Buch der Zukunft

Über die leise und unaufhaltsame Revolution im Verlagswesen

Bearbeitet von Jan Tißler

1. Auflage 2010. Taschenbuch. 244 S. Paperback ISBN 978 3 86850 830 7 Format (B x L): 14 x 21 cm

Weitere Fachgebiete > Medien, Kommunikation, Politik > Medienwissenschaften Zu Inhaltsverzeichnis

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Buch der Zukunft Uber¨ die leise und unaufhaltsame Revolution im Verlagswesen

Herausgegeben von Jan Tißler und Inhalte dieses Buches stammen aus dem Blog http://upload-magazin.de/

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ISBN: 978-3-86850-830-7 Verlag: tredition GmbH Printed in Germany

©2010 Jan Tißler

Das Werk, einschliesslich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschutzt.¨ Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzul¨assig. Dies gilt insbesondere fur¨ Vervielf¨altigungen, Ubersetzungen,¨ Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhaltsverzeichnis

Editorial: Wer liest denn heute noch auf Papier?...... 1 Der Kampf um die Leser der Zukunft...... 5 Mobile Publishing...... 9 PR-Leitfaden fur¨ Selfpublisher...... 19 Literaturcommunities und Autorenforen...... 31 Titelhelden – Ein Online-Magazin-Editor...... 41 Buchpublisher im Uberblick¨ ...... 45 Funf¨ Fragen an. . . Marc Shaffu, Feedfabrik...... 67 Fotopedia: Endlose Fotobucher¨ fur¨ das iPad...... 73 Selfpublishing Guide – Der Leitfaden zum eigenen Buch.... 75 Vom Crowdfunding zum Krautfunding: Deutsche Autoren ent- decken die Dankesch¨on-Okonomie¨ ...... 85 Funf¨ Fragen an. . . Martin Fr¨ohlich, PaperC...... 91 Marketing-Guru Seth Godin setzt jetzt voll auf Selfpublishing. 95 Zehn neue Publishing-Modelle in Bild und Ton...... 97 Sie brauchen starke Nerven in den n¨achsten zehn Jahren”... 103 ” Tablet oder E-Reader? iPad oder Kindle? Ein Vergleich.... 107 Funf¨ Fragen an. . . Dr. Andrea Schober, XinXii...... 119 Creative Commons fur¨ Autoren: Mit Freigebigkeit gewinnen.. 123 E-: Formatkrieg und Kopierschutz¨arger...... 127 Funf¨ Fragen an. . . Enrico Just, inzumi...... 131 Marktubersicht:¨ E-Reader in Deutschland...... 135 Neal Stephenson grundet¨ Subutai – Plattform fur¨ multimediale Novellen...... 149 “Endlich ein Manuskript” oder: Wie arbeitet der Lektor der Zukunft?...... 151 Die Zukunft der Buchbranche: Uber¨ die M¨oglichkeiten des Self- publishing...... 155 Funf¨ Fragen an. . . S¨onke Schulz, tredition...... 161 Was passiert, wenn man die Leser zu Mitstreitern macht? In- terview mit MCM...... 165

i Funf¨ Fragen an. . . Jens Klingelh¨ofer, Bookwire...... 173 Interview: O’Reilly – ein Verlag im Wandel. Zahlen, Fakten, Ausblicke...... 179 Wenn sich Inhalte verselbst¨andigen: Hyperdistribution..... 191 Kopierschutz“: Basiswissen DRM bei E-Books...... 195 ” Funf¨ Fragen an. . . Gunnar Siewert, BookRix...... 205 Mehr Kan¨ale, mehr Formate: Herausforderung Medienvertrieb 209 Funf¨ Fragen an. . . Ralf Biesemeier, readbox...... 213 Facebook-Tipp: Erweiterte Funktionen des Like-Buttons fur¨ die Buchwerbung nutzen...... 219 Schlagwort Enriched Media – Enhance your E-...... 223 Studenten entwerfen funf¨ Visionen fur¨ das Buch von morgen. 231

ii Editorial: Wer liest denn heute noch auf Papier?

Ein Beitrag von: Jan Tißler

Foto: martinsombrero / photocase.com1 Ich bin ein Bucher-¨ und Magazin-Freak. Als Kind und Jugendlicher konnte man mich in Einkaufszentren und Kaufh¨ausern entweder bei den Zeitschriften oder den Buchern¨ finden. Hier ließ ich mich auch gern parken, schließlich war ich im papiernen Paradies. Zugleich bin ich wie jeder gute Junge Star-Trek-Fan. Next Generation ist ubrigens¨ um Klassen cooler als die Original Series und Deep Space Nine ist viel besser als alle meinen. Aber das ist ein anderes Thema. Jedenfalls l¨auft die Besatzung in den neueren Star-Trek-Serien im- mer mit “PADDs2” herum: “Personal Access Display Devices”. Hand- liche Ger¨ate, die offenbar ein universeller Computer waren und aus nicht viel mehr als dem Display bestanden. Damals futuristisch, heu- te Gegenwart. Ein Vertreter heißt sogar ganz ¨ahnlich: das iPad von Apple. Es fugt¨ sich nun alles zusammen: Bucher,¨ Magazine und futuristische Handhelds. Willkommen in der Zukunft. 1http://photocase.com/ 2http://memory-alpha.org/wiki/PADD

1 2010 brachte den entscheidenden Fortschritt Wer die Entwicklung der Computer verfolgt, ist wenig uberrascht¨ von dem, was wir heute in H¨anden halten. Alles wird kleiner, leichter, schneller, effizienter, ausgefeilter. Erscheint uns das iPad jetzt schick und fortschrittlich, wird es in zehn Jahren altmodisch, eingeschr¨ankt und klobig wirken. Die Frage ist nur immer: Wann ist eine Entwicklung an einem Punkt angekommen, dass sie eine umw¨alzende Wirkung hat? Uber¨ Jahre sieht man die Fortschritte und im Grunde lauert man jeden Moment darauf, dass sich die Welt ver¨andert. Aber immer, wenn man denkt, es sei soweit, dauert es noch einmal funf¨ Jahre. Oder zehn. Oder es passiert nie. Tablets und E-Reader sind beispielsweise schon seit etlichen Jahren im Gespr¨ach. Immer wieder standen sie “kurz vor dem Durchbruch”. Vor diesem Durchbruch muss inzwischen ein enormes Gedr¨ange herr- schen, wenn man bedenkt, wie viele Technologien und Ger¨ate in den letzten Jahren schon kurz davor standen. Und standen. Und stan- den. Aber 2010 scheint die Situation anders. Offenbar wurde nun diese eine magische, nicht sichtbare Linie durchbrochen, die aus einer Techno- logie der Zukunft eine Technologie der Gegenwart macht, eine Tech- nologie, die unseren Alltag beeinflusst und ver¨andert. Gern spricht man von einer Revolution. Aber diese Revolutionen lau- fen langsam und leise ab. Das macht sie so tuckisch:¨ Wer nicht ge- nau aufpasst, hat sie verpasst. Sie ist passiert, bevor man’s richtig bemerkt. Vor einer solchen Herausforderung steht derzeit die Buch- industrie. Die Hardware ist endlich massentauglich Langsam, aber doch stetig verschiebt sich hier der Markt. Das Inter- net ist eine der grundlegenden Technologien, reicht aber nicht aus, um das Buch von seinem jahrhundertealten Thron zu stoßen. Die passenden Endger¨ate mussten erst des Wegs kommen. Die erste Generation der E-Reader zeigte den Freaks und Geeks schon: Hier kommt was. Massenhaft erfolgreich waren sie nicht. Erst

2 Amazons Kindle brachte 2007 einen Fortschritt, den auch eine breite- re Offentlichkeit¨ bemerkte. Die Displays waren gut nutzbar, die Preise nicht mehr ganz so hoch und der eingebaute Internetzugang brachte einen entscheidenden Vorteil gegenuber¨ fruheren¨ Kandidaten. Inzwi- schen ist hier ein harter Konkurrenzkampf entbrannt und die Preise sacken immer weiter ab. Der E-Reader mit WLAN und Mobilfunk fur¨ unter 100 Euro ist keine spinnerte Vision mehr. Zugleich ubernehmen¨ Tablets die oberen Preisregionen. Apple hat mit dem iPad hier ein Ger¨at abgeliefert, das erneut eine nahezu per- fekte Kombination aus begehrenswerter Hardware, sehr guter Soft- ware und einem sprießenden Okosystem¨ ist. Andere werden folgen. Vor allem offene Systeme auf Basis von Android scheinen hier derzeit vielversprechend. Lesen auf Displays? Ja, gerne Das Erstaunliche ist jedenfalls: Man kann auf E-Reader und sogar auf Tablets tats¨achlich lesen. Und damit ist nicht nur das Lesen einer Information gedacht, sondern das Lesen eines Buchs. Ich selbst war immer Fan der “elektronischen Tinte” (E-Ink), die in den E-Readern vom Schlage eines Kindle zum Einsatz kommt. Sehr skeptisch war ich, ob ich auf einem LC-Display lesen m¨ochte, selbst wenn es in ein handliches Tablet integriert ist. Aber ich muss sagen, dass mich das iPad uberzeugt¨ hat. Man liest darauf, wie auf einer gut ausgeleuch- teten Buchseite. Und das elektronische Lesen hat eben diverse Vorteile. Man kann in den Inhalten suchen. Man kann die Schrift vergr¨oßern und verklei- nern. Man kann die Helligkeit der Seite anpassen. Man kann Notizen beliebiger L¨ange leicht erg¨anzen. Und in der Regel gibt es auch Un- terstreichungen und andere Features. Hinzu kommen M¨oglichkeiten digitaler Medien, die print eben nicht zu bieten hat wie beispielsweise Multimedialit¨at, non-lineare Erz¨ahlweise, Verweise ins Netz etc. Aber lese ich deshalb alles auf Displays und nichts mehr auf Papier? Nein. Zum einen gibt es viele Dinge einfach noch nicht digital. Zum anderen haben die elektronischen Varianten eben auch Nachteile, ge- rade bei Buchern.¨ So existiert technologisch bedingt kein Markt fur¨

3 Gebrauchtbucher¨ oder Remittenden. Und man kann ein Buch auch nicht mal eben so verleihen. Ausblick Insofern sehe ich das so: Digitale Leseinhalte werden ihren Platz im Alltag erobern. Und ich denke, dass dieser Platz sehr groß sein wird. Sie werden gedruckte Inhalte deshalb nicht verdr¨angen, sondern er- g¨anzen. Allerdings gehe ich davon aus, dass der Print-Markt langfri- stig noch deutlich schrumpfen wird. Von mir aus jedenfalls kann sehr viel mehr digital und elektronisch erscheinen. Mir ist das alles noch viel zu wenig und oftmals noch viel zu lieblos und phantasielos umgesetzt. Vor allem aber hoffe ich, dass die Verlage nicht alle Fehler von Musik- und Filmindustrie wie- derholen und die Kunden mit schlechten Angeboten und nervigen Restriktionen vergraulen.

4 Der Kampf um die Leser der Zukunft

Ein Beitrag von: Bernd Sommerfeld Warum so viele Unternehmen im E-Book-Bereich aktiv werden, ist schnell erkl¨art: In den USA liegt die Wachstumsrate beim E-Book- Absatz weit uber¨ dem im Print-Sektor, wobei die E-Book-Preise teil- weise deutlich niedriger sind als die der Paperback-Ausgabe. Branchenexperten erwarten laut einer Studie der Frankfurter Buch- messe und Publishers’ Weekly, dass die Ums¨atze mit digitalen In- halten die des klassischen Buchgesch¨afts binnen 10 Jahren uberho-¨ len werden. Tats¨achlich wurden im ersten Halbjahr 2009 laut einer GfK-Studie nur rund 65.000 elektronische Bucher¨ abgesetzt. Auch der Absatz der E-Reader funktioniert außerhalb des Buchhandels (trotz Thalia-Kampagne) besser bei Schlecker & Co. Dort wurden nach ei- genen Angaben mehr als 1000 “IRiver Story“- Ger¨ate fur¨ 279 Euro in einem dafur¨ eher untypischen Sortiment verkauft. Imposante Zahlen gibt es auch bei Apple. Das iPad verkauft sich millionenfach, ca. 12 Millionen Apps und 1,5 Millionen E-Books wur- den in wenigen Wochen nach dem Start heruntergeladen. Apples Download-Shop iTunes hatte schon 2009 weltweit mehr als 100 Mil- lionen Kundenkonten samt aktuellen Kreditkartendaten. Als eine Alternative zum iPad wird z. B. die Berliner Firma Neofo- nie gesehen. Deren Tablet “WeTab” hat offene Schnittstellen (, Android) und soll ab Ende September auch uber¨ Verlage vertrieben werden. Entstehung von digitalen Superm¨achten Der Vertrieb von Buchern,¨ Fach-Zeitschriften und anderen Medien wird immer komplexer: Die Konzentration im station¨aren Buchhan- del nimmt weiter zu, die Machtverh¨altnisse zwischen Verlag und Han- del verschieben sich. Und mit digitalen Plattformen, verlagseigenen Online-Shops oder Mobile Commerce bieten sich immer mehr alterna- tive Vertriebskan¨ale an. W¨ahrend die globalen Player Google, Ama- zon und Apple bisher auf dem deutschen E-Book-Markt die pr¨agende

5 Rolle spielen, tun sich die Verlage mit den Unw¨agbarkeiten des Mark- tes und der Geschwindigkeit seiner Innovationszyklen noch schwer. Am weitesten entwickelt hat sich der japanische E-Book- Markt, er war 2009 mit 0,6 Mrd. US-Dollar Umsatz auch der gr¨oßte der Welt. Dort sind es auch nicht allein die Verlage, die den Takt angeben: Dienstleister wie Kobo oder Overdrive sind hier die treibenden An- bieter fur¨ alle Plattformen. Alle Verlage konkurrieren auch mit Angeboten, die kostenlos im In- ternet zu finden sind. Wer hier zu viele Barrieren (Kopierschutz, DRM) beim Zugang zu seinen Inhalten aufstellt, wird diesen Kon- kurrenzkampf verlieren. Wenige Weltkonzerne kontrollieren und zen- sieren E-Book-Inhalte und -Apps. So bietet O’Reilly seine Bucher¨ auch als iPhone-Apps an. Doch dass er sich auf diesen Vertriebsweg nicht allein verlassen sollte, weiß O’Reilly sp¨atestens seit sich Ap- ple weigerte, einen seiner besten Titel ins Sortiment aufzunehmen: ein Handbuch fur¨ das iPhone-Konkurrenzsystem Android von Goo- gle. Zu Apples Politik bemerkte Frank Schirrmacher: “Klingt weniger nach der Entwicklung und Vermarktung eines Ger¨ates, als vielmehr nach Schaffung und Grundung¨ eines Staates.” Besonders diese rigi- de Inhaltskontrolle Apples schreckt Verlage und Verbraucherschutzer¨ ab. Apple und sind regide, wenn es um ihre Vorrangstellung auf dem Markt geht. Sowohl Kindle-Reader wie auch iPhone und iPad sind als Closed-Shop-System konzipiert: E-Books, die fur¨ diese Ger¨ate gekauft wurden, sind nur innerhalb dieser firmeneigenen Sy- steme zu gebrauchen. Daran ¨andert selbst die Kindle-App nicht viel – denn andere E-Ink-Ger¨ate bleiben naturlich¨ außen vor, da Ama- zon den Branchenstandard nicht unterstutzt.¨ Kunstliche¨ Bar- rieren sind jedoch nur ein Teil ihrer Strategie. Gerade Amazon hat den Lesern von Anfang an die abgeschottete Kindle-Welt mit vielen Niedrigpreisen, auf Kosten der Verlage, schmackhaft gemacht. US- Beh¨orden werfen den Branchenriesen daher Kartellbildung beim E- Book-Pricing vor. Auf dem Prufstand¨ stehen die Vertr¨age von Apple und Amazon mit den Buchverlagen, die wettbewerbsfeindlich sind. Nicht nur Verleger, Autoren und Nutzer sehen es als Problem, wenn diese Unternehmen versuchen, eine geschlossene E-Book-Plattform

6 durchzusetzen. Sie fordern stattdessen ein universelles und offenes Format, welches auf allen Ger¨aten angesehen werden kann. Was man bei Amazon als E-Book erwirbt, ist nur das Recht, den Text zu lesen. Und dieses Recht kann jederzeit ohne Warnung wieder entzogen wer- den. Wer gestern noch 100 Bucher¨ im virtuellen Regal hatte, kann dann vielleicht am n¨achsten Tag nur noch 98 vorfinden. Alle E-Books mit DRM die dort online gekauft werden, k¨onnen gel¨oscht oder ver- ¨andert werden. Sch¨one neue Welt. . . Es gibt Alternativen zum Kopierschutz, z. B. ein “Wasserzeichen“, das bei e- m¨oglich ist, oder auch individualisierte Ausgaben, die den Namen des K¨aufers enthalten, so dass damit eine sehr wirksame psychologische Hemmschwelle aufgebaut wird. Eine ernst zu nehmende Konkurrenz fur¨ Amazon stellt der Ende Juli 2009 er¨offnete E-Book-Shop von Barnes & Noble dar. Laut eigenen Angaben ist er mit rund 700.000 Titeln im Sortiment der gr¨oßte E- Book-Shop der Welt. Neue Mittler sind dabei, sich auch fur¨ E-Books entsprechende Bi- bliotheken aufzubauen: Apple, Blackberry, Google etc. Und da der E-Book-K¨aufer zur Zeit noch in starkem Maße Ger¨ategetrieben ist, wird er zuerst auch bei diesen Hersteller einkaufen. Der gl¨aserne Kunde Die neuen Technologien bringen dabei auch neue Probleme mit sich, beispielsweise fur¨ die Privatsph¨are der Kunden. Bisher musste der Verlag nicht wissen, wer den Duden kauft. Es hat keine Rolle ge- spielt, denn es wurden genug Duden verkauft. Doch nun stagniert der Verkauf. Um das Gesch¨aft wieder anzukurbeln, ist es fur¨ den Verlag wichtig, die Endkunden zu kennen, um darauf die geeignete Marketingstrategie auszurichten. Das E-Book macht es m¨oglich, das Nutzerverhalten fur¨ den Anbieter sichtbar zu machen. Ob Amazon uber¨ die Schulter der Nutzer schaut, welcher Text wird wann und wo gelesen, welche Stellen werden markiert – die Digitalisierung schafft den gl¨asernen Kunden. Diesen Vorteil wollen auch Verlage naturlich¨ fur¨ sich nutzen. . .

7 8 Mobile Publishing

Ein Beitrag von: Sebastian Schurmanns¨

Dieser Beitrag besch¨aftigt sich mit dem Publizieren fur¨ Smartpho- nes, insbesondere dem iPhone. Nach einer kleinen Einfuhrung¨ uber¨ die Bedeutung von als eReader folgen Tools und Praxis- Tipps fur¨ Selfpublisher: Wie optimiere ich meine Homepage fur¨ das iPhone? Wie konvertiere ich mein Feed in Mobile-Formate? Welche M¨oglichkeiten gibt es fur¨ Word-Dokumente? Welche Konvertierungs- m¨oglichkeiten gibt es fur¨ andere Formate? Was verbirgt sich hinter dem derzeit so popul¨aren ePub-Format? Der Beitrag ist ein erster Entwurf und wird kunftig¨ erg¨anzt und uberarbeitet.¨ Lesen auf dem Handy?! Wie jetzt, lesen auf dem Handy? Das mag fur¨ viele unvorstellbar sein, und doch hat sich das Handy inzwischen zu einem ernstzunehmenden E-Reader etabliert. In Asien geh¨oren Handy-Romane3 schon l¨anger zum Alltag und als Ursprungs- land gilt allgemein Japan, genauer gesagt das Tokioter Hip-Viertel Shibuya (Pizzicato-Five-Fans werden es kennen), wo ein junger Au- tor mit “Deep Love” den ersten Bestseller aus seinem Handy-Roman

3http://de.wikipedia.org/wiki/Handyroman

9 machte. Auch China durfte¨ angesichts der großen Bedeutung des In- ternets4 fur¨ den Publishing-Sektor seinem Nachbarn in Sachen Mobile Reading kaum nachstehen. In der westlichen Welt schickt sich vor allem das iPhone an, den neu- en eReadern wie Kindle & Sony die Show zu stehlen und das Mobile Reading zu etablieren – das zumindest wurde im November von ei- nigen Experten hochgerechnet5: Danach durfte¨ sich der Kindle im Jahr 2009 etwa 3 Mio. mal in den USA verkaufen; dem stehen welt- weit knapp 60 Mio. iPhones und iPodTouches gegenuber.¨ Und auch der -Download boomt: Im September 2009 wurden erstmals mehr eBooks als Games auf dem Handy heruntergeladen, das ver- kundete¨ Ende 2009 die Mobile Analytics Company Flurry6). Ganz zu schweigen naturlich¨ von dem massiven Boom, den das iPad im Jahr 2010 erfahren hat. Nun leben und publizieren wir jedoch nicht in den USA, Japan oder China, und Deutschland ist bekannterma- ßen in digitalen Angelegenheiten ¨außerst konservativ: In diesem Jahr hat das GfK erstmals Daten zum Kauf von eBooks7 (allg.) ver¨offent- licht und dabei kam man im erste Halbjahr 2009 auf gerade einmal 65.000 Downloads (hier geht’s zur Zusammenfassung8 der Studie). Zum Download von eBooks auf dem Handy sind mir bislang keine Zahlen fur¨ Deutschland bekannt. Doch die Verbreitung des iPhones ist auch hierzulande recht hoch: Bis Juni 2009 wurden etwa 620.0009 iPhones in Deutschland verkauft. Und vielleicht liegt gerade hier die Chance fur¨ Self-Publisher: Denn wer hierzulande den ersten Mobile- Bestseller schafft, dem durften¨ massenhaft Presseberichte gewiss sein. Doch wie stellt man das richtig an?

4https://en.book-fair.com/networking/press_information/ ←- press_releases/detail.aspx?c20f0587-85d5-44d3-a9a4-eb75d0c6143b ←- =5382afe0-57f1-4f4b-921e-263fb630ef5c 5http://www.pcworld.com/article/181142/iphone_as_an_ebook_reader ←- _threatens_kindle_says_report.html 6http://blog.flurry.com/bid/27796/Flurry-Smartphone-Industry-Pulse ←- -October-2009 7http://ebookeins.de/wordpress/?p=63 8http://www.gfkps.com/imperia/md/content/ps_de/consumerscope/ ←- aktuellestudien/2009/e-books. 9http://www.mobil-strategie.de/anzahl-iphones-deutschland/003.html

10 Womit liest man auf dem ? Leser nutzen verschiendene Programme und Applikationen, um In- halte und eBooks auf Smartphones wie iPhone, Blackberry & Co. zu lesen – und ein Selfpublisher sollte eine Vorstellung von den Lese- gewohnheiten seiner Zielgruppe haben. Popul¨are M¨oglichkeiten sind derzeit:

• Webbrowser: Selfpublishing kann naturlich¨ auch ausschließlich uber¨ Webseiten (Blogs & Co.) stattfinden. Diese Inhalte wer- den dann uber¨ den Web-Browser des Mobile-Ger¨ates betrach- tet. Auch dabei gibt es etwas zu beachten, dazu unten mehr. • Kindle for iPhone10: Die iPhone-App von Amazons E-Reader “Kindle” ist erst seit M¨arz 09 auf dem Markt. In Deutschland kann man diese Software-Applikation bislang nur uber¨ Umwe- ge11 nutzen. • Stanza12: Mit 2 Mio. Usern und 12 Mio. Book-Downloads im Juli 09 ist Stanza wohl die ebook-Software der Wahl fur¨ das iPhone. Stanza wurde im April 2009 von Amazon (Kindle) ubernommen.¨ • Barnes & Noble Bookstore App13: Auch der gr¨oßte Booksto- re B&N ist mit einer App fur¨ das iPhone vertreten, die in Deutschland bislang jedoch nicht nutzbar ist (sprich: es sind keine eBook-Downloads m¨oglich). • eReader14: Diese App geh¨ort zu B&N, unterstutzt¨ allerdings nur das recht exotische PDB-Format. Auf der Seite von eReader gibt es eine ausfuhrliche¨ Beschreibung, wie man eigene Inhalte15 zur Verfugung¨ stellt. Außerdem gibt es ein E-Book-Studio16 zur Erstellung eigener Bucher.¨

10http://www.amazon.com/gp/feature.html?ie=UTF8&docId=1000301301 11http://www.lesen.net/software/kindle-iphone-app-auch-in- ←- deutschland-nutzbar-1580/ 12http://www.lexcycle.com/ 13http://www.barnesandnoble.com/iphone/ 14http://www.ereader.com/ 15http://www.ereader.com/personal-content 16http://www.ereader.com/ereader/software/ebookstudio.htm

11 • Mobipocket17: Hat man nicht nur das iPhone im Blick, son- dern will auch andere Smartphones18 wie Blackberry, Palm oder Windows Mobile bedienen, kommt die Reader-Software Mo- bipocket mit dem mobi-Format ins Spiel. geh¨ort ebenfalls zu Amazon. Das richtige Format Die kleine (und unvollst¨andige) Liste oben macht es deutlich: Bei Smartphones herrscht der gleiche E-Book-Format-Krieg, wie bei den E-Readern Kindle, Sony & Co. Je nach Zielgruppe sollte man diesen Formatkrieg jedoch ein stuckweit¨ mitmachen: Bei Business-Buchern¨ verzichtet man nur ungern auf das Blackberry und das damit ver- bundene mobi-Format, bei jungen Zielgruppen durfte¨ man ohne das iPhone und dem ePub-Format kaum eine Chance haben, und obgleich man das Exoten-Format PDB am liebsten uberspringen¨ wurde,¨ macht die Beliebtheit der eReader-Software einem das Leben schwer. Die Formatvorlieben finden ihre Fortsetzung (oder ihren Ursprung) bei den klassischen E-Reader19: Mobipocket ist das Hausformat von Amazon’s Kindle, w¨ahrend fasst alle anderen Reader (Sony, Hanlin, etc. das offene ePub-Format unterstutzen.¨ Bevor es dem Leser an dieser Stelle zu viel wird: Glucklicherweise¨ gibt es inzwischen eini- ge Tools und Plattformen, mit denen auch Selfpublisher die wich- tigsten Formate erstellen lassen. Im Folgenden werden verschiedene Ausgangssituationen und dazu passende L¨osungen dargestellt. Ich publiziere auf meiner Website. Wie optimiere ich die Seite fur¨ Mobile? Eigentlich die beste L¨osung: Das Manuskript im Web! Hat man die Seite selbst gehostet, kann man sie uber¨ verschiedene Tools leicht optimieren. Ist man jedoch bei einem Bloghoster (twoday, blog- ger und co.), hat man u. U. Pech gehabt. In diesem Fall muss man darauf vertrauen, dass iPhone-Nutzer beispielsweise die iPhone-App Instapaper20 kennen, mit der sich Webseiten bookmarken und opti- miert lesen lassen.

17http://www.mobipocket.com/ 18http://www.mobipocket.com/en/DownloadSoft/ ←- popup_SupportedPlatforms.asp 19http://en.wikipedia.org/wiki/E-book_device 20http://www.instapaper.com/

12 Wer WordPress benutzt, der kann auf eine der zahlreichen Mobile- Optimierungs-Plugins zuruckgreifen.¨ Eine aktuelle Ubersicht¨ (Nov. 09) von acht WordPress-Plugins hat Tech-Zoom-In21 erstellt. Ein ebenso lesenswerter Beitrag uber¨ die Optimierung von Webseiten fur¨ Mobile findet sich im open forum22 (Nov. 09). Hier wird vor allem der ServiceMobify23 angepriesen, der sowohl mit WordPress, als auch mit anderen Seiten l¨auft. Die Case Studies24 sind wirklich beeindruckend und offensichtlich l¨asst sich die Optimierung leicht bewerkstelligen: Man legt bei Mobify einen Account an, gestaltet seine Seite mit ein paar Mausklicks neu, und anschließend werden Anfragen von Mobile- Applikationen automatisch auf die Mobify-Version seiner Seite um- geleitet (beispielsweise h**t://diyg.mobify.com).

21http://www.techzoomin.com/8-best-wordpress-plugins-to-make-your- ←- blog-mobile-friendly/ 22http://www.openforum.com/idea-hub/topics/technology/article/ ←- optimizing-your-business-website-for-mobile-visitors-christina- ←- warren 23http://www.mobify.me/ 24http://www.mobify.me/gallery/amystoddard/

13 Ich habe einen RSS-Feed. Wie mache ich daraus ein ePub? Zwei M¨oglichkeiten:

• Feedbooks25: Uber¨ diese Plattform lassen sich RSS-Feeds in ver- schiedene Formate umwandeln: ePub (z. B. iPhone und Sony), Mobipocket (Kindle) und PDF (universell). Wie es funktioniert, ist in einem anderen Kapitel26 kurz beschrieben. Der große Vor- teil: ist in der Stanza-Bibliothek fur¨ das iPhone ge- listet, man kann also seine Publikationen ohne Umwege auf das iPhone bringen. Ob auch die per Feeds eingespielten und ge- wandelten eBooks in der Bibliothek gelistet werden, kann ich nicht prufen,¨ man kann jedoch davon ausgehen. • Zinepal27: Dieser Webdienst ist eine Erweiterung der bekannten Feed2Mag-Dienste28 wie Tabbloid, Feedjournal & Co. Zinepal liefert jedoch nicht nur ein PDF, sondern bietet auch ein Mobi- pocket und ein ePub-File zum Download an. Ob sich das ganze gut im iPhone lesen l¨asst, musste¨ getestet werden. Der Vorteil ist sicher, dass auch Bilder importiert werden, der Nachteil m¨og- licherweise, dass die Navigation erschwert ist. Die Satzqualit¨at des PDFs ist vergleichbar mit Tabbloid – und auch hier gibt es leider keine Kontrollm¨oglichkeiten uber¨ den Output. Wer das ePub-Format etwas kennt (kurze Erkl¨arung ganz unten), kann die Datei jedoch auch nachtr¨aglich anpassen (z. B. das CSS- Stylesheet). Eine Anbindung an eine iPhone-Bibliothek besteht nicht, man musste¨ das ePub also z. B. per Stanza separat zur Verfugung¨ stellen. Ich habe ein Word-Manuskript. Wie mache ich daraus ein Mobile-Format? Auch hier gibt es wieder verschiedene M¨oglichkeiten:

25http://www.feedbooks.com/ 26http://www.schreibermag.de/blackbox-tools/vom-feed-zum-e-book/ 27http://www.zinepal.com/ 28http://www.schreibermag.de/blackbox-tools/vom-feed-zum-pdf- ←- magazin/

14 • Stanza29: Eine M¨oglichkeit ist die Desktop-Application von Stanza. Damit k¨onnen u.a. Word-Dokumente in verschiedene Formate konvertiert werden. • Calibre30: ist eine E-Book-Bibliothek als Desktop- Anwendung, die zus¨atzlich eine umfangreiche Konvertierung31 von verschiedenen Formaten zul¨asst und (uber¨ eine etwas kom- pliziert wirkende Prozedur) auch mit Stanza synchronisiert32 werden kann. Der Stanza-Anbieter lexcycle schreibt auf seiner Seite, dass die Desktop-Anwendung Calibre derzeit noch einen besseren Job macht, was die Beibehaltung von Formatierungen angeht. Calibre ist sicherlich derzeit das Tool der Wahl, wenn es um die Vorbereitung auf die Mobile-Welt geht. • Feedbooks scheidet als Tool leider aus, denn es lassen sich keine Dokumente importieren. Man musste¨ also die Texte muhsam¨ in den Online-Editor kopieren und so sein Buch erstellen. • Apose Word-Plugin: Es gibt seit kurzem ein Plugin fur¨ Word33, mit dem sich Dokumente in das ePub-Format speicher lassen. Fur¨ den Download muss man sich allerdings registrieren und diverse Angaben machen, die man naturlich¨ auch fantasieren kann. LautForendiskussion34 funktioniert das Plugin gut.

Ich habe ein anderes Format, wie konvertiere ich das? Es gibt zahlreiche weitere Konvertierungstools, die kaum einen Wunsch offen lassen. Eine gute Liste hat Lexcycle (Stanza) auf seiner Seite zusammengestellt. Neuerdings bietet auch Buzzwords von Ad- obe eineSpeicherung von Dokumenten in ePub35 an. Angesichts der

29http://www.lexcycle.com/desktop 30http://calibre-ebook.com/ 31http://calibre-ebook.com/user_manual/faq.html#what-formats-does- ←- app-support-conversion-to-from 32http://calibre-ebook.com/user_manual/faq.html#device-integration 33http://www.aspose.com/community/blogs/aspose.words-product-family ←- /archive/2009/08/22/save-any-document-from-microsoft-word-2007- ←- to-epub-using-a-free-add-in-from-aspose.aspx 34http://www.mobileread.com/forums/showthread.php?t=54289 35http://www.lesen.net/software/epubs-online-erstellen-mit-acrobat- ←- com-1709/

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