P&K-Dossier »Kultur macht stark« , € Mai/ Juni 3 

Zeitung des Deutschen Kulturrates www.politikundkultur.net In dieser Ausgabe: Jörg Asmussen György Dalos TTIP KSK Europas Osten Medien Rosemarie Schwarzwälder Gefährdet das Freihandels- Deutschland, deine Künstler. Aktuell sind alle Augen auf die Wie hält es der öff entlich- Wolfgang Thierse abkommen zwischen den USA Was bringt das neue Gesetz zur östlich gelegenen Länder rechtliche Rundfunk mit der und der EU unsere Kultur? Der Stabilisierung des Künstler- unseres Kontinents gerichtet. Staatsferne? Und: Reaktionen Kulturbereich ist in höchster sozialabgabesatzes? An Europas Grenzen ist viel zum Artikel Billen der letzten und viele andere Alarmbereitschaft. Seite  Seiten  und  im Schwange. Seiten  bis  Ausgabe. Seiten  und  Obrigkeit Untertanen schuldeten ihrer Obrig- keit Gehorsam. Für mich war das im- mer ein Satz aus ferner Vergangen- heit. In einem demokratischen Staat gibt es keine Obrigkeit und natürlich Europas Zukunft schon überhaupt keine Untertanen. Doch in den letzten Jahren über- Wir haben die Wahl. Seiten  bis  kommt mich immer öfter ein Zweifel, ob das eigentlich wirklich so ist. Obrigkeit funktioniert ja nur, wenn sie von den Untertanen letzt- lich anerkannt wird. Aber der Vor- gang ist kompliziert und nicht gradlinig. Jochen Klepper, der von mir hoch verehrte Lieddichter und Schriftsteller, ist für mich eines die- ser komplexen Beispiele. »Könige müssen mehr leiden können als an- dere Menschen«, diesen Ausspruch von Friedrich Wilhelm I. stellte Klep- per seinem literarischen Hauptwerk »Der Vater« voran. Noch einen Tag vor seinem Selbstmord, gemeinsam mit seiner Frau und seiner Stieftoch- ter, traf er den SS-Sturmbandführer Adolf Eichmann, hoff te verzweifelt darauf, dass die Obrigkeit doch noch gnädig ist. Im Mai  hatte Klepper sein neues Haus in Berlin Nikolassee

bezogen. Er, der bereits zwei Jahre PHOTOCASE.COM / FLAME FOTO: zuvor aus der Reichsschrifttumskam- mer ausgeschlossen wurde, baute ein Haus für seine jüdische Frau und Stieftochter und sich selbst inmit- ten eines Wohngebietes vollgestopft mit Nazigrößen. Bestürzt musste er feststellen, dass die Obrigkeit kein Grundlage guter Zukunft Diener im Staat war, sondern ein Raubtier. Nach der Erfahrung durch den Fa- im . Jahrhundert schismus änderte sich das Verhältnis zwischen Untertan und Obrigkeit in Zu Europas politischer Kultur: Was macht Europa aus und was macht Europa stark? Deutschland nicht sofort, aber in den Jahrzehnten letztlich doch funda- Was ist unser Politikverständnis? Was sind unsere Werte? Was ist die Eigenart dieses Kontinents? mental. Doch diese Errungenschaft wird brüchig. Es gibt eine Wandlung WOLFGANG SCHÄUBLE Gerade wegen dieser uns prägenden Eigenarten in den Die Werte, die unsere Gesellschaften und Verfassun- im Staatsverständnis. Wessis und Os- wirtschaftlichen und politischen Mentalitäten und gen prägen, machen uns stark. Was sind die europäi- sis sehen den Staat mit je anderen nser Kontinent unterscheidet sich er- Strukturen ist der Wohlstand in Europa allerdings kein schen Werte? Und woher kommen sie? Augen. Die unterschiedliche Sozi- heblich von anderen Kontinenten: Er ist Selbstläufer. Wer viel soziale Sicherheit will, muss Europa macht eine immense kulturelle und religi- alisation ist prägender als viele es dichter besiedelt als andere. Er hat weniger dafür besonders viel erwirtschaften. Wer bestimm- öse Vielfalt aus – heute und immer schon. Auch der wahrhaben wollen. U Rohstoff e und Energiereserven als andere. te Risiken scheut, muss woanders umso besser sein. Islam gehört seit dem siebten, achten Jahrhundert Künstlern wird gerne eine beson- Er hat eine schwierigere demografi sche Entwicklung. Wer tragfähige Einigungen unter vielen Beteiligten dazu. Zugleich können wir sagen: Es ist vor allem dere Distanz zur Obrigkeit nach- Es herrscht in Europa ein viel höheres Sicherheits- national wie europäisch erreichen will, braucht dafür gesagt, doch das ist ein Märchen. bedürfnis. Wir haben in Europa eine deutlich höhere eine besondere Konstitution – im politischen, allzu Gerade haben nicht wenige russi- Sozialleistungsquote im Verhältnis zum Bruttoin- oft aber auch im physischen Sinne, wenn man an die Europa macht eine immense sche Künstler ihre Verehrung für landsprodukt verglichen mit anderen großen Indus- dafür notwendigen, langen, oftmals nächtelangen Putin wegen seines Handelns in der trienationen. Gerade auch wir Deutsche haben ni cht Verhandlungsrunden denkt. In unseren Gesellschaften kulturelle und religiöse Vielfalt Krim-Krise kundgetan. Doch das ist viel für »Sozialabbau« übrig. Und besonders risikoaffi n kann Fortschritt nur auf durch und durch überzeug- aus – heute und immer schon beileibe kein russisches Phänomen. in Bezug auf neue Technologien sind wir Europäer ten Mehrheiten beruhen, nicht auf von oben herab Ergebenheit von Kulturschaffen- auch nicht. zur Ausführung angeordneten Plänen oder Dekreten den gegenüber der Obrigkeit zieht Zugleich zeigt eine Studie des European Union ohne demokratische Legitimierung. die jüdisch-christliche Tradition, die das europäische sich wie ein roter Faden durch die Institute for Security Studies aus dem Jahr , dass Wenn wir Europäer so bleiben wollen, wie wir sind, soziale und politische Leben geprägt hat. Dorther jüngste Geschichte. Jubelnde Maler den EU-Staaten die größte »Soft Power« weltweit und trotzdem weiterhin an der Spitze der Wohlstands- kommen die Werte, die wir hochhalten, die Leitvor - vor dem Ausbruch des . Weltkrieges, zugeschrieben wird. Die Attraktivität der europäi- pyramide in der Welt stehen wollen, dann können wir stellungen, an denen wir unser Handeln orientie- schleimende Schauspieler in Goeb- schen Kultur, gut ausgebildete Menschen, lebendige dies nur gemeinsam schaff en. Und auch nur dann, ren. bels Faschismus-Theater, spitzelnde Zivilgesellschaften, eine demokratische und off ene wenn wir das europäische Modell leistungs- und Im Menschenbild dieser Tradition kommt dem Literaten im SED-Staat. politische Kultur, die soziale Marktwirtschaft, inter- zukunftsfähig halten, wenn wir wettbewerbsfähig von Gott geschaff enen Menschen eine unantastbare Mit dem Beginn des . Weltkrieges bleiben und wenn wir politisch in guter Verfassung Würde zu – und zwar allen Menschen gleichermaßen, vor  Jahren hat die Monarchie in sind. Weil wir anders sind, können wir dabei nicht die unabhängig von allen Eigenschaften und Merkmalen, Deutschland den Anfang ihres Endes Europa hat wenige Rohstoff e Lösungen von anderen kopieren. Wir müssen unsere unabhängig von Leistung oder Versagen. Der Mensch gesehen. Vor  Jahren, mit dem Fall eigenen Lösungen fi nden, auch wenn der Weg, der ist zur Freiheit begabt, aber zugleich unvollkommen der Mauer, hat die letzte Diktatur auf und Energiereserven, aber die zu uns passt, mühsamer als andere Wege sein mag. und fehlbar. Die Freiheit ist in diesem Menschenbild deutschem Boden ihr Ende gefunden. größte »Soft Power« Wir müssen in Europa ganz besonders Verlässlich- keine rücksichtslose Freiheit, sondern eine Freiheit,  wird uns mit der Erinnerung an keit beweisen. In der Welt beobachtet man genau, ob die zugleich Verantwortung für sich selbst und für diese beiden Ereignisse begleiten. Wir Europa in der Lage ist, den in der Krise begonnenen die Mitmenschen meint. Der Mensch ist nur in Bin- sollten die Chance nutzen, auch über national erfolgreiche Unternehmen, ein Modell von Kurs durchzuhalten. Wir stehen in einer Art »Soft dungen denkbar, in Beziehungen, nicht in abstrakter unser Verhältnis zur Regierungsführung, das nationale Souveränität mit Power«-Test, ob wir stark genug für eine anstrengende Einsamkeit. Und der Mensch ist nicht lösbar aus der Obrigkeit neu nach- Pluralismus und dezentralen, diff erenzierten Ver- Selbsterneuerung sind, ob wir all die Vereinbarungen, Verantwortung für die Welt, für die Schöpfung, in die zudenken. hältnissen in Einklang bringt, dazu die Erfahrung der die wir getroff en haben, auch einhalten. er gestellt ist, für das, was nach ihm kommt. Integration von heute  Staaten, des multilateralen Um seiner Eigenarten willen muss Europa immer Olaf Zimmermann Miteinanders und einer an Werten orientierten Au- ein bisschen besser, solider und attraktiver sein als Nr. / ist Herausgeber ßenpolitik: All das wird als europäische »Soft Power«, andere Weltregionen. Wir Europäer haben gute Vor- ISSN - 4:V;n4:V;Y von Politik & Kultur als europäisches Modell wahrgenommen. aussetzungen, diese Herausforderungen zu bestehen. B   02 SEITE  www.politikundkultur.net

EDITORIAL Fortsetzung von Seite 

Obrigkeit Wir Kinder der Reformation Dieses Menschenbild hatte und hat geln, die die Balance von Freiheit und genüber unseren Nachkommen verlangt Olaf Zimmermann 01 Wolfgang Thierse 14 Konsequenzen für unsere gesellschaft- Sicherheit wahren. Auch hier können von uns eine Haushaltspolitik, die auf liche und politische Verfassung und für wir Vorreiter sein. Schulden verzichtet und Spielräume Die Rote Liste 15 eine dem Menschen gemäße Politik – für die kommende Generation lässt. LEITARTIKEL für unsere politische Kultur. »Vor Gott Und die Verantwortung, in der wir uns KSK-Erfi nder und sind alle Menschen gleich«, oder in Lu- gegenüber unserer Lebenswelt sehen, Grundlage guter Zukunft deutsch-deutscher Chronist thers Übersetzung: »Es ist kein Ansehen führt uns zu einer Umwelt- und Klima- im 21. Jahrhundert Andreas Kolb 16 der Person vor Gott« – dieser Gedanke politik, die die Schöpfung bewahrt. Wolfgang Schäuble 01 im Brief des Paulus an die Römer hatte All dies macht unsere politische »Der Teufel baut Straßen« weitreichende Konsequenzen über die Kultur in Europa aus. Wenn wir an Georg Ruppelt 16 politische Ideengeschichte hinaus bis dieser Kultur festhalten, wird Europa AKTUELLES in die Wirklichkeit unseres Rechtsstaa- in der Welt attraktiv bleiben. Aller- Kulturmensch 16 tes und der politischen Teilhabe in der dings müssen wir mit unseren Werten Film ab! Demokratie. auch wuchern: In der globalisierten Stefanie Ernst 02 Aus dem christlichen Bild vom frei- Welt aufstrebender Volkswirtschaften THEMA en, aber fehlbaren Menschen folgt, muss Europa ebenso ökonomisch eine Keine Liberalisierung um dass menschliches Handeln nicht von Erfolgsgemeinschaft bleiben. Ohne jeden Preis Weichenstellung für Europa alleine zum Wohle aller Mitmenschen wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz 03 Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz 17 gerät. Der Mensch braucht Regeln. Der bleibt alle Besinnung auf Werte eine Mensch braucht einen Rahmen für sein theoretische Übung, die in der prak-

Die Kultur steht nicht zur Synopse zur Europawahl 2014 Handeln. Aber das darf nicht in Gän- BMF / HENDEL C. ILJA FOTO: tischen Welt des . Jahrhunderts nie- Disposition Zusammengestellt von gelung ausarten. Die Freiheit, zu wel- Wolfgang Schäuble manden mehr wirklich beeindruckt. Brigitte Zypries 03 Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz 19 cher der Mensch begabt ist, muss dem So viel können wir immerhin schon Menschen bleiben. Und deswegen muss Politik, die den einzelnen Menschen heute sagen: Europa hat die Krise ge- Grundeinkommen statt Von Falken, Tauben und immer sorgfältig abgewogen werden, ernst nimmt, hält den Versuch einer nutzt, um sich auf den richtigen Weg Urheberrecht? Schlafwandlern damit man die richtige Balance fi ndet Planung und Steuerung der mensch- zu begeben. Wenn wir ihn konsequent Ilja Braun 04 Steff en Höhne 22 zwischen zu vielen und zu wenigen lichen Verhältnisse für anmaßend und Schritt für Schritt weitergehen und Regeln. gefährlich. Mensch und Gesellschaft wenn sich die Lage – wie bereits begon- Die Künstlersozialabgabe wird Krieg gegen die Zeit Ein solches maßvolles Regelbe- lassen sich nicht am Reißbrett entwer- nen – weiter bessert, dann wird es auch intensiver geprüft Rupert Graf Strachwitz 23 wusstsein zeichnet unsere Soziale fen. Politik muss vielmehr Bedingungen gelingen, wieder mehr Zustimmung für Jörg Asmussen 04 Marktwirtschaft aus. Sie ist dem We- schaff en, dass Menschen ihren eigenen Europa in Europa zu fi nden. Europa ar- Der rechte Wahlsieg in Ungarn sen des Menschen angemessen, weil Weg gehen können. beitet sich – gerade auch als Wertege- Künstlersozialversicherung Ein Kommentar von György Dalos 24 sie ihn moralisch nicht überfordert. Die Der Mensch ist nur in Bindungen meinschaft mit seiner politischen Kul- : soziale Marktwirtschaft setzt auf kluge denkbar: Deswegen schaff t Politik för- tur – gemeinsam nach vorn: um unter Pragmatische Lösungen fi nden 05 Kulturinstitute in Berlin Regeln, um gesellschaftlich erwünsch- derliche Bedingungen für jede Form den gegenwärtigen und zukünftigen Alastair Bassett: te Ergebnisse des Wirtschaftshandelns dauerhaften Zusammenlebens und ge- Bedingungen zu bleiben, was es ist, und Ralf Kapschack: Wir schaff en kulturelle Anknüpfungspunkte 24 wahrscheinlicher zu machen. genseitiger Verantwortungsübernahme. zu erhalten, was uns wichtig ist. Künstlersozialkasse bleibt erhalten 05 Daher sind wir Europäer auch die Und deshalb geben wir der Solidarität Cristina Conde de Beroldingen: Richtigen, neue Regeln für den Umgang auch in unseren europäischen Sozial- Wolfgang Schäuble ist Bundesminister : Kreativschaff ende sichern 05 Eine Brücke zwischen Europa und mit der Digitalisierung zu fi nden: Re- staaten Raum. Die Verantwortung ge- der Finanzen Iberoamerika 24 Ulla Schauws: Gerechtigkeit durch Kontrolle 05 Unser naher Osten – Dom Kultury und Chitalishte LÄNDERSACHEN Andreas Kämpf 25

»Dieses Land hat nur die Kultur« Wie ein Film im Zeitraff er Michael Bartsch im Gespräch mit Stephan Birgit Görtz 26 Dorgerloh und Olaf Zimmermann 06 Die Strukturen erneuern Natürlich Kultur Jürgen Burggraf 27 Eckart Lange und Jörg Dietrich 08

NETZKULTUR WEITE WELT PRO & CONTRA Inmitten einer schizophrenen Jürgen Heeg: Die digitale Herausforderung 28 Situation Wolfgang Schneider 08 Alexander Skipis : Vom Recht der Urheber zum Recht der Verbraucher 28 Wirksame Kulturpolitik dank Irritationsimpulsen Heidi Gmür 09 MEDIEN

Kein Bann über die Politik KULTURELLE BILDUNG Helmut Hartung 29

Medienkompetenz verankern 5 Fragen an Jürgen Lauff er 10 DAS INTERVIEW

Volle Kraft für die Kunst REAKTIONEN Birgit Maria Sturm im Gespräch mit der Galeristin Rosemarie Schwarzwälder 30  Mehr als nur Spielereien TAUB MICHAEL / KIEWITT ANNEKATRIN SCREENSHOT: Barbara Haack 11 Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates 31 Stiftungen sollten sich selbstbewusst zur Publizität verpfl ichten DAS LETZTE Film ab! Hans-Georg Bögner 11 Kurz-Schluss Trickfi lmfi gur Karl klärt über den Kulturrat auf Theo Geiẞler 32 KULTURELLES LEBEN STEFANIE ERNST gen? Mit diesen und anderen Fragen Auf den Spuren einer kulturpolitischen Kurznachrichten 32 werden die Mitarbeiter der Geschäfts- Stellungnahme durchläuft Karl alle Sta- Preisverdächtig! er Deutsche Kulturrat, der Spit- stelle und die Vertreter des Deutschen tionen, die an der Fertigstellung einer Kulturgroschen 2014 geht an den früheren Offi zielle Stellungnahmen des zenverband der Bundeskultur- Kulturrates häufi g konfrontiert. Stellungnahme beteiligt sind. Kulturstaatsminister Bernd Neumann 12 Deutschen Kulturrates sind als D verbände, … – mit diesen Wor- Abhilfe schafft nun ein Animati- Was das Strichmännchen Karl in gut solche gekennzeichnet. Alle ten beginnt üblicherweise jede unserer onsfi lm über den Deutschen Kulturrat. und gerne drei Minuten erlebt, soll die Aschermittwoch der Künstler anderen Texte geben nicht un- Pressemitteilungen. Was seit Jahren un- Genauer, über das Erarbeiten von und Arbeit des Deutschen Kulturrates ver- Regine Möbius 13 bedingt die Meinung des Deut- ser Mantra ist, erschließt sich aufgrund die politische Arbeit mit einer Stellung- anschaulichen. Konzipiert und realisiert schen Kulturrates wieder. der recht mittelbaren Verbandsstruktur nahme. Sympathischer und allüren- haben den Film Anne-Katrin Kiewitt »Aber Christus« oder die nicht jedem auf Anhieb. Noch schwie- befreiter Protagonist des Films ist das und Michael Traub. Gretchenfrage DER AUSBLICK 4  riger wird es mitunter, wenn wir die Strichmännchen Karl. Wie der Deut- Reinschauen, verlinken, teilen über: Stefanie Ernst 13 Struktur des Verbandes an sich schil- sche Kulturrat, so hat auch Karl immer www.kulturrat.de Die nächste Politik & Kultur dern. Wie – acht Mitglieder, wie kann ein Wörtchen mitzureden und hält bei Es wächst zusammen, erscheint am . Juli . ein Spitzenverband nur acht Mitglieder seinem Schnuppertag Geschäftsstelle, Stefanie Ernst ist Referentin für was zusammengehört Im Fokus der nächsten Ausgabe haben? Ich als Künstler kann also keine Mitgliederversammlung, Fachausschüs- Öff entlichkeitsarbeit beim Deutschen Frank Simon-Ritz 14 steht das Thema Kunstfreiheit. Mitgliedschaft im Kulturrat beantra- se, Präsidium und Sprecherrat auf Trab. Kulturrat Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  AKTUELLES 03

Keine Liberalisierung um jeden Preis TTIP: Ausnahme für den ternehmen einen Staat vor einem pri- der Planung von Investor-Staat-Streit- same Filmförderung, es geht auch um Angesichts vielfacher Kritik am TTIP Kultursektor notwendig vaten Schiedsgericht verklagen kann, schlichtungsverfahren verschlägt fast die Zukunft des öff entlich-rechtlichen wird derzeit diskutiert, sogenannte wenn es der Auff assung ist, dass durch den Atem. Rundfunks, um privaten Rundfunk, um Negativlisten zu formulieren, in denen staatliche Entscheidungen seine Ge- Ebenfalls eine Frage des Respekts die Games- und Musikwirtschaft und festgelegt wird, welche Sektoren vom OLAF ZIMMERMANN UND winne geschmälert werden bzw. seine vor den demokratischen Traditionen letztlich auch um E-Books. Abkommen nicht erfasst werden sollen. GABRIELE SCHULZ Investitionen sich letztlich nicht loh- der EU-Mitgliedstaaten ist die Einstu- Audiovisuelle Medien sind nicht nur Alle nicht genannten Bereiche wären nen. Die Bundesregierung beteuert fung des TTIP als reines Handels- oder relevant für die Kulturwirtschaft. Der automatisch vom TTIP-Abkommen eit fast einem Jahr verhandeln immer wieder, dass sie die Veranke- als gemischtes Abkommen. Ein reines Rundfunk, speziell der öff entlich-recht- erfasst. die EU-Kommission und die rung einer solchen privaten Gerichts- Handelsabkommen müsste ausschließ- liche, hat eine herausragende Bedeu- Es stellt sich die Frage, warum die US-Administration über das barkeit für nicht erforderlich erachtet, lich vom Europäischen Rat und dem tung für die Meinungsfreiheit, für die Freunde der Liberalisierung nicht Po- S Freihandelsabkommen zwi- da sowohl in der EU als auch den USA Europäischen Parlament verabschiedet freie Zugänglichkeit zu Informationen sitivlisten erstellen wollen, in denen schen der EU und den USA (Transat- rechtsstaatliche Regeln gelten. Ange- werden. Hingegen bedürfen gemischte und damit letztlich für die Demokratie. niedergelegt wird, welche Wirtschafts- lantic Trade and Investment Partner- führt wird allerdings stets, dass manche Abkommen auch der Zustimmung in Es muss sichergestellt sein, dass auch bereiche konkret erfasst werden sol- ship, TTIP). Ziel ist es, angesichts der EU-Mitgliedstaaten solche Investor- den Mitgliedstaaten. Für die Bundesre- in der Zukunft Rundfunkangebote im len. Solche Positivlisten könnten dazu stockenden Liberalisierungsverhand- Staats-Streitschlichtungsverfahren in publik hieße das, dass sowohl der Deut- Internet werbefrei und sicher vor Über- dienen, konkret für einzelne Branchen lungen im Rahmen der Welthandels- Freihandelsabkommen mit den USA zu sche als auch der Bundesrat blendungen durch Dritte sein können. die erwarteten Vorteile einer Liberali- organisation den Handel mit Gütern ungünstigen Konditionen vereinbart zustimmen müssten. Diese Zustim- Da in Deutschland die Zuständigkeit sierung des Handels von Gütern und und Dienstleistungen zwischen den haben und sich von einem EU-Abkom- mungspfl icht ist nicht allein ein Tribut für den Rundfunk bei den Ländern liegt, Dienstleistungen zu beschreiben und USA und der EU zu erleichtern. men einen höheren Schutz erhoff en. So an den Föderalismus. Sie ermöglicht ist es bedeutsam, dass der Bundesrat in nach einem festzulegenden Zeitraum Um es gleich vorweg zu sagen, es ist nachvollziehbar dieser Grund für diese vielmehr die Mitbestimmung der ge- den Entscheidungsprozess einbezogen zu evaluieren, ob der erwartete öko- keineswegs so, dass nur vermeintlich Staaten sein mag, muss doch grund- wählten Vertreter über den Deutschen wird und über das ausverhandelte Ab- nomische Nutzen tatsächlich eintritt. »böse« US-Amerikaner ihre Produkte sätzlich die Frage nach der Vereinbar- Bundestag und die Landesregierungen. kommen mit entscheidet. Es würde damit nachvollziehbar, wem und Dienstleistungen zu günstigeren keit solcher Verfahren mit der Demo- Würde auf die Beteiligung von Deut- Immer öfter ist von der amerika- ein Freihandelsabkommen wie das TTIP Konditionen in der EU anbieten wollen, kratie gestellt werden. schem Bundestag und Bundesrat beim nischen Seite von der Änderung der tatsächlich nutzt. in mindestens gleichem Maße streben Die parlamentarische Demokratie TTIP verzichtet werden, hätte dieses UN-Handelsklassifikation zu hören, Negativ- wie auch Positivlisten Unternehmen aus der EU und spezi- lebt davon, dass Entscheidungen von auch über dieses Abkommen hinaus sollte speziell die Ausnahme für den stellen per se auf aktuelle technische ell auch aus Deutschland auf den US- einer neuen Regierung revidiert wer- eine verheerende Signalwirkung für audiovisuellen Sektor durch die EU Entwicklungen und Diskussionsstände amerikanischen Markt. Dieser Markt ist den können. Die Wähler entscheiden weitere Abkommen, die von der EU aufrechterhalten bleiben. Gedroht ab. Sie weisen nicht in die Zukunft. Mit sowohl für die deutsche Maschinenbau-, schließlich mit der Stimmabgabe für verhandelt werden. wird damit, dass durch die Änderung Blick auf die derzeit rasante Entwick- wie auch Automobil- oder Chemiein- ein bestimmtes politisches Programm. Dank der französischen Regierung der Handelsklassifi kation aus audio- lung speziell der digitalen Medien ist dustrie höchst interessant. Also, beid- Wenn nunmehr Unternehmen Staaten wurde im Verhandlungsmandat festge- visuellen Medien Telekommunikati- es kaum vorstellbar, in einer Negativ- seits des Atlantiks gibt es zahlreiche für ihre politischen Vorhaben verkla- zurrt, dass audiovisuelle Dienste nicht onsdienstleistungen werden könnten. oder Positivliste diesen Bereich ad- Unternehmen, die großes Interesse gen können, werden damit die Grund- vom Mandat erfasst werden, im Klar- Die vereinbarte Ausnahme würde dann äquat zu beschrei ben. Deshalb ist die an einer Liberalisierung des Handels festen der Demokratie in Frage gestellt. text: nicht verhandelt werden. Es gehört nicht mehr greifen und der audiovisuel- vollständige Bereichsausnahme für den mit Gütern und Dienstleistungen ha- Nicht mehr der Wähler entscheidet, schon eine gehörige Portion Ignoranz le Sektor wäre von der Liberalisierung Kultursektor letztlich die beste Mög- ben und sich bessere Absatzchancen sondern Unternehmen. Denn welche gegenüber sensiblen Themen eines Ver- durch das TTIP voll erfasst. lichkeit um die Gefahren durch TTIP erhoff en. Und ebenso gibt es diesseits Regierung wird künftig noch wagen, handlungspartners dazu, wenn die USA Vermeintlich technische Klassifi- beherrschbar zu halten. und jenseits des Atlantiks Bedenken bestimmte politische Maßnahmen gleich zu Beginn der Verhandlungen kationsfragen haben also eine große gegenüber dieser Liberalisierung. zu ergreifen, wenn große Unterneh- trotzdem Forderungen im audiovisuel- Bedeutung für den Geltungsbereich des Olaf Zimmermann ist Geschäftsführer Besonders in der Kritik steht das men mit Schiedsverfahren und Straf- len Sektor stellen. Gerade dieser Sektor Abkommens. Die Bundesregierung ist des Deutschen Kulturrates. geplante Investor-Staat-Streitschlich- zahlungen in Milliardenhöhe drohen. ist besonders empfi ndlich. Es geht hier gefordert, ein genaues Augenmerk auf Gabriele Schulz ist Stellvertretende tungsverfahren, das im TTIP verankert Eine so unverhohlene Durchsetzung um mehr als um die für die europäische das Thema Handelsklassifi kation zu Geschäftsführerin des Deutschen werden soll. Es bedeutet, dass ein Un- von Unternehmensinteresse wie bei und deutsche Filmwirtschaft bedeut- richten. Kulturrates Die Kultur steht nicht zur Disposition Trotz schwierigem Start sind die TTIP-Verhandlungen auf einem guten Weg

BRIGITTE ZYPRIES schützenswert und dürfen – übrigens Sie begrenzt damit den Spielraum, in- ren, hat man insoweit bereits einen An- seitig zugunsten der US-Produzenten ganz unabhängig von TTIP – nicht den nerhalb dessen die EU-Kommission als knüpfungspunkt für besondere Ausnah- bzw. Filmstudios auswirken würden, in transatlantisches Handelsab- freien Marktkräften ausgesetzt werden. Verhandlungsführerin gegenüber den meregeln. Daneben ist mir auch beson- eine klare Absage erteilen werden. Sie kommen eröff net viele Chancen. Das sind vor allem die öff entliche Da- USA Verpfl ichtungen eingehen kann. ders wichtig, dass die Kulturförderung sind kein Thema für TTIP, vielmehr ist E Neben dem geplanten Zollabbau, seinsvorsorge und die öff entlich fi nan- Ohnehin darf das Abkommen – laut unangetastet bleibt. Deshalb wollen die WIPO das richtige Forum, in dem der Abschaff ung von überfl üssigen bü- zierte Kulturlandschaft in Deutschland. Mandat – keine Bestimmungen enthal- wir eine horizontale Generalausnah- über ein entsprechendes Übereinkom- rokratischen Hürden und einem verbes- Ich gebe zu: Auch ich hätte mir ei- ten, die die kulturelle und sprachliche me für Beihilfen. Dies bedeutet, dass men verhandelt wird. serten Zugang zu den amerikanischen nen glücklicheren Start für die TTIP- Vielfalt beeinträchtigen könnten. Dar- für Beihilfen, die für die Erbringung Abschließend ein Wort zum Investi- Beschaff ungsmärkten denke ich dabei Verhandlungen zur Kultur gewünscht. über hinaus garantiert das Mandat der von Dienstleistungen gezahlt werden, tionsschutz, der nach Ansicht der USA, vor allem an die Vorbildfunktion dieses Der erste, vom liberalen EU-Handels- EU und den Mitgliedstaaten, ihre Poli- der EU-Kommission und verschiedener Abkommens für andere Abkommen auf kommissar De Gucht im letzten Früh- tiken und Maßnahmen im kulturellen anderer Mitgliedstaaten, unbedingt in der Welt. Denn vergessen wir eins nicht: jahr vorgelegte Entwurf für das Ver- Sektor weiter zu führen. Unter Verweis Die Kulturförderung das Abkommen aufgenommen werden Bei der EU und ihren Mitgliedstaaten handlungsmandat, enthielt nicht die auf den »Sonderstatus dieses Sektors« muss unangetastet soll. Wir sind der Meinung, dass spezi- einerseits und den Vereinigten Staaten sonst übliche Ausnahme für audiovi- sind Maßnahmen zur Unterstützung bleiben elle Investitionsvorschriften in einem von Amerika andererseits handelt es suelle Dienstleistungen. Damit löste des kulturellen Sektors weiterhin aus- Abkommen zwischen der EU und den sich um hochentwickelte Staatsgebilde, die EU-Kommission nicht nur große drücklich möglich. USA nicht erforderlich sind, da beide die in nahezu allen Bereichen sehr hohe, Besorgnisse in der gesamten europä- Diese Formulierungen gehen über nur Transparenz- und gegebenenfalls Partner hinreichenden Rechtsschutz demokratisch legitimierte Standards ischen Kulturbranche aus. Das dama- frühere Mandatstexte hinaus. Das Man- Noti fi zierungspfl ichten gelten, sich vor nationalen Gerichten gewähren. Ich haben. Auch wenn diese Standards lige Vorgehen ist auch die Ursache für dat betont also die Erhaltung des kul- aber die EU nicht zum Subventionsab- begrüße daher sehr, dass die EU-Kom- nicht identisch sind, sind es doch diese ein in der Branche bis heute spürbares turellen Sektors nicht nur, sondern es bau verpfl ichtet. Diese Ausnahme muss mission eine dreimonatige Konsultati- beiden Wirtschaftsräume, die auf ho- Unbehagen gegenüber den Verhandlun- stellt sicher, dass wir ihn fortentwickeln in TTIP wieder aufgenommen werden. onsphase zum Investitionsschutz und hem Niveau einen Großteil der für die gen insgesamt. Das kann ich verstehen. können. Ohne auf alle die Kultur und Medien den Investor-Staat-Schiedsverfahren Wirtschaft und Verbraucher relevanten Jedoch bitte ich auch zu bedenken, was Teilweise höre ich von Besorgnissen, möglicherweise berührenden Berei- eingeläutet hat. In jedem Fall muss gel- Lebensbereiche regulieren. Auch han- aktuell Grundlage der Verhandlungen dass dies alles nicht reiche oder nicht che des Abkommens an dieser Stelle ten: Über die Aufnahme von Investiti- delt es sich bei USA und EU unzweifel- ist: Die Ausnahme für audiovisuelle konkret genug sei. Wie wollen wir daher eingehen zu können, möchte ich noch onsschutzbestimmungen und Investor- haft um funktionierende Demokratien Dienstleistungen wurde doch noch im in den Verhandlungen vorgehen? ein Wort zum Urheberrecht sagen, das Staat-Schiedsklagen muss nach Vorlage mit einer jeweils unabhängigen Justiz. Mandat aufgenommen. Die politische Ganz wichtig ist mir die Absicherung für die Kulturbranche von besonderer des Verhandlungsergebnisses durch die Dies kann man nicht von jedem Han- Debatte um die Mandatserteilung im unserer öff entlich fi nanzierten Kultur- Bedeutung ist. Mitgliedstaaten gesondert entschieden delspartner der EU sagen. letzten Jahr ermöglichte es auch, das landschaft, bestehend etwa aus Museen, International wurde bereits mit dem werden. Abschließend möchte ich Ih- Bei allen Unterschieden im Detail Mandat um zusätzliche, kulturpolitisch Theater, Orchester und Bibliotheken. WIPO-Vertrag über Darbietungen und nen versichern: Die Bundesregierung und bei allen Schwierigkeiten und bedeutsame Elemente anzureichern. So Diese Einrichtungen werden in Han- Tonträger (WIPO Performances and wird wachsam sein und die Interessen harten Auseinandersetzungen, die wir wurde auf Vorschlag der Bundesregie- delsabkommen üblicherweise über zwei Phonograms Treaty) und dem Pekin- der Kulturschaffenden im Auge be- in diesen Verhandlungen sicher noch rung ein Verweis auf die »UNESCO-Kon- spezielle Mechanismen abgesichert: ger Vertrag über audiovisuelle Darbie- halten. Die kulturelle Landschaft in zu bestehen haben werden, kann das vention zum Schutz und zur Förderung Einerseits bedarf es dazu der ebenfalls tungen (Beij ing Treaty on Audiovisual Deutschland und Europa steht nicht Transatlantische Freihandelsabkom- der kulturellen Vielfalt« aufgenom- im Mandat enthaltenen Ausnahme für Performances) der Schutz ausübender zur Disposition. Sie ist für uns identi- men (TTIP) doch dazu beitragen, die men. Die Konvention garantiert ihren die Dienstleistungen der Daseinsvor- Künstler sowie von Tonträgerherstel- tätsstiftend. Deshalb werden wir uns Globalisierung politisch mit zu gestal- Unterzeichner-Staaten ein Recht auf sorge. Diese Klausel, mit ihrem Verweis lern harmonisiert. Diese Übereinkom- dafür einsetzen, dass die im Mandat an- ten. eine eigenständige Kulturpolitik. Sie auf Protokoll  zum Lissabonvertrag, men stellen aus Sicht der Bundesre- gelegten Absicherungen im Abkommen Ich freue mich, dass ich an dieser geht von einem Kulturbegriff aus, der wurde zum ersten Mal in einem Mandat gierung besonders hinsichtlich der verankert und so mit Leben erfüllen Stelle die Gelegenheit habe, der einen einen »Doppelcharakter« von kulturel- für ein bilaterales Handelsabkommen Vergütungsansprüche der ausübenden werden können. oder anderen Sorge vor »amerikani- len Dienstleistungen und Gütern (Kul- der EU aufgenommen. Da die genann- Künstler einen annehmbaren Kompro- schen Verhältnissen« zu begegnen. tur- und Wirtschaftsgut) voraussetzt. ten, öff entlich fi nanzierten Einrichtun- miss zwischen der EU und den USA dar. Brigitte Zypries ist Parlamentarische Denn selbstverständlich sind auch für Diese Konvention ist für die EU und ihre gen nach allgemeinem Verständnis in Umgekehrt heißt das aber auch, dass Staatssekretärin im Bundesministerium die Bundesregierung manche Bereiche Mitgliedstaaten bindendes Völkerrecht. Deutschland zur Daseinsvorsorge gehö- wir Forderungen der USA, die sich ein- für Wirtschaft und Energie 04 AKTUELLES www.politikundkultur.net

Grundeinkommen statt Urheberrecht? Warum kommt so wenig vom Umsatz der Kreativwirtschaft bei den Kreativen selbst an?

ILJA BRAUN , Milliarden Euro und somit nicht ein- analytischer Sorgfalt. Und fatal ist, dass Ausdruck kam, kann rückblickend als Jahren nur träumen konnte. Und es gibt mal  Prozent des Gesamtumsatzes der sie sich haben einreden lassen, an ihrer der Todesstoß gesehen werden, den die jede Menge digitale Gatekeeper, die sich ls  in Deutschland die große Branche. Von dem Wert, den Kreative prekären Situation seien das Internet Urheber selbst dem Urhebervertrags- die Rechte an diesen Werken, vor allem Debatte um das Urheberrecht schaff en, kommt off enbar nur wenig und die dort verbreitete »Gratismen- rechts versetzt haben. Sie brauchen sich aber die Daten der Nutzerinnen und A im digitalen Zeitalter geführt bei ihnen an. Ganz im Gegensatz zum talität« schuld. angesichts ihrer öff entlich zur Schau Nutzer ohne nennenswerte Gegenleis- wurde, ist immer wieder ein angebli- Grundgedanken des Urheberrechts, dass Nur wenigen ist off enbar noch in gestellten Solidarität mit den Verwer- tung aneignen. cher M angel an Respekt vor dem »Wert dem Kreativen der wirtschaftliche Ge- Erinnerung, dass die Verwerter im Jahr tern nicht zu wundern, wenn die Po- Wenn man sich vergegenwärtigt, der Kreativität« beklagt worden. Meist genwert seiner Leistung zukommen soll.  eine Gesetzesnovelle, die für Ur- litik jetzt glaubt, sie hätte sich in die dass zwischen »Mein Werk gehört mir« stand dieser Vorwurf im Zusammen- Dass daran Piraten und Raubkopie- heberinnen und Urheber ganz reale Ver- Kräfteverhältnisse auf dem freien Markt und »Meine Daten gehören mir« gar hang mit der allgegenwärtigen Pirate- rer schuld sein sollen, kann man bes- besserungen gebracht hätte, mit einer nicht mehr einzumischen. Kein Wunder, kein so großer Unterschied liegt, hät- riediskussion – die einzige Diskussion tenfalls als weit hergeholt bezeichnen. großen Medienkampagne fast zu Fall dass dann bei einer Urheberrechtsre- te es hier durchaus die Chance auf eine in Sachen Urheberrecht, für die eine Der Höhepunkt der Urheberrechtsde- gebracht haben. Die Rede ist natürlich form nicht mehr herauskommt als eine neue Art von Solidarität gegeben. Wer Mehrheit von Urhebern sich je inter- batte liegt weit genug zurück, um eine von dem rot-grünen Urhebervertrags- Eindämmung des Abmahnungswesens. weiß, vielleicht hätten Urheberinnen essiert hat. Jene Mehrheit nämlich, die kritische Bilanz zu ziehen. Das muss recht, das, als es schließlich in Kraft trat, Am schwersten wiegt jedoch, dass und Urheber, Nutzerinnen und Nutzer von ihrer Arbeit unbestrittenermaßen so verwässert war, dass seine Wirkung die Urheberinnen und Urheber die we- sich sogar darauf verständigen können, nicht oder nur schlecht leben kann. Frü- bis heute gleich Null ist. Damals gab es, sentliche Umwälzung, die die Digita- gemeinsam für ein bedingungsloses her war daran immer die »Kulturindus- Früher war die »böse« zumindest aus Sicht der meisten Urhe- lisierung mit sich gebracht hat, nicht Grundeinkommen einzutreten – mit trie« schuld, jetzt mussten die Piraten Kulturindustrie ber, noch kein Internet, dem man die nur ignoriert, sondern bisweilen sogar der Begründung, dass wir schließlich den Kopf hinhalten. Schuld daran hätte geben können. Sehr abgestritten haben: die Verallgemei- alle einen Beitrag zur digitalen Allmen- Zu Recht? Der Umsatz der deutschen schuld an der wohl gab es aber Akteure, die damals nerung der Kreativität. »WIR sind die de leisten. Kreativwirtschaft betrug im Jahr  Misere, jetzt sind wie heute ein großes Interesse daran Urheber«, riefen sie dieser Entwicklung Stattdessen haben sie sich für die . Milliarden Euro. Die von den es die Piraten haben, dass Urheber die Schuld für ihre entgegen. Deutlicher kann man nicht Verteidigung ihrer Privilegien entschie- Verwertern an die Künstlersozialkasse prekäre Lebenslage überall suchen, nur zum Ausdruck bringen, dass man sich den. Wem das nützt, ist klar. gemeldete Gesamtsumme der im selben nicht in den Kräfteverhältnissen auf mit dem Pöbel nicht gemein machen Jahr an Kreative gezahlten Honorare be- auch aus Urhebersicht möglich sein. dem freien Markt. möchte. Was freilich an der Faktenlage Ilja Braun ist Literaturübersetzer trug hingegen nur , Milliarden Euro, Dass Urheberinnen und Urheber ein Der Schulterschluss der Urheber mit wenig ändert: Es gibt im Internet eine und Journalist. Sein Buch »Grund- und das Durchschnittseinkommen der Bedürfnis haben, das Ansinnen einer den Verwertern, wie er am deutlichs- blühende Kultur von Remixen und einkommen statt Urheberrecht? – . bei der Künstlersozialkasse ge- umfassenden Sozialisierung kreativer ten in der von einem Literaturagenten Mash-ups, und es gibt Publikations- Zum kreativen Schaff en in der meldeten Kreativen lag sogar bei nur Arbeit zurückzuweisen, ist verständ- in Kooperation mit dem ZEIT-Verlag und Distributionsmöglichkeiten für digitalen Welt« ist im März  bei . Euro – insgesamt also bei etwa lich. Unverständlich ist ihr Mangel an initiierten Urheber-Kampagne zum eigene Inhalte, von denen man vor  transcript erschienen Die Künstlersozialabgabe wird intensiver geprüft Ein effi zientes sive Gespräche mit der für die Prüfung Abgabegerechtigkeit und einen sta- Bei Arbeitgebern bis  Beschäftigte Zudem werden wir auch die Anwendung Prüfverfahren stabilisiert zuständigen Deutschen Rentenversi- bilen Abgabesatz. Bei den Prüfungen ist die Wahrscheinlichkeit der Abga- des Künstlersozialversicherungsgeset- cherung geführt. Gemeinsam haben wir unterscheiden wir zwei Gruppen von bepfl icht geringer. Für diese Gruppe ist zes erleichtern. Bisher hat der unbe- das System und sorgt für ein gutes Ergebnis gefunden. Unternehmen: Diejenigen, die bereits ein durchschnittlicher Prüfturnus von stimmte Rechtsbegriff der »nicht nur mehr Gerechtigkeit Die Deutsche Rentenversicherung bei der Künstlersozialkasse als abga- zehn Jahren vorgesehen. Das bedeutet, gelegentlichen« Auftragserteilung vor wird ihre Prüfungen erheblich auswei- bepfl ichtig erfasst sind – sogenannte dass von den in einem Kalenderjahr zur allem kleinen Betrieben, die zum Zwe- JÖRG ASMUSSEN ten und dabei durch die Künstlersozi- Bestandsunternehmen –, und alle an- Prüfung anstehenden Arbeitgebern  cke der Werbung Aufträge an selbstän- alkasse mit ihrer besonderen Expertise deren. Bei den Bestandsunternehmen dige Künstler oder Publizisten erteilen, n der letzten Ausgabe von »Politik im Bereich der Kulturwirtschaft unter- prüft die Deutsche Rentenversicherung Schwierigkeiten bereitet. Deshalb wird & Kultur« hat Bundesministerin stützt. Beide werden bei der Arbeitge- die Künstlersozialabgabe künftig im Die Kultur- und der Begriff durch eine sogenannte Ba- ihre sozialpoliti- berprüfung an einem Strang ziehen. Rahmen der alle vier Jahre stattfi nden- Kreativwirtschaft ist gatellgrenze von  Euro im Kalen- I schen Vorhaben für die Kultur- Das neue Prüfmodell löst sich vom An- den Arbeitgeberprüfungen immer mit. ein wichtiger Motor derjahr konkretisiert. So erreichen wir und Kreativwirtschaft dargelegt. Dabei satz fl ächendeckender Prüfungen, ohne Bei den übrigen Arbeitgebern gibt es je für die Betriebe mehr Rechtsklarheit hat sie klargestellt, dass ihr besonderes auf die Befassung aller Arbeitgeber mit nach Größe einen unterschiedlichen und -sicherheit. Der Umgang mit der Augenmerk auf der Zukunftsfähigkeit der Künstlersozialabgabe zu verzichten. Prüfturnus. Prozent auch auf die Künstlersozialab- Abgabepfl icht wird erleichtert. Gleich- der Künstlersozialversicherung liegt. Gleichzeitig ist es vor allem auf Effi zi- Die bisherigen Erfahrungen haben gabe hin geprüft werden. Damit wird zeitig sind die Einnahmeausfälle für die Diese können wir nur sichern, wenn enz ausgerichtet. Besonders wichtig gezeigt, dass größere Arbeitgeber häufi - die Gruppe der Arbeitgeber mit bis zu Künstlersozialkasse gering. alle Abgabepfl ichtigen ihren Beitrag war uns, zum einen alle abgabepfl ich- ger selbständige Künstler oder Publizis-  Beschäftigten gegenüber dem Ansatz Insgesamt führt das neue Modell zu leisten. Eine regelmäßige Überprüfung tigen Arbeitgeber zu erfassen und ten beauftragen und eine Abgabepfl icht fl ächendeckender Prüfungen deutlich einem deutlich höheren Prüfdruck und der Arbeitgeber ist daher unentbehrlich. zum anderen insbesondere für kleine damit wahrscheinlicher ist. Deshalb entlastet. es stellt verwaltungseffi ziente Verfahren Das Prüfverfahren muss so effi zient wie Betriebe den bürokratischen Aufwand sollen Arbeitgeber mit mindestens  Die übrigen  Prozent der »kleinen« sicher. Die Relation zwischen Aufwand möglich sein und unnötige Belastungen gering zu halten. Zugleich erreichen Beschäftigten ebenfalls im vierjährigen Betriebe werden von den Prüferinnen und Nutzen steht in einem guten Ver- für alle Beteiligten vermeiden. Deshalb wir mit dem neuen Modell die politi- Turnus auch in Hinblick auf die Künst- und Prüfern der Deutschen Rentenver- hältnis: Wir erwarten jährliche Mehrein- haben wir in den letzten Wochen inten- schen Ziele des Koalitionsvertrages: lersozialabgabe geprüft werden. sicherung informiert und beraten und nahmen von rund  Millionen Euro bei müssen bestätigen, dass sie etwaige , Millionen Euro Erfüllungsaufwand. abgabepfl ichtige Sachverhalte selbst Bereits vor Ostern wurden die Verbände melden. So stellen wir sicher, dass zum Referentenentwurf angehört. Nun abgabepfl ichtige Sachverhalte nicht soll er zügig ins parlamentarische Ver- übersehen werden. Alle Arbeitgeber fahren eingebracht werden, damit wir werden regelmäßig mit dem Thema die Wirkungen des Gesetzes schon bei Künstlersozialabgabe befasst. Niemand der Festlegung des Abgabesatzes  kann sich darauf berufen, er habe seine berücksichtigen können. Abgabepfl icht nicht gekannt. Das neue Prüfmodell leistet einen Mit der Umsetzung des neuen Mo- wichtigen Beitrag, um die soziale Siche- dells unternehmen wir eine große An- rung von Künstlern und Publizisten zu- strengung für die Zukunft der Künst- kunftsfest zu machen. Denn eine starke, lersozialversicherung. Die Deutsche innovative Kulturbranche braucht eine Rentenversicherung wird die Anzahl stabile soziale Sicherung. Dass »Kultur« der Prüfungen deutlich erhöhen. Zu- zunehmend ein starker Wirtschafts- dem wird die Künstlersozialkasse die faktor ist, zeigen Zahlen des Bundes- Rentenversicherung bei der Arbeitge- wirtschaftsministeriums, die für die berprüfung mit ihrer besonderen fach- Kulturwirtschaft ein Umsatzvolumen lichen Expertise im Bereich der Kul- von  Milliarden Euro im Jahr  turwirtschaft unterstützen, damit das ausweisen. Die Kultur- und Kreativ- Prüfgeschehen so effi zient wie möglich wirtschaft ist ein Innovationsmotor, der abläuft. Es ist sinnvoll, dass die Künst- sich auf Wirtschaft, Kultur und Bildung lersozialkasse ein eigenes Prüfrecht er- gleichermaßen auswirkt. Diesen Motor hält, um zum Beispiel anlassbezogen zu stärken, ist ein wichtiges Anliegen aufgrund vorliegender Erkenntnisse der Bundesregierung. selbst prüfen zu können. Dabei stimmt sich die Künstlersozialkasse eng mit Jörg Asmussen ist Staatssekretär im

FOTO: WILLMA... / PHOTOCASE.COM / WILLMA... FOTO: der Rentenversicherung ab, damit keine Bundesministerium für Arbeit und Das neue Prüfverfahren soll die soziale Absicherung von Künstlern und Publizisten zukunftsfest machen Doppelprüfungen erfolgen. Soziales Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  AKTUELLES 05

Künstlersozialversicherung Die Gesetzesnovelle vor dem parlamentarischen Verfahren Pragmatische Lösungen finden

KARL SCHIEWERLING

Für uns ist die soziale Absicherung von Kreativen und Künstlern ein wesentli- ches Anliegen in dieser Wahlperiode. Die Künstlersozialversicherung wollen wir als eigenständiges System sozia- ler Absicherung erhalten und stärken. Das haben wir im Koalitionsvertrag ausdrücklich vereinbart. Denn die Künstlersozialversicherung hat sich grundsätzlich bewährt. In ihr sind seit  die selbständigen Künstler und FOTO: SPDFRAKTION.DE / SUSIE KNOLL, FLORIAN JÄNICKE FLORIAN KNOLL, SUSIE / SPDFRAKTION.DE FOTO: FOTO: ANKE ILLING / PHOTOCULTUR.DE / ILLING ANKE FOTO: FOTO: TEAMFOTO MARQUADT TEAMFOTO FOTO: Publizisten sozial abgesichert. GRÜNEN /DIE BÜNDNIS BUNDESTAGSFRAKTION FOTO: Künstler und Publizisten tragen Karl Schiewerling, MdB , Obmann Ralf Kapschack, MdB, Mitglied Katja Kipping, MdB , Sozial- , MdB, Sprecherin der etwa die Hälfte ihrer Beiträge selbst. der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuss im Ausschuss für Arbeit und politische Sprecherin der Fraktion Fraktion Bündnis /Die Grünen für Die andere Beitragshälfte wird durch für Arbeit und Soziales Soziales für die SPD-Fraktion DIE LINKE. Kultur- und Frauenpolitik einen Bundeszuschuss und eine Ab- gabe der Unternehmen finanziert, intensiv geprüft werden. Uns liegt also werden. Noch in diesem Jahr wird es Diese sind damit dafür verantwortlich, stärkere und regelmäßige Überprüfung die künstlerische und publizistische an einer verwaltungspragmatischen zu einer neuen gesetzlichen Regelung dass Betriebsprüfungen nicht in dem der Abgabepfl icht von Unternehmen Leistungen verwerten. Im vergange- Lösung – und wir sind zuversichtlich, kommen, die Abgabengerechtigkeit und gebotenen Umfang stattfi nden und in unabdingbar. In der . Legislaturpe- nen Jahr ist der Abgabesatz deutlich dass wir eine solche fi nden werden. Beitragsstabilität zum Ziel hat. Dabei der Konsequenz der Abgabesatz  riode hatte es s chon fast eine Lösung gestiegen. Wir wollen den Abgabesatz ist anzustreben, Einvernehmlichkeit von , Prozent auf , Prozent ange- für dieses Problem gegeben. Fast. Aus zur Künstlersozialversicherung künf- zwischen allen Beteiligten über das stiegen ist. Wir fordern daher, dass Frau nicht nachvollziehbaren Gründen hatte tig dauerhaft stabilisieren. Vorausset- Verfahren der Prüfung auf Abgabe- Nahles als zuständige Ministerin zeit- die damalige Koalition aus CDU/CSU zung ist, dass alle abgabepfl ichtigen Künstlersozialkasse pfl ichtigkeit und über die entstehenden nah ein entsprechendes Gesetz vorlegt. und FDP die in einem Gesetzentwurf Unternehmen ihren Beitrag leisten. Da bleibt erhalten Kosten für den Prüfaufwand herzustel- Durch die regelmäßige und fl ächen- vorgeschlagene Konkretisierung im SGB kann und soll nicht der Bund alleine len. Das Bundesministerium für Arbeit deckende Prüfung aller Betriebe kann IV kurzerhand wieder zurückgezogen. einspringen. Wer die Dienstleistun- RALF KAPSCHACK und Soziales führt dazu insbesondere die fi nanzielle Grundlage der Künst- Die Begründung für diesen Rückzie- gen von Künstlern nutzt, muss auch Gespräche mit der Deutschen Renten- lersozialversicherung ohne weitere Er- her der schwarz-gelben Koalition: die zu deren sozialen Absicherung bei- Es ist unbestritten, dass die Künst- versicherung Bund. höhungen des Abgabesatzes gesichert Stabilisierung des Künstlersozialabga- tragen. Das ist nicht so viel anders als lersozialkasse (KSK) einen wichtigen Die KSK wird erhalten bleiben und werden. Anderenfalls wäre über die im Verhältnis von Arbeitgebern und Beitrag zur sozialen Absicherung frei- zukunftsfest gemacht. Denn, »Kultur Höhe des Steuerzuschusses zu reden. Arbeitnehmern. Dort muss ja auch der berufl icher Künstler und Publizisten in fällt uns nicht wie eine Frucht in den Ein weiteres Problem ist der Zugang Arbeitgeber die Sozialversicherungs- Deutschland leistet. Kaum ein anderes Schoß. Der Baum muss gewissenhaft zur Künstlersozialversicherung. Für Zugang zur beiträge abführen. Land in der Europäischen Union hat ein gepfl egt werden, wenn er Frucht tragen die Weiterentwicklung der Künstler- Künstersozialkasse Auch wenn die Künstler insgesamt ähnliches Modell. Deutschland gewährt soll.« (Albert Schweitzer) sozialkasse muss am off enen Kunstbe- gewährleisten freier und fl exibler agieren als Arbeit- den Kulturschaff enden dadurch ein griff festgehalten und der vorhandene nehmer, so kann ihnen nicht ohne wei- Mindestmaß an sozialer Absicherung. Spielraum zur Aufnahme neu ent- teres allein auferlegt werden, für die Dadurch bringen Staat und Gesellschaft standener Berufsgruppen im künst- notwendige soziale Sicherung aufzu- dieser Berufsgruppe auch die Wert- Kreativschaffende lerischen und kulturellen Bereich in besatzes könne ebenso auf Grundlage kommen. Dies hat etwas mit sozialer schätzung entgegen, die sie verdient. sichern die KSK weitestmöglich ausgeschöpft des derzeit geltenden Rechts erreicht Verantwortung derer zu tun, die von Wie wichtig die Künstlersozialkasse werden. Darüber hinaus müssen Lösun- werden. Verwunderlich. Zum einen, weil Kunst profi tieren. Viele Unternehmen ist, zeigt nicht nur die steigende Zahl KATJA KIPPING gen für die kurzzeitig, unstetig und in der Anstieg der Künstlersozialabgabe und Verwerter sehen das auch so und der Versicherten – seit der Einführung wechselnden Erwerbsformen Tätigen in  auf , Prozent als deutliches erfüllen die Abgabepfl icht anstandslos. im Jahr  ist sie kontinuierlich auf Zu den nach wie vor ungelösten Pro- sowie für die wachsende Zahl von Alarmsignal gewertet werden muss, Einige andere zahlen jedoch zum Teil heute . Versicherte gestiegen. blemen gehört die prekäre soziale Selbstständigen und Freiberufl ern in das den dringenden Handlungs- und in Unkenntnis nicht oder nicht (mehr) Als freier Journalist war ich selbst vor Situation von Kreativen. Deshalb en- anderen Berufsfeldern gefunden wer- verbesserten Regelungsbedarf anzeigt. in vollständiger Höhe. Es hat sich in Jahren eine Zeit lang Mitglied der KSK. gagiert sich DIE LINKE insbesondere den. Die bestehenden Sozialsysteme Zum anderen, weil damit weiter von der der Vergangenheit gezeigt, dass Prü- Aus der KSK werden hälftig die Bei- für gute, Existenz sichernde Arbeit müssen für diese Gruppen geöffnet Notwendigkeit einer Überprüfung der fungen durch die Deutsche Renten- träge für die Kranken-, Pflege- und und soziale Sicherung im Kreativbe- und entsprechend ihres spezifi schen Abgabe abgesehen wird, d.h. Zahlungen versicherung Bund dazu beigetragen Rentenversicherung gezahlt – ähnlich reich, zum Beispiel durch Einführung Bedarfs weiterentwickelt werden. der Unternehmen in die KSK werden haben, dass die Unternehmen sich wie beim Arbeitnehmer-Arbeitgeber- von Honoraruntergrenzen und einer Weiterhin gilt es, neue Regelungen für nicht überprüft. Reichlich naiv. Denn gleichermaßen ihrer Abgabepfl icht Modell. Dabei übernehmen die Künstler Ausstellungsvergütung für bildende jene freiberufl ich und selbstständig tä- kein Mensch käme zum Beispiel auf die bewusst werden und ihr auch flä- und Publizisten  Prozent, Unterneh- Künstlerinnen und Künstler. Ebenso tigen Kreativen zu schaff en, die derzeit Idee zu sagen: »Eine Parkraumkontrolle chendeckend nachkommen. Um dieses men, die künstlerische und publizisti- fordert DIE LINKE den Erhalt und den nicht in das soziale Sicherungssystem brauchen wir nicht. Auf Grundlage des Bewusstsein zukünftig nachhaltig zu sche Leistungen in Anspruch nehmen Ausbau der Künstlersozialversicherung. einbezogen sind. Eine der wichtigsten derzeit geltenden Rechts, werden alle – verwerten –  Prozent und der Bund Der zentrale Grund für ihre Einrichtung Aufgaben in den nächsten Jahren wird Fahrzeuginhaber ausnahmslos und in zahlt einen Zuschuss in Höhe von  – die fi nanziell vielfach prekäre Situa- es auch sein, die Teilhabe aller Men- vollem Umfang der Parkdauer einen Prozent. tion der selbstständigen Künstler und schen an Information, Wissenschaft, Parkschein lösen.« Eine Bagatellklausel Dieses System ist jedoch ins Wanken Publizisten – besteht unverändert fort. Bildung und Kultur zu sichern und zu- Bedauerlich ist also, dass die geplante geraten. Die sinkenden Beiträge sei- Eine Besonderheit der Künstlersozial- gleich zu gewährleisten, dass Kreative Gesetzeskonkretisierung nicht schon wäre hilfreich tens der Verwerter bei gleichzeitigen versicherung stellt die Finanzierung von ihrer Arbeit leben können. längst vorliegt. Sie wäre eine einfache Umsatzsteigerungen der Kultur- und aus drei Quellen dar: den Beiträgen Möglichkeit gewesen, eine regelmäßige Kreativwirtschaft machen deutlich, der Versicherten, dem politisch fest- Überprüfung der Abgabepfl icht im Rah- dass einige Unternehmen/Verwerter gelegten Steuerzuschuss und der men der ohnehin alle vier Jahre durch stärken, halten wir auch regelmäßige ihrer Abgabenpflicht, bewusst oder Künstlersozialabgabe. Die LINKE hält Gerechtigkeit die Rentensicherung stattfi ndenden und wiederkehrende Prüfungen für unbewusst, nicht nachkommen. Erster die Heranziehung dieser drei Finan- durch Kontrolle Überprüfung zu gewährleisten. Wieso sinnvoll, wie es sie auch für pfl icht- Ansatzpunkt muss deshalb sein, Abga- zierungsquellen für sachgerecht. Aller- fällt es also so schwer, eine ohnehin versicherte Arbeitnehmer gibt. bengerechtigkeit – durch mehr Kont- dings muss sichergestellt werden, dass ULLE SCHAUWS stattfi ndende Überprüfung um einen Dabei dürfen wir jedoch auch den rolle – herzustellen. Damit verbunden alle Abgabepfl ichtigen auch tatsächlich Prüfungsaspekt zu erweitern? Eine plau- Bürokratieaufwand nicht aus den Au- ist das Ziel, den Beitragssatz stabil zu ihren Beitrag leisten – und zwar in der Die Künstlersozialkasse (KSK) ist in ih- sible Begründung hierfür gibt es nicht. gen verlieren, weil die Prüfung der halten. korrekten Höhe. Nur dadurch lässt sich rer Ausgestaltung auf die ganz speziel- Es liegt wohl am fehlenden politischen Künstlersozialabgabe mit einigen Über eine Senkung des Beitragssat- sowohl Beitragsgerechtigkeit herstellen le Arbeits- und Lebenssituation ihrer Gestaltungsunwillen, der hierbei klar Besonderheiten und zum Teil mit ei- zes, aber auch über eine Veränderung als auch der Abgabesatz stabil halten. Mitglieder, die vor allem durch häufi g zu Lasten der Kulturschaff enden geht. nem höheren Aufwand verbunden ist. des Bundeszuschusses, kann man nach Die Deutsche Rentenversicherung hat wechselnde Beschäftigungsformen ge- Die Unternehmen und Verwerter Insofern warten wir auf Vorschläge der meiner Überzeugung erst nachdenken, seit  durch den Gesetzgeber die prägt ist, zugeschnitten. Dadurch wird tragen für die von ihnen beauftragten Bundesregierung, wie wir hier weiter wenn alle Möglichkeiten, die der KSK Aufgabe übertragen bekommen, die sie zu einem existenziellen Instrument Kulturschaff enden eine arbeitgeber- vorgehen. Es kommt darauf an, die zustehenden Einnahmen zu generieren, Künstlersozialabgabe zu kontrollieren im Rahmen der sozialen Absicherung ähnliche Verantwortung, der sie nach- Schwerpunkte richtig zu setzen und die auch realisiert worden sind. und die Einhaltung der Abgabepfl icht und Integration von Kulturschaff en- kommen müssen. Die Einbeziehung Prüfungen mit Augenmaß anzuordnen. Die SPD-Bundestagsfraktion hat be- zu gewährleisten. Um Rechtssicherheit den in die bestehenden Sozialversiche- aller Verwerter ist aus Gründen der Wir werden schauen, wie durch ein ef- reits in der vergangenen Legislaturperi- zu schaff en, sollte die Verpfl ichtung zu rungssysteme. Gerechtigkeit gegenüber allen Abga- fi zientes Prüfverfahren Belastungen ode im Rahmen des Projektes Zukunft einer fl ächendeckenden und regelmä- Unabdingbar für die Existenz dieser bepfl icht-Zahlenden und den Künstlern für Wirtschaft und Verwaltungen mini- »Deutschland « eng mit Vertretern ßigen Prüfung ausdrücklich gesetzlich Solidargemeinschaft ist eine solide Fi- und Publizisten, die über die Künstler- miert werden können. Vielleicht kann aus dem Bereich der Kultur- und Krea- geregelt werden. Meine Fraktion hat nanzierungsgrundlage. Aber diese, und sozialkasse versichert sind, dringend hierbei zum Beispiel eine Bagatellklau- tivwirtschaft zusammen gearbeitet. Der die Streichung der geplanten entspre- damit die Stabilität der Künstlersozi- geboten. Umfassende Kontrollen sind sel oder ein größerer Handlungsspiel- Wunsch nach und die Notwendigkeit chenden Regelung in dem Gesetzge- alkasse, ist bedroht, wenn ein Großteil zur Herstellung dieser Gerechtigkeit raum der Prüfer vor Ort helfen. Dann einer besseren sozialen Absicherung bungsverfahren durch die Koalition der abgabepfl ichtigen Unternehmen ein wirkungsvolles, notwendiges und, muss nicht jeder kleine Einzelhan- sind dabei sehr deutlich geworden. Dem aus CDU/CSU und FDP in der letzten vorsätzlich oder unwissentlich ihrer mit Verlaub, auch ein ganz gängiges dels- und Handwerksbetrieb ständig Anliegen soll nun Rechnung getragen Wahlperiode mit Nachdruck kritisiert. Pfl icht nicht nachkommt. Daher ist eine Steuerungsinstrument. 06 LÄNDERSACHEN www.politikundkultur.net

»Dieses Land hat nur die Kultur« Im Gespräch mit Stephan Dorgerloh, Kultusminister von Sachsen-Anhalt, und Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, über die Kulturpolitik in Sachsen-Anhalt ein Jahr nach den Empfehlungen des Kulturkonvents

Schon bald nach seinem Amtsantritt Sie spielen auf die Widerstände  regte Sachsen-Anhalts Kultus- in den Theatern Halle und minister Stephan Dorgerloh (SPD) Dessau an? die Bildung eines Kulturkonvents an. Zimmermann: Man muss das Thema Künstler, Kulturverantwortliche, Poli- Theater jetzt klären, damit man wie- tiker und Wirtschaftsvertreter sollten der über andere Kulturbereiche spre- sich über die kulturellen Perspektiven chen kann. Überall in Deutschland des Landes verständigen. Als Modera- spielen die Theater und Orchester tor konnte Dorgerloh, der zuvor selbst eine eigene Rolle, sind am teuersten einen ähnlichen Bildungskonvent im und machen sich am lautesten be- Land moderiert hatte, Olaf Zimmer- merkbar. Der Kulturkonvent hat klar mann gewinnen. Im Februar  dafür plädiert, dass die Theater mehr legte der Kulturkonvent auf  Sei- Geld bekommen sollen. Aber bitte ten seine Empfehlungen vor. Wenige genau lesen: Damit die Haustarif- Monate später wurden die Beratungen verträge aufgelöst werden können! zum Landeshaushalt  von heftigen Gleichzeitig haben wir gesagt, dass Künstlerprotesten begleitet. Auslöser die Theater, die rund ein Drittel der waren vor allem die Kürzungen der Zu- Landesmittel schlucken, sich grund- schüsse an die Theater in Dessau und sätzlich reformieren müssen. So, wie Halle um , bzw. , Millionen Euro. wir anderen Einrichtungen auch Über die strukturellen und fi nanziellen schmerzhafte Empfehlungen auf den Probleme sprach Michael Bartsch, Kul- Weg mitgeben mussten. Ich bedauere turjournalist in Sachsen, mit Dorgerloh nur, dass die Landesregierung unserer und Zimmermann. Empfehlung nicht gefolgt ist, dafür mehr Zeit einzuräumen. Herr Zimmermann, als Sie die Dorgerloh: Es gibt sicher unterschied- Moderation des Kulturkonventes liche Zeitvorstellungen. Wir wollen in Sachsen-Anhalt übernahmen, die Strukturanpassungen jedoch nicht schwangen da nicht gemischte weiter vertagen. Wenn Häuser schon Gefühle mit? Einerseits kamen Sie millionenschwere Defi zite angehäuft

in ein traditionsreiches Kultur- SCHLÜTER JENS SACHSENANHALT, KULTUSMINISTERIUM DORGERLOH: / FLAVOR TIM ZIMMERMANN: FOTOS: haben, kann man nicht weiter abwar- land, andererseits in eines, das mit Olaf Zimmermann Stephan Dorgerloh ten. Allen ist klar, dass sich etwas tun schwerwiegenden demografi schen muss. Jetzt haben wir noch Mittel und und wirtschaftlichen Problemen dem sie sich bislang eher zufällig passen, dass sie einerseits angemes- eineinhalb Jahren Konventsmodera- Zeit. Das Ganze dauert ja auch ein zu kämpfen hat. begegnet waren. Aber der Konvent sen sind, andererseits fi nanzierbar tion auch Ärger bekommen für meine paar Jahre. Noch einmal: Wir nehmen Zimmermann: Als mich Stephan war keine Wünsch-Dir-Was-Veran- bleiben. Der Landesrechnungshof hat Bemerkung »Dieses Land hat nur die an drei von neun Theater- und Or- Dorgerloh nach seinem Amtsantritt staltung. Es ging darum, die struktu- das mit Blick auf das Dessauer The- Kultur!«. Damit kann Sachsen-Anhalt chesterstandorten Anpassungen vor als Kultusminister fragte, war die- relle Realität im Land und ihre ater so festgehalten. Aber bei allem innerhalb und außerhalb des Landes und sorgen für eine faire Verteilung se Aufgabe für mich eine Ehre und Entwicklungsperspektiven ins Anpassen wollen wir ja auch noch Ak- punkten. Deshalb muss dem Kultur- der Mittel. Und dann wächst der Lan- eine Herausforderung, weil sie sich Gespräch zu bringen. zente setzen – z.B. mit den nationa- bereich eine andere Aufmerksamkeit deszuschuss für die Theater durch die unterscheidet von dem, was sonst len Jubiläen Cranach , Luther  geschenkt werden als bisher – bei Dynamisierung ja wieder. mein Job ist. Als Geschäftsführer des oder  Jahre Bauhaus. Wir liegen allem Respekt vor bisherigen Leistun- Zimmermann: Wobei der Kulturkon- Deutschen Kulturrates mahne ich die Für den ländlichen bei den Pro-Kopf-Ausgaben für Kultur gen. In Zahlen kann man sich leicht vent nicht Spartenschließungen in Politik, dass sie keinen Kulturabbau im Ländervergleich im oberen Drittel. verheddern. Die Arbeit des Konventes Dessau empfohlen hat … betreiben darf. Nun war ich in Verant- Raum müssen völlig Und das soll so bleiben! sollte auch nicht auf die Frage redu- Dorgerloh: Ob es dazu kommt, ent- wortung eingebunden, weil es um die neue Konzepte ziert werden, wie es den Theatern im scheidet die Stadt. Ich werde nicht Kulturentwicklung eines Bundeslands gefunden werden. Die Trotz der Sparzwänge empfi ehlt Land geht. müde, daran zu erinnern, dass es ein bis ins Jahr  ging. der Kulturkonvent, die Landeskul- kommunales Theater ist. Wir haben Infrastruktur muss turausgaben dauerhaft wieder auf Von außen werden die die Aufgabe, die Mittel fair zu vertei- Diese sehr konkrete Politikbera- erhalten bleiben  Millionen Euro plus Infl ations- Kürzungen dort aber gerade als len. Die Konzepte müssen von den tung war von Ihnen ausdrücklich ausgleich anzuheben. Das kann Fanal eines Kulturabbaus Trägern kommen. gewollt, Herr Dorgerloh. Wie geht rechnerisch nur gelingen, wenn wahrgenommen. es Ihnen dann in der aktuellen Si- Zu den Realitäten gehören die Sie die Prioritäten im Landeshaus- Dorgerloh: Theaterleute können Die Nöte mit den fi nanziellen tuation ein Jahr nach Verabschie- Rahmenbedingungen. Überall in halt anders setzen. Doch da steht sich im Wettstreit um Gelder überall Großverbrauchern führen aus dung der Empfehlungen? Sie sind Ostdeutschland werden die die Kultur in harter Konkurrenz lautstark Gehör verschaff en. Dafür meiner Sicht auf den Kern der Kon- bei Kulturleuten nicht gerade po- Landeshaushalte schrumpfen, zu Bildung, Wissenschaft oder Po- habe ich ja Verständnis. Aber ver- ventsempfehlungen. Da ist von der pulär, vor allem an Theatern und in Sachsen-Anhalt wirkt sich der lizei. antwortliche Kulturpolitik muss die Bildung von Kulturregionen, von Orchestern werden Unterschriften Bevölkerungsverlust besonders aus. Dorgerloh: Wir geben in diesem Jahr Gesamtbalance des Kulturhaushaltes Zweckverbänden und solidarischer gesammelt, in der »Beggars opera« Zimmermann: Eine der Ausgangspo- sogar mehr als  Millionen Euro im Blick haben. Wir wollen z.B. in Umlandfi nanzierung die Rede. Sie am Anhaltischen Theater tritt Ihr sitionen im Konvent war die Erkennt- für Kultur aus. Es wird in der ganzen der kommenden Förderperiode die nennen das sächsische Kultur- Staatssekretär als Sparkommissar nis, dass es einen fundamentalen Diskussion gerne übersehen, dass der EU-Mittel im Kulturbereich verdreifa- raumgesetz als Vorbild nur nicht »Mr. Hopeman« auf. Halles Inten- demografi schen Wandel gab und Kulturetat gestiegen ist. Und dennoch chen. Wir brauchen diese Mittel auch, beim Namen. dant Axel Köhler schmeißt wegen weiterhin gibt. Seit der Wende hat kommen wir um Strukturanpassun- weil Sachsen-Anhalt über ein enorm Zimmermann: Nur Sachsen hat die der Sparpolitik hin. Sachsen-Anhalt etwa ein Fünftel sei- gen bei drei Theatern nicht herum. reiches Kulturerbe verfügt. Vier Welt- besondere Situation nach der Wende Dorgerloh: Die Arbeit des Kulturkon- ner Einwohner verloren. Das wurde Das geht auch nicht von heute auf erbestätten hat kaum ein anderes in dieser vorbildlichen Weise genutzt. ventes bleibt eine wichtige Grundlage anfangs im Konvent vehement be- morgen. Sechs von den neun Theater- Bundesland aufzuweisen. Erbepfl ege Die Strukturen waren noch nicht so für unsere Entscheidungen zur Kul- stritten, es dominierte eine gefühlte und Orchesterstandorten bekommen bedeutet eben nicht nur Archivie- verfestigt. Die Kommunen müssen turpolitik. Er bildete mit seinen Emp- Welt. Es ging nicht nur um knapperes sogar schon jetzt Jahr für Jahr mehr rung, sondern gegenwärtige und sehr bei der Bildung von Kulturräumen fehlungen z. B. die Basis für die Erar- Geld, sondern hauptsächlich darum, Geld, weil wir erstmals die Verträge lebendige Auseinandersetzung mit mitmachen. Das kann man nicht ver- beitung des Landeskulturkonzeptes, welche kulturelle Infrastruktur man dynamisieren, d.h. wir übernehmen diesen Themen. ordnen. Obschon die Not in Sachsen- das vor wenigen Wochen öff entlich in einem schrumpfenden Bundesland einen Teil der Lohnsteigerungen. Anhalt groß ist, ist sie off ensichtlich vorgestellt wurde. Dafür gibt es auch anbieten können wird. Sollte man Daneben haben wir z.B. bei der Denk- Es gibt kritische Stimmen, die ge- in dieser Frage noch nicht groß genug. viel Zustimmung unter Kulturleuten. sich allein auf die Zentren konzent- malpfl ege und kulturellen Bildung rade in der Betonung der Jubiläen Ich hoff e, wir haben den Samen dafür Aber gute Nachrichten haben es tradi- rieren oder in die Fläche gehen? Und wie auch den großen Kulturstiftun- von Cranach, Bauhaus oder der gesät. tionell nicht leicht. wie erreicht man eine älter werdende gen z.T. ordentlich erhöht. Aber die Reformation einen Trend zu retro- Dorgerloh: Selbst wenn man Kultur- Dass die Theaterleute an den drei be- Gesellschaft? Haushalte geraten durch Tarifsteige- spektiver Eventkultur sehen. räume politisch durchsetzen könnte, troff enen Häusern mit vielen Mitteln Dorgerloh: Hinzu kommt, dass bis rungen unter Druck, gerade auch in Zimmermann: Da muss ich mich ein- führt das zu keiner Geldvermehrung. und sehr kreativ gegen die schmerz-  vieles mit Schulden fi nanziert Kultureinrichtungen. mischen. Hat doch dieses Bundesland Wenn die »Großen« wie Theater haften Einsparungen protestieren, wurde und man Strukturanpassungen echt Schwein, dass es mit solchen und Orchester aus dem Umland mit überrascht mich nicht. Es ist auch ein vertagt hat. Das gilt für Land und Wie ist eigentlich die kommunale Anknüpfungspunkten gesegnet ist! Es fi nanziert werden sollen, bedeutet Wettstreit um Gelder. Ich erlebe aber Kommunen. Dadurch fehlt mitunter Kulturfi nanzierungsquote von  wäre fahrlässig, eine solche Chance das im Umkehrschluss, dass sich dort durchaus auch Respekt vor diesen das Bewusstsein, dass wir wirklich Prozent einzuordnen? links liegen zu lassen. Das Land hat die »Kleinen« wie Musikschule oder schwierigen Entscheidungen, weil wir vor einer riesigen Herausforderung Zimmermann: Verglichen etwa mit verdammt noch mal sogar die Ver- Heimattheater oder Soziokultur fra- nötigen Fragen nicht länger auswei- stehen. Von den ungefähr zehn Milli- den  Prozent in Nordrhein-West- pfl ichtung, daraus etwas zu machen. gen müssen, ob es noch für sie reicht. chen. Der Kulturkonvent hatte aus- arden Euro im Landeshaushalt erwirt- falen übernimmt Sachsen-Anhalt Dorgerloh: Dahinter steckt doch auch Damit ist das Problem nicht gelöst. drücklich die Aufgabe, auch kritische schaftet Sachsen-Anhalt derzeit etwa einen relativ hohen Landesanteil, ist ein Ressourcenwettstreit. Wer laut Sachsen hat Kulturräume geschaff en Strukturfragen zu stellen. zwei Drittel. Das verbleibende Drittel aber nicht Träger der Einrichtungen. dagegen schreit, setzt in der Regel und die Mittel erhöht, das Land gibt Daneben gab es eine gründliche kommt von anderen: aus dem Soli- Es gibt hier zum Beispiel keine Lan- auch auf Events und Projekte, nur einen erheblichen Zuschuss an die Bestandsaufnahme, was dieses reiche darpakt, dem Länderfi nanzausgleich destheater. Man muss sich aber der eben auf die eigenen. Ich möchte mir Räume – nimmt aber interessanter- Kulturland Sachsen-Anhalt ausmacht. oder der EU. Das wird nicht so weiter- Geldfrage anders nähern. Die ent- nicht die mediale Kritik ausmalen, weise einige große Institutionen ext- Die vielen Kultur-Sparten konnten gehen. Deshalb müssen wir in einigen scheidende Frage ist die, was ein Land wenn wir die Jubiläen nicht nutzen ra heraus. Das wird gerne übersehen. sich intensiver wahrnehmen, nach- Bereichen unsere Strukturen so an- an Kultur braucht. Ich habe in den würden. Fortsetzung auf Seite  Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  LÄNDERSACHEN 07

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Es hat sich aber gezeigt, dass es nicht zu dem von Ihnen beschrie- benen »Kulturkannibalismus« kommen muss. Der Kulturraum beschließt eigenständig, was er sich leisten will. Zimmermann: Wir haben aber im Bericht auch darauf hingewiesen, dass es mit der Kulturraumbildung zu einer Zentralisierung von Angeboten kommen kann. Dafür müssten dann die Umlandgemeinden mitzahlen. Gemeinsam müsste man sich ent- scheiden, was man sich leisten will. Das ist nach unserer Meinung genau der Weg, auf den sich die Kommunen auch in Sachsen-Anhalt begeben müssten. Und dafür müssen die ver- schiedensten Interessen in dem sehr inhomogenen Kulturbereich ausba- lanciert werden. Die Gefahr ist immer da, dass ein Kulturraumgesetz auf ein Theater- und Orchesterfi nanzie- rungsgesetz reduziert wird. Was mich am meisten beim Konvent umgetrie- ben hat, war die Frage der Solidarität. Anders kann man sich auch gegen die Politik nicht zur Wehr setzen. Die »Großen« tragen auch eine Verant- wortung für das »fl ache Land«, wo wir eine kulturelle Infrastruktur halten

müssen! KÜHNE VIKTORIA FOTO: Mitglieder des Kulturkonvents Sachsen-Anhalt, . von rechts Kultusminister Stephan Dorgerloh, links daneben Moderator Olaf Zimmermann René Schmidt, Geschäftsführer in Bad Lauchstädt, meinte, für ein Verändern wir einmal die Perspek- Noch einmal zurück an den Aus- Bei allen Debatten in Sachsen-Anhalt Sie machen den Eindruck, als seien Kulturraumgesetz seien die Kom- tive und blicken von unten nach gangspunkt: Ist es eine Illusion, ist es eben nicht richtig, den Kultur- Sie mit der Umsetzung der Empfeh- munen in Sachsen-Anhalt oben. Der Konvent hat das mit einem besonders attraktiven bereich genau so zu behandeln wie lungen des Kulturkonvents nach zu schwach. mangelnde bürgerschaftliche Kulturangebot der Überalterung andere Bereiche. Man muss seine be- einem Jahr schon recht zufrieden? Dorgerloh: Der Zug ist abgefahren Engagement in Sachsen-Anhalt und Entleerung von Räumen ent- sondere Bedeutung für das Gefühl der Zimmermann: Unzufrieden bin ich mit – politisch und auch verfassungs- kritisiert. gegenwirken zu können? Menschen und das Image des Landes der Wahrnehmung unserer Ergebnisse. rechtlich. Ich werbe hier für einen Zimmermann: Das ist in der Tat völlig Dorgerloh: Sachsen-Anhalt ist und sehen. Dieses Gefühl ist gestört, ha- Medien und Öff entlichkeit sind ganz anderen Weg: Kooperationen in frei- unterentwickelt und gilt nicht nur für bleibt ja ein reiches Kulturland mit ben wir beobachtet. auf den Theaterbereich fi xiert, bei dem willig gebildeten Kulturregionen. In die Kultur. Da muss sich besonders den entsprechenden Angeboten. Wir Und für das Selbstwertgefühl der es zweifellos Probleme gibt. Aber wir der Altmark zum Beispiel fi nanzieren in den ländlichen Räumen etwas tun, erleben immer wieder in Städten wie Einwohner ist es wichtig, wie sie von sind weit darüber hinausgegangen. zwei Landkreise das Theater, im Harz weil dort nicht alle Strukturen profes- Halle, dass wir mit Kunstprojekten außen gesehen werden. Deshalb Dorgerloh: Wer erwartet hat, dass wir kooperieren das Nordharzer Städte- sionell weitergeführt werden können. Stadtquartiere zurückgewinnen kön- bleibe ich bei meiner These, dass alles : würden umsetzen können, bundtheater und das Philharmoni- Das muss ein Förderschwerpunkt nen und wie wichtig Kultur ist. Aber Sachsen-Anhalt vor allem als Kultur- verkennt die politische Realität. Aber sche Kammerorchester Wernigerode, werden. daneben braucht man unterm Strich land gesehen wird. Die anstehenden das neue Landeskulturkonzept nimmt es gibt ein vorbildliches Verbundpro- Dorgerloh: Wir haben aber schon Arbeitsplätze, die die Verbunden- Jubiläen bieten eine Chance, dieses vieles auf. jekt von acht Museen im Mansfelder eine Reihe von Empfehlungen des heit mit der Region sichern und die Ansehen zu verstärken und Besucher Land. Und zu den Jubiläumsvorhaben Konvents umgesetzt. Zum Beispiel Menschen im Land halten. Von etwas anzuziehen. Michael Bartsch ist freier Journalist wie Cranach oder Bauhaus gehören auch die Kulturbotschafter, die mit müssen die Leute schließlich leben. und Autor. Stephan Dorgerloh ist immer Korrespondenzstandorte, bei uns gemeinsam für eine Stärkung Eine Präferenz der Kultur, die sich Kultusminister von Sachsen-Anhalt. dem kleinere Einrichtungen und des Ehrenamtes werben. Wir müssen Kultur allein hält niemanden … aber auch pekuniär widerspiegeln Olaf Zimmermann Geschäftsführer Standorte synergetisch profi tieren. mit den Kindern und Jugendlichen Zimmermann: Umgekehrt wird aber müsste! des Deutschen Kulturrates Für solche Verbundideen hat der anfangen. Wenn wir die nicht gewin- auch ein Schuh daraus. Ein Arbeits- Zimmermann: Das ist keine Frage, Kulturkonvent den richtigen Impuls nen, wird es in der älteren Generation platz allein genügt nicht, wenn nicht und da habe ich auch keinen Dissens Weitere Informationen zum Kultur- gegeben. Da können wir noch mehr nicht leichter. Dazu kommt, dass vor ein altes oder neues Heimatempfi n- zumindest mit den Wünschen und konvent fi nden Sie unter www. kulturrat. machen. allem die mittlere Generation fehlt. den hinzukommt. Dafür sorgt Kultur. Absichten des Kultusministers. de/dokumente/Kulturkonvent.pdf

Das Kulturquartett! Herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.

Vorwort Von der Ausländer- zur Integrationspolitik Vorwort – B arbara Haack: Vom Verlag zum Medien-Unternehmen. Vorwort und Einleitung – B ernd Neumann: Das Reformationsjubiläum  Vorwort und Einleitung Muslimisches Leben – : Grußwort der Bundesministerin – Gabriele Schulz: Einleitung / S. 111 – Olaf Zimmermann: Vom Nischenmarkt Rolle und Aufgaben von Verlagen im digitalen Zeitalter aus – Stephan Dorgerloh, Stefan Rhein und als Chance begreifen. Das kirchliche Kulturengagement – Olaf Zimmermann: Die beste Pizza von Jerusalem / S. 19 – Gabriele Steffen:Stadtteilentwicklung als gesell- für Bildung und Forschung / S. 15 – Olaf Zimmermann: Feuerwehr sucht Migranten / S. 113 zur Boombranche / S. 15 Sicht eines kleinen Fachverlags / S. 110 Olaf Zimmermann: Disputationen I: rückt stärker ins öffentliche Bewusstsein / S. 77 – Gabriele Schulz: Einleitung / S. 20 schaftliches Projekt / S. 105 – Max Fuchs: Zum kontinuierlichen Dialog – Wolfgang Barth: Pisa-Schock und ein veränderter Einleitung – Barbara Haack im Gespräch mit Alexander Skipsis: Reflexionen zum Reformationsjubiläum  / S. 11 – Cornelia Pieper: Von Wittenberg in die Welt. Wie alles anfing … und dann fortgesetzt wurde – Reinhold Zemke: Die Moschee als Aufgabe der beitragen. Strukturbedingungen für nachhaltige Bildungsbegriff. Kulturelle Bildung in einer – Gabriele Schulz: Zu diesem Buch / S. 19 Aus den Fehlern der Musikindustrie lernen / S. 113 – Gabriele Schulz: Zu diesem Buch / S. 13 Die Lutherdekade in der Auswärtigen Kultur- und – Olaf Zimmermann: Zweifellos / S. 29 Stadtplanung. Zwischen Hinterhof und Boulevard, kulturelle Bildung / S. 16 Einwanderungs gesellschaft, die eigentlich keine Arbeitsmarkt Kultur: Eine erste Annäherung – Werner Schaub: Kunst für die Öffentlichkeit. Der lange Weg zum Reformationsjubiläum Bildungspolitik / S. 80 – Olaf Hahn: Einladung zur konstruktiven Ausein- Zentrum und Stadtrand / S. 108 8 Einleitung sein möchte / S. 117 9 – Max Fuchs: Kulturberufe und der flexible Der Bund und die Kunst am Bau / S. 118  – Stefan Rhein: Vom Thesenanschlag zur – Peter Reifenberg: … ein glühender Backofen  andersetzung. Was ein Dossier »Islam · Kultur · Politik« – Stefanie Ernst im Gespräch mit Erol Pürlü: – Olaf Kulturelle Zimmermann und Gabriele Schulz: – Roberto Alborino: Grundlagen von Kapitalismus.Arbeitsmarkt Notizen zum Arbeitsmarkt Kultur – Bogislav von Wentzel: Galeristen: Viel Glanz – viel Lutherdekade.Disputationen Das Reformationsjubiläum  voller Liebe / S. 82 I: leistenIslam · Kultur · Politik kann / S. 31 Normalität im Zusammenleben ist das Ziel / S. 111 Kulturelle Vielfalt leben. Chancen und Herausforde - Integrations prozessen / S. 121 und Leseempfehlungen / S. 23 Schatten. Im Alter zu oft Havarie – Schluss mit lustig / S. 121 als Einladung zum Diskurs / S. 17 – Georg Ruppelt: Thron und Altar / S. 85 – Olaf Zimmermann und Olaf Hahn: – Abdulla Elyas: waymo – Plattform für junge rungen interkultureller Bildung – Rückblick auf – Andreas Damelang: Die Potenziale der – Max Fuchs: Die Entdeckung der Kreativität in der – Stefanie Ernst im Gespräch mit Klaus Gerrit Friese: – Stephan Dorgerloh: Von freien Christen und – Stephan Schaede: Luther gehört uns nicht / S. 87 Zwei Jahre spannende Debatten. Die Dossiers Muslime / S. 115 das Projekt »Strukturbedingungen für nachhaltige Zuwanderung nutzen / S. 124 Kulturpolitik. Hinweise zur Karriere einer politischen Qualität statt Hype. Spitzenstellung deutscher mündigen Bürgern. Luthers Reformation / S. 20 – Olaf Zimmermann: Luther gehört euch wirklich »Islam · Kultur · Politik« / S. 33 – Götz Nordbruch: Muslim, deutsch und aktiv. interkulturelleVielfalt Bildung« / S. 21 leben:– Kristin Bäßler: Es geht um die Gemeinsamkeiten. LeitformelKultur: / S. 26 Galerien / S. 123 – Gabriele Reflexionen Schulz im Gespräch mit Udo Dahmen: nicht! Evangelische Kirche sollte ihre Tore weit, Islam in Deutschland Muslimische Jugendkulturen in Deutschland / S. 117 Stellungnahmen Resultate des . Integrationsgipfels im Kanzleramt / S. 127 – Gabriele Schulz im Gespräch mit Karla Fohrbeck – Klaus Gerrit Friese: Was sich alles ändern muss. Reformation und Musik als Chance / S. 23 sehr weit öffnen / S. 90 – Katajun Amirpur: Gleichberechtigung für Muslime – Sawsan Chebli: Jung, muslimisch, aktiv. – Lernorte interkultureller Bildung. Außerschulische Kultur- – Max Fuchs: Vom NIP zum NAP. Eine Bewertung des und Andreas Joh. Wiesand: Wie alles begann: Ein Plädoyer aus Galeristensicht / S. 129 – Dieter Georg Herbst: Am Anfang war das Wort – – Heinz Schilling: Luther historisch einordnen / S. 92 schaffen. Über unsägliche Debatten und positive Ent- Das JUMA-Projekt in Berlin / S. 120 und Bildungsorte. Stellungnahme vom .. / S. 35 . Integrationsgipfels der Bundesregierung / S. 131 Zwei Blicke auf die Gründerjahre / S. 30 – Ulla Walter: Was sich alles ändern muss – Eine Replik. und was kommt danach? / S. 25 – Friedrich Schorlemmer: »Die ganze Welt ist in der wicklungen in Deutschland / S. 37 – Nadjib Sadikou: Erziehung zwischen den Kulturen. – Lernorte Chancen interkultureller Bildung im vorschulischen und und – Memet Heraus-Kılıç: Interkulturalität ist Zukunft und Heraus- – Hans-Jürgen Vom Blinn: Die ZukunftNischenmarkt unserer Arbeit. Eine Künstlersicht auf eine Galeristensicht / S. 132 Der kultur-zum und religionspolitische Reformations Blick des Bundes Habsucht ersoffen wie in einer -Sintflut«. Über gemeinen – Patrick Bahners: Der Aufklärung verpflichtet. Wertewelten muslimischer Jugendlicher im schulischen Kontext. Stellungnahme vom .. / S. 40 forderung. Zu den Aufgaben des Bundeszuwanderungs- Kulturdienstleistungen in Zeiten der Globalisierung / S. 39 – Werner Schaub: Wer gegen wen? Eine Antwort auf – Bernd Neumann: Enormer Bildungsschub. Nutz und Wucher bei Martin Luther / S. 96 Die Kritik der Islamkritik / S. 39 Klassenzimmer / S. 123 Vielfalt als Reichtum und Integrationsrates / S. 134 – Olaf Zimmermann: Wachstumsbranche Kultur – einen Text von Klaus Gerrit Friese in Politik & Kultur Das Reformationsjubiläum  / S. 29 – Rupert Graf Strachwitz: Luther und der Staat. – Kristin Bäßler im Gespräch mit Hilal Sezgin: – Haci Halih Uslucan: Muslime als gewalttätige – Gabriele Schulz: Einleitung / S. 47 – Sidar A. Demirdögen: Ein Koffer voller Hoffnungen. aber unter welchen Bedingungen / S. 43 / / S. 134 – Siegmund Ehrmann: Was lange währt, Kann sich die Kirche der Reformation zur Zivilgesell- Deutschland muss sich neu erfinden / S. 42 Machos? Zum Zusammenhang von Geschlecht, Gewalt – Christine forderungen M. Merkel: Brücke oder Dynamit? Aktuelle inter- Integrationspolitik in Deutschland / S. 137 – Olaf zur Zimmermann undBoombranche Gabriele Schulz: – Olaf Zimmermann: Mehr Gerechtigkeit für die Galerien! wirdjubiläum endlich gut … / S. 30 schaft bekennen? / S. 99 – Ronald Grätz: Wer lernt von wem? und Religion / S. 126 Provokation zum interkulturellen Dialog. – Ergun Can: Gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen / S. 141 Wert der Kreativität. Kulturwirtschaft muss in Künstler- Galeristen sind: gnadenlose Individualisten, schlechte – Ingrid Fischbach: Luther  —  Jahre – Johannes Süßmann: Heute würde Luther twittern. Islam in Deutschland / S. 46 – Stephanie Doetzer: »Mein Gesicht ist privat« Weltgipfel Kunst und Kultur tagte in Afrika / S. 49 – Birgit Jagusch: Rechtliche Grundlagen für innen und Künstler investieren / S. 49 Unternehmer und absolut unverzichtbar / S. 136 Reformation / S. 31 Reformation und Neue Medien / S. 102 – Michael Blume: Wie können Muslime unsere Gesellschaft Warum manche Frauen Gesichtsschleier tragen und – Max Fuchs: Kulturelle Bildung hat Fahrt aufge- Ausländervereine / S. 144 – Gabriele Schulz im Gespräch mit Gerhard Pfennig: – Birgit Maria Sturm im Gespräch mit Michael Werner: – Raju Sharma:  neue Thesen / S. 33 – Olaf Zimmermann: Die Sprache ist Deutsch. mitgestalten? Antworten aus der Lebensrealität / S. 51 Deutschland sich eine Burka-Debatte sparen sollte / S. 129 nommen.kultureller Eine gute Bilanz der zweiten UNESCO- Welt- BildungVon anderen lernen Den Wert der Kreativität in Heller und Pfennig »Ich wollte meine eigenen Hierarchien« / S. 139 – : Initiativen vernetzen und Martin Luther hätte wohl für die Aufnahme von – Gabriele Hermani: Die Deutsche Islam Konferenz  – Reinhard Baumgarten: Verhängte Ansichten. konferenz für kulturelle Bildung in Seoul / S. 52 – Gabriele Schulz: Einleitung / S. 149 bemessen / S. 52 – Thomas Welter: Arbeitsmarkt Baukultur: Wie sieht Ressourcen zielgerichtet bündeln. Deutsch ins Grundgesetz plädiert / S. 104 bis . Zusammensetzung und Ergebnisse / S. 53 Was steckt oder besser wer steckt eigentlich hinter – Joachim Reiss: Vielfalt und Gegensätze in Belem. – Olaf Zimmermann: Nachhaltige interkulturelle – Thomas Flierl: Initiative für Kulturarbeit in Berlin. er wirklich aus? Hintergründe und Analysen / S. 148 Neues zur Reformationsforschung / S. 34 Anhang: Anträge und Debatten im Deutschen – Sonja Haug: Herkunft, Glaubensrichtung, Bildung, einem Niqab oder einer Burka? / S. 132 Weltkongress theaterpädagogischer Organisationen Bildung / S. 152 Der öffentliche Beschäftigungssektor Kultur, ÖBS / S. 58 – Nicoline-Maria Bauers und Titus Kockel: Reformationsjubiläum – Bundestag zum Reformationsjubiläum Partizipation. Vom Eins-Werden und vom Einssein / S. 58 – Stefanie Ernst im Gespräch mit Melih Kesmen: in Brasilien / S. 57 – Susanne Huth: Interkulturelle Perspektive. Dialog und – Johannes Klapper: Künstler vermitteln Künstler. Arbeitsmarkt Denkmalpflege / S. 151 auch gegen den Strich gebürstet – Reformationsjubiläum  als welthistorisches – Wolfgang Benz: Wie die Angst vor dem Islam die I love my prophet / S. 134 – Max Fuchs: Risse im Paradies? Integrationsprobleme Kooperation mit Migrantenorganisationen / S. 155 Die Zentrale Bühnen-, Fernseh- und Filmvermittlung (ZBF) – Michael C. Recker: Kulturberuf zwischen – Petra Bahr: Lob des Geheimnisses – Luther lesen! Ereignis würdigen. Antrag der CDU/CSU und Demokratie gefährdet. Fehlende Kenntnisse über den – Ingrid Pfluger-Schindlbeck: Zur Symbolik in Kanada und eine politische Antwort / S. 60 – Karin Haist: Partizipation = Dazugehören. und die Künstlerdienste (KD) / S. 61 Wissenschaft und Kunst. Fällt die Berufsgruppe Vom »falsch Zeugnisreden«: Medienrevolutionen der SPD-Bundestagsfraktion / S. 107 Islam produzieren Vorurteile und Ablehung / S. 61 des Kopfhaares / S. 137 – Barbara Gessler-Dünchem: Zur Vielfalt in Europa Über die Integrationsaktivitäten der Körber-Stiftung / S. 159 – Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz: Bundeskultur- der Restauratoren durchs Raster? / S. 155 und ihre Folgen / S. 37 – Reformationsjubiläum  als welthistorisches – Heinz Fromm: Der Islam aus Sicht des Verfassungs- – Reinhard Baumgarten Die Last der langen Nase. stehen. Das Europäische Jahr für den Interkulturellen – Harald Löhlein: Zusammenarbeit mit Migranten- wirtschaftsbericht. Ein Anfang wurde gemacht / S. 64 – Volker Schaible: Auseinandersetzung mit dem Original. – Wolfgang Böhmer: Luthers Wirkungsspur ist breit. Ereignis würdigen. Beschlussempfehlung und Bericht schutzes. Ein friedliches Zusammenleben braucht sachli- Neuer Trend zur Schönheitschirurgie im Iran / S. 140 Dialog  / S. 64 organisationen. Erfahrungen im Paritätischen Wohl- Kulturberufe – Ein Blick in die Sparten Zur Situation der Restauratoren in Deutschland / S. 158 Von der Reformation zum Kulturprotestantismus / S. 39 des Ausschusses für Tourismus (. Ausschuss) / S. 112 che Auseinandersetzung / S. 64 Muslimische Zivilgesellschaft – Max Fuchs: Vielfalt als Reichtum? fahrtsverband / S. 162 – Gerald Mertens: Die Orchesterlandschaft in Deutschland. – Mechthild Noll-Minor: Erhaltung und Pflege – André Brie: Für einen Häretiker / S. 41 – Die Luther-Dekade – und die Vorbereitung – Detlef Pollack: Akzeptanz und Wahrnehmung des – Olaf Zimmermann: Nutzen für alle. Starke islamische Über den Zusammenhang von Vielfalt, Migration – Martin Affolderbach:Ich singe mein Lied in Überlegungen zu Stand und künftiger Entwicklung / S. 73 des Kulturerbes. Der Beruf des Restaurators / S. 161 – Stephan Dorgerloh: Wird  ein Melanchthonjahr? auf das Reformationsjubiläum . Öffentliches Islams. Zu den Ergebnissen einer Studie der Zivilgesellschaft / S. 143 und Integration / S. 67 fremdem Land. Kultur und Migrationsgemeinden / S. 165 – Gerald Mertens: Philharmonisches Paradies? Arbeits- – Henning Krause: Wir nennen es Armut. Die Lutherdekade eröffnet ihr nächstes Themenjahr Gespräch des Ausschusses für Kultur und Medien / S. 114 Westfälischen Wilhelms-Universität Münster / S. 67 – Rupert Graf Strachwitz: Muslimische Strukturen – Christian Höppner: Transkulturalität: Fata Morgana – Ritva Prinz: Kulturvermittlung braucht markt- und Berufssituation von Orchestermusikern / S. 77 Zum Einkommen von Kommunikationsdesignern / S. 164 »Reformation und Bildung« / S. 43 – Das Reformationsjubiläum im Jahre  – – Aiman A. Mazyek: Islam-Bashing / S. 69 im Stiftungswesen. Eine jahrtausendealte Tradition im oder Realität? / S. 70 Gemeinschaft / S. 168 – Wolf Steinweg: Ein problematischer Königsweg. – Marjan Parvand: Neue Deutsche Medienmacher / S. 167 – Torsten Ehrke: Schluss mit der Luther-Apologie / S. 47 Ein Ereignis von Weltrang. Antrag der CDU/CSU-, – Sabine Schiffer:Islamfeindlichkeit in Deutschland. Wandel der Zeit / S. 145 – Christian Höppner: Transkulturelle Kommunikation: – Maria Ringler: International, binational und Die arbeitsrechtlichen Auswirkungen der Privatisierung – Ulrich Blum und Andrea Meyer: Der Weg des Spiels auf – : Reformation und Bildung? der SPD-, der FDP-Bundestagsfraktion und der Ausgrenzende Strukturen ernst nehmen / S. 71 – Olaf Zimmermann: Muslimische Zivilgesellschaft – Ich und Du. Containerland Deutschland / S. 74 multikulturell. Beziehungen und Partnerschaften von Musikschulen / S. 80 den Spieltisch. Das Spiel auf dem Weg zum Spieler / S. 170 Reformation durch Bildung! / S. 51 Bundestagsfraktion von Bündnis /Die Grünen / S. 126 Der Bruch des . September  gibt es sie eigentlich? / S. 148 – Andreas Freudenberg: Plädoyer für die Stadt über Grenzen hinweg / S. 171 – Christian Handke und Peter James: Ein starker Partner – Michael Bhatty: Dramaturgie der Gewalt. – Hermann Gröhe: Die Gegenwartsbedeutung der – Das Reformationsjubiläum im Jahre  – – Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz: – Matthias Kortmann: Mühsames Ringen um der Diversität.  Jahre Einwanderungsgesellschaft – Valentina L’Abbate: Die Muttersprache ist ein der heimischen Kreativen. Die Independents / S. 83 Betrachtungen eines Computerspiele-Entwicklers / S. 173 Losungen. Zum . Todestag Nikolaus Ludwig von Ein Ereignis von Weltrang. Beschlussempfehlung und Kein Märchen aus tausendundeiner Nacht. Der Bruch Anerkennung. Muslimische Dachverbände als zivil- beginnen in Deutschland zu wirken / S. 77 kultureller Schatz. Das CGIL-Bildungswerk: Integration – Günter Jeschonnek: Förderstrukturen des Freien – Andreas Kämpf: Großer Erfolg auf tönernen Zinzendorfs / S. 53 Bericht des Ausschusses für Kultur und Medien des . September  enthält die Chance eines gesellschaftliche Akteure in Deutschland / S. 151 Migrationsgeschichte von Migrantenfamilien erleichtern / S. 175 Theaters. Deutlichere Unterstützung durch die Politik Füßen. Karriere im Soziokulturellen Zentrum setzt – Wolfgang Huber: Die Ambivalenz des Reformators / S. 56 (. Ausschuss) / S. 132 kulturellen Aufbruchs / S. 75 – Mohammed Abdulazim: Organisation – Gabriele Schulz: Einleitung / S. 83 – Sidar A. Demirdögen: In mehreren Kulturen gefordert / S. 86 Risikofreude voraus / S. 177 – Margot Käßmann: Im Kontext unserer Zeit. – Das Reformationsjubiläum im Jahre  – – Petra Bahr: Gegenbilder entgegensetzen / S. 79 muslimischer Jugendlicher in Verbänden. Das Beispiel – Katrin Göring-Eckardt: Heimat – Wir suchen noch / S. 85 zuhause. Bundesverband der Migrantinnen – Azadeh Sharifi: Akademie postmigrantischer Theater- – Birgit Mandel und Nicole Kubasa: Strategien zeit- Das Reformationsjubiläum  und die politische Ein Ereignis von Weltrang. Auszug aus dem Plenar- – Aiman A. Mazyek: Um Jahre zurückgeworfen. / und der Muslimischen Jugend in Deutschland / S. 154 – Rita Süssmuth: Eingewandert nach Deutschland. in Deutschland e.V. / S. 178 kunst. Ein Plädoyer für mehr Teilhabe / S. 89 genössischer Kunst. »Mobiles Atelier – Kunstprojekte für Dimension des Freiheitsbegriffes / S. 58 protokoll vom . Oktober  / S. 135 die Folgen für Völkerverständigung und Integration / S. 82 – Thomas Klie und Julia Schad: Brachliegendes Anfragen an eine Kultur des Zusammenlebens / S. 88 – Berrin Alpbek: Vereint für Eltern und Kinder. – Michael Freundt: Mobilität Tanz – ein Politikum. Kindergärten« in Hannover / S. 180 – : Ein Ereignis von internationaler – Die Autoren / S. 152 – Herfried Münkler: Sicherheitssorge statt Engagementpotenzial. Zugangshemmnisse und -chancen – Vural Öger:  Jahre Migration aus der Türkei / S. 92 Die Föderation der Türkischen Elternvereine in Der Tanzbereich muss sich in den Dialog mit der Politik Ausbildung in Kulturberufen Relevanz. Das Reformationsjubiläum  / S. 61 Bedrohungsangst. Der . September und seine Folgen für junge Muslime zu Freiwilligendiensten / S. 156 – Max Fuchs: Viel wurde erreicht / S. 95 Deutschland / S. 181 begeben / S. 92 – Angelika Bühler: Talent allein genügt nicht. – Volker Leppin: Luther  – eine ökumenische aus politikwissenschaftlicher Sicht / S. 85 – Jens Kreuter: Bundesfreiwilligendienst und Muslime. – Gülay Kizilocak: Etappen der türkischen – Vicente Riesgo Alonso: Selbstorganisation als – Cornelia Dümcke: Transition Zentrum TANZ. Wie Künstler erfolgreich Karriere machen / S. 185 Chance / S. 63 – Wolfgang Schmidbauer: Die Sehnsucht nach neuen Erfahrungen und Entwicklungen / S. 159 Migrations geschichte / S. 97 Grundlage des Erfolgs. Bund der Spanischen Eltern- Gründungsinitiative zur Umsetzung einer Empfehlung der – Gabriele Schulz im Gespräch mit Karl Ermert: – Athina Lexutt: Das Lob der Anfechtung / S. 65 Idealen. Von der Psychologie des Terrors / S. 88 Jetzt– Christoph bestellen Müller-Hofstede: Zivilgesellschaft von – Olaf Zimmermann: Türkische Migranten. Teilhabe vereine in Deutschland / S. 184 Enquete-Kommission »Kultur in Deutschland« / S. 95 Vom Bohren dicker Bretter. Von der Erfolgsgeschichte – Christoph Markschies: Womöglich mit wuchtigen – Almut S. Bruckstein Çoruh: Augen ohne Gedächtnis morgen. Vorstellung eines Modellprojekts / S. 162 an Kunst und Kultur und die Last der deutschen – Witold Kaminski: Szenenwechsel. Jugendliche – Imre Török: Zwischen Melonen und Kulturen. der Bundesakademie Wolfenbüttel / S. 188 Hammerschlägen / S. 68 sehen nichts. Persönliche Reflexionen zu / / S. 91 – Aiman A. Mazyek im Gespräch mit Ali Dere: Geschichte / S. 100 im interkulturellen und interreligiösen Dialog / S. 188 Ist die »Gastliteratur« in den deutschen Literaturbetrieb – Olaf Zimmermann: Vom Nutzen der Nutzlosigkeit / S. 193 – : Die Reformation war eine – Friedrich Wilhelm Graf: Nine eleven und www.kulturrat.de/Wir brauchen heute mehr Dialog als je zuvor / S. 165 – Didem Yüksel: Herzlichen Glückwunsch! – Kenan Küçük: Jenseits von Folklore und Tee. integriert worden? / S. 98 – Margret Wintermantel: Hohe Sichtbarkeit. Die Situation Bildungs-Bewegung. Philipp Melanchthon – die Christen / S. 94 – Nurhan Soykan: Tag der offenen Moschee. Gespräche mit Sie sind Teil der Gesellschaft / S. 103 Interkulturelle Bildung in Migrantenorganisationen – Barbara Haack im Gespräch mit Imre Török: der Geisteswissenschaften in Deutschland / S. 195 Weggefährte Luthers und »praeceptor Germaniae« / S. 70 – Petra Klug: Die Kulturalisierung der deutschen Integra- Muslimen sind effektiver als Gespräche über sie / S. 168 Aus Politik & Kultur Olaf Zimmermann und Theo Geißler Herausgegeben von Aus Politik & Kultur Olaf Zimmermann und Theo Geißler Herausgegeben von Aus Politik & Kultur Olaf Zimmermann und Theo Geißler Herausgegeben von Aus Politik & Kultur Olaf Zimmermann und Theo Geißler Herausgegeben von shop.php – Mehmet Çalli: Eine Erfolgsgeschichte. Fremde am Beispiel des Multikulturellen Forums / S. 191 Die Verlage sind nicht unser Feind / S. 102 – Marcus Beiner: Reflexion und Spitzenleistung. – Regine Möbius: Mein Luther – ihr Luther? / S. 72 tionspolitik. Grundannahmen der politischen Ausein- – Gabriele Schulz im Gespräch mit Aiman A. wird zur neuen Heimat / S. 106 – Heike Kübler und Rüdiger Stenzel: Integration durch – Carla Meyer: Herausforderungen und Fährnisse eines Vier Wissenschaftsförderer schaffen Erfolgsbedingungen – Johann Michael Möller: Die Präsenz der andersetzung im Bundestag nach dem . September / S. 97 Mazyek: Die Gründung eines muslimischen Wohl- – Kristin Bäßler: Türkische Migration heute / S 108 Sport und Musik Ein kreativer Lösungsansatz / S 194 Berufs Gedanken zum Freien Lektorat / S 107 »pro Geisteswissenschaft« / S 198 Reformation / S75 – : / und die Welt danach / S 100 fahrtsverbandes ist überfällig / S 171 ISBN: ---- ISBN: ---- ISBN: ---- ISBN: ----  Seiten, € ,  Seiten, € ,  Seiten, € ,  Seiten, € , 08 LÄNDERSACHEN / WEITE WELT www.politikundkultur.net

Natürlich Kultur In der Mitte Deutschlands kämpft der Kulturrat Thüringen für den Erhalt einer reichen Kulturlandschaft

ECKART LANGE UND führt der Kulturrat Thüringen als starke Die Vizepräsidenten sind Marie-Elisa- einen engen Austausch mit dem Kul- Thüringen. Um dieses den Menschen JÖRG DIETRICH Stimme der Thüringer Kulturverbän- beth Lüdde, Vorsitzende des Thürin- tursenat Sachsen und der Kulturkon- in Thüringen nahezubringen, wan- de konstruktiv, kompetent und kritisch ger Literaturrats, und Lutz Unbehaun, ferenz Sachsen-Anhalt, wie auch den dert seit  eine Ausstellung durch m noch jungen Kulturrat Thü- die Diskussion über Wege und Ziele Vizepräsident des Museumsverbands dortigen kulturellen Fachverbänden, die Thüringer Landratsämter, die die ringen sind inzwischen dreizehn der Kultur in Thüringen und darüber Thüringen e.V. sowie durch Kulturgespräche, Kultur- Mitgliedsverbände des Kulturrats und große Thüringer kulturelle Fach- hinaus. Er verschaff t der Kultur und Der Kulturrat Thüringen ist ein aktionstage und Analysen der Kultur- deren vielfältige Arbeitsfelder vorstellt. I verbände organisiert, die sich re- den Künsten im Freistaat Thüringen unabhängiges Gremium, das sich aus landschaft Thüringens. Für den . Mai Begonnen wurde diese Ausstellung im gelmäßig austauschen und gemeinsam eine angemessene öff entliche Geltung, öff entlichen und Drittmitteln fi nanziert.  bereitet der Kulturrat Thüringen Thüringer Landtag, enden soll sie in der agieren. Weiteres Wachstum ist vor- fördert ihre Entwicklung und beteiligt Der Freistaat Thüringen legt seit Jahren eine Mitteldeutsche Kulturklausur zu Thüringer Landesvertretung Berlin. programmiert, laufende Interessens- sich damit aktiv an der Gestaltung der ein Programm der Geschäftsstellen- Weiterhin bereitet der Kulturrat in bekundungen werden einmal jährlich vielfältigen Kulturlandschaft des Frei- förderung für kulturelle Verbände und diesen Tagen eine Kooperationsverein- durch die Mitgliederversammlung staats. Der Kulturrat Thüringen sucht Vereine auf, das neben einer Sachko- Man muss sich kultur- barung mit dem Thüringer Institut für diskutiert und bestätigt. In diesem den off enen Dialog mit allen Partnern stenförderung ein einzigartiges Pro- Lehrerfortbildung, Lehrplanentwick- Jahr konnte der Kulturrat Thüringen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, jektmanagerprogramm beinhaltet. Der politisch einmischen. lung und Medien (Thillm) vor. Im Mit- zwei neue Mitglieder begrüßen, die die an einer nachhaltigen und zu- Kulturrat Thüringen erhält zum Bei- Ausruhen gilt nicht telpunkt der Vereinbarung sollen die Landesarbeitsgemeinschaft Spiel und kunftsorientierten Kulturlandschaft spiel vom Freistaat Thüringen einen gegenseitige Information sowie die Zu- Theater Thüringen und den Thüringer in Thüringen interessiert sind und sie Geschäftsstellenzuschuss. sammenarbeit in Projekten kultureller Theaterverband. Weitere Mitglieder mitgestalten wollen. In diesem Sinne Diese Förderpraxis ist im Kulturkon- Kulturentwicklungs- und Kulturvernet- Bildung stehen. Erstmals fi ndet in die- des Kulturrats Thüringen sind der BDK ist er ein fester Ansprechpartner der zept verankert, das sich der Freistaat zungsstrategien in Mitteldeutschland sem Jahr das . Thüringer Kulturforum – Fachverband für Kunstpädagogik Lan- Landesregierung Thüringens und der Thüringen im Herbst  gab. Wäh- vor, in der Lutherdekade fi ndet bis  zu Fragen der kulturellen Bildung als desverband Thüringen, der Deutsche angrenzenden Bundesländer. rend dessen Vorbereitung waren die jährlich im November ein Podium »Lu- Kooperationsveranstaltung des Thü- Bibliotheksverband – Landesverband Den Vorstand des Kulturrats Thü- Mitglieder des Kulturrats Thüringen ther kulturell« statt. ringer Bildungsministeriums mit dem Thüringen, der Deutsche Bühnenver- ringen bilden die Vorsitzenden der in alle Arbeitsgruppen involviert. Auch Besonderes Augenmerk liegt in die- Kulturrat Thüringen statt. Der Kulturrat ein Landesverband Thüringen, der Mitgliedsverbände. Aus diesem Kreis in nahezu zwanzig weiteren landes- sem Jahr auf der Thüringer Landtags- strebt an, dieses zentrale Treff en der Heimatbund Thüringen, die LAG So- weit tätigen Gremien ist der Kulturrat wahl am . September . Hierfür Kulturschaff enden im Freistaat künftig ziokultur Thüringen, der Landesmusik- Thüringen über seine Mitglieder mit haben die Thüringer Parteien bereits als jährliches Arbeitstreff en in Eigen- rat Thüringen, die Landesvereinigung Konstruktiv, einer gewichtigen Stimme vertreten, Wahlprüfsteine des Kulturrats Thü- regie durchzuführen. Kulturelle Jugendbildung Thüringen, vom Kuratorium der Kulturstiftung des ringen und seiner Mitgliedsverbände Der Kulturrat Thüringen hat nach der Museumsverband Thüringen, der kompetent und Freistaats Thüringen bis zur Jury für beantwortet. Auf sechs hochrangig be- kurzem Anlauf richtig Fahrt aufgenom- Thüringer Literaturrat, der Verband kritisch das UNESCO immaterielle Kulturerbe. setzten kulturpolitischen Podien sollen men, mischt sich erfolgreich ein und Bildender Künstler Thüringen und der Darüber hinaus begleitet der Kultur- diese in den kommenden Monaten hin- erfreut sich breiter Akzeptanz. Ausru- Verband deutscher Archivarinnen und rat Thüringen die Umsetzung aller terfragt und die Landtagskandidaten für hen gilt nicht. Die Aufgaben und Er- Archivare – Landesverband Thüringen. wählt die Mitgliederversammlung im Empfehlungen des Kulturkonzepts die Herausforderungen zum Erhalt der wartungen in den kommenden Jahren Der Kulturrat Thüringen wurde im Rhythmus von zwei Jahren ein Präsidi- und des Kulturtourismuskonzepts des einzigartigen, historisch gewachsenen sind so groß, dass sie nur gemeinsam Februar  aus der ständigen Kon- um, das die Beschlüsse des Vorstands Freistaats Thüringen kritisch, wie auch Thüringer Kulturlandschaft vor dem gemeistert werden können. ferenz der kulturellen Fachverbände umsetzt und den Kulturrat Thüringen neue Kulturentwicklungskonzeptionen, Hintergrund möglicherweise sinkender Thüringens gegründet. Die ständige öff entlich repräsentiert. die in diesem Jahr in zwei Modellregi- öff entlicher Mittel sensibilisiert werden. Eckart Lange ist Präsident des Konferenz trat bis dahin zwei Mal zur Präsident des Kulturrats Thüringen onen in Thüringen entwickelt werden. Auch kulturelle Bildung und Teil- Kulturrats Thüringen. Vorbereitung von Wahlprüfsteinen für e.V. ist seit April  Eckart Lange, Prä- Weitere Arbeitsschwerpunkte des Kul- habe für Menschen jeden Alters sind Jörg Dietrich ist Geschäftsführer des die Landtagswahlen zusammen. Nun sident des Landesmusikrates Thüringen. turrats Thüringen sind geprägt durch essentielle Aufgaben des Kulturrats Kulturrats Thüringen

Inmitten einer schizophrenen Situation

Die »Arab Cultural Policy auf dem Tahrir Platz, der Bourguiba derung kultureller Aktivitäten. Die Group« traf sich in Berlin Straße, am Sahat al-Taghyir und den Gruppe kulturpolitisch Engagierter bekannten ikonischen Orten des Auf- im Libanon hat sich juristischen Rat standes. Die meisten Künstler waren eingeholt, eine Expertise in Auftrag ge- WOLFGANG SCHNEIDER zuvor dem großen Publikum unbekannt. geben, die Gesetze und Verordnungen Sie waren keine Stars der kommerziel- in der Kulturlandschaft überprüft und ie Situation ist total schizo- len Filmindustrie und sie wurden von eine Prioritätenliste zur Umsetzung phren«, sagt Jumana Al-Yasiri Arbeit, Medienauftritten und Reisen und Implementierung zusammenge- D aus Damaskus, »während die ausgeschlossen, die das Kulturminis- stellt, die derzeit in Politik und Zivil- zunehmend heftigen Kämpfe über- terium so lange nur einem bestimmten gesellschaft diskutiert wird. Ein »Young all Syrien erschüttern, funktionieren Teil der Kunstszene ermöglichte.« Policy Document« empfi ehlt zudem Oper, Nationalorchester, das Kultur- El-Husseiny war von Anfang an das politische Zusammendenken von ministerium und Kunsthochschule. dabei, hat den Prozess einer Kultur- Kultur und Bildung. Aus der Gruppe Das Regime ist stark in der Hauptstadt politikentwicklung nicht nur in ihrem im Jemen ist ein »Non-governmental und demonstriert dies auch durch die Land maßgeblich mitgestaltet und ist National Committee of Cultural Po- nationale Kulturpolitik.« Al-Yasiri ist auch als Expertin im »Arterial Network« licies« geworden, erstmals gab es ei- Kulturmanagerin des »Young Arab aktiv, das mittlerweile in den meisten nen nationalen Austausch zwischen

Theatre Fund« und Mitglied der »Arab Ländern des südlichen Kontinents wie staatlichen Kulturinstitutionen und BAUMGARTEN REINHARD FOTO: Cultural Policy Group«, einer zivilge- eine panafrikanische kulturpolitische der freien Kunstszene und als weiterer Die islamische Welt ist im Umbruch: Das Institut für Kulturpolitik der Universi- sellschaftlichen Initiative in der ara- Gesellschaft wirkt und Künstler sowie Erfolg wird eine kulturpolitische Kon- tät Hildeheim hat Aktivisten aus verschiedenen Ländern nach Berlin eingeladen bischen Region. Kulturmanager versammelt und ver- ferenz verzeichnet, die auf Druck der Gegründet von »Al Mawrad Al Tha- netzt. In Berlin standen auch die von ihr Gruppe vom Minister neu konzipiert ICCPR: Kulturpolitik Twitter und Youtube verbreiten. Das gafy« in Kairo waren in diesem Frühjahr mit verantworteten internen Berichte wurde und schließlich mit zusätzlichen braucht Kulturforschung Internet ist die dominante zeitgenös- zwei Dutzend Aktivisten aus Algerien, zur Diskussion, die mittlerweile zu den Fragestellungen, Arbeitsgruppen und sische Plattform für Kunst und Kultur, Ägypten, Jemen, Jordanien, Libanon, Kulturpolitiken der arabischen Region Empfehlungen stattfand. Kulturpolitik, das war ein Credo des es ist die virtuelle Galerie vor der rea- Libyen, Mauretanien, Marokko, Syrien erschienen sind. Trotz aller Unterschiedlichkeiten der Forschungsateliers, gehöre zuallererst len, und ein öff entliches Forum.« Die und Tunesien auf Einladung des Ins- in Berlin versammelten kulturpoliti- in die Hände der Kulturschaff enden, da- »Arab Cultural Policy Group« verweist tituts für Kulturpolitik der Universi- schen Interessenten aus künstlerischer mit sich der Staat nicht aus machtpoli- in diesem Zusammenhang auf diverse Das Ziel: Kultur entwickeln tät Hildesheim zu Gast in Berlin. Das Praxis, aus Politik und Wissenschaft, tischen Erwägungen der Künste bedient. Webseiten, wie zum Beispiel »creati- und planen Goethe-Institut hatte das fünftägige waren die Diskussionen um Kulturpo- In einer Demokratie gälte zwar das Pri- vememory.org«, einem digitalen Archiv Forschungslabor aus dem Budget der Nachzulesen sind dort die nationalen litik geprägt von gemeinsamen grund- mat der Politik, und Kulturpolitik sei ja von künstlerischen Ausdrucksformen Transformationspartnerschaften des Entwicklungen, zumeist beobachtet, sätzlichen Überlegungen was demokra- auch öff entliche Kulturfi nanzierung, aus der Region mit Karikaturen, Graf- Auswärtigen Amtes unterstützt. analysiert und refl ektiert von kulturpo- tischen Prinzipien, politischer Auftrag aber über Kriterien und Konzeptionen fi tis, Theater, Musik und Texten. Ein Die politischen Umwälzungen ha- litischen Gruppen vor Ort. In Palästina und kulturmanageriale Möglichkeiten darüber müssen sich die verständigen weiteres Treff en in Deutschland ist vom ben in vielen Ländern Nordafrikas und wurde zum Beispiel ein Aktionsplan betriff t. Getagt wurde in der Nieder- können, die dafür und davon leben. An- . bis . September dieses Jahres im des Nahen Ostens dazu geführt, dass erarbeitet, der auch schon mit dem sächsischen Landesvertretung, beim sonsten wird es auch weiterhin paral- Rahmen des Weltkongresses der Kul- auch über die Freiheit der Künste, über neuen Kulturminister Erörterung fand. Bundesverband Deutscher Stiftungen lele Lebenswelten wie in Syrien geben. turpolitikforschung ICCPR auf dem die Verbindung von kulturellem Leben Darin fi nden sich grundsätzliche Über- und im vom Bund fi nanzierten Museum »Das öff entliche Kulturleben ist unter Kulturcampus in Hildesheim geplant. und gesellschaftlicher Gestaltung neu legungen, wie Politik und Gesellschaft für Islamische Kunst – womit nicht nur der Kontrolle des Regimes«, betont nachgedacht wird, aber eben auch über die vitale Rolle der Kultur begleiten das politischen Mehrebenensystem zur noch einmal Jumana Al-Yasiri, »aber Wolfgang Schneider ist Professor kulturpolitische Rahmenbedingungen. sollten, aber auch konkrete Arbeits- Sprache kam, sondern auch die Rolle wir kommunizieren via soziale Medi- für Kulturpolitik an der Universität »Seit dem ersten Tag der Revolution«, vorhaben für ein »Cultural Planning« bürgerschaftlichen Engagements, das en. Video- und Audio-Künstler können Hildesheim und Inhaber des UNESCO- erläutert die Ägypterin Basma El-Hus- sowie Vorschläge für legislative und insbesondere kulturelle Interessen vom Land oder aus dem Exil senden, sie Chair »Cultural Policy for the Arts in seiny, »waren Künstler dort draußen, administrative Mechanismen zur För- zum Ausdruck bringen könne. können ihre Kreationen via Facebook, Development« Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  WEITE WELT 09 FOTOS: ROBERT EDWARDS ROBERT FOTOS: Muss in Kürze in neue Räumlichkeiten umziehen – das Goethe-Institut Sydney: Eingangsbereich (links), Besucher in der Referenzbibliothek (rechts oben) und Außenansicht (rechts unten) Wirksame Kulturpolitik dank Irritationsimpulsen Die Arbeit des Goethe- gern wie »Der Schlussmacher«. Sölter, Zum Beispiel Internetprojekte wie der South Wales und frühere australische Während das Institut bei den Sprach- Instituts in Sydney ein Mann, dem das Lachen nicht schwer Blog »CityTales«. Während eines Jahres Außenminister Bob Carr. Über zehn Jah- kursen mit privaten und universitären fällt, der statt Schlussmacher aber doch haben dabei neun Comic-Zeichner aus re lernte er hier Deutsch, weil er »den Angebote konkurriert, kann es sich ab- lieber Schlöndorff schaut, nennt sie Australien, Deutschland und Südostasi- Geschmack der Sprache in meinem heben mit Kursen für Fortgeschrittene, HEIDI GMÜR scherzhaft »Kraut-Pleaser«. en zeichnend eine Stadtgeschichte in Mund mag«. Generell übten die deut- international anerkannten Sprachzer- Das Goethe-Institut in Sydney liegt zwölf Kapiteln erzählt (www.blog.goe- sche Sprache und Kultur in Australien tifi katen sowie den Zugangsprüfungen uf dem Nummernschild stehen an der Ocean Street in Woollahra, ei- the.de/CityTales). Oder die Ausstellung eine starke Anziehungskraft aus, glaubt zu deutschen Universitäten. nicht Nummern, sondern sechs nem beschaulich schicken Wohnquar- »New Olds«, die Volker Albus für das er. Das Goethe-Institut hatte er nicht Im Rahmen der Bildungskooperati- A Großbuchstaben: »GOETHE«. Es tier auf halbem Weg zwischen Ge- Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) zuletzt darum gewählt, »weil es ein on unterstützt das Institut zudem die zieht die Aufmerksamkeit eines älteren schäftsviertel und Bondi Beach. Es ist kuratiert hat. Es sind vertraute Objekte hübsches Gebäude ist«. Ein Gebäude, australischen Bildungsinstitutionen bei Herrn auf sich, der am Mini-Bus und der ein markantes zweistöckiges Gebäude, wie ein Perserteppich, ein Hirschgeweih das jedoch bald neue Bewohner sehen der Sprachvermittlung. Es organisiert kleinen Gruppe vom Goethe-Institut gebaut .  hatte es die deutsche oder Porzellangeschirr, denen deutsche wird. Da es die europäischen Standards Wettbewerbe, ein Schulfi lmfestival, bie- vorbeispaziert. Er hält inne, liest laut: Regierung erworben, um – zwei Jahre und internationale Designkünstler oft für Erdbebensicherheit nicht erfüllt, er- tet Lehrerfortbildungen und Stipendien »Goethe.« Er sieht die Beschriftung auf nach Melbourne – auch in Sydney, der nur durch einen Hauch der Verfrem- hielt das Goethe-Institut unlängst die für Lehrer und Schüler an, stellt Unter- dem Fahrzeug, sagt anerkennend: »Ah, größten Stadt Australiens mit heute dung eine verblüff end neue Ästhetik Räumungsorder aus Berlin. richtsmaterial zur Verfügung, vernetzt the Goethe-Institut!« Flink zieht Ar- fast , Millionen Einwohnern, einen verpasst haben. Die Ausstellung öff - Im ersten Stock vibriert der Boden. sich mit Partnerschulen. Jedes Jahr pad Sölter ein Programm des deutschen Standort zu eröff nen. nete im Dezember  in Melbourne, Nicht plattentektonische Vorgänge fi nden in Melbourne und Sydney auch Filmfestivals aus der Tasche und drückt Sölter ist der Überzeugung, dass wurde  am Sydney College of the sorgen für die feine Erschütterung Schülertage statt. Ein Angebot, das von es ihm in die Hand. Der Mann winkt »jeglicher Versuch, das Bild Deutsch- Arts gezeigt und wanderte dann nach des Klassenzimmers, sondern einer den australischen Deutschlehrern rege ab: »Nicht nötig, ich bin da jedes Jahr.« lands oder auch die Wahrnehmung Neuseeland weiter. der Deutschschüler, der während des wahrgenommen werde, sagt Shine. Ein Seit  ist Sölter Leiter des Goe- unserer kulturpolitischer Arbeit durch »Das Goethe-Institut ist für uns Unterrichts nervös mit dem Fuß wippt. Ausfl ug zum Goethe-Institut werde da- the-Instituts in Australien mit den persuasive Kunst oder Kommunikation klar der wichtigste ausländische Part- Zusammen mit zehn anderen Teen- bei für die Schüler zur Reise auf eine Standorten Sydney und Melbourne. Es beeinfl ussen zu wollen, zum Scheitern ner«, sagt Nerida Olsen vom Sydney agern drückt er während der Ferien »kleine deutsche Sprachinsel« mitten in ist Februar und der Countdown läuft: verurteilt ist«. Kulturpolitik ist für ihn College of the Arts. Auch John Kal- die Schulbank im Goethe-Institut. Sie Australien, wo sie während eines Tages Im März wird zum dreizehnten Mal »ein großzügiges Angebot«. Sie soll ei- dor, der renommierteste australische bereiten sich auf das hiesige Abitur die Sprache erleben könnten. das »Festival of German Films« eröff - nen öff entlichen Austausch provozieren, Kunstsammler, zählt seit Jahren auf vor. Deutsch haben sie gewählt, weil »Wir versuchen in der Spracharbeit net. Über der Oxford Street, einer Ein- indem sie neugierig mache, überrasche die Kooperation mit dem Institut. Im auch, von den kulturpolitischen Tätig- kaufsmeile in Sydney, werden bald die und – vor allem – Irritationsimpulse Idealfall, sagt Sölter, werde dabei im- keiten des Instituts zu profi tieren«, sagt Banner des Festivals im Wind fl attern. schaff e. »Dann ist sie auch wirksam.« portierte Kultur mit australischer Kul- Kulturpolitik ist »ein Shine. So werden etwa während des Es ist die bedeutendste Veranstaltung Die Arbeit des Goethe-Instituts ist tur verwoben. Wie bei der Ausstellung großzügiges Angebot«. Filmfestivals Vorführungen für insge- deutscher Kultur in Australien – und eine Antwort auf den kulturellen Kon- » Rooms« der Kuratoren Hans Ulrich samt . Schüler in ganz Australien gemessen an der Anzahl der Filme, text in einem Land. Sydney und Mel- Obrist, Co-Direktor der Londoner Ser- Sie soll Austausch organisiert. Bildung und Kultur, sagt Vorführungen und Standorte auch das bourne spielen zwar nicht in der Liga pentine Gallery, und Klaus Biesenbach, provozieren, indem Sölter, seien letztlich die zwei Seiten größte Festival des deutschen Films von New York oder London, verfügen Direktor des MoMA PS in New York, sie neugierig macht derselben Münze. Mit dem Räumungs- außerhalb Deutschlands. aber über etablierte Kulturszenen und die Kaldor im April  nach Sydney entscheid für das Gebäude in Sydney Für das Institut ist es eine logisti- funktionierende Institutionen. Das geholt hat. Sie wurde hier um einen erging an ihn jedoch zugleich der Auf- sche Herausforderung. Aber nicht nur: vereinfacht die Kooperation, defi niert . Raum erweitert, was dem jungen sie deutschsprachige Verwandte haben, trag, die Wirtschaftlichkeit des Sprach- zwar sind die Zuschauerzahlen seit aber zugleich die Herausforderung: sich australischen Performanceduo »Clark in Deutschland studieren wollen oder betriebs in Australien zu untersuchen.  um über ein Drittel auf . abzuheben und sichtbar zu werden. »Es Beaumont« die Gelegenheit gab, auf auch nur, wie eine Schülerin angibt, Wohin die Reise geht, ist off en. im Jahr  gestiegen, sie machten ist an uns, die Nischen zu fi nden«, sagt Augenhöhe mit Künstlern wie Marina weil es »Spaß macht«. aber im letzten Jahr einen Taucher auf Sölter. Dabei werden die Aktionen ab- Abramović oder Damien Hirst auszu- Rund . Australier nutzen jähr- Heidi Gmür arbeitet als Korresponden- .. Die Kehrtwende soll gelingen gestimmt mit anderen Goethe-Insti- stellen. lich die Sprachschulangebote des Goe- tin der »Neuen Zürcher Zeitung« in mit zusätzlichen Events, mehr Me- tuten in der asiatisch-pazifi schen Re- Ein intimer Kenner des Goethe-In- the-Instituts. Die Zahlen hätten sich Sydney und war Präsidentin dienarbeit und einem noch breiteren gion und manche Projekte im Verbund stituts in Sydney ist auch der frühere positiv entwickelt, sagt Marina Shine, der Foreign Correspondents’ Filmangebot – inklusive Kassenschla- organisiert. Regierungschef des Bundeslandes New die den Bereich Spracharbeit leitet. Association 10 KULTURELLE BILDUNG www.politikundkultur.net

Medienkompetenz verankern Das Musik-Kultur-Politik-TV-Programm der nmz  Fragen an Jürgen Lauff er, den Geschäftsführer der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK)

• In der Schule müssen (länder-) , im Gründungsjahr der GMK, übergreifende Bildungsstandards in standen wir mit der Forderung nach  den Kerncurricula der Fächer ver- Medienkompetenz und Medienbil- In der kürzlich gemeinsam mit ankert werden. dung noch weitestgehend alleine da. der Initiative »Keine Bildung • Für Lehrkräfte bedarf es berufsbe- ohne Medien!« veröff entlichten gleitender Qualifi zierung. Medien- Stellungnahme »Medienbildung bildung muss als prüfungsrelevan- = IT-Förderung?« kritisieren Sie ter Bestandteil in die Lehrerausbil- die im Koalitionsvertrag getroff e- dung aufgenommen werden.  nen Aussagen zur Förderung der • Die Zusammenarbeit von Schule Anlässlich des -jährigen Beste- Medienkompetenz. Es sei »keine und außerschulischen Einrichtun- hens richtet die GMK im November Gesamtstrategie der digitalen Bil- gen sollte ausgebaut werden. Um  eine Tagung zum Thema »Do- Frankfurter Musikmesse 2014 dung erkennbar – nur eine Reihe Pädagoginnen und Pädagogen ing politics: Politisch agieren in der die nmz-TV-Bühne mit Talks und Diskussionen von Einzelmaßnahmen«. Was be- sowohl aus außerschulischen als digitalen Gesellschaft« aus. Welche fürchten Sie konkret? auch aus schulischen Kontexten Rolle wird politische Partizipation Auch in diesem Jahr präsentierte sich die neue musikzeitung Vorweg möchte ich betonen, dass im zu qualifi zieren, zu beraten und zu im Netz zukünftig einnehmen? zusammen mit ihren Partnerverbänden auf der Frankfurter Koalitionsvertrag eine Reihe wichti- begleiten, braucht es ein stabiles Das Netz stellt eine große Zahl inter- Musikmesse mit einem umfangreichen Programm an Podi- ger Themen zur Förderung von Me- Netz von Medienzentren und Medi- essanter Tools zur Verfügung, die Be- umsdiskussionen und musikalischen Darbietungen. Wie im- dienkompetenz und Medienbildung enwerkstätten. Die außerschulische teiligung und Transparenz in moder- mer standen hochaktuelle kulturpolitische Themen auf der aufgenommen wurden. Darauf möch- Jugend- und Bildungsarbeit hat da- nen Gesellschaften fördern (können). Tagesordnung: das Kooperationsverbot zwischen Bund und ten wir in der bisher ja sehr positiven bei eine hohe Bedeutung als kreati- Doch in welchem Umfang tatsächlich Ländern zum Beispiel, das die Bemühungen um kulturelle Zusammenarbeit mit den zuständi- ves kulturelles Experimentierfeld. mehr Beteiligung und Transparenz er- Bildung vielerorts behindert, die Frage nach den künstleri- gen Ministerien aufbauen. • Familien brauchen angesichts der reicht wird, das hängt von politischen schen Urheberrechten im Zusammenhang mit dem geplan- Es wird aus unserer Sicht nicht hin- Digitalisierung Unterstützung. Hier Diskursen und Machtverhältnissen ten Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU reichend antizipiert, wie stark sich die gilt es neue Formate der Elternbera- ab. Die GMK jedenfalls macht sich seit Bedingungen des Aufwachsens heute tung zu entwickeln, die Eltern beim ihrer Gründung stark für Beteiligung oder die prekäre Lage vieler Musikpädagogen in Deutschland. sowohl durch die Digitalisierung Kinder- und Jugendschutz, bei Prob- und Transparenz. Doch geht nicht nur als auch durch das »überall und an lemen mit Mobbing oder exzessiver um »tools«, es geht auch um »Pädago- jedem Ort mit dem Netz verbunden Mediennutzung zur Seite stehen. gik«, also um Methoden und Ansätze, sein« verändert haben. Daher ist eine • Initiativen und Vereine leisten mit denen Kinder, Jugendliche und fl ächendeckende, vernetzte und ver- aktuell einen wichtigen Beitrag auch Erwachsene in der digitalen lässliche Infrastruktur notwendig, die zur Förderung von Medienkompe- Gesellschaft zu mehr Beteiligung, Medienkompetenz und Medienbil- tenz. Diese engagierte Arbeit muss politischer Aktivität und auch dung fördert. stärker gewürdigt und unterstützt politischer Bildung bewegt werden Es gab und gibt viele interessante werden. können. Projekte und Modelle, doch viel zu oft • Aber es gilt auch gleichermaßen, gelingt es nicht, die in diesen Projek- die neuen Chancen für Kinder und ten entwickelten Modelle nachhaltig Jugendliche aufzuzeigen, die durch und verbindlich in die Bildungsinfra- die digitalen Angebote entstehen. struktur in unserem Land aufzuneh- • Gesellschaftliche Ungleichheiten  men. und Gefährdungen, die durch die Welche kurzfristigen Ziele Digitalisierung verstärkt werden, verfolgt die GMK? müssen identifi ziert werden und Es sollte eine Bund-Länder-Initiative sowohl politisch als auch pädagogi- ins Leben gerufen werden, die sche bearbeitet werden. Erkenntnisse und Ergebnisse des  Medienkompetenzberichtes schritt- Welche Maßnahmen sollten mit weise umsetzt. Von den Bundeslän- Weitere Highlights am ConBrio-Stand auf der Musikmesse: Die Blick auf eine ausgewogene Me- dern wünschen wir uns Statusberich- Verleihung des Gordi, des gordischen Knotens des Musikle- dienbildung, die sowohl infor- te, wie weit sie mit der Umsetzung des bens, an Winfried Kretschmann, den Ministerpräsident von matische Bildung als auch den  KMK-Beschlusses »Medienbildung in Baden-Württemberg, die nmz-Suppenküche, die zugunsten kreativen und kritischen Umgang In diesem Jahr feiert die Gesell- der Schule« von  sind und wie die der Freunde und Förderer der Frankfurter Musikhochschule mit Medien im Blick hat, ergriff en schaft für Medienpädagogik und weiteren Planungen aussehen. veranstaltet wurde, oder die musikalischen Darbietungen von werden? Kommunikationskultur in der Wir werden uns für einen Jugendme- Mitgliedern des Bundesjugendorchesters. Im Medienkompetenzbericht, den wir Bundesrepublik Deutschland e.V. dienschutz einsetzen, der die Medien- im vergangenen Jahr im Auftrag des (GMK) ihr -jähriges Bestehen. kompetenz und die Selbstbefähigung Bundesfamilienministeriums erstellt Auf welche Meilensteine im Be- der Jugendlichen in den Mittelpunkt haben, haben wir die aktuellen Auf- reich der Medienbildung sind Sie stellt, sowie Eltern und Jugendliche in gaben für verschiedene gesellschaftli- besonders stolz? ein Schutzkonzept einbezieht. che Bereiche aufgeführt: Wir sind besonders stolz darauf, dass • Medienkompetenz muss in der die Förderung der Medienkompetenz www.gmk-net.de gesamten Bildungskette verankert als Schlüsselkompetenz für Bildung www.medienkompetenzbericht.de werden. und Teilhabe in unserer Gesellschaft www.dieterbaackepreis.de • In den Kindertagesstätten müssen angekommen ist. Der Begriff der Me- die bereits vorhandenen Konzepte dienkompetenz wurde von unserem Jürgen Lauff er ist Geschäftsführer der ganzheitlicher und altersgerech- langjährigen ersten Vorsitzenden, Gesellschaft für Medienpädagogik und ter Medienbildung verbreitet Dieter Baacke, in den politischen und Kommunikationskultur in der Bundes- werden. pädagogischen Diskurs eingebracht. republik Deutschland (GMK)

Die Welt lesbarer machen im Online-Shop erhältlich www.kulturrat.de Alle Videos der Messe-Veranstaltungen Goethe-Institute im Porträt wie immer kostenlos Seit über sechzig Jahren fördert das Goethe- auf www.nmz.de Institut die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, es pflegt die internationale kul- turelle Zusammenarbeit und vermittelt ein umfassendes Deutschlandbild durch seine Informationsangebote. Doch wie sieht der Alltag der deutschen Kulturbotschafterinnen und Kulturbotschafter konkret aus?

Hrsg. von Klaus-Dieter Lehmann kostenlos unter: und Olaf Zimmermann  Seiten,  ,– € Exklusiv und kostenlos unter ISBN ---- www.nmzmedia.dewww.nmz.de Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  REAKTIONEN 11

Mehr als nur Spielereien Großgruppen-Methoden Diese »gruppendynamischen Spielerei- können hilfreich sein – en« führten »regelmäßig zur Unschärfe einer Debatte«, so Zimmermann. zum Editorial »Wächter« Es handelt sich bei den genannten der Ausgabe / Methoden um Formen der Großgrup- penmoderation (es gibt weitere), die auf BARBARA HAACK keinen Fall derart über einen Kamm ge- schoren und abgetan werden sollten. Es n seinem Editorial »Wächter« for- gibt Profi s, die genau abschätzen können, dert Olaf Zimmermann die organi- wann welche Methoden dieser Art an- I sierte Zivilgesellschaft auf, in einer gewendet werden sollten und zu guten Legislaturperiode, in der die Opposition Ergebnissen führen können. Wenn in nur über begrenzte Korrektiv-Möglich- politischen Diskussionen und Tagungen keiten innerhalb des Parlaments verfügt, solche Prozesse genutzt werden, um der die Regierungsarbeit kritisch zu beglei- Veranstaltung einen »modernen« An- ten, zu korrigieren und im Rahmen des- strich zu verleihen, oder schlimmer, um sen eigene politische Ideen zu entwi- hier eine Pseudo-Demokratie vorzugau- ckeln, über gesellschaftspolitische Ziele keln, die weder wirklich intendiert noch zu debattieren und sich dabei nicht auf möglicherweise angebracht ist, werden die Methoden der Großgruppenmode- ration unberechtigterweise in Misskre- Profi s wissen dit gebracht. Das Vertrauen in solche Verfahren sinkt aufgrund mangelnder genau, wann sie Professionalität in der Anwendung.

welche Methode Gerade wenn es darum gehen soll, PHOTOCASE.COM / ESELSOHREN FOTO: erfolgreich anwenden neue und gemeinsame Ideen im poli- Fishbowl (zu deutsch Goldfi schglas) ist eine Methode der Diskussionsführung in großen Gruppen. Hier gleicht die Sitz- tischen Spiel zu entwickeln und hieran ordnung einem Goldfi schglas, um das die Teilnehmer im Kreis herumsitzen. möglichst viele Akteure ehrlich zu be- den Bereich der Kultur zu beschränken, teiligen, können diese Methoden äu- oder -Stunden-Veranstaltung abzuwi- schen an einer Diskussion, einer Ent- Fishbowl, Weltcafé, Zukunftskonferenz, sondern andere zivilgesellschaftliche ßerst hilfreich sein. Sie dienen unter ckeln ist, liegt auf der Hand. Dazu bedarf scheidungsvorbereitung oder an neuen Open Space und andere Wesentliches Kräfte mit ins Boot zu holen. Ein be- anderem dazu, das Wissen von Vielen zu es einer sauberen und professionellen politischen Akzenten und Ideen führt beitragen. Dafür gibt es viele erfolgrei- rechtigter und notwendiger Aufruf! sammeln, zu bündeln und zu strukturie- Vor-, Zwischen- und Nacharbeit – dann zu besseren Ergebnissen und zu einer che Beispiele. Gleichzeitig fordert er, »den ‚Fishbowl‘- ren und daraus Neues (bisher vielleicht auch in kleineren Gruppen, die dem ge- größeren Akzeptanz. Und für Politiker und ‚Weltcafé‘-Unsinn« zu beenden, »der nicht Gedachtes oder Formuliertes) zu meinsamen Ziel wiederum zuarbeiten. interessant wird es ja gerade dann, wenn Barbara Haack ist Redakteurin von bei immer mehr kultur- und bildungs- entwickeln. Dass ein komplexer Prozess Die Idee: echte Partizipation vieler en- viele mit einer Stimme sprechen. Dazu Politik & Kultur und freie Mediatorin politischen Tagungen um sich greift«. mit vielen Beteiligten nicht in einer -, - gagierter und/oder interessierter Men- können gut geführte Methoden wie und Moderatorin Stiftungen sollten sich selbstbewusst zur Publizität verpflichten Eine Erwiderung zum Artikel »Rettungsanker in der Not« in der Ausgabe /

HANSGEORG BÖGNER oder operative Stiftungen, die sich Staaten immer wieder dazu geführt, dern oder operative Stiftungen, die zur genießen darüber hinaus auch ein be- bestimmter Institutionen oder Auf- Stiftungen zu behindern oder gar zu Erfüllung des Stiftungszweckes selbst sonderes Steuerprivileg. Nicht zuletzt n seinem Beitrag: »Rettungsanker gaben per Stiftungssatzung angenom- verbieten. Die Legitimation, die Zim- Projekte durchführen. Aufschluss über dieses staatlich gewährte Sonderrecht in der Not« in der Ausgabe / men haben. Zimmermann beobachtet, mermann fordert, erhalten Stiftungen die Aktivitäten der Stiftung gibt ledig- verpfl ichtet meines Erachtens zu einer der Zeitschrift Politik &Kultur be- dass immer mehr Stiftungen durch durch das Gemeinnützigkeitsrecht und lich die jeweilige Stiftungssatzung. Und off enen Kommunikation. So können I handelt Olaf Zimmermann ein operative Ausrichtung Akteure z.B. im das Stiftungszivilrecht, festgeschrieben hier nähern sich meine Ausführungen Stiftungen auch Fragen der Nachhal- brisantes Thema und stellt Forderun- in den Stiftungsgesetzen der einzel- den Grundgedanken der Überlegungen tigkeit oder der Verortung im Kontext gen auf, die mit dem Grundgedanken nen Bundesländer. Bereits  hat von Olaf Zimmermann an, wobei, wie des gesellschaftlichen Umfeldes für die des Stiftens und der Stiftung schwer das Bundesverwaltungsgericht die ausgeführt, ich nicht von Legitimati- Öff entlichkeit transparent und nach- in Einklang zu bringen sind. Es beginnt Private Stiftungen Anwendbarkeit der im Grundgesetz on spreche, die ist per Gesetz gegeben, vollziehbar darstellen und ihr überaus schon mit der bloßen Annahme, dass können weitgehend verankerten Grundrechte auf Stiftun- sondern von Transparenz. positives Image in unserer Gesellschaft Stiftungen als Rettungsanker für die unabhängig agieren gen ausdrücklich anerkannt und die In der Stiftungswelt wird seit ge- nochmals verstärken. Konsolidierung öff entlicher Haushalte staatliche Stiftungsaufsicht auf eine raumer Zeit der Begriff der Publizi- in Kommunen, Länder und dem Bund reine Rechtsaufsicht beschränkt. Die tätspfl icht diskutiert. Anders als bei Hans-Georg Bögner ist Geschäftsfüh- in Anspruch genommen werden sollen. Aufsichtsbehörde, je nach Bundesland Vereinen oder GmbHs existiert kein rer zweier operativen Stiftungen und Dies werden Stiftungen immer weit von Kulturbereich werden. Ich kann daran anders zugeordnet, hat darüber zu wa- Stiftungsregister. Möchte ein potenziel- Vorstand einer Förderstiftung, sowie sich weisen und ihre Eigenständigkeit nichts Verwerfl iches fi nden. Stiftungen chen, dass die Stiftungssatzung und be- ler Fördernehmer oder ein Mitanbieter Honorarprofessor für Kulturmanage- und Gebundenheit an den jeweiligen haben auch die Möglichkeit und Chan- stehende Gesetze eingehalten werden. im operativen Bereich Näheres über die ment an der Hochschule für Musik Stiftungszweck proklamieren. Stiftun- ce bestimmte Entwicklungen zu korri- In keinem Fall ist eine Einmischung in Aktivitäten einer Stiftung erfahren, so und Tanz, Köln gen als Lückenbüßer für Aufgaben her- gieren. Zumindest private Stiftungen die zweckentsprechende Verwendung ist er bisher auf die Auskunftsbereit- anziehen zu wollen, die der Staat nicht haben die Freiräume unabhängig von der Erträge möglich oder gar das Set- schaft der Stiftungsgremien angewie- mehr leisten kann oder will, kann in Staats- und Parteieneinfl uss zu agieren zen eigenen Ermessens an die Stelle sen. Die Veröff entlichung des Stiftungs- REAKTIONEN Einzelfällen als freie Entscheidung der und sollten dies auch tun. Sie können der Entscheidungen der jeweiligen zweckes, der Förderrichtlinien oder ei- Stiftungsgremien möglich sein, wird Modelle entwickeln und Aufgaben an- Stiftungsgremien. Man fi ndet in der gener Projekte und Institutionen, der ERWÜNSCHT! allerdings nicht den Regelfall darstellen. gehen, die noch nicht mehrheitsfähig entsprechenden Fachliteratur sogar die entscheidenden Gremien oder Jurys, Stiftungen haben eher eine Ergänzungs- oder für die Politik (noch) zu riskant Aussage, Stiftungen hätten durchaus Sagen Sie uns Ihre Meinung! Sie tei- und Korrektivfunktion. Sie können das sind. Sie können kontroverse Themen etwas »Undemokratisches«, bedingt len die Meinung eines Autors nicht vorhandene Angebot ergänzen, indem aufgreifen und so zu einem innovati- durch ihre Unabhängigkeit. Politik und und möchten mit Ihren Argumen- sie sich auf bestimmte operative oder ven und öff entlichen Diskurs auff or- Verbände müssen akzeptieren und ohne Es gibt keine ten dagegen halten oder in Dialog fördernde Felder begeben, die der Staat dern. Ihre Entscheidungen sind eben Vorbehalte anerkennen, dass Stiftungen Veröff entlichungs- treten? Dann senden Sie uns Ihren nicht, nicht mehr oder noch nicht be- durch den Rechtsstatus der Stiftung ihre Ergänzungs- und Korrektivfunkti- pfl icht für Stiftungen Beitrag für die Rubrik Reaktionen. arbeitet. Hier ist der große Vorteil von nicht abhängig von den Mehrheitsvo- on ernst nehmen und danach handeln. Die Möglichkeit der Widerrede Stiftungen die Flexibilität innerhalb des ten staatlicher und gesellschaftlicher Noch mehr, der Staat ist aufgefordert nutzen in dieser Ausgabe Barba- Stiftungszwecks und die meist recht Gremien. Ein solches Handeln fi ndet die rechtlichen Rahmenbedingungen so ra Haack und Hans-Georg Bögner. unbürokratischen und schnellen Ent- natürlich nicht im luftleeren Raum statt zu gestalten, dass ein stiftungsfreund- oder gar die Veröff entlichung eines Während Haack eine Lanze bricht scheidungswege. Fördernde Stiftungen oder bleibt vollkommen unpolitisch, liches Klima geschaff en wird, um das Jahresabschlusses oder der Bilanz sind für die Nützlichkeit von Moderati- werden einzelne Projekte allerdings sondern wird zwangsläufi g politische persönliche Engagement Einzelner, von noch nicht vorgeschrieben. Viele Stif- onsmethoden für große Gruppen, nicht dauerhaft unterstützen können, Dimensionen erhalten und dann, wie Unternehmen oder gesellschaftlichen tungen der in den letzten Jahren stark wirft Bögner ein, dass die zuneh- weil sie dadurch die Effi zienz und Fle- im Artikel von Olaf Zimmermann be- Gruppen und den Einsatz privater fi - angewachsenen Stiftungsgemeinschaft, mend operative Ausrichtung von xibilität verlieren, die den besonderen schrieben, auch Misstrauen hervorrufen. nanzieller Mittel zum Gemeinwohl zu tun dies schon in vorbildlicher Art und Stiftungen nichts Verwerfl iches ist. Wert von Stiftungsgeldern ausmacht. Die wenigen Möglichkeiten der staatli- fördern. Das Stiftungsrecht unterschei- Weise. Bei Stiftungsgeldern handelt es Beide Autoren beziehen sich auf Dauerhafte inhaltliche Verantwortung chen Einfl ussnahme auf Stiftungshan- det nicht zwischen Förderstiftungen, sich nicht nur um für gemeinnützige Beitrage von Olaf Zimmermann in übernehmen nur Anstaltsstiftungen deln haben nicht zuletzt in totalitären die Tätigkeiten Dritter fi nanziell för- Zwecke separiertes Geld, die Stiftungen der Ausgabe /. 12 KULTURELLES LEBEN www.politikundkultur.net

Preisverdächtig! Kulturgroschen  geht an den früheren Kulturstaatsminister Bernd Neumann

v.l.: Rosemarie Neumann, Kulturgroschenpreisträger Bernd Neumann, Regine Möbius und Andreas Kämpf (Vizepräsidentin Bundestagspräsident bei seiner Laudatio zu Ehren des und Vizepräsident des Deutschen Kulturrates) Preisträgers Bernd Neumann

v.l.: Christian Höppner (Präsident des Deutschen Kulturrates), Monika Grütters (Kulturstaatsministerin), Olaf Zimmermann Für das musikalische Rahmenprogramm des Abends sorgte die (Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates) Marc Secara Group ALLE FOTOS: ELKE A. JUNGWOLFF A. ELKE FOTOS: ALLE Der ehemalige Kulturstaatsminister Bernd Neumann (l.) mit Christian Höppner v.l.: Christina Rau, Tom Buhrow, Dieter Stolte, Bernd und Rosemarie Neumann

Der Deutsche Kulturrat verlieh am . Kurzweilig war der Abend, hervor- hielt, sowie die neue Beauftragte für Bundes kräftig erhöhen konnte. Deutschland wie in Europa seien März in der Stiftung Brandenburger ragend besucht die gesamte Preis- Kultur und Medien, Monika Grütters Kulturratspräsident Christian Höpp- beispielhaft, so Höppner. Bundestags- Tor dem früheren Kulturstaatsmi- verleihung. Es schien, als wollten all und der Präsident des Kulturrates, ner hob in seiner Rede hervor, dass präsident Norbert Lammert charak- nister Bernd Neumann den Kultur- jene, die in der Kulturszene Rang und Christian Höppner. Bernd Neumann Kulturpolitik stets terisierte Bernd Neumann in seiner groschen , die renommierteste Namen haben und Bernd Neumanns Monika Grütters lobte in ihrer Eröff - auch als einen Teil von Gesellschafts- Laudation als Idealbesetzung für das Auszeichnung für kulturpolitisches Weg als Kulturstaatsminister mit nungsrede Bernd Neumanns Kunst politik verstanden habe und damit Amt des Kulturstaatsministers, da er Engagement in Deutschland. Damit begleiteten, diese erste Möglichkeit der Hohen Schule der Politik. Neu- folgerichtig den Dialog mit der vier- sich wie kein anderer auf dem Par- würdigt der Deutsche Kulturrat die nach Amtsabgabe nutzen, um mann sei stets ein top informierter ten Kraft im Land – der organisierten kett der Kulturpolitik bewegte, seine acht äußerst erfolgreichen Amtsjahre sich dem Dank für das große Enga- Macher und Strippenzieher gewesen. Zivilgesellschaft – auf Augenhöhe politischen Stärken und seine feste Neumanns, die durch unablässiges gements Neumanns für die Kultur Zu Beginn seiner Amtszeit kritisch geführt habe. Besonders der Einsatz Verankerung in der Fraktion geschickt Engagement für Kunst und Kultur anzuschließen. vom Feuilleton beäugt, schwang sich Neumanns zur Stärkung von Kunst einzusetzen vermochte und niemals gekennzeichnet waren und das Amt In Worten bekräftigten das Bundes- Neumann innerhalb kurzer Zeit zum und Kultur in Zeiten der Globalisie- der Versuchung unterlag, Kunst und des Kulturstaatsministers noch ein- tagspräsident Norbert Lammert, »Kulturkönig von Berlin« empor, der rung und sein Engagement für den Kultur statt Kulturpolitik machen zu mal deutlich gestärkt haben. der die Laudatio auf Bernd Neumann den Etat für Kulturausgaben des Schutz der kulturellen Vielfalt in wollen. (Text: Stefanie Ernst) Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  KULTURELLES LEBEN 13

Aschermittwoch der Künstler »Der ‚große Krieg‘ ( – ) – Kunst und Künstler am Rande des Abgrunds«

REGINE MÖBIUS ner Maria Rilke, wie es das schriftstelle- » – Bilder vor der Apokalypse« des im Pro und Kontra die Ahnungen, Vor- In dieser Zeit schrieb der Komponist rische und künstlerische Werk des  Franz-Marc-Museums und » – Die stellungen und Erkenntnisse der Künst- Arnold Schönberg in einem Aufsatz o folgerichtig und erklärbar nach geborenen Ernst Heinrich Barlach oder Avantgarde im Kampf« der Bonner ler über neue Daseinsformen, über den über »Schöpferische Konfession«: unserem heutigen Verständnis das der Grafi kerin und Malerin Käthe Bundeskunsthalle waren anschauli- möglichen Aufbruch in eine neue Zeit. »Kunst ist der Notschrei jener, die an S der Gang der Geschichte verlief, Kollwitz prägte. cher Hintergrund einer spannenden Kißener sprach von einem »fragmenta- sich das Schicksal der Menschheit er- so verwirrend und kompliziert war es Standpunkte, Entwicklungen und und exklusiv besetzten Diskussions- rischen Zustand« der Gesellschaft des leben. Die nicht mit ihm sich abfi nden, vor einem Jahrhundert für viele, so auch neue Positionierungen und die damit runde am Abend des Aschermittwoch, deutschen Kaiserreiches. sondern sich mit ihm auseinanderset- für Künstler, diese Entwicklungen zu verbundene Auseinandersetzung mit dem ein eindrücklicher Gottesdienst im Die anwachsende Industrie, Kriegs- zen. Die nicht stumpf den Motor ‚dunk- erfassen, zu deuten und ihnen womög- der gesellschaftlichen Wirklichkeit vor Dom mit dem Mainzer Bischof, Kardi- vorbereitungen, das Leben in den sich le Mächte‘ bedienen, sondern sich ins lich entgegenzuwirken. Dem ganz un- und während des Ersten Weltkrieges nal Karl Lehmann, vorangegangen war. hektisch ausbreitenden Großstädten Laufende stürzen, um die Konstrukti- terschiedlich ausgeformten Kunstbe- waren Fokus des »Aschermittwochs Der Grundgedanke seiner Predigt, die verkrüppelten nicht wenige in ihrer on zu begreifen. Die nicht die Augen trieb zu Beginn des . Jahrhunderts ist Suche nach dem Weg zur Umkehr, wies äußeren und inneren Existenz. abwenden, um sich vor Emotionen zu aus heutiger Sicht abzulesen, wie sich aus einem weiten Blickwinkel auf das Was der Mensch erleiden, zu welchen behüten, sondern sie aufreißen, um die innere Aufl ösung einer scheinbar Thema des Abends hin. Handlungen er aber auch fähig sein anzugehen, was angegangen werden unerschütterlichen bürgerlich-feudalen »Kunst ist ein Not- Moderiert durch den Geschäfts- konnte, hatte künstlerische Konsequen- muss. (…)« Gesellschaft vollzog. schrei derer, die an führer des Deutschen Kulturrates und zen, eindrücklich vor Augen geführt in Eindrücklich hatte der Direktor der Das trifft – nicht nur wegen der sich das Schicksal der früheren Galeristen Olaf Zimmermann, der Wiedergabe von Fotos und Werken Bistumsakademie, Peter Reifenberg im Gemeinsamkeit der Sprache – sowohl Menschheit erleben« diskutierten die Direktorin des Franz- der Maler Otto Dix, Paul Klee, Käthe Zusammenwirken mit dem Deutschen auf Deutschland wie auf Österreich zu. Marc-Museums in Kochel am See, Cath- Kollwitz, Max Beckmann oder Franz Kulturrat im Rahmen des diesjähri- Für Künstler in beiden Ländern waren Arnold Schönberg rin Klingsöhr-Leroy, der Kunsthistoriker Marc. »Krieg stand als Metapher für ein gen »Aschermittwochs der Künstler positive Tugenden wie Skepsis, Ratio, und langjährige Direktor der Hambur- erneuerndes Ereignis, nicht für ein gro- und Publizisten« eine markante Linie Gerechtigkeitsgefühl und Misstrauen ger Kunsthalle Uwe M. Schneede und ßes Morden«, resümierte Schneede und gezogen durch eine Zeit, von der Tho- gegen Äußerlichkeiten, all diese Mo- der Künstler und Publizisten« in der der Mainzer Historiker, Michael Kiße- wies damit auf die wache Analyse der mas Mann sagte: Die Opposition dieser ralvorstellungen aus der Anfangszeit Mainzer Bistumsakademie Erbacher Hof ner. Künstler hin, die durch intellektuelle Jugend gegen Staat und Gesellschaft des Bürgertums, noch immer lebendig. unter dem Thema: »Der ‚große Krieg‘ Beleuchtet wurden in dem lebhaften Refl ektion, durch nüchterne und über- war vornehmlich eine »vom Geiste Jenes humanistische Grundgefühl ( – ) – Kunst und Künstler am und brillant geführten Austausch nicht zeichnete Wiedergabe des Faktischen her«. verband den  in München gebore- Rande des Abgrunds« nur die politischen Gegebenheiten zu und ihrer aus Angst und Ohnmacht ge- nen Maler Franz Marc ebenso mit dem Die das Podiumsgespräch illust- Beginn des . Jahrhunderts am Vor- borenen Visionen auch einen Blick auf Regine Möbius ist Vizepräsidentin fünf Jahre eher in Prag geborenen Rai- rierenden virtuellen Ausstellungen abend des Ersten Weltkrieges, sondern das Ende hatten. des Deutschen Kulturrates »Aber Christus« oder die Gretchenfrage Wenn Christ zu sein zu Entsetzen schilderte sie die Respekt- mit Menschen anderer Religion. Die geblendet worden. Die Verabschiedung zu Beginn der er-Jahre. Das Zu- einem gefährlichen losigkeit und die Anfeindungen, die Ausführungen von Christiane Thiel des Antrags vor zwei Jahren belege aber, sammenleben zwischen Christen und ihr als Pfarrerin von vielen Schülern riefen auch bei dem stellvertretenden dass hier ein Umdenken in den Köpfen Muslimen beschrieb er in den von Lebensweg wird entgegengebracht werden. Die Jugend- Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU- der Parlamentarier stattgefunden habe. ihm bereisten Gebieten als friedlich, lichen, die ihre Kirche mit »Jeden Sams- Bundestagsfraktion, Michael Kretsch- Die größte verfolgte Religionsgruppe die einen wie die anderen hießen ihn STEFANIE ERNST tag Kinderschändung« beschmierten, mer, Besorgnis hervor. Wie Thiel wuchs brauche, so Kretschmar weiter, die be- in ihren Häusern willkommen. Heute beschreibt sie als aggressiv, haltlos, als auch der Bundestagsabgeordnete in der sondere Aufmerksamkeit der Politik. blicke er mit Entsetzen auf das dort u Beginn dieses Jahres er- dritte Generation ohne Religionsbe- ehemaligen DDR auf, wurde getauft betriebene gegenseitige Abschlach- schien der jährliche Bericht zug mit einem Hass auf die Institution und ging zur Kommunion, was zwar ten. Die Grundlage der gewalttätigen zur weltweiten Christenver- Kirche und ihre Vertreter. Von ihrem kritisch beäugt wurde, aber niemals Konfl ikte liegt für ihn jedoch mehr in Z folgung, der von der über- Ziel, Achtung und Wertschätzung solche Drangsalierungen oder Aggres- Etwa  Millionen sozialen Verwerfungen als in religiösen konfessionellen christlichen Organi- gegenüber dem Glauben bei jungen sionen hervorrief, wie sie die Pfarrerin Unterschieden. sation Open Doors erstellt wurde. Laut Menschen zu erreichen, rückt sie trotz aktuell erlebt. In seiner Funktion als Christen weltweit Das Begriff spaar »Reformation und Schätzungen von Open Doors können vielfacher negativer Erfahrungen nicht Generalsekretär des CDU-Landesver- können ihren Glauben Politik«, unter diesem Jahresmotto der etwa  Millionen Christen ihren ab. Enttäuschung klingt jedoch in Ihrer bandes Sachsen ist er in ständigem nicht frei leben Lutherdekade stand die einstündige Glauben nicht frei leben und sind in Stimme mit, wenn sie dieses und andere Dialog mit dem sächsischen Landesbi- Diskussionsveranstaltung, birgt Stoff der Ausübung ihrer Religionsfreiheit Vorkommnisse schildert. Als Kind der schof und anderen Kirchenvertretern, für weitergehende Diskussionen und eingeschränkt. Pünktlich zum Osterfest DDR sagt Thiel, geboren , habe sie um Lösungsansätze zu erarbeiten, die triff t den Nerv der Zeit. Dies belegten fl ackert das Thema Christenverfolgung nach der Friedlichen Revolution gehoff t, die Akzeptanz von Glauben und Kirche Bislang scheiterten jedoch alle Versu- nicht zuletzt die zahlreichen Zuhörer, erneut kurzzeitig in den Medien auf. Der eine solch antireligiöse Stimmung nicht stärken sollen. Als wichtigen Schritt che, verfolgte Christen aus Syrien oder die für Messeverhältnisse außerge- kirchen- und religionspolitische Spre- mehr ertragen zu müssen. bezeichnete Kretschmer die Annahme anderen Krisengebieten nach Deutsch- wöhnliche Ausdauer zeigten. Die Dis- cher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Einen tieferen Blick in die Vorwen- des Antrags zum weltweiten Schutz der land ausreisen zu lassen, an dem Veto kussionsreihe »Vom Wert der Werte«, , und der Vorsitzende dezeit wagte der Theologe Friedrich Religionsfreiheit im Jahr . Dies sei der Flüchtlingsorganisationen. die Regine Möbius seit Jahren auf der des Stephanuskreises, , Schorlemmer, der, wie Regine Möbius ein Meilenstein zum Schutz von Gläu- PEN-Mitglied und Vorsitzender des Leipziger Buchmesse moderiert, wird wiesen in einer Pressemitteilung darauf einleitend hervorhob, großes Engage- bigen vor Diskriminierung und Verfol- Verbandes Deutscher Schriftsteller Imre auch im kommenden Jahr fortgesetzt. hin, dass sich die Situation im Nahen ment in der Bewegung »Schwerter zu gung. CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender Török äußerte seine Besorgnis über die Das Thema wird noch bedacht, an Pub- Osten weiter verschärft und so das Fei- Pfl ugscharen« bewiesen hatte. Als das , auf dessen Initiative der schwelenden Konfl ikte in den Ländern likumszuspruch wird es sicherlich auch ern des Osterfestes für viele Christen Tragen des A ufnähers »Schwerter zu Antrag maßgeblich zurückgeht, sei für Ostafrikas. Török, der sich im Zuge sei-  nicht mangeln. weltweit eher einer Hetzjagd ähnele als Pfl ugscharen«, Symbol der kirchlichen seinen Einsatz für die Religionsfreiheit ner literarischen Arbeit sehr intensiv einem Freudenfest. Friedensarbeit, von der DDR-Regierung jahrelang geradezu belächelt worden. mit der Türkei wie auch einigen afrika- Stefanie Ernst ist Referentin für Doch wie halten und hielten wir es verboten wurde, wollte man das nicht Besonders das Thema Christenverfol- nischen Ländern beschäftigt, schilderte Öff entlichkeitsarbeit des Deutschen in Deutschland mit der Religionsfrei- hinnehmen, so Schorlemmer. Als dama- gung sei in Deutschland lange Zeit aus- seine Reise in ostafrikanische Länder Kulturrates heit? Dieser Frage spürten im Rah- liger Prediger der Wittenberger Schloss- men einer Podiumsdiskussion, die kirche trug er die Protestaktion auf dem als Gemeinschaftsveranstaltung des evangelischen Kirchentag in Wittenberg Verbandes deutscher Schriftsteller  mit, bei der der örtliche Schmied (VS), des Deutschen Kulturrates und Stefan Nau vor etwa . Teilnehmern der Evangelischen Akademie Meißen ein Schwert zu einer Pfl ugschar um- ausgerichtet wurde, Michael Kretsch- schmiedete. An das Erreichte konnten mer, Friedrich Schorlemmer, Christiane die Kirchen nach  allerdings nicht Thiel und Imre Török nach. Die Diskus- anknüpfen. Schorlemmer attestierte sion leitete Regine Möbius. Mitten im den christlichen Kirchen eine Teilschuld Trubel der Leipziger Buchmesse, auf an der heutigen Religionsverdrossen- der Religionsinsel in Halle , zwischen heit, da sie es nach  versäumt hät- Luther-Info-Bus, buddhistischem Bü- ten, als Anwälte derer, die sich plötzlich cherstand, christlichen Verlagsauslagen als Verlierern wähnten, aufzutreten. und spirituellen Wegweisern, fanden Nicht zuletzt diese Versäumnisse ma- sich sehr viele Interessierte ein, um der chen es heute umso notwendiger, der Diskussion zu folgen. nachkommenden Generation begreif- Offensichtlich liegt beim Thema lich zu machen, dass Religionsfreiheit Religionsfreiheit auch in Deutschland auch frei sein von Religion bedeuten einiges im Argen. Von unterschiedli- kann, aber eben nicht bedeutet, frei chen Formen von Religionsfeindlich- gegen all jene zu sein, die gläubig sind. keit berichtete Pfarrerin und Buchau- Gleichzeitig dürften Gläubige torin Christiane Thiel. Als ehemalige nicht den Fehler begehen, Wahrheit Jugendpfarrerin leitet sie heute eine mit Bekenntnis zu verwechseln. Ab-

Gemeinde in Leipzig und erteilt Reli- solute Wahrheitsansprüche führten BUCHMESSE LEIPZIGER FOTO: gionsunterricht in einer Schule. Mit beinahe zwangsläufi g zu Konfl ikten Im Trubel der Leipziger Buchmesse fand eine Podiumsdiskussion zum Thema Religionsfreiheit in Deutschland statt 14 KULTURELLES LEBEN www.politikundkultur.net

Es wächst zusammen, was zusammengehört Warum Berlin den Neubau der Zentral- und Landesbibliothek braucht

FRANK SIMONRITZ Symbol für Bildungs- und Meinungs- Diese Tendenz hängt nicht zuletzt freiheit. Bei der Grundsteinlegung damit zusammen, dass Menschen machte der damalige amerikanische gerade im »digitalen Zeitalter« nach erlin ist die einzige deutsche Außenminister Dean Acheson deut- wirklichen Räumen suchen, die Be- Großstadt, die nicht über lich, dass die Freiheit, die im Zentrum gegnungsstätte und Lernort zugleich

eine zentrale öffentliche einer »freien Gesellschaftsordnung« sind. Öff entliche Bibliotheken sind bei PHOTOCASE.COM / PIXXXL FOTO: B Bibliothek in einem groß- steht», im Grunde eine recht einfache, Kindern und Jugendlichen genauso be- zügigen, modernen Gebäude verfügt. anspruchslose und persönliche Ange- liebt wie bei Senioren oder Menschen Die neue Zentral- und Landesbiblio- legenheit« sei, nämlich die »Freiheit »mittleren Alters«. Berufstätige fi nden thek (ZLB) auf dem Tempelhofer Feld zu lernen, zu studieren, die Wahrheit hier Unterstützung bei der Weiterbil- soll genau diese Funktion erfüllen und zu suchen«. dung, Arbeitssuchende bei der Stel- wird für alle Berlinerinnen und Berli- Geplant wurde die AGB von den lensuche, Migranten fi nden sowohl Wir Kinder der ner off enstehen. Sie soll ein zentraler Architekten Fritz Bornemann und Materialien, die die Erinnerung an Bildungs- und Lernort werden, auch Willy Kreuer. Anfang der er Jah- ihre alte Heimat wach halten, als auch ein Ort für alle Bevölkerungsgruppen re reichte der Platz im Gebäude nicht Anregungen, die ihnen die Integrati- Reformation und -schichten. mehr aus, sodass Bestände in Magazi- on in ihre neue Heimat ermöglichen. Aktuell ist die ZLB in den beiden nen außerhalb untergebracht werden Alle Nutzerinnen und Nutzer fi nden Über den Folgenreichtum gesetzte umgreifende Bewegung ge- Häusern Amerika-Gedenkbibliothek mussten. Ein vor der Wende geplanter Materialien zur Entspannung und zur der Reformation riet in den nachfolgenden Jahrzehnten am Blücherplatz in Kreuzberg und Erweiterungsbau kam nach der Wende Horizonterweiterung. und Jahrhunderten – unter dem Zwang Berliner Stadtbibliothek in der Brei- nicht mehr zustande. Der Neubau der ZLB ist in dieser ihrer Selbstbehauptung und Instituti- ten Straße in Berlin-Mitte unterge- Nach der Wende wurden die Berli- Sichtweise kein »Prestigeobjekt«, WOLFGANG THIERSE onalisierung – in die Fänge politischer bracht. Dabei ist die ZLB – so will es ner Stadtbibliothek und die Amerika- sondern eine Investition in die sozi- Mächte: Fürsten wurden schnell zu das Stiftungsgesetz aus dem Jahr  Gedenkbibliothek zur Zentral- und ale, bildungsmäßige und kulturelle ie Reformation, auf deren »Not-Bischöfen« und zu Schutzher- – zugleich eine wissenschaftliche und Landesbibliothek »fusioniert«. Mit Infrastruktur Berlins. Alles Gerede -jähriges Jubiläum wir zu- ren, die evangelische Verquickung ihren insgesamt , Millionen Medien- davon, dass sich die Bibliothek im D gehen, war gewiss zunächst von Thron und Altar, obrigkeitliche einheiten ist sie seitdem die größte Internet-Zeitalter in Luft – sprich: in und vor allem ein einschneidendes Fixierung waren problematische Fol- Bibliotheken sind öff entliche Bibliothek Deutschlands. die Cloud – aufl öst, ist insofern Un- und folgenreiches kirchengeschichtli- gen. Zum Reformationsjubiläum muss Die Bestände wurden nach sachlichen sinn als es in den Bibliotheken schon ches Ereignis. Dessen Wirkungen aber deshalb die kritische Beschäftigung Begegnungsstätten Gesichtspunkten zwischen den beiden lange nicht mehr in erster Linie um betrafen und betreff en nicht nur die mit den Widersprüchen der Kirchen- und Lernorte Häusern aufgeteilt. die zur Verfügung gestellten Medien Kirchen, sondern sie sind von allge- geschichte seitdem gehören, auch zugleich Gemäß Stiftungsgesetz wird die geht. Bibliotheken werden als Orte meingeschichtlicher, nämlich sowohl die Entmythologisierung der Person ZLB als »die öff entliche Zentralbibli- erlebt, als soziale Orte, aber auch als kulturgeschichtlicher wie national- und Luthers, d. h. die Befreiung von seiner othek des Landes Berlin« verstanden. Bildungsorte. weltgeschichtlicher Art. Deshalb geht Idolisierung im . Jahrhundert, seiner eine öff entliche Bibliothek. Mit den Sie ist besonders der » benutzerorien- Die Diskussion über Sinn und das Reformationsjubiläum nicht nur preußisch-deutschen Indienstnahme öff entlichen Bibliotheken in den Be- tierten Literatur- und Informations- Zweck des Neubaus für die ZLB gerät die Christen an, sondern auch Anders- als Nationalheiligen. zirken arbeitet die ZLB bei zentralen versorgung für den tertiären Bildungs- in eine Schiefl age, wenn man jetzt gläubige und Nichtgläubige: Wir alle, Und überhaupt: Die Reformation, Dienstleistungen, insbesondere beim bereich außerhalb der Hochschulen« versucht, den Neubau gegen die zum besonders in Deutschland aber auch das war nicht nur Luther. Sie war viel- Verbund der Öff entlichen Bibliotheken verpfl ichtet. Und sie soll »als bezirks- Teil desolate Situation der Bezirks- in Europa und in vielen Teilen der Welt, mehr ein vielgestaltiger, internationaler Berlins (VÖBB) zusammen. Auf diese übergreifendes Medien- und biblio- bibliotheken und ihrer Zweigstellen sind Kinder der Reformation. Prozess mit höchst unterschiedlichen Weise ergänzt die ZLB das System der thekarisches Innovationszentrum« auszuspielen. Tatsächlich bestehen Wie wäre unsere Geschichte verlau- Personen und Erscheinungsformen Bezirksbibliotheken und sollte hier wirken. auf der bezirklichen Ebene zum Teil fen, wie lebten wir ohne den Beitrag (von Hus über Calvin und Zwingli …). künftig noch stärker als Orientierungs- Aktuell platzt die ZLB im wahrsten erhebliche Probleme, ein fl ächende- Luthers zur Entwicklung der deut- Reden wir also von Reformationen und größe wirken. Sinne des Wortes aus allen Nähten. ckendes Bibliotheksnetz aufrecht zu schen Sprache, ohne die Kultur des gewinnen einen internationalen Blick! Das hat vor allem damit zu tun, dass erhalten. Nicht zufällig wird in Kreuz- evangelischen Pfarrhauses, ohne den Und machen wir aus dem Jubiläum ein ihre Gebäude aus den -er bzw. -er berg und in Friedrichshagen gerade Beitrag der protestantischen Ethik zur ökumenisches Ereignis – dann hätte es Eine besondere Bibliothek mit Jahren des . Jahrhunderts stammen über die Schließung von »Kiezbiblio- Lebens- und Wirtschaftsordnung unse- zukunftsgerichteten Sinn! Ohne neue einer besonderen Geschichte und für eine ganze andere Situation theken« diskutiert. Trotzdem muss rer Gesellschaft! Die Reformation hat ökumenische Leidenschaft geriete das Die Berliner Stadtbibliothek ist ein und Entwicklung konzipiert waren. Die klar sein, dass zumindest im Augen- unsere Nationalgeschichte geprägt wie Jubiläum bloß zur apologetischen Pfl e- Kind des . Jahrhunderts. Gegründet traurige Folge ist, dass heute nur ein blick die Landesebene, auf der über kein anderes Ereignis vor dem . Jahr- ge des Eigenen, des Besonderen, des wurde sie am . Juni  auf Beschluss Zehntel der Bestände für die Benutze- die ZLB diskutiert wird, und die be- hundert: Sie war Ursache von bitteren Unterscheidenden. Protestantische der Berliner Stadtverordnetenver- rinnen und Benutzer frei zugänglich zirkliche Ebene nicht das Geringste Konfessionskriegen, von lange anhal- Selbstbestätigung und Selbstermun- sammlung. Seit  hatte diese Bib- präsentiert werden kann. Aber das ist miteinander zu tun haben. Es ist also tender konfessioneller Spaltung nicht terung – das soll ja durchaus sein. Aber liothek ihr Domizil in der Breiten Stra- nur die eine Seite der Medaille. Die fast schon fahrlässig, wenn man jetzt nur in Deutschland. Religiös-kulturelle reicht das? Ich glaube nicht! ße, zunächst im Alten Marstall.  andere Seite besteht darin, dass die Diff erenzierung und Pluralität gehö- Über die Einladung an die anderen wurde der historische Gebäudekomplex Bibliothek an ihren drei Standorten ren zum besonderen Charakter Europas. Kirchen und Religionsgemeinschaften bei Bombenangriff en fast vollständig zwar insgesamt über . Quad- Individualisierung, Wertschätzung der hinaus könnte und sollte das Jubilä- zerstört. Nach  wurde zunächst ratmeter Hauptnutzfläche verfügt Regional- und Person, Freiheit und Tole- um für die pluralistische ein provisorischer Betrieb eingerichtet. – davon aber nur etwa . qm für ranz – deren Geschichte Gesellschaft insgesamt Nach der Teilung der Stadt und den Publikumsbereich zur Verfügung Landesebene nicht hat durchaus mit der Re- von Interesse sein: Die der Nation entwickelt sich die »alte« stehen. In diesem Bereich lassen sich vermischen formation zu tun. Kirchen haben seit der Re- Stadtbibliothek zur zentralen Bib- heute gerade einmal  Arbeits- und Auch die Unterschei- formation einen – wie ich liothek im Ostteil der Stadt. Ihr kam Benutzerplätze unterbringen. Das ist dung von Politik und Re- meine, geradezu paradig- die Funktion einer »wissenschaftli- für eine Millionenstadt wie Berlin eine ligion, die Trennung von matischen – mühevollen che Allgemeinbibliothek« zu, dane- verschwindend geringe Anzahl. argumentiert, dass das Geld, das man Staat und Kirche – uns heu- Erfahrungsprozess, eine ben nahm sie ab  die Aufgabe der Sowohl im Hinblick auf die Be- einsparen könnte, wenn man auf den te einigermaßen selbstver- bittere Lerngeschichte in Zentralbibliothek für die staatlichen stände als auch im Hinblick auf die Neubau verzichtete, dann den Bezirks- ständlich – sind Ergebnis Sachen Toleranz und Frei- Allgemeinbibliotheken Ost-Berlins Arbeitsplätze besteht ein akuter Not- bibliotheken zu Gute kommen würde. einer langen widersprüch- Mit dieser Kolumne heit hinter sich gebracht. wahr.  konnten sie ihren von dem stand. Die aktuelle Planung sieht vor, Trotzdem liegt genau an dieser Stelle lichen Entwicklung seit der begleiten wir das Nämlich zu lernen, auf Architekten Heinz Mehlan entworfe- dass das neue Gebäude insgesamt über ein echtes Problem. Dieses Problem Reformation, eines Prozes- Reformationsjubiläum. politische Macht oder gar nen Neubau beziehen, in dem sie bis ca. . qm Hauptnutzfl äche verfü- besteht darin, dass die ZLB und die Be- ses der Individualisierung auf Gewalt zu verzichten heute untergebracht ist. Zu einer Art gen wird. Davon sollen – und das wäre zirksbibliotheken zu wenig aufeinan- von Religion einerseits und der Säku- zur Durchsetzung des eigenen Wahr- Wahrzeichen wurde der »A-Teppich« der eigentliche Zugewinn an Benut- der bezogen sind. Die Politik in Berlin larisierung des Gesellschaftlichen, des heitsanspruchs, sich des Missbrauchs des Metallkünstlers Fritz Kühn. zungskomfort – mehr als die Hälfte sollte begreifen, dass es ihre Aufgabe Politischen andererseits. zur Begründung von Gewalt zu erweh- frei zugänglich sein. Die vor allem ist, ein städtisches Bibliothekskon- Angesichts des Folgenreichtums der ren und ihm energisch zu widerspre- aus Benutzersicht wenig erfreuliche zept zu entwickeln, das in moderner Reformation darf trotzdem nicht ver- chen – ohne gänzlich an Leidenschaft, Eine Bibliothek als Trennung der Bestände nach Sach- Weise die neue Zentral- und Landes- gessen oder verdrängt werden, dass sie an Überzeugungskraft zu verlieren und Geschenk gebieten könnte endlich aufgehoben bibliothek auf dem Tempelhofer Feld ein vor allem religiös verursachtes und eine »lauwarme Religion« werden zu Wie in vielen anderen Bereichen spie- werden. In diesem großzügigen Pub- und die Bibliotheken in den Bezirken bestimmtes Ereignis war. Zunächst ein müssen. An diese Lerngeschichte zu gelt sich auch bei den Bibliotheken die likumsbereich sollen überdies . zueinander in Beziehung setzt. Es ist Protest – gegen Ablasshandel, gegen erinnern und heute zu zeigen, ja zu be- Geschichte der geteilten Stadt wider. Nutzerplätze untergebracht werden. allerhöchste Zeit, dass der Berliner das Papsttum. Sodann die Neubegrün- weisen, dass und wie Religionsfreiheit Es kann als ein historisch einmaliger Dies entspricht einer Versechsfachung »Bibliotheksentwicklungsplan«, der dung christlicher Religion – sola scrip- praktisch gelebt werden können – das, Vorgang angesehen werden, dass sich des jetzigen Arbeits- und Leseplatzan- aus dem Jahr  stammt und bei sei- tira, sola gratia, sola fi de. Was Luther meine und hoff e ich, ist der Sinn des die USA  – unmittelbar nach der gebots. Werden diese Pläne realisiert, ner Veröff entlichung bereits überholt mit dieser Wendung gelingt, bezeichnet Reformationsjubiläums. Und genau dies Beendigung der sowjetischen Blocka- kann dem anvisierten Ziel, für . war, fortgeschrieben wird. Der Deut- Heinz Schilling als »Re-Implantation macht dieses Jubiläum dann wichtig – de West-Berlins – entschlossen haben, Einwohner Berlins jeweils einen Ar- sche Bibliotheksverband bietet hierbei von Religion und Glauben in den eu- für die ganze Gesellschaft! dem Westteil der Stadt eine große, beitsplatz zur Verfügung zu stellen, gerne seine Unterstützung an. ropäischen Prozess der Zivilisation«. öff entlich zugängliche Bibliothek – ziemlich genau entsprochen werden. Luther wurde so »Garant neuzeitlicher Wolfgang Thierse ist Bundestagsprä- im Sinne der amerikanischen public Damit würde man in Berlin der Frank Simon-Ritz ist Vorsitzender des Religiosität«. Die Reformation mit ihren sident a. D., Mitglied des Zentralko- libraries – zu schenken. Wie kaum Tendenz entsprechen, dass attraktive Deutschen Bibliotheksverbands und Folgen hat schließlich auch die katho- mitees der deutschen Katholiken und eine andere Bibliothek ist die Ame- Bibliotheken nach wie vor und gera- Mitglied im Sprecherrat des Deut- lische Kirche erheblich verändert. Die Vorsitzender des Kulturforums der rika-Gedenkbibliothek (AGB) so ein de jetzt so begehrt sind wie nie zuvor. schen Kulturrats von dem Charismatiker Luther in Gang Sozialdemokratie Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  KULTURELLES LEBEN 15

Mit der Roten Liste bedrohter Kultureinrichtungen, einer Analogie zu den GEFÄHRDUNGSKATEGORIEN bekannten »Roten Listen« bedrohter Tier- und Pfl anzenfamilien, werden in jeder Ausgabe gefährdete Kulturinstitutionen, -vereine und -programme Kategorie  Gefährdung aufgehoben/ungefährdet Die vorgestellt. Ziel ist es, auf den Wert einzelner Theater, Museen oder Orches- ter, seien sie Teil einer Kommune oder einer Großstadt, hinzuweisen. Oft Kategorie  Vorwarnliste wird die Bedeutung einer kulturellen Einrichtung den Nutzern erst durch deren Bedrohung deutlich. Erst wenn Empörung und schließlich Protest Kategorie  gefährdet über mögliche Einschnitte oder gar eine Insolvenz entstehen, wird den Verantwortlichen bewusst, wie stark das Museum, Theater oder Orchester Kategorie  von Schließung bedroht Rote mit der Struktur und der Identität des Ortes verbunden ist. Diesen Bewusstseinsprozess gilt es anzuregen. Politik & Kultur stellt dazu Kategorie  geschlossen die Arbeit einzelner Einrichtungen vor und teilt sie ein in Gefährdungs- kategorien von  bis . Ob und welche Veränderungen für die vorgestell- Benachrichtigen Sie uns über die Lage Ihnen bekannter Kultureinrich- ten Einrichtungen eintreten, darüber werden wir Sie fortlaufend infor- tungen! Senden Sie uns dazu Ihre Vorschläge an info@politikundkultur. Liste mieren. net.

KULTURFABRIK SALZMANN, KASSEL, HESSEN MUSEUM BURG RANIS, BISHER THÜRINGEN VORGESTELLTE • Gründung:  GEFÄHRDETE • Tätigkeitsfeld: Soziokulturelles Zentrum • Gründung:  INSTITUTIONEN • Finanzierung: Stadt Kassel, Land Hessen, Spenden, Sponsoring, • Tätigkeitsfeld: Museum Institution, Aktuelle Europäischer Sozialfonds • Finanzierung: Stadt Ranis Bundesland Gefährdung • Homepage: www.kulturfabrik-kassel.de • Homepage: www.stadt-ranis.de/museum/museum.html ( ) = bei Erst------aufnahme Johannes- Bobrowski-  () Bibliothek, Berlin Institut für Thea- terwissenschaft, Universität Leipzig,  () Sachsen Bona-Peiser- Bibliothek, Berlin  () Schleswig- Holsteinische Landestheater/  () Sinfonieorchester, Schleswig Deutsches Fernsehballett,  ()

FOTO: KULTURFABRIK SALZMANN E.V. SALZMANN KULTURFABRIK FOTO: MDR FOTO: STADT RANIS STADT FOTO:   Kulturwerk Riesa,  () Seit  leistet das Soziokulturelle Zen- rungs- und Umbaupläne gescheitert Im Museum der Burg Ranis, einer mit- des Museums ab dem . November  Sachsen trum Kulturfabrik Salzmann in ihren und das Industriedenkmal verwahrlost telalterlichen Burganlage, sind neben beschlossen, sollte sich keine andere Museen und Veranstaltungsräumen in der ehemali- zunehmend. Die Kulturfabrik ist seit der Burggeschichte mittelalterliche Möglichkeit fi nden, die Einrichtung Bibliotheken der Stadt Gera,  () gen Schwerweberei Salzmann & Comp. der Kündigung in Ersatzräumen unter- Waff en, ein Galeriesaal mit Gemälden weiter zu betreiben. Das Landesver- Thüringen Kulturarbeit für Kassel und die Region gebracht, diese sind jedoch auf Dauer von beheimateten Künstlern des . waltungsamt hatte zuvor bei der Haus- Kultureinrich- Nordhessen. Zum . September  nicht sinnvoll nutzbar, das eigentliche und . Jahrhunderts, Ur- und Frühge- haltsgenehmigung für Ranis der Ge- tungen in Krefeld,  () wurde allen Mietern gekündigt, um das Programm kann dort nicht in vollem schichte mit altsteinzeitlichen Funden meinde auferlegt, den Mietvertrag für NRW Gebäude nach einer Totalsanierung in Umfang umgesetzt werden. Das von aus der Ilsenhöhle, Regionalgeologie das Museum auf der Burg zu kündigen. Archiv Frau und ein sog. Technisches Rathaus umzuwan- Kulturschaff enden gegründete Kultur- und Seismologie mit Originalseismo- Die Stadt ist mit dem Museum Mieter Musik, Frankfurt  () deln. Ende  wurde der Kulturfab- fabrik-Salzmann-Forum will Möglich- graphen und wechselnde Sonderaus- bei der Stiftung Thüringer Schlösser a.M., Hessen rik per Magistratsbeschluss garantiert, keiten zur Rettung der Salzmannfabrik stellungen zu besichtigen. Nun hat und Gärten als Inhaberin der Burg. Filmfestival wieder Räume im Gebäude beziehen und zur kulturellen Nutzung zumindest der Stadtrat in Ranis die Streichung Münster, NRW  () zu können. Nun sind jedoch die Sanie- von Teilen des Gebäudes fi nden. der Mittel und damit die Schließung Akademie der bildenden Künste Karlsruhe, Auß.St.  () Freiburg, BW

PLAN  ARCHITEKTUR BIENNALE, KÖLN, NRW IMPULSE THEATER BIENNALE, NRW Anhaltisches Theater Dessau,  () • Gründung:  • Gründung:  Sachsen-Anhalt • Tätigkeitsfeld: Architekturfestival • Tätigkeitsfeld: Theaterfestival Elfenbeinmuseum,  () • Finanzierung: Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und • Finanzierung: NRW KULTURsekretariat, Kunststiftung NRW, Sparkasse Erbach, Hessen Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Stadt Köln, Sponsorengelder KölnBonn, Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW, Jüdisches Museum  () • Homepage: www.plan-project.com Städte Bochum, Düsseldorf, Köln und Mülheim an der Ruhr Dorsten, NRW • Homepage: www.festivalimpulse.de ------HfM Trossingen,  () ------BW Kölner Kunst- und Museumsbiblio-  () thek, NRW Landesbühne Sachsen-Anhalt  () Galerie M, Berlin  ()

Deutsches Stick- mustermuseum  () Celle, Nieders. Theater Trier, Rh-Pf.  () Maison de France, Berlin  () Bunker Ulmenwall, FOTO: ROBIN JUNICKE ROBIN FOTO: FOTO: WOLFGANG BURAT WOLFGANG FOTO:   Bielefeld, NRW  ()  als internationales Forum aktu- tektur im Kontext: Entwicklung urbaner Seit mehr als  Jahren zeigt das und Mülheim an der Ruhr. Nun hat die Internationales Artistenmuseum,  () eller Architektur gegründet, wechselte Lebensräume jenseits von Masterplan Theaterfestival »Impulse« die wich- Kunststiftung NRW ihre Förderung für Brandenburg die Ausstellungs- und Veranstaltungs- und Fassadendiskussion« lautet das tigsten freien Theaterproduktionen das Festival gestrichen. Grund dafür ist Museum für woche  in einen Biennale-Rhyth- Thema in diesem Jahr, doch ob »plan« aus Deutschland, Österreich und der eine Neuorientierung der Stiftung bei Naturkunde und mus unter dem Namen »plan – Archi- überhaupt stattfi nden kann ist unklar. Schweiz. Zahlreiche weithin bekannte der Förderung der freien Theaterkultur, Vorgeschichte,  () tektur Biennale Köln«. In Exkursionen, Die Existenz des Architekturfestivals Künstlerpersönlichkeiten und Gruppen es soll vermehrt die freie Theatersze- Dessau, Sachs-A. Workshops, Projekten, Diskussionen ist gefährdet, da das Ministerium für wurden und werden dort erstmals einer ne vor Ort gefördert werden. Damit ist Die vollständige Liste fi nden Sie unter und Prästationen werden dem Publi- Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung breiteren und vor allem internationalen jedoch der Fortbestand von »Impulse« www.kulturrat.de/rote-liste-kultur kum Architektur- und Stadtentwick- und Verkehr des Landes Nordrhein- Öff entlichkeit vorgestellt. Veranstaltet akut gefährdet. Mindestens . lungsthemen näher gebracht. »plan« Westfalen die Fördermittel gestrichen wird das biennal stattfi ndende Festi- Euro wären nötig, um das Festival dur- richtet sich an ein breites Publikum und hat und das, obwohl Minister Michael val der freien Theaterszene vom NRW führen zu können, ein Betrag, der ohne greift die Fragen und Bedürfnisse der Groschek weiterhin der Schirmherr der KULTURsekretariat in Verbindung mit die Mittel der Kunststiftung NRW nur Bürgerinnen und Bürger auf. »Archi- Architektur Biennale ist. den Städten Bochum, Düsseldorf, Köln schwerlich zustande kommen wird. 16 KULTURELLES LEBEN www.politikundkultur.net

KSK-Erfinder und deutsch-deutscher Chronist

Der Autor und Politiker gegenüberstanden wie die deutschen »Da mussten wir alle an Bord antreten Generation«. Aus der Sicherheit der Die soziale Absicherung der Schriftstel- Dieter Lattmann im Porträt Staaten – nahm Lattmann als Grundlage und der Kapitän zur See, Kommandant Festanstellungen bei Franckh’sche ler und Künstler. »Mir war klar, so eine für den Roman »Die Brüder« (). Die des Kreuzers Leipzig, teilte uns mit, dass Verlagshandlung, Kosmos, Riederer relativ kleine Gruppe kann ein Gesetz sich über drei Generationen erstrecken- eine gewissenlose Gruppe deutscher Of- Verlag, Kreuz-Verlag, Paul List Verlag, nur durchbringen, wenn man eine in- ANDREAS KOLB de Saga der Brüder Ristenpart ist auch fi ziere ein Attentat auf den Führer ver- Albert Langen-Georg Müller und Piper terfraktionelle Möglichkeit fi ndet. Ich auf Russisch erschienen. übt hätte, dass aber der Herrgott den Verlag ging Lattmann  in den freien habe den Entwurf zum Künstlersozial- ein Leben mit Literatur Lattmanns Vater war Offi zier der Führer uns erhalten hätte. Und von Schriftstellerberuf. »Mit Frau und zwei versicherungsgesetz sieben Jahre durch und Politik« – diesen Wehrmacht und so waren Ortswechsel nun an würde auch in der Wehrmacht Kindern, ohne etwas geerbt zu haben, den Bundestag getragen. Zunächst hatte Untertitel trägt das Buch Alltag: Potsdam, Kassel, Bonn, Hanno- und der Kriegsmarine mit Hitlergruß war das ein mutiger Schritt.« ich ihn Willy Brandt zugeleitet, aber da M »Einigkeit der Einzelgän- ver und Braunschweig hießen die Sta- gegrüßt. Da platzte es mir heraus – ich Der Autor nennt sich den ersten versandete das zunächst.  im Mai ger« () von Dieter Lattmann. Besser tionen seiner Kindheit und Schullauf- bin überzeugt, die haben das Beste für schreibenden Lattmann, ein weit vom löste Helmut Schmidt Willy Brandt ab: kann man Vita und Wirken des heute bahn. Als Gymnasiast machte er nach Deutschland gewollt. Darauf kriegte Stamm gefallener Apfel in der Familie: Er schaute sich meine Entdeckung des -jährigen Autors und Politikers nicht der . Klasse Abitur, war Flakhelfer ich Strafdienst, auch später in der Ma- »Mit  hatte ich mit Versen angefangen, Mechanismus einer Kultursozialabgabe übertiteln. Lattmanns Rückblick auf und vom . bis . Lebensjahr Seeof- rinekriegsschule Glücksburg kam ich in die ich für Gedichte hielt, und seither und einer entsprechenden Einrichtung seine Jugend unterm Hakenkreuz, die fi ziersanwärter. Als Seekadett gehörte stärkere Bedrängnis und wurde zwei- nie mehr mit dem Schreiben aufgehört.« an und meinte: ‚Das ist ein guter Vor- Katastrophe des . Weltkriegs, die An- er zum Bordkommando des Kreuzers mal eingebuchtet wegen Ungehorsams. Auch jetzt sitzt er an einem Buch.  schlag, das werde ich weiterfördern‘. fänge der Bundesrepublik Deutschland, Leipzig, der Truppentransporte an die Mehr habe ich mich nicht getraut.« ist Lattmann mit seiner Frau Marlen ins Noch vor meinem Ausscheiden aus auf den Literaturbetrieb Nachkriegs- nördliche Ostfront begleitete. »Dort Aufgrund seiner Überzeugungen ist Wohnstift Augustinum München Nord dem Bundestag wurde das Gesetz be- deutschlands, die Friedensbewegung, war ich Ladekanonier im Turm Caeser, Lattmann auch im späteren Leben im- gezogen. Wie lebt man in einem sol- schlossen.« die Perestroika und die Wiederverei- dem hinteren  cm-Kanonenturm am mer wieder angeeckt. So gab es etwa chen System wie dem Augustinum? Wie  hat die KSK die Arbeit als Teil nigung ist deshalb so faszinierend und mittleren Rohr.« eine Verurteilung wegen der Teilnahme lebt eine Gruppe von Menschen zwi- der gesetzlichen Versicherung für lesenswert, weil er nicht nur literarisch- Nach kurzer englischer Gefangen- an einer Anti-Pershing-Sitzblockade schen  und ? »Dank der Medizin selbständige Künstler und Publizis- künstlerisch geprägt ist, sondern stets schaft kehrte er als überzeugter Pazi- vor dem US-Areal in Mutlangen in müssen wir immer älter werden. Dieses ten aufgenommen.  waren . auch von einer politisch-engagierten fi st zurück ins zivile Leben und wurde den ern, oder Vorladungen wegen riesige gesellschaftliche Thema versu- Personen versichert, heute sind es über Haltung. Jahrzehnte später zu einer zentralen angeblicher Spionagetätigkeit für die che ich in einem erzählenden Sachbuch . aus den Bereichen darstellende Dieter Lattmann wurde am . Feb- Figur der Friedensbewegung. Als das DDR in den ern. Seine Karriere im zu behandeln und bin bemüht, es  Kunst, bildende Kunst, Musik und Wort. ruar  in Potsdam geboren und war entscheidende politische Erweckungs- Verlagswesen startete Lattmann  zu meinem . Geburtstag bei einem Doch gerade diese Zuwächse brachten somit  Jahre alt, als Deutschland erlebnis bezeichnet Lattmann den . mit einer Lehre bei einem Musikverlag, guten Verlag zu veröff entlichen.« das Erfolgsmodell immer wieder in Ge- geteilt wurde. Ein Teil seiner Familie Juli . dem Bärenreiter Verlag in Kassel. Durch Lattmann gehörte zu der von Günter fahr, denn ohne wachsende Beiträge von lebte damals in der DDR, ein größerer die Vermittlung seiner Patentante kam Grass gegründeten sozialdemokrati- Seiten der abgabepfl ichtigen Unterneh- Teil in der Bundesrepublik. Der Bruder Lattmann nach Kassel und traf dort die schen Wählerinitiative, die Willy Brandt men sind die Mehraufwendungen für seines Vaters, General Martin Lattmann, ihn sehr beeindruckende Verlegerper- bei den Wahlen  und  unter- die Versicherten nicht zu fi nanzieren. Kommandeur der . Panzerdivision war sönlichkeit Karl Vötterle inmitten eines stützte. Aus dieser Zeit rührte auch die Erst vor wenigen Wochen haben sich in Stalingrad in Gefangenschaft geraten Trümmerhaufens, der einmal dessen frühe Bekanntschaft mit Brandt: Als das Ministerium für Arbeit und Soziales und wurde später höherer Beamter im Verlag dargestellt hatte. Mit einer gro- dieser Bundeskanzler wurde, nutzte und die Deutsche Rentenversicherung Ministerium für Wirtschaft der DDR. ßen Geste sagte Vötterle: »Wenn sie das Lattmann der persönliche Zugang und auf eine Lösung geeinigt, wie man die Lattmanns Vater dagegen war CDU-Mit- alles mit aufräumen und ihren ersten er bekam die Chance, im Oberallgäu Beitragspfl ichtigen effi zient überprüfen glied und sein Bruder Klaus (CDU) unter Arbeitsplatz selber mauern wollen, auf der Landesliste für den Bundestag kann. Dazu Lattmann: »Ich war froh, im anderem Vize-Präsident der Hamburger dann können sie bei mir anfangen.« zu kandidieren. Papier der GroKo die KSK als erhaltens- Bürgerschaft. Sein Großvater Wilhelm Insgesamt  Jahre war Lattmann Der Schriftsteller blieb stets auch und förderungswürdig vorzufi nden. Und war völkischer Reichstagsabgeordneter im Verlagswesen tätig, zuletzt sechs sozial engagierter Politiker. Von  ich bin befriedigt, dass vor einigen Ta- von  bis  gewesen und den Kin- Jahre bei Piper in München. In dieser bis  war er Mitbegründer und Vor- gen Andrea Nahles dieses nochmals dern wurde erzählt: »Unser Großvater Zeit veröff entlichte er nebenher Essays sitzender des Verbandes deutscher bekräftigt hat.« hat beim Kaiser gegessen vom golde- und Erzählungen in der Süddeutschen Schriftsteller, von  bis  Mitglied nen Teller.« Seine frappierende Fami- Zeitung. Aus diesem Material entstand des Bundestags, wo er früh eines seiner Andreas Kolb ist Redakteur von

liengeschichte – zwei Brüder, die sich DERLATH VOLKER FOTO:  sein erstes Buch »Die gelenkige zentralen Anliegen in Angriff nahm: Politik & Kultur

»Der Teufel baut Straßen«

Straßenbau als ist. Es gibt schlimme Ausbrüche von Verfl uchte und geliebte Straße Beschwerden so: »Es gibt überhaupt keinen Grund, literarisches Motiv Gewalt bis hin zum Totschlag, und es dermaßen überrascht zu tun. Alle Pla- gibt Erotik – und eine Menge Philoso- Eines der Hauptargumente gegen den Ein alltägliches Straßenbauthema un- nungsentwürfe und Zerstörungsanwei- phie. Der Ich-Erzähler zettelt einen Bau von Straßen war und ist der Hinweis serer Gegenwart wird in der berühm- sungen haben fünfzig Ihrer Erdenjahre GEORG RUPPELT Aufstand gegen den Bau einer neuen auf die Zerstörung der Natur durch den ten Science-Fiction-Romanfolge von lang in Ihrem zuständigen Planungsamt Straße an. Er beschreibt sich selbst so Straßenbau. Es geht um die Frage, ob der Douglas Adams »Per Anhalter durch auf Alpha Centauri ausgelegen. Sie hat- (, wohlgemerkt): »Nennen Sie mich Mensch alles, was er machen kann, auch die Galaxis« aus den er und er ten also viel Zeit, formell Beschwerde Technik gegen Natur daher ruhig merkwürdig, verschroben, machen soll und darf. Und es geht um Jahren des . Jahrhunderts satirisch einzulegen, aber jetzt ist es viel zu spät, traßen allgemein in der Litera- närrisch […] Sie können auch hinzufü- die Frage von Tradition und Fortschritt behandelt: die Befragung der Anlieger so ein Gewese darum zu machen.« tur hinterher zu spüren, wäre in Zivilisation, Technik und Gesellschaft vor Baubeginn einer Straße. Der Planet (Aus dem Englischen von Benjamin S ein hoff nungsloses Unterfangen, – eine Frage, die im Laufe der Zeit quasi Erde ist einer intergalaktischen Stra- Schwarz. Frankfurt am Main: Rogner denn in welchem Roman oder in wel- die Seiten gewechselt hat, dergestalt, ßenbaukolonne der extraterrestrischen & Bernhard bei Zweitausendeins .) chem Film spielen Straßen keine Rolle. Wie nehmen Straßen dass der Konservative, der Bewahrer Vogonen im Weg. Die Erde muss Platz Wir nehmen sie nur nicht bewusst wahr, nicht bewusst wahr, in unserer unmittelbaren Gegenwart machen für den Bau einer galaktischen Georg Ruppelt ist Direktor der weil sie zum Alltagsleben gehören wie sie gehören zu eher als politisch fortschrittlich oder Hyperraum-Expressroute. Einwände der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek kaum ein anderes zivilisatorisches Pro- zukunftsorientiert wahrgenommen wird. Erde begegnet der vogonische Bauleiter Hannover dukt. Straßen rücken heute vor allem unserem Alltag Das Misstrauen gegenüber dem Stra- ins Blickfeld der Öff entlichkeit, wenn ßenbau hat alte Wurzeln. Neues, Unge- sich Bürgerinitiativen etwa gegen den wohntes, Unvertrautes löste immer auch Bau einer Autobahn wehren. Doch so gend feststellen, daß ich absonderlich, Angst und Unsicherheit aus. In einem neu ist diese Auseinandersetzung nicht, mangelhaft gekleidet, schlecht rasiert der nach wie vor lesenswertesten Sach- Kulturmensch wie wir aus Romanen der ersten Hälfte und langhaarig bin […]«. bücher über die Geschichte der Stra- des . Jahrhunderts erfahren können. An anderer Stelle des Romans heißt ße, in Hermann Schreibers »Sinfonie Straßenbauvorhaben fanden oft Gegner, es: »Das mechanische Zeitalter hebt an. der Straße«, wird erzählt, wie im Laufe Volker Heise und zwar in Menschen, die sich ihm wi- Doch der Mensch benützt seine Macht der Jahrhunderte Menschen die Stra- dersetzen, weil sie ihre Umgebung, die schlecht. […] Man braucht sie zu neun ße verachteten oder vor ihr fl ohen. Es Volker Heise ist den meisten Fernseh- Natur, ihre Tradition oder eine heilige Zehnteln zur Vernichtung und nur zu wird darin aber auch von der Zuneigung zuschauern ein Begriff durch seine Stätte in Gefahr sehen. einem Zehntel zu dem, was sie Fort- der Menschen zu Straßen berichtet, die beeindruckenden Echtzeit-Doku-Projekte. Einer der intensivsten Romane zu schritt nennen […]. Darum lassen Sie sie als etwas Heiliges angesehen wurden  brachte er mit der Dokumen- diesem Thema ist »Die neue Straße« ruhig ihre Straße bauen. Sie müssen ihr und an deren Rändern und Kreuzun- tation »h Berlin – Ein Tag im Leben« von Hans Breidbach-Bernau. Der Ro- Spielzeug haben, das gefährliche Ding! gen man sich begraben ließ. Schreiber: die TV-Welt ordentlich durcheinander man erschien  im Bermann-Fischer Bauen diese sie nicht, dann bauen sie »Die Straße ist eine der wunderbarsten mit seiner -stündigen, in Echtzeit Verlag, damals noch in Amsterdam. In andere und vielleicht schneller noch Schöpfungen des Menschen: sie hat ihn erzählten Dokumentation – . ihm geht es um den Bau einer Straße […]. Alle Waldmenschen haben dage- durch Jahrtausende seiner Entwicklung Minuten, ohne Unterbrechung oder nach dem Zweiten Weltkrieg in unweg- gen gekämpft, überall in der Welt: Es begleitet, sie hat ihm geholfen, seinen Werbepause. Der neueste Coup des sames österreichisches Alpengelände. hat wenig bewirkt und war schließlich Lebensraum zu erobern, auszudehnen Fernsehregisseurs und -produzenten Es gibt darin eine überwältigende Natur, vergeblich. […] Diese gewaltige vordrin- und mit den Lebensräumen anderer ist eine TV-Dokumentation über Leben einen Intellektuellen und Waldmen- gende Schlange hat einen mächtigen Völker zu verbinden. Die Linienführung und Alltag in Jerusalem.  Kamerateams schen, einen fi esen Kapitalisten, der Magen, sie hat schon viel Heiliges ver- jeder Straße ist eine sichtbare Einigung haben Menschen in Jerusalem begleitet. dann aber doch nicht ganz so fi es ist, schlungen und unbegrenzten Appetit. zwischen der Erde und dem Menschen, Regisseur Heise begibt sich über 

und einen sturen Ingenieur, der dann Ja, ihr hechelnder Atem ist giftig und gestaltete Erdform, die den Bewegun- Nonstop-Sendestunden und Dreh- FILM ONE ZERO FOTO: aber doch nicht ganz so stur, sondern heiß, er bläst in die Wälder und sengt. gen des Menschen dient, seit jeher und arbeiten auf vermintes Gelände. vielmehr ein sympathischer Idealist Der Teufel baut Straßen!« immer wieder.« Absolut sehenswert. Politik & Kultur | Nr.  /  | Mai — Juni  EUROPA 17

Es geht um mehr als nur die Wurst. Wie wollen wir zukünftig in Europa leben? FOTO: FRANCESCA SCHELLHAAS / PHOTOCASE.COM / SCHELLHAAS FRANCESCA FOTO:

Weichenstellung für Europa Zur Wahl des Europäischen Mitgliedstaaten gelten und hat bei der Vorhaben dem Europäischen Parlament Bundestags- und Europawahlen die periode vorzustellen. Bündnis /Die Parlaments Gesetzgebung ein Initiativrecht. Ebenso vorstellen. Der neue Kommissionsprä- Parteien befragt, welche Akzente sie Grünen wollen sich besonders für die entscheidet das Europäische Parlament sident wird laut Lissabon-Vertrag vom in der neuen Wahlperiode setzen wol- Reform des Urheberrechts im Sinne über alle internationalen Abkommen Europäischen Parlament gewählt. Zur len, welche Themen ihnen besonders eines gerechten Ausgleichs aller Be- OLAF ZIMMERMANN UND und den EU-Haushalt mit. Das bedeutet, Wahl ist die absolute Mehrheit, das sind wichtig sind und wie sie die Rahmenbe- teiligter engagieren. Ebenso soll sich für GABRIELE SCHULZ dass dem Europäischen Parlament eine  von  Stimmen, von Nöten. Der dingungen für Kunst und Kultur auf der eine Erhöhung des Kulturetats und eine wichtige Rolle bei den derzeit laufenden designierte Kommissionspräsident und europäischen Ebene gestalten wollen. Aufwertung der auswärtigen Kulturko- Verhandlungen zum Transatlantischen die Regierungen der Mitgliedstaaten Spannenderweise haben dieses Mal CDU operation eingesetzt werden. CDU, CSU om . bis . Mai dieses Freihandelsabkommen zwischen EU verständigen sich auf das Kommissions- und die SPD unterstreichen zuerst den Jahres sind  Millionen und USA (TTIP) zukommt. Bereits vor kollegium, in dem jeder Mitgliedstaat subsidiären Charakter der europäischen Europäer aufgerufen, die  Erteilung des Verhandlungsmandats vertreten ist. Die Kandidaten werden Das Interesse der Kulturpolitik. CDU und CSU verweisen V neuen Abgeordneten des Eu- im Juni letzten Jahres haben die Abge- vom Europäischen Parlament angehört. Wähler an der auf deren ergänzende Funktion. Die ropäischen Parlaments zu wählen. Es ordneten des derzeitigen Europäischen Dass diese Anhörung keine Formalität SPD verdeutlicht gleich in ihrer Antwort ist das achte Europäische Parlament, Parlaments sehr klar und eindeutig ihre ist, sondern vielmehr die Mitglieder des Europawahl hält auf die erste Frage, dass Kulturpolitik das direkt gewählt wird. Zwischen , Stimme für den Schutz und die Förde- Europäischen Parlaments die Kandi- sich leider in Grenzen oftmals in jenen Politikfeldern gestal- dem ersten Europäischen Parlament, rung der kulturellen Vielfalt und des daten sehr genau ins Gebet nehmen, tet wird, die kulturfern anmuten und und  wurden die Abgeordneten audiovisuellen Sektors erhoben. Auch haben die Abgeordneten in der Vergan- nennt als Beispiel die Frequenzpolitik. des Europäischen Parlaments von den die Europäische Außenpolitik ist ein genheit bereits unter Beweis gestellt. und CSU, die ansonsten stets sowohl Die Linke und auch die Piraten wollen nationalen Parlamenten ernannt, was wichtiges Aktionsfeld der EU-Parla- Die Kommissare werden mit einfacher die Fragen zur Bundestags- als auch zur sich für eine teilhabeorientierte Kul- zur Folge hatte, dass sie zwei Mandate mentarier. Der Europäische Auswärtige Mehrheit vom Europäischen Parlament Europawahl gemeinsam beantworten, turpolitik stark machen. Dabei wollen innehatten. Die Amtszeit des neuen Dienst (EAD), der seit  besteht, wird gewählt. dieses Mal getrennt geantwortet. Die die Piraten einen besonderen Fokus Parlaments dauert bis . vom Europäischen Parlament sowohl Geradezu in einem umgekehrten Antworten sind teilweise wortgleich, auf die kulturelle Bildung legen und Den genauen Wahltermin innerhalb mit Blick auf seine politische Arbeit als Verhältnis zur Bedeutung des Europä- dennoch setzt die CSU einige bayerische die Linke sich für bessere Arbeits- und des genannten Zeitraums konnten auch hinsichtlich seines Haushalts vom ischen Parlaments ist die Wahlkampf- Akzente, insbesondere wenn es darum Lebensbedingungen der Kulturschaf- die Mitgliedstaaten je nach Tradition Europäischen Parlament kontrolliert. stimmung. Europa, damit scheinen sehr geht, zu unterstreichen, dass die EU- fenden einsetzen. Die FDP will sich für selbst festlegen. So ist es in einigen Erstmals entscheiden die Wähler bei viele Bürger vor allem die Treff en der Kulturförderung nur subsidiär ist und die Bewahrung der kulturellen Vielfalt Mitgliedstaaten wie Deutschland oder der Wahl zum Europäischen Parlament Staats- und Regierungschefs, Krisen- welches Potenzial das Freihandelsab- stark machen. Sie erwartet von der auch Österreich üblich, dass die Wahl indirekt auch über den künftigen Präsi- gipfel zur Finanz- und Wirtschaftskrise kommen zwischen der EU und USA für Vollendung des Binnenmarktes bessere an einem Sonntag stattfi ndet. In ande- und bürokratische Vorgaben zu verbin- die bayerische Wirtschaft hat. Marktchancen für Künstler. ren Mitgliedstaaten wird traditionell an den. Allein die rechtspopulistischen In der Synopse auf den nachfolgen- einem Wochentag gewählt. In Belgien, Parteien wie z.B. die Front National aus den Seiten sind die Antworten kurz zu- Wie steht es um die Kunst-, Griechenland, Luxemburg und Zypern Die Europäische Frankreich oder Partij voor de Vrij heid sammengefasst. Die ausführlichen Ant- Meinungs- und Informations- besteht Wahlpfl icht. Außenpolitik ist ein aus den Niederlanden vermögen mit ih- worten der Parteien können im Internet freiheit? Das in diesem Jahr neu zu wählen- wichtiges Aktionsfeld ren zumeist europakritischen und teil- unter www.kulturrat.de/dokumente/ Unisono unterstreichen die Parteien de Europäische Parlament ist das erste weise fremdenfeindlichen Äußerungen wahlpruefsteine-europawahl.pdf die große Bedeutung der Kunst-, Mei- nach Inkrafttreten des Lissabon-Ver- größere Aufmerksamkeit erregen. Noch nachgelesen werden. nungs- und Informationsfreiheit für die trags zu wählende Parlament. Das be- nicht einmal die Kür der Spitzenkandi- Demokratie. Ebenso einig sind sich die deutet einerseits, dass die Zahl der Ab- denten der Europäischen Kommission. daten führte zu intensiveren Debatten Was wollen nun die Parteien im Parteien, dass bei Verstößen gegen die- geordneten von  auf  schrumpft. Wenn die Staats- und Regierungschefs zur Arbeit des Europäischen Parlaments künftigen Europäischen Parlament se – auch in der EU-Grundrechtecharta Andererseits hat das neue Europäi- der EU-Mitgliedstaaten über den Kan- und damit letztlich auch zur künftigen bewegen? festgelegten – Grundsätze vorgegangen sche Parlament mehr Befugnisse als didaten des künftigen Kommissions- Ausrichtung der Europäischen Kom- Gleich die erste Frage des Deutschen werden muss. Bündnis /Die Grünen seine Vorgänger. Europa wird durch präsidenten befi nden, werden sie die mission. Kulturrates nach den kulturpolitischen und die SPD nennen explizit die aktu- diese Wahl demokratischer. Das neu Zusammensetzung des Europäischen Der Deutsche Kulturrat hat als Spit- Initiativen im Europäischen Parlament ellen Einschränkungen dieser Grund- gewählte Europäische Parlament ent- Parlaments berücksichtigen müssen. zenverband der Bundeskulturverbände gab den Parteien Gelegenheit, ihre rechte in Ungarn als Problem. Wie auch scheidet über jene Gesetze, die in allen Der Kandidat muss seine politischen in der Tradition der Wahlprüfsteine zu Schwerpunkte für die nächste Wahl- Fortsetzung auf Seite  18 EUROPA www.politikundkultur.net

Fortsetzung von Seite  der Linken geht es diesen Parteien da- einzubringen. Die Parteien unterstrei- rum, geeignete Sanktionsinstrumente chen die Bedeutung des Austausches zu entwickeln, wenn gegen die Kunst-, mit der Zivilgesellschaft und wollen Meinungs- und Informationsfreiheit die Kompetenz aus der Zivilgesellschaft in den Mitgliedstaaten verstoßen wird. stärker nutzen.

Dialog mit der Zivilgesellschaft Freier Handel – wo bleibt die Naturgemäß ist ein Dialog zwischen Kultur? Zivilgesellschaft und Europäischem Traditionell stößt der Kultur- und Me- Parlament sowie Europäischer Kom- diensektor bei den Abgeordneten des mission bei  Mitgliedstaaten mit sehr Europäischen Parlaments, die dem unterschiedlichen Traditionen in der Kulturausschuss angehören, auf off e- Einbeziehung zivilgesellschaftlicher ne Ohren, wenn es um die Sorgen vor Strukturen in politische Entscheidungs- einer Liberalisierung des Handels mit prozesse nicht einfach. Deutschland Kulturgütern und -dienstleistungen mit seinem ausgeprägten Vereins- und geht. So war es in der heißen Phase Verbandswesen sowie einer korporatis- der GATS-Verhandlungen und so war tischen Tradition kann sicherlich nicht und ist es mit Blick auf das geplante zum Maßstab der Zusammenarbeit Freihandelsabkommen zwischen der zwischen Zivilgesellschaft, Parlament EU und USA (TTIP). Auf Betreiben des und Verwaltung genommen werden. Kulturausschusses hat sich das Euro- Dennoch ist es für die Akzeptanz eu- päische Parlament vor Erteilung des ropäischer Entscheidungsprozesse und Verhandlungsmandats im Juni letzten die Entwicklung einer europäischen Jahres für eine Bereichsausnahme des Identität unverzichtbar, dass sowohl Kultur- und Mediensektors eingesetzt. die Bürger als auch die organisierte Zi- In ihren Antworten auf die Fra- vilgesellschaft stärker in europäische ge nach der Berücksichtigung des Diskussionsprozesse eingebunden »UNESCO-Übereinkommens zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen« bei der Die Online-Konsul- Handelspolitik unterstreichen die Par- teien die völkerrechtlich bindende Wir- tationen der EU- kung dieses Übereinkommens zumin- Kommission sind ein dest was die europäische Seite betriff t. wichtiges Instrument Da die USA dieses Abkommen nicht ra- tifi ziert haben, müssen sie es bei ihrer Verhandlungsposition nicht beachten. werden. Mit der Verabschiedung der Bis auf die FDP, die sich auf den Film-

EU-Kulturagenda im Jahr  wurde sektor konzentriert und der Auff assung PHOTOCASE.COM / NONUNIFORM FOTO: als Instrument des Dialogs mit der Zi- ist, dass europäische Filmproduktionen vilgesellschaft der Strukturierte Dia- den Vergleich mit US-amerikanischen Medienpolitik in der menwechsel fi ndet auch bei den Ant- Europäische Auswärtige log eingerichtet. Im Rahmen von drei nicht zu scheuen brauchen, betonen digitalen Welt worten der Parteien zur Europawahl Kulturpolitik Plattformen »Plattform für ein inter- die Parteien, dass auf die Wahrung der Ein wichtiges gemeinsames Anliegen seinen Niederschlag. Alle Parteien Seit  ist die Kulturpolitik Bestandteil kulturelles Europa«, »Plattform für den kulturellen Vielfalt besonders geachtet der befragten Parteien ist die Netzneu- stellen sich hinter das Diktum dieses der Auswärtigen Politik der EU. Die eu- Zugang zu Kultur« sowie »Plattform zur werden muss. Alle Parteien sprechen tralität. Hier wird übereinstimmend Interessenausgleichs. ropäische Auswärtige Kulturpolitik wird Kultur- und Kreativwirtschaft« wurde sich für mehr Transparenz bei den Ver- Handlungsbedarf gesehen. Bündnis / CDU und CSU sprechen sich für den von den Parteien als Chance gesehen, dieser Dialog geführt. handlungen aus, nicht zuletzt, um die Die Grünen sehen das Erfordernis, die Schutz vor Rechtsverletzungen im In- um in den Dialog mit Drittstaaten zu Das Instrument des Strukturierten Akzeptanz des Abkommens zu verbes- Staatsferne des öff entlich-rechtlichen ternet aus. Bündnis /Die Grünen treten. Die SPD mahnt an, dabei stärker Dialogs wird von den befragten Par- sern. Zugleich weisen CDU, CSU und Rundfunks zu sichern. CDU und CSU wollen die transformatorische Werk- die Erfahrungen der europäischen Kul- teien als sinnvoll erachtet. Zugleich SPD auf die Chancen des Freihandels- wollen den Rechtsrahmen an die di- nutzung gesetzlich absichern und die turinstitute einzubeziehen. Die Linke kritisierten Bündnis /Die Grünen, abkommen mit Blick auf Wohlstand und gitale Welt anpassen und bestehende Privatkopie an die digitale Welt anpas- lehnt den Europäischen Auswärtigen CDU, CSU und FDP den abgelaufenen Wirtschaftswachstum in Europa hin. Überregulierungen abbauen. Die Linke sen. Die Linke will sich für neue Ver- Dienst aufgrund seiner ihrer Ansicht Strukturierten Dialog als zu starr. Eben- sieht das Erfordernis einer grundlegen- gütungsmodelle im Internet einsetzen nach militärischen Ausrichtung gänzlich falls wird kritisiert, dass eine zu geringe Bald ein ermäßigter den Reform der öff entlich-rechtlichen und lehnt die Kriminalisierung von ab. Bündnis /Die Grünen plädieren für Rückbindung an die Zivilgesellschaft in Umsatzsteuersatz für E-Books? Medienangebote und spricht sich für Nutzergruppen strikt ab. Ebenso soll Augenhöhe bei der europäischen Aus- den Mitgliedstaaten erfolgt. Bis auf die Piraten, die bei der Umsatz- die Beendigung der Depublikations- die Verlängerung der Schutzfristen um- wärtigen Kulturpolitik. CDU und CSU Die »Off ene Methode der Koordinie- steuer eine ganz eigene Position ein- pfl icht (-Tage-Regelung im Internet) gekehrt werden. Die FDP fordert eine verweisen darauf, dass die konkrete Aus- rung« wurde ebenfalls im Rahmen der nehmen, wollen sich alle Parteien für des öff entlich-rechtlichen Rundfunks europäische Strategie zur Digitalisie- gestaltung des Europäischen Auswär- EU-Kulturagenda im Jahr  einge- einen ermäßigten Umsatzsteuersatz aus. Ebenso soll die Medienkonzent- rung von kulturellen Werken ein. Ein tigen Dienstes teilweise noch off en ist. führt. Hierbei handelt es sich um ein für E-Books sowie für elektronische ration abgebaut und ein eigenständi- Kernthema der Piratenpartei ist das Ur- Instrument des Austausches zwischen Zeitungen und Zeitschriften einsetzen. ger, unabhängiger, selbstorganisierter heberrecht. Sie beschreibt die Reform Und was ist mit der den Kulturbehörden der Mitgliedstaa- Hier wird es die Aufgabe der Verbände Mediensektor gefördert werden. Die Kulturförderung? ten. Diese Form des Austausches ist be- sein, die Parlamentarier in der neuen FDP will die Zersplitterung der Ord- Die Kulturförderung wird von allen Par- reits in anderen Politikfeldern erprobt Wahlperiode an ihr Versprechen zu nungspolitik beenden und hat dabei die teien als ein wichtiges Instrument zum und sollte nach Meinung der befragten erinnern. Denn die im Koalitionsver- AV-Mediendiensterichtlinie sowie die Zusammenwachsen Europas angesehen. Parteien fortgesetzt werden. trag der Großen Koalition in der Bun- e-commerce-Richtlinie im Blick. Die Urheberrecht als Da das neue EU-Kulturförderprogramm Für wichtig werden von den befrag- desrepublik geplante Einführung des SPD sieht ebenfalls das Erfordernis »Kreatives Europa« erst im Januar  ten Parteien die Online-Konsultatio- ermäßigten Umsatzsteuersatzes für E- einer Anpassung des Rechtsrahmens Kernthema auch im in Kraft trat, bestehen noch keine Er- nen der EU-Kommission erachtet. Sie Books und elektronische Zeitschriften und bringt als zusätzlichen Aspekt den europäischen Kontext fahrungen mit diesem Programm. Die werden als das geeignete Instrument bzw. Zeitungen hängt von einer euro- Datenschutz ein. Parteien wollen die Wirkung zunächst eingeschätzt, um möglichst breit In- päischen Regelung ab. Die Piraten sind abwarten. Bündnis /Die Grünen kün- formationen aus den Mitgliedstaaten gegen Umsatzsteuerermäßigungen Urheber, Verwerter, Nutzer – für digen aber an, dass sie sich für eine Er- einzuholen. Zugleich wird die Chance und wollen die Steuermehreinnahmen wen ist das Urheberrecht da? höhung der Kulturfördermittel stark hervorgehoben, dass die Zivilgesell- für das von ihnen geforderte Bedin- Stand noch bis vor kurzem zumindest des Urheberrechts als ihr wesentliches machen wollen. CDU und CSU wollen schaft so die Chance hat, ihre Belange gungslose Grundeinkommen einsetzen. bei den Unionsparteien fest, dass das Anliegen. Das Urheberrecht muss aus die europäische digitale Bibliothek Urheberrecht das Recht der Urheber an ihrer Sicht der gesamten Gesellschaft »Europeana« stärken. Die Linke fordert ihrem Werk und abgeleitet das Recht dienen. Das Kopieren, Anbieten, Spei- weniger Marktorientierung beim Kul- der Verwerter an der Nutzung und Ver- chern und Nutzen von künstlerischen turprogramm und die Piraten machen ZAHL DER SITZE breitung von Werken ist, hat sich diese Werken für nichtkommerzielle Zwecke sich dafür stark, den europäischen Kul- IM EUROPÄISCHEN PARLAMENT Selbstverständlichkeit spätestens seit soll gesetzlich geschützt und gefördert turraum auf das Internet auszuweiten. dem Koalitionsvertrag der Großen Ko- werden. Abgeleitete Werke, also Remi- alition auf Bundesebene geändert. Dort xe und Mash up, sollen ausdrücklich Wählen gehen Gesamtzahl an Abgeordneten Ungarn ...... , bisher  ist von einem »gerechten Ausgleich der erlaubt werden. Die SPD will die Pri- Die hier vorgestellten Positionen sind nach der Wahl zum Europäischen Schweden ......  Interessen von Urhebern, Verwertern vatkopievergütung auf digitale Spei- nur ein Ausschnitt der Vorhaben der Par- Parlament ...... , bisher  Österreich ...... , bisher  und Nutzern« die Rede. Dieser Paradig- chermedien ausdehnen. teien im neuen Europäischen Parlament. Bulgarien ...... , bisher  Neben den hier vorgestellten Parteien Deutschland ...... , bisher  Dänemark ......  bewerben sich weitere. Doch egal, wel- Frankreich ......  Slowakei ......  KANDIDATEN ZUM KOMMISSIONS che demokratische Partei Sie auch im- Großbritannien ......  Finnland ......  mer überzeugt, nutzen Sie die Chancen, Spanien ......  Irland ...... , bisher  PRÄSIDENTEN gehen Sie wählen! Europa wird durch Polen......  Kroatien ...... , bisher  das Zusehen nicht demokratischer. Jeder Rumänien ...... , bisher  Litauen ...... , bisher  • Jean-Paul Juncker (Europäische Volkspartei, Christdemokraten) kann mit seiner Stimme einen Beitrag zu Niederlande ......  Slowenien ......  • (Sozialdemokratische Partei Europas) einem demokratischen Europa leisten. Griechenland ...... , bisher  Lettland ...... , bisher  • Guy Verhofstadt (Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa; Belgien ...... , bisher  Estland ......  Europäische Demokratische Partei) Olaf Zimmermann ist Geschäftsführer Portugal ...... , bisher  Zypern ......  • Ska Keller (Europäische Grüne Partei) des Deutschen Kulturrates. Gabriele Tschechische Luxemburg......  • Alexis Tsipras (Europäische Linke) Schulz ist Stellvertretende Geschäfts- Republik ...... , bisher  Malta ......  • Peter Sunde (Europäische Piratenpartei) führerin des Deutschen Kulturrates Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  EUROPA 19

Wahlprüfsteine des Deutschen Kulturrates zur Europawahl  Synopse – die Antworten der Parteien im Überblick – zusammengestellt von Olaf Zimmermann und Gabriele Schulz

Bündnis / CDU CSU Die Linke FDP Piratenpartei SPD Die Grünen Welche kulturpolitischen Initiativen planen Sie im neuen Europäischen Parlament (EP)?

Reform des Urheber- Subsidiaritätsprinzip Grundsatz der Subsi- Einsatz für Teilhabe Bewahrung der kultu- Einsatz für eine teil- Europäische Kultur- rechts, um Interes- ist zentral; europä- diarität hat besondere aller am kulturellen rellen Vielfalt; Einsatz habeorientierte Kul- politik ist subsidiäres senausgleich aller Be- ische Kulturpolitik hat Bedeutung im Kultur- Leben; Grundrecht für Vollendung des turpolitik; Fokus auf Politikfeld; EP hat kein teiligter zu erreichen; ergänzende Funktion; sektor; kulturelle Viel- auf Kultur für alle Binnenmarktes für bes- kulturelle Bildung Initiativrecht; primä- Implementierung des Freiheit und Staats- falt in Mitgliedstaaten EU-Bürger; Erhalt und sere Marktchancen für res Ziel ist Schutz und Programmes »Kreatives ferne von Kultur und muss erhalten bleiben; Ausgestaltung der Künstler; Förderung Förderung kultureller Europa«; Erhöhung des Medien sind zentral; EU hat daher nur Er- Konvention Kulturelle der Schaff ung europä- Vielfalt; muss auch Kulturetats; Aufwer- Umsetzung Programm gänzungs- und Unter- Vielfalt; Stärkung des ischer Inhalte in den Politikfeldern tung der auswärtigen »Kreatives Europa« stützungsfunktion kulturellen Austauschs beachtet werden, die Kulturkooperationen innerhalb Europas; zunächst kulturfern Anerkennung des Dop- erscheinen; Umset- pelcharakters von Kul- zung des Programmes turgütern; Verbesse- »Kreatives Europa«; rung der Arbeits- und neue Technologien Lebensbedingungen sollen stärker für den von Kulturschaff en- Kultursektor nutzbar den; Einführung von gemacht werden; Ver- Mindestlöhnen und stärkung kultureller Honoraruntergrenzen Bildung im Kultursektor

Welche Bedeutung messen Sie der Sicherung der Kunst-, Meinungs- und Informationsfreiheit in Europa zu? Welche Maßnahmen zu deren Sicherung wollen Sie gegebenenfalls ergreifen?

Kunst-, Meinungs- und Kunst-, Meinungs- und Kunst-, Meinungs- und Kunst-, Meinungs- und Stärkung der Kunst-, Meinungs- und Kunst-, Meinungs- und Informationsfreiheit Informationsfreiheit Informationsfreiheit Informationsfreiheit Bürgerrechte in Europa, Informationsfreiheit Informationsfreiheit sind ein hohes Gut; sind in Europa zentral, haben herausragende sind zentral; Chan- treten Einschränkun- sind nicht verhandel - sind demokratieprä- Einsatz für Sanktionen Verstöße müssen ge- Bedeutung; Verstöße cengleichheit zum gen der Bürgerrechte bar; Einsatz für die Be- gend; EU braucht ge- bei Verstößen in den ahndet werden müssen geahndet wer- Medienzugang und in Mitgliedstaaten endigung der Überwa- eignete Instrumente, Mitgliedstaaten; Ein- den bei Mediennutzung; entgegen; EU braucht chung in der digitalen um gegen Einschrän- satz für Netzneutralität Sicherung der Netz- angemessenen Mecha- Welt; Ausbau einer lei- kungen der Meinungs- und gegen Internet- neutralität nismus, um Sanktionen stungsfähigen Kommu- freiheit in Mitglied- sperren gegen Mitgliedstaaten nikationsinfrastruktur staaten vorgehen zu zu verhängen, die in der EU; Einsatz für können gegen europäische lückenlose Breitband- Grundwerte verstoßen versorgung in EU; Si- cherung der Netzneu- tralität; keine Monopoli- sierung der Kommuni- kationsinfrastruktur

Wie bewerten Sie aus parlamentarischer Sicht die Ergebnisse der »Off enen Methode der Koordinierung« (OMK) und des »Strukturierten Dialogs« (SD) im Kulturbereich in den letzten Jahren und welche Schlüsse ziehen Sie daraus?

Instrumente sind an OMK ist als Instrument Zwischenstaatlicher Begrüßung beider Ins- Verstärkte Nutzung der Keine Antwort Beide Instrumente sich gut; in laufender des zwischenstaatli- Austausch bei OMK ist trumente als Möglich- OMK könnte sinnvoll sind positiv und sollen Wahlperiode wurde chen Dialogs gut; stär- sinnvoll; stärkere Fo- keit der Partizipation; sein; Überdenken des fortgeführt werden; in strukturierter Dialog kere Einbindung des EP kussierung der Arbeits- EU-Konsultationen SD, da er von vielen künftigem Arbeitsplan zum Erkaufen von Zeit wäre sinnvoll; stärkere gruppen und Abbau im Internet sind von Beteiligten als zu starr sollte Digitalisierung genutzt; Kulturorga- Fokussierung der Ar- von Doppelstrukturen großer Bedeutung, empfunden wird eine größere Rolle nisationen müssen in beitsgruppen und Ab- sind erforderlich; Frak- um Partizipation zu spielen Instrumente eingebun- bau von Doppelstruk- tionen entscheiden, ob ermöglichen, wer- den werden turen wären sinnvoll; sie Informationen aus den teilweise von Ergebnisse des SD wur- OMK nutzen; Ergeb- Kommission durch den unzureichend nach nisse des SD wurden zu gleichzeitige Vorlage außen kommuniziert; wenig publik gemacht; von Regelungswerken Plattformen waren mit Vernetzung der EU- konterkariert; Einla- nationalen Zivilgesell- Plattformen mit natio- dung gesellschaftlich schaften unzureichend naler Zivilgesellschaft relevanter Vertreter zu vernetzt; Zivilgesell- ist unzureichend; Anhörungen schaft sollte stärker Zivilgesellschaft soll EU-Konsultationen im stärker EU-Konsultati- Internet nutzen onen nutzen

Welche Maßnahmen zur verstärkten Einbeziehung der nationalen wie der europäischen zivilgesellschaftlichen Organisationen in die Beratungs- und Entscheidungsprozesse der europäischen Kulturpolitik werden Sie ergreifen?

Einladung von Kultur- Stärkere Einbindung Stärkere Nutzung der Einsatz für Transpa- EU-Konsultationen Einbindung von zivil- Beteiligung der Zi- akteuren in die Kultur- der bestehenden natio- Expertise kleinerer renz bei Entschei- sowohl im Internet als gesellschaftlichen Or- vilgesellschaft bei ausschusssitzungen nalen Organisationen; Vereinigungen und von dungsprozessen; bes- auch als Stakeholder- ganisationen und Ein- Online-Konsultationen des Europäischen Par- stärkere Berücksich- Künstlern; stärkere sere Information über Konsultationen sehr zelpersonen in Ent- ist wichtig; Schlüssel- laments; Auff orderung tigung kleinerer Ver- Einbindung nationa- Konsultationsprozesse; wichtig; im EP soll bei scheidungsprozesse; dokumente müssen an die EU-Kommission einigungen; stärkere ler und europäischer Einbeziehung zivilge- Anhörungen ein breite- Erprobung von Mit- künftig in allen EU- Kulturakteure einzu- Berücksichtigung der zivilgesellschaftlicher sellschaftlicher Akteu- res Meinungsspektrum sprache mit digitalen Sprachen verfügbar laden Positionen zivilgesell- Organisationen re in Beratungen zu Wort kommen Mitteln; Etablierung sein; Plattformen des schaftlicher Akteure in off ener Online-Diskus- Strukturierten Dialogs EU-Dokumenten sionsforen zu europäi- sollen weiterentwickelt schen Themen; verbes- werden serte Transparenz bei Online-Plattformen der EU 20 EUROPA www.politikundkultur.net

Bündnis / CDU CSU Die Linke FDP Piratenpartei SPD Die Grünen Welche Initiativen planen Sie, dass bei Freihandelsabkommen wie z.B. dem TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) die völkerrechtlich verbindliche »UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen« eingehalten und angewandt wird?

Kultur- und Medien- Konvention Kultu- Konvention Kulturelle Forderung nach Stopp Stärke der Kultur in Einsatz für Umsetzung Konvention Kulturelle bereich sollen von relle Vielfalt ist für Vielfalt ist für EU bin- der TTIP-Verhand- Europa liegt in Vielfalt; Konvention Kulturelle Vielfalt gibt Leitplan- Verhandlungen aus- EU bindend; voll- dend; kulturelle Viel- lungen; Ausnahme europäische Filmpro- Vielfalt; künftig trans- ken der Verhandlungen genommen werden; ständige Ausnahme falt in Mitgliedstaaten für Kultur- und Me- duktionen können es parente und öff entli- im Kulturbereich vor; bei künftigen interna- audiovisueller Medien darf nicht beeinträch- diensektor von den mit US-amerikani- che Aushandlung von sollten die USA Forde- tionalen Abkommen von Verhandlun- tigt werden; audiovisu- Verhandlungen; unklar, schen aufnehmen jeglichen Abkommen rungen im Kultur- und muss Maßgabe sein, gen; Umsetzung der elle Dienstleistungen wie Konvention Kultu- audiovisuellen Sektor dass europäische wie Schutzklauseln für den müssen ausgenommen relle Vielfalt Wirkung stellen, Einsatz für nationale direkte und Kultursektor; kulturel- bleiben; Schutzklau- erzielen kann, da USA komplette Bereichs- indirekte Kulturförder- le Vielfalt in den Mit- seln für Kultursektor sie nicht ratifi ziert hat; ausnahme; verbesserte instrumente Bestand gliedstaaten darf nicht müssen bestehen blei- mehr Transparenz bei Transparenz ist von haben und verbindlich beeinträchtigt werden; ben; mehr Transparenz Verhandlungen Nöten, um Akzeptanz gelten mehr Transparenz bei bei Verhandlungen der Verhandlungen zu den Verhandlungen stärkt deren Akzeptanz verbessern

Planen Sie Initiativen zur Harmonisierung der Umsatzsteuer? Wenn ja, in welchen Bereichen?

Diskussionen sind Einsatz für ermäßigten Erhalt des ermäßigten Einsatz für Erhalt er- Einsatz für ermäßigten Harmonisierung der Keine generellen Initi- noch nicht abge- Umsatzsteuersatz für Umsatzsteuersatzes für mäßigten Umsatzsteu- Umsatzsteuersatz für Umsatzteuer mit dem ativen zur Harmonisie- schlossen; Verweis auf E-Books Bücher, Zeitungen und ersatzes auf nationaler E-Books Ziel, die Mehreinnah- rung der Umsatzsteuer; Internet-Enquete des Zeitschriften; Einfüh- Ebene; Einführung men allen Bürgern Einsatz für ermäßigten Deutschen Bundes- rung des ermäßigten des ermäßigten Um- in Form eines bedin- Umsatzsteuersatz für tags, die ermäßigten Umsatzsteuersatzes für satzsteuersatzes für gungslosen Grundein- E-Book und digitale Umsatzsteuersatz für E-Books und andere E-Books und elektro- kommens zukommen Zeitschriften und Zei- E-Books empfahl elektronische Informa- nische Informations- zu lassen tungen tionsmedien medien; ermäßigter Mehrwertsteuersatz für die bildende Kunst einschließlich künstlerischen Sieb- druck, künstlerische Fotografi e, Videokunst, künstlerische Design- leistungen

Planen Sie medienpolitische Maßnahmen? Wenn ja, in welchen Bereichen?

Sicherung der Vielfalt Anpassung des Rechts- Einsatz für eine der Stärkung und grund- Harmonisierte Medi- Öff entlich-rechtlicher Anpassung des europä- der Medien; Gewähr- rahmens an digitale Medienkonvergenz legende Reform enpolitik wäre nicht Rundfunk und seine ischen Rechtsrahmens leistung größtmögli- Welt; Medien müssen angemessene Me- öff entlich-rechtlicher sinnvoll; Einsatz für gesetzlichen Grund- ist aufgrund der Kon- cher Staatsferne des ihrem Kulturauftrag dienordnung; Abbau Medienangebote; Schaff ung einheitli- lagen sind nicht in vergenz der Medien er- Rundfunks; öff entlich- nachkommen können; bestehender Überregu- Abschaff ung der De- cher Regulierungs- digitaler Welt ange- forderlich; Einsatz für rechtlicher Rundfunk Konvergenz der Medi- lierung; faire Wettbe- publikationspfl icht bei standards; Einsatz kommen; kulturelle Netzneutralität; Stär- ist Kulturgut; Siche- en muss Berücksich- werbsbedingungen für öff entlich-rechtlichen für Überwindung der Formate dürfen nicht kung der Medienkom- rung der Netzneutra- tigung fi nden; Abbau alle Medienanbieter; Rundfunkanstalten in bestehenden Zersplit- in Nischen abgescho- petenz; Nachbesserung lität; Förderung von bestehender Überregu- Überprüfung der Richt- Deutschland: Beendi- terung von Richtlini- ben werden mit Blick auf ein ein- Medienkompetenz lierung; Überprüfung linie über audiovisuelle gung der Medienkon- en im Mediensektor heitliches europäisches der Richtlinie über Mediendienste, Über- zentration; Förderung (AVMD, e-commerce); Datenschutzniveau audiovisuelle Medien- prüfung der Regeln zur eigenständiger, unab- Einsatz für Netzneu- dienste; Deregulierung Netzneutralität hängiger, selbstorga- tralität; europäische quantitativer Werbe- nisierter, staatsferner Digitalwirtschaft muss regeln; Refi nanzierung Medien; Einsatz für international konkur- von Inhalten muss emanzipatorische Me- renzfähig werden möglich sein; Einsatz dienpolitik für Netz- und Platt- formneutralität

Planen Sie Initiativen zur Veränderung des Urheberrechts in der digitalen Welt? Wenn ja, welche?

Stärkung des Urhe- Anpassung des Urhe- Anpassung des Ur- Einsatz für neue Li- Anpassung des Urhe- Reform des Urheber- Anpassung des Urhe- berrechts unter dem berrechts im Sinne heberrechts an die zenz-, Vergütungs- und berrechts an digitale rechts ist wesentliches berrechts an digitale Blickwinkel eines eines gerechten Aus- Digitalisierung; ge- Finanzierungsmodelle Welt erforderlich; Anliegen; Urheberrecht Welt ist erforderlich; Interessenausgleichs gleichs zwischen Urhe- rechter Ausgleich der im Internet (Creative europäische Strategie muss der gesamten Ausgleich der Inter- zwischen Urhebern bern, Verwertern und Interessen der Urheber, Commons, Kulturwert- zur Digitalisierung Gesellschaft dienen; essen der Nutzer, an- und Zugang zu und Nutzern; Schutz vor Verwerter und Nutzer, mark, Crowdfunding); kultureller Werke ist Kopieren, Anbieten, gemessene Vergütung Teilhabe an Werken; Rechtsverletzungen im eff ektiver Schutz von Umkehr von Verlän- erforderlich; Ermög- Speichern und Benut- und fl exible Verwer- gesetzliche Absiche- Internet Markeninhabern, Ur- gerung der urheber- lichung eines fairen zen von literarischen tung; Entschließung rung transformatori- hebern und anderen rechtlichen Schutz- Auskommens für gute und künstlerischen zur Privatkopievergü- scher Werknutzungen; Kreativen fristen; Ablehnung der Arbeit von Kreativ- Werken für nichtkom- tung muss auf digitale Anpassung der Privat- Kriminalisierung von schaff enden merzielle Zwecke soll Speichermedien ausge- kopie an digitale Welt; Nutzergruppen; Ver- durch Gesetz geschützt dehnt werden transparente Struktu- hinderung von Warn- und aktiv gefördert ren bei Verwertungsge- hinweisen, Zensur und werden; Förderung der sellschaften; Stopp von Netzsperren öff entlichen Verfüg- Gewinnerzielung durch barkeit von Wissen und Rechtsverletzungen Kultur; kommerzielle Monopole sollen ein- geschränkt werden; Erlaubnis abgeleiteter Werke, Ausnahmen hiervon sollen im Ge- setz aufgeführt werden und nur minimalen Spielraum bieten Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  EUROPA 21

Bündnis / CDU CSU Die Linke FDP Piratenpartei SPD Die Grünen Welche Bedeutung messen Sie der Auswärtigen Kulturpolitik beim gemeinsamen Auswärtigen Dienst der EU zu? Sehen Sie hier einen Ausbaubedarf?

Europäische Außen- Berücksichtigung von Kulturelle Angelegen- Ablehnung des Euro- Stärkere Verankerung Europäische Außen- Einsatz für gemein- kulturpolitik muss auf Kultur beim Dialog mit heiten spielen wichtige päischen Auswärtigen kultureller Aspekte in kulturpolitik muss same europäische Augenhöhe stattfi nden; Drittstaaten von großer Rolle in den Außenbe- Dienst (EAD) aufgrund diplomatischen Bezie- im Kontext anderer Auswärtige Kulturpo- Grundwerte der Union Bedeutung; konkrete ziehungen; konkrete seiner militärischen hungen der EU Politikfelder gesehen litik; Einsatz für eine müssen nach innen Umsetzung ist Gegen- Ausgestaltung des Ausrichtung; EAD wird werden; gemeinsame EU-Kul- und außen verteidigt stand von Verhandlun- Europäischen Auswär- nicht ausreichend kon- turstrategie in Bezie- werden gen zum Europäischen tigen Dienstes ist noch trolliert; Kultur spielt hungen zu Drittstaa- Auswärtigen Dienst off en derzeit bei EAD keine ten; Einbeziehungen Rolle, obwohl Kultur der Erfahrungen von Bedeutung haben EUNIC und der beste- könnte henden europäischen Kulturinstitute

Wie wollen Sie sich für eine nachhaltige EU-Kulturförderpolitik stark machen?

Kultur ist für das Zu- Neues Programm Neues Programm Unterstützung des Ende der Wahlperiode Erweiterung des euro- Schlüssel für nachhal- sammenwachsen von »Kreatives Europa« »Kreatives Europa« Programms »Kreatives gilt es Erfahrungen päischen Kulturraums tige Kulturpolitik ist Europa essentiell; ist seit Januar  in wurde im Dezember Europa«; Zusammen- mit »Kreatives Europa« auf das Internet; Beachtung des Dop- Erhöhung der Finanz- Kraft, muss nun mit verabschiedet; Steige- legung bisheriger auszuwerten und gege- Einsatz für transpa- pelcharakters von Kul- ausstattung von Kul- Leben gefüllt werden; rung der Wirtschafts- Programmbestandteile benenfalls Anpassun- rente, europaweite turgüter (Kultur- und turförderprogrammen; Stärkung der Euro- leistung; Europeana ist sinnvoll; zugleich gen vorzunehmen Fördermöglichkeiten Wirtschaftsgut); nach- mehr Transparenz bei peana von großer Bedeutung Paradigmenwechsel zu für Künstler und Kul- haltige Kulturpolitik ist Vergabe von Förder- weniger Marktorientie- turschaff ende; Digitali- besonders in eher kul- mitteln; Einhaltung rung erforderlich; Ein- sierung und Verfügbar- turfern erscheinenden von Mindestsozialstan- satz für mehr Mittel machung europäischen Bereichen erforderlich dards in geförderten Kulturgutes Projekten

Die ausführlichen Antworten der Parteien können im Internet unter www.kulturrat.de/dokumente/wahlpruefsteine-europawahl.pdf nachgelesen werden.

22 EUROPA www.politikundkultur.net

Von Falken, Tauben und Schlafwandlern Literatur zum . Weltkrieg

STEFFEN HÖHNE imperialen Kultur betrachtet werden. ten der Großmächte«, die nicht mehr keit voneinander agierten, so dass man so lange einen derart verlustreichen Verantwortlich für den Krieg waren als Garant der Stabilität in Mitteleuropa nachvollziehen kann, wie es gelingen Dreifrontenkrieg (Russland, Balkan, er . Weltkrieg wird höchst nach Clark nicht nur die deutschen angesehen wurde und den »Gegnern konnte, Großmächte in einen Weltkrieg Italien) durchzuhalten, so dass man unterschiedlich betrachtet. Machteliten, sondern Akteure aller Wiens die letzten Skrupel nahm und der zu stürzen. Serbien mit seiner Gewalt- dem Untergang, lässt man die nur zu In Deutschland wird er vom Großmächte und deren Einstellungen Donaumonarchie das Recht auf Groß- kultur war kein bloßes Opfer der Groß- häufi gen, erschreckenden politischen D . Weltkrieg überlagert, im und Wahrnehmungen, ferner aber auch machtinteressen absprach.« mächte, die gleichwohl alles andere als und militärischen Inkompetenzen der Westen als großer Opfergang erinnert. die strukturellen Veränderungen infol- Es sind die veränderten Erfahrungs- deeskalierend wirkten, weder in Wien habsburgischen Eliten beiseite, fast In Russland ist er Auftakt zu Revolution ge der Balkankriege, wo Russland und kontexte nach  bzw. nach , die noch in Berlin, und auch nicht in St. schon eine tragische Note zuordnen und Bürgerkrieg mit Opferzahlen wie Frankreich mit Serbien einen – nach eine Neubewertung des . Weltkriegs Petersburg und in Paris. könnte. im Weltkrieg, in Mitteleuropa stellt er heutiger Diktion – »Schurkenstaat« Eine andere Gewichtung der Juli- Vervollständigt wird das habsbur- die entscheidende Phase nationalstaat- gegen Österreich in Stellung brachten Krise nimmt Gerd Krumeich vor. Seine gische Bild in der Zeit des Weltkriegs licher Wiedergeburt dar. Einig ist man und eine »geopolitische Zündschnur vor allem auf den politischen und dip- von Studien, die sich mit der Inkuba- sich darin, dass mit  das kurze, bis entlang der österreichisch-serbischen lomatischen Akten beruhende Unter- tionsphase befassen, so Edgar Haiders  dauernde . Jahrhundert beginnt, Grenze« legten. Als Charakteristikum Gesamtdarstellun- suchung kommt zu dem Ergebnis, dass »Alltag am Rande des Abgrunds«, eine ein Jahrhundert der Extreme mit dem . erweist sich ferner die Komplexität der gen legen den Fokus sich das Deutsche Reich und Habsburg Darstellung der Wiener alltagskulturel- Weltkrieg als Urkatastrophe, der einen Krise, die von einzelnen Akteuren nicht auf den westlichen auf »ein Vabanquespiel eingelassen« len Entwicklungen im Schatten der sich zuvor nicht gekannten Brutalisierungs- zu beherrschen war angesichts einer hätten und so ursächlich verantwortlich abzeichnenden Katastrophe. Nachteilig schub darstellte und der jene Ideologi- Situation »rasch aufeinanderfolgender Kriegsschauplatz für den Krieg seien. Zwar wird auch bei erweist sich bei dieser Kompilation von en und Gewalten freisetzte, die in der Interaktionen schwer bewaff neter, au- ihm das Syndrom wechselseitiger Be- vor allem Texten aus Zeitungen der Zeit Folge weitere Opfer in Millionenhöhe tonomer Machtzentren, die sich unter- drohung, die Einkreisungsphobien aller die unzureichende Kontextualisierung, verursachen sollten. schiedlichen und rasch wechselnden imperialen Mächte erkannt, allerdings die einschlägige Forschungsliteratur Bedrohungen stellen mussten« und ermöglichen. Die Erfahrung des ju- zeigt sich die Grenze einer historischen wird fast gar nicht berücksichtigt. Will daher unter hohem Risiko bei gerin- goslawischen Bürgerkriegs – nach Analyse, wenn angesichts der Vielfalt man eine zentrale Gestalt herausgrei- Die Inkubationszeit gem wechselseitigen Vertrauen und Srebrenica und der Belagerung von unterschiedlicher Entscheidungen kon- fen, die symbolisch für den Ausbruch Mit einem Paukenschlag eröff net Chris- mangelnder Transparenz operierten. Im Sarajewo – erlaubt einen neuen Blick statiert wird, »alles genau gegenein- des Krieges steht, dann ist man ohne topher Clark seine Monographie zu den Endeff ekt erweist sich das weithin ver- auf ein scheinbar kleines, gleichwohl ander abzuwägen […] ganz unmöglich Zweifel auf den Thronfolger Franz Fer- Ursachen und Verantwortlichkeiten der breitete Narrativ vom historischen Nie- hochgerüstetes Land wie Serbien , sein« dürfte (S. ). dinand verwiesen, der dem Attentat in Krise von , die in den . Weltkrieg dergang Habsburgs als entscheidend, in dem politische Eliten und terroris- Aus politikwissenschaftlicher Per- Sarajewo zum Opfer fi el. Jean-Paul Bled mündete und die als Ergebnis einer jener so Robert Musil »zweitschwächs- tische Netzwerke in enger Abhängig- spektive nähert sich Herfried Münkler liefert nicht nur eine Biographie, son- dem Großen Krieg, der als »Brutkas- dern zugleich einen Einblick in die Ero- ten, in dem fast all jene Technologien, sionsphase der Habsburgermonarchie Strategien und Ideologien entwickelt mit ihren wechselseitigen Blockaden, wurden« (), die die nachfolgenden Jah- sei es der nationalen Interessengrup- re prägen sollten. Münkler folgt dem pen, sei es der Akteure in Politik und Verlauf der Ereignisse vom schnellen Militär. Ob der eigensinnige Franz über den festgefahrenen bis zum er- Ferdinand eine Lösung, gar eine Mo- schöpften Krieg, schildert schlüssig die dernisierung per Föderalisierung der taktischen und strategischen Entschei- Monarchie gelungen wäre und damit dungen der wichtigsten Akteure, aber eine Entschärfung der Konfl ikte, die auch das Agieren der Soldaten auf den zum Weltkrieg führten, bleibt natür- Kriegsschauplätzen in Frankreich, dem lich Spekulation. Balkan, in den Alpen, im Osten sowie den Kolonien. Münkler weiß die furcht- baren Eff ekte von Tötungstechnologien zu schildern (Artillerie, Maschinenge- wehr, Gas, Flugzeuge). Als Ursache und Das . Jahrhundert Ergebnis des Krieges werden Probleme ist eines der Extreme, der Peripherie identifi ziert, die zur Zer- mit dem . Weltkrieg störung der Mitte führten, wobei sich Analogien zum heutigen Ostasien mit als Urkatastrophe China als Macht der Mitte auftun. In- sofern besitzt es durchaus Aktualität, den . Weltkrieg als »Kompendium für das, was alles falsch gemacht werden Jedenfalls bedurfte es erst der Erfah- kann« zu verstehen. Denn letztlich war rungen des Totalitarismus, um zu einer keiner der Anlässe, die strittig waren, Neubewertung der Habsburgermonar- die folgende Katastrophe mit ihren chie zu gelangen, die  und erst recht Millionen Toten wert, aus der zudem  als ein anachronistisches Staatsge- weitere katastrophale Entwicklungen, bilde angesehen wurde, welches mög- die bolschewistische Revolution, die lichst rasch in kleine Nationalstaaten Faschismen in Italien und Deutschland, aufzuteilen wäre. Heute spricht nie- der Stalinismus, der . Weltkrieg sowie mand mehr in Mitteleuropa vom Völker- Holocaust und Gulag mit fast kausaler kerker Habsburg. Die Donaumonarchie Zwangsläufi gkeit folgten. gilt manchen gar als Vorform der heu- tigen EU, sodass man an die Prognose des tschechischen Historikers František Der Untergang Palacký erinnert ist, der angesichts der Mitteleuropas Gefahr einer deutschen oder russischen Bei Gesamtdarstellungen zum . Welt- Universalherrschaft über Mitteleuropa krieg liegt der Fokus der Forschung  vehement vor der Zerschlagung meist auf dem westlichen Kriegsschau- der Donaumonarchie »in eine Menge platz. Umso verdienstvoller erscheint Republiken und Republikchen« warn- eine Überarbeitung einer älteren Stu- te: »Wahrlich«, so Palacký in einem die, die ein Panorama vom Untergang berühmten off enen Brief, »existierte der Donaumonarchie zeichnet, dass zu der österreichische Kaiserstaat nicht Recht als eine – so der Verlag – mittel- schon längst, man müsste im Interesse europäische Enzyklopädie bezeichnet Europas, im Interesse der Humanität werden darf. Manfried Rauchensteiner selbst sich beeilen, ihn zu schaff en.« beschreibt die militärischen Ereignisse, Bleibt natürlich zu hoff en, dass der EU die strategischen Überlegungen und das Schicksal der Habsburgermonarchie nicht zu selten fatalen Fehlentschei- erspart bleiben möge. dungen der militärischen Führung Habsburgs, aber auch die ökonomische Steff en Höhne ist Professor für Kultur- und fi nanzielle Lage der Monarchie, management an der Hochschule für die Situation in der Kriegsindustrie, Musik FRANZ LISZT Weimar den Gefangenenlagern, die sich rapi- de verschlechternde Ernährungslage Bled: Franz Ferdinand () sowie die politischen Auswirkungen Clark: Die Schlafwandler () wie die Revolution in Russland oder die Haider: Wien  () wachsende Abhängigkeit von der mili- Krumeich: Juli  () tärischen und politischen Führung des Münkler: Der große Krieg () Deutschen Reiches. Man fragt sich ein Rauchensteiner: Der Erste Weltkrieg

FOTO: DIOXIN / PHOTOCASE.COM / DIOXIN FOTO: um das andere Mal, wie es der Donau- und das Ende der Habsburger- Die Schlacht bei Verdun: ein Sinnbild für den Schrecken des . Weltkrieges monarchie überhaupt gelingen konnte, monarchie () Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  EUROPA 23 CHRISTOPH HERRMANN / CCBYSA / HERRMANN CHRISTOPH .EU/ FOTOS: WWW.EUROPEANA FOTOS: Das kriegszerstörte Lille. Beiträge aus dem internationalen Sammlungsprojekt zum Ersten Weltkrieg, Europeana - Krieg gegen die Zeit Zur . Wiederkehr des Beginns des . Weltkriegs

RUPERT GRAF STRACHWITZ Georg, Wilhelm oder gar Franz-Joseph: wird rezipiert, nicht nur von Sammlern, gerüstet, aber Deutschland, Russland doch bewies letztlich der Ausgang des alles geistig moderne war den Herr- Lesern und Hörern, gelegentlich sogar und Großbritannien hatten eigentlich Krieges, dass Victor Hugo mit seiner n seinem Buch »Die Schlafwandler« schern fremd, auch und gerade, wenn Museen, sondern auch als im besten keine Kriegsziele im klassischen Sinn, viel zitierten Bemerkung Recht behal- arbeitet Christopher Clark heraus, sie technische Innovation schätzten. Sinn politische Aussage. Im Oktober Österreich-Ungarn nur das defensive ten hatte: »On résiste à l´invasion des I die Regierungen der damaligen Dabei gab es nirgendwo das fried-  sind die Jugendverbände zum Ziel, den Status quo zu erhalten; allein armées, on ne résiste pas à l´invasion Großmächte – Deutschland, Frankreich, und glanzvolle Europa, das die Bilder ersten »Freideutschen Jugendtag« auf Frankreich wollte Elsass-Lothringen des idées.« (Der Invasion von Armeen Großbritannien, Österreich-Ungarn von höfi schen und politischen Ereig- den Hohen Meißner eingeladen »in zurückerobern. War also der Erhalt des kann man widerstehen, der Invasion und Russland – seien durch eine Ver- nissen einen glauben lassen wollen. Der deutlichem Gegensatz zu jenem von alten Europa das Kriegsziel? von Ideen nicht.). Nirgendwo bestand kettung von Inkompetenz, Borniertheit Sturm war längst in vollem Gange. At- uns verworfenen Patriotismus als eine Die erste Phase des Krieges schien die alte Ordnung fort. Künstler hatten und unglücklichen Zufällen in den Ers- tentate waren an der Tagesordnung; die Gedenk- und Auferstehungsfeier des denen Recht zu geben, die jeweils ab- dies intuitiv gewusst und gemahnt, sich ten Weltkrieg hineingeschlittert. Die Schüsse von Sarajevo waren ein Glied in Geistes der Freiheitskämpfe«. Die Frei- gewandelt, den Satz Kaiser Wilhelms darauf einzustellen und einzulassen. These, Deutschland habe ihn bewusst einer langen Kette. In England sorgten deutsche Jugend, so die »Meißner-For- für bare Münze genommen hatten: »Ich Dass dies nicht geschah, verursachte herbeigeführt und damit auch ver- streikende Arbeiter, Suff ragetten und mel«, »will ihr Leben nach eigener Be- kenne keine Parteien mehr; ich kenne – mit anderen Gründen – einen Krieg, schuldet, gilt als überholt. Auch Her- irische Unabhängigkeitskämpfer für stimmung, vor eigener Verantwortung, nur noch Deutsche!« Erstaunlich viele wie ihn die Welt noch nicht erlebt hatte. fried Münkler weist sie in seiner mo- Aufruhr. Das alte liberale Regime stand in innerer Wahrhaftigkeit gestalten. Für Menschen, denen die überkommene numentalen Geschichte des Krieges vor dem Kollaps. In Österreich-Ungarn diese innere Freiheit tritt sie unter allen Ordnung längst fremd geworden war, Rupert Graf Strachwitz ist Vorstand entschieden zurück. Ein Aspekt scheint strebten ungarische und slawische Na- Umständen geschlossen ein.« zeigten plötzlich Patriotismus. Und der Maecenata Stiftung tionalisten schon lange danach, sich In diesem Leitsatz war sich nicht nur vom habsburgischen Vielvölkerstaat zu die deutsche Jugend einig. Sie teilte Die These, Deutsch- lösen. Das Bild des Pulverfasses, an das ihre Überzeugung mit Menschen aller land hätte den Ersten nur jemand eine Lunte zu legen brauch- Generationen in allen europäischen Weltkrieg bewusst te, um die ganze Umgebung zur Explo- Ländern, die mit ihren Möglichkeiten herbeigeführt, gilt sion zu bringen, galt für alle Länder. nicht nur das Zerbrechen der alten Ord- Die Kunst der Zeit drückt dies aus; nung – zum Teil von vielhundertjähri- als überholt sie spricht eine deutliche Sprache. gen Vorstellungen, sondern auch den Künstler versuchten, der Welt zu zei- Willen und die Potenziale einer neuen mir dabei nur gestreift zu werden, der gen, wie sehr sie sich verändert hatte Ordnung aufgezeigt hatten – nicht zur in den Akten wohl schwer zu fi nden ist. und weiter verändern würde, hielten, Freude derer, die die alte dahinschwin- Was es damit auf sich haben könnte, wie Shakespeare einst Kunst defi niert den sahen. »Wohin treiben wir?«, fragte wurde mir zum ersten Mal bewusst, als hatte, der Natur den Spiegel vor. Berlins damals prominentester Kunst- ich vor vielen Jahren in einer privile-  kommt Picasso erstmals nach experte Julius Meier-Graefe, der sich gierten Gruppe durch das Eremitage- Paris;  erscheint Hesses »Peter Ca- leidenschaftlich für die französischen Museum in St. Petersburg, damals noch menzind«;  entsteht in Dresden Impressionisten eingesetzt hatte. Seine Leningrad, geführt wurde. Das Museum, »Die Brücke«.  (oder ) vollendet Antwort war pessimistisch: »Bei dem der Winterpalast der Zaren, hatte nach Kandinsky das Werk, das als erstes abs- Namen Picasso wird der Historiker der der Revolution von  enteignete pri- traktes Bild der Geschichte gilt;  fi n- Zukunft stillhalten und feststellen: Hier vate Sammlungen aufgenommen, dar- det in München die erste Ausstellung hörte es auf.« unter beispielsweise  Werke von Picas- »Der blaue Reiter« statt. Als »Stunde des so und  von Matisse, die vor  von Schicksals« glaubt man  die große russischen Kaufl euten in Paris erwor- Kunstausstellung des Sonderbundes in Das Bild des ben worden waren. Vor diesen standen Köln zu erleben – mit Werken der »mo- Pulverfasses galt wir, als die Kuratorin plötzlich eine Tür dernen«, d.h. im wesentlichen expres- damals für alle aufschloss und sagte, nun wolle sie uns sionistischen Kunst aus Deutschland etwas zeigen, was sonst niemals gezeigt (u.a. Klee, Macke und Nolde), Frank- beteiligten Länder würde. Wir betraten die Privatwohnung reich Holland, Norwegen, Österreich, des letzten Zaren und seiner Familie, der Schweiz und Ungarn, einschließlich Politik aber spielte sich in einer anderen seit  unberührt. Inneneinrichtung Picasso, aber ohne Kubismus. Es folgen Welt ab, wo man dies kaum sah, nicht und Bilder spiegelten nostalgisch das .  die »Armory Show« in New York sehen wollte. Ahnten die politischen Jahrhundert wider, überdies in schlech- und der »Erste deutsche Herbstsalon« Akteure, die Höfe und Diplomaten, dass tem, kleinbürgerlichem Geschmack. Der in Berlin.  wird in Wien das neue ihre Welt in Gefahr war? Hoff ten sie, Kontrast hätte nicht stärker sein kön- Konzerthaus mit der Urauff ührung des den von Oswald Spengler prognosti- nen; der Eindruck, wie off enkundig die- Festlichen Präludiums (op. ) von Ri- zierten »Untergang des Abendlandes« ser Zar die Zeichen der Zeit nicht lesen chard Strauss eröff net. Zum Skandal aufzuhalten, indem man alle unter der konnte, prägte sich mir ein. wird die Urauff ührung von Strawinskys Fahne versammelte? Gab es gar eine Zar Nikolaus war nicht der einzige. »Sacre du Printemps« in Paris. So geht unterschwellige Einigkeit der Eliten da- Gleiches galt, mehr oder weniger, für es in allen Metropolen Europas. Flori- rüber, dass ein Krieg der alten Ordnung die politisch-administrativen Eliten an Illies schildert in »« eine ganze zu neuer Macht und Geltung verhelfen überall in Europa. Ob Nikolaus oder Fülle solcher Ereignisse. Die neue Kunst würde? Alle Großmächte hatten auf- 24 EUROPA www.politikundkultur.net

Der rechte Wahlsieg in Ungarn Über die Reaktionen der Wahlverlierer und über Perspektiven für die zukünftige Politik in einem innerlich zerrissenen Land

EIN KOMMENTAR VON Störfaktor, mit dem die neue Macht vier Jahren noch daran glaubten, dass der Verlierer von  dauerten allzu GYÖRGY DALOS rechnen musste, war die internatio- eine energische Regierung nach der lange. Sie konnten erst kurz vor der nale Öff entlichkeit – der ehemalige Korruption und Inkompetenz der frü- Kampagne, und auch dann mit Ach B ei einer Beteiligung von  Prozent Liebling des Westens, Ungarn machte heren Kabinetts sie von dem Unter- und Krach ein Wahlbündnis zusam- der Stimmberechtigten gelang es der negative Schlagzeilen. gang retten wird. Allerdings stimmten menzimmern und ihre inneren Strei- nationalkonservativen Regierung Groteskerweise verstand Orbáns viele von ihnen nicht auf die Linke, tigkeiten führten auch zur Spaltung Viktor Orbáns mit  Prozent der Mannschaft die ausländische Kritik sondern setzten ihre Hoff nungen auf der an der Wahlkoalition unbeteilig- Stimmen, einer knappen Zweidrittel- an ihrer Politik sich selbst zunutze die aufstrebende Rechtsradikale, die ten Ökopartei LMP, die nun soeben mehrheit, ihre Amtszeit für weitere zu machen. Man sprach über eine nun mit ihrem Erfolg landesweit zur die fünfprozentige Hürde schaff te. Es vier Jahren zu verlängern. Das Oppo- internationale Verschwörung gegen drittstärksten Kraft wurden und in ei- besteht die Gefahr, dass das erneute sitionsbündnis der Sozialisten und das Land und die westlichen Medien nigen Wahlkreisen nicht nur die Lin- Fiasko wieder zu aussichtlosen und Liberalen brachte es auf  Prozent, wurden zu Todfeinden »unserer Hei- ke, sondern auch Fidesz übertrafen. nicht immer geschmackvollen Strei- während die rechtsradikale Partei mat« abgestempelt. Oppositionelle, Der Aufstieg der Jobbik ist gewiss die tereien, zu einem Machtkampf der »Jobbik« beinahe  Prozent der Wäh- Philosophen und Künstler, die außer- am meisten bedrückende Tatsache Machtlosen führen wird, anstatt ei- lergunst entsprach. Als vierte zog die halb des Landes auf die willkürliche der siebenten freien demokratischen nes gemeinsamen Nachdenkens und Ökopartei »Politik kann anders sein« Machtausübung und rechtsradikale Wahlen seit der Wende. Ausarbeitung der Alternative für die (LMP) mit  Prozent der Stimmen in Gefahr aufmerksam machten, galten Die Partei des Hobbyhistorikers Gábor Wahlen . das »Haus des Landes« an der Donau- plötzlich als Volksfeinde und Lan- Vona ist off en antisemitisch, rassis- Von diesen sind wir zunächst schein- ufer. desverräter und wurden in manchen tisch und europafeindlich. In seinem bar um Sternjahre entfernt. Aktuell Hinter diesen trockenen Zahlen steckt Fällen öff entlich angepöbelt, auf Programm verspricht sie einerseits steht die Abstimmung um die Sitze ein mehrjähriges, in der Atmosphäre Internetseiten der regierungsnahen wirtschaftlich unbegründete soziale des europäischen Parlaments im Mai des politischen Hasses ausgetragenes Presse obszönen Angriff en ausgelie- Besserungen und fordert gleichzeitig bevor. Ein Durchbruch der demo- Kräftemessen. Anno  interpre- fert. Besonders im Konfl ikt mit der EU die chemische Kastration von sexuel- kratischen Opposition ist unwahr- tierten Orbáns Jungdemokraten (Fi- und dem Internationalen Währungs- len Gewalttätern, die Wiedereinfüh- scheinlich, aber eine stärkere Präsenz desz, KDNP) ihren damals haushohen fonds (IWF) wurde die nationale Karte rung der Todesstrafe und Wiederher- in Brüssel hätte nicht nur den neu- Sieg als »Revolution der Wahlkabi- ausgespielt. Man sprach von einem stellung der Vorkriegsgendarmerie gebackenen Abgeordneten Vorteile nen« und Anfang eines »Systems der »wirtschaftlichen Freiheitskrieg« und »zur Bekämpfung der Zigeunerkri- gebracht, sondern auch die Stimme nationalen Zusammenarbeit«. Prak- mobilisierte die historischen und minalität« in Aussicht. Dass man mit des europafreundlichen Ungarn be- tisch bedeutete dies, dass sie vier Jah- sozialen Frustrationsgefühle für den einem derartigen Projekt fast eine stärkt. Im Oktober wiederum werden re lang mit ihrer mehr als bequemen Zusammenhalt des eigenen Lagers. Million Bürger anziehen kann, wobei die Bürger in den Gemeinden an die parlamentarischen Mehrheit sowie Es schien, als wäre in diesen Jahren solche »Ordnungsmache« nicht allein Urnen gebeten – eine neue Chance. unter vollständiger Ausschaltung ein ideologischer Eiserner Vorhang von Jobbik-Wählern befürwortet wer- Wichtiger als das zahlenmäßige Vor- der Opposition regieren konnten. Sie zwischen Ungarn und dem Westen den, ist eine echt besorgniserregende ankommen wäre jedoch die Schaff ung eroberten fast die ganze Medienland- wiedererrichtet. mentale Diagnose für die ganze Ge- einer nüchternen, ruhigen Stimmung, schaft, beschränkten die Rechte des Dieser militante Nationalismus hat sellschaft. ein gemeinsamer sozial- und demo- Verfassungsgerichts und unterwarfen einen Anteil daran, dass die Rechts- Eine andere, wenig ermunternde Tat- kratiepolitischer Vorstoß, welche den kulturellen Bereich ihrem Wil- konservativen, trotz der ziemlich sache ist es, dass die demokratischen Wähler und Nichtwähler überzeugt

len. Dieser Prozess lief eindeutig auf bescheidenen Leistung ihrer Regie- Parteien off ensichtlich außerstande FOTOLIA.COM / PIXACHI FOTO: und jenseits der Schützengraben zur die Aushöhlung der demokratischen rungszeit erneut den Sieg davontru- waren, die zweifellos wachsende Abbau der Hasskultur, zur Rückkehr Institutionen und die Schaff ung eines gen. Allerdings verloren sie zumin- Unzufriedenheit mit Orbáns Politik welche off ensichtlich keine Erwar- normaler Zustände beiträgt, damit autoritären Herrschaftsmodells aus. dest sechshunderttausend Anhänger in den eigenen Stimmengewinn um- tungen an irgendeine politische Kraft Ungarn seinen ursprünglichen Platz Die geschlagene Sozialistische Par- – enttäuschte Wähler vor allem aus zusetzen. Dies betriff t nicht nur die mehr verknüpfen. Die mangelnde Ab- unter den jungen Demokratien erhal- tei (MSZP) zerfi el auf rivalisierende der westungarischen Provinz, verarm- nach Rechtsaußen abgedriftete Wäh- sorptionsfähigkeit der linken Seite lag ten kann. Gruppen, der zivile Protest befand te kleine Unternehmer, Arbeitslose, lerschaft, sondern auch die  Prozent an mehreren Faktoren. Die Zersplitte- sich noch in Anfängen. Der alleinige Rentner und junge Wähler, welche vor der Ferngebliebenen, die Passiven, rung und heftige Schuldzuweisungen György Dalos ist Schriftsteller

Kulturinstitute in Berlin

internationalen Filmstars auch auf renommierte deshalb eng mit der Gemeinschaft europäischer Wir schaffen kulturelle britische Filmemacher wie Sophie Fiennes, Mike Eine Brücke zwischen Kulturinstitute EUNIC zusammen, um die kultu- Anknüpfungspunkte Leigh oder Ken Loach. Europa und Iberoamerika relle Identität Europas innerhalb und außerhalb Diese Beispiele machen den Ansatz unserer Europas zu stärken. In unserer konkreten Arbeit ALASTAIR BASSETT / Arbeit deutlich: Oft ist der erste Schritt getan, CRISTINA CONDE DE BEROLDINGEN / geht es uns in verschiedenen Bereichen darum, BRITISH COUNCIL wenn wir in Zusammenarbeit mit Partnern ein INSTITUTO CERVANTES einen intensiven Dialog mit unseren Partnern zu Umfeld schaffen, in dem zwischenmenschli- führen. Wir wollen nicht nur die Lebensrealitäten Kultur ist das Fundament, auf dem wir unsere Iden- cher Austausch stattfi nden kann. Je mehr wir Das Instituto Cervantes wurde  als offi zielles des hispanischen Kulturraums widerspiegeln. Die tität und unser Leben aufbauen. Besonders in Zei- uns austauschen und zusammenarbeiten, umso Kulturinstitut vom spanischen Staat gegründet, spannenderen Antworten auf komplexe Fragen ten, in denen die EU in einer Identitätskrise steckt, leichter entsteht gegenseitiges Verständnis und um die spanische Sprache sowie das gesamte his- fi nden sich in unserer vernetzten Welt doch in spielt kulturelle Zusammenarbeit eine Schlüssel- Vertrauen. Und letztendlich wächst und festigt panische Kulturgut im Ausland zu fördern. Dabei einem direkten, transnationalen Austausch. rolle. Natürlich ist klar, dass jedes der europäischen sich auf diesem Weg auch eine Verbindung, die handelt es sich um einen facettenreichen Kultur- Ob im Sprachunterricht, in der Lehrerfortbil- Kulturinstitute eigene nationale Interessen ver- allen Beteiligten neue Möglichkeiten eröff net. raum von fast  Millionen Menschen in über dung oder bei der Organisation von Kulturpro- tritt. Doch uns allen ist bewusst, dass Europa ein Das zeigen zum Beispiel Erfahrungen, die wir  Ländern, die durch eine gemeinsame Sprache jekten arbeiten wir mit lokalen, europäischen Kontinent mit gemeinsamer Vergangenheit und in Nordirland gesammelt haben. Es ist unglaub- verbunden sind. und lateinamerikanischen Bildungs- oder Kul- gemeinsamen Werten ist. Umso ernster nimmt der lich wichtig, Menschen zu helfen, sich von ihrer Aufgrund dieser umfassenden Zielsetzung zählt tureinrichtungen zusammen. Wichtige Schwer- British Council seine Aufgabe, den Austausch von ganz »einseitigen, isolierten« Identität zu lösen. es für das Instituto Cervantes zu einer wichtigen punkte unserer Arbeit sind auch die Stärkung Wissen und Ideen zu fördern – nur so lässt sich Sonst entstehen neue Grenzen, durch die keine Aufgabe, eine Brücke des Dialogs zwischen Europa von Netzwerken sowie die Unterstützung von neben einer politischen und wirtschaftlichen Krise Einfl üsse von außen dringen können. und den spanischsprachigen Ländern zu schlagen. Einrichtungen und Initiativen in Berlin, die sich auch eine intellektuelle vermeiden. Die englische Sprache, Kreativität und Kultur Über nationale Interessen hinaus setzten wir mit spanischsprachigen Themen beschäftigen, Wir helfen vor allem auch jungen Menschen, spielen für uns eine entscheidende Rolle bei der uns für ein off enes und integratives kulturelles die Zusammenarbeit mit lokalen öff entlichen und ihren Horizont selbst zu erweitern. Ein Beispiel Annäherung von Staaten und Kulturen. Immer Angebot ein, in der festen Überzeugung, dass privaten Institutionen bei Projekten mit einem dafür ist unser Programm für Fremdsprachassis- deutlicher wird, dass wir uns nicht in unsere na- Kultur das Fundament für die europäische Idee hispanischen Kontext und die Unterstützung von tenten: Jedes Jahr ermöglicht der British Council tionalen Schneckenhäuser zurückziehen dürfen, bildet. Der Wert der Kultur übersteigt bei Wei- jungen spanischsprachigen Künstlern in Berlin mehr als  jungen Briten die Arbeit an Schulen sondern den kulturellen Austausch intensiv för- tem ihre wirtschaftliche Dimension. Das sollte bei ihrer Integration in der Berliner Kunstszene. in ganz Deutschland. Sie geben nicht nur ihr eige- dern und pfl egen müssen. Denkt man über die selbstverständlich sein, gerät aber allzu leicht in Dabei ist es ermutigend zu sehen, wie europäisch nes Sprachwissen weiter, sondern nehmen auch derzeitige Situation in Europa hinaus, so hat na- Vergessenheit. Die herausragendste Bedeutung diese jungen Menschen sind. unmittelbar am alltäglichen Leben in Deutsch- türlich auch die Globalisierung in vielen Ländern von Kultur liegt darin, dass sie Menschen dazu land teil, lernen Freunde kennen und bekommen ihre gesellschaftlichen und politischen Spuren anregt, ihren Horizont zu erweitern, Antworten Cristina Conde de Beroldingen ist seit  so neue Eindrücke und Perspektiven. Zusätzlich hinterlassen. Wir arbeiten derzeit in mehr als  auf soziale Fragen zu fi nden, das gegenseitige Ver- Direktorin des Instituto Cervantes Berlin ermöglichen wir über unseren Sprachkompetenz- Ländern, unter anderem auch in Krisengebieten ständnis zu fördern und regionale Besonderheiten test IELTS mehr als . Teilnehmern jährlich wie der Ukraine oder Afghanistan. Auch dort ist lebendig zu erhalten. Darum ist es so wichtig, eine den Studienstart im Ausland. In unserer Kulturar- es unser Ziel, noch mehr Menschen den Zugang herausragende Rolle für die Kultur innerhalb der KULTURVERMITTLER beit fördern wir unter anderem Nachwuchstalente zu Beruf und Bildung zu ermöglichen. Denn der Europapolitik einzufordern. des britischen Films bei ihrer Teilnahme an der British Council schaff t kulturelle Anknüpfungs- Europa ist über Jahrhunderte hinweg auf der Wie vermittelt man eigentlich die Kultur eines Berlinale, wo sie Verbindungen zu Kreativen aus punkte - und an denen steigt der Bedarf. Grundlage von Austausch, Vielfalt und Mehrspra- europäischen Landes in einem anderen? Diese aller Welt knüpfen können und neue Impulse für chigkeit entstanden. Die europäischen Kultur- Frage haben wir Kulturinstituten in Berlin ge- ihre Arbeit bekommen. Im spannungsreichen Alastair Bassett ist amtierender Direktor des institute dürfen sich daher nicht isolieren, son- stellt. Den Aufschlag zu dieser kleinen Reihe Umfeld des Berlinale Talent Campus, den wir seit British Council. Im Juni  übernimmt Rachel dern müssen die kulturelle Vernetzung weiter machen das Instituto Cervantes und British  als Partner unterstützen, treff en sie neben Launay die Leitung in Deutschland voranbringen. Das Instituto Cervantes arbeitet Council. Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  EUROPA 25

Unser naher Osten – Dom Kultury und Chitalishte Einige Wahrnehmungen zur Situation der breitenkulturellen Einrichtungen in den Ländern der EU-Osterweiterung

ANDREAS KÄMPF Nach diesen mühsamen, aber notwen- Strukturen und auch die Mentalitäten sozialistischen Ära. Das Interesse an ein vielfältiges Angebot im Bereich der digen Vorüberlegungen wenden wir nun des Führungspersonals scheinen hier Kontakten war nach der Wende groß. kulturellen Bildung für Jugendliche und ie heißen oftmals »Lagerhalle«, also, begriffl ich gestärkt, den Blick in eher hierarchischer und traditioneller Im Gegensatz zu Polen gibt es ein nati- Erwachsene verfügen, aber auch Orte »Schlachthof« oder »Wasch- Richtung jener Staaten, die im Rahmen zu sein. Diese Diskrepanz wird off enbar onales Netzwerk der Kulturhäuser, mit der Begegnung sind, wo Theater gespielt haus«, was schlicht mit dem der sogenannten Osterweiterung Mit- auch von manchen Polen kritisch gese- dem das ENCC mehrere gemeinsame und Musik gemacht wird. Die ältesten S früheren Zweck des Gebäudes glied der Europäischen Union wurden. hen. Freie Trägerschaft ist ein Thema, Veranstaltungen an verschiedenen Or- von ihnen – und das ist die eigentliche zu tun hat, in dem heute die sogenann- Dieser Prozess begann im Jahre  über das diskutiert wird. Interessant ist, Sensation – wurden Mitte des . Jahr- ten Soziokulturellen Zentren ihr Arbeit mit der Aufnahme einer Vielzahl von dass in Polen die Kulturhäuser überlebt hunderts gegründet. Das, zumal aus machen. Sogenannt, weil kaum eine Staaten, darunter Polen und die balti- haben, während sie im benachbarten Aufbau einer deutscher Sicht, zweite Bemerkenswerte Einrichtung diesen Begriff im Namen schen Staaten, und er hat mit der Auf- Ostdeutschland praktisch rückstands- Zivilgesellschaft ist an diesen Einrichtungen ist, dass sie kei- führt. Er ist nicht sexy, aber gleichzeitig nahme Kroatiens im vergangenen Jahr los verschwunden sind. In Polen wird die Grundaufgabe ne staatlichen oder kommunalen Ein- als Fachbegriff in der kulturpolitischen vermutlich noch nicht seinen Endpunkt dies damit erklärt, dass die Dom Kultury richtungen sind, sondern in freier Trä- Diskussion unverzichtbar. gefunden. Außer Zypern und Malta im sozialistischen Polen etwas weniger gerschaft betrieben werden. Ich konnte Eine in diesem Zusammenhang verbindet alle diese Staaten, dass sie staatsnah waren als die Kulturhäuser ten in Ungarn durchführte. Allerdings an einer Mitgliederversammlung eines häufi g gestellte Frage lautet: Gibt es bis zum Fall des Eisernen Vorhangs der DDR und deshalb von den Bürgern hatte man schon seit einiger Zeit den Chitalishte in Sofi a teilnehmen und fand solche Einrichtungen auch außerhalb Bestandteil des sowjetrussischen Ein- auch nach der Wende noch akzeptiert Eindruck, dass weniger Informationen alle Höhen und Tiefen einer typischen Deutschlands oder ist das doch ein fl ussbereiches waren. Ihre staatliche, wurden. Das European Network of aus dem Land kommen und dass das Jahreshauptversammlung eines deut- deutscher Sonderweg? Etwas post- gesellschaftliche, wirtschaftliche, aber Cultural Centres hat im Herbst  Interesse an Zusammenarbeit eher schen Vereins wieder. Die wirtschaftliche achtundsechziger Spätblüte ergänzt auch kulturpolitische Organisation war in Warschau gemeinsam mit einigen zurückgegangen ist. Es liegt nahe, hier Lage der Chitalishte ist, in Übereinstim- mit einer Prise ostdeutscher Bürger- wesentlich geprägt vom sowjetrussi- Kulturhäusern und der Warschauer Kul- einen Zusammenhang zur allgemeinen mung mit der Situation des gesamten bewegung? schen Modell. Fester Bestandteil dieses turverwaltung einen sehr erfolgreichen Entwicklung in Ungarn zu sehen. Landes, sehr schlecht. Der bauliche Zu- Wer nun aus Deutschland heraus- Modells waren in allen dieser Staaten »Shortcut Europe«-Kongress mit rund Völlig unübersichtlich ist die Lage stand und die Ausstattung der Häuser tritt und nach Soziokulturellen Zentren die Kulturhäuser, wie wir sie ja auch aus  Teilnehmern veranstaltet. Nicht in Rumänien. Hier gab es Kontakte zu sind oftmals katastrophal. Auch viele sucht – der wird tatsächlich erst einmal der ehemaligen DDR kennen. Allerdings unterschlagen werden soll, dass es in einzelnen nach der politischen Wende Bulgaren sind der Meinung, dass die keine fi nden. Der ursprünglich von der haben die jeweiligen Gegebenheiten in Polen auch einige Kulturzentren gibt, entstandenen Kulturzentren in Arad, Arbeit der Chitalishte weiterentwickelt UNESCO propagierte Begriff der Sozio- diesen Ländern zu recht unterschiedli- die nach der politischen Wende ent- Sigishoara und Sibiu, die aber wieder und an den gesellschaftlichen Wandel kultur wird zwar in vielen europäischen Ländern verwendet, aber eben nicht in Verbindung mit dem Begriff Zentrum und nicht verbunden mit dem, was man in Deutschland hierunter versteht. Das europäische Netzwerk, in dem auch die deutschen Soziokulturellen Zentren Mitglied sind, nennt sich Eu- ropean Network of Cultural Centres (ENCC), also Europäisches Netzwerk der Kulturzentren. Letzteres ist in den verschiedenen Landessprachen der am meisten verwendete Begriff , ergänzt durch das »Kulturhaus« – was mal ein polnisches »Dom Kultury« sein kann, mal ein dänisches »Kulturhus«. Aber nicht nur die Begriffl ichkeit, sondern auch die zu ihr gehörende Praxis hat ihre Tücken. Wenn man aus Deutschland heraustritt und nach einer genauen Entsprechung dessen sucht, was man in praktischer Form bei uns unter einem Soziokulturellen Zentrum versteht, wird man ebenfalls Mühe haben. Schon unter den rund  Mitgliedseinrichtungen der Bundesver- einigung Soziokultureller Zentren wird man kaum zwei fi nden, die wirklich in jeder Hinsicht übereinstimmen, denn es handelt sich um selbstorganisierte Kultureinrichtungen der Zivilgesell- schaft, deren Betrieb maßgeblich von bürgerschaftlichem Engagement und Ehrenamt und damit von den jeweili- gen Bedürfnissen vor Ort geprägt wird. Vielfalt muss in diesem Fall das grund-

legende Programm heißen. KÄMPF ANDREAS FOTO: Man wird sich also sinnigerweise auf bestimmte Kernmerkmale konzen- chen Ausprägungen geführt und nach standen sind und in freier Trägerschaft abbrachen. Vor einigen Jahren tauchte stärker angepasst werden müsse. Hierzu trieren, zu denen vor allem die bereits dem Fall des Eisernen Vorhangs auch zu betrieben werden, mit denen aber keine bei einer Veranstaltung des ENCC ein wurde vor einiger Zeit eine »Chitalishte erwähnte Vielfalt gehört. Vielfalt im sehr unterschiedlichen Entwicklungen. kontinuierlichen Kontakte bestehen. Vertreter eines nationalen Netzwerkes Development Foundation« gegründet. Sinne einer den Bedürfnissen am Ort traditioneller Kulturzentren auf der Das nationale Netzwerk der Chitalishte angepassten Organisationsstruktur, Suche nach Neuorientierung auf, mit konnte übrigens im vorigen Jahr sein Polen – Kulturhäuser in einer sich Einige Länder, in denen der Dialog aber auch Vielfalt im Sinne einer nicht dem eine Zusammenarbeit vereinbart hundertjähriges Bestehen feiern. modernisierenden Gesellschaft noch aufgenommen werden muss, an einzelne Sparten gebundenen Viel- wurde. Danach hat man leider niemals Natürlich ist die gesellschaftliche andere, in denen er wieder zu ver- falt an kulturellen Ausdrucksformen. Hier kann schon aus Platzgründen, aber mehr von ihm gehört. Man muss bei Situation in jenen Staaten, die über die siegen scheint. Wesentlich erscheinen auch die För- zum Teil auch wegen fehlender Infor- all dem im Kopf behalten, dass es dem Osterweiterung Mitglied in der EU ge- derung der kulturellen Teilhabe sowie mationen, nur auf einzelne Länder kurz Gehen wir weiter Richtung Süden, so Land und den Menschen wirtschaftlich worden sind, sehr unterschiedlich. Der die kulturelle Bildung in verschiedenen eingegangen werden. Beginnen wir im wären jetzt Tschechien und die Slowa- sehr schlecht geht. Das hat natürlich Aufbau einer lebendigen Zivilgesell- Formen. Norden mit Polen. Hier fi ndet man noch kei an der Reihe. Hier hat es von Sei- auch kulturpolitisch Folgen. schaft als Grundbedingung einer funk- In diesen Grundprinzipien ist die eine intakte Struktur von Kulturhäu- ten des ENCC mehrere Versuche der tionierenden Demokratie gehört aber Nähe zur »UNESCO-Konvention über sern, die ihren Ursprung ganz eindeu- Kontaktaufnahme gegeben, die aber sicher zu den großen Aufgaben, denen Bulgarien, ein absoluter den Schutz und die Förderung der Viel- tig in der Zeit des Sozialismus haben. bemerkenswert ergebnislos blieben. sich diese Gesellschaften in unterschied- Sonderfall falt kultureller Ausdrucksformen«, also Zumindest in den größeren Städten Bei dem bereits erwähnten Kongress licher Ausprägung gegenüber sehen. Mit zur Magna Charta der Kulturpolitik im triff t man in diesen zumeist gut aus- in Warschau, der bewusst auf Mittel- Ebenfalls wirtschaftlich sehr schlecht den Chitalishte verfügt Bulgarien über . Jahrhundert, nicht zu übersehen. gestatteten Häusern als Mitarbeiter und und Osteuropa ausgerichtet war, gab geht es den Bulgaren – und doch ist eine Vielzahl von Einrichtungen, die Die Soziokulturellen Zentren bewegen Besucher eher jüngere Menschen, bei es Teilnehmer aus Weißrussland und die Situation hier eine gänzlich an- in diesem Prozess eine herausragende sich also off enbar auf der Höhe der Zeit. denen man, wenn man es hier einmal so der Ukraine, aber keinen einzigen aus dere. Dies hängt mit einer nationalen Rolle spielen könnten. Auch die Konstruktion als selbstver- plakativ ausdrücken darf, den Eindruck Tschechien. Hier muss der Dialog also Eigentümlichkeit zusammen, die Bulga- waltete Organisationen der Zivilgesell- hat, dass sie für ein modernes, weltoff e- erst noch in Gang kommen. rien nicht nur im ehemaligen Ostblock, Andreas Kämpf ist Vizepräsident des schaft steht als Bestandteil eines sich nes Polen stehen. Die Häuser sind alle Ganz anders verlief es im Falle von sondern in ganz Europa zum Sonderfall Deutschen Kulturrates und Vertreter entwickelnden Dritten Sektors sozu- entweder in städtischer oder regionaler Ungarn. Das Land verfügt ähnlich wie macht, den Chitalishte. Das Land verfügt der Bundesvereinigung Soziokulturel- sagen auf der gesellschaftspolitischen Trägerschaft, das heißt, es gibt hier kei- Polen über eine weitgehend intakte fl ächendeckend über eine sehr dichte ler Zentren im »European Network of Tagesordnung. ne freien Träger wie in Deutschland. Die Struktur an Kulturhäusern aus der Struktur dieser Einrichtungen, die über Cultural Centres« (ENCC) 26 EUROPA www.politikundkultur.net

Fernsehen‘, oder espreso-tv und vie- le andere.« Diese Sender zeigten keine Wie ein Film im Zeitraffer Werbung, fi nanzierten sich durch Spen- den. Die Mitarbeiter erhielten kein Geld, Eine Reise in die Stadt der toten Dichter und das ukrainische Dilemma arbeiteten ehrenamtlich. »Das waren von der Zivilgesellschaft getragenen Projekte, BIRGIT GÖRTZ Juden mit deutscher Muttersprache die Fabrikgebäude – hohle Zähne. Czernowitz »Es kam uns von die sehr gelungen waren. Zudem gab und größte Bevölkerungsgruppe. Einer von war einst bekannt für die Herstellung von Anfang an gibt es erfolgreiche Internetzeitungen wie as Flughafengebäude von Lviv ihnen war Paul Celan, einer der größten Nahrungsmitteln und Textilien. Jetzt gibt darauf an, eine Ukrajnska Pravda«, erläutert der Schrift- ist wie von einem anderen Lyriker, der je in deutscher Sprache gedich- es außer der Holzindustrie kein verarbei- steller in einem Gespräch. Stern: mit Stahl und Glas um- tet hat. Seine Heimat beschrieb er als Stadt, tendes oder produzierendes Gewerbe mehr. Revolution zu Im Westen ist Lyrik eher etwas für D baute Luft, völlig überdimensi- in der »Menschen und Bücher lebten«. Die Wer nicht in der Verwaltung arbeitet oder machen, keine Feinschmecker. In der Ukraine hingegen oniert für die wenigen Verbindungen, die Dichterin Rose Ausländer fragte sich einst: sich als »Bisnesmen« versucht, lebt von Rebellion, werden Poeten bei ihren Auftritten wie man an einer Hand abzählen kann. Zur »Warum schreibe ich? Vielleicht weil ich der Hand in den Mund, kauft Waren Made Stars gefeiert. Die Menschen erwarten Euro  hatte sich der Airport fein ge- in Czernowitz zur Welt kam, weil die Welt in China in Rumänien ein, um sie auf den keinen Umsturz, von ihren Dichtern mehr als Verse, näm- macht. Jetzt wirkt er verlassen und verlo- in Czernowitz zu mir kam. Jene besondere Märkten der Stadt wiederzuverkaufen. Vie- keine Aufl eh- lich dass sie sich in politische Debatten ren, unwirklich. Ein Tor zu einer anderen Landschaft. Die besonderen Menschen.« le junge Frauen arbeiten als Gastarbeite- nung, keinen einbringen. In Serhij Zhadans Werken ist Welt – unerreichbar für die allermeisten Die jüdischen Künstler, die in ihrer rinnen in Italiens Gastronomie. Tumult, keinen die Auseinandersetzung mit den politi- Ukrainer. Ihre Realität ist der Bahnhof im deutschen Muttersprache dichteten, sind Einmal, als ich auf dem Flughafen in schen und gesellschaftlichen Realitäten Zentrum der Stadt. Für mich ist es wie tot. Viele wurden Opfer des Holocaust. Czernowitz auf den Rückflug wartete, faschistischen des Postkommunismus ein roter Faden. ein Flashback in das Jahr , als mich Ihr Erbe ist allerdings lebendiger denn wurde der Flug – die einzige Verbindung Putsch!« Doch in den vergangenen Monaten hat er zum ersten Mal ein Zug auf einen typisch je. Jedes Jahr im September treff en sich an diesem Tag – wegen Nebel annulliert. deutlicher denn je Stellung bezogen. »In sowjetischen Bahnhof ausspuckte. Da- Dichter aus aller Welt zum Literaturfes- Einige brachen in Verzweifl ung aus, weil der aktuellen Lage ist es für meine Leser mals wie heute die gleiche Szenerie: die tival Meridian Czernowitz. Der Titel geht sie ihren Job zu verlieren drohten, wenn wichtig zu wissen, welche Position ich Empfangshalle miefi g und duster, die Ge- auf Paul Celan zurück. Am Rande einer sie nicht pünktlich an ihrem Arbeitsplatz vertrete.« Und Jurij Prochasko fi ndet, mit päckaufbewahrung mit ausgemergelten, Lesung interviewte ich zum ersten Mal erscheinen. der ihnen eigenen Sensibilität könnten schlurfenden alten Männern, die Frauen Jurij Andruchowytsch, der wohl wichtigste Keine Arbeit, keine Perspektiven – zwei Künstler so etwas wie ein Barometer der am Ticketschalter, die hinter Glas sitzen ukrainische Schriftsteller. Wir sprachen Mal hat die Ukraine die Chance auf Wandel Volksseele sein. »Sie können mit diesem und mich durch knarzende Mikrophone an- über das, wie er sagt, »ukrainische Dilem- schon vertan. Die erste Chance bot sich Gespür warnen, wenn sich die Dinge in schnauzen. Im überfüllten Wartesaal, des- ma«: die fortwährende Suche des Landes nach dem Zerfall der Sowjetunion , die eine falsche Richtung entwickeln.« sen Luft man schneiden kann, kampieren und seiner Menschen nach Identität des zweite nach der Orangenen Revolution Für mich geht es nun zurück Richtung auf dem Fußboden unzählige Menschen. Landes, nach Verortung zwischen Russland von /. Serhij Zhadan, Schrift- Deutschland. Um fünf Uhr morgens spuckt Auf dem Bahnhof von Lviv gibt es noch und Westeuropa. Das Land werde noch viel, steller und Rockmusiker, stammt aus mich der Nachtzug auf dem Bahnhof von einen zweiten Wartesaal, einen »mit er- viel Zeit brauchen, um sich zu defi nieren. dem Osten der Ukraine, aus Charkiw. Er Lviv aus. Es ist voller als auf dem Hinweg: höhtem Komfort«. Der Unterschied zu frü- Doch er hoff e, dass er sich täusche. erinnert sich noch gut daran, wie es nach Nicht mal auf dem Fußboden des Warte- her: damals musste man Funktionär oder Alle haben sich getäuscht. Dass sich die der Orangenen Revolution war. »Damals saals zweiter Klasse ist ein Fleckchen frei, verdienter Sowjetbürger sein. Heute reicht Lage in der Ukraine so dynamisch entwi- war es wie bei einem gigantischen Rock- der Wartesaal erster Klasse geschlossen. Geld. Drinnen ist es sauber und warm, ckeln würde, war nicht absehbar. Für Jurko Festival. Alle standen zusammen auf dem Mein Flug geht erst mittags, draußen Fernseher laufen, es gibt Computer mit Prochasko waren die vergangenen Monate Maidan, der Präsident trat ab, Juschts- regnet es in Strömen, es ist kalt, meine Internetzugängen. Eine Frau an der Theke wie ein Film im Zeitraff er. So dicht seien chenko übernahm die Macht – und alle Neigung, durch die Stadt zu laufen ent- wartet auf Kundschaft, eine quietschbunte die Ereignisse, so intensiv die Erlebnis- gingen nach Hause.« sprechend gering. Ich setzte mich in ein Spielzeuglok auf Kinder. Doch der »Warte- se. Man merkt dem aus Lviv stammenden Zhadan mobilisiert, singt, schreibt, Taxi und lasse mich zum Ausländertarif saal mit erhöhtem Komfort« ist leer. Schriftsteller an, wie nahe ihm das alles dichtet, damit das nicht wieder passiert. zum Flughafen kariolen. Dort trinke ich FOTOS: BIRGIT GÖRTZ BIRGIT FOTOS: Geringe Löhne, kleine Renten – das reicht hinten und vorn nicht. Obst aus dem heimischen Garten bringt ein kleines Zubrot Die Unterstadt teilte Czernowitz von jeher in Arm und Reich

Lviv ist für mich nur Durchgangsstation. geht: die Toten, das vergossene Blut, die Als ich ihn Ende März in Berlin frage, wie eine Café Latte, mache es mir bequem auf Mein Ziel liegt  Kilometer südöstlich russische Bedrohung. Mit Kopfschütteln es ihm gehe, zeigt er mir seine Wunden: den gepolsterten Sitzen und grüble über an der Grenze zu Rumänien. Ein Nachtzug registriert er, dass Europa herumeiert, die Ich erkenne zwei frisch genähte Wunden das »ukrainische Dilemma«. bringt mich nach Chernivtsi, eine Provinz- – wie er sagt – Realitäten nicht anerkennt. auf seinem Kopf, sein Nasenbein war ge- stadt von . Einwohnern. »Es kam uns von Anfang an darauf an, eine brochen, der Unterkiefer angebrochen. Vor Birgit Görtz ist Kulturredakteurin Der Bahnhof sieht aus wie der von Lviv, Revolution zu machen. Keine Rebellion, ein paar Wochen hatte ihn ein prorussi- der Deutschen Welle nur kleiner. Aber sonst scheint alles an- keinen Umsturz, keine Aufl ehnung, keinen scher Mob in seiner Heimatstadt kran- ders: Die Frau am Ticketschalter ist fast Tumult, keinen faschistischen Putsch!« kenhausreif geschlagen. Nein, dieses Mal zuvorkommend, der Taxifahrer schaltet Eine Revolution der Zivilgesellschaft gingen die Ukrainer nicht nach Hause. unaufgefordert das Taxometer ein, obwohl gegen das alte System von Korruption, Er glaubt, dieses Mal bleibe die Zivilge- INFO ich unüberhörbar Ausländerin bin und als Vetternwirtschaft und Willkürstaat – für sellschaft wach, weil der Preis für die Revo- Ziel ein stadtbekanntes Hotel nenne. Die Demokratie, Rechtsstaat und Wirtschafts- lution  so viel höher ist, mutmaßlich Wie wichtig die sozialen Medien für Dichte der SUV auf den Straßen ist gering, reformen. an die  Menschen kamen um, tausende den Wandel in der Ukraine sind, schlägt die Kluft zwischen Arm und Reich schreit Auf Impulse für die Wirtschaft war- wurden verletzt. sich in den Nominierungen für den nicht zum Himmel. Selbst die zahllosen ten die Menschen in Czernowitz bislang Der Euromaidan ist eine Revolution der Bobs Award der DW nieder. Bobs steht streunenden Hunde haben etwas Liebens- vergeblich. Teile der Oberstadt, der gu- Jungen, einer Generation, die sich nicht für Best of Blogs. Mit dem Award prä- wertes. Es scheint, als hätte sich die Stadt ten Stube von Czernowitz, sind renoviert. mehr von gelenkten Medien indoktrinie- miert der deutsche Auslandssender in ein Stück Unschuld bewahrt. An der Unterstadt nagt der Verfall. Über ren lässt. Im Internet entstand während jedem Jahr die besten internationalen Chernivtsi ist vielen besser bekannt den Fluss Prut führt die Chaussee nach des Maidan eine neue Fernsehkultur, sagt Plattformen des Social Web. Zu den unter dem Namen Czernowitz, der aus Sadagora, den Vorort, der in den goldenen Jurij Andruchowytsch. »Es gründeten sich Favoriten der Jury zählt die Facebook- Zeiten stammt, als die Gegend zur Do- Zeiten Zentrum der Chassidim Osteuropas unabhängige Internet-TV-Kanäle wie seite »Euromaydan«, die in kurzer Zeit naumonarchie gehörte. Damals stellten war. Den Weg dorthin säumen verlassene Hromadske-TV, das heißt ‚Öff entliches hunderttausende Likes bekommen hat. Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  EUROPA / NETZKULTUR 27

Die Strukturen erneuern Die EU braucht eine Politik Gemeinwohl, Wohlstand, Vielfalt, To- für die digitale Kultur und leranz und das friedliche Miteinander unterschiedlicher Menschen, Gesell- Gesellschaft schaften und Nationen. Ist die europäische Integration, die JÜRGEN BURGGRAF Europäische Union in diesem Sinne ein kulturelles Projekt? Immanent ja, his- as ist der Kern der eu- torisch und gegenwärtig. Davon zeugen ropäischen Idee? Was unzählige bewusste und unbewusste hält die Europäische individuelle und gesellschaftliche Be- W Union eigentlich zu- kundungen und Handlungen, die bele- sammen? Was macht den Beitritt zur gen, dass die Menschen und Nationen Europäischen Union für Staaten und in Europa eine geteilte Vorstellung ge- Gesellschaften außerhalb eigentlich meinsamer Vergangenheit, Gegenwart fortwährend so attraktiv – selbst un- und Zukunft haben. Aber entspricht ter der Maßgabe interner krisenhaf- dem auf EU-Ebene ein expliziter und ter Entwicklung der Union? Vor dem somit erkennbarer Diskurs und eine Hintergrund der anhaltenden Krise in praktisch-politische und institutionelle der EU mit erheblichen ökonomischen, Gestaltungsform? Man muss dies hier sozialen und politischen Verwerfungen wohl verneinen. Gibt es immerhin die FOTOLIA.COM / SMITE LUDMILA FOTO: gerade in den südlichen Mitgliedstaa- Ambition, dieser kulturellen Dimension ten, angesichts der Entwicklungen in der europäischen Integration nachzu- der FAZ Martin Schulz, der Präsident ses? Wie entwickeln sich gesellschaft- Mit der anstehenden Neukomposition der Ukraine und auf der Krim oder etwa spüren und ihr einigermaßen gerecht des Europäischen Parlaments und liche Wert- und Zielvorstellungen ge- der Europäischen Kommission, ihres mit Blick auf die Trans-Atlantic Trade zu werden? Leider nein, Fehlanzeige Spitzenkandidat der europäischen So- mäß einer digitalen Kultur? Braucht es Kollegiums, ihrer Dienststellen und and Investment Partnership sowie den (übrigens auch zumeist bei den EU- zialdemokraten und Sozialisten für die digitale Grundrechte? Wie sieht es mit Aufgabenbereiche im Nachgang zur NSA-Skandal sind das relevante Fragen. Mitgliedstaaten). Europawahl, anprangerte. Dieser Ver- der individuellen Freiheit und Selbst- Europawahl besteht allerdings für die Heißt die Antwort: Euro, Binnenmarkt Zu bedenken ist, dass Europa als kul- dinglichung des Menschen, die seiner bestimmung aus, wenn sich big data in der EU politisch Verantwortlichen und internationale Wettbewerbsfähig- turelles Projekt heute unbedingt auch Autonomie als Individuum und seinem mit big government verbündet – sie- die Chance, dieses Problem anzugehen keit? Lautet sie: Sicherheit, Frieden und als digitales Unterfangen, als digitale Menschsein an sich zuwider laufe, hat he NSA etc. –, zumal dann, wenn etwa und zu lösen. Es könnte, ja, es sollte Sicherung fortwährender Bedeutung Kultur und Gesellschaft gedacht und er politisch den Kampf angesagt. »Terror« und »Sicherheit« hysterisch der Versuch unternommen werden, für der EU in der Welt in Zeiten der Glo- gestaltet werden muss aufgrund der In diesem Kampf würden die, die in überhöht bzw. politisch instrumentali- Kultur im hier verstandenen Sinne, di- balisierung? Geht es um gemeinsame Allgegenwärtigkeit digitaler Techno- der Europäischen Kommission für Kul- siert werden? Wie gehen wir in Europa gitale Kultur bzw. Kultur der digitalen europäische Lösungen für Probleme, logien sowie digitaler Kommunikations- tur (und Bildung) zuständig sind, also eigentlich damit um, dass unsere Infor- Gesellschaft eine klare politische Zu- zum Beispiel die Beherrschung des Kli- und Produktionsprozesse. Das digitale - gegenwärtig noch - Kommissarin An- mationszugänge und -inhalte und da- ständigkeit sowie ggf. eine institutio- mawandels oder den Erhalt der sozialen Paradigma, erinnerte uns gerade kürz- droulla Vassiliou und ihre Dienststellen, mit das Was und Wie unserer täglichen nelle bzw. organisatorische Verortung Marktwirtschaft, die zu bewältigen den lich der Wissenschaftsjournalist Ranga keine große Hilfe sein. Denn zu Kultur Kommunikation ganz maßgeblich von und damit letztlich auch eine personel- einzelnen Mitgliedstaat zunehmend Yogeshwar in der FAZ, ist aber eines, in und kulturpolitischer Kontroverse im den Geschäftspraktiken einiger weni- le Verantwortlichkeit zu schaff en. Das überfordern? Ja, sicherlich, das sind der die Welt in Form eines »objektori- oben skizzierten Sinne kommt von dort ger IT-Giganten aus den USA und ihrer könnte die Schaff ung einer geeigneten sehr relevante Gründe für Erhalt und entierten Codes« abgebildet wird. Die einfach zu wenig. Damit bildet dieser Internetdienste geprägt werden? Wie Generaldirektion unter Führung eines Fortentwicklung des europäischen Objekte erfüllen dabei lediglich Funk- Bereich der Europäischen Kommission handeln wir, wenn diese Mega-Unter- Kommissars bedeuten; das könnte sich Integrationsprozesses. Aber reichen auch kein politisch-institutionelles und nehmen ihr lukratives Geschäft auch aber auch als Cluster mehrerer Kompe- diese schon aus, um nachhaltig Zu- personelles Gegengewicht zu Neelie mit kreativen europäischen Inhalten tenzen bzw. Portfolios unter Maßgabe sammengehörigkeit und Zusammen- Kroes und der Digitalen Agenda. Die- machen, zugleich aber die Schöpfer, einer konsistenten politischen Konzep- halt, Solidarität und Kooperation Die EU-Kommission ist ser Befund dürfte bei objektiver Be- deren Werke sie nutzen, nicht oder tion darstellen. zu begründen und sicherzustellen? momentan nicht in der trachtung wenig strittig sein. Um fair nur unzureichend an ihren Gewinnen Unterbliebe der Versuch, einen sol- Zumal dann, wenn das europäische Lage, maßgebliche zu sein, muss aber festgestellt werden, beteiligen und damit neue Kreativität chen konzeptionellen Ansatz dieses Wohlstandsversprechen nicht mehr Anstöße zu liefern dass Kommissarin Vassiliou und ihre unterminieren? Was haben wir vor, Jahr zu refl ektieren und umzusetzen, unbedingt glaubwürdig ist, wenn »Eu- Dienste nicht untätig waren. Es gibt das wenn globale Player etwa aus den USA wäre die Europäische Union weitere ropa« gegenwärtig – zumindest in der Creative Europe-Programm, es gibt Eu- sich mit ihren Geschäftsmodellen auf fünf Jahre mit unzureichender Politik subjektiven Betrachtung vieler – mas- ropeana, es gibt die europäischen Kul- den europäischen Medienmärkten und Regulierung zur digitalen Kultur senhaft Verlierer produziert, etwa un- tionen im System. »Und unbemerkt be- turhauptstädte, es gibt seit den er - etablieren wollen, aber – etwa mittels und Gesellschaft konfrontiert. Kann sie ter seiner Jugend, die in Teilen der EU ginnen die Computerprogramme auch Jahren eine Kommissionspraxis, mit der Liberalisierung im Rahmen von TTIP sich das leisten? keinen adäquaten Einstieg in Arbeit, uns Menschen, … unser Verhalten … die Förderung kultureller und kreativer – von der Anwendung europäischen Frankreich scheint gewillt, dies nicht Erwerb und Selbstbestimmung fi ndet. als Objekte zu behandeln: Sie wenden Inhalte mittels audiovisueller Politik Medienrechts nicht erfasst werden zulassen zu wollen. Deshalb organi- Nein, die europäische Einigung allein Methoden an, um unsere Attribute zu betrieben werden soll und natürlich wollen? Wie gestalten wir kulturelle sierte es, namentlich die französische als Projekt auf strukturell-politischer lesen und zu verändern, sie bilden uns gibt es eine kulturpolitische Grund- und audiovisuelle Politik, die sehr wohl Kulturministerin Aurélie Filippetti, An- oder monetär-wirtschaftlicher Ebene ab als digitales Profi l und, ohne es zu haltung der EU zu Fragen des Außen- auch den wirtschaftlichen Wert von fang April in Paris ein Kolloquium, das zu denken und zu gestalten, reicht nicht merken, beginnen wir damit, ihren Ka- handels, die auch in der Ratifi kation Kultur und Medien für die EU erkennt unter der Forderung nach einer echten aus, um Menschen, Gesellschaften und tegorien zu entsprechen.« Und weiter des »UNESCO-Übereinkommens über und fördert, ohne dass zugleich aber kulturellen Agenda für die Europäische Nationen zu überzeugen, zu begeistern »[G]enau das, was uns so menschlich Schutz und Förderung der Vielfalt kul- das Primat der Ökonomie auch dort Union fi rmierte. Mit dieser Initiative und zu motivieren, an die Integration macht, wird ignoriert, damit wir in das tureller Ausdrucksformen« von  propagiert und Kultur und Medien in eröff net sich die Möglichkeit, rechtzei- Europas zu glauben und an ihr mitzu- digitale Raster berechenbarer Größen durch die Europäische Kommission ihrer fundamental gesellschaftlichen tig vor der Neuformierung der Europä- wirken. So schaff t sie auch keine nach- passen.« Und Yogeshwar ferner: »Das ihren Ausdruck gefunden hat. Rolle und Bedeutung mithin margina- ischen Kommission und der neuen Le- haltige gesellschaftliche Legitimität. Es Modell all dieser Modellierungen ist ein Aber das ist eben keine Politik, die lisiert und ignoriert werden? Wie und gislaturperiode einen Diskurs über Sinn braucht mehr, etwas, das gleicherma- ökonomisches Kalkül … Die Ökonomie in umfassender und konsistenter Wei- wo diskutieren wir in der EU umfassend und Notwendigkeit sowie Konzeption ßen Verstand und Herz der Europäe- profi tiert auf immense Weise von die- se kulturelle Belange berücksichtigt und nicht nur interessengeleitet den einer solchermaßen skizzierten Agenda rinnen und Europäer anspricht und so sem Wandel, denn die Welt der Trans- (obwohl die EU gemäß Art.  VAEU Umstand, dass neue digitale Technolo- für die Europäische Union zu führen. ein Gefühl von gemeinsamer Identität, parenz, Messbarkeit und Vergleiche ist dazu eigentlich verpfl ichtet ist), die gien große Chancen für die kulturelle Deutschland, die neue Bundesregierung von »Wir« erzeugt. der ideale Nährboden für das perfekte Politiken der Union auf ihre Wirkung Produktion und Verbreitung und die und insbesondere die neue Staatsmi- Das vermag allein Kultur, verstan- Businessmodell.« und ggf. Beeinträchtigung von Kul- Teilhabe daran bereit halten, zugleich nisterin für Kultur und Medien, Monika den als Lebensweise, als umfassender Das genau ist die Logik, die der Di- tur, ihrer Produktion und Vermittlung aber eben auch zahlreiche Anzeichen Grütters, sollte die Chance ergreifen, Prozess individueller und kollektiver gitalen Agenda der EU, politisch ver- konsequent prüft und entsprechend vielfalts- und pluralismusverengen- sich in dieser Diskussion an der Seite Sinnstiftung, als materielles, geistiges, antwortet von Kommissarin Neelie konzipiert, also bei der Ausgestaltung der Wirkung dieser Technologien und Frankreichs zu positionieren und mit moralisches, soziales Projekt der Ge- Kroes, zugrunde liegt. Und deshalb des Binnenmarkts, der Anwendung der Dienste, ihrer Anbieter und deren An- darauf hinzuwirken, eine Politik der EU staltung der Umwelt, in der wir leben. kann mit ihr auch kein sinnvoller Bei- Wettbewerbs- und Beihilferegeln, bei gebote existieren: Medienkonzentra- für die digitale Kultur und Gesellschaft Kultur ist dann die gesamte Vielfalt der trag zum Projekt der digitalen Kultur der digitalen (Netz- und audiovisuel- tion, proprietäre Zugangssysteme bzw. anzulegen. Hervorbringungen und Ausdrucksfor- und Gesellschaft im oben skizzierten len) Politik, bei der Außenhandelspo- Gateways, Eigentum an und Verwertung Schließlich, dies zu bejahen, hieße men, die dabei entsteht, also nicht nur umfassenden Sinne geleistet werden. litik usw. Und das ist schon gar nicht von exklusiven Nutzungsrechten, Miss- noch lange nicht, auch einem weite- bildende Kunst, Musik und Literatur, Eine gesellschafts- und kulturpolitische eine Politik, die die umfassende Digi- achtung der Netzneutralität usw.? ren Kompetenztransfer nach Brüssel sondern natürlich auch Technik, Wis- Auseinandersetzung mit der Wirkung talisierung und Ökonomisierung der Gemäß ihrer ausschließlichen Kom- zuzustimmen. Jedenfalls wäre eine senschaft, Moral, Religion, Philosophie, der Digitalisierung, der Omnipräsenz Gesellschaft, die alles durchdringende petenz, in der EU Politik und Gesetzge- solche Befürchtung kein Grund, nicht Recht, Wirtschaft, Staat und Gesell- digitaler Prozesse und des Internets in Kraft neuer digitaler Technologien in bung zu initiieren, müssen maßgebli- mit in die Diskussion einzusteigen. Und schaft einschließlich einhergehender nahezu allen individuellen und gesell- ihre Eff ekte auf Privatsphäre, Freiheit, che Anstöße zur Diskussion dieser und außerdem ist es ja auch heute schon Vorstellungen und Praktiken von Politik, schaftlichen Lebensbereichen fi ndet Selbstbestimmung und Demokratie als verwandter Themen der digitalen Kul- so, dass in vielen Politikbereichen, die Herrschaft und Regierung. im Kontext der Digitalen Agenda eben kulturelle Herausforderung begreift tur und Gesellschaft von der Europäi- hier tangiert wären, ohnehin bereits In dieser Hinsicht, als Kulturraum, nicht statt. und entsprechend gestaltet. schen Kommission ausgehen. Dazu ist gemischte bzw. gemeinsame Zustän- sind Europa und die EU weiterhin ein Insofern trägt die Digitale Agenda Erst recht nicht reflektieren die sie derzeit aber nicht in der Lage, weil digkeiten von EU und Mitgliedstaaten Sehnsuchtsort, auf dem Maidan in Kiew der EU dann auch zur »Ökonomisierung bisherigen politischen Konzepte aus- ihr organisatorischer und personeller bestehen. und überall in der Welt. Denn aus die- aller Lebensbereiche«, zur Degradie- reichend Fragen wie: Was bedeutet Aufbau dem nicht entspricht. Die Be- ser Perspektive ist der europäische rung »des Bürgers zum Wirtschaftsob- demokratische und gesellschaftliche reiche Digitale Agenda sowie Bildung Jürgen Burggraf ist Leiter Kulturraum Chiff re für Freiheit, Men- jekt« und zur »Verdinglichung des Men- Teilhabe unter Maßgabe digitaler Kultur und Kultur sind schlicht ungeeignet, des ARD-Verbindungsbüros schen- und Bürgerrechte, Demokratie, schen« bei, wie sie kürzlich ebenfalls in und eines digitalen politischen Diskur- diese Aufgabe zu erfüllen. in Brüssel 28 NETZKULTUR www.politikundkultur.net

PRO & CONTRA Die digitale Vom Recht der Urheber zum Herausforderung Recht der Verbraucher

Der Wissenschaftsstandort Deutschland und das Quo vadis BMJV? Möglichkeiten: Sie können den Down- me bereitet. Wenn hingegen mit User Urheberrecht – die Einführung einer allgemeinen load für das aktuelle E-Book von Frank Generated Content das vielzitierte mit ALEXANDER SKIPIS Schätzing beim Online-Buchhändler Musik unterlegte Privatvideo von der Wissenschaftsschranke zum regulären Preis beziehen oder – Tochter beim Tanzen gemeint ist, das enn ein Minister neu genauso legal – bei Max Mustermann über kommerzielle Plattformen wie JÜRGEN HEEG Steuerzahler fi nanzierbare Lösung an- ins Amt kommt, rich- über seinen digitalen Secondhandla- YouTube veröff entlicht wird, so kann gestrebt. Eine einheitliche allgemeine ten sich vor allem die den in gleicher Qualität und mit iden- man den Wunsch nach praktikablen issenschaft und Bildung in Bildungs- und Wissenschaftsschranke W Augen derjenigen auf tischem Inhalt zu einem günstigeren Deutschland benötigen zur mit einer pauschalen Regelung zur Nut- ihn, deren Belange in seinem Ressort Preis und ohne dass Autor und Verlag W Sicherstellung einer zeit- zung von Werken im digitalen Zeitalter verantwortet werden. Die Erwartungen für ihre Leistungen vergütet werden. gemäßen Arbeitsfähigkeit eine an die sollte nach Überzeugung des Deutschen sind hoch. So ist das auch im Fall der Das E-Book wird »gebraucht« verkauft So wird eine leistungs- Realität angepasste Neuregelung und Bibliotheksverbandes die bisherigen Künstler und Kulturschaff enden, die und das dann vermutlich auch gleich starke Publikations- Vereinfachung des Urheberrechts. In einzelnen Schrankenparagrafen ergän- Werke von kulturellem und gesell- beliebig oft. Denn es wird technisch landschaft eliminiert zahlreichen Ausführungen hinkt das zen und ersetzen. Bibliotheken könnten schaftlichem Wert schaff en und davon und rechtlich wohl nicht verhindert deutsche Recht deutlich der digitalen dann elektronische Medien zu den glei- leben wollen. Sie komponieren Musik, werden können, dass eine Kopie beim Welt und der gängigen Praxis hinterher. chen Bedingungen erwerben und ihren erschaff en Kunst, schreiben Romane, Verkäufer verbleibt. Und wenn doch? Der Deutsche Bibliotheksverband Nutzern zur Verfügung stellen wie ge- kreieren Filmwerke, entwerfen Häuser. Als sicher kann gelten, dass weder eine Nutzungslösungen nachvollziehen. (DBV) fordert deshalb in Einklang mit druckte Werke. Selbstverständlich sol- Sie sind Urheber, und ihr verfassungs- neue Form von Kundenüberwachung Dann sollte man das Kind aber auch vielen Wissenschaftlern und dem Ak- len hierbei die Rechte der Urheber ge- mäßig garantiertes Recht, das Urhe- noch ein de facto-Zwang zum Einsatz beim Namen nennen und nach prak- tionsbündnis Urheberrecht eine allge- wahrt werden. Die bisher für gedruckte berrecht, liegt in der Verantwortung harten Kopierschutzes im Sinne der tikablen Lizenzierungswegen suchen, meine Wissenschaftsschranke im Ur- Werke geleistete Bibliothekstantieme des Bundesjustizministeriums. Doch Verbraucher ist. anstatt am Persönlichkeitsrecht der heberrecht. Die Bundesregierung weiß müsste auf den elektronischen Bereich dieses Ministerium ist jetzt auch ein Apropos Verbraucher: sicher ist Urheber zu kratzen. um die Problematik dieses Themas. In erweitert werden. Ebenso müsste für Ministerium für Verbraucherschutz. auch, dass sich unter diesen Rah- Schließlich dürfen auf der Agen- den Koalitionsvereinbarungen wurde die wissenschaftlichen Bibliotheken Was erwarten die Urheber? Sie menbedingungen für Autor, Verlag da die wohlklingenden Begriff e nicht die Anpassung des Urheberrechts an eine pauschale und faire Kostenrege- hoff en, dass nach langer Zeit der po- und Buchhandel die Investition in E- fehlen, wie »bildungs- und wissen- die Erfordernisse des digitalen Zeital- lung gefunden werden. litischen Untätigkeit , der Books oder Hörbücher und der Han- schaftsfreundliches Urheberrecht«, ters unter Berücksichtigung digitaler Die Entfristung einzelner Schran- neue Bundesjustizminister, handelt del damit nicht mehr lohnt. Das ist »Open Access« und »mit öffentli- Nutzerpraktiken als Ziel benannt. Gerd kenregelungen wie bei § a, der die und die Rechte für den Umgang mit schade für den Verbraucher, der hat chen Mitteln fi nanzierte Publikatio- Billen, Staatssekretär im Bundesjustiz- vergütungspflichtige Nutzung ur- ihren Werken in der digitalen Welt bald keinen Primärmarkt mehr und nen«. Lax gedacht ist lax formuliert: ministerium, hat in der letzten Ausgabe heberrechtlich geschützter Werke in stärkt. Nach den wortreichen Be- wenig später auch nichts Neues auf Finanziert wird die Forschung und von Politik & Kultur diese Zielstellung Ausschnitten in wissenschaftlichen kenntnissen der Koalition zu Kunst dem Gebrauchtmarkt im Angebot. Es nicht die Publikation. Doch sei es weiter konkretisiert. Ein bildungs- und Bibliotheken ermöglicht, ist endlich und Kultur wünschen sich Künstler ist gut zu wissen, dass die Umsetzung drum – bedient wird, was populär wissenschaftsfreundliches Urheber- zu beschließen, damit nicht ab  solcher Ideen in deutsches Recht nach klingt. Vernebelt wird dabei, dass recht mit umfassender Open-Access- Dozenten und Studierende ohne legale Ansicht aller Gerichte, die bislang über Veröff entlichungssysteme, die auf un- Strategie und angepassten Schranken- Absicherung auf digitale Fachliteratur Gebrauchtverkäufe von E-Books geur- ternehmerische Leistungserbringung regelungen sind für ihn die politischen für Lehre und Forschung zugreifen. Die neue Urheber- teilt haben, an den zwingenden Vorga- setzen, effi zienter sind als staatliche Handlungsziele der laufenden Legisla- Eine umfassende Novellierung der rechtsagenda ist ein ben des EU-Rechts scheitert. Verlagstätigkeit. Wer durch Eingriff e turperiode. einzelnen Regelungen des Urhebe- Aff ront gegen die Zudem sollen Verbraucher nach ins Urheberrecht eine leistungsstarke Die Notwendigkeit einer Neure- rechtsgesetzes wurde bereits in der Kulturschaff enden dem Willen des Justizministeriums wissenschaftliche Publikationsland- gelung im Urheberrecht ist evident. letzten Legislaturperiode vom Bun- Inhalte urheberrechtlich geschützter schaft eliminieren will, muss am Ende Elektronische Publikationen sind im desrat gefordert. Die Regelungen auf Werke in Form von Collagen, Remi- Staatsverlage gründen. Gehen dabei Forschungs- und Lehrbetrieb selbstver- europäischer Ebene sind dabei ebenso xen und Mashups »selber mitgestalten Qualität und Nachhaltigkeit verloren, ständlich, die Regelungen des Urheber- zu berücksichtigen wie im internatio- und Kulturschaff ende, dass man mit und nutzen« können. Im Klartext heißt ist der Verbraucher der Verlierer. rechts lassen aber eine angemessene nalen Raum. Hier ist insbesondere die den Rechten sorgsam umgeht, die das: Urheber sollen für diese Nutzun- Das traurige Fazit dieser Agenda: Nutzung von E-Books und E-Journals Weltorganisation für geistiges Eigen- ihre Persönlichkeit und ihr geistiges gen auf ihr Persönlichkeitsrecht ver- das Recht der Urheber soll zu einem zum Beispiel in den wissenschaftlichen tum (WIPO) mit allen Aspekten des Eigentum schützen. Sie vertrauen da- zichten. Man muss sie dann nämlich Recht der Verbraucher umdefi niert, Bibliotheken kaum zu. Der zielgerich- Urheberrechts befasst. rauf, dass ihre Urheberrechte so wenig nicht mehr fragen, ob sie einverstan- Urheber in ihren Rechten möglichst tete weitere Ausbau der elektronischen Der schnelle und digitale Zugriff auf wie möglich beschränkt werden – also den sind, dass ihr Werk in veränderter weitreichend beschränkt und ihre Bestände, wie er von Nutzern auch in Informationen, Kulturgut, Forschungs- nur da, wo es zum Nutzen der Allge- Form und möglichweise in einem nicht Möglichkeiten, Einnahmen aus digi- den öff entlichen Bibliotheken massiv daten und -ergebnisse für Zwecke von meinheit unbedingt notwendig ist. Das erwünschten Kontext im weltweiten talen Werken zu generieren, verhin- gewünscht wird, kann nicht situati- Wissenschaft, Forschung und Bildung ist grundsätzlich im Urheberrecht so Internet veröff entlicht wird. dert werden. onsgerecht erfolgen. Somit wird der muss im Interesse des Wissenschafts- angelegt. Und mit diesen Beschrän- Diese weitreichende Beschränkung Quo vadis BMJV? Mit dieser einsei- Kernauftrag der Bibliotheken durch das standortes Deutschland dauerhaft kungen geht bislang auch die Pfl icht ist dabei schon deshalb nicht nötig, tigen Agenda defi nitiv in die falsche derzeitige Urheberrechtsgesetz unter- zulässig sein. Eine allgemeine Wis- zur Vergütung einher. weil die professionelle Erstellung von Richtung. laufen, allen Bürgerinnen und Bürgern senschaftsschranke in der nächsten Doch sie alle haben sich die Au- Collagen, Remixen und Mashups unter Bildung und Information zu einfachen Novelle des Urheberrechts würde nach gen gerieben. Es ist ein Aff ront gegen Nutzung urheberrechtlich geschützter Alexander Skipis ist Hauptgeschäfts- und kostengünstigen Bedingungen zu Auff assung des Deutschen Bibliotheks- die Künstler und Kulturschaff enden, Werke sinnvoll geregelt ist und Künst- führer des Börsenvereins des ermöglichen. Bibliotheken haben auf verbandes die Grundlage hierzu schaf- was Minister Heiko Maas als Urhe- lern in der Anwendung keine Proble- Deutschen Buchhandels der Basis des geltenden Gesetzes kei- fen. berrechtsagenda des Ministeriums nen Rechtsanspruch zum Verleih elekt- verlautbaren ließ (Politik & Kultur, ronischer Werke, wie es bei gedruckten Jürgen Heeg ist Mitglied im Bundesvor- /) – übrigens durch den ehemali- Werken der Fall ist. Ein öff entlicher stand des Deutschen Bibliotheksver- gen Chefl obbyisten der Verbraucher- Zugang zu elektronischen Medien ist bandes e. V. (DBV) und stellvertreten- schutzverbände, Gerd Billen, den er damit erheblich eingeschränkt. Für die der Direktor der Universitätsbibliothek zu seinem Staatssekretär ernannt hat. Informationsmöglichkeiten der Bürger der Otto-von-Guericke-Universität Plötzlich stehen vor allem die Rechte bedeutet dies in vielen Stadt- und Ge- Magdeburg der Verbraucher im Mittelpunkt von meindebibliotheken eine wesentliche Urheberrechtsreformvorhaben. Die Verschlechterung der gewohnten ana- Perspektive ist damit eine andere und logen Praxis. Eine Reihe von Verlagen im Fokus der Überlegungen steht die hat bislang für ihre elektronischen DIE RUBRIK Frage: Wie nutzen Verbraucher vom Publikationen noch gar keine Ver- PRO & CONTRA Urheberrecht geschützte Inhalte wie leihlizenzen bereitgestellt. Die Angst Fotos, Texte und Musik? Daran näm- der Verlage vor Umsatzverlusten und In der Rubrik Pro & Contra nehmen Jür- lich sollen die Schranken des Urhe- Produktpiraterie ist aber unbegrün- gen Heeg und Alexander Skipis Bezug berrechts im digitalen Kontext aus- det. Geeignete technische Lösungen zum Leitartikel der letzten Ausgabe von gerichtet werden. Im Umkehrschluss werden bereits erfolgreich verwendet. Politik & Kultur. bedeutet das: Die Rechte der Urheber Der befristete Zugriff auf herunterge- Gerd Billen, Staatssekretär im Bun- werden weiter eingeschränkt, damit ladene elektronische Werke verhindert desministerium der Justiz und Ver- der Verbraucher möglichst unbehelligt bei einer Online-Ausleihe über Biblio- braucherschutz, befasste sich in dem von lästigen Rechten der Urheber de-

theken eine unberechtigte Weiterver- Leitartikel mit dem Verhältnis zwischen ren Werke digital nutzen, bearbeiten, OLIA.COM breitung. Die deutschen Bibliotheken Verbraucherschutz und Kulturbereich verkaufen und verwerten darf. stellen zudem die gerechte Vergütung in Zeiten der Digitalisierung. Ausdrücklich hervorgehoben wird der Urheber keinesfalls in Frage. Wie der (angebliche) Wunsch der Verbrau- bereits bei gedruckten Medien wird cher, E-Books, Musikfi les oder Film-

auch für die elektronischen Werke eine downloads weiterverkaufen zu dürfen. FOTO: KOYA/ FOT von beiden Seiten akzeptierte und vom Verbraucher haben also künftig zwei Heiß diskutiert: die Wissenschaftsschranke Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  MEDIEN 29 FOTO: SEBASTIAN DUDA / FOTOLIA.COM / DUDA SEBASTIAN FOTO: Die Regler wurden zugunsten der Vielfalt aufgedreht. Das Bundesverfassungsgericht hat durch sein Urteil einen wichtigen Schritt gemacht, damit das Programm möglichst diff erenziert bleibt Kein Bann über die Politik Verfassungsgericht stärkt den öff entlich-rechtlichen Rundfunk

HELMUT HARTUNG Medien oder auch Parteien, generell auf die Berücksichtigung möglichst und darf auch technisch nicht auf ei- Vielfalt ausgeht, leistet es auch einen staatliche Vertreter aus den Kontroll- vielfältiger Perspektiven zu achten. nen bestimmten Entwicklungsstand wichtigen Beitrag zur aktuellen De- reiundfünfzig Jahre nach dem gremien des ZDF zu verbannen, nur Die Gremien des ZDF aber auch beschränkt werden.« batte über die Qualität des öff entlich- ersten Rundfunkurteil hat sich für eine Reduzierung entschieden, die anderer öffentlich-rechtlicher Sen- Damit bekräftigen die Karlsruher rechtlichen Rundfunks: Es geht nicht D das Verfassungsgericht erneut eine Dominanz einer Gruppierung und der werden ab . Juli nächsten Jahres Richter die Entwicklungsgarantie von nur darum, möglichst viele Zuschauer gegen einen »Staatsfunk« ausgespro- damit einer vorherrschenden Meinung anders zusammengesetzt sein, und ARD, ZDF und Deutschlandradio, die zu erreichen, sondern Themen im Pro- chen. Ging es  noch direkt um ein verhindern soll. Das bezieht sich übri- nicht nur in Bezug auf die Staatsferne: auch für die Gestaltung von Angeboten gramm widerzuspiegeln, die von hoher Fernsehprogramm, das von der Bun- gens nicht nur auf die politischen Ver- Neben großen, das öff entliche Leben für Jugendliche, die Weiterentwicklung gesellschaftlicher Relevanz sind und die desregierung beauftragt werden sollte, treter, sondern auf alle in den Fernseh- bestimmenden Verbänden, müssten der Mediatheken und der mobilen Nut- möglichst allen Diff erenzierungen der so befassten sich die Karlsruher Rich- oder Verwaltungsrat Entsandte. auch kleinere Gruppierungen abgebil- zung von Bedeutung ist. Gesellschaft entsprechen. ter dieses Mal mit dem eher indirekten det werden. Die Abgesandten der ver- Indem das Verfassungsgericht bei Einfl uss des Staates auf den öff entlich- schiedenen gesellschaftlichen Gruppen seiner Entscheidung über die die staats- Helmut Hartung ist Chefredakteur rechtlichen Rundfunk. Es kommt nicht sollen aber nicht als Vertreter ihrer je- ferne Zusammensetzung der Gremien des medienpolitischen Magazins häufi g vor, dass Bundesländer gegen Es sind auch Aspekte weiligen spezifi schen Interessen wirken. von der Sicherung der programmlichen promedia einen Staatsvertrag klagen, den sie aufzugreifen, die über Die Aufsichtsgremien seien Sachwal- selbst geschlossen haben. Doch mit der Standardformate ter des Interesses der Allgemeinheit. Klage Hamburgs und Rheinland-Pfalz hinausgehen Zudem sprach sich das Gericht gegen vor dem Bundesverfassungsgericht ist eine »Versteinerung der Zusammenset- genau das geschehen. Mit dem Urteil zung« der Gremien aus. Vielleicht tra- – einer zahlenmäßigen Beschränkung gen eine Befristung der Berufung sowie von Staatsvertretern in den Gremien Diese Entscheidung folgt der Auff as- eine breitere Basis der Auswahl auch zu des ZDF – waren dann sogar die Län- sung der Karlsruher Richter, dass der neuen Impulsen und Innovationen für der zufrieden, die vorher einen solchen öff entlich-rechtliche Rundfunk auch das Programm bei. Kompromiss abgelehnt haben. Denn das in einer veränderten Medienland- In seinem Urteil vom . März dieses Verfassungsgericht hat Veränderungen schaft einen unersetzbaren Beitrag zur Jahres ist das Bundesverfassungsgericht legitimiert, die vorher politisch nicht Vielfaltsicherung leistet. Die größere insgesamt seiner Tradition und Syste- opportun erschienen. Dabei haben es Staatsferne ist für das höchste deutsche matik der Einordnung des öff entlich- die Verfassungsrichter den Staatskanz- Gericht ein Beitrag zur Vielfaltsiche- rechtlichen Rundfunks gefolgt. So leien der Länder auch nicht allzu schwer rung. Zur Meinungsvielfalt in unserer wird die Auff assung vertreten, dass der gemacht. Entgegen der derzeitigen Gesellschaft gehören auch Parteien öff entlich-rechtliche Rundfunk auch Rechtslage soll der Anteil staatlicher und politische Institutionen. »Die Zu- solche Aspekte aufzugreifen habe, »die und staatsnaher Personen im Fernseh- sammensetzung der Kollegialorgane über die Standardformate von Sendun- und im Verwaltungsrat auf ein Drittel muss darauf ausgerichtet sein«, so gen für das Massenpublikum hinausge- begrenzt werden. Im Fernsehrat des das Gericht, »Personen mit möglichst hen oder solchen ein eigenes Gepräge ZDF beträgt der Anteil gegenwärtig  vielfältigen Perspektiven und Erfah- geben.« Sein Auftrag beschränke sich Prozent. Vertreterinnen und Vertreter rungshorizonten aus allen Bereichen nicht auf eine Mindestversorgung oder der Exekutive dürfen zudem auf die des Gemeinwesens zu erfassen.« Mit auf ein Ausfüllen von Lücken und Ni- Kultur - Politik - Kulinarik: Auswahl der staatsfernen Mitglieder »Vielfaltsicherung« meinen die obers- schen, die von privaten Anbietern nicht keinen bestimmenden Einfl uss mehr ten Verfassungshüter nicht die »Ab- abgedeckt werden, sondern »erfasst die Restaurant Weimarer Dreieck haben. Auch die Abgesandten von Ver- schirmung einer dem Staat gegenüber- volle Breite des klassischen Rundfunk- bänden und Organisationen sollen kei- gestellten, eigenen gesellschaftlichen auftrags, der neben seiner Rolle für die Klein - aber fein: Polnisch-Französisch-Deutsche Spezialitäten ne einfl ussreiche staatliche Funktion Sphäre.« Der Gesetzgeber sei daher Meinungs- und Willensbildung, neben Bei schönem Wetter: Idyllischer Garten mehr bekleiden. Die Länder haben bis nicht gehindert, auch Vertreterinnen Unterhaltung und Information eine kul- Mitte  Zeit, den Staatsvertrag kon- und Vertretern aus dem staatlichen turelle Verantwortung umfasst« und da- 10555 Berlin, Essener Str.19 kret auszugestalten und die Regularien Bereich einen Anteil einzuräumen. bei an das gesamte Publikum gerichtet Reservierung erbeten: 030/63375791 selbst festzulegen. Angesichts des übergreifenden Ziels sei. »Dabei muss sein Programmange- Das Bundesverfassungsgericht hat der Vielfaltsicherung sei aber auch bot für neue Publikumsinteressen oder [email protected] sich im Gegensatz zu Forderungen aus innerhalb der staatlichen Mitglieder neue Inhalte und Formen off enbleiben www.weimarerdreieck-berlin.de 30 DAS INTERVIEW www.politikundkultur.net

Volle Kraft für die Kunst Birgit Maria Sturm im Gespräch mit der Galeristin Rosemarie Schwarzwälder

Die Wiener Galerie nächst St. Stephan auf der Art Unlimited in Basel einen reines Konzeptwerk. Zum Expressiven wurde  von dem jüdischen Kunst- gemeinsamen Stand oder man kauft bzw. Aktionistischen gab es Anfang händler Otto Kallir-Nirenstein gegrün- oder ersteigert Arbeiten zusammen. der er-Jahre in Österreich Gegen- det und seit Mitte der er-Jahre von Ich arbeite mit Kollegen in Europa und strömungen, etwa Gerwald Rocken- dem kunstbegeisterten Domprediger in den USA zusammen, natürlich über- schaub, Heimo Zobernig oder Peter Otto Mauer geleitet. Danach führte Os- legt man sich Strategien. Jeder vertei- Kogler, die in meinen Ausstellungen wald Oberhuber Regie – ein Künstler digt aber sein Terrain und seine Positi- präsent waren. Eine Trennung der und ehemals Rektor der Wiener Hoch- on – da machen wir uns nichts vor. emotionalen von der rationalen Ebe- schule für angewandte Kunst. Seit  ne funktioniert nicht. Der Wahnsinn ist Rosemarie Schwarzwälder Inhaberin In einem Artikel attestiert Ihnen kann auch in einer Linie liegen. der Galerie nächst St. Stephan. Anfang Adrian Schiess »absolute Korrekt- April erhielt die gebürtige Schweizerin heit gegenüber den Künstlern«. Welche Auswirkungen hat die den ART COLOGNE-Preis für Kunst- Was meint er damit? Öff nung zu Osteuropa auf die vermittlung. Ich glaube, dass ich mich gut in die Wiener Kunstszene? Arbeit der Künstler hineindenken, sie Die Wiener Kunstmesse Viennafair Sie arbeiten in einem Markt, in in ihrer Substanz wahrnehmen und mit ihrem Osteuropa-Schwerpunkt dem ein harter Wettbewerb richtig vermitteln kann. Lob ist schön, ist ohne die Öff nung nicht zu denken. herrscht ... aber wir können alle scheitern und es Zu osteuropäischen Sammlern kann Mein Vater war Unternehmer und hat gibt nichts zum Ausruhen für mich. ich nicht viel berichten, manche triff t seine vier Töchter darauf hingeleitet, man auf internationalen Kunstmes- einer Berufstätigkeit nachzugehen. Keine Künstlerkarriere ohne sen. Die Grazyna Kulczyk Collection Die Kunst war für mich schon als Ju- Galerie – stimmt das? ist eine erstklassige Privatsammlung gendliche ein Projektionsraum, und Ja, es ist wunderbar, wenn man das in Polen. Dort und in Ungarn gibt es ich ahnte, dass sie etwas mit »Exis- Vertrauen eines Künstlers hat, der hervorragende Galerien und sehr am- tenzerklärung« zu tun hat. Anfang seine Ideen durch das »Instrument bitionierte Museen. der er-Jahre war ich feministisch Galerie« verwirklichen kann und sei- gerüstet - das hatte eine gewisse Ve- ne Forderungen klar zum Ausdruck Gibt es noch interessante Kunst hemenz, die ich auch wieder loswer- bringt. So kann man die Zusammen- aus sozialistischen Zeiten zu ent- den musste. Jedenfalls hat das zum arbeit entsprechend gestalten. decken? Selbstbewusstsein beigetragen. Absolut. Es gab in diesen Ländern in Umgekehrt gilt, dass Künstler den sechziger und siebziger Jahren Eine solch legendäre Galerie zu lei- wesentlich dazu beitragen, was extrem viel Konzeptkunst, es wurde ten – ist das mehr Lust oder Last? aus einer Galerie wird? mit Sprache und Buchobjekten, mit Dieser Ort ist im wahrsten Sinne eine Durch die Begegnung mit Helmut Film und Medien gearbeitet. Institution und war immer besetzt von Federle und Imi Knoebel wurden mir

der Kunst. Anfangs war der Druck groß, zwei Dinge deutlich: Dass ich ein Bei einer Galerie Ihrer Liga brau- ERBEN DORIS FOTO: all dies nicht an die Wand zu fahren »Klares Programm« entwickeln muss- chen Künstler viel Geld für auf- und zugleich etwas Eigenes zu ma- te, und dass sehr gute Künstler die wendige Produktionen. machen und hinten herum erfahren, vernetzt, und man muss auch ande- chen. Otto Mauer und später Oswald wichtigsten Parameter einer Galerie Geld ist immer ein wichtiger Faktor. dass im Studio Handel betrieben wird. renorts etwas tun, das eine Wichtig- Oberhuber haben in diesen Räumen sind. Auch erweitern sie mit ihren Hinzu kommen rechtliche Aspekte, Das ist unprofessionell, und ein wirk- keit hat. Das hat auch persönliche, mit Künstlern der damaligen öster- Kontakten zu anderen Künstlern, wenn man öff entliche oder größere lich guter Künstler macht das auch familiäre Gründe. reichischen Avantgarde wie Arnulf Sammlern und Kuratoren das beste- private Projekte durchführt. Es ist nicht. Rainer oder Maria Lassnig fantastische hende Netzwerk einer Galerie. wichtig, die Künstler und Künstle- Auch privat leben Sie in einer rei- Ausstellungen gemacht. Die Wiener rinnen zu begleiten und immer An- Ist Ihnen das schon passiert? nen Kunst-Familie? Werkstätten wurden hier in der legen- Kann ein Galerist zur künstleri- sprechpartner zu sein. Alle, vor allem Selten. Die Künstler müssen sich ja Bildende Kunst war für meine Söhne dären Ausstellung »Frühes Industrie- schen Produktivität anspornen? die Künstler, müssen spüren, dass auch fragen, was es ihnen letztlich immer eine Selbstverständlichkeit. design  – « erstmals richtig Ein guter Galerist ist eine Art Motor. man sich mit voller Kraft für eine bringt. Auf die meisten Künstler kann Nikolaus hat bei mir gearbeitet und thematisiert. Es wurde immer auch Ich glaube, ich kann Künstlern Im- Sache einsetzt. ich mich verlassen, sie schätzen mein vor ein paar Jahren mit Partnern internationale zeitgenössische Kunst pulse geben, ihre Vorstellungen mög- fi nanzielles und persönliches Invest- seine eigene Galerie gegründet. Ich gezeigt und erstmals in Österreich lichst genau zu formulieren. Wenn Sie Arbeiten von international ment. weiß, wie schwierig Galeriearbeit waren hier Konzeptkünstler zu sehen. einen Künstler im Atelier besuchen, bekannten Künstlern sind ist – insbesondere in Berlin. Mein Unvergessen bleibt mir die Installati- merkt er sofort, ob Sie Anteil nehmen, sehr teuer. Fünf von hundert Künstlern kön- zweiter Sohn Raphael hat nach sei- on von Fred Sandback, der nichts als ob Sie ihn gedanklich wirklich erfas- Wir arbeiten im fünf- bis sechsstel- nen von ihrer Arbeit leben. Sind sie nem Studium eine Weile in Japan einen roten Faden durch den  Meter sen. ligen Bereich. Wir machen mit den im Markt nicht etabliert, klagen gelebt. Nun arbeitet er bei mir und ist langen Raum spannte. Genau diese Künstlern Riesenprojekte, beispiels- sie über Galeristen. auf dem Weg, sich selbstständig zu Radikalität habe ich gesucht. Was passiert, wenn Sie Arbeiten weise mit Katharina Grosse. Ihr »Sha- Das »schlechte« Image des Kunst- machen. Vor etwa acht Jahren habe eines hervorragenden Künstlers pe« am Kunstmuseum Bonn wurde marktes resultiert auch aus der Frus- ich ein indisches Mädchen, Sybille, Otto Kallir-Nirenstein emigrierte nicht verkaufen können? komplett von unserer Galerie admi- tration dieser Künstler. Jeder kennt aufgenommen. Sie ist nun  Jahre alt  nach New York und etablierte Wenn ich von einem Künstler über- nistriert und vorfi nanziert. einen oder mehrere erfolglose Künst- und macht eine Ausbildung als Res- die Gallery St. Etienne. Seine zeugt bin, dann arbeite ich darauf ler mit verquerer Selbsteinschätzung. tauratorin. Enkelin hat das Werkverzeichnis hin, dass andere das auch erkennen. Bleiben Sie gelassenen in Phasen, Das ist tragisch. zu Egon Schiele erstellt. Ich vertrete zum Beispiel Joëlle Tuer- in denen geschäftlich nichts läuft? Als Galeristin ist man viel unter- Kallir-Nirenstein arbeitete in Wien linckx, eine herausragende Künstlerin Dass nichts läuft, passiert selten In Deutschland gibt es zuhauf wegs und braucht ein zuverlässiges mit einer Assistentin und sie führte aus Belgien. Ihr Werk nicht leicht ver- – aber selbst in einer Phase der Hoch- Künstlerförderung; für Galerien Team ... den Kunsthandel, der nicht arisiert mittelbar – aber es hat einen riesigen konjunktur muss man dahinter her gibt es keinerlei wirtschaftlichen Die Galerie beschäftigt einige freie wurde, weiter. Seine Verdienste sind Atem. Ihre Arbeiten kann man nicht sein. Support ... und sechs festangestellte Mitarbeiter. großartig, denn er hat dazu beigetra- einfach so an die Wand hängen. Sie Die Regierung in Österreich hat es Die meisten sind schon sehr lange gen, dass die Klassiker der österrei- haben keinen Anfang und kein Ende, Wie ist Ihr Idealtypus eines früh verstanden, dass private Galerien dabei. Ich habe in dieser Hinsicht gro- chischen Kunst in Amerika heute so sondern sind Teil eines Prozesses. Sammlers? ein Wirtschaftsfaktor sind. Wir brin- ßes Glück, denn die Galerie konnte bekannt sind. Außerdem hat er das Natürlich bin ich enttäuscht, wenn Sammler sind nicht nur, aber auch gen nicht nur den Künstlern Einkünf- nur mit Leuten, die kompetent und Interesse an Outsider Art gefördert. Sammler bei solchen Herausforderun- Idealisten. Ich erwarte von ihnen En- te, sondern auch den Spediteuren, im Geschäft bewandert sind, inter- Jane Kallir treff e ich öfter auf der Bas- gen nicht gleich reagieren. Manchmal gagement und Interesse. Im Gegen- Versicherungen, der Touristik und so national so bedeutend werden. Ich ler Kunstmesse. brauchen die Dinge einfach ihre Zeit. zug biete ich ihnen einen Mehrwert, weiter. Es werden zwei internationale gebe viele Freiräume und lasse mich wenn sie Kunst kaufen. Kunstkäufer Kunstmessen jährlich gefördert. Das von meinen Mitarbeitern auch gerne Hatten Sie Vorbilder im Ihre Künstler arbeiten sehr muss man natürlich immer wieder ist sehr hilfreich. beraten. Kunstmarkt? minimalistisch und konzeptuell. ermutigen und verführen. Es gibt Konrad Fischer – seine präzise Aus- Ein Spirit, der sehr mit der Schweiz Sammler, die durch die Kunst etwas In Österreich haben sich auch die Bleibt neben dem Leben für die wahl der Künstler und seine Art, sie verbunden ist. Österreich hingegen erleben, das ihnen der Alltag ver- Künstler gegen das Folgerecht Galerie noch Zeit für anderes? zu vertreten und zu vermitteln – war hat sehr expressive Künstler her- wehrt. So kann man eine Passion für gewehrt, bis es  in der europäi- Ende der er-Jahre hatte ich mit sehr prägend. Michael Werner ist vorgebracht. das Trashige von Jonathan Meese ha- schen Union eingeführt wurde. dem Künstler Reiner Ruthenbeck ein ein genialer Galerist, er hat seinen In dieser calvinistischen Schweiz hat ben, weil es wie ein Ventil wirkt. Man Die Künstler haben hier klar gesehen, Gespräch über Meditation. Zunächst Künstlern unglaubliche Karrieren mir etwas Wesentliches gefehlt: Sinn- braucht als Galerist viel Sensibilität dass die Galeristen so viel für sie leis- wollte ich einfach nur die Technik verschaff t. Zu Rudolf Zwirner hatte lichkeit, Erotik und Wahnsinn. Wobei für divergierende Sammlerinteres- ten, sodass sie ihnen nicht noch mehr kennenlernen, später auch die Phi- ich ein sehr gutes Verhältnis. Ganz es das auch in der Schweiz gibt, etwa sen. Umgekehrt braucht der Sammler zumuten wollten. losophie, die dahinter steht. Wir wichtig war Ileana Sonnabend. Von bei Louis Soutter. Dennoch: eine Ga- eine professionelle Galerie, die ihm neigen im Kunstbetrieb dazu, vieles diesen Kollegen habe ich gelernt, wie lerie in der Schweiz war für mich nie Solidität, Qualität und die Treue zum Haben Sie einmal daran gedacht, zu verabsolutieren. Es ist wichtig, zu sie Einfl uss auf Sammler nehmen und Thema. Wenn man an Koloman Moser, Künstler bietet. Wien zu verlassen? begreifen, dass alles nur eine relative sie überzeugen können. Adolf Loos oder den Bildhauer Karl Es stand immer einmal im Raum, Wahrheit ist. Ansonsten wird man Prantl mit seinen Steinen denkt, gibt Was ist das absolute No-Go in der nach New York zu gehen – manche zum Opfer seiner eigenen Passion. Wie funktioniert die Kooperation es in der österreichischen Kultur auch Zusammenarbeit zwischen Galeri- Künstler hätte ich dort exklusiv ver- mit Kollegen? klare Konzeptionen. Ernst Caramelle en und Künstlern? treten können. Wir sind ja ein Klein- Birgit Maria Sturm ist Mit guten Partnern kann man viel hat  meine erste Ausstellung »Ob- Ein Künstler darf seine Galerie nicht unternehmen im Vergleich zu den Geschäftsführerin des Bundes- mehr erreichen, vor allem für die jekte, Multiples, Editionen, Gemein- übergehen und direkt verkaufen. Es großen amerikanischen Blue Chip- verbandes Deutscher Galerien und Künstler. Man mietet zum Beispiel schaftsarbeiten etc.« kuratiert, ein kann nicht sein, dass wir die Arbeit Galerien. Aber ich bin ohnehin global Kunsthändler Politik & Kultur | Nr. /  | Mai — Juni  STELLUNGNAHMEN 31

Stellungnahme des Deutschen Kulturrates: Arbeits- und Sozialpolitik für die Kultur – zu den arbeitspolitischen Vorhaben im Koalitionsvertrag für den Kultur und Mediensektor

Berlin, den ... Der Deutsche Abgabegerechtigkeit bei der Maße mit seinem Bundeszuschuss für Kulturwirtschaft aus. Für sie ist daher im Fall von Arbeitslosigkeit auch Ar- Kulturrat, der Spitzenverband der Künstlersozialabgabe die beschlossenen Ausnahmen eintre- die Planungssicherheit hinsichtlich der beitslosengeld I beziehen zu können. Bundeskulturverbände, begrüßt, dass ten. Künstlersozialabgabe ein wichtiger Fak- Die bestehenden Regelungen bei kurz sich die Regierungskoalition im Koali- Der Deutsche Kulturrat unterstützt Bei der Einführung einer Lebensleis- tor. Oftmals werden für Jahre im Voraus befristet Beschäftigten sind nach wie tionsvertrag ausdrücklich zur sozialen ausdrücklich das Vorhaben der Bun- tungsrente muss den besonderen Be- vertragliche Bindungen eingegangen. vor unbefriedigend. Dies triff t im Kul- Absicherung im Kunst-, Kultur- und desregierung, durch gesetzliche Maß- langen der in der Künstlersozialver- Für mittelfristige Finanzplanungen tursektor vor allem auf Beschäftigte Mediensektor bekennt. Die soziale nahmen für Abgabegerechtigkeit bei sicherung versicherten selbständigen wird Planungssicherheit bei den zu in Theatern sowie der Film- und Fern- Absicherung der im Kunst-, Kultur- der Künstlersozialversicherung Sorge Künstlern und Publizisten Rechnung entrichtenden Abgaben benötigt. Ein sehbranche zu. Der Deutsche Kulturrat und Medienbereich Beschäftigten so- zu tragen. Abgabe- und Beitragsgerech- getragen werden. Die Künstlersozial- stabiler Künstlersozialabgabesatz ist für fordert die Bundesregierung auf, unter wie der freiberufl ich Tätigen muss im tigkeit sind ein konstitutives Element versicherung hat erst im Jahr  ihre den Kultur- und Mediensektor und die Beteiligung der Fachverbände zügig Sozial- und Kulturstaat Deutschland des gesamten Sozialversicherungssys- Arbeit aufgenommen. Freiberufl iche beteiligten Wirtschaftsunternehmen nach adäquaten Lösungen zu suchen. eine Selbstverständlichkeit sein. Ge- tems, insofern sollte Abgabegerechtig- Künstler und Publizisten, die jetzt das von sehr großer Bedeutung. Daher greift rade künstlerische Berufe und andere keit auch bei der Künstlersozialabgabe Rentenalter erreichen, haben daher der Deutsche Kulturrat aktuell seinen Regelung zur Tarifeinheit Kulturberufe zeichnen sich durch ei- gewährleistet sein. Deshalb unterstützt Probleme, die geforderten Versiche- bereits im Jahr  formulierten Vor- nige Spezifi ka aus: Sie sind teilweise der Deutsche Kulturrat, dass die Deut- rungsjahre zu erreichen. Der Deutsche schlag einer veränderten Festlegung Der Deutsche Kulturrat wendet sich durch kurz befristete Beschäftigungen sche Rentenversicherung als bewährte Kulturrat fordert deshalb die Bundesre- des Abgabesatzes wieder auf: Er schlägt gegen die geplante Regelung zur Ta- gekennzeichnet. Der Selbständigkeit und erfahrene Institution zur Prüfung gierung auf, unkomplizierte pauschale vor, dass die Verwerter die Künstlerso- rifeinheit. Gerade im Kunst-, Kultur- wird ein wichtiger Stellenwert beige- der korrekten Abführung von Sozialab- Übergangslösungen für diese Gruppe zu zialabgabe nach einem festen, für die und Mediensektor gewährleisten die messen. Viele Erwerbsbiografi en sind gaben für abhängig Beschäftigte künftig fi nden. Der Deutsche Kulturrat schlägt Abgabepfl ichtigen fi nanzierbaren Ab- berufsspezifischen Gewerkschaften durch Patchwork-Tätigkeiten mit ei- im selben Rhythmus von vier Jahren die vor, in der Übergangsphase bis  gabesatz entrichten. Dieser Abgabesatz und Berufsverbände wie auch berufs- nem Neben- oder auch Nacheinander Abführung der Künstlersozialabgabe für Künstler und Publizisten die An- wird für einen mittelfristigen Zeitraum spezifi sche Arbeitgeberorganisationen von dauerhafter sozialversicherungs- bei Arbeitgebern prüft. Der Deutsche forderungen auf lediglich  Jahre an festgelegt und verändert sich innerhalb als Pendant, dass adäquate, dem Sek- pfl ichtiger Beschäftigung, kurz befris- Kulturrat kann nicht erkennen, warum rentenrechtlichen Zeiten und  Jahre dieses Zeitraums nur unter Berücksich- tor angepasste tarifl iche Regelungen teter sozialversicherungspfl ichtiger bei dieser Prüfung eine Kosten-Nutzen- Pfl ichtbeiträge aus Beschäftigung, Kin- tigung der allgemeinen Sozialabgabe- getroff en werden. Würde die Regelung Beschäftigung, Selbständigkeit oder rechnung für erforderlich erachtet wird, dererziehung oder Pfl ege zu reduzieren. sätze. Die daraus resultierende Abgabe zur Tarifeinheit eingeführt, gäbe es in auch befristeter sozialversicherungs- da der Gesetzgeber davon ausgehen Ebenso gilt es, die Verbreitung im di- wird durch einen Bundeszuschuss auf einigen Betrieben die Situation, dass pfl ichtiger Beschäftigung geprägt. Die muss, dass die Künstlersozialabgabe gitalen Umfeld stärker in den Blick zu % der Beitragsausgaben der Künst- die berufsspezifi schen Gewerkschaften, Einkommen schwanken je nach Auf- ebenso wie die Sozialabgaben für Ar- nehmen. Hier zeichnet sich ab, dass lersozialkasse aufgefüllt und darf nicht die die sektorspezifi schen Interessen tragslage teilweise beträchtlich. Einige beitnehmer ordnungsgemäß entrichtet die Selbstvermarktung künstlerischer unter die Höhe sinken, die den vom der betroff enen Arbeitnehmer vertreten, Berufe zeichnen sich durch eine ver- wird. Dienstleistungen und Werke an Be- Bundesverfassungsgericht in der Ent- keine Tarifverträge mehr abschließen hältnismäßig kurze Laufbahn mit dem Zugleich sieht der Deutsche Kulturrat deutung gewinnen. Daraus folgt, dass scheidung vom .. dargestell- könnten. Jene Gewerkschaften, die be- Erfordernis eines Berufsübergangs aus. das Erfordernis, dass der Bund in stär- weniger Künstlersozialabgabe anfällt, ten Anforderungen entspricht. In einem rufsspezifi sche Interessen vertreten, Die Kultur- wie auch die Arbeits- und kerem Maße für die Künstlersozialab- da es bei Selbstvermarktungen keinen solchen Fall müsste der Abgabesatz der würden zwangsläufi g ins Hintertreff en Sozialpolitik sind daher gefordert, gabeausfälle eintritt, die er politisch Abgabeschuldner gibt. Auch für diese Abgabepfl ichtigen gesenkt werden. geraten, da sie im Betrieb nicht mehr- diesen Besonderheiten Rechnung zu zu verantworten hat. So wurden in den Einnahmelücke müsste der Bund mit ei- heitlich vertreten wären. Auf mittlere tragen. vergangenen Jahren beispielsweise zur nem höheren Bundeszuschuss einstehen. Sicht stehen damit die Koalitionsfrei- Arbeitslosengeld I bei kurz Im Folgenden nimmt der Deutsche Stärkung des bürgerschaftlichen En- Weiter muss verhindert werden, dass heit und Tarifautonomie in Frage. Über- befristet Beschäftigten Kulturrat zu drei im Koalitionsvertrag gagements Ausnahmen von der Abga- Künstler in die Scheinselbständigkeit dies wird die in Artikel  GG garantierte angesprochenen arbeits- und sozial- bepfl icht eingeführt. Wenn der Bund gedrängt werden, damit Unternehmen Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass Kunstfreiheit tangiert. Der Deutsche rechtlichen Themen Stellung. bürgerschaftlichen Vereinen Vergüns- Sozialabgaben einsparen. Die sozial- eine Anschlussregelung mit Blick auf Kulturrat fordert die Bundesregierung tigungen gewährt, muss sichergestellt versicherungspfl ichtige Beschäftigung das Arbeitslosengeld I bei kurz befristet auf, von der geplanten Regelung zur werden, dass die entstehenden Ausfälle sollte Vorrang haben. Beschäftigten gefunden werden soll. Er Tarifeinheit Abstand zu nehmen. nicht von den anderen Abgabepfl ichti- Honorarzahlungen an Künstler machen unterstreicht, dass bei Zahlungen von gen geschultert werden müssen. Daher einen erheblichen Etatposten bei Kul- Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung muss der Bund künftig in stärkerem tureinrichtungen und Unternehmen der zumindest die Chance bestehen muss,

Stellungnahme des Deutschen Kulturrates Impulse für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik der 18. Wahlperiode

Berlin, den ... Auswärtige Kul- wird. In der Auswärtigen Kultur- und der Künstleraustausch und die Präsen- menarbeit erwachsen kann. Finanzi- Bewusstsein von Jugendlichen für Euro- tur- und Bildungspolitik (AKBP) muss Bildungspolitik werden Rahmenbedin- tation von Kunst im Aus- und Inland im ell aufwändige und zeitlich begrenzte pa und für die Eine Welt, für Fragen der in der globalisierten Welt eine neue gungen für die Präsentation von und Vordergrund. Setzen einige den Akzent Großprojekte können allenfalls eine Globalisierung und für kreative Formen Dimension entwickeln. Deutschland die Auseinandersetzung mit Kultur aus auf die Vermittlung deutscher Sprache, Ergänzung nachhaltiger, auf einen län- der transnationalen Zusammenarbeit. ist als Mitglied der Europäischen Uni- Deutschland gesetzt. In beiden Fällen stellen andere den Knowhow-Transfer geren Zeitraum angelegter AKBP sein. on eingebunden in globale Diskussi- sind Kunst und Kultur der Gegenstand. in den Mittelpunkt. Die nächsten erwar- Der Deutsche Kulturrat fordert, das ons- und Entscheidungsprozesse. Die Es gilt jeweils alle Künste in ihrer Viel- ten neue künstlerische Ausdrucksfor- Der Deutsche Kulturrat fordert, die Potential des europäischen und Gewichte in der Welt verschieben sich, falt und je eigener Ausprägung in den men, die aus der Begegnung entstehen. längerfristige Zusammenarbeit in den internationalen Jugendkulturaus- neue aufstrebende Nationen gewin- Blick zu nehmen. Gelegentlich wird Im Deutschen Kulturrat sind Verbände Mittelpunkt der Auswärtigen Kultur- tauschs als wichtiges Standbein der nen politisch und wirtschaftlich an die Bundeshaushaltsordnung als Be- und Organisationen versammelt, die für und Bildungspolitik zu rücken. Dieses Auswärtigen Kultur- und Bildungs- Stellenwert. Zugleich scheint der alte gründung angeführt, warum Akteure diese Vielfalt – auch an Interessen und muss sich auch in der Finanzierung politik durch mehr Unterstützung Ost-West-Konfl ikt wieder an Bedeutung der AKBP nicht im Inland aktiv werden Schwerpunkten – stehen. widerspiegeln. besser zu nutzen. zu gewinnen. Deutschland als wichti- dürfen. Eine solche Betrachtungsweise Aus gutem Grund wird die AKBP von ger Industrienation kommt in der sich schaff t eine künstliche Trennung, die einer Vielzahl zivilgesellschaftlicher Chancen digitaler Techniken nutzen Kulturelle Bildung als Bindeglied verändernden Welt eine wichtige Rol- den fachlichen Erfordernissen einer Akteure realisiert. Diese zivilgesell- zwischen Kunst und formaler Bil- le zu. Vor diesem Hintergrund muss es Kulturpolitik, die AKBP und Kulturpoli- schaftlichen Akteure haben andere Neben dem persönlichen unmittelbaren dung darum gehen, eine Neupositionierung tik im Inland verknüpft, entgegensteht. Möglichkeiten der Kooperation und des Austausch bieten die digitalen Tech- Kulturelle Bildung spielt auf allen Kon- der AKBP vorzunehmen, die Der Deutsche Kulturrat fordert mit Blick Austausches als staatliche Institutio- niken neue Chancen des Austausches. tinenten eine zunehmend wichtige Rol- • sich als Teil des Nord-Süd-Dialogs auf den Gegenstand Kunst und Kultur, nen. Dies gilt vor allem in Hinblick auf Hierzu gehören die sozialen Netzwer- le in den Bildungssystemen. Neben den versteht, dass die Kulturpolitik im Inland und die den Kulturdiskurs, die Zusammenarbeit ke ebenso wie Online-Lernplattformen überwiegend kognitiven und formalen • die Verständigung und den Austausch Auswärtige Kultur- und Bildungspoli- mit Künstlern in der Opposition und und anderes mehr. Viele Akteure der Bildungsangeboten können auch die befördert, tik enger verknüpft werden, um so den anderem mehr. Die deutschen zivil- AKBP nutzen diese Chancen bereits. Dimensionen der persönlichen und • mit der Kultur- und Bildungspolitik Austausch zu befördern. Bestehende gesellschaftlichen Akteure der AKBP Der Einsatz digitaler Techniken kann gesellschaftlichen Entwicklung und des Inlands eng verbunden ist, haushaltsrechtliche Hemmnisse dieser sind in der Kulturszene in Deutschland die bestehenden personalen Formen sozialer Kompetenz mit künstlerischen • ihren Eigenwert nicht vernachlässigt. Verknüpfung gilt es zu beseitigen. verwurzelt und mit den Kulturszenen des Austausches aber nicht ersetzen, Mitteln in allen Altersgruppen angeregt Der Deutsche Kulturrat benennt im Fol- im Ausland vertraut. Sie können eigene sondern nur ergänzen. werden. Im Zusammenhang mit Fra- genden sechs aus seiner Sicht für die Vielfalt der Akteure Akzente setzen, um partnerschaftlich Der Deutsche Kulturrat fordert, neben gen von Kultur und Entwicklung sowie aktuelle Wahlperiode des Deutschen In der AKBP ist eine Vielzahl von Ak- mit ausländischen Akteuren die AKBP den Mitteln für den direkten Austausch bei dem Aufbau zivilgesellschaftlicher Bundestags ( bis ) wesentliche teuren aktiv. Diese Vielzahl ist auch ein mit Leben zu füllen. zusätzliche für die digitale Vermittlung Strukturen im Kulturbereich von Trans- Aspekte für die AKBP. Ausdruck der Vielfalt des kulturellen Der Deutsche Kulturrat fordert, die zur Verfügung zu stellen. formationsgesellschaften können bei- Lebens in Deutschland. Neben den Partner der Auswärtigen Kultur- und spielweise Angebote kultureller Bildung Verknüpfung der Kulturpolitik im Mittlerorganisationen sind Künstler- Bildungspolitik in der eigenen Akzent- Europäischer und internationaler entscheidende Impulse geben. Inland mit Auswärtiger Kultur- und verbände, Verbände der kulturellen setzung zu stärken und sie mit aus- Jugendkulturaustausch Bildungspolitik Jugendbildung, kulturwirtschaftliche reichenden Ressourcen auszustatten, Der künstlerisch orientierte Jugendkul- Der Deutsche Kulturrat fordert, die Die AKBP steht in engem Zusammen- Organisationen und nicht zuletzt die damit sie ihre Arbeit verantwortlich turaustausch eröff net neue Perspekti- Bildungskonzepte der Mittlerorga- hang mit der Kulturpolitik im Inland. Kirchen sowie weitere Akteure in die- umsetzen können. ven für die Zukunft der AKBP. Hier geht nisationen der Auswärtigen Kul- Die Kulturpolitik im Inland setzt Rah- sem Feld aktiv. Aus dieser Vielzahl es sowohl um einen altersadäquaten tur- und Bildungspolitik zeitgemäß menbedingungen für die Kultur in resultiert auch eine Heterogenität Nachhaltigkeit als Prinzip Umgang mit den Künsten, als auch um weiterzuentwickeln und die trans- Deutschland, die im Ausland gezeigt der Zielsetzungen. Sehen die einen Nachhaltige AKBP hängt entscheidend menschliche Begegnung und aktive nationale Arbeit anderer zivilge- und wahrgenommen wird, ebenso wie den Export von Kulturgütern und davon ab, dass über einen längeren grenzüberschreitende kreative Zusam- sellschaftlicher Akteure in diesem für die Kultur aus dem Ausland, die in -dienstleistungen aus Deutschland als Zeitraum Vertrauen aufgebaut wird menarbeit von jungen Menschen. Diese Feld anzuerkennen und aktiv zu Deutschland präsentiert und rezipiert besonders wichtig an, stehen für andere und so eine partnerschaftliche Zusam- Formen des Austauschs entwickeln das unterstützen. 32 DAS LETZTE www.politikundkultur.net

Kurz-Schluss Wie ich einmal einen völlig falschen Text für meinen mächtigen Auftraggeber ablieferte

THEO GEIẞLER sich ein ausgebuff ter Finanzfuchs nicht und so weiter…»all das wird als euro- den Nebelbänken zwischen Straßburg mit den USA zu verschleudern. Ich, unbedingt zum feinsinnigen Freund der päische ‚soft power‘, als europäisches und Brüssel allenfalls schemenhaft zu Wolfgang Schäuble, werde all meine Eigentlich müsste ich vor Stolz platzen: schönen Künste weiterentwickelt. Al- Modell wahrgenommen.« Aber lesen erkennen sind. Kraft, meinen Einfl uss dazu nutzen, die- Nach zehn aufopferungsreichen Jahren lerdings habe ich vor einigen Jahren Sie doch selbst, die rosarote Brille nicht Mein Stichwort-Zettel für den se Fehlentwicklungen zu korrigieren.« als Embedded Journalist immer treu unseren Wolferl mit leuchtenden Augen vergessen. Schäuble-Leitartikel – er landete ver- – Naja, kam wohl nicht so gut. in seinen Diensten ist es vollbracht: und hochroten Ohren beim Deutschen Immerhin: Der Begriff »Kultur« mutlich im Reißwolf des Praktikanten Immerhin werde ich mich mit mei- Mein mutmaß licher Cheff e Wolfgang Chorfest in Frankfurt erlebt. Dass sich kommt vor. Wir haben uns an den Ge- – enthielt folgende thematische Anre- nem Herausgeber-Kollegen Olaf Zim- Schäuble schwingt sich jetzt zu einem sein »Kulturbewusstsein« dann auf eine brauch von Koppel-Wörtern wie Banken- gungen: »Das Projekt Europa ist eine mermann erstmals nicht bis aufs Blut Leitartikel in meiner geliebten Heimat- derart ökonomistische, mit pseudo- Börsen- oder Firmen-Kultur gewöhnt. großartige Vision, deren Realisierung über meine Glosse streiten müssen: Hat Zeitung auf: Wenn Sie wie üblich aus eurozentristischen Phrasen gespickte Wir fallen kaum noch über Politiker her, am ökonomischen Zyklopenblick vie- er doch gerade in seinem Editorial das guten Gründen das Studium von »Po- Platt-Form reduziert hat, verdünnt die Kultur auf ihre Funktion als wei- ler teurer Posten-Besetzer zu scheitern hohe Lied wider die Obrigkeits-Hörig- litik & Kultur« auf dieser letzten Seite noch durch religiösen Schein-Libe- chen Standortfaktor oder Sozial-Kitt droht. Das Versäumnis, von Fesseln des keit gesungen. Da stimm ich ein. Mutig, begonnen haben – wenden Sie aus- ralismus, halte ich für völlig unwahr- reduzieren. Wir haben es satt, den infl a- Kapitals befreite kulturelle Vielfalt ins mutig, lieber Olaf… nahmsweise das Blatt – und Sie fi nden scheinlich. tionären Umgang mit dem Schmink-Be- Zentrum der europäischen Gemein- aus Wolfgangs Feder einen Aufsatz zu Das Ganze startet mit Binsen wie griff »politische Kultur« noch ausgiebig schaft zu rücken, rächt sich jetzt. Po- Europas politischer Kultur: »Grundlage »Unser Kontinent unterscheidet sich zu bekritteln. Es ist wenig kreativ, sich pulistische Opportunisten versuchen guter Zukunft im . Jahrhundert«. erheblich von anderen…, es herrscht den Schädel an verständnislosen MINT- mit einigem Erfolg, die europäische Idee Aus Wolfgangs Feder? Beim Lesen ein viel höheres Sicherheitsbedürfnis«. verbildeten aber machtbewussten Voll- mit nationalem Egoismus zu kontern. dieses Elaborates schwollen meine Drauf folgt die hohe Schnulze, Europa pfosten einzurennen. Johann Nestroys Aufklärung wäre angebracht statt auf- Schläfen-Arterien spontan auf Fahr- hätte die größte »soft power«, belegt trauriger Satz: »Die edelste Nation ist gepfropfter Regulierungsdekrete, die radschlauch-Umfang. Nach dem Genuss durch den materialistisch unterfütter- die Resignation« scheint in vieler Hin- Bananenkrümmung definieren, den einer Handvoll Betablocker kam ich zu ten Schlangensatz-Euphemismus: »Die sicht auf das kontrollsüchtige, büro- Banken aber jeglichen Spekulations- dem Schluss, dass irgendein durch Po- Attraktivität der europäischen Kultur, kratie-lastige -Staaten-Konglomerat spielraum belassen. Statt unseren wich- lit-Marketing-Lyrik verseuchter Prakti- gut ausgebildete Menschen, lebendige anwendbar. Und so werden demnächst tigsten gemeinsamen Nenner, unsere kant diese Ansammlung von Worthül- Zivilgesellschaften, eine demokrati- erneut deutlich weniger als die Hälfte kulturelle Tradition, unsere humanisti- sen und Gemeinplätzen an Schäubles sche und off ene politische Kultur, die der Bürger Europas sich an die Urnen sche Weltsicht zu fördern und zu schüt- kritischem Blick vorbeigeschmuggelt soziale Marktwirtschaft, international bemühen, um Volksvertreter zu wäh- zen, ist die EU dabei, diese Ressource im Theo Geißler ist Herausgeber von haben musste. Es mag schon sein, dass erfolgreiche Unternehmen« (sic!)… len, deren Aufgaben und Tätigkeiten in Rahmen des Freihandelsabkommens Politik & Kultur

KURZNACHRICHTEN

Kul.tour stoppt TTIP Am . Mai  wird Andreas Kämpf, Vi- zepräsident des Deutschen Kulturrates, auf dem Podium der Attac-Veranstaltung »Kul.tour stoppt TTIP – raus aus der Freihandelsfalle!« in Freiburg über die Auswirkungen des Freihandelsabkommens auf die Kultur diskutieren. Welche Kon- sequenzen brächte eine weitgehende De- regulierung und Liberalisierung unserer Volkswirtschaften für den kulturellen Sektor mit sich? Es diskutieren zudem: Hans-Jürgen Blinn, Bundesratsbeauftragter im Handelspoli- tischen Ausschuss in Brüssel, Axel Mayer vom BUND, Barbara Mundel, Intendantin Theater Freiburg (Auswirkungen auf The- aterlandschaft), Urban Priol, Kabarettist und viele andere.

Verteidigt die Kultur! Am . Mai  fi nden in der Akademie der Wissenschaften mehrere Workshops zu den Auswirkungen des Freihandels- abkommens (TTIP) auf einzelne Bereiche der Kultur(Wirtschaft) statt. Am Abend diskutieren Jürgen König, Gerhard Pfennig, Klaus Staeck, Olaf Zimmermann u.a. im Rahmen des Akademiegesprächs über die Gefahren des Abkommens. Die Veranstaltung beginnt mit einem Statement der Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Weitere Informationen zum Thema TTIP fi nden Sie unter: www.

KARIKATUR: HEIKO SAKURAI HEIKO KARIKATUR: kulturrat.de/ttip.

IMPRESSUM

Politik & Kultur – REDAKTIONSASSISTENZ LAYOUT UND SATZ VERKAUFSSTELLEN HINWEISE Zeitung des Deutschen Kulturrates Rike Rathjens Petra Pfaff enheuser Politik & Kultur ist im Abonnement, in Politik & Kultur bemüht sich intensiv um c/o Deutscher Kulturrat e.V. ConBrio Verlagsgesellschaft mbH Bahnhofsbuchhandlungen, großen Kiosken die Nennung der Bildautoren. Nicht immer Mohrenstraße ,  Berlin ANZEIGENREDAKTION Regensburg sowie an Flughäfen erhältlich. Alle Ausgaben gelingt es uns, diese ausfi ndig zu machen. Telefon:  .    Martina Wagner können unter www.politikundkultur.net Wir freuen uns über jeden Hinweis und Fax:  .    Telefon:  .    Politik & Kultur erscheint auch als PDF geladen werden. Ebenso kann werden nicht aufgeführte Bildautoren in der www.politikundkultur.net, Fax:  .   , [email protected]  mal im Jahr. der Newsletter des Deutschen Kulturrates jeweils nächsten Ausgabe nennen. Sollte in [email protected] (– mal pro Woche) unter www.kulturrat.de Beiträgen auf das generische Femininum VERLAG ABONNEMENT abonniert werden. verzichtet worden sein, geschah dies aus HERAUSGEBER ConBrio Verlagsgesellschaft mbH  Euro pro Jahr Gründen der besseren Lesbarkeit. Olaf Zimmermann und Theo Geißler Brunnstraße ,  Regensburg (inkl. Zustellung im Inland) HAFTUNG Selbstverständlich sind immer weibliche www.conbrio.de Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte als auch männliche Gruppenangehörige REDAKTION BESTELLMÖGLICHKEIT und Fotos übernehmen wir keine Haftung. einbezogen. Olaf Zimmermann (Chefredakteur DRUCK Politik & Kultur Alle veröff entlichten Beiträge sind urhe- v.i.S.d.P), Gabriele Schulz (Stv. Freiburger Druck GmbH & Co. KG Mohrenstraße  berrechtlich geschützt. Offi zielle Stellung- FÖRDERUNG Chefredakteurin), Stefanie Ernst www.freiburger-druck.de  Berlin nahmen des Deutschen Kulturrates sind als Gefördert aus Mitteln Der Beauftragten (Chefi n vom Dienst), Andrea Wenger, Telefon:  .    solche gekennzeichnet. Alle anderen Texte der Bundesregierung für Kultur und Barbara Haack, Andreas Kolb , GESTALTUNGSKONZEPT Fax:  .    geben nicht unbedingt die Meinung des Medien auf Beschluss des Deutschen Carolin Ries Ilja Wanka und S Design [email protected] Deutschen Kulturrates e.V. wieder. Bundestages.