Plenarprotokoll 16/131

Deutscher

Stenografischer Bericht

131. Sitzung

Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Inhalt:

Erprobung eines Verfahrens betreffend Reden Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/ zu Protokoll ...... 13745 A DIE GRÜNEN) ...... 13760 A (Hamm) (CDU/CSU) ...... 13761 C Tagesordnungspunkt II (Fortsetzung): (FDP) ...... 13762 D a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- Andrea Wicklein (SPD) ...... 13763 D rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 19 Einzelplan 32 2008 (Haushaltsgesetz 2008) Bundesschuld (Drucksachen 16/6000, 16/6002) ...... 13745 C (Drucksache 16/6421) ...... 13765 B b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- 20 Einzelplan 60 des 2007 bis 2011 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksachen 16/6001, 16/6002, 16/6426) 13745 D (Drucksache 16/6422) ...... 13765 B

18 Einzelplan 09 21 Haushaltsgesetz 2008 Bundesministerium für Wirtschaft und (Drucksachen 16/6424, 165/6425) ...... 13765 D Technologie (Drucksachen 16/6409, 16/6423) ...... 13745 D Schlussrunde Rainer Brüderle (FDP) ...... 13746 A Tagesordnungspunkt III: Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU) ...... 13747 C Dritte Beratung des von der Bundesregierung Ulla Lötzer (DIE LINKE) ...... 13749 B eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans Volker Kröning (SPD) ...... 13750 B für das Haushaltsjahr 2008 (Haushaltsge- Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ setz 2008) DIE GRÜNEN) ...... 13753 A (Drucksachen 16/6000, 16/6002, 16/6401 bis 16/6414, 16/6416, 16/6419 bis 16/6422, , Bundesminister BMWi ...... 13754 B 16/6423, 16/6424, 16/6425) ...... 13766 B Ulrike Flach (FDP) ...... 13756 A Ulrike Flach (FDP) ...... 13766 C Dr. Rainer Wend (SPD) ...... 13757 C (Erfurt) (SPD) ...... 13767 B Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ...... 13758 B Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) ...... 13768 C Sabine Zimmermann (DIE LINKE) ...... 13759 A Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) ...... 13770 A II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Volker Schneider (Saarbrücken) Steffen Kampeter (CDU/CSU) ...... 13785 B (DIE LINKE) ...... 13772 B (BÜNDNIS 90/ Namentliche Abstimmung ...... 13787 C DIE GRÜNEN) ...... 13772 C Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . 13774 D Ergebnis ...... 13788 B (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ...... 13777 B Nächste Sitzung ...... 13791 C Dr. (DIE LINKE) ...... 13778 B Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . 13778 C Anlage 1 Otto Fricke (FDP) ...... 13778 D Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13793 A Ernst Hinsken (CDU/CSU) ...... 13780 D (DIE LINKE) ...... 13781 D Anlage 2 (Hildesheim) (SPD) . . . 13783 A Amtliche Mitteilungen ...... 13793 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13745

(A) (C) Redetext

131. Sitzung

Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Beginn: 9.00 Uhr

Präsident Dr. : Sind Sie mit diesem Vorschlag einverstanden? – Dazu Die Sitzung ist eröffnet. Liebe Kolleginnen und Kol- höre ich keinen Widerspruch. Dann verfahren wir so. legen, ich begrüße Sie herzlich zum letzten Tag unserer Der Ältestenrat hat im Übrigen vereinbart, in der Haushaltsberatungen. nächsten Sitzungswoche keine Befragung der Bundesre- Bevor wir die abschließenden Debatten zum Entwurf gierung durchzuführen. Sind Sie auch damit einverstan- des Bundeshaushalts für das nächste Jahr fortsetzen, den? – Ich sehe Erleichterung auf der Regierungsbank und möchte ich Sie über eine Vereinbarung im Ältestenrat Einvernehmen im Plenum. Dann ist das so beschlossen. unterrichten. Der Ältestenrat ist übereingekommen, die Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesord- langjährige parlamentarische Praxis, bei einzelnen Ta- nungspunkt II – fort: gesordnungspunkten die Reden zu Protokoll zu geben, mehr als bislang zu formalisieren. Das Thema ist allen a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung bestens vertraut und hängt kausal mit den ausufernden eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die (B) Tagesordnungen insbesondere donnerstags bis spät in Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das (D) den Abend zusammen. Haushaltsjahr 2008 (Haushaltsgesetz 2008) Nach dieser Vereinbarung sollen künftig in der Ple- – Drucksachen 16/6000, 16/6002 – nartagesordnung die Punkte kenntlich gemacht werden, b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus- für die vorab im Ältestenrat vereinbart wurde, die Aus- haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unterrich- sprache zu Protokoll zu nehmen. Eine Aussprache findet tung durch die Bundesregierung abweichend von einer solchen Vereinbarung dann statt, wenn sie bis 18 Uhr des Vortages von einer Fraktion Finanzplan des Bundes 2007 bis 2011 oder von 5 Prozent der Mitglieder des Bundestages ver- – Drucksachen 16/6001, 16/6002, 16/6426 – langt wird. Jede Fraktion kann im Regelfall einen Rede- beitrag in angemessenem Umfang zu Protokoll geben Berichterstattung: – das gilt naturgemäß für die Tagesordnungspunkte, für Abgeordnete Otto Fricke die dieses Verfahren vorgesehen ist –; der Umfang je Steffen Kampeter Fraktion soll sich an den auf die Fraktionen entfallenden Carsten Schneider (Erfurt) Redezeiten bei einer Debatte von 30 Minuten orientie- Dr. Gesine Lötzsch ren. Die Beiträge sollen dem Sitzungsvorstand spätes- Anja Hajduk tens bis zum Aufruf des Tagesordnungspunktes vorlie- gen. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt II.18: Einzelplan 09 Die neue Verfahrensweise wollen wir mit Beginn des Bundesministerium für Wirtschaft und Tech- kommenden Jahres im Hinblick auf eine eventuelle Än- nologie derung der Geschäftsordnung erproben. Wir werden se- hen, wie das funktioniert und ob es gegenüber der bishe- – Drucksachen 16/6409, 16/6423 – rigen Übung einen spürbaren Fortschritt darstellt. Wenn das der Fall ist, dann werden wir die gerade vorgetrage- Berichterstattung: nen Regelungen in die Geschäftsordnung einfügen. Abgeordnete Kurt J. Rossmanith Klaus-Peter Willsch Die Ausschüsse werden darüber hinaus gebeten, das Volker Kröning Instrument der erweiterten öffentlichen Ausschussbera- Ulrike Flach tungen des § 69 a der Geschäftsordnung intensiver zu Roland Claus nutzen. Anna Lührmann 13746 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Präsident Dr. Norbert Lammert (A) Zum Einzelplan 09 liegen je ein Änderungsantrag der nur bei der Industriebank IKB, sondern auch bei anderen (C) FDP sowie der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor. Banken tun sich neue Probleme auf. Es war schon immer fragwürdig, dass die staatliche Förderbank, die Kreditan- Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für stalt für Wiederaufbau, sich an einer privaten Geschäfts- die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich bank beteiligt hat. höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. (Beifall bei der FDP) Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu- nächst dem Kollegen Rainer Brüderle für die FDP-Frak- Das rächt sich heute. Im Wirtschaftsministerium scheint tion. sich die Einsicht durchzusetzen, dass dies falsch war und ist. Im Finanzministerium braucht man wahrscheinlich (Beifall bei der FDP) noch etwas Weiterbildung. Muss es denn immer eine Krise geben, bis man den Rainer Brüderle (FDP): Marktkräften den Spielraum gibt, den sie brauchen? Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bun- Besser wäre es, die Wachstumskräfte, bevor die Krise desregierung hat jetzt fast eine Woche lang ihre Politik kommt, bevor Schwierigkeiten da sind, zu stärken. Wenn und ihren Haushaltsentwurf im Parlament gefeiert. Aber wir wieder in einem Abschwung sind, die Arbeitslosig- die schwarz-roten Festspieltage sind vorbei; die Götter- keit zunimmt, sich die Arbeitslosenzahlen wieder erhö- dämmerung ist angebrochen. hen, ist es zu spät. Wir wollen mehr Wachstum und mehr Wohlstand für alle. ( [SPD]: Aber Sie waren auch dabei!) Bei der Politik der Bundesregierung droht ein Ab- schwung für alle, wie es Herr Jörges im Stern dieser Dass die Kassenlage beim Bundesfinanzminister und Woche durchaus zutreffend formuliert hat. Durch die ge- bei den Sozialversicherungen derzeit vergleichsweise genwärtige Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik wird günstig ist, liegt am Aufschwung. Das liegt an der Welt- unsere Wirtschaft nicht gestärkt. Im Gegenteil: Sie wird konjunktur, an der Restrukturierung unserer Wirtschaft geschwächt. Verlängerte Arbeitslosengeldzahlungen, und an vernünftigen Abschlüssen der Tarifvertragspar- staatlich initiierte Mindestlöhne für Briefträger, Ab- teien. Es geht Deutschland aber nur gut, wenn es auch schottung gegen Staatsfonds, eine mangelnde Öffnung der Wirtschaft gut geht. Dann sinkt die Arbeitslosigkeit. der Finanzmärkte, eine intransparente Unternehmensbe- Das belegen die gestern veröffentlichten Zahlen zum Ar- steuerung, ein Hin und Her bei der Erbschaftsteuer – das beitsmarkt eindrucksvoll. ist die Realität, wie wir sie erleben, ja erleiden müssen. Stärkt das das Wachstum? Schafft das Arbeitsplätze? Wichtigste politische Aufgabe ist es jetzt, den Auf- Hilft das den Menschen? Nein, das hilft den Menschen (B) schwung zu verstetigen und für schlechtere Zeiten vor- (D) nicht. Dies schafft keine Arbeitsplätze und stärkt auch zusorgen. nicht das Wachstum. Es lassen sich noch viele Beispiele (Beifall bei der FDP) dieser verfehlten Politik anführen. Wenn die schwarz-rote Koalition ihre historische Das ist der Standort Deutschland, wie er derzeit von Chance der großen Mehrheit – sie hat eine Mehrheit von Ihnen geprägt wird. Es reicht doch nicht aus, mehr in 73 Prozent im Deutschen Bundestag – nicht nutzt, kann Bildung und Forschung zu investieren – so wichtig das es passieren, dass das Vertrauen der Deutschen in die ist –, wenn eine Erfindung anschließend wegen schlech- Politik dauerhaft beschädigt wird. Sie laufen Gefahr, Ih- ter Standortbedingungen nicht in Deutschland, sondern ren Amtseid zu brechen. draußen in der Welt, an anderen Standorten produziert wird. Wir wollen die Arbeitsplätze hier in Deutschland (Ludwig Stiegler [SPD]: Bleib auf dem Tep- haben. pich!) Bei der Steinkohlenförderung ist nach Jahrzehnten Sie müssen sich dem Wohl des deutschen Volkes wid- endlich ein Ende absehbar. Das dauert viel zu lange und men und seinen Nutzen mehren. Ihre Stillstandspolitik ist viel zu teuer; aber ein Ende ist zumindest erkennbar. wendet aber nicht Schaden von unserem Land ab. Wir hoffen, dass Sie nicht doch noch in letzter Minute von den Exit-Klauseln, den Ausstiegsklauseln, Gebrauch (Beifall bei der FDP – [CDU/ machen. CSU]: Stillstand sieht anders aus!) (Beifall bei der FDP) Für das kommende Jahr gelten moderate, reduzierte Wachstumsperspektiven. Das liegt an der Finanzmarkt- Bei der Energiepolitik gibt es Streit zwischen Wirt- krise, an dem hohen Ölpreis, dem schwachen Dollar und schafts- und Umweltministerium. Das Wirtschaftsminis- an den Risiken draußen in der Welt. Eine Inflationsrate terium ist eher für die großen Stromkonzerne, das Um- von 3 Prozent wie in diesem Monat ist ein Alarmsignal. weltministerium für die Abspaltung der Netze. Klarheit Zwei Effekte drohen: Inflation ist immer unsozial, weil besteht in der Energiepolitik nicht. Man weiß nicht, was die Kleinen enteignet werden; die Cleveren, die Windi- die Bundesregierung will. gen kommen durch. Auch der Konsumklimaindex sinkt Die jetzt offensichtlich getroffene Vereinbarung zum deutlich. Postmindestlohn ist nichts anderes als die Fortsetzung des Postmonopols mit anderen Mitteln. Auch wissen wir nicht, wie stark die Auswirkungen der Turbulenzen auf den Weltfinanzmärkten sind. Nicht (Beifall bei der FDP) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13747

Rainer Brüderle (A) Mit marktwirtschaftlicher Erneuerung und Öffnung hat Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU): (C) diese Vereinbarung absolut nichts zu tun. Ich habe noch Guten Morgen, Herr Präsident! Guten Morgen, meine die Reden der Kollegen von der CDU/CSU in der letzten verehrten Kolleginnen und Kollegen! Debatte zu diesem Thema im Ohr. Mindestlohn ist keine (Ludwig Stiegler [SPD]: Guten Morgen, Herr Lösung; das ist maximaler Unsinn. Mit dem Thema Kollege!) Mindesteinkommen muss man sich beschäftigen. Das Wort „Ordnungspolitik“ sollte die Union so schnell nicht Ich freue mich, dass Sie nach den drei Tagen, in denen mehr in den Mund nehmen. Sie ist beim Mindestlohn wir intensiv diskutiert haben, heute zu dieser relativ frü- voll umgefallen. Es kommt so, wie ich es vorhergesehen hen Stunde schon so munter sind. habe: Sie macht mit Hurra mit. Lieber Kollege Brüderle, ich glaube, die Götterdäm- (Beifall bei der FDP) merung, die Sie hier an die Wand gemalt haben, ist bei Ihrer Fraktion eingetreten. Das, was Sie gesagt haben, ist Bei den Staatsfonds hat man sich relativ schnell da- in Teilen richtig, aber Sie haben leider Gottes den völlig rauf geeinigt, dass man eingreifen will. Das ist ein Rück- falschen Umkehrschluss gezogen. Wir haben uns die fall in Renationalisierung, das ist Abschottung. Das gilt Maxime gegeben: Sanieren, Reformieren, Investieren. sowohl für das Außenwirtschaftsgesetz als auch für an- ( [FDP]: Abkassieren!) dere Regelungen. Man sollte von einem minimalinvasi- ven Eingriff – so wird es im Ministerium genannt – die Genau deshalb können wir jetzt schon einen Erfolg ein- Finger lassen. „Minimalinvasiv“ heißt auf Deutsch: klei- fahren. Sie haben dargestellt, dass der gestiegene Ölpreis nes Loch, große Auswirkung. Das sollte man bedenken. auch die Inflationsrate antreibt. Der Höhenflug des Euro bedrückt uns natürlich im Bereich des Exports, wo wir (Heiterkeit bei der FDP) nach wie vor Weltspitze sind, sehr. Dennoch können wir heuer und auch im nächsten Jahr, wenn auch in etwas Die Bundeskanzlerin hat hier am Mittwoch gesagt, schwächerer Form, weiterhin auf Wirtschaftswachstum Deutschland müsse sich auch um die Sicherung seiner setzen. Der Ifo-Geschäftsklima-Index und auch die aktu- eigenen kritischen Infrastruktur – was immer eine kriti- ellen Umfragen des Kölner Instituts der deutschen Wirt- sche Infrastruktur ist – kümmern und eine Novelle des schaft haben gezeigt, dass auch das kommende Jahr ein Außenwirtschaftsgesetzes erarbeiten. Sie hat Frankreich positives Wirtschaftsjahr, ein Wachstumsjahr sein wird. als lobendes Beispiel erwähnt. In Frankreich werden aus Das ist gut und auch richtig. Als ein ganz wesentlicher nationalem Interesse sogar Joghurthersteller geschützt. Punkt hat die Konsolidierung des Haushaltes dazu beige- Werden demnächst auch in Deutschland Joghurtherstel- tragen. Ein weiterer wesentlicher und wichtiger Punkt ist ler von Schutzmaßnahmen profitieren können? Das ist die Halbierung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversi- (B) nun wirklich keine Öffnung in Richtung Zukunft, son- cherung. Das heißt, die Bundesregierung und die Koali- (D) dern ein Schritt zurück. tion handeln an dieser Stelle entsprechend. (Beifall bei der FDP) Wir haben im Haushaltsausschuss auch die Nettoneu- verschuldung in diesem Entwurf gegenüber dem Ansatz Die Europäische Kommission – um etwa 1 Milliarde Euro auf jetzt 11,9 Milliarden Euro abgesenkt. Präsident Dr. Norbert Lammert: (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Herr Kollege, Sie denken bitte an die Zeit. neten der SPD) Wir kommen damit dem Ziel, spätestens im Jahre 2011 Rainer Brüderle (FDP): – das betone ich ausdrücklich – einen ausgeglichenen Bundeshaushalt zu haben, wesentlich näher. Ich glaube, – der letzte Satz – hat zahlreiche Vertragsverletzungs- dass wir, die Bundesrepublik Deutschland, durch diese verfahren gegen Deutschland angestrengt, weil sie den Wirtschaftspolitik, die wir umsetzen, zum Wachstums- Wettbewerb verletzt sieht. Ich nenne als Beispiele das motor in Europa und deshalb auch ein anerkannter Part- Schornsteinfegergesetz, das Telekommunikationsgesetz ner in der Welt geworden sind. und die Wettbewerbsverzerrung bei den Postdiensten. Hier sollten Sie Abhilfe schaffen. Wir brauchen Mut Sie haben die Arbeitslosenquote angesprochen: Sie zum Markt und dürfen uns nicht einigeln, abschotten ist im November gegenüber dem Oktober noch einmal und an den warmen Kachelofen setzen. Das erhöht nur gesunken. Natürlich wissen wir, dass 3,4 Millionen Ar- die Infektionsgefahr. Wir müssen die Immunsysteme beitslose 3,4 Millionen Arbeitslose zu viel sind. Wir stärken. Mehr Markt, mehr Wachstum, mehr Wohlstand – müssen weiter daran arbeiten, diese Quote zu senken. das ist der Weg. Sie wissen allerdings auch: Wir haben mit 40,4 Millionen Erwerbstätigen einen Rekordstand an Er- (Beifall bei der FDP) werbstätigen. Wir haben in der Zwischenzeit 27,5 Mil- lionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Mitt- lerweile wird in der Wirtschaft schon wieder davon ge- Präsident Dr. Norbert Lammert: sprochen, dass Fachkräfte fehlen. 400 000 Fachkräfte Das Wort erhält nun der Kollege Kurt Rossmanith für fehlen uns derzeit in der Wirtschaft. die CDU/CSU-Fraktion. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (Beifall bei der CDU/CSU) NEN]: Was tun! Nicht nur jammern!) 13748 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Kurt J. Rossmanith (A) Das Bundesministerium für Wirtschaft hat also den zen- Gesamtinvestitionsvolumen von knapp 30 Milliarden (C) tralen Auftrag, getragen von der Koalition, erfüllt. Das Euro angestoßen hat. Dadurch wurden fast 100 000 Dau- zeigen auch die Zahlen im Einzelplan. erarbeitsplätze geschaffen und knapp 215 000 Dauerar- beitsplätze gesichert. Wir haben den Plafond in Höhe von 6,2 Milliarden Euro, der von der Bundesregierung im Entwurf für das (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie vor- neten der SPD) gesehen war, im Haushaltsausschuss – das legen wir heute mit der Bitte um Zustimmung dem gesamten Par- Diese Leistung kann man nicht hoch genug einschätzen. lament vor – um rund 155 Millionen Euro erhöht. Wir Mit den 50 Millionen Euro zusätzlichen Mitteln für die haben das nicht gemacht, weil wir das Geld nur so raus- Gemeinschaftsaufgabe können Investitionen in Höhe schmeißen wollen. Wir müssen und wollen durch einen von bis zu 150 Millionen Euro angestoßen werden, die entsprechenden Mitteleinsatz etwas für die Stärkung der im Wesentlichen mittelständischen und kleinen Unter- Wirtschaftskraft tun. Deshalb heißt es auch: Konsolidie- nehmen zugute kommen. ren und Investieren. Diese 155 Millionen Euro sind für Zur maritimen Wirtschaft wird sicherlich der Kollege investive, nicht für konsumtive Ausgaben in diesem Be- Kröning noch etwas sagen. Auch hier geht es um eine reich. Zukunftstechnologie; wir haben entsprechende Schwer- (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist das Ent- punkte gesetzt. scheidende!) Die Außenwirtschaftsförderung ist ebenfalls ein Innovation und Technologie: 2,14 Milliarden Euro; Schwerpunkt. das ist etwa ein Drittel des gesamten Haushalts des ( [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bundesministeriums für Wirtschaft. Das Entscheidende Alles Schwerpunkte!) ist – Sie sind darauf eingegangen, Kollege Brüderle –: Es ist das erste Mal, dass der Ansatz für die Steinkohle Hier sind wir allerdings noch nicht am Ende. Ich bin sehr nicht der höchste im Haushalt des Bundesministeriums dankbar, dass wir uns alle darin einig sind, dass eine No- für Wirtschaft und Technologie ist; der Mittelansatz für vellierung bzw. eine Fortentwicklung unserer außenwirt- Innovation und Technologie ist höher. Das ist der rich- schaftlichen Instrumentarien notwendig ist. tige Weg. Zwei Sätze zu dem Änderungsantrag der FDP, für den (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- ich durchaus viel Sympathie habe. Es geht um die Strei- neten der SPD) chung des Mittelansatzes im Titel für die deutsche Un- terstützung der Abrüstungsprojekte in Russland. Da (B) Mittelstandsförderung. Wir sind für alle Industrie- muss ich Ihnen allerdings sagen: Wir müssen ver- (D) und Wirtschaftsbereiche, aber wir alle wissen natürlich, tragstreu bleiben. Deshalb kann man den Mittelansatz dass bei uns in der Bundesrepublik Deutschland der Mit- nicht einfach streichen. Wir haben uns im Juni 2002 bei telstand das Herzstück, der Motor für wirtschaftliche dem G-8-Gipfeltreffen in Kananaskis in Kanada mit den Leistungsfähigkeit und -kraft ist. Deshalb haben wir die anderen G-8-Staaten vertraglich dazu verpflichtet. Aber Mittel hierfür entsprechend angepasst. Das heißt, es wer- – das wissen Sie auch aus dem Berichterstattergespräch – den 630 Millionen Euro wiederum für investive Ausga- wir haben die Bundesregierung aufgefordert, uns bis ben in diesem Bereich zur Verfügung gestellt. Mai kommenden Jahres, vor den Haushaltsberatungen Der Hochtechnologiestrategie der Bundesregierung 2009, darzulegen, wie hier eventuell eine Absenkung er- bzw. der, wie es auf Deutsch heißt, Hightech-Strategie folgen kann. Die Abrüstung würde – das ist ein zweites kommt eine Schlüsselrolle zu. Kernstück ist das Zentrale Argument – deutschen Unternehmen übertragen. Das Innovationsprogramm Mittelstand – ZIM abgekürzt; bei würde entsprechende Arbeitsplätze schaffen. uns muss man ja alles abkürzen –, für das 246 Millionen Auch zur Luftfahrtförderung wäre viel zu sagen, Euro eingesetzt werden. Das bringt Beschäftigungspo- ebenso zur Steinkohle. tenzial. Positive Entwicklungen sind auch bei der Gemein- Präsident Dr. Norbert Lammert: schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- Ja, das geht aber nicht mehr. schaftsstruktur“ zu verzeichnen. Dazu will ich einen Satz sagen. Wir haben lange miteinander gerungen, weil Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU): wir wussten, dass für die 50 Millionen Euro, die hier zu- Ich sehe, dass das so ist, Herr Präsident. sätzlich angesetzt werden sollten, nicht einfach durch Kürzung in anderen Bereichen ein Ausgleich geschaffen werden konnte. Präsident Dr. Norbert Lammert: Es tut mir in der Seele weh. (Ulrike Flach [FDP]: Das ist aber so!) Die letztendliche Entscheidung, liebe Kollegin Flach, Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU): war pro. Die Länder, die anteilsmäßig den gleichen Be- Den Änderungsantrag der Grünen müssen wir ableh- trag ansetzen müssen, konnten in den Jahren 2004 bis nen. Lesen Sie ihn einmal selber durch! Ich weiß nicht, 2006 im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe rund wer Ihnen das aufgeschrieben hat. Das ist völliger Un- 6,1 Milliarden Euro an Bewilligungen erteilen, was ein fug, weil wir das alles schon gemacht haben. Übrigens Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13749

Kurt J. Rossmanith (A) lag das Jahr 2005, auf das sich Ihr Antrag bezieht, noch Es geht auch nicht darum, Schwarzmalerei zu betreiben (C) in Ihrer Regierungsverantwortung; da waren Sie selber und eine Weltwirtschaftskrise an die Wand zu malen. Es mit dabei. Daran sollten Sie sich vielleicht erinnern. geht um die simple Frage, ob Sie die Zeit des Auf- schwungs nutzen, um den Binnenmarkt jetzt oder in Zu- Abschließend darf ich mich bei allen sehr herzlich be- kunft zu stärken und die Exportabhängigkeit zu reduzie- danken, die mitgewirkt haben: bei den Mitberichterstat- ren. Es geht schlichtweg um die Frage: Sichern Sie die tern Volker Kröning, Klaus-Peter Willsch, Ulrike Flach, Konjunktur gegen Risiken ab? Im Gegensatz zu Ihnen, Kollegin Lührmann, Kollegen Claus; von der Bundesre- Herr Rossmanith, muss ich diese Frage mit Nein beant- gierung bei dem Herrn Bundesminister und den Mitar- worten. beiterinnen und Mitarbeitern, aber auch, weil das immer wieder vergessen wird, bei den Mitarbeiterinnen und Schauen wir uns Ihr gefeiertes strategisches Dreieck Mitarbeitern der Haushaltsarbeitsgruppen der Fraktionen an. Ein wichtiger Teil der Binnennachfrage sind die In- und natürlich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vestitionen. Der Kauf von Maschinen und der Bau von des Haushaltsausschusses. Herzlichen Dank! Ich glaube, Gebäuden nehmen beim Wirtschaftswachstum eine wir haben eine gute Bilanz im Haushaltsausschuss vor- Schlüsselstellung ein. Die verschiedenen Steuerrefor- gelegt. men, die Lohnzurückhaltung und die Senkung der Lohn- nebenkosten sollten Deutschland einen Investitionsboom Präsident Dr. Norbert Lammert: bescheren. Doch davon ist die deutsche Wirtschaft weit Herr Kollege! entfernt. Das sind die Ergebnisse einer Analyse des In- stituts für markroökonomische Forschung, die am Dienstag veröffentlicht wurden. Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU): Deshalb kann das ganze Haus dem Haushalt zustim- Trotz Aufschwungs und sprudelnder Gewinne fiel der men. Anteil der Nettoinvestitionen seit 1991 von 11 auf 4 Pro- zent zurück. Die USA und Großbritannien legten seit Ich danke Ihnen. 1995 um 60 Prozent zu, Frankreich um 40 Prozent. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) Deutschland legte im gleichen Zeitraum um nur 7 Pro- zent zu. Die Zunahme im Jahr 2007 ändert an diesen Präsident Dr. Norbert Lammert: Verhältnissen nichts. Es fehlte bedauerlicherweise der Dank an den amtie- Sie preisen Ihr Zukunftsprogramm für öffentliche In- renden Präsidenten, der für den ausführlichen Dank so vestitionen, obwohl Sie dabei erst recht eine schlechte viel zusätzliche Redezeit eingeräumt hat. Figur machen. (B) (D) (Heiterkeit – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: (Beifall bei der LINKEN) Ich bedanke mich, Herr Präsident!) 1970 wurden noch fast 5 Prozent der Wertschöpfung für Nächste Rednerin ist die Kollegin Ulla Lötzer, Frak- öffentliche Investitionen ausgegeben. Auch mit der für tion Die Linke. 2008 vorgesehenen Steigerung kommen Sie bei weitem (Beifall bei der LINKEN) nicht an diesen Wert heran. In den Folgejahren werden Sie das erst recht nicht schaffen. Bis 2011 wollen Sie den Ulla Lötzer (DIE LINKE): Anteil der öffentlichen Investitionen am Bruttoinlands- produkt auf unter 1 Prozent senken. Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Herr Brüderle, die Zeiten des Feierns sind vorbei. Die gesamt- Nach wie vor ist Deutschland Schlusslicht. Das Geld wirtschaftliche Entwicklung ist nicht frei von Risiken. fehlt für die Daseinsvorsorge, für Infrastrukturmaßnah- Es ist nicht zu übersehen, dass der Dollar fällt und Ex- men, im Bereich Bildung und Forschung, für die Schaf- porte teurer werden. Es ist nicht zu übersehen, dass die fung zukunftsfähiger Arbeitsplätze. Die geplanten Steu- Krise in den USA noch nicht ausgestanden ist. Viele ermehreinnahmen fehlen. Geld fehlt auch für die Käufe dort waren und sind Käufe auf Pump. Die USA Sanierung des Haushalts. Deshalb fordern wir Sie zu ei- werden nicht länger Wachstumslokomotive des Welt- ner Wende auf: Schaffen Sie Zukunftsinvestitionspro- marktes sein, was sie seit den 90er-Jahren waren. Die gramme auf europäischem Niveau! Das nutzt allen, auch Preise für Güter des täglichen Bedarfs und die Rohstoff- dem sozialökologischen Umbau und der Wirtschaft. preise steigen. – So weit stimme ich mit Ihnen überein; aber, keine Angst, bei den Maßnahmen hört es auf. (Beifall bei der LINKEN) Herr Glos, Sie haben in dieser Woche in der Berliner Durch eine Steigerung des privaten Konsums wird die Zeitung gesagt: Binnennachfrage nicht gestärkt. Wie auch? Laut Ihrer Aussage haben angeblich 1 Million Menschen keine Wir haben in unserer Wachstumsprognose die Risi- Angst mehr vor Arbeitslosigkeit. Das ist eine Luftnum- ken berücksichtigt. mer. Airbus-Chef Enders holte letzte Woche die Be- Es geht aber nicht darum, die richtige Prognose zu stel- schäftigten zusammen und sagte, dass der Dollarverfall len. Sie sind nicht der Buchhalter der Nation, sondern als Airbus 100 Millionen Dollar koste, das sei lebensbe- Wirtschaftsminister gefragt. drohlich. Ob mehr als die geplanten 10 000 Arbeits- plätze gestrichen werden sollen, sagte er noch nicht. – (Beifall bei der LINKEN) Die Verlagerung von Arbeitsplätzen in den Dollarraum 13750 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Ulla Lötzer (A) sei der sicherste Weg, behaupten andere. Und Sie be- Außerdem drohen Haushaltsberatungen nach meinem (C) haupten, die Menschen hätten keine Angst mehr vor Ar- Gefühl immer mehr zu denaturieren. Sind sie noch beitslosigkeit? Ja, es gibt einen Zuwachs bei der Be- Haushaltsberatungen, oder sind sie nicht von Anfang bis schäftigung. Er resultiert aber aus Leiharbeits- und Ende mehr fachpolitische Beratungen? Aus diesem befristeten Beschäftigungsverhältnissen, die von Unsi- Grund will ich mich ähnlich wie Kollege Rossmanith auf cherheit geprägt sind. Aber Unsicherheit macht den unseren Job konzentrieren, den wir nämlich als Bericht- Menschen Angst. Wenn Sie ihnen diese Angst nehmen erstatter zu erledigen haben, weil es sich gegenüber dem wollen, müssen Sie zumindest die Leiharbeit und die Steuerzahler einfach nicht gehört, Haushaltspolitik bloß Möglichkeiten befristeter Beschäftigung begrenzen. hinter verschlossenen Türen zu machen. (Beifall bei der LINKEN) (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das ist wohl Die private Nachfrage ist nach wie vor von Kon- wahr!) sumflaute geprägt. Trotz Konjunktur und zusätzlicher Jedes Ministerium gibt nach der sogenannten Bereini- Beschäftigung weist der Einzelhandel im Vergleich zum gungssitzung des Haushaltsausschusses einen Text und Vorjahr ein Umsatzminus aus. Im Namen der Wettbe- eine Tabelle heraus, so auch das Bundesministerium für werbsfähigkeit wurden die Reallöhne auf einen Tief- Wirtschaft und Technologie. Abgesehen von einigen Be- punkt gesenkt. In Frankreich erhalten Leiharbeiterinnen wertungen, über die man geteilter Meinung sein kann, und Leiharbeiter einen Zuschlag von 10 Prozent als Risi- koprämie. Hier verdienen sie 20 bis 50 Prozent weniger liefert das Ministerium die entscheidenden Fakten. Sie als Beschäftigte in der Stammbelegschaft. finden sich – das sei auch den Zuhörerinnen und Zuhö- rern gesagt – im Internet. Was der Haushaltsausschuss zu Durch die Inflation haben Hartz-IV-Bezieher seit dem Einzelplan 09 – so heißt der Einzelplan des Ministe- 2003 7,5 Prozent ihres Einkommens eingebüßt. Das sind riums für Wirtschaft und Technologie – beschlossen hat, 26 Euro im Monat – angesichts dieser Grundsicherung liegt Ihnen in den Drucksachen 16/6409 und 16/6423 vor ist das ein großer Batzen –, die für Essen, für lebensnot- und ist damit zu Protokoll gegeben. wendige Anschaffungen und für Weihnachtsgeschenke für die Kinder fehlen. Ihre Verweigerung der Einführung Ich will im Wesentlichen Folgendes festhalten: von Mindestlöhnen für alle, Kolleginnen und Kollegen Mit 6,2 Milliarden Euro Baransätzen für 2008 und der CDU/CSU, und Ihre Verweigerung der Anhebung 2,4 Milliarden Euro Verpflichtungsermächtigungen, der Grundsicherung für Hartz-IV-Bezieher machen Sie über die im kommenden Jahr für die folgenden Jahre zu einer Regierung der Hungerlöhne und der Armut, nicht des Aufschwungs und der Teilhabe. verfügt werden kann, steht das Ministerium mit seinen Behörden an sechster Stelle der 14 Ressorthaushalte. (B) (Beifall bei der LINKEN) Dazu gehört – das muss klargestellt werden – eine stattli- (D) che Anzahl hoch profilierter Ämter, Anstalten und Es ist nicht nur eine Frage der Teilhabegerechtigkeit, Agenturen, von denen im Parlament sehr wenig die Rede auch eine wirtschaftspolitische Wende zur Stärkung der ist, die aber im Land eine sehr große Bedeutung haben. Binnennachfrage macht die Einführung von gesetzli- chen Mindestlöhnen von mindestens 8,44 Euro und Was uns die Fachpolitiker der Koalition für den Haus- eine Anhebung der Grundsicherung auf 435 Euro halt mitgegeben haben, ist in unseren Vorschlägen be- dringend notwendig. Sie machen eine Wirtschaftspolitik, rücksichtigt, und zwar im Wesentlichen bei der Gemein- die nach wie vor darauf setzt, mit anderen Ländern im schaftsaufgabe „Regionale Wirtschaftsstruktur“. Davon Dumping zu konkurrieren, um ihnen Exportmarktanteile war schon die Rede. abzujagen. Wir wollen eine Wende in der Wirtschaftspo- litik, die den Binnenmarkt stärkt, die Teilhabe der meis- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten ten Menschen am Aufschwung sichert und damit den der CDU/CSU) Aufschwung gegen Risiken absichert. Es muss allerdings etwas Wasser in den Wein getan wer- Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit. den. Denn die globale Minderausgabe ist von 50 auf 75 Millionen Euro erhöht worden. Das Ressort muss im (Beifall bei der LINKEN) laufenden Haushaltsjahr also nach eigenen Vorstellun- gen einsparen, das heißt Prioritäten setzen. Präsident Dr. Norbert Lammert: Nächster Redner ist der Kollege Volker Kröning, (Ulrike Flach [FDP]: Genau das!) SPD-Fraktion. Wir haben für mehr Transparenz und Effizienz bei (Beifall bei der SPD) Innovationen und Mittelstand gesorgt; davon war im Zu- sammenhang mit dem sogenannten ZIM schon die Rede. Dem Ministerium und den Mitarbeiterinnen und Mitar- Volker Kröning (SPD): beitern der Fachabteilung und der Haushaltsabteilung Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und gilt Dank, dass sie zur Schaffung von mehr Transparenz Herren! Nach Haushaltsberatungen, die vom Frühsom- und mehr Effizienz beigetragen haben. Das neue stärker mer bis zum Spätherbst dauern, kann man kaum noch et- als bisher technologisch ausgerichtete Mittelstandspro- was Neues sagen. gramm, genannt ZIM, unterlegt zum ersten Mal die Be- (Ulrike Flach [FDP]: Und das neun Minuten rechtigung der Ressortbezeichnung Wirtschaft und Tech- lang!) nologie; dazu möchte ich das Haus beglückwünschen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13751

Volker Kröning (A) Weiter ausgebaut wird die technologische Kompetenz Wie bedeutsam Qualitätssicherung und Qualitätsver- (C) besonders in folgenden Feldern: der Luft- und Raum- besserung sind, lässt sich an einem Beispiel ablesen, fahrt, der maritimen Wirtschaft, der Informations- und über das Sie wahrscheinlich alle überrascht sein werden, Kommunikationstechnik und nicht zuletzt der Energie. nämlich der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Hier haben wir es in fast allen Fällen mit wichtigen Rohstoffe. Diese Bundesanstalt ist kürzlich vom Wissen- Schnittstellen zwischen diesem Ministerium und ande- schaftsrat evaluiert worden. Wie Sie wissen, hat der ren Ministerien zu tun. Ich nenne, ohne auf Einzelheiten Haushaltsausschuss vor Jahren den Anstoß gegeben, die einzugehen, beispielhaft das Verkehrsministerium und Ressortforschung zu evaluieren. Das ist ein großräu- das Umweltministerium. miger und langwieriger Prozess. Der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ist vom Wissen- Im Haushaltsausschuss fällt uns auf, dass die Wirk- schaftsrat exzellente Arbeit attestiert worden; ich glaube, samkeit der Haushaltspolitik und des Haushaltsvollzugs das verdient den Beifall des Parlaments. aus einer Hand an Bedeutung gewinnt. Ich will deshalb nicht anstehen, zu sagen, dass die Parlamentarischen (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Staatssekretäre, die sozusagen die Verbindungsleute zwi- der CDU/CSU) schen dem Haus, dem Minister, dem Parlament und sei- Haushaltspolitik, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist nen Ausschüssen sind, einen sehr guten Job machen. ohne die Überwachung des Haushaltvollzuges unvoll- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) ständig. Der Haushaltsausschuss hat keineswegs nur im zweiten Halbjahr zu tun, sondern auch im ersten Halb- Außenwirtschaft bleibt ein Schwerpunkt des Minis- jahr. Darum erlauben Sie mir einige Hinweise auf An- teriums; darin sind sich der Minister, der tüchtig reist strengungen, die uns im neuen Jahr bevorstehen und und dabei wichtige Kontakte knüpft, die Fachpolitiker über die wir beizeiten Rechenschaft ablegen wollen. und wir Haushälter einig. Welche Resonanz dies in der deutschen Wirtschaft hat, ist erst kürzlich beim Außen- Wenn es darum geht, sogenannte qualifizierte Sperren wirtschaftstag in Bremen deutlich geworden, der nach auch und nicht zuletzt im Einzelplan 09 aufzuheben, Auskunft der Industrie- und Handelskammern der er- werden wir besonders auf den Vollzug des Haushalts folgreichste Außenwirtschaftstag seit Menschengeden- achten. Es geht eben nicht nur um pauschale Ausgaben- ken war. Es ist erstmals ein Länderschwerpunkt gesetzt ermächtigungen, sondern es geht auch um die Kontrolle worden, und der König von Jordanien hat teilgenommen. darüber, dass das Steuergeld sinnvoll und mit einem gu- Auch sein anschließender Besuch bei der Bundeskanzle- ten Ergebnis angelegt wird. rin in Berlin in einer außenpolitisch durchaus wichtigen Zwei Themen brennen uns besonders unter den Nä- Zeit hat dies unterstrichen. (B) geln: Erstens beschäftigt uns das Zusammenwirken von (D) (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Staat und Wirtschaft sowie von Bund und Ländern bei CDU/CSU) der Umsetzung der Hightech-Strategie zur Steigerung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 3 Pro- Aufgabenkritik und Personalentwicklung sind in zent des Bruttoinlandsprodukts, zu der wir uns auch im diesem Jahr im Haushaltsausschuss mehr als früher ein Rahmen der Europäischen Union verpflichtet haben. Beratungsschwerpunkt gewesen. Herr Kollege Zweitens geht es uns ganz entscheidend um die Umset- Rossmanith, ich freue mich, dass dieses Thema in die- zung der neuen Förderlinie „Integrierte Technologiepro- sem Ressort ernst genommen wird. So konnte dem Bun- jekte“ in der Luftfahrtforschung. Bei der Luftfahrtförde- deskartellamt, dem Bundesamt für Wirtschaft und Aus- rung machen wir nicht weiter wie bisher, sondern fuhrkontrolle, der Bundesnetzagentur und der versuchen, stärker als bisher auch den Mittelstand über Bundesagentur für Außenwirtschaft, genannt bfai, dabei die Zulieferindustrie zu erreichen. Somit ist auch die geholfen werden, ihre wachsenden Aufgaben besser als Luftfahrtförderung nicht nur für große, sondern auch für bisher zu erfüllen. Was das Bundeskartellamt und die kleine und mittlere Unternehmen durchaus ein Schwer- Bundesnetzagentur betrifft, so ist dies für den Kampf ge- punkt. gen überzogene Energiepreise besonders wichtig; ich (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie glaube, das darf ich nicht nur für mich, sondern für uns der Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE alle sagen. GRÜNEN]) (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Zu beiden Stichworten will ich dennoch auch ein kri- Die Zusammenführung von Invest in Germany und tisches Wort sagen. Nach den Weichenstellungen dieser der Bundesagentur für Außenwirtschaft, die wir uns für Bundesregierung in Genshagen und Meseberg, aber auch 2008/2009 vorgenommen haben, begleiten wir weiterhin der Vorgängerregierung für die FuE-Strategie ist es für verantwortlich. Was die Personalverstärkung in diesem mich fast unerträglich, dass nur Informationen über die Bereich angeht – Aufgabenkritik soll nicht nur Einspa- Finanzbeiträge des Bundes im Vorgängerjahr pünktlich rung, sondern auch Verstärkung heißen –, so kann Ihr zu den Haushaltsberatungen für das nachfolgende Jahr Haus, Herr Minister, der Arbeitsgruppe der SPD, glaube vorliegen. Das geht so nicht weiter. Besonders die Bei- ich, besonders dankbar sein. träge der Länder müssen dem Bundesparlament genauso früh bekannt sein wie der Beitrag des Bundes. Von einer (Zuruf von der CDU/CSU: Ich glaube, uns Ländergesamtheit kann nicht die Rede sein, wenn sie auch!) nicht auch bereit und in der Lage ist, ihre Ergebnisse zur 13752 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Volker Kröning (A) FuE-Strategie aus dem Vorjahr zur Mitte des folgenden von 6 zu 1 dem Osten Deutschlands zugute. Bei aller Lo- (C) Jahres vorzulegen. yalität zum Aufbau Ost gestatte ich mir die Anmerkung: Wir müssen lernen, über regionale Strukturschwächen in (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie ganz Deutschland nachzudenken, auch in Teilen großer der Abg. Ulrike Flach [FDP]) Länder wie Nordrhein-Westfalen. Wir müssen aber auch Man kann es auch anders ausdrücken: Es gibt keine ein- über solche Effekte nachdenken wie die, dass Länder die heitlichen, rechtzeitig verfügbaren verlässlichen Daten- Mittel wegen mangelnder Finanzkraft gar nicht abrufen grundlagen für die Haushaltswirtschaft im Gesamtstaat; können. in einem großen Unternehmen ist das eine Selbstver- ständlichkeit. Wir werden hier Abhilfe schaffen, und (Ulrike Flach [FDP]: So ist es!) zwar nicht nur im Haushaltsausschuss. Herr Kollege Und wir müssen sehen, dass andererseits Länder wie Körper, der hier im Saal ist, wird das auch in der Bun- Bremen, die große Anstrengungen zur Stärkung ihrer desstaatskommission unterstützen. Es geht um sehr viel Wirtschaftskraft unternehmen, diese Leistungen in der Steuergeld. Wenn die FuE-Strategie der Hauptpfad für Finanzkraft nicht wiedererkennen. nachhaltiges Wachstum ist, müssen wir auch in der Lage sein, den Bürgerinnen und Bürgern innerhalb der Dauer Noch zwei übergreifende Bemerkungen zur Bundes- einer Wahlperiode darüber Rechenschaft abzulegen. verwaltung; dann möchte ich gerne wieder der Fachpoli- tik Raum geben. Aufgabenkritik und Personalent- Ein ebenso deutliches Wort möchte ich noch zur Auf- wicklung in den einzelnen Ressorts wie in der gesamten stockung der Luftfahrtförderung sagen: Wir werden Bundesverwaltung müssen und werden uns Haushälter ihre Wirkung genau kontrollieren, und zwar unter den weiter beschäftigen. Wir haben in diesem Jahr einen alle beiden Gesichtspunkten der Wertschöpfung in Deutsch- Einzelpläne übergreifenden Bericht erhalten, und wir ha- land und der Wertschöpfung in den einzelnen Regionen ben beschlossen, der Bundesregierung den Auftrag für der Bundesrepublik an den Standorten von Airbus, den einen weiteren Bericht im nächsten Jahr zu geben. Unser Standorten der Zulieferindustrie und gerade auch an den Ziel ist es, die sattsam bekannte Rasenmähermethode Standorten der Unternehmungen, die jetzt in Gesprächen durch mehr Aufgabenkritik und Aufgabenoptimierung mit Airbus zum Erwerb einzelner Werke sind. Dies inte- abzulösen. Dass das eine wohltuende Wirkung entfaltet, ressiert uns bei dem neuen Produkt A350 genauso wie hat sich gerade in diesem Jahr am Wirtschaftsministe- bei dem jetzt endlich an den Markt gehenden Produkt rium gezeigt. A380. An die Adresse der PDS, der sogenannten Linken, Weit über die routinemäßige Ausgabenkontrolle und sage ich: Das hochpolitische Unternehmen Airbus bzw. Ausgabensteuerung hinaus muss uns die Effizienz des (B) (D) EADS, das nach unserem Dafürhalten privat geführt und staatlichen Aufgabenvollzugs interessieren, auch im verantwortet werden muss, wird unsere Aufmerksamkeit bundesstaatlichen Verhältnis. Das Sondergutachten, das weiterhin brauchen und auch erhalten. der Präsident des Bundesrechnungshofes kürzlich als Beauftragter für die Wirtschaftlichkeit der Verwaltung (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – der Kommission zur Modernisierung der Bund-Länder- Dr. [DIE LINKE]: Wir Finanzbeziehungen vorgelegt hat, liegt auch dem Haus- werden Sie beim Wort nehmen!) haltsausschuss vor. Auf Nachfrage eines Mitglieds der Neue Politikansätze wie die Kulturwirtschaft, die Bundesregierung, nämlich des Chefs des Bundeskanzler- mehrere Ressorts – in diesem Falle sind es das Haus des amtes, in der Kommission hat der Bundesrechnungshof Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und das inzwischen auch die Wirkungen von mehr Aufgabenkritik BMWT, wie ich gern anstelle des Kürzels BMWi sage – und Aufgabenoptimierung im bundesstaatlichen Verhält- auszuführen haben, werden von den Kollegen Fachpoli- nis quantifiziert: Die Wirkungen belaufen sich auf zwei- tikern begleitet werden. Was auf diesem Feld – ich stellige Milliardenbeträge. Das dürfen wir nicht ignorie- möchte fast sagen: kreativ – im Sachhaushalt und im ren, das dürfen wir nicht ausschlagen. Personalhaushalt bewilligt worden ist – klein, aber oho –, Die Bundeskanzlerin hat am Mittwoch den Bürokra- werden wir uns dann beim Haushalt 2009 noch einmal tieabbau und den Ansatz des Normenkontrollrates be- ansehen. sonders gelobt. Ich bin überzeugt, dass auf dem Feld der Das Gleiche gilt für Probleme, die noch nicht gelöst Verwaltungsmodernisierung im Bundesstaat ein riesiges sind. Damit meine ich auch die regionale Politik, die Potenzial liegt, das wir für neue Zwecke – sei es Haus- Strukturpolitik für Regionen und in den Regionen. So er- haltskonsolidierung, sei es eine neue Verteilung im Bun- freulich es ist, dass wir die Mittel für die Gemeinschafts- desstaat oder auch für Steuer- und Abgabenentlastungen – aufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruk- verwenden können. Bei der Sanierung der Staatsfinan- tur“ erneut aufstocken konnten, so zweifelhaft sind doch zen dürfen wir diese Option nicht ignorieren, und schon die Verteilungswirkungen im gesamten Land, gerade gar nicht diese Koalition. dann, wenn Länder nicht in der Lage sind, zu kofinanzie- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten ren. der CDU/CSU) (Beifall bei Abgeordneten der FDP) Ich bitte, den Einzelplan in der vorliegenden Fassung Die Mittel aus der Gemeinschaftsaufgabe kommen – das anzunehmen. Wir Koalitionäre gehen guten Gewissens muss einmal klar ausgesprochen werden – im Verhältnis in das neue Haushaltsjahr, in das neue Kalenderjahr, das Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13753

Volker Kröning (A) uns Mögliche und vor allen Dingen das Nötige getan zu man kann es fast nicht mehr hören. Es wäre ja gut, wenn (C) haben. man diesen sogenannten Dreiklang inhaltlich füllen würde. Als Beschwörungsformel – das ist er bei Ihnen Vielen Dank. nur noch – stellt er aber keine gute Wirtschaftspolitik (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) dar. Auch das ist ein Problem, vor dem wir stehen; denn eine Beschwörungsformel allein bedeutet eben nicht, Präsident Dr. Norbert Lammert: dass man auch eine gute Politik macht. Ich erteile das Wort der Kollegin Christine Scheel, Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag be- Bündnis 90/Die Grünen. klagt zu Recht, dass wir in der Bundesrepublik Deutsch- land 400 000 Fachkräfte zu wenig haben. Ich bin ein- Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): mal gespannt, was der Minister zu dieser Situation sagt. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir wissen natürlich, dass auch die Wirtschaft ihren Teil Bundespräsident Köhler hat unlängst gesagt, dass sich dazu beitragen muss, dass hier mehr ausgebildet wird. In die Wirtschaftspolitik eben nicht auf den Lorbeeren der den verschiedenen Branchen der Wirtschaft müssen Konjunktur ausruhen darf. Auch der Sachverständigen- mehr Fachkräfte ausgebildet werden. Das ist klar. Die rat hat angemahnt, dass wir weitere Reformen in diesem Rahmenbedingungen müssen aber auch gesetzt werden. Land brauchen. Wir haben festgestellt, dass es diese in der Wirtschaftspolitik überhaupt nicht gibt. Deswegen Wir brauchen nicht nur eine bessere und mehr Ausbil- besteht für die nächsten Jahre ein großes Risiko. dung in den verschiedenen Sektoren, sondern wir brau- chen auch zusätzliche Zugangsmöglichkeiten, Herr Mi- (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Der erste nister Glos. Ich hoffe, dass Sie auch einmal darüber Teil war richtig, der zweite falsch!) nachdenken, ob es nicht Sinn macht, die Zugangsmög- lichkeiten für Hochqualifizierte aus aller Welt endlich zu Herr Rossmanith, es ist richtig, zu betonen, dass der verbessern, indem wir die Jahreseinkommensgrenze sen- Mittelstand das Herzstück ist. Wenn man aber darüber ken, um denjenigen mehr Chancen zu eröffnen, die in nachdenkt, was vonseiten der Regierung in diesem Kon- Deutschland letztendlich nicht nur arbeiten, sondern text insgesamt getan worden ist, dann muss man feststel- auch dafür stehen, dass in Deutschland weitere Arbeits- len, dass die in den letzten Jahren beispielsweise im Be- plätze entstehen können. Deswegen brauchen wir bei- reich der neuen Energien und auch in der des: Wir brauchen eine bessere Ausbildung hier, wir Medizintechnik entstandenen Arbeitsplätze deshalb ent- brauchen aber auch bessere Zugangsmöglichkeiten. standen sind, weil noch in der rot-grünen Zeit gute Rah- menbedingungen geschaffen worden sind. Diese guten (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (B) Rahmenbedingungen haben gewirkt und zu (D) 1,5 Millionen neuen Arbeitsplätzen geführt, und das ist Das darf man nicht gegeneinander ausspielen. Man gut. darf in diesem Bereich nicht nur „Hü!“ sagen, sondern man muss auch „Hott!“ sagen und das irgendwie zusam- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN menführen, damit das Ganze einen Sinn macht. sowie bei Abgeordneten der SPD – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Diese Zahl müssen (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sie erst noch belegen! – Norbert Barthle „Hottehü“! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: [CDU/CSU]: Da war noch etwas dazwischen!) Nicht „Hü!“ und „Hott!“, sondern „gerade“! – Sie aber versuchen, anstatt diese Entwicklung weiter Ludwig Stiegler [SPD]: Zickzack!) zu befördern, mit einem Klein-Klein Schwerpunkte zu – Ich habe gesagt, man muss es zusammenführen. Wenn formulieren. Sie haben Schwerpunkte aufgezählt, auf- man es zusammenführt, dann fährt man gerade, lieber grund deren ganz deutlich wurde, dass es in der Wirt- Herr Kollege Rossmanith. schaftspolitik der Großen Koalition eben keine Strategie und keine klare Linie gibt, die zeigt, dass etwas dahinter- Wir haben in dieser Woche auch gehört, dass das steckt, was die Leute mitreißt, wodurch man Lust be- Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung die Innova- kommt, zu investieren, und dass es mit dem Land voran- tionsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland im Ver- geht. Sie verlieren sich stattdessen im Klein-Klein. gleich zu der des Auslandes als schwierig bezeichnet Das ist ein Problem für den Standort Deutschland, hat. Das heißt, die Innovationsfähigkeit geht zurück. Aus weil sich – das können wir sehen – andere Länder wei- diesem Grund meinen wir, dass hier die Investitionen ge- terentwickeln und es dort mittlerweile durchaus auch steigert werden müssen, mit denen das Ziel einer ökolo- mehr Innovationen als in der Bundesrepublik gibt. gischer Modernisierung verfolgt wird, die wir in der Bundesrepublik Deutschland dringend brauchen. Hier (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – entstehen die Arbeitsplätze, hier geht etwas voran. Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Frau Scheel, das nehmen Sie sofort zurück! Das stimmt näm- Man darf also nicht einfach nur Industrieunternehmen lich nicht! – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: subventionieren. Ich schaue einmal meine Bayern hier Sanieren, Reformieren und Investieren!) an. – Ich bitte Sie, der Spruch „Sanieren, Reformieren und (Ludwig Stiegler [SPD]: Sagen Sie nichts ge- Investieren“ ist mittlerweile so was von abgedroschen, gen Bayern!) 13754 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Christine Scheel (A) Für den Transrapid stehen 925 Millionen Euro im Bun- Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist im (C) deshaushalt. Sie sagen: Das ist eine super Industriepoli- Oktober 2007 um 9,4 Prozent im Vergleich zu Oktober tik. Ich kann nur sagen: Das ist sie nicht. 2006 gestiegen. Ich meine, das ist ein großartiger Erfolg. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) Ich finde es äußerst problematisch, wenn die SPD oder Ich verstehe die Opposition. Sie haben es bei den die CSU hier die Industrieförderung abnickt und gleich- Mehrheitsverhältnissen in diesem Hause nicht leicht. zeitig in Bayern mit einem Volksbegehren gegen den Aber ich kann Sie beruhigen: Wir sind ein Stück weit Transrapid vorgeht. Das ist Doppelzüngigkeit, und zwar mit uns selber befasst, um uns zu koordinieren. Insofern von beiden großen Fraktionen. Das muss man deutlich machen wir manchmal Opposition in der Koalition, weil sagen. wir sogar das besser können als Sie. (Beifall des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ Auch wenn es immer geleugnet wird: Der Auf- DIE GRÜNEN]) schwung ist inzwischen bei den Menschen angekom- Man kann nicht das Volksbegehren in Bayern unter- men. Die Reallöhne werden steigen genauso wie die schreiben und gleichzeitig hier die Mittel für den Trans- Zahl der Arbeitsplätze. Beides schafft Nachfrage und rapid in den Haushalt einstellen. stützt Wachstum. Daran wird sich nichts ändern. Es wird beklagt – das ging durch die Zeitungen –, dass wir vo- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN rübergehend leider einen – wie ich meine: nur kurzfristig und bei der LINKEN) wirkenden – stärkeren Preisanstieg von 3 Prozent zu Die Investitionsunsicherheit muss beseitigt werden. verzeichnen haben. Das wird sich wieder normalisieren, Die Binnenkonjunktur muss gestärkt werden. Gleichzei- insbesondere im nächsten Jahr, wenn der Basiseffekt der tig müssen wir weiter reformieren, um voranzukommen. Mehrwertsteuererhöhung, die einen Preisanstieg um Die Menschen wollen wissen, wohin die Reise geht. Wir 1 Prozent bedingt hat, wegfällt. Dann werden wir wieder wollen nicht, dass die betriebene Politik als Investitions- zu einer Preissteigerungsrate kommen, die leichter ver- risiko bezeichnet wird. kraftbar ist. Die momentane Entwicklung ist auf einen statistischen Effekt zurückzuführen. Herr Glos, bitte seien Sie kein Investitionsrisiko! Achten Sie darauf, dass es bei den Investitionen voran- Hinzu kommt, dass die gefühlte Preissteigerung höher geht! Treten Sie nicht auf die Bremse! Machen Sie eine ist, insbesondere bei Nahrungsmitteln – allerdings be- Politik, die für die Zukunft unseres Landes gut ist und trifft das nur einzelne Produkte –, obwohl diese von der die sich nicht im Klein-Klein verliert! Mehrwertsteuererhöhung gar nicht betroffen sind. Die (B) Menschen fühlen die Preissteigerung besonders stark bei (D) Danke schön. den Energiepreisen. Die Öl- und Gaspreise sind hoch. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Wir werden in der nächsten Woche im Kabinett ein Energiepaket verabschieden – das werden wir dann in den Bundestag einbringen –, das uns längerfristig von Präsident Dr. Norbert Lammert: Energieimporten unabhängiger machen soll und das die Das Wort erhält nun der Bundeswirtschaftsminister Energieeffizienz verbessern soll. Aber machen wir uns Michael Glos. nichts vor: All das ist natürlich nicht umsonst oder zum (Beifall bei der CDU/CSU) Nulltarif zu haben. Die Weltwirtschaft birgt natürlich Risiken, die auch Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und uns betreffen. Das will ich in keiner Weise bagatellisie- Technologie: ren. Die Turbulenzen auf den internationalen Finanz- Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! märkten sind aber nicht allein der amerikanischen Hy- Als Erstes möchte ich die Angriffe der Frau Kollegin pothekenbankkrise geschuldet. Auch die IKB in Scheel auf die SPD in Bayern mit Nachdruck zurückwei- Deutschland steckt in einer Krise. Davon ist unsere För- sen. derbank, die KfW, als Haupteignerin betroffen. Bei den Geschäften der IKB gab es sträflichen Leichtsinn. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) Wir werden das alles genau zu untersuchen haben. Wir haben heute eine Sondersitzung des Aufsichtsrates. Wirtschaft ist nicht Selbstzweck, erst recht nicht Wirt- Ich kann nur sagen: Bevor man die modernen Finanz- schaftspolitik. Sie muss den Menschen dienen. Wir instrumente anwendet, muss man deren Wirkung genau freuen uns, dass unsere Wirtschaftspolitik auch dazu ge- kennen. Ich hoffe, dass die großen deutschen Geschäfts- führt hat, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland nun banken und Landesbanken die Wirkungen genau ge- auf dem niedrigsten Stand seit 14 Jahren ist. kannt haben, bevor sie solche Produkte angeboten ha- (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) ben. Mich freut ganz besonders, dass es aufgrund der besse- Zu den Risiken will ich sagen: Die hohen Energie- ren Wirtschaftslage gelungen ist, mehr jungen Leuten ei- preise, insbesondere der steigende Ölpreis, der sich aller- nen Ausbildungsplatz zu vermitteln. Dafür möchte ich dings in dieser Woche wieder etwas abgeflacht hat, sind mich bei der Wirtschaft ganz herzlich bedanken. Die ein latentes Dauerrisiko für unseren Aufschwung. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13755

Bundesminister Michael Glos (A) Zurück zu der Krise, die von den USA ausgeht: Sie zu finanzieren. Die Senkung ist von den Zahlen her ge- (C) geht mit einem sinkenden Dollar einher. Wir haben eine deckt. Aber was bedeutet das – da bin ich wieder bei den starke Aufwertung des Euro zu verkraften. Ich bin für Verbrauchern – für die Kaufkraft im Land? Diese Absen- stabile Währungen; es ist gut, wenn der Wert unserer kung gegenüber 2006 bedeutet, dass 11,5 Milliarden Währung steigt. Aber wenn das zu rasch geschieht, dann Euro weniger an Arbeitskosten für die Betriebe anfallen gibt es Befürchtungen, dass der Export darunter leidet. und 11,5 Milliarden Euro mehr netto direkt den Arbeit- Deswegen kann ich unseren Freunden in den Vereinigten nehmerinnen und Arbeitnehmern zur Verfügung stehen Staaten nur sagen: Es bringt auf die Dauer nicht einmal und deren Kaufkraft stärken. der amerikanischen Volkswirtschaft etwas, wenn man den Dollarkurs zu sehr absacken lässt. Wenn der Boom (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) nicht durch die notwendigen strukturellen Anpassungs- Ich meine, dass man oft einfach darüber hinweggeht. Ich maßnahmen der US-Wirtschaft begleitet und das Er- finde, man muss auch das hier nennen. reichte nur durch die schwache Währung hervorgerufen wird, dann hat man letztlich mit Zitronen gehandelt. Die Arbeitskräfte und der Arbeitsmarkt sind ange- sprochen worden. Wir brauchen weiterhin einen Der Euro bleibt eine Erfolgsgeschichte. Währungsre- Niedriglohnbereich. lationen müssen sich im Zeitablauf immer wieder anpas- sen können. Doch das, was im Moment abläuft, hat, wie (Ludwig Stiegler [SPD]: Den haben wir in gesagt, mit langsamer Wertkorrektur nichts zu tun. Wir überreichem Maße!) müssen das alles einkalkulieren, wenn wir Wachstums- Das gehört nach wie vor auf unsere Agenda. Mein Haus prognosen abgeben. Ich glaube, dass wir mit den hat dazu ein entsprechendes Modell vorgelegt. Das hat 2 Prozent, die wir für das nächste Jahr angekündigt ha- vor allen Dingen den Vorteil, dass es vernünftige Ar- ben, immer noch auf der sicheren Seite sind. beitsanreize setzt, Sprungstellen im Einkommensverlauf Meine sehr verehrten Damen und Herren, angesichts vermeidet und Mitnahmeeffekte weitgehend ausschließt. der Risiken für die Konjunktur gibt es nur eine Lehre: Vor allem lässt es sich einfach in das Hartz-IV-System Statt den Reformkurs rückwärts abzuwickeln, brauchen integrieren. Ich glaube, wir müssen um diese Dinge mit- wir weiterhin eine breite Schneise für Wachstum. Wir einander ringen. können uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Um die Konjunktur zu stützen, brauchen wir auch (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Otto weiterhin Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb Fricke [FDP]: Mindestlohn!) halte ich es für falsch, die Zeitarbeit zu beenden oder so zu regeln, dass sie uninteressant wird, ohne auf der ande- (B) Ich möchte keinen Rückbau, wie es so schön heißt, wenn ren Seite die Arbeitsgesetzgebung flexibel zu gestalten. (D) man in die Straßen Stolperschwellen einbaut. Ich möchte keine Stolperschwellen auf dem Weg zu mehr Wachstum (Beifall bei der CDU/CSU –Ulrike Flach [FDP]: in Deutschland. Mit dem Aufschwung ist es so wie mit Haben Sie das auch der SPD gesagt?) einer wertvollen Kristallvase: Wenn man sie fallen lässt, Ein Letztes: Die Aufgaben meines Hauses sind sehr dann ist sie kaputt. Es wäre mühevoll, den Aufschwung vielfältig. Wenn ich sie alle schildern sollte, brauchte ich wieder in Gang zu bringen. meine Redezeit allein dafür. Wir werden weiterhin sehr Wir haben die Mahnungen des Sachverständigen- intensiv über die Energiepolitik diskutieren müssen, und rats, der uns berät und dessen Ratschläge wir ernst neh- zwar nicht nur wegen der hohen Preise, sondern auch men sollen – Frau Scheel, die Mitglieder des Sachver- wegen der Maßnahmen, die wir für den Klimaschutz er- ständigenrats sind immer noch dieselben, die in Zeiten greifen. Das muss so geschehen, dass diese Maßnahmen einer anderen Regierung berufen worden sind; ich habe weiterhin Beschäftigung bringen, zum Beispiel für das sie beibehalten, und insofern haben wir da eine Kontinui- Handwerk in der energetischen Gebäudesanierung. Das tät –, ernster genommen, als das bei der Vorgängerregie- muss aber auch so geschehen, dass es für die Verbrau- rung der Fall war. cher bezahlbar bleibt. Wir haben die großen Energiekon- zerne so hart angefasst, wie es noch nie eine Regierung (Beifall bei der CDU/CSU – Christine Scheel getan hat. Herr Brüderle, insofern lagen Sie vollkommen [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben daneben, als Sie mich als Paten der großen Energiekon- Sie doch selber nicht!) zerne geziehen haben. Ich war bis jetzt die größte Ent- Jedenfalls ermutigt uns der Sachverständigenrat in sei- täuschung der großen Energiekonzerne, weil noch nie- nem neuen Gutachten, das den Titel „Das Erreichte nicht mand ein so hartes Kartellrecht auf den Weg gebracht verspielen“ trägt, an den richtigen Reformen, die ge- hat. Ich bedanke mich dafür, dass es beschlossen worden macht worden sind, festzuhalten. ist, damit wir denen besser auf die Finger schauen kön- nen. Ich meine, dass es ganz wichtig ist, dass der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung jetzt auf 3,3 Prozent ab- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeor- gesenkt worden ist. Das war von der Kassenlage der denten der SPD) Bundesagentur für Arbeit her tragbar. Ich weise die Be- hauptung zurück, dass Müntefering nur zugestimmt Präsident Dr. Norbert Lammert: habe, um seinen Nachfolger Scholz nicht in Versuchung Herr Minister, möchten Sie eine Zwischenfrage be- zu führen, zu viele Maßnahmen mit den Überschüssen antworten? 13756 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

(A) Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und Lassen Sie mich etwas zur KfW sagen. Sie haben (C) Technologie: eben zu Recht gesagt, dass wir hier in Zukunft aufpassen Herr Präsident, ich habe das gehört. – Ich kann nur müssen. Es wäre uns nur viel lieber gewesen, wenn Sie wiederholt sagen: Energiekonzerne, lasst, was die ange- schon jetzt aufgepasst hätten. Herr Steinbrück ist hier an kündigten Preiserhöhungen anbelangt, die die Kirche im allererster Stelle zu nennen. Sie wissen, dass Sie Herrn Dorf. Das muss nicht so sein. Steinbrück in der Aufsicht im nächsten Jahr sozusagen begleitend ablösen werden. Ich rechne damit, dass die (Beifall bei der CDU/CSU) Sache dann besser wird. Es ist ein Skandal, was bei der Herr Präsident, ich habe Ihre Mahnung ernst genom- KfW abläuft. Es ist gerade vor dem Hintergrund ein men. Ich bedanke mich herzlich auch bei all denen, die Skandal, dass dies eine Bank ist, die sich besonders für geholfen haben, dass der Einzelplan 09 rund geworden die Mittelstandsförderung einsetzen müsste. ist. Herr Glos, Sie haben schon in der letzten Debatte Danke schön. vollmundig gesagt, es gehe diesem Land gut. Schon da- mals haben Sie Bezug darauf genommen, was mit die- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- sem Haushalt abläuft. Sie haben gesagt: Alles, was auf neten der SPD) Pump finanziert wird, lehne ich natürlich ab. – Damit sind wir bei dem Thema des heutigen Tages. Sie haben Präsident Dr. Norbert Lammert: zu Recht darauf hingewiesen, dass man nicht neue Auf- Nicht immer, wenn der Präsident den Versuch unter- gaben schaffen kann, die bei nachlassender Konjunk- nimmt, zu Wort zu kommen, will er auf das unverzügli- tur zurückschlagen. Aber genau das – eine nachlassende che Ende der Rede drängen. Manchmal will er Gelegen- Konjunktur – werden wir in den nächsten Monaten zu heit zu einer Zwischenfrage geben, die die Redezeit erwarten haben. verlängert. (Otto Fricke [FDP]: Leider wahr!) Nun hat das Wort die Kollegin Ulrike Flach von der Sie sind angesichts dessen eben nicht als Sparminister FDP-Fraktion. vorangegangen; vielmehr haben Sie und diese Bundesre- (Beifall bei der FDP) gierung – trotz Steuermehreinnahmen in den letzten zwei Jahren in Höhe von 50 Milliarden Euro – jedes Jahr neue Schulden gemacht: Der „ordnungspolitische Pries- Ulrike Flach (FDP): ter“ Glos hat seit 2005 dazu beigetragen, dass wir eine Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Mi- Neuverschuldung von 54 Milliarden Euro haben. Unter nister, natürlich freut sich auch die FDP über eine boo- „ordnungspolitischem Gewissen dieser Regierung“ ver- (B) mende Wirtschaft, nur sehen wir natürlich an vielen Stel- stehe ich etwas anderes. (D) len, dass die Weltwirtschaft Ihnen ganz kräftig unter die Arme gegriffen hat. (Beifall bei der FDP) (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wir sind Übrigens waren Sie auch im Hinblick auf Ihr eigenes auch Teil der Weltwirtschaft!) Ministerium nicht gerade ein Sparminister. Ich teile die Bedenken des Kollegen Kröning, was die Gemein- Wir sehen aber auch das, was Sie etwas bagatellisierend schaftsaufgabe – 50 Millionen Euro plus! – angeht. Ich sagten, nämlich dass die Inflation in diesem Land dazu weiß, dass auch Kollege Rossmanith das sehr kritisch beitragen wird, dass die Menschen eine ganze Reihe von sieht. Ich vermute, dass Frau Bulmahn wegen dieser An- Misserfolgen haben werden. Diese wischen Sie gern ein- gelegenheit eine schlaflose Nacht gehabt hat; denn ein fach vom Tisch. Plus bei der Gemeinschaftsaufgabe bedeutet zwangsläu- (Beifall bei Abgeordneten der FDP) fig ein Minus bei der globalen Minderausgabe. Davon betroffen sind natürlich genau diejenigen Titel, die Sie Wenn Sie sagen, die Reallöhne seien gestiegen, dann mit Ihrer Hightech-Strategie besonders fördern wollen. müssen Sie gleichzeitig sagen, dass die Inflation diese Sie reißen sozusagen mit dem Hinterteil das ein, was Sie Reallöhne in den letzten zwei Jahren aufgefressen hat. mit den Händen angeblich aufgebauen. (Beifall bei der FDP) (Beifall bei der FDP) Sie haben genau das nicht getan, was Sie eben am Das Thema Forschungsförderung hat uns in den Schluss Ihrer Rede versuchten, den Energieunternehmen letzten zwölf Monaten intensiv beschäftigt. Herr Glos, in die Tasche zu legen. Sie hätten zum Beispiel mit uns Sie haben gemeinsam mit Frau Schavan viel Geld in die gemeinsam – übrigens auch mit Herrn Meister – dafür Hand genommen; aber Sie kommen an dem Fakt einfach streiten können, dass die Stromsteuer gesenkt wird. nicht vorbei, dass 8 Prozent der kleinen und mittleren (Beifall bei der FDP) Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 1 Million Euro laut der Studie des Instituts der deutschen Wir haben gestern mit Herrn Gabriel lange darüber dis- Wirtschaft in den letzten Jahren eben keine Forschungs- kutiert. An dieser Stelle haben Sie sich sozusagen in die gelder erhalten haben, während jedes dritte Großunter- Büsche des Wirtschaftsministeriums zurückgezogen. nehmen in den letzten fünf Jahren solche Gelder bekom- Gesiegt hat die SPD, nicht die CDU. Das ist nicht im men hat. Das heißt, an Ihrer Förderstrategie ist ganz Sinne dieses Wirtschaftstandortes. offensichtlich etwas falsch. (Beifall bei der FDP) (Beifall bei der FDP) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13757

Ulrike Flach (A) Wenn Sie im Hinblick auf den Osten extrapolieren, Präsident Dr. Norbert Lammert: (C) dann werden Sie natürlich feststellen – das wird Ihnen Der Kollege Dr. Rainer Wend ist der nächste Redner jeden Tag in den Medien gesagt –, dass die von Ihnen für die SPD-Fraktion. bisher eingesetzten Mittel dort nicht so angekommen sind, wie Sie sich das vorstellen. Das Institut für Wirt- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) schaftsforschung Halle hat letzte Woche noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen – auch Sie selbst haben Dr. Rainer Wend (SPD): es gesagt –, dass wir diese Lücke in absehbarer Zeit Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- nicht werden schließen können. ren! Wir haben heute wieder einmal die Aufführung des Kollegen Brüderle und der Kollegin Lötzer erlebt, wer Unter dem Strich gilt: Dieses Ministerium ist nach die beste Kassandra geben, wer das grausigste Katastro- wie vor ein Subventionsministerium. Es ist offensicht- phenszenario über uns Land legen kann. Gehen Sie lich nicht in der Lage, die Förderprogramme erfolgreich, beide doch einmal in einen Wettbewerb um konstruktive effizient und Arbeitsplätze schaffend umzusetzen, wie es Vorschläge für die Verbesserung der Situation. eigentlich der Fall sein sollte. (Widerspruch der Abg. Ulla Lötzer [DIE (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Roland LINKE]) Claus [DIE LINKE]) Davon hätte unser Land mehr als von ständig wiederhol- Herr Glos – hören Sie mir ausnahmsweise einmal zu! –, ten Katastrophenszenarien. Sie sind außerdem für einen sehr traditionellen Bereich zuständig, nämlich für den der Luft- und Raumfahrt. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) Wir haben in diesen Tagen in unseren Reihen so manche Auf einen Punkt muss ich eingehen, Herr Kollege sorgenvolle Gesichter gesehen. Ich glaube, dass wir das Brüderle, weil Sie wieder das Thema IKB und KfW an- Thema Airbus noch lange nicht abschließend behandelt gesprochen und der KfW ihre Beteiligung an der IKB haben. Denken Sie daran, dass Herr Enders darauf hin- vorgeworfen haben. Wie war denn die Historie? Nach- gewiesen hat, dass er hier eine lebensbedrohende Situa- dem sich die Allianz aus dem Eigentümerkreis verab- tion sieht. Es geht auch dabei um Arbeitsplätze; da schiedet hat, lag die Wirtschaft doch auf Knien, dass die stimme ich dem Kollegen Kröning völlig zu. Beteiligung nicht ins Ausland gehen, sondern an der (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Aber auch Mittelstandsbank hier in Deutschland gehalten werden um Zukunftstechnologie, Frau Kollegin!) möge, und die KfW wurde gebeten, sich daran zu beteili- gen. Sie hat es getan; dann kann man sie aber heute nicht – Lieber Kurt, du gibst mir das Stichwort: dafür kritisieren, dass sie es damals getan hat. Vielmehr (B) (D) Zum Abschluss möchte ich auf den Aspekt Mond ein- sollte man dankbar sein, dass sie damals als Gesellschaf- gehen. Ich will diese Gelegenheit nicht ungenutzt ver- terin in die IKB hineingegangen ist. streichen lassen und darauf hinweisen, dass Sie dabei Dass bei der IKB die Dinge falsch gelaufen sind, weiß sind, viel Geld in die Hand zu nehmen, um sozusagen man, und insofern muss auch die Staatsanwaltschaft er- auf den Mond zu fliegen: mitteln. Das betrifft nicht nur die IKB. Das Gerücht, (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Um den dass es vor allen Dingen öffentliche Banken seien, ist Mond!) tatsächlich ein Gerücht, weil die privaten Banken min- destens in derselben Weise wie die öffentlichen Banken „Peterchens Mondfahrt“ mit einer Sonde, lieber Kurt, in die Subprime-Krise verwickelt sind. Die Ideologie die man eigentlich nicht brauchte, weil man sehr gut die sollte zurückstehen, und man sollte sehen, was man tun anderer Länder benutzen könnte. Ich empfehle den kann, um mit dieser Problematik fertig zu werden. Haushältern der Großen Koalition, sich zu überlegen, ob (Beifall bei Abgeordneten der SPD) wir uns wirklich hinaus zum Mond, an den Mond heran, um den Mond herum bewegen sollten, während andere Gerade die FDP muss sich fragen lassen, weil Sie Jahr Länder dort oben Instrumente haben, an deren Nutzung um Jahr die Liberalisierung der Finanzmärkte gepredigt man sich beteiligen könnte. Das sparte Kosten. Ich emp- haben: Sollte es Ihnen denn nicht zu denken geben, was fehle uns allen gemeinsam, im nächsten Jahr endlich ein- jetzt passiert ist? Sollten Sie denn nicht mit uns sagen: mal gemeinsam über eine Raumfahrtstrategie zu re- „Wir brauchen mehr Transparenz, wir brauchen mehr den; denn dieses Land hat noch keine. Diese Gespräche Kontrolle und nicht mehr Liberalisierung auf den würden belegen, dass wir für Ihre Pläne viele Gelder Finanzmärkten“? Vor dieser Frage stehen wir doch. ausgeben müssten. (Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Herr Glos, Sie sind an dieser Stelle gefordert, nicht Beides!) nur Geld für Technologie auszugeben, sondern auch eine Strategie zu entwickeln und vernünftig zu planen. Da bin Also nehmen Sie bitte zur Kenntnis: Der Haushalt ich ganz bei Herrn Kröning: Wir wollen gute Ergebnisse; entwickelt sich positiv. Wir haben die niedrigste Arbeits- aber wir wollen auch, dass vorher gut überlegt und dis- losenquote seit 1993. Wir haben stabiles Wirtschafts- kutiert wird. Ich hoffe, das wird in den nächsten zwölf wachstum. Das ist gut; jedoch sagen uns die Sachver- Monaten endlich der Fall sein. ständigen: Ruht euch nicht darauf aus, sondern macht weiter. – Darin hat Kollegin Scheel recht: Wir müssen (Beifall bei der FDP) weitermachen. Wer glaubt, wir hätten in den letzten fünf 13758 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Dr. Rainer Wend (A) Jahren, in denen wir viel Gutes erreicht haben – Steuer- dass Siemens und nicht ein anderer Anbieter den Zu- (C) reform , Arbeitsmarktreformen Rot-Grün, schlag bekommt. Im Haushaltsverfahren ist dieses Pro- Steuerreform Peer Steinbrück, Haushaltskonsolidierung jekt dann in den Etat des Wirtschaftsministeriums ausge- Peer Steinbrück, alles gute Sachen, die wir auf den Weg lagert worden. gebracht haben –, genügend getan, und das sei es gewe- sen, der täuscht sich. Es ist ein dauernder Prozess von (Otto Fricke [FDP]: Weil Frau Wieczorek- Reformen, mit denen wir unser Land wettbewerbsfähig Zeul es nicht wollte!) halten müssen. Ich frage Sie als Fachpolitiker, wie Sie zu diesem Vor- Zwei Dinge will ich nennen, die wir als Große Koali- gang stehen. tion vor uns haben und schaffen müssen. Das eine ist die Erbschaftsteuerreform. Wir sind auf gutem Wege und Dr. Rainer Wend (SPD): wollen dem Mittelstand helfen, Wir haben das gut gemacht. Ich unterstütze es, (Lachen bei der FDP) (Beifall des Abg. Ludwig Stiegler [SPD] sowie des Eigenkapital zu halten und Beschäftigung zu sichern. Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU]) (Widerspruch bei Abgeordneten der FDP) weil das Außenwirtschaftsförderung ist, für die wir Sozialdemokraten immer in besonderer Weise gestanden Zum anderen wünsche ich mir, dass wir im Bereich haben. Es ist also eine gute Maßnahme. – Vielen Dank der haushaltsnahen Dienstleistungen besser werden. für diese Frage. Meine Damen und Herren, dort liegt Beschäftigungs- potenzial brach; diese Tätigkeiten werden zurzeit in (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der Schwarzarbeit oder in Improvisation geleistet. SPD und der CDU/CSU) (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie bei In dem Bereich haushaltsnahe Dienstleistungen kön- Abgeordneten der CDU/CSU) nen wir besser werden und Beschäftigung schaffen. Die Reformen müssen also weitergehen, um unsere Gesell- Dort können wir etwas tun, indem wir Haushalte wie an- schaft wettbewerbsfähig zu halten. dere Arbeitgeber behandeln und erklären, dass die Auf- wendungen umfänglich steuerlich geltend gemacht wer- Es gibt aber auch eine andere Seite, und da bitte ich, den kann. nach Frankreich zu schauen, wo in den Vorstädten Au- tos brennen. Warum geschieht das? Das sind selbstver- Präsident Dr. Norbert Lammert: ständlich Verbrechen, denen aber zugrunde liegt, dass (B) Herr Kollege Wend, gestatten Sie eine Zwischenfrage sich ein zunehmender Teil der französischen Gesell- (D) des Kollegen Hoppe? schaft ausgegrenzt fühlt und sich nicht mehr mit dieser Gesellschaft identifiziert. In diesem Zusammenhang müssen wir uns fragen, ob nicht auch in Deutschland Dr. Rainer Wend (SPD): Tendenzen vorhanden sind, die eine fehlende Identifika- Ja, selbstverständlich. tion begründen können.

Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wenn einerseits Arbeitnehmer mit einem Stunden- Sehr geehrter Herr Kollege Wend, erlauben Sie mir, lohn von 3, 4 oder 5 Euro nach Hause gehen und ande- eine Sache anzusprechen, die im Haushaltsverfahren ge- rerseits die Manager von Unternehmen Millionärsgehäl- schehen ist. Ich möchte gern wissen, wie Sie dazu ste- ter kassieren, dann ist das ein Missverhältnis in unserer hen. Gesellschaft. Mit einer solchen Gesellschaft kann man sich auf Dauer nicht mehr identifizieren. Wir müssen et- Im Haushaltsverfahren ist der Etat des Wirtschafts- was gegen diese Ungerechtigkeit tun. ministeriums um einen völlig neuen Haushaltstitel er- gänzt worden, nur, um ein höchst umstrittenes Projekt (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ der Entwicklungshilfe im weitesten Sinne zu realisieren. DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Außenwirt- schaftsförderung, Herr Kollege!) Was können wir tun? Die Mindestlöhne sind ein Schritt. Wir freuen uns sehr, dass es gestern im Postbe- Ich spreche hierbei von dem Stadtbahnprojekt in Ho- reich zu einer Verständigung gekommen ist. Herzlichen Chi-Minh-Stadt. Glückwunsch an alle, die daran beteiligt waren! Das ist (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Saigon ist ein großartiger Erfolg. das!) (Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Da Dagegen hat sich das Entwicklungshilfeministerium mit freut sich die CDU aber!) Händen und Füßen gewehrt, weil es hierbei nicht um die Es ist ein Anfang. Es muss aber auch in weiteren Bran- Realisierung eines U-Bahn-Projektes, sondern darum chen vorangehen. Wir müssen umsetzen, was wir uns bis geht, Ende März in der Koalition vorgenommen haben, näm- (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Selbst die lich auch im Bewachungsgewerbe und in der Zeitarbeit PDS war dafür!) zu Mindestlöhnen zu kommen. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13759

Dr. Rainer Wend (A) Herr Pofalla, der Generalsekretär der CDU, hat ge- (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Otto (C) sagt: Der Postmindestlohn war ein großer Erfolg für die Fricke [FDP]: Noch mehr?) CDU. – Wir gönnen ihm für die nächsten Monate noch viele weitere Erfolge im Mindestlohnbereich in vielen Wenn Sie schon nicht auf die Linke hören wollen, dann Branchen. hören Sie doch wenigstens auf den Zentralverband des Deutschen Handwerks. (Beifall bei der SPD) (Ulla Lötzer [DIE LINKE]: Die öffentlichen Er hat uns an seiner Seite. Investitionen sind auf einem Tiefpunkt!) Wachstum und Beschäftigung sichern und soziale Ge- Die Große Koalition ist nun zwei Jahre im Amt. In rechtigkeit sind für ein modernes Land zwei Seiten einer dieser Zeit hat sie Politik gegen die Mehrheit des Volkes Medaille. Die Große Koalition wird daran weiter arbei- gemacht. Dazu gehört auch die Mehrzahl der 3,4 Millio- ten. nen kleinen und mittleren Unternehmen in diesem Land. Die Hälfte davon sind Einmannbetriebe, die sich kaum (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten über Wasser halten können. Für die kleinen Handwerker der CDU/CSU) vor Ort tut die Regierung nichts.

Präsident Dr. Norbert Lammert: Ein Beispiel ist das Thema Breitband. Mehr als Das Wort erhält die Kollegin Sabine Zimmermann, 2 000 Gemeinden haben immer noch keinen schnellen Fraktion Die Linke. Internetanschluss. In Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel fehlt jedem vierten Gewerbegebiet ein schneller Anschluss. Vieles wird heute aber online erledigt. Ohne Sabine Zimmermann (DIE LINKE): einen schnellen Zugang zum Netz hat man schlechte Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Geschäftsverbindungen zur Bank, zum Kunden, zum Meine Damen und Herren! Herr Dr. Wend, wenn Sie Auftraggeber bis hin zum Finanzamt. Ohne modernen sich beschweren, dass die Arbeitnehmerinnen und Ar- Internetanschluss werden diese Regionen von der wirt- beitnehmer mit 5 Euro nach Hause gehen, während die schaftlichen Entwicklung einfach abgekoppelt. Chefs der großen Unternehmen Millionen kassieren, dann muss ich Sie darauf hinweisen, dass Sie das noch Thema Fördermittel. Herr Rossmanith hat es ange- gesetzlich absichern. Insofern ist es eine Unverschämt- sprochen und erklärt, wie wichtig die GA ist. In den heit, wenn Sie das hier anprangern. strukturschwachen Regionen Deutschlands sind dieses Jahr dreimal mehr Gelder beantragt worden, als bewil- (Beifall bei der LINKEN – Bernhard ligt werden können. Die Zielgruppe ist hier der Mittel- (B) Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Was ist denn stand. (D) das für ein Blödsinn?) Was macht die Regierung? Erst kürzt sie den Haus- Die Regierung spricht von einem Aufschwung für haltstitel um 100 Millionen Euro. Dann stockt sie die alle. Aber wer sind alle? Einer profitiert in jedem Fall Gelder wieder um 50 Millionen Euro auf, weil die Län- davon: Porsche-Chef Wiedeking erhält dieses Jahr eine der und Kommunen Druck gemacht haben. Schließlich Vergütung von rund 50 Millionen Euro. Millionen Men- feiern Sie dies als Erfolg, wohl wissend, dass mehr Mit- schen sind dagegen froh, wenn sie ihr Einkommen tel gebraucht werden. Die Linke fordert, die sogenannte halten können. Das betrifft nicht nur Arbeitnehmer, Ar- Gemeinschaftsaufgabe, wie in der Koalitionsvereinba- beitslose und Rentner, sondern auch viele kleine Selbst- rung versprochen, in der Höhe des Jahres 2006 weiterzu- ständige. An dieser Stelle macht die Regierung nichts. finanzieren. Da haben wir sogar Herrn Tiefensee an un- Mir scheint, die Regierung hat den Ernst der Lage noch serer Seite. nicht erkannt. Es droht ein Absturz der Konjunktur. (Beifall bei der LINKEN) Damit es nicht wieder heißt, die Linke übe sich in Schwarzmalerei, führe ich hier Otto Kentzler, den Präsi- Thema Zahlungsmoral. Wir befinden uns im wirt- denten des Zentralverbandes des Deutschen Hand- schaftlichen Aufschwung. Dennoch stapeln sich bei je- werks an. Er sagte diese Woche, ihm werde angst und dem zehnten Betrieb unbezahlte Rechnungen in einem bange, wenn er sich die jüngsten Zahlen anschaut. Ich Ausmaß, dass die Existenz dieser Betriebe bedroht ist. zitiere: Die Verursacher sind oft große Unternehmen, die ihre wirtschaftlich starke Position ausspielen. Die Linke for- In einigen Gewerken bricht der Umsatz regelrecht dert einen Handwerkerhilfsfonds für unverschuldet in ein – bei Sanitär, Heizung und Klima sogar um Not geratene Kleinunternehmen. Die Regierung lehnt 20 Prozent. Beim privaten Wohnungsbau sieht es dies ab. ähnlich aus. Die öffentliche Hand investiert zu we- nig in Tief- und Straßenbau und das Kfz-Handwerk (Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Pfui! – Steffen kommt nicht auf die Beine. Da braut sich Unheil Kampeter [CDU/CSU]: Das Parlament lehnt zusammen. das ab! Aber die 3 Milliarden wären nicht sinnvoll!) Lieber Kollege Glos, ich frage Sie: Warum hält die Bundesregierung stur an ihrem Sanierungskurs fest? Ist Ein Wort noch zur Postliberalisierung. Die Teillibe- es nicht notwendig, die Staatsausgaben zu erhöhen, um ralisierung hat bei uns zu einem beispiellosen Sozial- die Binnennachfrage zu stärken? dumping geführt. Ich möchte gar nicht daran denken, 13760 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Sabine Zimmermann (A) was ab Januar passieren wird, wenn die Regierung den mein! – Gegenruf der Abg. Christine Scheel (C) Postmarkt völlig freigibt. Bereits vor einem Jahr gab es [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber richtig!) 10 000 Briefträger in sozialversicherungspflichtiger Be- Vor allem bei der Unterstützung des Exportes erneu- schäftigung, die so wenig verdient haben, dass sie ihr erbarer Energien, also deutscher Spitzentechnologie, Einkommen mit Hartz IV aufstocken mussten. Der Staat schlafen Sie. übernimmt hier einen Teil des Lohnes. Im Januar waren es 8,5 Milliarden Euro für 1 Million Menschen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ho Chi Minh sagen wir nur!) Ich komme zum Schluss. Die Welt schreibt am 23. Oktober 2007: (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wird aber auch Zeit!) Die Deutsche Bank erwartet von der Bundesregie- rung Unterstützung beim weiteren Ausbau der Ihre Politik belastet nicht nur die Menschen, sie belastet Windenergie … auch den Haushalt. Da macht die Linke nicht mit. Und dies vor allem beim Export. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Herr Glos, das ist Ihr Job und nicht, permanent im (Beifall bei der LINKEN) Kabinett auf die Klimabremse zu treten. Wir Grüne ha- ben deshalb eine deutliche Aufstockung der Mittel für Präsident Dr. Norbert Lammert: die Exportinitiative Erneuerbare Energien gefordert, da- Die Kollegin Anna Lührmann hat nun das Wort für mit diese Erfolgsstory weitergehen kann. die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Als Fossil-Wirtschaftsminister kümmern Sie sich aber Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und lieber um die weitere Förderung der Steinkohle. Damit Kollegen! Ich möchte heute über eine Branche sprechen, komme ich auf den faulen Steinkohlekompromiss zu deren Zahl der Arbeitsplätze in Deutschland von sprechen. 67 000 in 1998 auf 231 000 in 2006 gestiegen ist, eine Erstens haben Sie einen Ausstieg eventuell für 2018 Branche, deren Volumen am Weltmarkt sich von 30 Mil- vereinbart. Es wäre ohne Weiteres möglich gewesen, liarden Euro in 2000 auf 60 Milliarden Euro in 2007 ver- schon 2012 sozialverträglich auszusteigen. NRW will ja doppelt hat. Die Prognose ist: Es geht in den nächsten schon 2014 aussteigen. Durch einen früheren Ausstieg Jahren so weiter. Ich möchte über eine Branche in könnten allein bis 2018 8,4 Milliarden Euro eingespart (B) Deutschland sprechen, die sehr exportintensiv ist. Es werden. (D) gibt je nach Sparte Exportquoten zwischen 35 und 80 Prozent. Sie werden sich schon denken können, über (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Warum hat welche Branche ich spreche: über die der erneuerbaren das Ihr Kollege Trittin nicht gemacht?) Energien. Dank des Erneuerbare-Energien-Gesetzes ha- Das ist eine stolze Summe. Damit könnte man eine ben wir nicht nur den Anteil an klimafreundlichem ganze Menge zukunftsfähige Arbeitsplätze fördern. Strom deutlich erhöht. Nebenbei sind auch ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig und eine ganze Menge Ar- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – beitsplätze in Deutschland entstanden. Das ist nachhal- Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Trittin war tige Klimaschutz- und Wirtschaftspolitik. doch der größte Kohlefreund nach Fischer! Fischer hat sogar noch mitdemonstriert! – Kurt (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) J. Rossmanith [CDU/CSU]: Ich korrigiere: der allergrößte!) Was macht der Wirtschaftsminister? Was macht Herr Glos? Man könnte doch eigentlich davon ausgehen, dass Ein zweites Thema sind die Weltmarktpreise. Herr sich der Wirtschaftsminister mit einer solch erfolgrei- Rossmanith, Sie haben das Thema in Ihrer Rede vorhin chen Entwicklung schmückt. Das Gegenteil ist der Fall. ja ganz kurz angesprochen. Da Sie jetzt immer dazwi- Ich will drei Überschriften aus den letzten Monaten aus schen rufen, will ich Ihnen noch einmal erklären, was Tickermeldungen und Zeitungen zitieren; es gäbe noch unter Rot-Grün vereinbart wurde. Auf Druck der Grünen deutlich mehr zur Auswahl. Die AP schrieb: „Glos geht wurde vereinbart, auf Distanz zu Gabriels Klima-Plänen“. Im Handelsblatt stand: „Glos lehnt EU-Emissionsvorgaben ab“. In der (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Keine Koh- Berliner Zeitung stand: „Glos bremst den Ausbau um- lekraftwerke?) weltfreundlicher Kraftwerke“. dass steigende Weltmarktpreise automatisch zu weniger Subventionen führen. Herr Glos, damit verpassen Sie einen wichtigen Zu- kunftstrend und vernachlässigen einen relevanten Teil (Ulrike Flach [FDP]: Sie hätten besser ganz der deutschen Wirtschaft. Herr Glos, Sie sollten sich aussteigen sollen!) Fossil-Wirtschaftsminister nennen. Dann weiß gleich je- der, wie Sie in Deutschland Ihren Job verstehen. Ich will das kurz erläutern. Der für die Subventionen zu- grunde gelegte Preis liegt bei 40 Euro pro Tonne, der (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Preis für Kohle aus Drittländern liegt nun aber bei Dr. Rainer Wend [SPD]: Das ist aber ge- 63 Euro pro Tonne. Das ist eine Differenz von 23 Euro Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13761

Anna Lührmann (A) pro Tonne. Es ist doch logisch, dass mehr Erlöse zu we- (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU (C) niger Absatzbeihilfen führen müssen. und der SPD) (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Für welches Jahr gilt die Klausel denn, Frau Kollegin? Von Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): welchem Jahr sprechen Sie?) Das werde ich sicherlich auch tun, Herr Präsident. – Noch ein Hinweis zum Schluss: Werner Müller hat ganz Herr Glos, Sie haben die Vereinbarung im Haushalt des klar gesagt, er gehe davon aus, dass ab 2012 weiter sub- letzten Jahres zumindest teilweise umgesetzt: Wegen der ventioniert wird. Damit ist ganz klar, Herr Glos: Sie wer- steigenden Weltmarktpreise haben Sie weniger Subven- fen den fossilen Energieträgern die Kohle hinterher. Bei tionen gezahlt. Mit dem Kohlekompromiss wurde diese den Zukunftstechnologien pennen Sie allerdings. Vor sinnvolle Regelung einfach aufgehoben. Dadurch ver- diesem Hintergrund bitte ich Sie alle, unserem Antrag zichten Sie allein in diesem Haushalt auf 711 Millionen heute zuzustimmen. Euro. Herr Glos, Sie haben sich von Ihrem Vorgänger Werner Müller über den Tisch ziehen lassen. Das können Vielen Dank. wir hier nicht durchgehen lassen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Der Strom (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – kommt aus der Steckdose!) Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Trittin hat sich von Müller über den Tisch ziehen lassen? Das kann ich mir nicht vorstellen!) Präsident Dr. Norbert Lammert: Das Wort erhält der Kollege Laurenz Meyer, CDU/ – Herr Kampeter, wo Sie schon die ganze Zeit dazwi- CSU. schen rufen, sage ich Ihnen: Sie haben noch die Mög- lichkeit, diesen Fehler zu korrigieren. Sie können gleich (Beifall bei der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: einfach unserem Antrag zustimmen, in dem wir ganz Der erklärt uns jetzt den Mindestlohn!) klare Regelungen aufzeigen. Es geht um 711 Millionen Euro für den Bundeshaushalt. Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – gute Ausgangslage im Herbst 2007 ist hier vielfach er- Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sollten ein- wähnt worden, auch wenn ein Teil der Oppositionsfrak- mal meiner furiosen Abschlussrede lauschen! tionen sie immer noch nicht wahrnimmt. Dabei scheint Dann werde ich das gerade rücken!) es sich schlicht um Wirklichkeitsverweigerung zu han- (B) (D) Drittens ist an diesem faulen Steinkohlekompromiss deln. zu kritisieren, dass Sie für den Bund schlecht verhandelt (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- haben. Wie ich bereits gesagt habe, steigt Nordrhein- neten der SPD) Westfalen schon 2014 aus. Für die verbleibenden vier Jahre übernimmt der Bund einfach die Subventionszah- Anders lässt sich das angesichts der Zahlen am Arbeits- lungen. Wir haben es ja. Außerdem haben Sie ohne Not markt und der innerhalb von zwei Jahren veränderten große Haftungsrisiken für den Bund übernommen. Das Verschuldungssituation nicht erklären. wäre auch nicht notwendig gewesen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das sagt ei- (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es ist offen- gentlich recht viel über den Zustand der Oppo- kundig, dass Sie von dem Sachverhalt keine sition!) Ahnung haben! – Gegenruf der Abg. Anja Herr Brüderle, es wäre schön gewesen, wenn Sie in Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Un- Rheinland-Pfalz jemals ähnliche Tendenzen nur ansatz- verschämtheit!) weise zu vertreten gehabt hätten. Aber das müssen Sie An einer Stelle sind wir noch relativ zufrieden, Herr schon mit sich selber ausmachen. Vermutlich haben Sie Kampeter. Sie haben im Haushaltsausschuss auf unsere einfach die Rede, die Sie vor zwei Jahren gehalten ha- Kritik reagiert. Der Bundesrechnungshof darf jetzt zu- ben, noch einmal aus dem Computer abgerufen und per mindest prüfen, was in der Zukunft bei der Steinkohle Zufallsgenerator die Sätze in anderer Reihenfolge aus- passiert. spucken lassen, sodass Sie die alte Rede jetzt wieder vortragen konnten. Aber noch aus einem anderen Grund ist dieser Kom- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) promiss insgesamt schlecht zu bewerten: Sie haben näm- lich eine Sprechklausel, eine Gesprächsklausel, einge- Ich möchte zu einigen ganz konkreten Punkten, die führt. So soll 2018 noch einmal darüber geredet werden, wir vor der Brust haben, Stellung nehmen und weniger ob es auch wirklich beim Ausstieg aus der Steinkohle zu dem, was Sie zur Vergangenheit gesagt haben. bleibt. Die derzeitige Arbeitsmarktlage – das haben einige Kollegen in der vollen Schärfe noch nicht erkannt – ist Präsident Dr. Norbert Lammert: natürlich zu wesentlichen Teilen darauf zurückzuführen, Frau Kollegin, bis zum Jahr 2012 gibt es noch weitere dass damals die rot-grüne Koalition gemeinsam mit uns Gelegenheiten, das zu erläutern, aber heute nicht mehr. wichtige Veränderungen vorgenommen hat – auch im 13762 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Laurenz Meyer (Hamm) (A) Bereich der Zeitarbeit. Ich sage hier klipp und klar, dass (Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr! Und da ma- (C) wir die Erfolge, die hier zu verzeichnen sind, nicht ge- chen Sie mit!) fährden werden. Bei Menschen in Zeitarbeit gibt es eine Er hat wegen mangelnden Wettbewerbs nämlich mehr zu ganz klare Entwicklung: Zunächst fand bei ihnen kein zahlen. Was die weiteren Branchen angeht, wo wir ja Übergang in feste Beschäftigungsverhältnisse statt, aber nicht auf der Basis des Postgesetzes argumentieren müs- seit Frühsommer dieses Jahres übernehmen Firmen diese sen, wo wir nicht zehn Jahre an eine bestimmte Situation Menschen in starkem Maße. Das ist eine sehr positive gebunden sind, müssen wir im Auge haben, ob das nicht Entwicklung. Wir werden alles tun, um diesen Kaminef- von den großen Arbeitgebern, von den großen Unterneh- fekt zu fördern und ihn nicht zu stören. men in ähnlicher Art und Weise versucht werden wird. (Beifall bei der CDU/CSU) Wir haben eine ganze Reihe von Punkten vor der Ich habe den Eindruck – ich sage das aus Sicht eines Brust, an denen wir noch hart arbeiten müssen. Ich Wirtschaftspolitikers –, dass wir uns ein klein wenig zu nenne das Stichwort Wagniskapital. Hier müssen wir viel – manche sogar ausschließlich – mit der Lage der zum Beispiel noch nacharbeiten, Herr Finanzminister. Transferempfänger in Deutschland beschäftigen und Ich verstehe Rechnungen des Finanzministeriums, ehr- dass wir bei den Themen ein bisschen zu kurz springen, lich gesagt, überhaupt nicht, nach denen hier Steueraus- fälle zu verzeichnen sein werden. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nicht nur ein bisschen! – Zuruf von der FDP: Das ist wohl (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das ist wahr!) aber doch so!) die etwas mit den Arbeitnehmern zu tun haben, deren Steuerausfälle kommen doch gar nicht zustande. Steuer- Einkommen direkt oberhalb des Einkommens eines ausfälle kommen doch überhaupt nur in den Fällen zu- Transferempfängers liegt. Ich sage hier klipp und klar, stande, in denen es um ein ertragreiches Unternehmen dass wir als Unionsfraktion diese Gruppe ganz stark in geht. Das zahlt aber hinterher Körperschaftsteuer, Ein- den Blick nehmen. Angefangen haben wir schon mit der kommensteuer und Gewerbesteuer. Diese Beträge, die Veränderung beim Beitrag zur Arbeitslosenversiche- da hereinkommen, müssen mit den Aufwendungen ver- rung. Wir müssen nun alles tun, damit in dieser guten rechnet werden. Ich sage Ihnen: Die Rechnung geht im- Lage Folgendes zum Tragen kommt: Wer arbeitet, soll mer positiv aus. Das führt nicht zu einer Mehrbelastung mehr in der Tasche haben als der, der nicht arbeitet. Das für den Staat, sondern zu Mehreinnahmen. ist unsere klare Philosophie. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall bei der CDU/CSU) (B) (D) Die muss auch bei den Sozialversicherungsbeiträgen, Präsident Dr. Norbert Lammert: beim Stichwort „haushaltsnahe Dienstleistungen“ usw. Herr Kollege Meyer, möchten Sie eine Zwischenfrage zum Ausdruck gebracht werden. des Kollegen Fricke beantworten. Lassen Sie mich an der Stelle ein ganz klares Wort Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU): zum Thema „Mindestlöhne bei der Post“ sagen. Bitte. (Zurufe von der FDP: Aha! – Da sind wir ge- spannt!) Otto Fricke (FDP): Die Situation ist aufgrund der Gesetzeslage und formal Herr Kollege Meyer, Sie versuchen sich ja jetzt hier völlig eindeutig. Die Koalition kann den Tarifvertrag be- so ein bisschen als das letzte ordnungspolitische Feigen- schließen; nach der Rechtslage müsste sie ihn sogar be- blatt der CDUler darzustellen, die noch glauben, zu wis- schließen. sen, wie Marktwirtschaft funktioniert. Das nehme ich Ih- nen auch gerne ab. Sie haben beim Thema Mindestlohn (Otto Fricke [FDP]: Jetzt beschließt die Große hier schön ausgeführt, wie Sie der SPD nachgegeben ha- Koalition schon Tarifverträge!) ben. Sie haben aber nicht – da würde ich mich freuen, Die Frage ist schlicht und ergreifend, welche Schlüsse wenn Sie das jetzt hier coram publico tun – erklärt, dass wir für die Zukunft daraus ziehen. Dazu sage ich Ihnen Sie mit Ihrer Fraktion, mit der CDU/CSU, keine weite- ganz klar: Das Verhalten der Post – ich meine nicht die ren Mindestlohnvereinbarungen in dieser Legislaturpe- Arbeitnehmer, ich meine auch nicht Verdi – ist nur da- riode mitmachen. Können Sie mir diese beruhigende durch zu erklären, dass das Unternehmen die ganze Zeit Auskunft geben? über versucht hat, mit dem System „Mindestlöhne und Entsendegesetz“ Wettbewerbspolitik zu betreiben. Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU): Nein. (Ludwig Stiegler [SPD]: Es gibt keinen Wett- bewerb zulasten der Arbeitnehmer! – Zuruf (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten von der FDP: Ihr habt zugestimmt!) der CDU/CSU) Diesen Punkt müssen wir im Auge behalten; denn für Die will ich auch nicht geben; das sage ich Ihnen ganz das, was ein paar Zehntausend Arbeitnehmer jetzt an so- klar. Wir haben uns vorgenommen, in den Branchen, in zialer Sicherung zusätzlich haben – das begrüßen wir –, denen sozialunverträgliche Zustände herrschen oder trägt letztlich der Verbraucher die Last. nach Öffnung der Arbeitsmärkte drohen könnten, für Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13763

Laurenz Meyer (Hamm)

(A) Untergrenzen zu sorgen, die eine soziale Absicherung Den Vorschlag zum Thema Energie und CO2, der (C) garantieren. jetzt auf dem Tisch liegt, von dem wir aber noch nicht den Eindruck haben, dass das alles bis in die letzte Ver- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – winkelung durchdacht ist, werden wir im Parlament Zuruf von der FDP: Also überall?) noch im Einzelnen durchzugehen und zu prüfen haben, Das ist unser Vorhaben. Dabei wissen wir ganz genau, ob er in sich stringent ist und vor allen Dingen einem ge- dass das ordnungspolitisch gesehen immer ein Ritt auf nügt: die angestrebten und festgelegten Ziele so effizient der Rasierklinge ist. Wir haben diese Gesetzeslage aber wie eben möglich zu erreichen und die Belastungen für schon in der Vergangenheit, übrigens zusammen mit der die Verbraucher in Grenzen zu halten, sodass die Pro- FDP, geschaffen. Auch das Postgesetz, auf das sich diese gramme in der Zukunft überhaupt noch mitgetragen wer- Regelung bezieht, ist damals von einer Regierung aus den. Union und FDP beschlossen worden. Lassen Sie mich einen letzten Punkt ansprechen, den (Otto Fricke [FDP]: Aber nicht mit Mindest- Bereich Forschung und Entwicklung. Ich sage klipp und löhnen!) klar: Wir haben da viel erreicht. Herr Brüderle, Sie ha- ben das Innovationsklima angesprochen, übrigens ne- Die SPD, damals in der Opposition, hat daran mitge- gativ, was ich überhaupt nicht verstehe. Schauen Sie sich wirkt. Das war also ein Gemeinschaftswerk, das uns die Zahlen zur Stimmungslage an: Am Ende der Regie- heute bindet. Aber unser Vorhaben, da, wo es notwendig rungszeit der rot-grünen Koalition haben 40 Prozent der ist, für soziale Mindestabsicherung zu sorgen, ist klar. Unternehmen in Deutschland gesagt, in Deutschland (Beifall des Abg. Dr. Rainer Wend [SPD]) herrsche ein Klima, das Innovationen, Forschung und Entwicklung möglich macht. Diese Zahl ist innerhalb Löhne von 3 oder 4 Euro wollen wir nicht vertreten. von zwei Jahren auf 80 Prozent gestiegen. Das sind Deshalb wollen wir hier Regelungen einziehen. keine statistischen Zufälligkeiten, sondern Erfolge im Wir wollen allerdings gleichzeitig den Wettbewerb in Bereich Forschung und Entwicklung, den Branchen erhalten. Deshalb werden wir dem Anlie- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und gen großer Arbeitgeber, die auf diese Weise die Konkur- der SPD) renz der kleinen und mittleren Unternehmen ausschalten wollen, nicht Folge leisten. und zwar von allen gemeinsam: von Frau Dr. Schavan, Michael Glos und anderen, die das zu vertreten haben. Meine Damen und Herren, wir haben das Thema Erb- schaftsteuer und das Thema Mitarbeiterbeteiligung vor Deshalb sage ich auch ganz klar, dass die Umsetzung von Projekten wie Transrapid und Galileo – Leucht- (B) der Brust. Hier gibt es positive Signale. Herr Minister (D) Steinbrück – gestern haben wir zu diesem Thema zusam- türme für unsere Forschung und Entwicklung! – mengesessen –, eine kleine Anmerkung: Achten Sie (Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) doch bitte darauf, dass Mitarbeiterbeteiligungsmodelle nicht konterkariert werden, indem in den Regelungen von uns möglich gemacht werden muss, um zu zeigen: zur Erbschaftsteuer zum Beispiel selbst Sachleistungen Wir entwickeln nicht nur in Deutschland, wir forschen mit zu den beschlossenen 70 Prozent gezählt werden. So nicht nur in Deutschland, sondern wir sind auch bereit könnte es passieren, dass keine Gewinnbeteiligung mehr zur Umsetzung. Gewisse Leuchttürme braucht man in zustande kommt, weil man fürchtet, darauf hinterher dem Zusammenhang allemal, um diese Politik auch in Erbschaftsteuer zahlen zu müssen. den Augen der Menschen sichtbar zu machen. Auf die- sem Weg müssen wir weitergehen. Wir haben das Thema mehr Transparenz bei Unter- nehmensbeteiligungen vor der Brust. Herr Brüderle, (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- hier habe ich eine ganz klare – noch stärker als meine neten der SPD) Fraktion – ordnungspolitische Sichtweise. Ich will nicht, Kriterium für die Unionsfraktion ist auch in der Gro- dass der deutsche Staat sich an Unternehmen beteiligt, ßen Koalition: Es ist besser, mit 40 oder 50 Prozent in um politisch tätig zu werden. Wenn ich das aber nicht die richtige Richtung zu gehen, als es anderen zu über- will, dann kann ich doch erst recht nicht dafür sein, dass lassen, mit 100 Prozent in die falsche Richtung zu ge- sich der russische Staat oder der chinesische Staat an un- hen. seren Unternehmen beteiligt und politisch Einfluss nimmt! (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Präsident Dr. Norbert Lammert: der SPD) Letzte Rednerin zu diesem Einzelplan ist die Kollegin Deshalb bitte ich Sie, Ihre ordnungspolitischen Grund- Andrea Wicklein, SPD-Fraktion. sätze an dieser Stelle einmal zu überdenken. (Beifall bei der SPD) ( [FDP]: Das sagt der Richtige!) Andrea Wicklein (SPD): Dass man hier für Mindestbedingungen und mehr Trans- parenz sorgt, halte ich für völlig richtig und notwendig. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Haushalt für Wirtschaft und Technologie (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) setzt deutliche Schwerpunkte für Ostdeutschland. Der 13764 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Andrea Wicklein (A) Aufwuchs bei den Förderprogrammen kann sich in jeder Im Förderwettbewerb „Netzwerkmanagement-Ost“, (C) Hinsicht sehen lassen. Gerade jetzt, in Zeiten des wirt- NEMO, wird ebenfalls nochmals zugelegt. Die Förder- schaftlichen Aufschwungs, lautet unsere Botschaft: Wir summe steigt auf fast 9 Millionen Euro. Die Förder- fördern weiter Investitionen, wir fördern die Forschung summe für die Forschungszusammenarbeit erhöhen im Mittelstand, wir fördern Existenzgründungen und wir um 34 Millionen Euro auf 209 Millionen Euro. Forschungsnetzwerke und wir fördern die Markteinfüh- rung von Produkten. Dafür gibt es gute Gründe. Wir (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten müssen erreichen, dass Ostdeutschland nach und nach der CDU/CSU) auf eigenen Füßen stehen kann. Bis zum Auslaufen der Ich bin vor allem sehr froh – das wurde hier schon EU-Förderperiode im Jahr 2013 und des Solidarpaktes mehrfach gesagt –, dass wir im Haushalt bei der im Jahr 2019 bleibt nicht mehr viel Zeit. Diese Zeit müs- Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen sen wir nutzen, um die ostdeutschen Regionen nach Wirtschaftsstruktur“ eine Kürzung verhindern konn- vorne zu bringen, damit die Menschen Arbeit haben und ten. Heute beschließen wir, dass Investitionen in struk- von ihrer Arbeit leben können. turschwachen Regionen in Ost und West weiterhin mit insgesamt 650 Millionen Euro vom Bund gefördert wer- Wenn wir uns die wirtschaftliche Situation in den ost- den. deutschen Ländern anschauen, wird zweierlei klar: (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Einerseits nehmen sie eindeutig am Aufschwung teil. CDU/CSU) Daran besteht kein Zweifel. Die Auftragsbücher vieler Unternehmen sind voll. Das verarbeitende Gewerbe ver- Auf diese Gemeinschaftsaufgabe sollte künftig ein zeichnet hohe Zuwachsraten. Der Export entwickelt sich Schwerpunkt gelegt werden, weil sie wesentlich effizi- positiv. Die Situation im Baugewerbe hat sich verbes- enter und zielgenauer ist als andere Förderinstrumente. sert, was gut für die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist. Hier wird nicht mit der Gießkanne gefördert, sondern Im November 2007 lag die Arbeitslosigkeit im Osten nach Indikatoren, die von der EU zertifiziert sind. Ost- zwar immer noch bei 13 Prozent, 2005 waren es aber deutschland ist leider nach wie vor in Gänze Ziel-1-Ge- noch 19 Prozent. biet. Deshalb fließen auch die meisten Fördermittel der GA nach Ostdeutschland. Wir haben dadurch mit dieser Andererseits ist aber auch klar, dass die Schere zwi- GA seit 1991 960 000 neue Arbeitsplätze geschaffen schen Ost und West sich mittelfristig nur schließen lässt, und 1,5 Millionen gesichert und mit unserer Bundesför- wenn der Osten beim Wachstum die Nase vorn hat. Die derung Investitionen in Höhe von 192 Milliarden Euro Voraussetzungen dafür sind aber immer noch schwer zu angestoßen. Ich glaube, das ist eine Bilanz, die sich se- (B) erfüllen. Nach wie vor hat die ostdeutsche Wirtschaft hen lassen kann. (D) strukturelle Nachteile, die sich nicht von heute auf (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten morgen beheben lassen. Das Bruttoinlandsprodukt pro der CDU/CSU) Einwohner liegt im Osten bei knapp 70 Prozent des Bruttoinlandsproduktes pro Einwohner im Westen. Es Es gibt zweifelsohne viele Erfolge in der Aufbauarbeit, gibt zu wenig Großbetriebe und zu wenig Unternehmens- aber es ist noch viel zu tun. Wir brauchen eine stärkere zentralen. Während im Westen jeder fünfte Beschäftigte Dynamik. Das setzt neue Technologien und neue Pro- in einem Großbetrieb arbeitet, ist es im Osten nicht ein- dukte voraus und erfordert hoch motivierte, qualifizierte mal jeder zehnte. Dagegen hat Ostdeutschland deutlich Fachkräfte. Die anhaltende Abwanderung von Fach- mehr Klein- und Kleinstbetriebe. Diese haben vor allem kräften aus Ostdeutschland droht von daher zur Wachs- bei Investitionen und im Bereich Forschung und Ent- tumsbremse zu werden. Deshalb ist in Ostdeutschland wicklung Schwierigkeiten. Auf 10 000 Erwerbstätige der Mindestlohn ein wichtiges Thema. Wir haben dort kommen im Osten 46 FuE-Beschäftigte. Im Westen sind im Vergleich zu den westlichen Bundesländern nach wie es fast doppelt so viele. vor Lohnunterschiede von 20 bis sogar 40 Prozent. Das führt dazu, dass die guten Fachkräfte gehen. Das kann Der Haushalt 2008 des Ministeriums für Wirtschaft der Wirtschaftsstandort Ostdeutschland nicht lange und Technologie setzt genau hierfür die richtigen durchhalten. Schwerpunkte. Wir führen die Investitions- und Innova- tionsförderung fort und konzentrieren uns dabei auf Präsident Dr. Norbert Lammert: Wachstumsbranchen. Wir setzen den Hebel bei den klei- nen und mittelständischen Unternehmen an und stärken Frau Kollegin. sowohl die Industrieforschung als auch einzelbetriebli- che Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Wir unter- Andrea Wicklein (SPD): stützen innovative Netzwerke und Forschungskoopera- Herr Präsident, ich bin sofort am Ende meiner Rede. tionen. Mit dem Haushalt des Bundesministeriums für Wirt- Was heißt das konkret? Die Förderung innovativer schaft und Technologie leistet die Regierungskoalition Wachstumsträger, Inno-Watt, wird um rund 5 Millionen einen wichtigen Beitrag zum Aufschwung Ost. Wir ha- auf 107 Millionen Euro erhöht. ben die entscheidenden Programme fortgeführt und aus- gebaut. Die Rahmenbedingungen stimmen. Sie bilden (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Kurt J. die Voraussetzung dafür, dass wir noch mehr Arbeits- Rossmanith [CDU/CSU]) plätze und damit Perspektiven für die Menschen in Ost- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13765

Andrea Wicklein (A) deutschland schaffen. Ich bitte Sie daher um Zustim- (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich nicht!) (C) mung zu diesem Einzelplan. – Ich weise darauf hin, dass der Kollege Kampeter, der Ganz herzlichen Dank. hier gar nicht zu den Berichterstattern gehört, Wert da- rauf legt, in diesem Zusammenhang noch einmal ge- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten nannt zu werden. der CDU/CSU) Auch hier ist eine Aussprache nicht vorgesehen. Wir Präsident Dr. Norbert Lammert: kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 60, All- Ich schließe die Aussprache. gemeine Finanzverwaltung, in der Ausschussfassung. Hierzu liegen ein Änderungsantrag von der Fraktion der Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel- FDP und drei Änderungsanträge der Fraktion Die Linke plan 09, Bundesministerium für Wirtschaft und Techno- vor. logie, in der Ausschussfassung. Hierzu liegen Ände- rungsanträge vor, über die wir zuerst abstimmen. Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/7338? – Wer stimmt dagegen? – Wer stimmt für den Änderungsantrag der FDP-Frak- Wer enthält sich? – Der Änderungsantrag ist mit breiter tion auf Drucksache 16/7339? – Wer stimmt dagegen? – Mehrheit abgelehnt. Wer enthält sich der Stimme? – Der Änderungsantrag ist mit breiter Mehrheit abgelehnt. Abstimmung über die Änderungsanträge der Fraktion Die Linke. Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion Drucksache 16/7330? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent- Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/7329? – Wer hält sich? – Auch dieser Änderungsantrag ist mit breiter stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Auch dieser Än- Mehrheit abgelehnt. Wer stimmt für den Änderungsan- derungsantrag ist abgelehnt. trag auf Drucksache 16/7331? – Wer stimmt dagegen? – Wir stimmen nun über den Einzelplan 09 in der Aus- Enthaltungen? – Abgelehnt. Wer stimmt für den Ände- schussfassung ab. Wer stimmt für diesen Einzelplan? – rungsantrag auf Drucksache 16/7332? – Wer stimmt da- Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Einzel- gegen? – Wer enthält sich? – Auch dieser Änderungsan- plan 09 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen ge- trag hat keine Mehrheit. gen die Stimmen der Oppositionsfraktionen angenom- men. Wer stimmt für den Einzelplan 60, Allgemeine Finanzverwaltung, in der Ausschussfassung? – Wer Ich rufe den Tagesordnungspunkt II.19 auf: stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Wiederum mit (B) den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stim- (D) Einzelplan 32 men der Oppositionsfraktionen so beschlossen. Bundesschuld Ich rufe den Tagesordnungspunkt II.21 auf: – Drucksache 16/6421 – Berichterstattung: Haushaltsgesetz 2008 Abgeordnete Otto Fricke – Drucksachen 16/6424, 16/6425 – Jochen-Konrad Fromme Steffen Kampeter Berichterstattung: Carsten Schneider (Erfurt) Abgeordnete Otto Fricke Dr. Gesine Lötzsch Steffen Kampeter Anja Hajduk Carsten Schneider (Erfurt) Dr. Gesine Lötzsch Hierzu ist keine Aussprache vorgesehen. Wir kom- Anja Hajduk men also gleich zur Abstimmung über den Einzelplan 32 in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? – Wer Wo ist Kollege Kampeter? stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Dieser Einzelplan ist mit gleichen Mehrheiten angenommen. (Dr. [FDP]: Der sitzt bei der Kanzlerin! Der bekommt neue Anweisun- Ich rufe den Tagesordnungspunkt II.20 auf: gen!) Einzelplan 60 – Richten Sie ihm bitte aus, dass die Namen der Bericht- Allgemeine Finanzverwaltung erstatter wunschgemäß vorgetragen wurden. – Drucksache 16/6422 – Eine Aussprache ist in der zweiten Beratung nicht Berichterstattung: vorgesehen. Also kommen wir sofort zur Abstimmung Abgeordnete Otto Fricke über das Haushaltsgesetz 2008 in der Ausschussfassung. Jochen-Konrad Fromme Carsten Schneider (Erfurt) Auch hierzu liegen zwei Änderungsanträge der Frak- Dr. Gesine Lötzsch tion Die Linke vor, über die wir zunächst abstimmen. Anja Hajduk Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache 16/7333? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Berichterstatter sind die gleichen Kollegen. Der Änderungsantrag ist abgelehnt. 13766 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Präsident Dr. Norbert Lammert (A) Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Drucksache Ulrike Flach (FDP): (C) 16/7334? – Wer stimmt dagegen? – Das war die gleiche Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es wird Mehrheit. Sie vielleicht überraschen: Ich möchte heute ein Lob für einen Finanzminister aussprechen. (Ulrike Flach [FDP]: Nein! Wir haben abge- lehnt! – Otto Fricke [FDP]: Die FDP hat dem (Zurufe von der SPD: Ui! Ui! – Das fängt ja ersten Antrag zugestimmt und den zweiten ab- gut an! – Weiter so!) gelehnt, Herr Präsident! – Dr. Rainer Wend [SPD]: Die FDP ist der PDS an die Seite ge- Bevor Ihre Überraschung zu groß wird, weise ich darauf sprungen!) hin: Dieses Lob gilt nicht Ihnen, Herr Steinbrück, son- dern Ihrem Vorgänger, Hans Eichel, – Aha. Dieser Änderungsantrag ist also mit einer ande- ren Mehrheit als der vorherigen abgelehnt. (Beifall des Abg. Alexander Bonde [BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN]) (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ja! Das macht einen Unterschied für Deutschland, Herr Präsi- der auch von uns immer sehr gerne als „Schulden-Hans“ dent!) bezeichnet wurde. Am heutigen Tag sollten wir aller- dings einmal die Zahlen vergleichen. Denn was die Zah- – Zumindest für die FDP; denn sonst hätten Sie diesen len angeht, steht Hans Eichel trotz berechtigter Kritik Zwischenruf nicht gemacht. Das halten wir gerne im über viele Jahre deutlich besser da als Sie, Herr Protokoll fest. Steinbrück. (Beifall bei der FDP) (Beifall bei der FDP) Wer stimmt für das Haushaltsgesetz 2008 in der Aus- Erstens. In sieben Jahren Rot-Grün, also sogar ein- schussfassung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält schließlich des Intermezzos von Lafontaine, stiegen die sich? – Das Haushaltsgesetz 2008 ist mit den Stimmen Gesamtausgaben des Bundes nicht so stark wie in drei der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Opposi- Jahren Steinbrück. Von 1999 bis 2006 war es eine Stei- tionsfraktionen angenommen. gerung um 14,1 Milliarden Euro, von 2006 bis 2008 war Wir kommen nun zum Finanzplan des Bundes 2007 es eine Steigerung um 22 Milliarden Euro. Es ist ein- bis 2011 auf den Drucksachen 16/6001 und 16/6002. Der fach, festzustellen, wer von beiden mehr Geld ausgege- Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf ben hat. Drucksache 16/6426, den Finanzplan zur Kenntnis zu (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- nehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – NEN]: Sehr gut!) (B) Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Be- (D) schlussempfehlung ist angenommen. Zweitens. Die Ausgabenquote des Bundes steigt im Dreijahreszeitraum von 2006 bis 2008 um 1 Prozent, in Ich rufe den Tagesordnungspunkt III auf: der Ära Eichel sank sie um 1,3 Prozent. Dritte Beratung des von der Bundesregierung ein- (Klaus Hagemann [SPD]: Wie war es denn in gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die der Ära Waigel, als die FDP mit an der Regie- Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das rung war?) Haushaltsjahr 2008 (Haushaltsgesetz 2008) Es findet ganz offensichtlich keine qualitative Konsoli- – Drucksachen 16/6000, 16/6002, 16/6401 bis dierung statt. 16/6414, 16/6416, 16/6419 bis 16/6422, 16/6423, 16/6424, 16/6425 – (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Berichterstattung: Abgeordnete Otto Fricke Drittens. Sie, Herr Steinbrück, können zusätzliche Steffen Kampeter Steuereinnahmen in Höhe von 50 Milliarden Euro ver- Carsten Schneider (Erfurt) zeichnen. Ich wiederhole: 50 Milliarden Euro. Hans Dr. Gesine Lötzsch Eichel musste in den letzten Jahren, in denen er die Ver- Anja Hajduk antwortung trug, Jahr für Jahr mit schlechteren Einnah- men leben, als prognostiziert war. Bei Ihnen ist es umge- Es liegen insgesamt 16 Entschließungsanträge vor, kehrt: Die Weltkonjunktur befindet sich im Aufschwung. über die wir nach der Schlussabstimmung abstimmen Hans Eichel hingegen musste mit den Negativeffekten werden. Ich weise darauf hin, dass wir über das Haus- einer abschwingenden Konjunktur fertig werden. haltsgesetz am Schluss der Debatte namentlich abstim- men werden. Viertens. Durch Ihre Steuererhöhungen haben Sie die Belastungen der Bürger in einem Ausmaß erhöht, Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für wie es in den letzten 30 Jahren nicht der Fall war. Die die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich Steuerquote stieg um 2,1 Prozentpunkte. Unter Eichel ist höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. sie um – man höre und staune – 2,3 Prozentpunkte ge- Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält die Kol- sunken. legin Ulrike Flach für die FDP-Fraktion. Liebe Kollegen, von jemandem, der so viel Glück und (Beifall bei der FDP) so hohe Einnahmen wie Herr Steinbrück hat, muss man Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13767

Ulrike Flach (A) wahrlich größere Anstrengungen zum Abbau der Neu- finden werden –, schließt nahtlos an die wirtschaftliche (C) verschuldung erwarten. Entwicklung an. Als Ergebnis der Haushaltsberatungen haben wir nicht nur eine Verstärkung der Investitionen; (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Otto Fricke [FDP]: Wie ist denn die Quote?) Es wäre möglich gewesen, schon 2008 und nicht erst ich werde noch kurz auf die einzelnen Bereiche zu spre- 2011 einen Haushalt ohne Nettoneuverschuldung vor- chen kommen. Vielmehr gibt es auch eine deutliche zulegen. Das haben Sie bis zum heutigen Tage aber nicht Senkung der Kreditaufnahme, und zwar nicht nur ge- geschafft. genüber dem, was die Regierung vorgeschlagen und be- Was Sie, Herr Steinbrück, abliefern, lässt mich zum schlossen hat, sondern vor allen Dingen gegenüber dem Schluss dieser Haushaltsberatungen sagen: Wenn wir Vorjahr. Denken Sie nur daran, wie wir 2005/2006 mit schon keinen FDP-Finanzminister haben – was sehr einem strukturellen Defizit von fast 60 Milliarden Euro schade für dieses Land ist –, in diese Regierung gegangen sind. ( [SPD]: Was Gott verhü- Auch durch die Einsicht unseres Koalitionspartners ten möge! – Weiterer Zuruf von der SPD: Das haben wir dazu beitragen, dass die Steuerquote von wäre ganz schlimm für dieses Land!) 19,9 Prozent im Jahr 2005 auf jetzt 22,2 Prozent gestie- gen ist, was gerade einmal im Mittelfeld der europäi- dann wäre es fast noch besser gewesen, Hans Eichel schen Länder – also im EU-Durchschnitt – liegt. Frau weiterhin als Finanzminister zu haben. Dann hätten wir Flach, Sie haben das gerade als etwas sehr Negatives an- zumindest einen Haushalt mit einer vernünftigeren Ent- gesprochen. Ich bin zwar grundsätzlich der Auffassung, wicklung. dass man den Menschen von dem, was sie verdienen, (Beifall bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle möglichst viel belassen soll. Aber man muss auch dafür [FDP]: Die Genossen klatschen ja gar nicht! – sorgen, dass der Staat ausreichende finanzielle Mittel zur Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Verfügung hat, um seine Aufgaben erfüllen zu können. NEN]: Wenn schon die FDP Rot-Grün zurück- (Beifall bei der SPD) will!) Sie haben bei den Bezugsgrößen mit vielen Zahlen umherhantiert. Ich will jetzt noch ein paar – diesmal aber Vizepräsidentin : richtige – hinzufügen: Hinsichtlich der Staatsausgaben Das Wort hat der Kollege Carsten Schneider für die ist nicht entscheidend, wie hoch die von Ihnen genannte SPD-Fraktion. Ausgabensteigerung ist, sondern die Staatsquote ist ent- (B) (D) (Beifall bei der SPD) scheidend, also der Anteil, den der Staat an der gesamten Wirtschaftsleistung hat. Carsten Schneider (Erfurt) (SPD): (Zuruf der Abg. Ulrike Flach [FDP]) Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben nun eine Woche Haushaltsdebatte hinter uns. Und die Staatsquote ist seit 1996 – da waren Sie im Üb- Zu Beginn der Woche war ich noch ganz gespannt. Aber rigen noch in der Regierung – von einem Höhepunkt von jetzt muss ich leider feststellen: So wenig Opposition über 48 Prozent auf jetzt 43,8 Prozent gesunken. Das ist war selten. ein sensationeller Wert. Wer hätte das gedacht? Als So- zialdemokrat muss man sich dann fragen, ob das so wei- (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – tergehen soll, oder ob es nicht auch Bereiche gibt, in de- Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! – nen wir die Ausgaben verstärken sollten. Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt kommt die Rede aus dem letzten Jahr!) Sie kritisieren zu Unrecht die Bereiche, in denen wir mehr Geld ausgeben. Denn zum Beispiel die Erhöhung Ich nehme Ihr Lob für Hans Eichel gern mit. Ich teile des BAföG um 10 Prozent ist eine Zukunftsinvestition. Ihre Einschätzung, was seine Person und was seine Fi- nanzpolitik betrifft. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben ei- nen guten Redenschreiber, Herr Schneider!) Die Mehrausgaben von jeweils gut 2 Milliarden Euro für die Kinderbetreuung – sowohl in die Infrastruktur und Ich teile aber nicht Ihre Einschätzung der Arbeit von als auch in die Betreuung selbst – sind ebenfalls richtige Peer Steinbrück. Denn Peer Steinbrück ist nicht nur für und zukunftsweisende Investitionen. diese Regierung, sondern auch für dieses Land einer der Stabilitätsanker. Diese Woche gab es ja zwei markante Veröffentli- chungen: Zum einen ist die Arbeitslosigkeit im Novem- (Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle ber noch einmal deutlich zurückgegangen auf eine Quote [FDP]: Stabilität der Schulden!) von 8,1 Prozent bzw. eine Zahl von 3,3 Millionen Ar- Die von ihm verantwortete Finanzpolitik, über die wir beitslosen. Bei den unter 25-Jährigen und bei den über heute zur Halbzeit der Großen Koalition beschließen 55-Jährigen gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat ei- werden – und ich denke, dass wir bei den guten Argu- nen Rückgang um jeweils 20 Prozent. Das sind deutliche menten, die vorgetragen wurden, eine Mehrheit dafür Erfolge unserer Regierungspolitik – natürlich nicht nur 13768 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Carsten Schneider (Erfurt) (A) unserer Regierungspolitik, aber doch zu einem angemes- Euro. Damit sparen wir uns im nächsten Jahr Zinsaus- (C) senen Teil. gaben in Höhe von 50 Millionen Euro. Es gibt ein star- kes Vertrauen in die Finanzpolitik. Das ist auch für die Das Zweite war die Vorstellung der Ergebnisse der Wirtschaftspolitik wichtig, insbesondere, was das Ver- neuen IGLU-Studie. Ich sage Ihnen als Haushälter – da brauchervertrauen betrifft, aber auch was das Vertrauen ist man ja manchmal als Zahlenkasper verschrien –: Wir derjenigen betrifft, die uns – zum Großteil sind das ja in- haben für Bildung durchaus schon einen größeren An- stitutionelle Anleger – ihre Mittel zur Verfügung stellen satz. Ich zitiere einmal aus der Pressemitteilung der Kul- für die in den vergangenen Jahren horrende Kreditauf- tusministerkonferenz und des Bildungs- und Forschungs- nahme. Wir liegen mittlerweile bei einer Verschuldung ministeriums, die zu dem Schluss kommen: des Bundes von 925 Milliarden Euro. Aber wir haben Die Abhängigkeit der Kompetenzentwicklung von das beste Rating aller Länder weltweit. Das heißt, es gibt der sozialen Herkunft bleibt eine zentrale Heraus- ein großes Vertrauen der Anleger in die Bundesrepu- forderung der Bildungspolitik. blik. Wir werden dieses Vertrauen rechtfertigen, indem wir – das ist mein persönliches Ziel – in die Phase kom- Und unter dem Punkt „Soziale Unterschiede“ heißt es men, unsere in den vergangenen drei Jahrzehnten ange- – ich zitiere weiter –: fallenen Schulden zu tilgen. Ich denke, dass wir damit in Schüler aus den unteren und oberen sozialen der Großen Koalition auf einem guten Weg sind, und be- Schichten unterscheiden sich in ihren Leseleistun- danke mich für Ihre Aufmerksamkeit. gen erheblich. Die Differenz liegt in Deutschland (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten bei 67 Punkten und damit über dem internationalen der CDU/CSU) Mittelwert.

Auch wenn die Ergebnisse besser geworden sind, rei- Vizepräsidentin Petra Pau: chen unsere Bemühungen also noch lange nicht aus. Um Das Wort hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch für die die soziale Spaltung in diesem Land zu überwinden, Fraktion Die Linke. braucht man gerade im Bildungsbereich eine gute staatli- che Infrastruktur. Denn Bildung ist der Schlüssel für die (Beifall bei der LINKEN) Entwicklung eines Menschen, dafür, dass er die Mög- lichkeit hat, etwas aus sich zu machen, seine Stärken zu Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE): stärken. Für diese Infrastruktur stellen wir im Nachtrags- Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten haushalt, wie erwähnt, 4 Milliarden Euro für Kinderbe- Damen und Herren! Herr Steinbrück hat am Dienstag in treuungsangebote zur Verfügung. seiner Rede darauf verwiesen, dass die Bürgerinnen und (B) (D) (Beifall bei der SPD) Bürger erwarten, dass der Haushalt konsolidiert wird. Damit, Herr Steinbrück, sind wir vollkommen einver- Wir haben in der Frage des Betreuungsgeldes zuge- standen. Wir als Linke sind allerdings der Auffassung, gebenermaßen einen Dissens mit unserem Koalitions- dass wir gar keine neuen Schulden aufnehmen müssten, partner, der Union. Ich selbst bin der Auffassung – ich wenn die Bundesregierung die Reichtümer besteuerte, denke, ich bin da fast einig mit der Familienministerin –, die sich in diesem Land anhäufen, allerdings bei immer dass wir tunlichst die Finger davon lassen sollten, ausge- weniger Menschen. rechnet denjenigen, bei denen die Kinder Bildung am nö- tigsten haben, nämlich den sozial schwierigen Elternhäu- (Beifall bei der LINKEN) sern, finanzielle Anreize zu geben, ihre Kinder zu Hause Doch dazu fehlen dieser Bundesregierung der Wille und zu lassen das Rückgrat. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Wir brauchen, um das noch einmal zu unterstreichen, und ihnen die frühkindliche Bildung vorzuenthalten, eine Vermögensteuer, eine höhere Erbschaftsteuer und die Kindergarten und Krippe mit sich bringen. Es gibt einen höheren Einkommensteuersatz. Keine Angst: mittlerweile empirische Belege, dass genau das eintritt, Das sind, um dieses Missverständnis gar nicht erst auf- was befürchtet wird. Das Land Thüringen hat nämlich kommen zu lassen, noch gar keine sozialistischen Forde- ein solches Betreuungsgeld von 150 Euro eingeführt für rungen. Denn all dies gibt es bereits in vielen hochentwi- Eltern, die ihre Zweijährigen zu Hause lassen. Was ist ckelten kapitalistischen Ländern wie Großbritannien, das Ergebnis? Nun geben nicht mehr 80 Prozent, son- Dänemark und den USA. Und dass in den USA der So- dern nur noch 72 Prozent der Eltern ihr zweijähriges zialismus droht, davon haben wir, glaube ich, noch nichts Kind in eine Krippe. Gerade diejenigen, deren Kinder es gehört. am nötigsten haben – ich habe es vorhin gesagt –, neh- (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN) men lieber die 150 Euro mit und sparen sich auch noch den Kindergartenbeitrag. Da wird aber an der falschen Herr Steinbrück verweist gern auf die Weisheit der Stelle gespart, und das ist sozial ungerecht. Bürger, die Anschaffungen je nach Portemonnaielage gegebenenfalls verschieben. Ja, Herr Steinbrück, viele (Beifall bei der SPD) Bürger handeln so, nicht aber diese Koalition aus CDU, Ich glaube, dass wir mit diesem Haushaltsentwurf die CSU und SPD. Die Koalition steht vor der Frage, welche zweite Halbzeit dieser Regierungsperiode gut einleiten. Prioritäten sie setzen soll; denn für die Erfüllung aller Wir senken die Kreditaufnahme um weitere 1 Milliarde Wünsche reicht es nie im Leben. Wollen Sie zum Bei- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13769

Dr. Gesine Lötzsch (A) spiel die Kinderarmut in Deutschland bekämpfen, oder schaffungen nicht nur verschieben, wir wollen sie ganz (C) wollen Sie lieber ein paar große Anschaffungen im Rüs- verhindern. tungsbereich tätigen? (Beifall bei der LINKEN) (Zuruf von der SPD: Oje!) Wir brauchen diesen Panzer ebenso wenig wie den Für ein Kind eines ALG-II-Empfängers sehen Sie Transrapid in München oder das Schloss in Berlin. Doch 2,50 Euro am Tag fürs Essen vor. Wäre es da nicht ange- auf diese Anschaffungen wollen Sie ja auf gar keinen messen, den ALG-II-Satz für Kinder zu erhöhen oder Fall verzichten. Um zu den Kindern zurückzukommen: wenigstens einen Weihnachtszuschlag zu zahlen? – Nein, Fallen Sie also nicht über die Eltern her, die ihr Leben die Koalition denkt nicht an die 2,6 Millionen armen nicht in den Griff bekommen, mit ihren Kindern überfor- Kinder in diesem Land, sondern macht lieber ein paar dert sind und sich manchmal auch für sinnlose Anschaf- große Anschaffungen, wie den Schützenpanzer Puma, fungen verschulden. Sie sind nämlich keinen Deut bes- der den Steuerzahler über 3,4 Milliarden Euro kosten ser. wird. Das ist eine falsche Verteilung der Mittel. Herr Pflüger, ein ehemaliger Kollege von uns und (Beifall bei der LINKEN) ehemaliger Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Um gleich beim Thema Kinder zu bleiben: Es gibt jetzt Fraktionsvorsitzender der CDU in Berlin, immer wieder Politikerinnen und Politiker von CDU und (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Zukünftiger SPD, die sich gegen eine Kindergelderhöhung ausspre- Regierender Bürgermeister!) chen und damit offensichtlich auch Erfolg haben. – wir alle hier im Saal wissen, dass er niemals Regieren- (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wie bitte?) der Bürgermeister Berlins wird – Sie sind der Meinung, dass das Geld nicht bei den Kin- (Beifall bei der LINKEN – Hartmut Koschyk dern, sondern bei den Vätern und Müttern ankommt, die [CDU/CSU]: Doch, doch!) sich davon Bier, Schnaps oder einen Plasmabildschirm kaufen. hat sich in einer Fernsehsendung während einer Diskus- sion mit mir dazu verstiegen, zu fordern, diesen Familien (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich glaube, das Kindergeld zu kürzen. das war ein Kollege von den Grünen!) (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt sehen Sie nutzen die wenigen schlechten Beispiele als Vor- Sie einmal nach, was er wirklich gesagt hat, wand, um einen Inflationsausgleich für Hartz-IV- Frau Kollegin!) Empfänger abzulehnen. Dabei wissen Sie alle, dass ge- (B) (D) rade die Menschen, die Hartz IV empfangen, seit dem Da frage ich Sie alle doch: Wem wäre mit solch einer Jahr 2003 einen Kaufkraftverlust von 26 Euro pro Monat Kürzung geholfen? Den Kindern etwa? hinnehmen mussten. Das ist für diese Menschen nicht zu verkraften. Meine Damen und Herren, ich habe übrigens schon zu Beginn dieser Legislaturperiode die Bundeskanzlerin (Beifall bei der LINKEN) aufgefordert, einen Kinderarmutsgipfel einzuberufen, Meine Damen und Herren, Sie lehnen ein Weih- doch leider hat sie diesen Gedanken nicht aufgegriffen. nachtsgeld für die Kinder von ALG-II-Empfängern ab, In Anbetracht von 2,6 Millionen armen Kindern und des Sie lehnen eine Kindergelderhöhung ab, und Sie kaufen Unwillens der Regierung, etwas gegen die Armut dieser lieber den Schützenpanzer Puma für mehr als 3,4 Mil- 2,6 Millionen Kinder zu tun, kann man diesen Haushalt liarden Euro. Das ist eine verantwortungslose Politik. wirklich nicht als Zukunftshaushalt bezeichnen. Ich habe diesen Schützenpanzer Puma nur als ein Bei- (Beifall bei der LINKEN) spiel herausgepickt; denn es ist viel zu wenig bekannt, Vom Münchener Bischof Marx stammt der kluge dass der drittgrößte Haushalt dieser Regierung mit knapp Spruch: „Wer den Zeitgeist heiratet, ist morgen schon 30 Milliarden Euro der Rüstungshaushalt ist. Was könnte Witwer“. man mit 30 Milliarden Euro nicht alles Sinnvolles anfan- gen! (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Er ist noch nicht in München! Aber wir betreiben bei Ih- (Beifall bei der LINKEN) nen gerne Aufklärung hinsichtlich der Struktur Herr Steinbrück, dafür scheint immer Geld im Porte- der katholischen Kirche!) monnaie zu sein. Herr Finanzminister, wann haben Sie Meine Damen und Herren von der SPD, Sie haben 2005 eigentlich einmal ein Rüstungsprojekt verschoben? – Sie den neoliberalen Zeitgeist geheiratet und werden 2009 können sich jetzt natürlich sehr intensiv mit Herr als Witwer dastehen, wenn Sie sich jetzt nicht auf Ihre Steinmeier unterhalten. Das ist immer eine beliebte Me- solidarischen Wurzeln besinnen. thode. Trotzdem wird das an Ihr Ohr dringen. Sie haben ja zwei Ohren. Das wird schon gelingen. – Wann haben (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN) Sie eigentlich einmal ein Rüstungsprojekt verschoben, Deshalb empfehlen wir Ihnen: Gehen Sie ins Trennungs- weil nicht genug Geld in der Kasse war? – Ich kann jahr, bevor es zu spät ist! mich nicht daran erinnern. Um keine Unklarheiten auf- kommen zu lassen: Wir als Linke wollen solche An- Die Linke lehnt den Haushalt ab. 13770 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Dr. Gesine Lötzsch (A) (Beifall bei der LINKEN – Hartmut Koschyk Meine Damen und Herren von den Grünen, Sie und (C) [CDU/CSU]: Wir hätten auch was falsch ge- insbesondere Ihre Führung waren auf Ihrem Parteitag macht, wenn die Linke zugestimmt hätte!) mehr in Sorge um sich als um eine seriöse Finanzpolitik. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Vizepräsidentin Petra Pau: neten der SPD) Das Wort hat der Kollege Dr. Norbert Röttgen für die Sie haben sich um sich selbst gekümmert und haben Ih- Unionsfraktion. ren Anspruch an finanzielle Seriosität aufgegeben. Frau (Beifall bei der CDU/CSU – Hartmut Koschyk Hajduk, das ist eine langfristige Fehlinvestition, die Sie [CDU/CSU]: Endlich wieder eine geistvolle dort getätigt haben. Rede!) Die FDP fordert ganz nonchalant Steuersenkungen in Milliardenhöhe. Der Fraktionsvorsitzende kümmert sich Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU): bei der Gegenfinanzierung ausgiebig um die Entwick- Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol- lungshilfe für China, die nach seinen Angaben im enge- legen! Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Peter Struck, ren Sinne 67 Millionen Euro ausmacht. Mit Haushalts- hat in der Kanzlerdebatte zu Recht ausgeführt: Große konsolidierung hat das alles nichts mehr zu tun. Dafür ist Koalition bedeutet große Verantwortung. – Weil das die Diskrepanz zwischen Forderungen und Gegenleis- nach meiner Meinung stimmt und weil wir dem gerecht tungen zu groß. werden wollen, müssen wir genau bestimmen, worin die (Widerspruch bei der FDP) große Verantwortung dieser Großen Koalition besteht. Bei der PDS will ich erst gar nicht nachrechnen, welche (Zuruf von der FDP: Das sollte man vorher finanziellen Folgen ihre Vorschläge hätten. wissen!) (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) Ich glaube, dass die Haushaltspolitik und die Haushalts- woche ganz besonders geeignet sind, deutlich zu ma- Ich stelle in der Schlussrunde der Haushaltsberatun- chen, was die Aufgabe und die besondere Verantwortung gen fest: Die Große Koalition setzt dem anhaltenden der Großen Koalition ist. Wettbewerb der Oppositionsfraktionen um Versprechun- gen das Prinzip der Generationenverantwortung ent- (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- gegen. NEN]: Wie wäre es, wenn Sie es täten?) (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) (B) Wir haben in diesem Land seit über 40 Jahren über un- (D) sere Verhältnisse gelebt. Das ist ungefähr der Zeitraum Das ist der politische Wechsel, der in Deutschland statt- zwischen den beiden großen Koalitionen. In diesem gefunden hat. Das Prinzip der Generationenverantwor- Zeitraum haben alle, die heute hier vertreten sind, re- tung ist ein Leitmotiv der Großen Koalition unter der giert: Die CDU/CSU hat regiert. Die SPD hat regiert. Bundeskanzlerin . Es drückt sich im Die FDP hat regiert. Die Grünen haben regiert; das ist Haushalt aus; darauf wurde schon vielfach hingewiesen. noch gar nicht so lange her. Man muss nur vergleichen – darauf hat bereits der Bun- desfinanzminister hingewiesen –: Während der erste (Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben versucht, Haushalt, den die Große Koalition aufgestellt hat, als zu regieren!) Erbe von Rot-Grün noch knapp 40 Milliarden Euro neue Schulden vorsah, also ungefähr so viel wie die zu tra- Über die unrühmlichste Regierungszeit, meine Damen gende Zinslast, ist die Nettokreditaufnahme zwei Jahre und Herren von der Linken, wollen wir am besten später auf rund 12 Milliarden Euro, also auf weniger als schweigen. ein Drittel, gesunken. Ein ausgeglichener Bundeshaus- (Beifall bei der CDU/CSU – Hartmut Koschyk halt ist zum Greifen nahe und wird wahrscheinlich 2011 [CDU/CSU]: Die hat uns aber auch viel gekos- erreicht. Dann wird es nach Jahrzehnten wieder ein aus- tet!) geglichenes Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben geben. Das ist nicht postulierte, sondern praktizierte Ge- Dass wir über unsere Verhältnisse gelebt haben, dass nerationengerechtigkeit. wir mehr ausgegeben als eingenommen haben, begann (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) mit Millionenbeträgen, damals noch in D-Mark. Mit der parteiübergreifenden Methode, Probleme zu vertagen, Generationengerechtigkeit ist ein Leitmotiv nicht nur statt sie zu lösen, haben wir es von Millionenbeträgen im Haushalt. Die Rente mit 67 stellt das gleiche Prinzip bei der Nettokreditaufnahme zu 40 Milliarden Euro dar. Die Probleme in der Sozialversicherung wurden in Zinslast für aufgenommene Schulden gebracht. Das ist der Politik ähnlich lange verdrängt. Diese Große Koali- die Entwicklung in den letzten 40 Jahren. Der Unter- tion handelt nun. schied besteht nun darin, dass die Oppositionsfraktionen heute an dieser Methode festhalten, während die jetzige Wenn das Sozialstaatsversprechen auch noch für die Regierungskoalition einen Politikwechsel herbeigeführt nächste Generation, zum Beispiel für die meiner Kinder, hat. gilt und diese sich darauf verlassen können soll, dann muss sich die Elterngeneration verändern und länger ar- (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) beiten. Dies ist ein alternativloser Weg. Darum sage ich Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13771

Dr. Norbert Röttgen (A) all denjenigen, die gegen die Rente mit 67 sind, von der programmieren wir sie zu beruflichen Verlierern. Wir (C) nach einem langfristigen Übergangsprozess die heute dürfen uns damit nicht abfinden, und wir dürfen unsere 40-Jährigen betroffen sein werden: Wer gegen diesen Verantwortung auch nicht mit dem Hinweis auf verfas- Prozess polemisiert, vergeht sich gegen die Generation sungsrechtliche Zuständigkeiten ablehnen. Bildung ist unserer Kinder. Das darf nicht sein. ein nationales Thema. Wir wollen keinem Zuständigkei- ten wegnehmen, aber wir wollen die Probleme lösen, (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- und auch das ist eine Verantwortung dieses Hauses. neten der SPD – Widerspruch bei der LIN- KEN) (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) Generationenverantwortung betrifft genauso die Kli- Wir als CDU/CSU sind die Partei des Eigentums. mapolitik und die Familienpolitik. Generationenverant- Auch Erben gehört zum Eigentum. Vermögen soll und wortung ist ein Prinzip der Vernunft. Es ist ein morali- kann vererbt werden. In gleicher Weise möchte ich sa- sches Prinzip, auf das wir unsere Politik stützen. In gen: Chancen und Aufstieg dürfen keine Frage des Er- dieser Kombination kann Politik nicht besser sein. Das bens sein, sondern sind eine Frage des Erwerbens, und ist aber auch ein demokratiepolitisches Thema, ein zwar nicht nach Herkunft, sondern nach Leistung. Das machtpolitisches Thema. Es ist darum ein Thema der ist unsere gesellschaftspolitische Grundauffassung. Großen Koalition, dass sich die Großen zusammentun (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- und sich an die Wähler von heute mit den Worten wen- neten der SPD) den: Wir verlangen und erbitten von euch eine Anstren- gung im Interesse eurer Kinder und Enkelkinder. Ihr seid So, wie wir Bildung brauchen, brauchen wir Wachs- diejenigen, die heute über Macht und über Wahlen ent- tum. Ohne Bildung kein Wachstum. Ohne Köpfe kein scheiden. – Obwohl das machtpolitisch so ist, wollen wir Wachstum. Es gibt noch andere Voraussetzungen für etwas für die nächsten Generationen tun. Das ist ein gro- Wachstum, an denen wir weiter arbeiten wollen. ßes Prinzip der Großen Koalition. (Otto Fricke [FDP]: Schuldenabbau!) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der SPD) Nur weil wir zwei Jahre Wachstum hatten, haben wir kein Abonnement darauf; vielmehr müssen wir etwas Mit diesem Prinzip haben wir Erfolg, einen enormen dafür tun. So, wie wir Köpfe brauchen, brauchen wir üb- Erfolg. Das muss ich am Ende dieser Haushaltsdebatte rigens auch Kapital für Wachstum. Wir brauchen es für als wirklich erfreulich konstatieren. Dieser Erfolg um- Innovationen, für Investitionen und für Arbeitsplätze. fasst den Zeitraum vom SPD-Parteitag bis zum Vor- Darum wäre es falsch, wenn wir ausländische Investi- (B) abend des CDU-Parteitags. Mein Eindruck ist, dass wir tionen in unserem Land diskreditieren oder diffamieren (D) alle inzwischen wieder sagen: Wenn wir schon erfolg- würden. reich sind, dann können wir das eigentlich auch gegen- über den Wählern zugeben. – So sollten wir gemeinsam Ich stelle hier fest: Wir wollen und wir brauchen in entschlossen und freudig vor die Wähler treten. Deutschland auch ausländisches Kapital. Wir wollen weltweit ein attraktiver Investitionsstandort sein. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der SPD) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der SPD) Ich sage aber auch: Zwei Jahre Erfolg sind gut, aber nicht genug. Wir wollen weitermachen. Wir sind ent- Wer Wachstum will, weil es den Menschen dient, der schlossen, diesen Kurs fortzusetzen, und daran darf und muss auch Wettbewerb wollen. Wir wollen Wettbe- wird es keinen Zweifel geben. Ich glaube, unsere Frak- werb, wir wollen mehr Wettbewerb. tion glaubt, dass wir das am besten mit dem Dreiklang (Otto Fricke [FDP]: Bei der Post!) von Bildung, Wachstum und Arbeit tun. Dieser Drei- klang prägt die Zukunftsprojekte unseres Landes. Das – Danke für das Stichwort Post. Wir haben viel über die Zukunftsprojekt schlechthin unseres Landes heißt Bil- Post diskutiert. Vielleicht darf auch einmal festgestellt dung. Bildung ist die Schlüssel- und Schicksalsfrage un- werden, dass wir, obwohl das Postmonopol noch um seres Landes. Bildung ist die Voraussetzung für die Ent- zwei Jahre hätte verlängert werden können, was viele faltung des Einzelnen. Diejenigen, die Gesellschaft und andere Länder auch gemacht haben, jetzt auch im Brief- Staat vom Einzelnen her denken, müssen so anfangen: dienstleistungsbereich den Wettbewerb eingeführt ha- Bildung richtet sich an den einzelnen Menschen um sei- ben. Das ist ein entscheidender Fortschritt für Wettbe- ner selbst willen, um ihn zur Entfaltung seiner Anlagen werb, und wir werden auf den Energiemärkten das bringen zu können. Bildung ist die Bedingung des öko- Gleiche tun. nomischen Erfolges unserer Gesellschaft. Bildung ist (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- eine Bedingung für Gerechtigkeit in einer Gesellschaft. neten der SPD) Ich gehöre zu denen, die dieses Wort nicht inflationär in der Politik verwenden. Gerade darum möchte ich sagen: Wir werden Bürokratie abbauen und wir brauchen Wir haben auf diesem Gebiet noch nicht genug Verbes- noch weitere Reformen des Arbeitsmarktes. Wir werden serungen erreicht. Wenn immer noch 10 Prozent eines diese auch durchführen. Arbeitsmarktreformen schaffen jeden Jahrgangs – das sind 80 000 junge Menschen – keinen Arbeitsplatz, aber sie senken die Schwelle des Jahr für Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen, dann Wachstums, das sich auf dem Arbeitsmarkt auswirkt. 13772 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Dr. Norbert Röttgen (A) Heute schon brauchen wir weniger Wachstum, um Be- Vizepräsidentin Petra Pau: (C) schäftigung zu erreichen. Das ist ein großer Erfolg. Herr Dr. Röttgen, Sie verzichten auf eine Erwide- rung? – Dann hat der Kollege Alexander Bonde für die Vizepräsidentin Petra Pau: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Wort. Kollege Röttgen, Sie müssen jetzt bitte zum Schluss kommen. Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU): Werter Kollege Röttgen, ich habe mit großem Interesse zugehört, wie Sie hier die Zukunftsfrage Bildung buch- Ich will einen letzten Punkt ausführen. Der dritte Be- stabiert haben und wie Sie signalisiert haben, dass wir reich ist Arbeit. Ich möchte mit einem Appell schließen: uns nicht mit dem abfinden dürfen, was wir im Moment Wir dürfen uns nicht mit Arbeitslosigkeit abfinden. Wir in den Bereich der Bildung investieren. Wir haben eine waren und sind enorm erfolgreich bei dem Abbau von große Verantwortung, dies anzugehen. Arbeitslosigkeit und bei dem Aufbau von Beschäfti- gung, aber wir dürfen nicht die Haltung einnehmen, die Wir sind hier in einer Haushaltsdebatte. Wenn ich dies sagt: Jetzt ist es genug. 3,3 Millionen Arbeitslose sind ernst nehme und mitrechne, was das bedeutet; wenn ich immer noch zu viel. Wir wollen die Bedingungen für Be- mir anschaue, was das für die Frage bedeutet, ob wir den schäftigung verbessern. Das ist unser wichtigstes Ziel. Schnitt der OECD-Ausgaben erreichen, dann komme ich Nicht die Alimentation von Arbeitslosigkeit, sondern die zu einer interessanten Zahl, und an dieser Stelle müssen Schaffung von Beschäftigung wird uns auch in den Sie ehrlich werden. nächsten zwei Jahren verbinden, um diesen Kurs fortzu- setzen. Eine Große Koalition mag ein Ausnahmefall Ein Großteil der auf dem Parteitag der Grünen be- sein. Eine Große Koalition ist in besonderer Weise auf schlossenen Forderung von 60 Milliarden Euro, die Sie Zeit angelegt, aber eine Große Koalition hat auch beson- uns ankreiden, entspricht exakt den Summen, die Sie dere Pflichten. Wir werden dieser Verantwortung und hier verkündet haben und bei denen Sie von der CDU diesen Pflichten auch in den nächsten zwei Jahren nach- sich weigern, ein Preisschild darauf zu machen. kommen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Wenn Sie das, was Sie hier verkünden, ernst meinen, neten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ dann geben Sie offen zu: Der überwiegende Teil dessen, CSU]: Sehr gute Rede!) was wir Grüne von Bund, Ländern und Kommunen ein- fordern, wird auch von Ihnen gefordert. Sie verschwei- (B) Vizepräsidentin Petra Pau: gen aber den Preis, und Sie haben nicht den Mut, das (D) Zu einer Kurzintervention hat der Kollege Volker hier offen zu sagen. Schneider das Wort. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Nach dieser Haushaltswoche müssen wir eines fest- Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE): stellen: An vielen Stellen fehlt der Mut, den zahlreichen Herr Kollege Röttgen, da Sie eben die Kolleginnen und Bekundungen und Zielvorgaben Taten folgen zu lassen. Kollegen in diesem Haus angesprochen haben, die – wie Sie haben am Anfang verkündet, Sie setzten auf den Sie es genannt haben – gegen die Rente mit 67 polemi- Dreiklang von Konsolidieren, Reformieren und Investie- sieren und das als unverantwortlich bezeichnen, erlaube ren. Wenn man sich am Ende dieser Haushaltswoche ich mir festzustellen, dass Ihr Auftritt rhetorisch natür- Ihre Zahlen genau anschaut, dann erkennt man, dass es lich sehr stark war, eigentlich ein Dreiklang von Konsumieren, Referieren (Beifall bei der CDU/CSU) und Irritieren ist. dass dies aber nicht die Substanz Ihrer Aussagen ersetzt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- Die Einnahmen Ihres Haushalts steigen um 2,7 Pro- NIS 90/DIE GRÜNEN) zent, die Ausgaben dagegen um 4 Prozent. Schon daran erkennt man, wie viel Mut und wie viel Kraft tatsächlich Fakt ist und bleibt, dass in der Endstufe der Rente mit 67 in das Sparen gesteckt worden sind und an welchen Stel- – also im Jahr 2029 – die Ersparnis der Deutschen Ren- len Ausgabenwünsche das eigentliche Leitmotiv dieser tenversicherung Bund bei gerade einmal 0,3 bis Koalition sind. 0,5 Beitragspunkten liegen wird. Das hat die Deutsche Rentenversicherung Bund ausgerechnet. Ich weiß nicht, Das ist noch genauer zu erkennen, wenn wir uns ein- ob davon das Wohl und Wehe der deutschen Rentenver- mal anschauen, wie die strukturelle Lücke dieses Bun- sicherung abhängig ist. Sie selbst haben beschlossen, deshaushalts aussieht, also die Differenz zwischen Ein- dass die Beiträge zu den Betriebsrenten beitragsfrei blei- nahmen und Ausgaben. Dabei geht es darum, dass man ben sollen. Das wird die Deutsche Rentenversicherung nicht nur die Neuverschuldung, sondern auch die Erlöse Bund 0,4 bis 0,8 Beitragspunkte kosten. Ich frage Sie: Ist aus Privatisierungen – also das Volksvermögen, das Sie das dann nicht genauso unverantwortlich? „vervespern“, um Ihren Haushalt zu finanzieren – in die Rechnung einbezieht. Unter diesem Aspekt weist der (Beifall bei der LINKEN) Bundeshaushalt 2008 eine strukturelle Lücke von Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13773

Alexander Bonde (A) 22,6 Milliarden Euro auf. Der entsprechende Wert des her nur ein großes Warten geblieben. Wir sind sehr ge- (C) Vorjahres lag noch bei 19 Milliarden Euro. Das heißt, spannt, was Sie da tun. Sie haben das strukturelle Defizit dieses Haushalts in einer Größenordnung von knapp vier Milliarden Euro (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) vergrößert, anstatt es zu verkleinern, und das trotz bester Wenn wir uns Ihre Subventionspolitik anschauen, Einnahmesituation und trotz bester Weltkonjunktur. stellen wir fest: Auch da fehlt der Mut zu Handlungen (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und zu Reformen. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Großen Unsere größte Kritik an Ihnen: Sie nutzen den Bun- Koalition, ist nun wahrlich keine große haushaltspoliti- deshaushalt nicht, um über die Ressorts eine Linie zur sche Leistung. Beantwortung der zentralen Fragen zu entwickeln. Am deutlichsten wird das in der Frage Klimaschutz. Es Sie präsentieren uns hier eine nicht besonders ambi- nutzt uns wenig, wenn der Umweltminister in den Zei- tionierte Nettokreditaufnahme. Im Finanzplan 2009 ist tungen „Wir haben kaum noch Zeit“ verkündet, Ihr für die Nettokreditaufnahme ebenfalls eine zweistellige Haushalt aber eine andere Sprache spricht. Sie haben Ihr Milliardensumme vorgesehen. 2010 soll sie dann end- Versprechen, das Sie international gemacht haben, lich einmal eine einstellige Milliardensumme sein. Im Deutschland werde den CO2-Ausstoß um 40 Prozent re- Jahr 2011 soll mit der Neuverschuldung dann Schluss duzieren, mit einem Klimaschutzprogramm in Höhe sein. Sie setzen bei all dem darauf, dass die Konjunktur von 2,6 Milliarden Euro unterlegt. Das sind übrigens al- weiterhin munter brummt. Die Eintrübungen, die die les Ausgaben, die schon vor der Ankündigung des Pro- Steuerschätzer Ihnen bereits jetzt in die Bücher schrei- gramms im Haushalt standen. Insofern haben Sie etwas ben, haben nirgends in diesem Haushalt ihren Widerhall gut verpackt, aber nichts gemacht. gefunden. Da sind Sie nicht bereit, vorzubauen. Analysieren wir das, was in diesem Haushalt möglich Nach den Prognosen werden die Steuereinnahmen wäre, dann kommen wir zu dem, was wir Grüne Ihnen in auch 2008 wachsen, im Vergleich zu 2007 um etwa Form eines Klimaschutzhaushalts vorgelegt haben. Dazu 2,7 Prozent. Wenn man sieht, wie Sie in diesem Jahr – es gehört die Anstrengung bei allen Einzelplänen und nicht gab hohe zweistellige Wachstumsraten in den vorange- der Glaube, der kleine Umweltetat könnte die Aufgabe gangenen Quartalen – operiert haben, dann muss man der CO2-Einsparung in Deutschland lösen. Wir sind die sich langsam Sorgen darüber machen, wie munter Sie Etats durchgegangen, um Ihnen zu zeigen: Haushalts- auf dieser großen Konjunkturwelle schweben und hof- politik, wenn man sie ernst nimmt und bereit ist, sie als fen, dass alles so bleibt. Herr Minister, erlauben Sie mir Instrument zu setzen, kann aktiv zum Klimaschutz bei- (B) in diesem Zusammenhang einen persönlichen Tipp. Wer tragen. Wir haben Ihnen auch belegt, was der Haushalt (D) auf einer großen Welle reitet, der läuft Gefahr, vor lauter in Sachen ökologischer Beschaffung mehr machen kann: Jubel nicht zu merken, dass die Welle bricht und er im in Sachen Forschung für Klimaschutz, in Sachen klima- Riff landet. freundlicher Mobilität und klimafreundlichen Wohnens, bei der Ökologisierung der Landwirtschaft wie auch hin- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – sichtlich ökologischer und klimaschutzpolitischer Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt gibt es Schwerpunkte in der internationalen Zusammenarbeit. auch noch Surftipps!) Aber wir haben Ihnen auch gezeigt, dass der ökologi- Wenn Sie weiterhin den Wellenreiter geben, dann ver- sche Aspekt von Subventionen, also die Beantwortung passen Sie, die Chancen dieses Bundeshaushalts zu nut- der Frage, wo wir heute umweltschädliches Verhalten zen. Wir Grüne haben in vielen Anträgen dokumentiert, subventionieren, und die Steuergesetzgebung entschei- dass man die Neuverschuldung deutlich schneller senken dende Hebel für eine positive Klimaschutzpolitik sein kann, wenn man bereit ist, in anderen Bereichen neue können. Sie weigern sich aber bisher, diese Hebel einzu- Akzente zu setzen. Wir haben Ihnen Vorschläge ge- setzen. macht, mit denen man die Neuverschuldung dieses Jahr auf 6,4 Milliarden Euro senken kann, um damit in die (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Vorsorge für konjunkturell schwächere Zeiten einzustei- gen. Denn die größten Steuervergünstigungen auch in diesem Bundeshaushalt und die größten Finanzhilfen gehen im- Sie müssen die Reformaktivitäten, die Sie einfor- mer an die größten Klimasünder. Das ist die Klimapoli- dern, natürlich auch unterstützen. Da bewegen Sie sich tik der Großen Koalition. an vielen Stellen im Fahrwasser der Vorgängerregierung: Es kommt nichts Neues. Die Reformagenda ist groß, Beim Abbau der ökologisch schädlichen Subventio- aber viele Probleme sind ungelöst. Ich verweise auf Be- nen – über die Steinkohle haben wir gerade schon disku- reiche wie Pflege, Arbeitsmarkt, Mindestlohn, Straffung tiert – müssen wir noch einmal über die Problematik der der Arbeitsmarktinstrumente, Gesundheitsreform – da Stromsteuer bei bestimmten Unternehmen sprechen. Es haben Sie nichts als Murks hinterlassen – und Unfallver- stellen sich Fragen zur Steuerbefreiung für Mineralölbe- sicherung. lieferer und für grenzüberschreitende Flüge, die Sie noch immer von der Mehrwertsteuer ausnehmen. Ähnliches In der Föderalismuskommission sitzt man seit mitt- gilt an vielen anderen Stellen. Genau da, wo Subventio- lerweile einem Jahr zusammen. Von der Ankündigung, nen ökologisch und fiskalisch schädlich sind, ökono- dass große Mehrheiten große Taten vollbringen, ist bis- misch fragwürdige Effekte erzeugen und auch wettbe- 13774 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Alexander Bonde (A) werbsverzerrende Wirkung haben, versagen Sie. Das ist Häuser zum Schluss noch einmal mit Planstellen für Par- (C) ökologisch falsch; aber es ist auch ordnungspolitisch teigenossen und Parteifreunde beschenkt wurden. falsch, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koali- Sie haben in diesem Haushalt nicht saniert, Sie haben tion. nicht konsolidiert, sondern haben sich schamlos selbst (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) bedient; Sie haben jetzt auch noch die Dreistigkeit, sich hier hinzustellen, um Ihren Dreiklang von Sanieren, Bei den gezielten Maßnahmen – ich nenne nur den Konsolidieren usw. zu verkünden. Stromsparfonds – ist die Frage: Wie bekommen wir es eigentlich hin, die Bestprodukte in Bezug auf den Strom- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verbrauch zu fördern? Auch an dieser Stelle herrscht in sowie bei Abgeordneten der FDP) Ihrem Programm gähnende Leere. Ich finde, diese Koalition weist eine unheimlich gute Alle Maßnahmen, die wir Ihnen im grünen Klima- Bilanz auf, wenn es um das Mitnehmen geht. Ein Blick schutzhaushalt vorgeschlagen haben, haben wir gegen- auf die Zahlen macht aber deutlich: Außer Spesen nichts finanziert. gewesen. Ich habe den Eindruck, dass das Lob, das die Kollegin Flach dem Finanzminister Eichel gemacht hat, (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein!) berechtigt war. Wir spielen hier nicht ökologisches „Wünsch dir was“. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Alles Luft- Vizepräsidentin Petra Pau: buchungen! Das wissen Sie besser!) Herr Kollege Bonde, die Tatsache, dass Sie der letzte Redner Ihrer Fraktion sind, gibt Ihnen keinen Kredit bei Es geht um Erlöse aus dem Emissionshandel und um der Redezeit. Einsparungen durch den Abbau der genannten ökolo- gisch schädlichen Subventionen. Wir zeigen Ihnen mit Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): diesem Haushalt und dem von uns vorgelegten Ent- Ich bedanke mich für 30 Sekunden Dispens, liebe schließungsantrag, dass man in 2008 haushaltskonform Frau Präsidentin. 2,6 Milliarden Euro zusätzlich für ganz konkreten Kli- maschutz ausgeben kann, wenn man es will. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN) Vizepräsidentin Petra Pau: Das Wort hat der Bundesminister der Finanzen, Peer Über die gesamte Finanzplanperiode können wir mit Steinbrück. (B) dem, was wir Ihnen vorschlagen, noch erheblich höhere (D) Summen generieren. Mit dem grünen Klimaschutzhaus- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten halt liegt eine haushaltspolitische Antwort auf die Frage der CDU/CSU) vor, wie man 30 Millionen Tonnen CO2 einsparen kann. Das entspricht der Jahresproduktion von fünf Kohle- Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen: kraftwerken. Ich halte eine stärkere Reaktion von Ihnen Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und auf unsere Vorschläge für angebracht. Trotz Ihrer inter- Herren! Wir haben in den letzten dreieinhalb Tagen seit nationalen Ankündigungen, liebe Bundesregierung, ha- Beginn dieser Haushaltsdebatte viele ermutigende Re- ben Sie in diesem Haushalt Ihre Hausaufgaben nicht ge- den, wie ich finde, gehört. Wir haben aber auch eine macht. Reihe von Reden gehört, bei denen ich den Eindruck (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) hatte, dass der Erkenntnisgewinn begrenzt war. Dieser Klimaschutzhaushalt kostet nicht nur Geld, Wenn Sie, Frau Flach, die Courage gehabt hätten, sondern eröffnet im Gegenteil durch eine andere Gestal- meinen Vorgänger etwas früher zu loben, tung der Subventionen ganz neue Spielräume. Damit (Beifall bei der SPD – Petra Merkel [Berlin] kann dieser Haushalt auf eine produktive Schiene ge- [SPD]: Dann wäre einiges besser gelaufen!) bracht und können strukturelle Lücken geschlossen wer- den. Auf einer guten Konjunktur, über die wir uns alle dann wäre das beeindruckend gewesen. Dann hätte ich freuen, darf man sich nicht ausruhen. Vielmehr ist Han- gesagt: Donnerwetter, Sie zeigen Mumm. Aber meinen deln angesagt, nicht aber das große Geschachere, wie Vorgänger erst jetzt – nach vielen Ihrer Einlassungen, die diese Koalition es macht. ich ebenfalls noch im Ohr habe – zu loben, ist ein ziem- lich durchsichtiger Beitrag. Das große Geschachere hat in diesen Haushaltsver- handlungen Ausmaße angenommen, die wir noch nicht (Beifall bei der SPD) erlebt haben. Wir haben erlebt, wie von Vertretern dieser Wenn Sie, Frau Lötzsch, darauf hinweisen, dass mit Koalition nachts um zwölf noch Ausgabenwünsche aus den Linken die Nettokreditaufnahme sofort auf null ge- den Taschen gezogen wurden, senkt werden könnte, dann steht das in Kontrast zu den (Zuruf von der CDU/CSU: Wer war das?) von Ihnen geforderten Mehrausgaben, die sich auf die schwindelerregende Summe von ungefähr 150 Milliar- wie nachts um zwölf Minden, der Wahlkreis von Herrn den Euro belaufen. Dabei habe ich den Eindruck, dass Kampeter, millionenschwer bedacht wurde, wie die Ihre Gegenfinanzierungsvorschläge schon theoretisch Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13775

Bundesminister Peer Steinbrück (A) nicht annähernd in der Lage sind, die 150 Milliar- Unternehmen ist deutlich besser geworden. Das vorhan- (C) den Euro Mehrausgaben, die gegenüber der Bevölke- dene Potenzial wächst schneller. Ich könnte diese Auf- rung zu vertreten wären, abzudecken. Insofern präsentie- zählung fortsetzen. ren Sie ziemlich viel heiße Luft. Wenn dies gelegentlich in die Reden der Opposition (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Eingang finden würde, dann würde ich nicht der Versu- der CDU/CSU) chung erliegen, von den Problemen abzulenken, die wir nach wie vor zu bewältigen haben. Das könnte solche Wenn Sie an die Erbschaftsteuer herangehen wollen, Haushaltsdebatten übrigens auch interessanter machen, dann müssen Sie den Menschen sagen, um wie viel Sie weil sie differenzierter wären. sie erhöhen wollen. (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: (Zuruf von der LINKEN: Das machen wir Wir strengen uns an!) doch!) Wenn wir aus diesem Ritual herausfinden würden – viel- Das derzeitige Volumen beträgt ungefähr 4 Milliarden leicht können wir uns das für die Haushaltsdebatte in ei- Euro. Sagen Sie den Menschen, dass Sie es auf nem Jahr vornehmen –, dann wäre die Debatte sicherlich 8 Milliarden, 12 Milliarden oder 15 Milliarden Euro er- auch für unsere Zuhörer interessanter. höhen wollen, was nur etwa 10 Prozent der von Ihnen vorgeschlagenen Mehrausgaben von 150 Milliarden Dasselbe gilt mit Blick auf andere Beiträge heute Euro entspricht. Morgen. Wenn Herr Brüderle mit Blick auf die Erb- schaftsteuer als Erstes begrüßt hätte, dass 85 Prozent des Wenn Sie die Vermögensteuer wieder einführen wol- betrieblichen Vermögens nach zehn Jahren erbschaft- len, deren Nettoeinnahme nach Abzug des administrati- steuerfrei gestellt werden, dass also das Vorhaben der ven Mehraufwands zum Zeitpunkt ihres Auslaufens Regierung ein Erbschaftsteuerprivileg für die Vererbung 4 Milliarden bis 5 Milliarden Euro betrug, dann sollten von Betriebsvermögen darstellt, und erst danach viel- Sie angeben, wie hoch der Steuersatz nach Ihren Vorstel- leicht einige Kritikpunkte angesprochen hätte, dann lungen sein soll. Wenn Sie den Einkommensteuerspit- wäre die Reihenfolge richtig gewesen. zensatz erhöhen wollen, stellt sich die Frage, welche Auswirkungen das auf den linear-progressiven Tarif und Dasselbe gilt mit Blick auf die Hinweise zu den Min- damit auch für Facharbeiterinnen und Facharbeiter in destlöhnen. Was die FDP dort vertritt, ist die syste- Deutschland hat, die diese Progressionszone sehr schnell matische Ausbeutung deutscher Steuerzahler, die bei erreichen. Niedriglöhnen durch Aufstockung obendrauf legen sol- len. Wie sich das mit Ihrem ordnungspolitischen Welt- (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es!) bild vereinbaren lässt, ist mir ein absolutes Rätsel. (B) (D) Wenn Sie dies alles im Rahmen einer solchen Haus- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten haltsdebatte zusätzlich erklären würden, dann wäre Ihr der CDU/CSU) Beitrag beeindruckender. Stattdessen beschränken Sie sich auf die Aussage, mit Ihnen könnte die Nettokredit- Sie erwarten, dass niedrige Löhne durch staatliche aufnahme auf null gesenkt werden. Gleichzeitig sehen Transferleistungen aufgestockt werden. Das ist Ihr Plä- Sie 150 Milliarden Euro Mehrausgaben vor, weil diese doyer. Gesellschaft zu einer Vollkaskogesellschaft werden (Otto Fricke [FDP]: Quatsch! Nein!) soll, in der alle von staatlichen Transferzahlungen profi- tieren sollen. – Warum stellen Sie sich dann gegen Mindestlöhne im Briefzustellbereich? Ich habe den Eindruck, dass in manchen Beiträgen die Verdrängungsleistung größer war als ihre Substanz. (Martin Zeil [FDP]: Staatswirtschaft!) (Beifall des Abg. Erich G. Fritz [CDU/CSU]) Im Übrigen habe ich nicht den Eindruck, dass in den vielen Ländern in Europa, die schon längst Mindest- Wenn ich der Versuchung widerstehe, die Verhältnisse löhne eingeführt haben, der Sozialismus eingezogen ist. schöner zu reden, als sie sind, könnten Sie von der Op- position sich gelegentlich dazu hinreißen lassen, die gu- (Otto Fricke [FDP]: Da ist aber nicht die SPD ten Entwicklungen zu beschreiben. an der Regierung!) (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Auch vor diesem Hintergrund verstehe ich viele Ihrer CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Das machen Einlassungen nicht. wir jeden Tag!) Dasselbe gilt mit Blick auf die Staatsfonds. Können – Sie haben als mein Nachredner die Möglichkeit, Herr Sie sich nicht vorstellen, dass wir in Deutschland über Fricke, zum Beispiel darauf hinzuweisen, was Herr die Chancen und Risiken solcher Investitionen nachden- Brüderle, Herr Koppelin und andere ausgelassen haben. ken, nachdem die USA, das Vereinigte Königreich und die Franzosen das alles schon getan haben? Ist das so absurd? Wir sind in den letzten Jahren im Standortranking besser geworden. Wir haben mitten in dieser Haushalts- (Otto Fricke [FDP]: Wollen Sie deren Arbeits- debatte die erfreuliche Nachricht vernommen, dass die recht?) Arbeitslosigkeit im November so niedrig ist wie seit – Ich weiß nicht, ob ich deren Arbeitsrecht will. 14 Jahren nicht mehr. Die Staatsquote ist deutlich ge- senkt worden. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen (Otto Fricke [FDP]: Sehen Sie! Wir nicht!) 13776 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Bundesminister Peer Steinbrück (A) Ich weiß nicht, was das Arbeitsrecht damit zu tun hat, Sie wissen, dass wir mehr für das BAföG tun. Sie wis- (C) wenn ich mich mit dem Thema Staatsfonds beschäftige. sen, dass wir mehr für die Verbesserung der Verkehrs- infrastruktur ausgeben. Sie wissen, dass der Bund bereit (Lachen bei der FDP – Dr. Guido Westerwelle ist, mehr Geld in die Kinderbetreuung zu investieren. [FDP]: Das ist das Problem!) Das ist Ihnen doch geläufig. Wo liegt da die Kritik? Wir Die USA haben längst einen Instrumentenkasten ent- folgen damit nach wie vor unserem Ansatz, dass die wickelt, nachdem sie sich mit dieser Frage beschäftigt Haushaltskonsolidierung zwar erbracht werden muss, es haben. Die Briten und die Franzosen haben entspre- deshalb aber nicht zum Stillstand der gestaltenden Poli- chende rechtliche Regelungen erlassen, weil sie sich die tik kommen darf, die dieses Land voranbringt. Frage gestellt haben, wie bei einem rasant wachsenden (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) Volumen dieser Staatsfonds mit eventuellen politischen Risiken umzugehen ist, wenn sie Technologie absorbie- Sie halten uns immer das Liberale Sparbuch vor, um ren, wenn sie zum Beispiel ein Medienunternehmen damit entsprechende Fotos zu bewirken. Das erlebe ich übernehmen und die politische Meinungsbildung in jetzt das dritte Mal. Deutschland beeinflussen wollen und wenn sie zum Bei- spiel in sensitive Netzstrukturen hinein wollen. All dies (Otto Fricke [FDP]: Sie meinen das?) ist eine legitime Fragestellung, ohne dass dies unter dem – Genau, das da. Ich weiß gar nicht: Ist eigentlich immer Rubrum der Ordnungspolitik, man wolle ausländische nur der Deckel neu oder auch der Inhalt? Investitionen abwehren, debattiert wird. Das ist über- haupt nicht die Absicht, die sich damit verbindet. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) Manche Ihrer Reden sind nach dem Motto geführt worden: Deutschland darf es nicht zu gut gehen, damit Keiner fragt nach der Qualität dieser 400 Vorschläge. ich den Stoff für Oppositionsreden nicht verliere. Keiner fragt nach dem Realitätstest. Einige dieser Vor- schläge sind übrigens haushaltsrechtlich überhaupt nicht (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten umsetzbar. Einige sind so populistisch, dass man gar der CDU/CSU) nicht weiß, ob Sie sie ernst meinen, zum Beispiel die Gebetsmühlenhaft wird immer wieder ein schnellerer Abschaffung des Bundespresseamtes. Schaffen Sie doch Haushaltsausgleich angemahnt. Wir werden uns dort die Pressestelle der FDP ab, dann denken wir darüber nicht einigen. Wenn die Bundesregierung von Ihnen auf- nach! gefordert wird, im Jahre 2008 oder 2009 einen ausgegli- (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der chenen Bundeshaushalt vorzulegen, dann bedeutet dies (B) CDU/CSU) (D) weniger für Forschung und Entwicklung. Dies bedeutet weniger für BAföG und die Förderung der Akademiker- Einige sind absolut unverantwortlich. Da werden zum quote. Beispiel Kürzungen von insgesamt rund 80 bis 90 Mil- lionen Euro im Bereich der humanitären Hilfsmaßnah- (Jürgen Koppelin [FDP]: Das stimmt doch gar men im Ausland außerhalb der Entwicklungshilfe und nicht!) im Bereich der Unterstützung von internationalen Maß- Dies bedeutet kein Geld für die Exzellenzinitiative und nahmen auf Gebieten der Krisenprävention, der Frie- den Hochschulpakt. denserhaltung und der Konfliktbewältigung gefordert. Ich halte es für unverantwortlich, was Sie dort vorschla- (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Genau!) gen. Dies bedeutet kein Geld für Kinderbetreuung und kein (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Otto Geld für die innere Sicherheit. Dies bedeutet kein Geld, Fricke [FDP]: Weil es nicht abgeflossen ist!) um die Bundeswehr in den Stand zu versetzen, ihren ausländischen Verpflichtungen nachzukommen. Es gibt Einiges ist schlicht und einfach rückständig. Aus mei- kein Gebäudesanierungsprogramm und keine Verbesse- ner Sicht ist es unvertretbar, zu sagen: Wir kürzen die rung der Verkehrsinfrastruktur. Leistungen für die Eingliederung in Arbeit um 1,5 Mil- liarden Euro. Was würde diese Rücknahme der Förde- (Otto Fricke [FDP]: So würden Sie das rung bedeuten? Dies wäre absolut kontraproduktiv und machen!) wäre eine weitere Gefahr für die Entwicklung des Ar- beitsmarktes. Das ist Ihre Position. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – der CDU/CSU) Dr. Guido Westerwelle [FDP]: So macht ihr das!) Das sind aber Ihre Vorschläge; ich könnte sie noch wei- ter durchgehen. – Nein, so machen wir das keineswegs, Herr Westerwelle! Sie wissen doch, dass wir allein für For- Dasselbe gilt natürlich auch, Frau Hajduk – bei allem schung und Entwicklung 6,5 Milliarden Euro mehr aus- Respekt gegenüber Ihrem Kenntnisreichtum –, geben. (Joachim Poß [SPD]: Das war aber ein sehr (Otto Fricke [FDP]: Haben wir mitgemacht!) übertriebenes Kompliment!) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13777

Bundesminister Peer Steinbrück (A) wenn Sie mir sagen, eine Halbierung der Nettokreditauf- delt, die wir auf dem Parteitag als mehrjähriges Pro- (C) nahme könne man ganz schnell im nächsten Jahr errei- gramm vorgeschlagen haben. Darf ich hoffe, dass Sie chen. Ihr 60-Milliarden-Euro-Programm, das Sie auf dies ebenfalls als eine wirksame neue Prioritätensetzung dem Parteitag beschlossen haben, wird Ihre Arbeit im der Haushaltspolitik verstehen? Darf ich weiterhin hof- Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages ziem- fen, dass wir uns da im Hinblick auf eine Ziellinie annä- lich beschweren – das wissen Sie –, hern können? (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir setzen auf Ihre Föderalismusoffensive!) Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen: Die Ziellinie ist nicht das Problem, Frau Hajduk, ins- insbesondere mit Blick auf die Gegenfinanzierungsvor- besondere bezogen auf notwendige Bildungsinvestitio- schläge, die ähnlich vage und kaum durchführbar sind nen. Die Frage ist: Wie unterlege ich das mit einer wie die Vorschläge von der linken Seite. Gegenfinanzierung, die nicht mit Kollateralschäden an (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- anderer Stelle so verbunden ist, dass andere gemeinsame NEN]: Mal ehrlich! Es ist nichts dabei, was die Zielsetzungen verletzt werden? Sozialdemokraten nicht wollen!) Ich sage: Sie gaukeln den Menschen damit etwas vor. Auch wenn ich Ihre Vorschläge ernster nehme als das, Ich empfinde es als unseriös, gerade in einer Zeit, in der was ich von der linken Seite höre, besteht das Hauptpro- wir, wie ich glaube, den Menschen eher sagen müssen: blem für mich darin, dass Sie mit einer solchen Summe Wir müssen uns gemeinsam ziemlich anstrengen, um von 60 Milliarden Euro den Menschen etwas vorgau- solche Ziele zu erreichen. Vertraut nicht zu sehr darauf, keln. In dieser Dimension ist das hoch gefährlich. Sie dass der öffentliche Geldhahn immer weiter aufgedreht stellen den Menschen Verbesserungen in Aussicht, ob- wird; denn dort sind wir bestimmten Beschränkungen wohl Sie genau wissen, dass es dem widerspricht, was unterworfen. Herr Röttgen richtigerweise dargestellt hat. Wir müssen Solche Zahlen, wie Sie sie in die Welt setzen, sind in nämlich den Menschen zunehmend signalisieren, dass meinen Augen hoch gefährlich, weil die Menschen den wir nicht mehr über unsere Verhältnisse leben können, Eindruck gewinnen könnten, es gehe so weiter wie bis- wenn wir die Regeln der Generationengerechtigkeit her. Eigentlich müssten wir den Menschen sagen: Nein, nicht verletzen wollen. es geht leider nicht so weiter wie bisher. – Das ist mein (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Einwand. der CDU/CSU) (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU) (D) (B) Vizepräsidentin Petra Pau: Ich sehe, auch Herr Gysi ist inzwischen eingetroffen. Herr Bundesminister, gestatten Sie eine Zwischen- Herr Gysi, herzlich willkommen! frage der Kollegin Hajduk? (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Nicht zu Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen: herzlich, Herr Minister!) Bitte sehr. Herr Gysi, Sie sprachen zum wiederholten Mal von 15 Prozent Körperschaftsteuer. Damit wollen Sie natür- Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): lich den Menschen suggerieren: Guckt mal, wie niedrig Sehr geehrter Herr Finanzminister, darf ich hoffen, – die Unternehmensbesteuerung in Deutschland ist. – Ich weiß nicht, ob Sie das vorsätzlich im Sinne von Des- information tun oder ob Sie es sagen, weil Sie es nicht Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen: besser wissen. Da Sie aber gemeinsam mit der Kanzlerin Die Antwort lautet: Ja. ein integriertes Schulsystem besucht haben, glaube ich, (Heiterkeit bei der SPD) es ist vorsätzliche Desinformation. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): der CDU/CSU) – dass Sie an einer Stelle mit uns gemeinsam arbeiten wollen? Denn es ist sinnvoll und richtig, der Gesell- Sie verschweigen dabei, dass es natürlich nicht nur schaft auch zu sagen, dass es einen Preis hat, wenn wir um 15 Prozent Körperschaftsteuer geht. Es geht darüber in der Bildungspolitik gesamtstaatlich einen großen hinaus auch noch um die Gewerbesteuer, die in anderen Schritt nach vorne machen wollen, und dass es auch im Ländern nicht zu zahlen ist, und um den Soli. Erlauben Sinne von Transparenz nicht falsch sein kann, zu sagen, Sie mir noch den zusätzlichen Satz – er soll nicht päda- in welcher Dimension diese Investitionsnotwendigkeit gogisch klingen –: Sie müssen bei der Besteuerung auch besteht. noch zwischen der Gesellschaftsebene und der Gesell- schafterebene unterscheiden. Wenn Sie das alles berück- Darf ich auf Ihr Engagement hoffen, Bildungsinvesti- sichtigen, kommen Sie auf eine Besteuerung der Kapi- tionen als gesamtstaatliche Aufgabe auch im Rahmen talgesellschaften von durchschnittlich 48 Prozent. Wenn der Föderalismuskommission voranzubringen? Herr Sie also beim nächsten Mal hier wieder von 15 Prozent Bonde hat schon ausgeführt, dass es sich hierbei um Körperschaftsteuer sprechen, werde ich auf der Regie- mindestens zwei Drittel der angegebenen Kosten han- rungsbank verzweifeln. 13778 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Bundesminister Peer Steinbrück (A) (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der Peer Steinbrück, Bundesminister der Finanzen: (C) CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Herr Gysi, die Frage ist: Was lehrt uns das jetzt? Sie Das tun Sie doch jetzt schon!) haben recht damit, dass die sogenannte Substanzbesteue- rung, also die Besteuerung ertragsunabhängiger Ele- – Bei manchen Reden, ja, Herr Westerwelle. Es gibt mente, in Deutschland niedriger ist als im OECD-Ver- auch Reden aus Ihren Reihen, bei denen ich verzweifle. gleich. Aber wollen wir das angesichts der starken (Heiterkeit bei der SPD – Dr. Guido Mittelstandsabhängigkeit in Deutschland ändern? Das ist Westerwelle [FDP]: Nur!) die entscheidende Frage. Ich weiß um die Risiken, denen die wirtschaftliche (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie Entwicklung ausgesetzt ist. Die Stichworte kennen Sie bei Abgeordneten der FDP) alle. Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele gegen- Tatsache ist, dass dieses besondere Segment, das in läufige Prozesse. Es ist bemerkenswert, wie die deutsche Frankreich, in Großbritannien und auch in anderen euro- Wirtschaft den starken Euro bisher bewältigen konnte. päischen Ländern weniger ausgeprägt ist, von einer hö- Ich rate auch dazu, sich zu diesem Thema gelegentlich heren Ertragsbesteuerung sehr viel stärker erwischt differenzierte Zahlen anzusehen. Der nominale Aufwer- würde, als das in anderen Ländern der Fall wäre. Wenn tungseffekt des Euro liegt in der Tat bei 12,9 Prozent, Sie das wollen, müssen Sie das sagen. Nur müssen Sie in aber der sogenannte – reale – handelsgewichtete Auf- Ihren Reden dann auch die damit verbundenen Folgen wertungseffekt liegt unter Berücksichtigung der verbes- darlegen; das tun Sie aber nie. Sie setzen einfach Ihr sta- serten Importpreise für unser Land lediglich bei tistisches Wissen ein, um irgendetwas zu suggerieren 4 Prozent. Das ist ein Hinweis darauf, dass man diese oder zu insinuieren. Debatte nicht allzu hysterisch, nicht allzu aufgeregt füh- ren sollte. Das gilt ebenfalls mit Blick auf andere Er- Bezogen auf die Steuer- und Abgabenquote befindet scheinungsformen. Fazit: Etwas mehr Vorsicht und et- sich Deutschland nach den richtigen Maßnahmen dieser was mehr Augenmaß auf allen Seiten! und der Vorgängerkoalition etwa im guten Mittelfeld in Europa. Dies ist vor dem Hintergrund des Steuerwettbe- Ich habe den Eindruck, man könnte das nächste Mal werbs, der in der EU nun einmal vorhanden ist, auch eine etwas ausgewogenere und differenziertere Haus- richtig, wenn wir zur Finanzierung öffentlicher Leistun- haltsdebatte führen. gen Steuersubstrat in Deutschland halten wollen. Da un- terscheiden wir uns. So einfach ist das. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) Der Hinweis darauf, dass die ertragsunabhängige Be- steuerung bei uns niedriger ist, sagt allein noch nichts (B) darüber aus, ob es mit Blick auf die Situation des deut- (D) Vizepräsidentin Petra Pau: schen Mittelstands wünschenswert wäre, zu dem zu Das Wort zu einer Kurzintervention hat der Kollege kommen, wofür Sie plädieren. Gregor Gysi. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – (Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Hartmut Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das passt Koschyk [CDU/CSU]: Auch schon da?) nicht in Gysis Stamokap-Theorien!)

Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE): Vizepräsidentin Petra Pau: Auf jeden Fall freue ich mich, dass Sie sich freuen. Das Wort hat der Kollege Otto Fricke für die FDP- Herr Bundesfinanzminister, ich wollte zu Ihrem Zah- Fraktion. lenspiel gerne auf zwei Umstände hinweisen. Es gibt (Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Das eine OECD-Statistik, die zwei interessante Faktoren auf- Sparbuch nicht vergessen!) zeigt – Sie sind darauf eingegangen –: Erstens. In den OECD-Ländern liegen die Einnahmen Otto Fricke (FDP): aus Grund-, Vermögen- und Erbschaftsteuer im Durch- Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol- schnitt bei 1,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, in legen! Etwas ist von den Rednern bisher vergessen wor- Deutschland nur bei 0,9 Prozent. Das ist also weniger als den; das hole ich nach. Ich darf mich beim Sekretariat die Hälfte des Durchschnitts der OECD-Länder. des Haushaltsausschusses für 52 Stunden Ausschusssit- zungen mit über 1 000 Anträgen und Tausenden von Sei- Zweitens zu den Unternehmensteuern – Sie legten ten ganz herzlich bedanken. darauf Wert –: Der OECD-Durchschnitt liegt bei 3,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, in Deutschland (Beifall im ganzen Hause) sind es 1,3 Prozent. Das ist deutlich weniger als die Hälfte. Ich darf mich dafür bedanken, dass die Leistung mor- gens um neun genauso gut war wie morgens um halb Sie kommen darum nicht herum: Im OECD-Vergleich drei. Haushalt – das darf man nicht vergessen – ist auch liegen Ihre Sätze für Vermögen- und Unternehmensteuer Arbeit. Der Dank geht insofern natürlich auch an die deutlich unter dem Durchschnitt. Das ist unsere Kritik, Mitarbeiter des BMF, die ihren Teil dazu beigetragen ha- und die wird auch bestehen bleiben. ben. (Beifall bei der LINKEN) (Beifall im ganzen Hause) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13779

Otto Fricke (A) Ich habe es jetzt zum ersten Mal erlebt, dass ich auf (Beifall bei der FDP – Bernhard Brinkmann (C) eine Frage eines Bürgers zum Thema Haushalt keine [Hildesheim] [SPD]: Die Familie zahlt keine Antwort geben konnte. Er hat mich gefragt: Herr Fricke, Steuern mehr!) wenn Sie jetzt Eichel und Steinbrück vergleichen: Wer von den beiden ist eigentlich der bessere Sparminister, Sie sagen, die Vorschläge aus dem Sparbuch würden wenn man überhaupt von Sparen sprechen kann? Ich bin nichts bringen. Wir als kleine Fraktion sagen, wo wir gespannt, ob die Große Koalition eine Antwort auf diese sparen wollen. Sie als große Fraktion haben an keiner Frage hat. Ich selbst habe sie auch nach stundenlangen einzigen Stelle in diesem Haushalt 2008 wirklich Ihre Ausgaben heruntergefahren. Im Gegenteil, Sie haben Beratungen hier im Plenum noch nicht gefunden. Ich überall noch draufgesattelt. versuche, einmal darzustellen, warum es darauf wahr- scheinlich keine Antwort gibt. (Beifall bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unter dem Strich keine Mehr- Beim Abbau der Neuverschuldung, beim eisernen ausgaben, Herr Kollege Fricke!) Sparkurs gibt es keine wirklichen Unterschiede, wenn man hinter die Werbefassade schaut. Herr Steinbrück, Sie sprechen immer von der niedrigsten Nettokredit- Hand aufs Herz: Würden Sie sich als Sparminister be- aufnahme. Das ist, als würde man einen Bürger im Mo- zeichnen? Das würde mich interessieren. nat November fragen: Kommst du mit dem Geld aus? – Wenn er noch Weihnachtsgeld bekommen hat, sagt er: Wenn wir dem Bürger erklären wollen, ob es dem Ja, ich komme aus. – Aber das Jammern im Januar, wenn Staat bei der Verschuldung gut geht, wird immer ir- die Versicherungsbeiträge usw. fällig werden, ist riesen- gendeine Zahl herausgepickt. Das ist sehr schön. Dann groß. wollen wir einmal vergleichen: 30 Milliarden Euro be- trug die wirkliche Neuverschuldung am Ende der Regie- Ihnen, liebe Großkoalitionäre, droht im nächsten Jahr rungszeit von Rot-Grün. Dazu sagt der Bürger: Ja, und? das ganz böse Erwachen – leider; aber Sie sind, wie ich Da gibt es doch Steuermehreinnahmen. – Dann sagt man Ihnen zeigen werde, selber daran schuld, denn Sie haben dem Bürger: Die Große Koalition hat inzwischen bei keinerlei Vorsorge getroffen. euch 50 Milliarden Euro abkassiert. – Dann sagt der (Beifall bei der FDP) Bürger: Das ist ja toll, dann haben wir 2008 wahrschein- lich einen Überschuss von 20 Milliarden Euro! – Als Bei der Politik, egal auf welcher Ebene, muss der Opposition muss man dann dem Bürger erklären: Lieber Bürger beim Geld auf eine einzige Sache ganz genau Bürger, diese Regierung kann nicht mit Geld umgehen. schauen: Geben die Politiker mehr von meinem Geld Sie hat nicht ein Plus von 20 Milliarden Euro, sondern aus? Steigen die Ausgaben? – (B) (D) ein Minus von 11,9 Milliarden Euro, sie hat weitere (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Genau!) Schulden für dich und deine Kinder angehäuft. – Das ist der falsche Weg. Das Wirtschaftswachstum ist dafür eine Orientierung. Diese Bundesregierung hat bisher nichts anderes betrie- (Beifall bei der FDP) ben, als die Ausgaben immer um 4 Prozent zu steigern, obwohl das Wirtschaftswachstum maximal 2,5 Prozent Dabei könnte schon im Jahre 2008 die Null stehen. betrug. Daran zeigt sich, wo Sie die Fehler machen: Die Herr Minister, der Vorschlag mit dem Sparbuch ärgert Wirtschaft wächst weit langsamer als die Ausgaben, was Sie. Aber warum ärgert er Sie? Weil er konkret ist. Wür- nichts anderes heißt als: Das, was Sie jetzt ausgeben, ist den wir keine Vorschläge machen, würden Sie sagen: das, was wir in den nächsten Jahren wieder an Schulden Was höre ich denn von der FDP an Vorschlägen? – Sie haben werden und irgendwann an Zinsen werden zu- hören welche; aber Sie können sie nicht mehr hören, rückzahlen müssen. Das kann nicht die Lösung sein. weil Sie genau wissen, dass darin etwas steckt: Sparvor- schläge über 11,8 Milliarden Euro. Würden Sie sie um- (Beifall bei der FDP) setzen, wären wir auf Null. Man könnte noch denken, dafür wird in die Zukunft (Beifall bei der FDP) investiert. Das haben wir hier auch gehört. Übrigens, all den Anträgen, mit denen Sie kürzen wollen, hat die FDP Keine neuen Schulden, keine zusätzlichen Zinsen, nichts zugestimmt, weil sie nämlich an den Stellen sparen will, derart. Aber Sie kommen mit irgendwelchen Argumen- wo nicht zukunftsgewandt, sondern rückwärtsgewandt ten, wie schrecklich das sei. agiert wird. Nehmen wir doch einmal das Presseamt des Bundes. (Beifall bei Abgeordneten der FDP) Hierzu liegt ein Kürzungsvorschlag von 78 Millionen Ich will nicht wieder das Beispiel Entwicklungshilfe Euro vor. Wissen Sie, dass 37 000 Familien mit zwei bringen. Aber dieses Denken – wir sind immer noch das Kindern und einem Einkommen von 30 000 Euro ihre tolle Deutschland, das der ganzen Welt, selbst wenn sie gesamte Jahreslohnsteuer dafür zahlen müssen, dass die- mit uns konkurriert, helfen muss – ist schlichtweg rück- ses Presseamt existiert? Und wofür? Um zusätzliche wärtsgewandt. Gehen Sie in die Zukunft. Da machen wir Werbung zu machen, obwohl die eigentliche Presse- mit. Wenn Sie in die Vergangenheit gehen, werden Sie arbeit über die einzelnen Ministerien läuft. Das ist nichts uns nie an Ihrer Seite haben. anderes als zusätzliches Geld, das der Bürger, der hart arbeiten muss, zahlen muss. (Beifall bei der FDP) 13780 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Otto Fricke (A) Ein zweiter Hinweis. Sie tun so, als gebe es in diesem Steuersenkungen? Nein. – Halt! Eine Steuersenkung (C) Haushalt die niedrigste Nettokreditaufnahme. Sie haben hat diese Große Koalition gemacht, aber nicht für die dabei aber einen Trick angewendet. Sie haben am Diens- Schwachen. Was ist gesenkt worden? Der Mehrwertsteuer- tag mit dem Nachtragshaushalt für 2007 noch schnell satz – halten Sie sich fest – für Skilifte. Wenn Hartz-IV- 2 Milliarden Euro angesetzt, die Sie eigentlich erst in Empfänger künftig mal Skilifte nutzen – so zynisch ist späteren Jahren ausgeben. Wenn Sie in der Bereini- das ja –, stellen sie fest, dass sie nicht mehr 19 Prozent, gungssitzung nicht die Ausgabe zusätzlicher 2,5 Milliar- sondern 7 Prozent zahlen müssen. Auf Mineralwasser den Euro beschlossen hätten, was Sie nicht hätten tun zahlen sie aber weiterhin 19 Prozent Mehrwertsteuer. müssen, dann wären Sie schon im Jahr 2007 auf genau Das halte ich für ein komisches Verständnis von Sozial- 11,9 Milliarden Euro gekommen. Das heißt: Wir sind am politik. Ende des Sparens; es geht eigentlich schon wieder auf- wärts. Das nächste Jahr wird zeigen – da bin ich mir si- (Beifall bei der FDP sowie des Abg. cher –, dass wir wieder die alten Fehler machen. Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]) Große Koalition – kleiner Mut; kleinere Fraktion – (Beifall bei der FDP) großer Mut. Eines muss man ganz klar sagen: Was Sie Die Probleme sind riesengroß: Die Zinsen sind hoch. im nächsten Jahr erwarten wird, ist die Tatsache, dass Sie können nicht gesenkt werden; ob sie steigen, ist noch diese Große Koalition anders handelt, als es der Finanz- die Frage. Die Inflationsrate ist hoch. Wir hoffen zwar, minister in einem seiner Bücher geschrieben hat. Er hat dass sie nicht so hoch bleibt, aber auch das wäre mög- vom vorsorgenden Sozialstaat gesprochen. Zum vor- lich. Sie haben gesagt, dass der hohe Eurokurs nicht so sorgenden Sozialstaat gehört ein vorsorgender Haushalt, schlimm sei. Bis jetzt stimmt das. Der Eurokurs wird der einem bei kleinen Krisen noch die Möglichkeit lässt, aber so hoch bleiben, und wir werden entsprechende Re- umzusteuern. Sie hätten selbst bei der kleinsten Krise aktionen erleben. Wenn die Amerikaner darauf reagie- nicht mehr die Möglichkeit, umzusteuern. Sie mögen ren, wird die Sache mit dem Eurokurs noch ein weiteres vielleicht auf dem richtigen Weg sein, aber Sie gehen ihn Stückchen schlimmer. Wir haben eine Bankenkrise. Herr in die völlig falsche Richtung. Steinbrück, dazu habe ich von Ihnen nichts gehört. Zum Herzlichen Dank. Thema IKB hätte ich gerne etwas gehört. Warum fließen da noch einmal Milliarden an Steuergeldern hin? Sie hät- (Beifall bei der FDP) ten diesbezüglich für Klarheit sorgen können. (Beifall bei der FDP) Vizepräsidentin Petra Pau: Das Wort hat der Kollege Ernst Hinsken für die (D) (B) Die Fragen, wessen Schuld das ist oder wer das gemacht Unionsfraktion. hat, sind nicht entscheidend. Entscheidend ist: Das Geld ist weg, und der Steuerzahler blutet dafür! (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall bei der FDP) Ernst Hinsken (CDU/CSU): Wir wissen, dass wir, wenn sich von dem, was als Verehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und dunkle Wolken aufzieht, nur ein bisschen bewahrheitet Kollegen! Über diesen Bundeshaushalt wird nun seit und das Wachstum nur um 0,1 oder 0,2 Prozentpunkte mehr als drei Tagen diskutiert. Heute, in der Schluss- sinkt, schon wieder nahe an 16, 17 oder 18 Milliarden runde, ziehen wir ein Resümee. Eingangs möchte ich Euro Neuverschuldung sind. Davon wollten Sie doch ei- darauf verweisen – das ist der Tenor, der auch draußen gentlich wegkommen. Es wäre für Sie, für den Staat, vernommen werden kann –, dass das ein solider Haus- selbst für die FDP das Schlimmste, wenn wir im Jahr halt ist und es wieder aufwärts geht. Die Bürger spüren 2008 eine höhere Verschuldung hätten als im Jahr 2007. das und gehen gerne mit. Ich will aber nicht nur über Ihre Zukunftspläne spre- Herr Kollege Brüderle, Sie haben heute Morgen von chen. Ich will auch über das sprechen, was die Große „schwarz-roten Festspieltagen“ gesprochen, die nun vor- Koalition gegenwärtig macht: Sie macht eine Echter- bei seien. Sie haben eine „Götterdämmerung“ angekün- nacher Springprozession – zwei vor, einen zurück; digt. Nein, wir haben allen Grund, zufrieden zu sein, dann denkt sie, das könnte man auch umgekehrt machen: weil vom Haushaltsausschuss und insbesondere vom einen vor und zwei zurück. Beim Arbeitslosengeld I Bundesfinanzminister Meisterarbeit geleistet wurde. gehen Sie wieder zurück. Beim GKV-Zuschuss haben Man konnte die positive Stimmung bei diesen Debat- Sie sich inzwischen so gewunden, dass Sie gar nicht ten nachhaltig spüren. Die Politik der Bundesregierung mehr wissen, wo Sie das Geld hernehmen wollen. Jetzt wirkt, und die Menschen haben wieder Hoffnung. Nun die Einigung beim Mindestlohn. Ich glaube, ich habe liegen zwei Merkel-Jahre hinter uns. Ich meine: Es wa- Herrn Müntefering erst jetzt richtig verstanden. Als Herr ren zwei gute Jahre. Müntefering sagte, dass Schwarz ein ganz tiefes Rot ist, wusste er schon, dass die CDU/CSU beim Mindestlohn (Beifall bei der CDU/CSU) einknicken und mitmachen würde. Das kann ich erst jetzt richtig verstehen. Denn ein positiver Punkt reiht sich an den nächsten: Die Reform der sozialen Sicherungssysteme, mehr Investi- (Beifall bei der FDP) tionen in Forschung und Entwicklung und der Ausbau Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13781

Ernst Hinsken (A) der steuerlichen Rahmenbedingungen für das bürger- Das ist die stärkste Senkung von Lohnnebenkosten, die (C) schaftliche Element sind wesentlich. jemals von einer Bundesregierung beschlossen wurde. Ich meine, man sollte auch darauf verweisen, dass Wirt- (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!) schaftsminister Glos ein besonderes Augenmerk auf den In der Klimapolitik hat die Bundesregierung auf interna- Mittelstand richtet. tionaler und europäischer Ebene Maßstäbe gesetzt. Die (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!) Verbesserung der inneren und äußeren Sicherheit steht ganz oben auf der Agenda und ist bei unserem Bundes- Die größte Geißel für den Mittelstand ist die enorme innenminister Schäuble in besten Händen. Bürokratie. Deshalb wurde mit den Mittelstandsentlas- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) tungsgesetzen der Hebel angesetzt, diese Bürokratie zu- rückzudrängen. Es lohnt sich, bei dieser Gelegenheit auf Wir alle sollten heute zufrieden sein und uns darüber Folgendes zu verweisen: In 20 Bereichen wurde in der freuen, dass einige Aspekte verzeichnet werden können, Zwischenzeit die Bürokratie zurückgedrängt. Sicher, es die vor zwei, drei Jahren niemand erwartet hätte. Das ist noch viel zu tun. Es lohnt sich, weil gerade im Mittel- Haushaltsdefizit des Bundes wurde in den letzten beiden stand die meisten Arbeitsplätze entstanden sind, 80 Pro- Jahren halbiert, und die Maastricht-Kriterien werden zent allein in den letzten zwei Jahren. wieder eingehalten. Das war in den vergangenen Jahren keine Selbstverständlichkeit. Lassen Sie mich zum Schluss – ich bin ja Tourismus- beauftragter der Bundesregierung – noch einen Punkt (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- ansprechen: Der Tourismus ist ein Barometer der wirt- neten der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/ schaftlichen Entwicklung. Wir können feststellen, dass CSU]: Das war ein weiter Weg!) die Tourismuswirtschaft eine Aufwärtsentwicklung er- 2011 – das haben wir soeben gehört – wird es wieder fährt. Im vergangenen Jahr waren 351 Millionen Über- einen ausgeglichenen Haushalt geben. nachtungen zu verzeichnen. Diese Zahl wird in diesem Jahr gesteigert. Wir können uns glücklich schätzen, dass (Ulrike Flach [FDP]: Zu spät!) in diesem Jahr die Zahl der Urlaubsgäste, die aus dem Ausland nach Deutschland kommt, um fast 10 Prozent Erinnern wir uns: Vor zwei Jahren mussten wir bei und die Zahl der Inlandstouristen um 4 Prozent gestie- jeder Gelegenheit darauf verweisen, dass wir in der Bun- gen ist, und das, obwohl schon im letzten Jahr ein enor- desrepublik Deutschland täglich 1 000 Arbeitsplätze mer Zuwachs zu verzeichnen war. verlieren. Was können wir der Öffentlichkeit jetzt mittei- (B) len? – Jeden Tag werden fast 2 000 neue Arbeitsplätze (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr gute (D) geschaffen. Zahlen!) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Das lässt hoffen, und das freut mich. Das kommt nicht von ungefähr, sondern ist auf die er- Ich meine, wir befinden uns auf dem richtigen Weg. folgreiche Politik dieser Bundesregierung unter Angela Darum möchte ich sagen: Die Bundesregierung ist gut Merkel zurückzuführen. beraten, diesen Haushalt so auszufüllen, wie er aufgelegt (Beifall bei der CDU/CSU) ist. Das ist der richtige Weg und der richtige Fingerzeig für die Zukunft. Wir haben die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 14 Jahren. Besonders für die Jugend freut mich, dass 60 000 neue Herzlichen Dank. Ausbildungsverträge abgeschlossen werden konnten und dass erstmals 47 000 Betriebe in der Bundesrepublik (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Deutschland bereit waren, Ausbildungsplätze zur Verfü- neten der SPD) gung zu stellen. Vizepräsidentin Petra Pau: (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: 300 000 fehlen immer noch!) Das Wort hat der Kollege Roland Claus für die Frak- tion Die Linke. Diese Liste der Erfolge ist noch nicht zu Ende. Die Staatsquote sinkt von 46,9 Prozent in 2005 auf 43,3 Pro- (Beifall bei der LINKEN) zent in 2008. Die Lohnzusatzkosten, die vor allen Din- gen die Wirtschaft belasten, werden auf circa 40 Prozent Roland Claus (DIE LINKE): reduziert. Ein ganz besonderes Paradestück ist für mich, Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kol- dass innerhalb von drei Jahren die Beiträge zur Arbeits- legen! Sehr gern schließe ich mich namens meiner Frak- losenversicherung von 6,5 Prozent auf 3,3 Prozent redu- ziert werden; das bedeutet eine Entlastung für Arbeit- tion dem Dank des Kollegen Otto Fricke an das Sekreta- nehmer und Arbeitgeber in der Größenordnung von riat des Haushaltsauschusses an. Ich gestatte mir – ich jährlich 23 Milliarden Euro. Auch das muss hier vertre- glaube, das tue ich im Namen aller Mitglieder des Haus- ten und gesagt werden. haltsausschusses –, auch dem Vorsitzenden unseres Aus- schusses, Otto Fricke, herzlich für seine Amtsführung zu (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) danken. 13782 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Roland Claus (A) (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN, der Ein paar Stichworte, um das zu belegen: Sie alle ha- (C) SPD und der FDP sowie des Abg. Steffen ben uns hier erklärt, dass es notwendig sei, eine neue Kampeter [CDU/CSU]) Symbiose bzw. eine neue Verbindung von lebenslangem Lernen und Erwerbstätigkeit – wir fügen hinzu: und von – Den verspäteten Beifall des Kollegen Kampeter wollte sozialer Grundsicherung – herzustellen. Ich stelle dazu ich gern abwarten. fest: Das föderale Bildungssystem der Bundesrepublik Bevor ich etwas zum Haushalt sage, komme ich nicht ist final gescheitert. Es wäre an der Zeit, endlich ein ein- umhin, mit einigen alten Hüten aufzuräumen, die Sie, heitliches Bildungssystem zu schaffen, das den Erforder- Herr Bundesfinanzminister, herausholten, indem Sie be- nissen der Zukunft gerecht wird. Hier könnte man von haupteten, wir würden Mehrausgaben in Höhe von der DDR manches lernen. 150 Milliarden Euro fordern. Wenn Sie einen Blick in (Beifall bei der LINKEN – [Neu- unsere Anträge werfen, werden Sie feststellen: Was die- ruppin] [SPD]: Das glauben aber auch nur sen Haushalt betrifft, geht es um 28 Milliarden Euro. Sie!) Herr Bundesfinanzminister, ich stelle fest: Sie operieren im Deutschen Bundestag mit dem Übertreibungsfaktor Ich habe mich darüber gefreut, dass es gestern beim fünf. Das können wir Ihnen nicht durchgehen lassen. Thema Postmindestlohn zu einem Kompromiss gekom- men ist. Über eines ärgere ich mich aber: Warum ver- (Beifall bei der LINKEN) dammt noch mal musste es wieder einen Abschlag für Da ich weiß, dass Sie unser Steuerkonzept und unsere den Osten geben? übrigen Vorschläge im BMF berechnen lassen, muss ich (Beifall bei der LINKEN) Ihnen sagen: Wenn Sie alle Eckpunkte des Bremer Pro- gramms, das die SPD beschlossen hat, berücksichtigen, Wenn man in zwei Jahren ohnehin für eine Angleichung werden Sie in ähnlichen Dimensionen landen. sorgen will, warum jetzt erneut diese Erniedrigung? Ich weiß, dass auch die Tarifpartner diese Vereinbarung ak- (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Wer ist eigentlich zeptiert haben. Daher klammere ich Verdi an dieser stellvertretender Bundesvorsitzender der Stelle nicht von meiner Kritik aus. Auch die Kollegen SPD?) von Verdi haben, was den Osten betrifft, die Schere im Deshalb ist es unredlich und unter Ihrem Niveau, uns so Kopf. etwas zu unterstellen. (Beifall bei der LINKEN) (Beifall bei der LINKEN) Es ist nicht hinnehmbar, wiederum eine solche Diskrimi- nierung zu beschließen. (B) Ich darf doch wohl fragen: War es ein anderer Peer (D) Steinbrück, der als Ministerpräsident von Nordrhein- Wir fordern seit langem die Ost-West-Angleichung Westfalen die Einführung der Vermögensteuer gefordert der Renten und haben Ihnen zahlreiche Vorschläge un- hat? War das ein anderer Peer Steinbrück als der, mit terbreitet, wie die Benachteiligung ganzer Berufsgrup- dem wir es jetzt zu tun haben? Herr Minister, lassen Sie pen überwunden werden kann. Wir freuen uns darüber, sich das gesagt sein! dass es gestern erste Signale gab, dass die von Ihnen be- (Beifall bei der LINKEN) absichtigte frühe Zwangsverrentung etwas später erfol- gen soll. Wir stellen dazu fest: Die Politik der Linken Ich will auf den Zusammenhang zwischen dem Haus- wirkt. Erst vorgestern haben wir Ihnen angekündigt, halt und der Lage in den neuen Bundesländern zu spre- dazu die namentliche Abstimmung zu fordern. Dass chen kommen. Denn was den Osten angeht, ist das, was manche Medien nun gleich einen Linksruck bei den die Bundesregierung abgeliefert hat, eine komplette Agenda-Parteien sehen wollen, kann ich nicht nachvoll- Fehlanzeige. Ich finde, Sie machen einen gigantischen ziehen. Doppelfehler, wenn Sie den Osten für erledigt erklären. Erstens nutzen Sie nicht die riesigen Chancen und die (Beifall bei der LINKEN – Bernhard Transformationserfahrungen, die im Osten in über Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Ein Ruck, 15 Jahren gesammelt wurden, und zweitens ignorieren Herr Claus, ist immer gut!) Sie die Gefahren, die durch die Abkehr von der Demo- Aber ich merke, dass die linke Politik wirkt, und wir kratie in ganzen ostdeutschen Landstrichen anzutreffen werden das Instrument der namentlichen Abstimmung sind. weiter nutzen. Natürlich findet man in diesem Haushalt auch eine Ich komme zur Unternehmensförderung. Wenn Menge vernünftiger Vorschläge zur Entwicklung der man sich den Haushalt diesbezüglich genau anschaut Lage in den neuen Bundesländern. Wir finden aber: – dazu hatte ich viele Gelegenheiten –, wird man fest- Das Gute und Vernünftige, das Sie planen, planen Sie stellen, dass die allermeisten Mittel nicht dorthin gehen, nur zögerlich und halbherzig – Stichwort: CO2-Sanie- wo sie am nötigsten gebraucht werden, sondern an rungsprogramm –, während Sie unsinnige und schlechte staatsnahe Monopolisten. Sie bauen darauf, dass diese Vorhaben mit vollen Händen planen. Man kann also dann Wunderdinge vollbringen. Viel zu wenig Geld ist ganz schlicht und einfach sagen: Vom Guten zu wenig, für kleine und mittelständische Unternehmen sowie für vom Schlechten zu viel. Existenzgründer – insbesondere im Osten – eingeplant. (Beifall bei der LINKEN) (Joachim Poß [SPD]: Quatsch!) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13783

Roland Claus (A) – Das ist überhaupt kein Quatsch. Das können Sie an haben befindet. In dem Buch der FDP gibt es aber kein (C) vielen Stellen nachlesen. Guthaben, sondern es finden sich Sparvorschläge in ei- ner bestimmten Größenordnung darin. (Beifall bei der LINKEN – Ulrike Flach [FDP]: Aber jetzt ist Schluss!) (Zurufe von der FDP) Dieser Haushalt verpasst die Chance, die Anglei- Wir kennen das seit vielen Jahren: Diese Sparvorschläge chung der Lebensverhältnisse in Ost und West voranzu- sind letztendlich in 90 Prozent aller Fälle nicht umsetz- bringen, er verpasst die Chance, etwas für die Einheit zu bar; auch darauf ist schon Bezug genommen worden. tun. Frau Bundeskanzlerin, ich weiß, dass viele Ostdeut- sche Ihre Amtsführung mit besonderer Sensibilität ver- (Otto Fricke [FDP]: Mit euch nicht!) folgen. Ich will nur ein Beispiel herausgreifen, das deutlich macht, welche Luftbuchungen zum größten Teil dahinter Vizepräsidentin Petra Pau: stehen. Sie wollen allen Ernstes den Zuschuss an die Kollege Claus, auch Sie müssen bitte zum Schluss Krankenversicherung streichen. kommen. (Otto Fricke [FDP]: Wir haben uns euren Koalitionsvertrag angeschaut!) Roland Claus (DIE LINKE): Mit diesem Haushalt haben Sie die meisten Ostdeut- Sie wollen die dafür vorgesehenen 2,5 Milliarden Euro schen enttäuscht. Deshalb können wir ihm nicht zustim- streichen und nehmen damit billigend in Kauf men. (Otto Fricke [FDP]: Stimmt doch nicht!) (Beifall bei der LINKEN) – das ist so; das müssten Sie bei Ihrem wirtschaftspoliti- schen Sachverstand durchaus nachvollziehen können –, Vizepräsidentin Petra Pau: dass die Beiträge zur Krankenversicherung steigen. Das Wort hat der Kollege Bernhard Brinkmann für Wenn die Lohnnebenkosten steigen, dann geht das zulas- die SPD-Fraktion. ten von Arbeitsplätzen, und die Arbeitslosigkeit steigt. (Beifall bei der SPD) (Ulrike Flach [FDP]: Steigende Beiträge haben wir jetzt bei Ihnen!) Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD): Das hat den weiteren Effekt, dass es weniger Einnahmen Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und für die sozialen Sicherungssysteme gibt. Darum kann (B) Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege man diesen Vorschlag auch nur ganz deutlich zurückwei- (D) Claus, in einem Punkt sind wir uns einig: Auch ich sen. möchte zu Beginn meiner Ausführungen den Mitarbeite- rinnen und Mitarbeitern des Sekretariats, des Ministe- (Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Steht das riums und allen, die mitgeholfen haben, dass wir heute nicht in Ihrem Koalitionsvertrag?) den Bundeshaushalt 2008 beschließen können, ein herz- Ich will noch auf einen Punkt eingehen, den man liches Dankeschön ausrichten. nicht oft genug erwähnen kann, auch wenn es einem hier (Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei immer wieder als Eigenlob vorgeworfen wird. Ich Abgeordneten der CDU/CSU) möchte nicht wissen, was wäre, wenn die Freien Demo- kraten mit auf der Regierungsbank sitzen würden Allerdings ist es dann schon vorbei mit den Gemein- samkeiten. Denn wenn die Forderungen, die Sie zum (Otto Fricke [FDP]: Werden! Werden!) Haushalt 2008 aufgestellt haben, Wirklichkeit würden, und wir diese Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hätten. dann hätten wir es tatsächlich mit jährlich wiederkehren- Sie würden das jeden Tag groß feiern, Sie würden das je- den Ausgabensteigerungen in Höhe von 150 Milliarden den Tag in den Mittelpunkt Ihrer Ausführungen stellen. Euro zu tun. Dazu gibt es eine Liste, die ich Ihnen gern liefere. Wenn Sie den Beweis antreten, dass es sich tat- (Otto Fricke [FDP]: Nein, wir würden weiter sächlich nur um 25 Milliarden Euro handelt, wie Sie arbeiten!) eben angedeutet haben, dann hätten wir uns gewaltig Wir sind stolz darauf, dass die Arbeitslosigkeit um vertan. Davon gehe ich aber nicht aus, weil da solide ge- diese Größenordnung reduziert werden konnte, dass sie rechnet worden ist. auch im November gesunken ist, dass sie bei den älteren (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Arbeitslosen sinkt, Ich will einen zweiten Punkt ansprechen, der in den (Otto Fricke [FDP]: Gut!) Haushaltsberatungen ebenfalls schon eine Rolle gespielt dass sie bei den jungen Arbeitslosen sinkt. Wir werden hat. Es gibt ein Sparbuch der FDP-Fraktion. diesen Weg, der mit der Agenda 2010 begonnen worden (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Da ist aber ist und den Franz Müntefering fortgesetzt hat, konse- nichts drauf!) quent fortführen. Als ich noch jünger war, haben meine Eltern mir beige- (Otto Fricke [FDP]: Agenda 2010 weg, Franz bracht, dass ein Sparbuch etwas ist, worauf sich ein Gut- Müntefering weg!) 13784 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (A) wird ihn ebenfalls sehr erfolgreich fortset- resbrutto eine Größenordnung von mehreren Tausend (C) zen. Euro erreicht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (Otto Fricke [FDP]: Komisch, dass das keiner der CDU/CSU) merkt!) Wir sollten endlich das Positive in den Fokus der Öf- Auch das sollten wir den Menschen im Lande sagen fentlichkeit stellen und nicht in vielen Bereichen dieses (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Land schlechtreden! Wir sollten stolz darauf sein, dass die Menschen jeden Morgen mit ihrer Arbeit in den Be- und ihnen nicht ständig die Steuererhöhungsorgie vor trieben, in den Verwaltungen und wo auch immer diese Augen führen. Leistung erbringen. Ferner sollten wir auch denen dan- ken, die dazu beigetragen haben, dass die Arbeitslosig- (Otto Fricke [FDP]: Aber die haben Sie doch keit auf diesen Stand gesunken ist, nämlich den Betrie- gemacht!) ben, die eingestellt haben, und den vielen Beschäftigten Das verwirrt die Menschen und führt nicht dazu, dass die bei der Bundesagentur und bei den Jobcentern. Sie leis- Stimmung in diesem Land besser wird. ten eine tolle Arbeit. Sie haben Dank und Anerkennung verdient und keine Kritik. Von der linken Seite dieses Hohen Hauses hört man ja oft, die Soldatinnen und Soldaten unserer Bundeswehr (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der führten einen völkerrechtswidrigen Krieg. Dazu will ich CDU/CSU) sagen: Meine Damen und Herren von der Linken, hören Sie bitte mit diesen Äußerungen auf! Schauen Sie sich Was würden Sie zu der Tatsache sagen, dass der einmal an, was unsere Soldatinnen und Soldaten bei ih- Arbeitslosenversicherungsbeitragssatz fast halbiert wor- ren Auslandseinsätzen für wertvolle Arbeit leisten! den ist? Die Arbeitgeber sind um 11,5 Milliarden Euro entlastet worden – das wollen Sie doch immer –, und (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) auch die Arbeitnehmer sind um 11,5 Milliarden Euro entlastet worden. Das ist für die Binnenkaufkraft wich- Ich bin stolz darauf, dass sie diese wertvolle Arbeit leis- tig; auch das muss man noch einmal deutlich herausstel- ten. Das sollten wir den Soldatinnen und Soldaten, die len. einen gefährlichen Einsatz leisten, auch einmal sagen. Also hören Sie bitte mit diesen Äußerungen auf! Fahren (Beifall des Abg. Klaus Hagemann [SPD]) Sie nicht nur zu Herrn Milošević – das können Sie ja nicht mehr, er ist verstorben –, fahren Sie auch einmal zu Wir haben 2007 erneut, nach 2005 und 2006, eine Re- den Soldatinnen und Soldaten, die im Ausland im Ein- kordeinnahme bei der Gewerbesteuer. Das haben die satz sind, und schauen Sie sich an, was dort über Jahre Kommunen in unserem Land bitter nötig. Das trägt zur (B) geleistet worden ist: für die schwächsten Menschen der (D) Entkrampfung der Finanzsituation der Kommunen in Gesellschaft in Afghanistan, Kosovo und an vielen ande- Deutschland bei. ren Plätzen der Welt. Von der linken Seite dieses Hauses ist viel über Liebe Kolleginnen und Kollegen, Frau Kollegin Steuerpolitik gesprochen worden. Ich habe eine herzli- Flach, der Vorgängerfinanzminister, Hans Eichel, hat Ihr che Bitte an Sie von der Linken: Würden Sie zumindest Lob mit Sicherheit zur Kenntnis genommen. zur Kenntnis nehmen, dass die unteren Einkommens- gruppen, für die Sie ja angeblich jeden Tag streiten, (Ulrike Flach [FDP]: Das wollen wir hoffen!) (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nicht Peer Steinbrück hat völlig recht: Wenn Sie das zur richti- nur angeblich!) gen Zeit ausgesprochen hätten, wäre es noch redlicher gewesen. noch 1998 einen Eingangssteuersatz von knapp 26 Pro- zent hatten? Jetzt liegt der Eingangssteuersatz bei (Ulrike Flach [FDP]: Noch besser wäre es, 15 Prozent. Das ist eine Senkung um 40 Prozent. Das wenn er besser wäre!) entlastet untere Einkommensgruppen, das kommt bei de- Aber ich sage es einmal so: Wenn die Financial Times nen an, die jeden Euro bitter nötig haben. Deutschland diesen Finanzminister zum besten Finanz- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten minister Europas kürt, der CDU/CSU) (Zuruf von der FDP: Welchen?) Ich will noch eines hinzufügen – auch das kann man dann kann die Haushalts- und Finanzpolitik dieses nicht oft genug wiederholen –: Herr Kollege Fricke, die Ministers, dieser Regierung und dieser Koalition wohl Familie mit zwei Kindern, die Sie vorhin angesprochen kaum schlecht sein. Es ist eine gute und solide Haus- haben, kann dank der Steuerpolitik der Vorgängerregie- haltspolitik; auch darauf möchte ich an dieser Stelle rung bis zu 37 500 Euro im Jahr verdienen, ohne Steuern noch einmal sehr deutlich hinweisen. zahlen zu müssen, wenn wir berücksichtigen, dass das Kindergeld dreimal angepasst worden ist. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Otto Fricke [FDP]: Aha!) Es war auch dieser Finanzminister, Zuvor hat diese Familie noch Tausende Euros Steuern gezahlt. Ich gebe Ihnen gleich die Tabelle, aus der Sie er- (Otto Fricke [FDP]: Wer jetzt? Eichel oder sehen können, dass die Entlastung bei 30 000 Euro Jah- Steinbrück?) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13785

Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (A) der vor knapp einem Jahr für die Helden des Alltags, die (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und (C) 23 bis 24 Millionen ehrenamtlich tätigen Menschen in der SPD) Deutschland, etwas getan hat. Die Nettokreditaufnahme sinkt, und wir haben ge- (Otto Fricke [FDP]: Helden des Alltags sind meinsam fest im Blick, dass wir für die Bürgerinnen und die Familien!) Bürger in diesem Land spätestens im Jahre 2011 keine neuen Schulden mehr machen wollen. Danach wollen Wir sollten diesen 23 bis 24 Millionen Menschen in wir dazu überleiten, den Schuldenstand in der Bundesre- Deutschland sagen: Jeder angelegte Euro für die Verbes- serungen beim Ehrenamt, die von dieser Koalition auf publik Deutschland erstmals seit Menschengedenken wieder abzubauen. den Weg gebracht worden sind, ist ein gut angelegter Euro. Diese Helden des Alltags haben Dank, Respekt Die Staatsquote sinkt kontinuierlich – auch mit die- und Anerkennung verdient. sem Haushalt –: weniger Staat, mehr Freiheit und Ent- (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie scheidungsfreiheit für die Bürger. Auch die Sozialver- des Abg. [FDP]) sicherungsabgaben sinken, und zwar unter 40 Prozent. Die Menschen haben hierdurch einen erheblichen Profit. Ich könnte noch viele weitere Punkte anführen. Sie sind heute Morgen auch schon zur Sprache gekommen. Diese generationengerechte Stabilitätspolitik zahlt sich für die Menschen in unserem Lande aus. Sie spüren (Otto Fricke [FDP]: Keine Zeit mehr!) es. Gestern hat die Bundesagentur für Arbeit zwei Bot- Zum Schluss möchte ich auf eines hinweisen: Ein schaften verkündet: Bei der Beschäftigung und der Er- ausgeglichener Bundeshaushalt ist in Sichtweite. Wir werbstätigkeit in der Bundesrepublik Deutschland haben setzen diese konsequente Haushalts- und Finanzpolitik wir Höchststände zu verzeichnen, und wir haben die seit sehr solide fort. 14 Jahren niedrigste Arbeitslosigkeit in unserem Land. Ich bitte Sie um Ihre Zustimmung zu diesem Haushalt (Ulrike Flach [FDP]: Und die höchste Infla- und bedanke mich für die Aufmerksamkeit. tion!) (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) Die Menschen kommen wieder in Arbeit – auch ältere. Die Beschäftigungsquote der Älteren steigt, und auch das Phänomen der Langzeitarbeitslosigkeit bekommen Vizepräsidentin Petra Pau: wir in den Griff. Dies sind gute Botschaften aufgrund Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Steffen unserer generationengerechten Stabilitätspolitik. Kampeter das Wort. (B) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- (D) (Beifall bei der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Er erklärt uns jetzt etwas!) neten der SPD) Ich habe in dieser Woche gelernt, dass die Realität der Steffen Kampeter (CDU/CSU): größte Feind der Fiktion ist. Das scheint mir auch für Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und viele Beiträge aus der Opposition zu gelten. Sie haben Herren! Zu Beginn möchte ich für die Haushaltsberatun- eine etwas schwierige Wahrnehmung solch positiver gen, die wir in den letzten Monaten durchgeführt haben, Entwicklungen. Es ist ja nicht erforderlich, dass die Dank aussprechen. Ich bedanke mich erst einmal bei den Opposition unsere Arbeit lobt, aber sie darf auch kein Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Sekretariates des fiktionales Bild von der Realität in diesem Lande zeich- Haushaltsausschusses, aber auch beim Vorsitzenden des nen, sondern sie muss diese positiven Entwicklungen im Haushaltsausschusses, der das entgegen allen Unkenru- Interesse der Menschen, denen sie alle nutzen, auch ein- fen sehr fair, anständig und umsichtig gemacht hat, und mal akzeptieren. Sie darf sich nicht in einer oppositio- bei den Kolleginnen und Kollegen des Haushaltsaus- nellen Scheinwelt ergehen. schusses für die gute und kameradschaftliche Zusam- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- menarbeit. neten der SPD) Der erste übergreifende Impetus und die erste allge- Es ist auch deutlich geworden, dass wir bei der Be- meine Begeisterung kamen zu Beginn der Haushaltsbe- trachtung dieser Realität nicht stehen bleiben, sondern ratung auf, als die Kollegin Lührmann ihre Vermählung im Interesse der Menschen für mehr Arbeit, für mehr bekannt gegeben hat. Wir waren uns einig, dass das ein Beschäftigung, für mehr Sicherheit und für mehr Bil- herausragendes Ereignis der diesjährigen Sitzungsperi- dung in diesem Land weitermachen wollen. Bei der Auf- ode ist. stellung dieses Haushaltes haben wir deswegen auch Ich zolle der Bundesregierung meinen Respekt dafür, wichtige Entscheidungen im investiven Bereich getrof- dass sie während der Bereinigungssitzung bis um halb fen. Ich nenne als Beispiel das Plus bei den Verkehrsin- drei morgens an den Beratungen des Parlamentes mitge- vestitionen. Ein leistungsfähiges Land braucht leistungs- wirkt hat. Selbst amtierende Kabinettsmitglieder waren fähige Verkehrswege. Ich nenne als weiteres Beispiel die bis in die frühen Morgenstunden sehr präsent. Ich finde, Investitionen in die Kinderbetreuungsinfrastruktur. Wir das hat sich gelohnt. Die Nettokreditaufnahme sinkt wei- wollen den Menschen das Ja zur Familie auch organisa- ter. Dies ist die erste gute Botschaft dieser Haushaltsbe- torisch erleichtern. Das sind gute Zukunftsentscheidun- ratung. gen, die mit diesem Haushalt getroffen worden sind. 13786 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Steffen Kampeter (A) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie (C) neten der SPD) bei Abgeordneten der FDP) Ich will nicht verschweigen, dass ich auch stolz da- Noch zwei Beispiele aus Ihren Anträgen, meine Da- rauf bin, dass wir in Kultur investieren. Wir sind das men und Herren von der Opposition, mit denen Sie an- Land der Dichter und Denker. geblich die Nettokreditaufnahme senken wollen. Sie schlagen vor, weniger Geld für die Kohle auszugeben. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Ich habe mir das angeschaut und mich gefragt, ob wir ei- NEN]: Jetzt kommen gleich die Nobelpreisträ- nen Fehler gemacht haben; denn ich war immer dafür, ger!) die Kohlesubventionen zu verringern. Nein, Sie schla- Wir haben eine große historische Tradition. Dieser wer- gen vor, in bestehende rechtliche Zusagen einzugreifen den wir mit dem größten nationalen Kulturinvestitions- und den Kohlekompromiss aufzukündigen. Das ist kein programm gerecht. Dies ist eine Politik, die weit über Einsparvorschlag; das ist Rechtsbruch. Das nutzt nicht den Tag, weit über die Legislaturperiode hinaus unserem dem Steuerzahler; das nutzt den Rechtsanwälten, die Land guttut. Dies ist eine erfolgreiche Politik im Inte- sich vor Gericht darüber streiten können. Das ist unso- resse der Menschen. lide; das ist Blödsinn. So kann man als Opposition keine seriöse Politik betreiben. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU so- wie des Abg. Carsten Schneider [Erfurt] (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) [SPD]) Die Liberalen, deren Anspruch es ist, die Regierung Vier Tage hatte die Opposition nun die Möglichkeit, von morgen zu stellen, haben uns zum wiederholten Mal ihre Alternativen zu dieser Politik aufzuzeigen. ein Sparbuch vorgelegt. Als Erstes muss ich dazu an- merken: Das Sparbuch ist ein bisschen aufgeblasen. An- (Otto Fricke [FDP]: Das hat sie weidlich ge- ständigerweise bedruckt man Papier beidseitig. Aber bei nutzt!) diesem Sparbuch ist jede Seite nur einmal bedruckt. Das Von einzelnen Ausnahmen abgesehen, wirkte diese Op- bedeutet nichts anderes, als dass dort mehr Schein als position so lustlos, so langweilig, so schlecht aufgestellt, Sein drin ist. Das ist das Charakteristische dieses Spar- so substanzlos und vor allen Dingen so kleinkariert wie buches. kaum eine Opposition zuvor. Gnade unserem Land, (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und wenn so die Regierung von morgen aussieht! Eigentlich der SPD) ist es die Funktion der Opposition, deutlich zu machen, dass sie es besser kann. Aber Sie können es leider nicht, Die unsolide Art wird noch an einer anderen Stelle deut- (B) leider für Sie, gut für unser Land. lich. Wenn man den Zuschuss an die Krankenversiche- (D) rung streicht, bedeutet das höhere Beiträge, netto weni- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- ger für die Menschen, mehr Arbeitslosigkeit und höhere neten der SPD) Staatsausgaben. Das ist eine liberale Luftbuchung, kein Frau Künast, was Sie und Ihre Kollegen heute und in Einsparvorschlag. den letzten Tagen geboten haben, stand sehr im Schatten (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Ihres Parteitages. Von jemandem, der den Bürgerinnen neten der SPD – Abg. Otto Fricke [FDP] hält und Bürgern dieses Landes einen ungedeckten Scheck in ein Schriftstück hoch) Höhe von 60 Milliarden Euro präsentiert, nehmen wir keine Ratschläge entgegen, wie wir null Neuverschul- – Herr Fricke, ab und zu ist mal eine Seite beidseitig be- dung für Deutschland machen können. Es darf nicht druckt; wahrscheinlich, weil es sonst zu dick geworden wahr sein, wie unseriös und unsolide Sie argumentieren. wäre. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Wie kleinkariert die Liberalen vorgehen, zeigt, dass neten der SPD) sie die Mittel für die Kriegsgräberfürsorge um ein Drittel kürzen wollen. Es verwundert niemanden, wenn solche Leute wie Herr Metzger Ihre Partei verlassen. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hört! Hört!) (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Ich glaube nicht, dass es am mangelnden historischen NEN]: Wollen Sie ihn haben? Wollen Sie ihn? Bewusstsein der Liberalen liegt. Vielmehr wurde es um Er passt zu Ihnen!) des Effekts willen ein bisschen schlampig gemacht, da- mit man eine weitere Einsparung vorweisen konnte. Ich Es ist beschämend, dass Ihre haushaltspolitische Spre- glaube gar nicht, dass die Liberalen gegen die Kriegsgrä- cherin in dieser Woche auf die Frage, woher die berfürsorge sind. Aber das zeigt, wie solide dieses Spar- 60 Milliarden Euro kommen sollen, lediglich zurückge- buch ist. Es ist kein Sparbuch, sondern ein dicker fragt hat: Warum sind Sie denn gegen Bildungsausga- Schmierzettelblock, leider nicht mehr. ben? Nein, wir sind natürlich nicht gegen Bildungsaus- gaben. Aber wir sind gegen diejenigen, die eine (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) Kuschelpolitik mit Freibieranspruch machen und dem Dieses Sparbuch ist der Jäger 90 der Liberalen. Bürger nicht die Rechnung präsentieren. Das ist unse- riös, unsolide und unverantwortlich gegenüber den Men- (Heiterkeit bei der CDU/CSU sowie bei Abge- schen in unserem Land. ordneten der SPD) Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13787

Steffen Kampeter (A) Frau Matthäus-Maier war auch einmal in der FDP. Das schlacht im Jahre 9 Nachhilfe braucht. Er kommt wie ich (C) darf hier erwähnt werden. Sie hat uns jahrelang damit aus Nordrhein-Westfalen. Ich habe mir das schwer erar- gequält. Wenn ich sie heute frage, dann schmunzelt sie beiten müssen. Deswegen wollen wir zum Abschluss mich an und weiß ganz genau, dass es unsolide war, den dieser Debatte dem Kollegen Westerwelle eine aktuelle Jäger 90 damals als Argument anzuführen. Genauso un- Ausgabe einer Zeitschrift über die Varusschlacht überge- solide ist es, jedes Jahr mit einem solch substanzlosen, ben. Sie ist bebildert und nicht sehr anspruchsvoll, auch „alternativlosen“ Buch zu nerven. Wo ist eigentlich die für Abgeordnete geeignet. Opposition, die Alternativen aufzeigt und nicht mit Schmierzetteln den Deutschen Bundestag in die Irre füh- (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und ren will? der SPD) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Damit bedanken wir uns für das Geschenk des Spar- neten der SPD – Zurufe von der FDP: Hier!) buchs. Wir antworten mit Varus. Nun komme ich zum Konglomerat von ehemaligen In diesem Sinne wünschen wir weiterhin gute Bera- SED-, PDS- und DKP-Funktionären. tung. Jetzt steht Ihrer Abreise nichts mehr entgegen. Wir können abstimmen. (Zurufe von der LINKEN: Oh!) Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. Ihr Konzept ist relativ einfach: Abkassieren und Umver- teilen. Ich will das dahin gehend zusammenfassen, dass (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) jeder, der in Deutschland arbeitet oder arbeiten will, sich Sorgen machen muss, wenn diese Konzepte in die Wirk- Vizepräsidentin Petra Pau: lichkeit umgesetzt werden. Sie sind ein Programm für Ich schließe die Aussprache. Arbeitslosigkeit und weitgehende Verarmung. Sie sind populistisch und verantwortungslos. Wir kommen zur Schlussabstimmung über das Haushaltsgesetz 2008. Das betrifft die Drucksachen 16/6000, (Widerspruch bei der LINKEN) 16/6002, 16/6401 bis 16/6414, 16/6416 und 16/6419 bis 16/6425. Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Auch dieser Teil der Opposition ist von wenig Substanz geprägt. Wir werden die Erfolge, die wir bei Beschäfti- Ich weise Sie darauf hin, dass nach dieser namentli- gung, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und Staatskon- chen Abstimmung noch weitere, einfache Abstimmun- solidierung haben, nicht fortsetzen können, wenn wir gen über Entschließungsanträge folgen werden. auch nur ein Jota dieses Populismus von DKP-Funktio- nären, SED-Altoberen und anderen übernehmen würden. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die (B) vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind alle Schriftfüh- (D) (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) rerinnen und Schriftführer an ihrem Platz? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung. Der von Frau Kollegin Künast zum kommunistischen Kolumnisten geadelte Hugo Müller-Vogg schreibt in Be- Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine zug auf die Grünen – aber das gilt für alle –: Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Ich Politik als Wunschkonzert, Programme als Ge- schließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerin- schenkkatalog ohne Preisangabe: In der Opposition nen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen. machen die Grünen es sich bequem – und sich Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später be- selbst völlig unglaubwürdig. kannt gegeben. Das ist völlig zutreffend. Wir setzen die Abstimmungen fort und kommen zu den Entschließungsanträgen. Liebe Kolleginnen und (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Kollegen, wenn Sie an den Abstimmungen teilnehmen NEN]: Wir haben doch eine Preisangabe ge- wollen, dann bitte ich Sie, Platz zu nehmen. Notwendige macht! Das haben sie doch gerade kritisiert! Gespräche können Sie vor dem Plenarsaal fortsetzen. Sie blicken auch nicht mehr durch!) (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das gilt auch Dem kann man eigentlich im Hinblick auf die Oppo- für das Präsidium! Mit gutem Beispiel voran- sition nicht mehr viel hinzufügen. gehen!) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Wir setzen die Abstimmungen fort und beginnen mit neten der SPD) der Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD. Wer stimmt für Ich will schließen. Wir haben in dieser Woche mehr- den Entschließungsantrag auf Drucksache 16/7358? – fach von der FDP ein Buch bekommen. Die Gegenprobe! – Wer enthält sich? – Der Entschlie- (Otto Fricke [FDP]: Haben Sie es gelesen?) ßungsantrag ist mit den Stimmen der CDU/CSU-Frak- tion und der SPD-Fraktion gegen die Stimmen der Frak- Wenn man ein Geschenk bekommt, dann soll man über- tion Die Grünen und bei Enthaltung der Fraktion Die legen, ob man vielleicht etwas zurückschenken kann. Linke und der Fraktion der FDP angenommen. Der Kollege Westerwelle, der hinten mit der Bundes- kanzlerin wichtige Gespräche führt, hat dokumentiert, Wir fahren fort mit der Abstimmung über fünf Ent- dass er in Sachen Siebenjähriger Krieg und Varus- schließungsanträge der Fraktion der FDP. 13788 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Vizepräsidentin Petra Pau (A) Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Druck- (C) Drucksache 16/7308? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent- sache 16/7306? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Ent- hält sich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt. haltungen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist auch dieser Entschließungsantrag abgelehnt. Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Druck- sache 16/7312? – Die Gegenprobe! – Gibt es Enthaltun- Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Druck- gen? – Das ist nicht der Fall. Der Entschließungsantrag sache 16/7307? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält ist damit abgelehnt. sich? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion gegen Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Druck- die Stimmen der Antragsteller bei Enthaltung der Frak- sache 16/7322? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Ent- tion Die Linke abgelehnt. haltungen? – Der Entschließungsantrag ist damit abge- lehnt. Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Druck- sache 16/7316? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Druck- sich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt. sache 16/7336. Wer stimmt für den Entschließungs- antrag? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Enthaltun- Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Druck- gen? – Das ist nicht der Fall. Der Entschließungsantrag sache 16/7318. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dage- ist gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt. gen? – Gibt es Enthaltungen? – Der Entschließungs- antrag ist mit den Stimmen der CDU/CSU-Fraktion, der Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Druck- SPD- Fraktion, der FDP-Fraktion und der Fraktion Die sache 16/7337? – Die Gegenprobe! – Wer enthält sich? – Linke gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt. Der Entschließungsantrag ist abgelehnt. Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Druck- Wir kommen nun zu den drei Entschließungsanträgen sache 16/7319? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält der Fraktion Die Linke. sich? – Der Entschließungsantrag ist mit den Stimmen Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Druck- der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Opposi- sache 16/7315? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es Ent- tionsfraktionen abgelehnt. haltungen? – Der Entschließungsantrag ist gegen die Wer stimmt schließlich für den Entschließungsantrag Stimmen der Antragsteller abgelehnt. auf Drucksache 16/7323? – Wer stimmt dagegen? – Gibt Wir kommen zum Entschließungsantrag auf Drucksa- es Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist abge- che 16/7328. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dage- lehnt. gen? – Wer enthält sich? – Damit ist auch dieser Ent- Soeben übermitteln mir die Schriftführerinnen und (B) schließungsantrag abgelehnt. (D) Schriftführer das Ergebnis der namentlichen Abstim- Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Druck- mung. Ich danke ihnen recht herzlich für ihre Arbeit. sache 16/7335? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält (Beifall) sich? – Der Entschließungsantrag ist damit ebenfalls ab- gelehnt. Ich muss die Sitzung also nicht unterbrechen und gebe Ihnen das von den Schriftführerinnen und Schriftführern Wir kommen schließlich zur Abstimmung über sieben ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstimmung, Entschließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die Schlussabstimmung über das Haushaltsgesetz 2008, be- Grünen. kannt: Abgegebene Stimmen 552. Mit Ja haben ge- Wer stimmt für den Entschließungsantrag auf Druck- stimmt 408, mit Nein haben 144 gestimmt, es gab keine sache 16/7299? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält Enthaltungen. Das Haushaltsgesetz 2008 ist angenom- sich? – Der Entschließungsantrag ist abgelehnt. men.

Endgültiges Ergebnis Dorothee Bär Abgegebene Stimmen: 552; Thomas Bareiß Klaus Brähmig Dr. Hans Georg Faust davon Norbert Barthle Michael Brand Dr. Ingrid Fischbach ja: 408 Günter Baumann Dr. Hartwig Fischer (Göttingen) nein: 144 Ernst-Reinhard Beck Monika Brüning Dirk Fischer (Hamburg) enthalten: 0 (Reutlingen) Axel E. Fischer (Karlsruhe- Cajus Caesar Land) Ja Dr. Dr. Klaus-Peter Flosbach CDU/CSU Thomas Dörflinger Dr. Hans-Peter Friedrich Dr. Maria Böhmer Marie-Luise Dött (Hof) Maria Eichhorn Erich G. Fritz Wolfgang Börnsen Dr. Stephan Eisel Jochen-Konrad Fromme (Bönstrup) (Lübeck) Dr. Michael Fuchs Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13789

Vizepräsidentin Petra Pau (A) Hans-Joachim Fuchtel Marion Seib Dr. (C) Dr. Bernd Siebert Dr. Herta Däubler-Gmelin Dr. Jürgen Gehb Eduard Lintner Dr. Klaus W. Lippold Martin Dörmann Dr. Carl-Christian Dressel Michael Glos Dr. Michael Luther Christian Freiherr von Stetten Elvira Drobinski-Weiß Ralf Göbel (Altötting) Josef Göppel Wolfgang Meckelburg Andreas Storm Detlef Dzembritzki Peter Götz Dr. Dr. Wolfgang Götzer Dr. Angela Merkel (Heilbronn) Siegmund Ehrmann Michael Stübgen Hans Eichel Laurenz Meyer (Hamm) Hans Peter Thul Petra Ernstberger Hermann Gröhe Karin Evers-Meyer Michael Grosse-Brömer Dr. h. c. Annette Faße Markus Grübel Dr. Eva Möllring Volkmar Uwe Vogel Elke Ferner Andrea Astrid Voßhoff Monika Grütters Dr. Gerd Müller Gerhard Wächter Rainer Fornahl Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Hildegard Müller Gabriele Frechen Guttenberg Carsten Müller (Braunschweig) Peter Friedrich Stefan Müller (Erlangen) Peter Weiß (Emmendingen) Ursula Heinen Bernward Müller (Gera) Gerald Weiß (Groß-Gerau) Uda Carmen Freia Heller (Bremen) Iris Gleicke Dr. Georg Nüßlein Karl-Georg Wellmann Günter Gloser Jürgen Herrmann Franz Obermeier Annette Widmann-Mauz Renate Gradistanac Klaus-Peter Willsch Dieter Grasedieck Ernst Hinsken Willy Wimmer (Neuss) Rita Pawelski Elisabeth Winkelmeier- Gabriele Groneberg Robert Hochbaum Ulrich Petzold Becker Achim Großmann Franz-Josef Holzenkamp Dr. Dagmar Wöhrl Wolfgang Grotthaus Joachim Hörster Sibylle Pfeiffer Wolfgang Zöller Hans-Joachim Hacker Anette Hübinger Willi Zylajew Hubert Hüppe Klaus Hagemann Susanne Jaffke SPD Alfred Hartenbach (B) Dr. Daniela Raab Dr. Lale Akgün Michael Hartmann (D) Dr. Hans-Heinrich Jordan (Wackernheim) Dr. Dr. Nina Hauer (Konstanz) Peter Rauen Bartholomäus Kalb Ingrid Arndt-Brauer Dr. Reinhold Hemker Hans-Werner Kammer Klaus Riegert Rolf Hempelmann Steffen Kampeter Dr. Ernst Bahr (Neuruppin) Dr. Barbara Hendricks Franz Romer Bernhard Kaster Johannes Röring Dr. Hans-Peter Bartels Petra Heß Siegfried Kauder (Villingen- Kurt J. Rossmanith Gabriele Hiller-Ohm Schwenningen) Dr. Norbert Röttgen Sören Bartol Stephan Hilsberg Dr. Christian Ruck Sabine Bätzing (Essen) (Weiden) Gerd Höfer Jürgen Klimke Peter Rzepka (Wismar) Julia Klöckner Anita Schäfer (Saalstadt) Frank Hofmann (Volkach) Hermann-Josef Scharf Dr. Eike Hovermann Kristina Köhler (Wiesbaden) Dr. Wolfgang Schäuble Klaas Hübner Manfred Kolbe Hartmut Schauerte Christel Humme Norbert Königshofen Dr. (Heidelberg) Lothar Ibrügger Dr. Dr. Johannes Jung (Karlsruhe) Hartmut Koschyk Karl Schiewerling Johannes Kahrs Thomas Kossendey Norbert Schindler Ulrich Kasparick Georg Schirmbeck Dr. h. c. Susanne Kastner Dr. Günter Krings Dr. Dr. Martina Krogmann Christian Schmidt (Fürth) Klaus Brandner Hans-Ulrich Klose Johann-Henrich Andreas Schmidt (Mülheim) Dr. Bärbel Kofler Krummacher (Berlin) Bernhard Brinkmann Dr. Hermann Kues Dr. (Hildesheim) Fritz Rudolf Körper Dr. Karl A. Lamers Dr. Ole Schröder Karin Kortmann (Heidelberg) Bernhard Schulte-Drüggelte Marco Bülow Rolf Kramer Andreas G. Lämmel Dr. Norbert Lammert Wilhelm Josef Sebastian Dr. Michael Bürsch Ernst Kranz Nicolette Kressl Dr. Max Lehmer Kurt Segner Marion Caspers-Merk Volker Kröning 13790 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

Vizepräsidentin Petra Pau (A) Dr. Hans-Ulrich Krüger Wolfgang Spanier Heinz Lanfermann Volker Schneider (C) Angelika Krüger-Leißner Dr. Margrit Spielmann (Saarbrücken) Jürgen Kucharczyk Jörg-Otto Spiller Harald Leibrecht Dr. Herbert Schui Helga Kühn-Mengel Dr. Ditmar Staffelt Ina Lenke Dr. Ilja Seifert Ute Kumpf Dieter Steinecke Sabine Leutheusser- Dr. Ludwig Stiegler Schnarrenberger Frank Spieth Christian Lange (Backnang) Rolf Stöckel Michael Link (Heilbronn) Dr. Dr. Christoph Strässer Markus Löning Dr. Helga Lopez Dr. Peter Struck Horst Meierhofer Gabriele Lösekrug-Möller Joachim Stünker Patrick Meinhardt Jörn Wunderlich Dirk Manzewski Dr. Rainer Tabillion Jan Mücke Sabine Zimmermann Lothar Mark Jella Teuchner Burkhardt Müller-Sönksen Dr. h. c. BÜNDNIS 90/ Jörn Thießen DIE GRÜNEN Rüdiger Veit Jörg Rohde Simone Violka Frank Schäffler (Bremen) Petra Merkel (Berlin) Jörg Vogelsänger Dr. Ulrike Merten Dr. Marlies Volkmer Dr. Dr. Hedi Wegener Dr. Grietje Bettin Ursula Mogg Andreas Weigel Dr. Rainer Stinner Alexander Bonde Detlef Müller (Chemnitz) Petra Weis Carl-Ludwig Thiele Ekin Deligöz Michael Müller (Düsseldorf) Gunter Weißgerber Dr. Thea Dückert Gesine Multhaupt Dr. Guido Westerwelle Dr. Uschi Eid Dr. Rolf Mützenich (Wiesloch) Dr. Volker Wissing Hans-Josef Fell Dr. Rainer Wend Hartfrid Wolff (Rems-Murr) Thomas Oppermann Lydia Westrich Martin Zeil Anja Hajduk Holger Ortel Dr. Britta Haßelmann Johannes Pflug Andrea Wicklein DIE LINKE Joachim Poß Heidemarie Wieczorek-Zeul Peter Hettlich Christoph Pries Dr. Dieter Wiefelspütz Hüseyin-Kenan Aydin Priska Hinz (Herborn) Dr. Wilhelm Priesmeier Dr. Dr. Ulrike Höfken Waltraud Wolff Dr. Dr. Dr. (Wolmirstedt) Bärbel Höhn Heidi Wright Eva Bulling-Schröter Thilo Hoppe Maik Reichel Roland Claus Ute Koczy (B) Dr. Carola Reimann Manfred Zöllmer Sevim Dağdelen Sylvia Kotting-Uhl (D) Christel Riemann- Dr. Fritz Kuhn Hanewinckel Werner Dreibus Renate Künast Dr. Dagmar Enkelmann Nein Markus Kurth Sönke Rix Undine Kurth (Quedlinburg) René Röspel Diana Golze FDP Dr. Dr. Gregor Gysi Anna Lührmann Karin Roth (Esslingen) Jens Ackermann Heike Hänsel Nicole Maisch Michael Roth (Heringen) Dr. Hans-Kurt Hill Cornelia Hirsch Kerstin Müller (Köln) Marlene Rupprecht (Münster) Inge Höger (Tuchenbach) Dr. Barbara Höll Omid Nouripour Anton Schaaf Brigitte Pothmer Axel Schäfer (Bochum) Ernst Burgbacher Dr. Lukrezia Jochimsen (Augsburg) Bernd Scheelen Patrick Döring Dr. Hakki Keskin Jörg van Essen Elisabeth Scharfenberg Dr. Frank Schmidt Ulrike Flach Christine Scheel (Aachen) Otto Fricke Katrin Kunert Irmingard Schewe-Gerigk Silvia Schmidt (Eisleben) Paul K. Friedhoff Dr. Carsten Schneider (Erfurt) (Bayreuth) Michael Leutert Rainder Steenblock Olaf Scholz Dr. Edmund Peter Geisen Ulla Lötzer Dr. Gesine Lötzsch Dr. Dr. Harald Terpe Ulrich Maurer Reinhard Schultz Joachim Günther (Plauen) Jürgen Trittin Kornelia Möller (Everswinkel) Dr. Christel Happach-Kasan Wolfgang Wieland Kersten Naumann (Spandau) Birgit Homburger Josef Philip Winkler Dr. Wolfgang Nešković Margareta Wolf (Frankfurt) Dr. Dr. Angelica Schwall-Düren Dr. Heinrich L. Kolb Petra Pau Fraktionslose Abgeordnete Dr. Martin Schwanholz Hellmut Königshaus Gudrun Kopp Elke Reinke Henry Nitzsche Rita Schwarzelühr-Sutter Jürgen Koppelin Paul Schäfer (Köln) Gert Winkelmeier Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13791

Vizepräsidentin Petra Pau (A) (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD) Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun- (C) destages auf Mittwoch, den 12. Dezember 2007, 13 Uhr, Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am ein. Schluss unserer heutigen Tagesordnung. Die Sitzung ist geschlossen. (Schluss: 12.54 Uhr)

(B) (D)

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13793

(A) Anlagen zum Stenografischen Bericht (C)

Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten

entschuldigt bis entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Abgeordnete(r) einschließlich

Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ 30.11.2007 Mühlstein, Marko SPD 30.11.2007 DIE GRÜNEN Müntefering, Franz SPD 30.11.2007 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ 30.11.2007 DIE GRÜNEN Noll, Michaela CDU/CSU 30.11.2007

Binninger, Clemens CDU/CSU 30.11.2007 Paula, Heinz SPD 30.11.2007

Bismarck, Carl-Eduard CDU/CSU 30.11.2007 Piltz, Gisela FDP 30.11.2007 von Raidel, Hans CDU/CSU 30.11.2007 Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 30.11.2007 Reiche (Potsdam), CDU/CSU 30.11.2007 Deittert, Hubert CDU/CSU 30.11.2007* Katherina

Gehrcke, Wolfgang DIE LINKE 30.11.2007 Reichenbach, Gerold SPD 30.11.2007

Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ 30.11.2007 Schily, Otto SPD 30.11.2007 DIE GRÜNEN Schmidt (Nürnberg), SPD 30.11.2007 (B) Goldmann, Hans- FDP 30.11.2007 Renate (D) Michael Schuster, Marina FDP 30.11.2007 Graf (Rosenheim), SPD 30.11.2007* Angelika Spahn, Jens CDU/CSU 30.11.2007

Gunkel, Wolfgang SPD 30.11.2007 Steppuhn, Andreas SPD 30.11.2007

Haibach, Holger CDU/CSU 30.11.2007 Ströbele, Hans-Christian BÜNDNIS 90/ 30.11.2007 DIE GRÜNEN Haustein, Heinz-Peter FDP 30.11.2007 Strothmann, Lena CDU/CSU 30.11.2007 Heilmann, Lutz DIE LINKE 30.11.2007 Tauss, Jörg SPD 30.11.2007 Hoff, Elke FDP 30.11.2007 Thönnes, Franz SPD 30.11.2007 Irber, Brunhilde SPD 30.11.2007

Juratovic, Josip SPD 30.11.2007 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- Kleiminger, Christian SPD 30.11.2007** sammlung der OSZE

Klug, Astrid SPD 30.11.2007 Anlage 2 Knoche, Monika DIE LINKE 30.11.2007 Amtliche Mitteilungen Dr. Küster, Uwe SPD 30.11.2007 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 Lehn, Waltraud SPD 30.11.2007 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: 13794 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007

(A) Auswärtiger Ausschuss Ausschuss für Bildung, Forschung und (C) Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Ver- sammlung der Westeuropäischen Union/Interparlamentari- – Unterrichtung durch die Bundesregierung sche Europäische Versammlung für Sicherheit und Vertei- digung (WEU/IEVSV) Siebzehnter Bericht nach § 35 des Bundesausbildungs- förderungsgesetzes zur Überprüfung der Bedarfssätze, Tagung der Versammlung vom 18. bis 20. Dezember Freibeträge sowie Vomhundertsätze und Höchstbeträge 2006 in Paris nach § 21 Abs. 2 – Drucksachen 16/5721, 16/6369 Nr. 1.2 – – Drucksache 16/4123 –

– Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben Europarates für die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- 2006 Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische – Drucksachen 16/5828, 16/6369 Nr. 1.4 – Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarates für die Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und 2006 Geschäftsordnung – Drucksachen 16/5829, 16/6369 Nr. 1.5 – Drucksache 16/993 Nr. 1.4

Finanzausschuss Auswärtiger Ausschuss

– Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 16/6389 Nr. 1.29 Drucksache 16/6389 Nr. 1.34 Bericht über die aktualisierten Stabilitäts- und Konver- Drucksache 16/6389 Nr. 1.48 genzprogramme 2006/2007 der EU-Mitgliedstaaten – Drucksachen 16/6338, 16/6702 Nr. 3 – Innenausschuss Drucksache 16/150 Nr. 2.168 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/5199 Nr. 1.4 Drucksache 16/6389 Nr. 1.15 (B) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 16/6389 Nr. 1.16 (D) Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in Drucksache 16/6389 Nr. 1.47 den Jahren 2005/2006 sowie über die Lage und Ent- Drucksache 16/6389 Nr. 1.93 wicklung auf seinem Aufgabengebiet Drucksache 16/6389 Nr. 1.100 und Drucksache 16/6389 Nr. 1.101 Stellungnahme der Bundesregierung Drucksache 16/6501 Nr. 1.4 – Drucksachen 16/5710, 16/6369 Nr. 1.1 – Sportausschuss Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Drucksache 16/481 Nr. 1.20 Verbraucherschutz

– Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsausschuss Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse- Drucksache 16/5681 Nr. 1.16 rung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ für Drucksache 16/6389 Nr. 1.20 den Zeitraum 2007 bis 2010 Drucksache 16/6715 Nr. 1.4 – Drucksachen 16/5324, 16/7053 Nr. 1 – Drucksache 16/6715 Nr. 1.21 Drucksache 16/6865 Nr. 1.18 – Unterrichtung durch die Bundesregierung

Bericht der Bundesregierung über die künftige Gestal- Ausschuss für Wirtschaft und Technologie tung der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ Drucksache 16/6715 Nr. 1.2 Rahmenplan für den Zeitraum 2008 bis 2011 – Drucksachen 16/6585, 16/6840 Nr. 2 – Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/6865 Nr. 1.20

– Unterrichtung durch die Bundesregierung Zweiter Bericht der Bundesregierung über die Situa- Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung tion des Fahrradverkehrs in der Bundesrepublik Drucksache 16/6865 Nr. 1.8 Deutschland 2007 Drucksache 16/6865 Nr. 1.15 – Drucksache 16/6705 – Drucksache 16/6865 Nr. 1.16 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 131. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2007 13795

(A) Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (C) Reaktorsicherheit Drucksache 16/5199 Nr. 2.10 Drucksache 16/3713 Nr. 1.17 Drucksache 16/5199 Nr. 2.32 Drucksache 16/4819 Nr. 1.3 Drucksache 16/5329 Nr. 1.5 Drucksache 16/5681 Nr. 1.10 Drucksache 16/5329 Nr. 1.6 Drucksache 16/6389 Nr. 1.17 Drucksache 16/5681 Nr. 1.3 Drucksache 16/6389 Nr. 1.40 Drucksache 16/5806 Nr. 1.6 Drucksache 16/5806 Nr. 1.7 Drucksache 16/5806 Nr. 1.8 Drucksache 16/6041 Nr. 1.6 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 16/6389 Nr. 1.90 Drucksache 16/6865 Nr. 1.5 Drucksache 16/4819 Nr. 1.2 Drucksache 16/6865 Nr. 1.21 Drucksache 16/6389 Nr. 1.79

(B) (D)

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