Rainer Laun: Abbruchkandidaten mit Zukunft Regierungsbezirk

Rhein--Kreis, -Hoffenheim, Kirchstraße beiten für die erforderliche umfassende Instandsetzung 14, ehem. Hofanlage - die wegen erschwerter, jedoch lösbarer statischer Pro- Von der 1977 von der Stadt Sinsheim zum Abbruch auf- bleme im Gewölbebereich des Kellers verzögert wird - gekauften Hofanlage steht heute nur noch das Wohn- kam in dem Erkerzimmer und dem Erker im 1. Oberge- haus, nachdem die zugehörigen Scheunen abgebrochen schoß unter einer Voutendecke des 19. Jahrhunderts ei- und die Lücke teilweise wiederbebaut wurde. Seit kur- ne zwar teilweise gestörte, jedoch gut rekonstruierbare zer Zeit befindet sich dieses Anwesen im Besitz eines (ehemals) getäfelte (kassettierte) Holzdecke zutage, die Zimmermeisters, so daß davon ausgegangen werden zusammen mit der in Resten erhaltenen Rot/Gelbok- kann, daß die optimalen Voraussetzungen für eine ker-Fassung des Fachwerks wohl in das 17. Jahrhun- fachgerechte Instandsetzung des in seinen oberen Ge- dert zu datieren ist. In den 30er Jahren des 19. Jahrhun- schossen mit Sichtfachwerk ausgestatteten Gebäudes derts hat eine Modernisierung stattgefunden, wie sie vorliegen. durch die Datierung des Gitters und der Eingangstüre belegbar ist und sich an Fenstern und Türen ablesen Neben der prominenten Lage im Zentrum des Ortsan- läßt. Zuletzt scheint mit dem Verputzen des Fachwerks gers und dem herausragenden Standpunkt unterhalb zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine letzte Instandset- der evangelischen Kirche, ist das stattliche Haus durch zung erfolgt zu sein. einen Erker am Straßengiebel ausgezeichnet. Ein (lee- rer) Wappenschild am Eingang zum großen Gewölbe- Die Vorstellungen heute zielen auf eine Wiedergewin- keller läßt vermuten, daß das Anwesen wohl ehemals in nung des Fachwerkbildes und auf eine Nutzung als herrschaftlichem Zusammenhang stand. Bei den Vorar- Mehrfamilienhaus.

132 Rhein-Neckar-Kreis, Sinsheim-, Lerchennest- statisch gesichert wurde. Voraussetzung für die Instand- straße 8, son. Alte Kaserne setzung, der zum Teil stark angegriffenen Fachwerksub- Nach jahrelangen, bis ins Jahr 1977 zurückreichenden stanz am Giebel wird die Erstellung eines Schaubildes Bemühungen verschiedener Instanzen, die zuletzt sein, in dem die verschiedenen Beschädigungsgrade des durch ministerielle Unterstützung zum Erfolg geführt Holzes verzeichnet werden, um danach das Ausmaß haben, konnte das bereits vor Jahren als einsturzgefähr- der Emeuerungs- und Reparaturarbeiten festzulegen det eingestufte und schließlich zur Translozierung in und später nachprüfen zu können. Die alten Fensterer- ein Museum vorgesehene Fachwerkhaus an Ort und ker, die größtenteils abgebeilt wurden, werden rekon- Stelle erhalten werden. Neben einem akzeptablen Fi- struiert und die ursprünglichen Fensteröffnungen wie- nanzierungskonzept, zu dem auch die öffentliche Hand der hergestellt. in nennenswerter Weise beigetragen hat, ist die Rettung Über den Fortgang der Arbeiten soll später noch ein- des Hauses vor allem dem neuen Eigentümer, einem mal berichtet werden. Zimmermeister, zu verdanken, dessen Engagement und handwerkliches Können die Gewähr dafür bieten, daß eine erfolgversprechende, behutsame denkmalgerechte Lösung zustande kommt. Das vom Schultheiß und Schankwirt Rautenbusch 1704 über einem 1626 errichteten Keller wieder aufgebaute und vergrößerte Haus ist nicht nur als architekturge- schichtliches Denkmal für die ganze Region bedeut- sam, sondern nimmt auch innerhalb der Ortsgeschichte eine hervorragende Stellung ein. Bereits während der Vorarbeiten konnte der Beweis erbracht werden, daß dem im äußeren Erscheinungsbild durch repräsentative Fenstererker und aufwendige Fachwerkfigurationen ausgezeichneten Haus ein zumindest teilweise ver- gleichbares Interieur entsprach; in dem großen Reprä- sentationsraum mit Mittelsäule im 1. Obergeschoß wur- den bislang übertünchte und unter einer abgehängten Decke verborgene Malereien zwischen den Deckenbal- ken aufgedeckt, die große bunte Tulpenblüten zeigen. Nach deren Freilegung und Sicherung steht im Früh- jahr die Sanierung des Dachgeschosses und des Fach- werkgerüstes des vorderen Gebäudeteils an, nachdem bereits der abgesackte rückwärtige Teil angehoben und

133 weitere Hinweise auf eine zeitliche Einordnung des Hauses. Erwähnenswert ist ferner noch ein „in situ" aufgefundenes altertümliches Schiebefenster (vermut- lich aus dem 18. Jahrhundert) sowie der Fund einer größeren Menge von zum Teil gut erhaltener Keramik (unter der Scheune), die mindestens bis ins 17. Jahrhun- dert zurückreicht und derentwegen noch eine kleinere Grabung stattfinden soll. Es ist aus denkmalpflegerischer Sicht als Glücksfall zu bezeichnen, daß die demnächst abgeschlossene, gelun- gene Instandsetzung des Hauses, bei der das Fachwerk

FACHWERKMALEREI im 1. Obergeschoß.

Rhein-Neckar-Kreis, Hemsbach, Mittelgasse 15, Kleinge- freigelegt und teilweise rekonstruiert wurde, sich mitten höft in dem demnächst als Sanierungsgebiet auszuweisen- Dem - von der Öffentlichkeit zunächst aus kritischer den Quartier befindet. Es kann wohl kaum überzeugen- Distanz beobachteten - Einsatz eines Hemsbacher Bür- der demonstriert werden, wie mit adäquaten Mitteln, gers ist es zu verdanken, daß eine äußerst reizvolle, kul- handwerklichem Verständnis und Einfühlsamkeit ein tur- und heimatgeschichtlich interessante kleine Ge- völlig heruntergewirtschaftetes Kulturdenkmal - vor al- höftanlage im alten Ortskern von Hemsbach insgesamt lem für die Öffentlichkeit gewinnbringend - wiederher- erhalten werden konnte. Das bereits aufgegebene und gestellt werden kann, wenn nur die nötige Beharrlich- überplante einsturzgefährdete Objekt wurde beharrlich keit und die entsprechende Einsatzbereitschaft des Ei- weitgehend in Eigenarbeit hergerichtet und behutsam gentümers vorhanden sind. Ein in Aussicht gestellter zu einer kleinen Gaststätte umgebaut. Zuschuß spielt in einem solchen Fall nur eine unterge- ordnete Rolle. Das mit Wohnhaus, Scheune und Stall um ein kleines L-förmiges Höfchen gruppierte denkmalgeschützte An- wesen ist am Eingangsbogen zum Keller 1571 datiert. Dr. Rainer Laun Die drei kielbogenförmig abschließenden Rahmen der LDA ■ Bau- und Kunstdenkmalpflege Innentüren, die Reste einer volkstümlichen Innenwand- Karlstraße 47 bemalung sowie ein 1691 datierter Dachziegel geben 7500 Karlsruhe

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