Grundlagenbericht der Interkommunalen Arbeitsgruppe (IKA) zu den Chancen und Risiken einer Fusion der Einwohnerge- meinden , , , , , Walliswil b. Niederbipp, Walliswil b. Wangen, Wangen a.d.A., , und

(Fusionsabklärungsbericht) vom 16. August 2017

Der vorliegende Fusionsabklärungsbericht soll den Stimmberechtigten der Einwohner- gemeinden Attiswil, Farnern, Niederbipp, Oberbipp, Rumisberg, Walliswil b. Nieder- bipp, Walliswil b. Wangen, Wangen a.d.A., Wangenried, Wiedlisbach und Wolfisberg als Grundlage für die Willensbildung hinsichtlich der Urnenabstimmung vom 24. Sep- tember 2017 betreffend die Fortführung der Fusionsabklärungen und die Ausarbeitung des Fusionsvertrages sowie der erforderlichen Reglemente (Grundsatzbeschluss) die- nen. Fusionsabklärungsbericht

VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION –

ZENTRAL – LOYAL – GENIAL

Die fusionierte Gemeinde…

bietet attraktive Wohnlagen, eingebettet in einzigartige Naherholungs- gebiete zwischen Jurahöhen und Aare-Landschaften, ist geprägt durch eine bedeutsame Geschichte und hat einen auf Dynamik ausgerichteten Wirtschaftsraum nahe der nationalen Verkehrsachsen im Herzen der Schweiz.

– VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION – VISION

Die Vision wurde von den Gemeindepräsidentinnen und Gemeindepräsidenten der Einwohnergemeinden Attiswil, Farnern, Niederbipp, Oberbipp, Rumisberg, Walliswil b. Niederbipp, Walliswil b. Wangen, Wangen a.d.A., Wangenried, Wiedlisbach und Wol- fisberg gemeinsam für eine Gemeinde mit 14'500 Einwohnern in der Region Oberaar- gau Nord entwickelt. Die visuelle Darstellung der Vision erfolgte im Auftrag der Ge- meindepräsidentinnen und Gemeindepräsidenten der elf Gemeinden durch Hans Ro- genmoser, Wiedlisbach.

2 Fusionsabklärungsbericht

Inhaltsübersicht

Kap. VISION für die neue Gemeinde ...... 2 1 Einleitung ...... 4 Fazit / Argumente pro und contra / Von der Fusion nicht betroffene Bereiche

TEIL A: Schlüsselkriterien und Vorgehen ...... 8 2 Schlüsselkriterien für die Bewertung einer Fusion ...... 8 Kurzinformationen / Identität / Vereinsleben / Kulturelle Aktivitäten / Bedeutung der neuen Gemein- de in der Region und im Kanton / Raumplanung / Politische Strukturen / Verwaltungsorganisation / Steuerhaushalt / Gebührenbelastung / Bildung / Gemeindeliegenschaften / Werkhof / Friedhofswe- sen / Wasserversorgung / Abwasserentsorgung / Stromversorgung / Abfallentsorgung / Öffentlicher Verkehr / Strassennetz / Feuerwehr / Zivilschutz / Polizeiaufgaben / Sozialhilfe / Fusionskosten 3 Vorgehen im Rahmen der Fusionsabklärungen ...... 24 Ausgangslage / Projektorganisation / Projektphasen / Projektkosten / Öffentliche Mitwirkung

TEIL B: Abklärungen nach Themen ...... 31 4 Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation ...... 31 Ist-Situation / Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation der neuen Gemeinde / Finanzielle Auswirkungen / Organisatorische Würdigung / Politische Würdigung 5 Finanzen ...... 47 Ist-Situation / Finanzielle Aussichten der neuen Gemeinde / Finanzielle Auswirkungen einer Fusion insgesamt / Organisatorische Würdigung / Politische Würdigung 6 Bildung ...... 62 Ist-Situation / Gestaltung Volksschule in der neuen Gemeinde / Finanzielle Auswirkungen / Organisatorische Würdigung / Politische Würdigung 7 Infrastruktur ...... 70 Ist-Situation / Infrastrukturaufgaben in der neuen Gemeinde/ Finanzielle Auswirkungen / Organisatorische Würdigung / Politische Würdigung 8 Bau und Planung ...... 81 Ist-Situation / Bau und Planung in der neuen Gemeinde/ Finanzielle Auswirkungen / Organisatorische Würdigung / Politische Würdigung 9 Sicherheit ...... 89 Ist-Situation / Sicherheit in der neuen Gemeinde / Finanzielle Auswirkungen / Organisatorische Würdigung / Politische Würdigung

TEIL C: Grundsatzbeschluss und weiteres Vorgehen ...... 100 10 Abstimmung über den Grundsatzbeschluss ...... 100 Zeitpunkt der Abstimmung und zuständiges Organ / Abstimmungsfrage / Erläuterungen zum Grundsatzbeschluss / Hinweise auf die kantonalen Zwangsinstrumente 11 Weiteres Vorgehen nach einem positiven Grundsatzbeschluss ...... 103 Namen und Wappen / Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation / Finanzen / Bildung / Infrastrukturaufgaben / Bau und Planung / Sicherheit

TEIL D: Anhänge ...... 106 Anhang 1: Änderungen im IKZ-Bereich durch die Fusion / Anhang 2: Gebührentarife der Ver- und Entsorgungsbereiche / Anhang 3: Veränderung Steuerbelastung / Anhang 4: Inhaltsverzeichnis

Ein detailliertes Inhaltsverzeichnis findet sich am Ende des Berichts in Anhang 4

3 Fusionsabklärungsbericht

1 Einleitung

1.1 Das Fazit vorneweg...

Eine Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der elf Gemeinden der Subregi- on Nord hat in den letzten 20 Monaten die Chancen und Risiken einer Fusion der elf Einwohnergemeinden (sog. Gesamtperimeter) abgeklärt. Die Arbeitsgruppe erachtet ein Zusammengehen der Einwohnergemeinden Attiswil, Farnern, Niederbipp, Oberbipp, Rumisberg, Walliswil b. Niederbipp, Walliswil b. Wan- gen, Wangen a.d.A., Wangenried, Wiedlisbach und Wolfisberg mit Blick auf die Mög- lichkeiten der Entwicklung, die sich einer Gemeinde mit rund 14'500 Einwohnern bie- ten, in erster Linie als Chance. Insbesondere wird es die neue Gemeinde erlauben, eine sinnvolle Raumplanung, welche die Stärken aller elf Ortschaften betont (z.B. In- dustrieflächen mit guter Erschliessung in Autobahnnähe, Dienstleistungsgewerbe in den historischen Zentren, Wohnzonen an privilegierten Lagen), zu verfolgen. Die neue Gemeinde wird – angesichts einer ähnlichen Bevölkerungszahl wie die Stadt Langen- thal – auch an Einfluss in der Region Oberaargau und im Kanton gewinnen. Die Fusionsabklärungen haben im Weiteren gezeigt, dass es sich bei den elf Gemeinden, welche zur Subregion Oberaargau Nord zählen, um einen sinnvollen Perimeter han- delt, welcher den funktionalen Raum hinsichtlich der öffentlichen Aufgabenerfüllung und des gesellschaftlichen Lebens gut abdeckt. Es gibt nach einem Zusammenschluss nur noch wenige kommunale Aufgaben, welche die neue Gemeinde nicht selbstständig erfüllen kann. Auch die Grösse einer über den gesamten Perimeter fusionierten Ge- meinde erscheint mit Blick auf die künftigen Anforderungen an kommunale Gebietskör- perschaften – z.B. hinsichtlich der Fachkompetenz der Verwaltungseinheiten, der Res- sourcen zur gezielten und effizienten Umsetzung kantonaler Vorgaben und der Erfül- lung von übertragenen und selbstgewählten Infrastrukturaufgaben – zweckmässig. Eine zukunftsfähige Struktur und Organisation einer Grossgemeinde wird von der Arbeitsgruppe als Chance und damit wesentlicher Vorteil einer Fusion über den gesamten Perimeter erachtet. Die Interkommunale Arbeitsgruppe verkennt nicht, dass eine Fusion auch Risiken birgt. Namentlich können die Konzentration der Verwaltungen und die parlamentari- sche Behördenstruktur dazu führen, dass sich die Stimmbürgerin und der Stimmbürger weiter weg von den ihn betreffenden politischen Entscheidungen fühlt, was zu einer Entfremdung zwischen Bürger und Gemeinwesen führen kann. Die Arbeitsgruppe ist indessen überzeugt, dass die neue Gemeinde an Bewährtem festhalten und die Vereine und Kulturorganisationen in den verschiedenen Ortschaften aktiv unterstützen wird, damit diese ihren wichtigen Beitrag zur Identitätsstiftung weiterhin leisten können. Es ist nicht damit zu rechnen, dass die neue Gemeinde die Leistungen insgesamt kos- tengünstiger erbringen kann. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die neue Gemein- de über gleich viele Einnahmen verfügen muss, wie die bisherigen elf Gemein- den. Die Fusion wird demnach für die Einwohnerinnen und Einwohner mehrerer Ort- schaften – mit heute geringer Belastung – zu einer Erhöhung der Steuern und Gebüh- ren führen. Für die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden mit heute über- durchschnittlichen Steuer- und Gebührenbelastungen wird die Fusion demgegenüber eine finanzielle Entlastung mit sich bringen. Die Arbeitsgruppe empfiehlt den Stimmberechtigten der elf Einwohnergemein- den, der Fortführung der Fusionsabklärungen an den Urnenabstimmungen am 24. September 2017 (Grundsatzbeschluss) zuzustimmen.

4 Fusionsabklärungsbericht

1.2 Argumente pro und contra für die Fortführung der Fusionsabklärungen

Die fünf wichtigsten Argumente pro und contra für die Fortführung des Projekts „Fusi- onsabklärung Oberaargau Nord“ auf einen Blick:

Das Fusionsprojekt sollte nach der Phase I fortgeführt werden, weil...

Vision wahr Dieses Projekt ist die Chance, aus eigenem Antrieb und aus der Po- werden lassen sition der Stärke, die Vision einer Grossgemeinde mit attraktiven Wohnlagen, eingebettet in einzigartige Naherholungsgebiete zwi- schen Jurahöhen und Aare-Landschaften, die geprägt ist durch eine bedeutsame Geschichte und mit einem auf Dynamik ausgerichteten Wirtschaftsraum nahe der nationalen Verkehrsachsen im Herzen der Schweiz, wahr werden zu lassen.

Politische Kleine Gemeinden haben erhebliche Mühe, die Behördensitze (Ge- Strukturen meinderat und Kommissionen) besetzen zu können. In etlichen klei- nen Gemeinden finden nur noch stille Wahlen der Kandidatinnen und Kandidaten statt. Die zeitliche Belastung und die steigenden Anforderungen an die Exekutivämter, insbesondere an das Gemein- depräsidium, bringen das Milizsystem in kleinen Gemeinden an sei- ne Grenzen. Eine Gemeinde mit rund 14'500 Einwohnern hat professionellere politische Strukturen. Die Behördenämter (in Parlament, Gemeinde- rat und Kommissionen) sind attraktiv und es ist davon auszugehen, dass deren Besetzung mit geeigneten Personen möglich ist.

Verwaltungs- Eine in sieben Fachabteilungen gegliederte Gemeindeverwaltung ist organisation zeitlich gut erreichbar und stellt sicher, dass die Verwaltungsaufga- ben mit fachspezifischem Knowhow erfüllt werden. Interessante Ka- derstellen mit Personalführungsaufgaben machen die Gemeinde als Arbeitgeberin attraktiv.

Handlungs- Die neue Gemeinde mit rund 14'500 Einwohnern deckt den funktio- spielräume nalen Raum hinsichtlich der öffentlichen Aufgabenerfüllung gut ab, wodurch die neue Gemeinde in etlichen Bereichen über grössere Handlungsspielräume und mehr Handlungsoptionen verfügt. Ausge- lagerte Aufgaben werden von der Gemeinde wieder selber erfüllt. Grössere Handlungsspielräume bestehen namentlich in den Berei- chen Infrastruktur (gemeinsame Infrastrukturanlagen, namentlich für Sport-, Vereins- und Freizeitaktivitäten), Raumplanung (sinnvolle Raumplanung über den gesamten Perimeter mit Ausscheidung ge- eigneter Wohn-, Dienstleistungs- und Industriezonen) und Finanzen (Setzen von Prioritäten; direkte Einflussnahme über das Budget).

Einfluss ge- Die neue Gemeinde ist hinter die zweitgrösste im Ober- winnen aargau und wird Langenthal annährend „auf Augenhöhe“ begegnen. Die neue Gemeinde verfügt im Kanton Bern und insbesondere in der Region Oberaargau über grösseres Gewicht und entsprechend mehr politische Einflussnahme.

5 Fusionsabklärungsbericht

Das Fusionsprojekt sollte nach der Phase I nicht fortgeführt werden, weil...

Umverteilung Eine Fusion führt zu einer Harmonisierung der Steuerkraft und der Gebührenstrukturen. Für die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden mit heute unterdurchschnittlicher Steuerbelastung und unterdurchschnittlicher Gebührenbelastung führt eine Fusion (jedenfalls kurz- und mittelfris- tig) damit zu einer Mehrbelastung.

Versammlungs- Mit einer Fusion geht die Versammlungsdemokratie – als direkteste demokratie Form der demokratischen Mitwirkung – verloren. An die Stelle der Gemeindeversammlung treten das Parlament so- wie die Urnenwahlen und Urnenabstimmungen. Die politische Parti- zipation der einzelnen Bürgerin bzw. des einzelnen Bürgers nimmt ab, womit politische Entscheidungen weniger als „eigene Entschei- dungen“ angesehen werden.

Lokale Die Fusion führt zu einem Verlust an Autonomie der elf Ortschaften Autonomie bei der Erfüllung übertragener und selbstgewählter Aufgaben. Können die elf Gemeinden ihre Angelegenheiten – im Rahmen des übergeordneten Rechts und der finanziellen Möglichkeiten – heute selber entscheiden, sind sie nach einer Fusion darauf angewiesen, dass die politischen Organe der Grossgemeinde in ihrem Sinne ent- scheiden.

Entfremdung In grossen Gemeinden mit weitgehend anonymen Fachverwaltungen und einem parteipolitisch geprägten Parlament fühlt sich die Bürge- rin bzw. der Bürger weniger als Teil der Gemeinschaft. Dies kann zu einer Entfremdung zwischen Gemeinde und Bürger führen. In grösseren Gemeinden nimmt – zusammenhängend mit der Ent- fremdung – die Erwartungshaltung der Einwohnerinnen und Einwoh- ner zu, da sich diese mehr als Dienstleistungsempfänger, denn als Teil der Gemeinde ansehen. Umgekehrt erfolgen Verwaltungsabläufe standardisierter und ano- nymisierter, womit „Sonderlösungen“ unter Ausreizen von „Graube- reichen“ schwieriger werden.

Wege zur Mit nur noch zwei Verwaltungsstandorten (Niederbipp und Wangen Verwaltung a.d.A.) wird der Weg zur Verwaltung weiter. Namentlich für ältere Menschen, welche von den neuen Möglichkei- ten des „E-Government“ (elektronische, in der Regel Internet- basierte Erledigung von Verwaltungsabläufen) kaum Gebrauch ma- chen werden, erscheint dies problematisch.

6 Fusionsabklärungsbericht

1.3 Von einer Fusion nicht betroffene Bereiche

Von einer Fusion nur mittelbar betroffen sind die folgenden Bereiche:

Weder für noch gegen eine Fusion ins Feld geführt werden kann...

Kirch- Eine Fusion hat keinen Einfluss auf Bestand, Zuständigkeiten und gemeinden Funktionsweise der Kirchgemeinden. Diese gemeinderechtlichen Körperschaften bestehen unabhängig der Einwohnergemeinde.

Burger- Eine Fusion hat keinen unmittelbaren Einfluss auf die Burgerge- gemeinden meinden. Auch nach einer Fusion der Einwohnergemeinden können die Burgergemeinden rechtlich so organisiert werden, dass sich we- der beim Stimmrecht noch beim Burgernutzen etwas ändert. Verträ- ge zwischen Burgergemeinden und Einwohnergemeinden werden von der neuen Gemeinde übernommen.

Versorgung Die Versorgung mit Kommunikationssignalen („Gemeinschaftsan- mit Kommuni- tenne“, Koaxial-Kabelnetz, Glasfaser-Kabelnetz etc.) ist in keiner kations- Gemeinde als (selbstgewählte) öffentliche Aufgabe bestimmt. Die signalen Versorgung erfolgt regelmässig durch so genannte Fernsehgenos- senschaften (Genossenschaften im Sinne des Obligationenrechts). Eine Gemeindefusion hat darauf keinen Einfluss.

Postadressen Die Postadresse der Einwohnerinnen und Einwohner wird durch eine der Einwohner Fusion nicht geändert: Es bleiben sowohl die Strassenbezeichnung als auch die Postleitzahl und der Wohnort in aller Regel gleich.

Telefon- Die Telefonnummern, die Anbieter von Dienstleistungen im Bereich nummern der Festnetz- und Mobiltelefonie, die Preise etc. bleiben bei einer Fusion unverändert.

Versorgung Eine Fusion hat keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Dienst- mit privaten leistungsangebote von privaten Unternehmungen (z.B. Bankfilialen, Dienstleistun- Poststellen etc.). gen Die neue Gemeinde wird aber ein Standortmarketing betreiben und durch geeignete Planungsmassnahmen versuchen, die Ortschaften für Dienstleistungsbetriebe attraktiv zu gestalten.

Vereins- Dorfvereine bestehen unverändert – mit gleichem Namen – weiter namen und werden kaum ein „Identitätsproblem“ aufgrund der neuen Ge- meinde haben. Die neue Gemeinde wird die Tätigkeit von Vereinen unterstützen.

Firmennamen Auch die Ortsbezeichnungen in Unternehmensnamen werden von einer Fusion nicht beeinflusst.

Strassen- Die bisherigen Gemeindenamen werden im Falle einer Fusion als schilder Ortschaftsbezeichnungen weiterbestehen. Für die Beschriftung der Strassenschilder gemäss Strassenverkehrsrecht werden ebenfalls die bisher verwendeten Namen weitergelten.

7 Fusionsabklärungsbericht

TEIL A: Schlüsselkriterien und Vorgehen

2 Schlüsselkriterien für die Bewertung einer Fusion

Die Interkommunale Arbeitsgruppe hat versucht, die wesentlichen Kriterien, welche beim Entscheid betreffend die Weiterführung des Fusionsprojekts Oberaargau Nord von Bedeutung sind, zu bestimmen und spezifische Aussagen dazu zu machen, wie sich eine Fusion über den gesamten Perimeter auf diese „Schlüsselkriterien“ auswirkt.

Dies soll es den Stimmberechtigten ermöglichen, aufgrund eigener Präferenzen und Opportunitäten einen Entscheid für oder gegen die Fortführung des Fusionsprojekts zu fällen. Gleichzeit dient die Darstellung der Schlüsselkriterien als Zusammenfassung der the- menbezogenen Abklärungen (Kapitel 4 bis 9).

2.1 Kurzinformationen zur neuen Gemeinde

Gemeindegebiet: Die neue Gemeinde wird das Gemeindegebiet der bisherigen Ein- Juniwohnergemeinden 2015 Attiswil, Farnern, Niederbipp, Oberbipp, Rumisberg, Walliswil b. Niederbipp, Walliswil b. Wangen, Wangen a.d.A., Wangenried, Wiedlisbach und Wol- fisberg umfassen:

Einwohnerzahl: ca. 14'500 Stimmberechtigte: ca. 10’000 Steueranlage:Fusionsabklärungen zwischen 1,5 – 1,6 Verwaltungsstandorte:Subregion Oberaargau Niederbipp, Nord Wangen a.d.A. Schulstandorte: unverändert Namen und Wappen: noch offen

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Fusionsabklärungsbericht

2.2 Identität (inkl. Namen und Wappen der Gemeinde)

Fakten Namen und Wappen einer Gemeinde sind von grosser emotiona- ler Bedeutung und insofern auch „identitätsstiftend“. Auf die Funk- tionsweise einer Gemeinde haben sie indessen keinen unmittel- baren Einfluss. Die Interkommunale Arbeitsgruppe hat deshalb entschieden, mit der Bestimmung von Namen und Wappen der neuen Gemeinde bis nach dem Grundsatzentscheid zuzuwarten, damit die Diskussionen über Chancen und Risiken einer Fusion nicht von diesem emotionalen Thema überschattet werden. Die bisherigen Gemeindenamen werden im Falle einer Fusion als Ortschaftsbezeichnungen weiterbestehen.

Chancen Die politischen Strukturen haben nur einen kleinen Einfluss auf die Identität. Das Dorf- und das Vereinsleben werden sich auch nach einer Fusion weiterhin in jedem einzelnen Dorf abspielen. Gemeindepolitik wird in Zukunft zur Gesamtaufgabe. Dies schafft die Chance für eine stärkere regionale Identität.

Risiken Jede Fusion führt zu einem gewissen Verlust an Identität hinsicht- lich der alten Gemeindezugehörigkeit. Die öffentliche Mitwirkung hat gezeigt, dass in der Bevölkerung Ängste bestehen, dass mit der Fusion die funktionierenden Dorfgesellschaften verloren ge- hen.

Hinweise Personen, welche derzeit eine der elf Gemeinden als Heimatort haben, werden nach einer Fusion den neuen Gemeindenamen als Heimatort führen. Eine Änderung der Ausweisschriften ist deshalb aber nicht erforderlich. Zudem kann der bisherige Heima- tort in den Ausweisschriften in Klammern ergänzt werden. Auch in anderen amtlichen Ausweisschriften, welche neu erstellt werden, wird der neue Gemeindename aufgeführt sein.

2.3 Vereinsleben / Kulturelle Aktivitäten

Fakten Bestand, Namen und Aktivitäten der Vereine sowie auf privater Basis getragene kulturelle Aktivitäten sind von einer Fusion der Einwohnergemeinden nur mittelbar betroffen.

Chancen Es ist davon auszugehen, dass ein aktives und vielfältiges Ver- einsleben und auf privater Basis getragene kulturelle Aktivitäten in der neuen Gemeinde einen hohen Stellenwert geniessen werden. Die neue Gemeinde wird mehr Möglichkeiten haben, um die Dorf- vereine zu unterstützen. Insbesondere ergeben sich im Bereich Infrastruktur mehr Handlungsoptionen. Grossanlässe mit regiona- ler oder gar nationaler Bedeutung sind in der grösseren Gemein- de eher zu verwirklichen.

9 Fusionsabklärungsbericht

Risiken Derzeit keine Risiken erkennbar.

Hinweise In welcher Form die neue Gemeinde die Vereine und kulturelle Aktivitäten unterstützen wird, liegt in der Kompetenz der Organe der neuen Gemeinde – namentlich des Parlaments (Budgethoheit und Zuständigkeit zum Erlass von Reglementen).

2.4 Bedeutung der neuen Gemeinde in der Region und im Kanton

Fakten Die neue Gemeinde hat mit rund 14'500 Einwohnerinnen und Einwohnern annähernd gleich viele wie die Stadt Langenthal (ca. 15'700 Einwohnerinnen und Einwohner). Sie ist hinter der Stadt Langenthal die zweitgrösste Gemeinde in der Region Oberaargau.

Chancen Die neue Gemeinde wird im Kanton Bern und insbesondere in der Region Oberaargau über grösseres Gewicht und entsprechend mehr politische Einflussnahme verfügen. Insgesamt wird die Gemeinde an Autonomie bzw. direkter Ein- flussnahme (über die Linie) zurückgewinnen, zumal Aufgaben, welche kleinere Gemeinden nur im Verbund wahrnehmen kön- nen, an die Gemeinde zurückgehen (z.B. Regionaler Sozialdienst, Oberstufe der Volksschule, Feuerwehr, Friedhofswesen). Dies schafft zusätzliche Handlungsspielräume und Einflussberei- che. Das Dienstleistungsangebot der öffentlichen Hand wird in der neuen Gemeinde tendenziell umfassender sein. Gleichzeit bietet sich aufgrund der insgesamt grösseren Hand- lungsspielräume die Chance, einzelne Anliegen von Ortschaften spezifisch zu pflegen und einzelne Ortschaften besonders zu vermarkten (z.B. Industrie, Tourismus, Wohnlagen).

Risiken Die bisherigen Gemeinden (alsdann Ortschaften) haben bei einer Fusion über den gesamten Perimeter mehr Mühe, die hauptsäch- lich ihre Ortschaft betreffenden Anliegen (z.B. Infrastrukturvorha- ben) politisch durchzusetzen. In der grösseren Gemeinde besteht das Risiko, dass kleinere Ort- schaften etwas „vergessen gehen“.

Hinweise Die Erfahrungen in anderen Gemeinden zeigen, dass nicht damit zu rechnen ist, dass die kleinen Ortschaften bei wichtigen Anlie- gen (z.B. Infrastrukturprojekten) politisch überstimmt werden.

10 Fusionsabklärungsbericht

2.5 Raumplanung

Fakten Die neue Gemeinde wird im Bereich der Raumplanung über einen grösseren Handlungsspielraum verfügen als die heutigen elf Ge- meinden. Namentlich wird es auch möglich sein, bei der Raumplanung die Stärken der einzelnen Ortschaften zu berücksichtigen und ent- sprechende Planungsmassnahmen (namentlich: Neuordnung der Baulandreserven) zu ergreifen.

Chancen Eine sinnvolle Raumplanung über den gesamten Fusionsperime- ter, welche mit attraktivem Wohnraum und sinnvollen Arbeitszo- nen zur nachhaltigen Entwicklung der neuen Gemeinde beiträgt, erscheint als eine der bedeutendsten Chancen einer Fusion über den Gesamtperimeter. Namentlich der Spielraum für kleinere, ländliche Gemeinden ist aufgrund der Änderungen im übergeordneten Recht (Raumpla- nungsgesetz des Bundes, Baugesetz des Kantons Bern, Kultur- landinitiative etc.) sehr beschränkt. Im Falle einer Fusion werden sich diesbezüglich neue Möglichkeiten öffnen. Der neuen Gemeinde wird auch bei der Überarbeitung des Regi- onalen Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzepts (RGSK) ein grösserer Handlungsspielraum zukommen.

Risiken Die einzelnen Bürgerinnen und Bürger sowie Ortschaften haben weniger politischen Einfluss, um allenfalls unliebsame Planungs- massnahmen (z.B. Einzonung von Industrieland) zu verhindern.

Hinweise Ohne Fusion müssen zwei Gemeinden ihre Baulandreserven ver- kleinern, also Bauland auszonen. Um krasse Ungleichheiten zu verhindern, sind die Regelungen zur Abschöpfung von planungsbedingten Mehrwerten auf den Fusionszeitpunkt hin zu vereinheitlichen. Vorgesehen ist eine Ab- schöpfung von 30% des planungsbedingten Mehrwerts.

2.6 Politische Strukturen

Fakten Die neue Gemeinde ist in politischer Hinsicht durch das Parla- ment, das hauptamtliche Gemeindepräsidium und den starken Gemeinderat (7 Mitglieder, welche je einem Ressort vorstehen) geprägt. Zu den politischen Strukturen sind im Weiteren die Exe- kutivkommissionen zu zählen, welche je einem Ressort zugewie- sen sind. Die Parteien werden in einem solchen System an Bedeutung ge- winnen.

11 Fusionsabklärungsbericht

Chancen Der politische Betrieb wird insgesamt professioneller ablaufen als in den heutigen elf Gemeinden. Die politischen Behörden können sich auf ihre strategischen Aufgaben fokussieren und müssen keine „Verwaltungstätigkeiten“ mehr wahrnehmen. Die Behördenfunktionen werden tendenziell attraktiver sein als in den heutigen Gemeinden (Spezialisierung, Entlastung von Ver- waltungstätigkeiten), was die Kandidatensuche vereinfacht. Es ist davon auszugehen, dass alle Behördensitze mit geeigneten Per- sonen besetzt werden können. Das vollamtliche Gemeindepräsidium gibt die Möglichkeit, dass die für dieses Amt erforderlichen zeitlichen Ressourcen aufge- bracht werden können.

Risiken Gemeindeversammlungen werden keine mehr durchgeführt; die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bringen ihren Willen an Ur- nenwahlen und Urnenabstimmungen zum Ausdruck. Dies kann zu einer Entfremdung zwischen den Bürgerinnen und Bürgern einer- seits und der Gemeinde andererseits führen. Das hauptamtliche Gemeindepräsidium ist eine teilweise Abkehr vom Milizsystem. Es besteht die Gefahr, dass sich eine «Classe politique» bildet. Auch wenn die Gemeinderatsmandate (neben dem vollamtlichen Gemeindepräsidium) mit 20-25 Stellenprozent dotiert (und ent- schädigt) werden, zeichnet sich ab, dass der tatsächliche Auf- wand als Gemeinderat höher sein wird.

Hinweise Das Gemeindeparlament wird aus 30 Mitgliedern bestehen. Zu- sätzlich wird für eine Übergangszeit von 2 Legislaturperioden eine garantierte Vertretung von 1 Person pro heute bestehender Ge- meinde im Parlament Einsitz nehmen. Damit soll sichergestellt werden, dass die lokalen (bzw. alsdann „ortsteilbezogenen“ An- liegen) in die politische Diskussion miteinbezogen werden. Bei einer ständigen Weiterführung der Sitzgarantie für die Ortschaften müsste die neue Gemeinde das Wahlsystem ändern.

2.7 Verwaltungsorganisation

Fakten Die Verwaltung in der neuen Gemeinde ist durch die Aufteilung in sieben Fachabteilungen (Präsidiales, Finanzen, Bildung, Sicher- heit, Soziales, Betriebe, Bau) geprägt. Ein zentraler Verwaltungsstandort für die gesamte Verwaltung ist mittelfristig nicht realisierbar. Die Aufteilung der Abteilungen auf die Standorte wird mit Blick auf einen bestmöglichen Verwaltungsablauf erfolgen. Als Verwal- tungsstandorte sind Niederbipp und Wangen a.d.A. vorgesehen.

12 Fusionsabklärungsbericht

Chancen Die Verwaltung der neuen Gemeinde ist zeitlich (Öffnungszeiten) sehr gut zugänglich. Die Verwaltung wird aufgrund der Spezialisierungen über mehr fachspezifisches Knowhow verfügen. Interessante Kaderstellen mit Personalführungsaufgaben machen die Gemeinde als Arbeit- geberin attraktiv. Die Gemeinde wird etliche Aufgaben, die derzeit an Dritte ausge- lagert sind, wieder selber wahrnehmen können.

Risiken Der Weg zur Verwaltung wird für die meisten Einwohner weiter. Die Kommunikations- und Entscheidungswege in der Verwaltung werden länger. Es besteht die Gefahr, dass die einzelnen Verwal- tungsbereiche den „Blick aufs Ganze“ verlieren und unterschiedli- che Kulturen entwickeln. Dies kann die Umsetzung strategischer Vorgaben hemmen. Der Personalaufwand für die Verwaltung wird insgesamt höher liegen als der kumulierte Aufwand der bisherigen elf Gemeinden.

Hinweise Die Anstellungskompetenz für die neue Gemeinde wird im Fusi- onsvertrag (Phase II) zu regeln sein. Es ist vorgesehen, einen interkommunalen Ausschuss, dem die Gemeindepräsidien der elf Gemeinden angehören, mit dieser Aufgabe zu betrauen.

2.8 Steuerhaushalt (Finanzen)

Fakten Es kann nicht mit Skaleneffekten resultierend aus der Grösse der neuen Gemeinde gerechnet werden. Zwar sind in einzelnen Be- reichen Einsparungen möglich, andere Bereiche werden aber höhere Aufwendungen verursachen. Es kann demnach nicht da- von ausgegangen werden, dass die neue Gemeinde zu günstige- ren Bedingungen ihre Aufgaben erfüllen kann. Bei einer Fusion wird die Steuerkraft der beteiligten Gemeinden harmonisiert. Die Steuerkraft der heutigen Gemeinden liegt in einer Bandbreite von 71 – 106 HEI (harmonisierter Ertragsindex). Der HEI in der neuen Gemeinde dürfte etwa 93 betragen. Die Steueranlage der neuen Gemeinde wird zwischen 1,5 und 1,6 liegen.

Chancen Für die Einwohnerinnen und Einwohner von Gemeinden mit heute überdurchschnittlicher Steuerbelastung wird die Fusion zu einer Entlastung führen. Der finanzielle Handlungsspielraum (Setzen von Prioritäten; direk- te Einflussnahme über das Budget, anstelle von gebundenen Bei- trägen bei der Aufgabenerfüllung durch Dritte) ist gemeinsam grösser.

13 Fusionsabklärungsbericht

Risiken Für die Einwohnerinnen und Einwohner von Gemeinden mit heute unterdurchschnittlicher Steuerbelastung wird die Fusion zu einer Mehrbelastung führen. Dies wird insbesondere die Einwohnerin- nen und Einwohner der Gemeinde Walliswil b. Niederbipp betref- fen, welche derzeit die weitaus tiefste Steuerbelastung haben (Steueranlage von 0,9 Einheiten). Bei den Gemeinden Niederbipp und Oberbipp ist die fiskalische Mehrbelastung deutlich geringer.

Hinweise Beispiele für die konkreten Auswirkungen bei der Steuerbelastung finden sich in Anhang 3 dieses Berichts (Berechnung je Gemein- de). Der Anteil der Kantonssteuer, welcher den Hauptanteil der fiskalischen Belastung ausmacht, ist von einer Fusion nicht betrof- fen. Es ist davon auszugehen, dass die neue Gemeinde eine nachhaltige Finanzpolitik betreiben wird, welche dahin strebt, Auf- gaben und Finanzen optimal auszugestalten. Prioritäten bei der Verwendung der finanziellen Mittel werden die neuen Organe (Stimmberechtigte, Gemeindeparlament, Gemeinderat) setzen – es gilt das Primat der Politik.

2.9 Gebührenbelastung

Fakten Die Gebühren für Ver- und Entsorgung werden (mit Ausnahme der Stromversorgung, siehe Kap. 2.15) in der neuen Gemeinde mittelfristig harmonisiert. Die heutige Belastung pro Einwohner und Jahr liegt in der Spann- breite von knapp unter Fr. 400.- bis Fr. 550.- (ohne Abfallsackge- bühr).

Chancen Für Einwohnerinnen und Einwohner von Gemeinden mit heute überdurchschnittlicher Gebührenbelastung wird die Fusion ten- denziell zu einer Entlastung führen. Da die Bemessungsgrundla- gen sehr unterschiedlich sind, ist eine individuelle Bestimmung der Gebührenentlastung nicht möglich.

Risiken Für Einwohnerinnen und Einwohner von Gemeinden mit heute unterdurchschnittlicher Gebührenbelastung wird die Fusion ten- denziell zu einer Mehrbelastung führen. Da die Bemessungs- grundlagen sehr unterschiedlich sind, ist eine individuelle Be- stimmung der Gebührenbelastung nicht möglich. Tendenziell wird es die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Walliswil b. Niederbipp am stärksten betreffen.

Hinweise Die Gebührengrundlagen – insbesondere in den Bereichen Ver- und Entsorgung – sind heute sehr unterschiedlich. Diese müssen durch die neue Gemeinde harmonisiert werden (neue Reglemen- te). Das bedeutet, dass die heutigen Gebühren noch während einer Übergangsfrist für die einzelnen Ortschaften gelten.

14 Fusionsabklärungsbericht

2.10 Bildung (Schulorganisation)

Fakten Mit dem Start der neuen Gemeinde fallen die interkommunalen Zusammenarbeitsmodelle weg. Die Gemeindeverbände werden mit der Fusion aufgelöst, die Verträge aufgehoben. Für die neue Gemeinde ist eine Schulkommission für das gesamte Gemeinde- gebiet tätig und es gibt eine Abteilung Bildung. Die Schulen blei- ben bestehen, dann aber als Organisationseinheiten der Abtei- lung Bildung der neuen Gemeinde, welche dem gleichnamigen Ressort zugewiesen ist. Bei einer Fusion werden demnach alle bestehenden Schul- standorte weitergeführt und das schulische Angebot an den einzelnen Standorten bliebt erhalten.

Chancen Eine Fusion vereinfacht die Koordination unter den Beteiligten. Die gegenseitigen Verrechnungen von Schulgeldern fallen weg. Die Integration der Schule in eine nach Fachbereichen geglieder- te Gemeindeverwaltung wird die Erfüllung der Aufgabe Bildung unterstützen. Standortschulleitungen können beispielsweise von administrativen Aufgaben entlastet werden. Bei der betrieblichen Organisation der Volksschule muss dem Grundsatz der Subsidiarität Rechnung getragen werden: Die ein- zelnen Schulen (Schulkreise, Standorte, Stufen) sollen im Rah- men der Schule der neuen Gemeinde ihre individuellen Ausprä- gungen behalten bzw. entwickeln können, soweit diese mit der vorgegebenen Grundausrichtung übereinstimmen. Dank breiterem Angebot über die ganze Gemeinde wird die Chancengleichheit gestärkt.

Risiken Verlust von lokaler Autonomie: Kleinere Ortschaften finden mög- lichweise im Gemeindeparlament keine Mehrheiten für ihre Anlie- gen im Bereich der Volksschule (z.B. bei Standortfragen in der Zukunft). Zudem besteht die Gefahr, dass die Behörden in der neuen Gemeinde (namentlich die Mitglieder der Schulkommissi- on) den Kontakt zu den Ortschaften verlieren.

Hinweise Die Einwohnerzahlen und damit die Schülerzahlen dürften im Fu- sionsperimeter zukünftig stabil bleiben, vermutlich sogar zuneh- men. Die heutigen Gemeinden (alsdann Ortschaften) werden sich aber unterschiedlich entwickeln, was bei künftigen Schulreformen zu berücksichtigen ist. Mit Blick auf die Dauer, welche Schulre- formen benötigen, ist davon auszugehen, dass Schülerinnen und Schüler, welche heute die Volksschule besuchen, von einer sol- chen Schulreform nicht betroffen wären.

15 Fusionsabklärungsbericht

2.11 Gemeindeliegenschaften

Fakten Die Verwaltungsgebäude der Gemeinden Niederbipp (inkl. Ge- bäude des Regionalen Sozialdiensts) und Wangen a.d.A. werden von der neuen Gemeinde weiter betrieben. Es sind an beiden Standorten nur vergleichsweise geringe bauliche Massnahmen in den Gebäuden erforderlich. Die weiteren Verwaltungsstandorte werden aufgehoben. Über die Verwendung der Verwaltungsge- bäude wird die neue Gemeinde entscheiden. Vereinen werden geeignete Lokalitäten zur Verfügung gestellt. Weiter sind Optimierungen bei den Werkhöfen vorgesehen (siehe dort). Alle weiteren Infrastrukturanlagen der Gemeinden (Schul- häuser, Friedhöfe, Turnhallen, Freizeitanlagen, Schiessstände etc.) werden nach einer Fusion weiter benutzt bzw. betrieben.

Chancen Insgesamt werden sich die Handlungsspielräume der neuen Ge- meinde vergrössern. Dies gilt insbesondere für den Bau, den Un- terhalt und den Betrieb gemeinsam genutzter Freizeitanlagen.

Risiken Bei Investitionsvorhaben ist der Einfluss einzelner Bürgerinnen und Bürger sowie der betroffenen Ortschaften kleiner. Gemeinden mit weniger gut unterhaltener Infrastruktur werden von einer Fusion profitieren, zumal die neue Gemeinde alsdann für den Unterhalt (und allfällige Sanierungen) aufkommen muss. Es ist indessen nicht zu sehen, dass eine Gemeinde ihre Infra- strukturanlagen offensichtlich vernachlässigt hat.

Hinweise Die Priorisierungen der Infrastrukturvorhaben werden durch die neue Gemeinde erfolgen. Der neuen Gemeinde steht es langfristig offen, in weiteren Berei- chen (z.B. Friedhofstandorte) Optimierungen beim Infrastrukturbe- trieb vorzunehmen. In Zusammenhang mit der Fusion sind neben den erwähnten Schliessungen von Verwaltungsstandorten und Werkhöfen aber keine weiteren Optimierungen vorgesehen.

2.12 Werkhof

Fakten Eine Fusion wird zu einer Konzentration der Werkhofstandorte in den beiden bestehenden Werkhöfen in Niederbipp und Wangen a.d.A. führen. Weitere Stützpunkte sind nicht vorgesehen; es soll aber die Möglichkeit erhalten bleiben, spezifisches, in einer Ort- schaft erforderliches Material bzw. spezielle Geräte in einzelnen Ortschaften einzulagern. Verträge mit Drittunternehmungen (z.B. Winterdienst) werden zunächst von der neuen Gemeinde über- nommen. Die neue Gemeinde wird die Weiterführung solcher Drittaufträge bzw. die Erledigung der Arbeiten durch eigenes Per- sonal prüfen.

16 Fusionsabklärungsbericht

Chancen Insgesamt ist zu erwarten, dass der Werkhof über den gesamten Perimeter effizienter betrieben werden kann. Gearbeitet wird in der neuen Gemeinde in Teams. Damit können auch Arbeiten erledigt werden, welche mehr als „2 Hände“ benö- tigen. Es ist dadurch mit einer Abnahme von Drittaufträgen zu rechnen.

Risiken Bei Ortschaften ohne Standort wird die visuelle Präsenz der Werkhofmitarbeiter abnehmen. Zudem wird es für Einwohnerin- nen und Einwohner schwieriger, direkt auf einen Werkhofmitarbei- ter zuzugehen, um ein spezifisches Anliegen (z.B. Reinigung ei- ner verunreinigten Quartierstrasse) durchzubringen.

Hinweise Der Werkhof ist namentlich für den baulichen und betrieblichen Unterhalt der Strassen (inkl. öffentliche Plätze), den Winterdienst und den Unterhalt der Fliessgewässer zuständig.

2.13 Friedhofs- und Bestattungswesen

Fakten Für den Bereich Friedhofs- und Bestattungswesen ändert sich in organisatorischer Hinsicht bei einer Fusion die zentrale Führung. Der derzeit noch bestehende Gemeindeverband wird aufgelöst. Die Organisation der Pflege und des Unterhalts der Friedhöfe wird dereinst die neue Gemeinde festlegen. Bis dahin werden die be- stehenden Verträge mit den Friedhofsgärtnern übernommen und weitergeführt. Aufgrund der gegebenen dezentralen Standorte wird es auf den Friedhöfen zunächst wenig „spürbare“ Änderungen geben. Selbst- redend ist die neue Gemeinde aber frei, diesen Bereich später neu zu organisieren und namentlich auch die Standorte der Friedhöfe langfristig zu überprüfen.

Chancen Im Bereich Bestattungswesen werden die Verwaltungsabläufe in der neuen Gemeinde zentralisiert. Dies sollte zu einem Effizienz- gewinn führen.

Risiken Es lässt sich heute nicht vorhersehen, wie die Bestattungs- und Friedhofsordnung in der neuen Gemeinde nach einer Revision im Detail aussehen wird.

Hinweise Um sachlich nicht haltbare Ungleichbehandlungen zu vermeiden, wird auf den Fusionszeitpunkt hin die Bestattung in der neuen Gemeinde für die verstorbenen Einwohnerinnen und Einwohner kostenlos (die neue Gemeinde ist aber frei, auf reglementarischer Ebene später wieder eine Gebührenpflicht einzuführen).

17 Fusionsabklärungsbericht

Die Gebühren für die Bestattung auswärtiger Personen und Son- derregelungen gelten territorial (für jeden Friedhof) weiter. Eben- falls gelten einstweilen die Bestimmungen zur Friedhofsordnung territorial weiter, bis die neue Gemeinde ein Bestattungs- und Friedhofsreglement erlassen hat.

2.14 Wasserversorgung / Abwasserentsorgung

Fakten Die Wasserversorgungen bleiben grundsätzlich bestehen. Der Weiterausbau zur sicheren Versorgung bzw. Zweitversorgung wird für das gesamte Versorgungsgebiet bei einer Fusion einfa- cher zu lösen sein Die Aufgaben der WABI AG werden voraus- sichtlich nach einer Fusion in die Abteilung Betriebe der neuen Gemeinde integriert. Im Bereich Wasserversorgung wird es eine einheitliche Gebührenstruktur (für einmalige und wiederkehrende Gebühren) geben. Das Kanalisationsnetz wird durch die neue Gemeinde betrieben (Unterhalt, Sanierung, Erweiterung). Zuständig wird die Abteilung Betriebe sein. Die Abwasserreinigungsanlagen bleiben in ihren technischen Strukturen bestehen. Der Gemeindeverband der Ab- wasser- und Fernwärmeregion Wangen-Wiedlisbach (GAFWW) wird bei einer Fusion über den gesamten Perimeter von Gesetzes wegen aufgehoben. Die Abteilung Betriebe der neuen Gemeinde wird die Aufgaben übernehmen. Die alsdann gemeindeeigene ARA wird das Abwasser aller Ortschaften, mit Ausnahme der Ort- schaften Attiswil und Niederbipp, reinigen. Das Abwasser der Ort- schaft Niederbipp wird durch die private ARA der Kimberly Clark Niederbipp gereinigt, das Abwasser von Attiswil durch die ARA Unterer Leberberg. Im Bereich Kanalisation/Abwasserreinigung wird es eine einheitliche Gebührenstruktur geben (einmalige und wiederkehrende Abwassergebühren).

Chancen Die neue Gemeinde wird im Bereich Wasserversorgung / Abwas- serentsorgung über einen grösseren Handlungsspielraum verfü- gen und kann die Aufgaben weitgehend unabhängig von anderen Partnern erfüllen. Siehe auch die Ausführungen zur Gebührenbelastung (Kap. 2.9).

Risiken Der Einfluss der einzelnen Bürgerinnen und Bürger bei politischen Fragestellungen die Wasserversorgung bzw. die Abwasserent- sorgung betreffend (namentlich Investitionen) wird kleiner. Siehe auch die Ausführungen zur Gebührenbelastung (Kap. 2.9).

Hinweise Die Spezialfinanzierungen Wasserversorgung und Abwasserent- sorgung werden in der neuen Gemeinde zusammengeführt. In- vestitionen und Betriebskosten werden aus dieser „gemeinsamen Kasse“ finanziert.

18 Fusionsabklärungsbericht

2.15 Stromversorgung

Fakten Bei einer Fusion wird die AEK onyx AG alle Ortschaften der neu- en Gemeinde, mit Ausnahme der Ortschaft Niederbipp, als Grundversorger und Netzbetreiber mit Strom versorgen. Die Grundversorgung (inkl. Netzbetrieb) mit Strom der Ortschaft Nie- derbipp wird durch die neue Gemeinde erfolgen (der entspre- chende Verwaltungsbereich ist in der Abteilung Betriebe einge- gliedert). In der Gemeinde gibt es damit zwei Versorgungsgebiete mit un- terschiedlicher Gebühren- bzw. Preisstruktur. Eine einheitliche Preisstruktur lässt sich aufgrund der strengen Vorgaben der Eid- genössischen Elektrizitätskommission (Elcom) nicht einführen.

Chancen Rechtlich und tatsächlich sind die Versorgung (nur) einer Ort- schaft der Gemeinde mit Strom (durch die neue Gemeinde) und die unterschiedlichen Gebühren/Preise kein Problem.

Risiken Die unterschiedliche Gebührenstruktur für den Strom dürfte – zu- mal in den anderen Ver- und Entsorgungsbereichen eine Gebüh- renvereinheitlichung stattfindet – von Einwohnern der neuen Ge- meinde als ungerecht empfunden werden.

Hinweise Für den Bereich der Stromversorgung in der Gemeinde Nieder- bipp wird die bestehende Spezialfinanzierung zweckgebunden weitergeführt. Die Gebühren für den Strom in der Ortschaft Nie- derbipp sind ausschliesslich für diese Aufgabe zu verwenden.

2.16 Abfallentsorgung

Fakten Der Kehricht der neuen Gemeinde wird bei der KEBAG in Zuchwil entsorgt. Die Verträge mit den Firmen Gerber AG, Staub AG und Hauri GmbH für die Kehrichtabfuhr werden von der neuen Ge- meinde zunächst übernommen. Die neue Gemeinde muss den Dienstleistungsauftrag für die Kehrichtabfuhr innert 2-3 Jahren neu ausschreiben.

Chancen Aufgrund des grösseren Volumens ist mit etwas besseren Ange- boten für die Kehrichtabfuhr zu rechnen.

Risiken Die Grundgebühren für die Abfallentsorgung werden in der neuen Gemeinde vereinheitlicht. In Gemeinden mit heute unterdurch- schnittlicher Gebührenbelastung kann dies zu einer Mehrbelas- tung führen.

Hinweise Denkbar ist es auch, die Aufgabe Kehrichtabfuhr in die Verwal- tung zurückzuführen. Einen entsprechenden Entscheid müsste die neue Gemeinde fällen.

19 Fusionsabklärungsbericht

2.17 Öffentlicher Verkehr

Fakten Die beiden Vertreter der heutigen Subregion Oberaargau Nord in der Regionalen Verkehrskonferenz (RVK) werden durch einen Delegierten der neuen Gemeinde ersetzt. Dieser handelt im Auf- trag und im Interesse der Gesamtgemeinde.

Chancen Die neue Gemeinde hat mehr politisches und tatsächliches Ge- wicht, um ihre Anträge in der RVK durchzusetzen. Dies z.B. für die Aufnahme eines durch den Kanton mitfinanzierten Ver- suchsbetriebs.

Risiken Es darf nicht erwartet werden, dass heute durch den öffentlichen Verkehr unerschlossene Ortschaften in der neuen Gemeinde „ein- fach so“ eine Buslinie erhalten. Letztlich entscheidet die Nachfra- ge – und die ändert sich durch eine Fusion noch nicht.

Hinweise Nicht ausgeschlossen ist es, dass die neue Gemeinde einen ge- meindeeigenen Busbetrieb einführt.

2.18 Strassennetz / Einreihung der Strassen

Fakten Das Strassennetz der Gemeinde bleibt mit der Fusion unverän- dert. Der betriebliche und der bauliche Unterhalt der Strassen sowie der Winterdienst werden durch den Werkhof besorgt (bzw. allenfalls auf vertraglicher Basis durch Dritte). Die Neueinreihung der Kantonsstrassen (KS) wird gleichzeitig mit den künftigen Gesamtüberarbeitungen des Strassennetzplans durch den Regierungsrat verfügt. Die Gesamtüberarbeitungen erfolgen alle 8 Jahre; das nächste Mal im Jahre 2021.

Chancen Eine Gemeindefusion schafft neue Möglichkeiten bei der Bewirt- schaftung des Strassennetzes (siehe auch Kap. 2.12).

Risiken Nach einer allfälligen Fusion werden zu gegebener Zeit die tat- sächlichen Verhältnisse bzgl. Verkehrskorridore und Zent- rumsstruktur der neuen Gemeinde zu beurteilen sein. Im Jahr 2029 könnte sich namentlich die Frage einer Neueinreihung der Teilstücke Farnern-Rumisberg (KS 1439) und Wangen a.d.A.- Walliswil b.W. (KS 1451) sowie des Korridors Wiedlisbach- Rumisberg-Wolfisberg-Niederbipp (KS 1439 und 1440) stellen.

Hinweise Es ist nicht davon auszugehen, dass als Folge einer Fusion be- reits 2021 zusätzliche Kantonsstrassen an die Gemeinde überge- hen. Auch ohne Gemeindefusion wird sich aber im Jahr 2021 die Frage von Neueinreihungen für die KS 1459 Attiswil sowie für den kurzen Abschnitt der KS 1444 Wangen a.A. Holzbrücke-Kreisel KS 22 stellen.

20 Fusionsabklärungsbericht

2.19 Feuerwehr

Fakten Die Wehrdienstorganisation wird bei einer Fusion als Bereich der Abteilung Sicherheit zentral geführt (die Gemeindeverbände wer- den aufgelöst). Es wird ein gemeinsamer Stab gebildet; die vier Feuerwehren Bipp, Wangen, Jura-Südfuss und Oberbipp werden – eingeglie- dert in die Hierarchie – aber weiterbestehen.

Chancen Die Ausbildung und Karriereplanung, die Materialbeschaffung sowie die Festlegung von Ausrüstungsstandards können gemein- sam effizienter erfolgen. Die dezentralen Standorte werden erhalten bleiben. Die GVB leistet im Falle einer Fusion einen Einmalbeitrag für die organisatorische Zusammenlegung der Feuerwehren in der Höhe von rund Fr. 530'000.-.

Risiken Feuerwehren haben noch heute in einer Gemeinde eine identi- tätsstiftende Funktion. Ob sich diese Identität in der Feuerwehr über den gesamten Perimeter ohne weiteres neu bildet, muss sich in der Praxis erst zeigen. Der Betriebsbeitrag der GVB wird durch die Fusion um ca. Fr. 55'000.- pro Jahr kleiner.

Hinweise Der neuen Gemeinde steht es offen, die Feuerwehrorganisation später grundlegend zu überprüfen.

2.20 Zivilschutz / ausserordentliche Lagen

Fakten Für den Bereich Zivilschutz / a.o. Lagen ändert sich durch eine Fusion in organisatorischer Hinsicht grundsätzlich nichts. Weiterhin ist der Gemeindeverband Bevölkerungsschutz Ober- aargau West zuständig.

Chancen Innerhalb des Gemeindeverbandes Bevölkerungsschutz Ober- aargau West wird die neue Gemeinde – nach einer Anpassung des OgR – über ein erhebliches Stimmengewicht verfügen und damit an Einfluss gewinnen. Die Abläufe innerhalb des Verbandes dürften durch die Reduktion der Anzahl Gemeinden etwas einfacher werden.

Risiken Sollte eine Anpassung des OgR des Gemeindeverbandes nicht möglich sein, wäre die neue Gemeinde in der Delegiertenver- sammlung des Gemeindeverbandes mit Blick auf die vertretene Bevölkerungszahl klar untervertreten.

21 Fusionsabklärungsbericht

2.21 Polizeiaufgaben

Fakten Die kommunalen Polizeiaufgaben (namentlich Kontrolle des ru- henden Verkehrs, Sicherheitspolizei, kurzfristige Signalisationen, Gewerbepolizei, Einwohner- und Fremdenkontrolle) werden in der neuen Gemeinde durch die Abteilung Sicherheit und einem dieser Abteilung zugeordneten Polizeiinspektorat wahrgenommen. Durch die Fusion ändert sich weder die polizeiliche Bedrohung noch das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung.

Chancen Durch die höheren Fallzahlen werden die Abläufe im Bereich der Polizeiaufgaben – namentlich auch bei der Einwohner- und Frem- denkontrolle – standardisierter und damit tendenziell effizienter erfolgen.

Risiken Die zentrale Verwaltungsführung führt zu längeren Wegen und tendenziell abnehmendem Wissen über die konkreten, lokalen Problemkonstellationen im Bereich Verkehrs- und Sicherheitspoli- zei. Die Abgeltungen für die Leistungen der Kantonspolizei werden im Falle einer Fusion überproportional steigen.

Hinweise Es ist davon auszugehen, dass die Kontrolle des ruhenden Ver- kehrs (zumindest in einer Anfangsphase) an einen externen Leis- tungserbringer (z.B. Securitas) übertragen wird.

2.22 Individuelle und institutionelle Sozialhilfe

Fakten Der Regionale Sozialdienst (RSD) wird im Falle einer Fusion in die Hierarchie der neuen Gemeinde eingegliedert. Der RSD wird Teil der Abteilung Soziales. Sozialbehörde wird die dem Ressort Soziales zugeordnete Sozialkommission. Diese wird auf strategi- scher Ebene auch für die Angebote der institutionellen Sozialhilfe zuständig sein. Da der Gemeindeverband Alterszentrum Jurablick (Teil der insti- tutionellen Sozialhilfe) bei einer Fusion im Gesamtperimeter von Gesetzes wegen aufgelöst würde, muss für das Alterszentrum Jurablick diesfalls ein neuer Träger (z.B. Aktiengesellschaft) ge- bildet werden.

Chancen Die interkommunalen Rechtsbeziehungen können aufgehoben werden. Der Sozialdienst wird zu einem „normalen“ Bereich der Gemeindeverwaltung.

Risiken Der politische Einfluss auf den Sozialdienst dürfte in einer Parla- mentsgemeinde steigen.

22 Fusionsabklärungsbericht

Hinweise Die Aufgabenerfüllung weiterer Angebote der institutionellen So- zialhilfe (z.B. Kita) wird durch die neue Gemeinde geprüft.

2.23 Fusionskosten

Fakten In Zusammenhang mit der Umsetzung der Fusion werden be- trächtliche Kosten für die Anpassung der IT-Infrastruktur, die bau- lichen Massnahmen in den Verwaltungsgebäuden, die Umzugs- kosten, die Briefschaften, die Doppelbeanspruchung von Perso- nal, den Aufbau des Parlamentsbetriebs etc. entstehen.

Chancen Der Kanton Bern leistet zur Deckung der Fusionskosten einen Beitrag von ca. Fr. 5 Mio. Dieser Betrag sollte die unmittelbaren Fusionskosten decken.

Risiken Bei der Umsetzung der Fusion könnten – gerade weil der Kanton Bern eine namhafte Unterstützung leistet – neue Begehrlichkeiten entstehen.

Hinweise Die Fusionskosten sind mit Blick auf die Unterstützung des Kan- tons Bern kein Grund gegen eine Fusion. Umgekehrt kann dieser Beitrag aber auch kein Argument für eine Fusion sein.

23 Fusionsabklärungsbericht

3 Vorgehen im Rahmen der Fusionsabklärungen

3.1 Ausgangslage

Die Gemeinden der Subregion Oberaargau Nord arbeiten bereits seit Jahren in ver- schiedenen Bereichen eng zusammen. Dazu gehören zum Beispiel der Gemeindever- band Alterszentrum Jurablick, die Regionalen Sozialdienste Niederbipp, der Zivil- schutz, die Kadaversammelstelle, die AHV-Zweigstellen, der Bildungsbereich, die Feu- erwehren oder das Friedhofswesen. Die Konferenz der Gemeindepräsidenten im Perimeter Subregion Oberaargau Nord, welche regelmässig tagt, hat das Thema der vertieften Zusammenarbeit schon seit einiger Zeit verfolgt. So wurde eine engere Zusammenarbeit im Bereich Werkhof ge- prüft, jedoch im Hinblick auf das Fusionsabklärungsprojekt sistiert. Daneben wurde die Idee aufgenommen, unter Mitwirkung des Amtes für Gemeinden und Raumordnung einen Workshop zum Thema Fusionsabklärungen durchzuführen. Dieser Workshop fand am 2. September 2014 statt. Teilgenommen haben Delegierte des Amtes für Gemeinden und Raumordnung, der Regierungsstatthalter und die Ge- meinderatsmitglieder der elf Gemeinden sowie deren Verwaltungskader. Die Resultate des Workshops wurden anschliessend in den elf Gemeinderäten bera- ten. Sämtliche Gemeinderäte im Perimeter Subregion Oberaargau Nord haben der Weiterführung der Fusionsabklärungen und der Beschaffung der Grundlagendaten zur Prüfung einer Fusion zugestimmt. In der Folge wurde den Gemeindeversammlungen der elf Gemeinden im Sommer 2015 der Antrag zur Aufnahme von Fusionsabklärungen gestellt. Alle elf Gemeindever- sammlungen haben den Anträgen zugestimmt und den jeweiligen Gemeinderat zum Abschluss eines Fusionsabklärungsvertrags ermächtigt. Im August bzw. September 2015 wurde der Fusionsabklärungsvertrag von allen Ge- meinderäten genehmigt und unterzeichnet.

24 Fusionsabklärungsbericht

3.2 Projektorganisation

Mit dem Fusionsabklärungsvertrag wurde die Projektorganisation wie folgt skizziert: • Eine Interkommunale Arbeitsgruppe bearbeitet das Projekt. Sie setzt sich aus den Gemeindepräsidien, den Gemeindeschreibern und je einem weiteren Mitglied des Gemeinderats zusammen. Die IKA Fusionsabklärung umfasst damit rund 30 Per- sonen. Dies garantiert eine breite Abstützung des Projekts und eine umfassende Willensbildung. Die Interkommunale Arbeitsgruppe wird von Peter Haudenschild, bis Ende 2016 Gemeindepräsident von Niederbipp, und Fritz Scheidegger, Gemeindepräsident von Wangen a.d.A., präsidiert (Co-Präsidium). • Ein Projektausschuss bestehend aus dem Co-Präsidium, den Gemeindeschrei- bern der Gemeinden Wangen a.d.A. und Niederbipp, einer Vertretung des Amts für Gemeinden und Raumordnung sowie der externen Fachberatung koordiniert die Arbeiten, namentlich die Teilprojekte. Inhaltliche Arbeiten führt dieses Gremium nicht aus. Dem Projektausschuss kommt neben der Koordination die Aufgabe der Terminkontrolle zu. • Es wurden sechs Teilprojekte (Behörden/Verwaltung, Infrastruktur, Finanzen, Bil- dung, Bauen, öffentliche Sicherheit) gebildet. Diese bestehen aus den Ressortvor- stehern und dem Gemeindekader sowie allfälliger weiterer Personen. Die Arbeit der Teilprojekte sind klar strukturiert, wobei insbesondere die Aufträge und die Er- wartung an das Ergebnis der Abklärung (inhaltlich und formal) von der IKA vorge- geben werden. • Die externe Begleitung ist neben der Fachberatung und der Moderation der Sit- zungen auch für das Projektsekretariat zuständig. Das Mandat für die externe Be- gleitung wurde dem Büro Recht & Governance, Bern, vergeben. • Die Rechnungsführung wird durch die Einwohnergemeinde Wangen a.d.A. erle- digt. • Auf Beschluss der Interkommunalen Arbeitsgruppe im Juni 2016 wurde eine „Visi- onsgruppe“, bestehend aus den Gemeindepräsidentinnen und Gemeindepräsiden- ten der elf am Fusionsprojekt beteiligten Gemeinden, eingesetzt. Aufgabe dieser „Visionsgruppe“ war es, ein „Bild“ der neuen Gemeinde zu zeichnen. Den Stimm- berechtigten soll damit im Hinblick auf den zu fällenden Grundsatzentscheid über die Fusion aufgezeigt werden, wie sich die Behörden die neue Gemeinde vorstel- len. Die Visionsgruppe hat auch die Schlüsselkriterien bestimmt und Aussagen zu diesen Kriterien gemacht, damit die Stimmberechtigten die Folgen einer Fusion für sich bewerten können.

25 Fusionsabklärungsbericht

Schematisch lässt sich die Projektorganisation – ohne die Visionsgruppe – wie folgt Projektorganisation Fusionsabklärung Oberaargau Nord darstellen:

Interkommunale Arbeitsgruppe IKA Fusionsabklärung Oberaargau Nord Projektbegleitung Projektleitung: - Recht & Governance Co-Präsidium GP Niederbipp und GP Wangen a.d.A. (externe Begleitung) Mitglieder: - AGR von der Gemeinde: GP, GS + 1 weiterer GR Sekretariat - Recht & Governance (externe Begleitung) Rechnungsführung - EG Wangen a.d.A.

Projektausschuss GP und GS EG Wangen a.d.A. und Niederbipp Delegierte AGR Fachberater Recht & Governance TP 1 Staat Themen: Volk, Staat, Behörden, Verwaltung, Div. - GR und Kader der beteiligten Gemeinden, ev Beizug weiterer Personen TP 2 Infrastruktur Themen: Liegenschaften, Tiefbau, Ver- und Entsorgung - GR und Kader der beteiligten Gemeinden, ev Beizug weiterer Personen TP 3 Finanzen Themen: Finanzen, Steuern, finanzielle Rahmenbedingungen - GR und Kader der beteiligten Gemeinden, ev Beizug weiterer Personen TP 4 Bildung Themen: Volksschule, kommunale Bildungsangebote - GR und Kader der beteiligten Gemeinden, ev Beizug weiterer Personen TP 5 Bauen Themen: Bauordnung, Planung - GR und Kader der beteiligten Gemeinden, ev Beizug weiterer Personen TP 6 Sicherheit Themen: Feuerwehr, Zivilschutz, kommunale Polizeiorgane - GR und Kader der beteiligten Gemeinden, ev Beizug weiterer Personen

26 Fusionsabklärungsbericht

3.3 Projektphasen

Das Fusions- bzw. Fusionsabklärungsprojekt ist in drei Phasen gegliedert: Phase I: Grundsatzentscheid In einer ersten Phase werden die grundsätzlichen Fragestellungen aufgearbeitet und die nötigen Informationen bereitgestellt, damit die zuständigen Organe der beteiligten Gemeinden grundsätzlich entscheiden können, ob das Projekt einer Fusion weiterbe- arbeitet und konkretisiert werden soll. Das Ergebnis der Abklärungen in der Phase I bildet der vorliegende Fusionsabklä- rungsbericht. Die Stimmberechtigten der elf beteiligten Gemeinden werden am 24. September 2017 an der Urne über die Fortführung des Projekts befinden.

Phase II: Organisationsrechtliche Grundlagen und Fusionsvertrag In der zweiten Phase werden nach einem positiven Entscheid im Anschluss an die ers- te Phase die Arbeiten soweit vertieft, dass alle wesentlichen Rahmenbedingungen ei- ner Fusion bekannt sind. Ergebnis der Phase II: Fusionsvertrag und Reglemente liegen vor und werden den zuständigen Organen zur Abstimmung unterbreitet. Im Falle eines positiven Grundsatzentscheids ist vorgesehen, den Stimmberechtigten im Frühjahr 2018 den Fusionsvertrag und die erforderlichen Reglemente zur Be- schlussfassung zu unterbreiten.

Phase III: Umsetzung Die dritte Phase umfasst die Umsetzung der Fusion nach einem zustimmenden Ent- scheid. Ergebnis der Phase III: Die neue Gemeinde ist aktiv.

3.4 Entstehung des vorliegenden Fusionsabklärungsberichts

Nach Abschluss des Fusionsabklärungsvertrags hat zunächst die Projektleitung getagt und mehrere Unternehmungen zur Einreichung eines Angebots für die externe Pro- jektbegleitung angefragt. Nach Bestimmung der externen Projektbegleitung und Ab- schluss des entsprechenden Vertrags mit dem Büro Recht & Governance, Bern, haben die Projektorgane ihre Arbeit aufgenommen. Der Projektausschuss kam anlässlich von 11 Sitzungen zusammen. Die zeitlichen Vor- gaben der IKA konnte der Projektausschuss einhalten. Während der Phase I tagte die Interkommunale Arbeitsgruppe insgesamt achtmal. Die Arbeitsschritte der Interkommunalen Arbeitsgruppe lassen sich dabei im Wesentlichen wie folgt skizzieren: • An ihrer ersten Sitzung im Januar 2016 hat die IKA die Organisation und den Ablauf des Projekts festgelegt, ein Kommunikationskonzept verabschiedet so- wie verschiedene Aufträge an die beteiligten Gemeinden und die nach Sachbe- reichen gegliederten Teilprojekte erteilt.

27 Fusionsabklärungsbericht

• An der zweiten Sitzung im Juni 2016 wurden die bisherigen Abklärungen zu den Chancen und Risiken einer Fusion der elf Gemeinden der Subregion Ober- aargau Nord zur Kenntnis genommen und gewürdigt. Die themenbezogenen Teilprojekte wurden beauftragt, vertiefte Abklärungen vorzunehmen und na- mentlich die aufgabenspezifischen Schlüsselkriterien zu bestimmen, damit die einzelnen Gemeinden bzw. deren Stimmberechtigte in der Lage sind, die Vor- und Nachteile einer Fusion für sich zu bewerten. Gleichzeitig hat die IKA ent- schieden, keine Abklärungen in kleineren Alternativperimetern an die Hand zu nehmen. Sie erachtet den gewählten Perimeter als richtig, damit die Subregion als eine Gemeinde gestärkt in die Zukunft gehen kann. Zudem wäre es prak- tisch unmöglich, im Rahmen des Projekts mit 11 Gemeinden die verschiedenen Perimetermöglichkeiten umfassend zu untersuchen und den Stimmberechtigten als Alternativen zur Abstimmung zu bringen. Im Falle einer Ablehnung der Fort- führung dieser Fusionsverhandlungen ist es den einzelnen Gemeinden selbst- verständlich unbenommen, neue Fusionsprojekte in kleineren Perimetern an- zugehen. Mit der Fokussierung auf den Gesamtperimeter wurde auch sicherge- stellt, dass die Kräfte konzentriert und nicht in Alternativszenarien verzettelt werden. • Im Oktober 2016 hat die IKA an der dritten Sitzung die Ergebnisse der nach Sachbereichen gegliederten Teilprojekte zur Kenntnis genommen und disku- tiert. Es wurde festgelegt, dass die Arbeiten in den Teilprojekten per Ende 2016 abzuschliessen und die Abklärungen in einen Grundlagenbericht zusammenzu- führen sind. Im Weitern hat die IKA die Eckpfeiler für die öffentliche Mitwirkung und die Beschlussfassung an der Urne festgelegt. • Im Januar und Februar 2017 hat die IKA an zwei Sitzungen den Grundlagenbe- richt beraten und zuhanden der öffentlichen Mitwirkung verabschiedet. Eben- falls von der IKA beraten und beschlossen wurde das Formular bzw. der Fra- gebogen für die öffentliche Mitwirkung. • Im Mai 2017 nahm die IKA den Bericht zur öffentlichen Mitwirkung zum Fusi- onsabklärungsbericht zur Kenntnis. Die Eingaben bzw. Vorschläge der öffentli- chen Mitwirkung wurden eingehend diskutiert und das weitere Vorgehen zur Anpassung des Grundlagenberichts festgelegt. • Die Abstimmungsbotschaft wurde von der IKA an der Sitzung im Juli 2017 be- schlossen. Gleichzeit legte die IKA die Eckwerte für die Urnenabstimmung vom 24. September 2017 fest. • Im August 2017 wurde die Projektarbeit der IKA für die Phase I mit der Verab- schiedung des angepassten Grundlagenberichts abgeschlossen.

Die sechs Teilprojekte kamen an je 3 bis 5 Sitzungen zusammen. Die Vision für die neue Gemeinde wurde an 3 Terminen der Visionsgruppe erarbeitet. Während der Phase I wurden – exklusive der externen Projektbegleitung – insgesamt über 1100 Stunden an Sitzungen verbracht. Darin nicht eingerechnet ist die Zeit für die Sitzungsvorbereitung.

28 Fusionsabklärungsbericht

3.5 Projektkosten

Für die Fusionsabklärungen haben die Gemeindeversammlungen der elf beteiligten Gemeinden im Sommer 2015 einen Kredit von insgesamt Fr. 209'000.- gesprochen. Die Hälfte dieser Kosten (d.h. Fr. 104'500.-) werden – wie in den Kreditbeschlüssen vorgesehen – vom Kanton Bern auf Gesuch hin übernommen, wobei eine Tranche von Fr. 52'500.- bereits überwiesen wurde und eine Tranche in gleicher Höhe nach einem positiven Grundsatzentscheid ausbezahlt wird. Die beteiligten Gemeinden bedanken sich an dieser Stelle beim Kanton Bern für die Unterstützung. Die Aufteilung der verbleibenden Kosten auf die beteiligten Gemeinden gestaltet sich gemäss Fusionsabklärungsvertrag wie folgt: Attiswil Fr. 10'027.- Farnen Fr. 3'171.- Niederbipp Fr. 27'980.- Oberbipp Fr. 12'046.- Rumisberg Fr. 4'766.- Fr. 14'949.- Fr. 3'238.- Fr. 5'417.- Wangenried Fr. 4'417.- Wiedlisbach Fr. 15'447.- Wolfisberg Fr. 3'042.-

Der gesprochene Kredit wird für die Phase I des Fusionsabklärungsprojekts ausrei- chen. Im Falle eines positiven Grundsatzentscheides am 24. September 2017 werden zusätzliche Kosten für die Phase II (Ausarbeitung des Fusionsvertrags und der erfor- derlichen Reglemente) entstehen. Zusammen mit dem Grundsatzbeschluss wird den Stimmberechtigten deshalb am 24. September 2017 ein Bruttokredit in der Höhe von Fr. 90'000.- beantragt.

3.6 Öffentliche Mitwirkung

Die öffentliche Mitwirkung zum Entwurf des Fusionsabklärungsberichts fand vom 7. März bis zum 17. April 2017 statt. An vier Informationsveranstaltungen in Wiedlisbach (7. März 2017), Oberbipp (9. März 2017), Walliswil b. Wangen (20. März 2017) und Niederbipp (29. März 2017) wurde der Fusionsabklärungsbericht der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Bevölkerung erhielt in die- sem Rahmen die Gelegenheit, Fragen zu stellen und sich zum Berichtsentwurf zu äus- sern bzw. Stellung zum Fusionsprojekt zu beziehen. Die vier Veranstaltungen wurden rege besucht, insgesamt nahmen rund 1'000 Personen teil. Der Entwurf des Fusionsabklärungsberichts stand ab dem 7. März 2017 in den Verwal- tungen der elf Einwohnergemeinden und unter www.oberaargaunord.ch zur Verfügung. Gleichzeit wurde der Bevölkerung die Möglichkeit geboten, schriftlich, im Rahmen einer öffentlichen Mitwirkung, zum Fusionsabklärungsbericht Stellung zu nehmen. Für die Mitwirkung stand ein Fragebogen mit 12 Fragen zur Verfügung, der von der Homepage heruntergeladen und in den Gemeindeverwaltungen bezogen werden konnte. Zudem wurde der Fragebogen an den Informationsveranstaltungen aufgelegt.

29 Fusionsabklärungsbericht

Neben der Einreichung des Fragebogens stand es allen Interessierten offen, in schrift- licher Form, zu beliebigen Themen in Zusammenhang mit den Fusionsabklärungen Hinweise und Anmerkungen einzureichen. Im Rahmen der öffentlichen Mitwirkung gingen ein: • 102 Fragebogen • 16 schriftliche Stellungnahmen

Die Interkommunale Arbeitsgruppe bedankt sich bei allen, welche sich die Zeit ge- nommen haben, an der öffentlichen Mitwirkung teilzunehmen. Der Bericht zur öffentlichen Mitwirkung zum Fusionsabklärungsbericht der Interkom- munalen Arbeitsgruppe (IKA) vom 18. Mai 2017, mit einer Detailauswertung der Fra- gebogen und den schriftlichen Stellungnahmen ist auf der Homepage www.oberaargaunord.ch publiziert. Die IKA würdigt die Ergebnisse der öffentlichen Mitwirkung wie folgt: • Die Ergebnisse der öffentlichen Mitwirkung sind nicht repräsentativ und deshalb mit Vorsicht zu geniessen. Die IKA hätte sich eine grössere Beteiligung an der öf- fentlichen Mitwirkung gewünscht, um eine etwas grössere Aussagekraft des Er- gebnisses zu erreichen. • Insbesondere kann die grundsätzliche Zustimmung der Mitwirkenden zu einer Fortführung des Fusionsabklärungsprojekts nicht auf die Gesamtheit der Stimmbe- rechtigten „hochgerechnet“ werden. • Nicht repräsentativ sind umgekehrt aber auch die kritischen Voten. • Die IKA nimmt Kenntnis davon, dass bei den Verwaltungsangestellten Ängste und Unsicherheiten bestehen. Es wird gemeinsame Aufgabe der Projektorgane und der Gemeinden sein, auf diese Ängste und Unsicherheiten zu reagieren. Die Poli- tik ist sich bewusst, dass die neue Gemeinde auf das bestehende Knowhow in den heutigen Verwaltungen angewiesen ist. Es ist das gemeinsame Interesse, den An- gestellten aufzuzeigen, dass die neue Gemeinde ein ebenso guter Arbeitgeber sein wird, wie es die heutigen Gemeinden sind. • Die IKA stellt fest, dass die Darstellung der Chancen und Risiken im Fusionsabklä- rungsbericht von der Bevölkerung mehrheitlich als plausibel und nachvollziehbar angesehen wird. • Die wesentlichen Aussagen im Bericht werden von der Bevölkerung aber kaum bestritten. • Es darf demnach davon ausgegangen werden, dass der Fusionsabklärungsbericht als gute Grundlage für die Abstimmung über den Grundsatzbeschluss am 24.September 2017 dient.

30 Fusionsabklärungsbericht

TEIL B: Abklärungen nach Themen

Im Teil B des vorliegenden Berichts werden die Erkenntnisse im Rahmen des Fusions- abklärungsprojekts nach Themenbereichen geordnet wiedergegeben. Jedes Kapitel ist dabei gleich aufgebaut: Zunächst wird (1.) die Ist-Situation im betroffenen Bereich erörtert. Daran schliesst (2.) die Darstellung der „Lösung“ in der neuen Gemeinde an, wobei versucht wurde, zwi- schen verbindlichen Vorgaben und Handlungsspielräumen zu differenzieren. Selbst- verständlich stehen die Lösungen der neuen Gemeinde unter dem Vorbehalt von Rechtsänderungen im übergeordneten Recht. Im jeweiligen Unterkapitel 3. werden die finanziellen Folgen einer Fusion – eingeschränkt auf den betroffenen Themenbereich – beschrieben. Unter 4. erfolgt eine organisatorische Würdigung und schliesslich unter 5. der Versuch einer Würdigung aus politischer Sicht.

4 Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation

4.1 Ist-Situation

Einleitung Die elf Gemeinden sind heute nach ihren Bedürfnissen organisiert und funktionieren grundsätzlich gut. Zum Teil bestehen Schwierigkeiten bei der Besetzung der politi- schen Organe (Gemeinderat und Kommissionen). Auf den Verwaltungen sind alle Ka- derpositionen zurzeit besetzt. Es ist aber festzustellen, dass es für kleinere Gemeinden zunehmend schwieriger wird, fachlich geeignetes Kaderpersonal zu finden.

Die Stimmberechtigten Die Stimmberechtigten der elf Gemeinden üben ihre politischen Rechte auf kommu- naler Ebene an der Gemeindeversammlung bzw. an der Urne aus. Die Teilnahme der Stimmberechtigten an den Gemeindeversammlungen ist – wie dies auch in anderen Regionen der Fall ist – eher bescheiden, wobei auffällt, dass in kleine- ren Gemeinden die Stimmbeteiligung deutlich höher ist als in den grösseren Gemein- den. An den Gemeindeversammlungen vom Herbst 2016 waren die Stimmbeteiligun- gen wie folgt: Attiswil 4,1% Farnen 20,9% Niederbipp 2,6% Oberbipp 9,5% Rumisberg 6,3% Wangen an der Aare 3,7% Walliswil bei Niederbipp 23,8% Walliswil bei Wangen 4,9% Wangenried 11,8% Wiedlisbach 7,7% Wolfisberg 15,2%

31 Fusionsabklärungsbericht

Exekutive Die Gemeinderäte setzen sich jeweils aus zwischen 5 – 7 Mitgliedern zusammen. In den elf Gemeinden unterstützen verschiedene Kommissionen den Gemeinderat. Die nachstehende Tabelle zeigt, wie viele Behördenfunktionen derzeit bestehen, wobei selbstverständlich eine Person – im Rahmen der gemeindegesetzlichen Unvereinbar- keitsregelung nach Art. 36 GG – mehrere Funktionen ausüben kann. Gemeinde Mitglieder Ständige Anzahl Gemeinderat Kommissionen* Mitglieder** Attiswil 5 5 32 Farnern 5 - - Niederbipp 7 6 37 Oberbipp 7 3 22 Rumisberg 5 2 8 Walliswil bei Niederbipp 5 2 15 Walliswil bei Wangen 5 1 4 Wangen an der Aare 7 8 45 Wangenried 5 2 10 Wiedlisbach 7 10 64 Wolfsiberg 5 1 5 Total 63 40 242

* ohne Wahl- und Abstimmungsausschuss, Rechnungsprüfungskommission, Gremien zur Organisation von Anlässen ** i.d.R. ohne Verwaltungs- und Fachpersonal

32 Fusionsabklärungsbericht

Verwaltungen Die Gemeindeverwaltungen sind entsprechend der Grösse der Gemeinden und deren Aufgaben ausgestattet. Die Einwohnergemeinde Wangen an der Aare führt im Auftrag die Verwaltung der Ge- meinde Walliswil bei Niederbipp.

Der Personalaufwand beträgt 2015:

Dabei ist zu beachten, dass der Personalaufwand einer Gemeinde pro Einwohner von zwei Faktoren erheblich abhängt: • Erstens steigt der Personalaufwand durch die Übernahme von selbst gewählten Aufgaben (Artikel 61 des Gemeindegesetzes), wie etwa der Betrieb eines Schwimmbades, und die Übernahme von Pflichtaufgaben anderer Gemeinden als Sitzgemeinde, wie beispielsweise das Führen der Verwaltung der Einwoh- nergemeinde Walliswil b. Niederbipp durch die Gemeinde Wangen an der Aare. • Zweitens sinkt der Personalaufwand, wenn Aufgaben an Dritte ausgelagert werden (z.B. Abfallabfuhr, Friedhofgärtnerarbeiten).

33 Fusionsabklärungsbericht

Zum Vergleich: Personalaufwand 2015 von Gemeinden mit ca. der Grösse der fusio- nierten Gemeinde:

Die Gemeinden arbeiten bereits heute in vielen Aufgabenbereichen zusammen, oft- mals auch mit Gemeinden ausserhalb des zur Diskussion stehenden Fusionsperime- ters. Die Tabelle der interkommunalen Zusammenarbeit ist als Anhang 1 diesem Be- richt beigefügt.

Ausblick ohne Fusion Gestützt auf Erfahrungen in anderen Gemeinden werden insbesondere kleinere Ge- meinden mit weniger als 1'000 Einwohnern zunehmend Schwierigkeiten haben, die politischen Organe (Gemeinderat und Kommissionen) sowie die Kaderstellen in der Verwaltung zu besetzen. Aufgrund der zunehmenden Aufgabenkomplexität sind Kleinstverwaltungen schon heute stark von einzelnen Personen mit ihrer langjährigen, fachübergreifenden Erfahrung abhängig. Bei gleichzeitigem Wechsel von Personal in der Verwaltung und beim Gemeindepräsidium stossen kleine Gemeinden oft an ihre Grenzen. Dieses Problem wird sich in Zukunft eher akzentuieren, denn verschwinden.

4.2 Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation in der neuen Gemeinde

Einleitung Die politische Organisation wird durch die Stimmberechtigten in einer Gemeindeord- nung (GO oder OgR genannt) und die Verwaltungsorganisation durch den Gemeinde- rat in einer Organisationsverordnung festgelegt. Die neue Gemeindeordnung würde nach einem zur Fusion zustimmenden Grundsatz- beschluss der Stimmberechtigen ausgearbeitet und den Stimmberechtigten in allen elf Gemeinden (bzw. den Gemeinden, welche nach dem Grundsatzbeschluss im Projekt verbleiben) zusammen mit dem Fusionsvertrag zur Genehmigung unterbreitet.

34 Fusionsabklärungsbericht

Die Organisationsverordnung wird so weit vorbereitet, dass der neue Gemeinderat diese an seiner ersten Sitzung beschliessen kann. Über die Organisationsverordnung werden die Stimmberechtigten informiert.

Grundmodell der politischen Organisation

Die neue Gemeinde, bestehend aus den heutigen elf Gemeinden, wird anfänglich zwi- schen 14‘000 – 14’500 Einwohnerinnen und Einwohner umfassen. Damit entsteht eine grundsätzlich andere Gemeindestruktur, die auch andere politische Organisationsfor- men bedingt. Insbesondere erscheint es unerlässlich, dass die Gemeinde über ein Gemeindeparla- ment verfügt. Eine Gemeindeversammlung über den gesamten Perimeter wäre zwar rechtlich zulässig, aus organisatorischen und politischen Überlegungen aber nicht praktikabel. Die nachfolgenden Darstellungen erfolgen deshalb unter der Prämisse, dass die neue Gemeinde über ein Parlament verfügt.

Stimmberechtigte Die Stimmberechtigten der neuen Gemeinde wählen ihre Vertreter in das Parlament und den Gemeinderat an der Urne. Sie stimmen an der Urne auch über Sachgeschäfte ab, für welche sie – gestützt auf die Gemeindeordnung – zuständig sind. Die Stimmbe- rechtigten werden demnach weiterhin direktdemokratisch an der Urne ihren Willen äussern können. Daneben stehen den Stimmberechtigten auch folgende demokratischen Instrumente zur Verfügung: • Initiative: Zehn Prozent (entspricht Ende 2016 993 Unterschriften) oder ein im Organisationsreglement bestimmter kleinerer Teil der Stimmberechtigten kann mit einer Initiative den Erlass, die Änderung oder die Aufhebung von Reglemen- ten oder Beschlüssen verlangen, die in der Zuständigkeit der Stimmberechtig- ten oder des Gemeindeparlamentes liegen. Es ist vorgesehen, die Anzahl benötigter Unterschriften für eine Initiative im Organisationsreglement auf 500 festzulegen.

35 Fusionsabklärungsbericht

• Fakultative Volksabstimmung: Fünf Prozent (entspricht Ende 2016 497 Un- terschriften) oder ein im Organisationsreglement bestimmter kleinerer Teil der Stimmberechtigten kann die Vorlage von Beschlüssen des Gemeindeparla- ments (z.B. Erlass von Reglementen) verlangen, die dem fakultativen Referen- dum unterliegen. Es ist vorgesehen, die Anzahl benötigter Unterschriften für ein Referen- dum im Organisationsreglement auf 250 festzulegen.

Gemeindeparlament Das Gemeindeparlament setzt sich gemäss Art. 24 Abs. 3 GG aus mindestens 30 Per- sonen zusammen. Gemeindeparlamente werden üblicherweise im Verhältniswahlver- fahren (Proporz) gewählt. Rechtlich zulässig wäre auch die Wahl im Mehrheitswahlver- fahren (Majorz) unter Beachtung des Minderheitenschutzes (Art. 38 ff. GG). Regionale Sitzansprüche können im Rahmen der Verhältnismässigkeit, der Gleichbehandlung und des Anspruchs auf freie und unverfälschte Stimmabgabe (das Wahlverfahren muss für die Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbar sein) vorgesehen werden. Für eine Übergangszeit von 2 Legislaturperioden (d.h. 2019-2026) erscheint es ange- zeigt, eine garantierte Vertretung von 1 Person pro heute bestehender Gemeinde vor- zusehen (regionaler Sitzanspruch). Damit soll sichergestellt werden, dass die lokalen (bzw. alsdann „ortsteilbezogenen“ Anliegen) in die politische Diskussion einbezogen werden können. Die konkrete Ausgestaltung des Wahlsystems wäre nach dem Grundsatzbeschluss festzulegen. Prima vista erscheint es naheliegend, die Wahl der 11 Vertreter der „alten“ Gemeinden im Majorzverfahren (gewählt ist, wer die meisten Stimmen in einer Ort- schaft erhält) durchzuführen und die Wahl der übrigen Parlamentarier im Proporzver- fahren. Bei diesem System könnten sich allenfalls Probleme bei der Anwendung des Minderheitenschutzes gemäss der kantonalen Gemeindegesetzgebung ergeben. Der Minderheitenschutz würde – soweit von einer Wählergruppierung geltend gemacht – kommunalen Bestimmungen vorangehen. Für die Übergangsphase erscheint eine Parlamentsgrösse von 30 + 11 = 41 Mitglieder sinnvoll. Nach Ablauf der Übergangszeit würde sich das Parlament auf 30 Mitglieder reduzieren. Selbstverständlich ist die neue Gemeinde frei, bis zum Ablauf der zweiten Legislaturperiode die organisationsrechtlichen Grundlagen zu ändern und z.B. den regionalen Sitzanspruch bestehen zu lassen oder die Grösse des Parlaments zu ver- ändern (z.B. 35 oder 40 Mitglieder). Es erscheint im Weiteren sinnvoll, das Parlament während den ersten 1-2 Jahren (2019/2020) durch Vertreterinnen und Vertreter aus den heutigen Gemeinderäten zu besetzen. Das wird den Übergang von den heutigen Gemeinden zur neuen grossen Gemeinde vereinfachen und insbesondere den Parteien bei der „Durchführung“ der Parlamentswahlen (Erstellen der Listen, Werbung etc.) etwas mehr Zeit geben. Dies hat selbstredend einen Einfluss auf die Legislaturperioden. Das Gemeindeparlament wird sich selber organisieren und für sich eine Geschäftsord- nung erlassen. Es wird eine Geschäftsprüfungskommission bilden und kann weitere ständige parlamentarische Kommissionen (z.B. Fachkommissionen für einzelne Auf- gabenbereiche) einsetzen. Zudem kann das Parlament nichtständige Kommissionen (z.B. zum Vorbereiten eines besonderen Geschäfts) bilden.

36 Fusionsabklärungsbericht

Das Parlamentssekretariat wird organisatorisch der Präsidialabteilung zugeordnet, ist in dieser Tätigkeit aber gegenüber dem Parlamentspräsidium und nicht gegenüber dem Gemeindepräsidium weisungsgebunden. Die Parlamentarischen Instrumente werden in der Gemeindeordnung und im Ge- schäftsreglement des Grossen Gemeinderates (GGR) festgelegt. Typischerweise se- hen Parlamentsgemeinden die folgenden Möglichkeiten vor: • Motion: Mittels Motion kann verlangt werden, dass der Gemeinderat ein be- stimmtes Geschäft aus dem Zuständigkeitsbereich der Stimmberechtigten oder des Grossen Gemeinderates zum Beschluss unterbreitet. • Postulat: Mittels Postulat kann verlangt werden, dass der Gemeinderat ein be- stimmtes Geschäft aus dem Zuständigkeitsbereich der Stimmberechtigten, des Grossen Gemeinderates oder des Gemeinderates prüft. • Anfrage: Mittels Anfrage kann verlangt werden, dass der Gemeinderat zu ei- nem bestimmten Geschäft Auskunft erteilt.

Rechnungsprüfungsorgan Jede Gemeinde muss über ein Rechnungsprüfungsorgan verfügen, welches dem Par- lament (bzw. den Stimmberechtigten) über die Prüfung der finanziellen Geschäftstätig- keit der Gemeinde berichtet. Mit dieser Aufgabe wird eine aussenstehende professio- nelle Stelle (Revisionsfirma) beauftragt.

Geschäftsprüfungskommission Parlamentsgemeinden haben regelmässig eine parlamentarische Geschäftsprüfungs- kommission, welche namentlich Aufgaben der Oberaufsicht über den Gemeinderat wahrnimmt. Die Geschäftsprüfungskommission übernimmt auch die Aufgaben der Da- tenschutzaufsichtsstelle gemäss dem Gesetz über den Datenschutz des Kantons Bern (KDSG).

Gemeinderat Der Gemeinderat führt die Gemeinde. Gemäss Gemeindegesetz besteht er aus min- destens 3 Mitgliedern; üblich sind in der bernischen Gemeindelandschaft 5 oder 7 Mit- glieder. Rechtlich ist eine Wahl im Majorzverfahren (unter Beachtung des Minderhei- tenschutzes) oder eine Wahl im Proporzverfahren möglich. Für die neue Gemeinde erscheint eine Grösse von 7 Mitgliedern angezeigt, zumal dies eine breitere regionale Abstützung wahrscheinlich macht. Im Weiteren wird das Pro- porzverfahren vorgeschlagen, da dieses der Dominanz der bekannten Politiker aus den grossen (bisherigen) Gemeinden entgegenwirkt. Eine Vertretungsgarantie einzelner Gemeinden erscheint demgegenüber nicht praktikabel und wird dementsprechend auch nicht empfohlen. Eine Gemeindepräsidentin oder ein Gemeindepräsident steht dem Gemeinderat vor. Angesichts der Grösse der neuen Gemeinde erscheint ein Vollamt (80-100%) für das Gemeindepräsidium angezeigt. Das Gemeindepräsidium wird im Majorzverfahren an der Urne gewählt. Das Vizepräsidium wird durch den Gemeinderat im Rahmen der Konstituierung einem gewählten Gemeinderatsmitglied zugewiesen.

37 Fusionsabklärungsbericht

Die Details zum Wahlverfahren sind mit der Erarbeitung der organisationsrechtlichen Erlasse im Anschluss an einen positiven Grundsatzbeschluss zu bestimmen. Jedes Mitglied des Gemeinderats wird einem Ressort oder Departement vorstehen und den entsprechenden Aufgabenbereich betreuen. Für 7 Mitglieder erscheinen die folgenden Ressorts als sinnvoll: • Präsidiales • Finanzen • Sicherheit • Soziales • Bildung • Bau • Betriebe Die Gemeinderatsmandate werden – gestützt auf Erfahrungen anderer Gemeinden – mit etwa 20-25 Stellenprozenten dotiert werden. Die neue Gemeinde würde nach einer gewissen Zeit die finanzielle Entschädigung, die Arbeitsbelastung und die Ressortstruktur überprüfen und allenfalls erforderliche Ände- rungen vornehmen.

Ständige Kommissionen des Gemeinderats Mit der Gemeindeordnung können ständige Kommissionen geschaffen werden, die den Gemeinderat beraten oder einzelne Zuständigkeiten abschliessend wahrnehmen kön- nen (Exekutivkommissionen). Es ist angezeigt, dass in der neuen Gemeinde pro Ressort eine ständige Kommission eingesetzt wird: • Präsidialkommission (inkl. Einbürgerungen) • Finanzkommission • Sicherheitskommission (inkl. Feuerwehr) • Sozialbehörde • Schulkommission • Baukommission • Betriebskommission

Wahlorgan wird der Gemeinderat sein. Die konkreten Aufgaben und Zuständigkeiten der Exekutivkommissionen müssen nach einem positiven Grundsatzentscheid festge- legt werden.

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Grundmodell der Verwaltungsorganisation Für jeden Aufgabenbereich wird eine Verwaltungsabteilung gebildet, die von einer Ab- teilungsleiterin oder einem Abteilungsleiter geführt wird. Jede Abteilung wird entspre- chend den spezifischen Bedürfnissen des Aufgabenbereichs organisiert. Sie dürften beispielhaft folgende Aufgaben zu erfüllen haben: Präsidiales Behördenunterstützung (GGR und GR), Kultur, Vereine, Sport, Rechtsetzung, Ortsmarketing Finanzen Finanzen, Steuern, AHV-Zweigstelle, EDV, Organisation Sicherheit Einwohner- und Fremdenkontrolle, Gemeindepolizei, Feuerwehr, Zivilschutz, a.o. Lagen, Bestattungswesen (siehe dazu auch die Ausführungen im entsprechenden Kapitel) Soziales Individuelle und institutionelle Sozialhilfe Bildung Volksschule mit verschiedenen Schulstandorten, Erwachsenen- bildung (siehe dazu auch die Ausführungen im entsprechenden Kapitel) Bau Bereich Baurecht: Planung, Baubewilligungen, Baupolizei Bereich Liegenschaften: Gemeindeeigener Hochbau (Finanz- und Verwaltungsvermögen); (siehe dazu auch die Ausführungen im entsprechenden Kapitel) Betriebe Tiefbau, Strassen, Werkhof, Ver- und Entsorgung (siehe dazu auch die Ausführungen im entsprechenden Kapitel)

Mit der Bildung der neuen Organisation muss auch die Verbindung Gemeinderat – Verwaltung bestimmt werden. Dabei gibt es grundsätzlich drei verschiedene Modelle. Welches Modell für die neue Gemeinde gewählt wird, muss nach einem positiven Grundsatzentscheid festgelegt werden. Die drei Modelle können wie folgt skizziert werden: • Modell Departement: Jedem Mitglied des Gemeinderats wird entsprechend des Ressorts, dem es vorsteht, die dazugehörende Abteilung zugeordnet. Das Mitglied des Gemein- derats ist direkt der Abteilungsleiterin oder dem -leiter vorgesetzt. Es trägt die Führungsverantwortung.

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• Modell Gemeindepräsidium: Die Gemeindepräsidentin oder der Gemeindepräsident ist direkt den Abtei- lungsleitenden vorgesetzt. Sie oder er führt die Verwaltung und trägt die Füh- rungsverantwortung. Die übrigen Mitglieder des Gemeinderats arbeiten mit den Verwaltungsstellen ihres Ressorts zusammen, tragen aber keine direkte Füh- rungsverantwortung. Sie tragen die inhaltliche Verantwortung für die politischen Geschäfte aus ihrem Ressort.

• Modell Geschäftsleiter: Eine angestellte Person leitet als Geschäftsführerin oder -führer die Abteilungs- leitenden. In der Regel leitet diese Person selber auch eine Abteilung.

Die rechtliche Verankerung des Modells erfolgt in der Organisationsverordnung. Sie kann demnach vom Gemeinderat auch wieder geändert werden.

Personal Sobald die Organisation bestimmt ist, müssen die Stellen mit Personen besetzt wer- den. Wie die Zusammenstellung des Personalaufwands und der Vergleich mit ähnlich grossen Gemeinden zeigt (Kap. 4.1), ist davon auszugehen, dass in der neuen Organi- sation nicht weniger Stellen zu besetzen sind. Es ist mit ca. 100 Vollzeitstellen (exkl. Lehrkräfte) zu rechnen, wobei es unerlässlich sein wird, nach der ersten Festlegung des Stellenplans aufgrund der Erfahrungen in

40 Fusionsabklärungsbericht

den ersten Jahren der neuen Gemeinde Korrekturen (nach oben und unten) vorzu- nehmen. Von den etwa 100 Vollzeitstellen werden rund die Hälfte „Büro-Jobs“ sein, die andere Hälfte betrifft dezentral organisierte Aufgabenbereiche wie namentlich den Werkhof, die Hauswartschaften, die Badeanstalt etc. Bei den dezentral organisierten Aufgaben- bereichen wird es wohl nur geringe Änderungen bei den Stellenprofilen geben und es ist demnach davon auszugehen, dass die bisherigen Angestellten in den elf Gemein- den ihre angestammten Aufgaben auch nach der Fusion ausüben werden (zur Stellen- besetzung siehe den nächsten Absatz). Bei den zentral organisierten Aufgabenbereichen werden sich die Stellenprofile dem- gegenüber in vielen Fällen grundsätzlich von der Ist-Situation unterscheiden. Nament- lich wird es auch Kaderstellen geben, die derzeit nicht existieren (z.B. Abteilungslei- ter/Abteilungsleiterin Bildung). Es wird deshalb nötig sein, die Stellen in der neuen Gemeinde nach einem klaren Kon- zept zu besetzen. Dabei sollen folgende Grundsätze gelten: • Niemandem wird vor dem definitiven Fusionsentscheid eine feste Zusage be- züglich einer Anstellung in der neuen Gemeinde gegeben. • Sobald die in der neuen Gemeinde zu besetzenden Stellen bestimmt sind, wer- den sie ausgeschrieben. Mitarbeitende der elf Gemeinden können sich vorab bewerben und haben bei gegebener Qualifikation grundsätzlich Vorrang. • Lernende werden in die neue Gemeinde übernommen. • Für Angestellte, welche keine Stelle in der neuen Gemeinde finden bzw. erhal- ten, wird eine individuelle Abgangslösung vereinbart (Outplacement, Abgangs- entschädigung, Unterstützung Weiterbildung usw.). Die Anstellungskompetenz für die neue Gemeinde wird im Fusionsvertrag zu regeln sein. Es erscheint sinnvoll, wenn für diese Aufgabe eine Sitzgemeinde bestimmt wird, welche über ein interkommunales Gremium verfügt, dem die Gemeindepräsidien aller elf Gemeinden angehören. Zudem muss sichergestellt werden, dass nach der Fusion personelle Kapazitäten für die Abschlussarbeiten in den fusionierten Gemeinden vorhanden sind. Diese Personen müssen alle noch offenen Arbeiten in den früheren Gemeinden erledigen. Erfahrungs- gemäss werden diese „Aufräumarbeiten“ über ein halbes Jahr in Anspruch nehmen. Entsprechende Pflichtenhefte sind zu gegebener Zeit zu erstellen. Personen, welche diese „Liquidationsaufgaben“ übernehmen, müssen für diese Periode (beidseitig) un- kündbar festangestellt sein. Für diese Einschränkung sind sie entsprechend zu ent- schädigen, oder es wird ihnen eine Anstellung in der neuen Gemeinde garantiert. Es ist darauf hinzuweisen, dass für einen Vergleich zwischen den voraussichtlichen rund 100 Vollzeitstellen nach einer Fusion mit dem Ist-Zustand nicht nur die derzeit auf den Verwaltungen angestellten Mitarbeitenden zu berücksichtigen sind. Vielmehr wer- den mit einer Fusion die derzeit ausgelagerten Stellen wieder in die Gemeinde inte- griert werden. Dies betrifft namentlich auch den Sozialdienst, welcher mit über 20 Voll- zeitstellen ins Gewicht fällt. Weiter werden auch Aufgaben, welche derzeit durch Dritte im Auftragsverhältnis ausgeführt werden, in einer grösseren Gemeinde durch eigene Angestellte ausgeführt werden können.

41 Fusionsabklärungsbericht sein, da der Bereich Präsidiales auch eher eine Publikumsanlaufstelle ist (Reklama- tionen, Vereinsanliegen usw.). Die GS sind sich einig, dass die Finanzen unabhängig vom Steuerbüro und Personal zu betrachten sind. Von den 8 verbleibenden Stellen im Kasten Verwaltungsstandorte Finanzen sollen also 4 Stellen Finanzen noch zur Gruppe Bau und Betrie- be an den Standort Wangen und der Bereich Steuern und Personal mit 4 Stellen an Dieden S chaffungStandort Niederbipp eines zentralen, zum Präsidialen neuen. Verwaltungsstandorts bzw. Verwaltungsgebäu- des für alle Verwaltungsabteilungen ist auf den Fusionszeitpunkt hin weder finanziell Somit ergäbe sich folgendes Bild: noch organisatorisch möglich. Es wird deshalb darum gehen, möglichst viele Arbeits- plätzeStandort in denNiederbipp: grössten bestehenden Verwaltungsgebäuden unterzubringen, wobei ge- wissePräsidiales: bauliche 5 AP Veränderungen zur Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze unumgänglich seinSicherheit werden. 12 AP AHV-Zweigstelle 3 AP DasSteuern/Personal Ziel ist es, die 4 AP Verwaltung auf möglichst wenige Standorte aufzuteilen. Nach ers- tenTotal Abklär AP Standortungen Niederbipp sollte es = möglich 24 AP (ohne sein, RSD/Bildung) alle zentral organisierten Aufgabenbereiche an den Standorten Niederbipp (Verwaltungsgebäude der heutigen Gemeindeverwaltung undStandort Standort Wangen: des Sozialdienstes) und Wangen an der Aare unterzubringen. Der Ver- waltungsstandortBau: 11 AP Niederbipp ist dabei alleine schon wegen seiner Grösse bzw. Kapazi- tätBetriebe: gesetzt, 5 APfür den Verwaltungsstandort Wangen an der Aare spricht unter anderem Finanzen 4 AP die Nähe zur dezentralen Kantonsverwaltung. Mit den Verwaltungsstandorten Nieder- bippTotal und AP WangenStandort Wangen an der = 20Aare AP wäre auch eine sinnvolle regionale Verteilung erreicht.

DieDer Aufteilung Musterstellenplan der Verwaltungsabteilungen inkl. Standortvorschlag sieht auf nun die wie Standorte folgt aus: könnte wie folgt erfolgen:

Stellen% Stellen/Arbeitsplätze

Präsidiales 910 12 Präsidiales 300 Vereine 50 (Kultur, Sport) Marketing 50

Steuern 120 derbipp Personal 150 AHV-Zweigstelle 240

24 AP

Sicherheit 900 12 Polizei/EWFK 700 Standort Nie Feuerwehr/ZS usw. 200

Soziales 2060 27 Leitung 100 Standort Sozialberatung 900 Niederbipp Administration 800 27 AP Jugendarbeit 260

Bildung 330 4 Schule Leitung und Sekretariat 330 4 AP

Bau 850 11

Planung 150 Bauinspektorat 200 Administration 200 Liegenschaften 300

Betriebe 400 5

Tiefbau und Betriebe 300 20 AP Administration 100

Finanzen 250 4 Standort Wangen Finanzen 250

Total 5700 75

Die Lernenden sind in diesem Vorschlag nicht berücksichtigt. Auch separat zu be- trachten wären die Archivmöglichkeiten, welche sich der neuen Gemeinde bieten würden. Keine Gemeinde hätte so viel Archivkapazität, um sämtliche Akten der übri- gen Gemeinden zu übernehmen.

Die AP – Berechnung ist mit diversen Teilzeitstellen berechnet und der Arbeitsgrup- pe ist klar, dass die obigen Platzverhältnisse knapp bemessen42 sind. Nichts destotrotz ist sich die Arbeitsgruppe einig, dass eine Lösung mit 2 Verwaltungsstandorten am effizientesten und ökologischsten ist und allenfalls mit kleineren baulichen Mass- nahmen oder Umstrukturierungen der Büros eine Lösung gefunden werden kann.

Übrige Liegenschaften

Bezüglich dem Anliegen, dass bereits jetzt definiert werden müsse, was mit den ver- bleibenden Liegenschaften im Finanzvermögen passieren solle, ist die Arbeitsgruppe ganz klar der Ansicht, dass eine Trennung von Finanzvermögen und Verwaltungs- vermögen zum jetzigen Zeitpunkt schlichtweg nicht möglich ist. Grundsätzlich solle das Finanzvermögen sicherlich nicht gleich so rasch als möglich veräussert werden. Die neue Gemeinde müsse diesbezüglich dann punktuell zu gegebener Zeit einen strategisch-politischen Entscheid fällen.

Niederbipp, 17.10.2016 Für die Aktennotiz

Leiterin Bau, Nadja Stauffiger Fusionsabklärungsbericht

Damit ist auch gesagt, dass an den Verwaltungsstandorten reine Fachverwaltungen geführt werden. Es ist nicht vorgesehen, beim Standort Wangen an der Aare einen zusätzlichen Schalter für Einwohnerkontrolle-Anliegen einzurichten. Dies wird tenden- ziell zu weiteren Wegen zur Verwaltung führen. Im Rahmen der öffentlichen Mitwirkung wird zu erheben sein, ob die räumliche Distanz zur Verwaltung im Alltag der Bürgerinnen und Bürger von Bedeutung ist.

Informatik Eine grosse Herausforderung wird die Anpassung der IT-Umgebung bilden. Derzeit trifft die Einwohnergemeinde Niederbipp Abklärungen zu diesem Punkt. Diese Abklä- rungen sind zwar unabhängig vom laufenden Fusionsabklärungsprojekt. Mit Blick da- rauf, dass die Gemeinde Niederbipp die grösste Verwaltung führt und als Hauptverwal- tungsstandort der neuen Gemeinde gesetzt ist, dürften diese Abklärungen im Falle einer Fusion aber auch für die neue Gemeinde von Bedeutung sein. Der konkrete Entscheid, mit welcher IT-Lösung die neue Gemeinde arbeiten soll, wird aber erst nach einem positiven Grundsatzentscheid getroffen werden. Es ist anzunehmen, dass es nicht möglich sein wird, alle Verwaltungsabteilungen auf den Stichtag der Fusion an das IT-System der neuen Gemeinde anzubinden. Dies er- scheint grundsätzlich unproblematisch. Namentlich dürfte es unproblematisch sein, wenn der Sozialdienst vorerst auf der bestehenden IT-Lösung weiterarbeitet, zumal beim RSD eine umfassende Softwareanpassung gerade bevorsteht. Im Rahmen des „Change-Managements“ wird zu bestimmen sein, welche Abteilungen zwingend auf den Fusionszeitpunkt an das IT-System der neuen Gemeinde anzubin- den sind (z.B. Einwohnerkontrolle, Stimmregister etc.). Der Wechsel der Informatik wird nicht ohne erhebliche finanzielle Aufwendungen mög- lich sein. Es ist ein Teil des Kantonsbeitrags zur Umsetzung der Fusion dafür vorzuse- hen.

4.3 Auswirkungen auf die Finanzen

Zu unterscheiden sind die finanziellen Auswirkungen in Zusammenhang mit der Um- setzung der Fusion auf der einen Seite und die langfristigen finanziellen Auswirkungen auf der anderen Seite.

Auswirkungen in Zusammenhang mit der Umsetzung der Fusion Die Umsetzung einer Fusion wird finanzielle Mittel in erheblichem Umfang beanspru- chen. Zu denken ist an: • Anpassung der IT-Infrastruktur (Hardware und Applikationen). • Bauliche Veränderungen bei den Verwaltungsgebäuden zur Schaffung zusätzli- cher Arbeitsplätze. • Umzugskosten. • Neue Briefschaften, Templates, etc.

43 Fusionsabklärungsbericht

• Doppelbeanspruchung des Personals (Aufbau der neuen Gemeinde und „Auf- räumen“ der alten Gemeinden) und entsprechend höherer Personalaufwand. Es ist vorgesehen, einen Teil des Fusionsbeitrags des Kantons Bern für den zusätzlichen Personalaufwand infolge der Doppelbeanspruchung einzusetzen. • Abgangsentschädigungen und andere besondere Aufwendungen für das Per- sonal. • Aufbau des Parlamentsbetriebs. • Drittaufträge zur Überbrückung von Engpässen. Diese besonderen Aufwendungen in Zusammenhang mit der Umsetzung der Fusion sind mit dem Beitrag des Kantons Bern zur Unterstützung der Fusion im Umfang von ca. Fr. 5 Mio. zu decken (siehe dazu Kap. 5.2.6). Es erscheint realistisch, dass dieser Betrag tatsächlich auch ausreicht. Genaue Berechnungen sind derzeit schlicht unmög- lich.

Langfristige finanzielle Situation Der Personalaufwand der neuen Gemeinde wird mit grosser Wahrscheinlichkeit grös- ser sein als der kumulierte Aufwand der heutigen elf Gemeinden. Zu rechnen ist mit rund 100 Vollzeitstellen (exkl. Alterszentrum Jurablick). Immerhin zeigt der Vergleich mit der Gemeinde Worb, dass eine Gemeinde mit über 10'000 Einwohnern mit tieferen Personalkosten pro Einwohner (Fr. 774.-) funktionieren kann als es dem Durchschnitt der heutigen elf Gemeinden (Fr. 825.-) entspricht. Umgekehrt werden gewisse Aufgaben, welche derzeit durch Dritte ausgeführt werden, zurück in die Verwaltung genommen werden. Hier besteht Einsparungspotential. Isoliert betrachtet lässt sich im vorliegenden Kapitel zu den politischen Strukturen und zur Verwaltungsorganisation keine verlässliche Aussage zur Kostenentwicklung der neuen Gemeinde machen. Es wird diesbezüglich auf Kap. 5 verwiesen.

4.4 Organisatorische Würdigung

Eine Gemeinde mit fast 14'500 Einwohnerinnen und Einwohnern ist von den politi- schen Strukturen und von der Verwaltungsorganisation mit keiner der heute bestehen- den elf Gemeinden vergleichbar.

Politische Strukturen Die politischen Strukturen werden durch das Parlament, das vollamtliche Gemeinde- präsidium und einen starken Gemeinderat geprägt sein. Für das Gemeindepräsidium und die Sitze im Gemeinderat wird es genügend gut quali- fizierte Kandidatinnen und Kandidaten geben, so dass diese Behörden problemlos be- setzt werden können. Der Vergleich mit anderen ähnlich grossen Gemeinden zeigt zudem, dass wohl auch die Sitze im Parlament und in den Exekutivkommissionen mit geeigneten Personen besetzt werden können.

44 Fusionsabklärungsbericht

Mit Blick auf die politischen Strukturen erscheint die Fusion über den gesamten Peri- meter damit primär als Chance. Der politische Betrieb wird insgesamt „professioneller“ ablaufen als in den heutigen elf Gemeinden. Namentlich werden auch die Parteien an Bedeutung gewinnen, womit die strukturierte politische Partizipation der Bürgerinnen und Bürger grundsätzlich einfacher wird. Die politischen Strukturen führen auch dazu, dass die Gemeinde insgesamt an Ge- wicht und Einflussnahme in kantonalen Angelegenheiten und insbesondere in der Re- gion Oberaargau gewinnt. Mit Blick auf die vertretene Bevölkerungszahl kann die neue Gemeinde z.B. Langenthal praktisch „auf Augenhöhe“ begegnen. Die neue Gemeinde wird über mehr politisches Gewicht im Kanton Bern und in der Region Oberaargau verfügen, als die bisherigen elf Gemeinden. Auf der anderen Seite ist nicht ausgeschlossen, dass die kleineren Gemeinden (als- dann „Ortschaften“) Mühe haben werden, „nur“ sie betreffende politische Anliegen (z.B. Investitionen in Infrastrukturen) durchzubringen. Insbesondere darf die Einflussnahme der 11 „Ortsteilvertreter“ im Parlament, welche für eine Übergangsphase von zwei Le- gislaturen vorgesehen ist, nicht überschätzt werden. Auch diese Ortsteilvertreter wer- den sich einer politischen Fraktion anschliessen müssen, um tatsächlich politisch Ein- fluss nehmen zu können. Die direkte politische Partizipation als Stimmbürgerin bzw. Stimmbürger wird durch den Wegfall der Gemeindeversammlungen tendenziell etwas geringer werden. Mit Blick darauf, dass die Gemeindeversammlungen landauf landab kaum über mehr als 5% Beteiligung der Stimmbevölkerung erreichen (vgl. auch die aktuellen Stimmbeteiligun- gen in den elf Gemeinden unter Kap. 4.1 hiervor), dürfte dieser Verlust an direkter poli- tischer Partizipation aber „verkraftbar“ sein. Zudem bestehen mit dem Initiativrecht und der Möglichkeit der fakultativen Volksabstimmung direktdemokratische Mitwirkungs- rechte, welche ergriffen werden können, wenn sich das Parlament zu stark vom Willen der Bevölkerung entfernt.

Verwaltungsstrukturen Die Verwaltung der neuen Gemeinde ist geprägt durch die Aufteilung in Fachabteilun- gen. Dies wird namentlich im Vergleich zu den kleinen heutigen Gemeinden zu einer deutlichen Professionalisierung führen. Müssen die Gemeindeschreiberinnen und Ge- meindeschreiber der kleinen Gemeinden heute insbesondere als Allrounderin bzw. Allrounder funktionieren, werden in der neuen Gemeinde spezifische Fachkenntnisse im Abteilungsbereich und die Fähigkeit zur Personalführung im Vordergrund stehen. Die neue Verwaltung wird in zeitlicher Hinsicht (Öffnungszeiten) besser erreichbar sein als die heute bestehenden Verwaltungen. Auch wird durch Stellvertretungsregelungen sichergestellt werden, dass die Abwesenheit einzelner Personen nicht zu einer Verzö- gerung administrativer Abläufe führt. Zu erwähnen ist auch, dass die neue Gemeinde über die volle Baubewilligungskompetenz gemäss der kantonalen Baugesetzgebung verfügen wird. Der tatsächliche Weg zur Verwaltung wird demgegenüber für praktisch alle Bürgerinnen und Bürger weiter. Es wird zudem mittelfristig auch nicht möglich sein, ein Verwaltungsgebäude für alle Anliegen der Bürgerin/des Bürgers zu schaffen. So zeichnet sich namentlich ab, dass die Einwohnerkontrolle (Niederbipp) und die Bau- verwaltung (Wangen a.d.A.) in unterschiedlichen Ortschaften sein werden. Die Verwal- tung wird demnach auch über unterschiedliche Adressen verfügen, was für die Bürge- rinnen und Bürger ungewohnt sein dürfte.

45 Fusionsabklärungsbericht

4.5 Politische Würdigung

Als Chancen einer Fusion sind die folgenden Punkte zu bezeichnen: • Die Fusion über den gesamten Abklärungsperimeter wird zu professionelleren Strukturen auf politischer Ebene und in der Verwaltung führen. • Insgesamt wird eine Fusion zu neuen bzw. zusätzlichen Möglichkeiten der Mit- wirkung führen und den Einflussbereich der Bürgerinnen und Bürger vergrös- sern. • Neue Identifikation als Teil bzw. Bürgerin/Bürger einer grossen, starken Ge- meinde. • Die räumliche Ausdehnung führt zu einem grösseren Portfolio an Infrastruktu- ren und führt dementsprechend zu mehr Handlungsoptionen. • Starkes Gemeindepräsidium und starker Gemeinderat. • Parlament ermöglicht vertiefte Mitwirkung der Legislative. • Zunehmende Bedeutung der Parteien. • Insgesamt mehr Einflussnahme der Politik auf die Verwaltungstätigkeit. • Fachabteilungen mit (tendenziell) grösserem fachspezifischem Knowhow. • Standardisierte Prozesse, klare Stellvertretungsregelungen, weniger Abhängig- keit von einzelnen Personen. • Interessante Kaderstellen mit Personalführungsaufgaben machen die Gemein- de als Arbeitgeberin attraktiv. • Bessere zeitliche Erreichbarkeit der Verwaltung.

Die Risiken einer fusionierten Gemeinde über den gesamten Abklärungsperimeter sind: • Komplexität der Strukturen. • Koordinationsaufwand wird höher. • Kommunikation (verwaltungsintern und zu den Bürgerinnen und Bürgern) wird schwieriger bzw. anspruchsvoller (Kommunikationswege werden länger). • Höhere Einflussnahme der Politik auf die Verwaltungstätigkeit (siehe Punkt bei den Chancen) birgt auch Risiken. • Die kleinen Gemeinden (alsdann Ortschaften) werden tendenziell mehr Mühe haben, „nur“ sie betreffende politische Anliegen durchzubringen. • Höhere Personalkosten. • Kein zentraler Verwaltungsstandort. • Weitere Wege zur Verwaltung. • Verlust an „Bürgernähe“ (die Verwaltungsprozesse werden standardisierter als heute ablaufen).

46 Fusionsabklärungsbericht

5 Finanzen

5.1 Ist-Situation

Alle elf Gemeinden verfügen über einen gesunden Haushalt mit geringer Verschuldung und angemessenem – teilweise hohem – Eigenkapital. Der Aufwand der Erfolgsrech- nung und die Investitionstätigkeit entsprechen der Grösse und den Bedürfnissen der Gemeinden. Grössere Abweichungen weist die Einwohnergemeinde Walliswil bei Nie- derbipp aus, da sich diese dank der Ausbeutung von Kies auf ihrem Gemeindegebiet zusätzliche Einnahmen verschaffen kann.

Nachstehend einige Eckwerte aus der Jahresrechnung 2015 (FINSTA1):

Aufwand Investitions- Anzahl Einwohner Bilanzsumme Erfolgsrechnung ausgaben

Attiswil 1'389 4'291'497 4'776'543 441'223 Farnern 205 1'042'594 932'583 105'512 Niederbipp 4'595 24'607'297 20'980'380 7'940'998 Oberbipp 1'677 10'466'103 6'623'040 1'920'337 Rumisberg 469 2'722'399 2'116'521 111'697 Walliswil b.N. 218 3'644'499 1'521'166 355'028 Walliswil b.W. 581 3'537'546 2'631'976 223'888 Wangen a.A. 2'244 11'770'123 12'819'190 2'906'428 Wangenried 432 2'662'773 1'729'871 61'203 Wiedlisbach 2'284 13'528'665 9'675'627 1'262'476 Wolfisberg 184 1'049'720 718'801 41'806 Regionaler Sozialdienst 4'556'544 9'922'703 0 Total 14'278 83'879'759 74'448'401 15'370'596

1 FINSTA Finanzstatistik der bernischen Gemeinden der kantonalen Finanzdirektion (http://www.finsta.apps.be.ch/finsta/?l=de&mg=null)

47 Fusionsabklärungsbericht

Die Nettoaufwendungen von 10 Gemeinden (ohne Walliswil bei Niederbipp) schwan- ken zwischen knapp Fr. 2‘000.- und Fr. 3‘500.- pro Einwohner, wobei die drei kleineren „Berggemeinden“ (Farnern, Rumisberg und Wolfisberg) im oberen Bereich liegen. Wal- liswil bei Niederbipp fällt dank ausserordentlicher Einnahmen (Kiesabbau) mit einem negativen Nettoaufwand aus dem Rahmen. Durchschnittlich beträgt der Aufwand Fr. 2‘672.- pro Kopf.

48 Fusionsabklärungsbericht

Der Personalaufwand je Einwohner der Gemeinden zeigt folgendes Bild: Der Durch- schnitt liegt bei Fr. 829.- je Einwohner. Die Schwankungen sind relativ gross. Das hängt einerseits von der Grösse der Gemeinde ab, anderseits aber davon, wie viele Aufgaben die Gemeinde mit eigenem Personal erfüllt oder durch Dritte im Auftrag erfül- len lässt. Die kleinen Gemeinden Farnern und Wolfisberg weisen die höchsten Werte aus. In Gemeinden mit einer kleinen Einwohnerzahl sind die Personalaufwendungen grundsätzlich relativ hoch. Die hohen Personalaufwendungen von Wangen an der Aare sind darauf zurückzuführen, dass Wangen an der Aare Verwaltungsdienstleistungen für andere Gemeinden erfüllt. Zudem betreibt die Gemeinde ein Schwimmbad mit regi- onaler Bedeutung. Der Sozialdienst wird als Gemeindeverband separat erwähnt, da diese Aufwendungen in der fusionierten Gemeinde zum Personalaufwand zählen wer- den.

Praktisch alle Gemeinden unterstützen „ihre“ Vereine mit Barbeiträgen. Viele Gemein- den stellen ihre Infrastruktur den Vereinen kostenlos zur Verfügung; einige Gemeinden sehen Vergünstigungen für Einheimische vor. Anzahl Betrag Infrastruktur Attiswil 7 26'800 gratis Benutzung Farnern 3 4'400 gratis Benutzung Niederbipp 38 25'000 gratis Benutzung Oberbipp 9 9'150 gratis Benutzung Rumisberg 6 4'500 gratis Benutzung Walliswil b.N. 6 1'750 Walliswil b.W. 6 - Vergünstigung für Einheimische Wangen a.A. 31 23'450 Vergünstigung für Einheimische Wangenried 2 2'600 Vergünstigung für Einheimische Wiedlisbach 12 13'000 gratis Benutzung Wolfisberg 1 1'500 gratis Benutzung Total 121 112'150

49 Fusionsabklärungsbericht

Bilanzseitig weisen die Gemeinden auf den 31. Dezember 2015 die folgenden Bestän- de auf (FINSTA 2015): Aktiven:

Total je Einwohner Finanz- Verwaltungs- Spezial- Finanz- Verwaltungs- Spezial- vermögen vermögen finanzierungen vermögen vermögen finanzierungen Attiswil 2'449'106 1'842'391 - 1'763 1'326 - Farnern 715'247 327'347 - 3'489 1'597 - Niederbipp 14'782'084 9'825'214 - 3'217 2'138 - Oberbipp 8'976'676 1'454'565 34'862 5'353 867 21 Rumisberg 2'656'180 66'219 - 5'663 141 - Walliswil b.N. 3'644'492 7 - 16'718 0 - Walliswil b.W. 2'853'199 684'347 - 4'911 1'178 - Wangen a.A. 8'469'820 3'300'302 - 3'774 1'471 - Wangenried 2'434'017 228'755 - 5'634 530 - Wiedlisbach 12'816'242 712'422 - 5'611 312 - Wolfisberg 724'451 325'269 - 3'937 1'768 - Total 60'521'514 18'766'839 4'239 1'314 -

Passiven:

Total je Einwohner

Spezialfinan- Spezialfinan- Fremdkapital Eigenkapital Fremdkapital Eigenkapital zierungen zierungen

Attiswil 2'629'375 322'081 1'340'041 1'893 232 965 Farnern 209'861 468'837 363'897 1'024 2'287 1'775 Niederbipp 8'579'624 12'257'570 3'770'104 1'867 2'668 820 Oberbipp 3'286'747 2'927'688 4'251'668 1'960 1'746 2'535 Rumisberg 1'432'441 995'586 294'373 3'054 2'123 628 Walliswil b.N. 207'382 1'719'958 1'717'159 951 7'890 7'877 Walliswil b.W. 2'399'863 504'602 633'081 4'131 869 1'090 Wangen a.A. 5'440'916 3'952'278 2'376'929 2'425 1'761 1'059 Wangenried 1'422'136 1'036'036 204'601 3'292 2'398 474 Wiedlisbach 5'664'585 4'638'756 3'225'324 2'480 2'031 1'412 Wolfisberg 123'826 642'439 283'455 673 3'492 1'541 Total 31'396'753 29'465'830 18'460'632 2'199 2'064 1'293

50 Fusionsabklärungsbericht

Die Spezialfinanzierungen sind für die folgenden Aufgabenbereiche bestimmt:

Wasser Wasser Abwasser Abwasser Abfall Strom Feuerwehr Ausgleich Erhalt Ausgleich Erhalt Attiswil 61'666 167'083 18'128 1'626 Farnern 80'961 44'930 81'724 196'322 64'900 Niederbipp 214'937 3'003'923 4'164'751 47'550 3'698'546 317'900 Oberbipp 66'866 1'039'083 57'798 1'481'755 - 34'862 Rumisberg 168'528 146'170 388'775 145'588 30'556 39'469 Walliswil b.N. 109'698 686'464 307'000 510'977 74'916 Walliswil b.W. 61'489 85'623 10'140 Wangen a.A. 600'922 557'128 1'641'570 84'179 468'511 Wangenried 46'629 260'135 59'476 204'249 24'210 Wiedlisbach 525'303 1'517'461 776'153 1'167'133 207'759 183'433 Wolfisberg 175'830 213'869 208'175 17'186 Total 2'112'829 4'251'371 6'782'994 8'078'950 544'662 3'698'546 1'010'939 Mehrwert- Liegen- Parkplätze Kies Flügel Schutzraum abgabe schaften Attiswil 24'045 49'533 Farnern Niederbipp 809'963 Oberbipp 86'640 195'546 Rumisberg 76'500 Walliswil b.N. 30'903 Walliswil b.W. 347'350 Wangen a.A. 210'755 13'806 375'406 Wangenried 289'216 152'121 Wiedlisbach 261'515 Wolfisberg 27'380 Total 86'640 210'755 636'566 13'806 1'978'867 Die Bilanzwerte sind immer auf den Stichtag (31.12.15) bezogen und werden sich in den nächsten Jahren wieder verändern. Bei einer Fusion werden alle Werte auf den Fusionszeitpunkt auf die neue Gemeinde übertragen. Die neue Gemeinde übernimmt alle Aktiven und Passiven der ehemaligen Gemeinden. Die Spezialfinanzierungen wer- den entsprechend den gesetzlichen oder reglementarischen Vorgaben weitergeführt. Bei kommunal geregelten Spezialfinanzierungen können die zuständigen Organe Spe- zialfinanzierungsreglemente anpassen oder aufheben. Verwaltete unselbständige Stiftungen (zweckbestimmte Zuwendungen Dritter) gehen ebenfalls auf die neue Gemeinde über. Die Zweckbestimmung bleibt auch für die neue Gemeinde verbindlich. Änderungen sind nur im Rahmen der rechtlichen Bestimmun- gen (Art. 93 Gemeindeverordnung) möglich und unterliegen der Genehmigung des Amtes für Gemeinden und Raumordnung (AGR). Ein Ausgleich von Vermögens- oder Schuldendifferenzen bei einer Fusion zwischen den einzelnen Gemeinden ist nicht möglich. Mit dem Wechsel des Rechnungsmodells HRM1 auf HRM2 (auf den 1.1.2016) muss- ten die Gemeinden den abzuschreibenden Bestand ihres Verwaltungsvermögens per 31.12.2015 aufzeigen und bestimmen, in welcher Frist dieser linear abgeschrieben werden muss.

51 Fusionsabklärungsbericht

Die Steuerkraft der einzelnen Gemeinden und damit auch die Steueranlagen unter- scheiden sich stark (FILAG Statistik Vollzug 20162)

Ordentliche Steuern Liegenschaftssteuern HEI Steueranlagen 2016

Ertrag Anlage Ertrag Anlage vor FILAG Ordentlich Liegenschaft

Attiswil 2'325'722 1.61 245'974 1.15 77.23 1.64 1.00 Farnern 396'321 1.69 51'906 1.54 83.48 1.69 1.50

Niederbipp 7'909'975 1.35 903'420 1.04 95.69 1.35 1.00

Oberbipp 3'593'959 1.49 496'240 1.54 106.34 1.49 1.50 Rumisberg 990'444 1.69 115'589 1.55 91.16 1.69 1.50

Walliswil b.N. 293'904 1.30 36'749 1.00 78.15 1.20 1.00

Walliswil b.W. 937'405 1.68 100'824 1.21 71.11 1.68 1.20 Wangen a.A. 4'844'436 1.68 477'810 1.22 95.66 1.68 1.50 Wangenried 698'644 1.76 77'960 1.37 69.14 1.76 1.50

Wiedlisbach 4'714'603 1.59 520'493 1.21 96.99 1.59 1.20 Wolfisberg 411'299 1.82 44'244 1.52 89.67 1.89 1.50 Total 27'116'713 1.52 3'071'209 1.21 92.85 Der tiefste harmonisierte Ertragsindex (HEI), welcher die Steuerkraft der Gemeinde wiedergibt, beträgt 66.14 (Wangenried), der höchste 106.34 (Oberbipp). Die Gemeinden setzen ihre Steueranlage mit Blick auf die bestehenden finanziellen Rahmenbedingungen unterschiedlich hoch fest: Die tiefste Steueranlage 2016 beträgt 1,20 (Walliswil bei Niederbipp, dank ausserordentlichen Einnahmen aus dem Kiesab- bau; per 2017 konnte die Steueranlage sogar auf 0,9 gesenkt werden) die höchste Steueranlage 1,89 (Wolfisberg). Die Ansätze für die Liegenschaftssteuern liegen zwi- schen 1,0 und 1,5 ‰. Die elf Gemeinden würden zusammengelegt über einen HEI von 92.85 verfügen und müssten eine Steueranlage von 1,52 bzw. Liegenschaftssteuern von 1,2 ‰ erheben, damit sie über gleiche hohe Steuererträge verfügen könnte. Die Hundetaxe und die Feuerwehrersatzabgabe betragen je Gemeinde:

Feuerwehrersatzabgabe Hundetaxe CHF Prozent mind. CHF max. CHF Attiswil 50 7 50 450 Farnern 75 10 50 450 Niederbipp 90 5 0 450 Oberbipp 80 4.5 50 450 Rumisberg 70 8 50 450 Walliswil N 50 5 20 450 Walliswil W 50 6 20 450 Wangen aA 75 6 20 450 Wangenried 50 6 20 450 Wiedlisbach 70 8 50 450 Wolfisberg 60 5 0 450 Die Hundetaxen werden mit der Fusion harmonisiert, die Feuerwehrersatzabgaben mit dem Erlass eines neuen Feuerwehrreglements. Die Gebührentarife der Ver- bzw. Entsorgungsbereiche sind im Anhang 2 beigefügt (siehe auch Kap. 5.2.5).

2 http://www.fin.be.ch/fin/de/index/finanzen/finanzen/statistik/oeffentliche_finanzen.html

52 Fusionsabklärungsbericht

5.2 Finanzielle Aussichten der neuen Gemeinde

Aufwendungen Es ist zurzeit weder möglich noch sinnvoll, ein „kontogenaues“ Budget für die neue Gemeinde zu erstellen. Ein Budget wird erst dann erstellt, wenn der definitive Fusions- beschluss (Vertrag) den Stimmberechtigten zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Für den Grundsatzentscheid, ob das Fusionsprojekt weiterverfolgt werden soll, sind jedoch vernünftige Annahmen zu treffen, so dass sich die Stimmberechtigten ein Bild von der zukünftigen finanziellen Lage der neuen Gemeinde machen können – und in deren Kenntnis einen Entscheid fällen können. Es ist deshalb sinnvoll, die Finanzdaten ähnlicher Gemeinden miteinander zu verglei- chen. Zum Vergleich wurden die folgenden Gemeinden ausgewählt (FINSTA 2015)

Aufwand Investitions- Anzahl Einwohner Bilanzsumme Erfolgsrechnung ausgaben Oberaargau Nord 14'278 83'879'759 75'077'519 15'370'596 Langnau i.E. 9'045 50'538'725 43'558'749 7'518'949 Lyss 14'167 106'170'652 80'291'376 18'474'450 Münsingen 11'749 71'625'906 76'372'038 23'612'453 Spiez 12'531 50'368'590 75'813'755 6'103'155 Wohlen b.B. 8'987 45'436'875 45'491'986 4'936'543 Worb 11'408 62'401'329 54'808'146 19'687'234 Durchschnitt (ohne Oberaargau Nord) für 14'278 Einwohner 11'315 80'250'368 78'291'057 16'436'724

Das Aufgabenportefeuille der einzelnen Gemeinden schlägt sich in den Finanzwerten nieder. Etliche grössere Gemeinden haben Aufgabenbereiche an eigene selbständige Unternehmen oder Dritte ausgelagert. Die nachstehende Tabelle zeigt, wie die grösse- ren Aufgabenbereiche, die vielfach ausgegliedert werden, durch die Vergleichsge- meinden erfüllt werden.

Strom- Wasser- Abwasser- Sozialdienst Badanlagen ARA versorgung versorgung entsorgung eigene Anlage Langnau iE eigener SD integriert integriert integriert + 4 Gemeinden eigener SD Lyss integriert ausgegliedert integriert ausgegliedert + 2 Gemeinden eigene Anlage Münsingen eigener SD integriert ausgegliedert integriert + 7 Gemeinden eigener SD Spiez integriert ausgegliedert integriert ausgegliedert + 5 Gemeinden eigener SD Wohlen BE - integriert integriert eigene Anlage + 4 Gemeinden Versorgung durch Dritte Worb eigener SD ausgegliedert integriert integriert ausgegliedert

53 Fusionsabklärungsbericht

Ein Vergleich der Aufwendungen für die Aufgabenerfüllung pro Einwohnerin bzw. Ein- wohner zeigt, mit welchen Zahlen die neue Gemeinde rechnen muss.

Der Vergleich mit der Auswahl ähnlich grosser Gemeinden zeigt, dass sich die Auf- wendungen pro Kopf in einem ähnlichen Rahmen bewegen, nämlich zwischen Fr. 2‘000.- und Fr. 3‘000.- pro Kopf. Es wird damit voraussehbar, dass sich mit der Fusion kaum Sparpotenzial ergibt, welches es erlauben würde, die gleichen Aufgaben mit we- sentlich weniger finanziellen Mitteln zu erfüllen. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Vergleich der Personalaufwendungen:

54 Fusionsabklärungsbericht

Mit Ausnahme von Worb weisen alle Vergleichsgemeinden höhere Personalaufwen- dungen pro Kopf der Bevölkerung aus. Dies dürfte auf mehrere Faktoren zurückzufüh- ren sein: • Gemeinden mit einer grösseren Verwaltungsorganisation müssen zusätzliche Ressourcen für Führungsaufgaben und die interne Kommunikation bereitstel- len. • Die Anforderungen an die Aufgabenerfüllung, insbesondere durch die grössere Erwartungshaltung der Bevölkerung, erfordern mehr Personalressourcen. • Gemeinden mit einem grösseren Personalbestand erfüllen mehr Aufgaben mit eigenem Personal (was sich allerdings in geringeren Drittaufträgen nieder- schlagen sollte). Die elf Gemeinden weisen per Ende 2015 ein Verwaltungsvermögen von rund Fr. 9 Mio. aus. Dieses muss gemäss HRM2 Übergangsbestimmungen innert einer Frist von 8 – 16 Jahren linear abgeschrieben werden. Die Gemeinden haben mit dem Budget 2016 je eine ihren Bedürfnissen gerechte Frist beschlossen. Die Summe der jährlichen Abschreibungen beträgt rund Fr. 0,9 Mio. bzw. durchschnittlich eine Abschreibungs- dauer von rund 10 Jahren. Das bedeutet für die neue Gemeinde, dass sie während der restlichen Zeit weiterhin eine Abschreibung auf übernommenem, Ende 2015 bestehen- dem, Verwaltungsvermögen in der Höhe von knapp Fr. 1 Mio. tätigen muss. Verwal- tungsvermögen, das nach dem 1. Januar 2016 geschaffen worden ist, wird gemäss den Vorgaben der Gemeindeverordnung abgeschrieben.

Im Hinblick auf die zukünftige finanzielle Ausstattung der neuen Gemeinde lässt sich gestützt auf vorstehende Aussagen kaum schliessen, dass die Aufwendungen sinken werden. Aus heutiger Sicht – und aus der Optik der Finanzen – wird erwartet, dass die zukünfti- ge Gemeinde mit den gleichen finanziellen Mitteln ausgestattet werden muss.

Investitionen Auch die Investitionstätigkeit der elf Gemeinden im Jahr 2015 gleicht derjenigen der Vergleichsgemeinden. Aufwand der Erfolgsrechnung (rund Fr. 75 Mio.) und durch- schnittlichen Investitionsausgaben gemäss Finanzplan (Fr. 15 Mio.) ergeben für die elf Gemeinden rund Fr. 90 Mio. Bei Fr. 15 Mio. Investitionen ergibt dies einen Investitions-

55 Fusionsabklärungsbericht

anteil von rund 16 % (vereinfachte Berechnung). Die Vergleichsgemeinden weisen – umgerechnet auf die Einwohnerzahl der neuen Gemeinde – einen Investitionsanteil von rund 17 % aus (78 Mio. Aufwand Erfolgsrechnung und Investitionsausgaben bei Fr. 16 Mio. Investitionen). Das Amt für Gemeinden und Raumordnung klassifiziert ei- nen Investitionsanteil von 10 – 20 % als mittlere Investitionstätigkeit. Somit kann zu- künftig in der neuen Gemeinde mit einem Investitionsbedarf von rund Fr. 10 - 15 Mio. gerechnet werden. Die im Herbst 2016 aktuellen Finanzpläne der Gemeinden zeigen folgenden Investiti- onsbedarf:

Investitionen (aktuellste Finanzplandaten) in Tausend Franken 2016 2017 2018 2019 2020 2021 später Allgemeiner Haushalt 7'297 21'135 19'014 2'625 8'351 1'778 1'826 Spezialfinanzierungen: 6'926 7'072 7'402 6'380 4'041 1'974 2'662 Wassserversorgung 3'223 3'265 4'389 2'039 1'309 1'075 2'050 Abwasserentsorgung 2'743 2'791 2'002 1'756 1'453 494 567 Abfallentsorgung 32 450 - - - - - Feuerwehr 68 106 80 895 720 50 - übrige SF 860 460 931 1'690 559 355 45 Total 14'223 28'207 26'416 9'005 12'392 3'752 4'488 Durchschnittlich sind jährlich Investitionen von rund Fr. 10 Mio. für den allgemeinen Haushalt und Fr. 5,5 Mio. für die spezialfinanzierten Aufgabenbereiche geplant. Der Vergleich der Investitionsdaten zeigt, dass die neue Gemeinde mit den kumulierten Daten der elf Gemeinden im Rahmen vergleichbarer Gemeinden steht.

Steuern Mit der Fusion wird ein „Finanzausgleich“ innerhalb der 11 bestehenden Gemeinden stattfinden. Gestützt auf die Berechnungen des FILAG (Vollzug 2016) wird die neue Gemeinde einen harmonisierten Ertragsindex von knapp 93 erreichen. Damit wird die neue Gemeinde im Finanzausgleich (Disparitätenabbau) Ausgleichleistungen erhalten. Die heute in den Finanzausgleich zahlende Gemeinde Oberbipp (mit einem HEI von über 100) muss selbstredend keine Zahlungen mehr leisten. Mit der Steuerkraft der neuen Gemeinde müssen, um die zukünftigen Aufwendungen decken zu können, gleich hohe Steuererträge erwirtschaftet werden, wie die elf Ge- meinden heute einnehmen. In den drei, der FILAG-Berechnungen (Vollzug 2016) zu- grunde liegenden Jahren 2013/14/15, haben die Gemeinden rund Fr. 27 Mio. jährlich eingenommen, dies bei einer absoluten Steuerkraft (zur Anlage 1,0) von rund Fr. 17 Mio. Das bedeutet, dass die Steueranlage der neuen Gemeinde mindestens 1,52 be- tragen sollte, um den gleichen Steuerertrag zu erzielen. Falls die Aufwendungen höher budgetiert werden müssen, wird die Steueranlage möglicherweise noch leicht erhöht werden. Die Steueranlage der neuen Gemeinde wird damit zwischen 1,5 und 1,6 betragen. Das bedeutet, dass die Steuerzahlenden von mindestens drei Gemeinden (oder rund 45 % der Bevölkerung), die heute eine Anlage von weniger als 1,5 aufwei- sen, mit einer Steuererhöhung rechnen müssen. Das bedeutet aber auch, dass die übrigen Gemeinden bzw. deren Steuerzahlende mit einer sinkenden Steuerbelastung rechnen können. Die Liegenschaftssteuern werden in der neuen Gemeinde ebenfalls harmonisiert. Heu- te beziehen die elf Gemeinden Liegenschaftssteuern zwischen 1,0 und 1,5 ‰ des amt- lichen Werts. Bei gleichbleibendem Ertrag sollte die Anlage der Liegenschaftssteuern 1,2 ‰ betragen.

56 Fusionsabklärungsbericht

Die prozentuale Veränderung der Gemeinde- und Kantonssteuer je Gemeinde ist in der folgenden Tabelle ersichtlich. Für die Berechnung wurde von einer Anlage von 1,55 ausgegangen (Mittelwert). Die konkreten Auswirkungen in Frankenbeträgen sind im Anhang 3 zu diesem Bericht anhand von Beispielen dargestellt. 1.89 3.06 4.95 1.55 3.06 4.61 -6.87 Wolfisberg 1.69 3.06 4.75 1.55 3.06 4.61 1.67 3.06 4.73 1.55 3.06 4.61 -2.95 -2.54 Rumisberg Wiedlisbach 1.49 3.06 4.55 1.55 3.06 4.61 1.32 1.76 3.06 4.82 1.55 3.06 4.61 -4.36 Oberbipp Wangenried 1.35 3.06 4.41 1.55 3.06 4.61 4.54 1.68 3.06 4.74 1.55 3.06 4.61 -2.74 Niederbipp Wangenan der Aare 1.69 3.06 4.75 1.55 3.06 4.61 1.68 3.06 4.74 1.55 3.06 4.61 -2.74 -2.95 Farnern Walliswilbei Wangen 1.64 3.06 4.70 1.55 3.06 4.61 0.90 3.06 3.96 1.55 3.06 4.61 -1.91 16.41 Attiswil Walliswilbei Niederbipp Auswirkungen auf die Steuerbelastung (nur Gemeinde- und Kantonssteuer) und Gemeinde- (nur Steuerbelastung die auf Auswirkungen AnlageGemeinde AnlageKanton Total NeueGemeinde Kanton Total Veränderungin % AnlageGemeinde AnlageKanton Total NeueGemeinde Kanton Total Veränderungin %

57 Fusionsabklärungsbericht

Finanz- und Lastenausgleich Der Disparitätenabbau gleicht sich mit dem internen Finanzausgleich unter den elf Gemeinden aus. Die Mindestausstattungen, welche heute die Gemeinden Attiswil, Walliswil bei Wangen und Wangenried erhalten (rund Fr. 100‘000.-), werden mittelfris- tig wegfallen. Die Zuschüsse geo-topografisch und sozio-demografisch müssen neu berechnet werden. Bei Fusionen werden wegfallende Beiträge aus Mindestausstat- tung, aus geografisch-topografischen und sozio-demografischen Zuschüssen während zehn Jahren (fünf Jahre zu 100%, zwei Jahre zu 75%, zwei Jahre zu 50% und im letz- ten Jahr zu 25%) weiterhin ausgerichtet. Bei den Lastenverteilsystemen sind allein gestützt auf die Fusion keine Änderungen zu erwarten.

Gebühren Ver- und Entsorgung Die heute in den Gemeinden erhobenen Gebühren für die Leistungen in der Wasser- versorgung, der Abwasser- und Abfallentsorgung sind im Anhang 2 zusammengefasst. Die Gebührenhöhe, wie auch die Bemessungsgrundlagen sind sehr unterschiedlich. Sie lassen sich im Detail kaum vergleichen. Ein aussagekräftiger Vergleich lässt sich aber aus den Gebührenerträgen in den drei Aufgabenbereichen Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung im Jahr 2015 je Einwohner erstellen:

Die Abfallgebühren in den elf Gemeinden Oberaargau-Nord umfassen nur die Grund- gebühren, die Verbrauchsgebühren (Sackgebühr) bezieht die KEBAG.

58 Fusionsabklärungsbericht

Zu vergleichen sind die entsprechenden Gebührenerträge je Einwohner mit den ent- sprechenden Zahlen der Vergleichsgemeinden. Dabei ist zu beachten, dass in grösse- ren Gemeinden die Versorgungsaufgaben oft an gemeindeeigene Dritte (Anstalten oder privatrechtliche Unternehmungen) ausgegliedert worden sind und daher die Daten nicht in FINSTA zur Verfügung stehen. Diese fehlen deshalb teilweise in der nachste- henden Tabelle.

Wasserversorgung Abwasserentsorgung Abfallentsorgung Langnau i.E. 128 193 85 Lyss - 198 87 Münsingen - 161 121 Spiez - 266 127 Wohlen bei Bern 110 189 118 Worb 155 207 110

Da in diesen Bereichen keine Quersubventionierung zugelassen ist und keine Vor- schüsse an Spezialfinanzierungen – mit Ausnahme von rund Fr. 35‘000.- für die Ab- fallentsorgung in Oberbipp – ausgewiesen werden, ist davon auszugehen, dass die Gebührenerträge die effektiven Aufwendungen decken. Es wird Aufgabe der neuen Gemeinde sein, innerhalb einer zu bestimmenden Übergangsfrist, einheitliche Regle- mente und Gebührenstrukturen für die Ver- und Entsorgungsbereiche zu erlassen. Auf den Fusionszeitpunkt hin wird eine einheitliche Gebührenstruktur noch nicht zu errei- chen sein.

Fusionsbeitrag des Kantons Der Kanton unterstützt fusionierende Gemeinden mit einem Beitrag. Dieser berechnet sich nach den Bestimmungen des Gemeindefusionsgesetzes (BSG 170.12) wie folgt: Art. 4 2. Berechnung der Finanzhilfe 1 Die Finanzhilfe ergibt sich aus der Multiplikation der Wohnbevölkerung aller am Zu- sammenschluss beteiligten Gemeinden, dem Zusammenlegungsmultiplikator und einem Pro-Kopf-Beitrag von 400 Franken. Art. 5 3. Wohnbevölkerung 1 Die Wohnbevölkerung wird nach Artikel 7 FILAG ermittelt. Massgebend sind die Zahlen für das dem Zusammenschluss vorausgegangene Jahr. 2 Pro beteiligte Gemeinde werden maximal 1000 Personen angerechnet. Art. 6 4. Zusammenlegungsmultiplikator 1 Bei einem Zusammenschluss zweier Gemeinden beträgt der Zusammenlegungsmulti- plikator 1. Für jede weitere beteiligte Gemeinde vergrössert er sich um 0.1.

59 Fusionsabklärungsbericht

Das ergibt für eine Fusion aller elf Gemeinden die folgende Berechnung:

Anrechnung Einwohner Betrag Attiswil 1'389 1'000 Farnern 205 205 Niederbipp 4'595 1'000 Oberbipp 1'677 1'000 Rumisberg 469 469 Walliswil b.N. 218 218 Walliswil b.W. 581 581 Wangen a.A. 2'244 1'000 Wangenried 432 432 Wiedlisbach 2'284 1'000 Wolfisberg 184 184 Total 14'278 7'089 Zfaktor 1.9 Betrag Kopf 400 Total 5'387'640

Der Fusionsbeitrag des Kantons würde für die elf Gemeinden demnach rund Fr. 5 Mio. betragen. Es ist davon auszugehen, dass dieser Betrag für die Transaktionskosten (zusätzliche Personalaufwendungen, Informatikharmonisierung und -ausrüstung, Ver- waltungsinfrastruktur usw.) eingesetzt werden muss und nicht in den ordentlichen Be- trieb der neuen Gemeinde fliesst.

5.3 Finanzielle Auswirkungen einer Fusion insgesamt

Zusammenfassend wird – gestützt auf den Vergleich mit ähnlichen Gemeinden – er- wartet, dass die Aufwendungen in der neuen Gemeinde mindestens gleich hoch anfal- len werden wie das heutige Ausgabentotal in den elf Gemeinden. Das bedeutet, dass mit einer einheitlichen Steueranlage gleich viele Steuererträge erwirtschaftet werden müssen. Die einheitliche Steueranlage wird zwischen 1,5 – 1,6 Einheiten liegen. Das bedeutet, dass aus heutiger Sicht für mindestens 3 Gemeinden die Steuern steigen werden. In den anderen Gemeinden wird die Steuerbelastung demgegenüber sinken oder gleich bleiben. Die Liegenschaftssteuern müssen auf den Zeitpunkt der Fusion ebenfalls harmonisiert werden. Der Satz wird im Hinblick auf das Budget 2019 politisch festgelegt, unter Be- rücksichtigung der Steueranlage der direkten Steuern. Der Satz wird zwischen 1,2 und 1,5 ‰ liegen. Die Gebühren der Gemeinde (für den allgemeinen Haushalt sowie die spezialfinanzier- ten Haushalte) müssen nach vollzogener Fusion ebenfalls harmonisiert werden (Be- messungsgrundlagen und Tarife). Die neuen Regelungen werden durch Organe der neuen Gemeinde bestimmt und nicht bereits mit dem Budget 2019. Während einer Übergangsfrist gelten unterschiedliche Gebühren im Gebiet der neuen Gemeinde, da eine Vereinheitlichung der Gebührenstrukturen auf den Fusionszeitpunkt hin nicht zu realisieren ist.

60 Fusionsabklärungsbericht

5.4 Organisatorische Würdigung

Die neue Gemeinde wird voraussichtlich über ein Ressort Finanzen und eine Finanz- abteilung verfügen (vgl. Kap. 4.2).

5.5 Politische Würdigung

Wenn alle finanziellen Mittel in einer Gemeinde zusammengefasst werden, erhöht sich der politische Handlungsspielraum dank der grösseren Summe. Die neue Gemeinde kann den Spielraum ausschöpfen und bezüglich Qualität und Quantität der zu erfüllen- den Aufgaben ihren Bedürfnissen besser gerecht werden. Es ist indessen nicht garantiert, dass die neue Gemeinde mit den kumulierten Einnah- men der bestehenden Gemeinden die übertragenen und selbstgewählten Aufgaben auch tatsächlich dauerhaft erfüllen kann. Die Erwartungshaltung der Bürgerinnen und Bürger in einer grösseren Gemeinde (mit grösserer Distanz zwischen den einzelnen Bürgern und den Behörden) steigt erfahrungsgemäss. Mehr und verbesserte Angebote kosten und müssen finanziert werden. Alle Gemeinden unterstützen heute „ihre Vereine“. In diesem Bereich wird auch die neue Gemeinde eine wichtige Rolle spielen. Bei der Erarbeitung des Budgets 2019 müssen die Beiträge an die Vereine festgelegt werden. Die neue Gemeinde wird eine einheitliche Regelung der Vereinsunterstützung erlassen müssen. Es ist übers Ganze gesehen kaum Sparpotenzial aus Skalenerträgen zu erwarten. Somit ist auch zukünftig mit einem Aufwand von mindestens Fr. 2'500.- pro Einwohne- rin und Einwohner zu rechnen. Die heute bestehende Differenz zwischen der Steuerkraft der einzelnen Gemeinden wird ausgeglichen. Es findet, plakativ ausgedrückt, ein Finanzausgleich unter den elf Gemeinden statt. Mindestens drei Gemeinden müssen mit einer höheren Steueranlage rechnen. Die übrigen Gemeinden können mit einer gleichbleibenden oder gar einer tieferen Steueranlage rechnen. Die Steueranlage hängt nicht nur von Entscheiden der Gemeindebehörden ab. Zukünf- tige Entwicklungen auf übergeordneter staatlicher Ebene werden die Finanzhaushalte der Gemeinden belasten (in seltenen Fällen entlasten). Beispiele: Steuergesetzge- bung, aktuell die Unternehmenssteuerreform III, Änderungen im Finanzausgleich oder den Lastenverteilsystemen usw. Diese Risiken (und Chancen) betreffen die Gemein- den unabhängig von einer Fusion. Es ist davon auszugehen, dass die neue Gemeinde mit ihren Organen eine professio- nelle Finanzpolitik betreibt, welche dahin strebt, Aufgaben und Finanzen optimal aus- zugestalten. Prioritäten werden aber die neuen Organe (Stimmberechtigte, Gemeinde- parlament, Gemeinderat) setzen – das Primat hat nach wie vor die Politik.

61 Fusionsabklärungsbericht

6 Bildung

6.1 Ist-Situation

Die beteiligten Gemeinden organisieren die Volksschule betrieblich entsprechend ihren Bedürfnissen. Die Klassengrössen liegen im von der Erziehungsdirektion vorgesehe- nen Normalbereich. Die durchschnittliche Klassengrösse entspricht – über den ganzen Perimeter gesehen – etwa der vom Grossen Rat angestrebten Klassengrösse. Dabei gibt es allerdings Unterschiede zwischen den Schulen der einzelnen Gemeinden bzw. den Schulen in Gemeindeverbindungen. Die Daten aus der Pensenplanung für das Schuljahr 2016/17 zeigen das Folgende:

Anzahl Kindergarten: Anz. Klassen ø Klassengrösse Lektionen pro Sch. Bemerkungen Schüler/innen Attiswil 1 22 1.53 22

Farnern/ Rumisberg/ Wolfisberg GV 1 14 2.07 14 Niederbipp 5 19 1.53 95 Oberbipp 2 17 1.65 34 Wangen a/A 4 22 1.59 88 Wiedlisbach 1 27 1.07 27 Total 14 20.0 1.54 280

Anzahl Basisstufe Anz. Klassen ø Klassengrösse Lektionen pro Sch. Bemerkungen Schüler/innen Wiedlisbach 1 27 1.56 27

Anzahl Primarstufe Anz. Klassen ø Klassengrösse Lektionen pro Sch. Bemerkungen Schüler/innen 1 Kl. 1. 1 Kl. 2.-3. Attiswil 4 17.5 1.97 70 1 Kl. 4.-5. 1 Kl. 6. 1 Kl 1.-3. Farnern/ Rumisberg/ Wolfisberg GV 2 20.5 1.88 41 1 Kl 4.-6. Niederbipp 12 20.3 1.67 244 je 2 Kl. pro Jg. (1.-6.) 2 Kl. 1.-2. 1 Kl. 3.-4. Oberbipp 5 18.6 1.87 93 1 Kl. 4.-5. 1 Kl. 5.-6. 2 Kl. 1.-2. 2 Kl. 1.-4. Wangen a/A 9 19.8 1.73 178 2 Kl. 3.-4. 3 Kl. 5.-6. 1 Kl. 1.-2. Wiedlisbach 5 18.6 1.85 93 2 Kl. 3.-4. 2 Kl. 5.-6. Total 33 19.7 1.73 649

Anzahl Sekundarstufe I Anz. Klassen ø Klassengrösse Lektionen pro Sch. Bemerkungen Schüler/innen je 1. Kl. 7. Real + Sek. 1 Kl. 8 Real Niederbipp 6 20.2 2.15 121 1 Kl. 7.-8. Sek. je 1 Kl. 9. Real + Sek. je 1. Kl. 7 Real + Sek. 1 Kl. 8 Real Wangen a/A 5 15.6 2.35 78 1 Kl. 9 Real 1 Kl. 8.-9. Sek 3 Kl. 7 Real + Sek. Wiedlisbach GV 8 18.1 2.28 145 3 Kl. 8 Real + Sek. 2 Kl. 9 Real + Sek. Total 19 18.1 2.25 344

62 Fusionsabklärungsbericht

Die Gemeinden arbeiten bereits heute in verschiedenen Formen interkommunal zu- sammen: • Gemeindeverband Farnern, Rumisberg und Wolfisberg (Kindergarten und Pri- marstufe) • Gemeindeverband Oberstufenzentrum Wiedlisbach OZW: Attiswil, Farnern, Oberbipp, Rumisberg, Wiedlisbach, Wolfisberg (Sekundarstufe 1) • Vertrag der Sitzgemeinde Wangen an der Aare mit Wangenried, Walliswil bei Niederbipp und Walliswil bei Wangen (Kindergarten, Primarstufe und Sekun- darstufe I) • Vertrag IBEM-Pool unter allen elf Gemeinden (Integration und besondere Mass- nahmen, Koordination Niederbipp) Die Schülertransporte sind mit speziellem Schulbus und öffentlichem Verkehr sicher- gestellt. Soweit das Bedürfnis – durch Nachfrage der Eltern oder Entscheid der Behörden – besteht, werden Tagesschulangebote eingerichtet. In Wangen wird die Tagesschule während 39 Wochen an 5 Tagen und in Niederbipp während 38 Wochen an 5 Tagen angeboten. Für den Schulbetrieb stehen die folgenden Räumlichkeiten zur Verfügung:

Unterrichtsräume KG Schulklassen Spez. Unterricht Total Attiswil 2 4 6 12 Farnern 0 0 0 0 Niederbipp 5 38 8 51 Oberbipp 2 5 8 15 Rumisberg 1 2 1 4 Walliswil b. Niederbipp 0 0 0 0 Walliswil b. Wangen 1 2 2 5 Wangen an der Aare 2 12 5 19 Wangenried 1 1 1 3 Wiedlisbach 2 6 4 12 Wiedlisbach OZW 0 8 6 14 Wolfisberg 0 0 0 0 Total 16 78 41 135

Der Schulbetrieb in den elf Gemeinden ist zeitgemäss organisiert und die Möglichkei- ten der interkommunalen Zusammenarbeit werden sinnvoll genutzt. Die Angebote ent- sprechen den Bedürfnissen der Beteiligten (Kanton, Gemeinden, Eltern, Schülerinnen und Schüler) und den zur Verfügung stehenden Ressourcen (Kanton und Gemeinden).

63 Fusionsabklärungsbericht

6.2 Gestaltung Volkschule in der neuen Gemeinde

Vorbereitung der Fusion Bis zur Fusion zu einer neuen Gemeinde bleiben die 11 Gemeinden selbständig und verantwortlich für die ordnungsgemässe Erfüllung ihrer Aufgaben. Die Gemeinden und ihre Schulen organisieren den Schulbetrieb wie bisher. Im Fall einer Fusion wird diese Struktur in die neue Gemeinde übernommen (siehe Kap. 6.2.2 hiernach). Eine Neuorganisation des Schulbetriebs kann sinnvollerweise erst durch die Organe der neuen Gemeinde bearbeitet werden. Im Vorfeld der Fusion macht dies keinen Sinn, da bei einem Nichtzustandekommen die heutige betriebliche Organisation wei- tergeführt werden muss. Zudem fehlen in diesem Zeitraum Organe, welche für die neue Gemeinde definitive Lösungen legitim beschliessen können. Theoretisch besteht die Möglichkeit, ein neues Schulreglement (und allenfalls weitere Sacherlasse) zusammen mit dem Fusionsreglement zu beschliessen. Dies würde al- lerdings einstimmige Beschlüsse sämtlicher Gemeinden zu allen vorliegenden Erlas- sen voraussetzen. Das Parlament der neuen Gemeinde könnte zudem bei nächster Gelegenheit die Reglemente wiederum anpassen.

Grundlagen der Schulorganisation Mit dem Start der neuen Gemeinde fallen die interkommunalen Zusammenarbeitsmo- delle weg. Die Gemeindeverbände werden mit der Fusion aufgelöst, die Verträge auf- gehoben. Für die neue Gemeinde ist eine Schulkommission für das gesamte Gemein- degebiet tätig und es gibt eine Abteilung Bildung (siehe auch Kap. 4.2). Die Abteilung Bildung wird die folgenden Aufgaben wahrnehmen: Ø Kindergarten, Primar-, Real- und Sekundarschule Ø Tagesschule Ø IBEM

Die Schulen bleiben bestehen, dann aber als Organisationseinheiten der Abteilung Bildung der neuen Gemeinde, welche dem gleichnamigen Ressort zugewiesen ist. Jedem Ressort wird eine ständige Kommission zugewiesen; dem Ressort Bildung also eine Bildungs- oder Schulkommission. Der organisatorische Aufbau lässt sich wie folgt skizzieren.

RessortleiterIn (GR) Bildungs- kommission AbteilungsleiterIn (AL)

Schul- / Standortorganisation

64 Fusionsabklärungsbericht

Die neue Gemeinde muss nach ihrem Entstehen die nötigen Aufträge erteilen und Or- gane (z.B. eine nichtständige Kommission) einsetzen, welche sich mit der betrieblichen Organisation der Schulen in der neuen Gemeinde befassen und Lösungen vorschlagen werden. Folgende Organisation wird für die künftige Abteilung Bildung vorgesehen:

AbteilungsleiterIn 1 x AL

Attiswil Fa - Ru - Wo Wiedlisbach

Nach Oberbipp Niederbipp Wangen 6 x SL Primarstufe IBEM Tagesschule

Die Abteilungsleiterin Bildung bzw. der Abteilungsleiter Bildung und die jeweiligen Schul- resp. Standortleiterinnen bzw. Standortleiter bilden zusammen die „Führung der Volksschule“. Damit die Schulleitungen mit hohen Stellenetats (Stellenprozenten) geführt werden können, sind für das neue Gemeindegebiet sechs Schulleiterinnen bzw. -leiter vorgesehen. Sie sorgen für eine einheitliche Leitung der Schule unter Be- rücksichtigung der örtlichen Besonderheiten. Es gilt der Grundsatz:

Gemeindeweit denken,

am Schulstandort lenken

In diesen Reorganisationsprozess sind Vertreterinnen und Vertreter der heutigen Schulstandorte und das Schulinspektorat einzubeziehen. Die bestehenden Schulrege- lungen münden in einem Schulreglement der neuen Gemeinde. Dieses wird vom neu- en Gemeindeparlament unter dem Vorbehalt des fakultativen Referendums beschlos- sen. Welche Lösungen aus diesem Prozess hervorgehen, kann heute nicht abschlies- send beurteilt werden. Es wäre deshalb auch nicht seriös, bereits jetzt eine finanzielle Prognose zu den Auswirkungen der neuen Organisation zu stellen (die Folgen sind aber auch keine Folgen des Fusionsprojekts, sondern Folgen der Schulreform). Mit der breiten politischen Diskussion in den Gremien der neuen Gemeinde und der Be- schlussfassung durch die Legislative wird die neue Organisation legitimiert. Die temporäre Organisation – wie auch die zukünftige – wird sich an der Umsetzungs- hilfe für Gemeinden (REVOS 08, Organisation und Schulführung) der Erziehungsdirek- tion orientieren.

65 Fusionsabklärungsbericht

Aspekte der betrieblichen Schulorganisation Im Rahmen des Reorganisationsprozesses (innerhalb der neuen Gemeinde) sind auf politischer Ebene die Themenbereiche mit strategischer Bedeutung zu diskutieren und in einem Erlass zu regeln. Eine komplette Schulreform ist aufwendig und momentan nicht opportun. Um sich ein Bild über diese Themenbereiche verschaffen zu können, werden im Fol- genden einige wichtige Punkte und mögliche Formen der Aufgabenerfüllung aufge- führt. Es handelt sich dabei um eine nicht abschliessende Aufzählung mit rein exemp- larischem Charakter, die aufzeigen soll, welche Handlungsspielräume bei der Festle- gung der betrieblichen Schulorganisation bestehen. a) Kindergärten und Basisstufe Varianten: • nur Kindergärten • flächendeckend Basisstufe • gemischt wie heute

Für die Startorganisation wird empfohlen die gemischte Form in der neu- en Gemeinde wie bisher weiterzuführen.

b) Klassenorganisation Varianten: • Jahrgangsklassen • Mehrjahrgangsklassen • Verteilung der Klassen auf die Standorte

Die Verteilung der Schüler erfolgt auch in Zukunft auf die Standorte durch Beschluss der Schulleitung unter Berücksichtigung der Schulwege.

c) Modelle für die Zusammenarbeit (Durchlässigkeit) auf der Oberstufe Varianten: • Verschiedene Modelle beibehalten • einheitliches Modell für die ganze Gemeinde einführen

Zurzeit gibt es keinen Anlass an den Oberstufen-Modellen etwas zu än- dern. Diese werden auch in der neuen Gemeinde so weitergeführt. Die Wahrscheinlichkeit einer späteren Vereinheitlichung wird mit der Fusion jedoch steigen.

d) Schulstandorte, Schulkreise Varianten: • die drei Oberstufenstandorte stellen je einen Schulkreis mit allen Stufen (KG – Sek 1) dar • Schulstandorte werden erhalten, solange es die Schülerzahl erlaubt • Schulstandorte werden konzentriert

Die Schulstandorte werden solange erhalten, wie es die Schülerzahlen er- lauben. Damit gehen die Kinder da zur Schule, wo sie auch ohne Fusion hingehen würden.

66 Fusionsabklärungsbericht

e) Integration und besondere Massnahmen (IBEM) IBEM wird wie bisher zentral organisiert und gesteuert.

f) Tagesschule Die Tagesschulen werden zentral organisiert und den Bedürfnissen ent- sprechend, für alle Schülerinnen und Schüler, an verschiedenen Standor- ten angeboten.

Die Aufzählung der Themen zeigt, dass die betriebliche Schulorganisation in der neuen Gemeinde ausgesprochen anspruchsvoll sein wird. Aufgrund der Komplexität der be- trieblichen Schulorganisation ist es – wie bereits erwähnt – nicht möglich, dass diese von den heutigen Gemeinden für die neue Gemeinde vorgegeben wird. Es gilt diesbe- züglich auch zu beachten, dass die Fusionsabklärung kein Bildungsreformprojekt dar- stellt. Der Bearbeitung solcher Projekte muss genügend Zeit eingeräumt werden. Es ist absehbar, dass die neue Gemeinde frühestens nach 3 – 4 Jahren (also im Jahr 2023) mit der Umsetzung einer neuen betrieblichen Schulorganisation beginnen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt wird die betriebliche Schulorganisation beibehalten werden. Schülerinnen und Schüler, die heute die Schulen besuchen, werden von der Reorgani- sation mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit nicht betroffen sein.

6.3 Auswirkungen auf die Finanzen

Es ist nicht davon auszugehen, dass der Bereich Bildung in der neuen Gemeinde auf- grund von Skaleneffekten günstiger erfüllt werden kann. Grundsätzlich sind die glei- chen Aufgaben im Bereich der Volksschule an den gleichen Standorten wahrzuneh- men. Die neue Verwaltungsorganisation (Verbindung Politik – Verwaltung, Abteilung Bil- dung) wird im Bereich Bildung wohl zu gewissen Mehrausgaben führen. Im Zuge der Ausarbeitung eines neuen Schulreglements in der neuen Gemeinde wird es je nach Entscheidung der zuständigen Organe zu Mehr- oder Minderausgaben kommen. Dabei handelt es sich aber nicht um Kosten bzw. Einsparungen als Folge der Fusion. Vielmehr wären dies alsdann Folgen der Schulreform in der neuen Gemeinde.

6.4 Organisatorische Würdigung

Die Formen der interkommunalen Zusammenarbeit (Gemeindeverbände und Ver- tragsmodelle) fallen weg. Die Organisation der Schule im ganzen Perimeter obliegt einer Gemeinde. Dies vereinfacht die Koordination unter den Beteiligten. Die gegensei- tigen Verrechnungen von Schulgeldern fallen weg. Die Integration der Schule in eine nach Fachbereichen gegliederte Gemeindeorganisa- tion wird die Erfüllung der Aufgabe Bildung unterstützen. Standortschulleitungen kön- nen beispielsweise von administrativen Aufgaben entlastet werden, wenn diese zentral erledigt werden können. Bildungsanliegen werden in einem Gemeindeparlament poli- tisch vertieft beraten, die politische Mitwirkung bei Bildungsfragen wird verstärkt.

67 Fusionsabklärungsbericht

In einer Gemeinde mit rund 14‘500 Einwohnerinnen und Einwohnern und verschiede- nen Schulstandorten (Schulkreisen) eröffnen sich dank der Grösse neue Handlungs- spielräume, die ausgenutzt werden sollten. Bei der betrieblichen Organisation der Volksschule muss dem Grundsatz der Subsidia- rität Rechnung getragen werden: Die einzelnen Schulen (Schulkreise, Standorte, Stu- fen) sollen im Rahmen der Schule der neuen Gemeinde ihre individuellen Ausprägun- gen behalten oder entwickeln können, soweit diese mit der Grundausrichtung der Schule der neuen Gemeinde übereinstimmen. Der Grundsatz „so viel Zentralismus wie nötig, so viel Freiheiten wie möglich“ soll als Leitlinie dienen. Die Einwohnerzahlen und damit die Schülerzahlen dürften im Fusionsperimeter zukünf- tig stabil bleiben, vermutlich sogar zunehmen. Dies wird sich in erster Linie beim Kin- dergarten und bei der Primarstufe zeigen, die Entwicklung auf der Sekundarstufe 1 ist schwieriger zu prognostizieren. Die heutigen Gemeinden (alsdann Ortschaften) werden sich aber unterschiedlich entwickeln. Die Gemeinden entlang der Verkehrsachsen werden wachsen, die kleineren ländlichen Gemeinden eher nicht (dies freilich unab- hängig einer Fusion).

6.5 Politische Würdigung

Als Chancen sind für den Bereich Bildung die folgenden Punkte zu bezeichnen: • Politische Diskussion im Gemeindeparlament wird Bildungsanliegen fördern (wobei auch das Gegenteil der Fall sein kann, siehe Risiken). • Eine sachliche Diskussion von bildungspolitischen Anliegen in einem Gemein- deparlament dient der Aufgabenerfüllung und stärkt die Volksschule der neuen Gemeinde. • Zentrale politische Führung, dezentrale betriebliche Angebote (insbesondere auf der Primarstufe). • Die Koordination der Aufgabenerfüllung und die administrative Unterstützung durch die Abteilung Bildung entlasten die Schulstandorte bzw. Schulleitungen. • Interne Verrechnungen zwischen Gemeinden und Gemeindeverbänden fallen weg. • Dank breiterem Angebot über die ganze Gemeinde wird die Chancengleichheit gestärkt. Die Risiken einer fusionierten Gemeinde über den gesamten Abklärungsperimeter se- hen für den Bereich Bildung wie folgt aus: • Höhere Einflussnahme der Politik auf die Volksschule (Gemeindeparlament), weg von der Sachpolitik hin zur Parteipolitik (wobei auch das Gegenteil der Fall sein kann, siehe Chancen). Beispielsweise könnte ein politischer Entscheid auf der Sekundarstufe 1 die Durchlässigkeit einschränken oder aufheben. • Trotz Bekennung zum Subsidiaritätsprinzip Verlust von lokaler Autonomie. Klei- nere Ortschaften finden möglichweise im Gemeindeparlament keine Mehrheiten für ihre Anliegen im Bereich der Volksschule (z.B. bei Standortfragen in der Zu- kunft).

68 Fusionsabklärungsbericht

• Die Zusammenlegung der Aufgaben im Bereich Bildung kann nicht Grund für eine Fusion sein. Die Fusion bringt Unwägbarkeiten und Risiken mit sich, wel- che die Kernaufgabe beeinträchtigen könnten. Beispielsweise kann die zentrale Führung ein Klumpenrisiko darstellen, weil sich Fehlentscheide auf alle Schulen auswirken würden. • Die Behörden in der grossen Gemeinde (Mitglieder der Bildungskommission) verlieren den Kontakt zu den Ortschaften.

69 Fusionsabklärungsbericht

7 Infrastruktur

7.1 Ist-Situation

Organisation Die elf Gemeinden sind im Bereich Infrastruktur sehr unterschiedlich organisiert. Die nachstehenden Erläuterungen geben eine Übersicht der wichtigsten Aufgaben im Bereich Infrastruktur, insbesondere in den Bereichen Werkhof, Ver- und Entsorgung.

Werkhof Im Frühling 2015 haben neun der elf Gemeinden eine Machbarkeitsstudie zum Thema Werkhof durch die Pumag Consulting AG erstellen lassen. Die Studie wurde im Auftrag der Einwohnergemeinden Attiswil, Farnern, Niederbipp, Oberbipp, Rumisberg, Walliswil bei Niederbipp, Wangen an der Aare, Wiedlisbach und Wolfisberg durchgeführt. Wangenried hat informell teilgenommen. Vom geplanten Fu- sionsperimeter war einzig Walliswil bei Wangen nicht beteiligt. Ziele der Studie waren die Überprüfung einer vertieften Zusammenarbeit und einer Zusammenlegung der Werkhöfe. Der Bericht zeigt ein korrektes Bild der Ist-Situation. Viele wichtige Fragen, die auch im Rahmen einer allfälligen Gemeindefusion zu beantworten wären, wurden aufgeworfen und Lösungsansätze skizziert.

Stromversorgung Das Eigentum am Stromversorgungsnetz, die Unterhaltspflicht und die Tarifgestaltung sind in den elf Gemeinden derzeit wie folgt geregelt:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Wem gehört Energienetz? Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Gemeinde Wer ist für Unterhalt zuständig? Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Gemeinde Wer bestimmt Energietarife? Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Gemeinde Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Niederbipp Wangen der Aare

Wem gehört Energienetz? Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Wer ist für Unterhalt zuständig? Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Wer bestimmt Energietarife? Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW Onyx - BKW

Ausser Niederbipp haben demnach alle Gemeinden die Energieversorgung an die AEK onyx AG, welche zur BKW-Gruppe gehört, übertragen. Die BKW besitzt 99.8% des Aktienkapitals. Der Rest teilt sich auf 36 Gemeinden und Organisationen auf.

70 Fusionsabklärungsbericht

Wasserversorgung Die Wasserversorgung ist in den elf Gemeinden derzeit wie folgt organisiert:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Wer ist für Wasserversorgung zuständig? Partner Gemeinde Gemeinde Partner Gemeinde Gemeinde Wer ist für Unterhalt zuständig? Partner Gemeinde Gemeinde Partner Gemeinde Gemeinde WABI AG WABI AG Welche andere Gemeinde / Partner? GWUL Niederbipp Niederbipp Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Niederbipp Wangen der Aare

Wer ist für Wasserversorgung zuständig? Partner Gemeinde Gemeinde Gemeinde Gemeinde Wer ist für Unterhalt zuständig? Partner Gemeinde Gemeinde Gemeinde Gemeinde WABI AG Welche andere Gemeinde / Partner? Niederbipp

Niederbipp, Oberbipp und Wolfisberg haben die Wasserversorgung an die Wasserver- bund Bipperamt AG (WABI AG) übertragen, deren Aktionärinnen sie sind. Die Aktio- närsgemeinden der WABI AG sind weiterhin für das Gemeindenetz bzgl. Erneuerung und Unterhalt bzw. Reparatur zuständig. Die WABI AG ist für die Wasserbeschaffung, den Wassertransport zwischen den Verbundgemeinden, die Wasserspeicherung sowie den Unterhalt und Erneuerung der Verbundleitungen zuständig. Alle anderen Gemeinden sind für die Wasserversorgung selbst zuständig. GWUL ist die Bezeichnung für die Gruppenwasserversorgung unterer Leberberg.

Die generelle Wasserversorgungsplanung (GWP) obliegt den Wasserversorgungen. In den Gemeinden Niederbipp, Oberbipp und Wolfisberg hat demnach die WABI AG die GWP erstellt. Die GWP ist nicht in allen Gemeinden auf einem aktuellen Stand. Farnern, Rumisberg, Walliswil b. Niederbipp und Walliswil b. Wangen müssen diese noch überarbeiten. Wangenried hat mit der Überarbeitung begonnen. Im Detail zeigen die GWP das folgende Bild über die anstehenden und realisierten Kosten:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Ist der GWP für die Gemeinde erstellt? Ja Ja Ja Ja Erfasste GWP Kosten 2 955 000.00 800 000.00 6 480 000.00 4 550 000.00 Ausgeführte GWP Massnahmen 1 879 800.00 700 000.00 - 1 505 000.00 Verbleibende GWP Massnahmen 1 075 200.00 - - 100 000.00 6 480 000.00 3 045 000.00 Realisierungsgrad 63.61% 0.00% 0.00% 87.50% 0.00% 33.08%

Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Niederbipp Oberbipp Wangenried Total Niederbipp Wangen der Aare Ist der GWP für die Gemeinde erstellt? Ja Nein Ja In Arbeit Erfasste GWP Kosten 4 550 000.00 2 765 000.00 1 963 000.00 19 513 000.00 Ausgeführte GWP Massnahmen 1 505 000.00 310 000.00 - 4 394 800.00 Verbleibende GWP Massnahmen 3 045 000.00 - - - 2 455 000.00 1 963 000.00 15 118 200.00 Realisierungsgrad 33.08% 0.00% 0.00% 0.00% 11.21% 0.00% 22.52%

71 Fusionsabklärungsbericht

Abwasserentsorgung Die Abwasserentsorgung ist in den elf Gemeinden derzeit wie folgt organisiert:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Welcher ARA ist Gemeinde ARA unterer Kimberly Clark GAFWW GAFWW GAFWW GAFWW angeschlossen? Leberberg Niederbipp Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Niederbipp Wangen der Aare

Welcher ARA ist Gemeinde GAFWW GAFWW GAFWW GAFWW GAFWW angeschlossen?

Der Gemeindeverband der Abwasser- und Fernwärmeregion Wangen-Wiedlisbach GAFWW reinigt das Abwasser in neun von elf Gemeinden. Einzig Niederbipp (ist der privaten Kläranlage von Kimberly Clark angeschlossen) und Attiswil (ARA unterer Le- berberg) gehören nicht zum Verband. Der Vertrag von Niederbipp mit der Kläranlage von Kimberly Clark ist am 31. Dezember 2016 ausgelaufen. Die Leistungen und der Anschluss bestehen nach Vertragsablauf noch für weitere fünf Jahre, bis Ende 2021, weiter. Die Erneuerung des Vertrages ist vorgesehen und wird zurzeit geprüft.

Die Generelle Entwässerungsplanung (GEP) der elf Gemeinden zeigt das folgende Bild über die anstehenden bzw. realisierten Kosten:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Ist der GEP für die Gemeinde erstellt? Ja In Arbeit In Arbeit In Arbeit Ja Ja Erfasste GEP Kosten 1 814 000.00 - 145 000.00 - 8 826 000.00 7 870 000.00 Ausgeführte GEP Massnahmen 1 360 000.00 - - 1 300 000.00 3 115 000.00 Verbleibende GEP Massnahmen 454 000.00 - 145 000.00 - 7 526 000.00 4 755 000.00 Realisierungsgrad 74.97% 0.00% 0.00% 0.00% 14.73% 39.58% Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Total Niederbipp Wangen der Aare Ist der GEP für die Gemeinde erstellt? Ja Ja Ja Ja Ja Erfasste GEP Kosten 1 167 000.00 - 3 130 000.00 5 800 000.00 1 500 000.00 30 252 000.00 Ausgeführte GEP Massnahmen 210 000.00 - 1 390 000.00 2 500 000.00 27 000.00 9 902 000.00 Verbleibende GEP Massnahmen 957 000.00 - 1 740 000.00 3 300 000.00 1 473 000.00 20 350 000.00 Realisierungsgrad 17.99% 0.00% 44.41% 43.10% 1.80% 32.73%

Für Farnern, Rumisberg und Wolfisberg wird die GEP derzeit durch ein Ingenieurbüro erarbeitet. Die Ergebnisse werden für Frühling 2017 erwartet. Alle anderen Gemeinden haben die GEP bereits erstellt. Die Kosten für die anstehenden Massnahmen im Be- reich der Entwässerung sind daher noch nicht komplett erfasst. Gemäss den vorlie- genden Zahlen (extrapoliert) betragen die GEP-Massnahmen im gesamten Perimeter ca. Fr. 33 Mio. Davon sind 30% (oder Fr. 10 Mio.) bereits realisiert. Nicht berücksichtigt sind bei den Kosten gemäss GEP die Infrastrukturkosten des Ge- meindeverbandes GAFWW.

72 Fusionsabklärungsbericht

Abfallentsorgung Die Abfallentsorgung ist in den elf Gemeinden derzeit wie folgt organisiert:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Welche Kehrichtverbrennungsanlage? KEBAG Zuchw il KEBAG Zuchw il KEBAG Zuchw il KEBAG Zuchw il KEBAG Zuchw il KEBAG Zuchw il Wer transportiert Kehricht? Partner Partner Partner Partner Partner Partner Hauri GmbH Staub AG Staub Staub Gerber AG Staub AG Welche andere Gemeinde / Partner? Niederwil Niederbipp Niederbipp Niederbipp Roggwil Niederbipp Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Niederbipp Wangen der Aare

Welche Kehrichtverbrennungsanlage? KEBAG Zuchw il KEBAG Zuchw il KEBAG Zuchw il KEBAG Zuchw il KEBAG Zuchw il Wer transportiert Kehricht? Partner Partner Partner Partner Partner Staub Staub AG Gerber AG Gerber AG Gerber AG Welche andere Gemeinde / Partner? Niederbipp Niederbipp Roggwil Roggwil Roggwil

Der Kehricht wird demnach von allen Gemeinden bei der KEBAG in Zuchwil entsorgt. Mit den Firmen Gerber AG, Staub AG und Hauri GmbH zeichnen drei Partner für die Kehrichtabfuhr verantwortlich. Keine Gemeinde besitzt ein eigenes Kehrichtfahrzeug.

Strassen Die Strassennetze der elf Gemeinden weisen die folgende Länge auf:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Strassen (km) Kat 2 10.14 0.80 1.31 16.19 20.03 Kat 3 12.70 7.32 11.30 6.29 8.93 32.53 Total 22.84 8.12 12.61 6.29 25.12 52.55 Velowege 0.00 0.00 0.00 0.48 1.55 Wanderwege 10.88 9.71 1.45 3.81 10.51 15.49 Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Total Niederbipp Wangen der Aare

Strassen (km) Kat 2 10.76 1.61 6.00 16.45 2.86 86.13 Kat 3 13.57 2.15 3.00 3.11 2.97 103.86 Total 24.33 3.76 9.00 19.55 5.83 189.99 Velowege 0.60 0.05 3.00 0.40 0.00 6.08 Wanderwege 12.90 2.94 12.00 9.12 1.67 90.48

Gesamthaft verfügen die Gemeinden über 190 km Strassen, 90 km Wanderwege und 6 km Velowege.

73 Fusionsabklärungsbericht

Strassenbeleuchtung Alle elf Gemeinden sind für die öffentliche Beleuchtung selber zuständig. Eine Übertra- gung – z.B. an den Energieversorger – ist nirgends erfolgt. Der Energieverbrauch für die öffentliche Beleuchtung sieht in den elf Gemeinden wie folgt aus:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Energieverbrauch öffentl. Beleuchtung kW/h 95444 3407 16554 8947 172305 263597.00 Kosten 18 301.00 2 342.00 4 000.00 2 460.00 33 900.00 35 388.00 CHF 12.98 CHF 11.42 CHF 8.53 CHF 13.09 CHF 14.86 CHF 7.67 Beleuchtung auf LED umgestellt? Nein Ja,teilweise Nein Ja Nein Ja,teilweise

Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Total Niederbipp Wangen der Aare

Energieverbrauch öffentl. Beleuchtung kW/h 122000 4000 36074 146000 21305 889633 Kosten 21 900.00 3 000.00 7 806.00 28 560.00 6 518.00 164 175.00 CHF 12.97 CHF 13.10 CHF 13.53 CHF 12.68 CHF 14.98 CHF 11.44 Beleuchtung auf LED umgestellt? Ja,teilweise Ja Nein Ja,teilweise Ja,teilweise Sieben Gemeinden haben ihre Strassenbeleuchtung – zumindest teilweise – auf LED umgestellt. Attiswil plant eine Investition in der Höhe von Fr. 160'000.- für die Umstel- lung auf LED.

Investitionen im Bereich Tiefbau Im Tiefbau (ohne GEP und GWP) sind folgende Investitionen für Neubauten und Sa- nierungen geplant:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Geplante Neuinvestitionen 2016 277 000.00 25 000.00 500 000.00 46 000.00 - 1 865 000.00 im Tiefbau: 2017 412 000.00 35 000.00 150 000.00 5 000.00 - 1 325 000.00 2018 100 000.00 20 000.00 150 000.00 5 000.00 - 720 000.00 2019 100 000.00 35 000.00 310 000.00 5 000.00 - 40 000.00 2020 100 000.00 35 000.00 - 5 000.00 - 125 000.00 Total 989 000.00 150 000.00 1 110 000.00 66 000.00 - 4 075 000.00 Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Total Niederbipp Wangen der Aare Geplante Neuinvestitionen 2016 53 000.00 - - - 25 000.00 2 791 000.00 im Tiefbau: 2017 2 100 000.00 350 000.00 - - 130 000.00 4 507 000.00 2018 - - 130 000.00 1 125 000.00 2019 - - 490 000.00 2020 - - 265 000.00 Total 2 153 000.00 350 000.00 - - 285 000.00 9 178 000.00

Es erscheint sinnvoll, nicht dringende Neuinvestitionen nach einem allfälligen positiven Grundsatzentscheid am 24. September 2017 nicht mehr ohne Konsultation der Inter- kommunalen Arbeitsgruppe auszulösen.

74 Fusionsabklärungsbericht

7.2 Infrastrukturaufgaben in der neuen Gemeinde

Organisation Die politische Organisation und die Verwaltungsorganisation der neuen Gemeinde ist in Kap. 4.2 dargestellt. Es ist vorgesehen, dass eine Abteilung für den Bereich Betriebe sowie Ver- und Entsorgung zuständig ist (Abteilung Betriebe). Die Abteilung Betriebe wird die folgenden Aufgaben wahrnehmen: Ø Werkhof Ø Ver- und Entsorgung Ø Strassen Ø Tiefbau Der Bereich Hochbau wird in der Abteilung Bau und Planung geführt (siehe dazu Kap. 8.2).

Werkhof Im Bericht der Pumag Consulting AG werden wichtige Fragen aufgeworfen und Lö- sungsansätze skizziert, welche nach einem allfälligen positiven Grundsatzentscheid am 24. September 2017 im Rahmen des weiteren Fusionsabklärungsprozesses zu klären sind. Die Frage der Zusammenarbeitsform – Gemeindeverband, AG oder Sitzgemeindemo- dell – erübrigt sich im Falle einer Fusion. Zuständig ist dann die neue Gemeinde. Die Werkhöfe werden durch einen Bereichsleiter Werkhof geführt, welcher dem Abtei- lungsleiter Betriebe hierarchisch untersteht. Typischerweise – und wie in der vorge- nannten Studie der Pumag Consulting AG auch aufgeführt – wird sich «der Werkhof» unter zentraler Führung um folgende Aufgaben kümmern: Ø Baulicher Strassenunterhalt Ø Betrieblicher Strassenunterhalt Ø Winterdienst Ø Fliessgewässer / Gewässerunterhalt Ø Unterhalt / Pflege öffentliche Anlagen Ø Dienstleistungen für Dritte Ø Abfallentsorgung (exkl. Hauskehricht) Ø Kanalisationsunterhalt Ø Wasserversorgung: Brunnenmeister

Es ist vorgesehen, dass nach einer Fusion die beiden bestehenden Werkhöfe in Nie- derbipp und Wangen a.d.A. als Hauptstandorte geführt werden. Stützpunkte sind zwar keine vorgesehen; es soll aber die Möglichkeit erhalten bleiben, spezifisches, in einer Ortschaft erforderliches Material bzw. spezielle Geräte in einzelnen Ortschaften einzu- lagern.

75 Fusionsabklärungsbericht

Das Werkhofteam wird zwischen 12 bis 16 Mitarbeitende umfassen; dazu kommt eine Leiterin bzw. ein Leiter Werkhof. An beiden Hauptstandorten wird je eine Person als Standortverantwortliche eingesetzt (im obigen Etat enthalten). Der geplante Personalbestand entspricht den vorhandenen Ressourcen. «1-Mann- Betriebe» - wie sie derzeit in kleineren Gemeinden bestehen – fallen weg. An beiden Hauptstandorten werden Teams gebildet werden, die auch Arbeiten ausführen können, die mehr als «2 Hände» benötigen. Die Beauftragung von Drittfirmen ist demnach nur noch in Ausnahmefällen erforderlich. Bis ins Jahr 2020 erreicht rund die Hälfte der heutigen Werkhofmitarbeiter das Pensi- onsalter. Damit ist es erforderlich, dass die Personalplanung bereits im Vorfeld der Fusion gemeinsam angegangen wird. Es erscheint sinnvoll, nach einem allfälligen po- sitiven Grundsatzentscheid zur Fusion am 24. September 2017 – und damit einherge- hend nach der Klärung des Fusionsperimeters – eine temporäre Werkhofkommission zu bilden, um die anstehenden Organisationsentscheide bis zur Fusion zu begleiten. Sollte die Fusion nicht zustande kommen, könnte die Werkhofkommission damit beauf- tragt werden, die im Pumag-Bericht aufgeführten Alternativen umzusetzen.

Stromversorgung Bei einer Fusion wird die AEK onyx AG alle Ortschaften der neuen Gemeinde, mit Ausnahme der Ortschaft Niederbipp, als Grundversorger und Netzbetreiber mit Strom versorgen. Die Grundversorgung (inkl. Netzbetrieb) mit Strom der Ortschaft Niederbipp wird durch die neue Gemeinde erfolgen (der entsprechende Verwaltungsbereich ist in der Abteilung Betriebe eingegliedert). In der Gemeinde gibt es damit zwei Versor- gungsgebiete mit unterschiedlicher Gebühren- bzw. Preisstruktur (eine einheitliche Preisstruktur lässt sich aufgrund der strengen Vorgaben der Elcom rechtlich nicht ein- führen). Rechtlich und tatsächlich sind die Teilversorgung der Gemeinde mit Strom und die un- terschiedlichen Gebühren/Preise kein Problem; dies könnte aber von Einwohnern als ungerecht empfunden werden. Die von Elcom kontrollierten Preisstrukturen sehen wie folgt aus:

Preiselemente Tarif

Tarif je nach Arbeitspreis Anbieter + Max. CHF 96.00 Netznutzung pro Jahr + Systemdienstleistung Rp. 0.40 Swissgrid pro kW/h + Gesetzl. Förderabgaben max. Rp.1.50 KEV pro kW/h + Tarif pro Gmde Abgabe n an G e me inde unterschiedlich

76 Fusionsabklärungsbericht

Wasserversorgung Die Wasserversorgung der neuen Gemeinde bleibt in ihren heutigen technischen Strukturen bestehen. Die Aufgaben der WABI AG werden nach einer Fusion voraus- sichtlich in die Abteilung Betriebe integriert. Die Zweitversorgung mit Wasser kann bei einer Fusion einfacher organisiert werden, da innerhalb der neuen Gemeinde nur technische Fragen zu lösen sind. Vertragliche Regelungen und namentlich die Bestimmung von Abgeltungen entfallen. Organisatorisch wird die Wasserversorgung zusammen mit der Abwasserentsorgung im Bereich Ver- und Entsorgung (Abteilung Betriebe) geführt. Wasserversorgung als Teil der Gemeindeorganisation

Abteilung Betrieb

Ver-/ Tiefbau Werkhof Bereich Entsorgung

Wasser- Abwasser Strassen Aufgabe vers orgung

Die Wasserbezugsorte werden bei einer Fusion nicht verändert. Im Bereich Wasserversorgung wird es eine einheitliche Gebührenstruktur (für einmali- ge und wiederkehrende Gebühren) geben. Die Spezialfinanzierungen werden zusammengeführt. Die Abteilung zeichnet auch für die GWP verantwortlich; und dies sowohl für das Pri- märnetz als auch für das sekundäre Verteilnetz über das Gemeindegebiet. Eine Neu- fassung der GWP wird über das gesamte Gemeindegebiet notwendig sein. Dies ist jedoch eine Auflage, die von den Gemeinden auch ohne Fusion zu erfüllen ist. Die ak- tuellen Daten sind generell zu alt und müssen überarbeitet werden. Geprüft werden kann nach einer Fusion auch die Auslagerung in eine gemeindeeigene Aktiengesellschaft oder Anstalt. Über eine Auslagerung wird indessen erst die neue Gemeinde entscheiden.

Abwasserentsorgung Auch die Abwasserentsorgung bleibt in ihren technischen Strukturen nach einer Fusion unverändert bestehen. Das Abwasser der Ortschaft Attiswil wird demnach – jedenfalls mittelfristig – weiterhin bei der ARA unterer Leberberg entsorgt; das Abwasser der Ort- schaft Niederbipp in der privaten Kläranlage von Kimberly Clark. Der Gemeindeverband der Abwasser- und Fernwärmeregion Wangen-Wiedlisbach GAFWW wird bei einer Fusion von Gesetzes wegen aufgehoben. Betreffend die In- tegration der Aufgabe in den Bereich Ver- und Entsorgung der Abteilung Betriebe wird auf das in Kap. 7.2.4 Geschriebene verwiesen.

77 Fusionsabklärungsbericht

Die Generelle Entwässerungsplanung wird bis zum Übergang in die neue Gemeinde von den bisherigen Gemeinden erstellt. Die Umsetzung wird durch die fusionierte Ge- meinde erfolgen. Die mit den Abwassergebühren gespeiste Spezialfinanzierung Abwasser bezahlt die GEP Investitionen. Folgende Investitionen in Abwasseranlagen sind gemäss GEP vorgesehen:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

GEP Kosten offen 454 000.00 145 000.00 7 526 000.00 4 755 000.00

Abwasser, Ausgleich 167 083.00 81 724.00 388 775.00 213 869.00 776 153.00 3 003 923.00 Abwasser, Erhalt - 196 322.00 145 588.00 208 175.00 1 167 133.00 4 164 751.00 Total Abwasser 167 083.00 278 046.00 534 363.00 422 044.00 1 943 286.00 7 168 674.00 Saldo GEP -286 917.00 278 046.00 389 363.00 422 044.00 -5 582 714.00 2 413 674.00 Walliswil b. Walliswil b. Wangen an der Oberbipp Wangenried Total Niederbipp Wangen Aare GEP Kosten offen 957 000.00 1 740 000.00 3 300 000.00 1 473 000.00 20 350 000.00

Abwasser, Ausgleich 57 798.00 307 000.00 85 623.00 1 641 570.00 59 476.00 6 782 994.00 Abwasser, Erhalt 1 481 755.00 510 977.00 - - 204 249.00 8 078 950.00 Total Abwasser 1 539 553.00 817 977.00 85 623.00 1 641 570.00 263 725.00 14 861 944.00 Saldo GEP 582 553.00 817 977.00 -1 654 377.00 -1 658 430.00 -1 209 275.00 -5 488 056.00

Die GEP Investitionen sind bereits zu ¾ durch die vorhandenen Ausgleichs- und Er- haltskonten aus den Spezialfinanzierungen gesichert. Die GEP Kosten des Gemeinde- verbandes (GAFWW) sind hier aber noch nicht berücksichtigt.

Abfallentsorgung Der Kehricht der neuen Gemeinde wird bei der KEBAG in Zuchwil entsorgt. Die Verträge mit den Firmen Gerber AG, Staub AG und Hauri GmbH für die Kehricht- abfuhr werden von der neuen Gemeinde zunächst übernommen. Die neue Gemeinde muss den Dienstleistungsauftrag für die Kehrichtabfuhr aber innert 2-3 Jahren neu ausschreiben. Aufgrund des grösseren Volumens ist mit etwas besseren Konditionen zu rechnen. Denkbar wäre auch, die Aufgabe Kehrichtabfuhr in die Verwaltung zurückzuführen. Einen entsprechenden Entscheid müsste die neue Gemeinde fällen.

Strassen Das Strassennetz der Gemeinde bleibt mit der Fusion unverändert. Der betriebliche und der bauliche Unterhalt der Strassen sowie der Winterdienst werden durch den Werkhof besorgt (bzw. allenfalls auf vertraglicher Basis durch Dritte). Die Neueinreihung von Kantonsstrassen wird gleichzeitig mit künftigen Gesamtüberar- beitungen des Strassennetzplans durch den Regierungsrat verfügt werden. Die Ge- samtüberarbeitungen erfolgen alle 8 Jahre, das nächste Mal im Jahre 2021. Gemäss Schreiben des Tiefbauamtes des Kantons Bern vom 23. März 2016 ist nicht davon auszugehen, dass als Folge einer Fusion bereits 2021 zusätzliche Kantons-

78 Fusionsabklärungsbericht

strassen an die Gemeinde übergehen. Frühestens würde eine solche Überführung für das Jahr 2029 geprüft. Auch ohne Gemeindefusion wird sich jedoch im Jahre 2021 die Frage von Neueinrei- hungen für die KS 1459 Attiswil sowie für den kurzen Abschnitt der KS 1444 Wangen a.d.A. Holzbrücke (inkl.) – Kreisel KS 22 stellen. Nach einer allfälligen Fusion werden zu gegebener Zeit die tatsächlichen Verhältnisse bezüglich der Verkehrskorridore und der Zentrumsstruktur der neuen Gemeinde zu beurteilen sein. Im Jahr 2029 könnte sich namentlich die Frage einer Neueinreihung der Teilstücke Farnern-Rumisberg (KS 1439) und Wangen a.A.-Walliswil b.W. (KS 1451) sowie des Korridors Wiedlisbach-Rumisberg-Wolfisberg-Niederbipp (KS 1439 und 1440) stellen. Die neue Gemeinde wird (ohne Übernahme von Kantonsstrassen) 190 km Strassen der Kategorien 2 und 3 unterhalten und demnach mit einem jährlichen Betriebsunter- halt von gegen Fr. 4 Mio. rechnen müssen. Dazu kommen 6 km Fahrradwege und 90 km Wanderwege.

Tiefbau Innerhalb der Abteilung Betrieb wird die neue Gemeinde einen Bereich Tiefbau führen. Zum Aufgabenbereich des Bereichs Tiefbau gehören namentlich: Ø Unterhalt und Sanierung der Werkleitungen Ø Unterhalt und Sanierung Strassen Ø Öffentliche Beleuchtung Ø Strassenplanung / Strassengestaltung Ø Koordination mit Werkleitungseigentümer Ø Koordination mit Kanton

7.3 Finanzielle Auswirkungen

Gestützt auf Erfahrungen in ähnlichen Gemeinden ist davon auszugehen, dass der Aufwand in der neuen Gemeinde für den Bereich Infrastruktur kaum tiefer ausfallen wird als das heutige Ausgabentotal für diesen Bereich in den elf bestehenden Gemein- den. In einzelnen Teilbereichen wird es zwar möglich sein, Synergien zu nutzen und damit Einsparungen zu realisieren. Ein Bericht der Pumag Consulting AG betreffend Mach- barkeitsstudie Werkhofzusammenarbeit geht für einen Zusammenschluss des Werk- hofs von einem jährlichen Einsparpotential von ca. 15%, ausmachend rund Fr. 500'000.-, aus. Diese Annahme ist indessen mit Vorsicht zu geniessen, zumal in grös- seren Gemeinwesen auch die Ansprüche an die Leistungen steigen. Insgesamt erscheint es angezeigt, davon auszugehen, dass die Infrastrukturaufgaben im Falle einer Fusion gleich hoch sind wie die heutigen kumulierten Aufwendungen der elf bestehenden Gemeinden in diesem Bereich.

79 Fusionsabklärungsbericht

7.4 Organisatorische Würdigung

Die Gemeindeverbände innerhalb des Perimeters der neuen Gemeinde können aufge- löst und in der neuen Organisation direkt einer Abteilung zugewiesen werden. Die neue Gemeinde kann die Infrastrukturaufgaben tendenziell effizienter und profes- sioneller ausführen. Dennoch scheint es zweckmässig, bewährte Organisationen (Stromversorgung, Wasserversorgung) weiter zu betreiben. Die neue Gemeinde wird im Bereich Infrastruktur über einen grösseren Handlungs- spielraum verfügen und kann die Aufgaben weitgehend unabhängig von anderen Ge- meinden erfüllen.

7.5 Politische Würdigung

Die Erfüllung der Infrastrukturaufgaben wird tendenziell effizienter (namentlich im Be- reich Werkhof). Der Einfluss der einzelnen Bürgerinnen und Bürger bei politischen Fragestellungen die Infrastrukturaufgaben betreffend wird demgegenüber eher kleiner. Insgesamt erscheint der Bereich Infrastruktur für den Entscheid für oder gegen eine Fusion kaum ausschlaggebend in die eine oder andere Richtung.

80 Fusionsabklärungsbericht

8 Bau und Planung

8.1 Ist-Situation

Organisation / Verfahren Die Bauverwaltung und das Baubewilligungswesen sind in den elf Gemeinden derzeit wie folgt organisiert:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Bauverwaltung Eig BV GS Eig BV Eig BV Eig BV Eig BV Baubewilligungsbehörde Gemeinde Gemeinde Gemeinde Gemeinde Gemeinde Gemeinde Gibt es eine Baukommission? Ja GR Ja GR Ja Ja Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Niederbipp Wangen der Aare

Bauverwaltung Eig BV Andere Gmde Eig BV Eig BV Eig BV Baubewilligungsbehörde Gemeinde Gemeinde Gemeinde Gemeinde Gemeinde Gibt es eine Baukommission? Ja Ja GR Ja Ja

Zehn von elf Gemeinden führen demnach heute eine eigene Bauverwaltung. Die Ge- meinde Walliswil bei Niederbipp lässt die Bauverwaltung durch die Gemeinde Wangen a.d.A. führen. Die formelle Prüfung der Baugesuche erfolgt in allen Gemeinden durch die jeweiligen Verwaltungen (bzw. bei Walliswil bei Niederbipp durch die Bauverwaltung der Gemein- de Wangen a.d.A.). Die Gemeinden Farnern, Rumisberg und Wangenried übergeben die materielle Prü- fung der Baugesuche, je nach Komplexität, an einen externen Berater. Diese externe Prüfung kann sich je nach Fall auf eine blosse Durchsicht der durch die Verwaltung vorbereiteten Grundlagen beschränken oder umfangreicher sein. Die Gemeinden Farnern, Walliswil bei Wangen und Wolfisberg haben keine ständige Baukommission. Die „klassischen“ Aufgaben der Baukommission werden durch den jeweiligen Gemeinderat wahrgenommen. Die Gemeinde Niederbipp hat durch kantonale Verfügung die volle Baubewilligungs- kompetenz (gem. Art. 33 Abs. 3 Baugesetz) erhalten. Die anderen Gemeinden haben die Baubewilligungskompetenz für kleine Gemeinden.

81 Fusionsabklärungsbericht

Baurechtliche Grundordnung Im Bereich der baurechtlichen Grundordnung hat eine Erhebung bei den elf Gemein- den das folgende Bild ergeben:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Mehrwerabschöpfung Ja Nein Ja Ja Ja Ja Max Abschöpfung 40% Variabel 20% 60% Für Auf- und Umzonungen? Ja Ja Ja Ja Ja

Zonenplanung Genehmigt 23.04.2007 11.12.2009 24.08.2010 09.12.1998 30.07.2013 10.12.2012 Baureglement Genehmigt 23.04.2007 11.12.2009 24.08.2010 04.02.1996 30.07.2013 11.06.2012

Vernetzung nach LKV? Ja Nein Ja Ja Ja Ja Zusätzl. Entschädigung von Gemeinde? Nein Nein Nein Nein Nein Nein

Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Niederbipp Wangen der Aare Mehrwerabschöpfung Ja Nein Nein Ja Nein Max Abschöpfung CHF 40 / m2 30% Für Auf- und Umzonungen? Ja Ja

Zonenplanung Genehmigt 30.01.2013 08.01.2016 11.06.2001 02.08.2010 13.08.2015 Baureglement Genehmigt 30.01.2013 08.01.2016 11.06.2001 30.04.2014 25.06.1998

Vernetzung nach LKV? Ja Ja Ja Ja Ja Zusätzl. Entschädigung von Gemeinde? Nein Nein Nein Nein Nein

Die geltenden baurechtlichen Grundlagen sind in den Gemeinden Wangenried, Wolfis- berg und Walliswil bei Wangen demnach 15 und mehr Jahre alt. Die Gemeinde Wan- genried hat indessen ein Verfahren für eine neue Zonenplanung bereits eingeleitet. Vier Gemeinden erheben keine Mehrwertabschöpfung, sieben Gemeinden sehen eine solche mit unterschiedlichen Ansätzen und Vorgehensweisen zur Erhebung vor. Vernetzungskorridore im Sinne der kantonalen Verordnung über die Erhaltung der Le- bensgrundlagen und Kulturlandschaft (LKV) existieren im gesamten Perimeter. Für die Gemeinden Wangen a.d.A. und Walliswil bei Niederbipp bestehen Teilrichtpläne für ökologische Vernetzung (TRPöV) und Vernetzungsprojekte nach Art. 16 LKV, welche vom AGR genehmigt wurden.

Hochbauten des Verwaltungsvermögens Erfahrungsgemäss sind Liegenschaften im Besitz der öffentlichen Hand (und damit auch der Gemeinden) in gutem, jedenfalls aber gebrauchsfähigem Zustand. Erforderliche Sanierungs- und Erneuerungsprojekte sind in den Finanzplänen enthal- ten. Die Übernahme der bestehenden Hochbauten des Verwaltungsvermögens bein- haltet dementsprechend keine besonderen Risiken.

82 Fusionsabklärungsbericht

Der Gebäudeversicherungswert der Hochbauten im Verwaltungsvermögen beträgt in den elf Gemeinden:

Verwaltungsvermögen GVB Wert Gemeinde pro Kopf '000.00 Attiswil 14 378.00 10 197.00 Farnern 2 301.00 11 224.00 Niederbipp 49 826.00 10 804.00 Oberbipp 13 573.00 8 036.00 Rumisberg 4 691.00 10 002.00 Walliswil b. Niederbipp 3 105.00 13 559.00 Walliswil b. Wangen 5 478.00 9 494.00 Wangen an der Aare 48 053.00 21 338.00 Wangenried 4 326.00 9 945.00 Wiedlisbach 31 666.00 13 883.00 Wolfisberg 1 852.00 9 851.00 Total 179 249.00 12 526.00

Gestützt auf Erfahrungswerte müssen in den kommenden Jahren für Unterhalt und Sanierung zwischen Fr. 1 Mio. und Fr. 1,8 Mio. zur Verfügung gestellt werden. Dies entspricht 0.6 bis 1% des Gebäudeversicherungswertes. Folgende Neuinvestitionen / Sanierungen sind für Hochbauten des Verwaltungsvermö- gens in den nächsten 5 Jahren vorgesehen:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Geplante Neuinvestitionen 2016 288 000.00 24 000.00 25 000.00 10 000.00 900 000.00 in Anlagen: 2017 175 000.00 6 000.00 135 000.00 250 000.00 2018 417 000.00 6 000.00 5 000.00 8 000 000.00 2019 418 000.00 5 000.00 5 000.00 500 000.00 2020 - 20 000.00 5 000.00 1 500 000.00 Total 1 298 000.00 61 000.00 175 000.00 10 000.00 8 000 000.00 3 150 000.00

Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Total Niederbipp Wangen der Aare

Geplante Neuinvestitionen 2016 959 000.00 - - 7 950 000.00 10 156 000.00 in Anlagen: 2017 565 000.00 750 000.00 - - 80 000.00 1 961 000.00 2018 60 000.00 750 000.00 - - 9 238 000.00 2019 880 000.00 500 000.00 - - 12 000.00 2 320 000.00 2020 611 000.00 - - - 2 136 000.00 Total 3 075 000.00 2 000 000.00 - 7 950 000.00 92 000.00 25 811 000.00

Diese Investitionen beinhalten zwei Turnhallen (Wiedlisbach sowie Wangen a.d.A) mit einer Summe von je Fr. 8 Mio. Es erscheint sinnvoll, nicht dringende Neuinvestitionen nach einem allfälligen positiven Grundsatzentscheid am 24. September 2017 nicht mehr ohne Konsultation der Inter- kommunalen Arbeitsgruppe auszulösen.

Hochbauten des Finanzvermögens Hochbauten, die heute im Finanzvermögen der elf Gemeinden geführt werden, erfüllen per Definition keine öffentlichen Aufgaben, sondern dienen durch ihren Vermögenswert bzw. Ertrag der Gemeinde. Entsprechend sind sie im Eigenkapital der entsprechenden Gemeinde aufgeführt und thematisch unter diesem Titel zu behandeln (siehe zum Ei- genkapital der Gemeinden Kap. 5.1).

83 Fusionsabklärungsbericht

8.2 Bau und Planung in der neuen Gemeinde

Organisation und Baubewilligungskompetenz Mit dem Zusammenschluss aller elf Gemeinden im Abklärungsperimeter entsteht eine Gemeinde mit rund 14‘500 Einwohnerinnen und Einwohnern. Gemäss Art. 33 BauG erhält die neue Gemeinde damit von Gesetzes wegen die volle Baubewilligungskompe- tenz. Die Verwaltungsorganisation ist in Kapitel 4.2 beschrieben. Demnach wird die Verwal- tung aus sieben Abteilungen bestehen, wobei eine Abteilung für den Bereich Bau und Planung zuständig ist (Abteilung Bau). In der Abteilung Bau sind die folgenden Bereiche vorgesehen, die je durch eine Be- reichsleiterin bzw. einen Bereichsleiter geführt werden: Ø Planung / Baurechtliche Grundlagen / Raumplanung / Entwicklung / Verkehr Ø Bauinspektorat / Baupolizei Ø Liegenschaften (Gemeindeeigener Hochbau im Finanz- und Verwaltungsvermö- gen)

Baurechtliche Grundordnung Die gemeinsame Raumplanung über den gesamten Perimeter hat das Ziel, die bau- rechtlichen Grundordnungen (inkl. Nutzungsplan) zu harmonisieren sowie über das gesamte Gemeindegebiet die Richtpläne für eine nachhaltige Entwicklung zu erlassen. Dies erfolgt unter Berücksichtigung des neuen eidgenössischen Raumplanungsgeset- zes (RPG). Für die Harmonisierung der baurechtlichen Grundordnung wird die neue Gemeinde sowohl das Verfahren als auch den Zeitplan festlegen müssen. Im Rahmen der Fusion würden die baurechtlichen Grundordnungen (Baureglemente und Zonenpläne) der einzelnen Gemeinden „zusammengefügt“, aber nicht harmonisiert bzw. überarbeitet. Die derzeitigen baurechtlichen Grundordnungen würden demnach in der neuen Gemeinde zunächst territorial unverändert weitergelten. Die neue Gemeinde muss die Revision der baurechtlichen Grundordnung an die Hand nehmen. Es erscheint aus zeitlichen Gründen opportun, zunächst die Baureglemente in den wesentlichen Punkten zu harmonisieren und erst dann eine eigentliche Ortspla- nungsrevision durchzuführen (welche wiederum zu Anpassungen des Baureglements führen wird). Konkretere Aussagen zum Baureglement der neuen Gemeinde können zurzeit nicht gemacht werden, da sich die politischen Prozesse der neuen Gemeinde nicht antizipie- ren lassen. Im Rahmen der Fusion können diesbezüglich (bereits aus rechtlichen Gründen) keine verbindlichen Vorgaben gemacht werden. Die Bauabteilung der neuen Gemeinde wird demnach ca. drei Jahre mit elf teils unter- schiedlichen Baureglementen arbeiten müssen. Dies ist – gemessen an der Anzahl der Baugesuche in kleineren Ortschaften – zweckmässig und zumutbar.

Raumplanung Die fusionierte Gemeinde wird bei der Umsetzung der kantonalen Richtpläne über zu- sätzliche Handlungsspielräume verfügen.

84 Fusionsabklärungsbericht

Erste Abklärungen mit dem AGR deuten darauf hin, dass die fusionierte Gemeinde dem Raumtyp „Agglomerationsgürtel- und Entwicklungsachsen“ zugeordnet wird, aller- dings mit der präzisierenden Umschreibung, dass dies nur „Niederbipp, Oberbipp, Wangen a.d.A und Wiedlisbach“ betrifft. Die übrigen Ortschaften werden – wie bis an- hin – den Raumtypen „Zentrumsnahe ländliche Räume“ (Attiswil, Walliswil bei Nieder- bipp, Walliswil bei Wangen und Wangenried), respektive „Hügel- und Berggebiete“ (Farnern, Rumisberg, Wolfisberg) zugerechnet. Diese Raumtypen sind massgebend für die künftige Berechnung der Baulandreserven. Heute verfügen die Gemeinden zusammen über insgesamt 45 ha Baulandreserven, was – bei einer Betrachtung über den gesamten Perimeter – an der oberen Grenze des Zulässigen liegt. Da die Grenze aber nicht überschritten wird, wird die fusionierte Gemeinde keine Massnahmen zur Reduktion der Baulandreserven ergreifen müssen. Dies bedeutet gleichzeitig, dass es im Falle einer Fusion keinen Anpassungsbedarf für die Ortschaften gibt, welche für sich genommen über deutlich zu hohe Baulandreser- ven verfügen. Im Fusionsperimeter betrifft dies zwei Gemeinden, welche vom Amt für Gemeinden und Raumordnung bereits angewiesen wurden, ihre Baulandreserven zu verkleinern. Bei den konkreten Planungsmassen wird der Spielraum der fusionierten Gemeinde deutlich grösser. Zwar kann die neue Gemeinde nicht ohne Weiteres neues Bauland einzonen. Namentlich zum Arrondieren von bestehenden Bauzonen kann die grosse Gemeinde aber die vorhandenen Baulandreserven, an den Bedürfnissen einer sinnvol- len Raumplanung orientiert, neu organisieren. Insbesondere wird es die neue Gemein- de erlauben, eine sinnvolle Raumplanung, welche die Stärken aller elf Ortschaften be- tont (z.B. Industrieflächen mit guter Erschliessung in Autobahnnähe, Dienstleistungs- gewerbe in den historischen Zentren, Wohnzonen an privilegierten Lagen), zu verfol- gen. Im Falle eines positiven Grundsatzbeschlusses am 24. September 2017 erscheint es sinnvoll, die geplante Ortsplanungsrevision in Attiswil vorläufig aufzuschieben. In Wan- genried wurde das Verfahren bereits gestartet. Möglicherweise könnte sich eine Unter- brechung der Arbeiten als sinnvoll erweisen, bis Klarheit über die Fusion besteht. Die Gemeinden bleiben diesbezüglich bis zu einer Fusion selbstredend autonom.

Mehrwertabschöpfung Zum Start der neuen Gemeinde sollte – aus Gründen des Gleichbehandlungsgebots – die Mehrwertabschöpfung im gesamten Gemeindegebiet eingeführt und harmonisiert werden. Hierzu ist im Fusionsreglement eine Regelung aufzunehmen. Zu berücksichti- gen ist dabei die neue Regelung im Baugesetz des Kantons Bern. Gemäss der neuen Bestimmung im kantonalen Baugesetz sind Gemeinden verpflich- tet, für Neueinzonungen eine Abschöpfung von minimal 20 und maximal 50% vorzuse- hen. Der Kanton wird 10% des Abschöpfungsbetrags vereinnahmen. Die Mehr- wertabschöpfung ist auf dieser Basis von allen Gemeinden einzuführen, unabhängig einer allfälligen Fusion. Für die neue Gemeinde ist es vorgesehen, eine Abschöpfung von 30% auf dem pla- nungsbedingten Mehrwert im Fusionsreglement zu verankern. Die Abschöpfungsrege- lung soll sowohl auf Neu- wie auch auf Umzonungen (z.B. von der Arbeits- in die Wohnzone) zur Anwendung gelangen.

85 Fusionsabklärungsbericht

Die Mehrwertabschöpfung wird wie folgt kalkuliert (Basis ist unbebautes Land):

Beschrieb Wert Einheit Bemerkungen Landwert nach Einzonung CHF 200.00 pro m2 Preis je nach Bauzone und Ortsteil unterschiedlich ./. Landwert vor Einzonung CHF 6.00 pro m2 Preis je Ausgangszone und Ortsteil unterschiedlich ./. Planungskosten CHF 10.00 pro m2 Fester Preis pro m2 als Vorschlag ./. Basiserschliessungskosten pro m2 Sofern Anwendbar Mehrwert CHF 184.00 pro m2 Landfläche 5000 m2 Beispiel Mehrwert CHF 920 000.00 Kalkulation nach obigem Beispiel ./. Abbruchkosten CHF 100 000.00 Pauschal Beispiel (Verhandlung durch Gemeinde) Mehrwert Netto CHF 820 000.00 Abschöpfung CHF 246 000.00 30% Anteil Kanton CHF 24 600.00 10% Netto für Gemeinde CHF 221 400.00 Alle obigen Preis- und Flächenangaben verstehen sich als Beispiel und dienen zum besseren Verständnis.

Bauinspektorat Ein zentral geführtes Bauinspektorat übernimmt für die gesamte Gemeinde zwei Hauptaufgaben: Ø Baubewilligungsverfahren Ø Bauaufsicht / Baupolizei Der neuen Gemeinde wird die volle Baubewilligungskompetenz zukommen. Aufgrund der höheren Fallzahlen wird das Baubewilligungsverfahren standardisierter ablaufen. Gleiches gilt für die Bereiche Bauaufsicht und Baupolizei. Die Bauverwaltung wird tendenziell auch über mehr fachspezifisches Knowhow verfügen. Möglicherweise wird es in der neuen Gemeinde schwieriger, Ausnahmebewilligungen erlangen zu können, zumal grössere Gemeinden selten von einer festgelegten Praxis abweichen. Auch bei der Auslegung von kommunalen Baurechtsvorschriften (z.B. Um- schreibung der Nutzung in einer bestimmten Zone) kann in einer grösseren Gemeinde der Spielraum für Einzelfallabweichungen geringer sein. Das mag aus Sicht des ein- zelnen Baugesuchstellers ein Risiko darstellen.

Öffentlicher Verkehr Die beiden Vertreter der heutigen Subregion Oberaargau Nord in der Regionalen Ver- kehrskonferenz (RVK) werden durch einen Delegierten der neuen Gemeinde ersetzt. Dieser handelt im Auftrag und Interesse der Gesamtgemeinde. Die Einflussnahme der neuen Gemeinde auf die Entwicklungen im Bereich des Öffent- lichen Verkehrs im Rahmen der RVK erfolgt direkt durch diesen Delegierten der Ge- meinde. Absprachen mit weiteren Gemeindevertretern sind – im Unterschied zu heute – nicht erforderlich. Da jede Gemeinde Vorschläge zur ÖV-Entwicklung einreichen kann, hat die neue Grossgemeinde selbstredend mehr politisches und tatsächliches Gewicht, um ihre An- träge durchzusetzen. Das bedeutet freilich noch nicht, dass heute durch den öffentli- chen Verkehr unerschlossene Ortschaften (und Ortsteile) in der neuen Gemeinde eine Buslinie erhalten. Jedoch hat die neue Gemeinde aufgrund ihres politischen Gewichts grössere Chancen, dass beispielsweise ein durch den Kanton mitfinanzierter Ver-

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suchsbetrieb ins Angebot aufgenommen wird (ein solcher Versuchsbetrieb erfolgt nor- malerweise für drei Jahre).

Gemeindeeigene Hochbauten Die Verwaltung der «gemeindeeigenen» Hochbauten obliegt in der neuen Gemeinde der Abteilung Bau. Aufgabe des entsprechenden Bereichs wird es namentlich sein, zu Handen des Gemeinderats die Liegenschaftsstrategie vorzubereiten und für eine sorg- fältige Unterhaltsplanung zu sorgen. Für neue Bauprojekte, und je nach Umfang auch für Sanierungsprojekte, wird jeweils eine projektbezogene Baukommission eingesetzt. Bestehende Liegenschaften im Verwaltungsvermögen gehen automatisch auf die neue Gemeinde über. Diese dürfen im Vorfeld der Fusion nicht veräussert werden, da sie mit einer öffentlichen Zweckbindung versehen sind. Erfahrungsgemäss sind Liegenschaften im Besitz der öffentlichen Hand in gutem, je- denfalls gebrauchsfähigem Zustand. Auf eine detaillierte Bestandsaufnahme aller ge- meindeeigenen Hochbauten wurde im Rahmen der Phase I der Fusionsabklärungen verzichtet. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass anstehende und notwendige Sa- nierungen in den Finanzplänen der elf Gemeinden berücksichtigt wurden. Bei einem Gebäudeversicherungswert von Fr. 180 Mio. muss in Zukunft mit Unter- haltsaufwendungen von Fr. 1,1 Mio. bis Fr. 1,8 Mio. gerechnet werden. Dies entspricht einem jährlichen Aufwand von 0,6 % bis 1% des Gebäudeversicherungswertes. Ungefähr der gleiche Betrag wie für Unterhaltsaufwendungen wird in Sanierungen oder Neubauten investiert, um damit den Werterhalt langfristig zu gewährleisten. Nicht mehr für öffentliche Zwecke genutzte Gebäude können ins Finanzvermögen überführt werden (Um- bzw. Entwidmung). Zuständig dafür ist das finanzkompetente Organ, zumal die Entwidmung von Verwaltungsvermögen einer Ausgabe gleichgestellt wird (Art. 100 Abs. 2 Bst. g Gemeindeverordnung). Bei der Veräusserung von Finanzvermögen sind Gemeinden grundsätzlich frei in ihren Entscheidungen. Indessen hat das Verwaltungsgericht festgehalten, dass aufgrund des Wirtschaftlichkeitsgebots (Art. 70 Gemeindegesetzes) ein Verkauf deutlich unter dem Verkehrswert unzulässig ist. Finanzvermögen darf mit anderen Worten nicht „ver- schenkt“ werden. Es ist vorgesehen, in den Fusionsvertrag eine Bestimmung aufzunehmen, wonach nach einer allfälligen Zustimmung zur Fusion Liegenschaften nur noch mit Zustimmung der anderen Gemeinden veräussert werden dürfen. Damit soll verhindert werden, dass Liegenschaften kurz vor dem Vollzug einer Fusion aus Partialinteressen unter dem Wert veräussert werden.

8.3 Finanzielle Auswirkungen

Gestützt auf einen Vergleich mit ähnlichen Gemeinden wird erwartet, dass der Auf- wand in der neuen Gemeinde für den Bereich Bau und Planung mindestens gleich hoch anfallen wird, wie das heutige Ausgabentotal für diesen Bereich in den elf Ge- meinden.

87 Fusionsabklärungsbericht

8.4 Organisatorische Würdigung

Die Aufgaben in den Bereichen Planung und Bauinspektorat (Baubewilligungsverfah- ren und Bauaufsicht) können aufgrund des grösseren Knowhows tendenziell auch pro- fessioneller wahrgenommen werden. Eine wesentliche Neuerung ergibt sich für die neue Gemeinde aus der vollen Baubewil- ligungskompetenz nach Art. 33 Baugesetz, über welche heute lediglich die Gemeinde Niederbipp verfügt. Auch bei der Verwaltung der gemeindeeigenen Hochbauten ergeben sich aus der Grösse der Portfolios neue Möglichkeiten. Auch hier wird die Fusion positiven Einfluss haben.

8.5 Politische Würdigung

Der Handlungsspielraum in Bezug auf die Raumplanung wird grösser, insbesondere im Hinblick auf die neuen, regionalen Richtpläne und die anstehende Umsetzung der Kul- turlandschaftsinitiative. Namentlich wird es auch möglich sein, bei der Raumplanung die Stärken der einzelnen Ortschaften zu berücksichtigen und entsprechende Planungsmassnahmen (namentlich Einzonungen) zu ergreifen. Eine sinnvolle Raumplanung über den gesamten Fusionsperimeter, welche zur nach- haltigen Entwicklung der neuen Gemeinde beiträgt, erscheint als eine der bedeutends- ten Chancen einer Fusion (attraktiver Wohnraum und Arbeitszonen in einer Gemein- de). Die einzelnen Bürgerinnen und Bürger sowie Ortschaften haben aber weniger politi- schen Einfluss, um allenfalls unliebsame Planungsmassnahmen (z.B. Einzonung von Industrieland) zu verhindern. Um krasse Ungleichheiten zu verhindern, sind die Regelungen zur Abschöpfung von planungsbedingten Mehrwerten auf den Fusionszeitpunkt hin zu vereinheitlichen.

88 Fusionsabklärungsbericht

9 Sicherheit

9.1 Ist-Situation

Betreffend die Sicherheitsaufgaben der Gemeinde werden die folgenden Bereiche ei- ner Beurteilung resp. Analyse unterzogen: 1. Polizeiaufgaben 2. Feuerwehr 3. Zivilschutz 4. Schiesswesen 5. Friedhof / Bestattungswesen Nicht eingegangen wird auf den Themenbereich „Militär“, zumal dieser keinen Einfluss auf das Fusionsabklärungsprojekt hat.

Polizeiaufgaben Die kommunalen Polizeiaufgaben nehmen in den bestehenden elf Gemeinden im Rahmen der Verwaltungstätigkeit eine eher untergeordnete Rolle ein. Nur die Gemeinden Niederbipp und Walliswil bei Wangen haben ein Orts- bzw. Ge- meindepolizeireglement. Die weiteren Gemeinden sind im Rahmen der kantonalen Gesetzgebung (namentlich des Polizeigesetzes) tätig. Die Aufgaben der Gewerbepolizei werden in allen Gemeinden durch die Verwaltung wahrgenommen. Die Gemeinden Wangen a.d.A. und Wiedlisbach kaufen bei der Securitas AG Leistungen zur Kontrolle des ruhenden Verkehrs ein. Die Gemeinden Niederbipp und Wiedlisbach haben mit der Kantonspolizei Bern (im Folgenden: Kapo) einen Leistungseinkaufsvertrag gemäss Art. 12c Abs. 1 des Polizei- gesetzes abgeschlossen. Die Gemeinden Oberbipp und Wiedlisbach sind in Vertrags- verhandlungen mit der Kapo. Die Anzahl Interventionen in den elf Gemeinden durch die Kapo (Jahr 2015) lässt sich der folgenden Tabelle entnehmen:

89 Fusionsabklärungsbericht

Die Gründe für die Interventionen durch die Kapo im gesamten Perimeter (alle elf Ge- meinden) sind in prozentualer Hinsicht die folgenden:

Im Bereich der Verkehrspolizei, welcher ebenfalls in den Verantwortungsbereich der kommunalen Polizeiorgane fällt, zeigen die statistischen Zahlen der Kantonspolizei das folgende Bild:

Statistik Verkehrsunfälle: Statistik Geschwindigkeitsmessungen:

1. Ziffer = Anzahl Messungen /2. Ziffer Messdauer in Std. / 3. Ziffer = Anzahl Ahndungen

90 Fusionsabklärungsbericht

Feuerwehr Im Perimeter der elf Gemeinden gibt es vier Wehrdienstorganisationen (Feuerwehren Jurasüdfuss, Oberbipp, Bipp und Wangen) die gut aufgestellt sind und innerhalb funk- tionaler Grenzen operieren. Die Vorgaben der Gebäudeversicherung des Kantons Bern (GVB) in Bezug auf die Einsatzdistanzen werden eingehalten. Die eher neuere Organi- sation hat sich bewährt. Das Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) verfügt für seinen Standort in Wangen a.d.A. zudem über eine eigene Betriebsfeuerwehr, die mit den obgenannten Organisationen zusammenarbeitet.

Zivilschutz / a.o. Lagen Die Aufgaben des Zivilschutzes und die kommunalen Aufgaben bei ausserordentlichen Lagen werden für alle elf Gemeinden durch den Gemeindeverband Zivilschutz Ober- aargau West erfüllt. Der Gemeindeverband umfasst 21 Gemeinden, wovon 10 aus- serhalb des Abklärungsperimeters liegen. Der Gemeindeverband gliedert sich hinsichtlich der Aufgabenerfüllung je Aufgabenge- biet in maximal fünf geografische Teilregionen. Innerhalb dieser Teilregionen werden auch die regionalen Führungsorgane (RFO), welche den Anforderungen des übergeordneten Rechts entsprechen, eingesetzt. Heute besitzen die Gemeinden im Fusionsperimeter an der Delegiertenversammlung des Gemeindeverbandes zusammen 23 Stimmen von total 47, ausmachend 48,9% der Stimmkraft.

Schiesswesen Im Bereich Schiesswesen hat eine Erhebung bei den elf Gemeinden das folgende Bild ergeben:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Betreiben Sie einen Scheibenstand? Ja Ja Nein Nein Nein Ja

Wenn nein, wo bieten Sie die Andere Andere Vertrag Schiessgelegenheit an? Gemeinde Gemeinde mit VBS Wenn andere Gemeinde, in welcher? Oberbipp Niederbipp Ja, Wenn ja, Ist der Scheibenstand saniert? Nein Nein komplett Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Niederbipp Wangen der Aare

Betreiben Sie einen Scheibenstand? Ja Ja Ja Nein Ja

Wenn nein, wo bieten Sie die Vertrag Schiessgelegenheit an? mit VBS Wenn andere Gemeinde, in welcher? Ja, Ja, Ja, Ja, Wenn ja, Ist der Scheibenstand saniert? komplett nur Kugelfang nur Kugelfang nur Kugelfang Die Gemeinden besitzen zusammen sieben Scheibenstände, die zumindest im Bereich des Kugelfangs mehrheitlich saniert sind. In der Gemeinde Attiswil fehlt diese Sanie- rung noch, sie ist aber zurzeit in der Werkkommission in Bearbeitung.

91 Fusionsabklärungsbericht

Der Scheibenstand von Farnern muss noch saniert werden. Es ist zu erwarten, dass das Amt für Wasser und Abfall (AWA) die Gemeinde dazu auffordern wird. Die Gemeinden Wiedlisbach und Wangen a.d.A. benutzen die Schiessanlagen des VBS. Die Gemeinde Rumisberg ist bei der Gemeinde Oberbipp angeschlossen. Der Schützenverein Wolfisberg hat sich 1997 aufgelöst. Das Schützenhaus wurde ab- gebrochen und die Erde um das Schützenhaus ersetzt. Kugelfang und Zeigerunter- stand wurden eingezäunt. Ende 1997 wurde der Vertrag zwischen der Gemeinde Wol- fisberg und der Gemeinde Niederbipp zur Mitbenutzung der Schiessanlage Antern auf- gelöst.

Friedhof / Bestattungswesen Im Bereich Friedhof / Bestattungswesen hat eine Erhebung bei den elf Gemeinden das folgende Bild ergeben:

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Gibt es in Ihrer Gemeinde einen Friedhof? Ja Nein Nein Nein Ja Ja Sind Sie Mitglied in einem Gemeinde- Nein Ja Ja Ja Nein Nein verband?

Begräbnisv. Begräbnisv. Begräbnisv. Wenn ja, in welchem? Oberbipp Oberbipp Oberbipp

Dienstleistung Eigenes Eigenes Eigenes Eigenes Dienstleistung Wer pflegt den Friedhof? Dritter Personal Personal Personal Personal Dritter Wer ist Partner / Andere Gemeinde? Friedhofgärtner Friedhofgärtner Ist die Bestattung für Ihre BürgerInnen Ja Nein Nein Nein Ja Ja gebührenfrei? Gemeinde- Gemeinde- Gemeinde- Bestattungswesen an Dritte ausgelagert? Nein Nein Nein verband verband verband Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Niederbipp Wangen der Aare

Gibt es in Ihrer Gemeinde einen Friedhof? Ja Ja Nein Ja Nein Sind Sie Mitglied in einem Gemeinde- Ja Nein Ja Ja Ja verband? Begräbnis Begräbnis Begräbnis Begräbnisv. Wenn ja, in welchem? Bezirk Bezirk Bezirk Oberbipp Wangen Wangen Wangen Eigenes Eigenes Eigenes Eigenes Eigenes Wer pflegt den Friedhof? Personal Personal Personal Personal Personal Wer ist Partner / Andere Gemeinde? Friedhofgärtner Ist die Bestattung für Ihre BürgerInnen Nein Nein Ja Ja Ja gebührenfrei? Gemeinde- Gemeinde- Gemeinde- Gemeinde- Bestattungswesen an Dritte ausgelagert? Nein verband verband verband verband Hinweis: Seit der Erhebung hat sich die Situation insoweit geändert, als der Gemeindeverband Begräbnis- bezirk Wangen aufgelöst wurde. Die Gemeinde Wangen a.d.A. ist nunmehr Sitzgemeinde. Das Bestattungswesen ist demnach unterschiedlich organisiert: Es gibt noch einen Begräbnisverband (Gemeindeverband), nämlich den Begräbnisverband Oberbipp (mit den Gemeinden Farnern, Rumisberg, Wolfisberg und Oberbipp). Die Gemeinde Wan- gen a.d.A. betreibt den Friedhof als Sitzgemeinde für sich und die Gemeinden Walliswil b. Wangen und Wangenried. Die Gemeinden Attiswil, Wiedlisbach, Niederbipp und Walliswil b. Niederbipp führen je einen eigenen Friedhof.

92 Fusionsabklärungsbericht

Im Begräbnisverband Oberbipp und in der Gemeinde Walliswil b. Niederbipp sind alle Bestattungen kostenpflichtig. Alle anderen Gemeinden erheben für Bestattungen ihrer verstorbenen Einwohnerinnen und Einwohner keine Gebühren.

9.2 Sicherheit in der neuen Gemeinde

Organisation Die politische Organisation und die Verwaltungsorganisation der neuen Gemeinde sind in Kap. 4.2 dargestellt. Demnach wird die Verwaltung strukturell aus sieben Abteilun- gen bestehen, wobei eine Abteilung für die Sicherheit zuständig ist (Abteilung Sicher- heit). Die Abteilung Sicherheit wird die folgenden Aufgaben wahrnehmen: Ø Polizeiaufgaben der Gemeinde (Sicherheitspolizei, Verkehrspolizei, Gewerbe- polizei, nicht aber Baupolizei) Ø Einwohner- und Fremdenkontrolle Ø Feuerwehr Ø Zivilschutz / a.o. Lagen Ø Schiesswesen Ø Friedhof / Bestattungswesen Die Abteilung Sicherheit wird am Standort Niederbipp untergebracht. Dies bedeutet, dass Angelegenheiten der Einwohnerkontrolle künftig nur in Niederbipp erledigt wer- den.

Polizeiaufgaben Das zukünftige Polizeiinspektorat ist ein zentral geführter Bereich der Abteilung Si- cherheit. Das Polizeiinspektorat wird namentlich für die folgenden Aufgaben verant- wortlich sein: Ø Kontrolle des ruhenden Verkehrs (nach entsprechender Übertragung durch die Polizei- und Militärdirektion [POM]); inkl. Erteilung von Ordnungsbussen. Es ist vorgesehen, dass diese Aufgabe – jedenfalls in einer Anfangsphase – an einen externen Leistungserbringer (wohl die Securitas AG) übertragen wird. Ø Sicherheitspolizei (namentlich Ruhe und Ordnung) Ø Kontrolle und Überwachung des Orts- bzw. Gemeindepolizeireglements (inkl. Bussenverteilung) – soweit und sofern ein solches besteht Ø Kurzfristige Signalisationen Ø Gewerbepolizei Ø Einwohner- und Fremdenkontrolle Zur Erfüllung dieser Aufgaben müssen die persönlichen und fachlichen Voraussetzun- gen geschaffen werden.

93 Fusionsabklärungsbericht

Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei Da sich das Sicherheitsbedürfnis und die objektive Gefährdungslage mit der Fusion der Gemeinden grundsätzlich nicht verändert, ist vorgesehen, dass trotz der Grösse von rund 14'500 Einwohnerinnen und Einwohnern kein Ressourcenvertrag mit der Kan- tonspolizei abgeschlossen wird. Vielmehr erscheint ein Leistungseinkaufsvertrag mit Blick auf die bestehende Anzahl Interventionen als ausreichend. Dementsprechend wird die neue Gemeinde – gestützt auf Art. 8 Abs. 3 Polizeigesetz – auch nicht eigene Rotlicht- oder Geschwindigkeitsmessanlagen betreiben dürfen. Selbstverständlich ist die neue Gemeinde später aber frei, einen Ressourcenvertrag mit der Kantonspolizei abzuschliessen und sich die verkehrspolizeilichen Aufgaben im Bereich Rotlicht und stationäre Geschwindigkeitsmessanlagen übertragen zu lassen.

Hinweis auf die Auswirkungen der Polizeigesetz-Revision Derzeit laufen die Arbeiten für eine umfassende Revision des kantonalen Polizeigeset- zes. Vorgesehen ist insbesondere auch eine neue Aufteilung der Kosten der Kantons- polizei im Bereich der sicherheitspolizeilichen Interventionen. Die Gemeinden sollen neu einen Pauschalbetrag pro Einwohnerin/Einwohner bezahlen, wobei sich dieser Beitrag progressiv entwickelt.

Nach dem derzeitigen Stand der Diskussionen ist davon auszugehen, dass eine Fusi- on zu Mehrkosten von rund Fr. 40’000.- führen wird. Dies gilt unter der Annahme, dass kein Ressourcenvertrag mit der Kantonspolizei abgeschlossen wird. Bei einem Res- sourcenvertrag wären die Kosten höher, die neue Gemeinde könnte aber durch Bus- sen beim Betrieb eigener Rotlicht- und Geschwindigkeitsmessanlagen zusätzliche Ein- nahmen generieren (vgl. auch Kap. 9.2.3). Ob ein solches Vorgehen opportun ist, hat die neue Gemeinde zu entscheiden.

94 Fusionsabklärungsbericht

Feuerwehr Die bestehenden Gemeindeverbände innerhalb des Perimeters werden aufgelöst und die Feuerwehren organisatorisch als Bereich in der Abteilung Sicherheit innerhalb der neuen Gemeinde geführt. Es ist vorgesehen, die Feuerwehr mit einem zentralen Stab zu führen, jedoch unter Beibehaltung der bestehenden Feuerwehrorganisationen. Die Ausbildung und Karriereplanung, die Materialbeschaffung sowie das Festlegen der Ausrüstungsstandards können gemeinsam effizienter erfolgen. Die neue Gemeinde wird weitere Anpassungen bei der Organisation zu gegebener Zeit prüfen.

Feuerwehr- kommandant

Stab

Organisationseinheit Organisationseinheit Organisationseinheit Organisationseinheit Bipp Wangen Jurasüdfuss Oberbipp

Jede Organisationseinheit verfügt über: Ø Chef Einsatz Ø Ersteinsatzmittel Ø Löschzug Ø Verantwortlicher für Material Ø Verantwortlicher für Atemschutz Ø Verantwortlicher für Fahrzeuge Der Sockelbeitrag der Gebäudeversicherung (GVB) wird pro Gemeinde entrichtet. Der Beitrag für eine grössere Gemeinde ist zwar tendenziell höher, vermag aber die Beiträ- ge von elf kleineren Kommunen nicht zu kompensieren. Die aktuellen Betriebsbeiträge der 4 Feuerwehren belaufen sich auf rund Fr. 147'000.- pro Jahr. Nach einer Fusion der elf Gemeinden werden die jährlichen Beiträge um ca. Fr. 55'000.- auf rund Fr. 92'000.- sinken. Allerdings kann die GVB auf Gesuch hin einen einmaligen Zusammenschlussbeitrag in der Höhe von ca. Fr. 530'000.- leisten. Damit können rund 10 Jahre überbrückt wer- den. Somit bleibt genügend Zeit, um Optimierungspotentiale bei den Feuerwehren zu erfassen und umzusetzen.

95 Fusionsabklärungsbericht

Zivilschutz / a.o. Lagen Der Gemeindeverband Bevölkerungsschutz Oberaargau West bleibt bestehen. Die Anzahl Mitglieder wird um die Anzahl der fusionierenden Gemeinden minus eins redu- ziert. Somit verbleiben im Verband noch elf Gemeinden. Gemäss dem Organisationsreglement des Gemeindeverbands Bevölkerungsschutz Oberaargau West erhält die neue Gemeinde vier Stimmen von nunmehr 28 (ausma- chend 14% der Stimmkraft). Mit einem Bevölkerungsanteil von ca. 48% der Einwohner im Tätigkeitsgebiet des Gemeindeverbandes entsteht damit ein Missverhältnis zwi- schen Gemeindegrösse und Stimmkraft. Es erscheint angezeigt, nach einem allfälligen positiven Grundsatzentscheid am 24. September 2017 beim Gemeindeverband auf eine OgR-Anpassung hinzuwirken, um die folgenden Bestimmungen zu ändern: Ø Art. 15, Stimmkraft der Verbandsgemeinden Ø Art. 22, Zusammensetzung Verbandsrat in Bezug auf die Teilregionen Die Führung in ausserordentlichen Lagen verbleibt beim Gemeindeverband, welcher weiterhin die regionalen Führungsorgane (RFO) stellt. Diese sind in geografische Re- gionen aufgeteilt und erfüllen die Anforderungen gemäss dem übergeordnetem Recht. Der Gemeindeverband hat seine Bereitschaft für eine OGR Anpassung signalisiert.

Schiesswesen Die bestehenden Schiessanlagen werden nach einer Fusion einstweilen alle weiterbe- trieben. Da die Sanierungen grossmehrheitlich vollzogen sind, werden keine hohen bzw. unüberschaubaren Kosten auf die neue Gemeinde zukommen. Der Vertrag mit dem VBS ist durch die neue Gemeinde den bestehenden Bedürfnissen anzupassen. Die Schiessanlage in Wangenried muss in den nächsten 10 Jahren saniert werden. Bei allen anderen Anlagen wird dies erst in weiterer Zukunft nötig sein. Das AWA kontak- tiert alle Gemeinden automatisch, sobald eine Untersuchung resp. Sanierung erforder- lich wird.

Attiswil Farnern Rumisberg Wolfisberg Wiedlisbach Niederbipp

Untersuchung Altlast? Ja Nein Nein Nein Nein

Sanierung nach Art. 8 AltlV? Bedürftig Nicht definiert Bedürftig Nicht definiert Nicht definiert

Priorität erforderlich erforderlich erforderlich erforderlich erforderlich

Zeitrahmen > 2027 > 2027 > 2027 > 2027 > 2027

96 Fusionsabklärungsbericht

Walliswil b. Walliswil b. Wangen an Oberbipp Wangenried Niederbipp Wangen der Aare

Untersuchung Altlast? Nein Nein Nein Nein

Sanierung nach Art. 8 AltlV? Nicht definiert Nicht definiert Nicht definiert Bedürftig

Priorität erforderlich erforderlich erforderlich dringend

Zeitrahmen > 2027 > 2027 > 2027 < 2027

Die vorgesehene Revision zum Abfallgesetz wird sich kaum auf die fusionierte Ge- meinde auswirken. Dieses Gesetz soll die finanziellen Mittel für den Kantonsanteil der noch anstehenden Schiessstandsanierungen sicherstellen, indem die Abgabe pro Tonne Abfall um Fr 5.- erhöht wird. Die Kosten für noch nicht ausgeführte Sanierungs- arbeiten werden weiterhin mit 20% durch die Gemeinden getragen. Im Falle einer Fu- sion wäre dies selbstredend die neue Gemeinde.

Friedhof / Bestattungswesen Der bestehende Gemeindeverband und das Sitzgemeindemodell werden bei einer Fu- sion von Gesetzes wegen aufgelöst bzw. aufgehoben. Das Bestattungswesen wird für alle Friedhöfe als Teilbereich in der Abteilung Sicherheit geführt. Die Organisation der Pflege und des Unterhalts der Friedhöfe wird die neue Gemeinde festlegen. Bis dahin werden die bestehenden Verträge mit den Friedhofgärtnern und Totengräbern weitergeführt. Mit der Fusion wird die Bestattung in der neuen Gemeinde für alle verstorbenen Ein- wohnerinnen und Einwohner kostenlos. Die neue Gemeinde ist selbstverständlich frei, auf reglementarischer Ebene wieder eine Gebührenpflicht einzuführen. Die Gebühren für die Bestattung auswärtiger Personen und Sonderregelungen gelten territorial (für jeden Friedhof) einstweilen weiter, bis die neue Gemeinde die Rechtsgrundlagen har- monisiert hat. Ebenfalls gelten einstweilen die Bestimmungen zur Friedhofsordnung territorial weiter, bis die neue Gemeinde ein Bestattungs- und Friedhofsreglement erlassen hat. Hierzu ist eine Regelung im Fusionsreglement aufzunehmen.

9.3 Finanzielle Auswirkungen

Gestützt auf einen Vergleich mit ähnlichen Gemeinden wird erwartet, dass der Auf- wand in der neuen Gemeinde für den Bereich Sicherheit mindestens gleich hoch anfal- len wird wie das heutige Ausgabentotal für diesen Bereich in den elf Gemeinden. Die positive Konsequenz wäre grössere Selbstbestimmung (bezogen auf das gesamte Gemeindegebiet) und Unabhängigkeit mit einer eigenen Organisation. Der Betriebsbeitrag der GVB an die Feuerwehr der neuen Gemeinde wird – im Ver- gleich zu den Betriebsbeiträgen an die vier bestehenden Feuerwehren - um rund Fr. 55'000.- pro Jahr sinken. Dem steht ein einmaliger Zusammenschlussbeitrag der GVB in der Höhe von ca. Fr. 530'000.- gegenüber.

97 Fusionsabklärungsbericht

Die Abgeltung an die Kantonspolizei wird – aufgrund des Verrechnungssystems, wel- ches kleine Gemeinden bevorteilt – höher ausfallen. Die konkreten Auswirkungen sind noch schwierig zu bestimmen, zumal sich das Polizeigesetz derzeit in Revision befin- det und die Frage der Finanzierung zwischen Kanton und Gemeinden nicht unumstrit- ten ist. Es ist davon auszugehen, dass für grössere Gemeinden die finanzielle Belas- tung überproportional ansteigen wird. Gemäss der Vernehmlassungsvorlage zum PolG ist mit Mehrkosten von rund Fr. 40'000.- pro Jahr zu rechnen. Im Tätigkeitsgebiet Sicherheit werden sich die Aufgaben der neuen Gemeinde an den bisher besten Leistungen orientieren. Es werden aber aufgrund der unterschiedlichen Problemkonstellationen auch unterschiedliche Leistungen je nach Ortsteil erforderlich sein. So wird der ruhende Verkehr wohl nur in jenen Ortschaften kontrolliert, bei wel- chen tatsächlich Probleme bestehen. Von einem erheblichen Synergiepotential ist zum Fusionszeitpunkt nicht auszugehen. Denkbar ist es aber, dass die neue Gemeinde Optimierungen, z.B. bei den Schiess- ständen oder den Friedhöfen, prüfen wird. Im Rahmen des Fusionsprojekts (d.h. auf den Fusionszeitpunkt hin) wird es hier aber noch keine Änderungen geben.

9.4 Organisatorische Würdigung

Für die organisatorische Würdigung ist nach Teilbereichen zu differenzieren: Die kommunalen Polizeiaufgaben dürften in der neuen Gemeinde durch die Schaffung eines Polizeiinspektorats tendenziell an Bedeutung gewinnen. Zwar ändert sich durch eine Fusion weder die objektive Bedrohungslage, noch das subjektive Sicherheitsbe- dürfnis der Bevölkerung. In kleinen Gemeinden werden polizeiliche Themen aber häu- fig eher stiefmütterlich behandelt (z.T. fehlt auch das Knowhow betreffend den Umgang mit Anzeigen und zu den Eingriffsmöglichkeiten der Gemeinde). Die zentrale Verwal- tungsführung wird andererseits zu längeren Wegen führen. Tendenziell nimmt das Wissen über die konkreten lokalen Problemkonstellationen ab. Der Bereich Einwohner- und Fremdenkontrolle wird zentralisiert am Hauptstandort der Verwaltung der neuen Gemeinde in Niederbipp geführt werden. Durch die höheren Fallzahlen werden die Abläufe tendenziell etwas standardisierter erfolgen; denkbar ist auch der Ausbau von «online»-Dienstleistungen. Die Feuerwehr wird durch den gemeinsamen Stab an Effizienz gewinnen. Für den Bereich Zivilschutz / a.o. Lagen ändert sich durch eine Fusion in organisatori- scher Hinsicht grundsätzlich nichts. Innerhalb des Verbandes wird die neue Gemeinde – nach einer Anpassung des OgR – über ein erhebliches Stimmengewicht verfügen und damit an Einfluss gewinnen. Die Abläufe innerhalb des Verbandes dürften durch die Reduktion der Anzahl Gemeinden etwas vereinfacht werden. Für die Bereiche Schiesswesen sowie Friedhofs- und Bestattungswesen ändert sich in organisatorischer Hinsicht im Zusammenhang mit der Fusion die zentrale Führung. Aufgrund der gegebenen dezentralen Standorte wird es ansonsten wenig direkte Ände- rungen geben. Selbstredend ist die neue Gemeinde aber frei, diese Bereiche später neu zu organisieren und namentlich auch die Standorte zu überprüfen. Im Bereich Be- stattungswesen werden zudem die Verwaltungsabläufe in der Abteilung Sicherheit zentralisiert werden.

98 Fusionsabklärungsbericht

9.5 Politische Würdigung

Der Bereich Sicherheit wird durch die Schaffung einer eigenen Abteilung tendenziell an Bedeutung gewinnen. Es ist damit zu rechnen, dass die politische Einflussnahme (durch das Parlament) wächst, was als Chance oder Risiko gewertet werden kann. Gemeindeverbände innerhalb des Perimeters der neuen Gemeinde (Feuerwehr und Friedhofswesen) werden aufgelöst. Die Aufgaben können in der neuen Organisation direkt der Abteilung Sicherheit zugewiesen werden. Dies hat insbesondere einen posi- tiven Einfluss auf die Wehrdienstorganisation (ein Effizienzgewinn ist zu erwarten). Der Gemeindeverband Bevölkerungsschutz Oberaargau West bleibt bestehen. Die Aufgabenerfüllung in den Bereichen Einwohner- und Fremdenkontrolle sowie Be- stattungswesen wird effizienter werden. Die Polizeiaufgaben können durch die höhere Fallzahl standardisierter und damit (ten- denziell) auch qualitativ besser erfüllt werden. Hingegen gewinnt die einzelne Bürgerin bzw. der einzelne Bürger möglicherweise den Eindruck, dass die direkte Einflussnah- me auf das Geschehen sinkt, weil Anliegen nicht unmittelbar «auf der Strasse» ange- bracht werden können. Die verantwortlichen Politiker können bei Sicherheits- und Ord- nungsanliegen als „zu weit weg“ empfunden werden.

99 Fusionsabklärungsbericht

TEIL C: Grundsatzbeschluss und weiteres Vorgehen

10 Abstimmung über den Grundsatzbeschluss

10.1 Zeitpunkt der Abstimmung und zuständiges Organ

Die Stimmberechtigten der Einwohnergemeinden Attiswil, Farnern, Niederbipp, Oberbipp, Rumisberg, Walliswil b. Niederbipp, Walliswil b. Wangen, Wangen a.d.A., Wangenried, Wiedlisbach und Wolfisberg werden am 24. September 2017 an der Ur- ne (Urnenabstimmung) über die Fortführung des Fusionsprojekts Oberaargau Nord befinden. Die Organisationsreglemente der elf Gemeinden wurden entsprechend angepasst (Zu- ständigkeit Urnengemeinde anstelle der Gemeindeversammlung).

10.2 Abstimmungsfrage

Wie sich bereits aus dem Wort ergibt, handelt es sich beim Entscheid am 24. Septem- ber 2017 um einen Beschluss zur grundsätzlichen Frage, ob in Kenntnis der Chancen und Risiken einer Fusion über den gesamten Perimeter das Fusionsprojekt fortgeführt werden soll. Ein zustimmender Beschluss hat demnach noch keine unmittelbaren rechtlichen Konsequenzen im dem Sinn, dass ein Zusammenschluss tatsächlich erfol- gen wird (siehe aber die Ausführungen zu den kantonalen Zwangsinstrumenten in Kap. 10.4). Vielmehr werden nach einem positiven Grundsatzbeschluss die rechtlich erfor- derlichen Dokumente – der Fusionsvertrag und die erforderlichen Reglemente – der neuen Gemeinde ausgearbeitet und anschliesssend den Stimmberechtigten zur defini- tiven Beschlussfassung über die Fusion unterbreitet. Gleichzeitig mit dem Grundsatzbeschluss über die Weiterführung der Fusionsabklä- rungen wird über den für die Phase II erforderlichen Verpflichtungskredit in Höhe von brutto Fr. 90'000.- abgestimmt. Da es sich „erst“ um einen Grundsatzbeschluss handelt, besteht hinsichtlich der Ab- stimmungsfrage und der weiteren Modalitäten betreffend die Weiterführung des Fusi- onsprojekts ein gewisser Spielraum. Die Interkommunale Arbeitsgruppe hat vor diesem Hintergrund die Abstimmungsfrage sowie die Voraussetzungen zur Fortführung des Projekts wie folgt festgelegt:

Wollen Sie der Weiterführung der Fusionsabklärungen in der Antwort Subregion Oberaargau Nord und der Ausarbeitung eines Fu- sionsvertrags und der erforderlichen Reglemente (Organisa- tions- und Fusionsreglement) für einen Zusammenschluss (Fu- sion), sowie der einmaligen Ausgabe von Fr. 90'000.-, zu- ______stimmen (Grundsatzbeschluss)?

Die Fusionsabklärungen werden weitergeführt und es werden ein Organisations- reglement, ein Fusionsreglement und ein Fusionsvertrag ausgearbeitet, sofern die Anzahl Einwohnerinnen und Einwohner der im Grundsatz zur Fusion zu- stimmenden Einwohnergemeinden mindestens 11'000 beträgt. Massgebend ist die ständige Wohnbevölkerung der Einwohnergemeinden per 31. Dezember 2016. 100 Fusionsabklärungsbericht

Das Projekt wird bei Erreichen der erforderlichen Anzahl Einwohnerinnen und Einwohner (nur) mit jenen Gemeinden weitergeführt, welche dem Grundsatzbe- schluss zugestimmt haben.

10.3 Erläuterungen zum Grundsatzbeschluss

Die Mindestgrösse der neuen Gemeinde von 11'000 Einwohnerinnen und Einwohnern wurde mit Blick darauf festgelegt, dass bei einer geringeren Zahl wesentliche Aussa- gen zur Struktur und zur Funktionsweise der neuen Gemeinde im vorliegenden Bericht nicht mehr zutreffend wären. Massgebend für die Berechnung, ob die Mindestanzahl Einwohnerinnen und Einwoh- ner erreicht wird, sind die folgenden Werte:

Gemeinde Ständige Wohnbevölkerung per 31. Dezember 2016

Attiswil 1’432

Farnern 208

Niederbipp 4‘674

Oberbipp 1‘694

Rumisberg 478

Wangen a.A. 2‘315

Walliswil b.W. 598

Walliswil b.N. 212

Wangenried 430

Wiedlisbach 2‘331

Wolfisberg 184

Total 14’556

Wie viele Stimmberechtigte beim Grundsatzbeschluss für die Fortführung des Fusions- projekts stimmen, ist bei der Berechnung der Mindesteinwohnerzahl nicht von Belang. Ebenfalls keine Rolle spielt das konkrete Stimmenverhältnis der zustimmenden Ge- meinden. Wenn beispielsweise in den Einwohnergemeinden Niederbipp (4'674), Oberbipp (1'694), Wiedlisbach (2'331) und Wangen a.d.A. (2'315) der Grundsatzbe- schluss mit je 51% zu 49% angenommen wird, ergibt dies eine Einwohnerzahl von 11'014, womit das Fusionsprojekt mit diesen und weiteren zustimmenden Gemeinden fortgeführt wird. Die einzige Gemeinde, welche der Fortführung des Fusionsprojekts zwingend zustim- men muss, ist die Gemeinde Niederbipp.

101 Fusionsabklärungsbericht

10.4 Hinweise auf die kantonalen Zwangsinstrumente

In der kantonalen Gesetzgebung bestehen die folgenden Zwangsinstrumente, falls Gemeinden nicht bereit sind, sich freiwillig zusammenzuschliessen:

Zwangsfusion Der Grosse Rat des Kantons Bern kann in zwei, gesetzlich klar definierten Fällen eine Fusion auch gegen den Willen der betroffenen Gemeinden anordnen. Die Anordnung einer Fusion liegt im Ermessen des Kantonsparlaments, wobei nach den Materialien zu den einschlägigen Rechtsgrundlagen eine Zwangsfusion erst als letzte aller zur Verfü- gung stehender Massnahmen zur Anwendung gelangt. Die Anwendungsfälle einer Fusionsanordnung werden in Art. 4i des Gemeindegeset- zes abschliessend aufgezählt. Es sind dies: 1. Eine Gemeinde ist auf Dauer nicht mehr leistungsfähig, d.h. sie kann z.B. ihre Behördensitze nicht mehr besetzen oder essenzielle Gemeindeaufgaben nicht mehr wahrnehmen. 2. Die Fusion einer nicht fusionswilligen Gemeinde, wenn sich in einem Fusions- projekt die Mehrheit aller Gemeinden und die Mehrheit aller Stimmenden für ei- nen Zusammenschluss aussprechen.

Kürzung von Leistungen nach dem FILAG Der Regierungsrat kann nach Art. 35a des Gesetzes über den Finanz- und Lastenaus- gleich (FILAG) gegenüber Gemeinden, welche sich der Aufnahme von Fusionsabklä- rungen oder einem Gemeindezusammenschluss widersetzen, Leistungen nach diesem Gesetz kürzen, wenn die betreffenden Gemeinden nach dem Zusammenschluss vo- raussichtlich weniger Leistungen beanspruchen würden. Der Umfang für solche Kürzungen wird begrenzt durch den Betrag der voraussichtli- chen Minderbeanspruchung von FILAG-Leistungen im Falle einer Fusion der in Frage stehenden Gemeinden. Selbstredend können von Kürzungen nur jene Gemeinden betroffen sein, welche sich dem Zusammenschluss widersetzen. Ausgenommen von den Kürzungen sind Leistun- gen für den Disparitätenabbau.

102 Fusionsabklärungsbericht

11 Weiteres Vorgehen nach einem positiven Grundsatzbeschluss

Nach einem positiven Grundsatzbeschluss am 24. September 2017 werden die Projek- torgane – in grundsätzlich gleicher Zusammensetzung – ihre Arbeit fortführen. Anzu- gehen sind namentlich die folgenden Themenbereiche:

11.1 Namen und Wappen

Bei einer Fortführung des Fusionsprojekts müssen sich die Projektorgane umgehend dem Thema „Namen und Wappen“ der Gemeinde annehmen. Dieses Thema ist insbe- sondere für die Identifikation der Bevölkerung mit der neuen Gemeinde wichtig. Mangels eines klaren Zentrums erscheint es nicht möglich, dass die Gemeinde schlicht den Namen einer bestehenden Gemeinde übernimmt (z.B. „Niederbipp“ mit Blick auf Hauptverwaltungsstandort). Ebenso wenig drängt sich eine regionale Bezeichnung auf, zumal „Bipp“ (abgeleitet vom Bipperamt) nicht den ganzen Perimeter umfasst und „Wangen“ (abgeleitet vom früheren Amtsbezirk Wangen) identisch mit dem Namen einer bestehenden Gemeinde ist. Ein gänzlich neuer Name erscheint nicht unproblematisch, zumal es während gewisser Zeit für Personen ausserhalb der Region schwierig wäre, die Gemeinde am Namen zu „erkennen“. Der Name „Wangen-Bipp“ oder „Bipp-Wangen“ wäre nach dem Geschriebenen an sich naheliegend, klingt aber eher sperrig. Die Festlegung von Namen und Wappen erscheint vor diesem Hintergrund anspruchs- voll. Ziel ist es, Ende 2017 einen konkreten Vorschlag für den Namen und das Wappen der neuen Gemeinde vorlegen zu können.

11.2 Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation

Die Umsetzung der in Kapitel 4 dargestellten Abklärungsergebnisse in den Bereichen politische Strukturen und Verwaltungsorganisation sind im Falle eines positiven Grund- satzentscheids anspruchsvoll. Sie bildet quasi den „Kern der Fusion“. In zeitlicher Hinsicht lässt sich die Umsetzung nach einem positiven Grundsatzent- scheid der Stimmberechtigten (24. September 2017) wie folgt skizzieren: • Ende 2017: Konkretisierung Wahlsystem • Ende 2017: Vorschlag für IT-Lösung • Ende 2017: Entwurf Stellenplan • Ende 2017: Detailkonzept für Verwaltungsstandorte • Ende 2017: Organisationsrechtliche Grundlagen ausgearbeitet • Frühjahr 2018: Detaillierter Stellenplan • Frühjahr 2018: Entscheid betr. IT-Lösung Bei einem positiven Fusionsbeschluss (Organisationsreglement, Fusionsreglement und Fusionsvertrag) werden die folgenden Arbeiten anstehen (Frühjahr 2018): • Sofort: Ausschreibung Stellen • Beginn der Umsetzungsarbeiten IT und Verwaltungsstandorte • Ab Sommer 2018: Besetzung Stellen 103 Fusionsabklärungsbericht

• Herbst 2018: Wahlen Gemeinderat (unter der Annahme, dass übergangsrecht- lich vorgesehen wird, das Parlament zunächst aus Personen der bisherigen Exekutiven zusammenzusetzen) • Herbst 2018: Beginn der Überführungsarbeiten • Januar 2019: Rechtliche Existenz der neuen Gemeinde (die Überführung der Gemeindeverwaltungen wird zu diesem Zeitpunkt aber noch andauern) • Januar 2019: Verabschiedung der Organisationsverordnung durch den Ge- meinderat • Januar 2019: Konstituierende Sitzung des Parlaments • Sommer/Herbst 2019: Überführung abgeschlossen

11.3 Finanzen

Nach einem positiven Entscheid der Stimmberechtigten der Gemeinden, das Projekt Fusion weiterzuverfolgen (24. September 2017), müssen die folgenden Schritte betref- fend den Themenbereich Finanzen (Kap. 5 hiervor) bearbeitet werden: • Aktualisierung der Finanzdaten auf HRM2 • Erarbeitung eines Budgets 2019 für die neue Gemeinde • Festlegung der Steueranlage 2019 • Erarbeitung eines ersten (groben) Finanzplans für die neue Gemeinde (2019 - 2024) • Vorbereitung der Harmonisierung verschiedener Abgaben, insbesondere der Ver- und Entsorgungsgebühren, damit die zuständigen Organe in der neuen Gemeinde diese spätestens nach 3 Jahren in Kraft setzen können. Bei einem positiven Fusionsbeschluss (Frühjahr 2018) werden diese Arbeiten noch vertieft bzw. die erstellten Dokumente konkretisiert.

11.4 Bildung

Die zeitliche Umsetzung der Ergebnisse betreffend den Bereich Bildung (Kap. 6 hier- vor) lässt sich im Falle eines positiven Grundsatzentscheids (24. September 2017) wie folgt skizzieren: • Herbst 2017: Entwurf für die organisationsrechtlichen Grundlagen der Schul- kommission und der Geschäftsleitung der Abteilung Bildung (die betriebliche Schulorganisation ist noch nicht betroffen, sofern nicht ausserordentliche Mas- snahmen erforderlich sind) • Entwickeln einer Vision für die künftige Schule zu Händen der zuständigen Or- gane der neuen Gemeinde Bei einem positiven Fusionsbeschluss (Frühjahr 2018) geht es wie folgt weiter: • Vorbereitung der Aufgaben der in der neuen Gemeinde einzusetzenden Organe für die Bearbeitung der betrieblichen Organisation der Volksschule • Sicherstellen, dass die bestehende betriebliche Organisation auf die neue Ge- meinde übergeht und in die Organisation integriert wird.

104 Fusionsabklärungsbericht

11.5 Infrastrukturaufgaben

Nach einem positiven Grundsatzbeschluss (24. September 2017) sind im Themenbe- reich Infrastrukturaufgaben (Kap. 7 hiervor) die folgenden Arbeiten an die Hand zu nehmen: • Organisation Werkhof • Einsetzen Werkhofkommission • Harmonisierung GEP & GWP • Objektgenaue Erfassung aller Liegenschaften im Eigentum der Gemeinden o- der eines Gemeindeverbandes (unter Angabe des amtlichen Werts)

11.6 Bau und Planung

Bei einem positiven Entscheid der Stimmberechtigten zur Fortführung des Fusionspro- jekts (24. September 2017), müssen die folgenden Schritte beim Themenbereich Bau und Planung (Kap. 8 hiervor) bearbeitet werden: • Entwurf für eine Bestimmung zur Mehrwertabschöpfung im Fusionsreglement • Übergangsregelungen und -fristen betreffend die Weitergeltung der bestehen- den baurechtlichen Grundordnungen (ebenfalls Fusionsreglement) • Organisation Bauinspektorat

11.7 Sicherheit

Die Umsetzung der Ergebnisse des Themenbereichs Sicherheit (Kap. 9 hiervor) lassen sich im Falle eines positiven Grundsatzentscheids (24. September 2017) wie folgt skiz- zieren: • Herbst 2017: Entwurf für die organisationsrechtlichen Grundlagen der Sicher- heitskommission und der Geschäftsleitung der Abteilung Sicherheit. • Klärung bzw. Regelung Leistungseinkaufsvertrag mit der Kantonspolizei Bern. • Anpassung des OgR des Gemeindeverbandes Bevölkerungsschutz Oberaar- gau West. • Organisation der Feuerwehren zusammen mit der GVB. Bei einem positiven Fusionsbeschluss (Frühjahr 2018) geht es wie folgt weiter: • Vorbereitung der Aufgaben der in der neuen Gemeinde einzusetzenden Organe für die Bearbeitung der betrieblichen Organisation der Abteilung Sicherheit. • Sicherstellen, dass die bestehende betriebliche Organisation auf die neue Ge- meinde übergeht.

105 Fusionsabklärungsbericht

TEIL D: Anhänge

Anhang 1: Änderungen im IKZ-Bereich durch die Fusion

Verbindungen der interkommunalen Zusammenarbeit (IKZ), die mit der Fusion hinfällig werden

Zusammenarbeit der Gemeindeverwaltungen im Perimeter (Gemeindeschreiberei, Finanzver- waltung, Bauverwaltung, AHV-Zweigstellen)

Oberstufenzentrum Wiedlisbach (Gemeindeverband). Der Schulstandort und das Angebot bleiben aber bestehen.

Schule (inkl. Tagesschule) Wangen a.d.A. mit Umgebung (Sitzgemeindemodell). Der Schul- standort und das Angebot bleiben aber bestehen.

Schulgeldvereinbarung IBEM-Pool unter den elf Gemeinden. Das Angebot bleibt aber beste- hen.

Schulgeldvereinbarung Oberbipp - Niederbipp

Schulverband Farnern-Rumisberg-Wolfisberg (Gemeindeverband). Der Schulstandort und das Angebot bleiben aber bestehen.

Gemeindeverband Alterszentrum Jurablick (wird Teil der Abteilung Soziales).

Kinder- und Jugendfachstelle Bipperamt (wird Teil der Abteilung Soziales).

Gemeindeverband Regionale Sozialdienste Niederbipp (wird Teil der Abteilung Soziales).

Ausleihe Wischmaschine Niederbipp

Gemeindeverband Abwasser- und Fernwärmeregion Wangen Wiedlisbach (GAFWW). Wird Teil der Abteilung Betriebe.

Vertrag mit der EG Wiedlisbach betr. Robidog.

Kadaversammelstelle Oberbipp

106 Fusionsabklärungsbericht

Friedhof Wangen a.d.A. (Sitzgemeindemodell). Wird Teil der Abteilung Sicherheit.

Begräbnisgemeinde Oberbipp (Gemeindeverband). Wird Teil der Abteilung Sicherheit.

Feuerwehr Jurasüdfuss. Wird Teil der Abteilung Sicherheit.

Feuerwehr Bipp. Wird Teil der Abteilung Sicherheit.

Feuerwehr Wangen a.d.A.. Wird Teil der Abteilung Sicherheit.

Perimeter-interne Verträge betr. Schiesswesen.

Gemeindeverbindungen bleiben bestehen. Evtl. Verhandlung über die Anpassung der organisationsrechtlichen Grundlagen (Stimmrecht)

Kulturförderung

Klärschlammentsorgung Oberaargau

Zweckverband Abwasser Unterer Leberberg (ZAUL)

Wasserversorgung Unterer Leberberg

Bevölkerungsschutz Oberaargau West

Gesellschaften bleiben bestehen. Die neue Gemeinde kann die Beteiligung / Zusam- menarbeit neu regeln.

Anzeiger Oberaargau West

Oberaargauisches Pflegeheim

Solidarität Übergangswohnheim

Wiesenweg (Wohnungen Alter)

Aare Seeland Mobil

107 Fusionsabklärungsbericht

KEBAG

Wasserverbund Bipperamt

ZAR (Zivilschutz)

Verbindungen bleiben bestehen. Mitgliedschaften werden auf die neue Gemeinde über- tragen

Musikschule Bipperamt

Jugendparlament Oberaargau

Pro Jura Bipperamt

Region Oberaargau

Jahrbuch Vereinigung Oberaargau-

Verträge werden auf die neue Gemeinde übertragen

Flurgenossenschaft Rumisberg-Wolfisberg

Flurgenossenschaft Wangen-Wangenried

Flurgenossenschaft Farnern

Flurgenossenschaft Niederbipp

Moonliner M52

AEK onyx AG

Verträge betr. Schwimmbad der EG Wangen a.d.A mit Gemeinden ausserhalb des Perimeters

Oberaargauische Musikschule Langenthal

108 Fusionsabklärungsbericht

RAZ Herzogenbuchsee

Vertrag mit EG Hubersdorf betr. Wegunterhalt

Kiesgrube

Wasserlieferungsverträge

Vertrag mit EG Hubersdorf betr. Schiesswesen

Vereinbarung zum Unterhalt der Buechmattstrasse Wolfisberg (Vereinbarung mit der Burger- gemeinde Wolfisberg)

Heutige Gemeinden kündigen ihre Mitgliedschaft. Die neue Gemeinde kann Mitglied werden. Evtl. Leistungsvereinbarungen abschliessen.

Kinderhut Herzogenbuchsee

KITA Schnäggli Wiedlisbach

Lungen- und Langzeitkranke Region Emmental-Oberaargau maxi.mumm Roggwil

Mütter- & Väterberatung Amt Wangen

Spitex Aarebrügg

Spitex Bipp

TABEO (Tageszentrum Betagte)

Reg. Notschlachthaus

109 Fusionsabklärungsbericht

Anhang 2: Gebührentarife der Ver- und Entsorgungsbereiche

KEBAG

gebühr Verbrauchs- CHF CHF Haush. Haush. Haush. Haush. gemäss gemäss Abfallentsorgung CHF/Wg CHF/Wg Haushalt Gewerbe Gewerbe CHF/ 100 50 CHF EP 50 individuell 60 CHF/EP- 60 CHF/EP- 70 rende 80 - 100 CHF - 100 80 Abfallmenge 120 CHF/MP- 120 CHF/MP- 140 wiederkeh- Haushalte 140 Haushalte 140 Haushalte und Haushalte und Grünabfuhr 75 Grundgebühr Gewerbe - 70 35 CHF/m3 2 CHF/m3 2 1.30 - 2.10 - 2.10 1.30 1.90 CH/m3 1.90 gebühr 2.20 CHF/m3 2.20 CHF/m3 2.50 CHF/m3 2.50 CHF/m3 1.00 Verbrauchs- gemäss gemäss gemäss Gewerbe Gewerbe individuell individuell wie Wasser Gewerbe Wasserbezug Wasserbezug (Regen) 200 CHF/Wg 200 220 CHF/BW 220 rende Wasserzähler 240 CHF/ Anschluss 240 Abwasserversorgung wiederkeh- 220 CH/BW 220 120 CHF/Wg 120 85 - 112 CHF m3/h - 112 Nenng.85 40 CHF/100m2 vers. Flächevers. CHF/100m2 40 Grundgebühr 170 CHF/Whg. 170 Wohnbauten gebühr Wg und einmalige 6 CHF/m2 CHF/m2 6 CHF/m2 1 Anschluss- Gewerber. Regenabw. Regenabw. CHF/m2 10 Regenabw. 180 CHF/BW 180 CHF/BW 150 CHF/BW 200 CHF/BW 200 Abwasser 6000 CHF/ Haus 6000 + 2000 CHF/ zus. + 2000 weitere temp. ungem. 2.50 /m3 2.50 gebühr ungem. und Regelung für Regelung für 1.20 CHF/m3 1.20 CHF/m3 1.40 CHF/m3 1.90 CHF/m* 0.70 CHF/m3 1.20 für Tanklager Wasserbzüge Wasserbzüge 1.90 CHF/m3 1.90 Verbrauchs- spezieller Tarif Gebühren für die Ver- und Entsorgung brauch gemäss gemäss 200 CHF 200 Gewerbe individuell Whgansatz Wasserver- Gewerbe Wasserbezug steigend gemäss steigend gemäss 100 CHF/Wg 100 120 CHF/BW 120 Wasserzähler 40 CHF/Zähler40 CHF/Wg CHF/Wg CHF 200 120 CHF/ Anschluss 120 160 CHF m3/h Nenngrösse160 Haushalte 220 Haushalte 220 170 CHF/Whg. 170 wiederkehrende Grundgebühr Wohnbauten Wasserversorgung Raum 3 CHF/m3 3 CHF/m3 1 CHF/m3 3 Raum sep. abnehmend abnehmend (n.ang. LS) Löschbeitrag 1 CHF/m3 umb.CHF/m3 1 umb.CHF/m3 4 Regelung für LW Raum Raum Raum Raum abnehmend Löschschutz 3 CHF/m3 umb.CHF/m3 3 umb.CHF/m3 1 umb.CHF/m3 1 umb.CHF/m3 1 einmalige Anschlussgebühr Wg und Gewerber. 10 CHF/m2 CHF/m2 10 Regenabw. umb. Raum + 3 CHF/m3 + CHF/m3 3 Wasser Wasser abnehmend abnehmend abnehmend 120 CHF/BW 120 CHF/BW 150 CHF/BW 150 CHF/BW 175 CHF/BW 100 6000 CHF/ Haus 6000 + 2000 CHF/ zus. + 2000 Attiswil Farnern Niederbipp Oberbipp Rumisberg Walliswil b.N. Walliswil b.W. Gemeinde 1. Entwurf 17.3.16 / Ueli17.3.16 Seewer 1. Entwurf 110 Fusionsabklärungsbericht

KEBAG KEBAG gebühr Verbrauchs- Haush. Haush. Abfallentsorgung 125 CHF 125 Haushalt 100 CHF/ 100 CHF/ 130 Gewerbe Gewerbe 70 CHF EP 70 CHF EP 60 95 CHF MP 95 Gewerbeb. rende 105 CHF LW 105 120 CHF MP 120 30 - 220 CHF - 220 30 wiederkeh- Grundgebühr gebühr 2.00 CHF/m3 2.00 CHF/m3 2.50 CHF/m3 3.50 Verbrauchs- Gewerbe Zähergrösse 250 CHF/Wg 250 rende 100 CHF/ Einheit100 Abwasserversorgung 150 - 18'000 CHF nach - 18'000 150 wiederkeh- Grundgebühr + 20 + % 20 davon für Regenabw. 50 CHF je 250 m2 entw.CHF je Fläche50 250 Wohnbauten gebühr einmalige 4 CHF/m2 CHF/m2 4 Anschluss- 10 CHF/m2 CHF/m2 10 Regenabw. Regenabw. CHF/m3 10 Regenabw. 300 CHF/BW 300 CHF/BW 150 Abwasser 1'175 CHF/WRE 1'175 (inkl. temp. ungem. und weitere Löschschutz) Regelung für Wasserbzüge gebühr 1.00 CHF/m3 1.00 CHF/m3 1.50 CHF/m3 0.80 Verbrauchs- Gebühren für die Ver- und Entsorgung Gewerbe Zähergrösse 100 CHF/Einheit100 + 30 + CHF Zählermiete30 150 - 18'000 CHF nach - 18'000 150 200 CHF/Wg 200 wiederkehrende Grundgebühr Wohnbauten Wasserversorgung Raum Raum (n.ang. LS) Löschbeitrag 2 CHF/m3 umb.CHF/m3 2 umb.CHF/m3 3 Raum Raum Löschschutz 2 CHF/m3 umb.CHF/m3 2 umb.CHF/m3 3 einmalige Anschlussgebühr einh.) Wasser Wasser 100 CHF/BW 100 CHF/BW 100 (Wohnraum- 705 CHF/WER 705 Wangen a.A. Wangenried Wiedlisbach Wolfisberg Gemeinde 1. Entwurf 17.3.16 / Ueli17.3.16 Seewer 1. Entwurf

111 Fusionsabklärungsbericht

Anhang 3: Veränderung Steuerbelastung

In den folgenden Graphiken werden die Auswirkungen aufgrund der Veränderungen bei den Steueranlagen (ordentliche Gemeindesteuer) auf die geschuldeten direkten Einkom- mens- und Vermögenssteuern (Bund, Kanton, Gemeinde) anhand von zwei Berechnungs- beispielen dargestellt. Für die Berechnung der aktuellen Steuerbelastung (Balkendiagramm links) wurde auf die Steueranlagen 2017 abgestellt:

Attiswil: 1,64 Farnern: 1,69 Niederbipp: 1,35 Oberbipp: 1,49 Rumisberg: 1,69 Walliswil bei Niederbipp: 0,90 Walliswil bei Wangen: 1,68 Wangen an der Aare: 1,68 Wangenried: 1,76 Wiedlisbach: 1,67 Wolfisberg: 1,89 Die Berechnung der Steuerbelastung in der neuen Gemeinde (Balkendiagramm rechts) erfolgte auf der Annahme einer Steueranlage von 1,55. Die Beispiele basieren auf den folgenden Einkommens- und Vermögenswerten: Beispiel 1: verheiratet, Beispiel 2: verheiratet, steuer steuerbares Einkommen Fr. 65'000.-, bares Einkommen Fr. 120'000.-, Vermögen: Fr. 100'000.- Vermögen: Fr. 1'000'000.-

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114 Fusionsabklärungsbericht

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Anhang 4: Detailliertes Inhaltsverzeichnis

VISION für die neue Gemeinde ...... 2 1 Einleitung ...... 4 1.1 Das Fazit vorneweg...... 4 1.2 Argumente pro und contra für die Fortführung der Fusionsabklärungen ...... 5 1.3 Von einer Fusion nicht betroffene Bereiche ...... 7

TEIL A: Schlüsselkriterien und Vorgehen ...... 8 2 Schlüsselkriterien für die Bewertung einer Fusion ...... 8 2.1 Kurzinformationen zur neuen Gemeinde ...... 8 2.2 Identität (inkl. Namen und Wappen der Gemeinde) ...... 9 2.3 Vereinsleben / Kulturelle Aktivitäten ...... 9 2.4 Bedeutung der neuen Gemeinde in der Region und im Kanton ...... 10 2.5 Raumplanung ...... 11 2.6 Politische Strukturen ...... 11 2.7 Verwaltungsorganisation ...... 12 2.8 Steuerhaushalt (Finanzen) ...... 13 2.9 Gebührenbelastung ...... 14 2.10 Bildung (Schulorganisation) ...... 15 2.11 Gemeindeliegenschaften ...... 16 2.12 Werkhof ...... 16 2.13 Friedhofs- und Bestattungswesen ...... 17 2.14 Wasserversorgung / Abwasserentsorgung ...... 18 2.15 Stromversorgung ...... 19 2.16 Abfallentsorgung ...... 19 2.17 Öffentlicher Verkehr ...... 20 2.18 Strassennetz / Einreihung der Strassen ...... 20 2.19 Feuerwehr ...... 21 2.20 Zivilschutz / ausserordentliche Lagen ...... 21 2.21 Polizeiaufgaben ...... 22 2.22 Individuelle und institutionelle Sozialhilfe ...... 22 2.23 Fusionskosten ...... 23 3 Vorgehen im Rahmen der Fusionsabklärungen ...... 24 3.1 Ausgangslage ...... 24 3.2 Projektorganisation ...... 25 3.3 Projektphasen ...... 27 3.4 Entstehung des vorliegenden Fusionsabklärungsberichts ...... 27 3.5 Projektkosten ...... 29 3.6 Öffentliche Mitwirkung ...... 29

118 Fusionsabklärungsbericht

TEIL B: Abklärungen nach Themen ...... 31 4 Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation ...... 31 4.1 Ist-Situation ...... 31 Einleitung ...... 31 Die Stimmberechtigten ...... 31 Exekutive ...... 32 Verwaltungen ...... 33 Ausblick ohne Fusion ...... 34 4.2 Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation in der neuen Gemeinde .. 34 Einleitung ...... 34 Grundmodell der politischen Organisation ...... 35 Stimmberechtigte ...... 35 Gemeindeparlament ...... 36 Rechnungsprüfungsorgan ...... 37 Geschäftsprüfungskommission ...... 37 Gemeinderat ...... 37 Ständige Kommissionen des Gemeinderats ...... 38 Grundmodell der Verwaltungsorganisation ...... 39 Personal ...... 40 Verwaltungsstandorte ...... 42 Informatik ...... 43 4.3 Auswirkungen auf die Finanzen ...... 43 Auswirkungen in Zusammenhang mit der Umsetzung der Fusion ...... 43 Langfristige finanzielle Situation ...... 44 4.4 Organisatorische Würdigung ...... 44 Politische Strukturen ...... 44 Verwaltungsstrukturen ...... 45 4.5 Politische Würdigung ...... 46 5 Finanzen ...... 47 5.1 Ist-Situation ...... 47 5.2 Finanzielle Aussichten der neuen Gemeinde ...... 53 Aufwendungen ...... 53 Investitionen ...... 55 Steuern ...... 56 Finanz- und Lastenausgleich ...... 58 Gebühren Ver- und Entsorgung ...... 58 Fusionsbeitrag des Kantons ...... 59 5.3 Finanzielle Auswirkungen einer Fusion insgesamt ...... 60 5.4 Organisatorische Würdigung ...... 61 5.5 Politische Würdigung ...... 61 6 Bildung ...... 62 6.1 Ist-Situation ...... 62 6.2 Gestaltung Volkschule in der neuen Gemeinde ...... 64 Vorbereitung der Fusion ...... 64

119 Fusionsabklärungsbericht

Grundlagen der Schulorganisation ...... 64 Aspekte der betrieblichen Schulorganisation ...... 66 6.3 Auswirkungen auf die Finanzen ...... 67 6.4 Organisatorische Würdigung ...... 67 6.5 Politische Würdigung ...... 68 7 Infrastruktur ...... 70 7.1 Ist-Situation ...... 70 Organisation ...... 70 Werkhof ...... 70 Stromversorgung ...... 70 Wasserversorgung ...... 71 Abwasserentsorgung ...... 72 Abfallentsorgung ...... 73 Strassen ...... 73 Strassenbeleuchtung ...... 74 Investitionen im Bereich Tiefbau ...... 74 7.2 Infrastrukturaufgaben in der neuen Gemeinde ...... 75 Organisation ...... 75 Werkhof ...... 75 Stromversorgung ...... 76 Wasserversorgung ...... 77 Abwasserentsorgung ...... 77 Abfallentsorgung ...... 78 Strassen ...... 78 Tiefbau ...... 79 7.3 Finanzielle Auswirkungen ...... 79 7.4 Organisatorische Würdigung ...... 80 7.5 Politische Würdigung ...... 80 8 Bau und Planung ...... 81 8.1 Ist-Situation ...... 81 Organisation / Verfahren ...... 81 Baurechtliche Grundordnung ...... 82 Hochbauten des Verwaltungsvermögens ...... 82 Hochbauten des Finanzvermögens ...... 83 8.2 Bau und Planung in der neuen Gemeinde ...... 84 Organisation und Baubewilligungskompetenz ...... 84 Baurechtliche Grundordnung ...... 84 Raumplanung ...... 84 Mehrwertabschöpfung ...... 85 Bauinspektorat ...... 86 Öffentlicher Verkehr ...... 86 Gemeindeeigene Hochbauten ...... 87 8.3 Finanzielle Auswirkungen ...... 87 8.4 Organisatorische Würdigung ...... 88

120 Fusionsabklärungsbericht

8.5 Politische Würdigung ...... 88 9 Sicherheit ...... 89 9.1 Ist-Situation ...... 89 Polizeiaufgaben ...... 89 Feuerwehr ...... 91 Zivilschutz / a.o. Lagen ...... 91 Schiesswesen ...... 91 Friedhof / Bestattungswesen ...... 92 9.2 Sicherheit in der neuen Gemeinde ...... 93 Organisation ...... 93 Polizeiaufgaben ...... 93 Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei ...... 94 Hinweis auf die Auswirkungen der Polizeigesetz-Revision ...... 94 Feuerwehr ...... 95 Zivilschutz / a.o. Lagen ...... 96 Schiesswesen ...... 96 Friedhof / Bestattungswesen ...... 97 9.3 Finanzielle Auswirkungen ...... 97 9.4 Organisatorische Würdigung ...... 98 9.5 Politische Würdigung ...... 99

TEIL C: Grundsatzbeschluss und weiteres Vorgehen ...... 100 10 Abstimmung über den Grundsatzbeschluss ...... 100 10.1 Zeitpunkt der Abstimmung und zuständiges Organ ...... 100 10.2 Abstimmungsfrage ...... 100 10.3 Erläuterungen zum Grundsatzbeschluss ...... 101 10.4 Hinweise auf die kantonalen Zwangsinstrumente ...... 102 Zwangsfusion ...... 102 Kürzung von Leistungen nach dem FILAG ...... 102 11 Weiteres Vorgehen nach einem positiven Grundsatzbeschluss ...... 103 11.1 Namen und Wappen ...... 103 11.2 Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation ...... 103 11.3 Finanzen ...... 104 11.4 Bildung ...... 104 11.5 Infrastrukturaufgaben ...... 105 11.6 Bau und Planung ...... 105 11.7 Sicherheit ...... 105

TEIL D: Anhänge ...... 106 Anhang 1: Änderungen im IKZ-Bereich durch die Fusion ...... 106 Anhang 2: Gebührentarife der Ver- und Entsorgungsbereiche ...... 110 Anhang 3: Veränderung Steuerbelastung ...... 112 Anhang 4: Detailliertes Inhaltsverzeichnis ...... 118

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