Jahrgang 44 31. Januar 1997 Nr.l Ein·Balinger Flugzeugbauer auf Berblingers Spuren Jakob Friedrich Walker sollte unvergessen bleiben - Von Eugen Gröner/

"Dr Sc~neider vo Dirn hot s'Fliege probiert, no hot ehn dr Deifel en d'Donau nei g'füehrt". _ Kaum emen älteren Schwaben dürfte es geben, der diesen Spruch nicht kennt und der auch weiß daß er .an .eine wah~e Begebenh~it erinnert. Am 31. Mai 1811 stürzte Schneider Berblinger vo~ u.lm ml.t e~nem von Ihm konstr~lertenFlugapparat, mit dem er über die Donau fliegen wollte, in diese hinein und wurde zum Kindergespött. Später erlangte er Nachruhm durch Dichtermund (siehe Max Eyth, Der Schneider von Dirn). Er wurde dadurch bekannt, sein Mißgeschick wurde zwar noch belächelt, er war eben seiner Zeit vorausgeeilt. Der Segelfliegerclub "Balgo" mit dem "Jakob-' Irieder", dem ersten Segelflugzeug; am Stett­ Straße 19, das einst dem langjährigen Gemein­ berg im Jahr 1930. Am Steuer sitzt Wolfgang derat Friedrich Stehle gehörte, der das Haus Rehfuß, der im Krieggefallene Sohnvon Säge• 1896 von den Erben des Jakob Friedrich Wal-' werksdirektorHermann Rehfuß. ker kaufte. Der Jakobfrieder besuchte in Balingen die Schule, nach deren Abschluß erlernte er bei seinem Vater das Färberhandwerk, das in Ba­ war mit rund 200 Zentnern Steinen gefüllt, die Jakob Friedrich lingen damals weit verbreitet war. Am Mühl• Mange diente zum Plattmangen der gefärbten Walker, kanal standen neben den zahlreichen Gerber­ Stoffe. Flugzeugbauer werkstätten auch mehrere Färberwerkstätten. Als Jakobfrieder in der Lehre war, bahnte vormehrals Die Färberstraße erinnert heute noch an'dieses sich in der Färberei eine große Änderung an, 100 Jahren. . Handwerk. Die Färberwerkstätten waren hoch die Färber gingen zum Buntdruck über - ein und hatten unter dem Dach Vorrichtungen Verfahren, das aus England kam. Dazu mußten zum Aufhängen der gefärbten Stoffe. Es gab ja die Färber Mödel schnitzen, unser Heimatmu­ Daß es auch in Balingen einen solchen Tüft• damals noch keine Trockenmaschinen und es seum besitzt solche Mödel in großer Zahl. ler gegeben hat, der einen Flugapparat kon­ dürfte ein buntes Bild gewesen sein, wenn die Nach Beendigung der Lehre ging Jakobfrie- struierte und damit fliegen wollte, weiß heute gefärbte Ware listig im Winde flatterte. . der, wie es damals üblich war, auf die Walz. In kaum mehr jemand. Es war Jakob Friedrich Die Färberei war hier schon seit Jahrhunder­ welchen Werkstätten er gearbeitet hat, ist Walker, genannt "Jakobfrieder". Im Jahr 1930 ten ansässig. Schon im Jahr 1602 wurde nach nicht bekannt, wir wissen nur, daß er in Sach­ hat der Segelfliegerclub "Balgo" sein erstes der Oberamtsbeschreibung von 1880 dem hie­ sen, damals schon Mittelpunkt der Textilferti­ Segelflugzeug nach ihm benannt. sigen Schwarzfärber Hans Stehlin die Erlaub­ gung und auch der Färberei, war. Er kam auch Jakob Friedrich Walker, allgemein bekannt nis erteilt, eine eigene Mange zu bauen. Bis nach Mühlhausen in Thüringen. Dort lernte er als "Jakobfrieder", ist geboren am 30. Januar zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurden zu einen ganz neuen Geschäftszweig kennen, die 1797 in Balingen als Sohn des Färbers Johann den buntgemusterten Stoffen die Fäden ge­ Golgasdruckerei, die er nach Balingen brachte. Jakob Walker und seiner Ehefrau Johanna, färbt, da der Buntdruck bis dahin unbekannt Wir kennen diesen Begriff heute nur noch dem geb. Koch. Er ist ein Glied der früher in Balin­ war. Namen nach, und doch hatte die Golgasdruk­ gen sehr weit verzweigten Sippe Walker, die Inmitten der Werkstatt eines Färbers stand kerei später einen solchen Umfang, daß er 1864 zurückgeht auf den Rotgerber Hans Walker, eine riesige Mange, die durch einen Göpel an­ sogar in einem Bericht des Eisenbahnkomitees der in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhun­ getrieben wurde. Eine solche Mange besitzt wegen des Baues einer Eisenbahn besonders derts einwanderte. Seine Nachkommen waren unser Heimatmuseum. Das Oberteil der Mange erwähnt wurde. meist Rot- oder Weißgerber, Färber oder Zeug­ Nach bestandener Meisterprüfung ging Ja­ macher. Sie, die einst - weil sie alle gut singen kob Friedrich Walker 1822 die Ehe ein mit konnten - "Moasie" genannt wurden, sind heu­ Christina Magdalene, geb. Koch. Vier Söhne te in Balingen völlig ausgestorben. und fünf Töchter schenkte ihm seine Ehefrau. Die ersten Lebensjahre des Jakobfrieder fie­ Von den Söhnen starben drei schon im ersten len in eine sehr bewegte Zeit. Die französische Lebensjahr, einer im 24. Auch von den Töch• Revolution hatte ihre Wellen auch in unsere tern starb eine schon in frühester Jugend, die Gegend geschlagen, das meteorhafte Empor­ andern drei verheirateten sich, teils hier, teils steigen des Korsen Napoleon und seine "Flur­ auswärts. Der einzige Enkel, der hier lebte, bereinigung" hielten auch unsere Gegend in war der den alten Balingern noch in guter Er- Aufregung. Als er zwölf Jahre alt war, wurde . innerung stehende Eugen Blikle (Zigarren-Bli­ durch einen Blitzschlag der große Stadtbrand kle), dessen Mutter eine Tochter des Jakob vom 29. und 30. Juni 1809 ausgelöst. Unter den Friedrich Walter war. nahezu 400 Häusern, die damals ein Raub der Walker machte sich in der Werkstätte seines Flammen wurden, war auch sein Elternhaus; Vaters selbständig. Im Laufe der Jahre be­ die Familie kam in einem vom Feuer verschont schränkte er sich nicht auf die Färberei, son­ gebliebenen Haus-von Verwandten unter. dern machte mit den Handwebern und Zeug­ Beim Wiederaufbau war die Stadt eine riesi­ machern Verträge, nach denen sie die geweb­ ge Baustelle, was den Knaben sicher sehr be­ ten Stoffe zu bestimmten Preisen liefern muß• eindruckt hat. Hier hat er sich wahrscheinlich ten, er übernahm das Färben und den Vertrieb. seine große Geschicklichkeit beim Behauen "Hilf, heilige Anna, ich will ein Mönch wer­ Im Jahr 1849 entstand die "Manchesterfabrik von Steinen angeeignet. den ", soll Mertin Luther am 2. Juli 1505 gelobt J. F. Walker und Genossen", wobei die meiste Unser Heimatmuseum besitzt noch ein von haben, als ein Blitzneben ihm einschlug. Jakob Ware von den Webern zu Hause gefertigt wur­ ihm geschaffenes Kruzifix, aber sein schönstes Friedrich Walker hat dieses Ereignis in einem de. Werk auf diesem Gebiet ist das Portal an sei­ Bild festgehalten, das erst vor wenigen Wochen Jakob Friedrich Walker war ein Mann von nem Elternhaus, dem heutigen Haus Neue entdeckt wurde. reicher B,egabung. Seine Kunstfertigkeit im Seite 1058 Heimatkundliehe Blätter Balingen Januar 1997

Schnitzen und in der Steinbearbeitung haben Immer wiede r brachte er Verbesserungen an Das von J akob Friedrich Walker gebaute wir schon erwähnt. Auc h als Ma ler hat er sich seine m Flugzeug an. Nach erfolglose n Versu­ Flugzeu g lag noch J ahrzehnte auf dem Dach­ betätigt. Unser Heimatmuseum besitzt ein von che n schlug er alles kurz und kl ein , um am bod en seines Hauses und wurde erst in den ihm gemaltes Bild seiner Nichte Anna Koch, andern Tag wieder von vorne anzufa ngen . Er ersten J ahren unseres Jahrhunderts, in einer di e er in der längst verschwundenen Balinger war ein echt schwäbisc her Di ckkopf, dem Zeit , die für das Leben und die Arbeit unserer Tracht gemalt hat. Erst vor wenigen Wochen nichts zu viel war, um seine Idee vom Vogelfl ug Vorfahren ke inen Sinn hatte, zerstört. Schade, ist ein zweites Bild von Walker aufgetaucht, zum Ziele 'zu bringen . Mit seinem etwa 3,5 das wäre ein Objekt für unser Heim atmuseum das wir verkleinert wiedergeben. Meter langen und vier Meter bre iten "Flug ­ gewesen. Was ihn jedoch am meisten interessierte, war zeug" soll er einmal von seiner Werkstatt über der Gedanke, es den Vögeln gleichz utun und die Eyach geflogen sein, was etwa einer Stre k­ frei durch die Luft schweben zu kö nnen.Tag ke von 15 Metern ents pre che n würde. Um dem Der "Jakobfrieder" erinnerte und Nacht ließ ihn dieser Ged anke nicht los, Sc hicksal Berlingers zu entgeh en , machte er immer wieder beobachtet e er die Sch walben seine Vers uche nicht öffentlich, trotzdem wur­ De r Name Jakob Fri edrich Walker ist heute und die Tauben, um zu erforsc he n , wie sie di e de er von Nachbarn und Bekannten immer so gut wie vergessen. ' Als in den zwanziger wied er belä ch elt. Lüfte bezwangen. Jahren der Segelfliegerclub "Balgo" gegründe t Wie er auf di esen Ged anken kam, ist nicht wurde und selber ein Segelflugzeu g baute, bekannt . Wollte er dem Schneid er Berblinger Sein Flugzeug hütete er wie seinen Augapfel wurde dieses zur Erinnerung an Jakob Fried­ aus Ulm nachfolgen od er hatte er die alte Sage noch in seinen späteren Leben sjahren. Der rich Walker "Jakobfrieder" getauft. von Dädalus und Ikarus gel esen , wir wissen es spätere Kaufmann und Bankdirektor Luppold Jakob Friedrich Walker starb im Jahre 1862 ni cht. Er kon struierte aus dünnen Holzlatten erzählte einmal, er sei als kleiner Bub an das im Alter von 65 Jahren . Wenn auch sein Werk ein Gerüst, das er mit leichtem Tuch überzog. Flugzeug gekommen und habe die Flügel be­ unterging und er selber das Schicksal manch er Gänsefed ern, die er sammeln ließ, bildeten das wegen wollen; Walker habe ihn weggejagt mit Erfinder teilte, zu früh auf die Welt gekommen Kl eid sein es "Vogels", mit dem er die Lüfte dem Bem erken:"Büeble, des ischt nix für Kin- zu sein, soll doch sein Name nicht ganz verges­ bezwingen wo llte. der." . sen werden. Der Buntspecht - Vogel des Jahres 1997 Von Dr. Karl-Eugen Maulbetsch, Naturschutzbund Deutschland, OG Balingen Von neun in Mitteleuropa brütenden Spechtarten hat der Buntspecht die größte Verbreitung und er kommt am häufigsten vor. Er kann' in Gärten, Parks, Feldgehölzen sowie in Laub- und Nadelwäldern beobachtet werden. Der bevorzugte Lebensraum liegt jedoch in alten reich geglie­ derten Mischwäldern. Obwohl das Land Baden-Württemberg zu den waldreichsten Bundeslän• dern zählt - 38 % der Landesfläche sind bewaldet-e werden fast alle Spechtarten immer seltener. ffff Die Gründe liegen im ökologischen Zustand der Wälder. Die Umwandlung naturnaher WaIdflä• '.b .i : Ruek~Mieh' *' Sp«cItr.. • ua: "'-tM.on. Ff. 1,1.6.: Df# vtJ9111 Eur ~ .. s . ua. chen in Wirtschaftswälder hat langfristig einen Rückgang von Pflanzen- und Tierarten zur Folge. HMnb4Kg. " , ... Der Naturschutzbund Deutschland und des Landesbund für Vogelschutz in Bayern machen mit der Wahl des Buntspechtes zum Vogel des Jahres auf diese Bedrohung aufmerksam. L , Der Buntsp echt, auch Großer Buntspecht, Binde auf, die beim Weibchen fehlt. Bauch und Rot specht ode r Baumhack er genannt, ge hört Brust beider Altvögel sind schmutzigweiß und zur Unterfamilie der Echten Spechte. Di ese di e Aftergegend rot gefärbt. umfaßt Vogelarten mit kräftigem Körperbau, Der Buntspecht bewohnt di e Waldgebiete die hervorragend kl ettern und ha ck en können. Eurasiens von Spanien bis Japan. In den Alpen Füße und Sc hnabel sind dazu besonde rs ange­ reicht das Verbreitungsgebiet bis zur Wald­ paßt. Baumstämme werde n ruc kartig erklet­ gre nze . In Baden-Württemberg kommt der Vo­ \! tert. Di e Abwärtsbewegung geschieht rück­ gel in allen Landesteilen und in höchsten La­ wärts, im Gegensatz zum Kl eiber, der sich mit gen vor. Di e Buntspechte brüten in Gebiet en dem Kopf na ch unten bewegt. In ei ner ty pi­ mit kl eineren Altholzbeständen oder in Ar ea­ schen Kletterhaltung sind die erste und vierte len mit höh eren Bäumen wi e in alten Parks, Zehe nach unten, die zweite und dritte nach Friedhöfen , Gärten , Feldgeh ölzen , Alleen und oben gerichtet. Die wie bei einem Steige ise n Streu obstwiesen . Auch reine Nadelwälder gekrümmten Krallen verankern sich in der werde n zum Brüten aufgesucht, da die Spech te bezi eh en die Spechte auch Nistkästen . Die Ei­ Rinde. Der elastisch federnde Schwanz dient zu eine m erhe blichen Teil von Fich ten und ablage beginnt im Tiefland Mitte April , in hö• dabei als Stützt. Der Hackschnabel ist mit fe­ Kiefernsamen leb en können. heren Lagen einen Monat später. Holzspäne, sten Hornsch eiden versehen und durch Leisten In Auwäldern, reich strukturierten Laub­ die beim Bearbeiten anfa llen, bilden di e Un­ verstärkt. Die . abgesetzte Spitze ist wie ein und Mischwäldern und in Bannwäldern ist di e te rl age für das Gelege. Dieses umfaßt vier bi s Meißel geformt. Beson dere Schutzeinrichtun­ Anza hl der Brutpaare jedoch besonders hoch . sieben weißglä nzende Eier. Di e relati v kurze gen dämpfen die harten Schläge: Die Knoche n­ Diese Waldbestände mi t stufigem Aufbau, ei­ Bebrütung dauert 9 bis 12 Tage. Auch hier hülle des Ge hi rns ist stärker ausgebildet als bei ner großen Artenvielfalt sowie eine m hoh en erweist sich das Buntsp ech t-Männch en als ein anderen Vogelarten, Hirnschädel und Sc hna­ Anteil an alten Bäumen und an Totholz liefern eifr ige r Partner. Es sitzt, im Gegensatz zu den bel sind fede rnd miteinander verbunden, die ein üppiges Angebot an Nistplätz en und Nah­ meisten Singvögeln, bei Nacht auf dem Gelege. Augenzwischenwand ist stärker verknöche rt, ' rung . Totes Holz bietet Leb ensräume und Beide Altvögel füttern und hudern di e zu­ einige Sch ädelrriuskeln können durch Druck Standorte für Pilze, Algen, Moose, Fl echten nächst nackten und blinden Nestlinge. Nach 18 und Zug di e Wucht der Schläge auffangen. und fü r eine artenreiche Kl eintierwelt wie bis 19 Tagen ersche inen die Jungvögel am Der Buntsp echt ist mi t 22 bis 23 cm etwas Wespe n , Bien en, Hummeln und Ameisen. Al­ Flugloch. Bis sie ausflie gen, vergeh en noch größer als ein Star. Der Vogel macht sich zu lei n 1300 K äferarten sind auf Totholz speziali­ zwei bis vier Tage und bis zur völligen Selb­ allen J ahreszeiten mit einem hohen , scharfen siert, wob ei eindeuti g Weich-und Hartlaub­ ständigkeit eine weitere Woche. Normal erwei­ "kix" oder "kjick" be merkbar. Die Ru fe er­ hölzer gegenüber Nadelhölzern bevorzu gt se brüten die Spechte nur einmal im J ahr, bei klingen normalerweise einzeln. Die Pausen sind . In solc he n guten Biotop en erreicht die Verlust gibt es eine Nachbrut. Di e Nahrung werden aber bei Erregung immer kürzer bis Dichte der Buntspechte Werte von über zwei setzt sich aus ti erisch er und pflanzlich er Kost schließlich zusammenhängende Reihen entste­ Brutpaaren/ l 0 ha, in weniger güns tigen Le­ zusammen . Am Bod en suc he n die Spechte nach hen. Auch während des wellenartigen Fluges bensräume n dagegen nur 0.1 bis 0.3 Brutpaare/ fetten Ameisenpuppen und an den Stämmen sind einzelne kjick-Laute zu hören. Bei Strei­ 10 ha. und im Geäst nach größeren Insekten und tereien mit Artgenossen ertönen schnarrende Das Trommeln der Spechte nim mt ab Januar Spinnen.Aus den Gängen unter der Rinde zie ­ "grägrägrä . .."-Reihen. Mit den häufigen zu und erreicht im Tiefland Ende März/Anfang he n sie unter Ei nsatz des harten Schnabels und Trommel- und Klopfzeichen verständigen sich April, wenn die Balz ihren Höh epunkt erreicht, der vier Zentimeter langen Harpunenzunge In­ die Spechte untereinander. Dabei kommen einen Rekord. Hohle Stämme und Äste, die sekten und deren Larven heraus. Fichten und verschiedene Wirbellängen und Abfolgen zum eine gute Resonanz ergeben, werden dabei be­ Kiefernzapfen klemmen sie in Astgabeln oder Einsatz (Tab. 1). Die Spechte locken damit vorzugt. Spechte brüten in Höhlen , die sie mit Baumritzen ein, um die Schuppen abzuhacken Weibchen an, verstärken die Paarbindung oder dem festen Schnabel in zwei bis drei Wochen und an die Samen zu gelangen. zeigen Reviere auf. Der Rücken ist bei beiden ausmeißeln (Abb.). Beide Geschlechter beteili­ Solche Plätze sind unter dem Namen Geschlechtern schwarz und von weißen Schul­ gen sich am Bau, die Hauptarbeit übernimmt "Spechtschmiede" bekannt. Neben Koniferen­ terpartien umgeben (Abb.). Auch die Hand­ das Männchen. Manche Einfluglöcher befin­ samen verzehren sie Nüsse und Beeren. Au­ und Armschwingen sind weiß gefleckt: Der den sich schon in 2 m Höhe, die meisten liegen ßerst beliebt sind Baumsäfte. Dazu schlagen markant schwarzweiß gezeichnete Kopf des aber oberhalb 3 m. Gute Höhlen sind über die Vögel im Frühjahr nebeneinanderliegende Männchens weist im hinteren Bereich eine rote mehrere Jahre hi nweg benutzbar. Gelegentlich Löch er in di e Rinde (Ringeln der Bäume). Mit Januar 1997 Heimatkundliehe Blätter Balingen Seite 1059

Tab. 1: Trommelwirbel einiger Spechtarten In Mitteleuropa reichern sich solche Mengen bisher nur in Waldschutzgebieten und Bann­ wäldern an. Im Bannwaldgebiet Untereck be­ Spechtart Trommelwirbel Dauer Schlagfrequenz trägt der Anteil 50 bis 70 Im/ha. Di e Forstbe­ Anzahl der Schläge in Sekunden in der Minute zirke streben in den Wirtschaftswäldern Men­ gen von 8 bis 12 Im/ha an. Im Bezirk Balingen Buntspecht 10 bis.Lß 10 liegt der Anteil derzeit bei 4 bis 5 Im/ha (Aus­ Kleinspecht 30 1 12 bis 14 künfte: Forstdirektor S. Ostertag). ~raus:pecht 30 geringer als beim Kleinspecht .. Aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit an Schwarzspecht 20 bis 40 2 bis 2,5 3 verschiedene Biotope und seiner Lernfähigkeit bei der Nahrungssuche gehört der Buntspecht nicht zu den vom Aussterben bedrohten Tier­ Tab. 2: Vogelbesiedlung unterschiedlich alter Buchenbestände arten . Trotzdem ist der Buntspecht mit etwa 500000 Brutpaaren in Deutschland, vergli­ chen mit anderen Vogelarten wie Amsel, Kohl­ Alter Anzahl der prozentualer .Arten meise oder Buc hfink, deren Bestände auf je 20 Höhlenbrüter• Anteil der Millionen Brutpaare geschätzt werden, ein sel­ arten Höhlenbrüterarten tener Vogel. Andere heimische Spechtarten am Vogelbestand sind noch wesentlich seltener. Drei davon ste­ he n auf der Roten Liste: der Weißrücken• specht, der Dreizehenspecht und der Wende­ 142 Jahre 45 Buntspecht, Kleiber, Star, Ko hl- und hal s. Ta nnenmeise Die beiden naturschutztreibenden Verbände rufen "mit ihrer Wahl dazu auf, den Lebens­ raum Wa ld zu erhalten bzw. ökologisch aufzu­ werten. Sie schlagen vor: • über die bereits bestehenden Schutzgebiete dem Schnabel oder der Zunge nehmen sie den Ohne menschliche Eingri ffe wäre in Mittel­ hinaus weitere großflächige Waldschutzge­ sich dort ansammelnden Saft auf. Obwohl europa vorwiegend ein Buchen-Mischwald biete einzurichten, den Totholzanteil aus­ Buntspechte überwiegend Standvögel sind, d. vorhanden. Änderungen in der landwirtsch aft­ zuweiten, Bäume mit Spechtlöchern und h . das ganze Jahr in ihrem Brutgebiet verbrin­ lichen Nutzung (z. B. Streunutzung) und groß• Aushöhlungen, wenn möglich, zu schützen; gen, können nordische Populationen bei gerin­ flächige Umstrukturierungen begünstigten • auf den Einsatz von chemischen Mitteln gem Samenangebot in riesigen Schwärmen schließlich im Wirtschaftswald die Fichte und weitgehend zu verzichten; weit umherschweifen. Dabei sind in unregel­ die Kiefer. Der Anteil dieser Baumarten be­ • Umstellung auf eine naturnahe Waldbe­ mäßigen Abständen Wanderungen von 2000 trägt für die öffentlichen Wälder Baden-Wü rt­ wirtschaftung (z. B. Holzrücken mit dem . bis 3000 km möglich. tembergs 49 %, für den Gesamtwald im Pferd); entsprechend etwa 56%. Dar­ • auf Kahlschläge zu verzichten zugunsten Das Zimmern von Höhlen gehört zu den über hinaus sind viele unserer Waldbestände naturnaher Dauerwälder. Balzzeremonien der Spechte. Sie fertigen mehr künstlich angelegte Forste;Monokulturen, von Höhlen an, als sie selber brauchen. Einige wer­ denen Teile 'durch Kahlschlag geernte t wer­ Zitat aus einem Buch , erschienen 1926 : "Es den als Schlafstätten benutzt, andere dienen den. Im Wirtschaftswald werden Bäume nicht ist ein Gebot der Wissenschaft, der Ethik und höhlenbrütenden Singvögeln, z. B. . den ver­ so alt wie im naturnahen Wa ld. Sie werden der Religion, es ist ein Kernpunkt des Heimat­ schiedenen Meisenarten oder den Kleibern als einzeln oder bestandsweise geschlagen, bevor schutzes: der freischaffenden Natur Gebiete zu Nistplätze. Letztere kleben die zu großen Lö• sie in langen Prozessen natürlich absterben. überlassen, in denen sie den ihrem eigenen ch er mit Lehm zu. Einige Verwandte wie der Fehlen aber ältere absterbende oder beschä­ Gesetz entsprechenden Gleichgewichtszu­ Mittelspecht oder der Wendehals machen von digte Bäume, dann nehmen Spechte und ande­ stand zwischen den äußeren Faktoren und den den Buntspechthöhlen regen Gebrauch. Auch re Tierarten, die auf ihre Höhlen angewiesen Lebewesen unter sich, herstellen kann. Auch Nachmieter wie Siebenschläfer und Hornissen sind, ab. Gebiete, die nicht unberührtsind undin irgend fühlen si ch in den Höhlen wohl. Für baumbe­ einer Form früher bewirtschaftet wurden, wohnende Fled ermäuse sind die durch Fäul• Der Mangel an Totholz ist schließlich auch können - der schaffenden Natur überlassen ­ nisprozess e erweiterten Spechtlöcher wichtige dafür verantwortlich, daß 25 % der Pilze und von unendlichem Reiz undgrößtem Werte wer­ Sommer- und Winterquartiere. Durch den Bau 60% der Käfer, die in Totho lzbiotopen leben, den " (Schwenkel, H .: Vom Naturschutz in von Höhlen tragen di e Spechte also zur Arten­ in den Roten Listen stehen. Der optimale Tot­ Württemberg, Stuttgart 1926). vielfalt im Leb ensraum Wald bei (Tab. 2). holzanteil wird auf 20 bis 60 Im/ha geschätzt. Foto: NABU/D. Nill Die Eyachtalbahn Balingen -Stetten/ Warum sie geplant war, aber nicht gebaut wurde - von Hannes Schneider, Balingen Diese Arbeit befaßt sich mit einem Projekt, das für Balingen aus wirtschaftlichen Gründen nach Eyach und konnte durch den Bau ihre seinerzeit sehr wichtig gewesen wäre. Letztendlich scheiterte es aber, da die Staatseisenbahn Güter schneller zum Rhein (Karlsruhe Rhein­ diese Strecke nie wollte. 1)+2) hafen) bringen; ebenso war sie für die Königli• che Saline Stetten günstig, konnte doch ein Nachdem die Eröffnung der Strecke von T ü• Es erschienen Teilnehmer aus dem Hechin­ reger Verkehr mit der Schweiz stattfinden . 4) bingen nach Sigmaringen erfolgte, wurde auch ger Unterland, den Bezirken Balingen und eine Verbindung von Balingen nach Horb an­ Ebingen. Zuerst wurde der Bescheid der Kö ­ Man plante nun eine Privatbahn und war geregt, und es bildete sich auch ein Komitee niglichen Eisenbahn-Bau-Commission darge­ sich sicher, daß der württembergische Staat zur Verwirklichung dieser Bahn, Der erste legt. Aber man ließ sich nicht unterkriegen, da diese Bahn übernehmen würde, da ihre Renta­ Briefw echsel zwische n Balingen und H aiger­ di e Bahn für ' die Teilnehmer wirtschaftlich bilität, schon alleine durch die Abkürzung fü r loch wege n einer Bahnverbindung von Stetten/ sehr wichtig erschien. Wenn man bedenkt, wie den Güterverkehr, gegeben war. Haigerloch nach Balingen erfolgte im Jahr sich Ortschaften, die an der Eisenbahn lagen, 1878. Folgende Bahnhöfe waren gepla nt: entwicke lten, k ann man das verstehen. Das Komitee wandte sich an die Westdeut­ sche Eisenbahngesellschaft in Köln, di e auch Owingen/Empfangsgebäude und Holzlader- Auch die Hohenzollerische Kleinbahngesell­ die Linien der Hohenzollerischen Kleinbahn ampe baute; diese war bereit, die Planungen zu über­ schaft hatte an dieser Strecke Interesse, war sie doch Betreiberin der Linie von Stetten/H, nehmen. Da das Projekt besonders für Balin­ Ostdorf/Engstlatt/Wellblechbude gen wichti g war - , man re chne te mit einem Es wurde nun vermessen und ,geprüft , was verstärkten Aufschwung der Industrie - war für"Gelände man bräuchte und ebenso, was das die Stadt be re it, alle Kosten für di e Planungen ga nze Projekt kosten würde. Die Königliche Zusammenfassende Darstellung eines zu übernehmen . Eisenbahn-Bau-Commission in Stuttgart äu• Vortrages, den Hannes Schneider beim ßerte sic h aber am 6. Juli 1878 ablehnend dazu, Monatsstammtisch Januar '97 der Hei­ Zuerst einmal wandte sich di e Stadt aber an da bei den gegebenen Verhältnissen eine Bahn matkundlichen Vereinigung in Balingen di e Staatseisenbahnverwaltung in Stuttgart zu teuer wäre. Das Komitee lud aber am 20. gehalten hat, in der Textfassung des und erkundigte sich , ob die Conc essionierung Mai 1880 zu einer Versammlung ins "Gasthaus Vor tragenden. ausdrücklich abgelehnt werde. Da dies dank Schwanen" in Balingen ein. 3) einer nachgewiesenen volkswirtschaftlichen Seite 1060 Heimatkundliehe Blätter Balingen Januar 1997

Nun wurde befürchtet, wenn man diese Bahn Somit wurde der Durchgangsgüterverkehr als Kleinbahn bauen werde, daß sie für den zu allen Orten hinter Balingen, insbesondere Oberamtsbezirk uninteressant wäre. So wurde nach Ebingen, nicht zugelassen. Ebingen ent­ noch einmal klargemacht, wie wichtig diese schloß sich nun (am 8. September 1909) , die Strecke für den Oberamtsbezirk Balingen, die Bahnangelegenheit Balingen - Stetten/H. nicht Industrie, das Gewerbe und den Handel sowie . weiter zu verfolgen. Nachdem durch den Erlaß für die wirtschaftliche und finanzielle Ent­ .der Königli chen Generaldirektion diese Strek­ wicklung des Bezirks sei. Es wurde durch diese ke "unwirtschaftlich" war, beschloß man auch Bahn auch eine bessere Verbindung nach Nor­ in Balingen (am 10. September 1909) , die den erhofft, so daß man billiger Rohmaterial Bahnsache Balingen - Stetten/H. ruhen zu las­ und Kohle beziehen könne. sen. Somit wurde diese Bahn zu den Akten gelegt Man kam nun zu dem Entschluß, daß das und letztlich nur noch die Strecke von Hechin­ Projekt wegen seiner volkswirtschaftlichen gen nach Stetten/H, gebaut, damit hatten zum Bedeutung weiter verfolgt werden sollte. Ein Schluß die Befürworter dieser Strecke noch Komitee zur weiteren Verfolgung würde ge­ einen Sieg errungen. 9) gründet; auch wollte man die Sache noch ein- · mal dem Kommunallandtag vorlegen. Quellenan gab e: 1) Stadtarchiv Balingen Auf diesem Kartenwerk . Da nun die Projektarbeiten für die Linie von Akten betr. Verkehrswesen Eisenbahn-Strecke Balingen ­ ist die Bahnlinie Balin­ nach Stetten/H. fast fertig waren, Stetten/Haigerloch, Fach Nr . 3511 gen - Stetten/Heiger­ mußte man sich beeilen, das diese sonst zuerst 2) St aatsarchiv Sigmaringen WÜ65 / 4 Band 2 loch eingezeichnet - eine dem Kommunallandtag vorgelegt würden und 1242 Bahnprojekt Balin gen - Stetten/H aigerloch Linie also, die es nie ge­ die Befürworter dieser Strecke recht bekom­ 3) Der Volksfreund geben hat. men könnten. In diesem Falle wäre das Projekt 21. Mai 1880 4) Denksch rift über den Ausb au des Hohenzollerischen von Balingen nach Stetten/H. für lange Zeit Streckennetzes 5. März 1906 vergraben. . 5)Hohenzollerische Volk szeitung (Donaubote) Nützlichkeit nichtder Fall war, konnte es jetzt 18. Januar 1905 weitergehen. Im Januar 1906 hatte die Hohenzollerische 6) Klaus H örter/ Manfred Hensel Kleinbahngesellschaft einen Kostenvoran- Chronik des Truppenübungsplat zes & der Garnison Heu­ berg bei St etten am kalten Markt Erst einmal wurde ein Zuschuß zu den Pro- schlag vorliegen. Länge: 11,1 km, auf württem• Gebr. Metz ,Tübingen, 1980 jektarbeiten bei der Amtskörperschaft bean- bergischem Gebiet 5,43 km, Kosten ohne 7) Der Neue Albbote tragt. In Anerkennung der wirtschaftlichen Grunderwerb und Betriebsmittel: 798000 M. 15. März 1906 Bedeutung einer Durchgangsbahn genehmigte Grunderwerb: 102 000 M, wovon 45 800 M auf 8) Hohenzollerische Blätter 13. März 1906 diese (am 11. Januar 1901) 3300 Mark. Auch württembergisches Gebiet entfallen würde, 9) siehe auch: der Vorstand des Hohenzollerischen Landes- und zwar: Pflugwappenfestschrift Ostdorf 1985 ausschusses stand der Sache positiv gegen- -. Markung Ostdorf: 20000 M Guido Motika über, war aber der Meinung, daß als Konzes- Markung Balingen: 25 800 M Wo ist der Ostdorfer Bahnhof (Seite 112) Stadtverwaltung Balingen 1985 sionär nur die Hohenzollerische Kleinbahnge- Betriebsmittel: 62 - 75 000 M (je nach Ausstat­ - Stadtarchiv Balingen sellschaft in Frage käme. tung), Gesamtaufwand ohne Grunderwerb Handkarte von Hohenzollern rund: 870 000 M. erschienen in Hechingen ca . 1905 Man wollte mit dieser Angelegenheit aller- dings noch nicht an die Öffentlichkeit und traf Um eine Rentabilitätsberechnung erstellen Seit 1910 Truppenübungsplatz sich deshalb zu einer vertraulichen Bespre­ zu können, wurden per Rundschreiben (am 19. chung über das weitere Vorgehen am 18. April Januar 1906) die Balinger Betriebe (z. B. Georg Hier eine kleine, zusammengefaßte Entste­ 1904 in Ebingen. Noch bestand keine Klarheit Strasser, Carl Axamit usw.) gefragt, wieviel hungsgeschichte des Truppenübungsplatzes über das weitere Vorgehen. Material sie in Richtung Rhein exportieren Heuberg: oder importieren. Der Hohenzollerische Kom­ Die Soldaten mußten zuvor auf relativ klei­ Gedrängt durch die Industriellen und Ge­ nem Gelände üben, dieses wurde den Ansprü• werbetreibenden beschloß der Oberamtsbezirk munallandtag beschloß im März 1906 den Bau beider Strecken. 7)+8) chen der Militärs nicht mehr gerecht. So wurde Balingen am 11. Januar 1904, die Mittel zur bald der Ruf nach mehr Platz laut. Das XIV . Ausarbeitung des Projektes zu bewilligen. Am Da die Strecke von der Hohenzollerischen Badische Armeekorps formulierte ab 1885 das 20. Mai 1904 wurde die Strecke von Balingen Kleinbahngesellschaft betrieben werden soll­ Bedürfnis nach einem großen und geeigneten nach Stetten/H. mit Fuhrwerken besichtigt, te, die Staatsbahn diese aber nicht wollte, w~r­ Manöverraum. Man suchte im badischen Un­ mit dabei waren auch Fachleute der Westdeut­ de von der Königlichen Generaldirektion eme terland, aber die Grundstücke waren alle zu schen Eisenbahngesellschaft. Nach Ansicht Weiterbeförderung der Güter, die von dieser teuer. 1905 kam zum ersten Mal der Heuberg der Westdeutschen Eisenbahngesellschaft bot Linie kamen, über die letzte Station hinaus beiStetten am kalten Markt (Stetten am kalten der Bau keine Schwierigkeiten, abgesehen von nicht erlaubt. Markt war seit 1810 badisch) zur Sprache. Das einem kleinen Streckenstück bei Ostdorf sowie Gelände war geeignet und auch der Erwerb bei der Einmündung in den Balinger Bahnhof. machte die gerinsten Schwierigkeiten. Somit Man war aber der Meinung, daß diese Schwie­ entschied man sich für den Heuberg. 1910 rigkeiten zu überwinden seien. konnten die ersten kleinen Übungen abgehal­ ten werden. H. Sehn. Der Bau der Bahn sollte jetzt vom Staat Brauereimaschinen. Brauereiapparate. Klaus Hörter / Manfred Hensel, "Chronik des Truppen­ übernommen werden. Man stellte einen Antrag Tc!rfM Nr. 37. übungsplatzes und der Garnison Heuberg bei Stetten am auf Konzessionierung beim Königlichen Amt kalten Markt", Gebr. Metz , Tübingen, 1980 . der Auswärtigen Angelegenheiten in Stuttgart. • • ••I •• U lt l Sll dull "&lltrk--~ 1a t DII~ Dieses lehnte am 26. Mai 1904 ab, da festge­ ...... 4"'MQ l.U I"iAtMbtM ~"_ _. stellt wurde, daß diese Durchgangslinie für die Die Verfasser der Beiträge NilroC o)'""i.ADI~ Königlich Württembergische Eisenbahn er­ -.\l>"'1}1J...lHl""''''''' ...~ f'M4l.,. ~-. Vll!...<Ö...... ,.., "" ~ in dieser Ausgabe: hebliche Nachteile bringe. Ein Teil des Ver­ ....._""'., ...... ~ kehrs auf anderen Linien würde auf diese Ne­ Eugen Gröner, Hofmannstraße 6 T,.. i. itlJl...A.b.gl'lI ~ ~,nP , ~--""'-' ._ . ".,_. A ...... benbahn gelenkt werden. Im Interesse des be­ - lf

Zunächst sc hi ckte der Oberkirchenrat als Mit de m Wiederaufbau der Kapellkirche erklärte er im Kirchen gem einderat "daß sich Stadtpfarrverweser an di e 1. Stelle an der Mar­ wollte es nicht vorangehen. Architekt Ott wur­ seine Hoffnung auf Festigung seiner Gesund­ tinskireh e Hans Stoh al. Am 30 . November de mit den Arbeiten betraut. Es fehlte das Bau­ heit nicht erfüllt habe, so daß er genötigt sei, 1946 kam der Ulmer Prälat Buder zur Beset­ holz. Man steckte die Sache hi nter den Kir­ einen halbj ährigen Krankheitsurlaub anzutre- zungssitzung. Interessant in den Besetzungs­ chengemeinderat Walther Groz. Ab er auc h er .ten und sich anschließend n ach einer leichte­ protokoll en jene r Zeit ist, daß genau festgehal­ konnte anscheinend nichts erreichen . ren Stell e umzuseh en. ten wurde, wie oft der Pfarrer zu predigen hat Dann, im Juli 1948, kurz nach der Wäh• Die Beset zungssitzung fand am 8. September und an welchen hoh en Festtagen. Anstelle von rungsreform, tat es plötzlich einen Ruck. Jetzt 1952 unter Vorsitz von Prälat Eicheie von Ulm "Go ttesdienst feiern" ode r "Gottesdienst hal­ konnte vom Borkenkäfer befallenes Holz "auf statt. Am Schluß des Protokolls wurde n die ten" war immer nur von "Predigt" di e Rede. eigene Rechnung" geschlagen werden . "Von Wünsche an den künftigen 1. Pfarrer formu­ "Aus der Mitte des Kirchengemeinderats der Notwendigkeit der Instandsetzung de r Ka­ liert. "daß er ein guter Prediger sei und wegen wird darauf hingewiesen, daß di e schlechte pellkirehe durchdrungen, besc hließ der Kir­ der schlechten Akustik in der Martinskirche Akusti k der Martins kirche eine kräftige Stim­ chengemeinderat, das notwendige Bauholz zu auch eine kräftige Stimme besitze; er soll ein me bedinge (ein Ums tand, der sich durch alle erwerben und die Maurerarbeiten in Auftrag guter Seelsorger, im mittleren Alter und ge­ nachfolgenden Besetz ung ssitzungen zog und zu geben, um weiterem Zerfall des Ma uer­ sund sein; er soll allen Kreisen der Gemeinde der auch beim Umbau der Martinskirche 1954 werks vorzubeugen." Später trat wieder eine in gleichem Maße dienen, eine führende Gabe eine große Rolle spielte). So dann wird der Verzögerung ein wegen der Bes chaffung von haben und die Gabe zur Zusammenarbeit in Wunsch geäußert, daß ein Mann gefunden wer­ Dachziegeln. der Einigkeit des Geistes; besonders wird noch den möge, der auc h unter der Männerwelt An-:­ Durch die Währungsreform waren die ange­ darauf hingewiesen, daß er ganz auf dem Bo­ klang finde und dem es gelinge, sie zur Teil­ sammelten Baufonds fast zu nichts zerronnen . de n der Heiligen Sc hrift stehen soll. u nahme am kirchlichen Leb en zu gewinnen." . Doch bereits im November 1948 betrugen "die Es wurde Pfarrer Alfred Mack in Trossingen, Di e 1. Stadtpfarrstelle blieb si eb en Monate Stiftungen für die Kapellkirche, einschließlich Dekanat Tuttlingen,"in Aussicht genommen". lang vakant. Mit Erlaß des Oberkirchenrats ausstehender Beträge" bereits wieder 14000 Am 17. November 1952 beschloß der Kirchen­ vom 25. April 1947 hat "Herr Stadtpfarrer Mark. Im weiteren Fortgang schaltete sich der gemeinderat mit elf Stimmen und einer Ent­ Waßer ... am 4. Juni 1947 auf der ihm übertra• Oberkirchenrat ein. Er schickte den Architek­ haltung "gegen die Ernennung von Herrn Pfar­ genen 1. Stadtpfarrstell e in Ebingen einzutre­ ten Dr. Ruff. Dieser war fortan mit der Pla­ rer Mack in Trossingen zum 1. Pfarrer in Ebin­ ten." Zum gleichen Zeitpunkt, zu dem dieser nungbeauftragt. gen nichts einzuwenden". Pfarrer Mack trat Erlaß im Kirchengemeinderat bekanntgegeben Am 3. Advent 1950, dem 17. Dezember, den Dienst in Ebingen am 14. Januar 1953 an. wurde (19. Mai 1947), wur de noch ein weiterer konnte di e Kapellkirch e wiede r eingeweiht Erlaß verlesen, nämlic h, daß der Aufzugster­ ** * werden. Sechseinhalb Jahre nach ihrer Zerstö• Zu Beginn wurde ausgeführt, daß der Kir­ min für Herrn Stadtpfa rrer Junker in Bad rung. Zu diesem Anlaß hatten di e Christlichen Cannstatt auf den 21. Mai 1947 festgesetzt chengemeinderat in seiner ersten Sitzung nach Pfadfinder ein Laienspiel ei nstudiert "Das dem Krieg beschlossen hatte, wied er drei Kin­ wurde. Stadtpfarrer J unker war zehn Jahre Dombaumeisterspiel ". Laien spiele waren da­ lang in Ebingen . dergärten zu eröffnen. Im Wiesental, in der mals seh r beliebt. Pfaffenrothschen Fabrik, wo früher ein Kin­ § 2 lautet:"Durch Erlaß 0.3 48 4 vom 18. April Im Zusammenhang mit de r Beseitigung der dergarten betrieben wurde, hätte man gerne 1947 ist di e Versehung der IH. Stadtpfarrstelle Kri egssch äden an den kirchlich en Gebäuden einen vierten eingerichtet. Ab er es war ni cht auf 28. Mai 1947 der bisher mi t der Versehung ist zu erwähnen , daß die Landeskirche damal s möglich. Immer wieder wurde in den folgenden der 1. Stadtpfarrstell e in Ebingen beauftragte einen "Lastenausgleich ", die "Brüderlic he Jahren ein Vorstoß unternommen. Di e Stadt Herr Pfarrer Hans Strohal beauft r agt wor­ Aufb auhilfe" eingeführt hat. Kirchengemein­ dehnte sich weiter nach Oste n aus. Man erwo g, den." Ein Stühlerücken hatte stattgefunden. ­ den, die keine Sc häde n aufzuweisen hatten, im Ostheim eine Baracke aufzustellen und dort Ab Juni 1947 konnte mit einer fast neu en Pfar­ mußten zu sätzlich zur Landeskirchensteue r einen Kindergarten einzurichten. Der Plan rersgruppe di e Arbeit fortgeführt werde n . noch Beträge zur "Brüde rl iche n Aufbauhilfe" wurde wieder verworfen . Im Dezember 1951 ' Mit allen Mitteln wurde versucht, di e Kriegs­ abliefern. Ebingen war al s "schwer kriegsbe­ trug Pfarrer Jahn den Plan vor, in der Groz­ schäden an der Martinskirche und an der Ka­ troffen e Kirch engemeinde" dieser Betrag er­ Beckert-Siedlung einen Kindergarten zu er­ pellkirehe zu beheben sowie 'die Erdbeben­ lassen. Im Gegenteil, auf wied erholte Anträg e richten. Kirchengemeinderat Walther Groz schäden an der Friedenskirche. Ab er es fehlte hin bekam di e Kirchengemeinde immer wieder meinte aber, daß dies nicht Sache der Sied­ hinten und vorn an den erforderliche n Bauma­ einmal eine Zuweisung von einigen tausend lungsgenossenschaft sei. Gleichzeitig teilte er terialien. Au ch besteht der Eindruck , daß di e Mark. aber mit, daß die Stadt in der Spitalmühle Friedenskirche in der Prioritätenliste nicht an Unter § 3 behandelte der Kirchengemeinde­ einen Kindergarten einbauen wolle . Sofort be­ erster Stell e stand. Si e lief anscheine nd nur so rat am 15. November 1950 den Erlaß des evan­ schloß der Kirchengem einderat "den Stadtrat am Rande mit. gelischen Ob erkirchenrats A 13 370/5 vom 31. zu bitten, die Betreuung dieses Kindergar­ Daneben wollte man so schnell als möglich Oktob er 19 50 "betreffend di e etwaige Zutei­ tens . .. der evangelischen Kirch engemeinde wieder Gl ocken anschaffen . Man kam auf di e lung der benachbarten hoh en zollerischen Ge ­ zu übertragen." Dem Antrag stimmte der Idee, die Ebinger , die Verwandte in Amerika meinden Straßberg und Kaiseringen an di e Stadtrat zu. Am 6. Oktober 1952 ist der vierte hatten, zu bitten , daß diese Dollarbeträge fü r evange lische Kirchengem einde Ebingen." Kindergarten in der Trägerschaft der evangeli­ die Wiederbeschaffung der Glocken zeichnen. "Der Kirchengemeinderat beschließt einstim­ schen Kirchengemeinde eröffne t worden. Aber dieser Gedanke muß te schließlich wieder mi g, di e kirchliche Betreuung der Evangeli­ verworfen werden, denn "die in Amerika le­ schen in Straßberg und Kaiseringen zu über­ Als Pfarrer Mack am 28 . Februar 1953 di e bende Tochter von Herrn Oberlehrer Hummel nehmen unter der Voraussetzung, daß der Vi­ erste Sitzung des Kirchengemeinderats leitete, we ist in eiriem Brief an Herrn Stadtpfarrer kar ganz für Ebingen verfügbar ist." (Mit Wir­ war man bereits mitten in der Planung der Jahn darauf hin, daß alle fü r Spenden nach kung vom 1. April 1951 wurden die hohenzol­ Innen erneuerung der Martinskirche. Von der Deutschland in Frage kommenden Amerikaner lerischen Orte Straßberg und Kaiseringen der ersten Stunde an mußte sich also Pfarrer Ma ck durch die allgemeine Liebestätigkeit voll in württembergischen Kirch en gemeinde Ebingen mit dem Bauen beschäftigen. Es ging vor allen Anspruch genommen seien , so daß man mit zuget eilt). Dingen um die Verbesserung der Akustik. Bau­ einem nennen swerten Ertrag für eine Gl ocken­ Schlag auf Schlag ging es damals . Bereits rat Paul Heim aus Stuttgart machte Vorschlä• sammlung nicht zu rechnen sei. Aus diesem zwei Monate nach der Wied ereinweihung der ge . Unter anderem sollte eine Holzdecke ange­ Grund wird eine solche Sammlung zurückge• Kapellkirehe berichtete Pfarrer J ahn im Kir­ bracht werden . "Allgemeine Zustimmung fin­ stellt." ch engemeinderat über di e Glockenbeschaf­ det der Vorschlag über dem Bogen des goti­ Nachdem sich die Wirren der Nachkriegszeit fung."Am 16. Februar habe in Stuttgart der schen Chors zur Belebung der Wandfläche ein einigermaßen in überschaubare Bahnen lenk­ Guß der vier für die Martinskirche und der drei Wandbild anzubringen. Baurat Heim wird be­ ten, wurden für de n 16. November 1947 zum für di e Kapellkirche stattgefunden. Die Glok­ auftragt, dem Kirchengemeinderat geeignete ersten Mal kirchliche Wahlen zum Kirchenge­ ken werden am Dienstag, den 27 . Februar in Künstler zur Ausführung des Bildes zu nen­ meinderat und zum Landeskirchentag ange­ Stuttgart abgeholt und anschließend auf den nen." Über den Inhalt ist nie öffentlich disku­ setzt. Man mußte sich damals nach dem Wahl­ Türmen der Kirchen aufgeh ängt." tiert worden. gesetz noch zur Wä hlerliste anmelden. Von Di e Kosten für die Glocken betrugen etwa Am 8. November 1953 fanden die zweiten dieser Möglichkeit machten rund 40 Prozent (!) 48 000 Mark "wofür di e Kirchenpflege über• Wahlen zum Kirchengemeinder at nach dem der wahlberech ti gten Gemeindeglieder Ge­ haupt nicht in Anspruch genommen wurde", Krieg statt. Bei der Vorbereitung wurde die brauch. Es waren die erste n Wahlen seit 14 wie Pfarrer Jahn im Protokollbuch hin ter den Frage erörtert, ob auch Frauen zur Kandidatur J ahren . Die letzten hatten 1933 stattgefunden. Eintragungen von Kirchenpfleger Maute aufgefordert werden sollen. Es heißt dann lapi­ Von 2503 Wahlberechtigten haben 1791 = handschriftlich vermerkte. dar, der Kircheng emeinderat habe nichts da­ 71 ,55 Prozent (!) abgestimmt . Unter den zwölf *** gegen. Einundzwanzig Kandidaten standen gewählten Ki rchengemeinderät en be fand sich Von Juni 1951 bis Novem ber 1952 hat di e zur Wahl. Unter den zwölf gewählten Persön• auch Bürgermeister Walthe r Groz. Somit war Kirch en gem einde Ebingen in einem ungewis­ lichkeiten befand sich eine Frau, Else Grunba­ die Verbindung zwischen Kirche und bürgerli­ sen Schwebezustand in der Ge meindeleitung eh er. Si e hatte es gerade noch an zwölft er Stel­ cher Gemeinde wieder hergestellt, die früher zu leben : Pfarrer Waßer war krank . Er unter­ le gesc hafft. Die zw eite Kandid atin la ndete auf durch Stadtschultheis Hartmann und später zog sich einer langen Kur in Heidelberg und dem zwanzigsten Pl atz. Auch di e beide n Ver­ durch Bürgermeister Hayer scho n bestanden meinte, dort wieder hergestellt zu werden. treter der Jugendverbände wurde n nicht ge­ hatte. Dem war aber nicht so .Am 29 . Dezember 1951 wählt. Februar 1997 Heim atkundliehe Blätter Balingen Seite 1063

. Nach über zweiundzwanzig Dienstjahren in nehmen zwischen Landeskirche und Gemein­ Am 14. November 1954 wurde die erne uerte Ebingen übernahm Pfarrer Jahn im De zember schaften sowie der Freikirchen und der katho­ Martins kirche eingew eiht. Man war des Lob es 1953 eine Pfarrstelle in der oberschwäbischen lischen Kirchengemeinde ist es erwünscht, daß voll über das gelungene Werk. Vor allen Din­ Diaspora , in Wä lde-Winterbach . - Im Oktober der neue Pfarrer auch hier das gegenseitige gen di e gute Akustik wurde gepriesen, die 1953 war die Besetzungssitzung mit dem UI­ gute Verhältnis zu erhalten versteht. durch die Holzstab-Decke jetztgegeben sei. mer Präl aten."Der Kirchengemeinderat wünscht von dem H. Pfarrer, daß er ein über• Nach längerer Aussprache über die Bult­ ** * zeugter und überz eu gender Prediger des Evan­ mannsehe Richtung in der Theologie wird ein­ Die Kriegsschäden und di e Erdbebenschä• geliums sei, der auch im Unterricht die Jugend deutig festgestellt, daß der Kirchengemeinde­ den an den Ebinger Kirchen waren nun beho­ anzusprechen vers teht, der zu allen Gemeinde­ rat keinen Bultmannianer will, sondern einen ben. Au ch hatten alle Gotteshäuser wieder ein gliedern in ein gute s Verhältnis kommt und in Mann, der auf dem Boden der Heiligen Schrift volles Geläute. Ein langer , mit viel Aufwand der brüderlichen Gemeinschaft mit den ande­ alten und neu en.Testaments steht." Bereits am und Sorgen bepackter Abschnitt ging damit zu ren .Pfarrern zusamme narbeitet . Er sollte die 15. November 1953 erfolgte di e Benennung von Ende. Ma n konnte sich neuen Aufgaben zu­ Erfahrung eines ständigen Pfarrers schon mit­ Pfarrer Gerhard Stark, bisher Jugendpfarrer wenden und deren standen wahrhaftig viele bringen; bei dem bestehenden guten Einver- an der Friedenskirche in Heilbronn. vor derTür. Höhlenarchäologische Forschungen auf der Südwestalb 6. Höhle: Kühstellenhöhlen / Von Jürgen Scheff, Albstadt

(Kuhstall, Höhle Kuhstelle, Grotten bei Win­ . Die Befürchtung Blickles, daß sich Raubgrä• terlingen, Höh le Kühbuchen, Höhle Winterlin­ ber an der Fundstelle zu schaffen machen wür• gen) den, wurde leider durch die Grabung bestätigt, die Ernst Koken, Geologisches Institut der Höhlenkat aster - Nr. 7720 / 11-13 Universität Tübingen, zusammen mi t Schuh­ Lage: 4,1 kmnordnordwestlich der Gertraud­ machermeister Stauss aus Win terlingen im kirehe Winterlingen, 845 m NN Jahr 1905 durchführte. Koke n (1912, S . 178) faßt die Ergebnisse folgendermaßen zusam­ Von den drei Kühstellenhöhlen (Enge, Kleine men: und Große Kühstelle) wurde offensichtlich nur die Große Kühstelle ausgegraben. Der Name "Die Ausgrabung der ,Kuhstall' genannten deutet auf einen Einstand de s in Waldweide kleinen H öhle hat we der reiche Au sbeute noch gehaltenen Viehs von Winterlingen zumindest ein klares Resultat der Lagerungsverhältnisse in den beiden grö ßeren und trockenen Fels­ geliefert. Di e Höhle war scho n mehrmals ge­ grotten hin. Wenige Meter entfernt befindet Große Kühstelle: Eingangsportal plündert und die we nigen Artefakte sind in sich im Wald eine Hülb e. schon durchwühltem Schutt gesammelt. Von der ersten Untersuchung der Großen Aus einer echt diluvialen Schicht stamme n Kühstell e im November und Dezember 1892 steriums einbringt. Daß di e Mühlen der Büro• kratie auc h in der "guten alten Zeit" langsam die (spärlichen) Reste von Rhi nocero s ti ch orhi­ hat sich ein umfangreiche r Schriftwechsel nus (Fellnashorn), Ursus spelaeus (H öhlenbär) zwischen Sc hultheiß Gustav Blickle aus Win­ arbeiteten, belegt eine Mahnung Blickles vom 2. Januar 1893, als er auf die baldige Anwei­ und Equus caballus (Wildpferd). Eine obere terlingen , dem Ko nservator der vaterländi• Kulturschicht en thielt za hlreiche Knochen schen Kunst- und Altertumsdenkmale Eduard sung des Geldbetrages im Hinblick auf die finanzielle Notlage seine r beiden Arbeiter jüngerer Tiere, besonders häufig von Dachs, Paulus d. J . sowie dem Ministerium de s Kir­ drängt. aber auch Wildkatze, Reh, Hirsch, Wild­ chen- und Schulwesens erhalte n, der interes­ schwein usw. sowie dom estizierten Rassen . sante Einblick e in die Aus grabungspraxis des In eine m letzten Schreib en Blickles vom 7. 19. Jahrhunderts ermöglicht. April 1903 drängt er abermals auf die Weider­ Daß eine Nagerschicht vorhanden war, be­ weisen die durch Kalksinter verbundene n Am 14. November 1892 sendet Blickle eine aufnahme der Grabungsarbeiten in der Höhle: "ICh würde es für lohnend halten, wenn ein Brocken einer solchen , die ich von der Höhlen­ Tonscherbe aus der Höhle an die Staatssamm­ wand ablöste. Es waren aber aussc hließlich lung nach Stuttgart und fragt nach, ob es loh­ Herr der Directi on hierher kommen wollte zur Einsichtnahme, we nn di eses nicht möglich ist Arvicolen (Schermäuse); nur im Schutt fand nend wäre, weiterzugraben. Bereits am näch• ich einen Unterkiefer von Myo des torquatus ." ste n Tag erhält er vom Konservator Paulus den bin ich gerne bereit die Grabungen zu leiten. Auftrag, auf Kosten der Sammlung graben zu Ich bin der Uberzeugung daß wenn Si e nicht graben lassen , sich Private darauf legen und Robert RudolfSchmidt (1912 , S . 50) we ist die lassen und die Funde ne bs t Beri cht an die Fundstelle einem älteren Magdalenien zu; die . Staatssammlung einzusenden . Blickle heuert di e Funde an sich nehmen , was ich gerne ver­ mieden haben möchte." Artefakte dieser Grabung sind bei Rie th (1938 für die Grabung zwei mittellose Ta gelöhner an b, S. 27) abgebildet und sollen sich in der Urge­ und veranschlagt die Grabarbeiten auf ca . acht In den "Besondere n Beilagen des Staats-An­ schichtlic hen Sammlung in Tübingen befinden Tage. Das Ministerium des Kirchen- und zeigers für Württemberg, Jg. 1893 , Nr. 10" ver­ (Schmidt 1914, S . 28). Die Knochenfunde, nach Schulwesens gewährt am 22. November aus öffentlicht Blickle seine Grabungsergebnisse. Beschriftung von Stauss (16. Nov. 1905), liegen ' dem Ausgrabungsfonds 40 Mark gegen spätere Interessant ist der Hinweis der Verbauung der in der Sammlung des Paläontologischen Insti­ Abrechnung. . Höhle im Eingangsbereich mit Steinen, bis auf tuts der Universität Tübingen. Blickle liefert in Ab st änden von wenigen Ta­ gen die Funde - Scherben, Tierknochen, u. a . eine Öffnung von etwa einem Meter Breite, was Zusammen mit Forstwart Wintterle, Ebin­ vom Mammut, Feu erst eingeräte - und kurze auf eme menschliche Nutzung im Mittelalter gen, fü hrte Robert Rudolf Schmidt im Juni Fundberichte nach Stuttgart. Zum wiederhol­ od er in der frühen Neuzeit, vielleicht durch 1909 eine nicht publizierte Nachgrabung in der ten Mal bittet er am 8. Dezember, als die Gra­ Viehhirten, hindeuten könnte. Als Funde ka­ Kühstelle durch. In einem Brief an den Leiter bungen aufgrund des bereits überzogenen men aus den oberen Schichten neben allen des Heimatmuseums Ebingen, Paul Eith, re­ Etats eingestellt sind, um das Hinzuziehen ei­ . möglichen Tierknochen "Scherben von ganz ko nstruiert Wintterl e aufgrund eigener Tage­ nes Fachmannes für künftige Grabungen.ida er rohen . Thongefäßen zu Tage, welche ohne buchnotizen: "Am Eingang zur Hö hle wurde vor Ort die Bedeutung der FundsteIle richtig Scheibe hergestellt waren ". Aus einer Tiefe bis gegraben und auch in einer Tiefe von etwa 70 erfaßt und die "Fähigkeite n" seiner Grabungs­ zu zwei Metern Tiefe stammten neben zwei cm sehr viele Knochen & eine Feuersteile ge­ arbeiter realistisch einschätzt . Paulus geht es Feuersteinwerkzeugen di e Reste von Bären funden. Alle Funde wurden sofort in Papier aber, im Geiste der Zeit, mehr um quantitati­ Stier und Ma mmuth, dieser Mammuthskno~ eingeschlagen und darauf vermerkt in welcher ven Zuwachs für die Staatssamml ung als um chen war ein vordere r Schenkelknochen, ca . 35 Tiefe sie gefunden wurden. Ob diese Funde eine wisse nschaftlich fundierte Grabungsdo­ Centimeter la ng und hatte eine n Umgang von nach Tübingen oder an das Naturalien-Kabi­ kumentati on. Seine Antwort la utet mehrfach, 30 Ctm" . Zumindest ein Teil der Funde dieser nett nach Stuttgart geschickt wurden, kann ich es solle weiter und insbesondere tiefer gegra­ Grabung, u. a. Scherben der Hügelgräberbron­ heute nicht meh r sagen." Schmidt selbst er­ ben werde n, do ch soll ten die Gesamtkosten di e zezeit , Urnenfelderzeit , Hallstattzeit und des wähnt diese Grabung - wie auch andere im Summe von 50 Mark nicht überschreiten. Die­ Mittelalters, ein Feu ersteinwerkzeug sowie Ebinger Raum - in seinen Publ ikati one n se waren aber nach eine m Schreiben vom 20. Tierknoch en, blieb erhalten und befindet sich (Schmidt 1910 , 1912, 1914) nicht. Offenbar er­ Dezember mit 61,20 Mark bereits erheblich im Wü rttembergischen Landesmuseum in schienen ihm di e Befunde dieser Untersuchun­ überschritten, was Paulus eine Rüge des Mini- Stuttgart. gen nicht aussagekräft ig genug. Seite 1064 Heimatkundliehe Blätter Balingen Februar 1997

~ " ~<. '. . .. • . ..:'. Eugen Gröner war ein Wegbereiter Seine Vorlieben: Heimatgeschichte, Orgeln und Glocken Weder der diese Zeilen schreibende Redakteur der HEIMATKUNDLICHEN BLÄTTER noch sonst jemand wäre in den ersten Januartagen dieses Jahres auf den Gedanken gekom­ men; daß der in der vorigen Ausgabe Nr. 1 vom 31. Januar 1997 erschienene Beitrag "Ein Balinger Flugzeugbauer auf Berblingers Spuren" der letzte aus der Feder Eugen Gröners sein werde. . Wobei "Feder" natürlich nur im übertra• Wie weit Eugen Gröner mit seiner nim­ genen Sinn gemeint ist; viel treffender für mermüden, tiefschürfenden historischen Tierwelt der großen Kühstelle: Riesenhirsch, Eugen Gröner, sein Wirken und seine Ar­ Recherchen gekommen ist, dafür hier ein Wildpferd, Reh, Ren, Höhlenbär, Mammut, beitsweise, ist wohl die vom ZOLLERN­ eklatantes, in den HEIMATKUNDLICHEN Fellnashorn. ALB-KURIER geprägte Bezeichnung "Hei­ BLÄTTERN verankertes Beispiel: matliebe im Zweifingertakt". Das meiste des mit zwei Fingern in die Schreibmaschi­ In Ausgabe Nr. 4 des Jahres 1993 vom 30. Neb en den Untersuchungen von 1892 , 1905 ne Getippte ist in den Lokalteilen der Zei- . April stand im Artikel "Balinger Stadtkir­ und 1909 sind weitere, kaum dokumentierte tungen wiedergegeben worden. Doch auch ehe feiert Doppeljubiläum" auf Seite 879 u. Grabungen bekannt. Durch Stauss kam 1910 bei den HEIMATKUNDLICHEN BLÄT­ a. zu lesen: "Vor 50 Jahren hat man die ein weiterer Fund , bestehend aus einigen un-:' TERN gehörte Eugen Gröner nebst Kurt Fünfhundertjahrfeierder Stadtkirehe so ge­ verzierten prähistorischen, zwei bronzezeitli­ WedIer, Walter Stettner, Fritz Scheerer, Al­ feiert, als wenn es sich um einen Neubau, chen, eine m urnenfelderzeitlichen Scherben fred Munz, Hans Müller, Rudolf Kerndter, der 1443 begonnen wurde, gehandelt hätte. und einem Tierknochen in die Alte rtümer• Rudolf Töpfer und Wilhelm Foth zu den Inzwischen wurde erkannt, daß dies nicht Sammlung (A 255, heute Württembergisches meistgedruckten Autoren. stimmt, daß vielmehr die heutige Stadtkir­ Landesmuseum Stuttgart). Am 22. September Im Alter von 88 Jahren ist Eugen Gröner ehe noch große Teile von der einstigen Niko­ 1912 bietet Stauss dem zweiten Konservato r am 15. Februar nach kurzer, schwerer laus- und Liebfrauenkapelle enthält (Dach­ der Denkmalp flege, Peter Goessler, unter an­ Krankheit gestorben. Hier soll nun nicht stuhl, Westgiebel) .. ." derem folgende Funde zum Kauf an: wiederholt werden, was in aktuellen Nach­ rufen bereits zu lesen war, sondern nur eines In besagtem Artikel weiter vom konnte ,,10., Knochenstücke aus der bekannten noch hervorgehoben werden: Eugen Gröner man außerdem lesen, daß beim Bau des Kühstellehö hle bei Winterlingen. Der größere war nicht nur das "wandelnde Archiv" für Langhauses - hauptsächlich am Westgiebel Knochen und noch ein kleinerer lagen in der Geschichtliches aus Balingen und Umge­ - ältere Bauteile verwendet worden seien Humusschicht ca. 20 bis 25 cm tiefer als die bung; über seine Heimatstadt hinaus hat er und die Kirche im Norden und Süden "um­ Feuerstelle des Glacialzeitmenschen, die wei­ zwei Vorlieben gepflegt: 1. Orgeln, 2. Glok­ mantelt" worden sei. Die für die Erbau­ ßeren Knochen aus derselben Höhle sowie der ken. ungszeitungewöhnliche Länge der Kirche mit eingewickelte Kiefer aus dem Lehm, in Auf beiden Sachgebieten war er ein pro­ würde sich dadurch erklären. - So hat Eu­ welchem ich die Rinozeroßzähne fand." Zu­ funder Kenner und Liebhaber gleicherma­ gen Gröner Prof. Hans Köpf und dessen sammen mit dem Antwortschreiben Goesslers ßen. So hat Kirchenmusikdirektor Gerhard Werk "Die Baukunst der Spätgotik in vom 24. September; der die Stücke als für die Rehm am offenen Grab Eugen Gröners er­ Schwaben" zitiert. Aufbewahrung in der Stuttgarter Sammlung zählt, er habe es längst aufgegeben, über nicht geeignet befindet, scheinen sich hier die Orgeleinzelheiten mit ihm zu wetten, da Eu­ Eugen Gröner war eben mehr als nur Hei­ Reste einer längeren Korrespondenz über eine gen Gröner ja doch immer gewonnen habe. matfreund und HeimatkundIer; er gehörte ansonsten nicht bekannte Grabung erhalten zu Und was die Glocken betrifft, so hat den zu den Pionieren, den Wegbereitern auf die­ haben. Der Verbleib der Knochen ist unbe­ Verstorbenen ein Werk überlebt: die von sem Gebiet. Die Heimatkundliche Vereini­ kannt. ihm selbst, samt Arbeiten und Glocken­ gung wird ihr Mitglied Nr. 212 , das viele stuhl, gestiftete vierte Glocke für die Balin­ Jahre zu den treuesten Besuchern der Aus der Schulsammlung der Volk~schule in ger Friedhofkirche. Stammtischegehörte, nicht vergessen. cfr Winterlingen kam 1926 ein Mammutbacken­ zahn in das neugegründete Heimatmuseum Ebingen. Er soll nach Angaben in der Inven­ tarliste von Paul Eith durch Stauss in der K üh­ Folgende Funde aus der Kühstelle gelangten FBBW 2, 1975, S . 71, Taf. 179, 180. stelle ausgegraben worden sein. Diese Angabe, ebenfalls ins Heimatmuseum Ebingen, sind je­ FBS 15, 1907, S . 6. FBS 18, 1910, S. 16. die sich in späteren Publikationen immer wie­ doch verschollen bzw. nicht mehr sicher anzu­ FBSNF 3,1 926,S.153. der finden läßt, ist offensichtlich unzutreffend, sprechen. Durch Stiftung von Oberlehrer Al­ Koken 1912 , S. 178. da in dieser Liste auch sonst beim Erwerb tenmüller, Winterlingen, erwarb das Museum Rathgeb er 1987, S. 31, 32. illegal ergrabener Exponate, insbesondere aus "Lemmingknochen" (?), aus dem Nachlaß des Riek 1935, S. 5. Rieth 1938 a, S . 28. hohenzoll erisch-preuß ischem Gebiet, der Naturarztes Johannes Binder, Ebingen, einen Rieth 1938 b, S. 25, 214, 217,245. Fundort absichtlich verändert wurde, um Röhrenknochen vom Mammut (falls die Artbe­ Scheff 1987 , S. 9, 12, 24, 27. strafrechtlichen Konsequenzen bezüglich un­ stimmung zutrifft) sowie aus einer nicht näher Schmidt 1910, S. 43. terschiedlicher Denkmalschutzgesetze der dokumentierten Grabung durch Paul Eith ei­ Schmidt 1912, S . 49, 50. Schmidt 1914 , S. 28. , Länder zu entgehen. Der Fund eines Mammut­ nige Feuersteinsplrtter. Möglicherweise ver­ Stettner 1979 , S . 221. (Serie wird fortgesetzt) backenzahns durch Stauss bei Veringendorf ist birgt sich ein Teil dieser Stücke unter einem bekannt (Eith o. J ., S. 3), es handelt sich offen­ Fundkomplex ohne Fundortangabe (A 10 a,b) des Museums Ebingen. bar um dieses Stück! Die Verfasser der Beiträge Während der Vermessung der Kühstellen• in dieser Ausgabe: - \ höhlen durch die Höhlenforschungsgruppe f Kirchheim am 2. Juni 1985 konnte Achim Herbert Friederich Lehmkuhl, Tailfingen, ein fein retuschiertes .Schloßbergstr. 23, 72458 Albstadt-Ebingen Feuersteinwerkzeug aus Jurahornstein aus Jürgen Scheff dem Schutt auflesen, und bei einer Begehung ImRaidental66, 72458 Albstadt-Ebingen \ der Höhle durch Jürgen Scheff, Ebingen, fan­ den sich in einer Nische im hinteren Teil der Höhle im Sc hutt Fragmente eines Wildpferd­ zahnes sowie weitere unbestimmbare K no­ Herausgegeb en von der Heimatkundlichen Vereini­ chenreste. gung Balingen . Vorsitzender:Christoph Roller, 72336 Balingen , Am Schrifttum: Heuberg 14, Telefon 77 82. Akten des Mu seums Ebingen . Geschäftsführung: Ruth Hübner, Im Kirschen winkel BieI1 987,S. 53, 54,1 39 ,184,201,216. 2,72359 Dotternhausen, Telefon (07427) 910 94. Binder 1910,S. 257 , 359, 361 , 363 ,365,366,448. Redakti on: Christoph F. Riedl, 72336 Balingen , - Blickle 1893, S. 158, 159. Gerh.-Hauptmann-Ring 14, Telefon 78 16. Große Kühstelle: vorgeschichtliche Tonscher­ Breeg 1939 a, S . 35. Eith o. J. , S . 3,4. Die Heimatkundlichen Blätter erschein en jew eils am ben sowie altsteinzeitliche Feuersteinwerkzeu­ Ei th 1926. Monatsende als st ändige Beilage des "Zollern-Alb­ ge. Ei th 1932. Kuriers". Jahrgang 44 31. März 1997 Nr.3 Die Wirtschaftsstruktur des Kreises Balingen in den dreißiger Jahren Von Stephan Link / Albstadt Nicht nur im Gebiet des ehemaligen Kreises Balingen, sondern in der gesamten württembergi­ 53 Prozent, wobei in diesen Zahlen die Ange­ sehen Wirtschaft spielte die Textilindustrie traditionell eine herausragende Rolle. Sie war mit hörigen ohne eigenen Beruf mit eingerechnet einem Nettoproduktionswert von 275,5 Millionen Reichsmark nicht nur der bedeutendste Indu­ sind. Dagegen lag die Zahl der Selbständigen striezweig von Württemberg-Hohenzollern, sondern brachte es auch auf 9,8 Prozent der gesam­ und der im Betrieb mithelfenden Familienan­ ten Textilproduktion im Reich. gehörigen mit 14,6 Prozent und 3,1 Prozent Nicht zuletzt aus diesem Grund forderten die deutlich unter dem Reichsmittelwert. Im Von dieser württembergischen Textilindu­ Reichsdurchschnitt gab es zu dieser Zeit 17 strie wiederum war ein maßgeblicher Anteil im Ortsvorsteher des Kreises bei eine r Sitz ung in Ebingen im Dezember 1934 nachdrücklich den Prozent Selbständige und zehn Prozent mit­ Bezirk der Industrie- und Handelskammer helfende Angehörige. (IHK) Reutlingen ansässig. Von den 90000 Bau einer neuen Autobahn. Diese sollte von württembergischen Arbeitnehmern, die in Frankfurt über Stuttgart und Tübingen nach Besonders die deutlich geringere Zahl der im Württemberg in dieser Branche beschäftigt Ebingen und von dort weiter an den Bod ensee eigene n Betrieb beschäftigten Familienmit­ waren, hatten im Jahr 1937 rund 50000 Be­ bis zur Schweizer Grenze führen und an di e glieder ist ein Anzeichen dafür, daß das tradi­ schäftigte im Bezirk der Reutlinger Kammer Stelle der geplanten Trasse durch die Ober­ tionelle Kleinhandwerk in Ebingen vergleichs­ ihren Arbeitsplatz. rheinebene treten. Dieser Plan blieb alle rdings weise schwach ausgeprägt war. Hier standen Das Gebiet der Industrie- und Handelskam­ ohne Erfolg, die Autobahn wurde seinerzeit die Familienunternehmen von mittlerer Größe nach den ursprünglichen Pläne n im Rheintal mer Reutlingen war somit selbst für württem• im Vordergrund. gebaut. - bergische Verhältnisse nicht nur überdurch• schnittlich dicht besiedelt - auf einem Achtel In der industriellen Produktion sp ielte die Die Bevölkerungsstruktur Ebingens war si­ der Gesamtfläche lebte ein Sechstel der Bevöl• Trikotagenherstellung im Kreis Balingen eine cher mit dafür ausschlaggebend, daß die Stadt kerung - sondern auch überdurchschnittlich herausragende Rolle. De nn während der als traditionelle Hochburg der Arbeit erpartei­ stark industrialisiert. Immerhin arbeiteten Schwerpunkt der Weberei und Spinnerei im en und der Demokraten galt. Noch bei der hier ein Fünftel der im Land in der Industrie Bereich der IHK Reutlingen im Ra um um Göp• Kommunalwahl am 6. Dezember 1931 erreich­ Beschäftigten. Rechnet man noch die Ausrü• pingen und Reutlingen lag, war das Zentrum te die KPD einen starken Stimmenzuwachs stungsindustrie, also Unternehmen, die Ma­ der Wirkerei dagegen im Gebiet Bahngen/ und wurde knapp hinter der DDP zw eitstärk• schinen und Geräte für die Textilindustrie her­ Ebingen/Tailfingen angesiedelt. Diese Gegend ste Kraft im Rathaus. Beide erreichten einen stellten, hinzu, so waren von diesen fast die war damit das württembergische Trikotage­ Stimmenanteil von knapp unter 20 Prozent. An Hälfte in der Textilbranche oder in von ihr zentrum schlechthin. So wurde im J anuar 1934 dritter Stelle lag die parteiunabhängige Liste abhängigen Unternehmen tätig. in einer Sonderbeilage der Ebinger Tageszei­ "Bürgerliche Rechte" mit 18 Prozent, gefolgt Diese überdurchschnittliche Industrialisie­ tung "Der Alb-Bote" stolz be richtet, es ste he von der SPD, die 15 Prozent der Stimmen er­ rung im Bereich der IHK Reutlingen gilt in heute"unzweifelhaft fest, daß die Trikot ag en­ reichte. Dagegen entschieden sich gerade 11 noch stärkerem Maße für das Gebiet des ehe­ industrie im Bez irk Ba lingen-Hohe nzollern Prozent der Ebinger Wähler für die National­ maligen Kreises Balingen, das bis heute über den mächtigsten Repräsentanten dieses Indu­ sozialisten. Mit Abstand die meisten Stimmen eine außergewöhnlich hohe Industriedichte striezweiges in ganz De utschland darstellt". erhielt ein Trikotagenfabrikant, der für die DDP kandi diert hatte. Alleine auf ihn entfielen verfügt. Aus einer Aufstellung für das Jahr Von insgesamt fast 22000 Beschäftigten im 1938 geht hervor, daß gut ein Viertel der ge­ 400 6 der 14 022 Stimmen, die diese Partei ins­ Bereich Wirkerei/Stricke rei im IHK-Bezirk gesamt erhielt. samten Industriebeschäftigten des Handels­ Reutlingen hatten 62,6 Prozent ihren Arbeits­ kammerbezirks hier ihre Arbeit hatten. platz in dieser Region - und dies, obwohl der Noch drei Jahre zuvor war die SPD, nach der Insgesamt kamen im Kreis Balingen im Jahr Bezirk Reutlingen innerhalb Württembergs in auch bei diesen beiden Wahlen führenden 1939 auf 1000 Einwohner 395 Industriebe­ dieser Branc he schon die Spitzenstellung ein­ DDP, als drittstärkste Kraft ins Ebinger Rat­ schäftigte. Das war der mit Abstand höchste nahm. Im Jahr 1935 entfielen auf den Kreis haus eingezogen. Offenbar hatte sie 1931 stark Wert im gesamten IHK-Bezirk. Zur selben Zeit Balingen 52,4 Prozent der gesamte n württem­ zugunsten der Kommunisten verloren. Auf lag dort der Anteil der in der Industrie Be­ bergischen Produktion aus dem Industrieb e- Pl atz zwei lag 1928 die Bürgerliche Rechte, schäftigten bei 209 Personen, in ganz Würt• . reich Wirkerei/Strickerei. während die KPD lediglich etwas mehr als 11 temberg wurde die durchschnittliche Dichte Pro zent der Stimmen erringen konnte. Auch an Industriebeschäftigten sogar auf nur 165 So waren 1938 in dieser Branche 55,9 Pro­ bei de n Kommunalwahlen 1925 war die DDP pro 1000 Einwohner geschätzt. zent der gesamte n Industrieb eschäftigt en im stärkste Partei, an zweiter Stelle lag damals Die amtliche Volkszählung vom Juni 1933 Raum Balingen tätig. Gefolgt wurde die Triko­ aber noch die SPD, auf die 27 Prozent der ergab, daß im Kreis Balingen bei einer Ein­ tagenerzeugung von der Ei sen- und Metallver­ Stimmen entfielen. Das Zentrum lag dagegen wohnerzahl von mehr als 56 000 Personen, ein­ arbeitung mit 16,3 Prozent und der Spinnerei, bei allen Wahlen unter einem Stimmenanteil schließlich aller abhängigen Angehörigen, fast Weberei und Ausrüstung mit zusammen 5,7 von 10 Prozent . 32 000 Menschen von Industrie und Handwerk Prozent der Beschäftigte n. lebten. Dies bedeutete einen Anteil von über 56 Für die Ebinger Wirtschaft war die Textilin­ Wie der gesamte Kreis war auch die Stadt Prozent der Bevölkerung, die ihren Lebensun­ dustrie der mit Abstand wichtigste Wirt­ terhalt aus dem produzierenden Gewerbe be­ Ebingen in den dreißiger Jahren außerordent­ schaftszweig. Wie in der gesamten Region be­ lich stark industrialisiert. Bei einer Einwoh­ zogen. schäftigten sich die Mehrzahl der Ebinger Tex­ nerzahl von etwas über 14 000 bot die Stadt tilbetriebe, wie noch heute, mit der Produktion Problematisch war aber für die Wirtschaft, rund 6000 Arbeitsplätze in der Industrie.. Be­ von Trik otagen . So waren nach offiziellen An­ besonders im Raum Ebingen/Tailfingen, schon schäftigte im abhängigen Dienstleistungsge­ gaben 1938 im Kreis Balingen insgesamt immer die recht ungünstige Verkehrslage. Die­ werbe und in der Verwaltung sind dabei noch 23000 Menschen in 291 Betrieben der ver­ se wurde zwar durch den Anschluß an das nicht berücksichtigt. Eisenbahnnetz gegen Ende des 19. Jahrhun­ schiedensten Branchen beschäftigt. Davon ar­ derts verbessert und durch die Einrichtung von Damit war der Arbeiterante il in Ebingen mit beiteten alleine 15 000 in 168 Trikotwarenfa­ Lkw-Pendeldiensten etwas ausgeglichen; so 60,5 Prozent an der Gesamtbevölke rung übe r­ bri ken. Im Jahr 1934 waren alleine in der Stadt richtig zufrieden waren die Ebinger Fabrikan­ durchschnittlich hoch. Die durchschnittliche Ebingen 17 Unternehmen mit zusammen 3000 ten mit dem erreichten Zustand allerdings nie. Arbeiterquote lag zu dieser Zeit reichsweit bei Beschäftigten in diesem Bereich tätig. Seite 1066 Heimatkundliehe Blätter Balingen März 1997

In der Nachbarstadt Tailfingen war die Do­ und 1000 Beschäftigten nochmals zwei Unter­ eigenes Unternehmen zu gründen. Dabei minanz der Textilindustrie noch weit ausge­ nehmen . konnten sie sowohl auf die erlernten techni­ prägter. Dort waren im Jahr 1930 , bei einer Diese Unternehmensstruktur mit vielen rela­ schen und unternehmerischen Kenntnisse als Einwohnerzahl von 8 200 über 5 200 Trikota­ ti v überschaubaren Betrieben führte auch zu auch auf den ihnen zustehenden Kapitalanteil genarbeiter beschäftigt. Dabei sind in dieser einem recht engen Verhältnis zwischen Unter­ zurückgreifen. Zahl di e in der Trikotagenindustrie beschäf• nehmer und Arbeiterschaft. Durch den Bau Dies bedeutet jedoch nicht, daß sie mit ihren tigten Angestellten noch gar nicht berücksich• von Werkswohnungen und Betriebskranken­ neu gegründeten Betrieben immer in direkter tigt. kassen versuchten etliche der etwas kapital­ Konkurrenz zum Stammbetrieb traten. Häufig Wie die gesamte Industrie im Raum Balingen kräftigeren Firmen, ihrer Belegschaft eine grö• halfen sich die Unternehmen bei wirtschaftli­ war auch diese Branche überwiegend von mit­ ßere soziale Absicherung zu geben. chen Schwierigkeiten sogar gegenseitig aus. telständischen Unternehmen geprägt. Das Ka­ Dabei war es nicht selten, daß mehrere Gene­ Aber auch gegenseitige Kapitalbeteiligungen pital und die Geschäftsführung der Betriebe rationen von Arbeitern nacheinander im sel­ zwischen den verschiedenen Betrieben eines lag größtenteils noch in den Händen der Grün• ben Betrieb arbeiteten. Häufig kam es vor, daß solchen Familienclans kamen durchaus vor. derfamilien, die ihre Betriebe in patriarchali­ Trikotagenarbeiter und Trikotagenarbeiterin­ scher Weise führten. Ausgesprochene Großun• nen ihre Kinder nach dem Ende der Schulzeit Diese mittelständisch geprägte Industrie­ ternehmen und Kapitalgesellschaften waren mit in die Betriebe nahmen und diese dort struktur brachte dem Raum Balingen sowohl eher die Ausnahme. Im Jahr 1938 waren im selbst einlernten. Vor- als auch Nachteile. Zum einen waren die Kreis Balingen zwar insgesamt 207 Unterneh­ Besonders in der Trikotagenindustrie Ebin­ Gemeinden nicht allzu stark vom Wohlergehen men mit über zwanzig Mitarbeitern verzeich­ gens und Tailfingens kam es zudem zu regel­ eines einzigen Unternehmens abhängig. Somit net, aber nur 35 Unternehmen hatten mehr als rechten Textil-Dynastien. Äußeres sichtbares sah sich beim Zusammenbruch eines Betriebes 200 Personen in ihren Gehaltslisten stehen. Zeichen hierfür ist besonders in Tailfingen die nicht sofort der gesamte Ort in seiner Existenz Auch in Ebingen werden für das Jahr 1939 große Anzahl von verschiedenen Unterneh­ bedroht. Zum anderen barg jedoch die beson­ lediglich 19 Betriebe mit über 100 Beschäftig• men, deren einziger Unterschied im Firmenna­ ders starke Ausrichtung auf die Trikotagenin­ ten erwähnt. Alle anderen Firmen lagen unter­ men entweder der Vorname oder ein Namens­ dustrie das Risiko, bei einer Krise dieser Bran­ halb dieser Zahl. Nur eine einzige der Ebinger zusatz ist. che kaum auf andere Branchen zurückgreifen Firmen überschritt die Marke von 1000 Be­ Ursache dieser Dynastien waren nicht zu­ zu können. Dies war umso mehr der Fall, als schäftigten, wenn auch deutlich, mit 1 800 Be­ letzt Heiraten der Unternehmerfamilien unter­ auch viele der metallverarbeitenden Unter­ triebsangehörigen. Im Bereich zwischen 400 einander. Ein anderer wichtiger Grund war, nehmen als Hersteller von Zubehör für die und 500 Arbeitern und Angestellten finden daß häufig jüngere Familienmitglieder aus Textilindustrie ebenfalls vom Wohlergehen sich in Ebingen drei, im Raum zwischen 500 dem elterlichen Betrieb ausschieden, um ihr dieses Industriezweiges abhängig war. Die evangelische (Gesamt-)Kirchengetneinde Ebingen 1945-1995 Von Herbert Friederich, Albstadt-Ebingen - 2. Folge Mit der Entwicklung in Stadt- und Kirchengemeinde Schritt halten - Ende 1954 bis Dezember 1971- Nach der Währungsreform setzte in der Bundesrepublik eine Entwicklung ein, die man später als hen örtlichen Steueraufbringen nicht mehr "Wirtschaftswunder" bezeichnete. Ein riesiger Nachholbedarf war von der Industrie zu bewälti• den Vorteil haben wie früher". In einem ande­ gen. Die Handwerker konnten sich vor Aufträgen kaum retten. Es setzte eine Überbeschäftigung ren Paragraphen wurde festgestellt: "Ver­ ein. Der Arbeitsmarkt war leergefegt. Man warb Arbeitskräfte zunächst aus Italien und Jugosla­ schiedene Kirchengemeindeglieder haben wien, später aus Griechenland und der Türkei an. Die Stadt Ebingen dehnte sich nach Osten und schriftlich Stellung genommen gegen die Ein­ Westen aus. Es entstanden neue Siedlungen. führung des Kirchenlohnsteuerabzugs und des Einzugs der Kirchensteuer durch da s Finanz­ So baute zum Beispiel die Firma Groz-Bek­ 1956 in das neue Haus einziehen. Der Oberkir­ amt. Die Einwände erfolgen teilweis e aus inne­ kert einhundertsiebzehn Werkswohnungen in chenrat in Stuttgart war nun prompt zur Stelle ren Gründen, aber auch deshalb, weil vor al­ der Oststadt. Der Kirchengemeinderat hatte und teilte der Kirchengemeinde Ebingen mit, lem beim Lohnabzug der Bezahlung der Kir­ be reits am 20. April 1953 beschlossen, beim daß sie nunmehr aus der Liste der schwer chensteuer nicht mehr ausgewichen werden Ob erkirchenrat den Antrag auf Errichtung ei­ kriegsbeschädigten Gemeinden gestrichen sei. kann. ner IV. Pfarrstelle zu stellen. Es sollten aller­ Zu den laufenden Bauprogrammen tauchten Am 3. März 1957 starb nach kurzer Krank­ dings noch zwei Jahre vergehen, bis die Stelle drei neue Aufgaben auf: Im April 1955 ist im heit Kirchenpfleger Kar! Maute. 37 Jahre lang gene hmigt und mit Eberhard Erne im Mai 1955 Protokoll folgende Eintragung zu lesen: hatte er die Geschäfte der Kirchengemeinde besetzt werden konnte. Mit der Genehmigung "Schon im letzten Jahr wurde der Gedanke geführt. Er hatte die Zeit der Weimarer Repu­ verbunden war die Wohnungslast der Ebinger erwogen, im Ebinger Waldheim hinter dem blik erlebt. Er hatte die Wirren des Dritten Kirch engemeinde. Alle Überlegungen, in der Schloßfelsen während der Schulferien tags­ Reiches mit durchgestanden, die an der Ebin­ Oststadt ein Haus zu kaufen oder zu mieten, über unter kirchlicher Leitung die Schulkin­ ger Kirchengemeinde nicht spurlos vorüberge­ schlugen fehl. So mußt e der neue Pfarrer , weit­ der zu sammeln." Es entstand eine segensrei­ gangen waren. Und dann kam die Nachkriegs­ ab von sei ner Gemeinde, zunächs t Unter­ che Einrichtung für unsere Stadt und darüber zeit mit der Aufbauarbeit und mit de n vielen schlupf im Pfarrhaus in der Schillerstraß e fin­ hinaus für und Straßberg, die im Jahr Plänen, die zur Zeit seines Todes anstanden. den . 1995 auf eine 40jährige Tätigkeit zurückblik• Nun mußte die Stelle schnellsten s ausge­ Doch scho n vor dem Au fzu g des neuen Pfar­ kenkonnte. schrieben werden. Aus sieb en Bewerbern wur­ de am 26. April 1957 Helmut Hummel zum rers beriet der Kirchengemeinderat am 14. Im Juli 1956 war Visitationssitzung mit De­ Kirchenpfleger gewählt. Er trat sein Amt am 1. März 1955 eingehend über das Bauvorhaben kan Baur. Zum ersten Mal mußte er übrigens im Ost en: "Ba urat Heim, Stuttgart, hat der den Religionsunterricht nicht mehr prüfen (ei­ Juli 1957 an und versah es 33 Jahre lang. Kirch engemeinde seine Pl äne über den Bau ne Aufgabe, die den Dekanen über Jahrhun­ Auch in der Gem einde der Fri ed enskirche eines Kindergarte ns, eine r achteckigen Rund­ derte hinweg oblag). Es gab jetzt den Schulde­ gab es eine Veränderung. Pfarrer Ragn ar Fritz kirche und eines zweistöckigen Pfarrhauses kan. In der Sitzung erwähnte der Dekan unter folgte nach dreieinhalbjähriger Tätigkeit ei­ zugesandt. Pfarrer Mack erläute rt die Pl äne, anderem auch "in absehbarer Zeit muß die nem Ruf als Missionslehrer nach Hongk ong. deren Verwirklic hung zeitlich in drei Ab ­ Friedhofkapelle erneuert werden." Tatsäch• Zum Nachfolger wurde vom Oberkirch enrat schnitte n nacheinander durchgeführt werden lic h geschah das dann in den Jahren 1958 und Pfarrer Bareiss in Nied erstetten in Aussicht soll." Das ga nze Gemeindezentrum soll 1959 . genommen. Er wurde gewählt . Von Mai 1957 260000 Mark kosten. Der Kin dergarten wurde bis Sommer 1973 , also sechzehn Jahre la ng , ist offiziell am 28. April 1957 eingeweiht. Das * ** er Pfarrer an der Fried enskirche gewesen. Er Pfarrhaus konnte zum gleiche n Zeitpunkt be­ wurde ein Vorkämpfer für di e Sach e der Frie­ zogen werden. Eine einschneidende Maßnahme warf ihre denskirch engemeinde. Vor allen Dingen mußte Gleich zeiti g war noch die letzte Lück e in den Sc hatten voraus, und sie würde vieles in der er einige Vakaturen in der Kirch engemeinde Kriegsschäden zu schließen. Endlich wurde ein Kirchengemeinde grundlegend ändern: Ab 1. überbrücken . passender Ba uplatz für das Pfarrhaus I in der Januar 1956 wurde der staatliche Kirchensteu­ Im Herbst 1959 standen wieder Wahlen zum Karl straße (he ute Post straße) gefunden. Mit erabzug eingeführ t. "Dieselbe bringe eine Ent­ Kirchengemeinderat an. Es wurde überlegt, ob dem staatlichen Bauamt gab es harte Ausein­ la stung für die Kirchenpflege und alle mit dem die Zahl der gewählten Mitgli eder von zwölf andersetzungen wegen dem Ausbau des Hau­ Steuerein zug Beschäftigten", meinte der De­ auf vierzehn oder von zwölf auf fünf zehn er­ ses. Zwölf Jahre nac h der Zerstörung des Hau­ kan bei der Visitation. In der Deb atte wurde höht we rden soll. Man beschloß, das Gremiu m ses in der Lange Straße (he ute Landgraben) jedoch "die Befürchtung ausgesprochen, daß um zwei Sitze zu erhöh en und daß jeweils ein konnte die Pfarrfamilie Mac k am 8. Oktober die leistungsfähigen Gemeinden von dem ho- Mitglied der Gemeinde Straßberg dem Kir- März 1997 Heimatkundliehe Blätter Balingen Seite 1067

che ngemeinderat angehören soll. Mit diesem Neuen Vereinshauses in zentraler Lage ein Beschluß sollte bezweckt werden, die Außen­ neu es Gemeindehaus schaffen müsse, das für bezirke im Westen und im Osten besser be­ die Bedürfnisse besser entspricht als das Neue rücksichtigen zu können. Die Rechnung ging Vereinshaus." auf, was den Osten betraf . Die angemessene Zur damaligen Zeit war der erste Pfarrer an Vertretung des Westens mußte den Kirchenge­ der Martinsk irche zu gleich Vorstand der Stif­ meinderat noch auf Jahre hinaus beschäftigen. tung Augustenhilfe und Vorsitzender des Bei den Wahlen im November 1959 rückte evangelischen Vereins. Die Augustenhilfe neben Frau Grunbacher eine weitere Frau in nahm damals den großen Erweiterungsbau in das Gremium ein, Frau Alwine Hering. Zum Angriff. Außerdem wurde der Kindergarten in ersten Mal war auch ein gewählter Vertreter der Ulrichstraße gebaut, der in die Träger• aus Straßberg dabei: Ernst Schlagenhauf. schaft der Evangelischen Kirchengemeinde ge­ Der Kreis der Geistlichen wurde im Septem­ nommen wurde. Damit wurden damals sechs Kindergärten vonihr betrieben. ber 1959 um eine Vikarin zur Dienstaushilfe Ebingen - Thomaskirche, 1966 erweitert, Rosemarie Keller. Fünfundzwanzig Im Februar 1964 kam Dekan Nill zur Beset­ Jahr lang hat sie in Ebingen Dienst getan im zungssitzung für die zweite Pfarrstelle an der Krankenhaus und im Altenheim Augustenhil­ Friedenskirche nach Ebingen. Aber es stellte fe, in der Schule, im Missionsverein und bei sich auf die Ausschreibung kein Bewerber ein. Hausbesuchen, bis sie am 31. Dezember 1984 Die Stelle mußte ein zweites Mal ausgeschrie­ in den Ruhestand getreten ist. ben werden. Ende September 1964 wurde Pfarrer Erne betrieb mit allem Nachdruck Pfarrverweser Jürgen Peylo in Spaichingen den Bau der Kirche in der Oststadt. Es wurde auf die zweite Pfarrstelle an der Friedenskir­ geplant, und "es muß mit Kosten von insge­ che benannt. Der Kirchengemeinderat wählte samt 370 000 Mark gerechnet werden". Am 31. ihn einstimmig. März 1960 waren an Opfern und Spenden vor­ Im Mai 1964 wurde auch die Erstellung eines handen 104524 Mark. Dann ging es um den Montagegemeindehauses an der Heersberg­ Namen der Kirche. Zunächst wurden favori­ straße diskutiert. Es wurde im Jahr 1965 auf- ' siert Paul-Gerhardt-Kirche, denn zur damali­ gestellt und diente der Gemeinde dann fast ein gen Zeit gedachte man des 350. Geburtstages Vierteljahrhundert lang als Gottesdienst- und des großen evangelischen Liederdichters, oder Versammlungsort. Stefanuskirche, im Hinblick auf die einstige In den Jahren 1962 bis 1964 wurde die Kir­ Kapelle in Ehestetten. Bei einer Umfrage wur­ che in Straßberg erneuert und das Mesnerhaus Ebingen, evangelisches Vereinshaus, um 1920 den insgesamt zwölf Namensvorschläge einge­ gebaut. Interessant ist die Nachgeschichte: Die reicht. Bei der Abstimmung bekam der Vor­ Kirchengemeinde Sigmaringen forderte Ent­ schlag "Thomaskirche" die meisten Stimmen. schädigung für die Kirche in Straßberg, denn Am 11. August 1960 ab ends war die Grund­ nach dem Grundbuchauszug gehört die Kirche steinleg ung für die Kirche und am 8. Dezember in Straßberg nach Sigmaringen. Eine Abord­ des gleichen Jahres das Richtfest. An eine m nung des Kirchengemeinderats führte am Vor­ he rrliche n Herbsttag, es war der 24. November abend des Himmelfahrtstages 1965 Verhand­ 1961, zog ein langer Zug von Ehrengästen und lungen mit dem Kirchengemeinderat in Sig­ Gemeindegliedern, voran der damalige Lan­ maringen wegen eines Übereignungsvertrages. desbischof Dr. Martin Haug, vom Kindergar­ Die Sigmaringer stimmten dem Vertrag nicht te n zur neuen Kirche. Das Gemeindezentrum zu . Das pikante an der Sache war, daß Pfarrer war damit komplett. Stohrer aus Sigmaringen während der ganzen Bauzeit immer wieder als Kunstsachverständi• Sechs Wochen später saß ein betroffener Kir­ ger an den Beratungen teilnahm und auch bei Ebingen - Freizeitanlage Roßberg, es. 1980 chengeme inderat im Saal der Thomaskirche. der Einweihung der Kirche anwesend war. Die Er hatte erfahren, da ß Pfarrer Erne einen Ruf Ebinger waren über diese Haltung erbost. Wie­ als Militärseelsorger angenommen hatte und der einmal wurde in das Protokoll der Satz Ebingen verlassen würde. Man versuchte, den eingetragen: "Er (der Vorsitzende) schlug des­ In der zweiten Sitzung, am 25. Januar 1966 , jungen Pfarrer zu bewegen, die Zusage rück• halb vor, die Angelegenheit dem Oberkirchen­ sprach "der Vorsitzende über die Lage und gängig zu machen. Aber vergebens. Eberhard rat zur Prüfung und gegebenenfalls zur Ent­ Aufgabe unserer Gemeinde am Beginn des Erne verließ Mitte April 1962 Ebingen und scheidung vorzulegen." Es kam ein Erlaß vom Jahres 1966 ". In seinen Ausführungen war al­ wurde Militärseelsorger in Nagold. Schon we­ 22. Juli 1965 in dem es juristisch richtig hieß, les vorgezeichnet, was in den darauffolgenden nige Wochen sp äter, am 1. Juni 1962 , trat Pfar­ "daß das Kirchengrundstück in Straßberg Jahren, ja man kann fast sagen, in den zwei rer Helmut Sigloch den Dienst in der Th emas­ durch die Umgliederung der Evangelischen Jahrzehnten, alles zu tun und in Angriff zu kirch e an. Kirche in Straßberg von Sigmaringen an die nehmen sei. Wied er war de r Tod eines kirchlich en Mitar­ Kirchengemeinde Ebingen nur in den Besitz, Pfarrer Peylo verfocht vehement di e Planung beite rs zu beklagen. Am 31. Januar 1961 starb ni cht abe r in das Eigentum der Kirchenge­ der Mesn er an der Martinskirche, Paul Bli ckle. und den Bau des Gemeindezentrums West. Er meinde Ebingen übergegangen ist." Dieser Zu­ war sich aber über die weitere bauliche Ent­ Insgesamt stand er achtundzwanzig Jahre lang stand hält bis zur Gegenwart an. im Dienst der Kirchengemeinde. Sein Na chf ol­ wicklung in diesem Bezirk nicht im Klaren. In ger wurde Kurt Mauthe . der Stadtmitte ging es darum, ob man das *** Neue Vereinshaus kaufen und um bauen solle. Man war sich nicht im Klaren, ob das Grund­ *** Im Herbst 1965 standen wieder kirchliche stück die richtige Lage habe. Zum eine n wollte Wahlen an. Im Vorfeld ging es wiede r darum, Die Oststadt hatte eine geistliche Heimat der evangelische Verein seine Selbst ändigkeit wie die einzelnen Gemeindebezirke im Kir­ bewahren. Zum anderen tauchte plötzlich eine bekommen . Auch ein Pfarrer war wiede r ge­ chengemeinderat angemessen vertret en sein funden worden.Nun galt es, an die Weststadt neue Variante auf:"Vor kurzem hat Pfarrer kö nnen . Man erö rterte die Möglichkeit "der Stark und Pfarrer Mac k bei der Stadtgem einde zu de nken. Inzwi schen hatte der Pfarrer an der Bildung von Teilkirchengemeinden und Teil­ Friedenskirc he über fünftausend Gem einde­ vorgespro chen wegen eines Platzes im Stadt­ kirchengem einderäten. Dies bedeutet jedoch, zentrum. Es handelt sich um den früheren Far­ glieder zu betreue n. Man stellte den Antrag auf daß die Verwaltung der Kirchengemeinde um­ Errichtung einer zweiten ständigen Pfarrstelle renstall, der am Spitalhof gelegen ist . ..Das ständliche r wird. Es müßten Teilkirchenpfle­ Gebäude liegt günstig auf der Grenze zwische n an der Friedenskirche. Zugleich besprach am gen eingerichte t werde n. Dadurch würden di e 19. Dezember 1961 der Kirchengem einderat dem 1. und 11. Bezirk der Martinskirch e." Der Mittel der Gemeinde zersplittert", hieß es. Man langen Red e kurzer Sinn: Der Farrenst all wur­ "auf Vorschlag von Pfarrer Bareiss die Pla­ legte diese Pl äne wieder zur Seite. nung für das neu zu schaffende Gemein dezen­ de gekauft. trum West." Nach der Wahl zeigte sich folgendes Bild: Im September 1966 teilt e Pfarrer Stark mit , Im Juni 1962 fand wegen der beabsichtigten Von den fünfzehn gewählten Kirchengemein­ daß er "e ine n über mehrere Monate sich er­ Erneue rung der Kirche und Schaffung von Ge ­ deräten war nur einer, Dr. Friedrich Albrecht, strecke nden Krankheitsurlaub nehme". Er meinderäumen in Straßberg eine Besprechung in der West stadt wohnhaft. Die Vertreter der werde sich um eine kl einere Pf arrstelle umse­ beim Oberkirchenrat statt. Jugendverbände wurden alle gewählt. Zwölf hen und nach Abschluß sei nes Krankheitsur­ Im gleiche n Monat beschloß der Kirchenge­ Jahre zu vor hatten solche Bewerber noch keine laubs nicht mehr in seine hi esige Tätigkeit zu­ mei nderat mit elf Ja-Stimmen und zwei Ent­ Chance, rückkehren. Am 9. Oktober hielt er seine Ab­ haltungen, bei der Steigerung des Grundstücks Was das Gremium nunmehr fortwährend be­ schiedspre digt. Beck in der Karl straße mitzusteigern und da ­ schäftigte , waren die Themen Gemeindezen­ Nach einer Vakatur von einem halben Jahr mit den Pl atz zu erwerben, de nn "verschiedene trum West und/od er Gemeindehaus Stadtmit­ zog Ende März 1967 Hermann Schönberger Mitglie der des Kirche ngemeinderats sind der te . Es ist kaum zu glauben , wie oft diese Punkte mit seiner Familie ins Pfarrhaus in der Pauli­ Ansicht, daß man im Lauf der Zeit anstelle des in den Prot okollen auft auchten. nenstraße ein. Seite 1068 Heimatkundliehe Bl ätter Balingen März 1997

Im Oktober 1967 fand der erste Bazar zugun­ gemeldet hat und die Benenn ung vo n Herrn Wechsel in einem Pfarramt. Pfarrer Hermann sten des Gemeindehauses Stadtmitte statt. Die Gerhard Hanselmann unterwegs ist." Pfarrer Schönberger verließ nach viereinhalbjähriger Gesamteinnahmen betrugen 21240 Mark. Im Hanselmann wurde gewählt. Er trat seinen Tätigkeit Ebingen. Die IL Pfarrstelle blieb sie­ November "wird dem Kirchengemeinderat das Dienst am 25. Juni 1969 in Ebingen an. D ie ben Monate lang vakant. Raumprogramm für das geplante Gemeinde­ Vakatur hatte dreizehn Monate gedauert! haus Stadtmitte vorgestellt. Maßgeblich daran Nach unzähligen Besprechungen, Argumen­ ten dafür und dagegen, Warnungen und Befür• beteiligt sind die Vertreter der Jugendarbeit, *** Kirchengemeinderat Raible und Kirchenge­ wortungen, wurde der Verwaltungsausschuß meinderat Friederich" hieß es im Protokoll. beauftragt , einen Entwurf für eine Ortssat­ Nach langer Planung wurden im April 1970 zung auszuarbeiten und dem Kirchengemein­ vom Bauausschuß endlich di e ersten Vergaben So wie es einst bei de r Planung des Gemein­ derat vorzulegen. Am 12. Oktober 1971 - zwei für das Pfarrhaus West gemacht. Zum gleichen dezentrums in der Oststadt gewesen war, sollte Monate vor den kirchlichen Wa hlen - stimmte Zeitpunkt, am 30. April 197 0, trat im Neuen auch im Westen zunächst der Kindergarten der Kirchengemeinderat der Ortssatzung zu. Vereinshaus eine Gutachterkommission zu­ gebaut werden. Mit Schreiben vom 9. November 1971 geneh­ sammen und überprüft e die eingereichten Vor­ migte der Oberkirchenrat die Ortssatzung der *** entwürfe für das Gemeindehaus Stadtmitte. Gesamtkirchengemeinde Ebingen. Am 5. De­ Die Gutachter em pfa hlen einsti mmig, Archi­ zember 1971 wurde nach dieser Satzung und tekt Artur Mohl, Stuttgart-Rosenfeld, mit der Wieder einmal war der Prälat , es war Prälat nach der neuen Kirchengemeindeordnung der weiteren Bearbeitung der Bauaufgabe zu be­ Pfeiffer, in Ebingen zu einer Besetzungssit­ Kirchengemeinderat gewählt: In der Martins­ auftragen. zung und zwar am 28. März 1968. Diesmal ging kirchengemeinde zwölf Vertreter, in der Frie­ de nskirche zehn Vertreter, in der Themaskir­ es um die Stelle Martinskirche 1. Nach mehr als Bei all dem betriebsamen Arbeiten am Pfarr­ che ebenfalls zehn Vertreter. fünfzehn Dienstjahren trat Pfarrer Mack Ende haus und Kindergarten West und Gemeinde­ Mai 1968 in den Ruhestand . Das Besetzungs­ haus Stadtmitte, platzte bei der Wochenendta- (Schluß folgt) protokoll des Prälaten endete mit folgendem Wunsch des Kirchengemeinderats für die Stel­ lenbesetzung: "Er erbittet sich für das Pfarr­ amt dieser stark gewachsenen Stadt , die we­ sentlich größer als die Dekanatsstadt ist, einen guten Prediger, der di e biblische Botschaft verkündigt; der für die Fragen unserer Zeit aufgeschlossen ist, aber ohne einseitige politi­ sche Stellungnahme; eine starke Persönlich­ keit, die die Dinge in der Hand hat und die mannigfaltigen D ienste und Kräfte in der Ge­ meinde zusammenführen kann, der zugleich die Gabe des Ausgleichens und der Delegati on von Verantwortung gegeben ist.Im Blick auf die Größe der Aufgabe müßte es ein Mann mit frischen Kräften sein, der eine gute Zeit lang den Dienst in Ebingen versehen kann . .." Die Wünsche waren formuliert. J edoch es kam ganz anders.

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Zwei Beschwernisse haben den Kirchenge­ meinderat in der Wahlperiode 1965-1971 un­ aufhörlich begleitet: 1) daß die Weststadt im Kirchengemeinderat unterrepräsentiert war, 2) daß über dem vielen Planen und den ver­ schiedensten Verwaltungsaufgaben die geistliche Aufgabe des Kirchengemeinde­ rats zu kurz kam. Bei der Visitationssitzung im April 1967 wurde von Dekan Nill ausgeführt: "Es müßte spätestens bi s zur nächsten Wahl di e Mitglie­ derzahl des Kirchengemeinder ats neu festge­ setzt werden und es müßte im Be nehmen mit BILDER AUS ALTER ZEIT dem Ob erkirchenrat eine Satzung entworfen werden, nach der Teilkirchengemeinden gebil- Belegschaft der Textilfirma Ammann und Drescher 1905 in Onstmettin­ det werden können. . . . gen: Die Männer arbeiteten vorwiegend als Wirker, die Frauen als Nähe­ Eine andere Aufgabe ist aber in Ebingen rinnen und die Kinder leisteten Zuarbeit wie z. B. "Knopflochen". ebenso dringend: nämlich d aß die Gesamtkir ­ Foto-Leihgabe: Haasis, Onstmettingen chengemeinde meh r als bisher auc h nach au­ ßen hin in Erscheinung tritt . . . Die Kirchenge­ meinde wird nicht so sehr nach den Leistungen gung d es Kirchengemeinderats im Oktober der einzelnen Teilbezirke beurteilt , sondern 1970 in Buchenberg der "Plan der Thomasge­ Die Verfasser der Beiträge nach dem, was sie gemeinsam vertritt . .. Auch meinde, ein Gelände mit Reitstall auf dem von .diesem Gesichtspunkt aus ist die Schaf­ Roßberg zu kaufen , als Möglichkeit der Fami­ in dieser Ausgabe: fung eines Gemeindezentrums in der Stadtmit­ lienerholung" herein. Man hatte schwerwie­ te von außerordentlicher Wichtigkeit. Ein sol­ gende Bedenken, w ie dieser Plan in der Ge­ Herbert Friederich ches Gemeindezentrum wäre ein Akzent der meinde aufgenommen würde. Obwohl es sich Schloßbergstr. 23, 72458 Al bstadt-Ebingen Zusammengehörigkeit . .." um eine Initiative außerhalb der Kirchenge­ Stephan Link Dekan Nill hatte die Gabe, die Dinge auf meinde handelte, befürchtete man, daß es in Burgsteige 3, 72070 Tü bingen einen P unkt zu bringen. Von der Bildung von der Optik der Leute eben doch "die Kirche" Teilkirchengemeinden erhoffte man sich auch sei. Die Sache auf dem Roßberg wurde weiter­ betrieben.Ein Verein wurde gegründet, das Herausgegeben von der Heimatku ndlichen Vereini­ mehr Zeit zur Behandlung von geistlichen Fra ­ gung Balingen . gen. Anwesen gekauft, ein Haus gebaut , und die Anlage entwickelte sich unter der jahrzehnte­ Vorsitzender: Christoph Roller, 72336 Balingen, Am Erst im März 1969 konnte der Vorsitzende langen Vorstandschaft von Werner Epple und Heu berg 14,rTelefon 77 82. des Kirchengemeinderates dem Gremium mit­ Winfried Hirt und unter Einsatz vieler aktiver Gesch äftsführung: Ruth Hübner, Im Kirschenwinkel teilen "daß auf Grund einer Aufforderung 2,72359 Dotternhausen, Telefon (07427) 91094. Gemeindeglieder der katholi schen und evan­ Redaktion : Christoph F. Riedl, 72336 Balingen, durch den Evangelischen Oberkirchenrat gelischen Kirchengemeinden, in Vorstand und Gerh .-Hauptmann-Ring 14, Telefon 78 16. Pfarrer Gerhard Hanselmann, 1. Pfarrer an der Beirat zu seiner heutige n Bedeutung. Die Heimatku ndlichen Blätter erscheinen jeweils am Andreäkirche in Cannstatt, sich auf die 1. Monatsende als ständige Beilage des "Zollern-Alb­ Pfarrstelle an der Martinskirche in Ebingen Im November 1971 gab es schon wieder einen Kuriers". ~.ehe Blätter

Jahrgang 44 30. April 1997 Nr. 4 Martinskirche in Isingen und die Insel Reichenau Alamannenmission und das Zentrum deutscher Kultur um die Jahrtausendwende / Von Dekan Hartmann. Rosenfeld N.achde m .unser ers ter Geschichtsüberblick über 1000 Jahre umspannt hat, wollen wir uns fa ngen und' verbannten ihn deshalb wieder diesmal mit etwa 500 Jahren begnügen, jene Jahre, in denen die Alamannen missioniert wurden schnell in den Fluch. und die Bodenseegegend zum Mittelpunkt deutschen Kulturlebens aufstieg. Trotz alle m: Die frühe Missionierung der Wir hatten die Alamannen nach ihrer Erobe­ Alamannen zwischen 500 und 700 nach Chri­ rung des Zehntlands, des Elsasses und der stus funktionierte nur höch st oberflächlich, Wie aber sah der aus? aber das war bei den Franken selb er ähnlich, Nordschweiz verlassen und dabei festgestellt, wie wir zum Beisp iel aus einer Bemerkung daß sie nach dieser Zeit kaum mehr groß auf­ gefallen sind, we il sie mi t der Besiedlung und An di eser Frage scheiden sich die Geister Clodwigs vor seiner Taufe wissen, der den ihn Kultivierung ihres Landes beschäftigt waren . ganz gewalti g. Man hat ja seit der Zeit Richard unterrichtenden Bischof Remigius bei einer Erzählung der Gethsem ane- und Verhaftungs­ Andere Völkerwanderungsstämme, die in der Wa gners und ers t recht im Dritten Reich ver­ Geschichte viel auffälliger ware n, zogen seit ­ sucht, einen einheitlichen germanischen Glau­ geschichte rüde anfuhr:"Da hätte ich mit mei­ wärts an ihnen vorbei, wie die Burgunder am ben zu rekonstruieren , aber man war dabei auf nen Germanen dabeisein solle n, dann wäre das Rhein und in Westfrankreich, siedelten neb en die schri ftstelle rische Arbeit später Wikinger nicht passiert. " Krieg führen für den christli­ ihnen wie die Bayu waren jenseits des Lech s auf Isl and angewiesen, denn nur sie haben sich chen Gl auben ! Wer wundert sich da noch über oder hielten an ihrer Nordgre nze inne wie die dieses Themas systemati sch angenommen und Kreuzzüge und Erob erungen durch Mönchsor• Hessen un d Thüringer. uns in ihrer Edda und anderen Werken ein den, über die Reconquista in Spanien oder das Erst als die fränkischen Merowinger ihr genaueres Bild von Wotan, Donar, Freia, Loki, "Go tt mit uns" auf den Koppelschlössern der Reich in Gallien errichtet hatten, hören wir Baldur , den Ei sriesen und den Feu erschmieden Soldaten Wilhelms H.? wieder Wichtiges von de n Alamannen. Es war übermittelt, das allerdi ng s kaum irgendwo an­ Aber dann tauchten die ersten iroschotti­ der Merowinger Clo dovech ode r Clodwig, ein ders hinpaßt als eben nach Norwegen und Is­ sehen Mönche am Bodensee auf und di e brach­ in der Geschichte nicht gut be leumde ter bruta­ land. Die Alamannen hatten gewiß eine we­ ten erfolgreichere Methoden mit. Wir müssen ler Eroberer und reli giöser Opportunist, dem s~n tli c h andersa rtige Form von Naturreligion. dabei vor allem an den Iren Columban den das schö ne schwäbische Land ins Auge stach SIe suc hten tatsächlich Gott in der Natur, wie Jüngeren denken, der mit zwölf Genossen aus und der das friedliche Volk überfiel und in de r das heute noch manc he Naturfreunde zu tun dem Kloster Banghor bei Belfast aufbrach und Schlacht von Zül pich, wohl in Lothringen , im behaupten, die andächtige Waldspaziergän ge zunächst in Frankreich mi ssionierte. Den Vor ­ derkopf geschoren, hinten eine wallende Mä h­ Jahr 496 besiegte und seinem Frankreich ein­ dem Ki rc henbesuch weit vorziehen . Freilich , verleibte. Zum Dank dafür, daß ihm, wie er um Andacht ging es de n Alamanne n wo hl ne , schwarz od er rot bemalte Augenlider: man wir d meinte, der Christengott zu diesem Sieg ver­ kaum, eher um Furcht und Besch wörung ge­ an Frisuren der mod ernen Jugendszene holfen hatte, trat er dann auch gleich zum genüber de n Naturkräften , die ihrem Bauern­ erinnert. katholischen Christentum über, das er, gründ• stand und seinen Erfordernissen gefährlic h Bekl eidet mit langem , handgewebtem Rock, lich wie er war, den Alamannen ebenfalls ver­ werden ko nnten , eine n gewaltigen gebogenen Pilgerstab in der ordnete. So begann auch ihre oberflächliche Versuche n wir's spaßhaft, Noch in mein er Hand, geeignet auc h zur Abwehr von Wölfen Christianisierung. Jugend nannte man ein ungek ämmtes Mäd­ und Räubern , als Inven tar nicht als einen Der Heilige, der den Franke n am meisten chen eine .Wetterhexe". Vor Gewitter und vor Zwerchsack mit christlichen Schriften, Ho­ gefiel, weil er vorher auch Soldat gewesen war, allem Hagelschlag hatte man natürlich beson­ stien und Reliquien, dazu eine Wasserflasche, war Martin von Tours, über den unsere Kin­ deren Respekt, eine verhagelte Ernte brachte so tauch ten diese seltsamen Gestalten in dergärten vom Martinsumzug her eine Menge Hunger ins Land. Darum ist ja dann auc h das Frankreich auf. Ihre christliche Botschaft wissen, vor allem die rührende Geschichte, wie "Donnerwetter" in za hlreiche Flüche einge­ schmeckte de n verdorbenen Merowingern er seinen Mantel mit einem Irierenden Bettler gangen und wurde durch "Kreuz" und "Him­ überhaupt nicht. teilte. Sankt Martin also sollte auch den Ala­ mel" gleich christianisiert. Im Winter, bei schweren Stürmen, hörte man bei uns im mannen das ' Christentum schmackhaft ma­ Christsein, so lehrten sie, chen, und dabei wären wir schon wieder haut­ Schwarzwald beim Krach en der Bäume den nah in unserer nächsten Umgebung. Wie an "wilden Jäger " oder "Wuotes Heer " , unsere besteht vorw iegen d aus Askese vielen anderen Orten entstand damals auch in frommen Eltern sprache n ,vom "wütenden Heer", gemeint war aber wohl doch Wotan. Es Isingen eine kleine Martinskapelle, über der Für das Überleben soll man hart arbeiten, später die heutige Msrtinskirche von Isingen gab auch gute Geister, die Elfen zum Beispiel und die meist fre undlichen Gnomen in Höhlen schlafen eigentlich nur im Stehen, Verfehlun­ erbaut wurde . Deren Sakristei mag noch die gen wurden hart geahndet. Di e Predigt war bei Grundsteine jener frühen Zeit bewahren. Ne ­ und Baumwurzeln. Da hätten wir den Gla ube n unserer alamannischen Urvä ter. aller "Besche ide nheit, Nüchternheit und ben Martin war es der Bischof Remigius von Sanftmut" der Rede doch eine reine Bußrede Reims, der Clodwig getauft hatte, dessen Name Doch haben wir die ganze Frage der vor­ aufgrund einde utiger christlicher Forderun­ in Kirchen unserer Umgebung auftaucht, so in christlich-germanischen Religi on bisher nur ge n an ein fro mmes Leben . Bald hatte Colum­ Bergfelden und in Nagold, wo die frühe Remi­ leicht angekratzt. Denn di e christliche n Mis­ ban di e Merowinger so verärgert, daß man ihm giuskapelle noch zu sehen ist. Ei n Besuch wert sionare waren viel klüger als manch e Missions­ riet, lieber in den Vogesenurwald zu ver­ ist auch die aus jener frühen Zeit erhalten feinde denke n: Wesentlich e Stück e dessen , was schwinde n, wo er das Kl oster Luxeuil gründe­ gebliebene Kirche des heiligen Ca ndidus im in den Germane n tief verankert war , integrier­ te. Nagoldtal zwischen Calw und Wildberg in ten sie freundlich in di e christliche Botschaft. Und dann schob man ihn zu den Alamannen Kentheim. Wer denkt beim Wort "Weihnacht" no ch an an den Boden see ab. 610 baute er eine Zelle am Wir müssen uns di ese ersten Christianisie­ germanische "Weihenächte" vor der Winter­ Ostufer zum Kloster Bregenz aus, das bald rungsvers uche so vorstellen, daß durch die sonnwende? Wer denkt beim Osterhasen und wieder einging, und mi ssionierte di e Nord­ fränkische Herrsch aft derartige kir chlich e den Ostereiern noch an das Wiedererwachen schweiz . Dort blieb eine r seiner Jünger, de r Mittelpunkte den Alamanneh einfach verord­ der Fruchtbarkeit der Natur im Frühling. furchtbar gern fischte; an einem' fischreiche n net wurden. Es gibt kaum Berichte über Mis­ Christfest und Passah mußten solche n Erinne­ Gewässer hängen und gründe te di e Zelle und sionserfolge, die von solchen armseligen rungen aber weichen, und nur der Ersatz der das spätere Kl oster Sankt Gallen , da er Gallus, Kirchlein ausgingen, wenn man von einigen Sonnwendfeuer im So mmer durch das Feu er der Bi ttere, hieß. Und hier entstand nun eines Zwangstaufen einmal absieht. Innerlich blie­ des Heiligen Geistes an Pfingsten wo llte nicht der Wurzelklöster des Abendlands, Und wir ben die Alamannen damals sicher bei ihrem so ganz gelingen, Dagegen konnten die Germa­ sollten nicht vergessen: Die Einheit zwischen alten Germanenglauben. nen wenig mit dem Begriff "Sakrament" an- christlicher Pred igt und christlichem Leben, Seite 1070 Heimatkundliehe Blätter Balingen April 1997

die Columban von seinen Mitchristen verlang­ Auf der Reich enau folgten die großen Bauäb­ te, ist bis heute das einzig glaubwürdige Zeug­ te. Um 900 wurde die Georgskirch e in Ober­ nis eines Christen, wenn uns auch der damalige zell , 1048 die Marienkirc he in Mittelzell und Rigorismus befremdet. 1100 die Stiftskirche in Niederzell so gebaut Die Columbanischen Klöster in Alamannien oder umgebaut, wie wir diese drei Kleinode sind untergegangen, aber ein Schüler der Iro­ heute noch haben. Zugleich begann man mit schotten, der Südgallier Pirmin, sollte mehr der berühmten Buchmalerei und mit der Her­ Erfolg haben. Ihm schenkte der bekannte stellung berühmter Kleinodien. Hausmeier Karl Martell, der die Araber bei Der Abt Berno von Prüm und der quer­ Tours und Poitiers auf ihrem Siegeszug nach schnittsgelähmte Gelehrte, Geschichtswissen­ Europa stoppte, eine Insel im Bodensee na­ schaftler und Musiktheoretiker Hermann der mens Sintleozesau als Klosterstiftung, man Lahme, der nie gehen ko nnte, lebten gleichzei­ nannte sie recht bald die "Reichenau". 725 tig vor 1050. Dann, in der Zeit des Kampfes begann er mit dem Bau des Klosters in Mittel­ zwischen Kaiser und Papst, war die Kraft der zell und binnen kurzem war die ganze Insel Reichenauklöster verbraucht. Man muß sich von kleinen Kirchen und Klosteranlagen über• nicht alle diese Namen merken, sie stehen nur zogen ; in der Hochblüte sollen es Dutzende für einen Gesamteindruck. Ab er ein paar gewesen sein, drei von ihnen sind bekanntlich Schwerpunkte müssen noch gesetzt werden. übriggeblieben. zu jener Zeit als das große Missionszentrum für Pirmin war ein unruhiger Geist und blieb den deutschen Osten erbaut wurde, schuf man nicht lange in Reichenau. Auf ihn gehen weite­ Götzenbilder: ja oder nein? noch erhaltene Elfenbeintafeln. Auch für das re Klöster in Murbach und Hornbach im Elsaß sogenannte ' "Reichskreuz" wurde Elfenbein und bis nach Passau im Donautal zurück. Und verwendet. Übrigens ist es fast lustig, mit wel­ natürlich war er nicht allein, man muß die Der erste steht im Zusammenhang mit der cher Begründung man auf der Reichenau da­ Namen Goar und Disibod, Kilian und Emme­ Kaiserschaft Karls des Großen um 800 in Aa ­ mals Elfenbein verwendete. Man behauptete ran, Trudbert und Fridolin gleich mit dazu ehen. Damals tobte in Byzanz eine fast als nämlich, der Elefant sei in der gesamten denken. Daß die Alamannen in ihrer Gesamt­ Ausrottungskrieg geführte Auseinanderset­ Schöpfung das "keuscheste Tier". Ich habe heit schließlich doch ordentliche Christen zung um die Bilder in der Kirche. Durfte man nicht herausbekommen, wie er zu diesem si­ wurden, haben wir diesen iroschottischen Mis­ sie anbeten? Oder sollte man sie als Götzenbil• cher unberechtigten Ruf kam. Daß Elfenbein sionaren zu verdanken, lange bevor der große der entfernen? Die Kaiser stritten sich ein natürlich schwer zu beschaffen war und dem­ Bonifatius nach Hessen und Thüringen kam Jahrhundert lang leidenschaftlich und sie ver­ entsprechend auch teuer, kann man sich den­ und das Kloster Fulda gründete. Überall ent­ suchten, auch das Abendland in den Streit ken. Immerhin: Der Elefantwar als Tier nicht standen nun Mönchszellen im Land, manche hineinzuziehen und das richtete einige Verun­ meh r ganz unbekannt , nachdem kurz nach 800 hinterließen ihre Namen bis heute, so Radolfs sicherung und Verwirrung an, bis Karl der eine Delegati on Karls des Großen nach Bagdad Zell und Peters Zell und andere. Dabei sollte Große mit einer überaus nüchternen Entsch ei­ zum berühmten Kalifen Harun al Raschid als man nicht vergessen, daß die Mönche den Ala­ dung eingriff. Selbstverständlich erklärte er, Gegengesch enk einen lebendigen Elefanten mannen eine ganze Menge anderes beibringen darf man Bilder nicht anbeten , als seien sie mit nach Aachen gebracht hatte. konnten als beten und fasten, nämlich neue etwas Magisches. Farbe von Ikon en abzukrat­ Methoden der Landwirtschaft, der Heilmittel­ zen und als Heilmittel einzunehme n, das war Aber auc h Gold verarbeitete man reichlich, kunde, des Fischfangs usw . auch Karl zu viel. nicht nur bei der Vergoldung der Anfangs­ Aber, sagte er, meine Untertanen können in buchstaben und der Ma lereien in den berühm• der Regel weder lesen noch schreiben. Darum ten Handsch riften, sonde rn etwa auch bei der Reichenau: von großer Bedeutung muß man ihnen die biblische Geschichte an die Anfertigung eines Altarvorsatzes fü r das Mün• Wände ihrer Kirchen malen, damit sie etwas ster von Bas el. Wie gesagt, di eses Kunstgewer­ zum Sehen haben. Auf diese Weise entstand be stand besonders in der Zeit der Sachsenkai­ Doch nun müssen wir uns doch einem mön• di e mittelalterlich-romanische Freskenmalerei ser, also Heinrichs 1., Ottos I. des Großen, Ottos chischen Zentrum etwas ausführlicher zuwen­ in den schlichten, romanischen Kirchen und 11. und IH. und Heinrichs H. in höchster Blüte. den, nämlich der Reich enau. Fast niem and die kann man in unserer Gegend immer noch Viertens: Ein Zweig der Arbeit der Reiche­ mehr weiß heute noch , welche ungeheure Roll e am be sten in den Reichenaukirchen betrach­ nauer Mönc he ist bis heu te ungeb rochen erhal­ diese Insel und ihre Bewohner im frühen Mit­ ten, wo man es in ihr zur Meisterschaft brach­ ten geblieben: Das milde Klima der Insel er­ telalter für Deutschland spielte und zwar in te. möglich te und ermöglicht noch eine intensive der Zeit zwischen 800 und 1100 . Es gibt wenige Aber auch in unsere nähere Gegend we rde n Landwirtsch aft und Gartenbaukultur. Beson­ Stellen in Deutschland, von de ne n aus unsere wir wieder einmal geführt. Reste von Fresko­ ders der .Gem Üsebau war schon damals die Kultur so stark geprägt worden ist, vielleicht malereien sind etwa in der rom anisch en Kir ch e große Attraktion dieser Landwirtschaft , die noch Fulda, Aachen, Echternach und Prüm in von Burg/eiden restauriert worden, und auc h zu m Teil mehrere Ernten im J ahr ermöglichte der Eifel. in der Bergfeldener Remigiuskirche kann man und die umliegenden Siedlungen reichlich mit Die Reichenauer Mönche waren nach kurzer einen Freskenrest mit der Legende über Her­ Gemüse versorgte. Dazu kam die Anpflanzung Zeit alles mögliche: Hervorragende Fresken­ kunft und Schicksal des Kreuzes Jesu betrach­ von Heilkräutern in den Kl ostergärten. Eines maler für Kirchenwände, erstklassige Schrei­ ten. Denken Sie bei der Planung von Ausflügen der ersten bekannten Heilkräuterbüchlein des ber für illustrierte Bücher, Töpfer und Geräte­ daran. Mittelalters schrieb der Reichenauer Abt Wa­ hersteller, Weinbauern , Gemüsebauern, Heil­ lafried, den "Hortulus". Er sollte berühmte kundler und Ärzte, Geschichtswissenschaf'tler Zweiten s: Buchmalerei! Nich t we niger als Nachfolger beko mmen, vor allem das bis heute und Dichter. Aber ge hen wir der Reihe nach. sieben der be rühmtesten Bibelhandschriften r ichtungsweisende Kräuterbuc h der Mystike­ und Predigtperiko penbücher des Mittelalters r in und Nonne Hildegard von Bingen . Bis in Zunächst ein paar Namen und Zahlen: Ohne sind auf der Insel Reichenau entstanden: seine großen Äbte wäre die Reichenau nicht so die mod erne Homöopathie hinein kann die aufgeblüht. Gegen 736 war es Abt Arnefried, Der Gerokodex, ein Perikopen buch für · Heilkräuterkunde und die Gewinnung von Me­ zugleich Bischof von Konstanz. Gegen 780 am­ Erzbischof Gero von Köln ; di kamen ten aus natürlichen Stoffen auf die tierte Abt Waldo, der es später zum Prior von der Egbe rtkodex, eine Bibelhandschrift Erkenntnisse dieser mittelalterlich en Kräuter• St. Denis in Paris brachte. 811 treffen wir Abt mit 51 Bildern für Bisch of Egbert von bücher kaum verzich ten , wenn auc h der be­ Hatto als Führer einer Delegation Karls des Trier ; rühmte Theophrastus Bom bastus Paracelsus Großen nach Ko ns tantinopel, um dort durch die Aachener und die Mü nchener Hand­ von Hoh enheim zur Zeit vor Luther wesentli­ sehr diplomatische Verhandlungen die Aner­ schrift, zwei Evangelien bü cher für Kaiser che neue Erkenntnisse hi nzufügte. kennung des Kaisertitels für Karl zu erreichen. Otto III .; das Perikopenbuch für Kai ser Heinrich H., . Tun wir noch einen Blick auf die wissen­ 822-838 amtierte Erlebad, ein überaus ge­ heute in München , und schaftliche Schriftstellerei der Reichenauer strenger Herr, aber Förderer aller Wissen­ die Bamberger Apokalypse mit 50 Bildern und St. Ga llener Mönche. Ihre Geschichtswer­ schaft. Bis 849 prägte Abt Hatto das Klösterle• über die Offenbarung des Johannes. ke über die "Taten Karls des Großen", über die ben, einer der bedeutendsten Gelehrten des "Geschichte von der Gründung der Stadt Rom damaligen Europas. Ihm gelang es , die Reiche­ Sie haben alle auf der Reichenau gelernt, die bis zur Gegenwart", nämlich bis zum Jahr nau zum anerkannten Kulturzentrum zu ma­ Buchmaler aus Echternach und Trier, aus Ful­ 1054, und eine Menge weiterer ähnlicher Wer­ chen. Dann verlagerte sich der geistliche da und Hildesheim. ke könnten wir heute kaum durch sonstige Schwerpunkt eine Zeitlang von der Reichenau Drittens: Ebenso wichtig und für die Kultur Forschungen .in ihren grundsätzlichen Schil­ nach St. Gallen, wo wir an Notker, den der Sachsenkaiserzeit prägend sind die zahl­ derungen der Zeit damals entbehren. Dazu Stammler, einen sprechgehinderten Ge­ reichen Kleinodien, die auf der Reichenau von darf man nur einmal einen Blick tun in di e schichtsschreiber und Hymnendichter, und an anonymen Goldschmieden, Bildhauern und "Anmerkungen" des berühmten Romans "Ek­ den großen Gelehrten Tutilo denken sollten. Elfenbeinschnitzern angefertigt wurden. Das kehard" unseres Landmanns Viktor von Der St. Gallener Mönch Ekkehard, Lehrer der berühmteste Stück ist wohl die Kaiserkrone Scheffel, der uns das nächste Mal noch näher Herzogin Hadwig auf dem Hohentwiel, wird der Sachsenkaiser mit ihren zahlreichen Juwe­ beschäftigen wird, wenn wir den Hohentwiel uns das nächste Mal beschäftigen. len. Für den Altar des Magdeburger Doms, der ein wenig aufs Korn nehmen. April 1997 Heimatkundliehe Blätter Balingen Seite 1071

die Reichenauer um intensive Kontakte zu Mönchtums zu einem einheitlichen Frömmig• Bewegungin der Musikszene zahlreichen anderen Klöstern bemühten. Und keitsstil zu kommen. Später nahmen diese An­ derartige Kontakte bestanden vor allem darin, liegen die berühmten Klöster um den Mittel­ daß man versuchte, den Himmel durch gemein­ punkt Cluny auf, die als Cluniazenser be­ Nicht vergessen darf man, daß eine ganze sames Singen und Beten nach einheitlicher kanntlich auch mächtigen politischen Einfluß Reihe von bekannten Reichenauer Schriften Liturgie auf die Einheit der ernsthaften Chri­ nahmen. Später werden wir uns dazu wohl oder solchen aus St. Gallen sich mit Musik­ sten aufmerksam zu machen und auch das Be­ einmal das Kloster Hirsau anschauen müssen. theorie beschäftigen. In der Musik jener Zeit wußtsein zu stärken, daß man als Christ auf ist ja nach den grundlegenden Errungenschaf­ der Welt wahrhaftig nicht allein sei. Ein Besuch der Reichenau lohnt sich also ten der Schule des Papstes Gregor 1., also dem Dem diente die sogenannte "Reichenauer allemal. Man sollte sich freilich genügend Zeit "gregorianischen Gesang", nicht mehr viel los­ Gebetsverbrüderung" mit Klöstern in einem lassen, denn die verbliebenen sichtbaren Zei­ gewesen. Nun kam von der Reichenau her wie­ weiten Kranz zwischen Fulda, Salzburg, Mai­ chen des geistlichen Reichtums der Reichenau der Bewegung in die Musikszene und wurde land, Lyon und Paris. Hier haben wir die er­ erschließen sich nur dem, der sie ernsthaft ent­ weitervermittelt, besonders deshalb, weil sich sten Versuche vor uns, auf dem Boden des decken möchte. Grasa ond schoara, schpreza ond roala Von Rudolf Linder, Albstadt Wetten, daß koan Gotziger (= kein einziger) von den Jüngeren diese schwäbische Überschrift verstehen kann. Dabei wäre die Wette noch vor hundert Jahren anders ausgefallen. "Ha no", hätten die Jonge (und Jongfere) damals gesagt, "des macht ma doch em Gaarta!". (Was man da macht - ins Schriftdeutsche übertragen - finden ungeduldige Leser am Schluß dieses Artikels).

Wie gesagt: grasa, schoara, schpreza und sache ist es , die ,Setzwaar (Salat, Kraut usw.) roala haben etwas mit dem Gärtla (Gartenar­ sel ber ziaga'. beiten) schwäbischer Gärtler und Gärtlerin• Nur die Paradeiser (Tomaten) kauft man nen (Kleingärtner; neudeutsch = Hobbygärt• wohl am besten beim Gärtner und pflanzt sie ner, Gartenfans) zu tun. Und das Jahr über ist an das sonnigste Plätzleim Garten, denn als im Hausgarten immer etwas los . Kaum ist der ,Südländer' mögen sie's warm. Rengele (Rin­ Garten äber (schneefrei), so überlegt sich der gelblumen) und Stenker (Tagetes) als Bei­ Gartamichel, ,was für Same ma einkaufa mu­ pflanzung halten sie gesund. Man darf auch aß'. (Kauf guata Sama - des isch scho a Ama!). nicht vergessen, goale (geile, übermäßig wach­ Entaklemmer (Geizhälse) verwenden auch Sa­ sende) Nebentriebe der Paradeiser ,auszugei­ men vom Vorjahr, machen aber, wenn sie vor­ za'. Dazu nimmt man einen Hopa (gekrümmtes sichtig sind, zuvor eine Keimprobe. Dabei soll­ Gärtnermesser), um glatte Schnittstellen zu te mindestens die Hälfte der Samenkörner kei­ bekommen. Auch muß man darauf achten, daß -men . alle Setzleng genügend Abstand und damit Wenn's maialat, also nach Frühling riecht, Licht haben, sonst werden sie gogelig (aufge­ hält's einen nicht mehr im Haus, es zieht einen schossen), undSerblinge (Kümmerlinge) kann in den Garten. Aber 0 Schreck: die Schäar man auch im Garten nicht dulden. (Maulwurf) haben aus einer Frühlingswiese Nach altem Brauch werden am Tag des heili­ kleiner Patschrega kommt, dann ,battets' eine Buckelpiste gemacht und Hasagmias gen Benedikt (21. März) Zwiebeln gesät oder (reicht es) wieder für einige Zeit. Aber wenn's (Moos) wuchert zwischen den Grasboscha. gesteckt (Sankt Benedikt macht Zibel dick). ,schao de ganz Woch koan gotziga Schprezer Jetzt gilt es , die Ländle (Gartenbeete) im An diesem Tag wird auch der Hausgarten für do hot, no muß ma schpreza (gießen)'. Vor al­ Schoargarte (Gemüsegarten) herzurichten. die sommerliche Blütenpracht vorbereitet lem die Salääder (Salate) brauchen viel Was­ Man zieht alte Bossa (Stiefel) und altes Häß (Sankt Benedikt den Garten schmückt). Steckt ser. Ebenfalls die Rettiche, denn sonst werden (Kleidung) an, nimmt den Kasch (Karst = Hak­ man an Sankt Georg (23. April) die Erdepfel sie belzig oder wullig (holzig). Das beste Was­ ke mit zwei Zinken) und danach den Krail oder Grombiera (Kartoffeln), so verspricht der ser und dazu noch zum Nulltarif kommt vom (Hacke mit drei oder vier Zinken) in die Hand Volksglaube eine besonders reiche Ernte. Beim Käner (Dachrinne), das man in einer Gelte. und hacket und wualet so lange, bis der Boden frostempfindlichem Gemüse wartet man am (Wasserfaß) sammelt. Allerdings muß man griemelig (zerkleinert) und das eigene Kreuz besten die Eisheiligen ab. Nach der Volksmei­ dann die Schprezkanta (Gießkanne) schlep­ lahm ist, daß ,ma kaum meh grattla ka' (sich nung sind am Tag des heiligen Pankraz (12. pen. Besonders bei einer ,Bollahitz' (starke schleppen kann). Zum Glück gilt der Spruch: Mai), am 13. Mai (Servaz) und am 14. Mai Hitze), oder wenn a gheirer Luft (austrocknen­ "im Herbst g'schoarat (umgegraben) ist halber (Bonifaz) die Nachtfröste bei uns häufig. Auch der Wind - wir Schwaben unterscheiden der g'hacket". Der Frost verrichtet die andere vor der kalten Sophie (15. Mai) muß man sich und die Luft!) got, verschafft mas schier net, so Hälfte der Arbeit: das gefrorene Wasser zer­ noch in acht nehmen. Nach allgemeinem Glau­ verlechnet (ausgetrocknet) ist no der Boda'. kleinert die Schulba (Erdschollen) den Winter ben soll man am Tag des heiligen Bonifaz die Öfter als andere Menschen schaut der Gar­ über. Vorsichtige ,legat Britter' (legen Bretter) Bohnen stecken. Sein verkürzter Name (Bone) tagscheidle zum Himmel, denn von dort zwischen ihre Ländle, damit sie nicht in ,de klingt an Bohnen an. Wer viel Platz hat, nimmt kommt aller Segen - Sonne und Regen - aber Regalache romtappa' (in den Regenpfützen ge­ für die Bohnen einen besonderen Bonabletz auch Unheil. Nicht immer kann man ,ern guata hen) müssen. (Bohnenbeet). Im bescheidenen Rahmen tut's Weatter traua'(dem guten Wetter trauen). Frü• Ein Segen ist es für den Gartanueler, wenn er auch eine Reihe Bohnen, die sich an Bonastek­ her waren den Leuten Wetterregeln geläufiger einen alten Kompost hat. Dann gattert (siebt) ka hochranken und gleichzeitig als Wind­ als sie es heute sind. "Wenn dr Veit (15. Juni) s er ihn, füllt den Boda (Humus) in einen Kiebel schutz dienen. Die Stangabona sind wie die Häfele verschütt, bringt 'r Reagawetter mit, (Kübel) oder in eine Zoina (aus Weide gefloch­ Hotterbona (Buschbohnen) gute Bodenverbes­ wenns a Ägide (1. September) it reangnad, ist tener Korb mit Henkel), trägt diese zu seinen serer. as lang schö"', waren Weisheiten, die auf einer Ländle und arbeitet ihn unter. Leichter geht's Eine moderne Bebauungsart ist die Misch­ langen Wetterbeobachtung beruhten. 'S hot an mit dem Bollakarra (Schubkarre). Zuletzt wird kultur, die es wohl schon früher in den Bauern­ Reifa, 's hot an Duft (Rauhreif), 's gritzgram­ die Oberfläche der Beete mit dem Recha einge­ gärten gab. Darunter versteht man ein Durch­ mad (klirrende Kälte), s featzlad (es fallen klei­ ebnet; die Rechete (das Zusammengerechte) einander wia Kraut ond Riaba (Rüben) von ne Flocken), dr Regaluft goht, dr Schö'luft kommt auf den Kompost. besonderer Art: auf demselben Beet werden goht, 's wut glend (mild), 's reißt (leichter Nun darf der Boden einige Zeit grueba (ru­ harmonierende Gemüsepflanzen, Kräuter und Sprühregen), 's hot Regablust (Schäfchenwol• hen). Manche Gärtler gehen mit dem Mond, auch Blumen miteinander angepflanzt, so daß ken)", mit diesen mundartlichen Ausdrücken das heißt, sie säen und pflanzen Wurzel- und ein geordnetes Miteinander entsteht. Flach spricht - oder sprach - man mit dem Nachbarn Blattgemüse bei abnehmendem Mond, weil sie wurzelnde Pflanzen werden neben Tiefwurzler über das Wetter. darauf schwören, das Gemüse wüchse dann gesetzt. Manche Pflanzen fördern sich durch Besonders im Frühjahr kitzabonelets (grau­ besser. Damit die Pflanzen in Reih und Glied ihre Wurzelausscheidungen gegenseitig im pelt) gern. Noch schlimmer ist es im Sommer, wachsen, spannt der Gartawuler eine Setz­ Wachstum, andere, wie zum Beispiel Lauch wenn ,es Schloßa geit' (große Hagelkörner schnur und zieht mit der Hauba (Hacke mit und Zwiebel, lieben sich nicht. Auch zur gibt). Dann rennt der Gartawuseler ,wia a gerader Kante) Rillen. Für den richtigen Ab­ Schädlingsabwehr wird die Mischkultur ein­ Salzma (Salzmann)' und deckt sein Wurzgarta stand der Reihen braucht man keinen Santi­ gesetzt. Der Geruch von Tomaten und Sellerie (Gemüsegarten) mit alte Rupfa (Tücher) zu. meter (Zentimeter/Meterstab): Kerben auf der vertreibt den Kohlweißling und schützt den Vorwurfsvoll schaut er nach oben: "des wär Rechastang (Rechenstiel) ersetzen ihn. Gäle Kohl vor Raupenfraß. net naitig gsei! " (nicht notwendig gewesen). Rüba, Peterling und Spinat werden ges ät, Ret­ Säen und setzen allein genügt nicht. Man Mit dem Kraut wächst leider auch das Un­ tiche ,duat ma mit dem Setzholz schtupfa' und muß sich das ganze Jahr über im Garten abpla­ kraut. Da hilft nur eins: hacka, hacka, hacka. ,Grombiera und Zibel duat ma stecka'. Ehren- ga (abmühen). Schön.ist es, wenn ab und zu ein Mit der Hauba oder dem Häule(große bzw. Seite 1072 Heimatkundliehe Blätter Balingen April 199 7

kleine Hacke mit gerader Kante) tuat ma afäl­ Krabbeltiere, als da sind: Aorawusler (Ohr­ Schelfa (Schalen) und das Küchegeschnipf ga (Unkraut dicht am Boden abhacken) oder wurm) Käaresel (Kellerassel), Klemmer (Amei­ (Küchenabfälle) und liefern dafür den Dünger man tuat grasa (mit der Hand jäten). Als Ne­ se), Mucka (Mücken), Schnok a (Schnaken), (als Brühe verdünnt) umsonst. Will man keinen benerfolg wird dabei der Bod en gelockert und Breama (Bremsen), Br ommhommeler (nicht Dreck in der Brühe, so muß man zuvor ,da die Verdunstung der Bode nfeuchte ge he mmt, nur Hummeln, alle gestreiften In sekten) , Ehma Heardreck reada' (Hühnermist sieben), und de nn "einmal g' hac kt ist wie zweimal gossa (Biene n), Wefzga (Wespen) und Hurnausa das ist keine angenehme Arbeit. Ohne Zifer (gego ssen)". Ein weiterer Neben erfolg des (Hornisse). Wenn ,ma wia a Dackel nulet, daß (Federvieh) behilft man sich halt mit einer Hacken s stellt sich beim Hacker selbst ein, eim da Schweiß ra rennt', dann stürzt sich das Brenness elbrühe. Di e besten Düngerprod u­ denn:"Hacka gibt broit e Händ und schmale halbe Tierleben vom Alfred Brehm - besonders zenten sind jedoch di e Regenwürmer , die zu­ Backa". Kummerbereiten die Stroapfala (Ak­ die Breama - auf einen, so daß man sich ihrer sätzlich den Boden lock ern und lüften . kerwinden) , die sehr tief wurzeln, und das kaum erwehren kann. Der Gartemarte kann es kaum erwarten, bis Spitzgras (kriechende Quecken). Nicht um­ Damit die Pflanzen gedeihen, genügt schpre­ er die ersten Früchte seiner Mühe und den sonst sagt man: "des isch mir wia Spitzgras". za und hacka allein nicht: man muß auch dün• Segen seines Gartens ernten kann. Ein fri­ Bei feuchtwarmem Wetter vermehrt sich das gen. Bekannt ist die Geschichte von dem Pfar­ scher, selbst gezogener Rettich schmeckt eben Auziefer (Ungeziefer) auf wunderbare Weise. rer, der bekümmert sein mickriges Gemüse im besser als ein gekaufter. Aber das Gemüse fällt Dann wuselt's von unzähligen Zigeiner- und Pfarrgarten (gibt's den noch?) betrachtete. Ein einem nicht von selbst in den Topf. Daß das Häuslesschnecken (rote Wegschnecken und vorbeikommendes knitziges Bäuerle gab ihm Ausschäafa der Brokkelehülsa ein reachtes Weinbergschnecken). Der Gartagscheidle geht den Rat:"Da hilfts Beta nix, Herr Pfarrer, do . Heckabeerlesgschäft, also eine müh-selige! ihnen mit Bierfallen zu Leibe. Krautscheißer g'h ört Mischt na". Der auf den Mond einge­ Arbeit ist, weiß nur no ch derjenige, der nicht (Kohlweißlinge) legen ihre Eier am Kraut­ stellte Gärtner düngt vorwiegend bei Voll­ Zartgemüse aus der Dose auf den Tisch bringt. Haiptle ab. Die Eier ,verdruckt ' man am ein­ mond oder bei abnehmendem Mond, weil in (Heckabeerle sind wilde Stachelbeeren, die fachsten mit den Fingern. .Ma ka ja au Garta­ dieser Zeit der Dung am besten von den Pflan­ klein sind. Beim Sammeln sticht man sich ganz hendscha anziage' (Gartenhandschuhe anzie­ zen aufgenommen wird. gehörig in die Finger). hen)! Gottseidank werden die vielen Läuse von Die vergangenen Jahre ist man vom Kunst­ Auch das Herrichten einer Kochet Bohne Sonnavögele (Marienkäfer) wirkungsvoll be­ dünger etwas abgekommen - man baut wieder (Menge für ein Gericht) braucht seine Zeit. kämpft. Wärra (Maulwurfsgrillen), Draht­ biologisch an. Der beste und billigste Dung für' Und ,machat ma eiges Sauerkrout ei', so erfor ­ würm und Grollawürm (Engerlinge) machen den Hausgärtner kommt immer noch vom dert das Ausstechen der Käga (Krautstrunken ) sich besonders gern an den Salatwurzeln zu Kompost. Laub und Gartenabfälle finden auf und das Hobeln der Krauthepptle (Weißkraut­ schaff en . Man bemerkt sie erst, wenn die Sala­ ihm Platz. Wohl dem, der sich Guhler (Hahn) köpfe) einige Kraft: aber noch mehr wird ei­ te die Flügel hängen lassen, und dann ist es zu und Heara (Hühner) leisten kann. Die entsor­ nem abverlangt, wenn man das Kraut mit dem spät. Jeder Garten ist ein Paradies für weitere gen die Salatbletscha (kleine Salatstücke), Stämpfel (hölzerner Schlegel) in der Kraut­ standa (Behälter) so lange stampfen muß, bis der Saft kommt: (Vor Jahren, als man große Mengen von Sauerkraut einmachte, ließ man Was hat die Hohenzollernburg das Kraut von den Buben ,eintreten'- mitihren Füßen!) mit den totgesagten Prussen zu tun? Ums Umegucka neigt sich das Gartenjahr dem Ende zu. Wenns augstelet (fängt an Von Hannelore Sommerer, Rosenfeld herbstlich zu werden), erntet man das Spätge- > Auf der Hohenzollern-Preußenburgwar am Wochenende, dem 15./16. März 1997, Tag der offenen müse. Den Bebbeleskehl (Rosenkohl) läßt man Tür. Viele Besucher stürmten regelrecht die Burgmit ihremBesuch- ein voller Erfolg! . stehen. Er ist am besten, wenn areachte Horni­ glade (Frost) drübergegangen ist. Wenn die Den Namen Preußen hat die Burg seit 1867 Herzogtum umgewandelt wurde, kam Bebbele weg sind, bleibt der Knaischbel erhalten, als die Burg von Friedrich Wilhelm Pr(e)ußen zum Haus Hohenzollern. Das Haus (Strunk) übrig. Die übrigen Ländle werden IV. wieder aufgebaut war. Doch wie kommt der Brandenburg-Hohenzollern wurde vom polni­ dann agrommt (abgeräumt, abgeerntet) und Name Preußen zum Hohenzollern? schen König mit Preußen/prussia belehnt. Sie mit der Schoaraschaufel (Spaten) gschoarat Der letzte Hochmeister des Deutschen Or- waren alle miteinander verwandt. (umgegraben). dens in Ostpreußen war Herzog Albrecht aus Als das polnische Königshaus ausgestorben Und damit bin ich am Ende des Gartenjahres dem Haus Hohenzollern Ansbach, der den war, wurden vom polnischen Adel (Schlachta) und am Schluß. meines Berichts. Ein T ätig-: Köni~e pr(e)ußischen Ordensstaat in ein weltliches je nach Bedarf die aus ganz Europ ä keitswort der Uberschrift ist noch nicht er­ 1572~. Herzogtum umwandelte. Er schloß mit seinem gewählt, um Polen zu regieren (ab Au­ klärt: roal a. Darunter vers teht man das Ab­ 'Onkel Sigismund, dem polnischen König, zu gust der Starke von Sachsen war eme Zeitlang brennen von raischem (trockenem) Gras am Krakau Frieden' das war im Jahr 1525. auch polnischer König. Rain, und das ist bekanntlich ver boten. Grasa Der Name Preußen stammt aber von dem Das Volk der Prussen saß aber schon vor über und schoara, schpre za und roa la heißt dem­ alten Volk der Prussen, die mit ihren 12 Stäm- 2000 Jahren an der Ostsee, es ist ein baltischer nach ins Hochdeutsche übertragen: u~d men das Land (spätere Ostpreußen) an der Ost- Stamm, sie handelten mit Bernstein ware.n jäten und graben, mit der Kanne gießen und see bewohnten. Die Namen der Stämme hie- friedliebende Menschen. Erst als die slawi­ dürres Gras am Rain verbrennen. ßen: Schalauen, Samland, Nadrauen, Natan- sehen Polanen (Polen) um 1000 n . Chr. von der Ostse~ ~nd Ist unsere Mundart nicht kürzer und kräfti• gen, Warmien, Pogesanien, Barten, Sudauen, Donau her an die drä?gten der ger? Pomesanien, Samaiten, Galinden und Sassen. Papst das Ordensheer mit semen.Soldnern, Im Jahr 1231 begann die Eroberung dieser 12 dem Masovischen Konrad, gegen die Prussen Anmerkung: Frau Doris Streich, Balingen , Stämme der Prussen durch den Deutschen Or- zu Hilfe schickte, mußten sich die Prussen hat mir für die Abfa ssung dieses Artikels viele den, mit Segen des Papstes (Missionierung mit wehren. Hinweise gegeben . Auch an dieser Stelle möch­ Kreuz und Schwert). Nach 50 Jahren hatte der Seit der Unterwerfung 1283 durch den Deut­ te ich mi ch für ihre freundliche Unterstützung Orden die nicht Taufwilligen verjagt oder um- sehen Orden wurde das Land der Prussen neu sehr herzlich bedanken. gebracht, doch die meisten Menschen wurden v~rteilt.und nur wenige ~eh~elten ihren ~esitz. unterworfen und fügten sich den neuen Her- DIe meisten wurden Leibeigene der Soldner ren. Gutsbesitzer. Der neue Glaube war den Prus- Die Verfasser der Beiträge Zur Besiedelung und zur Besetzung der ver- sen fremd, Kreuz und katholisches Christen­ lassenen Höfe holte der Orden viele Deutsche, tum war ihnen Strafe, sie besuchten heimlich in dieser Ausgabe: Westfalen, Brandenburger, Niederländer und ihre heiligen Stätten und beteten zu ihren alten Dekan Karl Hartmann Schwaben nach Prussia. Ortsnamen wie Geis- Göttern. Erst Luther, Reformation und Herzog Mömpelgardgasse 17, 72348 Rosenfeld lingen, Waiblingen, Gärtringen und Albrecht von Hohenzolle;t"n-Branden~urg belegen dies. Auch Wikinger und Dänen blie- brachte ihnen die erste Befreiung, doch nicht Rudolf Lindner ben in Ostpreußen hängen. die von der Leibeigenschaft. Heilig-Brünnle-Straße 55, 72461 Albstadt Der Ordensstaat wurde aber in ständigem Seit der großen Flucht im Jahr 1945 findet Hannelore Sommerer Kampfe von seinen Nachbarn, den Polen und man Nachkommen der alten Prusse:r: über ganz Schönbühlweg 22, 72348 Rosenfeld Litauern, bedrängt. Die Litauer (wohin auch Deutschland verstreut, we?n m~n m. Telefo~­ viele Prussen geflohen waren) sollten auch büchern folgende Namen liest, sm~ SIe prussi­ missioniert werden. Doch den Polen gelüstete scher Herkunft: Alex, Bachor, Bajorat, Call­ Herausgegeben von der Heimatkundlichen Vereini­ es sich des aufblühenden Landes zu bemächti- witz/Kollwitz, Corinth, Daudert, Fahrun, Ga­ gung Balingen. g~n. Sie schafften es auch, den Ordensstaat bis blick/Cabilo, Galling, Gaidis, Graske/Kraske, Vorsitzender: Christoph Roll er, 72336 Balingen, Am zum Jahr 1521 an den Rand des Ruins zu brin- Jelitto, Kalies, Kallweit, Kant, Laurien, Leidi­ Heuberg 14, Telefon 77 82. gen. • ke, Mahnke, Munthe, Nigel/Nygail, Potrafke/ Geschäftsführung: Ruth Hübner, Im Kirsch enwinkel Nachdem aber Herzog Albrecht von Hohen- Podrauwe, Quednau, Rathke, Raudies, Sam­ 2,72359 Dotternhausen , Telefon (074 27) 9 1094. Redaktion: Christoph F. Riedl, 72336 Balingen , zollern, Markgraf von Brandenburg Ansbach, mer, Scharwieß, Tolksdorf, Tranelis, Willuhn, Gerh.-Hauptmann-Ring 14, Telefon 78 16. mit dem Bruder seiner Mutter, dem polnischen Witt, Witting, Zander, Sander, Sandau. (Quel­ Die Heimatkundlich en Blätter erscheinen jeweils am König Sigismund, 1525 zu Krakau Frieden ge- le , Mechow, Trautmann.) Namenbücher: Der Monatsende als ständige Beilage des "Zollern-Alb­ schl ossen hatte und der Ordensstaat in ein Deutsche Orden/Sonthofen. Kuriers ". Jahrgang 44 31. Mai 1997 Nr.5 Die Aus-wirkungen des Hoch-wassers von 1895 im Bereich der heutigen Stadt Albstadt Von Dr. Peter Thaddäus Lang / Albstadt Mehr als einhundert Jahre ist es her, daß unsere Gegend von der schlimmsten Hochwasserkata­ Weiter eyachabwärts, in Dürrwangen. in strophe seit Menschengedenken heimgesucht wurde. Das Unheil begann am 23. Mai 1895 mit Frommern und in Balingen, entstanden eben­ einer viertägigen Regenperiode, die sich am 4. Juni verstärkt fortsetzte. Im oberen Eyachfal falls verheerende Schäden - an welche ja heute fielen an selbigem Tag innerhalb von zwei Stunden 38 mm Regen. Neben diesem satt niederpras­ noch ein Denkmal erinnert. selnden Wolkenbruch hagelte es noch zusätzlich an mehreren Stellen. Bereits am 7. Juni berichteten die süddeut• So unglaublich es auch erscheinen mag: Am die Untere Vorstadt bis zu zwei Meter unter schen Zeitungen über die Hochwasserkata­ folge nden Tag, das war der 5. Juni, nahm das Wasser stand. Dort waren vor allem die Gerber strophe an der Eyach, gleichzeitig erschienen an sich schon extrem starke Unwetter an Hef- betroffen; mehrere Lohhütten wurden unter­ in der Presse Aufrufe zur Hilfe, und überall tigkeit noch weiter zu. Nun ergab sich eine spült und die darin lagernde Gerberlohe weg­ nahm die Bevölkerung augenblicklich regen Nied erschlagsmenge von 44 bis 45 mm. Doch geschwemmt. .Anteil am Schicksal der Geschädigten. Umge­ damit nicht genug: Am 6. Juni zogen außerdem ., . . hend wurde im Balinger Oberamt ein Hilfsko­ s~hllmm~res etliche Gewitter auf, die noch ergiebigere und Wesentlich Unheil richtete das mitee ins Leben gerufen, das die eingehenden ausgedehntere Regenfälle brachten, als sie an nasse Element Jedoch im Eyachtal an. In Pfef­ Spendengelder verwaltete. Am selben Tag kam sic~ den Vortagen' niedergegangen waren. Erst am fingen wälzte das Wasser in der Nacht auch eine Abteilung von 60 königlich-würt­ 7. Juni ließen die Regenschauer nach, um dann vom 6. zum 7. JUnI tosend und brausend durch tembergischen Pionieren nach Balingen, die am 8. und 9. Juni allmählich aufzuhören. die Ortsstraße, die dadurch vollständiger Zer­ sich von dort aus auf die übrigen hochwasser­ störung anheim fiel. Auch die Pfeffinger Mühle geschädigten Orte verteilten. Ihre Aufgabe war Natürlic h konnten diese ungeheuren Was­ nahm beträchtlichen Schaden; fernerhin wur­ sermengen nur anfangs vom Erdreich aufge­ es hauptsächlich, einsturzgefährdete Häuser de ein kleineres Wohnhaus weggespült, dessen fachmännisch abzustützen. nommen werden. So schwollen denn Bäche Bewohner jedoch im letzten Augenblick gera­ und klein e Rinnsale gewaltig an und die Flüsse de noch in Sicherheit gebracht werden konn- Die Pioniere bildeten gewissermaßen das beganne n , über ihre Ufer zu treten. ten. .- Vorauskommando für den König von W ürt- In der Nacht vom 6. auf den 7. Juni hatte die Eine derartige Rettung war hingegen in Mar- temberg, der mit stattlichem Gefolge am 8. Schmiech a ihren höchsten Stand erreicht; me­ grethausen nicht mehr möglich. Dort stieg das Juni im Oberamteintraf, um sich höchstselbst terhoch war die Talaue überschwemmt. Weil Wasser so rasch, daß für eine fünfköpfige Fa- ein Bild von den Verheerungen zu verschaffen. die Flut sehr pl ötzlich und zudem bei nacht­ milie jede Hilfe zu spät..kam _ mitsamt ihrem Dabei besuchte er zunächst von Balingen aus schlafender Zeit hereinbrach, konnte kaum et­ Haus verschwanden Eltern und Kinder in den Frommern und Laufen, 'von wo er sich dann was vor dem reißenden Wasser gerettet wer­ Fluten. Fünf weitere Gebäude fielen in sich. mit der Bahn weiter nach Ebingen begab. Hier den. Dergestalt führte die Strömung massen­ zusammen und bei verschiedenen anderen empfing ihn unter Hochrufen eine große Men­ haft Balken und Bretter, Brennholz und loses wurden die Fundamente so stark unterspült,. schenmenge. "Das Erscheinen des Königs Geäst mit sich; Schuppen, Gartenzäune und daß Einsturzgefahr drohte. machte überall einen mächtigen Eindruck und lei chte Holzbrücken wurden im Nu fortgeris­ Niemand konnte sich der Thränen erwehren, sen. Darüber hinaus drangen die Fluten in , Nicht ganz so hart wie Margrethausen traf es wenn da und dort die Unglücklichen wehkla­ manchen Keller und auch in manches ebener­ den Nachbarort Lautlingen - hier stürzte (wie gend bittend Se. Maj. um Hilfe anriefen" - so dige Wohnzimmer. Aus Tailfingen berichtet auch in Pfeffingen) lediglich ein einziges Haus jedenfalls formulierte es der stramm väterlän• uns ein Zeitzeuge: "Wir haben auch überall zusammen, dessen Bewohner ebenfalls dem disch gesonnene "Alb-Bote", wie einer der bei­ Wasser im unteren Stock bekommen, in Stube, Leben erhalten blieben. den damaligen Ebinger Lokalzeitungen hieß. Hausgang, Küche, Stall und in der Scheuer ist Der König verfügte sich zu Fuß bis zur Unteren In Laufen wiederum forderte das Hochwas­ Vorstadt und versprach den Ebinger Honora­ alles herumgeschwommen ... Die Leute in der ser besonders viele Opfer: Die dortigen Mühlen Mühlgassen haben ihre Wohnungen verlas­ tioren staatliche Unterstützung beim Beheben wurden weitgehend zerstört, fünf Wohngebäu• der Schäden. Anschließend brach er im Troß sen , .. Die Schulen sind geschlossen. Heute (7. de waren eingestürzt oder abbruchreif, fünf• Juni) stehen sämtliche Fabriken still." von einem Dutzend edler Pferdegespanne auf zehn Menschen hatten den Tod gefunden, dar­ nach Margrethausen. Dies alles führte glücklicherweise freilich unter ein zweijähriges Kind. Am folgenden Tag weder in Onstmettingen noch in Tailfingen zu sah man überall die Kadaver ertrunkenen Während der folgenden Wochen veröffent• größeren Schäden, wohl aber in Ebingen, wo Viehs. lichten die Ebinger Zeitungen ~agtäglich die

Ebingen: Gerberei Wohnhas-Piazolo Hochwasser1895:Laufen Hochwasser 1895: Margrethausen

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Einzelbeträge der eingegangene n Spendengel­ groß, denn die Spenden kamen nicht nur aus sich glücklicherweise ähnliches ni cht mehr er­ der wie auch die Namen der jeweiligen Spen­ Ebingen, sondern auch aus Hechingen, aus eignet! der . (Kein schlechte r Tri ck das, um die eine r­ Calw, aus Tuttlingen, Reutlingen, Schorndorf seits zwar sp arsamen , abe r doch andererseits und Ludwigsburg, aus der Schweiz, aus Heil­ Quellen: penibel auf ih ren gute n Ruf achtenden Bürger bronn, Stuttgart, Heidelberg und München . .. Stadtarchi v Alb stadt und nach dre i Wochen hatten sich schon über - HR-E 151.40/ 01-05 zu r Großherzigkeit zu bewegen!) Auf diesem -Der Alb-Bote, Juni 1895 Wege läßt sich den n leicht feststellen, wer sich 20 000 Mark angesammelt. Solche Beträg e er­ - Der Neu e Alb-Bot e, Juni 1895 zum gute n Zw eck von welcher Geldsumme wies en sich allerdings auch al s bitter notwen­ - Sc hwä bische Kronik, 7. J uni 1895 trennte: Di e reichen Ebinger Fabrikanten ga­ dig, denn als berufene Fachleute die Schäden - Münchner Neueste Nachrichten, 8. Juni 1895 ben zwischen 200 und 300 Mark, die Hand­ schätzte n, da war die Rede von einigen hun­ - Allg em ein er Sonntags-Anzeiger , 16. Juni 1895 werksm eister hingegen entspre che nd weniger, derttausend Mark! Literatur: nämlich so an die 50 bis 100 Mark. Für die Alsbald begannen die Instandsetzungsarbei­ - Herm ann Bizer, Tailfin ger Heimatbuch , Tailfingen 1953 damalige Zeit sind dies recht erkl eckliche ten, und mit diesen gingen Maßnahmen einher, - Gottlob Friedrich Hummel, Geschichte der Stadt Ebin- Summen . Ein Textilarbeiter beispielsweise die eine Wiederholung der Hochwasserkata­ gen, Ebingen 1923 - Walter Stettner, Ebingen. Die Ges chichte eine r württem­ mußte zu jener Zeit eine ganze Woche arbeiten, strophe verhindern sollten: Da wurden Was­ bergischen Stadt, Sigmaringen 1986 um 12 bis 18 Mark zu verdienen. serläufe korrigiert, Bachbetten tiefer gelegt, - Friedrich Wissmann, An der Eyachquell e. Ein Heimat­ Die Hilfsbereitschaft war überwältigend Ufermauern errichtet ... und bis heute hat buch von Pfeffingen und Burgfelden, Pfeffingen 1959 Die evangelische (Gesamt-) Kirchengemeinde Ebingen Mit der Ortssatzung leben - Januar 1972 bis zur Gegenwart - Von Herbert Friederich, Albstadt-Ebingen - 3; Folge (Schluß) Drei Dinge waren grundlegend neu: 1. In der neuen Kirchengemeindeordnung stand und steht bis möchte und voraussichtlich in den Herbstfe­ heute der vielzitierte Satz in § 16: "Kirchengemeinderat und Pfarrer leiten gemeinsam die rien nach Balingen zieht, um dort eine kleinere Gemeinde." Es wurde der 1. und 2. Vorsitzende eingeführt, und zwar in der Weise, wenn der 1. Pfarrstelle anzutreten." Während der Amtszei­ Vorsitzende ein Geistlicher ist, muß der 2. Vorsitzende ein Laie sein. 2. Die Geschäfte der ten von Pfarrer Metzl und Pfarrer Küspert war Gesamtkirchengemeinde führte der Engere Rat. Aus jedem Kirchengemeinderat werden in dieses es tatsächlich möglich geworden, sich im Kir­ Gremium zwei Vertreter gewählt. Von Amts wegen gehören dem Engeren Rat an, der 1. und 2. chengemeinderat der Martinskirche über Vorsitzende des Gesamtkirchengemeinderates und der Kirchenpfleger. Der Engere Rat besteht geistliche, theologische Fragen zu unterhalten. also aus neun Mitgliedern. 3. Fortan sind die Sitzungen des Kirchengemeinderates öffentlich, Sehr eingehend war zum Beispiel das Ge­ sofern es sich nicht um Personalangelegenheiten handelt. spräch um die Verpflichtungsfrage der Konfir­ manden. Dann nahm die Feier des Heiligen In der erste n Sitzung des Gesamtkirchenge­ Martinskirche stürzte man sich, fast besessen, Abendmahls und ihre Gestaltung einen breiten meinderates am 8. Februar 1972 im Christli­ auf die Einweihung und die Eröffnungswoche Raum im Programm ein, auch ausgehend vom chen Hospiz begann das Wählen. Zunächst des des Gemeindehauses sowie auf die Möglichkei• Verständnis von Pfarrer Küspert. Es wurde das 1. und 2. Vorsitzenden. Pfarrer Hanselmann ten, das entstehende Haus mit Leben zu füllen. monatliche Abendmahl im Gottesdienst einge­ wurde zum 1. Vorsitzenden, Herbert Friede­ Aus den damaligen Protokollen spürt man un­ führt. Dem Einfluß von zwei Pfarrern, die aus rich zum 2. Vorsitzenden gewählt. Man hatte willkürlich heraus, wie man sich auf die Fer­ anderen Landeskirchen zu uns gekommen wa­ damals ja noch keinerlei Erfahrung und man tigstellung des neuen Hauses freute. Im Herbst ren, ist es wohl zuzuschreiben, daß man sich machte gerade die ersten Gehversuche. So 1974 war es dann endlich soweit. Am Samstag, für die Form der Deutschen Messe entschied. machte Pfarrer Hanselmann noch vor der Wahl 19. Oktober 1974, war der große Tag. Das Ge­ Nach und nach beteiligten sich die Kirchenge­ di e Mitteilung,"daß er, auf lange Sicht gese­ meindehaus Stadtmitte, das inzwischen den meinderäte an der Liturgie und an der Austei­ hen, aus rein gesundheitlichen Gründen nicht Namen "Gemeindehaus Spitalhof" erhalten lung des Abendmahls. in Ebingen bleiben werde. Im Falle seines hatte, wurde eingeweiht. Eine über zehnjähri• Weggangs und seiner jetzigen Wahl zum 1. ge Phase von Planung, Genehmigungsverfah­ Im Oktober 1975 unterhielt man sich über Vorsitzenden werde Pfarrer Bareiss bereit ren und Bauausführung ging zu Ende. Die-Ge­ die Einführung des Psalmgebetes. Pfarrer sein, die Geschäfte des 1. Vorsitzenden so lange samtkosten beliefen sich auf über 2,3 Millionen Küspert "schlägt dafür die Eingangspsalmen zu führen, bis die Stelle wieder besetzt ist, DM . Über eine halbe Million wurden durch aus der Liturgie der Evangelisch-Lutherischen unter der weiteren Voraussetzung, daß Pfarrer Opfer, Gaben, Spenden und frei verfügbare Kirche Deutschlands vor, zumal diese Liturgie Bareiss noch so lange in Ebingenist .. ." Haushaltsmittel aufgebracht. Es war eine offenbar auch in Württemberg mehr und mehr Schuldaufnahme von 330 000,- DM erforder­ Eingang findet". Für Pfarrer Hermann Schönberger trat am 9. lich. Nach etwa zehn Jahren war sie getilgt. ­ Juli 1972 Pfarrer Reinhard Küspert, bisher Es ging weiter mit Gemeindetagen, wie die "Kirchengemeinderat Müller macht dagegen Pfarrer in Selb in der Oberpfalz, seinen Dienst Bazare damals genannt wurden, und Floh­ die schwäbische Tradition geltend, die eine als 11. Pfarrer an der Martinskirche an. märkten, um weitere Eigenmittel anzusam­ ausgebaute Liturgie nicht kenne und diese Was Pfarrer Hanselmann bei der konstituie­ meln. Tradition soll seiner Meinung nach nicht auf­ renden Sitzung des Gesamtkirchengemeinde­ gegeben werden ... Pfarrer Metzl schlägt vor , rates angedeutet hatte, wurde bereits Ende des *** die Psalmen zu sprechen und nicht zu singen Jahres Wirklichkeit. Zum 31. Dezember 1972 Schon sehr bald stellte sich heraus, daß mit . .. Der Kirchgengemeinderat ist grundsätzlich schied er von Ebingen. Nur dreieinhalb J ahre Pfarrer Küspert ein Mann nach Ebingen ge­ damit einverstanden. Kirchengemeinderat konnte er die 1. Pfarrstelle an der Martinskir- kommen war, der zu den Dingen, die ihn um­ Müller schlägt für den genannten Plan eine ~ eh e versehen. In dieser Zeit konnte das Ge­ trieben, in aller Öffentlichkeit Stellung nahm. Probezeit vor. Kirchenpfleger Hummel bittet meindehaus Stadtmitte sowie Pfarrhaus und Das trat zuerst bei der Diskussion um den darum, daß dieses, Psalmgebet nicht an jedem Kindergarten West vorangetrieben werde n . Paragraphen 218 zu Tage. In seinen Predigten Sonntag durchgeführt wird". Inzwischen ist Pfarrer Bareiss mußte fünf Monate lang als 1. war das immer wieder der Inhalt. Er schreckte das Psalmgebet fester Bestandteil in der würt­ Vorsitzender des Gesamtkirchengemeindera­ .sogar vor spektakulären Maßnahmen nicht zu­ tembergischen Gottesdienstordnung. tes einspringen. Dann zog am 1. Mai 197 3 Pfa r­ rück . So strengte er ein Lehrzuchtverfahren rer Andrea s Metzl aus Hünfeld in der Kurhes­ gegen sich selbst an (es wurde vom Oberkir­ Zugleich wurde überlegt, wi e di e Verant­ sisch-Waldeck ischen Landeskirche mit seiner che nrat abgewiesen), und er wollte den Amts­ wortlichen in der Gemeinde, vor allen Dingen Familie in das Pfarrhaus in der Karlstraße ein . eid, de n er auf den Staat abgelegt hatte, wi eder die Kirchengemeinderäte, aktiv an der Litur­ Zum erste n Mal kam damals das Wahlverfah­ zurückne hmen. Später waren Themen: sein gie beteiligt werden könnten. Zunächst mache re n zur Anwe ndung. Es standen zwei Bewerber Amtsvers tändnis, die Frauenordination und man Gehversuche mit der Schri ftlesung. Im­ zur Wahl. sei n Abendmahlsverständnis. Lange und harte mer mehr wuchsen die Kirch engemeinderäte Plötzlich waren nun in de r Stadtmitte zwei Gespräche fanden im Kirchengemeinderat in die Mitarbeit am Gottesdienstablauf hinein, "Pfa rrers -Impo rte" aus ande re n Landeskir­ statt. Immer wieder wurde auch Dekan Küm• so daß die bi s zur Gegenwart fortdauernde che n. Wenn es bei fr ühe re n Besetzungssitzun­ mel aus Balingen zu diesen Diskussion mit Übung entstand, daß eine Kirchengemeinderä• gen immer geheißen hatte "es wäre schön, hi nzugezogen. In der evangelische n Kirch e tin oder ein Kirchengemeinderat die Eingangs­ wenn es ein Sc hwabe sein könnte", so amtierte fü hlte sich Pfarrer Küspert nicht mehr wohl. liturgie übernimmt. Das hat sich später auch hier jetzt ein geborener Preßburger und ein Er stre bte die Übernahme in die altkatholische auf die Tauf- und Abendmahlsgottesdienste bayerischer Franke. Beide gaben Anlaß dazu, Kirche an. ausgeweitet. Hier te ilen sic h Pfarrer und Kir­ über den Rand der Landeskirche hinauszu­ che ngemeinde rat die einzelnen Stücke der Li­ blicken, was sich recht bald bei der Behand­ Da wurde der Kirchengemeinderat der Mar­ turgie. So ist das gottesdienstliche Leben in lung von geistlichen und gottesdienstlichen tinskirehe überraschend zu einer Zusammen­ der Martinskirchengemeinde stark geprägt Fragen bemerkbar machen sollte. kunft auf den 21. Mai 1981 getufen. Alle glaub­ worden durch die beiden "Pfarrers-Importe". ten, daß sic h nun etwas Entscheidendes im Eine solch weitgehende "Arbeitsteilung" im Am Freitag, 14.J uli 1972, fand im Spitalhof Falle Küspert getan hätte. Es hatten sich aber Gottesdienst, wie sie in der Martinskirche an­ die Grundsteinlegung für das Gemeindehaus alle getäuscht. Pfarrer Metzl teilte den Räten zutreffen ist, gibt es sonst kaum noch in der Stadtmitte statt. Im Kirchengemeinderat der und Rätinnen mit, "daß er Ebingen verlassen Württembergischen Landeskirche. Mai 1997 Heimatkundliehe Blätter Balingen Seite 1075

ChristlichesHospiz in Ebingen, Marktstraße 15 Spitalhof mit evangelischem Gemeindezen­ Farrenstall, aufgenommen von Südwesten; ab­ trum undalterSchule um 1976 gerissen um 1971

In diesem Zusammenhang muß auf eine an­ Dankwart Posselt hat die Evangelische Wirt­ Mit dem Ehepaar Blum waren Pfarrersleute . dere Entwicklung auf liturgischem Gebiet ein­ schaftshilfe gegründet und lange Jahre treu hierhergekommen, die die Partnerschaften zu gegangen werden. Pfarrer Helmut Sigloch hat geleitet, bis er sie aus Altersgründen abgeben den Kirchengemeinden Chambery und Apolda die Gedanken der Bruderschaft von Taize hier mußte. Heute wird sie vom Verein "Neue Ar-" auf-und ausbauten sowie pflegten. Sie führten publik gemacht. Gruppen mit Jugendlichen beit" betreut. den Blick der Gemeinde über die eigene Kirch­ und jungen Erwachsenen reisten mit ihm nach turmspitze hinaus. Die Verbindung zur Eglise Burgund, um dort an Ort und Stelle diese *** Reformee in Savoyen hatte bereits im Jahre geistliche Leben kennenzulernen. Im Sommer Pfarrer Kar! Bareiss war sechzehn Jahre 1979 durch den kommunalen Partnerschafts­ vertrag begonnen. 1975, nach dreizehn Dienstjahren in Ebingen lang Pfarrer an der Friedenskirche. Dies war in an der Thomaskirche, übernahm Helmut Sig­ den fünfzig Jahren, die wir in diesem Bericht Nun folgten die Fahrten in kleinen Gruppen loch das Pfarramt für Lektorenarbeit in der überdenken, die längste Amtszeit eines Pfar­ Landeskirche in Württemberg. nach Apolda und die Luther-Reise im Jahr rers. Er ist eingesprungen, wenn es irgendwo 1983. Jedes Jahr besuchten uns einige Rentne­ Es trat eine ungemein lange Vakatur ein, bis nötig war. Er hat verbissen gekämpft für die rinnen aus Apolda hier in Ebingen. Der Gipfel­ dann im Sommer 1976, also nach einem Jahr, Belange der Friedenskirchengemeinde, vor al­ punkt war erreicht, als im Sommer 1990 bei Pfarrer Martin Wurster aus Würtingen hierher len Dingen als es drum ging, die Grenzen zwi­ der Verabschiedung von Pfarrer Blum, mitten an die Thomaskirche kam. Er war ein ausge­ schen I. und H. Bezirk abzustecken. Sein Nach­ in der Wendezeit, ein Omnibus voller Apoldaer prägter Anfänger der Taize-Bewegung. Bei ei­ folger wurde PfarrerJ ürgen Schendel. Gemeindemitglieder und eine Gruppe von der ner Rüstzeit des Gesamtkirchengemeinderats Die Orgel in der Kapellkirche, die nach ih­ Eglise Reformee aus Chambery hier weilten. im September 1976 in Walddorf hat Pfarrer rem Einbau 1959 gehütet wurde wie ein hoch­ Wurster das Gremium in die Stundengebete karätiger Diamant, zeigte schon bald Mängel. eingeführt. Das war der Ausgangspunkt für die Mitte April 1978 wurde sie ausgebaut, und die Drei Investituren in 1990 Abendgebete am Samstag, die noch heute ih­ Orgelpfeiffen verkauft für den Grundstock ei­ ren festen Platz im Gemeindeleben der Tho­ ner neuen Orgel. Lange Zeit stand dann in der maskirche haben. Kapellkirche das Positiv, das sich jetzt in der Emmaus-Kirche befindet. Im November 1978 Bei der Hauptvisitation durch Dekan Küm• wurde bei der Orgelbaufirma Staller in Gra­ mel im Oktober 1980 wurde beschlossen, beim Oberkirchenrat eine Stelle für einen haupt­ Emmauskirche und Waldheim fing eine neue Orgel in Auftrag gegeben. Im Rahmen der 600-Jahr-Feier der Kapellkirche amtlichen Seelsorger für das Krankenhaus in im Jahre 1982 wurde die neue Orgel einge­ Ebingen und die LVA-Klinik in Truchtelfin­ Im November 1975 mußte der 2. Vorsitzende weiht. gen zu schaffen. Die Stelle wurde eines Tages des Gesamtkirchengemeinderats, Herbert genehmigt, und auf 1. September 1984 trat Friederich, sein Amt aus beruflichen Gründen *** Pfarrer Ulrich Bernecker, bisher Militärdekan in Meßstetten, die Stelle an. abgeben. An seine Stelle wurde Kirchenge­ Fast ein dreiviertel Jahr hat die Vakatur meinderat Rolf Armbruster gewählt. Er hat nach dem Weggang von Pfarrer Metzl gedau­ Schließlich sei noch auf das Jahr 1990 hinge­ diese Aufgabe bis zum Jahr 1983 wahrgenom­ ert. Mitte Juni 1982 hat Pfarrer Eberhard Blum wiesen. Innerhalb von wenigen Wochen fanden men, also acht Jahre lang. Sein Nachfolger in aus Möglingen bei Ludwigsburg seinen Dienst drei Investituren statt: Pfarrer Bernecker löste der Legislaturperiode 1983 - 1989 des Gesamt­ hier angetreten. Das war nun wieder ein auf der I. Pfarrstelle an der Martinskirche kirchengemeinderats war Oskar Gass. In seine waschechter Schwabe, gebürtig aus Reutlin­ Pfarrer Blum ab. Pfarrerin Erika Schaudt - die Amtszeit fiel der Bau der Emmauskirche sowie gen. erste ständige Pfarrerin in Ebingen - löste 1988/89 die Planung und der Bau des Wald­ Pfarrer Martin Wurster an der Thomaskirche heims. 1989 hat er von Werner Wohlgemuth Pfarrer Küspert meinte, nicht mehr in der ab und Pfarrerin Monika Freund löste Pfarrer dann den Vorsitz im Kirchengemeinderat der Württembergischen Landeskirche leben zu Bernecker auf der KrankenhausseelsorgesteIle Thomaskirche übernommen. können. Seine Bemühungen um Aufnahme in ab. Nicht genug: Kirchenpfleger Helmut Hum­ die altkatholischen Kirche schlug fehl. So ent­ mel trat nach dreiunddreißig Dienstjahren in Im März 1977 "unterrichtet Pfarrer Metzl schloß er sich, zur Katholischen Kirche zu kon­ das Gremium (den Gesamtkirchengemeinde­ den Ruhestand. Als Nachfolger wurde Helmut vertieren und eine Religionslehrer-Stelle im Schöttke gewählt. rat) über die Absichten des Landes Baden­ Raum Aschaffenburg anzunehmen. Mitte Juli Württemberg, fü rden Raum Ebingen-Tailfin- . 1985 verließ er Ebingen. gen-Onstmettingen Sozialstationen zu errich­ ten". In der Herbstsitzung des gleichen Jahres Schon am 1. September 1985 trat Pfarrver­ beschloß der Gesamtkirchengemeinderat ein­ weser Horst Jungbauer hier seinen Dienst an. Anfang eines neuen Abschnitts sti mmig, die Trägerschaft für die Soeialstation Im Oktober 1987 wurde er als ständiger II. Ebingen Ost ab 1. April 1978 zu übernehmen. Pfarrer an der Martinskirche eingesetzt. Nun waren auf einmal wieder zwei schwäbische Es sieht so aus, als ob sich der Abschnitt Gerade auf diakonischem Gebiet hat sich die Pfarrer in der Stadtmitte. "Leben mit der Ortssatzung" dem Ende zunei­ Kirchengemeinde immer wieder he rv orgetan. In der Friedenskirchengemeinde wurde im ge . In einem sehr umfangreichen und einge­ So war unter aktiver Beteiligung von Frau Jahr 1979 darüber gesprochen, daß es nunmehr henden Verfahren wurde die 1971 erlassene Gertrud Küspert die ökumenische Kleider­ nötig wäre, den Bau des Gemeindezentrums Ortssatzung überarbeitet und auf die Belange kammer ins Leben gerufen worde n. In diesem West zu vollenden. Im März 1979 faßte der abgestellt, wie wir sie nach dreiundzwanzig Zusammenhang sei die tatkräftige Mitarbeit Gesamtkirchengemeinderat den Grundsatzbe­ Jahren vorfinden. Mit der Arbeit der Kirchen­ der Pfarrfr auen in der Gemeinde erwähnt . Sie schluß, das Gemeindezentrum West zu bauen gemeinderäte, die am 12. November 1995 ge­ habe n Kreise geleitet, wie Missionsverein , Gu­ und beantragte die Aufnahme in di e Bau über­ wählt wurden, ist die neue Satzung in Kraft stav-Adolf-Frauenkreis oder Frauenkreis. Sie sicht des Kirchenbezirks. Es sollte dann aller­ getreten. Neue Aufgaben kommen auf die Kir­ haben Seniorenfreizeiten organisiert, beleben dings immer noch neun Jahre dauern, bis die chengemeinde zu. Auch der Personenkreis , der den Mutter-und-Kind-Kreis , sind aktiv im Ar­ Emmauskirche mit ihren Gemeinderäumen am die Kirchengemeinden und die Gesamtkir­ beitskreis Asyl , um nur einige Beispiele zu Palmsonntag, 19. März 1989 , eingeweiht wer­ chengemeinde in Zukunft leiten wird, ändert nennen. In dem Zeitraum, den wir betrachten, den konnte. In das große Mosaik der Neubau­ sich grundlegend. Wir stehen am Anfang eines waren auch zwei Pfarrfrauen Mitglieder im ten in der Nachkriegszeit war nun das letzte neuen Abschnitts. Wie wird die evangelische Ebinger Stadtrat: Maria Mack und Brunhilde Steinehen eingefügt worden. Ein umfangrei­ Gesamtkirchengemeinde Ebingen an der Jahr­ Peylo. ches Bauprogramm war damit abgeschlossen. tausendwende aussehen? Seite 1076 Heimatkundliehe Blätter Balingen Mai 1997 "Gut Schlauch!" Zur Geschichte des Feuerlöschwesens in Laufen/Eyach - Von Dr. Peter Thaddäus Lang

Überall in Deu.~sc~land b!ldeten si.ch während der 1840er und 1850er Jahre Freiwillige Feuer­ wehren - so möglicherweise auch m Laufen an der Eyach und zwar im Jahre 1844. Man muß sc~on das .Wort "mögli~~erweise" ~ebrauchen, denn es gibt nur ein einziges Indiz, das auf die EXistenz emer derart fruhen Wehr m Laufen hinweisen könnte, nämlich die einleitenden Worte I der Feuerwehrsatzung aus dem Jahr 1921: "Die seit dem Jahre 1844 bestehende Feuerwehr Laufen ..."

Wie dem auch sei: Sehr lange kann diese königlich-württembergische Landesfeuer­ frühe Wehr - wenn überhaupt - nicht bestan­ löschordnung, der zufolge überall dort Pflicht­ den haben, denn nach Ausweis des Gemeinde­ feuerwehren eingerichtet werden mußten, wo ratsprotokolls wollten im Frühjahr 1873 ganze sich keine'Freiwilligen gefunden hatten. FreiwilligeFeu erwehrL aufen um 1930 38 junge Laufener eine Freiwillige Feuerwehr gründen. Sie wandten sich sowohl an das In diesem Gesetzeswerk heißt es, daß "alle männlichen Einwohner einer Gemeinde vom Oberamt Balingen als auch an de n Laufener sträube sich, nach den Übungen die Schläuche Gemeinderat und baten um finanzielle Unter- vollendeten achtzehnten bis zum vollendeten fünfzigsten Jahre zum Eintritt in diese Feuer­ zu reinigen. Dergestalt rang sich der Gemein­ I stützung. Diese wurde allerdings abgelehnt derat 192 1 durch , eine Freiwillige Feuerwehr unter Hinweis auf den kostspieligen Bau der wehr".. . verpflichtet" sind . Wo es die Zahl der Verpflichteten ermöglichte, sollten sec hs Ab­ zu gründen: Ein entsprechender Beschluß wur­ Kirche, die dann am 22. August 1875 einge­ de am 26 . März gefaßt. Die Geburtsstunde er­ weiht wurde. teilungen gebildet werden. Deren wichtigste war die Steiger-Abteilung; sie hatte die Aufga­ fol~te bereits zwei Monate später, als der Ge­ be, sich in die gefährdeten Gebäude zu wagen, m~mderat am 2. Juni 1921 die Satzung geneh­ So blieb es in Laufen wie seit Alters her bei migte. der Bestellung eines gemeindlichen Spritzen­ um Gegenstände, Tiere und Menschen zu ret­ meisters, wie es die württembergische Feuer­ ten. In die Steiger-Abteilung wurden bevor­ lösch-Ordnung vom 20. Mai 1808 vorschrieb. zugt Leute aufgenommen , die von ihrem Beruf Zwar befanden sich verschiedene Feuer­ Dort erfahren wir im Paragraphen 19, daß "die her besonders geeignet erschienen: Bauhand­ wehrleute der neuen ,',Freiwilligen" zuvor Bürgerschaft jeden Orts .. . in mehrere Rotten werker, Ofensetzer oder Schornsteinfeger bei­ schon in der Pflichtfeuerwehr, aber man ging einzutheilen" sei und daß man "für jede ein spielsweise. Unter der Leitung ihres gewählten jetzt mit ganz anderem Schwung zur Sache. oder mehrere Rottenmeister zu ernennen und Kommandanten hatte die Pflichtfeuerwehr Die Begeisterung der Feuerwehrleute ist glas­ "mindestens zweimal im Jahr gemeinschaftli­ klar und deutlich an der Zahl der Aktiven L für jeden eine Fahne anzuschaffen" habe .abzulesen - für das Jahr 1931 haben wir 71 und "woran die Rotte ihren Führer erkennen che Hauptübungen unter Anwendung der kann." Die noch vorhandene Fahne mit dem Spritzen vorzunehmen." für 1933 immerhin noch 68 Mann. Bei einer Wohnbevölkerung von 816 Personen bedeutet Text "Erste Feuer-Rotte Lauffen" und mit der In Laufen wurde ein gutes Jahr später eine die~ , da~ ganze 8,3 Prozent der Bevölkerung Jahreszahl ,,1843" bezieht sich zweifelsfrei auf solche Mannschaft zusammengestellt: die diesen Gesetzestext. aktiv bei der Feuerwehr mitmachten. Wenn sechs Abteilungen umfaßten 112 Mann. 1898 , wir uns zum Vergleich die gegenwärtigen Zah­ also nach weiteren drei Jahren, schaffte die len vor Augen halten: bei 20 Feuerwehrleuten Im Jahr 1873 kam es also noch nicht zur Gemeinde 30 Uniform-Röcke an und zwar für Gründung einer Feuerwehr in Laufen: Zehn und 1781 Einwohnern (Stand vom 30. 6. 1995) die Steiger-Abteilung und für die Anführer der sind dies nicht mehr als 1,1 Prozent. Dabei. Jahre später jedoch erfolgte ein weiterer Vor­ übrigen Abteilungen. stoß in dieser Sache, diesmal von Seiten des steht aber Laufen innerhalb Albstadts noch Oberamtsi n Balingen. Der Gemeinderat konn­ Mit ganz großer Freude scheint dieser Hau­ ausgesprochen gut da, denn hier kommen 255 te sich jedoch auch jetzt noch nicht zu einer fen freilich nicht bei der Sache gewesen zu sein Feuerwehrleute auf rund 50 000 Einwohner Zustimmung bereitfinden. Die entscheidende - so ist für das Jahr 1904 im Gemeinderatspro­ das macht gerade mal 0,5 Prozent. ' .::-- Wende brachte dann zwei Jahre danach die to koll 'vermerkt , die Feuerwehrmannschaft Der Schwung der Laufener Feuerwehrleute hielt sich, auch wenn die Zeiten schlecht wa­ ren, finanziell jedenfalls - bei der Corpsver­ sammlung am 17. April 1926 wurde mit großer Mehrheit beschlossen, daß jeder Feuerwehr­ mann monatlich zehn Pfennig zu bezahlen ha­ be, um die Kasse liquide zu halten. Gleichzei­ tig wuchs aber auch der Zusammenhalt: Man b~schloß in derselben Sitzung, bei Beerdigung eines Feuerwehrkameraden einen Kranz nie­ derzulegen.

(Fortsetzung in der nächsten Ausgabe)

Die Verfasser der Beiträge in dieser Ausgabe: Herbert Friederich Schloßbergstr. 23, 72485 Albstadt-Ebingen Dr. Peter Thaddäus Lang Johannesstr. 5, 72458 Albstadt-Ebingen

Herausgegeben von der Heimatkundlichen Ver eini­ gung Balingen. Vorsitzender: Christoph Roller, 72336 Balingen, Am Heuberg 14, Telefon 77 82. Wichtige von • Lux.euil aus ­ Geschäftsführung: Ruth Hübn er, Im Kirschenwinkel gehende Klo- • 2, 7 2 3 5 ~ Dotternhausen, Telefon (0 74 27) 9 1094. . stergründunge n Redaktion: Ch ristoph F. Riedl, 72336 Balingen Gerh .-Hauptmann-Ring 14, Telefon 78 16. ' Die Heimatk undli ch en Blätter erscheinen jeweils am KA f.!M LESBAR wardie Betextung derin der vorigen Ausgabezu klein wiedergegebenen Skizze Monatsende als st ändige Beil ag e des "Zolle rn-Alb ­ .R eisewege Columbans d. J. 575-612". Drum noch einmal diese Skizze - jetztin doppelter Größe. Kurier s"...... en

Jahrgang 44 30. Juni 1997 Nr.6 Die Geschichte des Ebinger Heimatmuseums Geprägt von Raumnot, Brand und Au slagerungen / Von Ingrid Helber M. A., BL-Frommern Als am 23. November 1996 da s Ebinger Heimatmuseum wiedereröffnet wurde, konnte es fast auf eher reuen . Die Bevölkerung erhielt interes­ den Tag gen au auf sein 70jä hriges Best ehen zurückblicken. Im Dezember 1926 war die Samm- sante Einblicke in die Kultur vergangener lung ers tmals der Offentlichkeit zugänglich gemacht worden. I ) J ahrtausende.!" Es bl eib t nur noch der Wunsch übrig, daß die viele Arbeit, die mit der Somit ist es nach dem in Balingen das zwe it- neben der finanziellen Unterstützung durch Schaffung des Museums verbunden war, nich t ält este Museum de s Zollernalbkreises." Seine die Ebinger Bürger auch zahlreiche Sachspen­ umsonst gewesen ist und daß das Museum im ­ wechselvolle Geschichte ist allerdings geprägt den. Eine besondere Förderung erfuhr die Ein­ mer mehr ausgebaut werden kann-?', urteilte von Raumnot , Brand und Auslagerung, ebenso . richtung durch die ortsansässigen Handwerker die Presse. wie von engagiertem Einsatz der Ebinger B ür- sowie durch die heimische Industrie." Nicht ger. nur die Vor- und Frühgeschichte sollte gezeigt In einer kurzen Zusammenfassung wurden werden, vielmehr wurde ein Querschnitt durch die wichtigsten Ausstellungsobjekte chronolo­ Die erste Phase des Museums ist eng verbun- die gesamte Heimatgeschichte angestrebt." gisch vorgestellt. Die Stadtverwaltung selbst den mit dem Namen von Hauptlehrer Paul Eith Eith selbst bedauerte, daß es ihm nicht möglich stellte neben den Museumsräumen zirka 50 (1891-1968). Ihm vor allem ist es zu verdanken, gewesen war, die Sammlung streng wissen­ bedeutende Urkunden aus der Zeit vom 14. bis daß in der schwierigen wirtschaftlichen Situa- schaftlieh zu ordnen, do ch hoffte er, daß die 16. Jahrhundert zur Verfügung. Auch die evan­ tion nach dem Ersten Weltkrieg mit der Ge- Präsentation beim Betrachter Unterhaltung gelische Kirchenpflege fügte als Glanzstück nehmigung durch ?en ~emeinderat der..Auf- und Abwechslung erzeugen w ürde.l'" Mit ei­ wertvolle Holzplastiken hinzu. Die umfangrei­ bau der Stadtgeschichtlichen ~ammlunguber- nem Aufruf trat er an die Bevölkerung Ebin­ che geologische Sammlung des verstorbenen haupt erfolgen konnte. Dabei war es schon gens und Umgebung heran und bat, ihm noch Naturarztes Johannes Binder wurde ebenfalls lange der Wunsch de.r Altertu,msfreunde u~d , fehlende Ausstellungsstücke zu stiften oder zu in das Museum eingegliedert. Bis ins Jahr 1929 -fo!,scher gewesen, dI.~ za~lreIc~~n .Fu~de in verkaufen.11) Zu diesem Zeitpunkt stand au­ setzte Eith sein Engagement für das Heimat­ E~mgen vor Ort zu ~rase~tleren. Mit. VIel Be- ßerdem fest, daß die Anordnung der Objekte museum fort. Dann verließ der eifrige Heimat­ geisterurig hat~e EIth sich de: HeIm~tfor- noch nicht endgültig festgesetzt war, sondern forscher die Stadt Ebingen, um in Ravensburg ~chung v~rsc~neben. Beson~.ers mte~essI~rten einer Weiterentwicklung bedurfte. Die beste­ sein neues Lehramt anzutreten.P!' Ihn dabei die vor- und fruhgeschI.chtlIc~en henden Lücken der Sammlung wollte man mit Ausgrabungen auf dem D~gerfeld, im H.~m- der Zeit schließen. Allerdings konnte Eith dem H~uberg ~ n loch, auf dem und der ganzen nahe- Gemeinderat bereits konkrete Pläne für die Auf Eith folgte Breeg ren Umgebung. l Schon seit den 30er .Jahren Zukunft aufzeigen.P' Im Februar 1927 faßte er des vergangen:n J~hrhunderts hatte SIch .das als Vorwort seines Inventars die Entstehung Inte~esse ~n histonsch~n Bodenfunden ~Icht des Heimatmuseums auf einigen Blättern zu­ In der zweiten Phase lag die Verantwortung nur im Ebmger Ra~m Immer n:ehr ver~tarkt . sammen. Bei der Zusammenstellung der für das Museum auf den Schultern von Eiths E~ folgten, neben wisser:schaf~lIchfundIer~en , Sammlung war danach sein oberster Grund­ Berufskollegen, Oberlehrer Heinrich Breeg leider bald ; uch zahlreiche nicht genehmigte satz: Mit wenig Geld viel erwerben, .. . aber (1883-1944). Dieser übernahm am 15.11. 1929 Grabungen.)Ende des Jahrhunde~ts nahn: das auch seltene undwertvolle Stückenichtander­ die Verwaltung des Museums. In der Zwi­ Interesse an der Vor- und F:uhgeschichte weitig verschwinden zu lassen undspäter sich schenzeit hatten sich durch ' Stiftungen der nochmals sta~k zu . .Zum .al~gemem~n Interesse wegen einigerMark zu ärgern . . . 13) Bürger und weitere Grabungen schon so viele trugen auch sicherlich die international aufse- , Gegenstände angesammelt, daß die Präsenta- henerregenden Ausgrabungen in Troja (Hein- Vermutlich hatten die Verantwortlichen der " tion und der zu kleine Museumsraum schwer­ ri ch Schliemann und andere namhafte For- Stadtverwaltung schon 1911 bei der Planung wiegende Probleme darstellten.P' Ein Haupt­ scher) bei. Oft traten, wie in Ebingen, Lehrer des Rathausneubaus an ein Domizil für das verdiens t Breegs liegt in der Zusammenstel­ oder auf anderen Fachgeb ieten akademisch erwünschte Heimatmuseum im großen Saal lung des Inventars, das aus heutiger Sicht gebildete Laien als Autodidakten und Hobby- des Dachstockes gedacht .l-' Am 2. Dezember selbst eine umfangreiche historisch e Quelle archäologen hervor. 1926 fa nd vor Beginn der Sitzung des Gernein­ darstellt , zumal 1944 beim Brand im Dach­ derats die erste Besichtigung des neuen Hei- stock des Rathauses viele Gegenstände verlo­ Zum Schlüsselerlebnis für Paul Eith könnten matmuseums statt. Hauptlehrer Eith ga b eine n ren gingen.F" Er-betonte ausdrücklich, daß es , die in den Jahren 1923 bis 1925 durchgeführ• allgemeinen Überblick über die Bedeutung der , sich um keine rein e Altertumssammlung, son­ ten Grabungen des Wissenschaftlers Gerhard Sammlung und fü hrte die anwesende n Rats­ dern um ein Heimatmuseum handl e. Das In­ Bersu geworden sein, der im Auftrag des Lan­ mitglieder anschließend durch den Museu ms­ ventar ist im Bereich de r vor- und' frühge• desdenkmalamtes in der Gegend tätig war." raum. Der Gemeinderat sowie Stadtschultheiß schichtlichen Funde chronologisch geordnet. Anscheinend führte Eith schon in dieser Zeit Spanagel drückten gegenüber Paul Eith und Die weitere Gliederung folgt den Sammlungs­ teilweise selbständige Untersuchungen durch. seinen Mitarbeitern die volle Anerkennung schwerpunkten, wie z. B. Waffen, Münzen, Mö• Auf diese Weise trug er viel der heute .von der über das Geleistete aus.15) Der Aufbau hatte bel oder Bücher. In der Regel ist der genaue Wissenschaft hoch bewerteten Objekte für das ,ihn und seine Mitarbeiter viel Arbeit und Mühe Fundort angegeben. Auch 'die Stifter aus der Ebinger Heimatmuseum zusammen. Als im gekostet. Als Stätte der allgemeinen Volksbil­ Ebinger Bürgerschaft werden aufgeführt. Teil­ November 1926 das , Urgeschichtliche For­ dung 16) ging das Heimatmuseum dann in die weise finden sich in den Akten Zeichnungen schungsinstitut Tübingen auf dem Degerfeld Obhut der Stadt über. Der Gemeinderat setzte von Schmuckgegenständen oder Erläuterun- die Nachuntersuchung eines Grabhügels aus Paul Eith nun nach dem Aufbau offiziell als . gen zu Gegenständen, von denen man glaubte, der Hallstattzeit vornahm, war er selbstver­ Verwalter der Sammlung ein. 17) daß die Nachwelt ihre Funktion nicht mehr ständlich mit von der Partie. Zahlreiche wis­ nachvollziehen könnte, wie z. B. bei den Licht­ senschaftlich interessante Urnen und Als Auftakt der Eröffnung hielt Eith am 4. reflektoren (Schusterkugel) oder beim Pfeffer­ Schmuckgegenstände kamen dabei ans Tages­ Dezember einen Lichtbildervortrag über Le­ lesbrot (jährlich einmalige Brotverteilung an licht. Zwei Riemenkreuze eines Pferdege­ ben und Treiben der ältesten Bewohner unse­ die Schulkinder durch die Spitalpflege). schirrs gingen wegen ihres Seltenheitswerts an rer Heimet.v ) Am 5. Dezember erhielten dann das Landesamt für Denkmalpflege, alle übri• die Bürger zum ersten Mal die Gelegenheit, die Spätestens seit 1933 galt das Heimatmuseum gen Gegenstände wurden in das Heimatmu- neu aufgebaute Ausstellung zu besichtigen. Ei­ als überfüllt - der Rote Kasten in der Anker­ seum übernommen ." ' . ne positive Resonanz konnte in der örtlichen straße, so meinte man, würde vielleicht ein Presse festgestellt werden, die ausdrücklich geeignetes Gebäude darstellen. Als dann 1937 Die Stadtgeschichtliche Sammlung erhielt betonte, die Besichtigung würde keinen Besu- der Museumspfleger von Württemberg die Seite 1078 Heimatkundliehe Blätter Balingen Juni 1997

Ausstellung scharf kritisierte, fa ßte man di es­ di e erste Sonderausstellung zum Thema Alt­ Das alte Heimatmuseum Ebingen war auf bezüglich sogar einen Gemeinderatsbeschluß, Ebingen in Fotografien besichtigen. Architekt diese Weis e stillgelegt wo rden. Besser erging es besonders da nun sogar die Schließung ange­ Beck , der währe nd vier anstrengender Jahre der umfangreichen M usikhistorischen Sam m ­ droht wurde. Weiterhin regte der Mu seums­ des Aufbaus sein Amt ehrenamtlich ausgeübt lung Jehle, di e 1977 im Lautlinger Sc hloß in pfleger aus Stuttgart an, Sammlungsschwer­ hatte, glaubte dann aber aus beruflich en anspreche nder Weise der Öffentlichkeit prä• punkte zu bilden und sich auf dem Gebiet der Gründen für das Mu seum nicht genügend Zeit sentiert we rden konnte.i''" Die im neu en Ver­ Nadel- und Trikotfabrikation zu spezialisie­ aufwe nden zu können. Deshalb entschloß ' er einshaus eingerichte te Galerie wuc hs durch ren.24) Doch die Sc hulraumnot und der Kriegs- sich schweren Herzens, di e Bet reuung der umfangreich e Stiftungen und An käufe sowie . ausbruch verhinderten alle diese großartigen Sammlung in ande re Hände zu übergeben und aufgrund großzügiger personeller Besetzung Pläne. Anläßlich Hitlers Geburtstages im Jahr bat die Stadt, sich um-einen neu en Museums­ immer stärker an, so daß bald überhaupt nicht 1940 wurden zwangsweise Metallspenden ge­ pfleger umzuschauen. Die Übergabe erfolgte mehr an die Unterbringung des Heimatmu­ sammelt. So wanderten nicht nur Militaria, am 1. 1. 1950 an Dr. Walter Stettner , der zu­ seums in diesem Gebäude gedacht werden sondern auch zahlreiche wertvolle Pok ale aus näch st aber nur für eine n Nachmittag wö ­ ko nnte. In der jungen Stadt Albstadt war keine der Städtischen Sammlung in die Sc hme lz­ che ntlich angestellt wurde. Ne ben der Mu ­ .Lob by für die museale Ausstellung des damals 25 öfen. ) Doch diese Verluste wurden bald von seumsbe tre uung trat er als engagierte r Histo­ . be lasteten Begriffs Heim at me hr vorhanden! einem noch weitaus schlimmeren Ereignis in riker auch bald in di e Fußstapfen Hummels de n Sc hatten gestellt. Am 11. Juli 1944 traf bei und wirkte fas t bis zu seinem Tode als Stadt­ einem An gri ff alli ierte r Flieger eine Bombe das chronist. Die geologischen Bestände wurden in Im Vorfeld der 700-Jahr-Feier Rathaus. Ein großer Teil der Sammlung fiel ' der Zeit von 1949 bis 1950 von Dr. Karl den Flammen zum Opfer, obwohl di e wichtig­ Schneck neu geordnet.i''" Die geologische ste n Obj ekte noch rechtzeitig ausgelagert wor­ Sammlung konnte nun ebenfalls der Öffent• Generationen von Ebingern erinnerten sich ' den waren. Breeg war schon seit längerer Zeit lichkeit präsentiert werden. Nachdem Stettner aber noch an die sonntäglichen Besuch e im krank gewesen und starb nur wenige Wochen neben seinem Beruf als Lehrer die Doppelbela­ Heimatmuseum. An di esem Ort hatten nämlich nach dieser Katastrophe. stung durch Museum und Archiv zu viel ge­ viele Jugendliche erste Berührung mit der Ge­ worden war, übergab er die Betreuung des' schichte der Stadt gefunden. Deshalb blieb es Ab 1946 lag die Betreuung der Restbestände auch nicht aus, daß sich immer mehr engagier­ bei dem Ebinger Architekten Ernst Louis Beck Museums an Schneck. Im Jahr 1952 wurde eine große Sonderaus­ te Bürger um die Exponate des eingemotteten (1908-57). Seinem großen persönlichen Einsatz Heimatmuseums Sorgen machten. Im Vorfeld war es zu verdanken, daß schon drei Jahre stellung .unter dem Thema Geld rollt durch Württemberg durchgeführt. Die .Konzeption­ der 700-Jahr-Feier der Stadt Ebingen gab es später das Heimatmuseum wiedereröffnet dann Überlegungen für eine erneutePräsenta• werden konnte. Zunächst hatte der große Rat­ lag bei der Konservatorin Dr. Elisabeth Nau sowie bei den Studienräten Dr. Schneck und tion. Die Objekte der Vor- und Frühgeschichte haussaal eine neue Dachkonstruktion und eine waren von Jürgen Scheff bereits neu geordnet moderne Ausgestaltung erhalten. Dann erfolg­ Dr. Huss des Gymnasiums Ebingen. Aufwen­ dige Schautafeln veranschaulichten dem Besu­ worden. Dann wurde auch noch ein geeignetes ten verschiedene Ankäufe als Ersatz für die Kulturdenkmal gefunden, der älteste Profan­ vernichteten Objekte. Beck initiierte ebenfalls cher die Entwicklung des Geldwesens in der Region." ! Da die Verantwortlichen wohl durch bau Ebingens, der Kräuterkasten im Hunds­ diverse Stiftungen seitens der Bürger. Auf der hof. Das Nutzungskonzept für das von Grund Suche nach einem bemalten Schrank wurde er diese Veranstaltung auf den Geschmack ge­ kommen waren, erfolgte ein Jahr später der auf renovierte Gebäude sollte zur Belebung der im Keller des Fotografen Binder fündig. Von Innenstadtbeitragen. Die Museumskonzeption dort förderte er ein sehr altes, äußerst bemer­ Ankauf einer größeren Münzsammlung, die in die Bestände des Heimatmuseums eingeglie­ erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Landes­ kenswertes Möb elstück aus dem Jahr 1829 ans denkmalamt sowie dem Amt für Museumsbe­ Tageslicht. 26) dert wurde.F! Besonders unter der Leitung von Schneck treuung in Tübingen. Viel ehrenamtliches En­ Fachliche Hilfe bezüglich der Museumskon­ gab es zahlreiche Sonderausstellungen in den gagement bewiesen Scheff und seine Mitarbei­ zeption erhielt Beck durch den Tübinger Lan­ Räumen des Heimatmuseums. Diese fanden ter. Am 9. 4. 1986 konnte schließlich die Eröff• deskonservator Dr. Adolf Rieth. Man hatte auf die Unterstützung der Hans-Thema-Gesell­ nung des Museums im Kräuterkasten erfolgen. eine vielseitige Nutzung gesetzt. Neben der schaft in Reutlingen sowie der Staatsgalerie Ein bedeutender Teil der Exponate des ehema­ Funktion als Museumsraum, sollten auch Vor­ Stuttgart.F" Immer stärker traten dann die ligen Museums hatte nun im ersten Oberge­ träge und Musikabende abgehalten werden Kunstausstellungen in den Vordergrund. Als schoß seinen neuen Ausstellungsort gefunden. k önnen.F" Di e zeitgenössischen Fotos zeigen, im Jahr 1969/70 Dr. Hans Landenberger der Doch alle übrigen Objekte des Heimatmu­ daß die Einrichtung des Saales sowie die prä• Stadt eine Stiftung zahlreicher Werke seines seums verblieben in ihren verschiedenen De­ sentation der Objekte sehr ansprechend waren. Onkels, des bekannten Ebinger Kunstmalers pots. Die beiden . weiteren Stockwerke des Für die vor- und frühgeschichtlichen Expona­ Christian Landenberger vermachte, war der Kräuterkastens wurden mit geologischen te waren zum Teil Einbauschränke, Standvi­ erste Schritt auf dem Weg zur Städtischen Ga­ Fundstücken sowie Exponaten des Stuttgarter trinen und Podeste angefertigt worden. Die lerie erfolgt. Dies setzte eine völlige Umgestal­ Staatlichen Museums für Naturkunde ausge­ einzelnen Sachgebiete wurden auf der Fen­ tung des Saales voraus. Als Berater fungierte stattet. sterseite durch Trennwände unterteilt. Eine Prof. Dr. Peter Beye, der damalige Direktor der Die Tatsache, daß ein bedeutender Teil der besondere Nische war für das Weberzimmer Staatsgalerie in Stuttgart. Zahlreiche volks­ Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht reserviert. In der Mitte des Raumes ließ man kundliche Objekte wurden in diesem Zusam­ worden war, konnte aber nicht verbergen, daß genügend Platz für den Sonderausstellungsbe­ der Bestand zerstückelt, das Museum in seiner 28 menhang abgebaut und :vorläufig ins Depot reich frei. ) Di ese Anordnung behielt immer­ verbracht. Die festliche Neueröffnung erfolgte Gesamtheit zerschlagen war. Dann begann hin über zwanzig Jahre ihre GÜlti~keit. am 29. 11. 1970 unter musikalischer Umrah­ auch noch die Verteilung einzelner Obj ekte an Mit eine m Festakt wurde am 2. 10. 1949 di e mung des Ebinger Kammerorchest ers. die anderen Museen und kulturellen Einrich­ Wied ereröffnung gefeiert. Dies war für di e Im Jahr 1970 stellte' dann Martin Friedrich tungen Albstadts. Dies rief nun einige enga­ Stadt ein großes Ereignis. Bürgermeister Wal­ Jehle. der Stadt Teile seiner "Musikhistori­ gierte Ebmger Bürgerinnen und Bürger um ther Groz konnte damals zahlreiche Ehrengä• sehe n Sammlung" zur Verfügung. Im Bereich Walter Daiber und Ernst Koch auf. den Plan, ste begrüßen: Landrat Roemer, Vertreter des des Museums wurde danach die Werkstatt ei­ um dagegen Widerstand zu leisten und das .Kultminist eriums, der Militärregierung und nes In strumentenbauers angelegt.r" Ebinger Heimatmuseum zu retten. Es gelang der Kreisbehörden , Bürgermeister benachbar­ In di eser Situation befand sich das Museum, schließlich nach zähen Verhandlungen mit der ter Städte sowie den Präsidenten des Württem ­ al s am 1. 1. 1975 die Stadt Albstadt entst and. .Stadtverwaltung und dem Gemeinderat, ein bergischen Gemeindetags, den Reutlinger Der große Museumsraum im Dachgeschoß neues Domizil für die übriggeblieben en Expo­ Oberbürgermeister Oskar Kalbfell. Neb en wurde nun als Sitzungssaal für den erweiter­ nate zu finden. Allerdings wollte man von die­ Landeskonservator Rieth war Hauptkonserva­ te n Gemeinderat benötigt. Dies hatte zur Fol­ ser Seite kein weiteres "Museum" eingerichtet tor Dr. Oskar Paret aus Stuttgart angereist. ge, daß er vollständig geräumt werden mußte. haben, denn di e zu di esem Zeitpunkt vorhan­ Rieth wies darauf hin, daß durch die Sammler­ Für die Christian-Landenberger-Sammlung denen bzw. im Entstehen begriffenen gl eichar­ tätigkeit von Eith und Breeg die Qu alität der wurde im neuen Vereinshaus in unmittelbarer tigen Institutionen im Raum Albstadt waren Exponate über dem Landesdurchschnitt la gen. Nähe ein ansprechendes Domizil gefunden. für die Verwaltung mehr als genug. So wurde Paret stellte die Bedeu tung der Stadt Ebingen Hier sollte nach ursprünglichen Planungen an­ dem älteste n Museum Albstadts der einsti ge und ihrer Umgebung heraus. Dieses Gebiet scheinend auch das Heimatmuseum unterge­ Name "Heim atm useum" verwehrt und nur zählte damals zu den wichtigsten Fundorten bracht werden. Deshalb wurde im Zuge der noch die unglücklich gewählte, an Brauch-· der Vor- und Frühgeschichte "des Landes. Gemeindereform die Kronenstraße wohl auch turnssammlungen von Vertriebenengruppen Oberlehrer a . D. Gottlieb Hummel, Ehrenbür• in Museumstraße (nicht in Galeriestraße!) um­ erinnernde Bezeichnung .Fieimststuben " zu­ ger der Stadt Ebingen, nahm die Wiedereröff• benannt. Die geologischen sowie die vor- und gestanden. nung zum Anlaß, auf die allgeme in positive frühgeschichtlichen' Exponate blieben jedoch Unter vertraglichen Bedinungen st ellte di e Entwicklung nach den schweren Kriegsjahren zunächst im obersten Flur des Rathauses und Stadt Albstadt zunächst die Räume im Erdge­ hinzuweisen: Verzagen wi r ni cht, es wi rd wie­ konnten ·von interessierten Besuchern noch schoß des Gebäudes Alte Schule im Spitalhof der Licht. Di e musikalische Umrahmung hatte während der Dienstzeiten besichtigt werden.I" 13 sowie knapp bemessene finanzielle Mittel das Quartett des städtischen Streichorchesters Alle übrigen Exponate des Heimatmuseums zur Verfügung. Am 8. 12. 1992 konnt e dann die übernomrnen .F" wurden in verschiedenen Depots unterge­ Gründung des Fördervereins Stadtgeschichtli­ Bereits im Herbst 1949 konnten die Besucher bracht: che Sammlung Ebingen/Ebinger Heimatstu- Juni 1997 Heimatkundliehe Blätter Balingen Seite 1079

ben ve rzeich net w erden. Den Vereinsvorsitz übernahm Walter Daiber . Die Eintragung ins Vereinsregister erfolgte am 17.2. 1994. Dieser Verein machte es sich als Vertragspartner der Stadt zur Aufgabe, die Restbestände des ehe­ maligen H eimatmuseums neu zu erschließe n und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der- Gemeinderat genehmigte dafür einen Ii- -nanziellen Zuschuß und stellte d en Restbe­ stand des Heimatmuseums zur Verfügung. Schließlich wurde dem Verein noch zusätzlich die Wohnung im ersten Obergeschoß der Alten Schule überlassen.

Mit viel Tatkraft und hohem Einsatz an Ei­ genleistung ging es ans Werk. Schnell stellte sich heraus, daß allein für die Renovi erung der Räumlichkeiten sehr viel Zeit, Geld und Arbeit aufgewendet werden mußte. Dies alles wäre ­ wi e auch schon bei der Gründung 1926 - nicht ohne die vielen Leihgaben, Sach- und Geld­ spenden der Bevölkerung , des Handels und des Handwerks sowie aus der Industrie möglich gewesen. Ohne deren ideelle und finanzielle Unterstützung wäre das Unterfangen über­ haupt nicht durchführbar gewesen. Schnell stellte sich auch heraus, daß die Räume für die Darstellung der stadtgeschichtlichen Ent­ wicklung sehr klein bemessen waren, was doch zu ein igen Problemen führte. Im Mai 1995 gab Walter Daiber aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Vorsitzenden an die Verfasserin BILDER AUS ALTER ZEIT w eiter. Die neuen Museumsräume konnten schli eßl ich am 10. September 1995 anläßlich Ebingen, äußere Sonnenstraße, ca. 1907 des Tages des offenen D enkmals erstmals der Foto: Stadtarchiv Albstadt breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. 8) BreegschesInventar.Museumsakten. Quellen: Seitdem war noch vi ele s zu machen! Dane- 9) Museumsakten. Breegsches Inventar.Der Alb -Bote.Der NeueAlb-Bote. Der ben mußten auch interne D ifferenzen hinsieht- 10) Ebd. Volksfreund. Der Wille.FotoalbumHeimatmuseum.Fotoar­ 11) DerAlb-Botev.3. 12. 1926. lieh von Konzeption und Aufbau überwunden 12) Der Alb-Botev. 6. 12 . 1926. chiv des Landesdenkmalamtes AußenstelleTübingen. Foto­ archiv des Stadtarchivs Albstadt. Museumsakten Stadtar­ werden. Über den Vorschlag der Stadtverwal- 13) Beim Breegschen Inventar. Kopie beim Förderverein. chiv. Schwäbisches Tagblatt - Ebinger Zeitung. Schwarz­ tung bezüglich der Verlagerung der Vor- und Von Eiths Zusammenfassung sind nur nochdie Kopien wälderBote. Früh hi htli h S I K " t zweierBlättervorhanden. ru gesc l C lC en amm ung vom r au er- 14) DerVolksfreundv.8. 12.1926. kasten in di e Alte Schule konnte letztendlich 15) Ebd.,Museumsakten. Literatur: keine Einigkeit erzielt w erden. Als langwierig 16) Ebd.Der Volksfreundv.8.12.1926. Albstadt. 75 Jahre Rathaus Ebingen. Hrsg. v. d. Stadtver­ erw ies sich auch die Suche nach den verbliebe- 17) Ebd. waltungAlbstadt. Albstadt-Ebingen 1988. nen Exponaten des Heimatmuseums im Rat- 18) Der Alb-Boote v. 3. 12.und 7.12.1926. DerVolksfreund Der Landkreis Balingen. Amtliche Kreisbeschreibung. 2 Bde. Bd. 2. DieStadt Ebingen. Hrsg. v. Statistischen Lan­ haus, im Stadtarchiv und in der Städtischen · 19 . ~ :~ l~b~~~~~ v.7.12.1926. desamt Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Land­ Galerie. Auch hier galt es noch diverse Schwie-20) Museumsakten. kreisBalingen.Balingen 1961. rigkeiten auszuräumen, um eine ansprechende 21) Volksfreundv. 8. 12. 1926. Werner Fleischhauer: Renaissance imHerzogtum Württem• 22) Willev.4.12.1941. berg.Stuttgart 1971. Präsentation der besagten Objekte in den neu- 23) Breegsches Inventar. Museen in Baden-Württemberg. Hrsg. v. Museumsverband en Museumsräumen zu gewährleisten. Es wur- 24) Museumsakten. Baden-Württemberg e. V. 2. ergänzte und erweiterte Auf!. de vor allem Wert darauf gelegt, durch bedeu- 25) Fotoalbum Heimatmuseum. Eine Abbildung zeigt die Stuttgart/Aalen 1977. S. I1f sowie 3, völlig überarb. und tende und w ertvolle Originale innerhalb der abgelieferten Objekte. . erw.Auf!. Stuttgart 1992. 26) Museumsakten. Museen und Sammlungen im Zollernalbkreis. Hrsg. v. Schwerpunktthemen sogenannte Highlights 27) Ebd, Landratsamt Zollernalbkreis. 2. überarb. Auf!. Balingen zu bilden. Die Einrichtung erfolgte aus finan- 28) Landesdenkmalamt AußenstelleTübingen,Fotoarchiv. 1995. . . ziellen Gründen ohne einen Museumsarchitek- 29) SchwäbischesTagblatt - Ebinger Zeitung v. 3. 10. 1949. Jürgen Scheff/Thomas Rathgeber:Vor- und Frühgeschichte ten . Trotzdem wurde in der Gestaltung eine · Schwarzwälder Botev.3. 10. 1949. der Ebinger Alb. Die Sammlung imMuseum im Kräuterka­ 30) Museumsakten. sten in Albstadt-Ebingen. Hrsg. v. d. Stadtverwaltung Alb­ durchlaufende Einheitlichkeit angestrebt . Die . 31) LDA Tübingen,Fotoarchiv. stadt. Albstadt 1987. kleinen und niederen Räume sollen einen kl a - 32) Inventar. Schloß Lautlingen. Musikhistorische Sammlung Jehle. ren, hellen und fr eundlichen Eindruck vermit- 33) Walter Stettner: Vor- und Frühgeschichte in Ebingen. Hrsg.v.Kultur-undVerkehrsamtAlbstadt.O.J. teln. Für Schautafeln und Ausstellungswände HeimatkundlieheBlätterBalingen.26Jg. 1979. S.231. 34) FotoarchivdesStadtarchivs Albstadt. Walter Stettner:Ebingen.Die Geschichte einerwürttember­ wurden flex ible ' Elemente gewählt, die eine 35) Stettner,Vorgeschichte. gischenStadt.Sigmaringen1986. Weiterent w icklung erm öglichen . D es weiteren 36) Schloß Lautlingen. Musikhistorische Sammlung Jehle. Ders.: Vor- und Frühgeschichte in Ebingen. Heimatkundli­ wurde auf di e Präsentation m öglichst vieler Hrsg.v. Kultur- undVerkehrsamtAlbstadt.O.J. eheBlätter Balingen.26Jg. 1979.S. 231. Exponate des ehem aligen H eimatmuseums . Wert gelegt . Daß nach über 25jähriger Einla- ge rung wichtiger Museumsteile nun die Sammlu ng eine Renaissance erfährt , ist beso n­ ders der großartigen Leistung der eh renamtli­ "Gut Schlauch" chen H elfer zu verdan ke n . Zur Geschichte des Feuerlöschwesens in Laufen/Eyach Von Dr. Peter Thaddäus Lang - '2. Folge (Schluß) Fußnoten: 1) Museumsakten. Besondersin der Zeit nach dem Ersten Die finanzielle Lage mag sich in den Folge-, und Helme. Im Sprachgebrauch zeichneten Weltkrieg entstanden viele Heimatmuseen. Vermutlich jahren gebessert haben. Dafür aber veränderte sich ebenfalls Veränderungen ab: Der Kom­ spieltenachdemverlorenen Krieg dabei einverstärkter Heimatgedanke einewichtige Rolle. . sich die politische Situation vollkommen: Der mandant wird in den Protokollen immer häufi­ 2) Museen und Sammlungen im Zollernalbkreis, Hrsg. v. Nationalsozialismus wirkte sich auf nahezu ger "F ührer " genannt. Landratsamt Zollernalbkreis.2.überarb.Auf!. Balingen alle Lebensbereiche aus, und somit auch auf Im darauf folgenden Jahr 1935 wurde die 1995. Freiwillige Feuerwehr Laufen in eine NS-Ver­ 3) Der Alb-Boote v. 6. 12. 1926. Der Volksfreund v. 8. 12. di e Freiwillige Feuerwehr Laufen. 1926. anstaltung eingebunden, die absolut nichts m it 4) Zeitung 1,v. 12 . 11. 1929 Das begann bereits im März 1934, als der der Brandbekämpfung zu tun hatte. Die Feuer­ 5) Jürgen Scheff: Vor- und Frühgeschichte der Ebinger Hitlergruß bei d er Feuerwehr eingeführt wur­ wehrleute mußten Plaketten für das Winter­ Alb. Die Sammlung "Museum im Kräuterkasten" in de. Außerdemhatten sich die Laufener Feuer­ hilfswerk verkaufen. Es blieb zudem nicht bei Albstadt-Ebingen.Albstadt 1987.S. 10ff. 6)Scheff,Vor- undFrühgeschichte,S. 15. wehrmänner bei ihren Übungen von nun an in dieser Einzelaktion; fürderhin mußte sich die 7) Der Alb-Boote v. 27. 7. 1927. Der Volksfreund v. 30. 7. Marschformation zu bewegen. Zur gleichen Feuerwehr jedes Jahr aufs neue an der Samm­ 1927.Eserschien ebenfallseinSonderdruck. Zeit kam auch das Hakenkreuz auf die Mützen lung für das Winterhilfswerk beteiligen.

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Einen gravierenden Einschnitt h-insichtlich Vor alle m und hauptsächlich zeigen sich die Überfle iß an den Tag: wie dem Rapportbuch zu des Selbstverständnisses der Laufen er Wehr Unterschiede an den Inhalten der Protok olle. entnehmen ist, versammelte sic h die Mann­ und, ihrer Organisatio nsstruktur bildete di e Nach der soldatisch strengen Disziplin des schaft in den 70er J ahren zu durchschnittlich neue Satzung, die am 30. Juni 1936 reichs weit Dritten Reiches und nach den Hungerjahren 12 Übungen pro Jahr .Jn den 80er Jahren waren in Kraft trat.Dort firmierte die Wehr zwar der frühe n Nachkriegszeit ließen die Laufener .es beachtliche 17 Übungen und in den 90er noch unter der Bezeichnung "Freiwillig", sie Wehrmänner seit Ende der Vierziger Jahre ne­ Jahren bisher sogar 21 Ubungen im Jahr. Mit mußte jedoch auf demokratische Spielregeln ben ihren Pflich ten di e Freude am Dasein nicht solch lobe nswertem Überfleiß ging einher der fast gänzlich verzichten und war deshalb kaum zu kurz ko mmen. So gebe n denn di e Protokolle Umbau des Fe uerwehrmagazins 1980, die Aus­ mehr "frei". aus jener Zeit immer wieder Anlaß zum ri ch tung der Brandschutzwoche für den Zol­ Sc hmunzeln. Hier eine kleine Kostprobe von lernalbkreis 1985, di e Fahnenweihe 1987 und Hermann Epplers unnachahmlicher Art der schließlich die Anschaffung eines neuen "Führer" von oben ernannt launigen Berichterstattung B.US dem Jahre Löschfahrzeugs 1990 . 1950 : . Vergleicht man die Laufener Wehr des vori­ "Die (Waldbrand-Übung) konnte inf olge gen Jahrhunderts mit der heu tigen, so fallen Statt der Amtsbezeichnung "Kommandant" der Witterungsverhältnisse nicht 'stattfin­ mehrere grundlegende Unterschiede ins Auge: wurde nun endgültig die Bezeichnung "Füh­ den und (wurde) auf sp äter verschoben, statt Einerseits hat sich die Mitgliederzahl verrin­ rer" gebraucht. Di e Mitglieder konnten ihn dessen fand eine Schul-Übung im Ort statt. gert, anderers eits jedoch hat sich der Aufga­ nicht mehr wählen; er wurde von oben ernannt. Zu erwähne n ist noch, daß bei der Übung .. . benkreis der Feu erwehr gewaltig erweitert; Dieser."Führer " verfügte nun über mehr Kom­ plötzlich etliche von den Wehrmännern mit man denke nur etwa an di e vielfältigen Teilbe­ pe tenzen, freilich auf Kosten der Mitglieder­ einer ernsten Krankheit befallen wurden. reiche des Umweltschutzes. Zudem verlangt versammlu ng. Um ein Beispiel zu nennen: De r Kommandant stellte bei genauer Unter­ eine immer stärker technisierte Welt von den Nunmehr wurden die Protokolle zuerst von suc hung fest, daß sich di e betreffenden Feuerwehren immer grö ßeres technisc hes dem "Führer" genehmigt und unterschrieben; Wehrmänner eine starke trockene Kehle mit Fachwiss en. Aus den militäri sch angehauchten die Zustimmung der Mitglieder war nur noch Schüttelfrost zugezogen haben. . .. Der und mit primitiven Geräten ausgerüsteten eine reine Formsache. Kommandant sah sich gezwungen, diesem Feuerlöschern von Anno dazumal ist ein te ch­ Der Schriftführer Rudolf König durfte seine Übelstand abzuhelfen, und fluchtartig such­ nisch hochqualifiziertes Expertenteam gewor­ Protokolle nicht einmal mehr selbst unter­ te die ganze Wehr den nächsten Gasthof auf den, und der allgemeinen Tendenz nach wird schreiben. Dessen Begeisterung für den Natio­ und ließ sich die bekannte Hossinger Lamm­ die Zukunft eine weitere Technisierung mit nalsozialismus hat sich dadurch nicht gerade Arznei verschreiben, und etliche noch einen sich bringen. vermehrt: Wenn man seine Texte aufmerksam Kurzen dazu, und ... so wurde es langsam durchliest, so stellt man fest, daß er Führer, wieder besser." Quellen: Volk und Vaterland äußerst selten hochleben Die lockere Schreibe des Protokollanten - Protokolle der Freiwilligen Feuerwehr Laufen (ab 1921; läßt und daß er es vermeidet, den größten Füh• Hermann Eppler darf allerdings nicht darüber ab 1. 5. 1973: Abteilung Laufen der Freiwilligen Feuer­ wehr Ebingen; ab 1. 1. 1975: Abteilung Laufen der Frei­ rer aller Zeiten bei seinem bürgerlichen Namen hinwegtäuschen, daß die Laufener Wehr nach willigen Feuerwehr Albstadt), 4 Bde . Quart, 1 Heft , 2 zu benennen. Kriegsende ganz klein anfing. Zunächst waren Ordner Dem Kassier ging es freilich noch schlechter. es 21 Mann, die der Kommandant Gustav Fi­ Gemeinde Laufen, Gemeinderatsprotokolle (im St adtar­ chiv Alfstadt,Teilortsarchiv Albstadt-Laufen) Seit 1941 gab es dieses Ehrenamt bei der Feu­ scher Ende 1946 um sich geschart hatte. Mit Satzungen der Freiwilligen Feuerwehr der Gemei nde erwehr nicht mehr; die Kassenführung über• einem bescheidenen Hydrantenkarren, einem Laufen a. d. E., verfa ßt im April 1921 (Beilage zum 1. Bd . nahm der "Führer ". Ferner war die arische Spritzenanhänger und einer fahrbaren Leiter der Protokolle der Freiwilligen Feu erwehr) Abstammung für die Zugehörigkeit zur Feuer­ zogen sie so an die zwölfmal im Jahr zu ihren Laufen a. d. E., Satzung der Freiwilligen Feuerw ehr vom 30.8. 1936 wehr erforderlich. Diese Bestimmung hat vie­ Übungen los . Chronik-Buch der Freiwilligen Feuerw ehr Lau fen ab lerorts zu schmerzlichen Demütigungen ge­ Während es bei einem solchen Ausrüstungs• 1921 mit Einträgen bis 1986 führt, weil sich langjährige und verdiente Mit­ stand viele Jahre lang blieb, entwickelte sich Rapportbuch für den Kommandanten (der Fr eiwilligen glieder von heute auf morgen ganz plötzlich die Mannschaftsstärke bald recht positiv. So Feuerwehr Laufen), 1929-1994 Land-Feuer-Ordnung vom 13. Januar 1752. In : A. L. abserviert sahen. zählen wir 1951 bereits 30 Mann und 1954 Reyscher (Hrsg.), Sammlung der württe mbe rgischen Ge­ Mit solchen Veränderungen zeigten sich kei­ sogar 31. In dieser Größenordnung bewegten setze Bd . 14, Tübingen 1843, S. 372-395 . neswegs alle Aktiven einverstanden. Die Ent­ sich die Mannschaftszahlen während der ge­ Feuerl ösch-Ordnung vom 20. Mai 1808. In : A. L.Rey­ wicklung der Mitgliederzahlen spricht hier ei­ samten 50er Jahre; erst im Laufe der 60er Jahre scher (Hrs g.), Sammlung der württembergischen Geset­ ze, 15. Bd .,Tübingen 1846, S. 244- 261 ne unmißverständliche Sprache: Umfaßte die schrumpfte die Wehr und kam auf einen Perso­ Landesfeuerlösch ordnung vom 7. Juni 1885. In : Regie­ Laufener Wehr 1935 noch 68 Mann, so war nenstand von knapp über 20~ In diesem Zeit­ rungsblatt für das Königreich Württemberg 1885, S. deren Zahl nach der Einführung der neuen raum ging auch die Zahl der Übungseinsätze 235-252 Verfügung des Ministeriums des Inn ern, betreffend die Satzung auf 45 zurückgegangen. leicht zurück. Dafür jedoch wurde 1965 ein Vollziehung der Landesfeuerlöschordnung vom 31. März Die Wortwahl des Protokolls belegt in diesen neues Löschfahrzeug angeschafft, ein "Opel 1894. In : Regierungsblatt für da s Königreich Württem ­ Blitz", der über 20 Jahre treu und brav seinen berg 1894, S. 51- 81 Jahren eine weitere Militarisierung der Wehr ­ Dienst tat. . es wird am laufenden Band "abgerückt" und Literatur: "angetret en", ganz wie auf dem Kasernenhof, -(Holmer Bosch ), 135 Jahre Feu erw eh r Laufen , in der und schließlich nennt der "Wehrführer" be i gleichnamigen Festschrift von 1979 der Generalversammlung des Jahres 1941 die Nach Ebingen eingemeindet Alfred Dehlinger, Württembergs St aat swesen in seiner geschichtlichen Entwicklung bis heute, 2 Bde., Stu tt gart Wehr "die in der Heimat kämpfende Truppe". 1951 und 1953 Obendrein zeigte der Krieg seine Auswirkun­ Die 70er Jahre erwiesen sich als die Zeit gro- . Tobias Eng elsing, Im Ver ein mit dem Feuer. Die Sozial­ geschichte der Freiwilligen Feuerweh r von 1830 bis 1950, . gen. Seit 1937 wurden Verdunkelungsübungen ßer organisatorischer Veränderungen: Am 1. Kons tan z 1990 • veranstaltet und im ersten Kriegsjahr befand Mai 1973 wurde Laufen nach Ebingen einge­ Gust av Rieber, Laufen. Gesc hic hten aus der Eyachtalge­ sich die Hälfte der Mannschaft be im Militär . meindet; die "Freiwill ige Feuerwehr Laufen" meinde, Horb /Neck ar 1993 Aber bereits im April 1940 waren genügend wurde dadurch automatisch zur "Abteilung Friedrich Wintterli n, Geschichte der Behördenorganisa• tion in Württ emberg,· 2 Bde . in drei Teilen, Stuttgart Ersa tzleute gefunden , so daß die Wehr wieder Laufen der Freiwilligen Feuerwehr Ebingen". 1902-1906 . mit 45 Mann antreten konnte. Trotz dem sank Dieser Zustand dauerte fre ilich ke ine zwei die Zahl der Aktiven bis 1944 auf 37 Mann. J ahre lang, denn bereit s am 1. Januar 1975 Über die schlimmste Zeit des Kri eges schwei­ erfolgte bek anntlicherweise die Gründung de r gen unsere Protokolle; zwischen dem 22. Fe­ Stadt Albstadt.. Seitdem lautet die korrekte Die.Verfasser der Beiträge bruar 1943 und dem 1. Oktober 1946 finden Bezeichnung "Abte ilung Laufen der Freiwilli­ in dieser Ausgabe: . sich keine Eintragungen. gen Feuerwehr Albstadt". Das Jahr 1975 bot indessen noch weitere Wie anders aber sehen die Protokolle der Ingrid HelberM. A. Neuerungen für die Laufener Feuerwehrmän• Westerwaldstr .17, 723 36 BL-Frommern Nachkriegszeit aus, verglichen mit den vori­ ner, nämlich die Einweihung des neuen Mann­ gen? Schon allein das Schriftbild bietet einen Dr . Peter Thaddäus Lang schaftsraums verbunden mit einer großen Lei­ J oh ännesstr. 5, 72458 Albstadt-Ebingen gewaltigen Kontrast: Da ist einerseits die kan­ stungsschau, die"Tag der Feuerwehr" genannt tige und geradezu militärisch korrekte Sütter• wurde. Die Einwohner Laufens kamen in so lin-Tintenschrift des Rudolf König aus der NS­ großen Scharen, daß man die Leistungsschau Zeit, und da ist andererseits die locker aufs in den folgenden Jahren wiederholte. Der "Tag Herausgegeben von der Heimatkundlichen Vereini­ Papier hingeworfene, geschwungene, lateini- der Feuerwehr" war damit alsbald zu einer gung Balingen. .sehe Kugelschreiberschrift des Hermann Epp­ festen Einrichtung geworden. Vorsitzender: Christoph Roller, 72336 Balingen, Am ler aus der Nachkriegszeit. Heuberg 14; Telefon 77 82. . . Die 70er Jahre brachten zudem eine ver­ Geschäftsführung: Ruth Hübner, Im Kirschenwinkel Die Unterschiede zeigen sich zudem am mehrte Übungstätigkeit mit sich, und außer• 2,72359 Dotternhausen, Telefon (07427) 9 1094. sprachlichen Duktus. Rudolf König hält sich dem nahm die Mannschaftsstärke zwischen Redaktion: Christoph F. Riedl, 72336 Balingen, streng an die Floskeln einer trockenen und 1970 und 1975 vorübergehend wieder etwas zu. Gerh.-Hauptmann-Ring 14, Telefon 7816. umständlichen Bürokratensprache, wohinge­ Seitdem hat sic h der Personal stand auf die 20 Die Heimatkundlichen Blätter erscheinen jeweils am gen Hermann Eppler humorig und frisch von Mann eingependelt. Di ese 20 Mann legten ei­ Monatsende als ständige Beilage des " Z o ll ern - A l b ~ der Leber weg drauflosp laudert. nen von Jahrzehnt zu Jahrzehnt zunehmenden Kuriers"...... ,...... che Blätter

Jahrgang 44 31. Juli 1997 Nr.7 "Räusche und unanständige Reden haben zu unterbleiben" Das Leben der katholischen Landgeistlichkeit auf der Westalb im 18. Jahrhundert / Von Dr. Peter Thaddäus Lang Es ist s~hon lange bekannt,. d~ß in vorreformatorischer Zeit die ~eistlich~n ~uf de!" fla~hen Dekan, ob jemand diese nicht eingehalten hat. Lande sich von den Bauern m Ihrem Lebenswandel kaum unterschieden: Sie gmgen ms WIrts- Wenn ja wird der Betreffende zurechtgewie- haus, um sich zu betrinken und zu prügeln, sie lebten mit ihren Dienstmägden ehegleich zusam- sen.' men , sie tanzten, sie gingen auf die Jagd und trugen auch Waffen. 4. Der Dekan erforscht sodann die Lebens- Solches suchte erst das Konzil" von Trient wandte, Freunde und Nachbarn eingeladen u~d Amtsführung der An~esenden, ebenso die (1545-1Q63) abzustellen, was freilich nicht von werden, und zwar dergestalt, daß die Einset- Elllh~ltun~ der Zeremo~uen und aller gelten­ heute auf morgen vonstatten ging. In der Tat zung am Sonntag zuvor von den Kanzeln ver- den kl:chhchen V~rschnften. (Der Dek~n han­ sollte es weit über hundert Jahre dauern bis kündet wird. delt hier als verlangerter Arm des BIschofs, sich die Landgeistlichen einen würdev~llen 3. Am Einsetzungstag können vom Dekan dem. das Trienter Konzil di~ scharfe K~~tr~lle Lebensstil angewöhnt hatten, wie wir ihn heu- wie auch von den Mitbrüdern zwei verschiede- der Ihm unterstellten Kleriker nachdrücklich te von kirchlichen Amtsträgern erwarten. ne Messen gesungen werden. .. ans Herz legt.) . .. Wie weit die Landpfarrer auf der Westalb im (4. bis 8. erläuternweitere liturgische Einzel- 5. Der D~kan..fragt auch nach Streitfallen 18. Jahrhundert gekommen waren auf dem heiten) unter den MItbrude:n.. . Weg vom ungehobelten, bauernähnlichen Kle- 9. Zuletzt gibt der neue Pfarrer ein einfaches 6. Darauf erkundigt er sich nach freigewor- riker des Spätmittelalters bis zum vorbildlich Mahl für Dekan, Kammerer und Mitbrüder, denen Pfarrstellen. gesitteten und akademisch gebildeten Geistli- die anschließend bescheiden und ruhig zu ih- 7. Ebenso nach Beschwerden und Proble- chen unserer Tage, das zeigen die Statuten des ren Kirchen zurückkehren. (Hier wird an zwei men. . Landkapitels Ebingen aus dem Jahre 1755 im- Stellen ganz deutlich, auf welche Weise gegen 8. ~elller der Mitbrüder soll etwas ver- mer wieder auf augenfällige Weise. Zudem läßt die geistlichen Verhaltensnormen verstoßen schwelgen. diese bemerkenswerte Quelle erkennen, wie wurde: Offensichtlich pflegte die genannte stark der Landklerus zu dieser Zeit noch von .Mahlzeit in eine wilde Schlemmerei auszuar­ Abschnitt V:Vom Amt des Kammerers der Landwirtschaft abhing; und natürlich be- ten; hierbei sprachen die klerikalen Gäste al­ 1. Der Kammerer ist der Assistent des De­ faßt sich der nachfolgend präsentierte Text in lem Anscheine nach dem Weine in einem sol­ kans. Ist der Dekan verhindert, übernimmt der erster Linie mit der Organisation des kirchli- chen Ausmaß zu, daß sie beim anschließenden Kammerer dessen Aufgaben, aber mit dessen chen Lebens auf dem Lande. Nachhauseweg herumrandalierten und somit Wissen und Geheiß. Es handelt sich um ein schmales Oktavband- keine besonders ehrwürdige Figur abgaben). 2. Der Kammerer verwaltet die Kasse des chen von nur 89 Seiten, wobei die eigentlichen Landkapitels, führt die Rechnungen und lei­ Statuten nach weitschweifigen Vorreden erst stet jährlich dem Dekan und den vier Depu­ Abschnitt ill: Von der Wahl des Dekans tierten Rechenschaft. auf Seite 34 beginnen. Den Gepflogenheiten und des Kammerers kirchlicher Gesetzestexte folgend, sind die ein­ (3. bis 5. regeln Einzelheiten der Finanzver­ 1. Ist das Dekanat frei, so ruft der Kammerer waltung). zelnen Abschnitte in "Caput" genannte Ab­ (oder bei Ausscheiden des Kammerers der De­ schnitte eingeteilt, und zwar im vorliegenden kan) alle rechtmäßig investierten Pfarrstellen­ Abschnitt VI:Vom Amt der Deputierten Fall in deren fünfzehn. Der Text ist in lateini­ inhaber in einer der Kirchen des Landkapitels scher Sprache abgefaßt; in der nachstehenden und des Sekretärs zusammen. Dort sammeln Dekan oder Kam­ 1. Da die Augen des Dekans und des Kam­ Ubersetzung werden die zu sehr ins einzelne merer die Stimmen ein, wobei sie von den bei­ gehenden Passagen weggelassen. merers nicht überall sein können, ist es das den Deputierten unterstützt werden. (...) Amt der Deputierten, bei ihren benachbarten Abschnitt I: Von der Aufnahme 2. Die Wahl soll geheim sein. Abwesende Mitbrüdern nachzuforschen, ob es irgendetwas der Mitbrüder ins Landkapitel haben kein Stimmrecht. Gewählt ist, wer die gebe, das der Dekan wissen müsse, insbesonde­ 1. Wer aufgenommen werden will, zeige dem meisten Stimmen auf sich vereinigt. re Mängel in Leben und Amt (eine strenge und Dekan (über diesen siehe unten Abschnitt IV) 3. Gewählt werden kann nur ein rechtmäßig engmaschige Kontrolle also - man fühlt sich an die Papiere über seine rechtmäßige Bestallung. investierter Pfarrer aus dem Landkapitel. (. ..) das Blockwart-System unserer jüngsten Ge­ (Damit sollte verhindert werden, daß sich Leu­ 4. Die Mitbrüder sollen denjenigen wählen, schichte erinnert!). der am besten geeignet ist, vor allem hinsicht­ te in das Priesteramt einschlichen, die ungeeig­ 2. Bei Festen, Prozessionen und gemeinsa­ net waren und die erforderlichen Qualifikatio­ lich der Lebensführung, der Bildung und der Klugheit (hier wird der Gesichtspunkt der men Gebeten sollen die Deputierten auf Ein­ nen nicht nachweisen konnten). heitlichkeit unter den Mitbrüdern achten. Vorbildhaftigkeit besonders deutlich!). 2. Wer aus einem anderen Landkapitel 3. Damit jeder Deputierte genau weiß, was er kommt, zeige ein Führungszeugnis des betref­ 5. Der Erwählte verspricht seinen Mitbrü• dern in die Hand, daß er sich ihnen gegenüber zu überwachen hat, wird das ganze Landkapi­ fenden Ruraldekans. tel in zwei Distrikte mit jeweils zwei Unterdi­ 3. Der Aufzunehmende schwört, an allen der Zuverlässigkeit und der Wahrheit beflei­ ßigt und jede Falschheit und Arglist meidet. strikten eingeteilt (es folgt eine genaue Be­ Veranstaltungen des Kapitels teilzunehmen. schreibung derselben). 4. Außerdem gelobt er dem Dekan Ehrerbie­ 6. Der neu Erwählte darf sein Amt erst antre­ ten , wenn er vom Bischof bestätigt ist. 4. Das Amt des Sekretärs besteht darin die tung und Gehorsam. Sitten-Überprüfung der Mitbrüder zu über• 5. Noch nicht investierte Neupriester werden nehmen, wenn die Deputierten dies aus irgend­ gemahnt, sich schleunigst die erforderlichen Abschnitt IV:Vom Amt des Dekans einem Grunde nicht tun. Unterlagen beizuschaffen. 1. Der Dekan hat den Vorsitz bei allen Ver­ 5. Außerdem leitet er den Chor bei den Kapi­ sammlungen des Landkapitels. Er sorgt dafür, telversammlung, er verliest beim Gottesdienst Abschnitt D: Von der Art, wie ein Neupriester daß der Gottesdienst bei solchen Gelegenhei­ die Namen der Stifter, der Wohltäter sowie der in seine Pfründe eingeführt wird ten dem Ritus entsprechend fromm abgehalten verstorbenen Mitbrüder und führt zudem noch 1. Nachdem der Dekan vom Bischof die Be­ wird. das Protokoll. stätigung der genannten Unterlagen erhalten 2. Den versammelten Mitbrüdern werden bei hat, setzt er den Termin der Einsetzung fest, den genannten Versammlungen die Statuten bei welcher zwei oder drei benachbarte Pfarrer des Kapitels und der Diözesansynoden vorge­ Abschnitt Vll: Von der Dekanalvisitation anwesend sein sollen. lesen. 1. Wie in den Synodalstatuten. festgelegt, 2. Zu dieser Handlung können auch Ver- 3. Nach dem Vorlesen der Statuten frägt der müssen alle Pfarreien und Kirchen des Deka- Seite 1082 Heimatkundliehe Blätter Balingen Juli 1997 nats kontrolliert werden. Kleinere Mängel be­ 2. Weil das württembergische Städtchen ten, nicht lärmen oder dazwischenreden. (Dies heben die Kontrolleure selbst, größere melden Ebingen, nach welchem das Landkapitel sei­ läßt auf tumultartige Diskussionen und Ab­ sie dem Bischof. nen Namen hat und in dem nach alter Gepflo­ stimmungen schließen!) Wer dagegen handelt, 2. Weil es b eschwerlich wäre, jedes Jahr das genheit die Versammlungen stattfanden, vom wird bestraft. Ebenso wird bestraft, wer Ge­ gesamte Landkapitel zu ko ntrollieren, wird es Glauben abgefallen ist, können die Versamm­ heimnisse des Landkapitels ausplaudert. in zwei Distrikte eingeteilt. Den einen ko ntrol­ lungen auc h an anderen Orten des Landkapi­ liert der Dekan, den ande ren der Kammerer, tels abgehalten werden, ganz wie es Dekan, (Fortsetzung in der nächstenAusgabe) und jeder von beiden hat noch einen von den Kammerer und Deputierten passend erscheint. Deputierten bei sich (es folgen nähere Ausfüh­ 3. Zur Versammlung kommen alle Mitbrüder rungen zur Art der Kontrolle.) Obwohl das kleine Prussenland so weit weg in schicklicher Kleidung zum Vespergottes­ von Deutschlands Mitte lag, vom Deutschen 3. Bei ihren Kontrollreisen sollen Dekan und dienst, nämlich in Talar und Soutane. (Ein Orden missioniert, mit deutschen Menschen Kammerer niemand durch überflüssigen Ver­ priesterliches Gewand war demnach noch besiedelt und als Staat aufgebaut, erlangte zehr beschweren und auch keine Gebühr erhe­ nicht allgemein üblich!) Bevor sie aber danach es auch eine große Bedeutung mit den Bran­ ben, außer einem bescheidenen Zehrgeld. Die eine Mahlzeit einnehmen, werden die Rech­ denburger Hohenzollern, aber schon in der übrigen Aufwendungen werden aus der Kasse nungen geprüft. (Dies scheint also bisweilen Ordenszeit war ein Friedrich von Zollern aus des Landkapitels bezahlt (...). über dem Essen vernachlässigt worden zu der Schalksburger Linie als Vogt und Kom­ 4. Die Kontrollierten haben die Kontrolleure sein.) tur im Ordenstaat tätig. Außerdem wurden mit Ehrerbietung aufzunehmen, wie jeden, der . (4. und 5. befassen sich mit den Gottesdien­ zwei Brüder aus dem Schwäbischen, Konrad im Namen des Bischofs zu ihnen kommt. und Ulrich von Jungingen in den Jahren (Demnach ließen die Landpfarrer ihrer Abnei­ sten, die am folgenden Morgen abgehalten werden.) 1393-1410 zu Hochmeistern gewählt, sie re­ gung gegen die Kontrolleure also doch immer gierten alle vor Albrecht von Ansbach-Ho­ wieder freien Lauf!). 6. Nach den Gottesdiensten sind die Laien henzollern, dem letzten Hochmeister in und alle, die nicht rechtmäßig zum Landkapi­ Preußen. Aufstieg und Niedergang des Or­ Abschnitt VIII: Über das Abhalten der tel gehören, ausgeschlossen. Dann wird alles dens und der Hohenzollern im Prussenland Kapitelversammlung und des Gottesdienstes behandelt, was sich auf die Sitten und den sind eine wechselvolle und interessante Ge­ 1. Die Kapitelversammlung findet jährlich Nutzen des Landkapitels bezieht. Dabei ist schichte, die am Ende ganz Deutschland be­ statt, und zwar am Dienstag nach Pfingsten, genau zu beachten, daß die Mitbrüder ihre treffen sollte - und Menschen aus dem Zol­ sofern es keinen Grund zum Verschieben die­ Stimmen und Wortmeldungen klar und ein­ lernland. . ses Termins gibt. deutig ~bgeben, daß sie keine Verwirrung stif- Was hat die.Hohenzollernburg mit den totgesagten Prussen zu tun? (2. Teil) -Von Hannelore Sommerer, Rosenfeld Die Misere für das prussische Volk begann, als der Deutsche Orden sich anschickte Prussia zu zu ziehen, um auf erobertem heidnischen Bo- erobern, um es sich als Staat aufzubauen. den den Ritterschlag zu erhalten , es war ein beliebter Rittersport, und viele diese r jungen Mit dem Recht der damaligen Kreuzritterzeit liehe B ~ st ä t ~gung . Sie lebten von den deut- Leute blieben für immer in Preußen . wurde das Volk der Prussen, die in den Augen schen Zm s dorf~rn g~trenn t und waren zu un- Zwei Hochmeister, Conrad von Jungingen, der katholischen Christenheit Heiden waren ge messenem Krlegs~henst, S ch~rwerk und Na- . 1393 -1407, und Ulri ch von Jungingen , und demnach vogelfrei, mit Erlaubnis von turalzehnten verpfhc~tet. Er~~ im 14: Jahrhun- 1407-1410, deren Familie von Hohenjungingen Papst und Kaiser durch den Deutschen Orden dert be~ommenp~ssische Dorfer die H~ndfe- (Jungingen/Killertal) stammte, waren an einer erobert und missioniert. ste verhehe?, die Ihre Rechte besser sIC~ert. außergewöhnlichen Aktion für die Sicherheit Der Anlaß dieses Kreuz- und E rob erungs- D eutsch~ SIedler wurden zu Scharwerkdle~- der Ostsee beteiligt. Die Viktualienbrüder zugs waren die Klagen des polnischen Herzogs sten nur im be~renztenMaße her~nge~ogen,s ~e (Seeräuber) terrorisierten von Wisby auf der Konrad von Mas owien über die wehrhaften, mußten nur Zms za~len ~nd Kriegsdienst lei- Insel Gotland aus, die zu Dänemark, Schweden heidnischen Prussen , die vom Kulmerland aus sten . Auch habe~ SICh d~e d~ut.schen Bauerln und Norwegen gehörte, den gesamten Ostsee ­ immer wieder nach Masowien einfielen, um manch~n R~t bei d~n . EmheI~llsche~ geho t , raum und störten den Handel der Hanse erheb- sich das zurückzuholen, was Konrad ihnen denn s~~ erzielten mI~. Ihren ~Ise?pflu~en u~.d lieh. Königin Margarethe von Dänemark vorher gestohl en hatte. dem größeren La~dstuckanfänglich keI~e gro- konnte mit den Anreinerstaaten Norwegen Herzog Konrad bat beim Papst um Hilfe "ge- ßere Ernte als die Prus~enbauern auf Ihrem und Schweden nichts gegen diese Räuber un- gen diese Heiden", und der Deutsche Orden , Hakenland (Haken war em Holzpflug). ternehmen so entschloß sich Hochmeister der eine neue Bleib e und ein neues Betäti- Im 14:. Jahrhun~.ert hatte der. Orden über Conrad vo~ Jungingen zum Eingreifen. Er traf gungsfeld für die Kreuzritter suchte, begann 1 ~ 0 0 Dorfer ge~rundet und . ~mt deutschen mit Danzig, Königsberg und Riga ein Abkom­ 1231 das prussische Heidenland zu erobern. SIedlern besetzt, im Jahr 1410 zahlte man dazu men wonach die Hälfte der Kosten für den Von Herzog Konrad sollte der Orden zum 93 neu gegründete Städte, wohin Handwerker Kriegszug gegen die Seeräuber vom Orden und Dank das Kulmerland erhalten (das ihm aber und Kaufleute aus Deut~chland .gezogen ~a- . von der Hanse getragen werden sollte. Mit nicht gehörte), vom Papst und Kaiser in zwei ren. Prussen hatten zu dieser Zeit noch kem 4000 Söldnern in 84 Schiffen konnte Conrad Urkunden bestätigt. Hochmeister Herrmann Wohnrecht in den Städten. von Jungingen he imlich auf Gotland landen von Salza sc hloß mit Kaiser und Papst die Was sie mit Hilfe des Ordens geleistet haben, und die Viktualienbrüder vernichten; das ge­ Verträge über den Besitz des Kulmer- und konnte man noch vor 1945 in Ostpreußen be- lang nur, weil dieser Kriegszug völlig geheim Prussenlandes ab, wenn es der Orden erobert wundern . Mit ihrem Scharwerks- und Frohn- gehalten werden konnte. hat. dienst wurden Burgen, Kirchen, Schlösser und Der Orden wollte die Insel gegen Bezahlung 53 Jahre dauerte der Kampf mit den Prussen, ganze Städte aufgebaut. Nach dem Zweiten an Margarethe zurückgeben, doch sie zahlte das Land konnte nur mit großen Verlusten auf Weltkrieg wurde von Russen und Polen sehr nicht und versuchte selbst, die Insel zu erobern beiden Seiten erobert werden, di e Samländer viel zerstört und vor allem die Kirchen zweck- und landete in Wisby, aber der Orden konnte wehrten sich am stärksten, doch auch sie muß- entfremdet und geschleift. sich gegen sie behaupten und gab Gotland ten sich nach verlorenem Kampf dem Orden Als 1283 das Prussenland endgültig erobert durch Ver?andlung des Hochmeisters Ulr.~ch beugen. So erfuhr die Hauptmasse - der bis war und die Besiedlung mit Menschen aus dem von Jungmgen 1408 an Schweden zurück, dahin freien Prussenbauern - nach der Unter- deutschen Reich in vollem Gange, begab sich nachdem Schweden 9000 Nob~ln an den ~rde.n werfung eine erhebliche Minderung ihrer der Orden aber dennoch immer wieder auf gezahlt hat. Conrad von Jungmgen war mZWI­ Rechts- und Wirtschaftslage. Sie kamen in den Kreuzzüge nach Litauen hinein, wohin viele sche~ gest?rben. Hoc~meister Ulrich von. Stand der christlichen Leibeigenschaft zum der Prussen geflohen waren. Litauen blieb dem Jungmge~ u1;>erlebte semen Bruder nur drei Orden, denn sie waren getauft und Christen. heidnischen Bekenntnis bis 1386 treu, als aber Jahre, er 1St in der Schlacht "Grunwald Tan­ Das ganze eroberte Land gehörte fortan dem der litauische Fürst Jagiello die polnische Kö- n~nberg:' ge~allen, als der I?olnisch~ König Ja­ Orden , und es wurde neu verteilt. nigin Hedwig 1386 heiratete, mußte er sich giello mit semem.Vetter WIt~wd (Litauen) das Nun begann eine schwere Zeit für die unter- vorher taufen lassen, dazu sein ganzes Volk Ordensland angriff und vermchtend schlagen jochten Menschen, sie mußten Scharwerk- und und seinen litauischen Adel, denn Hedwig war konnte.- Diese? Tag feiern die P t?len jedes Frohndienste beim Burgenbau, auf den Staats- sehr fromm und dem Orden zugetan. - Von da Jahr am 15. Juli heute noch; den SIeg haben domänen, dem Kirchenbau und den stä dti- an wurden dem Orden die Kreuz- und Erobe- jedoch Litauer, Russen und Tataren für sie sehen Grundbesitzen des Ordens leisten. Sie rungszüge-nach Litauen hinein vom Papst ver- erstritten. behielten zwar Haus und Hof und auch ein boten, da dieses Land jetzt christlich sei. Bis In der Hechinger Chronik steht unter dem kleines Landstück, doch mit beschränktem Be- dahin konnte der Orden junge deutsche Adlige Jahr 1412 folgendes: Zwei Jahre nach der Nie­ sitz- und Erbrecht und vor allem"ohne urkund- dafür begeistern, auf Kreuzzug nach Litauen ·derlage des Deutschen Ordens bei Tannenberg Juli 1997 Heimatkundliehe Blätter Balingen Seite 1083

wurde der Ordenritter Graf Friedrich von Zol- gangen und mit zu hohen Abgaben belegt. vom Orden erhalten hatten. lern aus der Schalksburger Linie zum Groß- So wandten sie sich an den polnischen König Bevor König Kasimir auf der Marienburg am komtur gewählt. Er hatte sich 'in den Kämpfen Kasimir IV. und schworen ihm den Treueid, als 8. Mai 1457 einzog, floh der Hochmeister nach gegen Litauer und Polen ausgezeichnet und er ihnen die Herrschaft üb er die Städte Thorn, Königsberg, welches zum Hauptsitz des Or­ war vorher Vogt zu Dirschau, Komtur zu Rag- Elbing, Danzig und Königsberg verlieh . Am 22. dens wurde. Das Geld, 450 000 Gulden, für die nit, Osterode und zu Balga. 1416 resignierte er Februar 1454 erklärte König Kasimir dem Or­ Söldner erhielt der polnische König von der und ging nach Rom, wo er kurz darauf auf der den den Krieg. In seiner Finanznot gab der Stadt Danzig, die sich auch dem preußischen Engelsburg mit allen seinen Dienern an der Orden die Neumark für 40000 Gulden an Bund angeschlossen hatte, sich aber durch die Pest starb. Friedrich II. von Brandenburg-Hohenzollern Bezahlung der polnischen Einmischung in ihre Die Entwicklung der S tände in Preußen ging zurück (der 2. der fränkischen Linie Hohenzol­ Angelegenheiten erwehrte. mit der Machtlosigkeit des Ordens ab 1410 lern in Brandenburg), damit Polen dieses Land Die deutschen Söldner behielten das an sie einher, nachdem der Orden die Schlacht bei nicht in die Hände bekam. verpfändete Land; so entstanden die Riesengü• Tannenberg gegen Polen verloren hatte. Hoch- Inzwischen belagerten die Polen die Marien­ ter einiger weniger Adelsfamilien, sie lebten meister Heinrich von Plauen, der Nachfolger burg (Sitz des Hochmeisters), sie konnten aber dort bis 1945. des Ulrich von Jungingen, konnte zwar die mit Hilfe der gekauften Söldner zurückge• Quellen: Polen aus den eroberten Gebieten vertreiben, drängt werden, doch als der Orden sie nicht Vom alten Preussenland 1200-1400, Kurt Gerber aber die Kassen waren leer und der Orden pünktlich bezahlen konnte, mußte er ihnen Deutsche Familiennamen, prussischer Herkunft, konnte seine Macht in dem verwüsteten Land Burgen, Güter, Dörfer und Land als Pfand MaxMechow nicht mehr entfalten, er mußte höhere Abga- überlassen. Dabei war auch die Marienburg, Die altpreussischen Personennamen, Reinhold Trautmann Der Deutsche Orden, Wolfgang Sonthofen ben und Steuern verlangen , Der Landadel und auf der die böhmischen Söldner besonders Preußische Geschichte, Leopold von Ranke die Kaufleute in den Städten waren darüber wild hausten. Sie demütigten den Hochmeister Geschichte Ost- und Westpreußens, Bruno Schumacher besonders erbost, Sie vereinbarten am 20. Fe- Ludwig von Erlichhausen und schändeten die Polens Traum vom Großreich, B. Frhr. v. Richthofen bruar 1440 eine Bundesformel zur gegenseiti- Burg und verkauften sie, als sie keinen Sold Chronik der Stadt Hechingen Der Deutsche Orden, Dieter Zimmerling gen Hilfe gegen den Orden und seine Ritter, . mehr erhielten, an den polnischen König; dazu Die Prussen und der Deutsche Orden, OUo A. Schneidereit vom Orden sahen sie sich betrogen und hinter- noch einige andere Burgen, die sie als Pfand Der 30jährige Krieg, C. V. Wedgwood

"Hört ihr Leut' und laßt euch sagen . ••" In Schömberg gehörte der Nachtwächter zur "Scharwache" - Eine Rückbesinnung von Anton Georg Grözinger / Schömberg

Nachtwächter: ein Beruf; oder in kleineren Orten eine zusätzliche Bes ch äftigung zum kleinland­ wirtschaftlichen Anwesen mit zwei bis drei Kühen, zwei Schweinen, evtI. noch zwei Ziegen und mehreren H ühnern. Solche kleinbäuerliche Anwesen waren in Schömberg bis in die 50er J ahre weit in der UberzahI. Der Nachtwächter versah seine Tätigkeit, um den schlafenden Ort vor Feuergefahr und in Kriegszeiten auch vor Überfällen zu warnen. Die Bauernhäus er waren noch in meiner Jugendzeit weder bei Tag noch bei Nacht verschlossen. Der Hausschlüssel war beinahe für jeden griffbereit in der Nähe der Haustüre. Bekannte und auch Nachbarn konnten sich jederzeit mühelos des Hausschlüssels bedienen. .' Einzelne Nachtwächter sei en, nicht nur der Kälte wegen, zugänglich gewesen und hätten Der Nachtwächter, der später zur biedermei­ Schömberg war noch bis 1750 weitgehend sich nicht gescheut, in einer Nacht mehrere erlichen Witzfigur wurde, ging mit Hellebarde, mit einer Stadtmauer umgeben , mit zw ei "Täbingerweible Schnaps" zu sich zu nehmen. Feuerhorn und Laterne nach dem Betzeitläu• Haupttoren , dem oberen und unteren Tor, und Dies, obwohl der württembergische Diensteid ten auf die Wache. Eine weitere Aufgabe war zwei kleinen Seiten toren im Westteil der Mau­ wie folgt lautete: es , an bestimmten Plätzen nachts die Stunde n er. Im J ahre 1822 wurde das obere Tor zwi­ Fried bieten undRuheschaffen, vorlaufende auszurufen. Alle Besonderheiten, die . sich schen dem "Ochsen" und de r Färbe abgebro­ Exzesse beim Amt treulich anzeigen, hier­ nachts zutrugen, mußten nächsten Tages auf chen . Uber dem Torgewölbe befanden sich unterniemandem zu verschonen, sich weder dem Rathaus gemeldet werden. noch zwei Stockwerke, worin sich eine mit Geld noch anderen Benutzungen beste­ Bei Nacht verübte Verbrechen bestrafte die "Nachtwäc hterwohnung" befand. Ein mit chen lassen zu wollen. mittelalterliche Rechtsprechung mit do ppelter Holz vergittertes Gefängnis befand sich erdge­ Härte. Die Nacht war die Zeit der Versuchung, scho ssig für Felddiebe, die dort für jedermann Die Verse, die er jeweils zur vollen Stunde der Gespenster, ja auc h des Teufels. Sobald die sichtb ar eingesperrt waren. Am Turm selbst singen mußte, sind örtlich und zeitlich ver­ Nacht einfiel, fürchtet en sich die Leute. soll sich eine außergewöhnlich große und sel­ schieden. Es gab auch heimliche Poeten bei In manchen Orten war di e Nachtwach e auf ten schöne Uhr befunden haben. dieser Zunft, die die vorgegebenen Verse ab­ die Dor fb ewohner umgelegt. Humanerweise Das Nachtwächteramt war früher eine Art wandelten und Dorfgeschehnisse hören ließen dauerte dann die ers te Na ch twach e bis Mitter ­ Fronaufl age. Aus Oberbalzheim bei Laupheim - nicht zur Freude der betreffenden Mitbewoh­ nacht. Die folgende Zeit wurde von den nä chst kennen wir eine Dorfordnung aus dem Jahre ner. Auch der Pietismus hat die Verse mitbe­ eingeteilten Bürgern Wa ch e gehalten. 1700. Sie lautet: Jeder Familienvater solle die stimmt und mit biblischen Texten unterlegt. Nicht selten war de r Dorfnachtwächter tags­ Wache selbst versehen und nicht Söhne, Wenn der Nachtwächter nun schon etwas über auch noch Feldsch ütz. So drängt sich die Knechte oder unnütze Buben schicken, die heiser war und die dritte Stunde anrief mit der Frage auf, wann er eigentlich schlief. In dann nur zwei bis drei Stunden auf der Gassen Zeile: "Dreifach ist das Ackerfeld .. ," , dann Schö mberg waren diese Täti gkeiten getrennt. herumgingen und "nachhero zu ihren unzüch• war für den Bauern während der Heuernte die Der Feldschütz wurde "Battle" genannt (an­ tigen medchen einsteigen". Nachtruhe zu Ende. Dafür konnte sich der scheinend ein keltisches Wortrelikt). Ihm war Der Nachtwächterberuf machte keinen Nachtwächter in Bälde zur Ruhe begeben. Das auch der Beruf de s Totengräbers übertragen. reich, er trug nur ein paar kümmerliche Gul­ Interesse am stündlichen Ausrufen galt weni­ Diese Tätigkeiten Nachtwächter und Toten­ den ein. Ja, es wird berichtet, daß Nachtwäch• ger der Zeitansage als vielmehr der Kontrolle, gräber waren in der Gemeinde eng verbunden ­ terstellen miserabel besoldet waren, besonders ob der Wächter auch auf seinem Rundgang oft vom Vater auf den Sohn übertragen. bei den ärmeren Leuten gefragt, die sich davon war. Anfangs der 30er Jahre war in Schömberg immerhin festen Lohn und die Aussicht ver­ Erfreulicherweise kennen wir den Text, der der Nachtwäch ter noch unterwegs. Es wäre ein sprachen, mit den durch das Amt erlangten noch von unserem letzten Nachtwächter Franz großartiges Ereignis , sollte diese Dorfidylle, Würden zu besserer sozialer Anerkennung zu Geiger gesungen wurde. Darüber hinaus ist wenn auch in begrenztem Umfa nge, evtl. an gelangen. uns sogar die Melodie erhalten geblieben: Sonn- und Feiertagen oder an besonderen Festtagen eine Wiederbelebung erfahren . Dies Die Hausecken, an denen der Nachtwächter 1. Hört ihr Leut und laßt euch sagen, unsre könnte durch Vereine oder von einer historisch zu "schreien" hatte, waren festgelegt; es gab Glock hat 10 geschlagen, 10 Gebot schärft interessierten Person aufgegriffen werden. allerdings auch besonders schlaue Nachtwäch• Gott uns ein, gib, daß wir gehorsam sein. (G. In Schömberg gehörte der Nachtwächter der ter, die sich dann in der Mitte dieser Ecken s. J . Chr.) "Scharwache" an. Noch bis in die 20er J ahre aufstellten und nur einmal "schrien ". 2. Hört ihr Leut und laßt euch sagen, unsre bildeten Landjäger, Ortspolizei und zwei Ruhestö rer anderer Art, wie junge Burschen, Glock hat 11 geschlagen, 11 Apostel blieben mußten auf dem Rathaus namhaft gemacht treu, gib, daß hier kein Abfall sei. (G. s. J . Nachtwächter di e sogenannte Scharwache. Chr,) . . Heute ist der Nachtwächter nur noch ein Sym­ werden. Oft konnten die jungen Burschen bol der sogenannten guten alten Zeit, der hei­ schneller laufen als die Nachtwächter , und so 3. Hört .. , hat 12 gesch lagen , 12 das ist das len Welt, der bereits die Patina des Vergessen waren die Probleme mit der Namhaftmachung Ziel der Zeit, Mensch bedenk die Ewigkeit. werdens anhaftet. vorpr ogrammiert. (G. s. J . Chr.) . Seite 1084 Heimatkundliehe Blätter Balingen Juli 1997

. . - 4. Hört .. . hat 1 geschlagen . Ein Gott ist nur in Dreifach ist das Ackerfeld, Mensch wie ist dein der Welt, dem sei alles heimgestellt. (G. s. J . Herz bestellt! Auf ermuntert eure Glieder, fei­ Chr.) ert euren Sonntag wieder. Euren Sonntag, un­ 5. Hört . .. hat 2 gesch lagen, zwei Wege hat der sern Herrn, wie den frühen Morgenstern. Mensch vor sich, Herr den Rechten führe Nachtwächterrufe an Neujahr: mich. (G . s. J . Chr.) Wohlauf im süßen Namen Jesu Christ, das neue bei 2, 3 und 4 . .. hat drei geschlagen, 6. wie Jahr vorhanden ist. Das neue Jahr, das werd drei ist eins, was göttlich heißt, Vater, Sohn uns wahr! Ein glückseliges, neues Jahr. und heiliger Geist. (G. s. J . Chr.) Unser Wachen kann nichts nützen, Gott muß * wachen, Gott muß schützen. Ein Jahr ist wieder hingegangen, da faßt das Ich steh' nun auf der Wacht, Gott schenk uns Herz ein eignes Bangen. So viele Stunden sind eine gute Nacht. - ~. .,., entschwebt, so schnell gezählt, so schwer -- ' - De r Na~wä (ht cr tröstet D durchlebt. Für neues Glück, für neues Hoffen, Das Nachtwächterlied gleicht sich immer . d en KI1Jben: 6 7 x 47 cr N acht w.iclrtcr ruf] die St unde. 69 x ss ist nun des Schicksals Pforte offen. Tritt ein einem Grundprinzip an. Die Melodie des ersten und harre mutig aus, der Gott der treu dir Teils stammt bereits aus dem 17. Jhrdt. Als Hört ... d' Glock . .. eins ist Not , Herr Jesu schirmt das Haus, und kommt auch mancher evangelischer Choral aus der Gegend von Christ, laß mich finden wo Du bist. trübe Morgen , es ist kein Dasein ohne Sorgen. Nürnberg. Die Melodie jedoch wurde mit den Und Freud und Leiden wird dein Teil, auch verschiedensten Texten unterlegt und diente so • * dieser Wechsel ist zum heil. Hat 1 Uhr geschlagen. Nur ein Gott ist auf der auch den Nachtwächtern mit ihrem Stunden­ * gesang. - Es gibt in der weiteren Umgebung Welt, der uns alle noch erhält. o Herr, gieß in dem neuen Jahr, auf alle Men­ bedeutende Abweichungen im Gesangstext. Um2Uhr: schen deinen Segen! Trotz Kampf und Mühen Hört ... d ' Glock .. . zwei Wege hat der und Gefahr, dem Ort des wahren Heils entge­ gen! Und wär dies unser letztes Jahr, im viel Um 10 Uhr: Mensch vor sich, 0 Herr, den schmalen führe mich ... Gelobt sei Gott und Maria. umstürmten.Erdenwallen, so reich uns, Herr, Hört . .. d' Glock hat 10 geschlagen, wohl über die Rechte dar und führ uns zu der Engelschar,. 10 löscht Feuer und Licht, daß Gott und Maria Um3Uhr: in deines ew'gen Reiches Hallen. unsbehüt. Hört . .. d' Glock . .. dreifach ist das Acker­ * feld, Mensch wie ist dein Herz bestellt . Junge Leutesangen früherin Schämbergin der Und wer ein ruhiges Gewissen hat, dank Gott * Silvesternacht ab 12 Uhr bis früh morgens das . und faß en frohe Muet, hat 10 Uhrgschlagen. Hört ... d' Glock . .. drei ist eins, was göttlich Lied: * heißt, Vater, Sohn und heiliger Geist. Das neue Jahr was das uns bringt, im Dunkeln Hört . . . uns're Glock hat 10 geschlagen, 10 * liegt's verborgen. Und was uns Fried und Ger echte fan d Go tt nicht, dort bei Sodoms Hört . .. d ' Glock ... drei Personen sollen wir, Freundschaft bringt , so lebe ohne Sorgen . Strafgericht. in der Gottheit ehren hier. Anschließend wurde ein glückseliges neues Jahr ausgerufen und die Namen von Freunden , * * Verwandten und Bekannten, die in de r Straße Uns're Glock hat 10 geschlagen, 10 Gebot hat Hört . .. d' Glock . . . drei Personen ehren wir, wohnten, genannt. Gott der Herr, Mose geben auf dem Berg. Wohl in der Gottheit für und für. um die 10 Uhr. * Quellenangaben Von Amtsstuben, Backhäusern undJahimärkten. * Drei ist eins, was göttlich heißt, Vater, Sohn Angelika Bischoff-Luithlen. Hört ... d' Glock hat 10 geschlagen, wohl über und heiliger Geist. Ich wünsch euch allen einen Koh lh ammer Verlag, Stgt-1979- ISBN 3-1 7-005383-3 10 löscht Feuer und Licht, daß Gott und Maria guten Morgen. Ich wünsch euch allen einen Rottweiler Heimatblätter uns behüt', 10 Gebote setzt Gott ein, gib, daß gutenTag, hat 3 Uhrgeschlagen. D'r Schwabe und die Obrigkeit . wirgehorsam sein. * Angelika Bischoff Luithlen * Ein Spaßvogel rief des öfteren: Hört, d ' Konrad Th eiss Verlag , Stgt-1978-1SBN 3-8062-0195-1 Klein e Schrifte n 13 - Nacht für Nacht. Hört .. . uns're Glock hat 10 geschlagen, zehn Glock .... Es ist zwar finstre Nacht, allein ich Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck -1996- Gebote waren nicht, dort bei Sodoms Strafge - hab genug gewacht. Landkreis Tuttlingen richt. Alltagsleben im Mittelalter Otto Borst Um 11 Uhr: Um4Uhr: Insel Verlag, Ffm - 1983-Tas che nbuch 513 Hört ... d' Glock . .. 11 Apostel blieben treu, Wach auf, 0 Mensch, vom Sündenschlaf! Wach Volkslieder gib, daß es kein Abfall sei. auf, 0 du verirrtes Schaf! und bessere bald dein Basserm ann - Verlagsbuchhandlung - 1991­ * Leben. Hat 4 Uhr geschlagen. Niedernh ausen/Ts. ISBN 3-8094-0001 Hört . .. d' Glock . .. um 11 Uhr spricht der Das Ludwig Richter Album Sämtliche Holzschnitt e 1 und 2 Herr das Wort, geht auch ihrin Weinberg fort. Bekannt sind auch weitere Lieder, die erwäh­ Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching * nenswert sind: JosefRamsperger, Schömberg, geb. 16.7.1898, t 15. 9.1987 Des nachts, wenn alles schläft und ruht im Wohlauf im süßen Namen J esu Christ, Schömberger Nachtwächterlied - Privatbesitz - Federbett; wenn Fledermäus und Eulen flie­ Der helle Tag vorhanden ist. Das große Liederbuch Derhelle Tag, der nie verlag, Toni Ungerer hen, Gespenster an den Ketten. Da laufe ich im Deutscher Bücherbund, Stgt. -1975- Dorf umher, mit meinem Stock und Eisen Wach auf, 0 Mensch vom Sündenschlaf. schwer, und ruf und schrei; hat 11 geschlagen, Weiß nicht ist heut der letzte Tag. 11 Apostel blieben treu, Judas der Verräter sei. Und bessere du dein Leben. * . In Sickenhausen wurde folgender Vers gesun­ Die Verfasser der Beiträge Hört. .. d' Glock . .. um 11 Uhr sprach der gen: Herr das Wort, geht auch ihr in meinen Wein­ Ihr Weber steht auf und spinnt; daß ihr's Garn in dieser Ausgabe: berg dort, 11 Apostel blieben treu, gib, daß hier zum Weber bringt. Denn es ist a große Schand, Anton Georg Grözinger kein Abfall sei! wenn ihr]:'Frühling s'Garn no hant. Hat 11 geschlagen. Schillerstr. 17, 72355 Schömberg Um 12 Uhr: Dr. Peter Thaddäus Lang Besonders umfangreich waren die Tex te in der Johannesstr. 5, 72458 Albstadt-Ebingen Hört <:>.d' Glock . .. 12 Apostel an der Zahl, Nachtzum Sonntag. saßenbeiJ esu am Abendmahl. Feiert so den Sonntag wieder, mit Gebet und Hannelore Sommerer *Hört ... d' Glock .. . zwölf Tore hat die Stadt, Jubellieder. Danket eurem Gott und Herrn wie Schönbühlweg 22,72348 Rosenfeld wohl dem, der den Einganghat. der helle Morgenstern. Dann wird's erst ;echt * Sonntag werden, wann wir gehen von der Er­ den. Droben nach dem Himmelssaal wo Gott Hört . .. d' Glock .. . der Leidende der jetzt d~r Herausgegeben von der Heimatkundlichen Vereini­ noch wacht, 0 Herr verkürze ihm die Nacht. seine Wohnung hat! Der helle Tag, uns nie gung Balingen. Gelobt sei Gott und Maria. verläßt. Gott geb e uns allen einen guten Mor­ Vorsitzender: Christoph Roller, 72336 Balingen, Am gen, dazu einen guten Tag. Heuberg 14, Telefon 77 82. * Geschäftsführung: Ruth Hübner, Im Kirschenwin kel Hört ... d' Glock . .. 12 Tore hat die Zions­ 2,72359 Dotternhausen, Telefon (0 74 27) 910 94. stadt, seligwer den Eingang hat. * Auf ihr Brüder feiert euren Sonntag wieder. Redaktion: Christoph F. Riedl, 72336 Balingen , Uml Uhr: Wenn wir scheiden von der Erden, dann wird's Gerh.-Hauptmann-Ring 14, Telefon 78 16. Hört . .. d' Glock ... ein Gott ist nur in der Die Heimatkundlichen Blätter erscheinen jeweils am erst recht Sonntag werden. Hat 12 Uhr ge­ Monatsende als ständige Beilage des "Zollern-Alb­ Welt, dem sei alles anheimgestellt. schlagen. Kuriers".

------...... ,.....ehe Blätter

Jahrgang 44 . 31. August 1997 Nr. 8 Aus der Geschichte des Bahnhofs Engstlatt Von Bannes Schneider, Balingen Da der Bahnhof Engstlatt jetzt als Haltepunkt für die Nahverkehrszüge der Hohenzollerischen Landesbahn reaktiviert wurde, möchte ich mich in dieser Arbeit einmal näher mit seiner Entste­ hung und seinem Werdegang befassen. Während der vierten Bauperiode der König­ der einzige auf der Hohenzollernbahn war, lich-Württem bergischen Eisenbahn von 1867 welcher kein Bahnsteigdach besaß. 8) bis 1878 entstand auc h di e Hohenzollernbahn. Nachdem der Bahnhof gebaut war und dieser Sie fü hrte von Tübingen nach Sigmaringen. 1) etwas außerhalb des Ortes lag, brauchte man Die Arbeiten gingen gut vonstatten, und es eine Zufahrtsstraße. Der Gemeinderat Engst­ wurde davor gewarnt, den Bahnkörper zu be­ latt beschloß im Oktober 1874 eine Zufahrts­ treten oder zu beschädigen . 2) D ie einzelnen straße, di e an das Gel ände von Ludwig Schai­ Teilabschnitte wurden wie folgt eröffnet: rer und J akob J etter (Adlerwirt in Balingen) Tübi ngen - Hechingen 29 .J uni 1869 angrenzte. 9) Hechi ngen -Balingen 1. Au gust 1874 Balingen - Sigmaringen 4. Juli 1878 Die Gleisanlage Nach dem Fahrplan waren täglich vier Züge ab Tübingen und Sigmaringen vorg esehe n . 3) Beim Bahnhof Engstlatt handelt es sich um Bild des Bahnhofs Engstlatt in den 20iger Jah­ eine Station mit zwei Bahnsteiggleisen, die die ren . Archiv Rehfu ß Bahnhof Engstlatt 4) Kreuzung zweier Züge ermöglichen, des weite­ ren gibt es ein Ladegleis zur Verladung von Sehen wir uns nun einmal den zweiten Bau­ Gütern und Gepäck. abschnitt H echingen - Balingen und besonders Das Gleisbild entspricht dem ersten aus dem den Bahnhof Engstlatt an. Es waren indiesem Jahr 1874. 10) Bei der Deutschen Reichsbahn Abschnitt vier Stationen vorgesehen: war es ein Bahnhof der Klasse IV, vorgesetzte Zollern , Engstlatt und Balingen. Ämter waren das Betriebsamt Sigmaringen, Nachdem ein Bahnhof in Engstlatt geplant das Maschinenamt Tübingen sowie das Ver­ war, mußte zuerst einmal der entsprechende kehrsamt Tübingen. 11) Im Jahr 1911 wandte sich das Eisenbahn Grund und Boden für den Bau erworben wer­ Betriebsamt Sigmaringen an die Eisenbahn­ den. Dazu wandte sich das Königliche Eisen­ bahn-Bauamt in Balingen 1871 an die Königli• Direktion in Stuttgart wegen der Erweiterung che Eisenbahn Bau-Commission in Stuttgart. des Kreuzungsgleises. Diese entschied sich 1912 positiv und es mußten wieder einige Diese gab mit einem Situationsplan Bescheid, Grundstücke gekauft werden; ebenso wurde welc hes Gelände man erwerben müsse. die Verlegung einiger Feldwege nötig. 12) D as Königliche Eisenbahn-Bauamt in Balin­ gen gab diesen Plan an den Gemeinderat Ebenfalls im Jahr 1911 erhielt das Sägewerk Engstlatt weiter, der sich um den Grunder­ Schneider einen Bahnanschluß, dieser wurde werb kümmern mußte. Die Königliche Eisen­ im Jahr 1'922 noch einmal verlängert. Seit etwa bahn Bau-Commission in Stuttgart erhielt im­ 1980 wird der Anschluß nicht mehr benutzt. mer wieder einen Bericht über die Fortschritte 13) be i den Arbeiten in Engstlatt. Der gesamte Es wurde nun durch das Reichsbahn-Be­ Bahnh of Engstlatt im heutigen Zustand (Okto­ Grunderwerb zog sich bis 1873 hin; danach triebsamt Sigmaringen 1927 eine Verlänge­ ber96) SammlungSchneider konnte mit dem Errichten der Gleisanlagen rung des Ladegleises gefordert, da durch mußte und des Empfangsgebäudes begonnen werden. die Brücke über den Feuerbach umgebaut wer­ den. Die Reichsbahn-Direktion in Stuttgart St ation". Herr Stickel verkaufte am 20 . 12. Zuerst mußte das Weichen- und Schienen­ stimmte diesem Vorhaben am 23 . Juli 192 7 zu . 1994 das Gelände andas Hechinger Spielwa ­ material zu den Stationen gebracht werden. 5) Auch durch diesen Umbau mußten wieder rengeschä ft Strobel. Das Königliche Eisenbahn-Bauamt rief im Grundstücke erworben werden. Am 25. Mai "Volksfreund" zur Abgabe von Angeboten für 1928 me ldete das Betriebsamt Sigmaringen di e Quellenangaben die Transportarbeiten auf, ebenfalls rief man 1) Staatsarchiv Ludwigsburg Fertigstellung de r Baurnaßnah men . 14) E 79 III Bü 330, 331 zur Vergabe von Oberbauarbeiten auf. 6) E 79 III Bü 576, 577 Nun ging es mit dem Bahnhof Engstlatt 2) Volksfreund 5. Mai 1874 Sehen wir einmal das Empfangsgebäude ge­ bergab. Im Jahr 1977 wurde der Bah nhof ~um naueran: 3) Volksfreund 23. Juli 1874 unbesetzten Haltepunkt, und seit 1983 hielten 4) Staatsarchiv Ludwigsburg Es ist 9.17 m breit und 14,38 m lang, ü ber dort keine Reisezüge mehr. Schließlich wurde E 79 IBü 429 eine Vorhalle kam man zur Fahrkartenausgabe 5) Volk sfreund 1. Mai 1873 (Weichen) im Jahr 1994 die Anschlußweiche abgebaut. 29. September 1873 (Schienen) (Kasse) und zu einem Gepäckraum, des weite­ 15) 6) Volks fre und 7. Oktober 1873 ren zu den Wartesälen 1. und H. Klass e sowie 7) Notariat I / Balingen IH. und IV. Klasse. Im ersten Stock war Wohn­ 8) Guid o Motika / Balingen raum für den Stati onsvorsteher vorgesehen. 9) Staatsarchiv Sigmaringen Der weitere Weg 16) Wü 65 / 4 Band 2 Der Bahnhof gehörte von Anfang an dem 1237Hch-BL Deutschen Reich (Reichseisenbahnvermögen) 10) siehe 8 11) Deutsche Reichsbahn Gesellschaft und wurde nach Gründung der Deutschen D as Grundstück wu rde im J ahr 1982 neu Amtliches Bah nhofsverzeichnis 1933 der Deutschen Bundesbah n (195 1) auf die Bundesrepublik ve rmesse n und geteilt, wobei auf einem Teil Reichsbahn Berlin Deutschland umgeschri eben (Bunde seise n­ der Bahnhof stand und das andere an di e EVS 12) sie he 4 bahnvermögen). Der Bahnhof ge hö rte ihr bis fiel. Im Jahr 1987 kaufte Wolfgang Stickel den 13) siehe 8 14) siehe 4 zum 11. September 1989 . 7) Bahnhof und baute ihn um. Etwa seit Oktober 15) siehe 8 Es sei erwähnt, daß der Bahnhof Engstlatt 1987 befindet sich darin die Gaststätte "Alte 16) Ortschaftsverwaltung Engstlatt Seite 1086 Heimatkundliehe Blätter Balingen August 1997 Tirol-Exkursion mit Höhepunkten in Bau- und sakraler Kunst und in der Natur Acht ereignisreiche Tage - auch in phantastischen Welten

Innsbruck, die Landeshauptstadt von Tirol , ist eine Reise wert. Diese Erkenntnis gewannen alle, thront Kloster Saben, ehe maliger Bischofssitz die bei der Exkursion der Heimatkundlichen Vereinigung Balingen nach Innsbruck, Tirol und seit dem 6. Jh. Neueste archäologische Gra­ Sü dtirol dabei sein konnten. Acht erlebnisreiche Tage mit Höhepunkten in Baukunst, sakraler bungsfunde haben das erste Bischofsgrab auf­ Kunst, Wohnkultur, ebenso in phantastischen Kristallwelten,.Wildwasserschluchten und blü• gedeckt in der Heilig-Kreuz-Kirche, dem henden Alpenrosenfeldern gestaltete Professor Christoph Roller, Vorsitzender der Heimatkund­ höchstgelegenen Ort der alten Bischofsburg. lichen Vereinigung. Auf- und Ab stieg auf ste ilen uralten Felspfa­ den verlangten Kondition. Schmelzwassermassen to bte n durch die Ro­ Superl ativen, fantastischen Effekten . Als bei sengartenschlucht bei Im st , die auf Treppen­ Kriegsw irren im 18. Jahrhundert ein Kruzifi­ Zur bischöflich en Sommerresidenz Feld­ wegen unter Felsw änden in Tunnel und Holz­ xus bei Schwaz vom Inn angeschwemmt wor­ thurns an der alten Höhenstraße fuhr der Bus. stegen durchwandert wurde. Imst, eins t im Be­ den war, bauten ihm die Bürger an dieser Stel­ Das Renaissance-Schloß Velthurns der Fürst­ sitz des schwäbische n Kai sergeschlechts der le die vollständig mit Fresken geschmückte bischöfe von Brixen, ihre ehemalige Sommer­ Staufer, war im Mittelalter Sitz der Hoch- und Heilig-Kreuz-Kirche. Jetzt war diese Kirch e residenz, bewahrt die einmalig elegante Bau­ Berggerichtsbarke it und sozia ler Einrichtun­ dem Straßenbau im Wege. Komplett angeho­ substanz des 16. J ahrhundert. gen für Knappe n . Si ngvögel wurde n gehalten ben , verschoben, mit festen Fundamenten ge­ Im Augustiner-Chorherrenstift Neustift war um Krankheiten fernzuhalten: Ein blühender gen Absacke n und Wassersch äden ges iche rt, die Exkursionsgruppe bei der High-Society Imster Handel , den mit der Operette "Der Vo­ lädt sie , rissefrei renoviert, die Reisenden zum der Geistlichkeit zu Besuch. Ein modernes gelhändler" Carl Zeller besungen hat. Verweile n und Nachdenken ein. Wirtschaftsunternehmen , gekonnt renovierte Von der Wallfahrtskirche Loch erboden über Sc hloß Tratzberg, beherrschend über dem Räume und Ausstellungen, geschulte Führung. alte Erzstolle n hoch über dem Inntal öffnete Inntal , war nur auf steilem Fußweg zu errei­ Die Klosterkirche in süddeutschem Barock , sich der Blick auf das Zisterz ienser-Sti ft che n. Das J agdschloß, von 1500 von der lichtdurchflutet, ist eine Freude zum Anschau­ Stams; gegründet im 13. Jahrhundert nach Schwazer Gewerkenfamilie Tänzl auf den en . In stärkstem Kontrast hierzu steht der nur dem tragische n Tod des letzten Staufer Konra­ Ma ue rn der ab gebrannten Burg von 1300 er­ drei Kilometer entfernte, zur gleichen Zeit er­ din durch dessen Mutter und dessen Stiefvater baut, ist aus di eser Zeit mit allen Einrichtun­ baute Bischofsdom in Brixen , schwerer gold­ Graf Meinhard von Tiro l. Imponierend sind gen erhalten. Ei n Raum großartiger als der überladener und düsterer italienische r Barock. Kirche und Kaisersaal. Den Hin tergrund bil­ andere! Der Erbauer hatte hervorrag ende Daneben der goti sche Kreuzgang mit seine n det die SkisprungschanzejSommerbetrieb;,im Steinmetz-, Zimmerer-, Tischler- und Schlos­ weltbekannten Fresken , die bischöfliche Resi­ Sportgymnasium von Stams werde n die öster­ sermeister ebenso die Künstler seine r Zeit en­ denz mit Arkadengängen und Gartenanlagen reichische n Skispringer ausge bildet. - An­ gagiert. und die gemütlichen Lauben der Stadt Brixen. schließend wurde in der Innenstadt von Inns­ Und dann die Silberstadt Schwaz. Die / Die Kirchtürme des Prämonstratenser­ bruck für ac ht Tage in eine m Hot el in der Schwaz er Bergordnung von 1449 mit ihren so­ Chorherrenstiftes Wilten und der Basilik a Wil ­ Maria- Theresien-Straße Quarti er bezogen . zia len Komponenten zur Arbeitszeitregelung, ten prägen mit da s Bild von Innsbruck. Im Am zweite n Tag wurde Innsbruck erlebt . Im Kranken- und Unfallversicherung und Tarif­ Hintergrund di e Olympiaschanze am Berg Isel Hofgarten konnte man blühende Rosen beete vertrag war ihrer Zeit weit voraus. Von der mit der Ged enkstätte für Andreas Hofer und und Rabatten unter uralten exo tische n Baum­ wirtschaftlichen und kulturellen Blüte der für die Tiroler Kaiserjäger. riesen bewundern. Von dort ging es zum Hoch­ Stadt zeugen die fünfschiffige gotische Pfarr­ Auf dem Wege nach Schloß Ambras wurden amt im Dom mit Verabschiedung der Kirchen­ kirche, di e lichte Franziskanerkirche mit dem die Stiftskirche und die Basilika Wilten be­ besuc her durch den Bischof per Handschlag. Freskenzyklus im Kreuzgang und die stolzen sichtigt in ihrer so gegensätzlichen Barock­ Barocke El eganz aus der Zeit der Kaiserin Häuser der Gewerkenfamilien. Der Aufstieg und Rokokoausstattung. Schloß Ambras Maria Theresia in der Hofburg stand im Kon­ zum Schloß Freundsberg mit seiner Wall­ schenkte Erzherzog Ferdin and sein er schö nen trast zur Wohnkultur selbstbewußter Tiroler fahrtskirche bilde te den Abschluß di eses ereig­ und geliebten , vom Hause Habsburg ni ch t Bauern im Volkskundemuseum.Kaiser Maxi­ nisreich en Tages. anerkannte n, Philippine Welser. Ausstellun­ milian stellte sich vor bei den Sch warzen Män­ Der fünfte Exkursionstag führte das Wipptal gen, Sa-mmlungen und Bildergaleri e, bei der nern (und auch Frauen) in der Ho fkirche und entlang nach Süden zur Handelsm on opol- und auch Herzog Christoph von Württem berg ver­ bei einer ganz raffinierten Tonbildschau im Silberstadt Sterzing in Südtirol. Zur Si ch e­ treten ist , sind ein Erlebnis. Daneben la den die "Goldenen Dachl". Auf de m stilvollen Alt­ rung von Handelswegen wurde n früher Kon­ schönen Räume und die großartigen Parkanla­ stadtplatz davor wurden die Besuch er mit flot­ trollburgen und zur Unterkunft der Kaufleu te gen mit mo de rnen Stein-Skulpturen zum Ver­ ter Blasmusik vom Erker des "Goldenen wurden Hospize gebaut. Diese Orte waren das we ile n ein. Dachl" aus begrüßt. Ziel dieses Tages. Über dem Sterzinger Moos Hall in Tirol, prämiert für seine hervorragen­ Mit eine m Halt an der Inntalautobahn und thront auf ste ile m Felsen die Deutsch orden s­ de Stadtgestaltung, hat der Welt den Haller der Besichtigung der unübersehbaren, dreiap­ burg Reifenstein. Erhalten in ihrer Bau aussta­ Taler, von dem auch der Dollar seinen Namen sidialen Dreifaltigk eitsk irch e St. Karl begann tung aus der Zeit der Gotik, liebevoll mit Blu­ hat, geschenkt. Se it 1477, als die Mü nze von der dritte Tag. Ans chließend wurden über stei­ men geschmüc kt von der Kastellanin , gibt sie Meran nach Hall verlegt wurde, war Hall le Stufen·und enge Wendeltreppen in der ehe­ Ein blick in längst verschwunden e Zeiten. Münzprägestätte bis 1809. Der Reich tum der maligen Freundsbe rgische n Festung die vier Ei ne Rarit ät sondersgleichen bi et et die . Stadt Hall wurde im Mittelalter bei der Salz­ Geschosse der Wallfahrtskirche Maria Stein Deutsch ordenskommende Sterzing mit ihren gewinnung erarbeitet, und von Hall aus , Inn aus de m Mittelalter erklommen. An der Straße Feskenzyklen und dem Multscher-Museum. abwärts, wurde das Salz verschifft. Die spät­ nach Rattenberg steht "St. Leonhard auf der Hans Multscher aus Leutkirch/Ulm schuf im gotische Pfarrkirche, die Jesuitenkirche und Wiese", eine Kirch enstiftung des heiliggespro­ 15. Jahrhundert für die Sterzinger Pfarrkirche, die Damenstiftskirche zeugen vom ehemaligen chene n Kaisers Heinrich H. -Gotik im heimi- ne ben der Kommende, den Sterzinger Flügel• Wohlstand der Stadt. sche n ro te m Marmor . . altar . All ein schon eine Reise wert sind di e Nach einem Besuch der Wallfahrtskirche St. Dann erfreute das städtebaulic he J uwe l Rat­ erhaltene n Altarflügel und die Skulpturen . Martin im Gnadenwald kl ang der Tag aus im tenberg am Inn. Seine bayerische Grenzfe­ Am Eingang zum Bergbaugebiet am Schnee­ Michaelerhof neb en St. Michael im Gnaden­ stungsruine gibt einen stimmungsvollen Rah­ berg (das Berg werk war bIS vor wenigen Jah­ wald, hoch über dem Inntal mit dem Blick auf men für Freilichtbühne und Festspiele. Rat- ren noch in Betrieb) thront auf einer Anhöhe die Tuxer- und Zillertal er Alp en . . tenberg kam erst unter Kaiser Maximilian an mitten im Tal Schloß Wolfsthurn. Die Ren ais­ Die Rückfahrt über Kühtai und Ötztal war Tirol. Von hier aus ba uten die Augsburger sance-Barockanlage eine r ehe maligen 'Gewer­ der Sch önheit der Hoc hgebirgs region gewid­ Fugger, als Kreditbank des Kaisers, ihre Vor­ kenfamilie wird he ute vom Südtiroler Landes­ met. Von der Bergstation des Dreiseeliftes machtstellung im Erz- und Silberbergbau aus. museum genutzt. Ein sti mmungsvolles Sc hloß ­ führte der Wanderweg abwärts durc h die Fels­ Vom Reichtum der Bürger- und Bergknappen­ keller-Restaurant lädt ein zum Verweilen. Die region zu m Finstertal stausee mit Blick in die stadt zeugt heute noch die prachtvolle barocke Stadt Sterzing mit ihrer gut renovierten Bau­ Sc hneeregion. Der weitere Abstieg durch die Kirch e mit Bürger- und Knappen chor. Nach substanz, ihrer Gastronomie und ihren anspre­ blühenden Bergwiesen mit sprudelnden Wild­ eine m Rundgang durc h das Freilicht-Bauern­ ch enden Einkaufsmöglichkeiten hat alle vor bächen, Zirben und Millionen gerade aufblü• hausmuseu m klang der Tag aus im stimmungs­ der Rückfahrt ins Hotel nach Innsbruck begei- hen der Alpenrosen war eine Pracht. Wer volle n Schloßpark von Matz enjBrixl egg. st ert. - schlecht zu Fuß war, fuhr mit dem Sessellift Der vie rte Ta g rund um die einstma ls reich­ Der zweite Tag in Südtirol führte rund um mit Vierersitzen wi ed er zurück und war auc h ste Stadt in Österreich, um Schwaz, war volle r die Bischofsstadt Brixen. Klausen, die Eng­ auf annähernd 2500 m Höhe. In staufisch-kai­ Überraschungen . Swarovski mit seinem Indu­ stelle im Eisacktal, war das erste Ziel. Das serlic hem, dann in tirolisch gräflichem Besitz strieunte rnehmen ist der größte Arbeitgeber Stadtmuseum im ehemaligen Kl ost er verwahrt war das Pib urger Seengebiet oberhalb des Ötz• der Region und der begehrteste Sponsor. Seine den beachtlich en Loret o-Seh atz der spani­ tales. Von dort ging die Fahrt zügig über Feld­ Kristallwelten sind ein Publikumsm agn et mit sche n Königin Maria Anna. Hoch über Klausen kirch zurück nach Ebingen und Balingen. August 1997 Heimatkundliehe Blätter Balingen Seite 1087 "Räusche und unanständige Reden haben zu unterbleiben" Das Leben der katholischen Landgeistlichkeit auf der Westalb im 18. Jahrhundert / Von Dr. Peter Thaddäus Lang /2. Folge (Schluß)

Abschnitt IX: Von den Mahlzeiten bei den Ka­ • . (Onstmettingen) pitelversammlungen • (Endingen) 1. Die Mitbrüder begeben. sich ordentlich und bescheiden zu dem Haus, welches der De­ kan zur Einnahme des Frühstücks bezeichnet hat. Dort spricht der Dekan einen Segen. Dann verliest der Sekretär die Sitzordnung nach den Regeln, die beim letzten Kapitel im Jahre 1750 festgelegt wurden, nämlich nach Alter, Eintritt in das Kapitel und nach akademischem Grad. (Vor 1750 gab es offensichtlich heftige Streite­ -lleinstetten reien über die Sitzordnung!) • Nu s p Linq•.en Bubsheim • Eg esheim 2. Während des Essens werden einige Ab­ • Böttingen schnitte aus den Synodalstatuten vorgelesen, oder auch ähnliches, ganz wie es der Dekan bestimmt. Da s Landkapitel Ebingen um 1755

3. Beim Essen und Trinken ist Maßlosigkeit (wUrttembergisch-evangelische zu meiden; die Würde des geistlichen Standes Orte in Klanunern) ist zu wahren. (Gute Manieren bei Tisch hatten sich um 1750 eben doch noch nicht allgemein. eingebürgert, wie man sieht!) Abschnitt XII: Von den Gottesdiensten für die 1. Wenn ein Pfarrer in unser Landkapitel 4. Witze, Scherzworte und alles soll unter­ verstorbenen Mitbrüder eintritt und innerhalb eines Jahres stirbt und bleiben, was ausgelassenes Lachen hervorru­ (1. bezieht sich auf Teilnahme an solchen ihm ein anderer Pfarrer nachfolgt, so werden fen könnte, ebenso alles, was Ruf und Ehre Riten) die Einkünfte in Gegenwart des Dekans in eines anderen schädigen könnte. Der Name des 2. Nach der Beerdigung fertigt der Dekan zwölf gleiche Teile geteilt. Für die Monate, die Herrn darf nicht durch Gotteslästerung oder unter Anwesenheit zweier Zeugen ein Inventar der Verstorbene nach dem 24. Juni (das Fest Fluchen beleidigt werden. (Der geistliche der Hinterlassenschaft. Die Schlüssel behält Johannes des Täufers) noch lebte, erhalten die Stand war in dieser Hinsicht hierzulande doch der Dekan, er kann sie aber auch einem be­ Erben jeweils ein Zwölftel der Einkünfte; die noch recht weit von den Idealen des Trienter nachbarten Pfarrerzur Aufbewahrung geben. Einkünfte für die restlichen Monate des Jahres Konzils entfernt!). Niemand soll Schimpfwor­ (3. bis 5. befassen sich mit liturgischen De­ erhält der Nachfolger des Verstorbenen. Hat te gebrauchen, damit kein Streit entstehen tails.) der Verstorbene eine oder zwei Wochen über kann. (Die Geistlichen müssen wohl ziemlich 6. Bei den Leichenschmäusen, die am Tag der einen vollen Monat gelebt (vom 24. Juni aus heißblütig und leicht reizbar gewesen sein ­ Beisetzung wie auch nach späteren Trauergot­ gerechnet), so wird ein Monatsteil in vier Wo­ keine Charaktereigenschaften, die man heut­ tesdiensten stattfinden, haben Schlichtheit chenteile geteilt und die Wochenteile dem To­ zutage gemeinhin mit dem Priesteramt in Ver­ und Bescheidenheit zu herrschen. Völlerei, desdatum gemäß verrechnet. . bindung bringt!). Räusche und unanständige Reden haben zu 2. Wenn ein Mitbruder auf seinen Äckern 5. Sie alle sollen durch Wort und Beispiel unterbleiben. gesät hat und daran anschließend gleich stirbt zeigen, daß sie Gottesdiener sind und keinen 7. Die Erben tragen Ausgaben für die Lei­ oder wegzieht, dann müssen sich die Erben mit Anstoß erregen. Es ist auch festgesetzt, daß chenschmäuse, wenn das Testament des Ver­ dem Nachfolger gütlich einigen, und zwar auf jeder dem Bischof gemeldet wird, der sich storbenen.nichts anderes vorsieht. Die Mitbrü• folgende Weise: der sollen sich jedoch in jedem Fall mit einem durch Betrunkenheit, Schimpfen und Streiten 3. Für alle Einkünfte der Pfarreien in diesem hervortut, den übrigen zur Abschreckung. bescheidenen Imbiß zufrieden geben. (8.-11. handeln wiederum von den Trauer­ Landkapitel beginnt das Rechnungsjahr am Wenn die Übertretung nicht so groß ist oder so 24. Juni. Wenn dem zufolge also ein Pfarrer vor häufig vorkommt, wird der Betreffende von gottesdiensten) Kapitel mit einer Geldbuße abgestraft. seinem Tod oder Wegzug zwischen dem 24. Abschnitt XIII: Über den Kapitelsmonat bei Juni und Weihnachten (das ist die Hälfte des Abschnitt X: Von den Strafen der Mitbrüder, freien Pfründen Jahres) die Pfarräcker durch Pflügen, Eggen die nicht zur Kapitelversammlung kommen, 1. Wenn nach dem Hinscheiden eines Pfar­ und Düngen bestellt hat, dann soll der Nach­ und von Strafen für andere Übertretungen rers, in dessen Kirche keine Hilfsgeistlichen folger seinem Vorgänger oder dessen Erben sind, welche die Seelsorge ausüben können, auch die Hälfte der Erträge zukommen lassen. 1. Wer ohne Entschuldigung einer Kapitels­ dann ist es nach den Synodalstatuten zur Auf­ Es ist nämlich würdig und recht, daß nicht nur versammlung fernbleibt, zahlt zwei Gulden rechterhaltung der Seelsorge erlaubt, daß der d ie Erträgnisse und Annehmlichkeiten, son­ Strafe. Dekan oder andere geeignete Mitbrüder aus dern auch die Mühen und Unannehmlichkei­ 2. Fünfzehn Kreuzer Strafe zahlt, wer nach der Nachbarschaft diese Kirche einen Monat ten geteilt werden. dem -nächtlichen Gottesdienst nicht anwesend lang verwalten und die Einkünfte aus dieser ist (das heißt im Klartext: Wer sich in der Pfründe während der fraglichen Zeit in die 4. Wenn ein Mitbruder aus dem Leben schei­ Nacht noch irgendwo in den Kneipen herum­ Kasse des Landkapitels fließen, denn die hier­ det oder seine Stelle verläßt, und zwar am 24. treibt), ebenso, wer es versäumt, die Messe zu für bestimmten Geistlichen müssen für ihre Juni oder kurz darauf, nachdem er Äcker, Wie­ zelebrieren, desgleichen, wer nach Verlassen Mühe entlohnt werden. .. sen und Weinberge für das folgende Rech­ des Gasthauses, in welchem die Versammlung nungsjahr bestellt hatte, dann erhält der Nach­ stattfand, in ein anderes Gasthaus am selben 2. Nach Ablauf dieses Monats wird sich der­ folger alle Früchte. Er muß jedoch seinem Vor­ "Ort geht. jenige um die Seelsorge kümmern, der den gänger oder dessen Erben die Aufwendungen 3. Wenn sich welche nicht nur bei den Kapi­ Auftrag des Bischofs dazu hat: Er soll den für Samen, Düngung und andere Arbeiten er­ telversammlungen sondern auch bei anderen vollen Ertrag der Pfründe erhalten, denn es ist statten gemäß der Schätzung des Dekans, des Zusammenkünften, vor allem bei Jahrtagen, gerecht, daß derjenige, der am Altar dient,' Kammerers und anderer Leute von gutem Ruf. Festessen und dergleichen aus übergroßer auch von diesem Altar lebt. (Dies ist ein Grundsatz, nach welchem die mittelalterliche Sauf- und Freßlust zu Streitereien hinreißen 5. Diese Regel gilt auch für gepachtete Güter. Kirche durchgehend handelte - zumindest lassen, dann soll der Dekan diesen Mitbrüdern theoretisch.) 6. Wenn aber ein Vorgänger Rechtsansprü• zu schweigen befehlen. Wenn sie das nicht tun, che und Ländereien, die der Pfarrei gehören, zahlen sie drei Gulden in die Kasse des Kapi­ 3. Die Kasse des Landkapitals hat verringer­ an einen Bauern verpachtet hat und das Ende tels. te Einkünfte, seit durch die Reformation viele ­ des Pachttermins ansteht, dann soll der Nach­ (4. und 5. befassen sich mit verschuldeten Gelder und Güter weggefallen sind. Deshalb' folger für das laufende Rechnungsjahr die Geistlichen). sieht der Dekan darauf, daß die Einkünfte aus Pacht für gültig halten, damit für den Bauern unbesetzten Pfründen gegen Zinsen ausgelie­ die Arbeit nicht vergeblich war. Abschnitt XI: Über die Steuern und Abgaben hen werden. an das Kapitel 7. Was den Kleinen Zehnt anbetrifft, nämlich (Diese Bestimmungen dürften höchstens für Abschnitt XIV: Über die Verteilung der Pfrün• Heu, Gemüse, Lämmer, Ferkel, Bienen und einen Finanzdezernenten oder einen Stadt­ denerträge zwischen den verstorbenen und den weitere, so müssen die Erben und der Nachfol­ kämmerer von größerem Interesse sein.) nachfolgenden Mitbrüdern ger sich gütlich einigen. Wenn sie sich jedoch Seite 1088 Heimatkundliehe Blätter Balingen August 1997

nicht einigen können, dann werden sich Dekan r echtschaff ender Männer eine entsprechende Literatur: und Kammerer einschalten und die Sache so Gegenleistung erbringen. - Joseph Ahlhau s, Die Landdekan ate des Bist ums Konstanz in Mittelalter. Ein Beitrag zur mitt elalterlichen Kirchen­ gerecht entscheiden, daß beide Teile es akzep ­ rechts- und Kult urgeschic hte, Stuttgart 1929 (Kirchen­ tieren können. Sind sie dazu aber nicht im­ 9. Wenn Dekan oder Kammerer mit der Auf­ rechtliche Abhan dlungen 109 un d 110). stande, so kommt die Angelegenheit vor das teilung der Einkünfte zwischen Vorgänger und - Peter Th addäus Lang, Die tridentinische Reform im Landkapit el Mergentheim bis zum Einfall der Schweden bischöfliche Gericht. Nachfolger längere Zeit beschäftigt sind, wor­ 163 1. In: Rottenbu rger Jahrbuch für Kirchengeschichte 1, unter man ein oder zwei Tage zu verstehen hat, 1982 ,S. 143-172. . 8. D er Mist aber, der nach dem Ableben de s dann müssen die Erben oder der Vorgänger wie - Peter Thadd äu s La ng, Kirc he - Kelche - Kon kubinen. Die Vorgänger s auf der Dunglege liegenblieb , und post- tridentini sch e Reform in La utlinge n, 1575-1750. In: auch der Nachfolger für die Verpflegung von Heim atkundliche Blätter Balingen 40, 1993, S. 901- 902, alles andere, was dem Viehzeug eigen ist, soll Dekan oder Kammerer und für die Versorgung 907-908. der Nachfolger einsammeln, denn dies alles der Pferde aufkommen und für die Mühever• - Peter Th add äus Lang, Die St atuten des Landk apitels gehört dem Vorgänger. Da dieser Mist jedoch waltung eine angemessene Summe bezahlen. Ebingen aus dem Jah re 1755 . In : Freiburger Diözesan-Ar­ für die Ländereien der Pfarrei wichtig ist, um chiv 113 , 1993 , S; 177-199. - Ernst Walter Zeeden/Peter Thaddäus Lang (Hrsgg.), Re­ sie fruchtbar zu halten, kann der Nachfolger Abschnitt XV: Vom Pedell des Landkapitels pertorium der Kirchenvisit ationsakten au s dem 16. und 17. den Mist behalten, wenn er will, und dem Vor­ (Dessen Einsetzung, Aufgaben und Entloh­ Jahrhundert in Archiven der Bundesrepublik Deutschl and, gänger oder dessen Erben nach der Schätzung nung). Band 2: Baden-Württemberg, Teilband I, Stuttgart 1984 . Zeit der fränkischen Hohenzollern 3. Teil (und vorerst Schluß) zum Thema "Hohenzollernburg und Preußen" - von Hannelore Sommerer, Rosenfeld Der polnische König konnte sich aber mit dem Einzug auf der Marienburg noch lange nicht als Der junge Herzog Albrecht Friedrich war Sieger sehen; die Belagerung der Stadt Marienburg zog sich noch drei Jahre hin, und 1465 kam es erst 15 Jahre alt und wurde aber 1569 in Lublin noch zu einer offenen Feldschlacht bei Czarnovitz, die der Orden nicht gewinnen konnte. So ließ vom Polenkönig mit Preußen belehnt. Die Mit­ sich der Orden auf Verhandlungen mit Polen ein. . belehnung bekam auch Markgraf Georg Fried­ rich von Ansbach-Hohenzollern Jägerndorf Der Frieden, der danach zu Thorn 1466 ge - wur de 1525 der Friede von Krakau geschlos­ sowie Kurfürst Joachim H. von Bandenburg­ schlossen wurde, siche rte dem polnischen Kö- sen. Hohenzollern. Ge~i et Elb~ng nig das von ",:estpreußen mit Herzog Albrecht von Ansbach-Hohenzollern In den J ahren nach dem Tod von Herzog und der Marienburg, die er schon von den böh- regierte in Ostpreußen von 1525-1568. Viele Albrecht wurde sein Soh n von den Ständen mi schen Söldnern gekauft hatte, das Ermland der Ordensritter in Preußen legten die Ordens­ und dem Adel in Vorm undschaft genommen. B ischo fs it~ . Auß er?e~ blieb eigenständig.er tracht ab; wenige, die den reformierten Glau­ Er wurde 1573 mit Marie Eleonor e von J ülich mußte der H ochmeister dem polmschen Komg ben ni cht annahmen , gingen nach Mergent­ verheiratet, das Paar hatte mehrere Töchter, den Treueid leisten und wur de zur Kriegshilfe heim, wo ab 1529 Walter von Cronberg den deren älteste "Anna von Preußen" im J ahr verpflichtet, di e zunächst für 20 Jahre ausge- Titel Hoch- und Deutschmeister annahm. Sein' 1594 den Brandenburger Hohenzoller Johann setzt war. Vorgänger Dietrich ~.on Cleen rettete für den Sigismund heiratete. Das übrige Preußenland, das dem späteren Orden die Balleien Osterreich, an der Etsch Aui. diese Weise k amen die Branden burger Ostpreußen en tsprach , durfte der Hochmeister (Bozen), Elsaß-Burgund und Koblenz. In Preu­ Hoh enzollern zu Preußen. Sie gehörten ur-. mit Hilfe der Stände weiterregieren. Sechs ßen hatte der Orden nichts mehr zu sagen und sprünglich aber alle zu der fränkischen Linie Hochmeister haben nach Ludwig von Erlich- veranlaßte deshalb den Papst, Herzog Albrecht . der Hohenzollern; hier ein Ausschnitt aus der hausen bis zum Jahr 1525 im Schloß von K ö- mit dem Bann zu belegen. Viele Ordensritter "Chronik der StadtHechi~gen" ; nigsberg residiert. Gegen Ende des 15. Jahr- blieben aber in Preußen, sie legten die Ordens­ hunderts ging der Orden dazu über, die Hoch- tracht ab und nahmen den evangelischen 11!J2 wurde Graf Friedrich H. von Zollern meister aus fürstlichen Häusern zu berufen; Glauben an; sie bekamen auch Land zur Besie­ vom Kaiser Heinrich VI. mit dem Burggrafen­ man hoffte dadurch auf Hilfe aus dem Reich. delung zugewiesen. amt in Nürnberg belehnt. Er heiratete die Erb­ tochter der Grafen von Raabs und bekam einen 149.8-1510 war es Friedric.h Herzog zu Sachsen 1527-1543 holte Herzog Albrecht holländi- Meißen, der als Hochmels,ter den Polen den h f . t S ' dl d H d k h stattlichen Landbesitz in Franken dazu. Sein . . sc e, re orrner e ie er un an wer er nac Sohn Conrad wurde Begründer der fränki­ Treueid aber verwe~ger~e. 1507 zog er aus Preußen, die von Kaiser Karl V. verfolgt wur- Pr~.ußen Roch.~It~ ~em schen Linie und Stammvater der sp äteren nach in Sachsen, um den (Mennoniten). Die Königsberger Universi­ Markgrafen.von Brandenburg und der preußi ­ Drangen des P~lenkomgszu entgehen.' der 1II~- t ät Albertina" wurde 1544 gegründet und mer neue Termme ansetzte den Treueid zu lel- ." .. . schen Könige und Kaiser. Der jüngere Sohn t 1510 t b di H h . t zwei Jahre zuvor em akademisches Gymnasi- les~r ~els. Graf Friedrich IV. behielt die Stammgraf­ sen; s ar. oc er. um. Das Kultur- und Geistesleben konnte un- schaften Zollern und war Begründer der Nun folgte die Zeit .der fr änkischen Hohen- tel' Herzog Albrecht wieder aufleben und wur­ schwäbischen Linie des Zollernhauses. zollern aus Ansbach in Preußen. 1511 wurde de gefördert. In jedem Kirchspiel wurden die Markgraf ~.lbrecht von Ansbach-Hohenzol- Kinder von einem Lehrer (Küster) unterrich­ Im Jahr 1412 beginnt die Geschichte de r lern, der mit dem Brandenburger Hohe?zol- tet. Der Katechismus wurde in russischer, li­ fränkischen Hohenzollern in Brandenburg, als lernhaus verwandt wa~, auf den Hochm~lster- tauischer und polnischer Sprache gedruckt. König Sigismund von Ungarn (Luxemburg) st ~h~ ge~e~zt. Er war em Neffe des polmschen Doch die Leibeigenschaft wurde nicht abge­ den Burggrafen Friedrich I. von Nürnberg-Ho• K önig Sigismund; der Orden hoffte das ange- schafft nur einzelne die studiert haben konn­ henzollern in die Mark Brandenburg schickte, spannte Verhältnis zu Polen zu verbessern, das ten sich freikaufen.' Inzwischen ware; auch um das Land zu ordnen und dem Orden in durch Friedrich von Sachsen verursacht war. viele der deutschen Bauern in die Leibeigen­ Preußen gegen die Polen beizustehen. Fried­ D?c~ auch Albre~ht leistete. dem polnischen schaft zum Adel gekommen, so daß Herzog' rich I. wurde als Verweser eingesetzt, aber er ~omg vore.rst .kem en Treueid, ~r versuchte Albrecht dieses in seinem Testament geändert zahlte 100000 Gulden an Sigismund und be­ vielmehr mit HIlfe der ~ussen, Danen und d~r haben wollte; "doch der Adel war so mächtig kam die Mark Brandenburg als vererbbares Deutsch~n. aus .dem R~ICh, geg~n dez: polni- geworden, daß er dieses Testament einfach Pfand. schen Komg Krieg zu fuhren (Reiterkrieg), der zum Nachteil der deutschen Bauern wieder ~?er. zu keinem Zi~l führte und mit einem vier- geändert hat. Du~ch diese Umstände begann jährigen Waffenstillstand 1521 zu Thorn ende- sich aber die ländliche Bevölkerung zu vermi- Die Verfasser der Beiträge te. schen. Albrecht ging nach Nürnberg, wo er Andreas . in dieser Ausgabe: Osiander evangelisch predigen hörte, der ihn DIe erste Fr.~u von Her~og Albrecht wa.r Do- dann zu Luther schickte, von dem er über die rothea von Danemark, die 1547 starb. ~le be­ Dr. Peter Thaddäus Lang falsche Keuschheit der Ordensherren belehrt kam vom Herzog Schloß und Amt Lablau a~s Johannesstr. 5, 72458 Albstadt-Ebingen wurde und'so den Entschluß faßte, den Orden- Leibge?inge verschrieben?ab 1550 wohnte se~­ Hannelore Sommerer staat Preußen in ein weltliches, protestanti- ne zweite Frau Ann~ Man~ von Brau?schwelg Schönbühlweg 22 ,72348 Rosenfeld sches Herzogtum umzuwandeln. Dieses gelang in dem Schl~ß Labiau, Mit der zweiten Frau mit Hilfe des polnischen Königs Sigismund, bekam er semen Erben und Sohn Albrecht dem ein reformiertes Preußenland lieber als Friedrich. Herausgegeben von der Heimatkundlichen Vereini­ ein katholischer Orde nstaat als Nachbar war, Als alter Mann versuchte Herzog Albrecht gung Balingen. de nn auc h in Polen hatte die Reformati on Fuß mit einigen geistlichen Beratern die mächtigen Vorsitzender: Christoph Roller , 72336 Balingen, Am gefaßt. Stände und den Adel zu stürzen, die aber den Heuberg 14, Telefon 77 82. So wurde der letzte Hochmeister in Preußen polnischen König zu Hilfe riefen; drei der Be­ Geschäftsführung: Ruth Hübner, Im Kirschenwinkel 2,72359 Do tternha usen, Telefon (074 27) 9 1094. mit der Herzogswürde und dem Land Preußen rater wurden gehenk t, de r Herzog konnte sie Redaktion: Christ oph F. Riedl, 72336 Balingen, f i ir sich 'und seine Erben von den Polen be- nicht mehr schützen. Zwei J ahre später ist er Gerh.-Hauptmann-R ing 14, Telefon 78 16. it . Mitbelehn t wurden auc h zwei Brüder dann als 78jähriger Mann in Tapiau gestorben, Die Heimatkundlichen Blätter ersche inen jeweils am Herzog Albrecht, deren Mutter die Schwe- seine Frau Anna Maria starb am gleichen Tag Mon atsende als ständige Beil age des "Zollern-Alb ­ . von König Sigismund war. Gleichzeitig im Schloß Neuhausen, 1568. Kuriers". Jahrgang 44 30. September 1997 Nr.9 Irrt Goethe? - Balingen einst und jetzt Gedanken zu einem Jubiläum besonderer Art - von D. Färber und E. Steidle - Teil! "Gleichfalls schöne Gegend; links in einiger Entfernung hohe waldige Berge, bis an deren Poststation in das Rathaus "Alte Post". Dieses steilern Fuß sich fruchtbare Hügel hinauf erstrecken. Angekommen um 10 ·Uhr. Der Ort liegt Gebäude war beim Stadtbrand von 1809, weil zwischen fruchtbaren, mehr oder weniger steilen, zum Teil mit Holz bewachsenen Hügeln und außerhalb der Stadtmauer gel egen , verscho nt hat in einiger Entfernung gegen Südost hohe holzbewachsne Berge. Die Eyach fließt durch worden, brannte dann aber 1874 vollständig schöne Wiesen. Diese erst beschriebne Gegend sah ich auf einem Spaziergange hinter Balingen. ab. In diesem Zusammenhang ist es in teres­ Hohenzollern ist rückwärts noch sichtbar. Die Eyach läuft über Kalkfelsen, unter denen große sant, daß von den damals verschonte n Balinger Bänke von Versteinerungen sind. Gasthäusern später drei durch Brand zerstört Der Ort selbst wäre nicht übel, er ist fast nur ren erst abends V2 9 Uhr in Tuttlingen, obgleich wurden: Neben dem Goldenen Adler das Gas t­ eine lange und breite Straße, das Wasser läuft Goethe zu seiner Reise nicht die normale Post­ haus zur Rose in den sechziger Jahren unseres durch, und stehen hin und wieder gute Brun­ kutsche benützen mußte, sondern einen Reise­ Jahrhunderts und das Gasthaus Lang erst vor nen; aber di e Nachbarn haben ihre Misthaufen wagen seines Herzogs zur Verfügung hatte. zwei Jahren. Das Gasthaus zum Hirsch wurde in der Mitte der Straße am Bach, in den alle Gleichwohl war aber auch er auf die Poststa­ im letzten Krieg durch einen Fliegerangriff Jauche läuft und woraus doch gewaschen und tionen zum Pferdewechsel angewiesen. Es ist zerstört. zu manchen Bedürfnissen unmittelbar ge­ also nicht verwunderlich, daß in Balingen eine schöpft wird. An beid en Se iten an den Häusern Rast eingelegt wurde. Wie mag es in und um Balingen vor 200 Jah- bleibt ein notdürf ti ger Platz zum Fahren und Ganz so schlecht mag der Eindruck auf den - ren ausgesehen haben ? Sicher ni cht ganz so Gehen. Beim Regenwe tte r muß es absch eulich Herrn Geheimen Rath wohl auch nicht gewe­ düster, wie man dies nach Goe thes Schilde­ sein. Übe rdies legen die Leute, wegen Mangel sen sein, immerhin hat er auf der Rückreise in rung vielleicht vermuten könnte. Bilder aus an Raum hinter den Häusern, ihren Vorrat von der Nacht vom Samstag, 28. auf Sonntag, 29. dieser Zeit gibt es nicht bzw. ni cht mehr. Die Brennholz gle ichfalls auf die Straße und das Oktober 1797 iri Balingen übernachtet. Wenn Fotographie war in dieser Zeit noch nicht er­ Schlimmste ist daß nach Beschaffenheit der er auch selbst nichts darüber schreibt, kann funden und alles, was anZeichnungen existier t Umstände fast durch keine Anstalt dem Übel dies nach den Umständen wohl nur im "Golde­ haben mag, ist 1809 in den Flammen vernichtet zu helfen wäre ." nen Adler" gewesen sein. Die Poststation worden. So können wir allein auf einen Meri­ Diesen Bericht über Balingen hat der Dich­ selbst war zu dieser Zeit noch im "Weißen anstich aus dem Jahr 1643 zurück greif en . terfü rst Johann Wolfgang von Goethe am 15. Ochsen", der Posthaiter Johann Martin Roller September 1797 in seinem Tagebuch festgehal­ aber 1788 verstorben und auch seine Frau Dieser Stich zeigt eine Stadt von ca . 400 mal ten. Er ist in diesen Tagen also gerade 200 Martha im gleichen Jahr. Der Sohn Johannes 220 Metern Grundfläche, umgeben von einem Jahre alt und der Jahrtag gibt Anlaß zu einigen Roller folgte seinen Eltern als Posthalter, war doppelten Mauerwall. Dazwischen war ein Rückerinnerungen an die damalige Zeit. Goe­ aber, als seine Eltern starben, erst zehn Jahre Graben, teilweise mit Wasser gefüllt, durch the war in Begleitung seines Sekretärs Johann alt. Er übernahm die Posthalterei im Jahre eine im Südteil gemäß einer gräflichen Erlaub­ JakobLudwig Geist. Auch dieser führte Buch 1800. Solange wurde diese von Johann Paul nis vom "Mittwoch nach St. Georgen" 1428 und schreibt über unsere Stadt: Leonhardter "während der Minderjährigkeit ("Das Wasser der Steinach, das neben Balin­ "Engschlatten liegt zwischen angenehmen seines auf diesen Postdienst exspectivierten gen abläuft, aufzufahren und nach bestem Hügeln im Grunde. Balingen hat gleichfalls Pflegesohnes" als Postverweser betrieben. Nutz und Willen zu nießen.") aufgestaute und eine schöne _Gegend. Die Eyach, ein kleiner Es ist also denkbar, daß der "Weiße Ochse" entlang der südlichen Stadtmauer umgeleite­ Fluß, durchschneidet den Ort, welcher ganz in den Zwischenjahren mit der Aufnahme von ten Steinach. Sie erhielt damals durch Vertie­ ineinander gebaut und mit einer Mauer einge­ Übernachtungsgästen Schwierigkeiten hatte. fung des Grabens ihren noch heute bestehen­ schlossen ist, so daß die Einwohner, we lche Er befand sich an der Stelle des heutigen Tex­ den Verlauf in die Eyach, während sie zuvor sich me ist von Ackerbau und Viehzucht näh• tilhauses Hengsteler, wo man das Wirtshaus­ entlang der westlichen Stadtmauer, also hinter ren, ebenfalls genötigt sind, ihren Mist und schild renoviert noch heute finden kann. Der der Stadtkirche, floß . Ein Teil des Wassers Holzvorrat auf freiere Straße liegen zu lassen." "Goldene Adler" war in der Nähe der heutigen speiste einen mitten durch die Stadt laufenden Goethe war an diesem Tag von Tübingen, wo Lederwaren/Raumausstattungsfirma Gess, lag Stadtbach, welcher also schon vor 570 Jahren er seinen Verl eger Cotta besucht hatte, weiter also außerhalb der Stadtmauer. Später dann, angelegt wurde. Er gelangte von einem Stau­ in Richtung Schweiz bis Tuttlingen gefahren. bis zur Verlegung der Posthalterei in das Rat­ wehr der Steinach in einem mit Flußkiesel be­ Dies war die längste Wegstrecke, welche der haus, war der Goldene Adler Poststation und legten, 50 cm breiten Kanal über die "Insel" hohe Herr auf dieser Reise zurücklegte. Nach nannte sich "Post" und nach Verlegung der durch die Stadt bis zur heutigen Freihofstraße. dem Wegbericht seines von ihm ansonsten sehr gelobten Kutschers Kalb waren die Reisenden morgens um 4 Uhr in Tübingen losgefahren. Sie hatten allein für die Strecke von Hechingen bis Balingen drei Stunden gebraucht, und wa-

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Solingen vor dem Brond 18 ~ 9 Seite 1090 Heimatkundliehe Blätter Balingen September 1997

Entlang dieser floß er zwischen den Häusern Goethe war nun der Mei nung, daß nach Lage Heute findet das suchende Auge vor allem hindurch zum Mühlkanal. Erst nach dem der Dinge den von ihm gerügten Mißstän den noch Reste an der Rückseite der Gebäude in Stadtbrand von 1809 wurde er durch die Ka­ nicht abgeholfen werden könne. Unter den da­ der Ölbergstraße und die Straßennamen "Im meralarntstraße und am Kameralamt vorbei maligen Umständen mag wohl ein Ausweg Zwinger" und "Auf dem Graben" erinnern dur ch ei n enges Gäßchen geleitet, wo er noch auch nicht denkbar erschienen sein . Die . daran, wo Zwinger und Graben gelegen waren. eine Lohmühle und eine Walke für Weißgerber .grundlegende Änderung der Dinge allerdings und Strumpfwirker betrieb . hat er nicht vorausgesehen. Eines hätte er wis­

sen können: Balingen ist zuvor schon viermal ;":C-" --':-:'~ '>'i":"'" '..... :-. " >.,' Zur Zeit des Merianstiches, al so etwa 150 ni edergebrannt: 1546 , 1607 , 1672 und 1724 , so Jahre vor Go ethes Besuch, mag die Innenstadt daß ein solcher Stadtbrand auch für die Folge­ noch eng und verwinke lt gewesen sein. Später zeit im Bereich des Denkbaren stand. So än• aber zä hlte Balingen zu den bestausgebauten derte ein Blitzschlag am 30. Juni 1809 die Din­ Städten des Landes. Nach einem Stadtbrand ge von Grund auf. An diesem Tag schlug nach­ <:J:m 12. Februar 1724 war in den umliegenden mittags um ein Uhr ein Blitz zwischen die Amtern eine Brandsteuer erhoben und deren Scheuern des Webers Johannes Widmann und Bevölkerung auch zum Abräumen des Brand­ des Bäckers Johann Jakob Hartenstein in der schutts herangezogen worden. Seit diesem . Unteren Kirchstraße (hinter dem "Weißen Wiederaufbau hat Balingen seine breite Ochsen") ein, und im Nu stand rundum alles in Hauptstraße. Sie verbreiterte sich damals zu­ hellen Fl ammen. Das Feuer verbreitete sich im dem von den Toren aus keilförmig auf die Uhrzeigersinn rund um di e Stadtkirche hin Stadtkirche hin, so daß der Chor der Stadtkir­ aus, und am nächsten Tag waren 335 Häuser und 54 Scheuern und Stallungen abgebrannt. - che dem Besucher beim Betreten der Stadt gleich voll ins Auge fiel. Das obere Tor stand Der Brand löste im ganzen Land eine Welle der mit seinem Torturm in Höhe der heutigen Tor­ Hilfsbereitschaft aus, große Mengen an Klei­ Noch etwas hat Goethe nicht vorhergesehen. brücke beim Spielwarenhaus Jetter, das untere dung, Lebensmitteln und Mobiliar wurde für Wä hrend zu seiner Zeit außer den Beamten zwischen der he utigen Freihof-/Hermann­ die Geschädigten gespendet, der Kön ig schick­ no ch jeder Emwohner der Innenstadt seine Berg-Straße und der Straße Auf dem Graben. fe als erster 10 000 Gulden . Der Geb äudescha­ kl einere ode r größere Landwirtsch aft betrieb den von 327 326 Gulde n war größtenteils und somit zu Goethes Mißfallen auch Misthäu­ durch die schon seit 1772 in Altwürttemberg fen produzierte, sind die Viehställe mit der Entlang des Baches standen vier, wie Goethe bestehende Gebäudebrandversicherung abge­ einsetzenden Industriealisierung aus der In­ schre ibt, gute Brunnen, welche aber nicht vom deckt. Der Schaden am Mobiliar be trug aber nenstadt verschwunden und ist der Weg frei Stadtbach, sondern vom Engelestäle her in immerhin ebenfalls ca. 132 000 Gulden. . geworden 'fü r eine sich stetig fortsetzende Ent­ hölz ernen Deichein mit frischem Quellwasser wicklung der Innenstadt. gespeist wurden . Di e Seitenstraßen freilich waren eng und Der König schickte nunmehr seinen Land­ verwi nke lt, die Häuser größtenteils als Fach­ baumeister Glaser, welcher nach in di eser Zeit So konnte Gustav Schwab schon 1823 be­ werkbauten erstellt, ein Haus an das andere richtungsgebende m kl assizisti sch en Vorbild richten: gebaut ohne die Feuergassen, welche wir heute und feuerpolizeilichen Richtlinien einen streng zwischen älteren Häusern noch sehen können. geometrischen Stadtplan für die neue Innen­ Was die Stadt Balingen betrifft , so ist sie ein Die ganze Stadt war von einer doppelt en stadt entwarf, mit einer begradigten breiten kleines, seit dem letzten Brand (1809) wohlge­ Stadtmauer umgeben , zwisc hen 5112 und 7112 Hauptstraße und mit von dieser karreeförmig bautes Städtchen mit 3049 Ei nwohnern, Sitz Metern hoch. Dazwischen la g der Zwinger . Im rechtwinklig abgehenden Seitenstraßen. Da­ eines Oberamtes und einer Post. Sie besteht , . Graben hatten di e Bürger im östliche n Teil durch aber ging Bauland verlore n , und so kam einige kl eine Seitenanhänge abgerechnet, aus Garten und Gärtchen angelegt . Dabei wissen es zur Ausdehnung de r Stadt über die durch einer einzigen, la ngen Straße. Wirtshaus : die wir heute ni ch t einmal mehr ge nau , wo dort die die Stadtmauern gesetzten Gre nzen hi naus. alte (ehemalige) Post , gut; mi t Fahrgelegenheit äußere Stadtmauer verlief. Zwisch en dieser für die weitere Reise. Die neuere Pfarrkirche und der Eyach waren Werkstätten der Gerber ward im Jahre 1443 erbaut und hat einen an­ und de r Färber , welche das Wasser des Flusses Zwar blieben die Mauern erhalten, aber nur sehnlich en Turm von Quadern. Unter der Em­ für ihr Handwerk benötigten. noch halb so hoch . Die Steine der.alten Mauer­ porkirch e sieht man das Epitaphium de s Gra­ kron e verwende te man zum Wiederaufbau der fen Friedrich von Zollern, de r hier begraben Insgesamt war Balingen zu dieser Zeit eine Häuser. Nachdem der Graben zur Aufnahme liegt. - Das kl eine Albflüßchen Ei ach, das bei wohlbehütete und seit dem 30jährigen Krieg des Brandschutts di ente, war der Sinn der dem Bergort Pfäffingen entsp ringt und aus von kriegerischen Auseinandersetzungen un­ Stadtmauer auch nicht mehr gegeben und dem Lautlinger Tal hervorkommt, fließ an der behelligte Stadt. schon wenige Jahre späte r war si e zerfallen. Stadt vorbei .

Von Märchenstraße zur Weser-Renaissance Exkursion der Heimatkundlichen Vereinigung

Beidseits der Deutschen Märchenstraße zur Weser-Renaissance führte die Exkursion der Hei­ Ruinen, bringt: volle Hochachtung! Diese Tat­ matkundlichen Vereinigung Balingen unter der Leitung von Professor Erwin Schneider. Die kraft zeigt sich auch in Hannover, in der Stadt, Mythologie Grimm'scher Märchen, die Baukunst in Vergangenheit und Gegenwart und die den Herrenhäuser-Gärten mit überquellender zuversichtliche Tatkraft heutiger Menschen waren beeindruckend. Blütenpracht und in der Großbaustelle EXPO 2000. Göttingen brillierte mit illustren Namen aus Urlauber, Touristen aus der ganzen Welt. Aus­ Wissenschaft und Gesellschaft. In Bodenwer­ gangspunkt für den Erz-, und Silberbergbau Auch die sakrale Baukunst mit dem wieder­ der und Schloß Bevern grüßte Freiherr von im Harz waren Goslar und seine Kaiserpfalz erstandenen Dom zu Minden, der ehemaligen Münchhausen.Marienmünster bot eine glück­ mit Stadtbefestigung, Rathaus, Kirchen und Klosterkirche Wunstorf und der ehemaligen liche Symbiose von Romanik, Gotik und Ba­ großartigen Fachwerkhäusern. Die gläubige bischöflichen Privatkirche in Idensen, mit rock, sein schwungvoll lichthelles Chorgitter Hoffnung auf Geborgenheit in Gott packt" je­ hocheleganten Fresken aus dem 12. Jahrhun­ ließ vergessen, daß der Chor damit geschlossen .den, der die schlichte Knappenkapelle be­ dert, überzeugte in ihrer Harmonie und Würde. war. Kaiser Karl der Große und sein Nachfol­ sucht, damals auf dem Weg zur Arbeit am Auch hier gilt di e Erkenntnis, nur dort ist ein ger Kaiser Ludwig der Fr. gründeten die kai- . Berg, heute zum ökumenischen Gebet, Taize. .geistiger, gesellschaftlicher und wirtschaftli­ serliche Reichsabtei Corvey vor we it über 1000 cher Aufschwung zu verzeichnen , wo sich tat­ .Jahren. Karolingische Reichsp olitik, christli­ Hameln, die Stadt der Weser-Renaissance, kräftige Persönlichkeiten mit neuen Ideen voll che Mission, in Corvey wirkten Persönlichkei• Bückehurg, Schwalenberg, BIomberg und einsetzen. So waren di e Exkursionsteilnehmer ten von europäischem Rang. Von ihrer Weit­ Lemgo wetteifern in der Vielfalt ihrer maleri­ tief beeindruckt vom 1000jährigen selbständi• sicht künden noch heute die Werksteine in schen Fachwerkhäuser und prunkvollen Haus­ ge n Damenstift Fischbeck und der noch älte• Gewölben, Säulen, Pfeilern. fassaden. Aber oftmals gilt:"Alles nur Fassa­ ren und genau so aktiven Abtei Bursfelde: Tau­ Clausthal-Zellerfeld mit seiner Montan­ de". Die Schlösser Hämelschenburg, Brake sendjährige Stätten zu Ei nkehr, Meditation Universität mit Bergbau-Museum und beein­ und Hülsede dokumentieren die Privatiniti ati­ und geistiger Bereicherung. Stätten, getragen druckenden Kirchenbauten kündet vom frühe• ve , verbunden mit neuen Ideen und unermüdli­ von modernen Menschen, die helfen und ver­ ren Bergsegen im Harz. Die Holzstabkirche in cher optimistischer Schaffe-nskr aft neues pul­ antwortungsbewußt in christlichem Ge iste ar­ Hahnenklee lädt Menschen ein , Baufa chleute, sierendes Leben in uralte Gemäuer, fast scho n beiten . September 1997 Heimatkundliehe Blätter Balingen Seite 1091 Ebingen im Dreißigjährigen Krieg Pfarrer Friedrich Martin Jehle als Geschichtsforscher - von Dr. PeterThaddäus Lang, Albstadt-Ebingen Der Dreißigjährige Krieg - er gehört zu den schlimmsten Tragödien der deutschen Geschichte; Religionskrieg, sondern politischer Krieg und die Erinnerung an ihn hat sich tief in das kollektive Gedächtnis eingebrannt, und auch in der die geschehenen Mordtaten sind so unmoti­ deutschen Literatur wurde er immer wieder thematisiert. Erinnert sei in diesem Zusammenhang viert, man möchte fast sagen, beiläufig, daß an die Werke von Schriftstellern wie Hermann Löns ("Der Wehrwolf", 1910), Golo Mann man den Grund nur in dem Mutwillen, der ("Wallenstein", 1971), vor allem aber Friedrich Schiller ("Wallenstein", 1800). brutalen Gewalt der Soldateska suc he n kann, Wie sich dieser schrecklic he Kri eg auf die die in grausamer Weise den Vers wahrgemac ht württembergisc he Kleinstadt Ebingen ausge- hat. wirkt hat - darüber war bi sher recht wenig Sie schießen in die blaue Luft hinein bekannt. In seiner "Geschichte der Stadt Ebin­ gen" (erschienen 1923) lieferte Gottlob Fried­ und bedenken nicht, daß da Menschen könnten sein. rich Hummel eine Beschreibung der Ereignisse (S, 60-64), die auch Walter Stettner in seiner Stadtgeschichte (Ebingen, . Geschichte einer Eine 74jährige Frau wird von einem Solda­ württembergischen Stadt, erschienen 1986) in ten zu Tod e geworfen. Ein friedlich mähender gekürzter Form übernahm (S. 80-81). Mann wi rd durchs Herz geschossen. Ein junger 'Dem Schöngeist Hummel war es nicht wich­ Bürger muß das Zuschauen beim Durchzug tig, die Quellenbelege für seine Darstellung eines Reiterregiments unter Oberst Esper mit anzugeben. Der interessierte Historiker konnte Plarrer dem Tode büßen. Der 60jährige Stadtbote Ja­ deshalb bisher die Spur der Informationen Friedrich Martin JehJe kob Rempp erhält auf dem Weg nach Stuttgart nicht wieder zurückverfolgen. , " schon in Truchtelfingen den tö dlichen Schuß. Das hat sich nun geändert. Wie die vielen ' Das sind nun we nig Beispiele von vielleicht wörtlichen Übereinstimmungen beweisen, Anzahl von Ki ndern Tag für Tag. Und die hundert.f schöpfte Hummel aus einer kleinen unschein­ Stadt sah sich veranlaßt, ihren ärmeren Bür- baren Broschüre von 26 Seiten mit dem Titel gern den Unterhalt dadurch zu verschaffen, Oft läßt sich freilich der Grund erraten. Der ' "Gedenkblätter für die evangelische Gemeinde daß sie dieselben unter einem Lieutenant als friedliche Bürger ließ sich nicht immer gutwil­ Ebingen, Heft 1", erschienen 1897 in Ebingen. Musketiere täglic h aussandte zum Schutz der lig sein Eigentum nehmen, ja die Beispiele feh­ Sie befindet sich in seinem Nachlaß (Stadtar­ Markung gegen die streifenden Reiter und da- len nicht, wo das Leben des Soldaten darüber chiv Albstadt, Nachlaß Hummel Ms 26). Wie fü r mit einem Laib Br-ot täglich belohnte. verloren geht. Schon 1629 muß die Stadt sich aus der Vorbemerkung hervorgeh t , entstand Sc hrecklicher als der Hunger wütete di e be i einem Obersten in Balingen entschuldigen diese Schrift "zur Erin nerung an de n ersten Pest. Sch on vor dem Krieg im Jahr 1610 war sie lassen, weil am St.-Gallenmarkt sä chsische Gemein de -Abend, arn Melanchthonstag, den hier ausgebroc he n. Am 1. Augu st dieses Jahres . Reiter wegen verübten Mutwillens und Unf ug s 16. Februar 1897 , der in der städtischen Turn­ starb die erste Person hier an Pest , inne rhalb von Bauern und andern Marktbesuchern abge­ halle gehalten wurde und von etw a 1400 Ge­ drei Wochen folgten dieser Frau ihre sechs schmissen-!, d. h . (nach heutiger Ausdrucks ­ meindegliedern besu cht war". Verfasser ist der Kinder. Am 7. September allein wurden sieben weise) durchgeprügelt wurden . Zudem ge­ damalige Ebinger Stadtpfarrer Friedrich Mar­ Personen begraben, im Oktober zusammen 66, währt uns das Strafenverzeichnis einen Ein­ tin Jehle , der an besagtem Gemeindeabend ei­ im November 67 Personen; dann ließ die Seu- blick in wie schauerlicher Weise sich auch in nen längeren Vortrag zur Ebinger Kirchenge­ ehe nach. Aber noch mit größerer Gewalt trat der Bevölkerung gegen Schluß des Krieges die schichte hielt , wobei der auf den Dreißigjähri- ' sie im Jahr 1635 auf, wo sie im Oktober allein Rohheit mehrt: Holzfrevel, Feldfrevel, gemei­ gen Krieg besonders ausführlich einging. 227 , im Nov ember 194 Personen wegraffte, al - ner Diebstahl, gar nicht zu reden von der Jehle war bei seiner Vorbereitung wesentlich so in einem Monat mehr Personen als jetzt in durc hs Militär eingeschleppten Unsittlichkeit. sorgfältiger und fleißiger vorgegangen als einem Jahr. Am 30. Oktober hatte sie den Hö - Kurzum es ist jene schreckliche Zeit , in das Hummel und Stettner; als Quellen di enten ihm hepunkt erreicht mit 13 Leichen an einem Tag. Merische nlebe n keinen Schuß Pulver mehr die Kirchenbüch er wie auch die Ruggerichts­ Allem Ansc hein nach hat der erste Teil des ga lt. protokolle, die Stadtrechnungen wie auch die Krieges Ebingen keine Verfolgung um seiner . Rechnungen der Kirchenpflege. Pfarrer Jehle Religion willen gebracht. In dieser Beziehung Am schrecklic hs te n war das für die Landbe- dürfte wohl mindestens mehrere Woch en ge­ können wir auch im zweite n Teil des Krieges völkerung, die ohne die Deckung durch Wall braucht haben, um alle Fakten zusammenzu­ zu nächs t keine Verände rung beobachte n, ob- und Graben keinen Auge nblick vor den Fein­ tragen. wo hl die Nördlinger Schlach t den zuchtlosen den und meh r noch vor dem scheußlichen Mit seiner Ausarbeitung ste ht er in einer kaiserlichen Scharen den Einzug nach Würt- Raubgesindel der Marod eu re sicher war. So gute n alten Tradition, denn neben den Lehrern temberg öffnete. Ebingen lag ebe n etwas ab- finden wir eine Menge Personen, die sich in der waren es damals immer wieder die Pfarrer seits . Zudem hatte der Kaiser das Amt Ebingen festen Stadt Ebingen trauen lassen, ihre Kin­ (auch die katholischen), die grundlegende Dar­ mit Balingen, Rosenfeld, Tuttlingen seinem der taufen lassen, hier sterben und begraben stellungen zur Ortsgeschichte abfaßten. Kriegsratspräsidenten Schlick geschenkt. Die- we rden. Vielfach ist diese Verlegung kirchli­ Mit dem nachstehend wiedergegebenen Text ser garantierte auf dem Papier seinen evangeli- eher Akte in die Stadt auc h dadurch er klärt, wird zum eine n unser Wissen über da s Schick­ sehe n Unterthanen Religionsfreiheit. Endlich daß auf dem Lande nirgends mehr ein Pfarrer sal Ebingens im Dreißigjährigen Krieg verar­ bek am Ebingen noch einen kaiserlichen Salva war. Sie ha tten ihren Glauben mit ihrem Blut beite t, zum anderen ab er werde n die Verdien­ Ga rdia Brief, der die Stadt vor Durchzügen besiegeln müssen . 1639 stirbt hier ers t 28jährig ste des Stadtpfarrers Friedrich Martin Jehle und Einquartierungen kaiserlicher Truppen M. Andreas Schempp, Pfarrer von Pfeffingen. um die Ebinger Stadtgeschichte gewürdigt. schützen sollte. Di e kaiserliche Schutzwache, die nun in die Stadt einzog, scheint sich zu den Bürgern sehr freundlich gestellt zu haben,we­ Ebingen selb st aber war auf den Krieg wohl Hier Jehles Text: nigstens treten sie sehr oft im Taufbuch als vorbereitet. Es besaß eine starke doppelte Taufpaten auf. Diese Thatsache wird uns um Mauer, die im Jahr 1622 mit großen Kosten Stück für Stück neu aufgeführt wurde. Es hat­ Wie die Einträge in unseren Kirchenbüchern so weniger verwundern, wenn wir hinzufügen , da ß jedes Jahr ein- oder zweimal die katholi­ .te drei große Türme, von den en der Bürgerturm und Stadtrechnungen beweisen, hatte Ebingen als alter Malefizturm alle in noch übrig ist. Auf seh r viel Durchmärsche von Truppen und Ein­ schen Schenken von Stauffenberg in Lautlin­ gen als Gebietsnachbarn hier zu Paten stehen, der Stadtmauer waren außerdem noch minde­ quartierungen namentlich über den Winter zu ste ns vier kleinere runde Türme angebracht leiden. Leute aus aller Herren Länder tre ffen eb en so die ebenfalls gut katholische Aebtissin von Buchau, eine geborene Gräfin von' Spaur und während des Krieges wurde noch hinter wir da an, nicht bloß Hessen, Elsässer , Bran­ dem Rathaus ein großer runder Festungsturm denburger, Österreicher, sondern auch den undValör, zu deren Gebiet das benachbarte Straßbe rg gehörte. Sie verfügte sich, sogar gebaut, zu dem man 49 Wagenladungen Steine magdeburgischen Domherrn Volrad Daur, der in Lautlingen brach. Die drei Thore waren mit das Meßgewand mit dem Harnisch des Ritt­ selbst einmal nach Ebingen mit ihrem ganzen Hofstaat, Hofprediger, Obervogt, Schreiber, starken Palisaden versehen und mit Doppel­ meisters vertauscht hat, den schottischen Li­ hacken und Feuermörsern, den damaligen Fe­ eutnant Sc harpff, den spanischen Rittmeister Haus- und Dorfvogt, Hofmeister, einem Reiter, zwei Kutschen und einem Wagenheber.'! stungsschützen, bewehrt. 1619/20 war der . Don Francisko Verdugo usw. Dem gegenüber Vorrat an Schießbedarf 237 Pfund Pulver, muß uns die Seltenheit der durch Soldatenge­ In den einige Zeit auf di e Nördlinger 1238 Pfund Blei, 720 Klaftert' Lunten, worüber walt verursachten Todesfälle im ersten Teil des Schlacht folgenden Jahren beginnen auch für der Herzog der Stadt seine gnädige Zufrieden­ Krieges, wo er doch in der Hauptsache noch Ebingen jene schrecklichen Zuständige, die heit aussprechen ließ. Dazu wurde aus der Religionskrieg war, auffallen . Mehr als die Deutschland zur Wüste machten. In zahlloser Bürgerschaft eine freiwillige Reiterei gebildet Soldaten räumte der Hunger auf, dessen Qua­ Menge mehren sich die Mordthaten durch die und die Bürgerwehr wurde von ihrem Leut­ len viele Fremde im hiesigen Bettelhäuslein Soldaten. Und doch kann auch da wieder nicht nant Hans Beck eingedrillt. und auch hiesige Bürger erlagen. Das Hospital von einer Religionsverfolgung gesprochen speist 1631 aus Stiftungsmitteln eine ganze werden. Der Kri eg war ja jetzt nicht mehr (Schluß folgt) Seite 1092 Heimatkundliehe Blätter Balingen September 1997 Auswanderungen aus Württelllberg nach Siebenbürgen Von Balduin Herter, Mosbach Vor nunmehr 150 Jahren (1846) sind aus dem ehemaligen Oberamt Balingen über 500 Personen Es ist mir bisher gelungen, Daten über die nach Siebenbürgen (damals Ungarn, heute Rumänien) ausgewandert. Unter ihnen haben 24 als Auswanderer aus Ebingen, Pfeffingen und Auswanderungsort Balingen angegeben. Zillhausen zu erhalten. Für weitere Informa­ Die Mehrzahl der Familienväter, die sich mit Oberdigisheim: tionen aus den Orten um Balingen, die der Frau und Kindern auf den Weg machten, hat Herber, Jakob; Schlagenhauf, Christian; Bit­ Familienforschung dienen können, wären wir einen Handwerksberuf, (darunter viele Weber) zer, Katharina; Schneider, Ludwig; Stiegel, dankbar. Es ist geplant, eine Veröffentlichung genannt. Es waren auch einige ledige Personen Caspar; Vogel, Gottlieb; Wizemann. herauszugeben, die der Migrationsforschung darunter, sogar Frauen. Wirtschaftliche Not Einsichten in diesen Zusammenhang geben durch landwirtschaftliche Mißernten und Kin­ Onstmettingen: und der württembergischen Familienfor­ derreichtumzwangen die Menschen, durch die Boß, Barbara; Boß, Friedrich; Mezger, Michael; schung weitere Daten liefern wird. Auswanderung einen Weg in die Zukunft zu Seizer, Johannes; Thoma, Jakob. Der Bearbeiter, Balduin Herter, der sich be­ finden..Es sind damals schätzungsweise 2000 reits längere Zeit mit diesem Thema beschäf• Personen aus Württemberg nach Siebenbürgen Ostdorf: . tigt, ist im Siebenbürgen-Institut, Schloß Hor­ ausgewandert. Wie bekannt, sind auch in den Mayer, Johann Martin; Mayer,Rosine, geb. neck, 74831 Gundelsheim/Neckar tätig. Dort­ Jahrzehnten davor und danach viele Menschen Buk (Beck). hin werden freundliche Zuschriften erbeten. aus dieser Gegend ausgewandert, vor allem nach Amerika. . Pfeffingen: Folgende Familien sind aus Balingen und aus Ast, Karl; Eisele, Anna; Eisele, Johannes; Eise­ dem ehemaligen Oberamt Balingen um 1846 le , Magdalena; Eisele, Michael; Fritz, Johann nach Siebenbürgen ausgewandert: Ludwig; Friz, Ludwig; Gonser, Jakob; Haasis, Jakob; Herter, Adam; Maier, Johannes; Meier, Josef; Ringwald, Agnes; Ringwald, David; Balingen: Ringwald, Johannes; Wißmann, Christian; Wi­ Götz, Anna Barbara, geb. Vötsch; Haug, Cas­ zemann, Johannes. per; Herdtfelder, Georg; Jenter, Anna; Jenter, Auf einmal Ursula; Jetter, Anna; Jetter, Baltes; Kaiser, Stockenhausen: wieder aktuell: Christian; Konzelmann, Jakob; Lerch, Johan­ Bitzer, Johann; Merz, Ludwig, Mertz, Simon; nes; Martes, Barbara; Metz, Anna Katharina, Schühle, Johannes; Schühle, J . Georg; Schüh• Wer sich mit der lo­ geb. Vötsch; Pfeiffer, Johannes; Rues, Johann le, Leonhard. kalen Eisenbahnge­ Georg; Sauter, Johannes; Schöntal, Michael; schichte befaßt, sollte Seuter, Witwe des Johann Georg S.; Speidel, Streichen: auch auf den Balinger Georg; Strasser, Jakob; Vötsch, Jakob; Wag­ Elsaeßer, Jakob; Götz, Andreas; Haasis, Jakob; Friedhof gehen. Hier ner, Kaspar; Weber, Carl; Weber, Elisabeth, Vötsch, Johann Martin; Vötsch, Tobias; Wag­ findet er an der Süd• geb. Pfeiffer; Weber, Johannes. ner, Johann Martin. seite der Friedhofkir­ che eine Steintafel von Dürrwangen: Tailfingen: Frau Marie Hocheisen. Haller, Veronika, geb. Schuler; Hoch, Jakob Baitsch, Conrad; Konzelmann, Conrad; Maute, Sie war die Frau von Friedrich; Merz, Georg; Neher, Gottlieb; Reih­ Bauinspektor Hochei­ le, Christian; Saile, Napoleon; Schuller, Vero­ Jakob; Genser, Catharina; Gonser, Gottlieb. . sen, der für den Bau nika; Stotz, Johannes. des Abschnitts Hechingen - Balingen, welcher Tieringen: am 1. August 1874 eröffnet wurde, zuständig Engstlatt: Graz, Martin; Laubengeiger. Johann Georg; war. Und seitdem Stadtarchivar Dr. Schimpf­ Hafner, Johannes; Schmid, Jakob; Schwentag, Link, Caspar; Sauter,JohannJakob. Reinhardt am "Tag des offenen Denkmals" am Jakob. 14. September in seinem Vortrag in der Fried­ Truchtelfingen: hofkirche darüber gesprochen hat, ist das Epi­ Erzingen: taph auf einmal wieder aktuell. Locher, Christian Friedrich; Locher, Johann Quelle: . Dreher, Jakob; Heuser, Friedrich; Hofstätter, Friedrich. Johannes; Schmidt, Jakob; Weber, Johannes; Guido Motika: Weber, Johann Martin. Waldstetten (heute'Weilstetten): 100 Jahre Hilzinger, Christian; Schempp, Johann Martin; Bahnhof Balingen, Frommern: Wißmann, Gottlieb. 1874-1974, Balingen Neher, Johann Martin; Gastel. Balthes; Hilzin­ Foto: ger, Christian; Strobel, Johannes. Weilheim (heute Weilstetten): Sammlung Schneider Jeu,ter, Johann Jakob; Jenter, Johann Georg; Heselwangen: Mayer, Johanna, geb. Bührer; Schweizer, Cor­ Jenter, Benedikt; Jenter, Johann; Zimmer­ tula. mann, J ohann Martin. Winterlingen: Hossingen: Knörr, Johann Georg; Lorch, Johannes; Schempp, Johann Georg. Die Verfasser der Beiträge Bodmer, Mattheus; Eppler, Mattheus; Göh• ring, Jakob. Zillhausen: in dieser Ausgabe: Feurer, Jakob; Haigis, Christina; Herre, An­ Laufen (Eyach): Dr. Peter Thaddäus Lang dreas Abel; Herre, Christian Jakob. Johannesstr. 5, 72458 Albstadt-Ebingen Stolz, Johann; Bitzer, Johann Matthäus: Bizer Anna; Bizer, Johann Jakob; Bizer, Marg~rethe~ Oberdigisheim: Dr. Dietmar Färber E.ppler, Gottlieb; Jetter, Jakob; Schlegel, Chri­ Eppler, Johann Martin. Boschstr. 12, 72336 Balingen stian; Schlegel, Johann; Stoz, Johannes; Wi­ senmann, J ohann Martin. Ebingen: Baur, Johannes; Baur, Lorenz; Beck, Gertruda; Lautlingen: Beck, Johannes; Binder, Adam; Binder, Sara; Herausgegeben von der Heimatkundlichen Vereini­ Leibold, Alois; Mayer, Franz; Mayer, Johann; Blattmann, Georg; Danhammer, Johannes; gung Balingen. Mayer, Johannes; Schmid, Anton; Oswald. Götz, Jakob Friedrich mit Brüdern: Johann Vorsitzender: Christoph Roller, 72336 Balingen , Am Georg und Ludwig; Herter, Johann Jakob; Heuberg 14, Telefon 7782. Margrethausen: Herter, Johann Martin, Kaufmann, Friedrich; Geschäftsführung: Ruth Hübner, Im Kirschen winkel Scheierer, Anton. .Krimmel, Jakob Friedrich; Landenberger, Jo­ 2,72359 Dotternhausen, Telefon (07427) 910 94. Redaktion: Christoph F. Riedl, 72336 Balingen , hann Friedrich; Landenberger; Johann Jakob Gerh.-Hauptmann-Ring 14, Telefon 78 16. Meßstetten: Sebastian; Maute, Jakob; Rieber, Johann Die HeimatkundlichenBlätter erscheinen jew eils am Heß, Johann Jakob; Roth, Jakob; Roth, Johann Friedrich; Rominger, Friedrich; Schott, Lud­ Monatsende als ständige Beilage des "Zolle rn-Alb­ Georg. wig; Stieber, Johann Friedrich. Kuriers". Jahrgang 44 31. Oktober 1997 Nr.l0 Irrt Goethe? - Balingen einst und jetzt - Gedanken zu einem Jubiläum besonderer Art -Von D. Färber und E. Steidle - Teil 11 Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts v.eränderte sich das Bild des nach dem Stadtbrand neu aufgebauten Stadtkerns wenig. Allerdings dehnte sich der Siedlungskörper mit dem Anstieg der Einwohnerzahlen immer stärker nach Süden und Norden - entlang der von Gustav Schwab beschriebenen Durchgangsstraße- aus.

Seit der Jahrhundertwende entstanden dann Die Herausnahme des Durchgangsverkehrs mit der zunehmenden Industriealisierung und und die Umleitung und Entflechtung des in­ der Zuwanderung durch die Kriegsfolgen nerörtlichen Verkehrs 'sowie die Schaffung ei­ zahlreiche neue Wohn- und Gewerbeansied­ nes ausreichenden Parkplatzangebotes in neu­ lungen außerhalb des alten Stadtkerns und en Parkhäusern an der Wilhelmstraße, der Al­ seiner südlichen und nördlichen Vorstadt. In ten Hechinger Straße und in Verbindung mit Anfängen bereits früher und verstärkt unter dem Neubau des Arbeitsamtes an der-Eyach­ dem großen Siedlungsdruck erweiterte sich straße eröffnete die Umsetzung einer flächen• das Stadtgebiet nach dem 2. Weltkrieg um haften Verkehrsberuhigung. Das Straßensy• weitflächige Wohnsiedlungen östlich der Bun­ stem der gesamten Innenstadt wurde in Ver­ desstraße (B 27). bindung.mit unterstützenden Straßenraumge• Auch an der Innenstadt ging der mit dieser staltungen und gezielter Anordnung von Stra­ mit der Idee der einfachen Symetrie auf. Dieses Entwicklung einhergehende wirtschaftliche ßenbäumen verkehrsberuhigt ausgebaut. Die spiegelt sich sowohl in der Belagsstruktur als Aufschwung nicht spurlos vorrüber. Während Verkehrsfunktion beschränkt sich heute auf auch den achsial gegliederten Straßenflächen sich die Gebäudesubstanz durch Aus- und die Aufnahme des Ziel- und Quellverkehrs der mit beidseitig angeordneten Längsparkstrei• Umbauten und verschiedenen, am modernen Innenstadt. fen und Gehwegen wider. Unterstützt wird Zeitgeist orientierten Neubauten in der Nach­ diese Gestaltungsidee durch jeweils im Kreu­ kriegszeit nicht nur zum Besseren veränderte, Im Zuge dieses Verkehrsrückbaus entwik­ zungsbereich plazierte Baumpaare, aus der fielen der öffentliche Raum - Straßen, Plätze ­ kelten sich attraktive Fußgängerbereiche mit sich trotz der langen geradlinigen Straßenver• gänzlich der zunehmenden Motorisierung zum eingeschränkter Verkehrsanbindung. Begin­ läufe maßstabsgerechte Straßenräume ablei­ Opfer. nend mit der Neugestaltung des Viehmarkt­ ten. Ohne daß es großer Eingriffe bedurfte, kam platzes und des Bereiches zwischen Zollern­ das Glaser'sche Straßensystem, dem - in den schloß, Zehntscheuer und ehemaligem Land­ Anfang der 90er Jahre noch höchstbelastete 60er Jahren vielgepriesenen - Ideal einer auto­ ratsamt, dem Ausbau der Unteren und Oberen Verkehrskreuzung der Stadt stellt sich der gerechten Stadt sehr nahe. Die 20 Meter breite Kirchstraße und des Alten Marktes Mitte der zentrale Stadtplatz vor der Stadtkirche, er­ Friedrichstraße und in ihrer Verlängerung die 70er Jahre folgten zwischen 1990 und 1995 der gänzt um die ehemalige Straße Am Spitaltörle, Wilhelm-Kraut- und Bahnhofstraße, konnten Ausbau der Olbergstraße, des Zwingers und die Adlerstraße und die angrenzenden ,Ab­ selbst die Anfang der 80er Jahre erreichte der Neue Straße sowie die kurz vor dem Ab­ schnitte der Friedrichstraße und der Färber• Spitzenbelastung von 22000 Fahrzeugen pro schluß stehende Neubebauung Auf dem Gra­ straße als Kernstück und städtebaulicher Hö• Tag noch aufnehmen. ben. hepunkt der neuen Stadtmitte dar. Diese Verkehrskonzentration ließ allerdings Das äußerst attraktiv gewordene Wohnum­ den Menschen immer weniger Raum. Für einen feld mit kurzen Wegen zum breitgefächerten Nicht nur der Wochenmarkt ist inzwischen Stadtbummel, für Kommunikation und zum Einkaufs- und Dienstleistungsangebot der In­ auf den Marktplatz zurückgekehrt, in den we­ Luft holen war ebensowenig Platz wie für Bäu• nenstadt förderten die Rückbesinnung auf die nigen Wochen seit der Fertigstellung haben me , Ruhezonen oder Straßencafes. Vorteile des Wohnens in der Innenstadt. In der sich Fußgängerzone und Marktplatz zum zen­ Durch verschiedene Planungsstudien vorbe­ Folge dieser Entwicklung wurde der Stadtkern tralen Begegnungsraum der Stadtbewohner reitet, ist die Sanierung und Erneuerung der als Wohnungsstandort wieder entdeckt. Mit Balinger Innenstadt 1980 ernsthaft in Angriff Unterstützung von öffentlichen Förderpro• genommen worIen. Das Stadtzentrum erfuhr, grammen von Bund, Land und Stadt entstan­ nachdem der konsequente Ausbau eines In­ den im Rahmen der Stadterneuerung weit über nenstadtrings teilweise realisiert und der vier­ einhundert Wohnungen in nachhaltig sanier­ spurige Ausbau der B 27 zu diesem Zeitpunkt ten Altbauten oder harmonisch ins Gefüge der in vollem Ga .ige war, in den zurückliegenden Altbausubstanz integrierten Neubauten. ' 17 Jahren die gravierendste wohl aber auch die erfreulichste Veränderung in seiner bisherigen Das Gestaltungskonzept für alle Straßen­ ' Entwicklung seit dem Wiederaufbau der Stadt raum-und Platzgestaltungen nimmt die geo ­ nach dem Stadtbrand von 1809. metrische Grundstruktur des Stadtgrundrisses

,", . .:~ - . ~ .. . '~ " Seite 1094 . He imatkundliehe Blätter Balingen Oktober 1997 und Besucher, zum quirligen Treffpunkt für beherrschte Ma rktplatz, Wasserspiele, Stra­ Fest und Spiel entwickelt. ßencafes, breite, mit Bäumen ges äumte Boul e­ Ins piriert vom Verlauf des historische n vards entlang de r neugestalteten Laden ge­ Stadtbaches entstand die Idee, der Inne nstadt­ schäfte und buntes Treib en auf dem Wochen- . gestaltung durch einen neu zu gestaltenden markt prägen das neue Gesicht der St adt. Wasserlauf einen besonderen Akzent zu gebe n. In der Tat. Balingen ist attraktiv geworden. Zwei 50 Meter lange Wasserläufe südlich und nördlich des Marktplatzes nehmen den Gestal­ tungsrhythmus der Fußgängerzone und der Friedrichs traße auf und sind mit ihren Kunst-

Liter atur: Höt zer, Karl (Hrsg.): Balingen vor hundert Jahren , 1949 und Spielelementen - im Vorfeld der Entschei­ .nach Aufzeichnun gen von Veterinärrat Deigend esch dung des Gemeinderates heiß diskutiert - in­ Kr eisstadt Balingen (Hrsg.): Der La ndk reis Ba lingen , Son­ zwischen zu einem beliebten Anziehungspunkt derdruck,1962 Gesellschaft für Dt . Postgeschi chte e. V. (Hr sg.): Töpfer , R. fü r jung und alt geworden. . "Die Kayserliche Reichsposthalterei Balingen " 1979. dto.:"Das Königli ch Württemb ergische Postamt Balingen in Dort wo sich noch vor wenigen Jahren am­ der Zeit von 1806 bis 1918/20" o. J . Werkgemeinschaft Arch ipl an, Stuttgart, Werkb ericht 1997 pelgesteuerte Blechlawinen durch das Herz Pers önlich e Auskunft du rch : Herrn Matthias Hakenmüller, der Stadt quälten, sich der Alltag nüchtern Hechingen , Ausstellung: Goet he reist durch Hohenzollern funktionsbestimmt und geschäftig abspielte, und das Schwabenl an d, Hechingen , Kul turzelt Au ra , 10.-1 2. ist eine neue Atmosphäre eingekehrt. Oktober 1997. Herrn Stadtarchi var Dr. Schimpf-Reinh ardt und Der vom mächtigen Turm der Stadtkirche Herrn Waldemar Rehfu ß, Balingen Ebingen illl Dreißigjährigen Krieg Pfarrer Friedrich Martin Jehle als Geschichtsforscher - von Dr. Peter Thaddäus Lang, Albstadt-Ebingen / Teil II

Und doch war auch Ebingen durch seine sehr Im Rathaus wurden -alle Schlösser aufge­ Seit jener Zeit war di e Gegend um Ebingen starke Bef estigung nicht hingänglich gesi­ sprengt, die meisten Thüren zerschlagen. In ein Zankapfel zwischen Baiern und Franzosen, chert . Das Ehebuch enthält den Eintrag, daß der Ratschreiberei stellte sich ein Trompeter Schweden und Kaiserlichen, und je nachdem im November 1642 ein Brautpaar hätte getraut auf, um die dort liegenden Akten zu beschüt• ließ auch der tapfere Kommandant von Ho­ werden sollen; aber in der vorhergehenden zen, verlangte aber nachher für seinen Freun­ hentwiel sein tollkühnen Scharen hierher aus­ Nacht brach der französische Generalmajor v. desdienst 6 Reichsthaler und ließ sich erst nach schwärmen. Er selbst kam, wie es scheint, erst Erlach hier ein. Das obere Thor, das dreifach langem Zureden auf 6 Gulden herunterhan­ nach dem Friedensschluß mit einer Kompanie war, wurde eingebrannt, das untere eingehau­ deln. Jene Hochzeit aber mußte auf das nächste Reiter hierher. en und 36 Stunden lang die Stadt geplündert. Jahr verschoben werden. Der Schaden, den Stadt und Amt Ebingen durch die Soldaten, Hunger und Pest erlitten, war unermeßlich. Schon 1620 hatte die Stadt wegen einer 22wöchigen Einquartierung be im Spital 200 , beim St. Martin (Kirchenpflege der Martinskirche) 250 Gulden aufnehmen müs­ sen, von denen sie letztere Jahrzehnte lang nicht heimzahlen konnte. Jahrelang konnte keine Steuer erhoben we rden. Die Inhaber von Stadtgütern. Häusern,Äcke rn und Wiesen konnten nur 1, 2, 3 Kreuzer J ahreszin s zahlen; denn sie hatten nicht mehr. Um die Kontribu­ tionen, die Anleihen des Staats, die Brot-, Schmalz-, Fleisch - , Getreide- und Futterliefe­ rungen ans Militär nach H ohentwiel , Ehingen, Herrenberg, Bietigheim usw . bestreiten zu können, mußte di e Stadt viel Grundstücke um Spottpreise verkaufen. Das letz te Jahr des Kriegs allein brachte einen Abmangel von 9844 Gulden.

Zudem hatte mi tten im Krieg ein Brand am 14. Juni 1626 elf große Anwesen in mitte n der Stadt zerst ört . Und im Januar 1629 brach bei Na cht ein solch erschrecklicher Sturm aus, daß er die Däch er abdeckte und z. B. die Ziegel der alten Stadtschreiberei an den Nebengebäuden Fenster und Wände übel verschlugen. Nach all diesen Trübsalen können wir wohl mitfühlen, was der St. Martinsrechner (Ki rche npfleger) im Jahre 1649 in sei ne Rechnung schreib t: Durch Gottes Gnad, Güt und Barmherzigk eit ist der teure, solang erwünschte Edle Fried dies 1648 . Jahrs den 14. Oktobris erlanget, dar­ umben die göttliche Allmacht höchsten immer BILDER AUS ALT·ER ZEIT und ewig zu danken. 1) Tau fbu ch Neunzig Jahre alt ist dieses Bild. Die Aufnahme aus dem Jahr' 1907 2) Totenbuch vermittelt einen Blick in die Schmiechastraße in Albstadt-Ebingen mit 3) eina nde r schmeißen, absc hmeißen ist der stehe nd e Aus ­ druck für die fast jedes J ahr wie derkehrende Kirchweih­ Hotel Post und Post-Brunnen. Foto:Stadtarchiv Albstadt Sc hlägereien in Bitz 4) Klafter dam als noch Längenmaß vergl. Apg . 27. 28 und Gr yphius: "es sollten dir die Ohren soweit von eina nder genage lt werden, daß man sie mit 200 Klaft ern Bind fa­ den ni cht sollte zusammenknü pfen kön nen " Oktober 1997 Heim atkundliehe Blätter Balingen Seite 1095 Höhlenarchäologische Forschungen auf der Südwest-Alb Von Jürgen Scheff, Albstadt

men , ist den Ausführungen von BINDER nicht Höhle durch das Geologische Institut der Uni­ zu entnehmen. Im Naturkundemuseum Stutt­ versität Tübingen im Jahre 1909 , wohl durch gart liegt ein weiterer Fundkomplex ("Burg­ ROBERT RUDOLF SCHMIDT. In einer kurzen haldenhöhle", Mitt. RATHGEBER). Notiz in den "Fundberichte n aus Schwaben 18" (1910 , S. 16) wird bemerkt, daß in einer Bei Begehungen der Höhle am 16. Juni 198 2 vom Tübinger Geologischen Institut unter­ sowie am 21. Dezember 1985 konnten von suchten Höhle bei Bitz ein Randstück eines JÜRGEN SCHEFF, Ebingen, aus dem alten frühen Hallstattgefäßes gefunden wurde und Grabungsschutt vier vorgeschichtlich e Scher­ in das Archäologische Institut in Tübingen ben unbestimmbaren Alters, eine mittelalterli- kam. Anschließend werden Funde aus der , ehe Scherbe, Knochen reste, zum Teil eiszeit­ Kühstellenhöhle bei Winterlingen erwähnt. lich, und zwei Feuersteinreste aufgelesen wer­ den . Auf die gleiche Grabung bezi eht sich offen­ bar auch ERNST KOKEN (1912, S . 178), als er Sc hrifttum: bei der Besprechung der Funde aus der Küh• Akten des Mus eums Ebingen BISAV 1901, Beil. 5, S . 233 ste lle (!) kurz auf eine zweite Grabung in der Höhle: Hohenzolleri sche Volkszeitung 1901, Nr. 81 Nähe hinweist:"Le tzthin sind an einer ande­ 7. Doppelgrotte Hoh en zoll ern sche Blätter 1901, Nr. 54 ren Stelle bei Winterlingen Grabungen unter­ RIEK 1935, S . 7 nommen worden, die Reste von Rhinoceros ti­ (Burghaldenhöhle, Höhle an der Schloßhalde, RIE TH 1938 b, S . 25, 214 Grotte be i Straßberg, Straßberger Grotte) SCHEFF 1993, S . 11-1 3, 16 chorhinus (Fellnashorn), Equus caballus SCHMIDT 1912, S. 59 (Wildpferd) und kleinen Nagern (ohne Myodes) STRASSBERG SCHMIDT 1914, S. 28 lieferten. Artefakte fehlen. " Höhlenkataster- Nr. 7820/ 50 Lage: 400 m ost/südö stlich de r Verenakirc he ROBERT RUDOLF SCHMIDT, . der 1909 Straßberg im kl einen Mühltal, 740 m NN. 8. Hohler Fels mehrere Höhlen auf der Ebinger Alb ausgrub, (Hohlefels, Hohlenfels, Hohlenfelsen, Hohler­ hat in der näheren Umgebung von Winterlin­ Die Doppelgrotte, auch Burghaldenhöhle ge­ gen nur noch die Straßberger Doppelgrotte nannt, ist selbst Einheimischen kaum bekannt. felsen , Höhle bei Freudenweiler, Marmorhöh• le) untersucht; diese lieferte aber Artefakte! Auch Di e FundsteIle war bereits in den Jahren nach dies spricht für die Identität mit dem Hohlen dem Ersten Weltkrieg in Vergessenheit geraten BITZ Felsen. BINDER (1910) erwähnt mehrfach und nicht mehr lokalisierbar. Aufgrund eines Höhlenkataster- Nr. 7720/02 "Nagerschichten" im Hohlen Felsen, die unter Zeitungsartikels im Alb-Boten vom 9. April anderem auch Vogelknochen enthalten und 1901 konnte sie zweifelsfrei identifiziert wer­ nennt in einem Profil der Höhleneinlagerun­ den. gen im Höhlenlehm Knochen diluvialer Tiere. Interessant sind die Hinweise auf möglicher• Es handelt sich um eine geräumige Höhle, weise tertiäre Sand- und Juranagelfluheinla­ deren trockene Eingangshalle von einem gerungen in tieferen Sedimentschichten; sie mächtigen Felsbogen überspannt wird. Nach könnten - ähnlich wie in der Heidensteinhöhle einer niederen P assa ge gela ng man in di e ge­ - vielleicht ein Indiz für einen bisher nicht räumige Endkammer. Hi er sind die Spuren bekannten Vorstoß des Molassemeeres we it auf früherer Grabungen noch deutlich erkennbar. die Kuppenalb sein. Da die Höhle gerne von Kindern aufgesuc ht wird, findet sich dort me ist jede Meng e Unrat. Die Grabung eines Präzeptors SEILER aus Balingen im Hohlen Felsen ist durch eine n Der Bericht der "Herren aus Ebingen " von Briefwechsel vom Oktober 1912 belegt. Die der Untersuchung am 3. April 1901 enthält vorgelegte Scherbe wurde von PETER einige interessante Details, di e heute nicht GOESSLER in Stuttgart al s mittelalterlich be­ mehr erkennbar sind . Die Schilderung von stimmt. Ziegelsteine n, Knochen, Sc herben und Ofen­ kachelstücken läßt auf eine Nutzung der Ein­ Aus einer nicht genauer datierbaren Gra­ Lage: 1,4 km ost/südöstlich der Nikolauskir­ gangshalle zu Wohnzwecken im Mittelalter bung durch KARL SCHAUDT, Bitz, stammt oder der frühen Neuzeit schließen. che Bitz, 815 mNN ein Randstück eines Gefäßes der spätbronze­ zeitlichen Urnenfelderkultur , das ins Heim at­ Von der Grabung durch ROBERT RUDOLF Im Dezember 1897 entdeckte der Naturarzt museum Ebingen kam, heute aber verschollen SCHMIDT im Jahr 1909 sind nur spärliche und Geologe JOHANNES BINDER aus Ebin­ ist. Angaben vorhanden (SCHMIDT 1912, S . 59; gen di e we itgehen d zusedimentierte Höhle und SCHMIDT 1914 , S . 28). Bei der Anlegung eines grub sie ab Januar 1898 auf eigene Ko sten Bei Wegebauarbeite n durch Mitglieder des Versuchsgrabens fand er über einer Nagetier­ nahezu vollständig aus. Sc hwäbisc he n Albvereins Bitz wurden vor der schicht eine Anzahl kleiner Feuersteinwerk­ Höhle 1981 bish er ungest örte Se dime ntschich­ zeuge. Eine vollständige Ausgrabung des Grot­ BINDERs Angaben zur Größe der Höhle so­ te n angesc hni tten und zerstört. Aus dem Gra­ tenbodens erschien SCHMIDT nicht lohnens­ wie den Funden sind äußerst fragwürdig und bungsschutt konnte ein ' größeres Randstück wert. Die Funde kamen nach seinen Angaben entspringen teilweise der Wunsch vorstellung, einer fla chen Schalen der Urnenfelder- oder in di e Urgeschichtliche Sammlung des Geolo­ den Hohlen Felsen als bed eutende Fundstelle Hallstattzeit geborgen werden. gis chen Universitätsinstituts T übinaen. in die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aktuelle Gliederung des Ei szeitalters einzubringen Kaum Informati onen sind von einer Gra­ (BINDER 1910 , S . 365). Außer altertümliche n bung durch ULRICH BIND ER , Stuttgart, im Scherben fand sich in der oberen Humus­ Juli oder August 1950 vorhanden, bei we lcher schicht zuob erst eine sehr schön geformte er die Spuren fr üherer Grabung, wo hl durch Bronzeglocke, aber nicht der Bronzezeit ange­ SCHMID T, erwähnt. "Ei n im Kri eg 1939-1945 hö rend, ein Rest eines Messers, einige Eisen­ hergest ellter Laufgraben ins Höhleninnere stücke und der Hakengriff eines Steinschloß• Schrifttum: zeigt eine aschig-humose, in Lehmkies überge­ gewehres. Auch einige Schnallen usw. kamen Akten des Mus eums Ebingen hende Schicht, der Innenraum reich en Ni ed er­ dort zum Vorschein, alles Sachen, die ungefähr . BINDER 1899 , S . 11-14 schlag von Lehm und Kalkschutt."(BINDER in die Zeit des 30jährigen Krieges zu setzen BINDER 1901 , S . 399 sind" (BINDER 1901 , S. 399) . BINDER 1910 , S . 23, 24, 152, 153, 183, 189, 1955, S . 62). Funde dieser Grabung kamen ins 256 ,260,357 ,359, 361,363,365,366,432,448 Staatliche Museu m für Naturkunde in Stutt­ BISAV 1898, Beil. 2, S . 91; Beil. 3, S . 136 gart. BINDER (1955, S . 62) erwähnt als Funde Die geologischen Ausführungen BINDERs Der Zoller 1898, Nr. 10 je eine Top fsch erbe der vorrömisc hen Zeit zum Hohlen Felsen im "Geognosti schen Füh­ FBS 18, 1910, S. 16 re r" von 1910 beruhen vermutlich nicht auf FBSNF 3, 1926, S. 40 bzw. des Spätmittelalters sowie "etliche Feu­ KOKEN 1912, S . 178 ersteindi nge". Ob diese Stück e aus seiner Gra­ seinen eigenen, offenbar konzeptlosen Gra­ Neues Tagbl att Stuttgart 1898, Nr. 7 bung oder aus der von R. R. SCHMIDT starn- bungen, sondern auf einer Untersuchung der RIETH 1938 b, S . 227 ,241 Seite 1096 Heimatkundliehe Blätter Balingen Oktober 1997

9. Sommerkirchhöhle Die Funde im Württembergischen Landes­ reste und wenig Silices enthielt. Diese Kultur­ museum Stuttgart (Scherben der Jungstein­ schicht hatte an unserem Einschnitt etwa ein (Sommerkirche, Höhle an der Sommerkirch­ zeit, der mittleren Bronzezeit und des Mittelal­ Meter Stärke und enthielt Rest e VOll' Ren, halde, Höhle Sommerkirch) ters) dürften aus dieser Grabung stammen, die Hirsch, Nashorn, Höhlenbär. Ganz auffallend von JOHANNES DORN aus dem Weiler Haid war der Mangel an Silices. bei Trochtelfingen durchgeführt wurde. GU­ Nur ein Bruchstück ließ auf eine oberpaläoli­ STAV HAAG,-der den Nachlaß DORNs aufge­ thische Kultur - Aurignacien?- schließen. arbeitet hat , weiß zu berichten: ,,10. Am Süd• Knochenwerkzeuge fanden sich nicht. Dage­ hang von ,Sommerkirch', Markung Melchin­ gen forderte eine Anzahl von Resten vor allem gen, ist ein überhängender Felsen. Mitte und Röhrenknochen mich geradezu heraus, hier ei­ Ostteil des Bodens unter dem Felsen sind noch ne Bearbeitung durch Menschenhand zumin­ unberührt, im n. Teil grub Dorn." (HAAG o. J. , dest einmal als Arbeitshypothese anzunehmen. S. 39). DORN soll nach HAAGs Angaben hier Es handelt sich in erster Linie um Schaber, auch einen "Löffel aus Ton" gefunden haben, kleinere Knochenspitzen, Stichel. Da das ge­ der in die Staatssammlung Stuttgart gelangte, samte Fundmaterial in Verlust geraten ist, in den Fundberichten aus Schwaben von 1896 wird dieser Arbeitshypothese bei der Fortset­ jedoch als Grabhügelfund von der benachbar­ zung der bereits an und für sich höchst bedeu­ ten Markung Erpfingen beschrieben wird tungsvollen Grabungen besondere Aufmerk­ (BACH 1897 , S. 2). samkeit zu schenken sein." Im Jahr 1941 führte Oberpostrat a. D. EDU­ Nach dem frühen Tod PETERS, der nach ARD PETERS eine erste Probegrabung durch, dem Krieg noch in Höhlen bei Veringenstadt -MELCHINGEN die "diluviale" Tierreste, u. a. Geweihreste von tätig war, wurden die Grabungen nicht mehr Höhlenkataster-Nr . 7620/01 . Reh und Hirsch lieferte. Die Ergebnisse einer, aufgenommen. Lage: 700 m östlich der Ruine Hohenmelchin­ zweiten Probegrabung im folgenden Jahr, de­ gen,800 mNN ren Fundmaterial und Dokumentation im Schrifttum: Krieg verloren ging, be schreibt PETERS 1946 BIEL 1974 , S. 58, 61 BIEL 1987 ,S . 25, 53, 54, 163, 184 (S. 16) folgendermaßen: BISAV, S. 212 "Die zweite Probegrabung 1942 hat dann zu FBSNF 4, 1928, S. 137 Von der ersten Grabung 1894 in der geräumi­ folge ndem Ergebnis gefü hrt: eine starke PETERS 1946, S . 16 gen und trockenen Sommerkirchhöhle exi­ RIETH 1938 b , S. 216 schwarze neolithische Schicht - mit Steinbeil­ ZINGELER 1894, S. 110 stiert eine kurze Notiz ZINGELERs. Danac h und Topfresten - lagert über einer nicht durch Stadtarch iv Reutlingen (Nachlaß HAAG) sollen Feuersteinpfeile und Topfscherben der Decken abbrüche gestörten Kalkkiesschicht, Jungsteinzeit gefunden worden sein. die in etwa ein Meter Tiefe diluviale Knochen- Schluß folgt

Nachstehender Beitrag ist vom Albstädter Archivleiter Dr. Peter Thaddäus Lang vermittelt worden. Er und Prof. Dr. Paul Münch haben von 1977 bis 1984 am Sonderforschungsbereich "Spätmittelalter und Reformation" an der Universität Tübingen als Kollegen gearbeitet. Prof. Dr. Münch erhielt dann einen Ruf an die Universität in Essen; mittlerweile gehört er zu den ganz Großen im Bereich der Kulturgeschichte. Bei nachstehendem Beitrag handelt es sich um ein Juwel- auch insofern, als er für jedermannleichtverständlich abgefaßt ist. Wie aus Menschen Weiße,. Schw-arze, Gelbe und Rote w-urden

Zur Geschichte der rassistischen Ausgrenzung über die Hautfarbe s- Von Prof. Dr. Paul M ünch, Bisingen-Wessingen / Teil I

Aus der biblischen Überlieferung, wie sie im Buche von Genesis niedergelegt ist, wissen wir, daß charakterisierte man als "braun", doch man Gott die Menschen erschuf, doch wir bekommen keine Kunde darüber, wie diese Menschen verglich auch sie mit den heimischen Nach­ ausgesehen haben. Wenn wir den vielen bildliehen Zeugnissen im Abendland glauben, dann barn, den Spaniern oder Berbern. Indianer und waren Adam und Eva von heller, wenn nicht gar von weißer Hautfarbe. Und es scheint im Licht Chinesen registrierte man also zunächst nicht derselben Tradition auch kein Zweifel daran zu bestehen, daß Gott selbst ein Weißer gewesen als grundverschiedene Fremde... Man stellte sein müsse, da er die Menschen ja nach seinem Bilde geschaffen habe. nicht das Andere, sondern das Ahnliehe her­ aus. Noch war die Verwandtschaft des Eigenen "- Andere Kulturen malen ihre Stammeltern, Überlegung die Menschheit der bekannten mit dem Fremden nicht grundsätzlich in Frage gestellt. ih ren Gott oder ihre Götter in vergleichbarer fünfteiligen Farbpalette - schwarz, weiß, gelb, (Fortsetzung folgt) Ethnozentrik. Es stellt sich die beunruhigende rot, braun - zuordnen. Kaum jemand.weiß, daß Frage, wer hier eigentlich wen erschafft . Gott eine solche Antwort erst seitetwa 200 Jahren und die Götter haben die Menschen offens icht­ so lauten kann. Es dauerte eine sehr lange Zeit, lich ohne sonderliches Interesse an ihrer Haut­ bis sich diese festgefügte Anschauung von fünf Die Verfasser der Beiträge farbe in die Welt gesetzt, sie scheinen sich auch menschlichen, durch die Farbe klar geschiede­ um die Tönung ihres eigenen Teints nicht zu nen "Hauptrassen" am Ende des 18. Jahrhun­ in dieser Ausgabe: kümmern. Die Menschen haben diesem Mangel derts herausbildete. Zuvor waren die Bilder, inzwischen abgeholfen: Sie erschaffen sich die die man sich in Europa von den Bewohnern Dr. Dietmar Färber Ureltern als Spiegelbilder ihrer je eigenen Ko­ anderer Länder und Kontinente machte, noch Boschstr. 12, 72336 Balingen lorierung, ja sie entwerfen in einer Art Gegen­ keineswegs so eindeutig koloriert. Dr. Peter Thaddäus Lang schöpfung ein Bild Gottes nach ihrem Eben­ Johannesstr. 5, 72458 Albstadt-Ebingen bild. Christoph Kolumbus etwa sah, als er 1492 amerikanischen Boden betrat, in den "India­ Jürgen Scheff In diesem Beitrag geht es nicht um die natur­ Im Raidental Bß,72458 Albstadt-Ebingen . wissenschaftlich biologische Untersuchung nern" nicht irritierende Fremde, sondern schö• der genetischen Grundlagen, Varianten und ne, gut gewachsene Menschen. In seinem Bord­ Prof. Dr. Paul Münch hybriden Entartungen der menschlichen Haut, buch vermerkte er, ihre Hautfarbe gliche der­ Unterer Riesenacker 4,72406 Wessingen noch weniger um deren Spektralanalyse. Es jenigen der vertrauten Bewohner der Kanari­ geht um uns selbst, um unsere Projektionen sehen Inseln. Es ist ihm nie in den Sinn gekom­ men, sie ,,'Rothäute" zu nennen. Auch den er­ und Imaginationen, die mit der Einfärbung Herausgegeben von der Heimatkundlichen Vereini­ Gottes und de r Ureltern zu Ta ge treten, genau­ sten Europäern in Nordamerika blieb die Vor­ gung Balingen. er : um unsere Kolorierung der Mensche n, die stellung vom "roten" Indianer lange fremd. Vorsitzender: Christoph Roll er , 72336 Balingen ,'Am sich als Farbige fremd geworde n sind. Nicht anders verhi elt es sich mit der farbli­ Heuber g 14, Telefon 77 82. che n Qualifizierung der Ostasiaten. Die Chine­ Geschäftsführung: Ruth Hübner, Im Kirsch enwinkel sen erschienen den Reisenden, die das ver­ 2, 72359 Dotternhausen , Telefon (07427) 9 1094. Frühe Erkl ärungsmuster Redaktion: Christoph F. Riedl, 72336 Balingen, schlossene "Reich der Mitte" betreten durften, Gerh.-Hauptmann-Ring 14, Telefon 7816, zunächst keineswegs als ein "gelbes", sondern Die Heimatkundlichen Blätter erscheinen jeweils am Auf die Frage, wie viele Hautfarben es auf als "weißes" Volk, das den Deutschen ähnle. Monatsende als ständige .Beilage des "Zolle rn-Alb­ der Erde gebe; wird fast jeder ohne große Allenfalls die Kantonesen im Süden Chinas Kuri ers", ' ...... eIl.

Jahrgang 44 30. November 1997 Nr.ll - Wie aus Menschen Weiße, Schwarze, Gelbe und Rote wurden Zur Geschjehte der rassistischen Ausgrenzung über die Hautfarbe - Von Prof. Dr. Paul Münch, Bisingen-Wessingen / Teil 11 Natürlich kannten die Europäer seit der Antike Menschen dunklerer Hautfarbe, die sie als Zeugnis ab vom versteckten Weiterleben eines " Schwarze" bezeichneten, während sie sich selbst als hellhäutig. mitunter sogar als "weiß" partiell unverkrampften Verhältnisses zur einschätzten. Doch noch im 16. und im 17. Jahrhundert war die Farbpalette der Menschheit dunklen Hautfarbe. Freilich: Auf die Dauer vergleichsweise dürftig bestückt. Sie belief sich im weseritlichen auf den Schwarz-Weiß-Gegen- behielt die negative Bewertung die Oberhand. satz sowie einige Braun- und Zwischentöne. Der entscheidende Unterschied zu späteren Zeiten Schwarz ist die Farbe der Trauer, und bis heu­ war jedoch, daß man bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts fast noch nichts von "Rassen" wußte, te begleiten vielfach abschätzige Assoziatio­ also von Gliederungen der Menschheit, die sich angeblich durch ein festgefügtes Ensemble nen diese Farbe, vom ;,Schwarzen Freitag", biologischer Eigenschaften unterschieden. der "Schwarzen Magie", dem "Schwarzen Schaf" bis hin zum "Schwarzen Peter". Als Um 1750 gab es nur in wenigen Gelehrten­ Den bedenklichsten Part hatten dabei Chams Glückssymbol begegnet uns die Farbe köpfen die Vorstellung, daß "Rassen " durch Abkömmlinge zu spielen, die für die Sünden Schwarz nur ausnahmsweise, etwa in der Fi­ äußere Merkmale - Haut- Haar- und Augen­ ihres Vaters nicht bloß kollektiv mit der gur des Schornsteinfegers. farbe, Schädelform und Körperbau - sowie schwarzen Hautfarbe bestraft, sondern zusätz• durch Vorzüge oder Mängel des Herzens und lich zur Sklaverei verdammt wurden. Weitere des Geistes unverwechselbar voneinander ge­ Interpreten der Heiligen Schriften schoben der trennt seien. Selbst wenn man, was nur verein­ Mutter Kuschs, des ersten schwarzen Chami­ Die Ausformung von "rationalen" Theorien zelt geschah, den Begriff "Rasse" benutzte, den, die Schuld an der dunklen Hautfarbe ih­ besaß er noch nicht die heutige Bedeutung, res Sohnes zu. Die Geschichte biete ja genü• sondern meinte "Edle Abkunft". Ein Pferd, ein gend Beispiele, daß Frauen, die sich vor der Erst im ausgehenden 17. Jahrhundert, dem Hund, mitunter auch ein Adeliger, konnten "de Niederkunft auf schwarze Dinge konzentrier­ dunklen der Neuzeit, begann jene folgen­ bonne race", von guter Rasse, sein. . ten, dann auch dunkle Nachkommen erwarten schwere Entwicklung, die bereits nach weni­ könnten, etwa wenn sie zu intensiv das Bild In dieser prärassistischen Periode der Ge­ gen Dekaden mit der Ausformung kohärenter Caspars, den schwarzen der Heiligen Drei Kö• Rassensysteme die moderne Farbskala der schichte erklärte man sich die Farbunterschie­ nige, fixierten'. de der Völker noch nicht biologisch. Bei der Völker entwarf und bald populär machte. Am Diskussion des Schwarz-Weiß-Gegensatzes, Die"theologischen" Erklärungen der dunk­ Ende standen rassistische Völkermodelle, die um den es zunächst ausschließlich ging, ver­ len Hautfarbe bereiteten ohne Zweifel das Bild mit "wissenschaftlich" anthropologischem wies man vielmehr auf Ursachen, die uns heute des minderwertigen Schwarzen vor, insbeson­ Anspruch' auftraten und den Menschen ent­ recht bizarr anmuten. Manche, wie etwa der dere wenn man, wie das bei der Deutung des sprechend ihrer Hautfarbe einen besseren oder Geschichtsschreiber Herodot, machten Noahfluchs der Fall war, damit das Recht auf schlechteren, jedenfalls einen festen Platz im schwarzen Samen dafür verantwortlich, ande­ die Versklavung der afrikanischen Völker ab­ großen Lebenszusammenhang. der Weltge­ re mochten sich die unterschiedlichen Tönun• leitete. Verstärkt wurde dieser Trend durch die schichte zuwiesen. gen der menschlichen Haut eher mit klimati­ christlichen Kreuzritter, die ihre muslimischen schen Differenzen, der mehr oder weniger star­ Gegner, die oft von dunkler Hautfarbe waren, In der Wirkung folgenreich wurde vor allem ken Sonneneinstrahlung also, erklären. Diese als "Mohren" und "Schwarze Heiden" mit den die Gliederung, die der bekannte schwedische Klimatheorie hatte eine erstaunliche Erfolgs­ Mächten der Hölle ins eins setzten. Weiter ge­ Naturforscher Carl von Linne um die Mitte des geschichte. Sie ·hielt sich durch das gesamte trieben wurde die Diffamierung der schwarzen 18. Jahrhunderts vornahm. Sein System unter- Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein, mit Hautfarbe im spätmittelalterlichen Spanien, "schiedlicher Hautfarbengruppen verknüpfte Ausläufern bis ins 19. und 20. Jahrhundert. wo sich der eingeborene Adel gegenüber Mau­ die Klassifizierung der Menschheit mit der al­ ren und Juden mit der Behauptung einer nur ten Einteilung des Globus in Erdteile und ver­ Wieder andere waren auch damit nicht zu­ ihm eigenen besonderen Blutsreinheit (limpie­ band sie zusätzlich mit der Lehre von den vier frieden und entwickelten weiter, im engeren za de sengre) den exklusiven Zugang zu öffent• Temperamenten. Da man mit jedem Tempera­ Sinne theologische Erklärungsmuster. Wie lichen Amtern und ständischen Korporationen ment spezifische, intellektuelle und moralische konnten von Adam und Eva, über deren Haut­ sicherte." Damit hatte sich die religiöse Diskri­ Eigenschaften verquickt glaubte, knüpften farbe sich die Bibel ausschwieg, Völker unter­ minierung zu einer im Ansatz bereits "rassisti­ sich hieran schematische Nationalcharakter­ schiedlicher Rasse abstammen? So lange man schen" Ausgrenzung gewandelt, deren Spät­ vorstellungen, die leicht zu einer klischeehaf­ an der biblisch legitimierten Monogenese des folgen auch den menschenverachtenden Um­ ten, hierarchischen Qualifizierung der Völker Menschengeschlechts festhielt, also von der gang der spanischen Konquistadoren mit den führen konnten. Der Amerikaner als Choleri­ Annahme ausging, daß alle Menschen von ei­ Bewohnern der Neuen Welt prägten. ker, der Europäer als Sanguiniker, der melan­ nem Urelternpaar abstammten, bereitete die cholische Asiate und der phlegmatische Afri­ Erklärung des Farbunterschieds erhebliche Obwohl es im Lauf der Geschichte zur immer kaner: Diese Zuschreibungen ließen keinen Schwierigkeiten. Die Gelehrten fragten sich stärkeren Diffamierung der "Mohren" und Zweifel daran, wem die aktive und wem die zurecht, welche Faktoren für die dunkle Haut­ dunkelfarbigen Völker kam, stand bis weit in passive Rolle auf der weltgeschichtlichen Büh• farbe eines Teils der Menschheit verantwort­ die Neuzeit hinein die' Farbe "Schwarz" im ne zukam. Linne hielt in den verschiedenen lich sein könnten. Beliebte und folgenreiche Abendland keineswegs für die teuflischen, die Ausgaben seines Werkes an der Tönung der Erklärungsmuster deuteten die schwarze Christenheit bedrohenden Mächte. Der Drei­ Hautfarben nicht starr fest, doch insgesamt Hautfarbe als Strafe für die Untat Kains, der königskult dokumentiert mit der Integration entwickelte sich bei ihm die Farbpalette der .seinen Bruder Abel erschlagen hatte, oder sie des schwarzen Caspar eine Tradition der Wert­ Völker in eine Richtung, welche die nichtwei­ leiteten die dunkle Haut der Afrikaner aus dem schätzung, die sich in der Verehrung dunkel­ ßen Rassen zunehmend diskreditierte. Er un­ Fluch Noahs gegen seinen Sohn Cham ab. häutiger Märtyrer, allen voran des heiligen terschiedbereits den "weißen " Europäer, den Gereon und des heiligen Mauritius, vielfach "roten" Amerikaner und den "gelben" Asia­ Laut dieser Vorstellung stammten alle Be­ fortsetzt. Die fromme Anrufung schwarzer ten." wohner von den Noahsöhnen Sem, Cham und Madonnen an der über zweihundert Stätten Japhet ab . Deren Nachkommen verteilten sich der katholischen Welt - von Einsiedeln, Altöt• Bei Linne können wir erstmalig den Entwurf auf die Kontinente Asien, Afrika und Europa. ting bis nach Loreto und Tschenstochau - legt eines Denksystems erkennen, das mit den Seite 1098 Heimatkundliehe Blätter Balingen November 1997

Hautfarben klischeehaft geistige, moralische Nur wenige sahen das Verhältnis der Rassen einem mehr oder we niger gleichberechtigten und kulturelle Zuschreibungen verband. Von zu einander nicht als ein relatives an, sondern Warenaustausch gestande n hatten , kam es mit ihm und anderen "Biologen" und "Anthropo­ als ein hierarchisches, etwa der weitgereiste dem gewaltsamen Vordringen nach Westen zu logen" führte in direkte Linie zu den meisten Empirik er Georg Forster, der gegen den Syste­ einer Abwertung der Indianer , die sich ver­ noch heute lebendigen Vorurteilsstrukturen, matiker Kant die enge Verwandtschaft von mutlich in der Farbgebung, die den Indianer die nach der simplen Devise verfahren: je Schwarzen und Weißen betonte und dessen zum · blutgierigen Barbaren abqualifizierte, dunkler, desto schlechter. Die Verbindung po­ Begriff "Mens chenrasse" bedenklich fand. niederschlug. Damit eng verbunden änderte sitiver oder negativer Anlagen mit biologisch Noch entschiedener lehnte es Gottfried Herder sich auch die Selbsteinschätzung der Siedler, definierten "Rassen" begann nun die früheren in sei nen Briefen zur Beförderung der Huma­ die sich nun - in Abgrenzung zu den Indianern "theologischen" Erklärungsmuster durch nität ab, von einer rassischen "Rangordnung und den schwarzen Sklaven - betont als "Wei­ "wissenschaftlich" begründete rationale unter den Geschöpfen" auszugehen und deren ße " einstuften ." Theorien zu ersetzen. unterschiedliche Anlagen gegeneinander auf­ zurechnen. Jede Eurozentrik, welche die eige­ Die größte Verbreitung fand das Rassensy­ ne Kultur al s "das Maß allgemeiner Menschen- stem, das der Göttinger Medizinprofessor Jo­ -güte" ansah, lehnte er ab:"Der Neger hat so Unsicherheit, Klassifizierungswut hann Friedrich Blumenbach 1775 entwarf. viel Rec ht, den Weißen für eine Abart, einen . und verdrängte Phantasien Sein fünfgliedriges Modell, das die Weißen als geborenen Kackerlacken zu halten, als wenn "Kaukasier" bezeichnet, wirkt offen oder ver­ der Weiß e ihn für eine Bestie, für ein schwarzes steckt bis in unsere Zeit. Immer dann, wenn Tier hält ... Der Neger, der Am erikaner, der Wie soll man sich den gesamten Vorgang wir die Menschheit in Weiße, Schwarze, Brau­ Mongoi hat Gaben, Geschicklichkeiten, prä• erklären? Welches waren die tieferen Gründe, ne , Gelbe und Rote einteilen, klingt Blumen­ formierte Anlagen, die der Europäer nicht hat. die zur rassistischen Kolorierung der Mensch­ bachs Klassifizierung nach. Auch er stufte die Vielleicht ist die Summe gleich; nur in ver­ heit führten? Und was noch wichtiger ist: Was verschiedenen Rassen wertend gegeneinander schiedenen Verhältni ssen und Kompensatio­ hat das mit uns zu tun, die wir diese Einfär• ab. In den hellhäutigen "Kaukasiern" sah er nen.?". die Urrasse, "von der als Extreme einerseits bung alltäglich vornehmen, ohne überhaupt die (gelbbraunen) Mongolen, andererseits die etwas dabei zu denken? Die Ausbildung kohä• (schwarzen) Afrikaner entartet wären, wäh­ renter Rassensysteme steht zweifellos in Zu­ rend sich die (kupferroten) Amerikaner bzw. "Despoten" und "Barbaren" sammenhang mit der zunehmenden Verunsi­ die (schwarzbraunen) Malaien als die jeweili­ cherung der Europäer seit dem ausgehenden Mittelalter. Mit den Entdeckungen öffneten gen Übergangsrassendarstellten."4 Im Kontext der Ausbildung expliziter Ras­ sich Horizonte, die man in das alte Weltbild Der Philosoph Christoph Meiners, Blumen­ sensysteme vollzog sich nicht bloß die intellek­ nicht mehr einordnen konnte; mit der Refor­ bachs Göttinger Kollege, folgte diesem ästheti• tuelle, psychische und moralische Einschwär­ mati on ging die religiöse Einheit, in den Kon­ schen Beurteilungsmaßstab, simplifizierte ihn zung der "Neger", auch die "Eingelbung" der fess ionskriegen, die sich bis Mitte des 17. Jahr­ allerdings erheblich und unterschied 1785 nur Chinesen und di e Degradierung der Indianer hunderts hinzogen, oft die letzte Lebenssicher­ noch zwei Hauptrassen, eine "helle, schöne" zu "Rothäuten" standen damit in engstem Zu­ heit verl oren . Danach, gewissermaßen auf dem und eine "dunkle, häßliche". Er legte damit die sammenhang. Der Historiker Walter Demel Scheitelpunkt der Krise, setzte eine Um- und wirkungsmächtige Basis einer hierarchischen hat zeigen können, wie man sich diese Kolorie­ Neuorienti erung ein, die schließlich das ge­ Rassenleiter. auf der die Gobineausdes 19. und rung im Falle der Chinesen vorzustellen hat. samte alte Denksystem umstürzte. Die Aufklä• die völkischen Rassentheoretiker des 20. Jahr­ Vermutlich bezeichnete man die Bewohner des rung mit ihrer Klassifizierungswut versuchte hunderts weiterklettern konnten. östlichen Asien solange als "weiß", solange die unendlich komplex gewordene Welt in eine man von der Gleichwertigkeit oder gar Uberle­ neue Ordnung zu bringen. Pieter Camper, einem holländischen Arzt, genheit ihrer Kultur überzeugt war. Vom 16. blieb es schließlich vorbehalten, den Rang je­ bis ins 18. Jahrhundert hinein besaß das Mit mathematisch en Methoden (more geo­ der Rasse mit dem Winkelmaß festzulegen, Er "Reich der Mitte" höchstes Ansehen in Europa, metrico) su chte man Staat und Gesellschaft gehört zur Spezies jener Schädelvermesser, etwa bei Leibniz, der Europäer und Chinesen umzuformen und die immer unüberschaubarer Kraniologen, welche die Rassenlehre der Mo­ als auf gleicher Kulturstufe stehend ansah. werdende Welt in einem rationalen Koordina­ derne nachhaltig beeinflussen sollten. Für ihn Nur wer auf die Chinesen herabblickte, wi e tensystem neu zu verankern. Hinzu kam: Die galt: Je steiler der Winkel vom Kinn bis zur jene christliche n Missionare, die nicht immer Rasseneinteilungen machten die fremden Wel­ Stirn, desto höherwertiger die Rasse. Entspre­ den gewünschten Bekehrungserfolg hatten, ten, die man sich kolonial unterworfen hatte, chend bildete bei ihm die Kette der Lebewesen war bereits zu Anfang des 17. Jahrhunderts auch anthropologisch verfügbar. Es scheint eine fallende Linie von den antiken Griechen geneigt, sie nicht mehr für ganz "weiß" anzu­ kein Zufall zu sein, daß die Ausbildung der und Römern über die Europäer, Asiaten und sehen. Rassenlehren zeitlich mit dem Abschluß des Indianer bis hinunter zu den "Negern" und Entdeckungszeitalt ers zusammenfällt. Und es Affen. Camper stand ohne Zweifel in der Tra­ Im Zusammenhang mit den Ab schließungs­ verwundert nicht, daß die Aufklärung den Ver­ dition alter, physiognomischer Theorien, die tendenzen des "Reichs der Mitte", den Han­ lust de r alten theologischen Legitimationen Johann Kasper Lavater zur selben Zeit syste­ deisbeschränkungen und den teils grausa men fü r die Ausbeutung der farbigen und die Ver­ matisch ausbaute und die bis ins 20. Jahrhun­ Christenverfolgungen seit den 1720er Jahren sklavung der schwarzen Völker mit biologisch­ dert populär bleiben sollten. verdüsterte sich da s Image der Chinesen wei­ "wissenschaftlichen" Rassenlehren ausglich, ter. Hinzu kam, daß die wachsende innereuro­ indem sie sich leicht handhabbare, säkulari• Den neuen rassistischen Denkmustern päische Kritik am Absolutismus bald auc h sierte Rechtfertigungsmuster zurechtschnitt. folgten die Geister der Zeit. "Die Negers von China, dessen Staats- und Gesellschaftsord­ Afrika haben von der Natur kein Gefühl, wel­ nung man früher als Vorbild gerühmt hatte, als Wenn sich das Eigene wandelt, verändert che über das Läppische stiege", konstatierte verachtenswerte orientalische Desp otie er­ sich auch das Bild des Fremden. Die unzähli• 1764 ein deutscher Philosoph. Er betonte, der scheinen ließ. Die "Eingelbung" der Chinesen gen inneren Konflikte, welche den frühneu­ Unterschied zwischen Schwarzen und Weißen verlief fre ilich nicht nur über di e in Europa zeitlichen Prozeß der modernen Staatsbildung "in Ansehung der Gemütsfähigkeiten" wäre verbreitete negative Symbolik der gelbe n Far­ und die Geburt neuer Denksysteme begleite­ ebenso groß wieder Farbunterschied. Sein ra­ be, sondern spielte sich in einem dial ektischen ten, bewirkten eine Konjunktur der Ausgren­ biates Rezept für den Umgang mit diesen ge­ Prozeß ab. Die Chinesen selbst vers tande n sich zung und Etikettierung, hatten einen Produk­ fühllosen und leichtsinnigen Kreaturen laute­ als "gelbes Volk", das herrschaftlich "strah­ tionsboom des Fremden zur Folge, sei es des te : "Die Schwarzen sind sehr eitel, aber auf lende Gelb" war allein de r kaiserlichen Fami­ "nahen Fremden " in Gestalt des Juden, des Negerart und so plauderhaft, daß sie mit Prü• lie vorbe halte n, Spiegel ihrer angeblich "Zigeuners" oder der Hexe, sei es des "fernen geln müssen auseinandergejagt werden." An "himmlische n Natur". Fremden", den man in xenophobischer Ab­ anderer Stelle konstatierte er: ".. . dieser Kerl wehr diffamierend kolorierte oder, was die war vom Kopf bis -auf die Füße ganz schwarz, Die rote Einfärbung der nordamerikani­ schen In dia ne r weist ähnliche Grundstruktu­ Kehrseite derselben Haltung ist, in der Gestalt ein deutlicher Beweis, daß das, was er sagte, des "edlen Wilden" romantisierte. Der Prozeß dumm war." ren auf. Ers t im 18. Jahrhundert wurde aus dem Indianer di e "Rothaut", des sen Image frühneuzeitlicher Modernisierung und Staats­ Diese bedrückenden Passagen entstammen zwischen dem ambivalenten Bild des edlen und bildung bedurft e der Fremden, um die inneren dem Werk Immanuel Kants". der weniger auf­ blutdürstigen Wilden hin- und herschwankt. Konflikte zu überdecken, ganz im Sinne Fried­ grund eigener Anschauung zu seinen Urteilen Der französ ische Jesuit und Ethnologe Joseph­ rich Nietzsches: "Je bestimmter eine organi­ sche Einheit (etwa eine Gemeinde oder Herde) gelangte - eine solche Methode der Erkennt­ Francois Lafiteau, der bei den Indianern Üb er ­ nisfindung war ihm suspekt -, sondern von reste antiker Verhaltensweisen zu finden ver­ sich zum Bewußtsein kommt, umso stärker ist Königsberg aus als geistiger Geometer die Ge­ meinte, war noch im Zweifel , ob die ro te Haut­ ihr Haß gegen Fremde. Die Sympathie mit dem filde des reinen Verstandes durchmaß und in farbe von der Einbildungskraft der Mütter, Zugehörigen und der Haß gegen das Fremde ihren Grenzen absteckte. Auch Hume, Voltai­ vom Klima oder vom Gebrauch spezielle r wachs en miteinander." re, Rousseau, Hegel und viele andere gingen Schminkfarben herrühre, was auch ande re Be­ Die Erfindung der Hautfarben hat nicht nur davon aus, daß "Neger" den Europäern auf­ obachter annahmen." Doch nach einer relativ mit vergangenen politischen, kulturellen und grund ihrer minderwertigen Rasse geistig un­ .Iangen Phas e, während der die europäischen sozialen Prozessen zu tun, sie berührt auch terlegen s~ien. Siedler mit den eingeborenen Amerikanern in . das, was in unserem Inneren vorgeht. Denn wir November 1997 Heimatkundliehe Blätter Balingen Seite 1099

sind es, die aus Menschen Weiße, Schwarze, Quellen: Immanuel Geis s: Geschichte des Rassismus, Frankfurt a. M. Gelbe und Rote machen. Das,Eigene steht mit Johann Fri edrich Blumenbach: De generis humani varietate 1988 nat iva lieber, Götting en 1776 Sander L. Gilman: Difference and Pathology. Stereotypes of dem Fremden in einem unauflöslichen Zusam­ Petrus Camper: Verhandeling van Petrus Camper, over het menhang. Warum gre nzen wir das uns Unbe­ Sexuality, Race, and Madness, Ithaca/Lond on 1985 natuurlijk verschil der wezenstrekken in menschen, von Utz Jeggle: Das Fremde im Eig enen - das Eigene im Frem­ kannte aus, indem wir es nicht nur kolorieren, oderschei den landaart en ouderdom, Utrecht 1791 den, Manuskript 1993 sondern mit stigmatisierenden Farben etiket­ Georg Forster: Noch etwas üb er Mens chenrassen , in: For­ Lisa Kosok, Mathilde Jam in (Hrsg.): Viel Vergn ügen. Öffent­ sters Werk e in zwei Bänden , Berlin/Weimar 1968, S. 3-3 4 liche Lu stbarkeiten im Ruhrgebi et der Jahrhundertwende, tieren? Wenn wir, wie das sozialpsychologisc he Jo ha nn Gottfried Herd er: Herders sämtliche Werke. 18 Bd ., Hypothesen nahelegen, die Fremden brauchen, Essen 1992 hrsg. v. Bernhard Suphan , Berlin 1883 Werner Krauss: Zur Anthropologie des 18. Jahrhunderts. um an ihnen die eigenen verdrängten Phanta­ Immanuel Kant: Beobachtungen üb er das Gefühl des Schö­ Die Frühgeschichte der Mens chheit im Blickpunkt der Auf­ sien abzureagieren oder sie stellvertretend für nen und Erh ab enen, Königsberg 1764. In: Werke H, Frank­ klärung, Mün ch en/Wien 1979 fu rt a. M. 1968, S. 821-884 . Peter Martin: Schwarze Teufel, edle Mohren, Hamburg 1993 nicht erfüllte Wünsche zu bestrafen, dann muß Athanasius Kircher: Turris Bab el, sive Archontologia (.. .), uns das zu denken geben. Amstelodamo 1679 . A. A. Sicroff: Les controverses des status de "Purete de sang" en Espagne de XVe au XVIIe siede, Paris 1960 Chr istoph Kolumbus: Bordbuch, Frankfurt a. M., Leipzig An dem tausendfach ins Bild ges etzte n und 1992 Joseph-Francois La fiteau : Moeurs des sauvages Americains auf Völkerschauen zirkusmäßig vorgeführten Anmerkungen: wilden "Neger" läßt sich der Vorgang verdeut­ dornparees aux moeurs des premi ers temps, 2 Bde., Pari s 1723 . ~ Vg!. Kircher, p. 114; Martin 289 lichen. Der Schwarze erscheint als Träger all Carl von Linne: Des Ritt ers Carl von Linne (. ..), Ausgefer­ 3 Vgl. Sieroff jener, im Zivilisationsprozeß der Moderne ver­ tigt von Philipp Lu dwig St atius Müll er, 1. Theil: Von den 4 Vgl. Demei, S. 645 5 Ebd.,S. 651 drängten Eigenschaften, die sich der gesittete sä ugenden Thi eren , Nürnberg 1773. 6 Werke H, S. 880 u. 882 Europäer nicht mehr zugestehen kann und Christoph Meiners: Gru ndriß der Geschi chte der Mensch­ Werke, 18. Bd., S. 249 u. 248; unter "Kackerlacken" heit, Lemgo 1783,2. Auf!. 1793 will. Der "Neger" ist wild, der "Neger" ist verstanden die Anth ropologen der Zeit"weiße Neger", Alb inos also ' nackt, der "Neger" ist triebhaft. Der pazifierte, Literatur: 7 Vg!. Kr auss 131 f modisch gekleidete und triebbeherrschte Eu­ Walter Demel: Wie die Chinesen gelb wurden . Ein Beitrag 8 Vgl. Geiss , S. 113 zur Frü hgeschichte der Rassent heorie n. In : Hist orische Zeit­ 1~ Zitiert bei Erdheim , S. 246 ropäer erschafft sich im Bild des Schwarzen schrift 255, 1992, S. 625- 666 11 Vgl. Gilman sein genaues Gegenbild, das ihm nostalgisch Mario Erdheim: Psyc hoa nalyse und Unterbewußtsei n in der Ich folge hier den anregenden Gedanken, die Utz Jeggle die Lüste des Paradieses vorgaukelt, doch Kultur, Aufsätze 1980-1 987, Frankfurt a. M., 2. Auflage in einem Vortrag zur Situation der Sinti und Roma gleichzeitig auch an die Gefahren des Naturzu­ 1991 (Fellbach, 19.1 1. 1993) entwickelt hat (Manuskript S. 14) standes gemahnt. Besonders drastisch entlar­ ven sich verdrängte Männerphantasien in der sexuellen Instrumentalisierung der "Negerin". Es ist sehr die Frage, ob die vergleichende "Prussisch", nicht "russisch" Abbildung einer mediceischen Venus und einer Ein notwendiger Nachtrag zu "Zeit der fränkischen Hohenzollern" in Nr. 8/97 Hottentottin nicht mehr über di e verdrängten Sexualphantasien des bürgerlichen 19. Jahr­ Beim Druck meines Artikels Teil 3, "Zeit der freundlich und kinderlieb. Sie gehörten der hunderts verrät als über die dargestellten fränkischen Hohenzollern", Ausgabe August, indogermanischen ' Sprachgruppe an . Es gibt Idealtypen. Die "fettsteißige" Hottentottin er­ hat sich in der mittleren Spalte ein Fehler ein­ heute noch ein Vokabular dieser alte n Sprache. innert unverhüllt an den cul de Paris, die mo­ geschlichen. Es muß heißen: der Katechismus wurde in prussischer (nicht russischer), li­ Gegen die totale Ausrottung sp richt, daß disch aufgebauschte Gesäßpartie der Damen­ Herzog Albrecht von Ansbach-Zollern-Bran­ kleider. Die Hottentottin verkörpert gewisser­ tauischer und polnischerSprache gedruckt. ~ - denburg-Preussen, 1545 , also n ach der Ordens­ maßen das Ideal der Steatopie, der Fettsteißig­ Um diese Berichtigung muß ich dringend bit- . ritterzeit, nicht nur den Katechismus in deut­ keit, die man sich damals auch bei Prostituier­ ten. Ich habe einen Vortrag von Herrn Dekan scher, sondern auch in "prussis cher", li ­ ten wünschte.10 Hartmann besucht; er referierte über den tauisoher und polnischer Sprache drucken ließ, Warum projizieren wir unsere sexue llen Deutschen Ritterorden. Als Ergänzung möchte damit die Pfarrerzusammen mit Tolken (Uber­ Sehnsüchte so zwanghaft in die nahen und ich zu diesem Thema folgendes hinzufügen: . setzer) in der jeweiligen Sprache predigen fernen Fremden, die Exoten und Prostituier­ Das uralte Baltenvolk der Prussen, das seit konnten. ten, um sie dort gewissermaßen stellvertretend Urzeiten an der Ostsee lebte, wurde nach histo- . Herzog Albrecht brachte Ostpreußen das Lu­ auszuleben? Was hassen wir an uns, daß wir es rischen Überlieferungen Brus, Borussen, Pruc­ thertum und bemühte sich wohl, diesen Glau­ in den Farbigen so unnachsichtig verfolgen? So teni oder Prussen genannt. Die Hohenzollern ben auch dem einfachen Volk der Hintersassen fragen nicht die Angehörigen der angeblich übernahmen diesen Namen und nannten sich und Leibeigenen beizubringen, denn in diesem schwarzen, gelben und roten Rasse, sondern Herzog, König, Kaiser von Preussen, nicht Stand ist die Hauptmasse der prussischen Be­ die Farbigen in unserem Kopf. "Jede Antwort Preuzzen. Prussen waren keine Mongolen oder völkerung gekommen, als der Deutsche Orden würde", so Utz Jeggle, "das uns fremd Gewor­ Finnen, diese nannte man Aestier. Die Prussen das Land dieser Menschen eroberte. Herzog dene im Eigenen entfremden und das Eigene werden als Menschen mit langen blonden Haa­ Albrecht war durch seine Mutter Sophia ein im Fremden besser verständlich machen."11 ren und blauen Augen beschrieben, ga~t- Nachfahre des litauischen Jagiello. Anna von Preußen, die Enkelin Herzog Albrechts, heira­ tete J ohann Sigismund von Bran denburg, so Ein neues Buch zur Heimatkunde dürfte das wilde Wesen J agiellos auch die Brandenburger Hohenzollern bewegt haben. Der polnische König Sigismund war der Onkel "Sackpfeifen in Schwaben" Herzog Albrechts, als er das Herzogtum Preus­ senübernahm. Ernst Eugen Schmidt: Sackpfeifen in Schwaben, die Wiederentdeckungeines vergessenen Volks­ musikinstrumentes, mit Beiträgen von Georg Balling, Fritz Schneider und Manfred Stingel. Die Eroberung des Prussenlandes dauerte Verlag des Schwäbischen Albvereins, Stuttgart 1997. 124 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, über 50 Jahre (der Dreißigjährige Krieg ist al­ 45 Mark. len ein Begriff) und es sollen ca . 60 000 Krieger umgekommen sein. Die Einwo hnersch aft des Ernst Eugen Schmidt ..schreibt über ein ben wurde, enthält neben dem Textteil von ganzen Landes von 40 000 km2 betrug vor der nichtalltägliches Thema: Uber die Wiederent­ Hauptautor Ernst Eugen Schmidt einen reich­ Eroberung durch den Deutschen Orden ca. deckung eines vergessenen Volksinstrumentes, haltigen Bildteil, mit dessen Hilfe unterstri­ 200 000 Menschen. 70 000 getaufte leibeigene über die Sackpfeife, besser bekannt als Dudel­ chen werden soll, wie weitverbreitet der Du­ Prussen wurden vom Orden gezwungen, die sack. Im Volksmund hat sich dieser Begriff delsack im Großraum Schwaben war. Hinzu Marienburg zu bauen, den Sitz des Hochmei­ eingebürgert, in der F orschung jedoch wird kommen die Beiträge der Autoren Georg Bal­ sters. Auf Seite 142 bei Zimmerling steht eini­ Wert gelegt auf eine begriffliche Differenz ie­ ling, Fritz Schneider und Manfred Stingel, die ges zu diesem Thema Und wie die Sache von rung, zumindest in den frühen Schriftquellen. sich den. Themen "Sackpfeife im Hohenloher den Ordensrittern gehandhabt wurde - mit Unterschieden wird zwischen dem "P olnischen Land", "Schäfer und Sackpfeifen" und Unterstützung durch den Papst. Bock" oder "Du delsack " und der "Sac kpfei­ schließlich "Sackpfeifen im Schwäbischen fe". Albverein" widmeten. Im Samland wehrten sich die Prussen sehr Dieser "Bock" hat eine äußerst auffällige lange; viele sind nach Litauen geflü chtet. Im Form: Große geb ogene Tierhörner als Schall­ Das Werk vermittelt umfassende Erkennt­ Samland liegt Königsberg (Kaliningrad), es ge­ trichter an den Pfeifen und einen aus einem nisse über die 500 Jahre alte Sackpfeifentradi­ hörte immer zu Ostpreußen, ni e zu Litauen. Ich ganzen Bocksfell mit Kopf und Hörnern beste­ tion Schwabens. Es wird näher darauf einge­ bin im Samland in Labiau am kurischen Haff henden Luftsack. Dieser polnische Sackpfei­ gangen, wo und von wem die Sackpfeife ge­ geboren und beschäftige mich seit fünf J ahren fentyp war vom Ende des 16. Jahrhunderts bis spielt wurde und zu welchen Gelegenheiten. intensiv mit der Geschichte meines Volkes. Die zum Ende des 18. Jahrhunderts hauptsächlich Uber Kuriositäten und "zugewanderte" In­ Nachfahren der Prussen leben heute in ganz an den Fürstenhöfen das Modeinstrument strumente informiert Autor Schmidt ebenso Deutschland verstreut, man erkennt sie an ih­ schlechthin. wie über Sprichwörter, die sich des Dudelsacks ren Namen prussischen Ursprungs - darüber Das Bu ch , das vom Sc hwäbischen Kulturar­ zurVeranschaulichungbedienen. habe ich in Teil 1 geschrieben. chiv des Schw äbischen Albvereins herausgege- (Fortsetzung nächste Seite) Hannelore Sommerer , Rosenfeld Seite 1100 Heimatkundliehe Blätter Balingen November 1997

(Fortsetzung von vorhergehender Seite) das ebenfalls vom Schwäbischen Kulturarchiv Anlage vom Staat gemietet und unterhält im . . ' . .. " herausgegebene Notenheft "Die Sackpfyf ökumenischen Geiste eine evangelisch be­ .~:he hervorragende Blldqualitat SOWIe ~me schön Macht siss gethön" von Georg Balling stimmte Einkehr- und Begegnungsstätte, ge­ Fülle an Quellen- und Literaturnachweisen . direkt beim Schwäbischen Kulturarchiv, Tele­ führt von der Evangelischen MichaeJsbruder­ runden das Werk ab. fon (07433) 43 53 oder 93 02 30, in der Aus- schaftund dem BerneuchenerDienst. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die ' stellung "Der Dudelsack in Europa" in der sich über ein interessantes Instrument der Balinger Zehntscheuer (noch bis 7. Dezember) Kirchberg findet man nur über kleine Zu­ Volksmusik informieren wollen. Erhältlich ist oder in den Buchhandlungen der Balinger Re­ fahrtswege, entweder von Heiligenzimmern das Buch ..Sackpfeifen in Schwaben" wie auch gion. her oder über Renfrizhausen, da es abseits der Verkehrswege auf einem Bergsporn liegt. Diese auf die Herkunft als Burg verweisende Lage ist untypisch für Dominikanerinnenklöster, wür• Kloster Kirchberg im Buch "Spurensuche de eher für Benediktiner passen. Bereits bei der Zufahrt fasziniert der Anblick der Anlage mit der repräsentativen Front des Westflügels. in Ba-Wü: Klöster, Stifte, Klausen" Durch ein barockes Tor kommt man in den Hof Von Wolfgang Willig, Balingen mit seinen verschiedenen Wirtschaftsgebäu• den, dessen Abschluß der Westflügel-des Kon­ Einen kulturhistorischen Führer hat der studierte Psychologe Wolfgang Willig (Balingen) nach ventbaus mit einer herrschaftlich gestalteten mühevoller, langjähriger Spurensuche verfaßt und darin auf 500 Seiten rund 400 Klöster und Barockfassade bildet. klosterähnliche Gemeinschaften in Baden-Württemberg aufgelistet. Mehr als 200 Farbfotos illustrieren das Buch. Es ist im Buchhandel zu haben. Mit Genehmigung des Autors sei hier das Die (nachmittags geöffnete) Kirche liegt lin­ Kapitel "Kirchberg" (unter Ortsname "Sulz" zu finden) wiedergegeben, weil 1998 das 40jährige kerhand davon, schwer zu erkennen, weil ­ Bestehen des Berneuchener Hauses der evangelischen Michaelsbruderschaft heransteht: entsprechend der Ordensregel - ohne Turm. Zum freistehenden gotischen Kreuzgang führt Es gibt keine weitere Gegend in Baden­ regulierten Kloster zu werden. Das Ziel ihrer ein Weg um den Westflügel herum. Unterhalb Württemberg (und wohl auch in ganz Deutsch­ Bestrebungen war der Anschluß an einen der des Kreuzganges findet man in Hanglage einen land), in der sich so viele ländliche Dominika­ noch jungen Bettelorden. Nonnenfriedhof, der mit seinen alten schmie­ nerinnenkonvente ansammelten wie in dem deeisernen Kreuzen und überwucherten Grä• . Landstrich zwischen Schwarzwald und Überraschenderweise erreichten sie auch ihr bern einen verträumten Eindruck vermittelt. Schwäbischer Alb. Wie an einer Perlenschnur Ziel: Bereits bei der Gründung waren Domini­ Von hier aus hat man einen herrlichen Blick gezogen finden wir die Reste der ehemaligen kaner aus Esslingen anwesend, und (anschei­ über die Keuperlandschaft, die infolge ständig Klöster Engelthai bei Dornstetten, Horb, nend) übernahm sie der Provinzgeneral Johan­ wechselnder geologischer Schichten ein ab­ Nordstetten, Altheim, Oberndorf, Haigerloch. nes von Wildeshausen (inoffiziell) in den Orden wechslungsreiches Bild bietet. Im Hintergrund Stetten, Weildorf, Gruol, Heiligenzimmern, (Quelle:· Grundmann: Religiöse Bewegungen steht der Steilaufstieg der Schwäbischen Alb Leidringen, Binsdorf, Balingen, Stetten bei des Mittelalters, S. 238). Wenn dies so war, mit dem Hohenzollern als Blickfang. Hechingen, , Hirrlingen. Und in­ dann wäre Kirchberg das erste weibliche Do­ mitten die Stadt Sulz mit drei ehemaligen Do­ minikanerkloster in Mitteleuropa. Denn erst minikanerinnenkonventen. Nur in den damali­ 1245 übernahm dieser Orden auf Anweisung Daten: des Papstes weitere Frauengemeinschaften, 1237 Beginengemeinschaft, vor 1245-1806 Dominikanerin­ gen "Großstädten" Köln und Straßburg gab es nen wohl mehr derartige Frauengemeinschaften. nachdem er sich zuvor (ebenso wie die Franzis­ kanerjmit Händen und Füßen gegen eine sol­ che Aufgabe gewehrt hatte. Literatur: Kirchberg O. Planck: Ein Gang durch Kloster Kirchberg und seine Mit der offiziellen Anerkennung durch den Geschichte (Broschüre liegt aus) Die Betreuung von Frauen muß auf den Do­ Papst, die 1245 kam, stieg die Anzahl der Be­ E . Hagmann: Bemeuchen. Ein Weg zur Kirche, 1983 (Bro­ minikanerorden in seiner Frühzeit wie eine wohnerinnen in Kirchberg so hoch, daß man schüre) geistige Befruchtung gewirkt haben. Denn dar­ von einer echten Armut sprechen kann, denn aus entstand eine der Hauptbewegungen deut­ der Konvent war total überbelegt. Zudem scher Mystik. Während dies bei den Männern schossen in der Umgebung weitere Konvente in Süddeutschland Einzelpersonen sind wie aus dem Boden. Der Abstieg und moralische Meister Eckart, Johannes Tauler und Heinrich Verfall kam wie bei so vielen Klöstern im 15. Seuse (Suso), handelt es sich bei den Frauen und 16. Jahrhundert: Wohnen in Einzelzim­ um ganze Konvente. Festgehalten wird dies in mern, Bedienung durch Mägde, persönliche Fi­ den Lebensbeschreibungen verschiedener nanzmittel, Einkünfte durch die Ubernahme Nonnen ("Nonnenviten"), die im Alltag mysti­ eines Klosteramtes. sche Erlebnisse hatten. Diese Lebensbeschrei­ bungen existieren als "Schwesternbücher" für Schließlich griff die weltliche Aufsicht folgende Konvente: Adelhausen in Freiburg, (Habsburg) zu einem Radikalschnitt, indem Gotteszell in Schwäbisch.Gmünd, Weiler bei aus dem evangelisch gewordenen Pforzheim Esslingen, Oetenbach (in Zürich), Töss (in Win­ die dortigen Dominikanerinnen kurzerhand terthur), Katharinental (bei Diessenhofen), zum Kirchberger Konvent hinzugegeben wur­ Unterlinden in Colmar, Engelthai (bei Nürn• den. Die neuen Insassen hatten sich der stren­ berg), Medlingen (bei Donauwörth). In an­ gen Observanzbewegung angeschlossen und schaulicher Weise stellte Arno Borst in seinem drängten die dem lockeren Leben zugewandten . Buch "Mönche am Bodensee" diese Bewegung Nonnen hinaus in die Welt. Damit kam ein anhand des Beispiels Katharinental dar. Das erneuter Aufstieg. Auch die Krise des 30jähri• Kloster Kirchberg gehörte ebenfalls hierzu, gen Krieges, in dem Kirchberg trotz seiner Ab­ Die Verfasser der Beiträge und auch hierfür existiert noch eine derartige gelegenheit 32mal geplündert wurde (soweit "Nonnenviten". man nach dem zweiten Mal noch von Plünde• in dieser Ausgabe: rung sprechen kann!),konnte in der Barockzeit Prof. Dr. Paul Münch Das älteste, bedeutendste und schönste aller überwunden werden. UntererRiesenacker 4,72406 Wessingen Dominikanerinnenklöster Baden-Württem• bergs findet man hier. Gegründet wurde es Nach der Aufhebung von 1806 durch Würt• Hannelore Sommerer 1237 aus einer religiösen Aufbruchstimmung temberg durften die Bewohnerinnen .bis zum Schönbühlweg 22,72348 Rosenfeld heraus, die bis in die höchsten gesellschaftli­ Tode bleiben; die letzte zog 1856 aus. Die Ge­ Wolfgang Willig chen Kreise wirkte. Frauen aller Schichten bäude wurden als Staatsdomäne genutzt und Egenbolstraße 1~, 72336 Balingen wollten zu dieser Zeit das biblische Armuts­ 1868 Rosenfelder Bürgern teilweise als Bauma­ ideal in echter Weise leben (die bekanntesten terial nach dem Stadtbrand zur Verfügung ge­ von ihnen sind Clara von Assisi und Elisabeth stellt. Damals wurden die gotischen Ost- und von Thüringen). Daher kann man davon ausge­ Südflügel abgebrochen, zum Glück: ohne die Herausgegeben von der Heimatkundlichen Vereini­ hen, daß es hochgestellte Frauen waren, die Kreuzgangsteile, die zu 'sperrig waren (was gung Balingen. sich als eine Gemeinschaft auf der Burg Kirch­ heute. einen wunderbar romantischen Effekt Vorsitzender: Christoph Roller, 72336 Balingen, Am berg angesiedelt hatten und diese Burg von erzeugt). Die Anlage samt Besitzungen diente Heuberg 14, Telefon 7782. Graf Burkhardt von Hohenberg aus dem nahen seit 1851 als Ackerbauschule. Geschäftsführung: Ruth Hübner, Im Kirschenwinkel 2,72359 Dotternhausen, Telefon (07427) 9 1094. Haigerloch günstig übereignet bekamen. Eine Redaktion: Christoph F. Riedl, 72336 Balingen , Beginensammlung, typisch für die Zeit (vgl. Heute werden im Kloster Kirchberg wieder .Gerh .cHauptmann-Ring 14, Telefon 78 16. Rottweil-Rottenmünster). Typisch auch ihr Stundengebete und Gottesdienste gefeiert und Die Heimatkundlichen Blätter erscheinen jeweils am Bestreben, sich möglichst schnell einem 'Orden religiöse Themen mit Tagungsgästen behan­ Monatsende als ständige Beilage des "Zollern-Alb- mit Regeln anzuschließen, also selbst zu einem delt. Der "Verein Berneuchener Haus" hat die Kuriers". . idhche Blätter

Jahrgang 44 31. Dezember 1997 Nr.12 Höhlenarchäologische Forschungen auf der Südwest-Alb Von Jürgen Scheff, Albstadt

10. Muetesloch von dem Fund ben achrichtigt, schenkte der (Heilenbergschacht, Wei herhalde nhöhle, We­ Sache kein e Aufm erksamkeit. Ein So hn des cherhaldenhöhle, Bärenhö hle , Höhl e bei Stet­ ?amaligen Hofrats Löw in Sigmaringen grub ten unter Holstein, Hans Muotesloch, Muotis­ In der Höhle und fa nd einen "Hirschhornharn:' loch, Wodansloch, Muotesgstank, Ha[n]smut­ mer", d. h . eine Geweihstange mit einem Teil terlesgsta[n]k) der Krone, die durchbohrt war. J ohs. Dorn fand: Einen Hirschgeweihzinken , der in der BURLADINGEN - STETTEN u. HOLSTEIN Mitte durchbohrt war, viele Scherben,"wie in Höhlenkataster - Nr. 7621/03 Grabhügeln", viele runde Steine, "wie Schleu­ La ge: derkugeln". 1 km nördlich der Ru ine Holstein, 780 m NN . .. Prof. Fraas sollte daraufhin die Höhle Das Muetesloch ist nur durch einen 8 Meter untersuchen. Er sagte aber: "Die Schädel sind tiefen, schachtartigen Deckeneinbruch mittels noch so jung, sie bluten noch ." Dorn hatte den Leitern zu erreichen. Die geräumige Höhle ist . Eindruck, daß Fraas eben keine Lust hatte, der durch starkes Trop fwasser extrem feucht und Sache noch näher zu treten. Auch von Hölder war schon deshalb als Wohnstätte gänzlich der an der FundsteIle war, zeigte kein Irrteres­ Muetesloch. Linkes Bild: Eingangsschacht. ungeeignet . Der Name Mue tesloc h erinnert an se . ,Ein regelrechtes Graben wäre allerdings den germanische n Gott Wotan ("Muotes Rechtes Bild: Blick aus der H öhle zum E in­ schwer gewese n, weil man unten keinen Platz stiegsloch. Heer"), doch sind in der Bevölkerung von Stet­ für Abraum ge habt hätte." ten keinerlei Uberlieferungen mehr bekannt. Im April 1881 untersuchten OSKAR FRAAS, Das Muetesloch hat eine auffallende Ent­ S.tuttga~t , und Hofr at von LEHNER, Sigma­ sprechung in der Karlshöhle bei Erpfingen, wo Spätlatenezeit auflesen. Weitere Funde durch ringen, im Auftrag des Fürsten ANTON VON das ' "Fauthsloch" ebenfalls der Beseiti gung ACHIM LEHMKUHL, unter anderem Men­ SIGMARINGEN diese unheimliche Höhle in von Seuchenopfern bei Tier und Mensch dien­ schenreste, befinden sich im Staatlichen Mu­ der sich unter der Schachtö ffnung ein "wi; res te. Ei r:ige Beifunde, ein "sehr schö ner Ohrring seum für Naturkunde in Stuttgart (Mitteilung und ein offener Armring aus dickem Draht von THOMAS RATHGEBER). Haufwerk von Schädeln und Knochen von b ~ide so~ Menschen und Haustieren" im Laufe der Jahr­ .von Bronze" (HÖJ",DER 1895, S . 46) WIe ein Halsring mit Osenverschluß aus der. tausende angesammelt hatte (FRAAS 1888, S . Schrifttum: 5). Zuvor wurden bereits viele Zentner Kno­ späteren Hallstatt- oder frühen Laten ezeit la s­ Ak te n des Museums Eb ingen. chen aus der Höhle herausgeholt und an einen sen mögli.cherweis e kultische Bestattungen BIEL 1987. S . 140,200, 216. oder sonstige Handlungen im Mu etesloch ver­ FRAAS 1888, S . 4, 5. "Guanofabrikanten" . verkauft (STEHLE HÖLDER 1895, S. 45, 46. 1925), ehe eine Nachricht davon an die Öffent• muten .. Gefäßscherben aus nahezu allen Epo­ Hohen zoll erisch e Blä tter 188-1 , Nr. 45. lichkeit drang (Hohenzollerische Blätter vom chen seit der Urnenfelderkultur, Handmühlen­ Ho henzoll erische Blätter 1881, Nr. 51. ste~ne, .?pinnwirtel und bearbeitete Hirsch ge­ KRAUS 1982, S. 27 . 27. März 1881; HÖLDER 1895). JOHANNES La uchert Zeitung 1881, Nr. 41. DORN führte daraufh in erste Untersuchungen weihstücke wurden ebenfalls bei den Skeletten Neues Tagbl att Stuttgart 188 1, Nr. 82. durch; im Stadtarchiv Reutlingen findet sich in tieferen Schichten gefunden, doch ist die PARET 1961 , S. 160, 303. über die eige nartigen Begleitumstände der Funddo kumentation mangelhaft. Ein Te il der PE TERS 1946 , S. 16. Gegenstände hat sich im Museum im Schloß RIETH 1938b, S . 71, 228, 244 , 249. Fundbergungen ein aufschlußreiches Proto­ Schwäbische Kronik 1881 , Nr. 80, S. 614 . koll,(HAAG o. J ., S . 37/38), das nach mündli­ Sigmaring en erhalten . OSKAR FRAAS ließ et­ Sc hwäbische Kro nik 1881, Nr. 98, S. 754 . chem Bericht von DORN niedergeschrieben wa 25 menschliche Schädel und sonstige Kno­ STE HLE 1925, S. 41 , 484 , 485. chenreste als wertlos (!) wieder bestatten, eini­ ZINGELER 1894, S . 9, 10. wurde: Früher gehörte Erpfingen zur Kl eem ei­ Sta dtarc hiv Reutlingen (Na chlaß HAAG) sterei Ebingen. Alles gefallene Vieh mußte ge andere kamen in die Sigmaringer Samm­ dorthin abgeliefert werden. Für ein Pferd be­ lung und konnten 1895 von Medizinalrat HER­ kam mari z. B. 12 Kreuzer. Da dieser Preis di e MANN VON HÖLDER untersucht werden (HÖLDER 1895, S . 45-46). 11. Große Holsteinhöhle Transportkosten nicht lohnte, zog man vor , die Hö~le unter der Ruine Holstein, Grotte im Hol- . toten Tiere heimlich in ein Erdloch zu werfen. stein, Höhle bei Ruine Holstein, Höhlstein Ka- Es hieß "Hansmuotes Gstak". Den zweiten Teil In den von OSKAR FRAAS 1888 veröffent• Sch~ift pelle) , des Namens kann man sich ohne weiteres aus lichten "Begleitworte zur Geognosti­ ~pe~Ialkarte dem am Orte herrschenden Gestank erklären.. sehen von Württemberg. Atlas­ blatt Riedlingen", wurden die Funde irrtüm• BURLADINGEN - STETTEN u. HOLSTEIN Woher aber der' andere Teil kommen mag? Für Höhlenkataster-Nr. 7621/04 b eine Fabrik, die Knochenmehl herstellte, such­ lichden Höhlen unter der Ruine Holstein zuge­ ordnet, obwohl gleichzeitig von einem Fal­ te man allenthalben auf der Alb nach Bei­ unzug~~gli­ LAGE: nern". Man kam auch an die Stettener HÖhle. loch" sowie einem "entlegenen chen Erdloch" die Rede ist, was bei den Hol­ 400 m östlich Stetten unter der Ruine Holstein Einige Männer wagten sich in das Erdloch hin­ 800mNN ' unter. Beim Wühlen in dem Haufen von Erde steinhöhlen. absolut nicht zutrifft. Alle Höh• und Steinen, der sich unter dem Loch befand lenfunde, die nach RIETH (1938 b) PARET (1961) sowie BIEL (1987) von Markun'g Stehen . Im Burgfelsen der Ruine Holstein befinden stießen sie neben Tier- auch auf Menschenkno~ ~öhlen , unter Holstein stammen, beziehen sich aufdas sich 7:ier wobei zwischen der "Steigei­ chen. Alsbald verbreitete sich in der Gegend senhohle und der "Großen Holsteinhöhle" ei­ Muetesloch (= Heilenbergschacht)! die Kunde, ein "Sautr eiber " sei dort hinabge­ ne verschüttete Verbindung besteht. Funde lie­ stürzt worden. Aus dem Grabungsschutt unter der Schacht­ ferte offenbar nur letztere, die sich nach dem Johs. Dorn ging der Sache nach. In ga r ni cht öffnung konnte ACHIM LEHMKUHL, Tailfin­ b.equem be~ehbaren spitzbogigen Portal und großer Tiefe fand er 12 Schädel und viele Ske­ ge n , im Jahr 1981.sowie am 12. Januar 1983 einer ansteigenden Kammer zu einer hohen lett-Teile. Die Hofkammer in Sigmaringen, Scherben der Urnenfelderkultur sowie der .trockenen Halle erweitert und recht wohnlich Seite 1102 Heimatkundliehe Blätter Balingen . Dezember 1997

wirkt. Sie wurde letztmals beim Einmarsch 1881, Nr. 80) beraubt worden war, fand JO­ französischer Truppen gegen Ende des Zwei­ HANNES DORN vom Weiler Haid bei Troch­ ten Weltkrieges von der StettenerBevölkerung telfingen, im Jahr 1893 "auf der Ostseite, nicht als sicheres Versteck genutzt. weit vom Eingang, den Boden reichlich mit Über Grabungen aus dem 19. Jahrhundert ist Kohle und Asche vermischt und in der Nähe nichts sicheres bekannt. KRAUS (1955) sowie menschliche Knochen, einen Armring aus STEHLE (1925) erwähnen zwar Grabungsver­ Bronze sowie Scherben von schwarzen Urnen" su che um bzw. nach 1870 , doch beziehen sie (HÖLDER 1895, S . 46) Gustav HAAG, der den sich vermutlich wie alle anderen Hinweise auf Nachlaß DORNs aufgearbeitet hat, berichtet, Höhlenfunde von Stetten unter Holstein auf DORN habe ein Skelett und dabei Scherben das etwa 1 km nördlich gelegene Muetesloch, "wie in Grabhügeln " gefunden. Alle Funde das 1881 untersucht wurde. OSKAR FRAAS sind verscho llen, eine zeitliche' Datierung ist (1888) beschreibt die Höhle jedoch recht ge­ somit nicht mehr möglich. nau, was auf eine (möglicherweise erfolglose) Bei der Vermessung der Höhle am 23. Okto­ • Sondierung hindeuten könnte. Auch der Hin­ ber 1976 fand JÜRGEN SCHEFF, Ebingen, an weis HAAGs (0. J ., S . 39), JOHANNES DORN der östlichen Höhl enwand in einer kleinen Ni­ vom Weiler Haid bei Trochtelfingen habe "un­ sche das Randstück eines spätmittelalterlichen ter der Ruine Hölnstein vorgeschichtliche Gefäßes des 14./15. J ahrhunderts mit ausge­ Sc herben" gefunden, muß sich nicht unbedingt prägtem Karniesrand. auf die Hö hlen beziehe n. WILHELM FREUDENBERG führte 1920 Schrifttum: oder kurz zuvor Grabungen in der Großen Hol­ HÖLDER 1895, S. 46. Fragment eines Hirschgeweihs mit angeblicher Sch wäb ische Kronik 1881, Nr. 80, S. 614. steinhöhle durch, die trotz zahlreicher Veröf• Stadtarchiv Reutlingen (Nachlaß HAAG). fentlichungen (FREUDENBERG 1920 a - c; Darstellung eines Menschenkopfes. 1935) unzureichend dokumen tiert sind . Au s FREUDENBERGs Ber ichten lassen sich meh­ Oberpostrat a. D. EDUARD PETERS nahm rere Sedi me ntschichte n unterscheiden, leider 1941 eine flüchtige Schürfung vor, ohne ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Er erwähnt nur zahlreiche mittelalterliche Scherben, die heute vers chollen sind.

Schrifttum: N seo . ADAM & KURZ 1980 , S. 56, 69, 136. FRAAS 1888, S. 4, 5. FREUDENBERG 1920 a , S. 98. FREUDENBERG 1920 b, S. 129. FREUDENBERG 1920 c, S. 59, 60. FREUDENBERG 1935, S. 22, 24, 25. HOLZHAUER 1992, S 107 -109. KRAUS 1955 , S. 75. PETERS 1946, S. 16. RIETH 1938 b, S. 71, 228, 244 , 249. SCHMITT 1993, S. 45, 48. STEHLE 1925, S. 484. Große H olsteinhöhle. ZINGELER & BUCK 1906 , S. 94. Eingang zu der H öhle. Stadtarchiv Reutlingen (Nachlaß HAAG). Schnitt A - A 12. Ungerhaldenhöhle BURLAD INGEN - STETTEN u . HOLSTEIN ohne Angabe der Mächtigkeit (FREUDEN­ Höhlenkataster-Nr.7621/18 BERG 1920 b, S . 129): Lage: . ". . . und in der hoch über dem Tal der Lau­ 1 km nordnordwestlich der Friedhofskirche in Schnitt B - B Schnitt C - C chert gelegenen völlig trockenen, nach Süden Stetten, 795 m NN offenen und darum stets vom Menschen aufge­ Die großräumige und re lativ trockene Un­ 1: 250 o 2 /, e suchten Grotte des Holstein über Stetten fand gerhaldenhöhle ist nur über eine enge Fels­ -7527118 ki 2 1;2!lOOO .... ~ .~ .-...-...... ich auf der Terrasse unter den Schichten mit spalte kletternd zu erreichen. Nachdem die T~ ",l~ t;na .." 7 11 37m .vorwiegend mittelalterlichen Gefäßresten in ..23:;0'75 VSHL Höhle bereits 1881 oder früher "eines Theils 795 m J. Schef! schwarzer, steiniger, nach unten gelblich wer­ ihret Knochenvorräthe" (Schwäbische Kronik , "- 1.3 km NNW dender Schicht das Schulterblatt der Schnee­ <'IU ... hasen; im Innern der Höhle, in etwas tieferer Lage stieß ich auf die Überreste von Tieren des Waldes wie Wildschwein, Edelhirsch und Bär in gelben steinigen Lagen, die zeitlich der Ach­ senschwankung von PENCK entsprechen, während in der tiefsten fossilführenden schwärzlichen Schicht wieder Tiere der kalten Zeit, wie Renntier, Höhlenbär und Polarfuchs von mir ausgegraben wurden." Unter letzterem Fundhorizont zeigte sich ei­ ne verwitterte Sinterschicht, die einen zähen, gelben Bohnerzlehm als unterstes Sediment überlagerte. An anderer Stelle nennt FREU­ DENBERG in der Schicht der Waldtiere ein Wildpferd (Equus Abeli Antonius) sowie aus unbestimmter Schicht einen Lemmingrest. Feuersteinartefakte fand FREUDENBERG nicht, jedoch vermeint er folgende menschlich bearbeitete Tierreste geborgen zu haben , die er für eiszeitlich hält: das Bruchstück eines Glät• ters aus der Rippe eines Rindes, ein Aalende aus Horn (?) von Ren oder Edelhirsch, ein Hirschgeweih mit abgeschlagenen Sprossen sowie zahlreiche aufgeschlagene Knochen. Ei­ ne anthropomorphe Skulptur aus einem Ab­ wurfstück vom Rothirsch, angeblich ein menschliches Gesicht darstellend, wird wis­ senschaftlich stark angezweifelt (ADAM & KURZ 1980). Eine abschließende Bearbeitung des Fundmaterials, das sich im Staatlichen BILDER AUS ALTE R ZEIT Museum für Naturkunde in Stuttgart befindet, steht noch aus. Blick auf Straßberg - aufgenommen im März 1938 . Dezember 1997 Heimatkundliehe Blätter Balingen Seite 1103

Skizzen un d Bild in dieser Spalte: Hohler Fels (Bild: N or deingang); Textbeschreibung in Aus­ gabe Nr. 10/97. Bilder nebenan: Links Höhlen• eingang zur D oppelgrotte Straßberg; r echts Eingang zur Sommerkirch höhle. Tex tbeschrei­ bungen in Ausgabe 10/ 97.

Höhlenarchäologie im Zollernalbkreis

Schrifttum (Auswahl) BREEG, H . (1939 a). Vorgeschichtliches von Ebingen und Akten des Mus eums Ebingen. seiner Umgebung. - Blätter des Schwäbischen Albvereins, Akten des Stadtarchivs Albstadt. Jg . 51, Nr. 3, S. 35 - 37, 4 Abb. Tübingen. BREEG. H. (1939 b): Wir treiben Vorgeschichte. (Manu­ JI'r /6.,rr:;llrr",I 1!I,. ACHENBACH, A. (1859) : Über Bohnerze auf dem südwestli• chen Plateau der Alb .- Jahreshefte des Vereins fü r vaterlän• skript). dische Naturkunde in Württemberg, Jg. 15, S . 103 - 125, 1 BREEG. H. (1953) : Vor- und Frühgeschichte. In : BIZER, H. Tab. Stuttgart. (1953): Tailfinger Heimatbuch, S . 72 - 88, Abb. 35 - 48. Balingen. ADAM, K. D. & KURZ, R. (1980) : Eiszeitkunst im süddeut• H.~ .l DEHM, R. (1935) : über tertiäre Spaltenfüllungen im Fränki­ ,..... E::= schen Raum. Stuttgart. schen und Schwäbischen Jura. - Abh. Bayer. Akad. Wiss ., N. BIEL, J . (1974): Zur neolithischen Besiedlung der Schwäbi­ F. 29, S. 1-86,11 Abb., 5 Taf. München . schen Alb. - Fundberichte aus Baden-Württemberg, Bd . 1, S. DEHM. R. (1961): über neue tertiäre Spaltenfüllungen des 53 - 64, 7 Ab b. Stuttgart. . süddeutschen Jura- und Mus chelkalk-Gebiet es. - Mitt. Bay­ er . Staatsslg. Paläont. hist. Geol. 1, S. 27 - 56, 5 Abb. 2 Taf. BIEL, J . (1987). Vorg eschichtliche Höhensiedlungen in Süd• München württemberg - Hohenzoll ern. - Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg, Bd . 24. Der Alb-Bote. Nr. 82, 9. April 1901. Ebingen. Stuttgart. Der Alb-Bote. Nr. 169, 22. J uli 1908. Ebingen. BINDER, J . (1899). Ein neuer Hohlerfelsen a uf der Schwäbi• Der Zoller, 1898, Nr. 10. 7720/0 2 schen Alb . - Blä tter des Schwäbischen Albver eins, Jg. 11, DIETRICH, W. O. (1909): Neu e Riesenhirschrest e aus dem HOHLER fE LS (Bill) Nr. 1, S . 11 -14, 1 Abb. Tübingen. A 0 1 ~I)Q H ~ "2 '; O NN ' 15 ... schwäbischen Diluvium. - J ahreshefte des Verei ns für vater­ BINDER, J . (1901): Bitz.- Blätter des Schwäbischen Albver­ ländische Naturkunde in Wü rttemberg, Bd : 65, S . 132 - 161,

• ~ ::••0 .. eins , J g. 13, Nr. 9, S . 393 - 400 . Tübingen . ... . , . l ' ;

Studienfahrten und Vorträge 1998 Sonntag, 25.1. Pemsel Mindelheim, We ihnachtskrippenausstellung Bus Mittwoch, 11. 2. Schneider Di a-Rückschau der Exkursion Innsbruck Landratsamt 18.00 Uhr Mittwoch, 25.2. Kratt Dia-Rückschau der Exkursion Graz Landratsamt 18.00 Uhr Mittwoch, 11. 3. Hübner/Michal ski Dia-Rückschau der Exkursion Badenwerder Landratsamt 18.00 Uhr Samstag, 28. 3. Zek orn/Roller Karlsruhe. Ausstellung ,,1848". Rheinmünster Bus Samstag, 4.4. Munz Literatur im Zollernalbkreis Landratsamt 14.30 Uhr Mittwoch, 15.4. KIek Leinstetten. Graf Albrecht von Hohenberg 1298 PKW (Nachm.) Samstag, 25.4. Zekorn Kirchberg. Graf Albrecht von Hohenberg 1298 PKW (Nachm.) Mittwoch, 29.4. Willig (VHS) 900 Jahre Zisterzienserorden 1098 Stadthalle 20.00 Uhr Sonntag, 3.-10.5. Schneider Groß Meckelsen, Märchenstraße bis Bremen Bus Mittwoch, 3'.- 6. 6. Kratt Aschaffenburg und Mainfranken Bus Samstag, 27. 6. Foth Isny, Wangen, Eistobel Bus Mittwoch , 3.7. Hübner . Chagall-Ausstellung Balingen Stadthalle 17.00+18.00 Uhr Son ntag, 19. 7. Willig Heitersheim, Ritterorden am Oberrhein Bus Mittwoch, 12. 8. Walz Hausen a .T., Galerie Erich Walz PKW 18.00 Uhr Sonntag, 6.-13. 9. Roller Bozen , Südtirol und Trient Bus Sonntag, 27 .9. Kratt Residenz en des Herzog Carl Eugen Bus Samstag, 10.10. . Groh Re utlingen und die Reutlinger Alb Bus Samstag, 14.11. Hauptversammlung im Stauffenberg-Schloß zu Lautlingen: Thema 500 J ahre Regierungsa ntr itt von Herzog Ulrich von Württemberg 149 8 Hinweis: Die Teilnahme an Veranstaltungen jeglicher Art erfolgt auf eigenes Risiko, auf eventuelle Schadensansprüche gegen die Heimat­ kundliehe Vereinigung oder deren Beauft ragte wird verzichtet. Seite 1104 Heimatkundliehe Blätter Balingen Dezember 1997

FRAAS, O. (1888): Begleitworte zur geognostischen Spezial­ Fundberichte aus Sch wab en, Jg. 15, 1907 , S. 6. Stuttgart. KOKEN, E. (191 2). Die Geol ogi e und Tier welt der Pa läoli­ karte von Wü rttemberg. Atl asblatt Riedlingen. Stuttgart. Fundberich te aus Sch wab en , Jg. 18, 1910 , S . 16. Stuttgart. thischen Kulturst ätten Deutschl ands. - In SCHMIDT. R. R. FREUDENBERG,W. (1920 a): Ein Gletscherkar und Firn­ (1912): Di e diluvial e Vorzeit De utsc hla nds . S. 159 - 228 , Fundberichte aus Sc hwaben, NF 3, 1926 , S. 7,40, 153. Stutt­ Textfig. 108 - 109. Stuttga rt. mulde n auf der Sc hwäbische n Alb. - Blätter des Schwäbi• gart. schen Alb verein s, J g. 32,Nr. 9/ 10, S. 97 - 100. Tübingen . Fundb eri chte aus Sc hwa ben, NF 4, 1928, S. 63, 137. Stutt­ KRA US, J . A. (1955): Stetten unter Hölnst ein. Beiträge zur FREUDENBERG, W. (1920 b): Eiszeitli che Funde auf der gart. Ortsgeschichte . - Hoh enzoll erische J ahresh efte, Bd . 15, S . 75 A lb. - Blätter des Schwäbischen Albvereins, Jg . 32, Nr. - 112. Ga mme rti ngen. 11/12, S . 129 - 131. Tübingen. Fundberich te aus Schwaben, NF 8,1935, S. 65, 94. Stuttgart . Fundberichte aus Schwaben, NF 11, 1951, S . 20. Stu ttgart . KRAUS. J . A. (1982): Hölnstein - Melch ingen - Lichtenstein FREUDEr:'BERG, W. (1920 c). Neue Grabungen auf der - Hoh enzoll eri sche Heim at; Jg. 32 , Nr. 2, S. 27 - 28. Sigma­ Schwäbischen Alb. ' - Korrespon denzbl att der Deutschen HÖLDER, H. v. (1895): Untersuchungen über die Skelett­ ringen. Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschich­ funde in den vorrömische n Hügelgräbe rn Württembergs und te ,Jg. 51, S. 59 - 62, 1 Ab b . Braunschweig. Hohenzolle rns.- Fundber ichte aus Schwaben, Jg . 2, 1894 , Ergänzungs he ft . Stuttgart . La uchert Ze itung , 1881, Nr . 41. FREUDENBERG,W. (1935). Di e Men schenfigu r von Stetten Ho henzollerisc he Volkszeitung, 1901 , Nr. 81. Neu es Tagbl att Stuttgart, 18?1 , Nr. 92: unter Höhlstein (La uchertal). - Beiträge zu r Natur- und Hohenzollernsche Blätter , 1881, Ni. 45. Neues Tagblatt Stuttgart, 1898, Nr. 7. Urgesch ich te Westdeutschl an ds, Lfg. 1, S. 22, 2 Abb. (auf S : 24 u. 25). Worms. Hohen zollerusche Blätter , 1881, Nr. 51.. PAR ET , O. (1961): Württemberg in vor- und fr ühgeschichtli- Hoherizoll ernsche Blä tter, 1901, Nr. 54. cher Zeit. Stuttgart. . Fundber ichte aus Baden-Württember g, Bd . 2, 1975, S . 71, Taf. 179,180. Stuttgart. HOLZHAUER, R. (1992) : Ruine Ho lste in . - Blätter des PETERS , E . (1946): Meine Tätigkeit im Di enst der Vor ge­ Schwäbischen Albvereins , Jg. 98, Nr. 4, S. 107 - 109. Stutt ­ schichte Südwestdeu tschl ands. Ga mmertingen. Fundberichte aus Sc hwaben, Jg . 6, 1898, S . 48. Stuttgart. gart. RATHG EBER, T. (1987) : Di e Tierwelt im Eiszeitalter der Ebinger Alb. In : SC HE FF, J . (1987): Vor- und Fr üh geschich­ te der Ebin ger Alb. Di e Sammlung im "Museum im Kräuter ­ kasten" in Albst adt-E bingen , S. 28 - 33, Abb. 21 - 25. Ebin­ gen. RIEK, G. (1935) : Kulturbilder der Altsteinzeit Württem- .HeilTIatkundliche Blätter bergs, Bd . 1. Tübingen. . RIETH, A. (1938 a): Die Schwäbische Alb in vor - und fr ühge­ Inhaltsverzeichnis 1 9 9 7 schichtlicher Zeit. - Blätter des Schwäbischen Albverein s, Thema Seite Jg. 50, Nr. 3, S . 27 - 29; Nr. 4, S . 45 - 48. Tü bingen .

Ein Balinger Flugzeugbauer auf Berblingers Spuren (Eugen Gröner) 1057 RIETH, A. (1938 b): Vorg eschichte de r Schwäbischen Alb Der Buntsp echt -Vogel des J ahres 1997 (Dr. Maulbetsch) 2058 unter besonderer Berücksichtigung der mittler en Alb. ­ Die Eyachtalb ahn Balingen-Ste ttenjHaigerloch (Hannes Schneider) 1059 Mannus-Bücher ei 61. Leipzig. Die evangelische (Gesamt-)Kirchengemeinde Ebingen 1945-1995/1. Folge SCHEFF, J . (1986) : Vor- und Frühgeschic hte. In : STETT­ . 1061 NER, W. (1986) : Ebingen . Di e Geschichte eine r württember­ (Herbert Friederich) gischen Stadt. Sigmaringen . Höhlenarchäologische Forschungen auf der Südwestalb/6. Höhle: Kühstellenhöhlen (Jürgen Scheff) SCHEFF, J . (1987) : Vor- und Frühgeschi chte der Ebinger 1063 Alb . - Di e Sammlung ijn "Museum im Kräuterkast en " in Eugen Gröner war ein Wegbereiter (cfr) 1064 Albstadt-Ebingen . Ebingen . Die Wirtschaftsstruktur des Kreises Balingen in den dreißiger Jahren SCHEFF. J . (1991) : Karstsp alten mit tertiären Wirbeltierre­ (Stephan Link) 1065 sten auf der Schwäbischen Alb - geographische Verbreitung und zeitliche Einordnung.- Laiehinger H öhlenfreund. Jg. Die evangelische (Ge samt-)Kir chengemeinde Ebingen 1945-1995/2 . Folge 26, Nr. 2, S . 79 - 96,1 1 Abb. Laichingen . (Herbert Friederich) 1066 SCHEFF, J . (1993) : Vor - und fr ühgeschichtlicheFunde um Martinskirche in Isingen und die Insel Reichenau (Dekan H artmann) 1069 Straßberg. In : Straßbe rg 1150 Jahre (Hrsg.: Gemeinde Straß• Grasa ond schoara, schpreza ond roal a (Rudolf Lindner) 1071 berg), S . 11 - 21, 10 Abb. Sigmaringen. Was hat die Hohenzollernburg mit den totgesagten Prussen zu tun? SCHMIDT, R. R. (1910) : Der Sirgenstein und die diluvialen (Hannelore Sommerer) 1072 Kulturstätten Württembergs (Inaugural -Dissertation). Stuttgart. Die Auswirkungen des Hochwassers von 1895 im Bereich der heutigen SCHMIDT, R. R. (1912) : Di e diluviale Vor zeit Deutschlands . Stadt Albstadt (Dr . Peter Thaddäus Lang) 1073 Unter Mitwirkung von E. KOKEN und A. Schliz. Stuttgart. Die evangeli sche (Gesamt-)Ki rchengemeinde Ebingen/3. Folge/Schluß SCHMIDT; R. R. (1914): Di e Alb als Wohnsitz des Eis zeit­ (Herbert Friederich) 1074 mens chen. In : NÄGELE, E. (1914 ):-Schwab en alb in Wort und Bild. Tübingen . "Gut Schlauch !"/Geschichte des Feuerlöschwesens in Laufen/Eyach SCHMITT, G. (l.Jl93): Burgen führer Sch wäbische Alb, Bd . 5: (Dr. Pe ter Thaddäus Lang) 1076 West alb. Bib erach. Die Geschichte des Ebinger Heimatmuseums (Ingrid Helber M. A.) 1077 Sch wäbische Kronik, des Sc hwäbischen Merk urs zweite Ab­ "Gut Schlauch! "/2 .'Folge u . Schluß (Dr. Peter Thaddäus Lang) 1079 th eilung, Jg. 1881, Nr. 80 (5. April), S. 614, Stuttgart . Schwäb ische Kronik, des Sch wäbischen Merkurs zweite Ab­ "Räusche und unanständige Reden haben zu unterbleiben"/Leben der theilung, Jg. 1881, Nr. 98 (27. April), S. 754 . Stu ttgart. katholischen Landgeistlichkeit (Dr. Peter Thaddäus Lang) 1081 STEHLE, B. (1925): Hoh enzoll ern. Ein Heimatbu ch. Sigma­ Was hat die Hohenzollernburg mit den totgesagten Prussen zu tun?/2. Teil ringen. (Hannelore Sommerer) 1082 STETTNER, W. (1979): Forschungen zur Vorgeschichte und Geschichte Ebingens. - He imatkundliche Blätter Balingen , "Hört ihr Leut' und laßt auch sagen ..." (Georg Grözinger) 1083 Jg . 26. Nr. 8, S . 221 - 222 , Nr. 9, S . 227, Nr . 10, S . 230 - 231. Aus der Geschichte des Bahnhofs Engstlatt (Hannes Schneider) 1085 Balingen. Tirol-Exkursion mit Höhepunkten in Bau- und sakraler Kunst und in der Natur ZINGELER, K. T.(1894) : Di e vor - und frühgeschichtliche 1086 Forschung in Hoh en zollern.- Mitthe ilungen des Vereins für "Räusche und unanständige Reden haben zu unterbleiben" /Schluß Geschic hte & Altert humskunde in Ho henzollern, Jg . 27, (Dr. Peter Thaddäus Lang) 1087 1893/94, Sigm arin gen. Zeit der fränkischen Hohenzollern (Hannelore Sommerer) ZING ELER, K. T. & Bu ck , G. (1906). Zo llerische Schlösser , 1088 Bu rg en und Burgruinen in Sch wab en , Berlin. Irrt Goethe? - Balingen einst und jetzt/L. Folge (D. Färber-und E. Steidle) 1089 Von Märchenstraße zur Wester-Renaissance 1090 Ebingen im Dreißigjährigen Krieg (Dr. Peter Thaddäus Lang) 1091 Auswanderungen aus Württemberg nach Siebenbürgen (Balduin Herter, Mosbach) 1092 Die Verfasser der Beiträge Irrt Goethe? - Balingen einst und jetzt/2. Folge (D. Färber und E. Steidle) 1093 Ebingen im Dreißigjährigen Krieg/2. Folge (Dr. Peter Thaddäus Lang) 1094 in dieser Ausgabe: Höhlenarchäologische Forschungen auf der Südwest-Alb: 7. Doppelgrotte, Jürgen Scheff 8. Hohler Fels, 9. Sommerkirchhöhle (Jürgen Scheff) 1095 Im Raidental66, 72458 Albstadt-Ebingen Wie aus Menschen Weiße, Schwarze, Gelbe und Rote wurden/L Teil (Prof. Dr. Paul Münch) 1096 Wie aus Menschen Weiße, Schwarze, Gelbe und Rote wurden/2. Teil Herausgegeben von der Heimatkundlichen Vereini­ (Prof. Dr. Paul Münch) 1097 gung Balingen. "Prussisch", nicht "russisch "INachtrag 1099 Vorsitzender: Christoph Roll er , 72336 Balingen, Am Heuberg 14, Telefon 77 82. Neues Buch: "Sackpfeifen in Schwaben" 1099 Geschäftsführung: Ruth Hübner, Im Kirschenwinkel Kloster Kirchberg im Buch "Spurensuche in Ba-Wü: Klöster, Stifte, Klausen" 2, 72359 Dotternhausen, Telefon (07427) 9 1094. (Wolfgang Willig) 1100 Redaktion: Christoph F . Riedl, 72336 Balingen , Höhlenarchäologische Forschungen auf der Südwest-Alb: 10.-12. Folge/Schluß Gerh.-Hauptmann-Ring 14, Telefon 7816. Die Heimatkundlichen Blätter ersc he ine n jeweils am (Jürgen Scheff) 1101 Monatsende als ständige Beilage des "Zolle rn-Alb­ Kuriers".