Mittelsteinzeitliche Fundkomplexe des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk Trier

Mittelsteinzeitliche Fundkomplexe des 9. Jahrtausends im Bezirk Trier (Rheinland-Pfalz): Chronologischer Kontext, Rohstoffversorgung und Aktivitätsräume

Ingrid Koch, Hartwig Löhr & Birgit Gehlen, mit Beiträgen von Janet Rethemeyer, Ursula Tegtmeier und Tanja Zerl

Andreas Zimmermann zum 65. Geburtstag gewidmet

Zusammenfassung ‒ Beruhend auf den Arbeiten von I. Koch und H. Löhr wurde im Rahmen des Projektes D4 des Sonderforschungsbe- reiches 806 „Our Way to “ an der Universität zu Köln die Erfassung und Auswertung der mesolithischen Fundstellen im Bezirk Trier fortgesetzt. Wichtige Ergebnisse dieser Arbeiten werden hier am Beispiel der Siedlungsplätze aus dem frühen Boreal zusammenfassend dargestellt. Ausgangspunkt dieser Abhandlung ist der Fundplatz „Hüttingen an der Kyll“, der kürzlich auf etwa 8400 Jahren calBC datiert wurde und der damit der erste radiometrisch datierte mittelsteinzeitliche Fundplatz der Region ist. Weitere neun Fundkomplexe des älteren Mittelmesolithikums konnten durch die typochronologische Analyse der Mikrolithen in ihrer zeitlichen Position bestimmt werden. Dazu wurde eine Kontingenztabelle mit einer vereinfachten Variante der Kanonischen Korrespondenzanalyse geordnet, die sich an der 14C-Datierung früh- und mittelmesolithischer Mikrolithinventare aus Deutschland und den BeNeLux-Ländern orientiert. Im Ergebnis können diese Komplexe in zwei chronologische Gruppen eingeteilt werden. Sowohl die typologisch ansprechbaren Mikrolithen als auch die Roh- stoffversorgung im Bezirk Trier weisen deutliche Bezüge zum frühborealen Mesolithikum der westlich und nördlich angrenzenden Gebiete auf, während die Verknüpfung mit dem südwestdeutschen Beuronien B verhältnismäßig schwach zu erkennen ist. Anhand der Silexroh- materialien der Mikrolithen können in gewissem Umfang Richtung und Reihenfolge räumlicher Aktivitätsverlagerungen der mesolithischen Menschen rekonstruiert werden. Die auf dieser Basis beschriebenen Aktivitätsräume umfassen sowohl den Bereich der vermutlichen Schweifgebiete als auch darüber hinausgehende Kommunikationsnetzwerke. Die vorliegende Untersuchung zeigt während des frühen 9. Jahrtausends für den Bezirk Trier einen weitaus größeren Akttivitätsraum als für die benachbarten Regionen der Nordeifel, des südlichen Niederrheins und des Bergischen Landes.

Schlüsselwörter ‒ Archäologie; Frühes Boreal; älteres Mittelmesolithikum; Deutschland; Trierer Land; ; AMS-Datierung; botanische Untersuchungen; ­Typochronologie; Silexrohmaterial; Mobilität; Aktivitätsräume

Title – Mesolithic assemblages from the 9th millenium in the District of Trier (Rhineland-Palatinate): Chronological framework, lithic raw material procurement and areas of activity

Summary – Based on I. Koch’s and H. Löhr’s works, the documentation and evaluation of Mesolithic sites in the district of Trier was conti- nued as part of project D4 of the Collaborative Research Center (CRC) 806 “Our Way to Europe” at the University of Cologne. This paper presents a summary of important results of these investigations from early Boreal sites starting with an analysis of the site “Hüttingen an der Kyll” which could be AMS dated to approximately 8400 calBC, representing the first radiocarbon dating of a Mesolithic site in this regi- on. Moreover, the chronological setting of nine Middle Mesolithic site complexes could be defined by means of typochronological analyses of their microliths. Therefore a contingency table was organised by a simplified canonical correspondence analysis based on radiocarbon dated microliths assemblages of Early and Middle Mesolithic sites from , Luxembourg, and the Low Countries. As a result, the sites can be divided into two chronological groups. On the one hand, the typologically defined microliths and the acquisition of raw material in the district of Trier point to a connection with the Early Boreal Mesolithic of the adjacent regions to the North and the Northwest. On the other hand, the connection to the southwestern German Beuronien B appears to have been relatively weak. To some extent the directional movements and their sequences can be reconstructed by considering the origins of the raw materials of microliths. The thus defined acti- vity zones include the proposed catchment areas and networks of communication beyond these areas. This investigation revealed more extensive areas of activities for the Trier district during the 9th millennium than for the adjacent areas of the northern Eifel, the southern lower Rhineland and the “Bergisches Land”.

Key words – Archaeology; Early Boreal; ancient Middle Mesolithic; Germany; District of Trier; Eifel; AMS dating; botanical investigations; typochronology; lithic raw materials; mobility; activity zones

1 Motivation und Fragestellungen tierung, Beschreibung und geographisch-archäo­ logische Auswertung der räumlichen Verbrei- Der nordwesteuropäische Mittelgebirgsraum – tung der zeitlich gegliederter Fundstellen gehört das Rheinische Schiefergebirge – zeigt sich in Kar- zu den Aufgaben des Projektes D4 im Sonder- tierungen gegrabener mesolithischer Fundstellen forschungsbereich 806 „Our Way to Europe. in Deutschland immer wieder als weißer Fleck. Culture-Environment Interaction and Human Die zahlreichen gut untersuchten Oberflächenin- Mobility in the Late Quaternary“ (Zimmermann, ventare des ehemaligen Regierungsbezirkes Trier 2013). Die Befunde aus dem hier besprochenen (im Folgenden Bez. Trier) belegen jedoch, dass Mittelgebirgsraum können somit Brücken bilden die Eifel während des gesamten Mesolithikums zwischen dem durch Grabungen einigermaßen gerne aufgesucht wurde. Die typologische Da- zufriedenstellend erforschten südlichen Mittel-

Eingereicht: 30. Okt. 2016 Archäologische Informationen 40, 2017, 161-200 angenommen: 15. Nov. 2016 online publiziert: 12. Dez. 2016 161

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Ingrid Koch, Hartwig Löhr & Birgit Gehlen europa und Nordwest- bzw. Nordeuropa. Mit der Re gion zusammenfassend vorzustellen und der folgenden Darstellung werden erste Ergeb- die daran erarbeiteten Informationen zur Fein- nisse dieser Forschungen für das ältere Boreal chronologie und zur Versorgung mit Silexroh- beschrieben und gleichzeitig die zeitaufwändige stoffen zu präsentieren. Die typochronologische und verantwortungsbewusste Tätigkeit der eh- Datierung der bekannten Oberfl ächeninventare renamtlichen Mitarbeiter des Rheinischen Lan- mit einer ausreichender Anzahl an Mikrolithen in desmuseums Trier (RLM Trier) gewürdigt. Verknüpfung mit den Überlegungen zur Mobi- Die einzigen Grabungsaktivitäten an mesolithi- lität sowie die daraus gezogenen Schlüsse stellen schen Fundplätzen durch das RLM Trier sind eine ein Novum in der Mesolithikumforschung für den Untersuchung in den 1930er Jahren am Fundplatz deutschen Mittelgebirgsraum dar. Sie entsprechen Oberkail (s.u.) und die Rettungsgrabung an einer den grundlegenden Fragestellungen des Projektes Straßenböschung in Hüttigen a.d. Kyll in den 1980er D4 „Chronology, Site Concentrations and Cultural Jahren durch einen der Autoren. Eine im Laufe des Differentiation of the Mesolithic in the Rhineland Jahres 2015 erfolgte Untersuchung der botanischen and in Westphalia“ des SFB 806, dessen wissen- Reste und eine AMS-Datierung an verkohlten Ha- schaftlicher Leiter der mit dieser Abhandlung ge- selnussschalen dieser Fundstelle war für uns der ehrte Andreas Zimmermann ist.1 Anlass, diesen Platz und die Funde, die bisher nur schwer zugänglich publiziert sind, nochmals mit- samt der neuen naturwissenschaftlichen Ergebnis- 2 Forschungsgeschichte zum Mesolithikum sen vorzustellen. Aus Hüttingen a. d. Kyll könnte im ehemaligen Regierungsbezirk Trier sich ein erster Ankerpunkt für die 14C-Chronologie des Mesolithikums in der Eifel ergeben, wenn dort Die Kenntnis, Wahrnehmung und Behandlung weitere Ausgrabungen mit den notwendigen na- von mesolithischen Funden in der Trierer Region turwissenschaftlichen Untersuchungen stattfi nden begann überregional gesehen erst relativ spät in würden. Das bisher vorliegende Inventar ist leider den 1930er Jahren mit Josef SteinhauSen (1936). noch zu wenig aussagekräftig. Seit 1980 hat Hartwig Löhr als Referent für Obwohl zum Mesolithikum im Bez. Trier ei- Urgeschichte am RLM Trier zahlreiche örtliche nige Veröffentlichung vorliegen (s. Literaturver- ehrenamtliche Mitarbeiter unter anderem für die zeichnis), gibt es bislang keine aktuelle zusammen- Prospektion mesolithischer Fundstellen motiviert fassende Betrachtung dieses Zeithorizontes und und trainiert. Auf diese Weise hatte sich die Zahl vor allem keinen Ansatz zur präziseren Datierung der Funde und Fundstellen mit der Sichtung von der Oberfl ächeninventare dieser Zeit. Daher wird Sammlungsaltbeständen wie auch durch Neu- in diesem Bericht folgenden konkreten Fragestel- zugänge (Löhr, 1980, 3 ff.) von einigen wenigen lungen nachgegangen: recht schnell auf 76 im Jahr 1984 erhöht (Löhr, 1984, 3 ff.). 1982 wurde vom gleichen Autor dank 1. Welche Fundkomplexe aus dem Bez. Trier da- Luxemburger Initiative eine weitere Bestandsauf- tieren ebenso wie die Ausgangsfundstelle Hüt- nahme und erste zeitliche Gliederung vorgelegt tingen a. d. Kyll in das ältere Boreal und wie (Löhr, 1982, 303). Neben den traditionellen Sam- kann dies nachgewiesen werden? melgebieten im Trierer Raum entwickelte sich 2. Kann man für die zeitgleichen Hinterlassen- seit den 1980er Jahren auf Initiative von Erich schaften mesolithischer Gruppen Unterschiede Lipinski ein weiterer Schwerpunkt in der Region in der kulturellen Orientierung und in der Roh- um . Lipinski gründete den Archäolo- stoffversorgung feststellen? gischen Verein Gerolstein e.V., dessen Ergebnisse 3. Welche Bedeutung hat die Versorgung mit zur Prospektion steinzeitlicher und speziell me- Silexrohstoffen für die Rekonstruktion von Mo- solithischer Fundplätze 1990 vorgestellt wurden bilität und Kommunikationsräumen? (Löhr et aL., 1990, 26 ff.). Eine Würdigung der 4. Unterscheiden sich Mobilitätsverhalten und Arbeiten der Vereinsmitglieder verfasste Peter Aktivitätsräume im Bez. Trier von denen der may im Jahre 2000 (may, 2000). Ingrid Koch hat umgebenden Regionen? seit 1988 kontinuierlich auftretende Neufunde 5. Wenn solche Unterschiede vorhanden sind, auf aufgenommen, wie auch die Altfunde von ins- welche Ursachen könnte dies zurückzuführen gesamt 189 Fundstellen einer detaillierten Auf- sein? nahme unterzogen. Diese Arbeiten mündeten in ihrer Magisterarbeit am Institut für Ur- und Früh- Zur Beantwortung dieser Fragen ist es notwendig, geschichte der Universität zu Köln (Koch, 1997; die anderen Inventare aus dem frühen Boreal aus 1998), aus der weitere Publikationen erwuchsen

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Abb. 1 Klimastufen des älteren Holozäns und Kulturperioden im Trierer Land. Die Grau hinterlegte Zone stellt den Zeitabschnitt dar, in den die hier vorgestellten Fundstellen und Inventare datieren. Bei den Kulturperioden sind die sicher nachgewiesenen mesolithischen Phasen fett schwarz dargestellt, die unsicheren in Grau. Weiße Schrift mit schwarzer Umrandung bezeichnet die neolithischen Kulturgruppen. Die Jahresangaben der Klimastufen gehen auf Kasielke (2013, Tab. 3), und ihre Kurzbeschreibung auf Schönwiese (1995, Tab. 7) zurück.

(Koch & Löhr, 2000; Street et al., 2001, 397–399, Die Grundlage für die hier unter Punkt 4 (S. bes. Karte Fig. 15; Koch, 2006a-c). Nach 1997 setzte 176 f.) dargestellte typochronologische Analyse I. Koch die Aufnahme von Neufunden in Zusam- bildet eine differenzierte Typologie der Mikro- menarbeit mit dem RLM Trier fort, die dort teil- lithen, die im Rahmen eines Kölner DFG-Pro- weise in den Fundchroniken (Trierer Zeitschrift) jektes zur Auswertung der Feuersteinartefakte verzeichnet wurden. Mit den Funden und Fund- von Friesack 4 (Kr. Havelland, Brandenburg) stellen, die I. Koch darüber hinaus seit Mitte 2013 von B. Gehlen, I. Koch und Anna-Leena Fischer bis Ende 2015 im Rahmen ihrer Tätigkeit für das entwickelt wurde. Dabei wurden nicht nur die Projekt D4 des Sonderforschungsbereiches 806 an stratifizierten und datierten Funde von Friesack der Universität zu Köln erfasste, liegen derzeit In- 4 erfasst, sondern auch weitere relevante, 14C-da- formationen zu nahezu 300 mesolithischen Fund- tierte Komplexe aus Süd- und Norddeutschland. stellen und Inventaren aus dem Arbeitsgebiet vor, Diese Datengrundlage wurde von Nele Schneid die Hintergrund und teilweise Gegenstand dieses in ihrer Kölner Magisterarbeit zum frühmeso- Beitrages sind. lithischen Fundplatz „Rieger Busch“ in Hagen-

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Absolute Typologische- Meso-Code Anzahl Natur- Geolog. GK GK Höhe Datierung Datierung Ort Flur Mikro- SFB 806, raum Untergrund r-Wert H-Wert NN lithen D4 calBC BC

Mosel- Bunt- TR053 Mannebach „Birket“ 2536420 5500160 320 37 - 7950-8000 Saar-Gau sandstein „Hinter Rother Bunt- DAU029 Gerolstein Kalkeifel 2545790 5566490 450 17 - 8000 Heck“ sandstein 1 „Busch­ Bitburger Bunt- BIT066 Oberkail 2548670 5545540 410 351 - 8000 garten“ Gutland sandstein Bitburger Bunt- BIT069 Oberkail 3 „Rodecken“ 2548860 5545760 425 34 - 8000 Gutland sandstein 2 b „Busch­ Bitburger Bunt- BIT068 Oberkail 2548800 5545530 410 27 - 8000 garten“ Gutland sandstein Mosel- Bunt- TR054 Mannebach „Bruchbüsch“ 2536030 5500860 300 25 - 8000 Saar-Gau sandstein 2 a „Busch­ Bitburger Bunt- BIT067 Oberkail 2548780 5545490 405 17 - 8150-8250 garten“ Gutland sandstein Steffeln- „Auf dem Bunt- DAU003 Kalkeifel 2541370 5571050 495 23 - 8150-8250 Auel Hähnchen“ sandstein 4 „Busch­ Bitburger Bunt- BIT070 Oberkail 2548420 5545450 395 15 - 8150-8250 garten“ Gutland sandstein „Im Naßfeld“ Hüttingen Bitburger BIT047 / “Auf der Muschelkalk 2541570 5537450 230 2 8541-8282 unbestimmbar a.d.Kyll Gutland Dauchley“

Abb. 2 Übersicht über die hier diskutierten Fundstellen des älteren Boreals aus dem Bezirk Trier.

Eilpe im westfälischen Hagen um Mikrolithtypen 3 Siedlungsplätze und Fundkomplexe aus Westfalen, Belgien und Luxemburg erweitert des frühen Boreals im Bezirk Trier sowie die Analyse zugrunde liegenden Matrix um datierte Komplexe aus Südwestdeutschland Neben der im Folgenden ausführlicher betrach- und den Benelux-Staaten ergänzt (Schneid, 2014). teten Fundstelle Hüttingen sollen hier weitere Im Rahmen des Projektes D4 des SFB 806 „Our Fundstellen des frühen Boreals betrachtet werden Way to Europe“ (Zimmermann, 2013) wurde von (Abb. 2). In Abbildung 3 ist die Lage der Plätze B. Gehlen und I. Koch sowohl die Typologie um dargestellt, die sich nördlich der Mosel in der Ei- Mikrolithformen aus dem nordwestlichen Mittel- fel am Verlauf der Kyll orientieren. Diese Vertei- europa vervollständigt als auch die Datenbasis lung der Fundstellen spiegelt den regionalen For- der absolut datierten mesolithischen Fundstellen schungsstand, keineswegs aber eine historische nochmals erweitert. Realität wider, da es sich bei den untersuchten Die Abbildung 1 zeigt schematisch die Ein- Gebieten um spezifische Sammlungsgebiete der teilung und Datierung der Klimazonen sowie die ehrenamtlichen Mitarbeiter des RLM Trier han- bisher nachgewiesenen Kulturperioden im Bez. delt. Trotzdem wird das Tal der Kyll als größerer, Trier. Grau ist der Bereich gekennzeichnet, in den von Norden kommender Nebenfluss der Mosel die hier vorgestellten Fundkomplexe datieren. Ein vermutlich in der Mittelsteinzeit als Lebensraum Ziel des vorliegenden Artikels ist nun, angesichts und Orientierungsachse von größerer Bedeutung der ersten AMS-Datierung für den Fundplatz gewesen sein. Ist in Mannebach und Hüttingen Hüttingen, auf das besondere Forschungspoten- der Muschelkalk das Ausgangsgestein der Bo- tial dieses Fundplatzes hinzuweisen. Zum ande- denbildung, befinden sich die anderen hier be- ren sollen zeitlich nahe stehende Fundkomplexe trachteten Fundplätze auf Buntsandsteinboden, des älteren Boreals aus dem Bez. Trier (Abb. 2) was jedoch nicht als Siedlungspräferenz gewertet mit ihren chronologischen und regionalen Bezü- werden sollte (Koch & Löhr, 2000). gen vorgestellt und mit den Informationen aus den angrenzenden Gebieten konfrontiert werden (Abb. 20). 3.1 Hüttingen an der Kyll, Lkr. Bitburg-Prüm

Mit Hüttingen a. d. Kyll, Fluren „Im Nassfeld“ und „Auf der Dauchley“, im Lkr. Bitburg-Prüm

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(Abb. 3, Nr. 4) soll hier auf eine Fundsituation der Mittelsteinzeit eingegangen werden, die über die Präsentation ihrer Artefakte hinaus bislang nur wenige Erwähnungen fand (Löhr, 1984b, 8 ff. u. 14, Abb. 3, 9-13; Trierer Zeitschrift 50, 1987, 351 u. 382, Abb. 7, 1-9 [Jahresbericht 1981-1983]; Koch, 1997; 2006a; Löhr et al., 2009, bes. Abb. 17.3), ob- wohl sie sicherlich zu den vielversprechendsten Stationen dieser Zeit in Westdeutschland gehört. Der mittelsteinzeitliche Befund ist in eine geolo- gische Schichtenfolge eingebettet und versiegelt. Er hat dadurch ein begrenztes Potential für die Erhaltung von Knochen. Der bei Straßenbauarbeiten 1982 von J. Harp- scheid entdeckte und von P. Weber gemeldete Platz liegt in einer typischen Sessellage im Unter- hang des Kylltales, wobei diese morphologische Situation nicht auf eine Flussterrasse zurückgeht, sondern auf eine wohl spätglaziale Rutschmasse. Diese wurde von einer Quelle ausgelöst, die auch noch im Holozän schüttete und die für die Sedi- Abb. 3 Kartierung der hier besprochenen Fundstellen mententwicklung und Konservierung der Fund- (Grafik B. Gehlen auf Kartengrundlage DHM Geoportal RP: http://map1.naturschutz.rlp.de/mapserver_lanis/). stelle verantwortlich ist. Bereits die stratigra- phische Situation gibt Hinweise auf das Alter des Platzes und sei daher hier über die schematische Darstellung von 1984 (Löhr, 1984, 8 ff., Abb. 7-8) nussröststelle anzusprechende ― Grube auf, die hinaus erstmals etwas näher angesprochen: Aus weniger als klar begrenzter Befund, sondern viel- der oben genannten Rutschmasse ragten in der mehr durch eine etwas intensivere Dunkelfär- Tiefenlinie wohl bis zum mesolithischen Besuch bung und tieferreichende Holzkohlenverteilung frei erodierte Muschelkalkblöcke heraus, zwi- zu erschließen war. Am Rande dieses Befundes schen und neben denen sich ein heute äußerst lag ein u.a. als Amboss verwendetes, kopfgroßes dichter, fester schwarzer Boden bildete, der die Quarzitgeröll (Löhr et al., 2009, Abb. 17.3; vgl. mittelsteinzeitlichen Funde enthielt. Er enthält Abb. 7. 1); wenig entfernt befand sich ein stark Holzkohlen, jedoch keinen Kalksteinschutt, son- angewitterter, etwa ebenso großer, plattiger Mu- dern ist im Sinne eines Residualkonzentrates schelkalkbrocken. Die Bodenbildung ging seit- durch zahlreiche resistente, vorzugsweise röt- lich zur Tiefenlinie des Quellabflusses in einen lich verwitterte, kleine Quarzite, Bohnerze und graublauen, tonigen Kalkschluff mit zahlreichen Quarzgerölle gekennzeichnet, die von den Hoch- Molluskenschalen und vereinzelten Holzkohlen terrassen und Verebnungen oberhalb des Kyll- über (Abb. 4). Sie stellt wohl die Analogie zu den tales herzuleiten sind. Oberhalb eines kleinen Ge- an anderen und flacheren Lokalitäten regelhaft fälleknicks zur Tiefenlinie des Quellabflusses hin ausgebildeten „Basistorfen“ dar, die holozäne fand sich ein Bereich besonders dichter Holzkoh- Kalksinter oder Travertine unterlagern. Dieser lestreuung, zu der sich an dieser Stelle verkohlte Kalkschluff wird oberhalb eines rostroten Bandes Haselnussschalen und vereinzelt kalzinierte Kno- von gebanktem, hartem Travertin überdeckt, der chensplitter und winzige Brandlehmbröckchen auch seitlich auf die dunkle Bodenbildung über- gesellten. Diese gaben Anlass zu einer näheren greift. Auf der Travertinplatte fanden sich verein- Untersuchung durch H. Löhr soweit es die Auf- zelte Scherben handgemachter, wahrscheinlich schlusssituation an einer frisch gebaggerten Stra- eisenzeitlicher Keramik. Seitlich staute die Tra- ßenböschung zuließ. Die Untersuchung bestand vertinbank bis zu 2 m mächtige, teilweise durch aus einer Begradigung der Böschungsschräge mit geröllführende Reduktionshorizonte gegliederte der kleine Planumsbereiche gewonnen wurden, Lehmkolluvien auf, die einen eisenzeitlichen in denen einige meist sehr kleine Artefakte aus Hausplatz einschlossen (Löhr, 1984). Eifeler Lokalfeuerstein und aus Quarzgeröll drei- Diese geologische Stratigraphie gibt bereits ei- dimensional eingemessen wurden (vgl. Abb. 4). nen Datierungshinweis, da sich der fundführen- An Befunden trat eine ― vermutlich als Hasel- de Paläoboden mit den ansonsten frühholozänen

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Abb. 4 Profi le und Planum der ausgegraben Teilfundstelle „Hüttingen a.d. Kyll“ (Originalzeichnungen H. Löhr; digitale Grafi k B. Gehlen).

Basistorfen verknüpfen lässt. Umgekehrt lagert (Löhr, 1979). Das Rohmaterial für die Artefakte das jüngere Mesolithikum im nahen Luxemburg kommt zu etwa 87 % aus lokalen Quellen (Geröll- gelegenen Loschbour einem Kalksinter auf (brou, quarz und Eifeler Lokalfeuerstein). Als überregio- 2006; gob et aL., 1985). Die Bildung von holozä- nal müssen die Stücke aus Maasschotter-Feuer- nen Travertinen in Mitteleuropa setzte durchweg stein bezeichnet werden. Regionalen Ursprungs an der Wende Präboreal/Boreal ein, um im Ver- kann das eine Stück aus Tétange-Feuerstein sein lauf des Atlantikums auszuklingen, was mit un- (vgl. Abschnitt 5). serem Befund gut korrespondiert (Löhr, 2012, mit Außer den einzeln eingemessenen Funden weiterer Lit. in Anm. 32-33). befi nden sich im Silexinventar von Hüttingen noch ein angebranntes Mikrolithfragment mit dorsoventraler Basisretusche (Abb. 6. 2), ein Aus- 3.1.1 Artefakte und sonstige Funde gesplittertes Stück, ein Abschlag, zwei Absplisse und ein natürlicher Trümmer aus Eifeler Lokal- Nur wenige der geborgenen Artefakte sind feuerstein, vier Absplisse und vier Abschläge größer als 1 cm. Man gewinnt den Eindruck, aus Geröllquarz sowie eine nicht gezählte Menge dass Steinbearbeitung im angegrabenen Bereich kleinster Absplisse unter 2 mm Länge aus Feuer- nur eine untergeordnete Rolle spielte. Von we- stein und Geröllquarz. Von dem Acker südlich nigen Ausnahmen abgesehen, wurde lokales der Straße stammt ein Kernstein aus Geröllquarz Rohmaterial (Eifeler Lokalfeuerstein und Quarz- (Abb. 6. 11). geröll) verarbeitet und dies meist in der wenig Neben dem größeren Geröll aus Quarzit mit anspruchsvollen Technik des Ausgesplitterten Narbenfeldern (Abb. 7.1; Position in der Gra- Stückes. Von den etwas mehr als 50 Artefakten bungsfl äche und im Profi l vgl. Abb. 4), der als größer 2 mm aus der Grabung sind ca. 10 % er- „Nussknacker“ interpretiert wird, kommt ein kennbar durch Feuer verändert (Abb. 5). Da sich fl aches, nierenförmiges Grauwackegeröll mit ge- diese Veränderung bei den kleinen Objekten aus genständigen geschlagenen Kerben (Abb. 7. 2) Geröllquarz nicht eindeutig feststellen lässt, han- hinzu, das als Netzsenker interpretiert werden delt es sich hierbei um eine Mindestangabe. Mit kann. Leider handelt es sich um einen unstratifi - etwa 10 % liegt dieser Anteil im Rahmen der für zierten Streufund. mesolithische Siedlungsplätze üblichen Menge

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Silex-Einzelfunde Hüttingen a.d. Kyll

Einzel- max. Länge Fundart Feuereinwirkung Rohmaterial fund-Nr. mm 1 Artifizieller Trümmer 10 nein Eifeler Lokalfeuerstein 4 Abspliss 5 nein Eifeler Lokalfeuerstein 5a Absplissfragment 8 ja Tétange-Feuerstein? 5b Absplissfragment 3 nein Eifeler Lokalfeuerstein 6 Absplissfragment 3 nein Eifeler Lokalfeuerstein 7 Absplissfragment 3 nein Eifeler Lokalfeuerstein 8 Abspliss 5 nein Geröllquarz 9 Abspliss 5 nein Geröllquarz Residual- oder Schotter- Mikrolith, Typ C022 10a 22 ja feuerstein aus dem Maas- (Abb. 6.1) gebiet 10b Abspliss 4 nein Geröllquarz 11 Abspliss 4 nein Eifeler Lokalfeuerstein Residual- oder Schotter- distales Klingenbruchstück 12 20 nein feuerstein aus dem Maas- mit Kernfuß (Abb. 6.2) gebiet Absplissfragment mit 13 < 3 nein Eifeler Lokalfeuerstein Kortex 14a Absplissfragment 4 nein Eifeler Lokalfeuerstein 14b Abspliss 5 nein Geröllquarz 15a Abspliss 3 nein Geröllquarz 15b Abspliss 4 nein Geröllquarz 16 Abspliss 8 nein Eifeler Lokalfeuerstein Residual- oder Schotter- 17 Trümmer 10 ja feuerstein aus dem Maas- gebiet 18 Abspliss 4 nein Geröllquarz 19 Abspliss 4 nein Eifeler Lokalfeuerstein Lamelle mit Kortex von 20 Ausgesplittertem Stück 27 nein Eifeler Lokalfeuerstein (Abb. 6.7) Residual- oder Schotter- 21 Abschlag 12 nein feuerstein aus dem Maas- gebiet Kernstein mit Geröllrinde 22 52 nein Geröllquarz (Abb. 6.11) Lamelle mit Kortex von 23 Ausgesplittertem Stück 24 nein Eifeler Lokalfeuerstein (Abb. 6.8) 24 Absplissfragment 8 nein Eifeler Lokalfeuerstein 26 Abschlag 15 nein Geröllquarz Kratzer- oder Kernbruch- 27 stück 18 ja Eifeler Lokalfeuerstein (Abb. 6.4) 28 Abschlag 20 nein Geröllquarz distales Klingenbruchstück 29 22 nein Eifeler Lokalfeuerstein mit Kernfuß (Abb. 6.6) 30 Absplissfragment 10 nein Eifeler Lokalfeuerstein Residual- oder Schotter- 31 Absplissfragment 10 nein feuerstein aus dem Maas- gebiet 32 Abschlag >10 nein Geröllquarz 33 Abschlagfragment 20 ja Eifeler Lokalfeuerstein 34 Absplissfragment 10 nein Geröllquarz Residual- oder Schotter- 37 Absplissfragment 5 nein feuerstein aus dem Maas- gebiet 38 Absplissfragment 10 nein Geröllquarz Abb. 5 Silexeinzelfunde aus 39 Abschlag 20 nein Eifeler Lokalfeuerstein Hüttingen a.d. Kyll, die im Profil Ausgesplittertes Stück und im Planum in Abbildung 4 40 12 nein Eifeler Lokalfeuerstein eingezeichnet sind (Abb. 6.9) (EV 82/75 RLM Trier). 41 Absplissfragment 5 ja Eifeler Lokalfeuerstein

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Abb. 6 Steinartefakte aus Hüttingen a.d. Kyll. 1 partiell kantenretuschierte Mikrospitze (leichte Feuereinwirkung); 2 Fragment einer untypischen Mikrospitze mit dorsoventral retuschierter Basis; 3 Kernfußklinge mit Aussplitterungen; 4 Kratzerfragment (starke Feuereinwirkung); 5 unretuschierter Abschlag; 6 Kernfußklinge; 7-9 Ausgesplitterte Stücke; 10, 11 Kernsteine. Rohmaterialien: 1, 3, 6 unspezifischer Schotterfeuerstein; 2 Eifeler Lokalfeuerstein; 5 , 10, 11 Quarzgeröll (Zeichnungen H. Löhr, M. 1:1).

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Abb. 7 Felsgesteinartefakte aus Hüttingen a.d. Kyll. 1 Amboss aus Quarzitgeröll (Nutzung als „Nussknacker“ vermutet); 2 Netzsenker aus flachem Grauwackegeröll (Foto: RLM Trier aus Löhr et al., 2009, Abb. 17.3 (Bildbearbeitung J. Bager und B. Gehlen; Zeichnung H. Löhr, M. 1:1).

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Die in Hüttingen angetroffene, nur schwer Holztyp Anzahl Gewicht Bemerkungen erkennbare flache Grube mit einem vermehrten Corylus Vorkommen von verkohlten Haselnussschalen 7 0,09 g - (Hasel) und Holzkohlestückchen im Bereich von 2,20 m bis 1,80 m (vgl. Abb. 4), soll vorläufig als Rest Pinus (Kiefer) 1 0,00 g (!) - einer Haselnussröststelle angesprochen werden. cf. Tilia ? 1 0,00 g(!) HK-Größe: 2x2x1 Die Bedeutung der mittelsteinzeitlichen Hasel- (Linde ?) mm. – Querfläche: einzelne Poren; nusswirtschaft wurde jüngst nochmals von Da- Tangential- und niela Holst (2010; 2014) unterstrichen. Zur Mög- Radialfläche: dicke lichkeit der frühherbstlichen Haselnussernte sei schraubenförmige noch auf eine eigene Beobachtung und Erfahrung Gefäßwandver- hingewiesen: Legt man in einem Bach, wie etwa stärkungen sowie der Kyll, ein kleines Wehr an, beispielsweise mit heterogener Holz- strahlaufbau mit einem quer gelegten Baumstamm, so sammeln 2–4 Zellen Breite. sich schwimmend davor neben Laub und Bruch- Zerstreutpori- 8 0,03 g - hölzchen auch zahlreiche Haselnüsse. Deren Auf- ges Laubholz kommen kann deutlich erhöht und beschleunigt werden, wenn man bachaufwärts die uferbeglei- - - 0,13 g HK-Rest tenden Haselbüsche schüttelt – falls dies nicht oh- Abb. 8 Holzanatomisch bestimmte Holzkohlen aus Hüttingen. nehin der Wind tut. Auf diese Weise lassen sich in kurzer Zeit eine große Menge an Nüssen sam- meln. b. Pflanzliche Makroreste a. Anthrakologie Das Probenmaterial bestand fast ausschließlich aus Fragmenten (~ 540 Frag.) verkohlter Hasel- Die unter der Bezeichnung BIT_047_HK_01 ein- nussschalen (Corylus avellana); als Mindestanzahl gelieferten Holzkohlen fanden sich zusammen sind hierfür etwa 50 ganze Haselnüsse anzuset- mit zahlreichen kleinen Schalensplittern der Ha- zen. Ansonsten fanden sich kleine Holzkohlefrag- selnuss und einem als ‚Nussknacker’ interpretier- mente, Mollusken, Knochensplitter und wohl ein baren Stein (Abb. 7.1). Zahnschmelzfragment. Die Holzkohlen sind sehr kleinstückig, ihre Der Makrorest-Fundkomplex setzt sich offen- maximalen Kantenlängen waren kleiner als sichtlich aus Resten der Nahrungszubereitung 5 mm. Es sind insgesamt 17 Holzkohlen für eine zusammen, wobei die verkohlten Haselnussscha- Holzartbestimmung ausgesucht worden. Von len darauf schließen lassen, dass Haselnüsse ent- diesen Stücken wurden frische Bruchflächen von weder durch Erhitzung geröstet oder die Schalen- den Quer-, Tangential- und Radialflächen her- reste in einer Feuerstelle entsorgt wurden; weitere ge stellt, welche mit einem Auflichtmikroskop Aussagen sind aufgrund mangelnder weiterer ar- betrachtet wurden, um auf ihnen diagnostisch chäobotanischer Funde nicht möglich. relevante Merkmale zu finden. Fast alle unter- suchten Holzkohlen sind teilweise stark mit feinstem Sediment durchzogen, was dazu führte, 3.1.3 Altersbestimmung dass holzanatomische Strukturen verunklart und auch zerstört sind. Die determinierten Holzkoh- Eine verkohlte Haselnussschale wurde von Co- len sind in der Tabelle aufgeführt. Abb. 8 logneAMS an der Universität zu Köln altersbe- Die determinierten Holztypen von Hasel und stimmt. Die Probe wurde zunächst gereinigt und Kiefer sind nach den warvenchronologisch da- danach standardmäßig mit Säure und Lauge ex- tierten Pollenanalysen aus der bereits trahiert (AAA), um anorganischen Kohlenstoff seit dem Präboreal um etwa 8800 BC zu erwarten, und Huminsäuren zu entfernen. Die Probe ergab während die fragliche Linde hier frühestens im eine optimale Kohlenstoffmenge von etwa 1 mg späten Boreal nachweisbar ist (Litt et al., 2009, C nach der Probenverbrennung und somit einen 682 ff.). Es liegt entweder eine Vermischung von sehr guten Ionenstrom im AMS. Holzkohlen aus verschiedenen Zeithorizonten In der Tabelle (Abb. 9) ist die gemessene 14C- vor oder die fragliche Lindenkohle ist tatsächlich Konzentration (in F14C, Reimer et al., 2004) und einem anderen Gehölz zuzuweisen. das konventionelle 14C-Alter (in BP; Stuiver & Polach, 1977) der Probe angegeben. Das konven-

170 MittelsteinzeitlicheMittelsteinzeitliche Fundkomplexe Fundkomplexe des 9. Jahrtausends des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk im Bezirk Trier

Conv. Age (yrs δ13C* C weight COL # Sample ID F14C +/- +/- Pre-treatment° BP) (‰) (mg) 3196.1.1 BIT_047.1 0.320 0.002 9166 51 -25.7 0.99 AAA

* Mit AMS gemessen; aufgrund unterschiedlicher Isotopenfraktionierung nicht vergleichbar mit IRMS-Messung ° Methodenbeschreibung siehe Rethemeyer et al., 2013; http://dx.doi.org/10.1016/j.nimb.2012.02.012 Abb. 9 Ergebnisse der AMS-Datierung einer verkohlten Haselnussschale aus Hüttingen a.d. Kyll durch CologneAMS.

Abb. 10 Kalibration der AMS-Datierung mit OxCal 4.2.4.

tionelle Alter wurde mit OxCal v. 4.2.4 (Bronk 3.2.1 Mannebach „Birket“, Lkr. Trier-Saarburg Ramsey, 2013; Kalibrationskurve IntCal13, Reimer et al., 2013) kalibriert. Die Fundstelle Mannebach „Birket“ (Abb. 3, Nr. 5) Das Kalibrierungsergebnis mit dem Pro- liegt auf einem Geländesporn am Osthang des Hö- gramm OxCal, d.h. das Kalenderalter, ist in Ab- henrückens „Imrother Acker“, der Nord-Süd ver- bildung 10 graphisch dargestellt. Das kalibrierte läuft. In etwa 650 m Entfernung fließt unterhalb Alter liegt zu 95,4% Wahrscheinlichkeit zwischen eines deutlichen Geländeab falls der Mannebach. 8541 und 8282 Jahren vor Christus. Der Geländesporn wird im Norden und Süden von zwei kleinen Seitentälern begrenzt. Das Fundareal befindet sich auf sandig-leh- 3.2 Weitere Fundplätze des älteren Boreals migem Verwitterungsboden des Muschelkalkes. aus der Region Südlich der Fundstelle liegt in weniger als 5 km Entfernung der Hosteberg, an dem Muschelkalk- Im Folgenden werden alle den Autoren be- hornstein ausbeißt. Ein größerer Teil der Steinarte- kannten Fundplätze vorgestellt, die aufgrund des fakte auf „Birket“ ist aus Rohstoff dieses Typs ge- Datierungsschwerpunkts ihrer Mikrolithtypen fertigt. Die Fundumstände sind nicht mehr genau in das ältere Boreal datieren. Es kann allerdings zu rekonstruieren. Vermutlich wurden die Arte- nicht ausgeschlossen werden, dass in den zahl- fakte vom damaligen Feldhüter J. P. Ludwig auf reichen anderen mesolithischen Komplexen des dem gesamten Geländesporn gesammelt. Insofern Arbeitsgebietes noch unerkannt weitere Kompo- kann eine Vermischung verschiedener mesolithi- nenten dieses Zeitraumes vorhanden sind. scher Fundbereiche nicht ausgeschlossen werden. Wie so oft, sind auch einige endneolithische Ele-

171 Ingrid Koch, Hartwig Löhr & Birgit Gehlen

mente vorhanden (Trierer Zeitschrift, 1939, 197 f., Gemäß einer staatlichen Anweisung, die vor- Abb. 1). geschichtliche Archäologie gegenüber der rö- Die Funde befinden sich im RLM Trier T( rierer mischen zu intensivieren (Hebben, 2002, 120 ff.), Zeitschrift, 11, 1936, 207 ff. [Jahresbericht 1935]; fand vom 6.8 – 2.9.1936 im Bereich der höchsten Trierer Zeitschrift, 14, 1939, 197 ff. [Jahresbericht Fundkonzentration eine Ausgrabung durch das 1938]). Die Mikrolithen sind in Löhr (1980, 9 Abb. Museum Trier statt (Trierer Zeitschrift 12, 1937, 3) und Löhr (1982, 317, Abb. 5) wie auch zusam- 262 [Jahresbericht 1936]). Zwar wurde als Ergeb- men mit einigen neolithischen Spitzen in der Trie- nis über mesolithische und neolithische Steinarte- rer Zeitschrift, (1939, 197 f., Abb. 1) abgebildet. faktformen berichtet (Trierer Zeitschrift 1937, 261 [Jahresbericht 1936]) aber keine Befunde entdeckt, was bei den angewandten Grabungsmethoden 3.2.2 Mannebach „Bruchbüsch“, („Hacke und Schaufel“) nicht weiter überrascht. Lkr. Trier-Saarburg Anfang der 1960er Jahre suchte K. Schmitz aus Oberkail das Fundareal wieder auf. Er beging vor Die Funde aus Mannebach „Bruchbüsch“ (Abb. 3, allem das Gelände östlich der Straße - Nr. 5) stammen vom Osthang des Kolmetberges Oberkail. Aus dieser Zeit stammt auch eine kleine und wurden ebenfalls von J. P. Ludwig oberhalb Aufsammlung von H. Boecking (1974, Abb. A, 3). der Quellmulde eines kleinen Bächleins aufgesam- Aufgrund der bis dahin publizierten Angaben melt, das nach 800 m in den Mannebach mündet. begann R. Jacobs (†) aus Trier auf Anregung von Das Fundareal liegt auf sandig-lehmigem Verwit- H. Löhr 1982 mit einer systematischen Prospek- terungsboden des liegenden Muschelkalkes. Da tion des Fundareals. Er konnte zu den bereits eine Rekonstruktion des Fundareals nicht mehr bekannten Fundkonzentrationen weitere hinzu- erfolgen kann, ist es theoretisch möglich, dass sich fügen und stellte seine umfangreichste Konzen- im Inventar Objekte aus unterschiedlichen mesoli- tration und die von dort stammenden markanten thischen Einzelkonzentrationen befinden. Artefakte aus Felsgestein in zwei Aufsätzen vor Das Fundmaterial befindet sich im RLM Trier (Jacobs, 1988, 159 ff.; 1990). I. Koch sichtete für die und ist zusammen mit dem des Fundplatzes „Bir- Abfassung ihrer Magisterarbeit alle Unterlagen ket“ publiziert (s.o. 3.2.1). und fertigte nach intensiven Vergleichen aller damals bekannten Informationen eine Karte des Fundgeländes mit fünf unterscheidbaren Fund- 3.2.3 Oberkail „Buschgarten-Rodecken“, konzentrationen an (Abb. 11). Diese räumliche Lkr. Bitburg-Prüm Trennung des Fundaufkommens erlaubte in bei- spielhafter Weise die Differenzierung typologisch Die Fundstellen von Oberkail (Abb. 3, Nr. 3) unterschiedlicher Zusammensetzungen und die befinden sich im Bereich eines kleinen Gelände- Datierung der einzelnen Fundkonzentrationen. vorsprungs etwa 500 m nördlich der Ortschaft Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn, wie Oberkail. Sie liegen auf einem Hanggelände, an anderen Fundstellen geschehen, das gesamte das von Nordosten nach Südwesten zum Kail- Fundmaterial in einem „großen Sack“ gesam- bach hin abfällt. Nördlich des Fundgeländes melt worden wäre. Die hier in Oberkail mögliche steigt das Terrain zur Anhöhe „Wanscheid“ bis räumliche Differenzierung ist zugleich Beleg ei- auf 470 m an. Großräumig gesehen liegt Ober- ner wiederholten Benutzung des Lagerplatzes im kail im nordöstlichen Ausläufer des Bitburger Laufe mehrerer Jahrhunderte. Auf die Magister- Gutlandes am Übergang zur südlichen Eifel auf arbeit von I. Koch gehen die Angaben zu den In- Buntsandstein, nicht weit entfernt von der süd- ventargrößen und der Ausdehnung der begange- lich anschließenden Muschelkalkzone. nen Flächen in Abbildung 12 zurück. Die Funde Im Jahr 1935 entdeckte Hauptlehrer Diehl aus der Grabung sowie diejenigen der Sammlung Ja- Oberkail bei der Rodung und Urbarmachung cobs werden im RLM Trier verwahrt. der Flur „Buschgarten“ die ersten Steinartefakte. Auch in Oberkail treten – über die mittelstein- Daraufhin sammelte er mit seinen Schülern zeitlichen Konzentrationen hinaus – einzelne neo­ mehrmals das Gelände ab und gab die Funde lithische und jüngere Artefakte auf (Jacobs et.al., in das Provinzialmuseum Trier. Dort bestimm- 1992; Trierer Zeitschrift, 1939, 197 f., Abb. 1). ten Wolfgang Dehn und Wolfgang Kimmig ei- Zahlreiche Mikrolithen von Oberkail 1 sind in nen Teil der Funde als mesolithisch und stellten den erwähnten Publikationen von Jacobs (1988; dreieckige Mikrolithen vor (Trierer Zeitschrift 1990) und in Bosinski (2008, 465 Abb. 441, 32-75) 11, 1936, 207 [Jahresbericht 1935]). vorgestellt. Ein Mikrolith aus Wommersom-

172 MittelsteinzeitlicheMittelsteinzeitliche Fundkomplexe Fundkomplexe des 9. Jahrtausends des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk im Bezirk Trier

Abb. 11 Umzeichnung der Flurkarte mit der Lage der fünf Fundkonzentrationen von Oberkail (Grafi k B. Gehlen auf Grundlage der Umzeichnung von I. Koch 1997).

Quarzit ist bei Löhr (1990, 46, Abb. 44, 3) abge- Schlackenresten. Seit 1983 beging Klaus Ewertz (†) bildet. aus Gerolstein als Mitglied des Archäologischen Zeichnungen der Mikrolithen aus Oberkail 2b Vereins Gerolstein das Gelände und sammelte und Oberkail 3 befi nden sich in Abbildung 153 über mehrere Jahre dort etwa 600 mesolithische in Koch (2006b, 454. 2 b = 1-10; 3 = 11-19; Mikro- und wenige jüngere Steinartefakte ab, die sich lithen aus Muschelkalkhornstein sind die Stücke auf einer Fläche von ca. 20 x 50 m konzentrierten. 11-13; 15-17). Die Mikrolithen aus Oberkail 2a Das Fundmaterial besteht fast ausschließlich aus und 4 sind hier in Abbildung 13, 1-19, zusam- grauem Residualfeuerstein der Maasregion iden- mengestellt. tischen Typs. Die Mikrolithen sind in Abbildung 13, 20-27, dargestellt. Besonders markant sind zwei kindskopfgroße, nur leicht angeschlagene 3.2.4 Gerolstein „Rother Heck/In den Föhren“ Rohknollen aus diesem Material (trierer Zeit- Vulkaneifelkreis Schrift 52, 1989, 437 f. [Jahresbericht 1984/1986, Gerolstein 10.]; trierer ZeitSchrift 67/68, 2004; Die Fundstelle liegt im östlichen Unterhang des Löhr, 1994, Abb. 1, 19). Vulkans Rother Heck auf dem Gebiet der Stadt Gerolstein (Abb. 3, Nr. 2). Das Gelände fällt nach Osten zum 150 m entfernt fl ießenden Schauerbach 3.2.5 Auel „Auf dem Hähnchen“, ab, der 1 km weiter südwestlich in den Oosbach Vulkaneifelkreis und dieser wiederum nach einem weiteren Kilo- meter in die Kyll mündet. Das Fundgelände liegt Der von Peter May aus oftmals be- auf Buntsandstein mit vulkanischen - und gangene und vor einigen Jahren publizierte Fund-

173 Ingrid Koch, Hartwig Löhr & Birgit Gehlen

auch einige jung- oder spätneolithische Silexarte- Gesamtanzahl Inventare fakte gefunden, die allerdings weiter streuen als der Silices die erstgenannten. Oberkail 1 8289 Die für einen Oberflächenfundplatz hervor- ragende Lagedokumentation der Funde, die be- Grabung 1936 341 grenzte Fundstreuung sowie das relativ breite Slg. Diehl 931 Mikrolith- und Rohmaterialspektrum machen die Besonderheit dieses Inventares aus. Die Abbil- Slg. Jacobs 7017 dungen der Mikrolithen finden sich inM ay (2008, Oberkail 2a 162 Abb. 4). 809 Slg. Diehl Die petrographische Untersuchung und Her- kunftsbestimmung der Silexrohstoffe von 112 Oberkail 2b 554 Slg. Jacobs ausgewählten Artefakten durch Jehanne Affol- ter (Ar-Geo-Lab, Neuchâtel, Schweiz) wurde Oberkail 3 1006 durch B. Gehlen im Rahmen des SFB-Projektes in Slg. Jacobs Auftrag gegeben. Im Ergebnis werden zwar die Oberkail 4 720 Rohmaterialansprachen durch Löhr und Koch im Prinzip bestätigt, aber die petrographischen Ana- Slg. Diehl 206 lysen zeigen ein weit differenzierteres Bild der Slg. Jacobs 514 Rohstoffversorgung als dies für die ausschließ- lich makroskopisch untersuchten Artefakte der anderen Fundstellen, die hier vorgestellt werden, Abb. 12 Anzahl der Silices der Fundkonzentrationen von Oberkail (nach Koch, 1997, Katalog). möglich war. Näheres dazu wird in Abschnitt 5 erläutert. platz (May, 2008) befindet sich in der westlichen Vulkaneifel, in der Gemeinde Steffeln-Auel (Abb. 4 Typochronologische Einordnung und 3, Nr. 1). Er liegt auf 495 m über NN auf einem kulturelle Verknüpfungen der Fundinventare Plateau oberhalb des heutigen Trockenmaares „Duppacher Weiher“, dessen Zustand bzw. Sedi- Die chronologische Einordnung der mesolithi- mentation im älteren Holozän noch zu präzisieren schen Fundstellen des Trierer Landes unternahm bleibt. Der durchlaufende Oosbach hat Anschluss I. Koch in den 1990er Jahren durch einen überre- an das Kylltal. Das heute künstlich überstaute gionalen Vergleich mit ergrabenen Inventaren, Eichholzer Trockenmaar dürfte im älteren Holo- die damals formenkundlich und naturwissen- zän 1 km westlich der Fundstelle noch als kleiner schaftlich näher einzuordnen waren (Koch, 1997). See sichtbar gewesen sein (Houben et al., 2013). Durch die verbesserte Datenlage ist es heute Den geologischen Untergrund bilden Buntsand- möglich, eine chronologische Zuweisung mittels steine der Unteren Trias, die zu Braunerden ver- einer statistischen Auswertung der Vergesell- wittert sind. schaftung und Quantifizierung einzelner Mikro- Mehrfach intensiv begangen wurde ein drei- lithtypen präziser zu formulieren. Ausgehend eckiges Areal mit einer Ausdehnung von 100 x von den 14C-datierten Komplexen wurden die 200 m, das im Westen durch Wald und im Osten neun Sammelinventare jeweils einzeln mithilfe durch Feldwege begrenzt wird. Innerhalb dessen eines „weighted averaging“ Algorithmus auf eine konzentrierten sich die Funde auf einer ovalen Achse (äquivalent zur ersten kanonischen Achse Fläche von etwa 20 x 15 m Ausdehnung, wie ihre der CCA) projeziert. Die Idee zur Anwendung zweidimensionale Kartierung zeigt. Das Steinarte- dieses Verfahrens für die Analyse der Mikrolith- faktinventar umfasst 1055 Objekte aus verschie- stratigraphie aus Friesack 4 geht auf A. Zimmer- denen Varianten von Maas-Feuersteinen, und, in mann zurück und wurde bei der Auswertung sehr geringer Anzahl, aus Rohmaterialien vom der Daten erfolgreich angewendet (Gehlen, 2009; Mittelrhein. Neben den mesolithischen wurden Gehlen u.a., i. Vorb.; die hier relevante Version der

Abb. 13 Mikrolithen von zwei Fundstellen in Oberkail und von Gerolstein „Rother Heck“; 1-12 Oberkail 2a; 13-19 Oberkail 4; 20-27 Gerolstein „Rother Heck“. 1 Typ C021; 2, 5, 6, 18 Typ C027; 3, 4 Typ C010; 7 Typ C025; 8-12, 20-22, 26, 27 Typ D021; 13-15 Typ C021; 16 Typ C222; 17 Typ C126; 19, 24, 25 Typ C125; 23 Typ D022 (Typbeschreibung s. Tabelle Abb. 14) (Zeichnungen I. Koch; 24 und 25 H. Löhr; M. 1:1).

174 MittelsteinzeitlicheMittelsteinzeitliche Fundkomplexe Fundkomplexe des 9. Jahrtausends des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk im Bezirk Trier

175 Ingrid Koch, Hartwig Löhr & Birgit Gehlen Code C026 C225 C223 C121 D021 C126 C022 C125 D022 C025 C028 D012 C010 D028 C127 C026 C021 C128 C120 D013 C220 C027 D014 B041 E020 C21k C27k C21z D011 F025 B A kantenretuschierte breite Mikrospitze mit gerader kantenretuschierte breite Mikrospitze mit gerader kantenretuschierte breite Mikrospitze mit gerader stark ungleichschenkliges Dreieck mit konkavem kantenretuschierte breite Mikrospitze mit konka kantenretuschierte breite Mikrospitze mit konka partiell kantenretuschierte breite Mikrospitze mit partiell kantenretuschierte breite Mikro ­ partiell kantenretuschierte breite Mikrospitze mit partiell kantenretuschierte breite Mikrospitze mit partiell kantenretuschierte breite Mikrospitze mit partiell kantenretuschierte breite Mikrospitze mit kantenretuschierte breite Mikrospitze mit schrä typologisch bestimmbarer Mikrolithen Retuschierung einer Kante und partieller Retu kantenretuschierte breite Mikrospitze mit kon kantenretuschierte breite Mikrospitze mit kon kantenretuschierte breite Mikrospitze mit kon kantenretuschierte Mikrospitze mit kompletter partiell kantenretuschierte breite Mikrospitze kantenretuschierte breite Mikrospitze mit gleichschenklig stumpfwinkliges Dreieck konvexer dorsoventraler Basisretusche konkaver dorsoventraler Basisretusche gleichschenklig rechtwinkliges Dreieck gleichschenklig spitzwinkliges Dreieck deutlich ungleichschenkliges Dreieck kantenretuschierte breite Mikrospitze gleichschenkliges Dreieck mit „Dorn“ schierung der zweiten langen Kante vexer dorsoventraler Basisretusche stark ungleichschenkliges Dreieck Lamelle mit lateraler Perlretusche ver dorsoventraler Basisretusche konkaver dorsaler Basisretusche konkaver dorsaler Basisretusche konkaver dorsaler Basisretusche gerader dorsaler Basisretusche breite Mikrospitze mit schräger vexer ventraler Basisretusche dorsoventraler Basisretusche dorsoventraler Basisretusche vexer dorsaler Basisretusche ger ventraler Basisretusche ver ventraler Basisretusche endretuschierte Mikrolithen Mikrolithtypen symmetrisches Segment konkaver Basisretusche dorsaler Basisretusche langschmales Trapez Mikrorückenmesser pro Fundstelle kurzen Schenkel Bezeichnung Endretusche Summen spitze mit ------Mannebach „Birket“ 23 0 0 0 0 0 2 3 0 0 0 4 6 0 1 0 2 1 0 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 2 0 0 0 Ober kail 3 22 0 0 0 0 1 0 0 3 0 0 0 5 0 0 0 0 0 2 0 2 3 1 1 0 0 0 1 2 0 1 0 0 - Gerolstein „Rother Heck“ 12 0 0 0 0 0 1 0 3 0 0 1 3 0 0 0 0 0 0 0 3 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 Ober kail 1 211 10 26 47 17 25 12 28 1 6 0 2 0 1 1 2 0 6 1 3 1 2 0 0 1 1 1 0 8 4 5 0 0 - Oberkail 14 2a 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 0 5 0 0 0 0 0 0 1 2 0 0 0 0 0 0 0 2 0 2 0 0 „Bruchbüsch“ Mannebach Fundstellen 14 0 0 0 0 0 0 0 3 0 0 0 1 0 0 0 0 2 1 0 2 0 0 0 0 0 0 0 3 0 2 0 0 Oberkail 20 2b 0 0 0 1 0 0 0 5 0 0 0 6 4 0 0 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 1 dem Hähn Auel „Auf chen“ 22 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 2 3 2 0 0 0 1 0 2 0 3 0 0 0 0 0 0 4 1 2 1 0 - Ober kail 4 8 0 0 1 0 0 0 0 1 0 0 0 1 3 0 0 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 - Hüttingen a. d. Kyll 2 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Mikrolith- Summen typen 347 16 44 75 22 23 28 21 39 19 15 1 6 1 3 2 1 1 2 3 1 4 1 6 1 1 1 1 1 1 6 1 1

Abb. 14 Häufigkeit der Mikrolithtypen in den untersuchten Inventaren. DieTypen sind nach Gruppen geordnet: A = endretuschierte Mikrolithen; B = Mikrorückenmesser; C = breite Mikrospitzen und Lanzettspitzen, die ein Längen-Breitenverhältnis vom mind. 3:1 aufweisen; D = Dreiecke; E = Segmente; F = Vierecke (Erfassung und typologische Bestimmung durch I. Koch).

Typologie findet sich in Richter, 2011, Anhang S. nischer Variable, bei der die Sortierung durch ei- 143 ff.; zum Verfahren: Greenacre, 2007, 89-96 u. nen „weighted averaging“ Algorithmus‘ erzeugt 185-192) (s. Abb. 16). Die Berechnungen wurden wird. Eine erste Fassung dieser Tabelle findet sich in Microsoft-Excel 2010 durchgeführt. Das Vorge- in Gehlen (2009). hen ist methodisch eine vereinfachte kanonische Korrespondenzanalyse mit der 14C-Zeit als kano-

176 MittelsteinzeitlicheMittelsteinzeitliche Fundkomplexe Fundkomplexe des 9. Jahrtausends des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk im Bezirk Trier

4.1 Typochronologische Einordnung den Vergleichsfundplätzen auftreten. Außerdem musste der Typ C126 (partiell kantenretuschier- Zugrunde gelegt werden die Daten als Kon- te breite Mikrospitze mit konkaver, dorsoventral tingenztabelle einer Objekt/Merkmal-Matrix retuschierter Basis; Abb. 15) aus der Analyse aus- (datiertes Fundinventar [Zeilen]/Mikrolithtyp geschlossen werden, da er bisher ausschließlich [Spalten]). Um eine sinnvolle Reihung der Ver- in der Schicht 10 der Jägerhaus-Höhle mit zwei gleichsinventare zu erreichen, wurden die 14C- Exemplaren unter den datierten Vergleichsfund- Daten evaluiert und gemittelt. Zur Kalibration stellen registriert wurde. Im Oberflächeninventar wurde die Version 2007 von CalPal verwendet von Oberfeulen in Luxemburg (Spier 1997, 309, (Weninger, 1986; Weninger & Jöris, 2008). Eini- Abb. 7.33) und auch im Sammelinventar von Bu- ge datierte Komplexe wie z. B. Aldwies-Head in senberg in der Pfalz (Bearb. H. Löhr) ist dieser Luxemburg (Ziesaire, 1989) und Ourlaine (Laus- Typ ebenso mit Einzelstücken vertreten wie in berg & Pirnay, 1980) in Belgien, wurden ausge- anderen Fundkomplexen des älteren Boreals von schlossen, da die 14C-Daten für die Fundkomplexe Fundarealen in den belgischen Ardennen und unseren Untersuchungen nach zu jung erschei- Südwestdeutschland (z. B. Massouheid – Gob, nen oder die Anzahl der typologisch ansprech- 1981, Pl. 39.t; Schmitshausen „Kurze Ahnung“ – baren Mikrolithen nicht ausreicht (Trou Al‘Wesse Cziesla, 1992, 72, Objekte 7 und 11; Kirchgruben- 4b β & γ; Miller et al., 2012). Bei Datierungen holz im Südschwarzwald – Stetter, 2000, Abb. aus Stratigrafien wurde bei der Reihung strati- 21.11). Von den Fundstellen des Arbeitsgebietes grafischen Gesichtspunkten der Vorzug gegeben. ist dieser Typ nur aus den jüngeren Komplexen, Die Komplexe aus dem mittleren und späten die um 8000 BC datieren, bekannt. Diese sind un- Präbo­real sowie die des frühen Boreals wurden serer Untersuchung nach etwa ebenso alt wie die zur Datierung der hier vorgestellten Inventare he- Schicht 10 der Jägerhaus-Höhle. rangezogen. Die vorliegende chronologische Ein- Die Sortierung der Oberflächeninventare er- ordnung der Inventare aus dem Bez. Trier ist re- gab eine Teilung in zwei Gruppen und ein nur lativ, als Annäherung an eine absolute Datierung wenig jünger zu datierendes Einzelinventar, die und als Vorschlag zu sehen. Mittlerweile wurde chronologisch aufeinander folgen (Abb. 16). In mit den 14C-datierten Inventaren eine Kanonische einigen Komplexen sind eindeutige spätmeso- Korrespondenzanalyse mit dem Programm „R“ lithische Mikrolithen enthalten, die nicht in die gerechnet und bisher undatierte Inventare zeit- Analyse aufgenommen wurden. Die Position al- lich eingeordnet. Die Publikation der zugrunde- ler Inventare aus dem Bezirk ­Trier wurde einzeln liegenden Typologie, der erhobenen Daten und im Vergleich mit den datierten Komplexen be- des statistischen Verfahrens ist in Vorbereitung rechnet und erst nach der Bestimmung zu den je- (Gehlen et al., in prep.). weiligen Gruppen zusammengeführt. Die Inven- tare aus Oberkail 2b, Auel „Auf dem Hähnchen“ In der Tabelle Abbildung 14 sind die Mikrolith- und Oberkail 4 sind älter und stammen vermut- typen der hier vorgestellten Fundkomplexe mit lich aus dem Zeitraum zwischen etwa 8150 und ihren Anzahlen aufgeführt. Einige Formen gin- 8250 BC. Bis auf Mannebach „Birket“ gehören alle gen nicht in die geordnete Tabelle ein. Es han- anderen in die Zeit um 8000 BC. Mannebach „Bir- delt sich um solche, die nur einmal oder nur in ket“ dürfte dagegen etwas jünger sein und schon einem Inventar vorkommen – d. h. auch nicht in an den Beginn des 8. Jahrtausends gehören. In

Abb. 15 Beispiele des Mikrolithtyps C126 (partiell kantenretuschierte breite Mikrospitze mit konkaver dorsoventral retuschierter Basis). Abb. 15 Beispiele des Mikrolithtyps1, 2 Oberkail C126 1; 3(partiell, 4 Oberkail kantenretusch 3 (Zeichnungenierte I. Koch; breite M. Mikrospitze1:1). mit konkaver dorsoventral retuschierter Basis). 1, 2 Oberkail 1; 3, 4 Oberkail 3 (Zeichnungen I. Koch).

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Abb. 16 Zeilensortierte Darstellung der präborealen und frühborealen Fundstellen aus Deutschland und den Beneluxstaaten. Die Position der Fundstellen aus dem Bez. Trier ist mit Sternen markiert. Die durchgezogene graue Linie markiert die Grenze zwischen spätem Präboreal und frühem Boreal, die gestrichelte Linie bezeichnet die Grenze zwischen mittlerem und spätem Präboreal (Grafi k B. Gehlen). Referenzen zu den Vergleichsfundplätzen: Friesack 4 (Gramsch, 2001; GörsDorF & Gramsch, 2004; Gehlen, 2009; Gehlen et.al., in Vorb.); Duvensee WP 13 (BoKelmann et.al., 1985; holst 2010); Doel-Deurganckdok (cromBÉ, 2005; noens et al., 2005); Hersberg (VallotteaU, 2009; VallotteaU et al., 2011); Rottenburg-Siebenlinden 3-5 (KinD, 2003; KinD et.al., 2012); Bettenroder Berg IX (Grote, 1994); Rottenburg-Siebenlinden 1 (KinD, 2006); Jägerhaus-Höhle (oeschGer & taUte, 1978); Oelde-Weitkamp 2 (arnDt, 2011; 2012; stapel, 2014); Duvensee WP 6 (BoKelmann, 1981; holst, 2010; 2014); Haelen-Brokweg (Bats et al., 2010); Berdorf-Kalekapp (leesch, 1983; 2011); Duvensee WP 1 (BoKelmann, 1979; holst, 2010); Neerharen de Kip (laUwers & Vermeersch, 1982); Rheinheim (DoniÉ et al., 1999); Oostwinkel „Mostmolen“ (cromBÉ, 1998); Duvensee WP 2 (BoKelmann, 1979; holst, 2010; 2014); Duvensee WP 9 (BoKelmann, 1991; holst, 2010; 2014); Duvensee WP 8 (BoKelmann U.a., 1981; holst, 2010; 2014); Haverbeck (tolKsDorF, 2008; tolKsDorF et al., 2009); Niederweimar 6 (Bos & UrZ, 2003; schön, 2016); Achim, Verden-Bierden (GerKen, 2011).

der Abbildung 16 sind die Vergleichskomplexe kohlten Haselnussschale aus der Fundschicht ist mit der gemittelten absoluten Datierung und die aber offensichtlich, dass die Funde um ein oder Fund inventare aus dem Bez. Trier eingetragen. zwei Jahrhunderte älter sein können als die äl- Diese sind mit Sternen gekennzeichnet. An den teren Vergleichsfundplätze (vgl. Abb. 9 und 10). Index-Werten aus Skalar/Summe lassen sich Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten zwischen den durch die Vorgabe der Datierung benach- 4.2 Kulturelle Bezüge barten Inventaren ablesen. Je näher die Indices beieinanderliegen, desto ähnlicher sind sich die Grundsätzlich sind die Inventare des älteren Bo- Inventare in ihrer Gesamtheit. Neben der chrono- reals durch verschiedene Typen von basisretu- logischen Einordnung ist auch zu sehen, welche schierten Mikrospitzen und ungleichschenkligen regional-kulturelle Verknüpfungen anhand der Dreiecken geprägt. Die Inventare der älteren Mikrolithtypen erkennbar werden. Gruppe – Oberkail 2a, Auel „Auf dem Hähn- Mit der geringen Zahl von zwei Mikrolithen chen“ und Oberkail 4 – sind dem niederlän- ist das Inventar aus Hüttingen typologisch nicht dischen Komplex von Haelen-Broekweg (batS datierbar. Über das AMS-Datum an einer ver- et aL., 2010) und den norddeutschen Funden-

178 MittelsteinzeitlicheMittelsteinzeitliche Fundkomplexe Fundkomplexe des 9. Jahrtausends des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk im Bezirk Trier

sembles von Duvensee WP 6 (Bokelmann, 1971), sechs Inventare etwa 150 bis 200 Jahre später Friesack 4, Schichtkomplexe IIIa bis IIIc (Gehlen anzusetzen sind. Durch das angewendete Re- et al., in Vorb.) ähnlicher, als dem regional be- chenverfahren wird außerdem erkennbar, dass nachbarten Luxemburger Inventar von Berdorf- sich beim derzeitigen Forschungsstand lediglich Kalekapp 2/2 (Leesch, 1983; 2011), das auch zwei der jünger datierten Komplexe enger mit etwas älter datiert. Die Ähnlichkeiten zu den Beu- dem südwestdeutschen Beuronien B verbinden ronien B – Komplexen aus Südwestdeutschland lassen; die anderen sind dagegen typologisch (Jägerhaus-Höhle und Rottenburg-Siebenlinden) stärker mit dem frühborealen Mesolithikum der sind differenziert zu betrachten. Während der nördlich und nordwestlich angrenzenden Gebie- kulturelle Zusammenhang zu Jägerhaus-Höhle te verknüpft. Diese kulturelle Orientierung wird Schicht 11 erkennbar ist, sind die Ähnlichkeiten – wie im Folgenden dargelegt wird – durch die zu Jägerhaus-Höhle Schicht 10 und Rottenburg- Herkunft der Silexrohstoffe, die nach bisheriger Siebenlinden geringer. Die Verknüpfung mit dem Kenntnis mehrheitlich aus dem belgischen Maas- südwestdeutschen Beuronien B wird durch die gebiet und zu geringen Anteilen aus dem Raum breiten Mikrospitzen mit dorsoventraler Basisre- Süd-Limburg / Aachen stammen, bestätigt. tusche (vgl. Gehlen 2009, 377) und durch den sel- tenen Typ „spitzwinkliges Dreieck“ (D013; Koch, 2006b, Abb. 153, 16) hervorgerufen. Würde man 5 Rohstoffbezüge den Typ C126 (s. Abb. 15) jedoch berücksichti- gen, wäre die Verknüpfung stärker. An diesem Angesichts der oben durch typologische Verglei- Beispiel zeigt sich die relative Flexibilität bei der che angedeuteten regionalen Bezüge sollen diese Anwendung dieser Analyse, die mit jedem neu hier nochmals unter dem Aspekt der Herkunft hinzusortierten Fundkomplex auch neu gerech- der verwendeten Gesteinsrohstoffe in groben net werden muss, da sich die Verhältnisse der Zügen skizziert werden. Zunächst wollen wir Zahlen zu einander verschieben. Die chronolo- zwischen lokalen, regionalen und überregionalen gischen und chorologischen Bezüge werden kla- Rohmaterialien – bezogen auf die Lage der jewei- rer, je mehr und je besser datierte Fundinventare lige Fundstelle – unterscheiden. Lokale Rohstoffe in die Analyse eingehen. entstammen einem Radius von maximal 25 km Unseren Analysen zufolge sind kulturelle und sollten somit durch einen „Tagesmarsch“ Kontakte durchaus auch nach Norddeutschland erreichbar gewesen sein. Regionale Gesteinsroh- an den Mikrolithen erkennbar, obwohl die dorso- stoffe entstammen Entfernungen zwischen 26 ventrale Basisretusche dort fehlt, was für E. Czies- und 50 km, während solche aus Entfernungen la gegen eine kulturelle Verknüpfung sprechen von mehr als 51 km als überregional angespro- würde (Cziesla 2015, 55 f.; 267 f.). Im Wesentlichen chen werden. Die Entfernungsangaben beziehen sind für die Verknüpfung mit norddeutschen Mi- sich auf die Entfernung in Luftlinie. Es handelt krolithkomplexen die ungleichschenkligen Drei- sich daher um Messungen, die nur eine schemati- ecke und die Mikrospitzen mit gerader dorsaler sierte Annäherung an die tatsächlichen Wegever- Basisretusche verantwortlich. Die kulturellen Be- hältnisse darstellen. züge zum nordwestlichen Mitteleuropa werden durch die Rohstoffverwendung (s. u.) unterstri- chen. Inwieweit dieses Bild durch das Fehlen gut 5.1 Silexrohstoffvorkommen im Arbeitsgebiet publizierter und 14C-datierter süddeutscher In- ventare aus der Zeit zwischen 8400 und 8200 BC Hier wird vorzugsweise auf solche Gesteinsroh- geprägt ist, kann derzeit nicht beurteilt werden. stoffe eingegangen, die sich im behandelten Zeit- raum und an den beschriebenen Fundstellen im Mikrolithenspektrum nachweisen lassen. Teil- 4.3 Ergebnisse zur Chronologie und zu den weise exotische Materialien innerhalb der Grund- kulturellen Verknüpfungen formen werden in diesem Zusammenhang nur beiläufig erwähnt. Stücke, die durch Feuer stark Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass verändert sind, konnten nicht berücksichtigt wer- fast alle Inventare zwei verschiedenen Phasen den. innerhalb der zweiten Hälfte des 9. Jahrtausends Auch wenn in den hier behandelten Inventaren zugewiesen werden können. Drei Fundkomplexe und andernorts kaum eindeutige Mikrolithen aus datieren nur wenig jünger als „Hüttingen an der diesem Material bekannt sind, soll Quarzgeröll Kyll“ zwischen ca. 8250 und 8150 BC, während als regionalspezifischer, jeweils lokaler Roh-

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stoff nicht unerwähnt bleiben, gerade weil seine Floss, 1994, (Farb-)Taf. V,2), der den überwiegend Nutzung in Hüttingen a. d. Kyll deutlich wird. frischen Feuersteingeröllen der Maasterrassen Quarzgeröll kommt in nahezu allen Flussläufen vorbehalten bleiben sollte. und deren begleitenden Terrassen vor, ebenso im Buntsandsteinkonglomerat oder in Verwitte- Devonischer Silex Typ ist ein grau- rungsresiduen darüber. Eine klarere, dichte, auch rosa gefärbter Silex, der von rötlichen (eisenhal- besser abgerollte und spaltende Variante wurde tigen) Äderchen durchzogen ist und oberdevo- im regionalen älteren Mesolithikum vor allem zur nische Fossilien, vor allem Korallen zeigt. Dieses Erzeugung von Ausgesplitterten Stücken heran- meist klüftige Material wurde bisher noch nicht gezogen (vgl. Koch, 2006c). Sie unterscheidet sich beschrieben und ist erst in den letzten Jahren als damit von den zwar größeren, doch meist gröber im Mesolithikum sporadisch verwendetes Roh- spaltenden Quarzgeröllen, die im Mittelpaläoli- material erkannt worden. In den hier diskutierten thikum der Region Verwendung fanden. Mikrolithinventaren kommt Devonischer Silex Typ Hillesheim in den Inventaren von Oberkail 1 Eifeler Lokalfeuerstein (Löhr et al., 2009, 104, und Oberkail 2a vor. (Farb-)Abb. 17.2,i) stammt ebenfalls aus Schotter­ ablagerungen der Nord-Süd entwässernden Flüs- Muschelkalkhornstein (Löhr et al., 2009, 104, se, vorzugsweise der Kyll, aber auch in gerin- (Farb-) Abb. 17.2, e) entstammt dem oberen Mu- gerem Maße der Sauer, womit diese Gerölle auch schelkalk, der von Südwesten her über den Saar- in kleinerem Umfang in der Mosel zu finden sind gau in den südlichen Bitgau hineinreicht (Zimmer- (Löhr, 1990, 44 f., Karte Abb. 42). „Eifeler Lokal- mann, 1995, Abb. 9; Löhr, 1990, 52 f., Karte Abb. feuerstein“ und einige seiner Fundorte wurden 52). Das häufig klüftige, nicht selten oolithische erstmals von Altmeyer (1982) vorgestellt und und bioklastische Material ist zwar überwiegend von Floss (1994, 98) unter der Rubrik „sonstige blaugrau, kann aber auch ein breites Farbenspek- Feuer­steine in quartären Schottern“ beschrie- trum zeigen (Löhr, 1990, 52 f.; Mihm, 1998/99). ben. Es handelt sich um eine oberflächlich grau- Neben den von A. Zimmermann (1995, 39, Abb. 9) braun-gelb, gelegentlich rötlich verwitterte – äu- und in Anlehnung an dessen Entwurf schon ßerlich oftmals desilifizierte – und durchwegs vorher von E. Cziesla (1992, 32) kartographier- abgerollte Feuersteinvarietät zumeist geringerer ten Nennungen werden die nächstgelegenen Qualität. Im Kern allerdings können die Knollen Vor­kommen in der Region zwischen Feulen durchaus frischer graugelb oder graugrün sein. und Ermsdorf in Luxemburg (Spier, 1990; 1997, Hergeleitet werden diese Schotter-Feuersteine 312) vermutet. Im Saargau, also dem Landzipfel aus der Aachen-Maastrichter Kreidedecke, die zwischen dem untersten Saartal und der Mosel, ursprünglich bis auf oder gar über den heutigen sind verwendbare Hornsteinvorkommen nach- Vennsattel reichte. Bei der reziproken Absen- gewiesen. Im Muschelkalk des Bitgaus sind nur kung bzw. Anhebung von Niederrheinischer Hornsteine vorhanden, die wegen ihrer geringen Bucht und Rheinischem Massiv wurde die Krei- Größe und Qualität nicht zur Artefaktherstellung dedecke durch tertiäre und altpleistozäne Ver- geeignet sind (Löhr, 1990, 52). Die beiden Mikro- witterung aufgelöst, wobei die darin enthaltenen lithensembles von Mannebach haben einen ho- Feuersteine als resistente Elemente übrigblieben hen Anteil an Stücken aus Muschelkalkhornstein, und sozusagen bis auf den primären Untergrund der von dem lokalen Vorkommen am Hosteberg „durchsackten“. Beispielsweise bilden sie im Ho- stammen könnte, das nur wenige Kilometer von hen Venn stellenweise eine bis zu 10 m mächtige den Fundstellen entfernt liegt. Ansonsten kommt Decke aus „Lehm mit Feuersteinen“, aus der sie das Material nur noch im Mikrolithinventar von in die Flusssysteme gelangten (Felder & Bosch, Oberkail 3 vor. 2000, 125 ff.; Walter, 2010, 86 ff.; 240 ff., Abb. 91). Soweit letzteres nicht geschah, mögen sie auch Muschelkalkchalcedon ist ein glatt spaltendes, den unten genannten Residualfeuersteinen ent- jedoch oftmals kleinstückiges und klüftiges, rand- sprechen, und es bleibt zu untersuchen, wo eine lich durchscheinendes, vorzugsweise weißlich Grenze in Verbreitung und Qualitätsunterschie- bis glasig-graues Material aus dem mittleren Mu- den zwischen authentischem Residualfeuerstei- schelkalk, wie es im Gesamtbereich dieser For- nen und solchen liegt, die gelbbraun verwittert, mation bekannt und beschrieben (Mihm, 1998/99, einem fluviatilen Transport unterzogen waren Farb-(Abb. 7); Siegiris, 2010, 21 f.) wurde, ist mit (s. u. 4.2). Jedenfalls sollten diese Eifeler Lokal- wenigen Stücken in den Mikrolithinventaren von feuersteine nicht unter dem allgemeinen Begriff Oberkail 1 und Oberkail 2a vorhanden. „Schotter-Feuerstein“ subsumiert werden (z. B.

180 MittelsteinzeitlicheMittelsteinzeitliche Fundkomplexe Fundkomplexe des 9. Jahrtausends des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk im Bezirk Trier

5.2 Silexarten aus den benachbarten Regionen 2002, 38), wohingegen er im Mesolithikum des nördlichen Rheinlandes zahlreich verwendet Spezifische Feuersteine aus primären Kreide- wurde (Arora, 1979). Maaseier (Krüger, 1976) vorkommen der Aachener und Südlimburger sind oberoligozäne bis miozäne Strandgerölle, ­Region wie Vetschau/Orsbach (Löhr et al., 1977, die in der Niederrheinischen Bucht einschließlich 154 f.; Arora, 1978; 1979), Lousberg (Löhr et al., der rechtsrheinischen Randhöhen des Bergischen 1977, 157) und Simpelveld (Franzen, 1986; Arora Landes in Sanden entsprechenden Alters (Floss, & Franzen, 1985) sowie Feuerstein vom Typ Rijck- 1994, 98 ff., Taf. 13,2) auftreten (Löhr, 1990, 45, holt und Typ Rullen (de Grooth, 2011) können in Karte Abb. 42; Floss, 1994, Abb. 29), von wo sie unserem Arbeitsraum und an den hier behandel- dann auch nordwärts in pleistozäne Maas- und ten borealen Fundstellen bisher nur in Einzelstüc­ Rheinschotter umgelagert wurden. ken als Débitage nachgewiesen werden (Löhr, 1990, 50 f., Karte Abb. 49). Nach seinem Vorkom- Als Feuersteine aus Residuallagerstätten, deren men in der Nähe der Ortschaft Vetschau wurde Herkunft versuchsweise zwischen Lüttich und der mittelgraue bis schwarzgraue Feuerstein, mit Aachen, wie auch im Einzugsgebiet der meist unscharf begrenzten helleren Schlieren sei- verortet wird (Henrard, 2003), werden hier glatt nerzeit benannt (Löhr et al., 1977, 154 f.; Löhr et spaltende, hellgrau bis dunkelgraue, oftmals hell al., 2009, 104 (Farb-)Abb. 17.2,h). Er entstammt gepunktete Feuersteine zusammengefasst. Gegen allerdings der dort anstehenden Orsbacher Krei- manche Maasschotter-Feuersteine können sie de und wird folgerichtig von verschiedenen Au- nur anhand weniger deutlich abgerollter Rinden toren entsprechend bezeichnet (de Grooth, 2011; unterschieden werden. Es können auch hellere Rensink, 1992, 317). Ein Mikrolith aus Simpelveld- Schlieren vorhanden sein. Diese Feuersteine be- Feuerstein wurde in Oberkail 1 gefunden. Kreide- finden sich durchaus auch in tertiärer Position Feuerstein vom Typ Rijckholt kann optisch mit in Maasschottern. Die Aufnahme des Grund- Sicherheit nur bei Vorhandensein entsprechender formmaterials der Fundstellen zeigt aber, dass Kreiderinde bestimmt werden (Löhr et al., 1977, die Feuersteine eine unabgerollte, dünne raue 148 ff.; Zimmermann, 1995, 51 f.), da er auch in die und fein kavernöse Rinde besitzen. Kluftflächen Maasschotter gelangt ist. Diese Art Feuerstein ist sind selten. Sie stammen wahrscheinlich über- nur in den Mikrolithinventaren von Oberkail 1 wiegend aus Residualstreuungen in Ostbelgien, und Mannebach „Birket“ vertreten. Bei den drei z. B. dem Pays d‘ Herve (vgl. Lequers & Sladden, Stücken kann es sich auch um Maasschotter- 1924; in Fléron bei Lüttich wurde er 2015 in Form Feuerstein handeln. Eine hervorragende fotogra- von Frostschutt mit Residualrinde durch B. Geh- fische Übersicht über die wichtigsten Materialien len und I. Koch aufgelesen). Ein bekanntes Vor- aus dieser Region gibt Rolf-Peter Gawel (2016) kommen mit kreidezeitlichen Feuersteinen liegt auf seiner aktuellen Website. im Hohen Venn bei Hockai südlich von Eupen. Schwarze und graue Feuersteine, teilweise stark Die farblich und strukturell recht variablen verbraunt, sind in Deckenlehmen eingelagert Maasschotterfeuersteine aus den verschiedenen (Felder & Bosch, 2000). Gob (1981, 42; 241) nennt ei- pleistozänen Terrassen des Flusses sind streng nige bekannte Vorkommen grauen Feuersteins im genommen vor allem durch das Vorkommen „conglomerat“, womit wohl „Eluvium“ gemeint deutlich abgerollter Rinden definiert. Sie sind in ist, im Ourthe-Einzug, z. B. bei Plainevaux, Rot- unseren Fundkomplexen vorhanden – allerdings heux, Sprimont, Awan-Aywaille. Henrard (2002, deutlich seltener als Residualfeuersteine. Die von 628) geht einen Schritt weiter und beschwört ge- Jürgen Weiner (1997) in anderem Zusammenhang radezu eine Omnipräsenz im Ourthe-Einzug, zu- dargestellten potentiellen Vorkommen im Süden mindest im nördlichen. Diese Vorkommen liegen der Niederrheinischen Bucht sind in jeweils we- gerade einmal etwa 50 bis 100 Kilometer Luftlinie nigen Stücken in den Mikrolithensembles von von der zentralen Eifel entfernt. Mit weiteren und Oberkail 1, Oberkail 2b, Oberkail 3, Oberkail 4, eben auch unserem Arbeitsgebiet näher liegenden Auel „Auf dem Hähnchen“, Mannebach „Birket“ Vorkommen ist unbedingt zu rechnen, wie der und Mannebach „Bruchbüsch“ vertreten. glückhaft zufällige Nachweis von Residualfeuer- stein bei Schmidtheim­ in der Nordeifel (Junnge & Dagegen scheint Maasei-Feuerstein (Floss, 2012, Tillmanns, 1984) oder bei Ottange (Dep. Moselle, Abb. 1) in unserem Arbeitsgebiet nicht in Form F.) als Ergebnis regelhafter Prospektion (Vallote- von Mikrolithen, und nur in der Kalkeifel ver- au et al, 2014/2015) zeigt. Feuersteine aus diesen einzelt als Débitage vorzukommen (Giels, 2001- Vorkommen könnten theoretisch auf dem Weg

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Abb. 17 Ungefähre Lage der hier vorgestellten Fundstellen aus dem Regierungsbezirk Trier mit einer Skizze der Hauptliefergebiete der Rohstoffe für die dort gefundenen Steinartefakte. 1 = Auel „Auf dem Hähnchen“; 2 = Gerolstein „Rother Heck“; 3 = Oberkail 1, 2a, 2b, 3 und 4; 4 = Hüttingen a.d. Kyll; 5 = Mannebach „Birket“ und Mannebach „Burchbüsch“ (Grafik B. Gehlen nach Angaben von H. Löhr und I. Koch sowie nach Floss 2012; 1994; Löhr 1990; Spier 1998). Kartengrundlage: Aus- schnitt aus Schweizer Weltatlas / Atlas Mondial Suisse / Atlante Mondiale Svizzero © EDK 2002, http://schweizerweltatlas. ch/swa_resources/swa_ unterrichtsmaterialien/ BX_Gewaesser_Reli- ef_Staatsgrenzen.jpg [August 2016]).

von der Maas zur Vulkaneifel genutzt worden er an der Aisne das dominante Material stellt sein, wenn sie denn zur Artefaktherstellung ge- (Zimmermann, 1995, 115 ff., Abb. 38). Die ehemals eignet gewesen sind – was noch zu überprüfen genutzten Vorkommen sind vermutlich in die- bleibt. Feuersteine aus Residuallagerstätten sind ser Richtung zu suchen. Offen bleibt dabei, wie der häufigste Rohstoff der Mesolithiker im Ar- weit reliktische und als ausbeutbare Lagerstätten beitsgebiet nördlich der Mosel und kommen in hinreichend konzentrierte Vorkommen ostwärts sämtlichen hier diskutierten Mikrolithinventaren reichen. Wir gehen eher davon aus, dass die Ar- vor. tefakte in den hier diskutierten Fundensembles aus lokalen Fundstücken hergestellt wurden, da Tétange-Feuerstein kommt am Locus typicus im die Entfernung in das Aisne-Gebiet mit mehr Südwesten Luxemburgs in Form kleiner, stark als 140 km zu groß erscheint. Ein Austausch mit vernarbter Brandungsgerölle vor (Ziesaire, 2008), zeitgleichen Gruppen am Südrand der Ardennen die vermutlich kaum zur Artefaktherstellung ver- kann aber nicht vollständig ausgeschlossen wer- wendet werden konnten. Wenig gerollte größere den. Tétange-Feuerstein ist in den Mikrolithin- Einzelstücke und Trümmer streuen über die Ver- ventaren von Oberkail 1, Oberkail 2b, Oberkail ebnungsflächen der Südwesteifel (Löhr, 1990, 52, 3 und in den beiden Komplexen aus Mannebach Karte Abb. 42) bis in den Raum Pirmasens, wie nachgewiesen. von E. Cziesla (1992, 32) nach einem Entwurf von H. Löhr und A. Zimmermann dargestellt. Die- Achat-Jaspis (Löhr et al., 2009, 104 (Farb-)Abb. ser Feuerstein ist hell bis dunkelgrau und glasig 17.2,b) und Tonstein vom Typ Schaumberg (Cap- durchscheinend, mit kreidig weißer, sehr harter pel et al., 1993: (Löhr et al., 2009, 104, (Farb-)Abb. Rinde, selten abgerollt, oft äolisiert, und entspricht 17.2,d; Floss, 1994, Farb-Taf. XIII,2), die der Saar- in seinem Aussehen dem baltischen Moränen­ Nahe-Senke entstammen, sind in den Inventaren feuer­stein (Löhr, 1990, 52). Epochenübergreifend­ nur mit wenigen Einzelstücken bei der Débitage betrachtet nimmt seine Verwendung – besonders vertreten. im älteren Neolithikum – südwestwärts zu, wo

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Abb. 18 Die Entfernungen der Rohstoffquellen für die Mikrolithen der hier vorgestellten mesolithischen Fundstellen stehen stellvertretend für die Gesamtheit der Silexartefakte, die in diesem begrenzten Rahmen nicht dargestellt werden können. Lokale Materialien stammen aus einem Radius von max. 25 km um die Fundstellen. Regionale Rohstoffe kommen aus der weiteren Region zwischen 26 bis max. 50 km Entfernung. Überregionale Rohmaterialien sind solche, die aus Entfernungen größer 50 km stammen. Es zeigt sich durchaus eine markante Variabilität der Rohstoffverteilungen, die nicht chronologisch begründet werden kann (Rohmaterialansprachen H. Löhr und I. Koch; Grafik B. Gehlen).

Obwohl grobkörnige Tertiärquarzite auch am beuter im Betrachtungsraum rekonstruieren. In Süd- und Nordrand der Eifel vorkommen, stam- der Karte Abbildung 17 sind die Herkunftsre- men die im Betrachtungsraum verwendeten fein- gionen der wichtigsten Rohstoffe und die Lage körnigen, gelblich bis hellgrauen Tertiärquarzite der hier betrachteten Fundstellen skizziert. Ab- und Chalcedone aus dem Mittelrheingebiet (Löhr, bildung 18, in der die Inventare ihrem Alter 1990, 47; Floss, 1994, 10). Tertiärquarzite vom Mit- nach, d. h. nach ihrer Reihung in der oben er- telrhein wurden in den Mikrolithkomplexen von wähnten Kontingenztafel von alt (unten) nach Oberkail 2a, Oberkail 3, Auel „Auf dem Hähn- jung (oben) sortiert wurden, zeigt die Anteile der chen“ und Mannebach „Birket“ gefunden. Nicht lokalen, regionalen und überregionalen Roh- zuletzt wegen ihrer häufigen Fossilführung gut stoffe bei den Mikrolithen. Die Klassifizierung identifizierbar sind Chalcedone vom Typ Bonn- richtet sich nach den Bewegungsreichweiten, die Muffendorf. Sie kommen in den Mikrolithinven- bei rezenten und historischen nomadisierenden taren von Auel „Auf dem Hähnchen“, Oberkail 1 Wildbeutergesellschaften beobachtet wurden und Oberkail 2b vor. (vgl. Helbling, 1987, 187 ff.; s. Abschnitt 5). Die im Folgenden gemachten Angaben zu den Silex- Der sehr charakteristische mittelgraue bis scho- rohstoffen beruhen auf der makroskopischen Be- koladenbraune, sehr feinkörnige Wommersom- stimmung und Erfassung durch H. Löhr und I. Quarzit kommt mit einer kantenretuschierten Mi- Koch (1997). krospitze in Oberkail 1 vor (Löhr, 1990, 46, Abb. Die beiden Fundstellen von Mannebach wei- 44,3). Das Quarzitvorkommen bei Wommersom sen als einzige im Mikrolithspektrum höhere An- in der Nähe von Tienen in der Provinz Brabant im teile lokaler Rohstoffe auf. Das Material dieser Belgischen Flandern liegt etwa 150 Kilometer von Stücke, die aus Muschelkalkhornstein – und in Oberkail entfernt (Blomme et al., 2012; Coppens, einem Fall aus Muschelkalkchalzedon – gefertigt 2014). Wir fassen hiermit eine als „exotisch“ zu sind, stammt wahrscheinlich aus dem nur weni- bezeichnende Rohstoffverbindung, die vermut- ge Kilometer entfernt gelegenen Vorkommen am lich nicht auf einen Aufenthalt dort zurückgeht, Hosteberg. sondern einen Austausch mit anderen mesolithi- Als lokale Silexvariät ist Tétange-Feuerstein, schen Gruppen aus dem Raum Flandern verdeut- der wohl auf Verebnungsflächen der Südwestei- licht. fel aufgelesen werden konnte, im Mikrolithinven- tar von Oberkail 1 und 2b vertreten. Devonischer Silex vom Typ Hillesheim kommt als regionale 5.3 Die Silexrohstoffe und ihre Verwendung Silexvarietät in den Mikrolithensembles von für die Mikrolithherstellung Oberkail 1 und 2a vor. Sehr deutlich überwiegen die überregional verfügbaren Rohstoffe, wobei Anhand der Rohmaterialien von Mikrolithen die Residualfeuersteine aus der belgischen Maas- lässt sich die Mobilität der mesolithischen Wild- region mit großem Abstand dominieren. Sowohl

183 Ingrid Koch, Hartwig Löhr & Birgit Gehlen

Abb. 19 Mögliche Art und Zeitfolge der Mobilität der Wildbeuter an den borealzeitlichen Fundstellen im Betrachtungsraum, die über die Silexrohstoffe rekonstruiert werden können. Karte a zeigt Bewegungsmuster, die zur Zusammensetzung der Rohmaterialspektren aus der Zeit zwischen 8250 und 8150 v.Chr. geführt haben können, Karte b die aus der Zeit um etwa 8000 v.Chr. Die breiten durchgezogenen Linien geben den hypothetisch letzten Macromove an, die gestrichelten breiten Linien ältere Macromoves. Die dünnen Linien mit beidendigen Pfeilen weisen auf Micromoves innerhalb der Ranges um die Fundstellen hin. Ausnahmen sind in Karte a die Einzelstücke aus Chalcedon und Tertiärquarzit in Auel „Auf dem Hähnchen“ (s. Text), in Karte b das Einzelstück aus Wommersom-Quarzit in Oberkail 1. Das Vorhandensein dieser Stücke wird durch eine Punktlinie mit beidendigen Pfeilen zwischen dem Bonner Raum und dem potentiellen Weg zwischen Hambach und Auel einerseits sowie zwischen Wommersom und dem Maasgebiet andererseits verdeutlicht. Diese Stücke können als Austauschobjekte mit benachbarten Gruppen gewertet werden. Rohmaterialansprachen H. Löhr und I. Koch. Nur die Angaben für Auel 3 gehen auf die petrographischen Bestimmungen durch J. Affolter zurück. Grafik B. Gehlen. Kartengrundlage: Ausschnitt aus Schweizer Weltatlas / Atlas Mondial Suisse / Atlante Mondiale Svizzero © EDK 2002, http:// schweizerweltatlas.ch/swa_resources/swa_unterrichtsmaterialien/BX_Gewaesser_Relief_Staatsgrenzen.jpg [August 2016]. Au = Auel; Hü = Hüttingen; Mbi = Mannebach-Birket; MbBru = Mannebach-Bruchbüsch; Rh = Rother Heck; Ob = Oberkail. die Feuersteine aus dem südniederländischen den unmittelbar an der Maas gelegene Fundstel- Limburg und dem Aachener Raum als auch Ter- len (z. B. Desthexe, 1977) tiärquarzit und Chalcedon vom Mittelrhein sind nur mit wenigen Stücken vertreten. Auch wenn weitere Rohstoffe in sehr geringen Mengen in den 6 Zu Mobilität und Aktivitätsräumen anderen Inventarkomponenten vorhanden sind, der Wildbeuter des jüngeren 9. Jahrtausends so kann man die für die Mikrolithen verwendeten Materialien als repräsentativ erachten. Auch wenn die Versorgung mit Silexrohstoffen Es ist nicht verwunderlich, dass die mesolithi- im jahreszeitlich bestimmten Wanderzyklus von schen Menschen aus zuvor begangenen Regio- Wildbeutergemeinschaften vermutlich keine ab- nen Silexrohstücke, Grundformen und fertige solute Priorität hatte, sondern als embedded Pro- Geräte in die rohstoffarme Eifel mitgebracht hat. curement im Sinne von Lewis R. Binford (1979, 259 Einen wichtigen Hinweis auf das Verhalten bei ff.) angesehen werden kann, so spiegeln die Roh- der Rohmaterialversorgung im Mesolithikum materialien und ihre Anteile in den Inventaren gibt bereits die Tatsache, dass Kerbreste – die die wechselnden Aufenthaltsregionen der Men- Abfälle der Mikrolithherstellung – extrem selten schen wider. Zudem geben sie Hinweise auf die in den Inventaren der Region vorhanden sind Größe und Intensität der sozialen Netzwerke. In (Koch, 1997, 87 f.). Dies gilt auch für die hier vor- den hier besprochenen borealzeitlichen Artefakt- gestellten Fundensembles. Vergleichbar geringe komplexen können in dieser Hinsicht nur die Mi- Zahlen sind aus Luxemburger Stationen bekannt krolithen betrachtet werden, da nicht für alle In- (Spier, 1992, 96). Möglicherweise hatte man schon ventare eine Rohstoffaufschlüsselung sämtlicher einen Großteil der Jagdausrüstung vor dem Ein- Artefakte vorliegt. Zwar können die exak­ten treffen in der Eifel repariert und vervollständigt. Herkunftsstellen der Silexmaterialien meist nicht Einen illustrativen Kontrast in dieser Hinsicht bil- bestimmt werden, aber die Regionen mit den in

184 MittelsteinzeitlicheMittelsteinzeitliche Fundkomplexe Fundkomplexe des 9. Jahrtausends des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk im Bezirk Trier

Frage kommenden Vorkommen sind weitgehend und Feuersteine der Typen Rijckholt und Rullen identifizierbar Abb.( 17). (Löhr, 1990, 45, Karte Abb. 42) verliefen – etwa durch die Nordeifel –, da diese Rohstoffe in un- seren Inventaren insgesamt gesehen selten sind. 6.1 Mobilität Somit kamen die quantitativ überwiegenden, überregionalen Materialien wie Schotter- und/ Auffallend ist, dass in fast allen Inventaren die oder Residualfeuerstein schließlich aus Westen Rohstoffe aus weiter entfernten Gebieten, d. h. und Nordwesten in unser Untersuchungsgebiet. aus einer Entfernung von mehr als 50 km Luft- Die bisher gemachten Angaben zu den Silex- linie, überwiegen. Rohstoffe aus dieser Mindest- rohstoffen gehen fast ausschließlich auf die ma- entfernung werden hier als überregional bezeich- kroskopischen Ansprachen an den Mikrolithen net und können eine Bewegung der Gruppe oder durch H. Löhr und I. Koch zurück. Dagegen eines Teils davon über größere Distanzen verdeut- wurde ein Teil des Silexinventars von Auel „Auf lichen. Nach Untersuchungen an historischen dem Hähnchen“ seit der Erstpublikation dieses und rezenten Wildbeutergesellschaften werden Aufsatzes im Early View petrographisch durch solche Distanzen beim Wechsel von einem Range Jehanne Affolter vom Ar-Geo-Lab in Neuchâtel in ein anderes überbrückt, d. h. man verlegt den (Schweiz) im Auftrag des Projektes D4 des SFB Lagerplatz und damit das Sammel- und Jagdge- 806 (B. Gehlen) untersucht. Diese Bestimmungen biet, das Jürg Helbling (nach Hassan, 1975, 38 f.) bestätigen im Großen und Ganzen die Erstan- mit einem maximalen Catchment territory von 25 sprachen, sind aber präziser bei den Angaben Kilometern Radius um einen Lagerplatz angibt möglicher Herkunfstlokalitäten. Als wichtigstes (Helbling, 1987, 188). Diese Bewegungen möch- Ergebnis sei hier erwähnt, dass ein größerer ten wir hier mit Joachim Hahn (1995, 39) und J. Teil der bestimmten Silices den Proben aus dem Helbling (1987, 187 f.) als Macromoves bezeichnen. Vorkommen von Maasschotter-Feuerstein nahe Da Mikrolithen aus Tertiärquarzit oder Chal- Niederzier-Hambach an der Rur entsprechen, cedon vom Mittelrhein immer nur mit Einzel- während ein kleinerer Teil von verschiedenen stücken (Oberkail 4, Gerolstein „Rother Heck“, Residuallagerstätten in Belgien im Umfeld der Auel „Auf dem Hähnchen“ und Mannebach Maas sowie aus den Kreideformationen und „Bruchbüsch“) oder gar nicht vorhanden sind, Schottervorkommen bei Rijckholt im niederlän- gehen wir davon aus, dass die Aufenthalte dort dischen Limburg stammen. Danach ließe sich länger zurücklagen als die im Maasgebiet, aus für Auel ein alternatives Szenario entwerfen: dem der Hauptteil der verwendeten Rohstoffe Mehrere ältere Macromoves sind vermutlich zwi- stammt, bzw. diese Region gar nicht zum Be- schen der belgischen Maasregion und dem Lim- wegungsraum der Gruppen gehörte. Aufgrund burgisch-Aachener Raum und von dort in die der anderen Rohstoffkomponenten könnte man Region Niederzier-Hambach zu vermuten. Von einzig für Auel „Auf dem Hähnchen“ auch eine dort aus kann man einen späteren Macromove bis Tauschbeziehung in Betracht ziehen (s. u.; Abb. nach Auel annehmen. Die drei Einzelstücke aus 19a). Es ist dabei zu beachten, dass bisher kaum Chalcedon und Tertiärquarzit – darunter 2 Mi- mesolithische Funde aus der Osteifel bekannt krolithen – könnten als Kontaktfunde zu Grup- sind, sodass die Verknüpfung unseres Betrach- pen aus dem Bonner Raum interpretiert werden tungsraumes mit dem Mittelrheingebiet nicht (Abb. 19a). präzisiert werden kann. In Abbildung 19 sind die Bewegungen von einem möglichen früheren Zwar liegen nur in vier Mikrolithinventaren lo- Aufenthalt am Mittelrhein mit einer breiten ge- kale Rohstoffe vor (Hüttingen, Oberkail 1, beide strichelten Linie, die Wanderung aus der Maas- Inventare aus Mannebach), wenn man aber die region mit einer breiten durchgezogenen Linie Gesamtinventare berücksichtigt, sind in allen gekennzeichnet. Diesen Skizzen liegt die Annah- Artefaktkomplexen Rohmaterialien vorhanden, me zugrunde, dass sich die Gruppen, die unsere die in einer Entfernung unter 25 km beschafft Fundstellen hinterlassen haben, ausgestattet mit werden konnten. Mikrolithen aus Eifeler Lokal- Tertiärquarzit und Chalcedon vom Typ Muffen- feuerstein und Tétange-Feuerstein finden sich je- dorf, nicht direkt aus dem Mittelrheintal in unser doch nur in Oberkail 1 und in Hüttingen, von wo Arbeitsgebiet, sondern zunächst in das mittlere nur ein insgesamt kleines Inventar und lediglich Maas- oder Ourthegebiet bewegten, auf Routen, zwei Mikrolithen vorliegen (s.o.). In Oberkail 2b die vermutlich südlich der Verbreitungsgrenze und Oberkail 3 wurde jeweils ein Mikrolith aus von Maaseiern, Orsbach/Vetschau-, Lousberg- Tétange-Feuerstein gefunden.

185 Ingrid Koch, Hartwig Löhr & Birgit Gehlen

Die beiden Komplexe aus Mannebach weisen einandergetroffen, die aus verschiedenen Rich- anteilig zu je einem Viertel Muschelkalkhorn- tungen kamen. Die südliche Orientierung wird steine und in geringem Maße Muschelkalkchalce- auch durch einen spitzwinklig-gleichschenk- don auf, die in geringer Entfernung anstehen. Bei ligen Dreieckmikrolithen aus oolithischem Mu- diesen Fundstellen kann auf Sammeltätigkeiten schelkalkhornstein (Koch, 2006b, Abb. 153, 16) im Umfeld der Lagerplätze (logistic Mobility oder unterstützt. Dieser Mikrolithtyp kommt in der Micromove) geschlossen werden, im Verlauf de- Schicht 11 der Jägerhaus-Höhle an der oberen rer die in der Nähe anstehenden Silexmateri- Donau, also in einem Beuronien B – Inventar, alien aufgelesen und am Lagerplatz verarbeitet vor. wurden. Auch im benachbarten Südluxemburg Das große Inventar von Oberkail 1, das aus spielen während des annähernd gleichzeitigen mehr als 8000 Artefakten besteht und über 300 Mesolithikums – neben den Residualfeuersteinen Mikrolithen aufweist, ist vermutlich das Ergebnis aus der Maasregion Belgiens – Muschelkalkhorn- mehrerer, wahrscheinlich längerer Aufenthalte steine bei der Rohstoffversorgung eine wichtige und möglicherweise auch einer oder mehreren Rolle (Spier, 1997, 312 f.), d. h. dass deren Lager- größeren Gruppen. Nur hier konnten in geringen stätten als verlässliche Rohstoffquellen genutzt Stückzahlen Mikrolithen aller lokalen und regi- werden konnten. Die Mannebacher Fundstellen onalen Materialien, die aus verschiedenen Him- sind gleichzeitig am weitesten von den Vorkom- melsrichtungen stammen, nachgewiesen werden. men der belgischen Residualfeuersteine entfernt. Es handelt sich dabei neben dem lokalen Tétan- Mit ihrer Lage südlich der Mosel befinden sich ge-Feuerstein um Eifeler Lokalfeuerstein und um diese Stationen an der Schnittstelle zu den Regio- regionalen Devonischen Silex Typ Hillesheim­ nen Hunsrück, Saarland und Pfalz, in denen im aus dem Norden des Betrachtungsraumes sowie Früh- und Mittelmesolithikum hauptsächlich lo- dem im Grenzbereich regional/überregio­nal lie- kales und regionales Rohmaterial wie Muschel- genden Muschelkalkchalcedon aus dem Saargau. kalkhornstein und - chalcedon, Achat-Jaspis sowie Die Beschaffung der Materialien wird im Rahmen Tonstein vom Typ Schaumberg verwendet wur- von Micromoves, d. h. einer oder mehrerer logis- den (Cappel et al., 1993; Cziesla, 1992, 32 ff.; Donié tischen Unternehmungen eines Teils der Gruppe et al., 1999; Löhr, 1984). stattgefunden haben. Der qualitativ sehr schlech- In den Gesamtinventaren aller Konzentra- te Devonische Silex Typ Hillesheim zeigt unserer tionen von Oberkail sind lokale und regionale Meinung nach deutlich, dass die Bewohner von Rohmaterialien nachgewiesen (Koch, 1997). Oberkail 1 nicht zur Ergänzung dieses Rohstoffs So kommen in geringen Anteilen der lokale nach Norden gegangen sind, sondern gänzlich Tétange-Feuerstein und der Eifeler Lokalfeuer- andere Gründe dafür gehabt haben müssen. Da stein vor. Aus Ersterem sind jedoch nur wenige auch in Oberkail 1 die Feuersteine aus der Maas- Mikrolithen in Oberkail 1 und 2b gefertigt, aus region Belgiens deutlich überwiegen und die Letzterem ist nur in Oberkail 1 ein Mikrolith vor- Rohstoffe vom Mittelrheingebiet selten sind, er- handen. Die beiden Rohstoffe wurden vermut- scheint eine direkte „Nord-Südroute“ aus der lich lokal bei einer logistischen Unternehmung Niederrheinischen Bucht in die Eifel auch in die- wie z. B. einer Jagd von den jeweiligen Sied- sem Fall unwahrscheinlich. Der einzige Mikrolith lungsplätzen aus gesammelt. Der geringe Anteil am Fundort aus „exotischem“ Rohstoff besteht dieser letztgenannten Rohmaterialien kann auch aus Wommersom-Quarzit, der aus einer Entfer- ihrer dünnen Streuung auf den Verebnungsflä- nung von etwa 150 km aus dem heutigen Brabant chen der Südwesteifel und in den Kyllterras- stammt. senschottern und der daraus resultierenden er- schwerten Auffindbarkeit geschuldet sein. In Oberkail 3 besteht ein Fünftel der Mikro- 6.2 Aktivitätsräume im Trierer Land und lithen und der Grundformproduktion aus Mu- umgebenden Gebieten im 9. Jahrtausend schelkalkhornstein, der in südwestlicher Rich- tung ca. 50 km entfernt ansteht und hiermit als Mit dem Rohstoffeinzugsgebiet der hier vorge- Rohmaterial im Grenzbereich zwischen regional stellten mesolithischen Fundstellen des jüngeren und überregional erscheint.4 Dies kann mit einem 9. Jahrtausends der Region Trier wird ein Ge- länger zurückliegenden Macromove, also einer biet von ca. 15.000 bis 20.000 km2 umschrieben. Verlagerung des Siedlungsplatzes vom Saargau Diese Ausdehnung wird mit der Verfügbarkeit in das Maasgebiet, erklärt werden. Möglicher- von Ressourcen in den besiedelten Regionen weise sind hier aber auch zwei Gruppen auf- zusammenhängen und mit den sozialen Netz-

186 MittelsteinzeitlicheMittelsteinzeitliche Fundkomplexe Fundkomplexe des 9. Jahrtausends des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk im Bezirk Trier werken, über die auch Silexmaterialien und an- risch als grauer oder schwarzer Silex angespro- dere notwendige Rohstoffe weitergegeben und chen. Dies liegt auch daran, dass die Artefakte ausgetauscht wurden. Daher möchten wir den häufig weiß patiniert sind und daher eine nähere Raum, der jeweils durch die Herkunftsquellen Rohstoffansprache nahezu unmöglich ist (vgl. der Silexrohmaterialien beschrieben wird, nicht Gob, 1981, Inventarbeschreibungen; Miller et al, als „Territorium“ oder „Schweifgebiet“, sondern 2011, 218; Miller et al, 2012, 108). Ausschließlich als „Aktivitätsraum“ bezeichnen. Bezieht man Wommersom-Quarzit wurde regelhaft als Roh- die Rohstoffe vom Mittelrhein – Tertiärquarzit stoff erkannt und daher auch in Zahlenangaben und Chalcedon Typ Muffendorf – nicht mit in angeführt (zusammenfassend in: Gendel, 1985; die Berechnung ein, so verringert sich das von Coppens 2014). Aus diesen Gründen muss hier auf den Rohstoffquellen umschriebene Gebiet um Vergleiche aus dem benachbarten Belgien ver- etwa 5000 km2. Im Vergleich zu den Aktivitäts- zichtet werden. räumen der Mesolithiker im Trierer Land und in Luxemburg sind diejenigen in den umgebenden Regionen erheblich kleiner, wie weiter unten er- 6.2.1 Luxemburg läutert wird. Nach derzeitigem Wissenstand blieb die Roh- Aus Luxemburg sind bisher Angaben zu den stoffversorgung im Norden unseres Zentraleife- Silexrohstoffen verschiedenen Überblicksaufsät- ler Arbeitsgebietes während der gesamten Mit- zen (Spier, 1997; 1999) sowie einigen Fundplatzvor- telsteinzeit annähernd gleichartig, wie die von lagen zu entnehmen (Ziesaire, 1989; Valotteau et Lothar Giels publizierten mesolithischen Inven- al., 2011), wobei wir hier nicht nur die Mikrolithen, tare aus der nördlichen Kalkeifel (Giels, 2001- sondern auch die Gesamtinventare überblicken. 2002; 2004) zeigen. Ein Teil des Inventars von Hil- Im präborealen Fundensemble von Altwies-Haed lesheim „Krohrech/Faule Felder“ ist vermutlich überwiegen lokale Rohstoffe wie Muschelkalk- etwas früher anzusetzen als die oben vorgestell- hornstein aus 10 bzw. 20 km Entfernung, Chaille ten Komplexe. Orientiert man sich an den älter- bajocienne (Doggerhornstein) aus ca. 25 km Dis- mesolithischen Mikrolithformen, so hat eine erste tanz (Löhr, 1990, 45, Karte Abb. 42) sowie Bergkris- meolithische Begehung an diesem Fundplatz ver- tall, der vermutlich aus dem Taunusquarzit der mutlich im späten Präboreal um 8600 BC stattge- Siercker Schwelle im Dép. Moselle (Lothringen) in funden. Das Rohmaterialspektrum enthält als Be- 15 km Entfernung beschafft werden konnte. Dane- sonderheit Kernsteine aus Maasei-Feuerstein, der ben sind in kleinen Anteilen auch überregionale in den hier betrachteten frühborealen Komplexen Materialien vorhanden wie Tertiärquarzit aus den nicht vorkommt, ähnelt ihnen aber im sonstigen südlichen Ardennen in Frankreich, der aus mind. Rohmaterialinventar. Die beiden spätmesolithi- 110 km Distanz kommt, wenige Stücke aus Maas- schen Komplexe von „Hillesheim – Jenseits Ha- Feuerstein aus ca. 120 km Entfernung und schwar- senmaar“ und „Ripsdorf-Lampertsberg“ weisen zer Feuerstein, der eventuell aus Schotterterrassen prinzipiell das gleiche Rohstoffspektrum wie das in Lothringen stammt. Mit den Silexrohstoffen von „Krohrech/Faule Felder“ auf. aus Altwies-Head wird ein Gebiet von etwa 7000- Es läge nahe, die Versorgung mit Silex und 10.000 km2 umschrieben. die daran erkennbaren Aktivitätsräume der Men- Aus dem „Abri Kalekapp“ bei Berdorf (Leesch, schen des älteren Boreals aus dem Bezirk Trier 1983; 2011), dessen Schicht 2 ähnlich alt datiert mit den Verhältnissen zu dieser Zeit in den bel- wie die hier vorgestellten Ensembles des 9. Jahr- gischen Ardennen zu vergleichen. Dies ist aus tausends aus dem Bezirk Trier, sind neben ver- verschiedenen Gründen nicht möglich. Zunächst kieselten Geröllen aus dem Rhät, die eventuell gibt es dort nur wenige Inventare, die unserer bei Junglinster in 14 km aufgelesen wurden, und Meinung nach in den hier interessierenden Zeit- Muschelkalkhornsteine aus Distanzen zwischen raum gehören. Dabei handelt es sich nahezu aus- 25 und 40 Kilometer Entfernung, auch zwei ver- schließlich um Oberflächenaufsammlungen (vgl. schiedene Feuersteine aus dem Maasgebiet (aus Gob, 1981; Henrard, 2003, 619). Obwohl an den ca. 80 km Entfernung) und wenige Stücke aus Plateaurändern der Flüsse freierodierter Silex aus Wommersom-Quarzit aus etwa 140 km Distanz sekundärer Lagerung überall aufgelesen werden vorhanden. Ohne Berücksichtigung des Wom- konnte (Henrard, 2003), sind detaillierte Rohma- mersom-Quarzites wird mit den Silexrohstoffen terial-Studien in Bezug auf die mesolithischen von „Kalekapp“ ein Gebiet von etwa 5000 km2 Fundkomplexe bisher nicht erfolgt. In den Publi- umschrieben. kationen sind die Silexrohstoffe meist nur kurso-

187 Ingrid Koch, Hartwig Löhr & Birgit Gehlen

Als weiteres Beispiel aus dem Mittelmesoli- schauung sind die Rohstoffe von vier Fundkom- thikum sei das mesolithische Inventar des Abris plexen vom Übergang zwischen Präboreal und „In den Leien“ bei Hersberg genannt (Valotteau Boreal sowie des älteren Boreals aus dem Ber- et al., 2011). Die AMS-Daten stellen das Inventar gischen Land bekannt (Abb. 20). Overath „Rott- etwa in die Zeit um 7800 calBC. In dem Ensemble stück“ und Overath „In der Gewanne“ wurden kommt Muschelkalkhornstein als lokales Mate- von Sabine Eickhoff Anfang der 1990er Jahre bear- rial vor, während verschiedene Feuersteine aus beitet und publiziert (Eickhoff, 1992). Die beiden der Maasregion vom Lousberg in Aachen und Fundkomplexe von Bergisch-Gladbach „Hebbor- Tonstein vom Typ Schaumberg aus entgegenge- ner Hof“ 1 (wohl frühes Boreal) und Odenthal setzten Entfernungen zwischen etwa 80 und 120 „Sonnenberg“ 1 (Präboreal) wurden von B. Geh- Kilometer stammen. Mit den Silexrohstoffen aus len und I. Koch im Rahmen des Projektes D4 des Hersberg wird ein Gebiet von etwa 7000-9000 km2 SFB 806 gesichtet und nach Inventarmerkmalen umschrieben. durchgezählt. Während die Overather Komplexe, die beide unterschiedliche Schwerpunkte bei den Hauptrohstoffen zeigen, keinen („Rottstück“) 6.2.2 Nordpfälzer Bergland oder kaum („In der Gewanne“ = 1%) baltischen Feuer­stein enthalten, ist dieser in „Hebborner Hof Aus dem Nordpfälzer Bergland sind unter Ein- 1“ das häufigste (ca. 55%) und in „Sonnenberg 1“ schluss des Saar- und Naheberglandes einige das zweithäufigste Material (ca. 28%). Maasei- früh- und mittelmesolithische Fundstellen be- Flint kommt nur in den Overather Fundkom- kannt, deren Versorgung mit Silexrohstoffen in plexen in größeren Anteilen vor. In „Rottstück“ einem kurzen Aufsatz vorgestellt wurde (Cappel bildet er mit ca. 55% das häufigste, am Platz „In et al., 1993). In dieser Region überwiegen die der Gewanne“ mit etwa 25% des zweithäufigste lokalen Rohmaterialien wie Tonstein vom Typ Rohmaterial. Maasschotter-Flint und Feuerstein Schaumberg, weinroter Tonstein, sowie Bunt- aus Niederländisch Limburg, dem Aachener sandsteinkarneole, Achate, Achatjaspis (Löhr et Raum oder auch Residual-Feuerstein aus Belgien al., 2009, 104, [Farb-]Abb. 17.2) und andere Silex- sind in den Overather Inventaren mit 6% und 7% varietäten, die in den vielfältigen geologischen selten, in den Inventaren von „Hebborner Hof 1“ Formationen dieses Gebietes vorkommen. Süd- dagegen mit ca. 18% und am „Sonnenberg 1“ mit lich des Nordpfälzer Berglandes liegt auf dem etwa 24% verhältnismäßig häufig. Muschelkalkplateau der Sickinger Höhe der Rechtsrheinisch anstehende lokale Materialien mittelmesolithische Fundplatz „Schmitshausen- aus der Region Bonn-Siegburg-Neuwied sind mit Kurze Ahnung“, dessen Mikrolithspektrum nach Tertiärquarzit und Chalcedon in den südlicher der von B. Gehlen durchgeführten typochrono- gelegenen Plätzen von Overath mit bis zu 60% logischen Analyse der bei Cziesla (1990, 72 ff.) deutlich häufiger als in den beiden anderen mit abgebildeten Mikrolithen schon in das mittlere einem geringen Anteil von ca. 27% bzw. 34%. Boreal um ca. 7750 BC datiert. In diesem Inventar Kieselschiefer kommt in allen Fundkomplexen in sieht das Rohstoffspektrum anders aus. Neben ca. nur geringen Anteilen vor, ist aber auch in den 58% blaugrauem Muschelkalkhornstein und etwa Overather Komplexen tendenziell häufiger ver- 21% Tonstein vom Typ Schaumberg kommt mit treten. Er weist auf Begehungen der östlich ge- ca. 1,1% auch ein „schwarzer Kreidefeuerstein“ legenen Mittelgebirgszonen hin oder wurde den vor, bei dem es sich um den Typ Tétange aus Schottern der aus diesem Raum entwässernden regionaler Reliktstreu (Cappel et al., 1993, 144, Flüsse und Bäche entnommen. Maaseier kommen Übersichtstabelle 2) oder um den seinerzeit noch zwar hauptsächlich westlich des Rheins zwischen nicht bekannten Muschelkalkhornstein vom Typ Köln und der Rur vor, sind aber auch in Schotter- Zinzing (Dép. Moselle, F.; Mihm 1998/99, [Farb-] körpern des nördlichen Bergischen Landes belegt Abb. 7) handelt, was eine Autopsie klären müsste. (Floss, 2011, 99). Wäre dies der Fall, so würde es darauf hinauslau- Die Rohstoffe der Fundstellen aus Overath be- fen, dass auch an dieser Stelle allenfalls regionales schreiben offensichtlich einen etwas anderen Ak- Rohmaterial genutzt wurde. tivitätsraum als die beiden Fundstellen aus dem nördlichen Bergischen Land. Während die Ove- rather Mesolithiker vermutlich auch den Rhein 6.2.3 Bergisches Land überquert haben und die Region zwischen Köln und Aachen aufsuchten, waren die Menschen aus Aus der jüngeren Literatur und nach eigener An- Bergisch-Gladbach und Odenthal hauptsächlich

188 MittelsteinzeitlicheMittelsteinzeitliche Fundkomplexe Fundkomplexe des 9. Jahrtausends des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk im Bezirk Trier

Abb. 20 Häufigkeiten der Silexrohstoffe in früh- und mittelmesolithischen Fundkomplexen des Bergischen Landes. (Rohstoffansprache S. Eickhoff (1992); I. Koch; B. Gehlen. Grafik B. Gehlen).

Nord-Süd orientiert, wie sich am hohen Anteil telmesolithikum zwischen etwa 7500 und 7100 BC der Funde aus baltischem Feuerstein abzeichnet. gestellt werden kann, weist zwar überwiegend Da in allen Fundkomplexen auch neolithische Ar- dieselben Rohstoff-Komponenten wie die Funde tefakte vorhanden sind, ist es allerdings möglich, von „Rottstück“ auf, hat aber einen hohen An- dass ein Teil der Artefakte aus Maasfeuerstein teil von baltischem Feuerstein, der in den älteren nicht zu den mesolithischen Funden gehört und Komplexen von Overath nicht vorkommt (Geh- insofern die Einschätzung der Westbezüge relati- len et al., 2016). Im westlichen Bergischen Land viert werden müsste. kann man einerseits für das hier interessierende 44 von 117 bestimmbaren Mikrolithen aus ältere Mittelmesolithikum eine Grenze zwischen Overath „Rottstück“ sind bei Eickhoff (1992, Abb. den Aktivitätszonen der Mesolithiker zwischen 5 und Abb. 6; Tab. 5) abgebildet. Danach kann Bergisch-Gladbach und Overath postulieren und man das Inventar um etwa 8000 BC datieren. Das andererseits für die Region Overath eine anders kleine Inventar von Overath „In der Gewanne“, geartete Rohstoffversorgung in der folgenden das nur etwa 100 m nördlich von Rottstück ge- jüngeren Phase des Mittelmesolithikums ― des sammelt wurde, ist dagegen nicht näher einzu- Rhein-Maas-Schelde B-Mesolithikums ― vermu- ordnen. Es ist aber vermutlich etwas älter und ten. Mit den Silexrohstoffen, die in den hier vor- wird noch in das späte Präboreal datieren. Ähn- gestellten Fundinventaren aus dem Bergischen lich alt ist zumindest ein Teil des Inventars von Land vorhanden sind, wird ein Gebiet von etwa Odenthal „Sonnenberg 1“, das von S. K. Arora 3000-4000 km2 umschrieben. (1976) in seine Hambacher Gruppe eingeordnet wurde, für die er eine Datierung an der Wende vom Präboreal zum Boreal vermutete (Arora, 6.2.4 Ahreifel 1976, 20). Wichtig für die Einordnung von „Son- nenberg 1“ ist, dass Mikrospitzen mit dorsoven- Aus Bad Münstereifel – Mahlberg publizierten traler Basisretusche fehlen. Eine Datierung in das S. K. Arora (1985) und der Finder Edgar Fass mittlere Präboreal um etwa 8700 BC ist daher (1988) ein mesolithisches Inventar vom Michels- wahrscheinlich. berg. Der Michelsberg ist mit 586 m NN der Der kleine Silexkomplex von Overath „Gin- zweithöchste Berg der Ahreifel und über ihn ver- sterfeld“, der anhand der beiden flächenre- läuft die Wasserscheide zwischen Erft und Ahr. tuschierten Mikrolithen und dem Fehlen von Anhand der Mikrolithen ist eine Zeitstellung im spätmesolithischen Formen in das jüngere Mit- frühen oder mittleren Boreal zu vermuten; es

189 Ingrid Koch, Hartwig Löhr & Birgit Gehlen liegen aber zu wenige Mikrolithen vor, um dies vermutlich mesolithischen Artefakte durch R.-P. statistisch zu überprüfen. Das Hauptrohmaterial Gawel (Gawel, 2015) zeigt mit mehr als 80% eine ist Chalcedon vom Typ Bonn-Muffendorf, das starke Dominanz des Maasschotter-Feuersteins. mit ca. 40% im Inventar vertreten ist, gefolgt von Mit ca. 13% ist Feuerstein vom Typ Orsbach/ Maasschotter-Feuerstein mit ca. 15% des Mate- Vetschau das zweithäufigste Material. Funde aus rials. Der dritthäufigste Rohstoff ist Tertiärquar- Obourg-Feuerstein (3%) und aus Flint vom Typ zit mit 9%. Die restlichen Stücke bestehen aus Rijckholt (1%) sind selten. Es wurden außerdem Maasei-Flint, Kieselschiefer und Lousberg- oder wenige Stücke aus Maasei-Flint (1%), Simpelveld- Vetschau-Feuerstein. Maasei-Flint und Maas- Feuerstein (0,3%), Lousberg-Feuerstein (0,3%), schotter-Feuerstein kommen in etwa 30 bis 35 km Quarzit (0,4%), Valkenburg-Feuerstein (0,2%) Entfernung vor, während Bonn-Muffendorf etwa und Wommersom-Quarzit (0,1%) einer mesoli- 25 Kilometer entfernt ist. Die Feuersteine aus dem thischen Besiedlung zugeordnet. Die hauptsäch- Aachener Raum sind in ca. 60 Kilometer Entfer- liche Verwendung von Maasschotter-Feuerstein nung aufgeschlossen. Gerölle aus Kieselschie- in Hambach 1 ist nicht verwunderlich, da Maas- fer kommen in den Schottern und auch älteren schotter mit geeignetem Silexmaterial in nur 2 km Terrassen des Rheins vor (Altmeyer, 1974; 1976; Entfernung an der Rurrandverwerfung lokal auf- Floss, 1994, 68 ff.). Mit den Silexrohstoffen der geschlossen ist. Vermutlich ist dies auch ein we- Steinartefakte wird ein Gebiet von etwa 2000 km2 sentlicher Grund dafür gewesen, weshalb sich die umschrieben. mesolithischen Menschen immer wieder am Ort aufgehalten haben. Die Funde des Feuersteins aus Orsbach oder Vetschau in Aachen stammen aus 6.2.5 Nordeifel ca. 35 Kilometer Entfernung. Obourg-Feuerstein und Wommersom-Quarzit werden – soweit sie Das von H. Löhr in den 1960er Jahren aufgele- frühmesolithisch sind – über Tauschbeziehungen sene Fundmaterial vom Brockenberg in Stolberg in das Inventar gekommen sein. bei Aachen wurde von S. K. Arora durch eine Grabung ergänzt. Auch wenn Funde nur noch in einem durch Bergbauabraum begrabenen fossilen 6.2.7 Teverner Heide Oberboden vorhanden waren und keine intakte Fundschicht mehr festgestellt werden konnte, Im Kreis Heinsberg wurden bereits in den 1950er kann das Inventar als einheitlich angesehen wer- Jahren zahlreiche mesolithische Fundstellen im den. Die gute zeichnerische Dokumentation der Sandgebiet der Teverner Heide entdeckt. Bis in Mikrolithen in der Publikation von Arora (1966) die 1990er Jahre hinein konnte dort vor allem erlaubte eine statistische Datierung durch B. Geh- Richard Riediger viele Fundkomplexe im Vor- len. Danach gehört das Fundmaterial in das späte feld von Sandabbau und Aufforstungsarbeiten Präboreal um etwa 8600 bis 8500 BC. Nach An- retten. Das größte Inventar der Sammlung Rie- gaben von Arora wurde dort vorwiegend lokaler diger stammt vom Fundplatz Teveren 115 A, das Maasei- und Maasschotterfeuerstein verwendet, Anselm Drafehn im Rahmen seiner Magisterar- der eine starke weiße Dolomitpatina aufweist, so beit vorlegte (Drafehn, 2004). Drafehn datierte dass sich diese Herkunftsbestimmung auf Kor­ das Inventar anhand der Anteile der Mikrolith- texpartien stützte. klassen (Mikrospitzen, Dreiecke usw.) mithilfe einer Faktoren­analyse in dieselbe Zeit wie die Verrebroek-Group nach Philippe Crombé (1998), 6.2.6 Jülicher Börde die in Nordflandern (Belgien) verbreitet ist. Die Funde stammen aus fünf verschiedenen Konzen- Ebenfalls ins späte Präboreal datiert das von R.-P. trationen, die R. Riediger aber bei der Bergung Gawel in den letzten 20 Jahren durch zahlreiche nicht entsprechend trennte. Eine Zuweisung der Begehungen mit zweidimensionaler Einzelfund- Mikrolithen zu den Fundverdichtungen war also einmessung zusammengetragene Inventar von nicht mehr möglich. Dennoch scheinen die Plätze „Hambach 1“ bei Niederzier, Lkr. Düren. Das Mi- – bis auf die klare spätmesolithische Komponente krolithmaterial wurde von Kai Vogl kürzlich für – während einer relativ kurzen chronologischen seine Bachelorarbeit gesichtet und wird durch die Phase genutzt worden zu sein. Die 14C-Datie- typochronologische Analyse zwischen ca. 8700 rungen für die Verrebroek-Gruppe liegen zwi- und 8500 BC eingeordnet (Vogl & Gawel, 2017). schen 8300 und 8100 calBC. B. Gehlen konnte Die differenzierte Rohmaterialansprache der diesen richtigen Datierungsansatz von Drafehn

190 MittelsteinzeitlicheMittelsteinzeitliche Fundkomplexe Fundkomplexe des 9. Jahrtausends des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk im Bezirk Trier für Teveren 115 A durch das oben beschriebene im Spätmesolithikum ein riesiges Verbreitungs- typochronologische Verfahren präzisieren. Dabei gebiet von 40.000 km2 erreichte (Gendel, 1984, wurde das Fragment eines flächenretuschierten 132 ff.), so blieb seine Verbreitung im Früh- und Mikrolithen (Drafehn, 2011, Taf. 1.9) nicht mitein- Mittelmesolithikum ganz im Sinne eines Lokal- bezogen, da sie dies zu den wenigen spätmesoli- materiales mit einer Frequenz von ca. 20 % auf thischen Artefakten zählt, die auch auf dem Platz einen Radius von 25 km um das Vorkommen vorhanden waren. Im Ergebnis datiert das früh- beschränkt, jenseits dessen diese eine drastische mesolithische Ensemble um etwa 8100 BC, also in Reduktion auf 2-0 % erfuhr (Billen, 2009; zuletzt das frühe Boreal. Da nach Ausweis der typochro- mit zahlreichen Hinweisen: Coppens, 2015, 15; nologischen Untersuchung keine andere zeitliche 57). S. Coppens (2015, 47) betont, dass das Mate- Positionierung möglich ist und das Mikrolithspek- rial nördlich der Waal und östlich der Maas nur trum dem der Inventare von Oelde-Weitkamp im mit relativ seltenen Einzelstücken vorkommt, Münsterland und Friesack 4 IIIc in Brandenburg die, ungeachtet ihrer Zeitstellung innerhalb des in seiner Gesamtheit sehr ähnlich erscheint, ist Mesolithikums, auch das Rheinland (Coppens, zu vermuten, dass es sich um gleichzeitig hinter- 2015, 55 f., Tab. 16), Luxemburg und selbst unser lassene Fundanhäufungen eines größeren Lager- Eifeler Arbeitsgebiet erreichen. platzes handelt. Es wurden nahezu ausschließlich Vor dem Hintergrund der oben geschilderten lokale Silexrohstoffe (Maasschotter-Feuerstein, ca. Regionalbeispiele bleibt die Größe des „Aktivi- 54%) sowie regionale Feuersteine aus der Südlim- tätsraumes“ der Mesolithiker des älteren Boreals burger (Feuerstein Typ Rijckholt, ca. 18%; Typ im Bez. Trier, wie er durch die verwendeten Roh- Rullen, ca. 3%) und Aachener Region (Vetschau- stoffe umschrieben wird, auffallend groß. Dies Feuerstein, ca. 1%) verwendet (Drafehn, 2004, Teil kann einerseits durch die geringe Qualität und 1, 13 ff.; Teil 2; Abb. 15). Als überregionalen Roh- mangelnde Akzeptanz der lokalen Rohstoffe stoff kann man den sog. „hellgrau-belgischen“ erklärt werden, verdeutlicht aber auch weitge- Feuerstein (ca. 7%) aus dem Hesbaye in Belgien spannte Netzwerke in die Nachbargebiete, in de- betrachten. Exotische Rohstoffe aus noch größerer nen vermutlich ähnliche Kommunikationsver- Entfernung sind Wommersom-Quarzit (ca. 0,4%) bindungen bestanden, die dort aber wegen des und Obourg-Feuerstein (ca. 4%). Durch die loka- leichteren Zugangs zu besseren Rohstoffquellen len und regionalen Silexarten wird ein Gebiet von weitaus weniger deutlich sichtbar sind. ca. 1000 km2 umschrieben. Wommersom-Quarzit Die Darstellung einer möglichen östlichen und Obourg-Feuerstein werden vermutlich über Ausdehnung der „Aktivitätsräume“ für die hier soziale Netzwerke an den Platz gekommen sein. betrachteten Fundstellen kann vorerst nicht er- folgen, da aus Osteifel und Hunsrück bisher mit- telsteinzeitliche Funde nur in sehr geringem Um- 6.2.8 Ergebnisse in Bezug auf die Aktivitätsräume fang bekannt sind (Bonner Jahrbücher 142, 1937, 283; Baales, 2005, 150 ff.). D. h. die Verknüpfung Die Inventare des älteren Mittelmesolithikums mit dem Mittelrheingebiet, die durch die weni- im Bez. Trier sind somit durch regionale, mehr gen Funde aus Tertiärquarzit und Muffendorf- aber noch durch überregionale Rohstoffe domi- Chalcedon angedeutet ist, kann nicht präzisiert niert, die einen weiten „Aktivitätsraum“ wider- werden. Daher ist diese Region in der Skizze der spiegeln. Aktivitätsräume in Abbildung 21 nicht berück- Die Rohstoffversorgung der Mesolithiker des sichtigt. Postuliert werden könnte in der Osteifel älteren Boreals im Luxemburger Raum ist – ins- eine Reduktion der Häufigkeit des bei den hier gesamt gesehen – nahezu identisch, selbst wenn betrachteten Fundstellen dominierenden, regio­ dort im Einzelfall die Aktivitätsräume kleiner nalen bis überregionalen Eluvialfeuersteins zu sind, da die Menschen, je nach Lage der Statio- Gunsten von von Tertiärquarzit, Chalcedon und nen, Zugang zu lokalen Rohstoffquellen hatten. möglicherweise auch lokal verfügbarem Kiesel- Benachbarte Gebiete allerdings weisen in die- schiefer. ser Zeit überwiegend ein anderes Grundmuster Für das Trierer Land kann man eine Ände- der Rohstoffversorgung auf (Abb. 21): Wenn die rung der Versorgung mit Silexrohstoffen vom Qualität des Rohstoffes es zuließ, wurde dieser Früh- zum Spätmesolithikum hin – wie bereits dort aus lokalen Quellen gedeckt. In Belgien bie- beschrieben – nicht nachweisen. Die Grundstruk- ten die bekannten Varietäten des Tertiärquarzits turen der weit gespannten Netzwerke der Mittel- von Tienen und Wommersom in Brabant ein an- steinzeit im Trierer Land blieben nach heutigem schauliches Beispiel. Wenn auch dieses Material Kenntnisstand über die mesolithischen Phasen

191 Ingrid Koch, Hartwig Löhr & Birgit Gehlen

Abb. 21 Aktivitätsräume, die durch die Silexrohstoffe angezeigt werden: 1 Trierer Land; 2 Luxemburg insgesamt; 3 Nördlicher Pfälzer Wald; 4 Teverner Heide; 5 Bergisches Land; 6 Ahreifel; 7 Brockenberg in Stolberg; 8 Hambach 1 (die Linie weist darauf hin, dass außer lokalem Maasschotter-Feuerstein nur noch Vetschau-/Orsbachfeuerstein genutzt wurde und daher keine Fläche aufgespannt werden kann – s. Text) (Grafik B. Gehlen; Kartengrundlage: Ausschnitt aus Schweizer Weltatlas / Atlas Mondial Suisse / Atlante Mondiale Svizzero © EDK 2002, http://schweizerweltatlas.ch/swa_resources/swa_unterrichtsmaterialien/ BX_Gewaesser_Relief_Staatsgrenzen.jpg [August 2016]).

und damit über mehrere tausend Jahre hinweg 7 Ausblick weitgehend stabil. Hier mag die Erschließung der Region durch die Flusssysteme eine Rolle ge- Es dürfte noch ein langer Weg sein, das Ge- spielt haben. Die Ardennen mit ihren bekannten samtverbreitungsbild mesolithischer Funde und und vermuteten Eluvial-Feuersteinvorkommen Fundstellen (zuletzt in Cziesla, 2015; Koch, in waren durch Ourthe, Amblève, Lesse und Se- Street et al, 2001, 397 ff.) von personenabhän- mois aufgeschlossen. Deren Oberläufe sind über gigen Konzentrationen zu repräsentativen Regio­ Landverbindungen gerade einmal 30 km von nalstichproben hin zu überführen. Eine Aufgabe Sauer, Our, Alzette aber auch Nims, Kyll und Lie- für die Zukunft ist eine weitere chronologische ser entfernt. Die Eifel und die Ardennen konnten Gliederung mesolithischer Fundkomplexe mit auf diesen Wasserwegen mit dem Boot von West ausreichend typologisch bestimmbaren Mikro- nach Ost und von Süd nach Nord erschlossen lithen, die sich im Fall von Oberflächenfunden werden. Die Nordeifel war in dieser Hinsicht von vorzugsweise durch detaillierte Einzelkartierung der Niederrheinischen Bucht her weit weniger gewinnen lassen, da Mehrfachbelegungen eines gut erreichbar, da Rur, Erft, Urft, Inde oder Vicht- Platzes während des Mesolithikums in seiner Ge- bach stromauf gegen die Nordeifel nicht weit, nur samtheit alles andere als selten sind (vgl. oben: schwer oder gar nicht zu befahren waren. Oberkail). Nicht wenige kleine Höhlen und Felsdächer sind bekannt und mögen zu Sondierungen reizen.

192 MittelsteinzeitlicheMittelsteinzeitliche Fundkomplexe Fundkomplexe des 9. Jahrtausends des 9. Jahrtausends im Regierungsbezirk im Bezirk Trier

In denkmalpflegerischer Hinsicht bestehen dazu die Fragen zur Chronologie und Subsistenz im aber weder Notwendigkeit noch stehen Mittel für Mesolithikum der Region beantwortet werden Forschungsgrabungen zur Verfügung. Vielmehr könnten. Aufgrund der Ergebnisse naturwissen- sollten Augenmerk und Kapazitäten auf Plätze im schaftlicher Untersuchungen an den Klimaarchi- Freiland gerichtet bleiben, die im Moment einer ven der Eifel ist die Vegetationsgeschichte gut Gefährdung etwa durch Bautätigkeit, Kiesgewin- rekonstruiert und ließe sich mit Ausgrabungser- nung, Steinbruchbetrieb oder „Renaturierungen“ gebnissen verknüpfen. entdeckt werden, wie unser Beispiel Hüttingen zeigt. Dabei können vorzugsweise in Dellenfül- lungen oder Auenbereichen stratifizierte Plät- 8 Dank ze mit besonderen Erhaltungsbedingungen er- wartet werden. An letztere lassen sich auch die Unser Dank gilt allen ehrenamtlichen Mitar- Eifelmaare, einschließlich vieler Trockenmaare beiterinnen und Mitarbeitern, die durch ihren anschließen, wo eine gewisse Hoffnung auf die Einsatz im Gelände die Materialbasis für die ehemalige Existenz von See­uferfundstellen be- Mittelsteinzeitforschung im Bez. Trier ständig steht. Palynologische und sedimentologische erweitert haben. Besonders sind hier die Herren Untersuchungen, aus denen immer wieder Holz- E. Lipinski (†), R. Jacobs (†), K. Ewertz (†) sowie kohlen stammen, geben deutliche Hinweise auf F. Ohs (Trier), H. J. Stolz (Mehren) und die Mit- menschliche Aktivitäten. In solchen Situationen glieder des Archäologischen Vereins Gerolstein besteht über reines Forschungsinteresse hinaus (insbesondere P. May) zu nennen. auch in denkmalpflegerischer Hinsicht Hand- Ebenso danken wir herzlich Dr. Thomas lungsbedarf, da durch Wasserspiegelschwan- Richter (Landshut), Nele Schneid M.A. (Köln), kungen – besonders Absenkungen – oberflächlich Dr. Daniel Schyle (Köln), Dr. Georg Roth (Berlin), unsichtbar organische Materialien zerfallen kön- den Herausgebern der Archäologischen Infor- nen. Wie ebenfalls das Beispiel Hüttingen zeigt, mationen (Priv.-Doz. Dr. Frank Siegmund, Düs- sollte auch Kalksintern und ihrer Umgebung be- seldorf; Dr. Werner Schön, Kerpen-Loogh) sowie sonderes Augenmerk geschenkt werden. den Reviewern für die kritische Durchsicht des Die hier gezeigten Ansätze zur chronolo- Manuskriptes und wichtige Hinweise. Annabell gischen Gliederung borealzeitlicher Industrien Zander M.A. verdanken wir die Übersetzung der im westdeutschen Mittelgebirgsraum ließen sich Zusammenfassung. durch eine zukünftige Ausgrabung an der Fund- stelle Hüttingen an der Kyll weiter präzisieren und in einem ökologisch relevanten Datenkontext Anmerkungen diskutieren. Der Kalkschluff (Abb. 4, Sedimente 4 und 5) ist vermutlich pollenführend und die da- 1 Innerhalb des Jahres zwischen der online-Publikation rin vorhandenen Mollusken könnten mit den gut im November 2016 und der Drucklegung im Novem- bekannten Sequenzen der Umgebung (Meyrick, ber 2017 ist die Forschung, in die die hier diskutierten 2001; 2002) korreliert werden. Abdrücke pflanz- Fundkomplexe eingebunden sind, weiter fortgeschrit- licher Großreste sind im gebankten Travertin ten. Da die Ergebnisse noch nicht veröffentlicht sind, können diese neuen Erkenntnisse nur schlaglichtartig vorhanden. Besonders wichtig scheint uns auch, präsentiert werden. dass die Fundstelle von Hüttingen aus einer Zeit stammt, die bisher im Betrachtungsraum schlecht 2 Die Kalibration des Datums mit quickcal2007 ver.1.5 belegt ist. Sie böte auch die Möglichkeit, Bezüge ergab ein gemitteltes Datum von 8390 ± 70 calBC zum ähnlich datierten Abri Kalekapp bei Ber- (http://www.calpal-online.de [November 2016]). dorf in Luxemburg herzustellen. Darüber hinaus 3 Die Formationen des Bitgaus enthalten nach derzei- wäre die Suche, Auffindung und Charakterisie- tigem Kenntnisstand keinen artefaktfähigen Muschel- rung weiterer, wahrscheinlich meist reliktischer kalkhornstein (eigene Anschaung H. Löhr und frdl. Silexvorkommen in Ostbelgien und der Westeifel mündl. Mitteilung H. Floss). sinnvoll. Dann bestünde die Möglichkeit, bislang optisch gruppierte Artefaktrohstoffe zu verglei- chen und ihre Herkunft durch naturwissenschaft- Anteil der Autoren und Finanzierung liche Untersuchungen zu überprüfen. Felsüberhänge, Kalktuffe und die Uferränder Die hier dargelegten Ergebnisse der Forschungen der Osteifeler Maare mögen erhaltene Siedlungs- zu borealzeitlichen Fundkomplexen aus dem Bez. plätze mit organischen Resten offenbaren, durch Trier basieren im Wesentlichen auf den grund-

193 Ingrid Koch, Hartwig Löhr & Birgit Gehlen legenden Arbeiten zu den Fundinventaren und Arora, S. K. (1978). Flint und Quarzit. Lagerstätten zur Rohmaterialversorgung von Ingrid Koch und und Verbreitung mittelsteinzeitlichen Steinmaterials. Hartwig Löhr. Diese wurden überwiegend im Das Rheinische Landesmuseum Bonn. Berichte aus der Rahmen ehrenamtlicher Tätigkeit angefertigt. Die Arbeit des Museums 1978, 52–54. naturwissenschaftlichen Untersuchungen an den Arora, S. K. (1979). Mesolithische Rohstoffversorgung Holzkohlen von Hüttingen a.d. Kyll wurden von im westlichen Deutschland. Beitr. Urgeschichte des Dr. Ursula Tegtmeier und die an den pflanzlichen Rheinlandes III. Rheinische Ausgrabungen 19 (S. Makroresten von Dr. Tanja Zerl (beide Labor für 1–52). Bonn: Rheinland Verlag. Archäobotanik an der Universität zu Köln) durch- geführt und vom SFB 806 finanziert. Prof. Dr. Ja- Arora, S. K. (1985), Bad Münstereifel, Kr. Euskirchen. net Rethemeyer und ihr Team von CologneAMS Ausgrabungen und Funde 1983. Fundmeldung: besorgte die AMS-Datierung der Haselnussscha- Mahlberg, Bad Münstereifel. Bonner Jahrbücher 185, le aus Hüttingen. Die Typenerfassung sämtlicher 425–426. vorgestellter Inventare aus dem Reg. Bez. Trier erledigte I. Koch, während Birgit Gehlen für die Arora, S. K. & Franzen, J. H. G. (1987). Simpelveld- Korrespondenzanalyse aller beschriebenen In- Feuerstein. Ein neuer Feuersteintyp im Dreiländereck bei Aachen. Das Rheinische Landesmuseum Bonn. ventare sowie für die Überlegungen zur Chrono- Berichte aus der Arbeit des Museums, 9–12. logie, zur Mobilität und zu den Aktivitätsräumen im Wesentlichen verantwortlich zeichnet. Diese Baales, M. (2005). Archäologie des Eiszeitalters – frühe Arbeiten von Koch und Gehlen erfolgten im Rah- Menschen an Mittelrhein und Mosel. Archäologie an men ihrer Tätigkeit für den SFB 806. Mittelrhein und Mosel 16. Koblenz: Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz.

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