83 | 04. September 2013

Zur Lage Deutschland muss auf dem Erfolgsweg bleiben Die Menschen vertrauen der Kanzlerin

spielsweise die Renten von Müttern zu erhöhen, die vor 1992 Kinder geboren haben. Denn gerade das ist die Gene- ration von Frauen, die vielfach ihren Beruf aufgeben muss- ten, wenn Nachwuchs kam. Wir werden auch die Kraft zu mehr Investitionen in den Straßenbau haben. Trotzdem wird es uns gelingen, den Haushalt weiter zu sanieren und erstmals im Sinne der Kinder im Land ab 2015 keine neuen Schulden zu machen.

„Steinbrück geht es zuerst um sich selbst“ Foto: Martin Lengemann Foto: Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Vor allem werden wir unseren erfolgreichen Weg in der Eu- ropapolitik weitergehen. Bei den Rettungsmaßnahmen für Der hat sich in dieser Woche zu seinen abschlie- notleidende Euro-Länder wird es bei dem Prinzip bleiben, ßenden Beratungen in dieser Legislaturperiode getroffen. dass es keine Leistung ohne Gegenleistung gibt. Der Ruf der Die Debatte an diesem Dienstag hat wieder einmal deutlich SPD nach immer mehr Geld für die Problemländer in der gemacht, bei wem unser Land in guten Händen ist: bei Bun- Euro-Zone führt nicht weiter. Richtig ist, dass ihre Wirt- deskanzlerin und der christlich-liberalen schaft angekurbelt werden muss. Dazu sind aber Reformen Koalition. Ich bin davon überzeugt, dass die Bürger dies nötig, wie wir sie in Deutschland bereits hinter uns haben. auch am 22. September bei ihrer Wahlentscheidung zum Am 22. September wird nicht zuletzt die Kanzlerin oder Ausdruck bringen. der Kanzler gewählt. Das Angebot könnte nicht unterschied- Die Alternativen sind in der Bundestagsdebatte erneut licher sein. Die SPD präsentiert einen Mann mit großem Ego, deutlich geworden. Die SPD, ihr Kandidat und die Grünen der sich dauernd korrigiert oder korrigiert werden muss – streben eine Vergemeinschaftung von Schulden in Europa zuletzt wieder in der Steuerpolitik oder bei den Beamtenpen- an, obwohl dies nichts an den grundlegenden Problemen än- sionen. Vor allem hat er deutlich gemacht, dass es ihm zu- dern, sondern diese sogar verschärfen würde. Die Oppositi- nächst um sich selbst und die Partei und erst dann um die on will die Wirtschaft mit der Vermögensteuer und einer Bürger geht. Bei Angela Merkel ist es genau umgekehrt. Sie Verdoppelung der Erbschaftsteuer belasten. Damit würde sie dient dem Land und den Menschen, sie regiert ausgewogen sie der Kraft berauben, in die Zukunft zu investieren. Die Op- und klug. Die Bürger können sich auf sie verlassen. position behauptet, dass die Erhöhung der Einkommensteu- er nur die Reichen treffen würde. In Wahrheit würden aber bereits Facharbeiterfamilien mehr an den Staat zahlen. Anders als die Opposition ist die Union entschlossen, mit den Steuereinnahmen in der jetzigen Höhe auszukom- men. Wir werden dennoch Spielräume haben, um bei- Inhalt Kommentar

HeadlineDeutschland 1 muss auf dem Erfolgsweg 1 bleiben 1 Parlamentarischer Anspruch Headline 2 2 Parlamentarischer Anspruch statt HeadlineSkandalisierung 3 32 statt Skandalisierung

HeadlineSchuldenabbau 4 – „ein Beitrag für 4 NSU-Untersuchungsausschuss liefert unsere Kinder und Enkel“ 3 vorbildliches Ergebnis ab Bundestag zieht Lehren aus der NSU-Affäre 4 mit Nachdruck auf die europäische und internationale Agenda gebracht. Projekt mit „Geburtsfehlern“ 5 Wir wollen, dass unsere deutschen Deutschland leistet humanitäre Hilfe 6 Standards auch im internationalen, aber vor allem im europäischen Da- „Keine Chance für Athen außerhalb tenverkehr gelten. Dass dies allein mit der Euro-Zone“ 7 Blick auf weltweit sehr unterschiedli- Christen wirksam schützen 8 che Datenschutzkulturen länger dau- ern kann und ständigen Nachdrucks bedarf, versteht sich von selbst. Man kann nur hoffen, dass diese Einsicht baldmöglichst auch bei den Fraktio- nen der Opposition ankommt und das PKGr – gerade mit Blick auf die jüngs- ten Entwicklungen in Syrien – wieder

Foto: Dominik Butzmann Foto: zur Sacharbeit zurückkehren kann. Michael Grosse-Brömer Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Parlamentskultur für die Menschen CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ein außergewöhnliches Beispiel be- Der Wahlkampf ist in vollem Gange, sonders hoher parlamentarischer und offensichtlich sind auch der Kultur hat hingegen in dieser Woche Deutsche Bundestag und seine Gremi- der Untersuchungsausschuss zur Ter- en nicht davor gefeit. Seit Wochen rorgruppe „Nationalsozialistischer nutzt die Opposition das einzige ge- Untergrund“ geliefert. Über alle Frak- heim tagende Gremium des Hauses, tionsgrenzen hinweg haben seine das Parlamentarische Gremium für Mitglieder in anderthalbjähriger De- die Kontrolle der Nachrichtendienste tailarbeit die schreckliche Terror- und (PKGr), um aus den vermeintlichen Mordserie an türkisch- und grie- Enthüllungen des ehemaligen NSA- chischstämmigen Mitbürgern und ei- Mitarbeiters ein po- ner Polizistin untersucht. Als Konse- litisches Spektakel zu machen. Das quenz haben alle Fraktionen gemein- Gremium, das eigentlich hinter ver- sam einen politischen Forderungs- schlossenen Türen höchst brisante katalog erarbeitet. Der parlamentari- Impressum Fragen diskutiert, ist zu einem Wahl- sche Untersuchungsausschuss war Herausgeber kampfschauplatz geworden. Es hat hierfür – allen Unkenrufen zum Trotz Michael Grosse-Brömer MdB dadurch Schaden erlitten. Hoffentlich – das richtige Instrument. Seine Mit- Stefan Müller MdB nicht unwiederbringlich. glieder haben bewiesen, dass es auch CDU/CSU-Bundestagsfraktion Dabei konnte der Kernvorwurf der im Zeitalter des von Massenmedien Platz der Republik 1 11011 Berlin Opposition, Geheimdienste hätten geprägten politischen Wettbewerbs ge- millionenfach die Grundrechte deut- lingen kann, an der Sache orientiert zu V.i.S.d.P.: Ulrich Scharlack scher Bürger innerhalb Deutschlands arbeiten und damit vor allem den Inte- Redaktion: Claudia Kemmer (verantw.) verletzt, bereits mehrfach widerlegt ressen der Menschen zu dienen. Mit werden. Zugleich hat die Bundesre- seiner Arbeit ist es dem Ausschuss ge- T 030. 227-5 30 15 gierung maßgebliche Reformen beim lungen, neues Vertrauen in den Rechts- F 030. 227-5 66 60 [email protected] europäischen und internationalen staat und in die deutschen Sicherheits- Datenschutz eingeleitet. Von bilatera- behörden zu schaffen. Wir wollen uns Diese Veröffentlichung der CDU/CSU-Fraktion len Abkommen über Verhandlungen daran machen, die Forderungen um- im Deutschen Bundestag dient ausschließlich zur EU-Datenschutzgrundverordnung zusetzen. Wie gut dies gemeinsam ge- der Information. Sie darf während eines Wahl- bis zu einer gemeinsamen europäi- lingen kann, hat der Untersuchungs- kampfes nicht zum Zweck der Wahlwerbung schen Initiative bei den Vereinten Na- ausschuss gezeigt. Daran sollten sich verwendet werden. tionen: Deutschland hat das Thema andere ein Beispiel nehmen.

2 | Fraktion direkt 83 | 04. September 2013 Die Fraktion im Plenum Schuldenabbau – „ein Beitrag für unsere Kinder und Enkel“ Bundestagsdebatte über die Situation in Deutschland – Merkel gibt Ausblick auf die Zeit nach der Wahl

Solide Finanzen, hohe Beschäfti- gungszahlen, Investitionen in Bil- dung – Bundeskanzlerin Angela Merkel hat im Bundestag einen Aus- blick auf ihre Pläne für die nächste Le- gislaturperiode gegeben. In der Debat- te über die Situation in Deutschland am Dienstag kündigte Merkel für den Fall eines Wahlsieges Unterstützung für Familien, Reformen in der Pflege und Maßnahmen gegen Altersarmut an. Die Pläne der Opposition zu Steu- ererhöhungen kritisierte sie mit scharfen Worten: „Der Staat nimmt so viele Steuern ein wie nie zuvor. Damit müssen wir auskommen und damit können wir auskommen.“ Die Kanzlerin zog ein positives Re-

sümee der ablaufenden Legislaturpe- alliance dpa / picture Foto: riode, die nicht wenige Herausforde- Bundeskanzlerin Merkel bei der Debatte rungen für die christlich-liberale Koa- lition mit sich brachte – von der zusetzen. Den Mindestlohn auszu- lange, sorge dafür, dass die Reform- Überwindung der internationalen Fi- handeln sei aber Sache der Tarifpart- kräfte erlahmten. So könne man aber nanzkrise über die Euro-Schuldenkri- ner, betonte Schäuble. nicht das Ziel erreichen, Europa wett- se bis zur Energiewende. „Alles in al- Arbeitnehmer sollen nach dem bewerbsfähiger zu machen. Auch lem waren es vier gute Jahre“, sagte Willen der Kanzlerin mehr netto vom Schäuble erklärte, in einer globalisier- Merkel und kündigte an, den einge- brutto haben. Eine entsprechende Ini- ten Welt komme es darauf an, dass Eu- schlagenen Weg weitergehen zu wol- tiative der Koalition zur Milderung ropa wirtschaftlich leistungsstark sei. len. In den Vordergrund stellte sie da- der kalten Progression bei der Ein- bei den Schuldenabbau. Ab 2015 wol- kommensteuer war in dieser Legisla- le man beginnen, die Schulden tur an den rot-rot-grün regierten Bun- „Familien sind der zurückzuzahlen. Dies sei „ein Beitrag desländern gescheitert. „Sie haben für unsere Kinder und Enkel“. Auch das verhindert“, sagte Merkel an die Kern unserer Finanzminister Wolfgang Schäuble Adresse der Opposition. „Das müssen sagte unter Verweis auf Wachstum, Sie den Facharbeitern, Meistern und Gesellschaft“ Lohnentwicklung und Haushaltskon- Ingenieuren in Deutschland erst ein- solidierung, es gehe „aufwärts“. mal erklären.“ Sie warnte auch vor Steuererhöhungen, wie sie SPD und „Familien sind der Kern unserer Ge- Steuererhöhungen gefährden Grüne planen. Steuererhöhungen trä- sellschaft“, betonte die Kanzlerin. Fa- Arbeitsplätze fen das Rückgrat der Wirtschaft und milien sollten selbst entscheiden, wie gefährdeten Arbeitsplätze. sie leben wollen. Deshalb trete die Einen hohen Stellenwert hat für die Merkel griff auch die Europapolitik Union für das Prinzip der Wahlfrei- Kanzlerin die Beschäftigung. In der zu der Opposition scharf an, die sich für heit ein – nicht zuletzt, wenn es um Ende gehenden Legislaturperiode war eine Vergemeinschaftung der Schul- die Kinderbetreuung gehe. Mütter, de- es gelungen, die Arbeitslosigkeit erst- den notleidender Euro-Staaten ein- ren Kinder vor 1992 geboren wurden, mals seit der Wiedervereinigung auf setzt. Deutschland wolle die Rettung sollen nach dem Willen von CDU/CSU unter drei Millionen zu senken. „Das des Euro, betonte die Kanzlerin. Aber höhere Renten bekommen. Weil es in macht Mut“, sagte Merkel, dabei kön- es müsse das Prinzip gelten, Hilfen der Rentenversicherung ein Polster ne man aber nicht stehen bleiben. Sie nur gegen Eigenleistung – „sonst läuft gebe, „können wir uns höhere Renten kündigte an, sich für weitere bran- die Solidarität ins Leere“. Der CDU/ für Mütter leisten“. Die Kanzlerin chenspezifische Mindestlöhne, für CSU-Fraktionsvorsitzende Volker kündigte auch an, die Kosten der Ausbildungschancen und für die Be- Kauder sagte an die Adresse der Oppo- Energie zu drosseln, damit Strom für schäftigung älterer Arbeitnehmer ein- sition, wer eine Schuldenunion ver- die Menschen bezahlbar bleibe.

3 | Fraktion direkt 83 | 04. September 2013 Die Fraktion im Plenum Bundestag zieht Lehren aus der NSU-Affäre Debatte über Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses – Reform von Polizei, Justiz und Verfassungsschutz gefordert

Der Bundestag zieht die Lehren aus dem Versagen der Sicherheitsbehör- den bei der Aufklärung der Mordserie, die der rechtsextremistischen Terror- gruppe „Nationalsozialistischer Un- tergrund“ (NSU) zur Last gelegt wer- den. Das Bundestagsplenum debat- tierte am Montag die 47 Empfehlungen zur Reform von Polizei, Justiz und Verfassungsschutz, die der NSU-Un- tersuchungsausschuss im Konsens aller Fraktionen vorgelegt hat. Der Ob- mann der CDU/CSU-Bundestagsfrakti- on im Ausschuss, , bezeichnete es als „Niederlage für die

Sicherheitsbehörden“, dass in unse- alliance dpa / picture Foto: rem Land Menschen Opfer von Ver- Bundespräsident Gauck und Angehörige der Opfer verfolgen die NSU-Debatte auf der brechen geworden sind, weil sie aus- Besuchertribüne des Bundestages ländischer Herkunft waren oder für die Polizei arbeiteten. „So etwas darf Der NSU-Untersuchungsausschuss im persönlichen Umfeld der Opfer ge- sich nicht wiederholen“, betonte er. hatte nach 17 Monaten intensiver Ar- sucht worden. Das dürfe nicht wieder beit Ende August seinen Abschlussbe- vorkommen: „Opfer dürfen durch Er- richt vorgestellt. Er umfasst mehr als mittlungen nicht ein zweites Mal zu „Rechtsextremismus 1.000 Seiten und 47 Handlungsemp- Opfern werden.“ fehlungen. Die Hauptkritik richte sich Redner aller Fraktionen würdigten kolossal an Polizei, Nachrichtendienste und die Tatsache, dass der Abschlussbe- Justiz, sagte Binninger. „Wir müssen richt einvernehmlich verabschiedet unterschätzt“ uns aber auch selbst den Spiegel vor- worden sei. Binninger betonte, die halten“, fügte er hinzu. Die Gefahren Stärke des Berichts liege im Konsens. des gewaltbereiten Rechtsextremis- Nur so entfalte er den nötigen Re- Die Debatte verfolgten auf der Besu- mus seien kolossal unterschätzt wor- formdruck. chertribüne Bundespräsident Joa- den. chim Gauck sowie Angehörige der Als eine der Ursachen für das Ver- Erste Konsequenzen gezogen zehn Opfer, von denen acht türkischer sagen bei der Aufklärung der Serie von und eines griechischer Herkunft wa- Morden, Sprengstoffanschlägen und Erste Reformen haben Bundesregie- ren. Bundestagspräsident Norbert Banküberfällen, die das Land zehn rung und Bundestag bereits eingelei- Lammert sagte, die sachliche und Jahre in Atem gehalten hatte, machte tet: So wurde eine Rechtsextremis- ernsthafte Aufklärungsarbeit des Un- Binninger die föderale Sicherheitsar- mus-Datei eingerichtet, mit der der tersuchungsausschusses solle den chitektur aus. Sie sei „sehr schnell Informationsaustausch zwischen den Opfern und ihren Angehörigen das und sehr deutlich an die Grenzen ih- Polizeibehörden und den Nachrich- Gefühl vermitteln, dass sie mit ihrem rer Möglichkeiten“ gekommen. Des- tendiensten deutlich verbessert wird. Leid und ihrer Trauer nicht allein sei- halb müsse es künftig eine Stelle ge- Die Innenministerkonferenz der Län- en. Im Namen des Bundestages ent- ben, die bei länderübergreifenden der will einen neuen „polizeilichen schuldigte er sich bei ihnen. Die Verbrechen zuständig sei. Kritisch be- Informations- und Analyseverbund Grundrechte der Verfassung gälten für trachtete er auch den Einsatz von V- (PIAV)“ einrichten, der die Aufklärung jeden, der in Deutschland lebe, egal Leuten. Ihr Einsatz sei ein „schmaler von Zusammenhängen zwischen ver- welcher Herkunft, welchen Glaubens Grat“ für den Rechtsstaat. schiedenen Taten ermöglichen soll. oder welcher Orientierung er sei. Der Der CDU/CSU-Obmann prangerte Die Bundesregierung hat mit der Ein- Untersuchungsausschuss habe auch auch die frühe Festlegung der Sicher- richtung eines gemeinsamen Ab- dem Zweck gedient, „verloren gegan- heitsbehörden auf eine bestimmte Er- wehrzentrums gegen Rechtsextremis- genes Vertrauen in den Rechtsstaat mittlungsrichtung an. So seien die mus (GAR) reagiert. wiederherzustellen“. mutmaßlichen Täter immer wieder

4 | Fraktion direkt 83 | 04. September 2013 Die Fraktion im Plenum Projekt mit „Geburtsfehlern“ Bundestag debattiert über Euro Hawk – Untersuchungsausschuss: Entscheidung des Ministers gegen Beschaffung war richtig

Verteidigungsminister Thomas de Euro ausgegeben werden müssen, drücklich festgestellt, dass die Fehler Maizière hat richtig gehandelt, als er ohne dass die Zulassung am Ende tat- des Projekts bereits in den vorvertragli- sich im Mai gegen die Beschaffung der sächlich garantiert gewesen sei, sagte chen Verhandlungen, also in der Zeit Aufklärungsdrohne Euro Hawk ent- Grübel. Die Gefahr habe bestanden, bis 2006, angelegt waren, weil die Zu- schied. Zu diesem Ergebnis kommt dass die fünf Euro Hawks im Technik- lassungsrisiken damals weder erkannt der Abschlussbericht des Untersu- museum gelandet wären. noch richtig bewertet worden waren. chungsausschusses, der das geschei- Das Projekt war 2002 von der da- Die Opposition hatte außerdem terte Projekt unter die Lupe nahm. In maligen rot-grünen Regierung auf versucht, de Maizière vorzuführen, der letzten Sitzungswoche vor der Par- den Weg gebracht worden. Grübel sag- indem sie ihm Ungereimtheiten und lamentswahl debattierte der Bundes- te, beim Amtsantritt de Maizières im Widersprüche in der Darstellung sei- tag am Montag den Bericht, zu dem März 2011 seien 85 Prozent der einge- ner Entscheidungsfindung unterstell- die Oppositionsparteien abweichen- planten Gelder bereits verbraucht ge- ten. Grübel betonte: „Der Minister hat de Stellungnahmen abgegeben hat- wesen. Er verwies daher auf die Ver- von Anfang an die Wahrheit gesagt.“ ten. Der Obmann der CDU/CSU-Bun- antwortung der Vorgänger de Der Untersuchungsausschuss habe destagsfraktion im Untersuchungs- Maizières, namentlich die des SPD- keinen einzigen Beweis geliefert, der ausschuss, Markus Grübel, betonte, Ministers , und das Gegenteil belege. dass mit der Entscheidung gegen den sprach von „Geburtsfehlern“ des Pro- Der Minister selbst hatte sich Kauf der serienreifen Euro Hawks 600 jekts. „Die Zulassungsprobleme wur- schon früh unzufrieden mit dem Ver- Millionen Euro eingespart wurden. den von rot-grünen Verantwortungs- lauf von Entwicklungs- und Beschaf- trägern sträflich unterschätzt.“ fungsvorhaben gezeigt. Im Bundestag „Zulassungs- probleme wurden von Rot-Grün sträflich unterschätzt“

Grübel wies den Vorwurf der Opposi- tion zurück, der Minister hätte noch viel mehr Geld einsparen können, wenn er auch das Entwicklungspro- jekt früher gestoppt hätte. Es sei rich- tig gewesen, die Erprobung der Auf- klärungsdrohne zum Abschluss zu bringen, erklärte Grübel. Hätte man

das Vorhaben früher beendet, sei das alliance / Maximilian Schönherr picture Foto: bislang investierte Geld – ebenfalls in Arbeiten am Euro Hawk in seinem Hangar bei Ingolstadt Höhe von 600 Millionen Euro – verlo- ren gewesen. So verfüge man nun we- Der Untersuchungsausschuss hat- hatte er daher schon im Frühsommer nigstens über das Aufklärungssystem. te in der parlamentarischen Sommer- angekündigt, dass er über den Stand Dieses könne nun in ein anderes Trä- pause getagt und innerhalb weniger dieser Projekte künftig regelmäßig gerluftfahrzeug eingebaut werden. Wochen 18 Zeugen vernommen und das Parlament informieren will. Au- Welches Flugzeug das sein werde, da- rund 1.500 Akten studiert. Zu den ßerdem sollen laut Grübel die Be- rüber entscheide man Anfang des Zeugen gehörten neben Minister de schaffungsverfahren verbessert wer- nächsten Jahres. Maizière und seinen Staatssekretären den, indem Frühwarn-Mechanismen Das Trägersystem war an Zulas- die ehemaligen Verteidigungsminis- eingerichtet werden und die Projekt- sungsproblemen in Deutschland ge- ter Rudolf Scharping und Franz Josef kontrolle verbessert wird. Die Zulas- scheitert. Für das Zulassungsverfah- Jung sowie eine Vertreterin des Bun- sungsverfahren auf europäischer Ebe- ren hätten zusätzlich 600 Millionen desrechnungshofes. Dieser hatte aus- ne sollten harmonisiert werden.

5 | Fraktion direkt 83 | 04. September 2013 Die Fraktion im Gespräch Deutschland leistet humanitäre Hilfe Philipp Mißfelder über die Situation in Syrien und mögliche Reaktionen auf den Einsatz von Giftgas

andere Staaten mit Chemiewaffen täre Beitrag, den unser Land jemals wie Nordkorea von einem möglichen zur Verfügung gestellt hat. Einsatz abgehalten werden. Es ist jedoch nicht im Interesse der USA und ihrer Verbündeten, den Bürger- „Als Partner in krieg zugunsten einer Opposition zu wenden, bei der zahlreiche Islamis- dauerndem Gespräch ten und Ableger der Al-Kaida für die Errichtung eines Gottesstaates kämp- mit Russland“ fen.

Das britische Parlament hat sich deut- Deutschland ist sehr an einer geschlos- lich gegen ein militärisches Eingreifen senen Haltung des UN-Sicherheitsrates ausgesprochen. Die USA können nur gelegen. Wie kann man Russland und noch auf die Unterstützung Frankreichs China zur Aufgabe ihrer Blockadehal- zählen. Wäre nicht ein UN-Mandat für tung bewegen? einen Militärschlag unabdingbar?

Foto: Anton Koenigs Foto: Mißfelder: Die Rolle Russlands und Philipp Mißfelder Mißfelder: Ein Mandat des UN- Chinas ist derzeit das Haupthinder- Vorsitzender der Arbeitsgruppe Auswärtiges Sicherheitsrates ist angesichts der nis für eine politische und diplomati- der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Blockadehaltung Russlands und Chi- sche Lösung der syrischen Krise. nas unrealistisch. Dabei wird ange- Gerade Deutschland versucht als sichts des Leidens der syrischen wichtigster Partner Russlands, in Die USA gehen davon aus, dass das Bevölkerung eine gemeinsame Linie dauernder Diplomatie Russland zu syrische Regime von Baschar al Assad der Vereinten Nationen immer wich- einer gemeinsamen Linie im UN- Giftgas gegen die eigene Bevölkerung tiger. Unter Umständen muss die Sicherheitsrat zu bewegen. Dies ist eingesetzt hat. Die von US-Präsident Vollversammlung der Vereinten Nati- jedoch äußerst schwierig und lang- Barack Obama gesetzte „rote Linie“ onen einen breiten Konsens gegen wierig. Es ist bedauerlich, dass der im syrischen Bürgerkrieg wäre damit das Morden in Syrien finden. Auch UN-Sicherheitsrat beim Thema überschritten. Am Wochenende kün- die Anrufung des Internationalen Syrien gelähmt bleibt und die Verein- digte Obama eine militärische Straf- Gerichtshofes in Den Haag durch den ten Nationen ihrer wichtigsten Auf- aktion gegen das syrische Regime an, UN-Sicherheitsrat wäre eine Option. gabe, der Wahrung des Weltfriedens will sich dafür aber die Zustimmung und der internationalen Sicherheit, des Kongresses einholen. Über die Welche Rolle sollte Deutschland spielen? nur unzureichend gerecht werden. politische Gemengelage sprach „Frak- tion direkt“ mit dem außenpoliti- Mißfelder: Eine deutsche militärische Welche Chancen liegen in dem zeitli- schen Sprecher der CDU/CSU-Bun- Beteiligung sehe ich nicht – nicht chen Aufschub eines Militärschlags bis destagsfraktion, Philipp Mißfelder. zuletzt angesichts der zahlreichen zum 9. September, wenn der amerikani- Aufgaben, welche die Bundeswehr in sche Kongress aus der Sommerpause Herr Mißfelder, ein Verstoß gegen die mittlerweile zehn vom Deutschen zurückkehrt? UN-Chemiewaffenkonvention darf Bundestag mandatierten Einsätzen auch nach Einschätzung der Bundesre- übernommen hat. Eine deutsche Mißfelder: An diesem Donnerstag gierung nicht folgenlos bleiben. Wie Beteiligung wurde übrigens auch treffen sich die G20-Staaten in St. könnten aus Sicht der Unionsfraktion nicht angefragt. Petersburg zu ihrem Gipfel. Es wird die Konsequenzen aussehen? Deutschland leistet jedoch einen dort zahlreiche Gelegenheiten geben, wichtigen Beitrag, um das Leiden der sich mit der unhaltbaren Situation in Mißfelder: Der Giftgasangriff des syri- syrischen Flüchtlinge und Vertriebe- Syrien zu beschäftigten. Vielleicht schen Regimes gegen die eigene nen zu lindern. Die Bundesregierung erweisen sich die G20 als geeignetes Bevölkerung ist ein unverzeihlicher hat mit großer Unterstützung durch Forum, Vorschläge für die Beendi- und furchtbarer Bruch des geltenden unsere Fraktion Hilfsgelder in Höhe gung des syrischen Bürgerkrieges zu Völkerrechts. Er darf nicht ohne Kon- von etwa 200 Millionen Euro bereit- erarbeiten. sequenzen bleiben, damit auch gestellt. Dies ist der größte humani-

6 | Fraktion direkt 83 | 04. September 2013 Die Fraktion im Gespräch „Keine Chance für Athen außerhalb der Euro-Zone“ über mögliche weitere Hilfen für Griechenland

Reformen weiter konsequent umset- entsprechend ändern. Auch jede kon- zen. Nur so kann Vertrauen und Sta- krete Anwendung danach braucht bilität zurückkehren. immer das grüne Licht des Parla- ments. Das gegenwärtige Hilfspaket läuft noch bis Ende 2014. Kann man jetzt schon seriös die Finanzlücke beziffern? „Zweiter

Barthle: Nein, das geht nicht. Wir Schuldenschnitt wissen in etwa, wie viel Griechenland in den Jahren ab 2014 insgesamt wäre Gift für die benötigt. Wie viel davon aber durch ein etwaiges Anschlussprogramm Euro-Zone“ gedeckt werden muss, kann heute

Foto: CDU/CSU-Bundestagsfraktion Foto: überhaupt nicht seriös abgeschätzt Norbert Barthle werden. Dass die SPD in der Öffent- Wichtig ist mir dabei folgendes: Das Vorsitzender der Arbeitsgruppe Haushalt der lichkeit derzeit mit falschen Horror- Instrument der direkten Bankenreka- CDU/CSU-Bundestagsfraktion zahlen agiert, halte ich für höchst pitalisierung ist in die Zukunft problematisch. Entscheidend ist, wie gerichtet. Voraussetzung für seine schnell sich Griechenland wieder Nutzung ist eine funktionierende Die Europäische Union und der Inter- komplett oder teilweise selbst an den europäische Bankenaufsicht, die aber nationale Währungsfonds (IWF) Finanzmärkten finanzieren kann. gerade erst aufgebaut wird. Altlasten haben das hoch verschuldete Grie- Wir müssen uns heute mit aller Kraft sollen vom ESM im Regelfall nicht chenland bereits zweimal mit Milli- darauf konzentrieren, Griechenland übernommen werden. Es geht nicht ardenhilfen gestützt. Nun zeichnet auf dem Weg dahin bestmöglich zu an, dass wir die in anderen Ländern sich zusätzlicher Finanzbedarf ab. unterstützen. Das ist das Ziel unserer lange Jahre unter nationaler Aufsicht Darüber sprach „Fraktion direkt“ mit Hilfsmaßnahmen. entstandenen Bankenrisiken nun dem haushaltspolitischen Sprecher dem deutschen Steuerzahler aufbür- der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Der griechische Finanzminister fordert, den. Diese Übernahme von Altlasten Norbert Barthle. dass es bei zusätzlichen Hilfen keine passt eher in die Strategie der SPD, die weiteren Auflagen geben dürfe. Ist das ja offensiv eine Vergemeinschaftung Herr Barthle, ist Griechenland ein Fass vorstellbar? sowohl der Schulden als auch der ohne Boden? Risiken im Rahmen einer Banken- Barthle: Nein, natürlich nicht. Ein union anstrebt. Barthle: Wir wussten von Anfang an, weiteres Hilfspaket könnte nur mit dass die Probleme in Griechenland weiteren Reformmaßnahmen einher- Ist die Option zweiter Schuldenschnitt größer und tiefgreifender sind als in gehen. Unkonditionierte Hilfszah- vom Tisch? den anderen Krisenländern. Es war lungen stopfen nur Löcher, bringen falsch, Griechenland 2001 schon in aber keine Wachstumsimpulse. Barthle: Eindeutig ja. Jede ernsthafte die Währungsunion aufzunehmen. Diskussion über einen Schulden- Das heißt aber nicht, dass das Land Griechenland dringt – wie Irland – auf schnitt wäre extrem schädlich. Wir den Währungsraum heute einfach eine direkte Rekapitalisierung seiner haben immer wieder betont, dass der wieder verlassen könnte. Dagegen Banken über den Rettungsschirm ESM, erste Schuldenschnitt für Griechen- sprechen auch handfeste ökonomi- um seine Schuldenquote zu drücken. land auch der letzte war. Jetzt Grie- sche Gründe, denn mit einem sol- Was halten Sie davon? chenland einen weiteren Schulden- chen Schritt wäre sehr wahrschein- schnitt in Aussicht zu stellen wäre lich ein heftiges Wiederaufflammen Barthle: Ich sehe das Ansinnen sehr Gift für das langsam zurückkehrende der Krise in ganz Europa verbunden. kritisch. Der Bundestag hat hier ein Investorenvertrauen in der Euro- Griechenland hat keine Chance, entscheidendes Wort mitzureden: Zone. Zudem würde eine solche Dis- außerhalb der Euro-Zone in absehba- Wir müssen der Einführung des In- kussion den Reformdruck von Grie- rer Zeit wieder auf die Beine zu kom- struments der direkten Bankenreka- chenland nehmen; auch das kann men. Es führt kein Weg daran vorbei: pitalisierung zunächst zustimmen nicht unser Ziel sein. Das Land muss die vereinbarten und das ESM-Finanzierungsgesetz

7 | Fraktion direkt 83 | 04. September 2013 Letzte Seite Christen wirksam schützen Religiös motivierte Gewalt darf nirgendwo geduldet werden

Radikale Islamisten haben angeblich Lösung auf dem Verhandlungswege folge bereits 340 Millionen Euro be- unter Beteiligung deutscher Staats- müsse genutzt werden. Deutschland reitgestellt, um das Leid der Flücht- bürger christliche Dörfer in Nordsyri- sei deshalb im permanenten Kontakt linge zu lindern. Deutschland nimmt en angegriffen. Laut Medienberichten mit den internationalen Partnern. auch als erster Mitgliedstaat der Euro- wurden dabei Christen gezielt getötet Man müsse alles Erdenkliche tun, um päischen Union 5.000 syrische und vertrieben. Angesichts dieser zu einer gemeinsamen Haltung in der Flüchtlinge auf. Kauder ermutigte in Nachrichten zeigte sich der Vorsitzen- internationalen Staatengemeinschaft seiner Bundestagsrede die Bundes- de der CDU/CSU-Bundestagfraktion, zu kommen. Im UN-Sicherheitsrat länder, auch darüber hinaus noch Volker Kauder, besorgt. „Sollten sich blockieren bislang Russland und Chi- weitere Flüchtlinge aus dem Bürger- die Nachrichten bewahrheiten, hätte na eine gemeinsame Resolution. kriegsland aufzunehmen. Der Frakti- die Verfolgung der Christen im Nahen onsvorsitzende machte darauf auf- Osten eine neue Qualität erreicht.“ Viele Christen unter den merksam, dass unter den Traumati- Dass deutsche Staatsbürger als Terror- Flüchtlingen sierten viele Christen seien. Touristen an Verbrechen beteiligt sein sollen, müsse alarmieren. „Wir sorgen Die humanitäre Katastrophe in Syrien In dem Zusammenhang verurteilte uns um die Zukunft der Christen in hat schon mehr als 100.000 Menschen Merkel ausländerfeindliche Aktionen Syrien, einem Ursprungsland der das Leben ge- Christenheit.“ kostet; zwei Kauder forderte eine Ahndung von Millionen Syrer Gewalttaten wie diese Angriffe vom sind nach UN- 6. August. Die deutschen Strafverfol- Angaben auf gungsbehörden, die bereits aktiv ge- der Flucht. worden sind, müssten alles unter- Kauder warf nehmen, um die Täter zu überführen den Konflikt- und ihrer gerechten Strafe zuzufüh- parteien im sy- ren, erklärte er. In dem Zusammen- rischen Bürger- hang forderte er die Türkei auf, die krieg vor, dass deutschen Behörden bei der Aufklä- keine Seite rung und Ahndung zu unterstützen. Rücksicht auf „Dies darf man von einem Land er- die Zivilbevöl- warten, das in die EU will.“ Über die kerung nehme. türkische Grenze sickern weiteren „Wir rufen alle

Medienberichten zufolge die soge- Konfliktpartei- alliance / Photoshot picture Foto: nannten islamistischen Gotteskrieger en dazu auf, Syrische Flüchtlinge beim Überschreiten der Grenze zum Irak nach Syrien ein. die Gewalt zu Die deutsche Regierung wirbt mit beenden.“ Eine politische Lösung ist gegen Flüchtlinge in Deutschland. „Es Nachdruck für eine Verhandlungslö- nach Ansicht Kauders auch deshalb ist beschämend, dass Menschen, die sung im syrischen Bürgerkrieg. Bun- wichtig, weil sonst die Gefahr bestün- sich traumatisiert von Bürgerkriegen deskanzlerin Angela Merkel sagte am de, dass vor allem Christen in dem oder wegen politischer Verfolgung Dienstag im Bundestag, „auch die Land unter die Räder gerieten. hilfesuchend an Deutschland wen- kleinste Chance“ für eine politische Deutschland hat der Kanzlerin zu- den, dann in unserem Land Anfein- dungen ausgesetzt sind von Unbe- Fraktion direkt bestellen lehrbaren.“ Auch Kauder sagte im Bundestag, man müsse alles tun, da- Unser Newsletter „Fraktion direkt“ erscheint in den Sitzungswochen des Deutschen Bundestages. mit sich die Flüchtlinge in Deutsch- Wenn Sie ihn künftig regelmäßig lesen wollen, können Sie ihn unter www.cducsu.de/newsletter land sicher fühlten. abonnieren.

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