Europäisches Medienkunst Festival European Media Art Festival

Osnabrück 2000 4

Organisation Förderer

Veranstalter: Filmförderung Niedersachsen, Ministerium Experimentalfilm Workshop e.V., Osnabrück für Wissenschaft und Kultur, Hannover Festivalleitung: Stadt Osnabrück Hermann Nöring, Alfred Rotert, Ralf Sausmikat Auswärtiges Amt, Berlin Sekretariat: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Brigitte Gildehaus, Sonia Wohlfarth Bonn Kommission Internationale Auswahl: Bundesanstalt für Arbeit, Nürnberg Mechthild Barth, Jan Frontzek, Oliver Held, Stefanie Kollenberg, EU Kommission, Brüssel Alfred Rotert, Ralf Sausmikat, Lea Schmidt, Holger Tepe The British Council, Köln Jury der AG der Filmjournalisten: AFAA Bureau des Arts Plastiques in Deutschland Elena Kounadis, Marcel Schwerin, Conny E. Voester AFAA Bureau Musique Jury OLB Medienkunstpreis: Norddeutscher Rundfunk Monika Fleischmann, Katharina Gsöllpointner, Heiner Holtappels Filmförderung des NDR in Niedersachsen Kongress: Alfred Rotert Installationen: Alfred Rotert, Ralf Sausmikat Performances: Ralf Sausmikat, Alfred Rotert Retrospektive: Ralf Sausmikat CD-Rom/Internet: Alfred Rotert, Candela 2 (Oliver Schulte, Maik Timm) Student Forum: Stefanie Kollenberg, Mechthild Barth, Jan Frontzek VeeJay-Groove: Leitung: Hermann Nöring Produktionsleitung TV, Webmaster: Frank Stender Produktionsleitung Veranstaltungen: Klaus Tecklenburg Europäische Kommission Buch, Konzeption, Regie: Oliver Held & Egon Bunne Geschäftsführung/Finanzen: Andrea Hunfeld Presse und Öffentlichkeitsarbeit: Dr. Karsten Herrmann Technik: Thorsten Alich, H.-J. Thünemann, Norbert Uphaus, Gunther Westrup Disposition: Lea Schmidt Katalog- und Fotoredaktion: Holger Tepe Impressum PraktikantInnen: Udo Bulthaupt, Lea Schmidt Herausgeber: Grafische Gestaltung: Hermann Nöring, Alfred Rotert, Janowitz Büro für freie Grafik, Krefeld Ralf Sausmikat Satz: European Media Art Festival Dieter Lindemann, Lengerich Postfach 1861 Übersetzungen: Lohstraße 45a Virginia Brunnert, Armin Grass 49008 Osnabrück Lektorat: Tel. ++49(0)541/21658 Uschi Gröters Fax ++49(0)541/28327 Internet-Gestaltung: [email protected] Candela 2, Uwe Mirtsch, Frank Stender www.emaf.de Druck: ISBN 3-926501-20-0 Steinbacher Druck, Osnabrück 5

In Kooperation mit Dank für Unterstützung

Amt für Kultur und Museen, Osnabrück GIO, Osnabrück Canadian Filmmaker Distr. Center, Toronto Goethe-Institut, München Centre Pompidou, Paris Hellmann Worldwide Logistics, Osnabrück Cinenova, London Ingenieurbüro Peter Eichler Cine Pro, Würzburg Intro, Köln Deutsches Filmmuseum, Frankfurt Mannesmann Arcor, Eschborn ECFF European Coordination of Film Festivals, Medienzentrum, Osnabrück Brüssel Oldenburgische Landesbank EDMN European Digital Media Network Reemtsma, Hamburg Epidemic, Paris Sauerwein Multimedia, Rödermark Expo am Meer, Wilhelmshaven Siegel Computer & Kommunikation, Lengerich Film & Medienbüro Niedersachsen e.V. Universität Osnabrück Galerie im Dreikronenhaus, Osnabrück Zentrum für Kunst & Medientechnologie, Haus der Jugend, Osnabrück Karlsruhe Besonderer Heure Exquise, Mons En-Baroeul Dank an Hochschule für bildende Künste, Braunschweig Interartes, Essen Thomas Behm Kulturgeschichtliches Museum, Jens Schneiderheinze Felix-Nußbaum-Haus Anne Prenzler Kunsthochschule für Medien, Köln Beate Seipelt Lagerhalle e.V., Osnabrück Martina Scholz Light Cone, Paris Reinhard Westendorf Lux Centre, London G. J. Lischka Maria am Ostbahnhof, Berlin Thorsten Alich Melkweg, Amsterdam Norbert Voita Monte Video / Time Based Arts, Amsterdam Michael Schinschke Pumpwerk, Wilhelmshaven Wilhelm Heermann Schnittstelle, Berlin Dagmar von Kathen Sixpack Film, Wien Yann Beauvais Tanz Performance Köln Uni-X Software A.G., Osnabrück Verband der deutschen Filmkritik, Köln Video Data Bank, Chicago Video Out, Vancouver Viper, Luzern werk.statt, Osnabrück

GRUSSWORT 7 WORD OF WELCOME

Das seit 1988 jährlich stattfindende Europäi- Since 1988 the annual European Media Art Festi- sche Medienkunst Festival in Osnabrück ist val in Osnabrück has been a gem in the media art eine Perle der niedersächsischen Medien- world in Lower Saxony and has won international landschaft, die starke internationale Ach- acclaim and attention. Its artistic importance tung und Aufmerksamkeit erzielt. Es gewinnt continues to grow also in terms of education pol- neben seiner künstlerischen Bedeutung auch icy and cultural studies. unter bildungspolitischen und kulturwirt- This festival like hardly any other cultural event in schaftlichen Gesichtspunkten zunehmend an the state deals with the presentation and media- Gewicht. tion of high technology. In particular it strength- Das Festival befasst sich wie kaum ein ande- ens the media competence, which is still lacking res kulturelles Ereignis im Lande mit der in many ways in our changing society. The visitors Präsentation und Vermittlung von Hochtech- are able to gain a broader understanding of the nologie und stärkt in besonderem Maße die Medienkompetenz, an often interactive media art, the new media and der es unserer im Wandel befindlichen Gesellschaft ja derzeit viel- their effects. fach noch mangelt. Den Besuchern und Besucherinnen erschließt International artists find a broad and interesting sich über die oftmals auch zur Interaktion einladende Medienkunst forum for advanced and creative ideas and proj- ein breiteres Verständnis für die neuen Medien und ihre Wirkungen. ects. They can present their work in an interna- In Osnabrück finden junge internationale Künstler und Künstlerin- tional context, open it for discussion, get feed- nen ein breites und interessiertes Forum für ihre avancierten und back and through professional discussion further kreativen Ideen und Projekte. Sie können ihre Arbeiten im interna- develop ideas and projects, which often found the tionalen Rahmen präsentieren, sich der Diskussion stellen, Anregun- basis of their artistic and professional existence. gen aufnehmen und in Fachgesprächen Ideen und Projekte weiter- It is necessary to explore the highly creative and entwickeln, die oftmals den Grundstein einer fundierten künstleri- artistic potential that come together in the Me- schen und erwerbswirtschaftlichen Existenz bilden. dia Art Festival to give new impetus to art and al- Das hohe gestalterische und künstlerische Potential, das sich wäh- so the commercial use of creative concepts. rend des Medienkunstfestivals in Osnabrück konzentriert, gilt es zu The Lower Saxony Government sponsors the nutzen, denn von hieraus können Impulse sowohl für die Kunst, als forming of competence and foundation centres auch die kommerzielle Wertschöpfung von kreativen Entwürfen aus- specifically in the media area and in the interface gehen. of art and economy. Thus, for example, after the Die Landesregierung fördert die Bildung von Kompetenz- und Grün- EXPO-2000 in Hanover, a major media event on its derzentren gezielt auch im Medienbereich und an der Schnittstelle own, the Kurt-Schwitters Forum will set up in the zwischen Kunst und Wirtschaft. So soll z.B. nach Abschluss der EXPO- EXPO area. It will run several courses of studies in 2000 in Hannover, die selbst schon ein Medien-Megaereignis darstel- art and media. In that way a nucleus is created in len wird, auf dem EXPO-Gelände im kommenden Jahr das Kurt- close range of CeBIT, in which numerous media Schwitters-Forum seinen Betrieb aufnehmen. In ihm werden zahlrei- enterprises and institutions for media education che Studiengänge des Kunst- und Medienbereiches konzentriert. Da- and further education can be set up. On top of mit wird in unmittelbarer Nähe zur CeBIT ein Nukleus geschaffen, in that the State Government increases its efforts dessen Umfeld sich zahlreiche Medienunternehmen sowie Einrich- to establish a media company concerned with the tungen für die Medienaus- und -weiterbildung ansiedeln werden. areas: media agency, media academy and media Darüber hinaus forciert die Landesregierung derzeit die Gründung funding. The company is also planning to have its einer Mediengesellschaft Niedersachsen mit den Bereichen Mediena- headquarters in the EXPO area. gentur, Medienakademie und Medienförderung, die ebenfalls auf dem Such a concentration of resources and focused EXPO-Gelände ihren Sitz nehmen soll. support of the existing potential in Lower Saxony Eine solche Bündelung der Ressourcen und gezielte Förderung der promises several synergy effects. Thus, we can ea- im Lande vorhandenen Potentiale verspricht zahlreiche Synergieef- gerly await the positive media development in fekte. Wir dürfen gespannt sein, wie sich allein dadurch die nieder- Lower Saxony in the coming years. sächsische Medienlandschaft in den kommenden Jahren positiv wei- ter entwickelt wird. In this spirit I wish the European Media Art Festi- val in Osnabrück every success. Vor diesem Hintergrund wünsche ich dem Europäischen Medien- kunstfestival in Osnabrück viel Erfolg. Thomas Oppermann Minister for Science and Culture in Lower Saxony Thomas Oppermann Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur 8

Vorwort des Student Forum Preface of the Student Forum

Herzlichen Glückwunsch! Sie lesen gerade das Vorwort zu der Festi- valsektion, die in diesem Jahr gar nicht zu existieren scheint - im Gegenteil! Nach neun Jahren hat das Student Forum jetzt im Bereich der In- stallationen den Schritt unternommen, studentische Arbeiten in ein Congratulations! You are reading the introduc- neues Gesamtkonzept zu integrieren. tion to the festival section, which does not seem Es agiert dieses Mal mehr als eingegliederte Institution denn als ex- to exist this year – on the contrary! plizite Ausstellungsplattform: War das Student Forum in den letzten After nine years the Student Forum has decided Jahren mit einer eigenen Ausstellung vertreten, entwickelte sich to integrate installations by students into a new der Ansatz nun dahingehend, die Installationen nicht mehr als einen concept. in sich geschlossenen Programmpunkt aufzuführen. This time it works more like an integrated insti- Weiterhin der Zielsetzung treu bleibend, studentischen Künstlern ei- tution rather than an explicit exhibition platform. ne zusätzliche Präsentationsmöglichkeit zu bieten, hat es sich in der In the last years the Student Forum had its own Realisierung zu einer gemeinsamen Ausstellung hin geöffnet. Den exhibition, but now the trend is to exhibit the in- Studierenden wird so die Möglichkeit gegeben, sich der Festivalöf- stallations in a more open context. fentlichkeit in einem anderen Rahmen als bisher vorzustellen. The Student Forum continues with its original Das Film- und Videoprogramm zeigt studentische Produktionen als aim to give student artists an extra opportunity eigenständige Arbeiten und nicht als Teil einer Hochschulpräsenta- to exhibit work but this time in a group. Thus, stu- tion. Jedoch tauchen sie zusammengefaßt zu zwei Programmblöcken dents are given the opportunity to show their im Rahmen des Gesamtprogramms auf. work to the public in a new way. Ironisch und unerbittlich bewegt sich Destination Digi-Land zwi- The film and video programme shows student schen Wildem Westen und parallelen Welten, während Viewing the productions as single works and not as part of a Observer sich in die Untiefen der Wahrnehmung hineinwagt. Beide college presentation. The two programmes ap- Programme zeigen in ihrer Unterschiedlichkeit die Lust am Experi- pear condensed in the overall programme. ment, sowohl in der animierten als auch in der scheinbar dokumen- Ironically and continuously Destination Digi-Land tierten Realität. moves between the Wild West and parallel worlds, Damit beschäftigen sich auch die ausgewählten Installationen, nur while Viewing the Observer ventures into the un- daß man hier die Sterne selbst bewegen muß... known depths of perception. Both programmes, as Zur Erkundung der neuen Welt des Student Forums laden wir Sie al- different as they are, show the drive to experi- so herzlich ein! ment in the animated and the seemingly docu- mentary reality. Mechthild Barth, Jan Frontzek, The selected installations also deal with these Stefanie Kollenberg subjects, the diffence being that here you have to move the stars on your own... We would like to welcome you to explore the new world of the Student Forum!

Mechthild Barth, Jan Frontzek, Stefanie Kollenberg VORWORT 9 PREFACE

Vorwort der Veranstalter Preface of the Organizers z

Vom 3. bis zum 7. Mai 2000 präsentiert das 13. European Media Art Festival wieder einen Querschnitt durch die Vielfalt innovativer und experimenteller Medienkunst. Künstler aus Europa, Nord- und Süd- From 3 to 7 May 2000 the European Media Art amerika, Asien und Australien reichten rund 1500 Arbeiten für die Festival for the 13th time presents a cross section Festival-Sparten Film und Video, Performances, CD-ROM- und Inter- of the variety of innovative and experimental me- netarbeiten sowie Installationen ein, von denen 230 Produktionen dia art. Artists from Europe, North and South auf dem Festival präsentiert werden. America, Asia and submitted around Im internationalen Film- und Video-Auswahlprogramm stellt das 1500 works for the festival sections Film and EMAF 134 Produktionen vor, die von einminütigen Animationen bis zu Video, Performances, CD-ROM, Internet Works and abendfüllenden Filmen und Videos reichen. Tendenziell lässt sich Installations. 230 productions were selected and feststellen, dass die Autoren sich neben den ewig gültigen Themen will be presented at the festival. wie der Liebe und dem Tod wieder verstärkt mit den Vorbildern der In the international film and video selection the klassischen Avantgarde auseinandersetzen. EMAF presents 134 productions lasting from one Der Verband der deutschen Filmkritik vergibt im Rahmen des EMAF minute animations up to full-length films and den Preis der deutschen Filmkritik für die beste deutsche experi- videos. Apart from the classic themes of love and mentelle Film- oder Videoproduktion des Jahres. death authors tend to direct themselves again on Begleitend zum Festival stellt der Kongress European Digital Visions classic avant-garde models. die entscheidenden Fragen zum kulturellen Selbstverständnis unse- As part of the EMAF the national association of rer mediatisierten Gesellschaft. Während auf dem Symposium Kör- film journalists traditionally awards the German perschnitt & BodyScan der Körper in seinen realen und virtuellen Di- Film Criticism Prize to the best German experi- mensionen im Fokus des Interesses steht, stellt New Digital Formats mental film or video production of the year. neue Projekte aus dem Bereich der digitalen Medien vor. The congress European Digital Visions accompa- Zu einem spektakulären Publikums-Highlight verspricht der VeeJay- nies the festival. It asks decisive questions about Groove zu werden, der auf einer Event-Achse von Amsterdam bis the way our media ruled society views itself cul- Berlin stattfindet und eine innovative Verbindung von Dancefloor turally. The symposium Körperschnitt & Body Scan und Medienkunst herstellt. In Osnabrück trifft sich die internationa- focuses on the body´s real and virtual dimen- le Avantgarde der DJ- und VJ-Szene in einer ehemaligen Hellmann- sions while New Digital Formats presents new dig- Lagerhalle am Binnenhafen und rückt die Besucher mit sich ständig ital media projects. verändernden Sound- und Visual Spaces in das oszillierende Zentrum VeeJay-Groove promises to become a spectacular eines digitalen Gesamtkunstwerks. highlight in a series of events held from Amster- Frische Einblicke in die facettenreiche Bandbreite internationaler dam to Berlin presenting the innovative Medienkunst eröffnet die Ausstellung //fresh in der Kunsthalle Do- crossover of media art and dance floor projects. minikanerkirche und weiteren Orten. Erstmals wird der OLB-Medien- The international DJ and VJ avant-garde will meet kunstpreis vergeben. in a former Hellmann warehouse at Osnabrück´s Auf dem 13. European Art Festival nehmen die Visionen neuer Wirk- harbour. Via constantly changing sound and visu- lichkeit Gestalt an und laden den Besucher zu interaktiven (Erkennt- al spaces they will make the club audience the os- nis-)Spielen und Reisen an die faszinierenden Schnittstellen des Rea- cillated centre of a digital piece of art. len und Imaginären ein. The exhibition //fresh in the Kunsthalle Do- Wir wünschen unseren Besuchern ein ereignisreiches Festival und ei- minikanerkirche and other places gives new in- nen angenehmen Aufenthalt in Osnabrück. sights into the broad spectrum of international media art. For the first time the OLB Media Art Die Veranstalter Price will be awarded. At the 13th European Media Art Festival visions of new realities take shape and invite the viewer to interact with (discovery) games and journeys to the fascinating interface of reality and fantasy. We wish our audience an eventful festival and an enjoyable stay in Osnabrück.

The Organisers 10

European Coordination of Film Festivals

The European Coordination of Film Festivals, a Eu- ropean Economic Interest Group (EEIG), is com- posed of 160 festivals of different themes and sizes, all aiming to promote European cinema. All member countries of the European Union are represented as well as some other European countries. The Coordination develops common activities for its members, through co-operation, with the aim of promoting European cinema, improving circu- lation and raising public awareness. European Coordination of Film Festivals The members pay a fee that finances these activ- ities, the members also contribute financially to Die European Coordination of Film Festivals ist eine Interessenge- specific projects. Other sources of financing are scheinschaft euopäischer Festivals und besteht aus 160 Filmfestivals private and public grants, particularly from the unterschiedlicher Themenvielfalt und Größenordnung. Sie alle haben European Union. ein Ziel: die Förderung des europäischen Kinos. Alle Mitgliedsländer Besides these common activities, the Coordina- der Europäischen Union sind vertreten, sowie weitere europäische tion encourages bilateral and multilateral co-op- Nicht-EU-Länder. eration among its members. Durch Kooperationen entwickelt die Koordinationszentrale gemein- The Coordination ensures that the issues affect- same Aktivitäten für ihre Mitglieder mit dem Ziel, europäisches Kino ing film festivals are highlighted when the Euro- zu fördern, dessen Verbreitung zu verbessern und die öffentliche pean Parliament makes policy decisions. The Co- Aufmerksamkeit zu gewinnen. ordination distributes a report to these institu- Diese und andere spezifische Aktivitäten werden durch die Beiträge tions, and in addition to other international or- der Mitglieder finanziert. Andere finanzielle Quellen sind private ganisations, on film festival matters. und öffentliche Subventionen, im besonderen von der Europäischen The Coordination has produced a code of ethics, Union. which has been adopted by all its members, to en- Außer diesen gemeinsamen Aktivitäten fördert das Koordinations- courage common practise in professional practis- büro die bilaterale und mulitlaterale Kooperation der Mitglieder. es. Das Koordinationsbüro sichert die Beachtung von Themen, die Film- The Coordination is also an information centre festspiele betreffen, insbesondere in Hinblick auf Entscheidungen and a place for festivals to meet. des Europäischen Parlaments. Das Büro verteilt Berichte an politi- schen Institutionen sowie an internationale Filmfestival-Organisa- tionen. European Coordination Die Anerkennung des Code of Ethics der ECFF ist die Grundlage einer of Film Festivals Mitgliedschaft in dieser Organisation. [email protected] Das Koordinationsbüro ist außerdem ein Informationszentrum und http://www.eurofilmfest.org/ ein gemeinsamer Treffpunkt. 11

Die Europäische Kommission unterstützt audiovisuelle Festivals

Die Europäische Kommission, die die Entwicklung des europäischen Kinos subventioniert, unterstützt Festivals, die aktiv zur Förderung europäischer audiovisueller Arbeiten und deren Verbreitung inner- halb der Union beitragen. Rund fünfzig Festivals innerhalb aller Mitgliedsstaaten profitieren von dieser finanziellen Unterstützung. Dank dieser Festivals und der Unterstützung der Kommission werden jährlich einem großen Publi- kum von zwei Millionen Menschen mehr als 7.500 audiovisuelle Ar- beiten vorgeführt, die den Reichtum und die Vielfalt des europäi- The European Commission Supports schen Kinos illustrieren. Audiovisual Festivals Die Kommission ist außerdem bestrebt, die Kooperation zwischen den einzelnen Festivals und die Entwicklung gemeinsamer Aktivitä- The European Commission, a contributor to the ten zu fördern, wie etwa die Einrichtung einer print collection oder development of European cinema, supports festi- die Entwicklung von Programmen, die sich mit bedeutsamen Themen vals which actively contribute to the promotion beschäftigen, um somit den Einfluß dieser Veranstaltungen zum Vor- of European audiovisual works and their circula- teil des europäischen Kinos zu stärken. tion within the Union. Some fifty festivals throughout all the Member States benefit from this financial support. Every European Commission year, Commission´s support, more than 7,500 au- Directorate General X diovisual works, illustrating the richness and di- Audiovisual Policy Unit versity of European cinema, are screened to a grand public of two million people. The Commission endeavours, furthermore, to pro- mote cooperation between festivals and the de- velopment of joint activites, such as the estab- lishment of a print collection or the development of programmes concerned with significant themes, thus reinforcing the impact of these events to the advantage of the European cinema. 12 INHALT CONTENT

007 VORWORTE / PREFACES 007 Grußwort / Word of Welcome 008 Vorwort International Student Forum / Preface International Student Forum 009 Vorwort der Veranstalter / Preface of the Organizers

015 INTERNATIONALE AUSWAHL / INTERNATIONAL SELECTION 016 Heaven and Hell 022 The Strange Side of Life 026 Journeys with(out) Compass(ion) 032 Welcome to the Other Side 036 Psychic Fragmentation 040 Flickering & Hovering 046 The Lovesick Blues 052 Structured Travels 054 It´s a Woman´s World 058 Double Features 062 Future Paradises 066 The Vision of Sound 070 Artists in Cold Cut 076 Political Empathy 078 Drifting Apart 080 Out of the Ashes 084 Found Footage Goes Science Fiction 086 Motion in Slow Motion 088 Underconscious Labyrinth 090 Personal & Common Remembrance 092 Documents of Observation

95 INTERNATIONAL STUDENT FORUM 096 Destination Digi-Land 102 Viewing the Observer

109 RETROSPEKTIVE / RETROSPECTIVE LEN LYE 110 The Film Work of Len Lye 116 Uniting Form and Movement 134 The Old Brain of the Avantgarde

143 AUSSTELLUNG / EXHIBITION //fresh 144 Wartesignale 146 Text Rain 148 ARRIVAL-DEPARTURE 150 Metathesis 152 Séparée 154 Statement 156 A Brief Flash 158 Titre Variable No2 159 Pierrick Coupe de Bois 160 Electric Shroom 162 Optiballs 164 Small Fish 166 Wie heißt du? Ivana! 168 Mother May I 170 Kymatic Circuit INHALT 13 CONTENT

172 Falsch 174 Das Lächeln böser Zungen 176 Sternenhimmel 178 Männlicher Akt, stehend 180 Ohne Titel 182 mmm look 184 Stromschneider 186 cybertube 188 VOID 190 The Balloon Project 191 Rot und Blau

193 PERFORMANCE 194 Die Luft über dem Toaster 196 Med Machine 198 Abschied - mein letztes Bild 200 Behind my Back - In Front of my Eyes

201 VEEJAY GROOVE 202 Travelling through VeeJay-Country 209 VeeJay-Groove im TV 210 Berlin Club Video

211 VIDEO GALERIE / VIDEO GALLERY

223 ELECTRIC LOUNGE 234 Internet 238 CD-Rom Gallery

249 EUROPEAN DIGITAL VISIONS - CONGRESS 250 European Digital Visions 252 KörperSchnitt - BodyCut 253 Körperschnitte - Body Cuts 254 Die Verletzung des Körpers durch den Dualismus und die Lust auf Unsterblichkeit 254 Der Mensch im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit 256 Körperschnitt: Die ›Haut Couture‹ des Samplings 257 Ponton 258 New Media Encyclopedia,www.newmedia-arts.org 260 CAT präsentiert i2TV - interaktives Internet Fernsehen für Mixed Reality Umgebungen. 262 The Banff Centre for the Arts 262 Digital Film Festival - Die Zukunft des Filmemachens 264 European Digital Media Network 265 Teleweb.org 265 TV-art.net

267 REGISTER / INDEX 268 Titelverzeichnis 270 Autorenverzeichnis 14

anzeige eikon 15

Internationale Auswahl International Selection 16 HEAVEN AND HELL

Oliver Harrison Janet Wondra Love is All Apotheosis

Im Winter gefangen, träumt eine Schneekönigin von Liebe und dem Angelegt in den frühen dreissiger Jahren ist blühenden Frühling. Durch bereifte Rokoko-Kartuschen besingt sie Apotheosis eine Geschichte unerwiderter die Tugend wahrer Liebe, begleitet von animierten Miniatur-Bildfol- Liebe und spontaner menschlicher Erregung. gen. Ursprünglich 1940 von Deanna Durbin aufgenommen, wird der In Super-8-Film gedreht und unter Ausnut- Text neu interpretiert. Er schildert universelle Vorstellungen von zung der Stärken von billigem Verbrauchs- Liebe: das Gute besiegt das Böse, Wärme lässt den Schnee schmel- material ist es eine Hommage an die Kon- zen, Frühling folgt auf Winter. ventionen des Stummfilms, mit denen zu- Love is All wurde komplett mit der Kamera hergestellt, und die Fer- gleich auch gespielt wird. Mit einer aus Ama- tigstellung dauerte mehr als zwei Jahre. Alle optische Effekte und teuren bestehenden Besetzung kann sich Sets wurden mit der Hand geschaffen. Der Film besteht aus Mehr- Apotheosis mehr Doktoren pro Kopf rühmen schicht-Sequenzen; manchmal wurde dasselbe Stück Film 20x oder als jeder andere Experimental-Kurzfilm. häufiger belichtet. Janet Wondra ist Filme- und Videomacherin Oliver Harrison graduierte an der St. Martin School of Art 1988. sowie Performance-Dichterin. Seitdem hat er als Regisseur Werbespots und andere Aufträge reali- siert.

Großbritannien 1999 Winter bound, a snow queen dreams of love and 35mm, b/w, 4:00 the blooming of spring. Through frosted rococo Realisation cartouches she sings about the virtues of true Oliver Harrison love accompanied by miniature animated se- quences. Originally recorded by Deanna Durbin in 1940, the lyrics are reinterpreted to portray uni- versal ideas of love: good overcoming evil, warmth melting the snow, spring following winter. Love is All was shot entirely in camera and took over two years to complete: all optical effects and sets were created by hand. The film is made up of multilayered sequences; sometimes 20 or more Apotheosis exposures on the same piece of film. Oliver Harrison graduated from St Martins USA 1999 Set in the early 1930s, School of Art in 1988. Since then he has directed VHS, 8:30 Apotheosis is a story commercials and other commissions. Schnitt of unrequited love and Janet Wondra human spontaneous Kamera combustion. Shot in Jeff Walker Super 8 film and Darsteller capitalizing on the Sigrid King, strengths of cheap Michael Dennison consumer equipment, Musik it both pays homage to Jeff Walker and plays ironically with the conventions of silent film. Featuring a cast of non-pro- fessionals, Apotheosis boasts more Ph.D.s per capita than any other experimental short. Janet Wondra is a film- Love is All maker, videomaker, and performance poet. INTERNATIONALE AUSWAHL 17 INTERNATIONAL SELECTION

Robert Arnold The Morphology of Desire

The Morphology of Desire ist eine Experimentalfilm-/Videountersuchung der Darstellung von Geschlecht und Begierde als Gut der populären Kultur, und der materiellen Beziehung zwischen Standbild und bewegtem Film unter Verwendung des digitalen Morphing, um die Umschlagbilder romantischer Romane als einen nie endenden Tanz des nicht realisierten Wunsches zu animieren. Diese nicht endende Bewegung wird durch kurze Passagen in eine minimalistische Erzählung segmentiert, die Zitate aus romantischen Romanen sind. Robert Arnold ist experimenteller Filmemacher, Videokünstler und renommierter Filmwis- senschaftler. Er wurde 1954 in New Yersey geboren und studierte Geschichte, Bildhauerei, Zeichnen, Fotografie und Theater. 1980 begann er Kurzfilme zu drehen. 1985 erwarb er sei- nen Doktor der Filmtheorie an der Universität in Iowa. Seit 1985 unterrichtet er Film und Video. Zur Zeit ist er außerordentlicher Professor an der Florida Atlantic Universität und seit kurzem Gastprofessor an der Kunstakademie in Poznan, Polen. Er wohnt in Deerfield Beach, Florida, mit seiner Frau Katie Travis und seinen Hunden, Mr. Dog und Stinky.

USA 1998 Video, 5:45 Realisation Robert Arnold

The Morphology of Desire

The Morphology of desire is an experimental film/ video which explores the commodified representation of gender and desire in popular culture, and the material relationship between the still and the moving image, using dig- ital morphing to animate romance novel covers as a never ending dance of unrealised desire. This unending movement is segmented into a minimalist narrative by short passages quoted from romance novels. Robert Arnold, *1954 in New Jersey, is an experimental Filmmaker, Video Artist and published film scholar. Studied history, sculpture, drawing, pho- tography, and theatre. Played semi-professional basketball in Italy 1978-79 while studying Drawing, Printmaking and Renaissance Art History. Started making short films in 1980. Received Ph.D. in Film Theory from the Universi- ty of Iowa in 1994. Has been teaching film and video since 1985. Currently As- sociate Professor at Florida Atlantic University and recently Visiting Profes- sor, Academy of Fine Arts in Poznan, Poland. Now residing in Deerfield Beach, Florida, with spouse Katie Travis and dogs, Mr. Dog and Stinky. 18 HEAVEN AND HELL

Philipp Virus Isabelle Martin The Virus has been Spread I Go on Dancing Before You

›Du bist nichts‹ - Alec Empire vs. Elvis Pres- Ich tanze für dich so lange, bis meine Socken durchgetanzt sind. Wir ley. waren einen Monat lang zusammen gewesen. Vor ihm hatten meine Philipp Virus, *1971 in West-Berlin. Seit 1993 Beziehungen nie länger als 20 Minuten gedauert. Sein längster Re- arbeitet er als Fotograf und veröffentlichte kord war sieben Jahre. In meiner Beziehung mit ihm hatte ich mei- Fotos und Bilder auf Plattencovern (ATR, Alec nen Rekord 2160 Mal geschlagen. Und um mit mir Schritt zu halten, Empire, Dinosaur Jr., usw.). Seine Musikvide- mußte er seinen Rekord auch 2160 schlagen. Das heißt, wir hätten os und Kurzfilme, bei denen er für Regie und 15120 Jahre zusammen bleiben sollen. Ich werde so lange tanzen, bis Kamera verantwortlich war, wurden im Fern- ich aufhöre dich zu lieben. sehen weltweit ausgestrahlt. Seit 1995 ar- Isabelle Martin, *1978 in Uccle (Belgien). beitet er als VJ.

I dance for you until my socks are worn through. We had been together for one month. Before him my relationships had never lasted longer than 20 minutes. His record had been seven years. So, by being with him I had beaten my record 2160 times. And in or- der to keep up with me, The Virus has been Spread he also needed to beat his record 2160 times. ›You ain´t nothing‹ - Deutschland 1999 That means we should Alec Empire vs. Elvis Video, b/w, 3:00 have stayed together Presley. Realisation for 15120 years. I will Philipp Virus, *1971 in Philipp Virus keep on dancing until I West-Berlin. Since 1993 have stopped loving he works as a photo- you. grapher with published Isabelle Martin, *1978 photos and art-works in Uccle (Belgium). on record covers (ATR, Alec Empire, Dinosaur Belgien 1998 Jr., etc.). His music Beta, 10:00 videos and short Realisation movies which he di- Isabelle Martin rected and filmed ap- pear in tv-channels all over the world. VJ ´ing since 1995.

I Go on Dancing Before You INTERNATIONALE AUSWAHL 19 INTERNATIONAL SELECTION

Mike Hoolboom Hey Madonna

›Ist Fotografiert-Werden die einzige Möglichkeit, sich dem Tod zu ›Is being photographed the only way to cheat entziehen? Ich erinnere mich an die Videokamera, die du benutzt death? I remember the video camera you used hast, als wir zum erstenmal fickten. Du sagtest: ›So wird unsere Lie- when we fucked for the first time. You said, ›so our be niemals enden.‹ Jetzt sehe ich dich nicht mehr, nur noch im Fern- love will never end.‹ Now I never see you anymore sehen. except on TV. Bist du der Grund für die Massenkommunikation? Wurde das Fernse- Are you the reason for mass communications? hen erfunden, damit wir uns alle bei dir einschalten können? Dir zu- Was television invented so we can all tune in to hören? Uns in dich verlieben? Ich weiß, du hebst Gewichte und you? Listen to you? Fall in love with you? joggst und alles, aber du siehst einfach nicht mehr genauso aus. Und It's hard to watch you growing older. I know you es ist traurig. Es erinnert daran, was bevorsteht. Was schon in uns lift weights and jog and all that, but you just don't ist. Uns auffrisst. Wenn ich gehe, möchte ich wie die Mona Lisa aus- look the same now. And it's sad. It's a reminder of sehen, mit diesem lustigen kleinem Lächeln im Gesicht. Ich weiß, what's coming. What's already inside us. worüber sie - nach all der - Zeit lächelte. Es ging um den Tod. Das Eating us away. When I go I want to look like the Wissen, wie man stirbt. Am Ende deiner Tage gibt es nur noch das. In Mona Lisa, with that funny little smile on her face. den Abgrund schauen und lächeln. Ist es ein Wunder, dass sie auf so I know what she was smiling at after all this time. vielen Postkarten ist? Genau wie du, Baby. Ich hoffe, es geht dir gut.‹ It was about death. Knowing how to die. At the end Jason of your days there's only that. To look into the Mike Hoolboom dreht seit 1980 ›fringe movies‹. Seine fünfundzwan- abyss and smile. Is it any wonder she's on so many zig Kurzfilme sind in Städte gereist, deren einziges Exportprodukt postcards? Just like you babe. Hope you're good.‹ die Anmeldeformulare für Festivals sind. Er erlebte mit Freuden die Jason Retrospektiven in Toronto, Nyon und Cork. Drei Jahre lang arbeitete Mike Hoolboom has been making fringe movies er als Experimentalfilmleiter im Canadian Filmmakers Distribution since 1980. His twenty-five shorts have traveled Centre (kanadischer Filmverlag), wenngleich seine Fähigkeiten als to cities whose only export produce are the entry Kellner bekannter sind. Er hat zwei Bücher geschrieben: Inside the forms to festivals. He has enjoyed retrospectives Pleasure Dome: Fringe Film in Canada (1997), eine Sammlung von in Toronto, Nyon and Cork. For three years he sechzehn Interviews mit einigen der besten in Kanada, und Plague worked as the experimental film officer at the Years (1988), eine opulent illustrierte ›tongue-in-chic‹-Biographie. Er Canadian Filmmakers Distribution Centre, though hofft, 1999 seinen Lebensunterhalt mit dem Besuch von Experimen- his skills as a waiter are better known. He has talfilm-Festivals und Lottospielen zu verdienen. written two books: Inside the Pleasure Dome: Fringe Film in Canada (1997), a collection of six- teen interviews with some of Canada´s finest, and Plague Years (1998), a lavishly illustrated tongue-in-chic biography. He hopes to make a liv- ing in 1999 by attending experimental film festi- vals and playing the lottery.

USA 1999 16mm, 9:00 Realisation Mike Hoolboom

Hey Madonna 20 HEAVEN AND HELL

Martha Colburn Yves-Marie Mahe Spiders in Love: An Arachnogasmic Musical La Petite Mort

Willkommen in der Welt der weiblichen Spinne ... mit Netzen, die die Stellt Ekstase dar. Schwachen im Innersten packen und sie buchstäblich trocken sau- Yves-Marie Mahe, *1972 in Marlaise (Frank- gen, verstümmelte Penisse essen, und achtbeinige Tanznummern reich). Mitglied der ›La Lueur Déchirée‹, ei- darbieten, die selbst bei Bugsby Berkley zu nassen Hosen führen. Im ner Animationsfilmemachergruppe in Paris. Grunde die Neuschöpfung des Albtraum eines Arachnophilen. Red- hot-Collage und Marionetten-Animation. Martha Colburn ist eine autodidaktische Filmemacherin und Musi- kerin.

Welcome to the world of the she-spider... with webs that catch the weak at heart and literally suck them dry, eat dismembered penises, and pre- form eight-legged dance numbers that would ma- ke even Bugsby Berkley wet his pants. Basically a recreation of an arachnophile´s nightmare. Red hot collage and puppet animation. Martha Colburn is a self taught filmmaker and musician. La Petite Mort

Represents the way of Frankreich 1999 extasy. 8mm, 4:00 Yves-Marie Mahe, *1972 Realisation in Marlaise (France). Yves-Marie Mahe Member of ›La Lueur Déchirée‹, an animation filmmaking group in Paris.

Spiders in Love: An Arachnogasmic Musical

USA 1999 16mm, 3:00 Realisation Martha Colburn INTERNATIONALE AUSWAHL 21 INTERNATIONAL SELECTION

Shelly Silver Small Lies, Big Truth

Small Lies, Big Truth ist ein 19-minütiges Video über Liebe, Bezie- hungen sowie die Freuden und die Banalität des Sex gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Wenn acht Personen Fragemente aus den Zeugen- aussagen von William Jefferson Clinton und Monica S. Lewinsky vor- lesen, werden auch Themen wie Moral, Normalität, Voyeurismus, Na- tur gegen Kultur und Macht angesprochen. Man könnte sagen, dass Small Lies, Big Truth alles enthalten möch- te. Und zwar alles enthalten in einer Welt komplexer, sich verändern- Small Lies, Big Truth der Positionen und entsprechender Konfigurationen, wenn nicht ei- ner post-geschlechtlichen Welt, dann wenigstens einer Welt, in der Small Lies, Big Truth is a 19 minute video about das Geschlecht gleitet, entgleitet und nicht mehr als stützender love, relationships, and the joys and banality of Faktor für das Anbieten einfacher Strukturen oder Lösungen gilt. sex in the late 20th century. It also touches on Ist denn nicht alles eine Frage der Positionen (einer in der Position such issues as morality, normality, voyeurism, na- des Alles-Erzählenden, einer in der Position des Alles-Leugnenden, ture vs. culture and power, as eight people read der, der gesehen wird, und der, der sieht) und nicht eine Frage des fragments from the testimony of William Jeffer- Geschlechts oder der sexuellen Präferenz? Und ist es nicht eher eine son Clinton and Monica S. Lewinsky. One could say Frage von Beweis und Residuum (im Gegensatz zu Vagina und Penis, that Small Lies, Big Truth aims to be all inclusive. und in welcher spezifischen Anordnung), die diese Beziehung so un- To include all in a world of complex shifting posi- erwartet und öffentlich und bekannt und geläufig machte? tions and configurations referring to, if not a In Shelly Silvers rätselhaften Erzählungen von zeitgenössischer post-gender world then at least a world where Identität werden Wahrheit und Fiktion ständig in Frage gestellt, die gender slides, slips and can no longer be counted Wahrhaftigkeit dessen, was gesehen und nicht gesehen wird, wird upon to offer up easy patterns or solutions. For hinterfragt, und die Modi, mit denen Informationen enthüllt, zu- isn´t it all a question of positions (the one in the rückgehalten und vermittelt werden, sind von Bedeutung. position to tell all, the one in the position to de- Indem sie die Strukturen und Zeichencodes von Fernseh- und Kino- ny all, the one who is seen, the one who watches) Narration anpasst, zählt Silver auf den Zuschauer als Komplizen - as opposed to a question of gender or sexual auf die Erwartung dessen, wie Medien-Stories ›gelesen‹ werden, auf preference? And isn´t it more a question of evi- den Wunsch, zu glauben und sich mit Konventionen und Charakteren dence and residue (as opposed to vagina and pe- zu identifzieren . nis and in what specific arrangement) that made Shelly Silver, *1957. An der Cornell University erhielt sie einen B.A. this relationship so unexpected and public and und einen B.F.A. Sie nahm am Independent Study Program am Whit- popular and fluid? ney Museum of American Art teil. Shelly Silver, *1957. She received a B.A. and a B.F.A. from Cornell University, and studied in the Whit- ney Museum of American Art Independent Study Program.

USA 1999 Beta, 18:48 Regie Shelly Silver Ton Bill Seery, Mercer Street

Small Lies, Big Truth 22 THE STRANGE SIDE OF LIFE

Christian Frisch Sylvie Boisseau, Frank Westermeyer Interview mit Paul de Bruin / Koplopers Moi vu par...

Paul de Bruin, ein Trainspotter, erklärt in einer kurzen Einstellung Moi vu par... versucht die Identität eines das Kuppeln der Koplopers. Das Interview mit Paul de Bruin, ent- Menschen anhand der Bilder darzustellen, standen während der Dreharbeiten zu Koplopers, ist durch die Ent- die die anderen von ihm haben. So entsteht scheidung, den letzteren nicht zu montieren, ein eigener Film ge- kein übereinstimmendes Portrait der Haupt- worden. Als ideal erscheint eine Vorführsituation, in der beide Filme figur F, vielmehr wird die Frage aufgeworfen, in einem Block gezeigt werden. inwiefern sich Identität erst in der Betrach- Koplopers setzt sich mit dem Thema der Belebtheit von Dingen aus- tung durch den anderen konstituiert. einander und mit deren Liebesleben. Koplopers sind Expresszüge der Sylvie Boisseau, *1970 in Thiais, Frankreich. Nederlandse Spoorwegen. Ihr Verhalten - zum Beispiel in Utrecht 1994-96 Regieassistenz. 1999 DAAD Stipen- Hbf - ist simpel: Sie kuppeln. Die Wahl zur Dokumentation des Pro- dium. Seit 1997 Videoprojekte. zesses fiel auf das Medium Video, weil es mir nüchterner erschien als Frank Westermeyer, *1971 in Essen. 1997 Stu- Film. Aus dem gleichen Grund wurde auf einen Bildschnitt verzich- dium Kommunikationsdesign in Wuppertal. tet. Koplopers erscheint als Observation. 1999 DAAD Stipendium. Seit 2000 künstleri- Christian Frisch, *1970 in Erlenbach am Main. Ab 1992 Studium der scher Mitarbeiter an der Bauhaus-Univer- visuellen Kommunikation an der HfG Offenbach, Schwerpunkt Film sität Weimar. und Fotografie. Diplom 1999. The film Moi vu par... tion design in Wupper- attempts to depict one tal. 1998/99 DAAD person´s identity scholarship. Since 2000 through the images assistent director at other people have of the Bauhaus-University him. The result is not a Weimar. corresponding portrait of the principal char- Frankreich 1999 acter F, but rather rais- Beta, 18:00 es the question in how Regie far identity is consti- Sylvie Boisseau, tuted in the observa- Frank Westermeyer tion of others. Musik Sylvie Boisseau, *1970 Glemstone Blowont in Thiais, France. 1994- Darsteller 96 assistant director. Oliver Teuber, Since 1997 video proj- Eva Cieppka ects. Interview mit Paul de Bruin Frank Westermeyer, *1971 in Essen. 1992-97 Paul de Bruin, a trainspotter, explains in Dutch the Christian Frisch, *1970 studies in communica- coupling of the trains. Interview with Paul Bruin in Erlenbach on Main. tells the same story as Koplopers, but it became 1992-99 studies in vi- an own film. It is best to show both in the same sual communication at block. the College of Design in Koplopers is about the being-alive of objects (and Offenbach with the of course about their love life). Koplopers are main emphasis on film Dutch express trains. Their behavior on the tracks and photography. at Utrecht main station is simple and of poetic Diploma in 1999. nature: they couple. I chose video to document their action, because it appeared to me that sim- Deutschland 1999 ple ›neutrality‹ of the media would interfere less Beta, 2:45 with the situation than for example film. For the Realisation same reason I decided not to edit the film. Ko- Christian Frisch plopers is an observation. Darsteller Paul de Bruin Moi vu par... INTERNATIONALE AUSWAHL 23 INTERNATIONAL SELECTION

Andreas J. Riiser Bouli Lanners Perspective TravellinckX

4 Individuen und ihre nervtötenden Gründe, Didier, 39 Jahre, hypochondrisch und depressiv, ist sicher, bald zu an einer Bank vorbeizugehen, statt sich hin- sterben. In der Hoffnung auf Versöhnung mit seinem Vater be- zusetzen. Es ist auch eine Beschäftigung mit schliesst er, sich in Wallonien filmen zu lassen und den Film seinem der Art und Weise des Sitzens (oder Nicht- Vater als Testament anzubieten. Er nimmt die Straßen, die sein Va- Sitzens). ter nahm, und er geht an die Orte zurück, die er liebte, und die ihn Der freischaffende norwegische Videokünst- an seine Kindheit erinnern. ler Andreas J. Riiser arbeitet im Bereich Die Handlung spielt am Nachmittag dieses letzten Drehs, dem Nach- Film unter Verwendung der Bühnendarbie- mittag der Flucht von Marc Dutroux, dem bekannten öffentlichen tungen von Tanz, Musik und Theater. Feind... Bouli Lanners, *1965 in Moresnet-Chapelle, Campagne. Studierte 1984-1986 Malerei an der Académie royale des beaux-arts de Liège. 1989-95 verschiedene Ausstellungen seiner Bilder in Centre Wallon d´Art Contemporain, Château à l´Horloge, Galerie Flux, etc.

Didier, 39 years, hypochondriac and depressive, is Belgien 1999 sure to die soon. In manner of will, and in hope of 35mm, b/w, 17:00 a reconciliation with his father, he decides to be Regie filmed through Wallonia and to offer the film to Bouli Lanners his father. He take the same roads his father took Kamera and goes back to the places that he loved and Jean-Paul Dezaeytijd remind him to his childhood. The action takes Musik place during the afternoon of this ultimate Jarby McCoy shoot... the afternoon of the escape of Marc Darsteller Perspective Dutroux, the famous public enemy... Didier Toupy Bouli Lanners, *1965 in Moresnet-Chapelle, Cam- Four individuals and Norwegen 1999 pagne. Studied fine arts from 1984-1986 at their stressy reason to VHS, b/w, 6:00 Académie royale des beaux-arts de Liège. 1989-95 pass a bench in stead Regie exhibitions of his paintings at: Centre Wallon of sitting down. It is al- Andreas J. Riiser d´Art Contemporain, Château à l´Horloge, Galerie so a settlement with Musik Flux, etc. the way of sitting (nor Martin Horntvedt not sitting). Darsteller Andreas J. Riiser is a Kristine Slettevold, Norwegian freelance Thorir Samundsson, video artist. Works on Kristoper Hivju, film with use of stage Oyvind Olsen performances of dance, music and the- atre.

TravellinckX 24 THE STRANGE SIDE OF LIFE

E. T. P. Hathaway Birdman

Der Birdman ist eine fiktive Figur, von mir erfunden und von mir und einem Körper-Double dargestellt. Diese Figur soll ein Videodo- kument ihrer eigenen Untersuchungen oder Experimente anferti- gen. Daher erlaube ich es mir, als Herausgeber oder Kurator dieses vorgeblich ›vorhandenen‹ Materials zu agieren und eine Erzählung auf Video zu konstruieren. Während diese Beschäftigung mit Vögeln und Fliegen eskaliert, bewegt sich die Erzählung in eine ungewisse Bestimmung. Seine Handlungen bilden weite Metaphern für andere Bereiche sozi- alen Verhaltens, seine Intentionen bleiben weitgehend unspezifisch. Dies kann man als repräsentativ für die Absurdität rationaler, logi- scher Methoden zur Untersuchung nicht quantifizierbarer Gemein- plätze oder der Schwierigkeit signifikanter Aktion im Vakuum sehen, Birdman das dem angenommenen Ende der Moderne folgt. Es kann eine Meta- pher für eine Art Aktivtität sein, oder einfach für ein hausgemach- The Birdman is a fictional character invented and tes Ritual. performed by myself and a body double. This Das Werk funktioniert über den Einsatz eines fiktiven Autors, dessen character is assumed to video document his own Motive zur Überprüfung dargeboten werden, aber dabei werden Ver- investigations or experiments. I then allow myself leumdungen hinsichtlich der Autorenfigur E.T.P. Hathaway, seine per- to act as an editor or curator of this allegedly sönliche, unausgesprochene Motivation, geäußert. Außerdem werden ›found‹ material, to construct a narrative on die Aktivitäten des Vogelmanns, wenngleich arrangiert, ohne Gene- video. As his preoccupation with birds and flying ralprobe auf Video aufgezeichnet und stellen ein genuines Doku- escalates, the narrative pushes toward some un- ment dieses ›realen‹ Ereignisses dar, das dazu dient, die Grenze zwi- known destination. His activities form wide schen dem fiktionalen und dem ›realen‹ Autor weiter zu verwischen. metaphors for other realms of social behaviour, Dies ist ein Dialog über die Art und Weise, in der das Werk immer ge- his intentions left largely unspecific. These can be sehen wird, das heißt über den Standpunkt, den Hintergrund und die read as representative of the absurdity of ration- angenommenen Intentionen eines wahrgenommenen Autors. al, logical methods to investigate unquantifiable E. T. P. Hathaway, von 1995 bis 1999 Winchester School of Art, Eng- truisms, or the difficulty of significant action in land. the vacuum following the alleged end of Mod- ernism. This can be a metaphor for Art activity, or simply for domestic ritual. The work functions by way of the use of a fictitious author, whose mo- tives are presented for examination, but in so do- ing aspersions are cast about the author figure E. T. P. Hathaway, his own unspoken motivation. In ad- dition, the activities of the birdman, although contrived, are videoed unrehearsed and repre- sent a genuine document of that ›real‹ event, serving to confuse the boundary between the fic- tional and the ›real‹ author further. This is a dia- logue concerning the way in which work is always read via a perceived author´s standpoint, back- ground and assumed intentions. E. T. P. Hathaway, 1995-99 Winchester School of Art, England.

Großbritannien 1999/2000 S-VHS, 8:00 Realisation E. T. P. Hathaway Birdman Darsteller Simon Woolham, E. T. P. Hathaway INTERNATIONALE AUSWAHL 25 INTERNATIONAL SELECTION

HalfLifers Hanne Schmeichel Homesteaders The Last Ride

Die ›HalfLifers‹-Reise in eine blühende Innenlandschaft, wo häusliche Nach einer wahren Begebenheit zeigt The Routinearbeiten und eine unerwartet Begegnung zu einer Krise des Last Ride noch einmal den endgültigen Ab- Kontrollzentrums führen und den Weg für eine saisonbedingte Ref- schied vom Vater. In diesem bewegenden klektion über die Bedeutung von ›home‹ bereiten . Film stiehlt ein Sohn seinen toten Vater aus HalfLifers ist ein von den langjährigen Freunden Torsten Z. Burns dem Leichenschauhaus und macht mit ihm und Anthony Discenza geschaffenes, fortlaufendes Gemeinschafts- eine letzte anregende Motorradreise. In projekt. schwarz-weiß gedreht ist The Last Ride ein Torsten Z. Burns, *1968. Er erhielt 1990 einen BFA in Medienkunst unorthodoxes Road Movie, das die Motorrad vom New York State College of Ceramics an Alfred University und -Romantik mit einem sehr menschlichen Ge- 1993. einen MFA in Performance & Video vom San Francisco Art Insti- fühlselement versieht. tute. Zur Zeit lebt er in New Haven, Connecticut. Hanne Schmeichel war zur Zeit der Fertig- Anthony Discenza, *1967. Er erhielt 1990 von der Wesleyan Universi- stellung von The Last Ride Studentin an der ty einen BFA in Studio Art. Zurzeit wohnt er in West Oakland, Kalifor- Glasgow School of Art im Fachbereich Foto- nien. grafie. Sie lebt und arbeitet heute in Däne- mark.

USA 1999 Based on a true story, Hanne Schmeichel was U-matic, 12:00 The Last Ride recre- a student at Glasgow Realisation ates one man's final School of Art in the Torsten Z. Burns, farewell to his father. In Photography Dept. at Anthony Discenza this evocative film, a the time of shooting son steals his dead fa- The Last Ride. She is ther from the morgue now living and working and takes him on a final in Denmark. exhilerating motor- bikejourney. Shot in black and white, The Last Ride is an un- Homesteaders orthodox road movie, investing the romance A HalfLifers´ journey to a lush interior landscape, of motorbikes with an where some domestic chores and an unexpected element of very human encounter provoke a crisis at mission control, and emotion. pave the way for a seasonal reflection upon the meaning of ›home‹. HalfLifers is an ongoing collaborative project cre- ated by long time friends Torsten Z. Burns and An- thony Discenza. Torsten Burns, *1968. He received his BFA in Media Art from New York State College of Ceramics at Alfred University in 1990 and an MFA in Perfor- mance & Video from the San Francisco Art Insti- tute in 1993. He currently resides in New Haven, CT. Anthony Discenza, *1967. He received a BFA in stu- The Last Ride dio art from Wesleyan University in 1990. He cur- rently resides in West Oakland, CA. Großbritannien 1999 Beta, b/w, 6:00 Realisation Hanne Schmeichel 26 JOURNEYS WITH(OUT) COMPASS(ION)

Klaus Hu Angela Hanke-Wahls The Travel Don´t Go Back to Sleep

The Travel ist ein Musicclip, ein Musicclip, ›Street‹-aufnahmen in den Straßen und Parks von San Francisco ge- ein Musicclip. dreht und Piercingaufnahmen bilden die Grundlage dieses Videos, Klaus Hu, 1982 -1983 Anthropologie, Deut- das ›poetry + music + bodymovement‹ verbindet durch die latente sche und Französische Literatur an der Uni- Sehnsucht nach ›trancezendence‹, die die Menschen an der Westküs- versität Heidelberg. 1985 -1991 Bühnenbau, te der USA verbindet. ›Moving meditation‹ bringt auch den Betrach- Fotografie, Video und Film an der HdK, Berlin ter/Zuhörer in Schwingungen und macht ihn sensibel für seine eige- 1988 Assistent von Bob Wilson, Bühnenbau, ne ›physical energy‹. Der persische Poet Rumi (gestorben 1273) hat in Regie, Unterricht/Vorlesungen. 1989 Script- seinem Lebenswerk die menschliche Sehnsucht, das Mysterium in Entwicklung an der HdK, Berlin. Worte gefasst und versucht, ›joy for the spirit - health for the body‹ in Einklang zu bringen. Dieses Anliegen hat eine erstaunliche Aktua- lität, die Brisanz dieser Gedanken aus dem 13. Jahrhundert sind in San Francisco allgegenwärtig. Rumis Poesie ist besonders bei den Menschen ›in‹, die versuchen, bewusstseinserweiternde Zustände zu erlangen und das hat in Kalifornien eine lange Tradition. Angela Hanke-Wahls studierte nach dem Abitur Kunstgeschichte, Psychologie und Freie Kunst in Hamburg und Braunschweig. Seit 1990 Studium Film/Video an der HBK Braunschweig bei Prof. Gerhard Büttenbender und Prof. Birgit Hein. 1997 Meisterschülerstudiengang und Diplomabschluss Film/Video an der HBK Braunschweig bei Prof. G. Büttenbender. 1998/99 DAAD Stipendium USA/San Francisco.

The Travel The video consists of street shots of San Francis- Angela Hanke-Wahls co´s¹parks and streets as well as piercing shots. studied history of art, The Travel is a music- Deutschland 1999 The poetry + music + body movement links peo- psychology and fine clip, a musicclip, a VHS, 4:10 ple of America´s West Coast together in their la- art in Hamburg and musicclip. Realisation tent yearning for transcendence. Moving medita- Braunschweig after Klaus Hu studied 1982- Klaus Hu tion gets the viewer/listener into the mood and her A-levels. Since 83 anthropology, Ger- makes him aware of his own physical energy. 1990 studies in film man and French litera- Throughout his work the Persian poet RUMI (who and video at the Acad- ture at the university died 1273) spoke about human yearning and the emy of Fine Art in of Heidelberg, 1985-91 mystery, and tried to combine joy for the spirit Braunschweig with stage design, photo- with health for the body. A concern that is amaz- Professor Gerhard graphy, video and film ingly relevant as we see the explosive subject of Büttenbender and Pro- at the HdK, Berlin, 1988 the 13th century alive in San Francisco today. Ru- fessor Birgit Hein. assistance for Bob Wil- mi´s poetry is particularly popular with people 1998/99 DAAD grant in son, stage design, di- who strive to reach alternate states of con- USA/San Francisco. recting, teaching/giv- sciousness, an old tradition in California. ing lectures, 1989 script development at the HdK, Berlin. Deutschland 1999/2000 Beta, 15:00 Realisation Angela Hanke-Wahls Ton Mark J. Wlodarkiewicz

Don´t Go Back to Sleep INTERNATIONALE AUSWAHL 27 INTERNATIONAL SELECTION

Mark Thompson Ulla Väätäinen Thompson´s Away GroXX

Thompson’s Away verhält sich wie überlap- GroXX ist eine Multi-layer-Videoarbeit, eine einfallsreiche Zeitreise pende Erinnerungen; dunstige und eindring- in die Tiefen der Felsen, der Wasser, der Vergangenheit. Das Werk liche Bilder von Starkstromleitungen und strömt wie ein Traum über unbewußte Ebenen zur Erinnerung und Brandungswellen und anderer Landschafts- den Riten der Menschheit. Es reflektiert die relativen Kräfte des bestandteile, während so etwas wie ein Ma- Sichtbaren und Unsichtbaren und die unaufhörlichen Kämpfe zwi- nifest auf dem Bildschirm blinkt. Es ist eine schen ihnen. Bitte um Rückkehr zu direkt erlebter Erfah- Ulla Väätäinen, seit 1982 Drehbuchautorin, Regisseurin und Produ- rung und um die Rückgewinnung der Emo- zentin im Atelier Heijastus, 1980-82 bei Mediacom Ltd. 1976-80 AV- tion. Designer und Produzentin bei Audiomark Ltd. 1975-90 Spezialisie- Mark Thompson, *1973 in Tampa, Flordia. Er rung auf Visuelle Kommunikation an der Universität Helsinki und an ist Master of Fine Arts, New York School of der Kunsthochschule Helsinki; Teilnahme an verschiedenen Kursen Visual Arts in Computerkunst. Er arbeitet und Workshops in Fotografie, Grafik-Design und Video (Drehbücher, seit zehn Jahren mit Video. Seine Arbeiten Regie, Sound, Schnitt). wurden weltweit von Festivals und Galerien gezeigt. GroXX is a multi-layered videowork, an imagina- Finnland 2000 tive journey in time into the depths of rocks, of Beta, 4:33 waters, of the past. The work floats like a dream Regie, Buch on the unconscious levels to the memory and Ulla Väätäinen rites of mankind. It reflects the relative powers of Kamera, Sound, the visible and invisible and the continuing fights Schnitt between them. Liisa Karvonen Ulla Väätäinen, since 1982 scriptwriter, director and producer in Ateljee Heijastus. 1980-82 scriptwriter, director, producer at Mediacom Ltd. 1976-80 av-designer and producer at Audiomark Ltd. 1975-90 specializing in visual communication in Helsinki University and in Art Industrial High Thompson´s Away School, Helsinki and participating in several courses and workshops in photography, graphic Thompson's Away plays Mark Thompson, *1973 design and videomaking (scriptwriting, directing, like overlapping memo- in Tampa, Florida. He sound, editing). ries, hazy and evoca- holds a Masters of Fine tive images of power Arts degree from the lines and ocean break- New York School of Vi- ers and other land- sual Arts in Computer scape features, while a Art. He has been work- manifesto of sorts ing with video for ten flashes on the screen. years now , and his work It is a plea for a return has been received in to directly lived experi- festivals and galleries ence and the recovery throughout the world. of emotion.

USA 1999 S-VHS, 1:32 Realisation Mark Thompson

GroXX 28 JOURNEYS WITH(OUT) COMPASS(ION)

Lin de Mol Francesco Mannarini About Green Things Finale

In About Green Things werden von einer jungen Frau drei Geschich- Bilder von Übergangsstadien, Schatten unge- ten erzählt. Sie spricht und die Bilder des Film ähneln dem Text, bil- sehener Objekte, Übergänge von einem ma- den jedoch eine separate Realität. Jede Geschichte wird zum Nach- teriellen zum immateriellen Zustand. denken an der Lücke zwischen Realität und innerem Erleben, und ih- Francesco Mannarini lebt und arbeitet in rem Hin- und Herwandern zwischen diesen beiden. Mailand, wo er auch seinen Studienabschluss Lin de Mol, *1966, Amsterdam. 1998 International Film Workshops, an der Kunsthochschule erwarb. 1993 erhielt Rockport College, U.S.A. 1995-97 Rijksakademie van Beeldende Kun- er den Andrea-Cascella-Preis für Malerei. sten, Amsterdam, Holland. 1987-1992 Rieveld Academie, Amsterdam, Holland.

In About Green Things three short stories are told by a young woman. As she speaks, the images of the film resemble the text, but form a separate reality. Each story becomes a contemplation on the gap between reality and inner experience, and her wandering between the two. Lin de Mol, *1966, Amsterdam. 1998 International Film Workshops, Rockport College, U.S.A. 1995-97 Rijksakademie van Beeldende Kunsten, Amster- dam, Holland. 1987-1992 Rieveld Academie, Ams- terdam, Holland. Finale

Images of transitional Italien 1999 states, shadows of un- Video, 11:00 seen objects, passages Realisation from a material to im- Francesco Mannarini material conditions. Francesco Mannarini lives and works in Mi- lano, Italy, where he graduated at the Acad- emy of Fine Arts. In 1993 he won the Andrea Cascella Prize for Painting.

About Green Things

Niederlande 1999 VHS, 2:45 Realisation Lin de Mol Schnitt, Musik Lin de Mol, Eddie d. INTERNATIONALE AUSWAHL 29 INTERNATIONAL SELECTION

Matt Hulse Deborah Phillips Hotel Central Geographie

›Die Handlung in meinen Filmen resultiert aus bewusster psychi- Ständig fragen Leute: Wo bist du her? Die scher Automation, und sie versucht in diesem Sinne nicht, einen Farbflecken sind meine Kontinente, meine Traum zu erzählen, obwohl er dieselbe Art Mechanismus wie die Heimat. Träume verwendet.‹ (Luis Bunuel 1961) Deborah Phillips ist Künstlerin und ver- ›Leidenschaften gären und gären wieder in der Einsamkeit: das lei- sucht, sich nicht zu wiederholen. Geographie denschaftliche Wesen bereit seine Explosionen und seine (Helden)Ta- ist ihr neunter Experimental-Kurzfilm. ten in dieser Einsamkeit vor‹. (Aus ›The Poetics of Space‹ von Gaston Bachelard) Matt Hulse, *1969, studierte Bildende Kunst an der University of Reading und Electronic Imaging an der University of Dundee. Er lebt in Glasgow, Schottland.

›The action in my films is the result of conscious Großbritannien 1999 psychic automation, and in this sense does not 35mm, 24:00 try to narrate a dream, though it utilises the Realisation same kind of mechanisms that dreams utilise.‹ Matt Hulse (Luis Bunuel 1961) ›Passions simmer and resimmer in solitude: the passionate being prepares his explosions and his exploits in this solitude‹. (From ›The Poetics of Space‹ by Gaston Bachelard) Geographie Matt Hulse, *1968. Studied Fine Art at the Univer- sity of Reading and Electronic Imaging at the Uni- It´s too complicated to Deutschland 2000 versity of Dundee. Lives in Glasgow, Scotland. answer, when people 35mm, 1:30 ask where I´m from. Realisation Blotches of colour on Deborah Phillips film are my continents, Ton my home. Thomas Bartels Deborah Phillips is an Sprecher artist and tries not to Mary Asayas, repeat herself. Geogra- Gala Muratow, phie is her nineth ex- Deborah Phillips perimental short film.

Hotel Central

Hotel Central 30 JOURNEYS WITH(OUT) COMPASS(ION)

Viacheslav Lesov Michtavim

... Wenn du traurig bist, schreib einen Brief, lauf in ein Feld und erinnere dich an deine Kind- heit... Es gibt Augenblicke im Leben, in denen Vergangenheit und Gegenwart zu einem Gan- zen werden. Eine schmale Grenze zwischen Geburt und Tod erscheint in den Briefen des Hel- den an die, die ihm nahestehen. Verschiedenen Länder und Glaubensrichtungen, Christentum und Judentum. Doch wo ist der Ort, an dem sich Vergangenheit und Gegenwart begegnen? Schwarz/weiß-Standbilder, Fami- lienarchivfotos und reale Bilder schaffen ein Gefühl der flüchtigen Zeit und des eingefrore- nen Augenblicks im Leben des Protagonisten. Selbst wenn die eingefrorene Realität hart ist, das reale Leben geht weiter. Viacheslav Lesov wurde in Minsk (Weißrussland) geboren. Er studierte Theaterwissenschaft in Minsk. 1990 ging er nach Israel. Er studierte an der Universität Tel-Aviv (Fachbereich Fernsehen und Film) und graduierte 1998.

Michtavim

If you are sad write a letter, run in a field and remember your childhood. Israel 1999 There are moments in life when past and present integrate. A thin border Beta, 9:00 between birth and death appears in the letters of the hero to his closest Regie people. Viacheslav Lesov Different countries and faith, Christianity and Judaism. But where is the Kamera place where the past and the present meet? Black and white stills, archive Mikael Konvenski family and real frames create a sensation of fleeting time and frozen mo- Schnitt ment in the protagonist´s life. Even if the frozen reality is hard - the real Viacheslav Lesov life is going on. Musik Viacheslav Lesov was born in Minsk (Belorussia). He studied theatre in Min- Nadia Roizen sk. In 1990 he came to Israel. He studied at University of Tel-Aviv (depart- Darsteller ment of TV and Film) and graduated in 1998. Viacheslav Lesov, Maia Lesov, Alon Tsarfati INTERNATIONALE AUSWAHL 31 INTERNATIONAL SELECTION

Boris Chertkov Sharon Green My Long Way Home Mama Puddy

Eine völlig subjektive Kamerageschichte Mama Puddy ist ein humoristischer Kurzfilm, der aus der Sicht von über den langen Heimweg eines volltrunke- zwei Kindern gedreht wurde, auf der anscheinend endlosen Reise nen Helden. zum Haus ihrer Großmutter. Begleitend von einem Soundtrack, der Boris Chertkov, *1975 in Moskau. Von 1995 bis ihre Erlebnisse erzählt, ist Mama Puddy eine lyrische Schilderung 2000 studierte er Filmkritik in Vgik (Staatli- kindlicher Wahrnehmungen und Kindheitserinnerungen. Als Teil des ches russisches Filminstitut). Seit 1995 ar- Versuchs zu zeigen, wie die Erinnerung sogar banalen Dingen Zauber beitet er beim Fernsehen als Kameramann geben kann, wurden beim Filmen kontrastierende visuelle Formate an einem der beliebtesten Fernsehprogram- eingesetzt. Dieser Film zeigt, ohne jedoch selbst banal zu sein, eine me ›Kinescope‹ mit. Er nahm an mehreren Reihe amüsanter Erinnerungen und Skizzen, die den Betrachter dar- Fernseh-Projekten als Kameramann und Pro- an erinnern, wie es war, Kind zu sein. duktionsleiter teil. Sharon Green war vor der Produktion und Regie von Mama Puddy von 1998 bis 2000 Regieassistentin bei der BBC Scotland und freibe- It´s a totally subjective Russland 2000 rufliche Fernsehjournalistin von 1997 bis 1998. Zur Zeit ist sie Regie- camera story about the Beta, 6:05 assistentin bei BBC Choice. long way home of a Regie, Kamera hard drunk hero. Boris Chertkov Boris Chertkov, *1974 in Musik Moscow. From 1995 to Sean Lennon 2000 studied film crit- Schnitt icism in Vgik (Russian Alexey Vasin State Film Institution). Since 1995 worked on television as a camera- man on one of the most popular TV pro- grammes ›Kinescope‹. Participated in several TV projects as a cam- eraman and as a pro- ducer.

Mama Puddy

Mama Puddy is a hu- ing visual formats as Sharon Green was as- morous short film shot part of its attempt to sistant producer for through the eyes of convey how memory BBC Scotland between two children on the can make even mun- 1998 - 2000 and a free- seemingly endless jour- dane things magical. lance television re- ney to their grand- However, far from be- searcher between 1997 mother's house. Ac- ing mundane, this film - 1998. She is currently My Long Way Home companied by a sound- presents a series of assistant producer for track which narrates amusing recollections BBC Choice. their experiences, Ma- and vignettes that re- ma Puddy is a lyrical mind the viewer of how Großbritannien 1999 account of children's it was to be a child. Video, 6:30 perceptions and child- Sharon Green. Prior to Realisation hood memories. The producing and direct- Sharon Green filming uses contrast- ing Mama Puddy, 32 WELCOME TO THE OTHER SIDE

Beat Brogle, Philipp Schmid Ursula Helfer, Lutz Garmsen EXTENDER Würfels Stern

Der Extender ist ein außerirdischer Verfüh- Würfels Stern, das ist der Gesteinsbrocken irgendwo im Weltraum, rer. Die freischwebende Aura eines tieri- auf dem die Würfelmenschen leben. Und wenn sie schon nicht leben, schen Wesens. Wir tauchen ab in einen dunk- dann glotzen sie doch zumindest TV und fressen virtuelle Broiler. len Raum, in eine vibrierende Zeit. Flackern- Jeder für sich in seinem Würfel. Das erste, weil einzige Paar im de Blitzlichter des Vorherigen und Kommen- Staate bilden Königin und Zauberer. Zusammen halten sie das den brechen ein in die verschobenen Rhyth- System am Laufen - bis eines Tages das Unvorhergesehene eintritt: men des schleppenden Songs von Knut und Im Vorbeiflug setzt der Wandelstern zwei klägliche Helden, Men- Silvy. Die Kamera fährt durch den Garten der schen eben, in die perfekte Welt. Wir ahnen, wie alles irgendwann zitternden Seelengewächse, streift vorbei an enden wird - oder wie es einmal begann? Baumstämmen, Büschen, Armen und Beinen. Ursula Helfer, *1963, Lutz Garmsen, *1964, beide Filmstudium HfG Of- Mit bloßem Bauchnabel wiegt ihr Becken im fenbach, Filmemacher, Installationskünstler, Trickspezialisten, Kame- Licht einer Taschenlampe. In der Begegnung raleute. mit dem Extender hallt die süße Erinnerung an einen schmerzlichen Traum. Deutschland 1999 Beat Brogle, *1964 in Basel, lebt und arbei- 35mm, 14:49 tet in Basel, Schweiz. Regie, Buch Philipp Schmid, *1962 in Basel, lebt und ar- Ursula Helfer, beitet in Basel, Schweiz. Lutz Garmsen Kamera The extender is an ex- Schweiz 1998 Lutz Garmsen traterrestrial seducer. Beta, 5:00 Schnitt The freeflying aura of Realisation Ursula Helfer an animal lifeform. We Beat Brogle, Musik, Ton dive into a dark room, Philipp Schmid Carola Bauckholt, into a vibrating time. Musik Ecki Kuchenbecker Flickering flash-lights Knut & Silvy Darsteller of the past and of the Kerstin Ackermann, futute break into the Wilhelm Wittstamm, defering rhythms of a Ralf Reichard, Würfels Stern dragging song of Knut Torsten Blunk & Silvy. The camera Würfels Stern (Cube´s Planet) is a rock lost runs through the gar- somewhere in outer space, on which the cube- den of the vibrating people live. And if they don´t really live, at least soulplants, streaks they goggle TV and munch virtual fried chicken. across trunks, bushes, Each for himself in his propper cube. The first (and arms and legs. With only...) couple of the state are Queen and Sorcer- naked bellybutton er, together they keep the system going. One day rocks her basin in the though, the unexpected happens: while passing light of a flashlight. In by, the Comet-of-change puts two hopeless he- the meeting with the roes, that is to say humans, into the perfect Extender hallows the world. We begin to sense how everything will end sweet memory of a one day - or how it all began? painful dream. Ursula Helfer, *1963, Lutz Garmsen, *1964, studied Beat Brogle, *1964. film at HfG Offenbach. Filmmakers, installation Lives and works in artists, animators, photographers. Basel, Switzerland. Philipp Schmid, *1962. Lives and works in Basel, Switzerland.

Extender INTERNATIONALE AUSWAHL 33 INTERNATIONAL SELECTION

Tommi Rehn Yasuto Yura Bad Hunch/Eine dunkle Ahnung Speaker

Ein Mann wacht auf und stellt fest, dass sich während der Nacht Ob- Obwohl es aussieht, als ob jeden Tag nichts jekte bewegt haben, und dass die Kleidung, die er trägt, einer ande- geschehen würde, gibt es doch verschiedene ren Person gehört. Mit einer Filmkamera versucht er herauszufin- Ereignisse. den, was in seinem Zimmer während der Nacht geschieht. Er findet Selbst die Tatsache, dass dies andere nicht etwas Unheimliches heraus, oder? interessiert, ist für die betroffene Person Tommi Rehn hat Musik-Videos und Kurzfilme veröffentlicht. Er ab- ein wichtiges Ereignis. solviert sein Abschlussjahr an der Polytechnischen Kunst- und Me- Ich versuche, mir das Ereignis vorzustellen. dienhochschule Tampere/Finnland in seinem Spezialgebiet Schnitt. Ich versuche, das Ereignis zu hören. Yasuto Yura, *1968 in Kyoto. Begann 1987 Fil- A man wakes up and notices that objects in his me zu drehen und schloss 1992 im Fach Film room have moved during the night and the Studies am Kyoto Art College ab. clothes he wears are someone elses. With a film camera he tries to find out what´s happening in his room during the night. He does figure out something weird... or does he? Tommi Rehn has edited some music videos and some shortfilms. He is studying his last year in Tempere´s Polytechnic school of Art and Media, specialicing in Editing.

Speaker

Although it seems that Japan 2000 there is nothing hap- U-matic, 11:58 pening every day, there Realisation are various events. Yasuto Yura Even the fact that this doesn´t interest other people is an important event for the person Bad Hunch/Eine dunkle Ahnung involved. I try to imagine the Finnland 2000 event. I try to hear the Beta, 3:05 event. Realisation Yasuto Yura, *1968 in Tommi Rehn Kyoto. Started to make Musik films in 1987 and grad- Tommi Harju, uated in 1992 in Film Kimmo Luicicari Studies at the Kyoto Darsteller Art Collage. Kimmo Lukkari 34 WELCOME TO THE OTHER SIDE

Luís Miguel Martins Bernardo, Francisco Miguens Cortes Costa John Knecht Diálogos Corrosivos The Wobble Dobble Series

In einer Zeit der nicht-realen Kommunika- Ich kannte einmal einen Mann, der seine eigene Sprache erfand. Er tion zwischen den Menschen ist das Einzige kommunizierte nur mit sich selbst und gab unregelmäßig in den was überlebt der ›Small Talk‹. Wörter ohne Straßen des Dorfes Vorstellungen, in dem ich als Kind lebte. An den Bedeutung, welche die Beziehung korrum- heißesten Tagen trug er die wärmsten Mäntel. Er fuhr seinen Wagen, pieren, zerstören sie langsam. Die Sprache während er unten auf dem Sitz lag und die Straße über eine Anord- kehrt so zu ihrer primitivsten Form zurück. nung von Spiegeln im Blick hatte. Das Ergebnis war dann, dass dort Luís Miguel Martins Bernardo, *1968, Ab- dem Anschein nach ein Automobil ohne Fahrer funktionierte. Er schluss in Design an der Faculdade de Belas tauchte in der Bank auf und zahlte das Geld ein, das er bei seiner Artes der Universität von Lisboa. Seit 1999 Kneipe eingenommen hatte, um dann das Bargeld in kleinen Münzen tätig im Videostudio ›Real Ficção‹, Produk- zurück zu verlangen. Ich erinnere mich, dass er eines Tages im Laden tion von Fernsehspots. meines Vaters vorbeischaute, mit einer großen Papiermaché-Ratte Francisco Miguens Cortes Costa, *1976. Ab- auf einer Schulter und einem Baseballschläger über der anderen. Er schluss in Film-Video an der Escola Superior erklärte, dass er das Arschloch endlich hätte, endlich hätte er es. Artistica do Porto. Regie bei Kurzfilmen, Der Mann nannte sich Dr. Wobble Dobble. Ich denke oft, dass sein Ein- Schnitt verschiedener Videos und Videoclips. fluss sehr viel damit zu tun hatte, dass ich Künstler wurde. Dem Geist dieses unlogischen Lebens widme ich diese Arbeit. In a time of no real Faculdade de Belas John Knecht ist seit 1983 unabhängiger Medienkünstler. Lehrt am communication be- Artes da Universidade Fachbereich Kunst und Kunstgeschichte an der Colgate University. tween people the only de Lisboa. Creative in Lebt und arbeitet in Hamilton, New York. thing that survives is the video studio ›Real the ›small talk‹. Words Ficção‹, production of John Knecht is an in- without any meaning tv spots, Graphic de- dependent media which corrupt the rela- sign since 1999. artist since 1983. tionships, slowly de- Francisco Miguens Teaches in department stroying them. Making Cortes Costa, *1976, de- of Art + Art History, the language return to gree in Cine-Video at Colgate University. its most primitive the Escola Superior Ar- Lives and works in form. tistica do Porto. Direc- Hamilton, New York. Luís Miguel Martins tor of Short films. Edi- Bernardo, *1968, de- tor of several videos USA 1999 gree in Design at the and videoclips. VHS, 4:30 Realisation The Wobble Dobble Series John Knecht

I once new a man who invented his own language. He communicated only with himself and per- formed erratically on the streets of the village that I lived in as a child. He would wear the warmest of coats on the hottest of days. He would drive his car while laying down on the seat and watching the road through a series of mirrors. The result would be what seemed to be an auto- mobile operating without a driver. He would ap- pear at the bank and deposit the money he had taken in at his tavern, only to ask for the cash Diálogos Corrosivos back in small coins. One day I remember him walk- ing by my father´s store with a large paper mache Portugal 2000 rat over one shoulder and a baseball bat over the Beta, 4:30 other, declaring that he finally got that son-of-a- Realisation bitch, he finally got him. The man called himself Luís M. M. Bernardo, Dr. Wobble Dobble. I often think that his influence Francisco M. C. Costa had a great deal to do with my becoming an artist. It is to the spirit of this illogical life that I dedicate this work. INTERNATIONALE AUSWAHL 35 INTERNATIONAL SELECTION

Alejandro Alvarado, Pedro Sánchez de la Nieta Barros Vladimir Kobrin 1891 Voltios, Cariño GraviDance

Meine Einsamkeit endet nicht, die Zeit hier Ein Film, dessen Name auch gut ›Selbstporträt‹ sein könnte. Wie im- vergeht sehr langsam, und es sind noch im- mer führt uns Kobrin zu den Problemen der Humanisierung der Wis- mer zwölf Stunden übrig. senschaft und ihr Versagen zurück, die Wirklichkeiten menschlicher Alejandro Alvarado Jodar, *1975, und Pedro Existenz und unsere Empfindungen und romantischen Hoffnungen Sánchez de la Nieta Barros, *1976, schlossen abzubilden durch seine Inhalte, Symbole, Formeln und measures. Der beide ihr Studium im Bereich Medienkommu- Film streicht mehr als alle vorangegangen den infantilen Zustand nikation (Informationswissenschaft) an der menschlichen Geistes insgesamt, seine Naivität und die weihnacht- Málaga University ab. liche Erwartung von Absolution und Wunder heraus. Vladimir Kobrin, 1942 in Moskaus geboren.Studienabschluss 1968 als Kameramann, danach arbeitete er im Moskauer Filmstudio ›Centr- nauchfilm‹. 1977 begann Kobrin seine Arbeit als Filmregisseur, Künst- ler, Drehbuchautor. Kobrin hat insgesamt 35 Filme gemacht. Seit 1989 setzt Kobrin in der Praxis eine Kombination der traditionellen Filmherstellens mit experimenteller Computer-Bildbearbeitung ein. Er leitete Workshops für (Kino-)Filmregie und Multimedia im VGIK. Vladimir Kobrin starb am 7.12.1999.

The film, the name of Christmas expectation traditional cinema en- which could be well of absolution and mira- gineering with experi- rung as ›Self-portrait‹. cle. mental computer pro- As ever Kobrin returns Vladimir Kobrin, *1942 cessing of the image. 1891 Voltios, Cariño us to the problems of in Moscow. He graduat- Conducted workshop of science's humanization ed from VGIK in 1968 as filmdirectors cinema My solitude is unend- and its failure to depict a cameraman, and and multimedia in ing, the time here pass- the realities of human worked at the Moscow VGIK. Vladimir Kobrin es very slow and there existence and our sen- Film Studio ›Centr- died on 7.12.1999. are still twelve hours sations and romantic nauchfilm‹. Starting left... hopes by means of its from 1977 Kobrin Russland 1999 Alejandro Alvarado Jo- concepts, symbols, for- worked as a film direc- 25:00 dar, *1975, and Pedro mulas and measures. tor, artist, script Realisation Sánchez de la Nieta The film, stronger than writer. Kobrin has pro- Vladimir Kobrin Barros, *1976, both all the previous, em- duced 35 films all in all. graduated in Media phasizes infantile state From 1989 Kobrin has Communication at the of human spirit on the been applying in prac- Information Sciences whole, its naivety and tice a combination of of the Málaga Universi- ty.

Spanien 1999 Beta, 4:30 Realisation Alejandro Alvarado, Pedro Sánchez de la Nieta Barros

GraviDance 36 PSYCHIC FRAGMENTATION

Sanny Overbeeke, Hein van Liempd Julian Alvarez 2 Flies Haga Luz en Su Cerebro / Light Up Your Brain

Charles Bukowskis Worte lösen über das Bild Das Video zeigt eine Sammlung hyperrealistischer Wachsreliefs, die und die Kinematographie eine Neudefinition die physische Zerstörung als Folge von Geschlechtskrankheiten zum des Kontextes aus. Thema haben. Diese Figuren bildeten einen Teil der wiederholt ge- Sanny Overbeeke, *1952. 1978-83 Royal Aca- zeigten Sammlung des ›Horrormuseums‹, das Anfang des Jahrhun- demy of Fine Arts, Den Haag, Niederlande. derts vom spanischen Roten Kreuz ins Leben gerufen wurde, um 1983-84 Rijksacademie Amsterdam, Amster- durch Abscheu von den Rotlichtvierteln fernzuhalten. dam, Niederlande. Die Bilder, die über einen starken visuellen Reiz verfügen, wurden di- Hein van Liempd, *1960. 1987-92 Academie gital bearbeitet, um ihnen Bewegung zu verleihen. voor Beeldende Vorming, Tilburg, Niederlan- Julian Alvarez. Filmregie und Produktion (London Film Academy, de. Das Studium Graduated Audiovisual Art 1974). Escola d’Estudis Artistics de Hospitalet de Llobregat (Barcelo- schloss im Bereich Audiovisuelle Kunst, Foto- na 1975-77), und VIDEO-TV: Escuela Superior de Arte Dramáco-CIPLA grafie und Film ab. (Barcelona 1978-80). Er hat Artikel verfasst und Vorlesungen über Audiovision- und Multimedia-Themen gehalten. Seit 1982 ist er Di- Charles Bukowski´s Amsterdam, The rektor der IDEP School of Video-Film-TV & CompGraphics (Barcelona). words triggered, by Netherlands. means of image and Hein van Liempd, The video shows a collection of hyper realistic wax Spanien 1999 cinematography, to re- *1960. 1987-92 Acade- reliefs that talk about the physical destruction Beta, 9:15 define context. mie voor Beeldende caused by sexually transmitted diseases. These Regie Sanny Overbeeke, Vorming, Tilburg, The figures were part of the often shown ›Horror- Julian Alvarez *1952. 1978-83 Royal Netherlands. Graduat- museum‹ (freak-show), founded at the beginning Kamera Academy of Fine Arts, ed Audiovisual Art, foto of the last century by the Spanish Red Cross, in Armand Lopez The Hague, The Nether- and film department. order to evoke disgust and keep people away from Schnitt lands. 1983-84 Rijk- red light districts. To give them movement the Dau Valiente, sacademie Amsterdam, visually seductive images were manipulated digi- Juan Serrano tally. Musik, Ton Julian Alvarez: Film Direction and Production Joan Saura, (London Film Academy, 1974). Escola d´Estudis Tacor Draminsky Artistics de Hospitalet de Llobregat (Barcelona 1975-77), and VIDEO-TV: Escuela Superior de Arte Dramático-CIPLA (Barcelona 1978-80). Indepen- dent author-producer since 1979. Since 1982 he has been the director of the IDEP School of Video- Film-TV & CompGraphics (Barcelona).

2 Flies

Niederlande 1999 16mm, 4:30 Realisation Hein van Liempd, Sanny Overbeeke

Haga Luz en Su Cerebro / Light Up Your Brain INTERNATIONALE AUSWAHL 37 INTERNATIONAL SELECTION

Paul Caster Martijn Gerfin Cock Fight AAAARGH!

Dieses Video beschreibt einen körperlichen Menschliche Meerschweinchen reagieren aufeinander in einem wort- und geistigen Aufenthaltsort. Videoaufnah- losen Dialog. men von verschiedenen Reisen nach Mexiko Medizinisches Filmmaterial ist in der Regel eine nüchterne Beobach- verschmelzen zu Erfahrungen aus äußerem tung von Experimenten. In AAAARGH! prallt diese Suche nach Wahr- Bewusstsein und innerem Unbewusstsein. heit auf eine weitere Wahrheit: die kinematographische Illusion ei- Paul Caster ist Professor der Schönen Kün- ner Geschichte. ste und Bildender Künstler am Milwaukee In- Martijn Gerfin wurde 1967 in Rotterdam geboren. Er begann das Fil- stitute of Art and Design. memachen als Editor. Jetzt kombiniert er dies mit Regie und Pro- duktion.

Human guinea pigs react to each other in a dia- Niederlande 1999 logue without words. Medical footage is usually a 16mm, 5:00 dry observation of experiments: In AAAARGH! this Realisation search for the truth collides with another truth: Martijn Gerfin the cinematographic illusion of a story. Martijn Gerfin was born in 1967 in Rotterdam. He started filmmaking as an editor. Now he combines this with directing and producing.

Cock Fight

This video represents a Paul Caster is profes- personal and emotional sor of Fine Arts / Visual dwelling place. Video artist at the Milwaucee imagery from several Institute of Art and De- trips to Mexico result- sign. ed in a melding of ex- ternal conscious and internal subconscious experiences.

AAAARGH!

Cock Fight

USA 1999 VHS, 5:40 Realisation Paul Caster 38 PSYCHIC FRAGMENTATION

Jonathan Hodgson Roz Mortimer The Man with the Beautiful Eyes Airshow

Jonathan Hodgson arbeitete mit dem Illustrator Jonny Hannah zu- Bei einer Flugzeug-Show, zu der das über- sammen, um diese Adaptation des Gedichtes von Charles Bukowski wiegend männliche Publikum gekommen ist, herzustellen. Gesehen aus der unschuldigen Perspektive eines Kin- um die leistungfähigsten Kampfjets der Welt des erzählt der Film von einer Kindergang, die zu einem seltsamen zu sehen, wird ein Junge von seinen eigenen Haus mit einem überwucherten Garten kommt, wo die Kinder dann - gewalttätigen - Jungvogel-Handlungen ge- spielen. Nur einmal treffen sie den Mann, der dort lebt, einen völlig fangen genommen. kaputten Alkoholiker mit einem freien und offenen Geist, der sie Innerhalb des Bildrahmens werden seine willkommen heißt. Die Kinder sehen ihn als einen romantischen Handlungen verlangsamt und vergrößert. Charakter, in völligem Kontrast zu ihren neurotischen Eltern, deren Die Geräusche der Menschenmenge und der Stolz ihr Haus ist. Der Film endet mit dem Verlust der Unschuld der Jets mischen sich mit jenen aus seiner ima- Kinder, wenn diese feststellen, dass es Böses in der Welt gibt, wobei ginären Welt und enthüllen die böswilligen es jedoch dem Publikums überlassen bleibt zu entscheiden, wer die Unterströmungen seiner Aktionen. Übeltäter sind. Wenn jüngste Forschungsergebnisse nahele- Jonathan Hodgson, *1960 in Oxford. Studierte von 1976 bis 1981 am gen, dass aus Kindern, die mit Spielzeugwaf- Liverpool Polytechnic, Graphik-Design, Abschluss B.A. Von 1982 bis fen spielen, gewalttätige Erwachsene wer- 1985 Royal College of Art, School of Film & T.V. M.A. den, was wird dann die Zukunft für diesen unzufriedenen Jungen bringen? Roz Mortimer ist bildende Künstlerin und Großbritannien 1999 Filmemacherin. Sie ist Dozentin am London 16mm, 5:30 Institute (Camberwell College of Arts). Realisation Jonathan Hodgson

The Man with the Beautiful Eyes

Jonathan Hodgson collaborated with illustrator Jonny Hannah to make this adaptation of the po- em by Charles Bukowski. Seen from a child´s un- Airshow sullied perspective the film tells of a gang of kids who find a strange house with an overgrown gar- At an airshow where When recent research den where they play. Only once do they meet the the predominantly indicates that children man who lives there, a dead-beat alcoholic with a male audience have who play with toy guns free and easy spirit who welcomes them. The chil- come to watch the become violent adults, dren see him as a romantic character in stark most powerful fighter what does the future contrast to their neurotically house proud par- jets in the world; a boy hold for this discon- ents. The film ends with the loss of innocence as is absorbed in his own tented boy? the children realize there is evil at work in the fledgling acts of vio- Roz Mortimer is a visu- world, though just who the perpetrators are is lence. Held within the al artist and film maker. left for the audience to decide. frame his actions are She is a Senior Lectur- Jonathan Hodgson, *1960 in Oxford. 1979-81 Liver- slowed down and mag- er at the London Insti- pool Polytechnic, Graphic Design, B.A. 1982-85 nified. The sounds of tute (Camberwell Col- Royal College of Art, School of Film & T.V. M.A. the crowd and the jets lege of Arts). become mixed with those of his imaginary Großbritannien 1999 world, revealing the Beta, 3:30 malevolent undercur- Realisation rents of his actions. Roz Mortimer INTERNATIONALE AUSWAHL 39 INTERNATIONAL SELECTION

Annie Wright Miranda July Mary, Mary Nest of Tens

Ich komme aus guter Familie. Wir sind streng katholisch. Als meine Nest of Tens setzt sich aus vier alternie- Mutter jung war, war sie so heilig und gut, dass jeder dachte, sie renden Geschichten zusammen, die bana- würde Nonne werden. Dann wurde mein Großvater krank. Auch Mut- le, jedoch persönliche Kontrollmethoden ter veränderte sich. Nach seinem Tod wurde sie wild, sie begann zu zeigen. Diese Systeme leiten sich aus intu- stehlen: Schuhe, Süßigkeiten, alles Mögliche... Versuchte sich umzu- itiven Quellen ab. Kinder und ein zurück- bringen, als sie fünfzehn war... Pillen... Als ich geboren wurde, sagte gebliebener Erwachsener bedienen Steu- sie: ›Bringt das weg von mir.‹ erkonsolen aus Papier, Listen, Monster und Mary, Mary ist die wahre Geschichte der 11-jährigen Mary Bell, die ihren eigenen Körpern. 1968 in England zwei kleine Jungen tötete. Wieder in Szene gesetzt Miranda July ist eine 25 Jahre alte Video- durch Mitglieder aus Barbies Großfamilien, beschreibt dieses Video und Performancekünstlerin. Lebt in Port- eine aus den Fugen geratene Mutter-Tochter-Beziehung. land, Oregon, USA. Annie Wrights Videos werden als ›düstere Märchen‹ beschrieben.

Mary, Mary Nest of Ten I come from a good family. We´re strict Cath0lics. When my mother was young, she was that holy and Nest of Tens is com- Miranda July is a 25 good that everyone thought she was going to be prised of four alternat- year old video- and a nun. Then my granddad took ill. He was a lovely ing stories which re- performance artist liv- man but he changed. Mum changed too. After his veal mundane yet per- ing in Portland, Oregon, death, she became wild, she began to steal: shoes, sonal methods of con- USA. sweets, all sorts... Tried to kill herself when she trol. These systems are was fifteen... pills... But she was a lovely girl, a derived from intuitive real looker... won beauty competitions. But then I sources. Children and a came along and ruined it all. She was only 16. When retarded adult operate I was born she said: ›Take the thing away from me.‹ control panels made I was a beautiful baby. They named me Mary after out of paper, lists, mon- the Mother of God. sters and their own ›Mary, Mary‹ is the true story of 11-year-old Mary bodies. Bell who killed two small boys in England in 1968. Re-enacted by members of Barbie´s extended USA 2000 family, this video describes a mother-daughter VHS, 26:22 relation gone crazy. Regie, Buch Miranda July Annie Wright´s videos have been described as Kamera Vanessa Renwick, ›dark fairy-tales.‹ Richard Lyons Schnitt Telly McClean Niederlande 1998 Musik Zac Love Beta, 9:00 Darsteller Miranda July, Lindsay Beanish, Realisation Annie Wright Richard Greiling, Michael Loggins, Schnitt Paul Müller Peter Borden, Aldan McClean, Eva Rioselo Ton Joel Ryan 40 FLICKERING & HOVERING

Pekka Sassi Catherine Webster -12-IV 1961 Enamel Red

Animationsdokument, welches einen neuen In einem Garten im Spätsommer. Es sucht unter den warmen Wein- Blickwinkel auf ein historisches Phänomen reben nach saftigen Brombeeren und Melonen und Tomaten - nach zeigt. Obst, das rot bis zum Kern ist, Obst, das gepflückt und gegessen Pekka Sassi, *1969. Lebt und arbeitet in Hel- werden kann. sinki, Finnland. Catherine Webster ist Dichterin und Filmemacherin. Enamel Red ist ihr erster Film. Animation document which shows a new Enamel Red enters a point of late summer garden. It view on one historical browses amid the warm phenomenon. vines for juice-laden Pekka Sassi, *1969. blackberries and mel- lives and works in ons and tomatoes - for Helsinki, Finland. fruit red to the core, fruit ready to pluck Finnland 1999 and eat. Beta, 1:40 Catherine Webster is a Realisation poet and filmmaker. Pekka Sassi Enamel Red is her first film.

USA 1999 16mm, 3:50 Realisation Catherine Webster

-12-IV 1961

Enamel Red INTERNATIONALE AUSWAHL 41 INTERNATIONAL SELECTION

Bart Vegter Forest-Views

Forest-Views ist mein dritter Computerfilm (nach Nacht-Licht, 1993 und Space-Modulation, 1994). Es gibt mehrere Gründe, warum ich nie sehr lange an einem Film gearbeitet habe. Einer der Gründe war, daß ich die Geschwindigkeit meines (alten Amiga) Computers über- schätzt habe. Währenddessen beobachtete ich die Entwicklung in der Computertechnik, und die sich monatlich, wöchentlich, täglich verbessernde Geschwindigkeit. Ich bin von den Möglichkeiten, Bilder im Computer herzustellen, fasziniert. Es gibt so vieles, was man in diesem Bereich machen kann, und so wenig, was schon realisiert worden ist (oder noch nicht erkannt worden ist). In Forest-Views habe ich als Grundlage meines Bildes die ›cellular automatons‹ Technik benutzt. ›Cellular automatons‹ sind typische Strukturen, die sich entwickeln , wenn man wirklich einfache ›allego- ritme‹ in einem ›noise-field‹ anwendet. Diese Strukturen dienen als Anfangspunkt für die längeren und kür- zeren Teile in meinem Film, genannt ›Phrasen‹. Der Film ist bewußt ein Stummfilm. Beim Filme schauen ist es am Wichtigsten, seine Au- Forest-Views gen zu gebrauchen (so wie im Leben!). (Bart Vegter, März 2000) Bart Vegter lebt und arbeitet in Rotterdam. 1958-1965 Studium an There are several reasons why I have never spent der Technischen Universität in . 1966 - 1974 Arbeit als so much time on making a film. One reason was Elektroingenieur in der Industrie (Forschung und Entwicklung). 1976 that I had overestimated the speed of my (old - 1979 Studium am Cine-Workshop, Vrije Akademie, Den Haag. Seit Amiga) computer. In the meantime, due to the 1988 konzentriert er sich darauf, den Computer als Bild-Generator rapid development in computer technology, I was zu nutzen. watching the increase in speed, monthly, weekly, daily! I am fascinated by the possibilities of com- puters in making images. So much can be done in this field, and so little has been realised (or has not been recognised). In Forest-Views I used the technique of ›cellular automatons‹ as the basis of my images. Cellular automatons are typical struc- tures which emerge after applying a really simple algoritme on a noise-field. These structures served as a starting-point for the longer and shorter parts in my film, which I called ›phrases‹. Intentionally I made this film a silent film. To use your eyes is most important when watching films (as it is in life!). (Bart Vegter, march 26, 2000) Bart Vegter lives and works in Rotterdam, Holland. 1958-65 Study at the Technical University Eind- hoven. 1966-74 Works as an electronic engineer in the industry (research en development). 1976-79 Study at the Cine-Workshop, Vrije Akademie, The Hague (Frans Zwartjes, Paul de Mol, Jacques Ver- beek). Since 1988 concentrating on using the computer as image generator. Forest-Views

Niederlande 1999 16mm, 17:00 Realisation Bart Vegter 42 FLICKERING & HOVERING

Leighton Pierce Simon Payne Wood Company

Oberflächlich gesehen ist Wood ein Segment Auf dem Bildschirm spielt sich das Treffen von Elementen ab. Jedes aus einer Reihe, in der es um die Beziehung einzelne Element stellt einen Gefühlsausbruch, eine Klangfülle, ein zwischen meinem 10jährigen Sohn und mei- Zeichen, eine Spur und eine Provokation dar, und gemeinsam das ner 4jährigen Tochter geht. Ihre Beziehung Seh- und Hörvermögen des Konfliktes. Die Natur jedes Elementes ist ist zu kompliziert und zu dynamisch, um sie fast graphisch, aber immer nur fast graphisch, da jedes Element sei- umfassend zu verstehen. Dieses Stück ver- ne eigene Resonanz sucht nicht, irgendetwas zu erklären. und Kraft besitzt. Es beschreibt vielmehr ihre unmittelbaren Jedes Element ist akustischen Umgebungen und zusammenfal- flüchtig, ist fast ima- lenden Aktivitäten. Genauer gesehen geht es ginär, während ihre hier auch um komplexe und sich überschnei- Reibung eine reale dende Körperhythmen. Wirkung hat. Die Leighton Pierce, *1954, studierte Umwelt- Konstruktion der Ar- plastik, Multimedia, Keramik an der School of beit gründet sich auf the Boston Museum of Fine Arts, Film und die Abwehr der Rei- elektronische Musik an der University of Io- bung zwischen den wa, Film und Videokunst an der Syracuse Elementen und den University. Leighton Pierce ist Professor für Zusammenstoß ihrer Film und Videokunst an der Universität von imaginären Ebenen. Company Iowa. Simon Payne studierte am Kent Institute of Art & Design in Maidstone und entwickelte dort Looking outward, Wood Leighton Pierce, *1954, ein wachsendes Interesse für Experimentalfilm, -video und -musik. is a segment from a se- studied environmental 1998 schloß er sein Studium der visuellen Kommunikation mit Aus- ries revolving around sculpture, multimedia, zeichnung ab. the relationship be- ceramics at the School tween my 10 year old of the Boston Museum The encounter of assembled elements play across Großbritannien 1999 son and my 4 year old of Fine Arts, film and the screen. Individually, each of these being an Beta, 2:35 daughter. Their rela- electronic music at the outburst, a sonority, a mark, a trace, and a provo- Realisation tionship is too compli- University of Iowa, and cation, the mass as the sight and sound of con- Simon Payne cated and to dynamic film and video art at flict. The nature of each element is almost graph- to understand in any Syracuse University. ic, but only ever almost, as each has its own reso- comprehensive way; Leighton Pierce is Pro- nance and its own force. Each element is fleeting, that I know. This piece fessor of Film and is almost imaginary while their contention is of a doesn't try to explain video Arts at Universi- very real effect. The work´s composition is found- anything. Rather it just ty of Iowa. ed in the containment of the friction between el- describes their proxi- ements and the collision of their imaginary mate acoustic environ- USA 2000 planes. ments and overlapping S-VHS, 8:00 Simon Payne studied at activities. Looking in- Realisation the Kent Institute of ward, this is also about Leighton Pierce Art & Design, Maid- the complex and over- stone, where under tu- lapping rhythms of the tors of time based body. course he developed a keen interest in exper- imental film, video and music. He graduated with a first class BA hons degree in Visual Communication in 1998. Company

Wood INTERNATIONALE AUSWAHL 43 INTERNATIONAL SELECTION

Stella Händler, Philipp Schmid Ela Mergels Scanner Point

Eine Erzählung in Fragmenten, die um einen dunklen Kern kreist. Die Vielzüngigkeit von schwarz und weiß mit Di- Bilder stellen sich nur flüchtig und wechselhaft im Kopf des Betrach- gitalinterferenzen kombiniert bis hin zur ters ein. Einzig das Gesicht des Erzählers scheint in Bruchstücken Wahrnehmungsgrenze. aus dem Schwarz auf. Die einzelnen Sequenzen verdichten sich zur Key-Signale (s/w-Signale) in der bunten Welt unheimlichen Szenerie. Das Material haben wir auf eine Art mon- des Fernsehens sind nie sichtbar, dafür aber tiert, dass die ursprüngliche Szenerie zwar im Text durchschim- sehr wichtig. Gemäß der Cutup-Technik ha- mert, haben die Beschreibung aber absichtlich stark im Vagen ge- ben wir unterschiedliches, nie sichtbares lassen. Während im Ursprungsfilm vor allem Wert auf eine möglichst Material zusammengefügt und damit neue explizite Gewaltdarstellung gelegt wurde, haben wir hier versucht, Inhalte und Bedeutungen geschaffen. das Unheimliche in den Vordergrund zu stellen. Ela Mergels, *1969 in Pfarrkirchen, 1992-1998 Philipp Schmid, *1962 in Basel, Schweiz. 1981-82 Studium der Kunst- Studium Foto-Filmdesign, FH Dortmund. Seit geschichte, Uni Basel. 1983-88 Schule für Gestaltung Basel. Diplom: 1998 TV-Design (Mac, HAL), freie Tätigkeiten. Lehramt für Bildende Kunst. 1990 Stipendium Basler Kunstkredit. Stella Händler, *1962 in Dornach, Schweiz. 1982-85 Studium der Ger- manistik und Romanistik an der Uni Basel. 1984-86 Regieassistentin (Theater). 1986-89 Regie- und Produktionsassistentin bei SAMSA- Film, Luxemburg. 1990-95 Produktion (Theater), Theaterfestivals. 1991-97 Leitung Film- und Videotage der Region Basel.

A fragmented story that evolves around a dark core. Images ap- pear only fleetingly in the mind of the viewer. At times one can mere- ly make out part of the Point narrator´s face in the dark. The fragmented Numberless differ- Ela Mergels, *1969 in sequences deepen into ences between black Pfarrkirchen, 1992- a sinister scenario. and white combined 1998 studied foto- The material was edit- with digital interfer- filmdesign, FH Dort- ed in such a way that ences up to the bor- mund. Since 1998 TV- the description of the ders of perception. design (Mac, HAL), free- original sequence is Keysigns in the colored lancing. left very vague. While world of television are the original film´s em- never visible but very Deutschland 1999 phasis was on violence, important. According VHS, 1:25 the video puts empha- Scanner to the cutup-tech- Realisation sis on the sinister as- nique we have matched Ela Mergels, pect. Roman studies, Univer- Schweiz 1998 different and never vis- Gunda Becker Philipp Schmid, *1962 sity of Basle. 1984-86 Beta, 7:00 ible material and so we Musik Hespos in Basle, Switzerland, assistant director (the- Regie created new contents studied history of art, atre). 1986-89 assistant Stella Händler, and meanings. University of Basle director and assistant Philipp Schmid 1981-82. 1983-88 teach- producer at SAMSA- Darsteller ing diploma in fine art Film, Luxemburg. 1990- Jo Dunkel at the Basle School of 95 production (the- Art. 1990 Basle Kunst- atre), theatre festivals. kredit Grant. 1991-97 Managing Di- Stella Händler, *1962 in rector of Film- und Dornach, Switzerland. Videotage in the Basle 1982-82 German and area. 44 FLICKERING & HOVERING

Renate Oblak, Michael Pinter Romutation

Es sind die Square-Waves, die das Blatt zum Schwingen bringen, die It is the square waves that make the paper swing, die Seite sich Ihnen entgegenbiegen lässt, sich Ihrem Auge ent- that make the edges bend towards you, eager to gegendrängt. Es sind die Square-Waves der Wiederholung, die Sie capture your eye. It is the square waves of repeti- nicht hören, die gefühlt, erlesen werden müssen. Mit Teilen aus dem tion that you cannot hear but that need to be felt Zyklus ›comp.tot‹ präsentiert sich das ambitionierte Projekt von Mi- and read. chael Pinter und Renate Oblak als strukturübergreifende Berichter- The ambitious project by Michael Pinter and Re- stattung einer Welt, die komplett aus den Fugen geraten ist. In ei- nate Oblak consists of parts of the cycle ner bedrohlich ehrlichen Sicht der Dinge finden wir uns im Laserge- ›comp.tot‹ and presents a crossover commentary witter wieder, einer uns nahegehenden Version der ›Space Invaders‹, of a world that has gone mad. Via the threaten- einem Aussetzen aus der Distanz der gewohnten Nachrichtensen- ingly honest commentary we find ourselves dungen. Das Projekt lässt sich unschwer dem Bereich der Intermedi- caught in a laser storm, a version of ›Space In- alität zuordnen, arbeitet es doch zwischen und mit den beiden eta- vaders‹ that makes our skin crawl and is far dif- blierten Formen Film und Musik. In diesem Bereich der Semiotik ferent from the usually bland and distant news. stellt sich, neben Überlegungen zu Zeichen, Symbolen und Icons, die It is true to say that the project belongs to the Frage der Gleichwertigkeit. Über Verbindungen der Harmonien ergä- area of intermediality as it works between and be sich bei narrativer Musik ein nur beinahe gleichwertiges Verhält- with the two established media, film and music. In nis zum narrativen Film. this area of semiotics signs, symbols and icons ,as Renate Oblak, *1972 in Villach, Kärnten. Seit 1990 diverse Arbeiten well as questions of equality become important. (Kostümdesign, Grafik) und Ausstellungsbeteiligungen im In- und To use connections in harmonics narrative music Ausland. Schwerpunkt: Digitaler Sound und Video. Lebt und arbeitet would only bring about an almost equal relation- in Wien und Zeist, Niederlande. ship to the narrative film. Michael Pinter, *1969 in Graz, Steiermark. Maler, Autor und Kompo- Renate Oblak, *1972 in Villach (Kärnten). Since nist mit Schwerpunkt Sound, Video und Computerkunst. Zahlreiche 1990 several works (costume design, grafic de- Projekt- und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland. Lebt und sign) and group exhibitions at home and abroad. arbeitet in Graz, Berlin, Utrecht und Zeist, Niederlande. Her main emphasis is on digital sound and video. She lives and works in Vienna and Zeist (Nether- lands). Michael Pinter, *1969 in Graz (Steiermark). Painter, writer and composer with the main em- phasis on sound, video and computer art. Numer- ous group exhibitions at home and abroad. He lives and works in Graz, Berlin, Utrecht and Zeist (Netherlands).

Österreich 1999 Beta, 35:00 Realisation Renate Oblak, Michael Pinter

Romutation INTERNATIONALE AUSWAHL 45 INTERNATIONAL SELECTION

Steina Trevor

›Seit meiner ersten Begegnung mit Video war ich vom elektroni- schen Signal besessen. Von der Tatsache, dass das Audiosignal Video- muster generieren konnte oder dass das Videosignal als Spannungs- kontrolle des Audio benutzt werden konnte. Es konnte dort auch ein externes Signal geben, das sowohl Audio als auch Video steuerte. Das Material über Trevor ist sozusagen ein gefundenes Objekt. Er hielt eine Vorlesung in einer Konferenz, als er plötzlich während sei- ner Präsentation in einen Singsang ausbrach. Ich griff schnell zu meiner Kamera und zeichnete die letzten zwei Minuten dieser außergewöhnlichen Vorstellung auf. Daraus stellte ich einen Quicktime-Film her und benutzte dabei die Software ›Image/ine‹ von Tom DeMeyer, mit der ich ein Vielzahl digi- taler Verwandlungen herstellen konnte. Neben der umfangreichen Ton- und Bildbearbeitung benutzte ich die Variationsbreite seiner Stimme als Geschwindigkeitskontrolle für den Clip. Das Ergebnis sind faszinierende Rhythmusmuster und schrullige Bewegungen, die ich unmöglich hätte programmieren können.‹ Steina wurde 1940 in Reykjavik geboren. Ihre Arbeit mit Video be- gann sie 1969. Obwohl ihr Hauptinteresse dem Schaffen von Videos und Installationen gilt, hat sie sich seit kurzem mit interaktiver Performance in der Öffentlichkeit beschäftigt. Dabei wurde eine di- Trevor gital bearbeitete Violine gespielt, um Videobilder zu bewegen, die mit Hilfe von großen Videoprojektoren dargestellt wurden. >From my first encounter with video, I was ob- sessed with the electronic signal. With the fact that audio signal could generate video patterns or that the video signal could be used as a voltage control of audio. Or there could be an external signal controlling both audio and video. The Trevor footage is so to speak a found object. He was lecturing at a conference when he sud- denly during his presentation broke out in a singsong. I quickly reached for my camera and recorded the last two minutes of this extraordi- nary performance. Making it into a quick time movie, I used a soft- ware ›Image/ine‹ by Tom DeMeyer to do a lot of digital transmutations. Besides a lot of sound and image processing, I used the amplitude of his voice as a speed control of the clip. The result is some very intriguing rhythmic patterns and quirky movements I could not possibly have pro- grammed.‹ Steina was born in Reykjavik, Iceland, in 1940. She began working with video in 1969. Although her Trevor main thrust is in creating Video Tapes and Instal- USA 1999 lations she has recently become involved in inter- VHS, 11:30 active performance in public places, playing a dig- Realisation itally adapted violin to move video images dis- Steina played on large video projectors. Darsteller Trevor Vismart 46 THE LOVESICK BLUES

Gariné Torossain Sparklehorse

Indem er Filmmaterial und fertige Bilder mit Animation kombiniert, Using footage and found images combined with interpretiert dieser Film in drei Teilen die Musik der New Yorker animation this film in three parts interprets the Band Sparklehorse. Das dadurch entstehende mesmerische Gedicht music of New York band, Sparklehorse, to create a hat verstörende Untertöne. mesmeric poem tinged with disturbing unter- Mit Sparklehorse kehrt Gariné Torossain zum Collage-Stil des Filme- tones. machens zurück, mit dem sie sich schon in früheren Filmen wie ›Vi- With Sparklehorse, Gariné Torossain returns to sions‹, ›Girl from Moush‹ und ›Drowning in Flames‹ beschäftigte. Der the collage style of filmmaking she explored in Film ist in drei Abschnitte unterteilt: ›Happy Man,‹ ›Good Morning earlier films such as ›Visions‹, ›Girl from Moush‹ Spider‹ und ›Hundreds of Sparrows‹. ›Happy Man‹ lässt eine Freund- and ›Drowning in Flames‹. The film is divided into schaft erkennen, die nur in der Entfernung gepflegt wird - keines three distinct sections: ›Happy Man,‹ ›Good Morn- der Bilder wird ohne formale Distanzierung durch Farbe, Collage ing Spider‹ and ›Hundreds of Sparrows.‹ ›Happy oder Drucktechniken gezeigt, während der Soundtrack eine ›unter- Man‹ suggests a friendship conducted always at a drückte‹ Musikspur mit dem durchdringenden Ton von Telefonnach- distance - none of the images is presented with- richten kombiniert: ›Ruf mich zurück, wenn du deinen VCR möch- out formal distancing through colour, collage and test.‹ Die kurze zweite Sektion, ›Good Morning Spider‹, fungiert als printing techniques, while the soundtrack com- Intermezzo, indem sie - mit einer ruhigen, unheimlichen musikali- bines a ›repressed‹ musical track with the schen Begleitung - Variationen des primitiv gravierten Bildes einer poignant sound of telephone messages: ›Call me Spinne bietet. Der Schlussabschnitt, ›Hundreds of Sparrows‹, kehrt back when you want your VCR.‹ The brief second zum Thema einer (romantischen?) Beziehung zurück. Seine Bilder section, ›Good Morning Spider,‹ acts as an inter- von Vögeln lassen die Worte des Gedichtes/Liedes widerhallen, das in lude, providing variations on a primitive dem Soundtrack ›You are worth hundreds of sparrows‹ scratched image of a spider, with a quiet, eerie gesprochen/gesungen wird. Ton und Bild zusammen rufen die Vor- musical accompaniment. The final section, ›Hun- stellung einer surrealen Form von Tauschwert hervor, in der ein Le- dreds of Sparrows,‹ returns to the theme of a (ro- bewesen gegen andere ausgetauscht werden kann. Sparklehorse ist mantic?) relationship. Its images of birds echo ein Film, der in subtiler Weise und mit charakteristischer Poesie die the words of the poem/song that is spoken/sung Art und Weise darstellt, in der Menschen, in einer Welt der spiralför- on the soundtrack: ›You are worth hundreds of migen Mediation, miteinander umgehen und sich wertschätzen. sparrows.‹ Sound and image together invoke the GarinéTorossain ist autodidaktische Filmemacherin, die seit 1992 idea of a surreal form of exchange value, in which selbstständig Filme macht. Durch das Experimentieren mit dem Me- one living thing may be taken in exchange for dium hat sie ihren eigenen unverwechselbaren Stil des filmischen others. Sparklehorse is a film that conveys subtly Ausdrucks entwickelt. Er ist deutlich in ihren zwölf Kurzfilmen zu er- and with characteristic poetry the way people kennen, die international bei Festivals, in Universitäten und Galerien communicate with and value each other in a gezeigt werden. Sparklehorse wurde bei den Berliner Filmfestspie- world of spiralling mediation. len 2000 lobend erwähnt. Gariné Torossain is a self-taught filmmaker who has been making films independently since 1992. Through experimenting with the medium she has created her own unique style of filmic expression, evident in her twelve short films which have shown internationally at festivals, universities and galleries. Sparklehorse received honourable mention at the 2000 Berlin International Film Festival.

Kanada 1999 Video 9:00 Realisation Gariné Torossain

Sparklehorse INTERNATIONALE AUSWAHL 47 INTERNATIONAL SELECTION

Jaak Kilmi The Human Camera

Ich habe nie Tagebuch geführt. I've never kept a diary. Weder vorher noch hinterher. Neither before nor after that. Im Tagebuch muss man natürlich sein. You've got to be natural in your diary. Eigentlich geht es nur darum. In fact, that's the whole point. Ich weiss nicht, wofür unsere Agentur I don't know what our agency diese Kamera hatte. had got this camera for. Niemand hatte die Kamera benutzt, No-one had used the camera, bevor ich sie entdeckte. before I discovered it. Ich hatte einen Grund, dieses Tagebuch zu führen. I had a reason to keep this diary. Ich wollte verstehen, was da vor sich ging. I wanted to realise, what was going on. Damals war unsere Beziehung schon By that time our relationship im Arsch. was already fucked up. Nicht, dass sie oder ich untreu gewesen wären. Not that she'd been unfaithful, or I. Darum ging es nicht. That was not the point. Es war vorbei. It was over. Einfach vorbei, ohne einen Grund. Just over, without any reason. Geblieben war nur All that was left, was the der schmerzvolle Teil des Auseinandergehens. painful part of breaking it up. Vielleich gibt es Menschen, May-be there are people die einfach auseinandergehen können. who can break up nicely. Ohne sich gegenseitig zu verletzen. Without hurting each other. Ich weiss nicht. I don't know. Ich habe sie nie kennengelernt. Never met them. Wir konnten es jedenfalls nicht. We couldn't, anyway.

Jaak Kilmi, *1973 in Tallinn, Estland. 1992 Abschluss am Jaak Kilmi, *1973 in Tallinn, Estonia. 1992 graduat- Jakob-Westholm-Gymnasium, Schwerpunkt Film. 1991 ed the Jakob Westholf Secondary School cinema- Arbeit für mehrere Fernsehsendungen und Dokumen- biased class. 1992 accepted to Tallinn Pedagogical tarfilme. Seit 1992 Pädagogische Universität Tallinn, University Film Department. He takes film direct- Fachbereich Film, Hauptfach Filmregie. ing as his major.

Estland 1999 Beta, 20:00 Regie Jaak Kilmi Buch, Kamera Jaak Kilmi, René Reinumägi Schnitt Kadri Kanter Musik Borax

The Human Camera 48 THE LOVESICK BLUES

Alicia Framess Ondrej Andêra Apart Together Night Between Us

Stroboskopisches Licht enthüllt langsam das Bild einer Frau, die Subjektives Bekenntnis über die Nacht zwi- sich, auf dem Rücken liegend, unruhig bewegt, als ob sie sich von et- schen uns beiden und zwischen uns, die wir was befreien möchte. In den rhythmischen, weißen Lichtblitzen se- am Bahnhof leben. hen wir, wie sie sich aus ihren einzelnen Kleidungsstücken heraus- windet, sie keucht immer stärker bei dieser Aktion. Die Kamera scheint ihre Position nicht halten zu können, oder ist es das aufblit- zende Licht, das diese Bewegungen produziert? Warum zieht sie ihre Kleider aus? Warum keucht sie immer stärker? Warum wackelt die Kamera? Wer hält sie eigentlich? Möchte ich das wirklich sehen? Gefühle voyeuristischer Scham wechseln sich ab mit brennendem Verlangen und Neugier; das einzige Ergebnis ist die im- mer stärkere Fokussierung auf das Bild, der Versuch herauszufinden, was vorgeht, nur bei diesen kurzen Augenblicken des angehenden Lichtes. Dann steht das Bild ...

Night Between Us

Subjective confession Tschechien 1999 about the night be- Beta, 20:00 tween the two of us Regie, Buch and between us living Ondrej Andêra at the railway station. Kamera Miloslav Holman, Petr Koot, Dan Petrof Schnitt Radek Douša Musik, Ton Apart Together Ondrej Andêra, O. Ježek Stroboscopic light slowly reveals an image of a Spanien/ Darsteller woman, lying on her back, making restless move- Niederlande 1999 Ondrej Andêra, ments as if she wants to free herself from some- Video, 4:10 Barbora Mrázkova thing. In the rhythmic, white flashes of light we Realisation see her wriggling out her clothes one by one, her Alicia Framess breath gasping harder and harder from the ac- tion. The camera seems not able to hold its posi- tion, or is it the flashing light that produces these movements? Why is she taking off her clothes? Why is she gasping harder and harder? Why is the camera shaking? Who is holding it anyhow? Do I really want to see this? Feelings of voyeuristic shame take turns with craving desire and curios- ity, with the only result of focusing on the image more and more, trying to find out what is hap- pening, with only these short moments of light to go on. Then the image freezes... INTERNATIONALE AUSWAHL 49 INTERNATIONAL SELECTION

Olivia Lory Kay Lure (First Light)

Lure (First Light) ist ein Film über das Begehren und einen Ort, an dem sich verlorene Liebe und Geschichte vermischen; es ist ein Text über Verlust und Verschwinden, Unschuld und Erneuerung und den Ort des Vertrauens/Glaubens in der Dämmerung des Milleniums. Der Film verwendet das Motiv des ›ersten Lichtes‹ (Sonnenaufgang, Auf- hellung) und des Zuges als vergangenes Symbol des Fortschritts, um eine verführerische Reise für ein Publikum anzubieten; er hat aller- dings keinen definitiven Anfang oder Schluss. Es geht vielmehr darum, ein Flussmittel zu schaffen, das einem kon- stanten Zustand des Begehrens inhärent ist. Der Filmort ist eine Lure (First Light) imaginäre Stadt, konstruiert aus einer Montage anderer Orte - Ber- lin, New York, Rom, Venedig und Wellington. Mit einer Reihe sich Lure (First Light) is a film about desire and place schneidender Themen und Szenarien ist Lure (First Light) ein Film, where lost love mingles with history; it is a text der Liebe und Begehren am Ende des Jahrhunderts untersucht. about loss and disappearance, innocence and re- Olivia Lory Kay, *1971 in Melbourne/Australien. Sie studierte Film newal and the place of faith at the dawn of the und Theater an der University of Canterbury in Christchurch, Neu- Millennium. The film uses the motif of ›First Light‹ seeland. Zwei Jahre arbeitete sie als Produktions-Assistentin im (the Enlightenment, the Dawn, the Laboratory) Multimedia-Bereich. Zur Zeit arbeitet sie als Regieassistentin am and the train as past symbol of progress to create New MusicTheatre in Deutschland und als Medienkunst-Regisseurin a journey for an audience that is alluring, but pro- und Postproduktions-Assistentin an verschiedenen Videoarbeiten vides neither a definitive beginning nor an end. bei der Expo 2000 in Hannover. Zu ihren Projekten gehören Film, Vi- The interest is rather to create the sense of flux deo-Installation und Performance. Sie lebt und arbeitet in Berlin inherent in a constant state of desire. The loca- und London. tion of the film is an imaginary city constructed as a montage from images of elsewhere - Berlin, New York, Rome, Venice and Wellington. Using a se- ries of intersecting themes and character sce- narios, Lure (First Light) is a film which explores love and desire at the century´s end. Olivia Lory Kay, *1971 in Melbourne, Australia, studied Film and Theatre at the University of Can- terbury in Christchurch, New Zealand. Worked for two years as an assistant producer for multi me- dia. Currently working as a direction assistant for New Music Theatre in Germany and as a media art direction and postproduction assistant for sever- al video works at Expo 2000 in Hannover. Projects Lure (First Light) include film, video installation and performance. Lives and works in Berlin and London. Australien 1999 35mm, 16:00 Regie, Schnitt Olivia Lory Kay Buch McQuinn, Olivia Lory Kay Kamera John C Musik Tim Brott Darsteller Billie E. Barker, Genevieve Bowers, Scott Parmer, Lure (first light) Phoenix Connolly, Andrew Hampton 50 STRUCTURED TRAVELS

Egbert Mittelstädt Yasunoki Oya Elsewhere A Circle

Es gibt überall Orte an denen die Zeit scheinbar stillsteht. Ich habe Objekte, wie zum Beispiel die Aus- In Elsewhere ist dieser Ort das Innere einer S-Bahn in Tokio. Der sicht von einem Zug oder das Anhalten auf Wagon als ›Zwischenraum‹ zwischen Ausgangspunkt und Ziel. Kaum der Straße, verzerrt und wie eine Uhr trans- merkliche Veränderungen werden wahrgenommen und bleiben in formiert. Ein ungewöhnlicher perspektivi- Erinnerung, während draußen die Stadt vorüberfliegt. Aus diesem scher Eindruck, die Farbe innerhalb eines Gegensatz entsteht eine Art Vakuum. Erinnerungen ziehen als ein Kreises ist sehr attraktiv. endloses Standbild vorbei, überlagert mit flüchtigen Blicken die Yasunori Oya, *1974 in Osaka. Unterrichtet das starre Bild für einen Augenblick beleben. Elsewhere entstand Computer-Grafik an der Kyoto School of auf der Grundlage der Überlegungen zu der Installation ›Zeit- Computer Science. maschine‹. Egbert Mittelstädt, *1963 in Frankfurt/Main. 1981-86 Studium Kom- munikations-Design in Würzburg. 1988-92 freischaffender Künstler/ Grafiker in Würzburg. 1992-95 Studium an der Kunsthochschule für Medien, Köln. Seit 1995 freischaffender Künstler in Köln.

Places where time seems to stand still, are every- Deutschland 1999 where. In Elsewhere this place is inside a subur- Beta, 5:50 ban train in Tokyo. The wagon is the ›space‹ be- Realisation tween starting point and destination. Hardly no- Egbert Mittelstädt ticeable changes are recognised and memorised Kamera while outside, the city rushes past. Out of this Oliver Schwabe, contrast a kind of vacuum is created. Memories Rainer Mittelstädt, pass by as an endless freeze frame, overlaid by Egbert Mittelstädt A Circle fleeting glances that revive the rigid frame for a Musik moment. The video was created during the Calla I have distorted sub- Japan 2000 thought process of the installation ›Zeitmachine‹. jects such as a view S-VHS, 8:00 Egbert Mittelstädt, *1963 in Frankfurt am Main. from a train or pausing Realisation Studied Communication-Design in Würzburg from on the street, and, Yasunoki Oya 1981-86. 1988-92 freelance artist and graphic de- transformed like a Musik signer in Würzburg. 1992-95 studies at Kun- clock. Unusual impres- Phylloxera sthochschule für Medien in Köln. Since 1995 free- sion of perspective and lance artist based in Köln. color within a circle is very attractive. Yasunoki Oya, *1974 in Osaka. Staff of Kyoto School of Computer Science, teaching com- puter graphics.

Elsewhere INTERNATIONALE AUSWAHL 51 INTERNATIONAL SELECTION

Michiel van Bakel Bridget Farr Undertow Nobody´s Nothing

Undertow zeigt monumentale Räume unter Verkehrs-Überführun- Nobody’s Nothing untersucht die übliche gen, beeindruckende Strukturen, deren Schönheit gewöhnlich unbe- Nicht-Beziehung, die in den Stadtzentren merkt bleibt. Zeit und Bewegung werden abwechselnd beschleunigt zur Norm geworden ist. und verlangsamt, in einer gefrorenen Winterlandschaft mit einem Dieser Film legt seinen Schwerpunkt auf die einsamen Gleitzeichen. Ausgegrenzten in unserer Gesellschaft. Be- Michiel van Bakel, *1966, lebt und arbeitet in Rotterdam. Ausbildung liebige Individuen werden ›ausgestrichen‹, zum Künstler an der art academy in Arnheim, Niederlande. Bevor er und weil sie keine sozialen Bindungen haben, sich den Künsten widmete, studierte er Astronomie und Psychologie. wird ihr Fehlen gar nicht bemerkt. Die Ironie Die Faszination für Wissenschaft und Technologie kommt in seinen in dieser visuellen Leere kommt daher: Je Werken zum Ausdruck. mehr diese Zufallspersonen vom Bildschirm eliminiert werden, um so sichtbarer werden sie für das Publikum. Bridget Farr studierte Film und graduierte 1996 (B.A.). Fotografie-Prüfung im Jahr 2000. Teilnahme an Film-Workshops.

Nobody´s Nothing ex- Bridget Farr graduat- plores the common ed with a BA in Film non-relationship that Studies in 1996, and a has become the norm Photography Diploma in urban centers. This in 2000, and took lots film focuses on the dis- of filmmaking work- placed people in our shops in between. society. Random indi- viduals are ›scratched Großbritannien 1998 out‹ and because they 35mm, b/w, 4:00 have no social ties, Realisation their omittance goes Bridget Farr Undertow unnoticed. The irony in this visual void comes Undertow shows some monumental spaces un- Niederlande 1999 from the more this derneath traffic fly-overs, impressive structures Beta, 1:50 random individual is of which the beauty usually remains unnoticed. Realisation eliminated from the Time and movement are alternately accelerated Michiel van Bakel screen the more visible and decelerated in a frozen winter landscape with they become to the au- a solitary floating character. dience. Michiel van Bakel, *1966, lives and works in Rot- terdam. He was trained as a visual artist at the art academy in Arnhem, the Netherlands. Before dedicating himself to the arts his personal quest started with studies in astronomy and psycholo- gy. A fascination for science and technology is still visible in his works.

Nobody´s Nothing 52 STRUCTURED TRAVELS

Mark Gardner Ken Kobland Skyscraper Arise! Walk Dog Eat Donut

Die Struktur der Großstadt. Während des Ta- Einfach gesagt, geht es in dem Stück um das Weitermachen ... das ges blockt die Dunkelheit der Gebäude das Weitermachen als Selbstzweck. Und um die Aufarbeitung dessen, wo- Licht ab und schafft künstliche Dunkelheit mit man begann. Wir beginnen mit einer Art Erinnerung, indem wir im Herzen der Stadt. Umgekehrt werden die- 20 Jahre altes Filmmaterial projizieren. Wir enden mit dem Wieder- se nachts derart illuminiert, dass sie die na- aufsuchen der Landschaft aus diesem früheren Material, wobei wir türliche Dunkelheit herausbrennen und ei- andeuten, wie ich meine, dass wir uns - über die Jahre gesehen - nen ›künstlichen‹ Tag schaffen. Der Sound nicht weit vom Beginn entfernen. Basis-Bildmaterial ist eine urbane soll diese ›Verschmutzung‹ des Himmels wei- Landschaftsstudie; die undeutlich gesehenen Fahrgäste des New Yor- ter unterstreichen und den Himmel als ker U-Bahnverkehrs und der Berliner S-Bahn. Man steigt ein, man Hauptobjekt dieses Werkes wiedereinsetzen. fährt ab, aber man findet heraus, dass es immer das gleiche Bild ist, Mark Gardner, geboren in Ostafrika, studier- von dem man angezogen wird. Und am Ende verschmelzen die Land- te Graphik Design am Bath College of Higher schaften, die Hütten paradieren und die U-Bahnen tanzen vorbei. Education und arbeitete danach ein Jahr in Hinter all diesem, oder neben ihm, liegen der Rhythmus und die rei- London. ne Schönheit der Bilder, die Geister in den Zügen und die Symphonie dieser Maschine, ihre Schichten der Reflektion und Rahmenbildung, die Art, in der sie sich vermengen und auseinandergehen, sowie die Orchestrierung ihrer Geräusche, und wie sehr die Gedankenschienen wie Züge sind, und wie unser Leben vorüberzieht, wie die Landschaf- ten... Ken Kobland, *1946 in New York, seit 1975 diverse Filme und Videos sowie Installationen für den New Yorker Theaterbetrieb ›The Wo- oster Group‹.

Very simply the piece is about going on...going on in the face of It. And about winding up where one began. We Skyscraper begin with a sort of reminiscence, project- The structure of the Mark Gardner, born in ing film footage from city. During the day, the Eastern Africa, degree 20 yrs ago. We end by darkness of buildings in Graphic Design at revisiting the land- blocks out the light to Bath College of Higher scape of that earlier create artificial dark- Education, followed footage, suggesting, I ness in the heart of the this with a year´s work suppose, that over the Arise! Walk Dog Eat Donut city. Conversely, at in London. years we often don’t night, they are illumi- come very far from Beyond all this, or be- Ken Kobland, *1946 in nated to such an ex- Großbritannien 1999 where we begin. The side it, it’s the rhythms New York, has made tent that they burn out Beta, 0:20 principal imagery is an and the pure beauty of several films and the natural darkness to Realisation urban landscape study; the images, the ghosts videos since 1975 as create ›artificial‹ day- Mark Gardner the vaguely glimpsed in the trains and the well as installations for time. The sound was in- public-transit riders of symphony of these ma- the New York theatre tended to further em- the New York subway chines, their layers of company The Wooster phasize that pollution and the Berlin S-bahn. reflections and fram- Group. of the sky and re-state One leaves, one travels, ings, the way they the sky as the main but finds it´s always merge and diverge, and USA 1999 subject of this piece. the same images one is the orchestration of Video, 30:00 drawn to. their sounds, and how Realisation And in the end the much like trains the Ken Kobland landscapes merge, the trails of thoughts are, cottages parade and and how our lives pass the subways dance by... by like the landscapes. INTERNATIONALE AUSWAHL 53 INTERNATIONAL SELECTION

David Priestman Jean-Francois Guiton Rott&Damn Tramage

Eine Reise, um eine Brücke zu überqueren. Rhythmus ist sowohl das Thema wie auch die Form des Videobandes ›Die Freude am Filmemachen wird abgelöst Tramage. Seine Elemente entwickeln sich durch die Konstruktion durch die Anerkennung der anderen, die ihn und das Ausspielen eines bestimmten Tempos, nämlich der Stadt. Zu- zu sehen wünschen.‹ (D. Priestman). erst werden beide Seiten der leeren schwarzen Bildfläche von Licht- streifen durchzogen; ihr unregelmäßiges Erscheinen und intermet- tierendes Zusammenprallen führen das Öffnen und Schließen einer Wagentür im Bilde ein. Gleichzeitig, aber nicht synchron, wird eine Partitur aus Geräuschen konstruiert: Quietschen, Saugen, der Lärm eines fahrenden Zuges produzieren eine Tonspur, die mal stockend oder hastig, mal lauter oder leiser, mal sogar schweigend den Ablauf der Bilder gliedert. In den mehrmals wiederholten Bildsequenzen von vorbeifahrenden Transportmitteln erhascht der Zuschauer flüchtig durch ein Wagenfenster den Blick einer Frau, die sich sofort wieder abwendet. Alles was geschieht ist im Vorbeigehen begriffen: Tramage zersetzt die sinnliche Erfahrungen des Stadtbewohners. Jean-Francois Guiton, *1953 in Paris. 1980: Studium an der Kunst- Rott&Damn akademie Düsseldorf bei Prof. F. Schwegler und U. Wevers. 1987-94: Lehrauftrag an der Bergischen Universität-Gesamthochschule in A journey to cross a Großbritannien 1999 Wuppertal. 1994: Lehrstuhl fÜr Medien in den Bereichen freie Kunst bridge. ›The joy of mak- Beta, 5:00 und visuelle Kommunikation an der École des Arts Décoratifs, Stras- ing films is superseded Realisation bourg. 1998: Professor an der Hochschule für Künste, Bremen. by the acceptence of David Priestman others who desire to watch.‹ (D. Priestman) The subject and the sucking and the sound Jean-François Guiton, format of the video of a running train pro- *1953 in Paris. 1980 Tramage is rhythm. Its duce a sound-track studies at the Academy elements are devel- that is sometimes in- of Fine Art in Düssel- oped through the con- terrupted, rapid, loud, dorf in the class of struction and the use low or even silent and Prof. F. Schwegler and U. of a certain speed, the thus structures the se- Wevers. 1994 a chair for speed of the city. At the quence of the images. media studies in fine beginning rays of light Via the frequently re- art and viusal commu- run through both sides peated visual sequen- nication at the École of the empty black cences of passing traf- des Arts Décoratifs in screen. Their infre- fic the viewer catches a Strasbourg. 1998 Pro- quent appearance and glimpse of a woman fessor at the College of intermittent collision through a car window Art in Bremen. introduces the opening who immedeately turns and closing of a car away. Everything is Deutschland 1999 door into the picture. merely flashing past. Beta, 12:00 At the same time, but Tramage deconstructs Realisation not in synchrony, a the sensual experi- Jean-Francois Guiton score of sounds is con- ences of a city dweller. structed: squealing,

Tramage 54 IT´S A WOMAN´S WORLD

Heather Frise Elaine Shemilt, Stephen Partridge Marcus Nascimento, Aggêo Simões Heaven Chimera If

Eine Medidation über Innerhalb einer sexuell unterscheidenden Die Haikus in dieser Arbeit sind in fünf The- Gewalt kombiniert Gesellschaft sind all unsere Erfahrungen in men unterteilt: Sehen, Schmecken, Hören, mit einem Lied von höherem oder geringerem Ausmaß von ge- Riechen und Denken. Das Auslassens des Ella Fitzgerald. sellschaftlich festgelegten Geschlechterpo- Tastsinns wurde inspiriert von der Vorstel- Heather Frise ist sitionen geprägt. Der Frauenkörper ist durch lung (oder der Illusion), dass alles mit den preisgekrönte Filme- Männerfantasie kolonisiert, angepasst, mys- Augen, den Ohren, der Nase und dem Mund macherin und Doku- tifiziert, definiert, doch für ein Frauenpubli- berührt werden kann. mentaristin. Sie ar- kum kann derselbe Körper Fruchtbarkeit, Marcus Nascimento, *1961, aus Belo Horizon- beitet außerdem als Schwangerschaft oder Sexualität repräsen- te, Brasilien, ist unabhängiger Videomacher. Lektorin und Ausbil- tieren. Aggêo Simôes, Animator, Cartoonist und Re- derin an der Gulf Is- Dieses Stück untersucht diese Darstellungs- gisseur. lands Film and Tele- möglichkeiten als deutliche Abgrenzung zum vision School. sexistischen Gebrauch. Elaine Shemilt ist leitende Dozentin am Duncan of Jordanstone College of Art and Design, Dundee. Stephen Partridge, Medienkünstler und Pro- duzent, ist Professor für Medienkunst und leitet die School of Television and Imaging, Duncan of Jordanstone College of Art, Dun- dee.

Within a sexually differ- ing, Duncan of Jordan- entiating society all stone College of Art, If our experiences are Dundee. shaped to a greater or The Haikus in this work Marcus Nascimento, lesser extent by social- Großbritannien 1999 are divided into five *1961, Belo Horizonte, Heaven ly determinded gender Beta, 8:00 themes: sight taste, Brasil, is an independ- positions. The body of a Regie, Musik hearing, smell and ent video producer. A meditation on vio- woman is colonised, ap- Elaine Shemilt, thought. The omission Aggêo Simões, anima- lence set to a song by propriated, mystified, Stephen Partridge of the sense of touch tor, cartoonist and di- Ella Fitzgerald. defined by male fanta- Buch was inspired by the rector. Heather Frise is an sy, but for an audience Elaine Shemilt idea (or the ilusion) award-winning film- of women the same Kamera, Schnitt that everything can be Brasilien 1998 maker and documen- body can represent Stephen Partridge touched with the eyes, VHS, 5:45 tarian. Heather also fertility, childbearing, the ears, the nose and Regie, Buch works as an editor and or sexuality. This piece mouth. Marcus Nascimento, educator with the Gulf explores these repre- Aggêo Simões Islands Film and Televi- sentations as a differ- Kamera sion School. entiation from sexist E. Rogers usage. Schnitt Kanada 1999 Elaine Shemilt, Senior Aggêo Simões Video, 6:00 Lecturer at School of Musik Realisation Fine Art, Duncan of O Grivo Heather Frise Jordanstone College of Darsteller Art and Design, Andreia Coruzo Dundee. Stephen Partridge, me- dia artist and producer, is Professor of Media Art and Head of School of Television and Imag- Chimera INTERNATIONALE AUSWAHL 55 INTERNATIONAL SELECTION

Lynne Sachs Anna Fraser, Bonnie Elliott Window Work Evidence

Eine Frau trinkt Tee, putzt ein Fenster, liest die Zeitung - einfache Eine Frau beurteilt ihr Leben beim Blättern Aufgaben, die irgendwie an eine Art ruhiges Mysterium innerhalb durch ein Fotoalbum und erkennt, dass sie und hinter dem Bild denken lassen. Manchmal hört man den Ton der selbst hinter den Zeugnissen eines anderen rhythmischen, pulsierenden Symphonie der Grillen einer Sommer- Lebens, das nicht ihr eigenes ist, zurückblei- nacht in Baltimore... Ein anderes Mal geht klimperndes Spielzeug auf ben wird. im Brüllen eines Jets, oder Kinder zittern beim Geräusch des Don- Anna Fraser, *1972, derzeit arbeitet sie als ners. Die kleinen Home-movie-Kästen innerhalb des größeren Bild- Künstlerin (Malerei), Filmemacherin und Pro- schirms sind gesturale Formen der Erinnerung, Hinweise auf die duktionsdesignerin. Kindheit, mnemonische Mittel, die sich im unmittelbaren Sinne in ih- rem ›Schauspiel‹ ausbreiten. Diese Miniatur-Bildobjekte stellen Stückchen einer noch früheren Medientechnologie dar - des Films. Im Gegensatz zum Realtime-Videobild scheinen sie flüchtig, ephe- mer, unpräzise. Lynne Sachs ist Filmemacherin mit Interesse am Vermischen von experimentellen und dokumentarischen Filmformen. Sie hat an der University of California in Berkeley, dem California College of Arts, der New School and Temple University Filmpraxis und -theorie unterrichtet. Zurzeit lebt sie in Baltimore, Maryland.

USA 2000 S-VHS, 8:00 Evidence Realisation Lynne Sachs A woman assesses her Australien 1999 Ton life from the pages of a 16mm, 5:30 Mark Street photo album and re- Regie, Buch alises that she will Anna Fraser, leave behind the evi- Bonnie Elliott dence of another life Kamera not her own. Bonnie Elliott Anna Fraser, *1972, cur- Schnitt Window Work rently a practising Anna Fraser artist (painter), film- Musik A woman drinks tea, home-movie boxes Lynne Sachs is a film- maker and production Abigail Sie washes a window, reads within the larger maker with an interest designer. Darsteller the paper- simple tasks screen are gestural in blending experimen- Rebecca Smee that somehow suggest forms of memory, clues tal and documentary a kind of quiet mystery to childhood, mnemon- film forms. She has within and beyond the ic devices that expand taught filmmaking and image. Sometimes one on the sense of imme- film studies at the Uni- hears the sounds of a diacy in her ›drama.‹ versity of California at rhythmic, pulsing sym- These miniature im- Berkeley, the California phony of crickets in a age-objects represent College of Arts, the Baltimore summer snippets of an even New School and Temple night. Other times jan- earlier media technolo- University. She cur- gling toys dissolve into gy - film. In contrast to rently lives in Balti- the roar of a jet over- the real time video im- more, Maryland. head, or children trem- age, they feel fleeting, bling at the sound of ephemeral, imprecise. thunder. The small 56 IT´S A WOMAN´S WORLD

Baba Hillman Lewis Paul There;Done Cheek

There;Done ist ein tragikomischer elliptischer Reisebericht, in dem Dieser Kurz-›Mikrofilm‹ kreiert eine in sich Märchen, Cartoon, Legende und Träume ineinander übergehen. Er selbst geschlossene Umgebung, in der das verfolgt die Abenteuer einer Frau, die im Alter von 8 wegläuft und gefilmte Subjekt ein Lob der Wahrnehmungs- zur Forscherin und Wanderin wird. Ein Märchen ähnlich ›Alice erwartung der Vision darstellt. Sowohl eins, Through The Looking Glass‹, in welchem sich Sprache, Landschaft und und doch nicht eins; das Subjekt schafft ein Identität vor dem Frühstück dreimal verändern können. Wenn sie im intimes und humorvolles Szenario. Cheek jeweils neuen Land ankommt, findet die Reisende eine Vergangen- nimmt den fotografischen Imperativ des heit vor, von der sie nicht wusste, dass sie sie hatte. Ihre Identität Films und kombiniert ihn mit einer Struk- wird kontinuierlich zerstört und neu geformt, wenn sie die Rollen ei- turkontradiktion, die vom japanischen Man- ner Spionin, Gottesanbeterin, Abbruch-Expertin und einer Gesetzlo- ga beeinflusst ist. sen annimmt, die in der Anza-Borrego-Wüste vor Gericht steht, wo Lewis Paul, 1997 Abschluß an der Universität sie von einer mit power tools ausgestatteten Bürgerwehr verfolgt in Westminster. Lewis arbeitet auch als Foto- wird. graf in der Werbe- und Musikbranche. Baba Hillman wuchs in Venezuela and Mexiko auf. Sie hat bei Etienne Decroux gearbeitet und studiert.

There;Done is a tragicomic elliptical travelogue USA 1999 merging fairy tale, cartoon, legend and dream. It Beta, 15:00 follows the adventures of a woman who runs away Regie, Buch, Schnitt at the age of 8 to become an explorer and wan- Baba Hillman derer. An Alice Through The Looking Glass tale in Kamera which language, landscape and identity can Rebecca Baron, change three times before breakfast. Arriving at Baba Hillman, each new country the traveller finds a past she Adele Horne, did not know she had. Her identity is continually Rian Brown destroyed and reshaped as she assumes the roles Darsteller of spy, praying mantis, demolition expert and out- Boris Czigany, law standing trial in the Anza Borrego desert P. Landrum-Schaub, Cheek where she is pursued by an army of townspeople Baba Hillman, wielding power tools. Wendell Kling, This Short ›microfilm‹ Lewis Paul graduated Baba Hillman grew up in Venezuela and Mexico. Lisa Broth, creates a self con- from The University of She has worked and studied with Etienne De- Rachel Mayerie, tained environment in Westminster in 1997. croux. Laura Nix, which the filmed sub- Lewis works within Yumiko Tokuyama, ject extols the expec- photography both Andrew West tation of perception of commercially in the ar- vision. Both one, and eas of music promo- not one; the subject tion, and advertising. creates an intimate and humorous sce- Großbritannien 1999 nario. Cheek takes the Beta, 0:30 photographic impera- Realisation tive of film, and com- Lewis Paul bines it with a contra- Darsteller diction of sctructure Sarah Jane Culross . influenced by Japanese Manga.

There;Done INTERNATIONALE AUSWAHL 57 INTERNATIONAL SELECTION

Susana Donovan Tina Gonsalves Sandra Hutton Haunt #451 Wounded 45 CMS Squared

In Haunt #451 geht es um Zensur und Be- Wounded ist eine dreiminütige Animation, gehren, und wie Geschichten erzählt werden. die die Auswirkungen der Angst auf die Psy- Der Film reduziert Makro-Machtstrukturen che untersucht. Wissenschaftliche Abbil- auf einen einzigen menschlichen Herzschlag, dungsmaschinen beurteilen heute die physi- er stellt eine Verbindung zwischen dem in- sche Gesundheit des Körpers; was wäre, neren Aufruhr eines Individuums zu den wenn sie die psychologische und emotionale selbstzerstörerischen Handlungen einer Na- Gesundheit beurteilen könnten? Wie würde tion her. Das Gebiet des Begehrens, be- eine ›gebrochene‹ Psyche dargestellt? Woun- sonders des Begehrens, das als Tabu gesehen ded untersucht die Notwendigkeit, uns un- wird, ist traditionell in den Schriften über seren Ängsten zu stellen. Wenn man seiner die Geschichte des Westens ignoriert wor- Angst frontal gegenübertritt, ist es dann den, und war dabei doch die Triebfeder jeder noch eine Angst? menschlichen Handlung. Tina Gonsalves, 1994 Abschluss an der Swin- 45 CMS Squared Susana Donovan erhielt einen Master of burne School of Design. 2000 Meisterschüle- Arts in Interdisziplinärer Kunst an der San rin an der Art and Interactive Media RMIT. ›Der leere Raum von Francisco State University. 45 cm2, den eine Person umgibt, bil- Haunt #451 is about Susana Donovan re- det die persönliche censorship and desire, ceived a Master of Arts Freiraumgrenze.‹ and how stories get in Interdisciplinary Was passiert, wenn told. The film reduces Arts from San Francis- diese Freiraumgren- macro power struc- co State University. ze überschritten tures to a single human wird und die Rollen heartbeat, and links an USA 1999 vertauscht werden? individual´s inner tur- VHS, 3:00 moil to the self-de- Regie ›An area of 45 cm2 of structive actions of a Susana Donovan empty space surround- nation. The realm of de- Buch ing a person clarifies sire, expecially desire Susana Donovan, the perimeters of per- deemed taboo, is one Glenn Shields Wounded sonal space.‹ that has been tradi- Kamera An interpretation of tionally ignored in John Aliano, Wounded is a three Tina Gonsalves, 1994 the awkwardness felt written western histo- Dore Bowen, minute animation ex- Degree from the Swin- when that space is vio- ry, yet has driven every Susana Donovan, ploring the effects of burne School of Design. lated, and roles are re- human action ever tak- Jesse Drew, fear on the psyche. Sci- 2000 masters candi- versed. en. Anjali Sundaram entific imaging ma- date - Art and Interac- Darsteller chines currently assess tive Media RMIT. Großbritannien 1999 Susana Donovan, the bodies´ physical Beta, 1:45 Glen Shields health - what if they Australien 1999 Realisation could assess the psy- Beta, 3:00 Sandra Hutton chological and emo- Realisation Kamera, Schnitt tional health? How Tina Gonsalves Simon Payne, would a broken psyche Musik Sandra Hutton read? Wounded ex- Mark Eden Ton plores the need to face Karl Shuttleworth, your fears. If you face Sandra Hutton your fear head on is it Darsteller still a fear? Lucy McKenzie

Haunt #451 58 DOUBLE FEATURES

Vivian Ostrovsky, Yann Beauvais Work and Progress

Als wir 1990 mit unseren Super-8-Kameras von einer Reise nach Russland zurückkehrten, beschlossen Yann Beauvais und ich, unsere Bilder miteinander zu teilen und vierhändig einen Film zu machen. Das Ergebnis ist eine Zweifach-Projektion, die unser Super-8-Materi- When we returned from a trip to Russia in 1990, al verwendet, dem wiederum Archivmaterial von den sechziger bis armed with our Super 8 cameras, Yann Beauvais zu den achtziger Jahren beigemischt ist, dazu kommt ein Tupfer mit and myself decided to share our images and make russischen Klassikern wie Vertov und Eisenstein. a 4-handed film. The result is a twin screen pro- jection using our Super 8 footage mixed in with archival material from the ´60s to the ´80s and also a sprinkling of Russian classics such as Vertov and Eisen- stein. The sound track is composed of various elements: street recordings, Russian music of all kinds, and excerpts of Lenin´s speeches. Yann Beauvais, *1953 in Paris. Lives and works in Paris. Made over twenty experimental films. Works often with multiple screens and installations, has a strong interest in lan- guage and film. Co- Work and progress founder of ›Light Cone‹, distribution coopera- Der Soundtrack besteht aus verschiedenen Elementen: Straßenauf- tive on experimental films, ›Scratch Revue‹, bilin- nahmen, jede Art russische Musik und Auszüge aus Reden von Lenin. gual magazine on contemporary and historical Yann Beauvais, *1953 in Paris, lebt und arbeitet in Paris, machte experimental cinema. ›Scratch Projection,‹ a über 20 experimentelle Filme. Arbeitete häufig mit Mehrfachprojek- group that programmes experimental cinema for tionen und Installationen. Hat ein starkes Interesse an Sprache und weekly screenings. Film. Mitbegründer von ›Light Cone‹, der französischen Distribu- Vivian Ostrovsky, born in New York, USA. High tionskooperative für experimentellen Film, ›Scratch Revue‹, zwei- school in Rio de Janeiro, Brazil. University: Paris- sprachiges Magazin über zeitgenössischen und historischen Experi- Sorbonne (Psychology, Film studies). mentalfilm, Mitbegründer von ›Scratch Projection‹, einer Gruppe, die experimentelle Filmprogramme wöchentlich zeigt. Frankreich 1999 Vivian Ostrovsky, geboren in New York (USA). Oberschule in Rio de Ja- 35mm, b/w, 12:24 neiro (Brasilien). Universität: Paris, Sorbonne (Psychologie, Filmstu- Realisation dien). Yann Beauvais, Vivian Ostrovsky INTERNATIONALE AUSWAHL 59 INTERNATIONAL SELECTION

Carl E. Brown Fine Pain

Der Schmerz, der zunächst nur als ein entsetzlicher aber begrenz- At first occurring only as an appalling but limited ter interner Fakt auftritt, besetzt schließlich den gesamten Körper internal fact, the pain eventually occupies the und läuft dann hinein in den Bereich außerhalb des Körpers; er entire body and spills out into the realm beyond übernimmt alles innen und außen, er diktiert unsere Reaktion auf the body, it takes over all that is inside and out- Ereignisse, macht beides (mental & physisch) in obszöner Weise nicht side, it dictates your response to events, makes unterscheidbar und zerstört systematisch alles, was Sprache ist.... the two (mental & physical) obscenely indistin- Grauenerregend wegen seiner Enge, erschöpft und verschiebt er al- guishable, and systematically destroys anything les andere, bis er zum einzigen weiten und allgegenwärtigen Fakt like language…Terrifying for its narrowness, it der Existenz zu werden scheint ... seine Herrschaft über Geist und nevertheless exhausts and displaces all else until Körper ist der Begriff, den ich als Fine Pain bezeichne. it seems to become the single broad and om- In meinem letzten Film Fine Pain habe ich ein neues Element in nipresent fact of existence.…its mastery of the meine Arbeit gebracht: die Doppelprojektion. Grund dafür war, dass mind and body is the term I call Fine Pain. In my latest film Fine Pain, I have brought a new element into my work, this being double screen projection. The reason for this was that I wanted to fur- ther expand my lexicon on anxiety and panic attacks. I want the au- dience to simultane- ously experience what Fine Pain it is like to see and feel in this manner. What I ich meinen Begriffsbestand über Angst- und Panikanfälle erweitern mean by simultaneously, is just this. When you ex- wollte. Ich möchte das Publikum gleichzeitig erleben lassen, wie es perience one of these attacks, there are two main ist, auf diese Weise zu sehen und zu fühlen. Was ich mit gleichzeitig elements to the event, one is that of what those meine, ist genau dies. Wenn man einen dieser Anfälle erlebt, gibt es around you see as this attack takes place, mean- zwei Hauptelemente bei diesem Ereignis, eines ist das, was Personen ing can they see I am in trouble/scared/may lose um dich herum sehen, wenn dieser Anfall stattfindet, d.h. ich habe control, hence the ›Fine‹ reel to my film. In this Schwierigkeiten / ich bin verängstigt / kann die Kontrolle verlieren, contains all my experiences, which have related daher die FINE-Rolle in meinem Film. Darin sind all meine Erfahrun- to the feeling Fine. When someone asks how you gen enthalten, die sich auf das Gefühl Fine beziehen. Wenn jemand are when the attack takes place, my response is fragt, wie es dir geht, wenn der Anfall stattfindet, ist meine Antwort ›fine‹. Sometimes I want to search someone out ›fine‹ (›gut‹). Manchmal möchte ich mir während des Anfalls jeman- during the attack and tell them I am fine just to den suchen und ihm sagen, dass es mir gut geht, nur um nochmals reaffirm that I am fine and I am not losing control. zu versichern, dass es mir gut geht und dass ich nicht die Kontrolle This being said I have come to learn over a life- verliere. Nachdem dies gesagt ist, habe ich allmählich - durch le- time of experience that to the casual observer, benslange Erfahrung - gelernt, dass für den zufälligen Beobachter the pure white-hot fear that is pulsing through die pure, weißglühende Angst, die durch deinen Verstand und deinen your mind and body mostly remains undetectable Körper pulsiert, meistens unentdeckbar bleibt. Und wegen des Zu- to those around you. And because of the state you standes, in dem du bist, verwehrt es dir deine Angst, dir wirklich are in, your fear refuses to allow you to really ad- einzugestehen, was geschieht, aus Angst, dass sich herausstellt, dass mit what is happening for fear of being found out du angstefüllt bist. Ein schöner kleiner psychologischer ›Catch 22‹. that you are fearful. Nice little psychological Das kleine Stück angenommener Kontrolle, dass dir bleibt, kann mit ›Catch 22‹. The little bit of perceived control you der Offenbarung, dass es dir tatsächlich nicht ›gut‹ geht, verschwin- may have left may leave with any revelation that den. Auf diese Weise sind die Bilder der ›Fine‹-Rolle eine Reflektion in fact you are not ›fine‹. Thus the images on the meines Kontaktes mit ihrer Reaktion auf mein Bewusstsein, wenn ›Fine‹ reel are a reflection of my contact with ›Fine‹ für mich Realität ist. their reaction to my consciousness when ›Fine‹ is a reality to me. 60 DOUBLE FEATURES

Fine Pain

Das zweite Element bei diesem Ereignis ist die Filmrolle mit dem Ti- The second element to this event, is the reel of tel ›Pain‹ (Schmerz). the film entitled ›Pain‹. Dies ist die Neuschaffung der Emotionen, elektrischen Ladungen, der This is the recreation of the emotions, electrical Angst, die in meinem Innern genau in dem Moment herumspringt, charges, angst that is bouncing around inside me an dem die Attacke stattfindet. Ich nehme das Publikum herein, für at the very moment an attack takes place. I take einen sehr ungemütlichen Anblick dieses Vorgangs, wenn man es the audience inside for a very uncomfortable denn einen Vorgang nennen kann. Ich habe diese Rolle nicht nur als view of this process, if one can call it a process. I Neu-Schaffung dieser Anfälle gedreht, sondern tatsächlich dann, did this reel not only in re-creation of these at- wenn sie in Echtzeit stattfanden, während der Drehzeiten, des Ent- tacks, but in fact as they were happening in real wickelns, der Colorierung, des Schneidens etc. Dies schuf eine sehr time, during periods of shooting, developing, interessante Kombination - Fine Pain. colouring, editing etc. This has created a rather Selbstverständlich... wenn das Obenstehende zu einem Teil des zu- interesting combination that is Fine Pain. schauenden Publikums keine Verbindung hat... es gibt den dualen Of course... if the above does not connect up with Soundtrack und das doppelte Visuelle, was dich vor und zurück zwi- some of the viewing audience... there is the dual sche jede Leinwand bewegt, bis sich die beiden zu einer vereinigen... soundtrack and double visual which moves you keine Trennung, harmonische Verschmelzung. back and forth between each screen until the two are fused into one… no separation harmonious fusion.

Kanada 2000 16mm, 59:00 Doppelprojektion Realisation Carl E. Brown INTERNATIONALE AUSWAHL 61 INTERNATIONAL SELECTION

Fine Pain

Carl E. Brown: Mit dem Filmemachen begann ich in der High School, Carl E. Brown: I began making films in high ich war fünfzehn und die Filme... nun, es waren Schülerfilme. Das, an school, I was fifteen and the films... well they were das ich mich erinnere, war die totale Wahlfreiheit, die ich hatte... student films. The one thing I remember was the Welche Entscheidung auch immer getroffen werden musste, wurde total freedom of choice I had... whatever decision von mir getroffen... Ich konnte nachforschen... Diese Phase beendete had to be made was made by me... I could ex- ich dann und ging zur Universität, wo es meine Absicht war, einen plore... I then left that phase and went to univer- Abschluss als Psychologe zu machen, aber etwas veränderte meinen sity where my intentions were to graduate as a Weg... in meinem zweiten Jahr. Ich nahm an einem Filmtheorie-Kurs psychologist. But something altered my path..in teil, und das Anfangsgefühl des Erkundens, das ich zuerst in der High my second year I took a film theory course and School erlebt hatte, besetzte mich wieder... am Ende jenes Jahres that initial feeling of exploration I first experi- bewarb ich mich und wurde von der Filmschule angenommen. enced in High School engaged me again... at the Ich bin ein Alchemist... Ich nehme Silber-Halogenid und konvertiere end of that year I applied and was accepted to es... wenn alles gut geht in schöne Farbe... wertvoller als Gold und film school. Silber und endlos in Bewegung. I am an alchemist... I take silver halide and con- Ich habe mein Fotografie-Handwerk auch zwanzig Jahre praktiziert. vert it. If all is well into precious colour... more Holographie aus Liebhaberei betrieben und viele theoretische valuable than gold and silver and endless in emo- Schriften über meine Techniken verfasst... in den letzten fünfzehn tion. habe ich in der ganzen Welt Workshops über die Kunst der Alchemie I have practiced my craft in photography as well durchgeführt. for twenty years. Dabbled in Holography. And have Dies ist eine sehr komprimierte Fassung meines Werdegangs... viel- written many theoretical papers on my tech- leicht gibt euch dies und der Film mehr von der Geschichte niques... for the past fifteen I have been conduct- Um mich vorzustellen: mein Name ist Carl. ing workshops on the art of alchemy all over the world. This is a very condensed version of my career... perhaps this and the film will give you more of the story. By way of introduction my name is Carl. 62 FUTURE PARADISES

Chris MacKenzie Ilppo Pojohla Born under Surveillance Routemaster

Aktivismus - Aneignung - Kunst - Authorität Routemaster ist ein rhythmisches Mosaik über Geschwindigkeit. Es - Spekulanten - Grenzen - Camcorder - Bür- ist eine Montage über die Rennwagen-Geschwindigkeit, eine Ver- gerrechte - C.I.A. - Gemeinde - Kollaboratio- schmelzung des Themas mit dem Filmmaterial, und es geht um die nen - kommerziell - Konsumenten - korpora- Verwendung menschlicher Kadaver in Crash-Tests. Der Soundtrack in tiv - Cyberspace - tote Luft - Begierde - Viel- Routemaster benutzt computer-manipulierte Sounds einer elektro- falt - digital - elektronisch - Revolution - nischen Violine, einen rhythmischen Impuls und Geräuschschleifen, Umgebung - Feminismus - global - schwul - um den Eindruck immer schnellerer Bewegung und Geschwindikgeit Regierung - Hippies - human - Identität - In- zu vermitteln. Routemaster ist ein Film, der einer körperlichen Er- formationen - Internet - Intervention - Mas- fahrung nahekommt. senmedien - Microsoft - MTV - multinational Alles, was am Ende bleibt, ist der schwarz-weiße Blitz der Geschwin- - Macht - privat - öffentlich - Frage - Rasse - digkeit, der kreisende Mosaikimpuls, die Einzelheiten der mensch- Widerstand - selbst - Standort - Übernahme lichen Körper und der intensive Soundtrack. - Terrorismus - Fernsehen - Wahrheit - U.S.A. Ilppo Pohjola arbeitet als Filmemacher in Helsinki. Er studierte am - Krieg - U.S.A. Center for Advanced Film and Television Studies of the American Chris MacKenzie ist Medienkünstler und frei- Film Institute, LA, und am Media Arts Department of Sheridan Colle- beruflicher Redakteur in Vancouver, Kanada. ge, Toronto. Abschluss 1988 im Bereich Art, Design and Film am Har- Zur Zeit arbeitet er für die Fernsehserie row College of Higher Education, London. ›Storm Warning.‹ Routemaster is a rhythmic mosaic about speed . It is a montage of racing car speed, a merging of the subject with the film material, and is also about the use of human cadavers in crash tests. Routemaster´s sound track uses computer- manipulated electric- violin sounds, a rhyth- Born under Surveillance mic pulse and noise loops to convey a sense activism - appropria- vate - public - question of ever-faster motion Routemaster tion - art - authority - - race - resistance - and speed. Routemas- boomers - borders - self - site - takeovers - ter is a film that re- Ilppo Pohjola works as Finnland 2000 camcorder - civil rights terrorism - television - sembles a physical ex- a filmmaker in Helsinki. 35mm, 17:00 - C.I.A. - community - truth - U.S.A. - War - perience. He has studied at the Regie collaborations - com- U.S.A In the end, all that is Center for Advanced Ilppo Pohjola mercial - consumers - Chris MacKenzie is a left is the black-and- Film and Television Schnitt corporate - cyberspace media artist and free- white flash of speed, Studies of the Ameri- Heikki Salo - dead air - desire - di- lance editor based in the gyrating pulse of can Film Institute, LA, Ton versity - digital - elec- Vancouver, Canada. He the mosaic, the details and at the Media Arts Jim McKee tronic - revolution - en- is currently working on of the human bodies Department of Sheri- vironment - feminism - the television series and the intense sound- dan College, Toronto. global - gay - govern- ›Storm Warning.‹ track. He has graduated from ment - hippies - human the Faculty of Art, De- - identity - information Kanada 1999 sign and Film of Harrow - internet - interven- Beta, 2:00 College of Higher Edu- tion - mass media - Mi- Realisation cation, London, England crosoft - MTV - multi- Chris MacKenzie in 1988. national - power - pri- INTERNATIONALE AUSWAHL 63 INTERNATIONAL SELECTION

Martin Wrede, Sebastián Barahona Heiko Daxl Eine schönere Welt Gesundheit und Zivilisation

Die Zukunft als Remix aus den Bildern der Ein Landarzt redet über die Bedrohung der Humanitas. Seine Be- Vergangenheit, eine groteske Vision, in der schwörungen scheinen aus einer Zeit des heroischen Trotzes her- wichtige Themen wie Nahrung, Energiever- überzuwehen, als sollten sie noch einmal die Polarität von Gesund- sorgung und Transportwesen aufs Elegan- heit und Zivilisation außer Kraft setzen und die Chimäre eines teste gelöst sind. Zu schön um nicht wahr zu Systems vernünftiger Lebensführung evozieren, das ermöglicht, ge- sein. sund zu bleiben. Jedoch - die Bildebene konterkariert jedwedes Heil Martin Wrede, *1967. 1989-94 Grafik-Design und bestätigt somit die unterbewusste Verstrickung des Einzelnen Studium an der HfK Bremen. 1995-98 Auf- in den anonymen Sog kommender Revolutionen. Und eine Musik, die baustudium an der HfG, Karlsruhe; Studien- auf den Pfaden dämonischer Schönheit abenteuert, hypnotosiert gang Medienkunst (Multimedia). Freischaf- uns vollends und erlaubt den Blick auf die Zivilisation als Agonie. fend tätig im Bereich Multimedia und Film. Aber gibt es nicht doch noch eine Versuchung, eine Sehnsucht? Sebastián Barahona, *1971 in Chile. 1990-93 Heiko Daxl, *1957 in Oldenburg. Lebt und arbeitet in Berlin und Za- Studium an dem Institut für Kommunikation greb. 1978-85 Studium Architektur, Medienwissenschaft, Kunstge- und Kunst ARCOS. 1996 Aufbaustudium an schichte, Pädagogik/ Sozialwissenschaft in Braunschweig, Osnabrück, der HfG Karlsruhe, Studiengang Medienkunst Zürich und Berlin. Abschluß als M.A. in Kommunikation/Ästhetik. (Film). Seit 1992 Dokumentar- und Experi- Künstlerische Arbeit seit 1979. mentalfilme, tätig als Cutter und Kamera- mann. A country doctor talks about the threat of hu- Deutschland manitas. His implorations seem to stem from a 1999/2000 time of heroic stubbornness as if they are meant Beta, 20:00 to once again disempower the polarity of health Regie and civilisation and, to evoke the myth of a rea- Heiko Daxl sonably good social system that supports one to Musik stay healthy. However, the visual images counter- Mona Mur act all salvation and confirm the unconscious en- tanglement of the individual in an anonymous maelstrom of coming revolutions. Last but not least the music that wanders on paths of demon- ic beauty hypnotises the viewer completely and allows a view into a civilisation as agony. Still, doesn’t a temptation, a yearning exist some- where? Eine schönere Welt Heiko Daxl, *1957 in Oldenburg. Lives and works in Berlin and Zagreb. 1978-85 studied architecture, A Better Hereafter. The Sebastián Barahona, media, art history, pedagogics/social sciences in future as a collage of *1971 in Chile. 1990-93 Braunschweig, Osnabrück, Zürich and Berlin. M.A. the past - a grotesque Studies at the Institute in communication/aesthetic. Works as an artist resolution of the prob- for Communication and since 1979. lems of nutrition, ener- Arts ARCOS. 1996 Post- gy and transportation. graduate Studies at Too beautiful to be un- the HfG Karlsruhe, Me- true. dia-Arts (Film). Since Martin Wrede, *1967. 1992, specializing in 1989-94 Graphic-De- Documentary and Ex- sign studies at HfK perimental-Films. Also Bremen. 1995-98 Post- works as Editor and graduate studies in Cameraman. Media Art at the HfG Karlsruhe (Multimedia). Deutschland 1999 Freelancer for Multi- Beta, 4:40 media and Film. Regie Martin Wrede, Gesundheit und Zivilisation Sebastián Barahona 64 FUTURE PARADISES

Christian Frisch Karel Doing Rationelles Bauen Energy, Energy

›An den Stadtanlagen, Häusern und Wohnungen kann man die Be- Ein Found-footage-Film, zusammengestellt dürfnisse der Zeit ablesen. Für den großen Wohnungsbedarf reichen aus Industrie-, Lehr- und Werbefilmen aus die wenigen vorhandenen Baulücken im Stadtkern nicht aus. Doch der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhun- findet sich oft günstig gelegenes Baugelände, auf dem nach den neu- derts, die progressives Denken und techno- esten Erkenntnissen des Wohnungs- und Städtebaus gebaut werden logische Weiterentwicklung darstellten. Aber kann. Um solche Wohnstätten wirtschaftlich bauen zu können, muss lief alles wirklich so gut? von der Erschließung bis zur Fertigstellung rationalisiert werden.‹ Karel Doing führte bei 14 Kurzfilmen Regie, (Sprecher/Rationelles Bauen) produzierte einen Episodenfilm in Spielfilm- Rationelles Bauen erscheint zuerst als ein weiterer Lehrfilm, der länge, ist als Performer aktiv und macht seltsam vertraute Tatsachen und Fakten aus den 50er Jahren - zu- Filminstallationen. Zur Zeit arbeitet er an mindest im Kommentar - wiederholt. Die zitierten Vorteile planvol- einer poetischen Dokumentation über Bewe- len Bauens werden im zweiten Teil des Films in einer experimentel- gung und Fremde in der Stadt Rotterdam len Auseinandersetzung an einem modernen Neubaugebiet über- (Images of a moving city). prüft. Zur Wirtschaftlichkeit addieren sich an dieser Stelle ästheti- sche Elemente der Rhythmisierung durch Rationalisierung, Wieder- holung und Ordnung. Christian Frisch, *1970 in Erlenbach am Main. Ab 1992 Studium der visuellen Kommunikation an der HfG Offenbach, Schwerpunkt Film und Fotografie. Diplom 1999.

›The few free pieces of building land in the cities Christian Frisch, *1970 are not enough to satisfy nowadays housing need. in Erlenbach am Main. But oftentimes well-situated sites can be found 1992-99 studies in vi- outside the cities that allow the use of most mod- sual communication at ern and advanced construction techniques. For the Academy of Fine tapping and constructing such sites economical- Art in Offenbach with ly, construction works should be efficiently ra- the main emphasis on Energy, Energy tionalized from the earliest beginning up to the film and photography. end of such a project.‹ (speaker in Rationelles Diploma in 1999. Found-footage film, Niederlande 1999 Bauen) compiled from indus- 16mm, b/w, 7:00 At first glance Rationelles Bauen appears to be Deutschland 1999 trial, instructional and Regie an educational film dealing with well-known facts 35mm, 5:00 promotional films from Karel Doing on rationalization issues. The advantages of effi- Realisation the first half of the Musik cient building techniques are quoted from found- Christian Frisch twentieth century, pre- Pierre Bastien footage. In the second part of the film the just Musik senting progressive learned lesson meets pictures from modern con- Gentle Veincut thought and techno- struction sites. Economic advantages meet the logical development. audio-visual rhythm of an experimental approach But did everything re- on rationalisation, repetition and order. ally go so well? Karel Doing directed 14 short films, pro- duced a feature lenght episode film, is active as a performer and makes film installa- tions. At the present he is working on a poetic documentary about movement and strangers in the city of Rotterdam (Images of a moving city). Rationelles Bauen INTERNATIONALE AUSWAHL 65 INTERNATIONAL SELECTION

Nickolay Shiroky Zil - Umiral Chelovek (There Lived a Man, There Died a Man)

Geburt und Tod sind ähnlich, Windeln verwandeln sich in Leichen- tuch. Und zwischen diesen beiden Ereignissen sucht sich das Leben seinen Platz .... Wer weiss, ob wir bis zum Tod gewickelt werden, oder ob man versucht, uns von den Windeln zu befreien. Nickolay Shiroky, *1963 in Weissrussland. 1991 Eintritt in das staatli- che Weiterbildungsinstitut Russlands unter dem russischen Ministe- rium für Kinematographie, Fakultät für Filmregie, Abschluss bei V. The birth and the death are similar, swaddling - Kobrin. Seit 1992 arbeitet er im Filmstudio von Kobrin. clothes are turning into shroud. And between these two events life takes its place... Who knows whether we are being swaddled up to the death or they are trying to set us free from swaddling - clothes. Nickolay Shiroky, *1963 in Belorussia. In 1991 en- tered Russian State Institute of Cinematography, film-director faculty, mastership of V. Kobrin. Since 1992 and till now has been working in Kobrin Screen Studio.

Russland 1999 Beta, 15:00 Realisation Nickolay Shiroky

Zil - Umiral Chelovek (There Lived a Man, There Died a Man) 66 THE VISION OF SOUND

Michael Brynntrup Schroder, Scheffer, Oey, Klein, Kerkhof, Kruishoop, Rekveld Kein Film | No Film Sonic Fragments

Ein Film - zwei Originale: Was ist ein Re-Mix? In der Welt der Populär-Musik ist ein Re-Mix das, die Internet-Version in Online-Qualität was geschieht, wenn die nichtgemischten Spuren einer Komposition (www.brynntrup.de/nofilm), die 35mm-Ver- in separater Form an einen Produzenten geliefert werden; dieser sion: Demnächst in Ihrem Festival-Kino! Film liefert dann einen alternativen Mix zum bestehenden. Die Praxis ist auch nicht mehr das, was er mal sein soll- entwickelte sich in den Siebzigern mit dem Aufkommen der Disco- te. Kultur. Re-Mixes wurden primär für die Tanzfläche gemacht - wohin- Rhythmus im Zeitalter seiner digitalen Pro- gegen der Original-Mix für das Radio-(Pop-)Publikum gedacht war. duzierbarkeit (eine Oszilloskopie frei nach In den achtziger Jahren wurde Re-Mixing zum Mittelpunkt einer Eadweard Muybridge). Welle des Experimentierens und der Innovation in der populären Michael Brynntrup, *1959 in Münster, Westfa- Musik; besonders auf dem Gebiet der Computer-Musik (House, Tech- len. 1980-82 Studium der Philosophie und no, etc), wo Re-Mixing sogar das bevorzugte Gebiet für neue Entde- Kunstgeschichte in Freiburg und Rom. Meis- ckungen in Schall-Strukturen und -Möglichkeiten wurde. terschüler in der Filmklasse Prof. Büttenben- Was diese Re-Mix-Praxis in radikaler Weise in den Vordergrund stellt, der/Hein, HBK Braunschweig. Filmemacher ist die Frage nach der Identität des Künstlers. Wer genau ist verant- seit 1982. wortlich für das künstlerische Schaffensmoment, wenn ein Re-Mix geliefert wird? Sehr oft ähnelt die beendete Arbeit dem Original überhaupt nicht. (Zum Beispiel Kruder und Dorfmeisters bemerkens- werte Serie von Re-Mixes von Original-Kompositionen von U2 und Madonna). Es schien, dass die digitale Technologie buchstäblich zu ihrer Verwendung für das Re-Mixen einlud. So wird der traditionelle, romantische Begriff des Künstlers einer genauen Prüfung unterzo- gen, und wir werden mit einer neuen Anwendung von Bearbeitungs- und Kompositionstalenten konfrontiert, die vielleicht den Re-Mixer als Nachfolger des traditionellen Direktors und Komponisten eta- bliert. Während die Musikkultur von dieser Praxis seit über zwei Jahrzehn- ten profitiert, ist diese formale Entwicklung am Kino-Bereich weit- gehend vorbeigegangen. Es scheint mehr als überfällig. Schließlich wurde dieser Schritt in den winzigen Niederlanden gemacht. Sonic Fragments führt die Kinowelt in die Praxis des Re-Mixing. Kein Film | No Film Vor zwei Jahren initiierte Frank Scheffer eine Kurzfilm-Serie unter der Ägide des SONIC ACTS Festival. Diese sechs Kurzfilme waren fas- One film - two origi- Michael Brynntrup, zinierende Gemeinschaftsarbeiten von Komponisten und Filmema- nals: the internet ver- *1959 in Münster. Stud- chern. Scheffer selbst arbeitete mit , Kerkhof sion in online quality: ied philosophy and art mit dem japanischen Geräusch-Maestro , Rob Schroder mit www.brynntrup.de/nofilm history from 1980-82 dem New Yorker Re-Mix-Wunderkind DJ Spooky, Alexander Oey mit the 35mm version: in Freiburg and Rome. dem Schlagzeug- und Basswunder Squarepusher. Diese Zusammenar- coming soon to a film Master pupil in Prof. beiten führten zu einer Serie von Kurzfilmen, die ihre Premiere festival near you! Film Büttenbender´s and beim Rotterdam Film Festival erlebten, von der VPRO gesendet wur- is no longer what it Prof. Hein´s film class den und dann ein fruchtbares Leben im internationalen Festivalzir- should have been. at the College of Fine kus führten, dazu gehörten auch Aufführungen an der Harvard Uni- Rhythm in the age of Art, Braunschweig. Be- versity. its digital producability gan making films in Das Projekt schien allerdings unbeendet zu bleiben. Kerkhof und (an oscilloscope loosely 1982. Scheffer beschlossen, die Idee logisch zu Ende zu führen; sie initiier- based on Eadweard ten eine Serie von Re-Mixes des Originalmaterials, die nicht nur von Muybridge). Deutschland 2000 den Originalregisseuren durchgeführt wurde, sondern auch von Ta- 35mm, 1:20 lenten wie Miriam Kruishoop (zurzeit mit Veejaying-Arbeit für den Realisation Londoner Schlagzeug- und Bassausrüster Photek beschäftigt) und Michael Brynntrup Micha Klein (niederländischer VJ-Held, dessen Arbeit im vergange- Ton nen Jahr mit einer vollständigen Retrospektive vom Groninger Mu- Robert Henke seum of Modern Art gewürdigt wurde). INTERNATIONALE AUSWAHL 67 INTERNATIONAL SELECTION

What is a Re-Mix? In the world of popular music, a Re-Mix is what happens when the un-mixed tracks of a composition are delivered to a producer in separated form, who then provides an alternate mix to the one extant. The practice arose in the seventies with the advent of disco culture. Re- mixes were made primarily for the dancefloor - whereas the original mix was conceived for the radio (pop) audience. In the 1980s re-mixing became the focus for a wave of experimentation and innovation in popu- lar music; particularly in the field of computer music (house, techno etc.) where re-mixing in fact became the prime area fore new discoveries in sonic textures and possibilities to be made. What the Re-Mix practice radically foregrounds is the question of the artist´s identity. Who exactly is responsible for the artistic moment of creation Sonic Fragments when a re-mix is delivered? Very often the fin- ished works resemble the original in no way at all. Niederlande 2000 (For example Kruder and Dorfmeister´s remarkable series of re-mixes of orig- 35mm, 82:00 inal compositions by U2 and Madonna). It would appear that digital technology Realisation literally invites the use of itself for re-mixing practice. Thus the traditional, Ian Kerkhof, romantic notion of the artist comes under scrutiny and we are confronted Frank Scheffer, with a new practice of editing and compositional skills which perhaps advances Micha Klein, the Re-Mixer as the successor to the traditional director and composer. Alexander Oey, While music culture has profited from this practice for over two decades, the Miriam Kruishoop, domain of cinema has largely fallen out of this formal development. It seems Rob Schroder, more than overdue. Finally, in the tiny country of the Netherlands - this step Joost Rekveld has been taken. Sonic Fragments introduces the cinema world to the practice of Re-Mixing. Two years ago Frank Scheffer initiated a series of short films under the aegis of the Sonic Acts festival. These six short films were intriguing collaborations between composers and filmmakers. Scheffer himself worked with Karlheinz Stockhausen, Kerkhof with the Japanese noise maestro Merzbow, Rob Schroder with New York re-mix wunderkind DJ Spooky, Alexander Oey with drum and bass prodigy Squarepusher. These collaborations produced a series of shorts that were given their premiere at the Rotterdam Film Festival, broadcast by the VPRO and then enjoyed a fruitful life on the international festival circuit, in- cluding screenings at Harvard University. However, the project seemed unfinished and Kerkhof and Scheffer decided to take the idea to its logical conclusion; initiating a series of re-mixes of the original material which would be undertaken by not only the original directors but also by such talents as Mariam Kruishoop (currently doing much veejaying work for London based drum and bass outfit Photek) and Micha Klein (Dutch veejay hero whose work was given a complete retrospective last year by the Groningen Museum of Modern Art). Kerkhof´s re-mix is an elegiac tribute to its narrator Charles Manson. Schef- fer´s piece, not by any coincidence, re-shapes ´s final public lecture, Overpopulation and Art. It should be noticed that Cage´s Fontana Mix, a com- position of 1966, was the very first Re-Mix. Therefore it is appropriate that his voice should be guiding this vanguard production. 68 THE VISION OF SOUND

Kerkhofs Re-Mix ist ein elegischer Tribut an dessen Erzähler Charles Manson. Scheffers Werk gibt John Cage‘s letztem öffentlichen Vortrag, (Overpopulation and Art) (=Überbe- völkerung und Kunst) nicht nur zufällig eine neue Form. Es ist anzumerken, dass Cage’s FONTANA MIX, eine Komposition von 1966, der allererste Re-Mix war. Daher ist es nur angemessen, dass seine Stimme diese Avant- garde-Produktion begleitet. Oey hat sich für eine radikale Punk-Untersu- chung seines ursprünglichen Konzepts ent- schieden, dazu gehören entsetzliche Augen- blicke der Introspektion und eine wahrhaft unheimliche Übereinstimmung von Ton- und Bildmaterialien. Squarepushers verrücktem musikalischen Soundtrack geschieht Oeys Vesuch mehr als recht. Das Projekt schliesst mit einer Tour de force in zeitgenössischer digitaler Zeitreise von Micha Klein, der den Sonic Fragments leeren Schiphol von Schröders geisterhaft toten Dichter mit einer grauenvollen er- Das Aufgebot der Sonic Fragments umfasst Mitglieder aus den di- wachsenen Version von Kubricks Space baby versen Feldern des Experimental-, Spielfilm- und Dokumentarfilm- vereint, hier ein grimmiger, übel gelaunter schaffens, Aktualitätsprogramme des Fernsehens, Grafik-Design, Bil- Gottvater. Die hämmernden Rhythmen und dende Kunst und dem neuen VJ-Gebiet. visuelle Synkopierung von Kleins Stück Jedes Mitglied hat seinen speziellen Hintergrund bei der Umfor- sprengt das Publikum von Sonic Fragments mung des noch verhandenen Sound- und Bildarchivs der SONIC ACTS aus ihren Kinosesseln und auf die Tanzfläche; Dokumentation und der SONIC-IMAGES-Kurzfilmserie artikuliert, die es ist ein passendes Finale für ein durchge- 1998 hergestellt wurden. Die sechs Kurzfilme stellten einen Bild- und hend ungehemmtes Projekt! Tonmaterialkorpus dar, der in radikaler Weise, entsprechend dem in- Der Gesamteffekt dieses 85minütigen Expe- dividuellen Geschmack und der methodologischen Praxis neu arran- rimentalprogramms ist überwältigend. Eine giert wurde. atemberaubende audiovisuelle Reise für die Computergeneration, deren eigene Cut-and- Rob Schroder, *1950, Oegstgeest. paste-Praxis sie dahingehend geschult hat, Frank Scheffer, *1956, Venlo. Gründer der Allegri Film Company, spe- dass sie ein inhärentes Verstehen für die Be- zialisiert auf Kunst- und Musikdokumentationen. grifflichkeiten des nicht narrativen Films Alexander Oey, *1960, Amsterdam. Filmakademie 1983. Direktor und hat. Mitglied der Redaktion von VPRO Television 1995-98. Sonic Fragments ist ein einzigartiges visio- Micha Klein, *1964, Harderwijk. Micha Klein war der erste Künstler, näres Projekt, das den Weg zu einer neuen der einen Abschluss in Computergrafik an der Rietveld Academy Art des Sehens, Machens und Produzieren 1989 erhielt. Klein lebt und arbeitet zur Zeit in Amsterdam. dessen weist, was wir als Film kennen. Ian Kerkhof, *1964, Johannesburg. 1986-1990 Journalist, Techniker Sonic Fragments ist ein Manifest im Me- beim Piratensender. 1990-1994 Studium Regie und Drehbuch an der dium. Netherlands Film and Television Academy. Joost Rekveld, *1970, Terneuzen. Macht abstrakte Filme und kineti- sche Installationen. Miriam Kruishoop, *1971, Harderwijk. Abschluss an der Rietveld Aca- demy 1997. Sie lebt zur Zeit in London. INTERNATIONALE AUSWAHL 69 INTERNATIONAL SELECTION

Oey has chosen for a radical punk investigation of his original concept which includes harrowing moments of introspection and a truly uncanny congruence of sound and image materials. Squarepusher´s crazy musical soundtrack is done more than justice by Oey´s approach. The project closes with a tour de force of contemporary digi- tal time travel by Micha Klein who marries the empty Schiphol of Schroder´s ghostly dead poet to a ghastly grown up version of Kubrick´s Space baby, now a fierce God-the-father in a wrathful mood. The pounding rhythms and visual syncopa- tions of Klein´s piece will blast the Sonic Frag- ments audience out of their cinema seats and onto the dance floor, it´s a fitting finale to a thor- oughly uninhibited project! The total effect of this 85 minute experimental programme is overwhelming. A breathtaking au- dio-visual trip, geared for the computer genera- tion whose own practice of cut and paste has Sonic Fragments trained them to inherently understand the con- cepts of non-narrative cinema. The Sonic Fragments posse comprises members from the diverse fields of Sonic Fragments is a unique, visionary project experimental, feature and documentary film making, television actuality that pioneers a new way of watching, making and programmes, graphic design, fine art and the new field of veejaying. producing what we know as film. Each member has articulated their particular background in re-shaping the Sonic Fragments is a manifesto in the medium. extant sound and image library of the Sonic Acts documentary and Sonic Images series of short films made in 1998. The six short films have provided a body of image and sound material which has been radically re-arranged according to individual taste and methodological practice.

Rob Schroder, *1950, Oegstgeest. Frank Scheffer, *1956, Venlo. Founder of Allegri Film company, specialized in documentaries on art and music. Alexander Oey, *1960, Amsterdam. Filmacademy 1983. Director and part of editorial staff for VPRO Television 1995-98. Micha Klein, *1964, Harderwijk. Micha Klein was the first artist to graduate in computer graphics at the Rietveld Academy in 1989. Klein currently lives and works in Amsterdam. Ian Kerkhof, *1964, Johannesburg. 1986-1990 Journalist, pirate radio studio technician. 1990-1994 Studied direction and screen-writing at Netherlands Film and Television Academy. Joost Rekveld, *1970, Terneuzen. Abstract films and cinetic installations. Miriam Kruishoop, *1971, Harderwijk. Graduated from the Rietveld academy in 1997. She is currently living in London. 70 ARTISTS IN COLD CUT

Daryl Smith Hideo Aoshima Karim Patwa 3 Hoover 3 Scherzo Kill the DJ

Ein Gruppen-Schwebeportrait, mit Doppel- Es sind 2 Haupthe- Eine Gebrauchsanleitung die dem Kaffee- gängern. Indem der Raum genutzt wird, der men, die ich in machprozess Transparenz verleiht und die zuerst in ›Wandering Star‹ entdeckt wurde, Scherzo behandle: bis in mikrofunktionale Welten vordringt um nahm ich ein paar Freunde separat auf dem Klassische Musik, Zusammenhänge zu klären, die sonst in der Höhepunkt von 3 Sprüngen auf und fügt sie dargestellt in den Nebensachlichkeit des Alltags verloren ge- zu einer fließenden, fluktuierenden Gruppe Gesichtern von 4 hen. Sehen wir heute: Coffein und Hirn. Dr. zusammen. Um die temporären Grenzen wei- Personen, und die Zrrr Patwalz. ter zu verwischen, ließ ich sie hineinwan- Übersättigung von Karim Patwa, *1968 in London, 1993-97 Hoch- dern, um von unten auf das von ihnen selbst visuellen Medien. schule für visuelle Gestaltung Luzern, Abt. dargebotenen Schauspiel zu blicken. Hideo Aoshima gra- Film/Video. Daryl Smith, geboren in Honolulu, Hawai, zog duierte an der 1988 nach Schottland, um den Tropen zu ent- Kunsthochschule gehen und Kunst zu studieren. Studiert seit Osaka. Zur Zeit ar- 1998 an der School of Television & Imaging beitet er als Post- als Postgraduierter. produktions-Redak- teur in Japan.

There are 2 principal themes I gave in Scher- zo: Classical music per- formed on faces of 4 persons and Saturation of visual media. Hideo Aoshima, born in Japan, Osaka. 1997 Kill the DJ graduate Osaka univer- sity of arts. Now mak- Kill the DJ is an in- Karim Patwa, *1968 in ing independent exper- struction manual on London. 1993-97 stud- imental video-art how to make coffee. In ies in film/video at the 3 Hoover 3 working in post-pro- minute functional de- Academy of Fine Art in duction in Japan. tail it describes those Lucerne. A group hover-portrait, Daryl Smith, born in connections that are with doppelgangers. Honolulu, Hawaii. In Japan 1999 normally lost in the Schweiz 1999 Using the space first 1988 I moved to Scot- VHS, 5:48 trivial of everyday life. Beta, 3:47 explored in ›Wandering land to escape the Realisation Let´s watch: caffeine Buch, Regie Star‹, I captured some tropics and study art in Hideo Aoshima and mind. Dr. Zrrr Pat- Karim Patwa friends, seperately, at this new, northern en- walz. Kamera the apogee of 3 jumps vironment. Since 1998 Dominique Margot und joined them into a joined the School of Schnitt floating, fluxating Television & Imaging on Karmatz Patzer group. The further con- the Postgraduate Musik fuse the temporal Diploma. Salmonella Q boundaries. I had them Darsteller wander in below to Großbritannien 1999 Christoph Schürrer, peer at spectacle of Beta, 0:39 Caroline Montandon, themselves above. Realisation Tristan Triponez, Daryl Smith Ya Ya Diarra Darsteller Karl Shuttleworth, Elizabeth Hobbs, Simon Payne Scherzo INTERNATIONALE AUSWAHL 71 INTERNATIONAL SELECTION

Aggêo Simões Ximena Cuevas Anonymous / Rtmark Toda Hora e Hora Contemporary Artist Untitled #29.95

Ein flüchtiger Blick Nach einsamer Arbeit im Studio geht der Untitled #29.95 ist ein Video über Video. Es in das Leben einer Künstler hinaus. Er hat dabei den unbeque- ist eine Geschichte über die 60er, als Video Frau, die singt, um men Gedanken daran, dass er für die Welt zunächst von Künstlern und Aktivisten be- den Tag zu überste- der Kunst ein Gesicht aufsetzen muss, wobei nutzt werden. Es ist eine Geschichte über hen. in dieser Kunstwelt erwartet wird, dass er Reproduktion. Es ist eine Geschichte über etwas Verständliches sagt, um die Aufmerk- Geld und ›Öffentlichkeit‹ gegen ›Privatheit‹. Short glimpse into the samkeit des Kurators zu gewinnen. Und darüber, wer die Kunst lenkt. Es ist auch life of a woman that Ximena Cuevas, *1963 in Mexico City. 1981-83 ein Aufruf zur Aktion. sings to get throught studierte sie Film in New York. Untitled #29.95 erzählt die Geschichte über the day. den Versuchs des Establishments der kom- merziellen Kunst, Video in ein Objekt zu ver- Brasilien 1998 wandeln, wie Bildhauerei oder Malerei, um so VHS, 1:00 den Marktwert zu steigern. Realisation Aggêo Simões Untitled #29.95 is a USA 1999 Kamera video about video. It is U-matic, 15:00 Evandro Rogers a story about the 60s Realisation Musik, Ton when video was first Anonymous / Rtmark Flávio Henrique used by artists and ac- Darsteller tivists. It is a story Fernanda Vianna about reproduction. It is a story about money and about public vs. Contemporary Artist private. And it is about who controls art. It is After working in soli- also a call to action. tude at the studio, the Untitled #29.95 tells artist leaves, uncom- the history of the com- fortable with the idea mercial art establish- of having to put on a ment´s attempt to face for the art world, turn video into an ob- where they expect you ject like sculpture or to say something artic- painting in order to in- ulate in order to grab crease its value in the the curator´s atten- marketplace. tion. Toda Hora e Hora Ximena Cuevas, *1963 in Mexico City. In 1981- 83 she studied film in New York.

USA 1999 U-matic, 5:00 Realisation Ximena Cuevas

Untitled #29.95 72 ARTISTS IN COLD CUT

Gerda Lampalzer, Manfred Oppermann Augusto Zubiaga Erik Snedsbøl Two Paranormal Experiments Triptiko Desert Scene

Ein archetypischer Eine Geschichte über den aufblasbaren Mann Ort für einen Mann mit dem Gummikopf und seine Hunde-Imita- und eine Frau. tion mit Schutzbrille. Augusto Zubiaga, Erik Snedsbøl, *1965, Arvika. 1988 Blackheath *1965. Zur Zeit Pro- School of Art and Design, London. 1989-92 fessur für Schöne The National Academy of Fine Arts, Bergen. Künste an der Uni- 1992-93 The National Academy of Fine Arts, versität des Basken- Buenos Aires. 1993 The National Academy of landes in Bilbao. Fine Arts, Bergen. 1994-96 The Royal Danish Academy of Fine Arts, Kopenhagen. An archetypical space Two Paranormal Experiments for a man and a woman. Augusto Zubiaga, 1. Einspielung mit Lochkamera. Nach Aussage *1965. He is currently von Experten ist das größtmögliche Rau- professor at the Fine schen die beste Gelegenheit für die Wesen- Arts School of Basque heiten sich zu zeigen. Country University, Bil- 2. Gedankenfotografie nach Ted Serios. Ted bao. Serios konnte Bilder, auf die er sich in Ge- danken konzentrierte, auf Polaroids sichtbar machen. Spanien 1999 Gerda Lampalzer, Manfred Oppermann ar- Beta, b/w, 1:20 beiten seit 1993 künstlerisch zusammen in Realisation den Bereichen Fotografie, Medienkunst, Film, Augusto Zubiaga Video, Installation. Desert Scene

1. Contacting spirit en- Österreich 1997/1999 ›A story about the in- tities with a pinhole Beta, 5:00 flatable rubber head camera. According to Realisation man and his goggle experts, the maximum Gerda Lampalzer, wearing imitation dog.‹ level of interference Manfred Oppermann Erik Snedsbøl, *1965, creates the best condi- Arvika. 1988 Blackheath tions for spirit entities School of Art and De- to manifest them- sign, London. 1989-92 selves. The National Academy 2. Thought photogra- of Fine Arts, Bergen. phy by Ted Serios. By 1992-93 The National concentrating his Academy of Fine Arts, thoughts on images Buenos Aires. 1993 The Ted Serios was able to National Academy of make them visible on Fine Arts, Bergen. 1994- polaroids. 96 The Royal Danish Gerda Lampalzer and Academy of Fine Arts, Manfred Oppermann. Copenhagen. Since 1993 artistic co- operation in the areas Triptiko Schweden 1999 of photography, media Beta, 6:31 art, film, video and in- Realisation stallation. Erik Snedsbøl Kamera Vegar Moen INTERNATIONALE AUSWAHL 73 INTERNATIONAL SELECTION

Sylvie Laliberté Paulo Vilela, Pedro Vilela L’outil n´est pas Toujours un Marteau Chatroom

Das Leben ist wirklich furchtbar. Das Leben kann wirklich schwierig Chatroom ist ein web-inspirierter Trickfilm. sein. Aber das ist nicht mein Fehler, denn ich habe das Leben nicht Die Figuren stellen verschiedene Menschen- erfunden. Nein. Denn wenn ich das Leben erfunden hätte, ich selbst, typen dar, verbunden in einem virtuellen dann hätte ich kleine Kaninchen genommen, die überall in kleinen Universum, das die Grenzen graphischer grünen Feldern herumrennen, sehr grünen, mit einem blauen Him- Ästhetik sucht. mel, sehr blau, und einer Sonne, und, und, und vielleicht zwei Son- Chatroom ist ein Video über Beziehungen im nen, und vielleicht sogar drei Sonnen, na ja, dabei wäre ich jedenfalls Internet und deren eigene Sprache. nicht zurückhaltend. Und es würde eine Menge kleiner Tiere und Die Figuren: Hoopy - der Einbeinige mit Ka- schöner Blumen, gut gepflanzt, überall und kleine Seen und alle puze. Cutiepie - ein wildes, wildes Häschen. möglichen Dinge gegeben haben, die wir wirklich geschätzt hätten. Pebbles - der Zauberpilz. Bergie - die Eule. Die in Montréal geborene Sylvie Laliberté gehört zum Performance- Yellowbelly - ein Hammerhai. Bereich der Kunstszene. Ihre Arbeit, in der sie Gesang, Tanz und Ge- Paulo Vilela und Pedro Vilela sind Video- schichtenerzählen integriert, wird national und international ge- künstler aus Brasilien. Chatroom ist ihr zeigt. Ihre Videoarbeiten hinterfragen das Bild, die Geste, die Bezie- zweiter Animationsfilm. hung Körper-Kamera, die Selbstdarstellung, das Raumgefühl, Fiktion und Parodie.

Life is really terrible. Life can be really difficult. Kanada 1999 But it´s not my fault because it´s not me that has U-matic, 9:40 invented life. No. Because if I had invented life, Realisation myself, I would have put little rabbits that run Sylvie Laliberté every where in little green fields, very green, with a blue sky, very blue, and a sun, and, and, and maybe two suns, and maybe even three suns, well anyway I won´t be shy about it. And there would have been lots of different little animals and nice flowers well planted everywhere and some littles Chatroom lakes and all sorts of little things that we would have really appreciated... Chatroom is a web in- Paulo Vilela and Pedro Born in Montréal, Sylvie Laliberté has been a per- spired animation. The Vilela, Brasilian video- formance art scene. Her work, which integrates characters represent artists. Chatroom ist singing, dance and story-telling, has been exhibit- people of various their second anima- ed nationally and internationaly. Her video works types, relating in a vir- tion. question the frame, the gesture, the relationship tual universe that body-camera, the self-representation, the sense seeks the limit of Brasilien 1999 of space, fiction and parody. graphic aesthetics. VHS, 4:45 Chatroom is a video Regie about relationships in Pedro Vilela, the internet and their Paulo Vilela particular language. Ton Pex Baa The characters are: Darsteller Hoopy - The one legged Hoopy, Cutiepie, man with a hood. Bergie, Cutiepie - A wild wild Pebbles, Yellowbelly bunny. Pebbles - The magic mushroom. Bergie - the owl. Yellow- belly - A hammerhead shark.

L’outil n´est pas Toujours un Marteau 74 ARTISTS IN COLD CUT

Pavel Braila Sam Easterson Manfred Pollert Unde? Unde A Sheep in Wolf´s Clothing Eine unhaltbare Situation Undera / Where is Somewhere? In A Sheep in Wolf´s Clothing stattet Sam Der hinterhältig komische Kurzfilm ist eine Easterson ein lebendes Schaf mit einer schonungslose und vor allem grundehrliche Das Durchlaufen von helmbefestigten Videokamera aus, um des- Auseinandersetzung mit der oftmals allzu Ereignissen, Zeit und sen eigene, pastorale Welt zu erforschen. verklärt thematisierten Freundschaft zwi- Raum, ohne Ende und Statt ein idyllisches Porträt von weidenden schen Mensch und Tier. Anfang. Schafen anzufertigen, terrorisiert Easter- Überzeugend führt Heaven in die unend- Pavel Braila, *1971, sons Videoschaf den Rest der Herde und löst lichen Abgründe einer tief verletzten Tier- Moldavia. eine Stampede aus, bei der die Videokamera halterseele zwischen angenehmer Aquarium- (und die ländliche Szene) beinahe zerstört bepflanzung und weichem flauschigen Fell. werden. Zurück bleibt nach herzlichem Lachen auch Running throw the Sam Easterson, *1972 in Hartford, CT. Master noch komplette Ratlosigkeit, weil wieder mal events, time and space, of Science in Landschaftsarchitektur 1999. keiner weiß, wie´s denn nun weitergehen without any finish and Bachelor of Fine Arts 1994. soll. any steet. Manfred Pollert, *1955, Ausbildung zum Pavel Braila, *1971, Mol- Schriftsetzer, Zivildienst, Studium Kommuni- davia. kation/Ästhetik (Kunstwissenschaft, Soziolo- gie, Literaturwissenschaft), Uni Osnabrück Niederlande 1999 mit Abschluss M.A. Seit 1986 freiberufliche VHS, 1:00 Tätigkeit im Bereich künstlerische Fotogra- Realisation fie/Fotodesign. Pavel Braila This insidious comical with complete help- short is a merciless and lessness, because no- above all an entirely body knows again how honest reflexion with things could go on now. A Sheep in Wolf´s Clothing the frequently all too much idealized subject Deutschland 1999 In A Sheep in Wolf's Sam Easterson, *1972 in of friendship between S-VHS, 2:30 Clothing, Sam Easter- Hartford, CT. Master of humans and animals. Kamera, Regie son equips a live sheep Science in Landscape Very convincingly main Manfred Pollert with a helmet-mounted Architecture 1999. character Heaven leads Buch video camera to ex- Bachelor of Fine Arts into the infinite depths Die Angefahrenen plore his own unique vi- 1994. of the soul of a deeply Schulkinder sion of the pastoral. In- hurt animal lover be- Schnitt stead of creating an USA 1999 tween pleasant aquari- Dr. Ignatz Ignaz idyllic portrait of sheep Beta, 4:20 um plantings and fluffy Darsteller grazing in the pasture, Realisation coat. After a hearty Heaven however, Easterson's Sam Easterson laugh you are left alone ›video sheep‹ terrifies the rest of the flock, precipitating a stam- pede in which the video camera (and the pas- toral) are all but de- stroyed.

Eine Unhaltbare Situation INTERNATIONALE AUSWAHL 75 INTERNATIONAL SELECTION

Bernadette Huber eddie d. Wie Böse ist Österreich Poem #10

›Der Österreicher lässt sich nicht gern vom Fernsehen ist nur Reden, das ziemlich wenig Ausland diktieren‹... einige ›kräftige‹ Aussa- Bedeutung hat. Aus dem täglichen, von die- gen (Originalzitate) eines aufstrebenden ös- sem Medium produzierten Bild-und-Ton-Ge- terreichischen Politikers ›laufen‹ als Band bräu destillieren wir heraus, was wir sehen durch das Videobild. Die Statements werden und hören möchten, den Rest missachten wir plötzlich durch eine ungewöhnliche Geburts- total. In seinen Gedichten hat eddie den szene unterbrochen. Die rotweißrote Fahne übrigbleibenden Abfall - diesen ›Telemüll‹- in kommt auf die Welt und wechselt dabei ihre ein audiovisuelles Gedicht gefasst. Hohle Farbigkeit. ›Vielgerühmtes Österreich‹, Teil Wörter, feste Ausdrücke und bedeutungslose der österreichischen Bundeshymne, beglei- Gesten bilden den Rahmen, aus dem dieses tet musikalisch diese kurze Videoperfor- Video gemacht ist. Während in eddie ds frü- Poem #10 mance. Informieren Sie sich! Wie böse ist Ös- hen Arbeiten, das Hauptthema auch den Ton terreich? www.ehrlichkeit.or.at. der Dinge enthielt, liegt hier die Betonung auf Wörtern. Klappernde Bernadette Huber, *1962 in Linz. Diverse Pfannen und ploppende Flaschen sind der rhythmischen Wiederho- Ausstellungen und Videoprojekte, z. B. 2000: lung entgegengesetzter Begriffe gewichen, wie zum Beispiel: ange- Diagonale, Graz - Beitrag in der Programm- passt- fehlangepasst, Gesundheit - Wahnsinn; oder sich widerspre- schiene ›Die Kunst der Stunde ist Wider- chende Begriffe in einer rhetorischen Figur (Oxymorons) wie: grau- stand‹. same Liebenswürdigkeit, falsch wahr, etc. Wenn sie aus dem Kontext genommen werden, in einem Satz oder in einer Geschichte, werden diese Wörter zu reinen Geräuschen, Brocken von Resonanztönen die, mit eigenem Rhythmus und eigener Intonation etwas ganz Anderes erzählen. eddie d. schloss 1991 sein Medienkunst Studium an der AKI in En- schede, Holland ab. Er arbeitet mit Photographie, Video und Video/Computer Installationen. Seine Arbeit beschäftigt sich mit Sprachformen, Rhythmus und der Beziehung zwischen Bild und Ton. Wie Böse ist Österreich Television is all talk, phasis is placed on eddie d, *1963, gradu- ›The Austrians don´t Bernadette Huber, which is of precious lit- words. Clattering pans ated 1991 AKI En- like to be told what to *1962 in Linz. Several tle meaning. From the and plopping bottles schede, Media Art De- do by other coun- exhibitions and video daily brew of sight-and- have given way for the partment, Holland. His tries´... a few ›strong‹ projects, f. e. 2000: Di- sound produced by the rhythmic repetition of work consists of pho- statements (quotes) by agonale, Graz - partici- medium, we distil what opposing terms, such tos, videotapes and an aspiring Austrian pated in the program we wish to see and as: adjusted - malad- video/computer instal- politician ›run‹ contin- ›Die Kunst der Stunde hear, and totally disre- justed, sanity-insanity; lations. His themes are uously through the ist Widerstand‹. gard the rest. In his or contradictory fig- the forms of language, video image. The state- ›poems‹, eddie d has ures of speech (oxy- rhythm and the rela- ments are suddenly in- Österreich 1999 adapted the remaining morons) like: cruel tion between image terrupted by an unusu- Beta, 2:24 dross - this ›televisual kindness, falsely true, and sound. al birth scene. While Realisation waste-in-space‹ - into etc. When taken out of the red-white flag is Bernadette Huber an audio visual poem. context, either in a Niederlande 1999 born, it changes its Hollow words, fixed ex- sentence or a story, Beta, 1:30 colour. ›Vielgerühmtes pressions and mean- these words become Realisation Österreich‹, part of the ingless gestures form pure sounds, snatches eddie d. Austrian national an- the framework on of resonant tones them, accompanies this which this video is which, with their own short video perform- built. Whereas in eddie rhythm and intonation ance. Get informed! d's earlier works, the tell a very different How mean is Austria? main theme involved tale. the sound of the things, here the em- 76 POLITICAL EMPATHY

Gabriela Golder Angela Melitopoulos In Memory of the Birds Passing Drama

In Memory of the Birds stellt eine Einfüh- Das Video Passing Drama basiert auf verschiedenen, von Flüchtlin- rungsreise an die Überlebensgrenzen dar. Am gen erzählten Erinnerungen. Drama ist der Name einer kleinen 24. März 1976 übernimmt eine militärische Stadt im Norden Griechenlands. Das griechische Wort ›drama‹ kann Diktatur die Macht in Argentinien. Ich war 5 als ›Szene‹ übersetzt werden. Es bedeutet außerdem ›Erzählung‹ Jahre alt. Der Terror blieb bis 1983; 7 Jahre, oder ›Spiel‹. Die Stadt Drama wird von Flüchtlingen bewohnt (meine in denen meine Umgebung mich für ein klei- Großeltern gehören dazu), die die Deportationen im Jahre 1923 von nes Mädchen am Rande dieser Angst hielt. Kleinasien nach Griechenland überlebt haben. Im Zweiten Weltkrieg ›Ich sah mich um, viel war nicht... weder gibt flüchteten ihre Kinder vor der bulgarischen Besatzung (Deutschland es Tod, noch Duell, noch Stöhnen, noch und Bulgarien waren verbündet) und wurden Zwangsarbeiter in Hit- Schmerzen, weil es alles im Vorangegangen ler-Deutschland. Gespräche mit diesen Flüchtlingen in Verbindung ist, das man erlebt hat.‹ mit der Schilderung seiner Abreise von Griechenland nach Wien Gabriela Golder, *1971 in Buenos Aires, stu- durch meinen Vater ziehen einen diagonalen Weg durch Europa; sie dierte an der Filmhochschule Buenos Aires, durchqueren dabei vier verschiedene Nationalstaaten. Obwohl absolvierte ein Postgraduierten-Studium in Flüchtlinge zum ersten Mal als Massenerscheinung mit dem Nieder- Spanien an der Universität von Santiago de gang des Österrei- Compostela. Zur Zeit ist sie in Paris, mit ei- chisch-Ungarischen, nem Stipendium der französischen Regie- des Ottomanischen rung erwirbt sie den Magister-Grad in und des Russischen HYPERMEDIA. Reiches auftauchten, wurde die Perspekti- ve des Flüchtlings, der ein nicht-natio- nales Staatssubjekt darstellt, in der Ge- schichte der betrof- fenen Nationalstaa- ten nie berücksich- In Memory of the Birds tigt. Passing Drama Das Territorium des In Memory of the Birds Gabriela Golder, *1971 ›Flüchtlings‹ ändert sich ständig. Seine Erinnerungen werden ›neu proposes an initiatory in Buenos Aires, stud- gemischt‹, je nach seiner jeweiligen Integrationssituation. Die Ge- voyage to the limits of ied at the Film Univer- schichte der Flüchtlinge wird mündlich von einer Generation zur survival. March 24, sity of Buenos Aires, nächsten weitergegeben. Aufgezeichnete Interviews mit Flüchtlin- 1976, the military dic- made the postdegree gen in den Ortsgrenzen von Drama bilden die Geräuschebene in die- tatorship takes the studies in Spain, at the sem ›zusammengewobenen‹ Spielfilm. Das Erzählen einer Geschichte, power in Argentina. I University of Santiago die von einer Generation zur nächsten weitergegeben worden ist - was 5 years old. Terror de Compostela. At his und zwar neu erzählt, neu erinnert - bedeutet eine Reflexion über persisted until 1983; 7 moment, she is in Paris, das Thema der Narration selbst. Das Geschichtenerzählen bedeutet years during which with a fellowship of the Erinnerungen wachzurufen. Konsequenterweise müssen wir kon- those which surround- French government struktive oder überflüssige ›Gedankenströme‹ mit unterschiedlicher ed me thought that I making a master in Hy- Dichte durchlaufen. Während dieses Vorgangs verbinden wir unsere was a small girl in mar- permedia. eigenen Worte mit den generierten Wort-Konstruktionen anderer. gin of this fear. ›I Die Bilder der verschiedenen Orte des Migrationsweges sind durch looked around me, Argentinien 2000 unterschiedliche Geschwindigkeiten gekennzeichnet. Jeder Ort er- much were not...‹. ›And Beta, 18:00 scheint als eine bestimmte Zeitzone. Je weiter der Ort sich auf die no longer it does exist Realisation Vergangenheit bezieht, desto stärker wurden die Bilder bearbeitet the death, nor duel, nor Gabriela Golder und geschnitten. moans, nor pains, be- Die Stimmen sind wie unsichtbare Fäden im Gewebe dieses Videos. cause it all has gone Wie bei einem Teppich kann man vorne die Knoten sehen. Den Fäden, throughall the previous welche die Knoten verbinden, können wir nur folgen, indem wir uns one has happened.‹ die Rückseite des Teppichs ansehen. Passing Drama stellt eine Hypertext-Struktur von Bildern und Sounds dar, eine Struktur aus INTERNATIONALE AUSWAHL 77 INTERNATIONAL SELECTION

Bewahren und Erinnerung, visualisiert durch die Möglichkeiten des nicht linearen Schnitts. Passing Drama erzählt aus der Sicht einer Minderheit, deren Vergangenheit von Industriemaschinen zugunsten einer Mehrheit verschlungen zu werden scheint. Angela Melitopoulos wurde in München ge- boren. Sie studierte Bildende Kunst an der Kunsthochschule Düsseldorf. Zwischen 1986 und 1995 lebte und arbeitete sie in Paris und arbeitete als Mitgründerin im Medienkollek- tiv ›Canal Dèchainè‹ und ›Chaos Media‹.

Passing Drama

The video Passing Drama is based on different recalling memories. Consequently we have to pass Deutschland 1999 recollections told by refugees. Drama is the name different densities of constructive or superfluous S-VHS, 66:00 of a small city in Northern Greece. Drama as a ›thought-flows‹. During this process we are con- Realisation proper word of Greek Language can be translated necting our own words with generated word-con- Angela Melitopoulos as scene. It means also narration or play. The city structions of others. Schnitt of Drama is inhabited by refugees (including my The images of the different locations of the mi- Thomas Brinkmann, grand-parents) who are survivors of deportations grated path are characterised through different Anthony Poore, from Asia Minor to Greece in 1923. In World War II speeds. Each location appears as a distinct time- Angela Melitopoulos their children escaped the Bulgarian occupation zone. The further the location relates to the past (Germany and Bulgaria were allied) and became the more the images are processed and edited. worker-slaves in Hitler´s Germany. Interviews The voices are like invisible threads in the woven with those refugees connected to my father´s re- structure of this video. Like on a carpet one can cite of his departure from Greece to Vienna are see the knots on the front side. Only by looking at tracing a diagonal path through Europe crossing the back-side of the carpet one can follow the four different national states. Although refugees threads connecting the knots. Passing Drama is appeared as a mass-phenomenon for the first knoted as a hypertextual structure of images and time with the decay of the Austrian-Hungarian, sounds, a structure of memory and recollection the Ottoman and the Russian Empires, the per- visualised through the possibilities of non-linear spective of the refugee representing a non-na- editing. Passing Drama narrates from the point tional subject was never considered in the histo- of view of a minority, who´s past seems to be de- ry of the national states that were involved. The voured by industrial machines in favour of a ma- territory of the ›refugee‹ is changing continuous- jority. ly. His memories are re-mixed depending on his Angela Melitopoulos is born in Munich. She stud- conditions of integration. Their history is trans- ied fine arts at the Academy of Arts in Düsseldorf. mitted by voice from one generation to the next. Between 1986 and 1995 she lived and worked in Recording interviews with refugees in the bound Paris and collaborated/founded the media collec- ries of Drama are forming the voice level. In this tive ›Canal Dèchainè‹ and ›Chaos Media‹. ›woven‹ motion picture. Telling a story, which has been transmitted, retold, re-memorised from one generation to the next signifies to reflect on the subject of narration itself. Story-telling implies 78 DRIFTING APART

Monique Moumblow Alain Pelletier Sleeping Car Die Dyer

›Ich steige in einer kleinen Stadt in den Der sechzigste Tag eines vertraglich festgelegten Zustands. Zwei Zug...‹ Eine in einem Zug aufgebaute Erzäh- Männer und eine Frau werden kontinuierlich beobachtet. Die Cha- lung, die einem alten ›ausländischen Film‹ raktere sind wie die Bilder in ein blendendes Licht getaucht, sie ver- ähnlich ist? Untertitel, Schwarz-weiß-Bilder, lieren ihre Kontur und offenbaren ihre Verletzbarkeit und Verderbt- eine Schwedisch sprechende Frau... Die Ge- heit. schichte wiederholt sich dreimal. Die Bilder Alain Pelletier, *1959 in Ottawa, hat eine Vielzahl von Erlebnisformen sind hypnotisch. Schliesslich werden Stimme und Disziplinen als Tänzer, Schauspieler und Regisseur im Theater und Untertitel voneinander getrennt. und als Installationskünstler entwickelt. Sein Ausflug in den Video- Monique Moumblow, *1971, Hamilton, Onta- bereich bleibt eng verbunden mit seinen anderen Tätigkeiten, dies rio. 1992 BFA, Nova Scotia College of Art and gilt besonders für seine Erfahrung mit dem Körper, aber er inte- Design, studierte Film, Video, Fotografie, griert auch Elemente der Philosophie. Performance. 1989 Two Year Studio Program, Dundas Valley School of Art. The sixtieth day of a contractual confinement. Two men and a woman under continuous observa- tion. The characters, like the images, are engulfed in a dazzling light, lose their contour and reveal their vulnerability and turpitude. Alain Pelletier, *1959 in Ottawa, has developed a variety of experiences and disciplines as a dancer, as an actor and director in theatre, and as an in- stallation artist. His foray into video remains closely tied to his other practices, particularly, his experience with the body, but equally inte- grates elements of philosophy.

Sleeping Car

›I get on the train in a Monique Moumblow, small town...‹ A narra- *1971, Hamilton, On- tive constructed on a tario. 1992 BFA, Nova train, resembling an old Scotia College of Art ›foreign film‹? sub-ti- and Design, studied tles, black and white film, video, photogra- images, a woman phy, performance. 1989 speaking in Swedish... Two Year Studio Pro- The story repeats gram, Dundas Valley three times. The im- School of Art. ages are hypnotic. Eventually the voice Kanada 1999 and sub-titles drift U-Matic, b/w, 5:00 apart from each other. Realisation Monique Moumblow Die Dyer

Kanada 1999 Beta, 24:00 Realisation Alain Pelletier INTERNATIONALE AUSWAHL 79 INTERNATIONAL SELECTION

Michael Mazière Eija-Liisa Ahtila Blackout Consolation Service

Blackout ist um einen Dialog über Verlust In Consolation Service geht es um das Thema Ende, Tod und Zeit aus zwischen einer Frau und einem Mann struk- dem Blickwinkel einer jungen Frau. Im ersten Teil gibt ein Therapeut turiert, in einem kinematischen Umfeld von dazu seinen Rat, wie man eine Beziehung beendet. Der zweite Teil Begierde, Erinnerung und Schönheit. Die fndet im Wohnzimmer des Paares statt, wo gerade ein Geburtstag beiden Protagonisten kämpfen um Kommu- gefeiert wird. Später gehen sie über Wasser zu einem Restaurant. nikation und persönlichen Ausdruck in einer Während sie gehen, bricht das Eis. Ein Unterwasser-Monolog be- offenbar vergangenen, jedoch starken Bezie- schäftigt sich mit der Vergangenheit und dem Tod im eiskalten Meer. hung. Dieser Kampf um Kommunikation, Nä- Der letzte Teil ist ein Trauergottesdienst - das endgültige Aufgeben he und Intimität wird durch die Überarbei- der Beziehung . tung eines vorhandenen Film-Dialogs aus ei- Eija-Liisa Ahtila ist Filmemacherin und bildende Künstlerin aus nem Hollywoodfilm und durch tief poetische Finnland. Sie arbeitet in den verschiedenen Bereichen des audiovi- Bilder vermittelt. suellen Ausdrucks seit Ende der Achtziger. Sie hat Film und Multime- Michael Mazière wurde in Frankreich gebo- dia in London und Los Angeles studiert. Zur Zeit arbeitet sie vorwie- ren. Er lebt und arbeitet jetzt in London. gend mit Film und Video. Seit 20 Jahren aktiver Filme- und Videoma- cher in den Bereichen Künstlerischer Film Consolation Service Finnland 1999/2000 und Video. Zur Zeit ist er Leiter des Lux Cen- deals with the theme of 35mm, 23:40 ter for film, video and Digital Art in London, endings, death and Regie Eija-Liisa Ahtila England. time from the point of Kamera Arto Kaivanto view of a young woman. Schnitt Tuuli Kuittinen In the first part a ther- Ton Kauko Lindfors apist gives advice Musik minus 8, Cristian Vogel about how to end a re- Darsteller Mervi Rannikko, Jarkko Pajunen, lationship. The second Annamaria Klintrup, Karoliina Blackburn, part takes place in the Tuomas Uusitalo, Jussi Johnsson, couple´s living room, Leevi Vainio, Elina Hurme where a group of peo- Hunde Luka, Hardy, Birkke ple is celebrating a birthday. Later they leave for a restaurant across water. While they are walking, the ice Blackout breaks. An underwater monologue contem- Blackout is structured Michael Mazière was plates the past and around a dialogue of born in France and death in an ice-cold loss between a man and moved to London sea. The last part is a a woman set in a cine- where he still lives and consolation service - a matic world of desire, works - he is a final giving up of the memory and beauty. film/video maker active relationship. The two protagonists in the field of artists Eija-Liisa Ahtila is a struggle to communi- film and video for 20 Finnish filmmaker and cate and express them- years. He is currently visual artist. She has selves in what appears the Director of the Lux been working in the di- to be a past yet potent Center for film, video verse areas of audiovi- relationship. The strug- and Digital Art in Lon- sual expression since gle for communication, don, England. the late eighties. Eija- closeness and intimacy Liisa Ahtila has studied is conveyed through Großbritannien 1999 film and multimedia in the re-editing of an ex- Beta, b/w, 10:00 London and Los Angeles isting film dialogue Realisation and she is currently from a hollywood film Michael Mazière working mostly on film Consolation Service and deeply poetic im- and video. agery. 80 OUT OF THE ASHES

Gustavo Vasquez, Guillermo Gomez-Pena Emily Breer The Mojado Invasion Moby Richard

In The Mojado-Invasion (dem zweiten Krieg zwischen den USA und Joe Gibbons, als der psychisch gestörte Prof. Mexiko) verbinden der Autor/Darsteller Guillermo Gomez-Pena und Herville analysiert den Literatur-Klassiker der Filmemacher Gustavo Vasquez Chicano-Witz und politische Vi- Moby Dick. Live-Action mit unbändiger Ani- sion. Sie ermöglichen damit einen ironischen, post-millenialen und mation. Teil 1 der Reihe Classics Exposed. postmodernen Blick auf die Zukunft der US-mexikanischen Bezie- Emily Breer lebt in New York, macht Perfor- hungen. Die Metafiktion ist diese: Es gibt einen zweiten Krieg USA- mances, Animations-Kollage-Filme und Vide- Mexiko, und diesmal gewinnt Mexiko. Durch die neuen Grenzen in Pa- os seit über 15 Jahren. nik gestürzt, versuchen Anglo-Milizen verzweifelt, die alte Ordnung wieder herzustellen. Diese Pseudo-Dokumentation zeigt einen fiktio- Joe Gibbons, as the USA 1999 nalisierten Situationsbericht, von der präkolumbianischen Zeit bis psychologically dis- U-matic, 6:00 zur nahen Zukunft. turbed Prof. Herville, Realisation Gustavo Vasquez, Film- und Videomacher aus Tijuana, lebt heute in analyzes the literary Emily Breer San Franzisko, erhielt einen MA in Film von der S.F. State University classic Moby Dick. Live- Darsteller (1991) und einen BFA von der S.F. Art Institute (1979). action with irrepress- Joe Gibbons ible animation. Part 1 of the series Classics Ex- posed. Emily Breer lives in NYC and has been mak- ing live-action and ani- mation collage films and videos for over 15 years.

The Mojado Invasion

In The Mojado Invasion alized account of the (The Second US-Mexico situation, from pre- War), writer/performer columbian times to the Guillermo Gomez-Pena immediate future. and filmmaker Gustavo Gustavo Vasquez, a Vasquez combine Chi- film/videomaker origi- cano wit and political nally from Tijuana and vision to create an now living in San Fran- ironic, post-millenial cisco, holds an MA in and postmodern look film from S.F. State Uni- at the future of versity (1991) and a BFA Moby Richard US/Mexican relations. from the S.F. Art Insti- The metafiction is as tute (1979). follows: there is a sec- ond US/Mexico war and, USA 1999 this time, Mexico wins. U-matic, 26:00 Panicked by the New Realisation Borders, Anglo militias Gustavo Vasquez, are desperately trying Guillermo Gomez- to recapture the Old Pena Order. This mocumen- tary presents a fiction- INTERNATIONALE AUSWAHL 81 INTERNATIONAL SELECTION

J. Tobias Anderson Nicole Hewitt Gustav Deutsch My Name is Grant Individu Tradition ist...

My Name is Grant ist Die Dekonstruktion, Zersetzung und Disloka- Tradition ist die Weitergabe des Feuers und ein Video mit einer tion des Lebendigen und nicht Lebendigen. nicht die Anbetung der Asche. Ein Filmfund- Botschaft voller Nu- Nicole Hewitt wurde in London geboren. Sie stück - aus Nitrocellulose - als Material. Das ancen, ohne direkte erwarb ihren Abschluss am Multimedia Stu- Feuer - die Bedrohung des Nitrofilms - als Antworten, um die dio of Expressive Arts am Brighton Poly- Motiv. Ein Zitat - von - als Erfahrungswelt des technic Art College. Sie spezialisierte sich Botschaft. Der Soundtrack - von Christian Zuschauers nicht zu auf Marionettenfilm im Animationsfilm-Stu- Fennesz - als Brücke. beeinflussen und ihm dio von Jiri Trnka in Prag. Gustav Deutsch, *1952 in Wien. Zeichnungen so die Möglichkeit zu seit 1962, Musik seit 1964, Fotografie seit geben, ein eigenes 1967, Architektur seit 1970, Video seit 1977, Werk zu schaffen. Filme seit 1981, Töne seit 1981, Aktionen seit J. Tobias Anderson, 1983. *1971 in Gothenburg, Schweden, lebt und Tradition is the hand- Österreich 1999 arbeitet in Stock- ing on of fire and not 35mm, 56:00 holm. Ursprünglich the worship of ashes. Realisation Maler, arbeitet er The material: found Gustav Deutsch seit 1993 mit Video. footage - made of nitro Musik celluloid. The motif: Christian Fennesz My Name is Grant is a fire- threatening the video with a message nitro-film. The mes- full of nuances, without sage: a quote - by Gus- straight answers, to tav Mahler. The bridge: leave the spectators´ the soundtrack - by experiences more un- Christian Fennesz. affected, and in this (Gustav Deutsch) way giving them the Gustav Deutsch, *1952 possibility of creating a in Vienna. Drawings work of their own. since 1962, Music since J. Tobias Anderson, 1964, Photography *1971 in Gothenburg, since 1967, Architec- Sweden, lives and works ture since 1970, Videos in Stockholm. Originally since 1977, Films since painter, from 1993 1981, Sounds since 1981, working with video art, Performances since Individu 1983. Schweden 1999 Beta, 1:52 Deconstruction, de- Kroation 1999 Realisation composition &disloca- VHS, 7:49 J. Tobias Anderson tion of alive and un- Regie alive. Nicole Hewitt Nicole Hewitt was born Kamera in London. She got her Nicole Hewitt, diploma from the mul- Sinisa Ilic, timedia studio of ex- Ana Husman pressive arts at Musik, Ton Brighton Polytechnic Igor Pavlica, College. She specialized Ivan Marusic-Klif in puppet film at the studio of animated film of Jiri Trnka in Prague. Tradition ist... My Name is Grant 82 OUT OF THE ASHES

Peter Tscherkassky Simon Richardson Outer Space Loophole

Die Ahnung eines Horrorfilms, lauernde Gefahr: Ein Haus, nachts, im Loophole ist eine Mischung aus handge- Blick der Kamera leicht verkippt, taucht irrlichternd aus tiefem machten 16mm-Schleifen und Tonspurschlei- Schwarz auf und darin wieder ab. Eine junge Frau setzt sich langsam fen. Mehrfachüberlagerungen und einfache in Bewegung, auf das Gebäude zu, betritt es, die Schnittstellen des abstrakte Animationen mit abschließend Films knacksen, die Tonspur knarrt, gedämpft, erstickt. Gefundenes synchronisiertem Ton schaffen die Musik Material, Hollywood, ist die Basis dieses Films. Die Gestalt, die durch durch den Schnitt des Films. die Bilder schleicht, geschleudert wird und gegen sie schlägt, heißt Barbara Hershey. Tscherkasskys dramatisches Recycling, die Neuab- tastung und Umbelichtung des Materials, Kader für Kader, schiebt die Bilder und die Räume ineinander, entzieht dem Betrachter jeden Boden und spaltet die Gesichter, wie im bösen Traum. Peter Tscherkassky, *1958 in Wien. Philosophiestudium. Seit 1984 zahlreiche Publikationen. Unterrichtet Filmpraxis an den Universitä- ten für angewandte Kunst in Wien und Linz. 1991 Gründungsmitglied von ›Sixpack Film‹. 1993/94 künstlerischer Leiter der ›Diagonale - Festival des österreichischen Films‹. 1995 Herausgeber des Buchs ›Peter Kubelka‹ (gem. m. Gabriele Jutz). Eigene Filme seit 1979.

A premonition of a hor- Peter Tscherkassky, Österreich 1999 ror film, lurking dan- *1958 in Vienna. Stud- 35mm, b/w, 10:00 ger: A house - at night, ied philosophy. Teaches Realisation Loophole slightly tilted in the filmmaking at the Uni- Peter Tscherkassky camera´s view, eerily versities of Applied Loophole is a fusion of lit - surfaces from the Arts in Vienna and Linz. hand made 16mm film pitch black, then sinks Founding member of loops and sound track back into it. A young Sixpack Film. Many pub- loops. Multi layering woman begins to move lications and lectures. simple abstract anima- slowly towards the 1993 and 1994 artistic tions with ready synced building. She enters it. director of the annual sound creates the mu- The film cuts crackle, Austrian film festival sic through the editing the sound track grates, ›Diagonale‹. Filmmaker of the film. suppressed, smoth- since 1979. ered. Found footage Großbritannien 1999 from Hollywood forms 16mm, 6:00 the basis for the film. Realisation The figure who creeps Simon Richardson through the images, who is thrown around by them and who at- tacks them, is Barbara Hershey. Tscherkassky´s dramatic frame by frame re-cycling, re- copying and new expo- sure of the material, folds the images and the rooms into each other. It removes the ground from under the viewer´s feet and splits faces, like in a bad dream. Outer Space INTERNATIONALE AUSWAHL 83 INTERNATIONAL SELECTION

Dietmar Brehm Naomi Uman Blitze Removed

Man muss nur zwei Buchstaben ersetzen, und Dietmar Brehms neuer Removed ist ein Kurzfilm, der aus Pornofilm- Film hieße Blicke. Dann hätte man die Koordinaten eines Sehens, bei Bildern gemacht wurde. Die nackte Frau, ein dem sich Subjekt und Objekt oszilierend verhalten: Der Blick löst Objekt des Verlangens, wird mit Bleichmittel Blitze im Hirn aus, die Aktivität der Synapsen im Traum ersetzt den und Nagellack aus dem Bild entfernt. Der Zu- Blick. Ein Mann öffnet die Augen. Er sieht ein behagliches Zimmer schauer ist gezwungen, über Mann-Frau-Be- mit Kaminfeuer; er sieht eine ältere Person im Bett liegen und sich ziehungen nachzudenken. umdrehen, um einer Bedienung zu läuten; er sieht eine Frau unter Naomi Uman lebt in Los Angeles und Mexico der Dusche, dann schlafend im Bett. Plötzlich kehrt sich die Ordnung City, wo sie an einem kleinen Tisch, in Gesell- in ihr Gegenteil. Vielleicht träumt die Frau sich nur einen Voyeur. schaft eines kleinen Hundes, Filme macht. Vielleicht taucht sie gerade in die Tiefschlafphase. Vielleicht träumt sie sich in eine erstellte Fassung von ›Psycho‹ hinein. Das Unbehagen, das Blitze auslöst, verdankt sich der Bezüglichkeit, in die Brehm sein Found Footage bringt: Er gestattet eine Erzäh- lung, die sich vom Ende her völlig umkehren lässt, und wie im Traum ist die Erzählung natürlich nur eine nachträgliche Synthese von auf- blitzenden Bildern, in denen Schönheit und Vergänglichkeit nicht nur Gegenstand, sondern Eigenschaften der Filmbilder sind. (Bert Rebhandl) Dietmar Brehm, *1947 in Linz. 1967-72 Studium der Malerei an der Kunstschule Linz, Professor an der Kunstuniversität Linz, Zeichnen und Malen, Experimentalfilme und Fotografie.

If two letters in the original German title of Diet- Österreich 1999 mar Drehm´s new film were changed, it could be 16mm, 7:00 Removed translated as ›Blicke‹. ›Glances‹. The result would Realisation be coordinates of a mode of vision in which sub- Dietmar Brehm Removed is a short Naomi Uman lives in ject and object oscillate: A glance triggers flash- film made up of pic- Los Angeles and Mexico es of lightening in the brain: synaptic activity tures from porn films. City where she makes during a dream replaces the glance. A man opens The naked woman, an films at a small table, his eyes. He sees a cozy room with a burning fire- object of desire, is re- accompanied by a small place; he sees an elderly person lying in the bed moved from the image dog. and then turning to ring for a servant; he sees a with bleach and nail woman taking a shower, then in bed asleep. Sud- varnish. The viewer is USA/Mexiko 1999 denly, all order is reversed. It may be that the forced to think about 16mm, 7:00 woman is merely dreaming of a voyeur; she may man-woman relation- Realisation be entering REM sleep. She might be dreaming ships. Naomi Uman herself into an altered version of ›Psycho‹. The feeling of discomfort caused by Blitze(›Bolds of Lightening‹) is made possible by the relevance Brehm adds to his found footage: He permits the telling of a story which is turned completely around and, as in a dream, the story is nothing more than a subsequent synthesis of images which appear suddenly; beauty and transience are not just subjects, they are also a quality of film images. (Bert Rebhandl). Dietmar Brehm, *1947 in Linz. 1967-72 studied painting at the Academy of Fine Arts, Linz. Pro- fessor at the University for Design in Linz. Draw- ing - painting, experimental films and photogra- phy. Blitze 84 FOUND FOOTAGE GOES SCIENCE FICTION

Craig Baldwin Spectres of the Spectrum

S.O.S ist eine energiegeladene, aktivistische, wissenschaftliche Fantasie-Collage-Allegorie über automen Widerstand gegen die Globali- sierung der Kommunikationsindustrie - ein Film, der Amerikas militärisch-industrielles Wunder verspottet, der die High-tech Raub- ritter kritisiert, und der sich für menschli- che Neugier und Erfindungsgabe einsetzt. In diesem Found-footage-Märchen, das im Jahr 2007 in einem verdorrten Wüsten- Aussenposten außerhalb von Las Vegas spielt, kämpft eine junge telepathische Frau (›BooBoo‹) um das Überleben auf einem alten Bombemfeld, während ihr Vater (›Yogi‹) sich in einem Schlackenkasten verkrochen hat und, per Piratensender, weitschweifige Schmähreden über den schwebenden Spectres of the Spectrum elektromagnetischen ›Pulse‹ verbreitet. Sei- ne revolutionäre Leidenschaft ermöglicht es ihm, sich mit anderen S.O.S. is an energized, activist science-fantasy Kommunikations-Gesetzlosen in Verbindung zu setzen, aber die ver- collage-allegory on autonomous resistance to the bitterte Tochter kann in ihrer psychologischen Grenzsituation einen globalization of the communications industry - a weiteren Tag auf dem Planeten Erde kaum aushalten. Eine Sonnen- film that mocks America´s military-industrial finsternis verschafft ihr eine kosmische Gelegenheit, die Welt zu ret- miracle, that critiques high-tech robber-barons, ten, und zwar durch eine superluminale Reise zurück in die Zeit, um and that opts for the agency of human curiosity eine geheime Botschaft aufzuspüren, die von ihrer Großmutter, einer and invention. inzwischen verstorbenen Wissenschaftlerin, zurückgelassen wurde. In this found-footage fairy tale set in the year Indem ihr Lufstrom-Anhänger in ein Raumschiff verwandelt wird, 2007 in a blighted desert outpost outside of Las schafft es die spirituell wieder aufgeladene BooBoo trotz Asteroi- Vegas, a young telepathic woman (›BooBoo‹) scav- den-Schauer und feindlicher Untertassen die sich nach aussen aus- enges for survival on an old bombing range, while breitenden Früh-TV-Sendungen zu übernehmen; dies gestattet eine her father (›Yogi‹) is holed up in a cinder-block- beschleunigte Rückschau auf Science-fiction und Fakten aus der house pirate-broadcasting rambling diatribes on Jahrhundertmitte. the impending electromagnetic ›Pulse‹. His revo- Yogi und seine ›TV Tesla‹-Korrespondenten setzen in einem einfalls- lutionary fervor enables him to link up with other reichen Versuch, die Geschichte wissenschaftlicher, militärischer communications outlaws, but the embittered und firmeneigener Nutzung von Strahlungsenergie-Technologien daughter, in psychological extremis, can hardly aufzuspüren, ihren Bordkommentar dagegen. In einer zunehmend el- endure another day on planet Earth. A solar liptischen Montage aus Live-action, Archivfilm, ›ausgestrahltem‹ Vi- eclipse affords her a cosmic opportunity to save deo und spekulativen Interviews wandelt sich unsere ›chrononauti- the world, through a superluminal voyage back in- sche‹ Suche in eine spielerisch-kritische Sichtweise der faszinieren- to time to retrieve a secret message left on the den Artefakte der modernen Medien-Archäologie. airwaves by her scientist grandmother, now de- ceased. Converting their Airstream trailer into a space- USA 1999 ship, the spiritually recharged. BooBoo manages, 16mm, b/w, 88:00 despite asteroid showers and hostile saucers, to Regie, Buch Craig Baldwin overtake the outwardly propagating early-TV Kamera Bill Daniel broadcasts, allowing for an accelerated review of Darsteller Sean Kilcoyne, Caroune Koebel, (voice of) Beth Lisick mid-century science-fiction and fact. Yogi and his Ton Gibbs Chapman ›TV Tesla‹ correspondents counterpose in-flight Musik John Watermann, Korla Pandit, Dominic Frontiere, commentary in an imaginative effort to trace the Isao Tomita, DJ Spooky u. a. history of scientific, military, and corporate ex- ploitation of radiant-energy technologies. In an increasingly elliptical montage of live-action, INTERNATIONALE AUSWAHL 85 INTERNATIONAL SELECTION

Durch Retro-tech-agit-prop-Tiraden, selbst-reflektierende Refrains archival film, ›broadcast‹ video, and speculative des cinema concrete und passenden FX-Industriefilm wird die ›nar- interviews, our ›chrononautical‹ quest warps into rative Kompilation‹ schließlich aufgelöst, wenn BooBoos transzen- a playfully critical reading of the fascinating arti- dentes Opfer die Aussicht auf die Aussetzung der Raumzeit selbst facts of modern media-archeology. nahelegt, für das Kino und für die Vorstellungskraft. Through retro-tech agit-prop rants, self-reflexive Craig Baldwin ist ein Filmemacher, der zur Abwechslung die Etiket- cinema concrete riffs, and appropriated industri- ten eigenwillig und radikal wirklich verdient. In seiner Arbeit ver- al-film FX, the ›compilation narrative‹ is finally re- schwinden die dominanten Grenzziehungen zwischen Kunst und solved, as BooBoo´s transcendental sacrifice Kommerz, zwischen der Bild-Produktion im öffentlichen und priva- holds forth the prospect of the supersession, yes, ten Sektor, zwischen Politik und Ästhetik. Er verwendet eine breite of space-time itself, for cinema and for the imag- Palette von Bildern: Fotos, Dokumentationsmaterial aus Archiven, ination. Spielfilme, wissenschaftliche Filme, Videos und Trickfilm. Craig Baldwin is a film-maker who really does de- Mit elliptischem Schnitt von Fiktion- und Archiv-Material, Fernse- serve the lables wayward and radical for a change. hen, Video und Interviews skizziert Baldwin nichts weniger als eine In his work, the dominant boundaries between alternative Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts. Er bezeichnet art and commerce, between image production in seinen eigenen Film, an dem er fünf Jahre arbeitete, als eine ›ener- the public and private sector, between politics giegeladene, aktivistische, wissenschaftliche Fantasie-Collage-Alle- and aesthetics disappear. He uses a broad range gorie über autonomen Widerstand gegen die Globalisierung der Te- of images: photos, documentary archive footage, lekommuniationsindustrie‹. features, scientific films, videos and animation. Craig Baldwin, *1952 in Oakland/Kalifornien, besuchte die University With elliptic cutting of fiction and archive materi- of California in Santa Barbara, University of California in Davis sowie al, television, video and interviews, Baldwin die San Francisco State University (M.A., 1986). Im Fachbereich Kino sketches no less than an alternative history of studierte er dort bei Bruce Conner und wurde zunehmend von der the twentieth century. He calls his own film, on Filmform der Collage angezogen. Sein Interesse an der Re-Textuali- which he worked for five years, an ›energized, ac- sierung von ›vorhandenem‹ Bildmaterial führte ihn zu den Theorien tivist science-fantasy collage-allegory on au- von Situationist International und zu verschiedenen Verfahren der tonomous resistance to the globalization of the Mail art, ‘zines, veränderten Billboards und weiteren kreativen Initi- telecommunications industry‹. ativen jenseits der Grenze der traditionellen Lehrpläne der Schönen Craig Baldwin, *1952 in Oakland, California. Craig Künste. Sein Wunsch, die formalen Unterscheidungen zwischen ›öf- Baldwin attended the University of California at fentlichen‹ und ›privaten‹ Kategorien durch eine Ausbreitung dis- Santa Barbara, University of California at Davis, kursiver Verfahrensweisen zu liquidieren, drückte sich in mehreren and San Francisco State University (M.A., 1986). In Projekten in den Bereichen Photo-Essay, Installation, Video und Su- the Dept. of Cinema there, he studied under per 8 aus. Bruce Conner and became increasingly drawn to collage film form. His interest in the recontextu- alization of ›found‹ imagery led him to the theo- ries of the Situationist International and to vari- ous practices of mail art, ´zines, altered bill- boards, and other creative initiatives beyond the fringe of the traditional fine-arts curriculum. His desire to liquidate the formal distinctions be- tween ›public‹ and ›private‹ categories through a proliferation of discursive modes expressed itself in several photo-essay, installation, video, and Su- per 8 projects.

Spectres of the Spectrum 86 MOTION IN SLOW MOTION

Keith Sanborn The Zapruder Footage: An Investigation of Consensual Karl Kels Hallucination Elefanten

Zahlreiche Permutationen und Kombinatio- Auf der einen Seite ist Bedeutung, Erzählung, Geschichte - auf der nen aus der Zapruder Footage über die Er- anderen Rhythmus, Struktur, Form. In solcher oder ähnlicher Dicho- mordung von JFK. Als Untersuchung des tomie stellt sich Film als Kunst dar: das eine mal näher der Musik Bildmaterials als visuelles, auf Erfahrung be- und nichtgegenständlicher Kunst, das andere mal der Literatur und ruhendes und kulturelles Dokument ge- dem Theater zugeordnet. Die Kunst des Films bei Karl Kels ist zuse- meint. In den USA sind diese Bilder sowohl hends ein Einziges aus diesem Beiderlei geworden und jetzt, im neu- bekannt als auch nicht sichtbar; selten wirk- esten Film, ist sie dies am entschiedensten. Streng und ganz in kon- lich gesehen, sind sie jedoch sehr bekannt; struktiven, ja systematischen Kontext gestellt ist die Großform: wenn sie gesehen werden, bleiben sie un- Frontalaufnahme mit statischer Kamera auf ein und denselben Ort durchsichtig. Dieses Stück soll dem Original als topographische Registratur. Diese ist aber auch zugleich Zeit- ein Stück ›Transparenz‹ geben. Es ist mit Ja- messer, denn die Kamera bewahrt die Veränderungen dieses Orts, jouka-Musik in Szene gesetzt, um die rituel- des alten Elefantenhauses im Zoo zu Wien, seinen Umbau und seine len Aspekte dieses visuellen, mechanischen Neuerscheinung als Affengehege. und medienhistorischen Ereignisses in den Diese filmische Uhr fungiert als Gedächtnis. Die Montage aus den Vordergrund zu rücken. Zeitstücken ist ein fortwährendes Vor und Zurück und schafft ein Keith Sanborn arbeitet seit Ende der 70er Netz von Bezüglichkeiten und Verweisen, das Bedeutung bildet und mit Film, Fotografie, digitalen Medien und damit auch so etwas wie Narration und Geschichte. Der Schlüssel zu Video. diesen vielen, kleinen Gedächtniskammern liegt in den Schnittstel- len, in dem Davor und Danach der einzelnen Szene, was Anzüglichkei- ten verschiedenster Art erzeugt. Bis hin zur Interaktion aus nature morte in Gestalt der mit Baumstümpfen, Wasser und Stein bestück- ten Gehege samt den darin herumkurvenden Baufahrzeugen, urtüm- lichen Rüsseltieren, Bauleuten und agierenden Architekten, die Af- fenpopulation und das betrachtende Publikum eingeschlossen. Das ist nur eine Schicht, aber die auf den ersten Blick vielleicht of- fenbarste. Zahllose andere, wie an einer geologischen Bruchkante, lassen sich verfolgen und haben ihr je eigenes Schicksal: das Drama des Lichts, die Tektonik des immer gleichen und doch immer anders erscheinenden Raums, das ganz verschiedene Tempo der Ereignisse in ihm. Der eine Raum wird in der Zeit zu den vielen Räumen und diese, in ihrer je veränderten Aufeinanderfolge, zu einer Verlaufs- kurve, die unabhängig von den Bildwerten eine eigene Dynamik ge- The Zapruder Footage... winnt. Wie werden dabei die Ränder des Filmbildes, wie wird die Tex- tur des immer identischen Licht-Rechtecks differenziert, die Profile Various permutations original. It is set to Ja- der Raumelemente: Geäst, Tierleiber, Menschengesten... and combinations of jouka music in order to Die Handlung - ihre Dramatik, ihre Ironie - sind Produkt der Kon- the Zapruder footage bring to the fore- struktivität auf Seiten des Filmmachers und auf Seiten des Filmbe- of the assassination of ground the ritual as- trachters zugleich. Wie dieser zwischen den Schichten, die allesamt JFK. Intended as an in- pects of this visual, bloßliegen, mäandert, springt oder aus einer Hinsicht beharrt, das vestigation of the mechanical, and media macht den Formprozess und seine Assoziationsdichte unübersehbar. footage as visual, expe- historical event. (Bernhard Uske) riential, and cultural Keith Sanborn is work- Karl Kels, *1960 in Düsseldorf, 1980-85 Stu- document. In the USA ing in film, photogra- dium an der Städelschule in Frankfurt/Main, this footage is both no- phy, digital media and 1985 Meisterschüler, 1993 Lehrauftrag an der torious and invisible; video since the late Gesamthochschule Kassel, 1996 Lehrauftrag seldom actually seen, it 1970s. an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, is very well known; Frankfurt/Main. 1998 Internationales Dom- when seen, it remains USA 1999 nick-Stipendium für Experimentellen Film. opaque. This work is in- Beta, 20:00 tended to add a level of Realisation ›transparency‹ to the Keith Sanborn INTERNATIONALE AUSWAHL 87 INTERNATIONAL SELECTION

On the one hand there is meaning, narrative and history, on the other rhythm, structure and form. In this or a similar dichotomy film represents art: either closer to music or abstract art, or closer to literature and theatre. The film art of Karl Kels has become a mixture of both, this is most evi- dent in his latest film. Large format is put into a strict, constructive and systematic context: frontal shots with a static camera in one and the same place are used as topographical registra- tion. At the same time the camera is a timekeep- er, as it preserves the changes of the old elefant enclosure in Vienna´s zoo, its reconstruction and new appearance as a monkey enclosure. The film acts like a time piece and works like a memory. The montage of time fragments is a con- tinuum of forward and backward movements and creates a network of connections and references that builds meaning and something similar to narration and history. The key to all these small memory chambers lies in the editing, what has gone before and after each scene creates all sorts of connotations. Then, there is the interac- tion with decaying nature in the enclosure in the shape of tree trunks, water and stones and there are also construction vehicles driving around, na- tive animals, construction workers, architects and the observing visitors. This is only one layer, at first sight maybe the most revealing. Like in a geological cut there are many other layers that one can follow up and each has its own destiny: the drama of light, the histo- ry of the space that stays but is never the same and the different time of events. In time the one space becomes many spaces and the changing succession becomes a continuous curve that cre- Elefanten ates its own dynamics independent of the image value. But how do we interpret the frame of the Deutschland 2000 Karl Kels, *1960 in Düs- image, how do we differentciate between the tex- 35mm, b/w, 62:00 seldorf, studied at the ture of the constant rectangle of light and ist el- Realisation Städelschule in Frank- ements: branches, animal bodies, human ges- Karl Kels furt/Main from 1980- tures... 85, pupil in the master The action, its drama and irony, is a product of the class in 1985. 1993 lec- construction of both the filmmaker and the view- turer at the Polytech- er. The way the filmmaker meanders, jumps or nic in Kassel. 1996 lec- sticks to the same view creates the distinct turer at the Johann process and its connotations. (Bernhard Uske) Wolfgang Goethe-Uni- versity, rankfurt/Main. 1998 international Domnick-Stipendium for experimental film. 88 UNDERCONSCIOUS LABYRINTH

Cane CapoVolto Peter Rose The Obliterating Word Darkening

Ein einziges Wort kann Schritt für Schritt Wenn das Sichtbare durchgehend von der Kultur kolonialisiert wor- den Aufbau des menschlichen Denkens zer- den ist, dann muss man sich eben dem Unsichtbaren zuwenden, um stören. Ein Vorwort zu ›Angst‹, dem verbote- sich von der gnadenlosen Vorwärtsbewegung von Geschichte und Er- nen Buch, ein Intro zum Institute for Animal zählen zu erholen. Und wenn man die Technologien der Simulation Obedience. Auf der Grundlage der vorher untergraben möchte, schaut man auf die prä-literarischen Kulturen, veröffentlichten 14spurigen Compact Disc. in denen Berührung, Laut und Sinnesempfindung noch immer ihre Cane CapoVolte: Die Gruppe wurde 1992 mit geheimnisvolle Wirkung haben. Und wenn Sprache dabei ist, damit drei Mitgliedern und einem Stab von Mitar- der Gedanke eine Form bekommt, müssen wir die Sprache als Anru- beitern (Berater, italienische und englische fung und nicht als Bedeutung sehen. Meine Logik hat mich zur Erfin- Sprecher, ein Musiker) als eine Art ›Bruder- dung einer neuen Formel des performativen Bilderschaffens ge- schaft‹ gegründet. Der kollektive Name ›Ca- führt, die Rede, Geste, Laut und Licht zusammenführt, um Bilder ne CapoVolto‹ soll die Identität und die Rol- durch eine Art kinematische Beschwörung herbeizuführen. len der Autoren verschleiern. Peter Rose macht seit über dreißig Jahren Film-, Video-, Installa- tions- und Performance-Arbeiten. Seine Projekte erstrecken sich von spektakulären bewegten Multi-Bildern - die zu komplexen Medi- tationen über Zeit, Raum, Licht und Wahrnehmung anregen - zu bö- sen Zerstörungen der Sprache von Politikern und Theoretikern.

If the visible has been thoroughly colonized by culture, then it is to the invisible that one must turn for a re- prieve from the merci- lessly forward move- ment of history and narrative. And if one wants to subvert the technologies of simula- The Obliterating Word tion, one looks to pre- literate cultures, Darkening A single word can pro- ›Cane CapoVolto‹ name wherein touch, sound, gressively cancel out is used to conceal both and sense still retain Peter Rose has been USA 1999 the construction of hu- the identity and roles their numinous impact. making film, tape, in- VHS, 10:30 man thought. A preface of the authors. And if language is to be stallation, and per- Realisation to ›Angst‹ the forbid- involved in order to formance works for Peter Rose den book, an intro to Italien 1999 give some shape to over thirty years. His the Institute for Ani- Beta, 8:30 thought, it is language projects range in form mal Obedience. Based Realisation as invocation, rather from spectacular mov- on the previously re- Cane CapoVolto than denotation, that ing multiple images leased 14 tracks Com- Ton we must consider. My that provoke complex pact Disc. Massimiliano logic has led me to in- meditations on time, Cane CapoVolto: The Sapienza vent a novel form of space, light and per- group was founded in Schnitt performative image- ception to ribald de- 1992 as a kind of Uccio Pazienza making that integrates constructions of politi- ›brotherhood‹ with 3 speech, gesture, sound cal and theoretical lan- members and a staff of and light in order to guage. collaborators (consult- conjure images ants, Italian and Eng- through a kind of cine- lish speakers, a musi- matic incantation. cian). The collective INTERNATIONALE AUSWAHL 89 INTERNATIONAL SELECTION

Ben Pointeker Harri Larjosto Overfart Waterstories

Overfart entstand im Winter 1998 bis 1999 1996 veröffentlichte der Filmemacher Harri Larjosto eine Anzeige in aus der Beschäftigung mit frühromantischer einer der führenden Tageszeitungen Finnlands; › Ich mache gerade Landschaftsmalerei, im besonderen mit C. einen Dokumentarfilm. Es werden Menschen mit tiefen emotionalen David Friedrich. Entsprechend religiöser oder professionalen Verbindungen mit Wasser benötigt - bitte Landschaftsmalerei der frühen Romantik, die schreiben Sie mir etwas über sich.‹ immer künstlich (religiös) ist, in dem Sinne, Das Gesamtergebnis der Briefe, die Harri Larjosto erhielt, wird in dass die Landschaft nicht Natur sondern gei- seinem Film Waterstories dokumentiert. Sechs Personen, die beruf- stiges Konstrukt darstellt, erzeugt die Ar- lich in ihrer jeweiligen Beschäftigung mit Wasser umgehen, und eine beit eine Art künstlichen Realismus. Die bunte Sammlung persönlicher Geschichten über individuell Verbun- Überfahrt durch die menschlich unzugängli- denheit mit Wasser machen Harri Larjostos Film zu einer poetischen che Landschaft ist körperlos, eine mentale Collage des Wassers als nie versiegender Quelle der Freude und mys- Reise. tischen Furcht. Eine Hebamme, der Kapitän eines Eisbrechers, ein Ben Pointeker, *1975. Seit 1996 Bühnen- und Hellseher, ein Priester und der verführerische Charme einer eroti- Filmgestaltung, Universität für angewandte schen, jungen Frau namens ›Aquafeeler‹, sind die lebenden Kompli- Kunst. 1998-99 New Media, Denmark Design- mente für eines der grundlegendsten Elemente der antiken Philoso- school, Kopenhagen. Seit 1999 Malerei und phie, das Wasser. Grafik, Meisterinnenklasse Renée Green, Aka- Harri Larjosto, *1952, ist Medienkünstler aus Finnland. Er arbeitet demie der Bildenden Künste, Wien. seit Ende der 80er Jahre mit Fotografie und Videokunst.

In 1996 filmmaker Har- ri Larjosto published an announcement in one of Finlands leading daily newspapers; ›I am making a docu- mentary film. People with deep emotional or professional connec- Overfart tions with water are re- quired - please write to Overfart was made Ben Pointeker, *1975. me about yourself.‹ Waterstories during the winter 1998 Since 1996 stage and The collaborative result until 1999 and stems film design studies at of the letters Harri tive charms of an erot- Harri Larjosto, *1952, is from an occupation the academy of applied Larjosto received is ic, young woman named a Finnish media artist with early romantic art. 1998-99 new media documented in his film ›Aquafeeler‹, all con- who has worked with landscape painting, in studies at the Denmark ›Water [Image] Stories‹. tribute their living tes- photography and video particular with C. David Designschool in Kopen- Six professionals in- timonies towards com- art since the end of the Friedrich. Correspond- hagen. Since 1999 stu- volved with water plimenting one of the 80s. ing to religious early dent of painting and through their relative worlds most basic ele- romantic landscape grafic design in the occupations, together ments of antique phi- Finnland 1999 painting that are al- master class of Renée with a colourful collec- losophy, WATER. Video, 46:00 ways artificial (reli- Green at the Academy tion of personal stories Realisation gious), in the sense of Fine Art in Vienna. on individual affiliation Harri Larjosto that landscape doesn’t with water turn Harri depict nature but a Österreich 1999 Larjosto’s film into a mental construct, the Beta, 5:40 poetic collage of water work creates a kind of Realisation as an endless source of artificial realism. The Ben Pointeker pleasure and mystic crossover to, for hu- fear. A midwife, a cap- mans inaccessible tain of an icebreaker landscapes happens ship, a clairvoyant, a without a body but in priest and the seduc- the mind. 90 PERSONAL & COMMON REMEMBRANCE

Silvano Repetto Common Antal Lux Jay Rosenblatt Situations Sagen möchte ich das: King of the Jews

Das Schweigen der Die wirklichen Formen werden in der sub- King of the Jews ist eine Film über Furcht Vororte formt die stanzfreien Leere wahrgenommen. Der drei- und Transzendenz. Indem er Hollywoodfilme, schweifenden Gedan- dimensionale Raum entsteht aus der Menge Lehrfilme der 50er Jahre, private Filme und ken gewöhnlicher von Dingen zwischen denen bestimmte Be- religiöse Filme aus der Kinogeschichte ein- Leute. Ein plötzliches ziehungen bestehen. Die Beziehungen erge- setzt, beschreibt der Filmemacher seine un- Geräusch umhüllt die ben Harmonie, Dynamik, Gegensätze und angenehme Kindheitsbeziehung zu Jesus Erinnerungen an Strukturen, in der viele Elemente enthalten- Christus. Die Entwicklung dieser Beziehung tägliche Situationen. den, sich immer wieder erneuernden Form: ist ein Ausgangspunkt für die Untersuchung Dieses Videogedicht ein Teil erhebt sich kraftvoll aus dem Raum, der Wurzeln des christlichen Antisemitismus spielt mit der Vor- die anderen verschmelzen mit der Oberflä- und des Bedarfs an spiritueller Heilung. stellung von Rea- che. Die Erscheinung formt Licht und Schat- Jay Rosenblatt, MA in Psychologie, hat viele lität. ten oder lässt Linien erahnen, die die Form Jahre als Therapeut gearbeitet, unterrich- Silvano Repetto, zerschneiden, zerstören oder zusammenfüh- tet seit 1989 Film. Seit 1981 eigene Filme. *1969 in Mendrisio in ren können. der Schweiz, ist Antal Lux, *1935 in Budapest, Studium an der Videopoet und Akademie für Bildende Kunst in Stuttgart. Videokünstler. Zu- Seit 1980 experimentelle Videos. sammenarbeit mit dem Schweizer Fern- Antal Lux: Sagen melt into the surface. sehen TSI. möchte ich daß: (›I´d The appearance cre- like to say:‹) The real ates light and shadows The silence of the sub- shapes are perceived in or one can guess lines urbs chisels the wan- emptiness devoid of that either cut through dering thoughts of or- substance. The three- the shape, destroy or dinary people. Suddenly dimensional space is put it together. a sound envelops the created out of a num- Antal Lux, *1935 in Bu- memories of everyday ber of interrelated dapest, studied at the King of the Jews situations. The film is a things. The interrela- Academy of Fine Art in videopoem that envi- tion creates harmony, Stuttgart. Since 1980 King of the Jews is a filmmaker depicts his sions reality. dynamics, contrasts experimental video film about fear and uneasy childhood rela- Silvano Repetto, *1968 and structures, in works. transcendence. Utiliz- tionship to Jesus in Mendrisio, Switzer- which many elements ing Hollywood movies, Christ. The evolution of land, is a Videopoet & constantly recreate Deutschland 1999 1950s educational this relationship is a Videoartist. Collabora- themselves: one part Beta, 2:40 films, personal home point of departure to tion with the Swiss rises powerfully out of Realisation movies and religious examine the roots of Television TSI. the room, the others Antal Lux films spanning the his- Christian anti-Semi- tory of cinema, the tism and the need for Schweiz 1999 spiritual healing. Beta, b/w, 8:00 Jay Rosenblatt, MA in Realisation Counseling Psychology, Silvano Repetto spent many years Musik working as a therapist, George Marcus film instructor since Schnitt 1989 at various schools Ivaldo Cervini in the Bay Area, San Darsteller Francisco. Has been Einwohner von making film since 1981. Beauvais USA 2000 16mm, 18:00 Realisation Common Situations Sagen möchte ich das: Jay Rosenblatt INTERNATIONALE AUSWAHL 91 INTERNATIONAL SELECTION

Barbara Meter Elida Schogt Appearances Zyklon Portrait

Ursprung dieses Films ist meine Faszination vom Familienfoto - per- Eine nüchterne Betrachtung dessen, wie die sönliche Geschichten, durch Licht und Schatten in die Zeit graviert. Nazis Zyklon B von einem Pestizid in eine Erstarrte Momente,unbekannte Personen, die aus dem Foto heraus- Waffe des Völkermords umwandelten, weicht starren oder unbewusst eingefangen werden, flüchtige Blicke und der Ungeheuerlichkeit der Verluste einer Andeutungen von Charakter, Stimmung, Situation. Es sind dies Mit- einzigen Familie. Der Vorgang des Filmdre- glieder meiner eigenen Familie. Da ist der Wunsch, sie vor der Ver- hens geht über in das Herausfinden einer gessenheit zu bewahren - der Wunsch, ihnen Leben zu geben. Der deutlichen Formgebung für unaussprechli- Film schwankt zwischen Fotografie und Film: statisch und doch be- che, nicht darstellbare Erinnerungen. wegt, erscheinen die Porträts wie zwischen Leben und Tod. Elida Schogt besitzt einen MA in Medienwis- Die Fotografien sind miteinander verbunden durch zeitgenössische senschaft der New School for Social Re- Landschaften und Bezüge zu Deutschland, dem Land, aus dem meine search in New York. Zyklon Portrait, ihr er- Familie floh. Die meisten dieser Bezüge entstehen aus der Musik, die ster Film, ist einer von dreien, die sie über ich als Kind in mich aufnahm und die eine derart wichtige Rolle in den Holocaust dreht. Sie lebt in Toronto, Ka- meiner Familie spielte. Der Film enthält auch eine Galerie unbekann- nada. ter Menschen, deren Porträts ich in den Familienalben fand und die für mich Zeugen von Zeit und Ort sind. Barbara Meter filmt seit Anfang der siebziger Jahre: Dokumentar- film und Erzählfilm; hauptsächlich Kunst-Film. M.A. Independent Film & Video. Lehrerin (Groningen Akademie Minerva 1982-90, San Fran- cisco Art Institute 1995) und Dozentin für Film in Holland & England.

Included in the film is a gallery of unknown people, whose portraits I found among the fam- ily albums and who to me are witnesses of that time and place. Barbara Meter films Zyklon Portrait since the early seven- ties: documentary and A clinical look at how Kanada 1999 fiction film; mainly art- the Nazis transformed 16mm, 13:00 Appearances film. M.A. Independent Zyklon B from pesticide Buch, Regie Film Video. Teacher to genocidal weapon Elida Schogt The origin of this film is tates between photog- (Groningen Akademie gives way to the enor- Kamera my fascination with the raphy and film: static Minerva 1992-90, San mity of one family´s Roberto Ariganello family photograph - yet in motion, the por- Francisco Art Institute loss. The act of making Schnitt personal histories en- traits seem as if be- 1995) and lecturer on the film gives way to Caroline Christie, graved in time through tween life and death. film in Holland and finding shape and form Elida Schogt light and shadow. The photographs are England. for unspeakable, un- Musik Transfixed moments, linked through con- showable memories. Julie Saragosa unknown people gazing temporary landscapes Niederlande 2000 Elida Schogt has an MA out of the photograph and references to Ger- 16mm, 21:40 in Media Studies from or caught unaware, many, which is the Realisation the New School for So- glimpses and sugges- country from which my Barbara Meter cial Research in New tions of character, family fled. Most of York. Zyklon Portrait, mood, circumstance. these references are her first film, is one of These are members of through the music I ab- three she is making on my own family; a wish sorbed as a child and Holocaust memory. She to save them from which played such an lives in Toronto, Cana- oblivion - a wish to give important part within da. them life. The film hesi- my family. 92 DOCUMENTS OF OBSERVATION

Nelson Henricks Donigan Cumming Homme à Tout Faire / Handy Man If Only I

Handy Man untersucht das Fenster als Ort des Voyeurismus und der Was wäre, wenn ... Colleens Leben ist, in ihren Überwachung. Mit seiner Hi8-Kamera dokumentiert Henricks zwei eigenen Worten, ›verelendet‹. Sie wurde von Arbeiter im Innenhof seines Hauses. Die Kamerarbeit hat etwas ihrem Vater missbraucht, von ihrem Ehe- Heimliches und Verstohlenes, wenn sie den männlichen Körper als mann betrogen, von ihren Kindern getrennt, erotisches Objekt benutzt. Dieses Material ist die Basis für ein Vi- von ihrer Liebe zu einem Heroinabhängigen deo, mit welchem versucht wird, den Betrachter in die Prozesse des zum Selbstmordversuch getrieben. Colleen Exhibitionimus und der Fetischisierung einzubeziehen. Handy Man hat überlebt, indem sie Verantwortung für ist Teil einer Trilogie, die eine der grundlegenden Metaphern des Vi- ihre Entscheidungen übernimmt und von ei- deofilms - das Fenster erforscht. nem sichereren Ort träumt. Sie hat manch- Nelson Henricks, *1963, studierte Kunst am Alberta College of Art, mal auf die Freundlichkeit von Fremden ver- Abschluss 1986. 1994 erhielt er den BFA in Film an der Concordia Uni- traut. If Only I schildert einen weiteren hei- versity, wo er zur Zeit Videogeschichte und -theorie lehrt. Henricks ßen Krisensommer. Colleen präsentiert sich lebt und arbeitet in Montréal. der Kamera, gebrochen, aber doch ganz. Donigan Cumming arbeitet mit Video, Foto- grafie und Ton.

Colleen’s life, in her Donigan Cumming is own words, has been an artist working in ›wretched‹. She was video, photography, sexually abused by her and sound. father, betrayed by her husband, separated Kanada 2000 from her children, driv- VHS, 35:07 en by her love for a Realisation heroin addict to at- Donigan Cumming tempted suicide. Darsteller Colleen has survived by Colleen, taking responsibility Collin for her decisions and dreaming of a safer place. She has some- times relied on the kindness of strangers. Homme à Tout Faire If only I marks another hot summer in crisis. Handy Man examines the window as a site of Kanada 1999 Colleen presents her- voyeurism and surveillance. With his Hi8 camera, Beta, 10:30 self, broken and whole, Henricks documented two workers in his interior Realisation to the camera. courtyard. The camerawork has a secretive and Nelson Henricks furtive feel, treating the male body as an erotic Schnitt object. This footage forms the basis of a video Monique Mounblow which attempts to implicate the viewer in Darsteller processes of exhibitionism and fetishiszation. Michel Daigneault Handy Man is part of a trilogy of works which ex- plores one of the principle metaphors of video: the window. Nelson Henricks, *1963. He studied Fine Arts at the Alberta College of Art and graduated in 1986. If Only I In 1994 he received a BFA in Cinema from Concor- dia University, where he currently teaches video history and theory. Henricks lives and works in Montréal. INTERNATIONALE AUSWAHL 93 INTERNATIONAL SELECTION

Peter Steel Andrei Zaitsev Look at Me My Home

Die Spannung zwischen dem Bild und dem Ein halbes Jahr lang (Winter, Frühling, Sommer) beobachtet die Ka- Umfeld, in dem es gezeigt wird, ist essentiel- mera den Hinterhof eines Geschäftes. Es spielt sich Alltagsleben ab, ler Bestandteil der Arbeit von Peter Stel. Die allerdings in einer besonderen Art und Weise. Diese unattraktive Wurzeln seiner Filme liegen in der anthropo- Ecke ist ein Ort der Erholung und des Vergnügens für viele, die in logischen Faszination der Natur und dem der Nähe leben. Einige kommen hierher, um Wodka ›für drei‹ zu trin- Reiz menschlichen Verhaltens. Er beobachtet ken. Andere Männer gesellen sich von Zeit zu Zeit zu ihnen, um kurz Szenen des uns umgebende Alltagslebens, eine Miniflasche Wodka auf ihrem Weg zur Arbeit leer zu trinken. die als gewöhnliche, tagtägliche Ereignisse Manchmal geniessen hier ihre Frauen die Zeit nach dem Einkauf - sie nicht wahrgenommen werden. Der Zuschauer besprechen das Neueste, rauchen dabei oder trinken ein Bier. Wenn wird mit der physikalischen und aufdring- niemand da ist, ist dieser Ort die beliebteste öffentliche Toilette. lichen Qualität der lebensgroßen Bilder wie Verliebte erleben hier ihren ersten Kuss, und spät am Abend ver- mit einer Spiegelung konfrontiert. Stel fo- birgt sie die Dunkelheit vor der übrigen Welt. kussiert seine Kamera auf alles Banale, das Jeden Morgen kommt jemand, der aufräumt, der versucht, diesen im täglichen Leben geschieht, einschliesslich Hinterhof in Ordnung zu halten. Polizisten versuchen, die Benutzung der Fernsehbilder, und in sehr intuitiver dieses Ortes als öffentliche Toilette zu beenden. Von Zeit zu Zeit er- Weise beleuchtet er Aktivitäten, die für ihn wischen sie jemanden auf frischer Tat. eine besondere Bedeutung haben. Andrei Zaitsev, *1975 in Moskau. Von 1994 bis 1996 arbeitete er als Fernsehjournalist. Autor und Regisseur von Fernsehfilmen. Seit 1996 Fernsehredakteur und -regisseur, ›TRITE of Nikita Mikhalkov‹. Redak- teur-Regisseur von Fernsehfilmen.

During half a year (win- ter, spring, summer) the camera observes a backyard of a shop. There is everyday life here, but in a way very particular. This not at- tractive corner is a place for recreation and pleasure for many Look at Me people living nearby. Some people gather The tension between a mirror reflection. Stel here to drink vodka ›for My Home the image and the sur- focuses his camera on three‹. Some men join rounding in which it is any mundane thing them from time to Every morning a clean- telefilms. Since 1996 - shown is essential in that happens in daily time to gulp in a mini- er comes - he tries to till now - editor-direc- Peter Stel’s work. The life, including TV pic- bottle of vodka on their keep this backyard in tor in TV studio ›TRITE roots of his films lie in tures, and in a very in- way to the work. Some- order. Miliciemen (po- of Nikita Mikhalkov‹. an anthropological fas- tuitive way spotlights times their wives enjoy licemen) try to put to Editor-director of tele- cination in the nature activities which, for their time after shop- an end using this place films. and incentives of hu- him, convey a special ping - they discuss lat- as the public toilet. man behaviour. He ob- meaning. est news with a ciga- From time to time they Russland 2000 serves scenes from rette or a beer. When catch someone at the Beta, 23:33 everyday life that pass Niederlande 1998 there is nobody this place of commitment. Realisation us by, unnoticed as Beta, 3:30 place is the most popu- Andrei Zaitsev, *1975, Andrei Zaitsev common day-to-day ex- Realisation lar public toilet. Lovers Moscow. 1992-94 news periences. The physical Peter Steel have their first kiss reporter for ›Informa- and intrusive quality of here and late at night tional Broadcast De- the life size images the darkness of the partment‹. 1994-1996 confronts the viewer as corner hides them journalist for TV, au- from the world. thor and director of 94 anzeige kameramann 95

International Student Forum 96 DESTINATION DIGI-LAND

Michael Lohmoeller, Lars Torkuhl Mark Holmes Draw Dead Saddam´s Crazy Prices

Unter der glühenden Wüstensonne Arizonas stehen sich zwei düste- Ist es wirklich möglich, Saddam aus dem re Playmobil-Cowboys zum Duell gegenüber - doch dann schlägt der Nichts zu holen? Gezeichnete Animation, Blitz ein. herausgeschnittene Szenen und ein bisschen Ein Genre-Film zwischen Sergio Leone und Michael Jackson. Plastilin. Michael Lohmoeller, Lars Torkuhl, beide *1974, seit 1997 Produkt- Mark Holmes lebt in Dundee. Er studiert an designstudium an der Bauhaus Universität Weimar. der Schule für Fernsehen und Gestaltung Duncan of Jordanstone.

Is it really possible to Großbritannien 1999 get Saddam out of Beta, 1:23 nothing? Drawn anima- Regie tion, cut-outs and a lit- Mark Holmes tle plasticine. Vokale Effekte Mark Holmes lives in Garry Whitton, Dundee. He studies at Gili Dinovich, the School of TV and Mark Holmes, Imaging Duncan of Jor- Matt Karpinski danstone.

Draw Dead

Two sombre Playmobil cowboys face each other in a duel beneath the scorching sun of Arizona - but then lightning strikes. A genre film somewhere between Sergio Leone and Michael Jackson. Michael Lohmoeller, Lars Torkuhl, both *1974, since 1997, industrial designstudies at Bauhaus University, Weimar.

Deutschland 1999 16mm, 4:30 Saddam´s Crazy Prices Realisation Michael Lohmoeller, Lars Torkuhl Musik Martin Buba, Ennio Morricone, , Michael Jackson Darsteller Jack Ko´, Sam, Cowboy without name, Moveman, Whitehat, und andere Figuren der Marke Playmobil

Draw Dead INTERNATIONAL STUDENT FORUM 97

Neil Pollock Nic Finch Robofever Bounce

Computergenerierter Roboter, der sich zur Eine in Musik gefasste Collage von Handlun- Perfektion in seiner virtuellen Disco tanzt. gen und Szenen, die ich während meiner Rei- Neil Pollock studiert an der Schule für Fern- sen auf Super 8 eingefangen habe. sehen und Gestaltung Duncan of Jordansto- Nic Finch ist zur Zeit Kunststudent an der ne. UWIC, Cardiff/Wales.

Collage of actions and scenes captured on su- per 8 during my travels set to music. Nic Finch is currently a fine art student at U.W.I.C., Cardiff.

Großbritannien 2000 VHS, 2:38 Realisation Nic Finch Musik, Ton Dan Willis

Robofever

Computer generated robot who disco dances to perfection in his vir- tual disco. Neil Pollock studies at the School of TV and Imaging Duncan of Jor- danstone.

Großbritannien 1999 Beta, 1:19 Realisation Neil Pollock

Bounce 98 DESTINATION DIGI-LAND

Radda Novikova Virginia Brunnert Monologue 399 seconds of fear

Dieser Kurzfilm pervertiert den Begriff Filmerzählung. Der Film spielt mit unserer gewohnten Art, Filme zu erzählen und zu betrach- ten. Die eigentliche Handlung passiert nicht in den Bildern, sondern im Abspann. Der Film beginnt wie ein ganz normaler Thriller. Verfol- gungsjagd, Panik, und gerade, wenn es so richtig spannend wird, ist der Film plötzlich schon zu Ende. Der Abspann geht los, und ein neu- er Film beginnt. In knappen Sätzen gewinnen wir Einblick in die ge- wöhnlichen und ungewöhnlichen Leben und Ängste der einzelnen Monologue Filmleute. Die Geschichten sind wahr und stammen aus Boulevard- zeitungen. Manche sind komisch, manche erschreckend und andere Ein Mann macht seinen ersten Schritt und sind einfach unglaublich. spricht sein erstes Wort. Virginia Brunnert, *1968, arbeitete als Art Direktor und Werbetex- Radda Novikova, *1974 in Moskau in einer Fa- terin in Werbeagenturen in London (Saatchi & Saatchi) und Hamburg milie von Kinematographie-Fachleuten. Ihre (Springer & Jacobi). Seit 1996 studiert sie Photographie und Kunst ersten Idole waren Greta Garbo und Jan Ma- an der Glasgow School of Art in Schottland, Magister im Juni 2000. re. 1996 lernte sie das ›Kobrin Screen Studio‹ kennen. 1997 Eintritt in das Staatliche Russi- sche Institut für Kinematographie, Fakultät für Filmregie, bei V. Kobrin.

A man makes his first step and says his first word. Radda Novikova, *1974 in Moscow, in the fami- ly of cinematography- workers. Her first idols were Greta Garbo and Jan Mare. In 1996 she got acquainted with Kobrin Screen Studio. In 1997 entered Russ- ian State Institute of Cinematography, film- 399 seconds of fear director faculty, mas- tership of V. Kobrin. This short film perverts the way we view film nar- Großbritannien 1999 ratives. The main story is told not in the visual im- VHS, 6:00 Russland 1999 ages but in the credits. Starting like a typical Regie, Buch Beta, 7:06 thriller 399 Seconds of Fear ends abruptly when Virginia Brunnert Realisation the viewer expects the best is yet to come. In- Kamera Radda Novikova stead, the credits come up and we discover the Antonio Rego suspense continues in the not so ordinary lives of Schnitt the crewmembers as expressed in one or two Virginia Brunnert, short sentences for each one. The stories are fac- Antonio Rego tual, taken out of tabloids. Some are comical, Musik, Ton some are scary and some are simply unbelievable. John Harris Virginia Brunnert, *1968, worked as an art direc- Darsteller tor/copy writer in advertising agencies in London Fred Pederson (Saatchi & Saatchi) and Hamburg (Springer & Ja- cobi). She is currently in her final year at Glasgow School of Art, Scotland studying fine art photog- raphy. INTERNATIONAL STUDENT FORUM 99

Till Hardy Benjamin Seide Copykill Paramatrix

Der Film zeigt den Versuch, in einem hart Wir befinden uns in der virtuellen Erlebniswelt Paramatrix des Jah- umkämpften Markt Fuß zu fassen. res 2023. Jim Blue, der Held der Geschichte, ist Bärenfänger. Bären Till Hardy, *1977, Filmemacher seit 1998, stu- sind Spiel-, Arbeits- oder Agenteneinheiten. ›KBI‹, künstliche Bären diert Angewandte Kunstwissenschaften und Intelligenz, Programme in Bärenform, die im Dienste der mensch- BWL in Lüneburg. lichen Bewohner tätig sind. Jim fängt defekte Bären mit Fehlfunk- tionen und führt sie zur Reprogrammierung zum ›großen Parabä- ren‹, dem Hausmeister der Paramatrix. Jim mag seinen Job, seine große Liebe jedoch ist ausgerechnet ein Sofa-Präsentationspro- gramm namens Olga, natürlich eine Bärin. Benjamin Seide, *1968 in Frankfurt am Main. 1992-99 Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg. 1999 Diplom der Filmakademie Baden-Württemberg im Bereich Animation/Digitale Bildgestaltung.

Copykill

The film depicts the at- Deutschland tempt to gain a1999/2000 foothold in a competi- Beta, 3:50 tive market. Realisation Till Hardy, *1977. Film- Till Hardy maker since 1998. Stu- Kommentar dent of applied aes- Carsten Rädle Deutschland 1998/99 thetics and business Beta, 24:10 management in Lüneb- Regie urg. Paramatrix Benjamin Seide Buch, Design We write the year 2023 in the virtual adventure Henry Schmidt, world Paramatrix. Jim Blue, the story´s hero, is a Bejamin Seide bear hunter. Game, work or secret agent units Kamera are called ›bears‹. ›KBI‹, artificial bears´ intelli- Dietmar Ratsch gence, programmes for bears who work for the Musik human inhabitants. Jim hunts defect bears Eckart Ladow which have malfunctions. He brings them to the Darsteller ›big Parabear‹, the caretaker of the Paramatrix, Jenny Reuter, for reprogramming. Jim likes his job, but his real Ingo Brosch love is none other than a sofa presentation pro- Sprecher gramme called Olga, a bear, of course. Wolfgang Klar, Bejamin Seide, *1968 in Frankfurt am Main. 1992- Dagmar Kötting, 99, studies at the Film Academy Baden-Württem- Benjamin Seide Copykill berg. 1999 diploma in animation/digital imaging at the Film Academy Baden-Württemberg. 100 DESTINATION DIGI-LAND

Olga Caraman Claudia Hecht Eva Wanderlust

Die Geschichte von Eva und dem Apfel. Edward Club ist ein Produkt der Medien der späten 90er. Er ist ein Olga Caraman, geboren in Chisinau, Molda- trauriges Individuum, das durch seinen Fernseher ausgezehrt und wien, studiert im vierten Jahr an der Akade- überwältigt wird. Wanderlust spricht das Problem der TV-Gewalt mie der Visuellen Künste, Fachbereich Foto- und deren Einfluss auf die Gesellschaft an. Video-Multimedia. Teilnahme an verschiede- Claudia Hecht studiert an der Schule für Fernsehen und Gestaltung nen Ausstellungen in Rumänien und im Aus- Duncan of Jordanstone, Dundee. land.

Eva

The story of Eve and Rumänien 1999 the apple. Beta, b/w, 0:24 Olga Caraman was born Realisation Wanderlust in Chisinau, Moldavian Olga Caraman Republic. Forth year Edward Club is a prod- Großbritannien 1999 student at the Visual uct of the late 1990s Beta, 3:10 Arts Academy in Cluj, media. He is a sad indi- Realisation Photo-Video-Multime- vidual who is consumed Claudia Hecht dia department. Has and overpowered by his participated in several television set. Wander- exhibitions in Romania lust addresses the is- and abroad. sue of TV violence and how society is affected by it. ›Wanderlust‹ means the urge to roam... Claudia Hecht studies at the School of TV and Imaging Duncan of Jor- danstone, Dundee.

Eva INTERNATIONAL STUDENT FORUM 101

Reinhard Hölker Hendrik John Han-Ter Park Telefonstress Prost Neujahr! 18

Nerven- und Stromspannung sind nicht mehr Endlich hat das ewige Parteiengerangel ein Schwarzer, erwach- unterscheidbar. Beim Klingeln ist das Ner- Ende. Kohl, Schmidt, Brandt und Schröder sener Humor als Pa- vende zugleich der Genervte - Telefon- sind sich absolut einig und verkünden ihre rodie auf den Film- mensch - Menschtelefon - Affenmenschtele- Wünsche für das nächste Jahrtausend. zensor. fonmensch. Hendrik John studierte experimentellen Präsentiert in Li- Mensch und Technik gehen in ihrer gegensei- Film in San Francisco und Medienkunst in nientest-Form von tigen Bedingtheit eine unauflösbare Verbin- Karlsruhe. Seit 1999 Aufbaustudium Film an Bleistiftzeichnungen dung ein, die sich jedoch gleichzeitig als ein der HfbK Hamburg. auf Animationspa- Phänomen der Auflösung präsentiert. Affen- pier. menschtelefonmenschtelefon. Han-Ter Park lebt Reinhard Hölker, *1967 in Vreden, Studium und studiert in Dun- an der Kunstakademie Münster. dee, Schottland.

Nervous and electric nomenon of disintegra- Adult black humour tension have become tion. Apemantele- sent up of the work of indistinguishable. When phonemantelephone. the film censor. the telephone rings Reinhard Hölker, *1967 Presented in line test the stressfactor is si- in Vreden, studies at form of pencil drawings multaneously the the Academy of Fine on animation paper. stressed person. Art in Münster. Han-Ter Park lives and Telephoneman - man- studies in Dundee, telephone - apeman- Deutschland 1999 Scotland. telephoneman. Beta, 4:16 Prost Neujahr! On the one hand, man Realisation Großbritannien 1999 and technology have Reinhard Hölker Finally the constant Deutschland 1999 Beta, b/w, 1:14 entered into an unre- Darsteller wrangling of political VHS, 5:00 Realisation solvable relationship in Marcell Kaiser parties has come to an Regie, Buch, Kamera, Han-Ter Park their mutual depend- end. Kohl, Schmidt, Schnitt ency, on the other hand Brandt and Schröder Hendrik John they present a phe- have come to a unani- Darsteller mous aggreement and Helmut Kohl, proclaim their wishes Willy Brandt, for the new millenium. Helmut Schmidt, Hendrik John studied Gerhard Schröder experimental film in San Francisco and me- dia art in Karlsruhe. Since 1999 post gradu- ate film studies at the College of Art in Ham- burg.

Telefonstress

18 102 VIEWING THE OBERSERVER

Ingrid Mwangi Ninon Liotet, Olivier Schulbaum Wild Life Autoreverse

Ich inszenierte mich als Tier hinter Gittern, Autoreverse ist eine Exkursion am Rande der dreidimensionalen um das In-Sich-Gefangensein, aber auch die Computer-Kultur, Club-Kultur und unserer Privatsphäre. Dabei wird Gewalt an der Natur, die Gewalt an sich die Zerbrechlichkeit herausgestellt. selbst zu thematisieren. Ninon Liotet und Olivier Schulbaum, *1972, studierten Kunst in Ingrid Mwangi, *1975 in Nairobi, Kenia. 1990 Frankreich, bevor sie 1996 an die Hochschule der Künste in Berlin Umzug nach Deutschland (Ludwigshafen am wechselten. Seit 1991 realisieren sie unter dem Namen NOF Multime- Rhein). Seit 1994 Studium an der Hochschule dia - Internet und Videoprojekte. 1995-96 ›Slagons-Sentence‹ (NOF), der Bildenden Künste Saar, Neue Künstleri- 1998 ›Der Warteraum‹ (ZDF/ARTE). sche Medien bei Prof. Ulrike Rosenbach.

I portrayed myself as an animal behind bars to represent the state of being captured within oneself, as well as violence done to na- ture, violence done to oneself. Ingrid Mwangi, *1975 in Nairobi, Kenia, moved to Germany in 1990 (Ludwigshafen am Autoreverse Rhein). Since 1994 stu- dent at the College of Autoreverse is an ex- Ninon Liotet and Olivi- Deutschland 1999 Art Saar in the new me- cursion on the edge of er Schulbaum, *1972, Beta, 18:25 dia art class of Prof. Ul- 3 dimensions computer studied art in France Realisation rike Rosenbach. culture, club culture before they trans- Ninon Liotet, and our private sphere, ferred to the College of Olivier Schulbaum highlighting the Art in Berlin. Since 1991 Kamera fragility of our sys- production of multime- Luke Bennett, tems. dia Internet and video Martin von Bullow projects under the Animation name NOF. 1995-96 Suzanna Noguero ›Slagons - Sentence‹ Musik, Ton (NOF), 1998 ›Der Electro Music Warteraum‹ (ZDF/ARTE). Department, Perlon Records, Mougoose

Wild Life

Deutschland 1999 S-VHS, 1:30 Realisation Ingrid Mwangi INTERNATIONAL STUDENT FORUM 103

Timothie Ingen-Housz Alexay Petrov Muriel Toulemonde Aktion-Film Puhov Ausweg

Die Autobiografie eines selbstmörderischen Das Video spricht über unsere Wünsche, un- Rennen ins Nirgend- ›Übermenschen‹. sere Suche, unsere Enttäuschungen im wo. Timothie Ingen-Housz erhielt 1995 ein EN- Schlachthaus unseres Lebens. Muriel Toulemonde, SAD-Diplom, Fachbereich Audiovision. Seit Alexay Petrov, *1958 in Moskau. Studienab- 1999-00 Stipendium 1997 an der Kunsthochschule für Medien, schluss 1983 an der Shukin Theaterschule. an Kunsthhochschule Köln. Auftritte in Theater-, Kino-, Fernseh- und für Medien, Köln. Radioprogrammen. 1998 Eintritt in das Rus- 1992-97 École des The autobiography of a sische Staatliche Institut für Kinematogra- Beaux Arts, Paris suicidal übermensch. phie, Fakultät für Digitalkamera und Compu- Timothie Ingen-Housz. tergrafik, bei Vladimir Kobrin. 1995 he got a Diplome ENSAD, audiovisual de- The video tells about partment. Since 1997 our desires, our search, at the Art Academy for our disappointments in Media, Köln. the slaughter-house of our life. Alexay Petrov, *1958 in Moscow. Graduated from Shukin Theatrical college in 1983. Played Ausweg in theaters, cinema, TV and Radio programs. In Running to nowhere. 1998 entered Russian Muriel Toulemonde, State Institute of addi- 1992-97 École des tional training and im- Beaux Arts, Paris. 1999- provement of profes- 2000 fellowship in KHM sional skill under Russ- Köln. ian Ministry of Cine- matography, non-fea- Deutschland 2000 ture digital cinema and VHS, 4:34 computer graphics fac- Realisation ulty, mastership of Muriel Toulemonde Vladimir Kobrin. Musik, Ton Olivier Toulemonde Russland 1999 Beta, b/w, 6:17 Realisation Alexay Petrov

Aktion-Film

Deutschland 1999/2000 VHS, 6:30 Realisation Timothie Ingen-Housz Schnitt Timothie Ingen-Housz, Jochen Peters

Puhov 104 VIEWING THE OBERSERVER

Antti Seppänen Moon- Dragan-Chirila Diana Anna Wilms worshippers Sound & Vision Draußen

Eine Reise zur dun- Die Visualisierung des Tons. Ausblicke aus einem Fenster werden zerlegt klen Seite des Mon- Dragan-Chirila Diana, *1977. Studiert im vier- in verschiedene Formen, die den Übergang des. ten Jahr an der Hochschule für visuelle Kün- von Tag zu Nacht phasenverschoben aktuali- Antti Seppänen, ste in Cluj, Fachbereich Foto-Video-Multime- sieren. *1974. Studiert an dia. Hat an verschiedenen Ausstellungen in Anna Wilms, *1966 in Düsseldorf, 1998 1. der Technischen Rumänien und im Ausland teilgenommen. Staatsexamen (Lehramt Sek I/II, Kunst und Hochschule in Tam- Sozialwissenschaft). Seit 1990 Studium Expe- pere/Finnland, Fach- rimentelle Mediengestaltung an der HdK bereich Kunst und Berlin, Klasse Heinz Emigholz. Medien.

A journey to the dark side of the moon. Antti Seppänen, *1974, studying at Tampere Polytechnic, depart- ment of art and media.

Finnland 1999 Beta, 2:50 Musik, Ton Sound & Vision Antti Seppänen Darsteller The visualisation of Vesco Toukomcyi sound. Dragan-Chirila Diana, *1977, is a forth year Draußen student at the Visual Arts Academy in Cluj, Views out of a window Deutschland 1999 Photo-Video-Multime- are deconstructed to 16mm, 5:00 dia department. Has highlight the phase dif- Realisation participated in several ference of the change Anna Wilms exhibitions in Romania from day to night. Musik, Ton as well as abroad. Anna Wilms, *1966 in Köhn Düsseldorf, 1998 first (Jürgen D. Blonde), Rumänien 1999 state exam (secondary Tom Steinle Beta, 2:36 school teacher, art and Buch, Kamera, social sciences). Since Schnitt 1990 studies in experi- Dragan-Chirila Diana mental media art in Moonworshippers Musik the class of Heinz Pink Floyd Emigholz at the College of Art in Berlin. INTERNATIONAL STUDENT FORUM 105

Elena Rutman Hee-Seon Kim Die Fülle - La Folie A Visitor_Praha

Eine Liebeserklärung über Nähe und Distanz. Sowohl Beobachter als auch Beobachteter betrachten Zimmer und Elena Rutman, *1976. Oktober 97: einjähriges Umgebung, die sich stetig verändern. Veränderung bezieht sich im- Studium an der Uni Zürich (Filmwissenschaft, mer auf eine Bewegung. Bewegung impliziert ebenfalls eine stetige Psychologie). Seit Oktober 98 an der Hoch- Veränderung. schule für Kunst und Gestaltung Zürich im Kontinuierliche Änderung stellt das Ganze dar. Das fassbare Ganze Bereich Film und Video. kann sehr gut eine unteilbare Kontinuität sein. Das Stück A Visitor_Praha ist Teil des ›a visitor project ‹ und basiert auf einer persönlichen Raum-Ort-Erfahrung. Die Komposition stellt die erinnerten Räume als visuelle Bewegungsbilder dar. Hee-Seon Kim, *1966 in Busan. 1986-90 Honk-Ik Universität - Bilden- de Künste (Malerei) in Seoul, Korea. 1991-93 HBK, Kassel - Bildende Künste (Bildhauerei) bei Prof. R. Kahlhart. 1993-98 Meisterschülerin von Prof. Magdalena Jetelova, Hochschule für Bildende Kunst Düssel- dorf, Bildhauerei (Installation). Seit 1999 Aufbaustudium Medien Kunst an der KHM Köln.

Die Fülle - La Folie

A declaration of love about proximity and distance. Elena Rutman, *1976. October 97: studies in film science and psy- chology at the College in Zürich for one year. Since October 98 at the College of Art and Design Zürich, film and video department. A Visitor_Praha

Schweiz 1999 Both the observer and the observed contemplate Tschechien/ 16mm, 3:20 the constantly changing room and surroundings. Deutschland 1998 Realisation Change always refers to a movement. Movement VHS, 1:22 Elena Rutman also implies a continous change. Continous Realisation Kamera change represents the whole. The tangible Hee-Seon Kim Elena Rutman, whole... might well be an indivisible continuity. Kamera Daniel Casparis The work A Visitor_Praha forms part of the ›a vis- Roman Pompe Musik, Ton itor project‹ and is based on a personal room-lo- Darsteller Dominic Suter cation experience. The composition represents Hee-Seon Kim Darsteller the memorised spaces as visual pictures of mo- Malena Gysin, tions. Daniel Casparis, Hee-Seon Kim, *1966 in Busan, 1986-1990 Hong-Ik Elena Rutman University, Fine Arts (Painting), in Seoul, Korea. 1991-93 HBK Kassel, Fine Arts (Sculpture). 1993- 1998 Meister Student, Academy of Fine Arts Düs- seldorf, Sculpture (Installation). Since 1999 Post- graduate Medien Kunst at Kunsthochschule für Medien in Köln. 106 VIEWING THE OBSERVER

Jonna Karanka Olga Caraman Suvi Veijola T 14 Sound and Vision Waiguo Mao

Alles bleibt der Veränderung überlassen. Bil- Das Video zeigt die Darstellung von Ton. Eine Ein Katzenleben. der spielen mit Licht, der Rhythmus steigert sich bewegende Grafik, eine Videografik. Die Suvi Veijola, *1975. die Geschichte zwischen den Szenen und Bewegung von Kiefernadeln. 1995-96 Filmstudium langsam schliesst sich der Kreis der Zeit. Olga Caraman, geboren in Chisinau, Molda- an der Volkshoch- Jonna Karanka studiert im dritten Jahr Me- wien, studiert im vierten Jahr an der Akade- schule Lahti; 1996-97 dienkunst an der Kunst- und Medienschule mie der Visuellen Künste, Fachbereich Foto- Wirtschafts- und Me- Tampere/Finnland. Video-Multimedia. Teilnahme an verschiede- dienstudium an der nen Ausstellungen in Rumänien und im Aus- Schule für Wirt- land. schaft und Medien in Virrat; seit 1997 Stu- The visualization of participated in several dium an der Techni- sound. This is a graphic exhibitions in Romania schen Hochschule in motion, a videogra- and abroad. Tampere. phy. The movement of pine needles. Rumänien 1999 Cat´s live. Olga Caraman was born Beta, 0:52 Suvi Veijola, *1975, film in Chisinau, Moldavian Realisation studies in Lahti Folk Republic. Forth year Olga Caraman High School 1995-96, student at the Visual business and media Arts Academy in Cluj, studies in Virrat School Photo-Video-Multime- of Business and Media dia department. Has 1996-97, studies for BA T 14 in media in Tampere Polytechnic 1997- pres- All is left to change. Im- ent. ages are playing with the light as the rhythm Finnland 1999 increases the story be- Beta, 2:15 tween the scenes, slow- Buch, Kamera, Schnitt ly closing the circle of Suvi Veijola time. Musik, Ton Jonna Karanka, 3rd Johanna Lonka, year media art student Heidi Mehtonen, in Tampere School of Jonna Karanka, Art and Media. Suvi Veijola Darsteller Finnland 1999 Sound and Vision Peppi, Antti Seppänen Beta, 6:40 Realisation Jonna Karanka

Waiguo Mao INTERNATIONAL STUDENT FORUM 107

Olaf Ackermann, Eva Garthe, Matthias Weitzel Frank Werner Ohne Titel O Sole Mio

Eine Geschichte, die das ›Leben‹ schrieb (inkl. Die ersten 14 Jahre meines Lebens verbrachte ich in einem kleinen Weiss und Fisch). Dorf im Südwesten Deutschlands. Ich wollte Mandoline lernen. Olaf Ackermann, Eva Garthe, Matthias Weizel Es gab keine Möglichkeit. studieren an der Universität Oldenburg und Frank Werner, *1968. Seit 1995 an der HBK Braunschweig bei Birgit produzierten und entwickelten schon viele Hein und Marina Abramovic. Lebt und arbeitet in Berlin und Braun- Videobeiträge und Veranstaltungen, bevor schweig. sie zusammen Ohne Titel realisierten. First 14 years of my life I lived in a small village in the South-West of Germany I wanted to learn mandoline. There was no possibili- ty. Frank Werner, *1968. Since 1995 at HBK Braunschweig (Birgit Hein and Marina Abramovic). Lives and works in Berlin and Braunschweig.

Deutschland 1999 Videoperformance Beta, 1:40 Realisation Frank Werner

Ohne Titel

A ›true‹ story (incl. Deutschland 1999 Weiss and Fisch). 3:00 Olaf Ackermann, Eva Realisation Garthe, Matthias Weit- Olaf Ackermann, zel study at the Col- Eva Garthe, lege in Oldenburg. They Matthias Weitzel have produced and or- Darsteller ganized many video Olaf Ackermann, features and events, Eva Garthe until at last they real- O Sole Mio ized together Ohne Ti- tel.

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Retrospektive Retrospective 110 LEN LYE

The Film Work of Len Lye Corinne & Arthur Cantrill

›Movement is unpremeditated being; it is the uncritical expression ›Movement is umpremeditated being; it is the of life. First comes life; and if we meditate prematurely, if we lend to uncritical expression of life. First comes life; and physical things a critical self-consciousness, we are substituting if we meditate prematurely, if we lend to physical imagination for movement and sentimentalizing the physical past. things a critical self-consciousness, we are sub- Up to a certain point we must leave physical things alone and let stituting imagination for movement and senti- them speak for themselves in movement.‹ (Len Lye Film-Making, in mentalizing the physical past. Up to a certain Figures of Motion, 1935) point we must leave physical things alone and let Len Lye wurde 1901 in Christchurch auf der südlichen Insel Neusee- them speak for themselves in movement.‹ (Len lands geboren. Er lebte für einige Zeit in Port Campbell, wohin er in Lye Film-Making, in Figures of Motion, 1935) den letzten Jahren seines Lebens zurückkehrte. Das Licht in Neu- Len Lye was born 1901 in Christchurch on the seeland, die Bewegungen des Meeres und sogar der Leuchtturm, der southern island of New Zealand. He lived for some in einigen seiner Schriften auftaucht, beeinflussten ihn sehr. Lye time in Port Campbell, where he returned at the studierte Kunst an einem technischen College in Wellington, wo er end of his life. The light of New Zealand, the ohne Zweifel eine sehr altmodische Kunsterziehung genoss. Später movement of the sea and even the lighthouse meinte er, die einzige Sache, die er von seinen Lehrern gelernt hät- that appears in some of his writings influenced te, wäre die Notwendigkeit, als Künstler den eigenen, besonderen him deeply. Lye studied art at a technical college und einzigartigen Arbeitsbereich für sich zu entdecken und sich in Wellington, where he received without a doubt nicht von dem eines anderen beirren zu lassen. a very old-fashioned education. He later re- Diese Idee begleitete ihn sein Leben lang, und schon im frühen Alter marked that the only thing he had learned from von 15 Jahren beschloss er, dass Bewegung in gewisser Weise das his teachers was the need for an artist to dis- Bindeglied seines künstlerischen Lebenswerkes werden sollte. Er cover his very own special and unique working wollte eine Sprache für die Kunst entwickeln, die sich mit Bewegung area and not to be deterred by others. auseinandersetzt. Seine ersten Gemälde besaßen kleine sich bewe- This idea stayed with him throughout his life and gende Elemente: Bienen, Hühner, Linien oder kleine Wolken, die über as early as 15 he decided that movement was go- die Landschaft zogen. Schließlich kam er zu der Erkenntnis, dass der ing to be the connecting link of his artistic work. Film die Lösung seiner Probleme bedeutete. He wanted to develop a language for art that 1921 verließ er Neuseeland und ging nach Sydney, Australien. Er ar- deals with moving elements: beas, chickens, lines beitete dort in einem Animationsfilmstudio, aber weniger im Kunst- or small clouds wandering across the sky. Finally, bereich der Produktion als vielmehr in der Drehbuchabteilung. he came to the decision that film was the solu- Trotzdem erlernte er einige Trickfilmtechniken und begann fast zu- tion for his problems. fällig seine ersten Experimente. Er kratzte Formen und Figuren di- He left New Zealand 1921 and went to Sydney, Aus- rekt auf das 35mm-Material und projezierte die Ergebnisse, ohne ei- tralia. He worked there in an animation film stu- ne Kopie herzustellen. dio in the area of script writing rather than in Wenig später besuchte er einige Pazifikinseln und ließ sich für eini- the art production. Nevertheless he learned a ge Zeit auf der Insel Samoa nieder, wo er sich intensiv mit den Kün- few animation techniques. It was almost acciden- sten und Tänzen der Eingeborenen beschäftigte. Als er kurze Zeit tal that he began to make his first experiments. später nach Australien zurückkehrte, studierte er die Kunst der Ab- He scratched shapes and figures directly onto origines und das Werk des Fotografen Baldwin Spencer. the 35 mm film and projected the results without Schließlich entschloss er sich nach Europa zu gehen und heuerte auf making a copy. einem Schiff an. 1926 gelangte er so nach England. Dort angekom- Shortly afterwards he visited a few Pacific Is- men, fand er sehr bald Kontakt zur Avantgarde-Bewegung dieser lands and lived for some time on the Island Zeit, besonders zu den Malern und Schriftstellern Robert Grave und Samoa, where he studied the art and dance of Laura Riding. Er begann seine Vorstellung über das ›Doodle‹ - eine the natives. Shortly after his return to Australia ohne Nachdenken auf irgendein Stück Papier hingeworfene Zeich- he studied aboriginal art and the work of the nung, die z. B. während des Telefonierens beiläufig entsteht - zu ent- photographer Baldwin Spencer. wickeln. Damit entstand seine Theorie des ›Old Brain‹; eine Idee, die He finally decided to go to Europe and signed up meint, dass bestimmte Zeichnungen und Kunstwerke nicht aus dem on a ship. Thus he arrived in England in 1926. modernen, zivilisierten Teil des Bewusstseins herrühren, sondern There it didn´t take him long to make contact diesem ›Alten Geist‹ entstammen. Diese Theorie kommt der Idee der with the avant-garde movement of the time, es- Surrealisten nahe, die über das ›Automatische Schreiben‹ und ›Auto- pecially with painters and the writers Robert matische Zeichnen‹ aus dem Unterbewussten nachgedacht haben. Graves and Laura Riding. He started to develop Len Lye aber entwickelte seine Theorie vom ›Alten Geist‹ unabhängig his idea of doodles, drawings that are done casu- RETROSPEKTIVE 111 RETROSPECTIVE

von den Surrealisten. Einige seiner Bilder aus den letzten Jahren ally without thought, for example when on the seines Lebens basierten auf diesem ›Doodle Drawing‹ seiner frühen telephone. Thus his theory of the ›old brain‹ was Phase. conceived, an idea that argues that certain draw- Zur selben Zeit, als er in das Kunstleben Londons Eingang fand, be- ings and art works come not from the modern gann er die Arbeit an seinem wirklich ersten Film Tusalava - ein Syn- civilised part of consciousness but from the col- onym, das soviel wie ›Am Ende wird alles gleich‹ bedeutet und die zy- lective unconscious. This theory comes close to klischen Strukturen in der Natur impliziert. Es ist ein normaler the idea of the surrealists who discussed auto- Trickfilm; die Bilder wurden auf Papier gezeichnet und Bild für Bild matic writing and automatic drawing with its ori- mit einer normalen Trickfilmkamera abfotografiert. gin in the unconscious. But Len Lye developed his Mit Tusalava aus dem Jahr 1929 versuchte Lye eine ungewöhnliche theory of the ›old brain‹ independently from the Geschichte über die Quellen des Lebens zu erzählen. Später meinte surrealists. A few of his pictures created in the er, in diesem Film habe er, ohne es zu wissen, die Bewegungen und last years of his life are based on the doodle den Lebensrhythmus eines bestimmten Virus entdeckt, der nur un- drawings of his early phase. ter dem Mikroskop sichtbar wird. Auch behauptete er immer wieder, When he entered London´s art scene, he started dass man in seinen Zeichnungen und Filmen Bildern begegnen wür- to work on his first real film Tusalava - a synonym de, die irgendwo im ›Old Brain‹ lokalisiert sind und in denen Informa- for ›In the end all is equal‹ - that implies the cyclic tionen über grundlegende Lebensmuster und -kräfte liegen, die Wis- structures of nature. It is a more conventional senschaftler erst in späteren Zeiten entdecken würden. animation, the images were drawn on paper and Len Lyes Filme bestanden im Grunde aus reiner Bewegung. Der photographed frame by frame with an animation Kunstkritiker Roger Frye, eine sehr wichtige Persönlichkeit im Groß- camera. britannien der 30er Jahre, brachte es auf den Punkt, als er über Tu- With Tusalava in 1929 Lye tried to tell an unusual salava sagte: ›I thought you had seen the essential thing as no one story about the sources of life. He later said that has seen hitherto. I mean you really thought not of forms in them- in this film without knowing, he had discovered selves but of them as movements in time. I suspected a new kind of the movements and the rhythm of life of a spe- imagination to seize this idea fully. You are the first as far as I know cific virus, only visible under a microscope. He al- to make the start.‹ so claimed that there were drawings and images Nach Tusalava produzierte Len Lye eine geraume Zeit keine Filme, in his films that had come from somewhere in the sondern unterstützte die Verlegertätigkeit von Robert Grave und ›old brain‹, and which consisted of information Laura Riding für ihre ›Sights in Press‹ und entwarf einige Buchum- about fundamental life forces and patterns, dis- schläge für sie. Er schrieb zu dieser Zeit Briefe und entschied erst covered only years later by scientists. hinterher, an wen er sie senden würde, indem er einfach den Namen Len Lye´s films are basically pure movement. The der Person darüber setzte. Laura Riding war von diesen Schriften so art historian Roger Frye, an important figure in beeindruckt, dass sie darauf bestand, einige seiner Briefe herauszu- Great Britain in the 30s, put his finger on it when geben. he said about Tusalava: ›I thought you had seen 1935 machte er seinen ersten hand-made, handcolorierten Film, Co- the essential thing as no one has seen hitherto. I lour Box, einen Direkt-Film; einen Film, der ohne Kamera entsteht, mean you really thought not of forms in them- und allein durch direktes Zeichnen und Malen auf 35mm Blankfilm selves but of them as movements in time. I sus- hergestellt wird. Diese Arbeit wurde durch die Filmabteilung des Ge- pected a new kind of imagination to seize this neral Post Office gefördert. Auf den ersten Blick eine etwas unge- idea fully. You are the first as far as I know to wöhnliche Institution für die Unterstützung einer solch avantgar- make the start.‹ distischen Arbeit, aber John Grieson, der große Pionier des Briti- After Tusalava Len Lye stopped making films for a schen Dokumentarfilms der dreißiger Jahre, war zu dieser Zeit Di- while and instead supported the publishing busi- rektor der GPO-Filmabteilung und da er sehr beeindruckt war von ness of Robert Grave and Laura Riding with their Len Lye und seinem Werk, drängte er die GPO, einigen Kinowerbefil- ›Sights in Press‹ and designed a few book covers men zuzustimmen, in denen Len Lye seine Techniken anwenden soll- for them. At that time he used to write letters te. and only afterwards decided who to address them Zu den Techniken und Materialien, die Lye in seinen Filmen verarbei- to, by writing their name at the top of the letter. tete, gehörte z. B. der Klarlack: Er brauchte einige Zeit, um einen Laura Riding was so impressed by his writing that geeigneten transparenten Lack zu finden, der nicht vom Film abblät- she insisted on publishing several letters. terte. Er trug ihn auf den 35mm-Blankfilm auf und zog darauf einen 1935 he made his first hand made, hand coloured Haarkamm so durch den Lack, dass Linien erzeugt wurden, die auf film Colour Box, a direct film, a film that was made der Leinwand von oben herabfließen. Er entwickelte auch eine Scha- without a camera but by drawing and painting di- blonentechnik, indem er kleine Löcher in Karton oder ähnliche Ma- rectly onto the 35mm blank film. This work was terialien schnitt und Farbe mit einem Pinsel durch die Löcher auf supported by the General Post Office. At first den Film rieb. Der Film Colour Box gewann 1935 einen Spezialpreis sight it seems an unusual institution to support 112 LEN LYE

auf dem Internationalen Filmfestival in Brüssel. such avant-garde work, but at that time John In dieser Zeit beschäftigte er sich auch mit dem Problem Text im Grieson, the great pioneer of British documen- Film in Bewegung darzustellen. Er war überzeugt, dass es möglich taries in the 30s, was director of the GPO Film De- sei, sowohl Wörter als auch abstrakte Bilder zu animieren. Hierfür partment. He was so impressed with Len Lye and arbeitete er mit dem walisischen Dichter Dylan Thomas noch bis his work that he convinced GPO to make a cinema kurz vor dessen Tod zusammen, um in kreativer Weise Text und Titel- spot, in which Len Lye could use his techniques. zeilen mit abstrakten Zeichnungen zu kombinieren. One of the techniques and materials Lye used in Caleidoscope - auch im Jahr 1935 produziert - war kein GPO-Film, his films was clear varnish. It took him some time sondern ein Werbefilm für Churchman´s Cigarettes. Er wurde von ei- to find a suitable transparent varnish, which ner Werbeagentur finanziert, die die Gelegenheit nutzte, einen Wer- wouldn´t come of the film. He applied it to the befilm für einen Bruchteil der normalen Herstellungskosten zu pro- 35mmm blank film and then combed through it so duzieren. Mit jedem neuen Film experimentierte er, wie er selber that lines were created, which would run down sagte, mit neuen Techniken. In diesem Fall durchstöberte Lye Stu- from the top of the screen. He developed a sten- dios, um Blankfilm oder auch Stücke von belichtetem Film zu finden. cil technique by cutting small holes into cartons Er entfernte die Bilder, um Klarfilm zu erhalten, und damit das Ma- or similar material and applied colour through terial für den Film. Auch in diesem Film benutzte er die Technik, mit the holes onto the film. The film Colour Box won a dem Kamm durch die feuchte Farbe zu fahren sowie die Schablonen- special prize on the International Film Festival in technik. Er schien auch eine Art Spritztechnik zu verwenden, indem Brussels in 1935. er einfach mit einem feuchten Pinsel oder einer Nadel Farbe auf den In that time he was occupied with the problem on Blankfilm spritzte. how to show text in movement on film. He was Der Vergleich der Filme Len Lyes mit den Filmen der dreißiger Jahre convinced that it was possible to animate words von Oskar Fischinger, Walther Ruttmann, Viking Eggeling und Hans as well as abstract images. He thus worked to- Richter ist aufschlussreich. Lye hatte die Fischinger-Filme auf einer gether with the Welsh poet Dylan Thomas until Veranstaltung in London gesehen. Darüber schrieb er einige Zeilen shortly before Dylan´s death to combine text and in einem seiner Briefe: ›I saw a Fischinger´s work in London it res- headlines with abstract drawings in a creative way. ponded to my first real aesthetic cineaesthesia. Mighty good some Caleidoscope- also produced in 1935 - was no GPO- few seconds of it. It´s all aimed for myself. Just a few moments of Film but a commercial for Churchman´s Ciga- real cineaesthesia. There is no other kick of its kind. None.‹ rettes. It was funded by an advertising agency Die deutschen Arbeiten, eher geometrisch und kantig, entstammten that took the opportunity to produce a commer- der Bauhaus-Schule und den Bauhaus-Experimenten von Schwerdt- cial with the minimum of the normal production feger und anderen. Sie projezierten farbiges Licht durch diverse Fil- costs. Lye experimented with new techniques ter und Formen auf die Leinwand. Lyes Arbeiten sind hingegen ein- with each new film. In this case Lye looked fach und aufgrund der Techniken und Ideen eher klecksig, amorph through studios for blank film or pieces of ex- oder ›amöbisch‹, wie etwas, das man unter einem Mikroskop sieht. posed film. He would remove the images in order Tatsächlich sehr verschieden von den präzisen geometrischen For- to have blank film and therefore material for his men der deutschen Avantgarde. film. In this film he also used the technique of Nach seiner Theorie des ›Old Brain‹ spricht alles, was in Kunst, Film, combing through wet paint and his stencil tech- Malerei, Musik oder Bildhauerei enthalten ist (zum Beispiel in den nique. He also seemed to use a kind of splashing verwendeten Formen, Farben oder den Tönen), ein unbewusstes ›Wis- technique by simply throwing paint onto the sen‹ in unserem Organismus an bzw. bezieht sich auf dieses. blank film with a brush or needle. Im Film Rainbow Dance von 1936 experimentierte er mit einer ande- The comparison of Len Lye´s films with the films ren interessanten Filmtechnik. Er manipulierte die drei Matrixen - of the 30s by Oskar Fischinger, Walther Ruttmann, rot, grün und blau - des Gaspar-Farbsystems im Kopierprozess. Gas- Viking Eggeling and Hans Richter is very interest- par-Color war das europäische Farbsystem, das dem amerikanischen ing. Lye had seen Fischinger´s films at an event in Technicolor ähnlich war. Rainbow Dance war ein genuiner 3-Farben- London. Separationsfilm, der überwiegende Teil der Szenerie wurde in He wrote about it in one of his letters: ›I saw a Schwarz-Weiß-Grau gezeichnet und die Farbe wurde erst während Fischinger´s work in London it responded to my des Kopierprozesses hinzugefügt. first real aesthetic cineaesthesia. Mighty good Der Farbfilm war zu dieser Zeit relativ neu und als Werbefilm(e) in some few seconds of it. It´s all aimed for myself. den Kinos weit verbreitet und damit höchst populär. Ein Filmkritiker Just a few moments of real cineaesthesia. There schrieb damals: ›Wenn Sie einen guten Farbfilm sehen wollen, schau- is no other kick of its kind. None.‹ en Sie sich die Lye-Filme an.‹ Die intensive Farbe dieser Filme ist The German works developed in the Bauhaus auch heute noch sehr beeindruckend. Der erste Fischinger-Film School and in Bauhaus experiments by Schwerd- ›Kreise‹ hatte schon einige Jahre früher das gleiche Gaspar-Verfah- feger and others are more geometrical and angu- ren verwendet und Farbe künstlich in der Kopiermaschine erzeugt. lar. They projected coloured light through several RETROSPEKTIVE 113 RETROSPECTIVE

1937 entstand Lyes Trade Tattoo, ein weiterer Film für die GPO-Film- filters and shapes onto the screen. Lye´s works abteilung. Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang Jack El- however are simple and because of their tech- liot, der für alle Lye-Filme den Ton und die Synchronisation machte. niques and ideas more blotty, amorphous or Trade Tattoo trägt die Energie und den Rhythmus des Warenhandels ›amoebic‹, like something you see through a mi- in sich, obwohl die Verbindung zum GPO bis zum Ende des Films kaum croscope. In fact they are very different from the zu erkennen ist. In diesem Film benutzt Lye Aufnahmen aus Griesons precise geometrical forms of the German avant- Dokumentarfilmen, die er für die GPO-Filmabteilung gemacht hatte. garde. Es tauchen darin Bilder z. B. aus Griesons ›The Drifters‹ auf. In die- According to his theory of the ›Old Brain‹ every- sem Film entwickelte er Techniken weiter, die er schon für Rainbow thing to do with art, film, painting, music or Dance verwendet hatte, z. B. das ›Matting‹ und ›By-Packing‹, bei dem sculpture (something in the used shapes, colours zwei aufeinanderliegende Filme durch den Printer laufen und ge- or sounds) responds to an unsconscious ›knowl- meinsam abfotografiert werden. edge‹ in our organism or relates to it. 1938 entstand Colour Flight als Werbefilm für › of In his film Rainbow Dance from 1936 he experi- Britain‹ und 1939, als der Krieg drohte, Swinging the Lambeth Walk, mented with another interesting film technique. ein abstrakter Film -sein erster Direktfilm, der von einer Kunstför- He manipulated the three matrix - red, green and derungsinstitution finanziert wurde, dem ›British Council‹. Die Krat- blue - of Gaspar´s Colour System in the copying zer in der Emulsion ergaben eine besondere, rauhe, schartige Struk- process. Gaspar Colour was the European colour tur, die in seinen späteren Werken immer wieder auftaucht. version similar to the American Technicolor. Rain- Während des Krieges realisierte er eine ganze Anzahl von Filmen für bow Dance is a genuine three colour separation das britische Regierungsministerium für Information. Der Großteil film, in which most of the scenery was drawn in seiner Arbeit hatte nichts mit Politik zu tun, seiner Meinung nach black, white and grey and colour was only added durfte sich der ›Film der Schönen Künste‹, wie er sich ausdrückte, in the copying process. sogar gar nicht mit Politik verbinden. Trotzdem arbeitete er für das At that time colour film was relatively new. It was Informationsministerium weiter. Der Film Musical Poster aus dem widely used in commercials and extremely popu- Jahre 1940 ist einer der farbenprächtigsten Len-Lye-Filme. Er be- lar. One film critc wrote then: › If you want to see handelt die Probleme der Sicherheit in Zeiten des Krieges. a really good colour film, go and see Len Lye´s In dem 1942 entstandenen Film Kill Or Be Killed ist er nur als Tech- films.‹ The intense colour of these films is very im- niker in den Credits aufgeführt. Es handelt sich um einen sehr fin- pressive even today. A few years earlier steren Soldaten-Lehrfilm, einen Film mit einer sehr optimistischen Fischinger´s first film ›Kreise‹ had used the same Botschaft, die in keinster Weise einer realistischen Analyse stand- Gaspar process and produced colour artificially in hält. Es ist überhaupt kein typischer Len-Lye-Film, aber irgendwie the copying machine. fand er sich während des Krieges plötzlich in dieser Arbeit wieder, 1937 Trade Tattoo was made, another film for the die eigentlich nicht mit seiner Person und seinen Ideen überein- GPO Film Department. In this context it is impor- stimmte. When The Pie Was Opened, ein weiterer Film des Informa- tant to mention Jack Elliot who produced the tionsministeriums, sollte den Leuten zeigen, wie man trotz der sound and synchronisation for all of Lye´s films. schrecklichen Gemüseknappheit in England eine vernünftige Pastete Trade Tattoo carries the energy and the rhythm herstellen konnte. Hier kommt etwas von der Schrulligkeit und dem of the goods trade, although the connection with Humor von Len Lye rüber. Später bestand Lye darauf, dass einige Fil- GPO becomes only apparent at the end of the film. me, die er nicht mochte, aus seiner Filmografie gestrichen werden. In this film Lye used shots from Grieson´s docu- Dies war einer von ihnen. mentary films, which he had made for the GPO Len Lye hatte genaue Vorstellungen, wie man einen narrativen Film Film Department. Thus, for example, images from fotografieren und schneiden sollte. Darüber schrieb er 1939 in ›Sight Grieson´s ›The Drifters‹ appear in the film. Lye and Sound‹, London, einen interessanten Artikel. In diesem Zu- further developed techniques, like matting and sammenhang ist Cameraman at War bemerkenswert, den Lye aus al- by-packing for Trade Tattoo, where two films, one ten Wochenschaubildern zusammenschnitt. Auch filmhistorisch ist lying on top of the other, run through the printer er interessant, weil er sich mit Problemen des Filmemachens wäh- and were photographed at the same time. He had rend des Krieges auseinandersetzt. already used these techniques in Rainbow Dance. Nach Ende des 2. Weltkrieges ging Len Lye nach New York und wurde 1938 Colour Flight was made as a commercial for amerikanischer Staatsbürger. Dort begann er, sich wieder ernsthaft ›Imperial Airways of Britain‹. 1939 when there was mit seiner Kunsttheorie zu beschäftigen. Allerdings fand er in den the threat of war the abstract film Swinging the USA nur schwer eine finanzielle Unterstützung für seine Arbeit und Lambeth Walk was made, his first direct film, die Verwirklichung seiner Filme. Schließlich konnte er 1952 Colour which was financed by the British Council. The Cry fertigstellen, in dem er mit einer anderen Technik des direkten scratches on the emulsion produced a special Filmemachens experimentierte. Er legte in einer Dunkelkammer un- rough jagged structure that appears again and belichtetes Filmmaterial aus, das er mit Materialstücken, Papier, again in his later works. 114 LEN LYE

Stoff, Bändern abdeckte und es dann mit During the war Lye made a series of films for the British Government Min- farbigem Licht belichtete. Im zweiten istry for Information. The majority of his work had nothing to do with poli- Schritt verschob er die Dinge etwas und be- tics. He thought that a ›fine art film‹, as he called it, should not be connect- lichtete es mit einer anderen Lichtfarbe. Auf ed with politics in any way. Nevertheless he continued to work for the Min- diese Weise entstanden die Bilder wieder di- istry for Information. The film Musical Poster from 1940 is one of Len Lye´s rekt auf dem Film, nur mit Licht, ohne Kame- most colourful films. It deals with the problems of security in wartime. ra. Dies ähnelt sehr der Technik, die Man Ray In the film Kill Or Be Killed made in 1942 he is only credited as a technician. in Retour a la Raison in den 20er Jahren in The film is a sinister educational film for soldiers with a very optimistic mes- Paris erstmalig angewendet hatte. sage that in no way reflects reality. It is not a typical Len Lye film, but dur- Mit Rhythm aus demselben Jahr machte er ing the war Lye somehow found himself doing work that didn´t agree with einen kurzen Werbefilm für eine Autofabrik, him and his ideas. der sogar einen Preis gewann: ›The New York When The Pie Was Opened, another film for the Ministry for Information, was Television Art Director´s Award‹, der extra meant to show people how to make a good pie despite the terrible shortage für diesen Film kreiert wurde, da die Jury of vegetables in England. Some of Len Lye´s crankiness and humour comes ihn in keine der bestehenden Kategorien across in this film. Later Lye insisted that some films, which he disliked were einordnen konnte. Er schnitt einige Film- erased from his filmography. This was one of them. streifen entsprechend der Musik zusammen, Len Lye had exact ideas on how to photograph and edit a narrative film. He die vorher komponiert wurde. Die zucken- wrote an interesting article on it in ›Sight and Sound‹ in London 1939. In this den, flatternden Bewegungen der Bilder re- context Cameraman at War is remarkable, which he edited together out of sultierten aus der technischen Unzulänglich- old news reels. It is also of film historical interest as it deals with the prob- keit, die sich wiederholenden Konturen lems of film making during wartime. exakt in jedes Filmkader zu übertragen. After the end of World War II Len Lye went to New York and became an Amer- In seinen handgekratzten Filmen erkundete ican citizen. There he took up his study of art theory again but found it dif- er das weite Feld der Musik, der Körper-, ficult to get funding for his work and the realisation of his films. Finally in Arm- und Fingerbewegungen und ihr Zu- 1952 he was able to finish Colour Cry, in which he experimented with anoth- sammenspiel in der Imagination. In Free Ra- er technique of direct film making. He put pieces of material, paper, cloth

Trilogy RETROSPEKTIVE 115 RETROSPECTIVE

dicals, den er in der and ribbons on unex- ersten Version 1958 posed film in a dark- herstellte, kratzte er room and exposed it Muster und Struktu- with coloured light. He ren direkt auf 16mm- then moved the mate- Schwarzfilm. Ent- rials around and ex- täuscht von der posed the film again amerikanischen För- with different coloured derpolitik für Avant- light. In this way the garde- und Experi- images were created mentalfilmkunst, die directly on the film us- praktisch nicht exis- ing only light and no tierte, trat Lye in ei- camera. Man Ray used a ne Art filmischen similar technique in Hungerstreik und the 20s in Paris, for the widmete sich wieder first time in Retour a la verstärkt seiner Raison. skulpturalen und ma- In the same year he lerischen Arbeit. made Rhythm, a short Erst 1967 schuf er commercial for a car wieder einen Film in factory that won the der bekannten New York Television Art Kratztechnik, Parti- Director´s Award, a cles in Space, den er prize specially created 1979, nachdem er in for this film because seine Heimat Neu- the jury could not fit it seeland zurückge- into any of the existing kehrt war, nochmals categories. He cut sev- überarbeitete, wie eral film pieces togeth- auch seine früheren er corresponding with Filme und Studien Len Lye a piece of music com- Free Radicals und Tal posed for the film. The Farlow. twitching fluttering movements of the images is a result of the technical in- In den letzten Lebensjahren entschied er, ability to transfer the repeating contours exactly onto the film. sein gesamtes Material, seine Filme und vie- He explored the wide range of music, body, arm and finger movements and le seiner Gemälde, Skulpturen und Schriften their interaction in the imagination in his hand scratched films. In Free Rad- in sein Geburtsland Neuseeland zurückzuho- icals he scratched patterns and structures directly onto the 16mm black len. film, the first version was made in 1958. Disappointed with the American Len Lye starb 1980 an Leukämie. Er hinter- funding policy of avant-garde and experimental film art that was practical- liess ein über viele Jahrzehnte gewachsenes ly nonexistent, Lye started a sort of filmic hunger strike and went back to Werk im Bereich des Filmschaffens, der Male- work mainly on his sculptures and paintings. rei und der Bildhauerei. Ein großer Teil sei- Only in 1967 did he make another film Particles in Space using his scratch ner Filme ist verloren gegangen, einige von techniques in. In 1979 after returning to his home country New Zealand he ihnen sind erst nach seinem Tod wiederent- reworked the film and his earlier films and studies Free Radicals and Tal Far- deckt worden. low. In his last years he decided to bring all his material, his films, paintings, Corinne and Arthur Cantrill, Bericht, aus int. sculptures and writings back to his home country New Zealand. experimentalfilm workshop, 1985 Len Lye died of leukaemia in 1980. He left a legacy of films, paintings and sculptures created over many decades. Many of his films have been lost, some have been recovered only after his death.

Corinne and Arthur Cantrill, report, int. experimentalfilm workshop, 1985 116 LEN LYE

Die Vereinigung von Form und Bewegung Jean-Michel BouhoursI Uniting Form and Movement

Len Lye arbeitete drei Jahre lang an einem monumentalen Kunst- Len Lye worked for three years on a monumental projekt, das sich in einem ›Temple of Lightning‹ an einem See befin- art project, which was to be placed in a lakeside den sollte. Sun, Land & Sea wurde komponiert, desgleichen eine be- as a ›Temple of Lightning.‹ Sun, Land & Sea was trächtliche Anzahl seiner Skulpturen, die eine subtile formale Spra- composed, as were a good many of his sculptures che von zwei Elementen verwenden: ein fünfzig Meter langes Metall- that use a refined formal language, of two ele- band, und eine Spiralschleife mit einem Umfang von etwa 25 Meter. ments: a 50-meter long ribbon of metal, and a Das erste Element symbolisiert den Gott des Meeres: das Metallband spiral loop with a circumference of about 25 me- richtet sich auf, während ein leichter Schwanzschlag eine Druckwel- ters. The first element symbolizes the God of the le überträgt. Wenn die Schlange die Höhe der geschlossenen Schlei- Sea: the band of metal straightens up, while a fe erreicht, die die Höhlengottheit symbolisiert, blitzen ungeheure flick of the tail imparts a shock wave to it. When elektrische Lichtbogen hindurch. Mit diesen zwei elektro-magne- the serpent reaches the height of the closed loop tisch animierten Grundfiguren erweist Len Lye in der Tradition der symbolizing the Cave Goddess, a tremendous Menschen des Altertums dem Glücksstern unseres Sonnensystems electric arc flashes from through it. With these seine Ehrerbietung. two electro-magnetically animated basic figures, Als Len Lye 1926 nach London kam, war Wassily Kandinsky, ein Bau- Len Lye pays homage, in the tradition of the An- haus-Lehrer, gerade dabei, seine Formentheorie zu formulieren, die cients, to our solar system’s lucky star. die methodische Ausarbeitung einer rein visuellen Sprache komplet- When Len Lye arrived in London in 1926, Wassily tierte, die 15 Jahre vorher mit Concerning the Spiritual in Art: and Kandinsky, a teacher at the Bauhaus, was just for- Painting in Particular begonnen hatte. Von diesem Punkt ausgehend mulating his theory of shape, which completed liegt das Basis-Vokabular einer abstrakten Kunst, die von der Dar- the methodical elaboration of a pure visual lan- stellung erkennbarer Formen befreit ist, in geometrischen Figuren: guage that he had begun 15 years earlier with gerade, gebrochene und gebogene Linien, Kreise, Spiralen und Dreie- Concerning the Spiritual in Art: and Painting in cke.II Formuliert zu einer Zeit, als Kandinskys Kunst sich änderte, ist Particular. Beginning with the point, the basic vo- er in diesem Buch nicht so überzeugt wie in seiner Farbentheorie; cabulary of an abstract art that is freed from de- Kandinsky dachte, dass die Sprache der abstrakten Kunst noch in ih- picting recognizable shapes lies in geometrical ren Kinderschuhen steckte, und dass sie sich genauso entwickeln figures: straight, broken, and curved lines, circles, würde wie Materie: in Richtung zunehmend komplexer Formen, bis spirals and triangles.II Formulated at a time when sie zu einer losen, wurzelähnlichen Organisationsform käme. Durch Kandinsky’s art was changing, in this book he is das Ziehen einer Parallele zwischen Kunst und Natur weist Kandinsky not as confident as in his theory of color; Kandin- darauf hin, dass es die Bewegung ist, die die Grundeinheit der ab- sky thought that the language of abstract art was strakten Kunst (den Punkt) vom Grundelement der lebenden Materie only in its infancy, and that it might evolve in the (der Zelle) unterscheidet. Die Frage der Bewegung als Vehikel für same way that matter had: towards increasingly Energie - die berühmte kinesthetische Ästhetik - ist genaus das, was complex forms, until it arrived at a loose, rootlike den Mittelpunkt des Schaffens von Len Lye bildet. Seine persönliche form of organization.ii In drawing a parallel be- Mythologie bezieht sich auf biologische und genetische Entdeckun- tween art and nature, Kandinsky points out that gen im 20. Jahrhundert. Die formale Sprache, die er ausarbeiten movement is what differentiates the basic unit of sollte, nicht nur für seine kinetischen Skulpturen, sondern auch für abstract art (the point) from the basic unit of liv- seine Kritzeleien (›doodles‹), für die Länge seiner Filme, und für sei- ing matter (the cell). The question of movement as ne Gemälde, wurde konsequent reduziert, in vielen Fällen auf ge- a vehicle of energy - the famous kinaesthetic schlossene und offene Linien.III esthetics - is precisely what lies at the heart of Die Frage, die im Zusammenhang mit Len Lye oft gestellt wurde, ob Len Lye’s work. His personal mythology draws on er das direkte Kino erfunden hat, (das soll heißen, ein Kino, dass kei- 20th-century biological and genetic discoveries. ne Filmkamera verwendet), ist meiner Meinung nach von geringerem The formal language that he was to work out not Interesse als die Frage nach dem Verständnis dessen, wie er zu sei- only for his kinetic sculptures, but also for his ner ikonoklastischen Vision des Filmemachens kam. Anders als Male- doodles, for the lengths of movie film for his rei, Bildhauerei und Musik, ist Film ein einschränkendes Medium, ei- films, and for his paintings, was consequently re- nes, dessen Dimensionen (Breite) vorbestimmt ist: es ist ein Zellulo- duced, in quite a number of cases, to closed and id-Streifen, in und auf einem langen Band, dessen materielle Wirk- open lines.III lichkeit im traditionellen Kino ›unterdrückt‹ wird, indem der Film vor The question that has often been debated in re- der Öffentlichkeit im Projektionsraum versteckt wird, so dass nur gard to Len Lye, that is, whether he invented di- das projizierte Bild erscheint. Indem er direkt auf Film arbeitete, rect cinema (that is to say, a cinema that does not verschob Len Lye das Medium von einer optischen Täuschung da- make use of a movie camera) is, to my mind, of RETROSPEKTIVE 117 RETROSPECTIVE

durch in Richtung auf eine synästhetische Kunst, indem er einem less interest than the question of understanding Material den Vorrang gab, das perfekt für eine absichtlich limitierte how he arrived at his iconoclastic vision of film- formale Syntax geeignet ist. making. Unlike painting, sculpture, and music, film Die Schleife und die Linie, die in seiner Arbeit kontinuierlich immer is a constraining medium, one of whose dimen- wieder auftauchen, vermitteln symbolische und mythologische Dar- sions (width) is predetermined: it is a strip of cel- stellungen; sie sind auch Symbole sowohl für seine Theorie der Be- luloid, in and of itself one long ribbon, whose ma- wegung als auch für seine Entwicklung als Künstler. terial reality is ›repressed‹ in traditional cinema, Wenn man den Kommentaren des Künstlers zu seiner Skulpturenwelt by hiding the film away from the public eye in the Glauben schenken darf, dann scheint ihm diese große elliptische projection room, so that only the projected image Metallschleife, ein wenig mehr als zwei Meter im Durchmesser, die, appears. By working directly on film, Len Lye wenn sie durch ein magnetisches Feld aktiviert wird, lüstern von ei- shifted the medium of an optical illusion towards ner Seite zur anderen oszilliert, diese Schleife, innerhalb derer die a synaesthetic art, by giving primacy to a materi- Kamera ihn festgelegt hat - ›wie ein Handschuh zu passen‹. Seine Po- al which is perfectly suited to a purposely limited se - der rechte Arm erhoben, der linke horizontal, der Rumpf nach formal syntax. einer Seite gekippt, unterstreicht die Harmonie von Schöpfer und Geschaffenem. Nach Len Lye schafft ein Künstler, sobald er von den Erfordernissen der bildlichen Darstellung befreit ist, unbewusst ei- ne Form, die ihm selbst ähnlich ist: ein Künstler mit einem knochi- gen Gesicht kreiert dann eine plastische Arbeit mit scharfen Kan- ten. Für den orthodoxen Russen Kandinsky ist die Form ein Ausdruck jüdisch-christlicher Spiritualität, wohingegen für den ›vertikalen Eindringling‹ aus Neuseeland, der - eingetaucht in den Kontext der westlichen Avantgarde - mit sich (in sich) einen Grundbestand einge- borener Kulturen der Südsee-Inseln (Maori, Samoaner und Aborigi- nes) trägt, das Prinzip der Selbst-Nachbildung alle Bilder, die ein Künstler herstellt, erklärt; in diesem Fall ist das Werk die symboli- sche Beendigung eines Zellularimpulses, was der Philosoph Henri Bergson in Creative Evolution als vitalen Elan identifizierte, dessen Darstellung in Bergsons Sicht jenseits des Zugriffs des logischen Denkens liegt. Dieses Prinzip der Selbst-Nachbildung ist in der Schlussanalyse eine Frage, in Len Lyes Fall, eines Synkretismus, der die biologischen Paradigmen gemäß einem ›Code‹IV verbindet (der künstlerische Akt kann sich dem Determinismus unserer Welt nicht entziehen - dem der Materie und der lebenden Zellen im besonde- ren).V Für die Ontologie substituiert Len Lye eine Ontogenese des Fountain Kunstwerks, was einer animistischen Theorie der aristotelischen Va- riante nahekommt, nach der die Seele als Überträger von Erbcha- The loop and the line, which continually recur in rakteristika gesehen wird.VI his work, mediate symbolic and mythological rep- Die Figur der Schleife, die ›ihm so gut passt‹, erscheint noch einmal resentations; they are also symbolic of both his im Titel seines ersten Films, Tusalava, ein samoanisches Wort mit theory of movement and his development as an der Bedeutung ›alles beginnt noch einmal‹. Die Schleife ist auch ein artist. intellektuelles und methodologisches Muster, das ein Licht auf Lyes If the artist’s comments on his sculpture Uni- künstlerischen Werdegang wirft, der einer langen Odyssee ähnlich verse are to be believed, this big elliptical metal war, die ihn immer wieder an seinen Ausgangspunkt zurückbrachte loop, a little more than two meters in diameter, und die Kritiker zurückließ, die versuchten, sein Werk zu interpre- which, when activated by a magnetic field, oscil- tieren. Als Len Lye 1928 und 1929 die zahlreichen Zeichnungen lates lasciviously from side to side, this loop - durchführte, die erforderlich waren, um die abstrakten Figuren in within which the camera has stuck him - seems to Tusalava zu animieren, bezog er sich auf eine australische Gottheit, ›fit him like a glove.‹ His pose - right arm held genannt ›Witchetty Grub‹, die er in der Zeitschrift National Geogra- straight up, left arm horizontal, torso tilted to phic abgebildet gesehen hatte. Und erst in den sechziger Jahren, in one side - underlines the harmony of creator and Montreal, enthüllte ein Autor wissenschaftlicher Dokumentationen creation. According to Len Lye, once an artist has mit dem Namen Sen, der gerade einen Film über Makro-Bakterio- been freed from the requirements of figuration, phagen drehte, Len Lye die Ähnlichkeit seiner Figuren mit Viren, und he unconsciously creates a shape that resembles noch überraschender, die außergewöhnliche Voraussicht des Films in himself: an artist with a bony face will create a bezug auf die biologische Realität:VII sculptural work with sharp edges. For the Russian 118 LEN LYE

Orthodox Kandinsky, form is an expression of Judeo-Christian spirituality, whereas for the ›vertical invad- er‹ from New Zealand, plunged into the con- text of the Western avant-garde while bearing with him (in him) a stock of primi- tive South Sea Island cultures (Maori, Samoan, and Aborig- ine), the principle of self-replication ex- plains all of the images that an artist pro- duces; in this case, the work is the symbolic fi- nalization of a cellular impulse, what the philosopher Henri Bergson identified in Creative Evolution as the elan vital, whose Colourbox representation, in Bergson’s view, is be- ›Es ist eine Art Virus. Es befestigt sich an der Wand einer Zelle, yond the grasp of logical thought. This principle sticht mit seiner hohlen nadelähnlichen Zunge darauf, durchsticht of self-replication, in the final analysis, is a ques- die Wand und injiziert seine eigenen genetischen Inhalte in die Zelle. tion, in Len Lye’s case, of a syncretism that allies Und dann bekommt man einen Schauer, oder was auch immer.‹VIII the biological paradigm (the artistic act cannot In der zweiten Hälfte von Tusalava, sobald die anthropomorphische escape the determinism of our universe — that Figur, eine Kreuzung zwischen einer Gaudier-Brzeska Skulptur und of matter and living cells in particular — accord- einem Kunstwerk der Aborigines, von der krabbenähnlichen Kreatur ing to a ›code.‹IV For an ontology, Len Lye substi- durchstochen worden ist, wird sie vollständig ihres Inhalts entleert, tutes an ontogeny of the work of artV, which bis zum Punkt einer kompletten Transformation. In seiner Vorstel- comes close to being an animist theory of the lungskraft der Antizipation von Realität sah der Künstler eine Be- Aristotelian varietyVI, in which the soul is thought stätigung der Existenz des ›Old Brain‹, dessen Existenz durch die to transmit hereditary characteristics. jüngste Gehirnforschung bei Lebewesen unterstützt wird. Der mo- The figure of the loop, which ›suits him so well‹, derne Mensch komprimiert alle Evolutionsphasen durch die Kumula- comes up again in the title of his first film, Tusala- tion von drei Gehirnen: Reptil, Säugetier und Neo-Säugetier. Unser va, a Samoan word meaning ›everything begins hypothalamisch-hypophysisches System, das vitale Funktionen steu- again.‹ The loop is also an intellectual and ert, ist ein Überrest des ersten. Das zweite, das limbische System, methodological pattern which sheds light on Lye’s ist der Sitz unseres mentalen Archivs und unserer Emotionen. Und artistic career, which was similar to a long das dritte, die Gehirnrinde, ist das Zentrum des Überlegens und der odyssey that always brought him back to his menschlichen Sprache.IX Sensorische Information erfährt eine emo- starting point and which has thrown the critics tionale Resonanz dank der im limbischen System gespeicherten In- who have tried to interpret his work. formationen, was Neurophysiologen als ›Schaltsystem des Wohlbefin- When, in 1928 and 1929, Len Lye executed the nu- dens‹ definiert haben. merous drawings required to animate the ab- Später, in einem Artikel im Life Magazin, entdeckte Len Lye, dass die stract figures in Tusalava, he drew on an Aus- Kreaturen in Tusalava Antikörpern ähnlich sind, und insbesondere tralian divinity, the ›Witchetty Grub,‹ which he had die situative Ähnlichkeit, als ein Mangel im Immunsystem zur Allianz seen reproduced in National Geographic maga- eines Virus und eines Antikörpers gegen die lebende Zelle führt: das zine. And it was only in the 1960s, in Montreal, that in Tusalava vorgestellte Szenario hat sich als fast perfekte Vorweg- a maker of scientific documentaries named Sen, RETROSPEKTIVE 119 RETROSPECTIVE

who was making a film about macrophages, re- vealed to Len Lye the resemblance his figures bore to viruses, and even more surprisingly, the film’s extraordinary prescience regarding biolog- ical realityVII: ›It’s a sort of virus. It attaches itself to the wall of a cell, darts its hollow needle-like tongue at it, pierces the wall, and injects its own genetic juices into the cell. And then you get the shivers, or whatever.‹VIII In the second half of Tusalava, once the anthro- pomorphic character, a cross between a Gaudier- Brzeska sculpture and an Aborigine work of art, has been pierced by the crab-like creature, it is completely emptied of its content, to the point of complete transformation. In his imagination’s ca- pacity to anticipate reality, the artist saw a con- firmation of the existence of the ›Old Brain,‹ Rainbow Dance whose existence is supported by recent research on the encephalon of living beings. Modern man nahme der Realität erwiesen. telescopes all the stages of evolution by cumulat- So begann Len Lye in den Sechzigern damit, die meisten seiner Ar- ing three brains: reptile, mammalian, and neo- beiten aus den zwanziger und dreissiger Jahren - die schon Staub mammalian. Our hypothalamo-hypopysical sys- ansetzten, wie zum Beispiel Land & Sea, ein Gemälde aus 1928 - aus- tem, which controls vital functions, is a vestige of zugraben, in denen die mythologischen Wesen seiner späteren the first. The second one, the limbic system, is the Skulpturen angekündigt werden: The Sea Serpent(Seeschlange), The seat of our mental archives and our emotions. Cave(Höhle), Electric Arc (der elektrische Bogen). Ein Artikel der And the third, the cerebral cortex, is the center of New York Times über die Anfänge des Lebens in der ›Urzeitsuppe‹, reasoning and human language.IX Sensory infor- und die Rolle von Blitzstrahlen auf Gewässern aus der Urzeitumge- mation acquires an emotive resonance thanks to bung liessen ihn seine Malerei überdenken, wobei er eine Mythologie the information stored in the limbic system, abstrakter Formen fallen ließ zugunsten einer Hermeneutik, die auf which neurophysiologists have defined as the ›cir- den Lebenswissenschaften basierte. Immer auf der Suche nach dem cuit of pleasure‹. ›wissenschaftlichen Beweis‹, zeigte er dem amerikanischen Biologen Later, in an article in Life magazine, Len Lye dis- Oscar Hechter 1937 ein Gemälde, The King of Plants Meets the First covered that the creatures in Tusalava resemble Man(Der König der Pflanzen trifft den er- sten Menschen). Es ist eine sehr graphische Arbeit, mit sich verheddernden Linien, die in Lyes Worten ›ein Strähnenbündel in der Höh- le bilden, über dem Kopf des ersten Men- schen‹ bilden. Hechter wies Lye auf die Ähn- lichkeit der gemalten Formen mit der Konfi- guration von Pflanzenzellen und der Struk- tur von Protein hin. Die Fähigkeit der kreati- ven Vorstellungskraft, unbewusst wissen- schaftliche Entdeckungen zu antizipieren, erhärteten so die These vom ›Old Brain‹ als biologisches Lagerhaus von Atavismen, eine These, die Len Lyes schleifenförmigen per- sönlichen Weg stark bestimmen sollte. Das zweite Element ist die Linie. Anders als Kandinsky am Bauhaus sind in Len Lyes Werk Linien selten gerade. Statt dessen sind sie gewunden, der Ausgangspunkt für komplexe Windungen. In seinen abstraktesten gedan- kenlos hingekritzelten Figuren ist die Linie Rainbow Dance 120 LEN LYE

das Ergebnis eines konstanten Hand-Papier-Kontaktes. Es ging da- antibodies, and in particular the situational simi- rum, die Hand dahin gehen zu lassen, wo sie wollte, herumzufischen larity when a deficiency in the immune system re- nach einer gewohnten Bewegung, die aufhört, sobald das Bewusst- sults in the alliance of a virus and an antibody sein einsetzt und wieder ein Fragment Realität einführt. Aber, an- against the living cell: the scenario imagined in ders als die Surrealisten, deren Erforschung des Unbewussten die Tusalava has proven to be an almost-perfect an- Intention hatte, die Entwicklung einer Gedankenform zu erleichtern, ticipation of reality. die befreit ist sowohl von unmittelbaren sensorischen Wahrnehmun- Thus, beginning in the 1960s, Len Lye was to un- gen als auch von einer ossifizierten Grammatik; das Hinkritzeln ist earth most of the works he had done in the 1920s ein physikalischer Automatismus, ein muskuläres Einfühlen, bei dem and 1930s, and which had been gathering dust, der Körper (und, in der Schlussanalyse, die Hand des Künstlers) phy- such as Land & Sea, a 1928 painting, in which the sische Empfindungen reifiziert, oder Empfindungen, die aus den ver- mythological beings of his later sculptures are borgensten Tiefen der inneren Organe des Künstlers entstehen, die prefigured: The Sea Serpent, The Cave, The Elec- Verwahrungsorte seiner genetischen und biologischen Identität. tric Arc. A New York Times article on the begin- Len Lyes künstlerischer Akt ist der eines Menschen, der weiß, dass nings of life in the ›primeval soup‹, and the role of er ›besessen‹ ist, sowohl von seinem genetischen Material (seinem lightning bolts falling upon the waters from the DNA-Grundstoff) als auch von einem Sinn des Selbst, den er kulti- primeval atmosphere led him to reconsider his vierte (in seinen painting, dropping a Lehrjahren) durch mythology of abstract das Kopieren von shapes in favor of a Kunstwerken der Ab- hermeneutics based on origines. Er sah die- the life sciences. Al- ses Kopieren nicht ways on the lookout for als Zeichenübung - ›scientific proof‹, he auf den Vorderseiten showed the American derselben Notizbü- biologist Oscar cher kopierte er Pas- Hechter a 1937 paint- sagen aus Freuds ›To- ing, The King of Plants tem and Taboo‹ - Meets the First Man. It sondern als Akti- is a very graphic work, vität, die es ihm ge- with tangled lines stattete, sich den forming ›a bunch of Geist, den jene Ar- streaks in the cave, beiten vermitteln, above the head of the anzueignen, indem Grass first man‹ in Lye’s der die immer noch words. Hechter pointed vorhandenen doch schlummernden Überreste davon in seinem ›Old out to Lye the similarity of the painted shapes Brain‹ reaktivierte. Ihrem Wesen nach, sind die Kritzeleien auch die with the configuration of glial cells and the struc- formalen Prämissen seiner kinetischen Skulpturen und seiner Filme: ture of protein. The capacity of the creative imag- ›Ich mache immer kritzelartige Bilder, wenn ich nach etwas suche, so ination to unconsciously anticipate scientific dis- dass ich irgendwie das Gefühl habe, eins mit mir zu sein. Ich kritzele coveries thus substantiated the thesis of the ›Old mit Bleistift und Füller, oder mit Stahlstücken, die ich hin- und her- Brain‹ as a biological storehouse of atavisms, a bewege; Film bekratze ich. Als ich zwanzig war, bis über vierzig, sa- thesis which was to overdetermine Len Lye’s loop- hen meine Kritzeleien aus wie der Anfang eines Myhtos; und dies, die ing personal itinerary. Kritzelei, war wie der Mythos war; dann, mit der Metall- und Filmar- The second element is the line. Unlike Kandinsky beit, sahen ihre Bilder endgültig nach Energie aus...‹X at the Bauhaus, in Len Lye’s work lines are rarely Die Linie, zu einem breiten Band verdickt, steigt vom Boden auf, um straight. Instead, they are sinuous, the starting sich ruhig zu biegen und zu wiegen, oder, im Gegensatz dazu, in point for complex convolutions. In his most ab- erektiler Leidenschaft zu schwingen. Das Zusammenspiel der Linien stract doodles, the line is the result of constant in der Eröffnungssequenz von Tusalava ist auch eine Metapher für hand-paper contact. The point was to let the das Medium. Was das Filmemachen betrifft, eine eminent formale hand go where it would, to fish about for a habit- Beziehung, besteht zwischen der Linie und dem Filmstreifen als neu- ual movement that ceases as soon as conscious- em visuellen Medium eine homothetische Beziehung, die eine Zeitdi- ness intervenes and reintroduces a fragment of mension enthält. McLaren, einer der ›Meister‹ des direkten Films, reality. But, unlike the Surrealists, whose investi- weist darauf hin, dass die Enge des Films bis zu einem gewissen Aus- gation of the unconscious was intended to facili- maß die Verwendung der Linie auf ihm vorschrieb. ›Man kann mit tate the development of a form of thought freed RETROSPEKTIVE 121 RETROSPECTIVE

Recht davon ausgehen, dass sich Len Lye nie vom Medium in dieser from both immediate sensory perceptions and an Art und Weise eingeschränkt fühlte, da das Filmband im physikali- ossified grammar, the doodle is a physical au- schen Sinn ein Transponieren der Linie ist, die sich in seinen Zeich- tomatism, a muscular empathy in which the body nungen findet - Zeichnungen, in denen er Bewegung darzustellen (and, in the final analysis, the artist’s hand) reifies versuchte.‹XI physical sensations, or sensations emerging from Im Fall des direkten Films hat das Zeichnen einer Linie den Vorteil, the inmost depths of the artist’s internal organs, das ein bandartiger Schnörkel auf die Leinwand projiziert wird, et- the repositories of his genetic and biological was, das Len Lye meisterhaft in A Colour Box demonstriert, wo die identity. Linien auf dem Film das wesentliche Element seiner formalen Spra- Len Lye’s artistic act is that of a person who che bilden. Das Vokabular ist reichhaltig - Linien, die in die Emulsion knows he is ›possessed‹ by both his genetic stock hineingekratzt und aufgemalt sind, positive and negative Linien, (his DNA juice) and by a sense of self, which he cul- kontinuierliche und gebrochene Linien, Einzellinien und Doppel- und tivated (in his learning years) by copying aborigi- Vielfachlinien, gezeichnet mit einem Kamm, parallele Linien und Li- nal artwork. He did not regard this copywork as nien, die zusammenlaufen oder sich zusammenrollen. Wenn man eine drawing practice — on the facing pages of the Filmrolle ›mit bloßem Auge‹ untersucht, kommen Kompositionsstra- same notebooks he copied out passages from tegien (Bewegungen und Gesamtformen) ans Licht, die mit der indi- Freud’s Totem and Taboo — but as an activity that viduellen Filmlänge korrespondieren, deren prozedurale und räumli- would allow him to appropriate the spirit that che Autonomie auf den ersten Blick offensichtlich ist. Diese Film- those works convey, by reactivating the still-pres- streifen, transformiert in räumliche Einheiten, sind Rhythmus- und ent but dormant traces of it in his ›Old Brain‹. Ini- Schnitteinheiten in Len Lyes Film. In diesem Film berücksichtigt nur tiatory in nature, the doodles are also the formal die Botschaft, die die Motivation für das Projekt ist und seiner Pro- premises of his kinetic sculptures and his films: ›I jektion hinzugefügt wird, die Teilung des Mediums in individuelle always do doodle-type images when I’m fishing for Einzelbilder. In Free Radicals(1958) stellen die in den opaken Film ge- something to kind of feel at most one with myself. kratzten Linien ein Echo der feinen gewundenen Linien aus den ab- I doodle with pen and pencil, or bits of steel I strakten Kritzeleien dar, und sie erzeugen Zeichnungen mit Licht, waggle; film I scratch. When I was twenty to over und manchmal sogar echte Skulpturen, wenn die Bewegung der Linie forty my doodles looked like the start of a myth; einen Eindruck von Tiefe vermittelt. Der Künstler benutzt die zwei and this, the doodle, was how the myth was; then Achsen des Mediums, vertikal und horizontal, eine für eine automa- with metal and film work, their imagery got the tische Komposition, die dem ›freien Willen‹ des Projektors überlas- ultimate look of energy...‹X sen ist, die andere für eine Komposition in Bewegung. Die längs auf The line, thickened to a wide band, rises from the den Film gezogenen Linien sind weiter sehr präsent, wie in A Colour ground to calmly bend and sway, or, on the con- Box, sie stehen jedoch als Kontrapunkt zu den horizontalen Linien trary, to brandish an erectile ardour. The interplay (der Breite nach auf den Film gezogen), die ihrerseits Einzelbild für of lines in the opening sequence of Tusalava is al- Einzelbild eingetragen sind, das heißt, sie werden wiederholt und va- so a metaphor for its medium. As concerns film- riiert gemäß den Bewegungserfordernissen in einem animierten making, an eminently formal relationship, a homo- Film. Und die letzten Filme, Particles in Space und Tal Farlow (1979), thetic relationship, exists between the line and die, unter Verwendung einer minimalistischen Formalsprache kineti- the ribbon of film as a new visual medium, one sche Perfektion erreichen, dürfen nicht vergessen werden. that includes a temporal dimension. McLaren, an- Schließlich gibt es eine Trennlinie zwischen der Linie und der Schlei- other of the ›masters‹ of direct cinema, pointed fe in Len Lyes philosophischem System. Es ist die Dichotomie zwi- out that the narrowness of the film imposed, to a schen animierten und bewegungslosen Elementen, zwischen Fühlen certain extent, the use of the line on him.XI One und Denken, zwischen Bewegung und bildlicher Darstellung. Die Linie may legitimately assume that Len Lye never felt symbolisiert das, was vorübergehend und blendend ist (Blitz); sie limited by the medium in this way, because the symbolisiert Energie und Bewegung, das Gegenteil der Idee der ribbon of film is, in the physical sense, a transpo- Schleife. ›Bewegung ist nicht vorsätzliches Sein; es ist der unkriti- sition of the line found in his drawings — draw- sche Ausdrucks von Leben. Wenn wir anfangen zu meditieren, fangen ings in which he was trying to represent move- wir an, mit dem Leben aufzuhören... Zuerst ist Leben; und wenn wir ment. vorzeitig meditieren, wenn wir physikalischen Dingen ein kritisches In the case of direct cinema, drawing a line has Selbstbewusstsein geben, substituieren wir Bewegung durch Vor- the advantage of projecting a ribbon-like squig- stellungskraft und sentimentalisieren die physikalische Vergangen- gle onto the screen, something that Len Lye mas- heit.‹XII terfully demonstrates in A Colour Box, where lines on film constitute the essential element of his formal language. The vocabulary is rich — lines scratched into and painted onto the emulsion, positive and negative lines, continuous and bro- 122 LEN LYE

(e)motion Man kann sich leicht vorstellen, dass die zer- brechliche Figur, die in ›Der Wanderer über dem Nebelmeer‹ (1818), dem berühmten Ge- mälde von Caspar David Friedrich, von hin- ten gesehen wird, die früh-morgendliche Sil- houette des jungen Len ist, als er, nachdem er aufgestiegen ist, um den Gott Ra zu tref- fen, am Ufer des Tasmanischen Meeres stand (wenn es nicht an der Pazifikküste Neusee- lands war), seine Muse suchend, was sein Zei- chenlehrer als ›künstlerisches Denken‹ be- zeichnete. ›Eines Morgens beobachtete ich ein paar Morgenwolken, die ziemlich schnell am Him- mel vorbeizogen. Sie erinnerten mich an et- was, das ich über Constable gelesen hatte, den frühen englischen Landschafts- und Por- trätmaler. Es war über die Art und Weise, in der er eine Vielzahl Ölskizzen von Wolken ge- malt hatte, um ihre Bewegung zu vermitteln. Trade Tattoo Ich beobachtete die Wolken und dachte über ihre Bewegung nach. Plötzlich fiel es mir ein. Warum Bewegung vor- ken lines, single lines, and double and multiple täuschen? Warum nicht Wolkenformen machen, die sich wirklich be- lines drawn with a comb, parallel lines, and lines wegten. Warum Wolken? Warum nicht einfach Formen, die sich be- that converge or coil up. If you examine a reel of wegten? Und, schliesslich, warum nicht einfach Bewegung um der ei- film ›with your naked eye‹, strategies of composi- genen, absoluten Bewegung willen? Und das war es dann. Ab jenem tion (movements and overall shapes) come to light that correspond to individual lengths of film, whose procedural and spatial autonomy is obvious at a glance. These strips of film, transformed into spa- tial units, are the agents of rhythm and editing in Len Lye’s films. In this film, only the message, which is the motivation for the project, superimposed on its projection, takes account of the division of the medium into in- dividual frames. In Free Radicals (1958), the lines scratched into the opaque film echo the fine sinuous lines of the abstract doo- dles, and engender drawings in light, and sometimes even veri- table sculptures, when Trade Tattoo the movement of the RETROSPEKTIVE 123 RETROSPECTIVE

Augenblick war ich auf Bewegung festgelegt. Aber wie war es zu ma- line gives an impression of depth. The artist uses chen? Ich war wirklich festgelegt.‹ the two axes of the medium, vertical and horizon- Es darf angenommen werden, dass sowohl Len Lye als auch Frie- tal, the one for an automatic composition left to drichs Figur von den gleichen Fragen nach dem Mysterium des An- the projector’s ›free will‹, the other for a compo- fangs aller Dinge, und der Energien, die das Schauspiel dieser Welt sition in movement. The lines drawn lengthwise regieren verfolgt werden. ›Der Künstler muss von seinem Produkt on the film continue to be very present, as in A oder seiner Schöpfung zurücktreten, um auf die Ebene der kreati- Colour Box, but they come in counterpoint to the ven Kraft zu kommen und durch den Geist zu verstehen.‹XIII horizontal lines (drawn width-wise on the film), Dieser Geist der Natur, den, wie F. W. J. von Schelling fordert, Maler which, for their part, are inscribed frame after der Romantik zu ihrem Modell machen sollten, wurde in Len Lyes Ar- frame, that is to say, they are repeated and varied beit zur Essenz der Kinematik. Nach ersten Versuchen mit heteroge- according to the requirements of movement in an nen kinematischen Zusammenbauten, angefertigt aus Stücken alter animated film. And the last films, Particles in Phonographen, Spinnrädern und Stücken aus Holz und Schnur, ver- Space and Tal Farlow (1979), which, using a mini- sucht Lye, in Bleistiftzeichnungen die Bewegungslinien von beweg- mal formal language, attain cinetic perfection, ten Formen einzufangen: eine lodernde Flamme, sanfte Rauchkränze, must not be forgotten. Finally, there is a dividing line between the line and the loop in Len Lye’s system of philosophy. It is the dichotomy between animated and motion- less elements, between feeling and thought, be- tween movement and figuration. The line symbol- izes that which is transient and dazzling (light- ning); it symbolizes energy and movement, the opposite of the loop’s ideation. ›Movement is un- premeditated being; it is the uncritical expres- sion of life. As we begin to meditate we begin to stop living. ... First comes life; and if we meditate prematurely, if we lend to physical things a criti- cal self-consciousness, we are substituting imag- ination for movement and sentimentalizing the physical past.‹XII

(e)motion One might easily imagine that the frail figure seen from the back in The Traveller Above the Sea of Clouds (1818), the famous painting by Caspar Colour Cry David Friedrich, is the early-morning silhouette of young Len when, having risen to meet the god die flatternden Falten eines Regenmantels, wenn jemand die Straße Râ, he stood on the shore of the Tasmanian Sea hinuntergeht, oder noch einmal die schwingende Reflektion eines (unless it was on New Zealand’s Pacific shore) Segelschiffmastes in den plätschernden Wellen. Für das letzte Bild, searching for his muse, which his drawing teacher beschrieb Len Lye mit Bleistift die zwei äußersten Positionen in der had described as an ›artistic thought.‹ Pendelbewegung, wobei er im Detail beobachtete, was zwischen ih- ›One morning I was watching some early morning nen geschieht. Nur ein einziges Mal, brachte er seine Beobachtun- clouds that were moving through the sky fairly gen auf Papier, nachdem er in sein Studio zurückgekehrt war. Um briskly. They reminded me of something I’d read sich frei zu machen von der bildlichen Darstellung der Dinge, lehnte about Constable, the early English landscape and er es ab, ein ›Stillleben‹ als Modell zu verwenden, er zog eine Trans- portrait painter. It was about the way he had kription der mnestischen Überreste einer Figur in Bewegung vor. painted a lot of oil sketches of clouds to convey Selbst wenn es keine wissenschaftliche Strenge in Len Lyes Technik their movement. I watched the clouds and gibt, weist sie doch eine gewissen Ähnlichkeit mit der graphischen thought about their motion. Then it struck me. Methode auf, die vom französischen Physiologen Etienne-Jules Ma- Why pretend motion. Why not make cloud shapes rey eingesetzt wurde. Dieser benutzte einen Zylinder um die ab- that really moved. Why clouds? Why not just make strakte Sprache jener ›einzigen Kraft, die verschiedene Formen an- shapes which moved? And, finally, why not just nimmt, die jedoch alle natürlichen Erscheinungen regiert‹ einzufan- compose motion for its own absolute sake? And gen - eine Methode, die sich als effektiver erwies, als Zeichnungen that was it. From there on in I was stuck with mo- oder gesprochene Sprache.XIV tion. But how to do it? I sure was stuck.‹ 124 LEN LYE

Vor 1935, als Len Lye seinen ersten direkten It may be supposed that both Len Lye and Friedrich’s figure are haunted by Film machte, um einen Auftrag vom British the same questions about the mystery of the beginning of all things, and General Post Office zu erfüllen, waren ein the energies that govern the spectacle of this world. ›The artist has to stand paar Versuche mit kameralosem Kino ge- back from his product or creature in order to rise to the level of the cre- macht worden. Der deutsche Filmemacher ative force and to apprehend through the spirit.‹XIII This spirit of nature, Hans Stoltenberg hatte 1911 ein wenig mit which F. W. J. von Schelling requires that Romantic painters take as their seinem Buntfilm experimentiert. Nachdem model, became, in Len Lye’s work, the essence of kinematics. After his first sie ihr chromatisches Piano zur Perfektion attempts at heterogeneous kinematic assemblages, made out of pieces of gebracht hatten, kam den italienischen Fu- old phonographs, spinning wheels, and bits of wood and string, Lye attempt- turisten Bruno Corra und Arnaldo Ginna 1912 ed to capture, in pencil sketches, the lines of movement of moving shapes: die Idee, direkt auf Film zu malen. Automa- a dancing flame, undulating wreaths of smoke, the flapping folds of a rain- tisch verbanden sie das direkte Arbeiten auf coat as someone walks down the road, or again the swaying reflection of the dem Film mit der Umwandlung des Projek- mast of a sailboat in the lapping waves. For the last image, Len Lye noted tors in eine einfache Projektionslampe, in- down in pencil the two outermost positions in the pendulum movement, ob- dem sie den Verschluss vom Projektor nah- serving in detail what happens between them. It was only once he had re- men. Bruno Corra sah ein, dass das Ergebnis turned to his studio that he put the results of his observations on paper; in ein Fehlschlag war. Wahrscheinlich erzielten order to free himself from the figuration of things, he rejected using a ›still sie ein Resulat, das life‹ as his model, preferring a transcription of dem Pfannenzischge- the mnestic trace of a figure in motion. Even if räusch nahekam, das there is nothing scientifically rigorous about Len Film-Buffs vertraut Lye’s technique, it bears a certain resemblance to ist, und das auftritt, the graphic method adopted by the French phys- wenn der Film aus iologist Etienne-Jules Marey, who used a smoked seiner Führung cylinder to capture the abstract language of that springt. Die Corradi- ›single force, which takes on different forms, but ni-Brüder schoben which governs all natural phenomena,‹XIV a ihren Fehlschlag ge- method which proved to be more effective than nauso der Umwand- drawings or spoken language. lung des Projektors Before 1935, when Len Lye made his first direct wie der Technik des film to fill an order from the British General Post direkten Films zu, Office, few attempts at cameraless cinema had und kehrten zum been made; The German film-maker, Hans Herstellen klassi- Stoltenberg, had experimented a little with his scher Trickfilme mit Buntfilm in 1911. After perfecting their chromatic abstrakten Formen piano, the Italian Futurists Bruno Corra and Ar- zurück. Dies lag auch naldo Ginna got the idea of painting directly onto auf der Linie von film in 1912. They automatically associated work- Hans Richter und Os- ing directly on the film with transforming the kar Fischinger in projector into a simple projection lamp, by re- Deutschland. In den moving the shutter from the projector. Bruno Zwanziger Jahren, Roundhead Corra admitted that the result was a failure. They während in Austra- probably obtained a result close to the swish-pan lien Len Lye selbst seine ersten, kurzlebigen blurring that is familiar to film buffs and which occurs when the film jumps Experimente mit dem Kratzen von Linien auf its sprockets. The Corradini brothers attributed their failure as much to the schwarzes Bandvorspann unternahm. 1930 transformation of the projector as to the direct film technique and re- produzierte auch Henri Storck abstrakte Fil- turned to making classic animation films of abstract shapes. This was also me, die auf Punkten und im Raum bewegten the direction taken by Hans Richter and Oskar Fischinger in Germany. In the Linien basierten, und die ebenfalls Gebrauch 1920s, while in Australia, Len Lye himself undertook his first, short-lived ex- machten vom direkten Zeichnen auf Film, periments in scratching lines on black leader. In 1930, Henri Storck also re- aber wiederum überlebten die Filme nicht. alized abstract films based on points and lines moving in space, and which Der älteste Film, den wir haben ist La Retour also made use of drawing directly on the film, but once again, the films have à la Raison(1923). Darin benutzte Man Ray not survived. die Rayograph-Technik, die er zufällig ein The oldest direct film that we have is La Retour à la Raison(1923). In it, Man Jahr vorher entdeckt hatte und in der Foto- Ray used the rayograph technique, which he had accidentally discovered a grafie mit Les Champs délicieux entwickelte. year earlier and had developed in photography with Les Champs délicieux. RETROSPEKTIVE 125 RETROSPECTIVE

Indem er Objekte, Substanzen oder Stücke von Fotonegativen direkt By putting objects, substances, or pieces of pho- auf den Film setzte, ohne Rücksicht der Teilung des Filmes in eine tographic negatives directly on the film, without Serie von Einzelbildern, führte Man Ray eine klassische Komposition regard for the division of movie film into a series auf dem Zelluloidstreifen durch, das er als eine foto-empfindliche of frames, Man Ray executed a classic composi- Rolle behandelte. Er wollte seine fotografischen Kompositionen ani- tion on the celluloid ribbon which he treated as a mieren, und für ihn war das Element ›Zufall‹ anscheinend ausrei- photo-sensitive scroll. His wanted to animate his chend. photographic compositions, and for him, the ele- Trotz dieser Experimente in Italien und Frankreich ist Großbritan- ment of ›chance‹ apparently sufficed. nien zweifellos Geburtsland des wahren direkten Films. In Glasgow Despite these experiments in Italy and France, unternahm McLaren 1933 einen ersten Versuch, Tinten auf entwik- Britain is undoubtedly the birthplace of true di- kelten, unbelichteten Film anzuwenden. Sein Film Hand Painted Ab- rect cinema. In Glasgow in 1933, McLaren made a straction hat nicht überlebt, aber er wurde von John Grierson, dem first attempt at applying inks to developed, unex- Leiter der General Post Office Film Unit in London, bemerkt. McLaren posed movie film. His film, Hand Painted Abstrac- jedoch setzte dieses Verfahren nicht noch einmal ein, bis er Len tion, has not survived, but it was noticed by John Lyes A Colour Box 1935 gesehen hatte, einer der Filme, die, wie er an- Grierson, the head of the General Post Office Film erkannte, den größten Einfluss ausübten, zusammen mit Oskar Unit in London. McLaren, however, did not use this Fischingers Hungarian Dance No. 5. procedure again until after he had seen Len Lye’s Daraus folgt, dass Len Lye direkten Film nicht erfand, aber er war A Colour Box in 1935, one of the films which he ohne Zweifel die Person, die, Film für Film, die Technik auf die Ebene recognized as having influenced the most, to- der Kunst brachte. Ikonographisch gesehen konstituieren Len Lyes gether with Oskar Fischinger’s Hungarian Dance Direktfilme einen radikalen Bruch mit seinen vorangegangenen Ar- No. 5. beiten, die von primitiver Kunst inspiriert waren. Sie markieren, wie Consequently, Len Lye did not invent direct film, Anne Kirker ausführte, den Übergang des Künstlers zu einer ent- but he was undoubtedly the person who, film after schieden nicht figurativen Kunstform, in der Linien und Figuren Bei- film, raised the technique to the level of an art. werk der Bewegung sind. Beeinflusst von Humphrey Jennings, einem Iconographically speaking, Len Lye’s direct films Maler, der ein leidenschaftliches Interesse an japanischer und chine- constitute a radical break with his previous works sischer Kalligraphie hatte, begann Len Lye, sich von Ben Nicholson inspired by primitive art; they mark, as Anne Kirk- and the Seven and Five Society - einer Künstlergruppe, mit der er in er has pointed out, the artist’s transition to a London ausgestellt hatte, und die sich der geometrischen Abstrak- resolutely non-figurative art form in which lines tion zuwandte - zu distanzieren. and figures are tributaries of movement. Influ- ›[Humphrey Jennings] Er praktizierte chinesische und japanische enced by Humphrey Jennings, a painter who was Pinselführung, weil er argumentierte, dass, wenn man mit Pinsel und passionately interested in Japanese and Chinese Farbe umgeht, dies das Letzte, das Ende ist, also sollte man wissen, calligraphy, Len Lye began to distance himself wie man mit einem Pinsel bis zur Perfektion umgeht, wie man mit from Ben Nicholson and the Seven and Five Soci- Farbe bis zur Perfektion umgeht, und das ist es dann, man muss ety, a group of artists with whom he had exhibit- nichts Anderes machen. Expressionismus. Was er sagte, hätte kein ed in London, and which turned towards geomet- besseres Motto für die Arbeiten sein können, die von der New York rical abstraction. Abstract School gemacht wurden.‹XV ›[Humphrey Jennings] He was practicing Chinese Für Zeno of Elea ist der Pfeil die Figur, die Bewegung symbolisiert. and Japanese brushwork because he reasoned Er ist die schriftliche Darstellung der Bewegung, wenn sie stattfin- that if you are handling brushes and handling det. In gleicher Weise bewegt sich im Kino der Film von der Vorschu- paint, this is the ultimate, this is the end, so you brolle durch den Kanal des Projektors zu der Aufwickelspule. Das Ki- should know how to handle a brush to perfection, nobild als Darstellung des ›elan vital‹ kann seinen Unbeweglichkeits- how to handle paint to perfection, and that’s it, zustand nicht überwinden. Die Maschine, der Projektor selbst ist die you don’t have to do another thing. Expression- Metonymie dessen, was Len Lye versuchte mit Film einzufangen. Die- ism. What he said could not have been a better se Wort-für-Wort-Korrelation zwischen der materiellen Realität der motto for the work that was done by the New York Hilfe und der Frage der Bewegung, wie Len Lye sie sah, kann erklä- Abstract School.‹XV ren, wie Len Lye dazu kam, direkt auf Film zu arbeiten. For Zeno of Elea, the arrow is the figure that sym- ›Was geschieht,‹ fragt Jean-Francois Lyotard, ›wenn im Gegenteil bolizes movement; it is the written representa- perverse Hände sich auf das Trägermaterial selbst legen?‹ Für den tion of movement as it occurs. In the same way, at Autor von ›Discours, figure‹ fallen lyrische Abstraktion, oder direk- the cinema the film moves from the feed reel ter Film in den Bereich derselben phänomenologischen Kategorie, in through the channel of the projector to the take- der das Freisetzen des instinktiven Antriebs durch ein identifizie- up reel. The cinema image as a representation of rendes Bild von einem unbeweglichen Subjekt in Richtung auf Mobi- the elan vital cannot overcome its immobiliza- lität seines Trägers projiziert wird, der die Figur freisetzt.XVI tion. The machine, the projector itself is the 126 LEN LYE

Der Filmemacher erkennt die dynamische Li- metonymy of what Len Lye was trying to capture with film. This word-for- nie im Filmstreifen und in der Technik des word correlation between the material reality of the support and the ques- direkten Malens auf den Film, die Verlage- tion of movement, as Len Lye saw it, may explain why Len Lye came to work rung und die Distanz, die er mit seinen directly on film. wackligen Bleistiftskizzen von Figuren in Be- ›What happens,‹ Jean-François Lyotard asks, ›if on the contrary, perverse wegung einfangen wollte. Tatsächlich bleiben hands are laid on the support itself?‹ For the author of Discours, figure, lyri- die auf das Zelluloidband gedruckten Motive cal abstraction, or direct cinema comes within the province of the same ein immerwährendes Werden, bis sie trans- phenomenological category, in which the release of instinctive drive is pro- formiert, vom Projektor zerstört werden. jected by an identifying image from an immobilized subject towards the Dieser produziert unproportionierte, nihilis- mobility of its support liberating the figure.XVI tische Bewegung - Bewegung die eindeutig The film-maker, recognizes the dynamic line in the ribbon of film, and in the auf der Seite der Übertreibung liegt, und technique of painting directly on the film, the displacement and the dis- welche die Kristallisierung der Figur, im De- tance he was trying to capture with his wobbly pencil sketches of figures in leuzschen Sinn der Wahrnehmung von Fest- movement. In effect, the motifs printed on the celluloid ribbon remain a em im Gegensatz zum Flüssigen, verhindert. perpetual becoming until they are transformed, disintegrated by the pro- Was Lyotard als Übertreibung an- führt, ist - genauer - eine Emanation rei- ner Bewegung, Len Lyes künstlerisches Ziel, seitdem er be- gann, den Himmel zu untersuchen. Er er- hält diese entkör- perte Bewegung, frei von bildlicher Dar- stellung, und darin kann er jene einzig- artige Kraft der Na- tur erkennen, von der Marey sprach. Wenn sowohl die Fi- gur in Friedrichs Ge- mälde als auch Lye dieselbe Haltung hin- sichtlich des Spekta- kels Welt einnehmen, Colour Box in einem Versuch, ih- re Mysterien zu entziffern, verfolgen sie jector, which produces disproportionate, nihilistic movement, movement zwei radikal unterschiedliche Methoden. Der that resolutely comes down on the side of excess, and which prevents the Blick des ersten, der sich weigert, unseren crystallization of the figure, in the Deleuzian sense of the perception of sol- zu treffen, zeigt uns einen neuen Weg zur id as opposed to liquid. What Lyotard points up as excess is precisely an em- Welt innerhalb des Zufluchtsortes der Ro- anation of pure movement, Len Lye’s artistic goal ever since he first began mantikerseele. Friedrich stellt ein spirituel- scrutinizing the sky. He obtains this disembodied movement, freed of figu- les Experiment vor, das in bildlicher Darstel- ration, and in it he can recognize that single force of nature that Marey lung resultiert. Indem er eine subtile forma- spoke of. le Sprache verwendet, bringt Len Lye, wie If both the figure in Friedrich’s painting and Lye adopt the same attitude ein Schamane, aus seinem Körper essentielle towards the spectacle of the world in an attempt to decipher its mysteries, und ursprüngliche Wahrheiten heraus. they pursue two radically different methods. The gaze of the first, which re- fuses to meet ours, points us to a new path to the world within, the refuge of the Romantic soul. Friedrich proposes a spiritual experiment which re- sults in figuration. Using a subtle formal language, Len Lye, like a shaman, brings forth from his body, some essential and primordial truths.

Copyright Centre Pompidou, Paris. Published in the catalogue LEN LYE, April 2000, Reprint with kindly permission of Benoit Collier, CNAC, Paris. RETROSPEKTIVE 127 RETROSPECTIVE

I This text is based to a great extent on the tran- script of one of Len Lye’s principal conferences, ti- tled ›The Absolute Truth of the Happiness Acid‹ or ›Art and the Body‹ or ›Art and the Genes‹, which he delivered in various places between 1967 and 1978, in- cluding the Cambridge Animation Festival (1967), the Animal Institute of Genetics at Edinburgh University (1967), the University of California at Berkeley (1968), and the State University of New York at Buffalo (1968). The conference was accompanied by slides and films and audio tapes. The archives of the Len Lye Founda- tion contain a considerable number of these lec- tures/screenings. I wish to thank Roger Horrocks for having made this material available to me for the writing of this text. II Vassily Kandinsky, Point et ligne sur plan. (Point and Line to Plane.) Presented by Philippe Sers. Paris, Gal- limard, 1991, p. 127. III Len Lye used to show a slide of his sculpture, Blade. Len Lye at work In the background, you can see an editing table and hanging strips of film. A length of film seems to be his basic unit of measure. IV Len Lye began drawing a parallel between his images and those revealed by science in the 1950s. Crick and Watson’s discovery of the structure of DNA in 1953, and the 1961 discovery of a common genetic code were very important for Len Lye. Cf. the texts by Wynstan Curnow and Roger Horrock (infra). V Plumpness is often a feature in stories about the origin of man. This must have influenced Len Lye as he worked out his formal lan- guage. Among the Maori, the image of the first man, Hei Tiki (Len Lye made a Vorticist version of it early in his career) is a being without projecting edges. In Plato’s Banquet, Aristophanes describes the first humans as androgynous spheres. To punish their pride, the gods cut them into halves, male and female. The desire of the one for the other is actually an atavistic desire to become whole again. VI Cf. Aristotle La Métaphysique (Metaphysics), Book Z, chapter VI, On the essence of things. pp. 241-245. Paris. Agora. 1991. VII Sigmund Freud’s book Totem and Taboo was an important influence on Len Lye, although he admitted that he did not find what he was looking for (an understanding of primitive dances, and of movement) in it. In his attempt to interpret the psychology of primitive man, to put forward a theory of the origins of totemism, and hence an extraordinary hypothesis concerning the origins of Man, Freud relies on psychoanalytic theory, and especially on the assumption that the Oedipus complex is universal. The influence of Freudian methodolo- gy, as absorbed through this book, can be seen in Len Lye’s propensity to use contemporary science (astrophysics, biology, and genetics) to reinterpret works he maintained are primitivist (through the action of the Old Brain). VIII See Len Lye, ›Gene-Deep Myth‹, in Wynstan Curnow and Roger Horrocks (dir.), Figures of Motion: Len Lye, Selected Writings, op. cit. p. 91. IX Jacques-Michel Robert, Le Cerveau (The Brain), Paris, Flammarion, coll. Dominos, 1994, pp. 28-40. X Letter to Wynstan Curnow, September 2, 1979, see Wynstan Curnow, ›Len Lye’s sculpture and the body of his work‹, Art New Zealand 17, op. cit. p. 39. XI In Séquences No. 82, October 1975, p. 118. XII Len Lye and Laura Riding, ›Faire des films‹. XIII Quoted in Gabrielle Dufour-Kowalska, Caspar Friedrich: Aux sources de l’imaginaire romantique, Lausanne, L’Age d’homme, 1992, p. 47. XIV E-J Marey, La Méthode graphique dans les sciences expérimentales et principalement en physiologie et en médecine, Paris, 1878, p. ix. At the same time, the painter Ernest Meissonier was engaged in curious experiments near his home in Poissy, attempting to settle the age-old dispute about the gait of a horse. He had a wheelchair mounted on rails, in which he sat. While one servant rode a horse parallel to the tracks, another pushed the wheelchair. According to Emile Bergerat, Meissonier’s numerous sketches are for the most part ›scraps of information, almost hieroglyphics.‹ In La vie moderne, August 30, 1879. XV Len Lye, interview with Anne Kirker in his New York studio, August 1979, quoted by Anne Kirker, ›The early years in London‹, Art New Zealand 17, Auckland 1980, p. 53. XVI Des dispositifs pulsionnels, Paris, UGE, 1973, p. 67. Re: Des êtres sphériques. Voir ›Histoire des trois machines à raconter du roi Genialain‹ dans Stanislas Lem, La Cybériade, Denoël, Paris, 1980. (NdT). 128 LEN LYE

Keith Griffiths DOODLIN’

Dieser herausragende Dokumentarfilm be- schäftigt sich mit dem Leben und der Kar- riere von Len Lye - einer einzigartigen Figur in der modernen Kunst, die mit neuen For- men des Filmemachens und kinetischen Skuplturen Pionierarbeit leistete. Doodlin’ ist von Keith Griffiths produziert, der auch Regie führt. Er ist einer der inno- vativsten britischen Filmemacher und be- kannt für seine vielen Kunst-Dokumentarfil- me sowie seine Arbeit mit den Quay-Brüdern und Ian Svankmajer. Len Lye (1901-1980) begann als einer der er- sten Avantgarde-Künster in Neuseeland und Australien. Er zog 1926 nach London, dann in den vierziger Jahren nach New York, wo er mit vielen führenden Künstlern und Filme- machern zusammenarbeitete. Lye war ein Pionier des ›direkten Films‹ - ei- ne neue Art des Filmemachens ohne Kamera, indem er Bilder direkt auf das Zelluloid mal- Trade Tattoo te, kratzte oder druckte. In Doodlin’ gibt es viele Beispiele seiner Arbeit - von seinem ersten Film ›Tusalava‹ 1929 über die bekannten Fil- Großbritannien 1987 me, die er für John Griersons GPO Film Unit in England machte, zu den Meisterstücken der Beta, 50:00 direkten Animation, wie z. B. ›Free Radicals‹ und ›Particles in Space‹ aus dem Jahr 1979. Er Realisation beschäftigt sich außerdem mit Lyes höchst originellen Vorstellungen über das Filmeschaffen Keith Griffiths und kinetische Skulpturen, sowie mit seinem Glauben, dass die beste Kunst vom Unbewusst- sein oder dem ›Old Brain‹ inspiriert wird, und mit seiner Verwendung von Kritzeleien, um neue Arten von Bildern zu finden. Lyes einzigartige Kunst und Persönlichkeit werden in lebhaften Interviews mit der Frau des Künstler, Ann Lye, dem Filmemacher Stan Brakhage, dem Komponisten Jack Ellit, dem Künst- ler Ray Thorburn, dem Verleger Paul Barnes, dem Biographen Roger Horrocks, und John Mat- thews, dem Techniker, der Lye bei der Schaffung seiner kinetische Stahlskulpturen half, untersucht. Doodlin’ zeigt auch die Wichtigkeit von Lyes frühen Jahren in Neuseeland, Aus- tralien und Samoa, und es zeigt einige der Landschaften, die ihn beeinflussten.

Keith Griffiths: Ausgebildet als Industriegestalter am Leicester College of Art. Studierte Film und Fernsehen als Postgraduierter am Royal College of Art (London). Von 1976 bis 80 war er stellvertretender Produktionsleiter am British Film Institute. Er war Gründungsmitglied der Kooperative SPECTRE Productions und LARGE DOOR Ltd. Drei Jahre lang war er neben John Ellis und Simon Hartog Koproduzent von VISIONS, der ersten regel- mäßigen Kinosendung von Channel Four. Er hat bei zahlreichen Porträts von Filmemachern Regie geführt: Bob Breer, Len Lye, Andy Warhol, Fischinger, Starewicz; dazu kommen Sendun- gen über Abstrakten Film, die amerikanische Avantgarde und die Welt des Trickfilms. 1994 wurde ihm der Observer Newspaper & Prudential Insurance / Arts Council Award für Film verliehen. Über seine Firmen Koninck und ILLUMINATIONS FILMS produziert er die Arbeit der Gebrüder Quay, Jan Svankmajer, Patrick Keiller, Chris Petit und des Künstlers Steve McQueen. RETROSPEKTIVE 129 RETROSPECTIVE

Shirley Horrocks A Flip and Two Twisters

This outstanding documentary explores the life and career of Len Lye - a Dieser Dokumentarfilm beschäftigt sich mit unique figure in modern art who pioneered new forms of film making and ki- Len Lyes Idee einer ›Bewegungskunst‹; sie netic sculpture. verbindet seine Filme mit seinen Skupturen. Doodlin´ is directed and produced by Keith Griffiths, one of the most inno- Er zeigt auch, wie seine Pläne von riesigen vative British film makers, known for his many arts documentaries and his Skulpturen schließlich verwirklicht wurden. work with the Brothers Quay and Jan Svankmajer. Len Lye (1901-1980) startet out as one of the first avant-garde artists in New This documentary ex- Neuseeland 1995 Zealand and Australia. He moved to London in 1926, then to New York in the plores Len Lye‘s idea of 16mm, 48:00 1940s, collaborating with many leading artists and film makers. an ›art of motion‹ Realisation Lye pioneered ›direct film‹ - a new way of making films without a camera by which relates his films Shirley Horrocks painting, scratching and printing images directly on to celluloid. Doodlin´ to his sculpture. It also includes many examples of his work - from his first film ›Tusalava‹ in 1929, shows how his plans of through the popular films he made for John Grierson´s GPO Film Unit in giant sculptures were England, to masterpieces of direct animation such as ›Free Radicals‹ and finally put into prac- ›Particles in Space‹ in 1979. It also explores Lye´s highly original ideas about tice. film making and kinetic sculpture, his belief that the best art is inspired by the unconscious or ›Old Brain‹, and his use of doodling to uncover new kinds of imagery. Lye´s unique art and personality are explored in lively interviews with the artist´s wife Ann Lye, film maker Stan Brakhage, composer Jack Ellit, artist Ray Thorburn, editor Paul Barnes, biogra- pher Roger Horrocks, and John Matthews, the en- gineer who helped Lye to create his steel kinetic sculptures, Doodlin´ also reveals the importance of Lye´s early years in New Zealand, Australia and Samoa and shows some of the landscapes that in- fluenced him. Keith Griffiths, trained as an Idustrial Designer at Leicester College of Art. Studied Film and Televi- sion as a post-graduate at the Royal College of Art (London). From 1976-80 he was Deputy Head of Production, British Film Institute. Was a founder member of the Co-operative SPECTRE Produc- tions and LARGE DOOR Ltd. For three years, co- produced with John Ellis and Simon Hartog, VI- SIONS, Channel 4´s first regular cinema pro- gramme. Has directed numerous profiles of film- makers including, Bob Breer, Len Lye, Andy Warhol, Fischinger, Starewicz and programmes about Ab- stract Cinema, the American Avant Garde and the world of animation. In 1994 he was awarded The Observer Newspaper &Prudential Insurance / Arts Council Award for Film. Through his compa- nies, Koninck and ILLUMINATIONS FILMS, he pro- duces the work of the Brothers Quay, Jan Svankmajer, Patrick Keiller, Chris Petit and the artist Steve McQueen.

Len Lye 130 LEN LYE

Len Lye Len Lye Tusalava Colour Box

Dieser wegweisende Experimentalfilm wurde von Lye (in seinem Buch Der erste von Lyes ›direkten Filmen‹, der öf- ›No Trouble‹, herausgegeben von Laura Riding and Robert Graves, fentlich gezeigt wurde. Gefördert von Sidney 1930) als Beschäftigung mit ›den Anfängen organischen Lebens be- Bernsteins Granada-Kinokette, wurde er schrieben. Uraufgeführt von der London Film Society im Jahr 1929 schließlich ›von einem größeren Publikum wurde dem Film von der ratlosen britischen Zensurbehörde beinahe gesehen, als jeder Experimentalfilm davor eine Aufführerlaubnis verweigert. Sie argwöhnte, dass es um Sex ge- und die meisten seitdem ‹, wie der Filmhisto- hen könnte. riker David Curtis feststellte. In Tusalava wurde eine orthodoxe (Kamera-)Animation benutzt, doch Der Soundtrack ist ein Béguine - ein Tanz, die Bilder waren ein einzigartiger Mix aus Einflüssen der Maori, Ab- der im Frankreich der 30er Jahre populär origines und der Modernisten. Der samoanische Titel bedeutet ›ge- war -, gespielt von Don Baretto und seinem nau dasselbe‹. Musik für zwei Klaviere von Jack Ellit wurde live bei Cuban Orchestra. Die G.P.O. Film Unit spon- der Premiere gespielt, die Partitur ist verschollen. serte den Film und setzte ihn ein, um ihren ansonsten nüchternen Programmen Spaß, Farbe und Energie hinzuzufügen. Colour Box erhielt 1935 eine Auszeichnung (Medal of Ho- nour) beim International Cinema Festival in Brüssel.

The first of Lye's ›direct Baretto and his Cuban films‹ to receive a pub- Orchestra. The G.P.O. lic screening. Promoted Film Unit sponsored by Sidney Bernstein's the film and used it to Granada chain of cine- add fun, colour and en- mas, it eventually came ergy to its otherwise to be seen ›by a larger sober programmes. public than any experi- Colour Box won a medal mental film before it, of Honour at the 1935 and most since‹ the International Cinema film historian David Festival in Brussels. Curtis has pointed out. Its soundtrack is a Großbritannien 1935 Béguine - a dance pop- 35mm, 4:00 Tusalava ular in France during Realisation the 30s - played by Don Len Lye This pioneer experimental film was described by Großbritannien 1929 Lye (in his book, No Trouble, published by Laura 35mm, b/w, 9:30 Riding and Robert Graves in 1930) as dealing with Realisation ›the beginnings of organic life‹. Premiered by the Len Lye London Film Society in 1929 the film was almost refused a certificate by the puzzled British Board of Censors who suspected that it might be about sex. Tusalava used orthodox (camera) animation but its imagery was a unique mix of Maori, Abo- riginal, and modernist influences. The Samoan ti- tle means ›just the same‹. Music for two pianos by Jack Ellit was played live at the premiere but the score has vanished.

Colour Box RETROSPEKTIVE 131 RETROSPECTIVE

Len Lye Len Lye Caleidoscope Birth of a Robot

Ein weiterer ›direkter‹ Film, abgestimmt auf Marionetten wurden durch Kamera-Animation zum Leben erweckt die Musik ›Béguine d’Amour‹ von Don Baretto und mit farbigen Hintergründen und visuellen Effekten kombiniert. und seinem Cuban Orchestra. Lye experimen- Dieser ironische Werbefilm für Shell Oil enthielt auch das ›Roboter‹- tierte mit Hilfe von Schablonen mit neuen Warenzeichen der Firma. Für den Soundtrack wählte Jack Ellit ver- Formen des ›Direktfilm‹-Materials. Der Film schiedene Auszüge aus Gustav Holsts The Planets. Humphrey Jen- wurde von einer Zigarettenfirma als Presti- nings war einer von Lyes talentierten Mitarbeitern bei diesem Film. ge-Werbung gesponsert . Puppets were brought to life by camera anima- Another ›direct‹ film tion and combined with colourful backgrounds synchronised to the and visual effects. This tongue-in-cheek publicity music, Béguine film for Shell Oil incorporated the company's ro- d'Amour by Don Baret- bot trademark. For the soundtrack Jack Ellit se- to and his Cuban Or- lected various extracts from Gustav Holst's The chestra. Lye experi- Planets. Lye's talented collaborators on this film mented with new forms included Humphrey Jennings. of ›direct film‹ imagery, with the help of sten- Großbritannien 1936 cils. The film was spon- 35mm, 7:00 sored by a cigarette Realisation company as a prestige Len Lye advertisement.

Großbritannien 1935 35mm, 4:00 Realisation Len Lye

Birth of a Robot 132 LEN LYE

Len Lye Len Lye Rainbow Dance N. or N.W.

Der Tänzer Rupert Doone erscheint als Silhouette, die verschiedene Ein Live-Action-Film über einen Streit zwi- Aktionen vor stilisierten Hintergründen ausführt; Cartoon-Zeich- schen jungen Liebenden (gespielt von nungen werden mit Live-action kombiniert. Der Film wurde in Evelyn Corbett und Dwight Goodwin), der Schwarzweiß gedreht - es wurden schwarze und weiße Prospekte glücklich endet, als das Postamt einen Ver- benutzt - danach im Labor durch die Manipulation der drei separa- söhnungsbrief liefert. Musik und Nahaufnah- ten Streifen auf Gasparcolor-Film ›koloriert‹. Zu jener Zeit war dies men werden benutzt, um einen intimen Ein- eine erstaunlich originelle Art, einen Farbfilm herzustellen - und Lye blick in ihre Gedanken und Gefühle zu geben. sah es als eine Gelegenheit, ›Realismus‹ in farbige ›Hieroglyphen‹ zu Gesponsert von der G.P.O. Film Unit ist dies transformieren. Der Film, finanziert von John Griersons G.P.O. Film eines von Lyes wildesten Experimenten beim Unit, feierte bei den Filmfestspielen in Venedig im Jahr 1936 eine Überdenken der Filmbearbeitungskonventio- enthusiastische Premiere, und seine Bildwelten wurden oft imitiert. nen. Er ist voller gewagter ›jump-cuts‹ und - obwohl er eine Werbung für die Post ist - wurde er vom britischen Flügel der Surrea- listenbewegung umjubelt.

A live action film about is full of audacious a quarrel between jump-cuts and - de- young lovers (played by spite being an adver- Evelyn Corbett and tisement for the Post Dwight Goodwin) which Office - it was hailed by ends happily when the the British wing of the Post Office delivers a Surrealist Movement! letter of reconciliation. Music and close-ups Großbritannien 1937 are used to give an in- 35mm, b/w, 7:00 timate impression of Realisation their thoughts and Len Lye feelings. Sponsored by the G.P.O. Film Unit, this is one of Lye's wildest experiments in re- Rainbow Dance thinking the conven- tions of film editing. It Dancer Rupert Doone appears as a silhouette per- Großbritannien 1936 forming various actions against stylised back- 35mm, 5:00 grounds; and cartoon drawings are combined Realisation with live action. The film was shot in black and Len Lye white - using black and white backdrops - then ›colourised‹ in the laboratory by manipulating the three separate strips of Gasparcolor film. At the time this was an astonishingly original way to make a colour film - and Lye saw it as an opportu- nity to transform ›realism‹ into colour ›hiero- glyphics‹. The film, financed by John Grierson's G.P.O. Film Unit, had an enthusiastic premiere at the 1936 Venice Film Festival and its imagery has been often imitated.

Rainbow Dance RETROSPEKTIVE 133 RETROSPECTIVE

Len Lye Len Lye Len Lye Swinging the Trade Tattoo Colour Flight Lambeth Walk

Der Film vermittelt die Energie und den Dieser Aufruhr in Farbe war ein Schaufens- Der ›Lambeth Walk‹ Rhythmus des Handels. Das ursprüngliche ter für Lyes handbemalte und mit Schablo- war ein beliebter Schwarzweißmaterial besteht aus off-cuts nen gefertigte Bildwelt. Wie andere Experi- Tanz der damaligen aus Dokumentarfilmen der G.P.O. Film Unit, mentierer der dreissiger Jahre (wie z.B. Os- Zeit, für den eine die Lye durch Farbverarbeitungsverfahren kar Fischinger), finanzierte Lye seine Filme, Handbewegung und transformierte, ähnlich denen in ›Rainbow indem er einen werbenden Sponsor fand - in ein Ruf (›Oi!‹) charak- Dance‹. Er fügte außerdem animierte Wörter diesem Fall war es Imperial Airways. Der teristisch waren. und Muster hinzu. Ebenfalls von der G.P.O. Soundtrack ist eine Rumba von den Lecuona Ernst Meyer schnitt Film Unit finanziert, ist Trade Tattoo einer Cuban Boys und Honolulu Blues von Red Ni- zahlreiche Versionen der aufregendsten und erfolgreichsten Ver- chols und seinen Five Pennies. der Musik für Lye zu- suche, die Methoden der modernen Kunst Time Magazine schrieb eine Geschichte über sammen, der sie ver- mit filmischer Animation zu kombinieren. den Film (12/12/38), in der Lye als die engli- schiedenen Bildarten sche Alternative zu Walt Disney gepriesen des ›Direktfilms‹ zu- The film conveys the wurde. ordnete. energy and rhythm of trade. The original This riot of colour was a The ›Lambeth Walk‹ was black and white showcase for Lye's a popular Dance of the footage consists of off- hand-painted and period, with a charac- cuts from G.P.O. Film stencilled imagery. Like teristic hand gesture Unit documentaries other experimenters of and call (›Oi!‹). Ernst which Lye transformed the 1930s (such as Os- Meyer edited together by colour processing kar Fischinger), Lye fi- various versions of the methods similar to nanced his films by music for Lye who those in ›Rainbow finding an advertising matched them with dif- Dance.‹ He also added sponsor - in this case, ferent kinds of ›direct animated words and Imperial Airways. The film‹ imagery. patterns. Also financed soundtrack is a rhumba by the G.P.O. Film Unit, by the Lecuona Cuban USA 1939 Trade Tattoo is one of Boys and Honolulu 35mm, 4:00 the most exciting and Blues by Red Nichols Realisation successful attempts and his Five Pennies. Len Lye ever to combine the Time magazine ran a methods of modern art story on the film with film animation. (12/12/38) which hailed Lye as the English al- Großbritannien 1937 ternative to Walt Dis- 35mm, 5:00 ney. Realisation Len Lye Großbritannien 1938 35mm, 4:00 Realisation Len Lye

Trade Tattoo 134 LEN LYE

The ›Old Brain‹ of the Avantgarde Ralf Sausmikat

Das Programm, das ich für den dritten Teil der Len Lye Retrospekti- The programme that I selected for the third part ve zusammengestellt habe, beinhaltet Filme von anderen Künstlern, of the Len Lye Retrospective consists of films by die Len Lye beeinflusst haben, seine Ideen real-abstrakten Filmema- artists who influenced Len Lye and inspired him chens und kinetischer Kunst zu verwirklichen, sowie Filme, die sich to realise his ideas to make realistic abstract augenscheinlich auf seine Arbeit beziehen und adaptieren. Wechsel- films and kinetic art. There are also films that ob- wirkungen und gegenseitige Einflüsse werden sichtbar. viously relate and adapt to his work. Interaction Bewegung, Fortschritt, Beschleunigung sind die Begriffe, die die er- and mutual influences become apparent. ste Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt haben, gerade die künstle- Movement, progress, acceleration are phrases rische Avantgarde war von den Entwicklungen, die der industrielle that have influenced the first half of the 20th Fortschritt prägte, fasziniert und beeinflusst. century. Especially the artistic avant-garde was Die künstlerische Arbeit im Einklang mit technischen Neuerungen influenced, fascinated and affected by those de- und Erfindungen zu entwickeln und zu gestalten, kann als treibende velopments shaped through industrial progress. Kraft der Avantgardistengeneration der 20er und 30er Jahre be- To develop and create artistic work in harmony trachtet werden. Die Filme von Len Lye, die als Auftragsproduktionen with technical innovations and inventions can be für das General Post Office in London oder die Firma Shell entstan- seen as the driving force of the avant-garde gen- den, zeugen von dem Glauben an die positiven Kräfte von Mobilität, eration of the 20s and 30s. The films by Len Lye deren negativen Auswirkungen erst im letzten Drittel des Jahrhun- that were made for the General Post Office in Lon- derts offenkundig wurden. Dieser positive Blick auf das moderne Le- don or the company Shell show the belief in the ben lässt sich auch in Filmen der deutschen abstrakten Avantgarde- positive power of mobility, of which the negative Künstler ablesen. Als Standardepos für den Fortschritt gilt Rutt- consequences only became apparent in the last manns Berlin - die Symphonie der Großstadt. third of the century. This positive outlook on Dazu gehörte folgerichtig, der Wille Kunstwerke aus ihrem stati- modern life is also visible in the films by German schen Abbildungskontext zu lösen, und in einen dynamischen, auf abstract avant-garde artists. Ruttmann´s Berlin – der reinen Form basierenden, visuell-rhythmischen Kanon zu trans- die Symphonie der Großstadt is the standard epic ferieren, um der Kunst dieser Epoche einen adäquaten Ausdruck zu of progress. verleihen. Consequently, the will to free art from its static Elektrizität und künstliches Licht waren die wesentlichen Werkzeu- visual context was important and to transfer it to ge und -stoffe, die neue Komponenten in die Auseinandersetzung um a pure form based, visually rhythmic canon, to be Form und Funktion brachte. Abstrakte Kunst wurde durch das Mate- able to give art of this epoch an adequate ex- rial Film zu bewegter, dynamischer, beschleunigter Kunst. Lichtspiel pression. Opus 1 von Ruttmann ist der erste Film, der abstrakte, kubistische Electricity and artificial light were the most im- Formen in den Kontext von filmischer Bewegung und musikalischer portant tools. They brought new variety to the Struktur umsetzte. Elaborierter und die Innovation des Farbfilms discussion of form and function. Abstract art de- nutzend, vollendete Oskar Fischinger etwa sieben Jahre später R1- veloped thanks to film into moving dynamic ac- Ein Formspiel als visuelles Feuerwerk, das er für bis zu 5-facher celerated art. Lichtspiel Opus 1 by Ruttmann is Mehrfachprojektion konzipiert. the first film that used abstract cubistic shapes Parallel dazu arbeitenden Künstler wie der Ungar Lazlo Moholy-Nagy, in the context of cinematic movement and musi- Kurt Schwerdtfeger, und auch Len Lye an der Dynamisierung von cal structure. Oskar Fischinger made a more elab- skulpturalen Werken. Die technischen Entwicklungen in der Arbeits- orated version using the innovation of colour film und Steuerungsmechanik boten die Möglichkeit statische Plastik in seven years later: R1 - Ein Formspiel is a visual kinetische Skulpturen zu verwandeln. Der Film Lichtspiel firework designed as a 5 screen projection. Schwarz/Weiß/Grau aus dem Jahr 1930 ist das einzige Relikt der von The artists Ungar Lazlo Moholy-Nagy, Kurt Moholy-Nagy ge- Schwerdtfeger and Len Lye worked parallel on schaffenen kineti- making sculpural works real dynamic. The techni- schen Lichtskulptur. cal development in work and control mechanism Hy Hirsh rückte in offered the possibility to change static sculp- Syromophosis von tures into kinetic sculptures. The film Lichtspiel 1952 eine komplexe Schwarz/Weiß/Grau from 1930 is the only existing kinetische Skulptur relict of Moholy-Nagy´s kinetic light sculpture. In in das Licht der Pro- 1952 Hy Hirsh moved a complex kinetic sculpture jektion. into the light of a projection. The second technical revolution and the separa- La Retour à la Raison tion from the mechanical era began with the in- RETROSPEKTIVE 135 RETROSPECTIVE

Die zweite technische Revolution - und da- mit die Ablösung von der mechanischen Ära beginnt mit der Erfindung des Fernsehens und der magnetischen Aufzeichnung, und schließlich der Erfindung der Transistor- technik. Radio Dynamics von O. Fischinger nimmt 1943 diese Entwicklung vorweg, und Künstler wie Hy Hirsh beschäftigen sich mit den künstlerischen Möglichkeiten dieser Techniken, wobei sie immer im Dreiklang von Licht, Bewegung und Abstraktion arbeiteten. Ein ›wunderbares‹ Beispiel wie physikalische Wissenschaft in visuelle Ästhetik umgesetzt werden kann, ist der Film Chromophonic aus dem Jahr 1967 des französischen Elektroin- genieurs Alex Vitkine, in dem er elektronisch erzeugte Wellen sichtbar machte. Mit der Erfindung des Computers entwickel- te sich eine weiteres Arbeitsmittel, abstrak- te Formen und Figurinen zu kreieren. James ›Eneri‹, Hy Hirsh und John Whitney arbeiteten schon in den 50er Jahren an der Gestaltung von ornamentalen Mustern, ihre frü- vention of television, magnetic recording and fi- hen Arbeiten lassen den Einfluß Lye´s auf ihre Filme erkennen. Wie nally the invention of transistor technology. In Lye waren sie von der Kunst anderer Kulturkreise inspiriert und be- 1943 Radio Dynamics by O. Fischinger anticipated schäftigten sich mit Meditation und asiatischer Philosophie. Binary this development. Artists like Hy Hirsh were occu- Bit Patterns von John Whitneys Sohn Michael aus dem Jahr 1969 ist pied with the artistic possibilities of these tech- die digitale Umsetzung fernöstlicher Mandalas. Wie auch Jordan Bel- niques and always worked with light, movement son´s Cosmos aus demselben Jahr, der seine Visionen allerdings auf and abstraction. A ›wonderful‹ example of how konventionelle, filmtechnische Art verwirklicht. physical science can be converted into visual aes- Diese phsychedelischen Bilderwelten führen zurück zu Len Lye´s Vi- thetics, is the film Chromophonic from the year sion des ›Old Brain‹, dem unterbewußten und verschütteten Wissen, 1967 by the French electrical engineer Alex das allen Menschen gemeinsam ist, und dessen ›Verbildlichung‹ sich Vitkine, in which he made elecronically produced am ehesten in der Kunst der Aborigenes und der Maori wiederfinden waves visible. läßt. With the invention of the computer another work- Fred Worden´s Boulevard aus dem Jahr 1990, den er als Hommage an ing tool was developed to create abstract shapes Len Lye´s Free Radicals im gleichen Scratch-Stil wie er bearbeitet and figures. In the 50s James and John Whitney hat, führt uns zu Abstraktion und Form, Dynamik und Bewegung zu- already worked on designing ornamental pat- rück. terns. Their early film work shows Lye´s influence. Like Lye they were inspired by art from other cul- tural circles and were occupied with meditation and Asian philosophy. Binary Bit Patterns made by John Whitney´s son Michael in 1969, is the digital translation of Far Eastern mandalas, like Jordan Belson´s Cosmos, which was also made in 1969. Belson however realised his visions via conven- tional filmmaking techniques. These phsychedalic worlds of images lead back to Len Lye´s vision of the ›Old Brain‹, the uncon- scious and hidden knowledge inherent in us all. Its ›illustration‹ can be found foremost in aboriginal and Maori art. Fred Worden made Boulevard in 1990 as an hom- mage to Len Lye´s Free Radicals using the same scratch-style Lye had used, and brings us back to abstraction, form, dynamics and movement. Len Lye in his studio 136 LEN LYE

Walther Ruttmann Oskar Fischinger Lichtspiel Opus 1 R-1. Ein Formspiel

›Der Versuch, den Walther Ruttmann als Ma- ›Fischinger baut seine Serie Orgelstäbe auf einem geometrischen ler und Max Butting als Musiker unternah- Grundgesetz auf - die Linie als Projektion eines verschobenen Punk- men, ist einer der interessantesten, die ich tes -, was er (wie auch Mondrian) streng auf vertikale Projektionen im Film jemals gesehen habe. Er bedeutete beschränkt, bisweilen verdickt oder zu Rechtecken und Quadraten nichts Geringeres, als Licht und Farbe klin- zusammengefasst. Von dieser Voraussetzung ausgehend, komponier- gend zu machen, als Musik in sichtbare Be- te Fischinger eine Serie von etwa sieben Filmen, in denen er alle Va- wegung umzusetzen. Farbige Dreiecke be- rianten des Materials erforscht, und die in dem erstaunlichen R-1, kämpften farbige Kreise, die anschwollen Ein Formspiel kulminiert, bei dem es sich offensichtlich um eine und zusammenschrumpften. Es gab nur ein Mehrfach-Projektion handelte, unter Verwendung von drei oder fünf Gesetz, das sie gegeneinander- und ausein- Projektoren (möglicherweise auch von Dias), wodurch ein aleatori- andertrieb, das die Formen sich dehnen und sches Element eingeführt und die vergleichbaren Eindrücke der Se- schwinden ließ: den Rhythmus. Ein Bewe- rien-Arrangements verstärkt wurden. gungsspiel von seltener Reinheit. Im Grunde Der junge Fischinger erfand ein Animations-System, das ungewöhnli- war es die Urform des Filmspiels: Formen in che, dynamische und lebendige Bildweiten hervorbrachte; dann er- rhythmischer Bewegung zu zeigen, unabhän- probte er diese Bildwelten in zahllosen, erschöpfenden Abwandlun- gig von stofflichen Hemmungen, unabhängig gen, die wahrscheinlich auch umfangreiche Versuche mit Farbe um- von Belastung durch die Materie. Sichtbare fassten wie auch die Verwendung von Musik (Fischinger berichtet, Musik, hörbares Licht. Dieser Film war nicht dass R-1 einmal mit einer Rhythmusgruppe aufgeführt worden sei). photographiert. Er war gemalt. Und wurde Es liegt jedoch gerade an ihrer Stummheit, dass wir Fischingers vi- direkt übertragen. Es war ein Experiment, suellen Erfindungsreichtum, seinen überzeugenden Wagemut, sein das jetzt nur ein Sonderfall blieb. Und doch Gefühl für Drama und Humor und die Geschlossenheit eines persön- vielleicht von entscheidender Bedeutung für lichen Stils besser erfassen können.‹ (William Moritz: Oskar Fischin- die Entwicklung einer neuen Gattung: des ger in: Hans-Michael Bock (Hrsg.): Cinegraph. München 1984ff.) ›Lichtspiels‹, das nichts anderes sein will als ›Lichtspiel‹. (Herbert Ihering) ›Fischinger based his series Orgelstäbe (Organ-Staffs) on the geometrical principle of the line as a projection of an extended point. Like Mondrian, he ›This joint effort of the painter Walther Ruttmann strictly limited his application of this principle to vertical projections, and the musician Max Butting is one of the most sometimes of thickened lines or of lines joining to form rectangles and interesting that I have seen in the world of film. It squares. Proceeding from this principle, Fischinger composed a series of means nothing less than the rendering of light about seven films exploring all the variants of his material. The series cul- and color as sound and the transformation of mu- minated in the amazing R-1. Ein Formspiel, apparently a multiple projection sic into visible motion. Colored triangles do battle using three or five projectors (and perhaps slides as well). This introduced an with swelling and shrinking colored circles. There element of chance and strengthened the comparable impressions of the se- is only one law which propels them against each ries arrangements. other and out of one another and permits the The still young Fischinger invented an animation system which produced forms to increase and decrease - and that law is unusual, dynamic, and vivid worlds in pictures for each of these master- rhythm. A motion play of rare purity. Indeed, film pieces. Then he tested these visual worlds in countless and exhaustive ex- in its original form, presenting shapes in rhyth- perimental variations which also seem to have embraced comprehensive mical motion and without the material burdens color experiments and the use of music. (Fischinger reported that R-1 had and restrictions which came later. Visible music, once been performed with a rhythm band.) But it is precisely the silence of audible light. This film was not photographed; it these films that gives us a better understanding of Fischinger´s visual in- was painted. And it was filmed and recorded di- ventiveness, his convincing boldness, his feeling for drama and humor, and rectly. It was an experiment that now remains a the tight construction of his personal style.‹ (William Moritz. ›Oskar special case. And yet it is perhaps of decisive im- Fischinger.‹ In Cinegraph. Hans Michael Bock, ed. Munich, 1984 ff.) portance for the development of a new genre: ›Lichtspiel‹ means both ›film‹ and ›play of light‹.‹ Deutschland 1927 (H. Ihering) 35mm, 7:00 Realisation Deutschland 1920 Oskar Fischinger 35mm, 8:00 Realisation Walther Ruttmann RETROSPEKTIVE 137 RETROSPECTIVE

Lazlo Moholy-Nagy Len Lye Len Lye Lichtspiel, schwarz-weiß-grau Musical Poster Colour Cry

Lichtspiel, schwarz-weiß-grau sollte ur- Ein weiterer ›Direkt- Nachdem Lye nach New York gezogen war sprünglich aus 6 Teilen bestehen; gefilmt film‹, der Jazzmusik und eine Rolle im aufwallenden Experimen- wurde aber nur der letzte. Die ersten Teile in abstrakte Muster talfilmschaffen in den USA spielte, war Co- sollten in bestimmter Zusammenstellung übersetzt. Er zeigt lour Cry ein direkter Film, der mit der ›Ray- verschiedene Formen von Licht zeigen: von außerdem Anima- ogram-‹ oder ›Shadow cast-‹Methode herge- dem sich selbst entzündenden Streichholz, tionsequenzen aus stellt wurde: 16mm-Film-Streifen wurden in Autoscheinwerfern, Reflexionen, Mondlicht, Wörtern, die das Be- einem dunklen Raum ausgelegt, mit Schablo- farbigen Projektionen mit Prismen und Spie- dürfnis nach Sicher- nen, Farbgelen und Objekten wie Stoffen, geln bis zur Herstellung des ›Lichtrequisi- heit in der Kriegs- Schnüren und Sägeblättern bedeckt und tes‹. Der gedrehte Teil von Lichtspiel, zeit unterstreichen. dann belichtet. Die Filmstreifen wurden mit schwarz-weiß-grau ist allerdings eher ent- Finanziert vom In- ›Fox Hunt‹ des Bluesmusikers Sonny Terry täuschend - er besteht aus Dokumentarauf- formationsministe- unterlegt, was Lye als die Gefühle eines nahmen des rotierenden Lichtrequisits, wo- rium, das die talen- schwarzen Sklaven interpretierte, der vor bei die Großaufnahmen der zahlreichen tierten britischen einem Lynch-Mob in den Südstaaten flieht. Scheiben, Raster, Spiegel und kugelförmigen Künstler einsetzte, Dies ist einer von Lyes bedeutendsten Fil- Gebilde und die Überblendungen ein ab- um neue, ins Auge men, und seine Bilder sind einzigartig. straktes Spiel von Licht und Schatten erzeu- fallende Wege zu fin- gen. Der Film wirkt zwiespältig deshalb, weil den, die Öffentlich- er weder reiner Dokumentarfilm noch ab- keit im Krieg mit In- strakter Film ist und beabsichtigte Effekte, formationen zu ver- so die normale, beschleunigte, verlangsamte sorgen. und rückläufige Bewegung des Lichtrequisi- tes, infolge des technischen Charakters die- Another ›direct film‹ ses Gerätes überhaupt nicht zur Geltung translating jazz music kommen. (Hans Scheugl, Ernst Schmidt jr.: Ei- into abstract patterns. ne Subgeschichte des Films. Frankfurt a. It also includes some Main 1974, S. 611 f.) animation sequences of words which empha- Lichtspiel, schwarz-weiß-grau was originally sup- sise the need for secu- posed to consist of six parts, but only the last rity in war-time. Fi- part was filmed. The first five parts were sup- nanced by the Ministry Colour Cry posed to show different forms of light in set com- of Information which binations: from the self-lighting match, automo- was using the talents After the war Lye moved to New York and played a bile headlights, reflections, moonlight, and col- of British artists to part in the upsurge of experimental film making ored projections with prisms and mirrors to the find new, eye-catching in the US. Colour Cry was a direct film made by production of the ›light prop.‹ The filmed part of ways to convey war- the ›rayogram‹ or ›shadow cast‹ method: strips of Lichtspiel, schwarz-weiß-grau is rather disap- time information to 16 mm film were laid out in a dark room, covered pointing. It consists of documentary shots of a the public. with stencils, colour gels, and objects such as fab- rotating light prop; and the large shots of the nu- rics, string and saw blades, and then exposed. The merous discs, screens, mirrors, and ball-shaped Großbritannien 1940 strips of film were edited to Fox Hunt by blues structures join forces with the faces to produce 35mm, 3:00 musician Sonny Terry, which Lye interpreted as an abstract play of light and shadow. The film has Realisation the feelings of a black slave fleeing a Southern an uneven effect in that it is neither a pure doc- Len Lye lynch mob. This is one of Lye's greatest films and umentary film nor an abstract film. The technical its imagery is unique. character of the light prop prevents its normal, accelerated, slowed, and reverse motion from be- USA 1952 ing realized. (Scheugl and Schmidt, op. cit., pp 611- 16mm, 3:00 12) Realisation Len Lye Deutschland 1930 35mm, b/w, 5:30 Realisation Lazlo Moholy-Nagy 138 LEN LYE

Oskar Fischinger Hy Hirsh Len Lye Radio Dynamics Syromorphosis Rhythm

›Fischinger preparierte diesen Film ganz raf- ›Visuelle Variationen Nach dem Auftrag, einen einminütigen Film finiert wie ein stilles Instrument für eine ausgehend von der für die wöchentliche Fernsehsendung der Meditation (wie ein Mandala oder eine Ro- kinetischen Skulptur Chrysler Corporation zu machen, nahm Lye sette). Wir sehen visuelle Formübungen (ana- von Constentin Niew- Filmmaterial, das die Herstellung eines log zu den physischen Übungen des Yoga) als wenhuis. Es handelt Autos zeigte, und er bearbeitete es und eine hypnotische Beschwörung von sich sich um eine Adap- brachte es mit afrikanischer Trommelmusik wiederholenden und sich ausdehnenden tion des Licht-Raum in Einklang. Der Film erhielt 1957 den ersten Kreisen sowie das Bild eines Fluges in einem Modulators von Lazlo Preis in der Fernsehkategorie beim New York unendlichen Wirbel. Eine Reise, die durch die Molo-Nagy, dem ab- Art Directors‘ Festival, wurde jedoch später subtilen Veränderungen zwischen den For- strakten Expressio- disqualifiziert, weil er nie gesendet worden men (Masse), den Farben (leuchtende nismus eines Cool- war (Chrysler hatte ihn abgelehnt). P. Adams Frequenzen) und der Geschwindigkeit, an die Jazz entsprechend. Sitney sagte in seinem Buch Visionary Films: Relativitätstheorie Einsteins erinnert.‹ Der Film gewann ei- ›Obwohl seine Reputation durch die Erfin- William Moritz nen Preis beim Festi- dung des direkten Malens auf Film nicht auf- val von Brüssel 1958.‹ rechterhalten wurde, verdient Lye die glei- ›Fischinger obviously William Moritz che Wertschätzung als einer der großen realised his film very Meister der Montage.‹ cleverly as a silent in- ›Visual variations influ- strument for a medita- enced by the kinetic Invited to make a one minute film for the Chrysler tion (like a mandala or a sculptor by Constentin Corporation's weekly television programme, Lye rosetta). We see visual Niewwenhuis. It is an took footage showing the making of a car and formal exercises (ana- adaptation of the edited and synchronised it to African drum mu- log to the physical Yoga Light-Space Modulator sic. The film won first prize in the television cate- exercises) as a hypnotic by Lazlo Molo-Nagy, gory in the 1957 New York Art Directors' Festival production of repeti- corresponding with the but was subsequently disqualified because it had tive and expanding cir- abstract expressionism never been broadcasted (Chrysler had rejected cles, as well as the im- of cool jazz. The film it). P. Adams Sitney said in his book Visionary age of flight in an end- won a prize at the Fes- Films: ›Although his reputation has never been less whirl. It is a jour- tival in Brussels in sustained by the invention of direct painting on ney that reminds us of 1958.‹ film, Lye deserves equal credit as one of the great Einstein´s theory of William Moritz masters of montage‹. relativity with its sub- tle changes between USA 1956 USA 1957 forms (mass), colours 16mm, 7:00 16mm, b/w, 1:00 (luminous frequences) Radio Dynamics Realisation Realisation and speed.‹ Hy Hirsh Len Lye William Moritz

USA 1943 35mm, 4:00 Realisation Oskar Fischinger RETROSPEKTIVE 139 RETROSPECTIVE

Peter Kubelka Len Lye Adebar Free Radicals

Und seine Werke sind Tonfilme. Endlich ist In diesem kraftvollen abstrakten Film mit einem Soundtrack aus hier einmal ein Filmemacher, wo Ohr und Au- afrikanischerTrommelmusik kratzte Lye ›weiße Zickzack-Kratzer‹ auf ge im kontrapunktischen Akkord zusammen- schwarzen Vorspann, wobei er eine Vielzahl an Werkzeugen benutzte arbeiten. Er erreicht dies auch durch seinen - von Sägezähnen bis zu Pfeilspitzen. Die erste Version des Films er- Perfektionismus. Wenn, zum Beispiel, Adebar hielt 1958 beim Internationalen Experimentalfilm-Festival in Brüs- so projeziert wird, daß nur ein Bild nicht sel, das mit der Weltausstellung verbunden war, eine Auszeichnung. synchron läuft, so wird der gesamte Film nur Stan Brakhage beschrieb den Film als ›ein nahezu unglaublich groß- außergewöhnliche ›Hintergrundmusik‹, aber artiges Meisterwerk‹. es entspricht in keiner Weise der ursprüng- lichen Idee. Wird die Projektion aber perfekt synchron gezeigt, so bietet sich allen Ohren und Augen eine unglaubliche neue Erfah- rung. (Stan Brakhage)

And his works are sound films. Here, at last, is a filmmaker´s ear that creates in contrapuntal ac- cord with his eye in the making. He achieves this, too, thru his sense of the perfect - so much so that if, for instance, Adebar is projected even one frame out of sync the whole track becomes ex- ceptional ›background music‹ but in no sense the intention of his making. But if the projection is perfectly synced the experience is an indescrib- ably new one for any with eyes and ears to see/hear it. (Stan Brakhage)

Österreich 1958 16mm, 3:00 Realisation Free Radicals Peter Kubelka In this powerful abstract film with a soundtrack of African drum music, Lye scratched ›white zig- gle-zag-splutter scratches‹ on to black leader, us- ing a variety of tools from saw teeth to arrow heads. The first version of the film major award at the International Experimental Film Festival Held in Brussels in 1958 in association with the World's Fair. Stan Brakhage described the film as ›an al- most unbelievably immense masterpiece‹.

USA 1958 (revised 1979) 16mm, 5:00 Realisation Len Lye

Adebar 140 LEN LYE

Alex Vitkine Michael Whitney Chromophonic Binary Bit Patterns

Auf schwarzem Grund wechseln erleuchtete ›Dieser Computerfilm bietet eine überwältigende Erforschung ar- einfache Formen, die meistens mehr oder chetypischer geometrischer Konfigurationen, hauptsächlich durch weniger ganze Lissajours - Figuren sind. Der farbige Teppiche von polyhedralen und kristallinen Figuren. Es ist Film wurde mit einer runden Fernsehröhre schwierig zu entscheiden, ob man den Film sieht, hört oder der 50er Jahre ohne Steuerung gemacht; die fühlt.‹ (Gene Youngblood) wurden direkt in die Bildröhre eingespeist. Das ganze Grundmaterial wurde aus reinen ›This computer film offers an amazing research of USA 1969 Lichtsignalen kreiert. Die Farben wurden archetypal geometric configurations, mainly 16mm, 4:00 durch eine Scheibe mit sechs Farbsektoren through transparent coloured carpets of polyhe- Realisation erzeugt, die sich hinter dem Objektiv der 16 dralic and crystalline figures. It is difficult to say Michael Whitney mm Bolex-Kamera drehte, erzeugt. Diese be- whether you see, hear or feel the film.‹ (Gene findet sich jetzt im Museum für Wissenschaft Youngblood) und Industrie in Paris.

On a blackground illu- minated simple forms that are more or less complete Lissajours- Figures change shape. The film was made with a round television tube of the 50s without any controls, these were di- rectly fed into the tube. All basic materi- als were created out of pure light signals. The colours were produced via a screen with six colour sections that rotated behind the lens of a 16 mm Bolex camera. The camera is now on exhibition in the Museum of Science and Industry in Paris.

Frankreich 1967 16mm, 7:00 Realisation Alex Vitkine Binary Bit Patterns RETROSPEKTIVE 141 RETROSPECTIVE

Chris Welsby Jordan Belson Colour Len Lye Cosmos Separation Particles in Space

›Zwischen den anfänglichen und abschließen- Der Film basiert auf Indem er zu den Kratz-Verfahren von Free den Sequenzen hat Belson ein neues Zen- dem Prozeß der Far- Radicals zurückkehrte, erforschte Lye eine trum herausgearbeitet. In dieser Zentralse- benteilung. neue Art Bilder: ›Vibrierende Punkte und quenz erscheinen die gewohnten Transfor- Kontrastreiches Striche, die über die Leinwand wirbelten, mationen von Gasen und Manifestationen Filmmaterial lief pulsierten, schnörkelten und flitzen - Ener- von Kreisen in der flacheren, elektronisch dreimal durch eine giepartikel im Raum‹. Lye machte in den zerfetzten Rhetorik von Videobändern. Sie statische Kamera: sechziger Jahren mehrere Versionen des übersetzt die zweideutigen und nebelhaften einmal für jede Pri- Films, aber er stellte ihn 1979 mit Hilfe von Räume eines gazeartigen Illusionismus in ei- märfarbe. In dem zu- Steve Jones und Paul Barnes fast komplett ne Oberfläche, die sich über die Leinwand sammengesetzten neu her. Abgestimmt auf Trommelmusik von ausbreitet...‹ (Visonary Film) Bild wird alles was den Bahamas und Nigeria, beginnt und endet sich bewegt mit ei- der Film mit Geräuschen von Lyes kineti- ›Between the first and the last sequences Belson ner primären oder schen Stahlskulpturen. has created a new centre. In this central se- sekundären Farbe quence the usual transformations of gas and the dargestellt, während Returning to the hamas and from Nige- manifestations of circles appear in the flat elec- alles was sich nicht scratch methods of ria, the film begins and tronic torn rhetoric of video tapes. It translates bewegt und durch al- Free Radicals Lye ex- ends with sounds of the ambiguous and vague space of gauze like illu- le drei Filter gefilmt plored a new kind of Lye's steel kinetic sions onto a surface that extends onto the wurde, in der ›kor- imagery: ›Vibrating sculptures. screen...‹ (Visionary Film) rekten‹ Farbe darge- dots and dashes which stellt ist. – C.W. swirled, pulsed, squig- USA 1967/79 USA 1969 gled and darted about 16mm, b/w, 4:00 16mm, 6:00 This film is based on the screen - particles Realisation Realisation the colour separation of energy in space‹. Lye Len Lye Jordan Belson process. High contrast made several versions film stock was run of the film in the 1960s three times through a but almost completely stationary camera; remade it in 1979 with once for each of the the assistance of Steve light primaries. In the Jones and Paul Barnes. composite image, any- Synchronised to drum thing moving is repre- music from the Ba- sented in primary or secondary colour whilst anything still, having been filmed through all three fil- ters, is represented in Cosmos ›correct‹ colour. (C.W.)

Großbritannien 1974 16mm, 2:30 Realisation Chris Welsby

Particles in Space 142 LEN LYE

Len Lye Fred Worden Tal Farlow Boulevard

In den 50er Jahren Boulevard soll als eine Hommage und Ant- fertigte er als Be- wort auf den von Len Lye 1957 realisierten gleitung des elegan- Film ›Free Radicals‹ verstanden werden. Der ten Jazz-Gitarren- Film von Lye besteht aus direkter, nicht fo- Spiels von Tal Farlow tografischer Bearbeitung der Filmemulsion, geometrische Kratz- begleitet von afrikanischer Percussion, die muster an. Zu diesem von einem Tonband abgespielt wurde, was Projekt kehrte er ziemlich exotisch für diese Zeit und Epoche 1980 zurück, aber er war. Die Tatsache, daß Lye, im Zusammen- starb, bevor er es hang seiner langen Karriere im Herzen so- beenden konnte. Der wohl des kommerziellen als des experimen- Schnitt wurde von tellen Kinos sich einer solch nackten und seinem Assistenten primitiven Materialarbeit zuwandte ( er be- Steve Jones unter zeichnete dies als ›aborige‹) harmoniert mit der Aufsicht von Ann meiner eigenen Obsession, die darin besteht, Lye beendet. so nah wie möglich an den ursprünglichen Elementen des Films zu bleiben, um die In the 1950s Lye made unterschwellige und tatsächliche Macht des geometrical scratch Kinos zu evozieren. patterns to accompany the elegant jazz guitar Boulevard is meant as Großbritannien 1990 playing of Tal Farlow. He an hommage and an- 16mm, b/w, 9:00 returned to this proj- swer to Len Lye´s film Realisation ect in 1980 but died ›Free Radicals‹, realised Fred Worden before he could com- in 1957. Len Lye´s film plete it. The editing explored the method of was finished by his as- working directly and sistant, Steve Jones photographically with under the supervision film emulsion. It was of Ann Lye. accompanied by African percussion Neuseeland 1980 played from a tape, 16mm, b/w, 1:30 which was pretty exotic Realisation at that time and age. Len Lye The fact that Lye used such naked and prim- itve material (he called it ›aborige‹) despite his long career in the heart of the commer- cial and experimental cinema corresponds to my own obsession. My obsession is to stay as close as possible to the original film elements in order to evoke the underlying and real power of the cinema.

Tal Farlow 143

Ausstellung Exhibition 144 //lux

Michael Field, Mina Hagedorn, Heiko Hansen Wartesignale

Eine temporäre, reaktive Lichtarchitektur. Deutschland/ Wartesignale ist eine reaktive Lichtinstalla- Großbritannien 1999 tion am Osnabrücker Hauptbahnhof. Inner- Interaktive halb der Bushaltestelle auf dem Vorplatz Lichtarchitektur sind je 4 Röhren auf beiden Seiten der Hal- testelle angebracht. Sie sind an den Säulen des Überdaches befestigt, die auf der erhöh- ten Plattform um einen Baum stehen. Waitingsignals - a temporary, reactive lightarchi- Die Röhren leuchten in orangem Licht und tecture. reagieren auf Bewegung in ihrem näheren Waitingsignals is a lightinstallation at the main Umfeld. Treten Menschen in den reaktiven station in Osnabrück. Within the central bussta- Bereich einer Lichtröhre ein, so beginnt die- tion 4 tubes are fixed on each side of the station. se ihr Licht zu dimmen. Die Röhren sind They are affixed to the columns of the glasroof, untereinander vernetzt. Wird eine Lichtröh- which stand on a heightened platform around a re über einen längeren Zeitraum aktiviert, tree. ändert sich ihre eigene Lichtintensität und The tubes glow orange and react to movement die der Nachbarröhre. around them. When people step into the reactive area of a tube, it starts to dim. The tubes are net- worked with each other. When a tube is activated over a longer time, its own lightintensity and that of its neighbour change. AUSSTELLUNG 145 EXHIBITION

Michael Field is a visiting lecturer at the Royal College of Art where he focusses on the practical issues surrounding interaction design. He is also a postgraduate student of Molecular Genetics at the University of Sussex. Previously he worked as Principal R&D Engineer at a company designing flight simulators following a first degree in Music. Mina Hagedorn lives in Berlin. *1972 Berlin, Ger- many. 1996-8 MA Computer Related Design, Royal College of Art, London. 1994-95 Studied at Bildo Academy for Arts and Media, Berlin. Heiko Hansen lives in London. *1970 Germany. 1997-9 MA Computer Related Design, Royal College of Art, London. 1997 Scholarship Design Leader- ship/Medialab, University of Art and Design Helsinki. 1995-97 BA Industrial Design, Hochschule für bildende Künste, Hamburg. 1992-94 BA Me- chanical Engineering, Fachhochschule Hamburg. 146 //fresh

Romy Achituv, Camille Utterbeck Text Rain

Text Rain ist eine spielerische, interaktive Installation, die die Text Rain is a playful interactive installation that Grenze zwischen dem Vertrauten und dem Rätselhaften verwischt. blurs the boundary between the familiar and the Besucher der Installation Text Rain verwenden das vertraute In- magical. Participants in the Text Rain installation struments ihres Körpers, um zu tun, was magisch erscheint - das use the familiar instrument of their bodies, to do Hochheben und Spielen mit herunterfallenden Buchstaben, die ei- what seems magical - to lift and play with falling gentlich nicht existieren. Bei der Installation Text Rain stehen oder letters that do not really exist. In the Text Rain bewegen sich die Teilnehmer vor einer großen Projektionswand. Auf installation participants stand or move in front der Leinwand sehen sie eine gespiegelte Videoprojektion ihrer of a large projection screen. On the screen they selbst in Schwarz-weiß, kombiniert mit einer farbigen Animation see a mirrored video projection of themselves in von fallendem Text. Wie Regen oder Schnee scheint der Text auf den black and white, combined with a color animation Köpfen und Armen der Teilnehmer zu landen. Der Text reagiert auf of falling text. Like rain or snow, the text appears die Bewegungen der Teilnehmer und kann gehalten, gehoben und to land on participants' heads and arms. The text wieder fallen gelassen werden. Der fallende Text ›landet‹ auf etwas, responds to the participants' motions and can be das dunkler ist als eine bestimmte Schwelle, und ›fällt‹, wann immer caught, lifted, and then let fall again. The falling das Hindernis beseitigt ist. text will ›land‹ on anything darker than a certain Wenn ein Teilnehmer genügend Buchstaben an seinem ausgestreck- threshold, and ›fall‹ whenever that obstacle is re- ten Arm oder an der Silhouette eines dunklen Objektes gesammelt moved. hat, kann er manchmal ein ganzes Wort oder sogar einen Satz ein- If a participant accumulates enough letters along fangen. Die fallenden Buchstaben sind nicht zufällig, sondern Zeilen their outstretched arms, eines Gedichtes über Körper und Sprache. Wenn Buchstaben aus ei- or along the silhouette of any dark object, they ner Zeile des Gedichtes in Richtung Boden fallen, beginnen sie zu can sometimes catch an entire word, or even a schwinden, und anders gefärbte Buchstaben aus der nächsten Zeile phrase. The falling letters are not random, but ersetzen sie von oben. Das ›Lesen‹ des Gedichtes in der Text-Rain-In- lines of a poem about bodies and language. As let- stallation wird zu einer physischen, nicht intellektuellen Handlung. ters from one line of the poem fall towards the ground they begin to fade, and differently colored letters from the next line replace them from above. ›Reading‹ the poem in the Text Rain instal- lation becomes a physical rather than cerebral endeavor.

USA 1999 Interaktive Video-Computer- Installation AUSSTELLUNG 147 EXHIBITION

Camille Utterback ist Künstlerin, die an der Schnittstelle von Com- Camille Utterback is an artist working at the in- puter und Darstellungsformen arbeitet. Sie hat einen B.A. in Kunst tersection of computation and representation. vom Williams College, und ein Diplom des Interactive Telecommuni- Camille holds a BA in Art from Williams College, cations Program an der NYU School of the Arts. Zur Zeit ist sie Uni- and a Masters degree from The Interactive versitätsassistentin im Bereich Interval Research und außerordent- Telecommunications Program at NYU's Tisch liche Professorin des Interactive Telecommunications Program. Die School of the Arts. She is currently an Interval Re- konzeptionellen Aspekte von Camilles interaktiven Installationen search Fellow and an adjunct Professor at the In- führten zur Verleihung des New Media Invision Award im Jahr 1999, teractive Telecommunications Program. The con- und sie ist vom Res Magazine zur Künstlerin des Jahres gewählt ceptual aspects of Camille's interactive installa- worden (›Annual Res 10 - Ten people who are making a difference in tions have earned her a 1999 ›Silver‹ NewMedia In- their field.‹). In bezug auf die Technik hat die NYU einen Patentan- vision Award, and she has been selected by Res trag für ein von Camille entwickeltes interaktives System gestellt. Magazine as artist pick of the year for their ›An- Romy Achituv kreiert Werke mit Neuen Medien: Video, Installatio- nual Res 10 - Ten people who are making a differ- nen, Performance und bildschirmbasierte Anwendungen. Vor kurzem ence in their field.‹ On the technical side, NYU has hat Romy interaktive Neue-Medien-Projekte in der 3MVI, Mostra de filed for a patent on an interactive system Video Independent, Barcelona, Spanien, ausgestellt. Weitere Ausstel- Camille developed. lungen: Kybernetes Encuetro De Video Y otras Corrientes Electroni- Romy Achituv creates New Media work: Video, In- cas, Bogota, Kolumbien; Interval Research Corporation Gallery, Palo stallations, Performance and screen based appli- Alto, CA ; EMAF - European Media Arts Festival, Osnabrück, Deutsch- cations. Most recently Romy has exhibited inter- land, und Viper - Int. Festival für Film, Video und Neue Medien, active new media projects at 3MVI, Mostra de Schweiz. Video Independent, Barcelona, Spain; Kybernetes Encuetro De Video Y otras Corrientes Electroni- cas, Bogota, Colombia; Interval Research Corpora- tion Gallery, Palo Alto, CA ; EMAF - European Media Arts Festival, Osnabrück, Germany, and Viper - Int. Festival for Film, Video and New Media, Switzer- land. 148 //fresh

Björn Melhus Deutschland 1998 ARRIVAL-DEPARTURE Video-Installation

Bilder von Körperphantasmen fallen von oben in die Projektionsflä- chen, verweilen für einige Augenblicke, manchmal statisch, manch- mal in Schwebezuständen, wechseln in wiederkehrenden Metamor- phosen Hautfarbe oder Haarpracht, letztere als äußerliche Insig- nien einer scheinbaren Geschlechtsidentität. Die Geschlechtlichkeit dieser Körper ist jedoch aufgehoben, in ihrer Nacktheit offenbaren sie weder Genitalien noch Anzeichen einer menschlichen Herkunft: Sie haben keinen Bauchnabel. Es sind erfundene Körper, körperlos erzeugte Körper, äußerlich nahezu tot, deren Bäuche sich jedoch von Zeit zu Zeit blähen und auf ein Innenleben verweisen. Ein ethnogra- fischer Bilderbogen im Zeitalter des Endspurts der Entschlüsselung der menschlichen DNS durch die Wissenschaft, basierend auf meinem eigenen Körperbild. (B. M.) ›Ein magisch blinkendes Rechnersystem bringt homogene, kompakte Körper ewiger Jugend hervor. Unterschiedliche Haartracht - Kurz- haarfrisur versus Mädchenzöpfe - suggerieren Geschlechtsdifferenz, wechselnde Körperfarben Differenz schlechthin, allerdings ohne dass solche effektiv verkörpert wären: Weder primäre noch sekundäre Geschlechtsorgane noch ein Nebel deuten auf eine geschlechtliche Herkunft und Zukunft dieser wie vom Himmel herabfallenden Körper. Mithin, diese zukunftsträchtigen Körper, diese sich rhythmisch wie Ballone aufblähenden Bäuche, gehen nicht nur mit der Zukunft der asexuellen Reproduktion schwanger, sondern inkarnieren auch das willkürliche und ideologische System von Differenzkategorien wie Geschlecht, Rasse und Alter schlechthin. Ihre posthumane Abkunft personifizierend sagen sie, dass, auch wenn man unentwegt vom Ver- schwinden der Körpergrenzen und von der Expansion und Refigurie- rung des Körpers mittels neuer Körper- und Kommunikationstechno- logien spricht, ideologische Differenzierungsmerkmale bestehen bleiben, - und dies, obwohl sie körperlich gar keinen Sinn mehr ma- chen. Postfeministische Theoretikerinnen wie Rosi Braidotti oder Anne Balsamo gehen davon aus, dass mit dem Posthumanismus ideo- logische Kategorien sogar verstärkt werden, während tatsächliche bestehende Differenzen und Ungleichheiten negiert, homogenisiert und redesignt werden. Dieser tatsächliche ideologische Stillstand bei Suggerierung wesentlicher technologischer Änderungen findet im symmetrischen Wechsel der von der von links nach rechts hin- überspringenden Lichtpunkte seine modellhafte Darstellung: Nichts hat sich geändert, alles kann wieder von vorne beginnen.‹ (Yvonne Volkart) Arrival-Departure ist im Winter 98/99 für eine Ausstellung des Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur ent- standen. Bjørn Melhus, *1966 in Kirchheim/Teck, studierte 1990-1997 Film und Video bei Prof. Birgit Hein an der HBK Brauschweig, erhielt 97-98 ein Jahresstipendium des DAAD am California Institute of the Arts in Los Angeles, USA, 1998 ein Förderstipendium des Braunschweigi- schen Vereinigten Kloster & Studienfonds, sowie den Preis des Kunstverein Hannovers 1999 / 2000. Filme, Videos und Installationen seit 1986. AUSSTELLUNG 149 EXHIBITION

Images of fantasy bod- ies projected from above onto the screens, remain for a few moments, some- times static, some- times floating. The skin colour or hair style changes in continuous metamorphosis. The hair style is an outer sign for a seemingly sexual identity. These bodies no longer have a gender. In their naked- ness neither genitals nor signs of a human origin are apparent. They have no navel. They are fantasy bodies with no human origin, outwardly almost dead, whose stomachs swell from time to time and prove that there is an in- ner life. The projection is an ethnographical illustration in the last phase of the sci- entific discovery of the human DNA code and is based on my own body im- age. (B.M.) ›A magical flashing computer system produces homogeneous, compact bod- ies of eternal youth. Different hair styles – short hair cut versus girlish plaits – suggest a sexual difference, changing skin colours, a difference per se, though efffectively there is none. Neither primary nor secondary sexu- al organs point to a sexual origin and future of these bodies, which seem to fall from the sky. Consequently these future bodies, these rhythmically swelling balloon like stomachs not only point to the future of asexual re- production, they also represent the incarnation of the arbitrary and ideo- logical system of different categories such as sex, race and age. Personify- ing their post human origin they tell us that even when one is continually speaking of the disappearance of the body limits and of the expansion and refiguring of the body by means of new body and communication technolo- gies, ideological differentiating characteristics remain – even though they have no bodily use any more. Postfeministic theoraticians such as Rosi Braidotti or Anne Balsamo assume that ideological categories are strengthened by posthumanism, whereas re- al differences and inequalities are negated, homogenised and redesigned. While implying important technological changes this real ideological stand- still is represented in a model way by the symetrical exchange of the flash- ing lights, which jump from left to right. Nothing has changed, everything starts from the very beginning again.‹ (Yvonne Volkart)

Arrival Departure was made in winter 98/99 for an exhibition of the Min- istry for Science and Culture in Lower Saxony. Bjorn Melhus, *1966 in Kirchheim/Teck studied film and video in the class of Prof. Birgit Hein at the College of Art (HBK) in Braunschweig from 1990-97. 1997-98 annual scholarship of the DAAD at the California Institute of the Arts in Los Angeles, USA. 1998 scholarship of the Braunschweigischen Vere- inigten Kloster & Studienfonds. 1999/2000 Prize of the Kunstverein Hanover. Films, videos and installations since 1986. 150 //fresh

Ben Owen Jones Metathesis

Metathesis als Wort bezeichnet einen Austausch von Entitäten. Die Großbritannien 1999 Installation Metathesis impliziert auch einen Austausch; ein Aus- Interaktive Installation tausch, der zwischen dem Kunstwerk und dem Betrachter/Anwender stattfindet. Dies ist ein durchgängiger Faktor meiner künstlerischen Praxis und ich denke, dass die Werkzeuge der neuen Medien bei ei- ner breiteren Einbeziehung der Position des Publikums innerhalb der Kunst wertvoll sind. Ich hoffe, diese Installation als Schnittstelle benutzen zu können, um dieses weitverbreitete Anliegen darzustellen.

Metathesis ist ent- worfen, um einen Zu- schauer in eine per- sönliche Interven- tion mit einer digi- talen Entität zu lo- cken. Bei dieser per- sönlichen Beschäfti- gung ist es meine Absicht, eine konzep- tuelle Analyse der Schnittstellen, über die wir interagieren, nicht nur bei der Kunst, sondern in vielen anderen Be- reichen des heutigen Lebens, zu bieten. Um das Werk zu be- rühren, muss sich ei- ne Person nahe an die große Kuppel be- wegen und ihre Fin- ger in einen zentra- len Hohlraum einfüh- ren (siehe Bild). Diese Aktion an sich ist sehr persönlich, sogar intim. Um dies zu ma- Ben Owen Jones ist Student im Masterkurs chen, muss sie sich vor andere Personen aus dem Publikum positio- of Arts am UWCN (University of Wales College nieren. Die Animation, das von ihr gesungene Lied und der Teilneh- Newport), Fachbereich Multimedia & Infor- mer rücken zusammen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit für mation Design an der Newport School of Art, andere Zuschauer. Im Wechselspiel zwischen ihnen liegt die poeti- Design & Media. sche Bedeutung dieser Arbeit. In einem gewissen Sinn hat sich der Teilnehmer in die Komposition des Kunstwerkes begeben. Der sich zwischen ihnen ergebende Austausch produziert eine Symphonie - gespielt von der Maschine, geleitet und erlebt vom Protagonisten. Sie können sich beide sehr persönlich berühren, oder andere können beobachten und zuhören. Nach der Stimulation singt die Animation (Kreise im Video) bekannte Songs, abhängig von ihrer Stimmung, die sie den Protagonisten gegenüber ›empfindet‹. Je mehr Berührung stattfindet, desto stärker ist die Animation und desto lauter und schneller singt sie. AUSSTELLUNG 151 EXHIBITION

Metathesis as a word signifies an interchange between entities. The instal- lation Metathesis also implies an interchange, one that is between artwork & viewer/user. This is an ongoing concern in my art practice and I feel that the tools of new media are valuable in the wider consideration of an audi- ence’s position within art. I hope to use this installation as an interface to present this popular concern. Metathesis is designed to entice an on-looker into personal intervention with a digital entity. Through this personal en- gagement my intension is to promote a conceptual analysis of the inter- faces through which we interact, not only with art but in many other areas of contemporary life. In order to touch the work a person must move close to the large dome and insert their finger into a central cavity (see image). This action alone is very personal, even in- timate. To do this they must position them- selves in front of other audience members. The animation, the song it sings and participant, together become the focus of attention of other viewers. The in- terplay between them is the poetic signifi- cance of the work. In a sense the participant has entered into the composition of the art- work. The interchange resulting between them produces a symphony, played Ben Owen Jones is candidate on the Master of by the machine, conducted and experienced by the protagonist. They can Arts course at UWCN (University of Wales College both very personally touch each other alone, or others can watch and listen. Newport) called ›Multimedia & Information De- When stimulated, the animation (circles in the video) sings popular songs re- sign‹ part of the Newport School of Art, Design & lated to the way it feels about people. The more it is touched the more ani- Media. mated it becomes and the louder and faster it sings. 152 //fresh

Stefanie Klekamp Séparée

Deutschland 1999 Installation

Das Séparée besteht aus einem mit rotem Plastikstoff gepolster- tem ›Ensemble‹ aus einem Sessel und einem Überteil, in welches man sich halb hineinlegt und dort für sich allein ein Video anschauen kann. Die Farbe Rot steht für Erotik schlechthin, sie wird assoziiert mit Leidenschaftlichkeit und Selbstbewußtsein. Ein rotes Kleid, rote Schuhe oder ein roter Sportwagen sind beliebte Accessoires der Femme Fatale. Das Video zeigt einen Frauenkörper, der hektisch hin- und herzap- pelt und sich schon in Körperfragmente aufzulösen scheint. Die sim- ple Kodierung rote lange Fingernägel gleich Erotik wird ad absur- dum geführt, indem die Nägel sowohl an den Fingern als auch an den Fußnägeln prangen, was eher wie eine Deformierung wirkt, da man zum Teil die Füße für Hände hält. Die Bewegungen sind unerotisch, ein Schaben und Kratzen, was eher an jemanden verflohten oder verkrätzten gemahnt, hinzu kommen irritierende scharrende und schabende Geräusche.

Stefanie Klekamp, *1974 in Georgsmarienhütte, aufgewachsen in Os- nabrück. Beginn des Studiums der Freien Kunst 1994 an der Bauhaus Universität Weimar. Projekte bei Prof. Liz Bachhuber und Prof. Elfi Fröhlich. Beschäftigung vor allem mit den Medien Video und Raumin- stallation. 1997/98 Gaststudium an der ›School of the Art Institute of Chicago‹, USA, im Bereich Video und Art and Technologie. Es folg- ten Reisen durch Chile und Bolivien, Ende 1998 ein dreimonatiger Aufenthalt in Japan. 1999 Abschluß des Studiums an der Bauhaus- Universität Weimar mit Diplom ›Freie Kunst‹ bei Prof. Liz Bachhuber und Dr. Anne Hoormann. Umzug nach Berlin. AUSSTELLUNG 153 EXHIBITION

Ausstellungen/Exhibitions: 1995 ›Sono io-Ich bin's‹ Schloß Belvedere, The Séparée consists of an ›ensemble‹ of arm- Weimar. 1997 European Media Art Festival Osnabrück, Student Fo- chair and sofa, in which you can half lie down and rum. 1997 ›SPLASH‹ ACC Galerie Weimar. 1998 ›media lab‹, Galerie Ei- watch a video on your own, all upholstered with gen+Art, Leipzig. 1998 Mediensymposium Weimar. 1998 ›Sanatorium‹ red fabric. The colour red sympbolises erotica per Stiftung Starke, Berlin. 1999 ›neu-deli‹ Ausstellungsprojekt Weimar. se. Red is associated with passion and confidence. 1999 ›nabelSCHAU‹ dresden. A red dress, red shoes and a red sports car are popular accessoires of the femme fatale. The video shows the body of a woman fidgeting hecticly, her body already seems to be dissolving into fragments. Red fingernails as a synonym for eroticism is carried ad absurdum because the nails are on both hands and feet. The nails appear to be a deformity as the feet can be mistaken for the hands. The movements are anything but erot- ic. The scraping and scratching reminds one of someone with flees or scabies. On top of that one can hear scraping and scratching noises. Stefanie Klekamp, *1974 in Georgsmarienhütte, grew up in Osnabrück. She began to study Fine arts at the Bauhaus University of Weimar in 1994. Projects in the class of Prof. Liz Bachhuber and Prof. Elfi Fröhlich. Main emphasis on video and in- stallation. 1997/98 exchange student at the School of Art Institute of Chicago, USA in video, art and technology. Trips to Chile and Bolivia. At the end of 1998 a three months stay in Japan. 1999 Diploma in Fine Art with Prof. Liz Bachhuber and Dr. Anne Hoormann at the Bauhaus University of Weimar. Moved to Berlin. 154 //fresh

Robert Hutter Statement

›Robert Hutter ist ein visueller Poet. Seine skulptural inszenierten und transformatorisch Deutschland 1998 ritualisierten Medienkunstprojekte verlaufen an den Schnittstellen, von Natur und Technik, Video-Installation von Emotion und Logik. Sie verkörpern den zugleich realen wie virtuellen Stoffwechsel un- serer telematisch entgrenzten Wahrnehmungswelt. Hutters Wahrnehmungsstrategie han- delt vom alchimistischen Austausch der Stoffe, sein Weltbild gibt Einblick in den Metabo- lismus unserer ›doppelten Natur‹. Er begnügt sich dabei nicht mit sprechenden Bildmeta- phern, sondern integriert immer wieder das Wort, den Text einer bestimmten Botschaft, als buchstäbliche Information in seine transmedialen Körperaktionen. Das Biblische Wort das Fleisch geworden ist, überstrahlt und spiegelt sozusagen die Super-Ikonen unserer Medien- welt wieder. Es geht ihm wohl nicht vordergründig um die erhöhte Kommunikationsleistung seiner Botschaft aus der Beschäftigung bei- der Gehirnhälften seines Publikums, denn er braucht und gebraucht den Text, das Wort als künstlerisches Konzept, als Angelpunkt seiner closed circuits aus Aktion und Reak- tion. Seine Texte sind marginale Wortfetzen wie abgeschürfte Hautstückchen, herausge- kratzt oder -gerissen aus dem Datenspei- cher der eigenkörperlichen Erinnerung. Aus elementaren Menschheitsfragen formt Ro- bert Hutter immer neue Zustandsbeschrei- bungen der menschlichen Existenz, entäu- ßert sein inneres gewissermaßen über elektronisch generierte Seelenbilder, in de- ren auratischem Umfeld er zudem live in Er- scheinung tritt. Seine Arbeiten zielen auf die Erfahrbarmachung des ontologischen Kerns seiner ästhetischen Produktion. Er selbst, sein Körper bilden die Schnittstellen, das real/virtuelle Interface des humanen In-der-Welt-Seins aus. Hutter gebraucht seinen Kör- per als metaphorisches Objekt, das wie ein Fremdkörper in die Matrix der digitalen Netz- Natur eindringt. Hutters permanente Versuche der Verschmelzung realer und virtueller Energieströme am Puls eines nicht mehr allein körpersensorisch fassbaren Lebensraumes sind Ausfluss einer neuen skulpturalen Handlungsform der Kunst. Auf dem archetypischen Weltbild einer sandbedecketen Drehscheibe rotiert langsam der Nackte Körper des Performers. Er gräbt sich ein und zugleich aus, schaufelt bäuchlings lie- gend mit den Armen wie eine von der Ölpest überschwemmte Robbe. Eine großflächige Vide- oprojektion ersetzt später seine reale Körperaktion permanenter Zuschüttungen und Aus- grabungen. Digital projezierte Textfragmente erscheinen als Eintragungen (=In-Formation) auf der Haut, die wie Wunden brennen: ›Wüste‹, ›An Land gehen‹, oder schließlich ›Hier ist die Stelle auf mich selbst gestoßen‹. Denn er (Robert Hutter) ist ›der Held, der aus dem Meer der Verzweiflung an Land‹ zu gehen sucht. Ein unendlich wiederholter Akt der Infragestel- lung von Wirklichkeit: ›Ich befrage die Welt, die nie lange genug stillsteht, um überzeugende Antworten zu geben‹.‹ (Horst Gerhard Haberl) Robert Hutter, *1964 in Ludwigshafen/Rhein. 1983 - 1985 Ausbildung zum Bauschlosser und Kunstschmied 1988 - 1990 Studium an der Freien Hochschule für Musische und Bildende Künste in Alfter/Bonn, Bildhauerei/Malerei 1990 - 1996 Studium an der Hochschule der Bil- denden Künste Saar, Medienkunst 1996 Diplom, Meisterschüler von Prof. Ulrike Rosenbach seit 1997 Lehrkraft für besondere Aufgaben im Bereich Medienkunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. AUSSTELLUNG 155 EXHIBITION

›Robert Hutter is a visual poet. His sculptural, staged and transformable ritualised media art projects deal with the interface of nature and technology, emotion and logic. They represent the real and the virtual metabolism of our telematic boundless perception. Hutter´s perception strategy consists of the alchemical exchange of matter. His conception of the world gives insight into the metabolism of our ›double nature‹. He is not satisfied with talking visual metaphors but repeatedly integrates words and text of a certain message as literal information in its transmedia body actions. The biblical word that has become flesh practically outshines and mirrors the super icons of our media world. He is not primarily concerned with an increased communication performance of his message activating both sides of the audience´s brain because he needs and uses text and word as an artistic concept, as a central point of his closed circuits of action and reaction. His texts are marginalised scraps like scratched off skin pieces, scratched or torn out of the data stor- age of the personal memory. Robert Hutter uses elementary human questions to form constantly new descriptions of human existence. He bares his soul as it were, using electronically generated spritual images, and appears live in their sphere. His work aims to make the ontological center of his aesthet- ic productions understood. He himself, his body forms the real/virtual interface of human existence. Hutter uses his own body as a metaphorical object that breaks into the matrix of the digital net-na- ture like an alien body. Hutter´s permanent attempts to fuse together real and virtual energies at the heart of a habitat that is not merely comprehensible via body sensors, reveals the emergence of a new sculptural form of action in art. The naked body of the performer slowly rotates on the archetypal image of the world on a pot- ter´s wheel covered with sand. He digs himself in and out, digging face down like an oil polluted seal. A wide screen projection replaces the actual body action of digging permanently in and out. Digitally projected text fragments that burn like wounds appear as in formation on the skin: ›Desert‹, ›To go ashore‹, or finally ›at this point it was the place that found me‹. Because he (Robert Hutter) is ›the hero who is trying to go ashore from the sea of desperation‹. An endlessly repeat- ed act of questioning reality: ›I question reality that never stands still long enough to give con- vincing answers.‹ (Horst Gerhard Haberl)

Robert Hutter, *1964 in Ludwigshafen/Rhein. 1983-85 apprenticeship as metalworker and art smith. 1988-1990 studies in sculpture and paint- ing at the Academy of Music and Art in Alfter/Bonn. 1990-96 studies in media art at the College of Art in Saar. 1996 Diploma, in the master class of Prof. Ulrike Rosenbach. Since 1997 lectur- er for special tasks in media art at the College of Art in Saar. 156 //fresh

Theo Lenders A Brief Flash

Videobilder von sprechenden Schädeln werden auf drehende Ventila- toren projiziert. Die Schädel ponieren ihre philosophischen Betrach- tungen in den Raum hinein. Sobald die Schädel die Gestalt des menschlichen Antlitzes annehmen, stehen die Ventilatoren still. Dann verschwindet der transparente und illusionäre Charakter der Projektion. Dies geschieht des öfteren, wobei die Schädel jedesmal eine andere Identität annehmen. Theo Lenders, *1955. 1975-79 Akademie voor Beeldende Kunsten, St. Joost Breda. 1981-1982 Tokyo University, Ueno (Japan). 1993-96 Staatliche Kunstakademie Düsseldorf.

Video images of speaking skulls are projected on- to three rotating ventilators. The skulls speak of their philosophical views. As soon as the skulls take on a human face the ventilators stand still. The transparent and illusory character of the projection disappears. This occurs several times, whereby the skulls adopt a different identity each time. Theo Lenders, *1955. 1975-79 Academy of Fine Art, St. Joost Breda. 1981-1982 Tokyo University, Ueno (Japan). 1993-96 Academy of Fine Art, Düsseldorf. AUSSTELLUNG 157 EXHIBITION

Niederlande 1999 The Scull: ›Which came first, the chicken or the egg? Did the universe have a Video-Installation beginning and if so what happened before then? Where did the universe come from and where is it going? How real is time? (5x) Will it ever come to an end? Where does the difference between the past and the future come from? Why do we remember the past but not the future? If we do discover a complete theory of the universe it should in time be understandable in broad principle by everyone, not just a few scientists. Then we shall all, philosophers, scientists and just ordinary people be able to take part in the discussion of why it is that we and the universe exist. If we find the an- swer to that, it would be the ultimate triumph of human reason. For then we would know the mind of God.‹ The Professor: ›You have to light up all the dark corners.‹ (12x) The Death: ›This harmony can only happen in a brief flash, a single moment.‹ The Self: ›Only then can my unconscious dreams take over.‹ The Death: ›I never really wanted to die.‹ (6x) The Self: ›There is always a desire for death.‹ The Death: ›I drag everything into my conscious mind.‹ The Self: ›I boil it into abstraction.‹ The Death: ›My mind was at ease. My thought- process lively. No movement, no sound, no memories.‹ The Self: ›No movement, no sound, no memories.‹ The Death: ›No movement, no sound, no memories.‹ The Self: ›The closed cockpit and outer space, were like the spirit and the body in the same be- ing. In this stillness was a beauty beyond words. No more body or spirit.... male or female....male or female....male or female...‹ The Wife: ›You don't know where the boundaries are, do you, huh. You don't know what, what your taking off point is.‹ (repeated ± 1 minute) The Clouds: ›Do you think when you're falling in space that you would slow down after a while or go faster and faster? Faster and faster...for a long time you wouldn't feel anything and then you would burst into fire, forever.... and the angels wouldn't help you.... because they have all gone away.‹ The Scull: Roger Penrose proved that a dying star collapsing under its own gravity eventually shrinks to a singularity, a point of infinite density and ze- ro size. I realized that if I reversed the direction of time so that the collapse became an expansion I could prove that the universe had a beginning. 158 //fresh

Pierrick Sorin Titre Variable No2

Ein Marathonlauf, der durch die Geschwin- Frankreich 1999 digkeit und Drehungen eines Plattenspielers Video-Installation bestimmt wird. Der Läufer schafft es immer wieder der Rotation zu trotzen, aber irgend- wie bleibt er doch auf der Stelle stehen.

A marathon that is determined by the speed and rotations of a turntable. The runner manages to defy the rotation, but somehow makes no progress.

Pierrick Sorin, *1960 in Nantes, 1974 erste Kurzfilme mit der S-8-Ka- Pierrick Sorin, *1960 in Nantes, made his first mera seines Vaters, 1983-88 Studium der Freien Kunst in Nantes. Er short films with his father´s Super-8 camera. hat verschiedene Kurzfilme und Videoinstallationen realisiert, 1983-88 studies in fine art in Nantes. He made außerdem hat er Videoreportagen, Dokumentationen, Videoclips und several short films and video installations, as well Theateraufzeichnungen gemacht. Ausstellungen im Centre Pompi- as video reports, documentaries, video clips and dou, Guggenheim New York und im Metropolitan Museum of Photo- theater recordings. Exhibitions in the Centre graphy, Tokyo. 1997 spielte er in einem Debüt-Spielfilm Hauptdarstel- Pompidou in Paris, the Guggenheim Museum in ler. 1998 wurde er als französischer Repräsentant für die Biennale New York and the Metropolitan Museum of Pho- Zeitgenössischer Kunst in Sao Paulo ausgewählt. Pierrick Sorin ist tography in Tokyo. 1997 actor in a debut feature Videokünstler, lebt und arbeitet in Nantes. film. He was chosen as the French representative for the Biennale of Contemporary Art in Sao Paulo. Pierrick Sorin is a video artist and lives and works in Nantes. AUSSTELLUNG 159 EXHIBITION

Pierrick Sorin Pierrick Coupe du Bois

Frankreich 1999 Ein ironischer Blick auf ein ›Handwerker- Video-Installation Paar‹, das unter Einsatz aller Kräfte versucht ein Holzstück zu bearbeiten und diesen Vor- gang zudem noch per Kamera aufzeichnen möchte. Eine echte Herausforderung für die Protagonisten.

An ironic look at a couple of workmen who try with all their might to fashion a piece of wood and to record the event on film. A real challenge for the protagonists. 160 //fresh

Antenne Springborn Electric_Shroom...

Der Shroom ist ein Interface für Bilder und Klänge in einem Lounge- Deutschland 1999 Environment, zugänglich für mehrere User. Audiovisuelle Multiuser-Ambienceskulptur Auf einem pilzähnlichen Gewächs tanzen Formen und Farben umher, verschmelzen miteinander und pulsieren zum Rhythmus der Klänge, die sie repräsentieren. Die zur Verfügung stehenden Pools von au- diovisuellem Material werden von den Besuchern gemeinsam durch- surft: farbige Icons auf drei handtellergroßen Tasten sind das In- strument, mit dem die Bildklangcollage navigiert werden kann. Die Formen reagieren auf die Dynamik des jeweiligen Sounds. Vier ge- trennte Soundkanäle bieten Surroundsound, so dass wahrgenommen werden kann, welcher Kanal gerade beeinflusst wird.

Anleitung. Antenne Springborn, *1971 in Berlin. Grafik- Niederlassen und entspannen. designstudium am Lette Verein, Artdirecto- Einen Taster drücken (Icons shuffeln) und beim gewünschten Icon rin bei Pixelpark Berlin, freie Projekte mit loslassen (Sound wird eingespielt). wechselnden Teams: Eyeyou & Maschenraum, Ab und an alle drei Taster gleichzeitig drücken (ändert die Atmo). Studium der audiovisuellen Medien an der Kunsthochschule für Medien in Köln, als Me- diendesignerin und freischaffende Künstle- rin tätig. AUSSTELLUNG 161 EXHIBITION

The Shroom is an interface for images and sounds in a lounge environment and accessible to sever- al users. Forms and colours dance on a plant that looks like a mushroom, melt together and pulsate to the rhythm of the sounds, which they repre- sent. The viewers can surf through the accessible pools of audiovisual material simultaneously. The instrument consists of coulorful icons on three keys the size of plates, with which the collage of images and sounds can be navigated through. The forms react to the dynamics of each sound. Four seperate sound channels have surround sound, so that it is obvious which channel is influenced at the time.

Instructions: Sit down and relax. Hold down a key (to shuffle icons) and release it at the desired icon (to start the sound). From time to time press all three keys at the same time (to change the atmosphere).

Antenne Springborn, *1971 in Berlin. Studies in graphic design at the Lette Verein, Berlin. Art director at the Pix- elpark, Berlin. Indepen- dent projects with dif- ferent teams: Eyeou & Massenraum. Studies in audiovisual media at the College of Art and Media Studies in Cologne. Works as a me- dia designer and inde- pendant artist. 162 //fresh

Heiko Hansen OPTIBALLS

Die Installation besteht in ihrer derzeitigen Form aus drei ›Licht- stühlen‹. Die Stühle sind interaktiv. Werden sie nicht von Besuchern benutzt, fallen sie in einen Schlafmodus und ›glimmen‹. Sie können durch Sitzkontakt aktiviert werden und beginnen dann sofort hell zu leuchten. In jedem Stuhl sind drei farbige Halogenlampen inte- griert, rot, blau und grün. Wird der Stuhl gedreht, verändert das Licht seine Farbe. Die Farbmischung geschieht durch einen digitalen Kompass und Stamp Chip Technologie. Der Kompass erkennt die ak- tuelle Drehung und steuert den Chip und Halogenlampen an. Das Licht wird wie beim Farbkreis über 360 Grad von rot zu blau zu grün gemischt. Das Spiel mit den drei Lichtobjekten ermöglicht eine flexi- ble, sich fortwährend ändernde Licht - Raum Situation.

Heiko Hansen, *1970 in Deutschland, lebt in London. 1997-99 MA Computer Related Design, Royal College of Art, London. 1997 Scho- larship Design Leadership/Medialab, University of Art and Design Helsinki. 1995-97 BA Industrial Design, Hochschule für bildende Kün- ste, Hamburg. 1992-94 BA Mechanical Engineering, Fachhochschule Hamburg. AUSSTELLUNG 163 EXHIBITION

Deutschland 1999 The installation consists currently of three Interaktive Licht-Objekt-Installation ›lightchairs‹. The chairs are interactive. When they are not being used, they go into a sleepmode and dim down. The chair is activated when someone sits on it and begins to glow. Each chair contains three coloured halogenlights. The colour of the light inside the chair changes as it is moved around in space. The colourmixing is achieved with a digital compass and stamp chip technolo- gy. The compass picks up the direction of the chair and controls the chip and the lamps. The light is mixed as in a colour- circle of 360 degrees, from red to blue to green. Playing with the three lightobjects enables a flex- ible, constantly changing light-space environ- ment.

Heiko Hansen lives in London. *1970 Germany. 1997-9 MA Computer Related Design, Royal College of Art, London. 1997 Scholarship Design Leader- ship/Medialab, University of Art and Design Helsinki. 1995-97 BA Industrial Design, Hochschule für bildende Künste, Hamburg. 1992-94 BA Me- chanical Engineering, Fachhochschule Hamburg. 164 //fresh

Kiyoshi Furukawa, Masaki Fujihata, Wolfgang Münch Small Fish

›Ich habe zwar schon oft eine Katze ohne Grinsen gesehen, aber ein Deutschland 1999 Grinsen ohne Katze! Das ist doch das Allerseltsamste, was ich je er- CD-ROM-Installation lebt habe.‹ In ähnlicher Verwirrung wie Alice im Wunderland befin- det man sich angesichts der CD-ROM ›Small Fish‹. Normalerweise gibt es Spieler, Musikinstrumente und Partituren, in der die musika- lischen Vorstellungen eines Komponisten notiert sind. Bei ›Small Fish‹ legt man die Silberplatte in den Computer ein und auf der Stel- le verdrehen sich alle Beziehungen: Gespielt wird nicht auf den In- strumenten, sondern auf der von Masaki Fujihata grafisch gestalte- ten Partitur, die durch das Spiel verändert wird. Und während der Komponist Kiyoshi Furukawa Klangfarben und ihre möglichen Ver- bindungen vorbestimmt hat, können Sie sich dem Vergnügen wid- men, den Ablauf der Musik immer wieder neu zu gestalten.

Es gibt kleine Fische, die schwimmen - so- lange sie noch jung sind - in einem Schwarm, der von weiter weg die Form eines sehr großen Fi- sches hat. Kein Feind traut sich so an sie heran. Wenn die klei- nen Fische erwach- sen werden, schwim- men sie ihrer eige- nen Wege, dann brauchen sie nicht mehr den Schutz der vorgetäuschten Form. Viele künstlerische Anwendungen in di- gitaler Technologie sind noch wie solche kleinen Fische. Im Gegen- satz zu anderen Medien künstlerischer Arbeit - wie Pinsel, Stein oder Saiteninstrument - sind sie jung und sammelten im Vergleich zu den Jahrhunderten und Jahrtausenden anderer künstlerischer Materialien erst in wenigen Jahrzehnten Erfahrung. Sie verstecken sich hinter großen Wörtern wie ›Multimedia‹, ›interaktiv‹ oder ›ver- netzt‹. So schwimmen sie im Strom der Zeit. Und sie meinen, ihre Haut müsse auch so bunt und vielfältig schimmern wie bei jenem ganz großen Fisch. Aber manchmal möchte man glauben, niemand habe diesen großen Fisch - dessen Form die kleinen Fische nachbil- den - jemals gesehen. (Johannes Goebel) AUSSTELLUNG 165 EXHIBITION

›Well! I´ve often seen a cat without a grin, but a grin without a cat! It´s the most curious thing I ever saw in all my life.‹ - Bewilderment similar to that experienced by Alice in Wonderland is likely to be roused by the CD-ROM ›Small Fish.‹ Expect- ing to find musicians, instruments, and a score noting a composer´s ideas, players slide the silver disk into their computer and discover the world has turned upside-down. The music is not played on instruments but on Masaki Fujihata´s special- ly designed score that changes as the game pro- gresses. Since Kiyoshi Furukawa has specified merely timbres and their potential linkage, the pleasure of composition is reserved for the play- ers.

Certain small fish, while still young, swim in shoals that from further off resemble a very large fish, and no predator dares come near them. Once they have grown to adulthood, the young fishes swim their own way, no longer needing the protection of a deceptive form. Many artistic applications of digital technology are like these small fishes. They are still young compared to other art media - brush, stone, string instrument - and have garnered their ex- perience merely within the last few decades, as opposed to centuries and millennia. Such applica- tions hide behind big words like ›multimedia‹, ›in- teractive‹ or ›networking‹, thus swimming with the times. They think their scales need to glint as variously and colourfully as the much bigger fish, but sometimes one wonders if anyone has ever seen the big fish they are imitating. (Johannes Goebel) 166 //fresh

Wiebke Grösch, Frank Metzger Wie heißt du? Ivana!

Zwei Personen kommunizieren über eine Distanz hinweg indem sie Deutschland 1999 sich wie Kinder mit Spiegeln im Sonnenlicht Botschaften hin- und Video-Installation herschicken. Konzentriert, die Augen vom Blick in die Sonne zusammengekniffen, führen sie ihre Konversation. Die sie trennende Entfernung scheint den Gebrauch von Sprache nicht zuzulassen. Doch die städtische Ku- lisse, vor der die beiden stehen, verrät, dass die Entfernung zwi- schen ihnen kaum ein paar Schritte betragen kann. Was sie trennt sind zwei Spiegel vor der Linse des Videoprojektors, sie teilen die Projektion in zwei Hälften, die auf die beiden Wände ei- ner Raumecke gelenkt werden. So erscheinen die beiden, in Wirklich- keit direkt nebeneinander stehend, einander gegenüber.

Wiebke Grösch, *1970, Frank Metzger, *1969, leben und arbeiten in Frankfurt/Main. 1991- 97 Studium an der Hochschule für Gestal- tung Offenbach am Main. 1998/99 Aufbaustu- dium am Institut für Gegenwartskunst, Aka- demie der bildenden Künste, Wien. 1996-99 Stipendium der Studienstiftung des dt. Vol- kes, Bonn (W. Grösch). 1998-99 Stipendium des Hess. Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (F. Metzger). 1999-00 Stipendium des Hess. Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (W. Grösch). AUSSTELLUNG 167 EXHIBITION

Two people communicate with each other over a distance by using mirrors that reflect the sunlight. Concentrated, the eyes screwed-up because of the sun they have an animated conversation. The distance between them does not seem to allow the use of language, but the city background reveals that they cannot be apart more than a few steps. What divides them are two mirrows in front of the video projector´s lens. They separate the projection into two halves that are directed onto the walls of a corner of a room. That way both appear to stand opposite each other although in reality they are standing side by side.

Wiebke Grösch, *1970, and Frank Metzger, *1969, live and work in Frankfurt/Main. 1991-97 studies at the College of Design in Offenbach am Main. 1998/99 course of further study at the Institute of Contemporary Art, Academy of Fine Art, Vien- na. 1996-99 scholarship of the ›Studienstiftung des dt. Volkes‹ (Endowment of the German People), Bonn (W. Grösch). 1998-99 scholarship of the Hes- sian Ministry of Science and Art (F. Metzger). 1999- 2000 scholarship of the Hessian Ministry of Sci- ence and Art (W. Grösch). 168 //fresh

Gregory Barsamian Mother May I

Die Zeit arbeitet für mich .... mit der Zeit kommt der Wechsel. Mit dem Wechsel gibt es Chancen .. ein weites Meer von Verbindungen eröffnet sich. Das Einfrieren der Zeit ist eine Abstraktion, eine Konvention um der Verein- fachung willen. Es bringt uns weiter weg vom Fluss der Veränderungen um uns .... durch uns ... über uns. Die wichtigste Ent- scheidung meiner Karriere war der Eintritt in den Bereich der Zeit. In der Bildhauerei, die mehr ist als zweidimensionale Kunst, geht es auch um Zeit ... Der Akt des Sehens schafft in der Tat ein weites Konturenfeld. Dies wird in den Schwierigkeiten deutlich, die Computer beim Identifizieren von Objek- ten haben.. ...Eine einfache Änderung der Perspektive kreiert eine völlig andere Kon- tur. Im zweidimensionalen Bildschirm in un- serem Kopf ändern sich die Formen unkon- trolliert, wenn wir uns bewegen. Nur unsere hochentwickelten Filtermechanismen erlauben es uns, Kontinuität aus dem Datenstrom zu lesen Es ist interessant,.... deshalb liebe ich die Skulptur ....aber das Erleben besteht aus vielem mehr. Hauptsächlich ist dies so, weil wir in Zeit existieren. Mit Zeit steigt der Informationsfluss exponentiell. Ich werden zu diesem ausgedehnten Fluss hingezogen. Maler konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf ein einziges Tableau, und Filmemacher kreieren Bilder, die vor dem Auge mit der erstaunlichen Rate von 24 pro Sekunde aufblit- zen. Ich liege irgendwo dazwischen. Meine Arbeit der vergangenen zehn Jahre erlaubt es den ständig geänderten Konturen der Skupltur, im Fluss der Zeit zu existieren. Man könnte es als Erzählung bezeichnen. Es ist Bildhauerei ... Ich bearbeite die Materialien, aber dann lasse ich sie mit der hypnotischen Geschwindigkeit von 13 Sekunden pro Sekunde vor dem Auge aufblitzen. Der Effekt ist überwältigend... filmisch ...surreal. Als Spezialeffekt ist es mit den Wahrnehmungstricks in der Malerei und im Film vergleichbar. Ich sehe es gedanklich gern als meinen Geschmack. Dieser Geschmack ist ein Werkzeug .. .ein Werkzeug mit vielen Facetten, erwachsen aus meinem Interesse für An- imation, Bildhauerei, Philosophie, Traumpsychologie und -maschinerie. Indem ich meinen eigenen Interessen treu bleibe, habe ich eine bessere Kommunikationsmöglichkeit. Überlegungen, die sich auf Stil, Markt und Werbewirk- samkeit beziehen, stellen sich in den Weg. Mein Ziel ist die Kommunikation, und ich nutze diese Kunstform als das bestmögliche Medium für meine Botschaft. ...als das bestmögliche Medium für mich. Vor ein paar Jahren begann ich, meine Träume aufzuzeichnen. Ich schlafe neben einem Aufnahmegerät und zeichne meine Träume auf, sobald ich wach bin. Aus diesem Vorgang (ich habe Hunderte davon) heraus wurde ich mit der Sprache und der Beschaffenheit meines Unterbewusstseins vertraut. Der Kerninhalt meiner Arbeit besteht aus die- ser Erforschung. Das Nutzen dieses gewaltigen Aktivitätsstroms, der sich genau unterhalb der Schwelle zum Bewusstsein befindet, ist wichtig. Das Bewusstsein ist der Aufgabe nicht in dem Maße gewachsen, wie es vorgibt. In den kilometerbreiten Informationsfluss, der durch unsere Sinne fließt, steckt das Bewusstsein nur einen Finger. Unsere Körper selbst ma- chen es besser, als es unser bewusster Verstand weiß .... sie agieren und reagieren auf weit komplexere Weisen auf die Welt. Wir finden ein Archiv all dieser Aktivität im Unbewussten. Wenn wir je hoffen, dem Chauvinismus des Be- wusstseins mit seinen groben Simplifizierungen und seiner Illusion von Kontrolle zu entkommen, werden wir durch dieses Portal ein wenig genauer einhören müssen, um das Verdrängte, das Gefürchtete und das Verlorene zu verste- hen. Das Bewusstsein will vor allem Ordnung. Nicht zu vergessen, es schafft diese Ordnung. Ordnung ist es aber nicht, was ich euch anbiete. Stattdessen biete ich ein dreidimensionales Fenster in die Welt des Unbewussten, wo Emotionen unkontrolliert sind und Selbsttäuschung ein Oxymoron ist.

Gregory Barsamian, *1953 in Chicago, Illinois. Er erhielt seinen Bachelor of Arts von der Uni- versity of Wisconsin und lebt zur Zeit in Brooklyn, New York. AUSSTELLUNG 169 EXHIBITION

USA 1999 Time is on my side..... with time there is change. With change there is chance...a vast sea of intercon- Installation nections become possible. The freezing of time is an abstraction, a convention for the sake of simpli- fication. It removes us further from the flow of change around us ....through us ...on top of us. The most important decision in my career was to enter the realm of time. Sculpture, more than two dimension- al art, involves time.... the act of viewing actually creates a vast array of contours. This is evidenced in the difficulty that computers have identifying objects. ...a simple change of perspective creates an en- tirely different contour. In the two dimensional screen in our heads, shapes change wildly as we move about. Only our sophisticated filtering mechanisms allow us to create continuity out of the data stream. It’s interesting... it’s why I love sculpture.....but experience is made up of so much more. Largely this is because we exist in time. With time the flow of information rises exponentially. I am drawn to this expanded flow. Painters focus their attention on a single tableau and film makers create images flashed before the eye at the astonishing rate of 24 per second. I fall somewhere in between. My work of the last ten years allows the ever changing contours of sculpture to exist in time. You could call it a narrative. It is sculpture....I sculpt the materials but then I flash them before the eye at the hypnotic rate of 13 sculptures per second. The effect is compelling... cinematic ...surreal. As a special effect it is similar to the perceptual tricks in painting and cinema. I like to think of it as my palate. This palate is a tool....a multifaceted tool that grew out of my interests in animation, sculpture, phi- losophy, dream psychology and machinery. By remaining true to my own interests I stand a better chance of communicating. Style, market and promotional calculations get in the way. Communication is my goal and I use this art form as the best possible medium for my message....as the best possible medium for myself. Some years ago I began recording my dreams. Sleeping next to a tape recorder, I record my dreams as soon as I awake. From this process ( I have hundreds of them) I’ve become aquainted with the lan- guage and nature of my unconscious. The core content of my work involves this investigation. Mining this gargantuan flow of activity, just below the threshold of consciousness is important. Con- sciousness is clearly not up to the task that it thinks it is. Into the mile-wide river of informa- tion that flows through our senses, consciousness only dips in a finger. Our bodies actually do much better than the conscious mind knows.....acting and reacting to the world in far more complex ways. We find a record of all this activity in the un- conscious. If we ever hope to escape the chauvin- ism of consciousness with its gross oversimplifi- cations and illusion of control we will need to lis- ten a little more closely to this portal into the ig- nored the feared and the lost. The conscious mind wants order above all. Just remember, it creates the order. Order however is not what I offer you. Instead I offer a three dimensional window into the world of the unconscious where the emotions run wild and self-deception is an oxymoron.

Gregory Barsamian, *1953 in Chicago, Illinois. He received his Bachelor of the Arts degree from the University of Wisconsin and currently resides in Brooklyn, New York. 170 //fresh

Stefan Matthias Filz Kymatic Circuit

Kymatic Circuit ist ein in sich geschlossenes Deutschland 1999 System sich gegenseitig bedingender, physi- Interaktive Installation kalischer Grössen. Ein sich selbst genügen- der Kreislauf, der an jeder beliebigen Stelle unterbrochen werden kann, sich jedoch nach kurzer Zeit selbstständig wieder auf seinen ›Normalzustand‹ einpegelt. Eine Apparatur, die leise vor sich hinbrummend Bilder er- zeugt, und sie sogleich wieder zur eigenen Speisung verbraucht. ...einem mit Wasser gefülltem Lautsprecher wird ein Audiosignal zugeleitet, das auf der Wasseroberfläche wechselnde Strukturen er- zeugt. Dieses Bild wird mittels einer Video- kamera in einem Monitor dargestellt. Dessen Lichtabstrahlung wird von einem Licht-Span- nungswandler in ein elektonisches Signal verwandelt, das als Audiosignal einem mit Wasser gefülltem Lautsprecher zugeleitet wird...

Stefan Matthias Filz, *1967 in Bad Steben (Oberfranken), 1987 Abschluss einer Ausbil- dung als Kommunikationselektroniker. 1994 Abitur. 1995 Studium der ›Visuellen Kommu- nikation‹ an der Hochschule der Künste Ber- lin. 1998 Wechsel zur ›Experimentellen Me- diengestaltung‹. 1999 Erasmusstipendium an der ›Universidad de Barcelona‹, Spanien. AUSSTELLUNG 171 EXHIBITION

Kymatic Circuit is a closed system of mutually de- pendent physical quantities. A self sufficient cir- cuit that can be interrupted at any point, but within a short time can independently find the ›normal level‹. Making a low buzzing noise the machine produces images that it immediately consumes. ... a water filled loudspeaker supplied with an au- dio signal produces changing structures on the water surface. Via a video camera this image is seen on a monitor. A light-tension/voltage trans- formator transforms its light reflection into an electronic signal, which is transferred as an audio signal to a water filled loudspeaker...

Stefan Matthias Filz, *1967 in Bad Steben (Ober- franken). 1987 Final training in communication electronics. 1994 A-levels. 1995 studies in visual communication at the College of Art (HdK) in Berlin. 1998 transfer to experimental media art. 1999 Erasmus stipendium at the ›Universidad de Barcelona‹, Spanien. 172 //fresh

Dani Sperling

Der Schlaf bzw. das Träumen sei nach Nietzsche verantwortlich für Deutschland 1999 die Entzweiung in Seele und Leib und daraus folgend für den Glau- Video-Installation ben an Geister und Götter. Die Frage nach dem Schlaf dreht sich um die Frage nach dem Bewußtsein bzw. nach dem Unbewußten, nach unserem, ›Doppelgänger‹, dem geheimen ›Nachtselbst‹. Ich wollte nun versuchen das nicht definitive, nicht faßbare Gefühl von Schlaf in Bilder zu fassen, indem ich den intimen und privaten Akt meines Schlafes zeige, herausgelöst aus der Linearität der Ge- schichte, des Traumes und des zeitlichen Empfindens. Das punktuelle Gefühl des Schlafes soll dargestellt werden, nicht der Traum, sondern ein schwebender Moment des Fühlens, aus dem man nicht erwacht, an den keinerlei Erinne- rung existiert, doch der uns in unserer Vorstellung manch- mal ängstigt. Ein Körpergefühl, wel- ches aus dem darge- stellten Körper wiederum Land- schaften entstehen läßt, ›Schlafland- schaften‹ deren Qua- lität in unserer Phantasie angelegt ist. Die Abstraktheit die- ses Gefühls wird ver- mittelt durch die ab- strakt-verzerrte zerstört- zerpixelte Darstellung eines schlafenden Mäd- chens, interpretiert durch eine Tonkom- position von Joseph Suchy. Der scheinbar nebensächliche Akt des Schlafes wird in immer ähnlichen Bildern gezeigt, was der Dynamisierung des Aktes Dani Sperling, *1974 in Bamberg, 1993 Abitur im Medium entgegenwirken soll und ihn stilisiert, nicht zu einem am Kaiser-Heinrich-Gymnasium, Bamberg, Albtaum, sondern dem allnächtlichen Horror des Schlafes. 1993-95 Editorin, Kameraassistentin im Stu- Konturen verwischen sich, verdoppeln sich, das Bild verrauscht. Der dio C, Bamberg, seit 1995 Studium an der Träumende träumt sich selbst und wirft die Frage auf, was letztend- Kunsthochschule für Medien, Bereich Me- lich überhaupt real ist; der Traum oder das, was wir als Wirklichkeit dienkunst, Köln. begreifen. Die Projektion des Videos in ein begehbares Wasserbecken soll nun den Betrachter, der sich im Wasser in der Projektion bewegen kann, einbeziehen in diesen Schlaf. Das Wasser fungiert als sinnliches Bin- demittel. Es kann gefühlt, angefaßt werden und gleichzeitig kann der Betrachter, indem er dies tut, das Videobild verändern. AUSSTELLUNG 173 EXHIBITION

According to Nietzsche sleep or dreaming is re- sponsible for the separation of body and soul and the resulting belief in ghosts and gods. The ques- tion of sleep is about the question of conscious- ness or our ›double‹, the secret ›night self‹. By showing the intimate and private act of my own sleep, decontextualised from a linear story, dream or sense of time, I have tried to visualise this indefinite, incomprehinsible feeling of sleep- ing. The selective feeling of sleeping is visualised, not the dream but a floating momentary feeling from which one does not awake, no memory exists of, but of which one is nevertheless sometimes frightened. The bodily feeling creates landscapes out of the depicted body, ›sleep landscapes‹, the quality of which is determined by our imagina- tion. This abstract feeling is created via the abstract, distorted, destroyed, pixelated image of a sleep- ing girl, interpreted by a sound composition by Joseph Suchy. The seeminly irrelevant act of sleeping is shown in similar images to counteract the speeding up of the act through the medium and to stylise it, not as a nightmare but as the nightly horror of sleeping. Contures become blurred, doubled, the image fades away. The dreamer dreams of himself and asks himself what is real at the end of the day: the dream or what we understand as reality. The video projection into an accessible water basin invites the viewer into this sleep. The view- er can move about in the water and the projec- tion. The video image can be felt, touched and at the same time changed by the viewer.

Dani Sperling, *1974 in Bamberg. A-levels at the Kaiser-Heinrich-Gymnasium in 1993. 1993-95 edi- tor, camera assistant at the Studio C, Bamberg. Since 1995 student at the College of Art and Me- dia Studies, media art department, Cologne. 174 //fresh

Klaudia Stoll Deutschland 1999 Das Lächeln böser Zungen Video-Installation

Schwebend barock umgibt ein Plastikgold- rahmen das Gehäuse eines kleinen Monitors, auf dessen Bildschirm ein stilles, maleri- sches, elektronisches Portrait leuchtet. Mit herausgestreckter Zunge, nahezu bewe- gungslos, lebendig in dieser extremen para- doxen Haltung verharrend, erzeugt die ge- speicherte menschliche Abbildung Assozia- tionen von Agression, Sinnlichkeit und Lust. Ironisch böse spielt das Thema der Arbeit auf der Ebene von kulturellem Gedächtnis über das Medium Gemälde und dessen direk- tem Betrachter. Welchen Raum von Bildern senden Monitore in die Augen?

Klaudia Stoll, *1968 in Rastatt, seit 1993 Stu- dium an der HBK Saar, Neue Künstlerische Medien bei Prof. Ulrike Rosenbach. 1999 Di- plom, Meisterschülerin von Prof. Ulrike Ro- senbach. AUSSTELLUNG 175 EXHIBITION

A floating baroque plastic golden frame sur- rounds a small monitor screening a picturesque, electronic, still portrait. The stuck out tongue of the human portrait generates associations of ag- gression, sensuality and lust. With bitter irony the work plays with the medium painting and the di- rect viewer and its cultural history. What kind of images do monitors send to the eyes?

Klaudia Stoll, *1968 in Rastatt, student of new me- dia art at the College of Art (HBK) in Saar in the class of Prof. Ulrike Rosenbach since 1993. 1999 Diploma, in the master class of Prof. Ulrike Rosen- bach. 176 //fresh

Zhou Fei Sternenhimmel

Ein Traum in der modernen Stadt, wo kaum mehr ein Stück freien Himmels zu sehen ist. Deutschland 1999 Hier vermisst man den Sternenhimmel, der in klaren Sommernächten scheint. Das ist ein Interaktive Mixed- modernes City-Märchen, durch die Architektur hindurch zum Himmel zu fliegen, um die Media-Installation Sterne singen zu hören.

Zhou Fei, geboren in Hangzhou, , als jüngste Tochter einer Malerfamilie. So war ich schon als Kind in künstlerische Kontexte einbezogen und lernte von Kindheit an traditionel- le chinesische Malerei und Kalligraphie. Nach der Grundschule besuchte ich von 1986 an die Kunstschule Chinas. Als ich als Schülerin 1989 an den Demonstationen in China teilnahm brachte es mich zu einer neueren Reflektion über gesellschaftliche Probleme. Nach 4 Jahren dieser künstlerischen Grundausbildung machte ich den Abschluß mit Auszei- chung und erhielt damit die Qualifikation für das Studium an der ›China Fine Arts Academy‹, welches ich dann 1990 begann und 1995 mit dem ›Bachelor Degree‹ abgeschlossen habe. Die Hauptschwerpunkte während dieser Zeit lagen in den Bereichen Plastik und Malerei. Ich fing damals an mich mit chinesischer und westlicher Philosophie zu befassen. Mich interes- sierte am meisten der kulturelle Austausch zwischen diesen Denkmodellen. Das führte mich 1996 nach Deutschland um weiter zu studieren. In der Zwischenzeit, nach dem vorläufi- gen Studienabschluß in Hangzhou, lebte ich in , und fing dort an mit ver- schiedenen Film- künstlern zusammen zuarbeiten. In Deutschland be- gann ich dann mein Studium zum Winter- semester 96/97 an der HBK Braun- schweig bei Prof. Bir- git Hein, Prof. Ger- hard Büttenbender und Prof. John Arm- leder. Hier fand ich bei den Lehrangebo- ten Experimental- film, Neue Medien, Installation neue An- sätze für mich einen neuen weiteren Weg mit meinen anderen Künstlerischen Erfahrungen zu gehen. Weiterhin ist für mich die Überwindung kultureller Barrieren zwischen Asien und Europa vorrangig. Ich kuratierte unter anderem ein Filmprogramm aus Beijing, das in Han- nover und Berlin zur Aufführung kam. Ich hoffe auch weiterhin den Weg zu gehen, mit der Arbeit als Kuratorin in der Betreuung von Künstlern, und mit meinen eigenen künstlerischen Werken, einen Austausch der Kultu- ren fördern zu können. AUSSTELLUNG 177 EXHIBITION

A dream in a modern city where the sky is hardly visible. Here, the star lit sky of a clear summer night is sadly missed. The fairy tale of a city is to fly through the buildings straight to the sky, to hear the stars singing.

Shou Fei, born in Hangzhou, China, grew up as the youngest daughter of an artists´ family. From early on, I was confronted with art and learned the tra- dition of Chinese painting and calligraphy as a child. After primary school I joined the China School of Art. Still a pupil I took part in the demonstrations in China in 1989, which made me reflect on social problems. After complet- ing the four year foundation course with honours I won the necessary qual- ifications to study at the China Academy of Fine Art in 1990. I completed my studies with a Bachelor Degree and concentrated in those years on sculp- ture and painting. I also started to read Chinese and Western philosphy. I was particularly interested in the cultural exchange of these two thought patterns and decided to continue my studies in Germany in 1996. Before moving to Germany I lived in Beijing and worked together with several film artists. Then in the winter term of 1996/97 I started my studies at the Col- lege of Art (HBK) in Braunschweig in the class of Prof. Birgit Hein, Prof. Ger- hard Büttenbender and Prof. John Armleder. The classes in experimental film, new media and installation enriched my knowledge and helped me to find new ways of expressing myself. To overcome cultural barriers between Asia and Europe continues to be a central theme for me. Among other things, I curated a film programme from Beijing that was shown in Hanover and Berlin. With my work as a curator and my own art work I wish to contin- ue to promote cultural exchange. 178 //fresh

Reinhard Weber Männlicher Akt, stehend

Ein Monitor fährt innerhalb einer Stellage, Deutschland 1999 die in ihren Proportionen an den mensch- Video-Installation lichen Körper angelehnt ist, auf und ab. Auf dem Monitor sieht man jeweils den der Höhe entsprechenden Ausschnitt einer nackten Person im Maßstab 1:1. Die Bewegung des Aufbaus bringt die Bewegung der Kamera zum Stehen und schafft jene Starre, durch die sich Skulpturen im klassischen Sinne aus- zeichnen. Die Installation stellt eine durch das Medium Video erzeugte Skulptur in den Raum, die durch den Aufbau der Mechanik begrenzt wird.

Reinhard Weber, *1970 in Winnenden bei Stuttgart. 1987 bis 1990 Schlosserlehre. 1995 Beginn des Studiums der Freien Kunst an der HfK Bremen bei den Professoren Takeoka und Altenstein seit 1994 diverse Gruppe- nausstellungen und Bühnenbilder. AUSSTELLUNG 179 EXHIBITION

A monitor drives up characteristic for clas- and down on a frame sical sculptures. The in- that is proportionally stallation is a sculpture adjusted to the human in space created via body. Corresponding to video that is limited by the height of the body the mechanics of the one can see a particu- frame. lar part of a naked per- son on the monitor in the scale of 1:1. The movement of the frame makes the camera stop and creates that kind of stillness that is

Reinhard Weber, *1970 in Winnenden near Stuttgart. 1987-90 ap- prenticeship as metal- worker. Since 1995 stu- dent at the College of Art (HfK) Bremen with Prof. Takeoka and Prof. Altenstein. Since 1994 several group exhibi- tions and stage de- signs. 180 //fresh

Gertrud Riethmüller Ohne Titel

Es handelt sich um eine verbeulte Blechdose Deutschland 1999 (30 x 30 cm), in der sich in der gleichen Video-Installation rostig farbenen Beschaffenheit Knöpfe be- finden. Aus den Knöpfen leuchtet eine Bild- schirmoberfläche hervor, auf der Garnrollen in allen Rotschattierungen in Nahaufnahme zu sehen sind, die sich zum Teil abrollen, sich verknoten oder durch die Bewegungen mit- gezogen werden. Aus der geschlossenen Dose dringen Geräusche der sich bewegenden Garnrollen. In Abständen hört man abwech- selnd von links und rechts den auf -und ab- schwellenden Ton von Marschkolonnen. Die Farbe und Beschaffenheit der Dose wie der Knöpfe führt den Betrachter unmittel- bar in die Vergangenheit. Die roten Garnrol- len, die sich wie Lebensfäden verwickeln und abrollen, geben jedem Knopf seine eigene Geschichte, die durch den Ton der marschie- renden Soldaten Bilder des Krieges hervor- rufen.

Gertrud Riethmüller, *1961, seit 1991 Stu- dium an der HBK Saar, 1998 Diplom, seitdem Meisterschülerin bei Prof. Ulrike Rosenbach. Arbeiten im Bereich Video, Performance, Installation. AUSSTELLUNG 181 EXHIBITION

The installation con- marching soldiers com- Gertrud Riethmüller, sists of an old dented ing and going is audi- *1961, has studied at tin (30 x 30 cm), which ble. the College of Art Saar contains equally rusty The colour and condi- since 1991. Diploma in buttons. A screen glows tion of the tin and the 1998. Since then stu- from out of the but- buttons lead the viewer dent in the master tons on which cotton into the past. The red class of Prof. Ulrike reels in all shades of cotton reels get unrav- Rosenbach. Works with red can be seen close elled and become knot- video, performance up. Sometimes the cot- ted like life threads and installation. ton reels get unrav- and give each button elled, become knotted its own story. The or are pulled along by sound of marching sol- their movements. Out diers creates images of of the closed tin the war. sounds of the moving cotten reels can be heard. From time to time the sound of 182 //fresh

Silvia Schopf mmm look

Deutschland 1999 Video-Installation

Alles beginnt mit einer schwarzen, undefinierbaren, schnurigen Masse. Eine gelbe Flüssig- keit gleitet hinein. Innerhalb der Masse passieren Bewegungen. Mit der Zeit kommt durch die Bewegungen ein Mensch zum Vorschein, der die schwarzen Nudeln des Bildes in sich aufnimmt. Zum Schluß wird das Bild saubergeleckt. Es gibt Behauptungen, Kunst machen sei wie kochen, es käme auf die richtigen Zutaten und den geglückten Moment an. Die Installation spielt mit der Kochkunstbehauptung. Die Frau in der Installation will nahe kommen und ist zugleich verzweifelt und genüßlich. Sie schleckt die Scheibe ab um Durchblick zum Publikum zu bekommen, um so nahe wie mög- lich zu sein. Der Teller wird abgeschleckt, wenn das Essen besonders lecker war oder der Hunger besonders groß ist. Bei einem Kind wird das amüsiert akzeptiert. Bei einem Er- wachsenen mutet es seltsam an. Gucken mit der Zunge. Wenn wir etwas auf der Zunge haben, ist es möglich das Bild dessen zu imaginieren, sofern das Geschmeckte bekannt ist. Es tauchen Zungenbilder auf. Wie schmecken Bilder in diesem Sinne?

Silvia Schopf, *1970 in München. 1990 Malerei und Freies Zeichnen, Kunstakademie Mün- chen. 1991 bis 1997 Studium der Visuellen Kommunikation Fachhochschule Niederrhein, Krefeld, Diplom mit freier Videoarbeit. 1996 bis 1997 Videoklasse Kunstakademie Düssel- dorf, Gaststudentin bei Nan Hoover. Seit Oktober 1998 zweijähriges Postgraduiertenstu- dium der Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien, Köln. AUSSTELLUNG 183 EXHIBITION

It all begins with a black, undefinable stringy substance. A yellow liquid slides into it. Within the substance movement occurs. After some time the movements create a person that eats the black noodles of the image. At the end the screen image is licked clean. It is said that making art is like making food, the right ingredients and tim- ing are all important. The installation plays with this culinary art state- ment. There is a woman in the installation who wants to come closer, she is desperate and enjoys it at the same time. She licks the screen to get through to the viewer, to get as close as possible. The plate is licked clean when the food is extremely good or the hunger very big. If a child does it we find it amusing. If an adult does it, we find it strange. To see with the tongue. When we taste something with our tongue, it is pos- sible to imagine it as long as we know what it is. Tongue images appear. How do images taste in this sense?

Silvia Schopf, *1970 in Munich, studied painting and drawing at the Academy of Fine Art in Munich in 1990. 1991-97 studies in visual communication at the Technical College Niederrhein in Krefeld, diploma on video work. 1996-97 student in the video class at the Academy of Fine Art in Düsseldorf, visiting student in the class of Nan Hoover. Since October 1998 post graduate stud- ies in media art at the College of Art and Media Studies, Köln. 184 //fresh

Clemens von Wedemeyer Stromschneider

Der Raum ist dunkel. Für jeweils Sekunden Deutschland 1999 tauchen freigestellte Personen im Dunkel Video-Installation des runden Raums auf, bewegen sich, und leuchten auf den schwarzen Monitoren kurz Sounddesign: Randomat nach. (Oliver Schneider, Joachim Müller-Buchholz) Diese variierenden Zeichen verteilen sich zu unterschiedlichen Zeiten auf sieben Monito- re. Man erkennt Zeichen, Schemen und Men- schen, jeder für sich allein und aus ihrer Um- welt gerissen. Sie scheinen im Raum zu schweben.

Clemens von Wede- meyer, *1974, in den 80er Jahren Foto, in den 90ern mit Video begonnen, studiert an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei A. Klein, arbeitet zur Zeit in der Gruppe * . * (Stern- punktstern). AUSSTELLUNG 185 EXHIBITION

The room is dark. For a Clemens von Wedemey- few seconds at a time er, *1974, began to single persons appear work with photography in the dark, round in the 80s, and with room, move about and video in the 90s. He is a flash for a short while student at the College on the black monitors. of Design and Book- These varying signs are binding in Leipzig in shown on seven moni- the class of A. Klein. He tors at different times. is currently working in One can make out the group * . * (Star- signs, shadows and dot-star). people. Each one is on its own and torn from its natural environ- ment. They seem to be floating in space. 186 //fresh

Stefan Baumberger cybertube

Anti-Installation außenhinten ist innenvorn ist hintenaußen (are you experienced?) Das Außensignal (Kamera hinten) wird nach innen (Bildschirm vorne) gesendet. Der Innenraum (Kamera vorne) wird nach außen (Bild- schirm hinten) übertragen. Das Medium (die Röhre) versperrt die Sicht, ermöglicht lediglich ei- nen Ausschnitt, den man festhalten (filmen, fotografieren) möchte, d.h. kontrollieren. Der Benutzer wird zum Ausschnittswähler und kontrolliert somit den Außenraum. Gleichzeitig ist der Nutzer für den Außenraum als ein (eingeschränkt orientierter) Kontrolleur sichtbar. Deutschland 1999 Die cybertube ist eine Anti-Installation, da jeder Raum zum kontrol- Mobile Anti-Installation lierten Raum werden kann und jeder Nutzer zum Kontrolleur. Me- dien, in den Blick zwischengeschaltet, lassen den Nutzer sich ledig- lich rückwärts laufend nach vorne orientieren.

Stefan Baumberger, *1978 in Halle, seit 1997 Studium Mediengestaltung an der Bauhaus- Uni Weimar. AUSSTELLUNG 187 EXHIBITION

Anti-Installation. The back of the outside space is the front of the inside (alles klar?). The outside signal (camera at the back) is trans- mitted from the inside (monitor in the front). The inside space (camera in the front) is transmitted outside (monitor at the back). The medium (the tube) blocks the sight and allows only a section to be seen that one wants to record (film, photograph), i.e. wants to control. The user choses the section and thus controles the outside space. At the same time the user is visible to the outside as a (limited informed) in- spector. The cybertube is an Anti-Installation because each space can become a controlled space and every user can become the inspector. The media, connected in between, allow the user to inform themselves by walking only backwards.

Stefan Baumberger, *1978 in Halle. Since 1997 me- dia art studies at the Bauhaus University in Weimar. 188 //fresh

Jan Rohlf VOID

Ein spannungsabhängiger Oszillator wird durch die externen Tonsignale in seiner Ge- schwindigkeit geregelt. Tonsignale unter- schiedlicher Frequenz sind unterschiedlich energiereich, so daß mittels Regelung der Empfindlichkeit die Schaltung quasi auf ei- nen bestimmten Frequenzbereich eingestellt werden kann. Jede der drei Säulen besitzt einen Zufallsgenerator, der durch die Impul- se des Oszillators ausgetastet wird, d.h. der aktuelle Wert wird in einen Pufferspeicher geladen und erzeugt ein bestimmtes Muster auf dem Display. Durch zweidimensionale Multiplex-Anordnung des Displays (4+8 Kanä- le) wird eine größtmögliche Vielfalt der Muster erreicht. VOID ist eine allegorische Übersetzung und steht damit in der Tradition der phantasma- tischen Darstellung von Elektronengehirnen, Großrechnern, Supercomputern und künst- licher Intelligenz im SciFi-Film. In diesen Fil- men wird die verborgene Aktivität der Rech- ner durch scheinbar unmotiviert blinkende, bunte Lampen sichtbar gemacht, wodurch sich das Wesen der Maschine jedoch keinesfalls zu entschleiern ver- mag. Die bereits sinnfällige Distanz des Menschen zur Maschine wird hier eher erhöht, als daß eine Annäherung auf der Basis der beiden zu eigenen Intelligenz erkennbar würde. Es drängt sich das Bild einer selbsttätigen Maschine auf, bei der gleich einer Pflanze die vitalen Bestandteile unter der Oberfläche verborgen und geschützt sind, während überirdisch Blüte oder Frucht sichtbar bleiben. Nicht der Mensch wird durch das Glas vor der Maschine bewahrt, vielmehr behält sich die Maschine ihre emp- findsame Reinheit vor.

Jan Rohlf, *1975 in Tübingen, seit Au- gust 1994 in Berlin, seitdem Mitarbeit in verschiedenen Clubs; Graphikdesign, In- stallationen, Club-, Bar- und Ladenein- richtungen, seit 1997 Studium Visuelle Kommunikation, Klasse Maria Vedder, HdK Berlin. AUSSTELLUNG 189 EXHIBITION

Deutschland 1999 Licht-Sound-Installation

Sound-Environment-Bioplex von Zeitblom

Via external sound signals the speed of the ten- sion dependent oszillator is controlled. Sound sig- nals of varying frequency have different levels of energy. Thus, via the sensitivity controls the wiring can virtually be set to a specific frequen- cy level. All three columns have a random genera- tor that is measured through the impulses of the oszillator, i.e. the latest results are saved in the buffer memory and create a specific pattern on the display. Via the two-dimensional multiplex dis- play (4+8 channels) the greatest possible variety of patterns is achieved. VOID is an allegorical translation and follows the tradition of fantasy depiction of electronic minds, mainframe computers, super computers and artificial intelligence in science fiction films. In these films the hidden activity of computers is made visible through virtuallly unmotivated blinking and colourful lights. But the nature of the machine is still hidden. Jan Rohlf, *1975 in This highlights the obvious distance between man Tübingen, moved to and machine even more, rather than achieving an Berlin in August 1994, understanding on the basis of their intelligence. since then collabora- The image of an independent machine is created tions in several clubs. where similar to a plant the vital elements are Since 1997 student of hidden below and protected while the flower or visual communication fruit is visible above. It is not the glass that pro- (grafic design, installa- tects man from the machine, but rather the ma- tions, club and bar dec- chine is protecting its own sensitivity. orations, window- dressing) in the class of Maria Vedder at the College of Art (HdK) in Berlin. 190 //fresh

Virginia Brunnert The Balloon Project

Einzelne Personen Schottland 1999 blasen einen Ballon Video-Installation auf, bis er platzt. Diese kurzen, manch- mal langen Momente, geben einen unge- ahnten Einblick in die unterschied- lichsten Persönlich- keiten und Ängste.

Virginia Brunnert, *1968, arbeitete als Art Direktor und Werbetexter in Wer- beagenturen in Lon- don und Hamburg. Seit 1996 studiert sie Photographie und Kunst an der Glasgow School of Art in Schottland.

Individual people were invited to blow up a balloon until it burst. A simple task like blowing up a balloon can reveal a person’s personality and fears.

Virginia Brunnert, *1968, worked as an art director/copy writer in advertising agencies in London and Hamburg. She is currently in her final year at Glasgow School of Art, Scotland studying fine art and photography. AUSSTELLUNG 191 EXHIBITION / GALERIE DREIKRONENHAUS

Ingo Lie Rot und Blau

Während wir uns auf dem Wege befinden zur eigenen Vervielfälti- Deutschland 1999 gung, während wir im Begriff sind, unser Ich zu klonen, dürfte damit Eine Kosmologie zu rechnen sein, dass wir wenigstens vorübergehend unser Selbst verlieren. Von allen Sinnen, die uns zur Verfügung ste- hen, werden Verdoppelungen angestellt. Der- weil allerdings können Störungen entstehen, so dass zeitweilig sämtliche Sinne ausfallen. Rot und Blau macht die Zusammenhängigkeit sämtlicher Erscheinungen sichtbar. Es will den Dingen auf die Spur kommen, von ihrer Entstehung bis zu ihrem Verschwinden. Rot und Blau geht davon aus, dass die Dinge nur eine Zeitlang, wie in einem Durchgangs- stadium, vorhanden sind. Sie werden gebo- ren, indem sie wahrgenommen werden, ähn- lich den Sternen, die sich von ihrer Ent- deckung an erst vergegenwärtigen. Doch sterben die Dinge nicht, sobald ihnen die Be- achtung entzogen wird, sowenig wie die Sterne untergehen, von denen sich die Teles- kope dieser Welt abwenden. Sie verwandeln sich bloß in Wahrnehmung und Erheblichkeit. Ihr Verschwinden weist auf einen Übergang hin, auf die Transformation einer Erschei- nungsvorgabe in ihre Form, von einer Er- scheinungsform zum eigen entschiedenen Dasein. In diesem Verständnis ist die ›Rot-und-Blau- Kosmologie‹ die ›Komödie des Kreatürlichen‹. In der Strukturierung ihrer Gestaltungen widerspricht sie der Banalität ihres bloßen Vorhandenseins. In der Folgenlosigkeit des Widerspruchs begegnet sie dem Lachen ei- nes Buddha oder dem Tanz eines Jesus, der Flatterhaftigkeit eines Maschinenmenschen oder der Ehrerbietigkeit eines Hasen. Rot und Blau ist eine unausgesetzte Gestal- tung, ein Unterfangen zur Visualisierung ei- ner Welt, die selbst nie mehr als ein flüchti- ges Bild von sich gibt, und die trotzdem in der festen Überzeugung verharrt, ihre eige- ne endgültige Version zu sein. Auf der Suche nach ihrem ewigen Bestand verschluckt sich die Welt an der Faszination ihrer Visionen von einer apparativen Zukunft, in der menschliche Lebensgier der Allmacht von Gottesmaschinen ausgeliefert sein wird.

Ingo Lie, *1952, lebt in Hannover. 192 GALERIE DREIKRONENHAUS

Ingo Lie Rot und Blau

While we are on the way to duplicating and cloning ourselves, we must reckon that we are going to lose ourselves at least temporarily. On the one hand all our senses can be duplicated, on the other hand disorders can occur so that we can temporarily lose all our senses. Rot und Blau makes the connection of all appear- ances visible. It wants to track down the origin of things, from the beginning to the end. Rot und Blau assumes that all things exist only temporarily as in a transition stage. They exist only if we become aware of them, similar to the stars that are only visualised once they have been discovered. But things do not die because we stop looking at them, just as the stars do not dissap- pear only because telescopes look elsewhere. On- ly their perception and their importance is trans- formed. Their disappearance points towards a transition, a transformation of an appearance in- to form, and the form points to one´s own deter- mined life. In this context the ›Rot- und Blau Kosmologie‹ (Red and Blue Cosmology) is the ›Komödie des Kreatürlichen‹ (Comedy of the Natural). In its de- sign structure it contradicts the banality of its mere existence. The contradiction is without con- sequences and thus meets the laughter of Bud- dha or the dance of Jesus, the inconsistency of a human machine or the respect of a hare. Rot und Blau is an unexposed design, the venture of visualising a world that is merely fleeting, but is nevertheless convinced it is the correct ver- sion. In searching its everlasting existence the world consumes its own fascination for the vision of a mechanical future, and the human greed for life will be exposed to machines of God.

Ingo Lie, *1952, lives in Hannover. 193

Performance Performance 194 DIE LUFT ÜBER DEM TOASTER

Norbert Schliewe Die Luft über dem Toaster

Das Projekt will mit den Mitteln eines in der Mediengeschichte ver- Deutschland 1999 sunkenen Verfahrens in einmaliger Weise die Neugestaltung einer Installations-Performance visuellen Artikulation erproben. Das Gerät basiert auf zwei genialen Ideen des neunzehnten Jahr- hunderts, der Nipkow-Scheibe und dem Phonografen. Erstere ist auf mechanische Weise in der Lage, visuelle Eindrücke in Stromwerte zu verwandeln, welche, in akustische Signale übersetzt, auf dem Ton- träger Schallplatte gespeichert werden können. Beim Abspielen der Schallplatte können die Töne wiederum in Lichtimpulse umgeformt werden, um diese schließlich auf einem kleinen Monitor von 3x4 cm Größe sichtbar zu machen. Dabei entsteht ein der ursprünglichen Aufnahme entsprechendes Lichtillusionsbild. Seit kurzem bin ich darüber hinaus in der Lage, eine Vernetzung zu modernen digitalen Medien (DAT, Computer) herzustellen. Mit der Maschine erzeugte Tonbilddokumente können nun digital gespei- chert, im Rechner vielfältig bearbeitet und am Schluss auf Schall- platten übertragen werden. Die ›Lichtillusionsmaschine‹ vereinigt al- so in befruchtender Weise zwei große Ideen des analogen Zeitalters mit der digitalen Moderne. Das Projekt Die Luft über dem Toaster vermittelt sich über persön- liche Kontaktaufnahme, einer besonderen Nähe zum Publikum. Ange- fangen von der Erläuterung des spektakulären Verfahrens, über die Erabeitung von künstlerischen Bildsequenzen, ihrer womöglichen Bearbeitung im Rechner, bis hin zur Herstellung von Originalschall- platten und ihrer Präsentation, führe ich als Moderator durch das Gesamtwerk. Diese Gesamtheit vereinigt eine geradezu archaisch anmutende Technologie mit sehr spielerisch genutzten elektroni- schen Systemen und hat im Ganzen einen gehörigen Aufmerksam- keitswert. Der Betrachter befindet sich, bevor er überhaupt mit den ungewöhnlichen visuellen Ergebnissen konfrontiert wird, gleichsam in einer fremden Welt, die Neugierde weckt. Diese kann ich nutzen zur näheren Erläuterung meines Projektes und zum Einstieg in Dis- kussionen. Die Einzigartigkeit meiner Lichtbilder, welche eine uner- klärliche Aura besitzen, soll mir dabei helfen, Menschen zur Mitar- beit zu bewegen, um mit mir gemeinsam Sequenzen zu realisieren. So greifen Präsentation und Realisation stets ineinander. Einzelne Aspekte können ausgeklammert, wieder andere in besonde- ren Mittelpunkt gestellt werden. So kann ich etwa mit mehreren Schallplattenspielern oder am Rechner Sprach-, Musik- und Bildse- quenzen ineinandermischen und als eine Art Bild-DJ live gemixte Klang-Bild-Partituren erzeugen. Norbert Schliewe, *1959 in Frankfurt/Main, Dekorateur- und Schrei- nerlehre. 1983-89 Filmstudium an der Hochschule für Gestaltung Of- fenbach. Schwerpunkte sind die Begriffe Realitäts- und Wirklich- keitsdarstellung im Film. Bau mehrerer Objekte zur Erprobung und Darstellung von visuellen und akustischen Erlebnissen. Diplomarbeit. Seit 1990 freier Filmschaffender. Lebt und arbeitet in Offenbach und Umgebung. Mitarbeit bei verschiedenen Produktionen als Trick- spezialist und Schauspieler u. a. in C. Schlingensiefs ›Tunguska‹, ›Mut- ters Maske‹, Werner Nekes ›Was geschah wirklich zwischen den Bil- dern‹, ›MEDIA MAGICA‹, ›Die Himmelsbraut‹ von Helmut Herbst. PERFORMANCE 195 PERFORMANCE

Via long lost methods in media history the proj- nesss to the audience. As a presenter I guide ect wants to test a new design of visual articula- through the complete work, starting by explain- tion in a unique way. ing the spectacular methods, the creation of The machine is based on two ingenuous ideas of artistic image sequences, how to work on them in the 19th century, the Nipkow Disc and the phono- the computer up to the production of original graph. The first is mechanically able to transform records and their presentation. The whole piece visual impressions into voltage, which converted unites almost archaic seeming technology with into acoustical signals can be transferred onto a very playfully used electronic systems and enjoys sound carrier, a record. On the other hand, when an enormous popularity. Before the viewer is con- the record is played the sounds can be converted fronted with the unusual visual results, he is in a into light signals and made visible on a small strange world that raises curiosity. I can use this 3x4 cm monitor. An illusory light image that cor- to explain my project further and to enter into a responds to the original image is created as a re- discussion. The unique light images, which have an sult. unexplainable aura, are meant to help me to per- Recently I have also been able to create a network suade people to interact, to produce sequences of modern digital media (DAT, computers). Thus together with me. Thus, presentation and realisa- the sound image documents produced with the tion go hand in hand. Individual aspects can be machine can be transferred digitally and in the left out, others can be placed in the foreground. end recorded on discs. The ›Light Illusion Ma- In that way I can mix sound, music and visual se- chine‹ therefore combines two great ideas of the quences together using several record players or analog age with the digital age. the computer and as a kind of visual DJ create The project Die Luft über dem Toaster communi- mixed sound and image scores. cates through personal contact, a certain close-

Norbert Schliewe, *1959 in Frankfurt/Main. Win- dow-dresser and carpenter apprenticeship. 1983- 89 film studies at the College of Art and Design in Offenbach with the main emphasis on the explo- ration of reality in film. Construction of several objects to test and depict visual and acoustic ex- periences. Dissertation. Since 1990 freelance filmmaker. Lives and works in Offenbach and the Offenbach area. Collaboration in several produc- tions as conjuror and actor, in C. Schlingensief´s ›Tunguska‹, ›Mutters Maske‹, Werner Nekes´ ›Was geschah wirklich zwischen den Bildern‹, ›MEDIA MAGICA‹, ›Die Himmelsbraut‹ von Helmut Herbst, and others. 196 MED MACHINE

Jessica Levy, Sean Tuan John, Bernd Terstegge Med Machine

Med Machine ist ein erotisches Labor, das mit Bildern der Medizin, wissenschaftlicher Expe- Deutschland 1999 rimente, des Sado-Masochismus und der Mikrochip-Perversion spielt. In mit ausdruckslosen Video-Performance Gesichtern durchgeführten Experimenten in der Technologie der 80er Jahre werden einer eingefangenen Horde alter Computer die Eingeweide herausgenommen, sie werden geneckt und es wird mit ihnen ›gespielt‹. Med Machine ist eine Zusammenarbeit zwischen Bernd Ter- stegge - einem Computeranimator und -regisseur aus Essen und den Theaterkünstlern Jes- sica Levy und Sean Tuan John aus Großbritannien. Die Zusammenarbeit umfasst Live-Video-Manipulation, Animation, digitale Schleifen, die ne- ben einen ironischen Performance-Stil gestellt werden, mit einem Hinweis auf Satelliten- Einkaufskanal-Finesse.

Sean Tuan John ist ein Choreograph/Regisseur aus Wales, der mehrere erfolgreiche Produk- tionen geschaffen hat: Frederick‘s first kiss, Hanging out with Jesus, I am Alsatian, die aus- führlich in Europa gezeigt wurden, und er hat eine Anzahl Tanzsendungen für das belgische und britische Fernsehen hergestellt. Jessica Levy ist Schriftstellerin/Künstlerin, die eine Anzahl Gemeinschafsarbeiten und Solo- Theater-Performances aufgeführt hat. Sie hat gerade ihren ersten Roman beendet ›I am the robber when it comes to fruit‹ und arbeitet zurzeit beim Shoppingkanal QVC. Bernd Terstegge ist freiberuflicher Computer-Trickfilmer und Redakteur, der für das Fernse- hen und das Medieninstitut in Essen arbeitet. Die Künstler begannen mit Med Machine im Körper.technik//body.technology Forschungs- projekt beim Theater der Welt 1999 in Berlin.

Med Machine ist eine Produktion von Tanz Performance Köln im Rahmen von ›pictures of (e)motion‹ mit Unterstützung von INTERARTES und der Europäischen Kommission-Kaleidos- kop. PERFORMANCE 197 PERFORMANCE

Med Machine is an erotic laboratory that toys with images of medicine, sci- entific experimentation, sado masochism and micro-chip perversion. Dead pan experiments on eighties technology will disembowel, tease and ›play‹ with a captured horde of old computers. Med Machine is a collaboration be- tween Bernd Terstegge - an Essen based computer animator/editor and the British based theatre artists Jessica Levy and Sean Tuan John. The collaboration will incorporate live video manipulation, animation, digital loops juxtaposed with ironic performance style with a hint of satellite shop- ping channel finesse.

Sean Tuan John is a Welsh based choreographer/director who has created several successful produc- tions: Frederick’s first kiss, Hanging out with Jesus, I am Alsatian which have toured extensively in Eu- rope and has created a number of dance programs for Belgian and British Television. Jessica Levy is a writer/performer who has created a number of collaborations and solo theatre per- formances. She has just finished her first novel ›I am the robber when it comes to fruit‹ and is cur- rently working on the QVC shopping satellite channel. Bernd Terstegge is a freelance computer animator and editor from Essen, Germany. The artists began Med Machine at the körper.technik//body.technology research project at the The- ater der Welt 1999 in Berlin.

Med machine is a production of Tanz Performance Köln in the frame of ›pictures of (e)motion‹, sup- ported by INTERARTES and the EU program Kaleidoskop. 198 ABSCHIED - MEIN LETZTES BILD

Jeremias H. Vondrlik Abschied - mein letztes Bild

Gibt es ein - letztes Bild - eines Künstlers? Gibt es überhaupt ein letztes Bild und was kommt danach? Was ist ein Original und was ist eine Reproduktion? Wann wird eine Re- produktion ein Original? Gibt es eine Einheit zwischen Kunst und Künstler? Gibt es die Einmaligkeit eines Augenblicks? Der Künstler benützt auf mehreren Ebenen den Film und die Filmvorführung als Projek- tions- und Arbeitsfläche für sein erstes und letztes Selbstporträt. Die Filmkopie wird zum letztenmal gezeigt, auf eine Leinwand gewickelt, versiegelt und zu einem ›Original- Bild‹ erklärt. Jede/r BesucherIn kann im An- schluss aus einem Filmautomaten Bilder des zerschnittenen handkolorierten Filmorigi- nals erhalten. Auch wenn Mitte des 19. Jahrhunderts noch niemand an Zelluloidstreifen und die Vorfüh- rung von Filmen dachte, erinnert diese Form der Performance von Vondrlik dennoch bei- nahe an die ›Arts and Crafts‹-Bewegung der damaligen Zeit, als Walter Crane und Co. sich bemühten, industriell hergestellte Materia- lien künstlerisch zu gestalten.

Jeremias H. Vondrlik, *1952, Wien. 1968-71 Feinoptikerlehre und Besuch der Abendschu- le für Schauspiel, Regie und Psychodrama in Wien, erste Film- und Theaterexperimente. Erlernte 1972 in Wildeshausen von H. R. Berli- nicke die Kunst des Kupfertiefdrucks und der Radierung. 1973 Gründung des Ateliers für Kunstrealisation (Werkstatt für Druk- kgrafik, Werbung, Theater, Film und video). 1983 Praktikum bei Tanguy Garric, Paris (Atelier-Kupfertiefdruck). Erlernte 1986 von Helm Bindseil und Johannes Conen die Kunst des Theatermachens und des “Bilder-in-Sze- ne-setzens”. 1986-96 am Oldenburgischen Staatstheater tätig als Inspizient und Büh- nenbildner und freier Mitarbeiter von Jo- hannes Comen (Bühnenbildner). 1988 Ernst Waldau Preis für Bühnenbild, Bremen. 1996 Ausbildung zum Multimedia-Entwickler, Bre- men. PERFORMANCE 199 PERFORMANCE

Deutschland 1999 Film-Performance

Is there such a thing as the last picture of an artist? Is there a last picture anyway and what happens afterwards? What is an original and what a reproduction? When does a reproduction be- come an original? Is there a unity between art and artist? Does the uniqueness of a moment ex- ist? The artist uses the film and the screening as a projection and working surface for his first and last self-portrait. The film copy is shown for the last time, rolled up in canvas, sealed and announced as an ›original picture‹. At the end each visitor can receive images of the cut up, hand coloured original from a self service film machine. Even if in the middle of the 19th century nobody was thinking of celluloid film and the screening of films, the format of the performance by Vondrlik reminds of the arts and crafts movement of those days, when Walter Crane and Co were trying to de- sign industrial materials artistically.

Jeremias H. Vondrlik, *1952 in Vienna. 1968-71 optician training, evening classes in acting, directing and psycho drama in Vienna, first film and the- atre experiments. He was taught the art of copper engraving and etching by H. R. Berlinicke in 1972. 1973 he founded the Atelier für Kunstrealisation (engraving, advertising, theatre, film and video workshop). 1983 work place- ment with Tanguy Garric, Paris (engraving studio). He was taught the art of theatre and stage design by Helm Bindseil and Johannes Conen in 1986. 1986-96 stage manager and stage designer at the theatre in Oldenburg (Oldenburgisches Staatstheater), freelance work for Johannes Conen (stage designer). 1988 Ernst Waldau Prize for Stage Design, Bremen. 1996 training as multimedia designer, Bremen. 200 BEHIND MY BACK - IN FRONT OF MY EYES

Annette Hanisch Behind my Back - In Front of my Eyes

Deutschland 1999 Interaktives Videoshirt, Performance

komm herbei videozauberei wo ich auch gehe oder steh du siehst was, was ich nicht seh vor meinen augen scheint es gar als wäre ich wie unsichtbar. hinter meinem rücken sonst verdeckt bleibt dank der technik nichts versteckt. drum denke dran dass ich dich immer sehen kann

Annette Hanisch, *1969 in Mainz, 1988 Abi- tur, 1988-91 Holzbildhauerin, seit 1992 Kunststudium an der HBK Braunschweig, 1999 Diplom.

Come and click The video magic Wherever I go, wherever I be You can see what I can´t see Before my eyes it seems to me That me you cannot see What´s usually concealed behind my back Thanks to technology there is no lack So remember, too I can always see you

Annette Hanisch, *1969 in Mainz, 1988 Abitur, 1988-91 wood sculptor, since 1992 art studies at the College of Fine Arts, Braunschweig. 1999 Diploma. Veejay Groove 202 TRAVELLING THROUGH VEEJAY-COUNTRY

Travelling through VeeJay-Country Oliver Held

Sie wurden von vielen belächelt, als die er- When ten years ago the sten von ihnen vor knapp 10 Jahren damit first VeeJays began to begannen, vor jedem angesagten Rave ihre plug out their home Homevideorecorder zu entstöpseln und die- video recorder and to se samt aller gerade verfügbaren TV-Sets stuff them with all auf die Rückbänke ihrer Autos zu verfrach- available TV sets onto Laps ten. Die Leihmiete, die sie für den Videomi- Laps the back seats of their scher und im Glücksfall auch noch für den cars they were smiled einen oder anderen Beamer hinblättern mussten, um ihre gesam- at by many. The money for the rent of the video melten VHS-Schnipsel auf hastig über dem Dancefloor aufgespannte mixer and, if they were lucky, one or two video Tischtücher zu projizieren, kam selten wieder rein. beamers was rarely earned when they used Von den Dancefloor-Besuchern wurden VeeJays anfangs eher gedul- them to project their collected video scraps det, denn herbeigesehnt. Das Publikum war zum Tanzen gekommen. onto hastily stretched tablecloths over the dance Auf die Rhythmen kam es an; auf den richtigen Sound. Fernsehen floor. konnte man auch zuhause. At the beginning dance floor visitors tolerated Dass diese VeeJays ernsthaft meinten, Spotlights, Lasershows und VeeJays rather than longing for them. The audi- Strobes allein seien nicht der Weisheit letzter Schluss für die visuel- ence had come to dance. Rhythm was important le Gestaltung einer Party... O.k., na gut, also bitte.. Hartnäckigkeit and the right sound. Television could stay at und Ausdauer gehörten dazu, der Medienkunst Stück für Stück ei- home. nen Platz zurückzuerobern, der zuvor zur Domäne stupider Show- VeeJays regarded spotlights, lasershows and tech verkommen war. strobes not as the best solution to visually design a party. And, so what. Nobody cared. Persistence and perseverance were necessary to conquer a place in media art, a place that had been the do- main of mindless show tech. Of course, there were those who knew it all and thought VeeJaying would not last long. The in- creasingly academic media art was being dragged from the ›holy black box‹ down to the gutter to cheap clubs. A decline, no question about it. A fall at least as far as the one from theatre to circus, Larsen Family from concert to bar pianist, from ballet to gogo dance. Natürlich gab es Besserwisser, die im VeeJaying lediglich einen Aus- In reality VeeJaying is first and foremost design, verkauf vermutet haben. Von der ›heiligen Blackbox‹ wurde die zu- applied art. When the VeeJays entered the clubs nehmend akademisch gewordene Medienkunst in den billigen An- they certainly didn´t find an empty space. The machschuppen verschleppt. Ein Abstieg, ganz klar. Ein Fall, mindes- DJs had already switched on their turntables. The tens so tief, wie der vom Theater zum Zirkus, vom Konzert- zum Bar- jobs for the soundtrack of ›the party as a work of pianisten, vom Ballett zum Gogo-Dance. art‹ had already been assigned. Tatsächlich ist VeeJaying in erster Linie Design. Ein Fall von ange- And these DJs had not come to create sounds for wandter Kunst. Als die VeeJays die Clubs betraten, trafen sie keines- visual sequences. The hierarchy in the audiovisual wegs auf einen leeren Raum. Die DJs hatten ihre Turntables längst field is different. The point of reference is the angeworfen. Die Jobs für den Soundtrack des ›Gesamt-Kunstwerks dance crazed audience, which needs to be stirred Party‹ waren bereits im Vorfeld vergeben. up and turned on. In the midst of loud beats Vee- Und diese DJs waren nicht gekommen, um Bildsequenzen zu verto- Jaying is a silent activ- nen. Die Hierachieverteilung im Audiovisuellen sieht anders aus. Der ity that is first and Bezugspunkt ist das tanzwütiges Publikum, das es aufzuheizen und foremost, justly or not, anzutörnen gilt. Inmitten krachender Beats ist VeeJaying eine regarded as the illus- stumme Angelegenheit, die - ob zu Recht oder zu Unrecht- zualler- tration of DJ sounds. erst als Bebilderung von DJ-Sounds wahrgenommen wird. The fact that under Dass VeeJays unter derlei eingeschränkten Rahmenbedingungen die these limited circum- Medienkunst in neue ästethische Dimensionen geführt haben, mag stances VeeJays have Laps VEEJAY 203 GROOVE

auf den ersten Blick erstaunlich sein. Es ist trotzdem der Fall. led media art into new aesthetic dimensions is in- Hilfreich bei der Entwicklung des immensen Reichtums an Gestal- credible, but true. tungsprinzipien, die in der VeeJay-Kultur inzwischen zu beobachten Getting rid of star cults in the techno scene has sind, ist sicherlich die weitgehende Abschaffung der Starkults in der certainly helped to create the existing immense Technoszene. wealth of design principles in VeeJay culture of Befreit von den üblichen Identifikationsstrategien, die die meisten today. Rockheroen noch völlig ungebrochen aus dem Hollywoodkino über- Free of the usual identification strategies, which nommen hatten, eröffnen die in erster Linie als Soundlieferanten most rock stars had taken on unchanged from agierenden Technomusiker den Kollegen aus der VeeJay-Szene neue Hollywood cinema, working techno musicians, who Optionen. Im Gegensatz zu den üblichen Personalityshows der aller- mainly worked as sound operators, gave new op- meisten MTV-Clips, kommt der Veejay in der Regel ohne den Rück- tions to their colleagues in the VeeJay scene. In griff auf eingeschliffene Ikonographie und abgelatschte Erzählmus- contrast to the usual personality shows of most ter aus. MTV clips VeeJays tend to work without conven- Nüchtern betrachtet sind es jedoch vor allem zwei Dinge, die dem tional iconography and old story lines. Vee-Jaying im Bereich der visuellen Populärkultur Avantgardechar- Objectively there are two things that give VeeJay- akter verleihen: Zum einen die Mehrfachprojektion, zum anderen ing an avant-garde status in the area of visual der Live-Mix. Auch wenn die Geschichte der Medienkunst für beides popular culture: firstly the multi projections, and Vorläufer kennt, sind secondly the live-mix. Interaktion und vir- Even if there were fore- tuelle Raumgestal- runners in the history tung die entschei- of media art, interac- denden Erfahrung- tion and virtual space werte, mit denen der design are the deciding VeeJay ein junges values VeeJays con- Massenpublikum front their young mass konfrontiert. audience with. Außerhalb der Sub- Apart from the subven- ventionskultur der tion culture of festi- Festivals, Kunstverei- vals, art institutes and ne und Kommunalki- communal cinemas nos erscheint das VeeJays today seem to VeeJaying heutzuta- be the ones that are ge als die wesentli- trying out aesthetic che Erprobung der achievements of exper- ästhetischen Errun- imental film and media genschaften des Experimentalfilms und der Medienkunst am soge- art on the so called open market. Within the re- nannten freien Markt. Bei allen Einschränkungen, die anspruchsvolle strictions of the demanding media art world in Medienkunst im Clubkontext erfährt, erscheint der Freiraum, den the club context, VeeJays seem to have won more sich die VeeJays auf ihrem Feld erobert haben, um etliches größer, freedom than the commercially orientated areas als dies bislang in kommerzorientierten Zusammenhängen - sei es of feature film, stage shows, commercials or mu- im Bereich Spielfilm, Stage-Show, Werbeclip oder Musik-TV - der Fall sic TV have so far. gewesen ist. In the year 2000 the VeeJay scene is at the same Im Jahr 2000 befindet sich die VeeJay-Szene zugleich im Umbruch time at a point of radical change and of depar- wie im Aufbruch. Eine Berliner VeeJay-Gruppe nannte ihren jüngsten ture. A VeeJay group from Berlin called their last Auftritt ›VHS-Funeral‹. Die nötigen Speicher-Kapazitäten sind da, da- performance ›VHS-Funeral‹. The necessary memo- mit sie demnächst nur noch mit Computerdecks arbeiten können. ry is there, so that they can work only with com- Auch aus Rotterdam ist eine nicht zu unterschätzende Erfolgsmel- puter decks in the future. Good news has come dung zu hören. Nach acht Jahren im Business from Rotterdam that is not to be underestimat- stellen die ortsansässigen Clubbesitzer erst- ed: after eight years in business, local club owners mals Roadies für die von ihnen engagierten have decided for the first time to hire roadies for VeeJays ab. the performing VeeJays.

Laps 204 TRAVELLING THROUGH VEEJAY-COUNTRY

Amsterdam VJ: Nog Harder DJ: Per, Sander, Rowan Blades, Parks & Wilson

Nog Harder VJ's is a team of audiovisual and graphic designers from Rotterdam. The images for their VJ- sessions are both sam- pled and custom made images, in combination with 2D and 3D graph- ics. Their inspiration Nog Harder can come from literally everywhere. Yet they Nog Harders VJ-Team besteht derzeit aus can have a very distinc- den Rotterdamer Audio- und Grafik-Desi- tive style that is in- gnern Mark van Beest, Eugenio Lopez Carlos stantly recognizable. At und Harold Houdijk. Seit 1994 beteiligen sie the moment Nog Hard- sich an diversen VJ-Projekten und setzen in er VJ's consist of three Kombination mit 2D- und 3D-Graphiken so- people: Mark van wohl selbstgemachtes als auch gesampletes Beest, Eugenio Lopez Ton- und Bildmaterial bei ihren Sessions ein Carlos and Harold und haben dabei einen ganz eigenen und je- Houdijk. All three of derzeit wieder erkennbaren Stil entwickelt. them studied at the Die drei Absolventen der Rotterdamer Art Academy of Rotter- Kunstakademie schmiedet dabei ein gemein- dam. They graduated in sames Interesse zusammen: Die Kombination different disciplines von graphischem und audiovisuellem Design. but all had, and have, a common interest: the combination between graphic design and au- diovisual design. Both individually and under the name Nog Harder they've made designs for television, print, in- ternet and exhibitions. Nog Harder VEEJAY 205 GROOVE

Osnabrück VJ: Philipp Virus, Art Jones, Lichtsport DJ: Alex Empire, DJ Spooky, The Herbaliser, Erobique, DJ Koze

Im Winter 1995 trafen Alec Empire (Atari Teenage Riot) und DJ Spoo- Alec Empire (Atari ky (Metallica-Kool Keith Kollaborationen) das erste Mal im New Yor- Teenage Riot) and DJ ker Soundlab Underground aufeinander. Der legendäre Battle endete Spooky (Metallica - Kool in einem Noise-Scratch Soundclash, der ganz New York erschütterte. Keith collaborations) Ein paar Tage später brach das gesamte Versorgungsnetz New Yorks met for the first time durch Blizzards zusammen. in New York´s soundlab Seit dem letzten Underground in winter Battle in Berlin 1997 1995. The legendary ist viel Zeit vergan- battle ended in a noise gen, Europa und die scratch sound clash USA kommen ihrem that shook the whole of Ziel, der industriel- New York. A few days DJ Spooky len und politischen later the entire supply Gleichschaltung im- network collapsed due to blizzards. mer näher - und dies A lot of time has passed since the last battle in hat auch einen star- Berlin 1997. Europe and the USA are approaching ken Einfluss auf die their goal to bring industry and politics into line, Musik. Die Reaktion which has had a big effect on the music scene. Lichtsport auf diese Entwik- More radical messages without any compromises klungen sind radika- have been the reaction to these developments. lere und kompromisslosere Messages, Sounds und Beats, die sich in Sounds and beats, which are combined to a bun- der Kombination mit Video-Mixen zu gebündelter Energie formieren dle of energy in video mixing lead to a direct con- und zu einer direkten Konfrontation mit der eigenen Gedankenwelt frontation with one´s own world of thoughts. führen. Erstmalig werden Alec Empire & Philipp Virus (Digital Hardcore Re- cordings) gegen DJ Spooky & Art Jones zum VJ / DJ-Battle antreten, dem musikalisch und visuell keine Grenzen gesetzt sein werden: ›You´d better watch out-it´s gonna be dangerous !!!!!‹ Die zusammen mit The Herbaliser auftreten- den Video- und Grafikkünstler von Hex sind unter anderem für das gesamte Ninja-Tune- Artwork sowiedie CD-Roms von Coldcut ver- The Herbaliser antwortlich. Sie haben für DJ-VJ-Events eine spezielle Methode entwickelt, bei denen die For the first time Alex Empire & Philip Virus (Digi- von ihnen produzierten Bilder direkt mit tal Hardcore Recording) will fight against DJ den Sounds gelinkt sind, sich also aus der Spooky & Art Jones in a VJ-DJ battle with no mu- gleichen Quelle speisen. Damit haben sie ih- sical or visual limits: ›You´d better watch out – ren Mix-Gedanken perfektioniert und lassen it´s gonna be dangerous!!!!!‹ die audio-visuellen Materialien in einen dy- Among other things, the video and graphic artists namisch-kreativen Austausch treten. of Hex who will perform together with the Die Osnabrücker VJs von Lichtsport haben Herbaliser are responsible for Nija Tune´s entire die ›Hellmannhalle‹ mit einer Vielzahl Video- artwork and Coldcut´s CD-ROMs. They have creat- Alec Empire projektoren ausgerüstet und werden ihr vi- ed a special method for DJ-VJ events where their suelles Programm vorstellen, das die Hallen- produced images are directly linked with the architektur in Bewegung versetzt. sound, meaning they come from the same source. With that, they have perfected their mixing and the audiovisual material can interact in a dynam- ic and creative way. With several wide screen projections and numer- ous video projectors, mixing desks and live cam- eras the VJ group Lichtsport will create the stage design for the warehouse. 206 TRAVELLING THROUGH VEEJAY-COUNTRY

Wilhelmshaven VJ: Laps, Squa´x & Larsen Family DJ: Kid Loco, DJ Automat, Lab Insect Performance: Les Asteroides

Les Asteroides

Neben den musikalischen Highlights beschert uns die Pariser Apart from its musical highlights, the Parisian night Nacht in Wilhelmshaven vor allem visuelle Glanzlichter aus der in Wilhelmshaven offers above all visual highlights. französischen Hauptstadt. Gleich zwei Pariser VJ-Gruppen mit Special guests in Wilhelmshaven will be two Parisian gänzlich verschiedener Ausrichtung werden in Wilhelmshaven zu VeeJay groups with completely different concepts. Gast sein. Laps work mainly with found footage material. The Laps arbeitet vor allem mit sogenanntem ›Found Footage‹-Ma- VeeJay trio roams French flea markets for overlapped terial. Das VJ-Trio durchstöbert die französischen Flohmärkte and often damaged copies of old educational and pro- nach überlagerten und oftmals beschädigten Kopien alter Lehr- mo-films. They juxtapose the lucid machine dreams of und Industriefilme und konfrontiert mit durchaus ironischer today's dance floor beats with the naïve technical eu- Geste die luziden Maschinenräume heutiger Dance-Floor-Beats phoria of the past in an ironic way. mit der naiven Technikeuphorie vergangener Epochen. On the other hand the Squa´x &Larsen Family fully Squa´x & Larsen Family setzt hingegen ganz auf professionelle concentrates on professional computer and television Computer- und TV-Standards. In einem permanenten Stil-Mix, standards. The group of four independent Parisian bei dem kaum ein Gestaltungsprinzip der Pop-Art-Historie aus- VeeJays presents impressive electronic art deco with gelassen wird, präsentiert uns der Zusammenschluss der vier a visual imagination that is internationally unrivalled. unabhängigen Pariser VJs beeindruckendes elektronisches Art They continuously mix styles using pretty much every deco mit einer visuellen Phantasie, die auch international ihres- creative principle in the history of pop art. gleichen sucht. Live performances by the 13 members of Les Aster- Vervollständigt wird das Paris-Special von VJ-Groove durch Live- oides round up the Paris special of VeeJayGROOVE. Performances der 13-köpfigen Gruppe Les Asteroides. Mit ihrer With their weird mixture of prehistoric archaism and skurrilen Mischung aus prähistorischer Archaik und outer-spa- outer space science fiction outfits, the rave dance cigem SciFi-Outfit hat die Rave-Dance-Truppe schon weit über group has caused a sensation on the most prestigious die Grenzen von Paris hinaus auf den angesagtesten französi- French dance floors way across the borders of Paris. schen Dance-Floors für Furore gesorgt. Mit ihrem Auftritt in Their public appearance in Wilhelmshaven celebrates Wilhelmshaven feiert die aus Zirkustänzern, Showgirls und the German premiere of this mixed group of circus Selbstdarstellern zusammengewürfelte Truppe ihre Deutsch- dancers, showgirls and performance artists. landpremiere. VEEJAY 207 GROOVE

Berlin VJ: Monitor Automatique, The Force Quit Resolution, Reiner Remake, Dura Lux, SM van den Linden, Majorette DJ: Terranova, FM Einheit / Gry, DJ Chrislo + Kemi, DJ Sebel + Bassface Sascha, DJ Mo, Holger

Es sieht so aus, als sei es ein Videoclip • bis der Betrachter sich plötzlich selbst betrach- tet: Er befindet sich in einer schillernd bun- ten Bilderwelt, die er • so die zweite Entde- ckung - auf Knopfdruck verändern kann. Mo- nitor Automatique bewegen sich in dem mul- tifunktionalen Feld von Überwachungstech- nologie und visueller Wunschproduktion. Seit zwei Jahren schaffen und verdoppeln Timm Ringewaldt und Sven Gareis in der Berliner Clublandschaft die digitalen Selbstfindungs- versprechen virtueller Realitäten. Ihre In- stallation ›multi.monitor‹ im Maria am Ost- Berlin Vanish bahnhof zeigt auf zwölf Videomonitoren ver- schiedene Videos, die soundgesteuert von It looks like a video clip - until the viewer realises Monitor zu Monitor wandern. he is looking at himself. He is in the middle of a bright colourful world of images, which he can - The Force Quit Resolution(T.F.Q.R.) besteht this is the second realisation - change by pressing aus RC Acid und RC Edon, zwei Holländern, a button. Monitor Automatique deal with the mul- die über einige Umwege über und tifunctional area of surveillance technology and die Schweiz in Berlin gelandet sind. Die zwei viusal dream production. For the last two years selbsternannten Ausserirdischen sind in Timm Ringwaldt and Sven Gareis have created and Wirklichkeit VJs, eine neue Brut von Film- doubled the digital promise of self discovery of und Optik-Besessenen, welche seit einiger virtual realities in Berlin´s club scene. Their in- Zeit die Clubszene mit bewegten Bildern auf- stallation ›multi.monitor‹ in ›Maria am Ostbahn- mischt. Ihre Arbeit nennen sie ›Audio Visual hof‹ shows different videos on twelve video moni- Wake-Program‹. Den Masterplan mittlerweile tors, the videos are sound controlled and wander auf der gemeinsamen Festplatte, machten from monitor to monitor. sich die Wahl-Erdlinge an ihre Show ›The Carbuhn Sleeper must awaken‹ ran. Es handelt sich The Force Quit Resolution(T.F.Q.R.) constists of RC dabei um ein Live Projekt, wo sie beliebiges Acid and RC Edon, two Dutchmen who ended up in Material, also Bilder, Filme, Samples, Musik Berlin via several detours in Hong Kong and und Informationen zusammenmischen und Switzerland. The two self named aliens are in real- eine neue Geschichte erzählen. ity VJs, a new breed obsessed with film and visu- als. For some time now they are livening up the club scene with moving images. They call their work ›Audio-Visual Wake Program‹. The master plan already in their pockets the earthlings by choice created the show ›The Sleeper must awak- en‹. It is a live project, in which they mix together any materials, images, film, samples, music and in- formation and tell a new story.

Terranova 208 TRAVELLING THROUGH VEEJAY-COUNTRY

Reiner Remake, Berlin, mixt live mit zwei Vi- deoquellen zu den Impulsen der Musik. Ab- strakte Muster und virtuelle Phantasien be- fördern die Musik in eine visuelle Ebene, die den Raum auflöst. Diese erweiterte Lichtor- gel folgt den Atmosphären des Raumes, den Tänzern und dem Licht. Analoge Kamera- loops mischen sich mit dreidimensionalen Welten und garantieren die totale Abfahrt. Reiner Remake tritt nicht nur als VJ in den Clubs in Erscheinung. Auch als Videoclipre- gisseur, Videokünstler mit Videoinstallatio- nen und Skulpturen hat er sich in der Kunst- szene einen Namen gemacht. Seine große Terranova Erfahrung als Videoeditor kann er insbeson- dere beim Live-Mix einsetzen. Reiner Remake from Berlin mixes live with two video sources to the rhythm of the beats. Ab- Dura Lux ist ein Projekt, welches mit Mitteln der Projektionstechnik stract patterns and visual fantasies transcend Rauminstallationen realisiert. ›Wir sehen uns the music to a visual plane, which breaks up the als experimentelle Dokumentarfilmer und room. This expanded light organ follows the at- verwenden ausschließlich konkretes Bildma- mosphere of the room, the dancers and the light. terial. Wir wollen keine neuen Welten schaf- Analog camera loops mix with three-dimensional fen, sondern die vorhandenen erforschen, worlds and warrrant a spaced out experience. versuchen Gefühlswelten zu transportieren. Rainer Remake performs in clubs not only as a VJ Unser Eingriff besteht in der Wahl des Bild- but also as a video clip director and video artist. ausschnitts und in der Organisation der Ab- He has made a name for himself in the art scene folge des Diamaterials. Wir suchen den Grad with his video installations and sculptures. His ex- der Reduktion, der breite Identifikation tensive experience as a video editor comes in schafft, suchen Indizien und Details des vita- very handy when mixing live. Dura Lux len Chaos. Dura Lux - Hartmut Gerbsch und Georg Kühn, Hamburg - arbeiten seit sieben Dura Lux is a project, which produces indoor in- Jahren im Multivisionsbereich und sind mit ihren Shows und Instal- stallations via projection techniques: ›We see lationen auch in der internationalen Kunst- und Clubszene bekannt. ourselves as experimental documentary film makers and use only specific visual material. We do not want to create new worlds but to explore those that already exist, to mediate feelings. Our task is to choose the images and to organise the order of the slide material. We are looking for re- duction that creates identification and clues and details of the visual chaos.‹ Dura Lux - Hartmut Gerbsch and Georg Kühn from Hamburg - have been working in the area of multi-vision for the past seven years. They are internationally known in the art and club scene with their shows and in- stallations.

Terranova VEEJAY 209 GROOVE

VeeJay-Groove im TV Egon Bunne & Oliver Held

In die europäischen Clubs ist Bewegung geraten. Statt Lightshows, Laser, Strobes und Spots bestimmen immer mehr und mehr soge- nannte Visuals das Ambiente. Mit Videobeamern, Filmprojektoren und Computeranimationen entwerfen VJ´s - in Paris ebenso wie in London, in Amsterdam nicht weniger als in Berlin - virtuelle Räume und bieten den Nachtschwärmern der Metropolen zum neuen Sound- track der Technobeats ein ›expanded cinema‹ des neuen Jahrtau- sends. In der 180-minütigen TV-Dokumentation VeeJay-Night werden die Filmemacher Egon Bunne und Oliver Held diese europaweit expan- dierende VJ-Kultur der Clubszene ins TV-Format übersetzen. Teil unserer Partydo- kumentation wird es Reiner Remake auch sein, Bildmotive jenseits des un- Something is happening in the European clubs. mittelbaren Dance- Instead of light shows, laser, strobes and spots, so floors - sei es von called visuals play an increasingly important role. der Eingangskasse, Via video beamers, film projectors and computer der Garderobe, den animation VJs create virtual spaces in Paris, Lon- Toiletten, den Ge- don, Amsterdam and Berlin. They offer night owls tränketheken oder of these capitals the new soundtrack of techno Chill-Out-Räumlich- beat, as well as an expanding cinema of the new keiten - direkt und millennium. In the 3-hour television documentary in Echtzeit an die je- VeeJay-Night, the filmmakers Egon Bunne and weiligen VJ´s zu Oliver Held will attempt to document the Euro- übermitteln, so dass pean wide expansion of VJ culture of the club die vom Kameraauge scene for television. eingefangenen Par- Part of our club event documentary will be to tygäste jederzeit in transmit live to the VJs from spaces beyond the die Visuals inte- dance floor, such as the ticket entrance, the griert werden kön- wardrobe, the toilets, the bars or the chill out nen. spaces, so that images of party guests caught by In mehreren Vorpro- the camera can be integrated into the visuals. Reiner Remake duktionen haben wir During several pre-productions we visited all VJs sämtliche zu den invited to the party events in their hometowns in Partyevents geladenen VJ´s in ihren jeweiligen Heimatstädten in Paris, London, Rotterdam and Berlin with a cam- Paris, London, Rotterdam und Berlin mit einem Kamerateam aufge- era team. The resulting portraits and interviews sucht. Portraits und Interviews sind entstanden, die einen Einblick give an insight into the every day and private in Alltag und Privatleben der europäischen lives of the European VJ-Szene gewähren. VJ scene. We will inte- Dieses Material werden wir in den audiovi- grate this material into suellen Fluss der jeweiligen Konzertaus- the audiovisual stream schnitte integrieren. Analog der im VeeJay- of the particular con- ing gebräuchlichen Verfahren beabsichtigen cert excerpts. Using wir unser vorab hergestelltes Material spä- analog editing, as it is testens in der Endmischung unserer TV-Do- common in VeeJaying, kumentation aufzubereiten. we will edit the pre- produced material at the latest in the final post-production phase of the documentary. Reiner Remake 210 BERLIN CLUB VIDEO

Berlin Club Video

Berlin Club Video ist die Dokumentation der gleichnamigen Veran- Deutschland 2000 staltungsreihe, die von visomat inc. organisiert wurde und im Zei- DV, 60:00 traum Oktober 99 - März 2000 im Berliner ›WMF‹-Club stattfand. Produktion Idee der Parties war, einen Überblick über die clubspezifische Video- visomat inc. szene in Berlin zu geben, die eine bemerkenswerte Vielfalt hervor- Interviews gebracht hat. Pit Schultz In den neunziger Jahren hat sich im Rahmen der aufwendigen Ge- staltung auch nichtkommerzieller Clubs eine visuelle Kultur entwi- ckelt, deren komplexester Ausdruck der Live-Videomix ist. Dabei Berlin Club Video is a documentation of the pro- werden zur Musik der DJs verschiedene Bildquellen zu einem Bild- gram of the same name which was organised by teppich verwoben, durch die Aktivität der VJs reagieren die Bilder visomatic inc. and took place from October 1999 to March 2000 in the ›WMF‹ Club in Berlin. The idea of the parties was to give an overview of the club specific video scene in Berlin, which is of an outstanding variety. In the nineties a visual culture had developed in the elaborate design process of non-commercial clubs. Its most complex expression is the live video mix. Simultaneously with the music of the DJs, different images are fused to a picture car- pet. Through the activity of the VJs the images react to the music and form a link between music auf die Musik und werden zum Bindeglied zwischen Musik und Raum. and space. The video mixes are not to be taken for Die Video-Mixes verstehen sich nicht als Videoclip im herkömm- video clips in a normal sense, but as an aesthetic lichen Sinne, sondern als ästhetische Umsetzung der Musik. So ent- transition of the music. Thus, new forms of media stehen neue Formen der Medienproduktion diesseits der rechnerin- production are born this side of the computer in- tensiven Broadcast-Ästhetik - experimentell im Umgang mit Hard- tensive broadcast aesthetics. They experiment und Software, schnell und innovativ. Die neuen Generationen der with the use of hard and software and are fast Heimcomputer ermöglichen auf der Bildebene, was in der Musikpro- and innovative. duktion schon Standard ist: das Schreibtisch-Labor. The new generations of home computers make on In der konventionellen Partyhierarchie stehen die visuellen Gestal- the image level possible what in the music pro- ter meistens im Schatten der DJs - doch die Zeiten ändern sich. duction is already standard: the writing desk lab- Mittlerweile sind Videoinstallationen und -projektionen Teil einer oratory. In the conventional party hierarchy the Berliner Cross Culture, in der sich avantgardistisch-subkulturelle visual performers usually stand second to the Tendenzen der Medienkunst und Elemente der Pop- und Clubkultur DJs - but the times have changed. In the mean- verbinden. Berlin Club Video hat dieser Erscheinung Rechnung ge- time video installations and projections have be- tragen - die VJs waren als Headliner der Parties angekündigt und come a part of Berlin’s cross culture, in which konnten sich musikalische Gäste ihrer Wahl und ihrer ästhetischen avant-garde subcultural tendencies of media art Wellenlänge einladen. are linked to elements of the pop and club cul- Das Video gibt in Interviews einen Einblick in die Produktionsweisen ture. Berlin Club Video has taken this into ac- der sechs bekanntesten Berliner Video-Kunst-Gruppen, zeigt Aus- count: the VJs were announced as the headliners schnitte des Materials, das an den Abenden entstanden ist und ver- of the parties and were sucht mit wenigen Kamerabildern die Atmosphäre im Club zu ver- able to invite musical guests of their choice and mitteln. according to their aesthetic taste. The interviews on the video show how the six Safy Sniper, ›Sexodrome‹, Musik: DJ Maurice (Berlin) most well known video art groups in Berlin carry monitor.automatique, ›Partyhelden‹, Musik: Forever Sweet (Köln) out their productions, shows excerpts from mate- RechenZentrum, ›Weltweitverhaltensgestörtenelektronik‹, Musik: rial that was made at the party evenings and tries Rechenzentrum & Christian Konrad (Berlin), Scanner (London) to convey with only a few camera shots the at- mediamorph, ›Multimedia-Band‹ (Berlin) mosphere in the clubs. vanish RGB, ›state of affairs‹, Musik: Ellen Alien (Berlin) visomat inc., ›VHS Finale‹, Musik: Deep Space Network / Gramm (Heidelberg/Berlin) 211

Video Galerie Video Gallery

Die 5. Ausgabe der Videogalerie bietet eine VIPER, internationales Film- und Videofestival, ungewöhnliche Auswahl zeitgenössischer Luzern, Schweiz Filme und Videos. Die Sammlung von 35 Videos kam EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL, in Zusammenarbeit mit den folgenden Osnabrück, Deutschland Partner-Festivals zustande: INTERNATIONAL FESTIVAL OF THE NEW FILM, The 5th edition of the videogallery Split, Kroatien offers an unusual selection of contemporary films and videos. IMPAKT FESTIVAL, The collection of 35 videotapes Utrecht, Niederlande came about in collaboration with the following partner festivals: L´IMMAGINE LEGGERA, Internationales Videokunst-, Film- und Medienfestival, Palermo, Italien

VIDEO LISBOA Lissabon, Portugal 212 L´IMMAGINE LEGGERA Palermo, Italien 1998

Yervant Gianikian, Yudi Sewraj Jill Godmilow Angela Ricci Lucchi A box of his own What Farocki Taught Nocturne

Ein Mann hat einen Was ist ein Remake? Jenseits der Vordergründigkeit der kommer- Materialfragmente, ungewöhnlichen ziellen Filmproduktion führt uns dieses Werk von Jil Godmilows zu die auf Reisen im Traum. Seine Mutter der Frage - und eigentlich stellt es sie sich ausdrücklich selbst - wie früheren Jugoslawi- deutet ihn als Bot- wir einen früheren Film einschätzen sollen, d.h. beim Einsatz der en aufgenommen schaft seiner Vorfah- verschiedenen Arbeitsregister für das vorhandene Material, bei der wurden und die Dun- ren, die ihn zu dem Hommage, der Fortsetzung, der Transponierung und dann beim kelheit gemeinsam Ort zurückrufen, an Remake. Wie die Autorin selbst vorschlägt, könnte What Farocki haben. Vergleiche dem er geboren wur- Taught auch als eine Art ›Gedenkausgabe‹ für den 30. Jahrestag ei- von drei Bildergrup- de. Er besucht eine nes Essay-Films von ungeheuerer Kraft, hoher Schärfe und exempla- pen aus drei unter- Familie, die er vorher rischer politischer Radikalität gesehen werden, genauso wie ›Nicht schiedlichen Städ- nie getroffen hat löschbares Feuer‹, 1969 in Schwarzweiß vom deutschen Regisseur ten: Sarajevo, Bel- und zeichnet seine Harun Farocki gedreht, in dem auf die bewusste und unbewusste ge- grad, Zagreb. Der Reise mit einer Vide- meinsame Verantwortung von Arbeitern, Führungskräften, For- Krieg scheint jetzt okamera auf. Als er schern und Direktoren der amerikanischen Chemie-Multis hingewie- weit entfernt, wie zurückkehrt, baut er sen wurde, die die Napalm-B-Formel für den Vietnamkrieg entwik- die anderen durch mitten in seinem kelt und produziert hatten. Dreissig Jahre später drehte Jill Godmi- neue Massaker und Wohnzimmer eine low, mit hoher intellektueller Stärke und starker emotionaler Teil- Deportationen aus- Box, deren Innensei- nahme, eine perfekte Replik jenes Films, wobei er das Thema erneut gelöscht. Von jenem te einem Peepshow- aufgriff, auf das schon Walter Benjamin hinwies: die rechtliche Stel- Krieg bleiben jetzt Schrank ähnelt. Es lung der Kunst im Zeitalter technischer Reproduzierbarkeit. Indem nur Inkrustierungen dauert nicht lange, er noch einmal die heutzutage vergessenen Agit-prop-Instrumente in der Erinnerung, bis er vergesssen einsetzt, zeigt What Farocki Taught den ›mitleiderrengenden Voyeu- die auch mit reisebe- hat, warum er diese rismus‹ des zeitgenössischen Dokumentarfilms klassischer Prove- gleitenden, physi- Box überhaupt ge- nienz. schen Empfindungen baut hat. verbunden sind. What is a remake? Be- ›Nicht löschbares about the statute of A man has an unusual yond the obviousness Feuer‹ (›An inextin- art in the age of the Fragments of material dream. His mother in- of commercial film pro- guishable fire‹) which technical reproducibil- shot during some jour- terprets it as a mes- duction, this Jil God- was made in black and ity. Reusing agit-prop neys in the former Yu- sage from his an- milow‘s work makes us white by the German instruments, now for- goslavia which share chestors, calling him ask - and actually it ex- director Harun Farocki gotten, What Farocki darkness. Comparisons back to the place he plicitly asks it to itself in 1969, denouncing Taught brings forward of three groups of im- was born. He visits - how we have to con- the aware and unaware the ›pathetic voyeur- ages from three differ- family he has never sider a former film, us- joint responsibility of ism‹ of the contempo- ent cities; Sarajevo, met before and records ing the different regis- workers, cadres, re- rary documentary cin- Belgrade, Zagreb. Now his trip with a video- ters of the work on the searchers and man- ema of classical setting the war seems to be far camera. When he re- found-footage, of the agers of the American out. away, cancelled like the turns, he constructs a homage, the sequel, chemical multination- other ones, by new box in the middle of his the transposition and, als which had elaborat- USA 1998 massacres and depor- living room. The inside then, the remake. ed and produced the Video, 30:00 tations. Of that war, of the box resembles a As the author herself Napalm B formula for Regie now only encrustations peep show closet. It suggests, What Farocki the war in Vietman. Jill Godmilow in memory remain, also isn‘t long before he Taught could also be Thirty years later, Jill Darsteller linked to physical sen- forgets why he built read like a sort of Godmilow shot, with John Blandford, sations which accom- the box in the first ›commemorative edi- great intellectual David Burrel, pany the ›journey‹. place tion‹, for the 30‘s an- rigour and strong emo- John Carradini niversary of an essay- tional participation, a Ton Italien 1997 Kanada 1997 film of prodigious pow- perfect replica of that Erin Trahan Video, 18:00 Video, 20:00 er, strong sharpness film, reopening the Kamera Realisation Realisation and exemplar political matter, already brought Kevin Loncar Yervant Gianikian, Yudi Sewraj radicality, just like up by Walter Benjamin, Angela Ricci Lucchi VIDEOGALERIE 213 VIDEO GALLERY

John Zeppetelli Mike Hoolboom Paola Lo Sciuto The Translators In my car Il Regno

The Translators ist eine experimentelle Er- Meine Familie war katholisch, die Kirche leb- Italien 1998 zählung, in der Melodrama mit konzeptionel- te in uns, wie ein Raunen, wenngleich meine VHS, 6:00 len Ideen vermischt wird. Wie der Titel schon Eltern kaum miteinander sprachen. Ich hatte Realisation andeutet, ist ›Übersetzung‹ die operative sieben Geschwister. Als ich sechs war, ohne Paola Lo Sciuto Metapher - ein Prozess, der in jedem Kom- jedes Geographiewissen, forderte mein Vater munikations- und Verständigungsakt impli- mich auf, im Familienauto zu leben. Mit der zit ist -, die sich auch auf das Entwirren der Zeit wurden meine Augen der Spiegel, meine Erzählung durch die aktiven Zuschauer be- Füsse die Pedale, mein Mund das Lenkrad. Giuseppe Stassi zieht. In der Geschichte geht es um ein Paar, Diese arrangierte Verbindung war nicht un- Sette Mele er Schriftsteller, sie Akademikerin, dessen gewöhnlich, aus meinen Freunden waren Ben Lucidate private Schwierigkeiten durch Zufall, Schick- Kühlschränke und Rasenmäher geworden. Ei- sal und Missgeschick einer Prüfung unterzo- nes Nachts, in der McDonalds-Durchfahrt, Eine Überarbeitung gen werden. Eine Besetzung aus Freunden traf ich den Teufel, und er brachte mich da- seines speziellen ma- und Fremden, ganz zu schweigen von ihrem zu, mit ihm ein Rennen zu starten. Der Teufel lerischen Stils, der eigenen Sohn, helfen ihnen bei der Aufarbei- übernahm früh die Führung, jede meiner die Grundlage für tung von Themen wie romantische Liebe, Ri- Emotionen machte ihn stärker, bis ich mich seine Home Movies tual, Freundschaft, Sterblichkeit und Verlust. an meinen ältesten Bruder erinnerte, tot in und neuere Arbeiten In einem mythischen Millennium-Augenblick einer Karambolage mit vier Wagen, und ich bildet sowie Erinne- in Szene gesetzt, in dem imaginäre Barrie- schaltete die Gänge auf Trauer. rung und Gegenwart ren scheinbar überwunden und neue Welten Bald überholte ich ihn, und seit jenem Tag in einem ausgewoge- offen gelegt werden, endet The Translators sammelten wir unsere Tränen, um den Teufel nen Zitatenspiel ver- mit einem Videobrief, der aus lyrischen Dis- von uns fern zu halten, wenngleich ein mischt. soziationen und einem verwirrten Kommen- Freund darauf bestand, dass der Tod des Teu- tar zusammengestellt ist - ›geschrieben‹ fels eine Tragödie für die Fantasie wäre. A reworking of his spe- vom Tod, dem endgültigen Grenzübertritt. cial artistic style, which My family was Catholic, brother dead in a four is the basis of his home The Translators is an ic ›millennial‹ moment the church lived in us, car pile-up and movies and more re- experimental narrative where imaginary barri- like a rumour, so even switched gears to cent works, as well as a which mixes melodra- ers are seemingly though my parents mourning. I soon over- mixture of memory and ma with conceptual crossed and new worlds barely spoke to each took him and from that present in a balanced ideas. As the title sug- revealed, The Transla- other. I had seven day we collected our game of quotations. gests, the operative tors ends with a video- brothers and sisters. tears to keep the devil metaphor is transla- letter, composed of When I was six, lacking from our door, though a Italien 1998 tion - a process implic- lyrical dissociations all geography, my fa- friend insisted the VHS, 14:00 it in every act of com- and bemused commen- ther asked me to live in devil‘s death was a Realisation munication and under- tary, ›written‹ from the family car. In time, tragedy for the imagi- Giuseppe Stassi standing - which also death - the ultimate my eyes became the nation. refers to the active border-crossing. mirror, my feet the viewers‘ untangling of pedals, my mouth the Kanada 1998 the narrative. The story Kanada 1998 steering wheel. This 5:30 concerns a couple, he a Video, 40:30 arranged marriage was Realisation writer, she an academ- Realisation not unusual, my friends Mike Hoolboom ic, whose personal diffi- John Zeppetelli had become fridges culties are tested by Kamera and lawn mowers. One chance, fate and mis- Michael Wees night, in the McDon- adventure. A cast of Schnitt ald‘s drive-thru, I met friends and strangers, Holen Kahn the devil, he dared me not to mention their Musik to race. The devil sped own son, help them to John Souranis away to an early lead, elaborate on issues of Darsteller every emotion I had, romantic love, ritual, Kate Blight, made him stronger, un- friendship, mortality Patrick Garrow til I recalled my eldest and loss. Set in a myth- 214 EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL Osnabrück, Deutschland 2000

Lily Markiewicz Boris van der Avoort Matthias Müller A Conversation J´espère que Tony Allard Vacancy (About Work) vous allez bien Ship of Fools

Brasilia, die ›Hauptstadt der Hoffnung‹, ›die Konfrontiert mit ei- Die Autor entdeckt Ship of Fools ist eine letzte Utopie des 20. Jahrhunderts‹ (Umber- ner unbekannten Familienfilme neu experimentelle Er- to Eco), heute konserviert als ›Weltkulturer- Person, werden Ar- und arbeitet sie um, zählung, die aus per- be der Menschheit‹. Ein Schauplatz - so alt thur und Joe nach indem er Bilder von sönlicher und sozio- wie der Filmemacher. Eigene Bilder von 1998 Dingen gefragt, die drei Generationen (er logischer Perspekti- treffen auf Amateurmaterial und Spielfilm- auch mit dem glän- selbst, seine Eltern ve die aus dem Nord- segmente von 1960. Vacancy zeigt den utopi- zendsten Erschei- und Großeltern) europa des 15. Jahr- schen Ort als einen von Menschen verlasse- nungsbild nicht be- nebeneinander hunderts bekannte nen; allein Wärter und Putzkolonnen bevöl- antwortet werden stellt. Eine Übung Praxis untersucht, kern ihn wie Statisten. können. Die Alltags- zum Umgang mit die- Geisteskranke auf Körpersprache er- sem ikonographi- Schiffe zu bringen, schließt neue Dimen- schen und spirituel- und sie von der ›nor- sionen in dieser far- len Erbe. malen‹ Gesellschaft bigen und frechen in die ›Unvernunft‹ Beobachtung des The author rediscovers des Meeres zu ver- männlichen Körpers. and reworks family bannen. films through placing Questioned by an un- images of three gener- Ship of Fools is an ex- known interrogator, ations (himself, his par- perimental narrative Arthur and Joe are ents and grand par- that examines, from a asked things even the ents) next to each oth- personal and sociologi- shiniest suit can´t reli- er. An exercise to deal cal perspective, the Vacancy ably answer. Everyday with this iconographic 15th century practice body-language ac- and spiritual heritage. in northern Europe of Brasilia, the ›city of Deutschland 1998 quires new dimensions placing the insane on hope‹, ›the ultimate 16mm, col., 14:30 in this colourful and Belgien 1998 ships, and banishing utopia of the 20th cen- Realisation cheeky observation of Beta, b/w & col., them from ›normal‹ so- tury‹ (Umberto Eco), to- Matthias Müller, the male body. 14:00 cieties to the unreason day is being conserved Musik Realisation of the sea. as a cultural heritage. Dirk Schaefer, Großbritannien 1998 Boris Van der Avoort It is a location as old as Voice-over Beta, col., 9:40 USA 1998 the filmmaker. Incorpo- Mike Hoolboom, Realisation U-matic, col., 17:50 rated in his 1998 trave- Jean-Claude Kuner, Lily Markiewicz Realisation logue are segments of Ricardo P. de Lima Buch, Konzept Tony Allard amateur footage and Lily Markiewicz, excerpts from feature Grant Smith films shot on location Darsteller in the early sixties. Va- Theatre PUR cancy describes the (James, Igor, Sef, utopian location as one Joe) abandonned; only guards and cleaning squads inhabit the place like a staffage.

Ship of Fools VIDEOGALERIE 215 VIDEO GALLERY

Romy Achituv, Wolfgang Mally Oliver Husain Danielle Wilde Krhyzomoria Ron & Leo Flies

Das Kryptische entschlüsselt sich nur In Flies entdecken scheinbar und für jedes Wesen anders. Wie in wir eine Welt, in der einem Rhizom sind Bilder, vage Erinnerun- Positionierung und gen, Handlungen und Töne in unterschied- Perspektive von den lichsten Ebenen miteinander verbunden. Hin Beziehungen zwi- und wieder fällt man hinein, flieht oder ver- schen ihren Bewoh- sucht, zu bleiben - eine Suche, die von nern und den von ih- Widersprüchen angetrieben wird. nen verwendeten Re- quisiten definiert werden. Eine Welt, in der jedes Element Ron & Leo dem anderen Bedeu- tung verleiht, und Die schielenden, schwulen Star-Zwillinge Ron jedes ohne das ande- und Leo in einem Musical über Unzufrieden- re grundlos ist. heit in der elektronischen B-Ebene. In Flies we discover a The cross-eyed gay Deutschland 1999 world where gravity twin stars Ron and Leo Beta, col., 12:47 and perspective are in a musical about the Realisation defined by the relation- discontent in the elec- Oliver Husain ships between its in- tronic B-zone. Kamera habitants and the Krhyzomoria Daniel Kohl props they use. A world Musik, Ton Kliem, where each element at- The mystery only Spanien/Deutschland Metzger, tributes meaning to seems to unfold and 1998 Jensen, Wuttke, the other and each is this happens in a dif- Beta, col., 11:00 Flügel, Benedetti, groundless without the ferent way for every in- Realisation Darsteller other. dividual. Images, faint Wolfgang Mally Markus und Phillip memories, actions and Danzeisen USA 1998 sounds are linked on S-VHS, col., 4:50 different levels as in a Buch, Konzept rhizome. From time to Romy Achituv, time one is drawn into Danielle Wilde them, escapes or tries Musik, Ton to stay - a search fu- Romy Achituv elled by contradictions. Darsteller Yasmeen Godder, Charlotte Griffin, Danielle Wilde Narration Danielle Wilde

Flies 216 IMPAKT, FESTIVAL FOR AUDIOVISUAL ARTS, Utrecht, The Netherlands 1999

Sandra Sterle True Stories Stuart Hilton Kerry Tribe (No. 1) Six Weeks in June The Audition Tapes

An verschiedenen Über einen Zeitraum von sechs Wochen fuhr Tribe zeichnet die Hörproben für einen ex- Orten umherwan- Hilton 18.000 Kilometer in einem Lieferwa- perimentellen Dokumentarfilm über Famili- dernd, ein Prozess, gen quer durch die Vereinigten Staaten und engeschichte und -erinnerung auf Video auf. der konstant zu zurück, mit einer Rockband, einem Bleistift Verschiedene Schauspieler lesen laut vom unterschiedlichen und einem Stapel A6-Papier. Seine Skizzen Script, das aus Interviews, die Tribe mit ih- Benehmensweisen bildeten die Basis dieses schnellen Anima- rer Mutter, ihrem Bruder und ihrem senilen führt und verschie- tionsfilms, der sehr stark das Gefühl hervor- Opa aufzeichnete, zusammengestellt wurde; dene Erinnerungen ruft, auf der Straße zu sein. Sicherheitska- dazu kommen ihre eigenen Erinnerungen. Im wieder aufleben meras, Gitarren, Telefone, Wegweiser, Land- Laufe der Zeit beginnen die Geschichten, lässt, ist das Kon- schaften, Grundrisse von Motel-Zimmern: in sich zu widersprechen, da unterschiedliche zept, auf dem die beiden sowohl geschrieben als auch danach Darstellungen desselben Ereignisses gege- vier Videos von Ster- gezeichnet, eine Vielzahl von Eindrücken ben werden und die Darsteller ihre eigenen le basieren; dies ist rast vorbei. Dass diese Eindrücke ausgespro- Sichtweisen und Wünsche auf die Figuren ein Beispiel. Wir sind chen subjektiv sein können, wird deutlich projizieren. The Audition Tapes liegt irgend- nur bis zu einem be- durch die Kakteen, die sich in ejakulierende wo im Graubereich zwischen Autobiographie stimmten Grad Ein- Penisse verwandeln. Mit Redefetzen aus Ge- und Geständnis, Geschichte und Erinnerung, geweihte in ihrer Er- sprächen und örtlichen Rundfunksendern Dokumentation und Spielfilm. lebniswelt, einer komplettiert der Soundtrack das Gefühl des Welt, die von einer Reisens. Tribe records the audi- USA 1998 gleichzeitig verspiel- tions for an experi- Video, 21:00 ten und bedroh- Over a period of six Großbritannien 1999 mental documentary Realisation lichen Atmosphäre weeks, Hilton drove 35mm, 6:00 about family history Kerry Tribe dominiert wird. 18‘000 kilometers in a Realisation and memory on video. van, across the US and Stuart Hilton Various actors read Hiking around different back, with a rock band, aloud from the script, locales, a process which a pencil and a pile of A6 which was assembled coninually coaxes dif- paper. His sketches from interviews that ferent demeanors and formed the basis of Tribe recorded with her recalls different memo- this fluid animation mother, brother and ries, is the concept on film, which very strong- senile grandpa, as well which Sterle‘s four ly recalls the feeling of as her own memories. videos are based: this being on the road. Se- Over the course of is one example. We are curity cameras, gui- time, the stories begin only privy to her world tars, telephones, sign- to contradict each oth- of experience to a cer- posts, landscapes, floor er, as different ac- tain degree, a world plans of motel rooms: counts are given of the dominated by a tone in both written as well same event, and the which is at once playful asdrawn form, a host of actors project their and threatening. impressions races by. own visions and desires The fact that these im- onto the caracters. The Niederlande 1998 pressions can be emi- Audition Tapes exist Video, 4:53 nently subjective ones somewhere in the gray Realisation is evident by the cac- area between autobi- Sandra Sterle tuses which morph into ography and confes- ejaculating penises. sion, history and mem- With snippets from ory, documentary and conversations and local fiction. radio stations, the soundtrack completes the feeling of traveling. VIDEOGALERIE 217 VIDEO GALLERY

Steve Reinke Spiritual Animal Kingdom

In einem flinken und gleichzeitig unbändigen Bilder- und Textstrom lässt Reinke seine Ge- danken, Obsessionen und Fantasien vorbei- ziehen. Diese Anekdoten und Ergüsse, die physische und psychische Gesundheit, Sexualität und Identität behandeln, werden von einer nüch- ternen Atmosphäre zusammengehalten. Diese Vertrautheit ist manchmal sinnlich (ein Junge sitzt halbnackt auf dem Sofa, er singt sanft und ziemlich heiser ein nostalgi- sches Lied), häufiger jedoch sehr lustig (wie Reinke beim Üben jeder Tonhöhe seiner Car- toon-Stimme). Und was sollen wir davon hal- ten: ›Doktor, was ist los? Ich bin doch nicht Künstler geworden, um für meinen Lebens- unterhalt zu arbeiten‹.

The Amateurist In a nimble and simul- Kanada 1998 taneously irrepressible Video, 28:00 stream of images and Realisation Miranda July Bea de Visser texts, Reinke puts his Steve Reinke The Amateurist Another, Another preoccupations, obses- sions and fantasies on Eine ›professionelle‹ Frau hat während der Eine Sublimierung parade. These anec- vergangenen 4 Jahre eine ›amateurhafte‹ von ›einen Fuß vor dotes and outpourings, Frau per TV-Bildschirm jeden Tag beobach- den anderen setzen‹, which cover physical tet. während Rudi Van and mental health, sex- Dantzig beobachtet uality and identity, are A ›professional‹ woman USA 1998 wird, der zuhause an held together by the has monitered an ›ama- VHS, col., 14:00 einer Choreographie down-on-earth tone. teur‹ woman on a TV Regie, Buch arbeitet. This intimacy is some- screen every day for Miranda July times sensitive (a boy the last four years. Kamera A sublimation of put- sits half-naked on the Janessa Renwick, ting one foot in front sofa, softly and rather Miranda July of the other meanwhile hoarsely singing along Schnitt watching Rudi Van with a nostalgic song) Kelly McClean, Dantzig at home work- but more often hilari- Miranda July ing on a choreography. ous (as when we hear Musik, Ton Reinke practicing his Papa Navidad, Niederland 1999 ›cartoon voices‹ at Miranda July 35mm, 8:00 every pitch). And what Darsteller Realisation are we to make of ›Doc- Miranda July Bea de Visser tor, what‘s happpening? I didn‘t become an artist to have work for a living!‹. 218 INTERNATIONAL FESTIVAL OF NEW FILM Split, Croatia 1999

Laurel Swenson Heiko Daxl Zravko Mustac How to be a Chantal Akermann Trias - Evolution - Revolution - Amen Recluse Sud / South Resolution

Amen ist eine Tatsa- Ein Do-it-yourself- Im Herzen dieser che. Führer zur Erlangung Reise steht der Mord von Kontrolle und an James Byrd Jr. Amen is fact point. Unabhängigkeit an- Dies ist weder die gesichts schwieriger Anatomie eines Mor- Kroatien 1998 menschlicher Bezie- des, noch die Autop- Beta, 12:00 hungen. Indem er ei- sie eines Schwarzen, Realisation nen ironischen Ton der von drei jungen Zravko Mustac einsetzt stellt der Weißen gelyncht Film die Wichtigkeit wurde, sondern eher von Produktivität eine Überlegung, wie und Effizienz unse- dieses Ereignis - Trias - Evolution - Revolution - Resolution rem Bedürfnis nach mental und auch Gesellschaft und un- physikalisch - in ei- Die Trias ist eine Synthese von Monas und serer Angst, verges- ne Landschaft passt. Dyas, von Geist und Materie in Raum und sen zu werden, Zeit. Wir leben im Raum in seinen drei Di- gegenüber. South in the heart of mensionen und wir erleben Zeit als Vergan- this journey is the mur- genheit, Gegenwart und Zukunft. Die gesam- A do-it-yourself guide der of James Byrd Jr. te Realität ist determiniert durch die Tri- to gaining control and This is not the anatomy nität von Ursprung, ›Dazwischen‹ und Ende. independence in the of his murder, nor the Am Anfang steht die Evolution, auf dem Hö- face of difficult human authopsy of a black hepunkt die Revolution und am Ende der Tri- relations. Using an man lynched by three as die Auflösung beider. ironic tone, the film young white males, but Die Vorstellung der Entwicklung der Welt als places the importance more an evocation of ein Ergebnis des dialektischer Gegenteils of productivity and ef- how this event fits into findet sich in vielen Kulturen, z.B. im christ- ficiency opposite our a landscape as much lichen Dogma des Prinzips der Dreifaltigkeit, need for compagnion- mental as physical. in der Trimurti-Religion des alten Indiens, ship, and our anxiety aber auch im heutigen Verständnis von Ge- about being forgotten. Frankreich 1998 schichte. Beta, 70:00 Kanada 1998 Realisation The Trias is a synthesis The idea of develop- Beta, 5:00 Chantal Akermann of Monas and Dyas, of ment of the world as a Realisation spirit and matter in result of dialectic con- Laurel Swenson space and time. We live trary can be found in in the space in its many cultures eg. in three dimensions and the Christian dogma in we experience time as the principle of the past, presence and fu- trinity, in the Trimurti ture. All reality is de- religion of ancient In- termined by the trinity dia, but also in modern of origin, in between understanding of his- and end. In the begin- tory. ning is evolution, at the peak the revolution Deutschland 1998 and at the end of the Beta, 14:00 Trias the resolution of Realisation both. Heiko Daxl

Trias - Evolution - Revolution - Resolution VIDEOGALERIE 219 VIDEO GALLERY

Kristina Leko Valerie Pavia Simon Bogojevic Narath Povijest Kolaca / History of a Cake De la Seduction Bardo Thodol

Dieselbe Geschichte in vier verschiedenen De la seduction ge- Die persönliche Interpretation des Autors Sprachen - Kroatisch, Französisch, Deutsch, hört zu einer Zu- von Bardo Thodol, eines rituellen Textes der Englisch. Zwischen den Geschichten sehen sammenstellung von Mahayana-Tradition im tibetanischen wir visuell identische Werbung für einen Ku- sechs Selbstpor- Buddhismus, im Westen besser bekannt als chen. träts. Pavia kreiert ›The Tibetan Book of Dead‹. Nach dem Unfall- eine Figur namens tod des Helden nimmt uns das Video auf eine The same story in four Viola Tricolor, die, in ungewisse und manchmal abenteuerliche different languages - sechs ironischen Si- Reise durch verschiedene Zustandsebenen Croatian, French, Ger- tuationen, alle ko- des Bardo-Todes mit, die mit der Reinkarna- man, English. Between misch und realis- tion des Helden als Mensch endet; ein poten- stories we watch visu- tisch, uns davon er- tiell gutes, doch nach der buddhistischen ally identical ›commer- zählt, was sie be- Lehre nicht unbedingt das glücklichste Ende. cials‹ for a cake. gehrt und was sie abstößt. The author’s personal a potentially good end- Kroatien 1999 interpretation of Bardo ing, yet according to Beta, 20:57 De la seduction be- Thodol, a ritual text of Budhist teaching not Realisation longs to a collection of Mahayana tradition of necessarily the happi- Kristina Leko six self-portraits where Tibetan Budhism, bet- est. Pavia creates a carac- ter known in the West ter called Viola Tricolor as ›The Tibetan Book of Kroatien 1999 who, in six ironic situa- Dead‹. Following the ac- Beta, 48:00 tions, all of them comi- cidental death of the Realisation cal and realistic, tells hero, the video takes Simon Bogojevic us about her desires us a casual and some- Narath and repulsion. (Cata- times adventurous logue Split Festival for journey through vari- New Film 1999) ous levels of his states of Bardo-death, ending Frankreich 1998 in the hero’s reincana- Beta, 3:30 tion as a human being; Realisation Valerie Pavia

Povijest Kolaca / History of a Cake Povijest Kolaca / History of a Cake 220 VIPER INT. FILM- UND VIDEOFESTIVAL, Luzern, Schweiz 1999

Matthias Müller Edith Flückiger Gerard Holthuis Christof Steinmann Vacancy Erst hell, dann Hongkong Platte leicht, dann Deutschland 1998 himmelhoch 1998 wurde der Kai- Eine Modell-Landschaft im 1:1-Maßstab, die 16mm, 14:30 Tak-Airport ge- tatsächlich existiert. Realisation Ein Sommernachmit- schlossen. Der Anflug (Readymade-Traumhausarchitektur, in eine Matthias Müller tag. Ein Spiel mit der auf Kai Tak war ein neutralisierte Landschaft durch ein Vergänglichkeit. einzigartiges Erleb- Copy-paste-System versetzt), gefilmt aus Siehe Seite 214. nis für die Passagie- dem Zug am Balaton (Plattensee) in Ungarn. See page 214. First bright, then frag- re. ›Man konnte die Die konstante Kamerabewegung (die des Zu- ile, then sky-high. A Zeitungen in der ges) und minimale technische Änderungen summer afternoon. Straße lesen‹, erklär- (Kurzbelichtung, extreme Farbsättigung, Playing with tran- te ein Passagier. Schleife) verstärken den Eindruck einer vir- sience. Hongkong (HKG) ist tuell erzeugten, computeranimierten Land- ein Film über den schaft, die real zu sein scheint (während in Schweiz 1999 Anflug und das Vor- der Realität das Gegenteil der Fall ist: die 3:00 beifliegen der Flug- reale Landschaft erscheint unwirklich und Realisation zeuge mitten in ei- künstlich). Edith Flückiger ner Großstadt. Eine Die regelmäßige Bewegung der monotonen Beobachtung am En- Landschaft vor dem Betrachter schafft die de dieses Jahrhun- Illusion einer rotierenden Platte. In Kombi- derts. nation mit der polyrhythmischen Musik- struktur erzeugt dies einen Zustand der In 1998 Kai Tak airport Spannung, mit einem sowohl beruhigenden was closed. Approach- als auch beunruhigenden Effekt. ing Kai Tak was a unique experience for a 1:1-scale model land- the beholder creates the passengers. ›One scape existing in reali- the illusion of a rotat- could read the newspa- ty (readymade-dream- ing plateau (German pers in the street‹ one house-architecture Platte). In combination passenger exclaimed. put into a neutralised with the polyrhythmi- Hongkong (HKG) is a landscape by means of cal structure of the film about the ap- a copy-paste-system) music, this creates a proach and the passing filmed from the train state of suspense with by the airplanes in the along the lake balaton a calming as well as dis- middle of a city. An ob- (Plattensee) in hun- comforting effect. servation at the end of gary. Hongkong this century. the constant camera Schweiz 1999 movement (the one of S-VHS, 2:30 Niederlande 1999 the train) and minimal Realisation 35mm, 13:00 technical changes Christof Steinmann Realisation (short exposure, ex- Gerard Holthuis treme colour satura- tion, loop) support the impression of a virtual- ly produced landscape animated by computer, that seems to be real (whilst in reality the opposite is true: the real landscape seems unreal and artificial). The regular movement of the monotonous landscape in front of VIDEOGALERIE 221 VIDEO GALLERY

Stella Händler, Sonja Wyss Lea Jaecklin, Fenja Abraham Philipp Schmid To Date Korrektes Verhalten zahlt sich aus Scanner

Ein Gesicht erscheint auf dem Bildschirm. Wenn ähnliche Mechanismen des sozialen Ap- Eine Erzählung in Weiß, neu, frisch, es betrachtet sich selbst parates in der Architektur eines Bankgebäu- Fragmenten, die um wie in einem Spiegel. Die Hände berühren des wie einer Barackensiedlung entdeckt einen dunklen Kern das Gesicht, sie beginnen, es zu präparieren, werden - wenn bei beiden Überwachung, Ein- kreist. Die Bilder wie man ein Terrain präpariert, um etwas gliederung und Uniformierung der Indivi- stellen sich nur Fremdes zu empfangen. Grundlage, Puder, duen angestrebt wurden - ist die Distanz zur flüchtig und wechsel- Make-up ... das Haar nicht zu vergessen, das gewohnten Wahrnehmung gefragt. Sie soll haft im Kopf des Be- essentielle Ornament des Femininen. transparent werden, um Widerstandsräume trachters ein. Einzig Je mehr Make-up das Gesicht bedeckt, desto zu öffnen: hier im Hineingehen ins Bild bis das Gesicht des Er- aufgeregter beginnt die Person ihr Handeln. zur Auflösung im Korn, durch Verlangsa- zählers scheint in Make-up, das manchmal beim Träumen, beim mung, Zerstückelung der Bewegung, durch Bruchstücken aus Beheben unerwünschter Makel helfen kann, Überschneidung und Gleichzeitigkeit in Bild dem Schwarz auf. Die enthüllt in diesem Fall die tiefen Schwierig- und Ton. einzelnen Sequenzen keiten dieser Frau, bei der wir allmählich ihr verdichten sich zur selbstzerstörerisches Wesen erkennen. Am If similar mechanisms ance: in this case by unheimlichen Szene- Ende ist alles was bleibt ein Schlachtfeld, das of the social apparatus getting into the image rie. Make-up hat sich in ein Gemälde der can be revealed in the up to the resolution of Schlacht gegen sich selbst verwandelt - auch architecture of a bank the grain, by slowing A fragmented story gegen uns, die wir als Betrachter diesem Ge- building and of a shack down and dissecting that evolves around a sicht gegenübersehen. block, and if with both motion, by the overlap- dark core. Images ap- the aim has been moni- ping and simultaneity pear only fleetingly in A face appears on the ceive her selfdestruc- toring, integration and of image and sound. the mind of the viewer. screen. White, new, tive nature. At the end uniformation of the in- At times one can mere- fresh, it contemplates all that remains is a dividuals, this calls for Schweiz 1998 ly make out part of the itself like in a mirror. battlefield, the make- some distance to our 16mm, 32:00 narrator´s face in the The hands touch the up has turned into a everyday perception. It Realisation dark. The fragmented face, start to prepare painting of the battle should become trans- Lea Jaecklin, sequences deepen into it like one prepares a against herself - also parent, so as to open Fenja Abraham a sinister scenario. terrain to welcome against us as specta- up spaces of resist- something strange. tors facing this face. Schweiz 1998 Foundation, powder, Beta, 7:00 make-up ... not forget- Niederlande / Schweiz Regie ting the hair, the es- S-VHS, 8:30 Stella Händler, sential feminine orna- Realisation Philipp Schmid ment. The more make- Sonja Wyss Darsteller up covers the face, the Jo Dunkel more agitated the per- son starts to act. Make-up which at times can help you dream, erase undesired blem- ishes, in this case re- veals the deeper trou- bles of this woman, of whom we start to per-

Scanner 222 VIDEO LISBOA Lissabon, Portugal 2000

Jean-Jacques Beineix Constantin Chamski Assigné à Pierre Coffin Claùdia Tornàz Renata Sancho Migrations Residence Pings 1-2 Desvio ICI

Frankreich 1997 Frankreich 1997 Frankreich 1997 Portugal 1997/98 Portugal 1997 Video, 4:00 Video, 27:00 Video, 3:00 Video, 50:00 Video, 5:00 Realisation Realisation Realisation Realisation Realisation Constantin Chamski Jean-Jacques Beineix Pierre Coffin Claùdia Tornàz Renata Sancho 223

Electronic Lounge Electronic Lounge 224 INTERNET

Namniyas Ashuratova Namniyas Ashuratova Enemy Processing System Self Identification System www.namniyas.blade.ru/enemy.asp www.namniyas.blade.ru/ident

Dieses Projekt ist ein Versuch, Aggression und Hass als Material für Ein interaktives Netz-Projekt. Ein Besucher ein Kunstwerk zu benutzen. Eine interaktive Form dieser Site er- kann Dinge auswählen, die für ihn die sympa- möglicht es dem Besucher, an der Schaffung eines gemeinsamen thischsten und wichtigsten sind. Er kann das Kunstwerkes mitzuwirken. Das Enemy Processing System wurde für Symbolset definieren, das seine Persönlich- diesen Zweck entwickelt. Suche dir deinen Feind aus! Die einzigarti- keit identifiziert. Die internationale Identifi- ge Fotogalerie der Feinde. Die berühmtesten Stereotypen, die den kationsjury bewertet diese Daten und gibt Vorstellungen vom Feind entsprechen. Befriedige eine kleine Portion jedem Besucher eine Note (=Identifikations- deines Hasses mit einem leichten Anklicken des Schweinehundes. potenz). Keiner kann erklären, warum er die- Diese angenehme Form ermöglicht es dir, genau zu bestimmen, was se oder jene ›Potenz‹ bekommt. Die Prinzi- und wen du hasst und fürchtest, und deinen Beitrag zum Porträt des pien der Bewertung sind unbekannt und statistischen Feindes zu leisten. Besuchsstatistiken und unendliche können von Zeit zu Zeit geändert werden. Geschichte des Hasses. Dein Feind wird als ein einzigartiges Meister- Vielleicht wird die Jury von Begrifflichkeiten werk bis zu dem Moment ausgestellt, in dem der nächste Besucher wie politische Korrektheit oder Rassenhass das Formular ausfüllt. geleitet - wer weiß?

This project is an at- tempt to use aggres- sion and hate as a ma- terial for an artwork. An interactive form of this site allows visitors to take part in the cre- ation of a joint art- work. The Enemy pro- cessing system was built for this purpose. Choose your own ene- my! The unique photo gallery of enemies. The most famous stereo- types which corre- spond to ideas about The Quotation System enemies. Satisfy a little Interactive net proj- plain why he gets this bit of your hatred with ect. A visitor can or that power. The prin- a light mouse click on choose items, which ciples of appreciation the bastard. The con- are most sympathetic are unknown and can venient form allows you and important for him. be changed from time to precisely define He can define the set to time. Maybe the jury what and whom you of symbols that identi- is led by such phenom- hate and fear and to fy his personality. The ena as political cor- make your contribu- international identifi- rectness or ethnic ha- tion to the portrait of cation jury appreciates tred - who knows? a statistical enemy. Vis- this data and gives a it statistics and indefi- Konzept mark to every visitor Konzept nite history of hatred. Namniyas Ashuratova (power of identifica- Namniyas Ashuratova Your enemy will be ex- Produktionsjahr 1999 tion). Nobody can ex- Produktionsjahr 1999 hibited as an unique masterpiece till the moment the next visi- tors fills in the form. ELECTRONIC LOUNGE 225 ELECTRONIC LOUNGE

Namniyas Ashuratova The Quotation System

www.namniyas.blade.ru/quote_e/

Würdest du versuchen, deinen Beitrag zur Sammlung geflügelter Wort von bedeuten- den Menschen zu leisten? Leider ist alles schon gesagt worden, es ist kaum möglich, etwas Neues hinzuzufügen. Jede Aussage, die man macht, exquisit klug oder unendlich dumm, ist schon gemacht worden - von Goe- the, Dante oder Shakespeare. Daher können wir mit Sicherheit feststellen, dass beiläufi- ge Bemerkungen von zufälligen Besuchern nichtsdestrotrotz die Zitate der Genies sind. Diese Website kann zur Selbstdarstellung und für Werbezwecke genutzt werden, als Chatroom und natürlich kann man versu- chen, das Zitat zu finden, das man im Mo- ment gerade braucht.

Would you try to bring assert with certainty your contribution to that random notes of the collection of the random visitors are winged words of the nevertheless the quo- great people? Unfortu- tations of the genii. nately everything has One can use this web already been said, it´s site for self-expression hardly possible to add and for advertising something new. Any purposes, as a chat statement you make, room and of course you exquisitely clever or in- can try to find the quo- finitely stupid, has al- tation that one needs ready been pronounced in the moment. by Goethe, Dante or Shakespeare. So we can

Konzept Namniyas Ashuratova Produktionsjahr 1999

The Quotation System 226 INTERNET

Fumio Matsumoto Infotube www.plannet-arch.com/information/tube.htm

Die Wirtschaft sieht sich einer Systemdualität gegenüber, dem System einer realen urbanen Umgebung und dem einer netzbetrie- benen Cyberwelt. Eine Einkaufsstraße ist eines der typischsten und klassischsten räum- lichen Elemente des urbanen Raumes. Meistens hat sie eine geographisch kon- zentrierte Form und ein enges Verhältnis Infotube zu einer nachbar- schaftlichen Gemein- Commercial economy are facing duality in system, schaft. Wegen der those in a real urban environment and in a net- schnellen Entwik- worked cyber environment. A shopping street is klung der Informa- one of the most typical and classical spatial ele- Infotube tionstechnologie ist ments of urban space. It usually has a geographi- E-Commerce (das Ge- cally concentrated form and has an intimate rela- schäft mit dem Konsumenten) in der netzbasierten Umgebung sehr tionship with a neighbouring community. Howev- beliebt geworden. Dieses Projekt setzt sich für eine neue Art des er, because of rapid development of the informa- Cyberspace ein, die eng mit der Einkaufsstraße in der realen Welt tion technology, electronic commerce (business verbunden ist, je- to consumer) has become very popular in the net- doch ganz anders worked environment. entstanden ist. This project proposes a new type of cyberspace which has a close relation to the shopping street Infotube ist ein web- in the real world, but built up very differently. basiertes Projekt, das vorschlägt, die Infotube is a web-based project proposing to vi- existierende Moto- sualize the existing Motomachi Shopping Street machi-Einkaufsstra- in Yokohama, Japan, as a cyberspace filled with ße in Yokohama, Ja- consumer information. Instead of direct ›repre- pan, als einen mit sentation‹ of the real Shopping Street in the 3D Konsumenten-Infor- space, we choose the way of ›visualization‹ of the mationen angefüll- space entirely generated from information itself. ten Cyberspace zu Infotube will supply information to visitors by a visualisieren. Statt way they cannot perceive from the real Shopping Infotube der direkten ›Reprä- Street. It is expected to develop reciprocal ac- sentation‹ der realen tions between the Shopping Street and web Shopping Street im 3D-Raum wählen wir den Weg der ›Visualisie- pages. rung‹ des Raumes, die vollständig aus Information selbst generiert wird. Infotube liefert Information an Besucher in einer Art und Weise, wie sie sie in der realen Einkaufsstraße nicht wahrnehmen können. Erwartet wird, dass sich daraus reziproke Handlungen zwi- schen der Einkaufsstraße und den Webseiten entwickeln.

Konzept Fumio Matsumoto, Shohei Matsukawa, Akira Wakita Programmierung Akira Wakita Modeling Shohei Matsukawa Produktionsjahr 1999

Infotube ELECTRONIC LOUNGE 227 ELECTRONIC LOUNGE unix 228 INTERNET

David Crawford Anne Metzen, Lightofspeed.com Johannes Blank Christoph Schmuck featuring ›Here and Now‹ Shoac up your life ! Standard Euro www.lightofspeed.com/ www.hgb-leipzig.de/~jo/ www.standard-euro.de

Light of Speed zeigt vier web-basierte Pro- Shoac: Anagram des Wortes ›Chaos‹. Standard Euro prä- jekte: Here and Now (1999), The Experimen- Suchen und ändern Sie die Existenz von Sho- sentiert eine fiktive tal Files (1998), Charming One Bedroom ac online. Beobachten Sie, wie ›Zyx‹ Shoac im Firmenstruktur. (1997) und Digi-Clinic (1996). Das neueste, zu- realen Raum sucht. Standard Euro ist ei- letzt entstandene (Here and Now) unter- ne Firma, die es sucht, auf welche Weise die Kommunikation Autor, Konzept, (nicht) gibt. Die Er- nicht mehr von traditionellen Paradigmen Programmierung, öffnung weiterer Fi- des Gehens und Ankommens im Raum dik- Musik, Ton lialen ist dabei vor- tiert wird, sondern von der Geschwindigkeit Johannes Blank gesehen. des Informationsaustausches in Echtzeit. Produktionsjahr 1995-1999 Standard Euro pres- (continues...) ents a fictive firm structure. Standard Shoac up your life ! Euro is a firm which does (not) exist. The Shoac: Anagram of the opening of further word ›Chaos‹. branches is planned. Search and transform Shoac´s existence on- line. Watch ›Zyx‹ search- ing for Shoac in real Lightofspeed.com f eaturing ›Here and Now‹ space.

Light of Speed features Konzept, four web-based proj- Programmierung, ects: Here and Now Musik, Ton (1999), The Experimen- David Crawford tal Files (1998), Charm- Produktionsjahr ing One Bedroom (1997) 1999 and Digi-Clinic (1996). The most recent of these, (Here and Now) explores the ways in which communication is no longer dictated by traditional paradigms of leaving and arriving Standard Euro in space, but rather by the speed of informa- Autor tion exchange in real Anne Metzen, time. Christoph Schmuck Programmierung Reinhard Koch, Bureau K Produktionsjahr 1999

Lightofspeed.com featuring ›Here and Now‹ ELECTRONIC LOUNGE 229 ELECTRONIC LOUNGE

Sergej Teterin The 21st century. Things long wished for www.teterin.raid.ru/wishes The 21st century. Things long wished for is the first media art project of Russian contemporary he 21st century. Things long wished for ist das erste Medienkunst- artist Sergey Teterin on the touch of the modern projekt des zeitgenössischen russischen Künsters Sergey Teterin art and new technologies. The project is devoted über den Berührungspunkt von moderner Kunst und neuer Techno- to the secret and obvious desires of our contem- logien. Das Projekt widmet sich den geheimen und offensichtlichen poraries. As the art-instruments there work mod- Wünschen unserer Zeigenossen. Als Kunstinstrumente funktionieren ern mass-media – such as the Internet, radio, pag- dort die modernen Massenmedien wie Internet, Radio oder Paging. ing. Der Autor hat die Absicht, im Betrachter ein aufregendes Gefühl der Einbeziehung in die modernen Prozesse der interpersonalen Kom- munikation hervorzurufen, einen Effekt zu erreichen, der einen Ein- druck der Teilnahme an einer Art Ritual vermittelt (die seiner Wün- sche in das Internet, der Besuch der Ausstellung selbst und die Teil- nahme am Verfahren). Die futurologische Färbung der künstleri- schen Idee wird ebenfalls herausgestellt - das 21. Jahrhundert wird als eine sehr nahe Realität behandelt, die dazu ermutigt, unsere ei- genen Strategien zu überdenken und über die Zukunft nachzuden- ken. Die begleitenden künstlerischen Elemente der Ausstellung (gra- phische Kunst, Fotos, Videokunst) sind dazu bestimmt, die Barrieren zwischen den neuen elektronischen Technologien und dem privaten Innenleben zu überwinden, die Menschlichkeit und Notwendigkeit derartiger neuer Kommunikationsformen wie Internet, Pager, E-mail zu demonstrieren. Ein Mensch ist mit seinen Wünschen und Erwartungen nicht allein in dieser Welt, daher ist es das Ziel dieses Projektes zu zeigen, in wel- cher Art und Weise es möglich ist, nicht allein zu sein. The 21st century. Things long wished for

The author has an intention to evoke in an on- looker an exciting feeling of being drawn into the modern processes of interpersonal communica- tion, to achieve an effect giving you an impres- sion of participation in some kind of a ritual (the transmission into the Internet his/her own wish- es, the visit of the exhibition itself and the par- ticipating in the process). The futurological col- oration of the artistic idea is emphasized as well The 21st century. Things long wished for - treatment of the 21st century as of a very close reality, which encourages you to reconsider your Konzept Sergej Teterin own strategies and to think about your future. Produktionsjahr 1999 The accompanying artistic elements of the expo- sition (graphic arts, photos, video-art) are des- tined to step over the barriers between the new electronic technologies and the personal inner life, to demonstrate the humanness and urgency of such new forms of communication as Internet, pager, e-mail. A person with his/her wishes and expectations is not alone in this world, so the aim of the project is to show in what way it is possible not to be alone. 230 INTERNET

Ulrich Straub, Kristina Eschler, Mark Winterhalder Synema - Verborgene Welten von Farbe und Klang www.uni-weimar.de/~straub1/synema/first.htm Konzept Ulrich Straub, Kristina Eschler Programmierung, Animation Ulrich Straub, Mark Winterhalder Musik, Ton Ulrich Straub Produktionsjahr 1999

Synema - hidden worlds of colour and sound. How do we recognise the world around us? How is our ability of perception formed? Some people have an ability that is known under the name synaes- thesia, meaning several impressions melt togeth- er to one sensation. The poets and thinkers of the 18th century, the teaching of the Bauhaus, the video clip of the MTV generation all recognised the close relationship of sound and colours and tried to realise such a system of links. Synema, our contribution to the project ›Techno Synema - Verborgene Welten von Farbe und Klang Ecology 2‹ (Prof. Jill Scott) of the Bauhaus-Univer- sity Weimar is an interactive web page on synaes- Wie erkennen wir die Welt um uns herum? Wodurch wird unsere thetic insights. Every visitor has the opportunity Wahrnehmung geformt? Einige Menschen besitzen eine Fähigkeit, to generate his own audio-visual collage by using die unter dem Namen ›Synästhesie‹ bekannt ist. Bei ihnen ver- a comprehensive collection of pictures and schmelzen mehrere Sinneseindrücke zu einer gemeinsamen Empfin- sounds to understand this phenomenon in the dung. virtual space. Von den Dichtern und Denkern des 18. Jahrhunderts über die Lehre des Bauhaus bis hin zu den Videoclips der MTV-Generation; sie alle haben die nahe Verwandschaft von Klängen und Farben erkannt und versucht, ein ebensolches System dieser Beziehungen zu erschlie- ßen. Synema, unser Beitrag zum Projekt ›Techno Ecology 2‹ (Prof. Jill Scott) der Bauhaus-Uni- versität Weimar, ist eine interaktive Websei- te über diese synästhetischen Erkenntnisse. Jedem Besucher ist hier die Möglichkeit ge- geben, unter Verwendung eines umfassenden Vorrats von Bildern und Tönen seine eigene audiovisuelle Collage zu generieren um die- ses Phänomen im virtuellen Raum nachemp- finden zu können.

Synema - Verborgene Welten von Farbe und Klang ELECTRONIC LOUNGE 231 ELECTRONIC LOUNGE

Roy Ascott, Josep Giribet Mind-Shift: Identities in Cyberspace www.mind-shift.net

Das Projekt, das im Cyberspace stattfindet, ermöglicht es - als Er- gebnis der Interaktion des Betrachters an der offenen Schnittstelle - neuen kybernetischen Identitäten, als Cyb-ids bezeichnet, zu ent- stehen und zu gedeihen. Cyb-ids sind Multimedia-Cluster, die aus den Persönlichkeitsprofilen eingeladener Künstler gezeichnet wurden. Die Künstler, die aufgefordert wurden, zu dem Projekt beizutragen, sind über die Welt verstreut und repräsentieren den führenden Be- reich im interaktiven Feld der Kunst. Das Persönlichkeitsprofil eines jeden Künstlers, bezeichnet als art-id, umfasst ein prägnantes Multi- media-Ensemble mit dem sie ihr individuelles Kunstwerk und Gedan- kenmuster darstellen möchten. Indem Multimedia-Bilder mit ausge- wählten Schlüsselwörtern innerhalb einer Online-Matrix verbunden werden, wird dem Betrachter eine überzeugende Übersicht über Kontext und Inhalt ihrer Arbeit geliefert. Das Art-id ist eine Art ho- lographisches Fragment vom schöpferischen Geist des Künstlers. Mind-Shift:Identities in Cyberspace ist eine Weiterentwicklung des anfänglichen ›Identity in Cyberspace‹-Projektes, 1996 von den Künst- lern unter CEC-Subventionierung aus Brüssel online geschaffen. Es ist Teil einer laufenden Erforschung des kooperativen und kreativen Potenzials des Netzes als Universum, in dem das Denken auf der Su- che nach neuen konzeptuellen Räumen und einer unbegrenzten kre- ativen Konnektivität frei fließen kann. Mind-Shift: Identities in Cyberspace

The project, based in cyberspace, enables new cy- Autor bernetic identities, known as cyb-ids, to emerge Roy Ascott, Josep and flourish as the result of viewer interaction at Giribet the public interface. Cyb-ids are multimedia clus- Konzept ters drawn from the identity profiles of invited Roy Ascott artists. The artists invited to contribute to the Programmierung project are dispersed across the world and repre- Daniel Giribet sent leading edge practice in the interactive art Design field. Each artist’s identity profile, known as an Josep Giribet art-id, comprises a concise multimedia ensemble Produktionsjahr 1999 by which they have chosen to represent their in- dividual artwork and mind-set. By relating multi- media images to selected keywords within an on- line matrix, a cogent overview of the context and content of their work is provided for the viewer. The art-id is a kind of holographic fragment of the artist’s creative mind. Mind-Shift: Identities in Cyberspace is a develop- ment of the initial ›Identity in Cyberspace‹ proj- ect, created online by the artists in 1996 with funding from the CEC in Brussels.. It is part of an ongoing investigation into the collaborative and creative potential of the Net as a universe in Mind-Shift: Identities in Cyberspace which minds can float freely in search of new con- ceptual spaces and of open-ended creative con- nectivity. 232 INTERNET

Dellbrügge, de Moll Hamburg Ersatz www.hamburg-ersatz.trmd.de/ The Hamburg Ersatz is built up like a tower with several storeys. The first floor is dedicated to the Der Hamburg Ersatz ist wie ein Turm mit sieben Etagen aufgebaut. house as the cell of human living. The park with Die erste Ebene ist dem Haus als Zelle menschlichen Wohnens gewid- its different town models on the second floor in- met. Der Stadtgarten der zweiten Ebene läd mit verschiedenen vites the viewer to take a walk. In the Agora on Stadtmodellen zum Spaziergang ein. Begegnen Sie auf der Agora der the third floor, you can meet the data of the Ham- dritten Ebene den Datenkörpern der Ersatz-Hamburger. Das Sprech- burg Ersatz inhabitants. The consultation room zimmer auf Ebene vier bietet Ihnen Gespräche mit Spezialisten über on the fourth floor offers you the opportunity to das Funktionieren der Stadt, die Ekstase des Programmierens, mit speak to a specialist about the functioning of the Kunstpublikum gefüllte Fußballstadien, das Internet als Club und die town, the ecstasy of programming, football stadi- Ambivalenz des staatlich berufenen Kurators für Kunst in öffent- ums filled with artificial spectators, the Internet lichen Räumen. Ein Ersatz beinhaltet die Imagination seines Origi- as a club and the ambivalence of the state cura- nals. Im Auditorium der fünften Ebene schaffen Sie sich Ihr akusti- tor for public art spaces. A substitute contains sches Stadtambiente. Auf der sechsten Ebene erwartet Sie der the imagination of its original. In the auditorium Philosophenweg auf einen Plausch. Ganz oben angelangt, auf Ebene on the fifth floor, you can create your own sieben, genießen Sie den Ausblick ins All, die Aussicht auf Reisen zum acoustical town ambience. On the sixth floor, the Mond, die Perspektive auf außerirdische Siedlungsformen und den philosopher’s path awaits you for a chat. On the Klang der Sphärenharmonien. very top, on floor seven, you can enjoy the view in- Während ›Hamburg‹ Platzhalter für ›Stadt‹ ist, zeigt ›Ersatz‹ das to the galaxy, the prospect of journeys to the Entstehen eines Motivs an, das an die Stelle einer Handlung oder Be- moon, the perspective onto alien settlements and friedigung tritt, die aktuell unmöglich ist. Das Web entpuppt sich als the sound of harmonies of the spheres. ideal, um dem antizipierenden Bewußtsein einen Platz einzuräumen, Whilst ›Hamburg‹ is a place marker for the town, denn eine Utopie braucht (wie Boris Groys feststellte) einen unbe- ›Ersatz‹ shows how a motive is realised replacing wohnten oder unbewohnbaren Ort und gleichzeitig Menschen und an action or satisfaction that is currently impos- Material, um sich zu entfalten. sible. The web is ideal for making room for the ea- Utopien erwachsen aus der Unzufriedenheit mit den bestehenden ger awareness, because a utopia needs (as Boris Zuständen und nehmen vorausdenkend deren Veränderung vorweg. Groys stated) an uninhabited or uninhabitable Sie wollen sich nicht im Imaginären bescheiden, sondern das bessere place and it also needs people and material to de- Leben. Die Architekturentwürfe, in denen diese Wunschvorstellun- velop it. gen gerinnen, wollen das Paradies, bevor es in Form einer neuen Ge- Utopias grow out of the dissatisfaction with the sellschaftsordung angekommen ist. existing conditions. In looking ahead, they pre- Der Hamburg Ersatz ist das erste Internetprojekt im Rahmen des pare for the necessary changes. They are not sat- Hamburger Kunst im öffentlichen Raum Programms ›weitergehen‹, isfied with the imaginary, but demand a better und wird als work in progress bis Frühjahr 2000 im WWW angesie- life. The architectural blueprints into which these delt sein. fantasies flow, want a paradise before it has been turned into a new order of society. The Hamburg Ersatz is the first Internet project in the Hamburg public art programme ›weiterge- hen‹ and will be shown as a work in progress until Spring 2000 in WWW.

Autor Dellbrügge, de Moll Produktionsjahr 1998-1999

Hamburg Ersatz ELECTRONIC LOUNGE 233 ELECTRONIC LOUNGE

Andreja Kuluncic, Trudy Lane, Grabrijela Radek, Matija Puzar Closed Reality: Embryo www.embryo.inet.hr

Wenn wir die menschliche DNA kennen würden und den genetische Code manipulieren könnten, wären zukünftige Generationen viel- leicht unserer Gnade und jener der nicht perfekten Gesellschaft ausgeliefert, die wir konstituieren. Das Projekt ist kein fiktives Spiel mit noch unüberprüften Möglichkeiten der Genetik und es zielt auch nicht auf die Popularisierung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Es ist eher eine Art experimenteller Beobachtung der Entwicklung von Be- wusstsein und Wissenschaft. Es wirft eine einfache Frage auf: Bis zu welchem Grad sind wir darauf vorbereitet, an allem, was wir möglich Closed Reality: Embryo gemacht haben und nach dem wir uns sehnen, teilzunehmen? Das Projekt basiert auf der Interaktion zwischen den Internet-An- If we knew the human DNA and could manipulate wendern, die einer nach dem anderen aus verschiedenen Möglichkei- the genetic code, the future generations might ten auswählen und auf diese Weise ein neues menschliches Wesen be at our mercy, and that of the imperfect socie- schaffen, das, nach dieser ersten Phase eine ›Embryo-Galerie‹ be- ty that we are constituting... tritt, und zwar mit allen Begleitdaten, die er oder sie geschaffen The project is not a fictive game with still unex- hat. amined possibilities of genetics and it does not Der zweite Teil des Projektes besteht aus dem Vergleich zwischen aim to popularise scientific discoveries. It is der Gesellschaft der von den Internet-Anwendern geschaffenen rather a sort of experimental observation of the menschlichen Wesen und der realen (normalen) Gesellschaft. development of consciousness and science. It Das Projekt dauert 6 Monate, es gibt Monatsberichte, die eine Ana- raises a simple question: To what extent are we lyse der aufgezeichneten Daten enthalten. Alle Internet-User, die in prepared to participate in all that we have made diesem Projekt eine Rolle übernehmen möchten, sind aufgerufen, possible and that we yearn to make possible for sich in die Mailing-Liste einzutragen und über E-mails ihre Meinun- ourselves? gen und Schlussfolgerungen aus den erhaltenen Daten auszutau- The project is based on the interaction between schen, dies gilt auch für Meinungen über die Ideen anderer Anwen- the Internet users who choose one after another der. among different possibilities and thus create a new human being who, after this first phase, en- ters an ›embryo gallery‹ with all accompanying data that created him or her. The second part of the project consists of the comparison between the society of the human beings created by the Internet users and the re- al (normal) society. The project will last for 6 months with monthly reports containing analysis of the filed data. All Internet users, who want to take a part in the project, are invited to join the mailing list and ex- change through e-mails their opinions and de- ductions based on the obtained data, as well as the opinions about other users’ ideas.

Produktionsjahr 1999

Closed Reality: Embryo 234 INTERNET

Jody Zellen Ghostcity www.ghostcity.com

Ein Moment des Erkennens. Ein Mann starrt auf den Plan einer Stadt - seiner Stadt - aber er kann sich meistens nicht an den Linien auf dem Papier orientieren. Wo liegen diese gekreuzten Linien im realen Raum? Hat die Farbe eine Bedeutung? Und, vor allem, wo ist er in diesem Bild? Plötzlich sagt die Karte etwas. Die Linien kohärieren. Sie verweisen nicht einfach, sie sprechen. Du hast deinen Platz ge- funden. Die Karte erstreckt sich auf die Stadt um dich herum, und da ist ein Moment der Klarheit, der Entsprechung, der Reziprozität. Die Welt bildet sich selbst ab. Die Karte wird zum Spiegel. Dein im Spiegel reflektiertes Gesicht findet in der umfangenden Großstadt seinen Halt. (Douglas Cooper) Ghostcity Technologische Bilder sind zu den Spiegeln geworden, in denen Iden- tität gesucht wird. Das Reale ist ein Modell zur Repräsentation. Kör- A moment of recognition. A man stares at a map per werden wie Städte, ihre temporalen Koordinaten werden in of a city - his city - but for the longest time can räumliche umgewandelt. Geschichte ist durch Geographie ersetzt not orient himself to the lines on the page. Where worden, Geschichten durch Stadtpläne, Erinnerungen durch Szena- do these crossed lines lie in real space? Is the col- rien. Wir nehmen uns nicht mehr als Kontinuität, sondern als Stand- or significant? And, most importantly, Where is he ort oder Versetzung im urbanen Kosmos wahr. Vergangenheit und in this picture? The map suddenly says something. Zukunft sind gegen Symbole eingetauscht worden. Wie die ver- The lines cohere. They do not simply refer, they schwindende Stadt bleibt der Körper als einziger konkreter Beweis speak. You have found your place. The map reach- der Existenz. Doch verstreut und fragmentiert unter dem Gewicht es out to the city around you and there is a mo- der Technologie, können Körper und Stadt nicht durch andere Mittel ment of clarity, correspondence, reciprocity. The wiedergewonnen werden als jene, die sie ersetzen. world pictures itself. The map becomes a mirror. Stadtkultur ist wie eine Spiegelhalle. Ihre Reflektionen werden un- Your face reflected in the mirror finds its ground endlich reproduziert, Stadt und Körper werden zu Ruinen. in the cradling city. (Douglas Cooper) Technological images have become the mirrors in which to look for identity. The real is a model for representation. Bodies are becoming like cities, their temporal coordinates transformed into spatial ones. Histo- ry has been replaced by geography, stories by maps, memories by scenarios. We no longer per- ceive ourselves as continuity but as location or as dislocation in the urban cosmos. Past and future have been exchanged for icons. Like the vanishing city, the body remains as the only concrete proof of existence. Yet scattered and fragmented under the weight of technology, body and city can't be recovered by means other than those that dis- place them. Urban culture is like a hall of mirrors, its reflec- tions reproduced to infinity. The city and the body become ruins.

Autor Jody Zellen Produktionsjahr 1999

Ghostcity ELECTRONIC LOUNGE 235 ELECTRONIC LOUNGE

Dominique Paul The Flesh Garden www.fleshgarden.net

The Flesh Garden ist eine interaktive Site, die Bilder und Entschei- dungen der Besucher dankbar entgegennimmt. Ziel ist es, Bilder zu untersuchen und zu bewahren, die einen sinnlichen oder erotischen Blickwinkel haben, der alternativ ist, der sich von den Mainstream- Erotika unterscheidet, das ist die einzige Regel im Garten. Du ent- scheidest, was ein erotisches Bild ist. Die Absicht von The Flesh Gar- den ist es, Aufbewahrungsort für deine Bilder zu sein, und zwar Schicht auf Schicht, Jahreszeit nach Jahreszeit. Die Site ist in zwei Bereiche unterteilt, oberster ist der Flesh Gar- den, der geschützte Bereich. Der zweite ist das offene Feld, unter der Schlange. Das Feld soll Bilder aufnehmen, die du für den Flesh Garden für nicht geeignet hältst. Du kannst die Site aufsuchen, dem Garten ein eigenes Bild hinzufügen, und den Zensor spielen, indem du ein Bild aus dem Garten herausjätest und in den Feldbereich The Flesh Garden stellst, oder umgekehrt. Du bist eingeladen, weiterzumachen und dein Gartenerlebnis zu genießen. The Flesh Garden is an interactive site welcoming In The Flesh Garden untersuche ich die Beziehung zwischen dem visitors’ images and decision making. The objec- Sinn des Sehens und dem Ersatzsinn des Tastens, zur Verfügung ge- tive is to explore and shelter images offering a stellt durch die Computermaus, in einer offenen interaktiven Umge- sensual or erotic gaze which is alternative, that is bung, die das Gesetz des physikalischen Raumes nicht beachtet: das different from mainstream erotica, this is the on- Internet. Die fünf Sinne werden im Zeit-Raum entwickelt: das Sehen ly rule in the garden. You are to decide what an al- geschieht im Raum als dem Hören, Riechen und Schmecken ent- ternative erotic image is. The intent of the Flesh gegengesetzt, die sich alle mit ›Zeit‹ entwickeln. Der Tastsinn ist der Garden is to harbor your images layer upon layer, einzige, der vom Zusammentreffen von Zeit und Raum abhängt, doch season after season. wie wir leicht vergessen, müssen wir vom Licht berührt werden, um The site is divided into two areas, the top one be- sehen zu können. Ich möchte gern das Primat des Tastsinns in The ing the Flesh Garden, the sheltered area, the sec- Flesh Garden testen und mich an mehr als einen Sinn wenden, anders ond is the open field located below the snake. The als es beim kartesischen 3D der Fall ist, der den Schwerpunkt auf Field is there to receive the images that you den objektiven Blick legt. judge unfit for the Flesh Garden. You may visit the site, add to the garden an image of your own, re- organize the images, and play the censor by weed- ing an image out of the garden and into the field area, or vice versa. You are welcome to go ahead and enjoy your gardening experience.

Konzept Dominique Paul Kamera, Programmierung Dominique Paul, Mr. Snow Web encoding Bridget Walsh Produktionsjahr 1999

The Flesh Garden 236 INTERNET

Andrej Velikanov, Julia Velikanova Virtual Body of God

www.velikanov.artinfo.ru/god/

Ausgangspunkt dieses Projektes ist der Text von Andrej Velikanov aus der Gedichtreihe ›Index of Ideal Love‹. Dieser Text ist in Form eines Gebetes verfasst, mit vielen Anspie- lungen aus der Bibel und anderen religiösen Texten, die benutzte Sprache jedoch ist die der modernen Werbung. Kurze Werbefrag- mente (GIF-Animation und Real Video) kön- nen beim Verständis dessen, was geschieht, helfen.

The starting-point of Autor this project is the text Andrej Velikanov, of Andrej Velikanov Julia Velikanova from a series of poems Konzept ›Index of Ideal Love‹. Andrej Velikanov This text is written in Schnitt the form of a prayer Julia Velikanova with a lot of allusions Produktionsjahr 1999 from the Bible and oth- er religious texts but the used language is the language of the modern publicity. Short advertising fragments (GIF-animation and Re- al Video) can help to understand what is go- ing on.

Virtual Body of God ELECTRONIC LOUNGE 237 ELECTRONIC LOUNGE

Andrej Velikanov, Julia Velikanova Andrej Velikanov, Julia Velikanova There Fell a Star from Heaven Herbarium for Goethe www.velikanov.artinfo.ru/star/ www.velikanov.artinfo.ru/goethe/

Diese Site repräsentiert einen kurzen Text Eine 91-Objekte-Komposition, als Geschenk in poetischer Form. Eine Menge Links trans- an Johann Wolfgang von Goethe. Der Akt des formieren sie in Hypertext. Die Links bezie- Aussendens der Geschenke, oder, um genauer hen sich auf den bekannten Hale-Bopp-Ko- zu sein, ihrer virtuellen Entitäten, in den meten und Ereignisse, die zwingend mit sei- Web-Raum, ist seinem Wesen nach ein nem Auftauchen in Zusammenhang stehen. sakramentales Opfer. Alle Angebote werden Astronomen benutzen ihre Rohre, Sektenan- in sieben Gruppen unterteilt, mit jeweils hänger begehen Selbstmord, TV-Moderato- dreizehn Objekten: Blumen, Jungfern, ren verbreiten ihren Schwachsinn und die Emotionen, Fast Food, verschiedene Positio- Autoren stellen ihr süßes Produkt aus die- nen während des Koitus, Insekten als Haus- sem unprätentiösen Material her. tiere und Flugzeuge.

This site represents a 91-object composition, short text in poetic presented to Johann form. A lot of links Wolfgang von Goethe. transform it into hy- The act of sending out pertext. The links re- the presents, or, to be late to well-known more precise, their vir- Hale-Bopp comet and tual entities, into the events constrained WEB-space, is essen- with its visit. As- tially a sacramental tronomers use their sacrifice. All offerings tubes, sectarians com- are divided into seven mit suicide, tv-modera- groups, thirteen ob- tors talk their non- jects each: flowers, sense and the authors maidens, emotions, fast make their sweet prod- food, various positions uct from this unpre- used during the coitus, tentious material. pet insects, and aero- planes.

Autor Autor Andrej Velikanov, Andrej Velikanov, Julia Velikanova Julia Velikanova Konzept Konzept Andrej Velikanov Andrej Velikanov Schnitt Schnitt Julia Velikanova Julia Velikanova Produktionsjahr 1999 Produktionsjahr 1999

Herbarium for Goethe 238 CD-ROM GALLERY

Constance De Jong, Tony Oursler, Steven Vitiello Fantastic Prayers

Fantastic Prayers beschreibt eine Stadtlandschaft voller Erinnerun- gen an gelebte Leben, besessene oder beiseite gelegten Objekte und bewohnte Orte. In acht magischen Umgebungen wird man zu einem Besucher, der, wie ein Archäologe, eingeladen ist, sich durchzugraben und fragmentarische Erzählungen freizulegen, voll mit physikali- schen und psychologischen Geschichten. In Place Where Lost Things Go entdeckst du vielleicht einen Ring mit einer Inschrift (T.M.L. - to my love, tell me lies, talk my language...), Geld, einen silbernen Schuh oder ein Musikinstrument. Oder, die Lud- low Street kann dich auf eine unvorhergesehen Reise führen, eine Stadtstraße hinunter, wo ein I-Ching über das Münztelefon an der Ecke gelesen werden kann. Schachte den Graveyard (Friedhof) aus, um David Bowie als eine Kamee-Erscheinung als Direktor zu enthül- len. Analysiere chemisch eine Haarsträhne, um den Besitzer zu iden- tifizieren. Du schwimmst durch das verlassene Schwimmbad, der Raum ist transformiert. In der spielähnlichen Umgebung des Empa- thy Wheel wirst du aufgefordert, mit den Gefühlen der Schaupiele- rin Tracy Leipold zu ›spielen‹. Gehe durch das bewohnte 3D-Zimmer Walls That Speak um herauszufinden, wer sonst noch herum- schleicht. Oder, in einer textbasierten Sektion, untersuche die phy- sikalischen Charakteristika eines ›Jackets‹, wo die Spuren vieler Le- ben ineinandergewoben sind; dazu gehört auch eine kleiner Junge aus Indien, der den Film liebt, und Adolf von Baeyer, der als erster synthetisches Indigo produzierte. Fantastic Prayers

Fantastic Prayers describes an urban landscape inscribed with memories of lives lived, objects possessed or discarded, and places inhabited. In eight magical environments, you become a visitor, who, like an archeologist, is invited to dig through and uncover fragmentary narratives, laden with physical and psychological histories. In the Place Where Lost Things Go, you may un- cover a ring with an inscription (T.M.L. - to my love, tell me lies, talk my language...), money, a sil- ver shoe, or a musical instrument. Or, Ludlow Street may lead you on an unforeseeable journey down an urban street, where an I-Ching reading is provided by the corner pay phone. Excavate the Graveyard to reveal David Bowie in a cameo ap- pearance as the Director. Chemically analyze a strand of Hair to identify its owner. Your swim through the abandoned Natatorium will leave the space transformed. In the gamelike environment Fantastic Prayers of the Empathy Wheel, you are invited to ›play‹ with actress Tracy Leipold’s emotions. Walk Drehbuch, Konzept through the inhabited 3-D room Walls That Speak Constance De Jong, Tony Oursler, Steven Vitiello to find out who else may be lurking. Or, in a text- Kamera, Programmierung, Animation driven section, examine the physical characteris- Stephen Gomez Dean, Codehorse, Tim Gardner tics of a Jacket, where traces of many lives are in- Music, Ton Steven Vitiello terwoven, including that of a young boy in India Produktionsjahr 2000 who loves films, and Adolf von Baeyer who was the Mac/PC first to produce synthetic indigo. ELECTRONIC LOUNGE 239 ELECTRONIC LOUNGE

Laurent Hart, Julien Alma Borderland

Die Multimedia-Kreation Borderland bietet eine Auswahl realer, auf Video gefilmter Figuren, die in fotografischen Umgebungen einge- bunden sind. Es besteht die Möglichkeit, sie zu manipulieren, perio- dische Charakteristika des Spiels wieder aufzunehmen: Spielstand, Runden, Lebensdauer, Turnier.... Diese Charaktere, repräsentativ für eine soziale und kulturelle Rea- lität, prallen an verlassenen Orten, im urbanen Ödland, im postin- dustriellen Niemandsland aufeinander.... So nehmen der Maurer, der Nachbar, das Kind aus dem Wohnbezirk den Platz traditioneller Vide- ospiel-Figuren ein. Sie sind die Projektion unseres familiären Universums im symboli- schen Raum - dem System der Welt des Videospiels. Es ist eine Art, die technologische Realität neu anzupassen und ihr einen neuen Platz im menschlichen, vertrauten Maß zu geben. Durch die Situationsumkehr wird der Anwender zum Akteur und be- teiligt sich an der Handlung. In Borderland drängt der Computer uns keine traumähnliche Ästhetik auf, er betrachtet die Wirklichkeit und deutet sie in seiner eigenen Sprache: animierte Bildfolgen, sich wiederholende Musik, Bilderbibliotheken, Texte, Videos. Durch das Prisma eines Kampfspiels erzeugt das Programm an der instabilen Grenze zwischen Spiel und Realität unendliche Begegnun- gen, eine urbane - immer wieder andere - Parodie der Gewalt.

Between reality and fantasmagoria... video game Konzept or documentary Borderland, multimedia creation, Laurent Hart, offers a choice of real characters filmed in video Julien Alma and incrusted in photographic environments, Programmierung, possibility to manipulate them, resumption of the Animation recurring characteristics of the game: score, Laurent Hart, rounds, vitality, tournament... These characters, Julien Alma representative of a social and cultural reality, Schnitt clash in deserted places, urban wastelands, post- Plokker industrialist no man´s lands ... Thus the bricklay- Musik, Ton er, the neighbor of stage, the kid from the district Léonard de Léonard take the place of traditional video game charac- Produktionsjahr ters. 1999 They are the projection of our familiar universe in Mac/PC the symbolic space system of the video game world. It is a way to reapropriate a technological reality and to reposition it on a human, intimate scale. By situation reversal, the user becomes actor and takes part in the action. In Borderland the com- puter doesn´t impose dream like aesthetics, it looks at reality and interpretes it into its own language: animated sequentials images, repeti- tive music, library of images, texts, videos. The program, through the prism of the fighting game, sets up an infinity encounters, an urban parody of violence, always different, at the unsta- ble border, between game and reality. Borderland 240 CD-ROM GALLERY

Amy Franseschini, Sascha Merg Nutrishnia

›One World‹. Ein von Amy und Sascha entwickeltes Einführungswerk über das Treffen. Ein einfaches Experiment, um zu sehen, wie wir zu- sammen arbeiten und denken würden. ›Kosovo Elf‹. Die kleine Elfe, die Albaner vor der Vernichtung rettet, indem sie sie in ihrer Krone einfängt und sie der Sicherheit und Wärme der Mutter überlässt. ›Tak Tak 7‹. Ein labyrinthähnliches Spiel. Du bist die kleine Elfe, die die Zigeuner aus den Irrwegen der Block Kids rettet. 7 Erlebnisebe- nen. Entwerfe deinen eigenen Irrgarten oder lade weitere übere www.nutrishnia.org. ›Concurrently‹ ist eine im Internet betriebene Installation, die aus 7 Monitoren besteht, die gleichzeitig Live-Nachrichten verbreiten. Je- der Bildschirm stellt einen Kontinent dar und enthält eine 3D-Koor- Nutrishnia dination zur Präsentation von Live-News in einem gewöhnlichen Browser. Jeder kann zu dieser Installation aus der Ferne über nu- ›One world‹. An introductory piece developed by trishnia.org beitragen. Anwender können Botschaften eintippen, die Amy and Sascha upon meeting. A simple experi- dann in kleinen Leuchtpunkten erscheinen, die über alle 7 Bildschir- ment to see how we would work and think togeth- me fliegen können, wobei der Begriff des Internet als kollektives Be- er. Voice: Amy, Sas. wusstsein verstärkt wird. ›Kosovo elf‹. The little elf that saves Albanians ›No Jedi‹ ist ein Quicktime-Abenteuer, das euch von Josh On geboten from devastation by capturing them in her crown wird. and offering them up to the safety and warmth of Mother Nature. ›Tak tak 7‹. Maze-oriented game. You are the little elf that saves the gysies from the blind ways of the Block Kids. 7 levels of experience. Design your own maze or load others via www.nutrishnia.org. ›Concurrently‹ is an internet driven installation consisting of 7 monitors concurrently streaming live news. Each screen represents a continent and contains a 3-D anchor-bot to present live news in a custom browser. Eveyone can contribute to this installation remotely via nutrishnia.org. Users can type in messages that appear in little blimps that fly through all 7 screens, re-enforcing the notion of internet as collective consciousness. ›No jedi‹ is a quicktime adventure brought to you by Josh On. Nutrishnia

Konzept Amy Franseschini, Sascha Merg Programmierung Sascha Merg Music, Ton Airking Sound Produktionsjahr 1999 Mac/PC

Nutrishnia ELECTRONIC LOUNGE 241 ELECTRONIC LOUNGE

Bastiaan Lips, Yariv Alter Fin Permanent Flux

In Permanent Flux zeigen vier Multimedia-Insider [Laurie Anderson (Multimedia-Künstlerin), Siegfried Zielinski (Medienarchäologe und Rektor der Medienhochschule in Köln, Paul Garrin (Medienkünstlerin und Assistent des Künstlers Nam June Paik) und Paul Evers (Profes- sor an der Royal Academy of Music in Den Haag)] ihre Perspektive von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Multimedia-Kunst. Jeder von ihnen beginnt mit einer bevorzugten oder wesentlichen Episode aus seiner Geschichte. Ihre Vorträge vor einem Live-Publi- kum werden durch Audio-Fragmente, Radiosendungen, Film, Techno- trance-Clips und viele weitere Beispiele und Highlights unterstützt. Die Texte sind als linearer Text, aber auch als semantische Architek- tur zugänglich, in der ein Vortragender ein Thema aufgreift, wo der andere eines fallen gelassen hat. Von den Musik- und Theater-Inno- Permanent Flux vationen von 1850 bis 1917 bis zum Experimentalfilm und Radio wäh- rend der Zwanziger, von Fluxus, Video und Synthesizer der Sechziger On Permanent Flux four multimedia insiders und Siebziger zu Laurie Anderson, die über ihre Performances und [Laurie Anderson (multi media artist), Siegfried Computerkunst in den Neunzigern spricht, bietet Permanent Flux Zielinski (media archaeologist and rector of the eine breite Perspektiven-Palette der verschiedenen Versuche von Academy for Media Art in Cologne), Paul Garrin Multimedia-Künstlern während des letzten Jahrhunderts. Es zeigt, (media artist and assistant of artist Nam June was unverändert geblieben ist und was zum Beispiel Wagners Ge- Paik) and Paul Evers (professor on the Royal Acad- samtkunstwerk mit den VJs unserer Zeit verbindet: der Wunsch emy of Music in The Hague)] render their per- nach neuen Welten, nach neuen Ausdrucks- und Erlebnisarten. spective on past, present and future of multime- Unter den Beispielen aus der Multimedia-Geschichte, die mit dia art. Each of them starts from a favourite and Permanent Flux vorgestellt werden, sind Arbeiten von Nam June crucial episode from its history. Paik, Knowbotic Research, Andrej Skriabin, Luis Buñuel, Fernand Their lectures, spoken in front of a live audience, Leger, Oskar Fischinger, Man Ray, Marcel Duchamp, Dziga Vertov and are supported by audio fragments, radiobroad- Richard Wagner. casts, absolute film, technotrance clips and many other examples and highlights. The texts are ac- Autor cessible as linear text, but also as a semantic ar- Bastiaan Lips chitecture in which one lecturer picks up a sub- Drehbuch ject where the other one has left it. From the mu- Jaap Verdenius sical and theatrical innovations between 1850 Programmierung and 1917 to experimental film and radio during Yariv Alter Fin, the twenties, from Fluxus, video and synthesisers Marjolijn Ruyg from the sixties and seventies to Laurie Anderson Schnitt talking about her performances and computer Bastiaan Quips art in the nineties, Permanent Flux offers a wide Music, Ton range of perspectives on the various explorations Nirit Peled of multimedia artists during the last century. It Produktionsjahr shows what has remained the same and what links 1999 for example Wagner´s Gesamtkunstwerk to the Mac/PC VJ´s of our days: the desire for new worlds, new ways of expression and experience. Among the examples from the history of multi- media that are presented on Permanent Flux are works by Nam June Paik, Knowbotic Research, An- drej Skriabin, Luis Buñuel, Fernand Leger, Oskar Fischinger, Man Ray, Marcel Duchamp, Dziga Vertov Permanent Flux and Richard Wagner. 242 CD-ROM GALLERY

Visieu Lac, Stefan Wöllner, Mark Wu Esfore - Entropy

Esfore-Entropy wurde als Studienprojekt am Centre for Electronic Arts, Middlesex University, entwickelt. Es ist die Präsentation einer Reihe von Experimenten, die durch eine Betonung des Konzeptes zu- sammengehalten werden. Ein Thema, das sich durch das Projekt zieht, war die Idee vom Ganzen und den Teilen, von Ordnung und Un- ordnung, daher das Wort ›entropy‹ (Entropie). Hauptziel des Projek- tes war es, neue Ideen der Interaktivität durch die Verwendung von 3D-Raum und flüssigen Bewegungen zu erforschen, um Objekte/Schnittstellen mit realistischem ›look and feel‹ zu schaffen. Diese Vorstellungen/Ideen wurden schrittweise entwickelt und durch eine Experimentreihe in Programmieren, Grafik-Design und Animation verfeinert. Diese Experimentalstücke konstituieren dann Esfore - Entropy Komponenten-/Ideen-Ankerpunkte des Projektes, das, wenn in den richtigen Kontext gebracht, praktische Anwendungen entstehen Esfore-Entropy was developed as a student proj- lässt. Wir zeigen drei derartige Beispiele in unserer Präsentation. ect at the Centre for Electronic Arts, Middlesex Dieser aufsteigende Ansatz mit offenem Ende ist vielleicht eines der University. It is a presentation of a series of ex- einzigartigen Merkmale des Projektes. Das zentrale Projekt selbst periments that are held together by an emphasis ist ein interaktives Stück, ebenfalls aus den Komponenten gebaut - on concept. One theme that runs through the wiederum eine Illustration der Idee ›des Ganzen als Summe seiner project was the idea of whole and parts, order and Teile‹. In diesem Stück findet eine unendliche ›Durchflug‹-Reise von disorder, hence the world ›entropy‹. The main aim einer Umgebung in eine andere statt - alles in einem wahrgenomme- of the project was to explore new ideas of inter- nen 3D-Raum. activity by use of 3D space and fluid movements to create objects/interfaces with realistic look Produktionsjahr 1998 and feel. These ideas were developed incremen- Mac/PC tally and refined through a series of experiments in programming, graphic design and animation. These experimental pieces then constitute the components/idea placeholders of the project which, when put in the right context, create prac- tical applications. We present three such exam- ples in our presentation. This bottom-up/open- ended approach is perhaps one of the most unique features of the project. The central proj- ect itself is an interactive piece also built from the components - which is yet another illustra- tion of the idea of ›the whole being a sum of the parts‹. In this piece, we have a ›fly-through‹ infi- nite journey from one environment to another - all in a perceived 3D space.

Esfore - Entropy

Esfore - Entropy ELECTRONIC LOUNGE 243 ELECTRONIC LOUNGE

Russet Ledermann NYC Thought Pictures: Memories of Place

NYC Thought Pictures: Memories of Place ist ein interaktives CD- NYC Thought Pictures: Rom-Werk, das einen persönlichen und eklektischen Blick auf New Memories of Place is York zeigt, wie er in der Erfahrung und Erinnerung mehrerer unter- an interactive CD-Rom schiedlicher Individuen gespeichert ist. Im Kern von NYC Thought work, which presents a Pictures: Memories of Place steckt die Faszination, die von schein- personal and eclectic bar ganz gewöhnlichen Ereignissen und Orten ausgeht, die aber view of New York, as ex- letztlich im Leben eines einzelnen Menschen überragende Bedeu- perienced and remem- tung erlangen. Meiner Ansicht nach liegt die Macht im Persönlichen, bered by several di- in der Idiosynkrasie. Deshalb habe ich als Basis für diese Arbeit zahl- NYC Thought Pictures... verse individuals. reiche unterschiedliche Personen über ›ihre‹ Geschichten über New At the core of NYC York befragt. Gemeinsam mit ›visuellen‹ Zitaten von Walter Benjamin Thought Pictures: Memories of Place is a facina- und des Benjamin-Schülers Graeme Gilloch bilden diese Geschichten tion with the power of ›seemingly‹ ordinary das theoretische und visuelle Rüstzeug dieser Arbeit. Benjamins events and places, which ultimately turn out to be ›Denkbilder‹ über Berlin, Moskau, Paris und Neapel bildeten das the- monumental within the scheme of an individual´s oretische Fundament für die Entwicklung der vier zentralen Themen life. For me, the personal and idiosyncratic hold in NYC Thought Pictures: Memories of Place: Erinnerung, Zeit, Frag- the power. Therefore, as the basis for this interac- mentierung und Stadterfahrung. Der fragmentarische Schreibstil tive work, I have chosen to interview several di- und das häufig offene Ende in Benjamins Werk passt gut zu meinem verse individuals about their New York ›place‹ sto- visuellen Stil und meinem theoretischen Standpunkt. In lockerer An- ries. These stories along with ›visual‹ quotes from lehnung an das Vorbild Benjamin ist diese Arbeit aus Fragmenten Walter Benjamin and Graeme Gilloch (a Benjamin von privaten und öffentlichen Bildern, Audiosequenzen, Randnotizen scholar) form the theoretical and visual armature und Texten aus der und über die Stadt zusammengesetzt. In ihrer of this work. Benjamin´s ›Denkbilder‹ writings on Gesamtheit helfen diese Bilder bei der Enthüllung der ›Mikroerzäh- Berlin, Moscow, Paris and Naples provided the lungen‹ über bestimmte Orte und Viertel innerhalb des weiteren theoretical underpinnings for developing an in- Rahmens von New York City. vestigation of the four central themes in NYC Diesem Projekt ist - wie insgesamt dem digitalen Medium, in dem ich Thought Pictures: Memories of Place, i.e. ›Memo- arbeite - eine eher zufallsbestimmte Navigationsstruktur eigen. Ich ry‹, ›Time‹, ›Fragmentation‹ and ›City Experience.‹ wollte in diesem Werk eine Struktur schaffen, die es dem Betrachter The fragmentary writing style and sometimes ermöglicht, sich des eigenen Ortes innerhalb des Werkes bewusst zu open-ended conclusions in Benjamin´s work is sein und dennoch die Möglichkeiten der freien Auswahl einzuschrän- well suited to my visual style and theoretical ken. Wenn der Betrachter am Ende mehr Fragen zu stellen hat und viewpoint. Loosely following Benjamin´s model, sich herausgefordert fühlt, das eigene Gefühl für den ›Ort‹ zu this work is constructed from fragments of pri- hinterfragen, dann war ich erfolgreich. Für mich selbst geht die Er- vate and public images, audio, ephemera and text forschung des Begriffs ›Ort‹ weiter, ohne dass ich daraus irgendwel- of and about the city. As a totality, these images che Schlussfolgerungen ziehen wollte. aid in revealing the ›micro‹ tales of specific places and neighborhoods within the larger view of New Autor, Konzept, York City. Programmierung, Inherent in this project, and specific to the digi- Music, Ton tal medium in which I am working, is a strong ran- Russet Ledermann dom navigational structure. My goal with this Produktionsjahr 1999 piece has been to create a structure, which allows Mac/PC the viewer to be aware of his/her place or loca- tion within the work, yet limit his/her ability to control the path taken. If, in the end, the viewer is asking more questions and is challenged to re- evaluate their own sense of ›place‹, then I have NYC Thought Pictures: Memories of Place been successful. For me, the investigation of place is ongoing, without any definite conclu- sions. 244 CD-ROM GALLERY

Jacalyn Lopez Garcia From the Garden

›Viele meiner Lebenserfahrungen waren in ›Many of my life experiences were uniquely differ- einzigartiger Weise anders als die meiner ent from most of my friends because unlike them, Freunde, weil - im Gegensatz zu ihnen - mei- my parents raised me in a non-gender specific ne Eltern mich in einer nicht geschlechter- environment. Consequently, I never directly felt spezischen Umgebung aufwachsen ließen. the injustices of the ›double standard‹ that is of- Konsequenterweise spürte ich nie direkt die ten associated with Mexican machismo. Never- Ungerechtigkeiten des ›zweierlei Maß‹, das theless, I could not help experiencing the harsh oft mit dem mexikanischen Machismo in Zu- realities of how sexual oppression, religion and sammenhang gebracht wird. Dessen unge- other social idiologies continue to instill bias and achtet, konnte ich es nicht vermeiden, die fear in the complex developmental stages of harten Realitäten mitzuerleben, d.h. wie se- From the Garden one´s sexuality. xuelle Unterdrückung, Religion und andere From the Garden explores the complexities and soziale Ideologien weiterhin allmählich Vorurteile und Angst in den dilemmas of the ›coming of age experience‹ and is komplexen Entwicklungsphasen der eigenen Sexualität prägen. intended to create an alternative space for rais- From the Garden untersucht die komplexen Zusammenhänge und Di- ing one´s consciousness with regard to women´s lemmas der ›Erfahrung des Erwachsenwer- issues. Though emphasis is placed on the ›female‹ dens‹ und soll einen alternativen Raum für experience, I believe this CD-Rom investigates a das Ausbilden eines Bewusstseins in bezug variety of contemporary issues that confront auf Frauenthemen schaffen. Owohl das ›weib- both women and men.‹ liche‹ Erleben betont wird, glaube ich, dass diese CD-Rom eine Vielzahl von Themen un- serer Zeit untersucht, mit denen sowohl Frauen als auch Mäner konfrontiert werden.‹ Als Multimedia-Künstlerin der 90er Jahre sucht Garcia nach innovativen Wegen zur From the Garden Untersuchung der Beziehung zwischen Er- zählung und Erinnerung im Multimedia-Be- reich. From the Garden ist eine fiktionale, auf CD-ROM dargebotene Kurzgeschichte. Sie weist auf eine Vision hin, in der das Selbst auf Stereotypen prallt, und auf andere sozial konstruierte Darstellun- gen von Frauen, die ihre sexuelle Identität suchen. In seiner elektro- From the Garden nische Form wird das Werk von erzählter Geschichte, Fotografie, Mu- sik, Computerkunst und textbasierter Kunst angetrieben. Dazu As a multimedia artist of the ´90s, Garcia search- kommt, dass From the Garden exemplarisch die Methodologien dar- es for innovative ways to investigate the relation- stellt, die Garcia benutzt, um sowohl traditionelle als auch nicht- ship between narrative and memory in multime- traditionelle künstlerische Praktiken in einem Versuch zu vermi- dia. From the Garden is a fictional short story schen, der die zwischen Kunst und Politik bestehenden Grenzziehun- presented on CD-Rom. It points to a vision where gen untersucht. the self collides with stereotypes and other so- cially constructed representations of women Konzept Jacalyn Lopez Garcia searching for their sexual identities. In its elec- Music, Ton Jacalyn Lopez Garcia, tronic form, it is driven by a narrated story, pho- Lawrence Bassage of Los Romeros tography, music, computer art and text-based Produktionsjahr 1999 art. In addition, From the Garden exemplifies the Mac methodologies Garcia used to blend both tradi- tional and non-traditional artistic practices in an attempt to explore the boundaries that exist be- tween art and politics. ELECTRONIC LOUNGE 245 ELECTRONIC LOUNGE

Nina Menkes, Marsha Kinder The Crazy Bloody Female Center by Nina Menkes

Indem die rohe Kraft der Originalbilder ihrer Filme reduziert wird, enthüllt diese Welt die klaustrophobe Beschaffenheit des Mediums CD-ROM und seine emotionale Kapazität zur Simulation von Wieder- holungszwängen. Obwohl die meisten annehmen, das Kompression unvermeidlicherweise zu einem Verlust an visueller und emotionaler Kraft führt, zeigt Menkes hier, dass Kompression manchmal eine Ar- beit auch intensiver und deshalb noch ansprechender machen kann - ein Standpunkt, den auch Edgar Allen Poe vertritt, der einmal sagte, dass es so etwas wie ein langes Gedicht nicht geben würde. Erstaun- licherweise bewahren Menkes Spielfilme ihre Kraft, wenn sie auf zwei oder drei Minuten Wiederholungsschleifen zusammengeschnitten werden, als ob sie holographische Darstellungen des emotionalen Terrains wären. Da dieses Medium sowohl Menkes als auch dem An- The Crazy Bloody Female Center by Nina Menkes wender die seltene Möglichkeit bietet, ihrer Arbeiten noch einmal zu editieren, schafft es ein Paradoxon in bezug auf die Steuerung: Mining the raw power of her films’s original im- einerseits gibt es Menkes mehr Macht über ihre Bilder, doch es gibt agery, this world reveals the claustrophobic na- auch Betrachtern die Möglichkeit, die Erzählung in ihren eigenen ture of the CD-ROM medium and its emotional ca- Art zu gestalten; dies kann zu einer weiteren Reflektion über die Zu- pacity for simulating repetition compulsion. Al- sammenarbeit der Filmemacherin mit ihrer Schwester Tinka führen. though most people assume that compression in- evitably results in a loss of visual and emotional power, Menkes demonstrates that compression can sometimes make a work more intense and therefore even more compelling - a view shared by Edgar Allen Poe who once claimed there is no such thing as a long poem. Amazingly, when Menkes’s feature films are edited down to two or three minute repetitive loops, they retain their power, as if they were holographic representa- tions of the emotional terrain. Since this medium provides both Menkes and the user a rare oppor- tunity to reedit her works, it creates a paradox around the issue of control: on the one hand, it gives Menkes more power over her images, yet it also gives viewers an opportunity to perform the narrative in their own way, which may lead to fur- ther reflection on the filmmaker’s collaboration with her sister Tinka.

Konzept Nina Menkes, Marsha Kinder The Crazy Bloody Female Center by Nina Menkes Art Direction Kristy Kang Produktionsjahr 1999/2000 Mac/PC 246 CD-ROM GALLERY

Marsha Kinder, John Rechy Mysteries and Desire: Searching the Worlds of John Rechy

Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf der fiktionalen Beschaffen- This work focuses on heit von Autobiographie, Erinnerung und Geschichte. Indem die zen- the fictional nature of trale Thematik aus der Autobiographie, aus einem Roman (ein Werk, autobiography, memo- an dem Rechy seit vielen Jahren arbeitet) und Passagen aus buch- ry, and history. Drawing stäblich allen von Rechy veröffentlichen Schriften bezogen wird, its central thematic wird ein breites Netz aus persönlichen Erinnnerungen und Familien- from autobiography, a dokumenten gewoben; diese werden den größeren Kollektivge- novel (a work Rechy has schichten der Chicano-Kultur und der Schwulenwelt entgegenge- been writing for sever- stellt. Es geht um Rechys Großvater väterlicherseits, der ein Leib- al years) and passages arzt des mexikanischen Diktators Porfirio Diaz war, jedoch nach El from virtually all of Paso fliehen musste, als Diaz gestürzt wurde. Es geht um die Armut Rechy’s published writ- der Rechy-Familie während der Depression und die vielen erfunde- ings, it assembles a nen Geschichten über Johns mysteriösen Vater. Es werden auch die rich network of per- unerhörten Erfindungen abgebaut, die sich um John selbst drehen, Mysteries and Desire... sonal memories and eine faszinierende Literaturfigur, der als Schwulen-Ikone, Chicano- family documents, set- Schriftsteller aus Texas, langjähriger Bodybuilder und begabter Leh- ting them against larger collective histories of rer für Kreatives Schreiben an der USC schon lange ein Objekt des Chicano culture and the gay world. It tells of allgemeinen Interesses und der Fantasie ist. Rechy’s paternal grandfather who was personal Indem Kindheits- physician to Mexican dictator Porfirio Diaz, but zeichnungen, Famili- who was forced to flee to El Paso when Diaz was enfotos, historische overthrown. It tells of the poverty the Rechy fam- Dokumente aus Me- ily experienced during the depression, and the xico und El Paso, Ar- many tales told about John’s mysterious father. It chivbilder, aufge- also mines the outrageous fictions that circulate zeichnete Interviews around John himself, a fascinating literary figure und bekannte Dar- who, as a gay icon, a Chicano writer from Texas, a stellungen des longtime bodybuilder, and a gifted teacher of cre- männlichen Körpers ative writing at USC, has long been a subject of und der Schwulen- notoriety and fantasy. welt kombiniert und Combining childhood drawings, family photo- in drei aufeinander graphs, historic documents from Mexico and El Mysteries and Desire: Searching the Worlds of John Rechy bezogenen Bereichen Paso, archival footage, taped interviews, and pop- neu angeordnet wer- ular representations of the male body and gay den - Erinnerungen, Körper und Cruising - werden die Spieler in die world, and rearranging them into three interre- Lage versetzt, eine inhaltsreiche Tapisserie von Assoziationen herz- lated realms - ›Memories,‹ ›Bodies,‹ and ›Cruising‹ ustellen, die zur Lösung von Mysterien und zur Erzeugung neuer Fik- - it enables players to weave a rich tapestry of as- tion eingesetzt werden können. In ›Memories‹ navigiert man durch sociations that can be used to solve mysteries eine Quick-Time-VR-Darstellung der Subjektivität des Autors, dabei and generate new fictions. In ›Memories,‹ you nav- wird eine Vielzahl von zufällig angesprochenen tonfrequenten und igate through a Quick-Time VR representation of visuellen Assoziationen ausgelöst. In ›Bodies‹ lenken wir den Rhyth- the author’s subjectivity, triggering an array of mus des Morphings männlicher Figuren, wobei strukturierte Wieder- audio and visual associations randomly accessed; holungen in drei verwandten Disziplinen zu- in ›Bodies,‹ you control the pace of morphing male stande kommen - im Religionsritual, im Konzept figures, performing patterned repetitions in Schreiben und im Bodybuilding. In ›Cruising‹ Marsha Kinder, three related disciplines - religious ritual, writ- taucht man in Griffith Park auf, wo man sich John Rechy ing, and bodybuilding; in ›Cruising,‹ you emerge in als Voyeur oder Beteiligter durch Amerikas Art Direction Griffith Park where, as voyeur or participant, you Sexual-Arenen bewegt - von Hollywood nach Kristy Kang move across America’s sexual arenas - from Holly- San Francisco, nach New York, nach New Or- Produktionsjahr wood, to San Francisco, to New York, to New Or- leans, auf der Suche nach Befreiung. 1999/2000 leans, seeking release. Mac/PC ELECTRONIC LOUNGE 247 ELECTRONIC LOUNGE

Jo Fabian No Fish, No Cheese

Diese CD-Rom stellt die Arbeit des Berliner Regisseurs Jo Fabian vor, seine Gruppe Department sowie seine spezifische Theaterkonzep- tion, Arbeitsweise und Ästhetik. Insbesondere 23 Bühnenstücke, ent- standen zwischen 1990 und 1999, bilden den Grundstock des umfas- senden Materials: Videosequenzen, Musikausschnitte, Bühnenbilder, Fotos, theoretische Texte etc. Erstmals erscheint damit eine so um- fassende Dokumentation eines zeitgenössischen Regisseurs auf dem innovativen Medium der CD-Rom. Jo Fabians Inszenierungen überschreiten permanent künstlerische Gattungsgrenzen. Er arbeitet zumeist im Grenzbereich zwischen Tanz und Schauspiel. Seine Videoprojektionen für die Bühne zeich- nen sich durch eine unabhängige ästhetische Qualität aus und kom- mentieren und ergänzen das Bühnengeschehen in eigenständiger No Fish, No Cheese Weise. Licht und Bühnenbild zeigen Einflüsse der bildenden Kunst, insbesondere des Surrealismus. Die Musik verbindet eingespielte The CD-Rom presents the work of the director Jo Kompositionen und Geräusche mit Live-Elementen. Fabian from Berlin, his group Department and Sämtliche Medien (Videoausschnitte, Musik, Bühnenbilder, gespro- specific theatre concepts, his working practice chener sowie Schrifttext etc.) sind auf der CD-Rom repräsentiert and aesthetics. The extensive material consists in und werden neu miteinander vernetzt und in Bezug gesetzt. So bie- particular of 23 plays produced between 1990 and tet sich eine Fülle an visuellen und auditiven Leckerbissen, aufberei- 1999: video and music sequences, stage designs, tet für den interessierten Laien am Home-PC ebenso wie für den photographs, theoretical texts etc. It is the first Theaterwissenschaftler. time that such a comprehensive documentation Das gesamte Material ist auf spielerische, unmittelbare Art zugäng- of a contemporary director is presented on the lich und erlaubt dem Rezipienten eine interaktive kreative Nutzung. innovative medium CD-Rom. Die CD-Rom simuliert eine Präsenz auf der anderen Seite des Bild- Jo Fabian´s plays constantly break artistic schirms. Abhängig vom Pfad, vom Weg durch die CD-Rom, verändern boundaries. He works primarily within the bound- sich die Anwendungen und Spielmöglichkeiten. Zusätzlich ermöglicht aries of dance and play. His video projections for eine spezielle Anwendung, mit unterwegs ›eingesammelten‹ Insze- the stage stand out due to their independent nierungsmaterialien eine eigene Performance zu kreieren. aesthetic quality. They comment on and enrich the theatre in their own special way. The influence of fine art, in particular surrealism is apparent in his light and stage designs. The music combines compositions and sounds with live elements. The CD-Rom represents all media (video sequences, music, stage designs, spoken and written text etc), which are combined and related in a new way. Thus, it offers a wealth of visual and auditory gems to the interested amateur on his home PC and to theatre experts. All material is accessible in a playful simple way and allows the recipient to use it interactively and creatively. The CD-Rom simulates a presence on the other side of the screen. The uses and pos- sibilities to play change along the way. In addition a special application gives the user the possibili- ty to create his own performance with the ›col- lected‹ stage materials.

Konzept Jo Fabian No Fish, No Cheese Programmierung artkrise (Elitza Nanova) Produktionsjahr 2000 Mac 248 CD-ROM GALLERY

Rudolf Frieling, Dieter Daniels Medien Kunst Interaktion - Die 80er und 90er Jahre in Deutschland

Nach der repräsentativen Künstlerauswahl des ersten Bandes doku- mentiert Medien Kunst Interaktion mit Werken von über 200 Künst- lern und Künstlerinnen ein breites Panorama und die explodierende Vielfalt der Positionen. Dabei werden sowohl historisch relevante Po- sitionen als auch die Bandbreite der künstlerischen Praxis in und mit den Medien im Spannungsfeld von Fernsehen, Film, Bildender und Darstellender Kunst deutlich. Ein besonderes Augenmerk der Kuratoren galt auch den Mischformen, Interventionen und Interfe- renzen wie punktuellen Verweisen auf parallele Kontexte wie Experi- mentalfilm, Klanginstallation, mediale Strategien politischer Aktivis- Medien Kunst Interaktion ten in ausgewählten Beispielen. Die Gestaltung und Konzeption der CD-ROM dient vor allem der Kon- Media Art Interaction - The 1980s and 1990s in textualisierung der Werke. Dynamische Navigationsbänder erschlie- Germany. After the representative choice of ßen das multimediale Material. Neben einer formalen Kategorie und artists for the first volume, the packed CD-ROM der chronologischen Anordnung stellt eine dritte Option assoziative, accompanying the sequel offers a broad panora- subjektive Querverbindungen anhand von 37 Schlagworten von ›Ap- ma of work by over 200 artists and so records the parat‹ bis ›Überwachung‹ her. exploding diversity of artistic positions. Our aim Der Index schließlich dient dem gezielten, enzyklopädischen Zugriff. was both to do justice to historical relevance and Die Lektüre originaler Künstlertexte im Buch ermöglicht einen wei- also the bandwidth of artistic presence created teren Perspektivwechsel, auch in bezug auf den rauschenden Diskurs in and with the media in the field of tension en- der medientheoretischen Debatten. Die wechselseitige Abhängigkeit compassing television, film, and the visual and von kultureller und medientechnischer Entwicklung zeigt die Trans- performing arts. The curators focused on strik- formation einer linearen Medienästhetik hin zu einer offenen, nicht- ing examples pointing to aspects of hybrid linearen, multimedialen und netzwerkartigen Kunst und Technokul- forms, interventions and interference, including tur der 90er Jahre. selected references to parallel contexts like ex- Im Rückblick wird deutlich, wie sehr zyklisch wiederkehrende Motive perimental film, sound installations or the media und Utopien ebenso wie erneut aufbrechende Gegensätze und Anti- strategies of political activists. thesen das Gesamtbild prägen: von Aktionismus oder Intermedia der The design and concept of the CD-ROM serves 60er Jahre zu Interaktivität und Interneteuphorie der 90er Jahre, above all to place the works in context. Dynamic von autonomen Utopien zur Rasanz der industriellen Kommerziali- navigation bands provide access to the multime- sierung. (Rudolf Frieling/Dieter Daniels) dia material. Alongside formal category and chronological arrangement, a third option offers Autoren, Konzept Rudolf Frieling, Dieter Daniels associative, subjective cross-references using 37 Herausgeber Goethe-Institut München, keywords ranging from ›apparatus‹ to ›surveil- Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe lance‹. Projektleitung Rudolf Frieling (ZKM), Norbert Spitz (Goethe-Institut) Finally, an index is available for targeted, ency- Redaktion, Koordination Sybille Weber clopaedic access. Reading original texts by Design, Videodigitalisierung, Programmierung Christian Ziegler artists in the book makes another change of per- Assistenz Susanne Schneider, Ika Szope spective possible, also in relation to the heated debates surrounding media theory. The mutual CD-ROM und Buch erschienen im Springer-Verlag Wien New York, dependence of cultural development and techni- ISBN 3-211-834222 cal development in the media shows the trans- CD-ROM viersprachig (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch) formation from a linear media aesthetic, typified Buchtexte zweisprachig (Deutsch, Englisch) by video as a medium for clips and art to an open, Information non-linear and network-like culture of art and www.goethe.de/medienkunstnetz techno in the ‘90s. Reviewing these decades, recurring motifs and Eine Produktion von ZKM und Goethe-Institut. utopias as well as disagreements and antitheses become obvious: from action and intermedia art of the ‘60s to the interactivity and Internet eu- phoria of the ‘90s, from the autonomous video utopias to the breakneck pace of the industrial commercialization. 249

European Digital Visions Congress 250

Kongress European Digital Visions

Begleitend zum Festival stellt der Kongress die entscheidenden Fra- gen zum kulturellen Selbstverständnis unserer mediatisierten Ge- sellschaft und verschafft Einblicke in die neuesten Medienentwick- lungen und -projekte. Während auf dem Symposium Körperschnitt & BodyScan der Körper in seinen realen und virtuellen Dimensionen im Fokus des Interesses steht, stellt New Digital Formats neue Projekte aus dem Bereich der digitalen Medien vor. The congress accompanies the festival and asks decisive questions about the way our mediatised society views itself culturally. It gives insight into Körperschnitt & BodyScan the latest media developments and projects. The Mit dem überwältigenden Siegeszug der alten und neuen Massenme- symposium Körperschnitt & BodyScan focuses on dien wie TV und Internet löst sich die im Humanismus festgeschrie- the body’s real and virtual dimensions while New bene Identität des Individuums rapide auf. Lustvoll taucht der Ein- Digital Formats presents new digital media proj- zelne in die Schalt- bzw. Schnittstellen globaler Virtualität ein und ects. erfährt sich als oszillierende Vielfalt: ›Wir sind rundum offengelegte Schnittstellen für Input und Output‹ konstatiert der Schweizer Kul- turphilosoph und Schriftsteller Gerhard Johann Lischka. Zusammen mit den Medientheoretikern und -künstlern Thomas Feu- Körperschnitt & BodyScan erstein, Katharina Gsöllpointner, Ursula Hentschläger und Stefan With the overpowering victory of old and new Weber wird Gerhard Johann Lischka die befreienden und fesselnden mass media like television and the Internet indi- Aspekte einer umfassenden medialen Osmose diskutieren: Drohen vidual identity as inscribed in humanism is disap- wir vor lauter virtuellen Erlebnissen unseren realen Körper zu ver- pearing rapidly. The individual happily immerses gessen? Inwieweit wohnen wir schon im Körper der Technik und in- into the interface of global virtuality and experi- wieweit wohnt die Technik bereits in unserem Körper? Sind der ›De- ences himself as an oscillating variety: ›We are in- konstruktion‹ des Körpers Grenzen gesteckt und wann überschrei- terfaces completely exposed to input and out- ten wir die letzte Borderline und frönen, wie Stefan Weber, der ›Lust put‹, observes the Swiss cultural philosopher and auf Unsterblichkeit‹: ›Als Ausweg aus der gegenwärtigen Dialektik writer Gerhard Johann Lischka. von Körper-Verachtung und Körper-Fetischisierung möchte ich end- Together with the media theoreticians and lich meinen sterblichen Körper abstreifen: als body sample, artists Thomas Feuerstein, Katharina Gsöllpoint- cut & paste-Körper ewig leben‹? ner, Ursula Hentschläger and Stefan Weber, Ger- hard Johann Lischka will discuss the liberating and captivating aspects of an extensive media os- mosis: Are we threatened to forget our real body because of all these virtual experiences? How far are we into the age of technology and to what ex- tend is our body already dependent on technolo- gy? Are there no limits to the deconstruction of our bodies? Where do we cross the line and only indulge in what Stefan Weber describes as ›the joy of immortality‹: ›To escape the current dialectics of hating our body and body fetishism I am eager to discard my mortal body and to live as a sample, cut & paste body forever‹? EUROPEAN DIGITAL VISIONS 251 CONGRESS

New Digital Formats The digitalisation of the media opens endless possibilities to new formats, contents and distri- New Digital Formats bution. Thus, the EMAF has initiated the European Die Digitalisierung der Medien eröffnet eine ungeheure Vielzahl von Digital Media Network (EDMN), a project spon- neuen Formaten, Inhalten und Distributionsmöglichkeiten. So hat sored by the EU, that will install a European media das EMAF das als EU-Projekt geförderte European Digital Media Net- chanel on web-television. In addition, a series of work (EDMN) initiiert, mit dem ein europäischer Medienkanal im Be- interesting cultural projects will be presented, reich des Web-TV etabliert werden soll. Darüber hinaus werden hier for example i2TV, an interactive Internet televi- eine Reihe von weiteren interessanten Kultur-Projekten vorgestellt sion project developed by Mars Lab of GMD, Bonn, - u. a. ein vom Mars Lab der GMD, Bonn, unter dem Namen i2TV ent- presented by Jasminko Novak and Wolfgang wickeltes interaktives Internet-TV, vorgestellt von Jasminko Novak Strauss, the online Encyclopaedia New Media cre- und Wolfgang Strauss, die vom Centre Pompidou, Paris, zusammen ated by the Centre Pompidou, Paris, the Museum mit dem Museum Ludwig in Köln und dem Zentrum für Gegenwarts- Ludwig in Cologne and the Centre of Contempo- kunst in Genf erstellte online Enzyklopädie Neue Medien präsentiert rary Art in Geneva, presented by Christine van von Christine van Assche, oder das Web-Projekt Digital Film-Festival Assche, or the web-project Digital Film-Festival aus San Francisco, vorgestellt von Jonathan Wells. from San Francisco, introduced by Jonathan David Guez und Anais Lemignan, Paris, stellen TV-ART.Net vor, das als Wells. Web-TV besonders auf den Kunst- und Kulturbereich ausgerichtet ist. David Guez and Anais Lemignan, Paris, will present Neue Projekte des Ponton Media Art Lab, Hannover, werden von Ben- the project TV-ART.Net, which as a web-TV project jamin Heidersberger vorgestellt. has a special focus on arts and culture. New proj- Cross Plattform Entwicklungen an den Schnittstellen von interakti- ects of the Ponton Media Art Lab, Hanover will be ven Medien, Internet und TV sind Thema einer Präsentation von Su- presented by Benjamin Heidersberger. san Kennard vom Banff Centre for the Arts in Kanada. Cross plattform projects and the development of Permanent Flux, vorgestellt von den Herausgebern Yariv Alter Fin interfaces between interactive media, the web und Bastian Lips, Amsterdam, stellt die Sicht von vier Autoren, Lau- and TV are the thematical focus of a presentation rie Anderson, Siegfried Zielinski, Paul Garrin und Paul Evers über Ge- by Susan Kennard from the Banff Centre for the schichte, Gegenwart und Zukunft der Medienkunst vor. Arts, Canada. Permanent Flux presented by the publishers Yariv Alter Fin and Bastian Lips, Amsterdam, shows the perspectives of four multimedia insiders Laurie Anderson, Siegfried Zielinski, Paul Garrin and Paul Evers on past, present and future of multimedia art. 252 KÖRPERSCHNITT/BODYSCAN

KörperSchnitt Gerhard Johann Lischka BodyCut

Mit KörperSchnitt meinen wir die Schnitt- With body cut we mean the interface which di- stelle, welche das Subjekt vom Objekt trennt vides and joins the subject and the object, in und auch verbindet; speziell die Verquickung particular the combination of the body with the des Körpers mit den Medien, mit dem Vir- media, the virtual. Although we are incomparable tuellen. Auch wenn wir unverwechselbare In- individuals we are all part of a society, in which dividuen sind, so existieren wir doch als Teil der Gesellschaft, in der there are set norms and rules of behaviour. They die Verhaltensformen und -normen vorgegeben sind. Sie lassen sich can only be slightly changed and mostly over a nur minimal verändern und das zumeist noch über lange Zeitab- long period of time. schnitte hinweg. Wir gehorchen also einem Code, der zu einem guten We obey a code, which is for the most part uni- Teil universell ist, der die Spezies Mensch beschreibt. Dieser Code versal and describes mankind. For a long time hieß während längerer Zeit Humanismus. this code was called humanism. Doch seit einigen Jahrzehnten, seit dem überwältigenden Siegeszug But for a number of decades since the staggering der Mediatisierung (dem Erfolg der Massenmedien TV und neu des success of mediatisation (the success of the mass Internet) wird die im Humanismus festgeschriebene Identität des media television and recently the Internet) the Individuums brüchig. Und selbst wenn wir dem Einzelnen immer identity of the individual, which is embedded in noch Identität zuschreiben, werden seine/ihre Demarkationslinien humanism has become flawed. unklar, die Borderline franst aus. Wir wollen dem Zwang zur (verord- Even if we ascribe an identity to the single person neten) vereinheitlichenden Identität entkommen und eine Vielheit - his/her demarcation borders become diffused, die wir mental sind - sein. Und wenn wir das nur schwerlich mit un- the borderline becomes indistinct. We try to es- serer Erscheinung schaffen, so doch in unseren Erlebnissen und un- cape the pressure of prescribed, uniform identi- serem extracorporalen Medienkörper. ty and to be a variety, which mentally we are. And Fertigt man Kleidungsstücke nach Schnittmustern, so wird auch im though we hardly manage to achieve this in our Medienkörper unser Bild, unsere mediatisierte Erscheinung nach appearance we succeed in our experiences and in Mustern geschnitten: nach technischen Normen und klischierten our extra corporal media bodies. Vorstellungen. Es ist nicht so, dass wir unsere Lust nach Vielfalt tat- Just as we sew clothes according to patterns our sächlich ausleben könnten, wir können es nur nach den medialen Ge- image, our mediatised appearance is cut accord- gebenheiten, virtuell. Und hier ereignet sich das wahrscheinlich un- ing to patterns: technical norm and clichés. It is erhörteste Moment im Körperdiskurs seit Menschengedenken: dass not as if we could really enjoy our longing for va- das Körpersubjekt in den Objektkörper eintaucht und sich in den riety, we can only do it virtually according to the Schaltstellen/Schnittstellen globaler Virtualität einnistet. media conditions. And this is when probably the Ist der KörperSchnitt ein corporaler und mentaler Schnitt, so fragt most fantastic moment in the discussion of the sich, wie blutleer dadurch unser Körper wird oder wieviel Aderlass body since Adam and Eve occurs: the body sub- wir vertragen um doch noch ein Körpergefühl zu haben, das uns ject melds in with the object body and becomes nicht vergessen lässt, dass wir nur unseren realen Körper haben, the interface of global virtuality. auch wenn wir den virtuellen geniessen. Wenn die Kleidung mittels If the body cut is a corporal and mental cut, then Schnitttechnik unseren Körper wie eine zweite Haut um/verhüllt, so how bloodless can our body become or how much setzt der KörperSchnitt überall am und im Körper an, ja er ist schon bloodletting can we stand and still have a body dabei das Genom zu zerteilen und den Code des Körperplanes zu feeling that allows us not to forget our real body knacken. Und wieviele Neuronen funken nicht nach entsprechendem whilst we are enjoying the virtual body. If our Informations-Bombardement? Der KörperSchnitt setzt überall an, clothing due to the way it is cut covers and clings wir sind rundum offengelegte Schnittstellen für Input und Output. to our body like a second skin, the body cut be- Mit unsichtbaren Kabeln mit der Umwelt und all ihren Möglichkeiten gins anywhere inside and outside the body, it verbunden, befreien uns diese hoffentlich mehr als dass wir in sie even begins to divide the gene and to break down wie in Fesseln verstrickt sind. the DNA code. How many neurons do not survive Dass der virtuelle Körper, der anorganische Körper als Objekt der- such a bombardment of information? maßen erwünscht und begehrt wird, ist auf die Hinfälligkeit eines The body cut attacks us overall. We are a complete jeden SubjektKörpers zurückzuführen. Wir möchten einen KunstKör- interface for input and output. Joined by invisi- per besitzen, der ideal und überzeitlich sein sollte, selbst wenn wir ble ties with the environment and all its possibil- froh sind eines Tages sterben zu können. Der Reiz aus sich herauszu- ities the ties hopefully free us more than they treten (Exstasis), sich zu überwinden, Objekt zu werden, befreit uns trap us. von uns. Wie können wir aus der Haut fahren, den Zwängen entkom- The fact that the virtual body, the inorganic body men, neue Kontinente entdecken, das Gefühl des Gemeinsamen er- as an object is so wanted and so desirable stems EUROPEAN DIGITAL VISIONS 253 CONGRESS

fahren, die Subjekt-Objekt Polarität überwinden, wenn nicht vir- from the frailness of every subject body. We would tuell? Beflügelt uns der KörperSchnitt zum Virtuellen, so ist es doch like to posses an artificial body that is ideal and ein Schnitt in den Körper, den wir damit mental erweitern, aber timeless, even if one day we are glad to be dead. nicht verlassen können. The attraction of leaving one’s body (exstasis), to overcome oneself, to become an object, frees us from ourselves. How can we be beside ourselves, escape from pressures, discover new continents, experience a feeling of community, overcome the subject/object polarity, if not virtually. If the body cut lends us wings to become virtual, it is still a cut in our body, which we can thus enlarge mentally, but still cannot leave.

Körperschnitte Katharina Gsöllpointner Body Cuts

Die Neuen Technologien weisen in der Medienkunst oft dem Medialen The new technologies in media art lend to the eine Funktion zu, die ambivalent agiert: zum einen steht die mediale media a new ambivalent function: on the one Technologie im Vordergrund medienkünstlerischer (Re)präsenta- hand media technology stands in the foreground tionsformen, zum anderen verweist sie permanent auf unsichtbare of media artistic (re)presentation, on the other it Konfigurationen und ephemere Dispositionen mathematisch-ästheti- constantly points to invisible configurations and scher und esoterischer Provenienz. Eine Neuauflage des Dualismus ephemeral dispositions of mathematical aesthet- Körper/Geist führt dabei neben den Fragen nach dem Subjektstatus ic and esoteric origin. A new form of the dualism im Rahmen medialer Konditionen auch zu Fragen nach dem Verhält- body/spirit leads, besides to the questions of nis von biologischen und mechanischen Systemen, besonders in Zei- subject status according to media conditions, to ten der Cyborgs und Gendernauts. Die Sehnsucht nach der Einheit that of the relationship of biological and mechan- von Geist und Körper tritt als ›neue‹ Transzendenz in der Medien- ical systems, especially in times of Cyborgs and kunst auf, die sich am göttlichen Status der zeit- und raumunabhän- Gendernauts. The longing for a unity of spirit and gigen Existenz orientiert. body is represented by a ›new‹ transcendence in Wo aber befindet sich der ›soziale‹ Körper, wenn er solchen medialen media art on the godly status of an existence in- Dispositiven begegnet, und welche Funktion nimmt er in einer Welt dependent of time and space. ein, die immer mehr von der materiell und immateriell verwertba- But where is the ›social‹ body when it meets these ren Funktionalität des menschlichen Körpers ausgeht? Wo also kann media assumptions and which function does it er selbst Wunden schneiden? have in a world that depends more and more on how the functionality of the human body can be Katharina Gsöllpointner(Dr.phil.), Kunst-, Kultur- und Medientheore- used in a material and immaterial way? Where can tikerin; 1991-1995 Leitung und künstlerischer Beirat des Festivals the ‘social’ body itself cause wounds? Ars Electronica, Linz (A); 1994-1998 Beirat für Medienkunst am Ös- March 2000 terreichischen Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Katharina Gsöllpointer (Dr. phil), theoretician of Kunst; internationale Veröffentlichungen und Vorträge zu art, culture and media. 1991-95 director and (Medien)kunst, Architektur und Kultur; zuletzt: ›PARAMOUR. Kunst artistic advisor of the festival Arts Electronica, im Kontext Neuer Technologien‹. Triton Verlag. Wien 1999. (zusam- Linz (A). 1994-98 media art advisor of the Austri- men mit U. Hentschläger) dzt. Lehrbeauftragte an der Universität an Ministry for Science, Research and Art. Inter- Salzburg. national publications and lectures on (media) art, architecture and culture, most recent publication ›PARAMOUR. Kunst im Kontext Neurer Technolo- gien‹ (published by Triton Verlag, Vienna 1999, to- gether with U. Hentschläger). Lecturer at the Uni- versity of Salzburg. 254 KÖRPERSCHNITT/BODYSCAN

Der Mensch im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit Ursula Hentschläger Man in the age of his technical reproduction

Aldous Huxley zeichnete mit Schöne Neue Welt eine der faszinie- In Brave New World, Aldous rendsten und dabei schrecklichsten Utopien der Weltliteratur. Huxley described one of Ausgehend von biogenetischen Prozessen wird eine bestimmte the most fascinating and Anzahl verschiedener Menschenklassen generiert, die schon in most frightening utopias den Embryonalphasen jeweils für die ihnen zugedachte Entwik- in world literature. Stem- klung programmiert werden. Mit anderen Techniken arbeitend, ming from biogenetic behandelt auch Do Androids Dream of Electric Sheep von Philip processes a certain num- K. Dick - besser bekannt als Film Bladerunner - das gleiche The- ber of different classes of ma. Auf der einen Seite wird eine Gesellschaftstruktur gezeich- humans are generated, who as embryos are pro- net, die auf der ›gezüchteten‹ Zufriedenheit ihrer Mitglieder be- grammed for a certain type of development. Working steht, auf der anderen Seite werden ReplikantInnen mit Ablauf- with different techniques Do Androids Dream of datum erzeugt, die sich vom übergeordneten System in einer Electric Sheep by Philip K. Dick – better known as the Wirklichkeit wiederfinden, die nur formal etwas mit ihnen zu tun film Bladerunner – deals with the same subject. On hat. the one hand a society structure is described, which MedienkünstlerInnen thematisieren seit langem die (De-)Kon- is founded on the ›rearing‹ of satisfactory members, struierbarkeit der Menschen und verwenden dabei den Körper on the other hand replicas with sell by date are pro- als zentrale Metapher. Die Bereiche, in denen diese Auseinander- duced, who find themselves in the reality of a higher setzung kulminiert, wird an Hand spezifischer Beispiele medialer system that only affects them in a formal way. Kunst diskutiert. For a long time media artists have used the theme of the (de)construction of man and use the body as the Ursula Hentschläger, Dr. Mag. phil., *1963 in Linz, Österreich. Seit central metaphor. The area in which this conflict cul- 1990 interdisziplinäre Arbeiten in den Bereichen Medientheorie, minates is discussed using specific examples of me- Kunst und Literatur. dia art. Ursula Hentschläger, Dr. Mag. Phil., was born 1963 in Linz, Austria. Since 1990 interdisciplinary works in media theory, art and literature.

Die Verletzung des Körpers durch den Dualismus und die Lust auf Unsterblichkeit Stefan Weber The injury of the body through dualism and the wish for immortality

Körper-Schnitte waren Theorie-Schnitte: Body cuts were theory cuts: body/mind, sex/gender, Body/Mind, Sex/Gender, Natur/Kultur. Zu- nature/culture. I am growing less interested in nehmend weniger interessieren mich die whether the body is a mirror or a construction, bio- Fragen, ob der Körper Spiegel oder Kon- logically or socially determined. Turning away from struktion ist, biologisch determiniert the dualistic ›paradogma‹ and from a non-dualistic oder soziale Zuschreibung: In Abkehr vom approach (Josef Mitterer, David Loy) the body inter- dualistischen ›Paradogma‹ und aus einer ests me as reality so far mortal and potentially from non-dualistischen Perspektive (Josef Mit- now on immortal, genetically and organically contin- terer, David Loy) beschäftigt mich der ually recyclable. Körper als faktisch so far sterblicher und Body problems are death problems (see Günter potenziell from now on unsterblicher, ge- Schulte). The body grows old until it dies. Now we are netisch und organisch fortwährend recyclebarer Körper. condemned to mortality. If we could be immortal, we Körper-Probleme sind Todes-Probleme (siehe Günter Schulte). Der would not be condemned to mortality. We would then Körper altert, bis er stirbt. Jetzt sind wir zur Sterblichkeit ver- have to decide whether and when we wanted to die. dammt. Könnten wir unsterblich sein, wären wir nicht zur Sterb- That would be an unbelievable gain in freedom. At lichkeit verdammt. Wir müssten uns dann entscheiden, ob und the moment, love cannot conquer the death of the wann wir sterben wollen. Darin läge ein unglaublicher Freiheits- mortal body. EUROPEAN DIGITAL VISIONS 255 CONGRESS

gewinn. Derzeit kann die Liebe den Tod des sterblichen Körpers The real body cut is now. Everyone is talking about nicht besiegen. the future, everyone wants to be in the future. Here Der eigentliche Körper-Schnitt ist das Jetzt. Alle reden jetzt von we are talking about ›future:now‹, somewhere there der Zukunft, alle wollen in die Zukunft. ›future:now‹ heißt es hier, is surely a convention called ›The future of...‹ and irgendwo tagt sicher wieder ein Kongress ›The future of...‹, und every second speaker looks back: ›The future has al- jeder zweite Redner blickt zurück: ›Die Zukunft hat schon be- ready begun.‹ ›We want the future, but with a mortal gonnen.‹ Wir wollen die Zukunft, aber mit einem sterblichen Kör- body. If we do not have the certainty of an exo-world per. Wenn wir nicht die Gewissheit einer Exo-Welt haben und auf and cannot hope for exo-immortality (like the inter- Exo-Unsterblichkeit hoffen können (wie die Schnittstellen-Theo- face theoreticians Otto E. Rössler and Peter Weibel), retiker Otto E. Rössler und Peter Weibel), dann bleibt uns nur das then only the trust in the technologies of the 21st Vertrauen in die Technologien des 21. Jahrhunderts, die Bio- und century, in bio and genetic engineering remains in Gentechnologien: um die Zukunft unsterblich zu erleben. order to immortally experience the future. Körper-Schnitte sind lebenspraktische Schnitte: Schlafen/Wk- Body cuts are practical life cuts: sleep/waking, still- chen, Ruhe/Bewegung, Entspannung/Erregung. Meine ›mentalen‹ ness/movement, relaxation/excitement. My `men- Probleme sind Körperprobleme. Alle Körper sitzen nur noch vor tal´ problems are body problems. All bodies only sit dem PC. Der Körper frisst nicht mehr nur organisches Material, in front of a computer. The body no longer eats just sondern vor allem auch anorganische Information. Erotik im organic material but above all inorganic information. Netz verführt den PC-Körper. Doch Informationsdiäten sind un- Eroticism on the net seduces the PC body. However, umgänglich. Ich will abnehmen! information diets are unavoidable. I want to lose Als Ausweg aus der gegenwärtigen Dialektik von Körper-Verach- weight! tung und Körper-Fetischisierung möchte ich endlich meinen As a way out of the present dialectic of body con- sterblichen Körper abstreifen: als body sample, cut & paste-Kör- tempt and body fetishism I want to rid myself of my per ewig leben. Ich will also unsterblich sein. Außerdem möchte mortal body and live eternally as a body sample, a ich mich nicht mehr der Kognition und Kommunikation (über den cut and past body. I want to be immortal. Besides I Körper) hingeben, sondern der Entscheidung und Handlung (als no longer want to have to deal with cognition and Körper): Ich will von der (n+1)-ten in die n-te Ordnung zurück. communication (of my body), but rather deal with decision and action (as a body): I Dr. Stefan Weber, *1970 in Salzburg, ist Wissenschaftler und want to return from the (n+1) order to the n order. Journalist. Er hat bisher u. a. die Bücher ›Die Dualisierung des Erkennens. Zu Konstruktivismus, Neurophilosophie und Medien- Dr. Stefan Weber, *1970 in Salzburg, is a scientist and theorie‹ (Wien, Passagen Verlag, 1996) und ›Nachrichtenkon- journalist. Until now, he has written among others struktion im Boulevardmedium. Die Wirklichkeit der ›Kronen Zei- the books: ›Die Dualisierung des Erkennens. Zu Kon- tung‹‹ (Wien, Passagen Verlag, 1995) publiziert, derzeit ist ›Was struktivismus, Neurophilosphie und Medientheo- steuert Journalismus? Ein System zwischen Selbstreferenz und rie‹(Vienna, Passagen Verlag, 1996) and ›Nachricht- Fremdsteuerung‹ (Konstanz, UVK Medien, 2000) im Druck. Her- enkonstruktion im Boulevardmedium. Die Wirk- ausgeber bislang dreier ›MedienJournale‹ zu den Themen Kon- lichkeit der ›Kronen Zeitung‹‹ (Vienna, published by struktivismus, Systemtheorie und Medienphilosophie des ›Medial Passagen Verlag, 1995). Currently in print: ›Was Turn‹ sowie des Sammelbandes ›Was konstruiert Kunst? Kunst an steuert Journalismus? Ein System zwischen Selb- der Schnittstelle von Konstruktivismus, Systemtheorie und Dis- streferenz und Fremdsteuerung‹ (Konstanz, UVK Me- tinktionstheorie‹ (Wien, Passagen Verlag, 1999). Lehraufträge an dien 2000). Author of three ›Media Journals‹ on the den Universitäten Salzburg und Klagenfurt zu Medienphiloso- subjects constructivism, system theory and media phie und Journalistik. Derzeit tätig als Scientific Writer in der philosophy of ›Medial Turn‹ as well as the collection Techno-Z Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft in Salzburg of essays ›Was konstruiert Kunst? Kunst an der bei Peter A. Bruck, seinem ›Doktorvater‹ und neben Siegfried Schnittstelle von Konstrudtivismus, Systemtheorie Zielinski wichtigsten wissenschaftlichen Impulsgeber. und Distinktionstheorie‹ (Vienna, published by Pas- sagen Verlag, 1999). Lecturer in media philosophy and journalism at the universities of Salzburg and Klagenfurt. He is a scientific writer at the Techno-Z Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft in Salzburg with Peter A. Bruck, his ›supervisor‹, who is together with Siegfried Zielinski his most important scientific motivator. 256 KÖRPERSCHNITT/BODYSCAN

Körperschnitt: Die ›Haut‹ Couture des Samplings Thomas Feuerstein Bodycut: The‘haut-couture’ of sampling

(...) Der Schnitt als Basistechnologie der The cut as the basic technology of sampling cul- Samplingkultur hat sämtliche Produktions- ture has reached all productions and society und Gesellschaftsbereiche erfasst, in denen realms, in which the fragmentation of the old die Fragmentierung des alten (ontologi- (ontological, analog, natural) body has become a schen/analogen/natürlichen) Körpers zum guarantee for the generation of the new (onco- Garanten für die Generierung des neuen (on- logical, digital, genetic engineered) body. kologischen/digitalen/gentechnischen) Kör- Analysis and division turn the body into a spare pers geworden ist. Analyse und Zerlegung part warehouse, in which certain parts and ele- verwandeln den Körper in ein Ersatzteillager, aus dem distinkte Teile ments can be synthesised and reconstructed to und Elemente zu modularen Strukturen beliebig synthetisiert und module structure in any way. Thus the prosthesis rekombiniert werden können. (...) Die Prothesentheorie kommt da- theory slowly reaches its limits as technology is mit immer mehr an ihr Ende, da Technik sich nicht länger darauf be- no longer limited to completing and strengthen- schränkt unseren Körper zu komplettieren und zu verstärken. Wir ing our bodies. beginnen vielmehr in der Technik zu wohnen und umgekehrt beginnt Instead we are beginning to live in technology Technik in uns zu wohnen, d. h. wir leben im Körper der Technik und and technology is beginning to live in us, mean- Technik wohnt in unserem Körper, was die paradoxale Lebenssitua- ing we live in the body of technology and tech- tion in und mit Technomedien beschreibt. (...) nology lives in our body, which describes the par- Dieser Techno-Antagonismus löst einerseits unseren Körper von in- adoxical situation of life and with the technolog- nen auf, andererseits baut er von außen einen neuen Körper um uns ical media. (…) herum: Der subkutane Endokörper der Technik bestückt uns mit This techno antagonism dissolves on the one Plug Ins, wie Herzschrittmachern, künstlichen Gelenken, apligrafi- hand our bodies, on the other it builds a new schem Gewebe, transgenen Zellen - der immersive Exokörper der body around us. The subcutaneous endobody of Technik saugt uns im Gegenzug von außen auf. Wir werden langfris- technology provides us with plug ins like pace tig betrachtet von innen ausgehöhlt und von einem medialen Exo- makers, artificial limbs, apligraphical tissue sam- skelett abgestützt. Menschsein reduziert sich auf eine dünne Haut, ples, transgenetic cells – the immersed exobody auf ein Oberflächenphänomen am schmalen Grad der Schnittstellen- of technology absorbs us as a countermove from existenz. the outside. In the long run we are hollowed out from the inside and are supported by a medial Thomas Feuerstein, *1968 in Innsbruck, Studium der Kunstgeschich- exoskeleton. te und Philosophie an der Universität Innsbruck, 1995 Promotion; Being human is reduced to a thin skin, to a sur- arbeitet als Künstler und Autor in Bereichen bildender und medialer face phenomenon on the thin edge of an inter- Kunst. Von 1992-94 gemeinsam mit Klaus Strickner Herausgeber der face existence. Zeitschrift ›Medien. Kunst. Passagen‹. 1992 Gründung des Büros für intermedialen Kommunikationstransfer und des Vereins Thomas Feuerstein, *1969 in Innsbruck, studied medien.kunst.tirol. 1992 und 1993 Forschungsaufträge des österrei- philosophy and the history of art at the Universi- chischen Wissenschaftsministeriums über Kunst im elektronischen ty of Innsbruck, PhD in 1995. He works as an Raum und Kunst und Architektur. Seit 1997 Lehraufträge und artist and author in the areas of fine art and me- Seminare. dia art. 1992-94 together with Klaus Strickner editor of the journal "Medien. Kunst. Passagen". 1992 he founded an agency for intermedia com- munication transfer and the club medien.kun- st.tirol. Research for the Austrian Ministry on art in electronic space and art and architecture in 1992 and 1993. He gives lectures and seminars since 1997. EUROPEAN DIGITAL VISIONS 257 CONGRESS 258 NEW DIGITAL FORMATS

New Media Encyclopedia,www.newmedia-arts.org Christine von Assche

The first catalogue featuring the new media collections of three European cultural institutions will be freely accessi- ble on the Internet. The project has been carried out on the initiative of the Centre Georges Pompidou with finan- cial support from the European Community´s Kaleido- scope 1998 program and the Association Française d´Ac- tion Artistique. The Musée national d´art moderne at the Centre Georges Der erste Katalog mit den Sammlungen Neues Medium von Pompidou, the Museum Ludwig in Cologne, and the Centre drei europäischen Institutionen wird im Internet frei ver- pour l´Image Contemporaine de Saint-Gervais in Geneva fügbar sein. Das Projekt wird als Initiative des Centre Geor- are placing the first section of the catalogue of their new ges Pompidou mit der finanziellen Unterstützung des Kalei- media collections (videos, CD-Roms, multimedia installa- doskop-Programms 1998 der Europäischen Gemeinschaft tions) on the Internet. This reference work includes more und der Association Française d‘Action Artistique durchge- than 200 works and some 50 artists. führt. Das Musée national d‘art moderne im Centre Georges the New Media Encyclopedia Website www.newmedia- Pompidou, das Museum Ludwig in Köln und das Centre pour arts.org ist the first trilingual (English-French-German) in- l‘image Contemporaine de Saint-Gervais in Genf stellen die ternational catalogue of its kind, created on a European erste Sektion des Katalogs ihrer Sammlungen Neuer Medien scale, on-line, and freely accessible. Upon its completion at (Videos, CD-ROMs, Multimedia-Installationen) in das Inter- the end of the year 200, it will include 200 artists and net. Dieses Nachschlagewerk enthält mehr als 200 Arbeiten 1,000 works. und etwa 50 Künstler. Die New Media Encyclopedia Website In this monumental reference work, a data base designed www.newmedia-arts.org ist der erste dreisprachige (Eng- by the three European partners offers access to data both lisch-Französisch-Deutsch) Katalog seiner Art, im europäi- alphabetically (authors, titles, places of creation) and schen Maßstab geschaffen, on-line und frei verfügbar. Bei chronologically (authors, titles, key dates). Searches by seiner Fertigstelltung Ende 2000 wird er 200 Künstler und subject headings (Body Art, Fluxus, performance, Minimal 1.000 Werke enthalten. In diesem monumentalen Referenz- Art, Conceptual Art) will also be possible in the near fu- werk bietet eine von den drei europäischen Partnern aufge- ture. Each work is accompanied by a textual commentary, baute Datenbank sowohl alphabetischen (Autoren, Titel, Er- and hypertext links within each entry provide definitions stellungsorte) als auch chronologischen (Autoren, Titel, of technical terms as well as theoretical and historical Schlüsseldaten) Zugriff auf die Daten. Die Suche nach The- background. menüberschriften (Body Art, Fluxus, Performance, Minimal Art, Konzeptionelle Kunst) wird in naher Zukunft ebenfalls The innovative and specific nature of the encyclopedia möglich sein. Zu jedem Werk gibt es einen Begleittext, und A tool for research and analysis, the site was conceived as Hypertext-Links innerhalb eines jeden Eintrags bieten so- a dynamic research tool in direct contact with the current wohl die Definitionen technischer Begriffe als auch theore- state of artistic creation. tischen und historischen Hintergrund. It is a locus of reflection on the new media, allowing the identification of a recent field of artistic practice and Die innovative und spezifische Natur der Enzyklopädie tracing its history since the 50s. Als ein Werkzeug der Forschung und Analyse wurde die Site It has the scientific accuracy of a catalogue with the added als dynamisches Forschungsmittel konzipiert, das in direk- advantage that it can be constantly up-dated. tem Kontakt mit dem derzeitigen Stand des künstlerischen It is a research tool for students and researchers in the Schaffens steht. Sie ist ein Ort der Reflektion über die Neu- field, as well as for the general public. en Medien und gestattet die Identifikation mit einem jun- It is a documentary ensemble with the same value as gen Feld der künstlerischen Praxis. Dabei wird dessen Ge- archives. schichte seit den 50er Jahren verfolgt. Die Site hat die wis- The documents can be consulted free of charge. senschaftliche Genauigkeit eines Katalogs mit dem zusätz- lichen Vorteil, dass sie ständig auf den neuesten Stand ge- bracht wird. Sie ist auf diesem Gebiet ein Forschungsinstru- ment für Studenten und Forscher und auch für die Allge- meinheit. Sie ist eine dokumentarische Zusammenstellung mit dem Wert eines Archivs. Die Dokumente können kosten- los konsultiert werden. EUROPEAN DIGITAL VISIONS 259 CONGRESS

Ort der Reflektion und Information A locus of reflection and information Dies ist nicht nur ein detaillierter Katalog von Künstlern This is not only a detailed catalogue of artists and works und Werken (Enzyklopädie), sondern auch ein internationales (Encyclopedia), but also an international panorama of Panorama von Veranstaltungen und Ausstellungen auf dem events and exhibitions in the field (Current events). This Gebiet (aktuelle Veranstaltungen). Diese Sektion kann sehr section might well become a locus for communication, for wohl zu einem Kommunikationsort für künstlerische und artistic and theoretical intervention: discussion forums, theoretische Intervention werden: Diskussionsforen, Web- Web conferences, exhibitions of artist´s sites and links to Konferenzen, Ausstellungen von Künstler-Sites und Links zu other sites. anderen Sites. A contemporary medium: the network Ein zeitgenössisches Medium: das Netz This is the first Encyclopaedia of contemporary art on the Dies ist die erste Enzyklopädie zeitgenössischer Kunst im Internet. Internet. A trilingual site Eine dreisprachige Site The site aims for a wide public and can be consulted in Die Site zielt auf eine breite Öffentlichkeit und kann in drei three languages: English, German and French. Sprachen konsultiert werden: Englisch, Deutsch und Franzö- sisch. International collaboration This Encyclopedia is the result of a desire to collaborate by Internationale Zusammenarbeit European institutions. Its aim is to provide the widest pos- Diese Enzyklopädie ist das Ergebnis des Wunsches nach der sible vision of the creation and actions currently being un- Zusammenarbeit von europäischen Institutionen. Ihr Ziel ist dertaken in the context of the new media. To achieve this es, ein möglichst breites Bild des aktiven Schaffens zu zeich- calls for durable collaboration, not only on a European nen, das sich zurzeit im Kontext der Neuen Medien bietet. scale, but also worldwide. Dies zu erreichen verlangt eine dauerhafte Zusammenar- The project calls for the serious involvement of each par- beit, nicht nur im europäischen Maßstab, sondern weltweit. ticipant both in terms of the scientific content and the de- Das Projekt verlangt eine ernsthafte Einbeziehung eines je- cisions taken about the site´s orientation in general. den Teilnehmers, und zwar sowohl hinsichtlich des wissen- schaftlichen Gehalts als auch hinsichtlich der Entscheidun- A few words on the New Media Collection in the Centre gen, die über die Orientierung der Site im allgemeinen ge- Georges Pompidou troffen werden. The New Media collection of the Musée national d´art mod- erne, Centre Georges Pompidou, which features works by Ein paar Bemerkungen zur Sammlung Neue Medien im Cen- artists from all over the world, will be represented by a co- tre Georges Pompidou herent selection of historical and contemporary works by Die Neue-Medien-Sammlung des Musée national d‘art mo- some thirty artists using the new media from the earliest derne, Centre Georges Pompidou, die Arbeiten von Künstlern period to the present day, notably, among the Europeans, aus aller Welt enthält, präsentiert eine zusammenhängende Chris Marker (France), Jean-Luc Godard (France/Switzer- Auswahl historischer und zeitgenössischer Arbeiten von et- land), Peter Fischli and David Weiss (Switzerland), Thierry wa dreissig Künstlern, welche die Neuen Medien seit ihren Kuntzel (France), Johan Grimonprez (Belgium), and Marcel Anfängen bis zum heutigen Tag benutzt haben, vor allem - Odenbach (Germany). These will be complemented by the unter den Europäern - Chris Marker (Frankreich), Jean-Luc works of some twenty major artists from the Museum Lud- Godard (Frankeich/Schweiz), Peter Fischli und David Weiss wig collection, including Marina Abramovic and Ulay, (Schweiz), Thierry Kuntzel (Frankreich), Johan Grimonprez Joseph Beuys, Bettina Gruber and Maria Vedder, Klaus (Belgien), und Marcel Odenbach (Deutschland). Diese werden Rinke, and Wolf Vostel, als well as by major works common von den Werken von zwanzig bedeutenden Künstlern der to the three collections by Vito Acconci, Douglas Davis, Sammlung des Museum Ludwig - u. a. Marina Abramovic und Gary Hill, Bruce Naumann, Richard Serra, Nam June Paik, Ulay, Joseph Beuys, Bettina Gruber und Maria Vedder, Klaus and Shigeko Kubota. Rinke und Wolf Vostel - sowie von weiteren wichtigen Wer- The site is an excellent introduction to the works that are ken aus den drei Sammlungen - von Vito Acconci, Douglas exposed in the ›New Media Space‹ situated on the fourth Davis, Gary Hill, Bruce Naumann, Richard Serra, Nam June floor of the Centre Georges Pompidou. Paik und Shigeko Kubota - vervollständigt. Die Site ist eine ausgezeichnete Einführung in die Werke, die im ›Neue-Me- dien-Raum‹ im vierten Stock des Centre Georges Pompidou ausgestellt werden. 260 NEW DIGITAL FORMATS

CAT präsentiert i2TV - interaktives Internet Fernsehen für Mixed Reality Umgebungen. Dramaturgische Konzepte für neue digitale Formate Monika Fleischmann; Wolfgang Strauss, Jasminke Novak; Predrag Peranovic CAT presents i2TV - interactive Internet Broadcast for Mixed Reality Environments. Exploring dramaturgies for new digital formats

Vorgestellt werden zwei unterschiedliche kulturelle Experimente We will introduce two different types of cultural Personen oder Gemeinschaften zu verbinden. Eines ist die Mixed Re- experience for connecting people or communi- ality Bühne, das zweite ist das unter dem Namen i2TV entwickelte ties. One is the concept of a Mixed Reality (MR) interaktive Internet-TV als multimediales redaktionelles online und stage, the other is developed under the name of Realtime Konferenz- und Archivierungssystem. Die Präsentation i2TV - interactive Internet TV as multimedia edi- selbst versucht ein neues Format zu demonstrieren: i2TV als Fron- torial on-line environment and realtime confer- tend für künstlerische Live Produktion. In die anschliessende Dis- ence and archive system. The presentation itself kussion on-site werden die on-line Teilnehmer über das Konferenz- tries to demonstrate a new format by using i2TV system einbezogen. as a frontend for artistic live production. The dis- Im Rahmen des CAT - Communication, Art & Technology Netzwerkes cussion on-site will integrate on-line partici- werden in den kommenden drei Jahren weitere Vernetzungsstruktu- pants through the conference system. ren für die künstlerisch-digitale Produktion neuer Kommunikations- In the context of the CAT - Communication, Art & formen entwickelt und im Internet zur Verfügung gestellt. Im Zu- Technology Network over the next three years, sammenhang mit dem CAT Projekt forscht das MARS Lab in drei the- research will be conducted into how new forms of matisch verbundenen EU-Projekten. Im eRENA Projekt wird die Ge- communication can be supported and distrib- schichte elektronisch vernetzter Räume untersucht. Das Projekt uted for artistic digital production via Internet. SoNG - Sites of Next Generation entwickelt das Internet von mor- In connection with the CAT project the MARS lab gen. Das Safira-Projekt erforscht den Einsatz narrativer Agenten für explores three thematicaly related European das Wissensmanagement. projects. In the eRENA project the history of elec- Die Rollen der on-line Teilnehmer und des on-site Publikums müssen tronic networked space will be explored. In the neu gedacht werden. Konzepte der Mixed Reality Bühne beziehen project SoNG - Sites of Next Generation the In- sich auf Installations-Kunst, Mitmach-Theater, partizipatorische ternet of tomorrow will be developed. The project Performances, situative Environments und verbinden sie mit den Ei- Safira studies the use of narrative agents for genschaften des Internet: Jeder Client (Computernutzer) kann Pro- knowledge management. duzent sein. Die Frage welcher Mittel es bedarf, ein Client zu sein, The roles of on-line participants and on-site au- wird über das Konzept Mixed Reality und seine Interfaces beantwor- dience need to be reconsidered. Concepts of the tet. Es ist absehbar, dass nicht mehr der Computer, sondern das Mixed Reality stage refer to art installations, par- WAP-Handy (Telefon) das Interface zum Internet wird. Man geht ticipatory theatre and performance, situative En- dann nicht mehr zu seinem Computer, sondern ist immer schon drin. vironments connected with the attributes of the i2TV (Interactive Internet TV) ist die Grundlage einer medialen In- Internet: Any client (user of a computer) can be- szenierung zur Integration von Internet Teilnehmern mit Teilneh- come a producer. The question of what is needed mern vor Ort. Um dieses Ziel zu erreichen konzentrieren sich unsere to be a client will be answered by the Mixed Real- Experimente auf die Kombination von neuen dramaturgischen For- ity concept and its interfaces. It is to foresee maten in einer Architektur medialer Elemente. Die Herausforderung that not longer the computer but the WAP handy ist, eine Umgebung zu schaffen in der on-line und on-site Teilnehmer (telephone) will be the Interface to the Internet. gleichberechtigte Partner sind, aber gleichzeitig ihre spezifische Si- One doesn´t have to sit in front of a computer, tuation (on-line, on-site) beibehalten. Die unterschiedlichen Raum- but is always connected wireless. Zeit Situationen der on-line, on-site Teilnehmer stellen dafür das i2TV (Interactive Internet TV) is the bases for a größte Problem dar, denn es geht um nichts weniger als die Heraus- medial staging for the integration of Internet bildung einer Architektur des Zeit-Raums. Der Fluss der Internet- participants with participants on-site. To achieve Zeit dringt in den Körper ein, prägt seine Erinnerung und wird da- this goal the experiments concentrate on the durch räumlich verortet. Wir diskutieren Fragen der Präsenz und combination of new dramaturgical concepts in an Präsentation, die hinter dem i2TV System und seiner technischen architecture of medial elements. The challenge is Realisierung stehen, sowie Erfahrungen in öffentlichen Proben z. B. to create a set-up in which on-line and on-site beim Memoria Futura Symposium http://imk.gmd.de/mars/cat/me- participants are equal partners, while retaining moria/onlinedt.htm, das im Dezember1999 im Schloss Birlinghoven the specificity of both situations (on-line, on- der GMD stattfand. site). The different space-time conditions of on- EUROPEAN DIGITAL VISIONS 261 CONGRESS

line, on-site participants pose the biggest prob- lem, but not less than an emerging architecture of time space is questioned. The flow of Internet time penetrates the body recoining memory spa- tially. Questioning issues of presence and presen- tation of the i2TV system we will discuss underly- ing technical principles as well as experiences in public rehearsals, e.g. the Memoria Futura sympo- sium, at Schloss Birlinghoven in December 1999 at GMD. This presentation is accompanied by an i2TV ex- periment ›NetWhisper‹. aiming to involve the par- ticipants in an open workshop and / or a perform- ance situation. Questions to be adressed are: How can the conflict of ›real-time delay‹ and the con- flict of ›immediacy of involvement distance for reflection‹ as intrinsic qualities of the on-line/on- site situation, provide fertile ground for new artistic concepts? How do we create a spatial sit- uation in which both on-line and on-site partici- pants feel present and involved, even if not in the same way? How do we create a situation that is Der Vortrag wird begleitet von einem i2TV Experiment ›Netzflüs- both theatrically staged and that enables reflec- tern‹ mit dem Ziel, die Teilnehmer in einen offenen Workshop und / tive discussion, at the same time ? How can such oder eine Performance Situation einzubinden. Fragen, die unter- approach help us to open the black-box of fast de- sucht werden sind: Wie kann der Konflikt ›Echtzeit - Verzögerung‹ veloping technology to a public consciousness be- und der Konflikt der ›Unmittelbarkeit der Einbeziehung in die inter- yond research labs and corporate marketing ? aktive Situation - Abstand für Reflektion‹ als spezifischer Wert der on-line / on-site Situation für neue künstlerische Konzepte verstan- den werden? Wie müssen räumliche Situationen für on-line / on-site Teilnehmer ausgerichtet sein, um beiden ein Gefühl von Präsenz zu geben? Selbst wenn es unterschiedliche Arten von Präsenz sind. Wie schaffen wir eine Situation, die sowohl theatralisch ist als auch re- flektive Diskussion erlaubt? Wie kann dieser Mixed-Reality-Zugang uns helfen, die Black Box der sich schnell entwickelnden Technologie für das öffentliche Bewusstsein zu öffnen?

Media Arts Research Studies (MARS lab) GMD - German National Research Center for Information Technology Schloss Birlinghoven D-53754 Sankt Augustin

http://imk.gmd.de/mars http://imk.gmd.de/mars/cat http://imk.gmd.de/mars/cat/memoria [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] 262 NEW DIGITAL FORMATS

Digital Film Festival - Die Zukunft des Filmemachens Jonathan Wells Digital Film Festival - The Future of Filmmaking

Zunehmend verfüg- Increasingly accessible DV cameras and desktop bare DV-Kameras editing systems are enabling storytellers of di- und Desktop-Editier- verse backgrounds to put their ideas into motion Systeme versetzen by transforming the ›visual language‹ of the mov- Geschichtenerzähler ing image. RESFEST Digital Film Festival was es- mit diversen Hintergründen in die Lage, ihre Ideen in Bewegung um- tablished to provide a forum and environment to zusetzen, indem sie die ›visuelle Sprache‹ des bewegten Bildes trans- showcase this changing language, the empower- formieren. Das RESFEST-Digitalfilmfestival wurde eingerichtet, um ing new digital tools, and an emerging style of ein Forum und eine Umgebung für die Präsentation dieser sich ver- storytelling. ändernden Sprache, die mächtigen neuen Tools und einen sich neu RESFEST spotlights the Future of Filmmaking with entwickelnden Erzählstil zu bieten. a dynamic line up of film screenings, in-depth RESFEST rückt die Zukunft des Filmemachens mit einer dynamischen panel discussions, hands-on technology presen- Zusammenstellung von Filmaufführungen, intensiven Podiumsdiskus- tations and gala parties. Many of the films pre- sionen, aktiv gestalteten Technologie-Präsentationen und Gala-Par- miered in last year´s RESFEST programs went on ties in den Blickpunkt. Viele der in den letztjährigen RESFEST-Pro- to screen at other top international film festivals, grammen uraufgeführten Filme wurden bei anderen internationalen and many of the filmmakers garnered industry- Filmfestivals gezeigt, und auf viele der Filmemacher wurde die ge- wide attention. samte Branche aufmerksam. RESTFEST continues its mission to engage and in- RESFEST setzt sein Ziel fort, das Publikum weltweit anzusprechen spire audiences globally with new films, by new und mit neuen, von neuen Filmemachern mit neuer Technologie her- filmmakers, made with new technology. gestellten Filmen zu inspirieren.

The Banff Centre for the Arts Susan Kennard

Das Banff Centre for The Banff Centre for the Arts plays a unique role the Arts spielt eine in the world of Canadian and international televi- einzigartige Rolle in sion, interactive media, web development, multi- der Welt des kanadischen und des internationalen Fernsehens, der media and research. We support high quality cre- interaktiven Medien, der Web-Entwicklung, Multimedia und der For- ative projects made for a variety of platforms by schung. Wir unterstützen qualitativ hochwertige kreative Projekte bringing together the arts changing technolo- - die für vielfältige Plattformen gemacht wurden - indem wir die gies and media. Künste mit Hilfe der sich verändernden Technologien und Medien Outside partners work with us to create high- zusammenbringen. quality television for speciality channels and Externe Partner arbeiten mit uns, um hochwertiges Fernsehen für broadcast. The Banff Centre encourages projects Spezialsender und -sendungen zu kreieren. Das Banff Centre unter- that research emerging digital cultures, such as stützt Projekte, die aufkommende digitale Kulturen erforschen, wie location based installations, electronic publishing z.B. ortsbezogene Installationen, E-Publishing oder Projekte, die or projects using networked new media, such as vernetzte Neue Medien nutzen, wie z.B. Web-TV, Satelliten-, Kabel- WEB IV, satellite, cable and libre services. The und Glasfaserdienste. Das Banff Centre vereint die darstellenden Banff Centre is uniting the performing arts, mu- Künste, Musik, visuelle und medienbezogene Kunst, Architektur, Wis- sic, visual and media arts, architecture, science senschaft und Technologien. and technologies. Das Banff Centre fördert Initiativen von Künstlern, unabhängigen The Banff Centre encourages proposals from Produzenten, Forschern, Fernsehjournalisten, Internet-Distributo- artist, independent producers, researchers, ren, interaktiven Medien- und Spielefirmen, Software-Entwicklern, broadcasters, internet distributors, artists´ net- Galerien, Museen und Biotechnologie-Firmen. Projekte aus Kanada works and centres, distributors, interactive me- und dem Ausland werden gefördert. dia and games companies, software developers, • Kulturelle Projekte für Fernsehen und/oder Neue Medien in allen galleries, museums, and biotechnology compa- Disziplinen und Formen, wie z.B. Fernsehoper, -tanz und -technolo- nies. Projects from Canada and abroad are sup- gie, Dokumentarbeiträge über die Künste oder Künstler ported. • Multimedia- und New-Media-Initiativen für Veröffentlichung, Web- - Cultural projects for television and/or new me- EUROPEAN DIGITAL VISIONS 263 CONGRESS

Site-Projekte, den interaktiven Film- und Fernsehbereich, Software- dia in all disciplines and forms, such as television Entwicklungsinitiativen, wie z.B. Projekte, die Streaming verwenden, opera, dance and technology, documentaries Projekte im Bereich Datenbank und Navigation für das Internet about the arts or artists • Plattform übergreifende Projekte, die Fernsehen, Film, Audio, Web - Multimedia and new media proposals for publi- und andere Formen interaktiver Medienübertragung kombinieren. cation, web-site projects, interactive film and tel- • Forschungs- und Produktionsprojekte, die Wissenschaft und Kunst evision, software development initiatives; such as zusammenbringen. Das Banff Centre hat seine eigenen Forschungs- projects that use streaming, projects that ex- programme und -partner mit Forschungsuniversitäten und -organi- plore data base and navigation for the internet sationen aus Alberta, Kanada und dem Ausland. - Cross platform projects that combine television, • Forschungs- und Produktionsprojekte in Augmented Reality (›er- film, audio, web and other forms of interactive weiterte Realität‹), interaktiver Performance, der Schnittstelle media delivery Mensch/Computer, ›emotional computing‹ - Research and production projects that bring to- • Kanadische Multimediaprojekte mit hohem Risiko, welche die gether science and arts. The Banff Centre has its Ressourcen der Produzenten und jene des Banff Centre und von Te- own research program and partners with Alberta, lefilm Canada zusammenbringen. Canadian and international research universities Professionelle Entwicklungsziele werden speziell für jedes Projekt and organizations definiert. Das Personal des Banff Centre, die Zeitstudien-Fachleute - Research and production projects in augmented und externe Teams (falls vorhanden) unterstützen die Produktion. reality, interactive performance, human/comput- Das Banff Centre hat Koproduktionsvereinbarungen mit vielen Län- er interface, emotional computing dern, Stiftungen, Netzwerken und Agenturen. Fragen Sie uns nach - High risk Canadian multimedia projects that den Einzelheiten. bring together the resources of the producers Vorschläge aus der Koproduktion für alle Projektphasen, wie z.B. zur and those of The Banff Centre and Telefilm Cana- Entwicklung, zu Prototypen, Pilotwerken, zu Schreib- oder Postpro- da duktion werden das ganze Jahr hindurch entgegengenommen. Fan- Professional development goals are defined on a tasiereiche Ansätze bei Inhalt, Form und technischer Qualität sowie project-by-project basis. The Banff Centre staff, substantielle Interessen aus anderen Quellen sind Faktoren. Zuwei- work study technicians and external crews (when len initiiert das Programm auch Koproduktionen mit anderen Abtei- appropriate) provide support for production. The lungen des Banff Centre und/oder mit Fernsehsendern, E-Verlagen, Banff Centre holds co-production agreements Stiftungen, und freien Produzenten, indem spezifische Projekte aus- with many countries, foundations, networks and geschrieben werden. agencies. Check with us for details. Co-production proposals for all stages of projects, such as development, prototyping, pilot creatin, writing production, or post-production are considered throughout the year. Imaginative approaches to content, form, and technical quality as well as substantive interest from other sources is criteria. At times the program initiates co-production with other departments of The Banff Centre and/or with television chan- nels, electronic publishers, foundations and inde- pendent producers by making calls for specific projects. 264 NEW DIGITAL FORMATS

European Digital Media Network Alfred Rotert

EDMN steht für ein europäisches Netzwerk von Festivals und Insti- EDMN is a European network of festivals and in- tutionen, die zeitgenössische Medienkunst und innovative Bildkultur stitutions, which substantially supports and rep- massgeblich fördern und vertreten. resents contemporary media art and innovative Ziel dieses Netzwerkes ist der Aufbau einer europäischen Struktur image culture. für die Präsentation und Distribution von Medien, insbesondere von The aim of this network is the building of a Euro- Medienkunst-Produktionen, die durch diese gemeinsame Plattform pean structure for the presentation and distri- einem über die Festivals hinaus gehenden Publikum vorgestellt wer- bution of media in particular media art produc- den. tions, which will be presented through the joint Mit dem European Media Art Channel www.edmn.net entsteht ein platform to an audience beyond the festival. erster europäischer Medienkunstkanal, der über neueste Tendenzen The EUROPEAN MEDIA ART CHANNEL und Entwicklungen informiert, audiovisuelle Arbeiten in spannenden www.edmn.net is the first channel, which informs Kontexten präsentiert und sich somit als unverzichtbarer Bestand- on the latest tendencies and developments, pres- teil in die europäische Medienlandschaft einschreibt. ents audio-visual works in exciting contexts and Der European Media Art Channel richtet sich an ein kulturell und an therefore becomes an indispensable part of the Medien interessiertes Publikum, Event- und Festival Organisationen, European media world. Museums- und Kulturorganisationen, generell ein junges Publikum The EUROPEAN MEDIA ART CHANNEL is directed und natürlich an Studenten der Medien- und Kunsthochschulen. towards a cultural and media interested audi- Der EUROPEAN MEDIA ART CHANNEL erschliesst somit - auf ganz Eu- ence, organisations of events, festivals, museums ropa übertragen- ein grosses Publikum, mit einem enormen Infor- and culture and towards a young audience and of mationsbedarf, so dass auch wesentliche Impulse aus den Kreisen course students of media and art colleges. der Wirtschaft gegeben sind, die den Wert der kulturellen Netze er- Thus, the EUROPEAN MEDIA ART CHANNEL opens kannt haben. up to a large audience across the continent to Die Inhalte, Beiträge und Themen des EUROPEAN MEDIA ART CHAN- satisfy an enormous need for information, so that NELS werden durch eine contentdynamische Redaktion der Part- the main economic pressures are present within nerinstitutionen gestaltet. the value of cultural networks. Die Projektpartner verfügen aufgrund ihrer Struktur über Büros The content, contributions and subjects of the und Kontaktstellen in ganz Europa, die durch ihre Vernetzung in ei- EUROPEAN MEDIA ART CHANNEL are designed nem gemeinsamen Projekt ihre “strategischen” Ziele umsetzen kön- through a dynamic editing of the artner institu- nen. Zudem verfügen die Festivals über langjährige Kontakte und di- tions. Because of their structure, the project rekten Zugang zu den neuesten und aktuellsten Produktionen in ih- partners have offices and contacts in the whole ren jeweiligen Ländern. of Europe and through heir network can put their Durch die rasant wachsende Bandbreite der Netze, die jetzt weit hö- ‘strategic’ aims across in joint projects. On top of here Übertragungskapazitäten z.B. per ADSL ermöglichen und durch that, the festivals have long-standing contacts die Einführung neuer Streaming-Technologien, können in Zukunft and direct access to the latest and current pro- multimediale Inhalte und Videos optimal übertragen werden, mit de- ductions in their respective countries. nen der EDMN Medienkanal ein neues Publikum erreichen wird. The fast growing range of networks that now al- Die Partner der EDMN stellen sich mit der Realisierung des EUROPE- low increased communication capacity, for exam- AN MEDIA ART CHANNELS in der europäische Kulturszene den neuen ple via ASSL, and with the introduction of new medialen Herausforderungen. Hier werden die inhaltlichen und tech- streaming technologies the optimum transfer- nischen Möglichkeiten und die neuen Standards explizit erforscht, ence of multimedia contents and videos is possi- die Entwicklungen in den Medien reflektiert und eine Basis für die ble in the future. Planung neuer Projekte in den digitalen Medien geboten. With the realisation of the EUROPEAN MEDIA ART Die -BETA - Version des EUROPEAN MEDIA ART CHANNELS CHANNEL, the EDMN’s partners take on the new www.edmn.net wird im Sommer 2000 im Rahmen einer länderüber- media challenge in the European cultural scene. spannenden Gemeinschaftsproduktion lanciert. Here, the possibilities of content and technology and the new standards are explored explicitly, the http://www.edmn.net developments in the media are reflected on and The European Media Art Channel the basis for the planning of new digital media The Founding Members of the EDMN: [art.image], Graz, AV-arkki, projects is offered. Helsinki, Bandits-Mages, Bourges, Danish Filminstitute, Copenhagen, The BETA version of the EUROPEAN MEDIA ART European Media Art Festival, Osnabrück, Film and Video Umbrella, CHANNEL London, Invideo, Milan, Mecad, Barcelona, Transmediale, Berlin, World www.edm.net will be launched in the summer Wide Video Festival, Amsterdam. 2000 as part of a joint production of several The project is realised with the support of the countries. Media Program of the EU Commission. EUROPEAN DIGITAL VISIONS 265 CONGRESS

TV-art.net David Guez

www.tv-art.net ›Tv-art.net, Paris, is the first web tv in Europe ›Tv-art.net, Paris, ist das erste Web-TV in dedicaded to art and artists. Develloped by the Europa, das sich der Kunst und den Künst- artist David Guez as a ›media art project‹ Tv- lern widmet. Vom Künstler David Guez als a art.net broadcasted more than 300 videos made ›Medienkunstprojekt‹ entwickelt sendete from art news, interviews,creation,... Tv-art.net mehr als 300 Videos mit Kunst- Tv-art.net has also made a sound portale which is nachrichten, Interviews, künstlerischem reachable by phone : LE BEWAC - http://www.tv- Schaffen. art.net/bewac. The idea is to send sounds with Tv-art.net hat außerdem ein Sound-Portal gemacht, das telefonisch your phone which are streamed in realaudio on erreichbar ist: LE BEWAC - http://www.tv-art.net/bewac. Die Idee the website a few hours later. ist, dass man Töne/Sounds über das Telefon sendet, die ein paar Tv-art.net is working with the French ›media-libre Stunden später in Realaudio auf der Website gestreamt sind. association‹ in order to have programs into a new Tv-art.net arbeitet mit der französischen ›media-libre association‹ TV CHANNEL on cable, which will be open in Sept. um Programme auf dem neuen Kabel-TV-Kanal ALEA TV zu senden, 2000 : ALEA TV. der im September 2000 eröffnet wird. Tv-art.net is working on the creation of a Euro- Tv-art.net arbeitet an der Schaffung eines europäischen Kunst- pean Art TV channel (called ›LAPISCINE‹) which Fernsehkanals (genannt ›LAPISCINE‹) der ein Portal zu verschiede- aims to make a portal with several art centres. nen Kunstzentren sein möchte. ›Tv-art.net team ‹: Tv-art.net team: David Guez, Francoise Seroin, Fulvia Nicolini, Anais David Guez, Francoise Seroin, Fulvia Nicolini, Anais Lemaignan. Lemaignan. ›La Piscine‹ TEAM: ›La Piscine‹ TEAM : David Guez, Fabrice Reymond - [email protected]. David Guez, Fabrice Reymond - [email protected]

Teleweb.org David Guez www.teleweb.org Teleweb is an art media project which works with Teleweb ist ein Medienkunstprojekt, das auf der Vorstellung arbei- the idea that ›everybody is his own medium.‹ tet, dass ›jeder sein eigenes Medium ist‹. Made with the free tools of the web, everyone is Hergestellt aus frei im Web verfügbaren Tools, ist jeder jetzt in der now able to open and to take care of his on web tv Lage, sein eigenes Web-TV oder Web-Radio zu eröffnen und zu be- or his own webradio. treiben. Teleweb.org is an open free medium trying to ask Teleweb.org ist ein offenes, freies Medium, das versucht, Fragen zu and to answer many questions linked with the stellen und zu beantworten, die mit der Freiheit eines jeden von uns freedom of each of us & the freedom of expres- und mit der Freiheit, sich gegen die großen, offiziellen Medien (TV, sion against big official media (TV, radios, Radio, Provider...) auszusprechen, in Zusammenhang stehen. Es hat providers...). seinen Platz als ein freies künstlerisches Werkzeug in der Gesell- It takes place in society as a free artistic tool and schaft, und möchte eine andere Art entwickeln, Inhalt zu senden. wish to develop a different way of broadcast con- tent. ›Teleweb.org‹ team: David Guez, Jean Luc Boudjedid. ›Teleweb.org‹ team : David Guez, Jean luc Boudjedid. 266 267

Register Index 268 TITELVERZEICHNIS

40 -12-IV 1961 245 Crazy Bloody Female Center by Nina I 101 18 Menkes, The 18 I Go on Dancing Before You 35 1891 Voltios, Cariño 186 cybertube 222 ICI 36 2 Flies 54 If 229 21st century. Things long wished for D 92 If Only I 70 3 Hoover 3 88 Darkening 213 Il Regno 98 399 seconds of fear 219 De la Seduction 76 In Memory of the Birds 57 45 CMS Squared 72 Desert Scene 213 In my car 222 Desvio 81 Individu A 34 Diálogos Corrosivos 226 Infotube 37 AAAARGH! 78 Die Dyer 22 Interview mit Paul de Bruin / 28 About Green Things 262 Digital Film Festival - The Future of Koplopers 198 Abschied - mein letztes Bild Filmmaking 139 Adebar 26 Don´t Go Back to Sleep J 38 Airshow 128 Doodlin’ 214 J´espère que vous allez bien 103 Aktion-Film 104 Draußen 217 Amateurist, The 96 Draw Dead K 218 Amen 66 Kein Film | No Film 217 Another, Another E 70 Kill the DJ 48 Apart Together 160 Electric Shroom 90 King of the Jews 16 Apotheosis 86 Elefanten 221 Korrektes Verhalten zahlt sich aus 91 Appearances 50 Elsewhere 250 Kongress European Digital Visions 52 Arise! Walk Dog Eat Donut 40 Enamel Red 252 KörperSchnitt 148 Arrival - Departure 224 Enemy Processing System 256 Körperschnitt: Die ›Haut Couture‹ 222 Assigné à Residence 64 Energy, Energy des Samplings 216 Audition Tapes, The 220 Erst hell, dann leicht, dann 253 Körperschnitte 103 Ausweg himmelhoch 215 Krhyzomoria 102 Autoreverse 242 Esfore - Entropy 170 Kymatic Circuit 264 European Digital Media Network B 100 Eva L 33 Bad Hunch/Eine dunkle Ahnung 55 Evidence 73 L’outil n´est pas Toujours un 190 Balloon Project, The 32 Extender Marteau 262 Banff Centre for the Arts, The 174 Lächeln böser Zungen, Das 219 Bardo Thodol F 25 Last Ride, The 200 Behind my Back - In Front of my Eyes 172 Falsch 136 Lichtspiel Opus 1 210 Berlin Club Video 238 Fantastic Prayers 137 Lichtspiel, schwarz-weiß-grau 140 Binary Bit Patterns 110 Film Work of Len Lye, The 228 Lightofspeed.com feat. ›Here and 24 Birdman 28 Finale Now‹ 131 Birth of a Robot 59 Fine Pain 93 Look at Me 79 Blackout 235 Flesh Garden 82 Loophole 83 Blitze 215 Flies 16 Love is All 239 Borderland 129 Flip and Two Twisters, A 194 Luft über dem Toaster, Die 62 Born under Surveillance 41 Forest-Views 49 Lure (First Light) 142 Boulevard 139 Free Radicals 97 Bounce 244 From the Garden M 212 Box of his own, A 105 Fülle - La Folie, Die 31 Mama Puddy 156 Brief Flash, A 38 Man with the Beautiful Eyes, The G 178 Männlicher Akt, stehend C 29 Geographie 39 Mary, Mary 131 Caleidoscope 63 Gesundheit und Zivilisation 196 Med Machine 260 CAT präsentiert i2TV 234 Ghostcity 248 Medien Kunst Interaktion - Die 80er 73 Chatroom 35 GraviDance und 90er Jahre in Deutschland 56 Cheek 27 GroXX 254 Mensch im Zeitalter seiner 54 Chimera technischen Reproduzierbarkeit, Der 140 Chromophonic H 150 Metathesis 50 Circle, A 36 Haga Luz en Su Cerebro /Light Up 30 Michtavim 233 Closed Reality: Embryo Your Brain 222 Migrations 37 Cock Fight 232 Hamburg Ersatz 231 Mind-Shift: Identities in Cyberspace 130 Colour Box 57 Haunt #451 182 mmm look 137 Colour Cry 54 Heaven 80 Moby Richard 133 Colour Flight 237 Herbarium for Goethe 22 Moi vu par... 141 Colour Separation 19 Hey Madonna 80 Mojado Invasion, The 90 Common Situations 25 Homesteaders 98 Monologue 42 Company 92 Homme à Tout Faire / Handy Man 104 Moonworshippers 79 Consolation Service 220 Hongkong 17 Morphology of Desire, The 71 Contemporary Artist 29 Hotel Central 168 Mother May I 214 Conversation (About Work), A 218 How to be a Recluse 137 Musical Poster 99 Copykill 47 Human Camera, The 93 My Home 141 Cosmos 31 My Long Way Home REGISTER 269 INDEX

81 My Name is Grant 74 Sheep in Wolf´s Clothing, A 254 Verletzung des Körpers durch den 246 Mysteries and Desire: Searching the 214 Ship of Fools Dualismus und die Lust auf Worlds of John Rechy 228 Shoac up Your Life! Unsterblichkeit, Die 216 Six Weeks in June 236 Virtual Body of God N 52 Skyscraper 18 Virus has been Spread, The 132 N. or N.W. 78 Sleeping Car 105 Visitor_Praha, A 39 Nest of Tens 164 Small Fish 188 VOID 258 New Media Encyclopedia 21 Small Lies, Big Truth 48 Night Between Us 66 Sonic Fragments W 247 No Fish, No Cheese 104 Sound & Vision 106 Waiguo Mao 51 Nobody´s Nothing 106 Sound and Vision 100 Wanderlust 212 Nocturne 46 Sparklehorse 144 Wartesignale 240 Nutrishnia 33 Speaker 89 Waterstories 243 NYC Thought Pictures: Memories of 84 Spectres of the Spectrum 212 What Farocki Taught Place 20 Spiders in Love: An Arachnogasmic 75 Wie böse ist Österreich Musical 166 Wie heißt du? Ivana! O 217 Spiritual Animal Kingdom 102 Wild Life 107 O Sole Mio 228 Standard Euro 55 Window Work 88 Obliterating Word, The 154 Statement 34 Wobble Dobble Series, The 180 Ohne Titel 176 Sternenhimmel 42 Wood 107 Ohne Titel 184 Stromschneider 58 Work and Progress 134 ›Old Brain‹ of the Avantgarde, The 218 Sud / South 57 Wounded 162 Optiballs 133 Swinging the Lambeth Walk 32 Würfels Stern 82 Outer Space 230 Synema - Verborgene Welten von 89 Overfart Farbe und Klang Z 138 Syromorphosis 86 Zapruder Footage, The P 65 Zil - Umiral Chelovek (There Lived a 99 Paramatrix T Man, There Died a Man) 141 Particles in Space 106 T 14 91 Zyklon Portrait 76 Passing Drama 142 Tal Farlow 241 Permanent Flux 101 Telefonstress 23 Perspective 265 Teleweb.org 20 Petite Mort, La 146 Text Rain 159 Pierrick Coupe du Bois 237 There Fell a Star from Heaven 222 Pings 1-2 56 There;Done 220 Platte 27 Thompson´s Away 75 Poem #10 158 Titre Variable No2 43 Point 221 To Date 257 Ponton 71 Toda Hora e Hora 219 Povijest Kolaca / History of a Cake 133 Trade Tattoo 101 Prost Neujahr! 81 Tradition ist... 103 Puhov 53 Tramage 213 Translators, The Q 26 Travel, The 225 Quotation System, The 23 TravellinckX 202 Travelling through VeeJay-Country R 45 Trevor 136 R-1. Ein Formspiel 218 Trias - Evolution - Revolution - 138 Radio Dynamics Resolution 132 Rainbow Dance 72 Triptiko 64 Rationelles Bauen 216 True Stories (No.1) 83 Removed 130 Tusalava 138 Rhythm 265 TV-art.net 97 Robofever 72 Two Paranormal Experiments 44 Romutation 215 Ron & Leo U 191 Rot und Blau 74 Unde? Unde Undera / Where is 53 Rott&Damn Somewhere? 62 Routemaster 51 Undertow 74 Unhaltbare Situation, Eine S 116 Uniting Form and Movement 96 Saddam´s Crazy Prices 71 Untitled #29.95 90 Sagen möchte ich das: 43,221 Scanner V 70 Scherzo 220 Vacancy 63 Schönere Welt, Eine 214 Vacancy 224 Self Identification System 209 VeeJay-Groove im TV 152 Séparée 116 Vereinigung von Form und 213 Sette Mele Ben Lucidate Bewegung, Die 270 AUTORENVERZEICHNIS

A 205 DJ Spooky 92 Henricks, Nelson 221 Abraham, Fenja 64 Doing, Karel 254 Hentschläger, Ursula 146,215 Achituv, Romy 57 Donovan, Susana 205 Herbaliser, The 107 Ackermann, Olaf 104 Dragan-Chirila, Diana 81 Hewitt, Nicole 79 Ahtila, Eija-Liisa 207 Dura Lux 56 Hillman, Baba 218 Akermann, Chantal 216 Hilton, Stuart 205 Alex Empire E 138 Hirsh, Hy 214 Allard, Tony 74 Easterson, Sam 38 Hodgson, Jonathan 239 Alma, Julien 75 eddie d. 207 Holger 35 Alvarado, Alejandro 55 Elliott, Bonnie 101 Hölker, Reinhard 36 Alvarez, Julian 205 Erobique 96 Holmes, Mark 48 Andêra, Ondrej 230 Eschler, Kristina 220 Holthuis, Gerard 81 Anderson, Tobias J. 19,213 Hoolboom, Mike 71 Anonymous F 129 Horrocks, Shirley 70 Aoshima, Hideo 247 Fabian, Jo 26 Hu, Klaus 17 Arnold, Robert 51 Farr, Bridget 75 Huber, Bernadette 231 Ascott, Roy 176 Fei, Zhou 29 Hulse, Matt 224f. Ashuratova, Namniyas 256 Feuerstein, Thomas 215 Husain, Oliver 144 Field, Michael 154 Hutter, Robert B 170 Filz, Stefan Matthias 57 Hutton, Sandra 84 Baldwin, Craig 241 Fin, Yariv Alter 63 Barahona, Sebastián 97 Finch, Nic I 168 Barsamian, Gregory 136,138 Fischinger, Oskar 103 Ingen-Housz, Timothie 186 Baumberger, Stefan 260 Fleischmann, Monika 58 Beauvais, Yann 220 Flückiger, Edith J 222 Beineix, Jean-Jacques 207 FM Einheit/Gry 221 Jaecklin, Lea 141 Belson, Jordan 48 Framess, Alicia 101 John, Hendrik 34 Bernardo, Luís Miguel Martins 240 Franseschini, Amy 205 Jones, Art 204 Blades, Rowan 55 Fraser, Anna 150 Jones, Ben Owen 228 Blank, Johannes 248 Frieling, Rudolf 39,217 July, Miranda 22 Boisseau, Sylvie 22,64 Frisch, Christian 116 Bouhours, Jean Michel 54 Frise, Heather K 74 Braila, Pavel 164 Fujihata, Masaki 106 Karanka, Jonna 80 Breer, Emily 164 Furukawa, Kiyoshi 86 Kels, Karl 83 Brehm, Dietmar 262 Kennard, Susan 32 Brogle, Beat G 66 Kerkhof, Ian 59 Brown, Carl E. 244 Garcia, Jacalyn Lopez 206 Kid Loco 98,190 Brunnert, Virginia 52 Gardner, Mark 47 Kilmi, Jaak 66 Brynntrup, Michael 32 Garmsen, Lutz 105 Kim, Hee-Seon 209 Bunne, Egon 107 Garthe, Eva 245f. Kinder, Marsha 37 Gerfin, Martijn 66 Klein, Micha C 212 Gianikian, Yervant 152 Klekamp, Stefanie 88 Cane CapoVolto 231 Giribet, Josep 34 Knecht, John 110 Cantrill, Corinne & Arthur 212 Godmilow, Jill 52 Kobland, Ken 100,106 Caraman, Olga 76 Golder, Gabriela 35 Kobrin, Vladimir 37 Caster, Paul 80 Gomez-Pena, Guillermo 66 Kruishoop, Miriam 222 Chamski, Constantin 57 Gonsalves, Tina 139 Kubelka, Peter 31 Chertkov, Boris 31 Green, Sharon 233 Kuluncic, Andreja 222 Coffin, Pierre 128 Griffiths, Keith 20 Colburn, Martha 166 Grösch, Wiebke L 34 Costa, Francisco Miguens Cortes 253 Gsöllpointner, Katharina 206 Lab Insect 228 Crawford, David 265 Guez, David 242 Lac, Visieu 71 Cuevas, Ximena 53 Guiton, Jean-Francois 73 Laliberté, Sylvie 92 Cumming, Donigan 72 Lampalzer, Gerda H 233 Lane, Trudy D 144 Hagedorn, Mina 23 Lanners, Bouli 248 Daniels, Dieter 25 HalfLifers 206 Laps 63,218 Daxl, Heiko 43,221 Händler, Stella 89 Larjosto, Harri 238 De Jong, Constance 200 Hanisch, Annette 243 Ledermann, Russet 28 de Mol, Lin 26 Hanke-Wahls, Angela 219 Leko, Kristina 232 de Moll 144,162 Hansen, Heiko 156 Lenders, Theo 217 de Visser, Bea 99 Hardy, Till 206 Les Asteroides 232 Dellbrügge 16 Harrison, Oliver 30 Lesov, Viacheslav 81 Deutsch, Gustav 239 Hart, Laurent 196 Levy, Jessica 206 DJ Automat 24 Hathaway, E. T. P. 205 Lichtsport 207 DJ Chrislo + Kemi 100 Hecht, Claudia 191f. Lie, Ingo 205 DJ Koze 257 Heidersberger, Benjamin 102 Liotet, Ninon 207 DJ Mo 32 Helfer, Ursula 241 Lips, Bastiaan 207 DJ Sebel + Bassface Sascha 202,209 Held, Oliver 252 Lischka, Gerhard Johann REGISTER 271 INDEX

213 Lo Sciuto, Paola 74 Pollert, Manfred 207 The Force Quit Resolution 96 Lohmoeller, Michael 97 Pollock, Neil 27 Thompson, Mark 49 Lory Kay, Olivia 53 Priestman, David 96 Torkuhl, Lars 90 Lux, Antal 233 Puzar, Matija 222 Tornàz, Claùdia 130ff. Lye, Len 46 Torossain, Gariné R 103 Toulemonde, Muriel M 233 Radek, Grabrijela 216 Tribe, Kerry 62 MacKenzie, Chris 246 Rechy, John 82 Tscherkassky, Peter 20 Mahe, Yves-Marie 33 Rehn, Tommi 196 Tuan, Sean John 207 Majorette 207 Reiner Remake 215 Mally, Wolfgang 217 Reinke, Steve U 28 Mannarini, Francesco 66 Rekveld, Joost 83 Uman, Naomi 214 Markiewicz, Lily 90 Repetto, Silvano 146 Utterbeck, Camille 18 Martin, Isabelle 212 Ricci Lucchi, Angela 226 Matsumoto, Fumio 82 Richardson, Simon V 79 Mazière, Michael 180 Riethmüller, Gertrud 27 Väätäinen, Ulla 148 Melhus, Björn 23 Riiser, Andreas J. 51 van Bakel, Michiel 76 Melitopoulos, Angela 188 Rohlf, Jan 214 van der Avoort, Boris 245 Menkes, Nina 88 Rose, Peter 36 van Liempd, Hein 240 Merg, Sascha 90 Rosenblatt, Jay 80 Vasquez, Gustavo 43 Mergels, Ela 250,264 Rotert, Alfred 41 Vegter, Bart 91 Meter, Barbara 71 Rtmark 106 Veijola, Suvi 228 Metzen, Anne 105 Rutman, Elena 236f. Velikanov, Andrej 166 Metzger, Frank 136 Ruttmann, Walther 236f. Velikanova, Julia 50 Mittelstädt, Egbert 73 Vilela, Paulo 137 Moholy-Nagy, Lazlo S 73 Vilela, Pedro 207 Monitor Automatique 55 Sachs, Lynne 18,205 Virus, Philipp 38 Mortimer, Roz 86 Sanborn, Keith 210 visomat inc. 78 Moumblow, Monique 222 Sancho, Renata 238 Vitiello, Steven 214,220 Müller, Matthias 204 Sander 140 Vitkine, Alex 164 Münch, Wolfgang 134 Sausmikat, Ralf 258 von Assche, Christine 218 Mustac, Zravko 40 Sassi, Pekka 184 von Wedemeyer, Clemens 102 Mwangi, Ingrid 66 Scheffer, Frank 198 Vondrlik, Jeremias H. 194 Schliewe, Norbert N 25 Schmeichel, Hanne W 219 Narath, Simon Bogojevic 32,43,221 Schmid, Philipp 178 Weber, Reinhard 54 Nascimento, Marcus 228 Schmuck, Christoph 254 Weber, Stefan 35 Nieta Barros, Pedro Sánchez de la 91 Schogt, Elida 40 Webster, Catherine 204 Nog Harder 182 Schopf, Silvia 107 Weitzel, Matthias 260 Novak, Jasminke 66 Schroder, Rob 262 Wells, Jonathan 98 Novikova, Radda 102 Schulbaum, Olivier 141 Welsby, Chris 99 Seide, Benjamin 107 Werner, Frank O 104 Seppänen, Antti 22 Westermeyer, Frank 44 Oblak, Renate 212 Sewraj, Yudi 140 Whitney, Michael 66 Oey, Alexander 54 Shemilt, Elaine 215 Wilde, Danielle 72 Oppermann, Manfred 65 Shiroky, Nickolay 104 Wilms, Anna 58 Ostrovsky, Vivian 21 Silver, Shelly 230 Winterhalder, Mark 238 Oursler, Tony 54,71 Simoês, Aggêo 242 Wöllner, Stefan 36 Overbeeke, Sanny 207 SM van den Linden 16 Wondra, Janet 50 Oya, Yasunoki 70 Smith, Daryl 142 Worden, Fred 72 Snedsbøl, Erik 63 Wrede, Martin P 158f. Sorin, Pierrick 39 Wright, Annie 101 Park, Han-Ter 172 Sperling, Dani 242 Wu, Mark 204 Parks & Wilson 160 Springborn, Antenne 221 Wyss, Sonja 54 Partridge, Stephen 206 Squa´x & Larsen Family 70 Patwa, Karim 213 Stassi, Giuseppe Y 235 Paul, Dominique 93 Steel, Peter 33 Yura, Yasuto 56 Paul, Lewis 45 Steina 219 Pavia, Valerie 220 Steinmann, Christof Z 42 Payne, Simon 216 Sterle, Sandra 93 Zaitsev, Andrei 78 Pelletier, Alain 174 Stoll, Klaudia 234 Zellen, Jody 204 Per 230 Straub, Ulrich 213 Zeppetelli, John 260 Peranovic, Predrag 260 Strauss, Wolfgang 72 Zubiaga, Augusto 103 Petrov, Alexay 218 Swenson, Laurel 29 Phillips, Deborah 42 Pierce, Leighton T 44 Pinter, Michael 207 Terranova 89 Pointeker, Ben 196 Terstegge, Bernd 62 Pojohla, Ilppo 229 Teterin, Sergej Next / Nächstes European Media Art Festival 2.-6. Mai 2001