MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, VERKEHR, LANDWIRTSCHAFT UND WEINBAU

KULTURLANDSCHAFTEN MIT GEOLOGISCHEM ERBE GESTALTEN Gemeinsames Handeln, gemeinsamer Erfolg! Bodenordnungsverfahren und VORWORT Die Flurbereinigungsverfahren Schalkenmehren und Udler liegen im Landkreis und hier in der Verbandsgemeinde . Der Vulkanismus stellt mit seiner großen Vielfalt an einzigartigen geologischen Zeug- nissen und den daran gebundenen natürlichen Potentialen das touristische Allein- stellungsmerkmal in der Vulkaneifel dar und spielt daher eine herausragende Rolle für die Regionalentwicklung. Auf Basis der international bedeutenden Erdgeschichte ist die Region von der UNESCO ausgezeichnet worden und trägt den Titel eines UNESCO Global Geoparks.

Foto: © Jan Hosan

Es galt für die rund 1550 ha die Produktionsbedin- gungen für die Land- und Forstwirtschaft zu ver- bessern, gleichzeitig den Zielen der Landespflege und der Wasserwirtschaft zu genügen sowie die Planungen der Gemeinden zu unterstützen, die die Attraktivität für Touristen erhöhen wollten.

Gemeinsam planen und handeln

In Zusammenarbeit mit der LokalenAktions- Gruppe (LAG) der LEADER-Region Vulkaneifel sowie zahlreichen weiteren Akteuren wurde das LEADER-Projekt Entwicklungskonzept „Dauner Maarlandschaft“ in den vereinfachten Flurbe- reinigungsverfahren Schalkenmehren und Udler erarbeitet.

Ziel war es, in den beiden Verfahren die geo- Ausgangssituation logischen Besonderheiten der Kulturlandschaft herauszustellen, optimale Bedingungen für eine Der Antrag auf Bodenordnung kam von den bei- schonende, umweltgerechte landwirtschaftliche den Gemeinden Schalkenmehren und Udler: Zer- Nutzung zu schaffen und gleichzeitig eine touris- splitterte und teils unklare Besitzverhältnisse, sehr tische Erschließung zu entwickeln. kleine Flurstücke von durchschnittlich ca. 0,25 ha und dazu ein viel zu engmaschiges Wegenetz hat- Das LEADER-Projekt wurde gefördert durch den ten zu teilweise großflächigen Brachen geführt. Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Ent- wicklung des ländlichen Raumes (ELER) sowie mit Als Ziel der beiden Flurbereinigungsverfahren Mitteln des rheinland-pfälzischen Ministeriums wurde mit den Akteuren vor Ort der Erhalt der für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten. Der Kulturlandschaft mit besonderem geologischem Landkreis Vulkaneifel hat die Trägerschaft für das Erbe formuliert. LEADER-Projekt übernommen.

2 Vorzugsweise wird die Offenhaltung der vom Vulkanismus geprägten Kulturlandschaftsaus- schnitte um Schalkenmehren und Udler durch die Einrichtung von Großweidesystemen nachhaltig gewährleistet.

Hieraus ergibt sich eine Grundlage für die touris- tische Inwertsetzung des Projektes entlang der Eifelsteigroute, der Deutschen Vulkanstraße und dem Maare-Mosel-Radweg. Fleisch und andere Produkte werden regional als eifeltypische Spezia- litäten vermarktet. Ortsansässige Gastronomie- Die Umsetzung des Projektes, insbesondere das betriebe und die Landwirte arbeiten zusammen – Flächenmanagement und die Ausführung der so erschließt das LEADER-Projekt die Potentiale Initialmaßnahmen, erfolgte durch das Dienst- für landwirtschaftliche Einkommen und Einkom- leistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in mensalternativen. partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit allen Akteuren im Rahmen der beiden Flurbereini- gungsverfahren. Unterstützend wurden zudem u. a. Mittel aus der Wasser- und Forstwirtschaft des Umweltmi- nisteriums sowie der Stiftung Schalkenmehrener (e), der Verbandsgemeinde Daun, der Bio- topbetreuung des Landkreises Vulkaneifel und der NABU Ortsgruppe Daun für den Erhalt und die Entwicklung der Kulturlandschaft zur Verfügung gestellt.

Fazit Im partnerschaftlichen Miteinander sind die besten Ergebnisse zu erzielen. Der integrale Ansatz der Bodenordnung ermög- licht durch die Zusammenarbeit mit allen Ak- Als wesentliches Ergebnis dieses Projektes ent- teuren die Entwicklung neuer Konzepte für diese stand die Idee „Neun Maare Dorf Schalken- Kulturlandschaften und deren Umsetzung in der mehren“. Des Weiteren ist das kleinste Eifelmaar Fläche. Dies ist nur durch eine partnerschaftliche, „Hetsche“ in seiner geologischen Dimension zielorientierte und kompromissbereite Zusam- wahrnehmbar und das Vogelschutzgebiet „Na- menarbeit aller im ländlichen Raum wirkenden turschutzgebiet Sangweiher und Erweiterung“ „Kräfte“ möglich. als Rastplatz für Zugvögel europaweit in seiner Bedeutung gestärkt worden. Zudem sind die Tro- Allen beteiligten Akteuren danke ich für ihr ziel- ckenmaare „Am Hohen List“ und „Westlich Hoher gerichtetes Mitwirken! List“ wieder landschaftlich erkennbar.

Volker Wissing, Wirtschaftsminister Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirt- schaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz

3 Mit Hilfe des Projektes kommen am Weinfelder Maar seit 2014 Burenziegen und Esel zum Einsatz. Diese aus Südafrika stammende Ziegenrasse ist robust und kann sich mühelos im steilen Gelände bewegen. Einen Großteil ihres Futterbedarfs de- cken die Ziegen über Laub- und Gehölzaufwuchs ab, wodurch sie wertvolle Biotoppfleger sind.

Am Trockenmaar „Westlich “ werden Wasserbüffel nach den umfangreichen Freistel- lungsmaßnahmen als Landschaftspfleger feuchter bis nasser Standorte von einem ortsansässigen Betrieb eingesetzt. Landwirtschaftliche Nutzung fördert die Biodiversität der Kulturlandschaft

Aufgrund ihrer einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt liegen im Gebiet der beiden Flurberei- nigungsverfahren zwei bedeutsame Bereiche des europäischen Schutzgebietsnetzes NATURA 2000, hier Teile des Fauna-Flora-Habitat-Gebietes „Eifelmaare“ sowie das Vogelschutzgebiet „Natur- schutzgebiet Sangweiher und Erweiterung“. Mit Hilfe des Projektes wurden deren Zielsetzungen wesentlich unterstützt. Extensive Viehweiden gehören zu den arten- Das Vogelschutzgebiet „Naturschutzgebiet Sang- reichsten Lebensräumen Mitteleuropas. weiher und Erweiterung“ stellt einen europaweit bedeutenden Nahrungs- und Rastplatz für an Zu Zeiten des Eifelmalers Fritz von Wille (1860 – Wasser wie auch an halboffene Landschaften 1941) war die Landschaft geprägt von beweideten gebundene Vogelarten dar. Im Zuge der Flurbe- Hängen und ackerbaulich genutzten flacheren reinigungsverfahren Schalkenmehren und Udler Bereichen. Die Maarhänge waren blütenreich und konnte das Schutzgebiet auf insgesamt 45 ha größtenteils frei von Gebüsch und Baumbewuchs. vergrößert werden. Seit 2015 erfolgt eine Bewei- In der jüngeren Vergangenheit wurden viele dung mit Glanrindern, eine alte, vom Aussterben Flächen nicht mehr bewirtschaftet. Die Folge war bedrohte Nutztierrasse. eine Zunahme der Gehölze und ein damit einher- gehender Rückgang der Tier- und Pflanzenarten offener, wärmebegünstigter Standorte. Neben der Verbesserung der visuellen Erlebbarkeit in Bezug auf die Raumwirkung und Dimension der Maare durch umfangreiche Freistellungsmaßnah- men und Wegeverlegungen im Zuge des Projek- tes entwickeln sich nun großflächig artenreiche Magerrasen und -weiden durch die Wiedereinfüh- rung der landwirtschaftlichen Nutzung in diesen Bereichen.

4 Weinfelder Hof

Pilatus- felsen Gemündener FFH-Gebiet „Eifelmaare“ Maar Weinfelder Maar

Dronketurm

NATURA 2000 Gebiet „Eifelmaare”

L64 Weinfelder Hof

Schalkenmehrener Maar Mehren

Pilatus- felsen Gemündener FFH-Gebiet „Eifelmaare“ Maar Weinfelder Maar Maarboden Schalkenmehren „Mofette“ Dronketurm

Barninerhof NATURA 2000 Gebiet Üdersdorf „Eifelmaare” Hoher List Trockenmaar „Westlich Hoher List“ L64 Observatorium

Dreisberghof

Schalkenmehrener Altburg Maar Mehren Bintener Hof Trockenmaar „Am Hohen List“ Rasbach

Maarboden Schalkenmehren „Mofette“ Mürmes NATURA 2000 Gebiet Barninerhof L64 „NSG Sangweiher A1 und Erweiterung“ Üdersdorf Hoher List Trockenmaar Alte „Westlich Hoher List“ Observatorium Fischteiche Neue Gewässer Dreisberghof Sangweiher Altburg Beobachtungsturm Bintener Hof Trockenmaar „Am Hohen List“ Rasbach

Mürmes L64 NATURA 2000 Gebiet „NSG Sangweiher A1 und Erweiterung“ Alte Fischteiche Neue Gewässer

Sangweiher Beobachtungsturm

Straße

Wanderweg

Eifelsteig Udler Maare-Mosel-Radweg

Grenze Naturschutzgebiet Berghof Wald Waldhof Besondere Schutzzone

StraßeParkplatz Sportplatz Wanderweg Badeanstalt Eifelsteig A1 Udler Maare-Mosel-Radweg

Grenze Naturschutzgebiet Berghof Wald Waldhof Besondere Schutzzone

Gegen Schelmlich Udler In der Masseler In der Masseler Unter Harzbicher Trift Parkplatz Sportplatz

Kälberhoest Jenseits Masseler Badeanstalt Aufm Sauernbaum Gillenfeld Auf der Triererstraß Auf der Sammet A1 Hetsche Maar

Dürres Maar

Beim Määrchen Hetsche

Gillenfeld

Gegen Schelmlich Udler In der Masseler Dürres In der Masseler Eckfeld Maar Unter Harzbicher Trift Holzmaar Gemündener Maar Kälberhoest Jenseits Masseler Aufm Sauernbaum

Auf der Triererstraß Gemündener Maar Auf der Sammet Hetsche Maar 5 P Dürres Maar

Beim Määrchen Hetsche

Gillenfeld

Dürres Eckfeld Maar Holzmaar Gemündener Maar

Gemündener Maar P Partnerschaften in einer besonderen Kulturlandschaft

2012 wurde der benachbart zum Weinfelder Die Schalkenmehrener Gastronomen wie auch Maar gelegene Weinfelder Hof als Partnerbetrieb die Schalkenmehrener und Udlerer Bürger schät- Naturschutz vom Umweltministerium anerkannt. zen die Produkte ihrer Obstbäume in der Küche. Gemäß seiner Betriebsphilosophie wurde auf dem Zahlreiche Obstbaumpflanzungen erfolgten dem- Hof im Rahmen des LEADER-Projektes „Rund entsprechend zudem in den Flurbereinigungsver- und nicht eckig“ ein nach englischem Vorbild fahren Schalkenmehren und Udler über die Aktion runder Stall errichtet, das Roundhouse. Für die „Mehr Grün durch Flurbereinigung“. Vulkaneifel ist diese Stallform erstmalig. In den Wintermonaten wird das Roundhouse u. a. als Gemäß dem guten Miteinander in der LEADER- Mutterkuhstall für die Glanrinder und weitere Region Vulkaneifel konnten im Bereich des Rinderrassen genutzt. Weinfelder Maares durch das ehrenamtliche Engagement der NABU Ortsgruppe Daun in Die von den Eheleuten Dr. Hans und Erika Fride- Zusammenarbeit mit dem Verband der Pflege- richs 2000 gegründete Stiftung „Schalkenmeh- und Adoptiveltern des Landkreises Vulkaneifel rener Maar(e)“ unterstützt die Entwicklung der verbuschte Magerweiden wieder frei gestellt Kulturlandschaft bei den Maaren fachlich und werden. finanziell. Besonders erwähnenswert sind in Zu- sammenarbeit mit der Biotopbetreuung des Land- kreises Vulkaneifel die umfangreichen Entbusch- ungen von Magerwiesen an den Hangbereichen des Schalkenmehrener und Weinfelder Maares sowie die Schilfmahd im Flachmoorbereich. Obst- baumpflanzungen und deren Pflege gehören mit zu dem Tätigkeitsfeld der Stiftung.

6 Umsetzung der Aktion Blau Plus

In den Flurbereinigungsverfahren Schalkenmeh- ren und Udler wurden rund 34 ha für das rhein- Artenreiche Wiesen und Weiden land-pfälzische Programm des Umweltministeri- ums „Aktion Blau Plus“ erworben und entlang der Das Gebiet um Schalkenmehren herum weist Gewässer als Entwicklungskorridore zur Gewäs- großflächig besonders artenreiche Wiesen und serrenaturierung, zur Wasserrückhaltung sowie Weiden auf und erlangt damit überregionale Be- zur Biotopvernetzung ausgewiesen. Der Eigen- deutung für die Biodiversität. leistungsanteil wurde von der Verbandsgemeinde Diese speziellen Grünländer beherbergen mehr als Daun übernommen. 2.000 Pflanzenarten. Für viele Vogelarten sind sie von essentieller Bedeutung, sowohl als Brut- als In 2019 wurde mit umfangreichen Renaturie- auch als Nahrungshabitat. Sie sind zudem Nah- rungsmaßnahmen begonnen. rungs- und Lebensraum für die Bestäuber wie Hierbei wurden Rohrdurchlässe entfernt oder Bienen und Schmetterlinge, die wichtig für unsere gegen neue mit einer größeren Nennweite mit Kulturpflanzen sind. Eingrabung in die Gewässersohle und Anreiche- Zahlreiche ortsansässige landwirtschaftliche Be- rung mit Sohlsubstrat ersetzt. Verrohrte Gewäs- triebe haben sich darauf spezialisiert und gewin- ser wurden wieder geöffnet. nen dort ihr Heu oder nutzten sie extensiv als Die Maßnahmen tragen zur naturnahen Gewäs- Weide. serentwicklung wie auch zur Verbesserung der Mit Hilfe des Flächenmanagements der Boden- Struktur und Güte wesentlich bei. ordnung konnten die Produktionsbedingungen für Zu den natürlichen Grundeigenschaften eines diese besonderen Grünländer wesentlich verbes- Fließgewässers gehört seine uneingeschränkte sert werden, sodass hier dem bundesweiten Trend lineare Durchgängigkeit für den Geschiebestrom der abnehmenden Bestandsentwicklung entgegen und für alle Wasserorganismen. Die Gewässer gewirkt werden konnte. bilden nun nicht nur für Fische, sondern auch für Durch den nachgeschalteten rheinland-pfälzi- alle anderen Wasserorganismen lebensnotwendi- schen Vertragsnaturschutz wird die Kooperation ge Ausbreitungs- und Wanderbahnen. von Naturschutz und Landwirtschaft zur Steige- rung der Biodiversität und der nachhaltigen Nut- Entdecken Sie die Vielfalt einer Kulturland- zung der Kulturlandschaft langfristig gesichert. schaft mit besonderem geologischem Erbe!

7 Herausgeber:

MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, VERKEHR, LANDWIRTSCHAFT UND WEINBAU RHEINLAND-PFALZ

Stiftsstraße 9 55116 Mainz

EUROPÄISCHE UNION Dieses Projekt wird im Rahmen des Entwicklungs- Europäischer Landwirtschaftsfonds für die programms EULLE unter Beteiligung der Europäischen Entwicklung des ländlichen Raums: Hier Union und des Landes Rheinland-Pfalz, vertreten durch investiert Europa in die ländlichen Gebiete. das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, gefördert.

MINISTERIUM FÜR MINISTERIUM FÜR UMWELT, WIRTSCHAFT, VERKEHR, ENERGIE, ERNÄHRUNG LANDWIRTSCHAFT UND FORSTEN UND WEINBAU

REDAKTION: DIENSTLEISTUNGSZENTRUM LÄNDLICHER RAUM (DLR) EIFEL, Westpark 11, 54634 Bitburg BILDNACHWEISE: DIENSTLEISTUNGSZENTRUM LÄNDLICHER RAUM (DLR) EIFEL; Erika Friderichs: Wasserbüffel, Ziegen am Horizont, Schilf am Schalkenmehrener Maar