Inmitten von Gräsern spielt ein Junge auf einer Flöte. Wahrscheinlich ist es Sommer und so warm, dass er seine Kleidung ausgezogen hat. Er spielt konzentriert und scheint nur auf seine Musik zu achten.

Der Junge auf diesem Bild ist . Er ist zu diesem Zeitpunkt 17 Jahre alt, ist also fast schon ein junger Mann.

August Macke zeichnet und malt gerne, ebenso wie sein Vater August Friedrich, der ein kunstinteressierter Bauunternehmer ist. Auch seine Mutter Maria Florentine fördert sein Talent. Obwohl es nur noch ein Jahr bis zum Abitur ist, verlässt August mit 17 Jahren die Schule. Sein Vater regt sich sehr darüber auf! August geht zu dieser Zeit in die 12. Klasse eines Bonner Gymnasiums. Aber er möchte Künstler werden und an der Kunstakademie in Düsseldorf studieren (die es übrigens auch heute noch gibt und noch immer eine der wichtigsten Ausbildungsorte für junge Künstler*innen in Deutschland ist). Denn schon mit 15 Jahren hat er Bilder an einen Sammler verkauft und in einer Galerie ausgestellt.

August stellt aber schnell fest, dass die Akademie in Düsseldorf noch nicht der richtige Platz für ihn ist: er findet die Ausbildung dort langweilig. Sie ist ihm viel zu sehr nach strengen, traditionellen Regeln ausgerichtet, die ihn einengen. Von Montag bis Samstag muss er von 8 – 17 Uhr antike Statuen mit Kohle- und Bleistift abzeichnen. „Kohlestaub und Gipsklamotten“ sagt er abschätzig dazu. Typische Werke der Akademie sind großformatige Ölbilder mit Geschichten aus der Bibel oder den alten griechischen Sagen. Diese Bilder nennt man auch Historienbilder. August wünscht sich aber eine stärkere Verbindung zwischen der Kunst und dem aktuellen Leben. Seine Bilder sollen mehr mit dem Alltag der Menschen zu tun haben und die Gefühle, die er beim Malen dieser Motive empfindet, zeigen. Oft ist er deswegen mit seinem Skizzenbuch unterwegs und hat ein eigenes kleines Atelier. Dort malt er, was ihm gefällt.

Schließlich belegt er auch Kurse an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. Dort beschäftigt man sich viel mit angewandten Künsten, d.h. man macht Entwürfe für Gebrauchsgegenstände – also das, was wir heute Design nennen. Diese Ausbildung gefällt August deutlich besser. Er entwirft z.B.

Bühnendekorationen und Kostüme für Theateraufführungen. Eine feste Stelle als Bühnenbildner lehnt er aber ab, denn er will lieber ein freier Künstler sein.

Zwischen 1905 und 1907 reist August viel: z.B. nach Italien, Belgien, Holland und London und sammelt unterwegs viele Eindrücke und Ideen. 1907, also mit 20 Jahren, fährt August nach Paris und sieht dort in Galerien und Museen viele Gemälde französischer Impressionist*innen, die ihn sehr beeindrucken. Denn diese Bilder brechen einige der starren Regeln, die auch August an der Akademie so anstrengend fand: die Künstler*innen malen keine Historienbilder mehr, sondern sie fangen flüchtige Alltagsmomente der normalen Pariser Bevölkerung auf den belebten Straßen, in Cafés und Bars oder beim Picknicken auf dem Land in ihren bunten, farbenfrohen Bildern ein – sogar die Pinselstriche kann man dort noch sehen! Das wäre an der Akademie nie erlaubt gewesen!

1908, also mit 21 Jahren, heiratet er seine Freundin Elisabeth Gerhardt, die zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt ist. Beide kennen sich seit fünf Jahren. Ihre Hochzeitsreise führt wieder nach Paris. Dort schaut sich August aktuelle Maler*innen an und bekommt neue Ideen für seine eigene Arbeit.

Hier siehst du August und Elisabeth als junges Paar kurz vor ihrer Hochzeit im Jahr 1908. August leistet gerade seinen einjährigen Wehrdienst ab und trägt deswegen eine Uniform. Worüber haben sie wohl gerade gesprochen?

August kann nach der Hochzeit als freier Künstler arbeiten, genauso wie er es sich immer gewünscht hat. Denn Elisabeth und ihre wohlhabende Familie unterstützten August. August und Elisabeth ziehen nach Bayern um. Am neuen Wohnort am Tegernsee entdeckt August, der in der flachen Landschaft am Rhein groß geworden ist, eine wunderschöne und unberührte Natur mit vielen Bergen. Die malt er ganz oft.

1910 lernt er den Maler kennen. Sie freunden sich an und besuchen gemeinsam in München eine Ausstellung des französischen Malers Henri Matisse, der mit seinen Malerkolleg*innen eine völlig neue Malweise entwickelt hat. Menschen, die diese Kunst zum ersten Mal sehen, sind oft irritiert und beschimpfen die Künstler*innen als Fauves, das ist Französisch und wird in etwa „Fohw“ ausgesprochen. Das Wort bedeutet so viel wie „wilde Tiere“ oder auch „Bestien“ und ist sehr abwertend gemeint. Die Künstler*innen übernehmen diese Bezeichnung, denn

sie soll zeigen, dass sie sich nicht an die strengen Regeln der Kunstakademien halten, sondern ihre eigenen neuen und aufregenden Bildideen entwickeln. August und Franz sind von diesen neuen Bildern sehr beeindruckt.

Auch in München schließen sich die Maler*innen zusammen, da sie gemeinsam mehr für ihre neue Idee, wie Kunst aussehen kann, erreichen können. Dieser Zusammenschluss nennt sich Neue Künstlervereinigung München, abgekürzt NKVM. Zu dieser Gruppe gehören z.B. , Gabriele Münter, Marianne v. Werefkin und Alexej v. Jawlensky. Sie sind heute weltberühmt, damals kannte man sie kaum. August lernt sie bei verschiedenen Künstlertreffen kennen.

1910 bekommen August und Elisabeth ihren ersten Sohn Walter und ziehen zurück nach Bonn. 1911 gibt es bei der NKVM Streit zwischen den Mitgliedern und Wassily Kandinsky gründet zusammen mit Franz Marc eine neue Künstlergruppe. Sie nennen sich . Kandinsky und Marc schreiben gemeinsam ein Buch, den sogenannten Almanach des Blauen Reiters. Darin wollen sie mit Bildern und Texten ihre persönliche Überzeugung von Kunst erklären. Sie bitten August Macke ebenfalls um einen Gastbeitrag: W. Kandinsky and F. Marc feat. August Macke 

Auch bei gemeinsamen Ausstellungen des Blauen Reiter ist August mit dabei. Allerdings versteht er sich mit Wassily Kandinsky nicht so gut und geht auf Abstand zur Gruppe des Blauen Reiter. Mit Franz Marc ist er aber weiterhin befreundet. Als Ausdruck ihrer Freundschaft bemalen 1912 beide gemeinsam eine Wand in Augusts Atelier in Bonn. Das Bild trägt den Titel „Paradies“ – wie auch die aktuelle Ausstellung hier im Museum .

August wird zunehmend als Maler bekannt und ist erfolgreich. Nun kann er mit dem Verkauf seiner Bilder seine Familie ernähren. Außerdem stellt er seine Werke z.B. in Bonn, Köln, München, Berlin und Moskau aus. Er organisiert auch ein Netzwerk verschiedener Künstler*innen aus den Rheinlanden: die Rheinischen Expressionisten. Die Bilder dieser Künstler*innen sind farbenfroh und nicht mehr naturgetreu. Die Formen der Personen und Gegenstände werden oft vereinfacht dargestellt. Dadurch wirken sie besonders ausdrucksstark. So erklärt sich auch der Name dieser Kunstform, der Expressionismus, denn Ausdruck heißt auf Latein Expression.

1913 wird Wolfgang, der zweite Sohn von Elisabeth und August, geboren. Um mehr Ruhe für die Arbeit zu haben, zieht die Familie von Bonn an den Thuner See in die Schweiz. Hier entstehen viele der Arbeiten, für die August Macke heute weltberühmt ist.

August bleibt unternehmungslustig und reist 1914 zusammen mit seinen Künstlerfreunden Paul Klee und Louis Moilliet nach Nordafrika. In Tunesien und in der Hauptstadt Tunis malen und zeichnen sie vor Ort, was sie dort sehen: eine ihnen völlig andere, unbekannte Welt und Kultur. So entstehen neue und ungewöhnliche Bildideen.

Am 1.8.1914 beginnt das Drama: Deutschland erklärt Russland den Krieg. Es folgen weitere Kriegserklärungen. August muss als Soldat in den Krieg und rückt mit dem Heer nach Frankreich aus. Von dort schreibt er an Elisabeth: „Der Krieg ist von einer namenlosen Traurigkeit. Man ist weg, eh man's merkt. (...) Die Leute, die in Deutschland im Siegestaumel leben, ahnen nicht die Schrecklichkeit des Krieges.“

Schon nach acht Wochen stirbt er am 26.9.1914 in Frankreich. August Macke wird nur 27 Jahre alt.

Quiz zur Biografie von August Macke Mit den folgenden sieben Fragen kannst du ausprobieren, ob du wichtige Informationen zum Leben von August Macke verstanden und behalten hast. Wenn du dir nicht sicher bist, schaue einfach nochmal im Text nach 

1. In welche Klasse geht August Macke, als er sich entschließt, von der Schule abzugehen?

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2. Warum wechselt August Macke von der Akademie an die Kunstgewerbeschule?

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3. Warum sind die Reisen für die künstlerische Arbeit von August Macke so wichtig?

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4. Was ist Der Blaue Reiter?

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5. Wer ist Franz Marc?

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6. Was bedeutet „Expressionismus“?

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7. Warum stirbt August Macke so jung?

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Beim Verfassen der Biografie von August Macke sind die folgenden Fragen entstanden. Vielleicht hast du Lust, sie zu beantworten und uns deine Antworten zu schicken? Du kannst uns ein Foto von deinem ausgefüllten Blatt schicken oder die Datei direkt speichern und uns zusenden.

Denn uns hier im Museum interessiert gerade der Blick von jungen Leuten auf die Kunst und ihre jeweilige aktuelle Lebenssituation.

Wenn du also magst, schreibe uns eine E-Mail an [email protected] (gerne auch anonym)

Wie alt bist du? Was machst du gerne in deiner Freizeit? Magst du die Natur oder bist du lieber drinnen?

Weißt du schon, was du mal werden willst? Was sagen deine Eltern dazu?

Wann warst du das letzte Mal im Urlaub? Gab es dort Dinge und Erlebnisse, die dich beeindruckt haben? Hast du dazu Fotos, Videos oder Zeichnungen gemacht?

Welche Regeln findest du einengend und überflüssig? Was würdest du gerne verändern und anders machen?

Welche Wand bei dir zuhause würdest du gerne mal bemalen? Was sollte darauf abgebildet sein? Mit wem würdest du dabei gerne zusammen malen?

Was ist dein Paradies?