„ENTDECKEN UND ERLEBEN“ DAS HISTORISCHE GAMMERTINGEN

WWW.GAMMERTINGEN.DE ENTDECKEN SIE DIE GESCHICHTE DER STADT GAMMERTINGEN.

Herzlich Willkommen auf den Stadt- historischen Spuren durch unsere Laucherttalstadt Gammertingen!

Auch wenn heute in Gammertingen - zwischen moderner Architektur, freien Plätzen und auf breiten Straßen - quirlige Menschen aufeinan- der treffen, so ist das Stadtbild unserer erstmals im Jahre 1101 auf einer Urkunde des Schaffhausener Klosters Allerheiligen erwähnten Stadt, besonders durch zahlreiche historische Gebäude, Bauten und Gemäuer geprägt. Die Gründung unserer Siedlung an der Furt der ist wissen- schaftlich nicht exakt bestimmbar. Dennoch belegen eine Vielzahl von Ausgrabungsfunden und historischen Beweisen, dass schon in der Bronzezeit Menschen hier siedelten. Zahlreiche Grabhügel in den Ich wünsche Ihnen viel Waldgebieten um Gammertingen, aber auch Siedlungs- und Urnengrä- Entdeckerfreude auf den berfunde im Stadtkern sind Zeugnis dafür - Gammertingen ist reich an Stadthistorischen Rundgängen. Zeugnissen unserer Vorfahren. Begeben Sie sich auf eine interessante Zeitreise in die IMPRESSUM: Entdecken und erleben Sie hautnah die Geschichte unserer Stadt, so- Vergangenheit. Stadtverwaltung Gammertingen wie das Leben seiner Bürger auf unseren Rundgängen. Hohenzollernstraße 5, 72501 Gammertingen Diese Broschüre und die Erläuterungen zu den Sehenswürdigkeiten Bürgermeister Telefon 075 74 406 0, [email protected] ermöglichen Ihnen eine Zeitreise auf eigene Faust. Holger Jerg www.gammertingen de

Informationen unter www.gammertingen.de EINE HISTORISCHE REISE DURCH GAMMERTINGEN STATIONEN UND RUNDGÄNGE

Gammertingen ist reich an Zeugnissen vergangener Epochen. Mit dieser Broschüre und den Erläuterungen Sie können zwischen zu den Sehenswürdigkeiten können Sie auf eigene Faust einen Rundgang machen. Erleben und entde- zwei Rundgängen rundgang. rundgang. cken Sie auf zwei Routen das historische Gammertingen. Route 1 (ca. 1 km lang, braun gekennzeichnet) wählen. Folgen Sie ca. 1 km ca. 3 km startet am Speth‘schen Stadt-Schloss (das heutige Rathaus) und führt durch die historische Altstadt - den farblich gekenn- 1 Ehemaliges Schloss 18 Altes Bräuhaus dem sogenannten „Auser“ (Unser) - mit Resten der Stadtmauer und des Stadtgrabens. Route 2 (ca. 3 km zeichneten Routen. 2 Schlössle 19 Schützenhaus lang, grün gekennzeichnet) beginnt am „Alten Bräuhaus“ und führt zu Sehenswürdigkeiten außerhalb des 3 Gerberhaus 20 Altes Schwimmbad historischen Stadtkerns. 4 Stadtmühle 21 Malzkaffeefabrik 5 Michaelskirche 22 Alte Post Die Stationen 39 - 44 liegen außer- 6 Wohnhaus um 1600 23 Bahnhof halb der zwei Rundgänge. Die ausklappbare Karte auf der 7 Färberhaus 24 Alte Apotheke letzten Seite zeigt Ihnen die Lage 8 Schafhaus 25 Posthalterei dieser Sehenswürdigkeiten. 9 Zum Hirsch 26 Gasthof Krone 10 Wasch- /Backhaus 27 Altes Pfarrhaus 11 Fruchtkasten 28 St. Leodegar 12 Zur Sonne 29 Ehem. Schulhaus 13 Zum Ochsen 30 Das Dorf 14 Altes Oberamt 31 Alemannenfriedhof 15 Amtsgericht 32 Untere Mühle 16 Lohmüllerhaus 33 Kreuzbrauerei 17 Altes Rathaus 34 Farrenstall 35 Stadtmauer 21 36 Ev. Kirche/Römisches Bad B 23 22 AHN HO FS TR REUTLINGER STRASSE . 37 Industriegebäude 38 Zum Kreuz 19 EICHERTSTR.24 20 4 S IGM 18 AR 3 ING ER S 5 2 TRA SSE 28 6 SCHWEDENGASSE 25 EG 26 QR CODE SW EL MARKTSTRASSE 27 HA IC L GAMMERTINGEN APP HERUNTERLADEN M 17 IL T.- 1 D S R SIGMARINGER STRASSE TE O 7 R 16 38 13 39 Friedhofskapelle E S S H 8 A 29 40 Altersheim 12 R E T 15 C S 31 H N I R N 9 LE G L 41 Äußere Säge E O R Z N 14 S E 37 LI T H ND 30 R O E A H N 42 Weihtäle S KIVERLINSTRASSE S S TR E A SS 11 36 E 43 Papiermühle L 35 L IL A D U R CH 10 TE ER 44 Burg Baldenstein RO T M KIVERLINSTRASSE Ü H L G A S S E

34 RÖMERWEG SCHROTGASSE SPETH´SCHES STADT-SCHLOSS 1

Ansicht von der Lauchertseite her um 1800, die heutige Kreuzbrücke ersetzt den Lauchert-Steg. EINE HISTORISCHE REISE DURCH „Ehem. Schlo##“

Erbaut 1775-1777 im klassizistischen Stil unter mit Stuckdecken, historischer Schlosssaal und Baron Marquard Carl Anton Speth von Zwiefalten imposantes Treppenhaus mit Deckengemälde von an der Stelle eines früheren Schlossgebäudes. Ar- Andreas Brugger. chitekt: Michel d’Ixnard. Vom Fürstenhaus Hohen- zollern- im Jahre 1827 zusammen mit der gesamten Speth’schen Herrschaft erworben und als fürstlich-hohenzollerisches Rentamt ge- nützt. Seit 1862 im Besitz der Stadt Gammertingen in unterschiedlicher und wechselnder Nutzung, u. a. 1933 - 1936 SA-Kaserne, danach Schulgebäu- de und Lehrerwohnungen, heute als Rathaus der Stadt Gammertingen. Repräsentative Innenräume Deckenfresko von Andreas Brugger 1775. 2 GÖGGEL-HAUS RAUCHHAUS 3 Blick auf das ursprüngliche Gerberhaus. Im Untergeschoss befand sich die städtische Badstube.

„Schlö##le“

Dieses imposante Haus wurde im Volksmund ”Schlössle” genannt, weil es von der Bauweise und Innenarchitektur (großzügiges Treppenhaus) kein typisches Bauernhaus ist. Vermutlich diente es über Jahrzehnte der Adelsfamilie Speth-Gammer- tingen als Wohnsitz, da das damalige Vorgänger- Schloss in einem schlechten baulichen Zustand war. 1569 Erwerb durch die Speth’sche Herrschaft von einem Bürger, namens Wilhelmi. Das ursprüngliche Schloss auf der anderen Straßenseite der Hohen- „Gerberhau#“ zollernstraße und das „Schlössle“ waren bis zum Im Jahr 1952 ist das ehemalige „Schlössle“, Durch das offene Krüppelwalmdach des Anfang des 19. Jahrhunderts durch das ”Untere Tor” Gebäude Schwedengasse 2, anlässlich der „Rauchhauses“ zog der Rauch vom Herd- Fronleichnamsprozession prächtig geschmückt. feuer durch eine Öffnung in der verbunden. Man konnte so oberhalb der Straße von besonderen Dachkonstruktion ab. de Wasser der Lauchert benötigt, zu der ein Steg einem Gebäude zum anderen gehen. hinausführte. Das Gerben war nur in den ”Gerber- Nach dem Neubau des heutigen Schlosses im Jahre Das „Gerberhaus“ war ursprünglich ein Rauchhaus, hütten” (Weiß- und Rotgerber) an der Lauchert 1775 waren im Haus Schwedengasse 2 vermutlich d. h. ein Haus ohne Kamin, in dem der Rauch vom zwischen der oberhalb liegenden Stadtmühle die herrschaftlichen Kanzleiräume untergebracht. Herdfeuer durch das ganze Haus durch eine Öff- und der „Unteren Mühle“ erlaubt. 1750 war es im Im Jahr 1843 verkaufte das fürstlich-hohenzolle- nung der besonderen Dachkonstruktion abzog. Besitz des Rotgerbers Hans Jerg Göggel. 1843 er- rische Rentamt das Gebäude an den Bräumeister Die Bauzeit geht auf Ende des 14. Jahrhunderts zu- warb es der Gerber Makar Göggel. Im Jahre 1976 Adolf Benedikt Ott, 1881/82 ging es in den Besitz rück. Im Untergeschoss befand sich die städtische wurde ein moderner Nachfolgebau an gleicher von Adolph Göggel, Mechaniker, über. Um das Jahr Badstube, die um 1500 geschlossen wurde. Jahr- Stelle errichtet. Noch heute ist es im Besitz der 1897 begann die Nutzung als Ladengeschäft im Erd- hundertelang diente das Haus dem Gerberhand- Familie Göggel, die einen Häute- und Fellhandel im geschoss. werk. Zur Wässerung der Häute wurde das fließen- Gewerbegebiet Gammertingen betreibt. 4 OBERE MÜHLE VON DER „SCHLOSS-KAPELLE“ ZUR BÜRGERKIRCHE 5 „Stadtmühle“ „St. Michael“

Die St. Michaelskirche ist eines der ältesten Ge- der Gammertinger Grafenfamilie. Dorothea Speth, bäude Gammertingens. Vom frühen Mittelalter bis geb. von Rechberg ließ die Kirche 1589 durch ei- um 1350 war sie die Gammertinger Pfarrkirche und nen Anbau und einen Chorraum erweitern. Das ist von einem Friedhof umgeben. Die erste Kirche an der Bau der heute noch steht. Der jetzige Hochal- dieser Stelle wurde bereits im 8. oder 9. Jahrhun- tar wurde 1674 aufgestellt. dert gebaut. Sie stand auf einer natürlichen Anhö- 1886 malte Constantin Hanner zwei Seitenaltäre he über der Lauchert. Um das Jahr 1000 wurde eine und Bilder an die Holzdecke. 1981-1984 wurde die Kirche mit Chorraum und Seitenschiff gebaut. Im Kirche unter Pfarrer Andris gründlich renoviert. Seitenschiff konnte die Adelsfamilie getrennt von den übrigen Kirchenbesuchern am Gottesdienst teilnehmen. Nach etwa hundert Jahren brannte die Kirche ab und wurde ohne das Seitenschiff wieder aufgebaut. Bei Grabungen wurden acht Bestat- tungen, fünf Männer und drei Frauen innerhalb der Kirche gefunden. Es handelt sich um Angehörige

Vermutlich in Zusammenhang mit der im 13. Jahr- Auszug aus einem historischen Stadtplan aus dem Jahre 1847. Am nördlichen Rand an der hundert realisierten Stadtbefestigung an der Lau- Lauchert und der Ableitung des Lauchertwas- chert erbaut. Ursprünglich württembergisches sers in den historischen Stadtgraben rund um die Altstadt, sind die Gebäude der Stadtmühle Erblehen. Die Mühle wurde im Jahr 1603 an die erkennbar. Aus dem Jahr 1914: Eine alte Rech- Speth’sche Herrschaft verkauft, die sie zu einer nung der Stadtmühle des Jakob Hirning über Mehl und Gries. ”Bannmühle” machte, d. h. Gammertingens Bürger wurden gezwungen, ihr Getreide dort mahlen zu lassen, was zu heftigem Streit mit der Herrschaft führte. 1842 wurde die Mühle vom fürstlichen Rentamt an Johann Friedrich Maurer aus Ebingen auch ”Obere Mühle” genannt wurde, war die verkauft. Heute im Besitz und Betrieb der Müllerfa- im frühen Mittelalter schon vorhandene ”Un- milien Schuler. Älter als die Stadtmühle, die früher tere Mühle” des alten Dorfes Gammertingen. 6 AUS DEM SPÄTMITTELALTER AN DER LAUCHERT 7

„Wohnhau# “Färberhau#“ um 1600“

Das Haus lag direkt am Stadtgraben, wo es das notwendige Wasser zum Färben gab. Im Jahr 1861 rügte der „Fußgendarm“ die Verschmutzung des Stadtgrabens durch den „Färber Karl“: Das im Jahre 1580 erbaute Wohnhaus ist heute ei- Anordnung wegen Verunreinigung der Straßen nes der ältesten Häuser Gammertingens. Die Rück- vom 18. Juli 1861 (Fußgendarm Vollmerenz): „Bei seite des Gebäudes ist direkt mit der Stadtmauer der heutigen Patrouille habe ich gefunden, dass verbaut. Das vergleichsweise hohe Alter lässt sich der Färber Karl Buck aus Gammertingen die nicht heute an dem noch erhaltenen Dachstuhl ablesen. mehr gebrauchten Farbstoffe und Unrath unpas- Die rauchgeschwärzten Balken des Daches weisen send abgeleitet hatte“. Er wurde zur Errichtung auf die ehemals übliche Rauchabführung durch den einer Senkgrube aufgefordert. Laut Anweisung des Dachstuhl hin. Der Rauchabzug führte durch ein Bürgermeisteramtes musste der Polizeidienst den heute nicht mehr erhaltenes Rauchloch. Das Haus Färbereibetrieb weiterhin überwachen und „allfälli- ist in Größe und Umriss aus dem Spätmittelalter ge Zuwiderhandlungen sofort zur Anzeige bringen“. und lässt auf einen wohlhabenden Bauherrn schlie- Bei Missachtung wurde ihm angedroht die Aus- ßen, der in Landwirtschaft und Handwerk sein Ein- übung der Färberei einzustellen. So wurde bereits und Auskommen hatte. 1861 auf Umweltschutz geachtet.

Blick von der Straßenbrücke auf die Westseite des Stadgrabens. 8 AUS DEM 18. JAHRHUNDERT GASTHAUS MIT BRÄUHAUS 9

Aufnahme aus dem Jahr 1905. Gasthof „Zum Hirsch“ mit der Mälzerei und Brauerei. Im Bildvordergrund das Brückengeländer „Ehem.Schafhau#“ über dem historischen Stadtgraben. „Zum Hir#ch“ Das Haus gehörte im 18. Jahrhundert als Schaf- Adolf Göggel Schmied. 1914 war das Anwesen in Bis 1785 Stall und Scheuer des Hofgutes des Kauf- haus zum Hofgut des Oberschultheiß Heinrich Besitz der Brüder Konrad und Adolf Göggel. Adolf mann und Oberschultheiss Heinrich Clavell. Da- Clavell. Das Hofgut wurde 1785 aufgelöst. Wahr- Göggel verheiratete sich nach Bronnen. nach Gasthof ”Zum Goldenen Hirsch”. Abgebrannt scheinlich kaufte Obervogt Franz von Merhard das Vor dem 2. Weltkrieg war vor dem Haus eine Leu- 1805 und als Gastwirtschaft mit Bräuhaus im Jah- Gebäude und ließ es umbauen. Sein Monogramm na-Tankstelle. Heute ist Willy Göggel, Sohn von re 1807 unter Hirschwirt Anton Reiser (1781-1846) (F. v. M.) ist noch am Treppenaufgang zu sehen. 1843 Konrad Göggel Besitzer. wieder aufgebaut. Der spätere Hirschwirt Josef gehörte das Haus dem fürstlichen Forstverwalter Schmid (ab 1860) war auch Abgeordneter im Preu- Huthmacher. 1856 war Konrad Göggel, Schmied, ßischen Landtag in Berlin. 1920 wurde das Anwe- Hausbesitzer. Das Haus wurde 1879 teilweise neu sen verkauft. Es folgten Umbauten und mehrfache aufgebaut. Außer den landwirtschaftlichen Gebäu- Nutzungsänderungen. Heute wird das historische den waren eine Wagenremise und die Schmiede- Gebäude als Flaschnereibetrieb der Handwerker- werkstatt vorhanden. 1885 gehörte das Anwesen familie Buck und als Wohnhaus genutzt. 10 11

OBERES TOR

Das ehemalige Wasch- und Backhaus am Stadtgraben, mit Blick in die historische Historischer Pferdepostwagen „Wa#ch-/Backhau#“ Hohenzollernstraße um 1900. vor dem Marstall im Jahre 1901. „Fruchtka#ten“ Das Haus war ursprünglich Wasch- und Backhaus Gaisers Nachfolger war Kaufmann Hermann Pfis- Das Gebäude gehörte zum Schloss. Es war der Stall der Gemeinde. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhun- ter (eingetragen Wohnhaus mit Kaufladen). Pfister für die herrschaftlichen Reit- und Kutschenpferde. derts wurde Quellwasser von Bronnen nach Gam- erweiterte das Haus 1882 um ein zweites Stock- 1841 richtete das fürstliche Rentamt hier einen mertingen geleitet. Etwa seit der Jahrhundertmitte werk. Das Geschäft wurde später von Julie John, Fruchtkasten ein, deshalb wurde der Bau auch gab es in Gammertingen vier laufende Brunnen. geb. Göggel, weitergeführt. Von 1890 bis 1960 be- als „oberer Fruchtkasten“ bezeichnet. Zeitweise Einer davon stand zwischen dem Waschhaus und stand hier ein Kolonialwarengeschäft, seit 1978 ist benutzte Franz Xaver Buck den Fruchtkasten als der jetzigen Post. Möglicherweise gab es auch es gastronomisch genutzt (ehem. auch Wirtschaft Tuchfabrik (1814 -1875). Nach 1900 im Besitz des eine Leitung bis ins alte Waschhaus; für den Ab- zum „Fäßle“). Seit 1980 Eigentum von Familie Gro- Postmeisters Karl Barth. Er war vom Kaiserreich bis fluss sorgte der Stadtgraben. Nachdem im Jahre sch und 2002 umgebaut zu einer Spielothek. zur Bundesrepublik Postmeister von Gammertingen. 1862 die Schlossküche an die Gemeinde übereignet 1958 wurde es an die damalige Deutsche Bundes- EHEMALIGER worden ist, wurde das Waschhaus an Theodor Gai- post verkauft und bis 2004 als Postfiliale durch die HERRSCHAFTLICHER ser verkauft. Gaiser baute 1859 eine Wohnung ein. Deutsche Post AG genutzt. MARSTALL 12 WIRTSCHAFT 13

Blick auf den Eingangsbereich des Wirtshauses „Zum Ochsen“. Im Jahre 1898 wurden das Wirtshaus „Zur Sonne“ grundlegend wiederaufge- baut, rechts im Hintergrund die bekannte „Millionenmiste“, die bei der Gammertin- ger Hausfasnet und dem Narrengericht „Zur Sonne“ eine besondere Rolle spielte. Die frühere Wirtschaft zum Ochsen, war neben Blick auf den Eingangsbereich des Wirtshauses dem „Schlößle“ das einzige Haus mit sichtbarem „Zum Ochsen“ im Jahre 1930, in dem Norbert Burkhart (1891 – 1974) neben der Wirtschaft ein Das Gebäude wurde im 18. Jahrhundert von Ober- weiterführte. Die Wirtschaft wurde 1958 ge- Fachwerk, das sich in Gammertingen erhalten Friseurgeschäft betrieb. schultheiß Heinrich Clavell gebaut und gehörte schlossen. Das Wirtshausschild am Haus erinnert hatte. Unglücklicherweise brannte das Haus 1985 zum Clavellschen Hofgut. Bis 1862 wurde es als noch heute an die „Sonne“. vollständig ab und wurde 1987 durch Friseurmeister Rathaus und Schulhaus genutzt. Auf dem Dach des Kraus neu aufgebaut. Hauses war ein kleiner Dachreiter mit einer Glocke Über das Alter der Wirtschaft zum Ochsen ist nichts und einer „Schlaguhr“, so wie es sich früher für ein bekannt. An einem Dachbalken des alten Hauses Rathaus gehörte. stand die Jahreszahl 1664. Im Jahre 1775 wurde Das alte Rathaus kaufte Metzger Ulrich Reiser, der Ochsenwirt Xaver Göggel zum ersten „Thurn und es für eine Metzgerei und Wohnhaus umbaute. Taxi’schen Posthalter“ in Gammertingen ernannt. Seither ist das Haus im Besitz der Familie Reiser, Bis 1940 als Gasthaus „Zum Ochsen“ genutzt, 1954 welche die Wirtschaft und Metzgerei zur „Sonne“ WIRTSCHAFT UND METZGEREI renoviert und fortan als Friseurgeschäft genutzt. „Zum Och#en“ 14 HAUS DER KULTUR NOTARIAT 15 „Alte– Oberamt“

In den 270 Jahren seines Bestehens hatte das Haus eine so wechselvolle Geschichte, wie kaum ein anderes in Gammertingen. Der Bau wurde 1724/25 durch den Kaufmann und späteren Ober- schultheiß Heinrich Clavell errichtet. Clavell kam aus , die Familie soll aus Savoyen eingewandert sein. Er handelte hauptsächlich mit Eisenwaren. 1724 beantragte er die Aufnahme als Das Gammertinger Amtsgerichts- gebäude im Jahre 1930 mit dem Bürger in Gammertingen. 1725 wurde sein Antrag historischen Stadtbrunnen vor dem Haus. von der Gemeinde genehmigt. Zu dieser Zeit war sein Neubau schon fertig. In seinem Haus richtete Das Oberamtsgebäude mit seiner er eine Wirtschaft zum „Goldenen Adler“ ein. Der imposanten Eingangstreppe. „Amt#gericht“ „Goldene Adler“ befindet sich heute in Bronnen. Cla- vell war 1734 Schultheiß und 1740 Oberschultheiß von Gammertingen. Im Jahre 1791 wurde das Haus Der Vorgängerbau war die alte Zehntscheuer, auch als selbstständiges Preußisch-Hohenzollerisches an den Baron Marquard Carl Anton Speth verkauft lager, Reservelazarett (im Krieg), Stabsquartier Zehnthof genannt. Hier mußten Bürger und Bauern Amtsgericht genutzt. Danach war es eine Außen- und als Obervogteiamt der Speth’schen Herrschaft der französischen Besatzungstruppen (nach dem ihre Zehntgarben abliefern. Diese wurden dann stelle des Amtsgerichts Sigmaringen. Seit dem Gammertingen genutzt. Nach der Übernahme 2. Weltkrieg) und auch als Schulhaus (Progymnasi- gedroschen und die Frucht im Fruchtkasten gela- Jahre 1945 ist es offizieller Sitz des Notariates durch das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen um, Förderschule bis 2007). Heute dient das „Alte gert. Die Zehntscheuer wurde zusammen mit dem Gammertingen. Von 1933 bis 2004 befand sich (1827) und durch den preußischen Staat (1851) dien- Oberamtsgebäude“ der Sozialstation St. Martin Schloss von der Stadt gekauft. Sie wurde 1900 ab- auch das Staatliche Forstamt Gammertingen mit te es als ”Oberamtsgebäude”. Nach Aufhebung Veringen-Gammertingen als Verwaltungssitz und gebrochen und der Platz dem Staat zum Bau eines Wohnung des Forstleiters im Gebäude. In den des ”Oberamtes Gammertingen” im Jahre 1925 Begegnungsstätte. Andererseits hat das städ- Amtsgerichtes geschenkt. ehemaligen Forstamtsräumen ist heute der Poli- folgten wechselnde Nutzungen, u.a. 1933-1936 tische Museum im alten Oberamt und Teile des Im Jahre 1903 wurde das jetzige Gebäude im Neo- zeiposten Gammertingen mit seiner Dienststelle als Rathaus, Landfrauenschule, Arbeitsdienst- Stadtarchivs hier eine neue Heimat gefunden. Renaissance-Stil fertiggestellt. Bis 1932 wurde es untergebracht. EHEMALIGES HAUS Blick auf das Lohmüllerhaus (rechts) 16 und das benachbarte Wirtshaus „Zum Ochsen DES KAUFMANN SCHMID 17 im Jahre 1939. „Lohmüller- hau–“ „Alte# Rathau#“

Die Bezeichnung Lohmüllerhaus ist nur noch älte- ren Gammertingern bekannt. Es ist eines der ältes- ten Gebäude in Gammertingen. Ursprünglich hatte es ein „Krüppelwalmdach“, d.h. es war kaminlos und der Rauch des Herdfeuers suchte sich einen Weg durch das Haus zum Dach. Dort konnte er durch zwei Öffnungen an den Gie- belseiten ins Freie kommen. Wegen der Brandge- fahr durften solche Häuser seit dem 15. Jahrhun- dert nicht mehr gebaut werden. Besitzer von Haus und Laden war 1845 der Tuchhändler Bonaventura Reiser (ab 1840 auch Bürgermeister der Stadt). Er hatte große Verdienste um die Stadt bei der Revo- lution von 1848/1849. Nach seinem Sohn, Musik- direktor in Haigerloch, ist auch die benachbarte An der Stelle dieses Hauses stand über Jahrhun- „August-Reiser-Straße“ benannt. Das Geschäft derte das Rathaus der Stadt Gammertingen. Um ging 1865 an Kaufmann Herrmann Lohmüller über. 1800 wurde es abgebrochen und erst im Jahre 1806 1959 führte der damalige Besitzer Schreinermeister erstellte der Kaufmann Anton Schmid das jetzige Willy Braun, langjähriger Obermeister der Schrei- markante Wohn- und Geschäftshaus mit dem zeit- nerinnung Sigmaringen, eine grundlegende Reno- typischen Mansardendach. Zu Beginn der 1960er vierung des Wohn- und Geschäftshauses durch. Jahre wurde die alte Fassade im Erdgeschoss durch Heute im Besitz der Familie Kneule. neuere Ladeneinbauten erheblich verändert. Bis heute wird das „Alte Rathaus“ als über die BÜRGERHAUS AUS Stadtgrenzen hinaus bekanntes Zeitungs- und Blick auf der Straßenbrücke auf die DEM MITTELALTER Tabakwarengeschäft genutzt. Westseite des Stadgrabens. ANSICHT VON DER HOHENZOLLERNSTRASSE AUF DAS GAMMERTINGER SCHLOSS (ca. 1958) EHEMALIGE KONDITOREI/CAFÉ LINDER 18

Blick auf das einstige herrschaftliche Bräuhaus in Gam- mertingen. Der alte Eingang lag über der Treppe an der Lauchertseite. Die alte Wirtsstube lag im ersten Stock links von der Treppe. Das Bild des späteren Gasthof und Conditorei-Café Linder stammt aus dem Jahr 1936.

EINE HISTORISCHE REISE DURCH Alte# Bräuhau#

Das Haus wurde 1660 von Baron Ulrich Philipp Jahre mit Lauchertwasser gebraut, bis 1742 ein ei- Speth von Gammertingen als herrschaftliches gener Brunnen gegraben wurde. Dieser erleichter- Bräuhaus gebaut. Das Bräuhaus war für die te die Wasserzufuhr im Brauvorgang. 1843 kauft Herrschaft eine wichtige Einnahmequelle, denn Bräumeister Adolf Ott das Anwesen. Um 1880 sie konnte die Untertanen in das Bräuhaus „ban- muss die Brauerei eingestellt werden. Seit 1884 nen“. Das bedeutete, dass die Wirte nur aus dem und bis heute als Café an der Lauchert genutzt. herrschaftlichen Bräuhaus Bier beziehen durften (Bierbann). Dies betraf die Wirte von Harthausen, Feldhausen, Kettenacker, , Freudenweiler und den Pächter des Birkhofes. Seit 1709 gab es im Haus auch eine Wirtschaft. Das Bier wurde lange 19 EHEMALIGE TEXTILFABRIK UND DIE DAMALIGE BADEORDNUNG 20 „Alte# Schwimmbad“

Eine bedeutende Sportstätte, die vor dem 2. Welt- ordnung vom 29. Mai 1936 lautete folgenderma- krieg erstellt wurde, ist das alte Schwimmbad, das ßen: „Ärgernis erregende Badeanzüge sind nicht bis 1967 in Betrieb war. 1935 wurde mit den Bauar- gestattet. Die Dreiecksbadehose ist verboten.“ beiten begonnen. Zuvor hat es Überlegungen gege- Die Eintrittspreise betrugen in der Sammelkabine ben, das Schwimmbad an der Straße nach Bronnen 10 Pfennig und für Kinder 5 Pfennig. in der Nähe der Kneippanlage zu errichten. Im Jahr 1936 wurde das Bad dann schließlich eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Die damalige Bade-

Das Fabrikgebäude hatte schon im 17. Jahrhundert als Vorgängerbau die herrschaftliche Sägemühle an- geschlossen, wobei über deren Aussehen nichts be- kannt ist. 1842 kaufte Stadtmüller Friedrich Maurer mit der Stadtmühle auch die Sägmühle, zu der auch eine Gipsstampfe gehörte. Das heutige Fabrikge- bäude ließ Maurer 1864 errichten und betrieb darin eine Woll- und Abwergspinnerei. 1908 kam der Bau an Jakob Hirning, der es als Trikotagenfabrik nutzte. 1920 verkaufte er die Fabrik an die Gemeinde Gam- mertingen. Nach dem 1. Weltkrieg beherbergte das Gebäude „Schützenhau#“ die Trikotagenfabriken Konrad Maier und Reinhold Badeordnung Maute. 1952 nahm die Strickwarenfabrik Horn und Göggel hier ihren Betrieb auf. Nach deren Auszug Ärgerni–erregende Badeanzüge renovierte die Stadt Gammertingen den Bau und –ind nicht ge–tattet. Die stellte es der Stadtkapelle und dem Schützenverein Dreieck–badeho–e i–t verboten. Der Stadtrat als Vereinsheim zur Verfügung. 29. Mai 1936 21 KAFFEERÖSTEREI 22 THURN & TAXIS’SCHE POSTHALTEREI

„Malz- „Alte Po–t“ kaffeefabrik“

Bereits um 1750 stand hier an der Reutlinger Stra- ße der Gasthof zur ”Sonne”. Der Sonnenwirt hieß Matheiß Göggel, der auch eine Landwirtschaft hatte. 1787 wurde seinem Schwiegersohn Joseph Das Haus wurde 1865 von Stadtmüller Friedrich Schmid die Thurn und Taxis’sche Posthalterei über- Maurer erbaut. Im Gebäudekataster steht das Haus tragen und um 1800 der Name des Gasthauses in nur als Wohnhaus mit Scheuer vermerkt, aber es ”Post” geändert. 1825 erfolgte die Einrichtung einer ist eher anzunehmen, dass Friedrich Maurer das Postexpedition für Briefe und andere Sendungen. auffallend große Gebäude für einen industriellen 1887 feierte die Familie Schmid das 100-jährige Zweck gebaut hat. Angeblich wollte er dort eine Jubiläum der Posthalterei. Nach der Eröffnung der Spinnerei aufmachen. 1880/81 wurden Wohnun- Bahnlinie -Sigmaringen wurde die Post- gen eingebaut. 1907 kam es durch Erbschaft an Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Geschäft vom halterei 1908 aufgehoben. Anna Hauser, die sich 1908 mit Jakob Hirning ver- Sohn Otto Hirning übernommen, der auch Misch- Die Schließung des Gasthofes erfolgte 1914. Von heiratete. 1920 richtete dieser im Untergeschoss kaffee und Tee verpackte. Wenige Jahre nach dem 1933 - 1936 diente das Gebäude als SA-Kaserne eine Malzkaffeefabrik und Kaffeerösterei ein. Sein Krieg gingen die meisten dieser Kleinbetriebe ein. mit einem schwarz-weiß-roten Schilderhaus am einziger Arbeiter war Johann Riveroff. Er röste- 1958 röstete man den letzten Malzkaffee. 1930 Eingang. Während des 2. Weltkrieges waren Be- te auf einer großen Röstpfanne Gerste. Aus der baute Jakob Hirning im Erdgeschoss seines Hau- wohner des „Kreisaltersheim“ untergebracht. Die Pfanne stieg blauer Rauch auf und die ganze Um- ses einen Laden ein, in dem man „Kolonialwaren“, „Alte Post“ gehört zum Kaufhausbetrieb „Spohn“ gebung roch intensiv danach. Die gebrannten Kör- Tabakwaren und Haushaltungsartikel bekam. Der und wird ab Mitte der 60er Jahre als Lager genutzt. ner kamen in farbige Papierpackungen, auf denen Laden existierte bis 1959, dann wurde auch er von Es ist das älteste heute noch erhaltene Gasthofge- „Hirnings echter Malzkaffee“ stand. der Witwe aufgegeben. bäude am Ort. 23 KARTOFFEL-DÖRRFABRIK 24 „Alte Apotheke“

Die Apotheke wurde 1830 von Apotheker F. C. Für den Transport kaufte er einen Esel. Kurz vor Waidmann erbaut und am 9. Januar 1833 als Phy- dem 1. Weltkrieg erfand er ein Verfahren, um sikats-Apotheke für die Oberämter Gammertingen Trockenkartoffeln herzustellen. Er verschickte die und Trochtelfingen eröffnet. Apotheker Waidmann „Gammertiger Trockenkartoffeln“ in Holzfässern musste dafür 10.000 Gulden Lizenzgebühr zahlen. bis nach Deutsch-Südwestafrika. Mit 10.500 Gulden war die Apotheke nach dem Speth´schen Stadt-Schloss das am höchsten ver- sicherte Gebäude in Gammertingen. Im Kellerge- schoss befindet sich in einem Gewölbe der Phos- phorkeller. 1899 wird Eugen Schmalz genannt - ein umtriebiger Mann, der in der Bronnener Gaß (Reut- linger Straße) ein Grundstück gepachtet hatte und darauf Heilpflanzen anbaute.

Bahnhofsgebäude mit Güterschuppen, Bahnhofs- „Bahnhof“ wirtschaft und Abortgebäude. Der Bahnhof wurde 1901 erbaut und am 7.11.1901 mit Inbetriebnahme MIT BAHNHOFSWIRTSCHAFT der Strecke Gammertingen – Kleinengstingen eröffnet. An das Bahnhofsgebäude war westlich die einstöckige Bahnhofswirtschaft angebaut. Bis zum zweiten Weltkrieg wurde die Wirtschaft von Frau Echsle geführt, nach dem Krieg übernahm der Bahnstrecke nach Sigmaringen wurden die der Gasthof „Kreuz“ die Bewirtschaftung und Anlagen erweitert. In späteren Jahren gewann führte sie noch bis 1990 fort. Seither befinden der Gammertinger Bahnhof immer mehr an Be- sich dort Sozialräume für die Bahnbediensteten. deutung, heute ist er als Zugleitbahnhof der Das Nebengebäude war zunächst nur ein Koh- zentrale Betriebsmittelpunkt des gesamten HzL- len- und Lokomotivschuppen. Vor der Eröffnung Streckennetzes. 25 KRONENGEBÄUDE 26 „Ga#thof Krone“

Im Rahmen der Stadtsanierung „Stadtmitte II“ wur- Krone” das Lokal der Gammertinger Museumsge- de der historische Bau des früheren Gasthofs „Zur sellschaft. Der Kronensaal diente ihr und anderen Krone“ im Jahr 1991 abgebrochen. Bereits schon Vereinen für Theateraufführungen und sonstigen 1612 urkundlich erwähnt ist an diesem Standort Veranstaltungen. Der im Jahre 1935 neu erbaute die frühere Wirtschaft „Zum Lamm”. Das Anwe- Saal wurde auch als Kino genutzt. sen bestand aus einem Wohnhaus, der Wirtschaft, einer Bräustatt und einer Branntweinbrennerei, der Scheuer und dem Stall. Die Umbenennung in ”Krone” erfolgte um 1787. Seit 1859 im Besitz Blick auf den legendären Gasthof „Zur Krone“ der Familie Miller. Seit 1860 war der Gasthof „Zur im Jahre 1950 entlang der Sigmaringer Straße.

KONDITOREI UND GASTWIRTSCHAFT „Po#thalterei“

Das Haus wurde im Bereich des ehemaligen dem Haigerlocher Barockbildhauer Weckemann, Schlossparks zu Anfang des 19. Jahrhunderts er- wie sie noch auf der Lauchertterrasse vor und ne- baut. 1846 eröffnete Konditor Bernhard Göckel ben dem Speth´schen Stadt-Schloss stehen. (1821-1862) in dem Haus eine Konditorei und Speze- Um 1850 gehörte der Platz Museumswirt Alois reihandlung. 1848 wurde auch die Gastwirtschaft Eisele, der dort eine „Restaurationshütte mit Ke- eröffnet. Nach der Schließung des bisherigen Gast- gelbahn errichtete. Vor dem Haus stand bis zum 2. hofs zur Post wurde der Name und die Tradition Weltkrieg eine Tankstelle. 1950 übernahmen Kon- auf das Haus übernommen. Als Erinnerung an den rad Baur und seine Frau Hilde geb. Göckel die Post früheren Schlosspark stand hier noch eine große bis zu Schließung im Jahr 1998. Kastanie, sowie eine Sandsteinfigur, eine Putte von 27 KATHOLISCHE STADTPFARRKIRCHE 28 „St.Leodegar“

Die heutige Stadtpfarrkirche wurde 1803/1804 nach Plänen des französischen Architekten Pierre D’Ixnard im Stil des Klassizismus gebaut. Nur der gend verändert. Das imposante Hochaltarblatt Turm mit dem Staffelgiebel stammt noch vom goti- malte 1805 der Gammertinger Oberschultheiss schen Vorgängerbau, der um 1350 von den Bürgern Anton Reiser. Die Kirchenfenster wurden 1968 der Stadt Gammertingen gebaut und im Jahre 1351 von dem Karlsruher Professor Emil Wachter ent- eingeweiht worden war. Eine Anfang des 17. Jahr- worfen. Bis 1830 diente der Platz um die Kirche als hunderts von den Freiherren von Speth angebaute Friedhof, auf dem etwa 480 Jahre lang alle Gam- Grabkapelle wurde mit der alten Kirche 1804 abge- mertinger Bürger begraben wurden. An der Stelle Das ursprüngliche „Alte Pfarrhaus“, brochen. Durch Renovationen in den Jahren 1897, des jetzigen neuen Pfarrhauses stand bis 1933 das STÄDTISCHES VEREINSHEIM gezeichnet im Jahr 1938 von Josef Bader (1913-1945). 1968 und 1996 wurde das Kirchenschiff grundle- im Jahre 1805 erbaute Kaplaneihaus.

Grundriss der Kirche St. Leodegar, Das alte Pfarrhaus wurde über Jahrhunderte hin- aufgenommen am Ende des 18. Jahr- weg von den Gammertinger Pfarrern bewohnt. hunderts von Baumeister Bickel. Jahresring-Untersuchungen von Holzbalken auf der Bühne ergaben, dass der Vorgängerbau 1515 errichtet wurde. Ob dies das erste Pfarrhaus an der Stelle war, ist nicht bekannt. Das jetzige Gebäude wurde im Jahre 1766 erbaut. Bis ins 19. Jahrhun- dert gehörten zum Pfarrhof auch Stall und Scheuer. 1933 wurde das Haus verkauft und als Wohnhaus „Alte# genutzt. Nach dem Erwerb durch die Stadt Gam- mertingen und einer grundlegenden Renovierung im Rahmen der Stadtsanierung im Jahre 1993 dient Pfarrhau#“ das Gebäude jetzt als Domizil für mehrere Vereine. 29 GAMMERTINGEN 30

Das mittelalterliche Dorf Gammertingen ging aus einer Alemannensiedlung hervor, zu der auch der Alemannenfriedhof gehörte. Die ”Dorflinde” stand „Alte# an der Einmündung der Lindenstraße in die Sigma- ringer Straße. Auf der Ortsdarstellung eines Hand- werksbriefes um 1840 ist der Baum noch zu sehen. Schulhau#“ „Da# Dorf“ Die Dorflinde wurde im Jahr 1867 gefällt.

MIT SCHULMEISTERWOHNUNG

Das Haus wird schon im Jahr 1530 als Schulhaus und Wohnung des Schulmeisters und Meßners genannt. Ursprünglich Eigentum der Pfarrei, ging es im 19. Jahrhundert in den Besitz der Stadt über. Einige Zeit später wurde die Schule in das da- malige Rathaus (heute Metzgerei Reiser, Hohen- zollernstraße) verlegt und hier Lehrerwohnungen eingebaut. 1862 wurde das Haus von der Stadt verkauft. Hodler, Bader, Wissmann und Ivancovic lautet seitdem die Geschlechtsfolge. 31 DER EHEMALIGE MÜHLENKANAL 32 „Untere Mühle“

Die „Untere Mühle“ an der Lauchert wird zum ers- dete Verbandswasserwerk (heute Gammertinger ten Mal im Jahre 1344 in einer Mariaberger Urkun- Energie- und Wasserversorgung GEW GmbH) und de erwähnt. 1438 wurde die Mühle neu gebaut. Ab legte die Mühle still. Im gleichen Jahr erfolgte der 1624 war sie lange Zeit Gegenstand eines Streites Anbau des Wasserwerkes für Gammertingen und zwischen Herrschaft und Untertanen. Mehr als die Albgemeinden Feldhausen, Harthausen und hundert Jahre war sie im Besitz der Familie Knupfer. Steinhilben. 1974 wurde der Mühlkanal zugeschüt- 1734 kaufte die Speth’sche Herrschaft die Mühle tet und 1975 das alte Mühlengebäude bis auf das und ließ sie neu erbauen. 1906 verkaufte Josef Rei- Erdgeschoss abgebrochen. ser die Wasserkraft des Mühlkanals von Lauchert Die Untere Mühle in der Mühlgasse zur Mühle an das im selben Jahr als GmbH gegrün- um 1900 - Rückansicht. Die mit A gekennzeichneten Stellen auf dem Lageplan zeigen die Fundorte. Der „Goldene Helm“ von Gam- mertingen. Schönster und berühmtester Fund aus dem Gammertinger Alemannenfriedhof. „Alemannenfriedhof“ DAS FÜRSTENGRAB

Einer der größten und fundreichsten Reihengrä- Hohenzollerischen Landesmuseum in Hechingen berfriedhöfe aus der Alemannenzeit in Südwest- zu sehen. Die zufällige Entdeckung des Gräberfel- deutschland, der vor allem durch sein ”Fürstengrab” des begann 1882 mit einem Neubau von Zimmer- einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erlangte. meister Xaver Hebeisen (heute Gebäude Sigmarin- In ihm fand man den berühmten ”Goldenen Helm” ger Straße 55). Der leidenschaftliche Schatzgräber und das einmalige ”Kettenhemd”, das aus 15.000 Johann Dorn von der Haid fand 1902 bei einer grö- Gliedern besteht. Daneben fanden sich in den ßeren Grabung das ”Fürstengrab”. Gräbern wunderbarer Schmuck und gut erhaltene Das Anwesen auf dem sich dieser frühere Friedhof Waffen. Die herrlichen Fundstücke sind heute in befand, ist heute im Besitz der Familien Herre und den fürstlichen Sammlungen in Sigmaringen und im Acker. 33 EHEMALIGE GEMEINDESCHEUER 34 „Farren#tall“

Foto: Botho Walldorf 1843 stand hier eine Scheuer, Stallung (Farrenstall) der Gemeinde. Das heutige Gebäude wurde 1881 nach einem Plan von Balthas Burkarth im Stil der damaligen Zeit gebaut. Nach Einstellung der Far- renhaltung durch die Stadt, wurde das Haus reno- viert und dient heute dem Städtischen Bauhof als Lagerraum.

EHEMALIGES SCHÜTZENHAUS „Kreuzbrauerei“

Ehemaliger Bierkeller des herrschaftlichen Bräuhauses. Das Gebäude diente Anfang des 19. Jahrhunderts als Schützenhaus. 1843 war Bräu- meister Ott der Besitzer. Durch Verkauf kamen Bräuhaus und Keller an Friedrich Linder. Später ver- legte das Gasthaus ”Zum Kreuz” ihre Braustätte in den ehemaligen Bierkeller. Der Brauereibetrieb wurde 1969 eingestellt. Die Kreuzbrauerei war 1850 neben dem „Gasthof Kreuz“ eingerichtet und auch dort bis 1939 betrieben Plan des Farrenstall von Balthas Burkarth. worden. Foto im Stall: Botho Walldorf. 35 MIT PFARRHAUS 36

„Evangeli–che Kirche“

Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wohnten vereinzelt evangelische Bürger in Gam- ROTER DILL mertingen. Zu einer wesentlichen Veränderung „Stadtmauer“ kam es, als Gammertingen 1850 preußisches Ober- evangelische Schule eröffnet, die 1936 als Kon- Im Südosten und Nordwesten der Altstadt haben amt wurde, da die meisten preußischen Beamten fessionsschule geschlossen werden musste. Erst sich Teile der Stadtmauer erhalten, die wohl erst- evangelisch waren. Ab 1853 wurden evangelische 1950 kam die evangelische Pfarrei Gammertingen mals im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Parallel Gottesdienste gehalten. 1890 umfasste die evan- zur ”Württembergischen Evangelischen Landes- dazu lief der 1966 zugeschüttete Stadtgraben. gelische Gemeinde im Oberamt Gammertingen 233 kirche”. Bis dahin gehörte sie zur ”Altpreußischen Die Befestigungsmauer, deren Verlauf noch teil- Mitglieder. Auf Betreiben Gammertinger Fabrikan- Union” in Berlin. Nach dem 2. Weltkrieg erfuhr die weise sichtbar ist, diente bis in die frühe Neuzeit ten wurde ein Pfarrvikariat eingerichtet, das 1891 evangelische Gemeinde durch die Einbürgerung gleichfalls als rechtliche und militärische Grenze. zur Pfarrei erhoben wurde. Das Grundstück, auf von Heimatvertriebenen einen starken Zuwachs. Die Bezeichnung „Roter Dill“ geht auf einen roten dem heute Kirche und Pfarrhaus stehen, hat die 1956/1957 wurde eine neue Kirche mit 200 Plätzen Bretterzaun zurück. Im Jahre 1765 heißt es, ein evangelische Gemeinde 1892 von Fürst Leopold gebaut. 1972 begann man mit der Errichtung eines großer Kräutergarten am Haus und Stadtgraben ist von Hohenzollern zu einem „Gnadenpreis” erhal- neuen Gemeindezentrums, bestehend aus Kirche mit einem roten Zaun umgeben. 1957 schlug Ehren- ten und darauf in neugotischem Stil ein Bet- und mit Nebenräumen und dem Pfarrhaus, das in den bürger Josef Wiest die historische Bezeichnung als Pfarrhaus errichtet, das im Jahre 1900 feierlich Jahren 1999 / 2001 durch Um- und Erweiterungs- Straßenbezeichnung vor. eingeweiht wurde. 1904 wurde hier auch die bauten seine heutige Gestalt erhielt. 36/1 HISTORISCHE FUNDE FÄRBEREI, 37 WEBEREI, SPINNEREI „Römi#che# Bad“

Im Jahr 1901, beim Bau der evangelischen Kirche, und dem Umkleideraum. Als Bad benutzte man Das Gebäude der langjäh- rigen Metzgerei Oßwald hatte man Funde gemacht, die auf die Römerzeit das Gebäude allerdings nicht all zu lange; nach ei- an der Ecke Roter Dill / hinweisen. Ende 1928 machte der „Güntersepper“ niger Zeit wurde es zu einem Wirtschaftsgebäude Fürstengarten gilt als das älteste frühindustrielle wieder eine Entdeckung in seiner Sandgrube. Er umgebaut. Ein Brand zerstörte es offenbar endgül- Gebäude unserer Stadt. stiess auf Mauerreste. Der Fund wurde dann im fol- tig. Es ist anzunehmen, daß das Römerbad nicht Bild aus dem Jahr 1955. genden Jahr von Walter Veeck ausgegraben. Wie allein auf weiter Flur stand, sondern zu einem sich bald herausstellte, gehörte das Mauerwerk zu Gutshof gehörte, der vermutlich noch irgendwo in einem römischen Badgebäude; ein erster Anhalts- der „Breite“ im Boden steckt. Vor einigen Jahren punkt dafür, dass sich in Gammertingen eine Rö- stieß man in der Nähe des Bades auf römische mersiedlung befand. Das Bad bestand im wesent- Gräber, die aber leider zerstört wurden. lichen aus 4 Räumen. Dem Warmwasserbad, dem Kaltwasserbad, dem Tepidarium, einer Art Sauna „Indu#triegebäude“

Das Haus ist das älteste Industriegebäude in Gam- betrieb. Ab 1841 gehörte die Fabrik dem Han- mertingen. 1761 wurde hier von einem Schaffhau- delsmann Stoll aus Bingen, und ab 1843 waren Grundriss des Römischen Bades in ser Fabrikanten eine Baumwollspinnerei, Weberei, Rosengard u. Cons. aus Blaubeuren die letzten Be- der „ Breite“, ausgegraben 1929. und Färberei gegründet. Im Erdgeschoss des drei- sitzer und Betreiber der Fabrik. Ab 1856 wird das A Warmwasserbad (Caldarium) mit stöckigen Gebäudes befand sich die Färberei, im Gebäude als Wohnhaus mit Scheuer bezeichnet. Apsis (B) C Kaltwasserbad (Frigidarium) 1. Obergeschoss die Baumwollweberei und -spin- Von 1952 bis ins Jahr 1993 befand sich die Metz- D Warmluftraum (Tepidarium) nerei und im 2. Obergeschoss war zunächst ein gerei Oßwald in diesem Gebäude, heute ist es aus- E Umkleideraum Trockenboden, später auch eine Wohnung. Nach schließlich als Wohngebäude in privater Nutzung. (nach: „Fundberichte aus Hohenzollern“, Heft 2, 1930 häufigem Eigentümerwechsel kam die Fabrik um 1820/1830 in Besitz des Färbers Johannes Läufer, 0 1 2 3 4 5 der sie bis zur Zwangsversteigerung im Jahr 1838 38 WIRTSHAUS UND BRAUEREI

„Zum Kreuz“

Die Wirtschaft und die Brauerei „Zum Kreuz“ gibt schenbeck Anton Burkhart, das „Kreuz“. Seit dem es schon seit dem 18. Jahrhundert. In früheren Zei- befindet es sich im Besitz der Familie Burkhart. Die ten wurde gelegentlich auch die Bezeichnung „Wei- Brauerei befand sich an der Lauchertseite des Ge- ßes Kreuz” verwendet. Hier war die erste Station bäudes. Später wurde sie in den ehemaligen herr- der Fronleichnamsprozession, vermutlich bei einem schaftlichen Bierkeller im Römerweg verlegt. Der weiß gestrichenen Kreuz, nach dem das Gasthaus Erker wurde im Jahr 1909 angebaut. 1954 erfolgte seinen Namen erhielt. Um 1868 kaufte Norbert der Neubau des Kreuzsaales. Burkhart, Bäcker (geb. 1825), ein Sohn des Kut-

Je weiter man zurückblicken kann, desto weiter wird man vorausschauen.

Winston Spencer Churchill (1874-1965) GAMMERTINGER FRIEDHOF 39

„Friedhof–kapelle“

Der Gammertinger Friedhof befand sich früher bei der Pfarrkirche St. Leodegar. Der jetzige Friedhof wurde 1836 im Gewann ”Im Bohl” angelegt. Die heutige Friedhofskapelle „Mater dolorosa“ (zur schmerzhaften Mutter Gottes) stand urspünglich in Bronnen. Dort war sie 1867 im Auftrag Joseph Leiperts zu Ehren des heiligen Fidelis an der Steg- halde in neoromantischem Stil erbaut worden. 1886 machte er sie den Gammertinger Geistlichen zum Geschenk. 1901 musste sie allerdings dem Bau der Bahnstrecke „Kleinengstingen-Gammertingen“ EINE HISTORISCHE REISE DURCH weichen. Sie wurde dann abgetragen und auf dem 1837 geweihten Gammertinger Friedhof leicht ver- ändert wieder aufgebaut. 1973 ging die Friedhofska- pelle in das Eigentum der Stadt Gammertingen über.

Die Stationen 39 - 44 liegen außerhalb der eigentlichen Rundgänge. Die ausklappbare Karte auf der letzten Seite zeigt Ihnen die Lage dieser Sehenswürdigkeiten. 40 ST. ELISABETH 41

„Alter#heim“

Städtisches Altenpflegeheim St. Elisabeth, vorher Jahren 1939 -1945 diente das Gebäude als Reser- Kreisaltersheim. Ursprünglich war nach 1900 der velazarett. 1996 erfolgte die Übergabe vom Kreis Bau eines Bezirkskrankenhauses geplant. Dieser an die Stadt Gammertingen. Damit begann ein Plan kam nicht zur Ausführung. 1925 wurde das neuer Abschnitt in der Geschichte des Hauses. Oberamt Gammertingen aufgehoben. Als Entschä- Seit 1998 Städtisches Altenpflegeheim St. Elisa- digung dafür erhielt Gammertingen das ”Kreisal- beth. Der mehrfach mit Qualitätssiegeln zertifizier- tersheim”, das 1928 eröffnet wurde. Erlenbader te Pflegebetrieb bietet derzeit 70 vollstationäre Franziskanerinnen führten das Haus bis 1990. Seit Pflegeplätze, sowie 10 Tagespflegeplätze für die 1934 wurden auch Kurgäste aufgenommen. In den gesamte Raumschaft an.

EHEMALIGE WOLLSPINNEREI „Äußere Säge“

An dieser Stelle wurde 1836 von Xaver Hodler, Der Täter, der eigentlich die Versicherungssumme Tuchmacher, und Michael Göggel, Gerber, eine kassieren wollte, floh mit der Hohenzollerischen Wollspinnerei gebaut, die 1838 abbrannte. Mit der Landesbahn, in der er verhaftet wurde. Danach Entschädigungssumme der Brandversicherung ließ entstand auf dem Gelände eine Forellenzucht mit die Spar- und Leihkasse Sigmaringen die Fabrik zahlreichen Teichen, die nach 1945 eingeebnet neu aufbauen. 1866 wurde eine Turbine eingebaut. wurden. 1891 wurde das Anwesen verkauft und zu einem Sägewerk umgebaut, in dem auch Holzwaren her- gestellt wurden. 1922 wurden in dem Fabrikgebäu- de Glühbirnen und Batterien hergestellt. 1928 fiel die gesamte Anlage einer Brandstiftung zum Opfer. 42 SCHIESSANLAGE DER BÜRGERWEHR SÄGEWERK GENKINGER 43

Blick auf das ehemalige Sägewerk und die Möbelfabrik Genkinger im Jahre 1920. „Weihtäle“

1848 wurde im Weihtäle ein Schießstand für die standen im Boden festgemachte Tische und Bän- revolutionäre Bürgerwehr errichtet. Die Anlagen ke, die überdacht waren. Bei guter Witterung fand waren zunächst einfache Holzkonstruktionen. früher fast jeden Sonntagnachmittag das offizielle 1887 wurde ein festes Schützenhaus gebaut, das „Schießen“ statt. Der Bierkeller wurde nach dem 1981 abgebrochen wurde. Gegenüber vom Schüt- Krieg zugeschüttet. Die mächtige Eiche ist schon zenhaus war der Bierkeller des Ochsenwirtes, der 1850 auf einem Gemälde des Gammertinger Ma- später vom Löwenwirt übernommen wurde. Davor lers Constantin Hanner (1827-93) abgebildet.

„Papiermühle“ Die vorindustrielle Papiermühle außerhalb der Stadt (1847). Bild von Constantin Hanner (1827 – 1893)

Auf dem heutigen Areal der Verbrauchermärkte Familie Genkinger. Teile des Gebäudes waren aus bestand ab dem Jahr 1816 eine Papiermühle von Kalkbruchstein hergestellt. Das Sägewerk wurde Johann Michael Stähle. Das Papier wurde damals zunächst mit der Wasserkraft der Lauchert betrie- aus Lumpen hergestellt. Ab 1843 waren nur weni- ben, später wurde eine Dampfmaschine (bis 1992) ge Jahre bis zur Revolution 1848 in den Gebäuden eingesetzt. Ende des 20. Jahrhunderts wurde der zwei Tuchfabriken untergebracht, die allerdings Betrieb des Sägewerkes und des Möbelhandels nacheinander scheiterten. Später zog eine Pappde- eingestellt. Im Jahre 2005 erfolgte der Abbruch ckelfabrik ein, die bis ins Jahr 1919 bestand. Nach- und der teilweise Neubau des gesamten Gewer- folger war das Sägewerk und die Möbelfabrik der beareals Genkinger. 44 DYNASTENBURG DER GRAFEN VON GAMMERTINGEN

Wir bedanken uns recht herzlich.

„Burg Balden#tein“ Das Projekt „Stadthistorischer Rundgang“ ist aus dem Tourismuskon- zept 2020 der Stadt Gammertingen mit finanzieller Förderung aus dem Förderprogramm LEADER, Aktionsgruppe Oberschwaben aus Mitteln Ende des 11. Jahrhunderts betritt mit den Grafen hatte. Wie die Grafen von Achalm pflegten auch des Landes Baden-Württemberg und der Europäischen Union entwi- von Gammertingen eine bedeutende Hochadels- die Gammertinger enge Beziehungen zum Kloster ckelt und unterstützt worden. dynastie die Bühne der Geschichte. Ihre Herkunft Zwiefalten, wo ihre Grablege war. Gräfin Adelheid bleibt dabei so geheimnisvoll wie ihr frühes Ver- von Dillingen, die Frau des Grafen Ulrich I. von Die historischen Daten basieren auf den langjährigen historischen schwinden nach 1167. Sicher ist nur soviel, dass Gammertingen gründete in Zwiefalten ein Frauen- Forschungen unseres Ehrenbürgers Dr. Herbert Burkharth (geb. Dr. med. Herbert Burkarth diese von einem Stammvater Arnold abstammende kloster, das sie bewohnte. Arzt, Heimatforscher und Autor 13.02.1924, gest. 24.10.2006). Familie von außergewöhnlich hohem Rang war. Maßgeblichen Anteil an der Vorbereitung und erfolgreichen Umset- Dies erweist sich an ihren Heiratsverbindungen zung hat Willi Götz, ehemaliger Leiter der Stadtkasse und ehrenamt- zu den Grafen von Dillingen und den Herzögen von lich Aktiver im Arbeitskreis „Altes Oberamt“. Zähringen. Stammsitz der Gammertinger Grafen war die Burg Baldenstein im Fehlatal, die vom Ende Herzlichen Dank auch an alle Grundstücks- und Gebäudeeigentümer des 11. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts bewohnt entlang des „Stadthistorischen Rundganges“ für Ihre Bereitschaft war. In dieser Zeit spielte sich auf Burg ein exklu- diese Informationstafeln anbringen zu dürfen. sives Adelsleben ab. Äußerst seltene Spielsteine und Schachfiguren geben Einblick in das feudale Nähere Informationen unter www.gammertingen.de. Freizeitleben. Trotz ihres hohen Standards wurde Burg Baldenstein bereits bald nach 1139 verlassen. Willi Götz, Bronnen Arbeitskreis „Altes Oberamt“ Zur selben Zeit stießen die Gammertinger Grafen Ihren Besitz im entfernten Rätien (Zuoz) ab. Das alles passt dazu, dass sich Graf Ulrich 1134 erst- mals nach der Burg Achalm nannte, die er geerbt

Rekonstruktionszeichnung: © Wolfgang Braun Dieses Projekt wurde von der LEADER Aktionsgruppe Oberschwaben gefördert. ERKUNDEN SIE DIE GESCHICHTE GAMMERTINGENS AUF SCHUSTERS RAPPEN. DER IN ZWEI ETAP- PEN AUFGETEILTE STADTHISTORISCHE RUNDGANG FÜHRT SIE ZU DEN EINZELNEN STATIONEN DER STADTGESCHICHTE. FOLGEN SIE DEM IN DER KARTE EINGEZEICHNETEN VERLAUF. AN JEDER SEHENS- WÜRDIGKEIT FINDEN SIE EINE HINWEISTAFEL MIT INTERESSANTEN INFORMATIONEN ZUM JEWEILIGEN OBJEKT. ZUR ABSCHLIESSENDEN EINKEHR ODER ZU EINER STÄRKUNG ZWISCHENDURCH ERWARTET SIE EIN ABWECHSLUNGSREICHES GASTRONOMIEANGE- BOT IN DER NÄHE DER BEIDEN RUNDGÄNGE. GENIESSEN SIE REGIONALE SPEISEN UND GETRÄNKE MIT ODER OHNE INTERNATIONALEM TOUCH.