64. Jahrgang 2012 BAND 1

MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs

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Ulrich Nachbaur 5 Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit. Aspekte der Verfassung, Verwaltung und Identität (Teil 2) Philipp Dörler 45 Der heilige Gebhard II. Bischof von Konstanz. Mit vollständiger Übersetzung der Gebhardsvita Norbert Spalt 75 Die Kapelle bei St. Ulrichs Brunnen in Möggers 83 Karl Heinz Burmeister Der Feldkircher Chronist und Notar Johann Georg Prugger (1649–1693) Dirk Strohmann 97 Robert Byr (1835 bis 1902) – Offizier, Wissenschaftler, Literat Kurt A. Czurda 129 Das Hauptpostamt Bregenz. Ein für Vorarlberg evokatives Architekturmonument Peter Anreiter 141 Vordeutsche Hydronyme in Vorarlberg Alois Niederstätter 149 Abgewandertes Kulturgut: das Archiv der Reichsherrschaft St. Gerold 153 Rezensionen 157 Autoren NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit

Ulrich Nachbaur . Verfassungswünsche  und 

Zweimal setzte sich der Landtag noch gezielt mit Verfas- sungsfragen auseinander, 1790 und 1796, unter unterschied- Die Vorarlberger lichen Voraussetzungen. Landstände in .. Beschwerdelandtag : abgesagte „Revolution“, ihrer Spätzeit. verpasste Chance Als Josef II. im Februar 1790 starb, trat sein Bruder Leopold Aspekte der II. (1790 bis 1792) ein schwieriges Erbe an. Allenthalben galt es, reformgeplagte Gemüter zu beruhigen, das Staatswesen wieder in verlässliche Bahnen zu lenken. Dabei dachte der Verfassung, aufgeklärte Herrscher, der das Großherzogtum Toskana klug modernisiert hatte, an eine wieder stärkere Einbindung der Verwaltung und Landstände, denen er mit Sympathie begegnete, in denen er „mögliche Ansätze zur Weiterentwicklung im Sinne einer Mitwirkung des Staatsvolks an der Regierung sah“.320 Er woll- Identität te den Ländern „durch Wiederherstellung jener Behörden, politischen Institutionen und Privilegien entgegenkommen, (Teil ) die ihnen traditionsgemäß besonders ans Herz gewachsen wa- ren und deren Aušebung durch Joseph sie als ein ihnen zu- gefügtes Unrecht empfunden hatten.“321 In Vorarlberg war das weniger auf Ebene der Landstände, denn auf der Ebene der Gerichte der Fall gewesen. Diese Re- gulierungen ließ Leopold vorab durch eine Kommission un- tersuchen und im September 1790 durch ein Hofdekret in De- tails korrigieren.322 Wie für andere Länder berief er auch für Vorarlberg einen Landtag ein, um den Ständen die Möglich- keit zu geben, ihre Beschwerden vorzubringen und Vorschlä- ge zu unterbreiten. Bei Landtagen, die der Landesfürst persönlich einberief, ließ er sich durch einen Hožommissär vertreten. Mit dem Vorsitz und den Verhandlungen in Vorarlberg beauŸragte er den neuen Kreishauptmann Indermauer. So wurde die- ser Landtag auch doppelt protokolliert: von den Ständen und vom Kommissär.323 Dieser Beschwerdelandtag in Feldkirch schloss im Novem- ber 1790 unmittelbar an die jährliche Landjahrrechnungsses- sion an. Ihm waren Beratungen der Konferentialstände so- wie der oberen und der unteren Stände vorangegangen. Die Konferentialstände hatten einen „unmaßgeblichen Antrag“ mit 35 Punkten erarbeitet, darunter als Punkt 1 Die Wieder- einführung der alten ständischen Verfassung, die bereits er- wähnte Gestattung des unmittelbaren Rekurses an dem Hof mittels eines eigenen Agenten und die Au ebung der Rech- nungs-Supervision in freier Besorgung der Steuer- und Militair- Angelegenheiten ohne Einuß der Kreis- und Oberämter.324 Wir könnten nur spekulieren, was mit der „Wiedereinführung der alten Verfassung“ gemeint war, denn im Landtagsplenum ka- men diese Fragen aus unbekannten Gründen nicht zur Spra- che.325 Sehr wahrscheinlich ging es auch oder in erster Linie um die Frage der Präsidialfunktion. Als weiteren Verhand- Teil 1 erschien in Bd. 2/2011 der Montfort. lungspunkt hatten die Konferentialstände vorgeschlagen: Ein- (Korrekturen).319 führung der unmittelbaren Abhängigkeit der Städte, und des  MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND /  ständischen Corporis von der oberösterreichischen hohen Lan- Dornbirner Gerichtsschreiber Josef Ganahl und Bregenzer- desstelle.326 Auch diese Forderung, die Landstände als Korpo- wälder Landschreiber Christoph von Gugger beauŸragt, die ration und die drei Städte direkt Innsbruck zu unterstellen, entsprechenden Referate vorzubereiten.334 Die ständische Ver- wurde im Plenum nicht vorgetragen. waltung und Verfassung betrafen vor allem zwei Punkte: die Waren sich die Stände nicht einig? Taktierten sie? Hatte Frage über eine eigene oder mit Tirol oder Vorderösterreich sie der Mut verlassen, gegen ihren Präses vorzugehen, der zu- verbundene landständische und landesfürstliche Verwaltung dem zum Hožommissär bestellt worden war? Schien es ih- und die Frage des ständischen Präsidiums. nen nicht mehr vorteilhaŸ? Die Vorbereitungen blieben der geschwächten landes- Obwohl der Kaiser auf Ersuchen der Konferentialstände fürstlichen Verwaltung nicht verborgen: „Nach einem Be- zugestimmt hatte, dass zwei Deputierte die Bitten der Stände richte (20. October) des Rentmeisters [Ignaz] Hämmerle, der persönlich bei Hof vortragen können, verzichtete der Landtag die Leitung des Vogteiamtes in Feldkirch übernommen hat- auf Initiative des Standes Bregenz nach ausführlicher Debatte te, an [Landeskommissär] Gumer schienen die Stände ver- darauf. Bregenz schlug vor, der Kommission, also Kreishaupt- suchen zu wollen, das Kreisamt zu beseitigen. In mann Indermauer, die schri‘liche Einbegleitung und Unter- saßen Dr. Ganahl und die Brüder Gugger beisammen; sie soll- stützung aller Beschwerden zu überlassen; auf die persönliche ten sich in die alte ständische Verfassung ‚einstudieren‘, um Vorsprache komme es nicht so an und angesichts der all- sodann deren Herstellung und somit die Abscha²ung jener gemeinen Landesdür‘igkeit seien über¨üssige Ausgaben zu Behörde zu verlangen.“335 Die einzelnen Stände waren einge- vermeiden.327 Bis auf -Sulz, Montafon und laden, der vorbereitenden Kommission Vorschläge zu unter- schlossen sich alle Stände dem Bregenzer Votum an. In ihrer breiten. Den Oberinntaler Kreisadjunkten Anton von Gum- BitschriŸ an den Kaiser, die alle anwesenden Standesvertre- mer, den die Regierung in Innsbruck als Landeskommissär ter unterzeichneten, begründeten sie ihren Verzicht damit, nach Vorarlberg entsandt hatte, zogen die Stände nicht zum dass mehrjährige Zufälle die Stände in zu emp—ndliche Dürf- Landtag bei.336 tigkeit versetzt hätten, um der Gnade nachzukommen, sich in Person einiger Deputierten vor die Füße Eurer Majestät ihres Herrschers und Vatters hinzuwerfen.328 ... Eigene Landschaft, eigene Provinz Vorarlberg Die Tiroler LandschaŸ setzte bei dieser Gelegenheit durch, Zum Verständnis der Diskussion im Jahr 1796 müssen wir uns dass die Funktionen des Landeshauptmanns und des Landes- in Erinnerung rufen: „Inkorporierung“ bezieht sich auf die gouverneurs wieder getrennt wurden. Ähnliches erreichte die landschaŸliche, nicht auf die landesfürstliche Verwaltung.337 Breisgauer Deputation in Wien.329 Die Vorarlberger hatten da- Es geht um die Frage, inwieweit die Vorarlberger Stände sich gegen ihren landesfürstlichen Präses letztlich nicht einmal in mit anderen LandschaŸen zusammenschließen. Frage gestellt und auf die Chance verzichtet, ihren Anliegen Bereits im 16. Jahrhundert orientierte sich die Steuerbe- persönlich bei Hof zur Geltung zu bringen. Eine merkwür- willigung der Vorarlberger Stände prozentuell an der Tiroler dige Entwicklung der Dinge, die vor Monaten von einer of- LandschaŸ.338 Ab 1722 bildeten sie zur Ausverhandlung und fenen Rebellion gegen jose¬nische Reformen ihren Ausgang Verumlagung der Hilfsgelder (Kontributionen) gemeinsam genommen hatte.330 mit dem Breisgau und Schwäbisch-Österreich die „Vorlän- dische Union“. 1744 schlug die Landesmiliz ohne kaiserliche Unterstützung französische Invasionstruppen zurück, Maria .. „Revolutionärer“ Landtag  ´eresia belohnte die Stände dafür mit zehn „Gnaden“; dar- unter eine fünµährige Befreiung von der Kontribution und Im August 1796 wurde Kreishauptmann Indermauer auf dem die Zustimmung, mit den Tirolern Ständen über eine Inkor- Rückzug nach Tirol mit zwei weiteren Begleitern, dem Ober- porierung verhandeln zu dürfen. Vorarlberg sistierte darauf- amtsrat Alois von Franzin und dem Bregenzer Bürgermeister hin 1746 die MitgliedschaŸ in der Vorländischen Union.339 Johann Baptist Weber, im Kloster St. Peter bei Bludenz vom Die Verhandlungen mit den Tirolern liefen o²enbar auf eine aufgebrachten Mob ermordet.331 Der Landesmiliz gelang es, Art Vorarlberger „Sub-LandschaŸ“ der Tiroler LandschaŸ französische Verbände, die in das Unterland eindrangen, trotz hinaus.340 1750 entsprach Maria ´eresia dem Wunsch der mangelnder Unterstützung kaiserlicher Truppen abzuwehren. Stände, aus der Vorländischen Union ausscheiden zu dürfen, Die führenden landesfürstlichen Beamten waren ge¨ohen,332 gleichzeitig lehnte sie aber das Gesuch der Vorarlberger ab, der Kreishauptmann und Ständepräses war tot, die Kriegsge- zu der Grafscha‘ Tyrol incorporiert zu werden, also künŸig fahr nicht gebannt. eine Steuerunion mit den Tiroler Ständen zu bilden, gestatte- Im Hochgefühl des Schlachtenglücks fragten die Stän- te vielmehr, daß die vorarlbergischen stände als ein separirtes de nicht um Erlaubnis, sondern beriefen zum Landjahrrech- corpus vor sich kün‘ig jederzeit geachtet werden sollen.341 Da- nungstermin im November das Plenum ohne landesfürstli- neben sind die Veränderungen in der landesfürstlichen Ver- che Aufsicht nach Feldkirch ein, wo unter dem Vorsitz des waltung zu beachten: Die Ämter vor dem Arlberg waren tra- Feldkircher Bürgermeisters auch über anzusuchende Begnadi- ditionell den oberösterreichischen Behörden in Innsbruck gungen und die Abhilfe allgemeiner und einzelner Beschwer- unterstellt. 1752 wurden sie der neuen vorderösterreichischen den beraten werden sollte.333 Die Konferentialstände hatten Landesstelle nachgeordnet, 1782 wieder Innsbruck. NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit 

Auf zwölf Seiten gingen Ganahl und Gugger in ihrem Re- als zugewandter Ort betrachtet, der mit seinem Veto nie aus- ferat der Frage nach, ob es für Vorarlberg gut wäre, a) von Tirol langen könnte. Zudem wären damit unschätzbare Kosten ver- ganz getrennt und zu Vorderösterreich geschlagen zu werden, bunden: Ein bis zwei Deputierte oder Beamte müssten sich b) in der jetzigen Lage zu verbleiben, c) Tirol ganz einver- immer in Innsbruck be¬nden, die Landjahrrechnungen nach leibt zu werden, oder ob Vorarlberg d) nicht vielmehr darum Innsbruck getragen und dort zensuriert und moderiert wer- ansuchen sollte, von Tirol und Vorderösterreich unabhängig den; Tirol habe dem Vernehmen nach weit größere Schul- eine eigene „Provinz“ zu werden. Auch in diesem Referat wird den als Vorarlberg, in die man wahrscheinlich als Mitschuld- deutlich, dass die Stände 1796 eine Parallele mit 1744 zogen,342 ner eintreten müsste. Vorarlberg sei privilegierter; ihm stehe sich für ihre militärische Leistung erneut Gunstbeweise erwar- das Umgeld zu und es könne die Superrogate an die Stän- teten oder zumindest erho¶en. Mit den „zugewandten Or- de ausschütten, die bei einer Vereinigung vielleicht in die ge- ten“ verwendeten die Referenten eidgenössische Terminolo- meinsame Tiroler Kassa geschüttet werden müssten. Das Land gie. Darunter wurden Städte, Länder, geistliche oder weltliche Tirol habe viele Adelige und so genannte Landmänner, Gra- HerrschaŸen verstanden, „die mit den eidgenössischen Orten fen, geistliche Fürsten, die auf den überwiegenden Teil der in einer engen, in der Regel unbefristeten (ewigen) vertragli- gemeinen Leuthe in Tirol nicht selten mit Hochmut herab- chen Bindung standen und als zur EidgenossenschaŸ gehö- sähen, umso mehr würden sie die Vorarlberger erniedrigen, rend galten, ohne aber voll berechtigte Orte zu sein.“343 die überhaupt nie ho²en könnten, dass sie in der ständischen In der Variante a) Vorderösterreich vermochten die bei- Versammlung einiges Gewicht erhielten und daher für dieses den ho²nungsvollen Juristen als einzigen Vorteil zu sehen, Land qua Mitkorpus nützlich werden könnten, vielmehr hätte dass uns nicht so viele auswärtige Beamte aufgebürdet und die man wegen der außerordentlichen Stimmenmehrheit nichts Landeskinder Hoœnung haben würden weiters promoviert zu als Übervorteilung zu befürchten. werden. Rechtlich, wirtschaŸlich und militärisch spreche alles Daher kamen Ganahl und Gugger zur unmaßgeblichen dagegen. Die Vorarlberger würden wie vorderösterreichische Meinung, dass es für unser Vaterland am allervorteilhaŸes- Untertanen behandelt, ihre Privilegien verachtet, Vorarlberg, ten wäre, wenn wir bei Hofe erwirkten, daß Vorarlberg als eine wie von den Tirolern, als zugewandter Ort betrachtet wer- den, den man nur dann in Anschlag nehme, wenn es um die Bestreitung von Lasten gehe. Zudem lehrten die ständischen Protokolle der 1740er Jahre, dass Vorarlberg von den aus Vor- derösterreich abgeordneten Kommissären äußerst hart und unverhältnismäßig hergenommen worden sei. Deswegen hät- ten die Stände 1744, als der Hof dem Land Vorarlberg ver- schiedene Gnaden angeboten habe, darum ersucht, Tirol in- korporiert zu werden. Mit Tirol sei man schon durch das so genannte Arcanum oenipontanum – demnach in einem Inns- brucker Geheimvertrag – übereingekommen, allein Vorderös- terreich wußte die Sache wieder ganz hinterstellig zu machen. Bevor man mit Vorderösterreich die Vereinigung suche, solle man besser b) mit Tirol in der bestehenden Verfassung verbleiben. Vorarlberg werde zwar in mancher Hinsicht wie bisher übervorteilt werden. Dem könnte man allerdings ent- gegensteuern, wenn man nicht alles blindlings glaube, son- dern allenfalls in Wien der Kalkulation und AuŸeilung der landesfürstlichen Postulate auf den Grund ginge. Tirol sei un- mittelbare Nachbarin (sic!), Hauptmarkt und Speditionsroute für Warenexporte und im Ernstfall sei aus Tirol zur Landes- verteidigung eher Hilfe zu erwarten. Unter „Tirol“ ist hier immer die LandschaŸ der GrafschaŸ Tirol, unter „Vorarlberg“ sind die Stände des Landes Vorarl- berg gemeint. Die Frage c), ob Vorarlberg nicht ansuchen solle, mit Ti- rol gänzliche vereinigt und inkorporiert zu werden, lasse sich nach derzeitigen Einsichten nicht bejahen, auch wenn die Stände dies 1744 bis 1750 nachdrücklich betrieben hät- ten und mit der GrafschaŸ Tirol bereits übereingekommen Abb. : Die Vorarlberger Landstände entschieden sich am . Februar  seien. Das könnte dem kleinen Land Vorarlberg zwar Schutz für einen eigenständigen Weg. Sie wollten sogar den Kaiser ersuchen, für gegen auswärtige Feinde und gegen übertriebene Postulate Vorarlberg auch eine eigene, was immer Nahmen führen mögende, Regierung aus Wien bieten. Andererseits würde Vorarlberg immer nur zu errichten.  MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND /  eigene Provinz erklärt, folglich von jeder andern unabhängig Majestät, als jenes der Stände zu befördern suchen wird, würde, und sich daher von der hiesigen Regierung unmittel- und nicht wohl zweyen Herren dienen kann, sollte man bar nach Hof zu wenden hätte. In Rechtssachen könnte der auch nach unsrem Erachten aus guten Gründen gar nichts Instanzenzug zum Appellationsgericht Innsbruck beibehal- sagen, doch könnte angeführt werden, daß man sich vor ei- ten werden.344 nem landesfürstlichen Beamten nicht immer getraue seine Der Landtag folgte diesem Vorschlag. Es ist keine Debat- Herzenssprache zu reden.347 te, aber das Conclusum (Beschluss) festgehalten, den Kaiser darum zu bitten, dass Vorarlberg als eine von Tirol und Vor- Mit diesem Vortrag erklärten sich alle Stände aus den erwähn- derösterreich unabhängige Provinz betrachtet und in dieser ten Gründen durchaus einverstanden.348 EigenschaŸ mit einer eigenen, wie immer bezeichneten Re- Gleich anschließend beschloss der Landtag, in Erinne- gierung organisiert werden möge, die als zweite Instanz alle rung zu bringen, dass der Kaiser auf einen Vorstoß von 1790 Politica, und was dahin einschlägt, zu besorgen hätte, damit in Aussicht gestellt habe, künŸig im landesfürstlichen Dienst im Fall einer Beschwerde der Rekurs jederzeit unmittelbar an in Vorarlberg auf die Anstellung von Landeskindern vorzüg- den Hof zu nehmen wäre.345 lich Bedacht zu nehmen.349 Interessant sind die Passagen, die Mit anderen Worten: Die Vorarlberger Landstände streb- aus Ganahls und Guggers Begründung dieser Bitte gestrichen ten keine Ständeunion oder Vollintegration in die Tiroler wurden: Die Absichtserklärung des Kaisers werde nie ganz er- LandschaŸ an. Sie wollten eigenständig bleiben und diese Ei- reicht werden, solang wir im Land einen Ausländer zum ers- genständigkeit durch die Aufwertung des landesfürstlichen ten Beamten und bei der hohen Landesstelle keinen mächtigen Verwaltungskreises Vorarlberg zu einer Provinz Vorarlberg Gönner haben; denn die Erfahrung habe gelehrt, dass die An- mit einer eigenen Landesstelle festigen. hänglichkeit für seine Landeskinder, Adel, Empfehlungen aus Für die unterständische Kanzlei lässt sich ab 1795 ein Sie- den Hauptstädten bei Hof mehr bewirkten als Zeugnisse und gel mit der UmschriŸ SIG. STATUUM PROVINCIAE VOR- andere persönliche Empfehlungen. Und sofern Vorarlberger ARLBERGICAE belegen, für die oberständische ab 1802 ei- bedienstet würden, sei eine Beförderung in ihre Hauptstadt nes mit der UmschriŸ DIE STÄNDE DER K. K. PROVINZ Innsbruck nicht zu erwarten, da dort schon zu viele Adeli- VORARLBERG.346 Ob das programmatisch gemeint war, wis- ge auf Versorgung harrten. Im Konzept blieb dagegen die ab- sen wir nicht. Eine eigene, von Tirol getrennte k. k. Provinz schließende Begründung: Patriotismus könne man im Durch- Vorarlberg sollte jedenfalls bis zum Ende der Monarchie 1918 schnitt von einem Inländer mehr als von einem Ausländer Wunschdenken bleiben. erho²en, und wahrer ungehaltener Patriotißmus trägt zu einer glücklichen Regierung ausserordentlich vieles bei.350 Dieser Punkt war wohl nicht zuletzt auf Indermauer ge- ... Ständischer Präses aus der eigenen Mitte münzt, der – wie die Präsides Schenk (1784 bis 1789) und Die Frage nach dem Präses hatte nach der Ermordung des Vintler (1805 bis 1807) – als „Tiroler Landmann“ einer land- Kreishauptmanns Indermauer eine spezielle Note und Bri- ständischen Tiroler Adelsfamilie angehört hatte.351 In Tirol sanz. In diesem Punkt zeigten sich Ganahl und Gugger weni- machte sich übrigens gleichzeitig Unmut breit, dass der im- ger gut informiert (vgl. 7.3, 7.4). matrikulierte Adel auch die Besetzung des landschaŸlichen Erst mit der Errichtung des Kreisamts 1786 hätten die Beamtenapparats oligarchisch in Händen halte.352 Stände, ob sie wollten oder nicht, gegen die alte Verfassung Die Vorarlberger Stände kamen überein, sich betre²end den Kreishauptmann als Präses erhalten. Ganahl und Gugger Indermauer in einer Antwort an Kriegshožommissär Ludwig schlugen vor, eine Rückkehr zur alten Regelung der Vorsitz- Graf von und zu Lehrbach erneut wegen der verübten Gräu- führung durch den Feldkircher bzw. Bregenzer Bürgermeis- eltaten zu entschuldigen und klarzustellen, dass, wie die Un- ter zu erbitten, oder um das Zugeständnis an die Stände, ei- tersuchung zeigen werde, weder ein einzelner noch die ge- nen Präses künŸig aus ihrer Mitte wählen zu dürfen. samten Stände einen Anteil gehabt hätten.353 Der Montafoner Diese Bitte könnte mit den vormals bestandenen Übung, Landammann und Kriegsheld Johann Josef Batlogg (1751 bis Gerechtsamen und Privilegien begründet werden, die die 1800) wurde wegen AnstiŸung verhaŸet, im Oktober 1798 Stände mit teurem Geld und vielen Aufopferungen für das aber von Kaiser Franz rehabilitiert und dekoriert.354 Im Üb- Erzhaus Österreich erkauŸ hätten; mit der Gleichförmigkeit rigen hatte der Kaiser festgestellt, dass man bisher völlig ir- der Stände in anderen Ländern, denen das Recht eingeräumt rig und gesetzwidrig vom Verbrechen des Aufruhrs gegen die geblieben sei, aus ihrer Mitte einen Präses zu wählen, oder Obrigkeit ausgegangen sei.355 Die Angeklagten wurden zum in denen dieses Amt einem Stand erblich anhänge. Zudem Teil freigesprochen, zum Teil milde bestraŸ und angesichts machten die Stände ein Korpus aus, und damit dieses ordent- neuer Kriegsgefahr bald begnadigt. lich geleitet werde, sollten sie auch einen Vorsteher haben, Die Erwartungen hinsichtlich kaiserlicher Gunstbeweise in Sachen Verfassungsänderung erfüllten sich jedoch nicht. gegen den sie das vorzügliche Zutrauen hegen, und dies ist Zu Indermauers Nachfolger wurde nach Jahresbeginn nicht immer der erste landesfürstliche Beamte in Vorarlberg. 1797, als einziger Bewerber, der bisherige Tettnanger Ober- Jedoch: Von dem wichtigsten Grunde, daß nämlich ein je- amtmann Johann Jakob Vicari ernannt,356 Ratsprotokollist weiliger Herr Kreishauptmann mehr das Interesse Seiner Franz von Vintler zum Kreis- und Oberamtsrat befördert. NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit 

Die Tiroler LandschaŸ setzte sich aus vier Standesgrup- pen zusammen: aus dem „Prälatenstand“, aus dem „Herren-, Ritter- und Adelstand“, aus dem „Bürgerstand“ und – das galt schon als Besonderheit – zudem aus dem „Bauernstand“.359 In den Vorarlberger Landständen fehlten der Prälaten- und der Herrenstand. So kam zum Beispiel dem Abt des Klosters Mehrerau bei Bregenz im Unterschied zum Abt des Klosters Wilten bei Innsbruck keine LandstandschaŸ zu. Zum Vorarlberger Landtag wurden von Beginn an nur Deputierte der drei Städte und zuletzt 21 ländlicher Gerichte einberufen. Zu den „Bürgern“ zählte freilich auch das adelige Patrizi- at in den Städten; ja das kommunale und ständische, der Re- gierung gefällige Engagement wurde, wie wir bei Ganahl und Keßler sahen, vereinzelt auch mit Nobilitierungen belohnt. Auch die „Bauern“ werden meist der ländlichen Ober- schicht angehört haben.360 Nicht nur im Bregenzerwald hieß es, um Landammann zu werden, müsse man einen großen Bauch und einen großen Misthaufen haben, also dem ver- mögenden rustikalen Patriziat angehören. Auch über das be- scheidene Gericht Damüls wurde gespottet, es werde zum Ammann gewählt, wer die meisten Fliegen, demnach am meisten Vieh, besitze.361 Die „Bauern“ wurden freilich nicht durchwegs durch Bauern vertreten. Die führenden Gerichts- funktionäre gingen auch anderen oder mehreren einträgli- chen Berufen und GeschäŸen nach. Häu¬g betrieben Gerichtsfunktionäre WirtschaŸen, wo- rin die landesfürstlichen Behörden erhebliche Interessenkon- ¨ikte erkannten; zum einen, was die Bemessung und Eintrei- Abb. : Johann Josef Batlogg ließ sich  mit seiner kaiserlichen bung des ständischen Umgeldes (Getränkesteuer) betraf, die Auszeichnung porträtieren. Im selben Jahr bewährte er sich neuerlich als meist hinter den Erwartungen zurückblieben; zum anderen Schützenhauptmann am Schlappiner Joch. im Hinblick auf die Ausübung der Ortspolizei, speziell be- tre²end die Sperrstunden. 1726 wurden die Wirte dennoch Vintler sollte Vicari 1805 als Kreishauptmann beerben, was weiterhin akzeptiert, weil sie als gescheiter und wohlhaben- auch dem ausdrücklichen Wunsch der Stände entsprach. der galten;362 allerdings hätten sie sich, wie bereits 1687 ver- Was die Karrierechancen betraf, argumentierten die stän- ordnet, während ihrer Amtszeit des Wirtens enthalten sollen. dischen Beamten 1796 wie 1790 freilich auch pro domo. 1806 – Im September 1790 wurden Gast- und Schankwirten per als nunmehr bayerische „Landeskinder“ – sollten sie scharen- Hožanzleidekret von der Wahl zum Ammann oder Gerichts- weise im Staatsdienst Karriere machen, auch ohne Adelstitel. beisitzer ausgeschlossen, und diese Wahlunfähigkeit auch auf nahe Verwandte erstreckt.363 Bis auf sprachen sich wenig später auf dem „Beschwerdelandtag“ alle Gerichte dafür aus, Wirte wieder zu politischen Ämtern zuzulassen.364 . Eigenheiten der Vorarlberger Landstände In Vorarlberg gebe es eine große Anzahl von Wirten, heißt es in der BittschriŸ, die zudem, besonders auf dem Land, im Durchschnitt die ansehlich-geschicktesten Männer seien, die .. Nur genossenschaftliche Stände, nur „Bürger“ aber, weil die Ammann- und Richterbesoldungen klein aus- und „Bauern“ ¬elen, lieber auf das Amt verzichteten, als die WirtschaŸ zu verlassen. Nachdem zudem Männer ausgeschlossen würden, Als die Besonderheit der Vorarlberger Stände wird stets her- deren Bruder oder Sohn wirtet, werde es in manchen Ge- vorgehoben, dass im Landtag nur „Bürger“ und „Bauern“ Sitz richten unmöglich sein, anständige Gerichtsleute zu bekom- und Stimme hatten, der „Adel“ und die „Geistlichkeit“ dage- men, die umso notwendiger seien, als sich der Bauer bei die- gen nicht vertreten waren. Das war zum Beispiel in Schwä- sen täglich Rat holen müsse und die höchsten Stellen zu weit bisch-Österreich ähnlich der Fall.357 Es gab im Übrigen entfernt seien.365 LandschaŸen, die ausschließlich vom Bauernstand gebildet Diese allgemeine Bitte sei kein Wunder, nahm der neue wurden, in der NachbarschaŸ zum Beispiel Toggenburg, Tett- Kreishauptmann und Ständepräses Indermauer in seiner Ei- nang, Kempten;358 jedenfalls Blumenegg werden wir ebenfalls genschaŸ als Hožommissär Stellung, da beinahe alle Ammän- hier einordnen können. ner des Landes zu dieser Klasse gehören; wobei nicht so sehr ‹ MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

Patriotismus und das Bestreben, nur das Beste des Landes zu (Konferentialstände) nicht nur eine Parität, wie die „Land- befördern, sondern vielmehr der Eigennutz das Wort geführt schaŸen“ in Schwäbisch Österreich (Rechnungsdeputation, haben möge. Man könne sich vorstellen, wie die Polizeiver- Ordinarideputation),371 sondern sogar ein deutliches Über- ordnungen gehandhabt und die in diesem Land ohnehin ein- gewicht von 7 zu 3. gerissene Trunkenheit gefördert werde. Von einigen Gerich- In allen Gremien berieten der Bürgerstand und der Bau- ten sei ihm die Zufriedenheit des gemeinen Mannes mit dem ernstand gemeinsam und gleichberechtigt. In einer um 1815 Verbot bekannt, die Gemeindeleute von Hofsteig hätten da- verfertigten „Relation über die vorarlbergische vormalige rum angesucht, eine Gegenvorstellung gegen die ständische ständische Verfassung und die Bescha²enheit des Landes Vor- Bitte nachtragen zu dürfen. Allerdings seien die von den Stän- arlberg“ heißt es wohl in diesem Sinn, in Vorarlberg bestehe den vorgebrachten Gründe so sehr mit der Verfassung (= Ge- nur ein Stand, nämlich der Bauernstand, welcher […] durch gebenheiten) des Landes verbunden, dass sie nicht übergan- die 3 Städte und 21 Gerichte repräsentiert wird.372 gen werden könnten. Denn in Vorarlberg betreibe beinahe Noch einmal sei darauf hingewiesen, dass Vorarlbergs jeder etwas vermögendere und geschicktere Mann eine Wirt- „bäuerlichen“ Stände im Unterschied zu Schwäbisch-Ös- schaŸ oder Schänke, und das möge vor allem von der alten terreich oder Tirol keine herrschaŸlichen Beamten mit ih- Gewohnheit herrühren, dass jeder Ammann schon von Amts rer Vertretung in den landständischen Gremien beauŸragten wegen zu einer WirtschaŸ berechtigt zu sein scheine. Deshalb und auch die Städte vorrangig durch ihre Bürgermeister ver- seien bei der Durchführung der Verordnung tatsächlich bei treten wurden (vgl. 7.13). manchen Gerichten mangels fähiger Leute Schwierigkeiten zu befürchten; zumal, wenn man erwäge, dass der Ammann mehrere Stunden vom Ober- oder Vogteiamt entfernt mehre- .. Genossenschaftlich legitimierte Delegationen re wichtige GerichtsgeschäŸe zu besorgen habe, nicht nur ei- nen blatten Gemeindsanwald, sondern selbst eine Gattung von Bei Weizenegger und Merkle steht seit 1839 zu lesen: „Der Obrigkeit vorstellen solle, und hierzu aus dem Bauernstand Abgeordnete eines Gerichts hieß Landammann, und wurde ohnehin ein wenigst so viel möglich taugliches Individuum in seinem Standesbezirke durch Mehrheit der Stimmen ge- schwer aus¬ndig zu machen sei. Deshalb schlug Indermauer wählt.“373 Das ist mehrfach irreführend. vor, es beim der Wahlunfähigkeit von Wirten und deren An- Die Organisation der einzelnen Gerichtsgemeinden war gehörigen in auf- und absteigender Linie (z.B. Wirtsväter oder zum Teil sehr verschieden. Ähnliches gilt für die Bezeichnung -söhnen) zu belassen, die Beschränkung für die Seitenlinien, der Funktionäre. Als „Landammann“ wurden mit der Zeit die beginnend mit den Brüdern, wieder aufzuheben, wobei es sol- Spitzenfunktionäre der Gerichte Bregenzerwald, Rankweil- chen Ammännern bei schwerer Strafe verboten werden sollte, Sulz und Sonnenberg betitelt. Das Montafon wurde von zwei in den Schank- oder Gasthäusern ihrer Leute zu wohnen oder „Vorgesetzten“ vertreten und verfügte erst ab 1786/87 im Zu- dort Gerichts- oder Gemeindeversammlungen abzuhalten.366 sammenhang mit der Gerichtsreform zusätzlich über einen Der Hof entschied 1792 eine Spur großzügiger: Alle Ver- „Landammann“. Die Häupter der drei Städte Bregenz, Feld- wandten, sofern sie einen eigenen Haushalt führten und nicht kirch und Bludenz wurden traditionell als „Stadtammann“, mit dem Wirt in einem Haus wohnten, sollten wahlfähig sein.367 ab den städtischen Verwaltungsreformen um 1785 als „Bür- – Im Rahmen der großen bayerischen Gemeindeorganisation germeister“ bezeichnet. Bludenz wurde 1792 allerdings un- von 1808 sollten Gastwirte aus ähnlichen Gründen ebenfalls ter staatliche Kuratel gestellt, der Bürgermeister durch einen vom Amt des Gemeindevorstehers ausgeschlossen werden.368 landesfürstlichen Administrator ersetzt. Mit der Adminis- tration der HerrschaŸ Hohenegg war ein landesfürstlicher Amtmann beauŸragt, die Gerichtsgemeinde wurde durch .. Keine Scheidung in Kurien den „Male¬zrichter“ vertreten. Die Spitzenfunktionäre der übrigen Gerichte wurden als „Ammann“ oder „Gerichtsam- Der Hinweis in der Literatur, die Vorarlberger LandschaŸ sei mann“ bezeichnet, der Ammann des Gerichts Dornbirn ¬r- in zwei Kurien geschieden gewesen, in Städte und Märkte bzw. mierte zeitweise auch als „Landammann“. Täler und Gerichte,369 ist unzutre²end. Die jeweiligen Herren Landstände vertraten Gerichtsge- In Schwäbisch-Österreich führten die Auseinandersetzun- meinden, Personenverbände, nicht Wahlsprengel.374 Sie wur- gen zwischen den Direktorialstädten und den übrigen Stän- den nicht eigens und auf bestimmte Zeit in landständische den über die Lastenverteilung de facto tatsächlich zu einem Gremien abgeordnet. Zweikuriensystem; 1713 bis 1733 tagten die beiden Gruppen Es genügte, pro Gericht einen Vertreter zu den Tagun- vorübergehend getrennt. „Die Zurückdrängung des Plenums gen zu entsenden. Die meisten Gerichte entsandten jedoch durch die theresianischen Reformen seit 1750 unterband jede regelmäßig Delegationen von zwei bis fünf Personen. Blickle Weiterentwicklung dieser Ansätze zu einem Zweikuriensys- führt diese Tradition darauf zurück, dass noch zu Beginn des tem.“370 In Vorarlberg war das Gegenteil der Fall: Hier tru- 16. Jahrhunderts zumindest jedes Ratsmitglied und jeder Ge- gen die Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Land eher richtsgeschworene berechtigt gewesen seien, auf den Landta- zu einer Aufwertung des gemeinsamen Plenums bei. Hier er- gen zu erscheinen, wenn nicht sogar noch weitere Mitglieder langten die ländlichen Gerichte in der Engeren Konferenz der Gerichtsgemeinden.375 NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit 

aber auch im Sommer, was wieder mit der Alpzeit begründet werden könnte. Nur selten wurden die Gründe des Fernblei- bens protokolliert.380 Insgesamt wird die Frequenz nicht zuletzt vom Engage- ment der jeweiligen Gerichtsfunktionäre und von der Be- deutung der Beratungsgegenstände abgehangen haben. 1747 bis 1758 fanden 32 Plenartagungen statt. Davon war Mittel- berg nur auf 17 Sitzungen vertreten, Tannberg auf 21, Alber- schwende auf 26, Damüls und auf 30, Sonnenberg und Altenburg auf 31 Sitzungen. Auf vier Landjahrrechnungs- konventen dieser Zeitspanne waren alle Gerichte vertreten; nur einmal fehlte .381 (Die Landjahrrechnung 1749 ist nicht überliefert.) Als „Herren Stände“ werden primär die Stadt-, Land- und Gerichtsammänner, die Vorgesetzen (Montafon) und Male- ¬zrichter (Hohenegg) anzusehen sein. Sie, und nur sie, wur- den 1723 nach ihrer Bestellung zur Leistung eines „Präsenz- geldes“ zugunsten der ständischen Jahrtags verp¨ichtet (vgl. 9.5); vom Gericht Montafon allerdings beide Vorgesetzten.382 Und diese Spitzenfunktionäre waren nicht bei allen Sitzungen Abb. ‹: ‹Œ wurde in Feldkirch die Proklamation des „Kaisertums Öster- anwesend. Aus den Sitzungsprotokollen ist nicht zu schließen, reich“ gefeiert. Vorne rechts das Rathaus, der Haupttagungsort der Stände. wer jeweils aller mit den „Herren Ständen“ angesprochen und Zur Repräsentation, Bewirtung und Nächtigung diente vorne links das Gast- gemeint war. In der Regel werden die jeweils höchstrangigen haus „Krone“. Gerichtsfunktionäre das Wort und die Stimme geführt haben. Die Gerichtsfunktionäre vertraten ihre Gerichtsgemein- Entsprechend schwankte die Zahl der Tagungsteilneh- den grundsätzlich nicht von Amts wegen, sondern jeweils auf- mer. Für den Landtag 1594 ist erstmals eine Anwesenheits- grund einer Delegation ihrer Gerichtsgemeinde – wobei nur liste überliefert, 19 Gerichte hatten insgesamt 41 Vertreter ent- schwer zu eruieren sein wird, welches Gremium tatsächlich stand, die drei Walsergerichte waren entschuldigt.376 Ab 1604 die Vollmachten ausstellte,383 und ob in der Praxis wirklich vereinigte die LandschaŸ 24 Gerichte. Am Landtag im selben regelmäßig und bis zum Schluss eine o¿zielle Bevollmäch- Jahr nahmen 61 Deputierte teil, 1635 aufgrund der ausgebro- tigung stattfand. chenen Pest nur 23, 1654 34 Abgeordnete.377 Ob und wie lange die Funktionäre der einzelnen Gerich- 1752 verfügte Maria ´eresia, dass künŸig aus Kosten- te durch die hausbesitzenden Männer gewählt wurden, bliebe gründen jeder Stand zu den Plenarkonventen nur noch ein im Einzelfall zu prüfen. Spätestens 1784 bis 1786 wurde das Subjectum entsenden soll; mit Ausnahme der Städte Feld- Wahlrecht überall eingeschränkt: Das Vogteiamt bestimmte kirch und Bregenz, deren Kanzleiverwalter – die gleichzeitig eine Anzahl Wahlberechtigter, die aus einem Vorschlag des die Syndici der oberen und unteren Stände waren – als Ak- Vogteiamts auswählen konnten. Selbst in der viel gerühm- tuare zu erscheinen haben.378 Gehalten hat sich an diese Be- ten „Bauernrepublik“ Bregenzerwald hatten der Vogt und der schränkung niemand. Hubmeister der HerrschaŸ Feldkirch und der Stadtammann Von 1748 bis 1752 nahmen an 9 Plenarkonventen zwi- und der Baumeister der Stadt Feldkirch, ähnlich wie in Da- schen 31 und 57 Deputierte teil (Durchschnitt: 40), von 1753 müls, bereits seit langem die Landammannkandidaten vorse- bis 1758 an 15 Plenarkonventen zwischen 30 und 43 (Durch- lektiert. Die anschließende Wahl durch Zulauf war mitunter schnitt: 37), von 1796 bis 1805 an 21 Plenarkonventen zwi- durch handfeste Auseinandersetzungen begleitet gewesen, die schen 33 und 70 (Durchschnitt: 48).379 Mitgerechnet sind die 1741 in der anschließenden Ermordung des gewählten Land- ständischen Syndici, Kassiere und Buchhalter, die bei den ammanns gegipfelt hatte.384 Delegationen der Städte Feldkirch und Bregenz protokolliert Beim Beschwerdelandtag 1790 stand die Bitte zur Dis- sind. Die Syndici waren erste Räte ihrer Städte, der unterstän- kussion, daß die Wahl der Ammänner und Gerichtsvorsteher dische Kassier de facto zugleich Bregenzer Stadtammann, der nach der alten Uibung durch das allgemeine Volck gnädigst oberständische Kassier meist Mitglied des Feldkircher Rats. verwilliget werde.385 In der Umfrage schlossen sich diesem Nur der Buchhalter, der an der Landjahrrechnung teilnahm, Wunsch nicht alle Stände an. Kurios ist, dass im ständischen kann eigentlich nicht als Deputierter gewertet werden. Protokoll und im Kommissionsprotokoll unterschiedliche Zu berücksichtigen ist bei diesen Zahlen auch, dass ein- Umfrageergebnisse dokumentiert wurden und in der Bitt- zelne Stände zu den Tagungen mitunter gar keine Vertreter schriŸ an den Kaiser noch eine dritte Version überliefert entsandten. Dabei werden meist die Walsergerichte Mittel- ist.386 Mindestens ein Drittel der Stände wollte es bei der berg, Tannberg und Damüls ins Tre²en geführt, denen im neuen Wahlart durch Ausschüsse bewenden lassen (vgl. Winter häu¬g der Weg abgeschnitten gewesen sei. Sie fehlten Abb. 21). Als Gründe für die Rückkehr wurden angeführt:  MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND /  erstens um das Volk zu beruhigen, das eine Anhänglichkeit zur allgemeinen Wahl gefordert, aber nicht ausdrücklich zum an die alte Wahlart hege; zweitens werde die allgemeine grö- „laufenden Mehr“. Das wäre auch widersinnig gewesen. Zum ßere Volksstimme aller Wahrscheinlichkeit nach den Mann einen waren der Ein¨uss und die Beteiligung der Gemeinde- wählen, der die besten EigenschaŸen oder sich am Besten mitglieder auf die Bestellung ihrer Organe sehr unterschied- um das allgemeine Wohl verdient gemacht habe; drittens lich ausgeprägt.390 Zum anderen ging seit dem 17. Jahrhundert könne durch die alte Wahlart weniger Parteilichkeit herr- der Trend in Richtung „stilles Mehr“, bei dem die Wähler ei- schen, als wenn die Besetzung durch Ausschüsse geschehe, nem Wahlleiter aus dem Kreis dreier vorgeschlagener Amts- denn es lässt doch immer schwerer durch Schleichwege den anwärter ihren Kandidaten ins Ohr raunten. größern £eil des Volkes, als die Ausschüsser auf seine Sei- Darauf lief auf dem Landtag 1796 die erneuert behandelte te ziehen.387 Bitte hinaus. Das Referat der Beamten Ganahl und Gugger ist Kreishauptmann Indermauer riet in seiner Stellungnah- aufschlussreich: Die Stände begehrten erneut die Rückkehr me an den Hof dringend von der Volkswahl ab: zur Volkswahl, diesmal allerdings ausdrücklich keine Rück- kehr zur Wahl durchs Laufen; denn Zusammenläufen, Tumul- So ist sich auch in der £at leicht vorzustellen, welcher Ge- ten und anderen Exzessen wolle man vorbeugen. KünŸig, so fahr der Unordnung eine Ammannwahl nach der alten Ui- der Vorschlag, solle in jeder Gemeinde der Vorsteher die Vo- bung ausgesetzt seyn mußte, wo das ganze mannbare Volk ten der Gerichtsangehörigen über die drei Vorgeschlagenen eines Gerichts bei dieser Gelegenheit auf oœenem Platz zu- zu Papier nehmen und jener als gewählter Ammann angese- sammen geschlossen, demselben alldort 3 Individuen zu de- hen werden, wer durch die aus allen Gemeinden zusammen- ren kün‘igem Ammann vorgeschlagen, und dieser durch getragenen Voten die Stimmenmehrheit erzielt. Diese un- das sogenannte laufende Mehr, je nach dem sich in größe- mittelbare Wahl könnte viel zur Beruhigung des Ammanns rer Menge des Volks zu einem Kompetenten geschlagen hat, beitragen, weil jedem Menschen das, dessen unmittelbahre Ur- gewählt wurde. sache weiß, weit besser, als jenes gefällt, wovon er nur die mit- telbahre ist, deswegen schmeckt dem Bauer der Apfel besser, Nach der neuen Wahlart herrsche gewiss eine größere Wahl- der auf dem von ihm gepanzten Baume, als jener so auf dem freiheit, als wenn der ganze Haufen durch einige treuste unge- vom Vatter gepanzten gewachsen ist. Sofern die drei Vor- stimme Purschen nach ihrer Willkühr gegen den feindlich ge- geschlagenen vor der Wahl nicht bekannt gemacht würden, sinnten und ruhigen Gemeindsmann geleitet werden kann.388 könnte auch der bisherigen Praxis vorgebeugt werden, dass Der Bitte, so auch die allerhöchste Entscheidung, könne kei- die Ausschüsse von den vorgeschlagenen Ammannskandida- neswegs statt gethan werden.389 ten und ihre Anhänger durch Versprechungen auf eine Sei- Hatte Indermauer das Ansinnen der Stände falsch ver- te geleitet werden, die sonst nicht ihrer inneren Absicht ent- standen, oder falsch übermittelt? Sie hatten eine Rückkehr sprochen hätte.391

Votum betreend die Wahlart auf dem Landtag 

Umfrageergebnis laut ständischem Protokoll Umfrageergebnis laut ständischem Protokoll Laut Bittschrift nach der alten Übung nicht nach der alten Übung will die alte Wahlart will die neue Wahlart nach der alten Übung nicht nach der alten Übung durch Volksstimmen durch Ausschüsse Bregenz Feldkirch Bregenz Hohenegg Bregenz Feldkirch Bludenz Hohenegg Bludenz Rankweil-Sulz Bludenz Hohenegg Sonnenberg Rankweil-Sulz Feldkirch Montafon Sonnenberg Rankweil-Sulz Bregenzerwald Montafon Sonnenberg Dornbirn Bregenzerwald Montafon Altenburg Dornbirn Bregenzerwald Jagdberg Altenburg Dornbirn Neuburg Jagdberg Altenburg Höchst-Fußach Neuburg Jagdberg Hofsteig Höchst-Fußach Neuburg Alberschwende Hofsteig Höchst-Fußach Sulzberg Mittelberg Hofsteig Mittelberg Sulzberg Damüls Lingenau Damüls Sulzberg Tannberg Lingenau Hofrieden Lingenau Damüls Hofrieden Simmerberg Hofrieden Simmerberg Grünenbach Simmerberg Grünenbach Alberschwende Grünenbach Alberschwende Tannberg Kellhöf Mittelberg Kellhöf Tannberg Kellhöf

Abb. : Quellen wie Anm. š. NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit š

Die Mehrheit der Herren Stände schlossen sich dieser Bit- Rahmen der Landjahrrechnung. Dennoch blieben die Kon- te an. Sulzberg, Kellhöf, Simmerberg und Höchst-Fußach er- ferentialstände bis zum Schluss ein Koordinationsgremium klärten sich allerdings nur insoweit einverstanden, als das stil- ohne Entscheidungskompetenzen. Die Teilnehmer waren so le Mehr mittels Zusammentrettung des ganzen Volkes an einem wenig auf bestimmte Personen beschränkt wie das Plenum. bestimmten Orte geschehen solle. Hofsteig verlangte die Beibe- Es gab noch weitere Formen engerer ZusammenkünŸe. haltung der Wahlart durch Ausschüsse oder durch Repräsen- So trafen sich die unteren und die oberen, aber auch die in- tanten; Sulzberg die Rückkehr zur Wahlart mit Laufen, eben- neren Stände zu regionalen Konventen. Für besondere Ge- so das Gericht Bregenzerwald, das sich in eventu aber auch schäŸe, zum Beispiel zur Regelung der Militärdurchmärsche, die Wahl durch stilles Mehr vorstellen konnte 392 – oder hätte setzten sich die betro²enen Stände zusammen. Eine Sonder- können. Das Wahlrecht wurde nicht geändert. form im Rahmen der Wehrverfassung waren die 1703 initi- ierten Schutzdeputationen im Verteidigungsfall, die sich sehr bewährten.400 .. Plenum bis gegen Ende der ständischen Eine Sonderform bildeten die „Landjahrraitungen“ oder Verfassung bestimmend „Landjahrrechnungen“. Ab 1771 war den Ständen grundsätz- lich jährlich die Rechnung zu legen, weshalb der Landjahrrech- Ein Alleinstellungsmerkmal könnten die Vorarlberger Stände nungskonvent auch als „ordentlicher Landtag“ galt. Die jähr- in anderer Hinsicht gehabt haben, was von der Forschung bis- liche Rechnungslegung war jedoch in den Kriegswirren nicht her nicht registriert oder sogar verkannt wurde: In Vorarlberg immer möglich; so konnten die Jahre 1795 bis 1796 erst 1797, blieb das ständische Plenum bis 1805 bestimmend. die Jahre 1799 bis 1804 erst 1805 im Plenum behandelt werden. Die Vorarlberger Stände traten zu unterschiedlichen Zwe- Die „LandjahrrechnungsgeschäŸe“ wurden (mit Ausnah- cken in verschiedenen Konstellationen zusammen. Es gab all- me von 1747)401 immer in Feldkirch gep¨ogen. Der Termin gemeine Versammlungen, zu denen Deputierte aller 24 Ge- war nicht ¬xiert. Am häu¬gsten fand die Landjahrrechnung im richte geladen waren, und engere Versammlungen.393 Spätherbst statt.402 Zunächst traten die Konferentialstände zu- Als „Landtag“ wurden zunächst nur Versammlungen be- sammen, um die Obere und die Untere Kassa zu revidieren, zeichnet, die der Landesfürst einberief, um mit den Ständen anschließend befasste sich das Plenum mit dem Rechnungsab- in umständlicher Form über Truppenstellungen oder Sonder- schluss, mit sonstigen Finanz- und allfälligen anderen Fragen. In zahlungen zu verhandeln. Es sind nur zwei Landtage bekannt den 1790er Jahren nahm die Kassenrevision für gewöhnlich vier, (1573 und 1620), auf denen der Landesfürst seinen Ständen die Beratung zwei Tage in Anspruch. Als 1805 die Jahre 1799 bis vor dem Arlberg persönlich die Ehre gab.394 Im Übrigen be- 1804 abgeschlossen wurden, beriet allein das Plenum 13 Tage. auŸragte er Kommissäre, in der Regel höherrangige Beamte, Den Aufwand für seine Vertreter bei Plenartagungen hat- mit seiner Vertretung. Selbst die o¿zielle Einberufung eines te jedes Gericht selbst zu tragen, die Tagungen der Konferenti- Landtages durch den Monarchen wurde im 18. Jahrhundert alstände gingen auf Kosten der ständischen Kassen. Wenn die zur Seltenheit. Das war letztmals beim Beschwerdelandtag schwäbisch-österreichische Ordinarideputation mit einer Ta- 1790 der Fall. Im Kommissionsprotokoll wird diese Tagung gesentschädigung von 4 Gulden (¨) 30 Kreuzer (kr) eine „be- als „besonderer Landtag“ bezeichnet.395 gehrte weil einträgliche Funktion“ war,403 wird das für die Vor- Denn der Begri² „Landtag“ oder „allgemeiner Landtag“ arlberger Herren Konferentialstände auch gelten, wobei sich hatte sich bereits ab Beginn des 18. Jahrhunderts allmählich als die Revision der Landjahrrechnung für die Rechnungsrevi- Bezeichnung für interne allgemeine Versammlungen (sonst: denten besonders auszahlte, je ausführlicher umso mehr. Die ZusammenkunŸ, Zusammentretung, Plenarkonferenz, Ple- Tagesdiäten waren abgestuŸ: Der Präses erhielt für Tagungen nar kongress, Plenarkonvent) eingebürgert, auch wenn sie von in Feldkirch pauschal 105 ¨ 20 kr. Seine Tagesdiät für Engere den ausschreibenden Städten Feldkirch und Bregenz ohne Konferenzen, die außerhalb von Bregenz stattfanden, betrug 6 AuŸrag oder Ermächtigung des Landesfürsten einberufen ¨ 40 kr, jene des Bregenzer Bürgermeisters 5 ¨ 42 kr, jene der worden waren und unter Vorsitz des Feldkircher oder Bre- übrigen Deputierten 3 ¨ 36 kr. Zusätzlich erhielten die Revi- genzer Stadtammanns getagt hatten. Vergeblich hatte die Re- soren der Landjahrrechnung pauschal 1 ¨ 30 kr an Mahlzeit- gierung seit Beginn des 17. Jahrhunderts den Ständen klarzu- gebühr.404 Da Bartholomä Sauser nicht nur unterständischer machen versucht, dass sie über kein Selbstversammlungsrecht Kassier, sondern auch Bregenzer Bürgermeister und damit zu- verfügten.396 Ab 1726 waren Versammlungen den landesfürst- gleich Revisor war, konnte er bei der Landjahrrechnung seinen lichen Behörden vor ihrer Einberufung zumindest anzuzei- Aufwand geltend machen. Sein jährliches Bürgermeisterzu- gen.397 Seit 1771 stand das Recht, „gewöhnliche“ oder „all- brot aus ständischen Diäten schwankte je nach Sitzungsinten- gemeine Landtage“ einzuberufen, dem Kreishauptmann als sität zwischen 57 ¨ für zwei Jahre (1764/65), 292 ¨ für ein Jahr ständischem Präses zu, der sich dabei der beiden ständischen, (1797) und 1.265 ¨ für vier Jahre (1799 bis 1802).405 „expedierenden“ Syndici bediente, die Boten losschickten.398 Für die Breisgauer und die schwäbisch-österreichischen Engere Konferenzen konnten die beiden Direktorialstädte Stände wird als Besonderheit hervorgehoben, dass deren mit Erlaubnis des Präses auch selbst einberufen.399 Spätestens Plenarlandtage, im Unterschied zu den meisten anderen ab 1790 nahm auch der Kreishauptmann als landständischer Ländern, noch bis ins 18. Jahrhundert das wesentliche Ent- Präses an den Sitzungen teil, ausgenommen die Revision im scheidungsgremium blieben. Mit der Reform im Rahmen der Œ MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

Peräquation 1764 bzw. 1769 wurde das Plenum allerdings Nicht zufällig zeigt eine statistische Auswertung der über- auch im Breisgau und in Schwäbisch-Österreich de facto still- lieferten Sitzungsprotokolle eine stark schwankende Tagungs- gelegt.406 Der schwäbisch-österreichische Landtag beschloss intensität (Abb. 22 und 23). Die Spitzen erreichte sie in Jahren, 1769 noch den Ankauf eines Landtagsgebäudes in Ehingen, in denen Landjahrrechnungen stattfanden, und in Kriegszei- das jedoch maximal einen Landtag sah. Denn abgesehen von ten. Es fällt zudem auf, dass die Engere Konferenz im ersten einer ZusammenkunŸ im Jahr 1775, bei der die Übernahme Drittel des 18. Jahrhunderts weit häu¬ger tagte als die allge- des Salzverschleißes beraten wurde, sollte das Plenum nach meine, während sich anschließend die GeschäŸe stärker in der Steuerperäquation bis zur Aušebung der Landstände das Plenum verlagerten. Allerdings ist diese Darstellung nur 1805 nicht mehr tagen. „LandstandschaŸ bedeutete danach mit Einschränkungen aussagekräŸig. Für 1758 bis 1788 sind, nur noch das Recht, in schriŸlichem Verfahren die ständi- ausgenommen einige Landjahrrechnungskonvente, keine Ta- schen Beamten und die neuen Mitglieder der Ordinaridepu- gungsprotokolle überliefert.410 Im Übrigen wurden die Sitzun- tation zu wählen bzw. einen Deputierten zur Wahl zu stellen. gen der Konferentialstände vielleicht nicht immer protokol- Die Wahlen mußten allerdings von der Landesstelle in Frei- liert, jedenfalls nicht über alle Sitzungen NiederschriŸen in burg bestätigt werden. Nach 1790 war sogar die Ausschrei- die Protokollbücher eingebunden. Für die Zeit von 1790 bis bung der Wahl für die Stelle eines Mitglieds der Ordinaridepu- 1805 enthalten sie gerade zehn Protokolle der Engeren Kon- tation von der Erlaubnis des Oberdirektors abhängig.“407 Die ferenz,411 obwohl wir aus den Plenarprotokollen vereinzelt Ordinarideputation war kaum noch mehr „als ein Vollzugs- über weitere Sitzungen erfahren. Hinsichtlich der Konferen- organ der Anordnungen des ständischen Oberdirektors.“408 tialstände wäre vielleicht ein Abgleich mit den Landjahrrech- Während die Landstände andernorts, sofern sie über- nungen (Tagesdiäten) möglich. haupt noch Bestand hatten, faktisch auf geschäŸsführende Ausschüsse mit Entscheidungsgewalt reduziert wurden, ent- falteten sie in Vorarlberg bis zum Übergang an Bayern eine .. Ständische Formen und Inszenierungen sehr rege Plenartätigkeit. Der „o²ene“ Tiroler Landtag (Gesamtlandtag) wurde nach Das übliche Sitzungsprozedere, der Beratungs- und Entschei- 1700 gerade noch drei Mal einberufen (1704, 1720 Pragma- dungsbrauch, lässt sich anhand der Protokolle rekonstruie- tische Sanktion, 1790 Beschwerdelandtag), zuletzt mit mehr ren.412 Darüber hinaus wissen wir wenig über ständische Ri- als 300 Abgesandten.409 In Vorarlberg tagte das Plenum allein tuale, über Umgangs- und Ausdrucksformen, sehen wir vom von 1790 bis 1805 noch 34-mal. SchriŸverkehr ab. Diese Vorarlberger Besonderheit lässt sich mit dem feh- Für die mit barockem Pomp inszenierte Bestätigung der lenden Beschlussrecht der Konferentialstände und mit der Pragmatischen Sanktion zeichnete der Bregenzer Vogt Pap- Überschaubarkeit von nur 24 Ständen erklären, die gelegent- pus als Hožommissär verantwortlich.413 Daran erinnern heu- lich vielleicht widerspenstig, aber nicht mächtig waren; die te noch im Feldkircher Rathaus lebensgroße Porträts Karl VI. Häu¬gkeit auch mit dem Umstand, dass Vorarlberg während und seiner Gemahlin Elisabeth Christine mit der Beschrif- der Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich ab tung den 12. January: Anno 1722. Auch für die o¿zielle Lan- 1792 mehr oder weniger vom Kriegsgeschehen bestimmt und desübernahme durch Bayern, die am 13. März 1806 im Gast- ab 1796 mehrfach selbst zum Kriegsschauplatz wurde. Damit haus „Löwen“ in Bregenz über die Bühne ging, wurden die musste nicht nur die Landesverteidigung organisiert, sondern Stände zur Kassa „gebeten“.414 auch die Finanzierung der Kriegsführung und der „Kriegs- Der Selbstinszenierung diente ein Stück weit ein ständi- erlittenheiten“ geregelt werden; was für andere LandschaŸen scher Jahrtag. Bereits im Protokoll des Landtages von 1594 freilich ähnlich gegolten hätte. steht zu lesen, dass die Teilnehmer vor Beginn der o¿ziellen

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Abb. : Quellen wie Anm. Œ‹. Von   bis  fehlen die Protokolle, Abb. š: Quellen wie Anm. Œ‹. Von   bis  fehlen die Protokolle, abgesehen von den Landjahrrechnungen. abgesehen von den Landjahrrechnungen. NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit 

Beratungen im Bregenzer Rathaus (in der Oberstadt) nach aufzuwarten und ihnen jederzeit in der von ihnen gewünsch- altem jnn dergleichen landtagshandlungen üblich herkommen ten Kirche die Messe zu lesen.422 gebrauch in der St. Martinskapelle gemeinsam einen Gottes- Gegen ein allzu großes Repräsentations- und Geltungsbe- dienst feierten.415 Aus diesem Brauch mag sich mit der Ver- dürfnis der Landstände spricht, dass uns keine Bauwerke oder allgemeinerung der Landjahrrechnung eine Jahrtagsmesse Kunstwerke bekannt sind, die sie AuŸrag gegeben oder gestif- für verstorbene Herren Stände entwickelt haben, die vor Be- tet hätten. Im Oktober 1802 kam der Landtag allerdings über- ginn der Plenarberatungen in der Feldkircher Pfarrkirche ein, dass es gewiss der Mühe und Kosten Wert sei, die merk- St. Nikolaus gehalten wurde. In den Rechnungsbüchern wird würdigen Begebenheiten, die sich seit 1796 im Land Vorarlberg sie erst 1723 nachvollziehbar, als das Plenum beschloss, dass zugetragen haben, in eine Geschichte gefasset und diese als ein künŸig zur Bestreitung des vor jahren beliebten und angese- bleibendes und würdiges Denckmahl der Nachwelt überlassen henen allgemeinen Jahrtag pro defunctis membris statuum416 würde.423 Sie beschlossen, Dr. Josef Bitschnau damit zu beauŸra- von jedem, der neuer Vorsteher wurde und zu den Konventen gen,424 der den wehrhaŸen Landständen mit seinem zweibändi- erscheint, zum Einstand ein Beitrag kassiert wird; von den gen Werk über die Zeit der „Franzosenkriege“, das 1807/1808 städten und principal herren ständen – also von den Herren erschien, tatsächlich ein literarisches Denkmal setzte.425 Konferentialständen – 4 ¨, von den gemeinen Herren Stän- den 3 ¨.417 Als erste wurden 1723 der Rankweiler Landam- mann Jakob Griß, der Jagdberger Ammann Jakob Duelli und .. Wechselnde Tagungsorte, Verlagerung in der Fußacher Ammann Michael Hellbock zur Kassa gebeten; Richtung Feldkirch die Jahrtagsmesse wurde für den Feldkircher Stadtammann und oberständischen Kassier Anton Roman Fröwis, den Blu- Allgemeine Versammlungen wurden nach Feldkirch und Bre- denzer Bürgermeister Zacharias Bruno und den Sonnenber- genz einberufen, ausnahmsweise „zum Bauern“ bei Götzis ger Landammann ´omas Fritz gehalten, wofür der Feldkir- (-Bauern).426 Die Landjahrrechnung fand grundsätz- cher PriesterschaŸ 10 ¨ 48 kr zu entrichten waren.418 In der lich immer in Feldkirch statt. folgenden Landjahrrechnung steht mit 8 ¨ ein „Totenbüchle“ Das Wirtshaus zum Bauern gilt als bevorzugter Tagungs- zu Buche, in das die verstorbenen ständischen Herren De- ort der Konferentialstände. Es gehörte zu einer Rodstation, putierten einzutragen waren.419 1770 ist ausdrücklich davon die Kaiser Maximilian einst gegen Zins der Stadt Feldkirch die Rede, dass die „Präsenzgelder“ von den neu-erwöhlt und überlassen hatte.427 Mit der Fertigstellung der Staatsstraße von aufgenommenen (sic!) Herren Stadtammännern, Landam- Bregenz über Dornbirn, und Götzis nach Feld- männern, Ammännern, Vorgesetzen (Montafon) und Male- kirch 1768/71 verlor Bauern als Warenumschlagplatz am ¬zrichtern (Hohenegg) einzukassieren ist.420 Dieser Jahrtags- Rhein, an der Grenze zur Schweiz und zu Hohenems, seine brauch erinnert damit an eine BruderschaŸ und macht die Bedeutung. Als Tagungsort der Konferentialstände dürŸe es Herren Stände als Korporation greiÁar. Laut dem Feldkir- bereits um 1746 außer Mode gekommen sein. Dafür wurden cher Pfarrurbar 1756/1773 war der ständische Jahrtag „mit die Konferentialstände nun gelegentlich nach Dornbirn ein- Vigil, mehrstimmig gesungenem Seel- und Lobamt und acht berufen, oder nach Bregenz. Beimessen, sowie mit der Verlesung der Namen der Verstor- In Feldkirch tagten die Stände im Rathaus, das nach dem benen von der Kanzel bzw. Aufstellung der großen ‚Pahar‘ Stadtbrand von 1697 wiedererrichtet worden war, in Bregenz [Bahre] mit sechs Leuchtern“ zu halten.421 – Der Apostel- mitunter auch in Gasthäusern („Löwen“), in Dornbirn im Ge- Bene¬ziat hatte übrigens als „Hožaplan“ landesfürstlichen richtshaus oder im Gasthaus, in Götzis-Altach im Wirtshaus Kommissären, die LandesgeschäŸe nach Feldkirch führten, zum Bauern.

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Abb. Œ: Quellen wie Anm. Œ‹. Abb.  : Quellen wie Anm. Œ‹.  MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

Die Stände tagten, soweit wir wissen, unter Ausschluss der sprechendes galt für Sitzungen der Konferentialstände oder Ö²entlichkeit. Das nahm den Versammlungen den „Druck regionale Ständeversammlungen. der Straße“ und erleichterte den Kompromiss, verhinderte Die Abstimmung fand o²en und gemeinsam in Form ei- aber auch eine unmittelbare Anteilnahme der „Gemeinds- ner Umfrage statt. Es entwickelte sich im Lauf der Zeit eine leute“ und verminderte die soziale Kontrolle. Rangordnung der Stände, die auch für die Sitzordnung maß- In der HerrschaŸ Feldkirch, in der auch Bauern und geblich war.432 Die Städter saßen als Meinungsführer ganz Dornbirn lagen, führte traditionell der Feldkircher Stadtam- oben an der Tafel, die Walser und Kellhöfer ganz unten, mit- mann den Vorsitz, in Bregenz sein Bregenzer Kollege. Ab 1771 unter vielleicht auch als Zünglein an der Waage. leitete der Landvogt bzw. Kreishauptmann als landständischer Zuerst wurde ein Tagesordnungspunkt referiert, als Ergeb- Präses die Sitzungen, sofern er an ihnen teilnahm. nis wurden die zu entscheidenden Fragen formuliert. Dann Die Angliederung der Stände an die landesfürstliche Ver- fragte der Vorsitzende die Meinungen zu den Fragen ab. Tag- waltungszentrale hatte keine Verlagerung des Tagungsgesche- ten die Stände in Feldkirch, gab zuerst Bregenz seine Mei- hens nach Bregenz zur Folge. Es verschob sich im Gegenteil nung kund, dann Bludenz und Feldkirch. In Bregenz lautete tendenziell sogar nach Feldkirch (Abb. 24), was zum einem die Reihenfolge Feldkirch, Bludenz, Bregenz. In der übrigen guten Teil auf das verkürzte Intervall der Landjahrrechnung Rang- und Abstimmungsfolge gab es im Lauf der Zeit Ver- zurückzuführen ist, besonders im Hinblick auf die Tagungs- schiebungen. In der Spätzeit folgten Sonnenberg, Hohenegg, intensität, die Zahl der Sitzungstage (Abb. 25). Rankweil-Sulz, Bregenzerwald, Montafon, Altenburg, Neu- burg, Dornbirn, Jagdberg, Hofsteig, Sulzberg, Lingenau, Hof- rieden, Höchst-Fußach, Simmerberg, Grünenbach, Alber- .. Nur imperatives Mandat schwende, Mittelberg, Tannberg, Damüls, Kellhöf (vgl. Abb. 26). Entsprechend wurden die Deputationen auch im Ta- Als Vertreter genossenschaŸlicher Gerichtsgemeinden ver- gungsprotokoll aufgelistet. Als Ergebnis dieser Umfrage for- fügten die Deputierten zu den Versammlungen grundsätzlich mulierte der Vorsitzende einen „Abschluss“ („Conclusum“), über kein freies, sondern nur über ein imperatives Mandat. der protokolliert wurde. Es war jeweils durch die Vollmacht (Gewaltbrief) beschränkt. Grundsätzlich entschied die Mehrheit der Stimmen. Das Das bot ursprünglich auch den Vorteil, dass die Deputier- Stimmverhalten lässt sich aus den Protokollen jedoch nur sel- ten in den zum Teil zermürbenden Verhandlungen mit den ten schließen. Das gilt auch für die Frage, wer als Stimmführer landesfürstlichen Kommissären über außerordentliche Trup- die Meinung seines Standes abgeben hat, wenn dieser durch pen- oder Finanzhilfen damit argumentieren konnten, dass zwei oder mehr Personen vertreten war. sie nichts zusagen, sondern zuerst die Gerichtsgemeinde „hin- Das Conclusum konnte je nach ´ema und Fragestellung ter sich bringen“ müssen, was freilich für alle Beteiligten ein aber auch nur ein Stimmungs- und Meinungsbild wiederge- aufwändiges Verfahren war, weshalb bereits früh auch unbe- ben und festhalten. Mitunter wurde auch die Meinung jedes schränkte Vollmachten ausgestellt wurden.428 Standes einzeln protokolliert.433 Dieses „Steuerbewilligungsrecht“ verlor spätestens un- Sofern überhaupt, waren Stimmrechtsübertragungen an ter Maria ´eresia an Wirksamkeit und damit auch die Voll- den Vertreter eines anderen Gerichts wohl nur möglich, wenn machtbeschränkung an Bedeutung. Dass das Hinter-sich-Brin- ein Stand an der Teilnahme verhindert war. Soweit wir uns auf gen nicht völlig verloren ging, zeigt der Vorbehalt der Gerichte entsprechende Vermerke in den Anwesenheitslisten der Sit- Feldkirch, Bregenzerwald, Bregenz und Hohenegg beim Land- zungsprotokolle verlassen können, kamen solche Bevollmäch- tag 1796, die Frage der Übertragung ihrer strafrechtlichen tigungen nur sehr selten vor. So heißt es zum Beispiel im Teil- Kompetenzen an ein zentrales Kriminalgericht zuerst mit ihren nehmerverzeichnis einer Landtagssitzung im April 1710 beim Gemeinden besprechen zu müssen.429 Dieser Vorbehalt wurde Gericht Damüls: hat Jaggberger herrn amann gewahlt geben.434 allerdings nicht gegenüber einem landesfürstlichen Kommissär, Für Dezember 1708 ist eine schriŸliche Gewahlt (Vollmacht) sondern gegenüber den Mitständen ausgesprochen. überliefert, die der Damülser Gerichtsammann seinem Jagd- berger Kollegen unbeschränkt für den Fall ausstellte, dass kein Vertreter aus Damüls in Bregenz erscheine.435 .. Gleichgewichtige Virilstimmen Der Landvogt bzw. Kreishauptmann hatte nur eine bera- tende Stimme (Votum informativum), der in der Meinungs- Die LandtagsgeschäŸe wurden durch Votieren oder Mehrheit bildung freilich erhebliches Gewicht zukommen konnte. der Virilstimmen erledigt.430 Jeder der stimmführenden Her- ren Stände verfügte über eine Virilstimme. Darunter verstand die StaatswissenschaŸ, „die Befugniß des Einzelnen, als Ver- .. Präses als Multifunktionär mit beschränkter Macht treter eines Staats oder einer KörperschaŸ seine Meinung in einer Versammlung abzugeben und bei der Zusammenzäh- Hier soll noch einmal an die Sonderkonstruktion des Präses lung einzeln für sich gerechnet zu werden.“431 der Vorarlberger Stände erinnert werden, die in dieser Form Allen 24 Stimmen kam im Landtag unabhängig vom seinesgleichen suchen dürŸe: Die Stände verfügten lange Zeit Schnitz- oder MannschaŸsanteil dasselbe Gewicht zu. Ent- über kein Führungsorgan, bis ihnen 1771 der landesfürstliche NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit 

Behördenchef in Bregenz als ständischer Präses und landes- Uneinigkeit der oberen und der unteren Stände zum Fall der fürstlicher Kommissär vorgesetzt wurde, der 1786 als Kreis- Festung Bregenz 1647 und der Besetzung des Landes durch hauptmann noch eine Machterweiterung erfuhr. die Schweden beigetragen hat. Die militärischen Erfolge 1744, Trotz dieser Machtfülle blieb sein Ein¨uss als ständischer 1796 und 1799 stärkten in der Folge jedoch nicht nur das Ge- Präses jedoch beschränkt, wenn wir zum Vergleich Schwä- meinschaŸsgefühl und das Selbstbewusstsein, sondern auch bisch-Österreich heranziehen, wo der Landesdirektor mit der die Stellung der Vorarlberger Stände. Diese Tradition sollte entscheidungsbefugten und „quasibeamteten“ Ordinaridepu- sich noch in Sonderkompetenzen der Landtage Tirols und tation den gesamten Apparat beherrschte. In Vorarlberg war Vorarlbergs in den konstitutionellen Landesordnungen von das nicht möglich, weil die Konferentialstände nicht refor- 1861 auswirken.444 miert wurden, der Präses damit genötigt war und hinsicht- lich der Landjahrrechnung auch verp¨ichtet blieb, das ent- scheidungsbefugte Plenum einzuberufen. .. Landesfinanzen Für ein wachsendes Selbstbewusstsein der Stände spricht, dass sie gegen Ende ihrer Ära hinsichtlich ihres Präses ge- Als Kernkompetenz der Stände gilt das „Steuerbewilligungs- zielt Personalpolitik betrieben, wenn sie ihn schon nicht selbst recht“, worunter ursprünglich, wie wir bereits sahen, die Zu- wählen konnten. Als der kranke Kreishauptmann Vicari im sage von „Hilfsvölkern“ oder ersatzweise „Hilfsgeldern“ für Juli 1805 endgültig geschäŸsunfähig wurde, er soll später in Söldnertruppen, später für das stehende kaiserliche Heer geistiger Umnachtung gestorben sein, wandten sich die Stän- verstanden wurde.445 Nachdem Tirol und die Vorlande dem- de an das Landesgubernium, ersuchten um die Bestellung ei- selben Landesfürsten unterstanden, wurden die vier Stän- nes provisorischen Präses und empfahlen dafür nachdrück- dekorporationen gleichzeitig herangezogen. Über die Mit¬- lich Oberamtsrat Franz von Vintler – einen der geschmähten nanzierung von Kriegen hinaus forderte der Landesfürst bald „Tiroler Landmänner“ –, der das Land kenne, dessen Vertrau- auch „außerordentliche Steuern“ zur Tilgung seiner Schul- en genieße und bereits bisher als ständisches Quasiprovisori- den, zur Auslösung verpfändeter Kammergüter und Herr- um Geschicklichkeit bewiesen habe.436 Die Stände hatten Er- schaŸen, zur AuÁringung der Kosten aus dem Durchzug und folg. Das Gubernium stimmte dem Provisorium postwendend der Einquartierung von Truppen, selbst für seine Hošaltung. zu.437 Acht Wochen später wurde Vicari pensioniert und Vint- Die entsprechenden „Hilfsgelder“ konnten nicht mehr allein ler zum neuen Kreishauptmann ernannt.438 durch Umlagen, sondern mussten auch über Kredite ¬nan- Auch in bayerischer Zeit versuchten die Stände noch zwei- ziert werden. mal, die Bestellung ihres Präses zu beein¨ussen. Bei der Bewilligung außerordentlicher Steuern orientier- ten sich die Stände Vorarlbergs, Schwäbisch-Österreichs und Vorderösterreichs an Tirol. So gingen die Stände vor dem Arl- .. Die Landesmiliz – keine Selbstverständlichkeit berg bereits im 17. Jahrhundert dazu über, regelmäßig den dreißigsten Teil der von der Tiroler LandschaŸ zugesagten Es würde den Rahmen sprengen, auf die Wehrverfassung ein- Mittel zu bewilligen. Mit der Vorländischen Steuerunion, der zugehen.439 Wichtig ist aber die Feststellung, dass die Lan- Vorarlberg 1723 bis 1746 angehörte, wurde die Steuerbewil- desverteidigung als P¨icht und Recht der Landstände keine ligung noch mehr automatisiert, die außerordentliche Steu- Selbstverständlichkeit war;440 und schon gar nicht, dass die er zum jährlich wiederkehrenden Normalfall, zum „ordentli- Landesmiliz bis ins 19. Jahrhundert hinein Bestand hatte. chen Postulat“. Damit stumpŸe dieses Machtinstrument der So waren zum Beispiel die Stände Schwäbisch-Österreichs Stände weiter ab. Mit der Steuerperäquation 1770 und der von Beginn an funktionell auf das Steuerwesen beschränkt zeitgleich erzwungenen Konskription, einer wenn auch be- und blieben es auch. Das Ansinnen der landesfürstlichen scheidenen Rekrutenstellung zum kaiserlichen Heer,446 ver- Regierung, eine eigene Landesmiliz aufzustellen, lehnte der lor es weitgehend seine ursprüngliche Bedeutung, wenn- Landtag 1687 mit Nachdruck ab.441 „Bezeichnenderweise trat gleich der Landesfürst den Ständen jährlich mit eigenhändig mit dem Wendepunkt des Dreißigjährigen Krieges, der fast unterschriebener Resolution sein Postulatsansinnen übermit- überall die Ohnmacht der Landesaufgebote erwiesen hatte, telte.447 Franz II./I. (1792 bis 1806, 1804 bis 1835) sollte die das Landesdefensionswesen nahezu überall in Deutschland Stände zwar nicht zu „außerordentlichen Steuern“, aber mit ganz zurück“.442 Auch in den österreichischen Erblanden ver- demselben Mechanismus zur Gewährung von „Kriegssteuer- schwanden in den folgenden Jahrzehnten die Landesaufgebo- Darlehen“ verhalten. te der Stände als zweite Säule neben dem nun stehenden Heer Bei der Peräquation zeigte sich Maria ´eresia landes- des Landesfürsten, sehen wir von Tirol und von Vorarlberg mütterlich auch um die Gott gefällige Gleichheit in der Be- ab, wo die Landesmiliz, von der unter Josef II. ebenfalls still- steuerung ihrer Vorarlberger Untertanen besorgt.448 Der bis- schweigend ganz abgegangen worden war, im Kriegsjahr 1796 her steuerbefreite adelige und geistliche Grundbesitz sollte reorganisiert wurde.443 einbezogen, die Verumlagung auf die einzelnen Gerichte ge- Aus dem Dreißigjährigen Krieg konnten auch die Vor- rechter gestaltet und bei allem natürlich eine höhere Steuer- arlberger Stände kein Erfolgserlebnis mitnehmen. Viel- leistung erzielt werden. Die 1769 beauŸragte Peräquations- mehr blieb die kon¨iktreiche Frage im Raum, inwieweit die Hožommission schloss ihre Arbeiten 1770 ab. Die Reform  MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND /  dürŸe formell 1771 in KraŸ gesetzt worden sein,449 rückwir- etwas stärker berücksichtigte. Mit der theresianischen Per- kend mit dem Militärjahr 1770/71. Das Militärjahr, das von äquation wurde dieser Steuerschlüssel neu festgelegt, der sich November bis Oktober des Folgejahres dauerte, galt fortan künŸig ausschließlich an dem 1769/70 erhobenen Liegen- als Rechnungsjahr. schaŸsvermögen orientieren sollte. Die „Verschnitzung“, die Verumlagung der Hilfsgelder an- Die Ergebnisse der Peräquation waren auch Gegenstand stelle von Hilfstruppen, erfolgte zunächst nach dem „Mann- der Untersuchungen des Gubernialrats Josef Karl Schmidt, schaŸsschlüssel“ der Landesmiliz, der wieder nach Köpfen, der 1792 als Gubernialkommissär nach Vorarlberg entsandt entsprechend der Bevölkerungszahl der einzelnen Gerichte, wurde, um die Domänenverhältnisse unter die Lupe zu neh- festgelegt worden war. Nachdem aber der Landesfürst zuneh- men und als Ergebnis eine detaillierte Beschreibung der öko- mend außerordentliche Steuern auch für andere Zwecke for- nomischen und politischen Verhältnisse des Landes und Krei- derte, verlor dieses „archaische System“ seine Berechtigung.450 ses Vorarlberg vorlegte.451 Die Städte wurden dadurch bevorzugt, die ländlichen Gerich- Sein Befund ¬el vernichtend aus: Statt der alten unverlässli- te benachteiligt, deren Beschwerden 1628 endlich Erfolg hat- chen Vermögens-Steuer hätte eine rekti—zierte wahre Grund-Er- ten. Erzherzog Leopold legte einen eigenen „Schnitzschlüssel“ trägnißsteuer eingeführt werden sollen. Zu diesem Zweck seien fest, der die Vermögenssituation in den einzelnen Gerichten alle Grundstücke ohne Unterschied vermessen und nach dem

Finanzierungs- und Mannschaftsschlüssel der Vorarlberger Landstände 

Finanzierungsschlüssel Mannschaftsschlüssel Bevölkerung (einfacher Schnitz) (doppelter Ausschuss)

Rang fl kr in % in % in %  Feldkirch . ,  , . ,  Rankweil-Sulz .  / ,  , . ,  Bregenzerwald .  ,  , . ,  Neuburg   / ,  ,  ,  Dornbirn .  / ,  , . ,  Jagdberg   / ,  , . ,  Höchst-Fußach   / ,  , . ,  Damüls   / ,  ,  , Vordere Stände , . , . ,  Bludenz .  / ,  , . ,  Sonnenberg .  / ,  , . ,  Montafon .  / ,  , . , Innere Stände , . , . , Obere Stände , . , . ,  Bregenz .  / ,  , . ,  Hohenegg .  / ,  , . ,  Altenburg   / ,  , . ,  Hofsteig .  / ,  , . ,  Sulzberg .  / ,  , . ,  Lingenau .  / ,  , . ,  Hofrieden .  / ,  , . ,  Simmerberg .  / ,  , . ,  Grünenbach .  / ,  , . ,  Alberschwende   / ,  , . ,  Mittelberg   / ,  , . ,  Tannberg   / ,  ,  ,  Kellhöf   / ,  , . , Untere Stände , . , . , Gesamt Œš.Œš Œ Œ/ , .‹‹‹ , . š ,

Abb. : Quellen wie Anm.  und , eigene Berechnungen. Rangfolge = Sitzordnung bei Tagungen in Feldkirch;  Gulden (£) = ‹ Kreuzer (kr); Bevölkerung = wahrscheinlich Wohnbevölkerung, nicht unbedingt Gerichtszugehörige; Fettdruck = Konferentialstände. NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit 

Erntertrag geschätzt worden – einschließlich der landesfürstli- Ganahl ging von 9.784 ¨ 15 7/8 k aus; die Gubernialkommis- chen LiegenschaŸen wie auch jene der Klöster, StiŸe, Pfarren, sion 1792 von 8.831 ¨ 21 6/8 k.457 milden StiŸungen und weltlichen Domänen, die bisher steu- Zudem hatte der Landesfürst den Ständen ErbschaŸssteu- erfrei waren. Da aber die Stände, vor allem die Gerichte Dorn- ern überlassen: zum einen von ErbschaŸen, die Vorarlberger birn und Bregenzerwald, sich dem so gewaltig widersetzt hät- außer Landes machten; zu anderen ein ErbschaŸssteueräqui- ten, dass sogar Militär herbeigerufen werden musste,452 sei man valent aus VerlassenschaŸen von Weltpriestern und Ordens- von der detaillierten Grundsteuer abgegangen. Um den Schein personen. Milde StiŸungen und BruderschaŸen hatten sich einer Grundsteuer zu wahren, seien die Grundstücke eines je- vom ErbschaŸssteueräquivalent befreien können.458 den Gerichts überhaupt geschätzt und das Postulat oder Steuer- Weiterhin konnten die Stände das 1573 „erworbene“ Um- Quantum von 40.000 ¨ auf die Gerichte verteilt und diesen die geld (Getränkesteuer) für sich kassieren. Die Gubernialkom- Verumlagung auf die Untertanen überlassen worden. Nachdem mission von 1792 war allerdings überzeugt, das bei einer auf- sich die in Vorarlberg begüterten Dominien des Schwäbischen richtigen Gebarung angesichts des großen Konsums von Wein, Kreises von der Dominikalsteuer freikauŸen, sei das Postulat Bier und sonstigen Getränken des dem Trunke so sehr ergebe- auf 39.400 ¨ vermindert worden. Nach ausführlicher Begrün- nen Volk des Landes Vorarlberg jährlich ein Mehrfaches an Um- dung kam die Kommission zum Ergebnis, geld erlöst werden und dadurch das landesfürstliche Passivka- pital längst getilgt sein müsste, weshalb vorgeschlagen wurde, daß solchergestalt die Vorarlberger Steuer-Regulierung auf kei- dieses Gefälle wieder zu Gunsten des Staates einzuziehen. Das nem wahren Grundsatz, und Ebenmaß gegründet seye; daß Umgeld müsste jährlich wenigstens 10.000 ¨ eintragen, was daher die Vertheilung derselben allzu viel der Willkühr der aber bei Weitem nicht der Fall sei, da weder der im Land pro- Amänner, und Geschwornen überlassen seye, und wegen der duzierte noch der eingeführte Wein ordentlich beschrieben wer- Ungleichheit der Rustical- und Dominical-Steuer auch die de und jeder Ammann, Geschworener oder Gemeindevorste- Gleichheit der Besteuerung zwischen den Unterthanen nicht her Wirt sei und überhaupt jeder Schankwirt dem ständischen statt haben könne und daß endlich eine Versteurung nach dem Umgeldeinnehmer nur an AuskunŸ gebe, was er wolle.459 Da Vermögen und Einkün‘en immer die unverlässlichste seye.453 nützte es o²enbar wenig, dass die Umgeldeinnehmer, die für jedes Gericht bestellt wurden, am Umgeldeinzug prozentuell Seit der Peräquation bestand die Landessteuer ausschließlich in beteiligt waren. Sie konnten 12,4 Prozent der Umgeldeinnah- einer Grundsteuer, die allerdings in zweifacher Form bemessen men als Aufwandsentschädigung für sich behalten.460 und eingehoben wurde, je nachdem, wer 1770 Eigentümer der Schließlich stand den Ständen noch der Arrha-Abzug von Grundstücke gewesen war. Jene, die damals einem „geistlichen den landständischen Besoldungen zu. oder weltlichen Herrn“ gehörten, unterlagen der Dominikal- Die Landstände hatten kein Steuer¬ndungsrecht. Sie ho- oder Herrensteuer, alle übrigen der Rustikal- oder Bauernsteuer. ben landesfürstliche Steuern ein, über die sie zum Teil zur De- An Rustikalsteuer verumlagten die Stände ursprüng- ckung ihres eigenen Aufwandes verfügen konnten. lich 46.510 ¨ 21 kr 6 h. Mit 1785/86 muss dieser Betrag ge- Die Stände Bludenz und Montafon ersuchten beim Be- senkt worden sein.454 Ganahl ging in seiner Darstellung von schwerdelandtag 1790 darum, den Kontributionsfuß wieder einem Ertrag von 43.437 ¨ 41 4/8 kr aus. Diese Summe wur- auf das historische Maß zu mildern.461 Laut Kreishauptmann de auch als „einfacher Steuerschnitz“ bezeichnet. Sie war von Indermauer hatte die jährliche Landessteuer seit 1749 32.500 den Gerichten entsprechend dem Steuerschlüssel anteilig auf- ¨ betragen.462 Demnach war sie 1770 um 6.900 ¨ erhöht wor- zubringen (zu „verschnitzen“) und an die ständischen Kassen den. Dem standen allerdings auch Mehrerlöse aus Abgaben abzuliefern. Davon behielt sich der Kaiser 39.400 ¨ als „landes- gegenüber, die der Staat den Ständen überließ. Ganahl veran- fürstliches Postulat“ oder „Kontribution“ vor. Von der verblei- schlagte an Erträgen: Dominikalsteuer 9.748 ¨, Erbsteuer 150 benden Summe wurden 2.500 ¨ anteilsmäßig den einzelnen ¨, geistliche ErbschaŸssteuer 1.525 ¨, Arrha-Abzüge 100 ¨, Gerichten als „ständische Superrogate“ rückvergütet, vielleicht insgesamt demnach 11.500 ¨. Hinzu kamen noch der Über- als Entschädigung für den Verwaltungsaufwand der Steuer- ling aus der Rustikalsteuer von 4.037 ¨ und Umgeldeinnah- einziehung.455 Der Rest war für einen „Dispositionsfonds“ be- men von durchschnittlich 4.000 ¨.463 In Summe standen den stimmt, aus dem der Verwaltungs- und Zinsaufwand, mög- Ständen demnach jährlich rund 19.500 ¨ an „Abgabenüber- lichst auch eine Schuldentilgung, bestritten werden sollten. schuss“ zur Verfügung. Der Aufwand für Beamtenbesoldun- Zu diesem Zweck ¨oss den Ständen auch die Dominikal- gen betrug zum Vergleich 1.980 ¨. steuer zu. Die Rustikalsteuer wurde von den Ständen eingeho- Allerdings schnellten die Ausgaben in Kriegsjahren auf ben, die das Postulat – absichtlich – an die landesfürstlichen rund 700.000 ¨ hinauf.464 Je nach Bedarf konnte und muss- Rentämter abführten, während die Rentämter die Dominikal- te der jährliche Schnitz an Rustikalsteuer vervielfacht werden steuer einhoben und an die Stände ablieferten, was die Kom- (vgl. Abb. 10). So sahen sich die Stände zum Beispiel 1799 ge- missär Schmidt 1792 als eine ine¿ziente Überbürdung stän- nötigt, allein für Verp¨egung und Vorspanndienste für kaiser- discher Aufgaben an den Staat kritisierte.456 liche Truppen 334.000 ¨ umzulegen.465 Die jährlichen Erträge aus der Dominikalsteuer, die die Dagegen blieb die Dominikalsteuer ¬x, was Ganahl be- ständischen Kassiere verbuchen konnten, schwankten und klagte. Das sei bisher einzig der Konnivenz und Nachgiebig- hingen von der Zahlungsmoral der Steuerschuldner ab. keit der Herren Stände gegen die Adeligen und Geistlichen ‹ MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

471 Einnahmen und Ausgaben der Landstände tilgen können. Bis einschließlich 1805/06 waren die Stände noch zur HälŸe vom Rustikalsteuer-Postulat befreit, von der Empfang Ausgaben Saldo vom Kaiser zugesagten Entschädigung für Kriegserlittenhei- / . . - . ten stand noch eine Rate von rund 232.000 ¨ aus, die nicht als Forderung (Aktivkapital) ausgewiesen sind. Allerdings stand / . . . auch schon wieder der nächste Krieg bevor. Vergeblich sollten / . . . Ganahl, Gugger und Keßler im Frühjahr 1806 nochmals ent- – .. .. - . sandt werden, um bei Österreich zum Abschied um die aus- Abb. : VLA: StABl Hs.  ,; VLA: LSt Hs. , , , ‹; ständige Ratenzahlung zu ersuchen.472 80 Jahre später sollte eigene Berechnungen. der Landtag einen erneuten Anlauf nehmen.473 Bei ihrer Au¨ösung gab die LandschaŸ 1808 einen unbe- [die nur zahlen, aber nicht mitbestimmen durŸen; UN] zuzu- deutenden Realitätenbesitz an: die so genannte „St. Anna-Ka- schreiben, welche das Wort Vaterland so selten beherzigten und serne“ samt Garten in Bregenz und ein Stübchen im unteren bei den außerordentlichen Kriegserlittenheiten keinen Kreuzer Teil des Hauses an der Bregenzer Klause mit einem kleinen mehr als bei gewöhnlichen Jahren kontribuieren, ja nicht ein- Rebgarten, beide Gebäude in schlechtem Zustand.474 Es ist un- mal die gewöhnliche Steuer abführen und noch einen großen klar, wann und wie die Stände zu diesen Immobilien kamen. Teil von diesen schulden; am meisten das Kloster Mehrerau Das Gebäude des 1782 aufgehobenen Franziskanerinnenkloster und Baron von Sternbach, der Lehensinhaber der Herrschaf- St. Anna hatte zunächst jedenfalls die Stadt Bregenz erworben. ten Bludenz und Sonnenberg.466 Aus der Literatur erfahren wir nur, dass es ab 1804 dauernd als Mit dem Krieg wuchs der Schuldenberg. Ganahl bezif- Kaserne verwendet worden sei.475 Beim Stübchen an der Klau- fert die Landesschuld mit 800.000 ¨, denen als einziges Ak- se handelte es sich um eine Wachtstube im Wachthaus.476 1810 tivvermögen ein bei Seiner Majestät verzinsliches Kapital von befanden sich beide Immobilien noch in Staatseigentum.477 80.000 ¨ gegenüberstehe. Wir wissen jedoch nicht, in wel- chem Jahr Ganahl seinen Bericht schrieb. In den Kriegsjah- ren schwankte der Schuldenstand. .. Steuer- und Wehrgerechtigkeit? 1796 standen 1.026.804 ¨ an Passiva, Aktiva von 191.580 ¨ gegenüber.467 Die horrenden Summen konnten nicht vollstän- Es überrascht nicht, dass die bevölkerungsreichen Stände ab- dig auf die Gerichte umgelegt werden. Die Landstände muss- solut am meisten zum Schnitz wie zur MannschaŸ beitrugen ten Kredite aufnehmen und Obligationen ausgeben. Die Stän- (Abb. 28 und 29). de waren 1792, 1795 und 1796 genötigt worden, dem Kaiser Der Bevölkerungsanteil ist insofern problematisch, als „Kriegssteuer-Darlehen“ von insgesamt 96.000 ¨ zu gewäh- 1792 wahrscheinlich die Wohnbevölkerung erfasst wurde, ren, für die sie staatliche Schuldobligationen zu 3 ½ Prozent die mit den Angehörigen der Gerichtsgemeinde nicht iden- erhielten, während sie ihre Darlehen und eigenen Obligatio- tisch sein musste. Setzen wir ihn annährungsweise dennoch nen regelmäßig mit 5 Prozent bedienten, ältere zu 3 ½ und in ein Verhältnis mit Schnitz und MannschaŸ, kommen wir 4 Prozent. Die In¨ationsraten jener Jahre dürŸen allerdings zu verblü²enden Verwerfungen. Demnach wären fast 30 Pro- deutlich darüber gelegen haben. zent der Walser am Tannberg zum doppelten Ausschuss stel- Mit Jahresbeginn 1802 hatten die Stände allein Obligatio- lungsp¨ichtig gewesen, aber nur 11 Prozent der Montafoner. nen im Wert von 623.776 ¨ zu bedienen.468 Im Oktober 1802 Und auch bei der Steuerleistung pro Kopf ¬nden wir Tann- konnten die Deputierten Ganahl, Gugger und Keßler dem berg an 7., Montafon mit Dornbirn an 20. Stelle. Landtag jedoch von ihrer erfolgreichen Verhandlungen in Wien berichten: Dem Land wurden 721.455 ¨ an landesfürst- lichen Forderungen und Steuern nachgelassen und zudem für .. Grenzen landständischer Initiativen „Französische Erlittenheiten“ eine Entschädigung von 783.154 ¨ zugesagt, was insgesamt einen Beitrag von 1.504.609 ¨ Wie- „Da sich die österreichischen Herzöge nicht bemühten, ner Währung bedeutete,469 der, und das war für Vorarlberg re- die Vorarlberger HerrschaŸen administrativ zusammen- levant, 1.805.530 ¨ Reichswährung (RW) entsprach. Die Ent- zufassen, waren die Aktionsmöglichkeiten der Vorarlber- schädigung sollte in vier Jahressraten erfolgen, wovon die erste ger Stände beschränkt,“ analysierte Blickle im Vergleich in Höhe von 240.000 ¨ bereits bar in harten Laubtalern, nicht mit anderen LandschaŸen: „Auseinandersetzungen zwi- in Wiener „Banko-Zettel“, ausbezahlt worden war.470 schen Landesfürst und Ständen um die Landesverfassung, In der Landjahrrechnung 1802/04 stand ein Aktivkapi- die in anderen Territorien im Kampf um die Ausformung tal von 97.500 ¨ zu Buche und zusammengezählt ein Pas- der Landesordnung oŸ dramatische Formen annahmen, sivkapital von rund 773.000 ¨ in Form von langfristigen Re- konnten in Vorarlberg nicht statt¬nden. So erschöpŸen alkrediten und Obligationen, die beide breit gestreut waren. sich die Kompetenzen der Stände notwendigerweise fast An Sollzinsen waren 54.200 ¨ zu berappen gewesen, an Ha- ausschließlich im Bereich des Steuer- und Wehrwesens. benzinsen 20.300 ¨ erlöst worden, jeweils mit Nachzahlun- Weitere Initiativen konnten die Stände nur entwickeln, wo gen für frühere Jahre. An Schulden hatten die Stände 32.600 ¨ sich die Interessen mehrerer Gerichte deckten.“478 NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit 

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Abb. : Quellen wie Anm.  und , eigene Berechnungen. Abb. : Quellen wie Anm.  und , eigene Berechnungen.

Die vom Landesfürsten delegierte genossenschaŸliche Ge- Eine militärische Vorhut hatte München bereits zuvor richtsbarkeit war eine Besonderheit, das Justizwesen auch im- nach Bregenz geschickt. Dort wurde am 13. März 1806 auch mer wieder ´ema der Beratungen. Doch in diesem Punkt die o¿zielle Landesübernahme zelebriert. Die formelle Über- verfügte der Landtag über keine Kompetenzen. Ein Grenzfall gabe erfolgte nicht durch Österreich. Es war ein französischer war die Rekrutenstellung zum stehenden Heer, die auch als Bevollmächtigter, der im Namen seiner Majestät des Kaisers Verstoß gegen ein Landesprivileg verstanden wurde, mit einer und Königs Napoleon an Maximilian von Merz, den die Lan- Miliz nur das eigene Land verteidigen zu müssen. desdirektion in Schwaben mit der Organisation der neuen Ge- Die Stände bemühten sich auch sonst um alle möglichen biete beauŸragt hatte, die sieben vorarlbergischen Herrschaf- Landesanliegen, für die sie an sich nicht zuständig waren, ten mit den darin inklavirten Gebieten nebst der Herrscha‘ von der Wildschweinplage über den Straßenbau und Außen- Hohen-Embs symbolisch übergab, so wie sie dermal bestehen handel bis hin zur Industrialisierung oder dem lebenswich- mit allen Rechten, welche daran kleben und den Bürden, wel- tigen Salz.479 Meist blieb es bei Vorschlägen, Bitten und Be- che darauf ha‘en.480 schwerden an den Landesfürsten und seine Regierung, nicht Welche Gebiete und Rechte Bayern tatsächlich erworben ohne Erfolg. Wir dürfen allerdings nicht unterschätzen, dass hatte, bedurŸe zum Teil noch der Klärung.481 Für unsere Be- das Beschwerderecht der Stände überhaupt erst ermöglichte, trachtungen ist zunächst wichtig, dass nun sämtliche Herr- Landesanliegen gegenüber dem Landesfürsten organisiert zu schaŸen vor dem Arlberg in einem ersten Schritt verwaltungs- artikulieren. Umgekehrt ermöglichten die Stände dem Lan- organisatorisch integriert wurden.482 desfürsten eine strukturierte Kommunikation mit seinem „Land“. Wo die Stände selbst nützliche Einrichtungen hätten .. Vergrößertes „Königlich-bayerisches scha²en können, standen sie sich häu¬g mit Sonderinteres- Land Vorarlberg“ sen im Wege, begrenzten sie sich selbst. Einig waren sich die Gerichte durch die Jahrhunderte, dass sie habsburg-österrei- Im Register des Königlich-Baierischen Regierungsblattes für chisch bleiben möchten und haben dafür auch große Opfer 1806 sind die einzelnen Schritte der Integration der Vorarlber- gebracht. Dennoch versuchten sie sich 1805/06, mit dem neu- ger HerrschaŸen und ihrer Enklaven ausgewiesen: en bayerischen Landesherrn zu arrangieren. 26. Dezember 1805: als konstitutiver Landestheil dem Kö- nigreiche Baiern einverleibt; 26. April 1806: Vereinigung derselben mit der königlichen Provinz Schwaben; . Aufhebung der Landstände 16. November 1806: Organisirung und Gleichstellung der- in bayerischer Zeit selben mit der Staatsverfassung in den übrigen königlichen Landen. 1806 unterstanden erstmals sämtliche ehemaligen Herr- .. Dezember : in Pressburg wird Vorarlberg schaŸen einem gemeinsamen, zudem souveränen Landesfürs- Bayern zugeschlagen ten. Sie wurden als dem staatlichen Verwaltungsverband mit Tirol gelöst und der Provinz Schwaben mit der Landesdirek- Im Pressburger Frieden vom 26. Dezember 1805 sah sich Ös- tion in Ulm zugeteilt; damit sollte Vorarlberg früher und stär- terreich gezwungen, unter anderem Tirol, Vorarlberg samt ker in das bayerische Verwaltungssystem integriert werden Enklaven und Teile Vorderösterreichs an das mit Frankreich als Tirol. Durch das Organisationsreskript vom 16. Novem- verbündete Bayern abzutreten, dem gleichzeitig eine Ranger- ber wurden sie zu einem staatlichen Verwaltungskreis zusam- höhung zum „Königreich“ zugestanden wurde. mengeschlossen und damit wohl auch territorial integriert.  MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

Dem Regierungsblatt wurde ein topographischer Ausweis in Feldkirch und Bregenz waren jeweils für mehrere Land- des vergrößerten königlich-baierischen Landes Vorarlberg gerichtsbezirke zuständig. Mit beschränkter Zuständigkeit beigegeben.483 wurden die Stadtgerichte Bregenz und Feldkirch eingerich- Das geeinte Vorarlberg war nun ein Landesteil des bunt tet, das Stadtgericht Bludenz blieb in Schwebe. Unter Auf- zusammengewürfelten Königreichs Bayern, das unter Feder- sicht der Landrichter standen die neuen Patrimonialgerichte führung des Ministers Maximilian Freiherr (ab 1809 Graf) Neuburg (Wolkenstein-Rodenegg), (Harrach-Ho- von Montgelas binnen weniger Jahre im Geist des aufgeklär- henems), Waltrams (Hundbiß) und Laubenberg (Pappus) so- ten Absolutismus zu einem zentralistischen und bürokrati- wie als Sonderfall Bludenz (Sternbach). schen Einheitsstaat reformiert wurde. „Der Souveränitäts- Im Rahmen der großen Staatsreform wurden die sieben und Einheitsanspruch des rational durchgegliederten Staates Vorarlberger Landgerichte mit 1. Oktober 1808 dem neuen Il- duldete keine Enklaven, keine Ausnahmestellungen kraŸ eige- lerkreis mit dem Generalkreiskommissariat in Kempten zuge- nem, nicht vom Staat übertragenen Rechtes, keinen ‚Staat im schlagen, das Kreiskommissariat für Vorarlberg aufgelöst. Mit Staate‘.“484 Dieser Integrationsprozess wurde mit dem InkraŸ- 31. Dezember 1808 wurden die Stadtgerichte aufgehoben und treten der Konstitution für das Königreich Bayern am 1. Ok- die Patrimonialgerichte weiter eingeschränkt. tober 1808 abgeschlossen, mit der zugleich freilich auch ein Schlussstrich unter das alte Land Vorarlberg gezogen wurde. Das „alte Land Vorarlberg“ ging in einem modernen Flä- .. König Maximilian: „kein Eingriff in eure chenstaat auf – um dann 1814 aus der bayerischen Metamor- wohlhergebrachte Landesverfassung“ phose als staatsrechtlich integriertes „neues Land Vorarlberg“ zu Österreich zurückkehren zu können, was 1806 noch für Im Jänner 1806, noch vor der zivilen Besitzergreifung, be- niemanden absehbar war. schlossen die Vorarlberger Konferentialstände, eine Dele- gation nach München zu entsenden, um in erster Linie das Land wegen Beylassung der alten Verfassung und Freyheiten .. Neuorganisation und Modernisierung der des Landes und der einzelnen Gerichte mit Nachdruck zu emp- Staatsverwaltung  bis  fehlen.487 Die Deputierten sollten sich möglichst an die Tiro- ler Delegation anschließen. Mit Reskript vom 16. November 1806 verfügte König Ma- Entsandt wurden einmal mehr der Bregenzer Syndikus ximilian I. Josef eine Neuorganisation der Verwaltung und Josef von Ganahl und der Rankweiler Landschreiber Chris- Rechtssprechung in dem unter dem Namen der vorarlbergi- toph von Gugger.488 Sie wurden von König Maximilian I. Jo- schen Herrscha‘en begriœene[n] Landes-Bezirk.485 Die Neu- seph empfangen und erhielten am 29. Jänner eine o¿zielle organisation der Verwaltung und Justiz sollte bis 1. Jänner Antwort, in dem der neue Souverän die Vorarlberger Land- 1807 vollzogen sein, doch diese Zielvorgabe war nicht einzu- stände seinerseits versicherte, halten. Es wurde ein Provisorium gescha²en, die endgültige Regelung sollte im Rahmen der beabsichtigten Staatsreform daß unter Unserer Regierung in eurer wohl hergebrachten getro²en werden. Landes-Verfassung nicht nur keine Eingriœe geschehen wer- Als untere Mittelbehörde zwischen den Landgerichten den, sondern daß Wir auch die möglichste Beförderung eu- und der Landesdirektion in Ulm wurde vorerst ein Kreiskom- eres Wohlstandes unter Unsere unausgesezte landesfürstli- missariat in Bregenz errichtet. che Sorgen rechnen werden.489 Wie in allen neu erworbenen Gebieten sollten auch in Vor- arlberg nach altbayerischem Vorbild ¨ächendeckend „Land- Dieses Reskript Maximilians Josephs, das sein mächtiger gerichte“ als erstinstanzliche Gerichte und Administrativbe- Minister Montgelas gegenzeichnete, erstaunt. Denn auch hörden sowie „Rentämter“ als Finanzbehörden eingerichtet die bayerische Staatsreform war auf die Beseitigung der werden. Bei der Einteilung ihrer Bezirke setzte die Organisa- Überreste an Ständeverfassungen gerichtet.490 Die ober- tionskommission voraus: die Einheit und Untheilbarkeit des pfälzischen Landstände waren schon lange Geschichte, die Landes Vorarlberg und dass folglich seine bisherigen Gren- altbayerischen (Ober- und Niederbayern) zuletzt 1669 zu zen fortbestehen und kein Landesteil einem fremden Land- einem Plenarlandtag einberufen worden, die pfalz-neubur- gericht zugeteilt werde; dass auch die bisherigen Vorarlberger gischen 1721. Ermutigt durch die Einberufung der Gene- Gerichte nicht zerstückelt, sondern immer ganze Gerichtsbe- ralstände in Frankreich 1789 und den ständefreundlichen zirke nach der örtlichen Bescha²enheit zusammengelegt ein Kurs Leopold II. in Österreich hatte die altbayerische Land- neues Landgericht bilden sollen; dass die neu einverleibten schaŸsverordnung wiederholt die Einberufung eines Plenar- Enklaven den nächstgelegenen Rentämtern und Landgerich- landtages gefordert, die Regierung ihr im Gegenzug mit der ten zugeschlagen und grundsätzlich nach gleichen Verwal- Abscha²ung der adelige Steuerprivilegien und der Gewäh- tungsnormen behandelt werden.486 rung LandstandschaŸ an die Bauern als viertem Stand ge- Das „neue“ Vorarlberg wurde in sieben Landgerichte ge- droht. Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 hatte gliedert – Montafon, Sonnenberg, Feldkirch, Dornbirn, Inner- dem Prälatenstand ein Ende bereitet. – Kurz: Nüchternen bregenzerwald, Bregenz und Weiler (im Allgäu). Rentämter Beobachtern müsste klar gewesen sein, dass die Garantie NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit š

Abb. š‹: Mit . Oktober ‹ wurde Bayern neu in  Verwaltungskreise gegliedert. Nach französischem Vorbild wurden die Kreise nach Flüssen benannt. Die Vorarlberger Landgerichte wurden dem Illerkreis zugeschlagen. Œ MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND /  der „wohl hergebrachten“ Landesverfassung gegenüber den ganz unabhängig mit der vollkommensten Souveränität, auf Tiroler und Vorarlberger Landständen der politischen Tak- gleiche Weise, mit den gleichen Titeln, Rechten und Präro- tik geschuldet war. gativen in Besitz nehmen, wie sie vorhin Se. Majestät der Im königlichen Besitzergreifungspatent vom 30. Jänner Kaiser von Deutschland und Oesterreich, oder Prinzen sei- 1806, das samt dem bayerischen Wappen an den Amtshäu- nes Hauses besessen haben, und nicht anders [im französi- sern anzuschlagen war, ist von den Ständen und der Landes- schen Original: et non autrement].496 verfassung keine Rede. Der König verwies auf die Rechte, die ihm Artikel 8 und 13 des Pressburger Friedens einräumten, Wollten Ständeverfechter darin eine Bestandsgarantie für ihre und verlangte von seinen neuen Untertanen Treue und Ge- Landesverfassung erkennen, begründeten Ständegegner da- horsam. Die gewöhnliche Erbhuldigung, die der König ankün- mit die Berechtigung zur Aušebung der LandschaŸen. digte, sollte nie erfolgen.491 Artikel 8 des Pressburger Friedens garantierte nicht be- stehende Landesverfassungen, im Gegenteil.497 Es ging dabei nicht um Volks-, sondern vielmehr um Herrscherrechte, um .. Et non autrement? die volle Gestaltungssouveränität nach innen. Napoleon ga- rantierte den Monarchen Bayerns, Württembergs und Badens Die vorderösterreichischen Gebiete wurden in Pressburg auf in Artikel 14 ausdrücklich, über ihre neuen Ländereien wie Baden, Württemberg und Bayern aufgeteilt. Kaum war der über ihre alten Staaten die vollständige Souverainität und alle Vertrag in Pressburg unterzeichnet, hob Friedrich von Würt- Gerechtsame, wie sie der Kaiser von Deutschland und der Kö- temberg die schwäbisch-österreichischen Stände auf, aber nig von Preußen über ihre deutsche Staaten ausüben; und Kai- auch die zerrütteten württembergischen Landstände.492 Die ser Franz musste sich als Chef des Reiches, als auch als Mit- schwäbisch-österreichischen Stände gingen sang- und klang- stand verp¨ichten, der Ausübung dieser Souveränitätsrechte los unter, sehen wir von einem wütenden Schreiben ab, das keinerlei Hindernis in den Weg zu legen.498 Das heißt, dem ihr ehemaliger Syndikus mit März 1806 an den österreichi- bayerischen König standen in Vorarlberg aufgrund des Press- schen Kaiser Franz richtete: burger Friedens alle Rechte zu, die zuvor der österreichische Kaiser für sich in Anspruch genommen hatte; demnach auch Wie vom Donner getroœen staunen und erstummen selbe das Recht, Landesverfassungen zu ändern. über die sonderbare Nachricht, daß die besten, getreuesten Am 12. Juli 1806 unterzeichneten Bevollmächtigte 16 deut- und anhänglichsten Unterthanen (wie sich seine Majestät scher Fürsten, darunter Bayern, Württemberg und Baden, in selbst allergnädigst auszudrücken geruhten) von der Hand Paris mit einem Bevollmächtigten des französischen Kaisers gewiesen und in dem Maaß abgetreten werden, daß sie nicht die „Rheinbundakte“. Mit diesem Vertrag lösten sie sich aus nur einem, sondern mehreren ganz fremden Landesherren dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und traten zugeteilt, hiemit die Provinz verstuckelt, die vorige Verfas- als souveräne Staaten dem Rheinbund bei. Darauf hin legte sung und die wohlhergebrachten Rechte vernichtet und be- Kaiser Franz 6. August 1806 in Wien die römische Kaiserkrone sonders die ständischen Beamten und ihre Familien dem nieder und erklärte das Alte Reich für aufgelöst. Damit ¬elen traurigen Schicksale ausgesetzt werden, sich den kün‘igen hinsichtlich der Stände auch allfällige formale Schranken der Landesherrn auf pure discretion zu überlassen.493 alten Reichsverfassung weg. Daraus zogen radikale Verfechter der landesfürstlichen Souveränität den Schluss: In den badischen Kerngebieten waren die LandschaŸen schon lange beseitigt. Noch im Jänner 1806 ließ Karl Fried- Ein souveräner Staat ist also derjenige, welcher in seinem In- rich von Baden auch die Breisgauer Stände für aufgehoben neren ohne alle Konkurrenz eines andern Staates jede Ein- erklären.494 Einen Protest, er verstoße damit gegen Artikel 8 richtung treœen darf, die er für nützlich und zweckmäßig des Pressburger Friedens, ließ der Monarch nicht gelten. Er hält. Aber aus den nämlichen Gründen kann auch ein sou- teilte den Ständen mit, dass er sie kraŸ seiner Souveränität veräner Fürst nur derjenige seyn, der die höchste Staatsge- aufgehoben habe und die Auslegung des Pressburger Friedens walt ohne ein Veto der Nation ausübt, und der durch keine auf eine Art, die uns weder in diesem Rechte, noch in wolthä- Repräsentanten oder Landstände in seinen Entscheidun- tigen Verbesserungen der Administration hemmt, zu behaup- gen über die Regierungsangelegenheiten beschränkt wird.499 ten wissen werde.495 In diesen Auseinandersetzungen ging es um die Ausle- Wien dagegen versuchte sofort, die „Non autrement“-Kar- gung der „Non autrement“-Klausel. In Artikel 8 des Vertrags te zu spielen; ein gutes Stück weit wohl auch, um den Kai- sind die Territorien angeführt, die Kaiser Franz an die von ser gegenüber seinen ehemaligen Untertanen als nicht treulos Napoleon protegierten Könige von Bayern und Württemberg dastehen zu lassen. In einem Handbillet vom 29. Dezember und den Kurfürsten von Baden abzutreten hatte, darunter an 1805 gab Franz den Tiroler Ständen zu verstehen, dass durch Bayern die sieben Herrscha‘en im Vorarlbergischen mit ihren Artikel 8 des Friedensvertrages gesichert sei, dass das Land Inklavierungen, die Grafscha‘ Hohenems. Die neuen Landes- ungeteilt bleibe und seine Verfassung beibehalte – die unter fürsten sollten die ehemals österreichischen Gebiete Österreichs Szepter ungeniert bis auf die Fassade ausgehöhlt worden war. Vergeblich hatten Vorarlbergs Deputierte ver- NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit  sucht, noch eine ausständige Rate der kaiserlichen Kriegskos- Zumindest die ersten Reformschritte unternahm Organi- tenbeteiligung zu erwirken. Dafür überreichten ihnen die ös- sationskommissär von Merz nicht über die Köpfe der Vorarl- terreichischen Übergabekommissäre ein Schreiben, mit dem berger Stände hinweg. Auf den 6. Juni 1806 ließ er die Kon- die Vorarlberger, gleichlautend die Tiroler, im April 1806 ferentialstände nach Bregenz einberufen, um mit ihnen über o¿ziell aus ihren P¨ichten gegenüber Österreich entlassen einige Gegenstände zu verhandeln.506 Worum es ging, erhellt wurden. Die Kommissäre versäumten nicht, darin nochmals sich aus einer ausführlichen Stellungnahme, die der unter- ausdrücklich auf die väterliche Sorge zu verweisen, die ihnen ständische Syndikus Ganahl im Namen der Stände an die Kaiser Franz selbst noch beim Vertrag von Pressburg, in Ge- Hožommission richtete, die in der Forschung bisher keine mäßheit des achten Friedensartikels, geweiht habe.500 Die Ti- Berücksichtigung fand. roler Dokumente wurden 1807 verö²entlicht.501 Obschon die Konferentialstände nach der ständischen Wien stand 1809 vor dem Problem, einen Volksaufstand Grundverfassung allein nicht bevollmächtigt seien, über wich- in Tirol zu legitimieren, den es schürte und o²en unterstütz- tige Gegenstände ohne Beiziehung der Mitstände abzuschlie- te. Zweifellos hätte Kaiser Franz einen Aufstand gegen ihn, ßen, hätten sie doch, ohne Präjudiz sämtlicher Stände und in meinetwegen der ehemals bayerischen Innviertler, als illegi- der Ho²ung deren Beitritts, folgende Bitten und Wünsche der tim empfunden und als illegal behandelt. Einen Ausweg bot, hohen und höchsten Entscheidung unterlegt: dem bayerischen König einen Bruch des Pressburger Frie- – Die Trennung der Justiz und Polizei von den ökono- densvertrags zu unterstellen, weil er 1808 entgegen der „Non mischen und administrativen GeschäŸszweigen durch autrement“-Klausel die ständischen Landesverfassungen auf- die Errichtung von Landgerichten erachteten die Kon- gehoben habe. So konnten bayerische Insurgenten zu österrei- ferentialstände für zweckmäßig. Sie wünschten nur, chischen Patrioten umgemünzt werden. Josef von Hormayr, dass bei der Bildung der Landgerichtssprengel auf die der 1809 als k. k. Landesintendant in Tirol eine umstrittene lokalen Verhältnisse und darauf Rücksicht genommen Rolle spielte, behauptete später sogar, die Klausel als Sekretär werde, dass dadurch der ständische Verband gesichert der österreichischen Delegation in Pressburg zum Schutz der bleibe. Sie boten sogar an, vom vorgesehenen Famili- Landesverfassungen gezielt in den Vertrag hineingeschmug- enbeitrag von jährlich 33 1/3 kr zur Entlohnung der gelt zu haben.502 Landrichter und Adjunkten 20 kr durch Einkassie- Es ist fraglich, ob oder inwieweit der vermeintliche „Ver- rung bei den Familien beizutragen. Die Städte Feld- fassungsbruch“ und „Wortbruch“ des bayerischen Königs für kirch und Bregenz wünschten für die Jurisdiktion ei- die Aufstandsbewegung 1809 überhaupt eine Rolle spielte. gene Stadtgerichte. Zur Rechtfertigung im Nachhinein sollte er jedenfalls noch – Von der Notwendigkeit und dem Nutzen der Einfüh- über Generationen propagiert werden. Zu Vorarlberg stand rung von Grundbüchern zur Verbesserung des Hypo- bereits 1816 bei Reisach zu lesen: „Gewiß war es der Wil- thekarwesens seien die Stände überzeugt, hielten einer le dieses sonst so guten und menschenfreundlichen Königs Umsetzung aber zahlreiche Gründe entgegen. nicht, daß dieses sein heiliges Fürstenwort sobald schon ge- – Auch wenn Vorarlberg bisher von der Militärstellung brochen und so wenig als der achte Artikel des Pressburger befreit gewesen sei [was nicht zutraf], erklärten sich Friedens berücksichtigt wurde. Die Au¨ösung der Stände, die die Stände grundsätzlich mit Beiträgen zum Militär- Vernichtung der alten Verfassung, die Erlöschung der dem etat und mit der Rekrutierung zum königlichen Heer Land seit Jahrhunderten so theuren Montfortischen Freihei- einverstanden. Sie baten zum einen aber, aus sozialen ten schlugen ihm neue und tiefe Wunden, die noch lange Gründen nicht die Bevölkerungszahl zum Maßstab zu Zeit nicht vernarben werden.“503 Dafür sollte die Landesge- nehmen, da sonst Auswanderungen zu befürchten sei- schichtsschreibung von Ferdinand Hirn bis Benedikt Bilge- en. Zum anderen möge den zum Heer gelosten Män- ri sorgen.504 nern die Möglichkeit eingeräumt werden, einen Inlän- der als Ersatzmann verp¨ichten zu können. – Gegen weitere Überlassung der Trank-, ErbschaŸs- .. Konferentialstände nehmen und der Dominikalsteuer sei eine Erhöhung des jähr- Verfassungsänderungen in Kauf lichen Postulats von 39.400 ¨ auf 50.000 ¨ unter ge- wissen Bedingungen möglich. Dazu zählte, dass die Wie aber beurteilten die Vorarlberger Stände den Wandel? Summe auf hergebrachte Weise bei den jährlichen Protestierten sie gegen ihre schrittweise Entmachtung und Landtagen postuliert und es den Ständen überlassen letztlich ihre Aušebung? werde, das Steuerwesen zu besorgen und die notwen- Die landständischen Sonderverfassungen, die nur noch in digen Verbesserungen von Zeit zu Zeit vorzunehmen. Alt-Bayern, Neuburg, Tirol und Vorarlberg eine Rolle spiel- – So sehr auch das Land an die alte Verfassung gewöhnt ten, passten nicht in das bayerische Reformkonzept. Im ist, so ergreifen doch die Stände jede Gelegenheit der Unterschied zu Württemberg und Baden zerschlug der bay- Umänderung, wodurch das Beste desselben mehr be- erische Monarch die landschaŸlichen Verwaltungsstruktu- gründet wird. Daher seien sie auch von den Vorteilen ren nicht sofort. Er entzog den LandschaŸen aber Schritt für einer strengeren Revision des landschaŸlichen Rech- Schritt Kompetenzen. nungswesens und einer zweckmäßigeren Organisation  MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

der landschaŸlichen „Beamtung“ so sehr überzeugt, Landesgerichte übertragen.511 – Diese Anordnungen galten dass sie selbst einen Plan vorlegten. Der Verwaltungs- auch für die Verwaltungs- und GerichtgenossenschaŸen in apparat sollte künŸig bestehen aus: dem ständischen den bisherigen HerrschaŸen Hohenems, Blumenegg, St. Ge- Präses (600 ¨), wobei einstimmig um die Belassung rold und Lustenau, deren Bevölkerung nicht in der österrei- Vintlers gebeten wurde; einem ständischen Referen- chischen LandschaŸ vor dem Arlberg vertreten gewesen war. ten (1.000 ¨ und freie Wohnung); einem ständischen Noch waren die staatlichen Behörden, zumal die Finanz- Buchhalter (950 ¨); einem Hauptkassier (600 ¨); einem behörden, auf die Gerichtsgemeinden angewiesen. Allerdings Sekretär zur Aushilfe des Referenten (500 ¨); einem Fi- trachtete die Organisationskommission danach, sie noch stär- lialkassier (300 ¨); einem Kanzlisten (250 ¨). Es sollten ker in den Gri² zu bekommen. Sie suspendierte fällige Neu- höhere Löhne und dafür keine Diäten mehr bezahlt, wahlen in der LandammannschaŸ Blumenegg und im Ge- die Witwen- und Waisenversorgung gegen Arrha-Ab- richt Sonnenberg und schlug vor, auch in Blumenegg die zug klar geregelt und der Wirkungskreises der Beam- Wahl durch Zulauf zugunsten einer Wahl durch Ausschüs- ten auf einem allgemeinen Landtag festgelegt werden. se abzuscha²en.512

Damit glaubten die Konferentialstände ihren P¨ichten gegen- über König und Vaterland entsprochen zu haben und brach- .. Gerichts- und ständische Beamte wechseln ten gleich noch einige Wünsche hinsichtlich der Verwaltung, in die Staatsverwaltung des Straßenbaus und vor allem der Förderung der Textilfa bri- ka tion vor, an erster Stelle aber die Bitte um Bestätigung der Den Beamten der Landstände und der Gerichte bot die Neu- noch übrigen Privilegien der Landstände.507 organisation der staatlichen Verwaltung Karrierechancen. Neue Entfaltungschancen werden die Stände kaum gese- Zur Förderung eines loyalen Berufsbeamtentums garantier- hen haben. Vermutlich ging es ihnen darum, durch Entge- te die bayerische Staatsdienerpragmatik von 1805 eine ange- genkommen möglichst viele der davonschwimmenden Fel- messene, für jede Funktion genau festgesetzte Besoldung mit le zu retten, sich mit den neuen Machthabern zu arrangieren. Pensionsberechtigung und Hinterbliebenenversorgung als Dem ist wohl zuzuschreiben, dass sie dem König am selben Rechtsanspruch und die Entlassbarkeit nur auf Grund eines Tag noch eine Lobeshymne über seinen Organisationskom- Gerichtsurteils, forderte eine festgelegte Vorbildung, Staats- missär Merz sandten.508 Wie auch immer – die Konferential- prüfungen und laufende Quali¬kationen und Visitationen.513 stände zeigten sich bereit, zumindest Änderungen der Ge- Aufgrund der explodierenden Personalkosten wurde die richts- und der Wehrverfassung in Kauf zu nehmen. Pragmatik jedoch schon bald auf eine schmale Schicht von Der Landtag allerdings sollte nur noch einmal einberu- FührungskräŸen beschränkt. fen werden, um den Ständen 1808 ihre Aušebung o¿ziell Einem Landrichter in Vorarlberg erhielt als ¬xes Gehalt mitzuteilen. Doch die Konferentialstände sicherten sich ab. von 1.000 ¨ und als Zulage 16 kr für jede Familie seines Land- Vermutlich an Organisationskommissär Merz vorbei berie- gerichts, 124 ¨ für die Haltung eines Reitpferdes, 115 ¨ für ten am 24. Juni die oberen und am 27. Juni mit Präses Vint- Brennholz und eine weitere Zulage.514 ler die unteren Stände.509 Auch wenn sie mit Kritik nicht sparte, machte die Organi- Auch die Konferentialstände dürŸen im Dezember 1806 sationskommission fast ausnahmslos Beamte der bisherigen letztmals o¿ziell einberufen worden sein,510 wurden aber zu- Staats-, LandschaŸs- und Standesverwaltung als Führungs- mindest im April 1807 nochmals in Sachen Präses aktiv. kräŸe namhaŸ und lobte sie in hohen und, je nach Obolus, auch in höchsten Tönen.515 Sie empfahl auch Gerichtschreiber, die bisher die eigentlichen äußern Justizbeamten gewesen sei- .. Gerichte verlieren Justizaufgaben en; nicht zuletzt zur Schonung der Staatskassa, käme ihr eine Pensionierung auf Staatskosten doch teurer; zudem fehle es Die neue Justiz- und Verwaltungsorganisation erachteten auch an unmittelbaren landesherrlichen Justizbeamten.516 die Konferentialstände für sehr zweckmäßig. Die Sprengelbil- Von den neun Landrichter- und Stadtrichterposten wur- dung der Landgerichte folgte zwar den alten HerrschaŸs- und den fünf mit einer ehemals ständischen oder landschaŸli- Gerichtsgrenzen, aber nicht den Grenzen des alten Landes, chen FührungskraŸ besetzt – Landgerichte Montafon: Maxi- des „ständischen Verbandes“, nachdem Hohenems und Luste- milian von Gugger (ehemals Landschreiber Bregenzerwald), nau in das Landgericht Dornbirn und Blumenegg und St. Ge- Sonnenberg: Andreas Vonbun (Landschreiber Sonnenberg), rold in das Landgericht Sonnenberg einbezogen wurden. Feldkirch: Christoph von Gugger (Landschreiber Rankweil- Für die einzelnen Gerichte bedeutete das Organisations- Sulz), Dornbirn: Josef von Ganahl (Syndikus Bregenz und der reskript vom 16. November 1806 einen ersten massiven Ein- unteren Stände), Stadtgericht Bregenz: Jakob Moosbrugger schnitt. Sämtliche Landammanscha‘en und Dorfgerichte blie- (Landschreiber Bregenzerwald). Der Montafoner Landschrei- ben ausdrücklich bestehen, ihr Wirkungskreis wurde aber auf ber ´eodor Fritz wurde zudem zum Administrator der Stadt die ökonomische[n] Verhältnisse ihres Bezirks, und der land- Bludenz bestellt, der bisherige Administrator Dialer für kur- ständischen Repräsentation zurückgeführt, dagegen die Ge- ze Zeit noch zum ständischen Buchhalter, weil Leopold von richtsbarkeit und die Polizeigewalt auf die landesfürstlichen Gugger als Rentmeister nach Immenstadt zog. NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit 

Die Beamten der Stände wechselten die Seiten. Die Stände wurden so viele Ausnahmen gemacht, dass im Ergebnis nur verloren damit an Organisationswissen und Expertise. Söhne von Kleinbürgern, Bauern und sozialer Unterschich- Kreis- und LandschaŸsphysikus Rosenstihl wurde zum ten stellungsp¨ichtig waren. Erst 1812 wurde der Kreis er- Amtsarzt des Landgerichts Bregenz bestellt, zunächst mit weitert und verallgemeinert, gleichzeitig wieder die Mög- kreisärztlichen Sonderaufgaben.517 Er fehlt in der ständischen lichkeit der Stellung eines Stellvertreters durch Geldzahlung Besoldungsfassion, obwohl ihm noch bis Ende September ermöglicht.526 1808 das volle Gehalt ausbezahlt wurde.518 Seine Funktion als Die Vorarlberger Stände appellierten in Sachen Kon- LandschaŸsphysikus dürŸe sich damit erledigt haben,519 im skription nochmals direkt an den König.527 Mit Verordnung neuen Personalstand war kein Physikus vorgesehen. vom 15. November 1806 entschied Maximilian über die Vorarlbergischen Landesvertheidigungs-Anstalten. Der Kö- nig räumte ein, dass mit ihr die in der Natur einer Staats- .. Dezember : Königlich bairisches gesellschaŸ gegründete Verbindlichkeit der dienstfähigen Vorarlbergisches landständisches Central-Bureau Einwohner eines Landes zu Kriegsdiensten unzweideutig in Feldkirch ausgesprochen sei, sie aber, wie alle solche älteren Einrich- tungen, an der Unvollkommenheit leide, dass sie nicht auf Als klar war, dass es nicht bei der landständischen Doppelver- die Errichtung und Unterhaltung ständiger geübter Arme- waltung bleiben würde, überboten die oberen und die unteren en angelegt sei und folglich zur derzeitigen Kriegsart nicht Stände einander mit Bestechungen.520 Der von den Konferen- mehr passe. Deshalb sah er sich bewogen, die bisherige Lan- tialständen vorgeschlagenen Besoldungs- und Pensionsrege- desdefensions-Art in Vorarlberg gänzlich abzuschaœen, und lung stimmte der König zu.521 Allerdings wurde nicht alles dafür die für die innere und äußere Sicherheit notwendige umgesetzt. Militärkonskription nach dem Kantonsreglement von 1805 Die beiden landständischen Kanzleien in Bregenz und einzuführen. Allerdings gestand er Vorarlberg vorerst eini- Feldkirch wurden durch ein „Königlich bairisches Vorarl- ge Änderungen zu.528 bergisches landständisches Central-Bureau“ in Feldkirch Damit wurden die Landstände auf die Rekrutierung für ersetzt, das dem Kreiskommissär als landständischem Prä- die königliche Armee reduziert, verloren sie ihre Wehrkom- ses unterstand und noch im Dezember 1806 seinen Dienst petenz, obwohl sie sich im vergangen Jahrzehnt in der Lan- aufnahm. desverteidigung besonders ausgezeichnet hatten. Zum ständischen Referenten wurde der bisherige ober- Bayern kannte keine Landesverteidigung im alten Sinn ständische Syndikus Ignaz Rederer bestellt;522 zum Buchhal- mehr, aber durchaus noch Bürgermilitär in den Städten, das ter Josef Hilar Dialer, zuvor Administrator der Stadt Bludenz; aber mehr der inneren Sicherheit diente.529 In der Konsti- zum funktionierenden Sekretär Lorenz Rhomberg, zuletzt tution von 1808 bestätigte der König die Bürgermiliz und Oberamtsrat und Rentmeister beim Oberamt der Landvog- kündigte nach französischem Vorbild zur Erhaltung der tei Schwaben in Altdorf; zum Kanzlisten Ignaz Schüle, der Ruhe in Kriegszeiten eine Nationalgarde an,530 die 1809 er- bisher schon als städtischer Kanzlist gegen Bogengebühr den richtet wurde.531 Ihre 1. Klasse diente zunächst als Reserve Ständen zu Diensten gewesen war; der städtische Kanzleidie- für die Armee, die 2. Klasse durŸe nur innerhalb der Lan- ner Karl Bobleter wurde ebenfalls mit geringem Zusatzge- desgrenzen eingesetzt werden, die 3. Klasse als Bürgermili- halt in Dienst gestellt. Ein Buchhalterei-Adjunkt wurde da- tär zur Aufrechterhaltung der inneren Ruhe und Sicherheit. gegen nicht angestellt, der oberständische Kassier Gehring Jeder männliche Staatsbürger, der nicht bereits bei der ak- nicht zum Hauptkassier, sein Bregenzer Kollege Franz Xa- tiven Armee oder einer anderen Klassen der Nationalgar- ver Gmeinder, der dem verstorbenen Bartholomä Sauser ge- de eingereiht und noch nicht 60 Jahre alt war, musste in die folgt war, nicht zum Filialkassier bestellt. Die Kassiere amtier- Listen des Bürgermilitärs eingeschrieben werden. In den ten vorerst wie bisher weiter;523 (Gehring auch als staatlicher ab 1809 erscheinenden Adresskalendern des Illerkreises Obersalzfaktor in Feldkirch).524 treten uns die O¿ziersstäbe des Bürgermilitärs in Bregenz Ganz im Sinn der Stände wurde Franz von Vintler im No- und Weiler (im Allgäu) mit je 4 Kompanien, in Feldkirch vember 1806 zum Kreiskommissärs bestellt und als landstän- mit 3, in Dornbirn und Bludenz mit je 1 Kompanie beson- discher Präses bestätigt. nen spießbürgerlich entgegen,532 sehen wir vom Adlerwirt Christian Müller als Hauptmann der Bludenzer Füsilier- kompanie ab, der sich als einer der ersten und radikals- .. November : Aufhebung der Landesmiliz ten den Tiroler Aufstandswerbern anschloss. Umgekehrt gelang es im Mai 1809 dem Dornbirner Landrichter Josef Die Modernisierung seiner Armee war Maximilian, der als Ganahl, mit dem Bürgermilitär den „blindwütigen Bauern- Oberst in der französischen Armee gedient hatte, ein wich- scharen“ den Schneid abzukaufen.533 Auch Österreich bau- tiges Anliegen. Im Rahmen einer grundlegenden Militär- te ab 1808 eine Landwehr auf, in der später die ehemalige reform führte Bayern 1804/05 nach französischem Vorbild Vorarlberger Landesmiliz „verstaatlicht“ eine Fortsetzung im Prinzip die allgemeine Wehrp¨icht zur Armee ein, in ¬nden sollte.534 der nur noch „Landeskinder“ dienen sollten.525 Allerdings  MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

.. April : Ständische Initiative bei Neubestellung Landrichteramt in Rankweil-Müsinen provisorisch übertra- des Kreiskommissär und Ständepräses gen.544 Im Juli 1797 ersuchte der neue Kreishauptmann Vica- ri darum, ihm Gramm bis zum Abschluss der Untersuchun- Die Aušebung der Landesmiliz mochte ein Dämpfer sein, gen im Mordfall Indermauer und zu Steigers Rückkehr nach noch kapitulierten die Herren Stände aber nicht. Als im April Feldkirch zu belassen. Gramm sei geschickt und rechtschaf- 1807 Kreiskommissär und Ständepräses Vintler überraschend fen und in der Mordgeschichte der einzige unbefangene Kreis- starb, wurden sie unverzüglich aktiv, um Organisationskom- beamte, da die übrigen Kreisbeamten nur als Augenzeugen missär Maximilian von Merz zuvorzukommen. dienlich sein könnten.545 Der Leiter der Untersuchungskom- Der Wunschkandidat der Stände war Johann Christoph mission, Appellationsrat Johann Franz de Lama, traf im Sep- Gramm (1767 bis 1839). Bei Vintlers Beerdigung beschlos- tember in Vorarlberg ein. Als er Ende Dezember 1797 nach sen die Landes-Repräsentanten, umgehend den Dornbirner Innsbruck zurückreiste, führte Oberamtsrat Gramm die Er- Gerichtsammann Rhomberg und den Bludenzer Deputier- mittlungen gegen die noch ausstehenden Mitbeschuldigten ten Martin Josef Zängerle (Zangerle) nach Ulm zu entsenden, fort, denen auch sein Trauzeuge Bürgermeister Weber zum um Gramm die ihm vom Lande zugedachte Stelle eines Landes- Oper gefallen war.546 Nach Abschluss der Arbeiten im Febru- Chefs schmackhaŸ zu machen.535 ar 1798 trat Gramm endlich seine Stelle im Oberamt Rotten- Wieso gerade Gramm? Auch hier haben wir, gleich in zwei burg an. 1805 wurde er noch zum Regierungs- und Appella- Richtungen, verwandtschaŸliche Beziehungsge¨echte zu be- tionsrat der neuen Schwäbisch-Österreichischen Landesstelle achten, die wir exemplarisch aufzeigen wollen. in Günzburg ernannt, 1806 im Zuge der bayerischen Refor- Johann Christoph Gramm war ein Sohn des Johannes men zum Rat der obersten Justizstelle in Ulm. Evangelistus Gramm (1730 bis 1792), der lange Zeit als Ober- Für die Initiative der Standesrepräsentanten, Gramm amtsrat und Landschreiber beim k. k. Oberamt der Landvog- 1807 zur Bewerbung um Vintlers Nachfolge als Kreiskom- tei Schwaben in Altdorf (Weingarten) gedient hatte.536 Dort missär und Ständepräses zu bewerben, dürŸe die Verschwä- hatte auch Gramm junior seine BeamtenlauÁahn als Land- gerung Gramms mit der ein¨ussreichen Familie Rhomberg advokat, dann als Syndikus und Kanzleiverwalter des kaiser- ausschlaggebend gewesen sein. Sie hatte nicht nur gut 200 lichen freien Landgerichts Schwaben begonnen.537 Er wech- Jahre lang Funktionäre für das Gericht Dornbirn (und für selte als Landschreiber an das Vogteiamt nach Feldkirch, wo das Gericht Hofrieden) gestellt, sondern über drei Genera- er im Frühjahr 1794, als Vogteiverwalter Franz Philipp von tionen hinweg auch für die zu den schwäbisch-österreichi- Gugger starb, provisorisch mit dessen Aufgaben betraut wur- schen Landständen zählende LandschaŸ und für das Oberamt de; ebenso mit der Funktion des Landrichters des kaiserli- der Landvogtei Schwaben zu Altdorf (vgl. Abb. 31).547 Lorenz chen freien Landgerichts Müsinen in Rankweil, die seit 1750 Rhomberg, Sohn des Dornbirner Hirschenwirts und Altam- mit dem Amt des Vogteiverwalters in Personalunion verbun- manns Franz Martin Rhomberg, seit einigen Monaten land- den war.538 Im April 1795 wurde Oberamtsrat Johann Franz schaŸlicher Sekretär in Feldkirch, hatte nach dem Studium Xaver Steiger von Baldenburg und ´al zum neuen Vogtei- als Akzessist beim Oberamt der Landvogtei Schwaben prak- verwalter angelobt, Gramm gleichzeitig als Oberamtsrat des tiziert und 1801 eine Schwester Gramms geheiratet.548 Nicht Kreis- und Oberamtes in Bregenz verp¨ichtet. Zwei Monate von ungefähr sandten die Herren Stände also den Dornbirner zuvor hatte Gramm in zweiter Ehe Maria Anna Weber gehei- Ammann Josef Anton Rhomberg (1775 bis 1819) nach Ulm;549 ratet, „die Tochter eines reichen Bauers in Rankweil.“539 Als der Mitbegründer der Textildynastie Herburger & Rhomberg Trauzeugen fungierten der Rankweiler Adlerwirt Franz Xaver war ein Halbbruder Lorenz Rhombergs. Walser sowie der Bregenzer Spediteur und ab April 1795 auch Doch Gramm schlug eine Bewerbung um das Amt des Bürgermeister Johann Baptist Weber, der am 10. August 1796 Kreiskommissärs nach kurzer Bedenkzeit aus; 1808 sollte er an gemeinsam mit Kreishauptmann Indermauer in Bludenz er- das neu gescha²ene Oberappellationsgericht des Königreichs mordet wurde.540 Gramm war tags zuvor vor den anrücken- Bayern nach München berufen werden.550 Daraušin wandte den Franzosen gemeinsam mit Vogteiverwalter Steiger in die sich die Landscha‘ mit zwei Eingaben an das Generallandes- Schweiz ge¨üchtet. Als sich die Lage halbwegs beruhigt hatte, kommissariat in Schwaben. Mit der einen teilte sie mit, dass entsandte die Landesstelle Innsbruck Mitte Oktober den Ims- das Ansuchen um die Bestellung Gramms hinfällig sei. Mit der ter Kreisadjunkten von Gummer als Landeskommissär nach anderen ersuchte sie darum, die vakante Kreiskommissariats- Vorarlberg und beauŸragte Gramm, mit dem Rest an Beam- und ständische Präsidialstelle mit einem Mann zu besetzen, der ten das Kreis- und Oberamt zu reorganisieren.541 Gramm hatte auch Orts- und Menschenkenntnis und möglichst bereits das bereits eine Versetzung an das Oberamt Rottenburg in der Ta- ungeteilte Vertrauen besitze, und gaben sich überzeugt, dass sche,542 interessierte sich nun o²enbar aber, nachdem Steigers sich unter den in Vorarlberg angestellten Beamten solche Sub- Rückkehr nicht absehbar war, für die Vogteiverwalterstelle in jekte befänden.551 – Inzwischen waren ihre ehemaligen ständi- Feldkirch, wofür die VerwandtschaŸ seiner Frau, von Stolz schen Beamten zu Landrichtern aufgestiegen. – Doch von Ulm und Hoœnung angeeifert,543 in Rankweil und Feldkirch Stim- war bereits die Benachrichtigung unterwegs, der König habe mung machte. Eine andere Partei im Gericht Rankweil-Sulz Abraham Kutter, Landrichter und Stadtkommissär in Ravens- wollte dessen Landschreiber Gugger in diesem Amt sehen. Im burg, zum provisorischen Kreiskommissär ernannt.552 Damit November 1796 wurde Kreis- und Oberamtsrat Gramm das hatte Merz seinen Spießgesellen in Amt und Pfründe gehievt.553 NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit   YRQ  *HKULQJ  $QQD   $QWRQ  6WDGWDPPDQQ   0%DUEDUD 9-RVHI3HWHU   )U]  *LOP 0 .DUO)HUGLQDQG *HKULQJ ± 5DWVKHUUX6lFNHO PHLVWHU)HOGNLUFK f 3HOOHU 5HJLQDYRQ3HOOHU %   .DUO&KULVWLDQ 2EHUVWlQGLVFKHU .DVVLHU f ± /HRQH /HRQH  5HGHUHU /HRQH /XLVH $QQDYRQ6DLOHUQ 9)UDQ]-RV0LFKDHOYRQ *LOP/DQGYRJW9DGX]  /DQGULFKWHU/*'RUQELUQ 5DW.ROOHJLDOJHULFKW )HOGNLUFK f 9-DNRE,JQD]5HGHUHU  f -RKDQQ1HSRPXNYRQ ± /HRQH 08UVXOD 3HWHU-RVHI ± 6WDGWDPPDQQ )HOGNLUFK f 0DWW  5HGHUHU 90DUWLQ'DQQHU  5KRPEHUJ 07KHUHVLD.UHV]HQWLD 0$ORLVLD -DNRE,JQD] ± *6*'RUQELUQ6\QGLNXV6WDGW )HOGNLUFK/DQGVWlQGLVFKHU5HIHUHQW f 'DQQHU f 9-RVHI3HWHU/HRQH   9-RVHI  06XVDQQD )UDQ]-RVHI7KRPDV 5HGHUHU ± 5DWVKHUU)HOGNLUFK f %XHFKHU $QQD0DULD  -RVHI$QWRQ ± $PPDQQ*'RUQELUQ *UQGHU+HUEXUJHU  5KRPEHUJ f +HUEXUJHU $QWRQ+HUEXUJHU$PDQQ* 'RUQELUQ   +HUEXUJHU  0DULD$QDVWDVLD -RVHI$QWRQ ± $PPDQQ*'RUQELUQ *UQGHU+HUEXUJHU  5KRPEHUJ f /XJHU *UDPP $JQHV 5KRPEHUJ )UDQ]$QWRQ,JQD] 5HGHUHU ± 6\QGLNXV6WDGW )HOGNLUFK f 0DJGDOHQD&OHVVLQ 6\GRQLD 5KRPEHUJ  /RUHQ] ± $N]HVVLVW2$5X 5HQWPHLVWHU /DQGYRJWHL6FKZDEHQ /DQGVWlQGLVFKHU6HNUHWlU $GYRNDW/*'RUQELUQ f 9-RKDQQ(YDQJ *UDPP    9)UDQ]-RVHI .DWK 8UVXOD )UDQ]0DUWLQ ± +LUVFKHQZLUW'RUQELUQ $PPDQQ*'RUQELUQ f 5KRPEHUJ f 'DQQHU 'DQQHU  $QQD0)HOL]LWDV *UDPP -RKDQQ0DUWLQ 'DQQHU ± /DQGJHULFKWVVFKUHLEHU 5HQWPHLVWHU+ )HOGNLUFK f 'DLVHUYRQ6LOOEDFK /*5DQNZHLO0VLQHQ 'DQQHU ± 5HQWPHLVWHU29$ 6SDLFKLQJKHQ 2EHUYRJW29$ /DQJHQDUJHQ /DQGULFKWHU/*7HWWQDQJ /DQGULFKWHU/*0RQWDIRQ /DQGULFKWHU/*0DUNWREHU GRUI -RKDQQ+HUPDQQ -RVHI$QWRQ 5KRPEHUJ ± /DQGVFKDIWVHLQQHKPHU $OWGRUI *HUWUXG5DL] )UDQ]-RVHI ± 6WDEKDOWHU *'RUQELUQ f 5HXW]   *UDPP *UDPP 5KRPEHUJ $QQD0DULD 0 0DULD$QQD:HEHU $QWRQ ± +LUVFKHQZLUW 'RUQELUQ f +HUEXUJHU 9$QWRQ +HUEXUJHU$PDQQ -RKDQQ(YDQJ ± 2$5X/DQGVFKUHLEHU /DQGYRJWHL6FKZDEHQ f 7KHUHUHVLD%X]RULQL -RKDQQ&KULVWRSK ± XD /DQGVFKUHLEHU+%UHJHQ] 9RJWHLYHUZDOWHU+)HOGNLUFK 2$5X/DQGVFKUHLEHU+2EHU XQG1LHGHUKRKHQEHUJ 5DW2EHUVWH-XVWL]VWHOOH8OP $SSHOODWLRQVUDW0QFKHQ f %*6+/*%UXGHU *HULFKWVVFKUHLEHU 2$529$+HUUVFKDIW 9/DQGJHULFKW 2EHUDPWVUDW  2EHUYRJWHLDPW 9DWHU 9HUZDQGWVFKDIWOLFKH%H]LHKXQJVJHIOHFKWH Abb. š: Quellen wie Anm. š – š, ŒŒ– Œ . š: Quellen wie Anm. Abb.                                               š‹ MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

.. Juni : Verstaatlichung der Steuerverwaltung Karl Ernst Freiherr von Gravenreuth, Generalkommissar für die Provinz Schwaben, war sich im Klaren, dass den Vor- Im AuŸrag der neuen Regierung errechneten die Rentäm- arlberger viel zugemutet wurde. In seinem amtlichen Bericht an ter, was Vorarlberg als Beitrag zu den Staats¬nanzen abwer- Staatsminister Montgelas vom 30. Juli 1807 gab er zu bedenken: fen dürŸe. Sie kamen im neunjährigen Durchschnitt auf ei- nen mageren Reingewinn von 40.127 ¨ 33 k; hinzu kam das Abgerissen von einer seit Jahren teuer gewordenen Herr- herkömmliche Postulat von 39.400 ¨.554 scha‘ sieht Vorarlberg seine Auagen [Abgaben, UN] auf Am 9. Dezember 1806 teilte Organisationskommissär verschiedene Weisen vermehrt, die Konskription eingeführt, Merz mit, dass der König das Angebot der Konferentialstände, seine ständische Verfassung angegriœen, seine ehemaligen das gewöhnliche landschaŸliche Postulat auf 50.000 ¨ zu er- Religionsbegriœe zum Teil über den Haufen geworfen und höhen, in allerhöchsten Gnaden angenommen habe, obwohl seine Hauptnahrungszweige, die verschiedenen Fabriken, er Ursache gehabt hätte, aufgrund der hohen Ausgaben für zerstört. Bei Ausbruch eines Krieges mit Österreich, der Justiz und innere Sicherheit auf ein höheres ordentliches Pos- nicht mehr lange auf sich warten lassen dür‘e, wird daher tulat zu drängen. Der König gebe sich damit aber zufrieden, Wachsamkeit sehr notwendig sein.561 zumal noch eine im ganzen Königreich angeordnete Kriegs- au¨age dazwischen komme, die für Vorarlberg mit 14.125 ¨ Nachdem die LandschaŸ in Vorarlberg aufgelöst werde, wies errechnet worden sei.555 die Landesdirektion Schwaben im Jänner 1808 das ständische Dieses Besteuerungsübereinkommen beschränkte sich Zentralbureau in Feldkirch an, ein Verzeichnis der Aktiva und immer noch auf das „alte Land“ Vorarlberg, das durch die Passiva der LandschaŸ an die staatlichen Liquidationskom- ehedem österreichische LandschaŸ begrenzt war. Es moch- missionen einzusenden.562 Der König hatte die Einrichtung te die Ho²nung oder den Anschein erwecken, die alte Praxis eines Schuldentilgungsfonds genehmigt. Eine von Referent werde in der neuen Zeit fortgeschrieben. Doch damit war es Rederer geführte K. b. vorarlbergisch-landständische Schul- schon bald vorbei. den-Liquidationskommission hatte mit gedruckten Edikten, Am 8. Juni 1807 verordnete der König eine gesamtbay- die sie auch in in- und ausländischen Medien inserierte, alle erische Steuerreform.556 Der Staat zog die Einhebung der Gläubiger aufgefordert, ihre Forderungen anzumelden.563 Bis Staatsabgaben wieder an sich, alle landschaŸlichen Steu- Oktober 1807 waren bereits 565.818 ¨ an Passivkapital ge- ereinnehmer und Kassen wurden abgescha¶. Die ständi- tilgt und dadurch der jährliche Zinsendienst um 26.203 ¨ ge- schen Steuerkassen mussten sofort an unmittelbare staat- senkt worden.564 liche Behörden (Provinzial-Etats-Kuratelen) ausgefolgt werden. Am 22. Juni 1807 erfolgten in Bregenz, tags dar- auf in Feldkirch der Rechnungsabschluss und der Kassen- .. . Mai : Konstitution für das Königreich Bay- sturz, die beiden Kassen der Vorarlberger LandschaŸ wur- ern; Auflösung der Landschaften den in die direkte Staatsverwaltung überführt.557 Die beiden landständischen Kassiere und der Buchhalter wurden von Am 1. Mai 1808 erließ König Max eine Konstitution für das der Hožommission als landesfürstliche Beamte verp¨ich- Königreich Bayern,565 aus mehreren Beweggründen: „1. Die tet;558 mit dem InkraŸtreten des allgemeinen Steuerprovi- Notwendigkeit, ein neues, einheitliches Staatsrecht für das aus soriums im Mai 1808 dürŸen sie weitgehend ihre Schuldig- einer großen Zahl von Territorien zusammengesetzte neue keit getan haben. Bayern zu scha²en. 2. Die Konsequenzen aus der Abschaf- fung der alten Ständeverfassungen in Bayern, Neuburg, Ti- Was die ständische Verfassung selbst, ihre Erhaltung, oder rol und Vorarlberg mit ihrem Dualismus zwischen Fürst und ihre Umformung nach den Erfordernissen höherer Staats- LandschaŸ und ihrer Zementierung ständischer Privilegien zwecke, und der Einheit des Reiches betri¬; kündigte Kö- zu ziehen. 3. Die bereits durch die vorangegangenen Reform- nig Max in seiner Verordnung an, so behalten Wir uns gesetze hergestellten ‚bürgerlichen Freiheiten‘ und Grund- vor, diese wichtige Materie, worauf die Wohlfarth des Staa- rechte verfassungsmäßig zu verankern und auf die neu er- tes, und seine Stärke beruhet, in die reifste Ueberlegung zu worbenen Gebiete auszudehnen. 4. Eine größere E²ektivität nehmen, und hiernach Unsere Entschließung darüber zu der Verwaltung und eine Verbesserung der Finanzlage des fassen.559 Staates als Folge der Aušebung aller Sonderrechte, insbeson- dere des landschaŸlichen Steuerwesens, zu erreichen. 5. Ei- Die alte Landesverteidigungsordnung war bereits zugunsten ner zentralistischen Gestaltung des Rheinbundstatuts und ei- einer Wehrp¨icht im königlichen Heer aufgehoben. Mit der ner Einmischung Napoleons in die inneren Angelegenheiten Steuerverwaltung wurde den Landständen nun das wichtigste Bayerns zuvorzukommen.“566 politische Gestaltungsinstrument genommen. Dem hatten die In Eile wurde deshalb eine knappe, auf das Grundsätzli- Stände nicht zugestimmt. Ihr Schicksal war damit besiegelt che konzentrierte Konstitution auf den Weg gebracht, die am und das war ihnen auch bewusst. Sie gelangten zur schmerz- 1. Oktober 1810 in KraŸ treten und durch 13 „Organische lichen Meinung, daß die Epoche der gänzlichen Auösung des Edikte“ und zahlreiche weitere VollzugsvorschriŸen ausge- ständischen Verbandes nicht mehr ferne sey.560 staltet werden sollte.567 NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit š

Bereits im zweiten Paragraphen der Konstitution wurde unerschütterlichen Grundlagen zu befestigen. Was in diesem bestimmt: Alle besonderen Verfassungen, Privilegien, Erbäm- Augenblicke hier geschieht, geschieht heute auch in Baiern, ter und Landscha‘liche Korporationen der einzelnen Provin- Neuburg und Tirol; die Bande, welche jede dieser Provinzen zen sind aufgehoben.568 für sich oder in ihrem innern verbunden, werden aufgelöst, Dafür stellte die Konstitution eine „Nationalrepräsenta- damit sie an das Ganze des Reichs desto fester angeknüp‘, tion“ in Aussicht,569 die nie realisiert werden sollte, bei der damit alle nur ein Volk, nur eine Nation werden, die durch Au¨ösung der Vorarlberger Stände jedoch argumentativ eine gleiche Bande zusammengehalten, auf gleiche Art zum Wol Rolle spielte. Auf Ebene der Verwaltungskreise, in die das Kö- des ganzen Reichs zusammenwirken, anstatt wie bisher auf nigreich neu gegliedert werden sollte, waren „Kreisversamm- verschiedene Weise nur auf einzelne £eile wirkten. lungen“ vorgesehen, bestehend aus einer Allgemeinen Ver- sammlung und einer Deputation. Die Deputation sollte an Aber jeder Biedere und Redliche dürfe versichert sein, dass der Kreisverwaltung beteiligt werden, die Allgemeine Wäh- er dabei nichts verliere; der gute Staatsbürger wird als solcher lerversammlung nur zur Wahl der Nationalrepräsentanten auch von denen in der Nation, die ihn bisher dafür erkannt, und einberufen werden. Die Mitglieder der Kreisversammlun- die auf eine kün‘ige Wahl ihrer Repräsentanten wieder Einuss gen sollten ausschließlich vom König ernannt werden, und haben werden, ferner geschätzt.572 zwar eines auf 1.000 Einwohner und ausschließlich aus dem Gravenreuth erklärte die bisherige landschaŸliche Kor- Kreis der 400 höchstbesteuerten Landeigentümer, Kau¨eu- poration und Versammlung für aufgehoben. Im Namen der ten und Fabrikanten des Kreises, bemessen an der Grund- versammelten Repräsentanten der nun aufgelösten Landstän- steuer. – Der im Herbst 1808 geformte Illerkreis sollte, ein- de antwortete ihr bisheriger Referent Rederer mit einer eben- schließlich der 64.000 Vorarlberger, 237.000 Einwohner, seine falls vorbereiteten Ansprache, die zu einer Abrechnung mit Kreisversammlung demnach 237 Mitglieder zählen. – Jede der ständischen Verfassung geriet: Kreisversammlung hätte sieben Repräsentanten in die Reichs- versammlung entsenden können, allerdings nur aus den Rei- Jedem, welcher nur einiger Massen mit reinen Grundsätzen hen ihrer 200 Höchstbesteuerten. der Staats-Wirthscha‘ und -Gewalt vertraut, und dieser Wir können uns nur ausdenken, wer und wie viele Landei- mit patriotischen Gefühlen auf die integrirenden Provinzen gentümer, Kau¨euten und Fabrikanten aus Vorarlberg für Mün- unsrer Monarchie anzuwenden, beiessen war, konnte die chen als Nationalrepräsentanten in Frage gekommen wären. Bewertung nicht entgehen, daß die bisherigen ständischen Bereits gleichzeitig mit der Konstitution erging am 1. Mai Vereinigungen und vorzüglich ihre auœallende Verschieden- 1808 eine Verordnung, mit der König Max alle bisherigen heit größtentheiles die verderblichen Folgen hervorbrachten, landschaŸlichen Korporationen hierdurch als aufgehoben er- daß der Staatsverwaltung die nothwendigste Oberaufsicht klärte.570 Die landschaŸlichen Archive, Registraturen und Ge- erschwehrt, die executive Macht gelähmt, die Energie entzo- bäude hatten umgehend an die Staatsverwaltung übergeben gen, und überüssige Weitläu—gkeiten hervorgebracht wur- zu werden. den, daß diese repräsentativen Auswüchse ihren Ursprung nur in Zeiten und Verhältnissen hatten, welche mit den ge- genwärtigen nichts gemein haben, und daher höchstens nur .. . Mai : Das Finale in Feldkirch während der glücklichen Kindheit der Staatsgesellscha‘ an- passend seyn könnten. […] Bei der kün‘ig hervorgehenden In Vorarlberg trug das „Königlich bairische Kreiskommis- allgemeinen ständischen Reichs-Verfassung werden sich die sariat und landständische Präsidium“ diesem AuŸrag Rech- Vorarlberger Repräsentanten nicht mehr so zahlreich, aber in nung.571 Auf Geheiß des Generallandeskommissärs der Pro- einer glücklichen Auswahl, und mit den würdigsten aller üb- vinz Schwaben, Karl Ernst Freiherr von Gravenreuth, bestellte rigen Provinzen als ehrenvolle Mitglieder versammeln. Die- Kreiskommissär und Präses Abraham Kutter die Herren Stän- se Versammlung wird zwar nicht ausschließlich das Wohl de für Sonntag, 15. Mai 1808, nach Feldkirch ein. Für den fol- Vorarlbergs – sondern das Wohl des ganzen Reiches und je- genden Tag war das Finale im Rathaus geplant. der einzelner Provinz nach ihren individuellen Verhältnis- Gravenreuth erschien persönlich, begleitet von Kutter sen berathen und dahero noch wohlthätiger auf die einzeln und zwei Landesdirektionssekretären. Die Stände waren fast Provinzen herabwürcken, da der allgemeine Staatszweck mit vollzählig; nur Mittelberg fehlte ein letztes Mal. Gravenreuth dem Wohl jeder einzelnen Provinz vereint wird. […] Geru- hielt eine wohlgesetzte Ansprache, verkündete o¿ziell, dass hen dahero Seine Excellenz wohlferner, unserem allergnä- der König die Au¨ösung der LandschaŸen beschlossen und digsten König die feierliche Versicherung mitzutheilen, daß ihn mit der Vollziehung beauŸragt habe: die Repräsentanten des Landes Vorarlberg die heute erfolgte Auösung der alten ständischen Verfassung und die Umfor- Die organische Verfügung ist eine Folge der fortschreiten- mung in einen allgemeinen repraesentativen Körper mit treu den Tendenz, die verschiedenen £eile des Königreichs devotestem Danke erkennen und die wohlthätige Würkung in ein harmonisches und wohlgeordnetes Ganzes zu bil- der weisen, gerechten und humanen Regierung Eurer Majes- den, die Staatsverwaltung selbst und zugleich die der taet schuldigsten Gehorsam, unverbrüchlicher Treue, Unter- landscha‘lichen Verfassung zu vervollkommnen und auf wür—gkeit und kindlicher Liebe verehren werde.573 š MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

Dann wurden das Archiv und die Registratur der oberstän- Nach der Au¨ösung der LandschaŸen stellte sich diese dischen wie der unterständischen Kanzlei versiegelt.574 Die Frage auch für andere landständische Beamte. Zudem glaub- ehemaligen Herren Stände gaben noch den erwähnten stän- ten auch Funktionäre der aufgelösten Ortsgerichte und des dischen Realitätenbesitz an. Schließlich unterzeichneten der kaiserlichen freien Landgerichts Rankweil Anspruch auf eine Generallandeskommissär und alle Standesrepräsentanten das lebenslängliche Entschädigung zu haben. Protokoll. Nachdem nachträglich die UnterschriŸ des abwe- Die Aussicht auf Pensionen mögen den weiß-blauen Pa- senden Vertreter Mittelbergs eingeholt worden war, konnte es triotismus der ehemaligen Herren Stände und erst recht ih- an den Hof geschickt werden.575 Unmittelbare Proteste gegen rer Beamten, allen voran ihres Referenten Rederer, be¨ügelt die Aušebung der Vorarlberger Stände sind nicht bekannt. haben. Flugs wurden Pensionsanträge geschrieben und Ver- Gravenreuth wurde in Feldkirch und in Bregenz Emp- dienste bestätigt. fänge mit Böller, Musik und Festessen ausgerichtet. Die Kos- Bereits am 19. Mai 1808 ging von Bregenz aus ein Bericht ten von 1.800 ¨ sollten auf die aufgelösten Stände umgelegt zur Frage der Pensionsregelung an den Hof ab. Absender war werden.576 wahrscheinlich Kreiskommissär Kutter, oder vielleicht Gene- Eine formelle Au¨ösung kleinerer LandschaŸen, wie je- rallandeskommissär Gravenreuth. Es wurde vorgeschlagen, ner Blumeneggs, wurde o²enbar nicht mehr als notwendig den kränklichen Referenten Rederer (mit 1.000 ¨) zu pen- erachtet.577 sionieren, die beiden Kassiere Gehring (350 ¨) und Gmein- Das ehemalige landschaŸliche Zentralbureau hatte zu- der (350 ¨), den Buchhalter Dialer (950 ¨) dagegen nur vor- mindest bis Ende Februar 1809 noch die Schuldenliquidati- übergehend bis zu einer WiederbeschäŸigung. Nachdem die on zu besorgen.578 Vorarlberger Herren Konferentialstände nicht ¬x bestellt und besoldet und die meisten erst kurz im Amt gewesen seien, wurden nur der Feldkircher Bürgermeister Keßler (150 ¨), der .. Ortsgemeinden statt Gerichtsgemeinden Montafoner Landammann Ignaz Vonier (100 ¨) und der Bre- genzerwälder Landammann Xaver Fetz (100 ¨) für eine Pen- Durch die Konstitution vom 1. Mai 1808 wurden nur die sion namhaŸ gemacht; zudem Johann Josef Versell (150 ¨), „landschaŸlichen Korporationen“ aufgehoben, also die Vor- Josef Hirnbein (150 ¨) und Andreas Watzenegger (150 ¨), die arlberger LandschaŸ selbst, aber nicht die Gerichte, die als langjährige Deputierte und Rechnungsrevisoren ein An- sie gebildet hatten. Sie verloren dadurch „nur“ noch ihre suchen gestellt hatten.583 LandstandschaŸ. Wer letztlich aller mit Pensionen belohnt wurde, ist unklar, Gravierender war die Ankündigung in der Verfassung: Für da ein Teil der Akten fehlt.584 Jedenfalls suchten weit mehr der eine jede Städtische- und Rural-Gemeinde wird eine Lokal-Ver- ehemaligen Gerichtsfunktionäre um eine Pension an; zudem waltung angeordnet werden.579 Am 28. Juli 1808 ließ König auch der ehemalige LandschaŸsphysikus Rosenstihl.585 Maximilian ein Organisches Edikt über die Bildung der Ge- Die Erledigung der Ansuchen zog sich hin. Im April 1809 meinden folgen, das auch für Vorarlberg zum Ausgangspunkt ordnete der König an, den Vorarlberger landständischen De- eines ¨ächendeckenden Netzes politischer Territorialgemein- putierten und Beamten einen Teil der zu erwartenden de¬- den wurde, für eine moderne Gemeindeorganisation, deren nitiven Pension provisorisch auszuzahlen.586 Nach der Volks- Verwirklichung sich allerdings Jahre hinzog.580 erhebung von 1809 ließen sich zumindest alle, für die Akten Wie der Reichshof Lustenau blieben sieben der 24 öster- überliefert sind, „Persilscheine“ ausstellen; bevorzugt von reichischen Stände – die Städte Bregenz, Feldkirch und Blu- Landrichter Christoph von Gugger,587 der sich während des denz, zudem Dornbirn, Alberschwende, Neuburg () Aufstandes, wie die meisten Beamten, außer Landes in Sicher- und Mittelberg – in Form politischer Gemeinden bestehen. heit gebracht hatte. Die übrigen Stände, ebenso die Blumenegger LandschaŸ und Der ehemalige Referent Rederer (1.020 ¨), der eben- der HerrschaŸsverband Hohenems, lebten als Vermögensge- falls ge¨ohen war, erhielt 1810 seine Pension de¬nitiv zu- meinschaŸen der Nachfolgegemeinden fort. Die meisten lös- gesprochen.588 Im Jänner 1811 folgten auf einen Schlag al- ten sich auf, sobald die Vermögensfragen geklärt waren. lein für den Rentamtsbezirk Feldkirch 15 weitere: von den ständischen Beamten der bereits verstorbene Kassier Chris- tian Gehring (420 ¨) und Kanzlist Ignaz Schüle (200 ¨), aus .. Pensionierungen Feldkirch Bürgermeister Josef Melchior von Keßler (150 ¨), aus dem Montafon Landammann und Repräsentant Ig- LandschaŸlichen Personen, die durch die Übernahme der naz Vonier (400 ¨ + 100 ¨) sowie Vorgesetzter und Rech- Steuerkassen und der Steueradministration außer Aktivität nungsrevisionsdeputierter Johann Josef Versell (150 ¨), aus kommen, stellte der König im Juni 1807 eine lebenslängli- Rankweil-Sulz Ratsmann und Rechnungsrevisionsdeputier- che Pension in Aussicht, die nach ihrem derzeitigen Besol- ter Andreas Watzenegger (264 ¨ + 150 ¨), Landammann und dungs- und Emolumentengenuss bemessen werden sollte.581 Ratsmann Ulrich Köchle (100 ¨), Ratsmann Johann Georg – Noch bevor die Verordnung publiziert wurde, suchte gut in- Ellensohn (100 ¨), Ratsmann Johann Frick (100 ¨), Ober- formiert der ständische Agent Ferdinand Freiherr von Müller schreiber Alois Abbrederis (240 ¨), Unterschreiber Joseph von Wien aus darum an;582 vermutlich vergeblich. Christa (216 ¨), Gerichtsweibel Ignaz Dobler (180 ¨), aus NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit šš

Jagdberg Gerichtsweibel Josef Jakob Tschan (36 ¨), Gerichts- .. : Landstände wider Willen? weibel Mathias Weihs (180 ¨).589 Wie repräsentativ diese Lis- te ist, ob wir sie auf das ganze Land „hochrechnen“ dürfen, Im Frühjahr 1809 traten England und Österreich erneut ge- lässt sich nicht sagen. Jedenfalls erstaunt sie. Die erwähn- gen Frankreich und seine Verbündeten an. Dieser FünŸe Ko- ten Gerichtspersonen sind allerdings nicht alle dem Orts- alitionskrieg sollte zu Lande vorwiegend in Süddeutschland gericht Rankweil-Sulz, sondern zu einem guten Teil (auch) und Oberitalien ausgetragen werden, womit Tirol und Vorarl- dem aufgelösten freien kaiserlichen Landgericht Rankweil- berg strategische Bedeutung zukam. Die Tiroler erhoben sich Müsinen zuzuschreiben. am 9. April unter Führung Andreas Hofers gewaltsam gegen So machte der umtriebige Andreas Watzenegger (1733 die bayerische Regierung. „Nirgends wurde der Beginn des bis 1834), Hirschenwirt in Weiler, gleich Ansprüche aus Krieges mit größerer Begierde erwartet, als in Tirol und Vor- acht verschiedenen Funktionen geltend und ließ sich im arlberg, wo das Volk unter der dreijährigen HerrschaŸ Bai- Dezember 1809 von den Landrichtern in Feldkirch, Wan- erns, aus altherkömmlichen Ordnungen und Gewohnheiten gen und Lindau bestätigen, dass er gezwungen worden sei, gerissen, bei jeder neuen Einrichtung den Verlust wohlherge- als Hauptmann eine Schützenkompanie zu führen, sich brachter Freiheiten und Rechtsame, oder Verletzung empfan- aber gut benommen und der Insurrektion entgegengear- gener Zusage.“592 Diese Einschätzung eines zeitgenössischen beitet habe.590 Und das ist nicht unglaubwürdig, sondern bayerischen MilitärschriŸstellers traf auf die Vorarlberger all- wirŸ ein bezeichnendes Licht auf Vorarlbergs Erhebung gemein jedenfalls nicht zu. Sie mochten sich den Tirolern zu- 1809. Ob Österreichs Regierung auch soviel Nachsicht ge- nächst nicht so recht anschließen. zeigt hätte? Drei königliche Beamte stellten Keßler im Dezember 1809 Keßler ersuchte 1811 um eine Verdoppelung seiner Pensi- das Zeugnis aus, on, um eine kleine Dekoration und eine Bestätigungsdekret in seiner EigenschaŸ als lebenslänglicher Bürgermeister.591 daß derselbe zwar gleich anfänglich bey dem Ausbruch der Insurrektion durch den oesterreichischen Commissair Fi- scher, welcher sogleich die ehemalige ständische Verfassung wieder herstellte, gezwungen worden, sich als Vorstand der ehemals ständischen Directorial-Stadt Feldkirch verwen- den zu lassen, deßwegen aber doch seiner Treue und Picht gegen den höchsten Landesfürsten zu bewahren und bey jedem Anlaße der Insurrektion Einhalt zu thun und selbe aufzulösen, auf alle mögliche Art sich bemühte. Er konn- te sich der Au‘räge des Kommißärs Fischer ohne Lebens- gefahr nicht entpichten; es war aber auch für die rechtli- chen und getreuen Unterthanen, so wie für die gute Sache erwünschlich, daß sich erfahrene Männer um die Leitung der öœentlichen Geschä‘e annahmen, damit das Ruder nicht ganz allein wüthenden und leidenscha‘lichen Rebel- len überlassen werde, die sich unter Begünstigung der oes- terreichischen Emissairs überall zuträngden.593

Tendenziell ist dem Glauben zu schenken. Die Erhebung war keine Angelegenheit der alten ständischen Eliten, schon gar nicht des städtischen Bürgertums. Hauptmann Johann Ca- michel, der mit einer kleinen Streitmacht als Militärkom- mandant über den Arlberg gezogen war, und der frühere Landecker Gerichtsschreiber Ferdinand Fischer, der als ös- terreichischer Zivilkommissär auŸrat, mussten massiv Druck ausüben. Der ehemalige Referent Rederer schrieb auf ihren Befehl für 30. April einen Landtag in Feldkirch aus, um unter Camichels und Fischers Vorsitz über die „über die allgemeine Verteidigung zu beraten und durch eine förmliche Erklärung das ganze Land unter die Kriegsfahne zu stellen.“594 Doch die maßgebenden Persönlichkeiten des Unterlandes stellten sich taub; „die Führer der Kriegspartei dachten sogar daran, sie durch Militäreskorte zum Landtag abholen zu lassen.“595 In Feldkirch erschienen nur Vertreter aus den Landgerichten Abb. š: Andreas Watzenegger – Freiheitsheld wider Willen? Feldkirch, Bludenz und Montafon, von denen die Gemäßigten šŒ MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

heben, der zunächst jedoch die Meinung vertreten hatte, dazu können ihn nur ein förmlicher Landtag ernennen.602 Tags da- rauf hatte sich Schneider aber doch bereit erklärt, diese Funk- tion zu übernehmen, die er zunächst jedoch aufgrund der all- gemeine Lage nur drei Tage ausgeübt haben soll,603 da sich das Kriegsglück zu wenden schien. Schneider war kein stürmi- scher Bauernführer, sondern ein aufgeklärter Jurist und hu- maner Mensch, der sich nicht zuletzt darum bemühte, dass der Aufstand in halbwegs zivilisierten Bahnen verlief. Christoph Anton Kayser, Rentbeamter in Bregenz und Vertrauter Schneiders, trug zum 2. Juni in sein Tagebuch ein: Dr. Schneider erhielt den Au‘rag, sein Amt als Landes Com- missair anzutretten, worauf dieser sogleich eine Stafette an den General Intendanten nach Tyrol abfertigte.604 Mit dem „Gene- ralintendanten“ war Schneiders Schulfreund Joseph von Hor- mayr gemeint, der in Tirol als k. k. Intendant am Werk war. Hatte Hormayr Schneider höhere Weihen erteilt? Jedenfalls zeichnete Schneider Tage später gedruckte Aufrufe als Kai- serl. königl. österreichischer Special Landes-Kommissär oder mit Kaiserl. Königl. österr. Landeskommissariat,605 also eindeu- tig als landesfürstlicher Kommissär. Mit diesen Flugblätter teilten Schneider und die „gesam- ten Stände Vorarlbergs“ die Ergebnisse des dritten Landtages mit, den angesichts der militärischen Erfolge der radikale Blu- denzer Schützenmajor Christian Müller auf 5. Juni nach Bre- genz einberufen hatte, an dem auch Vertreter der ehemaligen HerrschaŸen Hohenems, Lustenau, Blumenegg und St. Ge- rold teilnahmen.606 Es galt, die Miliz zu reorganisieren und ei- nen militärischen Oberbefehlshaber zu wählen, wobei Müller mit Gewaltandrohung die Wahl eines Gemäßigten zu verhin- dern wusste.607 Schneider reiste zu Hormayr, um ihn um ei- Abb. šš: Bürgermeister Josef Melchior Keßler Edler von Fürstentreu. nen kaiserlichen O¿zier als Oberkommandanten zu bitten. Hormayr dagegen habe Schneider kurzerhand zum „k. k. ös- zur Besonnenheit rieten, die Wortführer der „unversöhnli- terreichischen Generalkommissär“ ernannt und ihm erklärt, chen Richtung“ aber die Oberhand gewannen.596 dass Schneider damit die zivile wie militärische Oberleitung Camichel ließ die nicht erschienenen Stände zur Bestäti- zukomme.608 gung der Feldkircher Ergebnisse nach Bregenz laden, die je- Anfang August legten die Vorarlberger die Wa²en nieder. doch übereinkamen, dass über die Landesdefension nur in Über die „landständischen“ Aktivitäten in diesen drei er- einer allgemeinen Ständeversammlung beschlossen werden eignisreichen Monaten sind uns kaum Unterlagen überlie- könne.597 fert. Reaktiviert wurden die ständischen Mechanismen von Nach Camichels Androhung, „die Säumigen mit militä- außen, durch österreichische Emissäre unter Berufung auf die rischer ExekutionsmannschaŸ herbeiholen zu lassen,“ ver- alte Landesverfassung. Ihr Interesse richtete sich dabei allein sammelten sich schließlich am 9. Mai Vertreter aller ehema- auf die Mobilisierung der ehemaligen Landesmiliz, um Öster- liger Stände in Bregenz, beugten sich und beschlossen, nicht reichs Feldzug gegen Frankreich und seine süddeutschen Ver- ohne Zweifel, die Mobilisierung der aufgelösten Landesmi- bündeten zu unterstützen. Das Schwergewicht dürŸe auf den liz mit Schutzdeputationen in Bregenz und Feldkirch.598 Eine Schutzdeputationen gelegen haben. Nicht nur die Flugblät- Vollmacht für drei Deputierte, die im österreichischen Haupt- ter Schneiders sprechen dafür, dass es den besonnen KräŸen quartier um Unterstützung bitten sollten, zeichneten für die darum ging, die Situation unter Kontrolle zu bringen und den Stände der Feldkircher Bürgermeister Keßler und der Bregen- marodierenden „Bauern“ Einhalt zu gebieten. zer Bürgermeistersamtsverwalter Josef Ignaz Boch.599 Die bayerische Regierung reagierte besonnen. „Von nun Als sich in Tirol das Blatt vorübergehend wendete, machte an betrieben beide Seiten eine Art Entspannungspolitik.“609 sich Spezialkommissär Fischer am 20. Mai aus dem Staub,600 Als Napoleon 1813 die Fortune verließ, wechselte Bayern der Bündtner Camichel ¨oh über den Rhein.601 Mit Fischers noch rechtzeitig an Österreichs Seite. Am Rande der Frie- Unterstützung hatte die unterständische Schutzdeputation densverhandlungen in Paris gestand es in einem Geheim- zwei Tage zuvor versucht, den Advokaten Dr. Anton Schnei- vertrag vom 3. Juni 1814 zu, Vorarlberg allerdings ohne das der (1777 bis 1820) als Landeskommissär auf den Schild zu Landgericht Weiler, wieder an Österreich zurückzustellen.610 NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit š . „Erbgut der Väter“

Als Kaiser Franz Josef auch dem kleinen Vorarlberg einen ei- genen konstitutionellen Landtag zugestand, dankten die Ab- geordneten für diese Rückgabe des Erbguts der Väter.612 Die- ses „Erbgut“ ist das Land Vorarlberg. Die Stände mögen 1816 weitgehend nur auf dem Papier wiedererrichtet worden sein,613 der fortschrittliche Verfas- sungsentwurf des Landtages von 1848 mag zunächst keine Früchte getragen haben, die konstitutionelle Landesordnung von 1861 mag nur ein erster Schritt in Richtung einer mo- dernen Landesdemokratie gewesen sein, die Gründerväter ei- nes selbständigen Landes Vorarlberg mögen sich 1918/19 zu Recht endgültig aus der landständischen Verfassungstradition gelöst haben. – Hätten die Stände vor dem Arlberg nicht ein Land geformt und zusammengehalten, dann hätten die fol- genden Generationen gar keine Anstrengungen unternom- men, sich immer aufs Neue für ein eigenes Land Vorarlberg einzusetzen. Mag dieses Ringen um Selbständigkeit das Lan- desbewusstsein föderalistisch geprägt haben, so trug die da- mit verbundene Erinnerung an demokratische Landstände wesentlich zu einem demokratischen Selbstverständnis oder zumindest Selbstbild bei.

Abbildungsnachweis: Abb. šŒ: Dr. Anton Schneider, Generalkommissär während des Aufstandes Abb. 1: WELTI, Vorarlberg (wie Anm. 41), S. 392. – Abb. 2, 3, 7, ‹, begab sich in württembergische Gefangenschaft, wurde ‹ amnes- 10, 13, 17, 21–29, 31: Tabelle/Gra¬k: Ulrich Nachbaur. – Abb. 4, tiert, zog nach Wien und wurde š wegen der Beteiligung an Hormayrs Al- 5, 15, 18: Foto: Ulrich Nachbaur, Original: VLA. – Abb. 6: Foto: penbund von der österreichischen Regierung inhaftiert. Ulrich Nachbaur, Original: Hauptschützengilde Feldkirch. – Abb. 8: Foto und Original: vorarlberg museum (Gem. 185). – Am 7. Juli gab Generalkreiskommissär Joseph von Sticha- Abb. 9: Foto: Gerold Kerbleder, Original: Hauptschützengilde ner im AuŸrag seines Königs in der Bregenzer Stadtkanz- Feldkirch. – Abb. 11: BILGERI, Bregenz (wie Anm. 146), Ta- lei dem österreichischen Hožommissär und provisorischen fel XIII, Original: Hauptschützengilde Bregenz. – Abb. 12: Foto Landes chef von Tirol Anton von Roschmann feierlich das und Original: vorarlberg museum (Gem. 486). – Abb. 14: BIL- Land Vorarlberg mit Ausnahme des Landgerichts Weiler, wie GERI, Geschichte Vorarlbergs 4 (wie Anm. 7), Original: Pri- ein anvertrautes Pfand wieder zurück und entband die Be- vatbesitz Konstanz. – Abb. 15: Foto: Ulrich Nachbaur, Origi- amten, Gemeindevorsteher und Pfarrer des Treueids auf den nal: VLA. – Abb. 16: BILGERI, Geschichte Vorarlbergs 4 (wie bayerischen König.611 Vergeblich versuchte Bayern, weiter- Anm. 7), Original: Stadt Dornbirn. – Abb. 19: Foto: Montafoner hin Ansprüche auf Hohenems und Lustenau durchzusetzen, Museen, . – Abb. 20: Foto: Ulrich Nachbaur, Original: die in diesem Vertrag nicht ausdrücklich erwähnt waren. Hauptschützengilde Feldkirch. – Abb. 30: VLA: Kartensamm- Umgekehrt erfüllten sich die Ho²nungen der Bewohner des lung 06/124.– Abb. 32: Amt der Vorarlberger Landesregierung, Landgerichts Weiler, wieder zu Österreich zurückkehren zu Schulmediencenter. – Abb. 33: Foto: Stadtarchiv Feldkirch, Ori- können, ebenfalls nicht. ginal: Stadt Feldkirch (Rathaus). – Abb. 34: Foto: Helmut Klap- per, Original: vorarlberg museum.

319 Ulrich NACHBAUR, Die Vorarlberger Landstände in – 152: BILGERI, Bregenz (wie Anm. 146). – 153: (wie Anm. 153); BERNHARD, Vorarlberg im Brenn- ihrer Spätzeit. Aspekte der Verfassung, Verwaltung BLANK, Vorarlberger Studenten (wie Anm. 150). – punkt (wie Anm. 230). – 232, 233: SANDER, Inder- und Identität (Teil 1). In: Montfort 63 (2011) 2, S. 31– 159: SANDER, Feldkircher Unruhen (Wie Anm. 146). mauer (wie Anm. 152). – 234: SANDER, Indermauer 67. – Leider unterliefen mir in der Eile bei Teil 1 et- – 160: (vgl. Anm. 248–251). – 185: SCHNEIDER, Pro- (wie Anm. 152); BERNHARD, Vorarlberg im Brenn- liche redaktionelle Fehler. Am unangenehmsten blematischer Adel (wie Anm. 173, ULMER, Epitaphi- punkt (wie Anm. 230). – 235: BERNHARD, Vorarl- ist, dass in den Fußnoten Verweise auf vorange- en (wie Anm. 153). – 186: SANDER, Indermauer (wie berg im Brennpunkt (wie Anm. 230). – 242: VAL- hende Anmerkungen um eins zu hoch angege- Anm. 152). – 187: Gem. 486 (= Abb. 12). – 194, 195: LASTER, Stadtammänner (wie Anm. 240). – 243: ben sind (z.B. 213 statt 212). Richtig muss es hei- LEUPRECHT, Seeger (wie Anm. 193). – 217: BILGE- ULMER, Epitaphien (wie Anm. 153). – 247: VAL- ßen in Fußnote 136: KÖFLER, Tiroler Landtage (wie RI, Bregenz (wie Anm. 146). – 220: KÖFLER, Tiro- LASTER, Stadtammänner (wie Anm. 240). – 253: Anm. 112). – 147: BILGERI, Bregenz (wie Anm. 146). ler Landtage (wie Anm. 112). – 223: BILGERI, Bre- KELZ, Feldkircher Friedhof (wie Anm. 252). – 254: – 148: ULMER, Schützenscheiben (wie Anm. 102). genz (wie Anm. 146). – 231: ULMER, Epitaphien Besoldungsfassion 1808 (wie Anm. 150). – 256: š MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

ULMER, Epitaphien (wie Anm. 153). – 258: BILGE- gegen de kirchenpolizeilichen Verordnungen der 345 Ebenda, Deliberatum 7 (08.11.1796). RI, Bregenz (wie Anm. 146). – 261, 263, 264, 265: Josephinischen und bayrischen Zeit in Götzis. In: 346 NACHBAUR, Kanzleisiegel (wie Anm. 41), S. 134– Besoldungsfassion 1808 (wie Anm. 150). – 279, Archiv für Geschichte und Landeskunde Vorarl- 167, hier S. 135–136 u. 158. 301: SANDER, Indermauer (wie Anm. 152). – 306: bergs 2 (1905/06/ 7, S. 50–56; Hermann SCHLAPP, 347 VLA: LSt Hs. 8: LT 07.–10.11.1796, Referat Ganahl KELZ, Feldkircher Friedhof (wie Anm. 252). – 308: Dionys von Rost. Reichsfürst und Bischof von Chur und Gugger, Beilage D Pkt. 6. ALBRECHT, Beiträge (wie Anm. 306). – 311: ULMER, 1777–1793. Ein Beitrag zur Geschichte des Bistums 348 Ebenda, Deliberatum 9 (08.11.1796). Burgen (wie Anm. 149); ULMER, Schützenscheiben Chur im Zeitalter des Josephinismus. In: 93. Jah- 349 Ebenda, Deliberatum 10 (08.11.1796). (wie Anm. 102); KELZ, Feldkircher Friedhof (wie resbericht der Historisch-Antiquarischen Gesell- 350 Ebenda, Referat Ganahl und Gugger, Beilage E. Anm. 252). – 314: Wie Anm. 303. – 317: MEUSBUR- schaft von Graubünden. Jahrgang 1963. Chur 1965, 351 „Tiroler Landmann“ ist jeweils in den Behörden- GER, Landammänner (wie Anm. 219). S. 1–155, hier S. 120–131. schematismen vermerkt. Vgl. KÖFLER, Tiroler Land- 320 Adam WANDRUSKA, Leopold II. Erzherzog von Ös- 331 SANDER, Indermauer (wie Anm. 153); BERNHARD, tage (wie Anm. 112), S. 593, 606, 613. terreich, Großherzog von Toskana, König von Un- Vorarlberg im Brennpunkt (wie Anm. 230), S. 138– 352 KÖFLER, Tiroler Landtage (wie Anm. 112), S. 556. garn und Böhmen, römischer Kaiser, Bd. 1: 1747– 143 u. 178–182. – Auch Hormayr verurteilte übri- 353 VLA: LSt Hs. 8: LT 07.–10.11.1796, hier 09.11.1796. 1780. Wien/München o.J., S. 54. Vgl. Helga PEHAM, gens die Tat, Alois von Franzin war sein Cousin. Für 354 SANDER, Indermauer (wie Anm. 153), S. 249–254. Leopold II. Herrscher mit weiser Hand. Graz/Wien/ ihn wurde Franzin, „ein dem Schmuggel höchst 355 Ebenda, S. 234. Köln 1987, S. 248–249 u. 262–265. verhaßter Commissär auf den Schrunser-Märkten“, 356 BILGERI, Geschichte Vorarlbergs 4 (wie Anm. 7), 321 Adam WANDRUSKA, Leopold II. Erzherzog von Ös- in Folge eines „teu¯ischen Racheplans“ grausam S. 193, bezeichnete Vicari irreführend als Tiroler terreich, Großherzog von Toskana, König von Un- ermordet. (N. N. [Joseph von HORMAYR], Andreas (vgl. Anm. 235). garn und Böhmen, römischer Kaiser, Bd. 2: 1780– Aloys von di Pauli. In: Taschenbuch für die vaterlän- 357 BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), S. 154, ver- 1792. Wien/München 1965, S. 250. Vgl. ebenda, dische Geschichte, hg. von Joseph von HORMAYR, weist allerdings bei Schwäbisch-Österreich auf S. 249–252 u. 260–261. 18. Jg. der gesamten und 12. der N. F. Leipzig 1841, dessen problematische Vertretung der Adels- und 322 Hofdekret vom 17.09.1790 an das Inner- und Ober- S. 404–446, hier S. 408.) Klosterherrschaften. Österreichische Appellationsgericht über die Vor- 332 BERNHARD, Vorarlberg im Brennpunkt (wie 358 Im Überblick BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), arlbergischen Gerichtsbezirken eigens abgeordne- Anm. 230), S. 138–146 u. 154–160. S. 155. te Untersuchungskommission in Folge höchster 333 VLA: LSt Hs. 8: LT 07.–10.11.1796. Vgl. BILGERI, Ge- 359 So die Bezeichnungen im Schematismus (wie Anm. Entschließung über den einvernehmlich mit den schichte Vorarlbergs 4 (wie Anm. 7), S. 187–192. 50) 1803. Vgl. u.a. KÖFLER, Tiroler Landtage (wie vereinten Hofstellen erstatteten Vortrag der obers- 334 Ein Protokoll der Engeren Konferenz vom Anm. 112), S. 15–70. ten Justizstelle vom 16.07.1790, JGS 1790/58. – Als 16.10.1796 in Dornbirn dürfte nicht überliefert 360 Alois Niederstätter, Die Ammänner – lokale Amts- Auszug mit anderer Gliederung und Textabwei- sein. Im Landtagsprotokoll heißt es einleitend, träger im Spätmittelalter. Zur Funktion des Dienst- chungen in VLA: VOKA Norm. 7, fol. 234. dass sie Ganahl und Christoph von Gugger beauf- adels und der bäuerlichen Oberschichten. In: 323 VLA: LSt Hs. 8: LT 16.–22.11.1790; VLA: VA 366: Kom- tragte habe, vorläu´ge Vorschläge auszuarbeiten, Montfort 46 (1994) 1, S. 62–76; Wilhelm MEUSBUR- missions-Protokoll über die Leitung des Vorarlber- die dem Plenum zur Bestätigung oder Abände- GER, Landammänner (wie Anm. 219), u.a. S. 19–23; gischen besonderen Landtages im Novemb. 1790 rung vorzulegen seien. Die schriftlichen Referate Michael KASPER, Die Herren im Tal. Die Montafoner und die dabey vorgebrachten Beschwerden. Mit 37 sind dem Protokoll als Beilagen A bis Z beigebun- Oberschicht zwischen 1780 und 1830. In: 200 Jah- Beylagen; VLA: LSt D 59. Im Übrigen vgl. BILGERI, den; A ist von Gugger allein, die übrigen Beilagen re Gemeindeorganisation in Vorarlberg. Almanach Geschichte Vorarlbergs 4 (wie Anm. 7), S. 161–178. sind von beiden gezeichnet (VLA: LSt Hs. 8). zum Vorarlberger Gemeindejahr 2008, hg. von Ul- 324 VLA: LSt Hs. 8: LJR Plenum 12.11.1790, Monitum 1. 335 Dazu SANDER, Indermauer (wie Anm. 153), S. 93. rich NACHBAUR/Alois NIEDERSTÄTTER, Bregenz 325 BILGERI, Geschichte Vorarlbergs 4 (wie Anm. 7), 336 Vgl. Anm. 233; SANDER, Indermauer (wie 2009, S. 271–279. Zum Vergleich auch: SCHEFF- S. 163: „Über die ersten, die Wiedereinführung Anm. 153), passim. KNECHT, Hofammänner (wie Anm. 55); SCHEFF- vollmächtiger, unabhängiger Stände betre®en- 337 Missverständlich z.B. BILGERI, Geschichte Vorarl- KNECHT, Dör¯iche Eliten (wie Anm. 55). den Forderungen wurde begrei¯icherweise nicht bergs 4 (wie Anm. 7), S. 66, zu 1744: „Die Depu- 361 Manfred TSCHAIKNER, Feige Feldkircher, leicht- gesprochen.“ – Was daran begrei¯ich sein soll, ver- tierten in Wien versprachen, die erwünschte herr- gläubige Bludenzer, lüsterne Montafoner und stehe ich nicht. schaftliche Zugehörigkeit (‚Incorporation‘) zu Tirol „trogne“ Walser – Ein spöttisches Gedicht über 326 VLA: LSt Sch. 5: Ohnmaßgeblicher Antrag um Re- zu betreiben“. die Gemeinden des Vorarlberger Oberlandes von medurs Verfassung der Vorarlbergischen ständi- 338 BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), S. 283. Rankweil bis Gaschurn aus dem Jahr 1670. In: Blu- schen Beschwerden, entworfen von samentlichen 339 VLA: VOKA Nr. 408; BILGERI, Geschichte Vorarlbergs denzer Geschichtsblätter 75 (2005), S. 43–78, hier Herren Conferentialstände in loco Feldkirch den 4 (wie Anm. 7), S. 65–68. S. 73. 19ten July 1790, Feldkirch 20.07.1790, Pkt. 16. 340 BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), S. 292. 362 VLA: VOKA Nr. 138: Gutachten der Regierung, Inns- 327 VLA: LSt Hs. 8: LT 16.–22.11.1790, S. 88 u. 87. Ent- 341 VLA: VOKA Nr. 455: Restabilisierungsresolution bruck 17.08.1726 (gescheideren und bemitlereten); sprechende Ausgangsstücke Indermauers liegen 14.11.1750, Pkt. 44 (Abschrift). Am Ende der Resolu- Kaiserliche Resolution 07.12.1726. ein in VLA: LSt Sch. 108, obwohl sie der Provenienz tion werden noch die ständischen petita abgehan- 363 Hofkanzleidekret 17.09.1790, JGS 1790/58, lit. e. – nach zum Bestand VOKA gehören würden. delt: Zugleichen auch ad 5tem wegen derenselben Beim „Modell Jagdberg“, das Josef II. 1784 für alle 328 VLA: VA 366: An Seine Majestät alleruntertänigs- absönderung von dem schwäbisch-österreichischen Gerichte als Grundsatz verkünden ließ, sind keine tes Bitten der Landstände in Vorarlberg, Feldkirch corpore uns oben her willfährigst entschlossen. Wahlausschlussgründe angeführt (Hofkanzleide- 20.11.1790. 342 Symbolisch kam das auch auf der erwähnten kret 09.02.1784, JGS 1784/236). 329 KAGENECK, Breisgau (wie Anm. 133), S. 97–100; Schützenscheibe von 1796 zum Ausdruck, wo im 364 VLA: LSt Hs. 8: LT 16.–22.11.1790, Allgemeine Bitten QUARTHAL, Landstände in Südwestdeutschland Vorarlberger Wappenschild die Jahreszahl 1744 Pkt. IV; VLA: VA 366: Kommissions-Protokoll, S. 22. (wie Anm. 283), S. 91. eingeschrieben ist. Denkbar ist allerdings auch, 365 VLA: VA 366: Kommissions-Protokoll, Beilage lit. F: 330 Andreas ULMER, Die Volksbewegung gegen die dass die Scheibe zur Ermutigung bereits im Vor- Bittschrift der gesamten Stände, o.O. o.D., Pkt. IV. kirchenpolitischen Neuerungen Josefs II. im Lan- feld der Kampfhandlungen angefertigt wurde. Vgl. 366 Ebenda Beilage lit. F: Stellungnahme Kommissär In- de Vorarlberg und im Besonderen in der Pfar- Abb. 6; ULMER, Schützenscheiben (wie Anm. 102), dermauer, Bregenz 16.12.1790. re Dornbirn 1789–91. In: Montfort 1 (1946) 1+2, S. 52. 367 VLA: LSt Hs. 8: Allerhöchste Entschließung S. 45–55, und 1 (1946) 3+4, S. 100–118; Andre- 343 Andreas WÜRGLER, Zugewandte Orte. In: Histori- 06.07.1792, intimiert durch Landesstelle, durch as ULMER, Die Volkserhebung gegen die Jose´- sches Lexikon der Schweiz (www.hls-dhs-dss.ch/ ständischen Direktor Indermauer an Herren Stän- nischen Neuerungen in Dornbirn (1789–91). In: textes/d/D9815.php, Abfrage 13.07.2011). de, Bregenz 09.11.1792. Montfort 3 (1948) 1, S. 50–60, und 3 (1948) 7–12, 344 VLA: LSt Hs. 8: LT 07.–10.11.1796, Referat Ganahl 368 Edikt vom 24.9.1808 über das Gemeinde-We- S. 196–231; Ferdinand HIRN, Widerstandsversuche und Gugger, Beilage B. sen, RBl. 1808, Sp. 2405, Anhang: Instruktion der NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit š

Gemeinde-Vorsteher, § 2: Diejenigen, welche o†ene 393 Zu den Versammlungen vgl. BILGERI, Demokratie Landesverfassung und der Reaktivierung der o®e- Wirthschaft treiben, sind von der Stelle des Gemein- (wie Anm. 18), S. 7–86, hier S. 23–32. nen Landtage, auf denen künftig statt der bisheri- de-Vorstehers ausgeschlossen, und wenn es möglich 394 BRUNNER, Landstände (wie Anm. 7), S. 42–43. gen Parität der Bürger- und der Bauernstand ein ist, sollen auch andere Gemeinde-Glieder, deren Ge- 395 Kommissionsprotokoll 1790 (wie Anm. 323). Übergewicht haben sollten (KÖFLER, Tiroler Land- werbe öfterer Polizei-Nachsicht unterworfen sind, da- Indermauer zeichnete das Protokoll als tage [wie Anm. 112], S. 555–558). von ausgenommen bleiben. Landtagskommissär. 410 Aus den Landständischen Kanzleien sind von 1706 369 BRAUNEDER, Verfassungsgeschichte (wie Anm. 61), 396 BRUNNER, Landstände (wie Anm. 7), S. 49. Die vor- bis 1758 und von 1789 bis 1805 gebundene Sit- S. 35. derösterreichischen Landstände rangen bereits ab zungsprotokolle erhalten. Der Inhalt dieser Proto- 370 QUARTHAL, Schwäbisch-Österreich (wie Anm. 7), Mitte des 16. Jahrhunderts mit der Regierung um kollbände ist nicht identisch, weil auch regionale S. 329. ihr Selbstversammlungsrecht (SPECK, Vorderöster- Konferenzen dokumentiert wurden und Protokol- 371 Ebenda, S. 278–282. reichischen Landstände [wie Anm. 7], S. 277–279). le landesweiter Konferenzen mitunter fehlen. Für 372 N. N., Relation über die vormalige Verfassung (wie 397 VLA: VOKA Nr. 138 (1726), Nr. 455: Temperaments- die Jahre 1759 bis 1788 verfügen wir nur über die Anm. 26), [S. 9]. punkte 16.09.1752, Pkt. 6 (Abschrift). Vgl. BILGERI, Protokolle der Landjahrrechnungen. – Landstän- 373 WEIZENEGGER/MERKLE, Vorarlberg 1 (wie Anm. 7), Geschichte Vorarlbergs 4 (wie Anm. 7), S. 41–43, dische Protokolle: VLA: LSt Hs. 2 (1709–1713, Feld- S. 116. 68–88. kirch), 3 (1711–1728, Bregenz), 122 (1714–1724, 374 Auch STAFFLER, Tirol und Vorarlberg (wie Anm. 7), 398 Vgl. VLA: LSt, Sch. 88: D 67 (Mappe: Landtagsaus- Feldkirch; Fotokopie, Original im Stadtarchiv Feld- S. 661, berichtet etwas missverständlich von 24 schreibungen; 1793–1806; Provenienz Feldkirch). kirch), 6 (1724–1743, Feldkirch), 7 (1743–1758, „Standesbezirken“. Im Landtagsprotokoll 22.02.1790: Präsidium hat Bregenz), 8 (1789–1797, Bregenz), 10 (1798–1805, 375 BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), S. 267, geht gewöhnlichen Land-Congreß einberufen. Bregenz). Ab 1759 sind die Landjahrrechnungspro- davon aus, dass prinzipiell vermutlich sogar jeder 399 Wie Anm. 390 u. 403. tokolle auch in diesen Protokollbänden enthalten.– österreichische Untertan teilnahmeberechtigt war. 400 Benedikt BILGERI, Ursprung und Wesen der Landes- Landjahrrechnungen (Landjahrraitungen): VLA: LSt 376 BRUNNER, Landstände (wie Anm. 7), S. 128–129. verteidigung in Vorarlberg. In: Montfort 18 (1966) Hs. 27 (1711), 28 (1713), 29 (1716), 31 (1718), 32 377 Ebenda, S. 41. 4, S. 501–541, hier S. 527–528. Für 1799 bis 1805 (1721), 33 (1723), 35 (1725), 36 (1727), 37 (1731), 378 VLA: VOKA Nr. 455: Temperamentspunkte sind gebundene Protokolle der Schutzdeputatio- 147 (1733), 39 (1735), 40 (1737), 41 (1749), 42 16.09.1752, Pkt. 7 (Abschrift). nen überliefert (VLA: LSt Hs. 11–19). (1741), 43 (1743), 44 (1747), 45 (1751). 46 (1753), 379 VLA: LSt Hs. 8, 10, 45, 46, 47, 48. – Nicht mitgezählt 401 1747 wurde die Landjahrraitung wegen der hohen 47 (1757); VLA: Stadtarchiv Bludenz [fortan: StABl] ist der Kreishauptmann als Präses und Kommissär. Anweßenheit des Hofkommissärs Graf Chotek, der Hs. 251 (1729), 253 (1733), 259 (1745); [1749 nicht Für den Landtag am 08.06.1796 sind keine genau- die Landesverfassung zu untersuchen hatte, aus- überliefert]. en Teilnehmerzahlen dokumentiert, pro Stand wa- nahmsweise in Bregenz abgehalten (VLA: LSt Hs. 411 1790 1 Landjahrraitung/0 sonstige Sitzung, 1791 ren aber 2 Deputierte eingeladen. 44). 1/0, 1792 1/1, 1793 1/0, 1794 1/1, 1795 1/0, 1796 380 Im Anwesenheitsverzeichnis des Landtages vom 402 N. N. [GANAHL], Ständische Verfassung (wie 0/2, 1797 1/1, 1798 1/9, 1799 0/0, 1800 0/0, 1801 28.02.1594 in Bregenz heißt es z.B. zu Tannberg Anm. 8), berichtet, dass die Landjahrrechnungen 0/0, 1802 0/1, 1803 0/0, 1804 1/0, 1805 1/2 (VLA: und Mittelberg: scheinen wettershalben nit erschei- um den Thomastag (21.12.) herum statt´nde. N. N. LSt Hs. 8 u. 10). nen können, zu Damüls: auch niemandt wegen [HORMAYR], Verfassungen (wie Anm. 6), S. 125, „am 412 Vgl. BILGERI, Demokratie (wie Anm. 18), S. 7–86, grossen schnees vorhanden gewesen (zitiert nach: Thomastage“. Doch das war nicht der Fall. Nach Ta- hier S. 28–29. BRUNNER, Landstände [wie Anm. 7], S. 129). gungsmonaten ergibt sich folgendes Bild: Jänner 413 U.a. VLA: VOKA Nr. 397; Ferdinand HIRN, Die An- 381 VLA: LSt Hs. 8, 44, 45, 46, 47, 48. (1732), Februar (1805), März (1721, 1798), Mai/ nahme der pragmatischen Sanktion in Vorarlberg. 382 Z.B. VLA: LSt Hs. 36: LJR 1725/27 Obere Kassa [fort- Juni (1797), Juni (1716), Juli (1713, 1799), August/ Dornbirn 1903. an: OK] S. 11. – Zur Organisation des Montafon: Mi- September (1718, 1733), September (1711, 1723, 414 VLA: LSt D 38: Beschreibung der unterm 13ten chael KASPER, Vom „Land“ Montafon zum Stand 1725, 1735, 1737, 1743), Oktober (1745, 1755, Merz 1806 erfolgten feyerlichen Uebergabe des Montafon. Ein regionaler Selbstverwaltungskör- 1757, 1765, 1767, 1769, 1774, 1785), Oktober/No- Landes Vorarlberg an Seine Majestät der König per und seine Amtsträger zwischen Kontinuität vember (1747), November (1741, 1751, 1753, 1784, von Baiern Maximilian Joseph. Bregenz 1806; Fer- und Wandel (1750–1850). In: Montfort 63 (2011) 2, 1789, 1790, 1792, 1793, 1794, 1795, 1804 KSt), No- dinand HIRN, Vorarlbergs Herrscherwechsel vor S. 81–109. vember/Dezember (1727, 1729, 1739), Dezember hundert Jahren. Dornbirn 1906, S. 11–22; Ferdi- 383 Vgl. BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), S. 267– (1791). nand HIRN, Vorarlbergs Erhebung im Jahre 1809. 268. 403 QUARTHAL, Schwäbisch-Österreich (wie Anm. 7), Mit Benützung archivalischer Quellen dargestellt. 384 MEUSBURGER, Landammänner (wie Anm. 219), S. 333. Bregenz 1909, S. 14. S. 26–37, zu 1741 zudem S. 242–246. 404 Z.B. VLA: LSt Hs. 271: LJR 1783/84, Untere Kassa 415 Protokoll Landtag, Bregenz 28.02.1594, zitiert nach: 385 VLA: VA 366: Kommissions-Protokoll, Beilage lit. F: [fortan: UK] Ausgabenpost [fortan AP] 30–39. BRUNNER, Landstände (wie Anm. 7), S. 136. Bittschrift der gesamten Stände, o.O. o.D., Pkt. III. 405 Insgesamt lukrierte Sauser von 1762 bis 1806 als 416 Laut LJR 1723/25 ein Jahrtag pro pie defunctis h. h. 386 VLA: LSt Hs. 8: LT 16.–22.11.1790, S. 12–13 (beglau- Bürgermeister 51 ¯ für die Landjahrrechnungs- statuum deputatis (VLA: LSt Hs. S. 13). bigt von Syndikus Rederer); VLA: VA 366: Kommis- mahlzeit und 4.672 ¯ an Landjahrrechnungs- und 417 VLA: LSt Hs. 36: LJR Plenum 24.09.1723, Conclusum sions-Protokoll, o.O. o.D., S. 22 (verfasst von Kreis- anderen Diäten (wie Anm. 155). [1]. und Oberamtsprotokollist Xaver Milz; gezeichnet 406 QUARTHAL, Schwäbisch-Österreich (wie Anm. 7), 418 VLA: LSt Hs. 35, S. 14, 21. von Kommissär Indermauer); VLA: VA 366: Kommis- S. 326; QUARTHAL, Landstände in Südwest- 419 VLA: LSt Hs. 36: LJR 1725/27, S. 18. sions-Protokoll, Beilage lit. F: Bittschrift der gesam- deutschland (wie Anm. 283), S. 88. 420 VLA: StABl Hs. 269: LJR 1769/70, OK S. 10. Meist ten Stände, o.O. o.D., Pkt. III. 407 QUARTHAL, Schwäbisch-Österreich (wie Anm. 7), ist nur von den „neu erwählten“ Funktionären die 387 VLA: VA 366: Kommissions-Protokoll, Beilage lit. F: S. 361. Rede. Bittschrift der gesamten Stände, o.O. o.D., Pkt. III. 408 Ebenda, S. 424. 421 Andreas ULMER/Manfred GETZNER, Die Geschich- 388 Ebenda, Beilage lit. F: Stellungnahme Kommissär 409 KÖFLER, Tiroler Landtage (wie Anm. 112), S. 555. – te der Dompfarre St. Nikolaus Feldkirch, Bd. 2. Feld- Indermauer, Bregenz 16.12.1790. 1720 waren 2 Hochstifte, 12 Prälaten, 10 Äbtissin- kirch 2000, S. 268. – Wenn hier davon die Rede ist, 389 Wie Anm. 364. nen, 200 immatrikulierte Adelsfamilien, 10 Städte, dass der Jahrtag alle zwei Jahre gehalten werde, so 390 Vgl. BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), S. 304– 84 Gerichte geladen. Von 600 geladenen Adeligen entsprach das dem bis 1770/71 üblichen Rhythmus 315. erschienen nur 12 (BLICKLE, Landschaften [wie der Landjahrrechnung. 391 VLA: LSt Hs. 8: LT 07.–10.11.1796 Beilage G (Referat Anm. 7], S. 175). 1801 forderte der landesfürstliche 422 ULMER/GETZNER, Dompfarre 2 (wie Anm. 421), Ganahl und Gugger). Landrichter Franz Michael Senn als führender Bau- S. 39. – Das Apostel-Bene´zium ging auf eine Stif- 392 Ebenda Deliberatum 12 (08.11.1796). ernvertreter in einer Denkschrift eine Reform der tung Rudolf V. von Montfort-Feldkirch im Todesjahr š MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

1375 zurück und war von Leopold III. von Öster- 442 PRESS, Herrschaft (wie Anm. 60), S. 169–214, hier Bayerischen Staatsbibliothek München, Teil 11: reich als neuem Stadtherren 1377 bestätigt wor- S. 206. Zu Österreich: BRAUNEDER, Verfassungsge- Die neuzeitlichen Handschriften aus Cgm 5155 den. In Pruggers Chronik von 1685 heißt es noch: schichte (wie Anm. 61), S. 66–67. – 5500, bearb. von Dieter KUDORFER. Wiesbaden „Dieser Capellanus soll mit seiner heil. Meß auf den 443 N. N., Relation über die vormalige Verfassung (wie 2000, S. 35–36). Nachdem Schmidt erst 1794 als zwölf Boten Altar bei dem Wendelstein, dem Her- Anm. 26), [S. 11]. „Edler von Zabierow“ in den erbländischen Adels- ren oder Vogten in der Pfarrkirche Sonn- und Fei- 444 Die Landtage Tirols und Vorarlbergs, und nur stand erhoben wurde, dürfte es sich um eine spä- ertag bis in das Spät-Amt gewärtig sein“ (Johann sie, waren zur Mitwirkung bei der Regelung tere Abschrift handeln. Schmidt, ein Spezialist für Georg PRUGGER, Feldkirch. Das ist Historische Be- des Landesverteidigungs- und Schießstandwe- die Bewirtschaftung von Staatsgütern, war als Do- schreibung der Löblichen O. O. vor dem Arlberg ge- sens berechtigt, zudem in Ausführung der ent- mänenuntersuchungskommissär nach Tirol ent- legenen Stadt Feldkirch. In welcher der Ursprung, sprechenden Reichsgesetze zur Regelung der sandt worden. Bei der Übernahme des Tiroler Lan- Fortp¯anzung und Aufnahme, auch andere Be- Vorspannleistung sowie der Verp¯egung und Ein- desguberniums durch Bayern wurde Schmidt 1806 gebenheiten und Zufälle besagter Stadt […] be- quartierung des Heeres (Landesordnungen § 18). in den Ruhestand versetzt (Constantin von WURZ- schrieben werden. Feldkirch 31891, S. 67). Vgl. Ernst MAYERHOFER, Handbuch für den poli- BACH, Biographisches Lexikon des Kaiserthums 423 VLA: LSt Hs. 10: LT 06.08.1802, ergänzende Delibe- tischen Verwaltungsdienst in den im Reichsrathe Oesterreich […], Bd. 30. Wien 1875, S. 280–281; randa 6. vertretenen Königreichen und Ländern mit be- Anton BUNDSMANN, Die Entwicklung der politi- 424 Entsprechend VLA: Nachlass Josef Bitschnau Nr. 6: sonderer Berücksichtigung der diesen Ländern schen Verwaltung in Tirol und Vorarlberg seit Maria Oberständischer Syndikus Rederer an Bitschnau, gemeinsamen Gesetze und Verordnungen. Bd. 2. Theresia bis 1918. Dornbirn 1961, S. 90). – Überlie- Feldkirch 16.10.1802. – TSCHAIKNER, Bitschnau Wien 41880, S. 268–269; Paul WEBER, Die wehr- fert ist auch eine Beilage Nr. VIII der Beschreibung (wie Anm. 108), S. 69, datierte den Beschluss und rechtliche Sonderstellung Vorarlbergs von 1814 des Landes und Kreises Vorarlberg, eine Individua- den Brief versehentlich auf August 1802. bis 1918, in: Die Landesverteidigung. Zur Erinne- le Beschreibung sämtlicher Zensiten der Herrschaft 425 Wie Anm. 108. rung an den Ausmarsch der Vorarlberger Stand- Feldkirch. Im Lande und Kreise Vorarlberg 1792. Sie 426 In den Jahren 1711 bis 1758 und 1789 bis 1805 tag- schützen vor 50 Jahren. Bregenz 1965, S. 51–60. ist mit Feldkirch 24.02.1793 datiert und für das k. k. te nur einmal, am 28.07.1718, eine allgemeine Ver- 445 Zum Folgenden v.a. BLICKLE, Landschaften (wie Rentamt der Domainherrschaft Feldkirch von Rent- sammlung beim Bauern. Anm. 7), S. 275–284. meister Alois von Franzin gezeichnet (VLA: Vogtei- 427 Alois NIEDERSTÄTTER, Altach – von den Anfängen 446 Meinrad TIEFENTHALER, Vorarlberg gegen die amt Feldkirch Hs. 37). bis zur Trennung von Götzis. In: Altach. Geschich- Montur. In: Vorarlberger Volkskalender 1949, S. 45– 452 Vgl. BILGERI, Geschichte Vorarlbergs 4 (wie Anm. 7), te und Gegenwart, Bd. 1, hg. von Rudolf GIESIN- 48. Vgl. u.a. VLA: LSt D 23. S. 107–108. GER/Harald WALSER. Altach 1999, S. 16–66, hier 447 VLA: LSt A 3: Postulate 1789–1807. 453 Landesbeschreibung 1792 (wie Anm. 28), S. 101– S. 30–34. 448 Vgl. z.B. VLA: Vogteiamt Bludenz 86/987: Vorderös- 105 (Zitate S. 101, 102, 105). 428 BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), S. 268–270. terreichische Repräsentation und Kammer an Vog- 454 Bis zur LJR 1784/85 sind bei den entsprechenden 429 VLA: LSt Hs. 8: LT 07.–10.11.1796 Deliberatum 9 teiamt Bludenz, Freiburg 12.04.1769. Empfangsposten OK 26.173 ¯ 19 k, UK 20.337 ¯ (08.11.1796). 449 Weder im ständischen Protokoll der LJR 1771 noch 2 kr 6 h ausgewiesen (VLA: LSt Hs. 59); in der LJR 430 N. N. [GANAHL], Ständische Verfassung (wie Anm. im entsprechenden Kommissionsprotokoll wird 1785/86 OK 24.367 ¯ 25 kr 1 h, UK 18.933 ¯ 49 kr 5 h, 8). Damit fast identisch ist N. N. [HORMAYR], Verfas- der Inhalt der Allerhöchsten Resolution betre®end was zusammen 43.301 ¯ 14 kr 6 h ergibt (VLA: StA- sungen (wie Anm. 6), S. 125). die Steuerperäquation mitgeteilt. Aus dem Vor- Bl Hs. 272). Bei der Unteren Kassa ist ab 1785/86 je- 431 Johann Georg KRÜNITZ, Oekonomische Encyklo- spann des Kommissionsprotokolls ist zu entneh- weils noch der ursprüngliche Betrag vermerkt, blei- pädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- men, dass Landvogt Ramschwag mit allerhöchster ben auch die Einnahmen konstant. Bei der Oberen Haus- und Landwirthschaft, Bd. 255. Berlin, 1855, Entschließung, Wien 01.06.1771, zum landtsfürstli- Kassa ist nichts vermerkt und schwanken die Ein- S. 213–214. cher Commissarius bei den künftigen ständischen nahmen geringfügig. – Vom Steuersubstrat wur- 432 Vgl. BILGERI, Demokratie (wie Anm. 18), S. 7–86, hier Versammlungen bestellt worden sei (VLA: StABl den 23 ¯ 16 ½ kr von 100 ¯ an Rustikalsteuer an- S. 25; BRUNNER, Landstände (wie Anm. 7), S. 39–40. Hs. 270, Plenum 25.10.1771; VLA: VA 366: Kommis- gesetzt, 1786 auch der ursprünglich niedrigere 433 VLA: LSt Hs. 2: LT 29./30.04.1710, Deliberatum 7. sionsprotokoll, Feldkirch 24.10.1771). Steuersatz der Dominikalsteuer auf dieses Maß an- 434 VLA: LSt Hs. 2: LT 27.06.1710. 450 BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), S. 277. gehoben (N. N., Relation über die vormalige Verfas- 435 VLA: LSt Hs. 2: LT 12.112.1708, Vollmacht vom 451 Das Vorarlberger Landesarchiv verfügt nur über sung [wie Anm. 26], [S. 53 u. 55]). 05.12.1708; ediert bei: BRUNNER, Landstände (wie eine Fotokopie dieser Landesbeschreibung 1792 455 In der LJR 1770/71 heißt es beim entsprechenden Anm. 7), S. 131. (wie Anm. 28), aus dessen Titelblatt der Verfas- Ausgabeposten der Oberen Kassa mit Bezug auf 436 VLA: LSt D 10: Stände an Landesgubernium, Bre- ser nicht hervorgeht. BERNHARD, Vorarlberg im das Steuerperäquationsopertat, dass die Rustikal- genz 22.07.1805. Brennpunkt (wie Anm. 230), S. 321 Anm. 30, zitiert steuer ohne Abzug in Anrechnung gebracht wor- 437 VLA: LSt D 10: Kreishauptmann Vintler an Herren Tiroler Landesarchiv, Cod. 378, mit einem ergänz- den sei, zumalen aber den löblichen Herren Land- Stände in Feldkirch, gleichlautend an Herren Stän- ten Titel: Geogr., pol. u. ök. Landes- dann Individua- ständen von obigen 2.500 ¥ die Vergütung zu machen de in Bregenz, Bregenz 25.09.1805. le Domainen-Beschreibung des Kreises und Landes verwilliget worden (VLA: StABl Hs. 270, OK S. 49). In 438 VLA: LSt D 10: Landesgubernium an Stände, Inns- Vorarlberg. Aufgenommen durch die zur Untersu- der LJR 1783/84 heißt es: hingegen aber den Herren bruck 07.08.1805. chung des Domainen-Standes dahin abgeordnete Ständen hieraus die Vergütung obiger 2.500 ¥ wirk- 439 Vgl. BILGERI, Landesverteidigung (wie Anm. 399); Gubernial-Kommission. Verfaßt von Gub.-Rat Karl lich geschehen; es folgt die Au¯istung der gegen Meinrad TIEFENTHALER, Die Vorarlberger Muster- Schmidt. Im Jahre 1792. Die Bayerische Staatsbib- Quittung vergüteten Beträge (VLA: StABl Hs. 271, rolle von 1621 (Allgäuer Heimatbücher 23). Kemp- liothek in München verfügt über ein weiteres Ex- OK). Die Superrogate wurden zuletzt für 1807/08 ten 1940; Otto STOLZ, Die Landwehr in Vorarlberg. exemplar mit dem kalligraphischen Titel Geogra- ausbezahlt (VLA: LSt D 19). In der N. N., Relati- In: Montfort 3 (1948) 1, S. 1–33; Die Landesvertei- phische, politische und oekonomische Landes-, dann on über die vormalige Verfassung (wie Anm. 26), digung. Zur Erinnerung an den Ausmarsch der Vor- individuale Domainen-Beschreibung des Landes und [S. 55], heißt es zur Zeit nach 1814: 2500 ¥ werden arlberger Standschützen vor 50 Jahren. Bregenz Kreißes Vorarlberg. Aufgenommen von dem k. k. O/ den Ständen an Zahlungsstatt der Superogate /: eine 1965; BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), S. 271– Öen Gubernial-Rath und zur Untersuchung des Lan- Schuld des Landesfürsten :/ überlassen […]. 274 u. 277. Vgl. z.B. N. N., Relation über die vorma- des Vorarlberg und der landesfürstlichen Domä- 456 Landesbeschreibung 1792 (wie Anm. 28), S. 108– lige Verfassung (wie Anm. 26), [S. 9–15]. nen allerhöchst abgeordneten Gubernial-Kommis- 109. – Eine Erklärung für diese Einnahmepraxis 440 Vgl. BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), S. 155– sär Joseph Karl Edlen von Schmidt. Im Jahre 1792 bieten der Weltpriester Franz Josef Weizenegger 156. (Deutsche Handschriften, Cgm 5218. Vgl. Catalo- (1784–1822) und der ehemalige Mehrerauer Kon- 441 QUARTHAL, Schwäbisch-Österreich (wie Anm. 7), gus codicum manu scriptorum Bibliothecae Mo- ventuale Meinrad Merkle (1781–1845): „Im nämli- S. 265. nacensis. T. 6: Die deutschen Handschriften der chen Jahre kam auch die Dominikalsteuer in Gang, NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit š

welche von dem beweglichen und unbeweglichen Entschädigungssumme 783.154 ¯ (VLA: LSt Hs. 10: 484 Eberhard WEIS, Die Begründung des modernen Vermögen der Klöster, Weltpriester, Kirchen, Stif- LT 16.10.1802). bayerischen Staates unter König Max. I. (1799– tungen, weltliche Herren eingehoben wurde und 470 Als „Laubtaler“ oder „Lorbeertaler“ wurde das ta- 1825). In: Handbuch der Bayerischen Geschich- in die ständische Kasse ¯oß. Die Zumuthung, auch lergroße französische 6-Livre-Stück bezeichnet. – te, begründet von Max SPINDLER, in Verbindung die Dominikalsteuer so vielfach, als das Land die In den LJR sind verbucht: 1798–1802 1. Rate OK mit Dieter ALBRECHT u.a. hg. von Alois SCHMID. seinige, zu entrichten, ward von den Herren immer 157.375 ¯, UK 82.625 ¯; 1802–1804 2. Rate OK München, Bd. 4/1: Das neue Bayern. Von 1800 bis standhaft zurückgewiesen, weil sie bei den stän- 168.054 ¯, UK 65.173 ¯; 3. Rate OK 233.261 ¯ 36 k, zur Gegenwart. Staat und Politik. München 22003, dischen Versammlungen weder Sitz noch Stim- UK 959 ¯ 4 kr 4 h (VLA: LSt Hs. 78, 79, 109, 110). S. 3–126, hier S. 46. me, und keine Rechte hatten, von der Landesrech- 471 VLA: LSt Hs. 79 u. 110. 485 RBl. 1806, S. 433. Ediert bei: NACHBAUR, Reformen nung Einsicht zu nehmen. Um ja mit den Ständen 472 Laut HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie Anm. 13), (wie Anm. 9), S. 422–428. in keine Berührung zu kommen, zahlten die Herren S. 17, wurde die erste (sic!) Rate in Höhe von 486 VLA: BA Sch. 84: Organisationsentwurf (1806). ihre Dominikalsteuer in die landesfürstliche Kasse, 220.000 ¯ 1803 ausbezahlt, wäre die zweite un- 487 VLA: LSt D 83 (Sch. 83): KSt 12.01.1806. Zu die- und von dieser wurde das Geld an die Stände aus- mittelbar vor Ausbruch des 3. Koalitionskriegs, ser Sitzung wurde das Gericht Dornbirn beigezo- gehändigt“ (WEIZENEGGER/MERKLE, Vorarlberg 1 demnach im Sommer 1805, fällig gewesen. Durch gen. Vgl. HIRN, Herrscherwechsel (wie Anm. 414), [wie Anm. 7], S. 121–122). eine Ungeschicklichkeit des Feldkircher Rentbeam- S. 7–10. 457 Landesbeschreibung 1792 (wie Anm. 28), S. 105. ten Eberlin habe sie jedoch nicht behoben werden 488 Das ergibt sich nicht aus dem Konferenzproto- Vermutlich handelt es sich um den Betrag, den die können. Tatsächlich waren bis 1804 bereits drei Ra- koll, aber aus einem Einlaufvermerk auf dem kö- Rentämter im vergangenen Jahr eintreiben und ten bezahlt worden, stand nur noch die vierte aus. niglichen Reskript (wie Anm. 489). Auch eine Voll- den Ständen überweisen konnten. Die Landjahr- – Wann und in welcher Form die Stände diese Ab- macht zur Huldigung im Namen des Landes ergibt rechung 1770/71 weist z.B. an Einnahmen aus Do- ordnung beschlossen, ist unklar. Im Sitzungspro- sich nicht aus dem Protokoll. Ganahl und Gugger minikalsteuer 7.172 ¯ aus, 1783/84 8.174 ¯ (VLA: tokoll der Konferentialstände vom 12.01.1806 und übergaben laut HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie StABl Hs. 270, 271). In N. N., Relation über die vor- 12.03.1806 kommt sie nicht zur Sprache (VLA: LSt Anm. 13), S. 12, eine Denkschrift. malige Verfassung (wie Anm. 26), [S. 55], ist von D 38). Es ist in undatiertem Konzept ein entspre- 489 VLA: LSt D 83 (Sch. 83): Reskript Maximilian I. Jo- jährlich circa 9.700 ¥ die Rede. chend Vollmacht für die Deputierten Keßler, Gug- seph, München 25.01.1806. – Der Zustellvermerk 458 In der LJR 1783/84 heißt bei der Unteren Kassa, ger und Ganahl überliefert (VLA: LSt D 38). Ob Keß- lautet: An die Deputierten der Vorarlbergischen dass sie von der vorderösterreichischen Regie- ler tatsächlich mitreiste, ist fraglich. Im Jänner 1806 Landstände das Huldigungsschreiben im Namen ih- rung und Kammer losgesprochen worden seien, zeichneten nur Ganahl und Gugger Berichte aus rer Landstände betre†end. weshalb nur noch von der Dr. Seitzischen Masse Innsbruck an die Stände (VLA: LSt D 53). Das Ant- 490 Vgl. im Überblick: WEIS, Die Begründung (wie Anm. ein jährlicher Betrag in Empfang zu bringen sei wortschreiben übergaben die Hofkommissäre of- 484), S. 14–16 u. 45–53; Ludwig HAMMERMAYER, (VLA: StABl Hs. 271). fenbar nur Ganahl und Gugger (vgl. VLA: LSt D 38: Staatliche Herrschaftsordnung und altständische 459 Landesbeschreibung 1792 (wie Anm. 28), S. 112 u. Kreishauptmann von Vintler an Herren Stände, Bre- Repräsentation. In: Handbuch der Bayerischen 113. genz 15.04.1806). Vgl. HIRN, Herrscherwechsel (wie Geschichte, begründet von Max SPINDLER, in Ver- 460 Von einem Pfund Pfennig = 1 ¯ 8 ½ kr an einge- Anm. 414), S. 23–24. bindung mit Dieter ALBRECHT u.a. hg. von Alois zogenem Umgeld mussten die Umgeldbezieher 473 StenSib 6. LT 3. Session 1886, Beilage 26; StenSib 7. SCHMID. München, Bd. 2: Das alte Bayern. Der Ter- 1 ¯ an die ständischen Kassen abliefern (N. N. [GA- LT 1. Session 1890, Beilage 13 u. 26. ritorialstaat vom Ausgang des 12. Jahrhunderts NAHL], Ständische Verfassung [wie Anm. 8]). In 474 VLA: VA 236: Protokoll über die Bekanntmachung bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. München VLA: VA 432 liegt eine nicht datierte „Umgelds- des allerhöchsten k. Reskripts an die bisherige 21988, S. 1236–1266, hier S. 1257–1266. Ordnung“ ein. Landschafts-Versammlung in Vorarlberg, ihre Auf- 491 VLA: Administration Hohenems Nr. 42, 61/1806; 461 VLA: VA 366: Kommissions-Protokoll, Beilage lit. W: hebung in folge der neuen Reichs-Constitution be- VLA: Patente 1806/01/20; abgedruckt bei: HIRN, Bittschrift der Stände Bludenz und Montafon, Feld- tre®end, Feldkirch 16.05.1808; Übergabeprotokoll, Herrscherwechsel (wie Anm. 414), S. 31–32. – Im kirch 18.11.1790. Bregenz 19.05.1808. Besitzergreifungspatent für Tirol vom 22.01.1806 462 VLA: VA 366: Kommissions-Protokoll, Beilage lit. W: 475 Fidel KNECHT, Die Aufhebung der Klöster in Vor- wurden die Vorarlbergischen Herrschaften auch Stellungnahme Kommissär Indermauer, Bregenz arlberg unter Kaiser Josef II. In: Verö®entlichungen bereits miterwähnt oder mitbedacht (abgedruckt 16.12.1790. des Vereines für christliche Kunst und Wissenschaft bei: D. HÖRMANN, Tirols Vereinigung mit dem Kö- 463 N. N. [GANAHL], Ständische Verfassung (wie in Vorarlberg (1923) 12, S. 3–69, hier S. 23 u. 26. nigreiche Baiern. Mit allen sich darauf beziehenden Anm. 8). 476 Der Akt VLA: LSt A 161, der über die Wachtstube Actenstücken. In: Der Sammler für Geschichte und 464 Ebenda heißt es, wohl verschrieben, ca 7’000,000 Aufschluss geben könnte, liegt nicht mehr ein. Statistik von Tirol 2 (1807), S. 1–24, hier S. 32–34. f. N. N. [HORMAYR], Verfassungen (wie Anm. 6), 1796 bis 1800 zahlten die Stände Quartiergeld für 492 Walter GRUBE, Stände in Württemberg. In: Von der S. 132, machte daraus 70.000 ¯. eine Wachtstube an der Achbrücke (Zoll) (VLA: LSt Ständeversammlung zum demokratischen Par- 465 VLA: LSt Hs. 78 u. 109. D 87). lament. Die Geschichte der Volksvertretungen in 466 N. N. [GANAHL], Ständische Verfassung (wie Anm. 477 VLA: Bayerischer Steuerkataster: 5/11 Bregenz, Be- Baden-Württemberg, red. von Günther BRADLER/ 8). Den Hinweis auf mangelnden Patriotismus sitz Nr. 675; 5/61 , Besitz Nr. 975. Franz QUARTHAL. Stuttgart 1982, S. 31–50, hier ließ N. N. [HORMAYR], Verfassungen (wie Anm. 6), 478 BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), S. 284. S. 50: „Das positive Recht der Stände erlag dem S. 130, weg. Vgl. Anm. 456. 479 BILGERI, Demokratie (wie Anm. 18), S. 7–86, hier Staatsstreich.“ Vgl. QUARTHAL, Schwäbisch-Öster- 467 VLA: LSt A 2: Summarium des Activ- und Passiv- S. 35–62; BLICKLE, Landschaften (wie Anm. 7), reich (wie Anm. 7), S. 393–394; QUARTHAL/WIE- standes der Stände pro 1796 [mit Ende des Mili- S. 284–293. LAND, Behördenorganisation (wie Anm. 49), S. 158. tärjahres 1795/96]. 480 VLA: LSt D 38. Übergabeprotokoll, Bregenz 493 Syndikus Johann Georg Propst an Franz II., 468 VLA: LSt A 2 Über den vorarlbergisch-ständischen 13.03.1806, abgedruckt in: Beschreibung der un- 08.03.1806, zitiert nach: QUARTHAL, Schwäbisch- passiv Stand in verzinslichen Obligationen, Feld- term 13ten Merz 1806 erfolgten feyerlichen Ueber- Österreich (wie Anm. 7), S. 393–394. kirch 07.01.1802. gabe des Landes Vorarlberg an Seine Majestät der 494 KAGENECK, Breisgau (wie Anm. 133), S. 198–199. 469 Die Summen setzten sich zusammen: an nachge- König von Baiern Maximilian Joseph. Bregenz Vgl. Volker PRESS, Die badischen Landstände. In: lassenen Schuldigkeiten für Vorschüsse und Unter- 1806. Von der Ständeversammlung zum demokratischen stützungen 318.947 ¯, an nachgelassenen Schul- 481 Vgl. NACHBAUR, Reformen (wie Anm. 9), S. 373– Parlament. Die Geschichte der Volksvertretungen digkeiten für Salz, Holz, Magazinnaturalien und 378. in Baden-Württemberg, red. von Günther BRAD- ausständige Postulate 304.008 ¯, an nachgelas- 482 Zum Folgenden: Ebenda, S. 383–411. LER/Franz QUARTHAL. Stuttgart 1982, S. 51–61. senem Postulat für 1802 und für 4 weitere Jahre 483 RBl. 1808, beigebunden nach S. 448. Faksimile in: 495 Karl Friedrich von Baden an Ritterschaft im Breis- zur Hälfte 98.500 ¯, an der weiters zu erhaltenden NACHBAUR, Reformen (wie Anm. 9), S. 388–389. gau, Karlsruhe 05.05.1806, zitiert nach: N. N., Aufhö- Œ‹ MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

rende Landtäge und Landstände. In: Der Rheinische 506 VLA: LSt D 38: Präses Vintler an ständische Kanzlei- verheiratet (vgl. NACHBAUR, Landstände 1 [wie Bund. Eine Zeitschrift historisch-politisch-statis- en, Bregenz 01.06.1806. Anm. 319], S. 45). In zweiter Ehe waren Rederer tisch-geographischen Inhalts, Bd. 1, Heft 1. Frank- 507 VLA: VA 236: Ganahl im Namen der KSt an Hofkom- drei Söhne vergönnt (Joseph Anton Jakob, geb. furt am Main 1806, S. 134–142, hier S. 140. mission, Bregenz 08.06.1806 (Abschrift). 1791; Franz Anton Xaver, geb. 1792; Peter Carl Jo- 496 Friedenstraktat zwischen Sr. Majestät dem Kaiser 508 VLA: LSt D 38: KSt an König Maximilian, Feldkirch/ seph, geb. 1794). Rederer starb am 16.06.1833 in der Franzosen, König von Italien und Sr. Majestät Bregenz 08.06.1806. Feldkirch (Pfarre Feldkirch: Taufbuch, Ehebuch, dem Kaiser von Österreich vom 26.12.1805, RBl. 509 VLA: LSt A 3: Protokoll Obere Stände, Feldkirch Sterbebuch; Pfarre Dornbirn: Sterbebuch). – Re- 1806, S. 50, Art. VIII. Französischer Originaltext, 24.06.1806, continatum Untere Stände, Bregenz derers Tochter Luise heiratete Johann Nepomuk ebd.: soit en toute propriété, de la même manière, 27.06.1806. Es wurde Einigung erzielt, dass künf- von Gilm (1783–1847), Sohn des Franz Joseph Mi- aux même titres, droits et prérogatives que les pos- tig Dominikalgüter, die inzwischen Bürgern oder chael von Gilm, Landvogt zu Vaduz, und Enkel des sédaient S. M. L’Empereur d’Allemagne et d’Autriche, Gemeindleuten gehörten, möglichst in die Rusti- Franz Joseph (von) Gilm, Vogteiverwalter der Vog- ou les Princes de sa maison, et non autrement. kalbesteuerung einbezogen werden sollen. tei Bludenz. Johann Nepomuk von Gilm brachte 497 Vgl. bereits Hans VOLTELINI, Forschungen und 510 Laut HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie Anm. 13), es 1815 zum Landrichter in Dornbirn (vgl. Anm. Beiträge zur Geschichte des Tiroler Aufstandes im S. 36, um sich über den Schlüssel zur Begleichung 9) und 1817 zum Rat beim Kollegialgericht Feld- Jahre 1809. Gotha 1909, S. 24–33; Hans VOLTELINI, der Kriegsschulden zu verständigen. kirch. Zu den vier Kindern des Paares zählten der Die Klausel „Non autrement“ des Pressburger Frie- 511 RBl. 1806, S. 433, Pkt. 7c. Verwaltungsjurist und liberale Poet Hermann von dens. In: Mitteilungen des Instituts für österreichi- 512 VLA: BA Sch. 84: Organisationsentwurf (1806). Gilm (1812–1864) und der Feldkircher Notar Ferdi- sche Geschichtsforschung Bd. 32 (1911), S. 8–164. 513 WEIS, Die Begründung (wie Anm. 484), S. 74–75. nand von Gilm (1814–1888), der wie der Vater po- Kritisch auch aus Sicht eines betro®enen Zeitge- 514 RBl. 1806, S. 433, Pkt. 40 a. litisch die konservative Richtung vertrat (Hermann nossen: [N. HÖRMANN], Tirol unter der baierischen 515 Zum Folgenden: NACHBAUR, Reformen (wie SANDER, Hermann von Gilm in seinen Beziehun- Regierung. Mit Aktenstücken. Von einem Tiroler, Anm. 9), S. 398–400 u. 422–428. gen zu Vorarlberg. Innsbruck 1887). Für den Hin- Bd. 1. Aarau 1816, S. 230–236; Rudol´ne von OER, 516 VLA: BA Sch. 84: Organisationsentwurf (1806). weis auf Gilm danke ich Christoph Volaucnik. Der Friede von Pressburg. Ein Beitrag zur Diploma- 517 NACHBAUR, Reformen (wie Anm. 9), S. 426 u. 440. 523 VLA: VOKA, Sch. 159, Nr. 24/22; VLA: LSt, Sch. 83, D tiegeschichte des napoleonischen Zeitalters (Neue 518 VLA: LSt Hs. 162, AP 100. 38: Besoldungsfassion der Beamten des k. b. vor- Münstersche Beiträge zur Geschichtsforschung 8). 519 Für ihn ist 1806/07 keine Besoldung mehr ausge- arlbergischen landständischen Central-Bureaus, Münster 1965, S. 195. wiesen (VLA: LSt Hs. 80 AP 282–287). Feldkirch 15.05.1808; VLA: VA 236: Bericht die Auf- 498 Friedenstraktat 1805 (wie Anm. 496), Art. XIV. 520 HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie Anm. 13), lösung der Vorarlberger Landschaft betre®end, 499 N. N., Aufhörende Landtäge und Landstände (wie S. 31–32. Bregenz 19.05.1808. In der Rechnung 01.01.1806 Anm. 495), S. 383. 521 Die Zustimmung des Königs wurde mit General- bis 23.06.1807 scheinen unter Besoldungen aller- 500 VLA: LSt D 83 (Sch. 83): Hofkommissäre Johann Graf landeskommissariats-Reskript vom 03.12.1806 er- dings nur Rederer bis Ende Mai 1807, der Rech- Brandis und Carl von Eiberg an Vorarlberger Stän- ö®net. Das geht aus VLA: VA 236: Bericht die Auf- nungsleger und Dialer bis Ende März 1807 auf de, Innsbruck 10.04.1806. lösung der Vorarlberger Landschaft betre®end, (VLA: LSt Hs. 80 AP 282–287). 501 HÖRMANN, Tirols Vereinigung (wie Anm. 497), Bregenz 19.05.1808, hervor. Das Dokument ist 524 Im Schematismus (wie Anm. 50) 1792, 1795, 1800, S. 17–21. nicht gezeichnet. Vermutlich war Kreiskommissär 1803–1805 ist Gehring als Salzfaktor in Feldkirch 502 N. N. [Joseph von HORMAYR], Beiträge zur neueren Kutter der Absender, vielleicht aber auch General- ausgewiesen, im Addreß-Handbuch des Illerkrei- Kriegsgeschichte, gesammelt von Friedrich FÖRSÁ landeskommissär Gravenreuth. ses 1809 als Obersalzfaktor. Er starb am 08.11.1809 TER, Bd. 1. Berlin 1816, S. 151–152; N. N. [HOR- 522 Als Ergänzung und teilweise Berichtigung zu den mit 50 Jahren (Pfarre Feldkirch: Sterbebuch). MAYR], Tyrolerkrieg (wie Anm. 10), S. 120–121. biographischen Hinweisen in NACHBAUR, Land- 525 Allgemeines Reglement 30.04.1804, Regierungs- 503 N. N. [REISACH], Krieg der Vorarlberger (wie stände 1 (wie Anm. 319), Anm. 150 und 241: Ja- blatt für die Kurpfalzbaierische Provinz in Schwa- Anm. 12), S. 70. – Vgl. auch Johann GUNZ, Der Krieg kob Ignaz Rederer kam am 13.12.1753 als Sohn des ben [fortan: RBlS.] 1804, Sp. 337; Militärkantons- der Vorarlberger im Jahre 1809. In: Archiv für Ge- Ratsherrn Franz Josef Thomas Rederer (1717–1758) reglement 07.01.1805, RBlS. 1805, Sp. 116. Zum schichte und Landeskunde Vorarlbergs 4 (1907/08) und der Maria Susanna Buecher (Trauung 1750) in Folgenden im Überblick: WEIS, Die Begründung 3, S. 13–17, u. 6+7, S. 35–40 (Aus: Der Gesellschaf- Feldkirch zur Welt. Vater Franz Josef Rederer war (wie Anm. 465), S. 83–85; Martin SCHRAMM, Die ter oder Blätter für Geist und Herz Nr. 80, 81, 82, 83 ein Sohn des Anton Rederer und der Maria Clau- Konstitution von 1808 und die Reform des Militär- und 84 vom Jahre 1820), hier S. 13: „Ein Volk ruft dia Käsenhaimer (Kehsenhaimer, gest. 1750, Trau- wesens. In: Bayerns Anfänge als Verfassungsstaat. das Urrecht der Natur zurück, um seine, einer kar- ung 1712) und damit ein Bruder des städtischen Die Konstitution von 1808. Eine Ausstellung im gen Erde abgerungenen, durch Jahrhunderte ge- und oberständischen Syndikus Franz Anton Ignaz Bayerischen Hauptstaatsarchiv (Ausstellungskata- heiligten und selbst im Pressburger Frieden garan- Rederer (1713–1749), der ab 1743 mit Agnes Mag- loge der Staatlichen Archive Bayerns 49). München tierten Rechte von Neuem zu erringen.“ dalena Clessin verheiratet war. Jakob Ignaz Rede- 2008, S. 221–248. 504 HIRN, Herrscherwechsel (wie Anm. 414), S. 7 u. rer heiratete 1783 Maria Theresia Kreszentia Dan- 526 Konskriptionsgesetz 29.02.1812, RBl. 1812, Sp. 593. 22–23; HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie Anm. 13), ner, eine Tochter des Rentmeisters der Herrschaft 527 Die Rekrutierung ist dokumentiert in VLA: LSt D S. 11 u.19–20 (der anderer Stelle dagegen von Hor- Feldkirch Johann Martin Danner (geb. Dornbirn 40. Zum Folgenden vgl. u.a. HIRN, Vorarlbergs Er- mayrs „Lügenfabrik“ schreibt). Kritisch dazu bereits: 1725, gest. Feldkirch 1787). 1784, als die Tochter hebung (wie Anm. 13), S. 38. VOLTELINI, „Non autrement“ (wie Anm. 497), S. 115 Maria Anna Susanne (gest. 1859) geboren wurde, 528 VLA: LSt D 40: Verordnung 15.11.1806 (Abschrift). u.121–122. – BILGERI, Geschichte Vorarlbergs 4 (wie scheint Rederer im Taufbuch nur als beyder Rech- Diese Verordnung dürfte nicht publiziert worden Anm. 7), S. 205. Vgl. Alois NIEDERSTÄTTER, Die Bay- te Candidat auf, 1785, bei der Geburt der Tochter sein. ernzeit in der Vorarlberger Historiographie. In: 200 Maria Aloisia Kreszentia genannt Luise (gest. Dorn- 529 Allgemeine Verordnung 14.05.1807 die Organi- Jahre Gemeindeorganisation in Vorarlberg. Alma- birn 1816), zudem als k. k. Oberamtsakzessist, wo- sation des Bürger-Militärs betre®end, RBl. 1807, nach zum Vorarlberger Gemeindejahr 2008, hg. bei unter dem „Oberamt“ das Vogteiamt Feldkirch Sp. 857. von Ulrich NACHBAUR/Alois NIEDERSTÄTTER, Bre- zu verstehen sein wird. 1786, bei der Geburt des 530 RBl. 1808, Sp. 985, 6. Titel, § 5. genz 2009, S. 361–366; Alois NIEDERSTÄTTER, „Die Sohnes Johann Baptist (gest. 1807), scheint Rede- 531 Organische Verordnung 06.07.1809 über die Errich- bayerische Knechtschaft“ – Vorarlberg in den Jah- rer als Gerichtsschreiber in Dornbirn auf. 1790 hei- tung einer National-Garde, RBl. 1809, Sp. 1093; mo- ren 1805 bis 1814. In: 200 Jahre Gemeindeorgani- ratete Rederer, inzwischen Syndikus, in zweiter Ehe di´ziert durch Allerhöchste Verordnung 27.10.1913 sation in Vorarlberg. Almanach zum Vorarlberger in Feldkirch Maria Aloisia Leone (geb. 1759), eine die allgemeine Landes-Bewa®nung betre®end, Gemeindejahr 2008, hg. von Ulrich NACHBAUR/ Tochter des Altstadtammanns Peter Josef Leone; RBl. 1813, Sp. 1325. Alois NIEDERSTÄTTER, Bregenz 2009, S. 113–121. eine weitere Tochter Leones war bereits mit dem 532 Addreß-Handbuch des Illerkreises 1 (1809) bis 5 505 WEIS, Die Begründung (wie Anm. 484), S. 64–65 u. 80. oberständischen Kassier Karl Christian Gehring (1813). Kempten 1809 bis 1813. Für die Landge- NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit Œ

richte Bregenzerwald und Montafon ist kein Bür- Nepomuk Kaspar vermerkt. Am 14.02.1797 (Alters- 543 Zitiert nach: SANDER, Indermauer (wie Anm. 152), germilitär ausgewiesen. angabe: 38 Jahre) heiratete sie in 2. Ehe in Bregenz S. 97. Vgl. BERNHARD, Vorarlberg im Brennpunkt 533 HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie Anm. 13), S. 154. den späteren Stiftungsadministrator Josef Anton (wie Anm. 230), S. 145. Ludwig WELTI, Die kaiser- 534 WEBER, Wehrrechtliche Sonderstellung (wie Kaufmann (Altersangabe: 38 Jahre). Sie starb am lichen Freilandrichter von Rankweil und deren Fa- Anm. 444), S. 51–60. 17.08.1800 (Altersangabe: 40 Jahre) in Bregenz. milien ab 1500. In: Heimat Rankweil, hg. von Jo- 535 VLA: LSt D 10: Ammann Rhomberg an landstän- (Pfarre Bregenz-St. Gallus: Taufbuch, Ehebuch, sef Bösch. Rankweil 1967, S. 146–152, hier S. 151; disches Zentralbureau, Dornbirn 03.05.1807. – Sterbebuch). Ihr Bruder Franz Wilhelm Wehinger Ludwig WELTI, Die kaiserlichen Freilandrichter von Die Beerdigung Vintlers fand am 24.04. statt, die lebte zu der Zeit in Augsburg (BERNHARD, Vorarl- Rankweil und deren Familien ab 1500. In: Jahrbuch schriftliche Absage Gramms ist mit 28.04.1806 berg im Brennpunkt [wie Anm. 230], S. 176 Anm. des Vorarlberger Landesmuseumsvereins 1961, datiert. 1673). – Es ist naheliegend, dass Gramms Frau Ma- S. 80–88, hier S. 86. 536 Rainer RÜSCH, Johannes Evangelistus Gramm ria Anna Weber mit ihrem Trauzeugen Johann Bap- 544 VLA: StA Bludenz Fasz. 98/74. (1730–1792). Oberamtsrat und Landschreiber tist Weber verwandt war. Ludwig WELTI, Landesge- 545 VLA: VOKA Akten Publikum 3373/1797. an der Landvogtei in Altdorf. Typoskript 1998; schichte. In: Landes- und Volkskunde, Geschichte, 546 Am 03.02.1797 hatte sich Gramm im Auftrag der QUAR THAL/WIELAND, Behördenorganisation (wie Wirtschaft und Kunst in Vorarlberg, hg. von Karl ILG, Landestelle gutächtlich zu einem Ansuchen der Anm. 49), S. 377. Bd. 2: Geschichte und Wirtschaft. Innsbruck/Mün- Witwe Kreszentia Weber geb. Wehinger an die 537 Zur Laufbahn Christoph Gramms: QUARTHAL/ chen 1968, S. 151–344, hier S. 275 Anm. 275, ver- Stadt Bregenz betre®end eine einstweilige Unter- WIELAND, Behördenorganisation (wie Anm. 49), mutete, es habe sich um Geschwister gehandelt; stützung geäußert (VLA: VOKA Akten Publikum S. 243, 259, 364, 378; Schematismus (wie Anm. 50) aufgrund des Altersunterschiedes dürfte es sich 488/1797). 1792, 1795; VLA: VOKA Einlaufprotokolle in Publi- aber eher um eine Nichte gehandelt haben. Auch 547 QUARTHAL, Schwäbisch-Österreich (wie Anm. 7), cis et Politicis 1794–1798 (EProt 1/17 1794 Nr. 1206, zum zweiten Trauzeugen, dem Rankweiler Adler- S. 339, führt Anton Rhomberg als Landschaftsein- 2097, 2683; EProt 1/18 1794 2975; EProt 1/19 1795 wirt Franz Xaver Walser, deutet sich ein Nahever- nehmer 1728, 1744, und Franz (sic!) Anton Rhom- Nr. 1755, 1826, 2676, 2783, EProt 1/20 1795 4316; hältnis an. 1776 bis 1779 tragen die Brüder Karl und berg als Landschaftseinnehmer der Landvogtei EProt 1/24 1796 Nr. 3795, 3799, 3873, nach Abzug Johann Weber sowie Franz Xaver Walser als Vogt Schwaben 1785–1805 an (vgl. S. 428, 443, 447, der Franzosen Nr. 1, 612; EProt 1/26 1797 Nr. 3373, der Kinder Jakob Webers einen Steuerstreit mit 451), zudem einen Josef Rhomberg 1722 als k. Fle- 3923; EProt 1/29 1798 Nr. 2295); VLA: VOKA Ak- der Gemeinde Rankweil aus (VLA: VA 428; VLA: Ge- ckenammann von Altdorf (S. 447). QUARTHAL/WIE- ten Publikum 2975/1794, 1755/1795, 2783/1795, meindearchiv Rankweil: Akten Nr. 13e, Vermögens- LAND, Behördenorganisation (wie Anm. 49), S. 384, 4316/1795, 3373/1797; RBl 1806, S. 328; RBl. 1835, beschriebe Nr. 115759, 11761, 11762). Ein Karl We- listen Franz (sic!) Anton Rhomberg ebenfalls als Sp. 24; RBl. 1837, Sp. 341–342; SANDER, Indermau- ber hatte 1776 gemeinsam mit Fidel Längle dem Landschaftseinnehmer 1785–1805, Josef Anton er (wie Anm. 152), S. 70, 91, 97–105, 135, 195, 230– Stift Einsiedeln namens der Lehensinhaber den Ge- Rhomberg als Landschaftsgegenhändler der Land- 232; VLA: StA Bludenz Fasz. 98/74; RÜSCH, Gramm roldhof um 400 ¯ abgelöst (Johann Baptist RUSCH, vogtei Schwaben 1782–1785 auf. Wenn Franz An- (wie Anm. 536); Eugen STEMMLER, Die Grafschaft Geschichte St. Gerolds des Frommen und seiner ton 1700 und Josef Anton 1753 geboren wurde, Hohenberg und ihr Übergang an Württemberg Propstei in Vorarlberg. nach urkundlichen und li- kann es sich wohl bei diesem „Franz Anton“ nur (1806) (Darstellungen aus der Württembergischen terarischen Quellen chronologisch zusammenge- um Josef Anton Rhomberg gehandelt haben. Laut Geschichte 34). Stuttgart 1959, S. 29. stellt. In: Archiv für österreichische Geschichte 43 Rudolf HÄMMERLE, Geschichte der Familie Rhom- 538 Nach eigenen Angaben war Gramm von Guggers (1870), S. 283–372, S. 345 u. 341; Josef GRABHERR, berg mit Auszug aus dem Dornbirner Familien- Tod am 31.05.1794 bis 13.04.1795, somit 10 Mo- Die reichsfreie Herrschaft Sankt Gerold: Beitrag buch. Dornbirn 1974, S. 104 u. 205, war Franz Anton nate und 12 Tage, provisorisch mit der Vogtei- zur Landes- und Cultur-Geschichte Vorarlbergs. In: „kaiserlicher Oberamtmann zu Warthausen, dann verwaltung betraut (VLA: VOKA Akten Publikum Jahres-Bericht des Vorarlberger Museumsvereins kaiserlicher Schreiber der kaiserlichen Landvog- 4316/1795; zudem 2975/1794, 1755/1795). 1897, S. 17–100, hier S. 97–98). Beim Adlerwirt tey O. N. Schwaben in Altdorf (Weingarten)“. Das 539 SANDER, Indermauer (wie Anm. 152), S. 97. Ge- könnte es sich um Franz Xaver Rudolf Walser (geb. Oberamt zu Warthausen war allerdings eine Herr- traut wurde das Paar vom Rankweiler Frühmesser Feldkirch 17.04.1752, gest. Feldkirch 01.09.1836) schaftsverwaltung der Reichsgrafen von Stadion. Michael Häusle in der Lorettokapelle in Hohenems. handeln, der am 08.11.1773 in Rankweil Barbara Im Übrigen ebenda, passim, und Dornbirn Lexikon Die Eltern der Brautleute sind nicht angegeben, Theresia Griß heiratete. Ihr Sohn Franz Xaver Anton (http://lexikon.dornbirn.at, Abfrage 10.12.2011). die Braut Maria Anna Weberin von Rankweil war Walser (geb. Rankweil 17.01.1789, gest. Feldkirch Zudem danke ich Dipl.-Ing. Rainer Rüsch, Baden- 20 Jahre alt (Pfarre Feldkirch: Ehebuch 08.02.1795). 15.03.1824), Ochsenwirt in Feldkirch, ging 1809 Baden, für Unterlagen und freundliche Auskünfte Gramm war Witwer und in erster Ehe mit Amalie als Schützenhauptmann (der „rote Walser“) mit ei- zu den Familien Rhomberg und Gramm. Vgl. u.a. Ritter verheiratet gewesen (RÜSCH, Gramm [wie nem verwegenen Überfall auf Konstanz in die Ge- auch Chronische Aufzeichnungen aus den Jahren Anm. 536]). In den Matriken der Rankweiler Pfar- schichte ein (Pfarre Feldkirch: Taufbuch, Sterbe- 1680–1719, mitgeteilt von Franz SALZMANN, Pfar- reien habe ich Maria Anna Weber nicht gefunden. buch; Pfarre Rankweil- U.L.F.: Taufbuch, Ehebuch; rer in Schwarzenberg. In: Archiv für Geschichte und Am 15.04.1829 starb in München Tochter Marianna ULMER, Schützenscheiben (wie Anm. 102), S. 61– Landeskunde Vorarlbergs 4 (1907/08) 4+5, S. 31– Gramm mit 19 Jahren (Königlich Bayerischer Poli- 62, 110). Adlerwirt Walser muss über beachtliche 2, und 6+7, S. 46–48, hier S. 47 (Anton Rhomberg, zey-Anzeiger von München 22.04.1829, S. 414). Vgl. Kontakte verfügt haben. 1779 sicherte er Anton Steurer in Opfenbach). zudem Anm. 540. Joseph Sutter (1720–1784), dem von den alten 548 RÜSCH, Gramm (wie Anm. 536). Zu Gramm sen. vgl. 540 Weber amtierte ab 15.04.1795 als Bürgermeister in Eliten verbannten und später hingerichteten Alt- QUARTHAL/WIELAND, Behördenorganisation (wie Bregenz. Sein Lebenslauf lässt noch einige Fragen Landammann von Appenzell Innerrhoden, zu, „er Anm. 49), S. 377; zu Lorenz Rhomberg HÄMMER- o®en. Vgl. BERNHARD, Vorarlberg im Brennpunkt dürfe ohne Furcht vor einer Verhaftung nach Rank- LE, Familie Rhomberg (wie Anm. 519), S. 135–136; (wie Anm. 230), S. 141–142. Ergänzend danke ich weil kommen und sich dort aufhalten“ (Max TRIET, NACHBAUR, Landstände 1 (wie Anm. 319), S. 51 u. Stadtarchivar Mag. Thomas Klagian für die freund- Der Sutter handel in Appenzell Innerrhoden 1760– Anm. 263. – Im Addreß-Handbuch des Illerkreises liche Mitteilung, dass Weber am 24.11.1791 um die 1829. Ein Beitrag zur Geschichte der politischen 3 (1810) bis 5 (1813) ist Lorenz Rhomberg als 2. As- Entlassung von der Sekretärs-Bedienstung ansuch- Unruhen in der Schweiz des Ancien Régime. Ap- sessor, im Schematismus der Provinz Tyrol und te, was ihm am 03.12.1791 unter der Bedingung penzell 1977, S. 95). Vorarlberg 1825 bis 1827 als Advokat beim Land- gewährt wurde, dass er das Taxamt abgibt und 541 VLA: VOKA EProt 1/24 1796 nach Abzug der Fran- gericht Dornbirn verzeichnet. – Ein weiterer Bru- ausständige Arbeiten noch erledigt (Archiv der zosen Nr. 1, präsentiert 18.10.1796. Zum Folgenden der Sidonies war Johann Hermann Gramm (1769– Landeshauptstadt Bregenz, Hs. 38: Ratsprotokoll vgl. SANDER, Indermauer (wie Anm. 152), S. 91– 1842), provisorischer Landschreiber in Altdorf (?), 1791/1, S. 430 u. 431). Weber war mit Maria Kres- 105, 135, 195, 230–232. Kanzleiverwalter der Herrschaft Oberhohenberg zentia Wehinger verheiratet. Im Taufbuch Bregenz 542 VLA: VOKA EProt 1/24 1796 Nr. 3795 (Hofdekret 1795/76, provisorischer Rentmeister der Herrschaft ist am 25.08.1783 die Geburt eines Sohnes Johann 06.06.1796, präsentiert 12.07.1796), 3799. Oberhohenberg (k. k. Obervogteiamt Spaichingen, Œ MONTFORT Zeitschrift für Geschichte Vorarlbergs BAND / 

1799), Obervogt der Herrschaft Argen (k. k. Ober- 1927), S. 193–197, hier S. 179. Vgl. HIRN, Vorarlbergs Ebenda: Hirnbein, Versell und Watzenegger an vogteiamt Langenargen bis 1806), Landrichter Erhebung (wie Anm. 13), S. 71. vormaliges Zentralbureau, Feldkirch 17.05.1808. k. b. Landgericht Tettnang (1806–1810), Landrich- 562 VLA: LSt D 38: Landesdirektion an Zentralbureau Ebenda: Liste der aktuellen Konferentialstände, ter k. b. Landgericht Montafon (1810, nur wenige Feldkirch, Ulm 13.01.1808. 16.05.1808. – Vermutlich gab es auch eigene Re- Wochen), Landrichter k. b. Landgericht Oberdorf 563 VLA: LSt A 2. visoren der unteren und der oberen Stände. Vgl. (Marktoberdorf) (RÜSCH, Gramm [wie Anm. 536]; 564 VLA: LSt A 2: Conspect sämtlicher bisher liquidier- VLA: LSt A 48. QUARTHAL/WIELAND, Behördenorganisation [wie ter Passiv-Capitalien in der k. b. Landschaft Vorarl- 584 V.a. VLA: VA 68 (Alois Abbrederis, Ignaz Dobler, Xa- Anm. 49], S. 370; RBl. 1806, S. 446; RBl. 1810, S. 334, berg, Feldkirch 05.10.1807. Vgl. BA Sch. 87 (Liqui- ver Fetz, Franz Xaver Gmeinder, Jakob Heller, Jo- 422; NACHBAUR, Reformen [wie Anm. 9], S. 406; dation Passivkapital). hann Ludescher, Ulrich Köchle, Georg Ellensohn, Vorderösterreichische Regierung und Kammer 565 RBl. 1808, Sp. 985. – Eine gute Textedition bietet: Johann Frick, Melchior Keßler, Josef Christa/Krista, 1753–1805. Oberamt Rottenburg, bearb. von Pe- Bayerns Anfänge als Verfassungsstaat. Die Konsti- Wunibald Rosenstihl, Ignaz Schüle, Jakob Tschan, tra SCHÖN/Eugen STEMMLER/Peter STEUER [Ver- tution von 1808. Eine Ausstellung im Bayerischen Josef Versell, Ignaz Vonier, Andreas Watzenegger, ö®entlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Hauptstaatsarchiv (Ausstellungskataloge der Mathias Weiss). Baden-Württemberg 50/6]. Stuttgart 1999, S. 541; Staatlichen Archive Bayerns 49). München 2008, 585 Vgl. BURMEISTER, Rosenstihl (wie Anm. 187), 185. STEMMLER, Grafschaft Hohenberg [wie Anm. 537], S. 324–334. 586 VLA: VA 470: Finanzdirektion des Illerkreises an S. 29, mit dem Hinweis, dass er gemeinsam mit sei- 566 WEIS, Die Begründung (wie Anm. 484), S. 65–66; Rentamt Feldkirch, Kempten 21.04.1809. nem Bruder Johann Christoph Gramm provisorisch Beiträge in: Bayerns Anfänge als Verfassungsstaat 587 Überliefert sind Zeugnisse Guggers für Keßler, Re- die Landschreiberei in Altdorf versehen habe). (wie Anm. 531). derer, Vonier, Watzenegger und Versell. Zum Teil 549 Ammann Rhomberg zeichnet die Schreiben in 567 Eine Auflistung bietet: Bayerns Anfänge (wie stellte auch der Feldkircher Rentmeister Franz An- VLA: LSt D 10 mit J. A. Rhomberg. Auch wenn er Anm. 566), S. 332–333. ton Fritschner Zeugnisse aus (VLA: Adelssachen 7; in einem der Schreiben als Johann Anton Rhom- 568 RBl. 1808, Sp. 985, 1. Titel § 2. VLA: VA 462, 475, 476). berg genannt wird, dürfte es sich mit großer Wahr- 569 Zum Folgenden: RBl. 1808, Sp. 985, 3. Titel § 4 u. 588 VLA: VA 462. scheinlichkeit um Josef Anton Rhomberg gehan- 4. Titel; Thomas PARINGER, Die Volksvertretung in 589 VLA: VA 470: Abrechnung des k. b. Rentamts delt haben. der Konstitution von 1808. Nationalrepräsentati- Feldkirch mit denjenigen pensionierten Indivi- 550 Gramm wurde im Dezember 1808 zum Oberap- on und Kreisversammlungen. In: Bayerns Anfänge duen, welche bisher ihre Pension nur proviso- pellationsrat ernannt (Michael JAECK, Übersicht als Verfassungsstaat. Die Konstitution von 1808. risch bezogen, solche aber jetzt vermög höchs- der Justiz-Organisationen und Dienst-Laufbahn Eine Ausstellung im Bayerischen Hauptstaatsar- ten Reskripts der k. Finanzdirektion in Kempten der Justizstaatsdiener Bayerns während der Re- chiv (Ausstellungskataloge der Staatlichen Archi- vom 09.01.1811 zu empfangen haben, Feldkirch gierung des König Max Joseph I. München 1828, ve Bayerns 49). München 2008, S. 59–80. 12.02.1811. S. 39). 1835 wurde er mit dem Ritterkreuz des Zi- 570 Verordnung vom 01.05.1808 die Au¯ösung der 590 VLA: VA 475. Zu Watzenegger vgl. Rupert TIE- vilverdienstordens der bayerischen Krone ausge- dermaligen landschaftlichen Korporationen be- FENTHALER, Die Geschichte der Gemeinde Weiler zeichnet (RBl. 1835, Sp. 24), mit dem die Erhebung tre®end, RBl. 1808, Sp. 961. im Vorarlberger Oberland. Weiler 2000, S. 107–109; in den persönlichen Adel verbunden war. 1837 ge- 571 Die Aufhebung der Stände 1808 ist gut dokumen- HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie Anm. 13), S. 80, währte ihm der König die Versetzung in den Ruhe- tiert: VLA: VOKA Nr. 24/22; VLA: VA 236 (Provenienz: 111, 333, 397; WELTI, Freilandrichter 1961 (wie stand (RBl. 1837, Sp. 341–342). Landesdirektion Ulm); ergänzend u.a. VLA: LSt D 38. Anm. 543), S. 86; WELTI, Freilandrichter 1967(wie 551 Beide Eingaben liegen in von sämtlichen Ständen 572 VLA: VA 236: Ansprache Gravenreuth, [Feldkirch Anm. 543), S. 152. unterzeichneten Gleichschriften doppelt in VLA: 16.05.1808]. 591 VLA: Adelssachen 7: Keßler an Finanzdirektion LSt D 10 ein. Sie sind nicht datiert, wohl aber zwei 573 VLA: VA 236: Ansprache Rederer, Feldkirch des Illerkreises, Feldkirch 23.12.1811. I820 musste gleichlautende Schreiben mit 07.05.1807. 16.05.1808. Keßler amtsentsetzt werden. Pensionsansprüche 552 VLA: LSt D 10: Generallandeskommissariat in 574 VLA: LSt D 38: Übergabeprotokoll, Feldkirch begründete er auch damit, dass die bayerische Schwaben an landständisches Zentralbureau, Ulm 16.05.1808. Regierung ihm 1814 sein Gehalt von 400 ¯ auf Le- 02.05.1807. Das Schreiben lief am 09.05.1807 in 575 In VLA: VA 236, liegt eine beglaubigte Abschrift benszeit ausgesprochen habe (ALBRECHT, Beiträ- Feldkirch ein. ein: Protokoll über die Bekanntmachung des aller- ge [wie Anm. 306], S. 55 u. 76–77). 553 Vgl. NACHBAUR, Reformen (wie Anm. 9). höchsten k. Reskripts an die bisherige Landschafts- 592 Eduard von VÖLDERNDORFF und WARADEIN, 554 HIRN, Herrscherwechsel (wie Anm. 414), S. 30. Versammlung in Vorarlberg, ihre Aufhebung in Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maxi- 555 VLA: LSt D 38: Kommissionserlass, Feldkirch folge der neuen Reichs-Constitution betre®end, milian Joseph I., Bd. 2, 5. Buch: Zeitraum vom Jah- 09.12.1806. Feldkirch 16.05.1808. Ebenda eine Anwesenheits- re 1808 bis zum Ende des Jahres 1809. München 556 RBl. 1807, Sp. 970. In gedruckter Form auch in VLA: liste und das Schreiben an den Hof. 1826, S. 29. LSt D 38. 576 VLA: VA 236: Kostenaufstellungen. Vgl. HIRN, Vor- 593 VLA: Adelssachen 7: Zeugnis, ausgestellt von Land- 557 VLA: LSt D 38: Protokoll, Bregenz/Feldkirch arlbergs Erhebung (wie Anm. 13), S. 38. richter Christoph von Gugger, Rektor Gegenbaur, 22./23.06.1807. Zur Kassenliquidation u.a. VLA: LSt 577 GRABHERR, Blumenegg (wie Anm. 41), S. 222–223, Mautbeamter Sedelmayer, Feldkirch 19.12.1810 A 7. geht auf diese Frage nicht ein, weist aber (S. 219, (Abschrift). 558 VLA: LSt, Sch. 83, D 38: Besoldungsfassion der Be- 220) bis 1805 einen Blumenegger Landammann 594 HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie Anm. 13), S. 110. amten des k. b. vorarlbergischen landständischen und bis 1806 einen Walser Gerichtsammann aus. Vgl. Thomas ALBRICH, Vorarlberg 1809. Am Rande Central-Bureaus, Feldkirch 15.05.1808; VLA: VA 578 VLA: LSt Sch. 112: Einlaufprotokoll 1807–1809. In. des Aufstands. Das Tagebuch des Christoph Anton Nr. 236: Bericht die Au¯ösung der Vorarlberger VLA: BA Sch. 87, liegt ein Schreiben Rederers an die Kayser. Innsbruck/Wien 2009, S. 80 (Tagebuch Kay- Landschaft betre®end, Bregenz 19.05.1808. Finanzdirektion vom 07.10.1809 ein. Zur Liquidati- ser 28.04.1809); GUNZ, Krieg der Vorarlberger (wie 559 Verordnung 08.06.1807 die Gleichheit der Abga- on vgl. VLA: LSt D 38; VLA: VOKA, Sch. 159 Nr. 24/22; Anm. 503), S. 14. ben, Steuerrekti´kation und Aufhebung der be- VLA: VA 89, 594; VLA: BA Sch. 87. 595 HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie Anm. 13), S. 111. sonderen landschaftlichen Steuerkassen betr., RBl. 579 RBl. 1808, Sp. 985, 3. Teil § 5. 596 Ebenda. 1807, Sp. 969, Pkt. III. 580 NACHBAUR, Reformen (wie Anm. 9), S. 412–420. 597 ALBRICH, Vorarlberg 1809 (wie Anm. 594), S. 88 u. 560 VLA: LSt D 38: Stände (?) an Hofkommission, 581 RBl. 1807, Sp. 970. In gedruckter Form auch in VLA: 90 (Tagebuch Kayser 01.05. u. 03.05.1809). 24.07.1807. LSt D 38. 598 HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie Anm. 13), 561 Zitiert nach: Anton GRUBER, Vorarlberg unter bay- 582 VLA: LSt D 13: Hofagent von Müller an Kreiskom- S. 124–125 (Zitat S. 124). Vgl. ALBRICH, Vorarlberg erischer Herrschaft 1806–1814. In: Westallgäuer missär Kutter, Wien 03.06.1807. 1809 (wie Anm. 594), S. 94–96 (Tagebuch Kayser Heimatblätter Bd. 2 Nr. 31 (Juli 1927), S. 177–179, 583 VLA: VA 236: Bericht die Au¯ösung der Vorarlber- 09.05.1809). Nr. 32 (August 1927), S. 185–187, Nr. 33 (September ger Landschaft betre®end, Bregenz 19.05.1808. 599 VLA: LSt D 43: Vollmacht, Bregenz 09.05.1809. NACHBAUR Die Vorarlberger Landstände in ihrer Spätzeit Œš

600 Hormayr stellte Fischer am 28.07.1809 in Brixen 604 ALBRICH, Vorarlberg 1809 (wie Anm. 594), S. 134. Konstanz 2007, S. 19–21; zu Hohenems und Luste- ein schönfärberisches Zeugnis aus, ediert von: Karl 605 VLA: LSt D 43: Beide Fugblätter Bregenz, 06.06.1809. nau vgl. Ludwig WELTI, Geschichte der Reichsgraf- DÖRRER, Des Gerichtsschreibers zu Landeck Ferdi- 606 HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie Anm. 13), S. 194– schaft Hohenems und des Reichshofes Lustenau. nand Karl Fischer Anteil an der Erhebung 1809. In: 199; ALBRICH, Vorarlberg 1809 (wie Anm. 594), Ein Beitrag zur Einigungsgeschichte Vorarlbergs Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Ti- S. 138–140 (Tagebuch Kayser 05./06.06.1809). (Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs und rols und Vorarlbergs 10 (1913), S. 143–145. 607 Am 09.06.1805 erging eine Bekanntmachung des Liechtensteins 4). Innsbruck 1930, S. 268–286. Zu 601 Im Militär-Schematismus des österreichischen Pr. k. k. österreich. Landesvertheidigungs-Ober-Kom- den Landgerichten Weiler, Sonthofen und Immen- Kaisterthums 1815–1826 ist Johann Camichel (Ca- mando in Vorarlberg. Major und Oberkommandant stadt: VLA: Kreisamt I Präsid. III-3/1815. mihel) als Platz-Hauptmann in Bergamo ausgewie- in Vorarlberg, Müller. Abgedruckt in: ALBRICH, Vor- 611 Königlich-Baierisches Intelligenzblatt des Illerkrei- sen, 1827 seine Pensionierung. arlberg 1809 (wie Anm. 594), S. 146. ses 1814, Sp. 611–616 (Zitat Sp. 612). 602 ALBRICH, Vorarlberg 1809 (wie Anm. 594), S. 110 608 HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie Anm. 13), S. 194– 612 StenSib 1. LT 1. Session 1861, 8. Sitzung 16.04.1861, (Tagebuch Kayser 18.05.1809). 199. Vgl. ALBRICH, Vorarlberg 1809 (wie Anm. 594), S. 77. 603 HIRN, Vorarlbergs Erhebung (wie Anm. 13), S. 135– S. 1499–150 (Tagebuch Kayser 11.06.1809). 613 Hermann GSTEU, Ein Beitrag zur Geschichte der 136. Vgl. ALBRICH, Vorarlberg 1809 (wie Anm. 594), 609 NIEDERSTÄTTER, Die bayerische Knechtschaft (wie Vorarlberger Ständeverfassung. Die ständische S. 114, Tagebuch Kayser 20.05.1809: Der Dr. Schnei- Anm. 504), S. 117. Verfassung Vorarlbergs von 1816 bis 1848. In: Vier- der wurde gestern Abends zum Landes Commissair 610 Vgl. im Überblick Ulrich NACHBAUR, Vorarlber- teljahrsschrift für Geschichte und Landeskunde über die Landesvertheidigung [sic!] von den Ständen ger Territorialfragen 1945 bis 1948. Ein Beitrag zur Vorarlbergs 9 (1925), S. 1–12. ernannt. – Vgl. GUNZ, Krieg der Vorarlberger (wie Geschichte der Vorarlberger Landesgrenzen seit Anm. 503), S. 36. 1805 (Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs 8).