestaltet. Das neue Volksmusik- journal soll weniger an Insider gerichtet sein. Information hat Priorität vor Aufzählen von Jubiläen und Veran- staltungen. 4.2.4.2 Konzertante Chor- und Blasmusik Anspruchsvollere Chor- und Blasmusikwerke, wie sie zur Vereinsszene gehören, sind auf DRS 1 nicht send- bar, weil sie nur ein relativ kleines Zielpublikum ansprechen. Auf DRS 2 ist geeignete Sendezeit zur Verfü- gung zu stellen, damit dieser gewichtige Teil des Volksmusikschaffens in unseren Programmen abgebildet werden kann. 4.2.4.3 Volksmusik auf MW Die Volksmusikprogrammierung auf Mittelwelle und TR erfolgt im gleichen Umfang wie bisher (Immer wenn Regionaljournale abgetrennt senden). Geplant ist auch hier automatische Musikprogrammierung. 4.2.5 Spezialsendungen U-Musik Die U-Musikspezialsendungen haben in unserem Programmangebot einen ganz besonderen Stellenwert. Da sie sich ganz besonders an Musikinteressierte wenden, schaffen sie eine besonders starke Hörerlnnenbin- dung. Musikalische Spezialsendungen können gross- oder kleinflächig gestaltet sein, wenn immer möglich muss bei deren Ansetzung im Programm die Hörsicherheit beachtet werden. Alle auf DRS 1 möglichen mu- sikalischen Inhalte und Formen haben hier ihre Berechtigung. Auch grossflächige Ereignisse müssen abge- bildet werden können. Musikinformation findet im weitesten Sinne in den Spezialsendungen statt. Die Positi- onierung der Spezialsendungen ist von spezieller Bedeutung, damit die anvisierten Zielgruppen optimal er- reicht werden können (beigefügter Positionierungsplan). Für unsere Musikredaktorlnnen ist die Gestaltung von Spezialsendungen unerlässlich. Wesentliche Impulse für die Gestaltung der Gesamtprogramme, für die neue Zusammenarbeit mit D+A und für die automatische Musikprogrammierung lassen sich daraus ableiten.

Aus dem ‘Feinkonzept Radio 95 DRS 1’91 Musik auf DRS 1 Das Publikum und die hohe Reichweite von DRSI liegen heute noch weit ausserhalb der aktuellen europäi- schen Radioentwicklung. Der Trend zu immer engeren Formaten bei werbeorientierten Veranstaltern deutet

91 Quelle: DRS 1, Hans Harder, Version 7.11.94

Teil III, Seite 13 Senderauswertung: DRS 1 sich zwar auch bei uns in einigen Programmabschnitten an, daneben scheint aber unser universelles Musik- angebot immer noch von erstrangiger Bedeutung. Diese belegbaren Fakten haben unmittelbare Auswirkun- gen auf ein Musikkonzept, unabhängig davon, ob und wie lange solche für DRS 1 günstigen Voraussetzun- gen noch Geltung haben werden. DRSI wird inhaltlich weiterhin fast alle musikalischen Sparten mit adäquater Information anbieten müssen. Neu zu definieren oder zu variieren sind vor allem formale und quantitative Aspekte sowie die Anteile der einzelnen Sparten. DRS 1-Musik also als "Musique d'ameublement", überall präsent, wird wie Raummöblie- rung wahrgenommen, passt oder passt nicht, fällt manchmal auf, manchmal nicht. Man kann sich wohl fühlen oder nicht. Anspruchsvolles und Kitschiges richtig plaziert kann für die Hörerin in ihrer, den Hörer in seiner jeweiligen Situation richtig sein. Eine der wichtigsten Aufgaben von DRSI wird es in Zukunft sein, das "Stammpublikum" zu halten und neues dazuzugewinnen. Bei aller statistischen Klarheit stehen wir vor dem Problem, dass die verschiedenen Grup- pen zwar zu unterschiedlichen Anteilen aber stets durchmischt präsent sind. Dabei bleiben wir in einem Dau- erkonflikt mit verschiedenen Wertvorstellungen und musikalischen Erwartungshaltungen. Auf der einen Seite gibt es einen internationalen "Lifestyle", der in vielen Lebensbereichen immer ähnlicher wird. Universalität steht hoch im Kurs. Die Sprache unserer Zeit, die Sprache des Informationszeitalters ist Englisch. Amerika ist stark im Kulturexport. Man spricht von einem eigentlichen Kulturimperialismus. Kulturimperialismus bedient sich des Mediums der Sprache. Sprache wiederum berührt die Domäne der ethischen Werte, der Moral. Auf der anderen Seite beobachten wir als Gegenbewegung die Erhaltung von traditionellen Sprachen als Abwehr von fremden Einflüssen. Es entwickelt sich eine Art von kulturellem Nationalismus. Unser "internationalisti- sches" Publikum ist nur wenig zahlreicher als das "nationale" Erschwerend kommt der Umstand hinzu, dass die Abbildung oder gar Förderung unserer nationalen Musik- kultur ebenfalls in ausreichendem Masse auf DRS 1 integriert sein muss, was aus der Konzession abzuleiten ist. Hier handelt es sich nicht nur um irgend eine Lobby, sondern um die zahlreichen, in der Schweiz aktiv musizierenden, meist in Vereinen organisierten Volks- und LiebhabermusikerInnen. Unser Land betreibt un- gefähr 500 subventionierte Musikschulen. 2350 Blasmusikvereine, 800 Jodlerclubs, ca. 2500 Chöre und un- zählige Volksmusikgruppen machen aktiv Volksmusik und leisten damit "staatserhaltende" Beiträge. Diese aktive Gruppe, zusammen mit ihrem Anhang, bildet eine ganz spezifische, politisch relevante Interessenge- meinschaft und verkörpert einen Teil unseres DRS 1-Publikums. Ihre Interessen stehen zum Teil im Wider- spruch zu Interessen und Neigungen eines anderen Teils unseres Publikums und einiger unserer Redakto- ren und Redaktorinnen. Neue Methoden der Musikprogrammierung Stetig wachsende Musikmengen müssen sinnvoll im Gesamtprogramm eingebettet und mit einem Minimum an wirtschaftlichem Aufwand programmiert und reproduziert werden. Eine Steigerung der Effizienz ist v.a. mit Hilfe von neuen Technologien machbar. Bei DRS I können wir, wenn auch noch einige Probleme gelöst wer- den müssen, aufgrund unserer praktischen Betriebsversuche mit der sogenannten automatischen Musikpro- grammierung mit konkreten Zahlen arbeiten. Die Aufwendungen für Spezialsendungen müssen in einem weiteren Schritt mit Hilfe von neuen Technologien reduziert werden. Bestehen Unterlagen, interne Richtlinien, Weisungen? Das gesamte Programm wie auch einzelne Sendungen und Sendeabschnitte sind ausführ- lich und detailliert beschrieben (siehe oben). Zuständigkeit für das Musikprofil Musikleitung; einzelne Musikredaktionen (siehe Organigramm). Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Anpassungen an das bestehende Konzept werden laufend diskutiert. Neupositionierungen werden in grösseren Abständen und unter Berücksichtigung der Publikumsforschung vor- genommen. Geht aus dem generellen Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Nein, nicht in Zahlen. Doch wird die Berücksichtigung einheimischer Musik in unseren Kon- zepten explizit erwähnt.

Teil III, Seite 14 Senderauswertung: DRS 1

Wie werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse erhoben? Ja, regelmässige und umfangreiche Befragungen (siehe bei Konzept).

Musikredaktion Organisation der Musikredaktion: Organigramm (Stand Juni 1996)92

Musikprogrammierung Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Automatisierte und individuelle Programmierung durch die Musikredaktionen (siehe oben). Wer entscheidet über Einsetzbarkeit und Häufigkeit? Automatisierte und individuelle Programmierung durch die Musikredaktionen. Bedeutendste Auswahlkriterien Entscheidendes Kriterium innerhalb der berücksichtigten Sparten ist die Mehrheitsfähigkeit. Spielraum der Programmschaffenden bei der Musikauswahl Trennung zwischen Musikredaktion, Redaktion (Wort) und Moderation.

92 Per 1.11.96 wurde Martin S. Weber Leiter Musik DRS-1; seine bisherige Position nahm interimistisch Barbara Knopf wahr. Die Mitarbeiterstellen in der U-Musikredaktion Bern reduzierte sich auf 3, jene der Volksmusik in Bern auf 1. (Mitteilung DRS 1, Oktober 1996).

Teil III, Seite 15 Senderauswertung: DRS 1

Automatisierung

Datenbank für Archivverwaltung, Titel- und Interpretensuche Ja Automatisierte Titelauswahl; Musikprogrammierung-Software, Anwendungsbereich Ja Ablaufautomatisierung, Anwendungsbereich Titelstock, Anteil CH-Titel unbekannt CD-Wechsler ? Titelstock, Anteil CH-Titel Harddisk ? Titelstock, Anteil CH-Titel Manueller Betrieb Teilweise

Tonträger-Archiv Siehe unter Kapitel ‘DRS Allgemeines’.

Umsetzung des Leistungs- rsp. Kulturauftrages in bezug auf einheimi- sche Musik DRS 1 reflektiert das einheimische Musikschaffen auf sehr vielfältige Weise und flächendeckend. Es bildet die Szenen ab, berichtet darüber, geht auf ihre Veranstaltungen ein, spricht sie an, för- dert sie und arbeitet mit ihnen zusammen. Für den Informations- und Erfahrungsaustausch trifft DRS 1 regelmässig mit den Spitzen der diversen Vereinigungen zusammen. So seltsam die Insti- tution Volkskultur ist: wir beteiligen uns (manchmal mit grossen Opfern) daran, geben Anregun- gen, leiten Vorgänge in die Wege. Das schlägt sich nirgendwo statistisch nieder. Unsere Leistungen sind schwer zu quantifizieren. Einerseits besteht eine Programmstruktur, die bestimmte Inhalte und deren Menge definiert, also ganze Sendungen oder Teile von Sendungen. Andererseits ergeben sich unsere Aktivitäten im Hintergrund oder ereignisbedingt, wenn zum Bei- spiel das Eidg. Blasmusikfest stattfindet. Hier steht der redaktionelle und technische Aufwand - oft eine Hilfestellung für die Künstler und Veranstalter - oft in keinem Verhältnis zur effektiven Pro- grammzeit. Wir werden flexibel tätig, wenn etwas anfällt. Bei Veranstaltungen sind wir häufig län- ger präsent, als wir sie programmlich abbilden. Eine weitere Schwierigkeit, unsere Leistungen für die einheimische Musik zu quantifizieren, ergibt sich aus den kettenübergreifenden Aktivitäten. So nimmt DRS 1 zum Beispiel Produktionen aus dem Blas- oder Chormusikbereich vor, die wir wegen unseres auf Mehrheitsfähigkeit ausgerichte- ten Konzeptes selber gar nicht senden können und daher DRS 2 zur Verfügung stellen. Aufgrund dieser Regelung können die konzertanten Elemente der einheimischen Laienmusik dennoch ab- gebildet werden. Selbstverständlich schaffen wir für Besonderheiten (Events, Jubiläen, Geburtstage usw.) aus allen DRS 1-Musikgattungen auch ausserhalb der spezialisierten Sendegefässe Raum für redaktionelle, musikalische Beiträge oder Portraits. Da gibt es vielfältige Formen. Was den Aufwand betrifft, ist zu erwähnen, dass bestimmte Sendungen von DRS 1 gesponsert sind, was primär ermöglicht, dass wir über die Musik vertieft berichten können, andererseits aber dem Budget für das ganze Angebot zugute kommt. ‘Zooge-n-am Boogä‘ wird beispielsweise vom Milchverband mitgetragen. (die Mittel werden intern allerdings verteilt, da nicht alle Sendungen eine Chance auf Sponsoringeinahmen haben.) Unser Engagement bezieht sich mehrere musikalische Genres. Etwa auf die U-Musik oder den volkstümlichen Bereich, die jedoch zusätzlich durch einen Distributionsapparat Verbreitung erfah-

Teil III, Seite 16 Senderauswertung: DRS 1 ren. Bei der Chormusik, im Gesangsbereich überhaupt, ist dies anders, entsprechend wichtiger wird das Radio für diese Bereiche. Aus allen Sparten stellen wir Neuerscheinungen vor, gehen auf Interpreten und Autoren ein, port- rätieren die Künstler, wirken als Veranstalter oder CO-Veranstalter. Unter dem Stichwort Förde- rung ist SwissTop93 zu erwähnen, unser Talentwettbewerb im Sektor U-Musik, den wir in Koopera- tion mit TV DRS durchführen. Dadurch geben wir jungen Musikschaffenden aus der Schweiz die Möglichkeit, überhaupt einmal in die Szene einzusteigen. DRS 1 führt - teils jährlich, teils in grös- seren Abständen - weitere Wettbewerbe durch: Etwa für Blasmusikinterpreten oder junge Volks- musikschaffende. Bei der U-Musik haben sich unsere Produktionsmöglichkeiten reduziert. Gründe dafür sind die Verringerung unserer Mittel, personelle Veränderungen und Einschränkungen durch unseren grossen Umbau. Wir können es uns einfach nicht mehr leisten, einen Produktionsbetrieb zu füh- ren, der nur ein paar Stunden pro Woche genutzt wird. Daher stellen wir diesen auch Dritten zur Verfügung. Nach der Abschaffung der DRS-Band (die ja viel schweizerisches gespielt hat) wurden neue, spartenübergreifende Formen der Eigenproduktion gesucht. Wir mussten aber feststellen, dass gewisse Arten von Produktionen mit der modernen Selbstfahrtechnik nicht mehr genutzt werden konnten. So kann eine Moderatorin nicht selber noch ein Band abspielen. Darauf began- nen wir mit der Herstellung von CDs. Das hat sich jetzt jedoch sehr reduziert respektive auf SwissTop verlagert. Die Zahl der selbstproduzierten CDs mit einheimischen Künstlern ging zurück auf 1 bis 2 pro Jahr - vorher waren es jeweils zwischen 4 bis 6. (Sie^he Aufstellung der CD- Produktionen im Anhang zu diesem Kapitel). Dabei konzentrieren wir uns auf Schweizer Musikschaffende, die wir interessant finden, die aber momentan keinen durchschlagenden Erfolg haben und selber keine CD realisieren können bezie- hungsweise deren Chancen gering sind, von einer anderen Stelle finanziert zu werden. Dahinter steht eindeutig ein Förderungsgedanke. Die Reduktion bei den eigenen Produktionsmitteln wirkt sich nur auf den U-Musik-Bereich aus, die anderen Genres sind davon nicht tangiert. Das hängt auch damit zusammen, dass U-Musik in immer stärkerem Masse von der Industrie produziert wird. Die Rolle des Radios als Produzent hat sich besonders in diesem Genre geändert. Für die Volksmusik beschäftigen wir hingegen eigentliche Produzenten. Diese treffen einen für uns wichtigen Entscheid, wenn sie sich zur Aufnahme mit einer Formation entschliessen. Reali- siert werden die Aufnahmen bei uns im Studio, an den Veranstaltungen oder mit unserem Ü- Wagen vor Ort. Wir unterscheiden hierbei Repertoireproduktionen von ereignisbezogenen. Erstere können im Programm immer wieder eingesetzt werden, zum Beispiel eine Dokumentation zum Werk eines Komponisten. Die anderen Aufnahmen senden wir in der Regel nur einmal direkt vom Ereignis oder zeitversetzt. Auch im Jazz nehmen wir im übrigen ereignisbezogene Produktionen vor. Dass DRS 1 sich in der Volksmusik so stark engagiert, bringt auch Nachteile. Da wir nicht nur die Anhänger dieser Sorte von Musik ansprechen wollen, Volksmusikalisches aber in hohem Masse polarisiert, ergeben sich Zielkonflikte. So kam es etwa zu einigen Auseinandersetzungen wegen der Volksmusikstücke im Umfeld der Mittagsnachrichten oder der Regionaljournale. Ein mehr an internationaler Musik interessiertes Publikum - die Mehrheit unserer Hörerschaft - fühlt sich da- durch nicht angesprochen. Ab einem gewissen Grad der Ablehnung kommt es natürlich zu Ab- wanderungen; besonders in Gebieten mit privaten Konkurrenzangeboten. Für uns ist dies eine schwierige Gratwanderung. Wir sind der einzige Sender, der das ganze Gebiet der Deutsch- schweiz abdeckt. Gemäss dem Hauptanliegen des ‘Service public’ versuchen wir unsere Informa-

93 Siehe Beschreibung im Anhang.

Teil III, Seite 17 Senderauswertung: DRS 1 tion verständlich und qualitativ hochwertig zu kommunizieren. Hier ergibt sich das Problem, für unser Zielpublikum die richtige Musikmischung anzubieten, damit es nicht von der Nutzung der Informationsangebote abgehalten wird.

Sendungen für einheimische Musik

Sendetitel Platzkonzert Ihr Musikwunsch Schweizer musizieren Guten Morgen Ausstrahlungszeiten Mo, 18.50-19.30 Di, 18.50-19.30 Mi, Do, 18.50-19.30 Mo-Fr 5-9, Sa/So 6-9 Dauer 40 Min 40 Min 80 Min 4 (3) Programmzeit p. 160 Min 160 Min 320 Min. 26 Std. Monat Charakterisierung Schaufenster für Blas- Volksmusikwünsche aus Volksmusiksendung; Magazinsendung mit musikfreunde, - dem Publikum Neuerscheinungen, hohem Anteil Volksmusik Fachleute und Musik- Präsentation von Formen (Tägl. 5-6.00) liebhaber des schweizerischen Volksmusiklebens. Mit- schnitte, Diskussionen, Portraits Zuständigkeit Kurt Brogli Katrin Hasler Redaktion (Brogli, Has- ler, Renggli, Weber)

Sendetitel Lüpfig und müpfig Amstad & Hasler94 Volksmusik aktuell Mittagshits: Schla- So tönt’s gerbarometer Ausstrahlungs- Fr, 18.50-19.30 Sa, 15-17h Sa, ca. 16.20 Do, 13.30-14 Fr, 21-22 zeiten Dauer 40 Min 1 3/4 Std. 15 Min. 30 Min. 1 Programmzeit p. 160 Min. 420 Min. 60 Min 2 Std. 4 Std. Monat Charakteri- Leichtere Durchmi- Wochenend- Volkmusikalische Volkstümliche Volksmusiksendung: sierung schung von „Volks- Magazin, mit viel Informations- Schlager Darstellung vor dem musik und volkstüm- Volksmusik aus sendung mit Inter- Hintergrund eines licher Musik“ allen Bereichen, views, kritischen regionalen Zusam- abwechslung- Betrachtungen, menhangs sreichen Wortbei- Vorschauen etc. trägen und publi- kumswirksamen Kontaktelementen wie Wettbewerbe, Ratespiele, Wunschmelodien, nostalgische Klän- ge, ausgefallene Kompositionen. Zuständigkeit K. Hasler, U. Moser E. Amstad, K. E. Amstad R. Renggli E. Hasler Amstad, K. Hasler

94 Siehe Sendebeschreibung (Konzept) im Anhang.

Teil III, Seite 18 Senderauswertung: DRS 1

DRS 1: Aktivitäten im Bereich Volks- und Laienmusik95 Blasmusik Übertragungen und Berichterstattungen bei den wichtigen Blasmusikfesten; Spezialsendungen zu sonsti- gen Anlässen. Hier vor allem: Sendungen, die speziell zum Eidgenössischen Musikfest Interlaken (also Blasmusik) ausgestrahlt wurden. Diese Sendungen waren sämtliche redaktionell in besonderer Weise be- stückt, d.h. teils mit allgemeinen Informationen über den Anlass, teils mit Interviews, dann aber auch mit Wettbewerbsresultaten und Diskussionen über die musikalische Qualität, die Pflichtstücke, Wertungen, Jury etc. Im Juni 1996 wurden hier insgesamt 8 Sendungen, zum grossen Teil live aus Interlaken, ausgestrahlt. Zu- dem wurden die Bandmaterialien in Koproduktion weiterverwertet, so dass jede Formation ihre gespielten Titel auch auf Kassette kaufen kann. Im weiteren wurde eine Doppel-CD mit den HighLights des Eidgenössi- schen Musikfestes herausgegeben. Weitere Produktionen mit guten Blasmusikformationen Sendungen mit neuen Kompositionen, mit neuen Tonträgern Durchführung von Blasmusikwettbewerben (in der Regel als Co-Partner mit Fernsehen oder mit guten Blasmusikorganisationen) Übertragungen und Berichterstattungen bei den wichtigen Blasmusikfesten Platzkonzert: 3 Liveübertragungen mit Blasmusik Hafenkonzerte: 12 Liveübertragungen vom Bodensee mit ausgezeichneten Blasmusikformationen Chormusik Produktionen mit guten Chorformationen Sendungen mit thematisierten Chor-Inhalten Regelmässig Live-Sendungen "Singt mit!" als eigene Veranstaltungen mit Publikum in der ganzen deut- schen Schweiz mit eigens dafür zusammengestellten und von SR DRS gedruckten Liedblättern, die für die Sendung angefordert werden können (1996: 3 Sendungen). Jeden Dezember Sendereihe "Singen im Advent": Täglich werden Lieder durch Chorleiter vorgestellt und eingeübt. Das speziell von SR DRS gedruckte Liederheft erfährt seit vielen Jahren eine Auflage von 60'000 Exemplaren und wird auf Anforderung zugeschickt. (1996: 2 Sendungen). Wettbewerbe für Jugendchöre Volksmusik Veranstaltung von Volksmusik-Anlässen mit Liveübertragungen vorwiegend mit ausgezeichneten Schwei- zer Formationen So tönt's..: 6 Volkstümliche Sendungen aus einer bestimmten Region SR DRS zeigt Volks- und Laienmusik an Ausstellungen wie MUBA, BEA, LUGA, OLMA Produktionen mit Ländlerkapellen, Volksmusik- und mit Laienensembles Porträts über Persönlichkeiten aus dem Schweizerischen Volksmusikbereich Sendungen über Jodelgesang "Volksmusik aktuell": Die Informationssendung über das schweizerische Volks- und Laienmusikwe- sen Wöchentliche Berichterstattung mit Redaktoren und Reportern aus der ganzen Schweiz Fachkundige Informationen, Berichte und Interviews über aktuelle Themen, wichtige Ereignisse und volksmusikalische Entwicklungen, über Jubiläen, besondere Ehrungen und aussergewöhnliche Tonträger Viersprachige Volksmusiksendungen "Multi Swiss": Monatliche Volksmusik-Sendung präsentiert in den vier Landessprachen von Redaktoren und Produzenten aus allen SRG-Radiostudios

95 Quelle: DRS 1, MSW / 27.4.96.

Teil III, Seite 19 Senderauswertung: DRS 1

In der Regel 1. August-Live-Sendung mit Volksmusik-Formationen aus allen vier Sprachregionen mode- riert in den vier Landessprachen Wunschkonzerte Wunschkonzerte, bei denen speziell die Volksmusik gewünscht werden kann: Jeden Montag, 20 - 21 Uhr Jeden Dienstag, 18.50 - 19.30 Uhr - Ihr Musikwunsch Präsentation von weiteren Musiksparten: Mandolinen-Orchester Handharmonika-Orchester Akkordeon-Gruppen Mundharmonika-Ensembles Heilsarmee-Chöre und -Blasmusiken Eidgenössische, gesamtschweizerische oder überregionale Feste all dieser genannten Verbände Bei diesen sämtliche kulturellen Feste werden Produktionen getätigt, spezielle Sendungen ausgestrahlt und wird eine fachkundige Berichterstattung vorgenommen. Volkstümliche Direktsendungen 199696 Zooge-n-am Boogä, landuf und landab (7 Veranstaltungen; Direktsendung jeweils 20.30 - 22h) 5. Älpler Wunschkonzert (1 Veranstaltung; Direktsendung, 20-22h) 23. Eidg. Jodlerfest (2 Tage, Direktsendung, 20.30-22, 15-17h) Weitere Volkstümliche Sendungen Auszug aus DRS 1 Volksmusik-Kalender 1996 3. Schweiz. Volksmusik- und Schlager Open Air, Gossau (Festival, 1 Tag; Liveproduktion, Ausstrahlung versetzt) Schlagerbarometer (Konzerttournee,) Militärmusik-Gala (u.a. mit Schweizer Armeespiel; 1 Tag, keine Direktsendung) Matinée-Konzert (mit der Swiss Los Band, Pepe Lienhard Big Band; 1 Tag, Liveproduktion, Ausstrahlung versetzt) Bo Katzman Chor (Tournee; keine Direktsendung) Weitere Liveproduktionen (teils direkte, teils versetzte Ausstrahlung) 97 Swiss Entertainment Contest, Bern (3.3) Mustermesse Basel (9.3) Zentralschweizerisches Ländlerkapellentreffen, Luzern (30.3) Dirigentenseminar und Galakonzert, Interlaken (19. - 21.4) 150 Jahre Stadtmusik Zürich (27./28.4) Luga-Live (29.4.) Swiss Open Contest Bern (11.5) 4. Schweizerischer Chorwettbewerb Baden (18./19.5) BEA (die Besten vom 8. Bernischen Volksmusik-Festival) (24.5) 25. Alpenländische Begegnung im Südtirol (1.6) Eidgen. Handharmonikafest Nyon (7./8.6) Holzerwettkampf Pfannenstil (7.6) 100 Jahre Heilsarmee , Bern (8.6) Eidgenössisches Musikfest Interlaken ( 14. -16. / 21. - 23.6) 23. Eidgen. Jodlerfest Thun (5. - 7.7) Interregionale Direktsendung zum Nationalfeiertag (in 4 Sprachen mit Formationen aus den 4 Regionen), Strengelbach (1.8) Bärgfescht uf Gurnigel-Wasserscheidi (2.8)

96 Quelle: DRS 1 Volksmusik-Kalender 1996. 97 Ergänzende Mitteilung von SR DRS, Oktober 1996.

Teil III, Seite 20 Senderauswertung: DRS 1

Volkstümlichi Nachwuchsformatione Berner Oberland (9.8) 100 Jahre NO-Schweizerischer Schwingerverband Pratteln (16.8) 750 Jahre Frauenfeld (23.8) Festl. Musiktage Uster (28.9) International Band Indoors, Sursee (30. Aug. -1.9) Schweiz. Blaskapellentreffen, Küssnacht (7./8.9) Schweiz. Dirigentenwettbewerb Baden (18. -21.9) Volkstümliche Fahrt nach Worb (6.10) OLMA(11./12.10) Zuger Herbstmesse (25.10) Radiowettbewerb der besten Schweizer Blaskapellen, Luzern (23.11) Wie aus obigen Angaben ersichtlich ist, sendet DRS 1 zur Abbildung der Schweizerischen Szene in starkem Ausmass datums- und veranstaltungsbezogen. Die meisten Sendungen werden in diesem Zusammenhang ausserhalb des Strukturplans ausgestrahlt. „Diese Tatsache macht es uns nicht immer leicht, wenn es um die Darstellung unserer Präsenz in der Landschaft des Schweizerischen Musikschaffens geht, bzw. um die die Darstellung des Gesamten in den verschiedenen Sendeformen (live/versetzt/reportiertllnfo/lnterview und zu den adäquaten (oft in der Regel wieder veranstaltungsbezogenen) Sendezeiten geht.“98

Weitere Sendungen, Sendeteile Musik in der Newshour (12.30 - 13.30): Betonung der CH-Szene (U-Musik mit regelmässigen Airplay), CH-Neuvorstellungen aus allen vier Landesteilen Gruess vom Bodesee (So, 7-9h; 12x p. Jahr live aus Friedrichshafen): Unterhaltsame Sendung mit Blasmusik und anderen volkstümlichen Elementen.

DRS 1: Aktivitäten im Bereich U-Musik Spezifische Sendungen für Schweizer Unterhaltungsmusik kommen im Strukturplan nicht vor. Aus besonderem Anlass werden jedoch immer wieder ganze Stunden oder gar Tage ausschliesslich mit einheimischen Titeln programmiert. Zusammenfassung DRS 1: Förderung des einheimischen Musikschaffens

Volksmusik Chormusik Blasmusik U-Musik Jazz Klassik, Kunstmusik Veranstalten ja ja ja (+Sponsoring) Übertragung von ja ja ja Konzerten Produktionen regelmässig, regelmässig, regelmässig, SwissTop Ja Ja, teilweise gezielt gezielt gezielt für DRS 2 Wettbewerbe ja ja ja SwissTop - finanzielle Unter------stützung Verkaufsaktionen ? ? ? ? - - Institutionelle Arbeit ja ja ? - Ja

Gespräche, Interviews mit Musikschaffenden Mehrmals wöchentlich; keine genaueren Angaben möglich.

98 Schreiben Musikredaktion DRS 1, Oktober 1996.

Teil III, Seite 21 Senderauswertung: DRS 1

Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Bei Bedarf. Regelmässig im Musig-Lade (Samstag Vormittag). Keine detaillierten Angaben möglich.

Zahlen zum Musikanteil Unsere Zielvorgabe liegt bei 50% Wort zu 50% Musik.99 Im Tagesprogramm liegt der Wortanteil heute jedoch noch über dieser Vorgabe.

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik Diese Daten werden von SR DRS nicht ausgewiesen. Über einen Indikator für schweizeri- sche Komponisten oder Interpreten verfügen wir gar nicht. Es gibt in unserem Archivie- rungs- und Erfassungssystem kein entsprechendes Datenfeld. Daher müssen wir auf die Auswertungen der SUISA zurückgreifen, obschon diese nur geschützte Werke ihrer Mit- glieder (d.h. der Urheber, nicht aber der Interpreten) registriert und die Auswertungen lan- ge Zeit in Anspruch nehmen. Uns ist bewusst, dass damit nur ein Teil der von uns effektiv gesendeten einheimischen Musik erfasst wird. So gibt es gerade im Volksmusikbereich vie- le traditionelle Stücke ohne urheberrechtlichen Schutz.

Einschätzung zu Quoten Welches ist die Haltung von Schweizer Radio DRS 1 zur Idee, per Gesetz im Musikprogramm eine bestimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen festzulegen? Eine Quotenregelung wäre für DRS 1 eine absolute Katastrophe und für die Schweiz ein verheerendes ‘Eigengoal’. Radio ist grenzüberschreitend und neue Distributionsarten (DAB, Satellit, Internet etc.) kommen laufend hinzu. Wir rechnen zukünftig mit 200 Musik- spartenprogrammen in der Schweiz. Wenn wir uns nun auf schweizerische Interpreten und Autoren zurückziehen (müssen), wählen sich die Leute andere Angebote. Eine Quotierung würde allenfalls Sinn machen bei einer Monopolanstalt in einem konkurrenzfreien Gebiet. Doch das gibt es ja nicht mehr. Natürlich müssen wir dennoch Wege finden, die einheimische Musik zu verankern und das auch konzeptionell zu definieren. Das ist um so wichtiger, wenn die aktuellen Trends und Veränderungen einbezogen werden: Dazu zählen das Auseinanderdriften der Gesellschaft und die immer stärkere, im Ausmass schon beinahe perverse Segmentierung des Publi- kums. DRS 1 gibt der einheimischen Musik bereits eine hohe Priorität. Bis jetzt haben wir uns auf die Eigenverantwortlichkeit unserer Redaktionen verlassen. Eine weitere Regelung ist unserer Ansicht nach nicht nötig. Im übrigen können wir doch nichts gegen den anglo- amerikanischen Kulturexport ausrichten. Wenn es genügend Leute gibt, die Musik dieser Herkunft wünschen, lässt sich dagegen nichts unternehmen.

99 Schreiben der Redaktionsleitung V+L-Musik, 2.9.96

Teil III, Seite 22 Senderauswertung: DRS 1

DRS 1: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: a) Rohdaten (Diskette) mit Angaben zu Musiktiteln im Juni 1996, die von der Automatisation MTS bereitgestellt - und gespielt - wurden. b) Listen ‘Meldungen Urheberrechte’ 1. - 30.6.96, Tagesprogramm; teilwei- se auch mit Angaben zu Sendungen von 05-06h, 18-22h. Einschränkungen: - Bemerkungen: Musiktitel von einheimischen Interpreten und Komponisten wurden in einer aufwendigen Analyse zunächst vom Verfasser ermittelt. Die Auswahl wurde von DRS 1 überprüft und ergänzt. Gewisse Uneinheitlichkeiten bezüglich des der berücksichtigten Sendezei- ten sind zu vernachlässigen, da jeweils sowohl das internationale wie auch das nationale Repertoire ausgewiesen wurde.

DRS 1: Einheimische Titel im Monat Juni 1996 (SUISA-Listen, Automatisation MTS)

Manuell eingesetzte Musik Durch Automatisation eingesetzte Titel (gem. Meldelisten) Datum Alle Titel CH-Titel Alle Titel CH-Titel 1.6.96 73 42 77 6 2.6.96 89 32 61 2 3.6.96 83 53 83 11 4.6.96 110 72 69 4 5.6.96 108 57 63 13 6.6.96 86 46 81 12 7.6.96 101 55 53 3 8.6.96100 114 7 16 0 9.6.96 137 37 30 2 10.6.96 88 53 78 8 11.6.96 90 49 84 7 12.6.96 101 46 64 6 13.6.96 87 43 70 6 14.6.96 137 88 55 7 15.6.96 104 50 46 0 16.6.96 78 33 63 4 17.6.96 108 81 77 8 18.6.96 93 39 76 9 19.7.96 101 53 65 6 20.6.96 91 55 67 3 21.6.96 127 82 55 6 22.6.96 95 54 47 1

100 England-Tag...

Teil III, Seite 23 Senderauswertung: DRS 1

Manuell eingesetzte Musik Durch Automatisation eingesetzte Titel (gem. Meldelisten) Datum Alle Titel CH-Titel Alle Titel CH-Titel 23.6.96 113 39 47 0 24.6.96 77 52 79 6 25.6.96 92 45 84 11 26.6.96 80 42 58 7 27.6.96 87 32 70 7 28.6.96 107 55 52 8 29.6.96 110 55 52 4 30.6.96 98 39 42 1 Total 2965 1486 1864 168 100% 50.12% 100% 9.01%

Zusammenfassung: Einheimische Musik bei DRS-1 (Tagesprogramm)

Insgesamt Juni 96 CH-Titel Anteil CH-Titel Automatisationstitel 1864 168 9.01% Manuelle Titel 2965 1486 50.12% Total 4829 1654 34.25%

DRS 1: Redaktionelle Beiträge zu einheimischer Musik im Juni ‘96

Basis: Listen ‘Meldungen Urheberrechte’ 1. - 30.6.96, Tagesprogramm; teilweise auch mit Angaben zu Sendungen von 05-06h, 18-22h. Vgl. Berichtsteil. Einschränkungen: Vorbereiteter Erhebungsbogen wurde nicht verwendet, detaillierte Angaben im Sinne der Fragestellung fehlen. Bei der Dauer der Beiträge handelt es sich um Schätzwerte. Besonderheiten: Die im Berichtsteil charakterisierten Sendungen mit redaktionellem Bezug zu einheimischem Musikschaffen, insbesondere einzelne Beiträge, Übertra- gungen etc. im Bereich Volkstümliche Musik, wurde an dieser Stelle nicht noch einmal erfasst.

DRS 1: Zusätzliche redaktionelle Beiträge zu einheimischer Musik im Monat Juni 1996 (vgl. auch Berichtsteil)

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* 1.6.96, 10-11 Musig-Lade 20 Studiogäste Lions, CH-Gruppe I 4.6.96, 20h Singt mit! 40 Offenes Singen mit der Münsterkantorei Schaffhausen, A Direktsendung 6.6.96, 1850-1930 (W) Singt mit! 40 Offenes Singen mit der Münsterkantorei Schaffhausen, A Direktsendung 7.6.96, 20.30-22 Direktsendung 90 Int. Holzerwettkämpfe im Pfannenstiel; Livesendung mit Ü, A

Teil III, Seite 24 Senderauswertung: DRS 1

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* Schweizer Musik 10.6.96 Direktsendung ? 100 Jahre Heilsarmee Bern; Liveaufnahmen mit 2 Gala- Ü, A Blasmusiken 11.6.96, 10-11 Etcetera 60 Calimeros; Musicspecial M 11.6.96 Direktsendung ? Liveaufnahmen vom Eidg. Handharmonikafestival Nyon (7. - Ü 8.6.96) 14.6.96 20.30 -22.00 Direktsendung 90 So tönt's am Eidgenössische z'lnterlake Direktsendung aus der Konzerthalle des Kursaals: Gala-Konzert der Schweizer Armeespiel Big Band 15.6.96, 10-11 Musig-Lade 20 Studiogäste: Rään I 15.6.96 15.00 - 17.00 Platzkonzert 120 Live vom Eidgenössische z'lnterlake Direktsendung von der Schiffstation Interlaken West: Unterhaltungskonzert mit Blasmusikformationen aus der ganzen Schweiz 16.6.96 11.00-11.30 Direktsendung 30 Blasmusik grenzenlos am Eidgenössische z'lnterlake 17.6.96 18.50 -19.30 Platzkonzert 40 Rückblick ufs Eidgenössische z'lnterlake. Stimmungsbericht und Resultate vom ersten Wochenende 21.6.96 20.30 -22.00 Direktsendung 90 So tönt's am Eidgenössische z'lnterlake. Direktsendung aus der Konzerthalle des Kursaals: Gala-Konzert der Brass Band Berner Oberland 22.6.96, 10-11 Musig-Lade 20 Studiogäste: Merfen Orange I 22.6.96 15.00 -17.00 Platzkonzert 120 Live vom Eidgenössische z'lnterlake Direktsendung von der Schiffstation Interlaken West: Unterhaltungskonzert mit Blasmusikformationen aus der ganzen Schweiz 23.6.96 11.00 -11.30 Direktsendung 30 Blasmusik grenzenlos am Eidgenössische z'lnterlake. Di- rektsendung aus dem DRS-Studio im Info-Zelt 24.6.96 Platzkonzert 120 Rückblick ufs Eidgenössische z'lnterlake. Stimmungsbericht und Resultate vom zweiten Wochenende mit Live- Aufzeichnungen aus den 12 Wettspiellokalen 29.6.96, 10-11 Musig-Lade 20 Studiogast: Bruno Dietrich I Totalzeit: Ca. 700 Min. *) M = Gemischte (Magazin-)Sendung, I = Interview, B = Bericht, T = Tonträgerrezensionen V = Veran- staltungsbesprechung, G = Gesprächsrunde Ü = Konzertübertragung, A = Andere Beiträge.

Teil III, Seite 25 Senderauswertung: DRS 1

Anhang zu DRS 1

SwissTop101 Ausgangslage: SwissTop ist inzwischen ein akzeptiertes Sendegefäss für CH-Talente auf SR DRS 1. Risiko auf SF DRS kann ebenfalls als Schaufenster bezeichnet werden; die zwei Sendungen passen optimal zusammen, sind kompatibel in den Zielpublika. Zielvorstellung: SwissTop als gemeinsame Förderungsanstrengung von SF und SR DRS. Istzustand SwissTop: 1. Eine Fachjury hört pro Jahr ca. 300 Demoaufnahmen von Künstlerinnen ab und bestimmt, wer in der Radiosendung vorgestellt wird. 2. Coverversionen werden nicht berücksichtigt 3. Pro Radiosendung, welche immer am ersten Freitag des Monats von 1015 - 1100 auf SR DRS 1 stattfin- det, werden Demoaufnahmen der 2-3 ausgewählten KünstlerInnen dem Radiopublikum vorgestellt; die Künstlerlnnen sind persönlich im Radiostudio anwesend, "verkaufen" sich selber. 4. Das Radiopublikum entscheidet per TED, wer SiegerIn wird. 5. Nach 7 Sendungen stehen 7 Siegerinnen fest. 6. Dieses Jahr im November findet die Schlussrunde statt, bei der 2, eventuell 3 Künstlerlnnen vom Radio- publikum auswählt werden. Eine professionelle Aufnahme wird im November gemacht. Diese wird 1995 der Schlagerbarometer CD der Firma Activ angegliedert, welche ca. Januar 1996 im Handel sein wird. 7. SR DRS 1 programmiert diese Songs bevorzugt im Daytime-Musikprogramm. In der Sendung Risiko von SF DRS hat das Vorstellen unbekannter Talente Tradition; bis jetzt wurden aus der "SwissTop-Küche" mehrere Künsterlnnen vorgestellt. Eine Zusammenarbeit wurde vor ca 1½ Jahren etabliert, die Kontakte brachen nie ab. (Stichworte: Vorstellen der SwissTop CD 94 und 95, in 2 Sendungen 4 Künstler präsentiert).

CD-Produktionen (Eigenproduktionen) von SR DRS 1989 bis 1995102 Interpreten Tonträgertitel Anselmi, Renato Renato Anselmi: Ora blu. Roman Dylag, Curt Treier 1989 Bardill, Linard Linard Bardill: Aufs Leben los. Liederstrandgut Cambridge Buskers Strassenmusikantische Bearbeitungen und Parodien. Cambridge Buskers Pollina, Pippo Pippo Pollina: Sulle orme del re Minosse 1990 Willy Schmid Quartett Willy Schmid Quartett: Music! Music! Music! Armitage, Dennis Dennis Armitage: Prelude. The piano world of... Francis Coletta et Les Amis Francis Coletta et Les Amis Suisses (CD 1/01: Nouvel horizon) Suisses Gueneux, Roland Von Bach bis Gershwin. 20 meisterhafte Encors. Roland Gueneux Klarinettenquartett Rondo Klarinettenquartett Rondo (CD 1/01: Uesanzas engiadinaisas) [=Usanzas] Oberwalliser Spillit Oberwalliser Spillit (CD 1/01: Increschantilna) Pfeifer, Alfred Alfred Pfeiffer, Daniel fÜrter: Das Goldene Wienerherz. Ein Spaziergang durch die Abgründe der Wiener Seele 1991 Acanto Acanto: Verso sera Bardill, Linard Linard Bardill: Strampedemi. Lieder gegen den Krieg Fantini, Fernand Fernand Fantini, accordeon, Renato Anselmi, piano, Roman Dylag, bass, Rene Gu- belmann, drums: Reine de Musette Niinermuisig Sarnen Niinermuisig Sarnen: ... spielt Kompositionen von Otto Würsch und Francesco Raselli

101 Quelle: DRS 1, Version 19.10.95, Peter Schaller, Projektleitung "SwissTop" 102 Quelle: Schreiben Musikleitung DRS 1, 21.10.96.

Teil III, Seite 26 Senderauswertung: DRS 1

Interpreten Tonträgertitel Original Salon-Ensemble Pri- Original Salon-Ensemble Prima Carezza: Comme-ci, comme-ca. Hommage a Georges ma Carezza Boulanger Trifoi Muzical Trifoi Muzical: Romantic panflute Tritonus Tritonus: Alte Volksmusik in der Schweiz (Svizzera] 1992 Dennis Armitage & His Remniscences. Ragtime - Charleston - Dixie. Frankie'sRiverboat Shuffle Band, Rolf Ragtime Piano Graf & His Crazy Seven, Dennis Armitage & His Ragtime Piano DRS Big Band Peter Jacques, DRS Big Band (CD 1/01: Northern light) Frankie's Riverboat Shuffle Reminiscences. Ragtime - Charleston - Dixie. Frankie's Riverboat Shuffle Band, Rolf Band Graf & His Crazy Seven, Dennis Armitage & His Ragtime Piano Pastor, Luis Nina Corti Art, Luis Pastor: Fidelidad Rolf Graf & His Crazy Seven Reminiscences. Ragtime - Charleston - Dixie. Frankie's Riverboat Shuffle Band, Rolf Graf & His Crazy Seven, Dennis Armitage & His Ragtime Piano Trio Festivo Trio Festivo: Nostalgie nach Whigham, Jiggs Jiggs Whigham: Brazilian portrait 1993 Bardill, Linard Linard Bardill: Tanz auf den Feldern. Lieder von Liebe und Aufbruch. Inclus extra-CD Steinschlag Gueneux, Roland Raphael Roland Raphael Gueneux. Von Bach bis Gershwin, Vol. 2. 20 Meisterhafte Encors Original Salon-Ensemble Prima Carezza: Extase. Prima Carezza plays music by Georges Carezza Boulanger Prima and others Trio Da Besto Trio Da Besto: Rossinen 1994 Eichenberger, Jürg Meisterhafte Miniaturen für Violoncello und Klavier Voi. 1. Eichenberger, Kagawa Thorgevsky, Maria Maria Thorgevsky, Dan Wiener: Russische Chansons um 1900-1960 Thorgevsky, Maria Maria Thorgevsky, Dan Wiener: Russische Volkslieder 1995 DRS Big Band DRS Big Band: Charleston, dixie, Rag, Swing. Schweizer Radio DRS Präsentiert. Cabaret, Struttin' with some Barbecue, Mack the knife... Eichenberger, Jürg Meisterhafte Miniaturen für Violoncello und Klavier, Vol. 2. Eichenberger, Kagawa La Lupa La Lupa: La gira la röda - Grazie alla vita Nelly Leuzinger und ihre Solis- Artur Beul. Nach em Räge schiint Sunne... Seine grössten Hits gespielt von Nelly Leu- ten zinger und ihren Solisten Trio Festivo Trio Festivo, Ensemble für gehobene Salonmusik: Nostalgie nach Noten, Vo1.3. G. Bizet, A. Rubinstein, A. Lloyd Webber, W. A. Mozart, S. Sondheim, L. Bernstein, K. Weill. Daniel Schneider, R. Raphael, J. Eichenberger

Teil III, Seite 27 Senderauswertung: DRS 2

DRS 2: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 4.5.96 Antworten von: (Namen, Funktionen): Joachim Salau, Leiter Begleitprogramme Rolf Grolimund, Leiter Produktion E-Musik Peter Keller, ehemaliger Redaktionsleiter CH-Musik

Allgemeine Charakterisierung, Fakten Die Betriebsfakten, Programmkosten von DRS 2 und deren Zusammensetzung sind im vorange- stellten Abschnitt ‘DRS Allgemeines’ zusammengefasst. Organigramm

Mitarbeiterschaft Eine Darstellung ist nur nach sogenannten Kapazitäten (Stellenprozente) möglich: DRS 2 verfügt insgesamt über 63,3 Kapazitäten; drei weitere sind für den Bereich Orchester eingeplant. Die Mu- sikredaktion ist mit 1500 Stellenprozenten ausgestattet.

Teil III, Seite 28 Senderauswertung: DRS 2

Musikkonzept generell Das gesamte Programm wie auch einzelne Sendungen und Sendeabschnitte sind ausführ- lich und detailliert beschrieben. Eine neue Beschreibung des Senders (Programmphiloso- phie) wird derzeit erarbeitet. Anpassungen an das bestehende Konzept werden laufend diskutiert. Neupositionierungen werden in grösseren Abständen und unter Berücksichtigung der Publikumsforschung vor- genommen. Eine Abstimmung auf das Hörerverhalten nehmen wir derzeit gerade vor. Zuständigkeit für das Musikprofil Dezentrale Musikleitung; einzelne Musikredaktionen (siehe Organigramm). Format: Charakterisierung DRS 2 ist das Kulturprogramm der Deutschschweiz. Wir haben einen Kulturauftrag umzu- setzen. Dieser bezieht sich auf den gesellschaftlichen und den kulturellen Bereich. Wir un- terstützen das Schweizer Kulturleben aktiv, indem wir informieren und begleiten. Dies ge- schieht durch Worte und Musik. Das Begleitprogramm bestreiten wir im wesentlichen mit klassischer Musik sowie mit einem grossen Jazz-Anteil. Der Anspruch unserer Musiksendungen ist sehr verschieden. Bei der Mattinata lassen wir uns vom Ziel leiten, mit leichter Klassik (Barock, Klassik, Romantik) möglichst viele Leute zu erreichen. Im Bereich der Klassik stehen wir vor dem besonderen Problem, dass der Bestand - abge- sehen von einigen neuen Interpretationen - endlich ist. Geht aus dem generellen Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Es existiert kein fester Prozentsatz. Einen solchen könnte man in unserem Musikbereich auch kaum festlegen. Schweizer Komponisten des letzten Jahrhunderts gibt es beispiels- weise nicht sehr viele. Leichter wäre es, sich auf Schweizer InterpretInnen abzustützen. Die Bestimmung der Nationalität ist bei Ensembles und Orchestern allerdings häufig mit Schwierigkeiten verbunden, da diese oft gemischt sind. So ist beispielsweise das Radio Symphonieorchester Basel nicht nur ein schweizerisches Orchester. Oft ist ein Solist viel- leicht Schweizer, das begleitende Orchester ein international besetztes Ensemble. Natürlich bestehen Weisungen, dass möglichst auch Schweizer Kompositionen ins Pro- gramm gelangen. Wir nehmen ausserdem eine Gewichtung zugunsten von schweizeri- schen Interpreten vor. Wenn wir die Auswahl haben, entscheiden wir uns bei gleicher Qua- lität eher für Einheimisches. Das CH-Kriterium haben wir als Stichwort eingegeben für die computerunterstützte Pro- grammierung der Matinata, wo auch zurückverfolgt werden kann, wer Schweizer Interpret ist. Wie werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse erhoben? Ja, regelmässige und umfangreiche Befragungen (siehe bei Konzept DRS 1).

Musikredaktion Organisation der Musikredaktion Siehe Organigramm: Es gibt im Musikbereich vier verschiedene Redaktionsleitungen, die Hoheit über das Musikprogramm liegt beim Programmleiter (Arthur Godel).

Teil III, Seite 29 Senderauswertung: DRS 2

Eines unserer Probleme besteht in der räumlichen Trennung unserer Studios, denn DRS 2 wirkt in Basel, Bern und Zürich. Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja, vgl. Konzept und Organigramm.

Musikprogrammierung Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Automatisierte und individuelle Programmierung durch die Musikredaktionen. Wer entscheidet über Einsetzbarkeit und Häufigkeit? Automatisierte und individuelle Programmierung durch die Musikredaktionen. Spielraum der Programmschaffenden bei der Musikauswahl Trennung zwischen Musikredaktion, Redaktion (Wort) und Moderation.

Automatisierung

Datenbank für Archiv-Verwaltung, Titel- Ja und Interpretensuche Automatisierte Titelauswahl; Musikpro- Ja, hauptsächlich Morgensendung Mattinata grammierung-Software, Anwendungsbe- Wird aber auch verwendet für die individuelle Musikprogrammie- reich rung am Vormittag Ablaufautomatisierung, Anwendungsbe- - reich Titelstock, Anteil CH-Titel 2400 (wird ständig erweitert); mit ca. 100 Eigenaufnahmen (Auf CD-R), für Vormittagsprogramm genutzt. CD-Wechsler - Titelstock, Anteil CH-Titel - Harddisk - Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb Vorwiegend

Wir sind dabei, zusammen mit einem Softwareunternehmen ein Programm zu entwickeln, dass uns ermöglicht, in allen drei Studios Musiksendungen mit Hilfe des Computers vernetzt vorzubereiten. Dabei geht es nicht darum, dass die Musikplanung durch eine Computeranwendung übernommen wird, sondern vor allem darum, dass wir zu jeder Zeit sehen, was geplant und gespielt wird.

Tonträger-Archiv Peter Keller: Es erscheinen nicht sehr viele CDs mit neuem einheimischem Klassikrepertoire, denn die Produktionen sind teuer und verkaufen sich nicht sehr gut. Zu erwähnen ist die Gram- mont-Reihe, die von der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung schweizerischer Musik (dahinter ste- hen: Pro Helvetia, Schweizerische Interpretengesellschaft, SUISA-Stiftung für Musik, Schweizeri- scher Tonkünstlerverein und die SRG) herausgegeben wurde. Mittlerweile sind 55 CDs verfügbar. Die Reihe, an der ich als Produzent mitgewirkt habe, ist allerdings schlecht bewirtschaftet, die CDs nicht in allen Geschäften erhältlich. Im weiteren gibt Jecklin pro Jahr etwa fünf bis einheimische

Teil III, Seite 30 Senderauswertung: DRS 2

Produktionen heraus, bei Claves und Pan sind es ja zwei bis drei, in der Musikszene Schweiz eine pro Jahr. DRS 2 veröffentlicht jährlich ebenfalls zwei CDs aus diesem Bereich. Schweizer Radio DRS gibt neben der Avantgarde jedoch noch CDs mit älterer schweizerischer Musik heraus. Hier zu nennen ist der Raff-Zyklus des Radio-Sinfonieorchesters Basel eingespielt werden. Pro Jahr sind es 6 bis 8 CDs. Vgl. die Ausführungen im Kapitel ‘DRS Allgemeines’.

Umsetzung des Leistungs- rsp. Kulturauftrages in bezug auf einheimi- sche Musik DRS 2 setzt den Kulturauftrag in bezug auf einheimische Musik auf mehreren Ebenen um: Sendungen (Musik und Wort): Es ist für uns sehr schwierig, das Engagement in Zahlen auszu- weisen. Einheimisches taucht an so vielen verschiedenen Stellen auf. Wir programmieren so, wie wir denken, dass es die Hörerschaft von einem Kultursender erwarten. So werden viele Neuheiten aus Klassik und Jazz vorgestellt. Die Sendung Musik à la carte (Mo bis Fr, 9.30-11h, mit einem hohen Anteil einheimischer Musik) ist ein sehr wichtiges Vehikel im musikjournalistischen Bereich, weil dort ganz aktuell auf das hiesiges Kulturleben reagiert wird. Daneben werden Exponenten aus der Musikwelt porträtiert. In "Musik à la Carte" gibt es täglich von etwa 10.00 - ca. 10.20 Uhr Bei- träge (10 Minuten Interview plus Musik) über KünstlerInnen mit einem aktuellen Bezug zum Schweizer Kulturleben. Das können ausländische MusikerInnen sein, sind aber auch zum Grossteil inländische. Im Juni gab es einen Anteil von 50% Schweizer KünstlerInnen in ‘MaC’. In unserer Wortsendung Reflexe finden unter anderem viel Gespräche über die schweizerische Kultur statt. In Concerto senden wir neben internationalen vor allem schweizerische Aufführungen. Musik unserer Zeit stellt ebenfalls auch schweizerische Kompositionen vor. In der Jazzsendung Apéro ist der einheimische Anteil nicht sehr hoch, denn die hiesige Jazzszene ist ja nicht so gross. Ausschliesslich zeitgenössisches von Schweizer Komponisten erscheint in CH-Musik am Donners- tagabend (siehe unten). Produktionen, Übertragungen: Der Menge der Eigenproduktionen ist wegen der finanziellen Beschneidungen stark zurückgegangen. Dennoch wird hier noch einiges erstellt, vor allem im Kammermusikbereich. Dazu kommt eine ganze Reihe von Konzertmitschnitten, so werden etwa die IMF Luzern komplett aufgezeichnet. DRS 2 steht inmitten eines reichen Konzertlebens in der Schweiz. In den Zentren unseres Landes wirken grosse Orchester - so das Tonhalleorchester Zürich -, von denen wir aber nichts spielen können, weil sie keine Musik auf CD veröffentlichen. Wenn wir ein Konzert aufnehmen, um es ins Programm einzubauen, kostet das natürlich viel Geld, so bleibt es bei einigen wenigen Übertra- gungen. Daneben besteht die hiesige Klassik-Szene natürlich noch aus einer grossen Zahl von EinzelinterpetInnen, Sängern und Sängerinnen. Von diesen Ensembles und Personen sowie von den Veranstaltern gehen mitunter Ansprüche aus, ihr Wirken zu berücksichtigen und sie zu produ- zieren. Da kommt es schon gelegentlich zu Druck auf uns. Doch wir haben aufgrund unserer fi- nanziellen Möglichkeiten zu entscheiden. Eine Opernproduktion verschlingt zum Beispiel soviel Geld wie zwanzig kammermusikalische Aufnahmen. Primär von Interesse ist die zeitgenössische Musik; wenn es sich um Uraufführungen handelt, ist DRS 2 eh schon mit einem halben Bein drin. Aufgrund der Ansprüche an uns haben wir in der letzten Zeit mit den involvierten Kreisen einige Gespräche geführt. Dabei konnten wir unter anderem aufzeigen, dass wir die - viel Verständnis fordernde - Musik der zeitgenössischen Schweizer Komponisten natürlich nicht den ganzen Tag spielen können. Aus diesem Grunde beziehen wir die Förderung der Schweizer Musik nicht nur auf die Kompositionen.

Teil III, Seite 31 Senderauswertung: DRS 2

Bei den Produktionen in vergangenen Zeiten waren nicht nur die Budgets anders, es herrschte auch sehr viel Prestigedenken, das heute verschwunden ist. Da hatte der DRS 2 Produzent sei- nen Kollegen von Radio Suisse Romand oder vom Südwestfunk zeigen wollen, was er da hin- kriegt. Die vor 1995 wirksam gewordenen Einschränkungen - heute sind wir in einer Phase der Konsoli- dierung - wirkten sich sehr stark im Bereich der Studioproduktionen aus: Wir engagieren praktisch keine Künstler mehr, um mit ihnen bei uns Aufnahmen vorzunehmen. Studioproduktionen gibt es allenfalls noch bei Raritäten. Die Situation hat sich mit der Compact Disc ja auch grundlegend ge- ändert. Einerseits existieren heute sehr viele kleine Label, deren Katalog für uns eine wahre Fundgrube darstellen. Sie wirken in einem Bereich, den das Radio früher durch die Eigenprodukti- on abdeckte, wo früher eine Eigenaufnahme mit zweitklassigen Musikern gemacht wurde. Ande- rerseits können wir heute auf Tonträger mit erstklassigen Interpreten zurückgreifen Der Systemwandel ging einher mit den Budgetrestriktionen. Es war relativ schmerzhaft unsere lange Tradition der Eigenproduktionen aufzugeben. Auf der anderen Seite konzentriert sich DRS 2 nun vermehrt auf seine besonderen Möglichkeiten: heute nehmen wir bedeutend mehr Konzerte auf als früher, mussten dafür aber auf günstigere Varianten ausweichen. Aus den erwähnten fi- nanziellen Beschränkungen haben die teuren Konzertproduktionen in den Jahren 1985 bis heute stark abgenommen. DRS 2 hat mit den schweizerischen Berufsorchestern ja einen Vertrag, der unter anderem regelt, wieviel wir für Übertragungen und Produktionen zu bezahlen haben. Je mehr Aufnahmen erstellt werden, desto günstigere Tarife gelangen zur Anwendung. Ab 1990 er- reichten wir die günstigste Kategorie jedoch nicht mehr, da nie mehr als 20 Übertragungen reali- siert werden konnten. Es sind nun noch etwa 12 pro Jahr mit den schweizerischen Berufsen- sembles. Interessanterweise verlagerten sich die bemerkenswertesten Produktionen aus rein wirt- schaftlichen Gründen auf die Kammermusik, denn diese ist mit weniger Aufwand darzubieten und aufzunehmen, als jene der grossen Orchester. Heute kommt es nur noch ganz selten vor, dass ein schweizerischer Komponist durch eine Orchester aufgeführt wird. Die Schweizer Szene spielt sich also ohnehin auf dem Gebiet der Kammermusik ab. Da werden wir aktiv, indem wie viele Konzerte aufnehmen. Das geschieht teils in engster Zusammenarbeit mit Institutionen, etwa der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik, dem Musikpodium der Stadt Zürich, mit Tonart in Bern und weiteren Stellen und Veranstaltern. Musikproduktion SR DRS 2: Aufnahmen von Werken von Schweizer Komponisten103 Honegger: Horace victorieux. Symphonie miméee Englert: Klavierkonzert Schoeck: Suite aus der Oper "Venus" Honegger: Concertino für Klavier und Orchester Martin: In terra pax Martin: Ballade für Posaune und Orchester R. Suter: Marcia funebre R. Blum: Sinfonie Nr.16 Irman: Requiem „An den Tod“ Steinmann: Ergänzungen (zum Osterfragment von Euripides) Steinmann: Der gefesselte Prometheus Käser: Musik zu Alexander Irman: Ein Trauermarsch Haubensak: Kleiner Mozartgarten Käser: 7 Lieder zu Volkstexten Jürg Frey: St. Dizier-L'Evêque; Lagrange; Chaux; Felon Walter Wehrli: Bagatelle I Esther Roth: Achilles und Theo Schildkröte Schmucki: Kaspar ist tot Stahl: Sextett Zinsstag: Incalzando für zwei Klaviere Zinsstag: Cinq fragments für Streichquartett

103 Quelle:Leitung Musikproduktion DRS 2, 16.8.96

Teil III, Seite 32 Senderauswertung: DRS 2

Zinsstag: Tempor für Sextett Wladimir Vogel: Dal Quaderno di Francine Settenne Wladimir Vogel: Mondträume Wladimir Vogel: Zusammenspiel für Oboe und Streichquartett (Studioaufnahme) Wladimir Vogel: Arpiade Wladimir Vogel: Zusammenspiel für Oboe und Streichquartett (Konzertaufnahme) Holliger: Jisei Beat Furrer: Streichquartett Nr.2 Beat Furrer: Poemas Beat Furrer: AER Beat Furrer: Time out für Flöte, Harfe und Streichorchester Paul Giger: Missa et Tarantella Paul Giger: Karma Shadub Paul Giger: O ignis Bärtschi: Frühmorgens am Daubensee Bärtschi: Etude-Impromptu Martin: Huit Preludes Voegelin: Zustandsformen Voegelin: Thebais Holliger: Dona nobis pacem Haubensak: Odem Schlumpf: December Rains Schlumpf Sommerbogen Tamas: Partita Neidhöfer: entrückt... Jarrell: Assonance für Klarinette solo Max E. Keller: Gesänge IV Max E. Keller: Neungestalt Haselbach: Anima di Bronzo Haselbach: Leporellos Traum Karrer: Zur Aneignung für Streichquartett Schoeck: Streichquartett Nr.l Zwicker: Rituale für Fada Schoeck: Zwei Klavierstücke op.29 Bärtschi: Wiederholende Signale Alfred Schweizer: Gitarrenmusik 3 Martin: Trio sur des mélodies populaires irlandais Neidhöfer: Schichtung für Ensemble Jarrell: Essaims-cribles H.E. Frischknecht: Eine neue Schöpfungsgeschichte auf Texte einer lateinamerikanischen Basisgruppe Voegelin: Hildegardis De Divinis Operibus Visiones. Hör-Bilder für Bläserensemble, Schlagwerk, Orgel und Sprecher Roland Moser: Brentano-Phantasien Beat Furrer: Narcissus-Fragment Jarrell: Assonance II Daniel Schnyder: Saxophonquartett Steinauer: Omaggio ad Italo Calvino Glaus: In hora mortis I für Violoncello solo Wohlhauser: Drei Stücke für Klavier Haubensak: Poesie des Südens Ernest Bloch: Streichquartett Nr.3 Trümpy: Anima Samuel Langmeier: Die Sekunde Kelterborn: Drei Metamorphosen Diethelm: Kantate nach Texten von Carl Spitteler Wolfgang Sieber: Trist on - trittst ab! für Orgel Hans Hütten: Lurelei John Wolf Brennan: Variationen über "Stets i Truure muess i läbe" für Alphorn solo Hans Kennel: Fjorden. Zwei Duette für F1ügelhorn/Trompete und Klavier John Wolf Brennan: A.L.P.traum John Wolf Brennan: EURATORIUM für Chor, Blasorchester, Streicherensemble, Perkussion und Alphorn op.llO Roland Moser: Quatre cadres harmoniques Roland Moser: Nach deutschen Volksliedern Peter Escher: Saxophon-Konzert Honegger: Prélude, Arioso et Fughette sur le nom de BACH Schoeck: Präludium für Orchester Schoeck: Hornkonzert op.65 Schoeck: Serenade für Oboe, Englisch Horn und Streicher op.27 Schoeck: Suite As-Dur Klaus Huber: Plainte

Teil III, Seite 33 Senderauswertung: DRS 2

Ulrich Gasser: Von der unerbittlichen Zufälligkeit des Todes. Komposition für Solisten, Chor, Instrumente und Klangsteine Eichenwald: Annäherungen für Trompete und Harfe Eichenwald: Cantata mediterranea für Vokalquartett und Ensemble Peter Escher: Naga-Uta Peter Escher: Divertissement op.86 Kelterborn: Oktett 1969 Weissberg: Effoh für zwei Gitarren Martin: Wi(e)der für Harfe solo Martin: Konzert für sieben Bläser, Pauken und Streichorchester

Anmerkungen zu den Musikproduktionen: 1995 ist repräsentativ für ein Durchschnittsjahr. Das Produktionsvolumen dürfte 1996 und 1997 etwa gleich hoch sein.. Die Aufnahmen aller 101 Werke sind von Auftrag SR DRS 2 realisiert oder in gegeben worden. Erfasst sind Konzert- und Studioaufnahmen (ohne Radio-Sinfonieorchester). Der grösste Teil dieser Aufnahmen (schätzungsweise 80-90%) sind 1995 auf DRS 2 ausgestrahlt worden. Die übrigen Werke werden zu einem späteren Zeitpunkt gesendet. Einzelne Werke wur- den zweimal ins Programm aufgenommen. Verschiedene dieser Aufnahmen sind in Koproduktion entstanden und auf CD erhältlich. Die wichtigsten Labels sind Jecklin Edition, MGB Musikszene Schweiz und cpo Osnabrück. Musik von Schweizer Komponisten wird auf DRS 2 in folgenden Sendungen ausgestrahlt: Jeden Donnerstag in CH-Musik 22.40-24.00 Uhr Immer wieder am Mittwochabend 20.05-22.00 Uhr oder 22.40-24.00 Uhr Ab und zu in den Sendungen IM KONZERTSAAL am Donnerstag, 20.05-22.00 Uhr, am Diens- tag, 22.40-24.00 Uhr und am Samstag, 19.00-21.00 Uhr. eher selten in Concerto Montag-Freitag, jeweils 13.30-15.00 Uhr aus aktuellem Anlass ausnahmsweise auch in anderen Sendungen

Jazz-Produktionen 1995 und 1996

1995 Mit Schweizer Solisten und Mit internationalen Solisten Total Gruppen und Gruppen Studioproduktionen 44 5 49 Konzertaufnahmen 19 32 51 Total 63 37 100 1996104 Studioproduktionen 23 0 23 Konzertaufnahmen 12 3 15 Total 35 3 38

Die von DRS 2 realisierten Studioproduktionen und Konzertaufnahmen werden in den Jazz- Sendungen von DRS 2 ausgestrahlt. Rund neun von zehn Studioproduktionen wurden mit einhei- mischen Solisten und Gruppen durchgeführt. Bei den Konzertaufnahmen nehmen die Aufnahmen bei den Festivals von Willisau und Bern mit internationalen Interpreten rund die Hälfte ein.105 Von den jährlich 52 Sendungen ‘Thema Jazz’ (Freitagabend) erden rund die Hälfte mit Eigenproduktio- nen bestritten.

104 Stand: August 1996; mitgeteilt von der DRS-Jazzredaktion. 105 Quelle: Mitteilung von DRS 2 (R. Grolimund).

Teil III, Seite 34 Senderauswertung: DRS 2

Zum programmlichen Engagement kommt ein qualitatives Element, wird doch von den in der Schweiz erscheinenden Jazz-CDs ein ansehnlicher Teil unter Mitwirkung von Schweizer Radio DRS produziert. Für viele Produktionen wird kostenlos die DRS-Infrastruktur zur Verfügung ge- stellt, also Studios und Übertragungswagen. Die Verantwortlichen sehen darin eine bedeutende „Szeneförderung über die Eigenproduktionen und die Programmierung hinaus“, Radio DRS funkti- oniere als zentrale Anlaufstelle für die schweizerischen Jazzmusiker.106 Die Rolle des nationalen Sendeunternehmens für diese Kultursparte verdeutlicht der folgende Abschnitt: „Der Jazz und ein Public-Service-Unternehmen wie die SRG haben mehr miteinander zu tun, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Die symbiotische Beziehung zwischen Radiostationen und der Plattenin- dustrie etablierte sich mit dem Aufkommen des neuen Mediums in den dreissiger Jahren. Daran erinnern heute allenfalls noch die Namen von traditionsreichen Labels wie RCA (Radio Corporation of America) oder CBS (Columbia Broadcasting System). In Europa dokumentieren seit den vierziger Jahren unzählige (öffent- lich-rechtliche) Radiostationen nicht nur das jeweilige einheimische Schaffen, sondern auch die Konzerte durchreisender amerikanischer Jazzmusikerinnen und -musiker. Dabei entstanden ganze Archive von Live- Mitschnitten, welche die internationale Plattenproduktion mit wichtigen und zum Teil einmaligen Dokumenten ergänzen. Auch die SRG-Stationen halten diese gute Tradition seit Jahrzehnten aufrecht, waren aber bisher bei der Veröffentlichung dieser jazzmusikalischen Preziosen äusserst zurückhaltend. Und da sich auch die einheimischen Labels lange nicht für Koproduktionen in diesem Bereich interessierten, sind nun eigentliche Entdeckungen zu machen. In diese offensichtlich brachliegende Marktlücke ist das Schweizer Label TCB Records gesprungen und bietet mit der CD-Serie Swiss Radio Days eine ganze Reihe von attraktiv aufberei- teten Mitschnitten aus SRG-Archiven an (Quincy Jones Big Band 1960 in Lausanne, Art Blakeys Jazz Mes- sengers 1960 in Lausanne, Sextet 1963 in Lugano, / Orchestra 1969 in Basel). Die aus der Vermarktung dieser Archivschätze gewonnenen Mittel helfen einen Bereich mitzualimentieren, den bereits der legendäre Radiopionier Lance Tschannen von Schweizer Radio International pflegte: Eigen- produktionen mit Schweizer Jazzmusikerinnen und -musikern. Die hiesige Jazzszene entwickelt geradezu Bienenfleiss, wenn es darum geht, das eigene Schaffen in relativ kurzen Zyklen auf Tonträgern zu dokumen- tieren. In den letzten fünf Jahren erschienen im Durchschnitt zwischen 80 und 100 Produktionen pro Jahr - die diversen kommerziellen Erzeugnisse der Dixie-Szene nicht einmal eingerechnet. Rund die Hälfte davon entstand in engeren oder loseren Koproduktionen mit den Jazzredaktionen der zweiten Ketten der SRG- Radios (die Fernsehanstalten üben sich hier weitgehend in nobler Zurückhaltung) in den Regionen von DRS, RSR und RSI und neuerdings auch wieder der Musikproduktionen von Schweizer Radio International - SRI Enterprises. Die beteiligten Redaktionen sind in einer nationalen Organisation miteinander vernetzt und betreuen auch die Produktion von Mitschnitten an grösseren Festivals wie Willisau, Bern, Zürich, Lugano, Genf, Lausanne oder Montreux teilweise gemeinsam. Auf dieser Basis entstehen als direkte Produkte die Sendungen (Festival- übertragungen, Live-Mitschnitte, Präsentation von Studioproduktionen), in denen das hiesige Schaffen in seiner ganzen Breite und Vielfalt dargestellt wird. Die SRG nimmt somit auch im Bereich des Jazz ihre wich- tige nationale Klammerfunktion und ihren Kulturauftrag wahr. Sie übt eine wichtige Vermittlerrolle aus zwi- schen der äusserst aktiven und auch international renommierten Szene und dem Schweizer Jazzpublikum, das oft auch ein Radiopublikum ist. Die stetige und teilweise drastische Kürzung der Mittel in fast allen Berei- chen der SRG in den letzten Jahren hat die Ausführung dieses Auftrags allerdings nicht gerade erleichtert, um es einmal milde auszudrücken. Bei Koproduktionen und Festivalübertragungen sind die Jazzredaktionen stark auf den Goodwill und das Verständnis der Musikerinnen und Musiker angewiesen, wenn es um die Abgeltung der Senderechte geht. Im Gegenzug können die SRG-Anstalten Leistungen offerieren (zum Bei- spiel Infrastruktur oder Publizität), die der Jazzszene mit Sicherheit einigen Nutzen bringen. Womit wir wieder dort wären, wo wir angefangen haben, bei der Symbiose.“107 Einschränkungen: Was die Statistik der Eigenproduktionen betrifft, ist eine Transparenz kaum zu erbringen. Einerseits wurde hier nie genau Buch geführt. Wenn es darum geht, die Erfüllung des Kulturauftrages transparent zu machen, ist DRS tatsächlich schlecht organisiert.108 Es muss an- dererseits zu Vorsicht bei der Interpretation angehalten werden: die einzelnen Aufnahmen sind mit

106 Auskunft der Jazzredaktion, P. Bürli. 107 Peter Bürli. In: Swiss Music Info 2/1996. 108 Aussage von Peter Keller, DRS 2.

Teil III, Seite 35 Senderauswertung: DRS 2 extrem unterschiedlichem Aufwand zustande gekommen. So kann es sein, dass ein einziges Streichquartett Mittel benötigte, die für 20 Liederaufnahmen ausreichen. Eine weitere Schwierig- keit bei der Bewertung ergibt sich aus dem Umstand, dass nicht nur einheimische Interpreten pro- duziert wurden, sondern auch solche aus dem Ausland oder eben die gemischten Ensembles. Radio-Orchester: Die SRG möchte mittelfristig sich ganz aus dem Geschäft Orchesterproduktion zurückziehen. Das Vorhaben wird in den drei Landesteilen mit Radioorchestern unterschiedlich angegangen. DRS 2 ist derzeit nur noch Minderheitsaktionär am Radio-Sinfonieorchester Basel, möchte sich aber komplett zurückziehen. Es ist absehbar, dass es deswegen zu einer Lücke kommt bei der Betreuung von schweizerischen Orchesterkompositionen. Das kann ausser einem Radioorchester wohl niemand auffangen. Die Orchester werden vermutlich zu städtischen Orches- tern. In Basel werden die beiden bestehenden Orchester wahrscheinlich fusionieren. In Genf ist das Radioorchester sowieso schon gleichzeitig ein Konzert und Opern-Orchester. Ob das Kam- merorchester von Lausanne ins Opernorchester integriert werden kann, ist noch offen. Es ist ganz klar, dass dies für die schweizerische klassische Musik eine empfindliche Einbusse bedeuten wird. Das Radio liess immer wieder junge Schweizer zum Zuge kommen, sei es Interpreten, Dirigenten oder Komponisten. Andere Veranstalter sind nicht interessiert, diese Tradition fortzusetzen. Die Liste der Stücke von Schweizer Komponisten, die durch das Radio-Sinfonieorchester Basel bisher eingespielt wurden (Studio und Konzerte), umfasst rund 325 Nennungen (Gesamtspiel- dauer: über 100 Stunden).109 Was die Statistik der Eigenproduktionen betrifft, ist eine Transparenz kaum zu erbringen. Einer- seits wurde hier nie genau Buch geführt. Wenn es darum geht, die Erfüllung des Kulturauftrages transparent zu machen, ist DRS tatsächlich schlecht organisiert.110 Es muss andererseits zu Vor- sicht bei der Interpretation angehalten werden: die einzelnen Aufnahmen sind mit extrem unter- schiedlichem Aufwand zustande gekommen. So kann es sein, dass ein einziges Streichquartett Mittel benötigte, die für 20 Liederaufnahmen ausreichen. Eine weitere Schwierigkeit bei der Be- wertung ergibt sich aus dem Umstand, dass nicht nur einheimische Interpreten produziert wurden, sondern auch solche aus dem Ausland oder eben die gemischten Ensembles.

Sendungen für einheimische Musik

Sendetitel CH-Musik Ausstrahlungszeiten Do, 22.35 - 24h Dauer 125 Min. Programmzeit p. Monat 500 Min. Charakterisierung Moderierte, gestaltete Musik- und Informationssendung mit und über Schweizer Komponisten von 1945 bis heute (Avantgarde). Neuheiten, Porträts, Retrospek- tiven, Musikanteil ca. 80%, vorwiegend Eigenaufnahmen (Konzertmitschnitte oder eigene Studio- bzw. CD-Produktionen). Zuständigkeit T. Adank (bisher: Peter Keller)

Gespräche, Interviews mit Musikschaffenden Finden regelmässig statt, vor allem in den Sendungen CH-Musik, Musik à la carte sowie in Reflexe und dem Kulturpunkt. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Keine vergleichenden Angaben möglich.

109 Quelle: RO-Produktionen Albicastro - Zwyssig; überreicht von P. Keller, DRS 2. 110 Aussage von Peter Keller, DRS 2.

Teil III, Seite 36 Senderauswertung: DRS 2

Zahlen zum Musikanteil Im Schnitt beträgt der Musikanteil 70% des Programms, pro Woche also etwa rund 118 Stunden.

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik Zur Definition von einheimischer Musik bieten sich verschiedene Kriterien an. In unserem Bereich, wo neben den Komponisten grosse, teils national gemischte Orchester und En- sembles sowie Einzelinterpreten eine Rolle spielen, ist es sehr schwierig, entsprechende Analysen vorzunehmen. Wir selber verwenden keine einheitliche Begriffsumschreibung. Das macht einen langfristigen Vergleich unmöglich. Bei einer engen, in der derzeitigen kulturpolitischen Diskussion angewendeten Fassung, die lediglich Komponisten schweizerischer Nationalität mit ihren Werken nach 1900 um- schliesst, liegt DRS 2 bei rund 1½ bis 2 Stunden pro Woche. Für die zeitgenössische Schweizer Musik (Komponisten) im engsten Sinn verwendet DRS 2 also etwa 2,4% seiner Musiksendezeit. Fasst man die Definition weiter und schliesst auch Interpreten sowie En- semles mit schweizerischer Beteiligung ein, wird dieser Anteil natürlich grösser.111 In der Auswertung des Musikprogramms im Juni 1996 wurde im Gegensatz zu obiger Schätzung eines Redaktors ermittelt, dass pro Woche etwa während 3 Stunden Musik eines Schwei- zer Komponisten gesendet wurden und 15 Stunden - in 17% des gesamten Musikpro- gramms - Interpreten aus der Schweiz zu hören waren. In unseren Aufstellungen (die auch an die SUISA gehen) erfassen wir alle Titel vollständig. Die SUISA wiederum kann nur ermitteln, ob es sich um ein geschütztes oder ein unge- schütztes Werk handelt, und ob die Berechtigten Mitglied der SUISA sind - nicht aber die Nationalität der Komponisten.

DRS 2: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Auswertungen von DRS 2 zur täglichen Sendezeit von 6 bis 24 Uhr. Das Nachtprogramm wird von SR International beigesteuert, ist also nicht in die Rechnung mit einbezogen.

Nachstehend wird getrennt ausgewiesen, wieviele Sendeminuten im Erhebungsmonat Juni von Schweizer Komponisten stammen und wieviele Sendeminuten Musik einheimische Interpreten beigesteuert haben. Die beiden Werte lassen sich weder kumulieren noch entspricht die Minuten- menge der Interpreten vollständig einer Teilmenge jener der Komponisten. Während Schweizer Kompositionen beinahe ausschliesslich von einheimischen Musikern und Musikerinnen interpre- tiert werden, kommen bei diesen natürlich auch internationale Werke ins Repertoire. DRS 2: Sendeminuten Schweizer Komponisten und Interpreten im Juni 1996

Musik-Sendeminuten Sendeminuten Schweizer Sendeminuten Schweizer Datum insgesamt* Interpreten Komponisten 1.6.96 756 210 0

111 Aussage von Peter Keller, DRS 2.

Teil III, Seite 37 Senderauswertung: DRS 2

Musik-Sendeminuten Sendeminuten Schweizer Sendeminuten Schweizer Datum insgesamt* Interpreten Komponisten 2.6.96 756 250 80 3.6.96 756 67 5 4.6.96 756 107 6 5.6.96 756 101 28 6.6.96 756 255 69 7.6.96 756 106 0 8.6.96 756 93 15 9.6.96 756 298 40 10.6.96 756 6 0 11.6.96 756 86 33 12.6.96 756 18 0 13.6.96 756 125 45 14.6.96 756 52 0 15.6.96 756 50 29 16.6.96 756 208 30 17.6.96 756 12 5 18.6.96 756 130 0 19.7.96 756 98 60 20.6.96 756 199 30 21.6.96 756 163 63 22.6.96 756 60 0 23.6.96 756 124 20 24.6.96 756 14 0 25.6.96 756 190 40 26.6.96 756 21 16 27.6.96 756 230 132 28.6.96 756 10 0 29.6.96 756 106 0 30.6.96 756 270 0 Total 22680 Min. 3659 Min. 746 Min. Anteil am Musik- ca. 16.1% - Programm Anm.: Bei einem Musikanteil von 70% ergeben sich pro Tag (à 18 Sendestunden) durchschnittlich 756 Mu- sikminuten.

Die starken Schwankungen in den Minutagen sind meist auf integrale Konzertübertragungen zu- rückzuführen. DRS 2 bietet laufend Aufzeichnungen und Liveübertragungen von Konzerten in der Schweiz. Zusammenfassung der Minutagen Von DRS 2 gesendet wurden im Juni 1996: 3659 Minuten bzw. 61 Stunden Musik mit Schweizer InterpretInnen, also durchschnittlich 2 Stunden pro Tag. 11% der täglichen Gesamtsendezeit von SR DRS 2 wurden im Juni 1996 von

Teil III, Seite 38 Senderauswertung: DRS 2

Schweizer InterpretInnen bestritten. Bei einem Wort/Musik Verhältnis von 30:70 heisst das, dass etwa in 16% des Musikprogramms InterpretInnen aus der Schweiz zu hören waren. 746 Minuten bzw. 12,5 Stunden Musik von zumeist zeitgenössischen Schweizer KomponistIn- nen. Im Durchschnitt wurden also jeden Tag 25 Minuten Musik eines/einer Schweizer Kompo- nistIn gesendet.

DRS 2: Redaktionelle Beiträge im Juni ‘96

Basis: Juni-Auswertung gemäss Schreiben von DRS 2, 16.8.96 Einschränkungen: Die redaktionellen Beiträge konnten nicht mit dem ausgearbeiteten Erhe- bungsbogen dargestellt werden. Eine Erfassung der redaktionellen Beiträge war für DRS 2 schwierig, „da das Programm dezentral organisiert ist und die gesendeten Beiträge nicht gesammelt erfasst werden. Eine solche Er- hebung verursacht einen grossen Aufwand, der im Rahmen der Programm- tätigkeit nicht zu erbringen ist.“ Die Angaben beziehen sich auf die Sende- gefässe Kulturpunkt und Reflexe. Besonderheiten: DRS 2 macht darauf aufmerksam, dass neben den Sendungen ‘Kultur- punkt’, ‘Reflexe’ und ‘CH-Musik’ auch in ‘Musik à la Carte’ (Mo - Fr, 09.30- 11.00 Uhr) eine deutlicher Schweiz-Schwerpunkt gegeben ist. „In ‘MaC’ gibt es täglich von etwa 10.00 - ca. 10.20 Uhr Beiträge (10 Minuten Interview plus Musik) über KünstlerInnen mit einem aktuellen Bezug zum Schweizer Kulturleben. Das können ausländische MusikerInnen sein, sind aber auch zum Grossteil inländische. Im Juni gab es einen Anteil von 50% Schweizer KünstlerInnen in MaC.“

Schweizer Themen in den Sendungen Kulturpunkt und Reflexe, 1.6. - 30.6.96 Schweizer Themen im Kulturpunkt (5 Minuten Dauer, Mo - Fr, drei Ausstrahlungen pro Tag (8.30, 12.15, 22.05): In 14 von 20 Ausgaben wurden Schweizer Ereignisse thematisiert, in 9 Ausgaben ging es expli- zit um Schweizer KünstlerInnen (von der freien Theatertruppe in Basel, der Opernuraufführung in Bern bis zum Tessiner Architekten in Zürich). Schweizer Themen in Reflexe (30 Minuten Dauer, Mo - Fr, zwei Ausstrahlungen pro Tag (11.00, 22.10): In 10 von 20 Ausgaben ging es um Schweizer Ereignisse, in 7 Ausgaben stand eine Künstlerin oder ein Künstler im Mittelpunkt.

Teil III, Seite 39 Senderauswertung: DRS 3

DRS 3: Befragungsresultate

Datum der Befragung: 31.5.96 Antworten von (Namen, Funktionen): Robi Gassmann, Leiter Musik DRS 3

Allgemeine Charakterisierung, Fakten112 Existieren Unterlagen zu Grundlagen, Programm-Philiosophie? Ja, ausführliche Dokumentation. Betriebsaufnahme: 1.11.1983 Unternehmensform: DRS 3 ist ein Strategieteil des Gesamtunternehmens SRG, respektive DRS, das nur in seiner Positionierung gegenüber den drei Ketten zu verstehen ist. Siehe bei Ab- schnitt ‘Hörerschaft’, ‘Zielpublikum’. Umsatz pro Jahr (1995): 10.7 Mio.113 Budget 1996: Ca. 10.1 Mio. Fr.114 DRS-Programme und ihre Budgets/Bilanzen können nicht 1:1 mit den Lokalsendern ver- gleichen werden, weil hier eine ganz andere Struktur vorliegt. Hier zu erwähnen sind vor al- lem: Mehrere Studiostandorte; Gesamtarbeitsverträge, die zu anderen personellen Kosten- faktoren führen. Organigramm der betrieblichen Zuständigkeiten115

DRS 3 ist auf zwei Studios aufgeteilt (Zürich und Basel) und in eine kettenübergreifende Organisa- tion eingebettet. Ich trage die gesamte Verantwortung für das Musikprogramm. Erstellt werden die Titellisten am Standort der jeweiligen Sendung, so wird beispielsweise die Musik der Morgensen- dung ‘Vitamin3’ durch die Musikredaktion Basel erstellt, ‘Szene’ ‘Graffiti’ oder ‘Mezza Luna’ durch die Musikredaktion in Zürich, ‘Sounds’ wieder durch Basel. ‘Sounds’/’Surprise’ und ‘Specials’ ha- ben eigene Redaktionsleitungen in Basel, bei der Wort und Musik zusammenfallen. Die anderen Sendungen haben für die Wortbeiträge eigene Redaktionsleitungen. Das Wochenende ist voll- ständig in Zürich beheimatet, ausgenommen ‘Input’ und ‘Focus’, die abwechslungsweise in Zürich und Basel entstehen.

112 Siehe hierzu auch Kapitel ‘DRS Allgemeines’. 113 Quelle: SRG: Zahlen, Daten, Fakten 1995. 114 Quelle: Unterlagen Programmwirtschaft DRS 3 (30.5.96). 115 Stand: Juli 1996; übermittelt von DRS 3.

Teil III, Seite 40 Senderauswertung: DRS 3

Mitarbeiterschaft Eine detaillierte Aufschlüsselung ist nicht möglich. Wir verfügen für DRS 3 in etwa über 55 ganze Kapazitäten, die sich auf circa 80 bis 90 Personen verteilen. Der grösste Teil arbei- tet 50 bis 80%. Hier ergibt sich das Problem der Zuordnung und der Definition von ‘Mitar- beiter’. Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich, weil gewisse Personen für mehrere Pro- gramme (DRS 1, DRS 2) tätig sind. In der Musikredaktion arbeiten neben dem Leiter insgesamt 15 bis 17 Personen. Hinzu kommen vereinzelte ‘SpringerInnen’. Aus nachstehender Aufstellung geht hervor, wie viele Personen bei DRS 3 Musik für Sendungen auswählen:

Studio Personen Stellenprozente Zürich 7 560 Basel 8 590 Total 15 1150

Hörerschaft Zur Frage nach dem Zielpublikum von DRS 3 kann aus den umfangreichen Unterlagen zi- tiert werden: Zielpublikum „Das DRS 3-Publikum ist in den ‘Wachstumsgenerationen’ angesiedelt, d.h. es sind all jene, die in ihrem Denken und Leben und von ihrer Erziehung her nicht unmittelbar von Krieg und Nachkriegszeit geprägt sind. Oder anders ausgedrückt: es sind Generationen zwischen "Emma" und "Annabelle", zwischen "Rebell" und "Neuer Mann", zwischen Waschmaschine und Computer, zwischen IKEA und Alessi, zwischen Second- Hand-Shop und Designer-Boutique zwischen "Easy Rider" und "Blue Velvet" zwischen Döschwo und Solar- mobil, zwischen Joint und Cüpli, zwischen Beatles und Hip-Hop Auf der psychologischen Landkarte der Schweiz ist unser Publikum vor allem im Norden, bei den sogenann- ten Y- und Z-Generation. Stützen wir uns auf die Einteilung der Radio-Defizit-Studie des SRG-Forschungsdienstes, ist das DRS 3- Publikum vor allem in den folgenden drei Gruppen zu finden: AMBITIOUS (28% der Deutschschweizer Bevölkerung) CONTESTORS ( 8% der Deutschschweizer Bevölkerung) MILITANTS ( 8% der Deutschschweizer Bevölkerung) (Wir setzen voraus, dass die drei obenerwähnten Euro-Style-Typen, bzw. ihr Profil bekannt ist.) Obwohl diese drei Gruppen zum Teil sich widersprechende Eigenschaften aufweisen, sind sie sich dennoch viel ähnlicher, als die anderen Euro-Style-Typen, dh. für alle gilt: sie sind überdurchschnittlich flexibel und aufgeschlossen gegenüber Neuerungen und unterscheiden sich damit k7ar vom konservativen DRS 1- Publikum. Dieses Segment kennzeichnet: ein verändertes Problembewusstsein - weg vom sozialen Verteilungskampf, hin zu ökologischen Fragen eine veränderte Wahrnehmung von Problemen - weg von der "Gemeinschaft" als Instanz, hin zum Indivi- duum. Die vorherrschende Werthaltung lässt sich wie folgt charakterisieren: "Für mich ist alles möglich, man/frau kann alles kaufen. Was ich bin und tue, verantworte ich selbst. Für mich zählen nicht moralische Instanzen, sondern meine persönliche Moral. Ich kann die Gesellschaft nicht verändern, sondern allenfalls mein Um- feld."

Teil III, Seite 41 Senderauswertung: DRS 3

Diese Definition des DRS 3-Publikums steht über allen weiteren Fragen, wie z.B. Alter, Berufsgruppe, Bil- dungsschicht, Ortsgrösse. Demografische Daten Alter DRS 3 spricht das Spektrum der 15- bis 45-jährigen an. Sämtliche Studien zeigen, dass sich die Bedürfnisse der 15bis 25-jährigen wesentlich von jenen der 25- bis 45-jährigen unterscheiden. Wir konzentrieren uns daher tagsüber - dann wenn wir uns als Begleitsender verstehen auf die 25- bis 45-jährigen (bevölkerungsreichste Gruppe). Unser junges und jüngstes Publikum bedienen wir zu bestimmten Zeiten mit speziellen Sendungen, z.B. mit dem YOYO, mit SOUNDS!, mit der DANCE PARTY, mit der Hitparade und teilweise mit dem WUKO. Berufsgruppen VerkäuferInnen, Bankangestellte, kaufmännische Berufe, LehrerInnen, ManagerInnen, Hausfrau- en/Hausmänner, StudentInnen, SozialarbeiterInnen, AutomechanikerInnen, Werbeleute, BauarbeiterInnen, Computerfachleute, DatatypistInnen, ArztInnen, Bauern/BäuerInnen. Es ist grundsätzlich falsch, irgendeine Berufsgruppe aus unserem Segment auszuschliessen, oder gewisse Berufsgruppen speziell anzupeilen. Aus der HörerInnenforschung geht jedoch hervor, dass in unserem Seg- ment neben regelmässig arbeitenden Menschen überdurchschnittlich viele Teilzeitangestellte vertreten sind. Bildungsschicht Das DRS 3-Publikum ist in einer Zeit aufgewachsen, in der auch bei Kindern aus "unteren" Schichten ver- mehrt auf eine gute Schulbildung geachtet wurde. Es ist deshalb klar, dass dieses Segment eine durch- schnittlich bessere Bildung hat, als ältere Generationen. Ortsgrösse Die Ortsgrösse an sich ist nicht relevant - urbanes Denken hängt nicht von der Einwohnerzahl ab.“ 116

Programmübernahmen So - Fr, 24 - 06 und Sa, 02 - 07: Couleur3, drittes französisches Programm der Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft.

Musikkonzept Zum Musikkonzept bestehen ausführliche Beschreibungen und Zielsetzungen aus denen im fol- genden zitiert wird: Musikprofil DRS 3117 Grundsätzliches Radio 95 bedeutet auch für den musikalischen Bereich Kontinuität, bzw. Konsolidierung. Die mit dem Musik- profil 92 eingeleitete Verbreiterung und Oeffnung des musikalischen Spektrums wird konsequent weiterge- führt. Stilistische Vielfalt und Attraktivität sind die Grundpfeiler dieses Profils. Das Spektrum umfasst alle Bereiche der Pop- und Rockmusik von Afro, Blues, Country, Disco, Ethno, Folk über Hip Hop, Popsongs und Rock bis Zydeco. Stilistische Vielfalt heisst aber auch Rock und Pop aus den verschiedensten Sprach- und Kulturräumen: Nicht nur Englisch sondern auch Französich, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und Deutsch; und neben Europa und den USA auch Musik aus Afrika und Lateinamerika. Vielfalt heisst auch: nicht nur Männer- sondern auch Frauenstimmen. Attraktivität wird erreicht durch das Anbieten von genügend Vertrautem. Dh. Hits (aktuelle und "Oldies") und bekannte Stimmen müssen in ausreichender Menge auf dem Sender erscheinen. Attraktivität ist aber auch

116 Quelle: Unterlagen DRS 3, o.O. o.J. 117 Quelle: Unterlagen DRS 3, o.O. o.J.

Teil III, Seite 42 Senderauswertung: DRS 3 durch eine sorgfältige Auswahl und Reihenfolge der Einzeltitel anzustreben, wie sie nur durch eine speziali- sierte Musikredaktion mit verschiedenen Hilfsmitteln (Computerprogrammiersysteme, Fichen etc.) gewähr- leistet werden kann - einer unserer Vorteile gegenüber der Konkurrenz. Die Musikauswahl basiert auf drei wichtigen Säulen: Die Hitparade: aktuelle Hits sind speziell wichtig für das jüngere Publikumssegment. Oldies: Identifikation für die älteren HörerInnen. Playlist: Titel, die (noch) nicht Hits sind, aber von DRS 3 empfohlen werden. Damit wollen wir Akzente setzen und Profil zeigen. Neben dem starken Gewicht auf Vertrautem, wollen wir aber weiterhin Platz für Neues bieten und uns damit auch profilieren. Im Daytime geschieht dies wohl dosiert, quasi auch als Anreisser und Hinweis auf die Spe- cial-Interest Programme am Abend. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf die CH-Musik. DRS 3 begleitet und fördert das einheimische musi- kalische Schaffen konsequent. Massgebend sind auch bei der CH-Musik unsere 4ualitätsansprüche, und der Einsatz richtet sich nach dem Profil der jewei7igen Tageszeit, bzw. Sendung. Zu speziellen Zeiten Daytime Von 06.00 - 19.00 ist DRS 3 ein Begleitsender. Die Musikauswahl nimmt darauf Rücksicht, indem mindes- tens jeder 2. Titel vertraut klingt. Die stilistische Vielfalt ist hoch, das Program abwechslungsreich (auch im Tempo). In den Primetimes - vor allem am Morgen mit der spezifischen Aufstehsituation - ist im Prinzip jeder Titel vertraut. Die Musikauswahl erfolgt grossflächig und weitgehend durch computergestützte Musikprogrammierungssys- teme. Special Interest Von 19.00 - 23.00 bietet DRS 3 Special-Interest-Programme vor allem im musikalischen Bereich - an. Die Musikauswahl ist konsequent auf Zielpublikum und Sendekonzept ausgerichtet (siehe Beschreibung einzelne PA). Nacht Von 23.00 - 24.00 ist DRS 3 wieder ein Begleitsender (nach Sommerpause '95 bis 02.00h). Die Musikaus- wahl nimmt auf die spezielle Nachtsituation Rücksicht, orientiert sich aber im Prinzip an den gleichen Krite- rien wie das Daytime-Profil, Die Musikauswahl soll in einer Mischform von computergestützter und manueller Programmierung erfolgen. (Das Skelett der Sendung durch das automatische System, der Rest ergänzt von Hand um grössere Span- nungs- und Ablaufbögen zu ermöglichen.) Weekend Das Weekendmusik-Profil basiert konsequent auf dem "Solid Gold"-Prinzip, dh. jeder Titel muss vertraut klingen. Wie beim Daytime erfolgt die Musikauswahl für das Weekend-Begleitprogramm mit Hilfe eines au- tomatischen Programmiersystems. Allerdings ist der Aufwand hier geringer budgetiert, da keine manuellen Eingriffe geplant sind. Beim Konzept handelt es sich um Leitplanken. Daneben gibt es teils schriftlich festgehalte- ne Detailregeln und vor allem in vielen Bereichen einen ungeschriebenen Konsens. Das gilt auch für unseren Umgang mit einheimischer Musik. Ich bin der Meinung, dass Einsicht und Motivation wirkungsvoller sind als Papier. Es besteht bei uns die Übereinkunft, dass es im Normalfall keine Stunde gibt, die nicht mindestens ein Schweizer Musikstück enthält. Ich setzte die Leitplanken aufgrund der Definition des Zielpublikums respektive unseres Auftrages und unserer Ressourcen. Die Umsetzung findet im Kollektiv statt, einerseits in meiner Primärgruppe, den Redaktionsleitern, andererseits im Plenum, also allen an der Musikprogrammierung beteiligten. Im Zusammenhang mit der Digitalisierung unserer Arbeit ist zu erwähnen, dass wir ge- zwungen worden sind, die Musikauswahl stärker zu einem kollektiven Prozess zu machen.

Teil III, Seite 43 Senderauswertung: DRS 3

Das hat auch seine Vorteile. Früher war es so, dass von 10 Leuten jede und jeder seine eigene Philosophie verfolgte. Heute müssen sich die Musikredaktoren viel stärker mit Din- gen auseinandersetzen, die bisher unterbewusst zu Einfluss kamen. Die Arbeit ist heute wesentlich befruchtender. Wir pendeln zwischen den Vorgaben und den immer noch vor- handenen individuellen Freiheiten.118 Wie oft wird über die musikalische Ausrichtung des Senders intern beraten? Diskussionen über das Zielpublikum und die daraus abgeleiteten Musikkonzepte werden laufend geführt. Wir beraten derzeit wieder eine grössere Umstellung. Playlist-Sitzungen finden wöchentlich statt. Die Redaktionsleiter sprechen dort über Musik hören sich Neuhei- ten an und entscheiden, ob ein Titel in die Playlist aufgenommen wird. Daneben führe ich monatliche Musiksitzungen durch; gelegentlich treffen wir uns zu einem eintägigem Aus- tausch. Dabei geht es ganz allgemein um das Musikprofil. Format: Charakterisierung Siehe Musikkonzept. Es ist nachgewiesen, dass DRS 3 in seinem Musikprogramm eine überdurchschnittlich grosse Zahl verschiedener Einzeltitel berücksichtigt; die Wiederho- lungsrate ist also kleiner als bei vielen anderen (lokalen) Sendern. Ganz allgemein nimmt die Repertoirebreite in den Radiosendern laufend ab. Je grösser die Marktorientierung (und Formatierung), desto schmaler ist die Repertoirebasis. DRS 3 ist hier in einem Dilemma: Wir versuchen, so breit wie möglich zu programmieren, müssen uns aber dem Wettbewerb stellen und werden so zu einer engeren Formatierung gezwungen. Geht aus dem Musikkonzept ein (beabsichtigter) Anteil einheimischer Musik hervor? Siehe oben. Unser Merksatz heisst: Im Prinzip in jeder Stunde mindestens einen Schwei- zer Titel. Hierbei geht es nicht nur um Musik, die von Schweizern komponiert wurde (und nur so von der SUISA auch erfasst wird), sondern ebenso um die Interpreten. Das ist für uns beinahe noch wichtiger. Wir sehen das als groben Richtwert, denn es gibt immer wie- der Stunden, wo dies wegen der redaktionellen Inhalte oder wegen Sonstigem keinen Sinn macht. Auf der anderen Seite gibt es dafür Stunden, in denen zwei oder drei einheimische Titel zu hören sind. Das hängt natürlich auch vom Angebot ab. Schweizer Musik wird gleich behandelt wie andere. Wir geben keinen Mitleidsbonus. Wir wollen nicht, dass Musikstücke ‘rein rutschen’, weil sie aus unserem Land sind, sondern diese müssen sich gegenüber internationalen Produktionen behaupten können.

118 Diesbezüglich befand sich DRS 3 zum Erhebungszeitpunkt in einer Umbruchphase. So erläuterte Radiodirektor Andreas Blum in einem Interview: „Die gesamte private Konkurrenz richtet sich an ein konsumorientiertes, pro- gressives Publikum, an die sogenannt mittlere, eher urbane, eher hedonistische Generation. Das heisst, DRS 3 steht in einer Frontalkonkurrenz zu diesen kommerziellen Sendern. Ein zweites Handicap: DRS 3 ist ein DRS- Programm. Es muss also den geographischen Spagat versuchen zwischen Sargans und Düdingen, zwischen Schaffhausen und Brig. Die tendenziell eher extravertierte Generation, die im aktiven Leben steht, bekommt von einem Zürcher Lokalradio mehr relevante Informationen über die Szene, die Subkultur, den Underground als von DRS 3. Daran können wir auch in Zukunft nichts ändern. Wir stehen unter dem Druck, unsere starke Marktpositi- on zu halten, weil sonst die Gebührenlegitimation sofort ein politisches Thema wird. (...) Wenn ich die Alternative habe, ein musikideologisch kompromissloses Programm mit einem Marktanteil von vier Prozent oder - tagsüber - gewisse Konzessionen in Richtung Mainstream zu machen, damit aber mittelfristig wieder auf 12 Prozent zu kommen, ist für mich der Entscheid klar: Wenn wir überleben wollen, müssen wir am Tag diese Zugeständnisse an den Mehrheitsgeschmack machen, ob dies meinem persönlichen Gusto entspricht oder nicht. (...) Eine zweite beschlossene Weichenstellung, die konsequent umgesetzt wird: Wir können nicht ein Sender für die 15jährigen sein und gleichzeitig damit rechnen, dass wir auch von der mittleren Generation akzeptiert werden. Wir bringen die 15- und die 45jährigen musikalisch nicht unter einen Hut. Mit andern Worten: Wir visieren neu das Kernpublikum zwischen 25 und 45 Jahren an. Und zwar mit aller Konsequenz - von der musikalischen Profi- lierung bis zum Stil der Moderation. Diese Umpolung eröffnet uns den Zugang zu einem dreimal so grossen Hö- rerpotential wie heute.“ (Tages-Anzeiger, 11.11.96).

Teil III, Seite 44 Senderauswertung: DRS 3

Im übrigen impliziert unsere Konzession weder einen Anteil an einheimischer Musik, noch einen Anspruch von betroffenen Musikschaffenden. Wie wird der Leistungsauftrag in bezug auf einheimische Musik umgesetzt? Wir begegnen der Schweizer Musik auf verschiedenen Ebenen. 1. Tages-Laufprogramm Hier gilt die erwähnte Regel, pro Sendestunde einen oder mehrere Schweizer Stücke ein- zusetzen. 2. Interviews und Rezensionen Im Tagesprogramm und in den Specials wenden wir uns dem einheimischen Musikschaf- fen auch redaktionell zu. Hier ist es sogar so, dass bei Neuproduktionen innerhalb unserer Bandbreite die Hürden für einheimische Interpreten tiefer liegen. 3. Spezielle Sendungen oder Sendeteile ‘CH-Special’ (Sonntag 22-23 Uhr): Hier werden ausschliesslcih einheimische Werke vorge- stellt. Die Auswahlkriterien sind in dieser Sendung anders, offener definiert als im Tages- programm. Wir gehen davon aus, dass sich hier ein interessiertes Publikum gezielt ein- schaltet. ‘CH-Flash’: Jeweils nach den Konzerthinweisen um 9.30 Uhr weisen wir speziell auf Schweizer Bands mit ihren Konzerten oder neuen Tonträgern hin. Dies geschieht in der Regel mit Aufnahmen, die wir sonst nicht mehr vorstellen können oder wollen. ‘Schwiiz-Chaschte’: In diesem Sendeelement werden mit ausgewählten Interview O-Tönen Schweizer Plattenproduktionen vorgestellt. Sonstige Specials: In den anderen Spezialsendungen wie ‘Sounds’ gehen wir regelmässig ebenfalls auf schweizerische Neuheiten ein. ‘Let’s Dance’ bringt zum Beispiel DJ-Profiles. Konzerthinweise: Alle Konzerte des Tages (die uns gemeldet wurden), verlesen wir in die- ser Rubrik. Davon profitieren nicht nur viele einheimische Interpreten, sondern auch die Veranstalter. Das ist für die Szene ein wichtiger Faktor. 4. Produktionen Aus Budgetgründen haben wir uns entschieden, nicht einmal pro Jahr eine teure CD zu produzieren, sondern dafür vermehrt live zu übertragen. Mit ‘DRS 3 Uf de Gass’ decken wir eine ganze Palette ab, von internationalen ‘Grosskisten’ bis zu Konzerten mit Einheimi- schen. Wir übertragen überproportional viele Auftritte von Schweizern und verhelfen ihnen so zu einer Plattform (siehe Aufstellung im Anhang). Für uns ist dies eine sehr wichtige, ef- fektvolle Förderung der einheimischen Szene. Wir bemühen uns auch darum, eine Schweizer Gruppe im Vorprogramm eines internationalen Headliners unterzubringen, des- sen Konzert wir senden. Immer wieder veranstalten wir selber Doppelkonzerte mit Schwei- zer Gruppen, etwa im Atlantis Basel. Selbstverständlich haben die Musiker Gelegenheit, sich in solchen Sendungen vorzustellen. Für uns ist dies eines der wichtigsten Engage- ments im Zusammenhang mit der Erfüllung des Kulturauftrages. Aufgrund des Budgets haben wir die Möglichkeit, bis zu dreissig kleine Ereignisse abzubil- den. Grosse Open Airs benötigen mehr Mittel und zählen wie drei oder vier kleinere Veran- staltungen. Wir müssen und wollen flexibel reagieren. Bei allem ganz wichtig ist uns die redaktionelle Unabhängigkeit. Es ergeben sich keinerlei Ansprüche für einheimische Musikschaffende. Das Reklamieren eines ‘Auftrages’ bringt nichts. Unser Auftrag ist die Wahrnehmung einer redaktionellen Verantwortung - und die

Teil III, Seite 45 Senderauswertung: DRS 3

nehmen wir auf all den Ebenen autonom wahr. Wir beurteilen nach inhaltlichen Gesichts- punkten. 5. Musikredaktion Die Art und Weise wie bei DRS 3 Musik durch eine vielköpfige Redaktion verfolgt und be- arbeitet wird, sehen wir ebenfalls als Umsetzung des Leistungsauftrages. Unsere Redakti- onsleute sind sowohl geographisch als auch stilistisch auf verschiedenen Gebieten zuhau- se. Es findet daher im Team von DRS 3 bezüglich dem einheimischen Musikschaffen ein reger Austausch statt. Wie werden (musikalische) Publikumsbedürfnisse erhoben? Auch die Forschungsabteilung hat gemerkt, dass es nicht langt, alle zehn Jahre eine Mu- sikstudie vorzunehmen. Es wurden nun kurzfristiger Instrumente geschaffen, zum Beispiel unser „Sound Check“. Dabei werden zwischen 20 und 80 kurze Titelausschnitte als Audio- beispiele über Telefon abgefragt und auf diese Weise Präferenzen, Toleranzen und Abnei- gungen beim Publikum ermittelt. Daneben gibt es Auditoriumstests, bei denen einer Grup- pe von Testpersonen Einzeltitel vorgespielt werden. Das Grundproblem solcher Analysen besteht darin, dass eine Verallgemeinerung der Resultate schwierig ist. Gefällt jemandem ein bestimmtes Stück, ist nicht sicher, ob daraus eine Stilkategorie abgeleitet werden kann. Ein weiteres methodisches Problem liegt in der Verbalisierung: es ist nicht klar, ob be- stimmte Begriffe und Einschätzungen von allen gleich verstanden werden. Wie hoch schätzen Sie das Bedürfnis Ihrer Hörerschaft nach einheimischer Musik? Nicht sehr hoch.

Musikredaktion Organisation der Musikredaktion Ich als Musikleiter arbeite 100% für diese Aufgabe. Die Redaktionsleiter arbeiten etwa zur Hälfte im Führungsbereich. Den Rest ihres Pensums verwenden sie für die Erstellung von Programmen. Mit dem Musikprofil bin ich gegenüber unserer Programmleitung verantwortlich und sie wiederum gegenüber der Radiodirektion. Wegen der spezifischen Positionierung der Sen- der gibt es daneben natürlich einen permanenten informellen Austausch mit anderen Sen- dern der Unternehmenseinheit Schweizer Radio DRS. Bei DRS 3 kümmert sich zudem eine ‘Wochenredaktion Musik’ um die Koordination und Abwicklung der musikalischen Themen im Tagesablauf. Spezialisten für bestimmte Gattungen, welche? Ja, diverse.

Musikprogrammierung Wie gelangen Titel ins Programm? (Abläufe?) Es gibt keinen ‘Normweg’, wie Titel ins Programm gelangen. Bestimmte Programme wer- den von den Musikredaktoren direkt erstellt, bei anderen Sendungen haben wir Abläufe au- tomatisiert. So werden etwa ‘Vitamin3’ und ‘Weekend’ durch den Selector programmiert. DRS 3 wird normalerweise von der Musikindustrie bemustert; in Einzelfällen kaufen wir nach. Die notwendige Auswahl treffen wir durch genaues Abhören (unter anderem an den

Teil III, Seite 46 Senderauswertung: DRS 3

Playlistsitzungen), was ins Programm passt, wird für den Einsatz aufbereitet (Kategorisie- rung, Datenbank-Erfassung, Katalogisierung, Archivierung). Wer entscheidet über Einsetzbarkeit und Häufigkeit? Musikredaktion; teilweise computerunterstützt (Selector). Bedeutendste Auswahlkriterien Das ist ein heikles Thema und schwierig zu beantworten. Wenn sich das objektivieren lies- se, müssten wir dazu nicht Fachleute einstellen. Wir decken ein breites Spektrum ab, ver- folgen aber das Ziel, aus den jeweiligen Sparten das Beste einzusetzen. Am stärksten sind wir interessiert an Authentizität, Originalität. Wenn etwas handwerklich nicht perfekt daher- kommt und nicht optimal ausgeführt ist, sondern echt ist, unmittelbar aus der Szene kommt und der Mensch dahinter zu spüren ist, hat dies bei uns eine höhere Chance als eine 0815- Produktion oder die dreissigste Kopie dessen, was in Amerika schon vor Jahren Erfolg hat- te. Das ist natürlich schlecht messbar und obektivierbar. Wir verfolgen eine bestimmte Stossrichtungen. Als ‘Service Public’-Radio mit einem Infor- mationsauftrag definieren wir uns nicht als Format-Sender im engeren Sinn, sondern als Sender mit breiter Fächerung. Bei der Musikauswahl bauen wir auf drei Säulen: Zum einen auf die Charts aus der Schweiz und aus anderen Ländern. Zweitens auf unsere Playlists. Dort werden Titel gesetzt, die nicht in den Charts sind, die wir aber für spieltauglich und un- terstützungswürdig halten; eine Art Alternative zu den Hitparaden also. Logischerweise verschwindet ein Song aus der Playlist, wenn er in die Hitparade gelangt ist. Die dritte Säu- le sind die Oldies, sogenannt ‘bewährte’ Titel aus den beiden ersten Bereichen. In jeder Stunde werden ein bis zwei Playlisttitel eingesetzt. Solange wir kein System haben, das die auf der Liste geführten Titel automatisch täglich einsetzt, verzichten wir auf fixe Stundenuhren. Wir achten ferner darauf, dass ein gebührender Frauenanteil resultiert. Mu- sik von Frauen kommt sonst ja oft zu kurz. Ebenso legen wir wert auf einen Teil nicht- englischsprachiger Musik. So gesehen, ist Schweizer Musik nur ein Element unter vielen, die es zu bedenken gilt. Bei einem Vergleich mit anderen europäischen Stationen fällt auf, dass das Spektrum be- deutend enger ist, dass dort anglo-amerikanische oder englischsprachige europäische Mu- sik dominiert, die häufig von Männern gesungen wird. Wir versuchen ein Stück weit unse- rem Informationsauftrag gerecht zu werden, indem wir bewusst Gegenakzente setzen. Auf der anderen Seite haben wir uns natürlich auf dem Markt zu behaupten. So vollziehen wir eine permanente Gratwanderung zwischen Auftrag und Markt. Bezogen auf das Thema Schweizer Musik lautet die Frage: Wieviel davon verträgt sich mit den Bedürfnissen des Publikums? Spielraum der Programmschaffende bei der Musikauswahl Bei uns herrscht das Grundprinzip der Arbeitsteilung. An einer Sendung beteiligt sind drei Leute: eine Moderatiorin oder ein Moderator, jemand von der Wortredaktion und ein Musik- redaktor. Wir leisten uns eine eigenständige Musikredaktion; im Normalfall wird die Aus- wahl vollständig von diesen Leuten vorgenommen, die dann auch verantwortlich sind. Aus der Moderation können aber durchaus Wünsche angebracht werden. Ob diese berücksich- tigt werden können, entscheidet die dafür verantwortliche Person.

Automatisierung

Datenbank für Archiv-Verwaltung, Ja; daneben mehrere Karteisysteme Titel- und Interpretensuche

Teil III, Seite 47 Senderauswertung: DRS 3

Automatisierte Titelauswahl; Musik- Selector programmierung-Software, Anwen- Selector-programmiert: Vitamin3 (06-09), Weekend (06-18) dungsbereich Titelstock, Anteil CH-Titel 3800 Titel ca. 350 CH-Titel (ca. 9.2%) Ablaufautomatisierung, Anwendungs- - bereich Titelstock, Anteil CH-Titel - CD-Wechsler - Titelstock, Anteil CH-Titel - Harddisk - Titelstock, Anteil CH-Titel - Manueller Betrieb Ja, zur Zeit vollständig

Einsatz EDV in Zukunft? Wir sind schon länger auf der Suche nach einem idealen Programmiersystem, das uns bei unserer Arbeit unterstützt, also der Repertoire-Bewirtschaftung, der Rotationskontrolle und so weiter. Unsere Vorstellungen sind derzeit noch nicht umsetzbar, denn ein vollumfänglich ‘Multiuser’-fähiges, vernetzbares und Windows-taugliches System (Wide Area Network) gibt es auf dem Markt noch nicht. Die bisherigen Entwicklungen sind auf Insellösungen ausgerichtet. Daher greifen wir momentan noch auf Hilfsmittel zurück, indem wir uns die Ti- tel der Sendstunden gegenseitig faxen, um Doubletten zu vermeiden. Diesem Zweck die- nen auch die studioübergreifenden Playlistsitzungen. So wie Lokalsender jetzt schon mit Programmierungs- und Sendeablauf-Automatisierung arbeiten, wollen wir nie vorgehen. Sicher wollen wir einen Produktivitätsgewinn realisieren, uns von Routineaufgaben entlasten und neue Möglichkeiten zur Profilkontrolle nutzen. Aber es ist absolut ausgeschlossen, dass auch wir mit zwei Personen einen 24-Stunden Programmbetrieb fahren.

Programmierungskriterien CH-Musik Für einheimische Musik wenden wir die genau selben Kriterien an wie für internationale. Was sich auf diese Weise einpassen kann, wird berücksichtigt, vielleicht sogar etwas öfter, weil wir hier unterstützend wirken wollen. Allen anderen Produktionen aus der Schweiz wi- derfährt das gleich Schicksal wie den vielen internationalen Titeln, die nicht in unsere Krite- rien passen: Sie werden nicht berücksichtigt. Das ist jeweils ein seriöser redaktioneller Ent- scheid, der nichts mit der Landes- oder Kantonszugehörigkeit zu tun hat, sondern mit dem Senderprofil und den Inhalten. Aus diesem Grunde gibt es Stücke und Gruppen, die häufi- ger zu hören sind als andere. Eine Auswahl zu treffen ist heute Hauptbestandteil der redak- tionellen Arbeit. Und wie bei jeder Selektion kann es auch hier passieren, dass mal etwas untergeht. Wenn es mitunter in der Presse und bei persönlichen Gesprächen zur Kritik kommt, indem die Bevorzugung bestimmter Regionen, Stilrichtungen oder Bands unterstellt wird, finde ich das lächerlich. Wir geben uns sehr viel Mühe, über das Offensichtliche hinaus noch mehr anzubieten und den Sachen Platz zu gewähren, die sonst kaum berücksichtigt würden. Das ist leicht überprüfbar. Leider ist es so, dass Anwürfe meistens von denen kommen, die bei uns aus musikalischen Gründen nicht zum Einsatz gelangen. Es ist erstaunlich, wie schnell man dann zu Verschwörungstheorien greift. Höchstwahrscheinlich spielt DRS 3 ein

Teil III, Seite 48 Senderauswertung: DRS 3

breiteres Spektrum an einheimischen Neuheiten, als dies die meisten Lokalsender tun. Glücklicherweise sind viele Leute froh, dass wir so viel machen. Wir haben - wohl berechtigterweise - das Image, viel für die Musikinteressierten anbieten zu können. Wer sich über Musik informieren will, hört uns besonders oft. Das führt zu einer Besonderheiten im Bereich der einheimischen Musik. Die Privatradios, teils auch die Schallplattenfirmen, nutzen DRS 3 zugegebenermassen als Testbasis. Ein Stück, dass wir auslesen und oft einsetzen, wird dann übernommen. Das Interesse, Stücke selber zu lan- cieren, ist dort mässig, das trifft speziell auf schweizerische Neuheiten zu. Für uns ist das eine Aufgabe, die wir zwangsweise und dennoch nicht ungern wahrnehmen. Es hilft uns al- lerdings wenig im Wettbewerb, in den Marktzahlen...

CH-Angebot, das den Sender erreicht Geschätzter ‘Output’ der Schweizer Musikszene: (in den letzten 12 Monaten)? Mehrere Hundert. Menge der Neuheiten, die den Sender erreichen (im Schnitt pro Jahr)? Praktisch unmöglich zu sagen - es sind hunderte CDs pro Jahr. DRS 3 wird als sprachregi- onaler Sender wohl am umfänglichsten mit CH-Neuheiten beliefert. Wie beurteilen Sie die Menge und Qualität der CH-Neuerscheinungen? Was von Schweizern veröffentlicht wurde, hat sich in den vergangenen Jahren quantitativ und qualitativ gesteigert. Es ist aber fraglich, ob es nötig ist, dass so viele Bands praktisch direkt aus dem Übungskeller heraus eine CD aufnehmen. Daneben stellen wir fest, dass sich inzwischen viele lokale Szenen gefestigt haben. Die Erfolge der Schweizer Rock- und Popmusik, die vor allem 1994 und 1995 Niederschlag in der Hitparade fanden, sind über- proportional zur Grösse der Szene. Wir attestieren den einheimischen Neuerscheinungen über alles gesehen eine recht gute Qualität. Vergleicht man den Stellenwert der hiesigen Musik mit internationalen Angeboten, muss bedacht werden, dass letztere ja schon einen Selektionsprozess durchlaufen haben, bevor sie uns überhaupt zu Gesicht kommen. Weniger gute ausländische Produktionen schaffen es gar nicht bis zu uns. Bei den Schweizern sind wir die ersten Auswahlstelle - und ent- sprechend mehr mit Produkten konfrontiert, die eben noch nicht so ausgereift sind. Von dem, was bei uns auf den Tisch kommt, ist vieles noch im Stadium des Demotapes respek- tive der Demo-CD. Darunter gibt es schon ganz komische Sachen...

Eigene Informationsquellen zur CH-Musik Der Informationsfluss ist ausgezeichnet und erfolgt auf verschiedenen Kanälen. Zum einen über die Leute aus der Musikredaktion und Moderation (die alle ihre spezifischen Verbin- dungen haben), zum anderen über die Anbieter. Zusätzlich pflegen wir auch einen Aus- tausch mit unseren Schwestersendern aus den anderen Regionen, Couleur3 und Rete3.

Tonträger-Archiv Anders als die Lokalsender hat Schweizer Radio DRS gleich mehrere Archive.119 Zum Teil haben einzelne Redaktionen eins, dann gibt es die Daytime-Archive in Basel und Zürich; hier in Zürich führen wir noch ein Zentralarchiv. Für die Sendeabschnitte, die per Selector laufen, führen wir ein weiteres Archiv.

119 Vergleiche Ausführungen zu diesem Punkt im Kapitel ‘DRS Allgemeines’.

Teil III, Seite 49 Senderauswertung: DRS 3

In diesen Archiven lagern mehrere Hunderttausend Tonträger; eine genaue Bezifferung ist unmöglich. Ausserdem: viele Tonträger sind bei Schweizer Radio DRS gleich mehrfach vorhanden. Das gilt auch für DRS 3: wegen unserer beiden Studiostandorte führen wir ein Grossteil des Repertoires doppelt. Bei der Katalogisierung helfen uns Datenbanksysteme.

Informations-/Künstlerarchiv Wir können auf ein im deutschsprachigen Raum einzigartiges Hilfsmittel zurückgreifen, die ‘Rock-Dok’. Seit rund zehn Jahren werden hierfür diverse Musikzeitschriften ausgewertet und Informationen zu Interpreten, Stichworten etc. gesammelt. Dort hinein gelangen auch Informationen der Plattenfirmen, also die Künstlerbiographien. Die ‘Rock-Dok’ ist nur für den SRG-internen Gebrauch.

CH-Specials

Sendetitel CH-Special Ausstrahlungs- So, 22 - 23h zeiten Dauer 1 Programmstd. p. 4 Monat Charakterisierung Die Sendung für die Schweizer Szene; mit Neuheiten und Interviews. Da Schweizer Musik Teil der allgemeinen Musikpolitik von DRS 3 ist, wird diese Stunde nicht als Getto, sondern als Ergänzung zum Tagesprogramm verstanden. Trotz der Streichung vieler Specials bei der Programmrevision 1995, blieb der CH-Special bestehen. Zuständigkeit Pascal Hunkeler, Christoph Allispach

Im übrigen ist auf den hohen Anteil einheimischer Interpreten in den Sendungen ‘Uf de Gass’ hingewiesen (vgl. unten sowie im Anhang).

Interviews mit Musikschaffenden Generell (national/international): Häufigkeit? Unser Tagesprogramm hat Magazincharakter. ‘Szene’ und ‘Graffiti’ gehen unter anderem auch auf Musik ein. Diese Beiträge umfassen in der Regel zwei Drei-Minuten Gesprächs- sequenzen. Wie häufig Musiker zu Gast sind, lässt sich nicht ermitteln. Anteil der Sendungen mit Schweizer Künstlern, Schweizer Themen Musikschaffende aus dem eigenen Land haben es wegen der Nähe grundsätzlich einfa- cher, bei uns in die Sendung zu kommen. Hier gilt allerdings gleiches, wie schon bei den Produktionen: Da den Einheimischen jene Selektion fehlt, die internationale Musiker schon durchlaufen haben, sind sie am Mikrofon nicht so interessant. Wenn sie live im Studio sind, entstehen häufig schlechte Sendungen. Daher sind wir in den letzten Jahren für das Ta- gesprogramm zu bearbeiteten Vorproduktionen übergegangen. Dies erhöht den Aufwand wieder. In ‘Sounds’ und ‘Let’s Dance’ sind Livebeiträge eher möglich.

Zahlen zum Musikanteil Genaue programmstatistische Angaben zum Musikanteil im Tagesprogramm liegen nicht vor. Ein grober Schätzwert liegt bei etwa 80%.

Teil III, Seite 50 Senderauswertung: DRS 3

Zahlen zum Anteil Schweizer Musik Wir gehen von einem Anteil aus, der um oder etwas über 10% liegt. (s.o.) Dieser Schätzwert deckt jedoch nur einen Teil ab. Denn es kommt für uns auch darauf an, wann und unter welchen Bedingungen Schweizer Musik vorkommt; je nachdem verschie- ben sich da die Gewichte. Ich behaupte, eine 4-Stunden-Sendung mit einer Konzertüber- tragung, Interviews etc. bringt mehr, als die gleiche Menge Musik im sonstigen Programm. Zu beachten wäre die Grösse des erreichten Publikums, was wiederum von der Tageszeit abhängt. Ein Titel im Morgenprogramm wird von mehr Leuten empfangen als einer im ‘Sounds’. Eigentlich müsste der Einsatz einheimischer Musik entsprechend gewichtet wer- den.

Förderung des einheimischen Musikschaffens

Veranstalten (+Sponsoring) Ja, s.o. Zusätzlich: Tournee-Unterstützung, Einzelkonzerte. Übertragung von Konzerten Ja, s.o. Produktionen Nein (früher Sounds Sessions) Wettbewerbe Ja, Beteiligung am Talentwettbewerb Marlboro New Talents. Beteiligung an weiteren Nachwuchs-Unterstützungen. Zum Beispiel am Projekt ‘Rock Kids gegen Hass’ (Aufrufe, Jurybeteiligung), wo Schweizer Nach- wuchsbands mit Anti-Rassismus-Songs ausgewählt werden. finanzielle Unterstützung - Verkaufsaktionen -

Verbesserungsvorschläge (Umfeld) Was müsste in Ihrem Umfeld geschehen oder sich ändern, damit einheimische Musik in Ihrem Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten würde?

Bereich Auswirkung Kommentar Bessere Informationen und Promotion keine Das haben wir schon jetzt Kommerziellere Produktionen keine Mehr Professionalität mittel Gefälligeres Songmaterial - Mehr und höhere Hitparadenplätze mittel Bessere Aufnahmequalität klein Die ist heute schon gut Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet - Für uns nicht relevant Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrichtung gross unseres Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung keine Mehr Initiative der Plattenindustrie mittel Höheres Publikumsinteresse gross Die Interpreten müssten sich stärker selber bemühen keine

Teil III, Seite 51 Senderauswertung: DRS 3

Verbesserungsvorschläge (Sender-intern)

Zur Steigerung des Stellenwertes der einheimische Musik sind verschiedene Massnahmen denk- bar. Wie stehen die Chancen, dass nachfolgender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?

Bereich Auswirkung Kommentar Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) keine Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ mittel Bessere Archivierung, Zugreifbarkeit keine Weitere) spezielle Sendegefässe keine Mehr) Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern keine Verbesserung der Kenntnis über CH-Angebot/Neuheiten keine Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) keine

Weitere (allgemeine) Verbesserungsvorschläge Weitere Ideen, die zur Verbesserung der Situation einheimischer Musik in den Radioprogrammen beitragen könnten -

Einschätzung zu Quoten Wie würde DRS 3 reagieren, wenn per Gesetz im Tages-Musikprogramm (06-20h) eine bestimmte Quote, beispielsweise 25%, einheimischer Produktionen festgesetzt würde? Nur mit reinen Quoten zu argumentieren, ist kurzsichtig, denn erstens würden davon wohl nur die schon bekannten Interpreten profitieren, zweitens kommt es darauf an, wann und in welcher Aufbereitung einheimische Musik zum Zuge kommt. Vielleicht liesse sich die Quote erhöhen, doch ginge dies bestimmt auf Kosten der engagierten Programme. Mit einer Quo- tierung ist dem Anliegen der Schweizer Musikszene nicht gedient. Eine Quotenregelung allein für die SRG-Sender kommt absolut nicht in Frage. Abgesehen davon, dass dies vom Leistungsauftrag nicht abgedeckt wäre. Jenen, die von uns immer mehr fordern, lege ich immer wieder ans Herz, sich mal die Situation bei den Privatradios anzuschauen. Diese haben ebenso einen Programmauftrag. Es wäre die Aufgabe der in diese Thematik involvierten Institutionen und Organisationen - etwa der SUISA - sich das einmal vorzunehmen. Es langt nicht, dass ein Medium alleine dazu verpflichtet wird, Förde- rung zu betreiben. Natürlich sind wir aufgrund unseres Auftrages diesbezüglich stärker sensibilisiert. Doch nur der Verbund der Medien kann etwas bewegen. Eine Quote ist nicht das richtige Instrument zur Gewährleistung einer breiten Szeneunter- stützung. Sie kann nicht festlegen, was gesendet wird. Das hätte den Effekt, dass es zu mehr Wiederholungen käme. Unbekannte Gruppen würden davon nicht profitieren. Das hinter einer solchen Forderung stehende Ziel kann nur durch Sensibilisierung und Mo- tivation erreicht werden. Welcher Spielraum für den Einsatz einheimischer Musik besteht bei DRS 3 noch? Wir tun soviel wie möglich für die Schweizer Musikszene. Wenn unsere Konkurrenz ihren Anteil erhöhen würde, wäre unser Spielraum sicherlich grösser. Wenn wir unter den gege- benen Umständen mehr täten, würden wir an Attraktivität verlieren.

Teil III, Seite 52 Senderauswertung: DRS 3

DRS 3: Musikprogramm-Auswertung Juni 1996

Basis: Pauschalangaben auf der Basis sendereigener Auswertungen über den gesamten Monat Juni 1996 im Tagesprogramm (6 - 19 Uhr). Schreiben an den Verfasser. Einschränkungen: Die gewünschten, pro Tag detaillierten Angaben und Auswertungen konn- ten von DRS 3 nicht vorgenommen rsp. übermittelt werden. Die Angaben sind somit nicht überprüfbar. Es bestehen jedoch grundsätzlich keine Zwei- fel, dass die Auswertung im Sinne der Erhebung erfolgte. Im weiteren ist unbekannt, wieviel Musiktitel DRS 3 im Beobachtungszeit- raum insgesamt gesendet hat und von welchen Interpreten bzw. Komponis- ten die berücksichtigten einheimischen Titel stammen. Eine qualitative Aus- sage wird dadurch verunmöglicht. Es muss deshalb auf die Ausführungen im Abschnitt ‘Befragungsresultate’ verwiesen werden. Bemerkungen: Ermittlung und Auswertung der Schweizer Titel durch den Sender.

Wie von DRS 3 mitgeteilt wird, ergab die interne Auswertung des Tagesprogramms im Juli 1996 (06-19 Uhr, inkl. Wochenende), dass 9.4% der eingesetzten Musik von schweizerischen Interpre- ten und/oder Komponisten stammte. „Der Grundsatz ‘Ein Titel pro Stunde’ wird grundsätzlich ein- gehalten.“ Ausnahmen ergeben sich bei (musik-)thematischen Sendungen. „Bei den Specials am Abend macht eine Auswertung keinen Sinn, da die Musikauswahl thematisch bzw. nach Sparten erfolgt.“ Berechnungsbasis sind also 13 Sendestunden pro Tag. Bei einem geschätzten Musikan- teil von 80% entspricht dies pro Tag 546 Minuten, pro Monat 16380 Minuten. Zusätzlich ermittelt wurde die Quote einheimischer Musik in den Wunschsendungen. Hierzu schreibt DRS 3: „Im Wunschkonzert (17-19 Uhr) sinkt der Anteil auf 5 - 7%, je nach Wunschlage und Korrekturbestrebungen. Es werden leider nicht so viele CH-Titel gewünscht, wie wir gerne möchten.“ Eine qualitative Beschreibung ist aus oben dargestellten Gründen leider nicht möglich.

DRS 3: Redaktionelle Beiträge, Juni ‘96

Basis: Liste auf der Grundlage sendereigener Erhebungen. Einschränkungen: Erhebungsbogen wurde nicht verwendet, die meisten der erforderlichen Details gehen jedoch aus der Aufstellung hervor. Teilweise fehlende Zeit- angaben. Bei den ‘Uf de Gass’-Konzertübertragungen (vgl. Liste im Kapitel DRS 3) wurden auch einheimische Interpreten berücksichtigt. Bei den Zeitangaben wurde jedoch die Gesamtdauer der Übertragungen eingetragen. Besonderheiten: DRS 3 macht darauf aufmerksam, dass zusätzlich zu den untenstehenden Beiträgen weitere regelmässige Sendeelemente aufzuführen sind, in denen auf schweizerisches Musikschaffen eingegangen wird: Konzerthinweise: tägliche Rubrik, in der alle Veranstaltungen im Rock- und Popbereich der Deutschschweiz, die uns gemeldet werden, erwähnt werden. (Mo - Fr: 09.30, Sa: 12.00, So: 13.30).

Teil III, Seite 53 Senderauswertung: DRS 3

Ausgehtip: tägliche Rubrik, in der eine Veranstaltung (ca. 2/3 Musik) etwas genauer vorgestellt wird (Mo - Fr: 12.40 ca. 2 Min + Musikbeispiel).

Datum, Zeit Sendung Dauer Inhalt Form* Sa 1.6. 1900 Schwyzchaschte 15 Gurd T, I Sa 1.6 24-01 DJ Profile 60 DJs Kat La Luna + Partner A So 2.6 CH-Special 60 1 Stunde nur CH-Musik M, I Mo 3.6. 1210 Szene 3 30 Jahre Montreux Festival B Di 4.6. 1330-17 Grafitti 90 Musik mit Bands, die diesen Sommer an Festivals kom- M men Sa 8.6. 1130 Weekend 3 Merfen Orange; Ticketaktion A Sa 8.6. 24-01 DJ Profile 60 DJ Dainskin, Biel Interview, Mix I, M Do13.6, 6-9 Vitamin3 ? Wer rappt besser als Harry Hasler Aktion dauernd A Fr 14.6, 6-9 Vitamin3 ? Wer rappt besser als Harry Hasler Aktion dauernd A Fr 14.6, 14.20 Grafitti 3 CH-Rockfestival Fehraltdorf; Ticketaktion A Sa 15.6, 1820 Weekend 4 Open Air St. Gallen Ticketaktion A Sa15.6, 1900 Weekend 15 Schwyzchaschte: Momo Posse T, I Sa 15.6, 20-02 Uf de Gass 360 JazzNoJazz Festival. Zürich Ü, V So 16.6 CH-Special 60 1 Stunde nur CH-Musik M, I Mo 17.6, 1020 4 Rückschau Rock Gegen Hass V Di 18.6, 11.20 Szene 2 JazzNoJazz, Ticketaktion A Di 18.6, 19-20 Uf de Gass 60 Crank + Weamean live aus Sarnen (Aufzeichnung) Ü, V Do 20.6, 1010 Szene 4 Festival Bad Bonn, Düdingen. Ticketaktion A Do 20.6, 21-23 Special 120 Max Lässer & No Nation auf Tournee (Porträt/Special) B, I Fr 21.6, 20-00 Uf de Gass 240 JazzNoJazz Ü, V Sa 22.6, 11.10 Weekened 4 Open Air Vouchröötsch, (Fribourg) A Sa 22.6, 13-14 Focus 60 Endo Anaeonda (Stiller Haas) Talkshow I Sa 22.6, 20-02 Uf de Gass 360 JazzNoJazz Ü, V So 23.6 CH-Special 60 1 Stunde nur CH-Musik M, I Di 25.6, 1020 Szene 12 Aarebeat,-rock, -wave: Gespräch mit den Initianten I, T Do 27.6, 10.20 Szene 4 NoNations, Ticketaktion A Fr 28.6, 20-02 Uf de Gass 360 Open Air St. Gallen Ü, I, V Sa 29.6, 20-02 Uf de Gass 360 Open Air St. Gallen Ü, I, V So 30.6 CH-Special 60 1 Stunde nur CH-Musik M, I Totalzeit (Min): 2152 *) M = Gemischte (Magazin-)Sendung, I = Interview, B = Bericht, T = Tonträgerrezensionen V = Veran- staltungsbesprechung, G = Gesprächsrunde Ü = Konzertübertragung, A = Andere Beiträge.

Die Aufstellung belegt eindrücklich die im Befragungsteil dargestellten Bemühungen von DRS 3, die Musikszene, im besonderen die einheimische, durch redaktionelle Beiträge der verschiedens- ten Art sowie durch regelmässige Übertragungen (direkt und als Aufzeichnung) abzubilden, zu begleiten und zu kommentieren. Parallel zu den auch übers Jahr programmierten Sendungen und Specials sowie den Interviewbeiträgen und Aktionen fanden im Juni 1996 nicht weniger als sechs Uf de Gass-Übertragungen statt. Darunter fallen vor allem die traditionelle Präsenz am grossen

Teil III, Seite 54 Senderauswertung: DRS 3 internationalen Festival in St. Gallen sowie die Begleitung des neuen Zürcher Festivals JazzNo- Jazz.

Teil III, Seite 55 Senderauswertung: DRS 3

Anhang DRS 3

Aufstellung der ‘Uf de Gass’-Produktionen von DRS 3 im Jahr 1996120

Datum Interpeten (Schweizer markiert) Ort Sa 10.02. Melissa Etheridge, Joan Osborne Zürich, Volkshaus Fr 08.03. Blur, The Rentals Zürich, Volkshaus Fr 15.03. The Pride, Scuba Divers Schaffhausen, Kammgarn Sa 30.03. The Walkabouts Luzern, Schüür Sa 20.04. Storace/Matteo-Band, The Failures, Ain't Dead Yet Wolfenschiessen, Zelgli-Halle Mi 01.05. Angelique Kidjo Herisau, Casino Mi 29.05. Combustible Edison, Schmalhans Zürich,Palais X-Tra Fr 31.05. - Sa Singer/Songwriter-Festival; (einzelne CH-Beiträge) Frutigen 01.06. Fr 07.06. Crank, Wemean Sarnen, Juko Pavillon Sa 15.06 Jazz Festival Zürich: Silent Majority, Courtney Pine, Zürich, Kaufleuten Galliano Fr 21.06. Jazz Festival Zürich: Bill Laswell Zürich, Kaufleuten Fr 28.06 - So Open-Air St. Gallen: Bush, B.B. King, Red Hot Chili St. Gallen 30.06 Peppers, Freakpower, Max Lässer& No Nation, Young Gods, Züri West, Presidents of the USA, Los Fabulosos Cadillacs, Cardigans, Jazzkantine, Cypress Hill Sa 07.07. Stephan Eicher Montreux Fr 19.07. - So : Selig, Züri West, Sens Unik, Mr. Ed, Bern 21.07. Jumps the Gun, Fettes Brot, Massive Attack, Skunk Anan- sie, Silmarils, Keziah Jones, Clawfinger, Iggy Pop, Phon Roll, Luka Bloom, Jovanotti, Die Fantastischen Vier, The Nits, G. Love & The Special Sauce Di 23.07.- So Paleo Festival (einzelne CH-Beiträge) Nyon 28.07. Sa 10.08. Energy 96 (einzelne CH-Beiträge) Zürich, Hallenstadion Fr 20.09. Country Night Gstaad: Perfect Strangers, David Ball, Lyle Gstaad Lovett, Marie Chapin Carpenter Do 26.09. Merfen Orange, Stop the Shoppers Mühle Hunziken

120 Quelle: Aufstellung von DRS 3.

Teil III, Seite 56 Themenspezifische Auswertung

Teil IV: Themenspezifische Auswertung

In diesem Kapitel werden verschiedene Themen respektive Variablen gesondert ausgewertet. Der Blickwinkel richtet sich also nicht mehr auf die Gegebenheiten bei einem bestimmten Sender, sondern auf eine bestimmte Merkmale und Fragestellungen. Dies geschieht durch Zusammenfas- sungen, Gruppierungen, Kategorisierungen. Darauf aufbauende Diagramme erlauben einen schnellen Blick auf die Verhältnisse. Sie geben jeweils die Prozentwerte der Fälle pro Kategorie an. Bei bestimmten Themen rsp. Variablen werden Zusammenhänge zu anderen Grössen noch ge- nauer untersucht, indem - stark vereinfachende - Kreuztabellen abgebildet werden.121 In Anbet- racht der geringen Fallzahl sind weitere statistische Prozeduren wenig aussagekräftig. Die Auswertung soll also helfen, zusammenfassend wichtige Anhaltspunkte zu den Bedingungen zu gewinnen, unter denen die deutschschweizerischen Lokalsender einheimisches Musikschaffen einbeziehen. 122 Was die Verhältnisse bei SR DRS angeht, sind nur in einzelnen Bereichen überhaupt direkte Ver- gleiche möglich. Wo nötig, werden entsprechende Vergleichswerte hier noch einmal wiedergege- ben.

1. Marktanteile 1996

Marktanteile 1996 (in%)

40 35 30 25 20 15 10 5 0 bis 10% bis 20% bis 30% bis 40% über 40% Marktanteile

Wie das Diagramm verdeutlicht, realisiert eine Mehrheit der Privatradios in ihren Empfangsgebie- ten einen Marktanteil zwischen 11 und 30%. Zur Berechnung des Marktanteils sei auf den Ab- schnitt ‘Radio-Nutzungsziffern’ im Teil I verwiesen. Dort findet sich auch eine detaillierte Vertei-

121 An statistisch besonders Interessierte werden die Originaltabellen auf Anfrage abgegeben. 122 Einen Sonderfall stellt Radio Eviva dar: Da es sich hierbei um einen überregionalen Sender handelt, der zudem sein Programm sehr stark auf einheimische Musik ausrichtet - und insofern eine Kategorie für sich bildet -, wer- den Eviva-Werte in den Zusammenfassungen in den meisten Vergleichen gesondert ausgewiesen.

Teil IV, Seite 1 Themenspezifische Auswertung lung. Der durchschnittliche Marktabteil der Privatstationen aus der Deutschschweiz entspricht knapp 20% (Median: 18.2%).

2. Tagesreichweite 1996

Tagesreichweite 1996 (in%)

50

45

40

35

30

25

20

15

10

5

0 bis 25’000 bis 50’000 bis 75’000 bis 100’000 über 100’000

Die grosse Mehrheit der Stationen erreichte 1996 durchschnittlich bis zu 50'000 Personen. Eine detaillierte Übersicht und weitere Informationen vermittelt der Abschnitt ‘Radio-Nutzungsziffern’ im Teil I des Berichts. Die durchschnittliche Tagesreichweite der untersuchten Lokalprogramme be- trägt knapp 52'000 Personen (Median: 40'000).

Zum Vergleich: Marktanteile und Tagesreichweiten der DRS-Programme Marktanteile 1995 Tagesreichweiten (Montag bis Freitag) DRS 1 38.3% 41.2% DRS 2 1.5% 2.8% DRS 3 9.0% 10.9% insgesamt 48.7% 54.9%

3. Umsatz 1995, Budget 1996

Zu Vergleichszwecken wurden auch die Betriebszahlen Umsatz (1995) und Budget (1996) erho- ben, deren Verteilung aus dem Diagramm ersichtlich ist. Die stärkste Gruppe liegt bei Umsätzen zwischen 2 und 3.9 Mio. Franken.

Teil IV, Seite 2 Themenspezifische Auswertung

Umsatz 95, Budget 96 (in%)

45

40

35

30

25 Budget 96 Umsatz 95 20

15

10

5

0 unter 2 Mio. 2 bis 3.9 Mio. 3 bis 4.9 Mio. 4 bis 4.9 Mio. 5 Mio. u. mehr

Die Umsatzzahlen der Privatsender lagen 1995 zwischen 0.4 und 8 Mio. Franken bei einem Mit- telwert von 3.1 Mio. Franken. Je 50% der Stationen erwirtschafteten einen Umsatz unter 2.6 Mio. und über 2.6 Mio. Franken. Das Total der Umsätze beträgt 71.4 Mio. Franken. Die Betriebsbudgets der Schweizer Privatradios für 1996 wurden mit 0.4 Mio. bis 9 Mio. Franken pro Jahr angegeben. Im Durchschnitt betragen die Budgetwerte 3 Mio. Franken. Der Median liegt bei 2.6 Mio. Franken: je die Hälfte der Sender kommt mit einem grösseren rsp. kleineren Budget aus. Das Total der budgetierten Beträge beläuft sich auf 70.6 Mio. Franken per 1996.

Verhältnisse bei Schweizer Radio DRS Wie im Kapitel ‘DRS Allgemeines’ zusammengefasst, verfügen die drei Sender DRS 1, DRS 2 und DRS 3 1995 über ein Budget zwischen 11 und 33 Mio. Franken. (Details sind im entsprechenden Abschnitt des Teils I zu entnehmen.

4. Redaktionelle Ressourcen

Die stärkste Gruppe bilden Privatsender mit 1000 bis 1500 Stellenprozenten für ihre festangestell- te Redaktion. Nur eine Minderheit verfügt über mehr als 20 volle Redaktionsstellen.

Teil IV, Seite 3 Themenspezifische Auswertung

Stellenprozente Redaktion (in%)

40

35

30

25

20

15

10

5

0 bis 1000 bis 1500 bis 2000 über 2000

Durchschnittlich verfügen die Lokalradios über 1300 Stellenprozenten (13 Vollstellen) für die Re- daktion (ohne die freie Mitarbeiterschaft). Ein knappes Drittel kommt mit 1000 Prozenten oder we- niger aus, ein Drittel mit 1500 oder mehr Stellenprozenten (Median: 1190). Zusammen kalkulieren die Deutschschweizer Sender mit 301 Vollstellen. Zum Vergleich: Redaktionsstellen bei SR DRS DRS 1: ca. 6575 Redaktionsstellenprozente DRS 2 ca. 6330 Gesamt-Stellenprozente (Redaktionsanteil nicht genau zu ermitteln) DRS 3 ca. 5500 Gesamt-Stellenprozente (Redaktionsanteil nicht genau zu ermitteln)

4.1 Musikredaktionelle Ressourcen

Die Ressourcen für musikredaktionelle Tätigkeiten sind ungleich verteilt. Knapp ein Fünftel der Stationen verfügt überhaupt nicht über festangestellte musikredaktionelle Mitarbeiter. Je rund ein Drittel der Sender haben dafür bis zu einer halben respektive einer ganzen Stelle eingesetzt. Nur eine Minderheit budgetiert für die Musikredaktion mehr als eine Vollstelle.

Teil IV, Seite 4 Themenspezifische Auswertung

Musikredaktion Stellenprozente (in %)

35

30

25

20

15

10

5

0 keine bis 50% bis 100% bis 150% über 150%

Insgesamt verfügen die befragten Sender über 15.2 Vollstellen für den musikredaktionellen Be- reich. Die Mehrheit hat für die damit verbundenen Aufgaben allerdings Teilpensen eingerichtet, während ein Teil gar ganz ohne feste Musikredaktion operiert. Die anfallenden Arbeiten, also Sich- tung der Neuheiten, Erfassung, Programmierung, Archivierung etc. dürften auf die Chargen der Programmitarbeiter aufgeteilt sein oder sie werden (teils) durch freie Mitarbeiter erledigt. Zum Vergleich: Musikredaktionsstellen bei SR DRS DRS 1: ca. 1400 Stellenprozente für Musikredaktion DRS 2 ca. 1500 Stellenprozente für Musikredaktion DRS 3 ca. 1150 Stellenprozente für Musikredaktion

5. Musikanteil allgemein

Die Frage nach dem Anteil der Musik am Gesamtprogramm musste von praktisch allen Sendern geschätzt werden, da keine genauen Analysen vorliegen. Wie im Abschnitt der Senderauswertung zu entnehmen ist, wurde einerseits nach dem durchschnittlichen Musikanteil über die gesamte Sendezeit (24 Stunden pro Tag) gefragt, andererseits nach dem Anteil der Musik im Tagespro- gramm sowie in den Informationssendungen.

5.1 Musikanteil über 24 Stunden

Die hierzu gemachten Angaben bewegen sich zwischen 70 und 95 Prozent. Wie das Diagramm zeigt, ist eine klare Häufung bei 80 Prozent auszumachen.

Teil IV, Seite 5 Themenspezifische Auswertung

Musikanteil 24h (Verteilung in %)

45

40

35

30

25

20

15

10

5

0 70 72.5 74 75 77.5 80 85 90 95 Musikanteil

Der Mittelwert der Senderschätzungen zum Musikanteil über 24 Stunden liegt bei etwas über 80 Prozent.

Zum Vergleich: Musikanteile bei SR DRS DRS 1 ca. 50% (keine genauen Fakten verfügbar) DRS 2 ca. 70% DRS 3 ca. 80%

5.2 Musikanteil im Tagesprogramm

Da von der Nutzung her betrachtet das Tagesprogramm eine weitaus grössere Bedeutung hat, wurden die Sender gebeten, die Anteilsschätzung auch auf die Zeit zwischen 6 und 18 bzw. 19 Uhr zu beziehen. Da zu diesen Zeiten selbstverständlich mehr Wortbeiträge sowie Werbung pro- grammiert sind, liegen die Werte tiefer als in bezug auf die Angaben zur gesamten Sendezeit. Die stärkste Gruppe liegt immer noch bei 80%.

Teil IV, Seite 6 Themenspezifische Auswertung

Musikanteil am Tag (Verteilung in %)

25

20

15

10

5

0 70 75 79 80 85 87.5 90 95 Musikanteil (%)

Auch bezogen auf das Tagesprogramm liegen die Schätzungen zum Anteil der Musikbeiträge zwi- schen 70 und 95% bei einem leicht tieferen Mittelwert (80%). Kein anderer Programminhalt nimmt - gemessen am zeitlichen Umfang - bei den Schweizer Privatsendern eine so dominante Stellung ein wie die Musik.

Zum Vergleich: Musikanteile im Tagesprogramm bei SR DRS DRS 1 ca. 50% (keine genauen Fakten verfügbar) DRS 2 ca. 70% DRS 3 ca. 80%

6. Berücksichtigung von Schweizer Musik im Musikkonzept

Auf die Frage, ob in den redaktionsinternen Richtlinien zur Musikprogrammierung der Umgang mit einheimischer Musik in irgendeiner Weise speziell geregelt wird, indem zum Beispiel ein (beab- sichtigter) Anteil definiert ist, gab eine klare Mehrheit (65%) der Sender an, dies sei nicht der Fall. Ein Drittel der Stationen hat einheimische Musik in ihr Musikkonzept explizit einbezogen, jedoch nur drei davon mit einer Mengenvorgabe. Von den 15 Stationen, die im Musikkonzept keinen Hinweis auf die Handhabung einheimischer Musik führen, gaben die meisten an, dies geschehe wegen des musikalischen Profils, das keine Unterschiede in bezug auf die Herkunft der Interpreten mache. Der Rest der Sender verzichtet aus Prinzip respektive ohne weitere Begründung auf eine Regelung der Musikeinsätze nach Nationali- tät. Das Diagramm veranschaulicht die Verteilung der Antworten auf die Frage, ob der Einsatz schweizerischer Musik im Senderformat erfasst ist.

Teil IV, Seite 7 Themenspezifische Auswertung

CH-Musik im Musikkonzept?

Ja, ohne % 22% Ja, mit %-Vorgabe 13%

Nein: wegen Format Nein, ohne Grund 39% 26%

In der folgenden Übersicht sind die Antworten und Begründungen aus dem Erhebungsteil noch- mals zusammengefasst.

Sender Wird der Umgang mit einheimischer Musik im Programmkonzept geregelt? Aktuell Wir haben kein Pflichtprozent. Die Herkunft der Musik ist für uns sekundär. Unser Musikkonzept sieht vor, dass jeder dritter Titel ein nicht-englischer sein muss. Hier haben einheimische Mundartproduktionen also eine Chance. Argovia Nein. Die Schweizer Szene ist sowieso erst seit eineinhalb Jahren aktiv. (Da aus dem nachgereichten Konzept jedoch ein beabsichtigter Schweizer Musikanteil von 5% hervorgeht, wird diese Angabe ausgewertet.) Basilisk Nein. Im Tagesprogramm unterscheiden wir nur nach Musik, die möglich ist und solcher, die wir nicht einsetzen. Wir nehmen keine besondere Rücksicht auf einheimische Produktionen. BeO Nein, doch hat BeO wahrscheinlich einen der höchsten Anteile einheimischer Musik vorzuweisen. Canal3 Es besteht zwar die Absicht, schweizerische Musik zu spielen, jedoch ohne Quoten-Vorgaben. Edelweiss Die Moderatoren sind angewiesen, Schweizer Musik zu berücksichtigen, wir legen aber keinen festen Anteil fest. Da wir nicht automatisiert sind, wäre eine Quote sowieso nicht erfüllbar. Die Menge der bei uns eingesetzten Schweizer Musik hängt davon ab, wieviel gute Musik dieser Art aktuell und verfügbar ist. Eulach In unserer Playlist ist explizit ein „CH-Bonus“ festgehalten. Quantifizierung ist allerdings nicht möglich. Eviva Ja. Wir streben einen Durchschnitt von 60 - 70% an. Bestimmte Stunden sind klar als Gefässe für Schweizer Musik definiert. ExtraBERN Nein. Wenn etwas in unseren musikalischen Rahmen passt, spiele ich es noch so gerne. Ist das nicht der Fall, kann ich einen Titel beim besten Willen und bei noch soviel Promotion und Information nicht einsetzen. Förderband Es ist zwar kein fester Anteil vorgeschrieben. Doch definieren wir uns auch im Musikangebot als regionaler Sen- der und setzten dies auf vielfache Weise um. (siehe Sendung 5 Mutze putze). Gonzen Nein Grischa Wir haben die Absicht, pro Stunde eine Titel einheimischer Herkunft zu verwenden. LoRa Nein. Wir haben ein prinzipielles Interesse daran, Schweizer Musik zu bringen und die Bands auch vorzustellen, solange sie nicht kommerziell sind. Munot Nein. Wir haben zwar eine sehr aktive Schaffhauser Szene, doch keinen Mindestanteil im Programm. Alle Musik unterliegt den gleichen Kriterien. Wenn die Qualität der einheimischen Musik noch schlechter wäre, hätten wir einen Anteil von 0%. Da wir pro Stunde zwei bis drei nicht-englische Titel eingeplant haben, kommen hier Mund- arttitel häufiger vor.

Teil IV, Seite 8 Themenspezifische Auswertung

Sender Wird der Umgang mit einheimischer Musik im Programmkonzept geregelt? Pilatus Nein. Es gibt bei uns nicht Schweizer Musik und andere, sondern nur Musik, die ins Konzept passt. Die Herkunft ist egal. Radio24 Im Musikkonzept legen wir zwar keine Häufigkeit fest. Es ist aber klar enthalten, dass die einheimische Musik in genügendem Masse vorzukommen hat. Radio32 Nein. Das ändert sich vielleicht mal. Radio Z Nein, nicht festgeschrieben. Einheimisches wird am Standard der Musik gemessen, die bei uns über den Sender geht. Schwyz Nein Sunshine Nein Thurgau Nein Wil Nein. Wir unterscheiden nicht nach der Herkunft. Die Titel müssen unser Format erfüllen. Zürisee Nein. Was rein kommt und was für programmtauglich gehalten wird, wird übernommen.

7. Erhebung von Publikumsbedürfnissen

Nur vier Stationen (17.4%) führen eigene Erhebungen zu den musikalischen Bedürfnissen ihres Zielpublikums durch. Die andere stützen sich entweder - mit unterschiedlichem Aufwand - auf die eigenen Wunschkonzerte und Feedbacks zu anderen Sendungen ab oder sie verzichten ganz auf die Ermittlung der Musikpräferenzen der Hörerschaft.123

Erhebung Publikumsbedürfnisse?

Ja: Wuko/Feedback 44%

Keine Ja: eigene Erhebungen 39% 17%

Wie den Äusserungen einzelner Sender zu entnehmen ist, hängt der Verzicht auf Umfragen hauptsächlich mit dem damit verbundenen finanziellen und zeitlichen Aufwand zusammen. Die Problematik, die sich ergibt, wenn die Programmgestaltung nur von Musikwünschen bestimmt wird, haben einige Sender erkannt respektive hier genannt: Nur ein kleiner Teil der Hörerschaft beteiligt sich aktiv an Wunschkonzerten. Entsprechende Auswertungen können als nicht repräsen-

123 Nachstehende Kritik lässt sich demnach auch auf den Musikbereich erstrecken: „’Das Publikum will das so!’ Diese Floskel ist an Redaktionskonferenzen oft zu hören, wenn da überhaupt vom Rezipienten gesprochen wird. Doch sogar auf den verhältnismässig kleinen Redaktionen der privaten Radio- und TV-Stationen ist kaum ein homogenes Verständnis der kommunikativen Bedürfnisse und Interessen des Zielpublikums vorhanden. Ein sys- tematischer Austausch über die Erwartungen der ‘Kunden’ an die Qualität der journalistischen Produkte findet nicht statt. Gerade weil es innerhalb der Redaktionen an einem homogenen Qualitätsverständnis mangelt, erfol- gen im journalistischen Alltag qualitätssichernde Massnahmen wie Themen- und Terminplanung, Recherchestra- tegien, Sendungskritiken oder qualitätsbezogene Redaktionskonferenzen eher zufällig.“ (V. Wyss, 1997).

Teil IV, Seite 9 Themenspezifische Auswertung tativ sein. Entsprechende Einschränkungen gelten auch für die Rückmeldungen an Veranstaltun- gen. Den hier gegebenen Antworten kommt insofern eine besondere Bedeutung zu, als viele Sender sich in bezug auf die eingeschränkte Menge einheimischer Musik gerade auf die Publikumsbe- dürfnisse berufen. Wenn diese jedoch nicht sachkundig und repräsentativ ermittelt werden (kön- nen), bleiben zumindest theoretische Zweifel an der Argumentation. Noch genauer als das zu- sammenfassende Diagramm geht die nachstehende Liste auf die Antworten der befragten Sender ein.

Sender Werden musikalische Publikumsbedürfnisse in irgendeiner Form erhoben? Aktuell Wir werten regelmässig Wunschkonzert-Meldungen aus. Argovia Keine Bedürfniserhebung Basilisk Keine Bedürfniserhebung BeO Ja. In unregelmässigen Abständen Erhebungen per Telefon. Ab und zu machen wir auch eine Frageaktion mit Flugblättern, auf denen die Leute ihre Wünsche zum Programm äussern können. Canal3 Keine Bedürfniserhebung Edelweiss Nein, doch ein guter Indikator ist unser tägliches Wunschkonzert. Wir sind uns aber bewusst, dass sich hier nicht unser ganzes Publikum beteiligt. Eulach Keine Bedürfniserhebung Eviva Keine eigentliche Forschung. Wir haben aber sehr viel automatisches Feedback durch Anrufe, Zuschriften und Kontakte bei unseren Veranstaltungen. ExtraBERN Ja. Vierteljährlich werden telefonische Musikumfragen bei 100 bis 200 zufällig ausgewählten Personen durchge- führt. Dabei lassen wir 10 Musikbeispiele laufen, die dann bezüglich Bekanntheit und Gefallen bewertet werden können. Unter anderem haben wir Vergleiche zwischen Cover- und Originalversionen getestet. Die Ergebnisse der Umfragen fliessen direkt in unsere Musikplanung ein. Förderband Durch das Feedback auf die Sendung ‘5 Mutze putze’ (Lokale Hitparade). Gonzen Keine Bedürfniserhebung Grischa Nein, nur durch Auswertung von Wunschsendungen LoRa Keine Bedürfniserhebung Munot Nein. In einer Umfrage des Radio-Clubs soll dazu aber eine Frage gestellt werden. Pilatus Nur Auswertung der telefonisch durchs Publikum abgegebenen Tips unserer Sommer-Charts. Radio24 Nur via Wunschkonzert. Da führen wir genau Buch. Radio32 Rückmeldungen nur über unser Wunschkonzert und die Aussenauftritte. Radio Z Gelegentliche Hörerumfragen. Weiterer Indikator: Wunschkonzert. Schwyz Keine Bedürfniserhebung Sunshine Wir planen gerade eine Hörerumfrage, wo Musik auch vorkommt. Thurgau Nein. Das kommt einzig aus Kostengründen nicht in Frage. Wir halten und an die billigste Methode, der Erhe- bung von Musikbedürfnissen über unser Wunschkonzert. Wil Nur durch die Beachtung der Wünsche im Wunschkonzert. Zürisee Keine Bedürfniserhebung

Teil IV, Seite 10 Themenspezifische Auswertung

8. Beurteilung des Publikumsbedürfnisses nach einheimi- scher Musik

Was die Programmverantwortlichen zu den vermuteten Bedürfnissen ihres Publikums nach Musik aus der Schweiz zu Protokoll gegeben haben, lässt sich statistisch nur grob vereinfachend darstel- len. Zum einen stellt sich nämlich das Problem der Masseinheit (behelfsmässig wurden teils Pro- zentangaben gemacht), zum anderen verunmöglicht die Verschiedenartigkeit des Angebots eine generelle Aussage. Mehrere Stationen machten darum eher unspezifische Angaben oder haben ihre Einschätzung differenziert - etwa nach Stil. Alle Sender, die nicht nur nach einem Pop-Rock- Format programmieren, machten deutlich, dass das Bedürfnis nach einheimischer Musik im Be- reich Folklore/Volkstümliches Musik höher einzustufen ist als in anderen Sparten. Während in der weiter unten folgenden Liste die Äusserungen im Wortlaut wiedergegeben werden - und darum die Differenzierungen enthält -, ist das Diagramm als stark vereinfachende Annähe- rung zu verstehen.

Publikumsbedürfnis nach CH-Musik (Senderschätzung)

hoch/sehr hoch (±25%) mittel/hoch (±20%) 14% sehr hoch (>25%) 9% 5%

sehr klein (<5%) 32%

klein/mittel (±10%) 40%

Die grosse Mehrheit der deutschschweizerischen Privatsender beurteilt das Bedürfnis ihres Publi- kums nach einheimischer Musik - stark vereinfacht - als gering bis mittel. Bei einem Drittel der Stationen liegen die Schätzungen höher. Die differenzierten Einschätzungen und Betrachtungen sind der folgenden Aufstellung zu entnehmen.

Sender Einschätzung des Publikumsbedürfnisses nach CH-Musik Aktuell Nach der letzten Auswertung wünschten sich von 331 Personen 21 einen Schweizer Pop- oder Rocksong (= 6%), weitere 6 (1,9%) einen Volkstümlichen Beitrag. Argovia Generell: gering. Ist aber abhängig von den Veröffentlichungen. Basilisk Gering, unter 5%. Das Stammpublikum unserer Jugendsendung, wo einheimische Musik und Produktionen aus der Region stark berücksichtigt werden, liegt bei etwa 4%. BeO In unserer Empfangsregion, die bis 1995 die Stadt Bern nicht einschloss, ist das hoch einzustufen. Canal3 10%; bei den Spezialsendungen höher. Edelweiss Das schwankt und ist abhängig von den interessanten Veröffentlichungen. Generell ist den Hörern aber die Herkunft egal, sie reagieren auf das, was ihnen gefällt. Eulach 25%.

Teil IV, Seite 11 Themenspezifische Auswertung

Sender Einschätzung des Publikumsbedürfnisses nach CH-Musik Eviva Das ist nach Sparten verschieden. Jede Sparte - z.B. Blasmusik, Country, Jodel usw. - beansprucht für sich natürlich mehr Sendezeit. Wir versuchen hier einen Mittelweg zu finden. ExtraBERN Diese Frage habe ich mir noch nie gestellt. Ich kann sie nicht beantworten. Förderband Relativ hoch. Gonzen Das ist nicht sehr gross. Bei Volksmusiksendungen ist das anders. Dort ist der Wunsch nach ‘richtiger’ Schweizer Musik ausgeprägt. Im Schlagerbereich und bei Pop ist dies überhaupt nicht der Fall. Grischa Der Wunsch nach Einheimischem ist nicht sehr verbreitet; vielleicht bei etwa 10%. Im Bereich Volksmusik, den wir nun aber nicht mehr berücksichtigen, ist er grösser. LoRa Wir haben leider kein Gefäss speziell für Schweizer Sachen. Doch denke ich, dass unsere Hörer an einheimi- schen Produktionen aus dem obengenannten Spektrum interessiert sind. Munot Im Volksmusikbereich scheint uns ein grosses Bedürfnis gegeben, das wir allerdings nicht erfüllen können, da wir nur einmal pro Woche solche Musik senden. Im Tagesprogramm hat Volksmusik kein Platz. Viele ältere Leute wollen noch mehr volkstümlichen Schlager hören. Hier nehmen wir aber ein gewisse erzieherische Verantwor- tung wahr, um solche en zu vermeiden. In den anderen Genres, v.a. Rock und Pop: 5%: Ich denke, dass das Publikum mit der gebotenen Menge zufrie- den ist. Im Tages-Begleitprogramm ist es den Leuten sowieso egal, was sie hören, solange es nicht aneckt. Ab und zu eine Mundartsong liegt sicherlich auch innerhalb der Erwartungen an ein Schweizer Lokalradio. Pilatus Da muss man zwischen einheimischer Musik in Mundart oder Englisch differenzieren. Als wir die Mundart- Sängerinnen Natacha und Sina häufiger gespielt hatten, kamen prompt Reklamationen von den Hörern. Einer unser ganz grossen Werbekunden reklamierte ebenfalls wegen der Mundart-Musikstücke - da mussten wir selber staunen. Offenbar gibt es im Raum Luzern mehr Leute als anderswo, die etwas gegen Mundart haben. Das hängt wohl mit unserem Pop-Konzept sowie damit zusammen, dass man bei englisch gesungenen Titeln besser weghören kann. Mundart verlangt mehr Aufmerksamkeit. Bei englisch gesungener Musik aus der Schweiz ist die Herkunft den Leuten häufig gar nicht bewusst. Radio 24 Ich schätze zwischen 2 und 5%. Radio 32 Das empfinde ich als relativ hoch. In unserem Wuko kann man sich auch Sprachen wünschen. Dort wird sehr oft Mundart verlangt. Wir dürfen uns keine Illusionen machen. Wir sind ein Landradio und nicht ein städtischer Modesender. In unserem Empfangsgebiet, insbesondere im Oberaargau ist ländliche - und damit schweizerische - Musik noch stark verankert. Volksmusik und volkstümlichen Schlager könnten wir noch häufiger einsetzen als wir es heute tun. Radio Z Gering Schwyz Volkstümliche Musik ist sehr beliebt. Dieses Bedürfnis versuchen wir mit bestimmten Angeboten abzudecken. Sunshine Den Leuten ist der Anteil mehr oder weniger egal. Das Produkt muss stimmen. Allenfalls besteht ein Wunsch nach einheimischer Musik im Bereich Volkstümliches. Thurgau Die Folklore-Hörerschaft, eine Minderheit, ist sehr aktiv. Im Gegensatz zu den Nutzern des Tagesprogrammes. Die interessieren sich kaum für die Herkunft der Interpreten. Wil Sehr klein Zürisee Gering. Von den Wünschen her praktisch Null. Heute ist auch andere Musik angesagt.

9. Musikzufriedenheit

Die Zufriedenheit des Publikums mit dem musikalischen Format und Angebot der einzelnen Sen- der wird regelmässig durch das Forschungsunternehmen Publica Data im Rahmen der Privatra- diostudien erhoben. Bei folgenden Angaben handelt es sich also um eine separate Auswertung, die nicht auf Einschätzungen der Sender, sondern eben des Publikums basiert. Dabei fällt auf, dass die Musikprogramme im allgemeinen gut bis sehr gut wegkommen. Die Aus- sagekraft erscheint allerdings eingeschränkt, liegen doch die Zufriedenheitswerte sehr nahe bei-

Teil IV, Seite 12 Themenspezifische Auswertung einander. Wie aus den Betrachtungen zu den einzelnen Sendern bereits hervorgegangen ist, standen den Befragten fünf Antwortkategorien zur Verfügung, die in der Berechnung des mittleren Zufriedenheitsgrades gewichtet wurden: ‘Praktisch immer’ (Gewichtung: 1) ‘Häufig’ (Gewichtung: 2), ‘Etwa zur Hälfte’ (3), ‘Eher selten’ (4) und ‘Praktisch nie’ (5). Eine maximale Zufriedenheit mit der Musik eines Senders wird also durch den Wert 1.0 repräsentiert, das theoretische Minimum entspricht 5.0 Punkten. Die Bandbreite der Mittelwerte reicht von 1.8 Punkten (also etwas mehr als ‘häufige Zufriedenheit) bis zu 2.4 Punkten (zwischen ‘häufig’ und ‘etwa zur Hälfte’). Mittelwert und Median liegen bei 2.1 Punkten.

Musikzufriedenheit (Verteilung in %)

30

25

20

15

10

5

0 1.8 1.9 2 2.1 2.2 2.3 2.4 Zufriedenheitsgrad

10. Interviews im Programm

Die Antworten zur Frage, wie oft Musiker - egal welcher Herkunft - in redaktionellen Beiträgen sel- ber zu Wort kommen, ergibt ein breites Spektrum. Bei rund einem Drittel der Sender finden mo- natlich zwischen 6 und 10 sogenannte Musikerinterviews statt, bei einem Viertel zwischen 16 und 20. Allerdings handelt es sich hier um Pauschalangaben, die einerseits auf Schätzungen der Pro- grammverantwortlichen beruhen, andererseits werden damit Beiträge von stark unterschiedlicher Länge erfasst. Im einen Fall handelt es sich vielleicht um den Einbezug einer Musikgruppe bei der Gestaltung mehrstündiger Programmabschnitte, im anderen Fall eventuell um Kurzbeiträge auf der Basis zusammengeschnittener Originaltöne. Auch nicht ersichtlich ist der Zeitpunkt solcher Gespräche rsp Gesprächssequenzen. Wie an anderer Stelle angemerkt, werden Specials etc. häufig in den Abendstunden oder zu Randzeiten programmiert. Aufgrund der Umstände kann die Zahl der Interviews pro Monat also lediglich als grober Indikator gewertet werden. Im Durchschnitt sind in den Programmen der Schweizer Lokalradios monatlich etwa 16 Interviews mit Musikschaffenden zu hören (Median: 11.5). Die 20 Sender, die zu dieser Frage antworteten, programmieren zusammen pro Monat knapp 330 Interviews - hochgerechnet auf ein ganzes Jahr ergibt sich somit die stattliche Zahl von beinahe 4000 Interviews!

Teil IV, Seite 13 Themenspezifische Auswertung

Anzahl Interviews p.Mnt. (Verteilung in %)

30

25

20

15

10

5

0 bis 5 bis 10 bis 15 bis 20 über 20 Interviews

Interviews: CH-Anteil Natürlich ist auch hier von Interesse, wieviele der oben angegebenen Interviews in den Lokalpro- grammen auf Repräsentanten der schweizerischen Musikszene entfallen. In der Befragung wur- den nicht absolute Werte erhoben, sondern einmal mehr prozentuale Anteile. Erstaunlicherweise ist die CH-Quote bei den Musikerinterviews sehr hoch. Sie korrespondiert nicht mit der jeder im Musikprogramm. Mehr als zwei Drittel der Sender geben an, 50% und mehr ihrer Interviews mit einheimischen Interpreten und Gruppen zu bestreiten. Im Durchschnitt handelt es sich bei 60% aller Musikerinterviews der befragten Sender um solche mit einheimischen Künstlern - ein beachtlicher Wert, der, wie gesagt, kaum im Verhältnis zum effektiven Schweizer Anteil im Musikprogramm passt. Im Effekt bedeutet dies, dass die im Pro- gramm berücksichtigte einheimische Musik von den Privatsendern ungleich häufiger durch eben diese Gespräche mit den Interpreten ergänzt, begleitet wird, als dies beim internationalen Musik- angebot der Fall ist. Wie aus den Gesprächen deutlich wurde, liegt der Hauptgrund sicherlich im besseren Zugang zu den Akteuren der einheimischen, lokalen Musikszene. Daraus abzuleiten ist aber auch ein generell höheres Interesse. In absoluten Zahlen gerechnet, kommen bei den Sendern pro Monat im Durchschnitt 10.5 einhei- mische Musikerinterviews zustande. Da einige wenige Stationen eine sehr grosse Interviewzahl angegeben hatten, allen voran Eviva, ist hier der Median aussagekräftiger: Je die Hälfte der Pri- vatstationen bringen weniger beziehungsweise mehr als 5.6 CH-Interviews pro Monat. Zusam- mengerechnet werden pro Monat von allen in die Befragung einbezogenen Sendern der Deutsch- schweiz 200 CH-Musikerinterviews gesendet, also gut 2400 pro Jahr.

Teil IV, Seite 14 Themenspezifische Auswertung

CH-Anteil Interviews (Verteilung in %)

40

35

30

25

20

15

10

5

0 unter 25% 25 - 49% 50 - 74% 75% u. mehr CH-Anteil

An der Spitze der Tabelle stehen die Sender BeO und Grischa mit circa 20 angegebenen CH- Interviews pro Monat, gefolgt von ExtraBERN, Basilisk und Schwyz. Übersicht: Monatliche Interviews, Anteil Schweizer Interviews (Senderangaben)

Sender Zahl aller Interviews Anteil CH-Interviews Zahl der CH-Interviews BeO 25 80.0% 20.0 Grischa 24 80.0% 19.2 ExtraBERN 20 60.0% 12.0 Basilisk 20 50.0% 10.0 Schwyz 13 70.0% 9.1 Gonzen 16 50.0% 8.0 Aktuell 8 75.0% 6.0 Wil 10 60.0% 6.0 LoRa 16 35.0% 5.6 Eulach 10 50.0% 5.0 Förderband 6 80.0% 4.8 Radio24 28 15.0% 4.2 Argovia 10 40.0% 4.0 Canal3 4 80.0% 3.2 Edelweiss 4 60.0% 2.4 Radio32 3 75.0% 2.3 RadioZ 6 25.0% 1.5 Sunshine 4 33.0% 1.3 Munot k. A. 60.0% . Pilatus k. A. 75.0% .

Teil IV, Seite 15 Themenspezifische Auswertung

Sender Zahl aller Interviews Anteil CH-Interviews Zahl der CH-Interviews Thurgau k. A. k. A. . Zürisee 16 k. A. . Eviva 84 90.0% 75.6

Schweizer Anteil bei Interviews: Variablenvergleiche Wie wird die Häufigkeit von Schweizer Interviews durch andere Variablen beeinflusst? In der nachstehenden Tabelle werden die Zusammenhänge visualisiert. Pfeile nach oben markieren einen stark () beziehungsweise schwach () überdurchschnittlichen Einfluss, Pfeile nach unten entsprechend einen stark () oder schwach () unterdurchschnittlichen Einfluss. Ein waagrechter Doppelpfeil () ist gesetzt, wenn kein nennenswerter Einfluss auszumachen ist, wenn also die Tabellenzelle der statistischen Erwartung entsprechend besetzt ist.

CH-Anteil Interviews bis 50% 51% und mehr Budget klein mittel gross Tagesreichweite bis 30000 31-45000 über 45000 Marktanteil bis 15% 15.1% - 20% über 20% Musikredaktion (Stellenprozente) bis 50% 51% und mehr Bevorzugung CH-Titel nie eher nicht eher ja immer Dauer CH-Specials wenig mittel lang CH-Anteil Musik (Senderschätzung) bis 3.5% 3.51 - 8.5%

Teil IV, Seite 16 Themenspezifische Auswertung

CH-Anteil Interviews bis 50% 51% und mehr mehr als 8.5 CH-Anteil (Programmanalyse Juni) bis 2.5% 2.51% - 4% über 4% Einfluss auf Tabellenspalte: = stark positiv, = positiv, = ± 5% , = negativ, = stark negativ

Die Chance auf einen höheren Prozentsatz einheimischer Interviews ist bei mittlerer Budgetgrösse am ehesten gewährt. Dies trifft auch auf Tagesreichweiten bis 45000 zu. Sender höherer Reich- weite siedeln sich tendenziell eher in der Gruppe mit einem geringeren Schweizer Interviewanteil an. Der Marktanteil hat keinen einheitlichen Einfluss, ebenso die Grösse der Musikredaktion. Nur wo CH-Musik „immer“ bevorzugt wird, steigt die Chance auf einen höheren Prozentsatz von Schweizer Interviews. Deutlich ist der Zusammenhang mit der Dauer von CH-Specials: je länger diese angegeben wurde, desto grösser ist auch der Prozentsatz einheimischer Interviews. Mit ei- nem klein geschätzten CH-Anteil sinkt auch die CH-Interviewquote, umgekehrt steigt sie bei mittle- ren geschätzten CH-Anteilen.

11. Schweizer Specials im Programm

Über Sendegefässe, in denen ausschliesslich oder mehrheitlich einheimische Musik berücksichtigt wird, verfügen drei Viertel der befragten Stationen. Die Verteilung nach Anzahl Sendegefässe die- ser Art geht aus dem Diagramm hervor.

Zahl der CH-Specials

10

9

8

7

6

5

4

3

2

1

0 0123>10 Anzahl der CH-Specials pro Sender

In den Deutschschweizer Lokalradioprogrammen kommen insgesamt 40 sogenannte CH-Specials vor. Einen Sonderfall stellt auch hier wiederum der Sender Eviva dar, der geltend macht, allein pro

Teil IV, Seite 17 Themenspezifische Auswertung

Tag zehn solcher Extrasendungen für einheimische Musik auszustrahlen. Dadurch ist der Durch- schnitt (4.8 Sendungen) natürlich verzerrt. Die Mehrheit der Sender verfügt über eine oder zwei Gefässe für einheimische Musik. Keine entsprechenden Gefässe haben Basilisk, Edelweiss, Pila- tus, Radio Z, Zürisee und LoRa.

Zum Vergleich: Zahl der Schweizer Specials bei SR DRS DRS 1 9 DRS 2 1 DRS 3 1

CH-Specials: Zeit pro Monat Die Verteilung der für CH-Specials pro Monat in etwa eingesetzten Sendezeit verdeutlicht das Diagramm. In den nachfolgenden Tabellen sind detailliertere Informationen enthalten.

CH-Specials: Std. p. Mnt (Verteilung in %)

35

30

25

20

15

10

5

0 0 unter 8 8 bis 19 20 und mehr Stunden pro Monat

Die durch Eviva bedingten Einschränkungen gelten auch bei der Gesamtdauer der Schweizer Mu- sikspecials. Diesen Sender ausgenommen, sind in der Deutschschweiz zusammen genommen monatlich etwa 256 Stunden (15’350 Min.) solcher Sendungen zu hören. Wie der Tabelle zu ent- nehmen ist, schwingt Radio BeO von den Lokalsendern obenauf, gefolgt von den Radios Schwyz, ExtraBERN und Munot.

Übersicht: CH-Specials

Sender Zahl pro Monat Dauer (in Minuten p. Mt.

BeO 13 5460 Schwyz 3 1500 ExtraBERN 2 1440 Munot 2 1440

Teil IV, Seite 18 Themenspezifische Auswertung

Sender Zahl pro Monat Dauer (in Minuten p. Mt.

Eulach 2 810 Canal3 2 720 Grischa 2 720 Förderband 2 480 Radio32 1 480 Sunshine 2 480 Wil 1 480 Argovia 2 440 Aktuell 2 320 Thurgau 2 300 Gonzen 1 160 Radio24 1 120 Basilisk 0 0 Edelweiss 0 0 Pilatus 0 0 RadioZ 0 0 Zürisee 0 0 LoRa 0 - Eviva 70 18000

Zum Vergleich: Dauer der CH-Specials bei SR DRS DRS 1 3200 Min. p. Monat DRS 2 500 Min. p. Monat DRS 3 160 Min. p. Monat

Dauer der Schweizer Specials: Variablenvergleiche In welcher Weise wird die Dauer der monatlichen Sendungen mit einheimischer Musik durch an- dere Variablen beeinflusst? In der Kreuztabelle werden diese Zusammenhänge verdeutlicht. Pfeile nach oben markieren einen stark () beziehungsweise schwach () überdurchschnittlichen Einfluss, Pfeile nach unten entsprechend einen stark () oder schwach () unterdurchschnittlichen Einfluss. Ein waagrechter Doppelpfeil () ist gesetzt, wenn kein nennenswerter Einfluss auszumachen ist, wenn also die Tabellenzelle der statistischen Erwartung entsprechend besetzt ist.

Zeit für CH-Specials wenig mittel viel Budget klein mittel gross Tagesreichweite bis 30000

Teil IV, Seite 19 Themenspezifische Auswertung

Zeit für CH-Specials wenig mittel viel 31-45000 über 45000 Marktanteil bis 15% 15.1% - 20% über 20% Musikredaktion (Stellenprozente) bis 50% 51% und mehr Bevorzugung CH-Titel nie eher nicht eher ja immer CH-Anteil Musik (Senderschätzung) bis 3.5% 3.51 - 8.5% mehr als 8.5 CH-Anteil (Programmanalyse Juni) bis 2.5% 2.51% - 4% über 4% Einfluss auf die Tabellenspalte: = stark positiv, = positiv, = ± 5% , = negativ, = stark negativ

Die Zeit, welche von den Sendern für Specials mit einheimischer Musik eingesetzt wird, verhält sich im Trend umgekehrt proportional zur Budgetgrösse: Sender mit kleinem Budget sind in der Kategorie ‘viel Specials-Zeit’ häufiger vertreten, Sender mit grossem Budget dagegen in der Kate- gorie ‘wenig Specials-Zeit’. Bei einer grossen Tagesreichweite ist eine Häufung bei ‘viel Specials- Zeit’ zu beobachten. Marktanteile unter 20% führen statistisch gesehen zu eher tieferen Specials- Zeiten. Die Dotierung einer Musikredaktion mit mehr als 50 Stellenprozenten scheint sich positiv auf die Gesamtzeit für einheimische Musiksendungen auszuwirken. Deutlich positive Auswirkun- gen hat eine generelle Bevorzugung einheimischer Interpreten. Sehr deutlich zeigt sich auch der Zusammenhang mit sowohl dem geschätzten als auch dem gemessenen CH-Musikanteil, dessen Höhe mit der Gesamtdauer von Specials einhergeht.

12. Anteil einheimischer Musik im Programm

Eine der zentralen Fragestellungen dieses Berichts richtet sich auf die Rate einheimischer Musik in den Programmen. Wie an anderer Stelle ausgeführt ist, wurden hierzu unter anderem die Selbsteinschätzungen der betreffenden Stationen eingeholt - was selbstverständlich mit gewissen Einschränkungen bezüglich der Datenqualität einhergeht.

Teil IV, Seite 20 Themenspezifische Auswertung

Das Diagramm vermittelt eine Übersicht über die Verteilung der CH-Quoten aus der Sicht der Pri- vatsender. Auf der gab ein Viertel an, einen Anteil von bis zu 2.5% zu berücksichtigen. Auf der anderen Seite der Skala steht jene (rund 17% starke) Gruppe von Stationen, die bei sich selbst einen Schweizer Musikanteil von über zehn Prozent ausmachen. Zu diesen gehört auch Radio Eviva, das wegen seiner Sonderstellung aus gewissen Betrachtungen in der Folge ausgeschlos- sen wird.

CH-Anteil Musikprogramm (Senderangaben; in %)

30

25

20

15

10

5

0 bis 2.5% bis 5% bis 7.5% bis 10% über 10% CH-Anteil

Die aufgrund der Selbsteinstufung ermittelte CH-Quote im Musikprogramm beträgt bei den deutschschweizerischen Lokalstationen durchschnittlich 7.2%. Wird das überregionale Musikpro- gramm Eviva einbezogen, steigt der Mittelwert auf 9.9%. Nachfolgende Tabelle vermittelt eine Rangfolge der abgegebenen Selbsteinschätzungen. Danach sehen sich vor allem BeO und LoRa als die führenden Verbreiter einheimischer Musik124, gefolgt von Eulach, Canal3 und Gonzen. Am Schluss der Liste finden sich Edelweiss, Aktuell, Basilisk, Wil und Grischa.

Anteil einheimischer Titel im gesamten Musikprogramm nach Senderangaben

Sender CH-Anteil (Selbstdeklaration)

BeO 27.5 LoRa 20.0 Eulach 13.0 Canal3 10.0

124 Vgl. Einschränkungen zu LoRa bei den Programmanalysen.

Teil IV, Seite 21 Themenspezifische Auswertung

Gonzen 10.0 Pilatus 9.0 Förderband 8.5 Sunshine 8.5 ExtraBERN 7.0 Radio 32 6.0 Thurgau 6.0 Munot 5.0 Schwyz 5.0 Zürisee 4.0 Radio Z 3.5 Argovia 3.0 Radio24 2.5 Edelweiss 2.25 Aktuell 2.0 Basilisk 2.0 Wil 2.0 Grischa 1.0 Eviva 70.0

Zum Vergleich: Anteil CH-Titel im Musikprogramm bei SR DRS DRS 1 ? (Diese Daten werden von SR DRS nicht ausgewiesen) DRS 2 ca. 17% DRS 3 ca. 8%

12.1 Musikanteil: Zusätzlicher Spielraum für Schweizer Musik

Auf die Frage, wieweit die bestehende Rate einheimischer Musik ohne Änderungen am Sender- profil noch erhöht werden könnte, machte die Hälfte der Befragten geltend, dass sie unter den gegebenen Umständen keinen weiteren Spielraum mehr hätten - der vorstellbare Maximalanteil entspricht also dem derzeitigen geschätzten CH-Anteil. Die andere Hälfte der Stationen sieht da- gegen durchaus noch Steigerungsmöglichkeiten. Der zusätzliche Spielraum reicht - in absoluten Anteilswerten - von einem halben bis zu mehr als 13%. Das Diagramm fasst die Antworten auf die Frage zusammen, wie hoch ein vertretbarer, also ohne Konzeptumstellung realisierbarer Schweizer Anteil im Musikprogramm maximal sein könnte. De- tails gehen aus den nachstehenden Tabellen hervor.

Teil IV, Seite 22 Themenspezifische Auswertung

Maximaler CH-Anteil (Senderangaben; Verteilung in %)

45

40

35

30

25

20

15

10

5

0 bis 5% bis 10% bis 20% bis 30% über 30% CH-Anteil

Die Differenz zwischen dem deklarierten Schweizer Musikanteil und dem angenommenen Ma- ximalanteil ergibt den Spielraum, wie er in der Tabelle nach Sender dargestellt wird. Am höchsten ist er bei Radio Grischa, wo angenommen wird, dass effektiv einer von 100 Titeln im Musikpro- gramm schweizerischer Herkunft ist, jedoch bis zu zwei Titeln pro Stunde eingesetzt werden könn- ten. Auf Rang zwei liegt Radio Eulach, dass sich imstande sähe, das Musikprogramm gar zu ei- nem Viertel mit einheimischer Musik zu bestreiten. Ebenfalls grosse Diskrepanzen ergeben die Vergleiche bei den Sendern Gonzen, Argovia, Pilatus und Zürisee.

Detaillierte Übersicht: Geschätzter CH-Musikanteil und maximaler CH-Anteil im Vergleich

Anteil CH-Musik (in Prozenten) Sender Gegebener Anteil Maximalanteil Spielraum Senderschätzung (Senderangaben) Grischa 1.0 14.3 13.3 Eulach 13.0 25.0 12.0 Gonzen 10.0 17.5 7.5 Argovia 3.0 10.0 7.0 Pilatus 9.0 15.0 6.0 Zürisee 4.0 10.0 6.0 Radio 24 2.5 6.0 3.5 Basilisk 2.0 5.0 3.0 Radio Z 3.5 4.0 0.5 BeO 27.5 27.5 0.0 Canal3 10.0 10.0 0.0 Sunshine 8.5 8.5 0.0 ExtraBERN 7.0 7.0 0.0 Radio32 6.0 6.0 0.0 Thurgau 6.0 6.0 0.0

Teil IV, Seite 23 Themenspezifische Auswertung

Anteil CH-Musik (in Prozenten) Sender Gegebener Anteil Maximalanteil Spielraum Senderschätzung (Senderangaben) Edelweiss 2.25 2.25 0.0 Aktuell 2.0 2.0 0.0 Wil 2.0 2.0 0.0 Eviva 70.0 70.0 0.0 LoRa 20.0 . . Förderband 8.5 . . Munot 5.0 . . Schwyz 5.0 . .

Schweizer Musikanteil (Senderschätzung): Variablenvergleiche In welchem Zusammenhang steht der geschätzte CH-Musikanteil mit anderen Grössen? Nachste- hende Kreuztabelle vermittelt hierzu Details. Pfeile nach oben markieren einen stark () beziehungsweise schwach () überdurchschnittlichen Einfluss, Pfeile nach unten entsprechend einen stark () oder schwach () unterdurchschnittlichen Einfluss. Ein waagrechter Doppelpfeil () ist gesetzt, wenn kein nennenswerter Einfluss auszumachen ist, wenn also die Tabellenzelle der statistischen Erwartung entsprechend besetzt ist.

CH-Anteil Musik (Senderschätzung) bis 3.5% 3.51 - 8.5% über 8.5% Budget klein mittel gross Tagesreichweite bis 30000 31-45000 über 45000 Marktanteil bis 15% 15.1% - 20% über 20% Musikredaktion (Stellenprozente) bis 50% 51% und mehr Bevorzugung CH-Titel nie eher nicht eher ja immer

Teil IV, Seite 24 Themenspezifische Auswertung

CH-Anteil Musik (Senderschätzung) bis 3.5% 3.51 - 8.5% über 8.5% CH-Specials-Dauer wenig mittel lang Einfluss auf die Tabellenspalte: = stark positiv, = positiv, = ± 5% , = negativ, = stark negativ

Sehr klar zeigt sich, dass die Grösse des Budgets eines Senders mit den geschätzten CH- Musikanteilen umgekehrt proportional zusammenhängt: Je grösser das Budget, desto wahrschein- licher ist ein tiefer Prozentsatz für einheimische Musik im Programm; Sender mit kleinem Budget sind überdurchschnittlich oft in der Kategorie mit den höchsten Quoten anzutreffen. Stationen mit grosser Tagesreichweite finden sich eher in der Kategorie mit tiefen Quoten. Bei den Marktantei- len ist kein Einfluss festzustellen. Hingegen verhält sich der Grad der Bevorzugung erwartungs- gemäss zu den Quoten. Ebenso einleuchtend ist der Zusammenhang mit der Specials-Dauer: je länger, desto höher ist der geschätzte CH-Anteil im Gesamtprogramm.

13. Programmanalyse: CH-Musik im Juni 1996

Was die Resultate dieses Erhebungsteils betrifft, muss vorgängig auf die uneinheitliche Datenqua- lität sowie senderspezifische Besonderheiten und Einschränkungen verwiesen werden. Ausfüh- rungen dazu finden sich in den jeweiligen Abschnitten der Senderbeobachtung. Bei vier Sendern war eine Untersuchung des Musikprogramms im Juni 1996 aus verschiedenen Gründen nicht möglich. In diesem Berichtsteil werden die Ergebnisse zusammenfassend dargestellt. Wie aus dem Diagramm zu ersehen ist, sind zwei grosse Gruppen auszumachen: Beinahe ein Drittel der befragten deutschschweizerischen Stationen sendete im Juni 1996 bis zu 2.5% Musik aus der Schweiz, bei knapp der Hälfte ergab sich ein Anteil von 2.6 bis 5%. Die genaue Verteilung ist in den nachfolgenden Tabellen wiedergegeben.

Teil IV, Seite 25 Themenspezifische Auswertung

Gemessener CH-Anteil Juni 96 (in%)

45

40

35

30

25

20

15

10

5

0 bis 2.5% bis 5% bis 7.5% über 10% CH-Anteil

Aus der Programmanalyse ergibt sich für die deutschschweizerischen Lokalsender ein durch- schnittlicher Schweizer Musikanteil von 5.8%. Wird das überregionale Programm Eviva einbezo- gen, steigt der Mittelwert auf 9.9%. Eviva belegt mit seinen 75% eine Kategorie für sich. Bei den Lokalradiosendern finden sich wie- derum BeO, Sunshine und LoRa an der Tabellenspitze. Wie schon in den Abschnitten zur Sen- derauswertung vermerkt wurde, müssen allerdings - unter anderem im Falle von LoRa - Vorbehal- te bezüglich der Datenqualität und Repräsentativität gemacht werden. Daher werden in der Tabel- le den Prozentwerten aus der Junianalyse relativierende Angaben zur Datengrundlage gegen- übergestellt sowie die besonders eingeschränkte Aussagekraft einzelner Werte markiert.

Zusammenfassung der Programmanalyse: CH-Anteil, Datengrundlage nach Sender Anmerkung: *) Datengrundlage eingeschränkt, **) sehr eingeschränkt. Sender CH-Anteil Mu- Datenbasis Datenbasis sikprogramm Titel Erläuterungen Juni Eviva 75.4%* 564 Drei Stichprobentage. Titelliste der automatisierten Musikprogrammie- rung, ergänzt durch die manuell eingesetzten Titel; Tagesprogramm. Daten betreffen 100% der in diesem Zeitraum gesendeten Musik. BeO 39.9%* 674 Unvollständige SUISA-Listen zu drei Stichprobentagen. Daten betref- fen ca. 70% der in diesem Zeitraum gesendeten Musik. Sun- 17.6% 4680 Liste der im Tagesprogramm während des gesamten Monats gespiel- shine ten einheimischen Titel. Vergleichsgrösse internationale Titel: ge- schätzt. Daten betreffen 100% der in diesem Zeitraum gesendeten Musik. LoRa 17.3%** 474 Repräsentativität äusserst fragwürdig. Unvollständige SUISA-Listen zu

Teil IV, Seite 26 Themenspezifische Auswertung

Sender CH-Anteil Mu- Datenbasis Datenbasis sikprogramm Titel Erläuterungen Juni drei Stichprobentagen. Extra- 6.0% 5943 Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung während des BERN gesamten Monats (Tagesprogramm annähernd vollständig, Abend- und Nachtstunden teilweise enthalten). Daten betreffen ca. 69% der in diesem Zeitraum gesendeten Musik. Förder- 4.2% 8217 Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung, gesamtes Pro- band gramm während des gesamten Monats. Daten betreffen ca. 95% der in diesem Zeitraum gesendeten Musik. Radio32 3.85% 4777 Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung, gesamtes Pro- gramm (00-24h) vom 1.6 bis 23.6 (23 Tage). Daten betreffen ca. 72% der in diesem Zeitraum gesendeten Musik. Wil 3.7%** 1183 Datengrundlage fragwürdig (nur Playlist-Vergleiche). Grad der Reprä- sentativität nicht zu ermitteln. Basilisk 3.46 4767 Titelliste des Tagesprogramms. Daten betreffen ca. 100% der in die- sem Zeitraum gesendeten Musik. Eulach 3.4% 9616 Statistik über den Einsatz einheimischer und internationaler Titel durch das automatisierte Musiksystem sowie durch die Moderation. Daten betreffen 100% der in diesem Zeitraum gesendeten Musik. Schwyz 3.0%** 271 SUISA-Liste vom 22.6.96 (0-24h). Repräsentativität äusserst fragwür- dig. Radio 2.88% 9360 Aufstellung der eingesetzten Titel einheimischer Interpreten über den 24 gesamten Monat (ausgenommen: Nachtprogramm). Vergleichsgrösse internationale Titel: geschätzt. Daten betreffen 100% der in diesem Zeitraum gesendeten Musik. Pilatus 2.88%* 902 Drei SUISA-Stichtage ausserhalb des Erhebungsmonats (Aug., Sept. 96). Daten betreffen 100% der in diesem Zeitraum gesendeten Musik. Grischa 2.7% 8047 Titelliste der Musikprogrammierung, gesamtes Programm (00-24h) für 27 Tage des Monats. Daten betreffen 100% der in diesem Zeitraum gesendeten Musik. Edel- 2.4% 7350 Liste der eingesetzten einheimischen Musikstücke während des ge- weiss samten Monats (ohne Nachtprogramm), Pauschalangaben zur Ver- gleichsgrösse internationale Titel. Daten betreffen 100% der in diesem Zeitraum gesendeten Musik. Munot 2.4% 4320 Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung, Tagesprogramm, während des gesamten Monats. Vergleichsgrösse internationale Titel: geschätzt. Aktuell 2.2% 4890 Aufstellung aller gesendeten Schweizer Titel (Tagesprogramm); Ver- gleichsgrösse internationale Titel: geschätzt. Canal3 2.1% 4057 Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung, Tagesprogramm während des gesamten Monats. Daten betreffen ca. 87% der in die- sem Zeitraum gesendeten Musik. Zürisee 1.5% 3085 Titelliste der automatisierten Musikprogrammierung, Tagesprogramm,

Teil IV, Seite 27 Themenspezifische Auswertung

Sender CH-Anteil Mu- Datenbasis Datenbasis sikprogramm Titel Erläuterungen Juni während des gesamten Monats. Daten betreffen ca. 71% der in die- sem Zeitraum gesendeten Musik. Argovia 0.3% 9360 Aufstellung aller gesendeten Schweizer Titel; Vergleichsgrösse inter- nationale Titel: geschätzt (Daten betreffen 100% der in diesem Zeit- raum gesendeten Musik). Gonzen . Keine Angaben möglich Radio Z . Keine Angaben möglich Thurgau . Keine Angaben möglich

Insgesamt wurden in die Programmanalyse der Privatradiosendungen die stattliche Menge von 92’537 Titeln einbezogen! Nur ein geringer Teil davon wurde von den Sendern selbst nach dem Vorkommen einheimischer Titel ausgewertet.

Zum Vergleich: CH-Musikanteil (Programmanalyse) bei SR DRS

Sender CH-Anteil Mu- Datenbasis: Datenbasis: sikprogramm Titel/Min. Erläuterungen Juni DRS 1 34.25% 4829 Titel Detaillierte Aufstellung der manuell und per Automatisation eingesetz- ten Titel während des ganzen Monats. DRS 2 16.1% 22’680 Min. Detaillierte Angaben über tägliche Sendeminuten mit einheimischen Interpreten rsp. Komponisten. Vergleichsgrösse internationale Titel ist hochgerechnet. DRS 3 9.4% 16’380 Min. Pauschalangaben auf der Basis sendereigener Auswertungen über den gesamten Monat Juni 1996 im Tagesprogramm (6 - 19 Uhr).

Schweizer Musikanteil (Programmanalyse): Variablenvergleiche Auch was den Anteil einheimischer Musik aus der Programmanalyse betrifft, sollen nachstehend Vergleiche mit anderen Variablen der Untersuchung angestellt werden. Pfeile nach oben markieren einen stark () beziehungsweise schwach () überdurchschnittlichen Einfluss, Pfeile nach unten entsprechend einen stark () oder schwach () unterdurchschnittlichen Einfluss. Ein waagrechter Doppelpfeil () ist gesetzt, wenn kein nennenswerter Einfluss auszumachen ist, wenn also die Tabellenzelle der statistischen Erwartung entsprechend besetzt ist.

CH-Anteil Juni (Programmanalyse Juni) bis 2.5% 2.51 - 4% über 4% Budget klein mittel

Teil IV, Seite 28 Themenspezifische Auswertung

CH-Anteil Juni (Programmanalyse Juni) bis 2.5% 2.51 - 4% über 4% gross Tagesreichweite bis 30000 31-45000 über 45000 Marktanteil bis 15% 15.1% - 20% über 20% Musikredaktion (Stellenprozente) bis 50% 51% und mehr Bevorzugung CH-Titel nie eher nicht eher ja immer CH-Specials-Dauer wenig mittel lang Einfluss auf die Tabellenspalte: = stark positiv, = positiv, = ± 5% , = negativ, = stark negativ

Die Senderbudgets haben nur einen schwachen Einfluss auf die gemessenen CH-Anteile. Bei der Tagesreichweite besteht ein hingegen ein deutlicher Zusammenhang: je grösser, desto höher ist die beobachtete CH-Quote. Der Marktanteil hat keinen signifikanten Einfluss. Erstaunlicherweise finden sich Sender mit geringen musikredaktionellen Ressourcen im Quoten-Mittelfeld, während besser dotierte Sender häufiger in der tiefsten Quotenkategorie anzutreffen sind. Dies lässt die Spekulation zu, dass mehr musikredaktionelle Kapazität nicht unbedingt zu einer Erhöhung des Schweizer Anteils führt. Der gemessene CH-Musikanteil geht eindeutige einher mit dem Grad der CH-Bevorzugung. Ähnlich verhält es sich mit der Dauer der CH-Specials.

Senderschätzung CH-Musikanteil im Vergleich zur Programmanalyse Obschon auch aus der Programmanalyse nicht in jedem Fall signifikante, gesicherte Daten zu erbringen waren, handelt es sich bei den entsprechenden Resultaten dennoch um grundsätzlich besser abgestützte Werte als sie aus der Selbstdeklaration hervorgehen. Darum wird nachste- hend untersucht, wieweit die von den Programmverantwortlichen angegebenen CH-Quoten ihrer Sender mit den Ergebnissen der Juni-Statistik übereinstimmen. In einem ersten Schritt werden die Differenzen in Diagrammform verdeutlicht, Details sind den anschliessenden Tabellen zu entneh- men.

Teil IV, Seite 29 Themenspezifische Auswertung

CH-Anteil: Schätzung s. Messung

Aktuell

Argovia

Basilisk

BeO

Canal3

Edelweiss

Eulach Schätzung ExtraBERN Juni Förderband

Gonzen

Grischa

LoRa

Munot

Pilatus

RadioZ

Radio24

Radio32

Schwyz

Sunshine

Thurgau

Wil

Zürisee

0 5 10 15 20 25 30 35 40

CH-Anteil in %

In elf Fällen haben die Programmverantwortlichen die CH-Quote ihres Senders höher einge- schätzt, als sie in der Programmanalyse eines Stichmonats ermittelt werden konnte. Am deutlichs- ten fällt die negative Abweichung bei Eulach, Canal3 und Pilatus aus. In sieben Fällen beträgt die Abweichung weniger als 2% (ExtraBERN, Edelweiss, Aktuell, Radio 24, Grischa, Basilisk und Wil). Im Falle von Eviva, Sunshine und BeO lagen die CH-Quoten im Juni 1996 höher als die geschätz- ten Durchschnittswerte.

Abweichung von sendergeschätztem CH-Anteil und Programmanalyse Sender Senderschätzung Juni-Analyse Differenz

Eulach 13.0 3.4 -9.6 Canal3 10.0 2.1 -7.9 Pilatus 9.0 2.88 -6.1 Förderband 8.5 4.2 -4.3 Argovia 3.0 0.3 -2.7

Teil IV, Seite 30 Themenspezifische Auswertung

Abweichung von sendergeschätztem CH-Anteil und Programmanalyse Sender Senderschätzung Juni-Analyse Differenz

LoRa 20.0 17.3 -2.7 Munot 5.0 2.4 -2.6 Zürisee 4.0 1.5 -2.5 Radio32 6.0 3.85 -2.15 Schwyz 5.0 3.0 -2.0 ExtraBERN 7.0 6.0 -1.0 Edelweiss 2.25 2.4 0.15 Aktuell 2.0 2.2 0.2 Radio 24 2.5 2.88 0.38 Grischa 1.0 2.7 1.7 Wil 2.0 3.7 1.7 Basilisk 2.0 3.46 1.46 Eviva 70.0 75.4 5.4 Sunshine 8.5 17.6 9.1 BeO 27.5 39.9 12.4 Gonzen 10.0 - - RadioZ 3.5 . . Thurgau 6.0 . .

Zum Vergleich: Abweichung von sendergeschätztem CH-Anteil und Programmanalyse bei SR DRS

CH-Anteil Sender Senderschätzung Juni-Analyse Differenz DRS 1 - 34.25 - DRS 2 17.0 17.0 0 DRS 3 8 9.4 +1.4

14. Redaktionelle Beiträge zu einheimischer Musik im Juni ‘96

Wie bereits ausgeführt war es beabsichtigt, nicht nur die Menge der CH-Titel im Musikprogramm stichprobenartig zu erfassen, sondern auch die im Juni 1996 gesendeten redaktionellen Beiträge mit Bezug zu einheimischer Musik. Wie in der Einleitung beschreiben wurde, konnte dieses Vor- haben aus methodischen, technischen und aufwandbezogenen Gründen jedoch nur zum Teil rea- lisiert werden. So waren mehrere Stationen nicht zu einer Mitwirkung zu gewinnen; andere gaben zunächst Zusagen ab, die sie jedoch nicht einhalten konnten. Schliesslich dokumentierten mehre- re Sender ihre redaktionellen Bemühungen nicht nach dem vorgegebenen Schema - respektive nicht mit der erforderlichen Genauigkeit und Vollständigkeit. Das Material, das in diesem Erhe- bungsteil letztendlich ‘hängen blieb’, ist also von so unterschiedlicher Qualität, dass weder eine repräsentative Auswertung noch direkte Vergleiche möglich sind. Die folgende Übersicht ist also nur als Dokumentation der Bemühungen zu diesem Punkt zu ver- stehen und unter diesen Vorbehalten zu interpretieren. Es empfiehlt sich im übrigen, die in den

Teil IV, Seite 31 Themenspezifische Auswertung einzelnen Senderauswertungen beschriebenen Besonderheiten und Einschränkungen zur Kennt- nis zu nehmen. Übersicht: Redaktionelle Beiträge zu CH- Musik, Juni 1996

Sender Redaktionelle Bei- Datenbasis; Erläuterungen träge Einheiten Dauer Aktuell 6 4h45 Detaillierte Angaben fehlen. Im Zeittotal enthalten sind vier 60minütige Maga- zinsendungen. Liste unvollständig. Argovia 0 0 Keine Angaben. Es muss angenommen werden, dass im Monat Juni 1996 keine redaktionellen Beiträge zu einheimischer Musik programmiert hatte. Basilisk 0 0 Keine Angaben. Es muss angenommen werden, dass im Monat Juni 1996 keine redaktionellen Beiträge zu einheimischer Musik programmiert hatte BeO 21 27h30 Erscheint vollständig. Das Zeittotal ergibt sich aus ein- oder mehrstündigen ‘Specials’, darunter viele Übertragungen, volkstümliche Sendungen. Siehe bei Senderauswertung. Canal3 - - Keine Angaben: Analyse wurde beim Sender „vergessen“. Edel- - - Keine Angaben: Analyse ist beim Sender „bedauerlicherweise untergegangen“, weiss Eulach 7 3h35 Erscheint vollständig. Im Zeittotal enthalten sind zwei einstündige Beiträge. Eviva 51 - Wegen unvollständiger, pauschaler Angaben keine Auswertung möglich. Extra- 5 2h40 Angaben unvollständig. Im Zeittotal enthalten sind zwei einstündige Beiträge. BERN Förder- - - Keine Angaben. Siehe bei Senderauswertung band Gonzen - - Keine Angaben. Grischa 3 3h Angaben unvollständig. Siehe bei Senderauswertung LoRa - - Keine Angaben. Siehe bei Senderauswertung Munot 16 16h Das Zeittotal ergibt sich aus zwei wöchentlichen, einstündigen Magazinsendun- gen. Weitere Angaben fehlen. Pilatus 15 2h53 Erscheint vollständig. Abgesehen von einer einstündigen Sondersendung, ergibt sich das Zeittotal aus mehreren Kurzbeiträgen. Radio 12 5h10 Angaben sind nicht ganz vollständig. Im Zeittotal enthalten sind die wöchentli- 24 chen Specials ‘CH-Szene’ (35 Min.) und ‘Country-Corner’ (60 Min.) Radio Z - - Keine Angaben. Siehe bei Senderauswertung Radio32 - - Keine Angaben. Siehe bei Senderauswertung Schwyz - - Keine Angaben. Siehe bei Senderauswertung Sun- 2 - Keine weiteren Angaben. Siehe bei Senderauswertung shine Thurgau - - Keine Angaben. Siehe bei Senderauswertung Wil 2 1h20 Angaben sind unvollständig. Siehe bei Senderauswertung Zürisee 1 1h Angaben sind unvollständig.

Teil IV, Seite 32 Themenspezifische Auswertung

Zum Vergleich: Redaktionelle Beiträge zu einheimischer Musik in den Programmen von SR DRS (Juni 1996)

Sender Redaktionelle Bei- Datenbasis; Erläuterungen träge Einheiten Dauer DRS 1 ca. 18 ca. 12h Darin enthalten sind zahlreiche Direktsendungen und längere Übertragungen. Siehe bei Senderauswertung. DRS 2 - - Angaben unvollständig, nicht auswertbar (siehe bei Senderauswertung). Sie betreffen nur die Sendungen Kulturpunkt und Reflexe, umschliessen aber auch Schweizer Kulturbeiträge ohne Musikbezug. DRS 3 ca. 30 ca. 36h Angaben unvollständig, nur teilweise auswertbar. Im Zeittotal enthalten sind mehrere, teils mehrstündige Direktübertragungen (siehe bei Senderauswertung).

15. Musikarchiv

Vorgängig ist anzumerken, dass es sich bei den Angaben zum Musikarchiv teils um sehr grobe Schätzungen handelt. Bei Stationen, die nicht über eine das komplette Archiv erfassende Daten- bank verfügen, mussten die Befragten oft über den Daumen peilen, wieviele Titel sich in der Abla- ge befinden. In mehreren Fällen wurden überdies nur Pauschalangaben über die Zahl der Lang- spieltonträger (CDs, LPs) gemacht. Zu Vergleichszwecken mussten diese Zahlen auf Titel hoch- gerechnet werden, wobei eine durchschnittliche Titelzahl von 10 pro Longplayer angenommen wurde. Dabei kam es mitunter zu Doppelnennungen, wenn gleichzeitig auch Zahlen zur Menge der Singles-Titel vorlagen. Die hier aufgeführten Daten sind mit entsprechender Vorsicht zu inter- pretieren, sie liegen vermutlich eher zu hoch. Ausserdem dürfte klar sein, dass die Archivgrösse nicht unbedingt einen Anhaltspunkt für die Bandbreite der effektiven Programmierung abgibt, son- dern lediglich einen Indikator für die grundsätzliche Verfügbarkeit von musikprogrammlicher Soft- ware. Dies gilt auch für die Schweizer Titel im Archiv. Aus dem Diagramm geht hervor, das ein Viertel der befragten Sender auf ein Archiv zurückgreifen kann, das - grob geschätzt - unter 50'000 Titel umfasst. Die meisten Sender verfügen über 50'000 bis 99'900 Titeln im Archiv, knapp ein Drittel führt grössere Archive. Im Durchschnitt umfassen die Musikarchive der Privatradios in der Deutschschweiz 77'650 Titel, bei einer Streuung zwischen 19'500 und 200'000 (Median: 55’000). Insgesamt befinden sich in den Archiven der hier antwortenden 20 Sender ca. 1.5 Mio. Tonträgertitel.

Teil IV, Seite 33 Themenspezifische Auswertung

Archivgrösse (Verteilung in %)

45

40

35

30

25

20

15

10

5

0 unter 50000 50 - 99900 über 100000 Anzahl Archiv-Titel

CH-Anteile in den Musikarchiven Wie das Diagramm zeigt, beläuft sich der Anteil einheimischer Titel im Musikarchiv in der über- wiegenden Zahl der Fälle auf 10 bis 20%. Die Nennungen reichen hier von 1.3% bis 50% (Eviva), bei einem Durchschnitt von 12.6%. Ohne Eviva liegt der Mittelwert des CH-Anteils im Archiv bei 10.1%. Unter Berücksichtigung der oben gemachten Einschränkungen liegt dieser Wert etwa im Rahmen des durchschnittlichen Schweizer Programmanteils.

CH-Anteil Archiv (Verteilung in %)

60

50

40

30

20

10

0 unter 10% 10% - 19.9% 20% u. mehr CH-Anteil

Teil IV, Seite 34 Themenspezifische Auswertung

Archivgrösse, verfügbares nationales Repertoire im Archiv

Sender Archivtitel total CH-Archivtitel Eviva 50000 25000 Gonzen 140000 14000 Canal3 100000 12500 ExtraBERN 120000 12000 Zürisee 148500 11880 BeO 50000 10000 Radio 24 55000 8250 Aktuell 55000 5500 Sunshine 60000 5400 Edelweiss 35000 3850 Eulach 25000 3000 Radio 32 65000 2600 Schwyz 19500 2340 Thurgau 30000 2250 Wil 50000 650 Basilisk 200000 Pilatus 200000 Grischa 60000 Munot 50000 LoRa 40000 Förderband - - Argovia - - Radio Z -

Durchschnittlich können die befragten Stationen auf annähernd je 8000 nationale Titel in ihren Archiven zurückgreifen. Zusammengerechnet finden sich bei den Sendern, die hierzu überhaupt Angaben machen konnten, 120’000 einheimische Musiktitel. Hochgerechnet auf die 23 untersuch- ten Deutschschweizer Privatsender ergibt sich die Summe von 180'000 Titeln.

16. Aktuelles nationales Repertoire: Verfügbarkeit, Beurteilung

16.1 Programmressourcen: Angenommene Veröffentlichungsmenge Bei der Befragung wurden die Programm- und Musikverantwortlichen mit einer Schätzfrage kon- frontiert, sollten sie doch abwägen, wieviele einheimische Langspielproduktionen im Verlaufe ei- nes Jahres auf den Markt gelangen - und somit grundsätzlich verfügbar sind. Einerseits bieten die Antworten einen Einblick in den Kenntnisstand der Programmschaffenden über die Produktivität der nationalen Musikszene und -branche. Andererseits lässt sich daraus abschätzen, auf welche Veröffentlichungsmenge sich allfällige Aussagen über die Quantität aktueller einheimischer Musik bezieht. Schliesslich wird dadurch ein Vergleich mit den tatsächlich zufliessenden Neuheiten mög- lich. Aus dem Diagramm wird eine breite Streuung der Antworten auf die Schätzfrage ersichtlich. Ein Viertel der Stationen nimmt an, dass pro Jahr bis zu 250 einheimische Neuveröffentlichungen auf

Teil IV, Seite 35 Themenspezifische Auswertung den Markt gelangen. Ein Drittel vermutet eine Menge zwischen 250 und 500 pro Jahr - und liegt mit dieser Annahme wohl der Realität am nächsten. Erstaunlicherweise gibt knapp ein Drittel eine Veröffentlichungszahl von über 750 Langspielproduktionen pro Jahr an.

Senderschätzung: CH-Output (LPs p. Jahr)

35

30

25

20

15

10

5

0 bis 250 bis 500 bis 750 bis 1000 Anzahl Langspielveröffentlichungen pro Jahr

Daraus resultiert ein Mittelwert von knapp 500 angenommenen Langspielveröffentlichungen pro Jahr (Median: 350).

16.2 Programmressourcen: Effektiver Zufluss an CH- Tonträgerneuheiten Der Frage nach dem vermuteten Output an Schweizer Musikneuheiten gegenübergestellt wurde die Frage nach den tatsächlich verfügbaren, zugestellten Langspielaufnahmen aus der Schweiz. Im Prinzip handelt es sich auch hier um eine Schätzfrage, denn die wenigsten Sender verfügen über entsprechende Statistiken. Wenigstens darf jedoch angenommen werden, dass die Musik- verantwortlichen hierüber besser Bescheid wissen als über eine hypothetische Verfügbarkeit. Mehr als ein Drittel der befragten Sender bekommt pro Jahr zwischen 100 und 200 Langspiel-CDs aus dem nationalen Repertoire ins Haus. Bei der zweitstärksten Gruppe sind es bis 100 CDs pro Jahr. Immerhin gab knapp ein Fünftel der Stationen an, pro Jahr über 400 Longplays einheimi- scher Interpeten zu erhalten.

Teil IV, Seite 36 Themenspezifische Auswertung

Zufluss CH-CDs pro Jahr (Verteilung in %)

40

35

30

25

20

15

10

5

0 bis 100 bis 200 bis 300 bis 400 über 400 Erhaltene CD-Neuheiten pro Jahr

Im Durchschnitt gelangen jährlich etwa 250 schweizerische Langspielaufnahmen zu den Sendern; der Median von 150 relativiert die breite Streuung. Eine Sonderstellung nimmt wiederum Radio Eviva ein. Die Angaben dieser Station und teils jener von Radio Sunshine beziehen sich auf Neu- heiten im Bereich der Schweizer Volksmusik und volkstümlichen Unterhaltung. Bei den anderen Stationen stehen die Angaben im Zusammenhang mit der Produktivität der Pop- und Rockszene. Die Werte erhöhen sich natürlich noch, wenn auch die verfügbaren Einzeltitel (Singles) bezie- hungsweise CD-Maxis eingerechnet werden. Zur Vermeidung von Doppelnennungen und zur Be- grenzung des Aufwandes der Befragten wurden diese Angaben allerdings nicht erhoben.

Im Vergleich: Angenommener Schweizer CD-Output und effektiver CD-Zufluss

Sender Geschätzte Menge veröffentlichter Effektiver Zufluss CH-CDs p. Jahr CH-CDs p. Jahr Eviva 700 700 Sunshine 950 630 Radio 24 650 520 BeO 1000 500 Gonzen 450 400 Thurgau 875 370 Eulach 300 300 Förderband 400 250 Radio 32 800 250 ExtraBERN 900 200 Aktuell 300 150 Argovia 300 150 Basilisk 300 150 Canal3 300 150

Teil IV, Seite 37 Themenspezifische Auswertung

Sender Geschätzte Menge veröffentlichter Effektiver Zufluss CH-CDs p. Jahr CH-CDs p. Jahr Edelweiss 1000 150 Grischa 200 150 Munot 1000 150 Pilatus 350 100 Radio Z 200 85 Wil 150 80 Schwyz 100 20 Zürisee 25 20 LoRa 175 -

16.3 Beurteilung der Menge und Qualität von CH-Neuerscheinungen In einer offenen Frage konnten die Programmverantwortlichen angeben, wie sie die Menge und die Qualität der Schweizer Tonträgerveröffenlichungen einschätzen. Da hier keine Vorgaben be- standen, fielen die Antworten vom Umfang und der Argumentation her sehr unterschiedlich, teils sogar widersprüchlich aus. Weil von den Befragten in der Regel gleich mehrere Aspekte ange- sprochen wurden, erfolgt eine Zusammenfassung nach den häufigsten Begründungen. Werden die wichtigsten wiederkehrenden Argumente zusammengefasst (also mehrere Aussagen pro Sender erfasst), ergibt sich folgendes Bild: 33 Äusserungen betreffen die Menge der Schweizer Tonträger-Neuerscheinungen. Ein Drittel davon (11) verweist explizit auf eine Überproduktion. In 6 Antworten wird argumentiert, dies hänge damit zusammen, dass sich die Interpreten eine Produktion heute eher leisten können, als dies früher der Fall war. Zwei Sender sehen die Veröffentlichungsmenge als unproblematisch, vier bemängeln, dass aus bestimmten Bereichen zu wenig Neuheiten erscheinen. In acht Antworten wird festgehalten, dass die Menge aber insgesamt stark zugenommen habe. Was die Art der Veröffentlichungen betrifft, kritisieren fünf Befragte, dass diese heutzutage zu früh erfolgen - beziehungsweise merken drei Sender an, dass sie zu viele Demotapes und Demo-CDs - also unausgereifte Produktionen ohne Radioeignung - zugestellt erhalten. 41 Argumente beziehen sich auf die Qualität der Neuveröffentlichungen. Hier merken 7 Sender ausdrücklich an, dass sie eine Verbesserung zu früher beobachten, weitere 5 Aussagen machen auf grosse Qualitätsunterschiede aufmerksam. In 7 Statements wird darauf verwiesen, dass die Qualität häufig radiotauglich und teils international vergleichbar sei. 3 weitere Aussagen verweisen auf eine gute Qualität, der aber ein entsprechendes Marketing fehle und in nur einem Fall wird eine allgemeine Verschlechterung der Qualität festgestellt. In einer grossen Zahl der Antworten zur Qualität geht es allerdings um die unzureichende Rück- sichtnahme der Musikschaffenden und Produzierenden auf musikalische Anforderungen der Pri- vatsender: 11 Befragten vermerken, dass gemäss den bestehenden Programmprofilen für ein- heimische Musik mehrheitlich keine Eignung auszumachen sei. In vier Antworten wird zudem er- klärt, dass von einheimischen Musikschaffenden die Marktbedürfnisse unzureichend berücksich- tigt würden. Einige dieser Argumente kehren im übrigen in den Antworten zu späteren Fragen wieder.

Sender Beurteilungen der Menge und Qualität von CH-Neuerscheinungen Aktuell Weil es für die Bands einfacher und billiger geworden ist, selber Tonträger herzustellen, sind in den letzten Jah- ren mehr Produktionen erschienen, auch mehr schlechtere. Aus unserer Sicht kommt da zuviel Nichtbrauchba-

Teil IV, Seite 38 Themenspezifische Auswertung

Sender Beurteilungen der Menge und Qualität von CH-Neuerscheinungen res. Ein grosser Teil der Schweizer Bands nimmt keine Rücksicht auf die - durchaus kommerziellen - Bedürfnisse der Lokalradios. Sie wollen bewusst schräg sein und befassen sich viel zu wenig mit der Frage, wie das Produkt auf den Markt gebracht wird. Viele begehen den Irrtum, dass es genügt, ihre CD zusammen mit einer möglicher- weise unleserlichen Bio an die Lokalsender zu schicken. Wir erhalten nach wie vor Demotapes mit der Aufforderung, diese im Programm zu berücksichtigen. Das zeigt, wie wenig sich die Bands mit den Anforderungen der Sender auseinandersetzten. Argovia Die Menge der Neuheiten ist ok. Doch das leide an der Schweizer Musik ist, dass man sie schon nach zwei Sekunden erkennt. Gewisse Produktionen ragen aus der Masse heraus. Doch die meisten tönen wie aus dem Keller, das ist schlecht für das Programm. HB: Wegen der grossen Menge schweizerischer Neuheiten gehen auch hier viele Produktionen unter. Es ist schwierig, hier einen Überblick zu bewahren. Viele Gruppen betreiben heute einen grossen Aufwand, das Niveau der Produktionen ist allgemein gestiegen. Der abschätzige Touch, mit dem schweizerischen Produktion immer noch begegnet wird, ist nicht mehr gerechtfertigt. Da herrscht immer noch ein Komplex vor, eine Abwehr gegen- über heimischem Schaffen. Natürlich gibt es die verfrühten Aufnahmen. Manchen Bands täte es gut, mit einer CD noch zuzuwarten. Mir ist klar, dass gewisse CDs nicht in erster Linie gemacht werden, damit sie am Radio laufen, sondern dass Veranstalter besser überzeugt werden können. Basilisk Die Menge ist enorm, aber es kommt viel Schrott heraus. Nur die Hälfte der Neuerscheinungen ist brauchbar. Der andere Teil wird am Markt vorbei produziert. Die Szene ist über alles gesehen viel zu avantgardistisch. Es fehlen uns die radiotauglichen Produktionen. N.S.: Der Schweizer Künstler ist ein ganz, ganz ernstes Tier. Wir werden nie einen Phil Collins, Cliff Richard oder Elton John aus der Schweiz erleben. Die wenigen, die in der Schweiz Musik machen, um Geld zu verdienen und das bringen, was die Leute wollen - wie z.B. DJ Bobo - werden von den anderen Künstlern verachtet. Was jedoch diese Musiker von sich geben, ist für uns als Hit-orientierte Popstation nicht interessant. Was wir brauchen, sind Künstler, die etwas für das Durchschnittspublikum bringen. Zum Glück haben dies einige Gruppen - etwa Züri West - gemerkt. Nochmals: wir haben gar nichts gegen die Schweizer Musikschaffenden, doch diese scheinen etwas gegen das Schweizer Radio zu haben. Auf der einen Seite müssen wir aus unternehmerischen Gründen ein bestimmtes Konzept fahren, auf der anderen Seite wollen die Musiker Radio-Airplay mit Stücken, die nicht populär werden können. BeO Von den CH-Neuheiten sind für uns sehr viele in den Spezialsendungen einsetzbar. Wir achten speziell darauf, dass geeignete Songs auch im Tagesprogramm vorkommen. Von Bands aus der Region setzen wir gelegentlich sogar Demotapes ein. Canal3 Vergleichen mit der Zahl der Musikschaffenden in der Schweiz erscheint die Menge an Neuveröffentlichungen doch klein. Die Bandbreite reicht von Top bis zu Schrott. Einiges, was aus der Schweiz kommt, unterscheidet sich heute kaum noch von internationalen Angeboten, darunter gibt es sehr gute Sachen. Ich bin dennoch über- rascht, was da manchmal auf CD gepresst wird. Das läuft bei mir unter musikalischer Umweltverschmutzung. Edelweiss Im Grund genommen kommt massiv zuviel heraus. D.h. sehr vieles ist am Radio nicht verwendbar - was nicht heisst, dass diese Produktionen nicht auf den Markt gebracht werden sollen. Jede CD hat ihr Publikum, doch nur wenige CDs fallen in unser Konzept. Für eine Band ist ihre CD das Wichtigste. Das soll ja auch so sein. Doch es gibt so viele Gruppen, die eine CD herausgeben - und alle schicken uns eine. Die Qualität ist total verschieden. Und einen hohe Qualität ist nicht einmal das entscheidende: Es gibt einheimi- sche Veröffentlichungen, die sich nicht durchsetzen, obschon sie absolut mit Topproduktionen verglichen werden können. Eulach Die Steigerung von 1994 bis heute ist gewaltig. Mittlerweile erhalten wir eine unglaubliche Vielzahl an einheimi- schen Produkten. Gleichzeitig finden in unserer Region immer mehr Auftritte statt; wir bekommen oft Anfragen nach Patronaten. In unserer Region sind Hunderte von Gruppe aktiv. Ich stelle ebenso bei der Qualität eine Steigerung fest. Dies vor allem in bezug auf die Gängigkeit. Schweizer Musik kann heute viel häufiger eingesetzt werden. Eviva Sehr unterschiedlich. Es gibt Phasen, in denen unglaublich viele Neuheiten bestimmter Stilrichtungen heraus- kommen. Im Moment erleben wir dies mit den Jodel-CDs, weil beinahe jeder Club einen Tonträger macht. Das steht in keinem Verhältnis zu unserem Bedarf und ist auch von der Qualität her fraglich. Bei andere Sparten haben wir eher zu wenig, etwa im Falle des Innerschweizer Stils. ExtraBERN Die Szene ist sehr aktiv. Vor allem wenn ich das mit früher vergleiche. Für mich persönlich kann der Output gar nie zuviel sein.

Teil IV, Seite 39 Themenspezifische Auswertung

Sender Beurteilungen der Menge und Qualität von CH-Neuerscheinungen Wir erhalten viele Produktionen aus marginalen Musiksparten oder Tonträger von Bands, die ihre Stärken eher in Bereich der Konzerte haben. Deren Musik eignet sich weniger fürs Radio. Aus dem Mainstream-Bereich kommen langfristig gesehen vergleichsweise wenige Neuheiten. Das für uns brauchbare Angebot schwankt sehr, momentan, d.h. im ersten Halbjahr 1996 ist wieder eine gute Phase, in der wir praktisch jede Woche eine taugliche Neuheit in die Playlist setzen können. Förderband Seit etwa eineinhalb Jahren nimmt die Menge von Woche zu Woche zu. Radio Förderband ist an einem äusserst virulenten Platz der Schweizer Musikszene zuhause. Die Möglichkeiten, die bernische und andere schweizeri- sche Gruppen heute für eine Plattenproduktion haben, sind sensationell. Dies nutzen auch Bands, die noch nicht so gut sind. Die Aufnahmen sind ist in bezug auf Disziplin und Genauigkeit ein wichtige Bestandteil der Bandar- beit. Insofern ist das alles sehr positiv zu würdigen. Ich bin immer wieder sehr überrascht, wie Bands aus dem Nichts heraus mit einer Produktion auftauchen, der man die Herkunft - abgesehen vom Berndeutsch - nicht anmerken kann. Es schlummern noch viel Talente in unserem Land. Was sicher häufig fehlt, ist das entsprechende Marketing. Gonzen Einerseits ist es schön zu sehen, wie sich die Schweizer Szene in den letzten Jahren entwickelt hat. Andererseits entsteht der Eindruck, dass CDs einfach zu früh veröffentlicht werden. Manchmal habe ich das Gefühl, jede Band, die drei Monate zusammen spielt, mache schon eine eigene CD. Das ist kontraproduktiv, denn darunter leidet die Qualität. Grischa Jede Band mit ein paar tausend Franken produziert heute eine CD. Es wundert mich nicht, dass dabei nicht viel Brauchbares herauskommt. Zum Teil bekommen wir furchtbare Sache zugeschickt. Der Grossteil der Neuveröf- fentlichungen ist für unser Programm nicht brauchbar. LoRa Wir erleben eine wahnsinnige Überflutung mit Produktionen aus dem Dancebereich. Zum Glück sorgen unsere DJs hier für eine Vorauswahl. Ebenfalls einen grosser Zweig bilden Experimentelles und Alternatives, doch läuft davon längst nicht alles bei uns. Munot Jede Band erstellt heute eine CD und versucht, diese irgendwie zu verscherbeln. Gemessen an der Nachfrage ist die angebotene Menge viel zu gross. Es gibt jede Menge Produktionen nach dem Motto „L’art pour l’art“. Nur ein Zehntel der Neuerscheinungen ist vergleichbar mit den internationalen Topproduktionen. Pilatus Heute hat es zuviel Schlechtes dabei. Früher bekamen wir Demotapes, da wussten wir, woran wir sind. Heute, wo das CD-Produzieren so billig ist, kriegen wir eben auch auf CD Demomaterial. Wenn irgendeine ‘Wurst-Und- Brot’-Gruppe dann noch das Gefühl hat, wir müssten ihre Demos einsetzten, ist die Grenze überschritten. Diese Sachen sind sowohl inhaltlich als auch aufnahmetechnisch nicht radiogeeignet. Es erscheinen auch zu viele Coverversionen, d.h. zu viele Bands bringen keine tauglichen eigenen Stücke zusammen. Vom Rest passt nur ein kleiner Teil in unser Programm. In der Schweiz existieren viel harte Gruppen oder - seit neuestem - aus dem Techno-Sektor. So etwas fällt bei uns durch. Radio 24 Es erscheinen zuviel CDs. Verglichen mit anderen Ländern ist der Ausstoss in der Schweiz einfach zu gross. Ebenso ist in unserem Land der Anspruch zu weit verbreitet, gleich eine CD zu produzieren. Aus diesem Grund ist der Anteil der CDs mit Radioqualität tief. Dennoch ist festzustellen, dass sich die Qualität in den letzten Jahren klar verbessert hat. Für das gleich Geld erhält man heute bessere Möglichkeiten. Radio 32 Von den grossen Plattenfirmen erhält man relativ wenig CH Material. Von kleineren Labels werden wir recht gut damit versorgt. Viele CH-Bands schreiben die Radio Stationen auch direkt an. Leider ist ein grosser Teil der zugestellten CH-Tonträger zu ‘schräg’ für das Tagesprogramm und kann allenfalls für die Specials (Rock/Dance/Volksmusik, Klassik) gebraucht werden. Auch die Qualität (vor allem von CDs, welche von den Musikern direkt zugeschickt werden) lässt oftmals zu wünschen übrig (musikalisch und/oder produktionstechnisch). Solothurn ist ja die Rockstadt der Schweiz. Doch vieles, was wir zugeschickt erhalten, können wir nicht im Programm berücksichtigen. Radio Z Der Schweizer Markt ist überflutet mit internationalen Angeboten - und aus unserem Land kommt zuviel Un- brauchbares respektive zu viele Produktionen, die ‘Promotion-technisch’ schlecht oder gar nicht betreut werden. Darum versandet sehr viel. Die meisten Angebote passen nicht in unser Konzept des hitorientierten Mainstream-Senders. Da wir Wert auf einen hohen Wiedererkennungswert legen, brauchen wir Singles, die auch an anderen Orten viel zu hören sind. Das fehlt uns am meisten. Mit einem Schweizer Album kann ich daher wenig anfangen. Wir erhalten übrigens auch sehr viele Demotapes. Mit diesen Zusendungen sind häufig die wildesten, völlig unrealistische Erwartungen der Bands verbunden. Ich schicke alles wieder zurück.

Teil IV, Seite 40 Themenspezifische Auswertung

Sender Beurteilungen der Menge und Qualität von CH-Neuerscheinungen Schwyz Die Menge der Veröffentlichungen hat unserer Meinung nach in den letzten Monaten stark abgenommen. Glei- ches gilt für die Zusendungen. Doch es werden immer noch zu viele CDs aufgenommen. Ich finde es schade, dass jeder, der eine Gitarre in der Hand halten kann, heute eine CD herausgibt. Dadurch ist die Qualität gesun- ken. Jede Band und jeder Vertrieb versucht, die eigenen Produkte zu verbreiten, auch über die Medien. Für uns ent- scheiden ist aber, ob wir die Musik brauchen können oder nicht. Wir lassen uns da nicht unter Druck setzen. Druck empfinde ich, wenn mir innerhalb von zwei Wochen viermal angerufen wird und die Leute einfach nicht begreifen wollen, dass wir ihre Musik nicht einsetzen können, zum Beispiel weil sie zu hart ist. Meiner Meinung nach ist die einheimische Plattenindustrie zu wenig risikofreudig; sie zeigt kaum Mut zu einer eigenen Szene - wobei sich dies bei den kleinen Unternehmen sicherlich geändert hat. Viele Schweizer Interpreten manövrieren sich in eine falsche Ecke. Auf der einen Seite wollen sie mit ihrer Musik Geld verdienen, auf der anderen Seite wollen sie keine Kompromisse eingehen. Vielleicht ist es wie bei der Malerei. Wenn ich surrealistisch male, finde ich 5% Interesse, wenn ich Clowns male, gefällt dies 90% der Leute. Momentan ist der Anteil jener einheimischer Pop- und Rock-Künstler sehr gross, die ‘Fun’ und Ego betonen, aber weniger das Business. Im Bereich des volkstümlichen Schlagers ist das anders, dort gibt es eigentliche Hitma- cher, die ihr Handwerk verstehen und Publikumserfolge realisieren. Sunshine Die Menge an Neuerscheinungen ins stark gestiegen, aber zuviel ist es noch nicht. Die Produktion wurde ja technisch stark vereinfacht - und billiger. Im Pop/Rock-Bereich ist die Qualität ganz bestimmt unterdurchschnittlich. Wir können das wenigste brauchen, weil es sich meistens um so alternative Musik handelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas bei einem kommerziellen Sender Chancen hat. Im Volkstümlichen ist das weniger schlimm. Thurgau Volksmusik: Im Bereich Jodellied und Schwyzerörgeli sind die Musikschaffenden doppelt so aktiv wie die Länd- lerkapellen, Akkordeonduos mit Bläsern. Die ersteren machen zwei Drittel der CD-Produktionen. Im Markt des Volkstümlichen ist es heute sehr schwierig, noch von Neuproduktionen zu sprechen, denn auf jeder Neurschei- nung finden sich Titel aus den letzten zehn bis zwölf Jahren (die nichts mehr kosten). Deshalb erscheinen eher zu viele neue Aufnahmen. Volksmusik: Hier ist die Qualität fast durchwegs sehr gut, abgesehen von einigen schwarzen Schafen. Die tech- nischen Möglichkeiten werden auch in dieser Sparte rege genutzt. Ab und zu treffe ich auf Interpeten von be- denklich tiefem Niveau, die dies aber durch die Technik wettmachen. Bei Rock, Pop, Unterhaltung haben wir nie ein Problem geortet. Wil Über alles gesehen ist die Qualität genügend und steigend. Es müssten auch nicht mehr sein. Die Gruppen sollten mit der Produktion einer CD zugunsten einer verbesserten Qualität eher etwas länger zuwarten. Zürisee Ich finde, es kommt wenig heraus. Wirklich Brauchbares erscheint extrem selten. Die Qualität kann ich nicht beurteilen, denn ich war nie ein Fan schweizerischer Musik. Ich vermute trotzdem, dass sich hier vieles gebes- sert hat, dass die Bands professioneller geworden sind. Das liegt daran, dass die Hälfte der Schweizer Musiker nun in Amerika produzieren. Das hat dazu beigetragen, dass die Qualität eindeutig besser geworden ist. Früher war noch vieles sehr hobby- mässig. Ich habe auch meine liebe Mühe mit vielen Neuheiten von Schweizer Bands, die anderen gefallen und sogar in der Hitparade auftauchen. Ich höre mir die Sachen an und wenn etwas genial ist, sage ich ok, dann kommt es ins Programm.

17. Beurteilung der Informationspraxis der Anbieter

Neben der Verfügbarkeit von Tonträgern kommt auch den begleitenden Informationen eine grosse Bedeutung zu. Einerseits sind die Redaktionen sind auf Fakten und Zusatzinformationen angewie- sen (etwa Biographisches zu den Interpreten, Konzertaktivitäten, Auswahltips und dergleichen). Andererseits liegt es auch im Interesse der Anbieter, durch eine mediengerechte Aufmachung und durch Promotionsmassnahmen die Chance auf eine Berücksichtigung der entsprechenden Veröf-

Teil IV, Seite 41 Themenspezifische Auswertung fentlichungen zu steigern. Die Sender wurden daher gebeten, die Informationspraxis der Vertrie- be, Label und weiteren Stellen zu beurteilen. Den professionellen Vertrieben und Label werden von den deutschschweizerischen Privatsendern recht gute Noten ausgestellt: In 16 Antworten werden ihnen ausreichende bis sehr gute Leistun- gen attestiert und eine grundsätzliche Zufriedenheit damit angegeben. Nur in einem Fall wird die Informationspraxis pauschal als schlecht bezeichnet. Drei Stationen machen jedoch darauf auf- merksam, dass sie die Promotionsarbeit gelegentlich zu aufdringlich finden. Sechs Sender diffe- renzieren ihre Antworten, indem sie darauf verweisen, dass die Qualität der Informationen von der Art der Vertriebe und Label abhängt. Weniger gut schneiden die restlichen Anbieter ab. In sieben Fällen wird kritisiert, dass Bands, Ma- nagements und Eigenlabel oft schlecht organisiert seien, eine problematische Erwartungshaltung hätten oder sonst Qualitätsmängel auszumachen seien.

Sender Beurteilung der Informationspraxis Aktuell Bei Labels und Vertriebe mit schweizerischen Produktionen ist ein grosses Bemühen um eine lokalradiogerechte Information spürbar. Manchmal schlägt dieses Bemühen um Aufmerksamkeit jedoch in Aktionen um, die ihren Zweck verfehlen, weil sie zu aufdringlich sind. Argovia Man gibt sich Mühe... Basilisk Plattenfirmen geben sich in der Regel sehr viel Mühe. Wir bekommen viele Infos, doch ist die Qualität der Zusen- dungen unterschiedlich und vom jeweiligen Vertrieb abhängig. BeO Damit sind wir zufrieden. Manchmal wären wir froh um einen besser ausgewiesenen Bezug zu unserer Region, etwa durch Konzerttätigkeit. Häufig fehlt auf den Beschreibungen eine Kontaktadresse. Im volkstümlichen Be- reich klappt die Kontaktnahme bestens. Glücklich wären wir auch um O-Töne auf Band oder CD, also vorgefertig- te Interviewteile oder Statements, die wir für unseren Gebrauch umarbeiten könnten. Canal3 Hier verhält es sich ähnlich wie bei den CDs, d.h. es sind grosse Qualitätsunterschiede auszumachen. Gemes- sen an dem, was wir schliesslich benötigen, werden wir gut beliefert und informiert. Zusätzliche Infos können wir bei Bedarf jederzeit nachbestellen. Andererseits werden wir mit hartnäckigen Versuchen konfrontiert: erst erhal- ten wir ein auffallendes Paket, dann folgen telefonische Anfragen (teils mit Bezug auf Media Control- Auswertungen), die gelegentliche einen aggressiven Unterton haben. Insgesamt ist dies jedoch im Rahmen des Tolerierbaren. Edelweiss Die Vertriebe geben sich sehr viel Mühe ihre Schweizer Produkte auf den Sender zu bekommen. Teils geschieht dies mit Druck. Einige Vertrieb haben das sehr gut im Griff und wissen, wie ein Produkt zu pushen ist. Wir sehen die Angebote - etwa Station-IDs - als Offerte, die wir annehmen, wenn uns das Produkt auch sonst gefallen würde. Wir haben auch mit den Vertrieben gesprochen und sie über unser Format orientiert, damit wir nicht Material erhalten, das wir sowieso nicht brauchen können. Auf der Ebene der Bands und Managements herrscht dagegen eine sehr schlechte Organisation. Bei vielen Zusendungen spürt man, dass die Leute unser Programm nicht kennen. Während der Vertrieb auf die Zustellung der CD einer neuen Basler Trash-Metal-Gruppe zu recht verzichtet, meldet sich danach das Management... Eulach Offen, aktiv, problemlos. Gruppen-spezifische Informationen werden aber mit Vorbehalt verwendet, wir sind kein PR-Sender. Eviva Mit der Informationspraxis sind wir zufrieden. Grundsätzlich verhält es sich bei uns ähnlich wie bei den anders ausgerichteten Stationen. In unseren Musikgenres sind die Einlagen der CDs (Booklets) sehr aufschlussreich. Zudem haben wir enge persönliche Kontakte zu den Musikschaffenden. ExtraBERN Teils bekommen wir lausiges Material, die Kopie der Kopie einer Kopie und so. Oder ein Zettel mit der Aufforde- rung „Dies ist meine neue CD, bitte spielen sie sie“. Bei Rückfragen stellt sich heraus, dass die CD gar nicht käuflich erhältlich ist, weil sie nur fünffach gepresst wurde... So geht das natürlich nicht. Mit den Informationen der professionellen Firmen haben wir ansonsten gute Erfahrungen gemacht. Förderband Das Problem ist die enorme Menge. Die Palette reicht vom Fresszettel über die Neuheitenzusammenfassung auf einer Seite bis zum halben Buch. Gelegentlich erscheinen uns die Informationen etwas handgestrickt. Gonzen Die sind teils recht gut gemacht. Man merkt sofort, wer sich hier Mühe gibt. Die Begleitinfos zu vielen sog. Demo-

Teil IV, Seite 42 Themenspezifische Auswertung

Sender Beurteilung der Informationspraxis CDs sind eher schwach. Grischa Hier sind grosse Unterschiede auszumachen. Bei vielen stimmen die Infos mit unseren Bedürfnissen überein, in anderen Zusendungen spüren wir eine masslose Selbstüberschätzung heraus. Allgemein ist die Flut von Zusen- dungen sehr gross. Vielfach haben wir direkten Kontakt mit den Bands und Managements, wenn es zum Beispiel um die Vorstellung einer Gruppe in unserem Programm geht. LoRa Keine Angaben Munot Gut, die geben sich alle erdenkliche Mühe. Allerdings machen unserer Auffassung nach die grossen Schallplat- tenfirmen fast nichts im Vergleich mit den kleinen. Pilatus Da haben die Leute viel dazugelernt. Es erreicht uns eine Menge Material. Wenn wir etwas brauchen, kommen wir eigentlich problemlos an die Bands heran. Das hat sich im Vergleich zu früher stark gebessert. Radio 24 Von den professionellen Labels her ganz sicher gut. Kleinere Vertriebe und Eigenlabels manchmal mangelhaft. Radio 32 Wir wurden früher sehr schlecht bemustert und informiert. Das hat sich heute geändert. Die Qualitätsunterschie- de bei der Information sind gross. Radio Z Keine Angaben Schwyz Das Angebot ist sehr verschieden. Von den Vertrieben kommen gute Unterlagen. Ganz anders ist es mit den Zusendungen der sogenannten Managements. Sunshine Ausreichend. Wir informieren uns auch gar nicht so stark anhand der Zusendungen. Wir sind ja keine Hitmacher, sondern berücksichtigen die Stücke erst dann, wenn sie sich durchgesetzt haben. Thurgau Schlecht, manchmal ‘hundslausig’; es wird zuwenig informiert. Und es wird zu oft vorausgesetzt, dass jeder immer schon im voraus Bescheid weiss. Das gilt für die Volksmusik genauso wie für die anderen Gattungen. Da wird zu Beispiel mit Namen um sich geschmissen, die niemand einordnen kann. Wil Nicht schlecht. Wir werden ausreichend informiert. Kleinere Firmen, die es schwerer haben, mit ihren Produkten ins Radio zu kommen, geben in der Regel auch schlechteres Infomaterial weiter. Infos, die direkt von den Bands kommen, sind oft schlecht aufbereitet. Zürisee Da erhalten wir immer wieder stapelweise Ware. Heute sind sie ziemlich aggressiv, rufen alle Wochen an und fragen, warum der Titel nicht im Powerplay ist. Wenn sie etwas durchbringen wollen, wird heftig ‘gepusht’. Man- che Insider beziehen sich auf die Erhebungen von Media Control und können daher genau sagen, ob und wann wir ein bestimmtes Stück gespielt - oder eben nicht gespielt haben.

18. Umgang mit einheimischer Musik: ‘CH-Bonus’

Den verfügbaren Schweizer Veröffentlichungen steht eine sehr grosse Zahl von Tonträger- Neuerscheinungen aus dem internationalen Bereich gegenüber. Obschon vorausgesetzt wurde, dass Kriterien wie Stil, Qualität, Beliebtheit und andere Merkmale sicherlich von prioritärer Bedeu- tung bei der Auswahl der Musik darstellen, wurden die Programmverantwortlichen um einen sehr pauschale Beurteilung ihres Umganges mit Musik einheimischer Interpeten gebeten. Sie sollten einschätzen, ob Schweizer Musik gegenüber ausländischer in irgendeiner Weise eine Bevorzu- gung erfährt, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft wird. Ein knappes Drittel der Antwortenden verneint eine Bevorzugung klar, während ein Viertel ‘eher’ und ein Sechstel ‘immer’ Bevorzugung gewährt. In den Senderabschnitten sowie in der weiter un- ten folgenden Liste wird genauer ausgeführt, wie eine solche Bevorzugung verstanden und prakti- ziert wird.

Teil IV, Seite 43 Themenspezifische Auswertung

CH-Bevorzugung im Musikprogramm (in%)

35

30

25

20

15

10

5

0 immer eher ja eher nicht nie Bevorzugung

Details: Umgang mit CH-Musik (Bevorzugung bei Gleichwertigkeit) Sender, die keine Bevorzugung für lokale und nationale Interpreten gewähren, tun dies nach eige- nem Bekunden in der Regel, weil nicht die Herkunft, sondern andere, qualitative Kriterien ent- scheiden. Einzelne Stationen geben an, dass für Schweizer Musik, die den allgemeinen Kriterien nicht unbedingt entspricht, spezielle Sendeplätze zur Verfügung stehen. In Einzelfällen nutzten die Programmverantwortlichen die Frage für eine Pauschalantwort zur Qualität einheimischer Musik.

Sender CH-Bonus Begründungen, Kommentare Aktuell Nie Wir behandeln Schweizer Musik genau gleich wie alle anderen Titel. Das heisst, wir richten darauf auch das selbe Augenmerk, wenn es sich um besondere Produktionen handelt, die sich für einen Einsatz in einem Special eignen. Unbekannte Bands, die persönlichen Ergüsse verbreiten wollen, welche unseren Ansprüchen nicht gerecht werden, haben darum keine Chance. Argovia Eher nicht - Basilisk Nie Natürlich verfolgt Basilisk das Geschehen in der Lokalszene; gelegentlich - wie im Falle des 20- Jahresjubiläums von Lazy Poker - bringen wir dazu auch Beiträge im Begleitprogramm. Anzu- merken ist, dass es relativ wenig baslerdeutsche Popsongs gibt. Wenn sich das ändern würde, käme dies in unserem Programm - bei entsprechendem Sound - wohl zum Ausdruck. BeO Immer - Canal3 Eher nicht - Edelweiss Eher nicht Wir bevorzugen Schweizer Gruppen eigentlich nur im Rahmen der Hinweise auf Neuerschei- nungen und Auftrittsaktivitäten in der Region. Eulach Eher ja - Eviva Immer Gemäss Konzept. ExtraBERN Immer Es gibt oft Songs, die wegen des Mundartgesangs und des Lokalbezugs bei uns ins Programm kommen, obschon sie musikalisch aus dem Rahmen fallen würden. Bei einer gleichwertigen Produktionen geben wir den Schweizern sicherlich den Vorzug. Förderband Eher ja Wir haben - im Gegensatz zu vielen anderen Sendern - dafür gesorgt, dass viele schweizeri- sche, insbesondere bernische Interpreten im Repertoire der automatisierten Programmierung

Teil IV, Seite 44 Themenspezifische Auswertung

Sender CH-Bonus Begründungen, Kommentare verfügbar sind. Bekannte Bands aus unserem Einzugsgebiet werden bevorzugt, weil wir von ihnen mehr Titel eingeben, als dies bei einer internationalen Gruppe der Fall ist. Gonzen Eher ja - Grischa Nie Viele junge Musiker aus der Schweiz sind uns zu schräg; was von ihnen kommt, ist nicht gängig für das Programm. LoRa Eher ja - Munot Eher ja - Pilatus Eher nicht Schweizer Titel sind gleichberechtigt. Wenn sie mal im Computer erfasst sind, spielt die Her- kunft sowieso keine Rolle mehr. Der heimischen Szene räumen wir noch Präsentationsplattfor- men ein, die für ausländische Produkte nicht mehr bestehen (z.B. Interviews). Radio 24 Immer Der ‘Schweizer Bonus’ zählt sehr stark. Radio 32 Eher ja Wir sind immer dankbar für Schweizer Produktionen, die spielbar sind. Doch leider kommt da selten etwas. Entweder kommt etwas aus der volkstümlichen Richtung oder dann ist die Musik zu schräg. Für die CH - Musik gelten eigentlich die gleichen Kriterien wie für die restliche Musik auf unse- rem Sender. Pro Stunde läuft mindestens ein deutscher oder Schweizerdeutscher Song. Radio Z Eher nicht In der sendereigenen Hitparade ist immer mindestens ein Schweizer Song vertreten. Schwyz Nie Schweizer Aufnahmen haben die selben Kriterien zu erfüllen. Sunshine Nie Wir entscheiden nicht aufgrund von Nationalitäten. Thurgau Nie Wenn eine Bevorzugung stattfindet, dann nicht wegen des Kriteriums Schweiz, sondern viel- leicht wegen eines lokalen Bezugs. Wil Eher nicht Wir bevorzugen einheimische Musik nur in unserer eigenen Hitparade, wo sie einen Verdoppe- lungsbonus erhalten, was zur Folge hat, dass sie weiter vorne plaziert und schliesslich aktiver gespielt werden. Basis der Hitparade mit je 20 Positionen (Album und Singles) sind die Erhe- bungen eines Tonträgergeschäftes. Ostschweizerische Bands haben es im Gegensatz zu den Gruppen aus Bern oder Basel relativ schwer. Hier versuchen wir zu kompensieren, wenn es um Interviews und Neuvorstellungen geht. Zürisee Nie Wir nehmen keine Band ins Programm, nur weil sie aus der Schweiz stammt.

19. Effektive Förderung einheimischer Musik durch die Sender

Zur Frage, ob die Sender über die eigentliche Programmierung hinaus einheimisches Musikschaf- fen in irgendeiner Form fördert, standen mehrere vorgegebene Antwortkategorien sowie eine of- fene zur Verfügung (Mehrfachnennungen möglich): durch das Veranstalten und patronieren von Auftritten einheimischer Interpreten (inkl. Veranstaltungssponsoring) durch Übertragung von Konzerten einheimischer Interpreten durch Produktionen oder Koproduktionen von Tonträgern durch Preisausschreiben/Wettbewerbe für Musikerinnen und Musiker durch direkte finanzielle Unterstützung oder 'Künstler-Sponsoring' durch Verkaufsaktionen durch anderes, nämlich:

Teil IV, Seite 45 Themenspezifische Auswertung

In den Auswertungen pro Sender sind Kommentare und Erläuterungen zu einzelnen Punkten ver- merkt, sofern sie von den Programmverantwortlichen angebracht wurden. In dieser Zusammen- fassung wird der Einfachheit halber lediglich nach den Antworten ‘ja’, ‘teils’ und ‘nein unterschie- den. Um die angewendeten Förderungsmassnahmen nach ihrer Bedeutung gruppieren zu kön- nen, wurden die Antworten gewichtet und in Mittelwerten zusammengerechnet (∅-Wert). Im Diagramm werden die Ausprägungen zu den einzelnen Massnahmen sichtbar.

Förderungsmassnahmen

Veranstaltungen

Übertragung

Wettbewerbe ja teils Verkaufsaktionen nie

Produktionen

Zahlungen

0 102030405060708090100

In %

Zusammenfassung: Förderung einheimischer Musik durch die Sender

Art der Förderung nie teils ja ∅-Wert Fälle % Fälle % Fälle % Veranstaltungen 1.65 3 13 2 8.7 18 78.3 Übertragung 1.13 8 34.8 4 17.4 11 47.8 Wettbewerbe 0.61 15 65.2 2 8.7 6 26.1 Verkaufsaktionen 0.61 15 65.2 2 8.7 6 26.1 Produktionen 0.57 16 69.6 1 4.3 6 26.1 Finanzielle Beiträge 0.09 21 95.5 0 0 1 4.5

In der Gegenüberstellung der Massnahmen am häufigsten erfolgt eine Unterstützung der einhei- mischen Musikszene durch das Veranstalten von Auftritten respektive die Partizipation an solchen Veranstaltungen - worunter auch sogenannte Patronate und Sponsoring fallen. Damit einher ge- hen gelegentliche Übertragungen von Konzerten einheimischer Interpreten und Ensembles (wobei aus dieser Zusammenfassung die tatsächliche Menge solcher Konzertübertragungen nicht her- vorgehen kann). Wie in einzelnen Senderauswertungen beschrieben, bringt diese Form von Ko- operation auch den Sendern etwas (Hörerbindung, Präsenz etc.). Wettbewerbe und Preisaus-

Teil IV, Seite 46 Themenspezifische Auswertung schreiben (z.B. für die Nachwuchsförderung) sowie eigentliche Produktionsbeteiligung oder Ver- kaufsaktionen werden von den Sendern nur selten, direkte finanzielle Zuwendungen praktisch nie vorgenommen.

Förderungsmassnahmen: Zusammenfassende Indexierung pro Sender Die oben beschriebenen Förderungsmassnahmen werden nun pro Sender in Punkten zusam- mengefasst. Die Gesamtpunktzahl ergibt sich aus der Addition der einzelnen Nennungen. Dabei wird ein ‘Ja’ mit 2 Punkten gewichtet, ein ‘Teils’ mit einem Punkt; für ein ‘Nein’ sowie für fehlende Angaben gibt es null Punkte.

Index Förderung CH-Musik

Zürisee

Thurgau

Radio Z

Radio 24 Munot

Edelweiss

Eulach

Canal3

Wil Pilatus

LoRa

Gonzen

Aktuell Sunshine

Basilisk

Schwyz

Radio 32

Grischa BeO

Förderband

Argovia

Eviva

ExtraBERN

012345678910

Das theoretische Maximum von 12 Punkten erreicht kein Sender. Die meisten Förderungsmass- nahmen bejaht haben ExtraBERN und Eviva. Zur Spitzengruppe gehören ausserdem Argovia und Förderband. Am Ende der Skala finden sich Zürisee, Thurgau und Radio Z.

Teil IV, Seite 47 Themenspezifische Auswertung

19.1 Vorgeschlagene Förderungsmassnahmen im Umfeld

Zur Frage, was im Umfeld - also ausserhalb des Senders - geschehen oder sich ändern müsste, damit einheimische Musik im eigenen Programm einen (noch) höheren Stellenwert erhalten könn- te, waren mehrere Antworten möglich. Die folgende Liste versteht sich demnach auch als eine Aufstellung und Gewichtung bestehender Defizite: Bessere Informationen und Promotion durch die Anbieter Kommerziellere (marktorientiertere) Produktionen Mehr Professionalität bei den Produktionen Gefälligeres Songmaterial Mehr und höhere Hitparadenplätze Bessere Aufnahmequalität (Studioaufwand) Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrichtung des Senders Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung Mehr Initiative der Plattenindustrie Höheres ausgewiesenes Publikumsinteresse Grössere Eigenbemühungen der Interpreten (Kontakte, Promotion etc.) Anderes

Effekt von Umfeldmassnahmen

Orientierung an Sender

Gefälligere Songs

Kommerzieller

Professioneller

Initiative Industrie

Publikumsinteresse kein Mehr Gigs gering Bessere Information mittel gross Aufnahmequalität

Mehr Hits

Eigenbemühung Band

Mehr Veröffentlichungen

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

in %

Teil IV, Seite 48 Themenspezifische Auswertung

Zusammenfassung: Einschätzung zu förderlichen Massnahmen im Umfeld125

Effekt gross Effekt mittel Effekt klein kein Effekt Massnahme ∅-Wert Fälle % Fälle % Fälle % Fälle % Orientierung an Sender 22.9 13 61.9 4 19 1 4.8 3 14.3 Gefälligere Songs 21.9 12 57.1 5 23.8 0 0 4 19.0 Kommerzieller 21.8 13 59.1 4 18.2 1 4.5 4 18.2 Professioneller 19.5 8 38.1 7 33.3 3 14.3 3 14.3 Initiative Industrie 18.2 6 27.3 7 31.8 8 36.4 1 4.5 Publikumsinteresse 18.2 6 26.1 8 36.4 6 27.3 2 9.1 Mehr Gigs 16.5 6 30 3 15 9 45 2 10 Bessere Information 13.8 2 9.5 8 38.1 7 33.3 4 19 Bessere Aufnahmequalität 12.7 4 18.2 4 18.2 8 36.4 6 27.3 Mehr Hits 12.3 2 9.1 5 22.7 11 50 4 18.2 Eigenbemühung Band 10.0 0 0 8 40 4 20 8 40 Mehr Veröffentlichungen 7.7 2 9.1 1 4.5 9 40.9 10 45.5

Nach Ansicht der Programmverantwortlichen käme in ihren Sendungen ein (noch) höherer Anteil einheimischer Musik vor allem durch drei eng zusammenhängende Faktoren zustande: Erstens durch eine stärkere Ausrichtung der Musikkreation an den Bedürfnissen der Sender, also vor allem am Musikkonzept. Zweitens durch ‘gefälligere’ Songs, also harmonischere, melodiösere, eingängigere und weniger anspruchsvolle, experimentelle Kompositionen. Drittens durch eine ausgeprägtere Orientierung der Komponisten und Interpreten an den Bedürfnissen des Mark- tes, des breiten Publikumsgeschmacks. Die praktisch identische Beurteilung dieser drei Punkte - mehr als die Hälfte sieht darin grosse Wirksamkeit - liegt auf der Hand. Nach Bedeutung geordnet auf Rang vier liegt eine weitere, auf die Gestaltung der Musiktitel bezo- gene Massnahme: Ein Grossteil der Stationen ist überzeugt, dass professionellere Produkti- onen, also eine verbesserte handwerkliche, studiotechnische Arbeit der Musikanbieter sowie bes- sere Arrangements, einen höheren Stellenwert im Programm zur Folge haben würde. Mehr als zwei Drittel der Sender spricht einer Veränderung in diesem Punkt grosse bis mittlere Chancen zu. Demgegenüber sehen die Sender in der Steigerung der eigentlichen Aufnahmequalität ein ge- ringeres Potential (Rang acht). Rang fünf der förderlichen Massnahmen belegt die Initiative der Schallplattenindustrie, womit offenbar nicht mehr Veröffentlichungen (ganz am Schluss der Liste), sondern eher all- gemeine Unterstützungsmassnahmen, Risikobereitschaft, langfristige Projektierung usw. gemeint sind. Ambivalent beurteilt wird dieser Punkt unter anderem, weil bestimmte Labels und Vertriebe hier durchaus beachtliche Leistungen erbringen, während andere - grössere - im Bereich des nati- onalen Repertoires zu mehr Engagement aufgefordert werden. Erstaunlicherweise gehört ein ausgewiesenes höheres Publikumsinteresse an einheimischer Musik (mit seinen Rückwirkungen auf das Marktgeschehen und die Besucherzahlen) für die be- fragten Sender nicht zu den absolut wirkungsvollsten Veränderungen. Dies deutet darauf hin, dass die Programmverantwortlichen generell darauf bedacht sind, puncto Musikgeschmack eine Eigen- verantwortung wahrzunehmen und sich ‘ihre’ Vorstellung der geeigneten Musik nicht unbedingt

125 Anm.. Gewichtung: Effekt gross = 30, mittel = 20, klein = 10.

Teil IV, Seite 49 Themenspezifische Auswertung durch den Publikumsgeschmack diktieren lassen wollen - zumindest, wenn die Publikumspräfe- renzen sich vermehrt auf nationale Produktionen richten sollten... Immerhin ein Viertel der Sender gibt einer solchen Veränderung grosse Chancen bezüglich einer Steigerung des eigenen CH- Anteils. Die Frage, ob mehr Hitparadenplätze einheimischer Titel - also eben ein grösserer Markterfolg der Schweizer Künstler - auch einen vermehrten Einsatz im Programm bewirken wür- de, wird von der Mehrheit der Sender eher verneint. Sie sieht darin keinen oder einen nur geringen Effekt. Auch dies deutet im Falle der einheimischen Musik auf eine nicht sehr stark an die Hitpara- de gebundenen Programmierung. Eine grössere Zahl von Veranstaltungen einheimischer Gruppen im Einzugsbereich der Sender wird sehr unterschiedlich beurteilt. Ein knappes Drittel sähe sich dadurch zu vermehrtem Einsatz entsprechender Musiktitel veranlasst, eine Mehrheit sieht hierin jedoch geringe bis keine Auswir- kungen. Bessere Information zu Schweizer Neuerscheinungen sowie deren bessere Verfügbarkeit werden ebenfalls verschieden eingestuft. Offenbar werden in diesem Bereich kaum Defizite geor- tet. Nur eine kleine Minderheit der Sender sieht darin nämlich grosse Verbesserungsmöglichkei- ten. Etwa die Hälfte der Lokalstationen ortet einen geringen rsp. gar keinen Effekt. Dies geht ein- her mit der häufig gemachten Bemerkung, es kämen zuviele einheimische Produktionen auf den Markt. Verstärkte Eigenbemühungen der Bands und Einzelinterpreten um Berücksichtigung ihrer Auf- nahmen in den Lokalradioprogrammen (etwa durch häufigere Kontaktnahme, Versenden von In- formationen usw.) empfinden 4 von 10 Stationen als untaugliche Massnahme, eben soviele ord- nen ihr eine mittlere Wirkung zu. Wie von mehreren Sendern festgehalten wurde, werden solche Bemühungen - vor allem bei zu offensivem Vorgehen - nicht unbedingt geschätzt. Oben wurde bereits darauf hingewiesen, dass eine Erhöhung der Produktion Schweizer Mu- sikschaffender von den befragten Stationen als die mit Abstand am wenigsten wirksame Mass- nahme zur Verbesserung des Stellenwertes einheimischer Musik in den Programmen gewertet wird. Dies hängt eng mit der bereits als ausreichend beziehungsweise sogar übermässig empfun- denen Menge der hiesigen Neuheiten zusammen. Andere Massnahmen zur Optimierung der Berücksichtigung von nationalem Musikschaffen in ih- ren Programmen wurden von den Verantwortlichen der Lokalsender nicht vorgebracht. Es scheint, dass die Antwortvorgaben relativ vollständig waren.

Zum Vergleich: Förderungsmassnahmen bei DRS 3 Bei DRS 3, dem einzigen Sender von SR DRS, bei welchem die entsprechenden Angaben erho- ben rsp. vorgelegt werden konnten, ergibt sich folgende Rangfolge:

Bereich Auswirkung Stärkere Orientierung an der musikalischen Ausrichtung von DRS 3 Effekt gross Höheres ausgewiesenes Publikumsinteresse Effekt gross Mehr Professionalität bei den Produktionen Effekt mittel Mehr und höhere Hitparadenplätze Effekt mittel Mehr Initiative der Plattenindustrie Effekt mittel Bessere Aufnahmequalität (Studioaufwand) Effekt gering Bessere Informationen und Promotion kein Effekt Kommerziellere (marktorientiertere) Produktionen kein Effekt

Teil IV, Seite 50 Themenspezifische Auswertung

Bereich Auswirkung Mehr Veröffentlichungen rsp. bessere Belieferung kein Effekt Grössere Eigenbemühungen der Interpreten (Kontakte, Promotion etc.) kein Effekt Gefälligeres Songmaterial keine Angaben Mehr Veranstaltungen im Einzugsgebiet keine Angaben

20. Senderinterne Massnahmen zur Steigerung der CH-Quote

Ergänzend zu den Verbesserungsvorschlägen im Umfeld wurden die Sender gebeten, Überlegun- gen anzustellen, wie sie durch eigene Vorkehrungen eine Erhöhung ihrer CH-Quote beitragen könnten. Dies geschah mit folgender Formulierung: „Zur Steigerung des Stellenwertes der einhei- mische Musik sind verschiedene Massnahmen denkbar. Wie stehen die Chancen, dass nachfol- gender Massnahmen innerhalb Ihres Senders, Ihrer Redaktion realisiert werden könnten?“ Dazu lagen folgende Kategorien vor: Einführung klarer musikredaktioneller Richtlinien (bezüglich Anteil) Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ Bessere Archivierung, bessere Verfügbarkeit einheimischer Titel Lancierung von (weiteren) speziellen Sendegefässen Durchführung von (mehr) Wettbewerben und Aktionen mit CH-Künstlern Verbesserung der Kenntnis über CH-Angebot/Neuheiten Übernahme CH-spezifischer Programmteile (z.B. im Network, durch Drittanbieter)

Chancen senderinterner Massnahmen

Mehr Aktionen

Bessere Kenntnis

Bessere Regeln keine Network gering mittel Sendegefässe gross

Bessere Verfügbarkeit

CH-Playlist

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Teil IV, Seite 51 Themenspezifische Auswertung

Zusammenfassung: Chancenbeurteilung zu förderlichen senderinternen Massnahmen126

Chance Chance mit- Chance keine Chan- gross tel klein ce Massnahme ∅-Wert Fälle % Fälle % Fälle % Fälle % Mehr Aktionen 16.3 5 22.7 6 27.3 9 40.9 2 9.1 Bessere Kenntnis 15.9 4 18.2 8 36.4 7 31.8 3 13.6 Bessere Regeln 13.6 2 8.7 8 36.4 8 36.4 4 18.2 Network 10.5 1 4.5 5 22.7 10 45.5 6 27.3 Sendegefässe 9.5 1 4.5 4 18.2 10 45.5 7 31.8 Bessere Verfügbarkeit 9.5 1 4.8 5 23.8 7 33.3 8 38.1 CH-Playlist 8.6 0 0 4 17.4 10 47.6 7 33.3

Es fällt bei den sendereigenen Massnahmen zunächst einmal auf, dass die Einstufung der Chan- cen als ‘gross’ bzw. ‘mittel’ um einiges weniger häufig erscheint als sie bezüglich Umfeld vermerkt worden sind. Entsprechend tiefer liegen die Mittelwerte der beurteilten Vorkehrungen. Etwas über- spitzt ausgedrückt, scheint die Bereitschaft der Stationen zu eigenen Handlungen, die geeignet sind, den Stellenwert einheimischer Musik zu verbessern, tiefer angesiedelt zu sein als die Vorstel- lung der Sender darüber, was andere Stellen noch unternehmen könnten. Die Kategorien ‘geringe’ und ‘keine’ Chance dominieren das Bild - andererseits liegen konkreten Gegenvorschläge nur in Einzelfällen vor. Positiv betrachtet, haben doch einige der obenstehenden internen Optimierungsvorschläge eine mindestens ‘mittlere’ Chance. Allen voran sind dies die beiden am aussichtsreichsten bewerteten Entwicklungen im Bereich Aktionen & Wettbewerbe mit CH-Künstlern sowie im Bereich einer (intern erwirken) verbesserten Kenntnis über die Schweizer Musikszene und deren Tonträ- gerneuheiten. In gewisser Weise korrespondiert dies mit den geforderten besseren Informationen von Anbieterseite (siehe voranstehende Auswertung). Die Hälfte der Stationen lässt durchaus die Bereitschaft erkennen, durch interne Richtlinien und musikredaktionelle Leistungen eine Erhöhung ihres Schweizer Musikanteils zu bewerkstelli- gen. Es fragt sich natürlich - wie auch bei den anderen Punkten -, unter welchen Umständen sol- che Schritte tatsächlich unternommen würden. Der Zusammenarbeit mit aussenstehenden Programmanbietern oder anderen Sendern (z.B. in Form von Network-Sendungen) werden eher geringe Chancen eingeräumt. Das gleiche gilt für eigene neue Sendegefässe, die sich mit einheimischer Musik befassen. Am Schluss des Katalogs der selbst zu verwirklichenden Verbesserungen in bezug auf das Vorkommen natio- nalen Repertoires im Programm stehen die Verbesserungen bei der Verfügbarkeit (diese ist in vielen Fällen offensichtlich schon gegeben) und die Einrichtung einer eigentlichen Playlist für Schweizer Produkte (auch diese haben einige Sender bereits eingeführt).

Zum Vergleich: Sendereigene Förderungsmassnahmen bei DRS 3 Bei DRS 3 wurden zum Vergleich folgende Beurteilungen abgegeben (Details siehe senderspezi- fische Auswertung):

126 Anm.. Gewichtung: Realisierungschance gross = 30, mittel = 20, gering = 10, keine = 0.

Teil IV, Seite 52 Themenspezifische Auswertung

Bereich Chance Einführung bzw. Ausweitung einer ‘CH-Playlist’ mittel Klarere musikredaktionelle Richtlinien (bez. Anteil) keine Bessere Archivierung, Verfügbarkeit keine Weitere spezielle Sendegefässe keine Mehr Wettbewerbe und Aktionen mit CH-Künstlern keine Verbesserung der Kenntnis über CH-Angebot/Neuheiten keine Übernahme CH-spezifischer Programmteile (Network) keine

21. Einschätzungen zu einer (hypothetischen) Quotenregelung

Die in der Schweiz zum Befragungszeitpunkt bestehenden gesetzlichen Bestimmungen verpflich- ten die lokalen Privatsender nicht zur Einhaltung eines bestimmten Prozentsatzes Musik nationa- ler, lokaler Herkunft. In einigen anderen Ländern existiert jedoch eine Quotenregelung - und auch in der Schweiz wird darüber immer wieder diskutiert. Um die Einschätzung der Sender zu diesem kontroversen Thema - sowie indirekt die Grundhal- tung zum Thema der ganzen Studie - in Erfahrung zu bringen, wurde ein hypothetisches, provoka- tives Szenario skizziert: Was würden die Programmverantwortlichen davon halten, wenn sie per Gesetz einst dazu angehalten würden, in ihrem Musikprogramm am Tag einen Anteil von 25% Musik aus der Schweiz zu berücksichtigen? Die Quote wurde bewusst höher angesetzt als sie von den meisten Stationen jetzt erreicht wird. Andererseits wurde sie unter Berücksichtigung der in der Schweiz herrschenden Verhältnisse nicht - wie in einigen Ländern praktiziert - noch höher veranschlagt. Um eine Auslagerung in hö- rerschwache Nachtstunden von vornherein auszuschliessen, wurde die Quote ebenso bewusst auf das hörerstarke Tagesprogramm bezogen. Hierzu konnten die Befragten eine spontane Einordnung ihrer Haltung auf einer Skala von +5 (un- eingeschränkte Zustimmung) bis -5 (Ablehnung unter allen Umständen) vornehmen. Anschlies- send sollten sie Haltung begründen. In einem weiteren Schritt wurden Vorschläge erbeten, wie eine Quotenregelung nach Ansicht der Sendemacher ausgestaltet sein sollte, falls deren Einfüh- rung - wiederum hypothetisch - unvermeidbar wäre.

Haltung zur Quotenregelung auf einer Einschätzungsskala Mehr als zwei Drittel der befragten Stationen setzen sich auf das Minimum der vorgegebene Ska- la, machen also eine absolute Ablehnung unter allen Umständen geltend. Weitere fünf Sender sind bedingt gegen eine solche Vorschrift. In einem Fall hoben sich Pro und Kontra auf; ein Sen- der vermerkte eine bedingte Zustimmung zu der angenommenen 25%-Quotenregelung. Damit liegt auch der Mittelwert mit -4 im stark ablehnenden Bereich. Quoteneinschätzung

Bewertung Wert Fälle in % (v%) (c%) Kategorische Ablehnung -5 16 69.6 69.6 69.6 Starke, bedingte Ablehnung -4 1 4.3 4.3 73.9 Bedingte Ablehnung -3 1 4.3 4.3 78.3

Teil IV, Seite 53 Themenspezifische Auswertung

Bewertung Wert Fälle in % (v%) (c%) Bedingte Ablehnung -2 3 13.0 13.0 91.3 Pro und Kontra 0 1 4.3 4.3 95.7 Bedingte Zustimmung 2 1 4.3 4.3 100.0 Summe 23 99.8 99.8 Mittelwert -3.96 Median -5

Die teils pointierten, einer gewissen Dramatik nicht entbehrenden Antworten erweisen sich als überaus aufschlussreich in bezug auf die Bewertung der einheimischen Musik. Eine Mehrheit der Sender betrachtet das verfügbare frühere und aktuelle Repertoire aus der Schweiz zur Erreichung der Programmziele (d.h. hohe Einschaltquoten) nämlich als wenig oder gar nicht geeignet. Bei mehr als der Hälfte der Stationen wird in etwa nach folgendem Schema argumentiert: Eine 25%-Quote hätte einen negativen Einfluss auf die Programmqualität, weil es damit - unter Einhal- tung des Musikformates - zu einer häufigeren Wiederholung von Schweizer Titeln käme, die den Senderkriterien entsprechen. Wenn der Quotenregelung durch eine Programmierung älterer Titel begegnet würde, käme es zu einem Aktualitätsverlust. Beides führe zur Ablehnung beim Publi- kum, womit die Einschaltquoten sinken und die Wirtschaftlichkeit des Senders gefährdet würde. Sieben Sender präzisieren, dass - immer unter der Voraussetzung eines unveränderten Musik- konzeptes - eine Quote nicht erfüllt werden könne, weil zuwenig geeignete Musik verfügbar sei. Dies trifft insbesondere auf Merkmale wie ‘Hittitel’ und ‘Wiedererkennungswert’ zu. Ebenfalls siebenmal wird eine Quotenregelung prinzipiell abgelehnt, weil sie eine weitere Bevor- mundung darstelle. Ebenso oft tauch das Argument auf, weitere Auflagen und Vorschriften be- günstigten eine Art Trotzreaktion, indem die Sender eine Kooperation verweigerten. Vier Sender verwehren sich explizit gegen einen damit verbundenen Autonomieverlust. Vereinzelt wird angenommen, eine Quotenregelung könne den damit beabsichtigten Effekt gar nicht erzielen, weil davon zum Beispiel nur die sowieso schon bekannten einheimischen Interpre- ten profitieren würden oder weil sie zu einer Übersättigung beim Publikum führen würde. Weitere ablehnende Gründe ergeben sich aus einer mit einer Quotierung verbundenen Begünsti- gung der ausländischer Konkurrenz oder wegen der generellen unmöglichen Durchsetzung. Er- staunlicherweise verweist keiner der Programmverantwortlichen auf die mit einer Einhaltungskon- trolle verbundenen Aufwendungen. Bedingt abgelehnt wird eine Quote von einem Sender, weil sie mit den angenommenen 25% zu hoch angesetzt sei. In den seltenen, eher befürwortenden Argumenten wird in drei Fällen einer Quotierung durchaus eine Wirkung eingeräumt, in einem Fall wird die Nützlichkeit einer solchen Regelung für die SRG- Sender vertreten. Details: Haltung der einzelnen Sender zu einer Quotenregelung

Sender Haltung Begründung Aktuell Ablehnung So etwas liesse sich nicht durchsetzen. Es wäre nicht soviel Material vorhanden. Es würden kategorisch immer die gleichen Titel gespielt werden. Der grosse Output der Musikszene ändert daran nichts, denn er passt nicht zum Programm. Argovia Ablehnung Eine staatliche Regelung würden wir ablehnen. Ich denke, wir machen freiwillig schon viel, vor kategorisch allem für die Aargauer Musikszene. Wenn wir dazu gezwungen würden, hätten wir darauf weni- ger Lust. Analog zu den Bewegungen im internationalen Bereich gibt es auch mit einheimischer Musik Phasen, wo wir dank des Angebotes mehr machen können. Dann passiert wieder zwei bis drei

Teil IV, Seite 54 Themenspezifische Auswertung

Sender Haltung Begründung Monate gar nichts. Aus diesem Grunde wäre eine kontinuierliche Erfüllung einer so hohen Quote schwierig bis unmöglich. HB: Andererseits fehlt es oft am Mut, auch mal etwas einzusetzen, das nicht ins Schema des hohen Wiedererkennungswertes passt. Ich denke, die Lokalsender haben auch einen kulturellen, ethischen Auftrag. Der wird zuwenig wahrgenommen. HB: In der heutigen Radiolandschaft herrscht Reizüberflutung vor, Tiefe ist nicht mehr gefragt. Es würde uns Lokalradiomachern in diesem Sinne gut anstehen, uns mehr auf die lokale Musik- kultur abzustützen. Basilisk Ablehnung Wir würden uns daran nicht halten. Wir gehen davon aus, dass wir mit unseren Kriterien unmög- kategorisch lich 25% schaffen könnten - ausser wir verscheuchen unsere Hörer. Eine Befolgung der Quote würde eine zu hohe Wiederholungsrate bewirken. Nach unserem Adult Contemporary-Format mit Musik, die nicht zu extrem ist, die man mitsingen kann, müssten wir zum Beispiel einen Peter Reber wieder einsetzen. Doch soweit wollen wir nicht gehen. BeO Ablehnung Ich bin grundsätzlich gegen Quoten. Sie sind ein Zeichen von Schwäche. Als ausgebildeter kategorisch Klassikmusiker kenne ich die Situation der einheimischen Klassik, die ein hohes Niveau aufweist und dennoch einen sehr schwierigen Stand hat. Aber was bringt es, wenn die Leute zur Nutzung dieser Musik ‘vergewaltigt’ würden? Im Musikbereich wird sich das durchsetzen, was einer Strö- mung, einem Bedürfnis entspricht. Es soll der Markt spielen. Dazu stehe ich besonders als Mit- verantwortlicher eines kommerziellen Radios. Canal3 Ablehnung Obschon ich das Anliegen verstehe, finde ich eine Quotenregelung idiotisch. Sie hätte qualitative kategorisch Folgen, die nicht zu verantworten sind. Was sollen wir zum Beispiel senden, wenn ein halbes Jahr lang nur Ramsch produziert würde? Das Programm würde zu einseitig. Es ist wichtig, dass die Programmschaffenden selber entscheiden, was sie senden. Edelweiss Ablehnung Das wäre eine Katastrophe. Radio ist eine so emotionale Sache, die eine solche Regelung nicht kategorisch verträgt. Ich finde der Markt soll entscheiden; das was sich durchsetzt, werden wir berücksichti- gen. Sobald wir einen CH-Special ausstrahlen, läuft im Hintergrund die Frage mit, wie viele Hörer wir zur selben Zeit verlieren. Eine Quotenregelung fände ich nur bei den nationalen Sendern absolut vertretbar. Ich meine das nicht überheblich. DRS 3 hat schon so viele Vorteile auf seiner Seite (Stichworte: Sendegebiet, Gebühren), dass es einen ‘Nachteil’ dieser Art wohl in Kauf nehmen könnte. Eulach Bedingte Zu- Wir könnten damit leben. Ich bin überzeugt, dass eine Quotenregelung etwas bringen würde. stimmung Nicht zuletzt aus der europäischen Sicht. Wir werden hier ja vom amerikanischen Schaffen überschwemmt. Liberalität hin oder her: Die EU hat nicht umsonst Quoten für europäische Film- produktionen eingeführt; warum sollten wir nicht eine für das national Musikschaffen anwenden? Eviva Ablehnung Eviva wäre davon in keinem Fall betroffen. Dennoch sind wir aus grundsätzlichen Überlegungen kategorisch gegen eine solche Vorschrift. Extra- Ablehnung Das wäre tragisch. Wir wollen uns bei der Musikprogrammierung nicht dreinreden lassen. Wenn BERN kategorisch es gute schweizerische Songs gibt, spielen wir sie; ich würde gerne noch mehr einheimische Titel einsetzen. Eine 25%-Quote könnte zwar erreicht werden. Doch müssten wir entweder Stü- cke aus der hintersten Schublade hervorkramen, die niemand mehr hören möchte, oder wir die tauglichen Titel so oft spielen, dass dadurch die Programmqualität leiden würde. Das würde sehr eintönig, ja sogar kontraproduktiv: die Leute würden abschalten, weil immer das gleiche läuft. Die auf Mindestanteile verpflichteten französischen Sender haben ein grosses Problem, denn viele Sender haben ihr Archiv gar nicht nach frankophoner Musik ausgerichtet. Förder- Ablehnung Wir würden dagegen verstossen. Ich bin generell gegen Quoten. Mit Anabolika für die Sache band kategorisch kann nichts erzwungen werden. Ich finde das, was die Franzosen gemacht haben, einen totalen Unsinn. Es gäbe zwar Material genug. Mit einer erzwungenen höheren Quote müssten wir Musik aus Randgebieten programmieren, die nicht mehr einem Hitsender entsprechen. Doch wir wollen Musik spielen, die viele Leute wiedererkennen, weil sie damit einmal etwas erlebt haben. Damit sind einfach Beschränkungen gegeben. Ich bin jederzeit für Opfer in der Marktstellung bereit, doch nicht für eine Massnahme, die gar nichts bringt. Es würde mit einem 25%-Anteil einheimi-

Teil IV, Seite 55 Themenspezifische Auswertung

Sender Haltung Begründung scher Musik keine einzige Schweizer CD zusätzlich gekauft, sondern eher weniger, weil die Leute das bis oben haben. Gonzen Nur bedingte Das - durchaus verständliche - Ziel müsste auf einem anderen Weg erreicht werden. Vorschrif- Ablehnung ten finde ich nicht gut. Damit würde etwas erzwungen, das Probleme aufwirft. Ich frage mich nämlich, ob es gute Produkte genügend gibt, um die Quote erfüllen zu können. Grischa Nur bedingte Da die Qualität fehlt, würde darunter das Programm sehr leiden. Es fehlt radiotaugliche Musik Ablehnung aus der Schweiz in ausreichender Menge, die zudem noch in unser Konzept passt. Hinzu kommt, dass ja sehr viel englisch gesungen wird. Hier bevorzugen wir eher die richtige englische Musik. Ich denke, dass die Bands genau die Musik machen, die ihnen gefällt. Das ist auch recht so. Dass sie nicht zum Konzept unserer Station passt, ist ein anderes Problem. Wir orientieren uns am Gängigen, an den Hits. Dies verunmöglicht grundsätzlich eine stärkere Berücksichtigung der - eben meist unbekannten, nicht-gängigen - einheimischen Musik. LoRa Nur bedingte Wir sind daran interessiert, gute, interessante Musik zu präsentieren und zu fördern. Eine Quo- Ablehnung tenregelung nützt hier gar nichts. Wenn eine Schweizer Band originell und gut ist, wird sie im Programm vorkommen. Gewissen Radios würde eine Quotierung dennoch gut tun. Munot Ablehnung Ich würde meinen Job als Musikredaktor sofort quittieren! Aus grundsätzlichen Überlegungen. kategorisch Eine Quotenregelung erreicht gar nichts. Oberstes Gebot und entscheidend ist die Qualität. Der Einsatz von Produktionen, die unsere Kriterien nicht erfüllen, sondern nur das Kriterium der Landeszugehörigkeit, schadet dem Programm. Das Radio reagiert auf das Bedürfnis der Hörer. Und dieses läuft dem üblichen Angebot aus der Schweizer Musikszene zuwider. Wenn wir nun mehr Schweizer Musik spielen müssten, laufen uns die Leute weg - es gibt ja genug andere Sender. Wir sind marktwirtschaftlich orientiert. Wenn wir nicht das Richtige spielen würden, hätten wir nicht soviel Hörer. Pilatus Pro/kontra Der Quotenregelung kann ich zwar durchaus etwas abgewinnen, doch man dürfte sie nicht so hoch ansetzen. Dagegen würden wir uns sträuben. Bei einer so hohen Quote wäre die Auswahl zu klein, die qualitativ in unser Programm passen würde. Wir müssten Stücke spielen, die wir bisher ausgeschlossen haben. Das ist kontraproduktiv. Der Markt in der Schweiz ist zu klein für die Musik, die für ein Lokalprogramm in Frage kommt. Hierfür sind auch die Rahmenbedingun- gen mitverantwortlich, unter denen wir senden, also die Abhängigkeit von Einschaltquoten, keine Gebühren oder Subventionen, eingeschränktes Empfangsgebiet und so weiter. Aus dieser Sicht ist es ein Witz, dass noch neue Sender bewilligt werden (im Raum Luzern: Jugendradio). Wenn von den gleichen Instanzen noch eine Quotenregelung erlassen würde, müssten wir uns an den Kopf fassen. Andererseits zeigen Beispiele, dass ein Quotierung durchaus positive Effekte bringen könnte und prosperierend für die Szene, die Musikbranche wirkt. Dagegen ist nichts einzuwenden. Doch dürfte ein entsprechender Erlass nicht einfach am grünen Tisch entschieden werden, wenn das Angebot zur Erfüllung der Quote nicht vorhanden ist. Wir sind keine musikalische Erziehungsanstalt. Wir müssen den Leuten geben. Was sie wollen. Wenn wir das nicht tun, wird abgedreht - und wir gehen unter, da wir stark von den Werbeein- nahmen abhängig sind. Auch andere Sender sind dabei, dies zu realisieren. Wir sind im übrigen sehr dagegen, dass sich die einheimischen Gruppen an diesem Mechanis- mus ausrichten. Der Einheitsbrei, der so oft beklagt wird, würde dann nur noch schlimmer. Die Bands sollen sich ihr eigenes Gesicht bewahren Radio 24 Ablehnung Da würden wir Amok laufen, das wäre eine Katastrophe. Es würden die ganze Zeit die selben kategorisch Titel gespielt werden. Die Menge und die Bandbreite der professionellen Produktionen sind zu klein, um eine solche Quote erfüllen zu können. Die veröffentlichte Menge Neuheiten hat damit nichts zu tun. Wir glauben, dass zuwenig Programmaterial existiert, obschon richtig ist, wenn eine neue Gruppe nicht in erster Linie auf die Beachtung durch die Radios achtet. Doch können wir mit solchen ‘Eigengewächsen’ nicht viel anfangen. Wir sind ein kommerzieller Sender mit einem kommerziel- len Programm. Es darf nicht erwartet werden, dass sich eine Station wie Radio 24 mit Produktio- nen befasst, die nicht ins Schema passen.

Teil IV, Seite 56 Themenspezifische Auswertung

Sender Haltung Begründung Radio 32 Ablehnung Eine Quotierung ist problematisch. Solange es nicht mehr radiofähige CH-Musik gibt, würden bei kategorisch einer Quotenregelung wohl immer die gleichen Songs laufen, nämlich die, welche man auch sonst schon immer hört. Radio Z Nur bedingte Einer Quotierung müssten wir uns wohl fügen, auch wenn uns das schwer fallen würde. Ablehnung Schwyz Ablehnung Wir sind prinzipiell gegen weitere Auflagen. Eine Quotenregelung würde der Schweizer Szene kategorisch ausserdem gar nichts bringen. Gegebenenfalls könnten wir als Familienradio eine solche Quote durch gehäuften Einsatz von Volksmusik und Schlager bewältigen. Der Einsatz käme jenen zugute, die ja schon ihr Geld verdienen. Nachwuchsformationen hätten nichts davon. Wenn das Ziel in diesem Bereich liegt, wäre eine Massnahme wie die Quotierung sicherlich verfehlt. Ich glaube daran, dass sich Qualität von selber durchsetzt. Sunshine Ablehnung Quoten sind ein kompletter Schwachsinn. Wir lassen uns diesbezüglich nichts vorschreiben, vor kategorisch allem wenn man bedenkt, wir scharf die Lokalradios im Gegensatz zu anderen Medien beobach- tet und ausgemessen werden. Wir wollen einen grossen Publikumsgeschmack befriedigen. Wie wir das tun, ist unsere Sache. Wenn wir feststellen, dass das Publikum eine bestimmte Musik nicht wünscht, dann spielen wir sie nicht. Etwas anderes können wir uns gar nicht leisten. Das ist wie bei einem sonstigen Pro- dukt: wenn es schlecht ist, will es niemand, da können sie machen, was Sie wollen. Müssten wir mehr Schweizer Musik spielen, ginge das nur noch durch mehr Wiederholungen. Wir müssten tiefer ins Archiv steigen und Stücke hervorholen, die wir sonst gar nicht mehr ein- setzen würden. Damit wäre der Langweile-Kollaps aber auch schon vorgegeben. Unser Aufruf an die Schweizer Musiker: Wer einen Anspruch auf Mehrheitsfähigkeit erhebt, hat sich bitte auch danach zu richten. Thurgau Ablehnung Wir würden mit einem Gesetzesverstoss reagieren. Wir richten uns an die Hörer. Wenn die kategorisch manifestieren, dass mehr Musik aus der Schweiz laufen soll, würden wir dem Rechnung tragen. Aber einer gesetzlichen Vorschrift würden wir uns glatt verweigern. Das gäbe einen Volksauf- stand. Wir sind aus Prinzip dagegen. Wir würden dies als Bevormundung empfinden. Ausserdem wür- den dadurch die Leute in die Arme unseres stärksten Konkurrenten getrieben, einem ausländi- schen Programm, das hier sehr gut empfangen werden kann Wil Ablehnung Wir würden protestieren. In unserem Sendegebiet sind deutsche Programme zu empfangen, die kategorisch das bringen, was die Allgemeinheit hören will. Mit einem höheren Schweizer Anteil hätten wir bei den Leuten keine Chance mehr und würde unsere Überlebensfähigkeit abgegraben. Zürisee Ablehnung Wir lehnen eine Quotenregelung ab. Besonders wegen des Wiederholungseffektes. Es würden kategorisch immer die gleichen Titel laufen. Der Einsatz von Schweizer Stücken, die wir jetzt schon spielen, würde stark zunehmen. Musik ist das A und O einer Radiostation. Wenn wir wissen, dass wir damit gut fahren, warum sollen wir das ändern? Wenn unser Musikteppich nicht erfolgreich wäre, würden wir selber etwas ändern. Ein weiterer Ablehnungsgrund ist die gefährdete Wirtschaftlichkeit: Unser Musikprogramm be- steht aus Hits. Es müsste darum gehen, dass Hits aus der Schweizer Szene und nicht irgend- welche Neuheiten gespielt werden könnten.

Quotenregel: Vorschläge zur Ausgestaltung Die Zusatzfrage, wie eine Quotenregelung der oben beschriebenen Art aus der Sicht der betroffe- nen Sender zu gestalten sei und welche ergänzenden Massnahmen zu ergreifen seinen, beant- worteten elf der Befragten mit konkreten Vorschlägen. Dies hängt zum Teil mit der vehementen Ablehnung einer Quotierung zusammen. Nachstehend finden sich die Vorschläge pro Sender. Sie betreffen kulturpolitische Förderungsmassnahmen im Bereich der Musikkreation und Produktion,

Teil IV, Seite 57 Themenspezifische Auswertung eine Differenzierung nach Senderstandort respektive Sprachregion, eine Reduktion oder Staffe- lung der Quotenhöhe sowie einen Finanzausgleich.

Sender Quoten: Regelungsvorschläge der Sender Argovia Wer ein solches Gesetz erlassen würde, muss gleichzeitig die Bands finanziell unterstützen und damit einen Ausgleich schaffen für die weitgehend ausbleibende Förderung durch die hiesige Plattenindustrie. Es liegt wirk- lich nicht an der Musik, sondern an den Marketingmassnahmen und so weiter. So wie Gotthard oder DJ Bobo spielen viel Interpreten in den Übungskellern. Das merkt man beim Durchhören der Schweizer CDs. Da stimmt alles - bis auf die Produktion. Dafür fehlt den meisten das Geld. Hier müsste bei einer Quotenregelung parallel angesetzt werden. Basilisk Es wäre wichtig, auch die Sprachregionalität zu berücksichtigen. Für uns ist Berndeutsch soweit weg wie das Hochdeutsche, ja schon beinahe eine Fremdsprache. Es müsste Beachtung finden, dass die Dialekttraditionen in den Regionen sehr unterschiedlich sind. So sind uns auch die Bündner entfernter als die Elsässer. Es müsste auch etwas für die Förderung getan werden. Zum Beispiel Wettbewerbe, an denen sich alle Privatra- dios beteiligen und die unterstützende Beiträgen vergeben können, wären hier eventuell eine Massnahme. Doch auch dies wirft so viele Fragen auf, dass eine Umsetzung kulturpolitisch undenkbar würde. Selbst wenn sich ein Teil der führenden Sender zusammentun würde und ein solcher Talentwettbewerb radiotaugliche Künstler her- vorbringen würde, bleibt offen, welcher Einfluss daraus effektiv hervorgeht. BeO Eine Quotenregelung für Schweizer Musik in den Lokalsendern müsste ergänzt werden durch Auflagen für ande- re Medien und sonstige Stellen (z.B. Discos, Kinomusik, Veranstaltungen). Das wird absurd. Eine Quotierung der einheimischen Musik würde weitere Forderungen nach sich ziehen - dann wären wir schnell bei DDR- Verhältnissen. Canal3 Ziel müsste sein, die Herstellung von Musik zu unterstützen, die wir ohne Einschränkungen einsetzen könnten. Eulach Die Quote sollte bezüglich der Tageszeit nicht einschränkend sein. Wenn sie jemand in der Nacht erfüllen wollte, widerspricht dies sowieso dem Prinzip von Treu und Glauben. ExtraBERN Die Definition ‘Schweizer Musik’ müsste weitestmöglich ausgelegt werden können, also unter Einbezug von Auslandschweizern, hier lebenden Ausländern und in der Schweiz aufgenommene Produktionen. Es sollte nicht nur um eine Interpretenförderung, sondern auch um eine Unterstützung der Industrie, der Branche gehen. Ein weiterer Vorschlag betrifft die Zeit, innerhalb der die Quote gemessen würde. Ich plädiere für eine möglichst langfristige Messzeit, damit Schwankungen im Angebot ausgeglichen werden können. Gonzen Wichtig wäre die Bestimmung, dass die Erfüllung der Quote zu einem grossen Teil mit aktuellen Produktionen zu geschehen hätte. Ein bestimmter Quotenanteil müsste so festgeschrieben werden. Es braucht zudem staatliche Unterstützung für Schweizer Produktionen. Munot Wir würden uns an der Ausgestaltung einer unsinnigen Regelung nicht beteiligen, sondern diese höchstens bekämpfen. Sinnvoller fände ich es, wenn mal alle Musikverantwortliche der Privatradios zusammensitzen wür- den, um sich über die Thematik zu unterhalten Pilatus Eine Staffelung der Quote - im ersten Jahr vielleicht 10%, dann langsame Steigerung. Radio24 Das wichtigste Anliegen wäre eine Reduktion der verlangten Quote auf ein erträgliches Mass. Zürisee Wenn durch mehr Schweizer Musik die Programme an Qualität verlieren, weniger oft gehört werden und schliesslich die Werbeeinnahmen darunter leiden, müsste ein Ausgleich geschaffen werden. Solche wirtschaftli- che Auswirkungen müssten vom Gesetzgeber entschädigt werden, weil dieser für das Ganze verantwortlich wäre.

Zum Vergleich: Einschätzungen von DRS 3 und DRS 1 zu einer (hypo- thetischen) Quotenregelung

DRS 3 Nur mit reinen Quoten zu argumentieren, ist kurzsichtig, denn erstens würden davon wohl nur die schon bekann- ten Interpreten profitieren, zweitens kommt es darauf an, wann und in welcher Aufbereitung einheimische Musik zum Zuge kommt. Vielleicht liesse sich die Quote erhöhen, doch ginge dies bestimmt auf Kosten der engagierten Programme. Mit einer Quotierung ist dem Anliegen der Schweizer Musikszene nicht gedient. Eine Quotenregelung allein für die SRG-Sender kommt absolut nicht in Frage. Abgesehen davon, dass dies vom Leistungsauftrag nicht abgedeckt wäre. Jenen, die von uns immer mehr fordern, lege ich immer wieder ans Herz,

Teil IV, Seite 58 Themenspezifische Auswertung

sich mal die Situation bei den Privatradios anzuschauen. Diese haben ebenso einen Programmauftrag. Es wäre die Aufgabe der in diese Thematik involvierten Institutionen und Organisationen - etwa der SUISA - sich das einmal vorzunehmen. Es langt nicht, dass ein Medium alleine dazu verpflichtet wird, Förderung zu betreiben. Natürlich sind wir aufgrund unseres Auftrages diesbezüglich stärker sensibilisiert. Doch nur der Verbund der Medien kann etwas bewegen. Eine Quote ist nicht das richtige Instrument zur Gewährleistung einer breiten Szeneunterstützung. Sie kann nicht festlegen, was gesendet wird. Das hätte den Effekt, dass es zu mehr Wiederholungen käme. Unbekannte Grup- pen würden davon nicht profitieren. Das hinter einer solchen Forderung stehende Ziel kann nur durch Sensibilisierung und Motivation erreicht wer- den. DRS 1 Eine Quotenregelung wäre für DRS 1 eine absolute Katastrophe und für die Schweiz ein verherendes ‘Eigen- goal’. Radio ist grenzüberschreitend und neue Distributionsarten (DAB, Satellit, Internet etc.) kommen laufend hinzu. Wir rechnen zukünftig mit 200 Musikspartenprogrammen in der Schweiz. Wenn wir uns nun auf schweize- rische Interpreten und Autoren zurückziehen (müssen), wählen sich die Leute andere Angebote. Eine Quotierung würde allenfalls Sinn machen bei einer Monopolanstalt in einem konkurrenzfreien Gebiet. Doch das gibt es ja nicht mehr. Natürlich müssen wir dennoch Wege finden, die einheimische Musik zu verankern und das auch konzeptionell zu definieren. Das ist um so wichtiger, wenn die aktuellen Trends und Veränderungen einbezogen werden: Dazu zählen das Auseinanderdriften der Gesellschaft und die immer stärkere, im Ausmass schon beinahe perverse Segmentierung des Publikums. DRS 1 gibt der einheimischen Musik bereits eine hohe Priorität. Bis jetzt haben wir uns auf die Eigenverantwortlichkeit unserer Redaktionen verlassen. Eine weitere Regelung ist unserer An- sicht nach nicht nötig. Im übrigen können wir doch nichts gegen den anglo-amerikanischen Kulturexport ausrich- ten. Wenn es genügend Leute gibt, die Musik dieser Herkunft wünschen, lässt sich dagegen nichts unternehmen.

Teil IV, Seite 59 Zusammenfassung

Teil V: Zusammenfassung

Erstmals werden in dieser quantitativen wie auch qualitativen Studie die Situation der einheimi- schen Musik in den Schweizer Radioprogrammen sowie die damit zusammenhängenden Ein- schätzungen der Programmverantwortlichen umfassend analysiert. Basis bilden 1996 vorgenom- mene direkte Erhebungen und weitere Recherchen bei 22 deutschschweizerischen Lokalsendern, beim national empfangbaren Privatsender Eviva und - zu Vergleichszwecken - bei den drei Haupt- programmen von Schweizer Radio DRS.

Teil I Darin werden das Projekt und dessen Zielsetzung beschrieben sowie die Rahmenbedingungen und theoretischen respektive methodischen Grundlagen dargelegt. Dem Wirken der Radiosender und deren Programme stehen bekanntlich mehrere Ansprüche ge- genüber. In welche komplexen Zusammenhänge die Programmerstellung, das Musikformat und weitere publizistische Leistungen einzuordnen sind, ist zusammenfassend aus den beiden Schau- bildern ‘Musikformat im Wirkungszusammenhang’ und ‘Radiosender im Umfeld des nationalen Musikbusiness’ (in Teil I/4) zu erkennen. Bezogen auf die Fragestellung ergeben sich Ansprüche vor allem aus dem Anliegen der Schwei- zer Kulturschaffenden im allgemeinen und jenen der hiesigen Musikanbieter im speziellen nach einer ausgedehnteren Berücksichtigung ihrer Aktivitäten und Produkte. Andererseits operieren die Radioveranstalter unter variierenden Marktbedingungen sowie auf der Grundlage spezifischer Konzessionen. Bei der Würdigung der rechtlichen Situation wird festgehalten, dass der Gesetzge- ber sowohl für die regionalen wie auch nationalen Rundfunkveranstalter einen Leistungsauftrag formuliert, in welchem unter anderem die „Förderung des schweizerischen Kulturschaffens“ re- spektive „die möglichst breite Berücksichtigung schweizerischer Eigenleistungen“ enthalten ist. Daraus ist allerdings kein konkretes Mengenverhältnis - also auch keine Quote einheimischer Mu- sik - abzuleiten. Es erscheint grundsätzlich als eine Auslegungssache, ob die privaten und quasi öffentlich-rechtlichen Programmanbieter einem so pauschalen, nicht konkretisierten ‘Auftrag’ aus- reichend nachkommen. Ausserdem fehlten bis anhin Anhaltspunkte, die eine Beurteilung dieser spezifischen Medienleistung überhaupt zuliessen. Die Studie kann hierzu nun einige Fakten bei- steuern. Ebenfalls im Teil I wird der Fragekatalog vorgestellt und beschrieben, wie die Datenerhebung auf mehreren Ebenen vor sich ging beziehungsweise wo grundsätzliche Einschränkungen zu beach- ten sind. Konkrete quantitative Fakten sowie qualitative Resultate wurden hauptsächlich auf fol- gendem Weg erbracht: Direkte mündliche Erhebungen bei den Programmverantwortlichen mittels halb standardi- siertem Fragebogen Auswertung von Programmunterlagen und weiteren verfügbar gemachten Dokumenten Stichprobenanalyse der Musikprogramme und der redaktionellen Beiträge zu einheimischer Musik im Juni 1996 Auswertung von Sekundärquellen (v.a. SUISA-Daten).

Teil V, Seite 1 Zusammenfassung Teil II Hier werden die Ergebnisse aus der direkten Erhebung sowie der Programmanalyse im Juni 1996 pro Privatstation vorgelegt. Sie sind sowohl vom Umfang als auch der Datenqualität her sehr un- terschiedlich.

Teil III Dieses Kapitel enthält analog die Erhebungs- und Rechercheergebnisse zu DRS 1, DRS 2 und DRS 3. Einleitend werden Gemeinsamkeiten der DRS-Programme dargestellt. Im Gegensatz zu den meisten Privatsendern stellte Schweizer Radio DRS ausführliche Dokumentationen (Pro- grammkonzepte, Nachweise einheimischer Eigenproduktionen etc.) zur Verfügung, die im Sinne einer umfassenden Würdigung der auf einheimische Musik bezogenen Bestrebungen dieser sprachregionalen Programme möglichst vollständig wiedergegeben werden.

Teil IV Darin sind die Ergebnisse thematisch geordnet. Damit lassen sich zusammenfassend wichtige Anhaltspunkte zu den Bedingungen gewinnen, unter denen die deutschschweizerischen Lokal- sender einheimisches Musikschaffen einbeziehen. Aus den umfangreichen Resultaten seien hier einige herausgegriffen: Musikredaktion: Insgesamt verfügen die befragten 23 Sender über 15.2 Vollstellen für den mu- sikredaktionellen Bereich. Die Mehrheit hat für die damit verbundenen Aufgaben allerdings Teil- pensen eingerichtet (im Schnitt zu 66%), während ein Fünftel gar ganz ohne feste Musikredaktion operiert. Der Musikanteil der Privatsender liegt bei durchschnittlich 80% (bei Nennungen zwischen 75 und 95%). Der grösste Teil des Programms wird - nicht zuletzt dank einer fortgeschrittenen Automati- sation - also mit vergleichsweise bescheidenem personellen Aufwand betrieben. In den DRS- Programmen sieht die Situation anders aus: Einerseits werden tiefere Musikanteile angegeben (vor allem bei DRS 1 und DRS 2), andererseits stehen wesentlich höhere musikredaktionelle Res- sourcen zur Verfügung. Nur ein Drittel der Privatstationen hat einheimische Musik im Musikkonzept explizit einbezogen, lediglich drei davon mit einer Mengenvorgabe. Die grosse Mehrheit lehnt eine entsprechende Re- gelung ab. Bei den DRS-Programmen dagegen wird CH-Musik im Konzept ausdrücklich erwähnt. Sieben von zehn Stationen vermuten bei ihrem Publikum sehr kleines bis mittleres Interesse an einheimischer Musik. Nur vier Stationen (17%) führen eigene Erhebungen zu den musikalischen Bedürfnissen ihres Zielpublikums durch. Diesem Umstand kommt insofern Bedeutung zu, als viele Sender sich in bezug auf die eingeschränkte Menge einheimischer Musik gerade auf die Publikumsbedürfnisse berufen. SR DRS betreibt regelmässige Präferenzstudien. Im Durchschnitt sind in den Programmen der Schweizer Lokalradios monatlich etwa 16 Interviews mit Musikschaffenden zu hören (bei grossen Differenzen); im Schnitt werden dabei rund 60% ein- heimische Künstler berücksichtigt. Vier Stationen haben angegeben, monatlich 10 und mehr CH- Interviews zu senden. Drei Viertel der befragten Privatstationen verfügen über sogenannte ‘CH-Specials’, also Sende- gefässe mit ausschliesslich oder mehrheitlich einheimischer Musik. Meistens werden ein bis zwei solche Gefässe offeriert. In diesem Rahmen bewegt sich auch das Angebot auf DRS 2 und DRS 3, während DRS 1 neun Sendegefässe führt.

Teil V, Seite 2 Zusammenfassung Anteil der einheimischen Musik im Musikprogramm: Zu diesem zentralen Aspekte der Analyse wurden gleich mehrere Indikatoren ausgewertet (Details und Einschränkungen dazu im Be- richtsteil), die nachfolgend zusammengeführt werden. Indexierung CH-Musikanteil: Hier vereint werden vier verschiedene Messungen zum Anteil der einheimischen Musik im Programm: erstens die vom Sender selbst geschätzte Quote, zweitens die mittels Programmanalyse im Juni 1996 ermittelten Werte sowie die beiden Jahresdurchschnit- te der SUISA-Erhebungen. Damit werden die Unterschiede zwischen den einzelnen Sendern ak- zentuiert.127 CH-Anteil im Musikprogramm: Übersicht und Mittelwerte (in %) Anm.: *)= Datengrundlage eingeschränkt, **)= sehr eingeschränkt Programmanalyse SUISA-Erhebung SUISA-Erhebung Index- Sender Senderschätzung Juni 1996 1995 1994 Mittelwert

BeO 27.5 39.9* 25.3 11.3 26.0 Gonzen/Rheintal 10.0 .** 17.1 25.8 17.6* LoRa 20.0 17.3** 6.4 8.9 13.1* ExtraBERN 7.0 6.0 5.2 20.0 9.6 Sunshine 8.5 17.6 6.6 5.8 9.6 Munot 5.0 2.4 12.1 11.7 7.8 Schwyz 5.0 3.0** 9.7 9.0 6.7* Thurgau 6.0 .** 5.5 6.4 6.0* Förderband 8.5 4.2 4.8 4.8 5.6 Canal3 10.0 2.1 3.6 5.5 5.3 Eulach 13.0 3.4 2.0 2.1 5.1 Wil 2.0 3.7** 4.7 8.2 4.7* Pilatus 9.0 2.88* 2.7 2.2 4.2 Radio 32 6.0 3.85 2.2 4.8 4.2 Zürisee 4.0 1.5 4.0 4.0 3.4 Radio 24 2.5 2.88 2.8 3.7 3.0 Basilisk 2.0 3.46 2.8 2.2 2.6 Edelweiss 2.25 2.4 3.6 1.7 2.5 Radio Z 3.5 .** 1.7 1.9 2.4* Aktuell 2.0 2.2 2.5 2.3 2.3 Argovia 3.0 0.3 2.5 3.0 2.2 Grischa 1.0 2.7 2.2 2.4 2.1 ∅ Lokalsender 7.2 5.5 5.9 6.7 6.6

Eviva 70.0 75.4* 57.3 60.1 65.7

DRS 1 20* 34.25 17.7 17.9 22.5 DRS 2 17 16.1 12.7 11.1 14.2 DRS 3 8 9.4 6.6 8.5 8.1 ∅ DRS-Sender 15.0 19.9 12.3 12.5 14.9

127 Beim Indexwert von DRS 1 handelt es sich um eine Teilschätzung: Da der Sender keine Angaben zum vermute- ten CH-Anteil abgeben wollte, wurde hier ein Durchschnittswert von 20% eingesetzt.

Teil V, Seite 3 Zusammenfassung Spielraum für mehr Schweizer Musik: Nur die Hälfte der Befragten sieht Möglichkeiten, ohne nachteilige Änderung des Programmkonzeptes mehr einheimische Titel berücksichtigen zu kön- nen. Bei der anderen Hälfte ist eine Steigerung offenbar ausgeschlossen. ‘CH-Bonus’: Die Frage, ob Schweizer Musik gegenüber ausländischer in irgendeiner Weise eine Bevorzugung erfährt, wenn diese musikalisch etwa gleichwertig eingestuft wird, verneint ein Drittel der Antwortenden klar, während ein Viertel ‘eher’ und ein Sechstel ‘immer’ Bevorzugung gewährt. Qualitative Aussagen dazu finden sich im entsprechenden Auswertungsabschnitt. Beurteilung der Menge und Qualität von CH-Neuerscheinungen: Überdurchschnittlich häufig wird auf die (zu) grosse Zahl der Neuveröffentlichungen hingewiesen. Was die Qualität betrifft, machen die meisten Stationen auf eine festgestellte Verbesserung und die grossen Unterschiede aufmerksam. In einer grossen Zahl der Antworten zur Qualität geht es allerdings um die unzurei- chende Rücksichtnahme der Musikschaffenden und Produzierenden auf musikalische Anforde- rungen der Privatsender: 11 Befragten vermerken, dass gemäss den bestehenden Programmpro- filen für einheimische Musik mehrheitlich keine Eignung auszumachen sei. In vier Antworten wird zudem erklärt, dass von einheimischen Musikschaffenden die Marktbedürfnisse unzureichend be- rücksichtigt würden. Effektive Unterstützungsmassnahmen: Abgesehen von der Programmierung und der redaktio- nellen Berücksichtigung am weitaus häufigsten erfolgt eine Unterstützung der einheimischen Mu- sikszene durch das Veranstalten von Auftritten respektive die Teilnahme an solchen Veranstaltun- gen - worunter auch sogenannte Patronate und Sponsoring fallen. Sehr viel seltener werden Wettbewerbe mit Schweizer Musikschaffenden durchgeführt. Im Auswertungsteil vermittelt ein eigens erstellter Förderungsindex Anhaltspunkte zur unterschiedlichen Praxis der Sender. Die Verhältnisse bei den DRS-Programmen sind im Teil III erläutert. Senderinterne Massnahmen zur Steigerung der CH-Quote: Am aussichtsreichsten bewertetet werden Entwicklungen im Bereich Aktionen & Wettbewerbe mit CH-Künstlern sowie im Bereich einer (intern erwirken) verbesserten Kenntnis über die Schweizer Musikszene und deren Tonträ- gerneuheiten. Die Hälfte der Stationen lässt durchaus die Bereitschaft erkennen, durch interne Richtlinien und musikredaktionelle Leistungen eine Erhöhung ihres Schweizer Musikanteils zu be- werkstelligen. Als weniger chancenreich beurteilt werden die Zusammenarbeit mit aussenstehen- den Programmanbietern, eine bessere Verfügbarkeit der Tonträger und die Einrichtung einer ei- gentlichen Schweizer Playlist. Massnahmenvorschläge zur Verbesserung der Situation der einheimischen Musik in den Programmen: Nach Ansicht der Programmverantwortlichen käme in ihren Sendungen ein (noch) höherer Anteil einheimischer Musik vor allem durch drei eng zusammenhängende Faktoren zu- stande: Erstens durch eine stärkere Ausrichtung der Musikkreation an den Bedürfnissen der Sen- der, also vor allem am Musikkonzept. Zweitens durch ‘gefälligere’ Songs, also harmonischere, melodiösere, eingängigere und weniger anspruchsvolle, experimentelle Kompositionen. Drittens durch eine ausgeprägtere Orientierung der Komponisten und Interpreten an den Bedürfnissen des Marktes, des breiten Publikumsgeschmacks. In den weiteren Rängen finden sich professionellere Produktionen, eine verstärkte Initiative der Schallplattenindustrie, ein höheres Publikumsinteresse und mehr Veranstaltungen einheimischer Gruppen im Einzugsbereich. Andere Vorschläge (siehe Auswertung) werden polarisiert beurteilt oder es wird ihnen nur geringe Wirkung zugesprochen. Die Haltung zu einer - zwangsweise - sehr wirkungsvollen, aber heftig umstrittenen Massnahme, der Quotenregelung, wurde separat erfragt. Quotenregelung aus der Sicht der Sender: Die Sender wurden mit einem hypothetischen, pro- vokativen Szenario konfrontiert: Was würden die Programmverantwortlichen davon halten, wenn sie per Gesetz einst dazu angehalten würden, in ihrem Musikprogramm am Tag einen Anteil von 25% Musik aus der Schweiz zu berücksichtigen? Die - wenig erstaunliche - Ablehnung ist massiv:

Teil V, Seite 4 Zusammenfassung Mehr als zwei Drittel der Stationen machen eine absolute Zurückweisung unter allen Umständen geltend. Weitere fünf Sender sind bedingt gegen eine solche Vorschrift. In einem Fall hoben sich Pro und Kontra auf; nur ein Sender vermerkte eine bedingte Zustimmung. Bei mehr als der Hälfte der Stationen wird in etwa nach folgendem Schema argumentiert: Eine 25%-Quote hätte einen negativen Einfluss auf die Programmqualität, weil es damit - unter Einhal- tung des Musikformates - zu einer häufigeren Wiederholung von Schweizer Titeln käme, die den Senderkriterien entsprechen. Wenn der Quotenregelung durch eine Programmierung älterer Titel begegnet würde, käme es zu einem Aktualitätsverlust. Beides führe zur Ablehnung beim Publi- kum, womit die Einschaltquote sinken und die Wirtschaftlichkeit des Senders gefährdet würde. Ähnliche Begründungen und Kausalitäten werden aus dem Kreis jener Stationen vorgebracht, deren Schweizer Anteil marginal ist. Es liegt auf der Hand, dass Diskussionen, Überzeugungsar- beit und Massnahmen vor allem in diesem Bereich sehr wirkungsvoll wären.

Gesamtindex: Umgang mit einheimischer Musik Der Index CH-Musikanteil wird nun mit weiteren zusammengefassten Indizes ergänzt, um eine - grob vereinfachende - Gesamtsicht zum Umgang der Sender mit einheimischer Musik vermitteln zu können. Dabei ist es unerlässlich, die detaillierten Daten einerseits zu verdichten, andererseits zu gewichten, damit die unterschiedlichen Messwerte miteinander in Einklang gebracht werden können. Der Gesamtindex setzt sich aus folgenden Teilindizes zusammen:

Bezeichnung Gewichtung in % Index CH-Musikanteil 44.4 Index Förderung CH-Musik 11.1 CH-Bonus (Bevorzugung) 8.9 CH-Musik im Programmkonzept 8.9 Angenommenes Publikumsbedürfnis 8.9 Zeit für CH-Specials 8.9 Zahl CH-Interviews 8.9 Total Gesamtindex 100.0

Der aus vier Komponenten bestehende Index ‘CH-Musikanteil’ wird seiner Bedeutung entspre- chend mit 44.4% gewichtet. Der ebenfalls aus mehreren Komponenten errechnete Index ‘För- derung CH-Musik’ erhält in diesem Variablenkorb einen Anteil von 11.1% (Details sind dem Ab- schnitt Förderungsmassnahmen zu entnehmen). Die weiteren Teile des Gesamtindexes sind mit je 8.9% gewichtet.128 Daraus ergibt sich folgende Hierarchie:

128 Massgebend für die Festlegung der Werte ist das in den einzelnen Teilvariablen erreichte Maximum. Auf einen Vergleich mit den DRS-Programmen muss verzichtet werden, da von diesen Sendern unzureichende Angaben vorliegen.

Teil V, Seite 5 Zusammenfassung

Gesamtindex

Zürisee

Thurgau

Radio 24

Aktuell Interview-Zahl Basilisk Specials-Zeit Pilatus Publ.-Bedürfnis Wil Konzept Radio Z CH-Bonus Edelweiss Index Förderung Argovia Index CH-Anteil Sunshine

Munot

Grischa

Radio 32

Schwyz

Canal3

Eulach

Gonzen

LoRa

Förderband

ExtraBERN

BeO

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200

Weit obenaus schwingt in dieser Gesamtindexierung Radio BeO. Dafür verantwortlich sind - ent- sprechend der Gewichtung der Indexkomponenten - der weit überdurchschnittliche CH-Anteil im Musikprogramm, die maximale Specialszeit respektive Interviewzahl, das sehr hoch eingeschätzte Publikumsbedürfnis nach einheimischer Musik, der angegebene CH-Bonus sowie die von diesem Sender vermerkten aktiven Förderungsmassnahmen. Mit einigem Abstand folgen die anderen beiden Berner Sender, ExtraBERN und Förderband. Etwa punktgleich mit diesen liegen das alternative Zürcher LoRa und das ostschweizerische Radio Gonzen/Rheintal. Ebenfalls überdurchschnittliche Punktzahlen erreichte Radio Eulach aus Winter- thur. Im oberen Mittelfeld finden sich in dieser Zusammenfassung die Sender Canal3 aus Biel, Radio Schwyz und Radio 32 aus Solothurn. Mittlere Werte resultieren bei Grischa, Munot, Sunshine und Argovia. Im unteren Mittelfeld angesiedelt sind die städtischen Grosssender Radio Z, Pilatus, Basi- lisk und Aktuell. Am Schluss zu liegen kommen aufgrund der tiefen CH-Quoten sowie der Punkt- verluste in den anderen Elementen dieses Gesamtindexes, teils aber auch wegen fehlenden An-

Teil V, Seite 6 Zusammenfassung gaben, die Stationen Radio 24 aus Zürich, Radio Thurgau und - mit Abstand - Radio Zürisee. Wie sich der Gesamtindex in genauen Zahlen zusammensetzt, ist aus der nachstehenden Tabelle er- sichtlich.

Statistische Details: Berechnungsgrundlage für den Gesamtindex

Sender Index CH- Index För- CH-Bonus Konzept Publ.- Specials- Interview- Gesamt- Anteil derung Bedürfnis Zeit Zahl Index BeO 104.0 17.5 20 0 16 21.8 20.0 199.3 ExtraBERN 38.2 25 20 0 0 5.8 12.0 101.0 Förderband 22.3 20 15 20 12 1.9 4.8 96.0 LoRa 52.6 10 15 0 12 0 5.6 95.2 Gonzen 52.9 10 15 0 8 0.6 8.0 94.5 Eulach 20.5 7.5 15 20 16 3.2 5.0 87.2 Canal3 21.2 7.5 10 20 8 2.9 3.2 72.8 Schwyz 26.7 15 0 0 16 6.0 9.1 72.8 Radio 32 16.9 5 20 20 4 0.5 4.2 70.6 Grischa 8.3 17.5 0 10 8 2.9 19.2 65.9 Munot 31.2 5 15 0 8 5.8 0 65.0 Sunshine 38.5 12.5 0 0 8 1.9 1.3 62.2 Argovia 8.8 22.5 10 10 4 1.8 4.0 61.1 Edelweiss 10.0 5 10 20 8 0 2.4 55.4 Radio Z 7.1 17.5 15 0 8 1.9 2.3 51.8 Wil 18.6 10 10 0 4 1.9 6.0 50.5 Pilatus 16.8 10 10 0 4 0 0 40.8 Basilisk 10.5 12.5 0 0 4 0 10.0 37.0 Aktuell 9.0 10 0 0 8 1.3 6.0 34.3 Radio 24 11.9 2.5 10 0 4 0 1.5 29.9 Thurgau 17.9 0 0 0 8 1.2 0 27.1 Zürisee 13.5 0 0 0 4 0 0 17.5

Teil V, Seite 7 Zusammenfassung

Ein Nachwort Es war nicht die Aufgabe dieses Forschungsprojektes, Aussagen über die Qualität der Program- me herzuleiten, also nicht direkt die Frage zu beantworten, ob einheimische Musik von den Sen- dern nun „ausreichend“, „angemessen“ oder in zu geringem Umfang berücksichtigt wird. Hingegen finden sich in der Studie durchaus Anhaltspunkte für eine differenzierte Argumentation: Einige Sender erbringen im Bereich der einheimischen Musik substanzielle Programmleistungen, andere weisen teils starke Defizite auf. Doch letztlich geht es, wie gesagt, hier weniger um eine Würdi- gung, die sich eine Entscheidung über Qualität anmasst, sondern um das Erbringen von Grundla- gen. Dafür wurde in dieser Erhebung ein immenser Aufwand betrieben. Es erwies sich als weitaus komplizierter, einigermassen vergleichbare, repräsentative Daten beizubringen, als dies in der Planungsphase konzipiert wurde. Auch den Befragten wurde einiger Aufwand zugemutet. Durch diesen Sonderaufwand kompensiert wurde aus in der sozial- und medienwissenschaftlichen Er- kenntnisgewinnung bekannter Umstand: Generalisierbare Aussagen müssen auf vergleichbaren Beobachtungen beruhen – doch diese zu erbringen, wird umso schwieriger, je verschiedenartiger die Strukturen und Handlungsmuster im analysierten ‘Feld’ sind. Hinzu kommt oft, wie in diesem Fall auch, die unterschiedliche, teils sehr erschwerte Zugänglichkeit der erforderlichen Informatio- nen. Sollte es nicht bei dieser Momentaufnahme, einer einmaligen Bestandsaufnahme bleiben, sondern - zum Beispiel als Basis für Diskussionen und Entscheidungen - auch in Zukunft Transparenz be- stehen, müssten vor allem bei der ‘programmstatistischen Grundversorgung’ Änderungen eintre- ten. Konkret: Ohne eine genauere Erfassung der Titel, insbesondere des ‘CH-Kriteriums’ (Schwei- zer Interpreten, Urheber) und der Auflage zur Registrierung respektive Weitergabe dieser Anga- ben zu Analysezwecken, lässt sich nur in noch aufwendigeren Annäherungen ermitteln, wieviel einheimische Musik an den Sendern über einen längeren Zeitraum wirklich eingesetzt wird. Eine substanzielle Veränderung (d.h. eine Steigerung des CH-Anteils) hängt natürlich nicht von Forschungsresultaten ab, sondern muss sich entwickeln. Am wirkungsvollsten geschieht dies ent- weder aufgrund eines ‘Marktdrucks’ (Publikumsbedürfnisse, Einschaltquoten), durch Einsichten der Programmacher selber (Selbstregulierung), oder auf der Grundlage eines gezielt gesuchten Dialogs mit interessierten Kreisen, namentlich den Musikanbietern. Es fragt sich, wieweit die Ver- antwortlichen der Sendestationen bereit sind, auf ein solches Vorgehen ohne Druck von aussen einzutreten. Wie die Untersuchung ergibt, wären gesetzgeberische Massnahmen in diesem Be- reich nur gegen den erbitterten Widerstand einer Mehrheit der Rundfunkveranstalter durchzuset- zen. Ein Katalog denkbarer nächster Schritte und Vorkehrungen beginnt daher bei den Verbesserun- gen im Bereich der Programmstatistiken und dem Ausschöpfen bestehender Spielräume bei Sen- dern mit tiefen CH-Anteilen. Es folgen Massnahmen, die auf eine vermehrte Berücksichtigung durch neue Anreize zielen oder die sich aus dem Dialog zwischen Sendern und den Anbietern ergeben. Zur besseren Abstützung von Programmierungsentscheiden kann auch eine diesbezüg- lich verbesserte, gezieltere Musikforschung angeregt werden. Nicht zu vernachlässigen sind die aus der vorliegenden Analyse hervorgegangenen Hauptbedürfnisse der Sender namentlich nach einem auf sie abgestimmten Musikangebot. Erst an letzter Stelle zu finden sind regulierende, ver- pflichtende Massnahmen auf gesetzlicher Ebene.

Teil V, Seite 8 Zusammenfassung

Massnahmen Angesprochene Stellen 1 Bessere Statistik (d.h. Grundlagen), permanente Initiative durch Konzessionsbehörde, Transparenz. Klarheit über langfristige Verhältnis- Gesellschaften für Urheber- und Leis- se tungsschutzrechte. Gestaltungsvor- schläge, Ausführung durch Sender 2 Spielraum ausschöpfen, senderinterne Massnah- Vor allem die Sender mit tiefen CH- men ergreifen (vgl. Teil IV, Punkt 20) im Sinne Anteilen; Programmverantwortliche. einer Selbstverpflichtung: Definition und Umset- Initiative durch Interessensvertretungen zung eines auf einheimische Produktionen bezo- genen Kulturauftrages (im Sinne eines Kodexes). 3 Anreize schaffen (d.h. ohne Regulationen Verbes- Kulturfördernde Instanzen, Interes- serung erzielen) sensvertretungen der Musikanbieter 4 Dialog mit den Sendern und Programmverantwort- Zielgruppe: Privatstationen und deren lichen aufnehmen; Diskussionsplattform schaffen Verbände. SRG-Stellen (DRS- (Voraussetzung: Funktionierende Interessensver- Programme) tretung) Initiative: Interessensvertretungen Mu- sikanbieter, Kulturstellen 5 Ermittlung von Publikumsbedürfnissen in bezug Sender, publikumsforschende Stellen auf einheimische Musik (bestehende Defizite kor- rigieren). 6 Angebot modifizieren: Bedürfnisgerechtere Pro- Musikschaffende, Produzierende, An- dukte (vgl. Teil IV, Punkt 19). bieter Musik- und kulturfördernde Stellen 7 Verbesserungen im Informationsbereich, Koordi- Vertriebe, Medien, Fachmedien, Sen- nation der Musik- und kulturfördernde Stellen 8 Konkretisierung des Leistungsauftrages in der Gesetzgeber, Parlament, Mediengesetzgebung in bezug auf einheimisches Konzessionsbehörden Musikschaffen 9 Falls unumgänglich: Medienrechtliche Regulation Gesetzgeber, Parlament, im Sinne einer Mindestquote für einheimische Mu- Konzessionsbehörden sik; Begleitmassnahmen

Eher hinderlich bei der Artikulation von Ansprüchen an die Programmhersteller, den Gesetzgeber, das politische System und die Kontrollinstanzen (Behörden) ist allerdings der vergleichsweise tiefe Organisationsgrad der Musikschaffenden und Musikanbieter. Dies betrifft vor allem die Populär- musik.129 Es wäre angezeigt, hier Strukturen zu schaffen, respektive bestehende zu verbessern und zu stärken, damit die Wahrnehmung institutioneller, kulturpolitischer Aufgaben gezielter erfol-

129 „Anders als in vielen Ländern ist unsere Rockszene keine organisierte Gemeinschaft, die ihre Ansprüche, Wün- sche und Forderungen gegenüber der Öffentlichkeit, dem Staat, den Medien und der Wirtschaft anmelden und bestenfalls durchsetzen kann. Klar, Rockmusik ist überall auf der Welt aufmüpfig und chaotisch, ein Widerhaken, der nicht zum ‘System’ gehören will. Das heisst aber nicht, dass man sich für bestimmte Anliegen nicht zusam- mentun soll (wie das in anderen Kultursparten oder in anderen Ländern geschieht). Bei allem Respekt vor den Leistungen der Selbsthilfegruppen und der vielseitigen Tätigkeit der Action CH-Rock (die als Dachverband über die letzten Jahre mit einem sehr bescheidenen Budget auskommen musste): Unsere Szene ist zersplittert; der Schweiz fehlt eine schlagkräftige Rock-Lobby.“ (Action Rock-Guide, S. 17).

Teil V, Seite 9 Zusammenfassung gen kann und die unten genannten Interessensvertretungen überhaupt erst richtig funktionsfähig werden können.130

Abschliessend sei noch einmal deutlich gemacht, dass sich diese Studie auftragsgemäss weitge- hend auf die Perspektive der Programmanbieter abstützt. Damit konnten grosse Lücken geschlos- sen und eine von vielen Seiten geforderte Transparenz erbracht werden. Nicht zu Wort gekom- men ist jedoch die ‘Gegenseite’, d.h. Kreise mit - teils durchaus berechtigten - Ansprüchen an die Rundfunkstationen. Es erscheint also dringend notwendig, ergänzend die Erfahrungen und Argumentationen der ge- nannten Kreise einzuholen: Dies betrifft zum einen die Musikschaffenden, die Interessensvertre- tungen der Kultur-, Musik- und Unterhaltungsszene etc., zum anderen die Musikindustrie, die Pro- duzierenden. Nur durch entsprechende zusätzliche Abklärungen, die den Einschätzungen der Programmanbieter gegenübergestellt werden, kann eine Evaluation zum Themenkreis ‘Einheimi- sche Musik in den Radioprogrammen’ alle bedeutenden Aspekte umschliessen.

130 Im Genre Popmusik wurden durch die Kooperation des Schweizer Musikrats mit der Action CH-Rock und dem damaligen Rockrat bereits Anläufe unternommen. Durch regelmässige Gespräche konnte zum Beispiel DRS 3 zu einer höheren CH-Quote bewegt werden. Eine mit über 30'000 Unterschriften versehene Petition für mehr Rock und Pop am Schweizer Fernsehen versandete allerdings. Es ist anzunehmen, dass eine ähnliche, auf die Privatsender ausgerichtete Aktion - gepaart mit einem Dialog - nicht wirkungslos bleiben würde. Zum Vergleich: Ende 1996 wurde der Deutsche Rock & Popmusikerverband mit einer von prominenter Seite unterstützten ‘Deklaration’ vorstellig. Darin werden Gesetze gefordert, welche die Privatstationen zur Ausstrah- lung von mindestens 40% einheimischer Musik verpflichten.

Teil V, Seite 10 Zusammenfassung

Nachtrag im April 2001 Die vorliegende, 1997 erstellte Studie gab den direkt betroffenen Musikkreisen Anlass zu ver- schiedenen kultur- und medienpolitischen Interventionen. So wurde 1998 die «Petition für mehr einheimische Musik in den Lokalradioprogrammen» lanciert. Nachdem diese keine spürbaren Veränderungen erbrachte, formierte sich Ende 2000 eine noch breitere Interessensgemeinschaft, die 2001 unter der Führung der Musiklobby Action CH-Rock und im Zusammenhang mit der an- stehenden Revision der Radio- und Fernsehgesetzes eine Quotenregelung für einheimische Mu- sik forderte und in einen weiteren Dialog mit den Verantwortlichen der SRG SSR idée suisse tra- ten. Die vielfältigen Aktivitäten der Initianten, darunter die Publikation einer Zeitung zum Thema, sind unter www.radiomisere.ch zusammengefasst. Der Verfasser der vorliegenden Studie sprach anlässlich eines Symposiums am 27.4.2001 über den Zwischenstand der Debatte. Aus dem Manuskript gehen die wichtigsten Vorgänge nach der Veröffentlichung der Studie hervor. Es wird darum hier in Auszügen wiedergegeben:

Einheimische Musik in den Schweizer Radioprogrammen131

Einführung von Frank Hänecke

Die Veranstalter dieses Symposiums haben mich gebeten, im Sinne einer Einführung zum folgen- den Podiumsgespräch eine Einordnung vorzunehmen, d.h. einige Fakten zum Thema zu präsen- tieren - und kurz auch Ergebnisse meiner Studie von 1997. Dass auch in der aktuellen Debatte immer wieder auf die Studie «Einheimische Musik in den Schweizer Radioprogrammen - Fakten und Einschätzungen aus den Redaktionen» zurückgegrif- fen wird, hängt wohl vor allem damit zusammen, dass • sie sich mit den verschiedenen Aspekten der Thematik sehr ausführlich auseinanderge- setzt hat, • bis heute keine vergleichbaren Untersuchungen vorgenommen worden sind, • sich im Grundsatz an der Situation in den letzten Jahren nicht viel geändert hat

Das gilt zum einen für die bezogenen Positionen: Hier die Verfechter des freien Marktes und der Programmautonomie - dort die armen Kulturmenschen, die von Übermacht des kommerziellen Unterhaltungsmarktes erdrückt werden. Hier die privaten Unternehmer, die Produkte wie Sendun- gen, Programminhalte oder eben Tonträger verkaufen und sich in ihr Geschäft nur ungern drein- reden lassen – dort die Enthusiasten, Idealisten und Illusionisten, die das Gegenüber auf dem gemeinsamen Markt gerne diszipliniert hätten. Von Letzteren hört man oft: «das Radio hat den Musikproduzierenden zu dienen» oder «wer ins Programm will, muss sich den Wünschen des Publikums fügen». Natürlich ist alles viel komplizierter: Die Fragen, wie es um die einheimische Musik in den Medien steht, warum nicht mehr davon in den Programmen der privaten und öffentlich-rechtlichen Sen- dern zu hören ist – wie viel ist es tatsächlich, wann ist es genug? -, die Fragen nach dem «Erfolgs- rezept» und dem angemessenen Verhalten auf dem Markt – auf all diese Fragen sind keine einfa- chen Antworten möglich. Denn wir bewegen uns hier in einem komplexen System, das von mehre-

131 SVMV: Praxisorientiertes Musiksymposium 2001, Eröffnungsreferat

Teil V, Seite 11 Zusammenfassung ren Akteuren mit unterschiedlichen Interessen geprägt ist, ein System, das aus mehreren Teilen besteht – und das selbst Teil von grösseren Systemen ist. Gemeint sind hiermit vor allem der nationale und internationale Tonträgermarkt sowie der regiona- le, gesamtschweizerische und internationale Radiomarkt. Hier bestehen vielfältige gegenseitige Abhängigkeiten und Sachzwänge – vor allem letztere gilt es wohl aufzubrechen, wenn sich die Situation für das einheimische Musikschaffen verbessern soll. Neben der rein wirtschaftlichen Be- trachtungsweise gibt es noch weitere, etwa eine kulturelle – und auch auf dieser Ebene tummeln sich verschiedene Interessensgruppen, die ihr Heu nur ausnahmsweise auf der gleichen Bühne haben. In der erwähnten Studie habe ich eine Gesamtschau und Bestandsaufnahme versucht, die mit einer Auslegeordnung beginnt und eben diese unterschiedlichen Ebenen und Interessen aufzeigt. Zur Klärung der grundsätzlichen Frage nach dem Umgang der hiesigen Radiosender mit Schwei- zer Musik wurden konkrete quantitative Fakten sowie qualitative Resultate erbracht: (...) Wie Sie wissen, hat die Untersuchung einigen Staub aufgewirbelt und zu verschiedenen Aktivitä- ten geführt. Allerdings fragt man sich heute, was sich in der Angelegenheit überhaupt getan hat, auch schon vorher. Hier lohnt sich ein kurzer Blick in die Vergangenheit: Bereits Ende der 80er-Jahre hat sich ja eine «Interessensgemeinschaft für mehr CH-Musik in den Radioprogrammen» formiert. Diese Gruppierung brachte Anliegen auf den Tisch, die der einhei- mischen Musikszene schon lange unter den Nägeln brannte. Gefordert wurde schon damals unter anderem die Gleichstellung von Rockmusik mit anderen Genres, die Anerkennung als Kulturform und die bessere Berücksichtigung heimischer Pop- und Rockmusik in den Medien, insbesondere den Radioprogrammen. Es kam zu regelmässigen Treffen mit Verantwortlichen, namentlich von DRS-3. In der Folge wurde in diesem Programm tatsächlich etwas mehr CH-Musik eingesetzt und auch sonst mehr für die Szene getan. Inzwischen sieht es wieder ganz anders aus. Was das Fernsehen betrifft, hatten die Action CH-Rock, der «Rockrat» und der Schweizer Musik- rat schon 1990 die legendäre «Petition für mehr Rock und Pop am Schweizer Fernsehen» lanciert. Sie erbrachte 30'000 Unterschriften und einen grossen Rückhalt sowie von der SRG ein Signal zur Gesprächsbereitschaft, doch wurde dem Wunsch nach mehr (v.a. einheimischer) Musik schliess- lich nicht stattgegeben. Heute hat die Schweizer Rock- und Pop-Musik nicht etwa mehr Sendezeit in beiden SRG-TV-Programmen als in den 80ern – im Gegenteil: auch hier wurde abgebaut. Auch aus diversen anderen Musikgenres kamen Vorstösse. Hier sei etwa an die Belagerung von DRS-1 durch die Volksmusikanhänger von Mitte der 90er-Jahre erinnert, oder an die einzelkämp- ferischen Aktionen diverser Betroffener. Ferner hat sich unter der Ägide von SUISSECULTURE in den 90ern eine weitere Diskussion auf einer quasi höheren Ebene entfacht, in der es nicht nur um die Musik, sondern um den Stellenwert des einheimischen Kulturschaffens insgesamt ging. Immer wieder kam es zu Hearings von Kulturverbänden und zu Tagungen, an denen die Verantwortlichen der SRG mit allen möglichen Forderungen konfrontiert wurden - und dabei sogar das eine oder andere Zugeständnis machten. Insgesamt muss aber auch diesem Unterfangen recht wenig Er- folg attestiert werden. Sehr konkret wurde es 1998, als die Action CH-Rock zusammen mit der Dachorganisation der Musikverbände, dem Schweizer Musikrat, einen medienpolitischen Vorstoss unternommen hat und eine qualitative «Petition für mehr einheimische Musik in den Lokalradioprogrammen» lancier- te. Sie richtete sich explizit an die Privatsender und den Gesetzgeber: In der von mehreren Hundert Institutionen, Verbänden, Organisationen und ausübenden Künstlern getragenen Petition wurde verlangt, dass «in jeder Sendestunde mindestens ein bis zwei einheimischen Musiktitel» einge-

Teil V, Seite 12 Zusammenfassung setzt werden sollen – egal welcher Sprache und Stilgattung. Damit würde sich der CH-Anteil min- destens verdoppeln und so dem schweizerischen Musikleben wichtige Impulse vermittelt. Sie können sich vorstellen, dass ein solches Anliegen, obschon es ja moderat ausgefallen ist, bei den Sendeverantwortlichen kaum auf offene Ohren gestossen ist – es wiederholten sich die Ar- gumente aus der erwähnten Studie. Auch waren die zuständigen Verbände der Privatsender nicht bereit, hierüber überhaupt in einen Dialog zu treten, obschon sie dazu vom Bundesamt für Kom- munikation wiederholt eingeladen worden sind. Es kam in der Folge zu mehreren Meetings der Initianten mit Vertretern der zuständigen Behörde und zu einem Treffen im Bundeshaus, an dem sich Parlamentarier und die BAKOM-Direktion be- teiligten. Nachdem klar wurde, dass erstens die Verbände der Privatsender nicht an einen ge- meinsamen Tisch zu bringen waren – eine kollektive Freiwilligkeit von dieser Seite also nicht zu erwarten war - und zweitens die bestehenden, unscharf formulierten Gesetze kaum Grundlage für eine verpflichtenden Mindestanteil abgeben können, wurde dort das Szenario «Quotenregelung» im Zusammenhang mit der bevorstehenden Neuregelung des Radio- und Fernsehgesetzes erst- mals besprochen. Gedanken in dieser Richtung haben sich in der Zwischenzeit auch andere Kreise gemacht, na- mentlich die Tonträgerbranche und die Interpretenorganisationen. Koordiniert von der Action CH- Rock wird ein Teil der Branche nun mit einer Eingabe vorstellig, die unter dem Motto «idée suisse – wir wollen Taten hören»132 per Gesetz von den SRG-Radios eine Quote von 20% für einheimi- sches Musikrepertoire verlagt und von den Privatveranstaltern «im Rahmen ihrer Möglichkeiten» ebenfalls. In einer Pressedokumentation wurden die wichtigsten Argumente für einen solchen Schritt zusammengefasst. Wie schon in all den früheren Versuchen verweisen die Initianten und Betroffenen unter anderem darauf, dass: • die Sender auch in Bezug auf Schweizer Musik eine kulturelle, verbindende und fördernde Verantwortung wahrzunehmen hätten, • das Repertoire qualitativ und quantitativ ausreiche, um ohne grosse Einbussen bei der Publikumsakzeptanz die meisten gängigen Musikformate weiter anbieten zu können • oder von den Sendeverantwortlichen mehr Engagement beim Aufbau von entsprechenden Hörgewohnheiten zu verlangen sei. Nach den üblichen ersten Abwehrreflexen («bedrohte Programmautonomie», «Bärendienst für die Szene», «geschäftsschädigende Auflagen» usw.) sowie einem erstaunlichen Presseecho hat das alte, nun neu zugespitzte Anliegen interessanterweise aber auch konstruktive Reaktionen ausge- löst. So kamen im Rahmen der diesjährigen M4Music-Conference, die sich auch diesem Brenn- punkt annahm, einige Ideen auf, wie die Musikindustrie, publikumsstarke Sender und kulturför- dernde Institutionen rsp. Interpretenvertretungen gemeinsame Sache machen könnten. Wieweit dies schon konkretisiert werden konnte, erfährt man vielleicht aus dem Podiumsgespräch. Doch es liegt auf der Hand, dass genau dieses gemeinsame Vorgehen erfolgversprechender und weniger konfliktreich erscheint, als ein gesetzlicher Quotenvollzug. Das war eigentlich von Anfang an so gemeint, mindestens von den genannten Initianten und Szenevertretern. Und das Finden von «Win-Win»-Situationen für alle Beteiligten per Dialog war auch eine zentrale Anregung aus der erwähnten Studie. Wenn Kontrahenten zu Partnern werden und eine gemeinsame Plattform zustande bringen, die Popularität generiert – also auch interessanten Programmstoff und verkauf- bare Tonträger -, scheint dies der produktivere Ansatz. Entsprechende Modelle müssten ja nicht mal neu erfunden werden, in unserer Nachbarschaft finden sich dazu Beispiele.

132 Siehe Pressedokumentation der Action CH-Rock von Ende März 2001 (www.actionrock.ch) sowie www.radiomisere.ch

Teil V, Seite 13 Zusammenfassung Ob eine Quotenregel im neuen Radio- und Fernsehgesetz dann irgendwann (frühestens 2004) verankert wird oder nicht, bleibt eh offen. Da spielen noch ganz andere Faktoren hinein – und es kommt ja auch noch zur Debatte, ob es ein duales Rundfunksystem und eine SRG in dieser Form noch braucht. Doch wenn nur schon die Ankündigung einer konkreten Quotenforderung (bei gleichzeitiger Dialogbereitschaft) zu konstruktiven Vorschlägen führt, ist ein wichtiger Zweck be- reits erreicht. Es bleibt wirklich zu wünschen, dass es hier ohne gesetzgeberische Anleitung zu einer Annäherung kommt, von der letztlich alle etwas haben. Da sind jetzt die Funktionäre, Ver- bände und Entscheidungsträger gefordert.

Frank Hänecke, April 2001

Teil V, Seite 14

Quellenverzeichnis

Action CH-Rock (Hg.): Action Rock-Guide - Das Schweizer Rockhandbuch. Frank Hänecke, Higi Heilinger, Pit Streit, Wabern 1996 Anker, Heinrich, (Studienleiter Radioforschung, SRG-Forschungsdienst): Die Musikforschung des SRG- Forschungsdienstes - Konzepte und Instrumente: Der Stellenwert der Musik im Programm. In: Swiss Music Info 1+2/97 Bierschwale, Ingo: Zum Chanson verdonnert. In: Tages-Anzeiger, 29.12.93 Bonfadelli, Heinz: Zur kulturellen Funktion von Radio und fernsehen heute und morgen. Referat zur Suisse- culture-Tagung ‘Radio und Fernsehen: der Kultur ihren Platz sichern!’, Bern. 13.11.95 Büttner, Jean-Martin: Das Drama des unbegabten Senders. In: Tages Anzeiger, 11.11.96 Cash vom 30.8.96: siehe bei Rauschenberg, R. Christen, Ruedi: Quotenregelung am Radio: Französische Musik unter Heimatschutz. In: Sonntagszeitung, 7.1.96 Cosandier, Jean-François Cosandier (Leiter Dokumentation und Archive RSR): Musik und Tonträger im Ra- diostudio. In: Swiss Music Info 7/96 Custer, Ueli: Hoher Wellengang. Radio Hörerschaften weiterhin wenig stabil. In: Media Trend Journal 11/95 Dollase, Rainer; Michael Rüsenberg; Hans J. Stollenwerk: Demoskopie im Konzertsaal. Mainz, London, New York, Tokyo, 1986 Gantenbein, Heinz: Lokale Funkmedien-Modelle und Erfahrungen in anderen europäischen Ländern. Referat am Seminar der Bertelsmann Stiftung "Programm-Management im lokalen Rundfunk" Hamburg 18.-22. März 1996 Hänecke, Frank, Higi Heilinger, Pit Streit: Action Rock-Guide - Das Schweizer Rockhandbuch. Herausgeber: Action CH-Rock, Wabern 1996 Hänecke, Frank: Rock-/Pop-'Szene' Schweiz: Untersuchungen zur einheimischen Rock-/Pop-Musik im Um- feld von Medien, Markt und Kultur. Diskussionspunkt 22, Seminar für Publizistikwissenschaft der Universi- tät Zürich 1991 (ISBN 3-908127-03-3; sFr. 55.-), Zürich 1991 Hänecke, Frank; Projektgruppe: Musikberichterstattung in der Schweizer Presse. Ergebnisse aus Inhaltsana- lysen, Redaktions- und Journalistenbefragungen. Diskussionspunkt 23; Seminar für Publizistikwissen- schaft der Universität Zürich, Zürich 1992 Hänecke, Frank: Medienmusik aus publizistikwissenschaftlicher Sicht. Referat an der SGKM-Tagung "Musik in den Medien", 2.6.1989. Seminar für Publizistikwissenschaft der Universität Zürich, Zürich 1989 Hänecke, Frank; Saxer, Ulrich: Musik zwischen Markt und Programm. Eine Analyse der Bedingungen der Musikprogrammierung am Beispiel der Radiostationen und der Tonträgerindustrie in der Schweiz. Dis- kussionspunkt 12, Seminar für Publizistikwissenschaft Uni Zürich, 1986 Hättenschwiler, Walter: Radiohören im Umbruch. Hörerforschung und ihre Ergebnisse in der Schweiz. Semi- nar für Publizistikwissenschaft der Universität Zürich. Diskussionspunkt 20. Zürich, 1990 Mensch, Christian: Ein Kulturbericht auf Abwegen. In: Tages-Anzeiger, 22.08.96 Mensch, Christian: Radio Eviva droht mit Aus. Ungenügende Mittelwelle. In: Tages-Anzeiger, 18.12.96 Mensch, Christian: Radio: Von Reform zu Reform. Programmneuerungen lösen sich nahtlos ab - Radioleute laufen davon. In: Tages-Anzeiger, 6.8.96 Meier, Peter: Quoten in SRG-Programmen? Berner Tagung zur Medienkultur. In: Tages-Anzeiger, 15.11.95 Meier, Peter: A la Käseunion. Gegen Kulturquoten in SRG-Programmen. In: Tages-Anzeiger, 18.11.95 Merki, Kurt-Emil: Der Soundmixer im musikalischen Dauerspagat. Wie die Musikverantwortlichen bei Radio- stationen bestimmen, was gesendet wird. In: Tages-Anzeiger, 14.3.96 Merki, Kurt-Emil: DRS 3: Vom "Störsender" zum Plätscherradio? (Interview mit Radiodirektor Andreas Blum). In: Tages-Anzeiger. 11.11.96 Müller-Ulrich, Burkhard: Warum nicht französisches Gedudel? Frankreich verordnet dem Rundfunk nationale Gesänge: Harte Massnahmen gegen US-Pop. In: Weltwoche, 11.1.96 Muschg, Adolf: Kulturnation Schweiz. In: Zollinger (Hg.). Wieviel Kultur braucht der Mensch. Zürich 1996, S. 9-21

Musikmarkt, Der (o.N.): Strikte Quotenregelung in Frankreich. Lieder in französischer Sprache werden per Gesetz verordnet (6/96, S. 38) Musikmarkt, Der (o.N.): Über 500 prominente Rock- und Pop-Musiker appellieren an Politiker und Medienan- stalten (Deutscher Rock- & Popmusikerverband), 6/97, S. 32 Niederberger, Judith: Wie man sich an die Jugend heranmacht. Über die immer wichtiger werdende Kunst des Jugendmarketings. In: Tages-Anzeiger, 20.8.96 Persönlich Nr. 22/96, 7.6.96. Themenheft: Radio in Aufbruchstimmung: Begleitmedium auf der Suche nach einer neuen Identität Rauschenberg, Rudolf: Nur die Grösse bringt Return zum Sender. Einige Pioniere von einst haben ihre Lo- kalradios zu Goldgruben entwickelt. Doch für kleine Sender wird’s kritisch - eine Übersicht. In: Cash, 30.8.96 Rothenbuhler, Eric. W.: Programming decision making in Popular music radio; In: Communications Research. 2/1985 (12). Schade, Edzard: Hin zum helvetischen Radiomonopol und wieder weg davon. Kleine Schweizer Radioge- schichte in Daten und Stichworten. In: Pro Litteris, Themenheft ‘Radio ohne Kultur’, Nr. 18/1995, S. 22-26 Schoenenbeck, Mechthild von: Was macht Musik populär? Untersuchungen zu Theorie und Geschichte po- pulärer Musik. Europäische Hochschulschriften; Reihe 36, Musikwissenschaft; Band 31, Frankfurt a,M., Bern, New York, Paris, 1987. SRG Kulturagenda (14tägl.). SRG: Leitbild, Bern. 10.5.1995. SRG: Revue 1995; Bern 1995 SRG-Privatradiostudie 1995/96. Bern. Sept. 1996 Swiss Music Info/Frank Hänecke: - CH-Repertoire in der Schweizer Hitparade 1996. (1+2/97) - CH-Quote der SRG-Radios. In: (8/96) - CH-Anteil in den SRG-Sendungen. (8/96) - Schweizer Musik auf DRS3, Interview mit Robi Gassmann. (5+6/96) - CH-Musik: Erfolg im Parlament. (3/96) - Musikmarkt Schweiz im Wachstum. (3/96) - Nationales Repertoire 1995: 6.1% Hitparadenanteil. (1/96) - Quotenvorschlag abgelehnt (SUISSECULTURE-Tagung). (1/96) - Schweizer Quoten am Radio: Knapp 8%. (6/95) - Bundesrat will keine feste Quote für Schweizer Musik am Radio. (3/95) - Nationales Repertoire: Fakten zur Rekordbilanz ’94. (1/95) Wyss, Vinzenz: Kampf dem Chaos. In: Publicissimus 1/97, Seminar für Publizistikwissenschaft der Universi- tät Zürich. Zehner, Markus: Wie kommt die Musik ins Radio? Musikprogrammierung bei Radio DRS 3. In: Workshop, 11/1995, S. 62-66 Zollinger Hans (Hg.): Wieviel Kultur braucht der Mensch. Zürich 1996