Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Stand: November 2018 freiland Umweltconsulting Ziviltechniker GmbH

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Auftraggeber: Regionalmanagement Südweststeiermark GmbH Grottenhof 1 8430 Leibnitz

Bearbeitung: freiland Umweltconsulting ZT GmbH Münzgrabenstraße 4 8010 Graz

Geschäftszeichen: 2726

Ort/Datum: Graz, 28/11/2018

Kulturlandschaftswandel im Schilcherland 2

11/2018 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...... 8 1.1 Aufgabenstellung ...... 8 1.2 Berichtstruktur ...... 8 1.3 Projektablauf ...... 9 2 Kulturlandschaft im Schilcherland ...... 10 2.1 Großlandschaften des Schilcherlandes ...... 11 2.2 Illyrischer Mischtyp ...... 16 2.3 Einbettung in die Landschaft ...... 18 3 Veränderungsprozesse ...... 20 3.1 Landwirtschaft verändert Kulturlandschaft ...... 21 3.2 Landschaftsgebundenes Bauen stärkt die Kulturlandschaft ...... 23 3.3 Erholung in „schöner“ Landschaft ...... 25 4 Aspekte der Baukultur im Kulturlandschaftswandel ...... 29 4.1 Landschaftsästhetische Wirkung linearer Infrastrukturen ...... 30 Kreisverkehr ...... 31 4.2 Landschaftsästhetische Wirkung mastartiger Bauwerke ...... 32 4.3 Landschaftsästhetische Wirkung der Siedlungsentwicklung...... 34 Zersiedelung, Agglomeration ...... 34 Gestaltungsbeirat ...... 35 5 Sieben Pilotregionen in drei Kulturlandschaftstypen ...... 36 Arbeitsschritte der GIS - Analyse: ...... 36 5.1 Berglandschaft ...... 38 Landschaftsschutzgebiete ...... 42 5.1.1 Siedlungsentwicklung und Infrastruktur ...... 43 5.1.2 Pilotregionen der Berglandschaft ...... 45 PR Schwanberg ...... 45 PR ...... 46 5.2 Hügelland ...... 47 5.2.1 Illyrischer Mischtyp des Hügellandes ...... 49 5.2.2 Siedlungsentwicklung und -Infrastruktur ...... 52 5.2.3 Pilotregionen im Hügelland ...... 54 PR / St. Stefan ob Stainz ...... 54 PR ...... 55 5.3 Tal- und Siedlungslandschaft ...... 56 5.3.1 Siedlungsentwicklung und Infrastruktur ...... 56 5.3.2 Pilotregionen der Tallandschaft ...... 58 6 Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit ...... 61 6.1 Regionale Diskussionsrunde zu Berglandschaft ...... 62

November 2018 Endbericht 3 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Diskussionspunkte zu „Lebensqualität durch Landschaftspflege“ ...... 62 Diskussionspunkte zu „Gesellschaft- / Siedlungsentwicklung“ ...... 63 6.2 Regionale Diskussionsrunde zum Hügelland ...... 64 Diskussionspunkte zu „Lebensqualität durch Landschaftspflege“ ...... 64 Diskussionspunkte zu „Gesellschaft- / Siedlungsentwicklung“ ...... 65 6.3 Regionale Diskussionsrunde zu Tallandschaften ...... 66 Diskussionspunkte zu „Lebensqualität durch Landschaftspflege“ ...... 66 Diskussionspunkte zu „Gesellschaft- / Siedlungsentwicklung“ ...... 66 7 Literatur ...... 68 8 ANHANG: Erläuterungen zu den Landschaftsräumen ...... 70

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 2-1: Übersicht der Großlandschaften...... 11

Abbildung 2-2: Mittelgebirgslandschaft der Koralmabdachung (Foto: freiland, 2017/10) ...... 12

Abbildung 2-3: Tallandschaft Sulmtal (freiland; 2017/10) ...... 12

Abbildung 2-4: Tallandschaft um (freiland; 2017/10) ...... 13

Abbildung 2-5: Siedlungsentwicklung in Tal-/Hang- oder Kuppenlage (Foto: freiland, 2017/10) ...... 13

Abbildung 2-6: weinbaugeprägtes Hügelland im Norden (Foto: freiland; 2017/10) ..... 14

Abbildung 2-7: Streuobstwiese des zentralen Hügellandes (Foto: freiland; 2017/10) .. 14

Abbildung 2-8: walddominiertes Hügelland im Süden (Foto: freiland; 2017/10) ...... 14

Abbildung 2-9: Wohnen in der Berglandschaft (freiland, 2017/10) ...... 15

Abbildung 2-10: Wohnen in Kuppenlage / Hügelland (freiland; 2017/10) ...... 15

Abbildung 2-11: Wohnen in der Tallandschaft (freiland, 2017/10) ...... 15

Abbildung 2-12: Handel, Gewerbe und Infrastruktur in Tallandschaften (freiland 2017/10) ...... 16

Abbildung 2-13: Bergland | Illyrischer Mischtyp wiesengeprägt (Foto: freiland; 2017/10) ...... 17

Abbildung 2-14: Hügelland | Illyrischer Mischtyp weinbaugeprägt (Foto: freiland; 2017/10) ...... 17

November 2018 Endbericht 4 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 2-15: Tallandschaft | Illyrischer Mischtyp ackerbaugeprägt (Foto: freiland; 2017/10) ...... 18

Abbildung 2-16: Osterwitz: offener Übergang zur Landschaft, Hausbaum als Landmark (Foto: freiland, 2017/10) ...... 19

Abbildung 2-17: Schwanberg: offener Übergang zur Landschaft, Hausbaum als Landmark (Foto: freiland, 2017/10) ...... 19

Abbildung 2-19: Wechselwirkung von aktuellen Trends und Entwicklungen (Darstellung: freiland) ...... 21

Abbildung 2-20: Technisierung in der Bewirtschaftung: vom Bauern zum Agrarlandwirt ...... 22

Abbildung 2-21: Landschaftswandel durch Verbrachung/Verwaldung (Graphik: freiland) ...... 23

Abbildung 2-22: Landschaftseinbettung am Beispiel Einfamilienhaus (Graphik: freiland) ...... 24

Abbildung 2-23: Landschaftsveränderungen durch Gewerbe, Wohnbau inkl. Infrastruktur (Graphik: freiland) ...... 24

Abbildung 2-24: Lebensweise und Konsumverhalten ändern sich ...... 25

Abbildung 2-25: Vielfalt und Strukturreichtum (Foto: http://www.das-steirische- weinland.at) ...... 26

Abbildung 2-26: Weitblick und Tiefe (Foto: www.steiermark.com/) ...... 26

Abbildung 2-28: sanfte Formen (Landschaft Hochgrail | © TV-Stainz | Henry Sams) ... 28

Abbildung 2-27: Sanfte Formen und Harmonie (Foto: http://www.das-steirische- weinland.at/Hintergrund/schilcherland1.jpg) ...... 27

Abbildung 2-29: Genuss und Entspannung (Fotos: Schilcherland | © Schilcherland | Harry Schiffer) ...... 28

Abbildung 2-18: Schematische Darstellung Höhenentwicklungen im Kreisverkehr ...... 32

Abbildung 3-1: GIS-Bearbeitung, Abgrenzung der Landnutzung ...... 37

Abbildung 3-2: Auswertung der GIS-Analysen ...... 37

Abbildung 3-3: Berglandschaft, Pilotregionen im Schilcherland (Quelle: freiland ZT GmbH, 2018) ...... 38

Abbildung 3-4: Hänge zwischen Oberhaag (Tal) und St. Pongratzen (Gipfel) 1934...... 40

November 2018 Endbericht 5 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 3-5: Hänge zwischen Oberhaag (Tal) und St. Pongratzen (Gipfel) 1975...... 40

Abbildung 3-6: Hänge zwischen Oberhaag (Tal) und St. Pongratzen (Gipfel) 2004...... 40

Abbildung 3-7: Waldgürtel der Berglandschaft ...... 41

Abbildung 3-8: Landschaftsschutzgebiete (Quelle: GIS Steiermark) ...... 42

Abbildung 3-9: Pilotregion Schwanberg ...... 45

Abbildung 3-10: Pilotregion Osterwitz ...... 46

Abbildung 3-11: Weststeierisches Riedelland um 1990 (Quelle: Karl Lieb) ...... 47

Abbildung 3-12: Blick auf die südexponierten Hänge des Riedellandes (Quelle: freiland, 20171016) ...... 48

Abbildung 3-13: Blick in die Seitentäler, im Hintergrund nordexponierte Hänge (Quelle: freiland, 20171016) ...... 48

Abbildung 3-14: Blick nach Osten auf die Riedellandschaft (Quelle: freiland 20171016)49

Abbildung 3-15: Veränderungen des Illyrischen Mischtypes (Quelle: freiland, 20171015) ...... 50

Abbildung 3-16: Weideflächen des illyrischen Mischtypes ...... 50

Abbildung 3-17: Artenreiche Wiesen im Illyrischen Mischtyp ...... 51

Abbildung 3-18: Ackerbau im illyrischen Mischtyp ...... 51

Abbildung 3-19: Obstbau im Illyrischen Mischtyp ...... 52

Abbildung 3-20: Bauland-, Gebäudeverteilung der Berglandschaft (Bildgrundlage: Höhenmodell, Darstellungen: freiland, Juli 2018) ...... 53

Abbildung 3-21: Pilotregion Stainz ...... 54

Abbildung 3-22: Pilotregion Eibiswald ...... 55

Abbildung 3-23: Bauland-, Gebäudeverteilung der Siedlungs- und Tallandschaften (Bildgrundlage: Höhenmodell, Darstellungen: freiland, Juli 2018) ...... 56

Abbildung 3-24: Pilotregion ...... 58

Abbildung 3-25: Pilotregion St. Martin und St. Peter im Sulmtal ...... 59

Abbildung 3-26: Pilotregion Deutschlandsberg ...... 60

November 2018 Endbericht 6 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: landwirt-/forstwirtschaftlich geprägte Nutzungsstrukturen der Großlandschaften ...... 16

Tabelle 2: Störwirkungen von mastartigen Großbauten (nach Nohl 2010)Fehler! Textmarke nicht definiert.

Tabelle 3: Gebäude- und Wohnungszahlen im Bezirk Deutschlandsberg (Quelle: www.Landesstatistik.steiermark.at ...... 24

Tabelle 4: Ankünfte Bezirk Deutschlandsberg (Quelle: Landesstatistik Steiermark) ..... 25

Tabelle 5: Pilotregionen, Auswahlkriterien ...... 36

Tabelle 3-2: Landschaftsschutzgebiete im steirischen Koralmgebiet...... 42

Tabelle 7: Bevölkerungsentwicklung Berglandschaft (Auswahl gem. Regionsabgrenzung, räumlicher Bezug: Gemeinden vor Strukturreform) 44

Tabelle 8: Bevölkerungsentwicklung im Hügelland (Quelle: Landesstatistik Steiermark)...... 53

Tabelle 9: Bevölkerungsentwicklung Tal- und Siedlungslandschaften (Quelle: Landesstatistik Steiermark) ...... 57

Tabelle 10: Merkmale der Landschaftsräume im Schilcherland ...... 70

Tabelle 5-2: Nutzungsdominanz in Landschaftsräumen (Quelle: Baukultur 2015 – 2020 | Baukulturelle Modellregion Südweststeiermark; freiland et.al., 2015) ...... 74

November 2018 Endbericht 7 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

1 Einleitung 1.1 Aufgabenstellung

Die Kulturlandschaft im Schilcherland ist ein wichtiger identitätsstiftender Faktor für die Bevölkerung. Das Erlebnis Landschaft ist ein zentraler Ankerpunkt diverser touristischer Aktivitäten in der Region sowie ein Alleinstellungsmerkmal für die Vermarktung regionaler Produkte.

Kulturlandschaften sind niemals statisch, sondern permanenten Veränderungen unterworfen. Über Jahrhunderte vollzog sich dieser Wandel kontinuierlich und in einem engen Zusammenhang mit regionalen Ressourcen, kleinräumigen und spezifischen Standortbedingungen für Bewirtschaftungsweisen und funktionalen Bedürfnissen. So entwickelten sich über Jahrhunderte unterschiedliche Kulturlandschaften, Haustypen und Siedlungsformen, die das heutige Landschaftsbild der Region prägen. Agrarstrukturwandel, Industrialisierung, Globalisierung und Individualisierung führen seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht nur zu einem Gesellschaftswandel sondern auch zu einer rasanten Veränderung der Kulturlandschaft. Nutzungsaufgaben von Grenzertragsflächen, Intensivierungen in Gunstlagen, Siedlungsentwicklungen oder überbordende Individualität beim Bauen führten oft zu nachhaltig negativen Veränderungen der Kulturlandschaft.

Gleichzeitig gewinnt heute das Thema Landschaft/Kulturlandschaft – gerade im Schilcherland - als Standortmerkmal insgesamt und in der Vermarktung von touristischen und regionalen Produkten zunehmend an Bedeutung. Vorliegende Arbeit umfasst eine Darstellung der Typuslandschaften und beschreibt deren besondere Merkmale mit Bezug zu den Veränderungen. Die Weiterentwicklung der Kulturlandschaft wird nicht allein im Verharren althergebrachter Formen oder im Negieren wirtschaftlicher Entwicklungen gesehen, sondern muss selbstverständlich aktuelle Rahmenbedingungen in der Landbewirtschaftung und baukulturelle Entwicklungen und Trends miteinbeziehen.

Gegenständliche Bearbeitung konzentriert sich auf die Landnutzungsänderungen der letzten 20 bis 50 Jahre im Schilcherland, ihrem Beitrag zum Wandel der Kulturlandschaft und daraus resultierender sichtbarer Auswirkungen auf das Landschaftsbild. Die Veränderungen und Veränderungsprozesse werden dargestellt und mögliche Stellschrauben zur positiven Weiterentwicklung der typischen Kulturlandschaft herausgearbeitet. Aspekte der Baukultur fließen in die Bearbeitung mit ein, der Schwerpunkt dabei liegt in der landschaftlichen Einbettung von Baukörpern, der Wirkung von Großprojekten und Siedlungsentwicklungen. Eine Auseinandersetzung mit objektbezogenen Strukturen der Baukultur sind nicht Teil der vorliegenden Arbeit.

1.2 Berichtstruktur

Nach der Einleitung erfolgt in den Kapiteln zwei bis vier eine Beschreibung der Kulturlandschaft, landschaftsrelevanter Strukturen und Nutzungstypen sowie die Darlegung der Veränderungsprozesse und baukultureller Aspekte in einer regionalen Sicht. Daran anschließend erfolgt im Kapitel 5 die Dokumentation detailierter Analysen in Pilotregionen und Großlandschaften des Schilcherlandes. Zwischenergebnisse wurden in der Region vorgestellt und diskutiert. Eine Übersicht der Öffentlichkeitsarbeit und die Zusammenfassung der Diskussionspunkte befinden sich im Kapitel 6.

November 2018 Endbericht 8 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

1.3 Projektablauf

Nachfolgende Graphik zeigt den Projektablauf und die einzelnen Arbeitsschritte:

November 2018 Endbericht 9 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

2 Kulturlandschaft im Schilcherland

Mit gegenständlichem Projekt soll die Aufmerksamkeit und Wertschätzung der Bevölkerung, von Stakeholdern und Gemeinden für die (kultur-)landschaftsräumlichen Qualitäten und Merkmale des Schilcherlandes gewonnen werden. Entsprechend aufbereitete Informationen zu den kulturlandschaftlichen Besonderheiten sowie der Siedlungsdynamik in den Landschaftsräumen und Diskussionen in der Region sind die Kernelemente ggst. Projektes.

Die nachfolgende Dokumentation erfolgt auf Basis der Erläuterungen zur Kulturlandschaft des Berichtes „Baukultur 2015 – 2020 – Baukulturelle Modellregion Südweststeiermark“ (freiland et.al.; 2015), den Regionalen Entwicklungsprogrammen Deutschlandsberg und Leibnitz sowie der darin verordneten Aspekte der Landschaftsräumlichen Gliederung der Steiermark, der Landschaftsgliederung nach Lieb sowie der thematischen Auseinandersetzungen mit „Bauen in der Landschaft – Das Wohnhaus im Südsteirischen Weinland Entwicklung und Perspektiven“ und dem „Entwicklungskonzept und Landschaftspflegeplan Naturpark Südsteirisches Weinland“ der ARGE freiland Umweltconsulting – regionalentwicklung.at.

Kulturlandschaft umfasst im ggst. Bericht die freie Landschaft mit ihrer Nutzungsvielfalt (intensive und extensive Landwirtschaft, Forstwirtschaft, etc.) und nimmt Bezug zu Siedlungsstrukturen und -entwicklungen. Kulturlandschaft entsteht aus einem Wechselspiel von naturräumlichen Gegebenheiten und der Nutzung durch den Menschen im jeweiligen Landschaftsraum. Die Technologisierung bzw. Mechanisierung in der Landnutzung sorgte vor allem in den letzten 100 Jahren für nachhaltige und vergleichsweise rasche Veränderungen der Landschaft. Dazu kommt noch eine starke Siedlungsentwicklung inkl. der Errichtung von Verkehrinfrastrukturen und Energieträgern (Erschließungsstraßen, Autobahnen, Bahnstrecken, Hochspannungsleitungen, etc.).

Unser heutiges Verständnis für eine tradionelle Kulturlandschaft mit den landschaftsangepassten, nach heutigen Maßstäben extensiven Nutzungen der Land- und Forstwirtschaft und der damals entwickelten Bauweise stammen aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit erfolgte eine Stärkung des Bauernstandes und damit verbundenen Änderungen in der Landnutzung und Bauweise. Aus diesen Änderungen heraus entwickelten sich eigene Typuslandschaften mit landschaftsprägenden Nutzungsabfolgen bzw. -strukturen (ZB Illyrischer Mischtyp). Unter die in diesen Zeitraum fallenden Um- und Ausbauten von Höfen sowie die damit im Zusammenhang stehenden angelagerten Nutzungen gelten heute in der Regel als “traditionell” oder “historisch”.

Die landschaftliche Vielfalt ist ein besonderes Merkmal oder sogar Markenzeichen der Kulturlandschaft im Schilcherland. Doch Landschaft ist nichts Statisches. Was wir heute vorfinden, ist nicht nur durch geologische oder klimatische Bedingungen vorgegeben, sondern das Ergebnis einer Jahrhunderte langen Landnutzung. Die Ursache für den tief greifenden Umbruch der Landschaftsbilder und somit der Kulturlandschaften in den letzten Jahrzehnten liegt im Wandel der landwirtschaftlichen und sozioökonomischen Strukturen. Die Landschaft des Schilcherlandes ist eine vornehmlich vom Menschen geprägte Kulturlandschaft, die verstärkt seit Anfang der sechziger und siebziger Jahre einem besonders dynamischen Wandel unterliegen. Durch Rodung gewonnene landwirtschaftliche Nutzflächen haben infolge lang währender sanfter, bäuerlicher Bewirtschaftung eine außergewöhnliche biologische Vielfalt entwickelt. Mit Aufkommen der Industrialisierung im 19. Jhd., vor allem aber seit der zunehmenden Technisierung und Intensivierung der Landnutzung in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, unterliegt die uns umgebende Landschaft einem immer rasanteren, meist nicht umkehrbaren Wandel. Dieser führt zu einem Verlust an ökologischer und landschaftlicher Vielfalt und damit auch zu einem spürbaren Verlust an Lebensqualität und regionaler Identität.

November 2018 Endbericht 10 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

2.1 Großlandschaften des Schilcherlandes Die landschaftliche Vielfalt im Schilcherland, die von der Koralm sanft ins Hügelland übergeht und im Süden durch den Poßruck begrenzt wird, bietet unterschiedliche Möglichkeiten und Potenziale der räumlichen Entwicklung. Im Gegensatz zum Bergland treffen in den Talböden viele, meist intensive Nutzungsansprüche aufeinander. In Anlehnung an die Teilraumabgrenzung des Regionalen Entwicklungsprogrammes Südweststeiermark erfolgt neben der Abgrenzung von Siedlungslandschaften die Abgrenzung und nähere Betrachtung in Landschaftsräumen. Die grobe Gliederung der Landschaft im Bearbeitungsgebiet erfolgt anhand markanter topographischer und geomorphologischer Strukturen, die jeweils einer Großlandschaft bzw. eines Kulturlandschaftstypus zugeordnet werden. Es sind dies:

die Kulturlandschaft des Berglandes (Abhänge des Alpenrandes - Mittelgebirge im Westen und Süden) die Kulturlandschaft des Hügellands die Kulturlandschaft der breiten Talböden sowie die darin liegenden Siedlungs- und Industrielandschaften.

Abbildung 2-1: Übersicht der Großlandschaften

November 2018 Endbericht 11 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Die Bereiche der Berglandschaft des Mittelgebirges im Westen und Süden des Schilcherlandes (Koralpe bzw. Poßruck) umrahmen eine Landschaft, die von weitläufigen Wäldern mit eingestreuten Offenlandbereichen geprägt ist. In den Seitentälern und Gräben finden sich ökologisch wertvolle, weitgehend natürliche und geschützte Bach- und Flussläufe auf den Kuppen- und Hangbereichen eingestreute, oft kleinteilige Landwirtschaften.

Abbildung 2-2: Mittelgebirgslandschaft der Koralmabdachung (Foto: freiland, 2017/10)

Der Bereich der Talebenen (Hauptsiedlungsräume) ist von Siedlungslandschaft, Infrastrukturen und intensiver Landwirtschaft (Mais-Monokulturen) geprägt. Das natur- und kulturlandschaftliche Potential der verbliebenen freien Landschaftsräume ist hier für die Umwelt- und Lebensqualität von besonderer Bedeutung.

Abbildung 2-3: Tallandschaft Sulmtal (freiland; 2017/10)

November 2018 Endbericht 12 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 2-4: Tallandschaft um Deutschlandsberg (freiland; 2017/10)

Abbildung 2-5: Siedlungsentwicklung in Tal-/Hang- oder Kuppenlage (Foto: freiland, 2017/10)

November 2018 Endbericht 13 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Der Bereich des Hügellandes ist geomorphologisch durch sanfte Riedel und schmale Seitentäler charakterisiert. Durch die stark wechselnde Topografie wechselt auch Kleinklima und damit die Voraussetzungen der Landnutzung. Die besondere Nutzungsvielfalt zeigt sich schwerpunktmäßig rund um Höfe in Streulage: Streuobstwiesen, Hausäcker, Wiesen, Äcker mit Sonderkulturen, Weingärten und Waldflächen wechseln einander ab. Es finden sich auch homogene, kleinteilig strukturierte Acker- und Grünlandflächen, insbesondere am Hangfuß zu den Talböden der größeren Gerinne. Vor allem im Norden der Region dominiert auf den sonnenexponierten Gunstlagen der Weinbau. Waldflächen stocken überwiegend nordexponiert; Wiesenflächen sind auf Grund fehlender Viehwirtschaft rückläufig. Im Allgemeinen tritt der Weinbau in Höhen über 700 m gegenüber Grünlandwirtschaft in Kombination mit Forstwirtschaft zurück.

Abbildung 2-6: weinbaugeprägtes Hügelland im Norden (Foto: freiland; 2017/10)

Abbildung 2-7: Streuobstwiese des zentralen Hügellandes (Foto: freiland; 2017/10)

Abbildung 2-8: walddominiertes Hügelland im Süden (Foto: freiland; 2017/10) November 2018 Endbericht 14 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Die Siedlungsstruktur im Bezirk Deutschlandsberg zeigt ein deutlich wahrnehmbar wechselndes Orts- und Landschaftsbild. Die westliche Hälfte, der Bereich der Koralmabhänge, ist durch die West-Ost-verlaufenden Täler gegliedert und dünn besiedelt. Zu den Hauptsiedlungsgebieten zählen das Laßnitztal rund um die Stadt Deutschlandsberg, im Süden das Sulmtal und der Bereich Wies-Eibiswald sowie im Norden der Raum Stainz und der zum Nahbereich von Graz zählende Bereich . Durch die Nähe zum Grazer Zentralraum bzw. des regionalen Zentrums Deutschlandsberg sind eine überwiegende Anzahl der Gemeinden als reine Wohnstandorte zu charakterisieren, hier sind Gewerbe- und Handelsansiedlungen nur untergordnet vorhanden. Mit der ausgeprägten Bevölkerungs- und Siedlungsdynamik in diesen Räumen sind auch mehr oder weniger starke Zersiedelungstendenzen festzustellen.

Abbildung 2-9: Wohnen in der Berglandschaft (freiland, 2017/10)

Abbildung 2-10: Wohnen in Kuppenlage / Hügelland (freiland; 2017/10)

Abbildung 2-11: Wohnen in der Tallandschaft (freiland, 2017/10)

November 2018 Endbericht 15 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 2-12: Handel, Gewerbe und Infrastruktur in Tallandschaften (freiland 2017/10)

Je nach naturräumlichen Gegebenheiten entwickeln sich in den einzelnen Großlandschaften unterschiedliche landschaftsbildprägende Strukturen der Landnutzung. Nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick der landschaftsbildprägenden, land-/forstwirtschirtschaftlich entstandenen Nutzungsstrukturen.

Tabelle 1: landwirt-/forstwirtschaftlich geprägte Nutzungsstrukturen der Großlandschaften Bergland Hügelland Talboden

Illyrischer Mischtyp Illyrischer Mischtyp Illyrischer Mischtyp wiesendominiert wiesendominiert ackerdominiert ackerdominiert ackerdominiert obstbaudominiert weinbaudominiert großflächiger Ackerbau obstbaudominiert Weingarten intensiv/ Weingarten intensiv kleinteiliger Ackerbau / in Übergangsbereichen zu Hügel- schwerpunktmäßig in Seitentälern land oder Talboden Talräume der Seitentäler: Talräume der Seitentäler: traditionelle Wiesennutzung / extensiv/strukturreich, wie- extensiv/strukturreich, schwerpunktmäßig in Seitentälern sendominiert mit Feld- und wiesendominiert mit Feld- und Obstgehölzen Obstgehölzen intensiv/strukturarm, acker- intensiv/strukturarm, acker- dominiert dominiert montanes Grünland Acker-/Grünland dominiert Sonderstrukturen Nadelwald Laubmischwald Auwald(reste) Laubmischwald

2.2 Illyrischer Mischtyp

Als kulturlandschaftliche Besonderheit hervorzuheben ist der Illyrische Mischtyp. Die Komplexlandschaft des illyrischen Mischtyps charakterisiert sich durch die Anordnung von Nutzungen (Weinbau, Wiesen, Streuobstwiesen, Sonderkulturen, Waldflächen) rund um die in Streulage befindlichen landwirtschaftlichen Höfe. Je nach Nutzungsdominanz gibt es verschiedene Subtypen, wie z.B. den weinbaugeprägten illyrischen Mischtyp. Durch das Nebeneinander der verschiedenen kleinflächigen Nutzungen entstehen hohe Vielfalt und Strukturreichtum, die das Landschaftsbild aufwerten und eine hohe Biodiversität aufweisen. In Kapitel 3 werden die verschiedenen Typen des illyrischen Mischtypes näher erläutert.

November 2018 Endbericht 16 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 2-13: Bergland | Illyrischer Mischtyp wiesengeprägt (Foto: freiland; 2017/10)

Abbildung 2-14: Hügelland | Illyrischer Mischtyp weinbaugeprägt (Foto: freiland; 2017/10)

November 2018 Endbericht 17 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 2-15: Tallandschaft | Illyrischer Mischtyp ackerbaugeprägt (Foto: freiland; 2017/10)

2.3 Einbettung in die Landschaft

Viele traditionelle Hofstellen oder bauliche Ensembles orientieren sich in ihrer Lage und Aus- richtung an den geomorphologischen Gegebenheiten und fügen sich in die landschaftlichen Rahmenbedingungen ein. Markante Geländemodellierungen oder bauliche Maßnahmen zur Hangstabilisierung (ZB Steinschlichtung) gehören traditionell nicht zu den Gestaltungsmaßnah- men des unmittelbaren Umfeldes der Hofstellen oder Weiler. Streuobstwiesen bildeten den Übergangsbereich zu den Feldern oder Wiesen, heute bilden auch verschiedene Ziergehölze und Koniferen diese Übergänge.

Hausbäume (meist Linde, in höheren Lagen auch Birke oder Bergahorn) sind ein weithin sicht- bares Zeichen von Hofstellen. Diese vegetativen Landmarks finden sich auch an Wegkreuzun- gen, im Umfeld von sakralen Bauten oder als „Jausenbaum“ auf Grünlandflächen.

November 2018 Endbericht 18 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 2-16: Osterwitz: offener Übergang zur Landschaft, Hausbaum als Landmark (Foto: freiland, 2017/10)

Abbildung 2-17: Schwanberg: offener Übergang zur Landschaft, Hausbaum als Landmark (Foto: frei- land, 2017/10)

November 2018 Endbericht 19 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

3 Veränderungsprozesse

Kulturlandschaften sind stark von geschichtlichen Strukturen geprägt und demnach ein ge- sellschaftliches Gemeinschaftsprodukt. Anders als geschichtliche Ereignisse lassen sich je- doch strukturelle Veränderungen nicht auf einzelne Personen oder eingeschränkte Personen- gruppen reduzieren. Dies zeigt den deutlichen Unterschied zur historischen oft denkmalge- schützten Baukultur deutlich, denen man oft einen Architekten oder Baumeister zuordnen kann. Bauliche Elemente werden mit wenigen Ausnahmen erst in ihrer Wirkung als Ensemble zu prägenden Elementen eines Landschaftsraumes.

Landschaften unterliegen einem ständigen Wandel, diese laufenden Veränderungen sind ein oft unterschätztes Merkmal von Landschaften. Ausgehend von den naturbedingten Vorausset- zungen und landschaftlichen Gegebenheiten sind unsere heutigen (Kultur-)landschaften über Jahrhunderte, sogar Jahrtausende hinweg durch die menschliche Nutzung verändert worden. Ein Landschaftsbild ist immer eine „Momentaufnahme“, also sichtbarer Ausdruck des laufen- den Zusammenspieles von Natur und Kultur bzw. Landschaft und Mensch.

In der Literatur spricht man von vier Strukturgruppen, die eine Kulturlandschaft prägen und ihr Erscheinungsbild formen:

Politisch-administrative: ZB Verfassung, Herrschaftsform Ökonomische: ZB Produktivkräfte, Produktionsverhältnisse Sozio-kulturelle: ZB Tradition, Rechtssysteme Naturräumliche: ZB Klima, Boden, Geologie.

Die daraus im Laufe der Jahre resultierende Vielfalt und Eigenart von Kulturlandschaften und auch Lebensräumen war über viele Jahrhunderte hinweg nur ein „Nebenprodukt“ der als Le- bensgrundlage dienenden Flächennutzungen oder Bewirtschaftungen. Kulturlandschaften er- bringen insgesamt bedeutsame materielle und immaterielle Leistungen für die Gesellschaft (Bewohner und Besucher), die an dieser Stelle zu nennen sind: materielle Leistungen ▪ Produktion von Nahrungs- und Lebensmitteln ▪ Trinkwasserversorgung ▪ Nutzung von Landschaften als Wohn- und Wirtschaftraum ▪ Nutzung von Landschaften zur Energiegewinnung Immaterielle Leistungen ▪ kulturell-ästhetische Funktionen des Landschaftsraumes als Identifikationsraum ▪ Raum für körperliche und seelische Erholung ▪ Lernort oder Träger der regionalen Kulturgeschichte

Landschaften sind darüber hinaus wertvolle Lebensräume für zahlreiche zum Teil sehr seltene und besondere Pflanzen- und Tierarten. Vielfach sind spezielle Lebensräume wie z.B. Streu- obstwiesen erst durch Nutzung und Pflege entstanden.

Behutsame Veränderungen sind die Grundlage einer nachhaltigen Landschaftsentwicklung, die eine dauerhafte Sicherung und Entwicklung der vielfältigen Funktionen, die die Landschaft für den Menschen erfüllt, sichert.

November 2018 Endbericht 20 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Die aktuellen Veränderungen sowie die Änderungen der letzten Jahrzehnte führen tendenziell zu einer Uniformierung der Landschaften, einer Reduktion der biologischen Vielfalt sowie zu Beeinträchtigungen von Boden, Wasser, Luft und auch dem landschaftlichen Erlebniswert. Die vielen Leistungen und Potenziale, die Landschaften für den Menschen zur Verfügung stellen, gehen dadurch oft verloren.

Der Wandel in der Landwirtschaft der letzten Jahrzehnte hat tiefgreifende Folgen für die Land- schaftsentwicklung. Die Landwirtschaft formte während Jahrhunderten die traditionelle Kul- turlandschaft als Nebenprodukt ihrer Nutzungen, heute hingegen fällt die treibende Kraft der Landschaftsgestaltung zunehmend aus. Der Erhalt des „Kulturgutes“ Landschaft lässt sich ak- tuell nur durch - langzeitig nicht gesicherter – Transferzahlungen bewältigen. Gleichzeitig stei- gen die Ansprüche vor allem an reizvolle Landschaften wie dem Schilcherland, insbesondere durch Freizeitaktivitäten, aber auch durch die Forderungen nach mehr Naturnähe oder Vielfalt in der Landschaft. Natur- und Landschaftserleben beeinflusst das psychische, physische und soziale Wohlbefinden von uns Menschen positiv. Es spielt eine wesentliche Rolle im Leben von Kindern ebenso wie von Erwachsenen und auch älteren Personen. Zahlreiche Studien und Er- gebnisse aus verschiedenen Forschungsbereichen belegen dies. Einen Einblick gibt ZB die Stu- die „Naturerlebnis und Gesundheit“, erstellt im Rahmen des Projektes Wasser: Wege von Na- turfreuden und Österreichischen Bundesforsten.

Der wirtschaftliche Wandel setzt die Landschaft im Schilcherland unter Druck – insbesondere die Landwirtschaft und der Tourismus, die direkt oder indirekt von den natürlichen Ressourcen leben und auch diese landschaftlich prägen. Die geforderte stärkere Marktorientierung ver- langt nach einer intensiveren Auseinandersetzung mit den landschaftlichen Gegebenheiten und deren Veränderungen.

Abbildung 3-1: Wechselwirkung von aktuellen Trends und Entwicklungen (Darstellung: freiland)

3.1 Landwirtschaft verändert Kulturlandschaft

„Vom selbstversorgenden Hof zum Dienstleistungsunternehmen“. Grundsätzlich lässt sich die Entwicklung der Landwirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg in diesem einen Satz ganz gut be- schreiben. Die Landwirtschaft nach dem zweiten Weltkrieg war durch einen hohen Grad an Selbstversorgung gekennzeichnet. Ein wesentliches Merkmal dabei waren die Vielfalt an Tier- rassen und Pflanzensorten regionaler Herkunft, welche mit zunehmender Mobilisierung zum Teil in Vergessenheit gerieten oder nicht mehr genug Ertrag brachten. In den Verkauf

November 2018 Endbericht 21 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland gelangten primär nur Ernteüberschüsse. In den 60iger Jahren setzte der Wandel von der Bau- ern- über die Land- zur Agrarwirtschaft ein. Moderne Produktionsmethoden wurden in der Landwirtschaft eingeführt. Die ersten Traktoren waren oft die sog. „Holztraktoren“, da viele Bauern sich einen Traktor nur durch den Verkauf von Wald leisten konnten.

Die Elektrifizierung der Haushalte und Wirtschaften schritt voran (Motor löst Ochsen ab). Die Produktion wurde verstärkt auf den Markt ausgerichtet. Externe Betriebsmittel (Pestizid-, Fun- gizid und Herbizideinsatz, Dünger, Kraftfutterzukauf bei Mischfutterwerken) werden einge- führt. Dadurch wurden neue Geschäfte und Berufe (Pharmazie, Futtermittel, Landmaschinen, ...) gestärkt.

Beim Generationenwechsel in den 70iger Jahren zeigte sich vor allem bei Übernahme von Hö- fen in Ungunstlage eine erste Welle in der Betriebsführung von Voll- auf Nebenerwerb.

Die Nebenerwerbsbetriebe wurden möglichst arbeitszeitsextensiv organisiert, d.h. es wurde verstärkt Ackerbau ohne oder mit stark reduzierter Tierhaltung betrieben. Bis zur Mitte der 80iger Jahre wurden die landwirtschaftlichen Produkte v.a. über Genossenschaften, Fleisch- ringe, und ähnliche Organisationen vermarktet. Diese hoben einen großen Teil der Handels- spanne ein, es wurden vermehrt alternative Vermarktungsformen (z.B. Direktvermarktung, Buschenschank, etc.) gesucht. Seit inzwischen doch schon geraumer Zeit ist die Hofüber- nahme, vor allem der Nebenerwerbslandwirtschaften, nicht mehr gesichert und es gibt einen deutlichen Trend der Überalterung der Betriebsführer sowie eine weiterhin fortschreitende Abnahme von landwirtschaftlichen Betrieben.

Abbildung 3-2: Technisierung in der Bewirtschaftung: vom Bauern zum Agrarlandwirt

Intensivierungsmaßnahmen der Landwirtschaft in Gunstlagen oder Nutzungsaufgaben von Grenzertragsflächen führen zu einer nachhaltigen Veränderung des Kulturlandschaft.

November 2018 Endbericht 22 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 3-3: Landschaftswandel durch Verbrachung/Verwaldung (Graphik: freiland)

Die Anzahl der Betriebe im Schlicherland ist gem. dem steiermarkweiten Trend stark rückläufig, so reduzierte sich die Anzahl der Haupterwerbsbetriebe im Zeitraum 1999 bis 2010 um 25,2% und die Anzahl der im Nebenerwerb geführten Betriebe im gleichen Betrachtungszeitraum um 24,7%. Parallel zu Abnahme an Betrieben stieg die Fläche pro Betrieb um ca. 31%. Es änderte sich auch die Betriebsform: deutlicher Rückgang der Tierhaltungs-/Grünlandbetriebe, dafür Anstieg an Wein- bzw. Intensivobstbetriebe sowie eine Zunahme der forstwirtschaftlich genutzten Flächen von insgesamt rund 4,2 % (entspricht 1.944ha). Der Anteil, der in der Landwirtschaft Tätigen ist weiterhin rückläufig. Weiters gibt es deutliche Änderungen in der Altersstruktur der Betriebsführer, so lag der Anteil an Pensionisten als Betriebsinhaber im Jahr 2010 bei 21,6%. Die Vergrößerung und Spezialisierung der einzelnen Betriebe bei rückläufiger Zahl der Beschäftigten führt langfristig zu einer deutlich spürbaren Reduktion von Landschaftspflegeleistungen, die seit Generationen in der Landwirtschaft üblich waren - dafür bleibt den Landwirten heute schlichtweg keine Zeit mehr.

Die damit im Zusammenhang stehenden dominanten Veränderungen im Landschaftsbild sind bereits deutlich lesbar: auf nordexponierten Hangbereichen im Hügelland finden zunehmend Verbrachungs- und Verwaldungsprozesse statt. Auf den meist südexponierten Gunstlagen im Hügelland nehmen Weinbauflächen oder Intensivobstbau zu, sodass es langsam zu einer an der Exposition ausgerichteten Zweiteiligkeit der landschaftsbildprägenden Nutzungen Wald und Wein-/Obstanbau kommt. Dominante Gehölzstrukturen, wie Solitäre in Grünlandflächen, Baumreihen entlang von Feldwegen oder Streuobstwiesen ziehen sich langsam aus der Landschaft der Talräume zurück. Einerseits stehen sie einer effizienten Bewirtschaftung im Wege (Schlaggrößen, Größe der Wirtschaftsgeräte) und andererseits ist die Pflege zu zeitaufwändig.

3.2 Landschaftsgebundenes Bauen stärkt die Kulturlandschaft

Baugestaltung und -einbettung sind landschaftsbildprägend. Landschaftsgebundenes Bauen mit stärkerem Bezug zu den Standortvoraussetzungen hinsichtlich Gebäudeausrichtung oder - höhe sowie gestalterische Einbettung in die Landschaft sollten nach Möglichkeit bei allen Bauvorhaben (Wohnbau, Gewerbe, Infrastruktur, etc.) forciert werden.

Neue Bauten außerhalb bzw. in Randlage der Siedlungen und Orte prägen und verändern das Landschaftsbild und sind deshalb besonders sorgfältig in die Umgebung einzubetten und ent- sprechende gestalterische Übergänge zu schaffen. Ob sich ein neues Gebäude in die Umge- bung ideal einfügt, hängt wesentlich von der Standortwahl und dem Umgang mit den Gege- benheiten vor Ort ab. Die architektonische Gestaltung und gärtnerische Einbettung sind dabei von großer Bedeutung und sollen das traditionelle Bauhandwerk bzw. regionale Gestaltungs- elemente und Vegetation berücksichtigen, können aber auch maßvoll weiterentwickelt und neu interpretiert werden. Bei der Gestaltung folgender Aspekte gilt es besonders, sich mit den

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Standortbedingungen intensiv auseinanderzusetzten und sich der Umgebung harmonisch ein- fügen: Situierung, Lage, Einbindung Zufahrt, Vorplätze, Parkplätze (Stellflächen) Geländemodellierung, Hangbefestigung Bepflanzung, Ausstattung Materialien und Farbgebung

Abbildung 3-4: Landschaftseinbettung am Beispiel Einfamilienhaus (Graphik: freiland)

Abbildung 3-5: Landschaftsveränderungen durch Gewerbe, Wohnbau inkl. Infrastruktur (Graphik: frei- land)

Aufbauend auf den Baupolitischen Leitsätzen des Landes Steiermark (2009) wurde ein Argu- mentarium zum Themenschwerpunkt Freiraum erstellt. Das Argumentarium behandelt die vielfältigen Aufgaben, die an Freiräume gestellt werden. Es besagt, dass diese nur dann erfüllt werden, wenn qualitätsvoll gestaltet, umsichtig auf das Umfeld abgestimmt und hochwertig geplant, erhalten und gepflegt wird. Die oben nur kurz angeführten Aspekte zum Themen- schwerpunkt Freiraum, werden im genannten Werk ausführlich behandelt.

Tabelle 2: Gebäude- und Wohnungszahlen im Bezirk Deutschlandsberg (Quelle: www.Landes- statistik.steiermark.at

Veränderungen 2011 2001 1991 1981 1981 / 2011 in %

Gebäude insgesamt 22.673 21.319 18.968 16.767 35,20% davon Wohngebäude 20.713 18.707 16.887 14.577 42,10% Wohnungen insgesamt 28.762 25.243 21.967 19.243 49,50% davon Hauptwohn- sitzwohnungen 23.739 22.065 19.009 16.907 40,40%

Insgesamt hat sich im Zeitraum 1981 bis 2011 die Anzahl der Gebäude um 35,2% erhöht, der Anteil von Wohngebäuden sogar um 42,1%. Damit im Zusammenhang steht auch eine Zu- nahme an Siedlungsflächen bzw. gewidmetem Bauland (2003 bis 2011 plus 7,6%).

Die bevorzugten Lagen zur Errichtung eines Eigenheimes sind in Aussichtslage auf Kuppen oder südexponierten Hängen – den größten Siedlungsdruck dabei haben die Lagen mit Nähe zu

November 2018 Endbericht 24 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland regionalen Zentren (ZB Deutschlandsberg, Stainz). Mehrparteienwohnhäuser oder -anlagen hingegen liegen meist innerhalb von Orten oder im direkten Anschluss daran. Von den insge- samt 28.762 Wohnung (Stand 2011) sind rund 83% als Hauptwohnsitz genutzt, im Jahre 1981 lag der Anteil noch bei 88%. Parallel zum Rückgang der Hauptwohnsitzwohnungen, steigt der Anteil an Nebenwohnsitzwohnungen bzw. Lehrständen.

Abbildung 3-6: Lebensweise und Konsumverhalten ändern sich 3.3 Erholung in „schöner“ Landschaft

Das Schilcherland hat in den letzten Jahren deutlich an Beliebtheit gewonnen, so stiegen die Ankünfte von Mehrtagesgästen im Zeitraum 1981 bis 2017 um 265% auf rund 77.500, wobei sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer mehr als halbiert hat. Der allgemeine Trend geht deutlich in Richtung kürzere Aufenthalte, dafür wird öfter verreist oder bestimmte Urlaubsorte pro Jahr öfter besucht. Wochenendausflüge oder verlängerte Wochenenden gewinnen zuneh- mend an Beliebtheit. Tendenziell steigt wochenends die Anzahl von Gästen in der Region.

Tabelle 3: Ankünfte Bezirk Deutschlandsberg (Quelle: Landesstatistik Steiermark)

Ankünfte Durchschn. Kalenderjahr Aufenthalts- insgesamt Inländer Ausländer dauer 1981 29.197 22.975 6.222 5,8 1991 50.338 38.659 11.679 4,0 2001 54.163 41.487 12.676 3,1 2011 62.844 47.777 15.067 3,0 2017 77.463 58.834 18.629 2,5

Die hohe Attraktivität und landschaftliche Vielfalt stehen für viele Erholungssuchende aus der Region sowie Tages- oder Mehrtagesgäste an oberster Stelle. Umfragen in vergleichbaren Re- gionen zeigen, dass das „erholen, relaxen, entspannen“ und „Natur genießen“ die wichtigsten Aktivitäten während eines Ausfluges oder Urlaubes sind. Gefolgt werden diese Aspekte von „in der frischen Luft bewegen“ und „Ruhe genießen“. Gesamtauswertungen zeigen Präferenzen November 2018 Endbericht 25 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland für einen Urlaubsort mit einer ausgewogenen Mischung aus Wein-, Wiesen- und Waldland- schaften in einem oder in der Nähe eines Naturschutzgebietes, in dem Urlauber die Möglich- keit haben Naturerlebnisangebote zu nutzen und die regionalen Produkte zu verkosten.

Die nachfolgenden Abbildungen zeigen, was an der Kulturlandschaft des Schilcherlandes besonders geschätzt wird und wie sich die Region ihren Gästen präsentiert:

Abbildung 3-7: Vielfalt und Strukturreichtum (Foto: http://www.das-steirische-weinland.at)

Abbildung 3-8: Weitblick und Tiefe (Foto: www.steiermark.com/)

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Abbildung 3-9: Sanfte Formen und Harmonie (Foto: http://www.das-steirische-weinland.at/Hinter- grund/schilcherland1.jpg)

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Abbildung 3-10: sanfte Formen (Landschaft Hochgrail | © TV-Stainz | Henry Sams)

Abbildung 3-11: Genuss und Entspannung (Fotos: Schilcherland | © Schilcherland | Harry Schiffer)

Die Region wirbt mit ihrer schönen und vielfältigen Landschaft und dies sehr erfolgreich, wie die oben dargelegten Besucherzahlen zeigen.

Die landschaftsbezogenen Entwicklungen und Veränderung sind jedoch nicht in allen Landschaftsräumen des Schilcherlandes gleich dynamisch. In peripheren, vergleichsweise schlecht erschlossenen Gebieten der Mittelgebirgslagen sind intensive Landnutzungen rückläufig, während in den Tallagen vor allem rund um Zentren großer Nutzungsdruck herrscht.

Die nachfolgenden Kapitel zeigen die unterschiedliche Entwicklungs- und Veränderungsdynamik sowie die Dominanz der jeweils vorherrschenden Nutzungen in den drei Großlandschaften.

November 2018 Endbericht 28 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

4 Aspekte der Baukultur im Kulturlandschaftswandel

Baukultur prägt Landschaften und Landschaften geben der Bauwerken in der Errichtung Rahmenbedingungen vor. Je nachdem wie sehr sich die baulichen Elemente an die landschaftlichen Gegebenheiten wie Morphologie oder Relief anpassen, wie exponiert die Vorhabensstandorte sind oder welche Größendimensionen Bauwerke erreichen, werden Landschaften durch Bauwerke verändert und überprägt. Wenn Bauwerke die traditionellen, regionalen Gestaltungsregeln übernehmen bzw. nach althergeprachter Tradition interpretieren und sich den landschaftlichen Gegebenheiten anpassen, wird der Charakter einer Kulturlandschaft gestärkt.

In den letzten hundert Jahren prägt nicht mehr ausschließlich die Land- und Forstwirtschaft das anthropogen beeinflusste Erscheinungsbild der Landschaft. Ver- und Entsorgungsfunktio- nen der Gesellschaft überprägen mit ihren dominanten Bauwerken zunehmend das Land- schaftsbild. Die intensiven Nutzungsbereiche konzentrieren sich überwiegend in den Becken- und Tallagen (Gewerbe-, Handels- und Produktionsstätten, Siedlungsraum, hochrangige Ver- kehrsinfrastruktur wie Bahn oder Bundesstraße). In den höheren Lagen treten vereinzelt tech- nische Bauten der Tourismusinfrastruktur (Weinebene) sowie Anlagen für Verkehr (Erschlie- ßungsstraßen, Passstraßen) oder Energieversorgung (Leitungsträger) ins Bild.

Grundsätzlich kann man einen Landschaftsraum in zwei Erlebniswelten differenzieren: einer- seits die intensiv baulich genutzten Siedlungs- Produktions- und Handelsbereiche, die sich meist in Tallagen befinden und im Gegensatz dazu der freie Landschafts- und Naturraum. Der land- und forstwirtschaftlich genutzte Landschaftsraum des Berg- und Hügellandes wird im Schilcherland als ein „Bild friedvoller, ästhetisch-emotional anrührender Natur“ erlebt und hat somit eine meist sehr hohe Erholungs- und Regenerationsfunktion für die Gesellschaft. Diese Landschaften haben sich über Jahrhunderte stets weiterentwickelt und wurden verschiedenen Änderungsprozessen unterworfen. Ausschlaggebend dabei sind jedoch die Maßstäblichkeit und Angemessenheit dieser Änderungsprozesse.

Schwere landschaftsästhetische Verluste durch technische Großstrukturen, wie z.B. Wind- kraftanlagen oder Staumauern von Speicherkraftwerken, können nicht dadurch aufgewogen werden, indem auf ihren möglicherweise hohen ästhetischen Eigenwert hingewiesen wird (Nohl, 2010). Die Ansicht, dass Windkraftanlagen doch „an sich“ schön seien oder Dämme von Speicherkraftwerken gut in die Landschaft integrierbar sind, ist nicht das zentrale Thema. Die Betrachtung von Einzelelementen ist im Landschaftserleben nicht ausschlaggebend. Aus land- schaftsästhetischer Sicht geht es nämlich primär nicht darum, einzelne Dinge zu betrachten, sondern um die Wirkung des gesamten Landschaftsraumes. Die Frage nach der Landschaftsäs- thetik ist immer eine Frage nach den kontextuellen Bezügen in der Landschaft. Landschaftliche Schönheit ist eben nur dort zu erleben, wo im Vergleich zu den Siedlungsgebieten die Land- schaft als ein naturnahes Ganzes aufscheint. Das aber gibt es in der Landschaft nur, wenn sich die anthropogenen Strukturen in den naturbestimmten landschaftlichen Kontext einfügen.

Mit der Errichtung von baulichen Großprojekten gehen deutliche Veränderungen des Land- schaftsbildes einher, dabei handelt es sich um folgende drei Veränderungsprozesse:

1. Veränderungen oder Beseitigung von Landschaftselementen, so dass sich die Vielfalt, Ei- genart, visuelle Naturnähe oder Schönheit gegenüber dem früheren Zustand vermindert 2. Hinzufügen neuer Elemente, die oft als störend empfunden werden, weil sie nach Form, Größe oder Aussehen aus dem Rahmen fallen, als Fremdkörper wirken oder den Land- schaftsraum visuell überprägen oder durch lineare Elemente zerschneiden. 3. Störung des Blickfeldes und von Sichtbeziehungen

November 2018 Endbericht 29 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

4.1 Landschaftsästhetische Wirkung linearer Infrastrukturen

Die Errichtung linearer Infrastrukturen wie ZB der Koralmbahn oder Straßenprojekten führt unter anderem zu folgenden landschaftsbildrelevanten Veränderungen:

Verlust von Landschaftselementen und -strukturen, wie dem Verlust von Gehölzstruktu- ren. Damit einher geht oft der Funktionsverlust der landschaftlichen Gliederung und Be- lebung, der Verlust prägender Strukturen oder sogar die Zerstörung von traditionellen Nutzungsformen. Durch Ausgleichsmaßen wie ZB gezielter Baum- und Strauchpflanzun- gen können diese Verluste oder Veränderungen in unmittelbarer Nähe zu den Eingriffen jedoch sehr gut kompensiert werden und die baulichen Anlagen oder Teile davon sehr gut in die Landschaft integriert werden. Die technische Überprägung durch Fremdkörperwirkung hängt sehr stark von der Einseh- barkeit des jeweiligen Landschaftsraumes ab. Die neuen Infrastrukturprojekte wirken vor allem in den Tallandschaften. In den Berg- und Hügellandschaften verläuft die Trasse un- terirdisch und hat demnach keine Auswirkungen auf die Landschaft im Schilcherland. Durch das linienförmige Einbringen naturferner Materialien und den Veränderungen der Oberflächenstruktur und Farbe entstehen deutlich wahrnehmbare Veränderungen des Landschaftsbildes, die oft mit einer visuellen Zerschneidung des Talraumes einhergehen. Durch eine entsprechende gestalterische Einbindung (ZB Sichtschutzdämme, Gehölz- strukturen) können die technischen Elemente gut in den Landschaftsraum eingebunden werden. Änderung der Anordungsformen oder des Raummusters werden im Verhältnis zu beste- henden Anordnungen gesehen und entstehen durch das Einbringen linienförmiger, land- schaftsfremder Strukturen und dem Verlust von Landschaftselementen. Veränderung von Maßstäben und Proportionen wirken im Landschaftsraum. Neben den Veränderungen im Landschaftsraum wirkt die Errichtung von hochrangigen Infrastrukturen auch auf die Siedlungsentwicklung. Es sind neue Bahnhofsareale erfor- derlich, Großbetriebe siedeln sich in unmittelbarer Nähe an und nutzen die Vorteile eines Bahnanschlusses. Bei diesen baulichen Entwicklungen kann mit einer entsprechenden Planung auf die „landschaftsräumlichen Vorgaben“ Rücksicht genommen und die Bauten entsprechend in den Landschaftsraum integriert werden. Durch Masterpläne oder Ge- staltungskonzepte können für diese Entwicklungsgebiete Vorgaben definiert werden, wie sich Baukörper in die Landschaft einfügen sollen und welche Gehölzstrukturen oder Ge- ländemodellierungen dies noch verstärken (Leitlinie siehe nachfolgendes Kapitel 4.3.)

Bezüglich Linien- bzw. Trassenführung können aus der Sicht der Landschaftsplanung folgende bautechnische oder reliefgestaltende Maßnahmen empfohlen werden:

Nutzung sichtverschattender Landschaftselemente und Strukturen zur visuellen Einbin- dung (ZB Erhebungen, Gehölzgruppen) Weitestgehende Anpassung an das Gelände zur Vermeidung großer Abgrabungen und Aufschüttungen sowie der Veränderung von Oberflächenformen Einbindung des Trassenverlaufes in vorhandene geomorphologische Besonderheiten ZB durch Anbindung der Trassenführung an vorhandene Geländekanten Vermeidung einer Durchschneidung der bestehenden Horizontlinie

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Dammschüttungen mit sanften Übergängen zum umgebenden Relief, sanfte Geländemo- dellierung der Böschungsflächen. Vermeidung von exakten, geradlinigen Böschungsflä- chen und Übergängen. Abrunden von Böschungskanten bei großen Böschungslängen Einbau von gliedernden Bermen ingenieurbiologische Sicherungsbauweisen an Böschungsflächen zur Minimierung der technischen Wirkung und somit besseren landschaftlichen Einbindung

Kreisverkehr In den letzten Jahren steigt die Anzahl der Errichtung von Kreisverkehren, die Hauptaufgabe von Kreisverkehren ist es die Verkehrsflüssigkeit und die Sicherheit an Kreuzungen zu erhöhen. Die runde Mittelinsel dient dabei einerseits der Verlangsamung des Verkehrs durch Ablenkung und anderseits dem Brechen der Durchsicht. Auf der Mittelinsel des Kreisverkehrs wird in der Regel ein Erdwall oder aber ein Sichthindernis erstellt. Innerhalb vieler Ortschaften übernimmt der Kreisverkehr neben verkehrstechnischen auch gestalterische Funktionen. Viele Gemeinden nutzen demnach die meist sehr prominent liegenden Mittelinseln, um sich und ihre Region durch Tafeln, Kunstfiguren oder extravagante Bepflanzungen zu präsentieren bzw. die Flächen aufwendig zu gestalten. Die Gestaltungs- und Präsentationsfunktion domi- niert vor allem an den Ortsrändern, benutzbar oder betretbar sind diese Flächen jedoch nicht. Sie sind primär vom Auto aus zu betrachten.

Neben Bepflanzungen werden auch künstlerische Elemente oder Objekte zur Gestaltung der Mittelinsel verwendet. Dabei dürfen aber die Aufmerksamkeit und die Sicherheit (Schleuder- und Selbstunfälle) der Fahrzeuglenkenden nicht beeinträchtigt werden. Der Ideenvielfalt zur Gestaltung der Mittelinsel sind kaum Grenzen gesetzt, wie verschiedene realisierte Beispiele zeigen. In den Mittelinseln sind aus landschaftsplanerischer Sicht naturnahe Flächen und Strukturen erwünscht. Sie schließen reduzierte, künstlerische Objekte nicht aus.

November 2018 Endbericht 31 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Bei der Gestaltung der Mittelinseln werden folgende Vorgaben empfohlen: Die Gestaltung des Innenraums soll in einem ausgewogenen Verhältnis zum Umfeld und zur angrenzenden Nutzung stehen. Ein Objekt soll nicht auf Firmen oder Produkte verweisen (kein Werbezweck). Vorteilhaft ist ein Bezug zur Standortgemeinde oder der Region. Im Weiteren sollte das Objekt: ▪ sich nicht bewegen, nicht blenden und nicht aktiv leuchten (Ausnahmen wären z.B. Objekt mit fließendem Wasser, wobei Wasserspiel oder Brunnen sich im nutz- baren öffentlichen Raum besser eignen) ▪ keine scharfen Kanten stirnseitig im unteren Bereich (bis 2.0 m ab maximaler Höhe eines Erdwalls) ▪ mit Rücksicht auf den Straßenraum und die Straßenbeleuchtung sollte eine maxi- male Höhe von 9.0 m ab Fahrbahnniveau eingehalten werden ▪ nicht über die Böschung hinausragen

Abbildung 4-1: Schematische Darstellung Höhenentwicklungen im Kreisverkehr

4.2 Landschaftsästhetische Wirkung mastartiger Bauwerke

Die Errichtung mastartiger Bauwerke (ZB Windkraftanlagen, Masten von hochrangingen Lei- tungsträgern) führt zu Veränderungen im Landschaftsbild und auch im Landschaftserleben.

In der Literatur werden viele, verschiedene Störwirkungen von mastartigen Bauwerken (wie ZB Windenergieanlagen, nach NOHL 2010) auf die Landschaft erörtert. Die nachfolgende Ta- belle beinhaltet einen Überblick der relevanten Indikatoren und beschreibt deren Wirkun- gen.

Maßstabsverlust: In den mitteleuropäischen Kulturlandschaften gibt es bezüglich der Hö- henentwicklung von Windkraftanlagen kaum vergleichbare Elemente. Ästhetische Maß- stabsbildner, wie Bäume oder Kirchtürme sind kaum höher als 25 bis 30m. Vor allem das Überragen von Berg- und Hügelketten bildet eine maßstäbliche Verfremdung Eigenartsverlust: Die hohen Türme und weit ausladenden Rotoren der Windkraftanlage sind in ihrer Größe und Form neue technische Elemente, die den jeweiligen Landschafts- raum dominieren und dadurch die bestehende Eigenart beeinflussen können. Technische Überformung: Das Erlebnis von Natur zählt zu den grundlegenden land- schaftsästhetischen Präferenzen. Dieses Bedürfnis stammt aus dem Wissen, das die Na- tur die Lebensgrundlage ist. Windkraftanlagen hingegen sind technologisch-industrielle Einrichtungen, die ein technisch geprägtes Landschaftserlebnis hervorrufen. Strukturbrüche: Aufgrund der visuellen Dominanz werden Windkraftanlagen als Gliede- rungselemente wahrgenommen. Mit der Errichtung von mastartigen Großbauten werden neue Dominanzpunkte und Dominanzlinien in der Landschaft geschaffen, die die beste- hende meist langsam gewachsene Gliederung der Kulturlandschaften zerstören.

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Belastungen des Blickfeldes: Laut Nohl gehören ungestörte Blickfelder zu den fundamen- talen landschaftsästhetischen Bedürfnissen des Menschen, wobei das Auge immer auf Entdeckung aus ist und insbesondere auch nach Fernzielen sucht. Aufgrund der außeror- dentlichen Höhe und der Drehbewegung der Rotoren ziehen Windkraftanlagen die visu- elle Aufmerksamkeit an sich. Horizontverschmutzung: Auf waagrecht gelagerten und lang gestreckten Horizonten der Landschaft heben sich hohe und schlanke Formen deutlich ab. Zerstörung exponierter Landschaften: u den exponierten geomorphologischen Standor- ten zählen Berggipfel, Kämme, lang gestreckte Hänge, Terrassen oder Geländekanten. Die landschaftsästhetische Bedeutung liegt darin, dass dies die bevorzugten Ziele der vi- suellen Wahrnehmung sind. Mastartige Bauten wirken in exponierten Landschaften be- sonders stark. Sichtverriegelungen: Mastartige Bauten in entsprechender Anzahl und räumlicher Aus- dehnung stellen mit ihrer mächtigen Höhe sperrige Infrastrukturen dar, die durchaus zu ästhetischen Sichtverriegelungen führen. Vor allem Standorte auf ästhetisch wertvollen Geländelagen wie z.B. auf Hängen, Terrassen oder Kämmen wirken oft ästhetisch blo- ckierend. Rotorbewegung bei Windkraftanlagen: Die stetige Flügelbewegung übt eine unbewusste Anziehungskraft auf das Auge aus und lenkt so den Betrachter vom selbstbestimmten Genuss der Landschaft ab. Verlust der Stille: Aufgrund der Lärmentwicklung der sich drehenden Rotoren sind im Nahbereich der Anlagen das stille Landschaftserleben und die ruhige landschaftsbezo- gene Erholung beeinträchtigt. Weiters ist in diesem Nahbereich die Wahrnehmung land- schaftstypischer Töne und Klänge, wie das Gezwitscher der Vögel, das Zirpen der Grillen, das Plätschern eines Baches, etc. beeinträchtigt. Störungen der Nachtlandschaften: Zum Zwecke der Flugsicherheit ist es unter Umstän- den eine Befeuerung von mastartigen Bauwerken mit entsprechender Höhe auf expo- nierten Landschaften erforderlich. Diese künstlichen Lichtquellen überprägen die charak- teristischen nächtlichen Lichtverhältnisse der ansonsten meist unberührten Landschaf- ten.

Wenn mastartigen Bauwerke errichtet werden, sind diese kaum in den einen traditionellen Landschaftsraum integrierbar. Die technische Überprägung ist je nach Vorhabensstandort auch in größeren Distanzen bis knapp 40km erkennbar, wobei die Wirkungen mit zunehmen- der Entfernung rasch abnehmen.

November 2018 Endbericht 33 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

4.3 Landschaftsästhetische Wirkung der Siedlungsentwicklung

Während in der Berglandschaft des Schilcherlandes die Einwohnerzahlen rückläufig sind und daher die Siedlungsentwicklung eher stagniert, sind im Hügelland und in den Tallandschaften durchaus dynamische Siedlungsentwicklungen zu erkennen. Im Hügelland wachsen die Sied- lungsbereiche linear entlang der Hügelkuppen sowie in oder rund um die eingestreuten Ort- schaften der Seitentallagen. Es dominiert das Einfamilienwohnhaus. In den Tallandschaften im Übergangsbereich zum Hügelland entlang der Achse Lannach – Stainz – Deutschlandsberg – Schwanberg – Eibiswald liegen die Hauptsiedlungsgebiete des Schilcherlandes. Diese Sied- lungsgebiete unterliegen einer starken Entwicklungsdynamik, haben höhere Dichten, erfüllen viele überörtliche Funktionen und unterliegen einer vergleichsweise rasanten landschaftsbild- lichen Veränderungsdynamik. Die den Siedlungsräumen angelagerten Flächen mit geringer Reliefenergie stehen im Focus von Fachmarktzentren inkl. Parkanlagen oder Betriebs- und Ge- werbegebieten. Die Siedlungsflächen in hügeliger Aussichtslage hingegen stehen im Focus der Wohngebietserweiterung.

Zersiedelung, Agglomeration Reinhard Seiß geht in seinem Artikel zur Zersiedelung in Österreich kritisch auf die Entwicklun- gen der letzten Jahrzehnte ein: „Unsere allseits beklagte Siedlungsentwicklung sieht zwar wie Wildwuchs aus, ist aber das Produkt von 40 Jahren ziviltechnischer Raumplanung, gesetzeskon- former Planungsverwaltung und demokratisch legitimierter Politik.“ Jedes freistehende Einfa- milienhaus im Grünen, jedes Fachmarktzentrum mit großflächigen Parkplätzen außerhalb der Orte, jedes Betriebsgebiet an einer hochrangigen Infrastruktur (Bahn oder Straße) wurde in einem ersten Schritt von Fachleuten sorgfältig geplant und in einem zweiten Schritt von den Behörden geprüft und genehmigt. Gleichzeitig treffen sich Vertreterinnen und Vertreter aus genannten Sparten regelmäßig zu Tagungen und Konferenzen, um festzustellen, dass die Ent- wicklung unseres Siedlungsraums so nicht weitergehen dürfe. Seit Jahrzehnten findet in vielen zentralen Gebieten eine Metamorphose unserer Kulturlandschaft zu einer Verbrauchsland- schaft statt. Die Ursache liegt vor allem darin, dass in vielen Gebieten nur „kosmetisch“ anstatt substantiell (ZB durch Abschaffung der Wohnbauförderung für das Einfamilienhaus) agiert wird. Mut zur Veränderung wurde bei der Baukultur-Enquete des Steirischen Landtages 2014 deutlich. Mit Ausnahme einer Landtagsfraktion bekannten sich die VertreterInnen der mehr- heitlichen Landtagsfraktionen zur Abschaffung der Wohnbauförderung für das Eigenheim.

Mit seiner flächendeckenden und verbindlichen Regionalplanung, mit der Gemeindestruktur- reform - oder auch der Ausdehnung der Vertragsraumordnung auf bereits gewidmetes Bau- land hat die Steiermark in den letzten Jahren mehr als die meisten anderen Bundesländer den Willen zu Veränderungen gezeigt. Jetzt geht es darum den neuen Rahmenbedingungen mit entsprechender Umsetzung zu folgen, dazu folgende Anregungen oder Empfehlungen für die Gemeinden: Anwendung vertragsraumplanerischer Maßnahmen Chancen der Gemeindestrukturreform zur Schaffung neuer räumlicher Schwerpunkte nutzen bei Parzellierungen neugewidmeter Flächen verdichtete Bauformen stärken Einführung von Gestaltungsbeiräten zur gestalterischen Beratung von Bauherrn

November 2018 Endbericht 34 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Gestaltungsbeirat Leider entsprechen vielfach die Gestaltungsvorstellungen der angehenden Häuslbauer den vorgegebenen architektonischen Tendenzen von Fertigteilhausproduzenten, die in ihrer Form und Dimension selten auf die regionalen Baugepflogenheiten Rücksicht nehmen. Der Typus eines sogenannten Toskana Hauses oder Bungalows entspricht nicht der Bauweise des hügeli- gen Schilcherlandes und benötigt zur Errichtung auch vielfach enorme Erdbewegungen oder Hangstabilisierungsmaßnahmen (ZB Steinschlichtung), die auch das Landschaftsbild nachhaltig prägen. Bewusstseinsbildung und Informationen zum regionalen, landschaftsangepassten Bauen sind wichtig, der Gestaltungsbeirat ist ein Instrument dafür.

Ein Gestaltungsbeirat trifft sich in der Regel einmal pro Monat, um sich vor Ort mit den Bau- werbern zusammenzusetzen und deren Baupläne detailliert zu besprechen. Das Gremium setzt sich aus drei bis fünf unabhängigen fachkundigen Experten zusammen und hat die Auf- gabe alle baulichen Vorhaben in der Gemeinde im Hinblick auf Orts- und Landschaftsbild und äußere Gestaltung zu beurteilen. Um diese Beurteilung nicht erst im Behördenverfahren vor- zunehmen, gibt es ZB in der Marktgemeinde Stainz seit dem Gemeinderatsbeschluß vom No- vember 2017 monatliche Gestaltungsbeiratstage, bei denen jeder Bauwerber vor dem Beginn der Einreichplanung sich über alle Möglichkeiten beraten lassen kann.

Der Gestaltungsbeirat hat eine beratende Funktion, die das Ziel verfolgt, die architektonische Qualität in der Region zu verbessern. Das Bestreben dabei ist es in einem möglichst frühen Stadium (es liegen erste Ideen oder Skizze vom Bauvorhaben vor), das gemeinsame Gespräch zu suchen. Ein Grundsatz des Gestaltungsbeirates lautet: Eine möglichst intakte Landschaft ist neben einer hohen Lebensqualität für die Bewohner das größte Kapital für den Ausflugs- und Mehrtagestourismus, der gerade im Schilcherland ein wichtiges wirtschaftliches Standbein darstellt. Es solle daher ein Anliegen aller sein, das Landschaftsbild der Region bestmöglich zu erhalten. Jeder weitere Baukörper sowie jede Veränderung eines Baukörpers tragen dazu bei.

November 2018 Endbericht 35 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

5 Sieben Pilotregionen in drei Kulturlandschaftstypen

Das Schilcherland hat Anteil an drei Großlandschaften, die auf Grund ihrer naturräumlichen Gegenbenheiten unterschiedliche Voraussetzungen für Landnutzung oder Besiedelung bieten und sich dementsprechend auch unterschiedlich dynamisch entwickeln. Während Verände- rungen in der Berglandschaft sehr langsam vor sich gehen, sind es vor allem die Talräume in denen viele zum Teil sehr intensive und dynamische Nutzungsansprüche aufeinandertreffen. Im Hügelland hingegen finden sich bereichsweise dynamische Entwicklungen im Zusammen- hang mit Siedlungserweiterung oder Wein-/Obstanbau sowie ein langsamer Rückzug der Land- wirtschaft in Ungunstlagen, der zu einem Anwachsen der Waldflächen führt.

Die Veränderungsdynamik innerhalb der Großlandschaften steigt mit der Nähe zu größeren Orten mit Schwerpunkten in Wirtschaft, Gewerbe oder Handel sowie mit der Nähe zu hoch- rangigen Infrastrukturen.

Zur Darlegung der unterschiedlichen Entwicklungsdynamik mit Bezug zum jeweiligen Land- schaftsraum erfolgte die Abgrenzung von insgesamt sieben Pilotregionen.

Tabelle 4: Pilotregionen, Auswahlkriterien drei Großlandschaften Auswahl von Pilotregionen: mit sechs Pilotregionen Repräsentative Landschaftsaus- Berglandschaft / Koralmabdachung: schnitte (2,5 km mal 2,5 km Raster) ▪ Osterwitz dynamische Räume ▪ Schwanberg traditionelle Räume Hügelland typische Räume ▪ Stainz / St. Stefan ob Stainz Auswahl der Pilotregionen in Abstim- ▪ Eibiswald mung mit RM und BBL Tal- / Siedlungslandschaften ▪ Deutschlandsberg ZIEL: unterschiedliche Entwicklungsdyna- ▪ Preding / Wettmannstätten mik in den Großlandschaften aufzeigen, ▪ St. Martin / St. Peter im Sulmtal Veränderungen der Landnutzungsvertei- lung plakativ darstellen, Grundlage für die regionalen Diskussionsrunden schaffen

Arbeitsschritte der GIS - Analyse: Die Veränderungen der Landnutzung in den Pilotregionen werden anhand von Luftbildinter- pretationen durchgeführt. Im Wesentlichen umfasst die Bearbeitung die folgenden Arbeits- schritte:

1. Grundlagendaten zusammenstellen: Die für die Landschaftsanalysen erforderlichen Grundlagendaten wurden vom Land Steiermark (GIS-Steiermark. Geoinformation aus dem Land für das Land) zur Verfügung gestellt. Bei der Grundlagenrecherche stellte sich heraus, dass es zwar ältere Luftbilder gibt, diese jedoch nicht georeferenziert sind und somit nicht für die Analysen herangezogen werden konnten. 2. Teilräume / Pilotregionen abgrenzen: Insgesamt werden sieben Pilotregionen (jeweils 2,5km x 2,5km inkl. 2,5km Puffer) in

November 2018 Endbericht 36 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abstimmung mit dem RM Südweststeiermark und der BBL Südweststeiermark abge- grenzt. Aus den insgesamt drei Großlandschaften werden Gebiete mit unterschiedlicher Entwick- lungsdynamik herausgesucht, anhand derer die Veränderungen beispielhaft dargestellt werden können. 3. Landnutzung je Pilotregion abgrenzen: Die Abgrenzung der Landnutzung erfolgte als Luftbildinterpretation (Bearbeitungsmaß- stab 1:5.000) unter Einbeziehung relevanter Grundlagendaten vom GIS-Steiermark (http://www.landesentwicklung.steiermark.at). Die Luftbildinterpretation der Zeitreihe erfolgte für die vom Land Steiermark digital zur Verfügung gestellten Orthofotos.

Abbildung 5-1: GIS-Bearbeitung, Abgrenzung der Landnutzung

4. Auswertung, Interpretation, Analyse: Je Pilotraum und Betrachtungszeitraum erfolgte eine flächenmäßige Erfassung der land- schaftsrelevanten Landnutzungen, die in der direkten Gegenüberstellung die Verände- rungstendenzen verdeutlichen. Die Differenzdarstellung zeigt den Landschaftswandel der einzelnen Landnutzungen, die flächenmäßig erfasst, ausgewertet und als Tortendia- gramm dargestellt wurden.

Abbildung 5-2: Auswertung der GIS-Analysen

November 2018 Endbericht 37 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

5.1 Berglandschaft

Abbildung 5-3: Berglandschaft, Pilotregionen im Schilcherland (Quelle: freiland ZT GmbH, 2018)

Der Gebirgszug der Koralm mit seinen sanften Abdachungen im Osten sowie der Poßruck im Süden bildet die Berglandschaft im Schilcherland. Die Berglandschaft ist ein Mix mit montaner Grünlandwirtschaft und Waldflächen, darin eingestreut finden sich Höfe und Weiler.

Kennzeichen dieses Kulturlandschaftstyps sind die rodungsinselartig in das Waldgebiet einge- streuten Einödblockfluren der größeren Einzelgehöfte. Diese liegen meist auf den durch Ver- flachungen abgetreppten breiten Geländerücken. Die steileren Flanken der Kerbtäler und Schluchten sind aufgrund ihrer hohen Reliefenergie kaum besiedelt.

Die dominante Nutzung ist die Forstwirtschaft, sodass großflächige Forstgesellschaften, klein- räumig aber auch naturnahe Waldgesellschaften das Landschaftsbild prägen. Die starke Zu- nahme des Waldes nahm seinen Ausgang gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wa- ren aufgrund niedriger Holzpreise viele Bauern gezwungen, die bis dahin agrarisch genutzten Flächen an Großwaldbesitzer zu verkaufen. In der Folge wurde ein Großteil dieser Flächen mit Fichtenmonokulturen aufgeforstet. Dieser Trend der Waldzunahme hält im Prinzip bis heute an, wobei in den letzten Jahren, begünstigt durch eine Umstellung der Förderpraxis, Misch- waldbestände wieder stärker aufgeforstet werden.

November 2018 Endbericht 38 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 3 2: Einödblockflur mit Einzelgehöft von Obstbäumen umgeben (Foto: freiland; 2017/10)

Ein Beispiel aus dem Gebiet Schwanberg zeigt, dass allein zwischen 1949 und 1983 der Anteil der Waldfläche um 17% (von 45% auf 62% Waldfläche an der Gesamtfläche) zugenommen hat (BMUJF 1989). Im deutlich kürzeren Zeitraum von 1999 bis 2010 stieg die forstwirtschaftlich genutzte Fläche in der Gemeinde Schwanberg sogar um 25,4%. Ein vergleichbar massiver Ver- lust an bewirtschafteter, offener Kulturlandschaft findet auch im Bereich Poßruck/Remschnigg statt. Die nachfolgenden Abbildungen (Abbildung 5-4 bis Abbildung 5-6) verdeutlichen die landschaftlichen Veränderungen auf den Hängen zwischen Oberhaag (Tal) und St. Pongratzen (Gipfelregion) in der Zeit von 1934 bis 2004. Dieser Trend der angrenzenden südsteirischen Region setzt sich auch im Schilcherland fort. Der Wandel in der Kulturlandschaft wird aber auch durch die Verringerung der Almflächen deutlich. Durch die stark rückläufige Zahl rinderhalten- der Betriebe und Rinder werden Almen deutlich geringer bestoßen. Schwendtarbeiten werden nicht mehr durchgeführt, der Bedarf an Almweiden ist rückläufig. Verbrachung und Verwal- dung schreiten sukzessive voran und beginnen den Waldgürtel langsam zu schließen und die höheren Zonen bis unmittelbar an die Baumgrenze heranzuziehen.

Das gemähte oder beweidete Dauergrünland der Koralm wird von visuell wirksamen, naturna- hen Kleinbiotopen durchzogen. An klimatisch begünstigten Südhängen tritt eine kleinräumige Nutzflächenvielfalt aus Hutweidenresten, Intensivweiden, Dauerwiesen, Obstbaumwiesen, Getreideäcker (v.a. Roggen) und teilweise Sonderkulturen wie der regionaltypische Ölkürbis hinzu.

November 2018 Endbericht 39 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 5-4: Hänge zwischen Oberhaag (Tal) und St. Pongratzen (Gipfel) 1934.

Abbildung 5-5: Hänge zwi- schen Oberhaag (Tal) und St. Pongratzen (Gipfel) 1975.

Abbildung 5-6: Hänge zwi- schen Oberhaag (Tal) und St. Pongratzen (Gipfel) 2004.

November 2018 Endbericht 40 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Charakteristisch für die montane Grünlandwirtschaft sind die durch Beweidung mehr oder we- niger stark aufgelichteten und verhagerten Waldreste, in denen neben der Birke auch die Edel- kastanie häufig auftritt. Solche Weidewäldchen dienten zu Zeiten einer auf Selbstversorgung angewiesenen Bergbauernwirtschaft nicht nur als Holz- und Viehfutterquelle sondern brach- ten auch diverse Nebeneinkünfte. Die Edelkastanie diente als Lieferantin essbarer Früchte und Bienenweide, aus den jungen Birkenzweigen wurden Reisigbesen hergestellt. Durch das Vor- handensein der als Schattenspender gepflanzten Obstbäume sowie von Gebüschgruppen aus verbissresistenten Sträuchern, wie Rose und Weißdorn, ergibt sich eine hohe Kleinlebens- raumvielfalt. Als Begrenzung solcher Weideflächen dienen traditionell Baumhecken oder Bach- gehölze kleinerer in Tobeln verlaufender Gerinne. Diese landschaftswirksamen Strukturele- mente sind eng mit der traditionellen Bewirtschaftung verbunden, neuere Entwicklungen ZB in der Milchviehhaltung führen zu Großbetrieben in Tallagen mit guter Anbindung an milch- verarbeitende Betriebe sowie ganzjähriger Stallfütterung.

Abbildung 5-7: Waldgürtel der Berglandschaft

Die Hangfußzone ist durch den als "illyrischen Mischkultur" bezeichneten Kulturlandschaftstyp geprägt. Deutlich wird dies in den Übergangsbereichen, wo Weinbau stärker hervortritt. Cha- rakteristisch für diese Kulturlandschaft ist die Gemengelage unterschiedlicher Nutzungen wie Obstbaumwiesen, trockenen Mähwiesen, Weingärten und andere Sonderkulturen.

Das oberste Stockwerk der Landschaftsräume in der Berglandschaft bildet der Bereich über der Waldgrenze und die Kampfzone. Es beinhaltet die Felsregion, den Bereich der alpinen Mat- ten und des Zwergstrauchgürtels. Es zeichnet sich durch große Hangneigungen, langanhal- tende Schneebedeckung bei hohen Niederschlagsmengen und kurzer Vegetationsperiode aus.

November 2018 Endbericht 41 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Von besonderer landschaftlicher Schönheit in diesem Landschaftsraum ist die „Deutschlands- berger Klause“, eine Klamm die den Mittellauf der Niederen Laßnitz begleitet. (NSG-19c Ge- schützter Landschafsteil, Natura 2000)

Landschaftsschutzgebiete Große Teile der Berglandschaft sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, deren Schutz- zweck primär in der Erhaltung der natürlichen Landschaftselemente sowie der Bewahrung der Charakteristik der landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft liegt. Das Landschaftsschutz- gebiet Koralm (LSG 01) umgibt das Naturschutzgebiet „Seekar und Bärental“. Das Landschafts- schutzgebiet Pack - Reinischkogel – Rosenkogel (LSG 02) umfasst die nördlichen und das Land- schaftsschutzgebiet Soboth – Radlpaß (LSG 03) die südlichen Teile des Koralmgebietes (siehe Abbildung 5-8 und Tabelle 5-5).

Tabelle 5-5: Landschaftsschutzgebiete im steirischen Koralmgebiet. Bezeichnung Schutzgebiet Politischer Bezirk Gemeinde LSG - 01 Koralm Deutschlandsberg Schwanberg LSG - 02 Pack - Reinischkogel - Deutschlandsberg, Deutschlandsberg, St. Stefan ob Stainz, Rosenkogel Voitsberg Stainz LSG - 03 Soboth - Radlpaß Deutschlandsberg Eibiswald

Abbildung 5-8: Landschaftsschutzgebiete (Quelle: GIS Steiermark)

November 2018 Endbericht 42 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

5.1.1 Siedlungsentwicklung und Infrastruktur

Der Bereich der steirischen Koralm, also im Wesentlichen die Ostabhänge mit den primär Nord- west-Südost verlaufenden Tälern und Gräben sind ein sehr dünn besiedeltes Gebiet. Sehr deut- lich zeigt dies folgende Übersicht über das (gewidmete) Bauland, Plangrundlage ist das digitale Höhenmodell (Quelle: Digitaler Atlas Steiermark):

Abbildung 3 18: in Rot: Bauland-, Gebäudeverteilung der Berglandschaft (Bildgrundlage: Höhenmodell, Darstellungen: freiland, Juli 2018)

Die Hauptsiedlungsgebiete im Bezirk Deutschlandsberg liegen außerhalb der Berglandschaft auf der Achse Lannach – Stainz – Deutschlandsberg – Schwanberg – Eibiswald, welche in We- sentlichen dem Übergang des Berglandes ins Riedel- bzw. Hügelland und in breitere Talschaf- ten folgt. Im Bergland der Koralm finden sich kleine verstreute, jedoch relativ kompakte Sied- lungsgebiete – vornehmlich im nicht bewaldeten Gebiet.

Der (kultur-) landschaftliche Reiz des Gebietes liegt vor allem in den weiten Waldgebieten und den darin eingelagerten Ortschaften und kleinen Siedlungen. Zur Erhaltung dieser Ortschaften sollten Siedlungserweiterung nur in Anlehnung an die regionalen Gepflogenheiten erfolgen. Ein großer Zuzug ist jedoch nicht zu erwarten, die Bevölkerungsentwicklung in diesem Bereich ist tendenziell rückläufig. Gemäß dem Vergleich der Bevölkerungszahlen von 1991, 2001 und 2011 ist insbesondere in den „Berggemeinden“ ein sehr hoher Bevölkerungsverlust festzustel- len. Die Verluste reichen dabei bis zu 21% innerhalb von zehn Jahren im Betrachtungszeitraum 1991 bis 2001 (Gemeinde Freiland), Soboth, Osterwitz und Wielfresen müssen in diesem Be- trachtungszeitrum ebenfalls Verluste von mehr als zehn Prozent verzeichnen. Im Betrach- tungszeitraum 1991 bis 2011 sind in 5 von 17 Betrachtungsräumen Bevölkerungsrückgänge über 20% zu verzeichnen (siehe dazu nachfolgende Graphik).

November 2018 Endbericht 43 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Tabelle 6: Bevölkerungsentwicklung Berglandschaft (Auswahl gem. Regionsabgrenzung, räumlicher Bezug: Gemeinden vor Strukturreform)

Wohnbevölkerung

Gemeinden* Veränderung Veränderung 2011 2001 1991 2001 bis 1991 2011 bis 1991 in % in % Aibl 1.426 1.521 1.635 -7% -13% 2.292 2.300 2.296 0,2% -0,2% Freiland bei Deutschlandsberg 148 128 162 -21% -9% Garanas 267 300 332 -10% -20% Greisdorf 1019 1055 1012 4% 0,7% Gressenberg 309 352 379 -8% -18% Großradl 1.437 1.505 1.558 -4% -8% Kloster 192 233 244 -5% -21% Marhof 1034 1063 1074 -1% -4% Osterwitz 147 167 192 -15% -23% Sankt Oswald ob Eibiswald 562 641 701 -9% -20% Schwanberg 2.078 2.097 2.135 -2% -3% Soboth 341 421 492 -17% -31% Trahütten 391 412 391 5% 0,0% Wernersdorf 642 673 711 -6% -10% Wielfresen 594 698 791 -13% -25% Wies 2.292 2.484 2.580 -4% -11% Bergland 15.171 16.050 16.685 -4% -9%

Bezirk Deutschlandsberg 60.689 61.498 60.581 1,5% 0,2%

*..zur Darstellung der räumlichen Verteilung wurden die Gemeindebezüge vor Strukturreform herangezogen

Zur Darstellung der Bevölkerungsentwicklung in der Berglandschaft wurden die Gemeinden vor der Strukturreform herangezogen, da sich die aktuell gültigen Gemeindeabgrenzungen zum Teil über alle Großlandschaften erstrecken (vgl. Abbildung 2-1) und so der kleinräumige Unterschied nicht so deutlich herausgearbeitet und dargestellt werden kann.

In den Hauptsiedlungsgebieten des Bezirkes Deutschlandsberg herrscht eine deutliche Sied- lungsdynamik, verbunden mit teilweise starken Entwicklungen entlang der Hauptverkehrsrou- ten (z.B. B76 Radlpaß-Bundesstrasse). Diese Entwicklungstendenz liegt schwerpunktmäßig in den an das Bergland angrenzenden Tal- und Hügellandbereichen und sind relativ scharf be- grenzt.

Der Bezirk Deutschlandsberg zeigt insgesamt eine leichte Steigerung in der Bevölkerungsent- wicklung, die vor allem in den Tal- und Hügellangen stattfinden.

November 2018 Endbericht 44 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

5.1.2 Pilotregionen der Berglandschaft

PR Schwanberg

Abbildung 5-9: Pilotregion Schwanberg

Die Pilotregion Schwanberg liegt zur Gänze in der Gemeinde Schwanberg.

Diese Pilotregion hat eine kaum wahrnehmbare Veränderungsdynamik. Die Siedlungs- und Inf- rastrukturflächen sind annähernd gleich geblieben, ebenso wie die landwirtschaftlich genutz- ten Offenlandbereiche. Es kam zu einer geringen Reduktion von Gehölzstrukturen durch eine Zunahme an Waldflächen. Dies entspricht dem generellen Trend der Waldzunahme im Berg- land als Folge der natürlichen Sukzession (Verbrachung/Verbuschung).

November 2018 Endbericht 45 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

PR Osterwitz

Abbildung 5-10: Pilotregion Osterwitz

Die Pilotregion Osterwitz liegt zur Gänze in der Gemeinde Deutschlandsberg und umfasst den Ausflugsort Osterwitz.

Diese Pilotregion hat eine kaum wahrnehmbare Entwicklungs- bzw. Veränderungsdynamik im Bereich der Siedlungs- und Infrastrukturflächen sowie der landwirtschaftlich genutzten Of- fenlandbereiche. Insgesamt ist jedoch eine deutliche Zunahme von Waldflächen zulasten von Gehölzstrukturen ablesbar. Die Analyse zeigt, dass es sich hier um Flächen handelt, die aus der Bewirtschaftung genommen wurden und langsam in Waldflächen übergeführt werden. Da es sich um relativ großflächige, zusammenhängende Flächen handelt, kann man davon ausgehen, dass es sich hier um die Auflösung landwirtschaftlicher Betriebe bzw. Almflächen handelt.

November 2018 Endbericht 46 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

5.2 Hügelland

Das Hügelland liegt im Spannungsfeld zwischen der Koralpe und der Weite des Grazer und Leibnitzer Feldes sowie der das Hügelland durchstreifenden Täler eines Stainzbaches, der Laßnitz, Schwarzen oder Weißen Sulm. Das Wesen des Weststeirischen Riedellandes liegt in den sanft geformten Mulden und Rücken mit einem bunten Mix an Nutzungen, Formen und Mustern. Diese Nutzungsvielfalt ist ausschlaggebend für diese reichhaltig differenzierte Kul- turlandschaft mit vielen auch ökologisch sehr wertvollen Strukturen.

Abbildung 5-11: Weststeierisches Riedelland um 1990 (Quelle: Karl Lieb)

Auf den Riedeln befinden sich Rodungsinseln mit Höfen, Kleinweilern und Einfamilienhäusern. Typisch für diese Riedel sind die steilen, schwer bearbeitbaren, Hänge mit illyrischer Mischkul- tur (Wein- und Obstbau, Kürbisäcker, kleine Wiesen). Wald stockt auf den nach Nordosten o- der nach Nordwesten gerichteten Hängen. Die Bewegtheit des Reliefs schafft die Vorausset- zungen für einen ausgeprägten Wechsel der Standortbedingungen für landwirtschaftliche Pro- duktion, was wiederum ein abwechslungsreiches Landschaftsbild zur Folge hat.

Den besonderen Reiz dieser Kulturlandschaft machen die vielen unterschiedlichen Nutzungen aus. Der Anbau von Getreide, Mais, Feldfutterpflanzen oder wärmebedürftiger Spezialkulturen wie z.B. Ölkürbis prägt vor allem das Landschaftsbild der kleinen Seitentäler. Auf den südexpo- nierten Gunstlagen dominiert vor allem in den nördlichen Bereichen der Weinanbau. Aber auch zahlreiche Obstkulturen finden hier ihren Platz. Waldflächen liegen überwiegend nord- seitig, Wiesenflächen sind auf südexponierten Hängen durch den Rückgang der Tierhaltung sowie der Intensivierungen im Weinbau nur mehr vereinzelt anzutreffen.

Die Tendenzen zur Intensivierung der Landnutzung der letzten Jahre führen zu einer Verände- rung des Landschaftsbildes. Auf den zumeist südseitig gelegenen Gunstlagen wird zunehmend Wein angebaut. Hingegen werden die zumeist nordseitig gelegenen Ungunstlagen aus der Be- wirtschaftung genommen und beginnen zu verbrachen. Diese Flächen werden nicht mehr ge- mäht, beginnen zu verwalden oder werden aufgeforstet. Der Trend geht in Richtung Reduktion

November 2018 Endbericht 47 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland der Vielfalt des Landschaftsbildes: Blickt man nach Süden auf die Nordhänge dominieren die Wälder, blickt man nach Norden auf die Südhänge dominiert Weinbau.

Abbildung 5-12: Blick auf die südexponierten Hänge des Riedellandes (Quelle: freiland, 20171016)

Abbildung 5-13: Blick in die Seitentäler, im Hintergrund nordexponierte Hänge (Quelle: freiland, 20171016)

November 2018 Endbericht 48 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 5-14: Blick nach Osten auf die Riedellandschaft (Quelle: freiland 20171016)

Heute finden sich in den für den Landschaftsraum standorttypischen Laubmischwäldern viele Flächen, die mit Fichtenmonokulturen aufgeforstet wurden. Historisch wurde der Wald viel intensiver und vielfältiger genutzt. So wurde Laubstreu zusammengerochen und als Einstreu verwendet, die Edelkastanie als Schweinefutter gesammelt oder das Schwendholz zur Brenn- holzgewinnung herausgearbeitet. In den letzten Jahrzehnten nahm die Unternutzung der Waldflächen stark zu und der Anteil an nicht standortgerechten Fichtenmonokulturen erhöhte sich. Änderungen in den Wäldern des Hügellandes, die vor allem die Erholungssuchenden mer- ken. Die Erholungs- und Wohlfahrtsfunktion (Wandern, Spazierengehen, Mountainbiken, etc.) gewinnt im Zusammenhang mit dem Ausflugstourismus zunehmend an Bedeutung.

5.2.1 Illyrischer Mischtyp des Hügellandes

Dieser Subtyp dominiert im Hügelland und an den Abhängen des Steirischen Randgebirges. Charakteristisch für diesen Subtyp ist eine vielfältige zumeist kleinteilig organisierte Nutzung. Rund um die Höfe, die in Streulage stehen, finden sich Streuobstwiesen, Hausäcker, Wiesen, Äcker mit Sonderkulturen, Weingärten und Wald. Die Flurorganisation ist oft eine Wein- gartstreifenflur. D.h. in der Landschaft sind schmale, kleine Flächen eng verzahnt und zum Teil über Gehölzstreifen, Hecken, Feldgehölze oder Raine miteinander verbunden (siehe Abbildung 2-6).

Die oben beschriebene Landschaft ist in ihrer Form über Jahrhunderte durch die Arbeit der Bauern und Bäuerinnen hergestellt und erhalten worden. Die Nutzung beruht auf den natürli- chen Voraussetzungen wie Höhe, Exposition, Boden, Kleinrelief u.a. Die Landschaft hier ist ge- prägt vom Prinzip des differenzierten Umgangs mit Flächenunterschieden in der bäuerlichen Bewirtschaftungsweise. Somit lassen sich drei Varianten unterscheiden, die dies widerspie- geln. Die folgenden Typen differenzieren sich auch hinsichtlich ihrer Höhenlage.

Illyrischer Mischtyp – wiesendominiert: Diese sehr strukturreiche Variante erstreckt sich vom Talboden in die Riedel. Höhenmäßig stellt sie die unterste Zone dar, in der kein Weinbau betrieben werden kann (erhöhte Frost- gefahr). Hier finden sich viele Wiesen, zum Teil auch auf ackerfähigen Standorten. Auf den zumeist kleinflächigen Äckern wird Mais, Getreide und Kürbis angebaut. Die

November 2018 Endbericht 49 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Landschaftselemente sind ineinander verflochten und ergeben ein abwechslungsreiches Bild. Vor allem in den südlichen Regionen des Schilcherlandes finden sich noch hofnahe und hof- ferne Weiden. Im Herbst wird das zwei- oder einmähdige Dauergrünland oft nachbeweidet. Innerhalb dieser Variante sind viele Wiesenbrachen und Aufforstungen von Wiesen zu be- obachten. Diese Flächen liegen meist in niedriger Lage, sind nord- bis nordostexponiert und grenzen an einen Wald. Brachen, Aufforstungen oder Christbaumkulturen sind sichtbare Hin- weise auf Veränderungen in der Landwirtschaft.

Abbildung 5-15: Veränderungen des Illyrischen Mischtypes (Quelle: freiland, 20171015)

Abbildung 5-16: Weideflächen des illyrischen Mischtypes

November 2018 Endbericht 50 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 5-17: Artenreiche Wiesen im Illyrischen Mischtyp

Illyrischer Mischtyp – ackerdominiert Viele Äcker finden sich dort, wo – wie in der vorigen Variante – Weinbau noch nicht mög- lich ist, aber größere, maschinell leicht erreichbare und bearbeitbare Flächen als Acker- standorte in Frage kommen.

Abbildung 5-18: Ackerbau im illyrischen Mischtyp

Illyrischer Mischtyp – obstbaudominiert Erwerbsobstanlagen von Kulturen wie Äpfel, Birne, Pfirsiche, Holunder, Ribisel, u.a. über- wiegen in dieser Form der Landnutzung. Sie unterscheiden sich von dem Kulturland- schaftselement Streuobstwiese dadurch, daß speziell für den Verkauf gezüchtete Sorten zum Zug kommen (Form, Größe, Farbe und Haltbarkeit des Obstes). Beim Kern- und Steinobst werden Spindelanlagen mit niedrigstämmigen Bäumen gepflanzt, die entspre- chende Pflege (Schnitt, Dünger, Spritzmittel, Hagelschutz). Von den drei Produkten der Streuobstwiese (Streu, Obst und Heu) erfolgt hier eine Spezialisierung auf ein Produkt –

November 2018 Endbericht 51 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

(Tafel)Obst. Häufig findet man diese Variante dort, wo aufgrund der natürlichen Voraus- setzungen Wein- und Ackerbau nicht möglich ist. So eignen sich für den Erwerbsobstbau auch weniger strahlungsbevorzugte und niedrigere Lagen, wobei Spätfröste großen Scha- den anrichten können. Auffällig sind viele erst jüngst gepflanzte Anlagen. Im Betrach- tungszeitraum 2012 bis 2017 stiegt die Fläche mit Intensivobstbau im Schilcherland von 145,32ha auf 331,90ha. 2012 wurden lt. Statistik nur Äpfel, Birnen, Marillen und Pfirsiche angebaut. Bis 2017 stieg die Anzahl der Obstbaubetriebe von 49 auf 112, ihr Sortiment erweiterte sich durch Kirschen / Weichseln, Beerenobst, Schalenobst Holunder oder Aro- nia. (Quelle: www.landesstatistik.steiermark.at)

Abbildung 5-19: Obstbau im Illyrischen Mischtyp

5.2.2 Siedlungsentwicklung und -Infrastruktur

Im Hügelland entwickeln sich die Siedlungsbereiche bevorzugt entlang von Erschließungsstra- ßen in Kuppen-/Aussichtslage. Im Gegensatz zu den deutlich kompakteren Siedlungsbereichen im Bergland, dominieren im Hügellandbereich langgestreckte Siedlungsstrukturen. In den süd- exponierten Gunstlangen grenzen die Weingärten unmittelbar an die Siedlungsbereiche, tra- ditionelle Übergangsstrukturen (ZB Streuobstwiesen) fehlen oft. Schwerpunktmäßig in West- oder Ostlagen finden sich eingestreute Flächen mit extensiven Nutzungen oder Gehölzstruk- turen. Hochstamm-Obstgehölze oder Solitäre bilden oft den Übergangsbereich der Ortschaft zum Landschaftsraum und unterstreichen die Vielfalt des Hügellandes.

Siedlungsbezogen dominiert im Hügelland die Einfamilienwohnbebauung, die sich gerne ent- lang der Gemeinde- oder Landesstraße an landwirtschaftliche Hofstellen oder Wohngebäude in Aussichtslage angliedert. Geschoßwohnbau oder größer dimensionierte Baukörper mit be- trieblichen Nutzungen liegen schwerpunktmäßig in den Ortschaften der Tallagen.

Die Siedlungsentwicklung zeigt sich auch in der zunehmenden Bevölkerungsentwicklung. Wie Tabelle 7 zeigt, gewinnen vor allem die dem steirischen Zentralraum nahen Gebiete.

November 2018 Endbericht 52 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Abbildung 5-20: Bauland-, Gebäudeverteilung der Berglandschaft (Bildgrundlage: Höhenmodell, Dar- stellungen: freiland, Juli 2018)

Tabelle 7: Bevölkerungsentwicklung im Hügelland (Quelle: Landesstatistik Steiermark)

Wohnbevölkerung

Gemeinden* Veränderung Veränderung 2011 2001 1991 2001 bis 1991 2011 bis 1991 in % in % Georgsberg 1.473 1.422 1.373 3% 7% Hollenegg 2.135 2.259 2.146 5% -0,5% Limberg bei Wies 929 946 944 0% -2% Rassach 1433 1388 1286 7% 11% St. Josef (Weststeiermark) 1387 1337 1176 12% 18% St. Stefan ob Stainz 2191 2198 2092 5% 5% Unterbergla 1.371 1.424 1.425 0% -4% Hügelland 10.919 10.974 10.442 5% 5%

Bezirk Deutschlandsberg 60.689 61.498 60.581 1,5% 0,2% *..zur Darstellung der räumlichen Verteilung wurden die Gemeindebezüge vor Strukturreform herangezogen

November 2018 Endbericht 53 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

5.2.3 Pilotregionen im Hügelland

PR Stainz / St. Stefan ob Stainz

Abbildung 5-21: Pilotregion Stainz

Die Pilotregion Stainz hat Anteil an den Gemeinden Stainz und St. Stefan ob Stainz. Der ge- wählte Ausschnitt beinhaltet den Bereich Hochgrail und Lestein – beides äußerst beliebte Aus- flugsziele des Schilcherlandes mit einer hohen Dichte an Weinbaubetrieben (Buschenschank, Direktvermarktung).

Die Nutzungsänderungen zeigen, dass südexponierte Bereiche mit Gehölzstrukturen sowie Grünlandflächen in Weinanbauflächen umgewandelt wurden. Die deutliche Erweiterung von Siedlung-/Infrastrukturflächen geht zulasten von Acker-/Grünland und im untergeordneten Ausmaß zulasten von Gehölzstrukturen. Bevorzugt wurden die Aussichtslagen, die sich zu ei- nem mehr oder weniger geschlossenen Siedlungsband entwickelt haben. Im Bereich Mar- hof/Mitterweg erfolgte eine Siedlungserweiterung zulasten von Grünlandflächen. Der Anteil an Waldflächen blieb im Betrachtungszeitraum konstant.

November 2018 Endbericht 54 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

PR Eibiswald

Abbildung 5-22: Pilotregion Eibiswald

Die Pilotregion Eibiswald liegt zur Gänze in der Gemeinde Eibiswald. Der gewählte Ausschnitt liegt südöstlich der Ortschaft Eibiswald im aufsteigenden Hügelland im Gebiet von Feisternitz / Feisternitzberg, Oberlatein und Wutschenberg. Der Lateinbach bildet ein Seitental, die Ufer- begleitvegetation strukturiert diesen durchwegs landwirtschaftlich (Grünland, Ackerbau) ge- nutzten Talboden.

Die Nutzungsänderungen zeigen eine Zunahme an Siedlungsflächen, welche tendenziell ent- lang von Straßen in Kuppenlage erfolgte (ZB Bereich Feisternitzberg) sowie als Siedlungserwei- terung in Feisternitzberg in Richtung Eibiswald. Die Siedlungsentwicklung geht mit dem Rück- gang an Acker- und Grünlandflächen einher. Der Verlust an Gehölzstrukturen entspricht in etwa der Zunahme an Waldflächen. Es sind dies überwiegend Flächen, die aus der landwirt- schaftlichen Nutzung genommen wurden und verwalden. Die anfangs einsetzende Verbu- schung ging im Laufe der Zeit in Waldflächen über. Der Flächenanteil an Weinanbau bzw. Son- derkulturen blieb während des Betrachtungszeitraumes annähernd gleich, es erfolgte eine Verlagerung vom Anbau an Sonderkulturen zum Weinanbau.

November 2018 Endbericht 55 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

5.3 Tal- und Siedlungslandschaft

Die Tallandschaften sind geprägt von intensiven Nutzungen. Durch die guten Bonitäten und gute Bewirtschaftbarkeit dominiert der Ackerbau in großen Schlagfluren, Übergangsbereiche wie Feldraine fehlen oft. Gehölzstrukturen in Form von Feldgehölzen oder Streuobstwiesen sind nur sehr reduziert vorhanden und finden sich im direkten Umfeld von Hofstellen oder in den Übergangsbereichen zum Hügelland. Entlang von Gewässern finden sich jedoch unter- schiedlich breit ausgeformte, uferbegleitende Gehölzstreifen, die die Talböden gliedern. Wald- flächen sind nur kleinflächig vorhanden und inselartig in die Agrarflächen eingestreut.

In den Tallandschaften liegen die Hauptsiedlungsbereiche des Schilcherlandes mit unter- schiedlichen lokalen, regionalen und teils überregionalen Funktionen. Hier sind die großen In- dustrie-, Gewerbe- und Handelsbetriebe, letztere haben sich in den vergangenen Jahrzehnten an den Rändern der Orte entwickelt und so neue Ansichten der Ortseinfahrten geschaffen.

Hochrangige Verkehrsinfrastrukturen (Schiene, Straße) verbinden die Orte in den Talland- schaften und gliedern den Talboden.

5.3.1 Siedlungsentwicklung und Infrastruktur

Abbildung 5-23: Bauland-, Gebäudeverteilung der Siedlungs- und Tallandschaften (Bildgrundlage: Hö- henmodell, Darstellungen: freiland, Juli 2018)

Die Hauptsiedlungsgebiete im Bezirk Deutschlandsberg liegen auf der Achse Lannach – Stainz – Deutschlandsberg – Schwanberg – Eibiswald. Die Siedlungsbereiche schmiegen sich an die ansteigende Hügel- und Berglandschaft im Westen, verzahnen sich entlang von Höhenrücken mit dem Berg- und Hügelland, entwickeln sich aber schwerpunktmäßig entlang der Täler nach Osten. November 2018 Endbericht 56 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Die dem steirischen Zentralraum nahen Gemeinden Stainz und Lannach (Abgrenzung vor Strukturreform) haben im Zeitraum von 1991 bis 2011 eine Bevölkerungszunahme von 26% bzw. 23%. Die dezentral gelegenen ehemaligen Gemeinden (Abgrenzung vor Strukturreform) Eibiswald, Wies, Pölfing-Brunn und Sulmeck-Greith haben hingegen einen deutlichen Bevölke- rungsrückgang von jeweils über 10%.

Insgesamt stieg die Bevölkerung in den Gemeinden der Tal- und Siedlungslandschaften im Be- trachtungszeitraum 1991 bis 2011 um 2%, im Zeitraum 2001 bis 2011 war die Bevölkerung sogar leicht rückläufig. Seit 2011 stieg die Bevölkerung jedoch wieder von 60.689 Personen auf 60.734 Personen, ein Plus von nicht ganz 1%.

Tabelle 8: Bevölkerungsentwicklung Tal- und Siedlungslandschaften (Quelle: Landesstatistik Steiermark)

Wohnbevölkerung

Gemeinden* Veränderung Veränderung 2011 2001 1991 2001 bis 1991 in 2011 bis 1991 % in % Deutschlandsberg 8.127 7.983 7.760 3% 5% Eibiswald 1.397 1.476 1.568 -6% -11%

Frauental a.d. Laßnitz 2.937 2.997 2.949 2% -0,4%

Groß St. Florian 2.927 2.973 2.891 3% 1% Lannach 3.315 3.105 2.699 13% 23% Pitschgau 1.573 1.631 1.589 3% -1% Pölfing Brunn 1.665 1.785 1.902 -7% -12% Preding 1.684 1.642 1.573 4% 7% St. Martin Sulmtal 1.816 1.981 1.947 2% -7% St. Peter Sulmtal 1.356 1.267 1.256 1% 8% Stainz 2.524 2.341 2.007 14% 26% Stainztal 1.467 1.433 1.440 0% 2% Stallhof 525 512 496 3% 6% Sulmeck - Greith 1.339 1.507 1.545 -3% -13% Wettmannstätten 1.544 1.454 1.428 2% 8,1% Wies 2.292 2.484 2.580 -4% -11% Tallandschaft 36.488 36.571 35.630 3% 2%

Bezirk Deutschlandsberg 60.689 61.498 60.581 1,5% 0,2%

*..zur Darstellung der räumlichen Verteilung wurden die Gemeindebezüge vor Strukturreform herangezogen

November 2018 Endbericht 57 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

5.3.2 Pilotregionen der Tallandschaft

PR Preding / Wettmannstätten

Abbildung 5-24: Pilotregion Preding

Die Pilotregion Preding hat Anteil an den Gemeinden Preding und Wettmannstätten. Der ge- wählte Ausschnitt beinhaltet den Ort Preding sowie Zehndorf und Wohlsdorf in Wettmannstät- ten.

Die Nutzungsänderungen liegen vor allem im Ausbau der Koralmbahn und der L601. Die Sied- lungsentwicklungen haben ihren Schwerpunkt im Gewerbe-, Betriebs- und Handelsgebiet in Preding. Die Zunahme an bebauten Flächen führt in diesem Pilotgebiet zu einem Verlust von Acker- und Grünlandflächen. Die Waldflächen haben sich gering reduziert, dafür gibt es einen Anstieg an Gehölzstrukturen. Diese Gehölzstrukturen stammen zum Großteil aus den Aus- gleichsmaßnahmen im Zuge der Infrastrukturerrichtung.

November 2018 Endbericht 58 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

PR St. Peter i.S. / St. Martin i.S.

Abbildung 5-25: Pilotregion St. Martin und St. Peter im Sulmtal

Die Pilotregion St. Peter, St. Martin im Sulmtal hat Anteil an den Gemeinden St. Peter und St. Martin im Sulmtal. Der gewählte Ausschnitt beinhaltet die Orte Freidorf, Bergla und Sulb bei St. Martin.

Insgesamt gibt es in dieser Pilotregion nur sehr geringe Veränderungstendenzen. Der Anteil an Acker-/Grünland dominiert den Talraum, die Siedlungsgebiete liegen im Übergangsbereich zum Hügelland entlang der Landesstraße bzw. Eisenbahntrasse. Im Talraum liegen keine Wald- flächen, sie sind in den ansteigenden Hügellandbereichen. Ufergehölze entlang der Bäche glie- dern den Talboden.

November 2018 Endbericht 59 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

PR Deutschlandsberg

Abbildung 5-26: Pilotregion Deutschlandsberg

Die Pilotregion Deutschlandsberg liegt zum Großteil in der Gemeinde Deutschlandsberg, ein Bereich im Südosten der Pilotregion liegt in der Gemeinde Schwanberg.

Die Entwicklungs- und Veränderungsdynamik liegt vor allem in der Zunahme an Siedlungs- und Infrastrukturflächen die an bestehende Siedlungsbereiche andocken und sich vor allem in den Tallagen weiterentwickeln. Die Analysen zeigen, dass die Erweiterung der Siedlungsbereiche durchwegs auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen oder zulasten von Bereichen mit Ge- hölzstrukturen erfolgt. Weiters gibt es in gegenständlicher Pilotregion eine Zunahme an Wein- bauflächen auf südexponierten Flächen, die vorher landwirtschaftlich als Grünland genutzt wurden. Die Waldflächen bleiben annähernd konstant.

November 2018 Endbericht 60 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

6 Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

Die Themen Baukultur und Kulturlandschaft sind sehr eng miteinander verknüpft und können in vielen Bereichen nicht einzeln betrachtet werden. In der Öffentlichkeitsarbeit erfolgt daher eine Verknüpfung beider Themen. Bei der Start- und Abschlussveranstaltung werden Kurzre- ferate beider Themen vorgetragen, bei den Workshops werden strukturierte Diskussionen zu jeweils einer Fragestellung je Themenbereich moderiert (Stichwortprotokolle zu den Work- shops siehe Anhang)

Kulturlandschaft sowie deren Erhalt und Pflege sind ein gesellschaftliches Interesse. Land- schaft als Wahrzeichen strahlt weit über die Landesgrenzen hinaus, prägt die Bewohner und schafft Identität. Nur durch eine dauerhafte konstruktive und kooperative Zusammenarbeit der regionalen Akteure kann die vielfältige Kulturlandschaft im positiven Sinne weiter gewan- delt werden und dadurch auch ein größtmöglicher Nutzen für die Bewohner und die Besucher des Schilcherlandes erreicht werden.

Kulturlandschaft wird als selbstverständlich gesehen, ist jedoch das Produkt zahlreicher „Land- schaftsgestalter und -pfleger“. Wer welchen Beitrag leisten kann und wie verschiedene - auch wirtschaftliche - Entwicklungen in der Landschaft wirken, stehen im Mittelpunkt der Öffent- lichkeitsarbeit. In den Workshops werden diese Fragen aufgeworfen und ein Dialog über die Kulturlandschaft initiiert.

Ziele der Öffentlichkeitsarbeit:

Die Teilnehmer informieren über ▪ die visuellen Besonderheiten der einzelnen Kulturlandschaften ▪ Kulturlandschaftswandel und dessen dahinterliegende Veränderungsprozesse ▪ die Wechselwirkungen von Produktion und Kulturlandschaft Stakeholder für das Thema gewinnen Unterlagen für Entscheidungsträger schaffen

Öffentliche Veranstaltungen in der Region:

1. Startveranstaltung Kulturlandschaftswandel im Schilcherland, Baukultur 2015+: Ziel der Veranstaltung ist es die Region für das Thema Kulturlandschaftswandel und Bau- kultur sowie baukulturelle Entwicklungen zu informieren und sensibilisieren. Nach einer kurzen Einführung sollen Impulsreferate zu ausgewählten Fach- und Themen- bereichen verschiedene Blickwinkel für die nachfolgende moderierte Diskussionsrunde aufwerfen. 2. Workshop l: Kulturlandschaftswandel im Schilcherland. Schwerpunkt Tallandschaften. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der Kulturlandschaftswandel in den Tallandschaf- ten des Schilcherlandes. Schwerpunktmäßig liegen die Veränderungstendenzen in der In- tensivierung der Landwirtschaft sowie der zunehmenden Siedlungsentwicklung. Welche Möglichkeiten im Bereich der Landschaftspflege sowie welche Trends in der Gesellschafts- /Siedlungsentwicklung gesehen werden, sind die Themen der moderierten Diskussion. (Stichwortprotokoll siehe Kapitel 6.3)

November 2018 Endbericht 61 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

3. Workshop ll: Kulturlandschaftswandel im Schilcherland. Schwerpunkt Hügelland. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der Kulturlandschaftswandel in den Hügellandbe- reichen des Schilcherlandes. Schwerpunktmäßig liegen die Veränderungstendenzen in der Intensivierung des Wein-/Obstbaues sowie der zunehmenden Verbrachung von Grenzer- tragsflächen. Welche Möglichkeiten im Bereich der Landschaftspflege sowie welche Trends in der Gesellschafts-/Siedlungsentwicklung gesehen werden, sind die Themen der moderierten Diskussion. (Stichwortprotokoll siehe Kapitel 6.2) 4. Workshop lll: Kulturlandschaftswandel im Schilcherland. Schwerpunkt Berglandschaft. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der Kulturlandschaftswandel im Bergland des Schilcherlandes. Schwerpunktmäßig liegen die Veränderungstendenzen in der zunehmen- den Verbrachung von Grenzertragsflächen sowie dem Rückgang von Gründland- bzw. Almflächen. Welche Möglichkeiten im Bereich der Landschaftspflege sowie welche Trends in der Gesellschafts-/Siedlungsentwicklung gesehen werden, sind die Themen der mode- rierten Diskussion. (Stichwortprotokoll siehe Kapitel 6.1) 5. Schlußveranstaltung: Schilcherland 2030 – Landschaft in Gefahr? Vorstellung der Projektergebnisse sowie Kurzzusammenstellung der diskutierten Themen, Problemaufrisse und möglicher Lösungsansätze rund um den Kulturlandschaftswandel. Das Impulsreferat zur Baukultur stand unter dem Motto „Altes ehren. Neues zulassen.“ Die Podiumsdiskussion beleuchtete die vorgestellten Themen aus ihrer jeweiligen berufli- chen Sicht. Die Resultate der Landschaftsanalysen der Pilotregionen wurden auf Plakaten ausgestellt und die Veranstaltungsteilnehmer konnten sich im Detail über die Ergebnisse informieren

6.1 Regionale Diskussionsrunde zu Berglandschaft

Diskussionspunkte zu „Lebensqualität durch Landschaftspflege“ Agrarprinzip ändern zur Förderung der Kleinstrukturen, als Konsument kann man durch gezielten Kauf von regionalen Produkten schon Einfluss nehmen Unter Erzherzog Johann gab es unzählige Apfel- und Birnensorten – heute ist dies stark reduziert; Sortenvielfalt sollte wieder gestärkt werden - Beispiel Apfel (vom Frühapfel bis zum Boskop als Lagerapfel) →Streuobstaktion, Schulaktionen Bewusstseinsbildung beim Konsumenten – (ZB Wasser in Plastikflaschen einsperren und nach Hause tragen, ist bei der regionalen Trinkwasserqualität nicht erforderlich!) Bewusstsein schaffen – regionales Beispiel: am Welternährungstag im Oktober gehen die Bäurinnen in die Schulen. Umfragen zeigen, dass viele Kinder nicht wissen, wo die Le- bensmittel herkommen. Beratungssystem „bäuerliches Leben in der Oststeiermark“ Regionale Wirtschaftskreisläufe aufbauen und stärken; Regionale Vermarktungsringe auf- bauen um den Zwischenhandel auszuschalten. Kulturlandschaft ändert sich laufend, Einkommen des Landwirtes muss trotzdem gesi- chert sein, eine Förderschiene kann hilfreich sein. Änderungen der Bewirtschaftungsformen hängen auch an wirtschaftlichen Rahmenbe- dingungen: Versicherungen, Förderungen z.B. Weinbau/Hagelnetz Regionale Kreisläufe einsetzen - für die Dienstleistung „Landschaftspflege“ muss auch be- zahlt werden. Wenn man vom Tourismus leben will, muss man sich auch zur Landschaft bekennen.

November 2018 Endbericht 62 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Landwirtschaftskammer sollte die strengen Reglementierungen wieder mit Hausverstand lockern Kleine landwirtschaftliche Strukturen sind wichtig, da sie wertvolle Beiträge in der Land- schaftspflege leisten. Dem muss auch mit entsprechender Wertschätzung begegnet wer- den. Zusammenschluss von Gastronomie und Landwirten Kantinen mit Regionalen Produkten beliefern (ZB Produktionsschule / Jugend am Werk tut dies bereits und es war kein einfacher Weg bis dahin) Vertriebssystem aufbauen, derzeit gibt es noch Mangel an Gemüsebau, Vertriebsapp für die Konsumenten („Bauern vernetzen sich“) – gibt es in Ansätzen schon, gehört noch verdichtet Positives Beispiel: „Veit Milch“ beliefert Schulen und LKH Bewußtsein ist tlw. zu ändern, Buschenschänker verkaufen nicht immer ihre eigenen Pro- dukte, sondern sehr viele beziehen auch vom Großhandel Wochenmärkte in vielen Regionen, und dieses System ausbauen, beginnend in den grö- ßeren Gemeinden. Dzt gibt es einen Bauernmarkt am Freitag und Dienstag in Deutsch- landsberg, der sehr gut angenommen wird. Bestehende Märkte zusammenziehen und ein Schilcherlandspezialitätennetzwerk auf- /ausbauen. Muss über einen Verein geregelt werden, damit die Produkte auch wirklich regional sind. Zusätzliches Angebot für einen Wochenmarkt in Stainz am Hauptplatz. Kleinräumig anfangen. Konzept im Lebensmittelhandel Hubmann in Stainz: Regionale Produkte werden im Han- del integriert.

Diskussionspunkte zu „Gesellschaft- / Siedlungsentwicklung“ Baustoff Holz – ist für nachhaltiges Bauen nur bedingt und nur in den dafür geeigneten Bereichen (ZB Dachstuhl) sinnvoll. (nur 7% des Holzes werden im Land verbaut – viele Im- portsysteme umgehen das System) Genius locii (Geist des Ortes) / Häuser in die Natur, wie sie in die Landschaft passen. Landschaftsverträglich Bauen Es braucht regionale Strukturen in der Baugehmigung, dies würde in vielen Fällen die nö- tige Distanz schaffen. Gestaltungsbeirat in Stainz – erste Runde letzte Woche: Zweite Runde schon im Juni; Schulungen müssen auch für die Gemeinderäte durchge- führt werden. Luftverschmutzung (Staub), Lärmbelastungen, Lichtverschmutzungen, Geruchskreise, op- tische Verschmutzung wird eventuell zukünftig ein Thema werden, da es zu einer Wert- minderung angrenzender Bauten führt. (Tarek Leitner: Mut zur Schönheit) Glasierte Dachziegel spiegeln sich und heben sich in der Landschaft ab - bilden somit ei- nen Fremdkörper

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Solar- oder Photovoltaik auf Dächern verändern auch die Landschaft. Nach der Fusionie- rung kommen viele Ortsteile zusammen, jeder Ort sollte sich gemäß seinem Erschei- nungsbild und seiner Baukultur weiterentwickelt werden. Instrumente auf örtlicher Ebene sind wichtig, damit können Vorgaben für die Planer, Ar- chitekten und Baumeister abgeleitet werden (ZB Räumliches Leitbild wird in Stainz durch- geführt) Bauwerber hat meist schon Ideen und Bilder im Kopf, wenn er zum Gestaltungsbeirat geht. Oft braucht es den Blick von außen. Beratungsgespräch muss vorher stattfinden. Problematik der Fertigteilbranche im Hausbau. Integration dieser Bauten sind schwierig. Bausachverständige, Raumplaner, Gemeinden müssen sich zusammentun und in der Ge- meinde einsteigen. Bauberatung in der BH wird gut angenommen. Gestaltungsspielraum innerhalb der verschiedenen Ortsteile muss gegeben sein. Weststeirischen Häuser: es fehlt die Kompetenzstelle, wo es die entsprechenden Bau- stoffe gibt. Es fehlt das Kow-How von traditionellem Handwerk in der Region. Es braucht Ideen zur sanften Weiterentwicklung des typischen Hauses. Messe für regionales Bauen / ZB über die Wirtschaftskammer organisieren.

6.2 Regionale Diskussionsrunde zum Hügelland

Diskussionspunkte zu „Lebensqualität durch Landschaftspflege“ Wiesenförderung forcieren z.B: Schmetterlingswiesen Stainz mit Gemeinde St. Stefan fördert Mähleistungen für Wanderwegpflege St. Stefan: Streuobstbäume in den Siedlungsräumen: Ein Baum wird an einen Haushalt verschenkt; Streuobstwiesenaktion war auch schon in Stainz ein Thema Landschaft als Marke: stressfreie Pflege ist eine aktive Landwirtschaft, Tierhaltung rück- läufig. Milchwirtschaft wandert dzt. auf den Talboden. Es gibt bereits viele Initiativen zur Vermarktung regionaler Produkte. Tendenz Wein in Gunstlagen bleibt, in Ungunstlagen weitere Verwaldung. (Starkes Forst- gesetz). Grünraumpellets aus Mais, wegen der ausgelaufenen Förderung wird diese Maßnahme nicht mehr weitergeführt. Was will das Schilcherland: Kühe oder nicht Kühe, Wiesen oder nicht Wiesen,…. Aber das Gemeinsame bzw. das gesamtheitliche Denken fehlt zum Teil noch etwas. Wenn Direkt- vermarkter im Großhandel einkaufen, geht das Zulasten der regionalen Wertschöpfung. Buschenschänker sollte wieder in Tierhaltung gehen. Zumindest sollte ein regionaler Aus- tausch stärker forciert werden: ZB Schweinefleisch aus Bereichen, die etwas im Hinter- land liegen.

historische, mythische Plätze haben bislang bei uns keine Tradition – Projektidee: „Ge- schichtenerzähler“, der in Rundgängen zu bestimmte Plätzen die Bedeutung erläutert und den Plätzen so eine Seele verleiht - Sagenaufarbeitung Schilcherland wirbt mit der (Kultur-)Landschaft

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Bevölkerung nimmt die Veränderung nicht so stark negativ wahr. BSP: Südtirol (der rote Hahn): Kleinräumigkeit mit guter Qualität Dilemma der Gesellschaft, jeder hat ein anderes Bild davon, was erhalten bleiben soll. Kulturlandschaft ist mit uns gewachsen, ist gewachsen als notwendiges. Änderungen: Stärke lag in der Gemeinsamkeit, jetzt ist dieses Gedankengut verloren ge- gangen. Wie kann man den „Landschaftskreislauf“ wieder so drehen, dass Kulturland- schaft wieder gelebt wird. Stimmigkeit ist teilweise verloren gegangen, Zuzug resultiert auch daraus, dass das Leben in der Stadt zu großen psychischen Stress führt. Es geht um das psychische Gleichgewicht, wieder Freude bei der Arbeit zu finden (Kleinode, Hand- werker,..) Kraftpunkte funktionieren nur, wenn sie durch Prozessionen gefüttert werden.

Diskussionspunkte zu „Gesellschaft- / Siedlungsentwicklung“ Gestaltungsbeirat in Stainz: ist bereits institutionalisiert. Es gibt eine Flut an Bauanträgen: jeder macht für sich das schönste (aus der großen wei- ten Welt) - Gestaltungsbeirat kann Formensprache weitertragen. Es geht um gebaute Seelenbilder In wie weit ist Reglementierung notwendig: Bemühen der Gemeinden Bürger als Bewoh- ner zu gewinnen, ist oft verbunden mit Kompromissen ZB Billa; Spar hat in Stainz nicht bauen dürfen, ist jetzt in der Nachbargemeinde - Man muss auch den Mut haben, Zuzug nicht alles zu ermöglichen. Gestaltungsbeirat für Neu-, Zu- Umbauten jedenfalls. Stützmauern sollten je nach ermes- sen der baulichen Anlage in den Gestaltungsbeirat gehen. Genehmigung erst nach positi- ven Gestaltungsbeirat. Abstimmung zwischen den Gemeinden ist weiterhin wichtig. Sollte um sich greifen, wenn es funktioniert. Entwicklung des Gestaltungsberates dokumentieren und ein herzeigbares Werk erstellen. Es geht um den Weg vom Erstentwurf zur Einreichplanung „Objekte, die verhindert wur- den“. Reglementieren, aber wie: muss zwischen Überregulativ und ungesteuerte Entwicklung (große Baufreiheiten) liegen. Kleinräumige Unterschiede resultieren aus der differenzier- ten Entwicklung. Z.T. mit Krediten belastetes, unbebautes Bauland. Trend in Richtung Logistikzentren, viele Produkte gibt es nur mehr im Internet. Schlußendlich geht es um eine Geisteshaltung zur Region bzw. Landschaft. Vorgaben von Landesseite sind gewünscht. Dialog und Kommunikation sind wichtig.

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6.3 Regionale Diskussionsrunde zu Tallandschaften

Der Workshop mit dem Schwerpunkt der Veränderungen in den Tallandschaften war am 15.4.2018 in Wettmannstätten.

Diskussionspunkte zu „Lebensqualität durch Landschaftspflege“ Landschaftspflege durch Landwirte kann nur gewährleistet werden, wenn die Erhaltung von Strukturen oder Wiesenflächen Teil der Bewirtschaftung sind. Durch die Produktion und Futterbeigabe von Heupellets wird die Bewirtschaftung von Grünlandflächen auch für schweinehaltende Betriebe interessant. Streuobstwiesen oder Obstbäume sind nicht aussschließlich durch landwirtschaftliche Betriebe zu erhalten. Private oder Gemeinden sollen ebenfalls aufgefordert bzw. ermu- tigt werden, Obststrukturen zu kultivieren. Es gibt wieder einenTrend in Richtung Selbstversorgergärten Private haben auch eine Rolle als “Landschaftspfleger” und “-gestalter” (Pflege von Haus- wiesen, Nachbarschaftshilfe statt Rasenroboter, Bereiche im Garten für Biodiverstität zur Verfügung stellen und den Rasen weniger oft mähen – Blumenwiese) Förderprogramm der Gemeinde Preding: pro Jahr werden 10.000€ für Wiesenpflegemaß- nahmen zur Verfügung gestellt. Jeder kann einen Antrag stellen, die Summe wird auf die Antragsteller aufteilt. Durchschnittlich werden ca. 25€/ha ausgeschüttet. Landschaft als Marke, Angebot an regionalen Produkten ist gut. Erweiterung von Ver- kaufsstellen zB durch “Regionale Ecken” in Supermärkten wäre eine weitere Möglichkeit Verkauf und Produktion zu steigern. (Beispiel: Lebensmittel Hubmann in Stainz) Schilcherland-Spezialitäten: hier wird ein großes Ausbaupotenzial gesehen: es braucht mehr Mut und den Blick über die Region hinaus. Es gibt bereits viele hervorragende Produzenten (Biohof Labonca, Biofische Gut Hor- negg,…) Bewusstsbildung bei Kindern und Jugend: ▪ Projekt “Wirtschaft trifft Schule” oder “Landwirtschaft trifft Schule”, NMS Groß St. Florian besucht Schweinemastbetrieb und lernt so einen regionalen Produktionsbe- trieb kennen. ▪ Schule am Bauernhof ▪ Wimmelbuch zum Kürbis / Ölspur (https://www.steirisches-kuerbis- kernoel.eu/Home/ShowPage/35) → Idee: Wimmelbuch zur Kulturlandschaft

Diskussionspunkte zu „Gesellschaft- / Siedlungsentwicklung“ Der Trend zum Flächenverbrauch ist sehr deutlich spürbar und verschlechtert die Lebens- qualität. Besiedelung steigt spürbar, trotz rückläufiger Bevölkerungszahlen. Übergangsbereiche von Wohngebieten zu Landschaft sind wenig strukturiert, oft werden Einfamiliengebiete mit geometrischen Hecken (ZB Thuje) oder blickdichten Einfriedungen eingefasst. Mehrgenerationenhaushalte und die damit im Zusammenhang stehende generationen- übergreifende Lebensweise ist rückläufig. Damit im Zusammenhang steht der Trend zum Individualismus, sowohl im zwischenmenschlichen als auch in der Wohnraum- und -

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umfeldgestaltung. Rücksicht auf Bestand oder traditionelle Elemente ist nicht mehr selb- verständlich. Die bauliche Gestaltung sowie Organisation der Baufelder werden über Bebauungspläne vorgegeben. Bewußtseinsbildung bei Bauherren ist wichtig – hier kämpft man im Grunde gegen Wer- beeinschaltungen von Fertigteilhäusern, die meist nicht den regionalen Baugepflogenhei- ten entsprechen. Gem. dem Globalisierungstrend finden sich Bauelemente aus den ver- schiedenster Regionen wieder. Wettbewerbe bringen Gestaltungsqualität, Gestaltungsqualitäten bzw. Freiraumplanung als Qualitätskriterium mitaufnehmen. Beispiele: ▪ WB Erneuerung der Volks- und Musikschule in Preding (2016); Eröffnung am 15.9.2018 ▪ Wohnbau in Preding Gestaltungsbeirat: unterstützt den Gemeinderat / Bürgermeister bei fachlichen Entschei- dungen, fungiert als neutraler Experte – ist nicht im Ortsleben integriert.

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7 Literatur

Bundesministerium für Umwelt, Jugend und Familie (BMUJF) 1989: Kartierung ausgewählter Kulturlandschaften Österreichs. Wien. freiland ZT GmbH, Hope of Glory, landentwicklung Steiermark (2015): Baukultur 2015 – 2020 Baukulturelle Modellregion Südweststeiermark, Strategisches Konzept zur Implementierung in das Regionale Entwicklungskonzept Leibnitz – Deutschlandsberg. Im Auftrag des Landes Stei- ermark / A16.

Schubert M. (2012): ASV-Tätigkeit im Gestaltungsbereich. Grundlagen, Befunderstellung, Ge- staltungsbeiräte als partnerschaftliches Modell. Hausarbeit erstellt im Rahmen der besonde- ren Grundausbildung des Landes Steiermark. Unveröffentlicht.

Broermann, Johannes M. B. (2002): Kulturlandschaftskataster für urbane Räume: Freiflächen; Kulturlandschaftsforschung und Industriearchäologie Beitrag der Geologie Band 1; Herausge- geben von Frank Norbert Nagel; Hamburg 2002

Gerhards, Ivo (2003): „Die Bedeutung der landschaftlichen Eigenart für die Landschaftsbildbe- wertung“. Culterra – Schriftenreihe des Instituts für Landespflege der Albert-Ludwigs-Univer- sität Freiburg

Krasser A., Urthaler Ch. (2005): Bauen in der Steiermark. Das Wohnhaus im Südsteirischen Weinland Entwicklung und Perspektiven. Im Auftrag des Landes Steiermark / FA 17B, BBL Leib- nitz.

Land Steiermark, Abteilung A16 Verkehr und Landeshochbau, Fachteam Baukultur (2018): Bau- politische Leitsätze des Landes Steiermark. Ein Argumentarium zum Themenschwerpunkt Frei- raum. Graz.

Lehmann B., et al. (2007): Landschaften und Lebensräume der Alpen: zwischen Wertschöpfung und Wertschätzung, Reflexionen zum Abschluss des nationalen Forschungsprogramms 48, Na- tionales Forschungsprogramm 48, 1st ed., vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, Zürich

Lieb K.: Landschaftsgliederung der Steiermark. Überblick über die Regionen und Kartendarstel- lungen. http://www.umwelt.steiermark.at/cms/ziel/845054/DE/

Naturfreunde Internationale, Österreichische Bundesforste (2015): Naturerleben und Gesund- heit. Eine Studie zur Auswirkung von Natur auf das menschliche Wohlbefinden unter Berück- sichtigung von Waldlebensräumen. Erstellt im Rahmen des Projektes Wasser: Wege – Öster- reichs Wasserschätze erhalten und erleben.

Nohl, Werner (2010): „Landschaftsästhetische Auswirkungen von Windkraftanlagen“. Veröf- fentlicht in: „Schönere Heimat“. Inhaber und Verleger: Bayrischer Landesverein für Heimat- pflege. München 2006.

Regionalmanagement Südweststeiermark: Baukultur Südsteiermark. Ausgabe 1 – 2017. Hrsg.: Regionalmanagement Südweststeiermark GmbH, Leibnitz.

Pröbstl-Haider U., Mostegl N. (2016): Tourismus, Naturschutz und Weinbau im Naturpark Süd- steiermark. Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Landeschaftsentwicklung Erholungs- und Naturschutzplanung. Wien.

November 2018 Endbericht 68 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

RELEVANTE LINKS: http://www.landesentwicklung.steiermark.at (Landesstatistik und GeoDaten Steiermark) http://www.styria-mobile.at/home/forum/index.php/topic,11520.0.html?PHP- SESSID=09ps7fi0359on7q9rcp0jum5k0 (Artikel über die Zersiedelung in Österreich, Autor: Dr Reinhard Seiß, 2016 http://www.gat.st http://www.landluft.at/

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8 ANHANG: Erläuterungen zu den Landschaftsräumen

Die nachfolgende Tabelle beinhaltet eine Detailierung der Analyse der Landschaftsbereiche in Anlehnung an den Endbericht zu Baukultur 2015 – 2020 | Baukulturelle Modellregion Südweststeiermark; freiland et.al., 2015 mit dem räumlichen Schwerpunkt im Schilcherland.

Tabelle 9: Merkmale der Landschaftsräume im Schilcherland

Erläuterungen: Entwicklungs-/ vorherrschende Kurzbeschreibung prägende Nutzungen Landschafts- Veränderungsdynamik Siedlungsstruktur räume: Geräumige Kämme über der Waldgrenze und dazwi- Extensives Weideland (Alm- Einzelprojekte für Winter- Außerhalb des Dauersied- schen eingesenkte Kare mit z.T. felsigen Hängen oder flächen) tourismus oder Energiege- lungsraumes. Steinöfen prägen die höchsten Regionen der Koralm. Freizeit- und Erholungsnut- winnung. Traditionelle Einzelobjekte Alpine Matten und Rasen prägen das Landschaftsbild zung (Wandergebiet, Alpin- Reduktion der Almflächen (ZB Jagdhütte, Almhütte, Randgebirge / der Gipfelregionen. ski) durch rückläufige Bestoßung Schutzhaus) Gipfelregion Ko- Weite Bereiche, auch unterhalb der Waldgrenze wer- mit Weidevieh bzw. nicht ralm den als Almflächen für Rinder genutzt. mehr durchgeführte Schwendtarbeiten sowie da-

mit im Zusammenhang ste-

hende Verbuschungs-/Ver- waldungstendenzen (Verlust von Blickbeziehungen). Stark bewaldeter Mittelgebirgszug (Koralm, Poßruck) Forstwirtschaft (Laubmisch- Bevölkerungsrückgang; Höfe in Streulage, mit hoher Reliefenergie, vereinzelt eingestreute Offen- wälder bis ca. 800m See- Reduktion der landwirt- vereinzelt Weiler, landbereiche mit Grünlandnutzung (Hofstellen, Weiler, höhe, danach Fichtenwälder) schaftlichen Betriebe, damit Siedlungssplitter Siedlungssplitter). sowie untergeordnet Grün- im Zusammenhang Rückgang Steirisches Randgebirge Steirisches Randgebirge / land (Almwirtschaft) der Offenlandbereiche; Nord-Hanglagen Aufforstungsmaßnahmen o- der Verwaldung über natürli- che Sukzession (Verlust von Blickbeziehungen) Mit Grünland, Waldflächen und Siedlungssplitter durch- Grünlandwirtschaft mit Nutz- Bevölkerungsrückgang Höfe in Streulage Randgebirge / setzter Mittelgebirgsbereich (Koralm, Poßruck) mit tierhaltung (Rinder), Reduktion der landwirt- Weiler oder Streusiedlungen Süd-Hanglagen deutlich wahrnehmbarer Reliefenergie. Die mosaikar- Forstwirtschaft schaftlichen Betriebe mit tige Komplexlandschaft ist geprägt vom Wechsel der

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Erläuterungen: Entwicklungs-/ vorherrschende Kurzbeschreibung prägende Nutzungen Landschafts- Veränderungsdynamik Siedlungsstruktur räume: Waldflächen und Offenlandbereiche mit eingestreuten Aufgabe der Grünlandwirt- Höfen oder Weilern. Langgestreckte Waldränder oder schaft Gehölzgruppen unterstreichen die visuelle Vielfalt. Zunehmende Aufforstungs- maßnahmen oder natürliche Sukzession (Verlust von Blickbeziehungen) Untere Hangbereiche der Koralm und des Poßruck so- Je nach morphologischen Bevölkerungszuwachs in und zusammenwachsende Weiler wie Übergangsbereiche zu den angrenzenden Tälern. Gegebenheiten und Exposi- um die zentralen Orte, damit bzw. Kirchweiler Das Gebiet ist gekennzeichnet durch einen starken Mix tion: Ackerbau, Grünland- im Zusammenhang zuneh- an zum Teil sehr intensiven Nutzungen und einer hohen wirtschaft, Forstwirtschaft o- mende Siedlungsentwicklung Randgebirge / Vielfalt an Strukturen und Übergängen. der Siedlungsraum inkl. Ver- Intensivierungen in der Land- Hangfuß Die Hauptsiedlungsbereiche des Schilcherlandes kehrsinfrastruktur wirtschaftlichen Produktion (Spange Lannach - Stainz – Deutschlandsberg - Schwan- Reduktion von Strukturele- berg bis Eibiswald im Süden) schmiegen sich an die dem menten (ZB Streuobstwie- Randgebirge vorgelagerten Talräume. sen, Illyrischer Mischtyp) Kuppenbereiche östlich des Koralmzuges, gekennzeich- Weinbau, Obstbau (Schwer- Bevölkerungszuwachs um Straßendorf | bandartig zu- net durch Nutzungsvielfalt, die sich nach klimatischen punkt im Norden den die zentralen Orte – damit sammenwachsende Streu- Voraussetzungen oder Exposition orientiert. Insgesamt Schilcherlandes) im Zusammenhang ver- siedlungen vielfältige Komplexlandschaft, geprägt durch den Illyri- Siedlungsraum sowie unter- stärkte Siedlungsentwicklung schen Mischtyp (Hofstätte umgeben von einem Mix aus geordnet Grünland und mit Schwerpunkt Wohnen in Acker-/Grünland, Wald sowie Wein- oder Obstbau) Waldflächen inkl. meist Aussichtslage Hügelland / Kuppe bandartiger Erschließung Bei klimatischer, morpholo-

Hügelland gischer und expositioneler Eignung Zunahme an Wein- oder Obstanbauflächen Reduktion von Gehölzstruk- turen und Streuobstwiesen.

November 2018 Endbericht 71 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Erläuterungen: Entwicklungs-/ vorherrschende Kurzbeschreibung prägende Nutzungen Landschafts- Veränderungsdynamik Siedlungsstruktur räume: Kleinere Täler und Gräbern des der Koralm im Osten Komplexlandschaft mit Nut- Bevölkerungsrückgang, Streusiedlungen, vorgelagerten Riedellandes. Die Gräben sind geprägt zungsmix: Wald, Ackerbau, Nutzungsextensivierung in vereinzelt Weiler, durch Gewässerstrukturen und laubbaumdominierte Grünland, Siedlungsraum der Landwirtschaft mit dem Höfe in Streulage (Schlucht-)Wälder. In den etwas breiteren Seitentälern inkl. Infrastruktur / Erschlie- Trend zur Verwaldung (Auf- Hügelland / finden sich Siedlungssplitter sowie die Komplexland- ßung forstungsmaßnahmen, na- Gräben-/Tallagen schaft des Illyrischen Mischtyps (ackerbaudominiert). türliche Sukzession) Kleinteiliges Nutzungsmosaik mit vielen Übergangsbe- Verlust an Streuobstwiesen reichen und -strukturen. Die Gehölzstrukturen entlang der Gewässer strukturie- ren die Seitentäler im Riedelland. Hügelland / Nordexponierte, mittlere Hangbereiche des der Koralm Waldflächen, Bevölkerungsrückgang, Streusiedlungen Nordhänge im Osten vorgelagerten Riedellandes, die durchwegs untergeordnet Siedlungs- Nutzungsextensivierung in Höfe in Streulage bewaldet sind. Es dominieren Laubmischwälder. Die raum, Grünland der Landwirtschaft, eingestreuten Grünlandflächen zeigen eine starke Ver- Verwaldungstendenz (Auf- buschungstendenz. forstungsmaßnahmen, na- türliche Sukzession) Südexponierte, mittlere Hangbereiche des der Koralm Weinbau, Bevölkerungszuwachs um Streusiedlungen, im Osten vorgelagerten Riedellandes, die sich aufgrund sowie untergeordnet Sied- die zentralen Orte, Intensi- Höfe in Streulage der klimatischen Bedingungen für den Weinbau oder lungsraum inkl. dessen Er- vierung in der Landwirtschaft Hügelland / auch Obstbau besonders eignen. Dazwischen Siedlungs- schließung, Grünland und (Weinbau) Südhänge splitter, Hofanlagen, Grünland und Laubwälder. Oft ent- Waldflächen spricht die Anordnung der Nutzungen rund um die Höfe dem illyrischen Mischtyp, es handelt sich zumeist um den weinbaugeprägten Typ. Talboden entlang der größeren, zumeist regulierten Ackerbau, Siedlungsraum Bevölkerungszuwachs um Großflächige Siedlungsge- Fließgewässer wie z.B. Sulm, Saggau oder Laßnitz. Es inkl. Erschließung und zum die zentralen Orte, biete dominiert die landwirtschaftliche Nutzung in Form von Teil hochrangige Infrastruk- deutlich spürbare Siedlungs-, zusammenwachsende Weiler Ackerbau. Die Siedlungen sind über ein Straßennetz turen, sowie untergeordnet Handels- und Gewerbeent- bzw. Kirchweiler Talebenen miteinander verbunden und liegen meist am Talrand im Grünland und Waldflächen wicklung, Übergang an das angrenzende Riedelland oder schmie- Nutzungsintensivierung in gen sich an die Übergangszone der Koralmabdachung. der Landwirtschaft (Acker- bau, Intensivtierhaltung)

November 2018 Endbericht 72 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Erläuterungen: Entwicklungs-/ vorherrschende Kurzbeschreibung prägende Nutzungen Landschafts- Veränderungsdynamik Siedlungsstruktur räume: Verlust von Feldgehölzen o- der Streuobstwiesen

Siedlungsbereiche mit überörtlicher Funktion und dem- Wohnbebauung, Verdichtung nach Innen, zusammengewachsene Wei- Siedlungs- / Industrie- entsprechend hohem Anteil an Handels- und Gewer- Betriebsgebiete Außenentwicklung ler und gewerblichen Struk- landschaften bestrukturen. turen Handel und Gewerbe

November 2018 Endbericht 73 Kulturlandschaftswandel im Schilcherland

Tabelle 8-10: Nutzungsdominanz in Landschaftsräumen (Quelle: Baukultur 2015 – 2020 | Baukulturelle Modellregion Südweststeiermark; freiland et.al., 2015)

Nutzungen: Illyr. Mischtyp / Wohn-/Misch- Gewerbe-/ Erschließung / Weinbau / Son- Acker- Offenland / Landschafts- Gehöfte Wald Komplexland- bebauung Handel Infrastruktur derkulturen bau Wiesennutzung räume: schaft

Randgebirge /          Gipfelregion Koralm

Randgebirge /          Gipfelregion Poßruck

Randgebirge /          Nord-Hanglagen

Randgebirge /          Süd-Hanglagen

Randgebirge /          Hangfuß

Hügelland / Kuppe         

Hügelland /          Gräben-/Tallagen

Hügelland /          Nordhänge

Hügelland /          Südhänge

Talraum         

Siedlungs- / Industrielandschaf-          ten

…dominant | … untergeordnet | … vereinzelt, keine

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