Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis Erhebung und qualitative Bewertung der Gewerbe‐ und Industrieflächenpotenziale im Märkischen Kreis

Dipl.‐Ing. Dominik Geyer Dipl.‐Ing. Verena Heinz, M. Sc.

Köln, Dezember 2017

Geschäftsführende Stadt‐ und Regionalplanung Gesellschafter: Dr. Jansen GmbH Dipl.‐Geogr. Ursula Mölders Neumarkt 49 Stadt‐ und Regionalplanerin SRL 50667 Köln Dipl.‐Ing. Dominik Geyer Stadtplaner AK NW, Bauassessor Fon 0221 94072‐0 Stadt‐ und Regionalplaner SRL Fax 0221 94072‐18

Handelsregister: HRB Köln 62236 Gesellschafter/Seniorpartner: info@stadtplanung‐dr‐jansen.de Umsatzsteuer‐ID: DE 257979980 Dr. Paul G. Jansen www.stadtplanung‐dr‐jansen.de

Inhaltsverzeichnis

1 Handlungsanlass 1 1.1 Rahmenbedingungen 1 1.2 Problemaufriss 1 1.3 Herangehensweise 4

2 Wirtschaftsstandort Märkischer Kreis 7 2.1 Geografische Lage, Verkehrsanbindung und Bevölkerung 7 2.2 Das wirtschaftliche Profil des Märkischen Kreises 8 2.3 Wirtschaftliche Kennzahlen 9 2.4 Flächenentwicklung ex post im Märkischen Kreis 16 2.5 Flächenveräußerungen 18 2.6 Kurzes Fazit 19

3 Gewerbe‐ und Industrieflächenpotenzial 23 3.1 Entwicklungshemmnisse 23 3.2 Restriktionsanalyse 23 3.3 Ergebnisse der Restriktionsanalyse 25 3.4 Exkurs: Das Eigentumsdilemma 28 3.5 Reaktivierung von Brachflächen 29 3.6 Kurzes Fazit 30

4 Gewerbe‐ und Industrieflächenbedarf 33 4.1 Vorbemerkung 33 4.2 Bedarfsberechnung 33 4.3 Differenzierung nach Gewerbe und Industrie 33 4.4 Grenzen der Bedarfsberechnung 36

5 Abgleich Flächenbedarf und Flächenpotenziale 39 5.1 Flächenbilanzen kreisweit 39 5.2 Flächenbilanzen nach Kommunen 40 5.3 Kurzes Fazit 42

6 Flächenrecherche 45 6.1 Suchraumermittlung 45 6.1.1 Bewertung und Zuschnitt der Suchräume 45 6.1.2 Ergebnis der Suchraumermittlung 45 6.2 Weißflächen 48 6.3 Anmerkungen zu den landesplanerischen Vorgaben 53 6.4 Prioritätensetzung und Empfehlungen 54 6.5 Tauschflächenermittlung 57

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis

7 Resümee und Empfehlung 61 7.1 Kurzes Fazit 61 7.2 Anregungen 61

In dem nachfolgenden Text verwenden wir eine geschlechtsneutrale Sprache. Bei der konkreten Ansprache von Personen werden sowohl die weiblichen als auch die männlichen Personen genannt, z. B. „Bewohnerinnen und Bewohner“. Sollte aus Versehen oder aus Gründen der besseren Lesbarkeit an einigen Stellen nur die männli‐ che Form, z. B. „Akteure“ gewählt sein, meinen wir aber immer auch die weiblichen Personen, nämlich die Akteurinnen. Selbstverständlich sind für uns immer Männer und Frauen gleichzeitig, gleichgestellt und chan‐ cengleich angesprochen.

Dieses Gutachten unterliegt dem Urheberrecht. Vervielfältigungen, Weitergabe oder Veröffentlichung des Gutachtens in Teilen oder als Ganzes sind nur nach vorheriger Genehmigung und unter Angabe der Quelle erlaubt, soweit mit dem Auftraggeber nichts anderes vereinbart ist.

Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Erstes Kapitel Handlungsanlass

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1 Handlungsanlass 1.2 Problemaufriss Mit der wirtschaftlichen Kontinuität des gewerblich‐ industriellen Sektors im Märkischen Kreis besteht 1.1 Rahmenbedingungen immerwährend ein Bedarf an Gewerbe‐ und Indust‐ Der Märkische Kreis ist eine wirtschaftlich prospe‐ rieflächen. Wesentliche Gründe hierfür sind: rierende Region. Dies ist in erster Linie auf ein wirt‐ schaftshistorisch gewachsenes industrielles Profil . Betriebsverlagerungen zurückzuführen. Nicht ohne Grund zählt der Märki‐ . Betriebserweiterungen am Standort sche Kreis zu den erfolgreichsten Industrieregionen . Auslagerungen von Betriebsteilen in Deutschland. Voraussetzung für die weitere . Neugründungen von Unternehmen Prosperität ist ein bedarfsgerechtes Angebot an . Neuansiedlungen auswärtiger Unternehmen Gewerbe‐ und insbesondere an Industrieflächen. Für eine Mehrheit der kreisangehörigen Kommunen Neugründungen sind im Märkischen Kreis zwar ist in Anbetracht der aktuellen Flächendisposition erkennbar, belegen zunächst allerdings nur geringe erkennbar, dass sie künftig nicht oder nur sehr ein‐ Flächen. Erst, wenn das Unternehmen langfristig geschränkt in der Lage sein werden, ansässigen tragfähig wirtschaftet, entsteht zusätzlicher Flä‐ lokalen Unternehmen notwendige Flächen zur Ex‐ chenbedarf. Dieser schlägt sich dann in Betriebser‐ pansion bzw. zur Verlagerung anbieten zu können. weiterungen, ‐verlagerungen oder Auslagerungen von Betriebsteilen nieder. Im Jahre 2013 haben die Wirtschaftsförderer und Planer der 15 Kommunen des Märkischen Kreises Neben den Neuansiedlungen ergibt sich vor allem ein Positionspapier auf den Weg gebracht, das nicht aus dem vorhandenen Betriebsbestand ein Erfor‐ nur ein Problembewusstsein für die stärkere inter‐ dernis zur Verlagerung. Die Gründe hierfür sind kommunale Zusammenarbeit in der Gewerbeflä‐ vielfältig, in der Regel sind die Betriebsverlagerun‐ chenentwicklung postuliert, sondern auch ange‐ gen und Auslagerungen von Betriebsteilen auf fol‐ sichts der zukünftigen Fortschreibung des Regional‐ gende Umstände zurückzuführen: plans die Bedeutung und Erforderlichkeit eines kreisweiten Konzepts herausstellt. . Expandierende Gewerbe‐ und Industriebetrie‐ be stoßen an ihre räumlichen Grenzen. Auf Grundlage des Positionspapiers sowie der zu‐ . Betriebe sind am alten Standort Nutzungskon‐ nehmenden Verknappung disponibler Gewerbe‐ flikten ausgesetzt und in ihren innerbetriebli‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis wurde chen Abläufen eingeschränkt. Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH mit . Betriebsflächen können aufgrund einer Ge‐ der Erarbeitung eines kreisweiten Gewerbeflächen‐ mengelage planungsrechtlich (z. B. als Indust‐ konzepts beauftragt. Der Bearbeitungsprozess wur‐ riegebiet) nicht ausreichend abgesichert wer‐ de zur fachlichen Diskussion durch eine Lenkungs‐ den. gruppe, bestehend aus Vertretern des Märkischen Kreises, der Gesellschaft zur Wirtschafts‐ und Struk‐ Gerade in einer industriell geprägten Region wie turförderung im Märkischen Kreis mbH (GWS), der dem Märkischen Kreis, in der die Mehrzahl der Südwestfälischen Industrie‐ und Handelskammer zu großen Industriebetriebe (noch) in engen Tallagen und der Kommunen begleitet. liegt, sind die Entwicklungsmöglichkeiten aufgrund der räumlich beengten Verhältnisse stark einge‐ Mit dem Gutachten soll den kreisangehörigen Städ‐ schränkt. In der Konsequenz haben Unternehmen ten und Gemeinden eine wichtige Argumentations‐ immer weiter die Betriebsabläufe auf engem Raum grundlage in der regionalplanerischen Diskussion an optimiert und konzentriert, um eine gute Grund‐ die Hand gegeben werden. Aufgabe des Konzepts stücksauslastung zu erzielen. Mit der positiven Ent‐ ist es, die Gewerbe‐ und Industrieflächenbedarfe zu wicklung stoßen die Betriebe immer öfter an ihre quantifizieren und darauf aufbauend vorhandene Grenzen, sodass die Betriebsverlagerung bzw. Aus‐ Reserven und potenzielle Neustandorte für eine lagerung von Betriebsteilen notwendig wird. gewerblich‐industrielle Nutzung zu bewerten.

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 1

Aus diesen Standortbedingungen heraus entstehen dustrieflächen je nach Standort, Lage und Aus‐ regelmäßig Flächenbedarfe, denen auf Planungs‐ stattung für sehr unterschiedliche Zielgruppen ebene der Gebietskörperschaften entsprochen geeignet und interessant. Ein rein quantitati‐ werden sollte. Dabei steht die Gewerbeflächenpoli‐ ver Abgleich von Flächenbestand und ‐bedarf tik vor dem grundsätzlichen Problem, dass Unter‐ wird der tatsächlichen Nachfragestruktur nicht nehmen in der Regel nur sofort verfügbare Flächen gerecht. in ihre Investitions‐ und Standortentscheidungen . Um eine aktive Ansiedlungspolitik betreiben zu einbeziehen können. Die Gewerbeflächenpolitik können, ist ein hoher Anteil kurzfristig verfüg‐ muss demnach mit ihrem Angebot in Vorleistung barer und möglichst im Eigentum der Gemein‐ treten. Bei Beginn des Planungsprozesses müssen den befindlicher GIB‐Flächen erforderlich. Nur die Kommunen ihre Konzepte zu Investitionen in solche Flächen können uneingeschränkt als Flächen, Ver‐ und Entsorgungsinfrastruktur sowie Mittel der Wirtschaftsförderung eingesetzt Verkehrswege auf eine in fünf und mehr Jahren zu werden. erwartende Nachfrage ausrichten, denn der Zeit‐ . Um flexibel auf die jeweils kurzfristig geäußer‐ raum vom Planungsbeginn bis zur Veräußerung der ten Standortanfragen reagieren zu können, ist Flächen kann diese zeitliche Dimension erreichen. ein ausreichend großer Spielraum an Flächen zwingend erforderlich, damit zeitnah Alterna‐ Die besonderen Anforderungen und Schwierigkei‐ tiven aufgelegt werden können, sollten sich für ten, Angebot und Nachfrage von Gewerbeflächen bestimmte Flächen unüberwindbare Hinder‐ konform zu gestalten, liegen in folgenden Berei‐ nisse ergeben. chen: Aus der planerischen Perspektive ist in diesem Kon‐ . Die Standortsuche von Unternehmen ist kurz‐ text auf ein zentrales Dilemma zwischen Regional‐/ fristig. Binnen ein bis zwei Jahren soll in der Landesplanung und kommunaler Realität hinzuwei‐ Regel eine Betriebsverlagerung stattgefunden sen: Regional‐ und Landesplanung prüfen die Flä‐ haben. Allerdings benötigen allein schon Bau‐ cheneignung aus übergeordneter Sicht und legen in leitplanverfahren einen Zeithorizont von zwei Abstimmung mit den Regionalräten diejenigen und teilweise mehr Jahren. Flächen auf, die „im Grundsatz“ geeignet sind. In . Weiterhin bewegt sich die Standortsuche in der konkreten Flächenentwicklung der Kommunen der Regel in einem engen Radius in der Region. (Erwerb, Bauleitplanung, Erschließung) zeigt sich Hintergrund ist, dass die Fachkräfte für den dann häufig, dass nur ein Bruchteil der regionalpla‐ Betrieb erhalten bleiben sollen. nerisch dargestellten Flächen faktisch geeignet ist . An besonders nachgefragten Standorten ge‐ bzw. zur Entwicklung erworben werden können. In lingt es häufig nicht, ausreichend Gewerbeflä‐ der Schlussfolgerung bedeutet dies, dass regelmä‐ chen bereitzustellen. ßig deutlich mehr Fläche zur Auswahl gestellt wer‐ . In der Planung werden Flächen nicht differen‐ den muss, damit eine vorher festgelegte Fläche ziert betrachtet. Dabei sind Gewerbe‐ und In‐ tatsächlich entwickelt bzw. genutzt werden kann.

2 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildung 1: Trichter der Flächenentwicklung

Quelle: Stadt‐und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Die Regional‐ und Landesplanung verfolgt auf ihrer Die genannten Punkte sollen an dieser Stelle keines‐ Seite das (durchaus positiv zu wertende) Ziel, Flä‐ falls kritisiert werden. Es ist nachvollziehbar, dass chen zu sparen. Ein wichtiges Instrument zur Um‐ die Landwirte ihre Flächen sichern möchten. Auch setzung der Zielerreichung wird in der Begrenzung wird als wichtig erachtet, dass Umweltrestriktionen der den Kommunen zugestandenen Flächenbedarfe in aller Konsequenz greifen. Ebenso stellt die Ge‐ gesehen. fährdungsminimierung durch die Störfallverordnung Dabei ist auf kommunaler Ebene zunehmend er‐ eine zielführende und sinnvolle Maßnahme dar. kennbar, dass die Flächendisposition für Betriebe Allerdings müssen alle Akteure anerkennen, dass immer schwieriger wird. Dies hat mehrere Gründe: damit die flächenbezogenen Spielräume der Kom‐ . Die Kommunen haben in der Vergangenheit munen immer weiter eingeengt werden. Eine zu‐ (vor allem aus haushälterischen Gründen) nur sätzliche Begrenzung des zugestandenen Mengen‐ noch begrenzt eine langfristig ausgelegte Bo‐ gerüsts auf Seiten der Regionalplanung kann dem‐ denvorratspolitik betrieben. Die Flächenres‐ nach keine adäquate Reaktion auf die zunehmend sourcen sind inzwischen vielfach aufgebraucht. enger werdenden Spielräume und die zunehmend . Die Landwirte (als wichtigste Flächeneigner) größer werdenden Flächenansprüche der Betriebe sind immer weniger bereit, Flächen abzugeben sein. bzw. zu veräußern. . Zunehmende Umweltrestriktionen (Arten‐ Aus diesem kurzen Problemaufriss wird deutlich, schutz, Überschwemmungsgebiete, erforderli‐ dass eine aktive Gewerbeflächenpolitik nur dann che Abstandsflächen etc.) grenzen die flä‐ funktionieren kann, wenn ein ausreichend großer chenbezogenen Spielräume immer weiter ein. Spielraum an Flächenkapazitäten zur Verfügung . Mit der Störfallverordnung hat sich ergeben, steht. In der Wirtschaftsregion Märkischer Kreis dass viele Flächen, die bis dato noch als In‐ erlangt die Bevorratung eines ausreichenden Spiel‐ dustrieflächen geeignet schienen, nun aus der raums aufgrund der topografischen Situation, der Planung herausgenommen werden müssen.

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 3

umweltrelevanten Bindungen und der industriellen ermaßen die Flächen ermittelt, die aus der planeri‐ Prägung eine besondere Bedeutung. Die wirt‐ schen Perspektive herausgenommen werden kön‐ schaftshistorisch häufig in Tallagen entstandenen nen („Tauschflächen“). Gewerbe‐ und Industriegebiete sind aufgrund der beengten räumlichen Verhältnisse in ihren Entwick‐ Im Ergebnis werden die aktuellen Probleme in der lungsmöglichkeiten stark eingeschränkt, sodass sich Flächendisposition geschildert. Insbesondere wer‐ regelmäßig zwingende Erfordernisse zur Auslage‐ den die Gründe dargelegt, warum in einem Raum, rung von Betriebsteilen bis hin zur Verlagerung in dem vermeintlich ausreichend Flächen planerisch vollständiger Betriebe ergeben. In einer industriell ausgewiesen sind bzw. ausgewiesen werden kön‐ geprägten Wirtschaftsregion muss unter diesen nen, Engpässe auftreten. Prämissen ein Flächenspielraum deutlich größer sein, als in einem durch weniger Restriktionen be‐ Abschließend werden Anregungen in Richtung Re‐ hafteten Raum. gional‐ und Landesplanung formuliert, in welcher Form und mit welchen planerischen Strategien Im Ergebnis des vorliegenden Fachgutachtens soll diese Probleme ausgeräumt werden können. es darum gehen, kreative Lösungen zu entwickeln, die den tatsächlichen Problemen vor Ort gerecht werden und gleichermaßen dem Ziel des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden entsprechen kön‐ nen.

1.3 Herangehensweise

Zunächst erfolgt eine Auseinandersetzung mit der wirtschaftsstrukturellen und regionalökonomischen

Situation des Märkischen Kreises. Im regionalen und nationalen Kontext werden relevante Strukturdaten ausgewertet, um das Wirtschaftsprofil des Märki‐ schen Kreises abstecken zu können. Hierzu werden einerseits Daten zur Struktur der sozialversiche‐ rungspflichtig Beschäftigten, der Pendlerbewegun‐ gen oder der ökonomischen Gesamtleistung heran‐ gezogen, andererseits werden auch demografische

Entwicklungslinien und geografische Lagekriterien betrachtet.

Ein zentraler Analysebaustein ist die Feststellung des Status quo der disponiblen Flächen. Damit geht einher, dass nicht nur die planerisch dargestellten, aber im Grundsatz überhaupt nicht nutzbaren Flä‐ chen („Planungsleichen“) identifiziert werden.

Zur Bezifferung des zukünftigen Gewerbeflächen‐ bedarfs wird auf Basis der standardisierten GIFPRO‐ Methode, die zu erwartende Flächenbedarfslage definiert. Differenziert wird hierbei nach den in‐ dustriellen und den gewerblichen Bedarfen.

Im Rahmen einer Standortsuche werden Flächen identifiziert, die ggf. in eine neue Perspektive ge‐ bracht werden können („Suchräume“) und gleich‐

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Zweites Kapitel Wirtschaftsstandort Märkischer Kreis

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2 Wirtschaftsstandort Märkischer Kreis Innerhalb des gesamten Kreises sind die fünfzehn Städte und Gemeinden durch die Regionalbahnen 25, 52, 91 und 54 sowie den Regionalexpress 16 2.1 Geografische Lage, Verkehrsanbindung und miteinander verbunden. Im öffentlichen Personen‐ Bevölkerung nahverkehr wird der Schienenverkehr vornehmlich Der Märkische Kreis liegt südlich des Ruhrgebiets durch die Buslinien der MVG Märkischen Verkehrs‐ und umfasst den westlichen Teil des Sauerlands. An gesellschaft GmbH ergänzt. den Märkischen Kreis grenzen im Westen der Enne‐ pe‐‐Kreis und die kreisfreie Stadt Hagen, im Kreisstadt und gleichzeitig auch Verwaltungssitz des Norden die Kreise und , im Osten der im liegenden Kreises ist und im Süden der Oberbergi‐ die Stadt Lüdenscheid. Gleichzeitig unterhält der im sche Kreis sowie der Kreis . Zusammen mit Rahmen der Gebietsreform von 1975 entstandene dem Kreis Olpe, dem Kreis ‐Wittgenstein, Märkische Kreis aber auch Verwaltungsgebäude in dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Soest bildet den ehemaligen Kreisstädten und . der Märkische Kreis die Region Südwestfalen. Abbildung 2: Kommunale Gliederung des Das Kreisgebiet erstreckt sich auf insgesamt Märkischen Kreises 1.061 qkm. Landschaftlich prägend für den Märki‐ schen Kreis sind das Ruhrtal im Norden sowie die Mittelgebirgslandschaft im Süden mit ihren bewal‐ deten Höhen, tiefen Tälern und Talsperren.

Durch das Kreisgebiet verläuft die Bundesautobahn A 45, die sogenannte Sauerlandlinie, als Nord‐Süd‐ Verbindung zwischen und Frankfurt am Main. Die A 45 ist über Anschlussstellen in Lüden‐ scheid und zu erreichen.

Für die nördlichen Kreiskommunen Nachrodt‐ Wiblingwerde, Iserlohn, und ist weiterhin die Bundesautobahn A 46 eine wichtige Ost‐West‐Achse und Verbindung zur A 45. Die nörd‐ lichste Stadt des Kreises, Menden, liegt vergleichs‐ weise verkehrsgünstig zwischen den Autobahnen

A 46, A 1, A 44 und A 45. Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Für das mittlere und südliche Kreisgebiet ist die Die Bevölkerung des Märkischen Kreises von insge‐ A 45 der wichtigste Transportkorridor. Für die Er‐ samt 416.171 verteilt sich wie folgt auf die fünfzehn reichbarkeit der Kommunen, die nicht unmittelbar kreisangehörigen Städte und Gemeinden: an der A 45 liegen, ist das regionale Straßennetz aus Bundes‐ und Landesstraßen umso bedeutsamer. . Altena 17.375 Durch die Mittelgebirgslandschaft weist das Stra‐ . 11.602 ßennetz im Vergleich zu den dicht besiedelten Ge‐ . 16.117 genden der Rheinschiene oder des Ruhrgebiets eine . Hemer 33.535 vergleichsweise geringe Netzdichte auf. Das bedingt . 7.217 dichte Verkehrsnetz kann neben der bewegten . Iserlohn 93.537 Topographie zu den Standortnachteilen des Märki‐ . 16.300 schen Kreises gezählt werden. . Lüdenscheid 73.354 . Meinerzhagen 20.670 . Menden 53.485

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 7

. Nachrodt‐Wiblingwerde 6.644 2.2 Das wirtschaftliche Profil des Märkischen . 12.024 Kreises . 25.781 Die Region Südwestfalen und mit ihr der Märkische . Schalksmühle 10.528 Kreis zeichnet sich durch eine beachtliche Anzahl an . 18.002 Klein‐ und Mittelbetrieben aus. Betriebe mit unter 250 Beschäftigten bilden mehr als 99 % aller Unter‐ Quelle: IT.NRW, Bevölkerungsfortschreibung Basis Zensus nehmen der Wirtschaftsregion. 2011, Bevölkerungsstand 31.12.2015) Wirtschaftlich und strukturell prägend für die Regi‐ Die Bevölkerungsentwicklung des Märkischen Krei‐ on Südwestfalen war und ist nach wie vor die In‐ ses ist in den vergangenen 15 Jahren rückläufig. Der dustrie. Die Gewinnung und Weiterverarbeitung Bevölkerungsverlust des Märkischen Kreises seit von Eisen hat in der Region eine historisch lange dem Jahr 2000 liegt bei rund 9 %, während für das Tradition. Daraus hat sich, insbesondere entlang der Land NRW ein vergleichsweise moderater Rückgang Gewässerläufe, eine heute tragende gewerbliche von rund 2 % festzustellen ist. und industrielle Wirtschaftsstruktur entwickelt.

Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung im Märkischen Der Märkische Kreis zeichnet sich heute durch einen Kreis im Vergleich Branchenschwerpunkt im verarbeitenden Gewerbe Jahr Märkischer Kreis Nordrhein‐Westfalen aus; das Gros der Unternehmen ist in der Metall‐ verarbeitung, der Kunststoff verarbeitenden Indust‐ absolut in % absolut in % rie, in der Automobilzuliefererindustrie sowie im Maschinenbau und in der Gebäudetechnik tätig. 2000 457.465 100,0 % 18.009.865 100,0 % Neben der unternehmerischen Initiative sind es 2002 456.163 99,7 % 18.076.355 100,4 % insbesondere die Hochschulen und Institute, die die Innovationskraft der Region mittragen und die 2004 451.421 98,7 % 18.075.352 100,4 % Wettbewerbsfähigkeit der Region entscheidend 2006 445.043 97,3 % 18.028.745 100,1 % befördern. Mit der Fachhochschule Südwestfalen an den Standorten Iserlohn und Lüdenscheid besteht 2008 437.785 95,7 % 17.933.064 99,6 % im Märkischen Kreis eine Hochschullandschaft, die auf eine Kooperation mit den lokalen Unternehmen 2010 430.965 94,2 % 17.845.154 99,1 % setzt und sich durch thematisch angepasste, an‐ wendungsorientierte Studien‐ und Forschungs‐ 2012 419.976 91,8 % 17.554.329 97,5 % schwerpunkte auszeichnet. An den Fachhochschul‐ 2014 413.820 90,4 % 17.638.098 97,9 % standorten im Märkischen Kreis werden Studien‐ gänge aus den Bereichen Informatik und Naturwis‐ Quelle: Bundesagentur für Arbeit: Strukturbericht Märki‐ senschaft, Maschinenbau, Technische Betriebswirt‐ scher Kreis, Stand 2015 schaft, Elektrotechnik und Informationstechnik angeboten. Es ist davon auszugehen, dass der demografische Schrumpfungsprozess im Märkischen Kreis weiter Mit der in Iserlohn ansässigen Business and Infor‐ anhalten wird. So prognostiziert das Statistische mation Technology School (BiTS) besteht ein weite‐ Landesamt NRW für den Märkischen Kreis einen res Angebot an praxisnahen, betriebswirtschaftlich Verlust von 47.000 Einwohnern bis zum Jahr 2030. orientierten und international ausgerichteten Ba‐ Gegenüber der Bevölkerungszahl Ende 2014 be‐ chelor‐ und Masterstudiengängen, über die der schreibt dies einen Rückgang von rund 11 %. besondere Wissens‐Transfer im Managementbe‐ reich gelingt. Darüber hinaus trägt der Transferver‐ bund Südwestfalen als eine Initiative der Wirt‐ schaftsförderungen, Kammern und Hochschulen in Südwestfalen dazu bei, den Austausch zwischen

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Unternehmen und Hochschulen zu intensivieren Liegen im primären Sektor die Beschäftigtenanteile und den Technologietransfer weiterzuentwickeln. unter denen des (0,4 %) sowie Im Umfeld der Hochschule sind es die anwendungs‐ des Landes (0,5 %), so sind für den Märkischen Kreis orientierten Institute in den Bereichen Kunststoff, im verarbeitenden Gewerbe deutlich höhere Antei‐ Umformtechnik und Lichttechnik, die ihren Beitrag le auszumachen. Gegenüber dem Land NRW zum Technologietransfer leisten. (28,2 %) ist der Anteil der sozialversicherungspflich‐ tig Beschäftigten im Märkischen Kreis mit 51,7 % 2.3 Wirtschaftliche Kennzahlen beinahe doppelt so hoch und auch im Vergleich zum Regierungsbezirk (34,3 %) deutlich höher. Anhand der Statistiken der sozialversicherungs‐ pflichtig Beschäftigten der Landesdatenbank Der Anteil der Beschäftigten im Wirtschaftsab‐ IT.NRW sind für den Märkischen Kreis im Vergleich schnitt Handel, Gastgewerbe, Verkehr und Lagerei zum Regierungsbezirk Arnsberg und dem Bundes‐ liegt im Märkischen Kreis insgesamt unter denen land Nordrhein‐Westfalen Wirtschaftsgruppen zu des Regierungsbezirks und des Bundeslands. Deut‐ identifizieren, die sich durch besonders hohe Be‐ lich niedriger sind jedoch die Anteile im Abschnitt schäftigtenanteile auszeichnen. sonstige Dienstleistungen (32,7 % gegenüber 44,0 % bzw. 49,0 %).

Tabelle 2: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Vergleich Wirtschaftsabschnitte/Wirtschaftsabteilungen/ Anteil in % im Anteil in % im Anteil in % in Wirtschaftsgruppen Märkischen Reg.‐Bezirk Nordrhein‐ Kreis Arnsberg Westfalen Land‐ und Forstwirtschaft, Fischerei; Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 0,2 0,4 0,5 Verarbeitendes Gewerbe 51,7 34,3 28,2

Handel, Gastgewerbe, Verkehr und Lagerei 15,3 21,4 22,2

Sonstige Dienstleistungen 32,7 44,0 49,0

Insgesamt 100,0 100,0 100,0 Quelle: IT.NRW Kommunalprofil Märkischer Kreis: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort, Stand: 30.06.2014

Der Anteil der Beschäftigten im produzierenden Im Verhältnis der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe liegt in manchen Städten des Kreises bei Gewerbe zur Bruttowertschöpfung sowie den be‐ rund 70 %, wodurch der Dienstleistungsbereich mit legten Flächen wird die herausragende Bedeutung insgesamt fast 26.000 Arbeitsplätzen an zweiter des industriellen Sektors auf verhältnismäßig gerin‐ Stelle steht. Insgesamt sind in 18.052 Unterneh‐ ger Fläche erkennbar: men, die sich im Märkischen Kreis angesiedelt ha‐ ben, ca. 142.700 Mitarbeiter beschäftigt (Stand 2011).

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 9

Abbildung 3: Beschäftigte, Bruttowertschöpfung und Flächenbelegung

Quelle: IT.NRW Kommunalprofil Märkischer Kreis, Südwestfälische Industrie‐ und Handelskammer, Darstellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Mit der Gemeinde Schalksmühle hat der Märkische Abbildung 4: Arbeitsplatzzentralität insgesamt Kreis zudem den Spitzenreiter in NRW im Bereich Kreis Olpe 395 verarbeitendes Gewerbe mit einem Anteil von 74,4 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftig‐ Märkischer Kreis 370 ten. Weitere Kommunen, wie zum Beispiel Neuen‐ rade, Herscheid, Plettenberg und Halver befinden Hochsauerlandkreis 369 sich mit einem ähnlich hohen Anteil wie Schalks‐ mühle unter den Top 10‐Standorten des verarbei‐ Stadt Dortmund 363 tenden Gewerbes in Nordrhein‐Westfalen. Stadt Hagen 359

Arbeitsplatzzentralität 353 Im regionalen Vergleich zeigt der Märkische Kreis Nordrhein‐Westfalen 352 eine sehr hohe Arbeitsplatzzentralität (sozialversi‐ Regierungsbezirk cherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort je 345 1.000 Einwohner). Nur der Kreis Olpe besitzt eine Arnsberg noch höhere Arbeitsplatzzentralität. Dabei ist zu Kreis Soest 345 bedenken, dass der Märkische Kreis mit Bezug auf die Einwohnerzahl um ein dreifaches größer ist als Ennepe‐Ruhr‐Kreis 309 der Kreis Olpe. Kreis Unna 294

150 200 250 300 350 400

Quelle: IT.NRW, Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

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Differenziert nach dem Dienstleistungsbereich und Abbildung 6: Arbeitsplatzzentralität produzierendes dem verarbeitenden Gewerbe zeigt sich in Bezug Gewerbe auf die Arbeitsplatzzentralität des Märkischen Krei‐ ses folgendes Bild: Im Dienstleistungsbereich bildet Kreis Olpe 219 der Märkische Kreis zusammen mit dem Kreis Olpe das Schlusslicht – im Umkehrschluss verfügen der Märkischer Kreis 191 Märkische Kreis und der Kreis Olpe im verarbeiten‐ Hochsauerlandkreis 155 den Gewerbe über die höchste Arbeitsplatzzentrali‐ tät. Der Vergleich mit den Referenzräumen macht Oberbergischer Kreis 149 sehr deutlich, dass im Märkischen Kreis überdurch‐ Kreis Soest schnittlich viele Beschäftigte im produzierenden 135 Sektor tätig sind. Ennepe‐Ruhr‐Kreis 122

Abbildung 5: Arbeitsplatzzentralität Dienstleis‐ Regierungsbezirk Arnsberg 118 tungsberufe Stadt Hagen 104

Nordrhein‐Westfalen 99 Stadt Dortmund 207 Kreis Unna 86 Nordrhein‐Westfalen 172 Stadt Dortmund 70 Stadt Hagen 169 0 50 100 150 200 250 Regierungsbezirk Arnsberg 152 Quelle: IT.NRW, Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Oberbergischer Kreis 146 Dr. Jansen GmbH

Hochsauerlandkreis 143 Dem nationalen Trend folgend ist für die letzten Kreis Soest 135 Jahre eine positive Entwicklung des Dienstleistungs‐ sektors festzustellen, die auf die demografische Ennepe‐Ruhr‐Kreis 124 Entwicklung und den damit verbundenen Bedarf an den Wirtschaftszweigen Gesundheitswesen und Märkischer Kreis 121 Sozialwesen zurückzuführen ist. Trotz aller Dynamik Kreis Unna 121 bleibt die Dienstleistungsbranche im Märkischen Kreis deutlich unterrepräsentiert. Kreis Olpe 120 Nur in der Stadt Iserlohn ist der Dienstleistungssek‐ 0 50 100 150 200 250 tor mit 44,6 % der sozialversicherungspflichtig Be‐ Quelle: IT.NRW, Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung schäftigten der stärkste Wirtschaftszweig. In Lüden‐ Dr. Jansen GmbH scheid und Kierspe ist der Anteil der sozialversiche‐ rungspflichtig Beschäftigten ebenfalls deutlich aus‐ geprägter als in den übrigen Kommunen des Märki‐ schen Kreises, dennoch überwiegt der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigen im produ‐ zierenden Gewerbe.

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 11

Abbildung 7: Differenzierung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen in % (Stand 2014) 100 16,8 15,5 16,6 17,8 15,1 20,4 22,8 19,5 24,6 32,0 27,8 80 38,4 41,2 10,3 26,8 13,7 44,6 11,9 14,3 19,5 11,0 18,6 18,0 13,8 0,0 60 13,0 22,4 9,3 15,2 16,8 40 74,4 68,2 70,1 68,7 69,4 63,7 59,5 63,7 57,6 61,5 54,8 52,0 49,7 20 38,4 43,6

0 Balve Halver Altena Hemer Kierspe Iserlohn Menden Werdohl Herscheid Neuenrade Plettenberg Lüdenscheid Schalksmühle Wiblingwerde Meinerzhagen ‐ Land‐ und Forstwirtschaft. Fischerei Produzierendes Gewerbe Handel, Gastgewerbe, Verkehr

Sonstige Dienstleistungen Nachrodt

Quelle: IT.NRW, Berechnung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Beschäftigtenentwicklung rund 4 %, doch konnten daraufhin bis zum Jahr Gegenüber den Referenzräumen Dortmund, Hagen, 2008 die Verluste ausgeglichen werden. Unterbro‐ Ennepe‐Ruhr‐Kreis und Kreis Olpe zeigt sich rückbli‐ chen von der Wirtschaftskrise 2008/2009 ist in der ckend eine vergleichbare Beschäftigtenentwicklung. jüngeren Vergangenheit ein weiterer Anstieg der Zwar sank die Anzahl der Beschäftigten im Märki‐ Beschäftigtenzahlen zu konstatieren, der sich etwa schen Kreis seit dem Jahr 2003 (150.163 Beschäftig‐ im Rahmen der Entwicklung der kreisfreien Städte te) bis zum Jahr 2005 (144.550 Beschäftigte) um Hagen und Dortmund sowie den umliegenden Krei‐ sen befindet.

12 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildung 8: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich

120%

115%

110%

105%

100%

95%

90% 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Dortmund Hagen Ennepe‐Ruhr‐Kreis Märkischer Kreis Kreis Olpe

Quelle: IT.NRW, Darstellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016

Auf kommunaler Ebene ist über einen vergangenen sich auch bei Menden, Balve, Altena und Herscheid. Zeitraum von zehn Jahren für die Gemeinde Besonders positiv hat sich im Zeitraum 2005 bis Schalksmühle eine deutliche Abnahme der sozial‐ 2014 die Beschäftigtenzahl in Iserlohn, Neuenrade versicherungspflichtig Beschäftigen von mehr als und Kierspe entwickelt (Zunahme von mehr als 5 % festzustellen. Eine negative Entwicklung zeigt 10 %).

Abbildung 9: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Kommunen (2005 – 2014)

Quelle: IT NRW, Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 13

Arbeitslose setzt sich die Tendenz der sinkenden Arbeitslosen‐ Die Entwicklung der Arbeitslosenquote in den drei quoten ab 2005 hier jedoch stärker fort, sodass Vergleichsräumen Märkischer Kreis, Nordrhein‐ diese 2008 um 2,3 % unter der des Landes NRW Westfalen und Deutschland kann durch annährend liegt. gleich verlaufende Trendkurven beschrieben wer‐ den, die Mitte des letzten Jahrzehnts ihren absolu‐ Der allgemeine Trend der sinkenden Arbeitslosen‐ ten Höchstwert erreichten (im Bundesland Nord‐ quoten ab dem Höchststand 2005 wird in allen rhein‐Westfalen bis zu knapp 12 %). Lag die Arbeits‐ Räumen durch die positive Entwicklung nach der losenquote im Märkischen Kreis im Vergleich zum Wirtschaftskrise 2008/09 wieder umgekehrt, wobei Bundesland und der Bundesrepublik am Anfang des der Anstieg im Märkischen Kreis deutlicher ausfällt letzten Jahrzehnts noch knapp 1,5 % niedriger, so als auf Landes‐ und Bundesebene.

Abbildung 10: Entwicklung der Arbeitslosenquoten im Vergleich

Quelle: Bundesagentur für Arbeit: Strukturbericht Märkischer Kreis, Stand 2015 und statista.de, Darstellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH 2016

Trotz einer positiv verlaufenden Beschäftigungssi‐ Seit mehreren Jahren ist die Entwicklung der Be‐ tuation in den Jahren 2009 bis 2013 weist der Mär‐ rufsein‐ und ‐auspendler durch sinkende Pendler‐ kische Kreis nach wie vor einen negativen Pendler‐ ströme zu beschreiben. Der größte negative Pend‐ saldo auf: im Jahr 2014 standen 31.001 Berufsein‐ lersaldo lag im Jahr 2010. Zu diesem Zeitpunkt pendler 32.633 Berufsauspendlern gegenüber. Im standen 26.629 Berufseinpendlern 30.348 Berufs‐ Vergleich zum Vorjahr 2013 ergibt dies jedoch eine auspendler gegenüber, was zu einem Saldo von leichte Positiventwicklung des Pendlersaldos. ‐3.719 Pendlern führte.

14 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildung 11: Pendlersalden

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 0

‐1.000 ‐1.632 ‐2.088 ‐2.000 ‐2.319 ‐2.611 ‐2.829 ‐3.047 ‐3.000 ‐3.719

‐4.000

Quelle: IT.NRW, Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 15

2.4 Flächenentwicklung ex post im Märkischen zu den Gebäude‐ und Freiflächen für Gewerbe und Kreis Industrie sowie Betriebsflächen abzüglich der Flä‐ Die Entwicklung der Wirtschaftsflächen über einen chenzahl für Abbauland beschreiben für den Märki‐ längeren Zeitraum lässt sich anhand der von der schen Kreis eine positive Flächenentwicklung und Landesdatenbank NRW veröffentlichten Daten zur infolgedessen einen konstanten Bedarf an Gewer‐ Siedlungsentwicklung (Katasterfläche nach der be‐ und Industrieflächen. Seit 1994 wurden im Mit‐ tatsächlichen Nutzung) nachvollziehen. Die Daten tel knapp 20 ha pro Jahr in Anspruch genommen.

Abbildung 12: Gewerbe‐ und Industrieflächenentwicklung seit 1994 in ha

2.400

2.300

2.200

2.100

2.000

1.900

1.800 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014

Quelle: IT NRW, Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Die Flächenentwicklung der Gewerbe‐ und Indus‐ von den Kommunen Schalksmühle, Altena und trieflächen in den einzelnen Kommunen des Märki‐ Balve. Hingegen fällt das Flächenwachstum an schen Kreises stellt sich allerdings unterschiedlich Gewerbe‐ und Industrieflächen in den Städten und dar. Die am meisten ausgeprägte Flächenentwick‐ Gemeinden Menden, Hemer, Neuenrade, lung hat in den letzten zehn Jahren in der Gemein‐ Werdohl, Lüdenscheid, Kierspe und Plettenberg de Nachrodt‐Wiblingwerde stattgefunden, gefolgt mit bis zu 10 % am geringsten aus.

16 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildung 13: Entwicklung der Flächenzahl Gebäude und Freiflächen für Gewerbe und Industrie sowie sonstige Betriebsflächen ohne Betriebsfläche Abbauland zwischen 2006 und 2015 (Stichtag 31. Dezember)

Quelle: IT NRW, Darstellung Stadt‐und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 17

2.5 Flächenveräußerungen 2016 Meinerzhagen mit über 8,2 ha und Herscheid Die Flächenveräußerungen der letzten Jahre geben mit 5,7 ha. Aufschluss über die allgemeine Flächennachfrage im Märkischen Kreis. So wurden im Jahr 2014 insge‐ Von den im Jahre 2014 insgesamt 15,4 ha veräußer‐ samt 27 Flächen mit einer Gesamtgröße von 15,40 ten Gewerbeflächen sind rund 11,4 ha planungs‐ ha, im Jahr 2015 29 Flächen mit einer Gesamtgröße rechtlich als Gewerbegebiete und 3,3 ha als Indust‐ von 17,99 ha und im Jahr 2016 20 Flächen mit einer riegebiete ausgewiesen. Bei den im Jahre 2015 Gesamtgröße von 20,39 ha veräußert. Die größte veräußerten Flächen mit einer Gesamtgröße von Nachfrage in Bezug auf die veräußerte Flächenan‐ 17,99 ha entfallen 6,0 ha auf planungsrechtlich zahl im Zeitraum 2014 bis 2016 verzeichnen die festgelegte Gewerbegebietsflächen und 8,3 ha auf Kommunen Altena mit insgesamt elf Flächen, Halver Industriegebietsflächen. Im Jahre 2016 sind 15,5 ha mit insgesamt dreizehn Flächen, Iserlohn mit insge‐ der Kategorie Gewerbegebiet und 4,9 ha der Kate‐ samt zehn Flächen und Meinerzhagen mit insge‐ gorie Industriegebiet zuzuordnen. samt neun Flächen, gefolgt von Hemer und Lüden‐ scheid mit jeweils acht Flächen. Spitzenreiter hin‐ Werden die Flächenveräußerungen nach Größen‐ sichtlich der veräußerten Flächen nach ihrer Ge‐ klassen differenziert, so zeigt sich, dass die gesamte samtgröße ist im Jahr 2014 Halver mit ca. 6,9 ha, im Spannbreite von unter 2.000 qm bis über 20.000 qm Jahr 2015 Lüdenscheid mit ca. 5,1 ha sowie im Jahr nachgefragt wurde. Im Jahre 2016 wurden in drei Fällen Flächen über 20.000 qm veräußert. Abbildung 14: Zahl der Flächenveräußerungen nach Größenklassen 2014 – 2016

25

23 20

18 15 17

13 10

5 5

0 < 2.000 qm 2.000 qm bis 5.001 qm bis 10.001 qm bis > 20.000 qm 5.000 qm 10.000 qm 20.000 qm

Quelle: GWS, Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Der Flächenerwerb im Jahre 2014 erfolgte in elf von tenzgründung erworben. Im Jahr 2016 war der 26 Fällen im Zuge einer Standorterweiterung und in Flächenerwerb in erster Linie durch Erweiterungs‐ vierzehn Fällen im Rahmen einer innergemeindli‐ absichten der ansässigen Unternehmen motiviert. chen oder innerregionalen Standortverlagerung. Im Jahre 2015 wurden von den insgesamt 29 Flächen In den Jahren 2015 und 2016 konnten sieben Neu‐ zwölf Flächen im Rahmen einer Standorterweite‐ ansiedlungen auswärtiger Unternehmen festgestellt rung, zehn Flächen im Rahmen einer Standortverla‐ werden (2015: vier, 2016: drei). gerung und zwei Flächen im Rahmen einer Exis‐

18 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildung 15: Herkunft des Vorhabenträgers 2014 – 2016

Erweiterung am Standort 34

Innergemeindliche Verlagerung 15

Innerregionale Verlagerung (über Gemeindegrenze) 14

Außerregionale Neuansiedlung (Nah, < 50 km) 3

Außerregionale Neuansiedlung (Fern, > 50 km) 4

Existenzgründung 2

Unbekannt 4

0 10203040

Quelle: GWS, Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Der Flächenerwerb erfolgte im gesamten Betrach‐ 2.6 Kurzes Fazit tungszeitraum in erster Linie von Unternehmen, Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die der Branche Verarbeitendes Gewerbe/Industrie die Strukturdaten im Märkischen Kreis äußerst zuzuordnen sind (insgesamt 27 Flächen). positiv sind. Wichtigstes Profil und damit verant‐ wortlich für die Prosperität im Kreis ist der indus‐ Anhand der Flächenveräußerungen für den Refe‐ trielle Sektor. Aus diesem Segment erfolgt die renzzeitraum 2014 bis 2016 zeigt sich bereits in größte Flächennachfrage – und von vorhandenen aller Deutlichkeit, dass Stammbetrieben in der Region. Exogene Flächen‐ bedarfe von außerhalb sind kaum nachweisbar. . Flächen hauptsächlich im Zuge von Standort‐ Insoweit geht es bei der künftigen Flächendisposi‐ erweiterungen und Standortverlagerungen tion in erster Linie darum, die bestehenden Betrie‐ erworben werden, die Flächennachfrage in be mit ausreichend Flächen zur betrieblichen Ent‐ Bezug auf Existenzgründer eine untergeord‐ wicklung zu bedienen. nete Rolle spielt, . alle Flächengrößen nachgefragt werden, . Hauptnachfrager Unternehmen des Wirt‐ schaftszweigs Verarbeitendes Gewerbe/In‐ dustrie sind und . der Flächenerwerb überwiegend durch Inves‐ toren aus den jeweiligen Kommunen, aber auch aus dem Märkischen Kreis erfolgt.

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 19

20 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Drittes Kapitel Gewerbe‐ und Industrieflächenpotenzial

Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

22 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

3 Gewerbe‐ und len Präferenzen der Eigentümer sind, die über Industrieflächenpotenzial eine Flächenentwicklung entscheiden. Selbst attraktive Flächen können im Rahmen der Wirtschaftsförderung nicht eingesetzt werden, 3.1 Entwicklungshemmnisse wenn die Interessenslage der Eigentümer der Aus den aktuell vorliegenden Monitoring‐Daten der Entwicklung entgegensteht. Bezirksregierung Arnsberg ist der vorläufige Rück‐ schluss zu ziehen, dass die Kommunen über ein Insofern gilt es, die Reserven differenzierter zu breites Portfolio an freien Flächen verfügen. Die betrachten und die jeweiligen Entwicklungshemm‐ Erfahrungen der Kommunen und der Wirtschafts‐ nisse zu identifizieren. Im Ergebnis einer solchen förderungen zeigen jedoch, dass nicht genügend Differenzierung ergibt sich eine Flächenzahl, die mit Fläche zur Verfügung steht und anfragende Betrie‐ Sicherheit deutlich unter derjenigen Flächenzahl be aufgrund von Flächenengpässen nicht ausrei‐ liegt, die im Rahmen der Regionalplanung bzw. chend bedient werden können. Die Gründe hierfür Flächennutzungsplanung dargestellt ist, insbeson‐ sind sehr vielfältig: dere wenn auf die Flächeneignung für die industriel‐ le Nutzung abgestellt wird. . Planerisch dargestellte Flächen (i. d. R. Gewer‐ be‐ und Industriebereiche im Regionalplan

oder Gewerbe‐ und Industrieflächen im Flä‐ 3.2 Restriktionsanalyse chennutzungsplan) unterliegen heute vielfach Zur Ermittlung des marktrelevanten Flächenpoten‐ umweltrelevanten Restriktionen, die zu einer zials wurde ein Datenblatt erstellt, anhand dessen deutlichen Einschränkung der Flächendisposi‐ die im Siedlungsflächen‐Monitoring geführten Flä‐ tion führen. Zu nennen sind insbesondere chen der Kategorie „Reserve Gewerbe“ und „be‐ FFH‐/Vogelschutzgebiete, Naturschutzgebiete, triebsgebundene Reserve“ auf ihre Eignung und Regionaler Grünzug, Wasserschutzgebiete, Verfügbarkeit geprüft werden konnten. Überschwemmungsgebiete, Landschafts‐ Das Datenblatt basiert auf einer Abschichtung mög‐ schutzgebiete, Gebiete zum Schutz der Natur, licher Entwicklungshemmnisse. So wurde in der Waldgebiete, geschützte Biotope Folge für jede einzelne Fläche ermittelt, welcher . Betriebsbindungen liegen vielfach auf Flächen, Flächenanteil bereits genutzt wird (d. h. bebaut ist die sich Betriebe für ihre langfristig angelegte oder die bauliche Nutzung unmittelbar absehbar Erweiterung reserviert haben. Sie sind zwar als ist), welcher Flächenanteil mit unüberwindbaren gewerblich‐industrielle Potenzialflächen in der umweltrelevanten Bindungen belegt ist und wel‐ Planung verankert, können aber nicht im cher Flächenanteil technischen Restriktionen unter‐ Rahmen der Wirtschaftsförderung eingesetzt liegt. Als zu beachtende umweltrelevante Bindun‐ werden. gen gelten vor allem die Schutzregimes, die einen . Immissionsschutz kann gerade für eine indust‐ bindenden Charakter haben und keiner bzw. nur riell geprägte Region wie den Märkischen Kreis sehr eingeschränkt einer Abwägung unterliegen wie nur über ausreichende Abstände zu Wohnbe‐ FFH‐/Vogelschutzgebiet, Naturschutzgebiet, Was‐ bauungen nachhaltig gewährleistet werden. serschutzgebiet I und II, Überschwemmungsgebiet, Reserven, die erforderliche Mindestabstände Geschützte Biotope, Naturdenkmäler, Regionaler für eine industrielle Nutzung nicht einhalten, Grünzug, Gebiete zum Schutz der Natur. Als techni‐ kommen daher nur für nicht erheblich stören‐ sche Restriktionen sind diejenigen Bindungen zu de Betriebe in Frage. verstehen, die sich aufgrund infrastruktureller . Die Erschließungsqualität im Märkischen Kreis Rahmenbedingungen ergeben, wie fehlende Er‐ ist aufgrund der Topographie ein weit verbrei‐ schließungsmöglichkeiten (z. B. wg. fehlender Ent‐ tetes Problem. Oftmals befinden sich die Re‐ wässerungsmöglichkeiten oder Hanglage), Lage serven in steiler Hanglage und sind nur schwer unter Hochspannungsleitungen, Anbauverbotszone erschließ‐ bzw. bebaubar. BAB (40 m), Anbauverbotszone Bundesstraße . Eigentumsverhältnisse sind insoweit zu be‐ (20 m), nicht überbaubare Kabel‐ bzw. Leitungstras‐ rücksichtigen, als dass es immer die individuel‐ sen, Windenergieanlagen.

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 23

Tabelle 3: Formblatt der Restriktionsanalyse

Flächen bzw. Teilflächen (Potenzialflächen einschl. Brachflächen) Kommentare …

Flächennutzungsplan G, GE/ GI oder Flächenrelevante Bindungen sonstige für Gewerbe/ … Industrie geeignete Reservefläche

Flächengröße der Potenzialfläche insgesamt in ha … Bereits entwickelt (d.h. bebaut und/oder die bauliche Nutzung ist unmittelbar absehbar) … Verbleibende noch nicht genutzte Potenzialfläche 0 von verbleibender Fläche der Anteil mit nicht überwindbaren umweltrelevanten Bindungen *

Verbleibende noch nicht genutzte Potenzialfläche abzüglich der Flächenanteile mit nicht … 0 überwindbaren umweltrelevanten Bindungen von der verbleibenden freien Potenzialfläche (Zeile 18) unterliegen folgende Flächen nicht … überwindbaren technischen Restriktionen **

Verbleibende tatsächlich nutzbare Potenzialfläche d.h. ohne zwischenzeitliche Nutzung, ohne zu … 0 beachtende umweltrelevante Bindungen und ohne nicht überwindbare technische Restriktionen

Von verbleibender Fläche (Zeile 23 !) sind industriell nutzbar … Von verbleibender Fläche (Zeile 23 !) sind gewerblich nutzbar Von verbleibender Fläche (Zeile 23 !) sind betriebsgebunden *** Von verbleibender Fläche (Zeile 23 !) unterliegen folgende Flächen zu berücksichtigende (überwindbare) umweltrelevante Bindungen ****

private Flächen (zusätzl. zu betriebsgeb. Fl.): Veräußerungsbereitschaft voraussichtlich **** vorhanden private Flächen (zusätzl. zu betriebsgeb. Fl.): Veräußerungsbereitschaft voraussichtlich nicht **** vorhanden **** private Flächen (zusätzl. zu betriebsgeb. Fl.): Veräußerungsbereitschaft unbekannt zusätzlich zu den betriebsgebundenen Flächen liegen folgende Flächenanteile im privaten Eigentum 0 Weitere allgemeine Informationen 1= ja 2 = nein 0 = noch nicht feststellbar … Grundstückszuschnitte > 5.000 qm möglich Direkte Erreichbarkeit BAB (1.000 m) Direkte Erreichbarkeit Bundesstraße (500 m) Schwerguteignung Gleisanschluss möglich Technische Infrastruktur mit geringem Aufwand herstellbar Zu erwartende Akzeptanz Bürgerinnen und Bürger

Prioritätensetzung (Einschätzung seitens der Kommune) … Kurzfristig: Erschließung bzw. Belegungsbeginn innerhalb der kommenden 5 Jahre (bitte die Zahl 1 eintragen) Mittelfristig: Erschließung bzw. Belegungsbeginn zwischen 5 und 10 Jahren (bitte die Zahl 2 eintragen) Langfristig: Erschließung bzw. Belegungsbeginn nach 10 Jahren (bitte die Zahl 3 eintragen) Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

24 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Nach Abschichtung der flächenrelevanten Bindun‐ 3.3 Ergebnisse der Restriktionsanalyse gen wurde der gewerblich und industriell nutzbare In der Gesamtbetrachtung der Restriktionsanalyse Flächenanteil der verbleibenden Fläche ermittelt, der kreisangehörigen Kommunen lässt sich das die Betriebsgebundenheit sowie die zu berücksich‐ Reserveflächenpotenzial gem. Siedlungsflächen‐ tigenden (überwindbaren) umweltrelevanten Bin‐ Monitoring der Bezirksregierung Arnsberg im ge‐ dungen der verbleibenden Fläche festgestellt. Für samten Kreis auf rund 517 ha beziffern. Von den diejenigen Flächen bzw. denjenigen Flächenanteil, 517 ha Gesamtreserven sind bereits 78 ha entwi‐ die/der im privaten Besitz liegen bzw. liegt, hat die ckelt, nach Abzug verbleiben 439 ha. Nach Prüfung jeweilige Kommune eine erste Einschätzung zur der unüberwindbaren Umweltbindungen und Ab‐ Veräußerungsbereitschaft vorgenommen. zug dieser Flächen vom Gesamtpotenzial verbleibt Ergänzend wurden im Rahmen der Restriktionsana‐ ein Reserveflächenpotenzial von 401 ha. Werden lyse besondere Lagekriterien wie die Erreichbarkeit zusätzlich die mit technischen Restriktionen behaf‐ einer Bundesautobahn und einer Bundesstraße, teten Flächen abgezogen, reduziert sich das Flä‐ die Schwerguteignung, ein Gleisanschluss, der chenpotenzial auf 380 ha. Aufwand zur Herstellung der technischen Infra‐ struktur und die zu erwartende Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger sowie die zeitliche Ent‐ wicklungsperspektive abgefragt.

Mit der Restriktionsanalyse wurde im Juli 2016 begonnen, die letzten Nachmeldungen zur Restrik‐ tionsanalyse wurden bis zur abschließenden Über‐ arbeitung am 14. Juni 2017 berücksichtigt.

Abbildung 16: „Abschichtung“ der Reserveflächen für den Gesamtkreis (in ha)

Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Der industriell nutzbare Flächenanteil hiervon um‐ Rund 138 ha der 380 ha faktischen Reserven sind fasst etwas weniger als die Hälfte des Flächenpo‐ betriebsgebunden und stehen dem Markt (dauer‐ tenzials. Von dem Flächenpotenzial von 380 ha sind haft) nicht zu Verfügung. Zusätzlich zu den be‐ weitere 24 ha von Umweltbindungen betroffen, die triebsgebundenen Reserven liegen weitere 168 ha jedoch der Abwägung unterliegen und insoweit im privaten Eigentum. Als Mittel der Wirtschafts‐ überwunden werden können (z. B. Landschafts‐ förderung können daher – vorbehaltlich des beste‐ schutz, Wasserschutzzone III A und III B, Verbund‐ henden Planungsrechts, einer vorhandene Erschlie‐ flächen, besonders schützenswerte Böden, Wald‐ ßung etc. – aktuell nur 74 ha eingesetzt werden. gebiete).

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 25

Abbildung 17: Faktische Reserven nach Eigentums‐ Werden die Ergebnisse der Restriktionsanalyse der verhältnissen einzelnen Kommunen gegenübergestellt, so zeigt sich, dass die Probleme in der Flächendisposition sehr unterschiedlich gelagert sind. Beispielhaft ist die Stadt Menden zu nennen, die gem. Siedlungsflä‐ chen‐Monitoring ein Flächenpotenzial von rund 95 ha aufweist. Ergebnis der Restriktionsanalyse ist, dass hiervon allein 35 ha aufgrund unüberwindba‐ rer Umweltbindungen oder technischer Restriktio‐ nen nicht entwickelbar sind. Das faktische Reser‐ veflächenpotenzial liegt demnach bei fast der Hälfte des Reserveflächenpotenzials gem. Siedlungsflä‐ chen‐Monitoring. Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Am Beispiel Altena (ohne Rosmart) wurde im Rah‐ Gemäß der Ersteinschätzung der Kommunen zur men der Restriktionsanalyse festgestellt, dass ein Veräußerungsbereitschaft der privaten Eigentümer Großteil des Flächenpotenzials gem. Siedlungsflä‐ wird erwartet, dass bei 36 ha der 168 ha (rund chen‐Monitoring aufgrund der rasanten Gewerbe‐ 22 %) voraussichtlich keine Veräußerungsbereit‐ entwicklung nicht mehr zur Verfügung steht bzw. schaft gegeben ist. bereits baulich entwickelt wurde (s. auch Kap. 2.4 und Kap. 2.5) und die Angaben im Siedlungsflächen‐ Abbildung 18: Veräußerungsbereitschaft (Erstein‐ Monitoring demnach überholt sind. schätzung) Einen Sonderfall stellt die Gemeinde Schalksmühle dar, die bei dieser Betrachtung und Aufschlüsselung der Reserveflächen außen vor bleibt. Alle im Sied‐ lungsflächen‐Monitoring verzeichneten Reserveflä‐ chen der Gemeinde Schalksmühle sind entweder betriebsgebunden oder Umplanungsflächen auf‐ grund umweltrelevanter oder technischer Restrikti‐ onen. Die Gemeinde Schalksmühle ist somit nicht mehr in der Lage, den Stammbetrieben, solang diese ihre Bedarfe nicht über bereits gesicherte Flächen (betriebsgebunden) decken können, not‐ wendige Fläche für Betriebserweiterungen oder Quelle: Auswertung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jan‐ ‐auslagerungen anzubieten. sen GmbH

26 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildung 19: „Abschichtung“ der Reserveflächen auf kommunaler Ebene

Altena (ohne Rosmart) 36 4

Interk. Gewerbegebiet Rosmart 42 29

Balve 22 20

Halver 26 24

Hemer 41 40

Herscheid 25 19

Iserlohn 48 41

Kierspe 10 9

Lüdenscheid 24 12

Meinzerhagen (ohne Grünewald) 43 43

Inter. Gewerbegebiet Grünewald 24 19

Menden 95 53

Nachrodt‐Wiblingwerde 6 5

Neuenrade 27 27

Plettenberg 34 23

Werdohl 14 14

Reserve gem. Siedlungsflächen‐Monitoring

Reserven abzgl. der bereits bebauten Flächen

Reserven abzgl. der bereits bebauten Flächen und der unüberwindbaren Umweltbindungen

Reserven abzgl. der bereits bebauten Flächen, der unüberwindbaren Umweltbindungen und der technischen Restriktionen (= faktische Reserve)

Hinweis: Die interkommunalen Gewerbegebiete Rosmart und Grünewald werden in der Grafik separat betrachtet, da das Reserveflächenpotenzial nicht nur der Kommune zuzuordnen ist, auf deren Gemeindegebiet die Gewerbeflächen liegen, sondern eine anteilige Betrachtung sinnvoll wäre. Quelle: Kommunen des Märkischen Kreises, Berechnung und Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 27

In mehreren Kommunen des Märkischen Kreises Flächen (14,1 ha) zusammensetzt. Der Anteil der lassen sich die Probleme in der Flächendisposition kommunalen Flächen an den faktischen Reserven jedoch nicht anhand der Umweltbindungen und ist mit 1,5 ha sehr gering. In Hemer umfasst das technischen Restriktionen begründen, vielmehr Gewerbeflächenpotenzial nahezu gleichermaßen spielen die Eigentumsverhältnisse eine entschei‐ betriebsgebundene, private und kommunale Flä‐ dende Rolle. chen. Meinerzhagen weist bei dieser vergleichen‐ den Betrachtung mit 17,0 ha nicht nur das größte Beispielhaft werden an dieser Stelle die betriebli‐ Potenzial an kommunalen Flächen auf, sondern chen sowie sonstige eigentumsrechtlichen Bindun‐ verfügt auch über mehr kommunale Flächen als sich gen der Städte Balve, Hemer, Meinerzhagen und im privaten Besitz finden. Von den 26,6 ha fakti‐ Neuenrade angeführt. schen Reserven der Stadt Neuenrade sind mehr als Die Stadt Balve verfügt gem. der Restriktionsanalyse die Hälfte betriebsgebunden. Der verbleibende über ein (faktisches) Reserveflächenpotenzial von Anteil liegt gänzlich in privater Hand. 20,2 ha, das sich jedoch zum Großteil aus privaten

Abbildung 20: Eigentumsverhältnisse ausgewählter Beispielkommunen 50

40 11,2 16,6 30

9,2 20 16,2 14,1 4,6

10 14,1 17,0 12,2 12,5 1,5 0 Balve Hemer Meinerzhagen (ohne Neuenrade Grünewald) Kommunale Flächen Private Flächen Betriebsgebundene Reserve

Quelle: Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Darüber hinaus ist für viele Flächen festzuhalten, Die Stadt Meinerzhagen bietet im Rahmen der 12. Ände‐ dass sie aufgrund ihrer Größe und Lagekriterien für rung des Regionalplans 8 ha GIB‐Fläche zur Umwandlung nachfragende Unternehmen wenig interessant sind. in Freiraum an, um die regionalplanerische Festlegung In der Regel handelt es bei diesen Reserveflächen eines GIB (Z) zur Sicherung betriebsgebundener Erweite‐ um Klein‐ und Kleinstflächen, die den Ansprüchen rungsflächen für die Firma OTTO Fuchs im Umfang von der industriellen großflächigen Nachfrage nicht 10 ha zu ermöglichen. genügen. Nur in wenigen Fällen, wenn z. B. in den letzten Jahre neue Gewerbegebiete ausgewiesen 3.4 Exkurs: Das Eigentumsdilemma und entwickelt wurden, können größere Flächen Für die Regionalplanung ist mit den zuletzt genann‐ oder zusammenhängende Grundstücke angeboten ten Zahlen (noch) kein direkter Handlungsbedarf werden. verbunden, denn zum einen fallen die Flächen mit Hinweis: Aktuelle Entwicklungen den betrieblichen Bindungen nicht aus der Bedarfs‐ deckung – vielmehr dienen sie nach wie vor dazu, Seit der abschließenden Auswertung der Restriktionsana‐ den Bedarf zu befriedigen, wenn auch weitgehend lyse hat der Metallverarbeitungsbetrieb OTTO Fuchs KG außerhalb der kommunalen Steuerung. Zum ande‐ im interkommunalen Gewerbegebiet Grünewald von ren sind Flächen im Fremdeigentum für die Regio‐ einem in Meinerzhagen ortsansässigen Unternehmen nalplanung ebenfalls nicht in Abzug zu bringen, 6,7 ha erworben. denn die Erfahrung zeigt, dass im Laufe der Zeit

28 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

vielfach Flächen erworben und entwickelt werden 3.5 Reaktivierung von Brachflächen können. Hierbei kann manchmal die Ankündigung Ein Potenzial zur Flächenentwicklung ist in der Wie‐ helfen, eine z. B. landwirtschaftliche Fläche aus der dernutzung von Brachflächen zu sehen. Insbesonde‐ baulichen Nutzungsperspektive herauszunehmen, re durch den Leitsatz des Landes „Brachflächenrevi‐ um bei den Eigentümern Veräußerungs‐ oder zu‐ talisierung vor Neuausweisung“ ist im Rahmen des mindest Kooperationsbereitschaft in der Flächen‐ Gewerbeflächenkonzepts ein besonderer Fokus auf entwicklung zu erreichen. die Brachflächenaktivierung zu legen.

Gleichwohl wird mit den vorliegenden Ergebnissen Die Erfassung des Brachflächenpotenzials im Märki‐ der Restriktionsanalyse das zentrale Dilemma zwi‐ schen Kreis wurde von der Gesellschaft zur Wirt‐ schen Landesplanung und kommunaler Realität schafts‐ und Strukturförderung im Märkischen Kreis deutlich: mbH (GWS) in enger Abstimmung mit den Kommu‐ nen vorgenommen. Dabei wurden ausschließlich . Regional‐ und Landesplanung legen geeignete Gewerbebrachen erfasst. Flächen auf, die „im Grundsatz“ entwicklungs‐ fähig sind. Insgesamt wurden 10 Brachflächen im Märkischen . Die kommunale Ebene braucht dagegen sofort Kreis identifiziert. Diese Standorte, die in ihrer Ge‐ verfügbare und restriktionsarme Flächen, über samtheit gewerblich vorgenutzt sind, ergeben zu‐ die sie auch eigentumsrechtlich verfügen kann. sammen ein Brachflächenpotenzial von ca. 12 ha. In Die Schnittmenge zwischen beiden Anforderungen drei Fällen liegt eine Mindernutzung vor, mehrheit‐ ist im Märkischen Kreis offensichtlich so gering, dass lich liegt auf den Flächen jedoch keine Nutzung. eine aktive Wirtschaftsförderung über eine ange‐ Hinsichtlich der baulichen Nutzung der Flächen botsorientierte Flächenpolitik nur noch sehr einge‐ (bebaut/unbebaut) und des Sanierungsbedarfs der schränkt funktioniert. Gebäude waren im Zuge der Erhebung Mehrfach‐ Im Hinblick auf den Flächenerwerb wirkt weiterhin nennungen möglich. Fünf Flächen weisen abbruch‐ problematisch die erkennbar abnehmende Veräu‐ reife Gebäude auf. In fünf Fällen sind die Bestands‐ ßerungsbereitschaft der Landwirte. Die Gründe gebäude nur mit erheblichem Sanierungsbedarf hierfür sind offensichtlich: Waren es doch regelmä‐ nutzbar. Nur in einem Fall scheint eine Nachnutzung ßig die Landwirte, die in der Vergangenheit immer aufgrund des geringen Sanierungsbedarfs realis‐ zweifach unter der Siedlungsentwicklung leiden tisch. Zwei Altstandorte sind überwiegend bzw. mussten. Zum einen wurden landwirtschaftliche völlig unbebaut. Flächen direkt zur Baulandentwicklung in Anspruch Belange des Denkmalschutzes sind im Zuge einer genommen und zum anderen weitere landwirt‐ Brachflächenreaktivierung in keinem der Fälle zu schaftliche Flächen für naturschutzrechtliche Aus‐ berücksichtigen. gleichsmaßnahmen. Weiterhin haben die Kommu‐ nen aufgrund zunehmend enger finanzieller Spiel‐ Nur bei einer Fläche kann der Verdacht auf Boden‐ räume in der Vergangenheit ihre Bodenvorratspoli‐ kontamination ausgeschlossen werden, in sieben tik weitgehend ausgesetzt. In der Vergangenheit Fällen liegt ein Verdachtsmoment vor, z. T. wird lagen häufig noch zahlreiche landwirtschaftliche eine Sanierung erforderlich. Flächen im Eigentum der Kommunen, und zur Sied‐ Der Abgleich der Flächen mit den Flächennutzungs‐ lungsentwicklung waren damit „lediglich“ die plänen zeigt, dass 9,2 ha als Gewerbegebiet darge‐ Pachtverhältnisse aufzukündigen. Diese kommuna‐ stellt sind und ca. 1,2 ha als Industriegebiet. Weite‐ len Eigentumsressourcen sind inzwischen weitge‐ re 1,2 ha sind als Mischgebiet festgelegt. hend verbraucht. Ergebnis ist: Die Kommunen ha‐ ben keine Flächen mehr im Eigentum, und die Ungeachtet der Kosten‐Nutzen‐Relation wurden die Landwirte sind nicht mehr bereit, Flächen abzutre‐ Flächen von der GWS in Abstimmung mit den ten. Kommunen hinsichtlich ihrer gewerblich‐industriel‐ len Reaktivierbarkeit bewertet. Die Reaktivierungs‐ möglichkeit wurde in drei Kategorien unterteilt:

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 29

. Eine gewerbliche‐industrielle Reaktivierung Eine gewerblich‐industrielle Reaktivierung der der Fläche scheint unter Umständen realisier‐ Flächen scheint nur unter erheblichen Auf‐ bar. Wirtschaftliche und planerische Details wand realisierbar (0). bleiben zu prüfen (+). . Einer gewerblich‐industrielle Reaktivierung . Die Flächen unterliegen nicht unerheblichen stehen erhebliche Hemmnisse gegenüber (‐). Restriktionen. Diese bleiben genau zu prüfen. Tabelle 4: Bewertung der Reaktivierungsmöglichkeiten Gewerbebrache Gesamt‐ Reaktivierungs‐ Denkbare Folgenutzung größe perspektive (in qm) + o ‐ Halver, Hermann‐Köhler‐Straße 4.916 X Wohnen Herscheid, Weiße Ahe 12.200 X Nicht bekannt Lüdenscheid, Altenaer Straße 5.063 X Wohnen Produktion, Handwerk, Menden, Carl‐Benz‐Straße 33.000 X Dienstleistung Produktion, Handwerk, Menden, Iserlohner Landstraße 16.000 X Dienstleistung Neuenrade, Werdohler Straße 2.786 X Wohnen Neuenrade, Oststraße 1.395 X gewerblich Neuenrade, Winterlit 32.000 X Wald, Naherholung Plettenberg, Waschkebieke 6.656 X Handel Schalksmühle 1.787 X k. A. Quelle: GWS

Im Ergebnis sind die Reaktivierungsperspektiven der mentierten Reserveflächen sind heute nur 380 ha zum aktuellen Zeitpunkt existierenden Gewerbe‐ faktisch aktivierbar. Von diesen Flächen liegen 74 ha brachen eher als problematisch einzustufen. Dieser im öffentlichen Eigentum und können insoweit Befund darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in uneingeschränkt den Betrieben zur Verfügung ge‐ der jüngsten Vergangenheit für einige Brachflächen stellt werden. Vorhandene Brachflächen werden im erfolgreich eine Folgenutzung entwickelt werden Märkischen Kreis nur einen unwesentlichen Beitrag konnte. Als Beispiel ist hier der ehemalige Gewer‐ zur Bedarfsdeckung leisten. bestandort Worthstraße/Ecke Glatzer Straße in Lüdenscheid zu nennen, der aktuell mit einer Ein‐ zelhandelsnutzung bebaut wird. Punktuell sind an einzelnen Standorten in der Vergangenheit erfolg‐ reich Aktivierungsstrategien umgesetzt worden. Eine echte Alternative für größere gewerblich‐ industrielle Folgenutzungen stellt das Brachflächen‐ potenzial allerdings nicht da.

3.6 Kurzes Fazit Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die im Siedlungsflächen‐Monitoring dokumentier‐ ten Flächenreserven nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen. Zu einem großen Teil sind die Flächen bereits belegt oder unterliegen umweltre‐ levanten Bindungen und Restriktionen, sodass sie nicht aktiviert werden können. Von 517 ha doku‐

30 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Viertes Kapitel Gewerbe‐ und Industrieflächenbedarf

4 Gewerbe‐ und Industrieflächenbedarf bauend erfordert die Neuaufstellung bzw. Fort‐ schreibung des Regionalplans drei bis fünf Jahre. 4.1 Vorbemerkung Der Planungshorizont für den Regionalplan liegt in Mit dem im neuen Landesentwicklungsplan NRW der Regel bei 15 bis 20 Jahren, insoweit wird das Jahr 2035 für die vorliegenden Bedarfswerte ange‐ (LEP NRW) festgelegten Ziel 6.1‐1 wird definiert, dass die Regionalplanungsbehörden den Bedarf an setzt. Wirtschaftsflächen zukünftig nach einer landesein‐ Das Berechnungsverfahren erfolgt entsprechend heitlichen Methode zu berechnen haben. Die Be‐ dem Verfahren, wie es in der Schriftenreihe des ILS darfsermittlung ist als Trendfortschreibung auf veröffentlicht ist (Bauer M., Bonny H.‐W.: „Flächen‐ Grundlage des Siedlungsflächen‐Monitorings durch‐ bedarf von Industrie und Gewerbe – Bedarfsberech‐ zuführen. Dazu werden für jeweils eine Region nungen nach GIFPRO“, Schriftenreihe Landes‐ und (mindestens einen Kreis) die durchschnittlichen Stadtentwicklungsforschung des Landes NRW, Bd. jährlichen Inanspruchnahmen der letzten (mindes‐ 4.035; Dortmund 1987). tens zwei) Monitoring‐ Perioden – ggf. differenziert nach lokal und überörtlich bedeutsamen Flächen – Ausgangspunkt der Bedarfsberechnung nach GIF‐ mit der Zahl der Jahre des Planungszeitraums mul‐ PRO ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig tipliziert. Beschäftigten im Ausgangsjahr 2015. Je nach Wirt‐ schaftsbranche fließt die Beschäftigtenzahl in unter‐ Da das Siedlungsflächen‐Monitoring noch nicht dem schiedlichem Maße in die Berechnungsmethode vorgegebenen Beobachtungszeitraum des LEP NRW ein. In dem Modell werden auf empirischen Unter‐ entspricht, wird die Bedarfslage von der Regional‐ suchungen und Analysen gestützte Quoten für die planungsbehörde übergangsweise mit einem rech‐ Neuansiedlung, Verlagerung und für die Reaktivie‐ nerisch‐prognostizierenden Ansatz (basierend auf rung frei werdender Flächen angesetzt. Die Verlage‐ dem Modell GIFRO‐ILS) ermittelt. rungs‐ und Neuansiedlungsquote werden mit 0,7 und 0,3 angesetzt. Die Wiedernutzungsquote wird 4.2 Bedarfsberechnung mit 25 % des Verlagerungsbedarfs angesetzt. Multi‐ Im Grundsatz ist zunächst darauf hinzuweisen, dass pliziert mit dem Planungszeitraum sowie einem alle Berechnungsmethoden zur Ermittlung des Be‐ Planungszuschlag von bis zu 20 % wird auf diese darfs an Gewerbe‐ und Industrieflächen mit Unsi‐ Weise der Bedarf je Kommune ermittelt. cherheiten behaftet sind. Die Gründe liegen in standardisierten Variablen, wie z. B. Flächenkennzif‐ Im Ergebnis des genannten ILS‐GIFPRO Berech‐ fern, Reaktivierungs‐, Verlagerungs‐ und Neuansied‐ nungsverfahrens auf Grundlage der Anzahl der lungsquoten, die nur annäherungsweise die tat‐ sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, der Flä‐ sächlichen Verhältnisse widerspiegeln können. Aber chenkennziffer sowie der Ansiedlungs‐ und Verlage‐ auch außerordentliche Ereignisse, wie z. B. der rungsquoten ergibt sich ein im Regionalplan darzu‐ Wegzug oder die Ansiedlung eines oder mehrerer stellender Flächenbedarf von 560 ha bis zum Jahr Großunternehmen können nicht prognostiziert und 2035. Dieser Wert beinhaltet bereits einen Pla‐ in die Berechnung eingebunden werden. Insbeson‐ nungszuschlag von 20 % für die Regionalplandar‐ dere der immer größer werdende Handlungsdruck stellung. Planungszuschläge werden addiert, da die in der Flächendisposition für die industriellen Groß‐ regionalplanerisch dargestellten Flächen nicht eins betriebe in enger Tallage kann sich nicht in standar‐ zu eins in Nettobauland umgesetzt werden. disierten Berechnungsmethoden widerspiegeln. 4.3 Differenzierung nach Gewerbe und Im Ergebnis wird im Hinblick auf den tatsächlichen Industrie Bedarf lediglich eine Annäherung an den zu erwar‐ Nachdem die bloße Flächenzahl wenig aussagekräf‐ tenden Gewerbe‐ und Industrieflächenbedarf erfol‐ tig für die konkrete Flächenplanung in den Kommu‐ gen. nen ist, wird im Folgenden eine Bedarfsabschät‐ Als Berechnungszeitraum wird das Jahr 2035 ge‐ zung, differenziert nach Gewerbe und Industrie wählt. Am 08. Februar 2017 erlangte der neue Lan‐ vorgenommen. Hintergrund ist, dass in der Regel desentwicklungsplan NRW Rechtskraft, darauf auf‐ Industriebetriebe einen deutlich höheren Flächen‐

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 33

bedarf von Einzelflächen haben als Gewerbebetrie‐ Sparte Industrie Gewerbe be. Auch ist aufgrund des Emissionsverhaltens ein Verarbeitendes Gewerbe 50 % 50 % bestimmtes Flächenprofil erforderlich. Sollte sich im Energieversorgung und 30 % 70 % Ergebnis herausstellen, dass in der Summe der Wasserversorgung Flächen zwar ausreichend Flächenreserven zur Baugewerbe 20 % 80 % Verfügung stehen, dieses Potenzial sich aber aus‐ Handel, Instandhaltung 5 % 95 % schließlich aus gewerblich orientierten Klein‐ und und Reparatur von Kfz Kleinstflächen aufaddiert, wird erkennbar, dass die und Gebrauchsgütern vorhandenen Potenziale nicht den Nachfragestruk‐ Verkehr (Logistik) 80 % 20 % turen entsprechen, da vorwiegend großflächige Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH Nachfrager auf dem Grundstücksmarkt auftreten – auch wenn die rein numerische Flächengröße im Das verarbeitende Gewerbe wird zunächst allein Einklang mit dem Bedarf stehen sollte. wegen des Emissionsverhaltens zu einem großen Teil in Industriegebieten anzusiedeln sein. Auch Konkrete Daten zur Flächennutzung differenziert wenn genehmigungsbedürftige Anlagen nach Bun‐ nach Gewerbe und Industrie liegen vom Landesamt desimmissionsschutzgesetz vorhanden sind, ist die Information und Technik NRW nicht vor. Auch eine Kategorie Industriegebiet vorzusehen. Entspre‐ Auswertung der in den Kommunen gemäß Bauleit‐ chendes gilt selbstverständlich auch für die soge‐ planung festgesetzten bzw. dargestellten Bauge‐ nannten Störfallbetriebe. Das Baugewerbe ist wie bietskategorien (GE und GI) ist wenig hilfreich, da der Handel, die Instandhaltung und Reparatur von vielfach Betriebe, die als Industriebetriebe zu wer‐ Kfz und Gebrauchsgütern in der Regel in Gewerbe‐ ten sind, innerhalb von Gewerbegebieten liegen gebieten ansässig. Ein entsprechender Schwerpunkt und umgekehrt. wird in dieser Richtung gesetzt, wobei die Zielset‐ zung für den Handel in Zukunft eher in Kern‐ bzw. Insoweit wird die differenzierte Bedarfsabschätzung Mischgebieten zu sehen ist. Der Wirtschaftszweig für Gewerbe‐ und Industrieflächen hilfsweise über Verkehr ist durch das Profil von Logistikbetrieben die Anzahl der Beschäftigten ermittelt. Dabei wer‐ vorwiegend der industriellen Nutzung zugeordnet: den die nach Wirtschaftszweigen typischerweise Moderne Logistikbetriebe sind aufgrund ihrer Flä‐ der jeweiligen Betriebsart (GE oder GI) zuzuordnen‐ chengröße, ihres Emissionsverhaltens und ihres den Beschäftigten herangezogen. Dreischicht‐Betriebs im Grundsatz in Industriegebie‐ Zur Ermittlung des Flächenbedarfs, differenziert ten unterzubringen. nach Gewerbe und Industrie, anhand der Beschäf‐ tigtenzahlen wird folgender Schlüssel vorausge‐ Im Ergebnis werden auf Basis der 560 ha an Bedar‐ setzt: fen folgende differenzierte Bedarfszahlen bis zum Jahr 2035 vorausgesetzt:

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Tabelle 5: Differenzierte Bedarfsabschätzung Ergebnis GIFPRO einschl. 20% davon Bedarf davon Bedarf Kommune Regionalplanerischer Bedarf Gewerbe Industrie 18 Jahre

Altena 21 ha 5ha 16 ha Balve 10 ha 4ha 6ha Halver 26 ha 7ha 19 ha Hemer 45 ha 19 ha 26 ha Herscheid 8 ha 2ha 6ha Iserlohn 106 ha 63 ha 43 ha Kierspe 18 ha 8ha 10 ha Lüdenscheid 121 ha 65 ha 56 ha Meinerzhagen 33 ha 11 ha 22 ha Menden 52 ha 25 ha 27 ha Nachrodth‐Wiblingwerde 4 ha 2ha 2ha Neuenrade 16 ha 4ha 12 ha Plettenberg 55 ha 15 ha 40 ha Schalksmühle 18 ha 4ha 14 ha Werdohl 27 ha 9ha 18 ha

Märkischer Kreis 560 ha 242 ha 318 ha Quelle: Landesdatenbank, Darstellung: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 35

4.4 Grenzen der Bedarfsberechnung In die Berechnung fließt ein bereits erwähnter und regionalplanerisch relevanter Sachverhalt bis dato nicht ein, der aber durchaus Berücksichtigung fin‐ den sollte: Die standardisierte Berechnungsmetho‐ de stützen sich auf einen landesweiten Querschnitt der gewerblich‐industriellen Flächenbedarfe. Im Märkischen Kreis liegt dagegen die besondere Situa‐ tion vor, dass seit vielen Jahren die in den engen Tallagen wirtschaftenden Betriebe immer weiter die Betriebsabläufe auf engem Raum optimiert und konzentriert haben, um eine bestmögliche Grund‐ stücksausnutzung zu erreichen. Mit der weiteren positiven Wirtschaftsentwicklung geraten diese Industriebetriebe heute immer öfter an ihre Gren‐ zen und streben zunehmend neue Standorte an.

In diesem Kontext ist auch darauf zu verweisen, dass die bei Betriebsverlagerungen in der standardi‐ sierten Berechnungsmethode GIFPRO vorausgesetz‐ te Wiedernutzungs‐ bzw. Reaktivierungsquote von 25 % voraussichtlich nicht zum Tragen kommen kann, da die genannten Flächen aufgrund ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zu empfindlichen Nut‐ zungen weder industriell und auch häufig nicht gewerblich nachgenutzt werden können. Erkennbar ist dieser Sachverhalt auch an einer Vielzahl brach‐ liegender Gewerbe‐ und Industrieflächen entlang der Wasserläufe.

Vor dem Hintergrund dieser Sachverhalte (zuneh‐ mender Druck aus den Bestandslagen ohne Reakti‐ vierungsmöglichkeit der frei werdenden Flächen) muss für den Märkischen Kreis im Grundsatz von einem höheren Bedarf ausgegangen werden, als er sich in den vorliegenden Berechnungsmethoden widerspiegelt – ein Zusatzbedarf, der aktuell nicht quantifizierbar ist, aber gleichwohl zu erwarten sein wird.

36 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Fünftes Kapitel Abgleich Flächenbedarf und Flächenpotenziale

5 Abgleich Flächenbedarf und über Kabeltrassen, innerhalb der Anbauver‐ Flächenpotenziale botszonen von Bundesautobahnen etc. Es ver‐ bleiben 380 ha in der Reserve. 5.1 Flächenbilanzen kreisweit . Abzüglich derjenigen Flächen, die betriebsge‐ Im Folgenden werden die rechnerisch ermittelten bunden sind, verbleiben 242 ha. Bedarfszahlen den vorhandenen Flächenpotenzia‐ . Werden von diesen 242 ha alle weiteren Flä‐ len (Reserveflächen gem. Siedlungsflächen‐Monito‐ chen zum Abzug gebracht, die im Fremdeigen‐ ring) gegenübergestellt. tum liegen, die also nicht aktiv im Sinne der Wie im Kapitel „Restriktionsanalyse“ dokumentiert, Wirtschaftsförderung eingesetzt werden kön‐ ergibt sich für die Flächenreserven folgender Kon‐ nen, verbleiben noch 74 ha in der aktiven Flä‐ text: chenperspektive. . Von den 517 ha an dokumentierten Reserve‐ Dieser letztere eigentumsrechtliche Aspekt ist aller‐ flächen sind zwischenzeitlich 78 ha belegt, so‐ dings keine regionalplanerische Kategorie und ist dass nach Abzug 439 ha verbleiben. insoweit nicht in die Bilanzierung einzustellen. . Von diesen 439 ha unterliegen 38 ha nicht Gleichwohl belegt er ein zentrales Dilemma der überwindbaren umweltrelevanten Restriktio‐ Flächendisposition für die Betriebe. nen (Schutzregimes), sodass sie nicht als Re‐ Das Gesamtpotenzial an faktisch nutzbaren Reser‐ serve für die gewerblich‐industrielle Entwick‐ veflächen im Märkischen Kreis ist demnach auf lung herangezogen werden können. Es ver‐ 380 ha zu beziffern. Davon sind 204 ha gewerblich bleiben damit 401 ha. und 176 ha industriell nutzbar. Demgegenüber . Von dieser Flächenzahl sind 21 ha nicht nutz‐ steht ein Flächenbedarf an gewerblichen Wirt‐ bar, weil sie technischen Bindungen unterlie‐ schaftsflächen von 242 ha und an industriellen Flä‐ gen, z. B. Lage unter Hochspannungsleitungen, chen von 318 ha für den Planungshorizont 2035. Abbildung 21: Bedarfe und Flächenreserven

600 Industrie Gewerbe 500 242 400

300 560 204 517 439 200 401 380 318 242 100 176 74 0 GI

GE/GI belegt GE/

Flächen Bedarfe ‐ technische 5 Monitoring

‐ bereits 3 Reserve

Bedarfe

anrechenbare ‐

gem. Fremdeigentum 1 Restriktionen

Abzug (=

Umweltbindungen Reserve) fakt. betriebsgebundene ‐ Abzug ‐ 2

4

Abzug Reserven Reserven Abzug Abzug Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 39

Anhand dieser Daten wird erkennbar, dass die Bi‐ 5.2 Flächenbilanzen nach Kommunen lanz zwischen gewerblichen Reserveflächen von Diese Bilanz für den gesamten Kreis stellt sich für 204 ha und Bedarfen von 242 ha zwar nicht ausge‐ die einzelnen Kommunen stellenweise sehr unter‐ glichen ist, gleichwohl aber bei weitem nicht das schiedlich dar. Missverhältnis aufzeigt wie bei den industriellen Flächen. Die industriellen Reserven von 176 ha In den folgenden Grafiken ist die Differenz zwischen reichen nicht ansatzweise aus, um den Bedarf von den Flächenbedarfen und den faktischen Reserven 318 ha an Industrieflächen zu decken. Gerade in auf Basis der Restriktionsanalyse, differenziert nach einer industriell geprägten Region ist diese Bilanz Gewerbe und Industrie dargestellt. äußerst besorgniserregend. Gewerbe

Wird weiterhin berücksichtigt, dass das Reserveflä‐ Eine deutlich negative Bilanz zeichnet sich im ge‐ chenpotenzial vorwiegend im Fremdeigentum liegt, werblichen Bereich für die Kommunen Lüdenscheid wird die Disproportionalität noch deutlicher. und Iserlohn ab. Auch die Kommunen Schalksmüh‐ le, Werdohl, Herscheid, Plettenberg und Altena können langfristig den prognostizierten Bedarf anhand der gewerblichen Reserven nicht decken.

Abbildung 22: Flächenbilanz der Kommunen für Gewerbeflächen (faktische Reserve)

Hinweis: Die faktischen Reserven differenziert nach GE und GI wurden jeweils gerundet, hierdurch sind geringe Abweichun‐ gen zur faktischen Gesamtreserve gem. Abbildung 19 möglich. Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

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Industrie Deutlich negativer ist die Flächenbilanz für die in‐ dustriellen Nutzungen. Zehn der 15 Kommunen weisen eine negative Bilanz auf. Nur Balve, Neuen‐ rade, Nachrodt‐Wiblingwerde, Herscheid und Mei‐ nerzhagen weisen mehr industrielle Flächen auf, als an industriellem Bedarf errechnet ist.

Abbildung 23: Flächenbilanz der Kommunen für Industrieflächen (faktische Reserve)

Hinweis: Die faktischen Reserven differenziert nach GE und GI wurden jeweils gerundet, hierdurch sind geringe Abweichun‐ gen zur faktischen Gesamtreserve gem. Abbildung 19 möglich. Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

In die zuvor dargestellten Flächenbilanzen finden Die betriebsgebundenen Flächen werden daher in die betriebsgebundenen Reserven eins zu eins Ein‐ der Regel aufgrund ihrer Nichtverfügbarkeit am gang. Diese dienen zwar der Bedarfsdeckung, kön‐ Markt nicht im vollen Umfang mit den rechneri‐ nen aber im Rahmen der Wirtschaftsförderung schen Bedarfen bilanziert. Werden die betriebsge‐ nicht eingesetzt werden. bundenen Reserven vollständig ausgeblendet, ergibt sich folgendes Bild:

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 41

Abbildung 24: Flächenbilanz ohne betriebsgebundene Reserven

Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Die Grafik zeigt deutlich, dass die Bilanz mehrheit‐ Verfügung zu stellen. Ein Fehlbedarf von ca. 38 ha lich negativ ausfallen würde. Altena, Balve und dürfte mittel‐ bis langfristig ausgleichbar sein. Meinerzhagen sind in der Lage, den zu erwartenden Bedarf mithilfe der grundsätzlich dem Markt zu Gravierender stellt sich die Bilanz für Industrieflä‐ Verfügung stehenden Flächen zu decken. Das Ver‐ chen dar. Ein Fehlbedarf von 142 ha an Flächen, die hältnis der Reserven und berechneten Bedarfe der darüber hinaus aus größeren und zusammenhän‐ Stadt Menden ist ausgeglichen, Flächen in der Re‐ genden Flächen bestehen sollten, wird in einer serve verbleiben dementsprechend nicht. Im Er‐ Region mit bewegter topographischer Lage und gebnis werden Betriebe, die sich bisher keine Flä‐ nicht an allen Orten gleichermaßen positiven chen für zukünftige Erweiterungen gesichert haben, Standortfaktoren nur schwer zu realisieren sein. zukünftig untereinander um die noch vorhandenen Flächen konkurrieren. Die betriebsgebundenen Reserven tragen rein rechnerisch in hohem Maße zur Bedarfsdeckung 5.3 Kurzes Fazit bei. Faktisch im Sinne der Marktrelevanz sind die Kommunen jedoch auf zusätzliche Fläche angewie‐ Kreisweit ist erkennbar, dass es eingeschränkten sen, um nachfragenden Betrieben Flächen anbieten Handlungsbedarf im Bereich der gewerblichen Flä‐ bzw. bedarfsgerecht handeln zu können. chendisposition gibt. Kurz‐ bis mittelfristig dürfte es noch gelingen, anfragenden kleineren Handwerks‐ und Gewerbebetrieben eine geeignete Fläche zur

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Sechstes Kapitel Flächenrecherche

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6 Flächenrecherche chen Definition eines Suchraums, werden aber auf Wunsch der Kommunen weiter betrachtet, da beide Fälle die regionalplanerische Darstellung betreffen. 6.1 Suchraumermittlung Im Rahmen von Kommunalgesprächen, die im Juli Die verbleibenden Flächen wurden überschlägig auf bis September 2015 geführt wurden, wurden soge‐ naturschutzfachliche Restriktionen geprüft, die nannte Suchräume identifiziert, die ggf. zur Sicher‐ generell eine Entwicklung ausschließen. Untersucht stellung der Bedarfsdeckung als zusätzliche Flächen wurde u. a. die räumliche Lage der Suchräume zu Eingang in den Regionalplan finden können. Such‐ Natura‐2000‐Gebieten (FFH‐ und Vogelschutzgebie‐ räume sind Flächen, die bis dato noch in keiner ten), zu Naturschutzgebieten, zu Trinkwasserschutz‐ planungsrechtlichen Perspektive stehen, d. h. we‐ gebieten, zu Überschwemmungsgebieten, zu ge‐ der im Regionalplan Arnsberg noch in den kommu‐ setzlich geschützten Biotopen, zu Landschafts‐ nalen Flächennutzungsplänen als Siedlungsraum schutzgebieten und zu Gebieten zum Schutz der dargestellt sind. Natur. Gleichermaßen wurde geprüft, ob diese Flächen oder Teile davon als Waldgebiete oder In der Regel handelt es sich um Areale, die im Regi‐ Verbundflächen ausgewiesen sind. Bei unüberwind‐ onalplan als Allgemeine Freiraum‐ und Agrarberei‐ baren Umweltrestriktionen wurden die Flächen che, Waldbereiche, Bereiche für zweckgebundene zugeschnitten bzw. um Flächenanteile reduziert. Nutzungen oder Bereiche zur Sicherung und zum Das Ergebnis dieser überschlägigen Umweltprüfung Abbau oberflächennaher Bodenschätze im Flächen‐ wurde in Steckbriefen dokumentiert, die diesem nutzungsplan als Flächen für die Landwirtschaft und Bericht als Anlagenband beigefügt sind. Waldflächen dargestellt sind. 6.1.2 Ergebnis der Suchraumermittlung Suchraum meint nicht, dass diese Flächen eins zu In den Kommunalgesprächen und im Diskussions‐ eins in Gewerbe‐ und Industriegebiete umgesetzt und Abstimmungsprozess im weiteren Verfahren werden sollen, vielmehr sind darunter Auswahlbe‐ wurden mehr als 60 Suchräume benannt, die nach reiche zur Erschließung geeigneter Flächen zu ver‐ der zuvor beschriebenen Methodik (Planungsrecht, stehen nicht überwindbare Umweltrestriktionen) überprüft wurden. 6.1.1 Bewertung und Zuschnitt der Suchräume Die in den Kommunalgesprächen grob skizzierten Gleich mehrere Suchräume liegen mit weniger als Suchräume wurden mit dem zeichnerischen Teil des 10 ha Flächengröße unterhalb der regionalplaneri‐ Regionalplans Arnsberg und den Flächennutzungs‐ schen Relevanz‐Schwelle. Hierbei handelt es sich plänen der Kommunen abgeglichen und in ihren überwiegend um Bereiche, die an den bestehenden räumlichen Grenzen angepasst, soweit Teilbereiche Siedlungsraum angrenzen. In der Regel handelt es bereits planungsrechtlich gesichert sind. sich daher um Ergänzungsstandorte bestehender Gewerbe‐ und Industriegebiete. In zwei Fällen wurden Flächen benannt, die im Flä‐ chennutzungsplan als Bauflächen ausgewiesen sind. Im Grunde kommen diese Bereiche aufgrund ihrer Hierbei handelt es sich um die Fläche Biebertal in Größe für eine industrielle Nutzung nur bedingt in Menden und um die Fläche „Nördliche Erweiterung Frage und tragen insoweit zur zwingend erforderli‐ Gewerbepark Deilinghofen“ in Hemer. Für die Flä‐ chen industriellen Bedarfsdeckung nur wenig bei: che Biebertal, die im Flächennutzungsplan als ge‐ werbliche Baufläche dargestellt wird, soll eine . Duloh‐Nord (Hemer/Iserlohn): 7,783 ha Übernahme in den Regionalplan erfolgen. Für die . Duloh‐Süd (Hemer/Iserlohn): 2,147 ha Fläche „Nördliche Erweiterung Gewerbepark Dei‐ . Nördliche Erweiterung Gewerbestandort Helle linghofen (SO‐Darstellung im FNP) soll ein gewerbli‐ (Balve): 5,21 ha ches Profil eröffnet und die Regionaldarstellung . Jürrenscheid (Halver): 9,71 ha entsprechend angepasst werden. Die zuvor genann‐ . Nördliche Erweiterung Industriegebiet (Her‐ ten Bereiche entsprechen zwar nicht der eigentli‐ scheid): 8,528 ha

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 45

. Südlich Erweiterung Industriegebiet Friedlin Infolgedessen wurden auch Suchräume benannt, (Herscheid): 4,471 ha die nicht unmittelbar an bestehende Bereiche an‐ Scheffelstraße Süd (Iserlohn): 7,296 ha grenzen bzw. isoliert im Freiraum liegen und einem . Nördliche Erweiterung Rombrock (Iserlohn): (regionalplanerisch) neuen Siedlungsansatz gleich‐ 2,465 ha kämen. Diese Standorte wurden in erster Linie auf‐ . Westliche Erweiterung Rombrock (Iserlohn): grund ihrer verkehrsgünstigen Lage genannt. 8,315 ha . Kiersperhagen/B 237 (Kierspe): 2,466 ha Durch die im Märkischen Kreis praktizierten inter‐ . Erweiterung Industriegebiet Schwenke (Mei‐ kommunalen Kooperationen wurden in der nerzhagen): 2,272 ha Standortdiskussion bereits interkommunale Ansätze . Sebastopol (Meinerzhagen): 5,848 ha erkennbar. Kooperationsmöglichkeiten werden für . Hüingsen (Menden): 1,985 ha folgende acht bzw. zehn Suchräume gesehen: . Bösperde/L 679 (Menden): 6,623 ha . L 692 (Nachrodt‐Wiblingwerde): 6,644 ha . Südlich Gewerbepark Rosmart (Altena/Lüden‐ . Östlich Landeplatz Küntrop (Neuenrade): scheid/Werdohl) 7,963 ha . L 692 (Altena/Nachrodt‐Wiblingwerde) . Östlich Küntrop (Neuenrade): 4,232 ha . Duloh (bzw. für die Teilbereiche Duloh‐Nord, . Südlich B 229 (Neuenrade): 7,274 ha Duloh‐Süd, Duloh‐Ost) (Hemer/Iserlohn) . Katzenbusch (Plettenberg): 6,586 ha . Landhausen (Hemer/Iserlohn) . Schmidthausen (Halver(/Kierspe) Die Vielzahl an Flächen unterhalb 10 ha zeigt in aller . Bahnhof Heide/Köbbinghausen‐West (Her‐ Deutlichkeit, dass die Kommunen aufgrund natur‐ scheid/Plettenberg) schutzrechtlicher Prämissen, der Topographie, der . Westliche Erweiterung Heedfeld (Lüden‐ Anbindung oder sonstiger Konflikte kaum in der scheid/Schalksmühle) Lage sind, größere und zusammenhängende Flä‐ . Nördlich Dickenberg (Lüdenscheid/Schalks‐ chen für eine potenzielle gewerblich‐industrielle mühle) Nutzung (anschließend an vorhandene Siedlungs‐ räume) zu benennen. Aufsummiert ergibt sich für die Suchräume mit interkommunalem Ansatz ein Flächenpotenzial in einer Größenordnung von rund 445 ha.

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Abbildung 25: Suchräume im Kreisgebiet

Quelle: Karten‐Atlas NRW, Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 47

6.2 Weißflächen stellung der Tabuflächen um weitere Restriktions‐ Ein weiterer Ansatz zur Ermittlung der theoreti‐ flächen ergänzt. Zu den Restriktionsflächen der schen Flächenpotenziale ist die sogenannte Weiß‐ Stufe 1 zählen die Wasserschutzzone IIB, die Ab‐ flächenanalyse. Mithilfe dieser Methode können in standszonen zu den Naturschutzgebieten (100 m), umgekehrter Weise die Flächen erhoben werden, die Abstandzonen zu FFH‐ und Vogelschutzgebieten die aus umweltfachlicher Sicht geeignet sind. Me‐ (300 m) sowie die Flächen des Biotopverbunds thodisch ist die Weißflächenanalyse bzw. Alterna‐ herausragender Bedeutung. Restriktionsflächen der tivprüfung an die Raumwiderstandsanalyse ange‐ Stufe 2 sind Landschaftsschutzgebiete, die Wasser‐ lehnt. Ein wichtiger Arbeitsschritt im Rahmen der schutzzonen III, III A und III B sowie die Flächen des Weißflächenanalyse ist die Aufbereitung und karto‐ Biotopverbunds besonderer Bedeutung. graphische Darstellung der umweltrelevanten Raumwiderstände. D. h. das Kreisgebiet wurde auf Beim Übereinanderlegen dieser Layer werden die‐ das Vorkommen naturschutzrechtlicher Tabuberei‐ jenigen Bereiche sichtbar, die aus Sicht des Natur‐ che geprüft. Neben den FFH‐Gebieten, Vogelschutz‐ schutzes für eine gewerblich‐industrielle Nutzung in gebieten, Naturschutzgebieten, gesetzlich geschütz‐ Frage kommen können. ten Biotopen, den Wasserschutzzonen I und IIA zählen hierzu auch die Überschwemmungsgebiete. Im Folgenden ist das Ergebnis der Überlagerung der Desgleichen wurden die vorhandenen Siedungsflä‐ umweltbezogenen Restriktionen dargestellt. chen als Tabubereiche gewertet, da diese für po‐ tenzielle gewerbliche Nutzung nicht in Frage kom‐ Hinweis: Der bestehende Siedlungsraum wurde durch men. Hierzu zählen auch die Freiflächen mit beson‐ Einblenden und Einfärbung der Digitalen Topographischen derem Siedlungsbezug wie Parks, Kleingärten, Karte (DTK) dargestellt. Friedhöfe. In einem weiteren Schritt wurde die Dar‐

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Abbildung 26: Weißflächenanalyse in drei Stufen

Tabuflächen . FFH‐Gebiete . Vogelschutzgebiete . Naturschutzgebiete . Gesetzlich geschützte Biotope . Wasserschutzzone I, II und III A . Überschwemmungsgebiete . Bestehende Siedlungsflächen und siedlungsbezogene Freiflächen

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Restriktionsflächen der Stufe 1 . Wasserschutzzone II B . Abstandszone zu Naturschutzgebieten (100 m) . Abstandzone zu FFH‐Gebieten (300 m) . Abstandszone zu Vogelschutzgebieten (300 m) . Flächen des Biotopverbunds herausragender Bedeutung

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Restriktionsflächen der Stufe 2 . Landschaftsschutzgebiete . Wasserschutzzone III, IIA und IIIB . Flächen des Biotopverbunds besonderer Bedeutung Quelle: Darstellung Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Der der Weißflächenanalyse zugrunde gelegte Krite‐ Im Ergebnis der Weißflächenanalyse lassen sich rienkatalog ist jedoch nicht abschließend. Zusätzli‐ jenseits der bereits ermittelten nur wenige weitere che Bewertungskriterien könnten z. B. geschätzte Flächen identifizieren, die nicht mit Umweltrestrik‐ Landschaftsbestandteile, Naturdenkmale, Alleen, tionen behaftet sind. Von den kreisangehörigen besonders schutzwürdige Böden und Waldflächen Kommunen des Märkischen Kreises wurde darauf‐ sein. hin eine Ersteinschätzung vorgenommen, ob die

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Weißflächen sich für eine gewerblich‐industrielle Abbildung 27: Weißflächen Nutzung eignen. Die Rückmeldungen zeigten Meinerzhagen Weißfläche „Schnüffel“ (2,28 ha) schnell, warum ein Großteil der Flächen für eine gewerblich‐industrielle Entwicklung nicht in Frage kommt. Gründe hierfür sind:

. Topographische Lage . Fehlende Erschließungsmöglichkeiten . Nutzung als Wald, die eine Waldumwandlung erforderlich machen würde . Schwierige Eigentumsverhältnisse . Lokale und regionale Erholungsfunktionen der Gebiete . Immissionskonflikte aufgrund der angrenzen‐ den Wohnbebauung . Technische Restriktionen wie Hochspannungs‐ Plettenberg Weißfläche „Südlich Wiesenthal“ leitungen (10,72 ha) . Einzugsbereiche von Gewässern . Fehlende leistungsfähige äußere Erschließung . Ungünstige siedlungsstrukturelle Lage . Landschaftsbild . Ausgleichsflächen

Regionalplanerische Kriterien wurden bei dieser Vorgehensweise zunächst nicht berücksichtigt. Gleichwohl wurde für die ausgewählten „realisti‐ schen“ Weißflächen jeweils ein Steckbrief erstellt, im Zuge dessen auch die regionalplanerischen Krite‐ rien (z. B. Regionaler Grünzug, Bereiche zum Schutz der Natur) abgeprüft sind. Plettenberg Weißfläche „Mühlhoff/Frehlinghausen (4,52 ha) Als zusätzliche Potenzialflächen finden im Ergebnis nur die drei Weißflächen „Südlich Wiesenthal“ (Lü‐ denscheid), „Schnüffel“ (Meinerzhagen) und „Mühl‐ hoff/Frehlinghausen“ (Plettenberg) Eingang in das Konzept.

Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

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6.3 Anmerkungen zu den landesplanerischen dener Infrastruktur erfolgt, die auf dieser Brachflä‐ Vorgaben che vorhandenen naturschutzwürdigen Teilflächen Die Steckbriefe enthalten zwar Hinweise zu be‐ von der Nachnutzung ausgenommen werden und stimmten Aspekten der Landes‐ und Regionalent‐ eine kurzwegige verkehrliche Anbindung gegeben wicklung, ein abschließender Abgleich mit den Zie‐ ist. len und Grundsätzen des Landesentwicklungsplans NRW sowie den weiteren regionalplanerischen Im Rahmen des Gewerbeflächenkonzepts wurde Vorgaben kann jedoch nur im Rahmen des formel‐ das Brachflächenpotenzial erfasst (s. Kap. Reaktivie‐ len Regionalplanverfahrens erfolgen. rung von Brachflächen). Keine der identifizierten Brachflächen, deren gewerblich‐industrielle Reakti‐ Im Kontext des Gewerbeflächenkonzepts mit der vierung unter Umständen realisierbar scheint oder Zielsetzung, ausgewählte Flächen in die regional‐ nur unter erheblichen Aufwand realisierbar ist und planerische Diskussion einzubringen, ist besonders im Freiraum liegt, besitzt nur ansatzweise eine regi‐ auf das Kapitel 6.3 des neuen Landesentwicklungs‐ onalplanerisch relevante Größe. plans zu verweisen. Hier sind die landesplaneri‐ schen Kriterien für die Flächenausweisung von Be‐ Im Freiraum kann ein GIB nur ausnahmsweise fest‐ reichen für gewerbliche und industrielle Nutzungen gelegt werden, wenn eine Festlegung unmittelbar (GIB) definiert. Ziel 6.3‐1 besagt, dass für emittie‐ anschließend an die vorhandenen ASB oder GIB aus rende Gewerbe‐ und Industriebetriebe im Regio‐ folgenden Gründen nicht möglich ist: nalplan auf Basis regionaler Abstimmungen (regio‐ nale Gewerbe‐ und Industrieflächenkonzepte) und . Topografische oder naturräumliche Gegeben‐ in Bauleitplänen ein geeignetes Flächenangebot zu heiten oder sichern ist. . andere entgegenstehende Schutz‐ oder Nut‐ zungsbedingungen oder Mit dem kreisweiten Gewerbeflächenkonzept soll . die Herstellbarkeit einer leistungsfähigen An‐ den im Ziel 6.3‐1 genannten Anforderungen Rech‐ bindung an das örtliche Verkehrsnetz nicht nung getragen werden, in dem aus dem Kreis her‐ möglich ist und keine raumordnerischen Fest‐ aus eine konsensuale Entwicklungsstrategie bzw. legungen entgegenstehen. Flächenstrategie für die Kommunen des Märkischen Kreises herbeigeführt wird, um deren wirtschaftli‐ Grundsatz des Gewerbeflächenkonzepts ist es, che Entwicklung langfristig zu sichern. möglichst realistische Flächen in die regionalplane‐ rische Diskussion einzubringen. Folglich wurden von Der Grundsatz Umgebungsschutz (6.3‐2) des LEP den Kommunen bei der Standortsuche vornehmlich NRW ist an weitere Fach‐ bzw. sektorale Planungen Flächen diskutiert, die weitestehend im Einklang mit adressiert (wie z. B. Handlungskonzepte Wohnen), dem landesplanerischen Vorgaben stehen. Gleich‐ in denen dafür Sorge zu tragen ist, dass einschrän‐ wohl wurde erkannt, dass vielfach Bindungen und kende Nutzungen nicht zu nah an die GIB heranrü‐ zu erwartenden Restriktionen (z. B. Naturschutz, cken und die gewerblich‐industrielle Nutzung in Immissionsschutz, Topografie) entgegenstehen und ihrem Emissionsverhalten eingeschränkt wird. somit die Flächenbestimmung zunehmend schwie‐ rig und unter Berücksichtigung aller Vorgaben und Gem. Ziel 6.3‐1 sind Bereiche für gewerbliche und Bindungen fast unmöglich ist. industrielle Nutzungen unmittelbar anschließend an die vorhandenen Allgemeinen Siedlungsbereiche Für den Märkischen Kreis ist insoweit ein landespla‐ (ASB) oder Bereiche für gewerbliche und industriel‐ nerischer Zielkonflikt erkennbar zwischen dem lan‐ le Nutzungen (GIB) festzulegen. Davon abweichend desplanerischen Ziel 6.3‐1 („Für emittierende Ge‐ kann eine im Freiraum liegende Brachfläche als werbe‐ und Industriebetriebe ist in Regionalplänen Bereich für gewerbliche und industrielle Nutzungen auf der Basis regionaler Abstimmungen (…) und in festgelegt werden, wenn über ein textliches Ziel Bauleitplänen ein geeignetes Flächenangebot zu sichergestellt wird, dass nur eine Nachnutzung sichern.“) und dem landesplanerischen Zielkatalog bereits versiegelter Flächen einschließlich vorhan‐ 7.1 ff. („Freiraumsicherung und Bodenschutz“). In

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 53

der konkreten Überprüfung der Situation vor Ort Die Probleme der Standortsuche im Märkischen wird deutlich, dass das landesplanerische Ziel 6.3‐1 Kreis sind – wie auch die Weißflächenanalyse zeigt – „geeignetes Flächenangebot“ nur umgesetzt wer‐ bzgl. der Landesplanung immanent verankert. Die den kann, wenn gemeinsam mit dem landesplaneri‐ Flächenrestriktionen im Märkischen Kreis sind so schen Ziel 7.1 „Freiraumsicherung und Boden‐ vielfältig, dass Flächen ohne Bindungen oder Rest‐ schutz“ eine Abwägung erfolgen kann. riktionen praktisch nicht ermittelbar sind.

In einigen wenigen Fällen wurden Suchräume be‐ 6.4 Prioritätensetzung und Empfehlungen nannt, die an bestehende Siedlungsräume angren‐ Die identifizierten Suchräume und Weißflächen zen, die ihrerseits allerdings nicht als ASB oder GIB wurden unter verschiedenen Prämissen einer Prio‐ im Regionalplan dargestellt sind (z. B. der Suchraum risierung unterzogen. Kriterien sind: „Kiersperhagen/B 237“ in Kierspe. D. h. aufgrund fehlender Alternativen wurden auch Ansätze ge‐ . Übereinstimmung mit den landesplanerischen wählt, die den Anforderungen des Ziels 6.3‐1 nicht Vorgaben/Siedlungsräumliche Einbindung entsprechen. . Erschließbarkeit . Umweltrelevante Bindungen/Schutzregimes In der Landesentwicklung wird mit dem Grundsatz . Standortfaktoren „Interkommunale Zusammenarbeit“ weiterhin be‐ stimmt, dass bevor ein anderer im Freiraum gelege‐ Die Priorisierung erfolgt in drei Stufen. Flächen der ner gewerblicher Bereich für gewerbliche und in‐ Priorität 1 werden gute Chancen hinsichtlich ihrer dustrielle Nutzungen festgelegt wird, eine inter‐ Entwicklungsoption eingeräumt, und diese sollen in kommunale Zusammenarbeit an Standorten in der regionalplanerischen Diskussion im Vorder‐ anderen Gemeinden, die unmittelbar an vorhande‐ grund stehen. Flächen der Priorität 2 sind geeignete nen ASB und GIB anschließen, anzustreben ist. Alternativen bzw. Ergänzungen zum Flächenange‐ bot der Flächen der ersten Priorität. Suchräume der Nachdem nur wenige Flächen angrenzend an be‐ Priorität 3 sind Flächen, die in der Gesamtschau am stehende ASB und GIB mit entsprechendem Ent‐ wenigsten geeignet und daher als „Backup“ zu ver‐ wicklungspotenzial für eine interkommunale Zu‐ stehen sind, falls eine Entwicklung der Suchräume sammenarbeit (z. B. hinsichtlich der Flächengröße) der Priorität 1 und 2 aufgrund zz. nicht erkennbarer identifiziert werden konnten, werden interkommu‐ Hürden nicht in Frage kommt. nale Möglichkeiten bei Arealen gesehen, die vor‐ nehmlich im Freiraum in verkehrsgünstiger Lage im Unter den Suchräumen der Priorität 3 befinden sich Bereich der Stadtgrenzen liegen. einzelne Flächen, denen aus gutachterlicher Sicht in Bezug auf die landesplanerischen Vorgaben, die Gemäß Grundsatz 6.3‐5 sind die neuen GIB, die siedlungsräumliche Lage, Umweltbindung, Erschlie‐ nicht isoliert im Freiraum liegen, dort festzulegen, ßungsmöglichkeiten etc. äußerst geringe Chancen wo eine kurzwegige Anbindung an das überörtliche eingeräumt werden: Straßenverkehrsnetz und Verkehrsträger mit hoher Transportkapazität vorhanden oder geplant ist. . L 692 (Altena/Nachrodt‐Wiblingwerde) . Schmidthausen (Halver/Kierspe) In Bezug auf der mit diesem Grundsatz angespro‐ . Sebastopol (Meinerzhagen) chenen Multimodalität müssen im Märkischen Kreis . Bösperde/L 679 (Menden) aufgrund infrastruktureller und räumlicher Gege‐ . L 692 (Nachrodt‐Wiblingwerde) benheiten Abstriche gemacht werden. Für Logistik . Elhausen/Hilfringhausen (Plettenberg) jenseits des betriebsbezogenen Bedarfs innerhalb . Rölvede‐Albringwerde (Schalksmühle) des Kreises lassen sich keine geeigneten Flächen . Südlich Albringwerde (Schalksmühle) finden. Insoweit kann dieser Ansatz nur sehr be‐ dingt zum Tragen kommen. Um die Diskussion auf weitestgehend realistische Flächen zu fokussieren, wird empfohlen, diese Flä‐ chen nicht weiterzuverfolgen.

54 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Die zentralen Ergebnisse des Gewerbeflächenkon‐ die Flächenvorschläge intensiv diskutiert. In der zepts sowie der Standortsuche (Suchraumermitt‐ folgenden Tabelle sind alle verbleibenden Suchräu‐ lung/Weißflächenanalyse) wurden in mehreren me und Weißflächen, das Beratungsergebnis der Runden in den kommunalen politischen Gremien politischen Ausschüsse sowie die vorgeschlagene vorgestellt. In den jeweiligen Ausschüssen wurden Priorität/die gutachterliche Empfehlung dargestellt. Tabelle 6: Ergebnis und Empfehlung Flächenermittlung Suchräume mit interkommuna‐ Kommune Anmerkung zum Beschluss, Priorität/ len Ansatz falls keine Aufnahme in das Empfehlung Konzept erfolgen soll Südlich Gewerbepark Rosmart Altena, Lüdenscheid, 2

Werdohl L 692 Altena, Nachrodt‐ 3 Wiblingwerde Fläche sollte nicht weiterverfolgt werden Schmidthausen Halver, Kierspe 3 Fläche sollte nicht weiterverfolgt werden Duloh‐Nord Hemer, Iserlohn 1 Duloh‐Süd Hemer, Iserlohn 2 Duloh‐Ost Hemer, Iserlohn 2 Landhausen Hemer, Iserlohn 1 Bahnhof Heide/Köbbinghausen‐ Herscheid, 2

West Plettenberg Westl. Erweiterung Heedfeld Lüdenscheid, Schalks‐ 1

mühle Nördlich Dickenberg Lüdenscheid, Schalks‐ 2

mühle

Suchräume Kommune Anmerkung zum Beschluss, Priorität/ falls keine Aufnahme in das Empfehlung Konzept erfolgen soll Erweiterung Gewerbegebiet Balve 2 Braukhaussiepen Nördliche Erweiterung Gewerbe‐ Balve 2 standort Helle Susannenhöhe Halver 1 Kückelhausen Halver 3 Jürrenscheid Halver 2 Bredde Halver 2 Leifersberg Halver 2 Nördliche Erweiterung Gewerbe‐ Hemer 2 park Deilinghofen Nördliche Erweiterung Industrie‐ Herscheid Die nördliche Erweiterung ‐ gebiet Friedlin Industriegebiet Friedlin östlich des Sängerwegs wird abgelehnt Scheffelstraße Süd Iserlohn 1 Westliche Erweiterung Rombrock Iserlohn 1 Kiersperhagen/B 237 Kierspe 2 Nördlich Wilbringhausen Kierspe 3 Östlich Rönsahl 1 Kierspe 1 Östlich Rönsahl 2 Kierspe 3 Erweiterung Industriegebiet Meinerzhagen 1

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 55

Suchräume Kommune Anmerkung zum Beschluss, Priorität/ falls keine Aufnahme in das Empfehlung Konzept erfolgen soll Schwenke Sebastopol Meinerzhagen 3 Fläche sollte nicht weiterverfolgt werden Schnüffel Meinerzhagen 3 Osterfeld Menden 2 Bösperde/L 679 Menden 3 Fläche sollte nicht weiterverfolgt werden Fröndenberger Straße Menden 1 Hüingsen Menden 1 Platte Heide Menden 2 L 692 Nachrodt‐Wiblingwerde 3 Fläche sollte nicht weiterverfolgt werden Westlich Landeplatz Neuenrade‐ Neuenrade 2 Küntrop Östlich Landeplatz Neuenrade‐ Neuenrade 2 Küntrop Küntrop Neuenrade 2 Blintrop Neuenrade 3 Östlich Küntrop Neuenrade 2 Südlich B 229 Neuenrade 1 Katzenbusch Plettenberg 2 Elhausen/Hilfringhausen Plettenberg 3 Fläche sollte nicht weiterverfolgt werden Leinschede Plettenberg 3 Südlich Wiesenthal Plettenberg 2 Mühlhoff/Frehlinghausen Plettenberg 1 Südliche Erweiterung Ramsloh Schalksmühle 1 Südlich Everinghausen Schalksmühle 3 Rölvede‐Albringwerde Schalksmühle 3 Fläche sollte nicht weiterverfolgt werden Südlich Albringwerde Schalksmühle 3 Fläche sollte nicht weiterverfolgt werden Dresel/B 236 Werdohl 1 Elverlingsen Werdohl 1 Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Nicht aufgelistet sind der Suchraum „Nördliche Biebertal, die bereits durch die verbindliche Bau‐ Erweiterung Rombrock“ in Iserlohn für den zurzeit leitplanung verankert ist. Ferner fehlen der Such‐ ein Bebauungsplan aufgestellt wird, der Suchraum raum „Heesfeld“ in Halver und der Suchraum „Süd‐ „Erweiterung Firma Fuchs“ in Meinerzhagen, der liche Erweiterung Industriegebiet Friedlin“ in Her‐ bereits umgesetzt wird (Regionalplanänderungsver‐ scheid, die durch Ratsbeschluss abgelehnt wurden. fahren) und der für eine zukünftige Bedarfsdeckung nicht mehr zur Verfügung steht sowie die Fläche

56 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

6.5 Tauschflächenermittlung chennutzungsplan oder im Rahmen der verbindli‐ Wie eingangs verdeutlicht, wird durch die Vorgaben chen Bauleitplanung – Grundstückswerte einherge‐ des neuen Landesentwicklungsplans eine Neuaus‐ hen, die sich unmittelbar verändern können, wenn weisung von Flächen vor allem dann erleichtert, bekannt wird, dass die Flächen ihrer planerischen wenn bisher planerisch für Siedlungszwecke vorge‐ Perspektive entbunden werden. Die Tauschflächen sehene Bereiche zugunsten des Freiraums zurück‐ werden daher im Rahmen des Gewerbeflächenkon‐ genommen werden (Flächentausch). zeptes nur in ihrer Größenordnung benannt. In der regionalplanerischen Diskussion kann somit zumin‐ Im Rahmen der Kommunalgespräche wurde mit den dest eine erste Tauschmasse benannt werden. Auf‐ Vertretern der Planungsabteilungen sowie der Wirt‐ grund der „Unschärfe“ der Regionalplandarstellung schaftsförderung das mögliche Potenzial derjenigen handelt es sich bei den regionalplanerischen Flächen ermittelt, die aus der planerischen Perspek‐ Tauschflächen nur um Näherungswerte. tive genommen werden können. Tauschflächen können daher nur Flächen sein, die durch die regio‐ Die in den Kommunalgesprächen benannten nalplanerische Darstellung als Siedlungsraum oder Tauschflächen belaufen sich auf ca. 143 ha und durch die vorbereitende und verbindliche Bauleit‐ setzen sich aus insgesamt 45 Einzelflächen zusam‐ planung als Bauflächen bzw. Baugebiete kategori‐ men. Die größte Tauschmasse mit rund 30 ha wurde siert sind. in der Stadt Plettenberg benannt, gefolgt von Men‐ den mit ca. 23 ha und Iserlohn mit ca. 16 ha. Unter Im vorliegenden Fachgutachten werden die Tausch‐ den Tauschflächen befinden sich überwiegend Flä‐ flächen weder dargestellt, noch im Einzelnen aufge‐ chen unter 5 ha, nur in zwei Fällen wurden Flächen führt. Hintergrund ist, dass mit einer planungsrecht‐ mit mehr als 10 ha benannt. lichen Kategorie – sei es im Regionalplan, im Flä‐ Abbildung 28: Tauschflächen in den Kommunen 35,0

30,0 31 25,0

20,0 23

15,0 16 10,0 12 11 10 10 5,0 7 8 7 5 0 0 3 0 0,0

Quelle: Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Letztlich wird es aber die Entscheidung der Kom‐ Flächen in das „Tauschverfahren“ eingebracht wer‐ munen bzw. das Ergebnis eines politischen Abstim‐ den oder nicht. mungsprozesses sein, ob die herauszulösenden

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 57

58 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Siebtes Kapitel Resümee und Empfehlung

7 Resümee und Empfehlung Dabei ist die negative Bilanz im industriellen Sektor sehr viel deutlicher als im gewerblichen. Insoweit ist es dringend erforderlich, gerade in einer so indus‐ 7.1 Kurzes Fazit triell geprägten Region wie dem Märkischen Kreis, Im Rahmen des Gutachtens wurde die Gewerbe‐ größere, zusammenhängende und konfliktarme und Industrieflächensituation im Märkischen Kreis Flächen zu identifizieren. qualitativ und quantitativ untersucht und die vo‐ raussichtliche Flächennachfrage bis zum Jahr 2035 7.2 Anregungen eingegrenzt. Zusätzliche Flächendarstellungen für Gewerbe‐ und Grundlage der Nachfragebestimmung war zunächst vor allem für Industriebereiche sind im Regionalplan eine Regionalanalyse zur wirtschaftlichen Entwick‐ erforderlich. lung. Nur in Regionen, in denen eine langfristig erkennbare Prosperität vorherrscht, wird mit zu‐ . Insbesondere zusätzliche restriktionsarme und nehmendem Flächenbedarf zu rechnen sein. Dies ausreichend große Flächen, die als Industrie‐ kann für den Märkischen Kreis eindeutig belegt gebiete ausgewiesen werden können, sollten werden. Die zu erwartende Nachfrage nach Flächen angemessen im Regionalplan dargestellt sein. wird differenziert nach Gewerbe und Industrie auf . Die Erfahrung mit den im Regionalplan darge‐ Basis der sogenannten GIFPRO‐Berechnungsmetho‐ stellten Flächen hat gezeigt, dass es sich um de ermittelt. Die GIFRO‐Methode wird von der Be‐ räumliche Darstellungen handelt, die bei wei‐ zirksregierung Arnsberg übergangsweise ange‐ tem nicht eins zu eins umsetzbar ist. Die rele‐ wandt, bis gemäß den Vorgaben des Landesent‐ vanten Flächenrestriktionen zeigen sich viel‐ wicklungsplans für die Trendfortschreibung nach fach erst im Rahmen der verbindlichen Bau‐ dem Siedlungsflächen‐Monitoring ausreichend leitplanung. Daten vorliegen. . Um darüber hinaus flexibel auf kurzfristige Anforderungen der Wirtschaft reagieren zu Darauf aufbauend wurde im Zuge der Restriktions‐ können, wird es für erforderlich gehalten, dass analyse eine Erhebung des aktuellen Potenzials an der Regionalplan ein erhöhtes Angebot von gewerblichen Reserveflächen im Märkischen Kreis möglichst restriktionsarmen Gewerbe‐ und In‐ durchgeführt. Abgeschichtet wurde nach Flächen, dustriebereichen enthält. die bereits belegt sind, die umweltrelevanten Bin‐ . Dieser Spielraum bedeutet, dass bei fehlender dungen und die technischen Restriktionen unterlie‐ Veräußerungsbereitschaft/‐möglichkeit (z. B. gen. Im Ergebnis verbleiben diejenigen Flächen, die der Landwirte) zeitnah andere Flächen in den für eine Entwicklung faktisch zur Verfügung stehen Fokus genommen werden können – in Ab‐ können. stimmung mit den Landwirten bzw. der Land‐ Die Differenz der noch bestehenden Flächenpoten‐ wirtschaftskammer. Mehr Spielraum bedeutet ziale zu den Werten der Bedarfsberechnung ermög‐ auch, dass bei Erkennen von natur‐ und land‐ licht eine Einschätzung zur Gewerbe‐ und Indust‐ schaftlichen Restriktionen zeitnah weniger rieflächensituation im Märkischen Kreis. umweltrelevante Flächen in die Perspektive genommen werden können – in Abstimmung Im Ergebnis liegt das Problem von Flächenengpäs‐ mit den Naturschutzverbänden. sen nicht in der an der absoluten Flächenzahl orien‐ . Restriktionsbehaftete Flächen, die nur einge‐ tierten Bedarfsberechnung im Verhältnis zu den schränkt nutzbar sind oder aus anderen Grün‐ Flächenreserven. Die Mehrzahl der Reserveflächen den nicht entwickelt werden können, sollen kann aufgrund der Eigentumsverhältnisse und be‐ möglichst aus dem Portfolio an planerischen trieblichen Bindungen (betriebseigene Reserven), Gewerbe‐ und Industrieflächen herausge‐ aber auch aufgrund naturräumlicher Restriktionen nommen werden. Die Kommunen erklären (z. B. Artenschutz, Überschwemmungsgebiete, sich dazu bereit, die bauleitplanerischen Schutzabstände, Entwässerungsanlagen, Abstands‐ Schritte einzuleiten, diese Flächen aus der flächen zu empfindlichen Nutzungen etc.) nicht Entwicklungsperspektive zu nehmen. D. h. die‐ entwickelt werden. se ungeeigneten Flächen werden in der Regio‐

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 61

nalplanung sowie in der Flächennutzungspla‐ Im Ergebnis wird es nicht darum gehen, mehr Flä‐ nung nicht mehr als Gewerbe‐ und Industrie‐ chen zu belegen als nachgefragt werden. Es geht bereiche bzw. Gewerbe‐ und Industriegebiete um Planungssicherheit für die Kommunen und für dargestellt sein. die Betriebe und um die Sicherung und Weiterent‐ . Gleichzeitig erklären sich die Städte und Ge‐ wicklung der bestehenden Wirtschaftsstruktur. meinden im Märkischen Kreis dazu bereit, vorhandene Brachflächen verstärkt in den Fo‐ Die Kommunen im Märkischen Kreis wollen ge‐ kus der Reaktivierung zu nehmen. Die mit die‐ meinsam die geeigneten Rahmenbedingungen sen Flächen behafteten Restriktionen sollen in schaffen, ein bedarfsgerechtes Flächenangebot zu enger Zusammenarbeit mit den Eigentümern stellen, um damit einen wichtigen Beitrag für eine und Umweltbehörden weitgehend ausgeräumt prosperierende wirtschaftliche Entwicklung in Nord‐ werden. rhein‐Westfalen zu leisten. Diesem Ziel dienen eine engagierte Zusammenarbeit zwischen den Kommu‐ Wenn es gelingt, ausreichend Flächen in den Regio‐ nen im Märkischen Kreis sowie der kontinuierliche nalplan zu übernehmen und gleichzeitig die Flä‐ Dialog mit dem Land und der Region. chentauschverfahren konsequent umzusetzen, kann eine wirtschaftsfreundliche und gleichzeitig spar‐ same Flächenpolitik gelingen.

62 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Abbildungen

Abbildung 1: Trichter der Flächenentwicklung 3

Abbildung 2: Kommunale Gliederung des Märkischen Kreises 7

Abbildung 3: Beschäftigte, Bruttowertschöpfung und Flächenbelegung 10

Abbildung 4: Arbeitsplatzzentralität insgesamt 10

Abbildung 5: Arbeitsplatzzentralität Dienstleistungsberufe 11

Abbildung 6: Arbeitsplatzzentralität produzierendes Gewerbe 11

Abbildung 7: Differenzierung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen in % (Stand 2014) 12

Abbildung 8: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Vergleich 13

Abbildung 9: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Kommunen (2005 – 2014) 13

Abbildung 10: Entwicklung der Arbeitslosenquoten im Vergleich 14

Abbildung 11: Pendlersalden 15

Abbildung 12: Gewerbe‐ und Industrieflächenentwicklung seit 1994 in ha 16

Abbildung 13: Entwicklung der Flächenzahl Gebäude und Freiflächen für Gewerbe und Industrie sowie sonstige Betriebsflächen ohne Betriebsfläche Abbauland zwischen 2006 und 2015 (Stichtag 31. Dezember) 17

Abbildung 14: Zahl der Flächenveräußerungen nach Größenklassen 2014 – 2016 18

Abbildung 15: Herkunft des Vorhabenträgers 2014 – 2016 19

Abbildung 16: „Abschichtung“ der Reserveflächen für den Gesamtkreis (in ha) 25

Abbildung 17: Faktische Reserven nach Eigentumsverhältnissen 26

Abbildung 18: Veräußerungsbereitschaft (Ersteinschätzung) 26

Abbildung 19: „Abschichtung“ der Reserveflächen auf kommunaler Ebene 27

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 63

Abbildung 20: Eigentumsverhältnisse ausgewählter Beispielkommunen 28

Abbildung 21: Bedarfe und Flächenreserven 39

Abbildung 22: Flächenbilanz der Kommunen für Gewerbeflächen (faktische Reserve) 40

Abbildung 23: Flächenbilanz der Kommunen für Industrieflächen (faktische Reserve) 41

Abbildung 24: Flächenbilanz ohne betriebsgebundene Reserven 42

Abbildung 25: Suchräume im Kreisgebiet 47

Abbildung 26: Weißflächenanalyse in drei Stufen 49

Abbildung 27: Weißflächen 52

Abbildung 28: Tauschflächen in den Kommunen 57

64 Stadt‐ und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH

Tabellen

Tabelle 1: Bevölkerungsentwicklung im Märkischen Kreis im Vergleich 8

Tabelle 2: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Vergleich 9

Tabelle 3: Formblatt der Restriktionsanalyse 24

Tabelle 4: Bewertung der Reaktivierungsmöglichkeiten 30

Tabelle 5: Differenzierte Bedarfsabschätzung 35

Tabelle 6: Ergebnis und Empfehlung Flächenermittlung 55

Gewerbe‐ und Industrieflächen im Märkischen Kreis 65