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# 4 # 4 Impressum Herausgeber_innen Technische Gestaltung Cord-Christian Casper Sandro Esquivel Chris Ullrich Cochanski Simone Vrckovski Yanine Esquivel Cover & Illustrationen Kerstin Howaldt Marleen Krallmann, Nora Grunwald (Ausga- Julia Ingold be #4) Gerrit Lungershausen Matthias Latza (ComicKontext) Susanne Schwertfeger Simone Vrckovski Kontakt Rosa Wohlers Homepage: http://www.closure.uni-kiel.de Email: [email protected] Redaktion & Layout Victoria Allen Cord-Christian Casper Chris Ullrich Cochanski Sandro Esquivel Yanine Esquivel Constanze Groth Jana Hanekamp Kerstin Howaldt Julia Ingold Gerrit Lungershausen Marie-Luise Meier Susanne Schwertfeger Simone Vrckovski Dennis Wegner Rosa Wohlers Inhalt 1 Über diese Ausgabe Die Herausgeber_innen 4 About this Issue ›This is not the End...‹ The Editors Aufsätze 7 Werbecomics at the Beginning of German Comics Emmerich Huber and Josef Mauder Paul Malone 28 Speech Balloons, Bubbles and Captions The Rise of Narrative in 18th-Century British Comics Camilla Murgia 47 An Empirical Study of the Publication Format and Beginnings in the Belgian Francophone Weeklies, Spirou and Tintin, in the 1950s Pascal Lefèvre 68 »Backwards and batshit-fucking-bonkers« Das innovative Kommunikationsgefüge non-narrativer Webcomics Lukas R.A. Wilde 105 #1, S. 1. Die stetige Wiederkehr des Neuanfangs in Reboots David Turgay 128 Anders anfangen Das Ergodische in Building Stories von Chris Ware Annina Klappert ComicKontext 146 ›Zeichner-Kollektiv und Comic-Magazin‹ Interview mit Tim Eckhorst vom Comic-Magazin Pure Fruit Tim Eckhorst (Pure Fruit), Rosa Wohlers www.closure.uni-kiel.de Über diese Ausgabe Schon Aristoteles wusste in seiner Poetik, einerseits eine fortwährende, die Erzählung dass jede Geschichte ein Ende, einen Anfang (discours) aber muss zugleich mit jedem Heft und – nicht zu vergessen – auch etwas dazwi- aufs Neue beginnen. Die Besonderheit lang- schen brauche. Dieses ›Dazwischen‹ ist seit lebiger Serien erfordert zudem ein Arran- jeher Gegenstand philologischer wie narrato- gement zwischen der Erwartungserfüllung logischer Forschung gewesen, und auch das treuer Leser_innen und der Erschließung einer Ende ist ein beliebtes Ziel akademischen Wis- neuen Leserschaft: So ließ das amerikanische sensdrangs: Sei es Stefan Krafts Habilitations- Verlagshaus DC vor wenigen Jahren 52 seiner schrift zum Happy End in der Komödie (20), Serien (nicht zum ersten Mal) neu beginnen, Willem Stranks Dissertation zum Twist Ending um den Neueinstieg zu erleichtern. Und nicht im Film (206) oder der Poetik und Hermeneu- zuletzt hat gerade die fiktionale Biografie von tik Tagungsband Das Ende. Figuren einer Denk- Superheld_innen mit der origin story einen ganz form (999) – die Frage danach, wie alles endet, besonderen Status, denn es gehört zu einem scheint Kulturwissenschaftler_innen verschie- der klassischen Formate der Comicgeschichte, dener Disziplinen zu faszinieren. diese immer wieder neu zu erzählen. Anfängen hingegen wohnt im akademischen Doch nicht nur im Kontext der seriellen Umfeld nur selten ein Zauber, sondern viel- Kunst der Superheldengeschichten werden mehr etwas Selbstverständliches und Bei- die Elemente des ›Anfangs‹ oder ›Neuanfangs‹ läufiges inne, sodass ihnen grundsätzlich zum prägenden Aspekt; auch vor einem histo- weitaus weniger Aufmerksamkeit geschenkt rischen Hintergrund ist es gerade die Frage wird. Dabei sind Anfänge im Comic allgegen- nach dem ›Anfang‹ des Comics überhaupt, der wärtig – und das gleich auf mehreren Ebe- Genese einzelner Typen und schließlich der nen. Jede Form seriellen Erzählens ist davon landes- oder kulturspezifischen Entwicklung geprägt, regelmäßig neue Anfänge ebenso von Formen, mit denen sich die Comicwissen- wie vorläufige Abschlüsse zu inszenieren: schaft immer wieder auseinandersetzen muss. Die Geschichte (histoire) von Batman ist zwar Es sind also sowohl narratologische wie auch closure 4 (207) Editorial historische Fragestellungen – und innerhalb Auf das Publikationsformat legt auch Pascal dieses breiten Spektrums haben die Autor_ Lefèvre (Brüssel, Belgien) sein Augenmerk, innen der vorliegenden Ausgabe sich verortet. denn dieses gerate zu oft aus dem Blickfeld So setzt Paul Malone (Waterloo/Kanada) der Comicforschung. Anhand zweier bel- sich mit einem historischen Markstein der gischer Hefte, Tintin und Spirou, zeigt Lefèvre, deutschen Comicgeschichte auseinander. wie die Publikationsbedingungen zum Zeit- Denn diese beginne – natürlich – nicht erst mit punkt der Erstveröffentlichung nachhaltigen dem buchmarktaffinen Marketingbegriff der Einfluss auf die Gestaltung nehmen. Mit- Graphic Novel, dem populären Mangaboom tels einer empirischen Betrachtung solcher in den 1990er Jahren oder den albenfixierten Anfänge demonstriert dieser Beitrag unter 980ern. Paul Malone sucht in seinem Aufsatz anderem, dass die individuellen Stile der jewei- Werbecomics at the beginning of German Comics im ligen Künstler gleichzeitig starke Gemeinsam- frühen 20. Jahrhundert nach den Anfängen keiten aufweisen. Diese Gemeinsamkeiten, so des deutschen Comics. Sein Beitrag widmet schlussfolgert Lefèvre, sind in Konventionen sich Werbecomics in verschiedenen Kunden- und Praktiken der Herausgeber begründet. zeitschriften, denn diese seien, so Malone, Die Ausgangsbeobachtung von Lukas R. ungeachtet ihrer weiten Verbreitung von der A. Wilde (Tübingen) ist ebenfalls eine histo- Forschung im Rückblick viel zu stark vernach- rische, nämlich die Entstehung von Webco- lässigt worden. Emmerich Huber und Josef mics seit etwa Mitte der 990er Jahre. Diese Mauder sind die Protagonisten dieser kano- aber etwa im Sinne Scott McClouds als eine naversen Comicgeschichte, und ihre Comics Revolutionierung des Mediums zu verste- gehörten zu den beliebtesten ihrer Zeit. hen, steht nicht im Zentrum seines Ansatzes. Mit dem Aufsatz Speech Balloons, Bubbles and Vielmehr untersucht er, wie Webcomics eine Captions von Camilla Murgia (Genf, Schweiz) Basisnarrativität von Bildern unterlaufen und, wechselt nicht die Perspektive, aber der Gegen- im Modus des Essayistischen, Gegenstands- stand. Sie widmet sich der Entwicklung von klassen ins Bild setzen können. Statt neuer britischen Comics im 8. Jahrhundert. Deren Möglichkeiten des grafischen Erzählens stellt heute so typische Elemente, Sprechblasen und sich der Neuanfang des Webcomics aus die- Textkästen, seien aus satirischen Cartoons ser Perspektive als Darstellung mittels dezi- heraus entstanden. Auch als Reaktion auf diert nichtnarrativer Bilder dar. Statt inno- Umbrüche im Buchmarkt handeln Künstler_ vativ Geschichten zu erzählen, handeln die innen, wie Murgias Beitrag zeigt, das Verhältnis von Wilde beschriebenen Comic-Essays ihre von Text und Bild neu aus und kommentieren eigene Bildhaftigkeit, Lesbarkeit und Erzähl- nicht nur zeitgenössische politische Umbrü- barkeit ständig neu aus. che sondern auch einander mittels ständig neu Mit dem Beitrag von David Turgay ausgehandelter, multimodaler Sequenzen. Die (Landau), #1, S. 1: Die stetige Wiederkehr des Lust am formalen Neuanfang korreliert mit Neuanfangs in Reboots verlagert sich das Inte- einem sich erneuernden Publikum, Lesege- resse von einer historischen oder theore- wohnheiten und Distributionsnetzwerken. tischen Perspektive hin zu einer werkimma- 2 closure 4 (207) Editorial nenten Sicht auf die jeweils ersten Seiten natürlich darüber gesprochen, wo der Name verschiedener Reboots: Captain America, Won- ›Pure Fruit‹ herkommt. Außerdem stellt das der Woman und The Avengers stehen im Fokus, Kontaktcenter eine seiner Comiclesungen vor, und David Turgay untersucht, wie die Neuan- die es in regelmäßigen Abständen im B-Movie fänge für Neuleser_innen inszeniert werden in Hamburg abhält. Die Comiczeichner_innen – ohne dabei eine langjährige Leserschaft zu Gregor Hinz, von Pure Fruit, Sascha Hommer verprellen. Dabei deckt er unterschiedliche und Jul Gordon, vom Kontaktcenter, haben, Strategien auf, wie in den jeweiligen Serien mit neben Tanja Esch, die Comiclesung der Ein- dieser Herausforderung umgegangen wurde. gangsveranstaltung zur . Kieler Comic Kon- Ebenso der Perspektive der Leser_innen ferenz bestritten. geschuldet ist der Beitrag von Annina Klap- Abgerundet wird diese Ausgabe wie immer pert (Erfurt). Sie argumentiert, dass Chris mit einem ausführlichen Rezensionsteil, in Wares Building Stories (202) als ergodische dem Besprechungen von Fachliteratur und Literatur zu verstehen sei, insofern es den Comics einen Einblick in aktuelle Neuerschei- Rezipient_innen keinen konkreten Lesepfad nungen bieten. vorgibt: Die Lektüre, und damit auch die Die Ausgabe #4 von CLOSURE versammelt Frage nach dem Anfang derselben, liege voll- ausgewählte Beiträge der im September 206 in ständig in den Händen der Leser_innen, da Kiel abgehaltenen ersten Kieler Comic Konfe- diese durch die materielle Beschaffenheit der renz zum Thema »Anfänge und Neuanfänge im Publikation in unterschiedlichen, nicht-num- Comic«. Auch für das CLOSURE-Team wurde merierten Formaten in einer einzelnen Box damit ein ›Anfang‹/›Neuanfang‹ markiert: Nach alleingelassen werden. vereinzelten Rezensionen werden in Zukunft Die Rubrik ›ComicKontext‹ beinhaltet ebenfalls Aufsätze in englischer Sprache veröf- dieses Mal ein Interview mit den Herausge- fentlicht, um sowohl eine internationale Leser- ber_innen des Kieler Comic-Journals Pure schaft wie auch einen erweiterten Kreis von Fruit. Redaktionsmitglied Rosa Wohlers hat Autor_innen anzusprechen. Wir bedanken uns mit den Kieler Zeichner_innen über ihre täg- bei allen Redner_innen und Gästen