, 56, hat sich von seinem Herzinfarkt („ein Warn- schuss“) erholt, sich das Rau- chen abgewöhnt („seit 14 Tagen keine Einzige“) und fuhr ver- gangene Woche erst einmal zu einer Lesung nach Thüringen. Von einem erholten Gysi erhof- fen sich die Genossen Schwung für die bevorstehenden Wahl- kämpfe. Doch die Freude über Gysis Genesung ist im Berliner PDS-Hauptquartier nicht ganz ungetrübt. Schließlich bescher- te der Infarkt vor einem Monat der PDS wenigstens indirekt ein wenig Aufmerksamkeit. Kaum

ZUMA PRESS / ACTION PRESS PRESS / ACTION ZUMA war Gysi erkrankt, schwoll der Parker (2. v. l.), „Sex and the City“-Schauspielerinnen interne PDS-Pressespiegel kräf- tig an – ein Drittel der Beiträge, die unzähligen Luxuskleider und -acces- so eine Analyse, bestand aus Gysi-Kran- soires, die Modeschöpfer für die Drehs zur kenmeldungen. Der Krankenstand wurde Verfügung gestellt haben, zurückgeben gelegentlich per PDS-Pressemeldungen können. Generell kleidet Parker sich viel verkündet, und Gysi brachte es beim „Ber- dezenter als die modebesessene Carrie. Ei- liner Kurier“ auf die Titelseite: „Meine nes allerdings hat der Star mit seinem Al- Frau rettete mein Leben“. PDS-Presse- ter Ego gemeinsam: die ungesunde Lei- sprecher Hendrik Thalheim verfällt darob denschaft für sündhaft teures Schuhwerk. in Galgenhumor: „Mit Herzinfarkt und ei- Parker gesteht, „eine unanständig hohe nem PDS-Mann, der bei Günther Jauch Summe Geldes“ in Schuhe zu investieren. 125000 Euro gewinnt, kommen wir bun- desweit mehr in die Öffentlichkeit als mit Vural Öger, 62, Touristikunternehmer aus unserer ganzen Politik.“ Hamburg, traf in mit Unternehmern aus der Türkei den designierten SPD-Par- Joschka Fischer, 55, Bundesaußenminis- ter, hat zu einer alten Liebe zurückgefun- den. Der Grünen-Politiker genießt wieder ab und zu einen guten Tropfen Rotwein zum Essen. Die Abstinenz hatte im De- zember 1996 begonnen, als Fischer („Was habe ich ihn geliebt, den Rotwein“) kurz- entschlossen eine Weinprobe absagte. Jahrelang trank Fischer nur Mineralwas- ser und erklärte die Trinkfreude zur Be- drohung. Ein Fernsehduell mit FDP-Chef , lästerte er im Wahl-

FRANK OSSENBRINK FRANK kampf 2002, „würde mich wieder zum Rot- Öger, Müntefering wein treiben“. Jetzt ist es auch ohne Wes- terwelle so weit – Fischer öffnet seinen teichef Franz Müntefering, 64, und be- Weinkeller auch wieder für sich selbst, statt wies fundierte Kenntnisse der deutschen wie bislang nur für Freunde. Den eigenen Literatur. Thema war unter anderem die Vorrat hat er offenbar mit Bedacht behal- ablehnende Haltung der CDU zu einem ten, denn schon in seinem Fitness-Buch EU-Beitritt der Türkei. Der aussichtsrei- „Mein langer Lauf zu mir selbst“ hatte er che SPD-Kandidat für die Europawahl 2004 1999 das „Kapitel Wein“ lediglich „bis auf wandte sich vertraulich an Müntefering weiteres“ für beendet erklärt. und meinte: „Ihr in der Parteispitze müsst auch mal an Goethe denken. Der sagte, und das sage ich allen in meinen Veran- staltungen zu dieser Merkel-Politik: ,Tole- ranz sollte eigentlich nur eine vorüber- gehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt belei- digen.‘ Das ist auch heute noch eine gute Weisheit für sozialdemokratische Politik.“ Müntefering stritt das nicht ab, gab aber MARC DARCHINGER DARCHINGER MARC lächelnd zu bedenken, dass „nicht alle Par- PRESS UWE GEYER / ACTION teien“ so Goethe-fest sind „wie wir“. Fischer (1999, 1994)

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