Die Bromelie Deutsche Bromelien-Gesellschafte. V.

2011 (1) | ISSN 0724/0155 Die Bromelie 2011(1) – Inhalt

Die Bromelie ist das Vereinsorgan der 4 Andreas Hofacker DBG. Sie erscheint dreimal jährlich im April, minasgeraisensis – ein Kleinod aus Brasilien Juli und November. Sonderhefte erscheinen in unregelmäßigen Abständen. Tillandsia minasgeraisensis – a treasure from Redaktionsanschrift: Die Bromelie, Andreas Böker, 9 Jan Claus Am Vlothoer Baum 10, 32049 Herford Auf Tillandsiensuche in – Reisebericht und Redakteur: Andreas Böker Tagebuchaufzeichnungen (Teil 1) E-Mail: [email protected] Akquisition: Petra Hensel E-Mail: [email protected] 15 Wolfgang Salz Layout: Berthold Buchheiser Tillandsia albertiana × edithae Wissenschaftliches Lektorat: Uwe Scharf E-Mail: [email protected] 16 Luiz Filipe Klein Varella Druck: Günter-Druck, Tillandsien aus Rio Grande do Sul: eine Leidenschaft D-49124 Georgsmarienhütte The Tillandsia from Rio Grande do Sul: a passion Ältere Hefte können bei der Geschäfts- stelle bezogen werden; für Mitglieder 24 Eric J. Gouda 10,– € / Jahrgang bzw. 20,– € / Jahrgang (ab 2007). Einzelhefte auf Anfrage. Eine Bromelien-Entdeckungsreise durch (Teil 1) Alle Rechte, auch des auszugsweisen A Bromeliad exploration trip to Ecuador (part 1) Nachdrucks, der fotomechanischen und elektronischen Wieder­gabe und der Übersetzung vorbehalten. Alle Beiträge 30 Peter Tristram stellen die Meinung des jeweiligen Ver­ Auf der Suche nach Miss Fortuna, die Wiederholung fassers dar. im Jahre 2010 www.dbg-web.de 35 Peter Tristram Nochmals zu Besuch in Europa 2009 Europe revisited 2009

39 Eddie Esteves Pereira & Andreas Hofacker Dyckia mauriziae – eine neue und fast ausgestorbene, einseitswendig wachsende Bromelie aus dem Cerrado im Staat Goiás, Brasilien Dyckia mauriziae – a new and almost extinct secund growing bromeliad from the Cerrado in the state of Goiás, Brazil

45 Eric J. Gouda Encyclopaedia of bromeliads 2.0 – Eine Aktualisierung | An update

Aktuelles und Internes – Nachrichten aus der DBG

46 Andreas Böker Sammelbestellung 2011 Tillandsia pastensis und Reisebericht Ecuador → Seite 24 Foto: E. Gouda 47 Termine

Alle Bilder ohne Autorenangabe sind vom jeweiligen Artikelautor. Andere Bild- autoren sind namentlich genannt. | All pictures without printed name are made by the author of the article. Other authors are printed. Andreas BökerunddasRedaktionsteam im neuenFormat! machen Sie sichambestenselbsteinBild. Viel SpaßmitdererstenAusgabe bungen ausdiesemVerwandtschaftskreis. aeranthos undderenFormen sowieKurzvorstellungen vonErstbeschrei- Grande doSul habenwirganzbesondersfaszinierendeBilder vonTillandsia Kleinod, dassichbereitsinsomancherSammlung befindet. UndausRio Goiás inBrasilienvorstellen.Aus Minas Gerais stammteinTillandsien- Erstbeschreibung könnenwirIhneneinespektakuläre,neueDyckiaaus neue sowieauchbekannteBromelien,diesmalallesamtausBrasilien.Als ein Australier. Europa einesehrvielfältigeBromelien„vegetation“ finden kann,berichtet uns es unsebenfallsindiesemHeft. UnddassmanauchinDeutschlandund Tillandsia. EinkaumbekanntesBromelienlandistPanama, dahinverschlägt mit seinervielfältigenBromelienvegetation,auchaußerhalbderGattung Reihe wunderschönerTillandsien finden lassen.Danngeht esnachEcuador Landnutzung nochRelikte derPrimärvegetationaufweist,indenensicheine ent­ dieser Ausgabe sehen.EsistmalwiedereinHochgenuss! Schritt veranlasst.Was unser„Layouter“darausgemachthat,könnenSie in Möglichkeiten. Gerade dersteigendeAnteilguterBilder hatunszudiesem das A4-Format. DiesesbietetfürdasLayouteinfachvielmehrgestalterische 2011 nocheinmalumgestellt.AmmarkantestenistnatürlichderWechsel auf chen gutangenommenen„neuen“2007er-Layout mitdererstenAusgabe es istjanichtzuübersehen,wirhabenDieBromelie Liebe Leser, lautneri am Standortvon Tillandsia Zerstörter Bergwald führen Sie nachGuatemala, ineinLand,dastrotzbesondersintensiver Natürlich habenwirweitere,kleineBeiträgeinderAusgabe. Aber davon Im vorliegendenHeft finden Sie wiegewohntauchwiederBerichteüber Motto desaktuellenHeftes sinddiesmalReiseberichte jederArt.Wir → Seite9

Tillandsia minasgeraisensis nach demausgespro- → abSeite12 z.B. Tillandsien ausRioGrandedoSul, Diamantina vonTillandsia minasgeraisensiswestlich T. aeranthosvar. rosea → Seite4 → Seite16

Inhalt · Vorwort 4

Tillandsia minasgeraisensis – ein Kleinod aus Brasilien Tillandsia minasgeraisensis – a treasure from Brazil Am Standort Am Standort beobachtet

Andreas Hofacker ▶ Diamantina – as you may guess from its name, the history of this town, in the heart of the Brazilian state of Minas Gerais, is closely linked with the precious stone ▶ Diamantina – wie der Name es schon erahnen lässt, of the same name. Founded at the beginning of the 18th ist die Geschichte dieser im Herzen des brasilianischen century, Diamantina grew rapidly to be one of the rich- Bundesstaates Minas Gerais gelegenen Stadt eng mit est cities of the country due to the rich deposits of gold dem Edelstein gleichen Namens verbunden. Anfang des and diamonds in the close vicinity. Still today, numer- 18. Jahrhunderts gegründet, entwickelte sich Diamantina ous baroque-style buildings are visible as witness to the durch die reichen Gold- und Diamantenfunde in der prosperity at that time. Today it is more or less a sleepy unmittelbaren Umgebung schnell zu einer der reichsten university town with about 50,000 inhabitants. Although Städte des Landes. Noch heute zeugen zahlreiche Bauten it was declared a world heritage site by UNESCO in 1999, im prächtigen Barockstil von dem Reichtum der Stadt. Diamantina leads a restful life, probably because of its Heute handelt es sich eher um ein verschlafenes Univer- remote situation. sitätsstädtchen mit etwa 50.000 Einwohnern. Obwohl Diamantina, specifically the area west of the town, is 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben, the home of the endemic Brazilian cactus , Uebel- führt Diamantina, wohl auch wegen der abgelegenen mannia Buining and therefore it is often visited by admir- Lage, ein eher geruhsames Leben. ers of Brazilian cacti. The town is located in the Serra Diamantina bzw. die Gegend westlich der Stadt ist do Espinhaço, a mountain range that extends over an auch die Heimat der in Brasilien endemisch vorkom- area of 1,000 km length and 50–150 km width through- menden Kakteengattung Uebelmannia Buining und out the states of Minas Gerais and Bahia. Although the wird deswegen von Liebhabern der brasilianischen mountains rise up to approx. 2,000 m, Diamantina itself Kakteen gerne aufgesucht. Die Stadt liegt in den Höhen is located at 1,200 m above sea level. The local vegetation der Serra do Espinhaço, eines Gebirgszuges, der sich type belongs to the so called Campo Rupestre (sometimes über eine Entfernung von annähernd 1.000 km Länge also named Campo Cerrado). It is dominated by savan- und 50–150 km Breite über die Bundesstaaten Minas nah-like landscapes with sporadic bushes and trees, often Gerais und Bahia erstreckt. Die Berge steigen hier interspersed with crystalline rock outcrops. From this auf eine Höhe von ca. 2.000 m an, Diamantina liegt landscape, more or less elevated cliffs and rocks rise. selbst auf ca. 1.200 m. Der Vegetationstyp ist dem so These rocks are often the home of the ­Uebelmannia genannten Campo Rupestre (gelegentlich auch Campo Buining genus of cactus. Here they are often found grow- Cerrado genannt) zuzuordnen. Dieser ist geprägt durch ing sympatrically with Pilosocereus aurisetus (Wer­der­mann) savannenartige Landschaften mit vereinzelt stehenden Byles & Rowley (Pilosocereus werdermannianus v. diaman- Büschen und Bäumen, häufig durchsetzt mit kristal- tinensis F. Ritter), Cipocereus minensis ssp. leiocarpus N.P. linem Felsgestein. Aus dieser Landschaft erheben sich Taylor & Zappi, as well as in the flat savannah-like parts dann mehr oder weniger hohe Felsen und Felsmassive. of the landscape accompanied by Discocactus placenti- Diese Felsen sind häufig der Fundort der Kakteen der formis Lehmann. The succulent Euphorbia, Euphorbia Gattung Uebelmannia Buining. Sie wachsen hier häufig sipolsii N. E. Brown, can also be found here and there. zusammen mit Pilosocereus aurisetus (Werdermann) Byles Due to the altitude, temperatures may drop below zero & Rowley (Pilosocereus werdermannianus v. diamantinensis for a short period of time during winter nights, but F. Ritter), Cipocereus minensis ssp. leiocarpus N.P. Taylor mostly temperatures rise to above 15 °C during daytime. & Zappi, sowie in den flacheren, savannenartigen Teilen der Landschaft mit Discocactus placentiformis Lehmann. Auch die sukkulente Euphorbie, Euphorbia sipolisii N.E. Tillandsia minasgeraisensis wächst ausschließlich auf wenig Brown findet sich gelegentlich. Aufgrund der Höhenlage aus der Landschaft aufragenden Felsen | exclusively grows on low rocks that just slightly rise above the landscape. können die Temperaturen im Winter nächtens sogar

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Tillandsia minasgeraisensis, typische, krallenartige Blätter | Tillandsia minasgeraisensis vergesellschaftet mit | typical claw-like leaves. sympatrically growing with T. streptocarpa.

kurzfristig den Nullpunkt unterschreiten. Allerdings The dark rocks heat up during the day and therefore tem- steigen sie dann tagsüber meist wieder auf über 15 °C. peratures at ground level mostly stay significantly above Das dunkle Gestein heizt sich tagsüber auf, so dass die zero. These relatively large differences in temperature Temperaturen in Bodennähe stets deutlich oberhalb often result in fog and create a niche for a unique vegeta- der Frostgrenze liegen. Die relativ großen Temperatur­ tion. Numerous lithophytic orchids colonise the rocks. unterschiede führen zu häufiger Nebelbildung. So hat The “grey ” are represented by only a few spe- sich eine einzigartige Vegetation entwickelt. Zahlreiche cies. Until recently, only the occurrence of Tillandsia strep- lithophytische Orchideen besiedeln die Felsen. Die tocarpa Baker was known and occasionally, near human „grauen Tillandsien“ sind nur mit wenigen Arten vertre- dwellings, forms of T. recurvata (L.) L. may be found. ten. Bis vor nicht allzu langer Zeit waren nur Vorkom- In the middle of the 1980s, Suzi and Kurt-Ingo Horst men von Tillandsia streptocarpa Baker bekannt. In der found a then unknown Tillandsia on flat rocks while Nähe menschlicher Behausungen finden sich gelegent- searching for other habitats of the genus Uebelmannia. lich noch Formen von T. recurvata (L.) L. Surprisingly, this grows exclusively on rocks exceed-

Ausgewählte Merkmale von T. minasgeraisensis im Vergleich mit denen der zwei anderen erwähnten ähnlichen Arten (nach Ehlers & Till 2008; Rauh 1990: 175, 281; Röth & Weber 1991: 155, 165; Smith 1977).

T. minasgeraisensis T. recurvifolia T. pohliana

Rosette dicht, einseitswendig ausgebreitet, oft einseitswendig ausgebreitet

Blattspreite bis 10 cm lang, 8 mm breit 9–12 cm lang, 5–10 mm breit 20–25(28) cm lang, ca. 25 mm breit grau beschuppt, Ränder mit asymme- leicht abstehend grau bis mattbraun (dicht) abstehend silberweiß beschuppt trischen Schuppenhaaren besetzt beschuppt

Tragblätter 2–2,3 (3) cm lang, 1,9–2,2 cm breit breit oval, ca. 2,5 cm lang, breit oval bis dreieckig, ca. 3 cm lang, der Blüte (oft so breit wie lang) ca. 1,7 cm breit ca. 2 cm breit (mehr) aufgebläht aufgebläht aufgebläht korallenrot (leicht) rosafarbig oder rot grün bis schwach rosa dicht von der Basis bis zur Spitze mit an der Spitze dicht grau beschuppt dicht silbergrau beschuppt groben Schuppen bedeckt

Kelchblätter jung gekielt, kahl und glänzend (an der (spärlich) beschuppt dicht beschuppt, ohne Kiel äußersten Spitze einige große Schuppen) 1,4–1,7 cm lang, 7–9 mm breit 1–1,4 cm lang 1,1–1,5 cm lang

Kronblätter bis 26 mm lang, 3–4 mm breit, 18–20 mm lang (>4 mm breit), Platte 18–22(25) mm lang (>4 mm breit) zungenförmig breit oval

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Tillandsia minasgeraisensis: vollkommen ungeschützt | Tillandsia minasgeraisensis, Blüte | flower. completely exposed. (Foto | photo: J. Claus)

Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ing the savannah landscape by not more than 1–2 m, entdeckten Suzi und Kurt-Ingo Horst auf der Suche nach but not on the rocky massifs some meters away. Today, weiteren Fundorten der Gattung Uebelmannia nur wenige several growing localities of that species are known. Kilometer westlich von Diamantina auf flachen Felsen They all are located in the direct neighborhood of the in einer Höhe von 1.301 m eine bislang unbekannte type-locality, so presumably, the distribution area is Tillandsia. Erstaunlicherweise wächst diese Pflanze aus- rather restricted. schließlich lithophytisch auf nur 1–2 m hohen, wenig aus In 2008, these findings were published as Tillandsia der Landschaft aufragenden Felsen in der Savannenland- minasgeraisensis Ehlers & W. Till (Ehlers & Till 2008). schaft und nicht in dem nur wenige Meter entfernten The typical characters of this plant are the secund, claw- Felsmassiv. Heute sind mehrere Standorte dieser Art like leaves that gave reason for their nickname amongst bekannt. Diese liegen allerdings in unmittelbarer Nähe cacti-lovers: “the claw”. des ursprünglichen Fundortes, so dass das tatsächliche Tillandsia minasgeraisensis is growing together with Verbreitungsgebiet nicht allzu groß sein dürfte. T. streptocarpa, several lithophytic orchids, Euphorbia

Selected characters of T. minasgeraisensis compared with those of the two other mentioned similar species (according to Ehlers & Till 2008; Rauh 1990: 175, 281; Röth & Weber 1991: 155, 165; Smith 1977).

T. minasgeraisensis T. recurvifolia T. pohliana

Rosette dense, secund spreading, often secund spreading

Leaves, blade up to 10 cm long, 8 mm wide 9–12 cm long, 5-10 mm wide 20–25(28) cm long, ca. 25 mm wide cinereous lepidote, margins covered with covered with subspreading cinereous or (densely) covered with spreading cine- asymmetric trichomes pale ferrugineous scales reous scales

Floral bracts 2–2.3 (3) cm long, 1.9–2.2 cm wide broadly elliptic, ca. 2,5 cm long, broadly elliptic, ca. 3 cm long, (often nearly as wide as long) ca. 1,7 cm wide ca. 2 cm wide (more) inflated inflated inflated coraline red (slightly) rose to red green to slightly rose densely and finely pruinose lepidote all at the apex densely covered with densely covered with cinereous scales over (from the base to the apex) cinereous scales

Sepals young carinate, glabrous, shiny (at (sparsely) lepidote densely lepidote, ecarinate extreme apex few large trichomes) 1–1.4 cm long 1.1–1.5 cm long 1.4–1.7 cm long, 7–9 mm wide

Petals up to 26 mm long, 3–4 mm wide, ligulate 18–20 mm long, >4 mm wide, blade 18–22(25) mm long, >4 mm wide broadly elliptic

Die Bromelie 2011 (1) 8 Tillandsia minasgeraisensis – ein Kleinod aus Brasilien | a treasure from Brazil

Die Art wurde 2008 als Tillandsia minasgeraisensis sipolisii, Uebelmannia pectinifera Buining (Uebelmannia Ehlers & W. Till beschrieben (Ehlers & Till 2008). flavispina Buining & Brederoo), Aechmea sp. and Encho- Typisch für diese Art ist das gebogene, krallenförmige lirium sp. Aussehen der Blätter, was dazu geführt hat, dass die At the natural growing locality, the grow larger Pflanzen bei Kakteenliebhabern, die den Fundort than stated in the original description and appear less besucht haben, als „die Kralle“ bekannt wurde. claw-like. Tillandsia minasgeraisensis wächst zusammen mit According to the authors of the original description, T. streptocarpa, diversen lithophytischen Orchideen, T. minasgeraisensis is closely related to T. recurvifolia Euphorbia sipolisii, Uebelmannia pectinifera Buining Hooker and T. pohliana Mez. Tillandsia ­minasgeraisensis (Uebelmannia flavispina Buining & Brederoo), Aechmea differs from the former primarily by the equally as long sp. und Encholirium sp. as wide, more inflated, coral-red, not pinkish floral bracts, Am natürlichen Fundort werden die Pflanzen größer which are covered by coarse scale-hairs toward the base als in der Erstbeschreibung angegeben und machen and the longer and wider sepals, which are obtuse and dann nicht mehr den extrem krallenförmig gebogenen slightly connate. The young sepals are also carinate and Eindruck. glossy, the petals are longer, but less wide and without Nach den Autoren der Erstbeschreibung ist T. minas- a distinct blade. It is different from T. pohliana by the geraisensis nächst verwandt mit T. recurvifolia Hooker narrower overall shape of the plant, the secund rosette, und T. pohliana Mez. Von ersterer unterscheidet sich shorter and narrower leaves which are densely covered by T. minasgeraisensis im Wesentlichen durch die nahezu fine scale-hairs, the margins also covered with asymmet- gleich breiten wie langen, mehr aufgeblähten, korallen- ric trichomes. The floral bracts are lightly pinkish and roten, nicht pinkfarbenen Tragblätter der Blüte, die glossy towards the base in T. pohliana, but coral-red and dicht zur Basis mit groben Schuppen bedeckt sind, pruinose-lepidote from base to apex in T. minasgeraisensis. die längeren und breiteren Kelchblätter, die stumpf und kurz zusammengewachsen sind. Die jüngeren Quellen | References Kelchblätter sind kielförmig ausgebildet und glänzen, Ehlers, R. & W. Till. 2008. Tillandsia minasgeraisensis Ehlers & W. Till, die Kronblätter sind länger, aber weniger breit, ohne sp. nov. – J. Bromeliad Soc. 58(6): 245–249. auffällige Platte. Unterschiede zu T. pohliana sind der Röth, J. & W. Weber. 1991. Tillandsien. Blüten der Lüfte. – Neumann Verlag, Radebeul. schmalere Pflanzenkörper, die zu einer Seite gerichtete Rauh, W. 1990. Bromelien. Tillandsien und andere kulturwürdige Rosette, kürzere und schmalere Blätter, die dicht und Bromelien. – Eugen Ulmer, Stuttgart. fein beschuppt und deren Ränder mit asymmetrischen Smith, L.B. & R.J. Downs. 1977. (). – Schuppenhaaren besetzt sind. Die Tragblätter der Blüte Fl. Neotrop. Monogr. 14(2): 817–820. sind leicht pinkfarben und glänzend zur Basis, bei T. minasgeraisensis hingegen korallenrot und schuppig Andreas Hofacker bereift von der Spitze bis zur Basis. Neuweiler Straße 8/1, D - 71032 Böblingen

Tillandsia pohliana in Blüte | flowering. Tillandsia pohliana östlich von Diamantina, Tillandsia recurvifolia in Blüte | flowering. (Foto | photo: J. Claus) nahe des Dorfes Mendanha | east of Diamantina, (Foto | photo: R. Ehlers) close to the village Mendanha.

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Auf Tillandsiensuche in Guatemala – Reisebericht und Tagebuchaufzeichnungen (Teil 1) Reisebericht

Jan Claus Der Abreisetermin rückte näher und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich mich über ▶ Eigentlich wollte ich nach meiner Guatemala als Reiseland so gut wie letzten Mexiko-Reise, die schon nicht informiert hatte. Mir kamen zehn Jahre hinter mir lag, dieses Berichte anderer Tillandsienfreunde interessante Land erneut bereisen, in den Sinn, wo von Exkursionen aber wie so oft kommt es anders als mit bewaffneten Leibwächtern man es plant. Auf dem Frühjahrs- berichtet wurde, weil viele Einhei- treffen in Jena unterhielt ich mich mische mit dem Gesetz auf Kriegs- während der Orchideenwanderung fuß standen. Aber das liegt ja schon mit Uli Lautner über geplante einige Jahre zurück und heute sollte Reisen. Von Uli erfuhr ich, dass alles bestimmt besser sein - oder? eventuell eine Reise nach Guate- Ein Blick in die Reisewarnungen mala mit seinem Bruder Jürgen des Auswärtigen Amtes sollte doch und Manfred Kretz geplant sei. ein wenig Klarheit bringen! Was Uli fragte mich, ob ich mitreisen ich da zu lesen bekam, war aber möchte, falls die Reise stattfinden alles andere als beruhigend. Es würde. Seine Frage beantwor- wurde von Überfällen auf Touristen tete ich mit einem flotten „Ja“. berichtet, die einen im ganzen Es dauerte nicht lange und aus Land ereilen können, und von der eventuellen Reise wurde eine über 900 unaufgeklärten Mordfäl- tatsächliche, die im Februar und len nur im November 2009. Des März 2010 stattfinden sollte. Von Weiteren wurde von Selbstjustiz, Jürgen erfuhr ich, dass er Renate Korruption, Naturkatastrophen und Ehlers für unsere Reise gewinnen Hungersnöten durch anhaltende Tillandsia recurvifolia in Blüte | flowering. konnte, so dass unsere Reisegruppe Trockenheit berichtet. Wenn man so 22. 2. 2010 – Besuch in Uwe Feldhoffs (Foto | photo: R. Ehlers) Gärtnerei nun aus fünf Personen bestand. etwas liest, kommen leicht Zweifel Nach anfänglichen Problemen, für auf, ob man das richtige Reiseland fünf Leute einen gemeinsamen ausgewählt hat und ob es sich Flug zu buchen, schaffte Jürgen es lohnt, für Tillandsien zu sterben. um 12.45 Uhr auf dem Flughafen aber doch noch, uns alle in einer Aber was sollte es, die Flüge waren Schiphol. Bei meiner Ankunft war Maschine unterzubringen. Im bezahlt und kneifen ist was für von den Freunden keiner zu sehen Oktober erfuhr ich, dass Jürgen kleine Mädchen. Nachdem ich mich und ich dachte nach längerem War- unerwartet verstorben war. Diese nun mit den landestypischen Sitten ten, es würde eine Einmannreise. Nachricht traf mich wie ein Schlag, halbwegs vertraut gemacht hatte, Uli und Manfred kamen dann aber hatte ich doch zwei Tage vor sei- stand einer interessanten Tillandsi- doch noch rechtzeitig, um mit mir nem Tod mit ihm telefoniert und er enreise nichts mehr im Wege. Am den Flug in Richtung Guatemala machte auf mich einen gesunden 21.2.2010 war es endlich soweit und anzutreten. Renates Flieger landete Eindruck. Trotz dieses Schicksals- ich flog um 11.10 Uhr von Berlin gerade, als das Einchecken nach schlages beschlossen wir, die Reise Tegel nach Amsterdam, um mich Mexico City beendet wurde und so für uns und auch für Jürgen anzu- mit den anderen Mitreisenden zu konnte sie nicht mit uns fliegen. treten, der in unseren Gedanken treffen. Meine Maschine landete Nach einem mir unendlich lang mit uns reisen würde. trotz Schneetreibens pünktlich erscheinenden Flug landeten wir

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den hohen Stahltüren war die Kleinbus angemietet. Eine Reise Atmosphäre aber schon wesentlich mit einem Einheimischen an freundlicher und unser Zimmer unserer Seite erschien uns sicherer war auch ok. Die unmittelbare Nähe angesichts der angespannten Lage zur CA-9, der Hauptverkehrsstraße im Land. Im Instituto Nacional durch Guatemala, bescherte uns Geografico besorgten wir uns mit eine laute Nacht mit viel Straßen- Mimi Feldhoffs Hilfe einige aktuelle lärm. Ein Erdbeben setzte noch Landkarten. Dort ließ ein erneutes einen oben drauf, so dass an Schlaf Erdbeben der Stärke 5,8 das kaum noch zu denken war. Institutsgebäude und den großen Nach dem Frühstück im Hotel- Kronleuchter in der Eingangshalle keller tauchte Uwe Feldhoff auf, schön schaukeln. der in Guatemala eine Tillandsien- Unsere erste Tour führte uns in gärtnerei betreibt. Nach herzlicher den Estado Sacatepequez, wir fuh- Begrüßung fuhren wir zur Bank, um ren in Richtung Escuintla, vorbei unsere Dollar in die Landeswährung an den teils noch aktiven Vulkanen Quetzales einzuwechseln. Um den Pacaya, Agua und Fuego. Der mit angebrochenen Tag einigermaßen dem Wappenvogel Guatemalas sinnvoll zu nutzen, beschlossen wir, bemalte Quetzalfelsen war unser Uwes Gärtnerei zu besuchen. Das erstes Ziel. Hier konnten wir trotz Gelände lag am Stadtrand Guatema- großer Trockenheit verschiedene las in einer Höhe von 2050 m. Der Pleurothallis, Oncidium, Encyclia auf Anblick, der sich uns beim Betreten den Bäumen und eine Erdorchidee der Gärtnerei bot, war sehr beein- am Felsen finden. Des Weiteren druckend, tausende Tillandsien auf entdeckten wir Tillandsia ionantha, Stellagen liegend und an Drähten T. fasciculata und eine Pitcairnia hängend. Ein Großteil der Anlage sp., die am Fels wuchs. Am Fuß 23. 2. 2010 – Oben: Manfred und Jan am Quetzal- war mit Gewebe überspannt, um die des Hügels machten wir noch felsen. Unten: Straßenhändler mit Orchideen und empfindlichen Arten und Aussaaten einige Fotos von großen, goldfar- Tillandsien in Antigua vor der brennenden Sonne zu benen Ameisen, die hier in der schützen. Es wurden überwiegend Laubschicht siedelten. Wir setzten Arten aus Guatemala kultiviert, aber unsere Fahrt in Richtung Antigua um 19.35 Uhr in Mexico City. Wir auch südamerikanische Pflanzen fort, hinter der Kreuzung nach waren jetzt sieben Stunden jünger bereicherten das Sortiment. Stun- Escuintla sahen wir interessante dank Zeitverschiebung. Da die denlang wurde gefachsimpelt und Felsformationen, die zwischen Mexikaner ein lustiges Völkchen fotografiert. Nach dem Abendessen weitläufigen Feldern herausragten. sind, durften wir Formulare ausfül- in einem Supermarkt fuhren wir In der Gluthitze der Mittagssonne len, in ihr Land ein- und ausreisen, spätabends nochmal zum Flugha- kämpften wir uns durch dichtes einige Dollar Flughafengebühr fen, um Renate abzuholen. Sie kam Gestrüpp nach oben auf den Felsen. bezahlen und den gesamten Flugha- mit einem Ersatzflug über die USA Renate und Mimi konnten einen fen in einem großen Bogen durch- und war ziemlich fertig nach der Bach, der die Felder durchschnitt, queren bevor es um 21.40 Uhr langen Reisezeit. Nachdem unsere nicht überqueren und mussten den nach Guatemala weiter ging. Wir kleine Reisegruppe jetzt komplett Rückweg zum Auto antreten. Auf landeten am 22.2. um 24.00 Uhr war, stand unseren Erkundungstou- den Bäumen fanden wir leider nur in Guatemala City und wurden wie ren durch Guatemala nichts mehr T. limbata, T. makoyana, T. ionantha verabredet vom Flughafen abgeholt. im Weg. und eine nicht blühende Orchidee, Nach einstündiger Fahrt kamen die ich für Cattleya aurantiaca hielt. wir in der Posada de los Reyes an. Klatschnass und ziemlich fertig Das Hotel, das uns von nun an als Dienstag, 23. 2. 2010 – machten wir uns auf den Rück- Basislager für Touren ins ganze die erste Tour weg. Am Bach mussten wir unsere Land dienen sollte, hatte äußerlich Körper erst einmal auf Normal- den Charme einer Strafanstalt und Kellerfrühstück um 8.00 Uhr. Nach temperatur runterkühlen, bevor es war landestypisch von hohen Mau- dem Frühstück lernten wir unseren weiter nach Antigua gehen konnte. ern umschlossen, die zusätzlich mit Fahrer Señor Oskar kennen, ihn Bei einem kurzen Abstecher in die Stacheldraht verziert waren. Hinter hatten wir samt hoteleigenem sehr schöne Innenstadt versuchten

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Straßenhändler blühende Gruppen alten Bäumen viele T. ponderosa, Besonders beeindruckend waren der T. scaposa und eine Oncidium T. guatemalensis und eine Fuch- die T. zacapanensis und schöne, rot sp. an den Mann bzw. die Frau zu sien-Wildform, die direkt am gefärbte T. capitata-Formen. Des bringen. Wir verließen Antigua und Straßenrand wuchs. Wir folgten Weiteren konnten wir viele Aus- folgten der Straße in Richtung La der Straße, die uns durch landwirt- saaten von Tillandsien und Vrieseen Montana. Hinter dem Abzweig nach schaftlich genutzte Flächen führte. bewundern, die hier mit großem La Montana entdeckten wir in einer Auf den wenigen Bäumen, die Erfolg vermehrt wurden. Höhe von 1650 m T. rodrigueziana bei der Feldgewinnung verschont und T. scaposa mit leuchtend roten geblieben waren, zeigte uns Uwe Blütenständen in den Bäumen. eine T. vicentina-Form mit lackroten Donnerstag, 25. 2. 2010 – Am späten Nachmittag fuhren wir Schwertern. Diese Form wuchs hier in der Sierra de los zurück nach Guatemala. mit der normalen rosafarbenen Cuchumatanes vergesellschaftet. Wir sammelten einige T. vicentina mit roten Hoch- Schon um 6.00 Uhr saßen wir Mittwoch, 24. 2. 2010 – blättern und machten Fotos von den wieder in unserem Wagen und die Gegend um Antigua Blütenständen. Wir setzten unsere fuhren in Richtung Huehueten- Fahrt nach Antigua fort, um dort ango, unser Ziel war die Bergkette Nach dem üblichen Kellerfrüh- eine Gärtnerei in 1600 m Höhe zu der Sierra de los Cuchumatanes. stück fuhren wir zur Gärtnerei, um besuchen, in der Orchideen und Frühstück gab es um 8.00 Uhr in Uwe abzuholen. Von dort aus ging Bromelien in großen Gewächshäu- einem Straßenrestaurant, wo Manni unsere Tour in Richtung Antigua sern gezogen wurden. Uwe hatte und ich es uns nicht verkneifen weiter. Zwischen Antigua und hier die wärmeliebenden Arten konnten, unser Essen durch ein San Luca sahen wir auf großen, seiner Tillandsien untergebracht. leckeres Haferschleimsüppchen

24. 2. 2010 – Tillandsia vicentina zwischen Antigua und San Luca 25. 2. 2010 – Oben: Kahle Berghänge in der Sierra de los Cuchumatanes Unten: Hochplateau in über 3.800 m Höhe

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26. 2. 2010 – Tillandsia lautneri vor San Mateo Ixtatlan

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aufzuwerten. Auf erstklassig aus­­- ge­bauten Straßen kamen wir zügig voran und machten unseren nächsten Stopp erst wieder vor der Stadt Huehuetenango. Am rechten Straßenrand, in niedrigen Bäumen, fanden wir T. belloensis und T. fuchsii, die hier auf ca. 1600 m Höhe wuchsen. Von Huehuetenango aus fuhren wir auf teilweise mit Schlag- löchern überzogenen, staubigen Straßen weiter in Richtung Solomar. Nach langem Bergauffahren im Schneckentempo hatten wir an unserem etwas untermotorisierten Kleinbus plötzlich einen extremen Kühlwasserverlust, der sich durch Wasserdampf aus der Motorhaube bemerkbar machte. Wir füllten einen Teil unserer Trinkwasserreserven in den Ausgleichsbehälter und setzten die Fahrt nach Solomar fort. Nur wenige Kilometer weiter, noch vor der Passhöhe, wieder Wasserverlust und ein kochendes Kühlsystem. Nach dreistündigem Rumbasteln ohne vernünftiges Werkzeug konn- ten wir den geplatzten Ausgleichsbe- hälter mit meinem Isolierband und Draht einigermaßen abdichten und 26. 2. 2010 – Oben: Rotgefärbte Tillandsia ponderosa Unten: Zerstörter Bergwald am Standort von Tillandsia lautneri. die Fahrt nach Solomar fortsetzen. Wir fuhren in über 3800 m Höhe über ein Hochplateau, das mich ein wenig an das Altiplano in den Anden erinnerte. Die Straßen und Felder waren gesäumt von riesigen Agaven, die restliche Vegetation bestand aus trockenen Wiesen und krüppeligen Bäumen. Nach einigen Kilometern hielten wir an einer Felsnadel, die wahrscheinlich beim Bau der Straße entstanden war. Dieser ca. 30 m hohe Felszapfen war mit einer schönen, rot blühenden Pinguicula bewachsen. Leider wurde der Abhang unterhalb der Felsnadel als Müllkippe missbraucht und die Wälder in den Berghängen waren fast vollständig abgeholzt. Wir fuhren weiter nach Solomar und übernachteten im Grand Hotel La Villa. Das Doppelzimmer kostete hier 150 Quetzales (ca. 13 €) und das Einzelzimmer 80 Quetzales (ca. 7 €). Abendessen gab es im Hotel.

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Samstag, 27. 2. 2010 – am Typusstandort von T. kretzii

Frühstück um 7.00 Uhr, anschlie- ßend ging es in stundenlanger Fahrt weiter über Huahuetenango nach Quetzaltenango. Wir drehten eine kurze Runde durch das Stadt- zentrum und fuhren weiter über unzählige Orte bis San Marcos. Wir kamen jetzt in eine feuchtere Gegend, was sich durch Baumfarne bemerkbar machte, die zwischen den Bäumen emporragten. In 27. 2. 2010 – hoffentlich Tillandsia kretzii den Nebelwäldern der Umgebung wuchsen hier in 2400 m Höhe große Vrieseen, T. ponderosa, Freitag, 26. 2. 2010 – einer Viehweide und kämpften uns T. guatemalensis und zahlreiche doch noch größere Bestände den Berg hinauf. Einige hundert Catopsis. Manfred und Uli versch- von T. lautneri Meter von der Straße entfernt wanden im Wald, um T. kretzii zu fanden wir auf einem großen suchen, da hier ihr Typus-Standort Frühstück im Hotel La Villa. Früh Baum einige T. lautneri. Weitere ist. Es fing an zu regnen, aber ich ging es weiter nach San Eulalia, die T. lautneri, Fuchsien und Agaven beschloss, trotzdem an der steilen Straße führte uns durch trockene besiedelten die Felsen. Wir liefen Straßenböschung hinauf in den Sekundärwälder, die sich über viele ein ganzes Stück weiter in Richtung Wald zu klettern. Auf einer kleinen Kilometer erstreckten und kaum Bergkamm und durchquerten einen Lichtung fand ich auf einem großen älter als zehn Jahre waren. Wenn Kiefernwald, in dem wir größere Baum T. lampropoda, T. punctulata, man von den Bergpässen aus in Bestände von T. lautneri fanden. T. ponderosa und zwei halbwüchsige die Täler schaute, konnte man das Unsere Freude war riesig, da wir Tillandsien, die T. kretzii hätten immense Ausmaß der Waldzerstö- mit solch einem Fund nicht mehr sein können. Ich holte mit meiner rung erkennen. Die Felder zogen gerechnet hatten. Die Tillandsien Sammelstange einige T. lampropoda sich rauf bis in die Bergkämme wuchsen auch schon auf jüngeren und die beiden Pflanzen, die ich für und von den ursprünglichen, Kiefern, so dass der Bestand hier T. kretzii hielt, herunter. Bei dieser großen Bäumen waren nur noch vielleicht überleben könnte. Auf Aktion bekam ich eine ordent- Fragmente übrig geblieben. Auf dem Rückweg verliefen wir uns ein liche Dusche aus den mit Wasser den kleinen Kiefern war nicht ein wenig und mussten unseren Wagen gefüllten Trichtern. Ich machte Epiphyt zu sehen und so suchten suchen, den wir um ca. 200 m ver- mich auf den Rückweg und zeigte wir nach älteren, großen Bäumen, fehlt hatten. Wir machten kehrt und Renate, die am Auto gewartet hatte, in der Hoffnung, wenigstens folgten einer neuen Schotterstraße, meine Beute. Uli und Manfreds dort einige Tillandsien zu finden. die uns wieder bergauf führte. Wir Suche blieb leider erfolglos, dafür Zwischen San Eulalia und San sahen links und rechts der Straße hatten sie eine Diskussion mit Mateo Ixtatlan fanden wir eine T. ponderosa, T. lautneri, T. guate- Einheimischen, auf deren Land sie T. lautneri auf einem vereinzelt malensis und eine Tillandsie, die herumliefen. Böse Jungs, die zwei! stehenden Baum inmitten einer Uli als T. mateoensis zu erkennen Es war später Nachmittag und wir Viehweide. Die Primärwälder waren glaubte. Die T. ponderosa waren hier mussten die lange Heimfahrt nach auch hier komplett verschwunden! schön rot ausgefärbt und auch die Guatemala-Stadt antreten. Nach Wir fuhren weiter durch dicht Hochblätter zeigten eine intensiv einem Zwischenstopp an einer Rast- besiedeltes Land nach San Mateo rote Färbung. Der Wald schien noch stätte kamen wir nachts in unserem Ixtatlan. Hinter San Mateo brachte einigermaßen intakt, jedoch hatte Hotel an. uns die Schotterstraße weiter in auch hier der Holzeinschlag begon- Richtung El Quetzal. Nach einigen nen und Teile des Waldes waren (wird fortgesetzt) Kilometern sahen wir auf einem durch Brandrodung bereits zerstört. Bergkamm in 2700 m Höhe Rest- Am späten Nachmittag traten wir Jan Claus bestände alter Bäume. Wir hielten, die Rückfahrt nach Solomar an, wo Birkenweg 3 überwanden den Stacheldrahtzaun wir nochmals übernachteten. D-14621 Schönwalde - Glien

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Tillandsia albertiana × edithae Pflanzenvorstellung

Wolfgang Salz nen ganz speziellen Vorstellungen Der Hinweis auf die Kreuzung kam geformt. Vielleicht hatte er dabei den von einem Tillandsien-Freund, Garten von Burle-Marx als Vor- der es wissen müsste. Allerdings Die Pflanze, die ich hier kurz vor- bild im Sinn. Leider hab ich keine kann ich den Anteil der T. edithae stellen möchte, ist vielleicht nicht Bilder davon. In einer Grotte im an dieser Kreuzung nicht so richtig jedermanns Geschmack, denn es Garten hing eine ganze Anzahl von erkennen. handelt sich um eine künstliche T. streptophylla, zum Teil blühend. Die Pflanze wird aufgebunden Hybride. Es gibt eine Reihe solcher Offensichtlich sagte der Standort gehalten und hängt im Winter in Kreuzungen bei den Tillandsien, den Pflanzen zu, vielleicht weil die der Mitte des Bestandes. Geson- von denen einige durchaus sehr Spree ganz in der Nähe war. derte Ansprüche werden nicht schön sind. Dennoch haben es diese Aus seinem Bestand erhielt ich erfüllt. Wöchentlich wird sie etwas Hybriden nicht leicht, denn die ganz die oben genannte Pflanze. Viele angesprüht. Ende Mai geht es ins „harten“ Tillandsien-Halter wollen Jahre nahm ich an, dass es eine Freiland, wo sie ungeschützt vor nur die Pflanzen aus der Natur, einfache T. albertiana war, bis sie Regen und intensiver Sonnenein- ohne irgendwelche menschliche als Kreuzung zwischen T. albertiana strahlung hängt. Eine leichte Dün- Beeinflussung, obwohl es manchmal und T. edithae bestimmt wurde. Als gung bekommt sie im Frühsommer, deutlich schwerer ist, solche Pflan- sie sich nun nach so vielen Jahren genauso nimmt sie an meinem zen erfolgreich zu pflegen. streckte und einen Blütenstand allgemeinen Pflanzenschutzpro- Nun ist es aber doch so, dass hervorbrachte, war es schon sehr gramm teil. sich seltsamerweise ganz heimlich interessant, denn die Blüten zeigten immer wieder mal Kreuzungen in sich nicht nur so rot wie bei einer Wolfgang Salz den Bestand einschleichen, wenn T. albertiana, sondern auch so groß. [email protected] man über viele Jahre Tillandsien hält. Wenn sie einmal da sind, will man sie auch nicht beseitigen. Tillandsia albertiana × edithae So haben sie dann ihren Platz im Bestand. Meist verbindet sich dann auch noch ein Name oder eine Erin- nerung mit der Pflanze. Mir geht es so mit T. albertiana × edithae. Die Pflanze habe ich von einem sehr netten alten Herrn vor 14 Jahren in Berlin bekommen, von einem Herrn Panitzke. Ich war dort angemeldet und besuchte ihn. Er war er ein perfekter Gastgeber, der als Garten- und Landschaftsbauer in Berlin gewirkt hatte und damals allein auf und in seinem Grundstück lebte. Seine Tillandsien waren in einem kleinen Gewächshaus unter- gebracht, im Sommer lebten sie im Freien. Aber das war kein normaler Garten, denn er hatte ihn nach sei-

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Tillandsien aus Rio Grande do Sul: eine Leidenschaft The Tillandsia species from Rio Grande do Sul: a passion Pflanzenvorstellung

Luiz Filipe Klein Varella ▶ When the rain stops and the wind gets weaker, the time has come: I put on my raincoat and my boots, take a plastic bag and go out into the streets: sometimes ▶ Wenn der Regen nachlässt und der Wind schwächer alone, sometimes with my friends. wird, ist die Zeit gekommen: Ich ziehe Regenjacke There is no need to walk more than two blocks: I und Stiefel an, nehme mir eine Plastiktasche und gehe can see the first fallen branch and betting is that I will hinaus in die Straßen: manchmal alleine, manchmal mit find the first Tillandsia aeranthos of the day over there, meinen Freunden. and probably the second one, and the third one, and the Man braucht keine zwei Straßen weit zu laufen. Ich fourth one, waiting for me, waiting for the Tillandsia kann schon den ersten herabgefallenen Ast sehen und lovers, before garbagemen come and take the branches mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werde to the next garbage dump, taking hundreds of blooming ich dort auch meine erste Tillandsia aeranthos an diesem specimens of T. aeranthos with them. Tage finden… und vermutlich auch gleich die zweite, Year in, year out, winter comes, winter goes, and it dritte und die vierte, die auf mich warten, die auf die is always the same story. After a storm or a windy day, Tillandsien-Liebhaber warten, bevor die Müllmänner hundreds of fallen branches – lying in the streets, parks, kommen, um sie auf die nächste Müllhalde zu bringen, and sidewalks – are great opportunities to look for some zusammen mit Hunderten anderer, blühender Tillandsia differing forms of T. aeranthos. Sometimes you may aeranthos. find a T. stricta specimen, another time you may find Jahrein, jahraus, der Winter kommt, der Winter a T. gardneri or a T. geminiflora specimen. But mostly geht und es ist immer die gleiche Geschichte. Nach everything you find will be T. aeranthos. You’ll find all the einem Sturm oder einem windigen Tag bieten hunderte other ones, but certainly in the rural zone. herabgefallene Äste – in den Straßen, in den Parks und I live in Porto Alegre, the capital city of the state of Rio auf den Gehwegen liegend – die Gelegenheit, nach Grande do Sul, which is the southernmost state of Brazil, Formen von T. aeranthos zu suchen. Manchmal kann a city, which could be called the capital of this lovely

Tillandsia aeranthos var. alba

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Tillandsia aeranthos

man auch ein Exemplar von T. stricta finden, ein ander- bromeliad. There are thousands and thousands of them. mal vielleicht eine T. gardneri oder eine T. geminiflora. If it was a perfumed flower, we would pass the months In den allermeisten Fällen wird man aber T. aeranthos of July and August smelling its perfume all the time. finden. Die anderen findet man meistens in ländlichen Gebieten. Ich lebe in Porto Alegre, der Hauptstadt des Staates Tillandsia species in Rio Grande do Sul Rio Grande do Sul, dem südlichsten Staat Brasiliens. Eine Stadt, die auch die Hauptstadt dieser liebenswerten If 40% of the Bromeliad species are native to Brazil Bromelie genannt werden könnte. Es gibt hier Aber- – according to Elton Leme – just a few of them are tausende von ihnen. Wenn ihre Blüten duften würden, native species to Rio Grande do Sul: just ten genera, with würden wir die Monate Juli und August vollständig in not much over 100 taxa. Within this number of taxa, diesem Duft verbringen. 20% are Tillandsia species. These are the species I’ve been observing and taking pictures of over the last ten years: the Tillandsia species of the state of Rio Grande Tillandsia-Arten in Rio Grande do Sul do Sul. By the year 2000, 14 species of Tillandsia were Wenn – laut Elton Leme – 40% der Bromelien-Arten in recorded and described from Rio Grande do Sul: T. aer- Brasilien heimisch sind, dann sind nur wenige aus Rio anthos, T. stricta, T. geminiflora, T. gardneri, T. usneoides, Grande do Sul: gerade einmal zehn Gattungen mit nur T. tricholepis, T. crocata, T. duratii, T. tenuifolia, T. recurvi- wenig über 100 Arten oder Varietäten. Darunter sind folia, T. bergeri, T. xiphioides, T. lorentziana, T. strepto- 20% Tillandsien. Dieses sind die Arten, die ich in den carpa, and T. araujei. This number has been increased letzten zehn Jahren beobachtet und fotografiert habe: die since 2000 by some new Tillandsia taxa, all of them Tillandsienarten aus Rio Grande do Sul. described by Dr. Teresia Strehl, who unfortunately is no

Die Bromelie 2011 (1) 18 Tillandsien aus Rio Grande do Sul: eine Leidenschaft | The Tillandsia species from Rio Grande do Sul: a passion

Bis 2000 waren 14 Tillandsia-Arten aus Rio Grande longer with us. In April 2009, she died after years of do Sul bekannt und beschrieben: T. aeranthos, T. stricta, describing many new species and varieties of Tillandsia T. geminiflora, T. gardneri, T. usneoides, T. tricholepis, and other bromeliads in Rio Grande do Sul, especially T. crocata, T. duratii, T. tenuifolia, T. recurvifolia, T. bergeri, Dyckia species. T. xiphioides, T. lorentziana, T. streptocarpa und T. araujei. In the year 2000, Dr. Strehl described five new Diese Anzahl ist seit 2000 um einige neue Arten gestie- Tillandsia species from Rio Grande do Sul. The new spe- cies were T. winkleri, T. jonesii, T. afonsoana. T. bella, and T. itaubensis; five endemic species from different regions of Rio Grande do Sul, all of them epilithic species. Two of them (T. winkleri and T. jonesii) come from the Atlantic forest, near the eastern Brazilian coast. The other three species come from zones that are drier than the Atlantic

Tillandsia jonesii

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Tillandsia jonesii

Tillandsia winkleri

gen, sie alle wurden von der im April 2009 viel zu zeitig verstorbenen Dr. Teresia Strehl beschrieben. Viele Jahre lang hatte sie neue Arten und Varietäten von Tillandsien und anderen Bromelien – vor allem Dyckien – aus Rio Grande do Sul beschrieben. Im Jahre 2000 beschrieb Teresia Strehl fünf neue Tillandsienarten aus Rio Grande do Sul. Die neuen Arten waren T. winkleri, T. jonesii, T. afonsoana, T. bella und T. itaubensis; fünf endemische Arten aus verschie- denen Regionen von Rio Grande do Sul, alles epili- thische Arten. Zwei von ihnen (T. winkleri und T. jonesii) stammen aus den atlantischen Wäldern nahe der brasili- forest. All these species are still barely known by grow- anischen Ostküste. Die anderen drei Arten kommen aus ers, even by the Brazilian Tillandsia growers. I’ve had trockeneren Gebieten als den atlantischen Wäldern. Alle the joy to find two of these species in situ, living in diese Arten sind bei den Sammlern kaum bekannt, nicht their habitats near waterfalls in the vicinity of the city einmal bei den brasilianischen Tillandsienlieb­habern. of Riozinho (northeast of Rio Grande do Sul): Tillandsia Ich hatte das Vergnügen, zwei dieser Arten in situ zu jonesii and T. winkleri. These two species show some finden, an ihrem Standort in der Nähe von Wasser­fällen similarities with the typical T. aeranthos, but both are im Gebiet der Stadt Riozinho (nordöstlich von Rio much larger than T. aeranthos specimens and have other Grande do Sul): T. winkleri und T. jonesii. Diese zwei important differences in their habit and inflorescences. Arten zeigen eine gewisse Ähnlichkeit mit der typischen The other three species – T. afonsoana, T. itaubensis T. aeranthos, beide sind aber viel größer als T. aeranthos and T. bella – are not from the Atlantic Forest, they live

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Tillandsia aeranthos Farbvariationen | Colour variants

und weisen wesentliche Unterschiede im Habitus und in drier areas. Tillandsia afonsoana and T. itaubensis are im Aufbau des Blütenstandes auf. from the rocks at the periphery of Itaúba reservoir, in Die drei anderen Arten – T. afonsoana, T. itaubensis the center of the State, while T. bella occupies the same und T. bella – entstammen nicht den Atlantikwäldern, habitats but lives in another place – the rocks of a place sondern bewohnen trockenere Gebiete. Tillandsia afonso- called Pedra do Segredo, in the city of Caçapava do Sul. ana und T. itaubensis besiedeln die Felsen an den Ufern des Itaúba-Stausees im Herzen des Staates, während T. bella gleiche Standorte bevorzugt, allerdings an einem Colour variability within Tillandsia aeranthos anderen Ort, den sogenannten Felsen von Pedra do Segredo, in der Stadt Caçapava do Sul. In the face of the big impression of these new taxa, none of them attracts me like T. aeranthos due to its colour variability and its flowers, covering the branches of the Farb- und Blütenvariabilität bei trees of our streets during winter months. Being the Tillandsia aeranthos most common and most-known Tillandsia species here, there is no doubt, that this species has the largest colour Obwohl mich diese neuen Arten stark beeindrucken, variability in the Brazilian Tillandsias. The colour varia- keine von ihnen fasziniert mich so wie T. aeranthos tions range from the typical specimens with their classic mit ihrer Farbvariabilität und ihren Blüten, die die pink and blue (pink for the floral bracts, blue for the Äste unserer Straßenbäume in den Wintermonaten petals in T. aeranthos var. aeranthos) to the rare speci- einhüllen. Sie ist die am häufigsten vorkommende und mens with completely white bracts, sepals and petals bekannteste Tillandsia-Art hier und es gibt keinen Zwei- (T. aeranthos var. alba). fel, dass sie das größte Farbenspiel unter allen brasilia- Tillandsia aeranthos is native to Southern Brazil, Uru­ nischen Tillandsien aufweist. Die Farbvarianten reichen guay, , and . It was described by the von der typischen Form mit dem klassischen pink und French botanist Jean Louis August Loiseleur-Deslong- blau (pinkfarbene Tragblätter der Blüten und blaue champs in 1821, initially as Pourretia aeranthos, until in Kronblätter bei T. aeranthos var. aeranthos) bis hin zu den 1943, the North-American bromeliad specialist, Lyman seltenen Formen mit komplett weißen Hochblättern, Bradford Smith, moved it to the Tillandsia genus. As an Kelch- und Kronblättern (T. aeranthos var. alba). epiphytic plant, T. aeranthos can be found everywhere Tillandsia aeranthos ist in Süd-Brasilien, , here. In Porto Alegre you will never walk 50 m without Argentinien und Paraguay beheimatet. Sie wurde von seeing at least one specimen living in a tree or on tele­ dem französischen Botaniker Jean Louis August Loi- graph wire somewhere around you. As well in urban as seleur-Deslongchamps 1821 ursprünglich als Pourretia in rural areas, they will be there, living on rooftops, on aeranthos beschrieben. Erst 1943 wurde sie von dem walls, on electrical wires or on metal fences. But their nordamerikanischen Bromelien-Spezialisten Lyman first habitat will always be tree branches, especially trees Brad­ford Smith in die Gattung Tillandsia übernommen. like Jacaranda mimosifolia (“jacarandá”), Chorisia speciosa Als Epiphyt kann T. aeranthos hier überall gefunden wer- (“paineira”), Tabebuia avellanedae (“ipê roxo”), Tipuana den. In Porto Alegre kann man keine 50 m gehen, ohne tipu (“tipuana”), and Enterolobium contortisiliquum nicht mindestens ein Exemplar zu sehen, in unmittel­ (“timbaúva”). barer Nähe auf einem Baum oder auf einem Telegrafen­ Tillandsia aeranthos resists to large temperature vari- draht wachsend. Sowohl im städtischen wie im länd- ations. Living often in direct sunlight all the time, they

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lichen Bereich, sie sind da, wachsen auf Dächern, an can withstand a maximum temperature above 35 °C in Wänden, auf Elektroleitungen oder auf Metallzäunen. summer and minimum temperatures below 0 °C in win- Ihr bevorzugtes Habitat werden aber immer Baumäste ter time. In its flowering time, in winter months, most sein, besonders von Bäumen wie Jacaranda mimosifolia of the nights present temperatures below 10 °C. (“jacarandá”), Chorisia speciosa (“paineira”), Tabebuia avellanedae (“ipê roxo”), Tipuana tipu (“tipuana”) und Enterolobium contortisiliquum (“timbaúva”). Flowers Tillandsia aeranthos ist unempfindlich gegenüber großen Temperaturschwankungen. Oftmals wachsen The typical flower is very easy to identify from a distance, die Pflanzen im direkten Sonnenlicht und widerstehen always looking very bright in their magnificent pink and Sommertemperaturen von mehr als 35 °C und Mini- blue tones. For years, only T. aeranthos var. aeranthos was maltemperaturen unter 0 °C. Während der Blütezeit im known when Teresia Strehl’s studies began. Later, she Winter liegt die Nachttemperatur meistens unter 10 °C. described some varieties of the species, some of them can be seen at my collection of Tillandsia pictures at my Flickr albums (Varella 2010). Blütenfarben Tillandsia aeranthos var. alba has the same floral characters as T. aeranthos var. aeranthos, but with a fan- Die typische Blüte ist schon weitem sichtbar, sie leuchtet tastic white colour covering its petals and sepals, usually in ihren faszinierenden pinken und blauen Farbtönen. all pink and blue. The stamens and the stigma are also Viele Jahre lang war nur T. aeranthos var. aeranthos white, just the pollen grains are yellow. It lives between bekannt. Zu dieser Zeit begann Teresia Strehl ihre Stu- the colonies of T. aeranthos var. aeranthos, being a very dien und beschrieb später einige Varietäten dieser Art, rare form. Over the last four years, I only saw five new einige von ihnen sind bei meinen Tillandsienbildern auf specimens of this variety, among thousands and thou- Flickr zu sehen (Varella 2010). sands of typical T. aeranthos var. aeranthos specimens Tillandsia aeranthos var. alba hat die gleichen Blü- seen at the same time. tenmerkmale wie T. aeranthos var. aeranthos, allerdings Tillandsia aeranthos var. rosea shows the usual pink sind die Hoch- und Kronblätter fantastisch weiß gefärbt, floral bracts but with very lovely soft-pink petals instead während sie üblicherweise pink und blau sind. Stempel of the blue petals of T. aeranthos var. aeranthos. und Staubgefäße sind ebenfalls weiß, lediglich der Pol- Tillandsia aeranthos var. aemula is comparable to len ist gelb. Sie kommt vereinzelt in den Beständen von T. aeranthos var. aeranthos, but it is larger in all parts: T. aeranthos var. aeranthos vor, ist aber eine sehr seltene plant, inflorescence and flowers.

Tillandsia aeranthos und T. recurvata auf Leitungen | on wire

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Form. In den letzten vier Jahren habe ich nur fünf neue Tillandsia aeranthos var. flava is a remarkable speci- Pflanzen dieser Varietät unter tausenden und abertau- men with yellowish floral bracts. senden von T. aeranthos var. aeranthos entdeckt. Tillandsia aeranthos var. albobracteata is another fan- Tillandsia aeranthos var. rosea zeigt die üblichen tastic variety, a very rare one, with green-yellowed floral pinkfarbenen Tragblätter der Blüten zusammen mit bracts and very dark blue petals. hellrosa Kronblättern anstelle der blauen Kronblätter Among all these varieties, there are other colour von T. aeran­thos var. aeranthos. forms that were not yet described. There is a specimen Tillandsia aeranthos var. aemula entspricht T. aeran­thos with soft-pink floral bracts and petals that we call an var. aeranthos, allerdings ist sie in allen Teilen größer: “albescent variety”, and some specimens with the usual Pflanze, Blütenstand und Blüten. pink floral bracts but with white petals, which we call a Tillandsia aeranthos var. flava ist eine bemerkens- “semi-alba variety”. werte Pflanze mit gelblichen Tragblättern der Blüten. Tillandsia species are plants with many attractive Tillandsia aeranthos var. albeobracteata ist eine weitere aspects, even when they are not blooming. I’m glad to fantastische Varietät, sehr selten, mit grün-gelben Trag- write a little about these fantastic flowers to people who blättern der Blüten und tief dunkelblauen Kronblättern. live so far away from their habitats but love these plants

T. aeranthos var. aeranthos typische Form | typical form Oben/Top: T. aeranthos var. alba Unten/Bottom: T. aeranthos „albescens“

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Neben diesen Varietäten gibt es weitere Farbvari­ ­a­ as if they lived next to them from the first days of their tionen, die noch nicht beschrieben sind. Es existiert eine lives. Loving these bromeliads means honouring their Form mit hellrosa Hoch- und Kronblättern, die wir die beauty and their diversity in a way that we often cannot „albescens-Varietät“ nennen und einige Pflanzen mit find in people who live side by side with these plants in den üblichen pinkfarbenen Hochblättern, aber weißen their habitats. Kronblättern, die wir die „semi-alba-Varietät“ nennen. Tillandsien sind Pflanzen mit vielen attraktiven Sei- Quellen | References ten, auch wenn sie nicht blühen. Ich freue mich, Leuten, Varella, L.F.K. 2010. Flickr, Luiz Filipe Varella, Sammlungen, Tillandsia. – die so weit weg von den natürlichen Lebensräumen http://www.flickr.com/photos/luizfilipevarella/collections/ 72157607030318654/ leben und die Pflanzen dennoch so lieben, über die fan- tastischen Blüten berichten zu können. Die Bromelien auf diese Art zu lieben und ihre Verschiedenartigkeit zu Luiz Filipe Klein Varella achten, ist vielmals nicht einmal bei den Leuten üblich, Porto Alegre, Brasilien | Brazil, [email protected] die Seite an Seite direkt mit den Pflanzen an ihren Anwalt, Fotograf sowie Orchideen- und Bromeliensammler | natürlichen Standorten leben. Lawyer, photographer as well as an orchid and bromeliad grower

Oben/Top: T. aeranthos „semi-alba“ Oben/Top: T. aeranthos var. albeo-bracteata. Unten/Bottom: T. aeranthos var. rosea Unten/Bottom: T. aeranthos „marginata“

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Eine Bromelien-Entdeckungsreise durch Ecuador (Teil 1) A Bromeliad exploration trip to Ecuador (part 1) Reisebericht

Eric J. Gouda ▶ In the two last months of 2005, José Manzanares, Hiroyuki Takizawa, and I travelled in Ecuador on a ten- day trip to explore the bromeliads (especially Tillandsi- ▶ In den zwei letzten Monaten des Jahres 2005 berei- oideae) of that country. We were mainly focussing on sten José Manzanares, Hiroyuki Takizawa und ich zehn the poorly known genus Racinaea (formerly treated as Tage lang Ecuador, um die Bromelien (insbesondere Tillandsia, subgenus Pseudocatopsis). To become familiar die Tillandsioideae) dieses Landes zu erforschen. Wir with the genus, it was important for me to see as many konzentrierten uns hauptsächlich auf die nicht allzu living specimens and species as possible. The best bekannte Gattung Racinaea (früher Tillandsia, Untergat- opportunity to do so was to make this trip together with tung Pseudocatopsis). Um mit der Gattung vertraut zu José Manzanares, who knows so much about the brome- werden, war es für mich wichtig, so viele lebende Pflan- liads of Ecuador and where to find them. zen und Arten wie möglich zu sehen. Die beste Lösung, At the beginning of our explorations we made some dies zu erreichen, war es, die Reise zusammen mit José short trips from Quito, waiting for Hiroyuki Takizawa to Manzanares zu unternehmen, der ein guter Kenner der arrive from Japan and join us on our journey. At first we ecuadorianischen Bromelien und deren Standorte ist. drove the old road from Quito in the direction of Santo Am Anfang unserer Entdeckungsreise machten Domingo, passing the Western Andean mountain ridge wir von Quito ausgehend einige kurze Ausflüge und which encloses Quito. Because of the pipeline that is warteten auf Hiroyuki Takizawa, der aus Japan anreiste, transporting oil from the inland to the coast, this is a um sich dann unserer Reise anzuschließen. Zunächst well kept dirt road, pleasant to travel on, with not much fuhren wir die alte Straße von Quito in Richtung Santo traffic. Many colourful bromeliad pictures were taken Domingo und passierten die westliche Andengebirgs- and interesting Racinaea species were found in the hig- kette, die Quito einschließt. Wegen der Ölpipeline, die her areas between 2000 and 3000 m. Erdöl aus dem Osten zur Küste transportiert, ist diese The next trip took us to the East, first to Baeza and Straße eine gut unterhaltene Schotterpiste, angenehm later towards the Amazonian forest heading to Tena. zu fahren und nicht allzu verkehrsreich. Wir machten Halfway to Baeza there is a high pass from which you zahlreiche Fotos von farbenprächtigen Bromelien und can see the snow top of the Antizana Volcano. A paramo- fanden interessante Racinaea-Arten in den höheren like vegetation exists there, with Alpine flora like genti- Lagen zwischen 2000 und 3000 Höhenmeter. ans, many Asteraceae and hardy Lycopodium species (like Der nächste Trip führte uns nach Osten, zuerst L. crassa) and when you reach lower elevations of this nach Baeza und später in Richtung des amazonischen paramo, of course, Puya clava-herculis. We then entered Regenwaldes nach Tena. Auf der Hälfte der Strecke nach the cloud-forest with many Racinaea and other Tilland- Baeza gibt es einen Hochpass, von dem aus man den sia-related species like the spectacular dark red coloured schneebedeckten Gipfel des Vulkans Antizana sehen Tillandsia pastensis and T. tovarensis, T. ionochroma and kann. Dort gibt es eine paramo-ähnliche Vegetation its hybrid with T. complanata. Time flies when you are mit alpiner Flora wie Enzianen, vielen Asteraceen und enjoying yourself and soon we had to find a place to stay harten Lycopodienarten (wie Lycopodium crassa) und in Baeza, ready for our trip the next day to the Sumaco – wenn man niedrigere Regionen dieses Paramo erreicht National Park. – selbstverständlich mit Puya clava-herculis. Dann The nice thing about this park is that it not only has betraten wir den Nebelwald mit vielen Racinaea- und a sign on the road where it starts and ends, but it has a anderen Tillandsia-ähnlichen Arten wie die großartigen, dunkelrot gefärbten Tillandsia pastensis und T. tovarensis, T. ionochroma und dessen Hybrid mit T. complanata. Die Zeit verfliegt während man genießt und schon bald Tillandsia pastensis und T. complanata über dem Fluss | above the river mussten wir eine Übernachtungsmöglichkeit in Baeza

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finden, um am nächsten Tag unsere Exkursion zum Nationalpark Sumaco fortzusetzen. Das Bemerkenswerte an diesem Park ist, dass er nicht nur Straßenschilder am Anfang und Ende seines Gebietes auf- weist, sondern auch einen guten Fußweg in den Park bietet und man die spezi- fische Gebirgswaldflora beim Durchstrei- fen problemlos erleben kann. Bald schon hatte ich José verloren, während ich Fotos von allen möglichen Arten von Pflanzen machte, traf ihn aber auf dem Rückweg mit dem Spruch „hier gibt’s keine Brome- lien“ wieder, was nicht die ganze Wahr- heit war, weil ich einige Fotos von Guz- mania mosquerae, Werauhia haltonii und anderen Arten gemacht hatte, aber ich wusste, was er meinte und wir stiegen ins Auto. Während wir weiterfuhren, fanden wir Massen dieser an den Stra- ßenseiten und auch einige Formen der Guzmania squarrosa, die einer Überar- beitung bedarf. Ein wenig später, als wir anhielten, um Fotos einer interessanten, Odontoglossum-ähnlichen Orchidee zu machen, kamen einige Einheimische, um nach einer Mitfahrgelegenheit zu fragen. Einer von ihnen kletterte in den Baum und holte die Orchidee herunter, um Oben | Top: Racinaea sp. nov. Unten | Bottom: Odontoglossum sp. (Orchidaceae) sie mir einen Moment später für 5 US$ zum Kauf anzubieten. Ich hatte nicht die Absicht, irgendwelches lebendes Material mit nach Hause zu nehmen, schon gar keine Orchideen, allerdings scheint diese Vorgehensweise dort üblich zu sein. Ich war beeindruckt von den sehr großen gel- ben Kelchblättern von Guzmania pearcei, die auffälliger sind als die gleichfarbigen Kronblätter. Wir fanden auch eine neue Racinaea wieder, die zuvor in Tena gefun- den worden war und jetzt R. tillii heißt (Manzanares & Gouda 2010). Es gab viele andere Regenwald-Racinaea wie z.B. R. riocreuxii und Bäume, überladen mit glänzend roten, gepunkteten Tillandsia biflora. Ich hätte mich dort mit Freude noch länger aufhalten können, aber wir mussten zurück, um Hiro vom Flug­hafen abzuholen. Nachdem wir Hiros Geburtstag gefeiert hatten, brachen wir südwärts nach Cuenca auf, von wo aus wir eine Fahrt nach Pasaje (nahe der Küste), Loja, Oña und zurück nach Cuenca machen

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good walking path into it making it easy to see the specific mountain forest flora. Soon I lost José, making photographs of all kind of plants, meeting him about an hour later heading back with the statement „there are no brome- liads here“, which was not the whole truth, because I made some pictures of Guzmania mosquerae, Werauhia haltonii and some oth- ers, but I understood what he Oben | Top: Racinaea riocreuxii Unten | Bottom: Tillandsia ionochroma meant and we got into the car. Driving on we found masses of this Guzmania at the roadside and many forms of Guzmania squar- rosa, a species needing a revision. A little further on when we had a stop, some locals came over while I was making some pictures of an interesting miniature Odontoglos- sum-like orchid species. One of them soon climbed the tree and pulled it out to try to sell it to me for 5 US$. I did not intend to bring any living material home with me and certainly no orchids, but this seems to be normal practice over there. Nearby, I was impressed by the huge yellow sepals of Guzma- nia pearcei that are more obvious than the same-coloured petals. We refound a new Racinaea that was earlier found near Tena. This species was recently published as R. tillii (Manzanares & Gouda 2010). There were many other cloud forest Racinaea species such as R. riocreuxii and trees were loaded with the brightly red spot- ted Tillandsia biflora. I could have enjoyed myself there much longer, but we had to head back to pick up Hiro from the Airport. After we had met Hiro and celebrated his birthday, we headed south for Cuenca, from where we would make a round trip to Pasaje (near the Coast), Loja, Oña and back to Cuenca. In the neighbour- hood of Cuenca there are impres- sive views of steep mountain faces loaded with huge red-purple rosettes of Tillandsia sceptriformis and the next day, when heading

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Tillandsia biflora

wollten. In der Nähe von Cuenca gibt es eindrucks- for Pasaje, you get a similar picture, but then of the huge volle steile Felswände mit sehr großen, purpurroten Tillandsia lymanii. The flora is dominated by bromeliads. T. sceptriformis zu sehen, das gleiche Bild am näch- On the way up to 3000 m you enter a desert-like area sten Tag auf der Fahrt nach Pasaje, allerdings mit near Pucara where you can find Tillandsia tectorum by sehr großen T. lymanii. Die Flora wird von Bromelien the thousands. Over here the steep rocky faces were beherrscht. Erreicht man die 3000 m, betritt man ein covered with bright green rosettes, probably T. lymanii wüstenähnliches Gebiet in der Nähe von Pucara, wo too and poles of silvery cacti. We entered the spot that man T. tectorum zu Tausenden finden kann. Hier sind has been depicted in the Tillandsia handbook, with Hiro die steilen Felswände mit hellgrünen Rosetten, vermut- lying down between the cacti, T. lymanii and T. tectorum lich T. lymanii, und silbrigen Säulenkakteen bedeckt. Wir (Shimizu & Takizawa 1998: 3). He asked me to take the besuchten auch die Stelle, die im Tillandsia-Handbuch same picture again, but now no sign of T. tectorum on abgebildet ist, an der Hiro zwischen Kakteen, T. lymanii the places that were easy to reach and the plants could und T. tectorum liegt (Shimizu & Takizawa 1998: 3). Er be collected just by picking them up. Somewhat further, bat mich, das gleiche Foto noch einmal zu machen, aber I was stunned by the clumps of T. disticha growing diesmal gibt es an den leicht zu erreichenden Stellen, terrestrially in that desert. Here the wind was so strong an denen man die Pflanzen nur aufheben musste, that the seed pods were blown apart before opening by keine T. tectorum mehr. Etwas weiter versetzen mich themselves, leaving the seeds hanging on their pappus, große Gruppen von T. disticha in Erstaunen, die hier in clinging to the sharply broken seed pods. It did look der Wüste am Boden wuchsen. Hier war der Wind so spooky. Then we turned around the mountain – and it stark, dass die Samenkapseln in Teile geblasen werden, became green again, trees were loaded with bromeliads, bevor sie sich von selbst öffnen. Übrig bleiben dann like, e. g., flowering T. confinis.

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Tillandsia disticha

die Samen, die mit ihrem Flugschirm an den angebro- In 1988 I collected a young Tillandsia marnier- chenen Samenkapseln hängen. Es sah gespenstisch aus. lapostollei which now has a diameter of over 50 cm and Dann umrundeten wir den Berg und es wurde wieder I was hoping it would start producing an inflorescence. grün, Bäume über und über beladen mit Bromelien, wie I was rudely robbed of this dream when I encountered a z.B. blühende T. confinis. specimen of this species growing on a rock, back on the 1988 sammelte ich eine junge Tillandsia marnier- road to Pasaje again. It seems to reach more than twice lapostollei, die jetzt einen Durchmesser von 50 cm hat that size, well over 1 m, before flowering. Interestingly, und ich erwartete eigentlich schon die Entwicklung the young plants and the „grass shoots“ look very silvery eines Blütenstandes. Ich wurde unsanft aus diesem and succulent, not resembling the large grey rosettes of Traum gerissen, als ich zurück auf der Straße nach their parents, the reason I collected one in 1988. Now we Pasaje ein Exemplar dieser Art am Felsen wachsend entered some valleys that were illuminated by the bright fand. Es scheint, als ob diese Art doppelt so groß ist, green colour of Racinaea fraseri. Looking at this plant, wenn sie blüht. Interessanterweise sehen die jungen you would not expect it to grow terrestrially in an arid Pflanzen und die Graskindel sehr silbrig und sukkulent area at all, but it did. aus, gar nicht wie ihre Eltern mit den großen, grauen Rosetten. Genau aus diesem Grund habe ich 1988 eine Wird fortgesetzt | will be continued! Pflanze gesammelt. Anschließend besuchten wir einige Täler, die durch die hellgrüne Färbung von Racinaea Eric J. Gouda, Botanical Garden fraseri „leuchteten“. Wer diese Pflanze kennt, würde Harvardlaan 2, NL – 3584 CV Utrecht niemals vermuten, dass sie terrestrisch in einer solch trockenen Gegend wächst, aber sie tat es.

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Auf der Suche nach Miss Fortuna, die Wiederholung im Jahre 2010 Reisebericht

Peter Tristram die Höhenlage und die Nähe zu den Die Vorgeschichte zu warmen Ozeanen sorgen für ein „Miss Fortuna“ warm-feuchtes Klima, perfekt für ▶ Die Urwälder Panamas strotzen eine vielgestaltige und reiche Flora. Die sagenumwobene Guzmania vor tropischen Pflanzen in unge- Wir – der Veteran aus Costa Rica, ‘Fortuna’ eroberte mit Getöse die heurer Artenvielfalt. Bromelien Chester Skotak, der Orts­kundige Bromelien-Schlagzeilen nach der – von hübsch bis bizarr – wachsen und unser freundlicher ­Gast­geber Pflanzenauktion auf der Welt-Bro- und blühen in den unberührten Bill Fitz und ich als Neuling – planten melienkonferenz 1990 in Houston. Regenwäldern. Die Berge Panamas eine Reise, um diese Wälder zu Sie war in den späten 1980er Jahren werden durch die massiven Kräfte erforschen. In Fortuna sollten wir von Harry Luther, dem ehemaligen geologischer Subduktion (die oze- später zwei weitere Australier treffen, Leiter des Identifikationszentrums anische Kruste schiebt sich unter Mark Paul und Bruce Dunstan sowie des Marie Selby Botanical Gardens die Kontinentalplatte) aufgefaltet eine weitere in Heimische, in die Kultur eingeführt worden. Sie und trennen die warmen Gewässer Carla Black. Es sollte zur Regenzeit war eine von den Pflanzen, die das des tropischen Pazifiks und der stattfinden, die auch die Blütenzeit Juwel eines jeden Hybriden-Pro- Karibik. Die geografische Breite, für viele Pflanzen ist. gramms sein würde, eine Pflanze, die es wert war, besessen von ihr zu sein. Die Verlockung dieses neuen Guzmania ‘El Cope’ (große Form) und farbenprächtigen Juwels, wie es G. ’Fortuna‘ war, inspirierte 2007 Chester Skotak zu seinem höchst unterhaltsamen Roman „Searching for Miss Fortuna“, eine Geschichte frei nach wahren Begebenheiten. Die Original-Pflanze war jen- seits der Stadt Fortuna gesammelt worden, am Pass oberhalb des Damms des Wasserkraftwerks, auf einer Höhe von ca. 1.100 m über dem Meeresspiegel. Wenn sie nicht blühte, sah sie wie eine kleine Guzmania lingulata oder G. glomerata aus, die sich den Wald mit vielen anderen Guzmania-Arten wie G. scherzeriana, G. musaica, G. plicatifolia, G. rosea, G. zahnii, G. angustifolia sowie einer Unzahl von thecophylloiden Vriesea-Arten, die heute zur Gattung Werauhia gestellt sind, teilt. Die Leser des Romans wissen, dass die geheimnisvolle Guzmania während des spitzbübischen Aben-

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Guzmania circinnata

Ausschnitt aus dem Blütenstand von Pitcairnia cf. multiflora Guzmania calamifolia var. rosacea J. R. Grant

teuers unentdeckt blieb. Wir fanden Die alte Straße nach In den meisten Fällen gab es aller- sie auch nicht dort, wo Harry sie El Cope – die erfolgreiche Jagd dings keine Epiphyten. gesammelt hatte, aber darauf nach „Miss Fortuna“ Die alte Straße nach El Cope komme ich später zu sprechen. steigt zum Pass hin schnell an, Unser Plan war es, zunächst Die Küstenebene entlang des Pazi- sogar das imposante Metallkreuz den Pass bei El Cope zu erforschen, fiks, der Bereich des Pan-American stand noch an derselben Stelle wie von dem Chester versicherte, dass Highway, war weiträumig abgeholzt zu jener Zeit, als der „Mann aus dort auf der atlantischen Seite und besiedelt. Dennoch konnte Florida“ angeblich dort war. Zuneh- herrliche Exemplare der G. ’For- man gelegentlich Bereiche voller mend zierten Epiphyten die Bäume, tuna‘ (Form ’El Cope’) vorkommen Epiphyten beobachten. Ganz beson- wechselten mit der steigenden Höhe würden. Pflanzen von dort wurden ders interessant fanden wir eine und erreichten den Höhepunkt ihrer seit Jahren vermarktet, entweder spektakuläre Form von Tillandsia Häufigkeit genau auf dem Scheitel- als ’Fortuna‘ oder ’El Cope‘, beides fasciculata, in voller Blüte mit impo- punkt, bei ca. 800 m über Mee- Varietäten einer noch zu beschrei- santen Rosetten und glänzenden, reshöhe. Auf dem Weg nach oben benden Guzmania. Für Chester mehrfach verzweigten, kirschroten gab es noch mehr T. fasciculata und war es eine Reise in die Vergangen- Blütenständen. Darüber hinaus Massen von Guzmania monostachia heit, für mich aber ein Paradies, konnten wir T. caput-medusae, im Sekundärwald, bevor es ein nach einigen Jahren der Abstinenz T. brachycaulos, Werauhia sanguino- wenig weiter oben eine fantastische endlich wieder im Bromeliengebiet lenta und einige wenige Pitcairnia- Vielfalt an Bromelien gab, viele zu sein. Arten an Felswänden beob­achten. Werauhia-Arten wie W. kupperiana

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Werauhia latissima Ein Bulldozer-Skelett am alten Sägewerk

Der Autor mit ‚Miss Fortuna‘ Reif für den Müll

und W. lutheri, atemberaubenden G. calamifolia v. rosacea und Grup- rend Bill und ich krabbelten und Pitcairnia-Arten wie die dekorative pen abgeblühter G. plicatifolia. rutschten, die Augen nach roten gestieltblättrige P. arcuata und P. cf. Oben angekommen genossen Farbklecksen offen und die Kamera multiflora und viele andere. wir den Blick über die schmale, einsatzbereit haltend. Unser strapaziertes Auto parkten atlantisch beeinflusste Ebene hin Zuerst änderte sich einige wir am Pass, wo Chester sich nach zur Karibikküste und weiter … die Hunderte Meter nicht viel, große dreißig Jahren an ein lange aufgege- See erschien spiegelglatt im grauen, Bäume waren herausgeschlagen benes Sägewerk erinnerte, das sich frühen Morgenlicht. Aber immer worden und Epiphytenbäume nur bei seinem ersten Besuch an diesem noch keine ’Fortuna‘. Von hier gab ab und zu zu sehen. Die Steilhänge Orte hier befand. Wir begannen die es jetzt nur einen Weg ins Tiefland waren genau so, wie Chester sie in Suche. Der Pfad wand sich zum – den glitschigen, felsigen und seinem Buch beschrieben hat. Im Aussichtspunkt mit dem seltsam matschigen Pfad, den die einheimi- Gras gab es weitere hübsche Pit- unpassenden Kreuz hinauf, führte schen Indios noch immer benutzen. cairnias, zusammen mit Werauhia an den auffallenden Pitcairnias und Chester lachte, “Mit mir nicht, und Guzmania auf den vereinzelten den Werauhias mit gemusterten Jungs” und entschied, in Erinne- Bäumen. Der Pfad wurde noch Blättern vorbei, passierte die lebhaft rungen zu schwelgen und auf dem genutzt wie seit Ewigkeiten, wenn pinken und gelben G. circinnata und Gipfel noch mehr der inspirie- sich gelegentlich Leute zu Fuß oder die schillernden, ähnlich gefärbten renden Blicke aufzunehmen, wäh- per Pferd zum Ozean aufmachten.

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Dann, nach einer Wegbiegung, schon bald wird die legendäre ’For- in einem Flecken Wald, waren sie tuna‘ ihr Königreich wieder zurück auf einmal da, genau wie Chester haben. … und dann regnete es. Die es beschworen hatte, strahlend, in Himmelsschleusen öffneten sich knallig neon-roter Blüte, den tiefen als wir auf dem Rückweg waren, es Schatten erleuchtend. Was für ein war ja schließlich Regenzeit. Anblick! Ich fragte mich, wie der „Mann aus Florida“ wohl reagiert hätte, wenn er sich, noch nicht Die Gegend um Fortuna – ein wieder nüchtern nach einer Nacht Bromelienparadies mit den Indios, denselben Pfad herunter getraut und diese Pracht Am nächsten Tag begrüßte uns gesehen hätte. aber ein klarer Himmel zu einem Wir konnten noch viele mehr Kurztrip nach Fortuna. Wir brachen entdecken, immer in den Baumkro- früh morgens auf, durchquerten nen, allerdings nur wenige in Blüte. wundervolle Wälder voller T. fasci- Eine nähere Untersuchung brachte culata, nach oben in den Nebelwald Guzmania musaica var. rosea eine Erklärung für das Kletterver- rund um Fortuna. In der Nähe des halten dieser Art, die oberste Gene- Damms trafen wir Carla, Bruce und ration „ernährt“ sich von den darun- Mark für einige ernsthafte Unter- terliegenden, was zweifelsohne die suchungen. Ich trug meine neuen Größe des Blütenstands fördert. Gummistiefel. Eine andere kletternde Art, G. Die Dinge haben sich verändert, musaica, besiedelt dieselben Bäume, seit die ersten Bromeliensammler genau wie G. donnell-smithii, weit nach Fortuna kamen. Die Staubpi- über der hübschen Aechmea veitchii, ste ist heute ein moderner Highway die unten in der dicken Schicht – auf der ganzen Strecke vom abgestorbener Blätter dahinkriecht. Pazifik zur Karibik. Große Teile des Wir machten zahlreiche Bilder, üppigen Waldes sind noch erhalten, aber meine Schuhe hatten mich obwohl auf bedeutenden Flächen im Stich gelassen. Meine alten bereits schwer gerodet wurde. Die Chester am alten Hinweisschild – Fortuna Weggefährten aus und Bra- Vegetation am Pass, wo die erste silien, waren als verschlissenes ’Fortuna‘ gefunden wurde, hat sich Leder dazu bestimmt, sich zu den unerklärlicherweise verändert, nicht vielen anderen Schuhen entlang des eine einzige G. musaica, G. scherze- Weges zu gesellen. Ich konnte nicht riana, G. lingulata, G. rosea oder gar weiter laufen. Ich band ausgediente ‘Fortuna’ war in der Umgebung zu Plastiktüten darum und konnte wei- finden, so wie Chester sich daran tergehen. Ich kämpfte mich nach erinnerte. oben zurück und schwor mir, im Die Gegend ist ein Paradies erstbesten Laden ein paar Gummi- für Bromelien-Liebhaber. Viele der stiefel zu kaufen. Arten, die es auch in El Cope gibt, An der Wasserscheide trafen besiedeln hier die Bäume und die wir Chester wieder, der einige Grasflächen. Carla, eine Heliconien- interessante Pitcairnias gefun- Liebhaberin, die spontan zu den den hatte und machten uns auf Bromelien „wechselte“, kannte aus- Werauhia sp. den Weg zurück zum Auto. Alle gezeichnete Pfade, von denen uns Racinaea contorta Anzeichen des Sägewerks schienen der erste zum Damm brachte. Die verschwunden zu sein, bis wir Vielfalt war sofort augenscheinlich, einen blassgelben Fahrzeugrah- alle möglichen Arten von tropischen men im Unterholz bemerkten. Das Gewächsen, viele von ihnen höchst Skelett eines Bulldozers war noch dekorativ, blühten überall. vorhanden, verlassen, genau wie Es gab dort mindestens fünf Betonplatten aus vergangener Zeit. terrestrische und epiphytische Der Regenwald kommt zurück und Pitcairnia-Arten, viele Guzmania

Die Bromelie 2011 (1) 34 Auf der Suche nach Miss Fortuna, die Wiederholung im Jahre 2010

einschließlich G. scandens mit gestellt, aber wir wurden enttäuscht großwachsende ’Fortunas‘ in den ihren grasartigen Blättern und dem – nach zwei Tagen in der Gegend Küstenwäldern bis in den Nordos- filigra­nen, hängenden Blütenstand, auf beiden Seiten der Gebirges ten von El Cope gefunden, wie auch nadelgestreifte G. circinnata, G. mu- hatten wir keine ’Fortunas‘ gefun- auf der Erhebung des Vulkans Baru saica var. rosea und G. glomerata den. Kein Zweifel, sie sind noch da, in beinahe unzugänglichen Gebie- voller Schlamm, stammbildende irgendwo. ten. Chester glaubt nach wie vor, G. angustifolia und eine umwer- Auf anderen Wegen fanden wir dass ’Fortuna‘ die in ganz Panama fende, mit roten Hochblättern ver- viele der Arten wieder, aber auch am häufigsten vorkommende Bro- sehene G. desautelsii, eine Unzahl G. zahnii, G. sanguinea, W. insignis melie sein könnte. von Werauhia-Arten einschließ- und eine interessante, noch zu Wir erlitten auf unseren lich W. lutheri mit ihren großen, beschreibende Varietät, sowie viele Exkursionen keine Missgeschicke. ledrigen, silbernen Trichtern, die andere Werauhia-Arten und ebenso Die Kleine Miss Fortuna, Chesters lilafarben beblätterte W. woodsonii, viele Pitcairnia-Arten. Schutzengel, Heilige des Glückes die zweifarbige W. latissima, die Panama-Reisende sollten wis- und des Unglückes, herrscht unein- gebänderte W. vittata, W. hygrome- sen, dass nur sehr wenige Straßen geschränkt über Panamas Wälder. trica und viele andere Arten mit in die Berge führen, hauptsächlich Blattzeichnung sowie gelegentlich nach Fortuna, Santa Fe und El Peter Tristram die seltsame Racinaea contorta. Die Cope, sodass sich dem Blick von [email protected] Landschaftsbilder mit Orchideen, der Panamericana ein endloser, Gesnerien, Anthurien, Heliconien nach Norden gerichteter, bewaldeter Eine englische Version dieses Artikel erschien usw. waren genauso märchenhaft. Gebirgszug zeigt. Es ist kaum vor- wie folgt | an English version of this article Gattungen mit Blattrandzähnen zustellen, welche Bromelienschätze was published as follows: fehlten fast völlig. dort noch auf ihre Entdeckung Tristram, P. 2010. Searching for Miss Fortuna, Einmal mehr waren Chester, warten, ohne Zweifel auch einige 2010 Style. – J. Bromeliad Soc. 60(3): 133–141. Bill und ich auf Pflanzenjagd ein- für die Wissenschaft neue. Bill hat

Schöne ’Fortunas‘ Fabelhafte Tillandsia fasciculata

Noch ein Verehrer

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Nochmals zu Besuch in Europa 2009 Europe revisited 2009 Reisebericht

Peter Tristram ▶ After my visit to The Netherlands and Germany in 2006, including the much enjoyed DGB Congress in Frankfurt, a plan was hatched to return in 2008 or 2009. ▶ Nach meinem Besuch in den Niederlanden und This time a more extensive itinerary was to be developed Deutschland 2006, eingeschlossen die Teilnahme an with the eventual dates set to coincide with the 2009 der sehr unterhaltsamen Jahreshauptversammlung der congress at Marburg. DBG in Frankfurt, brütete ich den Plan aus, den Besuch The three week trip would begin in The Nether- 2008 oder 2009 zu wiederholen. Dieses Mal musste ein lands, visiting outstanding bromeliad collections such ausgeklügelter Zeitplan her, um meine übrigen Termine as Utrecht Botanic Gardens and Corn. Bak as well as mit dem Besuch der Jahreshauptversammlung 2009 in Deroose in Belgium, then fly to Germany to visit so Marburg zu verbinden. many more collections and Botanic Gardens. Der Drei-Wochen-Trip sollte in den Niederlanden After a few days of wonderfully generous hospitality beginnen, um einige herausragende Bromeliensamm- from Eric Gouda (and his wife Renate), travelling all over lungen wie die im Botanischen Garten Utrecht und bei the place in and out of the amazing collections, I moved Corn. Bak sowie bei Deroose in Belgien zu besichtigen, on to Germany with expectation. anschließend mit dem Flugzeug nach Deutschland, um The first few days were a dream, visiting Lydia and dort noch weitere Sammlungen und Botanische Gärten her wonderful collection, as well as a trip to Heidelberg, zu besuchen. meeting the Akubra-hatted Timm. Lydia’s ­collection is Nach einigen Tagen voll herzlicher Gastfreundschaft enough to send a Tillandsia connoisseur into ­raptures. To bei Eric Gouda (und seiner Frau Renate), an denen wir see such plants as Tillandsia hromadnikiana, T. mirabilis, querbeet wunderschöne Sammlungen besichtigt haben, T. rudolfii and T. takizawae in bloom was quite an experi- reiste ich voller Erwartung nach Deutschland. ence as well as the dozens of others rarely, if ever, seen in Die ersten Tage waren ein Traum, der Besuch bei Australia. The Heidelberg trip gave me a first taste of the Lydia (Köhres) und ihrer wundervollen Sammlung wie renowned autobahns where speeds well over 140 km/h auch der Trip nach Heidelberg, wo ich Timm (Stolten) are normal. You’d lose your licence in Australia travelling traf, stilecht mit einem Akubra-Hut (Akubra: ein typisch that fast! Timm was very busy but gave me a good look at australischer Hut im Western-Stil – Anm. d. Red.) most of the extensive collections. I was particularly inter- gekleidet. Lydia’s Sammlung allein reicht aus, jeden ested in a plant in bloom which looked a good match for Tillandsienliebhaber in einen Freudentaumel zu verset- T. platyphylla (which Timm later confirmed). There had zen. Pflanzen wie Tillandsia hromadnikiana, T. mirabilis, been much discussion in Australia about this species. T. rudolfii und T. takizawae in Blüte zu sehen war ein There were so many other bromeliad species for me to echtes Erlebnis, genau wie Dutzende andere Pflanzen, observe and photograph for the first time, including die man in Australien nur selten, wenn überhaupt, zu Hohenbergia distans, T. reuteri and T. caloura. sehen bekommt. Der Trip nach Heidelberg vermittelte It was time for the congress at Marburg. After mir einen ersten Eindruck der berühmten deutschen travelling there with the Koehreses, many familiar faces Autobahnen, auf denen Geschwindigkeiten jenseits der welcomed me at the Botanic Garden. I was at ease imme- 140 km/h ganz üblich sind. In Australien wäre man diately, greeted by ever-friendly Andreas and looked after seinen Führerschein los, wenn man so schnell fahren by a very busy Petra and her Leipzig colleague, Uwe, the würde! two of whom I was to spend quite some time with to the Timm war sehr beschäftigt, gab mir aber dennoch East. It was wonderful to see so many people from 2006. einen tollen Einblick in den größten Teil der umfang- From an outsider’s perspective, the atmosphere was reichen Sammlung. Ganz besonders interessierte extremely relaxed and quite informal, perfect for the size mich eine blühende Pflanze, die große Ähnlichkeit mit of the gathering of bromeliophiles. The accommodation, T. platyphylla aufwies (was Timm später bestätigte). In complete with a Grimm theme, though quite separated

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Australien hatte es lange Diskussionen um diese Pflanze from the venue at the Botanic Gardens, was very pleasant, gegeben. Es gab in Heidelberg so viele andere Brome- as was the selection of delicacies. I think I tried every- lien-Arten, die ich zum ersten Mal studieren und foto- thing edible on offer each night (if I could fit it in!) and grafieren konnte, unter anderem Hohenbergia distans, had much sound advice from many on these gastronomic T. reuteri und T. caloura. delights! The convivial evenings were memorable for the Dann war es Zeit für die Jahreshauptversammlung fine food and drink, and the wonderful company (and in Marburg. Nach der Anfahrt mit Lydia und ­Gerhard wandering the streets with Timm looking for an ATM). Köhres begrüßten mich im Botanischen Garten viele The tour of the Marburg Botanic Garden’s green- bekannte Gesichter. Ich fühlte mich gleich wohl, houses was most enjoyable, with lively discussion about begrüßt vom immer freundlichen Andreas (Böker), all manner of plants. The European collections never betreut von der immer beschäftigten Petra (Hensel) und cease to amaze me! ihrem Leipziger Mitstreiter Uwe (Scharf), bei denen ich The informative seminars, over two days, featured später einige Zeit im „Osten“ verbringen würde. Es war programs such as: an excellent habitat slideshow and herrlich, so viele Leute wiederzutreffen, die ich 2006 commentary of Frank’s adventure to Chachapoyas in the kennengelernt hatte. high Andes of Peru; Uwe’s extensive exploration of the Aus der Perspektive eines Außenstehenden war die Atlantic coast of Brazil featuring many collections and Stimmung ausgesprochen entspannt und ungezwungen, habitats; cultural observations in the form of Timm’s perfekt für die Größe des Treffens der Bromelien­freunde. lively dissertation on roots, pots and cultivation of vari- Die Unterbringung – ganz im Zeichen der Gebrüder Grimm – war trotz der Trennung vom Tagungsort genau wie die Auswahl der Köstlichkeiten zum Essen sehr wohl- tuend. Ich glaube, ich habe jeden Abend alles Essbare probiert (wenn es denn reinpasste) und bekam viele gute Erklärungen zu den einzelnen Köstlichkeiten aus der Küche. Das gemütliche Bei­sammen­sein am Abend war wegen des guten Essens und Trinkens unvergesslich, genau wie die erstklassige Betreuung (und das nächtliche Durchstreifen der Straßen mit Timm auf der Suche nach einem Geldautomaten). Die Führung durch die Gewächshäuser des Botani­ schen Gartens war äußerst unterhaltsam, mit lebhaften Diskussionen über alle möglichen Pflanzen. Die euro­ päischen Sammlungen bergen immer wieder neue Überraschungen für mich. Die interessanten Seminare an den zwei Veranstal- tungstagen boten ein abwechslungsreiches Programm: einen hervorragend bebilderten und kommentierten Reise­bericht von Frank (Höpfel) über seine Abenteuer­ reise zu den Chachapoyas in hochgelegene Anden­ regionen; Uwes ausführlichen Bericht über seine Erkun- dung der Atlantikküste von Brasilien mit der Vorstellung vieler Sammlungen und Naturstandorte; Kulturbeobach- tungen in Timms lebendigem Vortrag über Wurzeln, Töpfe und die Kultur verschiedener felsbewachsender Tillandsien-Arten (praktisch demonstriert anhand einiger riesiger, von ihm mitgebrachter, ausgewachsener Pflanzen); eine aufschlussreiche Präsentation selten gezeigter Zeichnungen und der unveröffentlichten Monographie von Édouard Morren durch Jason (Grant) sowie einige Informationen zum neuen Botanischen Garten Marburg. Alle Veranstaltungen waren gehaltvoll und kurzweilig. Die Suche nach dem Vortragssaal jedoch führte eine kleine Gruppe von uns irrtümlicherweise auf eine große Tour durch die ausgedehnten Gärten. Verschlossene Timm Stolten und | and Tillandsia platyphylla

Die Bromelie 2011 (1) Nochmals zu Besuch in Europa 2009 | Europe revisited 2009 37

Tore forderten auch noch unsere Kletterkünste, aber ein ous lithophyticTillandsia species (complete with huge wenig verspätet und unter Erklärungsnotstand fanden mature specimens!); an informative historical presenta- wir den Veranstaltungsort. Zum Glück verstehe ich ein tion on the rarely-seen paintings of Édouard Morren and wenig Deutsch, aber es waren auch genug hilfsbereite his unpublished monograph by Jason and some presen- Übersetzer da, hoffentlich leise genug, um die anderen tations on the new Marburg Botanic Gardens. All were Zuhörer nicht zu stören. very informative and enjoyable. Die Pflanzen auf der Pflanzenbörse waren über- Finding the lecture room, however, inadvertently wältigend, so viele seltene Sammlerstücke vieler Arten, led a small group of us on a grand tour of the extensive wobei die Tillandsien sicher am häufigsten vertreten gardens! Locked gates tempted our climbing skills too, waren. Wundervolle Racinaea-, Tillandsia- und Vriesea- but, a little late and apologetic, we found the venue. Arten fielen mir ins Auge, allerdings nicht nur mir. Im Fortunately I can understand a little German as well, but Gegensatz zu vielen anderen Ländern dominieren Arten there were plenty of translators willing to help, hopefully und nicht Hybriden, viele Sammler sind um Sammel- discretely enough not to disturb others. nummern, Herkunft und Höheninformationen auf den The plants in the sales were stunning with so many Pflanzenetiketten bemüht, sofern diese bekannt sind. rare collectibles of many genera, though Tillandsias were Am ersten Abend fand im Parkhotel Stadtallendorf certainly most prominent. Amazing species of Racinaea, die Pflanzenpräsentation statt, einige Mitglieder präsen- Tillandsia and Vriesea especially caught the eye, not just tierten ausgewählte Pflanzen ihrer Sammlungen. Lydia mine either! Unlike many other countries, species, not

Lydia Köhres präsentiert | presenting Timm Stolten zur Kultur felswachsender Tillandsien | Tillandsia tillii talking about growing lithophytic Tillandsia

Renate Ehlers beim Signieren ihres neuen Petra Hensel, Peter Tristram, Uwe Scharf (v. l. | from left) und ein fossiler Buches | while signing her new book Baumstamm am Aussichtspunkt eines Tagebaues südlich von Leipzig | and a fossil tree trunk at a viewpoint of a lignite mine South of Leipzig

Die Bromelie 2011 (1) 38 Nochmals zu Besuch in Europa 2009 | Europe revisited 2009

stellte ihre eindrucksvolle und ungewöhnliche Tillandsia hybrids, dominate in Germany with collectors encour- tillii in voller Blüte vor; Timm zeigte einige Schätze aus aged to record collection number, locality and altitude Heidelberg, darunter eine spektakuläre T. reuteri in voller details on the labels, if known. Blüte, der inzwischen verstorbene Jürgen Lautner stellte On the first night, at the Parkhotel Stadtallendorf, eine atemberaubende Auswahl mexikanischer Tilland- various people presented an array of plants they cultivate: sien-Arten vor wie z.B. T. ponderosa und T. imperialis, Lydia exhibited her striking and unusual Tillandsia tillii mitkommentiert von Renate (Ehlers). Ulrich (Lautner) at the peak of flowering; Timm displayed some treasures hatte eine ungewöhnliche Racinaea zu bieten, Uwe from Heidelberg including the spectacular T. reuteri in stellte eine aufgebunden kultivierte Bill­bergia zebrina full bloom; the late Juergen showed a stunning selec- zur Diskussion, Andreas präsentierte eine besonders tion of blooming Mexican Tillandsia species such as hübsche, kompakt blühende T. cacticola und eine inte- T. ponderosa and T. imperialis, co-commentated by Renate; ressante T. fasciculata-Form. In der Runde wurde viel Ulrich offered a strange Racinaea; Manfred produced diskutiert und gescherzt. some beautiful T. deppeana; Uwe discussed his epiphyti- Die Pflanzenversteigerung bot einen Haufen Spaß cally-grown Billbergia zebrina; Andreas presented a und heftige Bietgefechte um viele der angebotenen cute, compact-flowering T. cacticola and an interesting Schätze. Die Gebote waren hart umkämpft und eine T. fasciculata-type species. Much discussion and laughter Menge Euro waren von Nöten, um einen Zuschlag was had by all. zu erhalten, besonders wenn Pia (Rösslein) mitbot. The DBG auction was a load of fun and keenly con- Der absolute Höhepunkt des Abends war die offizielle tested with many treasures being offered. Bidding was Vorstellung des Buches von Renate Ehlers „Die grün- fierce and many Euros were needed to secure a pur- blühenden, kleinen, grauen Tillandsien Mexikos“ oder chase, especially when Pia was bidding against you. The „Die kleinen grünen Mexikaner“ wie es von einigen von absolute highlight of the night was the official release of uns genannt wird. Renate muss Dutzende dieses tech- Renate Ehlers’ book, “The Green-Flowered Small Grey nisch, geografisch und bildlich hervorragenden Fach- Tillandsias of Mexico” or “Little Green Mexicans” to some und Nachschlagebuches signiert haben. Einige signierte of us. Renate must have signed dozens of copies of this Exemplare, gespendet von der DBG, werden auf der BSI excellent technical, geographical and pictorial reference Welt-Bromelienkonferenz 2010 in New Orleans und auf book. Some autographed copies will be offered for auc- der australischen Konferenz in Darwin 2011 versteigert tion at the 2010 BSI World Conference in New Orle- werden. Ich bin mir sicher, dass die Gewinner sie wie ans and at the 2011 Australian Conference in Darwin, einen wertvollen Schatz behandeln werden. donated by the DBG. I am sure the winning bidders will Alles hat einmal ein Ende, wie ein Sprichwort sagt, treasure them dearly. aber die Erinnerungen werden bleiben. Dann machte ich All good things must come to an end, as the saying mich auf in den „Osten“, zusammen mit Petra und Uwe, goes, but the memories will certainly last. I then headed um noch viele weitere wunderschöne Sammlungen zu east, with Petra and Uwe, visiting many, many more besichtigen und die wunderbare deutschen Gastfreund- amazing collections and experiencing more wonderful schaft zu genießen. German hospitality. Für mich war die Jahreshauptversammlung ein moti- To me, the conference was a stimulating highlight, vierendes Highlight unter meinen vielen Abenteuern. Ich among many, of my adventure. I will certainly return werde sicherlich wiederkommen. Meinen vielen Kostbar- for another. My many treasures, from The Netherlands, keiten aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland Belgium and Germany, fared well in quarantine with ist die Quarantäne gut bekommen und die meisten most surviving our draconian plant import regulations, haben unsere drastischen Pflanzenimportvorschriften now finally adapting and beginning to thrive. I am most überlebt, haben sich jetzt eingewöhnt und beginnen zu grateful for the opportunity to obtain so many plants wachsen. Ich bin wirklich dankbar, dass ich die Mög- from those I visited. lichkeit hatte, so viele Pflanzen von meinen Gastgebern bekommen zu haben. Post Script – The signed copies of Renate’s excellent book on the “Little Green Mexicans”, donated by the Nachsatz – Die signierten Exemplare von Renates exzel- DBG, were each auctioned at the BSI World Conference lentem Buch „Die grünblühenden, kleinen, grauen Til- in New Orleans, for around 80 US$ each. Proceeds of landsien Mexikos“, die von der DBG gespendet wurden, the auction have traditionally supported the Mulford B. wurden auf der BSI Welt-Bromelienkonferenz 2010 in Foster Bromeliad Identification Centre at the Marie Selby New Orleans einzeln für ungefähr 80 US-Dollar pro Buch Botanical Garden in Sarasota, Florida, USA. versteigert. Die Erlöse aus der Versteigerung unterstützen das Mulford B. Foster Bromeliad Identification Centre im Peter Tristram Marie Selby Botanical Garden in Sarasota, Florida, USA. [email protected]

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Dyckia mauriziae – eine neue und fast ausgestorbene, einseitswendig wachsende Bromelie aus dem Cerrado im Staat Goiás, Brasilien Dyckia mauriziae – a new and almost extinct secund growing bromeliad from the Cerrado in the state of Goiás, Brazil Taxonomie

Eddie Esteves Pereira & Andreas Hofacker Introduction

Since the middle of the 1980s, when the Cerrado (local Einleitung name of a Brazilian ecosystem, similar to a savannah) was still exuberant and full of life, the destruction of Nachdem der Cerrado (lokaler Name eines brasilia- its biodiversity was there to watch. Now the remaining nischen Ökosystems, einer Savanne ähnlich) Mitte der natural vegetation in the Cerrado has revealed some 1980er Jahren noch vollkommen intakt und voll von important novelties, e.g., Dyckia mauriziae Esteves & Leben war, muss man jetzt die zunehmende Zerstörung Hofacker, introduced herein, and D. mirandana Leme seiner Biodiversität beobachten. Noch heute birgt die & Miranda (2009), both with their leaves displayed in a verbliebene natürliche Vegetation des Cerrado einige secund way. wichtige Neuheiten, wie die hier beschriebene Dyckia mauriziae Este- ves & Hofacker und die erst unlängst publizierte Dyckia mirandana Leme Dyckia mauriziae Esteves & Hofacker, sp. nov. & Miranda (2009), beide mit ein- seitswendig angeordneten Blättern. A Dyckia estevesii Rauh plantis florentibus usque ad 180 cm altis, scapo pedunculo erecto usque ad 110 cm longo, laminis foliorum distinctis crassis applanatis utrimque canescentis lepidotis, inflorescentiis densis Pflanze terrestrisch, an sehr floridis usque ad 90 cm longis, floris longioribus, petalis aurantiaceis- steilen Stellen mit einem Neigungs­ rubescens et sepala aurantiaceis-rubescens trichomatibus obductis differt. winkel von etwa 30–45° wachsend, – Typus: Brasilia, ad orientem Goiás, prope urbem Cristalina, apud einzeln oder in kleinen Gruppen, 900 m, planta terrestris in sylvis laxe, 02 May 2008, Maurizia Fátima nicht sprossend, blühend bis 180 cm Carneiro MBR-41 (holo UFG). hoch (inklusive Stamm und Blüten­ stand), deutlich ausgeprägtes, einseitswendiges Aussehen, in hori- zontaler Position auf dem Untergrund liegend; Stamm Plant terrestrial, growing on very steep slopes with bedeckt von dachziegelartigen Blattscheiden, ca. 5 cm an inclination about 30–45º, singly or in small groups, bis maximal 6,2 cm im Durchmesser, an sehr alten not producing offsets, flowering plants up to 180 cm high Pflanzen ca. 20 cm lang. (including stem and inflorescence), distinct spirosti- Blätter spiralständig-einseitswendig, die inneren chous and secund arrangement of the leaves, lying on erst gerade, später gebogen, lederartig, steif, sukkulent, the soil in horizontal position; stem covered by imbricate länglich, schmal, ca. 39 cm lang; Blattscheiden etwas sheaths, ca. 5 cm to maximum 6.2 cm in diam., in very konkav, ca. 2,6 cm lang, 4,8 cm breit, weiß-gelblich, mit old plants ca. 20 cm long. glänzender Oberfläche, deutlich breiter als die Blatt- Leaves in a spirostichous-secund arrangement, the spreiten, beidseitig gräulich beschuppt, Bezahnung von inner ones straight, soon curved, coriaceous, rigid, suc- der Spreite herablaufend; Spreite an der Basis nahe der culent, margins narrow, ca. 39 cm long; sheaths slightly Blattscheiden ca. 37 mm breit, abgeflacht, gelegentlich concave, ca. 2.6 cm long, 4.8 cm wide, white-yellowish, leicht gebogen, grünlichgrau bis blassgrün, entlang der bright surface, distinctly broader than the blades, on Ränder mit einem grünlich-braunen Ton, beide Seiten both sides canescent lepidote, margins of the leaf blade fein geadert und gräulich beschuppt, bezahnt; Zähne running down the sheaths, therefore appearing as armed 2–16 mm voneinander entfernt, zurückgebogen, an der by teeth; leaf blade above the sheath ca. 3.7 cm wide, Blattbasis in verschiedene Richtungen gerichtet, spitzen- applanate, occasionally slightly concave, greenish grey to

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wärts hauptsächlich rückwärts gebogen, die größeren pale-green, along the margins tinged greenish-brown, on (am Grunde der Blattspreite) ca. 4,8 mm lang, an der both sides finely nerved and covered by canescent scales, Basis 2,6 mm breit, gegen die Spitze 0,3–1,3 mm lang, armed; teeth 2–16 mm apart, recurved, at leaf bases leicht durchscheinend, blassgrün, braungrün, blassgrün antrorse and retrorse, predominantly retrorse towards mit bräunlicher Spitze, hart, stechend, klauenartig, an apex, the bigger ones (at the leaf base) ca. 4.8 mm long, der Basis gräulich beschuppt; die letzten 3–8 cm der at base 2.6 mm wide, towards apex tiny, 0.3–1.3 mm Blattspreite ganzrandig; Spreite in eine harte, stechende, long, slightly transparent, pale-green, brownish-green, hellbraune, ca. 0,9 mm lange Spitze auslaufend. pale-green with brownish tip, hard, pungent, claw-like, Blütenstand seitlich zwischen älteren Blattscheiden base covered by canescent trichomes, the apical 3–8 cm aus dem oberen Teil des Stammes erscheinend, auf- of the lamina entire; apex long-attenuate tapering recht. Blütenstandsstiel kräftig, bis 110 cm lang, an der towards apex and acuminated by a hard, pungent light- Basis 0,9–1,4 cm im Durchmesser, im Querschnitt leicht brown, ca. 0.9 cm long tip.

Dyckia mauriziae am Fundort mit ihrer Dyckia mauriziae, die typische einseits- Dyckia mauriziae zu Beginn der Blüte | Entdeckerin | in the field with its dis- wendige Wuchsform | the typical secund starting to flower. coverer Dr. Maurizia Fátima Carneiro. growth form. Dyckia mauriziae (rote Pfeile) an einem typischen Wuchsort | (red arrows) at a typical habitat.

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Dyckia mauriziae, Nahaufnahme in die Blattrosette | close-up Dyckia mauriziae, Nahaufnahme des Pflanzenkörpers | close-up of the leaf-rosette. of the plant. (Foto | photo: Maurízia F. Carneiro).

abgeflacht; Sprossabschnitte 1,9–5,7 cm lang, blassgrün, Inflorescence lateral, emerging between older leaf graugrün, braungrün, bedeckt von wenigen hellbraunen sheaths on superior part of stem, erect. Peduncle stout, Haaren; Hochblätter an der Basis des Blütenstandsstiels up to 110 cm long, near the base 0.9–1.4 cm in diam., dachziegelförmig angeordnet, 23–47, parallelrandig bis in cross-section slightly flattened; internodes 1.9–5.7 cm lanzettlich, fast aufrecht oder leicht gebogen, laubblattar- long, pale-green, greyish-green, brownish-green, sparsely tig, länglich, schmal, abgeflacht, länger als die Spross- covered by light-brown trichomes; peduncle bracts at abschnitte, ca. 13 cm lang, grünbraun, an der Basis peduncle base imbricate, 23–47, linear to lanceolate, 1,7 cm breit, an den Seiten eingerollt, beide Seiten fein suberect or curved, foliaceus, long attenuate, applanate, geadert, grün bis blassgrün, gräulich beschuppt, in eine exceeding the internodes, ca. 13 cm long, greenish stechende, blassgelbe bis hellbraune Spitze auslaufend, brown, at base ca. 1.7 cm wide, involute, both sides finely gezahnt, Zähne locker angeordnet, 0,3–1,8 cm lang, nerved, green to pale-green, canescent lepidote, tapering spitzenwärts kürzer werdend, die oberen Hochblätter towards apex into a pungent, pale-yellow to light-brown ca. 3,4 cm lang, an der Basis 1,3 cm breit, mit winzigen, tip, teeth laxly arranged, 0.3–1.8 mm long, towards the locker angeordneten Zähnen. Blütenstand (fertiler Teil) inflorescence becoming shorter, the uppermost bracts gestaucht, normalerweise einfach, in Kultur selten ca. 3.4 cm long, at base 1.3 cm wide, with minute, laxly rispenförmig, aufrecht, ca. 90 cm lang, an den ersten arranged teeth. Inflorescence (fertile part) stout, usually Blüten ca. 7 mm im Durchmesser, rötlichrosé, deutlich simple, in cultivation rarely paniculate, erect, ca. 90 cm längs gefurcht, bedeckt von cremefarbigen papillenar- long, near the first flower ca. 7 mm in diam., reddish- tigen Schuppen, die nicht die Farbe des Blütenstandes rose, conspicuously furrowed longitudinally, covered verdecken; Tragblätter der Blüten wie die Hochblätter by creamy papillae-like trichomes (not obscuring the des Blütenstandsstieles, nur kürzer, beidseitig fein reddish-rose colour of the inflorescence); floral bracts geadert, an den ersten Blüten größer, ca. 19 mm lang, an like the peduncle bracts but shorter, on both sides finely der Basis 8 mm breit, die Kronblätter nicht überragend, nerved, on the first flowers larger, ca. 19 mm long, at zur Spitze des Blütenstandes hin bis 4,8 mm lang und base 8 mm wide, not exceeding the petals, towards apex 3,8 mm breit, schmal dreieckig, gewimperte Ränder, reducing the size to 4.8 mm long, 3.8 mm wide at base, blass orange, bedeckt von dichten, farblosen Schuppen, narrowly triangular, ciliate margins, pale orange, covered bald wie Stroh vertrocknend. by dense colourless papillae-like trichomes, soon drying Blüten gestielt, Stiele rot, ca. 3,7 mm lang, 3,1 mm up like straw. im Durchmesser , mit leicht säuerlichem Geruch; Blüte Flowers pedicellate, pedicel red, ca. 3.7 mm long, orange, insgesamt 2,1 cm lang, in Höhe der Kelchblätter 3.1 mm in diam., fragrant, lightly sour smell; general ca. 7,2 mm im Durchmesser, Blüten gegen die Spitze colour orange, total length ca. 2.1 cm long, at sepals des Blütenstandes hin kleiner werdend, dort ca. 16 mm region ca. 7.2 mm in diam., becoming shorter towards lang und 6,3 mm im Durchmesser, relativ weit entfernt apex, there ca. 16 mm long, 6.3 mm in diam., disposed voneinander stehend, etwas nach außen gerichtet, nach distant one from the other, pointed slightly sidewards, der Bestäubung auffällig aufwärts gerichtet, während der after pollination conspicuously upward, in full anthesis Blüte ca. 9 mm im Durchmesser; selbststeril. Kelch- ca. 9 mm in diam.; self-sterile. Sepals bright orange- blätter hell orangerötlich, bedeckt von papillenförmigen reddish, covered by papillae-like trichomes, lanceolate Schuppen, lanzettlich bis eiförmig, fleischig, gekielt, to ovate, succulent, carinate, ca. 9.5 mm long (of this ca. 9,5 mm lang (davon 7,6 mm freistehend), 6,5 mm ca.7.6 mm free), 6.5 mm wide; petals rigid, brilliant, cari- breit. Kronblätter starr, glänzend, nahe der Spitze gekielt nate near apex, orange to orange-red, ca. 11.6 mm long,

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orange bis orangerot, ca. 11,6 mm lang, 7,2 mm breit, 7.2 mm wide, at base ca. 3.5 mm wide, apex obtuse; fila- an der Basis 3,5 mm breit, stumpfe Spitze. Staubblätter ments total length 9–11 mm (of this ca. 5 mm free above insgesamt 9–11 mm lang (davon ca. 5 mm frei über der the common tube), at base ca. 2.1 mm wide, cream in gemeinsamen Röhre), an der Basis 2,1 mm breit, creme- colour; anthers yellow, ca. 4.6 mm long, at base 1.3 mm farben; Staubbeutel gelb, ca. 4,6 mm lang, an der Basis wide, recurved at anthesis; style orange, ca. 2.3 mm 1,3 mm breit, zurückgebogen bei voller Blütenöffnung. long, at connection with lobes ca. 0.75 mm in diam.; Griffel orange, ca. 2,3 cm lang, an der Verbindungsstelle stigma lobes fringe-like, yellow, ca. 1.6 mm long, hidden mit den Narbenlappen 0,75 mm im Durchmesser, Narben­ at anthesis; ovary narrowly subpyramidate, ca. 7.2 mm lappen fransenförmig, gelb, ca. 1,6 mm lang, verdeckt bei long, at base ca. 3.1 mm in diam., whitish yellow; nectar- voller Blütenöffnung; Fruchtknoten schmal pyramiden- chamber tubular. förmig, ca. 7,2 mm lang, an der Basis 3,1 mm im Durch- Fruit a capsule, ellipsoid to ovate, 12–15 mm long, messer, weißlichgelb; ­Nektarkammer röhrenförmig. 9–11 mm in diam., dark-brownish, lustrous, apex acumi- Frucht eine Kapsel, ellipsen- bis eiförmig, 12–15 mm nate, persistent bract, sepals and petals dry like straw. lang, 9–11 mm im Durchmesser, dunkelbraun, glänzend, am Ende zugespitzt, die verbleibenden Hoch-, Kelch- und Kronblätter vertrocknen wie Stroh. Habitat and distribution

East of Goiás State, Brazil, alt. 900 m, near the town of Habitat und Verbreitung Cristalina. Dyckia mauriziae grows on steeply sloping places close to the tops of small hills, on soil of yellow Im Osten des Staates Goiás, Brasilien, in ca. 900 m Latosol with gravel; between deciduous scattered short Höhe, nahe der Stadt Cristalina. Dyckia mauriziae wächst trees and shrubs in biome Cerrado, sympatric with an sehr steil abfallenden Stellen nahe der Gipfel von klei- some other bromeliad genera like Bromelia, Dyckia nen Hügeln, in gelbem Latosol mit Kies; zwischen laub- (D. sp. E-719) and Tillandsia, and some Velloziaceae and wechselnden, verstreuten, kleinen Bäumen und Büschen Orchidaceae (Cyrtopodium sp.).

Dyckia mauriziae Dyckia estevesii Dyckia mirandana Blühende Pflanze bis 180 cm hoch bis 120 cm hoch bis 25 cm hoch Stamm liegend, ca. 20 cm lang aufrecht bis leicht niederliegend, ca. aufrecht 10(–14) cm lang Blattstellung jung gerade, ältere spiralständig-einseits- jung gerade, ältere deutlich zweizeilig jung gerade, ältere manchmal zweizeilig wendig angeordnet angeordnet, gewölbt angeordnet Blattposition gegen den Untergrund gelehnt gegen den Untergrund gelehnt halb aufrecht bis bogenförmig Blattform parallelrandig, länglich schmal, linealisch schmal dreieckig fast parallelrandig bis schmal zugespitzt Blattspitze in eine lange, stechende Spitze übergehend in eine lange, stechende Spitze übergehend lang gespitzt bis geschwänzt Blattgröße ca. 39 cm lang, 3,7 cm breit an der Basis bis 57 cm lang, an der Basis 3,5 cm breit 25–40 cm lang, 1 cm breit an der Basis Blattfarbe grünlichgrau bis blassgrün Oberseite dunkelgrün bis bräunlich, Unter- grün bis rötlich seite graugrün Blattoberfläche Ober- und Unterseite gräulich beschuppt glänzend, geadert Oberseite weiß beschuppt, Unterseite verkahlend Zähne 0,3 –4,8 mm lang, 2–16 mm voneinander 5 mm lang 0,5–1 mm lang, 15 mm voneinander entfernt entfernt Ausrichtung der Zähne hauptsächlich zurückgebogen meist zurückgebogen vor- und zurückgebogen Farbe der Zähne blass- bis braungrün blassgrün mit dunkelbrauner bis schwärz- kastanienbraun, kahl licher Spitze Blütenstandsstiel kräftig, auffällig gerade, bis 110 cm lang dünn, gerade, ca. 50 cm lang, kahl gerade, 8 cm lang Farbe des graugrün bis bräunlichgrün blassgrün bis grünlichgrau dunkel weinrot bis schwärzlich Blütenstandstieles Blütenstand (fertiler Teil) aufrecht, ca. 90 cm lang, gewöhnlich bis 100 cm lang stark gebogen, 6.5 cm lang, einfach einfach Farbe des Blütenstandes rötlichrosé rötlichgrün bis orangegrün dunkel weinrot bis schwärzlich Blüten zahlreich, dicht angeordnet locker angeordnet wenige, ca. 9 Blütenlänge ca. 21 mm bis zu 17 mm ca. 12 mm Blütenduft vorhanden kein vorhanden Kelchblätter orangerötlich, papillenförmige Schuppen orange dunkel weinrot Kronblätter orangerötlich rötlich (bis orange) gelb

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Dyckia mauriziae, Nahaufnahme, die die Schuppen zeigt | close-up, showing the trichomes.

Dyckia mauriziae wächst am Fundort an steilen Stellen | grows on steep slopes. Dyckia mauriziae, die oberen Blüten | upper flowers.

Dyckia mauriziae, Nahaufnahme des Blütenstiels | close-up of the peduncle. Dyckia mauriziae, Blütendetails | flower details.

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Dyckia mauriziae Dyckia estevesii Dyckia mirandana up to 180 cm high up to 120 cm high up to 25 cm high Stem prostrate, ca. 20 cm long erect to slightly prostrate, ca. 10(–14) cm long erect Leaf arrangement young straight, older spirostichous and young straight, older truly distichous, arched young straight, older sometimes distichous secund or not Leaf position leaning on the soil leaning on the soil suberect-arcuate Leaf form linear, long attenuate narrowly triangular sublinear to narrowly attenuate Leaf apex tapering gradually into a long, pungent tip tapering gradually into a long, pungent tip long-acuminate to caudate Leaf size ca. 39 cm long, 3.7 cm wide at base up to 57 cm long, at base 3.5 cm wide 25–40 cm long, 1 cm wide at base Leaf colour greenish grey to pale-green dark green to brownish above, grey-green green to reddish beneath Leaf surface on both sides canescent lepidote bright, nerved white lepidote above, glabrescent below Teeth 0.3–4.8 mm long, 2–16 mm apart 5 mm long 0,5–1 mm long, 15 mm apart Tooth position predominantly retrorse mostly retrorse retrorse to antrorse Tooth colour pale green to brownish green pale green with dark brown to blackish tip castaneous, glabrous Peduncle stout; distinctly erect, up to 110 cm long thin, erect, ca. 50 cm long, glabrous erect, 8 cm long Peduncle colour greyish green to brownish green pale green to greenish greyish dark purplish, wine-red to blackish Inflorescence (fertile part) erect, ca. 90 cm long, usually simple up to 100 cm long strongly curved, 6.5 cm long, simple Inflorescence colour reddish-rose reddish-green to orange-green dark purplish, wine-red to blackish Flowers numerous, densely arranged laxly arranged few, ca. 9 in number Flower size (length) ca. 21 mm up to 17 mm ca. 12 mm

Fragrant flower yes no yes Sepals orange-reddish with papillae-like orange dark purplish, wine-red trichomes

Petals orange-reddish reddish (to orange) yellow

des Cerrado, zusammen mit einigen anderen Bromelien Etymology der Gattungen Bromelia, Dyckia (D. sp. E-719), Tillandsia, Velloziaceen und Orchideen der Gattung Cyrtopodium. During recent years, Maurízia Fátima Carneiro, Biolo- gist and Doctor of Agronomy in the field of vegetable production, has studied native bromeliads and orchids Etymologie of the Cerrado of Goiás State. Her objectives have been to collect, characterise, identify, multiply and maintain Während der letzten Jahre hat Maurízia Fátima Carneiro, in a germplasm bank all the classified species, as well Biologin and Doktor für Agrarwissenschaft (Gemüsepro- as to determine the protocols for propagation in vitro of duktion), mit heimischen Bromelien und Orchideen des all the species with ornamental characteristics. During Cerrado im Staat Goiás zu arbeiten begonnen. Sie beabsich- her studies she also found the plant described here. In tigt, alle beschriebenen Arten zu sammeln, zu identifizieren, honour of her difficult and tiresome work, the authors zu vermehren und in einer Genbank zu erhalten sowie die have the great pleasure to name this unique species Möglichkeiten einer in-vitro-Vermehrung für Pflanzen mit after her. Zierwert abzuklären. Im Zuge ihrer Studien hat sie auch die hier beschriebene Art entdeckt. In Anerkennung dieser schwierigen und mühsamen Arbeit haben die Autoren die Discussion Freude, diese einzigartige Art nach ihr zu benennen. Dyckia mauriziae is closely related to D. estevesii Rauh, a species with completely distichous (fan-like) leaves, Diskussion whilst the newly described D. mauriziae has spirosti- chous and secund, but only slightly distichous, greyish Dyckia mauriziae ist nahe verwandt mit D. estevesii Rauh, leaves, more or less flattened. The inflorescence is einer Art mit vollständig zweizeiligen (fächerförmigen) longer than the one of D. estevesii and the flowers are Blättern, während die neu beschriebene D. mauriziae larger and appear more numerous. Dyckia mauriziae spiralständig-einseitswendige, nur mehr oder wenig is probably not related to the recently described Dyckia zweizeilige, fahlgraue, mehr oder weniger abgeflachte mirandana Leme & Z.J.G. Miranda (2009). The table Blätter hat. Der Blütenstand ist länger als der von shows the differences between the three species.

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D. estevesii, die Blüten sind größer und erscheinen in Quellen größerer Anzahl. Dyckia mauriziae ist wahrscheinlich Leme, E.M.C. & Z. de J.G. Miranda. 2009. Studies on Dyckia from Central nicht mit der kürzlich beschriebenen D. mirandana Brazil. Part II: Two sweetly fragrant species from Goiás. – J. Bromeliad Soc. 59(2): 75–79. Leme & Z.J.G. Miranda (2009) verwandt. Die Tabelle zeigt die Unterschiede zwischen den drei Arten. Eddie Esteves Pereira Alameda das Sibipirunas, Q. 16-B, Lt. 02 Danksagung | Acknowledgements: Condomínio Residencial Aldeia do Vale Wir danken Prof. em. José Ângelo Rizzo, der Kuratorin des Herbariums UFG Carmem Helena Monteiro (Goiânia, Brazil) und Graham Charles CEP: 74680-150, Goiânia – Goiás – Brazil (UK) für die Kontrolle der englischen Übersetzung. | We express our gratitude to Prof. em. José Ângelo Rizzo, to the curator Carmem Helena Monteiro of UFG Herbário (Goiânia, Brazil) and to Graham Charles (UK) Andreas Hofacker for checking the English translation. Neuweilerstr. 8/1, D - 71032 Böblingen

Encyclopaedia of bromeliads 2.0 – Eine Aktualisierung | An update

▶ Version 2.0 ist die zweite, völlig neue Version der „Encyclo- ▶ Encyclopaedia of brome- paedia“, die sich durch wesentlich mehr Fotos, Daten und eine liads Version 2.0 is a totally bessere Benutzeroberfläche auszeichnet. updated version of the Ein komplettes Verzeichnis aller anerkannten Taxa (Gattung, Encyclopaedia, including Art, Varietät usw.) einschließlich der Synonyme und ein größeres many more photo­graphs, and Datenblatt mit Quellenangaben zu allen Synonymen wurden featuring a better interface. A eingefügt. Informationen zur Publikation, zum Typus, zur full index including synonyms Verbreitung und zum Lebensraum wurden hinzugefügt wie auch is provided, and for each zwei Abbildungen (wenn möglich), Literaturverweise für Abbil- recognised taxon (genus, dungen in Büchern und Zeitschriftenbulletins ebenfalls. species, variety etc.) a major Das Format ist Standard-HTML und ein gewöhnlicher information page has been Standard-Browser macht die Informationen zugänglich. Es gibt included, with references einige zusätzliche Verzeichnisse wie das Verzeichnis (Checklist) to all synonyms. ­Information der Arten nach Ländern (index of species by country) und in regards to publication, type, distribution and habitat has eine Abbildungsliste (picture index). Eine sehr schöne Funktion been included as well as two pictures of plants when possible. ist das jetzt mögliche Aufreihen aller verkleinerten Abbildungen ­References in regards to pictures featured in books and bulletins (thumbnails) einer bestimmten Gattung. Der Zugang zur are also provided. gewünschten Seite erfolgt durch einfaches Klicken auf die The format is standard HTML and you can use your standard verkleinerte Abbildung. Eine weitere Liste ist die Bromelien- browser to access the information. There are several additional Literatur, geordnet nach Autor und Titel. indices included as an index of species by country (check lists) Von der CD/DVD hat man Zugriff auf die Online-Datenbank and a picture index. A very nice new feature is that you can mit weiteren Fotos und den allerneuesten Informationen wie obtain a list of all thumbnails (images) for various genera and zukünftige Aktualisierungen und neue Versionen. Dafür muss die then access the page by clicking on the thumbnail. Here a list of Kopie einmalig registriert werden. bromeliad literature by author and by title is given. From both the CD/DVD you can access the online database for updated Für Mitglieder der Deutschen Bromelien-Gesellschaft e.V. bestehen information or find additional photo- ­folgende Bezugsmöglichkeiten: graphs. For this application you have to Mitglieder, die die Version 1 erworben haben, können die Version 2 kostenlos erhalten. register your copy and you will be kept Lediglich die Versandkosten (pauschal 2,50 € innerhalb Deutschlands, 3,50 € innerhalb informed about future updates and Europas, 6,00 € außerhalb Europas) müssen in diesem Fall erstattet werden. Auf den new versions. nächsten Veranstaltungen können die CDs kostenfrei getauscht werden, die DBG hat Austausch-CDs zur Verteilung bekommen. Für Neukäufer beträgt der Kaufpreis 15,00 € http://botgard.bio.uu.nl/bcg/encyclopedia/ zuzüglich Porto (2,50 € innerhalb Deutschlands, 3,50 € innerhalb Europas, 6.00 € außerhalb Europas). Zu beziehen sind die CDs über die Geschäftsstelle der DBG. Eric J. Gouda, Botanical Garden, Harvardlaan 2, NL - 3584 CV Utrecht

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Sammelbestellung 2011 Pflanzen, Dokumente, Zoll, Einfuhrum- Sammelbestellung bzw. das Pflanzen- satzsteuer, Pflanzeninspektion, Neben- gesundheitszeugnis aufnehmen. Diese Auch 2011 wird es wieder eine Bromelien- kosten etc. werden auf den Pflanzenwert Zulieferung muss aber koordiniert wer- Sammelbestellung in den USA geben. umgelegt, so dass jeder anteilig zu den, damit die mitzuliefernden Pflanzen Der langjährigen Tradition folgend, werden seinem Bestellwert an den Nebenkosten rechtzeitig bei michael’s bromeliads sind. wir wieder mit michael’s bromeliads beteiligt wird. Erfahrungsgemäß beträgt Das Vorgehen ist wie folgt: (www.michaelsbromeliads.com) der Kurs weniger als 1 € pro 1 $ Pflanzen- 1.) Jedes Mitglied kann sich in den USA zusammenarbeiten. wert, d.h. eine Bestellung von Pflanzen nach den gewünschten Pflanzen umse- Der Ablauf bleibt unverändert: im Wert von 100 $ wird einschließlich hen. Prinzipiell sind die Tillandsien in den 1.) Ich bekomme von michael‘s brome- aller Nebenkosten insgesamt ungefähr USA von so guter Qualität, dass wir diese liads eine umfangreiche Pflanzen­liste, 90–100 € kosten. Der Umrechnungskurs mit importieren können. die ich an interessierte Mitglieder hängt natürlich vom aktuellen Dollarkurs 2.) Hat jemand dort Tillandsien gefunden, weiter­gebe. Dazu bitte ich alle Mitglieder, ab. Zu den genannten Kosten kommt gebe er mir bitte Bescheid BEVOR er die die teilnehmen wollen, sich bis zum evtl. noch das individuelle Porto für den Pflanzen in den USA kauft. Ich werde 15.03.2011 bei mir zu melden und die Liste Versand innerhalb Deutschlands. Die dann die Anlieferadresse und das spä- anzufordern. Die Liste ist gleichzeitig Rechnung liegt der Pflanzenlieferung bei. teste Anlieferdatum für die Tillandsien bei Bestellformular. Ich bitte dringend darum, Die DBG oder ich erzielen aus der michael’s bromeliads mitteilen. dieses Bestellformular unverändert Sammel­bestellung keinerlei Gewinn, wir 3.) Das Mitglied kann dann die Pflanzen zu verwenden, denn daran hängt die geben alle in Rechnung gestellten Kosten in den USA kaufen und muss sie selbst gesamte weitere Abwicklung in den USA zu 100% weiter. Dadurch sind günstige bezahlen. Die Lieferadresse ist dann und bei mir. Bezugskosten für qualitativ einwand- Michael’s Bromeliads. Die Anlieferung 2.) Die Bestellung auf dem Bestellformular freie Pflanzen möglich. Noch ein Wort dorthin muss pünktlich erfolgen. Jedes muss bis zum 15.04.2011 bei mir sein. Ich zur Bezahlung: Ich habe aus der letzten Mitglied ist für seinen Tillandsieneinkauf fasse die Bestellungen dann zusammen Bestellung noch eine nicht bezahlte Rech- (Bestellung, Bezahlung, Mitteilung der und mache daraus eine DBG-Sammel­ nung in erheblicher Höhe, daher behalte Lieferadresse und des spätesten Anliefer- bestellung für michael’s bromeliads. ich es mir vor, in diesem Jahr im Einzelfall datums dort) selbst verantwortlich, ich 3.) Die Bestellung wird dann in den USA Vorkasse zu ­verlangen. muss nur informiert sein, damit ich die zusammengestellt, gemäß Pflanzen- Ich werde immer wieder gebeten, doch Gesamtlieferung koordinieren kann. schutzrichtlinien der USA behandelt und auch eine Liste von Tillandsien anzubieten. 4.) Für die mitgelieferten Tillandsien mit Pflanzengesundheitszeugnis an mich Es gibt in den USA aber nicht den einen rechne ich dann anteilige Transport- und verschickt. Ich verzolle die Lieferung großen Tillandsienanbieter, so wie es Nebenkosten ab und stelle diese jedem und übernehme die gesamte weitere michael’s bromeliads bei den Trichterbro- Tillandsienkäufer mit der Lieferung in Import-Prozedur. Ich lasse die Pflanzen so melien ist. Es gibt viele kleinere Händler Rechnung. versenden, dass sie nach den Eisheiligen mit sehr unterschiedlichem Angebot. Es Das ist etwas komplizierter, aber es (20.05.2011) in Deutschland eintreffen. ist mir also nicht möglich, eine Liste von hat in den letzten Jahren eigentlich gut 4.) Nachdem ich die Pflanzen vorliegen Tillandsien anzubieten. Hier müssen wir funktioniert. Ich helfe da auch gerne. habe, packe ich die Einzelbestellungen, anders vorgehen. Bitte Achtung: einige Tillandsien sind in schreibe die „Rechnungen“ für die Prinzipiell können wir bei jedem den USA deutlich teurer als hierzulande, Besteller und schicke die Pflanzen dann Tillandsienhändler in den USA Tillandsien solche Pflanzen muss man eigentlich zu oder stelle diese zur Abholung bereit. beziehen. Dieser Händler muss auch kein nicht per Sammelbestellung beziehen. Die Lieferung an die einzelnen Besteller eigenes Pflanzengesundheitszeugnis Ich würde mich freuen, wenn es wieder erfolgt dann Ende Mai / Anfang Juni 2011. ausstellen, da wir alle weiteren, in den zu einer regen Teilnahme käme. 5.) Die Abrechnung erfolgt nach einem USA gekauften Tillandsien zu michael’s ganz einfachen Schlüssel: alle Kosten für bromeliads liefern lassen und dort in die Für den Vorstand: Andreas Böker

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Termine der Regional- Vorstandsmitglieder Einrichtungen gruppe Stuttgart und Zuständigkeiten der DBG

● Samstag, 14. Mai 2011, 17.00 Uhr ▶ 1. Vorsitzender ▶ Geschäftsstelle der DBG Andreas Böker Petra Hensel Treffen der Regionalgruppe im „SKV-Sport- Am Vlothoer Baum 10, 32049 Herford Wiesenstraße 2, 04416 Markkleeberg heim“ in Ludwigsburg, Kugelberg 1 Telefon: 05221 82544 Telefon: 034297 149500 (5 Gehminuten vom „Krauthof“ entfernt): E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Vertretung der Gesellschaft nach außen, Diskussion – Pflanzenvorstellung. Herr allgemeine Angelegenheiten, Öffentlich- ▶ Bibliothek Jan Zima aus Chlumec / Tschechische keitsarbeit, Sammelbestellungen Uwe Scharf Hoyerstraße 6, 04229 Leipzig Republik wird uns in einer Dia-Doppel-­ ▶ 2. Vorsitzender E-Mail: [email protected] pro­jektion über eine seiner Reisen nach Denis Gödecke Mediathek Mexiko berichten, nicht nur von Natur- Lentkestraße 18 a, 39116 Magdeburg, ▶ Telefon: 0391 7333970 Erich Haugg standorten von Tillandsien und Orchideen, Lunghamer Straße 1, 84453 Mühldorf E-Mail: [email protected] sondern auch von Land und Leuten. Telefon: 08631 7880 Vertretung des 1. Vorsitzenden, E-Mail: [email protected] Es besteht die Möglichkeit, an diesem Mitgliederversammlungen, Tag ab 14.30 Uhr die Gärtnerei Dötterer Artenschutzangelegenheiten ▶ Webmaster Claudia Dietze (Im Blaisle 1, 71691 Freiberg / Neckar) zu ▶ Schriftführerin E-Mail: [email protected] besuchen und Pflanzen zu kaufen. Petra Hensel Wiesenstraße 2, 04416 Markkleeberg ▶ Ehrenrat Telefon: 034297 149500 Dr. Klaus Eistetter ● Samstag, 9. Juli 2011, 10.00 Uhr E-Mail: [email protected] Säntisblick 7, 78465 Konstanz Botanischer Garten, 72076 Tübingen, Geschäftsstelle der DBG, allgemeine Dr. Hans Werner Hammen Korrespondenz, Protokolle der Hauptver- Ginsterweg 14, 42651 Solingen Auf der Morgenstelle: Führung durch die sammlungen und Vorstands­sitzungen, Gewächshäuser, das Alpinum und das Mitgliederverwaltung, Versand früherer Friedrich Witschel Westendstraße 27/1, 71384 Weinstadt Freigelände des Botanischen Gartens Ausgaben der Bromelie, anderer Publikationen und Büchern Ab 14.30 Uhr sind wir bei Ira und ▶ Samentausch Dr. Stefan Merz in Reutlingen, Kaiser- ▶ Schatzmeister Rainer Hasselmann Rainer Hasselmann, E-Mail: [email protected] straße 28/1 eingeladen. Seit unserem Sagemühler Steig 72, 13503 Berlin letzten Besuch hat sich dort einiges getan, Telefon: 030 43671355 ▶ Veranstaltungstermine E-Mail: [email protected] Rainer Hasselmann es gab bauliche Veränderungen und es E-Mail: [email protected] soll dort jetzt „tierisch“ was los sein - wir Kassenführung, Vermittlung der Mitgliedschaften bei ausländischen sind gespannt! Bromeliengesellschaften,­ ­ Sammelbestellung ausländischer Bücher Jahresbeitrag Friedrich Witschel, Telefon 07151 62317 Ehrenmitglieder Ordentliches Mitglied Inland 37,– € Tag der offenen Tür (Europa 43,– €, Übersee 48,– €) Anschlussmitglieder in Droyßig am 3. Juli 2011 Renate Ehlers, Stuttgart (Ehepartner, Kinder) 10,– €, Pia Rösslein, Kirchberg/Murr Jugendmitglieder 18,50 € Wie schon traditionell am ersten Sonntag Gustav Schoser, Hofheim/Ts (Europa 21,50 €, Übersee 24,– €) im Juli, lädt auch dieses Jahr die Brome­lien­ boutique in Droyßig zum Tag der offenen Tür und zum Erfahrungsaustausch ein. Bankverbindung Neben interessanten Trichterbromelien wird es sicherlich auch viele neue Ideen Deutsche Bromelien-Gesellschaft e.V. und Anregungen zum Thema Kultur und Kontonummer 373923606, Präsentation unserer Pflanzen geben. Postbank Frankfurt am Main, Eine besonders farbige Auswahl der BLZ 50010060, neuesten Neoregelienhybriden, aber auch IBAN: DE88 5001 0060 0373 9236 06, BIC: PBNKDEFF Naturformen anderer Gattungen werden gezeigt. Es freuen sich auf ihren Besuch am 3. Juli ab 11 Uhr:

Kurt und Monika Jülich Am Predel 5, 06722 Droyßig [email protected]

Die Bromelie 2011 (1) Dyckia mauriziae wächst am Fundort an steilen Stellen | grows on steep slopes. → Seite 39.