RUNDBRIEF DES GROSSDECHANTEN

Vergangenheit · Gegenwart · Zukunft der Grafschaft Glatz

Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Kieslingswalde

Rundbrief 2/2016 Heft 2/20161 ISSN 1865-4312 Inhaltsverzeichnis

Zum Geleit Heiliges Jahr der Barmherzigkeit ...... 3 70 Jahre Vertreibung Gedenkveranstaltung in Ankum – Predigt von Großdechant Franz Jung ...... 4 Wallfahrten 70. Jahreswallfahrt der Grafschaft Glatzer zur Gnadenmutter von Telgte ...... 6 Die Grafschaft Glatzer Wallfahrten nach Werl ...... 8 Wallfahrt in die Grafschaft Glatz ...... 12 Dialog Neues zum „Versöhnungsbrief“ der polnischen Bischöfe von 1965 ...... 18 Wider das Vergessen ...... 19 Aus dem Grafschafter Klerus Grafschafter Priestertreffen in Hamburg ...... 20 Katholikentag AKVMOE Versöhnungsgottesdienst – Predigt von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke ...... 23 Begegnungen 25. Grafschaft Glatzer Heimattreffen in Magdeburg ...... 25 20. Grafschafter Treffen in Buckow/Waldsieversdorf...... 25 24. Grafschafter Treffen in Dippoldiswalde ...... 26 25. Maiandacht in Stadtlohn ...... 26 Kieslingswalder Treffen ...... 26 Persönlichkeiten der Grafschaft Glatz Monika Taubitz: „Durch Lücken im Zaun“, Durchblick 2: Kriegszwänge ...... 27 Aus dem Glatzer Land Kieslingswalde ...... 30 Fünfter Jahrestag der Seligsprechung von Gerhard Hirschfelder ...... 34 Aus der Glatzer Stube in Telgte Wallfahrtsstätten und Andenkenbildchen ...... 35 Aus der Weltkirche Karoline Mayer, die „Mutter Teresa Lateinamerikas“ ...... 36 Aus der Arbeit der Grafschafter Gruppen Junge Grafschaft: Pfi ngsttreffen in Trier ...... 38 Grafschafter Gemeinschaft: Frühjahrstreffen in Freckenhorst ...... 39 Würdigung Großdechant Franz Jung mit BdV-Ehrenplakette ausgezeichnet ...... 42 Jubiläen und Geburtstage ...... 43 Heimgänge ...... 44 Berufung ...... 45 Bücher und Medien ...... 46 Aufgepasst/Kurznachrichten ...... 47 Impressum ...... 47 Termine ...... 48

Titelbild: Die Pfarrkirche Mariä Himmlfahrt in Kieslingswalde Foto: Ludger Wiegert

2 Rundbrief 2/2016 Zum Geleit

Heiliges Jahr der Barmherzigkeit

Die Barmherzigkeit liegt Papst Franziskus Seit 1475 fi ndet es im Abstand von 25 Jahren besonders am Herzen. In dem vom ihm aus- statt. Die katholische Kirche gab dem Jubel- gerufenen außerordentlichen Heiligen Jahr jahr eine mehr geistliche Bedeutung. Sie besteht soll sie wieder neu in das Bewusstsein der in einer umfassenden Vergebung und der Ein- Gläubigen rücken. Dazu schrieb der Papst: ladung, die Beziehung mit Gott und den Mit- „Es gibt Augenblicke, in denen wir aufgerufen menschen zu erneuern. Damit ist ein Heiliges sind, in ganz besonderer Weise den Blick auf Jahr stets ein Anlass zur Vertiefung des Glau- die Barmherzigkeit zu richten.“ Angesichts bens und zu einem erneuerten Lebenszeugnis der nicht abebbenden Flüchtlingsströme nach aus dem Glauben. Ein außerordentliches Jubi- Europa ist das Thema aktueller denn je. läum steht dagegen im Zusammenhang mit be- sonderen Anlässen. Der Brauch, außerordent- Das „Heilige Jahr“ geht auf eine hebräische liche Jubiläen auszurufen, geht auf das 16. Jahr- Tradition zurück. Alle 50 Jahre wurde ein hundert zurück. „Jubeljahr“ begangen, das die Gleichheit zwi- schen allen Söhnen und Töchtern Israels wie- Kernthemen des diesjährigen außerordent- derherstellen sollte, indem es den Sippen, die lichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit sind ihren Besitz und sogar die persönliche Freiheit „Schuld, Vergebung und Versöhnung“. Sie verloren hatten, neue Möglichkeiten eröffnete. sind von grundlegender Bedeutung für unseren Die Reichen erinnerte das Jubeljahr daran, Glauben an die Liebe Gottes, die uns in Jesus dass in dieser Zeit die israelitischen Sklaven, Christus begegnet. Wo die Barmherzigkeit die ihnen wieder gleich geworden sind, ihre Gottes entgegenkomme und wo sich der Rechte würden einfordern können. „Nach dem Mensch auf sie einlasse, da könne man sich Gesetz Israels bestand die Gerechtigkeit vor dem Angebot Gottes öffnen, so der Würzburger allem in der Beschützung der Schwachen“, so Weihbischof Ulrich Boom: „Die Kirche hilft der hl. Papst Johannes Paul II. Papst Bonifatius uns dabei, im Wort der Schrift und in den Sa- VIII. hatte die hebräische Tradition im Jahr kramenten, sodass Umkehr und Neuanfang für 1300 aufgegriffen, als er das Heilige Jahr erst- die einzelnen Gläubigen wie für die kirchliche mals für Pilger ausrief, die nach Rom kamen. Gemeinschaft möglich werden.“

Rundbrief 2/2016 3 70 Jahre Vertreibung 70 Jahre Vertreibung Gedenkveranstaltung in Ankum Predigt von Franz Jung am 5. Juni 2016

Zum Gedenken an die Vertreibung vor 70 Jahren anstehen angesichts der Erinnerung daran, hatten die Zentralstelle Grafschaft Glatz/Schle- wie sie mit uns ab Sommer 1945 bis zur sien e. V. und der Heimat- und Verkehrsverein Vertreibung 1946 umgegangen sind. Das Ankum e. V. am 4. und 5. Juni 2016 nach war auch menschenunwürdig, selbst wenn Ankum eingeladen. Die Veranstaltung stand die Alliierten in Potsdam 1945 eine „humane unter der Schirmherrschaft des Bundesbeauf- Umsiedlung“ beschlossen hatten. Vertrei- tragten für Aussiedlerfragen und Nationale bung ist für die Polen ein unangenehmes Minderheiten, Hartmut Kschyk, MdB. Den Wort. Uns hingegen stört es sehr, wenn Polen Gottesdienst am Sonntagvormittag zelebrierten von wiedergewonnenen Gebieten sprechen Weihbischof em. Dr. Gerhard Pieschl, Großde- und sogar von freiwilligem Abgang gespro- chant Prälat Franz Jung und Pfarrer Dr. Ansgar chen wird. Es bleibt für uns dabei, solange Stolte gemeinsam mit weiteren Priestern und wir leben: Bei jedem Treffen und bei jeder Diakonen. Die Predigt hielt der Großdechant: Wallfahrt dokumentieren wir: Jede Vertrei- bung ist und bleibt ein Verbrechen, durch Liebe Schwestern und Brüder aus Ost- und wen und wann immer sie geschieht. West- sowie aus Nord- und Süddeutschland, 3. Vorige Woche war der Präsident der Vereinigten Staaten, Barack Obama, zum drei Erfahrungen in den letzten Wochen be- Gedenken an den Abwurf der Atombombe schäftigen mich sehr: im August 1945 in Hiroshima. Jugendli- che wiesen zu diesem Anlass darauf hin: 1. Menschen aus meiner Heimat, der Graf- Vergangenes gehört in die Gegenwart. schaft Glatz, sagten mir immer wieder bei So gehört auch unsere Vertreibung in die Heimattreffen: „Rede nicht über das, was Gegenwart, wenn auch viele davon nichts wir erlebt haben (das will ja kaum jemand mehr hören wollen. hören), sondern über das, was wir in der Zeit nach der Vertreibung mit Einheimi- Ich war in Vorbereitung auf diese Tage über- schen und Heimatvertriebenen geschaffen rascht vom Thema „Erinnerung an die Vertrei- haben. bung und Dank für die Aufnahme zu schwerer 2. Am 13. April 2016 wurde in Kloster Oese- Zeit“. Verteilen wir den Dank für die Auf- de der 231 Niederschwedeldorfer gedacht, nahme auf die 70 Jahre, so fi nden sich viele die vor 70 Jahren nach ihrer Vertreibung positive Aspekte, auch und gerade mithilfe der dort ankamen und die keiner aufnehmen Einheimischen. Uns ist bei der Vertreibung der wollte. Der Verantwortliche der Nieder- Weg nach Sibirien und damit der Weg in den schwedeldorfer zitierte aus der Ansprache sicheren Tod erspart geblieben. Unsere Mütter des Bürgermeisters von Kloster Oesede und Väter haben damals sehr erleichtert reagiert. anlässlich der Anbringung einer Gedenk- tafel im Jahr 1970: „Wir Einheimischen Was haben Heimatvertriebene und auch Ein- aus Kloster Oesede bitten um Entschuldi- heimische miteinander geschaffen, nachdem gung dafür, wie wir Euch behandelt und die ersten Schwierigkeiten überwunden waren? unwürdig mit Euch umgegangen sind. Heute schämen wir uns dafür.“ Das war 1. Katholische und evangelische Christen wur- Balsam auf verletzte Seelen. Eine solche den in der Umgebung der Menschen der Entschuldigung könnte auch den Polen gut jeweils anderen Konfession angesiedelt.

4 Rundbrief 2/2016 70 Jahre Vertreibung

Es waren schwierige Anfangsjahre, man Kleidung, Nahrungsmittel, kurz: alles, was traute der anderen Glaubensrichtung nur notwendig war, zu den Polen gebracht. ganz langsam Aufrichtigkeit und Ehrlich- 8. Viele Heimatvertriebene haben geholfen, keit zu. Heute ist unter anderem aus diesen ihre Heimatkirchen zu erhalten. Das waren Begegnungen die Ökumene erwachsen. die ersten Schritte zu Verständigung und 2. Die Blutauffrischung zwischen West und Versöhnung. Ost war bitter nötig. Wie konnte ein Ein- 9. Sehr viel Nachwuchs in den Priester- und heimischer so ein „Flüchtlingsmädchen“, Ordensberufen ist aus heimatvertriebenen das doch nichts an den Füßen hatte, nur Familien hervorgegangen. Der damalige heiraten? Ich selbst habe fünf Geschwister, Großdechant Prälat Dr. Franz Monse hat die alle westfälische Partner haben, und zu dieser Zeit viele Neupriester aus dem diese Ehen zwischen Einheimischen und Osten gebeten, zu den Landsleuten in der Vertriebenen haben alle gehalten. Ich bin Diaspora im Bistum Osnabrück zu gehen. meiner Schwägerin sehr dankbar, die als 10. Die Seligsprechung unseres Landsmannes Tochter eines der großen Bauern damals Kaplan Gerhard Hirschfelder am 19. Sep- „einen Jungen aus dem Osten“ geheiratet tember 2010 hat zwischen den Deutschen hat. Der einzige Nachteil dieser Mischehen aus der Grafschaft und den Polen in der ist, dass die Mundart nach und nach aus- Grafschaft große Brücken geschlagen. Die stirbt, auch bei den Einheimischen. Jugendlichen der Diözese Schweidnitz, 3. Wie schnell haben es die Heimatvertriebe- zu der die Grafschaft jetzt gehört, werden nen zu Haus und Eigentum gebracht und Ende Juli mit dem seligen Gerhard Hirsch- damit ein Stück neue Heimat geschaffen. felder als ihrem Idol zum Weltjugendtag 4. Nach der Gründung einer neuen Existenz nach Krakau fahren. Ein seliger Märtyrer haben die Heimatvertriebenen Zugang zu verbindet junge Menschen über Nationali- den Kirchen- und politischen Gemeinden tät und Grenzen hinweg. gesucht und gefunden und Verantwor- tung übernommen. In den Verbänden der Nach dieser Aufzählung der vielen Schritte zu Kirchen standen die Heimatvertriebenen Verständigung und Versöhnung bleiben mir schnell bereit, um Hand anzulegen – bis in noch der Dank an Peter Großpietsch für die den Küster- und Hausmeisterdienst! Gestaltung dieser beiden wertvollen Tage sowie 5. Als die Grenzen geöffnet wurden und die Einladung an alle, die sich immer noch wir wieder „nach Hause“ fahren durften, schwertun mit der Vertreibung und ihrer Verar- sind viele Einheimische mitgefahren und beitung, einmal den Weg des Gebets zu gehen. haben herausgefunden, dass unsere Eltern wirklich auch Haus und Hof und nicht nur Einer guten Frau aus den Reihen der Vertrie- „Wind hinter dem Haus“ hatten. Plötzlich benen habe ich geraten, es mit dem Gebet zu entstanden Freundschaften zwischen Polen versuchen, als sie mir sagte: „Meinen Mann und Deutschen als Zeichen der Verständi- lasse ich nicht von einer Polin pfl egen.“ Wer gung und Versöhnung. für seine Feinde betet, dem kann ich nicht 6. Es entstanden Patenschaften, aus denen mehr so begegnen wie vorher. sich Partnerschaften entwickelten, in denen sich westdeutsche Gemeinden sehr stark Unser verstorbener Mitbruder Prälat Johannes engagierten. hatte uns einen guten Rat gegeben, wie 7. Als im Jahr 1982 in Polen das Kriegs- wir uns in einem solchen Fall verhalten sollen: recht ausgerufen wurde, haben Ost- und „Nimm die Faust aus den Hosentaschen und Westdeutsche Hilfsaktionen gestartet, falte die Hände zum Gebet. Das hilft!“ bei denen sie sich im Winter in der Kälte stundenlang an den Grenzen durchsuchen Dieser Tag verbindet Ost und West und macht lassen mussten. Es wurden Medikamente, uns von Neuem zu dankbaren Christen! Amen!

Rundbrief 2/2016 5 Wallfahrten

„SELIG, DIE BARMHERZIGEN“ (Mt 5,7)

70. Jahreswallfahrt der Grafschaft Glatzer zur Gnadenmutter von Telgte 26. und 27. August 2016

Freitag, 26. August 2016

15:30 Uhr Feierliche Vesper in der Wallfahrtskirche

16:00 Uhr „70 Jahre Vertreibung in Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft“ Referent: Arnold Toelg, Liebenzell, Mitglied im Landtag Baden-Württemberg Pfarrzentrum an der Wallfahrtskirche

19:30 Uhr Andacht zur Eröffnung der Wallfahrt, anschließend Lichterprozession „Barmherzig ist er allen, die ihm in Ehrfurcht nahn“ (GL 365,2) Predigt: Propst Dr. Langenfeld, Telgte

Sonnabend, 27. August 2016

10:00 Uhr Festgottesdienst „Selig, die Barmherzigen“ (Mt 5,7) Predigt: Großdechant Prälat Franz Jung, Münster Hauptzelebrant: Apostolischer Nuntius Erzbischof Dr. Erwin Ender, Rom Konzelebranten: Pfarrer Martin Karras, Burgdorf; Großdechant Franz Jung, Münster

13:30 Uhr Heimatliche Betstunde mit Dakon Ewald Pohl, Spenge

15:00 Uhr Feierliche Schlussandacht „Maria – Mutter der Barmherzigkeit“ Predigt: Pfarrer Martin Karras, Burgdorf

Die Gottesdienste werden begleitet vom Blasorchester Buckow-Waldsieversdorf.

Empfang des Bußsakraments Freitag 19:00–19:30 Uhr Sonnabend 08:00–09:00 Uhr und 11:30–12:30 Uhr

Liebe Grafschaft Glatzer und uns Verbundene, wir stellen unsere 70. Jahreswallfahrt unter das Leitwort von Papst Franziskus: „Barmherzig- keit“. Aus ihr leben wir und holen uns dazu neue Kraft für die Zukunft. Wir laden dazu herzlich ein. Großdechant Franz Jung Dr. Joachim Giela Pfarrer Martin Karras für das Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V. Visitator Branitz-Breslau-Glatz Wallfahrtsleiter

6 Rundbrief 2/2016 Wallfahrten

Hinweise zur Telgter Wallfahrt 2016

Die Lichterprozession Basar, Café und Büchertisch führt in diesem Jahr durch die Stadt. Alle Pilger sind herzlich eingeladen, den Missionsbasar mit den vielfältigen, schönen Messintentionen (Geld für hl. Messen) Angeboten sowie das Café zu besuchen. Ku- Bitte mit Namen für Lebende und/oder Ver- chenspenden und freiwillige Helfer sind sehr storbene bzw. mit dem Anliegen wieder vorher erwünscht und erleichtern uns den Einsatz. aufschreiben und für eine hl. Messe jeweils Auf diesem Wege sei der Mannschaft der fünf Euro in einen verschlossenen Briefum- Grafschafter Gemeinschaft und der Jungen schlag legen und diesen Brief im Pfarrzentrum Grafschaft sowie allen weiteren freiwilligen am Eingang rechts am Tisch des Glatzer Büros Helfern für die jahrelange Bewirtung mit abgeben. Dort steht ein Karton mit der Auf- Kaffee und Kuchen zugunsten der Mission ge- schrift „Messintentionen“. dankt. Dies gilt auch für die Kuchenspenden. Hingewiesen sei auch auf den Büchertisch des Die Ordensschwestern Großdechanten. treffen sich um 9:50 Uhr vor der Propstei zum gemeinsamen Einzug beim Gottesdienst. Wir erwarten zur 70. Wallfahrt in Telgte Um 13:30 Uhr treffen sich die Schwestern zu noch einmal viele Teilnehmer und bitten, Kaffee und Kuchen im Konferenzraum (rechts) auch Landsleute mitzubringen, die keine des Pfarrzentrums. eigene Fahrgelegenheit haben. Franz Jung, Großdechant Um 12:00 Uhr bieten die Malteser auf dem Parkplatz des Knickenberg-Hauses für alle Pilger ein Mittagessen an. Stadt-Treffl okale Stadt und Kreis Glatz: Alter Gasthof Seiling Kollekten (Obergeschoss), Markt 6 a) die Vormittagskollekte beim Gottesdienst Stadt und Kreis Habelschwerdt: Bürgerhaus/ ist für die Arbeit des Großdechanten bzw. des Bürgerstuben, Eingang nur (!) Steinstr. 26 Heimatwerkes bestimmt. Dazu gehören Miet- Stadt und Kreis Neurode: Altes Gasthaus kosten, Gratulationen zum 80sten, 85sten, Bracht-Pohlmeier, Steinstr. 30 90sten und weiteren Geburtstagen sowie Tele- fon- und Portogebühren, ferner die Kosten für Sondertreffl okale das Blasorchester anlässlich der 70. Jahres- Niederhannsdorf, Gabersdorf: Bürgerhaus/ wallfahrt. Wir sind im Büro auf die Kollekten Bürgerstuben, Eingang nur (!) Steinstr. 26 bei der Wallfahrt und bei Heimattreffen ange- Oberhannsdorf: Café Mönning, Baßfeld 2a wiesen. Ich vertraue darauf, dass mir die Graf- Thanndorf, Neißbach: Gaststätte Greveler, schafter weiterhin mit Kollekten und Spenden Emsstr. 20 unter die Arme greifen! Altwilmsdorf: Gaststätte/Café „De Potkieker", b) Die Nachmittagskollekte verbleibt in Telgte Emsstr. 22 bei der Propstei. Albendorf, Kaltenbrunn, Niederrathen, Sei- c) Opferstock bei der Glatzer Madonna für fersdorf: Café „Tante Lina“, Kapellenstr. 10 unsere Grafschafter Missionare. Zurzeit sind 128 Landsleute aus unserer Heimat in der Wallfahrern aus Konradswalde, Seitenberg Weltmission tätig. Sie freuen sich nach wie vor und Umgebung wird empfohlen, das Treff- über jede Gabe unserer Landsleute und danken lokal für den Kreis Habelschwerdt (Bürger- herzlich dafür. haus/Bürgerstuben, Steinstr. 26) aufzusuchen.

Rundbrief 2/2016 7 Wallfahrten Die Grafschafter Wallfahrten nach Werl seit 1946

Die Wurzeln der sich nach 1945 entwickeln- Die Wallfahrt nach Werl war Ersatz dafür, ein den neuen Wallfahrtstraditionen reichen weit Bekenntnis zu Gott und zur Heimat, ein Gebet zurück. Bereits unmittelbar nach Ende des für die Freiheit und den Frieden in der Welt. Zweiten Weltkrieges, in den Jahren 1945/46, Worte vermögen nicht zu beschreiben, wie lassen sich für Werl verschiedene Wallfahrten viel Glanz und Innigkeit von einer solchen vertriebener Pilger nachweisen. Das Gästebuch Wallfahrt ausgingen. der dortigen Franziskanermönche belegt bis Sommer 1946 vier Gruppenwallfahrten. Es „Viele dankbare Blicke suchten die Franzis- fi nden sich darin acht Einträge von Einzelpil- kanerpatres. Die braunen Kutten sind uns gern, die eindeutig einen Bezug zu Flucht und Schlesiern vertraut. Auch für sie war das wohl Vertreibung aufweisen. eine einzigartige Wallfahrt: ohne Geläut, ohne feierlichen Gesang und ohne festliche Be- Als erste „organisierte“ Wallfahrt kann jene gleitung. Still, sehr still waren wir Pilger. Die vom 29. Juni 1946 bezeichnet werden. Wil- Tausende wagten nur halblaut zu sprechen. Es helm Trennert wandte sich an den Initiator fi el kein frohes, lachendes Wort, wie sonst bei Kaplan Konrad Thomas und erreichte, dass die den Wallfahrten in der Heimat. Und doch war „Katholische Osthilfe“ des Erzbistums Pader- es schön. [...] Einen Tag durften wir daheim born offi ziell die Trägerschaft übernahm und sein, sprechen, singen und beten wie zu Hause. Trennert selbst die Festpredigt halten konnte. Es war an alles gedacht, auch an die Tafeln für An der Wallfahrt nahmen etwa 2000 Vertrie- die Suchzettel.“ bene teil. 1947 nahm der Vertriebenenbischof Kaller teil. Seit 1948 wurden die Wallfahrten Diese zusammenfassende Darstellung einer vom neu gegründeten St.-Hedwigs-Werk schlesischen Lehrerin von 1946 spiegelt Stim- organisiert. mung und Not der ersten Treffen: A. Adolph schildert die gottesdienstlichen Höhepunkte, Am 12. September 1946, als die Vertreibungen aber auch die Umstände, mit denen die mittel- noch in vollem Gange waren, pilgerten die losen Wallfahrer aus dem Osten zu kämpfen ersten Ostvertriebenen nach Werl. Sie ge- hatten. Wer die Zeit miterlebt hat, wird die hörten zu den Ärmsten der Armen, die sich Berichte verstehen, jüngere Leser werden sie nur mit einem Bündel Habseligkeiten in den vielleicht für übertrieben halten oder verständ- Westen hatten retten können, und die meisten nislos darauf reagieren. von ihnen kamen in verschlissenen Kleidern und Schuhen und mit hungrigen Mägen nach Werl ist ein Marienwallfahrtsort östlich des Werl: gebrechliche Alte, sehr viele Frauen aller Ruhrgebiets mit großer Geschichte, zu dem Altersstufen, Kinder und Landser in abgetra- Menschen seit Ende des Dreißigjährigen Krieges genen Uniformen. Für sie wurde die Wallfahrt pilgern, so auch 1938 und 1939 trotz der Be- zu einem starken religiösen und heimatlichen hinderungen durch die Nationalsozialisten. Erlebnis des Trostes, der Freude und Stär- Nach dem Krieg fuhr Erzbischof Lorenz Jaeger kung für das bedrückende Alltagsleben in der am 8. Juli 1945 aus dem schwer zerstörten Fremde – und auch des Wiedersehens. In der Paderborn nach Werl, um nach fünf Jahren die Heimat hatte man alljährlich an einer Wallfahrt Werler Wallfahrt wiederzueröffnen. Bald danach teilgenommen, hieß es in der Grafschaft doch: pilgerten auch Ostvertriebene aus ganz Nord- „Ein Jahr ohne Wallfahrt ist kein gutes Jahr.“ westdeutschland nach Werl: 1946 etwa 7 000,

8 Rundbrief 2/2016 Wahllfahrten

1947 mehr als 15 000 Menschen. Dass unter aber die letzten Zeitzeugen gestorben sind und ihnen auch Grafschafter Pilger waren, bewei- niemand mehr Zeugnis von den Wallfahrten sen Namen bekannter Persönlichkeiten: Auf der Grafschafter in Werl geben kann, werden dem Friedhof sprach der damalige Kaplan es die Berichte in „Heimat und Glaube“, im Hubert Günther, ehemals Glatz, dann Listrup, „Rundbrief des Großdechanten“, im „Graf- Kreis Lingen (heute Kreis Emsland). Großde- schafter Boten“ und die Wallfahrtsheftchen chant Prälat Dr. Monse, Glatz, dann Listrup, sein, die das St.-Hedwigs-Werk mit Sitz in hielt die Morgenpredigt. Bei einem der Got- Lippstadt in den ersten Jahrzehnten nach dem tesdienste spielte Studienrat Stähler aus Glatz Krieg jährlich herausgebracht hat (bis 2013), auf der Orgel. Das Wallfahrtsbüchlein von die Nachgeborene über das Geschehen infor- 1947 ist für die „Katholische Osthilfe“ von mieren. Pfarrer Wilhelm Trennert (1909–1972), Pfarrer Klaus Kynast Paul Kewitsch und Pfarrer Johannes Smaczny (1902–1968) unterzeichnet. Es ist erst nach Quellen: der Wallfahrt gedruckt worden und enthält alle PowerPointPräsentation (DVD) von Andreas Predigten. Schmidt: Die Schlesierwallfahrten seit 1946 nach Werl, Kath. Osthilfe, Lippstadt 70 Jahre nach der Vertreibung kommen noch Gunnar Grüttner in: Das St. Hedwigswerk – immer Ostvertriebene zum Marienwallfahrtsort Integration von katholischen Heimatvertriebe- Werl, doch ist der Pilgerstrom abgeebbt. Wenn nen im Erzbistum Paderborn 1947–1967

Zum siebzigsten und letzten Mal: Eigenständige Wallfahrt des Sankt-Hedwigs-Werks für die Grafschaft Glatzer zur Gottesmutter in Werl

„Ein Freudentag für 7–8000 Ostvertriebene Plätze frei, doch die Seitenschiffe, die früher aus der Grafschaft Glatz war die Wallfahrt in ebenfalls voll besetzt waren und in denen viele Werl/Westfalen … Über 20 Priester hatten sich Menschen zusätzlich standen, blieben weitge- eingefunden, etwa 75 Autobusse und mehrere hend leer. Den Einzug in den Kirchenraum Sonderzüge brachten die Scharen von weither; führte ein einsamer Fahnenträger an. Es folgten zudem hatte die Bundesbahn in weitem Um- einige Messdiener/innen, die dem Großdechan- kreis Sonntagsfahrkarten ausgegeben.“ So ten Franz Jung voranschritten. Begleitet wurde berichtete „Heimat und Glaube“, im Jahrgang er von einem Franziskanerpater, der das Mess- 52, Heft Nummer 7+8 vom Juli/August 2000, opfer mit ihm in Konzelebration feierte. Aber bezog sich allerdings auf das Jahr 1950! auch hier munkelte man, dass sich der Konvent des Klosters in absehbarer Zeit aus dem Wall- Dieses Jahr war eher ein „Trauertag“. Bei der fahrtsgeschehen zurückziehen werde. Wallfahrt am 25. Mai 2016 wurde vereinbart, sich ab dem kommenden Jahr der Schlesier- Trotzdem sang die Gemeinde wie gewohnt die wallfahrt für Heimatvertriebene und Spätaus- heimatlichen Lieder aus dem Büchlein „Kath. siedler aus Nieder- und Oberschlesien und aus Kirchenlieder aus der Grafschaft Glatz“ und dem Leobschütz-Branitzer Gebiet nach Werl erwartete die aufmunternde Predigt des Groß- anzuschließen. dechanten, der selbst aus dem „Herrgottswin- kel“, dem „Marienland“ im Glatzer Gebirgs- Zwar blieben auch diesmal im Mittelschiff der kessel, stammt und immer die richtige Tonlage großen Wallfahrtsbasilika beim Hochamt kaum für seine Landsleute fi ndet und so die Herzen

Rundbrief 2/2016 9 Wallfahrten

erfahren, dass von dem Gnadenbild eine geheime Kraft ausgeht, die tröstet und stärkt. Hinzu kommt das Erlebnis des Wiedersehens, der Ge- meinschaft. Die hierher kommen, sind von einem gemeinsamen Geist beseelt!

Dann erläuterte der Diakon, was es mit dieser interessanten bildlichen Darstellung für eine Bewandtnis hat: „In früheren Zeiten gab es in privilegierten Städten Kirchen, in denen Gericht gehalten wurde. Nach der Anklage und der Verteidigung Die Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung in Werl. erfolgten die Beratung und die Foto: Andreas Pradel Urteilsverkündung. Während der Überlegungen des Richters zur Ur- der Zuhörer/innen öffnen kann. Schwerwie- teilsfi ndung schlug er die Beine übereinander, gende Sätze brachte er zu Gehör, die er beim zum Zeichen dafür, dass er Ruhe einforderte, Gedenktag „70 Jahre Vertreibung“ in Ankum nicht gestört sein wollte. Nahm er danach die wiederholte (siehe in diesem Rundbrief S. 4). Beine voneinander, kam sein Richterspruch, dann fällte er das Urteil. Während der Mittagspause bot sich Gelegen- heit, im Pilgersaal des Klosters bei Kaffee und Dieses göttliche Kind hier auf dem Schoß der Kuchen mit dem Großdechanten zu sprechen. Gottesmutter, im königlichen Mantel, mit der Elisabeth Kynast hatte viele Landsleute aus Krone auf dem Kopf, dem Gesetzbuch auf Tscherbeney und den Grenzorten auf tsche- den Knien und den übereinandergeschlagenen chischer Seite um sich versammelt. Lebhafte Beinen soll uns wohl aus dieser künstlerischen Gespräche kamen zustande, nachdem noch ein Gestaltung heraus verkünden: Gott hat das Film von Hans Dlugay über eine Heimatfahrt Urteil über uns noch nicht gesprochen. Wir gezeigt worden war. können uns noch ändern, noch umkehren. Es ist noch nicht zu spät. Gott wartet in seiner Die Predigt in der Maiandacht hielt Diakon unendlichen Güte und Barmherzigkeit darauf. Klaus Laschke aus Habelschwerdt. Seine Gedanken hätten wahrlich eine zahlreichere Er lädt uns dazu ein. Maria hat uns den Gottes- Zuhörerschaft verdient gehabt. Der Prediger sohn geboren. Bitten wir sie als Mittlerin: stellte zunächst Maria, die Mutter der Barm- ,Hilf, Maria, es ist Zeit. Hilf, Mutter der Barm- herzigkeit in den Vordergrund: „Hilf, Maria, es herzigkeit!‘ Amen.“ ist Zeit. Hilf, Mutter der Barmherzigkeit!“ Wie oft fl ehten die Grafschafter in den Zeiten der Die Andacht setzte den Schlusspunkt unter Not und Rechtlosigkeit zu ihr um Hilfe. Oder eine über sieben Jahrzehnte geübte fromme das zutrauliche Gebet: „Sei gegrüßt, o Königin, Tradition. „Ein Jahr ohne Wallfahrt ist ein Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unsere verlorenes Jahr!“ Doch der Abschied von der Wonne, unsere Hoffnung, sei gegrüßt!“ eigenen Wallfahrt der Grafschafter nach Werl kam nicht unerwartet. Die Erlebnisgeneration, Tausende kommen jährlich nach Werl. Sie die immer das Gros der Teilnehmer stellte, kommen zu diesem Bild hier in der Kirche, zu ist mittlerweile annähernd 80 Jahre oder auch Maria, auf deren Schoß das Jesuskind sitzt. Sie älter und kann zum großen Teil aus Krank-

10 Rundbrief 2/2016 Wallfahrten

Grafschafter Wallfahrer in Werl. Foto: Günther Gröger heits- und anderen Altersgründen nicht mehr Die erste gemeinsame Wallfahrt wird am 25. dabei sein. Die menschliche Vergänglichkeit Juni 2017 stattfi nden. Die Grafschafter werden zeigt deutliche Spuren. Sie ist jedoch nicht nur an diesem Tag während der Mittagspause die bei den Flüchtlingen und Vertriebenen zu fi n- Möglichkeit zur Begegnung im Speisesaal des den: Der Zahn der Zeit nagt auch andernorts. Franziskanerklosters haben, dessen Tage eben- So fuhr in den Fünfziger- und Sechzigerjahren falls gezählt sind, da das Kloster bekanntlich aus meiner hiesigen südwestfälischen Wohn- aufgelöst wird. Allerdings steht der genaue gemeinde ebenfalls ein voll besetzter Bus nach Zeitpunkt hierfür noch nicht fest. Werl. Zwei Brüder wechselten sich am Steuer ab. Beide sind bereits verstorben, und das Ich möchte die Nachricht von der letzten Graf- Busunternehmen besteht nicht mehr. schaft Glatzer Wallfahrt nicht bekannt geben, ohne dem Hedwigswerk ganz herzlich zu Schauen wir nach vorn und wiederholen wir danken für die Organisation in den letzten 70 unsere Wallfahrtstreffen in Werl zukünftig im Jahren. Allen voran gilt der Dank dem Ehepaar größeren Rahmen. Die Muttergottes wird uns Elisabeth und Klaus Kynast, der derzeitigen schon herauskennen! Vorsitzenden Elisabeth Reiß und allen Vorgän- Günther Gröger gern im Amt des Vorstandes. Der Dank gilt außerdem den vielen Geistlichen, die die Wall- fahrt in den 70 Jahren mitgetragen und geprägt Wallfahrt der Grafschaft haben: Pfarrer Wilhelm Trennert, Prälat Ger- hard Kluge, Prälat Johannes Adam, Geistlicher Glatz in Werl ist nunmehr Rat Alfred Langer und Diakon Ewald Pohl. Vergangenheit Ein ständiger Mitarbeiter war Rektor Günther Gröger. Herzlich danke ich auch Klaus Kynast Am 29. Mai 2016 entschied das Hedwigswerk für seinen Artikel zur 70-jährigen Geschichte Paderborn gemeinsam mit dem Großdechanten der Wallfahrt in Werl. Franz Jung, die Wallfahrt der Grafschaft Glatz Franz Jung, Großdechant nach Werl ab dem Jahr 2017 mit der Wallfahrt der Schlesier zusammenzulegen, um so diese noch etwas zu stärken. Die Zahl der teilneh- menden Grafschafter war in den letzten Jahren Redaktionsschluss für den nächsten sehr zurückgegangen, sodass diese Lösung Rundbrief: 30. Oktober 2016 sinnvoll erscheint.

Rundbrief 2/2016 11 Wallfahrten

Wallfahrt in die Grafschaft Glatz

Blick von Maria Schnee nach Mittelwalde. Foto: Stick

Unter dem Leitwort „ Barmherzig ist er allen, bild in der Kirche, das alles wirkte bei der die ihm in Ehrfurcht nahn“, fuhren 55 Wallfah- Eucharistiefeier auf den Prediger P. Josef emo- rerinnen und Wallfahrer vom 14. bis 21. Juni tional so sehr, dass er das Mariengeheimnis 2016 in die Grafschaft Glatz. Auf dem Weg exegetisch „verortete“: Wie die Bundeslade im gab es 13 Zusteigemöglichkeiten. Der Bus Alten Testament Ort der Gegenwart und Wirk- wurde bis in die Nähe von Hannover vom samkeit Jahwes gewesen war, so sei Maria die Chef des aus der Grafschaft Glatz stammenden neue Bundeslade auf dem heiligen Berg Maria Busunternehmens Krahl (jetzt Ovelgönne) Schnee, wohin die Menschen ehrfürchtig persönlich gesteuert, danach fuhr uns Achim ihre Anliegen tragen und die Barmherzigkeit umsichtig und hilfsbereit Richtung Schlesien. Gottes preisen. Mit dem Hotel Beata in Bad Altheide hatten die Organisatoren um den Großdechanten Auf der Rückfahrt erzählte Frau Brinkmann vom Franz Jung sowie Hans und Michael Güttler Leben in ihrem Heimatort Niederschwedel- eine gute Wahl getroffen: schöne Zimmer, dorf, vom dort ansässigen Baron von Münch- freundliche Bewirtung, gute Verpfl egung. hausen und von der St-Anna-Pestkapelle. Nach dem Abendessen feierten die Wallfahrer noch Nach einem Morgengebet, das in den folgen- in Albendorf eine Marienandacht mit Lichter- den Tagen abwechselnd vom Großdechanten, prozession. von Pfarrer Christoph Scholz, Pater Josef Kat- zer (OMI) und Diakon Ewald Pohl gestaltet Am zweiten Tag hieß der Pfarrer der Kirche wurde, fuhr die Gruppe am ersten Tag hinauf „Mariä Himmelfahrt“ in Bad Altheide die auf den Spitzigen Berg nach Maria Schnee. Wallfahrer mit freundlichen Worten willkom- Herrmann Zwerschke sandte auf seiner Trom- men und feierte den Gottesdienst in Konzele- pete einen Gruß über die heimatlichen Wälder. bration mit – ein bemerkenswertes Zeichen. Pfarrer Christoph Scholz hielt eine tiefgrün- Die eindrucksvolle Landschaft mit Blick von dige Predigt zur Aufgabe einer ständigen Maria Schnee herunter zu seinem Geburtsort Versöhnung. Kerngedanke war ein Wort von Mittelwalde, die Begegnung mit dem Gnaden- Romano Guardini: „Aus der Vergebung zu

12 Rundbrief 2/2016 Wallfahrten leben, bedeutet auch, sie stets neu zu erbitten. Sie ist nicht selbstverständlich, darf es auch für unser Gefühl nicht werden.“ Das Ringen um Frieden und Versöhnung auf politischer Ebene, aber auch in jeder zwischenmenschlichen Beziehung sei eine ständige Aufgabe für jeden Einzelnen: „Versöhnung ist ein Geschenk, das Rache nicht kennt.“ (Persische Spruch- dichtung) Der Kirche komme eine besondere Aufgabe zu, die „höheren Gedanken der Ge- rechtigkeit Gottes“ den Menschen verstehbar zu machen.

Ein sichtbares Zeichen der Versöhnung und Freundschaft erlebten die Wallfahrer beim anschließenden Empfang im Rathaus. Der Bürgermeister von Bad Altheide, Jerzy Prälat Antoni Kopacz, Pfarrer in Bad Altheide, begrüßt die Wallfahrer. Im Hintergrund Pfarrer Terlecki, begrüßte die Grafschafter mit einem Christoph Scholz und die Dolmetscherin. „Willkommen in unserer und eurer Heimat“. Foto: Joseph Stick Mit großer Offenheit berichtete er von seiner eigenen Herkunft aus Lemberg, seiner Ansied- Auch die Vermittlerrolle von Henryk Grzy- lung in Bad Altheide, der 22-jährigen Part- bowski war inhaltlich deckungsgleich mit dem nerschaft mit Telgte, der gemeinsam geschaf- Predigtschluss von Pfr. Scholz in der Kirche: fenen Straße der Denkmäler, den besonderen „Wer so lebt, dass er mit Vergnügen auf sein Verdiensten von Georg Wenzel (jetzt Lingen), vergangenes Leben zurückblicken kann, der dem die Stadt dafür die Ehrenbürgerschaft lebt zweimal.“ (Augustinus) verliehen hat. Terlecki berichtete von den Schwierigkeiten und Erfolgen beim Ausbau Am Nachmittag dieses Tages wurde auf dem der Infrastruktur seines Landes und insbeson- Gottwaldhof in Winkeldorf bei Bad Landeck dere der Grafschaft, von der demografi schen fröhlich gefeiert. Edward Fuglinski empfi ng Entwicklung und der Flüchtlingsproblematik die Wallfahrer mit deutschen Volksliedern auf aus polnischer Sicht. dem Schifferklavier und Renate Czaplinska (gebürtig in Heinzen- dorf) erzählte vom Leben auf dem Hof und seiner Geschichte. Nach einer deftigen Suppe griffen die Grafschafter besonders zu beim köstlichen Brot und den Grafschafter Spezialitäten Häckerle, Griebenschmalz von Ente und Schwein und Beerenfrüchten. Anschlie- ßend hielt man noch ein Gedenken an der Ger- hard-Hirschfelder-Kapelle Bürgermeister Jerzy Terlecki, Großdechant Franz Jung und Reiseleiter Michael Güttler (v. l. n. r.) beim Empfang im Rathaus von Bad Altheide. neben der Winkeldorfer Foto: Joseph Stick Kirche.

Rundbrief 2/2016 13 Wallfahrten

Zur Mitte der Wallfahrt folgte ein freier Tag, der genutzt wurde, Altheide zu erkunden, aber vor allem auch die Heimatorte aufzusuchen. Dies geschah per Taxi oder – auch dies ein Zeichen der Versöhnung – durch persönliche Abholdienste der polnischen Gastgeber und Nachfolger in den einzelnen Geburtshäusern oder -orten. Alle waren beeindruckt von der polnischen Gastfreundschaft und den entstan- denen Freundschaften. So wanderte z. B. ein verloren geglaubtes Kommunionbild nach 70 Jahren zurück zum Eigentümer.

Es ist schwer zu werten, welcher Tag der Einsegnung der Gedenktafel in der Zimmerstraße Höhepunkt der Fahrt war: für einige sicherlich mit Pater Arian Arndt und Prälat Franz Jung. die Fahrt nach Maria Schnee, für andere die Foto: Horst Ulbrich persönliche Begegnung mit polnischen Bür- gern. Ganz besonders an die Nieren ging allen Gefängnis von Glatz starb. Ebenfalls in der der Tag in Glatz. In der Zimmerstraße, am Zimmerstraße inhaftiert war und gefoltert wur- Gebäude des ehemaligen polnischen Amtes für de Georg Wenzel (jetzt Lingen). Er hatte einen Sicherheit, wurde am neu entstandenen Denk- Brief an die Wallfahrer geschrieben, in dem mal für die Opfer einer schrecklichen Zeit ein er berichtet, dass er gezwungen worden war, Kranz niedergelegt. Elisabeth Kynast, führte hier geschundene Deutsche zu „verscharren“, die ungeheuerlichen Verbrechen vor Augen, und fordert: „Es ist notwendig, dass jeder seine mit denen Deutsche, aber auch Polen in den Schuld ausspricht.“ Jahren 1945–1948 hier erniedrigt und zu Tode gequält worden waren. Anwesend war bei Die Inschrift der Gedenktafel in polnischer dieser Gedächtnisfeier auch Familie Olbrich, und deutscher Sprache mahnt gegen Gewalt deren Vater bzw. Großvater hier schweres Leid und Verbrechen und zur Versöhnung. Die Ver- zugefügt worden war und der dann 1946 im storbenen sollen hier in der Erde bleiben und nicht exhumiert werden.

Wenn an diesem ehe- maligen Schreckensort, an dem sich heute ein Kindergarten befi ndet, fröhliches Kinderlachen ertönt, ist dies der aus- drückliche Nachweis für das, was die polnischen und deutschen Sprecher – Herr Grzybowski, die Sprecherin des Glatzer Bürgermeisters, H. P. Keuten, Lehrer am Gym- nasium Habelschwerdt – an dieser Stelle Elisabeth Kynast verliest den Brief von Georg Wenzel (l.). Der Gedenkstein in übereinstimmend zum der Zimmerstraße mit polnischer und deutscher Inschrift (r.). Fotos: J. Stick Ausdruck brachten und

14 Rundbrief 2/2016 Wallfahrten das im gemeinsamen Gebet, in den Fürbitten Mittags feierte man dann in der Glatzer Mino- und Segnungen durch den Großdechanten und ritenkirche einen unvergesslichen Gottesdienst, Pater Dr. Marian Bernhard Arndt OFM (Bres- dem alle Geistlichen der Wallfahrt und Pater lau) seinen würdigen Abschluss fand. Frau Dr. Arndt vorstanden. Der Chor des Deutschen Kynast dankte der Stadt Glatz und allen, die Freundschaftskreises Glatz (DFK) unter der über viele Jahre engagiert mitgewirkt hatten, Leitung von Alicje Rozynek, die Schola unter die Gedächtnisstätte zu verwirklichen. Die der Leitung von Horst Ulbrich, Vorsitzender Gedenkfeier endete mit dem Gefangenenchor der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft aus Verdis „Nabucco“, vorgetragen von einer Glatz/Klodzko (VdG) sowie Joachim Straube jungen polnischen Sängerin. (Flöte), H. Zwerschke (Trompete) und H. Marek (Orgel) begleiteten die Feier musika- Grußschreiben von Georg Wenzel lisch. Ausgehend von den Worten der Lesung Jan Jozef Lipski: „Wir müssen uns alles sagen, (H. P. Keuten) aus dem Römerbrief: „Durch unter der Bedingung, dass jeder über seine den Glauben seid Ihr ALLE Brüder und eigene Schuld spricht. Wenn wir dies nicht tun, Schwestern“ wurde die Predigt von Großde- erlaubt uns die Last der Vergangenheit nicht, in chant Franz Jung zum inneren Angelpunkt der eine gemeinsame Zukunft aufzubrechen.“ Slowa Wallfahrt: „Die wichtigste Stunde des Lebens Lipskiego sa proste i jasne: „Musimy powiedriec ist die Gegenwart, der wichtigste Mensch: sobie wszystko, pod warunkiem, ie kazdy bedzie mein Gegenüber, das wichtigste Werk: die mowil o winach wlasnych. Bez tego cieiar Liebe.“ Die daraus folgenden sieben Werke der przesrlosci nie pozwoli nam wyjsc we wspolna Barmherzigkeit zitierte Franz Jung nach der przyszlosc“ (,,Odpr1ezenie i pojednanie“). Interpretation des Erfurter Bischofs Warnke: Mit vielen anderen war ich, 17 Jahre alt, 1946 „Du gehörst dazu; ich höre dir zu; ich rede gut im Kreisquartier der UB in Klodzko/Glatz in der über dich; ich gehe ein Stück mit dir; ich teile Zimmerstraße – Lucycka 8 inhaftiert. Nach den mit dir; ich besuche dich; ich bete für dich.“ im Deutschen Bundesarchiv liegenden Berichten sind dort allein 70 bis 80 namentlich genannte Deutsche zu Tode geschunden und, zum Teil auch von mir, im Garten des Hauses verscharrt worden. Unschuldig, wie viele andere, habe ich mit schweren gesundheitlichen Schäden überlebt. Es ist mir schon viele Jahre ein Bedürfnis, mit einer Gedenktafel an alle verstorbenen Leidensgenossen, gleich welcher Nationalität, zu erinnern. Diese Tafel soll aber auch Mahnung sein an alle, niemals Gewalt im Umgang mit Horst Ulbrich dirigiert die Schola. Foto: J. Stick anderen Menschen anzuwenden. Sie soll nicht die Verbrechen der einen mit denen der anderen Nach einem üppigen Mittagsessen gestalteten Seite aufrechnen, sondern ein weiterer Schritt zur die DFK-Chöre aus Waldenburg und Glatz Versöhnung zwischen unseren Völkern auf der und die Volkstanzgruppe aus Rybnik/OS in Basis der geschichtlichen Wahrheit sein. Bad Altheide das Sommerfest des Deutschen Danke möchte ich allen sagen, die das ermöglicht Freundschaftskreises Glatz mit deutschen haben, Bürgermeister, Rat und Verwaltung Volksliedern und Schlagern („Warum ist es in der Stadt Klodzko, Frau Elisabeth Kynast, Frau GLATZ so schön?“), bis die Musikkapelle zum Theresa Bazala, Herrn Horst Ulbrich, Herrn Tanz aufspielte: „What a wonderfull day!“ Henryk Grzybowski und Herrn Henryk Czaja. Und als ob es nicht genug des Schönen gewe- Aus gesundheitlichen Gründen muss ich das auf sen wäre, wurde der Tag mit einem Grillabend diesem Wege tun. beschlossen, bei dem Christel Geismann, Pater Georg Wenzel Josef und Michael Klar ihr schauspielerisches

Rundbrief 2/2016 15 Wallfahrten

„dass wir ein Herz und eine Seele mit ihnen wurden“. Die Klammer der vertrauensvollen Beziehung zwischen Polen, Tschechen und Deutschen aber stelle der selige Kaplan Ger- hard Hirschfelder dar.

Die Gulaschsuppe wurde im Gemeindehaus eingenommen. Dabei erzählte Pfr. Janak von seiner schwierigen Diaspora-Arbeit in Tsche- chien, besonders von seinem Engagement für die Jugendlichen. Trotzdem sagte er: „Ich bin ein glücklicher Priester!“ Die Gruppe besuchte noch das Gerhard-Hirschfelder-Grab und fuhr Grillabend-Sketch mit Christel Geismann, Pater schließlich mit dem Zug nach Bad Altheide zu- Josef, M. Klar (Arzt). Foto: J. Stick rück. Abends im Hotel las Joachim Straube aus seinem Buch „Von Deutschland nach Deutsch- Talent unter Beweis stellten und einige Wall- land“, in dem er von seinen Fluchtversuchen fahrerinnen und Wallfahrer sich im Witze- aus der ehemaligen DDR und Gefängnisauf- erzählen gegenseitig überboten. enthalten berichtet.

Am letzten Wallfahrtstag musste der Großde- chant während der Fahrt hinauf ins Adlerge- birge eine traurige Nachricht verkünden: Der Ehemann einer Wallfahrerin war am Tag zuvor an einem Herzinfarkt gestorben. Pater Josef fand im Bus tröstende Worte aus einer der ältes- ten deutschen Dichtungen, dem Wessobrunner Gebet, und nahm diese beim Gottesdienst in der Wallfahrtskirche auf dem Muttergottesberg bei Grulich wieder auf und verband sie mit den Tolle Stimmung beim Grillabend. Foto: J. Stick Gedanken zu „Maria, Trösterin der Betrübten“. Der Schleier der Wehmut, der über diesem Pieta- Am Sonntag „ritt“ Busfahrer Achim souverän Bild lag, über dem Bild der leidenden Gottes- auf schmalen, holprigen Straßen durchs wun- mutter, deren Herz von sieben Schwertern derschöne Höllental nach Tscherbeney zum durchdrungen war, lüftete sich bei der Exegese Grab von Kaplan Gerhard Hirschfelder. Pfarrer zum Opfergang Marias in den Tempel: Der Filip Janak ließ es sich, zwischen zwei schwe- greise erkennt in dem Kind Jesus den ren Operationen, nicht nehmen, die Wallfahrer Verheißenen Gottes, bei dem Maria unsere persönlich willkommen zu heißen: „Ihr seid ja Mittlerin, Fürsprecherin und Trösterin ist. hier zu Hause!“ Zu Beginn des Gottesdienstes Gretel Hohnholz und Agnes Beuermann san- erklärte die Ursulinenschwester Carola Kahler, gen innige Marienlieder (was ihnen auf Maria gebürtig aus Gabersdorf, das ausgestellte Pra- Schnee nicht möglich war, weil der dortige ger Jesuskind aus Liebenthal, das ihr „zuge- Pfarrer den Zutritt zur Orgelbühne verwehrt fl ogen“ war. Großdechant Jung berichtete von hatte). Und noch ein scharfer Kontrast zum dem langwierigen Weg zu den tschechischen trostreichen Marienbild: der Besuch der Bischöfen, die während der kommunistischen Ausstellung über die Zeit von 1950–1964, als Zeit im Untergrund gelebt hatten. Die ganze hunderte Patres auf diesem heiligen Berg in Dramatik dieser Beziehung – „Darüber müsste einem Zwangsarbeiterlager eingesperrt und ein Buch geschrieben werden.“ – endete damit, drangsaliert worden waren.

16 Rundbrief 2/2016 Wallfahrten

Die Gruppe der Wallfahrer vor der Minoritenkirche in Glatz. Foto: Joseph Stick

Zum Schluss fuhr die Gruppe durch das mehr in Schlesien geboren, aber nach zahl- Erlitztal nach Bärnwald/Neratov, dessen reichen jährlichen Fahrten und Wanderungen Wallfahrtskirche 1945 von russischen Soldaten so vertraut mit der Grafschaft, dass er zu in Brand geschossen worden war. Aber was jedem Haus, jeder Kirche viel erzählen kann, ist aus dieser Ruine in den vergangenen 20 jeden Weg und jede Wegabbiegung kennt und Jahren geworden? Diese Kirche muss man auf alle politischen, kirchlichen, geografi schen gesehen haben! Als Michael Güttler und der und anderen Fragen mit lexikalischem Wissen Berichterstatter das Alt und Modern glücklich zu antworten weiß und zu einem Brückenbauer verbindende Bauwerk erblickten, entfuhr ihnen zwischen Polen und Deutschen geworden ist. zeitgleich der (Lied-)Satz: „Die grauen Nebel hat das Licht durchdrungen!“ Und Diakon Was bleibt haften? Die Freude über Annähe- Ewald Pohl setzte in der Marienandacht in rung, Freundschaft und das endlich stattfi n- der wunderbar restaurierten Kirche „Maria dende Erinnern, über das im „Christ in der Himmelfahrt“ den Schlusspunkt: „Maria – Gegenwart“ (Ausgabe vom 12.06.2016) zu Urbild der Bestimmung des Menschen: mit lesen war: „..Erinnern ist nicht nur ein Sich- der Gnade Gottes in den Himmel zu fi nden.“ wieder-ins-Gedächtnis-Rufen dessen, was war, Alles ist Licht: der Blick nach oben zu dem ein um es hersagen zu können. Es ist nicht bloßes, Kreuz bildenden Dach aus Stahl und Glas und geistloses Memorieren. Erinnern bedeutet, der Blick durch die geöffnete Portaltür in eine einem Geschehen Gültigkeit zu verleihen, es wunderbare Landschaft. zu einem Teil von sich selbst zu machen … es heißt, den Geist oder Ungeist des Gesche- Frau Kynast richtete letzte Worte des Dankes henen zu gegenwärtigen und in sein Denken an diejenigen, die diese Wallfahrt sorgfältig und Handeln zu integrieren, es zum Teil der geplant , Begegnungen ermöglicht und Treffen Lebensgestaltung zu machen … es ist ein organisiert hatten, besonders dankte sie Groß- Verewigen … Was sich nicht erinnert, fällt ins dechant Franz Jung (seine 22. Wallfahrt in die Leere … Es bleibt sinnlos für die Nachgebo- Grafschaft), Johannes und Michael Güttler, renen. Dann ergäbe sich keine Chance, Lehren den geistlichen Begleitern und dem mitgereis- aus der Geschichte zu ziehen, die Kraft und die ten Arzt. Am Abend im Hotel wiederholte Versuchung der falschen Tat einzuhegen oder der Großdechant diesen Dank, der besonders gar für eine Aussöhnung von Konfl iktparteien Michael Güttler galt für die hervorragende und für den Versuch einer Wiedergutmachung Gesamtleitung der Fahrt. Er ist zwar nicht für die Opfer…“ Joseph Stick

Rundbrief 2/2016 17 Dialog Neues zum „Versöhnungsbrief“ der polnischen Bischöfe von 1965

Aus der Kirchenzeitung des Erzbistums Köln pharisäerhafter Weise: „Wir sagten: ‚Wir bitten (Nr. 33/2015, S. 8) erfuhr ich von der Ausstel- um Vergebung.‘ Hat die polnische Nation lung des Originals des sogenannten „Versöh- einen Grund, unseren Nachbarn um Vergebung nungsbriefes“ der polnischen Bischöfe von zu bitten? Sicherlich nicht. Wir sind überzeugt, 1965 im Sejm in Warschau. Ich erachte dies als daß wir als Nation im Laufe der Jahrhunderte ein herausragendes Zeichen deutsch-polnischer dem deutschen Volke kein politisches, wirt- Versöhnung im politischen Raum. schaftliches und kulturelles Unrecht getan haben.“ Es ist bezeichnend, dass der Primas Am 18. November 2015 jährte sich der histo- von der „polnischen Nation“ sprach, nicht risch bedeutsame Briefwechsel zwischen den vom Volk oder der Gesellschaft oder gar vom polnischen und deutschen Bischöfen während einzelnen Bürger, und damit nationalistische des Zweiten Vatikanischen Konzils in Rom. Gründungsmythen bediente. Aus diesem Anlass lieh das Archiv des Erz- bistums Köln, das das Original aufbewahrt, Wenn auch dieser Wyszyński-Fastenhirtenbrief diesen Brief zum ersten Mal nach Polen aus. in seiner unchristlichen und unhistorischen Der polnische Generalkonsul Jan Sobczak ließ Formulierung von der polnischen Kirchenlei- das Versöhnungsschreiben per Diplomatenpost tung nicht widerrufen worden ist, auch nicht nach Warschau transportieren. Dort wurde es nach der politischen Wende 1989/90 in Polen, im Sejm, dem polnischen Parlament, ausge- so tritt er dennoch heute historisch in den Hin- stellt. Somit erfuhr der Versöhnungsbrief in tergrund, weil die polnische Gesellschaft, die der polnischen Politik eine außerordentliche polnische Kirche und die Politik in Warschau Wahrnehmung und Würdigung, die heute nicht die einzigartige Bedeutung des Versöhnungs- hoch genug anerkannt werden kann. briefes von 1965 anerkannt haben: durch die Ausstellung des Originals im Sejm, durch In ihrem auf Deutsch (nicht auf Latein!) ver- die Festveranstaltung der Polnischen und der fassten Brief hatten die polnischen Bischöfe Deutschen Bischofskonferenz aus Anlass des an ihre deutschen „hochwürdigen Brüder“ den 50. Jahrestages des historischen Briefwechsels berühmten Satz geschrieben: „In diesem aller- am 22. November 2015 in Tschenstochau und christlichen und zugleich sehr menschlichen durch Ausstellungen in Berlin und Breslau. Geist strecken wir unsere Hände zu Ihnen hin in den Bänken des zu Ende gehenden Konzils, Der Brief von 1965 besitzt für die deutsch- gewähren Vergebung und bitten um Verge- polnischen Beziehungen einen hohen ideellen bung.“ Die deutschen Bischöfe antworteten Wert, ganz im Sinne des gemeinsamen Wortes am 5. Dezember 1965: „Dankbar greifen wir der Polnischen und der Deutschen Bischofs- es auf und hoffen, den begonnenen Dialog in konferenz vom Dezember 1995: „Nur die Polen und in Deutschland miteinander fortset- Wahrheit kann uns frei machen, die Wahrheit, zen zu können. (…) Mit brüderlicher Ehrfurcht die nichts hinzufügt und nichts weglässt, die ergreifen wir die dargebotenen Hände.“ nichts verschweigt und nichts aufrechnet.“ Manfred Spata In einem Fastenhirtenbrief vom 10. Februar Quellen: 1966 widerrief der Primas von Polen, Stefan www.dbk.de/themen/historischer-briefwechsel Kardinal Wyszyński, die Versöhnungsgeste, Wikipedia/Hirtenbrief der polnischen Bischöfe vermutlich unter kommunistischem Druck, in Grafschafter Bote, 12/2015, S. 9

18 Rundbrief 2/2016 Dialog Wider das Vergessen

Wir brauchen mehr denn je eine Erinnerungs- ,Deutsche und Polen unterwegs im DIALOG‘ kultur und Pfl ege des historischen Bewusst- war das Thema, zu dem Reinhard Schindler seins. Flucht und Vertreibung sind keine in diesem Jahr eingeladen hatte. Der WEG Themen, die nur die Erlebnisgeneration des DER KLEINEN SCHRITTE vom vergange- Zweiten Weltkrieges betreffen, sondern gehen nen Jahr wurde damit fortgesetzt. […] Georg uns alle auch heute und weltweit an. Persön- Wenzel aus Altheide (Lingen): ,Ich habe hier liche Begegnungen und ein offenes Miteinan- zwei Worte hingeschrieben: Behutsamkeit und der sind unbedingte Voraussetzungen für eine Geduld. Damit müssen wir umgehen, aber Aussöhnung. Wie dieses aussehen kann, zeigt ohne jede Pauschalierung. Wir müssen den nicht nur das Beispiel „Zimmerstraße“ (siehe einzelnen Menschen sehen und seine Erleb- S. 14). Auch die Polnische und die Deutsche nisse. 45 Jahre kommunistische Herrschaft in Bischofskonferenz schlugen schon 1965 den Polen haben Spuren hinterlassen. Das Trauma Weg der Versöhnung ein (siehe S. 18). Der Sejm in Warschau nahm sich des Themas Das Vergessenwollen in einer Ausstellung im November 2015 an. verlängert das Exil, Großdechant Franz Jung sprach zuletzt über “ und das Geheimnis die Notwendigkeit, miteinander in Kontakt zu der Erlösung heißt bleiben, miteinander zu reden und offen über Erinnerung. das eigene Schicksal sprechen zu dürfen, in „ seinen Predigten bei der Wallfahrt in Werl am JÜDISCHE WEISHEIT 24. Mai 2016 (siehe S. 9/10) und bei der Ge- denkveranstaltung zu „70 Jahre Vertreibung“ der Vertreibung ist besonders bei den Älteren am 5. Juni 2016 in Ankum (siehe S. 4). noch nicht überwunden. Mit viel Verständnis auch für die Position und für das Verhalten des Der ehemalige Pastoralrat des Großdechanten anderen müssen wir in die Gespräche hinein- verfolgte über viele Jahre ebenfalls den „Dia- gehen und sie fortsetzen.‘ […] der Historiker log zwischen heimatvertriebenen Deutschen Arno Herzig […] erinnerte an die ehemaligen und Polen“. Angeregt von Reinhard Schindler jüdischen Mitbürger der Grafschaft, denen zitieren wir an dieser Stelle noch einmal aus es nicht gelungen war, der Deportation zu dem Bericht über das Bildungswochenende in entgehen, die im Konzentrationslager umge- Günne im Januar 1995, erschienen im Rund- kommen sind. Gerade in den letzten Tagen brief 1/1995, S. 9: sei immer wieder daran erinnert worden, auch durch Bundespräsident Herzog, das Geheimnis „Was auf höchster politischer Ebene oft der Erlösung sei das Gedenken, das Erinnern. Schwierigkeiten bereitet, klappt auf unterer Ein Satz, der aus der Thora stammt und der Ebene recht gut, das Gespräch miteinander. So als volles Zitat eigentlich auf die Diaspora- ist es fast schon alltäglich, daß deutsche Hei- erfahrung des jüdischen Volkes zurückgeht: matvertriebene und Polen miteinander reden, Die Strafe für unser Vergessen ist unser Exil, auch über heikle Themen. ,Liebe Brüder und das Geheimnis für unsere Erlösung ist unsere Schwestern‘, begrüßte Pfarrer Stefan Witczak Erinnerung. In diesem Sinne sei die Initiative aus Neugersdorf im Bieletal die Anwesenden, zu begrüßen, in Glatz eine Tafel anzubringen, ,etwas verbindet uns alle miteinander, der die an das Schicksal dieser Menschen erinnert, gemeinsame Geburtsort oder das Leben fern die auch mit unserer Schuld und aufgrund der Heimat … und vor allem der Glaube an unseres Versagens in diese Situation gekom- Gott, …‘ men sind…“

Rundbrief 2/2016 19 Aus dem Grafschafter Klerus Glatzer Priester in Hamburg Ostertreffen vom 29. März bis 1. April 2016

Es ist immer ein fröhliches Wiedersehen, wenn Fortführung erfuhr. Erstaunlich ist, dass die sich die Glatzer Priester und inzwischen auch Katholiken, nachdem sie in Hamburg wieder die Diakone mit ihren Ehefrauen zu ihrem Fuß gefasst hatten, schon 1893 eine verhältnis- Ostertreffen einfi nden. Dieses hat eine lange mäßig große Kirche mit zwei Türmen bauten, Geschichte, die auf den Großdechanten Leo die Marienkirche, heute die Hamburger Kathe- Christoph zurückgeht, der das Treffen vor drale. Zehn Prozent der Hamburger Bevöl- über 30 Jahren ins Leben rief. Damals trafen kerung sind katholisch, sie kommen aus aller sich – von der Stasi unbemerkt, wie man Herren Länder, 30 Prozent sind evangelisch, meinte, manchmal unter etwas abenteuerlichen 180 000 Hamburger sind Moslems und der Umständen, über die wir heute, Gott sei Dank, überwiegende Teil ist ohne Konfession. Man lachen können – die Mitbrüder aus Ost und ist hanseatisch tolerant, ökumenisch offen West in der Ostberliner Pappelallee. und nicht übertrieben religiös. Thematische Schwerpunkte der Kirche sind vor allem die So war es diesmal selbstverständlich, dass alle katholischen Schulen, die Ökumene und die Teilnehmer gleich am Nachmittag des Anreise- Schaffung neuer Strukturen. tages das Grab von Prälat Christoph auf dem Friedhof in Reinbek besuchten. Dort war er Weihbischof Hauke, der seit 2009 Beauftragter Seelsorger im Mutterhaus der Schwestern von der Bischofskonferenz für die Vertriebenen- der hl. Elisabeth gewesen. Großdechant Franz und Aussiedlerseelsorge ist, berichtete von den Jung erinnerte an seinem Grab noch einmal an Plänen, diesen Bereich neu zu organisieren. Das die Stationen seines Priesterlebens. In dem Os- bedeutet die Abschaffung der Visitaturen und terlied schwangen die Freude und Dankbarkeit die Fortführung der Arbeit zur Pfl ege des kirch- für sein Glaubenszeugnis sowie seine Treue lichen, kulturellen und landsmannschaftlichen und Sorge in schweren Zeiten mit. Erbes im Rahmen von kirchlichen Vereinen jeweils mit einem von der Bischofskonferenz Am Abend fanden wir uns zu einer Gesprächs- ernannten Präses. Wie gut, dass die Glatzer runde zusammen, an der gleich zwei Bischöfe Katholiken – man rechnet noch mit einer Zahl teilnahmen: Weihbischof Dr. Hans-Jochen von etwa 19 000 – mit ihrem Heimatwerk Jaschke aus Hamburg und Weihbischof Dr. bereits die Voraussetzungen geschaffen haben, Reinhard Hauke aus Erfurt. Alle waren sehr um in diesem Umgestaltungsprozess gut auf- interessiert an den Berichten der beiden aus gestellt zu sein und bestehen zu können. ihrem jeweiligen Arbeitsfeld. Der zweite Tag begann wie üblich mit der Feier Zunächst die Situation des nach der Wende der heiligen Messe. Dann machten wir uns auf gegründeten Erzbistums Hamburg, in dessen den Weg nach Finkenwerder. In diesem Bildungshaus wir zu Gast waren: Das Erzbis- Stadtteil, der geprägt ist von ausgedehntem tum ist dreigeteilt in die Bereiche Hamburg, Obstanbau einerseits und dem riesigen Gelän- Schleswig-Holstein und Mecklenburg und de der Airbus-Werke andererseits, hat sich an zeichnet sich durch weite Wege und eine aus- der St.-Petrus-Kirche ein Konvent von sechs gedehnte Diaspora aus. Es gehörte ehemals Karmelitinnen angesiedelt, der ersten kontem- zum Bistum Osnabrück. Eine interessante plativen Ordensgemeinschaft nach der Refor- Geschichte, die mit der Errichtung des Erz- mation. Auf die Frage, was die Schwestern bistums – in Anknüpfung an die Mission des machen, antwortete die Priorin: „Wir beten.“ hl. Ansgar im 9. Jahrhundert – eine würdige Sie berichtete davon, dass viele Menschen den

20 Rundbrief 2/2016 Aus dem Grafschafter Klerus

Weg zu den Schwestern fänden, um an ihrem hingerichtet. Ihr Verbrechen: Sie hatten sich Gebet teilzunehmen oder als Gast des Klosters mutig zur Wahrheit bekannt gegen eine Welt einzutauchen in einen Raum der Stille und des der Lüge, des Hasses und der menschlichen Glaubens. Was wir aus der Begegnung mit den Überheblichkeit. Das Wort aus der Apostel- Schwestern mitnehmen könnten, fasste die geschichte steht groß über der Gedenkstätte, Priorin in die Worte: „Nicht so viel machen noch mehr über ihrem Leben und Sterben: wollen, lieber schauen, was Gott tut und wohin „Man muss Gott mehr gehorchen als den er uns führt.“ In dem Konvent, der seit elf Menschen.“ Wie gut, dass wir in den Reihen Jahren an dieser von der Gemeinde aufgege- der Glatzer einen Kaplan Hirschfelder haben, benen Kirche besteht, lebt übrigens auch eine von dem das Gleiche gilt. Die Frage bleibt, wo hochbetagte Ordensfrau aus der Grafschaft, die und wie wir heute zu einer ähnlichen Kompro- sich besonders über den Besuch des Großde- misslosigkeit herausgefordert sind. chanten gefreut hat. Der letzte Tag ging zu Ende mit einer Fahrt durch die Großstadt an der Elbe: Hafen, Speicherstadt, Elbphilharmonie und vieles mehr. Fast wäre es unerwähnt geblieben: Nach der heiligen Messe im St. Marien-Dom, in dessen Schatten wir gewohnt haben, zeigte uns der emeritierte Erzbischof Werner Thissen noch die Bischofs- kirche. Dort haben die Hauptreliquien des hl. Ansgar als Dauerleihgabe des Hildesheimer Domes ihren Platz gefunden. Als Besonderheit ist die Krypta unter dem Altar zu erwähnen, in der eine Begräbnisstätte (Kolumbarium) ge- schaffen wurde, in der über 1 500 Verstorbene in Urnen beigesetzt werden können. Hier ergab sich noch einmal ein interessantes Gespräch über unseren Umgang mit Tod und Sterben.

Am Ende nahmen wir dankbar Abschied von Hamburg, von einer guten Gemeinschaft, von drei erlebnisreichen und anregenden Tagen in der Hoffnung auf ein Wiedersehen in der nächsten Osterwoche im kommenden Jahr. Karl-Ludwig Herzig, Pfr. em. Propsteikirche Herz Jesu in Lübeck. Foto: Riemann

Weiter ging es nach Lübeck zur Herz-Jesu- Kirche mit der Gedenkstätte für die „Lübecker Märtyrer“. Im Treppenabgang zur Krypta verweisen eine Sandsteintafel und Fotos auf Johannes Prassek, Eduard Müller und Her- mann Lange, die Kapläne an dieser Kirche waren, sowie auf Karl-Friedrich Stellbrink, der Pastor an der evangelischen Lutherkirche war. Im Sommer 1943 wurden die Vier vom nationalsozialistischen Regime zum Tode ver- urteilt und am 10. November 1943 in Hamburg Kolumbarium im St. Marien-Dom. Foto: EB HH

Rundbrief 2/2016 21 Katholikentag Seht, da ist der Mensch 100. Deutscher Katholikentag vom 25. bis 29. Mai 2016 in Leipzig

Im Rahmen des 100. Deutschen Katholikentags besser beurteilt wird. „Da überlief es Kain hatte die Arbeitsgemeinschaft Katholischer ganz heiß und sein Blick senkte sich.“ (Gen Verbände Mittel- und Osteuropa (AKVMOE) 4,5) lesen wir im Buch Genesis. Der Neid be- am 27.5.2016 morgens um acht Uhr zu einem wirkt den Mord. Der angebliche Gegner wird Versöhnungsgottesdienst in der Leipziger ausgeschaltet – nicht nur verwundet. Der Neid Bethanienkirche eingeladen. Die Predigt hielt hat Kain innerlich verwundet und es braucht Weihbischof Dr. Reinhard Hauke zum Thema: Heilung. Kain erhält das Kainsmal, damit ihn „Heile meine Wunden“ (Röm 12,9–16a; Mk niemand tötet. Er erhält eine düstere Prognose 4,35–41), die wir im Folgenden wiedergeben: betreffs des Erfolgs seiner Arbeit, indem Gott ankündigt, dass der Ackerboden keine Frucht Liebe Schwestern und Brüder! bringen wird (Gen 4,8) – das ist noch härter als das Wort an Adam, der im Schweiß seines Der heilige Cyrill von Jerusalem, der im 4. Jahr- Angesichts den Acker bestellen wird (vgl. Gen hundert gelebt hat, schreibt in einer seiner 3,19). Heilung der Wunden geschieht nicht Katechesen: „Die Kirche wird ‚katholisch‘, ohne Mühe und Schweiß, ohne die Anerken- d. h. ‚allgemein‘ genannt, weil sie über den nung der Wunden und des Leids, das nach ganzen Erdkreis von einem Ende bis zum an- Veränderung ruft. deren ausgebreitet ist und weil sie umfassend und zuverlässig alle Lehren verkündet, die Im Brief des Apostels Paulus an die Römer ist den Menschen zur Kenntnis kommen sollen, die Rede von den inneren Wunden, die sich in von den sichtbaren und unsichtbaren Dingen, Heuchelei und dem Bösen zeigen. Dagegen den himmlischen und den irdischen; weil sie helfen nur die Nächsten- und die Gottesliebe. das ganze Menschengeschlecht für die wahre Gerade die Gastfreundschaft, die in diesen Religion gewinnen soll, die Herrscher und Tagen und in vielen Häusern in Leipzig und die Untertanen, die Gelehrten wie die Unge- Umgebung geübt wird, ist Zeichen für den lehrten, schließlich weil sie allgemein jede Art neuen Geist, der vom Heiligen Geist bewirkt von Sünden des Leibes und der Seele behan- wird. Der Segen über den Verfolger ist ebenso delt und heilt.“ nur möglich, wenn ich erkannt habe, dass auch der Verfolger innerlich krank ist. Wenn Paulus Kirche hat mit Heilung zu tun. Wo Verletzungen vom Verfolger spricht, denkt er automatisch erfolgt sind und Wunden geschlagen wurden, an seine eigene Rolle, die er einmal als Saulus ist ihr Platz. gespielt hat, als Stephanus gesteinigt wurde. Er weiß, dass er nur aufgrund des Gebetes der Durch äußere oder innere Ursachen können Gläubigen zur Umkehr gefunden hat. Die christ- Verletzungen erfolgen und Wunden geschlagen liche Gemeinde in Damaskus ahnte das werden. Die Ursachen können seelischer oder Schlimme, das auf sie zukommen wird, und körperlicher Art sein. Geheilt werden müssen hat mit Sicherheit um Veränderung und Bewah- das Opfer und auch der Täter, denn er handelt rung gebetet. Dieses Gebet hat bei Saulus ge- meistens aus verwundetem Herzen. wirkt und seine Veränderung bewirkt. Grund- sätzlich ermöglicht die Demut die richtige Der erste Mord geschieht nach Aussage der Einstellung zum Nächsten und auch zu Gott. Heiligen Schrift bei Kain und Abel. Weil der eine missgünstig auf den anderen schaut, des- „Heile meine Wunden“, wird Saulus als sen Opfergabe nach seiner Meinung von Gott blinder Mann in Damaskus gebetet haben, und

22 Rundbrief 2/2016 Katholikentag

Versöhnungsgottesdienst in der Bethanienkirche in Leipzig mit Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Erfurt, und dem emeritierten Prager Erzbischof Kardinal Miloslav Vlk. Foto: Ackermanngemeinde er konnte wieder sehen, als Hananias ihm die Eigentlich haben sie aber schon eine Antwort: Hände aufl egte. Er wurde von der Blindheit Er ist der Sohn Gottes, der Heiland der Welt. der Augen und des Herzens befreit und wurde Um geheilt zu werden, brauchen die Apostel ein neuer Mensch, der für die Botschaft des nur die Erkenntnis, dass sie ja den Heiland im Heiles eintrat. Boot haben. Sie schauen voller Angst auf das aufgewühlte Wasser und nicht mehr auf den Unsere Bitte lautet dann: Heile die Wunden Herrn, der Macht hat über alles Unruhige und des Neids und der Missgunst in den Herzen Unordentliche. Ihr Blick ist falsch. Das Glück der Menschen, denn diese Wunden verursa- und das Heil liegen ganz nahe bei ihnen, aber chen neues Leid und neue Wunden! sie erkennen es nicht. Die Wunde besteht in der falschen Sicht des Lebens. Die Apostel sitzen mit Jesus in einem Boot. Ihre Herzen sind verängstigt, weil der Seegang Jeder von uns kennt Menschen, die angesichts heftig ist. Sie haben den Herrn im Boot, aber einer Notlage den Blick verengt haben und ihre Herzen sind voller Angst. In der Todesnot nicht mehr weitergehen können. Überall wit- rufen sie den schlafenden Herrn und rütteln ihn tern sie das Unheil und die Not. Mancher wach. Er tadelt ihren Unglauben, ihre Angst fl üchtet dann in eine Traumwelt oder in Dro- des Herzens und heilt den See von seinem wil- gen, mancher sucht eine neue Welt in den so- den Getöse. Er steht über den Naturgewalten, zialen Medien und verliert damit die Kraft, die und die Jünger ahnen wiederum wie bei schon Alltagsfragen zu meistern. Viele unserer Zeit- so zahlreichen Wundern, dass sie mit jeman- genossen kennen die Dimension des Ewigen dem in einem Boot sitzen, der all ihre Ge- nicht mehr und betrachten uns als exotische danken und Wünsche übersteigt. Zwar fragen Wesen, die zwar sehr schön aber auch sehr sie noch: „Was ist das für ein Mensch, dass fremd sind – wie eine fremde Religion eines ihm sogar der Wind und der See gehorchen?“ Naturvolkes. Wenn wir auch hier in Leipzig

Rundbrief 2/2016 23 Katholikentag viele Kirchen und kirchliche Einrichtungen Aus diesem Grund ist unsere Bitte an diesem sehen können, so ist doch nur ein kleiner Teil Tag: Heile alle Wunden, die durch Vertreibung der Bevölkerung christlich oder überhaupt und Flucht entstanden sind! religiös. Auch das Ankommen anderer Reli- gionen wie des Islam wird als Angriff auf das Wenn es auch die Wunden gibt, die durch christliche Abendland gedeutet, obwohl doch persönliche Schuld und Sünde entstanden sind, nur ein Bruchteil der Bevölkerung den Inhalt dann ist ein Katholikentag ein wunderbarer des christlichen Glaubens kennt und bekennt. Ort für die Aufarbeitung und Erlösung. Das Ein angekündigter Moscheebau in Erfurt oder Bußsakrament – die heilige Beichte – fristet Leipzig bringt Menschen auf die Straße. Auch derzeit ein kümmerliches Dasein in unserer der Bau einer Kirche wie der Propsteikirche in katholischen Kirche. Wir erleben aber auch, Leipzig ist nicht unumstritten bei der Bevölke- dass junge Menschen gern im Zusammenhang rung. Ein Katholikentag in Leipzig steht auch mit Wallfahren oder Weltjugendtagen zur bei vielen Bürgerinnen und Bürgern in der Beichte gehen und einen Neuanfang mit Gott Kritik. „Die verbrauchen unsere Steuergelder!“ suchen. Vermutlich bewirkt eine geistliche – war ein Kommentar eines Leipzigers am Atmosphäre die Bereitschaft zur Umkehr und Mittwoch. „Das bezahlt ja nicht die Kirche Erneuerung. Ebenso spielt die Gemeinschaft und nicht der Papst!“ Ich spüre in solchen derjenigen eine Rolle, die zur Beichte gehen. Reaktionen eine Verwundung in der Angst Wenn ich am Samstag der Einzige bin, der um das eigene Leben in der bisher gewohnten am Beichtstuhl steht, habe ich ein schlechtes Ordnung. „Wie kann denn jemand meinen, Gewissen und frage mich: „Gibt es denn sonst dass der Glaube dem Menschen hilft? Ist er keine Sünder?“ Hier beim Katholikentag nicht die Spaßbremse im Denken und Handeln gibt es mehrere Angebote – besonders in der der Menschen?“ – solche Kritik müssen wir Anton-Philipp-Reclam-Schule, Tarostraße 4 hören und uns gefallen lassen. (zu fi nden in Nr. 27), und in der Peterskirche, Schletterstraße 5 (zu fi nden unter Nr. 24). Hier Meine Bitte lautet hier: Heile die Wunden der sind Anonymität und auch das Persönliche zu Angst vor dem Neuen und bisher Unbekannten! fi nden. Ein Neuanfang ist immer lohnenswert. Papst Franziskus hat in seiner Videobotschaft Viele der Anwesenden haben eigene Erfahrun- zum 100. Katholikentag gesagt: „Lassen wir gen mit Wunden, die durch Vertreibung und uns von Gottes Barmherzigkeit auch in einer Heimatlosigkeit entstanden sind. In zwei Kurz- guten Beichte anrühren, um immer mehr barm- videos von Flüchtlingen aus Syrien, die bei herzig zu sein wie der Vater!“ Youtube gepostet wurden, erzählen ein Mann und eine Frau von ihrer Flucht. Beide sagen: Wer sich einem Arzt anvertraut und um die „Wir haben die Heimat verloren! Was kann Heilung seiner Wunden bittet, der hat einen schlimmer sein?“ Für viele Vertriebene, die wichtigen Schritt getan. Wer seine Schmerzen nach 1945 ihre angestammte Heimat verlassen und Wunden nicht nennt, weil er Angst hat vor mussten, kommen damit Erinnerungen wieder der Prozedur von Operation und Kur, der ris- hoch. Bis heute sagen sie: „Ich habe ein neues kiert sein Leben. Die Freude des Christen be- Zuhause, aber die Heimat habe ich verloren.“ steht darin, dass wir einen Erlöser und Heiland Wer aus der ehemaligen Sowjetunion als gefunden haben. Das ist ein Mehrwert, der Deutscher zu uns gekommen ist, wird ähnlich durch nichts zu ersetzen ist. Haben wir Mut sprechen, denn auch die ehemalige Heimat in dazu, die Wunden zu offenbaren, und haben Sibirien und dem Ural war die Heimat, an die wir Mut, zu dem zu gehen, der sie uns heilen heute Musik, Sprache und Speiseplan erinnern kann. Jesus Christus hat sich Wunden schlagen – vielleicht auch Feste und Traditionen, die lassen, um auch darin einer von uns zu sein. heute hier im neuen Zuhause wieder aufl eben. Seine Wunden sind verklärt in der Auferste- hung. Das ist auch für uns möglich. Amen.

24 Rundbrief 2/2016 Begegnungen

25. Grafschaft Glatzer Heimattreffen in Magdeburg

Die Magdeburger Runde mit Franz Jung (Mitte). Foto: Christian Drescher

Zum Grafschaft Glatzer Heimattreffens in ten folgte. Der Vorsitzende des Gebirgs-Vereins, Magdeburg, das traditionell am Sonnabend Christian Drescher, berichtete dann über den nach Ostern stattfi ndet, kamen am 2. April geplanten Wiederaufbau des Kaiser-Wilhelm- 2016 rund 50 Heimatfreunde sowie eine kleine Turmes auf dem Glatzer Schneeberg und Gruppe des Glatzer Gebirgs-Verein aus Braun- das 135-jährige Bestehen des Vereins. Zum schweig. Den Gottesdienst feierte Großdechant Abschluss des Heimattreffens trugen der Franz Jung in Konzelebration mit Propst i. R. Großdechant und Christian Drescher heitere Josef Kuschel in der Kapelle des Roncalli- Geschichten und Witze in Mundart vor. Hauses. Der heimatliche Nachmittag fand im Kathedralpfarrhaus von St. Sebastian statt. Bei der Verabschiedung durch Propst Kuschel Weil sich nur wenige Teilnehmer zuvor ange- war man sich nicht ganz einig, ob das Heimat- meldet hatten, musste der Eintopf unter allen treffen in Magdeburg auch im nächsten Jahr Heimatfreunden brüderlich aufgeteilt werden. wieder stattfi nden wird. Es wurde überlegt, die Im Anschluss an das Mittagessen schaute man Treffen nach dem diesjährigen Silberjubiläum zwei Fernsehfi lme über die Grafschaft Glatz einzustellen, was jedoch etliche Heimatfreunde an, denen ein kurzer Bericht des Großdechan- sehr bedauern würden. Christian Drescher

20. Grafschafter Treffen in Buckow/Waldsieversdorf

Seit 20 Jahren treffen sich die Grafschafter aus dem Gottesdienst wurden die Teilnehmer von Brandenburg und Berlin am Weißen Sonntag Franz Heinze begrüßt. Dabei erfuhren sie, in Buckow. Am 3. April 2016 feierten 58 Graf- dass die Heilig-Geist-Gemeinde die Buckower schafter mit Großdechant Franz Junge in der Kirche samt Grundstück verkaufen wird. Das Heilig-Geist-Kirche die heilige Messe. Nach bedeutet: Wir müssen uns für das 21. Treffen Foto: Franz Heinze Franz Foto:

Rundbrief 2/2016 25 Begegnungen im Jahr 2017 nach einem neuen Raum für die 25. Maiandacht in Stadtlohn gemeinsame Messe umschauen. Anschließend ging es zum Mittagessen ins Erstmals im Jahr 1992 trafen sich über 100 CVJM-Haus im Nachbarort Waldsieversdorf. Landsleute und Einheimische zur Maiandacht Gemeinsam sahen wir uns einen Film über die in der Wallfahrtskapelle am Hilgenberg in Stadt- Grafschaft Glatz an, den der Großdechant mit- lohn. Eingeladen hatten damals Hedwig Kuschel gebracht hatte. Lustige Geschichten und Witze und ihr Sohn Georg. Bei der 25. Andacht am auf „Pauersch“ wurden vorgetragen. Die Zeit 10. Mai 2016 war die Teilnehmerzahl aus den bis zur abschließenden Kaffeetafel verging wie bekannten Gründen viel geringer. Seit der ersten immer viel zu schnell. Andacht ist es Tradition, Spenden für die Graf- Ein großes Dankeschön gebührt unserem Groß- schafter Missionarinnen und Missionare zu dechanten und seinem ehrenamtlichen Fahrer, sammeln und sich im Anschluss an die Andacht Dieter Schöngart, die die Strapazen der weiten noch zu Gesprächen über ein heimatliches Fahrt von Münster in die Märkische Schweiz Thema versammeln. Auch für das kommende auf sich genommen hatten. Ebenso ein großes Jahr hat der Großdechant bereits sein Kommen Dankeschön an alle Teilnehmer, die zu diesem zur Stadtlohner Maiandacht zugesagt. 20. Treffen gekommen sind. Es war für alle Franz Jung, Großdechant ein schönes Erlebnis, und wir hoffen, dass wir uns alle gesund und fi t im kommenden Jahr wiedersehen können. F. H. Kieslingswalder Heimattreffen

Seit 1952 kommen die Kieslingswalder im Zwei- 24. Grafschafter Treffen Jahres-Rhythmus zum Heimattreffen ihrer ehe- in Dippoldiswalde maligen Pfarrgemeinde zusammen. In diesem Jahr traf man sich am Pfi ngstsonntag, 15. Mai, Auch dies ist ein Geschenk der „Wende“, dass in Beelen in Wetfalen, der Heimatpfarrgemeinde wir uns am 5. April zum 24. Mal als Heimat- des aus Steingrund stammenden emeritierten freunde treffen durften, ohne dafür bestraft zu Erzbischofs und Apostolischen Nuntius Erwin werden. Es waren frohe Stunden des Beisam- Josef Ender zur Feier seiner Jubiläen 50 Jahre menseins, die uns 43 Jahre lang verboten waren. Priesterweihe und 25 Jahre Bischofsweihe und Das sollten wir nicht vergessen bei unserem zur Erinnerung an 70 Jahre Vertreibung. Am Dank für die gemeinsamen heimatlichen Stun- Festgottesdienst nahmen Großdechant Franz den. Auch all denen gilt unser Dank, die die Jung und weitere Grafschafter teil – zusammen Voraussetzungen schafften, damit das Treffen mit den Kieslingswaldern waren es rund 60 wieder möglich war. Personen, die anschließend noch den gemüt- Etwa 80 Teilnehmer – etwa zehn mehr als vor lichen Teil des Tages im Kolpinghaus Waren- einem Jahr – verabschiedeten sich schließlich dorf verbrachten und Erinnerungen mit dem mit den Worten: „Blei ooch gesond!“ Solange Bischof und dem Großdechanten austauschten. dieser Wunsch in Erfüllung geht, wollen wir Ernst Stürz unsere Gesundheit für gemeinsame heimatli- che Stunden nutzen. Daher sind auch schon jetzt alle wieder ganz herzlich eingeladen zu unserem nächsten Treffen am 25. April 2017 in Dippoldiswalde. Etwa die Hälfte der Liedhefte zum Gottes- dienst wurde als „Andenken“ mitgenommen. Ist das eine unerlaubte Aneignung fremden Eigentums? Ich sehe es als Zeichen der Heimat- verbundenheit! Reinhard Gröber Jubiläumsmesse in Beelen. Foto: Oliver Baumjohann

26 Rundbrief 2/2016 Persönlichkeiten der Grafschaft Glatz Monika Taubitz „Durch Lücken im Zaun“ Durchblick 2: Kriegszwänge

„Der Winter, so sagen die Leute im Dorf, steht Bald ist die Rede von winterlichen Betätigun- vor der Tür, genaugenommen hat er bereits gen der Frauen des Dorfes: vom Spinnen und einen Fuß auf die Schwelle der Grafschaft Federschleißen – und abenteuerlichen Ge- gesetzt. Der Schneeberg hat schon eine weiße schichten, die man sich erzählt. „Zuweilen Koppe. Grau verhängt ist der Himmel, novem- tritt ein alter Bauer ein und berichtet vom bergrau. Trübe und glanzlos fl ießt die Biele da- Gottesgericht, vom großen Krieg draußen in hin, begleitet von den bleiernen Bändern der der Welt, von dem entsetzlichen Ungeheuer, Dorfstraßen. Dunkel und verschlossen stehen das näher und näher rückt, Feuer speit, Städte die Wälder über dem Tal... Die sommerlange verschlingt, Felder ver-brennt und Menschen Musik, die der Wind auf den Gräsern gespielt tötet. Erzählt von den wandernden Dörfern, hat, verzaubert vom Wellengeplätscher der die sich dem Gebirge nähern mit Mensch und Biele, ist verstummt. Du hörst nur das Schlagen Vieh. Es werden Namen aus dem Dorf genannt der Dreschfl egel, das aufdringliche Ratschen von Söhnen und Enkeln, die gefallen sind, und der Dreschmaschinen, das häßliche Krächzen die furchtbare Botschaft zieht wie ein eisiger der Krähen und Raben, zuweilen das Trommeln Luftzug durch die Spinnstube, daß die Feder- des Regens gegen die Scheiben und das Heulen berge zu beben beginnen, obwohl jedes Auf- des Sturms, der sich an den Hausecken stößt. schluchzen tief nach innen versenkt wird, und die feuchten Handrücken verstohlen an der Was würde einen grauen Novembertag erhel- Schürze abgetrocknet werden. Und wenn sie len, wenn die Menschen selbst ihn nicht zum hinaustreten in die frühe Nacht, die sternlos Leuchten brächten? An Allerseelen stehen den und naßkalt ihr Weinen erstickt, dann hofft das ganzen dämmrigen Tag über Laternen auf den Kind einen Augenblick lang, der Nebel möge Gräbern. Zahllose Flämmchen hüpfen über die wahren Geschichten verschlucken wie den Grabhügeln auf und nieder, werfen ihren einen bösen Traum. Schimmer auf die erstarrten Herbstastern und auf die Gesichter der schwarzgekleideten Men- Bei Tage jedoch sammeln sich neue Nachrichten schen, die hier beten und frieren. Das Kind an, die das Herz fast stillstehen lassen vor Ent- blickt auf die Grablichter, die glühen wie die setzen. Immer mehr fremde Leute kommen ins Blumen auf Vaters Grab in Markt-Bohrau.“ Dorf. Verwandte schleppen große Kisten aus ihren Wohnungen in den Städten herbei. Dach- Wir erfahren, dass der verstorbene Vater Schul- böden und Keller füllen sich mit fremden Ge- leiter und Organist im genannten Heimatort päckstücken, und jedes ist randvoll gefüllt und gewesen war, kehren aber sogleich wieder an beweist ein Stück der schrecklichen Wahrheit. den jetzigen Aufenthaltsort und zu Eisersdorfer Erfahrungen zurück: „Lichter hüpfen über Immer häufi ger überfl iegen Jagdbomber das die novembergrauen Straßen; kleine Kerzen Tal. Einmal sind es sogar Tieffl ieger gewesen, strahlen durch Buntpapierfenster der selbst- die Angst und Schrecken verbreiteten. Die Vor- gebastelten Laternen. Es ist Martinstag. Die warnung erreichte das Dorf zu spät. In aller Kinder ziehen singend an den Häusern vorbei Eile wurden die Kinder aus dem Schulhaus und lassen sich Geschichten vom heiligen getrieben. Durch eine erweiterte Lücke im Martin erzählen, mit denen ein Maler in vielen Zaun suchten sie Deckung im nahen Park, so Bildern die Eisersdorfer Kirche geschmückt wie sie es mit dem Luftschutzwart zahllose hat...“ (Auch das benachbarte Märzdorf, 1351 Male geübt hatten... Atemlos verharrten die Mertinsdorf, ist nach ihm benannt!) Kinder am Boden, während in unmittelbarer

Rundbrief 2/2016 27 Persönlichkeiten der Grafschaft Glatz

Nähe Geschosse niederpeitschten. Die Gewalt Ostfront auf der Flucht sind. Bisher sind die der Einschläge ließ die Erde im Umkreis Trecks meist durch Eisersdorf gezogen, ohne erbeben und lief wie ein Zucken durch die längeren Aufenthalt zu nehmen. Sie machten gelähmten Leiber der Kinder. Die Flugzeuge nur kurz Rast, um die Pferde bei den Bauern hatten sich längst in Richtung Glatz entfernt, zu tränken, um sich selbst ein wenig die Füße als sich die Kinder aus der Starre lösten und zu vertreten, um sich aufzuwärmen und Atem einige aufweinten. Erst jetzt bemerkten sie die zu schöpfen vor der Weiterfahrt ins Ungewisse. Schreie, die von jenseits des Zaunes herüber- drangen. Zwei Kinder waren zurückgerannt, da Das Schloß ist seither aus seiner Verzauberung eines auf der Flucht in den Park seinen Schuh erwacht, denkt das Kind, während es gedaken- verloren hatte. Sie berichteten..., wie nah die verloren den Griffel spitzt. Die Schloßherrin Tieffl ieger an sie herangekommen seien, so fährt selbst täglich mehrmals riesige Töpfe zu daß sie die fremden behelmten Köpfe darin den stockenden Trecks und schöpft dampfende erkennen konnten und die Mündungen, aus Suppe in die vielen Gefäße, die ihr entgegen- denen die Geschosse auf sie gerichtet worden gestreckt werden. Auch die anderen Eisers- waren. Zum Beweise wiesen sie auf die Ein- dorfer bringen heiße Getränke und helfen, so schlaglöcher am Boden... Gleich den anderen gut es geht. Aber täglich rücken neue Trecks starrte das Kind auf die Löcher. Es wurde nach, die Flut reißt nicht mehr ab. Unabsehbar ihm zum ersten Male klar, daß in den todbrin- schieben sie sich durch den grausamen, kalten genden Flugzeugen Menschen saßen, und es Winter des Jahres fünfundvierzig und nähern bekam große Angst... Der Vorfall wiederholte sich dem Gebirge. Durch sie gelangen Berichte sich nicht, die Eisersdorfer Erde jedoch hatte ins Dorf, die schrecklich anzuhören sind, und einen Riß bekommen. Eines Tages deckte der viele erzählen, daß beim Verlassen ihrer Höfe Schnee die Löcher zu. Und durch vielerlei die Front schon so nahegerückt war, daß es wie Ereignisse gerieten sie in Vergessenheit.“ der Donner eines heranziehenden Gewitters hinter ihnen hergedröhnt habe. Und der grau- Auch wenn das Leben zunächst wie gewohnt sige Feuerschein am nächtlichen Himmel!“ weitergeht, heißt es doch schon bald: „Nichts wird so sein wie immer! ... Die alten Spuren Bald wird es heißen: „Der Krieg ist zu Ende. sind längst vergangen, unzählige neue schrei- Das Kind ist noch einmal aufgestanden, lehnt ben sich täglich in die Eisersdorfer Straßen am Kammerfenster und schaut hinaus in die und Wege ein. An vielen Stellen ist die Schnee- Nacht... Mit der ersten grauen Dämmerung, decke aufgeschürft, und die Spuren beginnen, die durch das Fenster in die Kammer steigt, sich tief in den Asphalt einzugraben. Dann ent- schleicht sich die Angst herein: Angst! Angst! steht dieses unangenehme Geräusch, das das Angst! Die Russen werden kommen, dagegen Kind von seiner Tafel aufblicken läßt. Es schaut nützt der ganze Frieden nichts. Vielleicht sind aus einem der großen Fenster des Klassenzim- sie schon im Niederdorf, vielleicht hinter dem mers und sieht den endlosen Treck vorüberzie- Märzdorfer Walde. Was mögen das für Men- hen: Ein Wagen, hochbeladen, folgt dem ande- schen sein? Sie sollen aussehen wie andere ren, nickende müde Pferdeköpfe mit Schaum Menschen auch, sagen die Leute, die bereits vor den Mäulern und schweißglänzende Leiber, welchen begegnet sind. Und die Kriegsgefan- hohe Planen, unförmige Gebirge aus Hausrat genen, die auf dem Freihof gearbeitet haben, mit Ölzeug behängt, die bunten, reichen Muster waren das nicht auch Russen? Sie machten riesiger Perserteppiche als fremdländische Zelt- sogar einen gutmütigen Eindruck. Aber jetzt dächer über erschöpften Gestalten. Zuweilen kommt eine andere Sorte... In sinnloser Zerstö- entdeckt man einige davon, viele Kinder, alte rungswut stürzen sie sich auf Häuser und Leute und Mütter mit dick vermummten Bün- andere Dinge..., und was der Krieg verschont deln vor der Brust. So also sehen sie aus, die hat, fällt jetzt in Trümmer. Wenn schon die wandernden Dörfer, die vor der durchbrechenden Rache mit leblosen Gegenständen so verfährt,

28 Rundbrief 2/2016 Persönlichkeiten der Grafschaft Glatz wieviel grausamer wirft sie sich dann auf ein weise noch nicht zerstört oder abgeholt worden endlich besiegtes Volk, das so große Schuld war, und seine Augen wurden gut. Wortlos setzte trägt? Da wird nicht lange nach Verantwort- sich Herr Böhm nieder, legte seine Hände auf lichen gesucht, es ist, als kühle das Blut die Tasten und begann zu spielen: Russische Unschuldiger besser die entfesselten Gefühle. und deutsche Volkslieder, kleine Klavierstücke. Zahllose Menschen werden erschossen und Barbara sang dazu, die anderen fi elen ein. Es auf schlimmere Weise zu Tode gequält. Die gelang ihnen, die Gewalttätigkeit und Wildheit Russen entlassen nach ihren grausigen Umar- der Russen zu bannen und Freude, Lachen und mungen unzählige Frauen, Mädchen und selbst Weinen auf ihre Gesichter zu singen. Kosta Kinder krank, irr, tot oder als Selbstmörder. war gerührt, er schämte sich nicht, Tränen in All diese Berichte irrlichtern durch das Kind, den Augen zu haben, und die andern nahmen zusammenhanglos, grell aufzuckend und ver- daraufhin andächtig die Mützen ab. schwimmend wie böse Träume... Vielleicht ist alles nicht wahr. Vielleicht werden die Russen Hörte Herr Böhm mit dem Spiel auf, ver- nicht kommen. Jetzt müßten die Glocken zu stummte der Gesang, erschien sogleich wieder läuten beginnen und den ganzen Tag den Frie- das böse Flackern in den Augen der Eindring- den verkünden. Vielleicht war es nur ein böser linge. Nur Kosta behielt sein verändertes Traum, der mich so geängstigt hat...“ Aber: „Sie Gesicht, und alle spürten, daß er in ihm sein sind da! Das ist die Wirklichkeit! Zwei russ- eigenes wiedergefunden hatte... Er bekam sche Soldaten, die über Webers Zaun setzen... Heimweh nach seinem Dorf, nach seinen und auf das Haus zulaufen. Mit Gewehren Eltern und Geschwistern und nach einem Mäd- kommen sie rasch näher. Aber sie haben sie chen, das er geliebt hatte. Die anderen Russen nicht im Anschlag. Kolbenschläge pochen an wurden von seinem Heimweh angesteckt. Sie die Tür... Das Herz schlägt bis zum Halse...“ verlangten immer wieder dasselbe Lied, das sie in tiefe Melancholie versenkte: Ich weiß Wir erfahren detailliert, wie sich die russischen nicht, was soll es bedeuten, daß ich so traurig Soldaten rücksichtslos in ihrem besetzten bin. Wunderbarer mögen die Hirten auf dem Domizil zu schaffen machen. Der vorüberge- Felde das Gloria der Engel kaum empfunden hend vermisste Nachbar Böhm wird nach einer haben, als die an Geschützdonner und Schreie lebensbedrohenden Situation wiederentdeckt. gewöhnten Soldaten die Stimmen der Mäd- „Woche für Woche kommt neue Einquartie- chen. Sie bekreuzigten sich und gelobten, sie rung ins Haus, vertiefen sich die Fahrspuren nicht anzurühren, nur zu bewundern... der Lastwagen auf den Beeten. Woche für Woche bringt nach ihrer Abfahrt die Mutter Während der Erntezeit taucht Kosta mit sei- das Haus wieder in Ordnung... Manchmal ist nem kleinen Trupp regelmäßig bei Böhms auf, sie noch nicht einmal fertig damit, da dröhnen bezieht bei ihnen Quartier, nennt alle bei ihren erneut Schläge gegen die Tür, und wiederum Namen... und bittet um die alte, traurige Me- fordern Russen Einlaß. Meistens sind es Offi - lodie.“ Als Kosta zum letzten Male dort weilt, ziere, und ihre Anwesenheit hält die plündern- verabschiedet er sich mit der Ankündigung: den, wilden Rotten fern. Dadurch bleibt das ,Ihr müßt weg von hier. Noch bösere Zeiten Leben im Hause einigermaßen erträglich, und werden sein.‘ Er ist bereit, der Familie bei der seine Bewohner sind vor dem Schlimmsten Flucht zu helfen. Immer wieder warnt Kosta verschont... In anderen Häusern geschehen vor den Polen, die bald kommen werden, um schreckliche Dinge, die die Erwachsenen den sich für das viele von Deutschen erlittene Kindern verschweigen.“ Unrecht zu rächen.“ Gerhard Blaschke „Als bei Böhms eine neue Horde das Haus stürmte, verweilten die Augen des Anführers eine Weile auf dem Klavier, das unerklärlicher- Teil 3 folgt im Rundbrief 3/2016.

Rundbrief 2/2016 29 Aus dem Glatzer Land

Kieslingswalde

Die erste urkundliche Erwähnung von Kyse- Kieslingswalde, das nach den Schlesischen lingswald geht bis ins Jahr 1340 zurück. Kriegen 1763 zusammen mit der Grafschaft Ursprünglich bestand Kieslingswalde aus drei Glatz an Preußen gefallen war, mit allen seinen Rittersitzen (Nieder-, Mittel- und Oberhof) in der Grafschaft Glatz ererbten Herrschaften sowie einem Freirichter- und einem Frei- dem schlesischen Erblandbaumeister Friedrich bauerngut, die zumeist verschiedenen Besit- Wilhelm von Schlabrendorf auf Hassitz und zern gehörten und unter das landesherrliche Stolz. In den folgenden Jahrzehnten kam es Lehensrecht fi elen. Erst ab der ersten Hälfte immer wieder zu Verkäufen und infolgedessen des 17. Jahrhunderts wurden die Güter durch auch zu Neugründungen von Dörfern und Ko- kaiserliche Bestimmung vererbbar. Kieslings- lonien wie Steingrund, Neudorf und Marienau. walde gehörte zum Distrikt Habelschwerdt. Im Seit der Neugliederung Preußens gehörte Kies- Dreißigjährigen Krieg wurde Kieslingswalde lingswalde ab 1815 zur Provinz Schlesien und mehrfach überfallen und geplündert: 1622 dort zum Landkreis Glatz, drei Jahre später plünderten polnische Truppen, die aufseiten wurde es erneut dem Landkreis Habelschwerdt des Kaisers kämpften, den Ort und raubten die zugeordnet, zu dem es auch heute noch gehört. Kirche aus; 1629 brachen Diebe in die Kirche ein und schließlich kam es 1647 erneut zu Nach dem Zweiten Weltkrieg fi el Kieslings- Plünderungen durch die kaiserlichen Truppen. walde an Polen und wurde in Idzików umbe- nannt, die deutsche Bevölkerung wurde ver- Zwischen 1720 und 1730 gelangten alle Anteile trieben. Viele Häuser und landwirtschaftliche von Kieslingswalde an General Franz Paul von Gehöfte wurden dem Verfall preisgegeben, Wallis auf Plomnitz, der um 1737 ohne leib- sodass die Bevölkerungszahl stark zurückging. liche Erben starb, sodass die Grafschafter Güter Heute leben dort etwa 630 Menschen. Plomnitz, Kieslingswalde, Glasegrund, Weiß- brod, Altwaltersdorf und Kaiserswalde sowie Höfe und Güter Friedrichswald in Böhmen an seinen Bruder Georg Olivier von Wallis fi elen, dem bereits Der Niederhof (auch Niederkieslingswalde die Herrschaften Kunzendorf, Wallisfurth, genannt) wurde 1569 erbaut, im Jahr 1705 Seitenberg u. a. gehörten. Sein Sohn Stephan umgebaut und im 19. Jahrhundert grundlegend Olivier, der ihn 1743 beerbte, verkaufte 1783 umgestaltet. Der erste namentlich überlieferte

30 Rundbrief 2/2016 Aus dem Glatzer Land

Besitzer dieses Rittersitzes war 1578 Dipprand 1591 an Kaiser Rudolph II., der ihn jedoch von Gelhorn, dem auch Wölfelsdorf und Urnitz zwölf Jahre später verkaufte. Im Juni 1723 gehörten. Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts erwarb der Reichsgraf Franz Paul von Wallis hatte es infolge Vererbung und Verkauf wech- auf Plomnitz den Oberhof, dem nunmehr sämt- selnde Besitzer, bis schließlich zu Beginn der liche Anteile von Kieslingswalde mit Ausnah- 1720er-Jahre der Reichsgraf Franz Paul von me des Freibauerngutes gehörten. Wallis auf Plomnitz den Niederhof und in der Folgezeit auch alle anderen Anteile von Kies- Der erste namentlich überlieferte Freirichter lingswalde erwarb. Der Niederhof ist in Teilen von Kieslingswalde war ein Glaser namens heute noch erhalten. Reichel (um 1412). Nach zahlreichen Besitzer- wechseln gelangte das Freirichtergut 1664 an Der um einiges ältere Mittelhof (auch Mittel- den Oberregenten der kaiserlichen Kammer- kieslingswalde genannt) war ebenfalls ein Rit- güter in der Grafschaft Glatz, Edmund von tersitz und gehörte um 1400 der Familie von Götten. Dieser erwarb auch den Mittelhof, der Podetyn. Ähnlich wie der Niederhof wechselte von nun an mit dem Freirichtergut verbunden auch der Mittelhof in den folgenden Jahrhun- blieb und in den 1720er-Jahren ebenfalls in derten häufi g seinen Besitzer, 1625 wurde er den Besitz des Reichsgrafen Franz Paul von wegen der Beteiligung seines damaligen Besit- Wallis auf Plomnitz gelangte. zers, Georg Hieronymus von Reichenbach, am böhmischen Ständeaufstand zwischenzeitlich Das Freibauerngut war ursprünglich vermut- auch vom Kaiser konfi sziert. Ab den 1660er- lich ein Lehen, das von Adeligen erworben Jahren gehörten Mittelhof und das Freirichter- und nachfolgend von Roboten (Fronarbeitern) gut zusammen und wurden nur noch gemein- befreit und ins Erbe gesetzt wurde. Der erste sam veräußert. So gelangten sie um 1720 in namentlich überlieferte Besitzer war um 1600 den Besitz des Reichsgrafen Franz Paul von Jakob Kisling. Im Jahr 1730 gelangte es in Wallis auf Plomnitz, dem bereits der Niederhof den Besitz des Reichsgrafen von Wallis, der gehörte. Der Mittelhof ist heute nur noch in nunmehr alle Anteile von Kieslingswalde in Teilen erhalten. seinem Herrschaftsbesitz vereinte.

Die Pfarrei

Kieslingswalde und Plomnitz bildeten von alters her eine Pfarrei. Ihre Größe hat sich durch die Jahrhunderte kaum verändert, da die später entstandenen Dörfer Glasegrund, Mariendorf, Steingrund und Neuplomnitz au- tomatisch der Pfarrei zugerechnet wurden. Die erste urkundliche Nachricht von 1340 besagt, dass hier der Pfarrer Tylemann amtierte. Es Dem Verfall preisgegeben: Der Oberhof ist heute nur ist aber anzunehmen, dass die Pfarrei schon noch eine Ruine. Foto: Zero Jelen viel länger bestand. Bereits 1384 war sie im Verzeichnis der Pfarrkirchen im Glatzer De- Der Oberhof (auch Oberkieslingswalde genannt) kanat aufgeführt. Die Kirchenbücher beginnen lag am obersten Ende des Dorfes und war um mit dem Jahre 1625. Zuvor hatte die Kirche die Mitte des 14. Jahrhunderts im Besitz des von Kieslingswalde mehrere Jahrzehnte als Bernhard von Podetyn, bei dessen Nachkom- evangelisches Gotteshaus gedient. Nachdem men er bis Ende des 15. Jahrhunderts verblieb. die Kaiserlichen jedoch 1622 die Grafschaft Nach wechselnden Besitzern fi el der Oberhof Glatz zurückerobert hatten, setzten gegenrefor- als sogenanntes „erledigtes Lehen“ im Jahr matorische Maßnahmen ein, als deren Folge

Rundbrief 2/2016 31 Aus dem Glatzer Land die Bevölkerung rekatholisiert und die luthe- rischen Prediger vertrieben wurden. Von 1623 bis 1665 war Kieslingswalde, wahrscheinlich wegen des Mangels an katholischen Priestern, Filialkirche von Wölfelsdorf. Im Jahr 1665 erfolgte schließlich die Wiedererrichtung der Pfarrei Kieslingswalde.

Die Pfarrkirche

Die ersten Siedler erbauten am Schnittpunkt der beiden Dörfer Kieslingswalde und Plom- nitz ein Kirchlein aus Holz. 1450 oder 1480 wurde die heutige Kirche erbaut, die somit eine der ältesten der Umgebung ist. Das Pa- Der Hochaltar. Foto: Ludger Wiegert tronatsfest Aufnahme Mariens in den Himmel wurde am Sonntag nach dem 15. August ge- wie folgt: „Der Barockaufbau besteht aus zwei feiert. 1674 wurde der heutige wuchtige Turm berninesken und zwei korinthischen glatten erbaut. Durch zunehmende Seelenzahl ver- Säulen mit barock verkropften Gebälken und längerte man 1794 die Kirche um die Hälfte, Friesen. Auf ihren geschweiften Gesimsen wobei sie die heutige Kreuzform erhielt. Ohne knien anbetende Kerubinen.“ Am Giebelansatz Rücksicht auf den gotischen Baustil führte sieht man die Heilige Dreifaltigkeit, darunter man den Anbau in barockem Stil aus. die anmutige Himmelfahrt Mariens, von En- geln umgeben. Auf dem Tabernakel knien zwei Leuchter haltende drollige Engelchen. Dane- ben fi nden sich Barockstatuen der heiligen Barbara (mit Turm) und der heiligen Katharina (mit zerbrochenem Rad und Schwert). Auf den mit zierlichen Rokokozierraten besetzten Sei- tendurchgängen des Hochaltars stehen auf der linken Seite Statuen des hl. Georg mit einem Drachen und des hl. Johannes von Nepomuk, auf der rechten Seite des hl. Antonius und des hl. Florian. Der Altar trägt unverkennbar die Stilmerkmale der Landecker Klahrschule an sich. Ob es sich bei dem noch relativ neuen Tabernakel um denjenigen handelt, den unser letzter Heimatpfarrer Heinrich Schwarzer noch hatte anfertigen lassen, ist ungewiss.

Die Pfarrkirche „Mariä Himmelfahrt“. Die zwei bunten Glasfenster in der Apsis zei- Foto: Jacek Halicki gen St. Maria und St. Joseph, sie wurden 1939 durch Antikglas ersetzt, wodurch die Kirche Der Hochaltar ist eine Stiftung des Erbherren mehr Licht erhielt. Die beiden Seitenaltäre in Georg Siegmund von Deichsel (Besitzer des der heutigen Form unter der Verwendung der Niederhofs) aus dem Jahre 1693, er wurde von alten Altarbilder schuf der Bildhauer Reinhold Karl Sebastian Bläck aus Glatz angefertigt. Rosenberger aus Plomnitz, der auch die Ge- Professor Patzak aus Breslau, der die Kirche denktafel für die Opfer des Ersten Weltkrieges 1932 in Augenschein nahm, beschreibt ihn und die Krippe schuf.

32 Rundbrief 2/2016 Aus dem Glatzer Land

Die barocke wurden drei Kanzel aus neue Glocken dem Jahre angeschafft, ge- 1679 weist gossen von der in den durch Firma Petit und zierliche Säu- Gebr. Edelbrock len gebildeten in Gescher/ Feldern die Westfalen. vier Evange- Unter Berück- listen auf. An sichtigung der der Kanzelde- alten erhaltenen cke befi ndet Glocke wurde sich eine sil- das neue Geläut berne Taube, Die Kanzel . Foto: Ludger Wiegert Glocke von 1512. ausgeführt in darüber in Foto: Alois Rücker (†) B mit einem einem Säulenbaldachin St. Petrus mit Schlüs- Durchmesser sel. Der reich mit Ornamenten verzierte kelch- von 0,91 m und einem Gewicht von 450 kg, artige Taufstein mit der Jahreszahl 1588 ist in C mit einem Durchmesser von 0,81 m und wohl eine Stiftung der damaligen Erbherren, einem Gewicht von 339 kg sowie in D mit denn er weist mehrere Adelswappen auf. einem Durchmesser von 0,71 m und einem Ge- wicht von 234 kg. Doch auch diese drei neuen Der Orgelchor wurde 1906 erneuert und ver- Glocken überdauerten den Zweiten Weltkrieg größert. Die Orgel aus demselben Jahr, gebaut nicht. von Lux aus Thalheim, hatte schon mehrere Vorgänger. Der Terrakotta-Kreuzweg stammt Im Jahre 1732 fertigte Uhrmacher Andreas ebenfalls aus dieser Zeit. Faulhaber in Glatz eine neue Turmuhr an. Bei diesem Namen erinnert man sich an den gleichnamigen Glatzer Kaplan, der 1757 als Märtyrer des Beichtgeheimnisses starb und möglicherweise sein Sohn war.

Im Jahr 1935 erfolgte die Außenrenovierung, bei der die Kirche den grauen Zementputz erhielt. Das Innere wurde 1939 renoviert. Seit 1906 wies die Rohrdecke den Sternenhimmel mit der Krönung Mariens und an den Ecken die vier Kirchenlehrer auf. Der Wunsch, das herrliche Deckengemälde zu erhalten, schei- Die Orgelempore. Foto: Ludger Wiegert terte am Künstler H. Blaschke aus Habel- schwerdt, der etwas Neues schaffen wollte. Die älteste und größte Glocke von 18 Zentnern So sehen wir heute als Deckengemälde Maria aus dem Jahre 1512 überdauerte die beiden inmitten des Rosenkranzes, dessen Rosen von Weltkriege. Die mittlere, 1657 von Stephan Engelein gehalten werden. Ernst Stürz Mollerth, einem Loftkringer, umgegossen, wog 587 Pfund. Die kleinere, 138 Pfund schwere Quellen: Glocke wurde 1671 in Plomnitz umgegossen. „Zum bleibenden Gedenken an unsere Heimat- Dazu kam noch als vierte eine kleine Glocke Kirchgemeinde Kieslingswalde“, 1962 aus dem Jahre 1730. Diese drei Glocken wur- Artikel „Idzików“ aus Wikipedia (https://de. den Opfer des Ersten Weltkrieges. Im Jahr 1925 wikipedia.org/wiki/Idzików, Stand 15.6.2016)

Rundbrief 2/2016 33 Aus dem Glatzer Land

Fünfter Jahrestag der Seligsprechung von Gerhard Hirschfelder

Es ist nun schon fünf Jahre her, dass der in neuerung des Neuroder Landes in Zusammen- Glatz geborene Kaplan Gerhard Hirschfelder arbeit mit der Pfarrei des hl. Bartholomäus gab von der Kirche und mit besonderer Unterstüt- einen Wanderführer „Geistlich-touristischer zung von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen Wanderführer des seligen Kaplans Gerhard wurde. Sieben Jahre seiner kurzen Kaplanszeit Hirschfelder“ heraus. Er beschreibt die Orte war er Vikar in Tscherbeney, bestätigte Pfarrer im Glatzer Land, an denen Kaplan Hirsch- Romuald Brudnowski bei der Begrüßung der felder gelebt und gedient hat, ergänzt um seine Gäste zur feierlichen hl. Messe am 20. Sep- Gedanken, den Kreuzweg und das Bittgebet tember 2015 anlässlich des 5. Jahrestages der um Gnade. Seligsprechung. Pfarrer Prof. Tadeusz Fitych hat eine Publika- Den Jahresgedenkgottesdienst leitete Bischof tion in Form eines elektronischen Buches mit Ignacy Dec. Der emeritierte Seelsorger der im dem Titel „Brief Gottes“ vorbereitet. „Gość Glatzer Land geborenen Deutschen, Groß- Niedzielny“ (Der Sonntagsgast) platzierte auf dechant Franz Jung, war ebenfalls gekommen. dem Titelblatt der Nr. 38 das Bild des seligge- Der Abgeordnete zum Sejm der Republik Po- sprochenen Kaplans Gerhard Hirschfelder, der len Michał Dworczyk, die Abgeordneten zum getragen wird von Volontären des Weltjugend- Niederschlesischen Sejmik, Julian Golak und tages, mit der Unterschrift: „Unser Deutscher Czesław Kręcichwost, sowie der Bürgermei- sel. Kpl. Gerhard Hirschfelder (1907–1942), ster von Bad Kudowa, Piotr Macierz, waren seliggesprochen am 19. September 2010.“ Aus auch zugegen. diesem Anlass gab es auch mehrere Artikel in der Beilage zum Schweidnitzer „Gość Nie- Bischof Dec appellierte in seiner Homilie an zielny“. alle, für eine baldige Heiligsprechung des Teresa Bazała in: Ziemieka Kłodzka ersten Seliggesprochenen aus der Diözese Nr. 256/257, Nov./Dez. 2015, S. 21 Schweidnitz zu beten. Er sagte: „Denken wir (übersetzt von Horst Wolf) daran, dass der Weg zur Größe ein solcher ist, wie er ihn ging, es ist der Weg zum Dienst an allen.“ Nach dem Gottesdienst zogen die Teilnehmer in einer Prozession zum Grab Gerhard Hirschfelders, an dem Bischof Ignacy Dec und Großdechant Franz Jung ein Gebet zum Gedenken sprachen. Blumen wurden niedergelegt und Grab- lichter angezündet.

Zum Anlass des 5. Jahrestages der Seligsprechung erschie- nen einige Publikationen, die Gemeinsames Singen während des Treffens der Polen, Tschechen und sich mit Gerhard Hirschfelder Deutschen im Pfarrhaus in Tscherbeney: Bischof Dec, Großdechant befassen. Die Stiftung zur Er- Jung, Elisabeth Kynast (v. l. n. r.). Foto: Ziemieka Kłodzka

34 Rundbrief 2/2016 Aus der Glatzer Stube in Telgte Andenken an Wallfahrtsstätten Repros: Peter Güttler Peter Repros:

Zur 70. Grafschafter Wallfahrt sei an die Sitzplätzen wurde errichtet, um die Anlage kleineren Wallfahrtsstätten im Glatzer Land herum führt ein Kreuzweg. erinnert, die wir gern besucht haben und von denen wir Andenkenbildchen mitbrachten. Jenseits der Staatsgrenze liegt bei Krauten- walde die kleine Wallfahrtsstätte St. Maria Nördlich von Glatz bei Königshain steht auf Saletti. Auch sie ist nach einem Gelöbnis dem Spittelberg die Kapelle mit dem Gna- entstanden: Eine gemütskranke Frau erfuhr denbild „Maria Trost“. Das hölzerne Bild von den Erscheinungen in La Salette in Frank- Mariens, infolge eines Gelübdes entstanden, reich und ließ für eine Kopie des dortigen hing lange am Stamm einer Kiefer, bis zu sei- Gnadenbildes 1851 eine einfache Feldkapelle nem Schutz 1715 eine kleine Kapelle errichtet errichten. 1857 wurde eine größere, schön wurde, die man später vergrößert hat. Bei der aus-gestattete Kapelle errichtet, dann wurde Belagerung von Glatz 1807 abgerissen, wurde für den Kapellenwärter eine Wohnung gebaut, die Kapelle bald wiederhergestellt. Später ein Garten mit einer Lourdesgrotte entstand wurde der Ort durch Kreuzwegstationen, eine sowie im angrenzenden Wald ein Kreuzweg Mariensäule und einen Freialtar erweitert. mit steinernen Stationsbildern.

Bei Reyersdorf unweit Landeck steht auf dem Nahe der Grenze zur Grafschaft liegen die Stachelberg das Wallfahrtkirchlein „Maria- Marien-Wallfahrtsorte Wartha, Grulich und hilf“. Es wurde 1850 infolge eines Gelöbnisses Bärnwald. In der Grafschaft gibt es neben Al- vom Ortsschulzen Anton Wachsmann erbaut bendorf und Maria Schnee noch Altwilmsdorf und acht Jahre später erweitert. Der Altar und und im böhmischen Winkel bei Schnellau das die Figuren im Inneren stammen von Franz in einem Wald gelegene Marienbrünnel. Thamm aus Landeck. Von Reyersdorf führt ein Peter Güttler steiler Weg, im letzten Teil mit Stufen, zum Literaturhinweise: Kirchlein hinauf, das heute wieder von einem Peter Güttler, 1995, und Johann Fuhrmann, Einsiedler betreut wird. Ein Außen-altar mit 1908, u. a.; Details siehe S. 46

Rundbrief 2/2016 35 Aus der Weltkirche

Karoline Mayer, die „Mutter Teresa Lateinamerikas“

Karoline Mayer wurde 1943 in Eichstätt gebo- ren und wusste schon sehr früh, dass sie immer für die Ärmsten der Armen da sein wollte. Seit Ende der 1960er-Jahre lebt und arbeitet sie in Chile. Dort hat sie die Stiftung Cristo Vive (Christus lebt) ins Leben gerufen und die klei- ne Ordensgemeinschaft Comunidad de Jésus (Gemeinschaft Jesu) gegründet.

Wie komme ich dazu, über diese Persönlichkeit zu berichten? Meine Kindergartenfreundin war wie Karoline zunächst Steyler Missions- schwester und nach Chile gesandt worden. Dort lebt sie als Schwester Teresa schon fast 30 Jahre und ist vor einigen Jahren in die Co- V. l. n. r.: Bärbel, Christina Hübner, Schwester Teresa munidad de Jésus eingetreten. Seit fünf Jahren und Karoline Mayer am Flughafen in Santiago de wohnt sie mit Karoline und deren langjähriger Chile. Foto: Christina Hübner Weggefährtin Maruja zusammen in Santiago. Kraft appellierte, sich selbst zu helfen. Das Nachdem ich Schwester Teresa Mitte der 90er- alles auch trotz Verhaftung und der Lebens- Jahre zum ersten Mal in Chile besucht hatte, gefahr, der sie sich aussetzte, um Verfolgten wurde es Zeit, sie dort wiederzusehen. Ich kam Schutz zu gewähren oder ihnen zur Flucht zu mit meiner Freundin Bärbel am 1. Dezember verhelfen. 2015 an und wir blieben bis kurz nach Weih- nachten. Teresa hatte mir vorab einige Bücher Und nun saßen wir am Mittwoch, dem 2. De- von Karoline Mayer empfohlen, darunter auch zember, in ihrem Wohnzimmer und warteten ihre Biografi e „Das Geheimnis ist immer die auf sie. Am Nachmittag war die inzwischen Liebe“. Daher wusste ich einiges über ihr Le- 72-Jährige von einer mehrtägigen Reise nach ben, die Widerstände, die sie erleben musste, Bolivien zurückgekehrt und gleich in ihr Büro und auch die Erfolge, die sie mit Gottes Hilfe gefahren, um weiterzuarbeiten. In Bolivien und der vieler Mitstreiter erzielen konnte. gibt es wie auch in Peru inzwischen soziale Einrichtungen und Bildungsstätten von Cristo Zu Beginn der Pinochet-Diktatur 1973 war sie Vive. Jetzt war es nach 21 Uhr. Wir hatten nach Deutschland zurückgerufen worden. Da erwartet, dass sie nur noch ihre Ruhe haben sie die Menschen in Chile aber nicht im Stich wollte, wurden aber eines Besseren belehrt. lassen wollte, trat sie aus dem Orden aus und Die kleine, zierliche Frau mit dem herzlichen kehrte auf eigene Faust dorthin zurück. Sie or- Lachen wollte schon gern wissen, wer da gera- ganisierte den Aufbau von Kinderkrippen und de zu Besuch war, und hörte uns sehr aufmerk- -gärten sowie Volksküchen in den Armenvier- sam zu. In ihrer fröhlichen, agilen und optimis- teln, gründete ein Gesundheitszentrum, sorgte tischen Art hat sie mich auch an Franz Jung er- dafür, dass Hunderte arme Familien ein Dach innert, der so wunderbar gute Laune verbreiten über den Kopf bekamen, baute Berufsschulen und für Aufbruchstimmung sorgen kann. und Obdachlosenheime auf. Dies alles konnte durchgeführt werden mithilfe vieler engagier- Am nächsten Morgen konnten wir mit den drei ter Freunde und Mithelfer und dadurch, dass Schwestern frühstücken und das wunderbar sie den Betroffenen Mut machte und an ihre kraftspendende und inspirierende Ritual des

36 Rundbrief 2/2016 Aus der Weltkirche

Bibelteilens erleben. Wir haben es während dass alle Arbeit haben –, es sei denn, sie sind unseres Aufenthaltes noch so oft wie möglich zu krank oder das Risiko ist zu groß, dass sie genossen: In der halben Stunde nach dem wieder an die Flasche geraten. Zu Weihnachten Frühstück wird nach einem fröhlichen Ruf hatte Teresa mich gebeten, nach der Christ- „Die Freude an Gott, Halleluja, ist unsere mette mit ihr dorthin zu gehen. Während die Kraft, Halleluja“ das Tagesevangelium gelesen Stimmung im Jahr zuvor sehr traurig und von und nach einer kurzen Zeit der Besinnung Heimweh und der Sehnsucht nach den Ange- darüber diskutiert. Karoline war so freundlich, hörigen geprägt gewesen war, erlebte ich nun uns die spanischen Beiträge zu übersetzen und eine Überraschung: Als wir die Tür aufschlos- die Worte des Evangeliums in den historischen sen, herrschte im Innenhof Partystimmung, es Kontext einzuordnen. Danach konnte jeder wurde gegrillt und getanzt (tagsüber hatten wir seine Gedanken zu dem gehörten Text äußern noch 35 °C gehabt) und wir wurden mit einem und seine Erfahrungen oder Wünsche mit den fröhlichen „Feliz Navidad“, Umarmungen anderen teilen. Frisch gestärkt ging es dann an und Küsschen begrüßt. Teresa sprach dann in die Arbeit. Während Maruja sich hauptsächlich einer besinnlichen Stunde mit den Bewohnern um die Kindergärten kümmert, leitet Teresa darüber, was der Stern von Bethlehem in ihrem die Obdachlosenheime. Leben bedeuten könnte, und alle hörten die persönlichen Beiträge in respektvoller Stille an Noch am selben Tag musste Karoline nach und applaudierten anschließend den Sprechern. Deutschland fl iegen. Anlass war die Verlei- hung des Ehrenpreises für ihr Lebenswerk in Wie Jesus geht es den Mitgliedern der Comu- der Fernsehsendung „Ein Herz für Kinder“. nidad de Jésus darum, den Bedürftigen beizu- Ihre bewegende Dankesrede, nachdem sie das stehen, unabhängig von Religion, Herkunft, Goldene Herz von Sigmar überreicht Geschlecht und sozialer Stellung. Sie wollen bekommen hatte, kann im Internet unter www. einfach für den einzelnen Menschen dasein cristovive.de nachgelesen werden. und schauen, was er braucht, was nicht heißt, dass alles geduldet und keine klaren Worte In den folgenden Tagen hatten Bärbel und ich gesprochen werden. Letztlich geht es immer Gelegenheit, die Einrichtungen in Santiago um die Frage: Wie hätte Jesus gehandelt und kennenzulernen. Einen Tag lang hospitierten was ist im Sinne Gottes jetzt notwendig? wir in Kinderkrippe und Kindergarten, wo mehr als 250 Kinder ganztägig versorgt und An unserem letzten Tag ließ Karoline es sich auf die Schule vorbereitet werden. Viele deut- nicht nehmen, uns zum Flughafen zu begleiten. sche junge Leute leisten hier ein freiwilliges Ihr immenses Wissen, schier unerschöpfl iche soziales Jahr, aber in Verwaltung und Berufs- Energie und ihre große Herzlichkeit sowie das schule trafen wir auch Lehrer im Ruhestand Engagement ihrer Vertrauten haben mich sehr oder andere Engagierte, die einige Wochen beeindruckt und so kehrte ich voller Dankbar- oder Monate im Jahr die Arbeit von Cristo keit und erfüllt von dem Erlebten heim. Vive unterstützen. Christina Hübner

Im Gesundheitszentrum, das ambulante Ver- Literaturhinweise: sorgung anbietet, gibt es ca. 40 Behandlungs- Karoline Mayer: Das Geheimnis ist immer die räume für die diversen Fachgebiete. Nebenan Liebe. Verlag Herder, 1. Aufl ., 2006. befi ndet sich die Krankenpfl egeschule. Karoline Mayer und Angela Krumpen: Liebe- volle Gebote für ein erfülltes Leben. GRÄFE Das Obdachlosenheim, in dem Teresa haupt- UND UNZER, 2013. sächlich arbeitet, hatten wir schon zweimal Karoline Mayer und Angela Krumpen: Jeder tagsüber besucht. Dann sind die Bewohner al- trägt einen Traum im Herzen: Von der Kraft, lerdings bei der Arbeit – es wird dafür gesorgt, die alles ändern kann. Verlag Herder, 2015.

Rundbrief 2/2016 37 Aus der Arbeit der Grafschafter Gruppen

Junge Grafschaft über Pfi ngsten in Trier

Trier, Deutschlands älteste Stadt, hatten wir uns wir am Abend im Theater. Wir ließen den Tag in diesem Jahr für unsere diesjährige Pfi ngst- danach in der Altstadt gemütlich ausklingen. begegnung ausgesucht. Nachdem alle den Weg zur Sportakademie, unserem Tagungshaus, Das Pontifi kalamt im Trierer Dom am Pfi ngst- gefunden hatten, gab es im Restaurant nebenan sonntag war sehr feierlich, und der Bischof leckere Flammkuchen. Bei Gesellschaftsspie- bedachte uns mit einigen freundlichen Worten. len und Knabbereien wurden bis spät in die Weil es an diesem Tag sehr kalt war, kehrten Nacht die neuesten Nachrichten ausgetauscht. wir nach dem Gottesdienst schnell wieder in unser Tagungshaus zurück. Dort traten wir in Nach dem Frühstück am Samstag erfuhren drei Gruppen zu einem Quiz über die Trierer wir durch Simone Schneider viele interessante Stadtgeschichte gegeneinander an. Es folgte Fakten zur Stadtentwicklung in Deutschland. ein Puzzlespiel zu Trierer Persönlichkeiten. Jeder JGler war eingeladen herauszufi nden, Dann erarbeiteten wir alles Wichtige rund um ob er im ländlichen Raum, in einer Kleinstadt die UNESCO-Weltkulturerbestätten und stell- oder in der Großstadt aufgewachsen ist – im ten die Ergebnisse abschließend im Plenum vor. Vergleich zum heutigen Wohnort. Mit dem neu erworbenen Wissen ging es am Nachmittag in Am Abend kosteten wir verschiedene Mosel- die Trierer Altstadt zu einer geschichtlichen weine bei einer leckeren Weinprobe. Ein Film und architektonischen Stadtführung. Dabei über das Weinbaugebiet Mosel brachte darüber beeindruckten uns die historischen Bauten hinaus interessante Informationen rund um den wie Porta Nigra, Konstantin-Basilika, Kur- Weinanbau. Gemeinsam saßen wir noch bis fürstliches Palais und Dom am meisten. Am früh am nächsten Morgen in geselliger Runde Dom konnte man sehr gut die verschiedenen beisammen. baulichen Epochen ablesen. Nach der Refl exion am Pfi ngstmontag machten Eine eher unbekannte Oper von Leoš Janáček, wir uns mit schönen Erlebnissen im Gepäck „Die Ausfl üge des Herrn Broucek“, sahen wieder auf den Heimweg. Sabrina Faber

Die Gruppe der JGler vor der Porta Nigra in Trier. Foto: Martin Hövel

38 Rundbrief 2/2016 Aus der Arbeit der Grafschafter Gruppen

Grafschafter Gemeinschaft in Freckenhorst

Vom 17. bis 19. Juni kam die Grafschafter Gewürze und Zutaten vor. Danach begannen Gemeinschaft zu ihrer jährlichen Frühjahrs- wir in der Küche in vier Gruppen mit dem tagung in Freckenhorst zusammen. Die meisten Schälen, Schnibbeln, Rühren, Kneten, Frittie- Teilnehmer trafen bereits am Freitagabend ein, ren, Dünsten, Braten… Dank der gekonnten beschäftigten sich in einer ersten Runde mit Vorbereitung war das Kochen ein voller Erfolg. der Thematik der Tagung und ließen anschlie- Alle freuten sich auf das mehrgängige Menü. ßend den Abend in gemütlicher Runde in der Obwohl unsere Gruppe deutlich größer war, Schorlemer Stube ausklingen. als das bei Kochkursen üblicherweise der Fall ist, galt eindeutig nicht das Sprichwort, dass Am Samstagvormittag befassten wir uns weiter viele Köche den Brei verderben. Es schmeckte mit dem Tagungsthema: „Restlaufzeit – Wie alles sehr gut und die neuen Gerichte werden ein gutes, lustiges und bezahlbares Leben im sicherlich auch zu Hause wieder zubereitet. Alter gelingen kann“ (siehe dazu den geson- Während des Essens führten uns die Bilder, derten Bericht von Rudolf Herden). Nach- die Norbert ausgesucht hatte, in Tempel, über mittags stand wieder eine Exkursion auf dem Märkte, über Berge und ans Meer. Sie spiegel- Programm. In diesem Jahr war unser Ziel die ten Eindrücke von Begegnungen, Natur und Klosterkirche in Marienfeld (siehe den Bericht Kultur. Das anschließende Aufräumen ging mit von Martin Schneider). vielen Händen zügig vonstatten.

Den Samstagabend verbrachten wir in der Den Sonntag begannen wir mit Gesang, da- Familienbildungsstätte. Martina und Norbert nach wurden die kommenden Veranstaltungen Gellrich hatten von ihren Reisen nach Indien geplant: in den Herbstferien Wandern in der nicht nur viele Eindrücke und farbenfrohe und Grafschaft mit Michael Güttler; das Jahresab- interessante Bilder mitgebracht, sondern auch schlusstreffen in Hardehausen unter der Feder- wohlschmeckende Rezepte aus der indischen führung von Monika Schneider und Norbert Küche. Elke Plaschke, erfahrene Hauswirt- Gellrich und das nächste Treffen in Frecken- schafterin und Kursleiterin, setzte Martinas horst vom 9. bis 11. Juni 2017. Schließlich Vorschläge routiniert für einen Kochkurs um. feierten wir noch gemeinsam mit Bernd Hante, Zunächst stellte Elke die uns unbekannten Rektor der LVHS-Hauskapelle, den Sonntags- gottesdienst. Am Ende dieses Wochenendes wa- ren sich alle Teilnehmer einig, dass die gemein- samen Tage in Frecken- horst ein gelungenes Stück Restlaufzeit waren. Ein ganz herzlicher Dank geht an dieser Stelle noch einmal an alle, die dieses Treffen vorbereitet hatten, insbesondere an Rudolf Herden, der die Tagungs- leitung übernommen hatte. Hildegard Gellrich Indisch Kochen nach Rezepten von Martina Gellrich. Foto: Martin Schneider

Rundbrief 2/2016 39 Aus der Arbeit der Grafschafter Gruppen

Restlaufzeit Es gab viel Gesprächsbedarf und es entstand der Wunsch, das Thema irgendwann fortzusetzen. Das Thema der Tagung war dem gleichnamigen Die Referentin empfahl in dem Zusammen- Buch von Hajo Schumacher entnommen. Der hang auch das Buch „Wer nach vorne schaut, Autor, geboren 1964, ist Journalist, Politologe bleibt länger jung“ von Henning Scherf. und Psychologe. Er war von 1990 bis 2000 Rudolf Herden Spiegelredakteur, ist heute TV-Moderator, Buch- autor (Pseudonym Achim Achilles), Laufberater und möchte mit 70 Jahren beim Ironman auf Hawai starten. Die Vorbereitung und Modera- tion des Themas übernahm Hildegard Fress- mann-Sudhoff von der Landvolkshochschule Freckenhorst.

Die Einführung in das Thema wurde am Freitag mit einer Vorstellungsrunde verbunden, da einige neue Teilnehmer dabei waren. Wir stell- ten uns gemeinsam die Fragen: „Wie geht es mir jetzt?“ und „Welche Erfahrungen habe ich Im Klosterladen in Marienfeld. In der Auslage auch mit dem Alter in meinem sozialen Umfeld ge- das Buch „Restlaufzeit“. Foto: Martin Schneider macht?“ Dazu ergab sich ein reger Austausch. Besichtigung der ehemaligen Am Samstag wurde ein Thesenpapier aus dem Klosterkirche in Marienfeld Buch „Restlaufzeit“ besprochen: Sechs Wege, das Alter zu entgiften 1. Bewusstsein: Befreit Eure Gedanken. Am Samstag, 18. Juni 2016, erreichten wir in 2. Lernen: Mehr Kunststücke. Fahrgemeinschaften nach einer beschaulichen 3. Der Körper: Bewegt Euch. Fahrt durch die münsterländische Parkland- 4. Soziale Kontakte: Bildet Banden. schaft die circa 30 Kilometer entfernte Kloster- 5. Finanzen: Lebt Bescheidenheit. kirche Marienfeld. 6. Spiritualität: Aufräumen, ordnen, Seele reinigen.

Anschließend arbeitet man in nach Geschlech- tern getrennten Gruppen an den im Buch ge- nannten 24 möglichen Vorhaben für das Alter. Für die Frauen war besonders wichtig: – Ich bin dran, ich darf. – Bleiben Sie bei sich. – Niemanden verurteilen, bevor ich nicht 100 Tage in seinen „Schuhen“ gelaufen bin. – Wünsche äußern. Vor der Klosterkirche Marienfeld. Das Abtswohnhaus – Frieden schaffen. rechts wird heute für Events genutzt. Das Ergebnis der Männer lautete: Foto: Martin Schneider – Mut zur Pause. – Bewegung. Wir wurden sehr kompetent von Herrn de Byl – Wählen und teilen. durch die ehemalige Klosterkirche geführte, – Bedürfnisse formulieren. der uns viel über die Kirche und das Kloster – Prioritäten setzen. erzählen konnte.

40 Rundbrief 2/2016 Aus der Arbeit der Grafschafter Gruppen

Das Kloster Marienfeld wurde um 1200 von in eine andere Welt eintauchen. Der barocke der Zisterzienserabtei Hardehausen gegründet. Hochaltar, die Orgel, die Predigtkanzel sowie Der Name „Marienfeld“ leitet sich ab vom la- das Chorgestühl vermitteln eine meditative, teinischen „beate Marie campum“ (= Marien- spirituelle Stimmung. Farblich ist ein großer feld). Erhalten sind von der ehemaligen Klos- Teil der Einrichtung in „Dunkelblau, Hellblau, teranlage die Kirche mit dem angebauten Grau“ gehalten, das dann mit Gold abgesetzt Abteigebäude und einige Nebengebäude, die ist. Die Farbgebung erinnert sehr an das Innere heute einer Fremdnutzung unterliegen. In von Kirchen an der Nord- und Ostsee. Insge- einem kleinen Teil ist wieder klösterliches samt ist die Kirche mit dem Konventsgebäude Leben eingekehrt. Dort lebt ein Benediktiner- sehr gut erhalten. Die ehemalige Zisterzi- pater nach den Ordensregeln. Er gehört dem enserabteikirche Marienfeld gehört zu den Kloster Königsmünster in Meschede an. bedeutendsten mittelalterlichen Kirchenbauten Westfalens. Das Kloster erlebte seine Blütezeit im 12. und 13. Jahrhundert. Nach nicht genauen Über- Die Kirche wird weiter als katholisches lieferungen lebten in dieser Zeit rund 50 bis Gotteshaus genutzt. Der nördliche Kreuzgang 60 Patres in Marienfeld, ebenso viele Brüder, dient als Kapelle. Das Hauptschiff wird gerne die handwerklich und landwirtschaftlich tätig zu Konzerten genutzt, da es eine sehr gute waren. Aufgelöst wurde das Kloster 1803 vom Akustik besitzt. Vergleichbares ist von der preußischen Staat. Zu dieser Zeit zählte der Orgel zu sagen, die in der Vergangenheit des Konvent noch 28 Mitglieder. Die Kirche und Öfteren umgebaut wurde; einige Teile davon das Konventsgebäude befi nden sich heute im sind mehrere Hundert Jahre alt. Zu Gehör Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen. Das bekamen wir die Orgel allerdings nur von Besondere am Kloster Marienfeld ist, dass die einer CD-Einspielung, die den wunderbaren Kirche erhalten blieb, im Gegensatz zu ande- Klang wohl verdeutlichte. Beeindruckt vom ren Klöstern, wie zum Beispiel Hardehausen. Raumerlebnis der Kirche, der Einrichtung mit Altar, Kanzel, Orgel und dem Klang endete die Die Klosterkirche ist im spätromanischen eindrucksvolle Kirchenführung. Stil errichtet. Sie wurde später im gotischen Stil umgebaut und erweitert. Das Innere der Wir verließen die Kirche mit der Aussage: Kirche, bestehend aus Hauptschiff, Neben- „Wenn alle Christen in die Kirche gehen, wür- schiff und dem Kreuzgang, die zum Teil von den sie nicht alle reingehen. Da sie nicht alle Kreuzgratgewölben überdeckt sind, ließ uns reingehen, gehen sie alle rein.“

Nachdem sich unser Kirchenführer Herr de Byl von uns verabschiedet hatte, wendeten wir uns wieder etwas Weltlichem zu: Auf einer nahen Grünfl äche gab es Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Rudolf hatte Bänke und Tische mitgebracht. Allerdings war die Menge leider etwas knapp bemessen, da die Grafschafter nun mal sehr gerne Kuchen essen. Der Wettergott meinte es recht gut mit uns. Obwohl es laut Wetterbericht hätte regnen sollen, verwöhnte uns die Sonne. Nach dem Kaffeetrinken ging es zurück nach Warendorf, Der erhaltene Teil des ehemaligen Kreuzganges wird in die Küche der Familienbildungsstätte, zum heute als Gottesdienstraum und Taufkapelle genutzt. „Indischen Kochen“. Foto: Martin Schneider Martin Schneider

Rundbrief 2/2016 41 Würdigung

BdV-Ehrenplakette für Großdechant Franz Jung

Beim Jahresempfang des Bundes der Vertrie- Im Rahmen der Jahrestagung der Arbeits- benen (BdV) am 12. April 2016 in der Katho- gemeinschaft Grafschaft Glatz – Kultur und lischen Akademie in Berlin wurde diesmal Geschichte – am 23. April in Münster gratu- Großdechant Prälat Franz Jung mit der Ehren- lierte Reinhard Schindler dem Großdechanten plakette des BdV ausgezeichnet. BdV-Präsi- stellvertretend für das Heimatwerk Grafschaft dent Dr. Bernd Fabritius sagte, dass das Leben Glatz e. V. zu der hohen Auszeichnung mit den und Wirken des 79-Jährigen seit fast sechs Worten: Jahrzehnten darauf ausgerichtet sei, „den Ver- triebenen geistliche und menschliche Stütze zu „Es ist nicht vermessen zu sagen: Das ist eine sein“. Fabritius freute sich über das einstim- Würdigung für Dein Lebenswerk im Dienste mige Votum des Präsidiums zu dieser höchsten für die Vertriebenenarbeit. In der langen Reihe Auszeichnung seines Verbandes. Auch die der seit 1963 Geehrten – ich nenne nur Konrad Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel würdigte Adenauer, Otto von Habsburg, Prof. Joachim den Großdechanten für dessen deutsch-polni- Menzel oder P. Werenfried van Straaten – bist sche Verständigungsarbeit im Bewusstsein der du für alle Vertriebenen ein Vorbild, gerade in eigenen Geschichte. Großdechant Jung dankte der Erinnerung an 70 Jahre Vertreibung. Die Fabritius und dem BdV für die hohe Ehrung, Laudatio des Präsidenten des BdV Fabritius die er ausdrücklich als Auszeichnung aller Ver- zur Verleihung der Ehrenplakette an Dich ist triebenen verstehe. Nach wie vor setze er sich bemerkenswert und die persönlichen Worte, für „ein gemeinsames Europa in geschicht- die Bundeskanzlerin Angela Merkel an Dich licher Wahrheit“ ein. richtete, darf ich hier nochmal zitieren:

Franz Jung war von 1983 bis zu seiner Ent- ,Auch von mir einen ganz herzlichen Glück- pfl ichtung aus Altersgründen am 4. Oktober wunsch zur Verleihung der Ehrenplakette. 2011 Visitator für die Gläubigen und Priester Wir haben es eben gehört: Über Jahrzehnte aus der Grafschaft Glatz. Der Großdechant hinweg haben Sie sich der Anliegen der deut- engagiert sich trotz seiner Emeritierung weiter- schen Vertriebenen angenommen – insbeson- hin für seine Landsleute und ist noch vielerorts dere auch in Ihrem Amt als Großdechant. Es bei Heimattreffen und Wallfahrten – auch in ist wohl nicht übertrieben, wenn ich hier sage, die Grafschaft Glatz – unterwegs. dass Sie die deutsch-polnische Verbundenheit geradezu leben. Sie haben ein ums andere Mal gezeigt, worauf es in guter Nachbarschaft auch und besonders ankommt: auf Versöhnung und auf Verständigung – nicht irgendwie, sondern, wie Sie es eben auch gesagt haben, im Be- wusstsein der eigenen Geschichte, die unsere Identität mehr prägt, als uns im täglichen Leben oft bewusst ist. Wenn ich mir manche Entwicklungen auf der Welt gerade in diesen Monaten anschaue, dann stelle ich fest: Es ist gut, wenn man ein bestimmtes geschichtliches Grundwissen hat.‘

Lieber Franz, Du hast es verdient, und, wie Du gesagt hast, es ist eine Ehrung für alle Vertrie- Franz Jung und Dr. Bernd Fabritius. Foto:BdV benen!“ Reinhard Schindler

42 Rundbrief 2/2016 Jubiläen und Geburtstage

21.10.1936 Bischof em. Jubiläen Joachim Reinelt aus Neurode, jetzt: Hans-Böhm-Str. 1, 61309 Dresden Priesterjubiläen

40 Jahre 2.10.1976 Jesuitenpater Bernd Franke aus 3.12.1936 Großdechant Ursensollen bei Amberg (Vater aus Seiten- Prälat Franz Jung aus berg), jetzt: Maxburgstr. 1, 80333 München Neundorf/Gläsendorf, jetzt: Mecklenbecker Str. 383, 50 Jahre 48163 Münster 30.11.1966 Pallottinerbruder Egbert Kinner aus Walditz, Krs. Neurode, jetzt: Wiesbadener Str. 1, 65531 Limburg 85 Jahre 20.8.1931 Pfr. i. R. Ernst- 60 Jahre Günther Winkler aus 8.9.1956 Bruder Paul Gottwald (Steyler Interburg/Thanndorf, jetzt: Missionare) aus Vierhöfe/Wölfelsgrund, jetzt: Mergenthaler Weg 13a, Postfach 1380, 66593 St. Wendel 33613 Bielefeld

8.12.1956 Pfr. i. R. Eugen Hillmann aus Schnellau, 24.10.1931 Pfr. i. R. jetzt: Finkenstr. 7, 57368 Reinhard Gröger aus Lennestadt – Saalhausen Kamnitz bei Wilhelmsthal, jetzt: Altenberger Str. 8, 01773 Altenberg

Priestergeburtstage Schwesternjubiläen 75 Jahre 9.8.1941 Pfarrer Alfons Berger aus Altwei- 50 Jahre stritz, jetzt: Hindenburgstr. 17, 31515 Wunstorf 28.8.1966 Schwester Dr. Erika Stanulla aus Neurode, 04.11.1941 Pater Michael jetzt: Orden Santa Ursula Knappe (Missionar der Hl. Del Peru, Salamancar 128 Familie) aus Habelschwerdt, San Isidor, Apartado 27E – jetzt: Pfarrstr. 7, 55487 007, Lima 27, Peru Sohren 60 Jahre 15.8.1956 Schwester 80 Jahre Renate (Helene) Hanisch 20.10.1936 Pater Josef aus Nerbotin, jetzt: Strand- Katzer (Oblate) aus Mit- vejen 91, 2100 Kopenhagen, telwalde, jetzt: Bonifatius- Dänemark kloster, 36088 Hünefeld

Rundbrief 2/2016 43 Geburtstage und Heimgänge

65 Jahre zentrationslager 15.8.1951 Schwester Dachau gebracht. Camilla (Eva) Faulhaber Seine Zwillings- aus Habelschwerdt, jetzt: St. schwester Anna Johannisstift, Landfurt 31a, sicherte ihm und 34414 Warburg vielen anderen Priestern das Über- leben im KZ, 24.9.1951 Schwester Engelmara (Charlotte) indem sie mit ihrem Vater nach Berlin zum Richter aus Altlomnitz; jetzt: Ludwigstift, SS-Reichssicherheitshauptamt fuhr und be- Coesfelder Str. 120, 49249 Dülmen wirkte, dass Pakete mit Lebensmitteln ins KZ geschickt werden konnten und die Priester, die im Invalidenblock untergebracht waren und Schwesterngeburtstage von dort zur Vergasung in das österreichische Vernichtungslager Hartheim deportiert werden 75 Jahre sollten, zurück in den Priesterblock verlegt 17.10.1941 Schwester Raintraud (Dorothea) wurden. 1945 gelang Prälat Scheipers auf dem Kaczynski aus Bad Altheide, jetzt: Bremer letzten Todesmarsch in Richtung Starnberg die Str. 31, 49179 Ostercappeln Flucht. 1948 kehrte er in sein Heimatbistum Dresden- 85 Jahre Meißen zurück. Hier legte er sich erneut mit 17.11.1931 Schwester dem herrschenden Regime an. In seinem Buch Alfonsa (Regina) Berger „Gratwanderungen: Priester unter zwei Dik- aus Altweistritz, jetzt: Santa taturen“ beschrieb er sein Leben in der Nazi- Maria, Dreilindenstr. 24/26, und der DDR-Zeit. 14109 Berlin Erst seit der Wende war es Scheipers möglich, über seine Erlebnisse in Dachau zu berichten. Er bereiste sogar Amerika, um auch dort jun- Allen Jubilarinnen und Jubilaren sowie allen gen Menschen an den Schulen das Leben und Geburtstagskindern herzliche Glück- und Leiden in den deutschen KZs näherzubringen. Segenswünsche. In der Vorbereitung auf die Seligsprechung Die Landsleute Gerhard Hirschfelders hat Prälat Scheipers im Franz-Hitze-Haus in Münster einen höchst interessanten Vortrag über sein Leben gehalten. Er war mit Gerhard Hirschfelder bis zu dessen Heimgänge  Tod gemeinsam im Priesterblock des KZs Dachau untergebracht. Prälat Hermann Scheipers im Alter Möge Prälat Scheipers in Frieden ruhen. von 102 Jahren verstorben Am 2. Juni 2016 verstarb der älteste Zeuge Pater Peter Hartmann und Mitbruder des seligen Gerhard Hirschfeld, letzter überlebender Priester des Konzentrati- Im Alter von 90 Jahren onslagers Dachau, Prälat Hermann Scheipers, verstarb in Rheinbach der geboren 1912 in Ochtrup und 1937 in Bautzen Pallottinerpater Peter Hart- im Bistum Dresden-Meißen zum Priester mann. Der am 4. September geweiht. 1925 in Breslau Geborene Weil er sich für polnische Zwangsarbeiter enga- wuchs in Landeck auf und gierte, wurde er 1941 verhaftet und ins Kon- wurde nach der Vertreibung am 25. Juli 1954

44 Rundbrief 2/2016 Heimgänge | Berufungen in Vallendar zum Priester geweiht. Seit 1969 in der Küche war sie in ihrem Element, wenn war P. Hartmann Lehrer am Vinzenz-Pallotti- sie „pauersch“ reden oder schreiben konnte. So Kolleg in den Fächern Latein und Griechisch. hat sie dem Großdechanten die Weihnachtsge- Als Lehrer war er beliebt, humorvoll, geistreich schichte auf „pauersch“ geschrieben. unverwechselbar und originell. Am 1. Mai 2016 Die letzten Jahre ihres Lebens waren gezeich- gab er sein Leben in die Hände Gottes zurück. net von Krankheit und dem eisernen Willen, Gott schenke ihm die ewige Ruhe! immer wieder auf die Beine zu kommen. Am 19. Mai 2016 holte sie der Herr in die ewige Heimat. Schwester Gislinde (Rosa) Franke Gott möge sie aufnehmen in sein Reich!

Mit Schwester Gislinde aus Bad Landeck verstarb die Marius Linnenborn wird Leiter des älteste Grafschafter Ordens- Deutschen Liturgischen Instituts schwester. Sie wurde am 25. Oktober 1921 geboren Dr. Marius Linnenborn über- und legte am 8. September nimmt zum 1. November 1955 in der Kongregation der Schwestern der 2016 die Leitung des Deut- hl. Katharina von Siena vom Dritten Orden schen Liturgischen Instituts des hl. Dominikus (Arenberger Dominikane- in Trier. Er folgt damit Prälat rinnen) ihre Profess ab. Die meiste Zeit ihres Eberhard Amon, der diese Lebens verbrachte sie in Arenberg als Stati- Aufgabe seit 1998 innehatte. onsleiterin im Kurhaus. Die letzten Jahre ihres Linnenborn wurde 1968 in Essen geboren. Er Lebens war sie im Alten- und Pfl egeheim in studierte Theologie und Kunstgeschichte in Oberhausen im Haushalt tätig, in dem noch Bochum und Würzburg sowie von 1992 bis ihre leibliche und ebenfalls Ordensschwester 1994 Liturgiewissenschaft an der Benediktiner- Melitta lebt. Der Todestag von Sr. Gislinde ist hochschule Sant’Anselmo in Rom. Nach der der 13. Mai 2016. Priesterweihe 1996 war er als Kaplan in Ober- Gott belohne sie mit dem ewigen Leben. hausen und Essen tätig. Neben der Aufgabe in der Gemeindepastoral absolvierte er von 2005 bis 2008 ein Promotionsstudium in Rom. Seit Schwester Helwigis (Anneliese) 2010 ist er Pastor in Essen-Heisingen in der Rupprecht Gemeinde St. Georg. Er nahm in den ver- Anneliese Rupprecht wurde gangenen Jahren außerdem Lehraufträge für am 18. Januar 1930 in Hohn- Liturgiewissenschaft an der Philosophisch- dorf bei Habelschwerdt gebo- Theologischen Hochschule Münster und der ren und legte am 11. Februar Musikhochschule Köln wahr und ist Geist- 1954 als Schwester Helwigis licher Beirat des Deutschen Chorverbandes auf der Insel Nonnenwerth Pueri Cantores. bei den Franziskanerinnen von der Buße und Marius Linnenborn (Mutter aus Glatz, Vater der Christlichen Liebe (Franziskanerinnen von aus Essen) ist mit Pfarrer Martin Karras und Nonnenwerth) ihre Profess ab. Ihr Goldjubilä- Pfarrer Christoph Scholz einer der wichtigsten um feierte sie 2004 im Kreise ihrer großen Fa- Mitarbeiter unseres Großdechanten. Nach milie unter anderem mit ihrer Schwester Per- Bekanntwerden seiner Berufung sagte Linnen- petua (Anselma-Klara), die ebenfalls Ordens- born: „Ich freue mich darauf, die Liturgie im schwester ist, ihrem Cousin Pfarrer Richard deutschen Sprachraum mitgestalten zu kön- Rupprecht und Großdechant Franz Jung. Im nen.“ Bei der Wallfahrt in Telgte Ende August Krankenhaus Maria Stern in Remagen war Sr. wird ihm der Großdechant zu dieser Ernen- Helwigis die Diätköchin. Neben ihrer Tätigkeit nung gratulieren. Reinhard Schindler

Rundbrief 2/2016 45 Bücher und Medien

ansässigen Minderheitengruppen, -strukturen und -identitäten auseinander. Die einzelnen Beiträge informieren nicht nur über das Erbe der multikulturellen Adelsrepublik, aus dem Buchtipps Handlungsempfehlungen für die gegenwärtige Flüchtlingspolitik Polens abgeleitet werden, über die rechtliche Lage der Minderheiten im Jahrbuch Polen 2016 Hinblick auf die Entwicklung der polnischen Minderheiten Gesetzgebung sowie über die verschiedenen Minderheitengruppen in Polen und die Lage Noch am Vorabend des Zweiten Weltkriegs der polnischen Minderheit in den polnischen stellten nationale Minderheiten mehr als ein Nachbarstaaten, sondern beschäftigen sich Drittel der Bevölkerung Polens dar. Die im und auch mit der Geschichte freiheitlich gesinnter nach dem Krieg erfolgte ethnische Homoge- sozialer Bewegungen oder der Minderheiten- nisierung hatte politische und gesellschafts- kunst in Warschau. psychologische Gründe: Die Nationalitäten im Osten – Ukrainer, Belarussen, Litauer – fanden Jahrbuch Polen 2016 Minderheiten, hsrg. vom sich nun mehrheitlich in den neuen Grenzen Deutschen Polen-Institut Darmstadt, Bd. 26, der Sowjetunion wieder, die Juden wurden im 236 S., zahlreiche Abbildungen, Harrassowitz Holocaust dezimiert, ein Zusammenleben mit Verlag, Wiesbaden 2016, EVP 11,90 Euro (im Deutschen schien aufgrund der traumatischen Abo 9,00 Euro), ISBN 978-3-447-10557-6 Kriegserfahrungen nicht mehr möglich. Heute machen Vertreter nationaler und ethnischer Minderheiten nur etwa 1,5 Prozent der pol- Wallfahrtsorte in der nischen Bevölkerung aus. Grafschaft Glatz

Nach der Zeit der restriktiven Minderheiten- Zum Beitrag aus der Glatzer Stube in Telgte politik in der Volksrepublik bekennt sich das (S. 35 in diesem Rundbrief), in dem der Ver- demokratische Polen seit dem politischen fasser an die kleineren Wallfahrtstätten in der Umbruch von 1989 zu seinen nationalen und Grafschaft Glatz erinnert und dazu auch drei ethnischen Minderheiten. Insgesamt kann von Andenkenbildchen aus der Glatzer Sammlung einer erfreulichen Entwicklung der Gesetzge- in Telgte zeigt, sei an dieser Stelle noch auf die bung, aber auch von einer immer mehr interes- folgende Literatur verwiesen: sierten Wahrnehmung der Minderheiten durch die Politik und die Öffentlichkeit gesprochen Peter Güttler, Das Glatzer Land, Verlag Aktion werden. Gerade in Hinblick auf die Anerken- Ost-West 1995 nung der Deutschen in Oberschlesien als natio- nale Minderheit und die anfänglichen Berüh- Johann Fuhrmann, Die Wallfahrtskapelle rungsängste kann heute von einer entspannten Mariä von La Salette in Krautenwalde, Selbst- Situation gesprochen werden, auch wenn hier verlag 1908 und da Probleme auftauchen. Der polnische Staat stellt entsprechende Finanzmittel bereit, S. Ruthild Völkel, Das altehrwürdige Gnaden- um die kulturelle und nationale Identität der bild von Altwilmsdorf, Heft 4 der Marienbild- Mitglieder nationaler und ethnischer Minder- nisse der Grafschaft Glatz, Selbstverlag des heiten zu bewahren. Großdechanten 2008

Das aktuelle Jahrbuch Polen 2016 Min- Hans Melchers, Albendorf, das schlesische derheiten setzt sich mit historischen wie Jerusalem von seinen Anfängen bis zur Gegen- gegenwärtigen Entwicklungen der in Polen wart, 1985

46 Rundbrief 2/2016 Kurznachrichten Anschriften | Impressum

ANSCHRIFT DES HERAUSGEBERS

Aufgepasst! Großdechant Franz Jung, Mecklenbecker Str. 383, 48163 Münster, Tel. 0251 44888, Fax 0251 4808588, [email protected] ឣ Das Büro des Großdechanten ist diens- Büro des Großdechanten: Ermlandweg 22, 48159 Münster, tags und donnerstags in der Zeit von 8:00 bis Tel. 0251 46114, Fax 0251 4843644, [email protected] 12:30 Uhr besetzt. Tel. 0251 46114, Fax 0251 Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V., Vorstand: Elisabeth Brauner, 4843644, E-Mail: [email protected] Meisenweg 12, 48317 Drensteinfurt, Tel. 02538 8271, [email protected] ឣ Rundbriefwerbung. Wenn Sie eine/n Internet: www.glatzer-visitatur.de neue/n Leser/in gewonnen haben, senden Sie DIE GRUPPEN DES GROSSDECHANTEN uns bitte die Anschrift. Bestellungen nehmen UND IHRE SPRECHER entgegen: Büro des Großdechanten oder Rund- Junge Grafschaft: Annika Kraft, Beblostr. 6, 81677 München, briefversand (Adressen siehe Impressum). Tel. 089 37946238, [email protected] Bankverbindung: IBAN DE69 401 640 240 142 537 700, ឣ Neue Rundbrief-Abokosten ab 1. Januar BIC GENODEM1GRN (Volksbank Gronau-Ahaus eG) 2017! Da sich in den vergangenen Jahren die Grafschafter Gemeinschaft (Kontaktpersonen): Versandkosten kontinuierlich erhöht haben, Christa Faber, Friedrichstr. 26, 48565 Steinfurt, Tel. 02552 997368, müssen wir nun auch die Abokosten für den [email protected], und Bernhard Gellrich, Michelsbergstr. 16, 53913 Swisttal, Tel./Fax 02255 8081, [email protected] Rundbrief anpassen. Der Rundbrief kostet ab Bankverbindung: IBAN DE96 4006 0265 0015 1001 02, 1. Janaur 2017 jährlich 15 Euro. Bitte ändern BIC GENODEM1DKM (DKM Münster) Sie Ihren Dauerauftrag entsprechend oder Kreis Grafschafter Familien: Reinhard Schindler, Behaimring 1, überweisen Sie den neuen jährlichen Beitrag 45307 Essen, Tel. 0201 595232, [email protected] rechtzeitig an Grafschafter Chor: Georg Jaschke, Am Niesing 4, 48653 Coesfeld, IBAN DE26 4006 0265 0015 1001 01, Tel. 02541 72978, [email protected] BIC GENODEM1DKM. Bankverbindung: IBAN DE74 4006 0265 0018 3564 00, BIC GENODEM1DKM (DKM Münster) ឣ Rundbriefbezieher! Bei Wohnungswechsel IMPRESSUM teilen Sie bitte Ludwig Adelt (Adresse siehe Impressum) Ihre neue Anschrift mit. Es ist oft Herausgeber: Großdechant Franz Jung sehr mühsam, den Bezieher zu ermitteln, auch Redaktionsleitung: kostet das erneut Porto. Nicola von Amsberg (v. i. S. d. P.), Perelsplatz 18, 12159 Berlin, Tel. 030 85962170, offi [email protected] Patricia Simon, Döllersfeldchen 12, 52379 Langerwehe, ឣ Bankverbindung für Spenden an das Tel. 02423 408352, [email protected] Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V.: Redaktionsmitglieder: IBAN DE53 4006 0265 0015 1001 00, Geleitworte/Priesterschaft: Dr. Marius Linnenborn BIC GENODEM1DKM. Bitte geben Sie den Junge Grafschaft: Sabrina Faber, Industriestr. 1c 48565 Steinfurt, Verwendungszweck an. Spendenbescheini- Tel. 02552 61792, [email protected] gungen können ausgestellt werden! Grafschafter Gemeinschaft: Hildegard Gellrich, Michelsbergstr. 16, 53913 Swisttal, Tel./Fax 02255 8081, [email protected] Kreis Grafschafter Familien: Reinhard Schindler (Adresse s. o.) ឣ Die Junge Grafschaft ist im Internet unter Grafschafter Chor: Elisabeth Brauner, Meisenweg 12, 48317 Dren- www.jg.aktion-west-ost.de zu fi nden. Unsere steinfurt, Tel. 02538 8271, [email protected] E-Mail-Adresse hat sich auch geändert. Sie Rundbriefversand: lautet: [email protected]. Ludwig Adelt, Dieninckstr. 18, 48167 Münster, Tel. 02506 7875 Wir freuen uns über deine E-Post! Bankverbindung für den Rundbrief: Heimatwerk Grafschaft Glatz, IBAN DE26 400 602 650 015 100 101, BIC GENODEM1DKM Redaktionsschluss für den nächsten Rundbrief: 30.10.2016 Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Auffassung der Redaktion übereinstimmen. Layout: News & Media · Nicola von Amsberg, 12159 Berlin Recht auf sinngerechte Kürzung und Bearbeitung Druck: Druckerei Köster, 49811 Lingen. – Nachdruck, auch auszugs- eingereichter Manuskripte vorbehalten. wei se, nur mit Genehmigung des Herausgebers.

Rundbrief 2/2016 47 TER MI NE

Großdechant, Grafschafter Klerus, Heimatwerk Grafschaft Glatz e. V. und Heimatgruppen 02.08.2016 17.00 Uhr Gerhard Hirschfelder-Gedenkgottesdienst in St. Clemens, Münster (Stadtmitte bei Karstadt) 25.08.2016 Priesterkonferenz in Telgte 15.00 Uhr Vesper, danach Empfang durch die Stadt Telgte 26./27.08.2016 70. Wallfahrt der Grafschaft Glatz in Telgte 03.09.2016 12.00 Uhr Tag der Heimat des BdV (Bund der Vertriebenen) in Berlin 11.09.2016 14.30 Uhr Tag der Heimat in Neubeckum, Gaststätte „Zum Igelsbusch“, Zum Igelsbusch 23, Neubeckum 14.–21.09.2016 Fahrt in die Grafschaft Glatz zum Gedenktag der Seligsprechung von Kaplan Gerhard Hirschfelder (19.09.2010) 24.09.2016 10.00 Uhr Mitarbeiterkreis des Großdechanten 25.09.2016 11.00 Uhr Tag der Heimat im Rathaus in Münster, Prinzipalmarkt 14.10.2016 Gerhard Hirschfelder-Stiftung in Hildesheim 15.10.2016 11.00 Uhr Hl. Messe der Lichtenwalder in Steinhausen, anschl. Dorftreffen 06.11.2016 10.30 Uhr Vertriebenengottesdienst im Katharinenkloster Münster, Ermlandweg 26.11.2016 Adventsfeier der Grafschafter im Haus Schlesien, Königswinter-Heisterbacherrott

Junge Grafschaft 27.12.16–01.01.17 Woche der Begegnung in Hardehausen

Grafschafter Gemeinschaft 08.–15.10.2016 Herbstwanderwoche mit Michael Güttler in der Grafschaft Glatz 27.12.16–01.01.17 Jahresabschlusstreffen in Hardehausen Und wie immer gilt: Wir freuen uns, wenn neue Teilnehmende zu uns stoßen – oder auch Ehemalige wieder Zeit fi nden, bei den Treffen dabei zu sein!

Grafschafter Chor 22./23.10.2016 Singwochenende in Freckenhorst

Grafschafter Familienkreis 07.–09.11.2016 Jahrestreffen mit Pater Josef Katzer in Rietberg

48 Rundbrief 2/2016