Mitteilungen

Freundes- undFörderkreis desHändel-Hauses zu Hallee.V.

1/2013 In Sachen Auto die erste Geige!

Das Zusammenwirken von Instumenten, Melodie und Rhytmus ergeben das ge- wünschte Musikerlebnis. Auch unserer Branche ist das Zusammenspiel einzelner Faktoren wichtig für das Gesamtergebnis.

Moderne Strukturen, serviceorientiertes Denken und Handeln und eine auf lang- fristige Kundenbeziehungen ausgerichtete Unternehmensphilosophie geben der PS Union Holding GmbH ihr besonderes Profil.

Wir verbinden in einzigartiger Weise eine Verkaufs- und Servicestruktur, die den Automarken Ford, Mazda, Volvo, Peugeot und Hyundai Eigenständigkeit und opti- male Markenpräsenz garantiert, dem Kunden maximale Service und leistugsfähige Struktur bietet.

Unsere Unternehmensgruppe schafft sowohl den Herstellern als auch den Kunden langfristige kalkulierbare Sicherheit, unser Rundum - Service kann auf eines der leistungsfähigsten Werkstättennetze in Deutschland zurückgreifen.

Die PS Union Holding GmbH ist mit fast 250 Mitarbeitern und einem Jahresverkauf von etwa 6.000 Neu- und Gebrauchtwagen im Eigenvolumen sowie über 1.000 Neufahrzeugen im Fremdvolumen eines der größten mitteldeutschen Unternehmen seiner Branche. Die Unternehmensgruppe betrbet eibt Autohäuser an 15 Standorten in der Region Halle / Naumburg /Nordhausen.

Willkommen im 21. Jahrhundert. Willkommen bei der PS Union.

Service Partner Editorial

Beider feierlichenWiedereröffnungdes Christian Wolff-Hausesam24. No- vember 2012 konnte man gleichneben demEingangein Clavichord aus der Musikinstrumentensammlungdes Händel-Hausesbewundern.Vergoldete ChinoiserieninGestalt von musizierendenFrauen,Blumen, Vögeln und Schmetterlingenauf leuchtend rotemGrundzierendas Instrument.Insei- neräußerenGestaltungdem Stil desRokokoverhaftet, wurde es von dem dänischenInstrumentenbauer Christian Hansen im Jahre 1799 gebaut –ein Zeugnis bürgerlicherMusikkultur im Halle des18. Jahrhunderts.Für den heutigenBesuchervermag die Betrachtung deselegantenMusikinstruments zumAnlassder erinnerndenVergegenwärtigungnicht nur derMusikkultur im Halle des18. Jahrhunderts, sondern derKultur- und Musikgeschichte ei- nesJahrhunderts, desJahrhunderts derAufklärung, werden. HallesErinne- rungsortewie dasChristian-Wolff-Haus, das Händel-Haus und seit kurzem auchdas Wilhelm-Friedemann-Bach-Haus sind dafür beredte Zeugnisse. Mit derBerufung Christian Wolffs im Jahre 1706 an die neugegründete Friedrichs-Universität zu Hallewar das Fundament für eine Wissenschafts- kultur gelegt, die auf die Kraft derVernunft für alle Bereiche menschlichen Wissensund Handelns setzte.Abererst Wolffs SchülerinHalle,Alexander Gottlieb Baumgartenund Georg FriedrichMeier,räumtender von der Phantasie und demGefühl geleitetenKunst und derihr zugewandtenÄsthe- tik eineneigenständigenPlatz im Systemder Wissenschaftenein.Damitre- agiertensie auf eine Te ndenz derZeit. Sieist durchdas Stichwort derEmp- findsamkeit in Literatur und Musik sowieals Medium zwischenmenschli- cher Beziehungenbezeichnet, zu demdie Kultur derGeselligkeit und auch dermusikalischengeselligenRundenwesentlichgehören. Hierhat das Clavichord seinenOrt.Aufgrund seinerTangentialtechnik ist eine sensible und modulationsfähige Gestaltung desTons möglich, die es erlaubt, der»Sprache desHerzens«einendifferenziertenmusikalischen Ausdruck zu geben. Die Karriere desClavichords fällt in die Mitte des 18.Jahrhunderts –die Zeit derGeneration nachBachund nachHändel, die von denBach-Söhnenmaßgeblichmitgestaltetwurde.InHalle ist sie durch das WirkenWilhelm Friedemann Bachs präsent.Hierwirkte er als Organist und Director musices von 1746–1764. Das sanierte und seit 2012 wiederzu- gänglicheWilhelm-Friedemann-Bach-Haus lädt mit einzigartigen Expona- tender Stiftung Händel-Haus zu einermusikalischenZeitreise ein. Sie reicht bis in unsere Gegenwart.

Jürgen Stolzenberg Inhalt

3 Editorial 40 EdwinWerner, Prof.Dr. phil. habil. Bernd 5 Interview mit Bernhard Forck, Baselt zum20. Todestag KünstlerischerLeiterdes HändelfestspielorchestersHalle 43 Händel-Mozart-Jugendstipen- dium im Händel-Haus 9 Händel-Preisträgerin2013: dieMezzosopranistin 44 ConstanzeWehrenfennig, MagdalenaKožená DieKammerAkademieHalle –das Orchestermit dem 11 ArtieHeinrich, Bündnisder Generationen Zu Händels Acis andGalatea, HWV49b 46 KarinZauft, Senioren-Kolleg–nicht 17 Teresa Ramer-Wünsche, nurfür Senioren Zu HändelsBühnenerstling ,Königin vonKastilien, 48 Wirtrauern um HWV1 unsere Mitglieder

22 Aktuelle Informationenzur 49 Interviewmit Hallischen Händel-Ausgabe Klaus-Jürgen Kamprad, Verlagsleiter 24 Das Händelfestspielorchester Halleinformiert 52 EdwinWerner, Händel-Bildnisse nach Thomas 26 Hans-Georg Sehrt, Hudson in denSammlungen Bühnearchiviert!? derStiftung Händel-Haus Findbuch-Splitterder Arbeiten desKünstlers BerndLeistner 56 ChristophRink, Submentales Fettgewebe 28 HeinzSchönemann, beiGeorg FriedrichHändel Der Brunnen auf demDomplatz 61 Grit Gröbel, Verein STRASSEDER MUSIK 31 ManfredRätzer, würdigtKomponistenjubiliare Wieviele Händel-Opern beim 3. MusikfestUnerhörtes gibt es?–Original- und Mitteldeutschland moderne Pasticcio-Opern 62 Jens Wehmann, 35 GilbertStöck, Internetangebote der Grenzender Parteidisziplin: Bibliothek desHändel-Hauses WaltherSiegmund-Schultzes Unterstützungfür Adolf 64 Autoren Luderer-Lüttig 65 Hinweise fürAutoren &Cartoon

66 Impressum Interviewmit Herrn Bernhard Forck, Künstlerischer Leiter desHändelfestspielorchesters Halle

Mitt: Herr Forck, Sie sind international kalische Einflüsse in die Orchesterarbeit gefragter Violin-Solist,Konzertmeister einfließen, habeich immerwiederinter- derAkademie für Alte Musik Berlin, national gefragt Solistenund Dirigenten Mitglied derBerlinerBarockSolisten wie Sergio Azzoulini,Kristinvon der und Gründerdes Manon-Quartetts Ber- Goltz, Anna Prohaska, Petra Müllejans lin und nun seit 2007künstlerischerLei- und Marcus Creed eingeladen. terdes Händelfestspielorchesters Halle. Mitt: InzwischenleitenSie das Orches- Washat Sie bewogen, diese zusätzliche ternicht nur vom Platz desKonzertmeis- künstlerische Ve rpflichtung in Halle zu ters aus, sondern auchvom Pult desDiri- übernehmen? genten. Wodurchhat sichdiese Entwick- BF: Zum erstenMal habeich als Kon- lungergeben? SehenSie im Dirigieren zertmeistermit demHändelfestspielor- Ihre künftige Hauptaufgabe? chester1996 zusammengearbeitet, es BF: In derBarockmusikgab es denDi- 5 war unterder Leitungvon rigenteneigentlichnicht, man leitete das Marcus Creed. Späterhat michdas Or- Orchestervom Cembalo oderder Geige chesterfür einInstrumentalkonzert mit aus. Als michClemens Birnbaum 2010 französischerMusikeingeladen. Mir fragteHändels zu leiten, habe hat die ArbeitsovielSpaß gemacht und icherst überlegt, ob ichdas von derGei- demOrchesteroffensichtlichauch, dass ge aus tun könnte,entschiedmichaber sie michfragten,obwir die Zusammen- dannfür das Dirigentenpult, weil die arbeitnicht längerfristigergestaltenkönn- Koordination von Sängern, Bühne und ten. Michreizt an dieserArbeithierin Orchestergraben so besserzurealisieren Halle nebender intensive Beschäftigung war.Das hat mir sehr vielSpaß gemacht mit derOper, eine ganze Konzertreihe und fand 2012 in seine Fortset- inhaltlichgestaltenzukönnen. zung.Abertrotzdemwerde ichdie Or- Mitt: KönnenSie Ihre Erfahrungenaus chesterkonzerte weiterhin von derGei- Berlin beider Arbeit in Halle einbrin- ge aus leiten, das Instrument liegt mir gen, könnenSie Ihre Klangvorstellun- vielzusehramHerzen. genmit demHändelfestspielorchester Mitt: Traditionellgestaltet das Händel- realisieren? festspielorchesterdas Eröffnungskonzert BF: JedesOrchesterentwickelt eine ei- derjährlichenHändel-Festspiele in Hal- gene Klangsprache –das finde ichauch le,soauchindiesemJahr.Sehen Sie das wichtig.Abernatürlichpräge ichmit zuerst als Ve rpflichtungoderals Ehre? meinemmusikalischenHintergrund ei- BF: Es ist natürlicheine große Ehre,aber nenStil.Damitaberauchandere musi- aucheine Ve rpflichtung, einspannendes Programm so zu präsentieren, dasses bislang ausreichend zur Kenntnis genom- demhohenNiveau derFestspiele ange- menworden? messen ist und Lust auf mehr Konzerte BF: Wasdie We rtschätzung außerhalb bereitet. In diesemJahr haben wir mit angeht,kannich nichteindeutig beant- demAltus Franco Fagioli einenexzellen- worten. Auf alle Fälle sollte Halle sehr tenSolisten, deruns in Händels Herr- stolz aufdiese Besonderheit sein.Wo scher-We ltenentführenwird. gibt es sonst eine Stadt, in derman Opern Mitt: Das Händelfestspielorchester von Händel, Mozart, Ve rdi oderSchos- Halle besteht in diesemJahr als Klang- takowtisch originalgetreuzur Auffüh- körper,der auf historischen Instrumen- rungbringenkann? tenoderauf KopiendieserInstrumente Mitt: We lche Aufgaben hat das Händel- musiziert, seit 20 Jahren. Am 16.März festspielorchesterHalle in seinemJubi- fand das Festkonzert desOrchesters zu läumsjahr? diesem Jubiläum unterIhrerLeitung im BF: DiesesJahr hält in derTat vielfältige Opernhausmit einerumjubeltenAuf- Beschäftigungenfür uns bereit, so gibt führung desfrühenOratoriums unseres es nebenden beidenHändel-Opern halleschenMeisters Il trionfodel tempo e Alcina und Almira auchTelemanns Der del disinganno statt.InseinemGrußwort geduldigenSocrates auf demSpielplan. hat derOberbürgermeisterder Stadt DerGeburtstag wurde am 16.3.mit ei- Halle,Dr. BerndWiegand,das Händel- nemFestkonzert großgefeiert. Im April 6 festspielorchesterals »das musikalische gibt es eine Aufführung derh-Moll- Herz derHändel-Stadt Halle«bezeich- Messe von J. S. Bach und natürlich net. WienehmenSie und dieMusiker haben wir mit unserenReihen»Händel desOrchesters diese hoheWertschät- Zuhause«und »Händels Schätze« ein zung und die Ve rehrung (nicht nur des reichhaltigesAngebotanInstrumental- halleschen) desPublikums auf? konzerten. BF: Es istnatürlichsehrschmeichel- Es freut michsehr, dass es in diesem haft, so etwas zu hörenund einAnsporn, Jahr aucheine Zusammenarbeitmit der sich immerwiederneuen musikalischen Semper-Oper Dresdengegeben hat, die Herausforderungen zu stellen. Gefreut fortgesetztwerdensoll. hatmich, dass derOberbürgermeister Mitt: We lche Pläne haben Sie und das mir beim Empfangdanachanbot, mich Händelfestspielorchesterfür die nächs- mitSorgen und Problemenanihn wen- tenJahre?Sind Produktionenauf Ton- denzukönnen. Das gibt mir füreine Zu- trägern zu erwarten? kunft, die ja in finanziellerHinsicht oft BF: Es wird in diesemJahr eine CD er- ungewiss ist, Hoffnung für das Musikle- scheinen mitder Pianistin Ragna Schir- beninHalle. mer, die Händel-Orgelkonzert auf sehr Mitt: Die Musikerdes Händelfestspiel- unterschiedlichenInstrumenteninter- orchesters sind gleichzeitig Mitglieder pretiert.Ich hoffe,dass wir in derneuen derStaatskapelle Halle und spielendort Spielzeit eine CD mit We rkenvon auf »modernen« Instrumenten. Ist diese Faschund seinemSchülerHertelreali- hallesche Besonderheit im Bereichder sierenkönnen. In unserereigenenKon- »AltenMusik«national und international zertreihe werdenwir im nächstenJahr an verschiedenenOrteninHalle auftre­ zierungenund Agogik, haben michso ten, eine Zusammenarbeitmit dem überzeugt,dass ichsofortneben der NeuenTheaterist geplant, in derwir modernenVioline mit demSpielauf der uns demThema »Melodram«widmen Barockvioline begann. werden. Ichhoffe,dass es uns gelingt Mitt: »Arrangieren« Sie die Musik, die auchimmerwiederneues Publikum in Sie mit IhrenEnsemblesfür historische Halle aufdas Händelfestspielorchester Aufführungspraxis spielen? Wieist der neugierig zu machen. We gvon derNote bis zum Klangerlebnis? Mitt: Wodurchunterscheidetsichdas BF: Arrangieren ist sichernicht das Spielauf historischer Violine von dem richtige Wort, aber wir haben viele Frei­ aufeinemmodernen Instrument und heiteninder Gestaltungder Dynamik, wie erlangt man diese Fertigkeit? Ist das derTempi und in Besetzungsfragen. So Hochschulfach? kann ich, je nachMöglichkeiten,im BF: Inzwischen kann man an mehreren Bassocontinuoauf ganz verschiedene HochschuleninDeutschland »AlteMu­ Instrumente wie Cembalo, Orgel, Laute, sik«studieren. Harfe etc. zurückgreifen. Die Komponis­ Fürmichbesteht dergrößte Unterschied tenwollten, dass man ihrenNotentext zwischenmodernemund historischem verändert, in denWiederholungen ver­ Spielnicht in dentechnischenFertig­ ziert, mit Dynamik und Te mpi arbeitet. keitensondern in demVerständnisfür In der»Alcina«­Produktion haben wir die Musik.Esbraucht also vielZeit, sich uns entschieden, für viele Stücke Schlag­ 7 mithistorischenQuellenzubeschäftigen, werk dazu hinzuzunehmen, um die das Umfeld, nicht nur das musikalische, rhythmische Kraftder Musik zu verstär­ desKomponistenzuerforschen,um ken. DerSchlagzeugerhat ganz in der diese Musikfür uns heute wiederleben­ barockenTradition mit verschiedensten dig zu machen. Instrumentendazu improvisiert. Mitt: Wiehaben Sie zum Spielauf his­ Mitt: Die Ensemblesfür AlteMusik er­ torischemInstrument, besser: zu histo­ scheinen, verglichenmit traditionellen rischerSpielweise gefunden? Gab es ein Klangkörpern, als relativ kurzlebig.Sie Schlüsselerlebnis? tragenzum Te il sehr »blumige«Namen, BF: Ja, das gab es. Ichbin mit barocker sind kaum auf eine Heimstatt zu lokali­ Musikgroß geworden und habesie in sieren,und viele Musikersind europaweit derherkömmlichenArt spielengelernt, MitgliedmehrererEnsembles. Kann sich war aber immerauf derSuche nach unter solchenUmständenein charakte­ dem, was sichindieserMusikverbarg. ristischesKlangbild beidiesenFormatio­ 1981 –ich hatte gerade mit demStudi­ nenentwickeln, wie z.B. beider Berliner um begonnen–hatte ichdie Möglich­ Akademie für Alte Musik, derLautten­ keit, das sichgerade neuformierende compagneyBerlin mit Wolfgang Katsch­ Ensemble »Akademie für alte Musik nerund demHändelfestspielorchester? Berlin«, beieinerProbemit Te lemanns Oder gehenwir einem»globalisierten« DonQuichotte-Suite zu hören. Dieser Klangbild dersog.AltenMusik entgegen? Artikulationsreichtum, dieSpielfreude, BF: Demkann ichsonicht zustimmen. diemusikalischenFreiheiten, wie Ve r­ Die »Akademie für Alte Musik Berlin« feierte gerade ihr 30-jährigesJubiläum, sungen, deshalbhabeich zum Gesang das Freiburger Barockorchesterspielt und zur Chormusik eine sehr besondere jetzt seit 25 Jahrenzusammenund das Beziehung. Meine älteste Tochterhat Händelfestspielorchesterbesteht,wie im September einStudium derKirchen- Siewissen, seit 20 Jahren. Schon zwi- musikbegonnen. So setzt sie diese Tra- schendiesenKlangkörpernhöre ich dition auf ihre Art fort. große Unterscheide in derSpielweise. Mitt: SpielenSie außerVioline weitere We nn ichdas auf europäischerEbene Instrumente,gibt es beiIhnenHaus- betrachte,unterscheidetsichdas Klang- musik? bild einesfranzösischesBarockorches- BF: Als Kind habeich auchKlavierund terdochdeutlichvon zum Beispieleinem Flöte gelernt, aber leidersind meine Fä- Englischen. Ichhabegar keineAngst higkeitendarin vielschlechter, als ich vor »Globalisierung«. Es wachsengerade mir wünschenwürde.Hausmusik mache in letzterZeitviele junge,interessante ichseitmeinerKindheitund seit einiger Ensemblesnach, aber das ist docheine Zeit, wenn auchvielzuselten, mit gro- erfreuliche Entwicklung. ßerFreude mit dergesamtenFamilie. Mitt: Wiegehtaus IhrerSicht die musi- Mitt: UnterrichtenSie? kalischeEntwicklung auf demGebiet BF: Leiderbin ichfür einenregelmäßi- dersog.AltenMusik weiter? Sind neue genUnterricht zu vielunterwegs, unter- Entwicklungenzuerwarten? richte aber ausgesprochengerne und 8 BF: Erstaunlicherweise gibt es immer nehme deshalb ab und an die Möglich- wiederMusik,die aus ihremDornrös- keit wahr, Meisterkurse zu geben. chenschlaf erwecktwird.Auchwenn Mitt: Haben Sie Pläne nachHalle oder nichtallesMeisterwerke sind, gibtes bleiben Sie demHändelfestspielorches- immerwiederwunderbare Entdeckun- terHalle –soweit man das sagenkann – gen, deshalbauchunserPlan, eine CD zur Freude nicht nur derhalleschen mitWerkenvon J.F. Faschund J.W. Konzertbesucherlängererhalten? Hertelzuproduzieren.Ansonstenbe- BF: Ichbin kein Mensch, dersichviele merke ichmit Freude,dass sichdie We l- Gedanken um Zukunftund Karriere tender »Alten« und der»Neuen« Musik macht.Ich habedie Herausforderungen, nicht mehr misstrauischbeäugen, im die sichmir boten, gerne angenommen Gegenteil: icherlebe im Moment große und bin mit ganzemHerzenbei derAr- Offenheit auf beidenSeiten. beit.Ich bin neugierig, was nochsoauf Mitt: Sie stammenaus einemevangeli- mich zukommt. schenElternhaus, Ihr VaterGottfried Forckwar Landesbischof von Berlin- Mitt: Herr Forck, wir danken Ihnen Brandenburg. Sind Sie musikalischdurch herzlichfür das Gespräch und wün- Ihr Elternhaus geprägt worden,haben schenIhnenweitergroße musikalische Sie eine besondereBeziehung zur Kir- Erfolge, natürlichbesondersmit dem chenmusik? HändelfestspielorchesterHalle. BF: Ichbin mit derKirchenmusikauf- gewachsenund habedie großenOrato- rienals Kind gehört und zum Te il mitge- Händel-Preisträgerin2013: dieMezzosopranistin Magdalena Kožená

Patricia Reese

9 »Esgibtbei Händel so viel Musik, die Tiefe und Emotionalitäthat.« MagdalenaKožená(2007)

Meineerste musikalische Begegnung mit Magdalena Koženáfand 1997 zu denHändel-FestspieleninHalle statt.Das Konzert in derMarktkir- chezuHalle wird mir unvergessenbleiben. Wirwarengespannt auf denDirigentenMarc Minkowskimit seinemspektakulärenOrchester Les MusiciensduLouvre. Deshalbwar es uns zunächst erst einmalre- lativ gleichgültig,wer die Solistenseinwürden. Im Konzert erklangen Händels »Geistliche Konzerte«inseinerTaufkirche.Und dann hörten wir die Stimme derdamals 24 jährigenMagdalena Kožená! Es war ein »Gänsehaut-Erlebnis«. Inzwischenist MagdalenaKožená, die 1973 im tschechischen Brno geborenwurde,ein We ltstar.Sie gilt als diszipliniert und willens- stark, in derÖffentlichkeit ist sie eher zurückhaltend.Sie ist trotz ihrer Erfolge keine Diva. AlsSchulkind sang sie im Kinderchor derOperBrno und lernte am Konservatorium Klavier. Ursprünglichwollte sie Pianistinwerden. BeieinemSportunfall brachsie sichbeide Hände.Sowechseltesie zum Gesang, studierte zunächst am Konservatorium ihrerHeimatstadt undschließlich von1991bis 1995 am Collegium für Darstellende Küns- te in Bratislava beiEva Blahová. Im Jahre 1995 wurde sie Preisträgerin des6.Internationalen MozartwettbewerbsinSalzburg.Bereits ein Jahr später sang sie am Janáček-Theater von Brno in Cosi van tutte die Dorabella. Innerhalb wenigerJahregelang Magdalena Koženáeine beein- druckende internationale Karriere als Konzert-, Lied- und Opernsänge- rin. Seit 1999 ist sie Exklusivkünstlerin derDeutschenGrammophon. Eine umfangreiche Diskografie liegt vor.Zahlreiche Preise schmücken ihrenLebenslauf: So wurdesie 2003 von derfranzösischenStaatsregie- rung mit demTitel»Chevalierdel’Ordre desArts et desLettres« aus- gezeichnet. Sie erhielt 2004 und 2009 denGrammophone Award. Im Opernbereich hat sichdie ECHO Klassik-Preisträgerin desJahres 2000 vor allemals Mozart-Interpretin einenhervorragendenNamen gemacht.Aberauchals Händel-Interpretin wird die Sängerin interna- tional hochgeschätzt.Unteranderemliegt Händels und als Einspielung mit Les Musiciens du Louvre unterMarc Minkowski vor –für micheine Reminiszenz zu demeingangs beschrie- 10 benenKonzerterlebnis. Die Feinheitender historischenAufführungspraxis erarbeitete sie sichbesondersdurchdas gemeinsame Musizierenmit demfranzö- sischenSpezialistenfür Alte-Musik Marc Minkowski. Über denBe- ginn dieserZusammenarbeitäußerte sie sichineinemGesprächmit NickKimberley: »Als ichbegann, mit demDirigentenMarc Minkows- ki zu arbeiten, lernteich,wie wirkungsvollesseinkann, hässlich zu singen. Er sagte: ›Ichmöchte,dass es furchterregend klingt, wenn du Wörter wie HassoderTod singst.‹ In derBarockmusikgehtesnicht immerumSchönheit.Manchmal braucht man einenKlang, derviel- leicht nicht so schön ist,aberumso mehr über denInhalt sagt –bei- spielsweise denWahnsinn in diesemAugenblick.«Diese Emotionen kommen besonders auf derCD»Ah! Mio cor«1 mit demVenice Ba- roque Orchestra unterder Leitungvon AndreaMarcon aufs Schönste zum Ausdruck. Mit diesemOrchesterist die Mezzosopranistinnun zu denHändel- Festspielen2013 in Halle zu erleben. Nachdem Konzert wird Magdalena Koženáden Händel-Preis derStadt Halle,vergebendurchdie Stiftung Händel-Haus, entgegennehmenkönnen. Eine würdige,großartige Preisträgerin, derwir zur Auszeichnung mit demHändel-Preis 2013 herzlichgratulieren.

1Die CD ist im Museumsshop desHändel-Hauseserhältlich. Zu Händels Acis andGalatea, HWV49b

Anlässlich derNeuerscheinung des Bandes der Hallischen Händel-Ausgabeund der (szenischen) Erstaufführung bei denHändel-Festspielen 2013 in Halle

ArtieHeinrich *

Acis und Galatea,jenezeitlose Dreiecksgeschichte aus Ovids Meta- morphosen, ist dank Händels Ve rtonung desStoffes auchheute noch wohlbekannt.Die Geschichte derunsterblichenLiebe derMeernym- phe Galateazum HirtenAcis, welchervom verschmähtenZyklopen PolyphemineinemAnfall eifersüchtigerRasereierschlagenwird, inspi- rierte HändelzueinemseinerberühmtestenVokalwerke,der Masque Acisand Galatea (HWV 49a), die im Auftragdes Duke of Chandos für eine Privataufführung aufdessenLandsitz Cannonscirca1718ent- stand. We it wenigerbekanntist jedoch, dass sichHändelübermehrals dreiJahrzehnte seinesmusikalischenSchaffens immerwiederkompo- sitorischmit dem»Acis &Galatea«-Sujetbefasste. 11 Seine Erstvertonung desOvid’schenMythos war die dramati- sche Kantate Aci, Galatea ePolifemo (HWV 72), die 1708 währendsei- nesItalienaufenthaltesinNeapelentstand; das für dreiSolisten konzi- pierte We rk enthält 20 Nummern in italienischerSprache,darunter mehrereEnsemblenummern, aber keine Chöre.ZehnJahre später dann schuf Händeldie oben erwähnte Masque für vierSolisten(neben denHauptpersonentritt nochder Schäfer Damon auf, derdas Gesche- henkommentiert und Ratschläge erteilt). Diese Ve rtonung umfasst 22 Sätze in englischerSprache und enthältimGegensatz zur italienischen Kantate zahlreiche Chorsätze.Diese weiseneine ungewöhnliche Chor- aufteilung in Sopran, dreiTenorstimmenund auf, und warenbei denAufführungeninCannonsnachweislichsolistisch besetzt. Im Jahr 1732 schließlichfolgte die letzte Stufe in derkompositori- schenEntwicklung des»Acis &Galatea«-Werkkomplexes, nämlichdie heute nahezu unbekannte Serenataversion HWV 49b, bestehendaus 30 Musiknummern für acht Solisten. HWV 49b nimmt im Bestand der »Acis &Galatea«-VertonungenHändels insoferneine Sonderstellung ein, als es sich dabei nicht um einneu komponiertesWerkhandelt, sondernumeine pasticciohafteMischungaus denbeidenVorgänger-

*Der Autor ist Herausgeberdes im Februar 2013 erschienenenBandes Acisand Galatea (HWV 49b)der HallischenHändel-Ausgabe. versionen. Einegenaue Einordnung in eine musikalische Gattung ist schwierig, denn diese späteFassung ist wederOpernochOratorium, wenngleich siesichvom We rkumfangindenselben Dimensionenbe- wegt.Sie wurde zu Händels Zeitensemi-szenischaufgeführt (mit Kos- tümen, Requisitenund Kulissen, jedochohne Bühnenaktion)und in zahlreichenzeitgenössischenZeitungsanzeigenimmerwiederals »Serenata«bezeichnet. Über die genauenEntstehungsumstände desWerks und denAn- lassder Uraufführung im Jahr 1732 findensichinder Sekundärliteratur zahlreiche, teils wilde Spekulationen. Die nachweisbarenFakten sind folgende:Die ersteöffentliche Aufführung derMasque (HWV 49a) fand nicht unterHändels Leitung,vermutlichabermit seinerBilligung im März 1731 im Lincoln’s Inn Fields Theatre als Benefizvorstellung für denitalienischenTenor Philip Rochetti statt.Etwasmehrals einJahr später, im Mai1732, erfolgteeine weitere Aufführung (imNew Hay- market Theatre), wiederum nicht von Händelgeleitet, sondern nun vom englischenKomponistenThomas Augustine Arne.Diese Tatsache verleitetzahlreicheHändel-ForscherzuscharferKritik und Anschuldi- gungengegen Arne:William Smyth Rockstro1 spricht von einem»un- verschämtenPiratenstück«;Neumann Flower2 unterstellt Arne »räu- 12 berischeAbsichten«;und selbst WintonDean3 sieht Händels Urauf- führung von HWV 49b nochals Gegenschlag, um seine Urheberrechte zu wahren. Beigenauer Betrachtung jedocherscheintdie Annahme, Händels Komposition seialleinig als Reaktion auf Arnes»Copyright- verletzung« erfolgt, wenig plausibel. Man darf zwar mit großerWahr- scheinlichkeit davon ausgehen, dass Händel–womöglichschon sehr frühzeitig –von ArnesVorhabenKenntnis hatte.AberdiesesWissen dürfte ihm eher,wennnicht als Inspiration, dann dochzumindest als willkommene We rbungfür seine eigene Umarbeitung gedient haben. In jedemFalle führt eine Bewertungdieserbeiden»Acis&Galatea«- AufführungennachheutigemUrheberrechtsverständnis zu unange- messenenSchlussfolgerungen. Am 10.Juni 1732 fand im King’s Theatre am Haymarketdie Urauf- führung derSerenata Acisand Galatea (HWV 49b)mit folgenderBe- setzung statt: Aci –Francesco Bernardi, genannt Senesino, Altkastrat; Galatea–Anna Strada delPò, Sopran; Polifemo –Antonio Montagnana, Bass; Clori –Ann TurnerRobinson, Sopran; Eurilla –MargaretDavis,

1William Smyth Rockstro, TheLife of George Frederick Handel,London 1883, S.173. 2Neumann Flower, GeorgFriedrich Händel. DerMann und seineZeit,Leipzig 1925, S.180. 3Winton Dean, Handel’sDramatic and Masques,London 1959, S. 33, 85 f. und 172. Sopran; Dorinda –Francesca Bertolli, Alt; Filli –Anna Bagnolesi, Alt; Silvio –Giovanni Battista Pinacci,. 1732 fandennochsiebenweitere VorstellungenunterHändels Leitung im King’s Theatre statt, dreiimJuni und vierimDezember. In denfolgendenJahrenwurde die Serenata nochmehrfach an verschie- denenOrtenwiederaufgeführt: es lassensichfür die Jahre 1733 bis 1741 insgesamt nochvierdistinkte Fassungennachweisen. Bedingt vor allem durchÄnderungeninHändels Sängerensemble wurdendamit jeweils mehr oderwenigerumfangreiche Bearbeitungendes We rkesnotwendig. Füreine Aufführung im Jahr 1733 anlässlicheinesakademischen FestaktesinOxford wurdeneinige Stücke gestrichenund die Hauptrolle demeinheimischenCountertenor WalterPowell übertragen. Ein Jahr später, alsHändelseinenneuen Gesangsstar Carestini (einMezzosopran- Kastrat) in Londoneinführte,wurde die Acis-Partie für diesenkom- plettumgearbeitet, die Anzahl derSolopartienauf fünfreduziert und zahlreiche italienische Opernarienaus anderenWerkenübernommen. Wieder zweiJahre späterwurde HWV 49b mit englischenSängern auf- geführt, wobei einerneuterStimmlagenwechselder Titelrolle–Acis warnun einTenor –wiederum umfangreiche Änderungenmit sich brachte.Umden We gfall einiger nun nicht mehr aufführbarerNum- mern zu kompensieren,wurdedie Polifempartie um eine große Solo- 13 szene im erstenAkt erweitert und damitauchder dramaturgische Rah- menverändert.ImJahr 1741 schließlich, beiden letztennachweisbaren Aufführungenvon HWV 49b zu Händels Lebzeiten, erklang wohl eine Mischform derFassungen1732 und 1734. Wasverbirgtsichnun musikalisch hinterdiesembesonderen Opus –wie sieht die We rkgestalt derSerenata-Fassung HWV 49b genau aus –was unterscheidetbzw.verbindetsie mir ihrenVorgängern? Da es sichbei HWV 49b um einHändel-internesPasticcio handelt, erscheintdas We rk auf denerstenBlicklediglichals eine willkürliche Zusammenstellung von Musiknummern unterschiedlichsterHerkunft. DenGroßteil machennatürlichÜbernahmenaus denbeidenVorgän- gerversionenaus.DanebenfindensichaberauchStücke aus Händels frühestemOpernschaffensowie aus seinemreichhaltigenKantaten- Fundus, sogar die Golgatha-Szene aus derBrockes-Passion fand hier eine neue Heimat.UnterallendiesenEntlehnungenfindensichnoten- getreue Übernahmengenauso wie mehr oderwenigerstarke Bearbei- tungendes Ursprungsmaterials.Nur dreiChöre,ein Accompagnato sowie die Rezitative komponierte Händelwirklichvöllig neu. BeigenaueremHinsehenzeigt sichjedochein genauer, stringenter Plan hinterdiesemVorgehen, das sicherlichteilweise ganz pragmatisch demZeitdruckgeschuldetist;wobei Händelsichhieraberauchdas Vorhandensein umfangreichen musikalischenMaterials in Gestalt der beidenVorgängerwerke zunutze machte.Das Endergebnis ist auf jeden Fall eine gekonnteVerbindung allerEntlehnungenineinerdramatur- gischschlüssigenForm, in derjedes Stückseinensinnvollenund werk- dienlichen Platz innehat. Diese spezifische We rkgenese führt zu einemmusikalischen For- menreichtum,der im übrigen Œuvre Händels seinesgleichensucht. Nicht weniger als einhalbes Dutzend Ensemblenummern –zweiTer- zette,zweiDuette (einesmit Chor), einSolo mit Chor (die oben er- wähnteÜbernahme aus derPassion)und einChor mit sechsstimmi- gemSolistenensemble –sind einesder KennzeichendieserVielfalt. We iterhin vereinensichinHWV 49b Stücke aus denverschiedenen Schaffensperiodendes Komponisten. In denÜbernahmenaus derita- lienischenKantateetwa zeigt sichdie Experimentierfreudigkeit des jungenHändelund so findetsichhiermanchkühnerEinfall in Instru- mentierung und Stimmführung.Die Stücke aus derMasque hingegen scheinenschlichter, nehmenjedochschon die kompositorische Tiefe derspätenOratorienvorweg. Eineweitere Besonderheit von HWV 49b ist die Zweisprachig- keit: DerGroßteil derenthaltenenNummern ist italienisch, jedocher- scheinendreiChöre und vierArieninEnglisch. Dabei fällt auf, dass bei 14 einemTeilder Übernahmenaus derenglischen Masque eine mehr oderwenigersinngemäße Übertragung desTextesins Italienische vor- genommenwurde;und auchdie neukomponiertenChöre sind nicht einheitlichineinerSprache gehalten. Die Erklärungfür diese vorder- gründig inkonsequent und eigenwilligerscheinende Ve rwendung bei- derSprachenfindetsichwohl in Händels Erfahrungenmit denWie- deraufführungenvon (HWV 50b)seitMai 1732. Hierbei wurde die nur unzureichende Beherrschungder englischen Sprache seiner italienischenSängermassiv kritisiert.Der Ve rfasserdes Pamphlets See andSeemBlind etwa bemängelt, das EnglischeinigeritalienischerSän- gerhätte genauso gut WalisischoderHebräisch sein können. Ve rmut- lichentschlosssichHändeldeshalb, die entsprechendenNummern in HWV 49b ins Italienische übersetzen zu lassen. Lediglich fürdie bei- denenglischenSängerinneninder Besetzung wurdendie Arienaus derMasque in derOriginalsprache belassen. DerTextselbst stellt, ebenso wie schon die musikalischenNum- mern, inhaltlicheine Mischform derbeidenVorgängerversionendar. Die Te xt-Übernahmenaus HWV 72 überwiegendabei,weilder größ- te Te il derRezitative auf Te xtendes italienischenFrühwerks beruht. BeiÜbernahmenaus anderenWerkenwurde größtenteils deritalieni- sche Originaltext beibehaltenbzw.ein neueritalienischerTextunter- legt.Die Rollenbezeichnungender im Ve rgleichzuden Vorgängerver- sionenneu hinzugekommenenHirten-Partien stammenaus anderen Händel-We rkenmit pastoralemHintergrund.Esliegt aber nochnicht einmal in allendiesenBesonderheitenbegründet, dass die Serenata-Fas- sung von Acis and Galatea bis heute nahezu unbekannt gebliebenist. Vielmehr ergibt sich aufgrund derzahlreichenobenbeschriebenen Umarbeitungeneine äußerst komplexe Quellenlage.Daessichbei der Serenata größtenteils um eine Zusammenstellung schon vorhandener Stücke handelt, existiertkeinKompositionsautograph.Die Direktions- partitur, welche für alle AufführungenunterHändel über einenZeit- raum vonneunJahrenverwendetwurde,zeigt deutliche Spuren der zahlreichenÜberarbeitungen. Etwa einDritteldes ursprünglichenBe- standesging vollständigverloren, die erhaltenen Blätterwurdenauf zweiverschiedene Handschriften aufgeteilt.Das verbliebeneMaterial lässt gut die Vorgehensweise Händels beiden Bearbeitungenerken- nen: Es wurdenganze Stücke eingefügtund wiederherausgenommen; einzelne BlätterzeigenStichlöchervom Zusammennähen, um die dort enthaltenen Nummern nicht vollständig zu eliminieren, sondern spä- terwiederzur Ve rfügung zu haben;auf vielenSeitenwurde gestrichen oderüberklebt, wobei die Überklebungen späterwiedergelöst wurden und zum Te il heute nocherhaltensind.Zahlreiche Bleistifteintragun- genHändels überliefern Anweisungenanseine Kopisten, wie einStück zu verändern oderauszutauschenodereinemanderenSängerzuzuwei- 15 sensei;wobei diese Eintragungenselbst dann in denJahrenwiederra- diert und überschriebenwurden. Nur mit Hilfe von Abschriften, Kopi- en,zeitgenössischenDruckenund Ariensammlungensowie unterVer- wendung einzelner, teilweise nur fragmentarischerhaltenerStimmbü- cher war eine Rekonstruktion desWerkesinjahrelanger, akribischer Editionsarbeitüberhaupt erst möglich. Und beider Beschäftigung mit denvielenkleinenund kleinsten Details stolpert man auchübersomanchenkryptischenVermerk Hän- dels, dersichüberdie Jahrhunderte derEntschlüsselung durchdie Ge- lehrtenentzog.SofindensichineinemzentralenChor desWerkes mehrere Schichtenvon Sängernamenund -zuweisungen,darunter auchfolgender: 4 Derdurchgestrichene Name wurde zu verschiedenenZeitenvon den verschiedenstenMusikforschern aufs Unterschiedlichste interpretiert: yneusel, vneufel, meufel, meusot. Eine derMeinung desAutors nachsinnvollere und auchdurch- aus plausible Lesart führt zu folgenderInterpretation: Das erste Zei- chen ist nicht derBuchstabeKlein-»v«, sondern einEinfügungszeichen (»ab hier«); das folgende Wort ist neuter –eine Bezeichnung für ein kastriertesTierbzw.auchfür eingeschlechtslosesWesen. Im Ganzen liest sichHändels Bemerkung dannals (etwas abfällige)Anweisung »abhierder Kapaun [Kastrat]«. Ob man sichhierzunochvor seinem innerenAuge das Bild einesungehaltenen, denLaunenseinesKastra- ten-Sängers überdrüssigenHändels vorstellenmag, dermit starkem StrichseinemÄrgerinder Partitur Ausdruckverleiht, seijedem Leser selbst überlassen. Mit demsoebenerschienenenBand derHallischenHändel-Aus- gabe5 ist somit nun nicht nur das Geheimnis von Händels »vneufel« entschlüsselt, sondern knapp 280 Jahre nachseinerUraufführung liegt damit nun auchzum erstenMal die Serenata-Fassung von Acis and Galatea vollständig erschlossenineinerAusgabevor. Und damit lassensichendlichauchall die Ressentiments und An- 16 feindungengegen das We rk widerlegen, die sichnochbis in die moder- ne Zeit sogarbei renommiertenMusikwissenschaftlern finden. Selbst FriedrichChrysanderund Winton Dean lassenkeingutesHaar an der Serenata, dochsind alle diese Vorwürfe beigenauerer Betrachtung nicht mehr wirklichnachvollziehbar und sind wohl primärdem Um- stand geschuldet, dass HWV 49b bis dato nochnie in einerangemesse- nenund umfassendenPräsentation verfügbar war.

4Faksimile aus derDirektionspartitur von Acisand Galatea,The British Library, London, Sign.: R.M.19.f.7,Bl. 40v, T. 14–15, 6. System. 5Georg FriedrichHändel, Acis and Galatea.Serenataintre parti.(2. Fassung). HWV49b,hrsg.von Artie Heinrich, Kassel2012 (= HHAI/9.2). Zu Händels Bühnenerstling Almira,Königin vonKastilien, HWV1

Anlässlich derErstaufführung nach derHallischen Händel-Ausgabezuden Händel-Festspielen2013 in Halle Teresa Ramer-Wünsche

Händelwar neunzehn Jahre alt und erst etwas über einJahr im Orches- terder HamburgerGänsemarkt-Opertätig, als er 1704 von denbeiden Direktorender Oper, Reinhard Keiserund Drüsicke (Vorname nicht bekannt),den Auftrag bekam, einabendfüllendesWerkfür die Bühne zu komponieren. DieserAuftrag wurde aus einergewissenZwangslage heraus vergeben, denn ursprünglich plante derKapellmeister Keiser selbst die Ve rtonung einesLibrettos mit sowohl für das Publikum als auch denKomponisteninteressantem Sujet, das er vermutlichinBraunschweig kennengelernt hatte.Eshandelt sichumdas Te xtbuch L’ Almira von Giulio Pancieri, das erstmals 1691 von Giuseppe Boniventi für Ve nedig 17 vertont wurde(Musik verschollen),sichdurcheine Wandertruppein Norditalienverbreitethatte und1702schließlich in einerFassung von Ruggiero Fedeli am Opernhaus in Braunschweig aufgeführt worden war.1 Keisergab das venezianischeLibretto demjungenTheologen FriedrichChristian Feustking, deresder HamburgerTradition ent- sprechendbearbeitete und zum großenTeilins Deutsche übersetzte. DerKapellmeisterhatte gerade zweiAkte fertiggestellt, als das Ham- burger TheaterzwischenMärzund Juni sowie August und Oktober 1704 u.a. aus finanziellenGründengeschlossenwerdenmusste und er für diese Zeit einenAuftrag am We ißenfelserHof annahm.Erließdas Almira-Textbucherneut bearbeitenund komponierte eine zweite Fas- sung derOper(Musikverschollen),die anlässlichdes Besuchsdes pfäl- zischenKurfürstenJohann Wilhelm im Juli 1704 aufgeführt wurde.Es war nun ausgeschlossen, dass Keiser Almira (egal in welcherFassung) im selben Jahr in Hamburgauf die Bühne bringenkonnte, ohne damit denHof zu verärgern.Dochfür die Gänsemarkt-Operals angeschlage- nesWirtschaftsunternehmenwar es offenbar von größterBedeutung, das bereits fest eingeplante Bühnenereignis in derfolgendenSpielsaison stattfindenzulassen.2 Es musste also einandererKomponist gefunden werden: Johann Mattheson, dersicherlichinErwägung gezogenwurde, befand sichzudiesemZeitpunkt auf Reisenund hatte an seinereigenen OperCleopatra zu arbeiten,3 so dass man Händel–obwohl er (noch) theaterunerfahrenwar –fragte.Diesernutzte die ihm dargebotene Ge- legenheit und vertonte das Te xtbuch,nicht ohne sichszenenweise den Rat deserfahrenen Bühnenkomponistenund -darstellers Mattheson einzuholen. Händeldürfte das Almira- von Feustking sehr ansprechend gefundenhaben,dennihm lag einTextvor, dernicht nur durchseine Zweisprachigkeit interessant war, sondern auchdurchseine bunten und prächtigen Bildervon Krönungszeremonie,Ballszene beiHofe, Festaufzug mit Ballett, Statisten, Prunkwagenund exotischenKostü- mendem Komponisten vielfältige Möglichkeitenzur musikalischen Entfaltung und größterBühnenwirksamkeit bot. Am 8. Januar 1705 fand die Uraufführung von Händels Bühnenerstling unter demTitel DerIn Krohnen erlangteGlücks=Wechsel /Oder: Almira, Königin von Castilien statt (die Sänger sind mit Ausnahmevon Mattheson in derRolle des Fernando nicht belegt). Die Operhatte durchschlagendenErfolg und verschaffte mit ihrenetwa zwanzig WiederholungenimJanuar und Fe- bruar demUnternehmeneine Einnahmesteigerung von über 80 %pro Ve ranstaltung im Ve rgleichzum Vorjahr.5 Am 7. Februar 1732 gelangte Händels Oper Almira erneut an der Hamburger Gänsemarkt-Operunterder Direktion von Georg Philipp 18 Te lemann zur Aufführung.Händelhatte seine (heute verschollene) Kompositionspartitur vermutlichmit nachItaliengenommen, so dass Te lemann als Direktionsexemplar eine Abschrift nutzte,die zum Großteil vom HamburgerKopistenB6 nachdem Autograph angefertigt wurde und sichheute in derStaatsbibliothekzuBerlin (D-B,Sign.: Mus.ms. 9050)befindet.7 Fürseine Aufführung kürzte,strichund ersetzte Te le- mann Stücke vonHändels Fassung, Änderungen sind inder Berliner Partitur durchhandschriftliche Eintragungenund das Entfernenoder Hinzufügenvon Blättern kenntlichgemacht.Nicht aufgenommenwur- denu.a.AlmirasArie »Ingrato, spietato«(Nr.28) und derChor »Hoffe nurder rechtenZeit« (Nr. 73) –die entsprechendenBlätterwurdenaus demManuskript entfernt.Diese Blättersind seitdemverschollen. So ist die Musik desChors »Hoffe nur derrechtenZeit« fragmentarischüber- liefert, die Musik derArie »Ingrato, spietato«galt jedochlange Zeit als verloren. AuchneunTakte derBasso-continuo-Stimme derArie der Bellante »Ich brenne zwar« (Nr. 71)warenunbekannt, da dieseStimme in denTakten 19–27bzw.39–47ein leeres Systemaufweist.ImJahre 2004 wurde von einemQuellenfund in derBibliothekdes Marien-Gym- nasiums Jeverberichtet,8 einemArienalbum aus demfrühen18. Jahr- hundert, das Arienund Duette für Singstimmenund beziffertenBass aus Händels Almira enthält –einschließlichder beidenArien»Ingrato, spietato«und »Ich brenne zwar«. Aria »Ich brenne zwar« (Nr. 71,Akt III, Szene XVI) Aus unbekanntenGründenweist die BerlinerPartitur in denTakten 19–27bzw.39–47inder Basso-continuo-Stimmekeine Notenauf, das entsprechendeSystem enthält lediglichdie korrekte Vorzeichnung und Taktstriche.Für die Edition im Rahmender Hallischen Händel- Ausgabe1994 (HHA II/1) diente für die Bassi in diesenTakten Fried- richChrysanders Rekonstruktion, im folgendenNotenzitat im Klein- druckzusehen,als Vorlage (ChA, Bd.55, 1873):9

BeieinerneuerlichenHerausgabeder Arie kann für die Bassi nun die Jever-Quelle als Primärquelle herangezogenwerden:10 19

Man sieht im Ve rgleich, dass Chrysanderein großerKenner Händel’scherMusik gewesenist.Bis auf wenigeNotenstimmt seine Rekonstruktion mit demOriginal überein.

1Hansjörg Drauschke, Almira, Königin von Kastilien (HWV 1), in: Händels Opern, Te ilbd.2,hrsg.von Arnold Jacobshagenund Panja Mücke,Laaber 2009 (= Das Händel-Handbuch, Bd.2), S. 5; Rashid-Sascha Pegah, Neueszur Oper »Almira«, in: GöttingerHändel-Beiträge X(2004), S.31f. 2DorotheaSchröder, Vorwort,in: GeorgFriedrich Händel,Almira, Königinvon Kastilien. Oper in drei Akten HWV1,hrsg.von ders., Kassel1994 (= HHAII/1),S.VIII. 3Johann Mattheson, Grundlage einer Ehren=Pforte,Hamburg 1740, Reprint Berlin 1910,S.94. 4Johann Mattheson, Critica Musica I,Pars IV, Hamburg 1722, Reprint Amsterdam 1964, S.243. 5Schröder1994 (s. Anm.2), S. VIII. 6Schröder1994 (s. Anm.2), S. XI. 7Die BerlinerPartitur ist die einzige erhaltene Gesamtpartitur desWerks, und nur von wenigenStückender Opersind spätere Bearbeitungenbekannt. 8Pegah 2004 (s. Anm.1), S. 31–53. 9Notenzitat aus Almira,Königin vonKastilien 1994 (s. Anm.2), S. 210–211, T. 15–28. Abdruckmit freundlicherGenehmigung desBärenreiter-Ve rlags. 10 Siehe Georg FriedrichHändel, Almira, Königin von Kastilien.OperindreiAkten HWV1,»Ingrato, spietato«(Almira) und »Ich brenne zwar« (Bellante), hrsg.von Te resa Ramer-Wünsche,Kassel2012. Aria »Ingrato, spietato«(Nr.28, Akt I, Szene XII) Fürseine Wiederaufführung von Almira 1732 entfernte Te lemann aus derBerlinerPartitur das Blattmit Almiras Eifersuchtsarie »Ingrato, spi- etato«und demsichanschließendenRitornell und strichden Ve rmerk Segue l’Aria nachdem vorausgehendenRezitativ »(Wie,träum’ ichoder nicht?)«. Das Blatt ist heute verschollen. Durch die Jever-Handschrift ist die verlorengeglaubte Musik nun immerhin fragmentarisch –in Singstimme und Basso continuo –überliefert: nacheinerdreizehntak- tigenEinleitung derBassi, die durchaufwärtsführende Sechzehntelläu- fe gekennzeichnetist, setzt die Singstimme in markanterWeise ein:11

20 Es entfaltetsichein leidenschaftlicher, im presto vorantreibenderGe- sang, derAlmiras rasende Eifersucht auf Edilia, gerichtetjedochanden geliebten, vermeintlichEdiliazugeneigtenFernando, zum Ausdruck bringt:

Ingrato, spietato, Undankbarer, Unbarmherziger, tosto rendi amequelcore gib mir sofort das Herz zurück, chetogliesti dal mio seno! das du meinerBrust entrissenhast! Più lasciar atenon vuò, Ichwill es dir nicht längerlassen, alefurie lo darò denFurienwerde ichesgeben, chenefacciano veleno. siemögendaraus Gift bereiten.

Das ausgewiesene Ritornell ist ebenso wie die Einleitung derArie drei- zehn Takte lang und greift motivischauf sie zurück:13

Aufgrundder Führung derBassi in denerstendreizehn Taktenund vor allemaufgrund ihrerKonzeption als Schlussarie deserstenAktesist »Ingrato, spietato«höchstwahrscheinlichmit vollemOrchesterausge- führt worden. Die Abschriftender beidengenanntenArienimJever’schenAl- bum sind offenbar von mehrerenSchreibernangefertigt worden. Viel- leicht ist das derGrund, weshalb die Qualität sehr unterschiedlichist. Während Te xt und Musik derBellante-Arie quasi fehlerfreiund bis auf einenfehlendenArtikulationsbogeninTakt 32 identischsind mit Te xt und Musikder Arie in derBerliner Abschrift, weist die Almira-Arie sowohl im italienischenTextals auchinder Musik viele Fehlerauf.Als Beispiele seienfalsche Schreibweisengenanntwie togiesti (T.22und 25)und tol giesti (T.27–28 und 30–31) statt»togliesti«14,Flüchtigkeits- fehler wie mio to statt »mio seno«(T. 22–23) und te furie (T.43) statt »le furie«und die fehlerhafte Tonarten-Vorzeichnung mit nur einem ♭(T.1–9 und 173–20) statt zwei. Aufgrundder Fehlerhaftigkeit derAlmira-Arie kann nur mit Vor- sichtangenommenwerden, die Jever-Abschrift stamme von derBerli- nerPartitur ab.15 In derhalleschenInszenierung der Almira,die zu denHändel- FestspielenimJuni 2013 Premiere hat, wird nun erstmals diese Händel’scheOpermit denwiederentdecktenArien,»Ingrato, spieta- to«der Almira und Bellantes»Ichbrenne zwar«, basierend auf derHal- lischenHändel-Ausgabeund der2012 beiBärenreiterinKasselerschie- nenenErgänzungzuerlebensein.

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11 Notenzitat aus Almira,Königin vonKastilien 2012 (s. Anm.10), S. 1, T. 11–16. Abdruckmit freundlicherGenehmigung desBärenreiter-Ve rlags. 12 Übersetzung derAutorin. 13 Notenzitat aus Almira,Königin vonKastilien 2012 (s. Anm.10), S. 3, T. 53–55. 14 DerLibretto-Druckvon 1704 verwendetdie richtige Schreibweise. 15 Eine genaue quellenkundliche Untersuchung desJever-Manuskripts steht nochaus. Eine historisch-kritische Edition derArie »Ingrato, spietato«imRahmender HallischenHändel-AusgabebefindetsichinVorbereitung. Aktuelle Informationen zurHallischen Händel-Ausgabe

Vonden geplanten116 Noten- und 10 Re- Im KritischenBericht wird die Quellen- visionsbänden mit KritischenBerichten lage erörtert, die rechtkompliziert ist, und Faksimilesder Libretti beiOpern denn es existiert keine Kompositionspar- und Oratoriensowie ca.10BändenSup- titur, und die Direktionspartitur ist zum plemente sind seit 1955 83 Notenbände Te il verschollen. So war die Erschließung mit KritischenBerichtenund 5Bände sowohl derursprünglichenWerkgestalt Supplemente erschienen. als auchder späterenFassungenauf Li- bretti, verschiedene Abschriftenund die 2012 wurdenflg. Bände veröffentlicht: Rekonstruktion derDirektionspartitur Acis and Galatea, HWV 49b (I/9.2: No- angewiesen. tenband mit KritischemBericht), heraus- gegebenvon Artie Heinrich, Bernau. , HWV 32 (II/29: Noten- Mit diesemBand liegt die Spätfassung band mit KritischemBericht), heraus- von Acisand Galatea zum erstenMal in gegebenvon Reinhold Kubik, Wien. vollständiger Form vor.Das von Händel Arianna in Creta war diewichtigste 22 als Serenata bezeichnete We rk, größten- Neuproduktionder erstenSpielzeit von teils einPasticcio aus denVorgängerver- Händels letztem Opernunternehmen. sionen Aci, Galatea ePolifemo (HWV 72) Mit einembereits mehrfachbewährten und Acis and Galatea (HWV 49a)wurde Libretto und demStar-KastratenGio- am 10.Juni 1732 in London uraufge- vanni Carestini wollte er demvon Nicola führt.Für weitereAufführungen in den Antonio Porpora geleitetenKonkurrenz- Jahren1733, 1734, 1736 und 1741 wurde unternehmen, derOpera of the Nobility, die Serenata von Händelmehrfach die einverwandtesSujet, Arianna in überarbeitet, primärbedingt durchden Nasso präsentierte,inden We ttstreit tre- We gfalleinzelnerRollen und Stimmla- ten. Am 5. Oktober 1733 beendete Hän- genänderungen, vor allembei derTitel- deldie Komposition, die Premiere fand partie desAcis. am 21. Januar 1734 im King’s Theatre am Die verschiedenenFassungensind Haymarketstatt. im Vorwort dargestellt und durcheine Carestini kam erst nachBeendigung Konkordanz leicht zu erschließen. Die derKomposition der Arianna in Lon- musikalischenÄnderungenund Umar- don an, was bedeutende Konsequenzen beitungen werdenebenso wie die Einla- für die Partitur hatte.Der Sängerhatte gearieninvierAnhängenwiedergege- derFrühzeit seineraußerordentlichen ben: Anhang II –Fassung 1733, Anhang Karriere eine hoheSopranstimme,die III –Fassung1734, Anhang IV –Fassung inzwischen tiefergewordenwar, und 1736; derAnhang Ienthält denverworfe- zwarstärker,als Händelangenommen nenMittelteil einesfür HWV 49b neu- hatte,dennermusste nun fast alle Arien komponiertenChores. desTeseo nachuntentransponieren. Außerdembeanspruchte derSänger fang 1707 in Ve nedig begonnenund im mehr Gesangsnummern,als ursprüng- April 1707 in Romvollendet. Möglicher- lichfür ihn vorgesehenwaren. Händel weise fanddie ersteAufführung in der erweiterte Carestinis Rolle desTeseo KircheSan Lorenzo in Damaso in Rom auf siebenArienund zweiDuette.Dafür statt.Esist aber auchdenkbar, dass das wurde die Partie desAlceste um eine We rk erstmals (wohl erst 1708?) zum Fest Arie auf viergekürzt.Händel hatte von derHeiligenMutterGottesvom Berge Anfanganeine sehr große Sympathie Carmel in derKarmeliter-Kirche Santa für das »zweite«Paar.ImUrsprungskon- Maria in Monte Santo erklang,woim zept warenvierArienund einDuett für Auftragdes musikliebendenKardinals Te seo, aber fünf Arien für vorge- Carlo Colonna(1665–1739) vermutlich sehen. DieQuellenerlaubendie Fest- auch andere Psalmvertonungenvon stellung, dass zumindest einTeildieser Händelaufgeführt wurden. Änderungenerst zu einemspätenZeit- Die Edition beruht auf Händels punkt–während derProben –erfolgte. Kompositionspartitur, berücksichtigt Die Operwurde in derSpielzeit 1733/34 aber auchfrühe Abschriften, mit deren 16 Mal aufgeführt.ImHerbst 1734 über- Hilfe unklareStellender autographen siedelte Händels Opernensemble an das Te xtunterlegung geklärt werdenkonn- Covent GardenTheatre,woerüberei- ten. DerTextvon Dixit Dominus geht nenkleinenChor und das Ballettensem- auf denPsalm 109der Vulgata zurück. ble von Marie Sallé verfügenkonnte. DerBand enthält keinenAnhang,da 23 Händelnutzte diese Möglichkeitenund spätere Fassungen, dievon derdurch fügte an allenAktschlüssenTanzsätze die Kompositionspartitur überlieferten ein. Die Ballettsätze deserstenund drit- We rkgestalt abweichen,nicht bekannt tenAktessind überliefert, die deszwei- sind.GrößereMusikabschnitte,die tenAktesnicht, dafür wurde einHeraus- Händelwährenddes Kompositionspro- gebervorschlag eingefügt. We gennot- zessesverwarf, sind imKritischenBe- wendig gewordenerUmbesetzungen richt wiedergegeben. gab es Änderungenbei denArien. Die Urfassung,die sichlückenlos 2013 sind zur Ve röffentlichung vorgesehen: rekonstruierenließ, wird im Anhang Iab- gedruckt, die Änderungenfür die Spiel- II/3 (Agrippina, HWV 6), herauszuge- zeit 1734/35 befindensichimAnhang II. benvon John E. Sawyer,Vancouver;

Lateinische Kirchenmusik I: Dixit Do- II/25 (, HWV 28), herauszugeben minus, HWV 232 (III/1:Notenband mit von Graham Cummings, Huddersfield/ KritischemBericht), Neuausgabevon UK; Hans Joachim Marx, Hamburg. Die groß besetzte Psalmvertonung Dixit III/11 (Wedding Anthems, HWV 262, Dominus (HWV 232) gilt als eine derbe- 263), herauszugebenvon Matthew deutendstenkirchenmusikalischenKom- Gardner, Heidelberg. positionendes jungenHändel. Das We rk wurde wahrscheinlichEnde 1706 /An- DasHändelfestspielorchester Halleinformiertüber

Händelfestspielorchester in derOper

Almira,Königinvon Kastilien SingspielindreiAkten vonGeorg FriedrichHändelHWV 1 Libretto vonFriedrich Christian Feustking Gemeinschaftsproduktion derOperHalleund derHändel-FestspieleHalle

MusikalischeLeitung:Andreas Spering Inszenierung:AxelKöhler Premiere am 7. Juni 2013 in derOperHalle WeitereVorstellungen: 9.6.2013,14.6.2013,17.11.2013

Alcina Dramma permusicaintre atti vonGeorg FriedrichHändelHWV 34 nacheinem Libretto vonAntonioFanzaglia

MusikalischeLeitung:BernhardForck Inszenierung undAusstattung:AndrejWoron LetzteAufführunginder OperHalle im Rahmen derHändel-Festspiele:12.6.2013

Der geduldigeSocrates 24 Musikalisches LustspielindreiAkten vonGeorg Philipp Telemann TWV 21:9 Libretto vonJohann Ulrich vonKönig

MusikalischeLeitung:WolfgangKatschner Inszenierung:AxelKöhler LetzteVorstellungeninder OperHalle: 23.6.2013, 28.6.2013

Händelfestspielorchester im Konzert Konzerte im Rahmen derHändel-Festspiele2013

Donnerstag, 6. Juni 2013,20Uhr Georg-Friedrich-Händel-Halle Festliches Eröffnungskonzert Franco Fagioli, Altus|BernhardForck,Leitung undVioline

Sonntag, 16.Juni2013, 16 Uhr KonzerthalleUlrichskirche Alexander’sFeast or ThePower of Musick Odevon GeorgFriedrich HändelHWV 75 SophieKarthäuser, Sopran |MagnusStaveland, Tenor |Josef Wagner,Bass Salzburger Bachchor BernhardForck, Leitung Veranstaltungen im 2. Halbjahr 2013

Händel zu Hause–Konzertreihe desHändelfestspielorchesters Halle

Samstag, 26.Oktober 2013,19.30 Uhr OperHalle

Jean-Baptiste LullySuite ausLetriomphedel’amourLWV 59 François CouperinL’apothéose de Corelli ArcangeloCorelli Concerto grosso c-Moll op.6Nr. 3 Jean-Marie LeclairKonzert fürViolineund Streicherg-Mollop. 10 Nr.6 Jean-PhilippeRameauSuite ausCastoretPollux BernhardForck,Leitung undVioline

HändelsSchätze –Musik im Dialog

Kammermusikreihe desHändelfestspielorchestersHalle in Kooperation mit derStiftung Händel-Haus

Mitglieder desHändelfestspielorchestersHalle auf historischen 25 InstrumentenimKammermusiksaal derStiftung Händel-Haus

Mittwoch,3.Juli2013, 19.30Uhr VERNÜNFTIGESGESPRÄCHUNTER VIER STREICHERN AntiquarischeRarität ausBibliotheksbeständen: »Kernmelodischer Wissenschaft« vonJohann Mattheson, Hamburg1737 Werkevon J. S. Bach, J. F. Fasch, G. P. Telemann,G.Dall’Abacound J. Haydn AndreasTränknerund Dietlind vonPoblozki, Violine|Michael Clauß, Viola|AnneWell, Violoncello Gesprächsleitung:ChristianeBarth,KustodinStiftungHändel-Haus

Mittwoch,20. November 2013,19.30 Uhr DIE FLÖTE–EIN LIEBHABERINSTRUMENTDER HÄNDEL-ZEIT Werkevon H. Purcell, R. Valentine, J. C. Pepuschund G. F. Händel ConstanzeKarolic undMartina Quaas, Blockflöte |Petra Burmann, Chitarrone |Wolfgang Starke,Violoncello|BernhardProkein,Cembalo Gesprächsleitung:ChristianeBarth,KustodinStiftungHändel-Haus

Weitere Informationen zu allenVeranstaltungen: www.buehnen-halle.de Vorverkauf:Theater- undKonzertkasse,Große Ulrichstr. 51, 06108Halle,Tel.0345/51 10-777 Öffnungszeiten: Mo–Sa,10–20 Uhr(währendder SpielzeitpauseimSommerverkürzte Öffnungszeiten) Änderungenvorbehalten!

Das Händelfestspielorchester Halleist Mitglieddes »Freundes- undFörderkreises desHändel-Hauses zu Hallee.V.« Bühnearchiviert!? Findbuch-Splitter derArbeiten desKünstlers BerndLeistner

Zu einer besonderenAusstellung im Stadtarchiv Halle vom 26. Maibis 4. Juli 2013 1 Hans-Georg Sehrt

Es ist nicht die Regel, dass einStadtarchiv sichder ArbeiteninForm des»Vorlasses« einesKünstlers annimmt.ImFalle desehemaligenAus- stattungsleiters derOperHalle Bernd Leistner(Jahrgang 1943, Studi- um an derHochschulefür Bildende Künste Dresden, FachbereichBüh- ne,1959-1966) ist das durchdas gute Miteinandervon Archiv und Büh- nenkünstlerund das generelle Interesse diesesArchivs, die Kultur in Halle als Te il von Geschichte und Gegenwart zu dokumentieren, gege- ben. Das ist auchder Hintergrundfür die Übernahme eineswesentli- chen Te ils deskünstlerischenLebenswerks nachdem altersbedingten 26 Ausscheidendes »Bühnen- und Kostümbildners«–soordnet sich Bernd Leistnerselbst bescheidenein –aus demaktivenDienst an der halleschenOper2009. Und da gerade das Stadtarchiv Halle einenof- fensivenUmgangmit seinen Archivalien pflegt, wie es eigene Präsen- tationen–mitunterauchinZusammenarbeitmit demHalleschen Kunstverein –und auchPublikationenständig beweisen, ist die Über- nahmediesesFundus, derdas Leben und die »Taten« diesesBühnen- menschenspiegelt, wiederAnlasszum Öffentlichmachen. Dabei werdenmehrere Fliegenmit einerKlappe geschlagen:Zu- erst gibt es einenseltenenEinblickinein umfangreiches, derBühne verbundeneskünstlerischesWerk.2 Zum Zweitenwird gezeigt, dass ein solcherbesondererBestand durchaus bereichernd in einöffentliches Archiv gehörenkann und zum DrittenwerdenamBeispieldiesesKom- plexesauchdas Vorgehenbei derAufnahme,die Möglichkeitenund We ge derEinordnung, die Registrierung und damitder Zugriff über ein entsprechend geführtesFindbuch am Beispielvorgeführt (jeder Arbeit in derAusstellung isteine demgemäße Findbuchseitezugeordnet). DerEntschluss,das LebenswerkBernd Leistnersindas Stadtar- chiv Halle aufzunehmen, ergibt sichganz folgerichtig daraus, dasser auf demGebietder Bühnenausstattung an HallesOperinden letzten JahrzehnteneinenwesentlichenAnteil an der»Händel«-Pflege hat.So konnte er schon 1983, als er mit demHändelpreis ausgezeichnetwurde, auf die Ausstattung von insgesamt acht Händel-Opern verweisen. Auchinder Gestaltung seinerAusstellung im Stadtarchiv bleibt Bernd Leistnerder mit denBesonderheitendes Raumesversierte Gestalter: So gelangt derBesuchernicht zufällig durchden »Findbuchraum«(siehe Titelder Ausstellung)inden eigentlichenAusstellungsraum, dermit seinenlinks und rechts versetzt angeordnetenStellwänden nicht von ungefähr an die Struktur derBühne im Goethe-TheaterBad Lauchstädt erinnert.In28Rahmenbegegnenuns Bernd Leistners Kreationenvon fantasievoll-lockerenIdeenskizzenüberfarbigefeine Kostüm-und Bühnenentwürfe sowie akkurate technische Zeichnungenbis hin zu in die Zweidimensionalität –also unterGlas –gebrachte Bühnenmodelle. Dazu gibt es auchzweirichtige,gebaute Modelle zu sehen–zu»Poros« und zu »Orlando«. Während heute vielfachmit demComputererstellte, oft auchetwas kühle und »glatte«Entwürfe dominieren(die Umsetzung bleibt dabei häufig allein das Problemder Bühnenwerkstätten),hat Bernd Leistnerseine Modelle immerselbergebaut.Bernd Leistner: »Sokann man Ideen gleicheinbringenund auchdabei prüfen, was handwerklich beider Umsetzung dann in denWerkstätten geht und was nicht.« Aber die Ausstellung macht darüber hinaus auchbewusst, welche gedanklichewie praktischeArbeitlange vor einerPremiere gerade auf diesemGebietbereits geleistetwerdenmuss.Interessant dabei für den Außenstehendenist auch,dass Erfahrung das eine ist, aber jede neue 27 Inszenierung –unabhängigdavon, ob man das Stückschon einmal mit Kostümenund Bühne versehenhat, also auchbei allemWissenumIn- halt undZusammenhänge –etwas Neuesist.Das wird in derAusstel- lung z. B. an der»Ve rkauftenBraut«gezeigt, für die Bernd Leistnervon den1970erJahrenbis 2004 fünf mal die gesamte Ausstattung betreut hat. VieleFotografienzur Umsetzung von Ideen und Entwürfenma- chen zudemdie Entwicklung deutlich,stehenaberletztlichauchfür die überzeugendenund schönenErgebnisse dieservon Bernd Leistner mit Wissen, Einsatz, Einfühlungsvermögenund vor allemauchFreude betriebenenArbeitamGesamtprojekt Oper, für das er sichmit berech- tigtemSelbstbewusstseinund damit verbundenerVerantwortungim- merals eigenständigerPartnerdes Regisseurs gesehenhat.Genau das zeigt auchdiese Ausstellung, in derzudemüberein ständig laufendes Videodem Besucher Person und We rk nahe gebracht werden.

Während derHändel-Festspiele im Juni 2013 bestehtdie Möglichkeit, an Sonderführungen teilzunehmen. Außerdemgibt es,anschließend an eine öffentliche Führung am 12.Juni 2013 die Möglichkeit, mit Bernd Leistnerund derArchivmitarbeiterin Christiane von Nessenins Gesprächzukommen.

1Eröffnung derAusstellung am Donnerstag, dem23. Mai 2013,um18Uhr. 2Eine informative und schöne Ausstellung zum We rk von Bernd Leistner einschließlichKatalog gab es 2010 in derOperHalle,verantwortetvom Halleschen Kunstverein, dessenMitgliederist. DerBrunnen aufdem Domplatz

HeinzSchönemann

Im Herbst desvergangenenJahresist in unmittelbarerNähe desHändel-Hau- ses1 aufdem Domplatz in Halleein von HorstBrühmann geschaffenerBrun- nenaufgestellt worden. Die sowohl städtebaulich reizvolle wie historischbe- deutsame Umgebung von Georg FriedrichHändelsGeburtshaus hat damit nocheinmal eine Aufwertung aus unserer Zeit erfahren. GroßeNikolai-und Kleine Klausstraße führenhierinihremannähernd mittelalterlichenVerlauf vom Markt, demKreuzungspunkt derHandelswege und Mitte deraltenStadt,auf das Plateau einesehemaligen karolingischen Kastells, auf demamEnde des13. Jahrhunderts die Kirche desDominikaner- klosters am Hochuferder Gerbersaale,des stadtseitigenFlussarms, errichtet wurde.Diese damals größte Kirche von Halle ließKardinal AlbrechtzuBe- ginn des16. Jahrhunderts zur Stiftskirche ausbauen,nachdemer1519 vom Papst die Erlaubniszur Errichtung einesKollegiatstifts erhaltenhatte.Alb- 28 recht, Sohn desbrandenburgischenKurfürstenJohann Cicero von Hohenzol- lern, wurde 1513 zum Bischof von Magdeburg und Administrator desBistums Halberstadt, einJahr späterzum Erzbischof von Mainz gewählt und 1518 zum Kardinal erhoben;erwar damit schon im Alter von 28 Jahrenzum mächtigs- tenKirchenfürstendes Reichesaufgestiegen.SeinBruder, KurfürstJoachim I. Nestor,hatteesmit erheblichemAufwand erreicht, derart denEinflussbe- reichdes HausesBrandenburg zu erweitern.Umden hohenAblösebetrag für Albrechts Wahlenaufzubringen, musstendie Hohenzollern einenKredit beim Bankhaus Fuggeraufnehmen, zu dessenAbtragung Papst Leo X. demjungen Kardinal die Hälfte von deminseinemAmtsbereich erzieltenErlösdes Ju- belablassesfür denNeubau derPeterskirchezugestand –ein Finanzgebaren, dasu.a.schließlichzum Ausbruchder Reformation Anlass gab. Albrechts Repräsentationsbedürfnis und Kunstsinnführte zu einer Prachtentfaltung, die Halle für Jahrzehnte unter denbedeutendstenOrtender deutschenFrührenaissance erscheinen ließ. Als Stiftskirche »Dom«erhielt die schlichte Hallenkirche derDominikaner durchBastian Binderihr aufwendi- gesErscheinungsbild in denneuen Formen. Über demgotischen Traufgesims bekam derBau unter einheitlichemVerputz die hohe Attika aufgesetzt, die seineSteildächer verdeckte und ihm denhorizontalenAbschluss nachitalie- nischen Vorbildern gab; derkrönende Rundbogenkranz war zusätzlich mit goldenenKugeln geschmückt.Das ebenfalls reichausgestattete Innere wurde zur Unterbringung einesbedeutendenReliquienschatzes,des in kostbaren, von gerühmtenGoldschmiedengeschaffenenBehältnissen aufbewahrten »HalleschenHeiltums«bestimmt, das Albrechtvon seinemVorgängerüber- nommenund opulent erweitert hatte.Durchdas 1520 mit einemWidmungs- holzschnitt von Lucas Cranachgedruckte »Hallesche Heiltumsbuch« warb er für das jährlichvorgeseheneZeigender Reliquiare und dendamitverbunde- nenAblass.ImSüdenanStiftskirche und Klausur angeschlossenhatte Alb- rechteinenitalianisierendenArkadenhof als Universität vorgesehen, denAn- dreas Günther1531/37 auf demspitz zulaufendenGrundstückparallelzur Gerbersaale errichtete.IndessenNordflügelbefandensichpersönliche Räu- me desKardinals, seine Bibliothekund die Allerheiligenkapelle,deren halb- runderChor mit Rechteckfenstern und gerundetenStrebepfeilern um Renais- sanceformenfür densakralenZweck bemüht war; derÜbergang in die Stifts- kirche ist heute vom Küsterhaus des18. Jahrhunderts verdeckt. Es ist nicht irgendein Platz,dem jetzt Horst Brühmanns Brunneneine neue Mittegibt. Mitder Reminiszenz seinermittelalterlichenAusdehnung vereintder hallescheDomplatz nochimmerauchdie in denfolgendenJahr- hundertenwechselnde und sichergänzende Bebauung zu einerAnmutung von historischem Charakter. Folgerichtig entstand bereits 1985 die Vorstel- lung, ihn durcheinenBrunnenzubeleben;ein Auftrag, derdamals an Horst Brühmannals einemheimischenBildhauererging.Und schon am 5. Februar desfolgendenJahresberichtete Renate Sosnowski in derhalleschenPresse: »Muttermit Kind auf demArm symbolisiert Siegdes Lebens.BildhauerHorst 29 BrühmanngestaltetBrunnenfür Domplatz«. In derAusstellung anlässlichdes 65. Geburtstagesvon Brühmanns frühverstorbenem Lehrer »Gerhard Lich- tenfeld und Schüler«1986 warenzweilebensgroße Bronzenzusehen,die seinen eindringlichenUmgangmit demThema zeigten: Nebender älteren Gruppe »Mutterund Kind«(1979/80), die innigeBeobachtung derVerhältnis- se von kindlichemund erwachsenemKörpererweist, schreitetunterdem Ti- tel»DerWeg«(1982) einJüngling mit sehr empfindsamerspürterVerbindung zögerlichenAbwägensund kühnem Vorwärtsdrängenins Leben (»Beisei- nemSchreitenden[...] glaubt man einenverjüngtenRodin zu sehen–was so- wohl das Alter desDargestelltenwie die Zeitgenossenschaft desKünstlers meint«, schriebich damals im Ausstellungskatalog). Dochdie Zeitenwaren(und sind?) derKunst nicht so zugetan, dassaus gutem Vorsatz gleichetwas geworden wäre.Siebenundzwanzig Jahre lang hatte derBildhauerMuße,Ideeund Form seinesBrunnens zu entwickeln, Jah- re schöpferischerArbeitanvierlebensgroßenFigurenund einergrößeren Gruppe für die Brunnenmitte –Zeit, die Bronzegüsse vorzubereitenund den Gießerzubeauftragen, Zusammenarbeitmit Denkmalpflegern, Architekten und Bauleuten in die We ge zu leiten,Gelegenheit zu Ausstellungenund

1Vgl.Thomas Zaglmaier, Lebenskreis: DasLeben besiegtden Tod. EinBrunnen für denDomplatz in Halle,in: Mitteilungen 2(2012), S. 58-61. öffentlichenGesprächenmit denkünftigen Nutzern zu suchen; dochauch Jahre lähmendenWartens auf die Entscheidungender Auftraggeber, ungedul- digenWerbens um Freunde und Fürsprecher desgemeinsamenAnliegens. Jetzt aber steht derBrunnenendlichauf demvorbestimmten, so lange erträumten Platz.Inseinem43. Lebensjahrhatte Horst Brühmannden Auf- trag dazu erhalten, nun feierte er zum 70.Geburtstag dank energischemEnt- schlussder Stadtspitzedie Vollendung seinesWerks und konnte gemeinsam miteinerfestlichgestimmtenVersammlung erleben, wie sein Brunnen zu flie- ßenbegann und das strömende Wasserden ganzenPlatz belebt. DerArchitekt (Brühmann studierte 1964/69ander Burg Giebichen- stein beiFriedrichEngemann Architektur)hat denBrunnenins optische Zen- trum desDomplatzesgerückt, dessenPflasterung und Einfriedigung von dem denkmalpflegerisch erfahrenenBüro Stelzer&Zaglmaier neugestaltetwurde. Er bildete ihn in Vierpassform mit konischaufsteigenderMittelsäule für das Postament derzentralenFigur.Das unterderen gerundeterStandfläche aus- strömende Wasserbildet vierHalbkugelschleier, die in ihremständigenFluss sichmit densteinernen BeckenrandungenzuambivalenterGesamtform schließen. Ebenfalls vierkaummehrals le- bensgroße Bronzeplastikenstellte derBild- hauer(1969/73 war BrühmanninGiebi- 30 chenstein Aspirant derBildhauerklasse von Gerhard Lichtenfeld)als äußere Figuren auf hohe,inden Raumweisende Posta- mente,die denGestalten eine eigene zen- trifugale Bewegung vorgeben; derart aufra- gend fordern sie Aufmerksamkeit, aber be- lasten das Platzvolumennicht.Jeweils eine »AlteFrau«und eine »Junge Frau«und ein »Jüngling«und ein»Alter« stehenineinerAchse mit demRückenzum Brun- nenund wendensichdem Betrachterzu. Derseinerseits erlebt im Herumge- henständig wechselnde Paarungenaus alt und jung und Frau und Mann; Har- monie und Konfrontationder Generationenund Geschlechter. Die Mitte des Brunnens hält die Figur einerMutter mit ihremKind besetzt; aufstrebend wendet siesichdem Lebenzu, dasKindanBrust und Schulterbergend.Ihr durchgebogenerRückenlässt denTod abprallen, in einerSchattenkurve stürzt er kopfüber in die Tiefe. Die als Aktfigurengegebenen Menschenge- winnendadurchAllgemeingültigkeit, ohne im Detail ihre Zeitgenossenschaft zu verbergen; folgerichtig erscheint derTod als Knochenmann wie auf alten Epitaphien. Über einenanderenOrt in Halle hat derBildhauerBernd Göbel ge- schrieben: »Erhaltund Ve rvollkommnung einesgewachsenenEnsemblesvon solcher Einmaligkeitgehörtfür mich zu densehrsinnfälligenAufgaben mei- nesBerufes«. Wieviele Händel-Operngibtes? Original-und moderne Pasticcio-Opern

Manfred Rätzer

Die Frage nachder Zahl derHändel- von Balcke,das wahrscheinlichvon Opern scheint leicht beantwortet wer- örtlichenKünstlern geschaffenwurde. denzukönnen. Dochganz so einfachist Lange Zeit wurde aber zu beweisenver- es nicht.Zunächst kann man sichin sucht, Händelsei selbst nachElbing Nachschlagewerkendarüber informieren. gereist, um das Pasticcio dortfertigzu- Geeignetsind Bernd Baselts »Händel- stellen. VoneinerPremiere derOperist We rkeverzeichnis«(HWV)und sein nichts bekannt.Obdas Pasticcio damals Händel-Handbuch, Band 1: Bühnenwer- überhauptaufgeführt wurde,ist zweifel- ke,sowie das Händel-Handbuchaus haft.Aufgeführt wurde es aber doch demJahre 2009, hrsg.von Hans Joachim noch. Derbekannte Musikwissenschaft- Marx, »Händels Opern«, Te ilbände Iund lerJosefMüller-Blattau, Ordinarius für II, das neue Standardwerk. Man findet Musikwissenschaft an derUniversität 31 dort 42 Händel-Opern.Die Opern Ri- Königsberg, rekonstruierte das We rk, so naldo, und liegen dass es am 19.3.1933 im Fliesensaal des in je dreiFassungen Händels vor,wer- KönigsbergerSchlosses konzertantauf- denabernur einmal gezählt.Hinzurech- geführt werdenkonnte. Derdamalige nenmuss man unbedingt nochdrei Ostmarkensenderund derDeutschland- Pasticcio-Opern, derenMusik Händel senderübertrugendie Aufführung, sicher auseigenemMaterial frühererWerke eine dererstenRundfunkübertragungen zusammenstellte: , einerHändel-Oper. Severound Giove in Argo.Neben den Händelbearbeitete für Aufführun- 42 Opernund dreieigenenPasticcio- genimRahmenseinerOpern-Akade- Opern ist HändelSchöpfereinesDrit- mien auchzahlreicheOpern anderer tels derfür seine erste Opern-Akademie Komponisten ohne größere eigene Zu- geschaffenenOper .Die taten. Hierhandeltessichabereindeu- drei Komponisten Amadei, Bononcini tig um Opernbearbeitungen,nicht um undHändelschufen sozusagenim Neuschöpfungen. We ttbewerbjeeinender dreiAkte mit Schließlich gibt es noch zwei jeweils eigenerOuvertüre.Händels 3. Akt Opernfragmente Händels: Genserico und war eindeutig derbedeutendste. Titus l’Empéreur (»Tito«), derenKompo- Geheimnisumwittert ist bis heute sition Händelabbrach. Arienaus diesen das 1737 zur 500-Jahrfeierder Stadt El- We rkenverwendete er in derRegel in bing aus verschiedenenOpern Händels späteren We rken.Beide Fragmente wur- zusammengestelltePasticcio Hermann denimRahmender GöttingerHändel- Festspiele 1969 und 1970 konzertant auf- könnte sagen, dass heute z.T. qualitativ geführt. wertvolle neue Händel-Opern ohne Zu- Währendder Händel-Festspiele tun desMeisters entstehen. Allerdings 2012 in Halle gab es eine interessante hättedie Musikweltauf manche dieser konzertanteAufführung desFragments Neuschöpfungenauchverzichtenkön- Genserico,das mit Arienaus Te lemanns nen. Eineganze Reihe dieserPasticci gleichnamigemWerk»aufgefüllt«wur- entstandenaus derAbsicht, die Händel- de.Der große Beifall bewies, dass auch OperKindern nahe zu bringen, ohne sie in diesenFragmentenmusikalische mit derenüblicherlangerSpieldauerzu Kostbarkeitenenthalten sind,die Auf- überfordern (Spuk im Händelhaus, Ritter führungen rechtfertigen. , Die Zauberinsel, EngelSingen Heute ist es allgemein üblich,auch Hören). Eine durchaus löbliche Absicht. (fast alle)Oratorien, Kantatenund Oden Nur eine derinden letztenJahr- Händels »wie Opern«, d.h. szenischauf- zehntenentstandenenPasticcio-Opern zuführen. Dadurchverwandeln sich schaffte bisherden Durchbruch: Spuk diese We rke natürlichnicht in Opern. im Händelhaus auf derBasisvon Alcina. Mitunterist das Ergebnis solcherInsze- Das wirkungsvolle Stückfür Kinderwur- nierungenzweifelhaft.Dramatische de 2002 in Ludwigshafenuraufgeführt HandlungeninOratorienwie , und von zahlreichen Bühnen nachge- , , u.a. mit ihren spielt.AmOpernhaus Halle kam die 32 opernhaften Aktionen könnendurch Operam1.Juni 2003 heraus und steht szenische Gestaltungendurchaus gewin- bis heute im Spielplan. nen. Mehr betrachtende,philosophisch Bemerkenswert ist, dassdie Hän- untersetzteWerke wie etwa del-FestspieleKarlsruhe sichzweimal entziehensichdagegenweitgehend der an die Schaffung neuerPasticci wagten üblichenszenischenDarstellung.Beim (Pasticcio 1985 mit Edda Moser, DiePla- Messias weicht man beispielsweise meist gen 2002). durchdie Ve rwandlung in einBallett aus. Vonden mehr oderwenigerge- In einemFall ist allerdingsdie Fra- wichtigen Pasticcio-Opern derNeuzeit, ge »Operodernicht Oper« durchaus für die sichauchbedeutende Künstler berechtigt. Acisund Galatea steht in der einsetzten, seieneinige wenige genannt. Statistik derszenischaufgeführtenWer- Im Amsterdamer Pasticcio 1980 sang ke Händels nach und derCountertenor René Jacobs,imPas- an dritterStelle (159Inszenierungen bis ticcio Himmelske Handel im Schlossthe- 2012), und das ist kein Zufall. Die dra- aterDrottningholm 1994 Anne Sofie matische Handlung dieserSerenata lässt von Otter. Ein großerErfolg wurde sie fast wie eine Operwirken. Das We rk 2002 das von Kobie VanRensburg mit- wird daherhäufig auchmit gewissem geschaffene und inszenierte Pasticcio Rechtals »Pastoraloper« bezeichnet. Ein Theater nachder Mode im Münchner Besondersseitden 80erJahren Gärtnerplatztheater.Die langjährige des20. Jahrhunderts lebt die Schaffung Händel-Dramaturgin und Schöpferin vonHändel-Pasticcio-Opern in zuneh- derdeutschen Te xtfassungenvieler mendemUmfangewiederauf.Man Händel-Opern besonders in derÄra Margraf/Rückert, Waldtraut Lewin, schuf alsneuer Züricher Opernintendant ein. und inszenierte das Pasticcio Capriole Regisseur war Christoph Marthaler. Als d’amore und gastierte damit auchinBad einKuriosum sollnochdas Pasticcio Lauchstädt. Engel Singen Hören erwähnt werden, das DerLeipzigerMusikerChristoph vonder StaatsoperBerlin 2012 in Zu- Mayer schuf das Pasticcio Scipolo oder sammenarbeit mitder Kinderoper die Macht derMusik, brachte es 2007in Lichtenberginder We rkstatt desSchil- Nishni Nowgorod zur Uraufführung und ler-Theaters aufgeführt wurde.Esbe- führte es auchimLeipzigerGewand- ruht auf demOratorium Tobit,das John haus und im Händel-Haus Hallesze- ChristopherSmith derJüngere nach nischauf.Das eigens für die Met2012 demTod Händels aus dessenWerkenzu- geschaffene Pasticcio TheEnchanted Is- sammenstellte,weilerdie Tradition des land mit PlacidoDomingo, hauptsäch- von Händel geschaffenenenglischen lichbasierend auf Musik von Händel, Oratoriums fortsetzenwollte.Inder Rameauund Vivaldi, wurde in Großki- Staatsoperwurde also einPasticcio nicht nosder ganzen We lt übertragen. Ende aus OriginalwerkenHändels, sondern 2012 führte sichder von derKomischen aus einemanderenPasticcio speziell für Oper gekommene neue Intendant And- Kinderentwickelt und mit Kindern als reas HomokiinZürichmit einemum- Singspielszenischaufgeführt. strittenen Pasticcio Sale (»Ausverkauf«) 33

Verzeichnis derim20. /21. Jahrhundert geschaffenen Händel-Pasticci

WERK ORTJAHR*

Spuk im HändelhausLudwigshafen20029 Scipolo oder dieMacht derMusik Nishni Nowgorod 2007 3 Amoremio -AquaDance (Ballett)Halle -Bad Lauchstädt 1990 2 Toohot to HändelWarwick 2011 2 Concerto grosso (Ballett)Venedig 1973 1 PasticcioAmsterdam 1980 1 PasticcioKarlsruhe19851 HimmelskeHandelStockholm-Drottningholm19941 GefährlicheLiebschaftenGelsenkirchen 1998 1 Affetto–die Kunstdes barockenLiebens undLeidens Essen 1999 1 FeuerWasserTanz(Ballett) Halle-Bad Lauchstädt 2001 1 DiePlagenKarlsruhe20021 Capriole d'amorePotsdam 2002 1 EinTheater nach derModeMünchen 2002 1 Zauber undMythosinden Hesperidengärten Nürnberg 20021 Clori eFilenoDresden 2003 1 Ritter RinaldoLudwigshafen2004 1 DieZauberinsel Passau 2004 1 Nunendlich jubele ichSalzburg20051 TheDuelling Lovers London 2006 1 Waiting RoomBerlin 2006 1 Goud Zwolle 2007 1 CantataErotica Kietz20081 DelirioAmoroso Dortmund 2008 1 AnaesthesiaHalle 2009 1 AufAriadnesSpurenLuzern20091 34 Battle of Quiboron BayBath20091 Halleluja, hi Mr.HandelWuppertal 2009 1 Memento Mori Halle20091 Moving Handel-Rituale(Ballett) Leipzig 2009 1 TreDonne –tre destiniWarschau 2009 1 MariaXXX (Ballett)Halle 2010 1 DieKinderdes Mister HandelHalle 2010 1 Semele Walk Hannover 2011 1 Come un Respiro–InCanto dall’Orlando Furioso(Ballett) Halle20111 TheEnchantedIslandNew York 2011 1 Duello amorosoMonte Carlo20121 EngelSingenHören Berlin 2012 1 Sale Zürich20121

*Anzahlder Inszenierungen in memoriam

Im Jahre1993 mussten Händelfreundeaus nah und fernAbschied von zwei prominenten halleschenMusikwissenschaftlern nehmen: Im März verstarb Professor Wa lther Siegmund-Schultze, und im Oktober erlag sein Schülerund Nachfolgerals Direktor des Instituts für Musikwissenschaft der Martin-Luther-Universität und im Amt des Präsidenten der Internatio- nalen HändelgesellschaftProfessor Bernd Baseltseiner schwerenErkran- kung.Der Ältere hat sich bleibendeVerdienste u. a. um die Gründungder jährlichen Händel-Festspieleinder Stadt Halle erworben, der Jüngere hat das heute in aller Welt benutzte Händel-Werkeverzeichnis (HWV) ge- schaffen,das auch gut»Baselt-Verzeichnis« heißen könnte. Aus Anlass des 20.Todestages dieserbeiden bedeutendenhalleschenHändel-Forscher hat dieRedaktion zwei kompetente AutorenumAnmerkungen zu ihremGe- denken gebeten. Dr.GilbertStöck und Dr.Edwin Werner nähern sichder Thematik auf unterschiedlicheWeise, rufen aber gleichwohl beidePersön- lichkeitengültig in Erinnerung.Dafürgilt ihnen unser Dank.

35 Grenzender Parteidisziplin:Walther Siegmund-Schultzes Unterstützung fürAdolf Luderer-Lüttig

GilbertStöck

1. Eine Biographie zu schreiben heißt auf denerstenBlick disparat erscheinende Puzzleteile zu sammeln, um sie da- nachaneinanderzufügen.Die Gefahrenbesteheneiner- seits darin, eigenenVorurteilenzufolgenund nur diejeni- genTeilchenwahrzunehmen, die vermeintlich»ins Bild« passen, und andererseitszuglauben,sichsicherseinzu können,wann das Puzzle fertiggestellt sei. Dochgerade die zahlreichenGrauschattierungensind es,die für denei- gentümlichen, idiosynkratischenVerlauf einerBiographie, für die Konturierung des–im wahrstenSinn desWortes– Individuums sorgen. Prof.Dr. WaltherSiegmund-Schultze (6. Juli 1916 –6.März1993) 2. WaltherSiegmund-Schultze zählte zu demjenigenKreis an Musikfunk- tionäreninder DDR,die besondere Machtbefugnisse hattenund diese auch–auf durchaus unterschiedliche We ise –für ihreZielsetzungen ausnutzten. Siegmund-Schultze agierte einerseits in offiziellerMission oftmals staatstragend und parteikonform, andererseits versuchte er zuweilen–auchwenndiesder gängigenMeinung derSED wider- sprach –PersoneninseinemEinflussbereichzuunterstützen, wie bei- spielsweise Gerhard Wohlgemuth1 und Adolf Luderer-Lüttig 2. Luderer-Lüttig (1892–1965)3 gründete am 1. April1952 die erste Volksmusikschule (VMS) in Halle und wurde zugleichderen erster Lei- ter.4 Bereitsam10. Juni 1951 wurde er StellvertretenderVorsitzender derLandesprüfungskommission für Musikerzieherund konzertieren- de Künstlerund lernte spätestens hierden in derselben Kommission tätigenjungenWalther Siegmund-Schultze kennen. Nachkleineren KritikpunktenimRevisionsprotokoll zur Prüfungder Arbeitder VMS Halle-Saalkreis vom 26. Januar 19545,gerietLuderer-Lüttig aufgrund einesBerichts über »Die sachsen-anhaltinische Volksmusikschule,ihre ideologisch-theoretische Grundlage und Entwicklung«durchOberre- ferent Reckling vom BerlinerMinisterium für Kultur,Hauptabteilung 36 Musik,imFrühjahr 1955 unterhohenDruck: »Genosse Luderer-Lüttig hat in dieserAuseinandersetzung [mit demVMS-Konzept in Sachsen] versucht, durchDoppelzüngelei, durch Heuchelei, durchfalsche Informationenund Nichteinhaltung von Be- schlüssen, durchList und Intrige seine Gedankendurchzusetzen. Seine sozialdemokratische Grundeinstellung führt ihn so auf denWeg zum Trotzkismus,sodass er heute –obbewußt oderunbewußt –zum Lager desKlassengegners gehört.«6 Dies habenicht nur für Halle,sondern für die VMS-Situationin dergesamtenDDR verheerende Folgen: Reckling geht soweitzube- haupten, die inhaltliche Ausrichtung derVMS Halle erinnere an die Gebarender Musikschulkonzeptionen währendder NS-Herrschaft und unterstellt Luderer-Lüttig, derkeinNSDAP-Mitgliedwar, mit dem NS-Regime sympathisiert zu haben. DerBericht schließt damit,dass Luderer-Lüttig zutiefst bürgerlichhandle, dass seine Konzeptiondie besondere Förderung von Arbeitern und Bauern, sowie derenKindern, unberücksichtigt lasse und dass somit das gegenwärtige Konzept der VMSHalle demjenigender Musikschule Halle vor 1945 entspreche. Schließlichdeute Luderer-Lüttig die Geschehnisse vom 17.Juni 1953 als »Willenskundgebung«der Arbeiterund erarbeitete einMemoran- dum, das sichgegen die sozialistische Ausrichtung desMusikschulwe- sens aussprachund das er –von zahlreichenVolksmusikschuldirekto- renkollegenunterzeichnet–andas Zentralkomiteeder SED sandte. Luderer-Lüttig seiallesinallemein Feind derDDR und solle sofort vonseinerleitendenFunktionabgesetzt werden.7 Am 6. April1955 wurde Luderer-Lüttigschließlichfristlos aus seinemAmt entlassen8, und etwa zur gleichenZeiterkrankte er an derParkinson-Krankheit.9 Luderer-Lüttig erhob Einspruchgegen seine Entlassung10,bemüh- te sichinder Folge um seine eigene Rehabilitierung und erbat dabei ab 1956 auchdie Unterstützung von WaltherSiegmund-Schultze als 1. Vor- sitzendendes Bezirksverbandes Halle-Magdeburg desVerbandes DeutscherKomponistenund Musikwissenschaftler(BV-VDK).11 Die- serschriebam9.Juni 1956 einenkritischenBriefandie SED-Bezirks- parteikontrollkommission Halle,indem er das Vorgehender SED- Gremienals zu hart brandmarkte12 und wiederholte diesineinemBrief an Erhard Schip, stellvertretenderVorsitzenderdes Ratesdes Bezirkes Halle,vom 4. Januar 1957.Das Ve rhaltender SED seiinakzeptabel und es seizubedauern, dass die Parteinicht in derLage sei, einFehlurteil zu revidieren.13 Im Ve rlauf desJahres1957versuchtenalle Beteiligten,

1GilbertStöck, DerKomponist GerhardWohlgemuth im Kontext deshalleschen Musiklebens zwischen 1950 und 1980,in: DerKlangder Stadt.Musikkultur in Halle vom17. bis zum 20.Jahrhundert, hrsg.von Wolfgang Ruf (= Forschungenzur hallischenStadtgeschichte 13), Halle 2009, S. 226–251. 2ZunäherenErläuterungenvon Siegmund-SchultzesheterogenemLebenslauf siehe beispiels- 37 weise Lars Klingberg, »Politischfestinunseren Händen«. Musikalischeund musikwissenschaftliche Gesellschaften in der DDR. Dokumenteund Analysen (= Musiksoziologie 3), Kassel1997, S. 28–32,125–27, 131–35, 140–45, 157–160,164–169, ders., Die SED-interne Debatte um die Religio- sität von Händels Messias 1958,in: Händel-Jb.59 (2013), DruckinVorbereitung; GilbertStöck, NeueMusik in den Bezirken Halle und Magdeburgzur Zeit der DDR. Kompositionen –Politik–Insti- tutionen,Leipzig 2008, passim, und ders., Die Tätigkeit desMinisteriums für Staatssicherheit im Musikleben derRegion Halle-MagdeburgamBeispiel der IM-Tätigkeit von Wa lther Siegmund-Schultze, in: Musik–Stadt. Traditionen und Perspektivenurbaner Musikkulturen,Bericht überden XIV. Inter- nationalen Kongress derGesellschaftfür Musikforschung Leipzig 2008,Teilband IV: Musik –Stadt. FreieBeiträge,hrsg.von Katrin Stöckund GilbertStöck, Leipzig 2012,S.357–365. 3Ausbildung als Kapellmeisterund Musikerzieherander StaatlichenMusik-und Theaterschule Chemnitz; 1914–20 Kriegsdienst und französische Gefangenschaft; 1920–24 Kapellmeisteram StadttheaterGöttingenund an derKomischenOperBerlin; war ab 1926 in Halle,woerwährend derNS-Zeitals Musikschullehrerund -direktor wirkte (Stadtarchiv Halle,Rat derStadt Halle, AbteilungKultur 160/1422, SAPMO-BArch[=Stiftung Archivder Parteienund Massenorganisa- tionender DDR beim Bundesarchiv], DR 1/38, o.S.). 4WaltherSiegmund-Schultze, DerAufschwung deshallischenMusiklebens seit1945, in: Halle als Musikstadt,hrsg.vom Rat derStadt Halle,Abteilung Kultur, [Halle] 1954, S. 59. 5Stadtarchiv Halle,RdS Halle,Kultur: 47/848, o. S. 6SAPMO-BArch, DR 1/38, o.S. 7Ebd. 8Stadtarchiv Halle,Rat derStadt Halle,Abteilung Kultur: 47/848, o. S.;Briefvon Walther Siegmund-Schultze an die Bezirksparteikontrollkommission Halle vom 9. Juni 1956 (HAh-VDK [= Bibliothekdes Händel-HausesinHalle,Bestand Archiv desVerbands Deutscher Komponistenund Musikwissenschaftler] 24, S. 229). 9HAh-VDK 119,S.163. 10 HAh-VDK 108, S. 214 f. 11 Briefvon Luderer-Lüttig an Siegmund-Schultze vom 4. Juli 1956 (HAh-VDK 24, S. 235). 12 Ebd., S. 229 f. 13 HAh-VDK 108, S. 226. eine einvernehmlicheLösungmit demRat desBezirkesHalle zu erzie- len, damitLuderer-Lüttig eine Pension bekommenkönne.Luderer- Lüttig würde seinerseits auf weitere Ansprüche verzichtenund sichals rehabilitiert betrachten.14 Im weiterenVerlauf desJahres1957wurde jedochklar, dassdie SED von einerUnterstützung Adolf Luderer-Lüt- tigs Abstand nahm und ihm keine adäquate Altersversorgung,sondern lediglicheine geringe Rente zukommenlassenwollte.15 Hierwäre nun für Walther Siegmund-Schultze Gelegenheit ge- wesen, dieseAngelegenheit ruhenzulassen, docherund vor allem seineSchwesterHella Brock, als Parteisekretärin desBezirksverbandes Halle-Magdeburg desVerbandesDeutscherKomponisten und Musik- wissenschaftler, versuchten1959 verschiedene Möglichkeiten, Lude- rer-Lüttig doch nochzurehabilitieren, vor allemdaman die Gefahr sah, Luderer-Lüttig könne nicht mehr lange leben.16 Brockbemängelte das juristischund parteilichungerechtfertigte Vorgehender entspre- chendenSED-Instanzen, da es u. a. kein Parteiverfahrengegeben hät- te.Siegmund-Schultze und Hella Brockwarenbemüht, Luderer-Lüt- tig eine finanzielle Zuwendung seitens desVDK zukommenzulassen und ihn offiziell zu ehren, um ihn damitzurehabilitieren.17 Das Risiko, sich mit denführendenGenossender SED anzulegen, war Hella Brock 38 klar. In einemBriefanRose-Maria Kuban, Bezirksleitung derSED Hal- le,vom 20. August 1959 schriebsie:»Du kannst Dir vorstellen, daß es mir nicht liebist, in einenscheinbaren Gegensatz zu meinerüberge- ordnetenParteiinstanz durchdiese Angelegenheit zu kommen. Aller- dings ist dieserGegensatz in derTat nur scheinbar, sind dochdie ge- wissenhafte Durchführung von Parteiaufträgenund die Sorge um den Menschenunsere gemeinsamenAnliegen.«18 We derBrocknochSieg- mund-Schultzekonntenbei derBezirksleitung derSED Halle vorerst eine Änderung derParteihaltungerwirken, aber beide setzten durch, dass sichLuderer-Lüttig, sofern er dieswolle,durchArbeitenfür den VDKetwasdazuverdienenkönne.19 Schließlichkonnte die Vorstands- sitzungdes BV-VDKHalle-Magdeburgam21. Dezember vermerken: »[…]eine Rehabilitierung ist durchdie Umwandlungder fristlosenin eine fristgemäßeEntlassung erfolgt.«20 Luderer-Lüttigübersiedelte später nachBerlin (Ost), sandte WaltherSiegmund-Schultze Zeitungs- ausschnitte von KonzertrezensionennachHalle und pflegte bis zu sei- nemAblebenmit ihm einenfreundschaftlichenBriefwechsel.21

3. Walther Siegmund-Schultze und seine SchwesterHella Brockwaren, trotz ihrerSED-Mitgliedschaft und derVerpflichtung zur parteilichen Haltung, bereit, sichgegen die offizielle Parteilinie zu stellen, wenn sie überzeugt waren, dass die Parteifehlerhaft agierte.Natürlich hebt ein solchesBeispiel derpolitischenAuflehnung nicht ethischfragwürdi- gesVerhalten, wie beispielsweise die IM-Tätigkeit von Siegmund- Schultze22,auf.Aberdie intensiveBeschäftigung mit einerBiographie hilft zu erhellen, dass Vorstellungenlinearerund eindimensionaler Entwicklungsstränge im LebenEinzelner–und in derSumme damit auchkomplexergesellschaftlicherStrukturen–naiv bleiben. Eine (selbst-)kritischverstandeneBiographik muss bereit sein, Vorurteile derVerehrung bzw.des Hasses –die innerhalb dieserPole auchden distanziertestenForscherbefallenkönnen–zurevidieren.23 Gerade beider Beschäftigungmit autoritärenGesellschaftssystemenbestünde sonst die Gefahr, eine Ideologiedurcheine andere zu ersetzen.

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14 HAh-VDK 24, S. 225 f.;HAh-VDK 108, S. 203, 205 f.,217,225. 15 Eingabevon Luderer-Lüttig an das Ministerium für Kultur vom 17.Juni 1958 (HAh-VDK 119,S.163 f.). Diese Taktik wurde von Siegmund-Schultze in einemBrief an Luderer-Lüttig vom 31. Mai 1958 vorgeschlagen(ebd.,S.167). Siehe auchden Briefwechselzwischendem Rat desBezirkesHalle und Siegmund-Schultze im Sommer1958 (ebd.,S.160, 162) und denBriefvon Siegmund-Schultze an die Zentralleitung desVDK vom 17.September 1958 (HAh-VDK 231, o. S.). 16 Briefvon BrockanStadtleitung SED Halle vom 23. Juni 1959 (HAh-VDK 32, S.147): »Eswäre einschlechtesZeichen für unsere Partei, wenn wir aus Nachlässigkeit hier etwas versäumenwürden. Es geht nicht an, in diesemFalle aus Bürokratismus die Sorge um denMenschenzuvergessen.« 17 Briefvon BrockanHans Bentzien, Bezirksleitung SED Halle,Abteilung Kultur, vom 10.Juli 1959 (ebd.,S.145 f.). Siehe hierzuauchdie Vorstandssitzung desVDK, Bezirksverband Halle-Magdeburg, vom 4. Juli 1959 (HAh-VDK 267, o.S.)und den Briefvon Siegmund-Schultze an Anneliese Pietschmann, Rat desBezirkesHalle, Abteilung Kultur, vom 13.Juli 1959 (HAh-VDK 4, S. 208). 18 HAh-VDK 32, S.142. 19 Briefvon Siegmund-Schultze an Luderer-Lüttig vom 25. November 1959, abschrift- lichauchanNathan Notowicz, Hans Bentzienund Hella Brock(ebd.,S.138). 20 HAh-VDK 65, S. 59. 21 HAh-VDK 141, o. S.;HAh-VDK 244, o. S.;HAh-VDK 66, S. 330. 22 GilbertStöck2012 (s. Anm.2). 23 Hierhilft derMehrheit dermit solchenProblemenkonfrontiertenHistorikerwohl die Einsicht in die jeweils eigene disparate Biographie,die wahrscheinlichnicht nur aus fachlichenund menschlichen»Sternstunden« besteht.Wir könnenfür uns selbst dabei nur denWunschhaben,von kommendenHistorikern mit dergleichen Sorgsamkeit als Persönlichkeit »erschlossen« zu werden, mit derwir selbst agieren sollten. Prof.Dr. phil.habil.Bernd Baselt zum20. Todestag

EdwinWerner

Schon lange hatten Forschung und Praxis einver- lässliches und übersichtliches Ve rzeichnisder We rke Georg FriedrichHändels vermisst, und Bernd Baselt war nicht dererste, dersichernst- haft damitbeschäftigte,eine vollständigeÜber- sichtüberdie KompositionenHändelszuerstel- lenund darüberhinaus die verstreutvorliegen- denInformationen über Quellen, Druckesowie wichtige Literaturzusammenzuführen.1 Natür- lichwarenihm die mit diesemVorhaben verbun- denenSchwierigkeitenund die dafür eigentlich Prof.Dr. Bernd Baselt fehlendenVoraussetzungenbewusst (denkenwir 13.September 1934-18.Oktober 1993 speziell in diesemFalle an die nahezu unüber- 40 windlichscheinendenHemmnisse derdamaligen DDR-Realität, wenn es sichz.B.umden ungehindertenZugang zu denfür diesesProjekt substantiellenArchiveninGroßbritannienhan- delte). Dennoch ging Bernd Baselt das Mammut-Projekt spätestens seit Ende der1960erJahre unerschrockenpragmatischan, indem er alle in derChrysander-AusgabezugänglichenWerke ordnete,inseinerun- nachahmlich»gestochenen« Notenschrift auf Transparentpapier Inzi- pits anfertigte und mit vorläufigerNummerierung versah.Nachdieser großen»Fleißarbeit«,die als vorzeigbaresErgebnis schon fast wie ein fertiges, zur Ve rvielfältigung geeignetesWerke-Verzeichnis anmutete, widmete er sich denQuellen, die teilweise in Form von Mikrofilmen (unterschiedlicherQualität)imHändel-Haus zugänglichwarenbzw. im Zusammenhang mit derinHalle angesiedeltenEdition derHalli- schenHändel-Ausgabemittels desBärenreiter-Ve rlags2 beschafft wer- denkonnten.Als Zwischenergebnis legte er 1975 im Rahmen seiner Habilitation einenthematischenKatalog derOpern Händels vor.3 Mit dieserauchdie Zweiflerüberzeugenden»Vorarbeit« bekam das Projekt jetzt öffentliche Unterstützung, und im Jahre 1976 endlich war es BerndBaselterstmaligmöglich,mehrere Wochen in England zu verbringen, um sichanhand derPrimärquellen, insbesondere derHand- schriftenHändels, denvielenFragenzuwidmen, die sichbeimStudium derMikrofilme angesammelt hattenund nur an denOriginalenselbst klärenließen. Während seineszeitlichlimitiertenEngland-Aufenthalts konnte sich BerndBaselt auf private und fachliche Hilfe einigerKolle- genverlassen, die ihn beiihrenBesuchender Händel-Festspiele in Halle kennenund schätzengelernt hatten, ja, denenerinzwischen freundschaftlichverbundenwar –dieswar unterden gegebenenUmstän- dendurchaus eine derVoraussetzungenfür denErfolg seinerArbeit. Schon 1978 konnte dann dererste Band desWerkeverzeichnisses mit denBühnenwerkenerscheinen. 1984 und 1986 folgtendie Bände2 (Oratorische We rke,VokaleKammermusik und Kirchenmusik) und 3 (Instrumentalmusik, Pasticci und Fragmente). We nn wir desWissenschaftlers Bernd Baselt an seinem20. Todes- tag gedenken, ist es natürlich, dass wir zuerst das Händel-We rkever- zeichnis erwähnen, denn es ist sein bekanntestesund zweifelloswich- tigsteswissenschaftlichesVermächtnis.Jedochdarf darüber sein insge- samt reichhaltigesübrigesŒvre,das in seinenwesentlichenTeilenauf intensiverArbeitinverschiedenen Notenarchivenberuhte, nicht ver- gessenwerden.4 Am 13.September 1934 in Halle geboren, studierte Bernd Baselt seit 1953 zunächst an derHochschule für Musik und Theaterseiner Heimatstadt und wechselte nachderen Auflösung 1955 an das traditi- onsreiche musikwissenschaftliche Institut derhalleschenUniversität 41 zu Max Schneider. Schon seine Diplomarbeit(1958) mit Beiträgen»Zur Geschichte derMusik des1.Altenburger Herzogtums während der

1Bereits 1892 hatte FriedrichChrysandersolche Pläne in seinemVorwort zu Aci, GalateaePolifemo (ChA 53) angekündigt, und Jacob Maurice Coppersmith legte 1932 AThematicIndexofthe Complete WorksofGeorgFriedrich Handel innerhalb seinerDissertation vor, derjedochmodernerenwissenschaftlichen, aber auch denpraktischenAnforderungennicht gerechtwurde,weshalb er schließlichauch nicht gedruckt wurde.Auchder 1972 erschienene Chronological Thematic Catalogue von A. Craig Bell musste u.a. deshalb als unzureichend empfundenwerden, weil er lediglichdie bis dahin im DruckerschienenWerke berücksichtigte. 2Die Händel-Ausgabewar einGemeinschaftsprojekt desDeutschenVerlags für Musik (Leipzig)und desBärenreiter-Ve rlags (Kassel, Basel, Tours, London). 3Baselt, Bernd, Die BühnenwerkeGeorgFriedrich Händels: Quellenstudien und themat. Verzeichnis. –Habil.-Schrift, masch.schr., Halle 1974. 4Darunterbefindensicheinige (teilweise nachseinemTode gedruckte,aberschon vorheraufgeführte)Noten-Editionenwie z. B.: Dergeduldige Socrates:musikalischesLustspielindreiAktenvon Georg Philipp Te lemann (1966); DerneumodischeLiebhaberDamon, oder,Die Satyrn in Arcadien:heitere Oper in dreiAktenvon Georg Philipp Te lemann (1969); Il Parnaso confuso:azione teatrale in einemAkt vonChristophWillibald Gluck (1970); Diana cacciatrice:cantataavoce sola con stromenti (HWV 79) von Georg Friedrich Händel(1985); DonQuichotte aufder Hochzeit des Comacho:komische OperineinemAkt von Georg Philipp Te lemann (1990); Oreste:opera in tre atti, HWV A11von Georg FriedrichHändel(1991); Lustige Madrigalienund Canzonetten von Sebastian Knüpfer(1999) sowie zahlreiche wissenschaftliche Beiträge. Jahre 1604 bis 1772« lenkte sein bleibendesInteresse auf die mitteldeut- sche Musiktradition.Dabei stand häufig die Musik selbst,ihre Erschlie- ßung, die Bereitstellung von Notenmaterial und die praktische Auffüh- rung im Focus seinesBemühens.5 1963 promovierte Bernd Baselt miteinerArbeitüberPhilipp HeinrichErlebach(1657-1714) zum Dr.phil.und habilitierte sich1975 mit derbereits erwähnten ArbeitüberHändelsBühnenwerke. 1982 wurdeihm die Leitung desInstituts für Musikwissenschaft übertragen,und er wurde daraufhin 1983 zum OrdentlichenProfessor und Lehrstuhlinhaber desInstituts berufen. Inzwischenwar das We rk G.F. Händels in denMittelpunkt seinerArbeitgerückt, und natürlichge- hörte er in derFolge als Mitgliedund Vorsitzenderdem Editorial Board dervon derGeorg-Friedrich-Händel-Gesellschaft herausgegebenen HallischenHändel-Ausgabean. 1987–1991diente er derGesellschaft als Vizepräsident, 1990–1991zusätzlichals wissenschaftlicherSekretär, und 1991 wurde er zu ihremPräsidentenbestimmt. Im gleichenJahr wurde er als OrdentlichesMitgliedindie Sächsi- sche Akademie derWissenschaftengewählt –eine nur herausragenden Wissenschaftlern zuteil werdende Ehre.Außerdemarbeitete er in vie- lenwissenschaftlichenGremien, Gesellschaftenund kulturpolitischen 42 Ve reinenmit, so u.a. im Präsidium desLandesmusikrats Sachsen-Anhalt e.V. und im Board of Directors of the International Musicological Society. We mdiese Aufzählung seinerwichtigstenÄmterund Ve rdienste das Persönlichkeitsbild eineseinseitig interessierten, vielleicht sogar »verbissenen« wissenschaftlichenArbeiters suggeriert, befindetsichim Irrtum.Bernd Baselt beeindruckte auchdurchseine Musikalitätund die Fähigkeit, sichohne Zuhilfenahme einesInstruments (selbst hand- geschriebene)Musikaus derPartitur zu erschließen. Er war einvielsei- tig interessierterZeitgenosse,ein sorgenderFamilienvater, einhumor- voller, unterhaltsamerGesellschafterund nicht zuletzt einaufrichtiger Freund, an dessenZuwendung und Hilfsbereitschaft ichmichneben vielenanderennochheute deutlich und dankbar erinnere. Viel zu früh, am 18.Oktober 1993, kurznachseinem59. Geburtstag, erlag er einerschwerenKrankheit.6

5Besonders hervorzuhebenwärenseine praktischenEditionenfür die Opernbühne. 6Nachrufe/Würdigungen(Auswahl): Dean, Winton, Bernd Baselt,aPersonal Tribute,in: Händel-Jb.40/41(1994/1995), S. 5-6. Fleischhauer, Günter, Prof.Dr. phil.habil.Bernd Baselt…,in: Newsletterofthe AmericanHandelSociety VIII (1993) 3, S. 1-2. Hortschansky, Klaus, Vorwort,in: GeorgFriedrichHändel –ein Lebensinhalt :Gedenkschrift fürBernd Baselt (1934–1993), Halle 1995, (Schriftendes Händel-Hauses; 11),S.9-10. Klaus-Peter Koch, BerndBaselt,in: TheCambridge Handel Encyclopedia,hrsg.von Landgraf, Annette und Vickers, David, Cambridge University Press 2009, S. 83. Händel-Mozart-Jugendstipendium im Händel-HausanAnnaZiemer undPaulina Lakomy vergeben

Im vollbesetztenKammermusiksaal des derFirma FrotscherBuchund derStif- Händel-HauseszuHalle übergab der tung derSaalesparkasse.Erstmalig wur- Oberbürgermeisterder Stadt Halle,Herr de diese feierliche Stunde musikalisch Dr.Bernd Wiegand, am 4. Märzdie Ur- gestaltetvon derKammerAkademie kundenfür das Händel-Mozart-Jugend- Halle,die aus denHändendes Oberbür- stipendiumanzweieben17Jahrealte germeisters zu Beginn die Urkunde junge Künstlerinnen. Anna Ziemer, Vio- über die Ernennung zum »Partnerdes line,Schülerin von Herrn Ronny Mau- Händel-Mozart-Jugendstipendiums« solf, und Paulina Lakomy, Querflöte, erhielt.Dirigent derWerke von Händel die von Herrn RalfMielke unterrichtet und Mozart, als Namensgeber desSti- wird, erhieltendiese Auszeichnung auf pendiums, und derJugendsinfonieNr. 2 Beschluss derJury, in derVertreterder von Mendelssohn Bartholdywar der Musikschulender Stadt Halle und des Künstlerische Leiterdes EnsemblesFelix Saalekreises, derDirektor derStiftung Bender. 43 Händel-Haus, und die Mäzene vertre- tensind.Mit demStipendium wird den Preisträgerinnen die Te ilnahme an den Austrian Master ClassesinSchloss Zell beiSalzburg in diesemJahr ermöglicht. Gestiftetwerdendie Preisgeldervon

OberbürgermeisterDr. Bernd Wiegand übergibt Anna Ziemerdie Urkunde

Paulina Lakomy wird beiihremPreisträgervortrag am Flügelbegleitetvon Robert Bily (Händel-Mozart- Stipendiat 2011) DieKammerAkademieHalle –das Orchestermit dem Bündnis derGenerationen

ConstanzeWehrenfennig

Musikverbindet uns mitunsichtbaren Fäden Als festerBestandteil deskulturellenLebensjeder Gesellschaft ist die Musik gleichzeitig Kommunikation über die sprachliche Ebenehinaus. Sie verbindetinihrenvielfältigstenFormen Menschenunterschiedli- cher Herkunft und verschiedenerGenerationen. Das Erlerneneines Instruments eröffnetjedem Menschendie Möglichkeit, sichaktiv und individuell musikalisch auszudrücken. Um die musikalische Ausbil- dung jungerMusiker in vielfältigerArt und We ise praxisorientiert zu fördernund zu begleiten, gründete sich2010 die KammerAkademie Halle. Nachwuchstalente aus Sachsen-Anhalt, Musikstudentenund Musikerder StaatskapelleHalle bilden dafürals kooperierendesEn- 44 semble derStaatskapelle Hallegemeinsam einKammerorchester. In regelmäßigenProbenphasenerarbeitendie ca.25Streichergenerations- übergreifend gleichberechtigt ihre vielfältigen Konzertprogramme.Je nachProgramm kann die KammerAkademie HalleauchdurchBläser bzw.andere Orchesterinstrumente erweitert werden. Als langfristige Bildungsaufgabeangelegt, strebt die KammerAkademie Halle zugleich denAufbau einerOrchesterakademie in Ankopplung an die Staatskapel- le Halle an.Dafürschreibt die KammerAkademie Förderstipendien aus.Das Stipendium richtetsichanMusikstudentenimAltervon 18-24 Jahren, die ihre musikalischhochqualitative Ausbildung vornehmlich in SachsenAnhalt erhaltenhaben,und diese nun an verschiedensten MusikhochschulenDeutschlands fortsetzen. Bestandteil desStipendi- umsist nebendem MusizierenimOrchesterder KammerAkademie auchdie Te ilnahme an verschiedenenProjektender Staatskapelle Halle. Die Auswahl und Aufnahme von jungen erstklassigenMusikern in dasKammerorchester trägt dazubei,die KammerAkademie Halle weiterzueinemKlangkörper von höchstemNiveau zu formen, derin seinenKonzertenund Projektendie Staatskapelle Halle und die vielsei- tige musikalische Ausbildung in denMusikinstituten Sachsen-Anhalts landesweit und überregional repräsentiert.Das gemeinsame Einstudie- render Musikwerke durchProfis und junge MusikeraneinemNotenpult ermöglichteine direkte We itergabeberuflicher Erfahrung durchdie Musikerder Staatskapelle Halle und erhält im Gegenzug musikalisch jugendliche Dynamik und Spielweise.Diese zweiKomponentenformen das Klangbild derKammerAkademie Halle.BesonderenWertlegtdie KammerAkademie auf intensiveArbeitinverschiedenen kammermu- sikalischenBesetzungen, wie Streichtrio und -quartett.Eine Zusam- menarbeitverbindetdie KammerAkademie auchmit demEnsemble Impro2des neuentheaters Halle,der Musikbühne Mannheim und der Komponistenklasse Halle.Aufführungenmit demKinderchor Halle,der HalleschenKantoreiund demUniversitätschor Halle bereichern ihre Konzerttätigkeit.Neben derZusammenarbeitmit bekanntenSolisten, wie beispielsweise TimMead(Countertenor)bietetdas Orchestermit seiner Te ilnahme am 3. Musikfest »Unerhörtes Mitteldeutschland« auchjungenSolistenwiedereine Plattform.Unterstützt und gefördert wird die KammerAkademie besonders durchden Chefdirigentender Staatskapelle Halle Karl-Heinz Steffens, dersichdem Orchesterbe- reits als Solistzur Ve rfügung stellte.Erwird im Konzert derKammer- Akademie am 28. Mai 2013 in derAula derUniversität Halle das Dirigat übernehmen. Offen für alle Musikrichtungenund andereKunstbereiche, wie Tanz und Theatermöchte die KammerAkademie nicht nur eigene Ta - lente fördern, sondern durchinteressante Konzert-und Theaterprojek- te vor allemdie junge Hörerschaft ansprechen,gewinnenund begeis- 45 tern unddamit dasallgemeine Bedürfnis nachund das Ve rständnis für Musikinder Gesellschaftstärken.Die KammerAkademie Halle ist Partnerdes Händel-Mozart Jugendstipendiums. MusikalischerLeiterder KammerAkademie ist Felix Bender, der- zeit KapellmeisteramNationaltheaterWeimar.

www.kammerakademie-halle.de

Dereingetragene Ve rein »KammerAkademie Halle«ist Mitglieddes »Freundes- und Förderkreisesdes Händel-HauseszuHalle e.V.« Senioren-Kolleg –nicht nurfür Senioren

KarinZauft

Musikliebhaber,die sichgernindie inte- Es war nur eine Thematik von vielen; ressantenZusammenhänge verschiede- denn derinhaltlicheRahmender Ve ran- nerMusikstile bzw.Musikepochenver- staltungenist bewusst sehr weit gefasst. tiefenund sichüberunterhaltsame Ve r- Er umfasst nahezu alle Epochen der mittlungund genussvollesHörender Musik- und Theatergeschichte;und schöpferischenErkundung einzelner Händelist darineine willkommene und Komponistenhingebenwollen,treffen kostbare Rarität. Kein Themawurde in mit Sicherheit zur richtigenZeitauf den denvergangenenJahrenmehrmals an- richtigenOrt, wenn monatlichimschö- geboten. Fast jedesaberintegriert Ve r- nenKammermusiksaal deshalleschen bindungenund knüpft Zusammenhänge Händel-Hausesdas »Seniorenkolleg« mit entwicklungsbedingtenParallelen 46 stattfindet.Dabei ist es gleich, ob sie in Kunst und Geschichte. Ungestillte nun nochjung an Jahrensind oderdoch Sehnsucht nach märchenhafterPoesie – schon im »gereiften« Alterstehen. Denn KönigLudwigII. im Banne Richard Wa g- die so genannten »Kollegs«imHändel- ners –solautetebeispielsweise das The- Haus sind nichts wenigerals akademisch ma derVeranstaltungimFebruar 2013. ausgerichtete »Lehrveranstaltungen« Derdarauffolgende Vortrag im März nur für die »älterenSemester«. stand unterdem Titel DerZaubervon »Man kommt mehr oderweniger Sanssouci –Musik zwischen Machtund nichtsahnend ins Händel-Haus und er- luxuriöserIdylle. Beideschlagendie Brü- lebt so etwas:eine Ve ranstaltung von ckezur übergreifendenThematik der erlesenemGenuss mit seltenenund her- wissenschaftlichenKonferenz derdies- vorragendenmusikalischenAufnahmen, jährigenHändel-Festspiele im Juni 2013. mit beziehungsvollenBildern, unterhal- Eine solche inhaltliche Ve rnetzung, in tend, charmant und kenntnisreichge- die zwangsläufig die besonderenJahres- führtvon sachkundigerweiblicher tage –etwa das diesjährige Ve rdi-und Hand…«, so äußerte sichvor nicht allzu Wagner-Jahr –eingebunden sind, garan- langerZeitein Besucheraus Dresden, tiertnicht nur eine aktuelle und farbige derreinzufälligerWeise als Tourist in Vielfalt derzubetrachtendenmusikali- das Kolleghinein geratenwar.Das Wir- schenGegenstände.Sie gewährtauch kendes Dichters HeinrichBrockes eine uneingeschränktreichedramatur- standaktuell auf demProgramm;u.a. gische Gestaltung.Dennhierin liegt erklangendie neun deutschenArien zweifellosein Schlüsselzuwohl jedem von Georg FriedrichHändel. Erfolg versprechendenVortragskonzept: Auf das Publikum zuzugehen,Interes- Haus als einZentrum desMusiklebens sierte jeglicherHerkunftund Vorbil- ihrerStadt im Bewusstsein bestätigt. dung in wohl überlegterdidaktischun- Einesaberscheint besonders wert- terschiedlicherWeise anzusprechen,zu voll: die offenkundigeBegeisterung und fesseln und vor allememotional zu be- Zustimmungvonseitenjener,die bis- geistern.Dazu dienennicht zuletzt die lang mit klassischerMusik eher weniger klingendeMusik unddas entsprechen- vertraut waren. »Bis jetzt bin ichaus dem de bzw.ergänzende Bildmaterial. Konzertsaallieberhinaus gegangen, Seit 1998 gibt es das Seniorenkol- wenn Musik etwa von Claude Debussy legschon am Händel-Haus; und es er- gespielt wurde,jetzt, nachIhremVortrag, freut sichnachwie vor außergewöhnli- höre ichdas ganz andersund verlasse chen und wachsendenZuspruchs. bestimmt nicht wiederden Konzertsaal Eigentlichgehen die Anfänge der beiAnkündigungdiesesKomponisten«, Vorträge zurückbis in das Jahr 1971.Seit- so erst kürzlichdie Meinung einerBesu- demnämlichgenießt die Autorin das un- cherin. schätzbare Ve rgnügen, in Händels Ge- Und was kanneinemambitionier- burtshaus eineminteressiertenPublikum tenMusikwissenschaftlerBesserespas- Musik in eineralle Genresumfassenden sieren, als wenn es ihm sichtbar gelun- Vielfalt und in attraktiven Aufnahmen genist,die Brückezuschlagen zwischen erläuternd und unterhaltsamnahe zu demKunstwerk und demHörer, wenn bringen. Anfangs–damals nochunter er Türenbzw.Ohrenöffnetfür die Mu- 47 derDirektion deserstenHändel-Haus- sik jeglicherStile und Zeitepochen! Direktors Konrad Sasse –hießendie Insofern seiandieserStelle derDi- Ve ranstaltungen»Studio-Abende«, spä- rektion derStiftung Händel-Haus Dank ter–organisiert von derSenioren-Bera- gesagt für die gegebenenMöglichkeiten tungsstelle derStadt –»Meisterklasse der und für das Ve rtrauen, eineigenständi- Musik«;mit demFreundes- und För- gesinhaltliches Konzept zu entwickeln, derkreis desHändel-Hausesals Träger konsequent verfolgenund ausbauenzu nanntensie sich»Seniorenseminare«, bis können. Allenden zahlreichen Besu- sie nunmehr, getragen von derStiftung chernder Seniorenkollegs –in- und au- Händel-Haus selbst, als »Seniorenkollegs« ßerhalb desFreundeskreises–sei ge- desHändel-HausesihrenRuf auchüber dankt; denn sie sind es vor allem, die HallesGrenzenhinaus verbreiten. immererneut motivierenund inspirieren. Nur zu oft kommenBesucheraus Und wenn sichbis heute so etwas wie allenLandesteilen, und nicht seltenbe- eine unerschütterliche »Fan-Gemeinde« kundensie ihre Freude und ihre Aner- gebildethat,sobesagt dieskeineswegs, kennungüberdas Erlebte.Sogar eine dass auchinZukunft die Türennicht of- Doktorandin aus Würzburg griff kürzlich fenstündenfür Musikliebhaber allerAl- »unser« SeniorenkolleginihrerArbeit tersstufen. als Dokumentationsmaterial auf.Aber Vornunmehr schon siebenJahren selbst zahlreicheHallenserfandenund zog das MitgliedunseresFreundes- und findendurchdie Kontinuitätder Senio- FörderkreisesDr. Isolde Waltherein Re- renkollegs immeraufs Neue das Händel- sümee: »Ich komme seit Jahrenhierher. Die Ve ranstaltungen sind sehr gut ange- EintrittskartenimPreis von 2,-Eurosindu.a.im legt,und ichmusssagen, sie werdenvon Vorverkauf an derKasse desHändel-Hauseserhältlich. Die monatlichenThemenund die Te rmine können Jahr zu Jahr schöner.«–Nun, wenn das demJahresprogrammdes Händel-Hausesentnommen kein Anspornist!Die Suche nachnoch werdensowie demInternetwww.haendelhaus.de vielen interessantenThemenfällt ange- Darüber hinaus existiert eingesondertes sichts solcher lobenderWorte keines- Informationsblatt, das an derRezeption des wegs schwer. Händel-Hauseserhältlichist.

Wirtrauern um unsere Mitglieder

Albert Rott 21. 03. 1927 –23. 12.2012

Heinz Pfersdorff 27.10. 1924 –04. 04. 2013

Hans-UlrichHerold 11. 08. 1921 –13. 04. 2013

DenEhepartnern und allenFamilienangehörigenund Freunden derVerstorbenen übermittelt derVorstandimNamenallerMitglieder des»Freundes- und Förderkreisesdes Händel-HauseszuHalle« aufrichtigesBeileid und Mitgefühl.

Wirwerdender Ve rstorbenen ehrend gedenken.

DerVorstand des»Freundes- und Förderkreisesdes Händel-HauseszuHalle e.V.«

(Mitteilung nachInformationenandie Redaktion) Interviewmit Herrn Klaus-Jürgen Kamprad, Verlagsleiter

Mitt: Herr Kamprad, vor wenigenWo- einemStudium derMusikwissenschaf- chen ist Ihr Ve rlag mit demInternational tenGründereinesVerlags zu werden? Classical Music Award (ICMA)2013 in KJK: Vielleicht eine Portion Unerfah- derKategorie »BestCollection«für die renheitund die große Lust am selbst- Einspielung allerBruckner-Sinfonienmit ständigenGestalten;die Musikwissen- demGewandhausorchesterunterHer- schaftbliebund bleibt mir ja in vielen bert Blomstedt ausgezeichnetworden. Projektenerhalten. HerzlichenGlückwunschzudieserEh- Mitt: Sie sind nicht nur Eigentümerder rung.Mit IhremLabel querstand haben Ve rlagsgruppe Kamprad, sondern auch Sie u.a. bereits 2005 denEcho-Klassik- selbst im Ve rlag aktiv. We lche Aufgabe Preis erhalten. WasbedeutenIhnendie- haben Sie,welcheAufgaben delegieren 49 se international renommiertenPreise? Sie an Ihre Mitarbeiter? KJK: Preise und Anerkennungensind KJK: Fürdie einzelnenBereicheder sehr liebenswerte Indikatorendafür, Ve rlagsgruppe stehenzuerst die ent- dass mansichnicht auf demHolzweg sprechendenMitarbeiterinder Ve rant- befindet, und darüber hinaus sind sie ef- wortung.Ich versuche vor allemdie fizient und wichtig in derinternationa- strategische Ausrichtung unsererPro- lenmedialenWahrnehmung. dukteund Dienstleistungenzuhinter- Mitt: Siesind Chefund Eigentümerei- fragenund gemeinsam mit meinem nerVerlagsgruppe,die IhrenNamenträgt. Te am zu entwickeln.Aberinunserer We roderwas gehört zu dieserGruppe? Betriebsgröße ist es unerlässlich, auch KJK: DerVerlag Klaus-JürgenKamprad die unterschiedlichstenTexte –vom als klassischer Musikverlag war der Bookletbis zum We rbetext–imeigenen Ausgangspunktvor fast zwanzig Jahren. Hauszuverfassen. Diesebleiben zu- 1994 habeich dann querstand –das Klas- meist auf meinemSchreibtischliegen. siklabel gegründet. Dannhat es einiger Und letztlichund für denBestandder Jahre desLernens und Arbeitens bedurft, Ve rlagsgruppe wesentlichsind die be- bis ich1999 denE.Reinhold Ve rlag über- triebswirtschaftlichenBetrachtungen nommenhabe. Das jüngsteKind der und finanztechnischen Aktivitäten. Ve rlagsgruppe ist frech ab, die Agentur Mitt: Fürviele Beobachterder »Szene« für Kommunikation und Design. ist es erstaunlich, dass Sie sichmit Ihrem Mitt: VonHaus aus sind Sie Musikwis- Label querstand auf deminternationa- senschaftler. Wiekommt man dazu, nach lenMarkt gegengeradezu übermächtige Konkurrenz behauptenund gut aufge- wesentliche Kriteriumfür die Entschei- stellt sind.Worin besteht Ihr Geheimnis? dung, ob ichein Projektodereinen KJK: Es gibt kein Erfolgsgeheimnis. Künstler ins Labelnehme,ist die künst- Man muss nur mit vielAusdauer, genü- lerische Qualität. gend Ve rstand und etwas Bauchgefühl Mitt: SiesindseitzweiJahren Mitglied an dasglauben,was man macht.Und desBeirats des»Freundes- und Förder- sichdarüber hinaus mit offenemVisier kreisesdes Händel-HauseszuHalle«. demTrend derZeitstellenund stets den We lche Möglichkeitenergebensichfür Erfolg oderMisserfolg über das eigene Sieund andererseits für denFreundes- Herzblutoderdie persönlicheEitelkeit kreis aus dieserMitgliedschaft? stellen. Letztlichentscheidetder Markt KJK: Die Mitgliedschaft im Beirat sehe und nicht derProduzent über denwirt- ichals eine Win-Win-Situation.Einer- schaftlichenErtrag einerEdition. seitswill ichgerndie Erfahrungen und Mitt: Sie gebeninIhremVerlag das Ge- Möglichkeitenmeinerinternational wandhaus-Magazin und weitere Fach- ausgerichtetenAktivitätenindie Arbeit zeitschriftenheraus, wie z.B. Concerto. desFreundes- und Förderkreisesein- We lche Aufgaben hat derzur Gruppe bringenund auf deranderenSeite be- gehörige Reinhold-Verlag? gleite ichintensiverdas musikalische KJK: Im E. ReinholdVerlag findensich undkulturelleGeschehen im Händel- die eher regional im Sinne von mittel- Haus sowie in derStadt Halle. 50 deutschausgerichtetenTitel. Eine enge Mitt: KönnenSie schon etwas zu dem Zusammenarbeitverbindetuns seit vie- CD-Projekt Händel im Händel-Haus lenJahrenmit demThüringischenLan- bzw. Händel in Halle sagen? desamt für Denkmalpflegeund Archäo- KJK: Geradestehenwir am Anfang ei- logie, aber auchimBereich derBilden- nerhoffentlichumfangreichenund an- denKunst bewegenwir uns, es gehören sprechendenEdition.Das Wunschkon- aber auchAltenburgica in das Ve rlags- zept steht, aber ob es so umsetzbar sein spektrum. wird,kann ichnochnicht in vollem Mitt: Noch einmal zu IhremLabel quer- Umfang absehen. Hierbitte ichnoch stand:Sie produzierenmit Spitzenor- um etwas Geduld, bis ichdazu konkret chestern und Künstlern aus demmittel- Stellung nehmen kann. deutschenRaum, aber auchmit Klang- Mitt: We lche Projekte sind in denbei- körpern,die wenigerbekannt sind. Ist denVerlagenIhrerGruppe und im La- das Bestandteil IhrerGeschäftsidee? belgeplant? KJK: querstand soll vor allemein Spie- KJK: In diesemJahr steht vor allemder geldes kulturellenReichtums unserer 300. Geburtstag von Johann Ludwig mitteldeutschenRegion sein, desVer- Krebs im Mittelpunkt unsererAktivitä- gangenenund desHeutigen, derKünst- ten. Mit CD-Aufnahmen, Konzerten, ler, Komponisten, Dichter, Architekten, Schülerwettbewerbenund vielesmehr Orgelbauer–esist einweitesFeld. Da- wollen wir dengroßartigenOrganisten beirichtetsichunserInteresse nicht nur und Komponisten ehren. Im Internetist nachder aktuellenMarktdurchdringung dafür eine Extra-Homepage unter www. desKünstlers oderdes Interpreten. Das krebs300.de eingerichtet, dortfinden sichalle notwendigen Informationen. das Engagement für unserAltenburger Mitt: Bleibt beider ArbeitimVerlag Land als einenwichtigen Bestandteil nochZeitfür einSteckenpferd? desUnternehmerseins an.Und Skat KJK: IchtreibegernSport, spiele regel- spiele ichgern, sogar zweiMal pro Jahr mäßig Volleyball undfahre gern Ski. während einesTurniers. Aber eigentlichseheich meine Arbeit Mitt: SpielenSie einInstrument? auchals mein Steckenpferd. KJK: Ja, Klavier. Mitt: Bleibt nochZeitfür die Familie? Mitt: We lche Musik, welche Literatur KJK: Es wäre einzumindest in Te ilen liebenSie? verschwendetesLeben,wennich für KJK: Ichbin nicht so sehr fokussiert, meinezweiKinder,meine Frau und wenn es um Literatur oderMusikgeht. meine wirklichgroßeFamilienicht ge- Ichhabediesbezüglichein sehr weites nügend Zeit einplanenwürde. Herz und manchmal liebe ichgerade Mitt: EngagierenSie sichinIhrerStadt, das am meisten, womit ichmichgerade in IhrerRegion? SpielenSie als Alten- intensiv beschäftige. burgerauchSkat? KJK: Ichvertrete denStandpunkt, dass Mitt: Herr Kamprad, wir dankenIhnen einerfolgreichesUnternehmen nur in herzlichfür das Gesprächund wün- einemfunktionierendenUmfeld auf schenIhnenweiterschöne Erfolge in Dauerbestehenkann.Daherseheich IhrerTätigkeit als Ve rlagsleiter. 51

Händel-Bildnisse in den Sammlungen der Stiftung Händel-Haus Informationfür dieLeser

Zeitgleichmit diesemHeftder »Mitteilungen« gibtder »Freundes- und Förderkreis desHändel-Hausese.V.« das Sonderheft »Händel-Bildnisse in denSammlungender Stiftung Händel-Haus«heraus.Indieser64-seitigenBro- schüre hat Herr Dr.Edwin We rneralle Porträts,überdie die Stiftungverfügt, zusammengestellt und bearbeitet.

DiesesSonderheft kann gegeneine Schutzgebühr von 5Euroinder Geschäftsstelle desFreundeskreisesim

Edwin Werner Händel-Haus erworben werden(beiVersand zuzüglich Portogebühren). Händel-Bildnisse nachThomas Hudson in denSammlungen derStiftungHändel-Haus

EdwinWerner

1. Das OriginalinHamburg

Kein anderesder relativ zahlreichüberlieferten»authentischen«Port- räts Georg Friedrich Händels hat das »Händel-Bild«von Generatio- nenbis in diezweiteHälfte des20. Jahrhunderts so stark mitgeprägt wie das 1748/49 entstandene Gemälde von Thomas Hudson (1701– 1779). Dazu haben vor allemdie graphischenUmsetzungenbeigetra- gen, die eine größere Ve rbreitung erfuhrenund in ihrenrepräsentati- venAusprägungenauchEingang in die Händel-Haus-Sammlungen fanden.1 Besonders zu Beginn einerweiterreichendenHändel-Renais- 52 sance Ende des19./Anfang des20. Jahrhunderts fandenviele »Kenner« denKomponisten der»Feuerwerksmusik«,aberauchdes »Messias«, in Hudsons Porträtadäquat dargestellt.–Und umgekehrt wirkte dieses »Bild«sicherlichauchauf die Interpretation seinerMusik zurück. Hudson hatte das Porträt (oderzumindest dessenEndversion) wahrscheinlichimAuftrag Händels angefertigt, deresseinenVerwand- teninHalle schenkenwollte.Das scheint FriedrichChrysander(1826 –1901) u.a. aus Berichtenvon Nachkommen derSchwesterHändels erfahrenzuhaben,als er es beiihnenbesichtigte,2 denn Karl Eduard Förstemann (1804–1847) macht zur Herkunft keine Angaben. Er hatte das Gemälde zuvor während seinerRecherchenzum Stammbaum der FamilieHändel beizweiEnkelinnenvon Händels NichteJohanna Friedrike Flörcke in Halle entdeckt.3 Auf Grund seines1844 veröffent- lichtenHinweisesfand Chrysanderdas Bildschließlichbei Dr.med. Senff (eineminzwischennachCalbea.d.Saale verzogenemSohn der vorgenannten und deshalleschenMedizinprofessorsFriedrichKarl Senff) in dessenAuftrageres1869 an HamburgerKunstfreunde für 400 Talerverkaufte. Die komplette Kaufsumme übernahm zunächst derHamburger Kaufmann Friedrich Gültzowmit derOption, das Bild bis zu seinem Tode behaltenzudürfenund danachder Hamburger Stadtbibliothek zu übereignen. So ging das Porträt im Jahre 1883 in denBestand der HamburgerUniversitätsbibliotheküber.4 53

Georg FriedrichHändel Gemälde von Thomas Hudson 1748/49, Öl auf Leinwand, 121 ×100,5 cm signiert (unterhalb derTischkante links): »THudson.Pinxit./1749« (Staats-und UniversitätsbibliothekHamburg, Gemäldesammlung Nr.11)

1Essind insgesamt 36 Bildnisse:ImengerenSinne handelt es sichumdreiGemälde (1 Leihgabesowie BS-I 002 und 083) und 17 graphische Blätter(BS-I 098, 004, 005, Bromleyinder Arnold-Edition, 014,009, 073, 016,024, 003, 075, 006, 023, 021, 017, 096, 007, 095); außerdemein Gemälde und 15 GraphikenimweiterenSinne (BS-I 046, 018,060, 076, 025, 008, 117, 103, 019,084, 116,042, 030, 058, 053, 057). 2Chrysander, Friedrich: HändelsOriginalporträt von Hudson,in: AMZ 4(1869), S. 126–127. 3Förstemann, Karl Eduard: GeorgFriedrich HändelsStammbaum,Leipzig, 1844, S.12:Eshandelte sichumFriederike Louise Du Bignon »und derenSchwester, die verwittweteFrauProfessor Senff«(Henriette Johanne WilhelmineSenff geb. Flörcke). 4Händelund Hamburg: Ausstellung anläßlichdes 300. Geburtstages von GeorgFriedrich Händel; Staats- und Universitätsbibliothek HamburgCarlvon Ossietzky 15.Mai bis29. Juni1985 /[hrsg.von Hans Joachim Marx …], Hamburg, 1985. Ob sichHändelimJahre 1750 wirklichinHalle aufhielt, wie Chrysan- der(wohl u. a. aufGrund einerZeitungsnotiz) vermutete und es seit- herinBiographienzulesen ist, war bishernicht zu belegenund bleibt deshalb zweifelhaft. Ein solcherVerwandtenbesuchwar wohl beab- sichtigt, könnte aber durcheinenKutschen-Unfall beiHaarlementwe- derganz verhindertwordensein, oderdie zuvor geplante Reiseroute musstewegen derverletzungsbedingtenVerzögerung verändertwer- den.5 Über denwirklichenVerlauf derReise wissen wir lediglichvon seinenAufenthalteninHaarlem, Deventerund Hague,woerimBei- sein desPrinzenvon Oranienund derPrinzessin Anne Orgelspielte: Am 15.August 1750 meldete der AMSTERDAM COURANT für den 11. desMonats: »… Derweithin berühmte Händelist dabei, eine Reise zu verschiedenenHöfenDeutschlands und Italiens zu machen.«6 Am 28. August (alsoungefähr eine WochenachseinemKutschen-Unfall) spielt er in HaarlemOrgel7 wie aucham8.September in Loo8 und am 10.September in Deventer.9 Fürdie folgendenzweiMonate verliert sich seineSpur, es ist keine weitere Zeitungsnotizbekannt, was dafür spricht, dass er sichnicht mehr in denNiederlandenaufhielt.Erst am 3. Dezember wird die Öffentlichkeit darüber unterrichtet, dassHändel tags zuvor in derNeuen Kirche von Hague an derOrgelgehört und 54 von denAnwesendengefeiertwurde,10 und am 8. Dezember wird von seinerRückkehr nachEnglandvia Rotterdam berichtet.11 In derZwi- schenzeit wäre also genügend Zeit gewesen, eine ausgedehntere Reise zu unternehmenund auchseine Ve rwandtenzubesuchen. Aber selbst wenn wir eine solche Annahme für wahrscheinlichhalten, wäre damit sein BesuchinHalle weiterhin nicht bewiesen. Abgesehenvon diesbezüglichenSpekulationen, muss das Gemäl- de entwederimReisegepäckHändels oderals Postsendung 1750 oder wenig späterwohlbehalteninHalle angekommensein, denn, hättees sichnochinLondonbefunden, wäre es wohl in einemder späteren Zusätze zu Händels Te stament erwähnt worden. Es verbliebjedenfalls beiNachkommenvon Händels Schwester, die bis 1782 in Händels Ge- burtshaus wohnten, auchnachderen We gzug von Halle. Wirkönnenmit einigerSicherheit annehmen, dass das Porträtim Haushalt von Händels Nichte Johanna Friederike Michaelsen(1711– 1771,Tochtervon Händels SchwesterDorotheaSophia), derenTaufpa- te er bekanntlichwar, aufbewahrt wurde,die das Händel-Haus (ver- mutlichseit1755) mit demRektor derhallischen Universität, Dr.Jo- hann Ernst Flörcke (1695–1762), demsie seit dem6.Dezember1721 angetrautwar, bis zu ihremTode im Jahre 1771 bewohnte.Sie hinter- ließdas AnwesenihrerzweitenTochterDorotheaLuisa(1737–1811), die nochimTodesjahr ihrerMutterden hallischenRatsmeisterFried- richAugust Reichhelm (1727–1782) geehelicht hatte.HierimHändel- Haus wäre das Bild wahrscheinlichauchverblieben, hätte Reichhelm seine Pläne verwirklichenkönnen, das Haus »zueinemfortdauernden Denkmal desberühmtenManneszuweihen…,wennernicht durch einenplötzlichenTod wäre übereiletworden.«12 So aber musste die Witwe das Haus verlassen, das 1783 versteigert wurde.Das Bild gelang- te offenbar zu ihrerzehnJahre jüngerenSchwesterJohanne Friederike, verheiratete Du Bignon,bei derenTöchtern es KarlEduard Förste- mann gesehenhatte. –Der Öffentlichkeit war diesesPorträtjedoch nicht zugänglich, wodurchsicherklärt,dass lange Zeit nachder Vorla- ge für die weit verbreitetenSchabkunstgraphikenvon John Faberund Andrew Millervergeblichgesucht und ersatzweise einanderes(anony- mes) Porträt dafür auserkorenund diesesdann folgerichtig Thomas Hudson zugeschriebenwurde,denndie Stecher hattenjaHudson als SchöpferihrerVorlage angegeben.13 –ImNachhinein und in Kenntnis des»richtigen«Gemäldesist es natürlich einfachfestzustellen, dass die genannten Graphikenmit Ausnahmeder Physiognomie nicht vielmit diesemPorträt zu tun haben.

Fortsetzung im nächsten Heft

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5IneinemBericht von THEGENERAL ADVERTISER am 21. August 1750 heißt es: »Mr. Handel, who went to Germany to visit his Friends some Time since,and between the Hague and Harlaemhad the Misfortune to be overturned, by whichhewas terribly hurt,isnow out of Danger.«–Zit.nach Händel-Handbuch,Bd. 4, 1985, S.442. 6Vgl.Richard G. King: Handel’s Travelsinthe Netherlands in 1750,in: MUSIC & LETTERS 72 (1991),S.373. 7Ebd., S. 373. 8The Whitehall Evening-Post; Or, London Intelligencerno. 714, Thursday 6–Saturday 8September 1750. 9King a. a. O., S. 374. 10 Ebd. 11 Ebd. 12 Wiener Theaterzeitung vom 22. Oktober 1806. –Zit.nach (Leipziger) Allgemeine Musikalische Zeitung 2(1867), S. 251. 13 Vgl.Simon, S. 42 f. –John F. Kerslake (früherNational Portrait Gallery, London) vermutete,eskönne von deminLondon arbeitendenFrancis van derMyn (1719 –1783) gemalt gewesensein. (J.F.Kerslake: Early Georgian Portraits, 1977,S.125 f.). Submentales Fettgewebe beiGeorg FriedrichHändel*

ChristophRink

BeiseinensubtilenBeschreibungen und Analysenvon Händel-Port- rätsbezieht sichder weithinanerkannte Kennerder Händel’schen Iko- nografie Edwin We rnerneben Daten zur Provenienz in besonderem Maße auchauf physiognomische Merkmale,wie Gesichtsschnittund Kopfform sowie (wenn sichtbar)auf Gestaltvon Ohr und Ohrläpp- chen.1 Das auffällige »Mal«auf derlinkenWange desKomponisten spielt dabei für die Entscheidung, ob das vorliegende Porträt tatsäch- lichHändeldarstellenkönnte,stets eine besondere Rolle,auchwenn es gelegentlichinseitenverkehrterDarstellung erscheint.2 Dagegen findetein interessanter, medizinischbedeutungsvoller Befund im Zu- sammenhangmit derbildnerischenDarstellung desGesichts des Komponistenauchinder Literaturkaum eine Würdigung, so auch 56 nicht beider ausführlichenBesprechung derGemälde von Dahl3 und Heins4:die Ausprägung von submentalemFettgewebe.Allerdings hat Bernd Baselt in seinemEinleitungsvortrag zur Wissenschaftlichen Konferenz derInternationalenHändelgesellschaft 19935 daraufhinge- wiesen: »Ein wenigerschmeichelhaftesMerkmal stellt Händels un- übersehbares Doppelkinn dar –und das zeigennun sämtliche Maler genüßlichinallenPorträts derverschiedenenAltersstufen.«6 AuchUl- rike Krenzlin vermerkt zehn Jahre später beider Beschreibung des Händel-Denkmals von Louis François Roubiliac 1738, dass »die ge- polstertenWangen[…] in einDoppelkinn über[gehen]«.7 Unter»submentalemFettgewebe«ist eine Ansammlung von Fett unterdem Kinn einesMenschenzuverstehen. Zu dieserFettansamm- lung kommt es unabhängig von einemmöglichenÜbergewicht, wie es beiHändelspätestens seit 1720 außerdemvorgelegenhat.Ursächlich könnengenetische Faktoren, aber auchLebensstil (Händel war der Überlieferung nachein großerEsser –und Trinker8)und dernatürliche Alterungsprozesssein. Dieses»Doppelkinn«kann besonders beischlan- kenMenschenals störend, gar als belastendempfundenwerden. Bei adipösen, also fettsüchtigenMenschenfügt sichdiesesDoppelkinn aus derSicht desBetrachters eher problemlosins Gesamtbild derGestalt ein, wie es beim älterenHändelder Fall gewesenseinmag.Therapeu- tische Ansätze heutzutage sind vordergründig chirurgischerNatur, da Gewichtsreduktion keinenErfolg bringt: man saugt das Fett ab oder entfernt es operativ. Nichtchirurgische Behandlungsverfahrenwerden gegenwärtig in Studiengeprüft.ZuHändels Zeitenwarensolche Be­ handlungsmöglichkeitennochnicht gegeben, so dass das Doppelkinn gleichsam zu Händels Gesicht gehört.

Michael Dahl (?) John Theodore (1656–1743): Heins (1697–1756): HändelimAlter HändelimAlter von etwa 30 Jahren von etwa 35 Jahren

Bildausschnitt Bildausschnitt derKinnpartie derKinnpartie

Folglichfindetsichauf allenbildlichenDarstellungen,9 auchauf Dar­ stellungendes jüngerenHändel, diesesDoppelkinn (imPorträt von Dahl ist Händelwohl kaum älterals 30 Jahre). 57 Sehr interessant ist in diesemZusammenhang das Bildnis von Georg Händel, desMeistersVater, auf dembei demsonst eher hageren Manne sehr deutlichein Doppelkinn auszumachen ist.DiesesDoppel­ kinnbei Georg Händelbesteht, obwohl das Wangenfett unterhalb des Jochbeins (des Wangenknochens), dersog.Bichat’sche Fettpfropf,

*Für die Durchsicht desManuskripts und die ikonografische Beratung dankt derAutor Herrn Dr.Edwin We rnerherzlich. 1Edwin We rner, GeorgFriedrich Händel in bildlichenDarstellungen, in: Händel-Jb. 54 (2008), S.379–415. 2Wie z.B. für die Grafik von Jacobus Houbrakenbeschrieben, ebd.,S.388. 3Edwin We rner, EinPorträtdes jungenHändel in seinem Geburtshaus,in: Mitteilungen 1 (2012), S. 46–50. 4Edwin We rner, DasHändel-Porträt von John Theodore Heinsimhalleschen Händel-Haus,in: Mitteilungen 2(2012), S. 28–35. 5»GeorgFriedrichHändels Krankheitenund Tod–NeueMedizinhistorische Erkennt­ nisse«. Wissenschaftliche Konferenz derGeorg­Friedrich­Händel­Gesellschaft im Rahmender Händelfestspiele 1993. Wiss.Leitung: Bernd Baselt und Christoph Rink. 6Bernd Baselt, GeorgFriedrich HändelsGestaltund äußeres Wesen,in: Händel-Jb. 40/41 (1994/1995), S. 13–22. 7Ulrike Krenzlin, »…whereHeav´nborn Flora reigns, &Handel warbles Airsdivine´.« Überdas Verhältnis von Bildhauereiund MusikamBeispieldes Händel-Denkmals von Louis-François Roubiliac (1702–1762), in: Händel-Jb. 49 (2003), S. 163–177. 8Darauf hat schon dererste Händel­Biograf John Mainwaring 1760 hingewiesen. 9Eine Abbildungsübersichtüberdie wichtigstenPorträts Händels findetsich beiWerner2008 (s.Anm.1), S.402 f. fehlt.Die Wangensind »eingefallen«,was auf eine bestehende ernäh- rungsbedingte Mangelsituationhinweist, d. h. diesesDoppelkinn bei VaterHändelhat sichohne eine vorliegende Adipositas (Fettsucht) ausgebildet. Es könnte alsodurchaussein, dass beiGeorg Friedrich eine genetische,vom Vaterherrührende Ve ranlagungzum Doppelkinn bestand.

Johann Jacob Sandrart: Georg Händel, wohl im Altervon 55 Jahren (Stich, Ausschnitt)

Das sog.»Chandos-Portrait«zeigt Händelohne Perücke,aberdas Doppelkinn istbei demhierwohl nochetwas schlankeren, jungen Mann mit nochnicht so gewaltigem, adipösenKörper, wie ihn die Bil- derimbesserenAlterzeigen, gut auszumachen. 58

James Thornhill (?) Georg Andreas (1675–1734): Wolfgang d. J. »Chandos-Portrait«, (1703– 1745): HändelimAlter HändelimAlter von ca.30Jahren von 46 Jahren

Über zehn Jahre später, auf demGemälde von Wolfgang d. J.,hat Hän- delganz offensichtlichanGewicht zugelegt, das Doppelkinn ist nun nichtmehrzuübersehen–die alimentäre Komponente addiert sich zur genetischen. Sehr wahrscheinlichhat Händeldem seinerzeitberühmten und nichtnur in höchstenLondonerKreisenals Porträtmalergeschätzten Balthasar Denner(1685–1749) für dessenHändel-Bildnis von 1727/ 1728 Modell gesessen, so dass diesesBild als besonders authentisch anzusehenist.10 Hierhat derfür die exakteGenauigkeit derWiederga- be desPorträtiertenberühmte Dennerdas Doppelkinn Händels sehr deutlich dargestellt, auchwennUte Mannhardt feststellt, dass Denner »diese optische Schwäche [...] zwar andeutet, aber nicht betont«.11 Gipsbüste (Ausschnitt) von G.F. Händel vermutlichvon John Balthasar Denner oderHenry Cheers (1685–1749): (oderaus deren Ausschnitt aus We rkstatt) demHändel-Bildnis nachL.F.Roubiliac von1727/1728 (1702–1762)

Auchauf derGipsbüste,die das Händel-Haus kürzlicherwerben konn- te,12 ist das Doppelkinnerkennbar. Aufschlussreichist die Darstellung desGesichts desalten, (nahe- zu)erblindetenHändeldurchThomas Hudson 1756, also dreiJahre vor Händels Tod.13

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Thomas Hudson, G. F. Händel, 1756

Die ins LeereblickendenAugen14 gebendem Gesicht nunmehr einen resignativen Ausdruck, derdurchdas fehlende Wangenfett, den Bichat’schen Fettpfropf, nochverstärkt wird.Das Fehlendieses Bichat’schenFettpfropfes, derdem Körperals »Reservefett«dient,

10 Vgl.Edwin We rner, DasHändel-Porträt vonJohn Theodore Heins (s. Anm.4), S. 28–35. 11 Ute Mannhardt, Balthasar Denner. Die Studienköpfe alter Frauen und Männer, Magisterarbeit, Johann-Wolfgang Goethe-UniversitätFrankfurt am Main, 2008,S.24. 12 Vgl.Edwin We rner, Einneuesrealitätsnahes PorträtG.F.Händels im Händel-Haus in Halle,in: Mitteilungen1(2011),S.25–28. 13 Vgl.Wolfgang Schenkhuhn, Zwischen Repräsentation und Selbstdarstellung –die späten Händelporträts vonThomas Hudson,in: Händel-Jb. 49 (2003), S. 193–210.Dass Händel, wie Schenkhuhn schreibt (S. 208), zum Zeitpunkt derEntstehung diesesBildes1756 bereits erblindetwar, muss relativiert werden, wie ManfredTost bereits 1994 anmerkte.Vielmehr seiein »Restsehvermögenbis in das Jahr 1757,möglicherweise auchlänger, anzunehmen« (ManfredTost, Händels Augenleiden im Spiegel der Ophthalmologiedes 18.Jahrhunderts,in: Händel-Jb. 40/41(1994/1995), S. 81–93). 14 Händelhatte sich1751und 1752 zweierAugenoperationenunterzogen, die ihm aber die volle Sehkraft seinerAugennicht wiedergebracht haben. Die gefährliche Star- operation desKurpfuschers ChevalierJohn Tayler, der1749Johann Sebastian Bach mit fatalenFolgenamgrauenStar operiert hatte,überstand Händel1758. wird einHinweisauf eine (wenigstens)alimentäre Mangelsituation sein.Das submentale Fettgewebe ist aber unverändert zu erkennen– wie 80 Jahre früherbei seinemVater. Auchdie späte Plastikvon L. F. Roubiliac aus Händels Todesjahr1759 zeigt die eingefallenenWangen. Das Doppelkinnist dessenungeachtetvorhanden. Da eine photografische Abbildungvon Händelnicht möglichwar (die erstenDaguerreotypien15 datierenbekanntlichetwa100 Jahre spä- ter),sind wir freilichauf die bildnerischenDarstellungenvon Händel angewiesen. Die außerordentliche Berühmtheitdes Meisters schon zu (frühen) Lebzeitenhat dazu geführt, dassuns zahlreiche Gemälde und einige Skulpturenüberkommensind.16 Keinerder Künstler, Malerwie Bildhauer, hat versäumt, das Doppelkinn desPorträtiertendarzustel- len. Selbst 200 Jahre nachdem Tode desKomponistenist diesesDop- pelkinn als »physiognomischesMerkmal«zum Beispielindie Darstel- lung desBildnissesvon Händelenprofil auf dervon Gerhard Lichten- feld 1959 geschaffene Medaille zum Händelpreiseingeflossen.17 Erst jüngst, im Mai 2012,wurde das neue Logo derHändel-Festspiele Halle deshalleschenKünstlers Till Brömme präsentiert.Auchhierfindet man –Händels rechtsseitigesProfil im Schattenriss–das Händelsche Doppelkinn, sichandie untere Mondsichel anschmiegend. 60

GerhardLichtenfeld (1921–1978): Medaille zum Händelpreis Till Brömme: desRatesdes Bezirks Logo derHändel- Halle,1959 (Ausschnitt) Festspiele,2012

Wieeinerseits dasDoppelkinn zurPhysiognomie Händels gehört, scheint es offenbar umgekehrt auchsozusein, dass das Vorhandensein ausgeprägten submentalenFettgewebeszugleichals einesder Argu- mente für die ZuschreibungeinesGemäldesodereinerBüste zur Per- son Händelverwendetwerdenkann.

15 Louis JacquesMandé Daguerre (1787-1851) entwickelte sein nachihm benanntes photografischesVerfahrenimJahre 1839. 16 Bernd Baselt formuliert sogar: »KeinandererKomponist dergesamteneuropäischen Musikgeschichte ist wohl so oft porträtiert wordenwie unserMeister.« (Bernd Baselt 1994/1995 (s. Anm.6), S.16). 17 Christoph Rink, Chronologie desHändelpreises,inMitteilungen 1(2012), S. 21. Verein STRASSEDER MUSIK*würdigt Komponistenjubiliare beim3.Musikfest Unerhörtes Mitteldeutschland

Grit Gröbel

Bereits zum dritten Mal veranstaltetder Solistenensemble Virtuosi Saxoniae ist Ve rein STRASSE DERMUSIK das eine von insgesamt 14 Ve ranstaltungen Musikfest UnerhörtesMitteldeutschland. im Rahmendes Musikfests und steht »AuchindiesemJahr betätigenwir uns unterdem programmatischenTitel»Un- als »Musik-Archäologen« und graben erhörte Komponisten«.Esfindetam seltene,aberimmerhörenswerte Meis- 4. Juli 2013 in derMarktkirche in Halle terwerke aus«, betont derInitiator und (Saale)statt. Ve reinsvorsitzende DanielSchad.Den DerVerein STRASSE DERMUSIK reizvollenSchwerpunkt desMusikfests, will einenBeitrag zur Entdeckung und das vom 28. Juni bis 7. Juli 2013 stattfindet, weltweitenVerbreitungdes musikalischen bildendiesmal die Bläser. Trompeten- Erbes in Sachsen, Sachsen-Anhalt und glanz,Hörnervariationen,Bläserquin- Thüringenleisten. Seit seinerGründung 61 tette oderKlarinettenklänge sind zu er- Ende 2009 hat derVereinbereits zu über lebenmit hochkarätigenSolistenund 1270 Komponisten an mehr als 300 Or- Ensembles. Aber auchder Gesang, die tenindieserRegion recherchiert.Auch Orgel, das Klavier- und die Streichins- die Würdigung vonKomponistenjubila- trumente haben ihrenStellenwert im renist Inhalt desMusikfests. In diesem Programm. Jahr sind das FriedrichWilhelm Zachow Schirmherr für das 3. Musikfest Un- (350. Geburtsjahr), Franz Danzi (250. Ge- erhörtesMitteldeutschland ist Professor burtsjahr),Richard Wagner(200. Geburts- Ludwig Güttler, derdamit nicht zuletzt jahr)und Christoph Schaffrath (250. To - seineWertschätzung desVereins zum desjahr). Ausdruckbringtund demjungen Mu- sikfest Gewicht verleiht.DennLudwig Güttler bringt bereits seit den80erJah- reninMitteldeutschlandKompositio- nen, die in Bibliothekenund Archiven Mitteldeutschlands schlummerten, aber sich auch durchKriegswirrenbedingt teilweise in Budapest, München,Lund, 14 Konzerte an 14 Orten in Mitteldeutschland Informationenzum Kartenverkauf sowie ausführliche BrüsseloderananderenOrteninKopie ProgramminformationenerhaltenSie über die findenließen, deminteressiertenPub- Homepage:www.strasse-der-musik.de likum nahe.Das Konzert mit dem *Der Ve rein »Straße derMusik«ist Mitglieddes SchirmherrenLudwig Güttlerund dem Freundes- und Förderkreisesdes Händel-Hausese.V.« Internetangeboteder Bibliothek desHändel-Hauses

Jens Wehmann

Das Internetbietetdie Möglichkeit, bib- Händel-Bibliographie liothekarische Angebote einemspezia- lisiertenund weltweit verteiltenInteres- Das umfangreiche We rk Georg Friedrich sentenkreis unabhängig vom Ort öffent- Händels hat dennachfolgendenGene- lichzur Ve rfügung zu stellen. Auchdie rationenbis heute zu einerunüberseh- Bibliothekdes Händel-Hauseshat sich barenMenge an Ve röffentlichungenAn- das zunutze gemacht und in denver- lass gegeben, wie z.B. Notenausgaben gangenenJahreneinige besondere An- oderTonaufnahmenseinerWerke,mu- gebote ins Internetgestellt.ImFolgen- sikwissenschaftliche Untersuchungen, densollendie wichtigstenProjekte kurz RezensionenoderauchFilme und Bel- vorgestellt werden. letristik. Mit derHändel-Bibliographie soll versucht werden,alle diese Ve röf- 62 Händel-Opern seit 1705 fentlichungen zu erfassenund in einer Datenbank nachzuweisen. Im Jahr 2010 Seit 2008 steht die einzigartigeHändel- wurde einerster Abschnitt ins Internet Operndokumentation vonManfred gestellt; weitere Abschnitte folgtenseit- RätzerimInternet. Diese Datensamm- her. Inzwischensind etwa 6.000 Daten- lung enthält Angaben zu jederInszenie- sätze über Ve röffentlichungenaus der rung allerHändel-Opern (einschließlich Zeit ab 1980 online zugänglich. Die Da- szenischaufgeführter Oratorien) seit tenbank soll schrittweise rückwirkend demBeginn des18. Jahrhunderts.Erfasst ergänzt werden. sind z.B. derAufführungsort, die Namen http://www.haendel.haendelhaus.de/de/ derbeteiligtenPersonenund Ensemb- bibliografie/ lessowie die Zahlder Aufführungen. Digitalisierte Erst-und Frühdrucke Man erfährt, werwann und wo gesun- genhat, welche Opern häufig inszeniert Die Bibliothekbesitzteinenumfangrei- wurdenund welche dagegenkaum, oder chen Bestand früherHändel-Ausgaben, wie stark die Anzahl derInszenierun- daruntereine Reihe deräußerst seltenen genüberdie Jahre gewachsenist.Das Opern-Erstdrucke wie z. B. Julius Caesar Quellenmaterial (z.B. Programmhefte) (1724), Tamerlane (1724) oder wird in derBibliothekgesammelt.Um (1737). Die Sammlung wurde in denver- diesenBestand zu ergänzen, werden gangenenJahrendurchAnkäufeum Schenkungenvon altenHändel-Pro- eine Reihe bedeutenderExemplare er- grammheftengernentgegengenommen. weitert, z.T. auchdank derfreundlichen http://www.haendel.haendelhaus.de/de/ Unterstützung einzelnerMitgliederdes opern/ »Freundes- und Förderkreisesdes Hän- del-Hauses«.ImJahre2011 wurden46 Drucke digitalisiertund ins Internetge- stellt, wo sie seitdemfür die Benutzung freizur Ve rfügung stehen. Das ist nicht nurfür Wissenschaftlerinteressant.So könnensichHobbymusikerbeispielwei- se an zeitgenössischenArrangements für denHausgebrauch(z. B. Admetus for aFlute,1727) versuchen. http://www.haendelhaus.de/de/bibliothek/ Musikalien_Buecher/

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Bildschirmpräsentation derfrühenHändel-Ausgaben,hier: /Admetus for aflute/, London 1727,Titelseite Autoren

Gröbel,Grit Sehrt, Hans-Georg Dipl.-Journalistin, Geschäftsführende Dr.phil.,Kunsthistoriker,Vorsitzender Gesellschafterinder Agentur signum desKunstvereinsHalle,Halle kommunikation+design, Halle, Presse-und Öffentlichkeitsarbeit im Verein Straße derMusik e.V.,Halle Stöck,Gilbert Dr.phil.,Musikwissenschaftler, Institut fürMusikwissenschaft derUniversität Heinrich, Artie Leipzig, Leipzig Musikwissenschaftler,Bernau Stolzenberg,Jürgen Kobe,Ronald Prof.Dr. phil.,Universitätsprofessor für Graphiker, Händel-Preisträger, Mitglied Philosophieander Martin-Luther- des»Freundes-und Förderkreises Universität Halle-Wittenberg,Stellver- desHändel-Hauses zu Hallee.V.«, Halle tretenderVorsitzender des»Freundes- undFörderkreises desHändel-Hauses zu Ramer-Wünsche,Teresa Hallee.V.«, Halle Musikwissenschaftlerin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin derHallischen Händel- Wehmann, Jens Ausgabe, Institut fürMusik derMartin- Bibliothekar in derAbteilungBibliothek- Luther-Universität Halle-Wittenberg, Archiv-Forschung derStiftung Mitglied des»Freundes-und Förderkreises Händel-HauszuHalle,Mitglied des desHändel-Hauses zu Hallee.V.«und der »Freundes- undFörderkreises desHändel- Redaktion der»Mitteilungen«,Halle Hauses zu Hallee.V.«,Halle 64 Rätzer,Manfred Wehrenfennig, Constanze Prof.Dr. oec.,Händel-Preisträger, Mitglied Musikerinder StaatskapelleHalle, desVorstands undEhrenmitglied der VorsitzendeKammerAkademieHalle e.V., Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft, Halle Mitglied des»Freundes-und Förderkreises desHändel-Hauses zu Hallee.V.«, Halle Werner, Edwin Dr.phil.,Musikwissenschaftler, Händel- Reese, Patricia Preisträger, ehem.Direktordes Händel- Musikwissenschaftlerin, Wissenschaftliche Hauses zu Halle, Ehrenpräsident Mitarbeiterin derStiftungHändel-Haus, desLandesmusikrats Sachsen-Anhalt, Halle Mitglied des»Freundes-und Förderkreises desHändel-Hauses zu Hallee.V.« und Rink,Christoph Mitglied desBeirats, Halle Priv.-Doz. Dr.med.habil., Vorsitzender des»Freundes-und Zauft, Karin Förderkreisesdes Händel-Hauses Dr.phil. habil., Musikwissenschaftlerin, zu Hallee.V.«, Halle Händel-Preisträgerin, Mitglied desVorstands derGeorg-Friedrich-Händel- Schönemann,Heinz Gesellschaft, Mitglieddes »Freundes- Dr.sc. phil.,Kunsthistoriker,ehem. undFörderkreises desHändel-Hauses zu Direktor desMoritzburgmuseums Halle Hallee.V.«,Halle (1958-1968), Stiftungskonservatori.R.der Stiftung PreußischeSchlösserund Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam Hinweise fürAutoren

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65 Impressum

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