MAGAZIN FÜR HOLZBLÄSER Eine Vierteljahresschrift · Einzelheft € 6,50 Heft 1/2007 Termin: jeweils Samstags von 10.00–17.00 Uhr Ort: Kreismusikschule Celle, Kanonenstr. 4, 29221 Celle oder Schulzentrum Burgstraße, Burgstr. 21, 29221 Celle

Seminar 1 Seminar 2 3. März 2007 12. Mai 2007 mit mit Paul Leenhouts Gerd Lünenbürger

„Sfere Armoniche“ Neue Musik lesen – üben – Englische und deutsche Consortmusik, interpretieren – unterrichten italienische Canzonen oder diminuierte Chansons Das Seminar richtet sich gleichermaßen an fortge- Paul Leenhouts hat sich in den letzten Jahren auf schrittene Musikschüler und Amateure wie auch an die Consortmusik des 16. und 17. Jahrhunderts Studenten und Musikschullehrer. Verschiedene Fra - spezialisiert und mit dem von ihm gegründeten En- gen sollen behandelt werden, die sich bei der Be- semble The Royal Wind Music große Erfahrung auf schäftigung mit neuer Blockflötenmusik stellen, z. B.: diesem Gebiet erworben. In diesem Seminar gibt er – Wie gehe ich an eine unbekannte Partitur? sein Wissen weiter und nimmt zu folgenden The- – Welche musikalischen oder technischen Bau- men Stellung: steine stehen im Zentrum? – Englische und deutsche Consortmusik – eine – Wie kann ich eine eigene Übestrategie ent - Literaturübersicht wickeln? – Ensemble-Technik – Wie verläuft die Kommunikation mit evtl. Mit- – Reine Stimmung in der Praxis spielern? – Instrumentierung und Besetzung – Wie entwickele ich eine Hörvorstellung und eine – Diminutionen eigene Interpretation? – Musica Ficta – In welchem ästhetischen Rahmen bewegt sich Der Kurs richtet sich an Spieler, die bereits Erfah- das Stück? rung im Ensemblespiel haben oder Kenntnisse dar- – Und nicht zuletzt: Welche Möglichkeiten er- über gewinnen wollen. Es ist sowohl eine aktive schließen sich für die Unterrichtsarbeit? wie eine passive Teilnahme möglich. Spieler, die eine erste Annäherung an Neue Musik suchen, sind also ebenso eingeladen wie diejenigen, Teilnahmegebühr: 40,00 € (aktive Teilnahme), die sich schon mehrfach mit zeitgenössischen Wer- 25,00 € (passive Teilnahme) ken beschäftigt haben.

Teilnahmegebühr: 40,00 € (aktive Teilnahme), 25,00 € (passive Teilnahme)

Weitere Informationen und Anmeldung: Moeck Musikinstrumente + Verlag, Lückenweg 4, D-29227 Celle · Tel. 05141-8853-0 · [email protected] · www.moeck.com Veranstalter: Moeck Musikinstrumente + Verlag und Kreismusikschule Celle TIBIA · Magazin für Holzbläser 32. Jahrgang · Heft 1/2007

Inhalt Adrian Brown und David Lasocki: Blockflötenbauer der Renaissance, Teil 1 322 Das Porträt: „…wenn wir damit dem ‘Wahren, Schönen, Guten’ etwas näher kommen, lohnt sich die Arbeit“. Michael Schneider sprach mit dem Blockflötisten Michael Form 329 Tomma Wessel: Integrating the Recorder – Vier Uraufführungen für Blockflöte und Ensemble 334 Thiemo Wind: Eine formale Rekonstruktion von Jacob van Eycks Variationsfolgen über Doen Daphne 344 Summaries 352 Berichte Sabine Haase-Moeck: Europäisches Blockflötenfestival 2006 in Feldkirch 353 Sabine Haase-Moeck: Die Blockflötenbiennale 2006 in Wien 356 Monika Herzhoff: ICRO 2006 360 Ellen Svoboda: Das Einmaleins des Ensemblespiels 362 Irmhild Beutler: 10. Koreanisches Blockflötenfestival 2006 364 Eine Reise gemacht – an Tibia gedacht Gabriele Hilsheimer: Flöten aus aller Welt in Marmoutier im Elsass 366 Moments littéraires 367 Rezensionen Bücher 370 Noten 372 Tonträger und AV-Medien 385 Leserforum 393 Neues aus der Holzbläserwelt 396 Veranstaltungen 398 Impressum 400

Titelbild: Ausschnitt aus Tapisserie de la Justice, einem Wandteppich aus dem Brüssel des 16. Jahr hun - derts, Musees Royaux d’Art et d’Histoire, Brüssel Diese Ausgabe enthält folgende Beilage: Flyer Rottenburgh, Moeck Musikinstrumente + Verlag, Celle Adrian Brown und David Lasocki Blockflötenbauer der Renaissance, Teil 1

Im Jahre 2004 veröffentlichte David Lasocki in mit den ersten Erwähnungen des Instrumentes der Zeitschrift American Recorder einen Ar ti kel, selbst. The New Langwill Index führt einen in dem er das Leben von Block flö ten spielern aus schlicht „Nicolaus“ genannten Mann als „flute der Renaissancezeit beschreibt und er gründete, maker“ (Blockflötenbauer?) in Prag mit der unter welchen Bedingungen sie arbeiteten.1 Jahres zahl 1397 auf.3 Elf Jahre später wurde ein gewisser Bartolomio, „pifaro“ (Bläser) im Dienste In dem hier vorliegenden Artikel haben sich des Grafen von Urbino, für „iiij flautj novj“ Adrian Brown und David Lasocki zusammen- (vier neue Blockflöten) entlohnt, die er an den getan, um zu erforschen, was wir von Browns Hof von Brescia geschickt hatte.4 Diese hatte er Kollegen aus der Renaissancezeit wissen und vermutlich an seinem Heimatort gekauft oder was wir von ihren erhalten gebliebenen In stru - sie sogar selbst hergestellt. (Im 16. Jahrhundert menten lernen können. Sie stützen sich dabei waren einige Hersteller auch kunstfertige Spie - auf eigene und auf fremde Forschungen, die im ler.) The New Langwill Index erwähnt auch Rahmen des Utrechter Symposiums 2003 ver- einen gewissen Guillelmus d’Ager als „torneri- öffentlicht wurden, besonders aber auf einen us sive flahuterius“ (Drechsler oder Block flö - Artikel Peter Van Heyghens.2 ten bauer), Barcelona, 1420.5 Be zeich nen der - weise hat Anthony Rowland-Jones festgestellt, dass einige der frühesten unumstrittenen Ab - Anfänge bildungen der Blockflöte in Gemälden des Ka - ta lanischen Hofes von Aragón in Barcelona um Die frühesten direkten und indirekten Be zug - die Wende zum 15. Jahrhundert zu finden sind.6 nahmen auf Blockflötenhersteller tauchen im Die weiteren erhaltenen Belege über Block flö - späten 14. Jahrhundert auf, ungefähr zeitgleich ten hersteller des 15. Jahrhunderts stammen aus

Adrian Brown studierte in den frühen 1980er Jahren Instrumentenherstellung am London College of Furniture und spezialisierte sich auf Blockflöten unter Anleitung von Ken Collins. Seitdem ist er freiberuflich tätig als Hersteller handgefertigter Blockflöten. In den letzten 12 Jahren hat er viel Zeit in die Erforschung originaler Re naissance block - flöten gesteckt und hofft, sie irgendwann einmal alle vermessen zu haben. Er ist Autor einiger Artikel zu diesem Thema und hat zusammen mit Mitarbeitern des Kunst - historischen Museums Wien einen neuen Katalog der dortigen Sammlung herausge- bracht. Er lebt in Amsterdam (NL) mit seiner Frau, der Blockflötistin Susanna Borsch.

David Lasocki ist Leiter des Bibliotheksdienstes an der Indiana University. Er hat die Ver öffentlichung der Sachbeiträge zum Utrechter Symposium 2003 abgeschlossen und schreibt nun für Yale University Press ein Buch über die Block flöte sowie eine Mono - graphie über das Jazz-Ensemble Astral Project.

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Flandern, dem niederländisch sprechenden Teil unterwiesen, sondern durch Anleitung im des heutigen Belgien. Im Jahre 1426 bestellte Verhältnis 1:1 – sie gingen in die Lehre. Der Graf Philip der Gute von Burgund bei Loys Vater des Auszubildenden suchte einen Willay in Brügge „quatre grans instrumens de „Meister“ für seinen Sohn aus. Ausbilder und menestrelz, quatre douchaines et quatre fleutes, Auszubildender waren immer männlichen tous garniz d’estuiz de cuir et de coffres … a M. Geschlechts. Der Lehrling zog für einige Jahre le Marquis de Ferrare“ (vier große Stadt mu si - in den Haushalt des Meisters ein, um das kan teninstrumente [vermutlich einen Satz Handwerk zu erlernen. Ein Vertrag zwischen Schal meien], vier Douçaines (ebenfalls Schal - Vater und Meister regelte die Ausbildungszeit, meien) und vier Blockflöten, alle mit Lederetuis die Lebensbedingungen, die Aus bildungs in - und Truhen … an die Marquise von Ferrara).7 halte sowie das Finanzielle. Ein erhaltener Ver - Diese Bestellung führte möglicherweise zur trag vom 16. Mai 1542 betrifft einen französi- weiteren Verbreitung flämischer Instrumente. schen Holzblasinstrumentenbauer: So fand sich in der Inventarliste des Hofes der „Victor Thomassin, Kurzwarenhändler, wohn- Medici in Florenz aus dem Jahre 1463 ein Satz haft in Paris, Rue Garnetal, erklärt hiermit, dass aus „Quattro zufoli fiaminghi“ (vier flämischen er seinen Sohn Jehan Thomassin, wohl um die Blockflöten).8 Im Jahre 1443 bezahlte der Hof 16 Jahre alt, welchem er die Tugenden der Treue von Burgund einen gewissen Jean Chapuis, be - und der Rechtschaffenheit gründlich einge- schrieben als Hersteller von Lauten („luthier“), pflanzt hat, vom heutigen Tage an auf sechs aber möglicherweise auch von Holz blas in stru - Jahre anvertraut und zur Ausbildung übergibt menten, für „4 flûtes d’ivoire, l’une garnie d’or an Mathurin de la Noue, In stru men ten bau - et de pierreries et les autres non garnies“ (vier meister, wohnhaft in der Stadt Lyon, welcher Elfenbeinflöten, eine mit Gold und Edelsteinen durch diese Vereinbarung den vorgenannten verziert, die anderen schlicht).9 Im Steuerjahr Jehan Thomassin als seinen Lehrling annimmt 1481/82 erwarb der Brügger Stadtmusikant und einstellt, diesem die Erfüllung dieser Anthuenis Pavillon für die vier Stadt mu si kan - Vereinbarung zusichert und ihm verspricht, ten „eenen coker met fleuten“ (einen Kasten ihm Lehre und Anweisung in seinem genannten Block flöten), vermutlich von einem örtlichen Handwerk zuteil werden zu lassen und in der Hersteller.10 Der einzige Blockflötenhersteller Art und Weise, alle Instrumente, die er schafft dieser Stadt außer Willay und möglicherweise und herstellt, richtig und genau zu machen Chapuis ist jedoch ein gewisser Jean van sowie während des genannten Zeitraumes für Pitchem, ein „fleutmaker“, der in einem Do ku - seinen Lebensunterhalt, was heißt Trinken, ment aus dem Jahre 1541 erwähnt wird.11 Essen, Feuer, Bett, Unterkunft, Licht, wollene Leider sind, abgesehen von einigen archäologi- Kleidung und Schuhwerk als auch Un ter - schen Einzelfunden wie jenen von Dordrecht wäsche, gut und ehrlich nach seiner Stellung und Göttingen, die ganz klar einer anderen Ära und seinem Bedürfnis zu sorgen. Dafür hat der zuzuordnen sind, keinerlei Blockflöten erhal- vorgenannte Victor Thomassin zugesichert, ten geblieben, die aus der Zeit vor dem frühen dem vorgenannten Mathurin de la Noue, seinen 16. Jahrhundert datieren. Deshalb werden wir Erben oder seinem Beauftragten über die näch- uns im weiteren Verlauf des Artikels Her - sten vier Jahre die Summe von zwei Goldecus stellern, Herstellung und Instrumenten jenes zu geben und zu zahlen. Dieser Vertrag wurde Jahrhunderts zuwenden. im Beisein des genannten Lehrlings geschlos- sen, der den Vertragsbedingungen zugestimmt hat und seinem Meister, dem genannten Ausbildung Mathurin de la Noue, versprochen hat und ver- spricht, ihm gut und gehorsam zu dienen, all Genau wie die Instrumentalisten wurden auch seinen rechtmäßigen und ehrsamen An wei sun - die Instrumentenhersteller nicht in Schulen gen zu folgen, zu seinem Besten zu arbeiten,

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jeden Verlust oder Nachteil für ihn zu vermei- ebenso wie in ihren eigenen Umkreis? Das dies- den, ihn von jedem drohenden Schaden sofort bezüglich hilfreichste Dokument ist ein zu unterrichten und während der genannten Dreijahresvertrag aus dem Jahre 1559 zwischen Zeit den Dienst bei ihm nicht aufzukündigen Jacomo Bassano und seinem Schwiegersohn oder anderweitig tätig zu werden.“12 La Noue Griti [Bassano] einerseits und drei Mitgliedern starb zwei Jahre später, sein Lehrling muss also der „Pifferi“ des Dogen von Venedig (Paolo wohl an einen anderen Meister weitergegeben Vergeli, Paulo de Laudis und Francesco da worden sein. Zeneda) andererseits.16 Der Hauptzweck des Vertrages lag für die Hersteller offenbar darin, Neben Willay liegen uns viele weitere Beispiele die im Instrumentenhandel üblicherweise für Hersteller vor, die verschiedene Arten von unvorhersehbar schwankenden Zahlungs ein - Holzblasinstrumenten herstellten – manchmal gänge auszugleichen. Die Musiker übergaben zudem Streich- oder Zupfinstrumente und ihnen 40 Dukaten, was ungefähr dem Jahres - sogar Schlagwerk. La Noues beglaubigte In - salär eines schlechter bezahlten Sängers an San ven tarliste beinhaltete acht Blockflöten, drei Marco entsprach. Das Geld sollte „in Raten von Flöten, drei Taborpfeifen, vier „piffres à chant“, vier Dukaten monatlich [in Form von] fünf andere „piffres“, drei Musettes (Sack - Instrumenten und Dienstleistungen zurückge- pfeifen), vier Musette-Schalmeien (Spielpfeifen zahlt“ werden. Die Instrumentenbauer sicher- des Dudelsacks) und vier Schalmeien.13 Die ten zu, verschiedenartige Holzblasinstrumente Familie Bassano, der wir im folgenden noch herzustellen – Zinken, Dulziane, Flöten, Block - begegnen werden, stellte Bassanelli, Zinken, flö ten und Schalmeien – „in der Art und Qua li - Krummhörner, Dulziane, Flöten, Blockflöten tät, wie die drei Partner sie wünschen und be - sowie wahrscheinlich stille Zinken her. Die stellen“ und zu Preisen, die am Schluss des Ver - Hersteller von Holzblasinstrumenten waren trages aufgeführt waren. Den Herstellern war oft, möglicherweise grundsätzlich, nicht nur im es erlaubt, „für jedermann sonst, aus dieser Instrumentenbau, sondern auch in der Kunst Stadt oder von außerhalb, der solche In stru - des Drechselns bewandert. Sie konnten also bei mente zu haben wünscht“, tätig zu werden, schwacher Nachfrage auch andere Objekte her- unter der Bedingung, dass jede Einnahme, die stellen. In einigen Fällen legen ihre Titel dies höher war als die im Vertrag festgelegten Preise nahe. Blanchet Duchesne wurde in einem zu einem Drittel an die Hersteller und zu zwei Verkaufsbeleg von 1542 als „maître tourneur de Dritteln an die Musiker ging. Falls die drei boys à Paris“ (Holzdrechslermeister in Paris) Spieler Instrumente zu einem höheren Preis bezeichnet, als er und La Noue einen Satz Flö ten verkauften als im Vertrag festgelegt, sollte der an einen Händler verkauften.14 In Nürn berg Profit in gleicher Weise aufgeteilt werden. Man wur den vier Hersteller sowohl als „Holz - beachte, dass die Bassanos davon ausgingen, drechs ler“ oder einfach „Drechsler“ und „Pfei - außerhalb Venedigs ebenso gut Instrumente fen macher“ bezeichnet: Georg Hartmann I verkaufen zu können wie in der Stadt selbst. (gest. 1574), Jörg Hertwaich (aktiv 1590), Hans Auch die Musiker glaubten, Instrumente wei- Metzick (gest. 1608) sowie Friedrich Purrer terverkaufen zu können – was sie im Endeffekt (gest. 1619).15 zu Vertretern der Hersteller machte.

Der Hof von Maria von Ungarn in Brüssel Der Umgang mit Kunden bestellte im Jahre 1536 einige Blockflöten durch einen Händler namens Lazarus Tucker in Wie kamen die Hersteller an Kunden, und wer Antwerpen.17 Tucker handelte anscheinend mit waren diese? Haben die Hersteller beispiels- Instrumenten wie auch mit De ko ra tions ar ti - weise direkt verkauft oder (auch) durch Händ - keln, denn der Hof kaufte durch ihn u. a. „drei- ler oder Musiker? Lieferten sie nach außerhalb zehn Zinken und eine bestimmte Anzahl

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Lauten- und Cembalosaiten“, Pelze, Teppiche, mehrere Blockflötensätze mit Wertangaben: einen goldenen Kopfschmuck und vergoldete „Uno giuocho di zufoli grossi in una guaina … Silberflakons. Kurioserweise erwarb der Brüs - f. 12 Uno giocho di zufoli a uso di pifferi cholle se ler Hof im selben Jahr „un étui servant à ghiere nere e bianche, sono zufoli cinque … f. 10 mettre 15 flûtes“ (einen Kasten für fünfzehn Tre zufoli chon ghiere d’argento in una guaina Block flöten) – aber keinerlei Instrumente – von guernita d’argento … f. 8“ (Ein Satz großer einem Antwerpener Blockflötenhersteller Blockflöten in einem Kasten … 12 Florins. Ein namens Christophle van Stockaert.18 Ebenfalls Satz Blockflöten zum Gebrauch durch die in Antwerpen tätig war Petrus Alamire (am Pifferi, mit schwarzen und weißen Ringen, bekanntesten als Musikkalligraph, aber auch als insgesamt fünf … 10 Florins. Drei Blockflöten Sänger, Komponist und Spion, vielleicht sogar mit silbernen Zierringen in silberverziertem als Bläser), der mit Musikalien, Saiten und Etui … 8 Florins).23 Gegen Ende des 15. Jahr - Instrumenten handelte. 1533/34 belieferte er die hunderts betrug das Grundgehalt eines jeden Stadt Mechelen mit „eenen coker fluyten“ Florentiner Musikers, der diese Instrumente (einem Blockflötenkasten) und zwei Schal - gespielt haben dürfte – nach McGee „die am meien.19 Diego de Guzmán de Silva, spanischer besten bezahlten Mitglieder einer besonderen Gesandter, wurde zweimal aufgefordert, Block - Gruppe öffentlicher Bediensteter, die auch als flö tensätze für Menschen in seiner Heimat in „familia“ der „Signoria“ bekannt war“ – 11 Auftrag zu geben. Als er sich im Jahre 1567 in Florins monatlich.24 England aufhielt, bat ihn die Kathedrale von Ciudad Rodrigo, ihr beim Erwerb von „flau- Zehn Nachlass-Inventarlisten aus der Zeit zwi- tas“ (Blockflöten) und „orlos“ (Krumm hör - schen 1540 und 1640, die Lesure und Jurgens nern) behilflich zu sein.20 Fünf Jahre später bat gesammelt haben, enthalten Schätzungen von er selbst in Venedig Girolamo dalla Casa, den Zeitgenossen bezüglich der aufgeführten Mit - „maestro de’ concerti“ an San Marco, um Hilfe glieder der Flötenfamilie. Taborpfeifen wur den beim Kauf von Schalmeien, Zinken, Dulziane, mit 2–3 Sols angegeben, Flageolette mit 3–4 Trompeten und eines „Cassa di flauti grossi“ Sols, ein Schwegel mit 5 Sols, Flöten generell (Kastens großer Blockflöten) sowie von Musik mit 5–6 Sols und schließlich, am teuersten, von de Rore, Lasso, Ruffo und Guerrero für Block flöten mit 5–11 Sols.25 den „Dienst und das Königliche Schiff“ des Halbbruders des spanischen Königs, Johann Zum Vergleich erhielten die acht Schalmeien- von Österreich.21 und Posaunenbläser des französischen Hofes in den 1530er Jahren ein Jahressalär von 180 Livres tournois bzw. 22 Livres 10 Sols pro Per - Instrumentenpreise son (wobei 20 Sols einem Livre entsprachen).26 So mit wurde der Wert einer einzelnen Block - Die Blockflöten, die die Stadt Brügge 1481/82 flöte in den Bestandslisten auf einen Wo chen - erwarb, kosteten zwei Livres. Der gemeinsame lohn dieser Musiker geschätzt. Jahresverdienst ihrer vier Stadtmusikanten betrug im Jahr zuvor 19 Livres und stieg Der oben erwähnte Vertrag zwischen den vene- 1483/84 auf sechs Livres pro Kopf.22 Mit ande- zianischen Bassanos und den drei Pifferi des ren Worten kostete der Satz aus vermutlich vier Dogen von 1559 nennt konkrete Preise für alle Blockflöten zwischen 30 und 40 Prozent des Instrumente. Erinnern wir uns daran, dass die Grundgehaltes eines Stadtmusikanten, Neben - Bassanos 40 Dukaten Vorschuss erhielten, was tä tigkeiten nicht eingerechnet. dem Jahreseinkommen einiger Sänger an San Marco entsprach. „Cassa de flauti cum doi bassi Im Jahre 1492 enthält die Inventarliste des cum le chiave de numero otto cum sua cassa Lorenzo „il Magnifico“ de’ Medici in Florenz discoperta“ (ein Consort aus acht Blockflöten

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mit zwei mit Klappen versehenen Bässen in Das Preisniveau anderer italienischer Block - einem offenen Kasten) kostete sechs Dukaten, flöten lag höher. Im Jahre 1548 zahlte die Acca - „cassa de flauti de numero 16 cum li soi sotto- demia Filarmonica in Verona 40 Soldi (etwa 33 bassi … cum sua cassa descoverta, ma cum suj Dukaten) an Pietro Naldi für einen Block - torti“ (ein Consort bestehend aus sechzehn flötensatz aus seinem Besitz, allerdings für 22 Blockflöten, Großbässe mit Anblasrohren ein- Instrumente.29 1572 kostete der „Kasten mit geschlossen, in einem offenen Kasten) kostete großen Blockflöten“, den der spanische Ge - 24 Dukaten. Wenn wir willkürlich festsetzen, sandte in Venedig durch Girolamo dalla Casa dass 40 Dukaten heutigen 24.000 € entsprachen, erwarb, 56 Scudi (etwa 71 Dukaten).30 dann betrug der Preis für die acht Block flöten 3.600 € (Durchschnittspreis 450 €), die 16 Blockflöten „se pagarano alla portion delli flau- Tonhöhenstandards ti sopraditi“ (im Verhältnis zu den vorgenann- ten Blockflöten taxiert) kosteten 14.400 € (viel Im 16. Jahrhundert waren so viele Stimmungen teurer aufgrund der Her stell ungs kosten für die gebräuchlich, dass in Beschreibungen und bei Anblasrohre der tiefsten Instrumente). Zum Bestellungen genaue Angaben zur Stimm ton - Vergleich: 16 Re nais sance blockflöten wür den höhe gemacht wurden. Der Vertrag der Bassa - heutzutage zwischen 18.000 und 22.000 € nos von 1559 stellt fest, dass die Hersteller kosten. krumme Zinken in zwei Stimmungen liefern konnten: „mezo ponto“ und „tuto ponto“ (die Die Preise für die von den englischen Bassanos erste Nennung eines solchen Standards in er - gefertigten Blockflöten scheinen jenen in Ve ne - hal tenen Dokumenten überhaupt). In diesem dig vergleichbar gewesen zu sein. Im Jahre 1568 Vertrag wird auch erwähnt, dass „phifari tenori gab die Stadt London £4 für „a whole set of de tutti i tonj … phifari bassi de tutti i toni“ recorders“ (einen ganzen Satz Blockflöten) für (Tenor- und Bassflöten „in allen [oder beiden] ihre Stadtmusikanten aus.27 Die Instrumente Stimmungen“) geliefert werden konnten. Lei - stammten zweifellos von den Bassanos. Im glei- der werden die Tonhöhen der beiden Block flö - chen Jahr zahlte die Stadt jedem Stadt mu si kan - ten sätze nicht genannt. Nach den Belegen, die ten £8 Jahressalär.28 Mit anderen Worten koste- Bruce Haynes zusammengetragen hat, war mit te ein solcher Instrumentensatz, der vielleicht „mezzo punto“ und „tutto punto“ offenbar aus nicht mehr als sechs Blockflöten bestand, „Halb ton“ bzw. „Ganzton“ unterhalb eines den halben Jahreslohn eines jeden, der ihn Tonhöhenstandards von a1=495 Hz gemeint.31 spielte. „Mezzo punto“ lag also bei etwa a1=466 Hz,

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„tutto punto“ bei a1=440 Hz (heutige Stim - sowie auf die Spielsituation von Flöten und mung). Diese beiden Stimmungen werden in Blockflöten. Ein Eintrag (Graz 1577) nennt anderen Blockflötenquellen namentlich ge - „Mehr zwo groß vun ain khlaine ledige Zwerch nannt. Eine Inventarliste aus Florenz (1564) Pfeiffen [d. h. zwei weitere große und eine klei- enthält einen Satz aus 18 Blockflöten „di tutto ne einzelne Querflöte, die nicht in einen Kasten punto“, d. h. in „tutto punto“-Stimmung.32 oder zu einem Instrumentensatz gehörten], so Eine Instrumentenbestellung aus Genua aus zu den Concerten gebraucht werden“.35 Die dem Jahr 1592 nennt „sei cornetti muti, tutti in Inns brucker Inventarliste von 1596 führt una cassa, di tuono di tutto punto … sei cornet- sowohl „2 zwerchpfeifen per concert“ (zwei ti chiari, il tuono loro ha da essere di mezzo Querflöten für Kon zerte) als auch „Ain grosse punto giusto … sei fiffari, il tuono loro sia di flaut per concert [eine große Blockflöte für mezzo punto giusto … otto flauti tutti in una Konzerte] von Ve nedig erkhauft“ auf.36 Wenn cassa, le qualità loro saranno due sopranini pic- diese In stru mente bei Konzerten mit gemisch- coli, quattro più grossetti e due tenolotti, tem In stru men talensemble gespielt wurden, seguenti alli quattro però senza chiave in fondo, dürften sie in Kammertonstimmung gestanden il tuono loro sia di mezzo punto“ (sechs Stille haben. Mi chael Praetorius (1619) bezeichnete Zinken, zusammen in einem Kasten, in tutto diese Stimmung als „Cammer Thon“, und punto … sechs [übliche] Zinken in möglichst Haynes schlussfolgert, dass sie ebenfalls der genauem mezzo punto, zusammen in einem „mezzo punto“-Stimmung entsprach.37 Kasten … sechs Querflöten, deren Stimmung genau mezzo punto sein sollte … in einem Im Jahre 1606 zahlte das Mönchskloster zu gemeinsamen Kasten; acht Blockflöten, alle in Krems münster in Österreich für die Reparatur einem Kasten, davon zwei kleine Sopraninos, von „2 Fleutl di Cornedthöch“ (zwei kleinen vier größere, und zwei Tenöre ohne Klappen, [?] Blockflöten in Cornettenstimmung).38 Prae - deren Stimmung mezzo punto sein sollte).33 torius stellte den „Cornettenthon“ seiner Kammer ton-Stimmung, „CammerThon“ (also Im März 1571 bot Johann (Hans) Jakob Fugger, „mezzo punto“), gleich.39 Ein Eintrag in einer künstlerischer Berater und Musikintendant am Inventarliste aus Neisse in Österreich von 1625 Bayerischen Hof in München, eine bemerkens- könnte einen immanenten Hinweis darauf ent- werte Truhe mit angeblich 45 Blasinstrumenten halten, dass Blockflötenconsorts sogar zu die- aus der Produktion der Gebrüder Bassano in ser Zeit noch nicht durchweg auf eine Stan - London aus seinem Besitz zum Kauf an.34 Die dard tonhöhe gestimmt waren: „Item ain blumigen Beschreibungen dieser Instrumente stiembwerkh flötten sambt den fuetral, aber gehen in einigen Fällen auf Kosten einer präzi- nicht in thon.“44 (Übersetzung: D. Presse-Requardt) sen Benennung, außerdem beträgt die Ge samt - zahl tatsächlich 42. Wir können jedoch davon ––––––––––––– ausgehen, dass der Inhalt aus 13 Schalmeien (in ANMERKUNGEN 2 Sätzen), 7 Zinken, einer Taborpfeife oder 1 David Lasocki: Renaissance Recorder Players, in: -flöte, 12 Krummhörnern und 9 Blockflöten Ameri can Recorder 45, Nr. 2 (März 2004), S. 8–23 2 bestand. Offenbar war es ungewöhnlich, dass Musicque de joye: Proceedings of the International Symposium on the Renaissance Flute and Recorder diese unterschiedlichen Instrumentensätze „alle Consort, Utrecht 2003, Hrsg. David Lasocki, Utrecht miteinander auf dem gemeinem Tonum der 2005, darin besonders: Peter Van Heyghen: The Orgel accordirt“. Haynes nimmt an, dass diese Recorder Consort in the Sixteenth Century: Dealing Stimmung wohl dem „mezzo punto“ ent- with the Embarrassment of Riches, S. 227–321 3 sprach. William Waterhouse: The New Langwill Index: A Dictionary of Musical Wind-Instrument Makers and Inventors, London 1993, S. 281 Zwei österreichische Inventarlisten beziehen 4 Allan W. Atlas: Pandolfo III Malatesta mecenate musi- sich möglicherweise indirekt auf Stimmungen cale: musica e musicisti presso una signoria del primo

TIBIA 1/2007 327 Adrian Brown und David Lasocki

20 Beryl Kenyon de Pascual: Bassano Instruments in Spain? in: Galpin Society Journal 40 (1987), S. 74 21 Michael J. Levin und Steven Zohn: Don Juan de Austria and the Venetian Music Trade, in: Early Music 33 (2005), S. 442–443 22 Gillodts-Van Severen, a. a. O., S. 49, 52 23 Castellani, a. a. O., S. 186 24 Timothy J. McGee: In the Service of the Commune: The Changing Role of Florentine Civic Musicians, 1450– 1532, in: Sixteenth Century Journal 30 (1999), S. 727, 731 25 Lesure, a. a. O., S. 21–23, 25–26, 29–30, 32, 35–38; Madeleine Jurgens, Documents du Minutier Central con- cernant l’histoire de la musique (1600–1650), Bd. II, Paris 1974, S. 202–203, 902–903 26 Henry Prunières: La musique de la Chambre et de l’Écurie sous le règne de François Ier, 1516–1547, in: L’année musicale 1 (1911), S. 241 27 Corporation of London Records Office, Repertory of the Court of Aldermen, Bd. XVI, f. 407 28 Walter L. Woodfill: Musicians in English Society from quattrocento, in: Rivista italiana di musicologia 23 Elizabeth to Charles I, Princeton 1953, S. 37 (1988), S. 53 29 Marco Di Pasquale: Gli strumenti musicali 5 Waterhouse, a. a. O., S. 3 6 dell’Accademia Filarmonica di Verona: un approccio Anthony Rowland-Jones: Iconography in the History documentario, in: Il flauto dolce, Nr. 16–17 (Oktober of the Recorder up to c.1430, in: Early Music 33 (2005), 1987–April 1988), S. 12 S. 557–574; 34 (2006), S. 3–27 30 Levin und Zohn, a. a. O., S. 442–443 7 Jeanne Marix: Histoire de la musique et des musiciens 31 Bruce Haynes: A History of Performing Pitch: The de la cour de Bourgogne sous le règne de Philippe le Bon Story of „A“, Lanham, Maryland 2002, S. 58–62 (1420–1467), Strasbourg 1939, S. 105 32 Piero Gargiulo: Strumenti musicali alla corte Medicea: 8 Marcello Castellani: I flauti nell’inventario di Lorenzo nuovi documenti e sconosciuti inventari (1553–1609), in: il Magnifico (1492), in: Sine musica nulla vita: Festschrift Note d’archivio per la storia musicale 3 (neue Serie) Hermann Moeck zum 75. Geburtstag am 16. September (1985), S. 60 1997, Hrsg. Nikolaus Delius, Celle 1997, S. 189 33 Maria Rosa Moretti: Musica e costume a Genova: tra 9 Marix, a. a. O., S. 106 cinquecento e seicento, Genua 1992, S. 20 10 L. Gilliodts-Van Severen, Les ménestrels de Bruges: 34 Bertha Antonia Wallner: Ein Instrumentenverzeichnis Recueil de textes et analyses de documents inédits ou peu aus dem 16. Jahrhundert, in: Festschrift zum 50. Ge burts - connus, Bruges 1912, S. 50. 11 tag Adolf Sandberger, München 1918, S. 275–285 ebd., S. 89. 35 12 Hellmut Federhofer: Musikpflege und Musiker am François Lesure: La facture instrumentale à Paris au Grazer Habsburgerhof der Erzherzöge Karl und seizième siècle, in: Galpin Society Journal 7 (1954), S. 19–20 13 Ferdinand von Innerösterreich (1564–1619), Mainz 1967, ebd., S. 21–22 S. 281–282 14 ebd., S. 20 36 Franz Waldner: Zwei Inventarien aus dem XVI. und 15 Ekkehart Nickel, Der Holzblasinstrumentenbau in XVII. Jahrhundert über hinterlassene Musikinstrumente der Freien Reichsstadt Nürnberg, Diss. München 1971, und Musikalien am Innsbrucker Hofe, in: Studien zur S. 41–43 Musikwissenschaft 4 (1916), S. 129–130 16 th Giulio M. Ongaro: 16 -Century Venetian Wind In - 37 Haynes, a. a. O., S. 78–82 stru ment Makers and their Clients, in: Early Music 13 38 Altman Kellner: Musikgeschichte des Stiftes (1985), S. 391–397 Kremsmünster: nach den Quellen dargestellt, Kassel 17 Inventaire sommaire des Archives Départementales 1956, S. 167–168 antérieures à 1790, Nord. Archives civiles. Série B: 39 Haynes, a. a. O. Chambre des comptes de Lille, VII, Hrsg. Jules Finot, 40 Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Lille 1892, S. 322–328 Kaiserhauses 33 (1915), S. LXXVI–LXXVII 18 ebd., S. 323 o 19 G. Van Doorslaer: Calligraphes de musique, à Malines, au XVIe siècle, in: Bulletin du Cercle Archéologique Littéraire et Artistique de Malines 33 Dieser Artikel erschien in englischer Sprache in der Zeitschrift (1928), S. 99 American Recorder (März 2001); www.americanrecorder.org

328 TIBIA 1/2007 „… wenn wir damit dem „Wahren, Schönen, Guten“ etwas näher kommen, lohnt sich die Arbeit“. Ein Porträt des Blockflötisten Michael Form

Zu den interessantesten Blockflötisten der jüngeren Generation zählt zwei - fellos Michael Form. Er geht konsequent einen eigenen Weg und macht durch interessante Aktivitäten auch außerhalb der Blockflötenszene immer wieder von sich reden. Pädagogisch ist er an der Hochschule der Künste Bern und an der Freibur - ger Musikhochschule tätig und als Musiker ist er ein Musterbeispiel für einen echten „Gesamteuropäer“! Michael Schneider unterhielt sich mit ihm anlässlich eines Besuchs im Rhein-Main Gebiet.

Ich habe dich kennengelernt als hochvirtuosen muss, um ein hervorragender Musiker zu wer- „Steppke“ von ca 11 Jahren. Warst du ein Wun - den. Niemand muss das sein! der kind? Wir beide haben ja zeitversetzt bei Günther Sogenannte Wunderkinder machen sich selbst Höller und dann in Holland studiert. Wie hast normalerweise keine Gedanken darüber, ob sie du die ja doch nicht unerheblichen Un ter schie- tatsächlich Wunderkinder sind. So etwas defi- de zwischen beiden Unterrichtsansätzen emp- niert zumeist das jeweilige mehr oder weniger funden? verantwortungsbewusste soziale und musikali- sche Umfeld. Fest steht, dass ich damals ziem- Es war vor allem Günther Höller, der den kriti- lich von mir selbst überzeugt war, und ich den schen Geist in mir geweckt hat. Als ich in den kleinen Schnösel aus heutiger Sicht unter die 80er Jahre beim ihm studiert habe, war er schon kalte Dusche gehalten nicht mehr einer der hätte. Sehr wichtig für „modischen“ Figuren mich – und da wird’s Michael Schneider stu- der internationalen ernst – war das große dierte Blockflöte zwi- Block flö tenszene. Alle Erwachen mit 17, das schen 1973 und 1978 u. strebten damals nach meinen persönlichen a. bei Günther Höller Hol land, ins gelobte und musikalischen (Köln) und Walter van Block flötenland (ich Rei fungsprozess ein- Hauwe (Amsterdam). dann auch, aber nur für geleitet hat. Ich erin- Heute wirkt er als Flö- ein Jahr). Günther war nere mich genau an tist und Dirigent (CA- quasi die Antithese den Moment, wo mir MERATA KÖLN, La hierzu. Ihm war jede klar geworden ist, dass Stagione Frankfurt) und lehrt an der Hoch- Art von Trend oder ich kein Genie bin, schule für Musik und Darstellende Kunst Mode prinzipiell sus - und auch keines sein Frankfurt/M., deren Vizepräsident er z. Z. ist. pekt, und er hat damit

TIBIA 1/2007 329 Porträt

nicht hinterm Berg gehalten. Auch hat er nie so ich den Eindruck, dass Üben für mich Physio- etwas wie eine Höller-Schule gegründet, und er und Psychotherapie in einem ist! Ich habe von wollte auch nicht, dass seine Studenten so spiel- oben (oder von meinen Eltern) ein enormes ten wie er. In Holland war das ganz anders. Talent für die Blockflöte mitbekommen, an Man sah sich einer Szene gegenüber, die nach dessen Grenzen ich mit fast 40 noch immer ganz bestimmten Spielregeln funktionierte. Ich nicht gestoßen bin, und dafür bin ich einfach habe das eher als einengend empfunden. Wer nur dankbar. Die Oboe hat mir übrigens ge - das Bedürfnis hatte, die Dinge auf den Kopf zu zeigt, wie es ist, wenn all das fehlt … stellen oder auch nur bis zum Grund zu hinter- fragen, hatte einen schweren Stand. Auf der anderen Seite gibt es aber auch die Rahmenbedingungen des Blockflötenspiels in Walter v. Hauwe sagte neulich auf meine Frage, unserer heutigen Musikwelt: Ich musste erfah- ob man heute noch Blockflöte studieren und ren, wie schwer es ist, als Blockflötist seinen seine Zukunft diesem Instrument widmen solle: Weg zu machen. Es ist mir viel zu selten gelun- „lass sie mal alle lekker Blockflöte spielen“ Wie gen, Konzertveranstalter im Vorfeld davon zu siehst du das? überzeugen, was für ein schönes Instrument die Blockflöte ist. Die Ressentiments sind ganz und Ich hätte gern Walters Gesichtsausdruck gese- gar nicht überwunden; es ist auch meiner hen, als er das gesagt hat … Ich erinnere mich Generation nicht gelungen, die Blockflöte aus an eine Stunde, die ich vor vielen Jahren (ich ihrem vielzitierten Ghetto zu befreien. Für war mitten im Studium) bei dir hatte. Du hast mich ist es das schönste Gefühl, auf der Bühne mir damals die Frage gestellt: „Was willst du zu stehen, aber das Instrument verweigert eigentlich mal mit der Blockflöte anfangen?“ einem die Möglichkeit einer exklusiven „per- Ich habe diese verborgene Infragestellung eines forming artist“-Karriere. Es war sehr bitter für bestimmten Karriereweges, an den ich felsen- mich, mir das einzugestehen. Ich habe daraus fest glaubte, gar nicht gut vertragen. Aber im die Konsequenzen gezogen und mit dem Di ri - Nachhinein muss ich zugeben, dass du den gieren angefangen. Ich denke nach wie vor, dass Nagel auf den Kopf getroffen hast. man von der Blockflöte unendlich viel lernen kann; sie hält einem den Spiegel vor wie kein Mein Verhältnis zur Blockflöte kann ich heute anderes Instrument. Aber man sollte sich recht- am ehesten als eine sehr intensive Hassliebe zeitig darüber klar werden, welchen beruf - bezeichnen: Ich liebe das Körpergefühl beim lichen Weg man damit gehen kann. Wer spielen Spielen, und ich habe ein zutiefst sinnliches will, sollte sich früh ein zweites Standbein erar- Verhältnis zum Instrument. Ja, manchmal habe beiten.

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330 TIBIA 1/2007 Michael Form

Wie die meisten Blockflötisten blickst du (auch auseinandersetzt. Das ist unendlich interessant bezüglich des Repertoires) weit über den Teller - und viel komplizierter als alles, was danach rand der Blockflötenszene hinaus. Was sind kam. Vielleicht war das frühe 16. Jahrhundert deine großen Interessensgebiete? auch der einzige Moment in der Musik ge - schichte, wo es den professionellen Block flö - Blicken die meisten Blockflötisten wirklich so tisten, so wie viele ihn gerne beliebig in die Ver - weit über diesen Tellerrand? Ich habe da meine gan genheit projizieren, tatsächlich gab. Zweifel. Wenn du das Thema Repertoire in die- sem Zusammenhang ansprichst, halte ich es Du unterrichtest seit vielen Jahren vor allem in mitnichten für weitsichtig, in den entlegensten der Schweiz. Hast du als gebürtiger Mainzer Fremdrevieren zu wildern. Ich kann mittler- dort eine neue, auch musikalische Heimat ge - weile das ewige Rumgepiepse von Geigenmusik fun den? des Seicento auf Sopranflöten nicht mehr ertra- gen. Was hat die Welt davon? Können wir diese Stimmt, ich stamme aus Mainz, einer der weni- Musik wirklich besser, expressiver und virtuo- gen deutschen Städte dieser Größe, an der die ser spielen als die besten Barockgeiger? Zu Alte-Musik-Bewegung sang- und klanglos vor- Zeiten von Brüggen war das etwas ganz ande- beigeschwappt ist, sieht man einmal von einer res: man hatte zunächst fast nur durch ihn die kleinen Alte-Musik-Reihe ab, der mittlerweile Chance, Cima- oder Castello-Sonaten kennen- der Geldhahn zugedreht wurde (war da was?). zulernen. Aber die Zeiten haben sich geändert. Als ich während meiner letzten Studienetappe Die Musiker, für deren Instrumente diese 1994 in die Schweiz kam, ist die Schola Werke ursprünglich komponiert wurden, Cantorum in Basel mir sehr schnell zur musika- haben sich ihr Repertoire zurückerobert und lischen Heimat geworden. Mir wurde dort eine uns Blockflötisten diesbezüglich abgehängt. unglaublich seriöse Perspektive auf das Mu sik - Dies zu erkennen, wäre für mich ein Akt des machen unter dem Blickwinkel der Histo ri - Über-den-Tellerrand-Schauens. Meine Stu den - schen Aufführungspraxis vermittelt. Ich habe ten wissen ganz genau, dass sie mit Pandolfi- dort gelernt, Quellen exakt zu lesen und sie mir Sonaten erst gar nicht in den Unterricht zu zunutze zu machen, und die Chance erhalten, kommen brauchen. Es ist doch paradox: Zu mich mit Musik weit vor 1600 zu beschäftigen. keiner Zeit war die Blockflöte unbedeutender Wichtig war auch zu sehen, dass in Basel die als in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Blockflöte keineswegs im Zentrum des schuli- Italien, aber alle stürzen sich genau auf diesen schen Alte-Musik-Machens stand. Zu viele gute Stil und sind vollkommen blind für das, worum Musiker aus der ganzen Welt versammeln sich sich wirklich eine Auseinandersetzung lohnen dort, als dass man es sich leisten könnte, im würde. Ich bin immer wieder schockiert dar- eigenen Sud zu schmoren. Ich habe außerdem über, dass viele Studenten noch nicht einmal in nie an der Schola Cantorum Blockflöte studiert. der Lage sind, ein Dutzend Originalwerke Zunächst hat mich einfach alles dort interes- spontan aufzuzählen. Die wenigsten kennen siert, vor allem die Theoriefächer; ich war voll- beispielsweise das Maiella-Manuskript mit den kommen geblendet von dem reichhaltigen sieben herrlichen Concerti von Alessandro Studienangebot. Nach und nach haben sich Scarlatti (die du so wunderbar eingespielt hast). dann meine Präferenzen herausgeschält. Auf Klar, Händel-Sonaten kennt jeder, aber setzt dem Gebiet der Barockmusik habe ich Jesper man sich wirklich ernsthaft damit auseinander? Christensen viel zu verdanken. Er ist ein Für mich persönlich liegt das interessanteste Lehrer, von dem ich niemals den Satz gehört Repertoire zwischen dem Ende des 15. Jahr - habe: „Ich würde das so oder so machen“. Der hunderts und Ganassi. Ich sehe nicht, dass man Unterricht war quasi entsubjektiviert; das hat sich auf breiter Ebene praktisch mit Ganassi mich (paradoxerweise oder nicht) stark inspi- und seinem geradezu revolutionären Konzept riert. Später bekam ich dann die Chance, mittel-

TIBIA 1/2007 331 Porträt

Für mich sind die Dinge aber immer im Fluss. Nach zwölf Jahren in der Schweiz schaue ich wieder stärker über meinen persönlichen

Tellerrand und halte nach anderen Ufern Aus - schau, denn auch außerhalb von Basel wird

vom 28. Oktober - 3. November 2007 groß artig Alte Musik gemacht. Mittlerweile in Uelzen/Niedersachsen arbeite ich viel in Frankreich und Spanien. Ich habe auch mit einem weinenden und einem Sparte I: Flöte solo oder Flöte/Klavier lachenden Auge verstanden, dass es „ein (musi- Sparte II: 2 Flöten oder 2 Flöten/Klavier kalisches) Leben nach der Schola Cantorum Sparte III: 3 oder 4 Flöten Basiliensis“ gibt … Juryvorsitz: Peter-Lukas Graf, Schweiz Preissumme: 11.000 EURO Anmeldeschluss: 1. Juni 2007 (Poststempel) Worin siehst du die zentralen Aufgaben deiner pädagogischen Tätigkeit? Die Wettbewerbsunterlagen können angefordert werden bei: Meinen Studenten ein solides Handwerkszeug 12. Internationaler Flöten-Wettbewerb „Friedrich Kuhlau“ mitzugeben (soweit es sich um Blockflötisten Postfach 2061, D-29510 Uelzen handelt) und eine ungetrübte Sicht auf die oft Tel. ++49(0)581/800-215 ganz simplen Phänomene von Musik zu ver- Fax ++49(0)581/800-280 mitteln, die des Interpretierens im wortwörtli- Internet: www.uelzen.de oder chen Sinne nicht bedürfen (inter-premere: sich www.kulturkreis-uelzen.de dazwischen zwängen, man könnte auch sagen: E-Mail: [email protected] den Blick auf das Werk verstellen, eigentlich ein Akt der Hilflosigkeit).

Wie würdest du dein musikalisches Credo for- mulieren? alterliches Blockflötenspiel an der Schola zu Man könnte es auf die einfache Formel bringen: unterrichten; das war ein spannendes, musik- „Ich weiß, was ich kann, und ich kann, was ich archaeologisches Unterfangen. Peter Reide - weiß“. Von allem anderen lasse ich (vorerst) die meister, der ehemalige Direktor, war es auch, Finger. Es ist für mich schlichtweg unvorstell- der mir die Möglichkeit bot, meine erste Di ri - bar, ausschließlich aus dem hohlen Bauch her- gier-Erfahrung mit dem Orchester der Schola aus Musik zu machen. Das führt zu den In ter - Cantorum zu machen – das war für mich ein pre tationsexzessen, die das 20. Jahrhundert her- Paukenschlag! vorgebracht hat und von denen das Block flö - ten spiel ganz und gar nicht verschont wurde. 1996 bekam ich eine Stelle für Blockflöte und Historische Aufführungspraxis an der damali- Künftige Projekte? gen Berufsschulabteilung des Konservatoriums in Biel, Grund genug längerfristig in der Die kommenden Monate stehen ganz im Schweiz zu bleiben und dort auch meinen per- Zeichen meines ersten großen Abenteuers als sönlichen Lebensmittelpunkt zu installieren. Operndirigent. Ich werde an den Theatern von Im Zuge der Schweizerischen Hoch schul re - Heidelberg, Luzern und in Mexiko die vor eini- form wurde die Bieler Abteilung der neuen gen Jahren wieder aufgefundene Oper Mote - Hochschule der Künste Bern einverleibt, einer zuma von Vivaldi dirigieren. Das zweite große großen Schule, in der viel Interessantes vor Projekt, das ich mit meinem neuen Ensemble allem auf interdisziplinären Gebieten geschieht. Aux Pieds du Roy in Angriff nehme, ist eine

332 TIBIA 1/2007

Michael Form

Gesamteinspielung der Pièces en trio von Ma - rais. Wir arbeiten hierfür mit Christine Bayle, einer der führenden französischen Ba rock tän - zerinnen und Choreographinnen zusammen. Wir haben uns vorgenommen, endlich den Gra - ben zwischen Barocktanz und Musik zu über- winden, der sich durch das Auffinden von ori- ginalen Tempoangaben aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ergeben hat.

Ich habe kürzlich mit Vergnügen deine neue Hotteterre-CD gehört, auf der du diese Tem po - an gaben auch in teilweise noch immer für uns ungewohnter Form darstellst. Denkst du, dass die überlieferten Tempi, zumeist aus dem Frank reich des 17. Jh. auch 1:1 für das deutsche Barock, also vor allem Telemann und Bach an - wendbar sind?

Liest man Berichte über Bachs Spiel, kann man sich nicht des Eindruckes erwehren, dass den meisten Zeitzeugen das Hören und Sehen ver- ging. Bachs außergewöhnliche Virtuosität scheint sich auch in der Wahl seiner Tempi nie- dergeschlagen zu haben: Obwohl seine Musik viel komplizierter ist als die seiner Zeit ge - nossen, hat er anscheinend keine oder nur mini- male Zugeständnisse an die „normalen“ Tempi gewohnheiten über die bewusste Tem po wahl zugelassen. Wie waren diese Tempi nun in am wirkungsvollsten in Frage stellen kann und Deutschland im Spätbarock? Quantz bemerkt sich daraus Konsequenzen für nahezu alle 1752, man habe „in vorigen Zeiten“ (ein oder anderen aufführungspraktischen Aspekte erge- zwei Generationen zuvor?) fast halb so schnell ben. Diese Art von Perspektivwechsel interes- gespielt als zum Zeitpunkt der Drucklegung siert mich am Musikmachen, und wenn wir der Flötenschule. Das mag ziemlich übertrieben damit dem „Wahren, Schönen, Guten“ etwas sein, aber ich habe viele Quellen gelesen, die näher kommen, lohnt sich die Arbeit. darin übereinstimmen, dass sich die Tempi nicht nur in Deutschland in der ersten Hälfte Lieber Michael, danke dir für die sehr persönli- des 18. Jahrhunderts deutlich verschnellert chen und anregenden Aussagen. Viel Erfolg bei haben. Natürlich ist die deutsche Quellenlage der Oper! nicht so eindeutig wie die französische, und o man ist gezwungen, vieles zwischen den Zeilen zu lesen. Ich glaube, dass die französischen Tempi sehr differenziert waren und die deut- schen eher schematisiert, d. h. dass es bestimm- Voiceflûte von Fred Morgan te – auch extreme – Tempobereiche gab, um die zu verkaufen sich jeweils mehrere Tanz- und Satzcharaktere gruppiert haben. Das spannende an all diesen a=415, Buchsbaum, sehr guter Zustand Überlegungen ist ja, dass man die eigenen Spiel - Preis auf Anfrage [email protected]

TIBIA 1/2007 333 Tomma Wessel Integrating the Recorder – Vier Uraufführungen für Blockflöte und Ensemble

Was hat die Blockflöte am Anfang des 21. Jahr- schiedenen Instrumententypen und Spieltechni- hunderts zu bieten? Diese Frage stellte das bel- ken der Blockflöte in ein modernes Kammermu- gische Ensemble für neue Musik Champ d’Ac- sikensemble zu integrieren seien, wobei es mir tion vier Komponisten, die diese, ausgehend von wichtig war, Komponisten unterschiedlicher Stil- ihren verschiedenen Hintergründen, auf indivi- richtungen und ohne spezielle blockflötistische duelle Weise mit höchst unterschiedlichen Kom- Vorkenntnisse für das Projekt zu interessieren. positionen beantworteten. Es entstand ein ab- Die Komponisten Jeff Nichols (USA), David wechslungsreiches Konzertprogramm, über das Nunezanez (Venezuela), Stefan Prins (Belgien) ich hier berichten werde. und Matthew Shlomowitz (Australien) sagten zu. Ihre vier Werke, die ich im folgenden näher be- Das den Komponisten zur Verfügung stehende sprechen werde, wurden in einer Konzertreihe Instrumentarium bestand aus Blockflöte, Kla- im Februar 2006 in Belgien (Gent, Antwerpen vier, elektrischer bzw. akustischer Gitarre, und Löwen) uraufgeführt. Das Projekt wurde im Schlagzeug, Kontrabass und Live Elektronik. Oktober 2006 während des Transitfestivals in Der Kompositionsprozess verlief in enger Zu- Löwen fortgesetzt (Uraufführung Stefan Van sammenarbeit mit mir, da das Projekt im Rah- Eycken, Belgien/Japan), 2007 folgt eine Kompo- men meiner Doktorarbeit1 stattfand, bei der ich sition Michael Finnissys (Großbritannien). Als ein Instrumentenporträt der Blockflöte für Bestandteil meiner Doktoratspräsentation wer- Komponistinnen und den die Werke im Sep- Komponisten erstelle. Die Blockflötistin Tomma tember 2007 auch in den Der Studiengang mit Wessel konzentriert sich vor Nie derlanden zur Auf- der Bezeichnung do- allem auf Aufführungen führung kommen. Ein cartes2 richtet sich im zeit genössischer Musik. Sie Live-Mitschnitt der er s - Ge gensatz zur Musik- brachte viele Werke zur Ur- ten Projektreihe wird wissenschaft aus drück - aufführung, z. B. von Luc im Laufe des Jahres bei lich an Musiker, die Brewaeys, Alvin Curran, der Champ d’Action theo retische Forschung Moritz Eggert, Helmut Oeh - Archive Series (www. ring, Frederic Rzewski, Vol- in ihre musi kalisch- champdaction.be) auf Foto: H. Verguldt ker Staub, Serge Verstockt künstlerische Praxis und Christian Wolff. Tomma Wessel ist Mitbegrün- CD erscheinen. integrieren möchten. derin des Blockflötenensembles APSARA, das sich Kompositionsaufträge mit allen Aspekten des zeitgenössischen Repertoires Jeff Nichols (USA, waren in diesem Fall beschäftigt. Außerdem musizierte Tomma Wessel 1957): by the night- ein spannendes Mittel, auch zusammen mit Orchestern und Ensembles wie wind sent (2006, ca. 6’), theoretische Reflexion Champ d’Action, Ex Tempore, Ictus, Musica Antiqua für Renaissance-Alt- in die Praxis umzuset- Köln, Prometheus Ensemble, Spectra Ensemble, blockflöte in g1, elek- zen, bzw. aus dieser Vlaams Symfonieorkest und spielte Radio- und CD- trische Gitarre, Kon - wiederum weiterfüh- Aufnahmen ein. Sie ist Dozentin für zeitgenössische trabass, Schlagzeug Blockflötenmusik an den Musikkonservatorien von rende theoretische Er- Brüssel und Gent und unterrichtet Block flöte und (Vibraphon und Xylo- kenntnisse zu erzielen. Kammermusik am Konservatorium in Brügge. Zur phon) und Klavier Zeit arbeitet Tomma Wessel an ihrer Dok torarbeit Im Mittelpunkt stand über Blockflöte an der Kunstfakultät der Universität In dem nur sechsminü- die Frage, wie die ver- Leiden und am Orpheusinstitut in Gent. tigen, aphoristischen by

334 TIBIA 1/2007 Integrating the Recorder

the night-wind sent Jeff Nichols (1957) wuchs in Indiana/USA hin wieder beruhigt. des nordamerikani- auf. Er studierte bei Milton Babbitt und Do- By the night-wind schen Komponisten nald Martino an der Juilliard School, sent endet sich ver- Jeff Nichols über- Princeton und der Harvard University. Ni- flüchtigend mit einer nimmt die Block flöte chols’ Musik wurde von führenden Ensem- leise anschwellenden meist die führende bles in den USA, Korea, Italien und Deutsch- Dissonanz zwischen Rolle, das Ensemble land aufgeführt und wird bei Theodore Block flöte und an- melodisch und atmo- Presser und C. F. Peters herausgegeben. Zur gestrichenem Vibra- sphärisch in neue Zeit arbeitet Nichols an einem Klavierkon- phon. Klangwelten zu füh- zert und an einem Sextett für zwei Klarinetten ren. Das Stück besteht und Streichquartett. Nichols unterrichtete an Der Blockflötenpart aus sorgfältig auskom- den Fakultäten der Columbia und der Har- an sich fordert vor al- ponierten Miniatur- vard University und lehrt zur Zeit am Queens lem die spieltechni- momenten innerhalb College sowie am Graduate Center der City sche Phan tasie des eines polyphonen Ge- University of New York. Spielers heraus, den webes. So treten bei- ständig wechselnden spielsweise Blockflöte dynamischen Anfor- und Vibraphon in einen kurzen Dialog, in dem derungen gerecht zu werden, das An- und Ab- sie ihre Klänge gegenseitig färben. Oder es gibt schwellen der Musik mitzugestalten und mit ein Duo aus Gitarre und Kontrabass, das in ein suggestiven Tonfärbungen, ggf. unterstützt kurzes Intermezzo für Blockflöte und Klavier durch leichte Verstärkung, den Nocturne-Ele- übergeht. Aus diesem tritt letztlich die Block - menten gerecht zu werden. Ursprünglich wurde flöte alleine hervor, um ihrerseits von Gitarre Jeff Nichols durch seine Freundschaft mit Prof. und Vibraphon aufgefangen zu werden. Ansät- Gerd Lünenbürger (Berlin) dazu inspiriert, für ze zu Melodien werden von einer Stimme an die Blockflöte zu komponieren. by the night-wind andere weitergegeben, während wiederum ein sent ist als erster Teil eines größeren Zyklusses anderes Instrument mit sparsamen Akkorden von ca. vier bis fünf Stücken unterschiedlicher untermalt oder kommentiert. Volle Quintettmo- Besetzung konzipiert. So sollen u. a. Komposi- mente sind selten. In seiner umsichtigen Instru- tionen für Blockflöte solo, ein Stück für Block - mentierung hat Jeff Nichols das Klavier zum flöte und Schlagzeug und ein weiteres für Block - Beispiel oft nur ein stimmig als Melodieinstru- flöte und Gitarre folgen. ment eingesetzt, oder einzelne Bassnoten die- nen, genau spezifiziert ohne Pedal, als einsames Der Titel des Werkes entstammt der zweiten Fundament für zerbrechliche Melodiefragmen- Strophe der Hymn to Intellectual Beauty von te. Färbungen und Verschmelzung der Instru- Percy Bysshe Shelley (1792–1822): mente erreicht Nichols durch sparsamen und ge- zielten Einsatz einiger weniger Spieltechniken, No voice from some sublimer world hath ever die die Linienführung unterstützen: Pizzicato- To sage or poet these responses given – Therefore the names of Demon, Ghost, and Heaven, und Flageolettspiel des Kontrabasses, Flageo- Remain the records of their vain endeavour, letts der Gitarre oder Tremoli bei Kontrabass Frail spells – whose uttered charm might not avail to sever, und Vibraphon, die ihrerseits mit der Flatter- zunge der Blockflöte korrespondieren. Die Un- From all we hear and all we see, stetigkeit der Musik wird durch rhythmisch aus- Doubt, chance, and mutability. Thy light alone – like mist o’er mountains driven, komponierte Agogik und leichtes Accelerando Or music by the night-wind sent zum sich verdichtenden Mittelteil hin unterstri- Through strings of some still instrument, chen. Hier kommt es zu kurzen energischen Or moonlight on a midnight stream, Ausbrüchen verschiedener Instrumentenkom- Gives grace and truth to life’s unquiet dream. binationen, bevor sich die Musik zum Ende Jeff Nichols schreibt über sein Werk: Although

TIBIA 1/2007 335 Tomma Wessel

this piece might well convey so- me of the nocturnal sense of the poem – the recorder a lonely pro- tagonist with the voices of ghosts from other worlds expressed in the other instruments – the main reason I chose this title is Shel- ley’s uncanny anticipation of mo- re general sentiments that re- main true for most artists until our own day and that are with me every moment I am writing. We all seek to fix moments of beauty in time, and we all are aware that no system, no philoso- phy and no transcendent power offers us guarantees that that beauty will be found. And yet we keep expressing ourselves becau- se unpredictably and occasional- ly we are able to wrest from ‘doubt, chance and mutability’ sounds that have something in them of ‘grace and truth’. (Dies Stück vermittelt vielleicht etwas von der nächtlichen Atmosphä- re des Gedichts: die einsame Block flöte und die Geisterstim- men aus anderen Welten, her- vorgebracht von den anderen In- strumenten. Aber der wirkliche Grund für meine Wahl des Titels ist Shelleys geradezu gespensti- sche Beschwörung eines umfas- senden Sensoriums, das die mei- sten Künstler haben und das beim Komponieren auch immer in mir ist. Wir JOHN HANCHET alle wollen Momente der Schönheit festhalten, Der Spezialist für Schalmeien, und Frühe Blockflöten obwohl wir wissen, dass kein System, keine Phi- losophie und keine überirdische Macht uns die- se Schönheit mit Sicherheit finden lässt. Und trotzdem versuchen wir es immer wieder, denn manchmal gelingt es uns ganz unversehens doubt, chance and mutability [Zweifel, Zu - fall/Glück und Veränderlichkeit] Klänge abzu- ringen, die etwas von grace and truth [An - www.hanchet-woodwind.co.uk e-mail: [email protected] mut/Gnade und Wahrheit] in sich haben.) 1, Roxley Close, Norwich NR7 0QH David Nunezanez (Venezuela, 1970): Bringing England ( (0044) 1603 437324

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Back from the Edge David Nunezanez (1970) wurde in wartungshaltungen ent- (2005, ca. 16’) für Block - Caracas/Venezuela geboren. Er kom- fernt. Überraschende Ef- flöte (Sopranino, Sopran, ponierte Werke für Geige, Klavier, fekte gibt es nicht um ih- Tenor, Paetzold-Subbass Cello, Gitarre, Kontrabass, außer- rer selbst willen, sondern in F, Paet zold- dem Kammermusik, eine Oper und um Verschmelzungen Kontrabass in C), Gitar- ein Klavierkonzert. Als Geiger kon- einander an sich fremder re (elektrische und Folk- zertierte er in Venezuela, Mexiko, Instrumente oder Klang- gitarre), Kontrabass, Chile, der Schweiz, Belgien und generatoren zu erzielen. Klavier und Live Elek- Frankreich. Er ist einer der Mitbe- So sind der zum Einsatz tronik gründer der Black Jackets Company, kommende Rasier apparat einer Gruppe von vier in Brüssel oder das Radio keinesfalls Im Gegensatz zur filigra- wohnenden und arbeitenden Kom- exotisch-schmückendes nen Textur des Werkes ponisten, die regelmäßig mit einem Beiwerk, sondern Facet- von Jeff Nichols werden festen Kern an Musikern, Tänzern ten der White-Noise- in Bringing Back from the und Videokünstlern zusammenarbei- Palette, die ebenfalls beim Edge die verschiedenen ten. Feedback der Subbass- Farben der Instrumente blockflöte, Labiummani- zu massiven Klangkon- pulationen am Kopfstück glomeraten zusammengeschweißt. Der Titel der Kontrabassblockflöte oder durch Reibege- stammt aus einem Kapitel aus Jonathan D. Hills räusche eines Gummiballs an der Unterseite des Keepers of the sacred Chants, Poetics of ritual Klaviers weiter erforscht wird. Andere klanglich power in an Amazonian society, in dem Rituale bestechend starke Momente sind der Anfangs- der venezuelanischen Wakenai Indianer analy- block mit Folkgitarre und Klavierpizzicato oder, siert werden. Obwohl deren Musik nicht unmit- im weiteren Verlauf des Stückes, gezielt einge- telbar die Komposition beeinflusste, faszinierten setzte Subbassmultiphonics zusammen mit Wa- Nunezanez doch manche Aspekte ihrer Kultur, wa- Effekten der Gitarre. Einen Höhepunkt des wie beispielsweise die Idee des Randes oder der Stückes bildet das Kontrabasssolo, in dem sich Grenzen, die man als Resultat extremer Bewe- das bis dahin mit seiner entstimmten G-Saite gung oder Aktivität erreicht. Nunezanez begab kraftlos wirkende Instrument nun plötzlich, sich auf die Suche nach dem, was am Rande des „molto frenetico“ bespielt und mit mitklingen- Möglichen, nach dem Erreichen des Extremen, dem Snaredrum, in einen wildgewordenen Wes - bei der Rückkehr vom Rand, stattfindet. penschwarm zu verwandeln scheint.

Im dunklen, machtvollen, durch seine extreme Aufgrund des unpolierten, widerborstigen Ge- Kompromisslosigkeit erstaunenden Bringing brauchs der Instrumente sowie der gelungenen Back from the Edge schreitet der Komponist Präparationen und Demontierungen ist die dann auch klangliche Grenzen ab. Die einzelnen Block flöte hervorragend in den Gesamtklang Abschnitte, in denen Nunezanez konsequent alle des Ensembles integriert. Lediglich die Soprani- Seiten eines einmal aufgesuchten Klangraums no- und Sopranblockflöte werden als „Ton - durchleuchtet, sind wie große, monolithisch-be- höhenlieferanten“ auf konventionelle Weise be- wegungslose Farbblöcke nebeneinandergesetzt. nutzt – und das auch nur kurz. Gleich zu An - Paradoxerweise vermitteln nicht nur die äußerst fang wird eine Tenorblockflöte ohne Fußstück sparsam instrumentierten Repetitionsphasen ei- und mit abgeklebten Fingerlöchern 0,1,2,3 in das nes einzelnen Tons, sondern auch die bis an die Fußstück eines Paetzoldkontrabasses gescho- Grenzen der Unspielbarkeit gehende Virtuosität ben. Während die Tenorblockflöte normal ange- der Gitarre und des Klaviers ein Gefühl zeitli- blasen wird, entstehen mikrotonale Tonhöhen - chen Stillstands. Nunezanez’ Behandlung der unterschiede durch den Gebrauch der Klappen verwendeten Instrumente ist weit von allen Er- der Kontrabassblockflöte. Später wechseln

TIBIA 1/2007 337 Tomma Wessel

Mehrklänge auf dem Subbass mit Feedback-Ef- klang mit fragilen Luftgeräuschen auf dem mit fekten auf demselben Instrument ab. Beispiel- einer Sopraninoblockflöte gestopften Kontra- haft für die reiche Klangphantasie des Kompo- bassblockflötenkopfstück. Die auch während nisten ist das sich auflösende Ende des Stückes, der Proben noch weitergeführte gemeinsame Su- mit leise angeschlagener Oktave im Bassbereich che des Komponisten und der Ausführenden und Gummiball-White-Noise des Klaviers, nach den passenden Klangmitteln erwies sich als E-Bow auf Folkgitarre, sustain und distortion überaus fruchtbar und war für alle Beteiligten auf E-Gitarre und äußerst leisen, langsam wie - eine bereichernde Erfahrung. derholten Kontrabasspizzicati im Zusammen- Stefan Prins (Belgien, 1979): Memory Space #2

338 TIBIA 1/2007 Integrating the Recorder FluteVillage_TIBIA 13.02.2006 8:35 Uhr Seit

Stefan Prins (1979) stellt in seiner musika- lischen Laufbahn immer wieder bereits Be- H. C. FEHR kanntes in Frage, um sich auf die Suche Blockflötenbau · Schweiz nach Neuem zu begeben. Nach einem In- genieurstudium führte ihn die Beschäfti- gung mit zeitgenössischer klassischer Mu- Alleinvertrieb für Deutschland: sik zur freien Improvisation, u. a. mit Ruth Barberan, Fred Van Hove, Andre Goud- beek, Mike Goyvaerts, Paul Rutherford, Flute Village dem Shakuhachispieler Horacio Curti und Inhaber Friedemann Koge dem von ihm mitbegründeten Collectief www.musikhaus-da-capo.de Reflexible. D-35216 Biedenkopf Er studierte Sonologie am Konservatori- Schulstraße 12 um in Den Haag und zur Zeit Klavier und Tel. o 64 61 Komposition am Konservatorium in Ant- 69 62 werpen. Er komponierte unter anderem für Champ d’Action und das Ensor Streich- quartett.

(2006, ca. 10’), für Blockflöte (Alt, Tenor, Paet- zold Bass in f, Paetzold Subbass in F), elektri- sche Gitarre, Kontrabass, Schlagzeug und Live Elektronik, Auftragswerk der Flämischen Gemeinschaft

In dem als Konzert für Blockflöte und Quartett angelegten Memory Space #2 gebraucht Stefan Prins bewusst vier verschiedene Gedächtnis- schichten und -formen. Zum einen fungiert für ihn die Partitur als das Gedächtnis des Kompo- nisten. Zweitens wird das von der Blockflöte ge- nerierte musikalische Material vom Ensemble wie in einem Gedächtnisreservoir aufgefangen, abgelagert und verändert. Als drittes, digitales, „unfehlbares“ Gedächtnis fungiert der Compu- ter, der während der Aufführung mit Klängen gespeist wird, die er nach einem vom Kompo - .musikhaus-da-capo.de nisten in MAX/MSP geschriebenen Programm im Laufe des Stückes live verarbeitet, um sie dann verformt wieder ins Klanggeschehen einzubrin-

gen. Zu diesen drei Erinnerungsebenen kommen www schließlich Kurz- und Langzeitgedächtnis der ausführenden Musiker: an genau definierten NEUES erfahren Sie immer NEUES unter: erfahren Stellen werden sie zunächst aufgefordert, einer anderen Stimme zuzuhören, um dann ihrerseits

TIBIA 1/2007 339 Tomma Wessel

unter Verwendung der gehörten Klänge und räuschklängen. Durch das auskomponierte Ein- nach bestimmten Regeln zu improvisieren. Ziel und Ausatmen sowie die sehr schnellen Hal- des Komponisten ist es, dank der Konfrontation tungswechsel des Instruments werden auch au- des Materials aus verschiedenen Gedächtnisebe- ßermusikalische Gesten integriert. Ab dem nen immer neue Hörperspektiven sich heraus- zweiten Teil kommen, zusammen mit dem En- kristallisieren zu lassen. semble und Live Elektronik, Tenorblockflöte, Paetzold-Bass und Paetzold-Subbass in einem Der bis ins Detail festgelegte Blockflötenpart ist groß angelegten Crescendo zum Einsatz, das auf das Resultat von Stefan Prins intensiver Beschäf- den ausschließlich aus elektronischen Klängen tigung mit dem Instrument und der engen Zu- bestehenden Schlussteil gerichtet ist. Unter Ver- sammenarbeit mit mir, bei der wir uns im Studio wendung verschiedenster Artikulationsformen, Champ d’Actions gemeinsam auf die Suche nach Klappengeräuschen und Tonfärbungen mit Tril- Klangmaterial wie beispielsweise instrumenten- lern, Tremoli, Luftgeräuschen und Stimme schält spezifischen Mehrklängen und Perkussivgeräu- sich nach und nach der „normale“ Blockflöten- schen begaben. Das aus sechs ineinander überge- klang heraus, der im virtuosen fünften Teil auf henden Teilen bestehende Werk beginnt mit dem mit drei Mikrophonen verstärkten Subbass einem Altblockflötensolo mit verstärkten, von auch starke perkussive Elemente aufweist. Griffänderungen und Vokalen gefärbten Ge- Matthew Shlomowitz (Australien, 1975): Free

340 TIBIA 1/2007 Integrating the Recorder

Square J azz (2005, ca. Matthew Shlomowitz (1975) wuchs in rockem“ Modell be son - 15’), für verstärkte Adelaide in Australien auf. Er studierte ders gut zur Gel - Block flöte (Sopran- am Konservatorium von Sydney bei Bo- tung kam. und Tenorblockflöte, zidar Kos und privat bei Michael Finnis- mit Fußschalter), elek- sy. Er wohnt in London, wo er kompo- In den letzten beiden trische Gitarre, ver- niert, schreibt und unterrichtet. Ab schnitten des Stük- stärkten Kontrabass Matthew Shlomowitz ist Mitarbeiter kes beherrschen Glis- und Drumkit der Foundation of Independent Educa- sandi das Klangbild und tion und des Birbeck College und Mit- wechselt die bis dahin Laut Matthew Shlomo- begründer des Ensembles Plus Minus. dominante Sopranblock- witz ist die Grundidee www.shlom.com flöte zum Tenor. Klang - von Free Square Jazz, verfremdungen („sub- Dinge zu wiederholen, dued“, im ppp, aber die ihres flüchtigen, in- auch im ff!) können mit stabilen, impulsiven und improvisatorischen Fußschalter wie auch mit Manipulationen der Charakters wegen an sich unwiederholbar schei- Voice-Unit des Helder-Tenors erzielt werden. nen. So ist der Titel gleichzeitig Programm: Ele- An die Stelle des bis dahin streng organisierten mente des Free Jazz werden festgelegt und einem Zusammenspiels tritt im letzten Teil die Unab- neuen Kontext zugeordnet, Teile der Komposi- hängigkeit der vier Stimmen, die im ppp-Bereich tion werden, teilweise variiert, in wechselnden in unterschiedlich langsamen Tempi, jede Stim- Kombinationen einander gegenübergestellt, die me gleichsam in sich selbst versunken, Versatz- Textur ist sowohl „free“ als auch „square“. Das stücke wie Erinnerungsfetzen wiederholen. Resultat ist virtuose, rauhe, wirbelnde, an die Spielfreude appellierende Musik in dynamischen Interessant ist die Behandlung der Dynamik der Extremen, die trotz individueller und rhyth- Blockflöte: zum einen wird sie so verstärkt, dass misch komplexer Stimmführung erstaunlich sie dynamisch auf ein ihren Mitspielern ver- organisiert klingt. Die einzelnen Stimmen der gleichbares Niveau kommt und diese nicht in Partitur sind individuell mit assoziativen, sati- ihrer dynamischen Ausdrucksfreiheit gehemmt risch-sarkastischen Anweisungen versehen, wie werden. Zum anderen hat sie wie die Gitarre ein z. B. „inhuman“ für die Gitarre. Mit „high ener- Fußschalter zur Verfügung, mit dem sie dynami- gy, impulsive, self-important“ ist der energiege- sche Abstufungen regelt. Vereinfacht gesagt gibt ladene Anfang der Sopranblockflöte überschrie- es derer in Free Square Jazz nur zwei: sehr laut ben, der durch den Gebrauch einer klar und sehr leise, von einer kurzen mf-Ausnahme ar ti kulierenden Sopran block flöte nach „früh ba - einmal abgesehen. Dank des Fußschalter werden

TIBIA 1/2007 341 Tomma Wessel

nun auch sehr schnelle extreme p-fff -Crescendi bzw. -Diminuendi möglich, wobei der Kompo- Champ d’Action wurde 1988 vom Kompo - nist hier oft bewusst auf eine unnatürliche Wir- nisten Serge Verstockt gegründet. An dem kung abzielt. Ein herrliches, auf einem diszipli- hier beschriebenen Projekt waren folgende nierenden Instrument wie der Blockflöte ganz Musiker beteiligt: Jaan Bossier (Leitung), neues Spielgefühl. Tomma Wessel (Blockflöte), Tom Pauwels (Gitarre), Lode Leire (Kontrabass), Fedor Theunisse (Schlagzeug), Saori Oya (Klavier), –––––––––––––– ANMERKUNGEN Maarten Buyl, Stefan Prins, Peter Swinnen 1 An dieser Stelle möchte ich meinem Mentor, Prof. (Live Elektronik). www.champdaction.be Gerd Lünenburger (Universität der Künste Berlin), und meinem Doktorvater Prof. Frans de Ruiter (Universiteit Leiden), herzlich für die fruchtbare Zusammenarbeit danken. 2 Docartes ist ein Zusammenschluss zur Postgraduier- tenausbildung in Musik, dem folgende Hochschulen an- Gent, Orpheus Instituut, 20.2.2006 gehören: Faculteit der Kunsten der Universiteit Leiden, Löwen, Lemmensinstituut, 23.2.2006 Koninklijk Conservatorium Den Haag, Conservatori - Antwerpen, De Singel, 24.2.2006 um van Amsterdam und Orpheus Instituut Gent. Nähere Löwen, Transitfestival, 27.10.2006 Informationen unter www.docartes.be und www.kunsten wetenschappen.nl. Tomma Wessels Doktoratsprojekt Antwerpen, Muhka, 29.10.2006 wird von der Universität Leiden und der Stiftung De Brügge, Concertgebouw, 20.4.2007 (Urauffüh- Zaaier unterstützt. rung Michael Finnissy) o Konzertdaten:

342 TIBIA 1/2007 TIM CRANMORE RECORDERS JUNE 16TH 2007

d a t orf c py do o usnt e RECORDER MAKING AT FINCHCOCKS Join with Adrian Brown and Tim Cranmore for a day-long introduction to the craft of recorder-making, to be held at Finchcocks Living Museum of Music in Kent. The subject of this introductory day is: ‘Tuning and Temperament’ We will also be treated to a lunchtime concert by Fontanella on their Adrian Brown renaissance consort.

We anticipate a high demand for this event, and places are limited, so apply early! Cost is £65 per person.

New for 2006 visit: www.fippleflute.co.uk A392 voice flute/ or contact Tim Cranmore at the tenor A440 after Hotteterre address below for a booking form. Tim New email address: [email protected] Cranmore 23, Lower Chase Rd, Malvern, UK, WR14 2BX RECORDERS tel 01684 563313 -

NEU Edvard Griegs MEISTERKURS »Peer Gynt Suite« Nr. 1 op. 46 für Holzbläserquintett Bearbeitet von Joachim Linckelmann Xenia Löffler – historische Oboen BA 8603 Part. m. St. · € 23,95 / CHF 47.90

Christian Beuse – Fagottinstrumente Diese Bearbeitung von vier Sätzen für Holzblä- serquintett wird Griegs Klangwelt gerecht, 13.–16. März 2007 indem die feinen Schat- tierungen der fünf sehr unterschiedlichen Hochschule für Künste Bremen Instrumente zum Tragen kommen. Enthalten sind natürlich Morning, Aase’s Death, Dechanatstr. 13–15, 28195 Bremen Anitra’s Dance und das Herzstück der Suite In the Tel.: 0421-9595-1506 Hall of the Mountain King. – Diese Ausgabe enthält eine Referenzpartitur zur Erleichterung der Proben- E-Mail: [email protected] arbeit. Weitere Informationen: Bärenreiter www.hfk-bremen.de – Veranstaltungen/Meisterkurse www.baerenreiter.com

TIBIA 1/2007 343 Thiemo Wind Eine formale Rekonstruktion von Jacob van Eycks Vari ations fol - gen über Doen Daphne

Einleitung: Jacob van Eyck (ca. 1590–1657), verdankten, dass sie auf losen Blättern (auf eng- der blinde städtische Glockenspieler von lisch = broadsides) vertrieben wurden. Der Text Utrecht, hat der Nachwelt in seiner zweiteili- greift auf die griechische Mythologie zurück gen Sammlung „Der Fluyten Lust-hof“ beinahe und erzählt die Geschichte der Nymphe 150 Solostücke für Blockflöte hinterlassen.1 Sein Daphne, die sich dem Werben des verliebten Werk besteht vorwiegend aus Variationsfolgen, Gottes Apoll durch Flucht zu entziehen ver- die er über damals populäre Melodien schrieb. sucht. Um ihrem Verfolger zu entkommen, ver- Das Variieren wurde anschaulich als „breken“ wandelt sie sich in einen Lorbeerbaum, worauf (brechen) bezeichnet: Die Noten des Themas Apoll den Baum küsst. Zu van Eycks Zeit war wurden nach und nach in immer kleinere diese Melodie wahrscheinlich ebenso populär Notenwerte zerlegt, die Melodietöne wurden wie heutzutage: Keinem anderen Thema hat der um spielt, oder, mit anderen Worten, diminu- Utrechter Komponist so viel Aufmerksamkeit iert. Thema und Variationen wurden als geschenkt, wobei man nicht außer Acht lassen „modo“ (italienisch für Art und Weise) darf, dass Material für Wiederverwendung in bezeichnet. An lauen Sommerabenden brach- Be tracht ge kommen ist, doch davon später te van Eyck diese Werke auf dem Utrechter mehr. Janskerkhof zu Gehör. Im Frühling des Jahres 1649, kurz nach der Vollendung des Lust-hofs, Sämtliche Variationen über Doen Daphne fin- gewährte ihm das Kapitel von Sint-Jan (Sankt den sich im ersten Teil von Der Fluyten Lust- Johann) dafür eine Gehaltserhöhung. hof. Im Jahre 1644, als dieser erste Teil noch den Titel Euterpe oft Speel-goddinne (Euterpe oder Van Eycks Variationen über Doen Daphne Spiel-Göttin) trug, befanden sich darin vier gehören heute zu den beliebtesten Stücken aus Variationsfolgen über Doen Daphne. In dem dem Lust-hof, was zweifelsohne nicht nur mit durch van Eyck korrigierten zweiten Druck van Eycks Variationen zu tun hat, sondern auch von 1649, der im allgemeinen als Hauptquelle mit dem Charme dieser lieblichen Melodie. angesehen wird, sind jedoch nur drei enthalten Doen Daphne wurde in den Niederlanden (NVE Nr. 3, 35, 61)3. Das liegt daran, dass die durch die 1621 ge - ersten beiden Vari a tions - druckte Sammlung Thiemo Wind, ge boren folgen zu einer Kom po - Friesche Lust-hof des 1961 in Enschede, studierte sition zusammengefasst in England geborenen Musik wissen schaft an der wurden. Die beiden Va - Jan Starter bekannt, Universität Utrecht, Oboe ri a tionen, die 1644 die kurz nachdem das Ori - am Utrechter und Blockflö- zweite Daphne („Nogh ginal When Daphne te am Hilversumer Kon ser - een veranderingh van from faire Phoebus did va torium. Seit 1995 Musik- …“) bildeten, wur den fly in England erschie- redakteur der nie der ländi- als modo 2 und 3 in die nen war.2 (Abb. 1) schen Zeitung De Telegraaf. erste Daphne eingefügt. Foto: Danya Wind Ist Ver fasser von mehreren musikwissenschaftlichen Artikeln und Herausgeber Der durchkomponierte Dieses Lied gehörte der einzigen vollständigen Ausgabe von Jacob van modo 2 der ursprüng - zum Genre der „broad - Eycks Der Fluyten Lust-hof (New Vellekoop Edi - lichen ersten Daphne side ballads“, die ihren tion, XYZ Verlag). Im Mai 2006 promovierte er mit wurde auf diese Weise Namen dem Umstand einer Dissertation über Jacob van Eyck. zu modo 4.

344 TIBIA 1/2007 Jacob van Eycks Doen Daphne

In Der Fluyten Lust-hof I (21649) gibt es im Vergleich zum ersten Druck noch einen weiteren Un ter schied: an die vierte Daphne aus Euterpe (die 1649 als drittes Variationswerk bezeichnet wur de) wurden zwei weitere Va ri a tio nen (modo 4 und 5) angehängt. Die Quellen angaben der Daphne- Va ri a tio nen sind aus Ta belle 1 ersichtlich, in der jeder modo mit ei nem eigenen kursiven Buch sta ben be zeichnet ist. Die Un ter schiede zwischen den Versionen von 1644 und 1649 las sen die Frage aufkommen, inwieweit diese Än derungen eine bewusste Ab sicht van Abb. 1: Doen Daphne d’overschoone Maeght aus Jan Starters Friesche Eycks wider spie geln. Die Auf - Lust-hof (1621)

Tabelle 1: Die Variationen über Doen Daphne: Quellenlage Euterpe (1644) Der Fluyten Lust-hof I (1649)

[Erste] Doen Daphne [Erste] Doen Daphne [NVE 3] Modo 1 [Thema] (a) Modo 1 [Thema] (a) Modo 2 [durchkomponiert] (b) Modo 2 (c) Modo 3 (d) Modo 4 (b) Weitere Veränderung von Doen Daphne Modo 1 [Variation] (c) Modo 2 [Variation] (d)

Dritte Daphne Zweite Daphne [NVE 35] Modo 1 [kongruente Var.] (e) Modo 1 (e)

Vierte Doen Daphne Dritte Daphne [NVE 61] Modo 1 [Kettenvariation] (f) Modo 1 (f) Modo 2 [Kettenvariation] (g) Modo 2 (g) Modo 3 [Kettenvariation] (h) Modo 3 (h) Modo 4 [kongruente Var.] (i) Modo 5 [kongruente Var.] (k)

TIBIA 1/2007 345 Thiemo Wind

ga ben stellung ist zweigliedrig: erstens bezieht sie sich auf das Zu sammenfügen der ersten bei- den Daphnes aus Euterpe und zweitens auf das Hinzufügen der beiden Variationen an die letzte Daphne.

Das Zusammenfügen der beiden ersten Daphnes

Bei der Herstellung der New Vellekoop Edi - tion sind wir noch davon ausgegangen, dass das Zusammenfügen der ersten beiden Daphnes eine von van Eyck beabsichtigte Änderung war. Doch dies erscheint nun unwahrscheinlich. Der durchkomponierte modo 2 war eine besondere Kompositionsform, die van Eyck viermal ver- wendete und sich für Melodien in dreiteiligen Taktarten vorbehielt. (Die anderen Beispiele sind Sarabande [NVE 10], l’Amie Cillæ [NVE 20] und Lossy [NVE 107].) In der Art und Weise, wie die Variationen über diese vier Themen geschrieben wurden, lassen sich durchaus Ge - mei nsam keiten entdecken.4 Da der Utrech ter Kom po nist sich nicht an eine ganze Va ri a tions - reihe zu halten brauchte, konnte er sich „im stile misto“ grundverschiedener No ten werte bedienen. Dies macht es im höchsten Maße unwahrscheinlich, dass van Eyck eine durch - kom po nierte Variation als modo 4 an eine „nor- male“ Variationsreihe anhängen würde. Auch die Notation suggeriert, dass die ersten beiden Daphnes aus Euterpe als eigenständige Kom po - sition interpretiert werden müssen: die zweite Variationsreihe (c, d) hat ein b-Vorzeichen, das beim ersten Variationswerk (a, b) fehlt. Dies lässt vermuten, dass die Stücke zu verschiede- nen Zeitpunkten diktiert und aufgeschrieben worden sind.

Ein noch schwerwiegenderes Argument ist aber, dass die ersten beiden Daphnes auf unter- schiedlichen Versionen der Melodie beruhen. Van Eyck hatte die Angewohnheit, sich in sei- nen Variationen streng an das gewählte Thema zu halten, auch wenn es Varianten des Themas gab. In diesem Zusammenhang könnten die beiden Variationsfolgen von Wat zalmen op den

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Avond doen (NVE 51 & 52) her- angezogen werden. Diese Var ia - tio nen sind über verschiedene Ver si onen des Themas kom - poniert, welches jeweils den Variations fol gen vorangestellt ist.5

Dass es van Eyck selbst war, der die ersten Daphne-Variationen zu sammengefügt hat, scheint im Licht der voneinander abwei- chenden Themen wenig glaub- haft. Die Unterschiede der Daphne-Ver si o nen manifestie- ren sich in den Takten 22-23 des Themas. Wie bereits an ge - sprochen, wurde Doen Daphne Abb. 2: Doen Daphne, Melodievarianten in den Niederlanden durch die 1621 erschienene Aus - gabe des Friesche Lust- hof von Jan Starter be - kannt. In der Starter- Ausgabe folgen die ge - nann ten Takte 22-23 der Version, die im Abb. 2 als Va ri ante I bezeichnet wird. Van Abb. 3: Erste Doen Daphne aus Euterpe, modo 2 [= NVE 3, modo 4; b] Eycks durchkompo- nier ter modo 2 (b) der ersten Daph ne folgt Zweite (1644) / Erste (1649) Doen Daphne, modo 1 / 2 [NVE 3, modo 2; c] zwei Mal die- ser Version (Takt 38-39, 50-51) (Abb. 3). Es ist die einzi- ge Daphne-Va - Zweite (1644) / Erste (1649) Doen Daphne, modo 2 / 3 [NVE 3, modo 3; d] ri a tion, bei der dies so ist. Die ursprünglich zwei te Daphne (c, d) folgt deut - Abb. 4 lich einem an de ren Kurs (Abb. 4). Trotz des Feh - No tenmaterial enthält. Im Abb. 2 ist das Va ri - lens einer un ver zierten Themen version kann ante II. das Thema anhand von modo 1 (Takt 38-39) aus der letzten Daphne (NVE 61) (f) einfach Einer der charakteristischen Unterschiede ist, rekonstruiert werden, da sie viel identisches dass die Tonfolge d2-d2-e2-cis2 durch d1-a1-h1-cis2

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ersetzt wird. Diese Variante taucht bereits 1626 die aktuellere war. Das könnte auch darauf hin- in der Nederlandtsche gedenck-clanck von deuten, dass die ursprünglich erste Daphne (der Adriaen Valerius auf (Abb. 5)6. Nen nen wir sie durchkomponierte modo 2) ein relativ frühes der Einfachheit halber Valerius-Variante. Werk ist.

Der Ehrlichkeit halber muss gesagt werden, dass der durch- komponierte modo 2 (b) nicht völlig mit dem vorangestellten Thema übereinstimmt. Hier ha - ben wir noch eine dritte Themen - variante vor uns, Variante III (Abb. 2). Dies wäre dann die be - rühmte Aus nahme von der Regel, die soeben aufgestellt wurde und besagt, dass van Eyck in seinen Va ri ationen präzise genau am Thema festhielt.

Abb. 5: Adriaen Valerius: Nederlandtsche gedenck-clanck (1626) Die Gründe und Ursachen für diese Ausnahme können vielfältig Wegen dieser Diskrepanz sind die erste und sein. Da die Melodie so bekannt war, könnte zweite Daphne aus Euterpe streng genommen van Eycks Assistent nur mit halbem Ohr zuge- nicht dazu geeignet, zusammengefügt zu wer- hört haben und die Melodie nach eigenem den. Deswegen müssen sie als zwei unter- Gutdünken aufgeschrieben haben. So etwas schiedliche Werke interpretiert werden. Es wäre scheint öfter passiert zu sein, so geschehen in O korrekter gewesen, wenn Paulus Matthijsz auch slaep, zoete slaep (NVE 70).7 Möglicherweise ist der zweiten Variationsfolge (c, d) aus Euterpe im Fall von Daphne das Thema im Manuskript das Thema vorangestellt hätte, wie das im Fall nicht enthalten gewesen und wurde vom von Wat zalmen op den Avond doen geschehen Redakteur eigenständig hinzugefügt.8 Vielleicht ist. Nun müssen wir uns mit zwei Variationen hat van Eyck das Thema auch wirklich so dik- und dem Randverweis „Nogh een veranderingh tiert, war sich aber währenddessen nicht mehr van Doen Daphne“ begnügen. Vielleicht hat bewusst, welche Themenvariante seinem modo Paulus Matthijsz die Un ter schiede nicht 2 (ein älteres Werk, basierend auf einer für ihn bemerkt und das Thema beim zweiten Mal nicht mehr aktuellen Version?) zugrunde lag. weg gelassen und ist Jahre später in gutem Deutlich ist jedenfalls, woher die Variante III Glauben davon ausgegangen, dass die beiden stammt: sie wurde aus Takt 2 und 3 des Themas Kompositionen problemlos aneinandergefügt abgeleitet (vergleiche auch Takt 25 bis 28 mit 5 werden können. bis 8) (Abb. 6). Auch diese Variante ist gängig gewesen, wie ein anonymes Va ri a tions werk für Aus den zwei Variationen, die 1649 an die letz- Klavier im Camphuysen Manuskript beweist, in te Daphne (i, k), hinzugefügt wurden, kann dem beide Varianten innerhalb einer Kom po - man ersehen, dass die Variante II für van Eyck sition zu finden sind.9

Es gibt also genug Gründe dafür, die beiden ersten Daph - nes aus Euterpe zu rehabilitie- Abb. 6: Doen Daphne, Anfang des Themas ren. Für das Zu sam men fügen

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kann der Herausgeber Paulus Matt hijsz zur Verantwortung gezogen werden, der 1644, b-Vorzeichen nach dem Schlüssel mehr als einmal eigenmächtige Änderun- gen vorgenommen hat. Man könnte un - terstellen, dass das Zusammenfügen eine von van Eyck nicht au torisierte Än - derung gewesen ist. 1649, ohne Vorzeichnung Auch die ursprünglichen Vorzeichen müssen in diesem Zusammenhang respektiert werden. Als die beiden Stücke für die Ausgabe von 1649 zusam- mengefügt wurden, wurde auch gleich- Abb. 7: Variation c zeitig die Vor zei chensetzung vereinheit- Auch in der letzten Daphne, die 1644 die vier- licht: weder vor dem Thema noch vor den Va ri - te, 1649 jedoch die dritte ist (NVE 61, Korrektur a tio nen stand ein Vorzeichen. Die zweite Va ri a - S. 65), folgt der Notentext der Valerius-Va ri - tionsfolge (c, d) musste folglich umgeschrieben ante. Bei dieser ist anzunehmen, dass van Eyck werden: durch das Verschwinden des festen das Thema selbst diktiert hat: in modo 1 (f) Vor zeichens mussten in den Notentext lose b- werden das Thema, wenige kleine Ornamente, Akzi den tien eingefügt werden, um aus dem umspielte Wieder holungen und ein durchkom- Ton h ein b zu machen. Dieses Um schrei ben ist ponierter Mittelteil kombiniert (Formschema: an verschiedenen Stellen nicht ausgeführt wor- A-A’-B’-B’’-C-C’). den, was vermutlich weniger auf Flüch tig keits - fehler als vielmehr auf eine persönliche In ter - Mit Hinblick auf diese letzte Daphne drängt pretation hindeutet. Es ist nämlich auffallend, sich die Frage auf, ob die modi 4 und 5 (i und dass an den Stellen, an denen musikalisch ge - k), die 1649 hinzugefügt wurden, den Platz sprochen wirklich ein b stehen muss, dies auch bekommen haben, den ihnen van Eyck zuge- der Fall ist. Alle Stellen, an denen kein b- dacht hatte. Auch hier wird die uneinheitliche Vorzeichen steht, sind musikalisch zweideutig: Verquickung der Formen deutlich. Die Va ri a - hier könnte man b spielen, muss aber nicht. tionen, die aus dem Jahre 1644 stammen, modo (Abb. 7) 1 bis 3, sind nach dem Prinzip der „Verkettung“ konzipiert. In den miteinander verketteten Variationen ist die erste Erscheinungsform Die zwei hinzugefügten Variationen des eines wiederholten Abschnittes identisch mit Jahres 1649 der zweiten Erscheinungsform des vorangegan- genen Abschnitts. Was also im Thema A-A ist, Richten wir unseren Blick nun auf die folgen- wird in der ersten Variation A-A’, in der zwei- den Daphnes. Was 1644 als die dritte Daphne ten A’-A’’, in der dritten A’’-A’’’ etc.10 Visuell und 1649 als die zweite (NVE 35, Korrektur S. kann dies als eine Gliederkette wiedergegeben 41) erschien, ist nur eine einzige Variation. Der werden: Notentext folgt Variante II, der Valerius- Variante. Mit diesem Stück ist alles in Ordnung. Bemerkenswert ist jedoch die schwarze Notation (sesquialtera), die in der Quelle er - scheint, was darauf hindeutet, dass die Melodie 6 als ⁄4-Takt gelesen werden muss und nicht als 3 ⁄4-Takt. Diese Schreibweise ist auch bei Starter zu finden (Abb. 1).

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Die modi 4 und 5, die an die letzte Daphne an - ebenso was die Entwicklung des Diminuierens ge hängt wurden, gehören hingegen dem kon- anbelangt. In der zweiten Daphne aus Euterpe gruenten Typ an: in den Fällen, in denen das ist van Eyck mit den Figurationen nicht weiter- Thema Wiederholungszeichen hat, treten sie gekommen als bis zu Achtelnoten und sporadi- auch in der Variation auf. Der Übergang von schen Grüppchen von 16teln (NVE 3, modo 3; Ver kettung zu Kongruenz ist in van Eycks d). Zu diesem Stück passen die hinzugefügten Wer ken selten. Stücke von 1649 außerordentlich gut: Eine Variation, voll mit 16teln, gefolgt von einem Es gibt noch mehr, das Erstaunen hervorruft. In letzten modo, in dem 32tel Notenwerte vor- ihrer ursprünglichen Gestalt ist die letzte herrschen. Außerdem ist in dieser Daphne die Daphne eine abgeschlossene Variationsreihe. kongruente Behandlung dominant: in der Der Schluss von modo 3 (h) ist durch einen ersten Variation (NVE 3, modo 2; c) ist der erste Takt verlängert. An derartigen kleinen Codas und dritte Themenabschnitt nach dem Prinzip erkennt man bei van Eyck eine Schluss - der Kongruenz variiert (||:A’:||: B’ B’’||:C’ :||), in variation. In dieser Schlussvariation werden die der zweiten Variation (NVE 3, modo 3; d) sind es Umspielungen von 16tel Notenwerten domi- alle drei Abschnitte (||:A’’:||: B’’’||:C’’ :||). Es hat niert. Dass van Eyck daran noch eine Variation den Anschein, dass van Eyck seine beiden hinzufügen wollte, in der 32tel Noten (k) vor- Extra-Variationen an dieser Stelle hinzufügen kommen, ist sehr wohl vorstellbar. Warum aber wollte und dass Paulus Matthijsz ihm die Suppe sollte er erst noch eine Variation mit 16tel No - versalzen hat, indem er die beiden Daphnes aus ten nachfolgen lassen? Dieser modo 4 (i) basiert Euterpe miteinander kombinierte, wodurch der außerdem – abgesehen von wenigen Takten – Platz vergeben war. Zurück blieb nur die Mög - auf dem Material von modo 3 (h) und bringt lichkeit, auszuweichen, und sie nach der letzten dem zufolge kaum etwas Neues.11 Daphne zu platzieren.

Man könnte nun einwenden, dass aus diesen Es wäre gut möglich, dass Jacob van Eyck sein Übereinstimmungen herauszulesen ist, dass Bestes getan hat, um den Herausgeber in modo 3 und modo 4 gerade deswegen zusam- Kennt nis zu setzen, aber seine Botschaft nicht mengehören. Van Eycks Figurationen von deutlich genug angekommen ist. Nehmen wir Doen Daphne kann man sich aber als Teile eines an, dass der blinde Komponist aus Utrecht von großen Baukastensystems vorstellen. Viel der logischen Annahme ausging, dass in Material kam für Wiederverwendung in Frage. Euterpe vor den Variationen der zweiten Modo 1 (f) der letzten Daphne zum Beispiel ist Daphne das unbearbeitete Thema abgedruckt in der Figuration nahezu identisch mit modo 1 war. In diesem Fall hätten die Variationen nicht aus Euterpes zweiter Daphne (c). Euterpes drit- modo 1 und modo 2 geheißen, sondern modo 2 te Daphne ist zum Großteil zusammengestellt und modo 3. Ein zugefügter modo 4 und modo aus Figurationen, die auch in anderen Daphne- 5 wären dann einfacher an gutem Platz gelan- Variationen vorkommen. Gleichklingendes det.12 Ma terial, außerhalb der „Kettenstränge“, scheint demnach eher auf unterschiedliche Stücke hin- zuweisen. Zusammenfassung

Nachdem nun die ersten beiden Daphnes aus Wenn wir die Lage zusammenfassend darstellen Euterpe rehabilitiert sind, meldet sich ein zwei- wollen, lässt sich festhalten, dass die ursprüng- ter Kandidat, um die zwei hinzugefügten liche Einteilung nach Euterpe mit vier Daphnes Variationen aus der Ausgabe von 1649 zu adop- eine Rehabilitation verdient. Im Thema der tieren: die ursprüngliche zweite Daphne (c, d). ersten Daphne müssten die Takte 22 und 23 Formal gesehen ist diese Möglichkeit logischer, eigentlich in Analogie zu dem durchkompo-

350 TIBIA 1/2007 Jacob van Eycks Doen Daphne

Tabelle 2: Die vier Daphnes: eine Rekonstruktion der Form Erste Daphne: Thema (a, rekonstruiert), modo 2 (b) Zweite Daphne: Thema (rekonstruiert nach f), modo 2 (c), modo 3 (d), modo 4 (i), modo 5 (k) Dritte Daphne: Modo 1 (e) Vierte Daphne: Modo 1 (f), modo 2 (g), modo 3 (h)

nierten modo 2 angepasst werden, welcher der punktiert sein muss, und dass das d2 erst auf der zweiten ältesten niederländischen Quelle folgt (Star ter). Hälfte von Takt 4 kommen muss. 8 Der ursprünglich zweiten Daphne müsste ein So geschehen in der Pavane Lacryme, siehe Thiemo Wind: „Pavaen Lachrymae“/„Pavane Lacryme“, or: unverziertes Thema beigefügt bzw. vorange- How an Editor tried to help van Eyck (and finally did), stellt werden, welches sich zum größten Teil in: Jacob van Eyck Quarterly, 2002, Nr. 3, via anhand von modo 1(f) der letzten Daphne re - kon struieren lässt, zudem ist die zweite Daphne 9 Siehe Dutch keyboard music of the 16th and 17th cen- turies, ed. Alan Curtis, Amsterdam 1961, Nr. LVI. Es ist der plausibelste Kandidat für die Adoption der einfach zu rekonstruieren, wie diese Variante zustande- beiden zugefügten Variationen von 1649 (i, k). gekommen ist. Der steigende Septimsprung (God-heyd) Euterpes dritte und vierte Daphne bleiben so mit stellte einen ungeübten Sänger vor allzu große Probleme. in der Form bestehen, die sie 1644 hatten. Ta belle Als praktische Lösung/Ver ein fach ung wurde dieser 1 1 2 fasst die skizzierte Rekonstruktion zu sammen. Sprung in eine fallende Sekunde (e -d ), die von einem Oktavsprung gefolgt wird, aufgeteilt. Der melodische Eine vollständige Rekonstruktion findet sich Verlauf von Takt 23 (cis2-d2-e2) ist von Takt 3 abgeleitet unter www.jacobvaneyck.info/daphne.pdf. (der erste und der letzte Teil dieses Me lo dieabschnittes (Übersetzung: Inés Zimmermann) sind zum größten Teil identisch). 10 siehe Thiemo Wind: Chain Variations in van Eyck’s ––––––––––––– „Der Fluyten Lust-hof“, in: American Recorder XXVIII ANMERKUNGEN Nr. 4 (1987), S. 141-144 1 Die einzige moderne Gesamtausgabe ist die von 11 Vollkommen identisch sind die Takte 1, 2, 3, 5, 6, 10, Thiemo Wind herausgegebene New Velle koop Edition, 13, 14, 16, 18, 19, 20, 21, 23, nahezu identisch sind die Naarden-Huizen, XYZ-Verlag, 1986-88 Takte 7, 8, 9, 11, 12, 15, 17, 22 (Taktzahlen auf der Basis 2 Siehe auch Ruth van Baak Griffioen: Jacob van Eyck’s des kongruenten modo 4). Eigentlich sind nur die Takte „Der Fluyten Lust-hof“ (1644–c1655), Utrecht 1991, 25-28 neu figuriert. S. 162-167 12 Die (uneinheitliche) Vorzeichensetzung hätte jedoch 3 NVE = New Vellekoop Edition, ed. Thiemo Wind eine Diskrepanz verursacht. Euterpes zweite Daphne hat 4 Siehe Thiemo Wind: Jacob van Eyck en de anderen. ein b-Vorzeichen, die in 1649 zugefügten Variationen Nederlands solorepertoire voor blokfluit in de Gouden weisen Akzi den tien auf, um den Ton b anzudeuten. Man Eeuw, Diss. Universität Utrecht, S. 276-281 (§§ 6.2.1). kann aber nicht ganz ausschließen, dass die 1649 zuge- Eine englische Übersetzung wird im Laufe dieses Jahres fügten Variationen im Manuskript ein festes b-Vor zei - bei der Koninklijke Vereniging voor Nederlandse chen gehabt haben, aber durch Matt hijsz in eine Version Muziekgeschiedenis (KVNM) erscheinen. ohne festes Vor zei chen umgeschrieben wurden. o 5 Dem modo 5 aus der ersten Variationsreihe über Wat zalmen (NVE 51) folgt das Thema der zweiten Va ri a - tions reihe (NVE 52) und müsste dort als modo 4 einge- fügt werden. Verkaufe: 6 Adriaen Valerius: Nederlandtsche Gedenck-clanck, moderne Tenorblockflöte von Maarten Helder, Block mit Haar lem 1626, S. 30; Contrafact: Men brand, men blaeckt, Schraube verstellbar, 1500 €; Traversflöte von men schend, men moort; Faksimile, Amsterdam 1968 Kowalevsky, a´= 415 Hz, Grenadill, 600 €; kl. Cembalo 7 Aus den Variationen lässt sich ersehen, dass im Thema von O slaep, o zoete slaep die ganze Note a1 in Takt 3 AA-e´´´, 2x 8', Lz, 2000 €; Tel: 08261-737170

TIBIA 1/2007 351 Summaries for our English Readers

Adrian Brown und David Lasocki com posers, who each responded with a very Renaissance recorders and their makers individual and completely different composi- The earliest references to recorder makers, tion. The process of composing was conducted direct and indirect, turn up in the late 14th cen- under close cooperation with the author, the tury, about the same time as the first references pro ject being within the framework of her to the instrument itself. According to William doctorate thesis, in which she produced a por - Waterhouse’s The New Langwell Index, a man trait of the recorder as an instrument for com- called only Nicolaus is documented as a “flute posers. The central question was, how different maker”(recorder maker?) in Prague in 1397. recorders and playing techniques can be inte- Eleven years later, a pifaro (wind player) named grated into a modern chamber music ensemble. Bartolomio who worked for the count of Ur - In this article, the author illustrates this in ref- bino was paid for “four new recorders” he had erence to works by the following composers; sent to the court in Brescia, presumably having Jeff Nichols (USA), David Nunezanez (Ven e - bought them locally, or even made them him- zuala), Stefan Prins (Belgium) and Matthew self. (In the 16th century, a number of makers Shlomowitz (Australia). Translation: Angela Meyke were also accomplished players.) Waterhouse also reports that one Guillelmus d’Ager was noted as “tornerius sive flahuteri- us” (turner or recorder maker) in Barcelona in 1420. Significantly, Anthony Rowland-Jones Thiemo Wind has estab lished that some of the earliest incon- A formal reconstruction of Jacob van Eyck`s trovertible depictions of the recorder are in sequence of variations on Doen Daphne paintings from the Catalan court of Aragón in Jacob van Eyck (ca. 1590–1657), the blind town Barcelona around the turn of the 15th century. bell ringer of Utrecht left for posterity, nearly The rest of the surviving evidence about recor- 150 solo pieces for the recorder in his two part der makers in the 15th century stems from collection Der Fluyten Lust-hof. This work of Flanders, the Dutch-speaking part of what is his is made up principally of sequences of varia- now Belgium. tions, which were based on tunes popular at the Unfortunately, with the exception of a few time. His variations on Doen Daphne are archeological specimens such as those from amongst the most well-loved pieces from the Dordrecht and Göttingen, clearly belonging to Lust-hof, which is undoubtedly due to the another era, no recorders have survived from melody which is so appealing. Doen Daphne before the early 16th century, so the authors became well-known in the Nether lands from devote most of the article to makers, making, the Friesche Lust-hof the collection printed in and instruments during that century 1621 by Jan Starter, who was English by birth, shortly after the original When Daphne from faire Phoebus did flie had been published in Tomma Wessel: England. This melody was pro bably as popular „Integrating the Recorder“ – four premiere per- in van Eyck’s time as it is today: the composer formances for the recorder with Ensemble from Utrecht used this theme more than any What has the recorder got to offer at the begin- other, although some material was used on ning of the 21th century? several occasions. In this article, Thiemo Wind The Belgian ensemble for contemporary music, examines the sequences of variations from dif- “Champ d’Action” posed this question to four ferent editions. Translation: Angela Meyke

352 TIBIA 1/2007 Berichte

Sabine Haase-Moeck Europäisches Blockflötenfestival 2006 in Feldkirch

Eine Blockflötenveranstaltung, wie man sie heute kaum noch findet: 7 Tage lang Block flö - ten wettbewerb für die junge Ge ne ration pro- fessioneller Spie ler, 5 Tage lang Konzerte und Vor träge, Europäischer ERTA-Kon gress, No - ten- und In stru men ten ausstellung. Dies alles organisiert zu haben ist eine tolle Leistung der österreichischen ERTA, namentlich der Haupt - akteure Hans-Maria Kneihs, Clara Kirschner und Judith Waldschütz.

Das Festival begann mit der ersten Runde des Wettbewerbs, die drei volle Tage lang ausgetra- gen wurde. 44 (!) Teilnehmer aus vielen europä i - schen Ländern hatten sich angemeldet und gaben ihre halbstündigen Recitals. Schnell wurde deutlich, dass hier ein sehr hohes Spiel niveau vorherrschte und es schwer werden würde, 12 Spieler für die zweite Runde auszuwählen. Die Jury: Daniel Koschitzki, Matthias Weilenmann, Carin van Heerden, Hans-Maria Kneihs, Claire Michon und Gerd Lünenbürger Die Bewertung bei diesem Wettbewerb verlief nach einem ganz neuen System, das zweierlei scheidungsträger“ war das Publikum, das nach gewährleisten sollte: 1. die Einbindung des jeder Runde sein Votum abgeben durfte. gesamten Plenums in die Ent schei dungs fin - dung, 2. größtmögliche Transparenz der Ent - Die erste Runde verlief so, dass nacheinander schei dungen. Es gab neben der „Haupt“jury, jeweils 7-8 Teilnehmer auftraten und dann eine bestehend aus Carin van Heerden (A), Hans- Würdigung, manche würden sagen: Kritik, der Maria Kneihs (A), Daniel Koschitzki (D), Gerd Spieler stattfand: Die betreffenden Teilnehmer Lünenbürger (D), Claire Michon (F) und wurden gemeinsam auf die Bühne gebeten, und Matthias Weilenmann (CH), noch eine soge- die Jurymitglieder äußerten öffentlich, und nannte „Jugendjury“, der je ein Mitglied der ohne vorher untereinander Absprachen getrof- von allen ERTA-Ländern entsendeten jugendli- fen zu haben, ihre Eindrücke, Anerkennung, chen Ensembles angehörte, die während des Einwände, Ratschläge u. ä. zu den gehörten Festivals musizierten. Es waren dies Sander Leistungen. Am Schluss der ersten Runde wur- Tamm aus Estland, Merlin Harrison aus den die 12 Spieler für die zweite Runde be - England, Chiara Bellante aus Italien und Nina stimmt. Die Jurymitglieder gaben ihre Voten in Strasser aus Österreich. Da die Schweiz kein Form von 12 „ja“- und 8 „vielleicht“-Stimmen Ensemble schickte, das Ensemble aus Deutsch - ab, wodurch sich schnell ein eindeutiges land erst im letzten Moment nominiert wurde Ergebnis einstellte und nur über sehr wenige und ebenso wie das holländische Ensemble nur Kandidaten noch einmal genauer „verhandelt“ zwei Tage da war, blieben zwei Plätze frei, für werden musste, natürlich auch öffentlich. Die die Lisa Kortleitner, eine Studentin aus Vorarl - Jugendjury gab ein nicht öffentlich gefasstes berg und Emmanuelle Weeger, eine Studentin Votum ab, das Publikum konnte per Stimm - aus Frankreich einsprangen. Der dritte „Ent - zettel einen Kandidaten wählen.

TIBIA 1/2007 353 Berichte

Hat sich das Verfahren bewährt, d. h. ist es nun allein vor aller Augen und Ohren auf der Bühne gelungen, die Entscheidung „demokratischer“ zu sitzen und über sich „Gericht halten“ zu las- und durchsichtiger zu machen? In formaler sen. Die Schreiberin dieser Zeilen war sehr Hinsicht auf jeden Fall, denn schließlich gab es beeindruckt von der Art, wie die Spieler aus- mit dem Publikumsvotum und der Jugendjury nahmslos diesem Druck standgehalten haben. zwei zusätzliche Stimmen, die sogar eigene Vielleicht hat dabei geholfen, dass bei der Kan didaten ins Spiel hätten bringen können. öffentlichen Anhörung sehr klar wurde, dass in Vielleicht ist es aber kein Zufall, dass beide der Musik (wie überhaupt im Leben) meistens Zusatz-Gremien in ihren Entscheidungen mit nicht nur sachliche Beurteilungskriterien zur der Jury maximal übereinstimmten. Die öffent- Entscheidung führen, so dass die Kritik nicht lich geführten Wertungsgespräche der Jury- ganz so „objektiv“ daherkam wie in manch an - Mitglieder mit den bzw. über die Kandidaten de rem Wettbewerb. Man musste sich als Spieler machten natürlich deutlich, wohin die Tendenz nicht so insgesamt in Frage gestellt sehen, auch ging, und es wäre schon bemerkenswert gewe- wenn man bei den Jurymitgliedern nicht punk- sen, wenn diese Diskussionen ohne Einfluss auf ten konnte (was in einem Wettbewerb schon das Votum der Anwesenden geblieben wären. bitter genug ist).

Die Entscheidungsfindung der Jury in aller Dieser Wettbewerb hat auf jeden Fall Maßstäbe Öffentlichkeit stattfinden zu lassen war unge- gesetzt, und es ist das Verdienst der ERTA wöhnlich und bewies Mut zum Risiko. Für das Österreichs bzw. ihres bisherigen Vorsitzenden Publikum war dieses Vorgehen ein großer Ge - Hans-Maria Kneihs, durch mutiges, aber um - winn, denn es garantierte maximale Trans pa - sichtiges Verlassen festgetretener Pfade zu renz. Es war äußerst interessant, die unter- neuen Wegen gefunden zu haben. Zu den schiedlichen Wahrnehmungen, Blickwinkel Preisträgern des Wettbewerbs lesen Sie bitte die und Ansichten der Jurymitglieder zu hören und Rubrik „Neues aus der Holzbläserwelt“ in die- so die Entscheidungen mitvollziehen zu kön- sem Heft. nen, auch und gerade, wenn man selbst nicht damit übereinstimmte. Für die Jury muss dieses Der Wettbewerb war sicher das Herzstück des Vorgehen enorm strapaziös gewesen sein. Was Festivals, doch auch die anderen Ver an stal tun - sich bei anderen Wettbewerben hinter ver- gen konnten sich sehen lassen. Jeder Tag wurde schlossener Tür oft sehr schnell zu einem eingeleitet durch ein Konzert in der Reihe Gespräch über einige wenige Spieler verdichtet, „Junge Blockflötenspieler aus Europa“, die musste hier in voller Länge für jeden einzelnen durch Ensembles aus den unterschiedlichen der 44 Spieler in drei Runden gut begründet, „ERTA-Ländern“ bestritten wurden (aus die- nicht verletzend, möglichst motivierend ausge- sen Ensembles kamen die Mitglieder der Ju - führt werden. gend jury). Weitere Konzerte, Diskussionen, Arbeitsgruppen und Vorträge bestimmten den Aus gegebenem Anlass weist Tibia auf Tagesablauf. Nicht alles war neu, aber insge- einen Aufsatz aus Heft 1/1999 hin. Er samt war ein Programm gelungen, das vielseiti- wurde von Sara Blake geschrieben und ger kaum sein konnte. Doch Hans-Maria heißt Die Kunst, sich auf der Bühne zu Kneihs wäre nicht Hans-Maria Kneihs, wenn er bewegen. Dieser Artikel ist kostenlos von nicht auch in diesem Teil der Veranstaltung für unserer Internetseite www.moeck.com eine ganz besondere Attraktion gesorgt hätte. auszudrucken. Er hatte Michael Vetter, einen der ganz Großen der Blockflötengeschichte in den 60er- und 70er Für die Teilnehmer des Wettbewerbs kann es Jahren des 20. Jahrhunderts zu einem Interview nicht angenehm gewesen sein, in der ersten und Konzert geladen. In bester Fabulierlaune Runde zu acht, in der zweiten Runde dann und mit leiser Selbstironie entfaltete Vetter ein

354 TIBIA 1/2007 Berichte

Panorama der Pi o - Kritik u. ä. hinzufügen konnte. Die Diskussion nierzeit der zeitge- kam aber nicht wirklich in Gang, so dass das nössischen Block - Manifest noch auf seine Verabschiedung wartet. flö ten mu sik, in der Auf der Festival-Website www.blockfloete alles möglich war 2006.com ist es weiterhin zugänglich und dis- und selbst die „fal- kutierbar. Gerd Lünenbürger (Berlin), Peter schen“ Töne (und Bowman (Canterbury) und Peter M. Lackner, die ganz besonders) der neue ERTA-Vorsitzende in Österreich, zu musikalischen haben die „Redaktion“ übernommen, d. h. sie Aus drucksmitteln wollen nach ein paar Monaten zu einem Text wurden. Die Auf - kommen. Ob das gelingen kann, bleibt abzu- bruchs timmung und warten, denn ein Manifest ist ja eine Art der Elan, der Hun - Grundsatzerklärung oder Programm einer ger nach Neu em, Interessengemein schaft. Die heutige Block flö - Un er hör tem wa ren ten szene ist aber alles andere als einheitlich, Michael Vetter geradezu spürbar sondern eher wie ein Kosmos, in dem sehr di - für das Au di to ri - um, dem die revolutionären Ideen und Klänge von damals längst zur All täg lich keit geworden sind. Zusammen mit der jungen Sängerin Natascha Nikeprelevic gab Michael Vetter in einem an schließenden Mit tags kon - zert eine halbimprovisierte Probe seiner Musik, die so frisch und leben dig daherkam, wie man es sich bei zeitgenössischer Musik nur wünschen kann. Der zweite Teil des Konzertes, die Interpretation der Bachschen Chaconne aus der Partita d-Moll, ursprüng- lich für Violine solo, wurde sehr zwiespältig aufgenommen und brachte einige, meist junge Leute dazu, sich mächtig zu entrüsten oder sogar den Saal zu verlassen, was man getrost als einen Witz der Geschichte betrachten darf: in den 60er/70er Jahren ver- Clara Hans-Maria Judith hielten sich eher konservative, meist ältere Kirschner Kneihs Waldschüz Menschen des sogenannten „Estab lish ments“ so, wenn sie Musik präsentiert bekamen, die sie ver gierende Kräfte mit sehr unterschiedlichen, nicht ge wohnt waren oder die nicht so gespielt z. T. auch gegensätzlichen Interessen am Werke wurde, wie es sich ihrer Ansicht nach gehörte. So sind. Diese Widersprüche in einem Manifest zu ändern sich die Zeiten und bleiben sich doch vereinen, könnte zu trügerischen Resultaten gleich. führen.

Ein ehrgeiziges Projekt war die Verabschiedung Das Europäische Blockflötenfestival war rund- des „Blockflötenmanifestes“, das auf der um gelungen. Man kann den Veranstaltern Internetseite der ERTA Österreichs schon nicht genug danken für den Mut zu einem lange zur Diskussion gestanden hatte und dem Festival dieser Klasse und für die großartige man auch während des Festivals auf einer Art Organisation. Wer nicht teilgenommen hat, hat Wandzeitung eigene Vorschläge, Gedanken, definitiv etwas verpasst. o

TIBIA 1/2007 355 Berichte

Sabine Haase-Moeck Die Blockflötenbiennale 2006 in Wien

Renaissancemusik auf und verdeutlichte dessen Aus - wir kungen auf die Auf - führungspraxis. Ein weite- res Anliegen Peter van Heyghens ist, dass die Spieler sich des vokalen Charakters der Re na is - sance musik immer be - wusst sind. Er er ar bei tete mit zwei Ensembles von der Hoch schule für Mu sik Wien, wie man in Sol mi sa - tions silben eher „horizon- tal“ als „vertikal“ den ken kann und wie es dabei hilft, nicht aus der Par ti - tur, sondern aus Ein zel - stimmen zu spie len. Mit seiner eigenen bemerkens- wert schönen Sing stimme konnte er das sehr über- Peter Van Heyghen mit seinem Ensemble Mezzaluna zeugend ver mitteln.

Ganz im Zeichen der Renaissancemusik stand Adrian Brown hielt einen Vortrag über die Re - die Blockflötenbiennale, die nach Amsterdam nais sance blockflöten des Kunst historischen im letzten Jahr nun in Wien stattfand. Peter Van Mu se ums Wien. Er berichtete von seinen Ver - Heyghen eröffnete mit seinem Ensemble messungen der Wiener Instrumente für den Mezzaluna (Peter Van Heyghen, Susanna Museumskatalog und davon, dass diese In stru - Borsch, Sebastien Marq, Raphaela Dank sag - mente beispielhaft für die überlieferten Re na is - müller, Thomas List) den Kongress mit flämi- sanceblockflöten in der ganzen Welt sind. Die schen polyphonen Werken von Obrecht bis Mehrheit dieser Instrumente sind in Quinten Lassus. Zusammen mit Adrian Brown gab er zueinander gestimmt und Brown zeigte, wie auch einen Kurs über Historische Auf füh - einige der einzelnen Museumsblockflöten be - rungs praxis auf Consort-Blockflöten. Hier stehenden Ensembles logisch zugeordnet wer- konnte man das in vielen Jahren gemeinsam den könnten. erarbeitete Forschungsmaterial (vorgestellt auf dem Utrechter Symposiun, veröffentlicht 2005 Anhand von Bohrungsdiagrammen verschiede- im Utrechter Symposiumsbericht) einmal in die ner Blockflöten aus verschiedenen Museen Praxis umgesetzt erleben. Der Kurs zeigte den zeigte Brown dann, dass in vielen Fällen diesel- Zusammenhang zwischen den unterschiedli- ben Räumer benutzt worden sein müssen. Und chen Größen der überlieferten Blockflöten und da Räumer teure Werkzeuge sind, liegt es auf dem System der gebräuchlichen Schlüssel in der der Hand, dass sie über viele Jahre hinweg in

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der jeweiligen Werkstatt benutzt worden sind. So kann die Tatsache, dass derselbe Räumer in Blockflöten benutzt wurde, die unterschiedli- che Hasenohr-Stempel tragen, darauf hindeu- ten, dass diese Instrumente alle aus derselben Werkstatt kamen.

Der Vortrag endete damit, dass das Ensemble Mezzaluna ein von Adrian Brown gebautes Con sort in c1, g1, g1, d2 vorstellte, das seine Rahel Stoellger, die Or - These vom Vorhandensein „kräftiger, kleiner ga ni satorin der Biennale In strumente mit breiten Windkanälen, die ent- 2006 weder Teile eines größeren Ensembles sind oder ein eigenständiges Consort bilden“ und die es von Angélica Castello über Mario Lavistas in der Renaissancezeit gegeben habe, praktisch bekanntes Stück Ofrenda und einen Workshop unterstützte. (Mehr darüber lässt sich in zum Bau einer Einhandflöte von Monika Browns Aufsatz Die Ganassiflöte – Tatsachen Musch. Die Organisation dieses anregenden und Legenden, Tibia 4/2005 nachlesen). Wo chenendes lag in den Händen von Rahel Stoellger (Professorin für Blockflöte an der Der Höhepunkt der diesjährigen Biennale war Universität für Musik und Darstellende Kunst zweifellos die Präsentation des brandneuen Ka - Wien) und Mitarbeitern, die dafür sorgten, dass ta logs der Renaissanceblockflöten in der alles „rund“ lief. Zu neuen Vorsitzenden der Samm lung alter Musikinstrumente des Kunst - European Recorder Players Society wurden auf histo rischen Museums Wien. In den glanzvol- der Mitgliederversammlung Manfredo Zim - len Räumen vergangener Majestät, in denen die mer mann und Inés Zimmermann (nicht ver- Sammlung Alter Musikinstrumente überaus wirkungsvoll ausgestellt wird, wurde dem zahl- reichen Publikum dieses Buch vorgestellt, das in Aufmachung und Inhalt seinesgleichen sucht. Es ist mit seinen Aufsätzen, Ver mes - sungs daten und Abbildungen eine Fundgrube an Erkenntnissen für jeden interessierten „Blockflötenmenschen“. Ermöglicht wurde die Herausgabe durch eine großzügige finanzielle Unterstützung durch die Mäzenatin Dr. Ger - tru de Kastner, die der Sammlung alter Mu sik in - strumente schon seit langer Zeit herzlich ver- bunden ist und die in der Vergangenheit schon den Ankauf einiger Instrumente für die Samm - Neue Vorsitzende der ERPS: Manfredo Zimmermann, lung gesponsort hat. (Näheres zu diesem Buch Inés Zimmermann s. Extra-Kasten Die Renaissanceblockflöten der Sammlung alter Musikinstrumente) wand) gewählt, Sekretär ist Justus Willberg, Kas senwartin Annette Padberg. Die nächste Neben diesem geballten „Renaissance flö ten - Biennale wird 2008 in Porto, Lyon, Madrid oder paket“ gab es noch verschiedene Konzerte mit Kopenhagen stattfinden. Tibia wird ihre Leser englischer Consortmusik und zeitgenössischen rechtzeitig informieren. Weiteres kann man auch Kompositionen (s. Programm der Biennale auf der Internetseite der European Recorder 2006 in Tibia 2/2006, S. 130) sowie einen Kurs Teachers Society erfahren: www.erps.info. o

TIBIA 1/2007 357 Berichte

Die Renaissanceblockflöten der Sammlung alter Musikinstrumente

Die internationale Browns. Zur Er - Blockflöten- öff nung der Prä - Biennale 2006 diente als Plattform für eine sen tation sprach der Samm lungs di rek tor, HR Buch prä sen ta tion in der Sammlung alter Dr. Rudolf Hopf ner, über die Anfänge des Musik in stru mente des Kunsthistorischen Fachs „Alte Musik“ in Wien, die er einerseits Museums Wien. Am Nach mittag des 30. als Musiker und Mu sik pä dagoge mitgestalte- September lud man die Teil neh mer in die te andererseits als im Flötenbau geübter In - repräsentativen Räum lich keiten der Neuen stru men ten kundler in Er innerung hat, und Burg, in denen die Dauerausstellung der unterstrich die Not wen dig keit und Brauch - Sammlung alter Musikinstrumente zu bar keit des nun vorliegenden ausführlichen bewundern ist, zu zwei Vorträgen von Katalogs. Beatrix Darm städter, die das Block - Adrian Brown und Beatrix Darmstädter, die flötenprojekt ab 2001 im wissenschaftlichen sich der Ge schichte, Do ku mentation und Dienst der Sammlung be treute, be richtete organologischen Spezifika der weltweit größ- über den Verlauf der Ver mes sun gen, die ten er hal tenen Samm lung von Re nais sance - Adrian Brown vornahm und über das Pro jekt block flöten widme- aus organologischer ten. und museologischer Vor Beginn dieser Per spektive. Vor träge konnten die Zu den grundlegen- zahlreich erschiene- den Aufgaben jeder nen Besucher mit Mu se ums arbeit zählt der Prä sen ta tion des die Dokumentation druck frischen und des Samm lungs be - unter Block flö tisten stands. In Wien setzte wie auch Flö ten - Julius von Schlosser machern bereits län- 1920 mit seinem gere Zeit erwarteten Katalog der Samm - Katalogs überrascht lung alter Musik in - werden. Peter Van stru mente das Fun da - Heyghen gestaltete ment für alle zukünf- den musikalischen Die Mäzenatin Dr. Gertrude Kastner. Im Hintergrund tigen organologischen Rahmen der Ver an - das Schloß Catajo, dessen Estensische Sammlung den Studien zu den Ob - Grundstock der heutigen Blockflötensammlung des staltung mit Mit - Kunst historischen Museums bildet. jekten dieser Samm - gliedern seines En - lung. So galt diese sem bles „Mezzaluna“ und Michael Hell auf Publikation lange Zeit gemeinsam mit dem klangkräftigen Nach bauten einiger in der 1922 erschienenen von Curt Sachs bearbeite- Sammlung alter Mu sik in strumente verwahr- ten Katalog über die Berliner Musik - ter Instrumente aus der Werkstatt Adrian sammlung zu den meistbeachteten Werken

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der Organologie. Ab den Sech zi ger jahren des Dass der Katalog, der bereits Ende 2003 fer- 20. Jh. zeichnete sich aufgrund der fortschrei- tig vorlag und zweisprachig (deutsch/eng- tenden Spe zia li sie rung der Musiker und auch lisch) erscheinen sollte, erst im Spätsommer aufgrund von Re sul taten verschiedener syste- 2006, um die englische Version verkürzt, in matisch-musikwissenschaftlicher Dis kus si - Druck ging, steht in direktem Zu sam men - onen eine Tendenz in Richtung Teil be stand - hang mit der angespannten finanziellen Si tu - kataloge ab. Diese Ten denz ist bis heute gül- a tion des Kunst histo ri schen Museums und tig. Waren es in der Wiener Samm lung in den der leider nur marginalen Rolle, die der Sechzigerjahren die Sai ten kla viere, die Victor Samm lung alter Mu sik in stru mente im Kon - Luithlens Interesse fanden und in einer kata- text der Ge samt mu se ums struk tur zuge- logähnlichen Publikation prä sentiert wurden, schrieben wird. Die Drucklegung der Publi - untersuchte Rudolf Hopfner in den Neun - kation wäre letztendlich ohne die gewaltige zigerjahren die Streich bö gen in einem Ka ta - finanzielle Unterstützung einer an der Ent - log, der vor allem In stru men ten machern ein wicklung der Sammlung sowie der Erhaltung Maximum an praktischen In for ma tionen bie- und Dokumentation des hier verwahrten mu - tet. sik kulturellen Erbes interessierten Pri vat - Um die Nachfrage bezüglich der Daten von person nicht erfolgt. in der Sammlung verwahrten Blockflöten zu Die umfangreichen Beiträge, die den Ka ta - decken und um der Forderung vieler Musiker log teil umrahmen, bieten Einblick in die nach hervorragenden Nachbauten histori- historische Entwicklung des Bestands, disku- scher Instrumente nachzukommen, ventilier- tieren ak tuelle Forschungsergebnisse, die im te Samm lungsdirektor Rudolf Hopfner im Zuge der Un tersuchungen für den Katalog Jahr 2000 die Idee der ausführlichen Do ku - evident wurden, widmen sich den wichtigen men ta tion der Blockflöten. Um die Da ten - theoretischen Quellen der Renaissance, in basis zu erhalten, die auf moderne und vor denen Wissen über die Blockflöten vermittelt allem objektschonende Weise erarbeitet wer- wurde, sowie adä quaten ikonographischen den sollte, schloss er sich mit dem englischen, Belegen und geben Raum zur Reflexion auf- in den Niederlanden arbeitenden, In stru men - führungspraktischer Fragen. Der Katalogteil ten macher Adrian Brown kurz, der – als bietet den Lesern selbstverständlich umfas- erster Flötenmacher überhaupt – die Mög - sende Ver mes sungs daten, die im Falle der lich keit er hielt, die Maße aller Blockflöten Innen bohrungen mittels Grafiken veran- unter Einsatz seines modernen Mess-Equip - schaulicht werden, viele Ab bil dungen von ments zu nehmen. Das aus den Ver mes sungs - De tails der Instrumente und ausführliche Be - sitzungen erarbeitete Basisdatenmaterial schreibungen, die den Zustand der Block - wurde durch unzählige Ergebnisse unter- flöten und ihre individuellen Er schei n ungs - schiedlicher Analysen, die in der Sammlung bilder dokumentieren. alter Musikinstrumente zwischen 2001 und Das Buch ist unter dem Titel „Die Re na is - 2003 durchgeführt wurden, erweitert und für sance block flöten der Sammlung alter Mu sik - den Katalog aufbereitet. Hier erzielte man in stru mente“ als Band 3 der Samm lungs ka ta - besonders durch mikroskopische Un ter - lo ge des Kunsthistorischen Museums (er schie - suchungen der wenigen weltweit erhaltenen nen bei SKIRA, Mailand/ISBN 3-85497-081- originalen Blöcke, sowie aufgrund endosko- 1) für 59,90 Euro in den Shops des Kunst - pischer Inspektionen der Innentuben, aber historischen Museums (http://ecomm. auch durch Analysen im UV-Licht und khm.at/) zu beziehen. Rönt gen aufnahmen einen entscheidenden Wis sens zu wachs. Beatrix Darmstädter

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Monika Herzhoff (für den Coro Monte Zavelli) ICRO 2006 International Congress on the Recorder Orchestra vom 13. – 15.10.2006 in Leiden

Nach dem ersten internationalen Block flö ten - Obwohl die Unterkünfte und die verschiede- workshop ICRO 2004 folgte – passend zum nen Veranstaltungen in unterschiedlichen Ge - Rembrandt-Jahr 2006 – der zweite Workshop bäuden in der Stadt verteilt waren, wurde der nun in der Stadt Leiden, wo der große Künstler Transport der Teilnehmer völlig unkompliziert 1606 geboren wurde. durch die Mitglieder des Ensembles Praetorius

Der Coro Monte Zavelli hatte ent- sprechend ein Pro gramm aus Musik von Zeit genossen Rem - brandts im Gepäck, und die Teil - nehmer erwartete ein reichhaltiges An ge bot. Hoch qua li fi zierte Do - zenten wie Matthias Maute, Paul Leen houts, Heiko ter Schegget, Colin Touchin (diesmal leider ohne sein National Youth Re cor - der Orchestra) und viele andere leiteten die Work shops mit ganz unterschiedlichen Themen. Es fand auch eine reich hal tige Block - flö ten aus stel lung statt, drei teil- nehmende En sem bles präsentier- ten ihr Programm und an den drei Abenden waren Konzerte an - gesagt. erledigt und ähnlich gut war auch für das leibli- Das erste Konzert wurde vom Trio Passagio mit che Wohl gesorgt. Matthias Maute (Block flöten), Norbert Kunst (Fagott) und Stefan Intrieri (Cembalo) gestaltet. Allerdings hätte man sich zu den Prä sen ta tio - In den Werken aus der Frühbarock- und Ba - nen der teilnehmenden Ensembles etwas mehr rockzeit perlten die Flötentöne im rasanten In formation und ein Programm gewünscht. Tempo über den „swingenden“ Con ti nuo in - Zu nächst stellte sich ein niederländisches En - stru menten und sorgten so für einen gelunge- sem ble unter Rosalyn de Groot mit Peter und nen Auftakt. der Wolf in Bearbeitung für Blockflöten vor. Hier präsentierten die Blockflöten als Or - Am folgenden Tag begannen die Workshops: chester mit fester Sitzordnung und klar defi- die Teilnehmer konnten sich z. B. in spanischem nierten Solopartien die bekannten mitreißenden und brasilianischem „Swing“ üben, Solomusik Melodien, unterstützt durch eine temperament- aus dem 17. und 18. Jahrhundert erarbeiten, volle Sprecherin. Improvisationstechniken erlernen oder auch an einer Feldenkrais-Ent span nungs technik teil- Später folgte der Coro Monte Zavelli unter Hil - nehmen. de gard Zavelberg aus Brühl, der sich eher als

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Chor versteht: mit wechselnder Besetzung, über Rembrandts Gemälde lernen. Ein En sem - sorg fältiger Registrierung, oft doppelchörig ble der Musikschule Leiden unter Susanne und dabei mit besonders vielen tiefen Flöten. Gersch präsentierte sein Programm, und zum krönenden Abschluss folgte das Konzert Dulce Nach einer historischen Stadtführung durch Memoria gespielt von The Royal Wind Music das schöne Leiden und gestärkt durch ein eben- unter Paul Leenhouts. falls historisches Dinner erwartete die Teil - nehmer am Abend das zweite Konzert, ausge- Von alten und neuen Bekannten und mit vielen führt von dem Ensemble Praetorius, den Gast - neuen Eindrücken, aber auch ganz praktischen ge bern also, sowie dem Sweelinck Vocaal En - „Tips“ für die tägliche Arbeit trennten sich die semble und den Tänzern von Leine & Roebana. Blockflötenfreunde in der Hoffnung auf einen Das Thema des Konzertes war Doop (Taufe): neuen ICRO 2008. Ein ganz besonderer Dank Gregorianischer Gesang, unterlegt durch gilt dem Ensemble Praetorius unter Norbert Block flöten, Ausdruckstanz und eine multime- Kunst, welches nicht nur 2004, sondern auch in diale Diashow in der alten Marekerk sorgten diesem Jahr für die Organisation verantwort- für lebhafte Diskussionen, da das Echo im lich war. o Publikum zwischen Begeisterung und völliger Ablehnung weit auseinanderging. Niemand konnte sich allerdings den teils sehr ungewohn- Hinweis der Tibia-Redaktion: Alles deutet darauf hin, ten Eindrücken entziehen. dass 2008 die ICRO in England stattfinden wird. Colin Touchin, der in der britischen Block flöt en or chester - szene fest verankerte Leiter des National Youth Re cor - Am dritten und letzten Tag konnte man nicht der Orchestras, hat schon Gespräche mit verschiedenen nur etwas über die Blockflöten, sondern auch Organisationen, Orchestern u. ä. aufgenommen.

TIBIA 1/2007 361 Berichte

Ellen Svoboda Das Einmaleins des Ensemblespiels Inspiration in Celle – Workshop mit Bart Spanhove

Wir packen morgens um sechs Uhr die Kon tra - kontaktes sowie der Artikulation. Diese gilt es bassblockflöte in den Golf und fahren los. Uns nicht nur zu verabreden, sie will auch später bewegt die Frage nach der idealen En sem ble - kon sequent eingehalten werden. leitung. Frau Haase-Moeck begrüßt uns herz- Das Flanders Recorder Quar tett verwendet lich und stellt uns Bart Spanhove, den ren o m - 50% seiner Probenzeit für die Intonation. Alle mier ten Spieler des Flanders Recorder Quar tett ver wen de ten Flöten wur den mit einem Stimm - vor. gerät ge prüft, so dass bei Be darf Son dergriffe zum Einsatz kommen. Scha de, dass ich nicht gleichzeitig flöten und mitschreiben kann bei der Fülle von Tips. Zur Besetzung der So - pran flöte erfahren wir einen Dreisatz: Jede So - pranstimme solistisch besetzen, das ist gut. So - prane außen plazieren und alle anderen Spieler dazwischenstellen, das ist besser. Soprane weglassen und die Werke tiefer be - setzen, das ist das Beste. Historisch be trachtet stellt die SATB-Be set - zung ein Phan tom dar. Frü her wurde tiefer be - setzt. Heute spielen die Ensembles die angebote- nen No ten ausgaben und Literatur für gemischte Ein guter En sem ble spieler hat in seinem Leben Chöre. Hohe Flöten sind häufig vorhanden, schon viel Tech nik geübt und zwar allein mit tiefe schon seltener. Klanglich wäre die Be - Me tronom und Spiegel. Wenn dann die soge- setzung TBGbSb vor zuziehen. nannte Buchhaltung stimmt, Rhythmus und Jetzt werden die Gesichter länger, denn die Timing klappen und alles gut aussieht, dann meis ten Ensembles spielen mit Bass und haben kann es losgehen. keine tieferen Instrumente zur Verfügung. Da Die zahlreich angereisten Ensembles sorgen kommt die Flötenausstellung in den Pausen spie lend für neue Er kenntnisse. In kurzen Pro - gerade recht. Moderne und historische Modelle ben erfahren wir die Notwendigkeit des Blick - stehen bereit zum Anspielen. Frau Tune von

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der Werkstatt weist den Weg zur voluminösen Tiefe. Auf Wunsch stimme der Meister eine Flöte genau darauf hin. In den Pausen ist Zeitplanung angesagt, Er fahrungsaustausch, Ver pflegung und Stö bern in den Notenkisten, das ist alles interes- sant. Das Highlight kommt zum Schluss. 32 aktive Musiker schwel gen im kollektiven Ge - schwin dig keits rausch des Er öff nungs satzes eines der Bran den - burgischen Konzerte. Satter Sound über fünf Ok taven Ambitus er - klingt im Saal. Ein So - pranino krönt zum Niederknien brillant das ganze Ereignis. von Körper, Seele und Geist. Plätz chen - re zepte hatten wir schon von der Oma. Unterm Strich steht Wie wir uns ein tolles Block flö ten en - für die Teilnehmer die semble „zusammenbacken“ können, gelungene Versorgung steht jetzt auch fest. o

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TIBIA 1/2007 363 Berichte

Irmhild Beutler 10. Koreanisches Blockflötenfestival 2006

Vom 3.–12. August 2006 fand in Seoul, Süd - einen Zeitraum von bis zu sechs Jahren sowohl korea das von der Korean Recorder Academy im Klassenverband als auch für herausragend veranstaltete 10. Koreanische Block flö ten festi val begabte Schüler am Wochenende in Form von mit Konzerten, einem mehrtägigen Meister kurs Einzelstunden statt. Dieser zusätzliche Un ter - mit dem Ensemble Dreiklang Berlin, Vor trägen, richt und auch Ensemble- und Orchester - einem Block flöten wett bewerb und einer drei - stunden werden von besonders engagierten tägigen Ausstellung statt. Lehrerinnen oft auch ohne Bezahlung gegeben. Die Blockflöte ist in Südkorea in erster Linie als Dazu besteht für die Schüler auch die Mög - pädagogisches Instrument bekannt. Der Lehr - lichkeit, Instrumentalunterricht gegen ein Ent - plan an Grund- und weiterführenden Schulen gelt bei privaten Institutionen zu nehmen. sieht einen möglichst praxisorientierten Musik - Eines dieser Institute ist die Korean Recorder unterricht vor. Darum hat das Koreanische Academy. Sie wurde 1960 von mehreren Pro - fessoren der Seoul Na tio - nal University of Edu - cation mit dem Ziel gegründet, Block flö ten - lehrer fortzubilden, einen Lehrplan und Noten ma - terial für Blockflöte zu erstellen und das Solo-, Ensemble- und Or chester - spiel zu fördern. Die in Korea verbreitete Litera - tur umfasst sowohl das traditionelle Renaissance- und Barockrepertoire als auch zahlreiche Ein - richtungen von klassi- schen und romantischen Stücken für Block flö ten - orchester. Seit 1990 veran- staltet die Korean Re - corder Academy regelmä- Das Preisträger-Orchester beim Blockflötenwettbewerb 2006 ßig Konzerte und Festi - vals. Dabei findet die orga- Kultusministerium neben Perkussions instru - nisatorische Arbeit der Mitglieder weitgehend menten auch Klassensätze anderer Instrumente ehrenamtlich statt. Bei größeren Ver an - für den Schulgebrauch anschaffen lassen. Die staltungen ist die KRA auf Sponsoren an ge - Blockflöte hat dabei von allen Instrumenten die wiesen. Werden Einkünfte erzielt, werden diese größte Verbreitung gefunden, obwohl es nur allgemeinnützigen Zwecken zur Ver fü gung sehr wenig professionell ausgebildete Block flö - gestellt, wie z. B. in diesem Jahr einer für an tenlehrer in Korea gibt. Der Block flö ten un - Leukämie erkrankten Kindern arbeitenden terricht findet von der dritten Klasse an über Organisation.

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Insgesamt nahmen am diesjährigen Block flö - ten wettbewerb mehr als 200 Spieler aus ganz Südkorea teil. Die Al - ters gruppen spannten sich von 9 Jahren bis hin zu Er wach se nen, so wohl Laien spie lern als auch Stu denten. Sämtliche Solo spieler und Orchester spielten ihre Pro gramme aus- wendig. Besonders be - ein druckten die Block - flötenorchester mit 40– 50 Spielern, so dass auch eines der Or - chester mit einer Ein - richtung des ersten Satzes des 4. Branden - Ensemble Dreiklang Berlin mit dem Ballettensemble des Kinderprogramms Die bur gischen Konzertes Suche nach der verlorenen Musik den Grand Slam, den absoluten ersten Preis des ge samten Wettbewerbs gewann. Die Jury sprach über philosophische und praktische des Wettbewerbs bildeten der koreanische Aspekte von Blockflötenbau und -pflege. Block flö tist Lim Jong Hwan, Irmhild Beutler Es war das erste Mal, dass das Koreanische Block - und Sylvia C. Rosin. flö tenfestival von einer Ausstellung mit Block flö - Die Meisterklasse des EDB besuchten heraus- ten, CDs und Noten begleitet wurde. Vertreten ragend begabte Kinder, Blockflötenstudenten waren hierbei der Moeck-Verlag, Joachim Roh - sowie Grundschul- und Block flö ten lehrer - mer, das Ibach-Haus, Yamaha, Ensemble Drei - innen. In den Ensemble stun den galt das größte klang Berlin und Recordia, das Block flö ten - In teresse der Teil neh mer Innen den neuen Spiel - fachgeschäft von Ki–Joon Ryoo, dem Initiator techniken und der mu sikalischen Gestaltung und Organisator des diesjährigen Festivals. der Stücke. In den Ein zelstunden stand neben Das erste Konzert des Festivals gestalteten ein block flötenspezifischen Themen wie Klang, Spieler der traditionellen koreanischen Bam bus- Ton bildung, Arti ku la tion das grundsätzliche Querflöte danso und der deutsch-koreanische mu sikalische Ver ständ nis der Stücke im Vor - Block flötist Nico Jeong im Wechsel mit koreani- der grund. schen Block flö ten en sem bles. Ensemble Drei - Im Anschluss an die Unterrichtsstunden gab es klang Berlin spielte an den nächsten Tagen neben für die Mitglieder der Korean Recorder Aca de my einem reinen Kon zert programm mit Block flö - verschiedene Vorträge. Irmhild Beutler stellte ten trios aus sieben Jahrhunderten auch das Kin - methodische Aspekte beim Erlernen des Bass - derprogramm Die Suche nach der verlorenen blockflötenspiels vor. Im zweiten Vortrag ging Musik. Das musikalische Märchen wurde zu - sie auf die physikalischen Grundlagen der In to - sammen mit einer bekannten koreanischen Spre - nation ein und erklärte Übungen dazu für Ein - cherin und einem Ballettensemble in Szene ge - zel spieler und Ensembles. Joachim Rohmer setzt. o

TIBIA 1/2007 365 FrauEine Haase Reise gemacht – an TibiaFrau gedacht Höntsch Frau Hilsheimer

Gabriele Hilsheimer Flöten aus aller Welt in Marmoutier im Elsass

Ein Wochenende Wandern im Elsass, eine Wie der - Süd amerika, Suling aus In do - be gegnung mit der romanischen Kirche in Mar - ne sien, Fan gufangu aus Poly - moutier und ihrer Silbermann-Orgel und eine nesien, Kaval-Flöte aus Bul - Über raschung: Als ich die Kirche wieder verließ, garien und zwei slowakische fiel mir auf dem schönen, jetzt im Oktober sogar Fujaru von mehr als 1,70 m Länge. Auch in Eu ro pa sonntags ausgestorbenen Vorplatz eine Tafel auf, bekanntere Flö ten typen wie Ney, z. B. aus dem die mich zum wenige Meter entfernten Orgel- und Iran, Shakuhachi und No-Kan aus Japan sind zu Flö ten mu se um Mar mou tier führte. In der frühe- bewundern. Die Panflöten nehmen einen großen ren Zehnt scheuer (ur sprüng lich ein Ge bäude der Raum ein, darunter auch eine zierliche französi- weitläufigen Be ne dik tiner-Abtei Mar moutier) be - sche Syrinx, aus Pfauenfedern verfertigt. Zu her bergt das Erd ge schoss das (kleine) Or gel - erwähnen ist noch eine sehr alte, laut Tafel aus museum. Der ehemalige Wein keller ist von Flöten dem 15. Jh. stammende beinerne Blockflöte in aus aller Welt bevölkert. Gezeigt werden 350 In - sehr gutem Zustand. Die Beschriftungen der zahl- stru mente aus der circa 1000 In stru mente umfas- reichen Exponate sind ausschließlich in französi- senden Sammlung Charles Tripp (1921–2006). scher Sprache verfasst, die elsässischen Mu seums - Tripp hatte an der Uni ver sität Paris Lite ra tur- und führer sprechen jedoch auch Deutsch. Musik wis sen schaft studiert und unter- richtete in Belfort. Auf vielen Reisen durch die ganze Welt hat er die Flö ten in - stru mente 40 Jahre lang zusammengetra- gen und 1986 in Bel - fort die Asso cia tion Flûtes du Mon de (AFM) gegründet. Seit 2001 wird nun ein Teil in Mar - moutier gezeigt. Wer einen Einblick in die Vielfalt der Flö ten in - stru mente der Welt be kommen möchte, wird hier fündig. Der Er fin dungs reichtum der Flö ten macher ver- schiedener Kul turen Centre Européen de l’Orgue – Flûtes du Monde, 50, rue du Couvent, F-67441 Mar - ist unermesslich. Viele moutier, Tel/Fax: 0033-(0)3-88032134, Öffnungszeiten: April–September, täglich 14.00– 18.00 Uhr, Oktober–März, Freitag–Sonntag, 14.00–17.00 Uhr, geschlossen: 1.11., 25.12., Instrumente waren 1.1., Oster sonntag. für mich neu: zum Marmoutier liegt am Fuß der Vogesen an der Route Na tional 4, die von Straßburg nach Bei spiel Tarka aus Paris führt. Es gibt eine Zugverbindung nach dem circa 5 km entfernten Saverne. o

366 TIBIA 1/2007 Moments littéraires Serie von Ulrich Scheinhammer-Schmid

Der zerbrochene Zauberstab D. H. Lawrence führt einen englischen Flö tisten dung von ihrem Ehemann, heiratete das Paar in nach Italien London und konnte dann, da der Erste Welt - krieg ausgebrochen war, die Insel nicht mehr verlassen. Jahre der Armut folgten, in denen Der Erste Weltkrieg und die ihm folgenden Lawrence zwar mehrfach gemustert, aber Ver änderungen und Revolutionen hatten nicht wegen seines Lungenleidens nicht zum Militär nur in Deutschland schwerwiegende soziale eingezogen wurde. Dieser Militarismus ist das und seelische Erschütterungen zur Folge, son- Ende all dessen, wofür wir leben möchten, er dern lösten auch in den Siegerstaaten England zerstört den Kern unseres Wesens, schrieb er und Frankreich tiefgreifende Veränderungen nach einer dieser Musterungen,3 und Anthony aus. Burgess weist darauf hin, Lawrence habe meh- Das bis 1914 unerschütterlich erscheinende rere Male während des Ersten Weltkrieges […] Gefüge der europäischen Adelswelt bzw. das Gefühl gehabt, den Verstand zu verlieren.4 Standesgesellschaft erwies sich mit einem Bereits um 1918 begann er, an dem Roman Schlag als brüchig und kaum noch tragfähig; die Aaron’s Rod zu arbeiten, in dem er die Ge - Adelsvorrechte waren im Massensterben der schichte des Bergmanns Aaron Sisson erzählt, Kriegsjahre ebenso fragwürdig geworden wie der am Weihnachtsabend 1918 unvermittelt die ästhetischen Konventionen bereits seit der Frau und Kinder verläßt, um als Flötist5 zu - Jahrhundertwende immer mehr zertrümmert nächst nach London, dann nach Italien zu worden waren. Für den Verfall der britischen gehen (vgl. Tibia 3/2006). Die Bohemiens der Gesellschaft sei der Krieg eher ein Symptom Großstadt begleiten ihn teilweise nach Florenz gewesen als der eigentliche Grund, konstatiert – die meisten Figuren des Romans sind Freun - der englische Schriftsteller Anthony Burgess in den des Autors aus den Jahren um den Ersten seiner Biographie „Ein Leben in Leiden - Weltkrieg nachgebildet.6 schaft“. 1 In Florenz begegnet er der Marchesa Del Torre, Deren Gegenstand, der 1885 in Nottingham ge - einer Amerikanerin aus den Südstaaten, die den borene Autor D. H. Lawrence, war von diesen größten Teil ihres Lebens in Europa zugebracht Erschütterungen durch den Krieg besonders und schließlich einen italienischen Marchese betroffen. Er hatte im April 1912, zu einem geheiratet hatte.7 Beide veranstalten in ihrem Zeitpunkt, als er einen längeren Deutschland- alten Palazzo Hauskonzerte am Sams tag vor - Aufenthalt bei Verwandten in Erwägung zog, mittag, zu denen auch Aaron geladen wird. bei einem Mittagessen die sechs Jahre ältere Nach einem Diner mit dem Paar fordert die deutsche Adelstochter Frieda von Richthofen Marchesa (die ihm anfangs wie ein Dämon kennengelernt, eine offenbar lebenslustige und erschienen war) Aaron auf, die Flöte zu spielen ganz und gar nicht provinzielle deutsche Dame, und damit ihren Gesang zu begleiten. Doch das blond, von großer Schönheit und emanzipierten 2 erotische Versprechen, das sich aus diesem Umgangsformen. gemeinsamen Musizieren erhebt, mündet für Sie war zwar mit dem Literaturprofessor Ernest Aaron in eine tiefe Enttäuschung, und schließ- Weekley verheiratet und hatte mit ihm drei lich fällt Aarons Flöte, Aarons Stab, einem Kinder, floh aber wenig später mit Lawrence Bom benattentat zum Opfer, und der ehemalige nach Deutschland. 1914, nach Friedas Schei - Bergmann wirft das übrig gebliebene Stück sei-

TIBIA 1/2007 367 Moments littéraires

ner Flöte, des gebrochenen Stabs, in den Arno: Flöte verglichen, die ihrerseits mit dem männli- „Da geht Aarons Stab dahin“, sagte er zu Lily. chen Geschlecht gleichgesetzt wird: Der Verlust Die symbolischen Bedeutungen verschränken hatte etwas Symbolisches für ihn. Er stimmte sich: der (Herrscher-)Stab des biblischen mit etwas in seiner Seele überein: die Bombe, Aaron, des Bruders des Moses, wird mit der die zerbrochene Flöte, das Ende.8

Passagen aus Aarons Stab „Die Marchesa“

Sie lehnte sich ganz leicht an ihn. Und mit Doch die Flöte flackerte nicht und wurde nicht derselben Gewißheit, mit der er wußte, daß er schwächer. Sie schien eine natürliche Entspan- eines Tages sterben würde, wußte er jetzt, daß er nung in ihrer Seele zu bewirken, einen Frieden. der Geliebte dieser Frau sein würde. Mehr noch, Vielleicht war es eher wie ein sanftes Erwachen daß er bereits ihr Geliebter war. in einen linden Morgen nach einer zerquälten „Erkälte dich nicht“, sagte Manfredi. Nacht schmerz haft verkrampften Schlafs. Viel- leicht war es eher so. Sie wandte sich sofort ab und ging ins Haus. Aaron fing einen schwachen Hauch von Oran- Als Aaron hereinkam, sah sie ihn mit einem genduft auf - kleine Orangenbäume standen in freundlichen, frischen Lächeln an, das den Pu- Töpfen an den Wänden. der auf ihrem Gesicht wie eine Maske der Er- schöpfung wirken ließ. […] „Holen Sie Ihre Flöte?“ fragte sie, als sie ein- traten. Sie sagte nichts zu ihm, lächelte nur. Und der wissende Blick ihrer Augen schien, für den Mo- „Und werden Sie singen?“ fragte er zurück. ment jedenfalls, in einem anderen Blick aufge- „Spielen Sie zuerst.“ hoben: einem Blick des Vertrauens und endlich Er tat es. Wie beim ersten Mal ging er in das gar des Glücks. Aaron stand das Herz still. In ih- große Musikzimmer, um zu spielen. Und der rer augenblicklichen Stimmung von Vertrauen Klangstrom ergoß sich mit der lebhaft wilden und Frieden und Lebensglück hatte er vielleicht Dringlichkeit der Flöte. Er hatte eine sofortige noch mehr Angst vor ihr als vor der düsteren Wirkung auf sie. Sie schien die eigenartige, wie Eleganz zuvor. Er zuckte innerlich zusammen. betäubte Spannung abzustreifen, die sonst im- Was würde sie von ihm verlangen? […] mer in ihr war. Sie schien ruhig und offen zu Nach einer Pause fragte Aaron die Marchesa, werden. Ihr roter Mund sah aus, als seufze er vor ob sie singen würde. Erleichterung. Ihr Kinn ruhte auf ihrer Brust, und sie lauschte. Sie saß völlig reglos da, aber „Soll ich?“ fragte sie zurück. entspannt, und sie atmete ziemlich schnell, wie „Ja, bitte.“ […] jemand, der verletzt worden ist und getröstet Sie hatte eine sehr schöne Stimme, stark und wird. Eine gewisse weibliche Natürlichkeit lieblich zugleich. Doch sie stockte, stolperte schien sie weicher zu machen. manchmal und schien fast in den Sprechton zu Die Musik der Flöte floß lebhaft, gleißend verfallen. Nach drei Strophen stockte ihre Stim- wie ein Balzruf oder wie eine lange, lebensvolle me ganz, sie wirkte bitterlich enttäuscht. Botschaft, halb ein Befehl sogar. Für sie war es eine rein männliche Stimme - wie von einer Am- „Nein“, sagte sie. „Es geht nicht. Ich kann sel: eine rein männliche Stimme, die sie nicht nicht singen.“ Und sie ließ sich in ihren Stuhl nur rief , sondern ihr etwas sagte, ihr etwas sag- fallen. te und ihre Seele in Schlaf wiegte. Es war wie der „Eine nette kleine Melodie“, sagte Aaron. Feuerzauber, der Brünhilde einschlafen läßt. „Haben Sie die Noten dazu?“

368 TIBIA 1/2007 Moments littéraires

Sie erhob sich wortlos und brachte ihm ein wollen, ohne diesen Hemmschuh, diese Barrie- Büchlein. re in ihrer Seele, die sie hinderte. „Was bedeutet der Text?“ fragte er. Frei sang sie nun, und die Flöte schwebte ne- Sie erklärte es ihm. Dann nahm er seine Flöte. ben ihr. Und wie herrlich das für sie war! Wie herrlich war es, dieses kleine Lied mit dem gan- „Es macht Ihnen nichts aus, wenn ich es spie- zen Liebreiz ihres Daseins zu singen. Wie wun- le?“ Er spielte die Melodie. Sie war so einfach. dervoll, sich endlich rein und ungehindert in der Und er schien den Klang und das Timbre ihrer Musik zu bewegen! Die schöne Leichtigkeit und Stimme zu treffen. Beschwingtheit ihrer Seele, wie sie durch die „Singen Sie, während ich spiele“, bat er. Musik glitt! Sie war sich der Flöte nicht bewußt. „Ich kann nicht singen“, wiederholte sie und Sie wußte nicht, daß da noch etwas war außer ih- schüttelte traurig den Kopf. […] rer reinen schönen Gesangslinie. Ihre Seele schien zu atmen wie ein Schmetterling, wenn er Doch Aaron überhörte das. Er hatte die Flö- auf einem Blatt ausruht und seine Flügel atmen te an den Lippen und beobachtete sie. Er spiel- läßt. Zum ersten Mal! Zum ersten Mal holte ih- te den Ton an, doch sie setzte nicht ein. Nervös re Seele tief Atem. Ihr ganzes Leben lang hatte zerknüllte sie ihr Taschentuch. Also spielte er ihr der Atem gestockt. Und jetzt atmete sie voll, die Melodie allein. Am Ende der Strophe sah er tief, bis in die tiefsten Tiefen ihres Wesens. wieder zu ihr hoch, und ein halb spöttisches Lä- cheln blitzte in seinen Augen. Wieder spielte er Und das war so wunderbar, daß ihr die Sinne die Note an, als Aufforderung. Und wie auf sein schwanden. Das Lied endete, und sie stand mit Bitten hin sang sie diesmal. Sofort schwang sich einem glücklichen, abwesenden Gesicht da wie die Flöte mit sanfter Festigkeit in das Lied, und jemand, der aus einem tiefen Schlaf erwacht. nur ein paar Augenblicke lang schwankte die Und das Rouge auf ihren Wangen wirkte wie ei- Stimme der Sängerin noch. Dann befreiten sich ne alte Kruste aus schlechtem Schlaf. Jetzt glüh- ihre Seele und Stimme, und sie sang - sie sang so, te sie von innen neu. Und mit einem stolzen Lä- wie sie singen wollte, wie sie immer hatte singen cheln sah sie Aaron an.

Entnommen aus: D. H. Lawrence: Aarons Stab. Aus 6 Vgl. D. H. Lawrence: Aaron’s Rod. Edited by Mara Kal- dem Englischen und mit einem Nachwort von Stefan nins with an introduction and notes by Steven Vine. Lon- Weidle. Bonn: Weidle 2004, S. 326–331. – Abdruck mit don: Penguin Books 1995, S. 311f. Diese maßgebliche und freundlicher Genehmigung des Verlags Stefan Weidle, kritische englische Ausgabe des Texts enthält zahlreiche dem wir für die Abdruckerlaubnis herzlich danken. Alle Anmerkungen (auch zu den realen Vorlagen für die Figu- Rechte beim Weidle Verlag, Bonn. ren des Romans) sowie zwei Passagen, die bei der Publi- kation 1922 von Lawrence gestrichen wurden, weil er Probleme mit der Zensur befürchtete. Hinweise zu den Figuren auch in Stefan Weidles Nachwort, wie Anm. 7, ANMERKUNGEN S. 392–395. 1 Anthony Burgess: D. H. Lawrence. Ein Leben in Lei- 7 D. H. Lawrence: Aarons Stab. Aus dem Englischen und denschaft. Hamburg: Kellner 1990, S. 41 mit einem Nachwort von Stefan Weidle. Bonn: Weidle 2 Ebd., S. 56 2004, S. 283 3 Richard Aldington: D. H. Lawrence in Selbstzeugnissen 8 Ebd., S. 367f. o und Bilddokumenten. Reinbek: Rowohlt 1961, S. 97 4 Burgess, wie Anm. 1, S. 96 5 Aaron ist eine von drei Musikergestalten in D. H. Law- rences Werk; die anderen beiden sind der Opernhausgei- ger Siegmund (!) in „The Trespasser“ (1912, dt.: „Todge- Verkaufe weihtes Herz“ bzw. „Auf verbotenen Wegen“) sowie die Gebrauchte Altquerflöte von Yamaha A 421 Titelfigur („Mathematiker und Komponist“) im Roman „Mr. Noon“ (posthum 1984), in dem Lawrence die Ge- (Gold messing), Zustand hervorragend, wenig schichte seiner Flucht mit Frieda – leicht verändert – wie- ge spielt, Polsterung und Mechanik einwand- dergibt. frei, VB 3.000,- Tel.: 09081-25 77 19.

TIBIA 1/2007 369 Bücher

Rußland und über deren Voraussetzungen, wäh- Wege der Bläsermusik im südöstlichen rend Primož Kuret ausführlich die „Militärmu- Europa. Tagungsbericht sikkapellen in “ vorstellt, mit Ergebnis- hrsg. von Friedhelm Brusniak und Klaus-Peter Koch. Sinzig sen, die zum größeren Teil auf die ganze 2004, Studioverlag (Arolser Beiträge zur Musikforschung, Bd. k.k.-Monarchie übertragbar sind. Besonders auf- 10), 181 S., € 18,00 schlussreich sind die faksimilierten Konzertpro- gramme im Anhang, in denen die Vorbilder für Die Grenzen Osteuropas sind zwar schon seit Mahlers Ferntrompeten und Posthornsoli („Flü- über 15 Jahren (mehr oder weniger) offen, aber gelhornsolo in der Entfernung“) ebenso auftau- erst allmählich rücken auch die historischen chen wie zahlreiche Stücke von Richard Wagner Quellen und Traditionen der osteuropäischen oder Flötenfantasien (Briccialdi) und Violinkon- Länder ins Bewußtsein der Öffentlichkeit (wo- zerte – die meisten der k.k. Militärkapellen ver- bei Ungarn und Tschechen beispielsweise sich, fügten über komplette Sreicherabteilungen! nicht zu Unrecht, heftig gegen das Etikett „Ost- europa“ verwahren!). Die Entwicklung der „Bläserkammermusik im frühen 18. Jahrhundert“ zeichnet Ursula Kramer Wie eng verflochten die bis vor kurzem noch hin - anhand von vier Komponisten nach (Zelenka, ter dem Eisernen Vorhang abgekapselten Gebie- Fasch, Califano, Lotti), in deren Quadro- und te mit dem deutschen Sprachraum waren, zeigt Triosonaten sie u. a. eine wachsende Emanzipa- dieser äußerst aufschluss- und aspektreiche Band tion der Fagottstimme entdeckt. Helmut Loos aus der mittlerweile leider eingestellten Serie der ergänzt ihre Einsichten für die Jahre nach 1750 Arolser Beiträge zur Musikforschung. Dass in mit Untersuchungen zu den Werken böhmi- dieser interessanten Reihe auch Bände zu musika - scher Komponisten für Harmoniemusik, deren lischen Einflüssen aus Italien und Frankreich, zur wesentliche Voraussetzungen er im „höfischen, englisch-deutschen Musikgeschichte im 17./18. aristokratischen Milieu insbesondere in der Jahrhundert oder zu den polnischen Bezügen Habsburger Monarchie“ sieht. Georg Philipp Telemanns vorliegen, sei nur am Rande vermerkt (www.studiopunktverlag.de). Konkrete Fallbeispiele für die Bläsermusik und den Instrumentenbau in Slowenien und in der Kenntnisreich und differenziert informiert Ralf Slowakei liefern Darja Koter (mit detaillierten Martin Jäger im vorliegenden Band über die tür- Hinweisen auf in Slowenien entstandene Quer- kischen Musikkapellen, die in Wien bei den flöten), Darina Múdra und Eva Szórádová („Blä- prunkvollen Gesandtschaften aus dem Osmani- sermusik in Bratislava“). Dabei ist besonders schen Reich in Erscheinung traten (dass hier die aufschlussreich Darina Múdras konkretes Bei- sorgfältig erläuterten Abbildungen 2–4 falsch spiel der Harmoniemusik „des Zipser Gespans zugeordnet sind, ist leicht zu erkennen und zu Stefan Csáky“, in der von 1771 bis 1780 fast aus- korrigieren). Interessant, dass reale türkische schließlich Jugendliche (die jüngsten neun Jahre Ensembles vor allem in der 1. Hälfte des 18. Jahr- alt) beschäftigt waren und über deren Zusam- hunderts nachzuweisen sind, während die mensetzung, Instrumentenbestand und Reper- Hochblüte der europäisch-„türkischen“ Musik toire erhaltene Archivalien genaue Auskünfte erst nach 1750 liegt. liefern. Auffallend auch hier die große Bedeu- Klaus-Peter Koch informiert über die Migration tung der „Türkischen Musik“, die sich im rei- böhmischer Musiker in die nach 1683 von Öster- chen Schlaginstrumentenbestand, aber auch im reich aus neu besiedelten Gebiete sowie nach Notenmaterial der Kapelle widerspiegelt.

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Die Begriffe „Feldmusik – Harmoniemusik – NEUEINGÄNGE Türkische Musik“ grenzt schließlich Erich Scheidt, Samuel (1587 –1654): Werk und Wirkung, Tremmel in einer knappen und präzisen Defini- Bericht über die Internationale wissenschaft liche tionsstudie voneinander ab, und Hermann Ull- Konferenz am 5. und 6. November 2004 im Rah- rich rundet den Band mit einer ungewöhnlichen men der Scheidt-Ehrung 2004 in der Stadt Halle Untersuchung ab, die die Rolle des Hirtenhorns und über das Symposium in Creuzburg zum 350. („Büffel“ oder „Pifel“ vom italienischen „piffe - Todesjahr, 25.–27. März 2004, hrsg. von Konstan- ro“) in liturgischen Kompositionen des 18. Jahr- ze Musketa und Wolfgang Ruf unter Mitarbeit hunderts untersucht. 40 Kompositionen von 27 von Götz Traxdorf und Jens Wehmann, Reihe: Komponisten kann er nachweisen, alle dem Schriften des Händel-Hauses in Halle, Halle 2006, Weih nachtsfestkreis verpflichtet, deren geogra- ISBN 3-910019-21-8, 464 S., 17 x 24 cm, brosch. phische Schwerpunkte in (Süd-)Deutschland Bowman, Peter: Dr. Downing’s Recorder Advanced und Böhmen liegen (auffallenderweise gibt es Technique Doctor, hrsg. von Dr. Sandra Downing nur zwei Werke in der Schweiz, dem Alphorn- und Peter Moore, Reihe: „Doctor“ series, UK- Eldorado!). Cheshire 2006, Dr. Downing Music, ohne Best.- So bietet der aufschlussreiche Band ein weites Nr., 10 x 14,5 cm, geheftet Panorama sowohl zum Repertoire wie zum In- Waterhouse, William: Fagott, deutsche Überset- strumentarium und zu den Rahmenbedingun- zung von Klaus Gillessen, die englische Origi- gen der Bläsermusik im 18. Jahrhundert – mit nalausgabe „Bassoon“ erschien 2003 in der Rei- Ergebnissen, die weit über das „südöstliche he „Yehudi Menuhin Music Guides“ im Verlag Europa“ hinaus Gültigkeit haben! Kahn & Averill, London; Kassel 2006, Bärenrei- Ulrich Scheinhammer-Schmid ter-Verlag, ISBN 3-7618-1871-8, 248 S., 14 x 21 cm, brosch., € 24,95

Athanasius Kircher: Musurgia Melanie Wald: Welt er kennt - universalis. Schwäbisch Hall nis aus Musik. Athana sius 1662. Re print der deutschen Teil - Kir chers „Musurgia universa- über setzung von Andreas Hirsch. lis“ und die Uni ver sal wis sen - Schwä bisch Hall 1662. Hrsg. von schaft im 17. Jahrhundert. Melanie Wald. ISBN 3-7618- ISBN 3-7618-1913-7. Bä ren - 1869-6. Bärenreiter-Verlag 2006. reiter-Ver lag 2006 (Schweizer 414 Seiten. € 52,-/SFr 93,60. Beiträge zur Musikforschung, Band 4). 225 Seiten. € 34,95/ Athanasius Kircher wollte SFr 62,90. seine „Musurgia universalis“ als Grundlegung katholi- Melanie Walds Monographie spürt erstmals den scher Mu sik anschauung und vielfältigen Sinnebenen der „Musurgia universalis“ Mu sik praxis verstanden wissen. Doch obwohl der (1650) nach, jenes Werkes aus dem 17. Jahr hun - Wahlrömer und Exil deutsche damit wohl den dert, das Musiklehre, gesellschaftspolitische Hand - wichtigsten Musiktraktat des 17. Jahr hunderts ge - lungs an wei sung und metaphysischer Ge samt ent - schrie ben hatte, wurde das Werk vor allem in sei- wurf zugleich sein will. Im Mittelpunkt steht nem Heimatland gelesen. 1662 veröffentlichte Kirchers Ideal des universalwissenschaftlich gebil- Andreas Hirsch eine ins Deutsche übersetzte deten Komponisten und die einzigartige Ver flech - Auswahl des Textes, die rasante Verbreitung fand tung des seit 1600 maßgeblichen Affekt postulats und zum Nach ruhm Kirchers unter protestanti- mit dem transzendenten An spruch der Musik auf - schen deutschen Mu si kern wie etwa Andreas fassung der Zeit. So untersucht die Studie auch, Werckmeister beitrug. Der neu aufgelegte Reprint welche Konsequenzen Kirchers breit rezipierte macht die „Musurgia“ jedem in teressierten Leser Musikanschauung für eine Neu be wertung damali- zugänglich. gen Komponierens haben kann.

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Noten

Um dies zu unterstützen enthält das Block flö - Irmgard Beutler / Sylvia C. Rosin: Block flö - tenSpiel ein Dutzend drei- und vierstimmiger tenSpiel Ensemblestücke, die durch zusätzliches Re per - Schule für die Sopran-Blockflöte, Heft 2; Illustrationen toire ergänzt werden können. von Marlies Walkowiak; 107 Seiten, 28 Seiten Klavier - Zudem wird darauf hingewiesen, dass man die begleitung als Einleger, Verlag Breitkopf & Härtel, Wies - stabile Schulflöte der Anfangszeit vielleicht baden; 1. Auflage 2005, Preis € 14,50; Bestellnummer durch ein besseres Modell ersetzen könnte. Das EB 8761 erspart uns Musiklehrern viel Zeit und schwarz Ohne zu übertreiben kann ich sagen, dass sich auf weiß wirkt es vielleicht auch überzeugender. viele Schüler auf das Erscheinen des zweiten In 38 Abschnitten führt BlockflötenSpiel u. a. Bandes von BlockflötenSpiel, einer Ko produk - durch das Mittelalter (Nr. 7) und die Renaissance tion von Irmgard Beutler und Sylvia C. Rosin, (Nr. 10) mit Werken von Attaingnant, Arbeau, gefreut haben. Susato und Schein. Abschnitt 31 über die Ba - Nach dem Muster des ersten Bandes wurde wei- rock zeit fällt mit zwei Stückchen aus der Kleinen tergestrickt, und heraus kam eine traditionelle, Kammermusik von Telemann leider mehr als klassische Blockflötenschule ohne Ex pe ri mente. dürftig aus. Mehr Auswahl gibt es in der Klassik- Das entspricht den Erwartungen der meisten Romantik: von Haydn und Mozart über Schu - Schüler, die eher konservativ eingestellt sind und bert, Schumann, Chopin bis hin zum obligatori- der kaufmännischen Einstellung, dass eine Schule schen Land of hope and glory von Elgar. Die mehr als eine Saison aktuell bleiben sollte. meisten dieser Stücke haben eine effektvolle Klavierbegleitung, die die Kinder sicher mögen. Wie auch im ersten Band gibt es einen Lehrer - kommentar und zwei Vorworte an Schüler und Folk ist natürlich auch stark vertreten. Irland Eltern, wobei wieder das praxisnahe Eltern vor - und Südamerika bekommen jeweils einen eige- wort ins Auge fällt. nen Abschnitt, der Rest läuft unter Weltmusik und bietet eine Sammlung der bekanntesten Diese werden aus ihrer „Mit-Dabeisein-Ver ant - Lieder. wortung“ des ersten Bandes entlassen. Noch immer wird ihnen Interesse am Spiel ihrer Die eingängigen Kompositionen von Beutler Kinder abverlangt. Das kostet jetzt aber auch und Rosin orientieren sich an den Themen der weniger Mühe als das Mitüben am Anfang und Abschnitte, wie z. B. „Maskenball“ und „im El - ist auch weniger altruistisch, weil die Kinder ja fenland“. inzwischen wirklich schon Melodien und Lieder Obwohl im BlockflötenSpiel eine Parade der spielen können und es Spaß macht, zuzuhören. bekanntesten Folk- und Klassikstücke stattfin- Weiterhin werden die Eltern mit der Akquisition det, in der weder El Condor pasa noch Pippi von Ensemble- und Auftrittsmöglichkeiten für Langstrumpf fehlen, kann man sich eines ihre Kinder betraut, Zitat: „Musikalischer Aus - Gefühls von Altbackenheit manchmal nicht tausch und das Gefühl, mit dem Instrument in erwehren, so als sähe man von oben in einen eine Gemeinschaft eingebunden zu sein, haben Schaukasten aus längst vergangenen Tagen. für die längerfristige Motivation einen hohen Kleine Schönheitsfehler: die fehlenden Takte Stellenwert … Informieren Sie sich über En - auf Seite 11 wurden durch ein farbiges semble-Angebote an Schule und Musikschule Einlegeblatt ergänzt und der Hintergrund von und Gelegenheiten zum Zusammenspiel im Seite 16 „April! April!“ ist so dunkel geraten, Freundeskreis.“ dass man die Noten kaum mehr lesen kann.

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Ansonsten runden ein gutes Layout mit großem In der Bearbeitung entstand ein siebenstimmi- Notensatz und nette Illustrationen das Bild ab. ger Bläsersatz, bei dem die Melodie im Sopran Wer den ersten Band mag, wird vom zweiten liegt, der durch eine Tenorflöte (T1) verdoppelt nicht enttäuscht werden. Inés Zimmermann wird. Um die divisi-Noten im Schlussakkord spielen zu können, sollten die beiden Me lo die - stimmen doppelt besetzt werden. Der Schluss erklingt somit 10-stimmig. Glenn Miller: Moonlight Serenade Der Schwierigkeitsgrad ist nicht zu unterschät- arrangiert für Blockflötenorchester von Paul Leen houts, zen, denn unter der bekannten Melodie liegen S-A-A-A-T-T-B-Gb, Partitur und 8 Stimmen, Celle 2005, Moeck Verlag, Moeck 3304 neben begleitenden inégal zu spielenden Ach - teln auch Synkopen und Achtel- und Viertel- In der Reihe des Moeck Verlages für Block flö - Triolen mit kniffligen blitzschnell zu spielenden ten orchester ist im vergangenen Jahr Moonlight Vorschlägen. Diese Lässigkeit auf den Punkt zu Serenade, eine der meist gespielten Kom po - spielen kann schon die eine oder andere sitionen des Bandleaders Glenn Miller (1904– Übungs stunde erfordern. Die beiden Bass - 1944) erschienen. stimmen sind als stützender „walking bass“ angelegt und wissen von derlei rhythmischen „Mein Klassiker“ war eine der beliebtesten Schwierigkeiten wenig, sie sind aber dadurch Kurzsendungen des Deutschlandfunks, in der keineswegs langweilig, und so bietet Moonlight bekannte und unbekannte Personen ihr Lieb - Serenade für jeden Spieler etwas. lingsbuch, ihr Lieblingsmusikstück oder favori- siertes Kunstwerk vorstellten und über das Der Umfang einiger Stimmen ist groß: Warum Auskunft gaben. Moonlight Serenade Sopran und verdoppelnder Tenor spielen vom ist so ein Klassiker. g2 bis h3 (bzw. g1 bis zum h2), Alt 1 c2 bis zum e3, Alt 2 g1 bis zum dis3, Alt 3 fis1 bis zum h2, Tenor Glenn Miller und sein Orchester verkörperten 2 g1 bis zum a2, Bass von g bis zum b1 und in den Kriegsjahren von 1939 bis 1944 mit der Großbass von c bis zum a1. „Wir werden es richtig machen, es wird alles wieder gut“-Hoffnung ein Gefühl von heiler Den Big-Band-Sound auf Blockflötenorchester Welt, dem auch sein Unfalltod mit nur 40 zu übertragen ist hier bestens gelungen. Glenn Jahren eigentlich keinen Abbruch tat, sondern Millers perfekte runde Arrangements haben diese Ära noch stärker im Gedächtnis der Ame - auch heute an klanglicher Schönheit und In ten - ri kaner und auch Europäer verankerte. sität nichts verloren. Üben und genießen. Inés Zimmermann Jede Generation hat ihre Klassiker, und manche Klassiker werden von jeder neuen Generation Arvo Pärt: Summa wiederentdeckt. Das gilt auch für Moonlight für Blockflötenquartett (SAAT ), Wien 2006, Universal Serenade, ein Titel, der eigentlich viel zu süß- Edition, UE 33030, € 19,50 lich für das ziel- und stilsichere selbstbewusste Stück scheint. Aber Worte passten von Anfang Arvo Pärt hat einen unverwechselbaren, esoteri- an nicht zu dieser Melodie. Obwohl in ver- schen und ausschließlich religiös motivierten schiedenen Anläufen versucht wurde, einen Kompositionsstil entwickelt, der in vieler Hin- Text zu unterlegen, ist und bleibt die gängigste sicht seine Wurzeln in Alter Musik hat, vor allem Version rein instrumental. im Consortstil der englischen Musik des 16. und Der in seiner Perfektion fast klinische, unver- 17. Jh. (Dies hat ihm auf Seiten der strengen Ver- wechselbare Glenn-Miller-Holzbläsersound treter gängiger Paradigmen Neuer Musik ja auch ent steht durch die doppelte Besetzung der Me - viel Kritik eingetragen.) lodiestimme mit Klarinette und Saxophon, die Die häufig auf Cantus-firmus – Strukturen beru- im Oktavabstand erklingen. henden, nicht „entwickelnden“, aber in und um

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Rosin und Irmhild Beutler unternommen wurde. Es wird sowohl eine 4-Fuß- als auch eine 8-Fuß- Version als möglich bezeichnet. Das Stück (Dauer 5–6 Minuten) wechselt be- ständig zwischen duettierenden Passagen zwei- er Flöten und dem 4-stimmigen Tutti. In der Verkaufslyrik des Ankündigungstexts heißt es, dass die Herausgeberinnen „… in aus- gesprochen gelungener Form Pärts intensiven und faszinierenden Sensibilisierungslehrgang

RUF ASW zur Optimierung von Klang, Intonation und Zusammenspiel nun erstmals auch einem der einfachsten und ursprünglichsten Musikinstru- mente zugänglich“ machen. Dem Komponisten ging es dabei sicher weniger um pädagogische Inhalte als vielmehr um Vermitt - lung religiöser Werte, zumal ihm Summa trotz sei- ner Kürze ganz offenbar mehr bedeutet als nur ein kleines Gelegenheitswerk: Schließlich ist es der la- www.kueng-blockfloeten.ch teinische Text (Credo) des Glaubensbekenntnis- ses, der zu dieser Musik in der Urfassung gesun- gen wird. (Eine eindrucksvolle Aufnahme des Hilliard-Ensembles belegt, was man bei einer Ausführung auf Blockflöten vermissen wird!) Der Komponist sagte selbst hierzu 1994: „Ich habe ein hochformalisiertes Kompositions - sich rotierenden und oft fast statisch wirkenden system entwickelt, in dem ich seit zwanzig Jah- Kompositionsstrukturen seiner altenglischen ren meine Musik schreibe. In dieser Reihe ist Vorbilder füllt Pärt mit seinen eigenen Intervall- Summa das strengst gebaute und verschlüsselt- schichtungen und versteht es durchaus, durch ste Werk“. seine Musik meditative Ruhe, Andacht und reli- Aber warum sollen beide Aspekte, der spieltech- giöse Versenkung zu erzeugen. nische und der inhaltliche, nicht auch gut zusam- Das Orgelstück Pari intervallo wurde bereits men kommen, da sie sich ja gegenseitig bedingen? vor einiger Zeit für Blockflötenensemble ent- Allen Blockflötenensembles sei die Ausgabe je- deckt und „funktioniert“ ja auch ganz vorzüg- denfalls dringend empfohlen. Man muss aller- lich. (Erst kürzlich wurde es mit größter Kon- dings dran glauben! Michael Schneider zentration vom Blockflötenensemble QNG beim Deutschen Musikwettbewerb eindrucks- voll zu Gehör gebracht.) Johann Sebastian Bach: Chaconne de la Wegen der Umfänge der 4 (ursprünglich vokal Partita konzipierten) Stimmen liegt es nahe, Summa BWV 1004, für Altblockflöte (Cassignol), Leipzig 2006, ebenfalls für Blockflötenensemble zu gewinnen. Friedrich Hofmeister Musikverlag, FH 2929, € 9,80 Da es auch schon textlose Versionen für Strei- cherbesetzungen gab, war der Weg frei für ein Zu den bekannten Bearbeitungen der berühmten entsprechendes Arrangement, das hier von Sylvia Chaconne für Violine solo von J. S. Bach (Fer-

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ruccio Busoni für Klavier und Andres Segovia zielen, beginnt Cassignol bereits in Takt 236 mit für Gitarre) gesellte sich 1968 eine Bearbeitung 16tel Triolen, die J. S. Bach erst in Takt 241 vor- für Cembalo von Karl Hermann Pillney, gefolgt gesehen hat (so auch Veilhan). von den Arrangements von Gustav Leonhardt Die vorliegende Ausgabe präsentiert einen kla- (1976), Robert Hill und Lars Ulrik Mortensen. ren, übersichtlichen Druck, abgesehen von dem Nachdem Jean-Claude Veilhan eine Fassung der Problem der Wendestellen. (Die Edition von Chaconne für Altblockflöte veröffentlicht hatte Veilhan bietet nur eine Wendestelle, allerdings (Paris 1999, Leduc), gibt es seit diesem Jahr ein bei 4 zusammenhängenden Vorder- und Rück - weiteres Arrangement, und zwar von Jean Cas - seiten!) Der Computer-Druck war leider nicht signol, in c-Moll anstelle der Originaltonart d- immer in der Lage, schön geschwungene Legato - Moll (die auch Veilhan verwendet). bögen zu produzieren, besonders bei großen Sprüngen. Wie im Vorwort (von Nikolaj Tarasov) zu lesen, wurde c-Moll gewählt, „um den ursprünglichen Trotz aller Bemühungen der Bearbeiter, dem von Tonfiguren so treu wie möglich zu bleiben“. ihnen gewählten Original „gerecht“ zu werden, Zwar ermöglicht diese Tonart den Einsatz von die Vorlage nur „so weit wie nötig“ zu verän- as3 (b3 – für d-Moll – ist ungleich schwerer zu dern, wird in beiden instrumententechnisch be- spielen), und Cassignol kommt dadurch mit we- dingt reduzierten Fassungen der Blick auf die niger Stimmknickungen aus als Veilhan, aber Vollkommenheit der Bachschen Chaconne er- dieser Vorteil wird vom tiefen as1 quasi wieder schwert, wenn nicht teilweise sogar verstellt – so aufgehoben, einem grifftechnisch wie klanglich wertvoll diese Arrangements als Studienmate ri- heiklen Ton. al für Blockflöte auch sein mögen. Auch die häufige Verwendung von fis3 macht die Eine letzte Frage an den (deutschen) Verlag: Bearbeitung nicht gerade leichter. Allerdings Warum wurde der französische Titel Chaconne weist Tarasov in seinem Vorwort indirekt auf die de la Partita gewählt? Martin Nitz seit einigen Jahren zur Verfügung stehenden Alt- blockflöten hin, die einen erweiterten Tonum- fang und ein größeres Klangvolumen haben, auf denen fis3 leichter gegriffen werden kann und Wolfgang Amadeus Mozart: 12 Pieces deren as1 stabiler klingt (Paetzold und Mollen- für Sopran- und Tenorblockflöte, Shumilov Recorder hauer, Helder, Moeck). Series No. 51 Vollends auf die Spitze getrieben wird die Bril- Johann Helmich Roman: 21 Pieces from Go- lanz in der Arpeggien-Stelle, in der Cassignol lovinmusiken knapp 20 Takte lang ununterbrochene 32stel für Blockflöten-Quartett, Shumilov Recorder Series Sextolen verlangt (auf die gleiche Art sind die No. 52 Arpeggien der Takte 201–208 aufgelöst). „… Edited and transcribed by Ivan Shumilov, c/o Shumilov auch die Bariolage – hier die Tonwiederholung & Svensson, Skyttev. 1ltr., S-13437 Gustavsberg auf zwei verschiedenen Saiten“ kommt durch die Verwendung von c-Moll „auf der Blockflöte Zwei von Hand und mit gekurvten Achtelbal- in eine günstige Lage und kann durch die Ver- ken geschriebene Ausgaben wirken im Zeitalter wendung zweier Griffe verschiedener Klangfar- der computergestützten Notenschreibprogram- ben imitiert werden“, schreibt Tarasov. Dies me entweder liebenswert nostalgisch oder ärger- betrifft die Takte 229–233 in beiden Blockflöten- lich wegen der Leseprobleme. Wer unbedingt fassungen. Aber auch in d-Moll ist ein Klang - Mozarts Alla turca, seine Variationen über Ah! farbenwechsel in den betreffenden Takten mög- Vous dirais-je maman (hier fälschlich als diral-je lich. (Veilhan schlägt einen Alternativgriff für a2 handgeschrieben; auf deutsch heißt das Lied be- vor.) Um eine noch stringentere Wirkung zu er- kanntlich Morgen kommt der Weihnachtsmann)

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oder Papagenos Der Vogelfänger bin ich ja (mit onsbögen vorzugeben, mit Ausnahme des Taktes vielen hohen Sopranflöten-Cs!) auf Sopran und 186 im 1. Sopran. Und da steht dann noch ein Tenor spielen und dazu eine barock anmutende sehr langer Legatobogen. Warum? Ausgabe benutzen will, der wird hier seine Im übrigen ist die Ausgabe sehr sorgfältig und (recht begrenzte) Freude haben. Wer Johann sauber hergestellt, und das Werk lohnt ohne je- Helmich Romans, des schwedischen Hofkapell- den Zweifel. Frank Michael meisters (1694–1758), Musik für den russischen Minister Graf Golovin seinem Quartett auf die Pulte legt (schwierig, da nur Partitur!), wird ei- ne ordentliche, aber nicht besonders inspirierte Mary Karen Clardy (Hg.): Classic Solos for und nicht für Blockflöten gedachte barocke Ge- Flute brauchsmusik zum Klingen bringen, wird weder Inhalt: J. S. Bach: Partita a-Moll BWV 1013, C. Ph. E. über den Komponisten noch über den Grafen Bach: Sonate a-Moll Wq 132, Fr. Kuhlau: Di ver tisse ment Golovin Näheres erfahren (nicht einmal die Le- 1 G-Dur op.68, C. Debussy: Syrinx, S. Karg-Elert: Caprice bensdaten), aber immerhin dem letzten Eintrag No. 30 op. 107, P. Hindemith: aus Acht Stücke für Flöte des Hefts beruhigt entnehmen, dass Ivan Shu- allein, T h. Heinisch: aus Fünf Zaubersprüche, inklusive milov den Notentext in der Villa San Michele CD, Wien 2006, Universal Edition, UE 70079, €19,95 Anacapri zu Papier gebracht hat. Ulrich Scheinhammer-Schmid „Große Sololiteratur für große Talente“ ver- kündet die dem Titelblatt vorgehängte (Halb-) Banderole und „Verbunden mit Wissenswertem zu Leben und Werk der Komponisten und aus- Johann Sebastian Bach: Ricercar a 6 führlichen Aufführungshinweisen sowie einer aus dem Musika lischen Opfer BW V 1079, für 6 von der Autorin eingespielten Referenz-CD“. Block flöten (SSAT BB/Bass in C) (Vissing), Münster Auf Zitate aus diesen Hinweisen verzichte ich 2005, Edition Tre Fontane, ET F 2027, € 13,00 lieber, denn „Debussys kurzes Stück umringen zahlreiche Unklarheiten …“ (Clardy bzw. Im Idealfall klingt diese Transkription aus dem Über setzer), obwohl Quelle, Umfeld und Musikalischen Opfer wie auf einer Orgel mit szeni sche Zuordnung der Musik in der Ur text - Flautoregister gespielt. Die Bearbeitung für zwei ausgabe desselben Verlages (UT 50173) schon Sopran-, eine Alt-, eine Tenor- und zwei Bass - 1996 authentisch belegt werden – und so auch flöten ist insofern „einfach”, als Heida Vissing Joseph Bopp bestätigen (vgl. Tibia 1/83). Bopp schlicht den gesamten in c-Moll stehenden Satz hat damals schon wesentliche Hinweise zur eine Oktave höher als im Original notiert. Das Interpretation von Syrinx gegeben, wobei es ist auch weiter nicht problematisch, da die 1. So- ihm besonders wichtig schien, auch „über die pranblockflöte „nur” bis zum dreigestrichenen c rhythmische Wiedergabe zu sprechen. Es ist geführt wird. Schwierig erscheint uns lediglich eine Tatsache, dass die Flötisten sich oft über die zweite Bass-Stimme: hier muss der Spieler das genaue Einhalten des Taktes in Werken für von der Bassflöte in F auch immer wieder in ei- Flöte allein so hinwegsetzen, als ob hier jede ne Bassflöte in C wechseln. Der Part dürfte auch rhythmische Freiheit, oft bis zur Verzerrung nicht gerade leicht zu spielen sein, zumal Bach erlaubt sei (Werke … Bachs nicht ausgenom- die Stimme mehrmals in Achteln laufen lässt und men!)“. Soviel zur Referenz-CD. dann auch Verbindungen wie b-as-g in der tiefen Halten wir uns lieber an bewährte gute alte Lage verlangt. Der Gesamtklang wird wohl et- Ausgaben der „Großen Sololiteratur“, an Kuij - was diskantlastig sein. kens sorgfältige Erläuterungen zu BWV 1013, Aber dies wäre bei der Ausführung mit Orgel in an Nastasis Rhetorik bei C. Ph. E. Bach (Tibia diesem Register auch kaum anders. Heida Vis- 1977) und ähnliche gute Studien! sing hält sich an das Original, keine Artikulati - Nikolaus Delius

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Benoit Tranquille Berbiguier: Plaisier distantly (wie ein aus der Entfernung zu hören- d’amour op.19 des Ballhaus). Den Abschluß bildet die eigent - Fantasie und Variationen, für Flöte und Klavier liche Serenata, ein Allegretto. (Haupt), Leipzig 2006, Friedrich Hofmeister Musik ver - Ein hübsches und interessantes Werk von mitt- lag, FH 3239, € 15,80 lerem Schwierigkeitsgrad. Mit seiner Neuausgabe erinnert Haupt an einen Ulrich Scheinhammer-Schmid großen Virtuosen und ein für diese Zeit typi- sches Genre: Introduction, Thema und Va ri a - Peter Maxwell Davies: Tecum Principum tionen über … Plaisier d’amour, hier: Fantasie für Flöte und Marimba, London 2004, Schott & Co., ge nannt, zählt mit seinen fünf Variationen (über ED 12856 ein eigenes Thema?) sicher nicht zu den an - spruchs vollsten Komponisten Berbiguiers, ist Ein Hochzeitsgeschenk! Kurz und knapp: 2 aber musikalisch nicht ohne Charme „in rein Sei ten Noten, 3 Minuten Aufführungsdauer. französischem Geschmacke und Style“ ge - Nach einem Flötensolo folgt ein Marimbasolo, schrie ben und auch technisch unterhaltsam. dann „vereinen“ sich beide. Eine schwingende „Die deutschen Musikverlage sträuben sich oft tonal anmutende Melodik verbindet sich jetzt durchaus nicht mehr gegen den Druck sei- mit einer zweistimmig geführten Marimba. Am ner Werke, im Gegenteil suchen sie dieselben.“ Schluß löst sich ein Dur-moll-Klang in einen (Zitate aus dem Artikel Berbiguier in Gustav Fragezeichen-Septakkord auf. Zumindest für Schillings Enzyklopädie, Leipzig 1840) die Flöte ist das Werk leicht, nur sollte es schön Nikolaus Delius gespielt werden. Ein kleines Gelegenheitswerk mit Charme. Frank Michael

Alan Ridout: Serenata Notturno Seit über 25 Jahren : for flute and , Ampleforth/UK 2005, Emerson Alles für Blockflötisten Edition, E475, £ 6,50

Ein Wunderkind war, dem Rückseitentext dieser Ausgabe zufolge, der aus Kent stammende eng- lische Komponist Alan Ridout: schon der Zwölf - jährige soll über hundert Werke komponiert ha- ben! Am Royal College of Music u. a. Schüler von Gordon Jacob, befasste er sich später mit Flöten mikrotonalen und elektronischen Techniken. Sein Interesse für Alte Musik wurde von Thur- Noten ston Dart geweckt – so war er offenbar ein viel- seitig interessierter Komponist und Lehrer an Zubehör verschiedenen renommierten englischen Hoch- schulen, der die letzten Jahre seines Lebens, nach einem Schlaganfall 1990, in seinem Sehnsuchts- land Frankreich verbrachte. Notenschlüssel Musikalienhandlung S.Beck & CoKG Seine Serenata notturna ist ein dreisätziges Werk in tonalen Bahnen, rhythmisch nicht ohne Fi - Metzgergasse 8 D-72070 Tübingen nessen und durchweg tänzerisch bewegt. Einem RUF 0 70 71- 2 60 81 FAX 2 63 95 Andante misterioso folgt ein Vivace mit der Internet: www.notenschluessel.net schönen Anmerkung like a Dance Hall, heard

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unveröffentlicht, obwohl sich z. B. sogar Henri Marteau und Carl Flesch seiner Musik annah- men. Die vorgelegte Solosonate hat Willner dem sei - nerzeit sehr bekannten holländischen Flötisten Ary van Leeuwen „in aufrichtiger Bewunde- rung“ gewidmet. Der älteren Flötengeneration dürfte van Leeuwen noch als Herausgeber von Flötenmusik bekannt sein, darunter der Beetho- ven-Sonate. Willners Werk nun gehört zu jenen so wichtigen Solostücken für Flöte, welche im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Damals erschienen die Soli von Debussy, Ibert, Honegger, Karg-Elert bis hin zu Hinde- mith. Willners Sonate zeigt auch und gerade im Vergleich damit eine durchaus eigene Ausdrucks - %ORFNIIOO|WHQGLH DQVSUHFKHQ  weise und ist übrigens spieltechnisch von eini- 'DVKRKH I LVW IIU QLHPDQGHQ PHKU HLQ3UREOHP gem Anspruch. 3URELHUHQ6LH HV HLQIDFK DXV  Die Grundtonart des ersten Satzes ist das flöten- ZZZZZZZZPDUV\DVĦEORFNÁRHWHQFK gefällige D-Dur. Aus neobarocker Melodik ent- wickelt sich in tonartlicher Dichte ein kapriziö- ses Gebilde. Auffällig ist hier und in den folgenden Sätzen die gerne als flötentypisch an- Arthur Willner: Sonate gesehene Verwendung von Akkordbrechungen. für Flöte allein op. 34 (T halheimer), Frankfurt/M. Der zweite Satz, ein sehr langsam zu nehmendes 1926/2005, Musikverlag Zimmermann, ZM 35250, Stück (Viertel = 42), führt durch modulationsrei- € 9,95 che Harmonik unsere Hörerwartung in unge- wohnte Richtungen. Eine vorwärtsdrängende Arthur Willner (1881–1959) – nie gehört! Es Rhythmik und Bewegtheit machen diesen Satz – handelt sich bei seiner Solosonate op. 34 jedoch gerade bei seinem langsamen Grundtempo – zu um eine höchst erfreuliche Entdeckung, zu de- einer interpretatorischen Herausforderung. Eine ren Veröffentlichung man Herausgeber und Ver- abschließende 9/8-Gigue ist ein Virtuosenstück lag gratulieren möchte. Willner war u. a. Solo - voller Schwung und mit Witz. Neben rein spiel- flötist unter Gustav Mahler, machte eine technischen Ansprüchen braucht man hier atem- Karriere als Dirigent und war 20 Jahre lang stell- technische Souveränität sowie die Beherrschung vertretender Direktor des renommierten Stern- verschiedener Farben (so in dem mit „singend“ schen Konservatoriums zu Berlin. Der Katalog bezeichneten Abschnitten). seiner Kompositionen ist beachtenswert; er um- fasst Orchesterwerke, Solokonzerte, Kammer- Es sei dem Rezensenten in diesem Zusammen- musik und Chorwerke. Vieles blieb allerdings hang gestattet, auf das Buch The Flute von Ar- dal Powell (Yale University Press, 2002) hinzu- weisen. Es ist dieser Veröffentlichung eine CD beigefügt mit Aufnahmen von Flötisten zwi- Günstig zu verkaufen: schen 1902 und 1940, die wirklich hörenswert Tenor-Dulcian u. Bass-Dulcian ist. In das dort dargestellte Umfeld gehört die Willner-Sonate. Man kann sich damit „auffüh- (Rainer Weber) rungspraktische“ Anregungen direkt von der Tel.: 033056-435065 Quelle holen. Hans-Martin Linde

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Christoph Weinhart: Flötenspiel „… und andergereihte Opern-Melodien ohne wesent - alle Zeit ward Gegenwart.“ liche kompositorische Eigenständigkeit einem für Flöte solo, Köln 2006, Verlag Christoph Dohr, E.D. nach Opern lechzenden Publikum vorgesetzt. 26312, € 7,80 Durch ihre Häufigkeit und häufige Mittelmä- ßigkeit waren sie zu recht in Misskredit geraten, Christoph Weinhart (*1958) studierte in Würz- und eine Wiederbelebung bedarf einer sorgfälti- burg Klavier, Orgel und Musiktheorie bei Zsolt gen Auswahl. Ganz anders geartet sind, und Gárdonyi und Komposition bei Bertold Hum- eine Wiederbelebung unbedingt verdienen die mel. Nach einem Orgel-Studium bei Gaston Li- Opern paraphrasen von Briccialdi, die bei Zim- taize in Paris erhielt er als Stipendium des Baye- mermann von Gian-Lucca Petrucci herausgege- rischen Staates einen Studienaufenthalt an der ben wurden. Petrucci, Professor für Flöte am Cité Internationale des Arts in Paris. Während Konservatorium Santa Cecilia in Rom, setzt sich dieses Aufenthalts ist das Stück 1989 entstanden. für Flötisten des 19. Jahrhunderts in bewun- Die gute Idee des Verlages, auf dem Deck blatt dernswerter Weise ein, wie seine Publikationen immer einen Ausschnitt der Komposition in ei- über Leonardo De Lorenzo von 1999 und Bric- ner Art Fenster zu zeigen, ist hier wirklich auf- cialdi von 2001 beweisen – letzteres ist wohl das schlussreich: man sieht darin vom Kompo nisten dickste Buch, das je über einen Flötisten ge- gesetzte Atemzeichen, die im Druck dann fehlen. schrieben wurde (446 Seiten), und Briccialdi hat Dem Stück ist die letzte Zeile des Gedichts „Flö- es wahrlich verdient (und wir alle eine Überset- tenspiel“ von Hermann Hesse als Untertitel bei- zung ins Deutsche). gegeben (es beginnt mit den Worten „Ein Haus Die vorliegende Notenausgabe lehnt sich äußer- bei Nacht durch Strauch und Baum“). Hesse lich an Petruccis Buch Giulio Briccialdi, Il Prin- schrieb zu diesem 1940 im II. Weltkrieg entstan- cipe dei flautisti (Edizioni Thyrus, Arrone) an, denen Gedicht: „Und jetzt begann ich ernstlich, sie hat ein ausführliches, dreisprachiges Vorwort Zeile um Zeile und Wort um Wort zu beklopfen (wobei ausgerechnet die deutsche Übersetzung und zu prüfen, was entbehrlich sei und was zu wünschen übrig lässt), der druckfehlerfreie nicht.“ Bis Sprachklang und -rhythmus „stimm- Notentext ist sehr schön auf angenehmem Pa- ten“, war viel Überlegung notwendig, immer pier gesetzt. wieder, auch wenn es eigentlich schon fertig war. Die Reihenfolge der fünf Paraphrasen ist chro- Weinharts Musik scheint ebenfalls wie ein Ge- nologisch, bis auf eine geschickte Vertauschung: dicht, Wort für Wort, Zeile für Zeile entstanden Aida, die jüngste – steht an erster Stelle als das ge - zu sein, und es ist eine schöne Musik geworden. eignetere Einstiegsstück, Macbeth – die älteste, So zeitgemäß die Musiksprache ist, so vertraut an letzter. Es ist vielleicht nicht ganz überflüssig scheint sie doch. Ruhig fließend, durch Takt- zu sagen, dass eine gute Kenntnis der Opern wechsel lebendig, im dynamischen Verlauf aus- Voraussetzung für Studium und genussvolles drucksvoll sprechend und verstummend hat sie Verständnis der Stücke ist; neben häufigem Hö- das, was Hesse meinen mag, wenn er die Macht ren kann besonders auch das Verdi-Handbuch, der Musik anspricht, alle Zeit zu Gegenwart ma- herausgegeben von Gerhard und Schweikert im chen zu können. Ursula Pesek ˇ Metzler/Bärenreiter Verlag (Stuttgart 2001), da- zu empfohlen werden. Giulio Briccialdi: 5 Paraphrasen Briccialdi wurde in ärmlichen Verhältnissen nach Verdi-Opern, für Flöte und Klavier (Petrucci), 1818 in Terni geboren und starb hoch angesehen Frankfurt 2005, Musikverlag Zimmermann, ZM 34910, in Florenz 1881. Die 63 Jahre seines Lebens wa- € 29,95 ren gekennzeichnet von unermüdlicher Arbeit, die in einen Satz zusammenzudrängen der Re- Fantasien und Paraphrasen über Opernthemen spekt vor diesem Leben verbietet. Es war ein ge- wurden im 19. Jahrhundert oft genug als anein- radezu legendärer Aufstieg zu höchstem euro-

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päischen Ruhm als reisender Virtuose (kaum ei- Die Notwendigkeit, eine mehrstündige Oper in ne Stadt in Italien oder Europa, in der er nicht al- einem Stück von maximal 10 bis 15 Minuten lein oder mit berühmten Kollegen in Konzerten Länge erleben zu lassen, verlangt Konzentration auftrat), als begehrter Lehrer (wo auch immer er aufs Wesentliche. Diese zeigt sich in der Aus- hinkam), als Komponist (dessen Werke von wahl des von Verdi übernommenen Materials, in namhaften Verlagen sofort gedruckt wurden) neuartigen Variationstechniken, vertikalen und und als Instrumentenbauer (der sich mit seiner zeitlichen Verknüpfungen der Motive, was in der doppelten B-Klappe auf unseren heutigen Flö- Don-Carlos-Fantasie besonders auffällt, und an ten verewigt hat). Er war also das, was man heu- einer geschickten Tonartenwahl, so steht in Ai- te einen freelance, einen unabhängigen, frei- da die Nil-Szene in fis-Moll statt in g-Moll. Wie schaffenden Künstler nennt. Ständig auf selbstverständlich entfaltet sich jedesmal alles zu Wanderschaft, war sein Leben ein abenteuerli- einem eindrücklichen und mitreißenden Stim- ches Ringen zwischen Pflicht und Freiheit. mungsbild. Die geforderte hohe Virtuosität ist Von seinen zahlreichen Kompositionen, in deren nie Selbstzweck, sie lässt es auch nicht zu, dass Mittelpunkt natürlich die Flöte stand – am be- sich der Darsteller in den Vordergrund „spielt“. kanntesten ist wohl der Karneval von Venedig Briccialdi gibt alles Notwendige geschmackvoll geworden –, sollen hier wenigstens die immer und durchdacht, inhaltlich und formal in idea- wieder aufgelegten Etüden, die Duette für zwei lem Gleichgewicht vor. Die Klavierparts sind Flöten und seine vier Bläserquintette, von denen wohlklingend und pianistisch attraktiv, beide nur das Opus 124 verlegt ist, erwähnt werden. Instrumente musikalisch gleichberechtigt. Bei Auf Opern basierende Kompositionen schrieb gekonnter Wiedergabe wird man mit diesen Briccialdi über sechzig, wie Liszt, sein Zeitge- Stücken auch das heutige Publikum bezaubern nosse, und man kann und sollte die Werke der können. Zˇeljko Peˇsek beiden durchaus miteinander vergleichen. Bric- cialdi hat sich verständlicherweise mehr für Ver- di interessiert, nur eine Wagner-Oper, nämlich Lohengrin gibt es, während Liszt als Wagneria- Felix Mendelssohn Bartholdy: Ouvertüre in C ner nur eine Verdi-Oper – Rigoletto – para - op. 24 für Harmoniemusik (Hogwood), Kassel 2005, Bä- phrasierte. Wenn aber Liszt z. B. für Wiederga- renreiter, Partitur, BA 9055, € 28,95 begelegenheiten ohne adäquate Virtuosität „Hätte Mendelssohn seinen einsätzigen Orche- Kürzungen und Sprünge vorsah, was einen nicht sterstücken den glücklichen Titel „Symphoni- so strengen Formaufbau vermuten lässt, so ist sche Dichtung“ gegeben, den Liszt später erfun- das bei Briccialdi nicht möglich. Diese sind als den hat, so würde er heute wahrscheinlich als musikalische Portraits von Personen (Aida, Vio- Schöpfer der Programmmusik gefeiert und hät- letta, Azucena usw.), Szenen oder Stimmungen te seinen Platz am Anfang der neuen statt am En- (besonders dicht in Don Carlos) sehr durchdacht de der alten Periode unserer Kunst. Er hieße konzipiert und in eine jeweils einmalige Form dann der „erste Moderne“ anstatt „der letzte gebracht. Nichts von Beliebigkeit eines „best of Klassiker“.“ (Felix Weingartner, die Symphonie …“, kein gedankenloses Arrangieren („Deran- nach Beethoven, 1898). gieren“ spottete Liszt über viele seiner Zeitge- nossen), keine „Stückchen-Stücke“, sondern ei- Es lässt sich stark bezweifeln, ob diese Aussage genständige kompositorische Arbeit. Wenn der wirklich stimmt. Ein neues Etikett („Symphoni- Wert einer Musik am Grad ihrer Differenzie- sche Dichtung“) macht noch lange keine neuen rung gemessen wird, an ihrer Logik und Sinnfäl- Inhalte. Mendelssohn war gewiss ein bedeuten- ligkeit, gepaart mit formalem Gelingen, dann ist der Komponist, aber Avantgarde war nie seine Briccialdi zwar ein Komponist des 19. Jahrhun- Sache. Schumann stand viel weiter in der roman - derts, aber einer auf der Höhe der Zeit, und die- ti schen Zukunft. Der Meister, der das barocke se seine Werke sind sehr gute Musik. Oratorium wiederbelebte (von der Matthä us -

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passion bis hin zu seinen eigenen Beiträgen zu dieser Gattung) und der damit die Musik end- gültig in „Alt“ und „Neu“ gespalten hat, von ihm führt kein Weg zu Liszt und Wagner. Man könnte das noch genauer belegen mit formalen Indizien oder motivischer Arbeit, mit satztech- nischen Argumenten: nichts davon macht ihn zum Neuerer. Man verkleinert ihn mit falschen Etiketten – und das macht zwar Weingartner, nicht aber Hogwood. Der macht Noten mit Köpfen in Form der Harmoniemusik. Doch vor den Noten Erhabene Momente ... gibt’s ein höchst informatives Vorwort. Das be- ginnt mit Weingartner, und dann schreibt Hog- ... für feierliche Musik wood selber. Zunächst über die vielen Fassun- gen, teils vom Komponisten selber, teils von den Unser Isis-Alt-Modell aus handwerklicher Fertigung: so viel klügeren damaligen Editoren. Auch die Olive, € 543.– Harmoniemusik ist davon betroffen, und das Verkauf durch den Fachhandel – www.huber-music.ch schafft natürlich editorische Probleme, die dann auch ausgiebig diskutiert werden. HUBER Hogwood schildert die Metamorphosen des swiss musical instruments Notturno für 10 Blasinstrumente bis zur endgül- tigen Besetzung für 23 Spieler einschließlich Ja- nitscharenmusik, zur vollständigen Militärka- pelle also. Diese Endfassung war konzipiert für Man sollte neben dem wenigen, was von diesem die neuorganisierte Militärmusik des preußi- Komponisten wirklich im Repertoire verankert schen Königs Friedrich Wilhelm III., ab 1817. ist, auch der Harmonie eine Chance geben. Dabei geht der Editor auch gründlich ein auf die Albrecht Gürsching speziellen Instrumente, etwa die Ophikleide oder das Basshorn (das mir selber neu war). Das Carl Maria von Weber: Concertino Bassproblem war beim Holz eben noch nicht b b en mi majeur op. 26, originalb pour clarinette en si et gelöst im frühen 19. Jahrhundert. orchestre, pour clarinette en si solo et quatuor de clari- Daran schließt sich eine wunderschöne ge - nettes (Julien-Laferrière), Paris 2005, Gérard Billaudot, druckte Partitur in bewährter Bärenreiter-Tradi- GB7845, € 25,78 tion. Die Sorgfalt dieser ganzen Edition beru- Die Einrichtung eines der Standardwerke der higt: das ist gewiss eine Originalausgabe mit Klarinettenliteratur, des Concertino für Klarinet- Genehmigung des Autors. te von Carl Maria von Weber für Soloklarinette Die Musik selber ist echter Mendelssohn: an- in der Begleitung von vier weiteren Klarinetten, dante – allegro vivace; glänzend instrumentiert wirkt auf den ersten Blick sehr provokativ. Für und voller schöner Einfälle, die für das Militär einen Musikschullehrer mit zahlreichen sehr viel zu schade sind, selbst für das vergleichswei- fortgeschrittenen Schülern hat diese Ausgabe se zahme nachnapoleonische Heer. So wollen durchaus ihren Sinn. Der Schüler wird dann wir also ganz schnell die Militaria vergessen und nicht nur von einem Korrepetitor (falls es über- das ganze sofort pazifizieren: auch ohne Husa- haupt einen solchen Unterricht an der Musik- ren ist diese Musik mit Sicherheit im Konzert so schule im ausreichenden Maße gibt) begleitet, richtig am Platze. sondern er erfährt selbst, wie schwierig es ist,

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den Solisten zu begleiten und welche Freiheit begleitung, während der Introduktion colla par- man sich an welchen Stellen leisten kann und wo te mit der Klarinette, in den Variationen lediglich es einfach nötig ist, ganz strikt im Rhyth mus zu die Wiederholung der Themenbegleitung. Mög- musizieren. Besonders die erste Begleitstimme licherweise eine zweckmäßige, keinesfalls eine ist nicht ganz einfach, da meistens die 1. Violin- bereichernde Neuausgabe. Jürgen Demmler stimme adaptiert wird. Im Lento spüren die Mit- spieler sehr deutlich die harmonische Entwick - lung. Auf diesem Wege wird es dem Schüler Barbara Loewe (Hg.): Auf die Plätze, Fagott, leichter fallen, die Welt der Romantik zu erleben, los! als wenn er „nur“ am Klavier begleitet wird. Die Neue Musik für junge Fagottisten, für 1–4 Fagotte mit 4. Stimme ist für Bassklarinette gedacht. Zur Not und ohne Klavierbegleitung, 3.–5. Lernjahr, Band 2, lässt sie sich aber auch auf einer B-Klarinette Wien 2005, Doblinger, Best.-Nr. 05 510, €19,50 realisieren. Auf jeden Fall macht es den Schülern viel Freu- Die zweite Etappe erfolgreicher Zusammenar- de, das Concertino quasi von „unten“ kennen zu beit hat einen Sieger: Eingebettet in den farben- lernen. Susanne Ehrhardt frohen Umschlag mit Rennflagge und bunten Fagotten präsentiert Barbara Loewe Band 2 mit zeitgenössischer Literatur für den Fagottunter- J. B. Dias: Petite Fantaisie sur Le Carnaval de richt. Dazu konnte sich die Herausgeberin er- Venise neut auf die Mitarbeit ihrer Studenten im Didak- b pour clarinette en si et piano, Collection: Philippe Ber- tikunterricht stützen. Die hatten den Mangel an nold, Paris 2003, Gérard Billaudot Editeur, G 7206 B, moderner Literatur für Anfänger auf dem Fagott keine Preisangabe nicht einfach nur zur Kenntnis genommen; in Kooperation mit dem Franz Schubert Institut Zu der Vielzahl von Konzertvariationen über der Universität für Musik und darstellende das Volkslied Mein Hut, der hat 3 Ecken, im all- Kunst in Wien, dem Doblinger Verlag, dem gemeinen unter dem Titel Der Karneval von Ve- SKE-Fonds und der Gesellschaft zur Förderung nedig besser bekannt, hat sich eine neue gesellt. österreichischer Musik entstand ein schlüssiges Diesmal begegnet uns das Thema mit vier kur- Konzept. Sieben Komponisten haben ihre Auf- zen Variationen, allesamt durchkomponiert, tragswerke unter pädagogischen Gesichtspunk- denen abgesetzt eine schlichte, sechs Takte lange ten den Schülern des 3. bis 5. Lernjahres auf den Einleitung vorangestellt ist. Die für B-Klarinet- Leib geschrieben. Das Concertino Piccolissimo te eingerichtete Melodiestimme ist instrumen- für Fagott und Klavier des Fagottisten und tengemäß angelegt, der Tonumfang des Instru- Komponisten Christof Dienz eröffnet den Rei- ments wird insbesondere nach oben nicht gen. Tatsächlich passen alle drei Sätze der Solo - ausgeschöpft, so dass der angegebene Schwie- stimme auf eine Seite; inbegriffen sind Multi- rigkeitsgrad (5) als sehr realistisch angesehen phonics, Klangeffekte ohne Rohr oder nur auf werden kann. Wenn mit vergleichsweise einfa- dem Rohr und Anweisung für eine Cadenz (frei, chen Mitteln technische Brillanz und Virtuosität wild, komisch). Aus der geübten Feder von Os- hervorgehoben wird, so ist die andere Seite, das kar Aichinger stammen drei kleine Stücke für Gestalterische, das Opernhafte, das Musikanti- Fagott und Klavier: Im Anfang war der Rhyth- sche dieser Musik vollständig vernachlässigt. mus, Alle Zeit der Welt und Piccolo Perpetuum. Kaum agogische Vorschriften, sehr wenige Tem- Hier gibt es Freiheiten zur Gestaltung und poangaben, eine spärliche „Schwarz-Weiß- „Spielraum“ für kreative Ideen. Der Klavierpart Dynamik“ und, abgesehen vom tonleiterartigen, eignet sich gut für einen gleichaltrigen Spieler. fünf Achteltöne langen, frei zu gestaltenden Das gilt auch für die Zwei Stücke für Fagott und Übergang am Einleitungsende, keine (!) Kaden- Klavier von Oguz Usman. Beide Stimmen sind zen. Angelehnt dazu eine sehr einfache Klavier- eng aufeinander bezogen und frei von techni-

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schen Hindernissen; eine gelungene Einladung Projektunterstützung konnte dieser Ausgabe zur partnerschaftlichen Kammermusik. Mit obendrein noch eine CD mit Aufnahmen von 13 Recht steht die Burleske für Fagott und Klavier Stücken aus dem 1. und 2. Band beigefügt wer- von Lukas Haselböck am Ende der Kompositio- den; natürlich sind die Studenten mit dem Er- nen für diese Besetzung. Beide Stimmen sind an- gebnis ihrer geglückten Initiative auch selbst zu spruchsvoll und verzichten auf neue Spieltechni- hören. Andreas Schultze-Florey ken. Die atonale Burleske ist bestens geeignet für ein kurzweiliges Wettbewerbsprogramm. Tama- ra Friebel, Studentin der Fächer Komposition und Architektur in Wien, beschränkt sich im er- NEUEINGÄNGE sten Stück auf Effekte durch Klopfen und Schla- Bärenreiter-Verlag, Kassel gen auf das Schallstück. Die 9 viertaktigen Teile Grieg, Edvard: Peer Gynt, Suite Nr. 1 op. 46, können allein gespielt werden, sind aber auch in für Holzbläserquintett (Linckelmann), 2006, beliebiger Reihenfolge für zwei Spieler vorgese- BA 8603, € 23,95 hen. Das zweite Stück ist eine Improvisation für Stranz, Ulrich: Varioloc (1968), für drei Flöten, Fagottduett. Zu Beginn wird wieder nur das 2006, SpP, BA 8586, € 19,95 Schallstück benötigt. Im Mittelteil baut einer der Telemann, Georg Philipp: Neun Sonaten beiden Spieler das Fagott zusammen und inter- (TWV 40:141-149), für zwei Traversflöten ohne pretiert die von der Komponistin ausdrucksvoll Generalbass (Reipsch), Erstausgabe in Zu sam - gestaltete graphische Notation, bis dann wieder men arbeit mit der Sing-Akademie Berlin, Ur - beide Spieler gemeinsam mit der Schallstück- text, 2006, BA 5888, € 25,95 Perkussion enden. Aus den vier Nebeneinander- linien für zwei Fagotte von Gerald Resch wurde Bosworth Edition, Berlin das vierte Stück mit dem Titel Treppen in die Baumgart, Klaus/Martini, Christiane: Lauras Sammlung aufgenommen. Beide Stimmen ent- Blockflötenschule, 2006, BOE 7381, inkl. CD, halten als Besonderheit tonlose Artikulationen € 19,95 in tiefer Lage und eignen sich deshalb besonders Breitkopf & Härtel, Wiesbaden gut für junge Fagottisten. Ein echter Hit ist das Mozart, Wolfgang Amadeus: Konzert für letzte Stück im 2. Band der Sammlung. Ein gu- Flöte und Orchester G-Dur (KV 313/285c), tes Gespür für den typischen Klang eines Fagott- 2006 quartetts verbindet der Komponist Christof – Ausgabe für Flöte und Klavier (Wiese/ Cech mit Erfahrungen als Schlagzeuger und Pia- Schulze), EB 8644, € 13,00 nist im experimentellen Jazz. Sein Indianertanz 1 – Partitur (Wiese), PB 5295, € 19,00 kommt mit herkömmlicher Notation aus. Auf einem rhythmisch geprägten Bass bauen sich die Doblinger Musikverlag, Wien drei oberen Stimmen scheinbar zufällig bis hin Androsch, Peter: Paso doble, für Bläserquintett zur eindrucksvollen Klangmixtur im Sekund- (Flöte, Englischhorn, Klarinette, Horn, Fa gott), Abstand auf, um dann unauffällig wieder im 2005, Partitur und Stimmen, Best.-Nr. 06 519 Nichts zu verschwinden. Übrig bleiben die klei- Wolfgang, Gernot: Kadenzen, zum Fa gott - ne Mollterz der Bassstimme, mit der das Stück kon zert von W. A. Mozart in B-Dur (KV 191), eingeleitet wurde, und der Wunsch der Zuhörer für Fagott, 2006, Best.-Nr. 05 507 nach einer Wiederholung. Mit dem 2. Band ist Strauss, Johann (Sohn): Éljen a magyar, Polka Barbara Loewe und allen Beteiligten wieder ein schnell op. 332, für Bläserquintett (Totzauer), genialer Wurf gelungen. Die Darstellung der 2005, Partitur und Stimmen, Best.-Nr. 06 512 Notentexte auch bei den Einzelstimmen ist an- Verlag Christoph Dohr, Köln sprechend und übersichtlich, Vorwort und Sanders, Bernard Wayne: Suite, für Block - Kurzbiografien zu den Kompo nisten enthalten flöte(n) und Orgel (1987/88), 2006, Partitur alle wesentlichen Informationen, und Dank der und Stimmen, E.D. 26336, € 24,80

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Wagener, Heinz: Salve Regina II, für Oboe Heft 1, 2006, AL 29 777, ohne Preisangabe und Orgel (1977) op. 11, 2006, Partitur und Heft 2, 2006, AL 29 778, ohne Preisangabe Stimmen, E.D. 23035, € 19,80 Heft 3, 2006, AL 29 779, ohne Preisangabe Weinhart, Christoph: Albanos Traum, für 8 Dufeutrelle, Sophie/Le Borgne, Brigitte: Rue Flö ten (1998), 2006, Partitur, E.D. 26360, € 19,80 Traversière, 1, en concert dès 2 notes, pour Domarus-Archiv, Altwittenbek Flûte traversière et Piano, AL 29 840, inkl. CD, Beeck, Hans Alwin: Romance, für Flöte solo, ohne Preisangabe 2004, Best.-Nr. 108 Heinrichshofen’s Verlag, Wilhelmshaven edition baroque, Bremen Heilig, Sieglinde: Easy Going, leichtes Spiel auf Händel, Georg Friedrich: „Alexander“ for a der Sopranblockflöte, ein Lehrwerk mit Knut Flute, Ouverture und Arien aus der Be ar bei - und seinen Freunden, Band 2; inkl. CD, einge- tung, London 1726 mit einem Basso continuo spielt vom Flanders Recorder Quartet, 2006, ver sehen, für Altblockflöte und Basso continuo N 2553, € 21,95 (Jacobi), 2006, eba 1155, € 13,50 Schott Musik, Mainz Edition Gravis, Bad Schwalbach Butz, Rainer/Magolt, Hans: Flötenzirkus, die Callhoff, Herbert: Bläserquintett Nr. 1 (1967/ Blockflötenschule für Kinder ab fünf Jahren, 1969), für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Band 1, 2002, Best.-Nr. 9491-50, inkl. CD, Horn, 2006, Partitur, EG 1005, € 24,00 € 13,95 Lück, Rudolf: Schalmei zum Hochzeitstag Kember, John/Ramsden Catherine: Flute (1954/2006), für Oboe solo, 2006, EG 1014, Sight-Reading 2, Vom-Blatt-Spiel auf der Flöte € 1,80 2, eine erfrischend neue Methode, 2006, ED Mozart, Wolfgang Amadeus: Adagio und Alle - 12818, € 11,95 gro (KV 594), für eine Orgelwalze, für vier Flö - Die schönsten Weihnachtslieder, Spiel und ten (Hippe), 2006, Partitur, EG 1007, € 13,80 Spaß mit der Blockflöte, Trioheft für 2 So pran - blockflöten und 1 Altblockflöte (Ma golt), 2006, Edition Güntersberg, Heidelberg ED 20003, € 9,95 Graun, Johann Gottlieb: Trio G-Dur (Graun Zgraja, Krzysztof: Les ombres du vent, für WV Cv:XV:115; Wendt 54), für 2 Flöten und Flöte, FTR 192, 2006, Best.-Nr. 52 180, € 8,95 Basso continuo (von Zadow), 2006, Partitur, G102 Erstausgabe, € 14,50 P. J. Tonger Musikverlag, Köln Bach, Johann Sebastian: Sechs Choral be ar bei - Edition Tre Fontane, Münster tungen, aus dem „Orgelbüchlein“, für Block - Csollány, Andrea: Animal Farm, Spaß-Va ri a - flö tenquartett (Radestock-Ehinger), 2006, Par - tionen mit Zitaten, für 3 Blockflöten, 2007, titur, T 3282, € 21,80 ETF 2052, € 13,00 Dorner, Mirko: Nachtmusik, für Blockflöte, Øye, Helge: Kling nun, Glocke, volkstümlich Violoncello und Gitarre, 2005, T 2926, € 19,80 aus Oppdal/Norwegen, für 5 Blockflöten, Keusen-Nickel, Ursula: La ginesta – Der SATB/GB, 2006, ETF 2051, € 13,00 Ginster: Sardana für Sopran, 2 Flöten, Vi o lon - Quantz, Johann Joachim: Sechs Sonaten op.2, cello und Tambourin, 2006, Partitur, T 3328, IV–VI, für Altblockflöte und Basso continuo € 18,00 (Vissing/Schweitzer), 2006, ETF 2016, € 16,00 Keusen-Nickel, Ursula: Pastorale, Trio für Editions Musicales Alphonse Leduc, Paris Flöte, Violoncello und Cembalo, 2005, Partitur, Études pour flûte, en 3 cahiers, Études de T 3329, € 16,00 Boehm, Demersseman, Gariboldi, Bozza, Schubert, Franz: Zwanzig Originaltänze, Castérède, Falk, Révisions de Moyse, Merry, genannt „Erste Walzer“, aus op. 9 (D 365), für Caratgé, Fleury, Reihe: Les Cahiers de l’École Flöte und Gitarre, Reihe: Flautarroso (Schäfer), Normale de Musique de Paris, Alfred Cortot 2004, Gitarren-Partitur, T 2882, € 15,20

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Universal Edition, Wien Rae, James: Jazz Scale Studies, für Flöte, 2006, Beutler, Irmhild/Rosin, Sylvia C. (Hg.): 150 UE 21352, € 11,95 Classical Studies, from the famous Vester Rae, James: Jazz Zone, an introduction to jazz Collection, für Altblockflöte, 2006, UE 33029, improvisation, for Flute, 2006, UE 21357, inkl. € 14,95 CD, € 16,95 Florian Bramböck: Celtic Flute Duets, für 2 Russell-Smith, Geoffry: Easy blue recorder, Flö ten, Reihe: World Music, 2006, UE 33040, für Sopranblockflöte und Klavier, 2006, UE € 11,95 21354, € 11,95 Filz, Richard: Rap Rhythm and Rhyme, Vocal Tschaikowsky, Peter Iljitsch: Kinderalbum, für Percussion in der Klasse, für alle In stru men ta - Flöte und Piano (Müller-Doppler/Ludwig), listen, Sänger und Tänzer, UE 33300, inkl. CD, Reihe: Magic Flute on Stage, 2006, UE 33092, € 24,95 €11,95

Tonträger

Pierre de la Rue: Incessament mon povre cueur lamente Sic Deus dilexit, Introitus, Kyrie Incessament, Gloria Incessament, Graduale, Alleluia, Credo Incessament, Offertorium, Sanctus Incessament, Agnus Dei Incessa- Das Vokalquintett amarcord mit den Tenören ment, Communio, Amen dico vobis, Incessament mon Wolfram Lattke und Dietrich Barth, dem Bari- povre cueur lamente; Ensemble Amarcord: Wolfram ton Franz Ozimek und den Bässen Daniel Lattke und Dietrich Barth (Tenor), Frank Ozimek (Ba- Knauft und Holger Krause ergänzt die Werke riton), Daniel Knauft und Holger Krause (Bass); Raum- des hochberühmten Niederländers (um 1452– klang, Schloß Goseck 2005, 1 CD, Best.-Nr. RK ap 10105 1518) mit einer deutschen geistlichen Kontra- Unaufhörlich klagt mein armes Herz/ Ohne faktur der Chanson (Sic Deus dilexit) sowie mit Unterlass quält mich die Erinnerung/ Versunken gregorianischen Propriumsgesängen aus dem in Trauer ohne Hoffnung auf Besserung/ Weile Moosburger Graduale, das zwar schon um 1350 ich fern von jeglicher Freude/ Und so sehne ich aufgezeichnet wurde, aber den Choralgesang um heftig den Tod herbei. 1500 durchaus noch treffend widerspiegelt. Diese Verse eines anonymen Dichters, entstan- Dem Schmerz des Chansontexts entspricht die den Ende des 15. Jahrhunderts, sind der Brenn- tiefe Lage von Pierre de la Rues kunstvollen punkt einer CD, die Pierre de la Rues Chanson- Kompositionen, die in der Messe durchgehend Vertonung des Texts und seine auf dieses den Kanon als Ausdrucksform verwenden. Chanson bezogene Messkomposition vorstellt. Das a-capella-Klangbild der sehr homogenen Entstanden am Hof der kunst- und musiklie- Stimmen von amarcord (hervorgegangen aus benden Margarete von Österreich, der habsbur- dem Leipziger Thomanerchor) ist in der sehr gischen Statthalterin in den Niederlanden, guten Aufnahme des Labels Raumklang drücken die Verse deren nach drei wenig glück - (www.raumklang.de) durchsichtig und klang- lichen oder allzu jäh beendeten Ehen vorherr- voll zugleich. Eine überzeugende Bereicherung schende Gefühle des Verlustes und der Enttäu- des Repertoires! schung aus. Ulrich Scheinhammer-Schmid

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Johann Sebastian Bach: Sonate Begleiter alsdenn nicht noch mehr Ehre gebüh- e-Moll/BWV 1034 und E-Dur/BWV 1035 für Travers- re, als dem, der begleitet wird. Dieser letzter flöte und Basso continuo, Solo-Sonate a-Moll/BW V kann vielleicht lange Zeit zugebracht haben, um 1013 für Traversflöte, Sonate h-Moll/BW V 1030 für sein Stück gut heraus zu bringen. Der Accompa- Cembalo obligato e Travers solo; Linde Brunmayr-Tutz gnist hingegen hat manchmal kaum so viele Zeit (Traversflöte), Lars Ulrik Mortensen (Cembalo), ORF und muss demohngeachtet aus dem Stegreife al- Edition Alte Musik, 2006, Best.-Nr. ORF CD 423 le die Schönheiten unterstützen und befördern helfen, welche mit so vieler Mühe und Zeit aus- Wie die Sonaten für Cembalo und Violine, so ge- studieret sind.2 hören auch die Werke für Flöte und Cembalo zu den Meilensteinen barocker Kammermusik. Die Was für ein Glück für diese Produktion, dass der Alte-Musik-Spezialisten Lars Ulrik Mortensen dänische Cembalist und Dirigent Lars Ulrik und Linde Brunmayr-Tutz haben für den ORF Mortensen sich diese Zeit genommen hat. eine CD mit den bekanntesten Werken für Flö- Immer seltener kann man ihn an seinem Instru- te solo und Flöte und Cembalo aufgenommen. ment, dem Cembalo, erleben, hier als sensiblen Jeder, der die Musik von Johann Sebastian Bach und genialen Basso-continuo-Spieler. Er beglei- liebt, versteht sofort die Faszination, die zu einer tet BWV 1034 und 1035 auf einer Kopie eines fortwährenden Beschäftigung mit dessen Musik Andreas Ryckers Cembalos (um 1624) aus dem führt. Kein Wunder also, dass es unzählige Auf- Colmarer Unterlinden-Museum und spielt die nahmen dieser Werke gibt. obligate h-Moll-Sonate auf dem Nachbau eines Cembalos des Hamburger Bauers Christian Zell Auch Linde Brunmayr-Tutz hat sich diese Sona- (um 1728). Linde Brunmayr spielt auf einer Flö- ten zu eigen gemacht und interpretiert gelassen te ihres Mannes, des Innsbrucker Flötenbauers und überlegt, ganz so wie Tromlitz es beschreibt: Rudolf Tutz senior. Man rede durch seine Töne; man bringe durch sie Diese CD sei allen Liebhabern der Bachschen sein eigen Gefühl in das Gefühl des Zuhörers; Flötenmusik und des guten Vortrags empfohlen, man mache ihn traurig, man mache ihn fröhlich; bei dem Töne gleichsam zur Sprache der Empfin- man rede ihm aus dem Herzen und aus der See- dung werden.3 le, und lege ihm alles an das Herz, was man füh- let, mit dem stärksten Nachdrucke.1 Überhaupt ist auf der Flöte der Ton der allerge- fälligste, welcher denen Tönen, die man bei dem Was sie als Spielerin von anderen Kollegen un - Menschen die Bruststimme nennet, ähnlich ist. ter scheidet ist die besondere Behandlung und Man muss sich, soviel als möglich ist, bemühen, Bedeutung, die Linde Brunmayr-Tutz dem den Ton derjenigen Flötenspieler zu erreichen, Klang der Traversflöte zukommen lässt. Dieser welche einen hellen, schneidenden, dicken, run- ist unverkennbar und zeichnet ihr Spiel sowohl den, männlichen, doch dabei angenehmen Ton, in der Konzertsituation als auch auf dieser Stu- aus der Flöte zu ziehen vermögen.4 dioaufnahme aus. Hätte Quantz diese CD im Vergleich zu anderen Wie auch im Konzert sind es die klanglichen gehört, hätte er sich meiner Empfehlung viel- Nuancen, die das Spiel von Linde Brunmayr- leicht angeschlossen. Inés Zimmermann Tutz auszeichnet. Evident ist, dass sie – gleich- sam unabhängig von der Raumakustik – einen –––––––––––––– voluminösen Klang von bernsteinfarbener Qua- ANMERKUNGEN lität produziert, der sie fließend und nahezu 1 Johann Georg Tromlitz: Ausführlicher und Gründli- schwerelos durch die gefährlichen Untiefen von cher Unterricht die Flöte zu spielen, Leipzig, 1791; 15. Harmonie und virtuosen Passaggi trägt. Kapitel, § 34, Seite 373 2 Carl Philipp Emanuel Bach: Versuch über die wahre Je wenigerstimmig ein Stück ist, je feiner muss die Art, das Clavier zu spielen, 1. Auflage Berlin 1753, 29. Begleitung dabei sein. Ich weiß nicht, ob dem Kapitel: Vom Vortrage, § 2, Seite 242-3

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3 Daniel Gottlob Türk: Klavierschule für Lehrer und Symphonie Orchester Berlin, Kammerphilhar- Lernende, 1. Ausgabe, Leipzig und Halle 1789, 6. Kapi- monie Bremen, Gewandhausorchester Leipzig, tel: Vom Vortrage, § 2 , Seite 332 Staatskapelle Weimar, Philharmonisches Or - 4 Johann Joachim Quantz: Versuch einer Anweisung die chester Erfurt. Und dieses geschmackvolle Vi- Flute traversiere zu spielen, 3. Auflage Breslau 1789, 4. brato, diese oft herrlich angestochenen Töne, die Hauptstück: Von dem Ansatze, § 3, Seite 40 manchmal an Ondes Martenots erinnern, durch- zieht alle Werke. Und da wäre weiterhin zu nen- nen Mozarts Adagio B-Dur KV 484 a für 2 Kla- Bach Goes To Town rinetten und 3 Bassetthörner ebenso wie J. S. Bach/Goddard: Bach bites back –Toccata u. Fuge d- Beethovens Eroica – Klavier-Variationen in einer Moll, Präludium der 2. Cellosuite BWV 1008, Wie schön Sextettbearbeitung eines der Ensemble-Mitglie- leuchtet der Morgenstern BWV 1, W. A. Mozart: Adagio B-Dur KV 484a (411), L. van Beethoven: Eroica-Variatio- der: Jan Doormann. Bei all diesen Bearbeitungen nen, R. Wolschina: perpetuum mobile per JSB, A. Temple- sollte man ruhig die ursprüngliche Werkidee des ton: Bach goes to town – Prelude & Fugue in Swing, G. Komponisten nur im Hintergrund hören, auch Gershwin: T hree Preludes, O Lady be good, G. Miller: wenn alle Noten von Beethoven sind (also keine Moonlight Serenade, P. Vancolini: Ronda, H. Mancini: Bearbeitung alla Pulcinella von Strawinsky). T he Pink Panther; Clarinet News: Marco Thomas und Jan Beethoven geht hier eben auch nicht mehr auf Doormann (Klarinette und Bassett horn), Sebastian Get- dem Lande spazieren, sondern des Nachts in te von Poblotzki (Saxophon und Klarinette), Stefan Pol- einer lichterblinkenden Großstadt: d. h. die ster (Klarinette, Bassetthorn und Es-Klarinette), Regine Bearbeitung ist vollkommen auf die Klarinet- Müller (Bassetthorn und Klarinette), T homas Richter tenbesetzung zugeschnitten mit sinnvollen Weg- (Bassklarinette und Klarinette), Sarah Klän (Kontra- bass), Fork-Records, Erfurt 2005, 1 CD, Best.-Nr. lassungen und glänzenden Es-Klarinetten-Lich- 21031685 (Auslieferung: MusikAtelier Gabel, Erfurt) tern. Man hört dies Werk Beethovens völlig neu. Auch hier wird mit Augen zwinkern und un- Der erste Titel Bach bites back zeigt schon einen glaublicher Brillanz, aber auch Zartheit des augenzwinkernden Humor, der diese CD unter Klanges musiziert. In der Fuge hat Beethoven anderem auch auszeichnet. Bachs Toccata und schon selbst Bachsche Raffinessen in seine Spra- Fuge d-Moll in einer extrem verkürzten Fassung che übertragen. Aber kurz vor dem abschließen- für Saxophon, Klarinetten, Bassetthorn und den Andante con moto bringen die Klarinetten Bass klarinette in einer Bearbeitung von M. God- eine Klangsteigerung zustande, die an Stellen aus dard folgt „nur“ das Präludium aus der 2. Cello- dem 3. Brandenburgischen Konzert erinnern. suite für Klarinette solo. Bach goes to town – wir Danach Bachs Choral Wie schön leuchtet der denken, er ist schon angekommen, häppchen- Morgenstern, der zur Grundlage von Reinhard weise. Aber das ist ungerecht, denn erstens heißt Wolschinas perpetuum mobile per JSB wird, ein ein Titel der CD Bach goes to town (von Alec Werk von großer geistiger Klarheit und Klang- Templeton), ein Prelude & Fugue in Swing, an- schönheit, eine Hommage an Bach. Wolschina dererseits werden auf dieser CD so wunderbar verwebt hier das B-A-C-H-Motiv mit einer Fu- Klarinetten aller Arten gespielt, dass man da- ge über den Choralbeginn Wie schön leuchtet nach süchtig werden könnte. Ja, Bach ist schon der Morgenstern und toccatenhaften „perpetu- in der Stadt, in der „heutigen“ Stadt angekom- um-Läufen“. Auch hier wird augenzwinkernd men: es wird durchweg mit geschmackvollem der Dreiklangs-Choralkopf als Fuge so into- Vibrato musiziert, so dass man bei den Serena- niert, dass eine Zwölftonreihe entsteht, schein- den in Swing von Glenn Miller, Paulo Vancolini, bar tonale Bezüge, scheinbare Bezüge zu Schön- George Gershwin und Henry Mancini („The berg entstehen: alles ein Spiel, und wie eminent Pink Panther“) eher extrem kultivierte Jazzmu- sauber die Verzahnungen bei einem solch schwe- siker am Werk vermutet als Solobläser von bedeu- ren Werk in diesem rasenden Tempo den Spie- tenden Orchestern des mitteldeutschen Raumes: lern gelingen, ist bewundernswert. Als Höhe- u. a. MDR-Sinfonieorchester Leipzig, Deut sches punkt dann der vollständige Choral, jedoch

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nicht in einem Bach-Satz, sondern in einem eige- Die Reihenfolge der Aufnahmen: zuerst Sancan nen, modalen, immer mit kurzen burlesken dann Gieseking, erinnert an eine nicht mehr er- Klangsplittern des Vorangegangenen kontra- hältliche live-CD mit Julius Baker. Der Vergleich punktiert. Ein Originalwerk der Superklasse, für dieser Aufnahme mit der Studio-CD fällt ein Clarinet News komponiert. Gershwins Three wenig unvor teilhaft für das Duo Kemler/Gurt Preludes als Ergänzung zu benennen, ist eine aus, denn leider ist das Klavier direkt und oft zu glatte Untertreibung, ein absoluter Ohrengenuss laut aufgenommen worden, während die Flöte in seiner Homogenität der 6 Spieler aus verschie- etwas verschwommen aus dem Off kommt. Es denen Orchestern: Marco Thomas, Jan Door - wird richtig phrasiert, detailbetont (immer wie- mann, Sebastian Gette von Poblotzki, Stefan der sehr Gelungenes) und zungen- und finger- Polster, Regine Müller, Thomas Richter und als technisch perfekt gespielt, nur das auffällige, Gast gelegentlich Sarah Klän, Kontrabass. weil gleich mäßige Vibrato, könnte störend emp- Frank Michael funden werden. Am persönlichsten ist den bei- den die Dutilleux-Sonatine gelungen. Man hört, dass die Flötistin souverän über alle Mittel ver- Sonatina fügt und eindrucksvoll gestalten kann. Es ist Katherine Kemler (Flöte), Michael Gurt (Klavier), Cen- schwer zu glauben, dass sie vor kurzem zwei taur CRC 2459 Zungentumor-Operationen hinter sich gebracht Katherine Kemler, Professorin (und Dr. phil.) hat. für Flöte an der Louisiana State University, hat Das englische Booklet zur CD sei gelobt, da es eine neue CD eingespielt: ihre erste enthielt Wer- (in winziger Schrift zwar) Gehaltvolles zu den ke für Flöte und Harfe, die zweite hieß Virtuoso Kom ponisten und Kompositionen mitteilt. American Flute Works für Flöte und Klavier und Zˇeljko Peˇsek die dritte trägt nun den Titel Sonatina. duo brillaner Eine Aufzählung ihrer Lehrer liest sich wie ein Who is who der Flötenwelt: Samuel Baron, Ro- mit Werken für Klarinette und Klavier von C. M. von We- ber, C. Saint-Saëns, P. Ben-Haim, K. Penderecki, F. Pou- bert Willoughby, Mark Thomas, Marcel Moyse, lenc; Shirley Brill (Klarinette), Jonathan Aner (Klavier), Jean-Pierre Rampal, Julius Baker, William Ben- Musikhochschule Lübeck, 2005, 1 CD, Best.-Nr. MHL 148 nett, Andras Adorjan und Michel Debost, und (Vertrieb: Musikhaus Ernst Robert, Lübeck) so ist man sehr gespannt. Die CD enthält die Sonatinen von Pierre Sancan Es ist eine sehr gute Idee der Lübecker Musik- (1946), Walter Gieseking (1935), Lennox Berke- hochschule, Studenten, die bereits gestandene ley (1939), William Mathias (1953) und Henri Leistungen aufweisen können, die Möglichkeit Dutilleux (1942). Die Werke von Sancan und zu eröffnen, eine eigene CD unter professionel- Du tilleux – als Wettbewerbsstücke entstanden – len Bedingungen zu produzieren. Die jungen gehö ren heute zum festen Repertoire; die Sona- Künstler erhalten so eine ansprechende Visiten- tine von Berkeley ist eigentlich für Blockflöte karte und keine Billigproduktion in Form eines (geschrieben für deren englischen Pionier Carl Mitschnitts. Dolmetsch), die Sonatina von dem englischen Das duo brillaner in der Besetzung Shirley Brill Komponisten Mathias, einem Schüler Berkeleys, (Klarinette) und Jonathan Aner (Klavier) wird ist hier zulande wenig bekannt. Beide Stücke er- seinem Namenspuzzle voll gerecht. Die beiden weitern das Flötenrepertoire in erfreulicher Wei- Musiker überzeugen als virtuoses, homogenes se. Das gilt auch für die Sonatine von Gieseking, Duo. Neben den bekannten Kompositionen für die, obwohl neu bei Schott verlegt, in Deutsch- diese Besetzung, wie dem Grand Duo Concer- land weiterhin wenig ge spielt werden wird, da tant von Carl Maria von Weber und der Sonate sie wegen nicht zu klärender Urheberrechtspro- von Camille Saint-Saëns, haben sie eine Pastora- bleme nicht verkauft werden darf. le Variée des jüdischen Komponisten Paul Ben-

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Heinrichshofen‘s Verlag & Noetzel Edition

Sieglinde Heilig Easy Going Leichtes Spiel auf der Sopranblockfl öte mit Knut und seinen Freunden Band 1 ohne CD N 2550 € 14,90 Band 1 mit CD N 2551 € 21,95 Band 2 ohne CD N 2552 € 14,90 Band 2 mit CD N 2553 € 21,95

Uwe Heger Straßenmusik Klezmer, Blues, Ragtime und Latin-Folk Ausgabe für SS/TT/ST/SA-Blockfl öten – Heft 1 N 4999 € 7,— – Heft 2 N 4949 € 7,— Ausgabe für SAT(B)-Blockfl öten N 4888 € 11,— Ausgabe für 2 Querfl öten oder Blockfl öten – Heft 1 (AA/AT) N 4470 € 9,— – Heft 2 (AT) N 4670 € 9,— Gute Noten. Seit 1797. Liebigstr. 16 · 26389 Wilhelmshaven · Tel. (0)4421 - 92 67-0 · Fax: (0)4421 - 92 67-99 · www.heinrichshofen.de · [email protected]

Haim (1897–1984) mit eingespielt. Diese sechs auch eine ganze Stunde zeitgenössischer Musik Charakter-Variationen kommen verträumt mit mit den beiden Musiker gern angehört. viel Leichtigkeit und stupender Technik daher. Susanne Ehrhardt Hier finden sich sehr poetische Momente, frei gestaltete arabische Ornamentik. Diese Musik NEUEINGÄNGE ist eine Symbiose aus orientalischen Melismen, Affettuoso, Vivaldi: Concerto F-Dur, op. X Nr. 1, Tänzen und Klezmer sowie modernen Kompo- La tempesta di mare, Graf: So kommt auf sitionstechniken. Der Zuhörer spürt, dass die Fittichen, Sopransolo aus der Kantate zum West- Musiker hier richtig zu Hause sind. Man könn- fälischen Frieden, Ragazzi: Concerto II c-Moll, te fast meinen, Paul Ben-Haim hätte sie ihnen Händel: Hush, ye pretty warbling quire, Arie aus auf den Leib geschrieben. Acis and Galatea, Vivaldi: Concerto C-Dur, op. 44/11, Galliard: How sweet the warbling Die Drei Miniaturen von Krzysztof Penderecki linnet sings, aus Pan and Syrinx, J. S. Bach: Kon- bestechen durch perfektes Zusammenspiel. Viel zert E-Dur (BWV 1042), Junges West fälisches Witz und Spritzigkeit, aber dennoch ist die Inter- Barockensemble der West fä li schen Schule für pretation nicht vordergründig virtuos angelegt. Musik: Florentine Lenz/Luisa Pech/Patrick Das Andante cantabile gelingt in poetisch ver- Schultes (Violine), Charlotte Lambrecht (Viola), klärten Bildern. Mit Francis Poulencs Sonate für Hendrik Blumenroth (Violoncello), Ben Sahl- Klarinette und Klavier klingt die CD mit weit aus- müller (Kontrabass), Johanna Rademacher/Yos- geloteter Dynamik, Spannung und Emphase aus. hiko Klein/Oxana Kolomiets a. G. (Cembalo), Das Duo besticht mit Musik des 20. Jahrhun- Solistinnen: Tam ara Melkumjan-Bergjan (So- derts. Vielleicht wäre es gar nicht nötig gewesen, pran), Florentine Lenz (Violine), Katharina Frei- die Standardwerke aufzunehmen. Ich hätte mir tag/Yoshiko Klein/Tabea Debus (Blockflöte),

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Qualifizierte Musikseminare Violine, Traversflöte, Cembalo/Pianoforte, Oboe, Fagott, Ensemble, Blockflöte, Cello, Historische Blasinstrumente u.a.

Flötenhof e.V. – Schwabenstraße 14 – D-87640 Ebenhofen Tel. 08342-899111 – Fax: 08342-899122 [email protected] ·www.alte-musik.info

Leitung: Ulrich Rademacher/Gudula Rosa, Mu- virgine, Je me complains piteusement, Anonym: sicom, Münster 2006, 1 CD, Best.-Nr. CD La plus grant chiere, Du Fay: Quel fronte signo- 020814 rile, Resvelons nous, He, compaignons, Jacobus Vide: Et c’est assez, Gilles de Bins dit Binchois: Dietrich Buxtehude: Membra Jesu nostri, Jesu, Triste plaisir, Mort en merchy, Du Fay: Je meines Lebens Leben (BuxWV 62), Membra Jesu languis en piteux martire, Nicolas Grenon: La nostri (BuxWV 75), Herr, wenn ich dich plus belle et doulce figure, Du Fay: J’ai grant nur hab (BuxWV 38), Lautten Compagney: douleur, Binchois: Lune tres belle, Du Fay: Birgit Schnurpfeil/Catherine Aglibut (Violine), Vergene bella, Binchois: Adieu, adieu mon Juliane Laake/Annette Rheinfurth (Viola da joieulx souvenir, Du Fay: Seignor Leon, Bux hei - Gamba), Ulrike Becker (Violine), Barbara Hof- mer Orgelbuch: Paumgartner, Binchois: Adieu, mann (Violine), Mark Nordstrand (Orgel), adieu mon joieulx souvenir, Lena Susanne Hans-Werner Aple/Andreas Nachtsheim (The - Norin (Alt), Randall Cook (Viola d’arco, Fidel), or be), Capella Angelica: Barbara Ch. Steuede Susanne Ansorg (Fidel, Rebec), Raum klang, (Sopran I), Stephanie Petitlaurent (Sopran II), Schloß Goseck 2006, 1 CD, Best.-Nr. RK 2208 Alexander Schneider (Alt), Maximilian Schmitt (Tenor), Matthias Vieweg (Bass), Matthias Hidden Fresco, Albrecht Maurer/Norbert Lutze (Bass) – Soli; Susanne Wilsdorf (Sopran I), Roden kirchen: Hidden Fresco, Rodenkirchen: Anette Geiß (Sopran II), Beat Duddeck (Alt), A Due, Maurer/Rodenkirchen: Tempera, Mau - Michael Schaffrath (Tenor), Matthias Lutze rer: Fadenspiel, Maurer/Rodenkirchen: Erosion, (Bass) – Ripieni; Leitung: Wolfgang Katschner, Maurer/Rodenkirchen: Melancholia, Maurer: Raumklang, Schloß Goseck 2006, 1 CD, Best.- Aura, Maurer/Rodenkirchen: Nibbi, Ro den - Nr. RK 2403 kir chen: Calindra, Maurer/Roden kir chen: Sfumato, Maurer/Rodenkirchen: Cra quelé, Joseph-Marie-Clément dall’ Abaco: 11 Capricen für Maurer/Rodenkirchen: Behind, Albrecht Violoncello, Caprice Nr. 1 in c-Moll, Caprice Nr. Maurer (Gothic Fiddle), Norbert Ro den kir chen 2 in g-Moll, Caprice Nr. 3 in Es-Dur, Caprice (Medieval Flutes, Harp), Nemu Records, Köln Nr. 4 in d-Moll, Caprice Nr. 5 in B-Dur, 2006, 1 CD, Best.-Nr. nemu 004 Caprice Nr. 6 in e-Moll, Caprice Nr. 7 in B-Dur, In Lamentatione Jubilatio Dei, Lob und Klage in Caprice Nr. 8 in G-Dur, Caprice Nr. 9 in C- barocken Vertonungen, Böhm: Mein Freund ist Dur, Caprice Nr. 10 in A-Dur, Caprice Nr. 11 in mein, entflieht, ihr Sorgen, Rosenmüller: La - F-Dur, Kristin von der Goltz, Raumklang, men tatio I, Böhm: Ihr Töchter Zion, gehet her Schloß Goseck 2006, 1 CD, Best.-Nr. RK 2503 mit Seufzen, Mein Fürsatz ist, das Kreuz zu lie- Guillaume Du Fay (und die Burgundische Musik): ben, Bringet meinen Herrn zur Ruh, Telemann: Triste Plaisir, Du Fay: Belle, veullies moy retenir, Kantate Entzückende Lust, Buxtehude: Can zo - Pour l’amour de ma doulce amye, Qui latuit in netta in G für Cembalo, Böhm: Der Tode ist

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nun verschlungen, Was bringet Jesus aus dem Block flöte I), Wolfgang Dey (Oboe u. Block - Grabe, Mein Herz durch’s Heiligen Geistes, flöte II), Martin Burkhardt (Violoncello), Telemann: Sonate e-Moll für Viola da gamba Willi Kronenberg (Orgel), Sören Leupold und B. c., Böhm: Welch ein ungewöhnlich Bild, (Chitarrone), Leitung: Michael Alexander Wil- Auf! Lasset uns begleiten den Herrn gen lens, Raumklang, Schloß Goseck 2006, 1 CD, Golgatha, Franck: Jesus neigt sein Haupt und Best.-Nr. RK 2506 stirbt, Zelenka: Lamentatio II, Bach: Erbarm Ronald Moelker: Heaven, Anonymous: Lamento dich mein, o Herre Gott (BWV 721), Böhm: O di Tristano, Anonymous: Saltarello, Aurelio Herzensweh; Geh ein, mein Leib, in deine Virgiliano: Ricercata, Jacob van Eyck: Wat zal Kammer; Der Herr hat seinen Engeln, Bach: men op den avond doen, Bach: Partita in A Rezitativ und Arie aus der Kantate Ich habe Minor (BWV 1013), Anton Heberle: From genug (BWV 82), Böhm: Capriccio in D für Sonate Brillante, Telemann: Fantasy III in D Orgel, Bach: Kommt Seele, dieser Tag, Kommt wieder aus der finstern Gruft, Der Tag ist hin, Minor, Frans Brüggen: Etude Nr. 4, Ronald die Sonne gehet nieder, Rosenmüller: La men - Moelker: Tibet, Talud, George Gershwin: tatio V, Böhm: Nu will ich mich zu Bette Summer Time, John Lennon & Paul McCartney: legen,Gotthold Schwarz (Bariton), Siegfried Yesterday, Ronald Moelker: Heaven, Ronald Pank (Viola da gamba), Hans Christoph Becker- Moelker (recorders, ocean drum, gong, Tibetan Foss (Orgel, Cembalo), Raumklang, Schloß bowls), Sverre Kolberg (Early baroque G treble/ Goseck 2006, 1 CD, Best.-Nr. RK 2504 F treble, Renaissance Basset), Adriana Breukink (Dream descant, Ganassi tenor, Dream tenor), Melodious Melancholye, die süßen Klänge des mit - Bernhard Junghaenel (prepared Renaissance telalterlichen England, Anonymous: Worldes blis consort tenor), Frans Twaalfhoven (Baroque F ne last no throwe, instrumental version of „Edi treble), Yoav Ran (F treble), Karin van Wenzel beo thu hevene quene“: Hevene quene, Ano ny - (tincha, Tibetan Bowls), Merel Moelker (voice), mous: Miri it is while summer ilast, Ano ny- Andrew Read (double bass), Reinout Weebers mous: Ar ne kuth ich sorghe non, Anonymous: (producer), Bo Moelker (congas, assistant pro- Bryd one breere, Anonymous: Dou way ducer), Aliud Records 2005, 1 CD, Best.-Nr. Robin/Sancta mater gracie, Anonymous: Wel ACD HA 006-2 wer hym that wyst, Abide, Anonymous: I hope it be the best, Music: Anonymous, Text: Charles W. A. Mozart: Gran Partita, Ouvertüren, Tanzsuite, d’Orléans: Plus penser que dire, Anonymous: Serenade in B-Dur (KV 361=370a), Gran Alas, departynge is ground of woo, Walter Frye: Partita für 12 Blasinstrumente und Kontrabass, Alas, alas is my chief song, Walter Frye: So ys Ouvertüre zu „Die Zauberflöte“, Deutscher emprentid, Robertus de Anglia: O fallaze e ria Tanz, C-Dur (KV 605 Nr. 3) Die Schlittenfahrt, Fortuna, John Bedyngham: My woeful heart, Marcia No. 23 aus der Oper „Le nozze di Anonymous: Lullay lullow, ensemble bella - Fi garo“, Tanzsuite: Deutscher Tanz C-Dur (KV donna: Miriam Andersén (voice, harp), Rebecca 600 Nr. 1), Quadrille F-Dur (KV 463 Nr. 1), Bain (voice, fiddle), Susanne Ansorg (fiddle, Menuett C-Dur (KV 461 Nr. 1), Con tre danse rebec), Raumklang, Schloß Goseck 2005, 1 CD, F-Dur (KV 462 Nr. 6), Ouvertüre zu „Der Best.-Nr. RK 2003 Schauspieldirektor“, Rondo „Alla Turca“ A- Dur (KV 331), Leitung: Hansjörg Angerer, Johann Valentin Meder: Passionsoratorium nach Reihe: Bläserphilharmonie Mozarteum Salz - Matthäus, die Kölner Akademie, Orchester Da- burg, Universität Mozarteum, Salzburg, 1 CD, mals und Heute: Nicki Kennedy (Sopran 1), Best.-Nr. UNIMOZ 26 Hannah Morrison (Sopran 2), Dorothee Merkel (Alt), Gerd Türk (Tenor), Christian Hilz (Bass), W. A. Mozart: Hornkonzerte, Konzert für Horn und Annette Wehnert (Violine I), Gudrun Höbold Orchester, Es-Dur (KV 495), D-Dur (KV (Violine II), Michael Niesemann (Oboe u. 412=386b & KV 514) Es-Dur (KV 447), Es-Dur

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(Dulcian), Daniel Deuter/Karin Bellmann (Vio- line), Heide Schwarzbach/Renate Pank/Irene Klein (Viola da gamba), Stefan Maass (Theorbe), www.moeck.com Jan Katzschke (Orgelpositiv), Donatus Berge- mann (Violone 16’), Leitung: Norbert Schuster, Reihe: Säch si sche Musiklandschaften im 16. und 17. Jahr hundert hrsg. von W. Steude † und N. Schuster, Raumklang, Schloß Goseck 2006, 1 CD, Best.-Nr. RK 9902 (KV 417), Hansjörg Angerer (Naturhorn), Salz- burger Hofmusik: Veronica Kröner (Konzert- Photosphere, Robert Dick: Lapis Blues, Dick/ meisterin)/Katharina Katter/Yukiko Tezuka/ Ursel Schlicht: Emergence, Schlicht: Faust, Dick: Yuka Yamamoto/Jochen Grüner/Elisa beth Piece in Gamelan Style, Schlicht: Frag ments, Ro- Koh ler/Gudrun Raber-Plaichinger/ Christa bert Dick (Flutes), Ursel Schlicht (Piano), Nemu Oppriessnig (Violinen), Peter Aigner/ Johanna Records, Köln 2005, 1 CD, Best.-Nr. nemu 002 Gamerith/Elmar Oberhammer (Vio la), Luise The Fruit of Love, Elizabethan Consort Music, Buchberger/Johannes Kubitschek (Violoncello), William Byrd: Browning (The leaves be green), Burgi Pichler (Kontrabass), Peter Wuttke/ John Downland: Suite from Lachrimae, or Kristin Linde (Oboe), Attila Brubeg/Fried rich Seaven Teares, Pavane Lachrimae Amantis, Schweiger (Klarinette), Christoph Gapp/Martin Captaine Digorie Piper his Galiard, Mistresse Schilling (Horn), Alexander Golde/Flora Padar Nichols Almand, M. Giles Hobie’s Galiard, (Fagott), Leitung: Wolfgang Brunner (Cemba- Anonymus (Traditional): I love my love in secret, lo), Reihe: Universität Mo zar teum, Salzburg, She rose and let me in, Winchester Wedding, 2006, 1 CD, Best-Nr. UNIMOZ 28 Christopher Tye: In Nomine, Amavit eum do- Musik am Hofe derer von Bünau II, Thomas minus, In Nomine „Trust“, O lux beata trinitas, Avenarius: Phantasia ridiculosa, Stephan Otto: In nomine „Crye“, Jerome Bassano: Fan tasia, Er begehret mein, Andreas Hammerschmidt: Augustine Bassano: Pavana, Ga li- Canzon a 3, Samuel Seidel: Herr, wenn ich nur arda, Coranto, Anonymus, Diminutions Jacob dich habe, Thomas Avenarius: Intrada, Samuel van Eyck: When Daphne from fair Phoebus did Seidel: Wie lieblich sind auf den Bergen, Daniel fly, Antony Holborne: Suite from Pavanas, Selichius: Herr, der du bist vormals, Esajas Hick - Galliards, Almains, and other short Æeirs both mann: O tempus amatum, Johann Groh: Ich bin grave, and light in five parts, for Viols, Violins die Auferstehung, Andreas Hammer schmidt: or other Musicall Winde Instruments, Heigh Paduana, Samuel Seidel: Ich weiß, daß mein Er- Ho Holiday, Bona Speranza, The Fruit of Love, löser lebet, Andreas Hammerschmidt: Paduana, The Nightwatch, William Byrd: Prelude and Andreas Hammerschmidt: Courente, Samuel Ground, B-Five Recorder Consort: Markus Seidel: Ich liege und schlafe, Daniel Selichius: A Bartholomé, Katelijne Lanneau, Thomas List, solis ortus cardine, Andreas Hammer schmidt: Silja-Maaria Schütt, Mina Voet, Cavalli-Records, Das ist je gewißlich wahr, Constanze Backes/ Bamberg 2006, 1 CD, Best.-Nr. CCD 275 Dorothee Mields/Christine M. Rembeck/Uta Antonio Vivaldi/Nicholas Chédeville: Il Pastor Fido, Krause (Sopran), Henning Voss/Alexander Six Sonates, 1ère Sonate, 2ème Sonate, 3ème So na te, Schneider (Alt), Uwe Schulze/Christoph Bur- 4ème Sonate, 5ème Sonate, 6ème Sonate, Jean- mester-Streffer, Wolfram Lattke (Tenor), Marek Louis Beaumardier (piccolo), Le Concert Rzepka, Reinhard Decker, Friedemann Klos Buffardin: Coen Engelhard (viole de gambe, (Bass), Ensemble Alte Musik Dresden: Thomas violoncelle), Hervé Issartel (basson), Christine Friedländer/Dietrich Hakel berg (Zink), Olaf Lecoin (clavecin, orgue positif), Alexandre Regis Krumpfer/Harald Winkler/Frank van Nooy/ (percussions), Skarbo, Paris 2006, 1 CD, Best.- Fernando Günther (Posaune), Axel Andrae Nr. DSK 4064

392 TIBIA 1/2007 Leserforum

Leserbrief zum Beitrag von Karsten Erik Ose: „Zur 4. Csakan und Flageolets stehen Flötenmusik in Geschichte und Aufführungspraxis in ähnlicher Distanz zu ihren von 1650 bis 1850“ – XXXIV. Wissenschaftliche Ar- spätbarocken Vorgängern, wie etwa Barock - beitstagung der Stiftung Kloster Michaelstein in blockflöten zu Re naissance block flöten. Nie- Blankenburg (Harz). TIBIA 3/2006, S. 197ff. mand kommt auf die Idee, letztere als jeweils Aller Ausführlichkeit zu Trotz will mir schei- „eigene Instrumente“ zu bezeichnen. Ich wäre nen, der Berichterstatter hätte im Zu sam men - froh, wenn verstanden würde, dass all diese In- hang meines Vortrags besser daran getan, mehr strumente in einen Topf gehören. darüber zu Berichten, statt zu Bewerten. Zu - 5. Die Darstellung geschichtlicher Tatsachen mindest haben sich einige Unsachlichkeiten ein - sollte nicht als „Theorie“ bezeichnet werden. Ich geschlichen: versuche lediglich, das Recherchierte in ver- 1. Eröffnungskonzert: Wenn man die Auf füh - schiedenster Form vorzutragen, wie etliche vor rung eines Telemann-Duetts als solche wahr- mir. Falls meine Vorlesung „heftige Debatten“ nimmt, bräuchte man eigentlich von meinen bei- ausgelöst haben sollte, dann doch eher beim Be- den konzertanten Beiträgen nicht als einer richterstatter selbst … Nikolaj Tarasov „akustischen Vorführung“ zu sprechen. Viel - leicht ist es ebenso von Interesse, dass ich eine der Variationsfolgen Erzherzog Rudolph von Zum Leserbrief von Nikolaj Tarasov Österreichs und eine Walzerfolge französischer Komponisten zusammen mit historischem Zur Vorbemerkung: Hammerflügel spielte; beides übrigens in dieser In der Tat bin ich auf die Beiträge von Nik Tara- Form wohl neuzeitliche Erstaufführungen sov besonders ausführlich eingegangen, was dem (ebenso, wie jener Telemann). Referenten zeigt, dass ich seiner Ar beit ganz be- sonderes Interesse entgegenbringe. Sicher wäre 2. Was schon die Zeitgenossen bemerkt haben, es manchem, der sich im Rahmen wissenschaft- nämlich, dass es sich beim Csakan um eine licher Tagungen zu Wort meldet, lieb, seine Aus- weiterentwickelte Blockflöte handelt, – weshalb führungen würden unkommentiert weitergetra- das Instrument zu seiner Zeit auch alternativ gen. Von einer Zeitschrift mit wissen schaft- Flûte douce genannt wurde – müsste der Be- lichem Anspruch wie TIBIA und einem promo- richterstatter nicht in Abrede stellen. vierten Hochschuldozenten als Berichterstatter 3. Hätte er jemals selbst Gelegenheit, etwa eine darf der Leser allerdings mehr erwarten als eine Sopraninoblockflöte mit einem französischen simple Inhaltsangabe. Nicht der Vortrag von Flageolet in f'' spielend zu vergleichen, würde Thesen allein, sondern deren kritische Diskus- ihm gewiss aufgefallen sein, dass sich für den sion bringt die Forschung voran. Spieler beide nur in einem Punkt unterscheiden: Zu 1: der Griffweise. Der Hörer wird als Unterschied Wenn Tarasov, mit greisenhafter Geste auf seine bemerken, dass das Flageolet grundtöniger und Spazierstockflöte gestützt, seinem Auftritt kräftiger klingt, weshalb es im 19. Jahrhundert offen bar mit voller Absicht schauspielerisch- bevorzugt wurde. Beide Instrumententypen ge- komödiantische Züge verleiht, darf er sich nicht hören ins Ressort der Blockflötenspieler und wundern, wenn das Interesse mehr dem In - Blockflötenbauer, so wie dies die Geschichte – strument als der Musik und ihrer Interpretation mit illustren Namen und in Personalunion – gilt. Ähnlich befremdet reagiert der ernsthafte mehrfach belegt, im Zeitraum zwischen Johann Musiker auf einen Blockflötisten, der mit schel- Carl Denner und Frederick Morgan. mischem Grinsen seine Sopraninoflöte aus der

TIBIA 1/2007 393 Leserforum

Westentasche zückt, um im Anschluss ein Vival- dikonzert „aus dem Hut zu zaubern“. Die Auf- merksamkeit des Michaelsteiner Publikums galt wohl eher den Instrumenten und der instru- mentaltechnischen Fertigkeit Tarasovs als den gespielten Stücken, die zwar die Ansprüche ge- fälliger Salonmusik bedienen können, aber sicher nicht grundlos der Vergessenheit anheim- gefallen sind. Mitunter müssen allerdings Lei- chen exhumiert werden, um ihre Todes ur sache benennen zu können … Zu 2: Schon seit Jahrzehnten hat die Wissenschaft den Gedanken an eine Weiterentwicklung im Be - reich des Instrumentenbaus aufgegeben. Das späte Cembalo des ausgehenden 18. Jahr hun - derts mit Registern, Pedalen etc. stellt keine Wei - terentwicklung des bautechnisch einfacher kon- zipierten frühen italienischen Cembalos dar. Jedes Instrument genügt den musikalischen For- derungen seiner Entstehungszeit. In diesem Sin- ne ist der Csakan eine spät entwickelte Labial- flöte, aber keine weiterentwickelte, wo mög lich verbesserte Form der barocken Block flöte. Zu 3: Es entzieht sich der Kenntnis Tarasovs, welche Instrumente ich gespielt habe oder nicht. Ich will jedoch verraten, dass ich bereits vor etwa zehn Jahren Gelegenheit hatte, ein Flageolet aus der Werkstatt von keinem Geringeren als Peter Bressan zu spielen. Dass ein barockes Flageolet in f2 und ein Sopranino sich sehr nahestehen, ist evident. Deswegen wurden beide ja auch be- grifflich nicht eindeutig voneinander unterschie- den, was bis heute zur Diskussion führt, welches kleine Flöteninstrument denn bei Händel oder Vivaldi eigentlich gemeint war. Zu 4: Hier wiederhole ich meinen Einwand, dass ein Flageolet des 19. Jahrhunderts und die Block - flöten vergangener Generationen sich wesent- lich in Klang und Aus drucks mög lich kei ten un - ter scheiden. Ein versierter Spieler kann durch Lippenspannung, Zungenposition, Luft strom - formung oder Vokalvorstellung auf den Klang der Blockflöte deutlichen Einfluss nehmen. Dies ist bei einem Flageolet mit Windmütze und An-

394 TIBIA 1/2007 Leserforum

blasrohr nicht möglich, weswegen es in der Ba- Leserbrief zum Beitrag von Klaus Hofmann: Re - rockzeit ja auch nicht in Altlage als In stru ment zension der Sonaten von J. S. Weiss. TIBIA 4/2006, der Kunstmusik zum Einsatz kam, sondern spe- S. 292. ziellen klanglichen Effekten oder dem Abrichten Ihrem Rezensenten Klaus Hofmann scheint ent- von Singvögeln vorbehalten war. Beide Instru- gangen zu sein, dass wir die Sonate HWV 378 mente gehören selbstverständlich zur Gruppe der bereits 1992 im Rahmen meiner Händel-Ausga- Labialflöten, ähnlich wie der moderne Konzert- ben bei der Universal Edition Wien (UE 18745) flügel und ein Spinettino des 16. Jahrhunderts zur in einer Transposition für Blockflöte nach F-Dur Gruppe der Tasten in stru mente zählen. Darüber- veröffentlicht haben. Die Ausgabe besorgte hinaus kommt eine Beschreibung der Unter- Franz Müller Busch, die Ge ne ral bass aus set zung schiede von In stru men ten ihrem Wesen weit nä- (die Herrn Hofmann sicherlich gefallen würde) her, als sie einfach „in einen Topf zu werfen“. Prof. Siegfried Petrenz.Tut mir leid, die ange- Zu 5: sprochenen Verdienste von Herrn Jacobi etwas Vielen Dank für den ehrlichen Hinweis darauf, schmälern zu müssen. Gerhard Braun dass bereits „etliche vor“ Tarasov um Csakan und Flageolet und (wenngleich eingeschränkt) um die Literatur für diese Instrumente wussten. Spieler allerdings gibt es noch immer nur weni- Zu Ulrike Volkhardts Rezension über Eugen Iburgs ge. Insofern verdient Tarasovs Spiel auf der Spa- „Nun sag ade“, für 2 Altblockflöten, in: Tibia 4/2006, zierstockflöte und auf Flöten mit Wind mütze, S. 288 Wasserschwamm und Anblasrohr besondere Beachtung. Wohl jedem Teilnehmer der Mi- Liebe Tibia-Redaktion, chaelsteiner Tagung war nach seinen Bei trä gen in Ihrer letzten Ausgabe ist eine Rezension mei - klar, dass der intime Charakter der Block flöte nes Stückes „Nun sag ade“ erschienen. Lei der nichts mit dem am Ohr nahezu penetranten hat es dabei ein Mißverständnis gegeben. Das Klang eines Flageolets des 19. Jahrhunderts ge- Stück geht nicht, wie Frau Volkhardt schreibt, mein hat. Besonders eindrucksvoll hat Prof. Wil- auf ein altes Lied zurück. Es trägt seinen Titel helm Seidel (Leipzig, Neckargemünd) sein Hör - vielmehr, wie im Nachwort beschrieben, weil die erlebnis in Worte gefasst: „Herr Tarasov, Sie Töne A, D und E im Mittelpunkt der verwende- mögen das In stru ment eine Blockflöte nennen. ten dorischen Skala stehen, und weil sich die Aber irgend etwas muss dann doch wohl ge- Spieler am Ende symbolisch-gestisch voneinan- schehen sein mit der Blockflöte … Der Klang der und vom Publikum verabschieden. wird als unangenehm empfunden.“ Viele Grüße Karsten Erik Ose Eugen Iburg

TIBIA 1/2007 395 Neues aus der Holzbläserwelt

Internationaler Wettbewerb für Blockflöte solo beim Europäischen Block flöten festival 2006 in Feldkirch

44 (!) Teilnehmer hatten sich zu diesem großen Wettbewerb angemeldet, der während des europäi- schen Blockflötenfestivals in Feldkirch stattfand. Von diesen 44 Teilnehmern kamen 12 in die zwei- te Runde: Ruth Bruckner (A), Stephanie Cettolo (F), Fanette Estrade (F), Julia Fritz (A), Anna Fu- sek (D), Claudia Heinisch (D), Maria Hofmann (D), Anna Januj (H), Leonard Schelb (D), Silke Gwendolyn Schulze (D), Francesca Thompson (GB) und Philipp Wagner (A). Ins Finale spielten sich Julia Fritz, Anna Fusek, Maria Hofmann und Anna Januj. Siegerin des ER- TA-Wettbewerbs wurde Maria Hofmann, die auch den Publikumspreis erhielt. Den zweiten Preis und den Preis der Jugendjury bekam Anna Fusek, und der dritte Preis ging an Julia Fritz. (Mehr über den Wettbewerb und das Festival auf Seite 353).

1. Preis und 2. Preis und 3. Preis Publikumspreis Preis der Jugendjury

Maria Hofmann, geb. 1979, Anna Fusek wurde 1981 in Julia Fritz, geboren 1985, er - spielt seit ihrem siebten Le - Prag geboren. Seit ihrem 7. hielt ihren ersten Block flö ten - bens jahr Blockflöte und Kla - Lebensjahr spielt sie Block - unterricht im Alter von sechs vier. Sie studierte von 1998 bis flöte. Sie war zunächst Schü - Jahren. Sie besuchte das Mu sik - 2004 am Mozarteum Salzburg lerin von Corinna Guzinski gymnasium Innsbruck und Block flöte bei Prof. Carin van (Dortmund), bevor sie bei Han be gann ein Vor be rei tungs stu - Heerden und Kla vier pä da go - Tol am Kon ser va torium Rot - dium am Tiroler Landes kon - gik bei Prof. Klaus Kaufmann ter dam und bei Christoph ser vatorium. Außer dem nahm (alle Diplomprüfungen mit Hunt geburth an der Uni ver si - sie Unterricht in den Fächern Auszeichnung). Von 2004 bis tät der Künste Berlin stu dierte, Klavier, Orgel und Kon tra - 2006 absolvierte sie ein Auf - wo sie 2005 ihr Künst lerisches bass. 2002 begann sie neben bau studium im Kon zert fach Di plom abschloss. Zur Zeit der Schule mit dem Studium Block flöte bei Prof. Dorothee studiert sie als DAAD-Aus - der Instrumentalpädagogik Oberlinger in Salzburg. Zu - lands sti pendiatin Blockflöte (Block flöte) bei Jutta Cristo - sätzlich besucht sie regelmäßig im Ensemble-Studiengang bei folini. Julia Fritz wurde mehr- Meisterkurse (u. a. bei Mat thias Conrad Steinmann und Forte - fach beim Bundeswettbewerb Weilenmann und Han Tol). piano bei Edoardo Torbianelli „Prima la Musica“ mit einem Beim Wett bewerb Jugend mu- an der Schola Can to rum Basi - ersten Preis ausgezeichnet. siziert gewann sie mehrere erste liensis. Sie ist vielfache Preis - 2004 machte sie Abitur, schloss

396 TIBIA 1/2007 Neues aus der Holzbläserwelt

Preise in Solo- und En sem - trägerin des Bun des wett be - ihr Studium mit Auszeichnung blewertungen. Maria Hof mann werbs Ju gend musiziert (u. a. ab und setzte ihre Studien unterrichtet an den Mu sik - 1. Bun des preis in der Ka te go- (Konzertfach Blockflöte) bei schulen Rosenheim und Bad rie Blockflötenquartett 1991) Prof. Do rothee Oberlinger am Birnbach. und Semi-Finalistin des Alte- Mozarteum Salzburg fort. Seit Musik-Wettbewerbs Brügge WS 2006 studiert Julia Fritz an 2002. Außerdem schloss sie der Hochschule für Künste 2005 ihr Ma gister-Stu dium in Bremen bei Prof. Han Tol den Fächern Philosophie und (Stu dien gang für Alte Musik). Mu sik wis sen schaft an der Hum - boldt-Universität Berlin ab.

Moeck/SRP Solo Recorder Playing Competition

Im Jahr 2007 wird wieder der Moeck/SRP- Die Jury bilden Pamela Thorby, David Bellugi Block flötenwettbewerb ausgetragen. Wer mit- und Ross Winters. machen will, sollte sich bis zum 16. März 2007 Dem 1. Preisträger winken ein Geldpreis der anmelden und eine CD oder Tonkassette beile- Firma Moeck und eine Konzertverpflichtung in gen, die eine 30-minütige Probe seines Könnens Greenwich im Jahr 2008. Der zweite und der wiedergibt. Die Finalrunde findet im No vem ber dritte Preisträger erhalten einen Geldpreis der 2007 während des Greenwich International Fe- Society of Recorder Players bzw. des Walter stival and Exhibition of Early Music 2007 in Bergmann Fonds der SRP. Form eines Konzertauftritts statt. Info: Der Wettbewerb ist offen für fortgeschrittene www.e-m-s.demon co.uk und www.srp.org.uk Blockflötenstudenten und Berufsanfänger, die am 1. November 2007 unter 30 Jahre alt sind.

7 Blockflöten gestohlen! Am 15. November 2006 wurden auf dem Amsterdamer Hauptbahnhof in der City-Night-Linie folgende Instru mente gestohlen: Ganassi Sopran (F. Morgan) in 415 Hz, Ahorn mit Metallring; Ganassi Alt in g (M. Musch) in 440 Hz Ahorn mit Metallring; Ganassi Alt in f (M. Musch) in 440 Hz, Ahorn mit Metallring; Rippert Alt (F. v. Huene) in 442 Hz; Grenadill Tenor (Takeyama) in 449 Hz; Rottenburgh Sopran (Moeck) in 440 Hz, Ahorn (dunkel) gebeizt; Ebony Sopran (Aulos) in 440 Hz, Plastik.

Bitte Hinweise zum Verbleib der Instrumente an: Andrea Guttmann, [email protected] Tel.: +31 (0)6 48757621

TIBIA 1/2007 397 Veranstaltungen

09.–11.03.2007 „Flöten Festival Berlin“, Ort: Kam- passive Teilnahme möglich. Bestehende Ensem- mermusiksaal der Berliner Philharmonie, das bles können Paul Leenhouts ein einstudiertes Flöten Festival Berlin bringt internationale Flö- Stück vorstellen und mit ihm weiter erarbeiten, tisten, wie András Adorján, Mario Caroli, Silvia es wird auch im Plenum musiziert werden. Info: Careddu, Christina Fassbender, Davide Formi - Moeck Musikinstrumente + Verlag, Lückenweg März sano, Michael Hasel, Christoph Huntgeburth, 4, 29227 Celle, Tel.: +49 (0)5141 88530, Fax: +49 Magali Mosnier, James Newton, Andrea Oliva, (0)5141 885342, E-Mail: [email protected], , Roswitha Staege, Jelka We- www.moeck.com ber, Jacques Zoon zusammen mit Musikern der 02.04.–04.04.2007 „10. Ensemble-Kurs für Blockflö- April Berliner Philharmoniker als deren Kammermu- te“, Ort: Kaiserslautern-Hohenecken, Leitung: siker auf die Bühne, Workshops u. a. mit Wolf- Dietrich Schnabel, Info: Maren Radbruch, Am gang Rüdiger, Kyle Dzapo, Kammermusikwer- Obergarten 95, 67659 Kaiserslautern, Tel.: +49 ke wie z. B. von Joachim Andersen, Johann (0)631 3705563, E-Mail: [email protected] Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach, Ludwig van Beethoven, Franz Benda, Pierre 09.04.–15.04.2007 „Seminar für Blockflöte“, Do- Boulez, Maurice Emmanuel, Arthur Honegger, zenten: Marianne Lüthi, Ute Rehlich, Kam- André Jolivet, Johann Philipp Kirnberger, Gy- mermusik mit Werken von Fasch, Telemann, örgy Ligeti, Bohuslav Martinu, Max Reger, An- Scarlatti u. a., Werkstattkonzert, Serenade in der ton Reicha, Wolfgang Rihm, Nino Rota, Albert Kirche San Lorenzo, Zielgruppe: Musikpädago- Roussel, Arnold Schönberg, Erwin Schulhoff, gen, fortgeschrittene Laien, Studierende der un- Heitor Villa-Lobos, Georg Zarth sowie Noten- u. Instrumentenausstellung, Veranstalter/Info: Deutsche Gesellschaft für Flöte e. V., Eschers- heimer Landstr. 93, 60322 Frankfurt a. M., Tel.: ROHMER +49 (0)69 5962443 od. 5964446, E-Mail: floete Celle Tel: 05141 / 217298 @floete.net, www.floete.net, in Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker, Kar- tenvorverkauf Tel.: +49 (0)30 25488-999 17.03.2007 Seminar „Vorbereitung auf Aufnahme- prüfungen“ an Musikhoch- und Fachschulen für die Fächer Blockflöte, Querflöte, Klarinette, Sa- xofon und Fagott, Ort: Dinkelsbühl (Mittel- franken), Info: Berufsfachschule für Musik, Kloster gasse 1, 91550 Dinkelsbühl, Tel: +49 (0)9851 57250, Fax: +49 (0)9851 572522, www.berufsfachschule-fuer-musik.de 03.03.2007 „Sfere Armoniche“, englische und deut- sche Consortmusik, italienische Canzonen oder diminuierte Chansons, Ort: Kreismusikschule Celle, Leitung: Paul Leenhouts. Themen: engli- sche und deutsche Consortmusik. Der Kurs richtet sich an Spieler, die bereits Erfahrung im [email protected] Ensemblespiel haben oder Kenntnisse darüber www.rohmer-recorders.de gewinnen wollen. Es ist eine aktive, wie auch

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Blockflöte studieren in Salzburg Die Blockflötistin Dorothee Oberlinger wurde im Oktober 2004 als Professorin an die Universität Mo - zarteum Salzburg berufen. Sie unterrichtet dort eine Blockflötenklasse mit Studierenden verschiedener Studiengänge. Folgende Studiengänge für das Fach Blockflöte werden an der Universität Mozarteum Salzburg ange- boten: – Studiengang Konzertfach: 8 Semester Bachelorstudium und 4 Semester Aufbaustudium Master – Studiengang Instrumental- (Gesangs-) pädagogik: 8 Semester Bachelorstudium und vier Semester Aufbaustudium Master – ein zweisemestriges Postgraduate-Aufbaustudium ohne Nebenfächer – ein Vorbereitungslehrgang (für Jungstudenten) – div. Austauschprogramme (z. B. im Rahmen von ERASMUS) Weitere Lehrende im Fach Blockflöte: – Univ. Prof. Dr. Ernst Kubitschek (Universität Mozarteum Salzburg/Abteilung für Musikpäda- gogik Innsbruck) – Prof. Mag. Art. Maria Derschmidt (elementare Früherziehung/Orff-Institut) Universität Mozerteum Salzburg Schrannengasse 10 a, A-5020 Salzburg, Österreich, Tel.: +43-662-6198, Fax: +43-662-6198-3033 teren Semester, Anmeldeschluss: 01.03.07, Info: (0)180 1787980, Fax: +49 (0)180 1787981, ticket Hotel Laudinella, CH-7500 St. Moritz, Tel.: +41 [email protected], www.ndrticketshop.de (0)81 8360000, Fax: +41 (0)81 8360001, E-Mail 10.05.2007 – 20 Uhr „Sonderkonzert – Dietrich Bux- [email protected], www.laudinella.ch tehude zum 300. Todestag“, Ort: St. Johannis am 27.04.–29.04.2007 „Klangrede“ – Alte und neue En- Turmweg, Hamburg (Info s.o) semblemusik, Ort: St. Simeon, Dörpfeldstr. 58, 22609 Hamburg, Wochenendkurs Blockflöte- 12.05.2007 „Neue Musik lesen – üben – interpretie- nensemble, Leitung: Renate Dörfel-Kelletat ren – unterrichten“, Leitung: Gerd Lünenbürger, (Hamburger Konservatorium) begrenzte Teil - Ort: Kreismusikschule Celle. Das Seminar rich- neh merzahl, Zulassung nach Reihenfolge der tet sich gleichermaßen an fortgeschrittene Mu- Anmeldungen, Info u. Anmeldung: Renate Dör- sikschüler und Amateure wie auch an Studenten fel-Kelletat, Breisgauer Str. 7, 14129 Berlin, Tel.: und Musikschullehrer. In Gruppen- und Einzel- +49 (0)30 80582724, renate.kelletat@musica-tre- stunden sollen verschiedene Fragen behandelt fontana.de werden, die sich bei der Beschäftigung mit neu- er Blockflötenmusik stellen, Info: Moeck Mu- 09.05.2007 – 20 Uhr „Sonderkonzert – Dietrich Bux- sikinstrumente + Verlag, Lückenweg 4, 29227 tehude zum 300. Todestag“, Ort: St. Marien Lü- Celle, Tel.: +49 (0)5141 88530, Fax: +49 (0)5141 beck, NDR Chor, Sirius Viols (Gambencon - 885342, E-Mail: [email protected], www.moeck.

Mai sort) mit Hille Perl, Leitung: Robin Gritton, eine com Kooperation mit dem Festjahr „Lübeck feiert Buxtehude 2007“, dargeboten wird das selten 25.05.–28.05.2007 „Tage Alter Musik Regensburg“ aufgeführte Werk Membra Jesu Nostri, ein sie- Musik vom Mittelalter bis zur Romantik, Kon- benteiliger Kantatenzyklus, der inhaltlich um zerte an historischen Orten. Dabei sind: Con- die Passion Christi kreist, Info: NDR Ticket shop certo Köln/Die Regensburger Domspatzen, Alia im Levantehaus, Mönckebergstr. 7, 20095 Ham- musica (Spanien), Concert Brass (Schweiz), burg, Vorbestellung u. Kartenversand Tel.: +49 Oman Consort (Österreich), Barockorchester

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B’Rock (Belgien), Ciaramella (USA), Barocken- 15.–22.07.2007 Florilegium: Ashley Solomon semble Café Zimmermann (Frankreich), Canti- (Block flöte, Traversflöte), Rodolfo Richter (Ba- ca Symphonia (Italien), La Venexiana (Italien), rockvioline), James Johnstone (Cemballo), Jen- Naoki Kitaya und Continuo Consort (Schweiz), nifer Morsches (Barockvioloncello), Kerstin de I Furiosi Baroque Ensemble (Toronto), Asteria Witt (Blockflöte), Jan Rokyta (Blockflöte), Lise- (USA), Ricercar Consort (Belgien), Arthur lotte Rokyta (Panflöte), Rebecca Stewart/Mami Schoonderwoerd und Orchester Christofori Irisawa (Historischer Gesang), Info: Jan Kvapil, (Niederlande) außerdem Verkaufsausstellung Bacherova 15, CZ-77900 Olomouc, Tschechi- von Nachbauten historischer Musikinstrumen- sche Republik, Tel.: +420 604280490, Fax: +420 te, Tonträger, Bücher, Noten, Info: Tage Alter 585757109, E-Mail: [email protected], www.my Musik, Postfach 100903, 93009 Regensburg, box.cz/kvapil Tel.: +49 (0)941 7040072 (nur Mittwochs 16–18 14.07.–21.07.2007 Musik mit Blockflöten und Gam- Uhr), Fax: +49 (0)941 7040073, E-Mail: Tage- ben, Dozenten: Lotti Spiess, Gunhild Geiger, [email protected], www.tagealtermusik- Gabi Andreatta, Ensemblespiel in kleinen und regensburg.de großen Gruppen mit Blockflöten vom Soprani- 08.07.–22.07.2007 „Sommerschule alter Musik“ in no bis Subbass, Zielgruppe: Alle, die Freude am Prachatice (Tschechische Republik): gemeinsamen Musizieren haben, auch ohne En- 08.–15.07.2007: Carin van Heerden (Blockflöte, semblespielerfahrung, wer zusätzlich Gambe

Juli Barockoboe), Alan Davis (Blockflöte), Jostein spielt, kann in gemischten Gruppen mitspielen, Gundersen (Blockflöte), Julie Braná (Blockflöte, Anmeldeschluss: 01.06.07, Info: Hotel Laudi- Traversflöte), Monika Devátá (Blockflöte, Klas- nella, CH-7500 St. Moritz, Tel.: +41 (0)81 se für Kinder), Jan Kvapil (Blockflöte, Pädago- 8360000, Fax: +41 (0)81 8360001, E-Mail info genklasse) @laudinella.ch, www.laudinella.ch

Impressum TIBIA · Magazin für Holzbläser Erscheinungsweise: viermal jährlich – Januar, April, 32. Jahrgang · Heft 1/2007 Juli, Oktober. Redaktionsschluss: 15. November, 15. Februar, 15. Mai und 15. August Herausgeber: Sabine Haase-Moeck, Michael Schneider, Peter Thalheimer Bezugskosten: Jahresabonnement im Inland € 20,00, Ein zelheft € 6,50; Jahresabonnement im Ausland Schriftleitung: Sabine Haase-Moeck € 22,50; zuzüglich Versand kosten E-Mail: [email protected] Anzeigenverwaltung: Ulrich Gottwald, Anschrift der Redaktion: Moeck Musikinstrumente + Verlag Moeck Musikinstrumente +Verlag, Postfach 31 31, D-29231 Celle Postfach 31 31, D-29231 Celle Telefon : 05141/88 53 67, Fax: 05141/88 53 42 Telefon: 05141/88 53 0, Fax: 05141/88 53 42 E-Mail: [email protected] E-Mail für redaktionelle Beiträge: 1 Zur Zeit gilt Preisliste Nr. 19, € 30,00 ( /16 Seite, s/w) [email protected] 1 bis € 525,00 ( /1 Seite, 4c) zuzüglich Mehrwertsteuer; Gezeichnete Beiträge stellen nicht unbedingt die Mei- anfallende Satz- und Bearbeitungs kosten werden ge- nung der Herausgeber, der Schriftleitung oder des sondert in Rechnung gestellt. Verlages dar. Sämtliche Rechte für alle Länder blei- Anzeigenschluss: 1. Dezember, 1. März, 1. Juni, ben vorbehalten. Nachdruck – auch teil weise – nur 1. September mit vorheriger Genehmigung des Verlages. Für Satz: Moeck Musikinstrumente + Verlag, Celle unver langt eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen Verlag und Redaktion keine Haftung. Druck: Druck & Werbung, Celle Die Redak tion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu © 2007 by Moeck Musikinstrumente + Verlag, Celle, ver öf fentlichen. Printed in , ISSN 0176-6511

400 TIBIA 1/2007 Termin: jeweils Samstags von 10.00–17.00 Uhr Ort: Kreismusikschule Celle, Kanonenstr. 4, 29221 Celle oder Schulzentrum Burgstraße, Burgstr. 21, 29221 Celle

Seminar 3 Seminar 4 8. September 2007 24. November 2007 mit mit Ulrike Volkhardt Dörte Nienstedt

Tere, Türü, Degge, Didil – Weihnachtsmusik mit Blockflöten Vom Zungenbrecher zum Aus- Im Zentrum dieser Veranstaltung steht das gemein- same Musi zie ren im Blockflötenorchester oder in drucksmittel klei nen Ensembles. Einen gan zen Tag lang wollen Der Kurs bringt Licht in den Dschungel histo rischer wir Weihnachtsmusik spielen und ausprobieren. Artikulationen. Nach einer kurzen Einführung, die Bestehende Ensembles sind ebenso herz lich einge- den Zusammenhang von gesprochener und mu si - laden wie Einzelspieler (ab ca. 9 Jahren), die gern ka lischer Sprache verdeutlicht, werden mit allen einmal (wieder) mit vielen anderen zusammen mu- Teilnehmern die vielfältigsten Artikulationen trai - sizieren möchten. niert und anhand von ausgewählten Stücken aller Bringen Sie die eigenen Blockflö ten (alle Größen, Spielniveaus und Stile vom Elementarbereich bis zu gern auch tiefe Instrumente) und No ten ständer an spruchs voller Literatur praktisch angewandt. mit, wir sorgen für die Noten. Von allen gemeinsam werden gespielt: Claude Ger- vaise: Vierstimmige Tänze (Moeck, EM 11, Nr. 1, 2 Nur aktive Teilnahme möglich. und 3, Allemande, Pavane Passamezzo, Galliarde). Teilnahmegebühr: Kinder 15,00 € Die Teilnehmer können vorbereitete Werke in Erwachsene 25,00 € Einzel- oder Gruppenlektionen mit der Dozentin erarbeiten (bitte auf der Anmeldung vermerken). Für die allgemeinen Übungen bitte Sopran- und Alt blockflöten mitbringen, für Gervaise zusätz lich Tenor- und Bassblockflöten (auch C- und F-Bass) soweit vorhanden.

Nur aktive Teilnahme möglich. Teilnahmegebühr: 40,00 €

Weitere Informationen und Anmeldung: Moeck Musikinstrumente + Verlag, Lückenweg 4, D-29227 Celle · Tel. 05141-8853-0 · [email protected] · www.moeck.com Veranstalter: Moeck Musikinstrumente + Verlag und Kreismusikschule Celle www.moeck.com ... aus unserer Website:

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Blockfl öte solo 2 Blockfl öten 3 Blockfl öten

Gesamtübersicht Gesamtübersicht Gesamtübersicht Sopran Solo SS SSA Alt Solo SA SAT Tenor Solo andere Duett andere Trio andere Solo

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Schwierigkeitsgrade

1 2 3 4 5 sehr leicht leicht mittel schwer sehr schwer